ISS-Expedition 57 Mit Alexander Gerst Als Kommandant
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Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Alexander Gerst. Er fechtet, schwimmt und läuft. Außerdem liebt er den Nervenkitzel: Fallschirmspringen, Snowboarden, Bergsteigen, Klettern und Tauchen mag er besonders. Vor einer Mission verzichtet er aber auf Extremsport. © ESA 6. Juni 2018 ISS-Expedition 57 Mit Alexander Gerst als Kommandant Die Internationale Raumstation über der Erde, 2006 © NASA 1 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Auf den folgenden Seiten erfährst du ★ Wie die ISS-Expedition 57, die Mission Horizons abläuft S. 3 ★ Was das Trainingszentrum in Russland so besonders macht S. 6 ★ In welchem Raumfahrzeug Gerst zur ISS startet S. 7 ★ Wie sich die Astronauten auf ihre Mission vorbereiten S. 8 ★ Welche Experimente die Crew im Weltraum durchführt S. 10 ★ Die wichtigsten Fakten zur Internationalen Raumstation S. 14 ★ Wie Alexander Gerst Astronaut wurde S. 16 ★ Eine kurze Zusammenfassung dieser Handreichung S. 19 Die Crew der ISS-Expedition 57 © NASA / N. Moran 2 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Gerst, Auñón-Chancellor, Prokopjew © NASA / Public Domain Expedition 57: Mission mit Besonderheiten 40 Jahre nach dem ersten Raumflug eines Deutschen, des DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn im August 1978, startet der 41-jährige Alexander Gerst zu seiner zweiten Mission ins All. Der Geophysiker und Vulkanologe aus dem baden-württembergischen Künzelsau ist der elfte deutsche Raumfahrer, der dritte deutsche Astronaut auf der Internationalen Raumstation (ISS) und außerdem der erste seiner Auswahlgruppe, der einen zweiten Raumflug absolviert. Sechs Monate lang forscht er in knapp 400 Kilometern Höhe, zur Vorbereitung trainiert Gerst im texanischen Houston, in Moskau und in Köln. Gemeinsam mit dem Russen Sergej Prokopjew und der US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor startet Alexander Gerst am 6. Juni 2018 mit der Raumfähre Sojus MS-09 vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zur ISS. Er nimmt dabei die Rolle des Co-Piloten ein, Kommandant des Flugs ist der frühere Kampfpilot Prokopjew, 33. Es ist der erste Raumflug für die zwei Kollegen des Deutschen. Mit Auñón-Chancellor ergab sich in der Besatzung eine kurzfristige Änderung: Eigentlich war die NASA-Astronautin Jeanette Epps, 47, für den Flug vorgesehen. Die Luftfahrtingenieurin und frühere CIA- Geheimdienstlerin wäre die erste Afroamerikanerin gewesen, die einen Langzeitaufenthalt auf der ISS absolviert. Doch an Epps Stelle wird ihre 41-jährige Kollegin ins All fliegen, obwohl diese erst für einen Flug später im Jahr vorgesehen war. Zu den Gründen des Personalwechsels hat sich die NASA bisher noch nicht geäußert. Auñón-Chancellor hat eine Ausbildung in Elektrotechnik und Medizin und sorgt jetzt für eine andere Besonderheit: Auch eine Astronautin kubanischer Abstammung war noch nie auf der ISS. 3 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Alexander Gerst während seines täglichen Sportprogramms © ESA/NASA Auf der Station tritt die dreiköpfige Crew der ISS-Expedition 56 bei, der 56. Langzeitbesatzung der Internationalen Raumstation. Zu dieser gehören der Kommandant Andrew Feustel (USA) sowie die Ingenieure Richard Arnold (USA) und Oleg Artemjew (Russland). Sechs Tage lang wird gearbeitet, wobei mit dem zweieinhalbstündigen Sportprogramm und alltäglichen Dingen wie Essen bereits viel Zeit verplant ist. So hat ein Astronaut täglich nur etwa eine Stunde Zeit für sich, um mit der Familie zu telefonieren, im langsamen Internet zu surfen oder aus dem Fenster zu schauen. Am Samstag ist Putztag auf der ISS. Die Sonntage sind abgesehen vom täglichen Sportprogramm frei. Am 28. August 2018 endet die Expedition 56 und wird mit dem Abkoppeln des Raumschiffs Sojus MS-08 von der ISS durch die ISS-Expedition 57 abgelöst. Während Feustel, Arnold und Artemjew auf die Erde zurückkehren, bleibt Gerst zusammen mit Prokopjew und Auñón-Chancellor auf der Internationalen Raumstation. Die Raumfahrer beginnen die Expedition 57 zunächst zu dritt, bevor im September mit Alexei Owtschinin, Nikolai Tichonow und Nick Hague drei weitere Expeditionsmitglieder zur ISS fliegen. Gerst übernimmt während dieser Mission als erster deutscher und zweiter Westeuropäer nach dem Belgier Frank de Winne das Kommando auf der ISS. Diese verantwortungsvolle Aufgabe bedarf spezieller Vorbereitung, denn im Notfall trifft er die Entscheidungen. Darüber hinaus ist es als Kommandant seine Aufgabe, den Kollegen zu helfen und sich laufend mit den Bodenstationen in Houston und Oberpfaffenhofen abzustimmen. Das Training bereitet ihn darauf vor: So muss Gerst wissen, welche Funktion und Stärken die einzelnen Crew-Mitglieder haben und dementsprechend die Übungen koordinieren. 4 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Bei seiner ersten Mission Blue Dot (Blauer Punkt) im Jahr 2014 führte Gerst als Bordingenieur mehr als 100 Experimente durch. Auch diesmal werden wissenschaftliche Projekte einen Teil seines Arbeitsalltags ausmachen. Dabei soll in Anlehnung an Blue Dot auch auf die Verletzbarkeit und den dringend notwendigen Schutz des Planeten Erde hingewiesen werden. Wie üblich stellten die ESA-Astronauten ihre Mission unter ein individuelles Motto: ISS-Expedition 57 trägt den Namen Horizons (Horizonte). Er wurde gewählt, weil er international und intuitiv verständlich ist. Der Horizont symbolisiert dabei die Neugier und Faszination, Unbekanntes zu entdecken und zu erforschen. Erstmals beteiligten sich zudem externe Künstler an der Logo-Gestaltung für die Mission: Studierende im Fach Kommunikationsdesign entwickelten auf Initiative des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und in enger Kooperation mit Alexander Gerst aus acht Entwürfen das finale Horizons-Symbol. Ob Gerst so viel Zeit für die sozialen Netzwerke wie bei seiner vergangenen Mission hat, ist aufgrund seiner Kommandantenfunktion ungewiss. Im November 2018 dockt Sojus MS-09 mit Prokopjew, Auñón-Chancellor und Gerst von der Raumstation ab. Dann übernimmt Owtschinin das Kommando und bildet mit Tichonow und Hague die anfängliche Crew der ISS-Expedition 58. Der deutsche Astronaut fliegt mit seinem Team zurück zur Erde. Mit der Landung in Kasachstan endet dann die Mission Horizons offiziell. Horizons-Logo © ESA 5 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Module der Raumstation im Kosmonautenzentrum © ESA Eine Stadt voll Raumfahrtgeschichte Den rund 40 Kilometer nordöstlich von Moskau liegenden Ort, an dem Gerst während seiner Missionsvorbereitungen viel Zeit verbringt, umweht der Geist der Geschichte. Schon der sowjetische Raumfahrer Juri Gagarin hat in Swjosdny Gorodok für seinen legendären Flug von 1961 geübt, bei dem er der erste Mensch im Weltraum war. Heute trägt das städtische Trainingszentrum für Astronauten seinen Namen, Bilder und Statuen von Gagarin sind überall zu finden. Generationen von Astronauten werden seit den 1960er Jahren auf dem Gelände im ausgebildet. Bis heute ist es streng abgeriegelt. Eine Mauer, von außen verziert mit Raumfahrtsymbolen, begrenzt das gut drei Quadratkilometer große Areal. Wachleute kontrollieren Pässe. Nur wer angemeldet ist, darf hinein. Die alte Raumfahrerstadt ist ein Zeugnis der sowjetischen Idee, alle an einem Projekt beteiligten Menschen beruflich und privat an Statue von einem Ort zu versammeln: In Monostädten. Rund 5.500 Menschen Gagarin leben nach offiziellen Angaben noch im „Sternenstädtchen“, © NASA darunter etwa 30 ehemalige Kosmonauten. Viele der Einwohner arbeiten im Trainingszentrum, das rund 1.600 Mitarbeiter beschäftigt und langjährigem Personal Wohnungen stellt. In Swjosdny Gorodok steht die weltgrößte Zentrifuge. Sie wurde 1980 gebaut und lässt auf ihre Fahrer mit 36 Umdrehungen pro Minute das bis zu 12-fache der Erdbeschleunigung g wirken. Auf dem Trainingsgelände befindet sich außerdem ein Wasserbecken, in dem sich anhand eines Modells Reparaturen in der Schwerelosigkeit trainieren lassen. Für die Familien der Kosmonauten wurden darüber hinaus mehrere Seen künstlich angelegt, es gibt einen Supermarkt und eine Schule. 6 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Teil des Bedienpults eines Sojus-Simulators © NASA/Bill Ingalls Das Sojus-Raumschiff: Eine Kapsel voller Technik Das Sojus-Raumschiff ist seit 1967 im Einsatz und inzwischen eines der sichersten Transportsysteme. Als Träger dient die Sojus-Rakete, die in der russischen Tradition, Raketen nach ihrer ersten Nutzlast zu benennen, ihren Namen erhielt. Das Raumschiff ist in etwa so groß wie ein Altglascontainer, voll von Ausrüstung und beinhaltet drei Plätze. In der Mitte sitzt der Pilot, bis heute stets ein männlicher Russe beziehungsweise Sowjetbürger. Im Notfall trifft er die Entscheidungen und steuert die normalerweise automatisch fliegende Kapsel. Auf dem linken Platz befindet sich der Co-Pilot, der stellvertretend die Verantwortung für das Raumschiff übernimmt, falls der Pilot nicht mehr handlungsfähig ist. Sojus Raumfahrzeug im Orbit, fotografiert von den Astronauten der Apollo -Mission © NASA 7 Melina Dietrich / Planetarium Wolfsburg Gerst ist bereit: Er trainiert gleich in Kein Training für schwache Nerven der weltgrößten Zentrifuge, 2013 Bei der ESA in Köln übt Gerst für die wissenschaftlichen © GCTC Experimente, bei der NASA in Houston für den Alltagsbetrieb der Raumstation. Doch den wohl wichtigsten Teil der Ausbildung, sein Sojus-Flugtraining, absolviert er unter Leitung der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos im Kosmonautenzentrum des Sternenstädtchens. Dafür muss er bei den Vorbereitungen seiner ersten Mission 2014 extra Russisch lernen – Innerhalb von drei Monaten. Während der Übungen kommt auch die Zentrifuge zum Einsatz. Die Kosmonauten