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UNSUK CHIN 03.02.14 10:51 IM PORTRAIT14./15.02.2014 IM PORTRAIT „Unsuk Chin verfügt über eine der einfallsreichsten Klangvorstellungen in der heutigen Musik. Ihre Stücke beschwören Traumwelten herauf, die oft vor Humor sprudeln, manchmal surreal und immer fesselnd sind. Ihr Sinn für 04 KONZERT 1 Klanglichkeit ist durch und durch außergewöhnlich, und die Spontaneität ihrer 05 DIE KOMPONISTIN UNSUK CHIN Fantasie wird von einem untrüglichen Instinkt für wirkungsvolles Timing „ES BRINGT NICHTS, IN SCHUBLADEN ZU DENKEN …“ getragen. Neben Leuchtkraft und Lebendigkeit fehlt es ihrer Musik nicht 11 KONZERT 2 an Solidität, und es ist diese Mischung von Charme und Handwerk, die das 12 „MUSIK ALS ABBILD MEINER TRÄUME“ hohe Ansehen begründet, das ihre Musik in der ganzen Welt genießt.“ UNSUK CHIN – GYÖRGY LIGETI – ISANG YUN

George Benjamin 22 TEXTE

18 BIOGRAFIEN 22 VORSCHAU 23 IMPRESSUM

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 3 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 4 03.02.14 10:51

FREITAG, 14.02.2014 UNSUK CHIN

NDR, ROLF-LIEBERMANN-STUDIO 20 UHR NDR SINFONIEORCHESTER DAMEN DES NDR CHORES (Einstudierung: PHILIPP AHMANN) Dirigent: BRAD LUBMAN WU WEI, Sheng SUNWOOK , Klavier

GYÖRGY LIGETI (1923 – 2006) Clocks and Clouds für 12-stimmigen Frauenchor und Orchester (1972/1973)

UNSUK CHIN (*1961) „ES BRINGT NICHTS, IN SCHUBLADEN ZU DENKEN …“ Konzert für Klavier und Orchester 04 (1996/1997, rev. 2013) 05 KONZERT (Deutsche Erstaufführung) DIE KOMPONISTIN UNSUK CHIN UNSUK CHIN I. Viertel = 112 – 120 UNSUK CHIN UNSUK CHIN II. Viertel = ca. 48 Es gibt wenige Künstler, die von den konträren Sphären der Chins bemerkenswert – in Passagen orchestraler Verdichtung IM PORTRAIT III. Viertel ca. 72 – 80 – (attacca:) europäischen und asiatischen Musikkultur so inspiriert werden ebenso wie in klanglichen Ruhephasen. Mit Gemälden der im IV. Halbe = 60 – 66 und dabei gleichzeitig einen ebenso persönlichen wie pluralen allgemeinen als „Impressionisten“ bezeichneten Maler hat das bzw. globalen Kompositionsstil entwickelt haben wie Unsuk alles allerdings recht wenig zu tun: „Meine Musik ist das Spiegel- Chin. Dabei liegt der Koreanerin ein Denken in personalstilis- bild meiner Träume. Ich versuche in der Musik den Eindruck

— Pause — tischen Kategorien ebenso fern wie eine Orientierung an histo- strahlenden Lichts und die Leuchtkraft der Farben aus meinen rischen Begriffen: „Ich glaube nicht, dass Klassifizierungen Träumen einzuflechten, ein Spiel des Lichts und der Farben, das sinnvoll sind. Barocke Komponisten sahen sich nicht als solche, den Raum erfüllt und eine akustische Form annimmt.“ Und wei- UNSUK CHIN Chopin hätte sich im Grabe umgedreht, wenn man ihn als ter: „Ich glaube nicht, dass es einen Weg zurück zu Neoromantik, Šu Romantiker bezeichnet hätte, Debussy ärgerte sich über den Neoklassizismus oder zu anderen Neoismen gibt. Andererseits Konzert für Sheng und Orchester Stempel ‚Impressionist‘ usw. Wenn wir also zeitgenössische glaube ich auch nicht an das Konzept der Avantgarde. So viele (2009, rev. 2010) Musik hören, bringt es nichts, in Schubladen zu denken – Dinge, von denen wir glauben, wir hätten sie erfunden, existie- modern, postmodern, traditionell etc. – es sind alles Verallge- ren bereits – in der frühen europäischen wie in der nichteuro- UNSUK CHIN meinerungen.“ Dessen ungeachtet wurden die Werke der Kom- päischen Musik. Auch wenn einem im Nachhinein auffällt, dass Rocaná ponistin mehr als einmal mit impressionistischen Landschafts- es etwas Neuerfundenes bereits gegeben hat, sollte man den- für Orchester (2008) bildern verglichen und dabei, wie etwa von Wolfgang Burde, noch erfinderisch bleiben. Es geht meiner Meinung nach darum, ihr „außerordentlicher Farb- und Klangsinn“ hervorgehoben. originelle und fantasievolle Musik zu schreiben.“ Zweifellos ist das virtuose Spiel der Farben in den Werken Unsuk Das Konzert wird am 5. Mai 2014 ab 20 Uhr auf NDR Kultur gesendet.

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 5 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 6 03.02.14 10:51 06 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 7 UNSUK CHIN Jahren zu den ärmsten Ländern der Welt – nicht nur Geld ver- Geld nur nicht – Welt der Ländern ärmsten den zu Jahren zweiten Klasse, habe ich dann in der Kirche den Gottesdienst Unsuk Chin am Klavier am Chin Unsuk Geistlichen und einer Lehrerin in geboren wurde, erhielt erhielt wurde, geboren Seoul in Lehrerin einer und Geistlichen Mit Hartnäckigkeit schaffte es Unsuk Chin als Autodidaktin, an an Autodidaktin, als Chin Unsuk es schaffte Hartnäckigkeit Mit Situati- an materiellen derdennoch scheiterte Konzertpianistin men zu werden – nach zwei gescheiterten Versuchen: „Die bei- 1960er den in gehörte Korea – sie wodurch spielen, zu Klavier sehr sind Koreaner Manche das: nur Nicht musste. spielen Blatt Unsuk Chin, die 1961 als Tochter eines presbyterianischen presbyterianischen eines Tochter als 1961 die Chin, Unsuk ponieren musste; wenn der Gesang anschließend wieder leiser wieder anschließend Gesang wennder musste; ponieren richt von ihrem Vater. „Seit der Grundschule, ungefähr ab der auf einer kleinen Orgel begleitet. Das war für mich eine sehr sehr eine mich für war Das begleitet. Orgel kleinen einer auf als 4-Jährige ersten theoretischen und praktischen Musikunter- und praktischen theoretischen als4-Jährige ersten unten und so weiter …“ weiter so und unten den Jahre, in denen ich durchgefallen war und als Versagerin Versagerin als und war durchgefallen ich denen in Jahre, den angenom- Kompositionsstudium zum Seoul in Universität der werden. zu Komponistin 13-Jährige, als sie beschloss so on; de, was der ganzen Familie zugute kam. Eine Ausbildung zur wur- versorgt Essen und Geschenken mit auch sondern diente, emotionale Menschen, undwenndie GemeindebeimSingen Menschen, emotionale Im Alter von sieben Jahren begann Unsuk Chin auf Hochzeiten Hochzeiten auf Chin Unsuk begann Jahren sieben von Alter Im lauter wurde, ging sie gleichzeitig auch immer höher, sodass ich wurde, rutschte natürlich alles im Tonraum um ein Stück nach nach Stück ein um Tonraum im alles natürlich rutschte wurde, trans- oben nach Halbton einen um alles Vortrags des während vom immer eigentlich Gesänge die ich weil Erfahrung, wichtige „Zeit“ nüchterner „Zeit“ als „Jahrhundertkomponisten“ gefeiert hatte, Amsterdam – „ich war die einzige Frau, die einzige Asiatin und und Asiatin einzige die Frau, einzige die war „ich – Amsterdam tellektuell sehr interessant, aber als Musik sprach es mich nicht Nachkriegskomponisten so ziemlich die einzigen gewesen sind, sind, gewesen einzigen die ziemlich so Nachkriegskomponisten einenStipendien- Austauschdienst Akademischen Deutschen Weltmusiktage im kanadischen Toronto ausgewählt wurde, wurde, ausgewählt Toronto kanadischen im Weltmusiktage Nach der IGNM-Aufführung gewann Unsuk Chin mit „Spektra“ „Spektra“ mit Chin Unsuk gewann IGNM-Aufführung der Nach mich damals für ihn entschieden, weil seine Arbeiten unter den habe „Ich fortzusetzen. Hamburg in Ligeti György bei bildung Aus- ihre sich, entschloss Künstlerin Die Deutschland. in platz Kompo sitionsprofessor an der damaligen Staatlichen Hochschu- Staatlichen damaligen der an Kompo sitionsprofessor Ligeti, den der „Spiegel“ als „Popstar der E-Musik“ und die …“nächsten am einfach mir stand Musik Ligetis empfinden. Linie keine dagegen ich konnte Komponisten mich gab es nie die Frage, ob diese Musik schön sei: Ich war ein- ich vorher überhaupt nicht, das war neu und faszinierend. Für bracht: Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez – so kannte etwas ponisten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts näherge- mich zwei Jahre lang unterrichtet und mir dabei vor allem Kom- von Klasse die in dann Komponistin angehende die kam – ring“ mich eherge- damals war Niveau –„das Semestern …“ Nachzwei für schlimm wirklich waren musste, leben Gesellschaft der in positions als Ernennung positions Ligetis von Jahr Im auszuwählen. lehrer an. Ich bin eben doch eine geborene Musikerin, denke viel vom vom viel denke Musikerin, geborene eine doch eben bin Ich an. gehörte damals schon längst zu den berühmtesten Tonsetzern Tonsetzern berühmtesten den zu längst schon damals gehörte allenBeianderen hat. artikuliert Bogen musikalischen großen in Gaudeamus-Wettbewerb renommierten den Violoncelli 3für fach nur neugierig […].“ Als 1984 ihr Stück „Gestalten“ für die die für „Gestalten“ Stück ihr 1984 Als […].“ neugierig nur fach die ich musikalisch begreifen konnte. Alles andere war zwar in- zwar war andere Alles konnte. begreifen musikalisch ich die den über sie erhielt anschließend –, Teilnehmerin“ jüngste die Sukhi Kang, der in Berlin bei Isang Yun studiert hatte. „Kang hat hat „Kang hatte. studiert Yun Isang bei Berlin in der Kang, Sukhi onsstudentin onsstudentin …“ die Linie. Und Ligeti war damals der einzige, der für mich einen Interviews geben, Interviews wurde hochgelobt, als 23-jährige Kompositi- Instrument her und habe daher auch einen gewissen Sinn für für Sinn gewissen einen auch daher habe und her Instrument Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) während der der während (IGNM) Musik Neue für Gesellschaft Internationale sehen angerufen, und ich musste zwei Wochen lang ständig war das eine Sensation. „Kang hat dann Zeitungen und das Fern- weltweit, was für Chin aber nicht der Grund war, ihn als Kom- als ihn war, Grund der nicht aber Chin für was weltweit, 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 8 „Clocks and Clouds“ and „Clocks „ist nicht mehr chromatisch, sondern verwendet eine – durch durch – eine verwendet sondern chromatisch, mehr nicht „ist Zuständen und umgekehrt. Der abstrakte ‚Text‘ des Stückes ist ist Stückes des ‚Text‘ abstrakte Der umgekehrt. und Zuständen Unsuk Chin und György Ligeti György und Chin Unsuk theoretikers Karl Popper, der von der Selbstbestimmtheit des Land, in dem jeder zu kämpfen hatte. Ligeti sagte zu mir, alle alle mir, zu sagte Ligeti hatte. kämpfen zu jeder dem in Land, Die erste Zeit in Hamburg bei Ligeti erwies sich für Unsuk Chin Unvorher- Chaotische, unddas Regelmäßigen,Vorhersehbaren Menschen im Spannungsfeld zwischen Rationalität undFreiheit Rationalität zwischen imSpannungsfeld Menschen Harmo- und Melodik diatonische – eingefärbte Mikrointervalle Bassklarinette), 4 Fagotten, 2 Trompeten, Glockenspiel, Vibra- rhythmischenArtikulation und Klangfarbentransformation.“ der dient und notiert Alphabet Phonetischen Internationalen im flüssigen diffusen, zu verschmelzen Klangkomplexe rhythmische poly- Periodische, Assoziations-Gebilde. Wolken bzw. poetische Uhren die sind Stück meinem In (‚Wolken‘). Natur der in nisse Ereig- erfassbare statistisch globale, um und (‚Uhren‘) nierte handelt. Zwei Grundprinzipien, so Popper, bestimmen die Welt Welt die bestimmen Popper, so Grundprinzipien, Zwei handelt. und Gesellschafts- Wissenschaftlers Philosophen, britischen nik.“ Der Titel stammt von einem des Essay österreichisch- phon, Celesta, 2 Harfen und Streichern recht umfangreich be- (auch Klarinetten 5 Oboen, 3 Piccolos), 3 (auch Flöten 5 mit als überaus schwierig: „Ich war erst 24, es war ein Kulturschock Kulturschock ein war es 24, erst war „Ich schwierig: überaus als für mich. Ich kam aus Südkorea, ein damals unfreies und armes armes und unfreies damals ein Südkorea, aus kam Ich mich. für und damit die Lebensrealität des Menschen: das Prinzip des des Prinzip das Menschen: des Lebensrealität die damit und le für Musik und darstellende Kunst in Hamburg (1973) entstand entstand (1973) Hamburg in Kunst darstellende und Musik für le sehbare.„Bei Popper“, so Ligeti, „geht es um exakt determi- setzt ist. „Diesessetzt Werk“, so Ligeti über das ätherische Stück, für 12 Frauenstimmen und Orchester, das Jahre hatte ich gänzlich aufgehört zu komponieren. Nichtsdesto- zweite große Arbeit für das Klavier, ein Instrument, mit dem dem mit Instrument, ein Klavier, das für Arbeit große zweite Virtuosität, kurz die spielerische Seite des Klaviers, heraus- ten Rolf Hind in der St. David’s Hall in Cardiff. „Dieses Stück“, tragdes Ensemble Intercontemporain folgte 1999, woraufhin trotz habe ich sehr viel von seiner Musik gelernt. Für mich ist er Wales unter der Leitung von Mark Wigglesworth mit dem Solis- Winter 1996/1997 komponierte sie im Auftrag der BBC für das das für BBC der Auftrag im sie 1996/1997komponierte Winter beeinflusst wurde wie von der Moderne. Die Uraufführung er- das Wales of Orchestra BBC bindet. […] Ich wollte vor allem die Aspekte Vitalität, Motorik und und Motorik Vitalität, Aspekte die allem vor wollte Ich […] bindet. ver- Affinität große eine Lebensjahr vierten meinem seit mich für Werk anspruchsvollstes dahin bis ihr „Xi“ mit Chin Unsuk Kompositionsauftrag, aus dem das Ensemblewerk „Fantaisie Klavierunterricht. Kompositionsaufträge erhielt und in Deutschland de facto unbe- Lebensabschnitt als keine einfache Zeit, da sie nur spärlich Universität Berlin. Rückblickend beschrieb sie auch diesen mantischen Tradition auf, in der das Klavier in der Regel mit bril- mit Regel der in Klavier das der in auf, Tradition mantischen zum auch mittlerweile und wurde uraufgeführt Paris in pidou Pom- Centre im 1994 Dezember im das hervorging, mécanique“ Im Tokio. in Governement Tokyo the for Semicentennial the rate Ekatala“ „santika Orchesterwerk monumentalen rückgezogenen kannt war; ihren Lebensunterhalt die bestritt Komponistin mit derTechnischen Studio imvornehmlichElektronischen nieren, kompo- zu wieder Chin Unsuk begann 1988 Jahr im Berlin nach meine Kompositionen wären unoriginell und ich sollte sie lieber lieber sie sollte ich und unoriginell wären Kompositionen meine folgte am 6. Juni 1997 durch das BBC Symphonie Orchestra of of Orchestra Symphonie BBC das durch 1997 Juni 6. am folgte festen Repertoire des Ensemble Modern gehört. EinFolgeauf- gehört. Modern Ensemble des Repertoire festen drei für und mich für Zeit schwere sehr eine war Es gewonnen. ein hochvirtuoses Werk, das von der Musik Scarlattis ebenso den 1. Preis beim Contest for Orchestra Works to Commemo- Umzug ihrem nach Erst Komponisten.“ wichtigsten der einer Instrumente und elektronische Klangerzeugung vorlegte. Im Im vorlegte. Klangerzeugung elektronische und Instrumente zu- inzwischen dem mit Chin Unsuk gewann 1993 Oktober Im lanten Solopassagen aufwartet, während dem Orchester eine eine Orchester dem während aufwartet, Solopassagen lanten dieEtüden ersten nachmeinendrei „ist dieKomponistin, so stellen.“ Allerdings weist der Klavierpart keinen Bezug zur ro- selbenJahr erteilte ihr das Ensemble Intercontemporain einen wegwerfen. Dabei hatte ich damit schon internationale Preise Konzert für Klavier und Orchester und Klavier für Konzert – 03.02.14 10:51 07

UNSUK CHIN begleitende Funktion zukommt. Denn in Chins Werk ist das Or- Am Schluss wird ein bereits zuvor vorgestellter Schlagzeug- mündet. Abgeschlossen wird der Satz durch eine quasi-improvi- Entstanden ist Unsuk Chins Sheng-Konzert für den Virtuosen Wu chester gleichberechtigter Partner des Solisten, wobei jede ein- rhythmus vom Klavier übernommen und in eine virtuose Pas- satorische Kadenz von Klavier, Blechbläsern und Schlagzeug, Wei, der seinem Instrument eine Brillanz und einen Reichtum zelne Orchesterstimme wichtige Funktionen übernimmt; dies sage verwandelt, die sich in dem gesamten Tonumfang des gefolgt von einer ‚klassischen‘ Coda.“ an Klangnuancen abzugewinnen weiß, die dem europäischen In- offenbart sich bereits am Anfang des Stücks, an dem solistische Instruments verbreitert. Der Schluss stellt schließlich eine Me- strumentarium in nichts nachsteht. Das einsätzige Werk beginnt Motive in raffinierter Instrumentation ein dichtes Klanggeflecht tamorphose des Anfangs dar.“ Der zweite Satz ist eine reine Zwölf Jahre nach dem Klavierkonzert – es entstanden in der mit dem Soloinstrument, das in immer neuen Anläufen einen ausbilden, in das auch ganz unmerklich das Soloinstrument ein- Klangfarbenkomposition mit virtuosem Zwischenspiel: „Im er- Zwischenzeit ein Violinkonzert (2001), ein Konzert für Klavier, Ton umkreist, bis er mit gleißenden Streicherflageoletts zum gebunden wird. sten Teil werden sehr viele verschiedene bis ins Extreme ver- Schlagzeug und Ensemble (2002) sowie ein Cellokonzert Vielklang geweitet wird. Aus dem zu Beginn vorgestellten The- feinerte Klangschichten zusammen- und gegenübergestellt. Das (2006 – 2008, rev. 2013) – komponierte Unsuk Chin „Šu“ (Shu), menkomplex entwickeln sich organische musikalische Prozesse, Innerhalb der vier Sätze, in denen jeweils eine andere komposi- Zwischenspiel bildet einen bewegten Kontrast zu den statischen ein Konzert für die traditionelle Mundorgel Sheng, die im japa- die von einem Alternieren der Instrumentengruppen sowie torische Idee formuliert wird (weshalb sie sehr unterschied- Klangflächen am Anfang und am Ende.“ (Chin) In Satz Nr. 3 wer- nisch-chinesisch-koreanischen Kulturraum auf eine mehr als durch melodische Fragmente und neue Motiveinsprengsel be- lichen Charakter haben), entwickelt sich die Musik „quasi spon- den nicht weniger als 30 unterschiedliche Klangbausteine an- dreitausend Jahre alte Geschichte zurückblicken kann. Das In- reichert werden. Bedeutung erlangt hierbei ein repetitiver the- tan“ aus einer einzelnen Keimzelle heraus zu komplexen Klang- einandergereiht, wobei der formale Zusammenhalt durch zwei strument, dessen Klang an Orgel, Akkordeon oder bisweilen matischer Gedanke, der seine ungestüme Energie aus dem gebilden. Dabei fungiert der erste Satz als eine Art Vorspiel für stets wiederkehrende Tutti-Akkorde garantiert wird. Das Finale auch an elektronisch erzeugte Töne denken lässt, wurde in jün- rhythmisch konturierten Einsatz des umfangreichen Schlagwerk- das Ganze: Zu Beginn werden vier unterschiedliche, auf Drei- schließlich ist als eine allmähliche Steigerung über einem rund gerer Vergangenheit modernisiert und mit einer Klappenmecha- apparates gewinnt. Formal basiert das Werk auf einem strengen klängen basierende Motive exponiert, die, einem Puzzle nicht zweiminütigen Orgelpunkt auf F angelegt: „Das Klavier hat sehr nik versehen, die Chromatik und Mehrstimmigkeit ermöglicht harmonischen Plan, da verschiedene Zentraltöne das harmo- unähnlich, geometrisch zusammengefügt werden. „Diese Passa- improvisatorisch klingende Passagen auf einem Ostinato zu und einen enormen Tonumfang zur Folge hat. Unsuk Chin hat nische Fundament der Musik bilden. Während des Stückverlaufs gen werden unterbrochen von Klängen im Raum, die im Verlauf spielen. Langsam konstituiert sich ein rhythmisches Muster in die Sheng, bzw. das koreanische Pendant, die Saenghwang, wie durchlaufen sie eine zirkulare Metamorphose, wobei ihr Verhält- immer mehr an Dynamik und Gewicht gewinnen. Sie bestehen den Streichern, das schließlich den Ton F verlässt und in eine sie erzählt, bereits als Kind kennengelernt, als jemand in der nis untereinander stets neu definiert wird. Ebenfalls von Bedeu- aus verschiedenen Schichten mit unterschiedlichen Rhythmen. Passage mit wiederholten kurzen und verschachtelten Figuren Ferne auf ihr spielte. Seit dieser Zeit sind die sirrenden Töne je- tung ist die Organisation des zeitlichen Ablaufs durch be- 08 09 UNSUK CHIN UNSUK CHIN

Unsuk Chin mit Gustavo Dudamel und Wu Wei anlässlich „Die raumfüllenden Clustertöne zerfallen in Geräusch“. der amerikanischen Erstaufführung des Sheng-Konzerts „Šu“ Skizze zum Sheng-Konzert am 9. Oktober 2009 in Los Angeles stimmte Zahlenverhältnisse, bei denen die Zahl 7 eine expo- nes Instruments für sie untrennbar mit der Vorstellung von einer nierte Rolle spielt; besonders häufig findet sich eine Zerlegung „Sehnsucht nach dem fernen Klang“ verbunden, die natürlich des Takts in 4 + 3 Einheiten, wobei jene Einteilung im sich an- auch bei der Komposition von „Šu“ eine Rolle gespielt hat; der schließenden Folgetakt gespiegelt wird. Der Sheng-Solist ist Werktitel entstammt der ägyptischen Mythologie, in der Šu der während des gesamten Werks, in dem sich kontemplative und Gott der Lüfte ist. hochenergetische Verläufe sowie kammermusikalisch ausge- Skizze zum Klavierkonzert dünnter „Satz“ und orchestrale Dichte abwechseln, gefordert.

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 9 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 10 03.02.14 10:51 Die Sheng wird zum rhythmischen Impulsgeber und spielt bis- phänomenen. Auch werden physikalische Phänomene wie Raum- SAMSTAG, 15.02.2014 weilen streng repetitive Figuren, die von quasi aleatorischen tiefe und -dichte, räumliche Vorstellungen und Illusionen ver- orchestralen Klangfeldern grundiert werden. Nach einer kurzen schiedener Art kompositorisch umgesetzt.“ Als weitere Inspira- Generalpause steigert sich der musikalische Verlauf, wobei der tionsquellen zu dem Werk führte Unsuk Chin die Installationen NDR, ROLF-LIEBERMANN-STUDIO ISANG YUN (1917 – 1995) Geräuschanteil immer mehr zunimmt, bis ein gewaltiger Tutti- des isländischen Künstlers Ólafur Elíasson an, z. B. dessen „No- Ein Schmetterlingstraum Ausbruch erreicht ist, der den Beginn der „Reprise“ markiert: tion Motion“ von 2005, bei der auf eine große Leinwand eine be- 20 UHR für gemischten Chor und Schlagzeug (1968) Der Tutti-Klang sinkt in sich zusammen, während die Sheng – wegte Wasseroberfläche projiziert wurde. Durch die Schritte der NDR CHOR von im Zuschauerraum platzierten Streichern gespiegelt – die Besucher änderte sich auf dem virtuellen Wasserspiegel immer Dirigent: PHILIPP AHMANN Motivik des Anfangs wieder aufgreift; auch im Folgenden kehrt wieder der Einfall des Lichts, was zu stets sich verändernden — Pause — HAE-SUN KANG, Violine die Musik in Metamorphose zu ihren anfänglichen Gestalten Reflexionen, Brechungen und Farbeffekten führte. Eine ähnliche MEI YI FOO, Klavier zurück, bevor sie in der Stille verklingt. Raumerfahrung bietet „Rocaná“ mit seinen subtilen musikali- SÖNKE SCHREIBER, Schlagzeug schen Impulsen, Wechselwirkungen und Reaktionen, die inner- UNSUK CHIN ELBTONALPERCUSSION Über das Orchesterstück „Rocaná“, das am 3. März 2008 in der halb dieser in sich changierenden „Klangskulptur“ (die bisweilen Sechs Etüden für Klavier BENOIT MEUDIC, Klangregie Salle Wilfrid-Pelletier de la Place des Arts vom Orchestre Sym- emporschnellende Linien und bedrohlich wirkende Ausbrüche 1. in C (1999, rev. 2003) SÉBASTIEN NAVES, Technik und phonique de Montreal unter der Leitung von Kent Nagano urauf- durchzucken) ausgebreitet werden. Für musikalischen Zusam- 2. Sequenzen (1995, rev. 2003) Assistenz Klangregie geführt wurde, schreibt Unsuk Chin: „Der Titel stammt aus dem menhalt sorgen stets variiert wieder erklingende Blöcke, die 3. Scherzo ad libitum (1995, rev. 2003) Sanskrit und bedeutet ‚Lichtraum‘. Bei mir hat der Titel keinerlei nicht entwickelt werden, sondern nahtlos miteinander verschmel- 4. Scalen (1995, rev. 2003) ILJA STEPHAN, Moderation religiöse oder mythologische Bedeutung. Stattdessen bezieht zen: „Geordnete Strukturen schlagen urplötzlich um in Turbu- 5. Toccata (2003) er sich in mehrerlei Hinsicht auf den Charakter des Werkes und lenz, und umgekehrt. Pointilistische Strukturen gehen über in 6. Grains (2000) Klangwolken, und umgekehrt. Oft sind diese Prozesse durch GYÖRGY LIGETI (1923 – 2006) Selbstähnlichkeit gekennzeichnet.“ (Maris Gothóni) 10 Zwei Stücke nach Texten von Sándor Weöres 11 — Kurze Pause — KONZERT für gemischten Chor a cappella (1955) Harald Hodeige

UNSUK CHIN Éjszaka – Nacht UNSUK CHIN UNSUK CHIN Reggel – Morgen GYÖRGY LIGETI Két kánon IM PORTRAIT Lux aeterna für gemischten Chor unisono für gemischten Chor a cappella (1966) 1. Ha folyóvíz volnék – Wie ein Strom möcht’ ich fließen (1947) UNSUK CHIN 2. Pletykázó asszonyok (Tratschende Frauen) Double Bind? (1952) für Solo-Violine und Live Elektronik (2007) Skizze zu Rocaná UNSUK CHIN (*1961) Gesangstexte auf S. 17 Allegro ma non troppo auch auf die angewendeten Kompositionstechniken. In ‚Rocaná‘ für (Papier-)Percussion und Tonband ging es mir um das Verhalten von Lichtstrahlen – ihre Zerrung, (1993/1994, rev. 1998) Brechung, Reflexe und ihre Wellenbewegungen. Es handelt sich aber nicht um pure Illustration, sondern um ihre Repräsentation UNSUK CHIN mit musikalischen Mitteln: ‚Kunst als Harmonie parallel zur Na- Gradus ad infinitum tur‘ (Cézanne). Da Schallwellen – als physikalisches Phänomen für Tonband (1989) einer körperlosen Schwingung – den Lichtwellen ähneln, ist die Musik ein geeignetes Medium für eine ‚Übersetzung‘ von Licht- Ausschnitte aus dem Konzert werden am 2. April 2014 ab 21 Uhr in der Sendung „neue musik“ auf NDR Kultur gesendet.

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 11 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 12 03.02.14 10:51 UNSUK ‚Éjszaka‘ erscheint uns die Nacht als ein unermesslicher Dschun- rin sehr geprägt hätten: „Das leuchtende Licht und die Farben, CHIN gel, eine Wildnis voll magischer Stille. In ‚Reggel‘ sind Hahnen- denen ich in meinen Träumen begegnete und deren Lebhaftig- geschrei und Glockengeläute zu einem überbunten, surrealis- keit nie verblasst, versuchte ich bewusst oder unbewusst in die tischen Gemälde des Frühmorgens zusammengefügt. Stilistisch Klangwelt meiner Kompositionen zu integrieren. So könnte ich sind diese zwei kleinen Chorstücke insofern von Schlüsselbe- die Musik als Abbild meiner Träume bezeichnen.“ Irisierende deutung, als sie genau den Übergang vom Bartók-Nachfolgetum Klangfarben sowie ein bewusstes Spiel mit der individuellen zur Ausbildung meines reifen Stils – komplexe Polyphonie und Zeitwahrnehmung findet sich bereits in der 1993/1994 im Elek- Klangflächen – dokumentieren. In ‚Nacht‘ tauchen zum ersten tronischen Studio der Technischen Universität Berlin im Auftrag Mal die durch kanonartige Stimmführung aufgebauten Cluster- von Folkmar Hein komponierten Komposition „Allegro ma non Flächen auf – hier als Gegenüberstellung von diatonischem Clu- troppo“ für (Papier-)Percussion und Tonband, die Unsuk Chin ster und pentatonischem Klang. ‚Morgen‘ ist eines der frühesten vier Jahre später um einen Schlagzeugpart erweiterte. „Bei die- Beispiele einer ‚maschinenähnlichen‘, automatischen Imitatorik, sem Werk“, so die Komponistin, „handelt es sich um mein erstes der montageartigen Übereinanderschichtung von Klangebenen.“ ‚Musique-concrète‘-Stück. Die musikalischen Ausgangsmate- rialien für das Tonband waren Klänge von Seidenpapier, Uhren, Dass Unsuk Chin ebenfalls eine besondere Vorliebe für das, was Wassertropfen und diversen Schlaginstrumenten, die mit Hilfe im allgemeinen als „Nonsens“ bezeichnet wird, hat, ist spätes- des Schlagzeugers Kyungsoo Kim aufgenommen wurden. Die tens seit der fulminanten Premiere ihrer Oper „Alice in Wonder- Klänge wurden einer großen Vielfalt von Transformationen un- land“ bekannt, die am 30. Juni 2007 an der Bayerischen Staats- terworfen und vielschichtig montiert. Dabei wurde unter ande- UNSUK CHIN – GYÖRGY LIGETI – ISANG YUN oper in München stattfand. „Ich habe mich mit ‚Alice in Wonder- rem der Versuch unternommen, möglichst fließende Übergänge von einer Klangfarbe zur anderen zu schaffen.“ Bei einer Auf- 12 führung der Version für Schlagzeug und Zuspielband verschmel- 13 „MUSIK ALS ABBILD MEINER TRÄUME“ zen der Part des Live-Schlagzeugers und die elektronischen Klänge zu einem Metainstrument, wobei die Live-Performance UNSUK CHIN UNSUK CHIN „Es war Sommer 1985, als ich Ligeti zum ersten Mal in Hamburg schildert wird, der nicht wirklich stattfindet, wurde 1997 in des Schlagzeugers auf der Bühne das musikalische Material des traf“, schreibt Unsuk Chin in ihrem Essay „Über György Ligeti“. überarbeiteter Fassung bei den Salzburger Festspiele mit trium- Tonbandparts quasi „verlebendigt“ und konkretisiert. Die Ge- „Ich war gerade vier Wochen in Deutschland und lernte Deutsch phalem Erfolg aufgeführt. Natürlich gibt es weitere Nonsens- samtstruktur des Werks gliedert sich in vier Abschnitte, die sich im Goethe-Institut in Göttingen. […] Von unserer ersten Begeg- Kompositionen Ligetis, etwa den A-cappella-Chor „Pletykázó klanglich voneinander abheben, durch die unmerklichen Klang- nung an erlebte ich unzählige lustige Episoden und genoss asszonyok“ nach Sándor Weöres aus den „Két kánon“: „Non- metamorphosen aber zu einem großen Bogen verbunden wer- seine genial spritzigen Anekdoten, die er in unseren Klassen- sens“, so Ligeti, „hat in der englischen und ungarischen Sprache den: Der erste Teil beginnt mit einem „Abriss“ und dem Ra- stunden von sich gab.“ Auch im Schaffen Ligetis spielten Humor, eine große Tradition. Ich will diese beiden Sprachen nicht ver- scheln von Seidenpapier, bevor die Klänge von Schlüsseln und Nonsens und Situationskomik eine große Rolle – man denke nur gleichen, weil Ungarisch auf der ganzen Welt nur von 15 Millio- Uhren zu hören sind. Nach den beiden mittleren Abschnitten, an die „Nonsense Madrigals“ nach Texten von William Brighty nen Menschen gesprochen wird. Es gab eine große Nonsens- György Ligeti (1992) in denen Gongschläge bzw. das Geräusch fallender Wassertrop- Rands und Lewis Carroll sowie einer englischen Struwwelpeter- Tradition in der ungarischen Literatur; Sándor Weöres ist von fen eine wichtige Rolle spielen, kommt es im vierten und letzten Übersetzung, die 1988 bei den Berliner Festwochen uraufge- den vielen Poeten wahrscheinlich der bedeutendste.“ Über land‘ zum ersten Mal während meiner Studienzeit bei György Teil zu einem Dialog der Fellinstrumente mit der elektronisch führt wurden oder sein in Hamburg entstandenes Bühnenwerk den Textinhalt der beiden Weöres-Chöre „Éjszaka“ (Nacht) und Ligeti beschäftigt. Ligeti war fasziniert von den mathematischen verfremdeten Papierpercussion-Klangwelt. „Le Grand Macabre“ nach einer Ballade von Michel de Ghelde- „Reggel“ (Morgen) schrieb der Komponist, es handele sich Ideen, die die ganze Geschichte bestimmen. Auch ich war von rode (1974/1977). „Es ist“, so Ligeti über die absurde „Anti-Anti- „gleichsam um ‚Momentaufnahmen‘ von Stimmungen, Sándor Anfang an begeistert von dem Buch, zögerte aber noch, es zu Bei „Gradus ad infinitum“ für Tonband, das am 6. September Oper“, „die Angst vor dem Tod die Apotheose der Angst und Weöres hat viele hundert momentaufnahmeartige, sehr kurze vertonen, da Ligeti selbst eine Oper nach dieser Vorlage kompo- 1998 in Amsterdam Premiere hatte, handelt es sich um Unsuk das Überwinden der Angst durch die Komik, durch Humor, durch Gedichte geschrieben, alle mit knappen, konzentrierten Bildern, nieren wollte […].“ Die besondere Affinität zu den „Alice“-Bü- Chins erstes elektroakustisches Werk überhaupt, das nach einer Groteske.“ Jene Persiflage auf das Jüngste Gericht, in der mit alle auch emotional sehr verdichtet. Gleichzeitig benutzt er die chern erklärte Unsuk Chin in deren überraschender Nähe zu ih- Schaffenskrise von drei Jahren und ihrem Umzug nach Berlin plakativen Collage- und Zitattechniken ein Weltuntergang ge- onomatopoetischen Möglichkeiten der ungarischen Sprache. In ren eigenen Traumvisionen, die sie als Mensch und als Künstle- entstand: „Es [das Stück] spiegelt meine Faszination für die da-

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 13 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 14 03.02.14 10:51 14 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 15 UNSUK CHIN zu organisieren. Zudem wurden „verschiedene Temposchichten„verschiedene wurden Zudem zuorganisieren. Skizze zu „Gradus ad infinitum“ ad „Gradus zu Skizze tesken Aspekt, der mich sehr reizt.“ Kein Wunder also, dass es es dass also, Wunder Kein reizt.“ sehr mich der Aspekt, tesken derMikrotonalität.“ Verwendung auchmittels gerade treffen, mals neu entdeckte Musik Conlon Nancarrows wider. Seine ‚Stu- Klavierklänge sind. Dabei teilte Chin die Oktave in 20 Töne auf, auf, Töne 20 in Oktave die Chin teilte Dabei sind. Klavierklänge Interpreten lebende was hinausgeht, darüber weit Komplexität Hierbei interessierte Unsuk Chin erklärtermaßen die Gratwan- über-weitzu Komplexität inpunkto Etüden Nancarrow’schen mische Vielfalt und den großartigen Pioniergeist, der sich darin darin sich der Pioniergeist, großartigen den und Vielfalt mische im Zusammenspiel der acht Stimmen ermöglichte.“ Abgeschlos- ermöglichte.“ Stimmen achtder imZusammenspiel Möglichkeiten unzählige was bearbeitet, gespiegelt oder risch wurden Motive meisten Die entstanden. Konstellationen mische aufgenommene Ausgangsmaterial deren plexeMusikhandelt, ausdrückt. Ich mir setzte das gewissermaßen irrwitzige Ziel, die geisterten mich und viele andere durch ihre immense rhyth- um das von ihr avisierte Wechselspiel von Chaos und Ordnung Ordnung und Chaos von Wechselspiel avisierte ihr von das um dies for Player Piano‘, harmonisch eher einfach gestrickt, be- je zu spielen in der Lage sein würden, das hat auch einen gro- eine Maschine zu komponieren, Musik, die in ihrer Präzision und für Klaviermusik virtuose „Hochkomplexe andere: das in einen des Umkippen das sowie Ordnung und Chaos zwischen derung […] übereinandergelagert,[…] sodass viele neue irrationale rhyth- sen wird das Werk mit einem Gesamtklang der 88 Klaviersaiten. imitato- pallindromisch, und aufgebaut kontrapunktisch streng sich bei „Gradus ad infinitum“ um achtstimmige, hyperkom- 1956 bis 1959 in Paris und Berlin studieren; drei Jahre wollte er er wollte Jahre drei studieren; Berlin und Paris in 1959 bis 1956 Jahr hundert hat mich mit seiner Musik so sehr geprägt wie er“ – er“ wie geprägt sehr so Musik seiner mit Jahr mich hat hundert Zweiten Weltkrieg am antijapanischen Widerstand, 1943 wurde wurde 1943 Widerstand, antijapanischen am Weltkrieg Zweiten zu mir in meinen Gedanken. Wo es Schmerzen gibt, wo es Un- woes gibt, zumirSchmerzen in Womeinenes Gedanken. Genera tionenunterschied, auch in Bezug auf die musikalische musikalische die auf Bezug in auch Genera tionenunterschied, Östliches und Westliches untrennbar miteinander verbindet. verbindet. miteinander untrennbar Westliches und Östliches Komponist aufwuchs. Obgleich Korea seinerzeit unter japa- Menschliche Leiden, Unterdrückung, Unrecht […] all das kommt kommt das all […] Unrecht Unterdrückung, Leiden, Menschliche nischer Fremdherrschaft stand, ging Yun als 17-Jähriger gegen boren wurde, verfügte Korea – vor allem in den ländlichen Ge- ber 1917 in der Nähe der südöstlichen Hafenstadt Tongyông ge- ist. Zwischen ihm und mir gab es eben doch einen gewaltigen Welt meine unbedingt nicht dies dass rasch, aber dann merkte sein in Musik koreanischen traditionellen der aus Momente Donaueschingen, wurde er vom südkoreani südkoreani vom Geheimdienst er schen wurde Donaueschingen, EingelungenJahr, Durchbruch ihmnachdeminternationale der nach Korea zurückgekehrt beteiligte sich Yun kurz vor dem dem vor kurz Yun sich beteiligte zurückgekehrt Korea nach recht gibt, will ich mitsprechen durch meine Musik.“ Wieder nist kann die Welt, in der er lebt, nicht gleichgültig betrachten. betrachten. gleichgültig nicht lebt, er der in Welt, die kann nist meran Koreaner vermietete, sein erwachte politisches Selbst- Neben György Ligeti – „kein anderer Komponist aus dem 20. man hielt ihn, weil er nach Nordkorea gereist war, für einen einen für war, gereist Nordkorea nach er weil ihn, hielt man der nanderbezogenenTönen“zuseinem Personalstil, und fand berg-Schüler Josef Rufer das Komponieren „mit zwölf nur aufei- in seiner Heimat bis 1967. In Berlin lernte er bei dem Schön- Situation politischen deraktuellen bliebbleiben,aufgrund aber der Kulturpreis dem mit 1955 er Da zurück. Musik, der mung, genden – noch über eine lebendige Musiktradition, mit der der der der mit Musiktradition, lebendige eine über noch – genden aus der Bundesrepublik Deutschland nach Seoul entführt – entführt Seoul nach Deutschland Bundesrepublik der aus Bestim- eigentlichenzuseiner wieder später Jahre drei aber verständnis, an dem er sein Leben lang festhielt: „Ein Kompo- Sozialisation.“ Kein Zweifel, denn als Isang Yun am 17. am Yun Septem- Isang als denn Zweifel, Kein Sozialisation.“ den Willen des Vaters nach Japan, da er nur dort westliche Mu- be- versucht, imitieren zu wenig ein […] zeitweise Ästhetik diese Schaffen übernahm: „Da ich Yuns Musik sehr mochte, habe ich Stadt Seoul ausgezeichnet wurde, konnte Yun in den Jahren Jahren den in Yun konnte wurde, ausgezeichnet Seoul Stadt entlassen, wandte er sich nach 1945 aktiv der Politik zu, fand er das erste Mal verhaftet und gefoltert. Aus dem Gefängnis sik studieren konnte. Hier, wo man derzeit vielerorts keine Zim- wurde Unsuk Chin auch von Isang Yun beeinflusst, der einzelne einzelne der beeinflusst, Yun Isang von auch Chin Unsuk wurde war, 1966 mit der Uraufführung des Orchesterstücks „Réak“ in „Réak“ Orchesterstücks des Uraufführung der mit 1966 war, 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 16 zu Beginn und zum Abschluss seiner Oper „Die Witwe des verkündung am 13.Dezember 1967 in Seoul. in 1967 13.Dezember am verkündung Urteils- der während Angeklagte weitere und Yun (Mitte) Isang Cembalostück „Shao Yang Yin“ (1966) und „Loyang“ für Kamme- für „Loyang“ und (1966) Yin“ Yang „Shao Cembalostück Dramatikers und Lyrikers Ma Chi-Yuan, der im 14. Jahrhundert Jahrhundert 14. im der Chi-Yuan, Ma Lyrikers und Dramatikers Erst 1969 kam er nach internationalen Protesten wieder frei frei wieder Protesten internationalen nach er kam 1969 Erst rensemble (1962) – die taoistische Philosophie mit ihrem zentra- ihrem mit Philosophie taoistische die – (1962) rensemble rühmte Gleichnis vom Schmetterlingstraum, das dass besagt, derGegenwart. japanische Komponist nenteste verurteilt. Haft zulebenslänglicher Instanz inerster prozess wurde ge hatte, fordert Todesstrafe die Anklage die den für nist, auch das Bühnenwerk „Der Traum der Liu-Tung“ (1965), das das (1965), Liu-Tung“ der Traum „Der Bühnenwerk das auch für gemischten Chor und vier Schlagzeuger, das am 8. Mai 1969 1969 Mai 8. am das Schlagzeuger, vier und Chor gemischten für feindlichen Spion – und erneut gefoltert. Der 50-jährige Kompo- unter der Fremdherrschaft der Mongolen zu leiden hatte undin leidenzuhatte Mongolender Fremdherrschaft derunter uraufgeführt wurde, vertonte Yun ein Gedicht des chinesischen vom und kehrte nach Berlin zurück, wo er von 1970 bis 1985 Kompo- 1985 1970bis von er wo zurück, Berlin nach kehrte und Schmetterlings“ von 1968 vertont. Diese reflektiert, wie etwa jede Existenz einem permanenten Wandel unterworfen ist, auch ist, unterworfen Wandel einempermanenten Existenz jede der Gedankenwelt des Taoismus Zuflucht fand. Yun hat das be- Schau- politischen einem in und angeklagt Landesverrates des In seinem 1968 entstandenen Werk Inseinem1968 entstandenen len Streben nach einer Harmonie zwischen Mensch und Kosmos. seinen Schülern zählte u. a. Toshio Hosokawa, der wohl promi- wohl der u. Hosokawa, Toshio a. zählte Schülern seinen sitionan der Hochschule der Künste Berlin unterrichtete; zu NDRChor unter der Leitung von Helmut Franz in Hamburg Hamburg in Franz Helmut von Leitung der unter „EinSchmetterlingstraum“ Zudem suggerieren die fluktuierenden Klänge eineillusionäre Klänge die fluktuierenden suggerieren Zudem zo ad libitum“ und „Toccata“, bezieht sich Chin auf historische Allgemeinen widerspiegelt: „Wenn ich jetzt wählen könnte“, könnte“, wählen jetzt ich „Wenn widerspiegelt: Allgemeinen Ausgangsklängen gewonnen und neu bearbeitet werden –, wirkt Grundton c basieren. Die mit Jazz-Allusionen durchsetzte Musik Musik durchsetzte Jazz-Allusionen mit Die basieren. c Grundton Die zwischen 1995 und 2003 entstandenen 1995 undentstandenen 2003 Diezwischen Rileys gleichnamiges Minimal-Werk von 1964 anspielt, sondern Die erste Etüde hat den Titel „in C“, der jedoch nicht auf Terry Modelle, wobei die 5. Etüde mit ihren Repetitionen ebenso auf Tonerklingenden Oktaven in mehreren umdenzentralen, kreist dem auf die beginnen, Werken mit beide die bezieht, bussy im Klavier das für Vorliebe ihre sich worin liegen“, Hand der in baren markierten), dass die Stücke bei aller Schwierigkeit „gut mich seit meiner frühesten Kindheit, unterbrochen nur durch Weltraumparabel „2001: A Space Odyssey“ neben „Atmos- seiner zu Musikauswahl seiner bei Kubrick Stanley Wunder,dass Bogen weniger ausgeprägt als inalsEinleitungsstück. dem wenigerBogen ausgeprägt Raumtiefe, die sich in die Unendlichkeit zu öffnen scheint. (Kein Kompositionstechniken wie Mikropolyphonie undClusterharmo- wieMikropolyphonie Kompositionstechniken aus die Computer demmit Klangelemente, dauernde kunden achtete die Komponistin darauf (anders als ihr Lehrer Ligeti bei phères“ auch auf Auszüge aus „Lux aeterna“ zurückgriff.) Formal mosphères“ erprobt hatte, auf die Vokalmusik zu übertragen. „At- Orchesterstück dieinnik, erzuvorseinem revolutionären „Scher- 4, und 3 Nr. Etüden den In ist. angelegt gerungsprozess ähnlich zerklüftet wie „in C“, allerdings ist hier der musikalische vier entscheiden. Komponieren war damals für michfürdamalseine ‚se- war Komponieren entscheiden. vier dien“, da in den Stücken die polyphonen Möglichkeiten des Ta- c, während die zweite Etüde „Sequenzen“ als expressiver Stei- der Armmuskulatur überhaupt nicht mehr spielen konnte.“ einerErkrankung ichalsaufgrund Pause, sechsjährige einerund cond choice‘, und das ist es immer noch. Das Klavier begleitet die Klaviersonaten Domenico Scarlattis wie György Ligetis ver- Ligetis György wie Scarlattis Domenico Klaviersonaten die In In sich auf die Etüdenzyklen von Frédéric Chopin und Claude De- Spiel- des Grenze die Publikation ihrer bei die Etüden, seinen Allerdings werden. ausgelotet systematisch steninstruments sagte sie 2007 in einem Interview, „würde ich mich für das Kla- das für mich ich „würde Interview, einem in 2007 sie sagte Klavier weist. Die sechste Etüde, „Grains“ – „Grains“ sind wenige Millise- „Luxaeterna“ bezeichnete Unsuk Chin einmal als „Kompositionsstu- für 16-stimmigen Chor gelang es György Ligeti, Sechs Etüdenfür Sechs 03.02.14 10:51 15

UNSUK CHIN besteht das Werk aus drei Kanons – zwei achtstimmigen für Sopran und Alt bzw. für Tenor und Bass und einem vierstim- TEXTE migen für 4 Alti. Die Zäsuren zwischen den Abschnitten werden durch einen dreistimmigen Pianissimo-Akkord zu dem Text „Domine“ markiert, der im höchsten und bzw. im tiefsten Regi- ÉJSZAKA NACHT ISANG YUN ster gesungen wird. Rengeteg tövis: csönd. Unzählige Stacheln: Stille. Ein Schmetterlingstraum Én csöndem: szívem dobogása … Meine Stille: das Klopfen meines Herzens… Ähnlich wie Ligeti, der sich nur für kurze Zeit mit der elektro- Éjszaka. Nacht. Hundert Jahre Licht und Schatten nischen Musik auseinandersetzte, teilt Unsuk Chin „die Faszi- sind wie der Traum eines Schmetterlings. nation, die die Live-Elektronik auf manche Kollegen ausübt, […] Was vergangen ist, wird Nichts, nur bedingt“. Dennoch hat für die Komponistin das „Eigenleben REGGEL MORGEN richtet man den Blick zurück. der Klänge“ bei der Live-Elektronik durchaus seinen Reiz. „Die Már üti, üti már, a torony a hajnalban. Schon schlägt es, der Turm in der Heute ist Frühling, immensen Möglichkeiten klanglicher Metamorphosen und die Morgendämmerung. morgen sinkt die Blüte welk. vielfältigen Assoziationen, die diese hervorrufen, legen nahe, Az id t bemeszeli a korai kikeriki: Die Zeit wird vom frühen Kikeriki getüncht. Lasst uns trinken, musiktheatralische und selbstbezügliche Aspekte einzubauen, reggel van! Már üti már! Reggel! Es ist Morgen! Schon schlägt es! Morgen! bevor die nächtliche Lampe erlischt. was der – manchmal ganz zu Recht – beklagten Hermetik der Neuen Musik entgegenwirkt.“ Dementsprechend ist, so Chin, bei Ma Chi-Yuan (14. Jahrhundert) „Double Bind?“ für Solo-Violine und Live Elektronik auch eine WIE EIN STROM MÖCHT’ ICH FLIESSEN TRATSCHENDE FRAUEN programmatische Ebene vorhanden: „Wie bereits durch den (Kanon Nr. 1) (Kanon Nr. 2) ominösen Titel angedeutet und durch die Bühnenaktionen des Wie ein Strom möcht’ ich fließen, Tante Jule, Tante Käte, 16 Solisten ersichtlich, beleuchtet das Werk die verschiedenen meine Kraft selbst genießen, papperlapper lapperpapp, GYÖRGY LIGETI 17 Facetten des Verhältnisses zwischen Musiker und Instrument.“ wäre frei von Sorgen. hocken in der Sofaecke Lux aeterna (Das „double-bind“ beschreibt in der Psychologie eine Kommu- Zwischen Bergen und Höh’n und erzählen um die Wette UNSUK CHIN UNSUK CHIN nikations- und Beziehungsstörung, bei der ein Widerspruch und drunten tief im Tal papperlapper lapperpapp! Lux aeterna luceat eis, Domine, zwischen verbalen Mitteilungen und den Bedingungen, unter flöss’ ich allzumal in Frieden „Sagte ich schon papperlapper?“ Cum sanctis tuis in aeternum, denen diese stattfinden, besteht.) „Allerdings“, so Chin weiter, und in aller Ruh dahin. „Nein, noch nicht!“ „Aber pallerlapper Quia pius es in aeternum. „ist das Stück überhaupt nicht narrativ, es gelten vielmehr Alices Da wär’ ich ja sorgenfrei. papperlapperpapper?“ „Unerhört!“ Requiem aeternam dona eis, Worte: ‚Somehow it seems to fill my head with ideas – only I „Haben Sie es denn gesehen, Domine, et lux perpetua luceat eis. don’t exactly know what they are!‘.“ Ungeachtet der program- Slowakische Volksdichtung papperlapper lapperpapp? matischen Ebene lässt sich „Double Bind?“ auch als „absolute“ Da hat in des Rockes Mitten Musik hören, bei der die verschiedenen Facetten des Streicher- man ein Loch hineingeschnitten, klangs systematisch erkundet werden. weh! au weh!“ „Ja, papperlapper lapper papp, Harald Hodeige papperlapper lapper papp!“

Sándor Weöres

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 17 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 18 03.02.14 10:51 PHILIPP AHMANN, Dirigent phony Orchestra, dem Helsinki Philharmo- bers, Josef Gingold und Yehudi Menuhin. 3 Jahren mit dem Klavierspiel; als 10-Jäh- letzten Jahrzehnten weltweite Anerken- nic Orchestra und dem Chamber Die Preisträgerin diverser internationaler riger gab er sein erstes Rezital, das Kon- nung erlangt. Er arbeitete dabei mit so Philipp Ahmann ist seit der Saison Orchestra zusammengearbeitet, zudem Wettbewerbe wurde 1993 Konzertmeis- zert-Debüt folgte zwei Jahre später. Der unterschiedlichen musikalischen Persön- 2008/2009 Chordirektor des NDR Chores mit dem Malaysian Philharmonic Orches- terin beim Orchestre de Paris. Im folgen- Pianist studierte an der Korean National lichkeiten wie Pierre Boulez, Oliver Knus- in Hamburg. Vor Kurzem hat er seinen tra und den Russian Virtuosi. Sie ist welt- den Jahr trat sie dem Ensemble Intercon- University of Arts. Neben Leeds gewann sen, Steve Reich und John Zorn zusam- Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert. weit auf vielen Festivals zu Gast – u. a. temporain als Solistin bei. Hae-Sun Kang Sunwook Kim weitere internationale Wett- men. Mit seinem umfangreichen Reper- Unter seiner Leitung wurde eine eigene bei Lorin Maazel in Castleton (Virginia), in hat zahlreiche bedeutende Werke für ihr bewerbe: 2004 in Ettlingen und 2005 in toire, das von der Klassik bis zur neuen Abonnement-Reihe des Chores gegrün- Finnland und Zypern sowie in Aldeburgh Instrument uraufgeführt, darunter Violin- Vevey (Concours Clara Haskil). In Korea Musik reicht, gastierte der amerikanische det, die bei Publikum und Kritik begeis- (Großbritannien), wo sie mit Mitsuko Uchi- konzerte von Pascal Dusapin, Ivan Fedele war er Gewinner des Daewon Artist of Dirigent und Komponist bei vielen renom- terten Anklang findet. Neben der Erarbei- da zusammen aufgetreten ist. Ihr beson- und Michael Jarrell. 1997 brachte sie „An- the Year Award (2005) und erhielt 2007 mierten Orchestern (Finnish Radio Sym- tung der A-cappella-Literatur aller Epo- deres Interesse gilt auch der Neuen Mu- thèmes 2“ für Solovioline und Elektronik zudem den Kumho Musician of the Year phony Orchestra, Swedish Radio Sym- chen hat Philipp Ahmann sich auch einen sik, die sie zu Auftritten im Wiener Schön- von Pierre Boulez in Donaueschingen zur Award. Seitdem ist Sunwook Kim regelmä- phony Orchestra, Netherlands Chamber Namen mit Interpretationen oratorischer berg-Zentrum, im Southbank Centre in Uraufführung. Seitdem ist die Musikerin ßiger Gast der besten Orchester Koreas, Orchestra, Orchestre Philharmonique Werke vom Barock bis zur Moderne ge- London, auf dem Ultraschall-Festival in mit diesem Werk (das sie auch für die die er auch auf weltweiten Tourneen be- de Radio France, Tonkünstler-Orchester, macht. Er studierte Dirigieren bei Marcus Berlin, in der Pinakothek der Moderne in Deutsche Grammophon einspielte) bei gleitet. Zudem gastierte Sunwook Kim bei hr-Sinfonieorchester, RSO Stuttgart, Creed und erhielt weitere Impulse durch München sowie in Luzern gebracht hat. internationalen Festivals zu erleben sowie renommierten Orchestern Großbritanni- Dresdner Philharmonie, American Compo- die Arbeit mit Peter Neumann, Frieder Mei Yi Foo lebt in London, wo sie auch in Konzertsälen wie dem Amsterdamer ens (London Symphony Orchestra, Lon- sers Orchestra, New World Symphony, Bernius und Robin Gritton. In der Spielzeit vielfach als Kammermusikerin auftritt Concertgebouw, der Pariser Cité de la Mu- don Philharmonic, Hallé Orchestra, BBC Saint Paul Chamber Orchestra). Erst kürz- 2005/2006 begann Ahmann mit Rund- (mit Dimitri Ashkenazy, Shlomy Dobrinsky, sique und der New Yorker Carnegie Hall. National Orchestra of Wales, Aspen Festi- lich dirigierte Lubman, der nun beim funkchören zu arbeiten, zunächst mit dem Patricia Kopatchinskaja, Antti Siirala, Ihre Solo-Rezitale nutzt Hae-Sun Kang im- val Orchestra) und arbeitete dabei mit NDR Sinfonieorchester sein Debüt gibt, 18 SWR Vokalensemble Stuttgart und dem Matthew Trusler, Ashley Wass und ande- mer wieder, um eigens für sie geschrie- Dirigenten wie Sir , das Symphonieorchester des Bayerischen 19 BIOGRAFIEN NDR Chor. Eine regelmäßige Zusammen- ren). Als anerkannte Expertin für neue bene neue Werke zu präsentieren, u. a. , und Tadaaki Rundfunks im Rahmen der „musica viva“. arbeit verbindet ihn zudem mit dem WDR Musik kooperiert sie mit Komponistinnen „Samarasa“ für Solovioline von Dai Fujiku- Otaka. Außerdem war er in Korea auf Außerdem arbeitete er mit einigen der Rundfunkchor und dem MDR Rundfunk- und Komponisten wie Unsuk Chin, Dai Fu- ra, „All’ungarese“ für Violine und Klavier Tourneen mit dem Orchestre Philharmo- wichtigsten europäischen und amerikani- chor, von dem er ab dieser Spielzeit zum jikura und Chris Paul Harman. In ihrer Hei- von Bruno Mantovani, „Hist Whist“ von nique de Radio France (unter der Leitung schen Ensembles für Neue Musik, darun- Ersten Gastdirigenten berufen wurde. mat Malaysia wurde Mei Yi Foo die Medail- Marco Stroppa für Violine und Elektronik, von Myung-Whun Chung), mit dem Buda- ter dem Klangforum Wien, dem ASKO le „Setiawan Tuanku Muhriz“ für ihre Ver- Georges Aperghis’ „The Only Line“, Beat pest Festival Orchestra (Ivan Fischer), mit Ensemble Amsterdam und der musikFa- dienste um die Kultur Malaysias verliehen. Furrers „Solo für Violine“ und Unsuk Chins dem BBC Philharmonic (Gianandrea Nose- brik Köln in Europa sowie der Los Angeles MEI YI FOO, Klavier „Double Bind?“. da) sowie mit dem Rundfunk-Sinfonieor- Philharmonic New Music Group, den Bo- chester Berlin. Sunwook Kim ist ein be- ston Symphony Chamber Players und mit Die aus Malaysia stammende Pianistin HAE-SUN KANG, Violine geisterter Kammermusiker, arbeitete u. a. Steve Reich and Musicians in den USA. Mei Yi Foo wurde als „BBC Newcomer of SUNWOOK KIM, Klavier mit verschiedenen Mitgliedern der Berli- Brad Lubman ist Künstlerischer und Musi- the Year“ gefeiert und hat Kritiker und Im Alter von drei Jahren erhielt Hae-Sun ner Philharmoniker zusammen und gab kalischer Leiter des von ihm mitgegründe- Publikum gleichermaßen begeistert. Sie Kang ersten Geigenunterricht in ihrem Als Sunwook Kim im Alter von 18 Jahren Rezitale mit der Geigerin Veronika Eberle. ten Ensembles für zeitgenössische Musik wurde bei zahlreichen Wettbewerben Heimatland Südkorea. Mit 15 zog sie die International Piano Competition „Signal“. Seit 1997 ist er Professor für ausgezeichnet, so auch 2008 beim Maria nach Paris, um am Conservatoire National in Leeds gewann, war er nicht nur der Dirigieren an der Eastman School of Mu- Callas Grand Prix in Athen. Mei Yi Foo Supérieur de Musique (an dem sie in- jüngste Preisträger seit 40 Jahren, son- BRAD LUBMAN, Dirigent sic in Rochester (New York), wo er auch hat mit den Dirigenten Christian Arming, zwischen selber unterrichtet) Geige zu dern auch der erste Pianist Asiens, der das Musica Nova Ensemble leitet. Außer- Claus Peter Flor, und Chris- studieren. Wichtige Impulse erhielt sie diesen renommierten Wettbewerb für Brad Lubman hat durch seine Vielseitig- dem ist er Dozent beim Sommerinstitut topher Warren-Green sowie dem BBC zudem von Yfrah Neaman, Franco Gulli, sich entscheiden konnte. 1988 in Seoul keit, seine eindrucksvolle Technik und sei- „Bang-on-a-Can“. Concert Orchestra, dem Fort Worth Sym- Wolfgang Schneiderhahn, Herman Kreb- (Korea) geboren, begann er im Alter von ne einfühlsamen Interpretationen in den

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 19 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 20 03.02.14 10:51 SÖNKE SCHREIBER, Schlagzeug an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ begeistert ElbtonalPercussion durch Reihe bedeutender Dirigenten, unter des NDR bis hin zur Bigband sowie eine in Berlin zu studieren. Wu Wei beherrscht Dynamik und Stilvielfalt, wovon bereits ihnen Hans Schmidt-Isserstedt, Günter Reihe renommierter Solisten, Orchester Sönke Schreiber gewann 2001 einen nicht nur die klassische chinesische Mu- sechs CDs und eine live-DVD einen Wand, Christoph Eschenbach und Chris- und Dirigenten. Einladungen führten den ersten Preis beim Bundeswettbewerb sik und den Jazz, sondern ebenso zeitge- überzeugenden Eindruck vermitteln. Elb- toph von Dohnányi, prägten und festigten Chor zum Radio-Sinfonieorchester Stutt- „Jugend musiziert“ und studierte an- nössische Musik und die Kunst der Impro- tonalPercussion wurde auf zahlreiche als Chefdirigenten sein internationales gart des SWR und zum WDR Sinfonie- schließend klassisches Schlagwerk an visation. Er ist bei unzähligen internatio- international renommierte Festivals ein- Renommee. Seit 2004 nimmt Alan Gilbert, orchester Köln sowie zu gemeinsamen der Hochschule für Musik und Theater nalen Festivals und in Konzerthäusern in geladen (u. a. Schleswig-Holstein Musik- mittlerweile Chefdirigent des New York Konzerten mit dem SWR Vokalensemble Hamburg; hier wurde er u. a. von Hans- Europa zu Gast. Als Sheng-Solist spielte festival, Niedersächsische Musiktage, Philharmonic Orchestra, die Position des Stuttgart und dem RIAS Kammerchor. Michael Petri, Massimo Drechsler, Ste- er in den Konzerten der Stiftung Berliner Händel-Festspiele, Festival Euro-Klassik, Ersten Gastdirigenten ein. Seit 2011 ist Regelmäßig gastiert der NDR Chor bei phan Cürlis und Cornelia Monske unter- Philharmoniker und gastierte u. a. bei JazzBaltica und Festival Mitte Europa). Thomas Hengelbrock Chefdirigent des renommierten Festivals. richtet. Als Orchestermusiker spielte er der Neuen Philharmonie Westfalen, den Konzertreisen führten das Ensemble NDR Sinfonieorchesters. Seine frische regelmäßig beim Philharmonischen Or- Münchner Symphonikern, beim Deut- durch ganz Europa und wiederholt nach Art des Musizierens, inspirierende Musik- chester Kiel und bei den Hamburger Phil- schen Symphonie-Orchester sowie beim Asien, u. a. zum Iwamizawa Art and Music vermittlung und innovative Darbietungs- harmonikern. Solistisch trat er u. a. im Nieuw Ensemble Holland. Seit 1998 wirkte Festival in Sapporo (Japan), zum größten formen wie z. B. die jeweils zur Saisoner- Marimbakonzert von Ney Rosauro, im Kon- er bei über 90 Uraufführungen für zeit- Percussion-Festival Chinas in das Natio- öffnung gespielte „Opening Night“ lösten zert für Marimba und Vibraphon von Da- genössische Kompositionen mit, die von naltheater Peking und nach Shanghai, wo eine bei Orchester, Publikum und Presse rius Milhaud und in Philip Glass’ Pauken- John Cage über Enjott Schneider, Jörg sie auf der Expo 2010 die Stadt Hamburg gleichermaßen empfundene Aufbruch- konzert auf. Sönke Schreiber ist Mitglied Widmann, Chen Yi bis Tan Dun reichen. als Kulturbotschafter repräsentierten. stimmung aus. Glänzende Tourneen durch im Ensemble „TastenZauberSchlag“ sowie Neben den Preisen für traditionelle chine- ElbtonalPercussion arbeitete mit Künstle- Deutschland, Europa und Japan haben bei ElbtonalPercussion. Als begeisterter sische Musik in China gewann er 1996 rinnen und Künstlern wie Keiko Abé, Ste- bundesweit und international ein großes 20 Kammermusiker spielt er im Duo mit der und 2002 den ersten Preis im Welt-Musik- wart Copeland („The Police“), Trilok Gurtu, Echo gefunden. Dokumente der Zusam- 21 Pianistin Elisaveta Ilina. Der Musiker un- wettbewerb „Musica Vitale“ in Deutsch- Christian Brückner und John Neumeier menarbeit Hengelbrocks mit dem NDR terrichtet als Schlagzeuglehrer an Musik- land. 2004 wurde er Preisträger des Deut- zusammen. Zudem wirkte die Formation Sinfonieorchester sind u. a. zwei CDs mit schulen in Schleswig-Holstein und Nie- schen Folk-Preises „Globale Ruth“. bei verschiedenen Filmproduktionen mit. Werken von Mendelssohn, Schumann und dersachsen; zudem ist er Lehrkraft im Dvořák. Rahmen von „Jeki“ in Hamburg. ELBTONALPERCUSSION NDR SINFONIEORCHESTER NDR CHOR WU WEI, Sheng Wie kaum eine andere Formation be- Das NDR Sinfonieorchester, zukünftiges herrschen die fünf treffsicheren Schlag- Residenzorchester der Elbphilharmonie In der Spielzeit 2013/2014 zeigt der NDR Wu Wei, geboren 1970 in der südostchine- werker aus Hamburg (Spielbesetzung Hamburg, unterhält eigene Konzertreihen Chor unter der Leitung seines Chordirek- sischen Provinz Jiangsu, erhielt im Alter des NDR Konzerts: Sönke Schreiber, Wolf- in Hamburg, Lübeck, Kiel und Wismar. tors Philipp Ahmann die ganze Bandbreite von 5 Jahren Unterricht auf der chinesi- gang Rummel, Andrej Kauffmann, Olaf Gastspielreisen führen das Orchester seines Repertoires und seiner Möglich- schen Stabgeige Erhu. Mit 15 begann er Koep) den „kreativen Crossover“ aus Klas- regelmäßig zu den wichtigsten europäi- keiten. Im Mittelpunkt steht die Abonne- sein Studium der Mundorgel Sheng an der sik, Jazz und Weltmusik, Neuer Musik, schen Festivals und auf die bedeutends- mentreihe mit thematisch konzipierten Kunstakademie von Nanjing. Nach einem Rock sowie Drum’n’Bass. Mit ihrem allein ten Konzertpodien. Auch bei seinen Tour- A-cappella-Konzerten, mit renommierten Meisterschüler-Studium am Musikkonser- schon optisch beeindruckenden Instru- neen nach Japan, China, Südamerika und Gastsolisten und Ensembles. Daneben ist vatorium von Shanghai und ersten Erfol- mentarium – gleichsam ein ästhetisches in die USA unterstreicht es seinen Rang der NDR Chor mit einem vielfältigen Pro- gen als Sheng-Solist des Orchesters für „Klang-Massiv“ aus Trommeln, Becken als eines der weltweit führenden Konzert- gramm im gesamten Sendegebiet des klassische chinesische Musik Shanghai und Gongs aus aller Welt, harmonisch be- orchester. Gegründet wurde das NDR Sin- NDR und darüber hinaus präsent. Zu sei- erhielt er 1995 ein DAAD-Stipendium, um reichert durch Marimba- und Vibraphon – fonieorchester im Jahr 1945; eine lange nen Partnern zählen dabei alle Ensembles

12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 21 03.02.14 10:51 12477_dnw1314_4_chin_PRO_4C 22 03.02.14 10:51 Ihre nächsten Konzerte in der Reihe NDR das neue werk

DOROTHEE OBERLINGER COSMIC PULSES ALT & NEU AVANTGARDE MEETS FILMMUSIK

Dienstag, 25.03.2014 Donnerstag, 03.04.2014 NDR, Rolf-Liebermann-Studio Kampnagel K6, Jarrestraße 20

19 Uhr | Einführung 20 Uhr | Konzert 20 Uhr | Konzert NDR SINFONIEORCHESTER DOROTHEE OBERLINGER, Blockfl öten Dirigent: PETER RUZICKA SONATORI DE LA GIOIOSA MARCA PETER RUZICKA ANTONIO VIVALDI Clouds • Concerto F-D ur op. 10 Nr. 1 RV 433 für großes Orchester „La Tempesta di mare“ • Concerto per Flautino C-Dur RV 443 RUED LANGAARD Sphärenmusik GIOVANNI REALI (Auszüge) Folia aus Suonate e Capricci op. 1 GUSTAV HOLST Mars GYÖRGY LIGETI Jupiter Continuum aus „Die Planeten“ für Cembalo EDGARD VARÈSE DRAKE MABRY Arcana 22 Konzert für Blockfl öte, Streicher, für großes Orchester 23 VORSCHAU Laute und Cembalo IMPRESSUM JOHN WILLIAMS GEORG PHILIPP TELEMANN „Star Wars“-Suite Fantasie Nr. 1 A-Dur (Auszüge) für Blockfl öte solo Herausgegeben vom Fotos: LUCIANO BERIO Norddeutschen Rundfunk Woenki Kim (Umschlag) Gesti Erich Camping (S. 3) für Blockfl öte solo Leitung Bereich Orchester, Chor und Konzerte: Eric Richmond | ArenaPAL (S. 5, S. 12, Vignetten) Andrea Zietzschmann Privatarchiv Unsuk Chin (S. 6, S. 7, S. 9 links) MARIJN SIMONS picture-alliance / akg-images / Niklaus Stauss (S. 13) Apocatastasis! Redaktion NDR das neue werk: picture alliance / UPI (S. 15) Konzert für Blockfl öte, Streicher, Dr. Richard Armbruster Laute und Cembalo NDR | Markendesign (Uraufführung) Redaktion NDR Sinfonieorchester: Gestaltung: Klasse 3b Achim Dobschall Litho: Otterbach Medien KG GmbH & Co. In Kooperation mit Druck: Nehr & Co. GmbH NDR Das Alte Werk Koordination: Sabine Kus

Redaktion des Programmheftes: Dr. Harald Hodeige

Textnachweis: Die Einführungstexte von Dr. Harald Hodeige sind Originalbeiträge für den NDR.

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