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IV Vorwort wähnte er einen Besuch Longys, den er Auch die zahlreichen Titelvarianten zunächst mit einem Geschenkexemplar der Rhapsodie zeigen Debussys Bemüh- des Klavierauszugs seiner Oper Pelléas en, den besonderen Charakter des et Mélisande für Elise Hall vertröstete. Stücks zu treffen: Rapsodie orientale Die Widmung lautet à Madame Rich. (Brief vom 8. Juni 1903 an Lilly), Fa n - Claude Debussys (1862–1918) Rhapso- J. Hall. | Hommage de reconnaissance | taisie pour saxophone-alto-en-mi-bé- die für Altsaxophon und Orchester ist Sincère et profonde.| Claude Debussy, | mol und Rhapsodie arabe (Brief vom ein Auftragswerk. Im Jahr 1901 bat Eli- Mai | 1903. Er nahm sich vor, den Auf- Anfang August 1903 an Pierre Louÿs) se Hall, geb. Elizabeth Boyer Coolidge trag so schnell wie möglich auszuführen sowie Rhapsodie mauresque pour (1853–1924), eine Reihe französischer (Brief vom 31. Mai an seine Frau Lilly, Orchestre et Saxophone principal (Titel des Particells). Komponisten (neben Debussy z. B. auch die sich für einige Tage in Bichain auf- Debussy beendete die Niederschrift Gabriel Fauré, Vincent d’Indy, Florent hielt). Gegenüber André Messager spot- des Manuskripts wahrscheinlich im Au- Schmitt, André Caplet) um Werke für tete er über die Auftraggeberin: „Eine gust 1903. Das Particell umfasst zwar das noch wenig bekannte Instrument. Dame, der es nicht genügt, Amerikane- die komplette Rhapsodie, ist aber im Die in Frankreich geborene und aufge- rin zu sein, hat sich auf den bizarren Reprisenteil nur skizzenhaft notiert. Es wachsene Elise Boyer entstammte einer Luxus verlegt, Saxophon zu spielen, und bietet dennoch die Voraussetzung für begüterten Bostoner Familie. Sie heira- mich vor einigen Monaten durch Ver- tete 1879 den Chirurgen Richard J. die Erarbeitung eines Klavierauszugs mittlung von Longy beauftragt, ein und einer Orchesterpartitur. Nachdem Hall, der seiner Frau das Erlernen eines Stück für Orchester und obligates Saxo- Instruments empfahl, als sich in den nun die eigentliche kompositorische Ar- phon zu schreiben… Ich weiß nicht, ob beit geleistet war, schloss Debussy am 1890er Jahren bei ihr eine beginnende Sie dieses Instrument schätzen. Mir je- 18. August 1903 einen Verlagsvertrag Schwerhörigkeit abzeichnete. So nahm denfalls sind seine besonderen Klangei- mit Durand über das Werk Rapsodie sie Saxophonunterricht bei dem franzö- genschaften so sehr entfallen, dass ich pour Saxophone et Orchestre (Cor- sischen Solo-Oboisten des Bostoner Sin- gleichzeitig auch den Auftrag vergessen respondance, S. 763). Die umfang- fonieorchesters, Georges Longy. Als fi- habe“ (Brief vom 8. Juni 1903). Der reichen Arbeiten an den drei sinfo- nanzielle Stütze und Leiterin des Boston Zeitdruck blockierte ihn offensichtlich nischen Skizzen La Mer und anderen Orchestral Club verfolgte Elise Hall ihr zusätzlich. Andererseits hatte er bereits Projekten des ausgefüllten Sommers Ziel der Verbreitung des Saxophonspiels am 4. Juni in einem Brief an Longy ge- 1903 drängten die Rhapsodie jedoch mit großem Engagement. Sie verbrachte schrieben: „Mir fehlen eigentlich nur völlig in den Hintergrund, und so wurde gewöhnlich die Sommermonate in ihrem noch gut fünfzig Takte.“ sie zu Lebzeiten nie gedruckt. Ferienhaus in Frankreich und trat mit Debussys Schwierigkeiten mit dem Am 17. Mai 1904 trat Elise Hall als Longy als Vermittler an Debussy heran. ungewohnten Instrument sind offen- Solistin in der Pariser Erstaufführung Ein erster Kontakt ist für den 28. Au- sichtlich. Dessen klangliche Eigen- von Vincent d’Indys Choral varié op. 55 gust 1901 nachweisbar (Brief Debussys schaften stellten ihn nicht zufrieden. Im für Saxophon und Orchester auf. Die an den Verleger Eugène Fromont mit genannten Brief an André Messager be- Kritiken waren wohlwollend. Elise, der Bitte um eine Notensendung an zwar keine ausgewiesene Virtuosin, prä- Longy. Abgedruckt in: Claude Debussy, schrieb er sein Unbehagen: „Ich bin auf der verzweifelten Suche nach unge- sentierte sich aber regelmäßig und er- Correspondance 1872–1918, hrsg. von folgreich mit ihrem Instrument. Im wöhnlichen Klangmischungen, die die- Denis Herlin/François Lesure, Paris Frühjahr 1905 konzertierte sie wieder sem aquatischen Instrument [vielleicht 2005. Auch die folgenden Hinweise und in Paris und brachte sich offenbar auch spielt „aquatique“ auf die Ähnlichkeit Zitate, im Original Französisch, ent- bei dem immer noch säumigen Kompo- des Saxophons mit der Gestalt eines stammen dieser Ausgabe). Wann genau nisten in Erinnerung. Denn am 11. Sep- Seepferdchens an; Anmerkung des Her- Debussy mit der Arbeit begann, lässt tember 1905 schrieb Debussy in einem ausgebers] einigermaßen gerecht wer- sich nicht ermitteln. Auf sein Particell, Brief an Durand: „Madame Hall, die Sa- die einzige überlieferte Quelle des den könnten.“ Seinem Freund, dem xophon-Frau, fragt höflich nach ihrer Werks, schrieb er wahrscheinlich des- Dichter Pierre Louÿs, schrieb er Anfang Fantasie. Ich würde sie sehr gern zufrie- halb „1901“, weil er zu diesem Zeit- August 1903: „Das Saxophon ist ein denstellen, denn sie verdient eine Ent- punkt den Auftrag annahm und gleich- Rohrblatt-Tier, dessen Gewohnheiten schädigung für ihre Rothaut-Geduld.“ zeitig ein üppiges Honorar erhielt, das ich kaum kenne. Liebt es den roman- Spätere Äußerungen Debussys zu seiner ihm später Gewissensbisse verursachen tischen Schmelz der Klarinetten oder die Saxophon-Rhapsodie sind nicht be- sollte. ein wenig unbeholfene Ironie des Sar- kannt. Das Manuskript verblieb unan- Von der Arbeit an dem Projekt be- rusophons (oder des Kontrafagotts)? getastet bei Debussy. richten erst zwei Jahre später einige Jedenfalls lasse ich es melancholische Erst kurz nach Debussys Tod be- Briefe Debussys in der Zeit von Mai bis Phrasen murmeln, die von der Militär- sorgte der Freund und Komponist Jean August 1903. Im ersten dieser Briefe er- trommel begleitet werden.“ Roger-Ducasse (1873–1954) eine Kla- V vier- und Orchesterfassung auf der Die Werknummer L. 104 (98) folgt from 28 August 1901 (letter from De- Grundlage des Particells, das der Verlag dem Verzeichnis in François Lesures bussy to publisher Eugène Fromont Durand schließlich an die geduldige Biographie Claude Debussy, Paris 2003. with a request to send music to Longy. Auftraggeberin weiterleitete. Die Urauf- Die eingeklammerte Nummer stammt Reprinted in: Claude Debussy, Corre- führung fand am 14. Mai 1919 in der aus Lesures früherem Verzeichnis, Ca- spondance 1872–1918, ed. by Denis Salle Gaveau in Paris statt. André talogue de l’æuvre de Claude Debussy, Herlin/François Lesure, Paris, 2005. All Caplet leitete das Orchester der Société Genf 1977. subsequent references and citations, nationale de musique, Solist war Pierre originally in French, come from this edi- Mayeur. Seitdem gehört das Stück zum Der Herausgeber dankt dem New Eng- tion). We do not know exactly when De- Kernrepertoire der Saxophonisten. Zu land Conservatory, Boston, für die bussy began work on it. He probably der um Texttreue bemühten Erstbear- freundliche Überlassung von Kopien der wrote the date „1901“ onto his short beitung durch Roger-Ducasse gesellten Quelle. score, the only surviving source for the sich im Lauf der Zeit andere Fassungen, work, because he accepted the commis- beginnend mit der Neuorchestrierung München, Herbst 2010 sion at this time, along with a generous durch den Dirigenten Ernest Ansermet Ernst-Günter Heinemann honorarium that later was to cause him aus dem Jahr 1935. Ansermet vertraut some pangs of conscience. dem Saxophon zusätzliche, dem Orches- It was not until two years later, be- ter entnommene Partien an. Während tween May and August 1903, that sev- heute in der Orchesterversion auch wei- eral of Debussy’s letters once again men- terhin die Fassung von Roger-Ducasse tion work on the project. The first men- zu hören ist, wird das Werk in Auffüh- tions a visit by Longy, whom he first of rungen mit Klavier fast ausschließlich all fobbed off with the gift of a vocal nach Klavierauszügen gespielt, die dem Preface score of his opera Pelléas et Mélisande Saxophon größeren Raum geben. for Elise Hall, bearing the dedication Der vorliegende Klavierauszug stützt à Madame Rich. J. Hall. | Hommage de sich auf das in Erstausgabe im G. Henle reconnaissance | Sincère et profonde.| Verlag gleichzeitig als Studien-Edition Claude Debussy, | Mai | 1903. He re- erscheinende Particell (HN 9989). Eini- The Rhapsody for Alto Saxophone and solved to complete the commission as ge Abschnitte im Particell sind nur skiz- Orchestra by Claude Debussy (1862– quickly as possible (letter of 31 May to zenhaft ausgeführt. Der Klavierauszug 1918) was a commission. In 1901, Elise his wife Lilly, who was staying in Bi- orientiert sich hier an besser ausgearbei- Hall, née Elizabeth Boyer Coolidge chain for a few days). He mocked his teten Parallelstellen der Quelle. Der (1853–1924), asked a number of female patron to André Messager, “a Ausgabe sind zwei Solostimmen beige- French composers (in addition to De- lady who, not content with being Amer- legt: eine gemäß den Instrumentations- bussy, others such as Gabriel Fauré, ican, permits herself the bizarre luxury angaben des Autographs und eine, in Vincent d’Indy, Florent Schmitt, and of playing the saxophone, some months der das Saxophon auch Partien anderer André Caplet) to write works for the ago commissioned from me, via Longy, Instrumente übernimmt. Der Klavier- instrument, which was still little known a piece for orchestra with obbligato part ist so gestaltet, dass er zu beiden at this time. Elise, born and raised