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Martin Rinfarts geiſtliche Lieder nebſt einer in Verbindung mit Heinrich Rembe aus Eisleben

nach den Quellen bearbeiteten Darſtellung des Leſens und der Werke des Bichters herausgegeben DO Zohannes Linke, Dottor der Theologie

Gotha. Friedrich Andreas Perthes. 1886.

Martin Rinkarts geiſtliche Lieder.

Pºwekka cf Maz. «Tºº-é“

Martin Rinkarts geiſtliche S G Lieder c - W - nebſt r .

in verbindung mit. ------

Heinrich Rembe aus Eisleben nach den Quellen bearbeiteten Barſtellung des Lebens und der Werke des Bichters

herausgegeben

VOn Johannes Linke, Doktor der Theologie.

Gotha. Friedrich Andreas Perthes. 1886. ------

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faſt hundertjährigen Meſtor

der Rinkartbiographen Johann Daniel Vörckel, Archidiakonus emeritus aus Eilenburg,

dem würdigen Wachfolger Rinkarts

im Amt

und Sang heiliger Lieder

in herzlicher Verehrung

gewidmet.

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896 LOG

Erwärdigſter Herr! Als Sie vor langen Jahren am Altare zu St. Thomä in Leipzig neben meinem greiſen Vater mir bei meiner Ordination die Hand auflegten und Eingangs Ihres Segensſpruches der 56 Jahre gedachten, die ſeit Ihrer Abordnung zum heiligen Amte vergangen ſeien, da ahnten weder Sie noch ich, daß nach Jahrzehnten unſere Wege ſich nochmals kreuzen würden in der Nähe eines Tages, auf welchen Sie von Kindesbeinen an geblickt haben und den noch unter den Lebenden in geiſtiger Friſche feiern zu können Sie nie für möglich hielten. Aus Rinkarts Vaterſtadt ſtam mend, mit Rinkart bluts- und geiſtesverwandt, zu Rinkarts Machfolger berufen, in Rinkarts Amtswohnung weilend, auf Rinkarts Kanzel predigend widmeten Sie ihre ſchönſte Gabe und beſte Kraft dem Studium der Rinkartforſchung. Ihrer Freundlichkeit war es zu danken, wenn Profeſſor Plato in Leipzig 1829 ſeine Rinkartbiographie , aus welcher die Litterarhiſtoriker und Hymnologen ſeitdem faſt ausſchließlich ſchöpfen, ſchreiben konnte; denn Sie vertrauten ihm die Schätze an 2, in deren Beſitze Sie waren Moch niemand hat der edlen Selbſtloſigkeit gedacht, die Sie damit bewieſen; denn Sie waren zu gleicher Zeit im Begriff, ein gleiches Werk über Rinkart zu ſchreiben. Sie gaben dem Fremden, was Sie hatten, und folgten ihm ſchüchtern im folgenden Jahre nach. Zweimal ſchilderten Sie in trefflichen Werken? das Lebensbild Rinkarts und zweimal hatten Sie die Freude, Ihre Werke die denkbar günſtigſte Aufnahme finden zu ſehen. Die zahlreichen Vorträge 4, welche Sie, wie in Ihrer Vater ſtadt, ſo in den Verſammlungen der deutſchen Geſellſchaft zu Leipzig über Rinkart hielten, ſind noch in friſchem Ge dächtnis daſelbſt, und niemand wäre berufener geweſen, zur Ehre des 500jährigen Geburtsjubiläums Rinkarts eine Feſt ſchrift zu fertigen, denn Sie. Sie lehnten die von berufener Seite an Sie ergangene Bitte um eine ſolche ab und legten neben Ihren Sammlungen und Manuſkripten, die allein ein VIII Vorwort.

ſolches Werk möglich machen, die Arbeit in meine Hände. Und ich fand wieder einen treuen Gehilfen in dem Schrift ſteller Heinrich Rembe aus Eisleben, der mir bald zum lieben Freunde ward. Unckbhängig von einander hatten bir be ſchloſſen, Rinkarts Leben und Werke zum Jubiläum in einer über die bisherigen Verſuche hinausgehenden Weiſe zu be ſchreiben. Beim Suchen nach verſchollenen Rinkartſchriften begegneten wir uns, vereinten die Ergebniſſe unſerer For ſchungen und teilten unſere Aufgabe ſo, daß er für den bio graphiſchen Teil die Eislebener und Erdeborner, ich die Eilenburger Jugend- und Amtszeit Rinkarts bearbeitete. Das von uns beiden geplante umfaſſende Werk, welches außer einer bis ins einzelnſte urkundlich belegten Biographie auch ausführliche Charakteriſtiken Rinkarts als Prediger, Hiſtoriker, Epiker, Dramatiker, Lyriker, Kirchenliederdichter und Komponiſten und eine buchſtabengetreue Wiedergabe aller auf Rinkart bezüglichen Dokumente ſowie einen Abdruck aller ſeiner lateiniſchen und deutſchen Werke darbieten ſollte, gelangte nicht zur Vollendung, da mein getreuer Mitarbeiter inzwiſchen nach der neuen Welt überſiedelte, aus der er erſt vor kurzem zurückkehrte. Inzwiſchen entſchloß ich mich, einem Wunſche der verehrten Verlagshandlung entſprechend, aus dem reichen Stoffe unſerer gemeinſamen Vorarbeiten einen Auszug zu veranſtalten und ſo entſtand das vorliegende Buch, welches nach Form und Inhalt ein Seitenſtück zu Wackernagels Ausgaben der geiſtlichen Lieder Johann Heer manns und Paulus Gerhardts zu bilden berufen iſt. Daß Paulus Gerhardt der größte Dichter des 17. Jahrhunderts iſt, hat noch niemand im Ernſt beſtritten. Daß als zweiter und gleichzeitig vor Opitz der größte Schleſier genannt werden müſſe, hat mit Wärme und Schärfe hervorgehoben. Zwiſchen beiden ſteht, wie der Zeit, ſo den Leiſtungen nach als Kirchenlieder dichter . Sein „Nun danket alle Gott“ hat eine ſolche Bedeutung im Leben des deutſchen Volkes ge wonnen, daß es neben Luthers ,,Ein feſte Burg iſt unſer Gott“ geradezu einzig daſteht, und es darf getroſt behauptet werden, daß es noch öfter erklingt als das Lutherlied. Von 1717 an iſt kein kirchliches Feſt mehr gefeiert worden ohne dieſes Lied. Am 2. September 1870 ertönte es im Schlacht lager rings um Sedan und fand von Millionen Lippen geſungen ſeinen Wiederhall in Alldeutſchland. Es erklang Vorwort. IX

bei der Kaiſerproklamation in Verſailles, beim Falle von Paris, beim Einzuge der Sieger in der Heimat, auf der Höhe des Miederwalds, bei der Vollendung des Kölner Doms. Es wird geſungen bei jeder Grundſteinlegung, bei jeder Weihe eines öffentlichen Gebäudes, ja beim Hebefeſte eines jeden Bürgerhauſes erſchallt es aus dem Munde der biederen Gewerken. Keine Generation hat je gelebt, die dieſes Lied ſo oft angeſtimmt hätte, als die unſere. Und dieſer Gene ration ſollte jetzt, da der 300jährige Geburtstag des Dichters gekommen iſt, das Lebensbild des frommen Sängers vor enthalten bleiben? Es ſchmerzte die Bearbeiter der Bio graphie tief, daß bis jetzt nur dürftige Machrichten über den Lebensgang Martin Rinkarts vorhanden waren und von ſeinen zahlreichen Schriften nur ein geringer Bruchteil be kannt ſchien. Denn aus dieſem Grunde mochte es geſchehen ſein, daß in litterar-hiſtoriſchen Werken von Bedeutung Urteile über Rinkart ausgeſprochen wurden, denen es an jeglicher Berechtigung fehlt. Noch ſchmerzlicher aber iſt es ohne Frage, daß von Rinkarts Dichtungen ſo gut wie nichts zur Kenntnis der Machwelt gelangt iſt. Das deutſche Volk muß ja billig fragen, ob denn der Meiſter, der „Nun danket alle Gott“ ſchaffen konnte, nicht auch noch eine Reihe anderer Perlen geſchliffen habe. Eine ausreichende Antwort könnte freilich nur eine Geſamtausgabe ſeiner Werke liefern, für unſern Zweck aber erſchien es ausreichend, eine Blumen leſe zu bieten. Auch bei Johann Heermann fand es Wackernagel für angemeſſen, nur eine Auswahl des für unſere Geſchmacksrichtung beſſer geeigneten Stoffes zu geben, und ich bin ſeinem Vorgange gefolgt, nicht weil das Uber gangene wertlos ſei, ſondern weil viele der Lieder Rinkarts, die man im übrigen Meiſterwerke zu nennen haben würde, in einigen Strophen von Ausdrücken härteſten Klanges ſtrotzen, deren Häufung heute nur noch dem Hiſtoriker Ge nuß gewährt, weil er ſie aus der Zeit ihrer Verwertung im Liede würdigt. Uberdies verbot der beſchränkte Raum eine Aufnahme noch weiterer Glanzleiſtungen, ja es mußte auf Wunſch der Verlagshandlung noch während des Druckes eine Beſchränkung eintreten. Aber auch trotz des Stückwerkes, das hier vorliegt, wird es möglich ſein, Rinkart in dem Maße kennen und würdigen zu lernen, wie er es verdient. Auch Sie, ehrwürdigſter Vorgänger auf dieſem uns lieb gewordenen Gebiete der Rinkartforſchung, werden eine Reihe X Vorwort. von Zügen aus Rinkarts Leben und eine Anzahl Lieder hier finden, die Ihnen neu ſind und Ihrer alten Freude an Rinkart eine neue hinzufügen; es wird Sie auch intereſſieren zu er fahren, welchen Männern wir für die Förderung unſerer Forſchungen zu lebhafteſtem Danke verpflichtet ſind. Es ſind die Vorſtände und Beamteten der Bibliotheken von Alten burg, Berlin, Dresden, Eisleben, Gotha, Göttingen, Ham burg, Hannover, Leipzig (Stadt und Univerſität), Meiningen, München, Nürnberg, Stuttgart, Weimar, Wernigerode, Wolffenbüttel, Zittau und Zwickau, ferner die Herren, welche in Eilenburg, Eisleben und Erdeborn die Einſichtnahme in die Kirchenbücher, Rats- und Kirchenakten gewährten, endlich die Herren Dr. Johannes Bolte und Dr. Johannes Müller in Berlin, Dr. Förſtemann und Dr. Müller in Dresden, Dr. Georges in Gotha, Prof. Dr. Größler in Eisleben, D. Fiſcher in Groß-Ottersleben, Dr. Förſtemann und Dr. Wuſt in Leipzig, Diakonus Schleusner in Wittenberg, Dr. v. Heine mann in Wolffenbüttel, Kantor Fiſcher in Zittau, Prof. Dr. Weicker in Zwickau und vor allem Archivrat Dr. Jacobs in Wernigerode, welche aus perſönlichem Intereſſe wertvolle Winke erteilten und an der Machweiſung und Aufſuchung ſo mancher verborgenen Rinkartſchrift in liebenswürdigſter Weiſe ſich beteiligten. Begleiten Sie, teurer Greis, dieſes Buch bei ſeiner Pilgerfahrt mit Ihrem väterlichen Segenswunſche, daß alle, die es leſen, Rinkarts Glauben, Rinkarts Troſt und Rinkarts Freudigkeit noch in dieſer Welt erlangen und daß alle, die beim Hochzeitsmahle des Lammes droben ihr Gratias ſingen werden, ſich freuen mögen, das Rinkartſche Gratias hier unten gelernt, geliebt und gelallt zu haben. Altenburg, am 23. April 1886. D. Johannes Linke. M. Rinkarts Leben.

Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 1 º 1. Rinkarts Familienname. *

Kein deutſcher Stammname iſt ſo großen Schwan kungen der Schreibweiſe unterworfen geweſen, als der unſeres Dichters. Wir kennen wenigſtens ſieb zehn verſchiedene Formen, in welchen teils er ſelbſt, teils andere denſelben ſchrieben. Es wechſeln bunt durcheinander Rinkart, Ringhard, Ringhart, Ringkhardt, Ringkhart, Ringehart, Rinckard, Rinc kart, Rinckartt, Rinckhard, Rinckhart, Rinckhardt, Rincard, Rinchard, Rinchart, Rincchart und neuer dings ſogar Rinkhardt. Er ſelbſt ſchreibt ſeinen Namen fünffach verſchieden und zwar zeigt ſich eine gewiſſe Stetigkeit im Gebrauche der einzelnen Form während der einzelnen Abſchnitte ſeines Lebens. Von Anfang ſeiner litterariſchen Thätigkeit an bis 1625 behält er das h im Namen, welches von da an bis zum Lebensende verſchwindet. Überall, wo der Name latiniſiert auftritt, ſteht d, dagegen t, wenn er deutſch geſchrieben wird. Alſo in der erſten Periode Rinckhardus und Rinckhart, nie Rinck 1 * 4 Rinkarts Familienname. hartus, und in der zweiten Rinckardus und Rinc kart. Nur einmal und zwar bei einer Namen ſpielerei bezeichnet er ſich als Ringehart. Sein Sohn nennt ſich ohne Ausnahme Rinckart. Dieſe Form iſt demnach die einzige, welche Berechtigung hat. Ob die Bedeutung desſelben die eines „hart ringenden“, alſo kampfgeübten oder „eines gleich einem Ringe harten“, alſo eines in ſich abgeſchloſſenen, unbeugſamen Mannes iſt, muß dahingeſtellt bleiben. Er ſelbſt deutet ihn in zahlreichen, dem Zeitgeſchmack entſprechenden Spielereien auf beiderlei Weiſe. Seit ein ſonſt berechtigter Radikalismus die Doppelbuch ſtaben auch aus Familiennamen zur Ungebühr be

ſeitigte, finden wir nur noch die Form Rinkart, º die wir, zwar widerſtrebenden Gefühls, doch in Rück ſicht auf die Litteraturgeſchichten und Geſangbücher der Neuzeit, ſowie auf die in der Vorrede benann ten früheren Biographieen des Dichters, in denen allen dieſe Form zur herrſchenden geworden iſt, ſelbſt adoptieren. Da dieſelbe alten offiziellen Do kumenten nicht fremd iſt, darf es als ſtatthaft gel ten, ſich derſelben fürderhin zu bedienen. Rinkarts Stammbaum. 5

II. Rinkarts Stammbaum.

Die Familie Rinkart finden wir am Ende des 15. Jahrhunderts in Eilenburg, einem Städtchen an der Mulde im ehemaligen Kurfürſtentum Sach ſen, jetzt zum königl. preußiſchen Kreisamte Delitzſch im Merſeburger Regierungsbezirke der Provinz Sachſen gehörig, ſeßhaft. Die älteſten Glieder derſelben 6 haben wohl keinen Stammnamen geführt und mögen biedere Handwerker geweſen ſein. Erſt als die Familie zu Anſehen und Wohlſtand gelangt war, tritt der Fa milienname auf mit I. Hans, dem Ratsbaumeiſter, von dem nur be kannt iſt, daß er von 1502–1504 Schöppe zu Eilenburg war. Sein Titel braucht nicht auf den Architektenberuf zu weiſen, da derſelbe auch in dem Sinne von „Mitglied des Rates, Se nator, Ratsherr“ gebraucht wird. Da jedoch ſein Enkel, der wieder dieſen Titel führt, aus übender Baumeiſter war, wird es wahrſcheinlich, daß er ebenfalls das Baugewerk betrieb. Viel leicht iſt gerade ſein Titel als Ratsbaumeiſter uns erhalten geblieben, weil ſich mit ſeinem Na men die Erinnerung an ſein bedeutendſtes Werk – die Errichtung der 1500 erbauten neuen Stadt 6 Rinkarts Stammbaumt.

mauer – verband. Sein Geburts- und Todes jahr ließ ſich nicht feſtſtellen, doch iſt es wahr ſcheinlich, daß er zur Zeit der Einführung der Reformation noch lebte und Luther am 5. No vember 1518 und fer. III. p. Martini 1520 als Ratsherr mit begrüßte. Sein Sohn war II. Bernhard, geboren 1493. Auch er bekleidete ſtädtiſche Ehrenämter. 1522 war er Schöppe und ſpäter finden wir ihn als Ratskämmerer und Kaſtenherr genannt. Daß er mit Freudig keit und Entſchiedenheit die Sache der Refor mation vertrat, iſt uns in der Notiz bezeugt, daß der ganze Rat Eilenburgs einſtimmig die Einführung der neuen Lehre beſchloß. Zu ſeiner Zeit wurden Rathaus und Kirche, die beide am 18. Mai 1535 in Flammen aufgegangen waren, neu erbaut. Das Kirchenbuch giebt über ihn drei Notizen, die den Tod ſeiner erſten Frau am 26. Oktober 1575, ſeine Verheiratung mit Eu phemia, Zachariä Schmieders Witwe am 20. Au guſt 1576 und ſein Begräbnis am 25. November 1578 melden. Er heißt in allen drei Fällen: Bernhard Rinkart senior. Sein Sohn, im Kirchenbuche Bernhard junior genannt, hieß mit vollem Namen III. Johann Bernhard. 7 Sein Geburtstag iſt unbekannt. Ziehen wir das Mittel zwiſchen ſeines Vaters und ſeines Sohnes Geburtstag, ſo ergiebt ſich 1523 als ungefähres Geburtsjahr. Rinkarts Stammbaum. 7

Die Nachrichten über ihn ſind ebenfalls ſpärlich. Er war, wie ſein Großvater, Ratsbauherr und zwar ausübender Meiſter, der 1558 die ſteinerne Brücke vor dem Torgiſchen Thore baute. Ebenſo leitete er 1557 den Bau des Kaplanhauſes und des langen Stalles im Pfarrgebäude und 1569 die Herſtellung des Predigtſtuhles in der Kirche; erlebte auch noch den großen Waſſerſturm des 14. Auguſt 1573, deſſen Verheerungen am ſtädti ſchen Eigentum er zu beſſern hatte. Von ſeiner erſten Ehe wiſſen wir nichts. Das Kirchenbuch meldet nur ſeine Trauung mit der zweiten Frau, Maria, Chriſtoph Förſters von Düben Witwe am 30. Oktober 1563. Laut anderweiter Notiz ward er am 16. April 1585 begraben. Die Zahl ſeiner Kinder läßt ſich mit Sicherheit nicht angeben, doch finden ſich drei Perſonen gleichen Alters in den Kirchenbüchern, die, da keine zweite Rinkartiſche Linie bis zu dieſer Zeit nachweisbar iſt, wohl alle drei von Johann Bern hard abſtammen mögen. Der älteſte derſelben, bei dem die Abſtammung am zweifelhafteſten bleibt, iſt: IV. A. Thomas, der am 19. Oktober 1583 be graben ward. Von ſeinen Kindern werden im Kirchenbuche angeführt: 1) Gertrud, geſtorben den 19. September 1580. 2) Ein Kind, geſtorben den 25. Januar 1582. 3) Georg, geſtorben den 30. November 1583. 4) Hänschen, geſtorben den 15. Auguſt 1584 (wohl der jüngſte, vielleicht ein Poſthumus). 8 Rinkarts Stammbaum.

5) Barbara, geſtorben den 17. Oktober 1585. 6) Thomas, geſtorben den 11. November 1585 (wohl als Träger ſeines Namens der älteſte). 7) Katharina, geſtorben den 11. November 1585. Dieſe Liſte führt nur die Toten auf. Ob ihn ein 8. Kind überlebte, läßt ſich nicht feſtſtellen, doch iſt es wahrſcheinlich, da 1629 ein Johannß Rinkart – wohl der Sohn dieſes Überleben den – auftritt, der ſich in keine andere Rinkart linie einfügt. Nach den Ratsakten klagt ein ge wiſſer Simon Schöffler gegen Hans Rinkart wegen eines Waſſerlaufs. Er war jedenfalls ver wandt mit dem Schneider Gottfried Schöffler, deſſen Witwe unſer Martin zur zweiten Frau wählte. Die Stammhäuſer der Rinkarte und Schöffler müſſen Nachbarshäuſer geweſen ſein. Johann beſaß es wohl als Sohn oder Enkel des älteſten der drei Rinkarte und nach dem Aus ſterben der älteren Linien ging es auf die jüngere über und kam endlich in Martins Eigentum.

IV. B. Mathias, auch Mattheus geſchrieben. Er war beſtimmt ein Sohn des Ratsbaumeiſters und iſt geboren 1551. Er lernte das Riem ſchneidergewerbe und ging auf die Wanderſchaft. Anfangs 1573 kam er nach der Lutherſtadt Eis leben und ließ ſich in der Badergaſſe nieder. Ende Mai ſchon heiratete er. Das Kirchenbuch giebt darüber die nicht ganz klare Nachricht: „31. Mai Rinkarts Stammbaum. 9

1573 Matthäus Rinkart von Eilenburg, ein Riemergeſell; Anna, Balthaſar Kautzen nach gelaſſene Widwe vff anführung Broſius Gruns (?) ſamt dem Bräutigam.“ Wahrſcheinlich heiratete er ſich in das der Witwe zugefallene Geſchäft Kautzens ein. Die noch jugendliche Witwe brachte ihm eine vierjährige Tochter Barbara zu, die aber ſchon am 8. Auguſt 1578, acht Jahre alt ſtarb. Aus Mathias' Ehe mit Anna gingen laut des Kirchenbuchs drei Kinder hervor: 1) Gertrud, getauft am 30. April 1574. 2) Martinus, getauft am 19. October 1575, geſtorben am 14. Oktober 1577. 3) Margareta, getauft am 23. September 1577. Er ſelbſt ſtirbt bereits am 17. Oktober 1577, 26 Jahre alt. Das Kirchenbuch gewährt ihm in kurzen Worten einen ehrenden Nachruf: „pater familias, homo pius et Musicus“ (ein treuer Familienvater, ein frommer Mann und Kirchen ſänger). Seine Witwe heiratet am 23. Novem ber 1578 wieder ihren Geſellen, Matthes Schulze, Riemer aus Torgau. Ob und mit wem ſeine Töchter ſich verheirateten, ließ ſich nicht feſt ſtellen. Da er keinen Sohn hinterließ, ſtarb mit ihm die Eislebiſche Linie der Rinkarte aus. Nur die dritte Linie erhielt ſich durch IV. C. Georg, getauft am 30. März 1553. Er lernte das Böttcherhandwerk und blieb in ſeiner Vaterſtadt. Sein Wahlſpruch war Pſ. 25, 21: 10 Rinkarts Stammbaum.

„Schlecht und recht, das behüte mich.“ Er ver heiratete ſich mit Salome Petſch und ſtarb im Juli 1613. Wunderlicherweiſe gedenkt ſein be rühmter Sohn Martin dieſes ſeines treuen Va ters nur an wenigen Punkten. Die Grabſchrift aber, die er ihm ſetzte, bezeugt ebenſo des Vaters edlen als des Sohnes dankbaren Sinn. Sie lautet: „Hic pia simplicitas antiqui exemplar honesti, Et Christo et patria iudice teste cubat.“ I„Hier ruht ein frommer Mann nach dem Muſter der biederen Alten, Wie es das Vaterland hier, Chriſtus ihm droben bezeugt.“ Seine Kinder waren: 1) Anna; Geburtstag unbekannt, geſtorben 1582. 2) Unſer Martin. 3) Salome oder Salomone, geboren 1589, ge ſtorben 1590. 4) Bernhard, geboren am 7., getauft am 9. Dezember 1592. Er ſtudierte wie ſein Bruder Martin, wandte ſich aber nicht dem Fakultätsſtudium der Theologie zu, ſondern ging, nachdem er das Baccalaureat der Philoſophie erlangt hatte, zur Schule, nach Eilenburg, wo man ihm die Kollaboratur übertrug. Am 16. Oktober 1623 meldet das Kirchenbuch: „copuliert Herr Bernhart Rinckhart, Collaborator und Baccalaureus allhier in die Knaben Schul mit Jungfer Rinkarts Stammbaum. 11

Anna, eine nachgelaſſene Tochter weiland des Ehrenveſten Vnd wolweiſen Herrn Bürger meiſter Caſpar Fehmmel allhier“. Sie muß eine ſehr bejahrte Jungfrau geweſen ſein und ſtarb 1637 an der Peſt. Kurz nach der Hochzeit erhielt er die einträglichere Stelle eines Kantors. Am 15. April 1638 heiratete er Anna Regina, Herrn Zachariä Reichen Vornehmen Bürgers und Apothekers in Eilenburg eheleibliche Tochter. Das Glück dieſer Ehe war kurz. Noch im ſelben Jahre raffte ihn der Tod hin und das Kantorat konnte wegen Armut der Stadt nicht wieder beſetzt werden. Kinder hinterließ er weder aus erſter noch aus zweiter Ehe. 5) Elias Georg, geboren 1595, geſtorben 1601. Die letzte Kirchennotiz, die den Namen Rinkart, und zwar ſchon in dieſer Schreibweiſe anführt, iſt die Meldung: „29. September 1687 ward Frau Barbara ſel. Herrn M. Martin Rinkarts Archidiac. hinterbl. Wittib 78 Jahr und 7 Monate begraben.“ Martin Rinkarts Lebensgang darzuſtellen und die nötigen Notizen über ſeine Deſcendenz zu geben, iſt die Aufgabe der folgenden Abſchnitte. Nur das ſei vorbemerkt, daß, noch ehe das 17. Jahrhundert zu Ende ging, das geſamte Geſchlecht Rinkart im Mannesſtamme erloſchen war und der Name Rin kart nur mehr der Geſchichte angehört, in deren Annalen er mit unvergänglichen Lettern eingetragen iſt. ZI savzug unvquuvs JF# 1595–160i S# Georg Elias 5. SA 1592–1638 Bernhard 4.

#2 1589–1590 “ – (Salomone) Salome 3. -,

1586–1649 Martin 2. 1582 † Anna 1.

i57 † 1569, geb. Kautz, Barbara Stieftochter . 4

1577 geb. Margareta . •-vº)•-vº) 1577 + Martinus 1574 geb. Gertrud . }}

? 1585 + Katharina 1585 + Thomas S 1585 + Barbara º) 1584 † Hänschen - S 1583 † Georg - 1582 + Kind Ein

* 1580 + Gertrud Sº

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verehelichte +vor geb. verehelichte

1637, 1639.

Auguſte Sophie Einwald

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a 14 Rinkarts Jugend.

III. Martin Rinkarts Jugend.

Geburtstag und Geburtsjahr unſeres Dichters werden von den Geſchichtſchreibern, welche Rinkarts gedenken, ſo verſchieden angeſetzt, daß es einer ge wiſſenhaften Forſchung bedurfte, um beide unwider leglich zu fixieren. Auf Grund einer Votivtafel in der Eilenburger Kirche, die ſeit etwa 1830 verſchwunden iſt und auf welcher noch Plato und Vörckel dieſe An gabe geleſen haben, notiert die alte Eilenburger Chronik von Simon 8 das Jahr 1580 und die neuere Chronik von Geißler verewigt einen Irrtum bedauerlichſter Art durch die Bemerkung: „geboren 1580. D. Jubilate, den 25. April“, an der faſt jedes Wort falſch iſt. Da im vorigen Jahrhundert nach M. Elteſtes Zeugnis die Jahrzahl der Tafel noch 1586 lautete, ſcheint ein einfacher Druckfehler, der ſich in Simons Chronik ſtahl, Veranlaſſung ge worden zu ſein, daß anfangs unſeres Jahrhunderts die erbleichende Inſchrift von einem Maler, der die Auffriſchung unternahm, verderbt ward. Gödeke und Gervinus bezeichnen in ihren ſonſt mit Recht hochgeſchätzten Werken 1585 als Geburtsjahr, in dem ſie ſich auf Platos Schrift und Rinkarts eigene Angaben in den Katechismuswohlthaten ſtützen. Geburtsjahr und Tag. 15 Auch dieſe Zahl iſt nichts als Druckfehler, da die genannten Quellen 1586 nennen. Das Kirchen buch geſtattet nur die Aufrechterhaltung des letz teren, da es unter dem Jahre 1586 meldet: „Montags nach Jubilate, den 25. April hat Georg Rinckhart einen Sohn, Martinus genannt, teuffen laſſen.“ Fixiert dieſes Dokument nun auch das Geburtsjahr, ſo doch nicht den Geburtstag. Auch über dieſen beſteht eine Differenz. Am Rande ſeiner poetiſchen Selbſtbiographie S. 20 der Katechismus wohlthaten ſetzt Rinkart zu den Worten „bin ich geboren in die Welt“ die Zeitbeſtimmung: „Anno 1586. 27. April.“ Ward er laut des Kirchenbuches am 25. April getauft, ſo konnte er nicht zwei Tage ſpäter geboren werden. Daß die Zahl 7 hier ein Druckfehler ſtatt 3 ſei, habe ich an anderer Stelle bereits nachgewieſen. 9 Seite 117 desſelben Werkes aber ſchreibt Rinkart: „M. Martin Rinckart Iſt geboren Anno 1586. Dominica Jubilate, am Tage GeorgI, war der 23. Aprilis: früh Morgens zwiſchen 6. und 7. Vhr.“ 10 Nun iſt unfraglich der Tag Georgi der 23. April nach Ausweis aller Martyrologieen. Wenn nun aber das Kirchenbuch den 25. April als Montag nach Jubilate benennt, ſo mußte der Georgstag der Sonnabend vor Ju bilate und nicht der Jubilateſonntag ſein. Gleich wohl nennt Rinkart den Jubilateſonntag ſeinen Geburtstag und weiterhin ſetzt er in ſeiner Selbſt biographie zu den Worten: „Hier hat von Sünden ſchlamm mein Heiland mich gewaſchen“!! die 16 Rinkarts Jugend. Zeitbeſtimmung: „Anno 1586. 24. April.“ Dieſe Differenz gegen das Kirchenbuch, das er ſelbſtredend genau kannte, iſt von höchſter Bedeutung und hilft uns zu klarer Erkenntnis. Der Schreiber des Kirchenbuchs verſah ſich im Monatsdatum, indem er den Montag nach Jubilate den 25. ſtatt 24. April nannte. Eine von mir angeſtellte Be rechnung des Oſtertags von 1586 ergab die That ſache, daß in dieſem Jahre der Sonntag Jubilate auf den Tag Georgi, den 23. April fiel. An die ſem Tage ward das Sonntagskind Martin Rinkart geboren und nach der Sitte der Zeit am nächſten Tage, Montag nach Jubilate, – nicht den 25., wie das Kirchenbuch ſagt, ſondern den 24. April, wie Rinkart ſelbſt richtig angiebt, getauft. Seine Paten werden im Kirchenbuche nicht aufgeführt, doch hat er uns ſelbſt den Namen des einflußreich ſten derſelben genannt, ſeines ſpäteren Lehrers Thomas Habermann. Von den Jugendtagen Martin Rinkarts iſt wenig bekannt. Aus ſeiner kurzen Selbſtbiographie erfahren wir, daß er von ſeiner Mutter faſt zwei Jahre lang geſtillt wurde. In Kindesluſt und ſtillem Jugendglück wuchs er heran. Kein finſterer Ernſt und trauriges Entſagen herrſchten in ſeinem Vaterhauſe. Sein Vater war ein Böttchermeiſter, wie er im Volksliede lebt, ein Mann, dem frommer Sang bei Klipp und Klapp des Küferhandwerks die harte Arbeit verſüßte. An Wohlſtand gebrach es nicht. Die Kinder brauchten nicht groß in den Kindheit. 17 Dienſt des Hauſes geſtellt zu werden, wie bei anderen Familien, in denen Nahrungsſorgen herrſch ten. Noch in ſeinem Alter widmet er der leben digen Erinnerung an jene goldene Zeit die Verſe: „Hier hab' ich Kinderſpiel, hier Schimpf und Scherz getrieben, Hier ließ ich mir den Ball und Saitenſpiel belieben.“ Dazu ſetzt er die Randbemerkung: Anno 1592. Ju gendliche Neckerei, Scherz und Ballſpiel treiben andere Kinder auch, daß aber Martin mit ſechs Jahren bereits begann, ſich im Saitenſpiel zu üben, beweiſt ſeine außerordentliche Begabung für Muſik. Da auch ſein früh verſtorbener Eislebener Oheim Matthias ſich durch muſikaliſche Tüchtigkeit auszeichnete, ſcheint dieſe Fähigkeit eine Familieneigentümlichkeit geweſen zu ſein. Und wie ein von elterlicher Sorgſamkeit beachtetes und gepflegtes Talent in ſpäteren Jahren nicht allein des Lebens größte Freude und beſten Troſt gewährt, ſondern auch die Garantie der Exi ſtenz bietet und den Weg zu bleibendem Ruhme bahnt, das beweiſt in überzeugendem Maße das Beiſpiel Martin Rinkarts. Mit acht Jahren trat er in die öffentliche Schule ein, in welcher nicht allein Elementarunterricht er teilt, ſondern auch ein erhebliches Maß klaſſiſcher Vorbildung gewährt wurde, welche zum Beſuche der Univerſität befähigte. Dieſe Schule ſtand damals unter dem Rektorate des M. Petrus Schreiner ?, welcher den ſtrebſamen Knaben bis zum 13. Jahre unterrichtete. Es iſt grundfalſch, wenn die bekannten Biographen nur Linke, Riukarts geiſtl. Lieder. 2 18 Rinkarts Jugend. von einem Rektorat Fehmels reden, unter deſſen Einfluſſe der für Wiſſenſchaft und Kunſt begeiſterte Sinn des Knaben erſtarkt ſei. Außer Schreiner befand ſich noch ein Rector emeritus bei der Schule, M. Thomas Kuntzſch, der ein Schüler Melanchthons geweſen war und die Schule auf ihre Höhe erhoben hatte. War derſelbe auch nicht mehr als Lehrer thätig, als Martin die Anſtalt beſuchte, ſo beruhte doch ebenſo die Schul ordnung als die Tradition der Form wie der Ma terien der pädagogiſchen Thätigkeit des Lehrkörpers auf den Inſtitutionen, welche er in vierzigjähriger Rektorenſtellung von 1549 – 1590 geſchaffen und befeſtigt hatte. Eben dadurch hat Kuntzſch einen weſentlichen, wenn auch nur mittelbaren Einfluß auf Rinkarts Ausbildung gewonnen. Erſt zwei Jahre vor ſeinem Abgang von der Eilenburger Schule ging das Rektorat auf den viel genannten M. Wolfgang Fehmel über, der nur ſechs Jahre in dieſer Stellung blieb, um dann Stadtſchreiber zu werden. Seit Plato mehr im Stile eines kühnen Fabeldichters als eines zuver läſſigen Hiſtorikers ſchrieb: „Nachdem ſich Martin Rinkart auf der Schule ſeiner Vaterſtadt unter der einſichtsvollen Leitung des gelehrten Rektors M. Wolfgang Phemeln zum Übergang auf eine höhere Bildungsanſtalt hinlänglich vorbereitet hatte, bezog er mit nicht gemeinen Sprach- und Sachkennt niſſen ausgeſtattet, als fünfzehnjähriger Jüngling die Univerſität Leipzig“, iſt es ſchwer, gegen dieſes Lehrer in Eilenburg. 19 für Fehmel ſo überaus günſtige Vorurteil Front zu machen, denn Platos Darſtellung iſt allenthal ben ohne Prüfung nachgeſchrieben worden, trotzdem alles, was er in dieſen Satz zuſammenzieht, grund falſch iſt. Als Profeſſor der Leipziger Univerſität mußte Plato wiſſen, wann Rinkart inſkribiert ward, denn das Album der Akademie iſt noch aus jener Zeit vorhanden. Als gewiſſenhafter Geſchichtſchrei ber mußte er ſich nicht mit einem flüchtigen Blicke auf eine Randbemerkung in Rinkarts Werken begnügen, ſondern ſich genau informieren. Der Name dieſes Rektors iſt nicht Phemeln, wie Plato zu ſchreiben beliebte, ſondern Fehmel. Nur ein einziges Mal findet ſich die latiniſierte Form Phemelius, neben welcher jedoch in demſelben Werke fünfmal der korrekte deutſche Name auftritt. Leider verführt Platos Vorgang auch Vörckel zum Abdruck dieſes Irrtums. Koch in ſeiner Geſchichte des Kirchen liedes, 3. Aufl. (1867), Bd. III, S. 87, nennt ihn Phomel und Cunz, Geſchichte des Kirchenliedes (1855), Teil I, S. 469, läßt ihn Pfemel heißen. Schon dieſe Unzuverläſſigkeiten legten die Frage nahe, ob Fehmels Einfluß thatſächlich dem Rühmen Platos entſpricht. Nirgends giebt es dafür einen Beleg. Wohl ſtammte er aus einer Gelehrten familie, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ſich auf dieſer Höhe erhielt 18, wohl nennt ihn Rinkart 1645 in Rückſicht darauf, daß derſelbe in zwiſchen ſeines Bruders Schwager geworden war, als ſeinen Lehrer, aber ohne ſonderliche Hervor 2 * 20 Rinkarts Jugend. hebung vor anderen, deren Unterricht er genoß. Das einzige den Mann charakteriſierende Wort lautet: „Stadtſchreiber und luſtiger Poet“ und Joſua Stegmann nennt ihn 1616: „ Ligyum laus ampla, den Stolz der poetiſchen Schelmen zunft.“ Die poetiſche Kapazität mag es geweſen ſein, die von unverkennbarem Einfluſſe auf Martin wurde. Für Rinkart aber ſteht Fehmel erſt in zweiter Linie. In erſter Linie nennt er Thomas Hafermann oder Habermann, auch Avenarius geſchrieben, ſei nen Taufpaten, der an der Knabenſchule Elementar unterricht erteilte. Nach der über den Grundſätzen der Reformatoren konſtruierten Pädagogik jener Zeit wurden die Kinder zuerſt in der bibliſchen Geſchichte, alsdann im Katechismus unterrichtet. Später erſt folgte die Einführung in die Hiſtorie und Realien. Gewiß war es ein geſunder Grundſatz, die kind liche Seele erſt in der chriſtlichen Weltanſchauung zu befeſtigen, ehe die zerſtreuende Mannigfaltigkeit der übrigen Lehrgegenſtände dargeboten wurde, deren Schwierigkeit und Fülle nur zu leicht das Gemüt an der vollen Hingabe des ganzen Menſchen an Gott hindert. Die erſten Eindrücke ſind für das ganze ſpätere Leben die nachhaltigſten. Jene Glau benskraft, jene Bekenntnisfreudigkeit, jener Herois mus im Dulden, die das Charakteriſtikum des Re formationsjahrhunderts bis Ausgang des Dreißig jährigen Krieges bilden, beruhen weſentlich auf der von den Lehrmeiſtern nicht etwa nur gewohnheits mäßig und inſtinktiv, ſondern bewußt und abſicht Lehrer in Eilenburg. 21 lich angewandten religiöſen Erziehung des Volkes. Unvergeßlich blieb für Rinkart dieſer Unterricht Hafermanns. Von rührender Sinnigkeit iſt das Ehrendenkmal, das er ihm ſetzt: „Hier hat mein Hafermann mein Glaubenslicht anzündet“ und dieſe Leuchte ſeines Lebens ſtrahlte in wunder barem Glanze in ihm und aus ihm bis an ſeinen Tod. Der dritte, der ſich des aufſtrebenden Knaben liebevoll annahm iſt M. Paulus Jeniſch, auch Je neſius und Geniſius geſchrieben, der Superintendent von Eilenburg und ſpätere Hofprediger 14 in Dresden, der als vorzüglicher Hiſtoriker galt, deſſen Sammel fleiß und Scharfſinn von den Zeitgenoſſen bewundert und von Biographen gebührend hervorgehoben ward. Gewiß dürfen wir Rinkarts Intereſſe an hiſtoriſchen Kompilationen auf ſeine Anregung zurückführen. Nicht minder mag die glänzende Rednergabe be ſtechend und anſpornend auf den Knaben gewirkt haben, der allſonn- und wochentäglich als Chor ſchüler den Predigten lauſchte, die dieſer hielt. Durch Jeniſch ward Martin nach ſeinem eigenen Zeugnis erſt „recht gegründet“ und auf ſeine Ver anlaſſung hin verließ er auch die Schule ſeiner Vaterſtadt, um auf der berühmten Leipziger Tho mana ſeine Vorbildung für den Beſuch der Uni verſität zu vollenden. Die Thomana iſt ſeit jeher unter den deutſchen Lateinſchulen die hervorragendſte Pflegerin kirchlicher Muſik geweſen. Ohne beſondere Befähigung für Muſik würde Rinkart ſchwerlich leicht 22 Rinkarts Jugend. Aufnahme in das Alumnat derſelben erlangt haben. Aber gerade in ſeiner muſikaliſchen Kapazität lag ſeine Stärke. Ihn nach dieſer Seite hin aus- und durchgebildet zu haben, iſt das Verdienſt des Eilen burger Kantors Georg Ulman, auch Uhlman geſchrieben. Seit Plato ihn Uhlemann nannte, zieht ſich dieſe In korrektheit durch alle ſpäteren biographiſchen Notizen über Rinkart hindurch. Er ſtammte „oben außm Wieſenthal“ und war ſchon bejahrt, als er 1595 in das Kantorat eintrat, welches er bis 1623 treu lich verwaltete. Beim Volke wie unter der Jugend ward er einfach „der alte Frater“ genannt. Rinkart ſagt von ihm: „ein trefflicher Baſſiſt, mein getreuer Präceptor!“ und wieviel er gerade ihm verdankte, bezeugt er ihm in den warmempfundenen Verſen: ,,Hier mich mit gleichem Ruhm meiner frommen Vlman lehrte Die Kunſt, die mich hernach zehn Winter lang ernährte, Die Kunſt, die edle Kunſt, die ewig iſt und bleibt, Und uns den Trauergeiſt und ſchweren Muth vertreibt.“ In gleicher Weiſe werden ſeine Lehrer auch 1616 in dem akademiſchen die Magiſterpromotionen be kanntgebenden Programm charakteriſiert. Sie hei ßen da in Summa „die Atlanten der heimathlichen Tüchtigkeit, werth ewig das Ehrenkleid der Muſen zu tragen“. Am Tage Martini, den 11. November 1601 15 trat der 15 jährige Jüngling in den Verband der Thomasſchule zu Leipzig ein, in deſſen Sängerchore die Mittel auskömmlicher Exiſtenz für ihn geboten waren, Daß Rinkart Thomaner war, iſt ſämtlichen Der Thomasſchüler in Leipzig. 23 Biographen unbekannt geblieben; ſie laſſen ihn als 15jährigen Jüngling ſofort von Eilenburg aus wohlvorbereitet die Univerſität beziehen. Nur Vörckel wirft die Frage auf, ob zwiſchen Eilenburg und Leipzig nicht der Beſuch einer Fürſtenſchule oder einer Leipziger Bildungsanſtalt einzuſchieben ſei. Er kann ſie aber nicht beantworten. Die Auffindung des Magiſterpanegyrikus von 161616 auf der Leip ziger Univerſitätsbibliothek, der Rinkarts Lebenslauf in ſchwungvollen lateiniſchen Verſen enthält, hebt jeden Zweifel. Wir erfahren aus ihm, daß die Vorbildung Rinkarts in Eilenburg noch nicht ſo weit vorgeſchritten war, daß er hätte wagen dürfen, ſofort akademiſche Studien zu beginnen. Es galt noch die letzte Feile anzulegen (limam summam lituris superaddere). In Prima wurden zu jener Zeit in der Tho mana Ciceros Reden, Vergils Aeneis, Iſokrates, Phocylides und das griechiſche Neue Teſtament ge leſen. Für den Religionsunterricht waren das Examen Melanchthons 17, Hutters 18 Kompendium der Dogmatik und Poſſels Evangelia graeca 19 eingeführt. Die Dialektik ward nach Loſſius', Rhe torik nach Melanchthon 20, Logik nach Rhenius 21, Grammatik nach Heil?? getrieben. Andere Dis ziplinen wie Stiliſtik, Proſodie, Arithmetik, Geo metrie, Aſtronomie, mathematiſche und politiſche Geographie, Geſchichte der Kirche, Welt und Philo ſophie wurden ebenfalls getrieben 28. Philologiſche Hilfsmittel für den Schulgebrauch der Thomaner 24 Rinkarts Jugend. lagen vor von Siglitz, Friedrich und Hippe. Dies waren die Bildungsmittel, die an dieſer Stelle Rinkarts Ausreifung vollendeten 24. Die Schule ſtand damals unter Leitung des M. Jakob Laßmann 25, der hauptſächlich in Prima unterrichtete. In Rinkarts Schriften finden wir auffälligerweiſe nirgends eine Spur dankbarer Er wähnung dieſes Mannes. Da er bereits 1604 ſtarb, mochte er wohl ſchon zu der Zeit, als Rin kart ſein Schüler war, ſchwach und kränklich ſein. Bedeutenden Einfluß gewann dagegen auf Martin der Konrektor M. Johannes Rhenius 26, deſſen Schul bücher einen Weltruf erlangten. Sein Donatus war noch 1730 die gebräuchlichſte Schulgrammatik und ſeine Werke ſchufen ihm ein Anſehen, ſodaß Abraham Scul tetus in der Vorrede zu ſeinem Nepos ihn „commü nem fermepostMelanchthonem Germaniaepraecep torem“, alſo „neben Melanchthon den Generalſchul meiſter Deutſchlands“ nennt. Sein Name wird unter den „Goldſchmieden der Pallas zu St. Thomä“, welche den „Ring“ (Rinkart) bildeten, ausdrücklich rühmend erwähnt. Und Rinkarts Em pfehlung hatte es Rhenius wieder zu danken, daß er 1618 das Rektorat in Eisleben erhielt. Mit den übrigen Lehrern der unteren Klaſſen ſcheint der Oberprimaner wenig Verkehr gepflegt zu haben. Vielleicht herrſchten damals auch an der Thomasſchule Zuſtände wie diejenigen, deren wir bei Schilderung ſeiner Eislebener Lehrthätigkeit zu gedenken haben. Es war mir nicht möglich, die Der Lehrer der Thomana. 25 Namen des Tertius, Quartus, Baccalaureus fune rum, der die Alumnen bei Leichenkondukten anführte, des Baccalaureus nosocomii, der die Wirtſchaft, Schlaf- und Krankenſäle des Alumnats zu in ſpizieren hatte, ſowie der beiden Kollaboratoren feſtzuſtellen. Einer derſelben – und ich vermute der Baccalaureus funerum – war wohl jener La pis, deſſen das Magiſterelogium erwähnt. Ein Mann aber war von ganz beſonders her vorragendem Einfluſſe auſ Rinkarts muſikaliſche Kapazität und es war eine überaus günſtige Schickung, daß er dieſer Größe perſönlich ſo nahe treten durfte. Damals war nämlich Seth Cal viſius Thomas-Kantor27. Seine Harmonia can tionum ecclesiasticarum 28 ward für den Choralſatz und Choralgeſang geradezu epochemachend und ſeine Melodiſierung des Pſalters von Kornelius Becker 29 fand allgemeines Lob. Neben ſeiner muſikaliſchen Bedeutung zeichnete er ſich noch durch ſeine ge diegenen mathematiſchen und aſtronomiſchen Kennt niſſe aus. Da er auch in dieſen Disziplinen mit Lebendigkeit unterrichtete, ſo begreifen wir, wie noch im ſpäteren Alter Rinkart bei Abfaſſung ſeines mathematiſchen Gedenkringes und aſtronomiſchen Zirkels gern zu den ihm damals liebgewordenen Studien zurückkehren konnte. Auch auf aſtrologi ſchem Gebiete verſuchte ſich Seth Calviſius. Er berechnete einſt, daß ihm an einem gewiſſen Tage des Jahres 1602 ein großes Unglück zuſtoßen werde. So ſehr er ſich nun auch hütete, verwundete er ſich 26 Rinkarts Jugend. doch eben an dieſem Tage durch einen Fall der maßen, daß er lebenslang hinken mußte. Der Einfluß dieſer Art von Eindrücken äußerte ſich auch bei Rinkart, wie ſeine Magnalia beweiſen. Auch bei Rinkart ſpielt das Horoſkop keine geringe Rolle, die Konſtellationen bei der Geburt eines Menſchen ſind ihm nie gleichgültig geweſen, wenn er auch ſpäter eine ideale Stellung gegenüber dem Einfluß der Planeten und Bilder des Tierkreiſes einnahm, wie dies am Abend ſeines Lebens „das Rinckartiſche vnd aller Auserwehlten Furchtfreyes Nativitäten Cleinod“ bezeugt 80. Unter der Anleitung des Cal viſius drang er tief in das Verſtändnis und die Kenntnis der klaſſiſchen Muſik ein und lernte die berühmteſten Tonmeiſter aller Nationen lieben. Namentlich beſchäftigte er ſich mit Hippolit Baccu ſius, Johannes Eroca, Geovanelli, Johann Gabriel, Felix Anerius, Johann Gaſtoldi, Konſtantin Porta, Paul Bocius, Johannes Florius, Julius Eremita, Leo Leon, Jean de Marque, Alphons Pretti, Ti burtius Maſſaini, Johann Paleſtrina, Ludwig Bal bus, Chriſtian Erbach, Lukas Marengo, Horaz Vecchi, Caſpar Coſta, Caſpar Zertus, Alexander Strigius, Hannibal Stabilis, Hippolit Sabinus, Pierius Andreas Bonin, Philipp de Monte, Johann Cavacci, Johann Matthäus Aſola, Horaz Colum= ban und Lälius Bertram 31. Welch' ſtrahlende Na men enthält dieſe Zuſammenſtellung! Einige der ſelben ſind der heutigen Muſikerwelt vollkommen fremd geworden und einzelne Kompoſitionen der Allerhand Anregungen. 27 ſelben ſind uns überhaupt nur durch Rinkart auf bewahrt geblieben. An der Thomasſchule ſtanden ſie alle auf dem Repertoir des Chores unter Seth Calviſius. Das waren Melodieen, welche die Kur rendaner auf den Straßen Leipzigs ſangen, welche ſie ſeit dem 12. März 1581 in ruhigem Zuge ſin gend durchwanderten 32. Zu Rinkarts Zeit beſtand das Alumnat aus 64 Sängern. Mit einem ſolchen Chore konnte der Meiſter ſchon an große Aufgaben herantreten und in einem ſolchen mußte der gegen ſeitige Einfluß der Alumenen unter einander ein überaus bedeutender ſein. Martin Rinkart ging denn auch mit ſeiner Hauptneigung vollkommen in der Muſik auf, die ihm nach eigenem Zeugnis nicht allein höchſte Luſt, ſondern auch ſeiner Exiſtenz Grundlage war und blieb. M. Elteſte bemerkt, daß er ſo ſehr in der Muſik gelebt habe, daß ſeine übrigen Muſen bei dieſer Polyhymnia zu Gaſte ge gangen ſeien und von ihr reichlichem Unterhalt ge noſſen. Seine nur noch in einem Exemplare vor handenen Triumphi de Dorothea ſind denn auch eine köſtliche Frucht dieſer Studien im Verbande der Thomana. Verwunderlich könnte es ſcheinen, daß ſeine erſten ſchriftſtelleriſchen Hauptarbeiten auf dem dramatiſchen Gebiete lagen. Aber auch nach dieſer Seite hin erhielt ſein künſtleriſcher Sinn bedeutendere An regungen und zwar namentlich in Leipzig. Auf faſt allen Gymnaſien jener Zeit wurden Schulkomödien aufgeführt und die Studenten der Univerſität ſetzten 28 Rinkarts Jugend. derartige Übungen in größerem und freierem Stile fort. In Eilenburg war dazu wohl früher keine Gelegenheit geweſen und ob in der kurzen Zeit, während deren Rinkart die Thomasſchule frequen tierte, eine Komödie von Gymnaſiaſten aufgeführt wurde, iſt aus den Regeſten nicht mehr erſichtlich. Dagegen ereignete ſich am 16. Februar 1602 ein Fall, der ganz Leipzig in Aufregung brachte. Die Studenten führten im Paulinum die Comoedia de Aretino et Eugenia auf und waren mitten im Spiel, als die Bühne zuſammenbrach, ſo daß alle Akteure unter den Trümmern begraben wurden. Unter den Beſchädigten befanden ſich auch ein paar Studiums halber bei der Univerſität ſich aufhaltende Prinzen. Das Bedauernswerteſte war, daß ein 14jähriger Knabe dabei tot blieb. 38 Vielleicht läßt die letztere Notiz darauf ſchließen, daß auch die jüngere ſtudierende Welt Leipzigs, alſo die Gym naſiaſten, an der Aufführung beteiligt war. So beklagenswert das Ereignis auch war, das In tereſſe an dramatiſchen Darſtellungen durch die heranwachſende gelehrte Jugend ward nicht gedämpft, ſondern vielmehr belebt. Wir greifen nicht fehl, wenn wir die Wurzeln der dramatiſchen Arbeiten Rinkarts in ihren zarteſten Enden bis zu dieſem Ereignis zurückverfolgen. Auch die am 25. Sep tember 1606 zur Feier des Augsburger Religions friedens auf dem Rathauſe veranſtaltete Komödie brachte ihm neue Anregung, doch fällt dieſe bereits in ſeine Univerſitätsjahre. Gleichwohl hat er bei Der Student in Leipzig. 29 dieſer Aufführung, welche von den Thomanern an geſtellt wurde, als Mitglied des Alumnates, dem er noch angehörte, bei den eingelegten Geſängen mit gewirkt. Im Sommerſemeſter 1602, genau 16 Jahre alt, ließ er ſich auf das übliche Quinquennium inſkribieren, um ſo mindeſtens ſein volles Penſum akademiſcher Studien zu abſolvieren. Dieſer Über gang zu höheren Studien involvierte jedoch damals keineswegs wie heutzutage ſeinen Austritt aus dem Coetus der Alumnen der Thomana. Noch ſind uns viele hundert lateiniſche Gelegenheitsgedichte von Thomanern erhalten, unter welchen dieſe „SS. Theol. Studiosus, Alumnus ad. S. Thom.“ ſich unterzeichnen. Der Zuſammenhang der Stu denten mit der Schule beſtand jedoch nur durch Zugehörigkeit zu dem die Exiſtenz gewährleiſtenden Geſangsinſtitut, während ſie an dem wiſſenſchaft lichen Unterricht der eigentlichen Schule – wenig ſtens offiziell – nicht mehr teilnahmen. An deſſen Stelle trat der Beſuch der Kollegien und zwar noch nicht der Fakultätsſtudien, ſondern zunächſt der allgemeinen Wiſſenſchaften, deren Aneignung eine Pflicht aller nach höheren Ämtern ſtrebenden war. Während der Rinkartſchen Studienjahre do zierten 34 Johannes Curtius Rhetorik, M. Matthias Dreſſer griechiſche und lateiniſche Litteratur und Geſchichte, Johann Albinus Poetik, Med. Lic. Wolf gang Corvin Dialektik und Logik, M. Cunrad Ba varus Proſodik, Nikolaus Liska melanchthoniſche 30 Rinkarts Jugend. Dialektik, Johann Neldel das ariſtoteliſche Organon und Ethik, M. Johann Friedrich erſt Phyſik, dann Sprachen und Geſchichte, Heinrich Schwalenberger hebräiſche Sprache, D. Chriſtoph Meurer Mathe matik. Die Disziplinen, in welchen Ehrhard Lauter bach [Muſik?] und M. Chriſtoph Hunichius, der gleichzeitig an der Thomasſchule unterrichtete, lehr ten, ließen ſich nicht mehr feſtſtellen. Den erheblichſten Einfluß auf Rinkart gewannen Dreſſer, Albinus und Friedrich, wie die in den Magnalien, dem Vulkanus und Lokalgedenkcirkul niedergelegten Litte ratur- und Geſchichtskenntniſſe bezeugen. Nament lich Friedrich ſcheint eine Celebrität erſten Ranges geweſen zu ſein, da ihn Joſua Stegmann einen Mann mit überwältigender Beredſamkeit, mit demoſtheniſchem Munde, mit ciceronianiſcher Zunge und einen Geſchichtskenner, den Morgen - und Abendland umbuhlen, nennt. Für die, welche ſich wie Rinkart der theologiſchen Carrière zuwenden wollten, war auch Liska, ein geborener Czeche, von großer Bedeutung, der ein ausgezeichneter Ausleger der heiligen Schrift und Kirchenväter, ein Dechant im Tempel der Weisheit, ein Ehrenbürger im Reiche der Muſen und eine anerkannte Zierde Zions ge nannt wird. Das ſind die Männer, deren Cha rakter und Lehre auf Rinkart wirkten während der erſten Jahre ſeiner Studienzeit. Als er ſich dann zu dem Fakultätsſtudium der Theologie wandte, war es zunächſt der alte D. Za charias Schilter 35, Profeſſor der hebräiſchen Sprache Fakultätsſtudien. 31 und altteſtamentlichen Theologie, den er hörte. Als dieſer am 4. Juli 1604 als theologiſcher Dekan ſtarb, nahm Rinkart an dem feierlichen akademiſchen Trauerakte, ſowie dem pomphaften Begräbnis teil. Die zweite Größe war D. Burchart Harbart 36 über deſſen Kollegien während der Rinkartſchen Studienzeit nichts Näheres feſtzuſtellen war. Der dritte Profeſſor war der berühmte D. Cor nelius Becker 37, der eben zu der Zeit, als Rinkart die Univerſität bezog ſeinen berühmten Pſalter in deutſchen Kirchenliedern herausgab. Dieſes Werk ſollte dem gefahrdrohenden Eindringen des refor mierten Lobwaſſerſchen Pſalters einen Damm ent gegenſetzen und gelangte zu ſolchem Anſehen, daß es in fremde Sprachen überſetzt ward. Rinkart ſelbſt empfing aus demſelben die gewaltigſte und folgenreichſte Anregung zum Dichten deutſcher Kirchenlieder. Beckers Pſalter ſtand ihm ſo hoch, daß er ihm bis zum Erſcheinen des Peckſchen Gül denen ABC als unerreichbares Muſter galt. Seine Predigten waren gewaltig, hinreißend, poetiſch durch haucht, bekenntnistreu und ebenſo ſcharf als wahr haftig. Rinkarts eigene Predigten haben ſo viel Ahnlichkeit mit den Beckerſchen in Hinſicht des Auf baus und der ſyſtematiſchen Gliederung, wie des Inhaltes und der Manier, daß wir nicht umhin können, auch nach dieſer Seite hin ſeines Lehrers Einfluß anzuerkennen. Der vierte Mann von Bedeutung war D. Georg Weinrich 88, der nicht allein in ſeinem akademiſchen 32 Rinkarts Jugend. Lehramte, ſondern auch in ſeinem Paſtorate ſich " einen vorzüglichen Ruf zu erringen verſtanden hatte. Auch ſeine hervorragenden Predigten hörte Rinkart und wenn wir den Reichtum anziehender Bilder und ſcharfſinniger Vergleiche auf ein Vorbild zurück führen dürften, ſo würden wir an dieſen Mann aufs lebhafteſte erinnert. Durch die genannten vier Männer ward die Fakultät repräſentiert während der erſten Studien jahre Rinkarts. Vom Jahre 1604–1607 beſtand ſie bloß aus zwei Perſonen, Harbart und Weinrich. In dem letztgenannten Jahre aber ward ſie wieder auf die normale Höhe erhoben durch Berufung der Profeſſoren D. Vinzenz Schmuck und D. Johannes Mühlmann. Schmuck 89 war ein Stern erſten Ranges, ein Mann von rechtſchaffenem Weſen und lauterſtem Sinn, von unerſchütterlicher Standhaftigkeit und dabei geduldigſter Sanftmut, von liebreichſter Freund lichkeit und dabei würdigſtem Ernſte, vor allem von ausnehmendſter Demut, der ſeine Schüler, wenn er ihnen zur Erlangung der Doktorwürde Glück wünſchte, ermahnte: Seid klein in euren Augen, damit ihr groß ſeid in Gottes und der Kirche Augen. Er erklärte, während Rinkart noch ſein Schüler war, Pſalmen, Jeſaias, Jeremias, die ſynop tiſchen Evangelien und gab als Frucht ſeiner Predigt thätigkeit heraus die Geſchichte der Schöpfung, Adams, Noahs, Abrahams, Iſaaks, Jakobs, Joſephs und des Exodus, Werke, deren Wiederſchein wir in Theologiſche Lehrer. 33 Rinkarts Liedern und Lokalgedenckcirkul deutlich er kennen. Auf der Kanzel war ſeine Rede nach dem Zeugniſſe der Zeitgenoſſen gleich der des Gregor von Nazianz ein Donnerrollen, weil ſein Leben ein Blitzesaufleuchten war. Schmuck ward für Rinkart nicht nur durch Leben und Lehre ein unvergleich liches Muſter, ſondern gewann auch als Überſetzer lateiniſcher Kirchenhymnen Einfluß auf ihn, der ſich am ſtärkſten bei den herrlichen Muſterüberſetzungen Rinkarts im Jeſusherzbüchlein fühlbar macht. Ge wandtheit der Form, Beherrſchung der Sprache und tiefſinnige Erfaſſung des Inhalts, wie ſie ſich in Schmucks „Herr Chriſte, treuer Heiland wert – Rex Christe factor omnium –; Heut' hat Marien Kindelein – Ex legis observantia – und Zur Jungfrau wird geſandt – mittit ad virginem – finden, offenbaren in gleicher Weiſe Rinkarts herr liche Wiedergabe des Bernhardiniſchen Jubilus und die deutſch-lateiniſche Dichtung über das Leben Jeſu. Auch der letzte ſeiner theologiſchen Lehrer, D. Johannes Mühlmann 40, vererbt ſeine Kleinodien an unſern Dichter. Er war ein ſtreitbarer Mann auf Kanzel und Katheder und bezeugte nach dem Urteil der Zeitgenoſſen ſeinen Löwenmut wider die Feinde der Kirche, Papiſten und Calviniſten. Aus ſeinen Andachten und Reden wehte ein davidiſcher Geiſt und Davids Pſalter bildete die Grundlage ſeiner gedruckten geiſtlichen Betrachtungen. Auch er war geiſtlicher Liederdichter und ſchuf mehrere Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 3 34 Rinkarts Jugend. Kirchenlieder im echten Pſalmentone, die ſehr bald weiteſte Verbreitung fanden. Seinen Einfluß auf Rinkart dürften wir leicht ebenſo in den zahlreichen Pſalmenliedern desſelben und hinſichtlich der ſtreit baren Schärfe, die er wider Papiſten und Calviniſten zeigte, in Rinkarts drei uns erhaltenen Haupt tragödien wiedererkennen. Dies ſind nun die Perſönlichkeiten, deren direkte Einwirkung auf die Ausbildung Rinkarts von ſo hervorragender Bedeutung wurde. Ihrer iſt noch in keiner Biographie Rinkarts gedacht worden. Wenn letztere in verkehrter Weiſe nur des luſtigen Poeten Fehmel gedenken, ſo iſt es nötig zu betonen, wie ganz anders doch dieſe Größen dem inneren Entwickelungsgange unſeres Dichters die für das ganze Leben beſtimmende Direktive gaben. Daß Rinkart auch ein luſtiger Poet ſein konnte, zeigt ſeine Schrift „Die Müllerin Stimme“, aber wie übermächtig überragt dieſe Leiſtung doch jedes ſeiner übrigen Werke, nach denen er vor uns ſteht als ein gewaltiger Prophet, deſſen Predigt eben auch dem Donnerrollen glich, weil auch ſein Leben ein Blitzesleuchten war, und als ein Dichter nach dem Herzen Gottes, der allenthalben auf dem Grunde der Pſalmen, Propheten und Apoſtel ſtand, zu deren Liebe und Verſtändnis ihn die genannten Koryphäen der Wiſſenſchaft geführt haben. Von den Rektoren der Univerſität während der Rinkartſchen Studienzeit iſt zuerſt ein Ehrenrektor zu nennen, unter welchem er inſkribiert wurde. Es Die letzten Leipziger Jahre. 35 war dies Herzog Philipp Julius zu Stettin und Pommern. Derſelbe hatte am 8. März 1602 die Uni verſität als Student bezogen und ward altem Gebrauch gemäß um ſeines Ranges willen ſofort zum Rektor Magnifikus gewählt. Die wirklichen Rektorats geſchäfte verſah ein ad hoc gewählter Prorektor, in jenem Semeſter D. Andreas Hummel. In der Matrikel ſteht an der Stelle, die Rinkarts Inſkrip tion beurkundet: „ Martinus Rinkhart Eileburgen sis“. Die folgenden Rektoren waren D. Burchard Harbart, M. Georg Cremer, D. Zacharias Schilter, M. Johann Albinus; im Winter 1604 Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, Fürſt von Henne berg, Graf von Schwerin, Herr zu Roſtock und Stargard als Ehrenrektor und D. Michael Wirth als Prorektor, ferner M. Cunrad Bavarus, D. Wolf gang Meyer, M. Johann Neldel, D. med. Andreas Emmenius, M. Chriſtoph Hunich, D. Chriſtoph Bruno. Schon im Sommerſemeſter 1607 lief Rinkarts Quinquennium ab und wahrſcheinlich beſuchte er ſchon zu dieſer Zeit nur die Kollegien der neu an getretenen Profeſſoren, trug ſich wohl auch bereits mit dem Gedanken einer Bewerbung um ein Schul amt. Da ſich für den 21jährigen Jüngling keine entſprechende Stellung fand, und die Muſik ihm Brots zur Genüge gewährte, zog er es vor, ſich nochmals inſkribieren zu laſſen. Dies iſt im Album der Univerſität über ſeinem 1602 erſtmalig ein getragenen Namen durch die Notiz beglaubigt: 3* 36 Rinkarts Jugend. „iuravit iterum R. L. Corvino“. Dieſer Corvin, Medicinae Licentiatus war Rektor im Sommer ſemeſter 1608. Nur drei Semeſter blieb er indes noch akademiſcher Bürger, da die Matrikel meldet: „Complevit R. D. Ottone Schwalenberg“. Am 4. Dezember 1609 feierte er das 300jährige Jubi läum der Univerſität, welches nach Vogels Annalen in grandiöſer Weiſe begangen wurde, noch mit. Trotz ſeines Aufgebens der akademiſchen Bürger rechte blieb Rinkart nicht allein in Leipzig, ſondern auch noch in äußerlicher Beziehung zur Univerſität, denn es ward ihm geſtattet, ſeine Wohnung im großen Fürſtenkolleg zu behalten. Da ſtarb am 18. März 1610 der Eilenburger Archidiakonus M. Paulus Daſtler.41 Eine gün ſtigere Gelegenheit konnte ſich ihm nicht bieten, ins geiſtliche Amt zu kommen, als dieſe, bei welcher er hoffen durfte, von ſeinen Freunden in der Vater ſtadt Fremden vorgezogen zu werden. Er bewarb ſich noch im März desſelben Jahres4?, erlangte aber die Erfüllung ſeines ſehnlichſten Wunſches nicht. Der Superintendent M. Martin Büttner48 wider ſetzte ſich ſeiner Berufung. Er gab Rinkart ſchuld, ſich allzuſehr mit Philoſophie und Muſik beſchäftigt zu haben, um für Bekleidung eines geiſtlichen Amtes qualifiziert zu ſein. Doch war dies nur Schein grund. Er ſtand ſich nämlich mit der Eilenburger Gemeinde herzlich ſchlecht und ſah es ungern, daß das eingeborene Element durch Wahl eines Stadt kindes eine größere Kräftigung erhielte und im Bewerbung um das Diakonat in Eilenburg. 37 Rate des geiſtlichen Miniſteriums überwöge. Außer dem 1575 geſtorbenen Archidiakon M. Breithut 44 war bisher nur ein einziges Stadtkind zu einem ſtädtiſchen geiſtlichen Amte gelangt. Es war dies der ſeit dem 21. Juli 1598 amtierende Diakonus M. Georg Stichel.45 An dieſen ſchloß ſich trotz ſeiner Wunderlichkeiten der größte Teil der Ge meinde an, weil er ihren Bedürfniſſen das liebe vollſte Verſtändnis entgegenbrachte. 46 Büttner, von welchem M. Elteſte ſagt, daß er allzu eingenommen von ſich ſelbſt, herrſchſüchtig, hitzig und gewaltthätig geweſen ſei und in ſtetem Konflikte mit dem Rate lebte, mußte fürchten, wenn Rinkart einen ebenſo großen Einfluß wie Stichel gewönne, den letzten Reſt von Popularität zu verlieren. Er ging daher gegen beide zum Kampfe vor. Stichel ward wegen Übereifers im Amte auf das Rathaus citiert, um eine ernſtliche Admonition entgegenzunehmen. Das hinderte indeſſen den Rat nicht, denſelben noch am ſelbigen Tage präliminariter zum Archidiakonus zu deſignieren. Dies geſchah am 10. April 1610. Gleichzeitig ward Martin Rinkart der Ephorie als Diakonus präſentiert; doch legte ſofort der Super intendent mündlich Verwahrung ein. Das ward dem Bewerber mitgeteilt, der wohl vorausſehend, wer in dem Kampfe zwiſchen Patron und Ephorie Sieger bleiben werde, bereits ſeinen Blick nach an derer Seite gewandt hatte. Seth Calviſius, an welchen er ſich in inniger Liebe angeſchloſſen hatte, ſtand mit Generalſuperintendent D. Chriſtoph 38 Rinkarts Jugend. Schleupern47 in Eisleben in naher Beziehung und gab ihm an dieſen ein Empfehlungsſchreiben. Er ſelbſt wandte ſich ſchriftlich an denſelben und erhielt die Aufforderung, ſich perſönlich vorzuſtellen. Un verzüglich reiſte er nach Eisleben und fand bei Schleupner eine herzliche und wohlwollende Auf nahme. Da die Kirchen- und Schulämter größten teils durch die Grafen von Mansfeld Hinterortiſcher und Vorderortiſcher (Arterſcher) Linie zu vergeben waren, mußte er ſich den Senioren beider Häuſer präſentieren. Nur Graf Volrad 48 von Vorderort war anweſend, Friedrich Chriſtoph von Hinterort 49 aber weilte in Leipzig. An dieſen gab ihm nun Schleupner ein Empfehlungsſchreiben mit, welches Rinkart, der ſofort wieder heimreiſte, dieſem be händigte. Die Worte lebhafteſter Dankbarkeit gegen den Grafen, welche er in ſeinem ſpäteren Briefe an Schleupner einflicht, bezeugen die günſtige Aufnahme, die er fand. Welche Bewandtnis es mit einem zweiten Briefe hatte, den Schleupner in Rinkarts Sache an einen gewiſſen Chriſtian Lebzelter ſchrieb, ließ ſich nicht mehr feſtſtellen. Rinkart war guter Zuverſicht und wartete den weiteren Verlauf ſeiner Bewerbung um das Eilenburger Amt ab, ehe er ſich ſchriftlich um ein Eislebener Schulamt bewarb. Als ihm nun nach dem 10. April von Eilenburg aus gemeldet ward, daß ſeine Ausſichten geringe ſeien, ſchrieb er am 15. April 1610 einen zweiten Brief an Schleupner, der noch erhalten iſt. Auf demſelben befindet ſich auch der Abdruck ſeines Geſcheiterte Hoffnung und neue Wege. 39 Petſchiers, welches innerhalb einer kreisrunden Linie die charakteriſtiſchen Buchſtaben M. R. (Mart. Rinck. Musica in der Bedeu M. V. S. I. tung: „Mein Vertrawen Steht In C. A. Chriſto Allein“) enthält. Am 28. April reſolviert Büttner in ſeinem Schrei ben an den Eilenburger Rat, welcher durchaus Rinkart begehrte: „er ſei Rinkarten nicht ungewogen, allein es habe ſolcher bisher nicht dem Studio theologico ſondern philosophico obgelegen und ſon derlich Musicam getrieben, zudem habe er nur primum gradum in philosophia, andere aber und vornehmlich der, den Gott ſelbſt ins Mittel ſetze, summum vorlängſt erlanget. Hierüber wäre zu beſorgen, er möge M. Stichel, bey dem zur Zeit wenig Beſſerung und Reſpekt gegen ihn ſich fände, wie M. Daſtler mit ihm gethan, dieſen Rinkart als ſeinen Landsmann und Bekannten auf ſeine Seite ziehen, hernach aber gleich ſolche factiones und Trennungen wider ihn molieren.“ Nochmals er klärt der Rat, er würde das „eingeborne Stadt kind“ am liebſten ſehen, gab aber, da Büttner durchaus nicht milder zu ſtimmen war, nach. Büttner ſetzte die Wahl ſeines Günſtlings M. Jo hann Heinrich durch, den er als Kreatur ſeiner Willkür gebrauchen zu können vermeinte, der aber ein edler Mann war und ſich nicht zum Werkzeug des Superintendenten entwürdigte. Der Rat be trachtete jedoch dieſen Diakonus als einen ihm widerrechtlich oktroyierten und war, ſo oft auch das 40 Rinkarts Jugend. Archidiakonat ſpäter frei ward, nicht dazu zu be wegen, ihn in dasſelbe aufrücken zu laſſen. Rinkart erhielt die Nachricht der Erfolgloſigkeit ſeiner Be werbung in der Vaterſtadt Anfang Mai und reiſte ſofort nach Eisleben ab. Dort war eben der Tertius des Gymnaſiums M. Johann Sommer zum Diakonus an S. Andreas befördert worden. Dieſer war Rinkart befreundet, da er mit ihm gleichzeitig Alumnus der Thomana war und ſich 1608 in ſeinem Bewerbungsgeſuche S. S. Theol. Stud. und praefectus chori Thomani nennt. Die Anſtellung eines Thomaners hatte alſo in Eisleben bereits dieſen Präcedenzfall für ſich. Kaum an gelangt reichte Rinkart am 7. Mai 1610 ſeine Bitte um Übertragung der erledigten Schulſtelle an Graf Friedrich Chriſtoph von Mansfeld ein. Das noch vorhandene Schriftſtück trägt unter der Adreſſe die Regiſtrandennotiz: „ Praesent. Mittelohrt Manß feldt den 7. May äo. 1610.“ Kurze Zeit darauf ordnete der Graf Volrad, dem das Schreiben in Abweſenheit des Adreſſaten zugeſtellt ward, an, daß Rinkart eine Probelektion zu halten hätte. Da er dieſe „wohl“ beſtand, giebt Volrad am 18. Mai ſeine Einwilligung zur Anſtellung Rinkarts als Sextus des Gymnaſiums. Der Antritt verzögerte ſich, da erſt noch die Beſtätigung Friedrich Chriſtophs ein zuholen war. Als dieſer mit derſelben länger als erwartet war zauderte, bat das Konſiſtorium Ende Mai dringlich um die Genehmigung, indem es zu gleich berichtete, „daß er ſich mit anſehnlichen Vor Der Sextus und Nikolaikantor. 41 ſchriften angegeben und ſeiner erudition auch lebens vnd Wandels halber gut Zeugnis hat“. Nun hatte auch dieſer Herr gegen die Einführung Martin Rinkarts nichts mehr einzuwenden.

IV. Rinkart im Mansfeldiſchen.

In den erſten Tagen des Juni 1610 begann er nun ſeine Thätigkeit als Sextus am Gymnaſium und als Kantor an St. Nikolai. Das Gymnaſium zu Eisleben, welches auf Veranlaſſung Luthers am 16. Februar 1546 durch Vereinigung der beiden vorhandenen Schulen zu einer „fürnehmen lateini ſchen Schule“ gegründet ward, ſtand noch auf der durch Rektor M. Albert Grauer errungenen Höhe, „ſo daß die Grafen ihre Luſt und Freude daran hatten“. Der Ruf der Anſtalt war ein ſo be deutender, daß die Patrone, um ihn zu erhalten, mit peinlichſter Sorgfalt darauf hielten, nur außer ordentlich tüchtige Lehrkräfte anzuſtellen. Die Schulämter daſelbſt waren deshalb auch ebenſo ge ſucht als ſchwer zu erobern. Es galt als eine große Ehre, die Mitbewerber ſiegreich aus dem Felde geſchlagen zu haben. Allerdings entſprach das 42 Rinkart im Mansfeldiſchen. Gehalt der Lehrer kaum den beſcheidenſten Lebens anforderungen, da es noch immer das bei Be gründung der Schule normierte war. Der Sex tus erhielt 40 Gulden bar und bezog etwa noch 30 Gulden an unregelmäßigen Kirchenemolumenten, namentlich von Beerdigungen, deren es verſchiedene Klaſſen gab. So erhielt er laut noch erhaltener Urkunden bei der kleinen Kantorleiche 8 Groſchen, bez. auch 12, bei der großen 16 Groſchen, bei dem funus generale 1 Thaler, beim funus generalissi mum 2 Thaler. Da ſeit 1608 der von den beiden Kantoren von St. Andreas und St. Nikolai ge leitete Singechor die Erlaubnis hatte, allwöchentlich und zwar bald Sonntags, bald nach beendetem Mittwochs- und Sonnabend-Unterrichte, die Straßen der Stadt ſingend zu durchziehen, und nicht ſelten von Privaten zur Verſchönerung von Familienfeſten und Gaſtmählern gebeten ward, ſo floſſen von den dabei vereinnahmten Geldern nicht unerhebliche Be träge in die Kaſſe der beiden dieſen Geſang lei tenden Kantoren. An Unterrichtsſtunden hatte Rinkart wöchentlich 20 zu erteilen, nämlich 4 Stunden Muſik von Prima bis Quarta, 15 Stunden Latein in Quarta, und überdies die ſonnabendliche Perikopenſtunde. Nach dem vom Generalſuperintendent Menzel 1570 aufgeſtellten Stundenplan, der bis 1619 galt, lag der Unterricht des Sextus auf folgenden Stunden; Äs

Erklärungd.Sonn tags-Ev.III–IV. Bounabend. IV. Dekl.undKonj.exDekl.undKonj.ex

Latein. Ätorrett "T”DjcÄcÄ7.

Donnerstagu.Freitag. 6–7Lat.Gramm.IV.Lat.GrammatikIV. 1–2DellundKoiÄDekl.undKonj.ex Prov.SalomonisIV. 12–1MuſikIII–I.(IV–I).

Nachmittag.

5–6Lat.Korrekt.IW. Mittwoch.

Montagu.Dienstag. Prov.SalomonisIV. 44 Rinkart im Mansfeldiſchen. Die lateiniſche Formenlehre wurde nach Donati Methodus und Melanchthons Schulgrammatik ge lehrt, bis ſpäter 1618 M. Rhenius ſeine Bücher einführte. Ein kollegialiſches Verhältnis beſtand zwiſchen den Lehrern nicht. Jeder hatte ſeine Klaſſe zu ver ſorgen und hielt die anderen in derſelben unter richtenden Lehrer für nicht gleichberechtigt. Eine ſtreng eingehaltene Grenzlinie trennte die drei oberen von den fünf unteren Lehrern, ja ſelbſt die Schüler. Nach dem beſtehenden Uſus war es den Lehrern der unteren Klaſſen unmöglich, die Schüler der oberen zur Ehrerbietung gegen ſich zu bewegen, die Primaner weigerten ſich ſogar den Konrektor und Tertius zu grüßen. Wie angenehm die Zuſtände an der dortigen Schule ſich geſtaltet hatten, illuſtriert unter andern die Thatſache, daß der Oktavus Crato 1608, alſo kurz vor Rinkarts Antritt den Septimus mit Schlägen zu traktieren ſich erlaubte, weil derſelbe Kinder aus Familien, in denen die Peſt graſſierte, allein geſetzt hatte. Rinkarts Kollegen waren während der kurzen Zeit ſeiner Schulthätigkeit Rektor M. Andreas Schöpfer 50, ein Mann von bedeutender Rednergabe und ſcharfem Verſtande, mit dem der feingebildete Sextus ſehr bald ſich inniger zuſammenſchloß, dem er auch für die zweite Ausgabe ſeiner Logik ein Gedicht von 15 Diſtichen ſchrieb. Ferner Konrektor M. Abſalom Pollius 5 oder Polle, der erſt nach Rinkart Geiſtlicher ward, und Tertius Chriſtoph Die Kollegen am Gymnaſium. Diakonat. 45 Wolf 52, ein Mann von großer Gelehrſamkeit, der . nur darum am Avancement gehindert war, weil 2 er einen Knaben ſo gemißhandelt hatte, daß der ſelbe an den Folgen ſtarb. Zum Quartus war der frühere Sextus Salomon Engelhard 58 befördert worden, mit dem Rinkart ſchon darum täglichen Umgang pflegen mußte, weil er als Kantor von St. Andreas und Prediger am Katharinenſtift ſein unmittelbarer Kollege bei der Leitung des Geſangs % inſtituts war. Der Quintus und Kantor an St. Petri hieß Matthias Mollerus 54, der Septimus Chriſtoph Hirſch 55 und der Oktavus Balthaſar Crato. 56 Nur wenige Monate waltete Rinkart dieſes Amtes, denn ſchon in der erſten Hälfte des Jahres 1611 finden wir ihn als Diakonus an der St. Annen kirche in der Neuſtadt zu Eisleben angeſtellt. Hier war am 11. Oktober 1610 Diakonus Georg Fiedler nach 30jähriger treuer Amtsführung geſtorben. Unter den zahlreichen Bewerbern um ſeine Stelle befand ſich auch Rinkart, deſſen ſehnlichſter Wunſch die Erlangung eines Pfarramtes war. Seinen trefflichen Zeugniſſen und der Fürſprache des Kanzler Ritter hatte er es zu danken, daß ihm die Grafen von Mansfeld die Stelle übertrugen. Indes fehlte nicht viel, daß es wieder wie in Eilenburg zu ſeinem Nachteile ausgeſchlagen wäre, denn der Rat von Eisleben-Neuſtadt beanſpruchte das Patronats recht für ſich und lehnte den Deſignaten des gräf lichen Hauſes ab. Es bedurfte der einhelligen Vota 46 Rinkart im Mansfeldiſchen. ebenſo der Univerſitäten Leipzig und Wittemberg, als des kurſächſiſchen Konſiſtoriums zu Leipzig, von denen das letztere bruchſtückweiſe noch vorhanden iſt 57, um den Rat zu überzeugen, daß er im Un recht ſei. Am 28. Mai 1611, auf welchen der Sonntag Rogate fiel, trat Rinkart ſein erſtes geiſtliches Amt an, ward wohl auch am gleichen Tage ordiniert, wiewohl über dieſe offizielle Erteilung der Amts befugnis nichts Näheres nachweisbar iſt. Als eine ſeiner erſten Amtshandlungen dürfen wir die Neuerung im Arrangement des von ihm zu füh renden Kirchenbuchs bezeichnen, die wir mit einem lateiniſchen Gedichte in drei Diſtichen an Ort und Stelle charakteriſiert finden. Sein überſichtliches Schema iſt bis auf geringe Ausnahme heut noch üblich. Zu gleicher Zeit hatte er die nähere Bekannt ſchaft der Tochter des verſtorbenen Rektors Jakob Morgenſtern 58, namens Chriſtina gemacht und ver mählte ſich mit ihr am 13. September 1612. Das Kirchenbuch von St. Andreä meldet über dieſe Heirat zunächſt unter dem 30. Auguſt 1612: „Iſt der Ehrwirdige vndt Wolgelarte Herr Martinus Rinckhardt, Diakonus ad S. Annam Neapolit. Islebiensem mitt Jungfrauw Chriſtina, des weylandt Achtbaren vnd Wolgelarten Herrn M. Jakobi Morgenſtern Rectoris der ſchulen allhier nach gelaſſenen Tochter proklamirt worden.“ Daneben ſteht: „ Copulirt 13. Septembr. finitis precibus Heirat und Verwandtſchaft. 47 vespertinis.“ In glücklichſter Ehe lebte er mit ihr 24 Jahre lang, bis ſie ihm am 28. Mai 1637 am Tage nach ihrem 49. Geburtstage durch die Peſt entriſſen ward. Der Traurede lag der Text 1 Moſ. 29, 20 zugrunde, als Leichentext wählte ſie

ſich ſelbſt Pſalm 77, 11. - Durch dieſe Heirat ward er zweien Familien verwandt, deren bedeutendſte Glieder in engſte Ver bindung mit Rinkart traten. Die Mutter ſeiner Frau war nämlich Anna geb. Tröner. Der Bruder derſelben war der Bürger und Ratsverwandte Paul Tröner, deſſen Tochter Juſtina die zweite Frau des Mansfeldiſchen Kanzlers Jakob Ritter 59 war. Dieſer war ohne Frage die einflußreichſte und mäch tigſte Perſönlichkeit in Eisleben und Rinkart trat, indem er die Kouſine der Frau desſelben ehelichte, in die erſten Kreiſe der Stadt ein. In einem noch erhaltenen Briefe nennt er Ritter ſeinen „mächtigen Beſchützer“ und in mehreren anderen Briefen „ſeinen lieben Schwager“. Da Ritter in erſter Ehe mit Anna, des Mansfeldiſchen Rats Peter Stöltzer Tochter vermählt war, trat Rinkart auch in Fa milienbeziehung zu dieſer Stöltzerſchen Familie, deren namhafteſter Repräſentant M. Chriſtoph Stöltzer den „Indulgentiarius“ Rinkarts mit den Schülern des Gymnaſiums einübte und mit dem Verfaſſer zugleich herausgab. Über Rinkarts Thätigkeit als Diakonus liegen keine Zeugniſſe vor. Gedruckte Predigten, deren er nach dem Gebrauche der Zeit namentlich bei Todes 48 Rinkart im Mansfeldiſchen. fällen ſicher mehrere herausgab, ſind uns aus dieſem Abſchnitte ſeines Lebens nicht mehr erhalten. Im Kirchenbuche zu St. Annen finden ſich von ſeiner Hand eine Anzahl Notizen über Anſtellung, Verſetzung und Tod ſeiner Amtsbrüder. Als Pate kommt er im Kirchenbuche einmal vor, am 7. Januar 1612 bei einem Töchterlein des Mühlradmachers Kaſpar Ilner; ſeine Frau dreimal, am 9. Oktober 1612 bei der Tochter des Tiſchlermeiſters Georg Hammer, am 25. Oktober 1612 bei Chriſtina, des Schneiders David Heller Töchterlein und am 13. März 1613 bei des Maurers Kaſpar Mehl meiſter Tochter Dorothea. Nun im Hafen des amtlichen und häuslichen Glücks angelangt fühlte er ſich gedrängt, ſich lit terariſch bekannt zu machen und namentlich jene Auszeichnung zu erlangen, welche den poetiſch ver anlagten Perſönlichkeiten jener Zeit die begehrens werteſte erſchien, kaiſerlicher gekrönter Dichter zu werden. Wenn er von ſeiner zwar beſcheidenen, aber ſchön gelegenen Amtswohnung mit der präch tigen Ausſicht über die Lutherſtadt den Blick nach jenen beiden Häuſern ſchweifen ließ, in denen Luthers Wiege und Luthers Sarg ſtand, wenn er deſſen gedachte, daß Gott „das liebe Vaterland Lutheri über alle Lande und Königreiche gar hoch erhöhet, gleich als ob er von ewigen Zeiten her geſaget, wie zuvor von Bethlehem Juda: Und du Eisleben biſt mit nichten die kleinſte unter den Tauſenden in Deutſchland, denn aus dir ſoll mir kommen, der Sein Eislebiſcher Chriſtlicher Ritter. 49 über mein geiſtliches Volk Israel ein Ritter und der letzte Prophet ſei“, ſo konnte ihm kein Stoff genügen, um den Dichterlorbeer damit zu gewinnen, als „der Eislebiſche Chriſtliche Ritter“. Der Titel der während des Jahres 1612 vollendeten fünf aktigen „neuen, ſchönen, geiſtlichen Komödie“ war nicht eben neu, denn ſchon 1576 hatte Friedrich Dedekind ein Drama „der chriſtliche Ritter“ ge ſchrieben, das ohne Frage unter dem Rektorate ſeines Schwiegervaters Morgenſtern auch in Eis leben aufgeführt 60 worden war. War doch auch Dedekind ſelbſt am Eislebener Gymnaſium thätig. Überdies hatte auch , deſſen Schriften in Rinkarts Jugendzeit außerordentlichen Ruf beſaßen, eine meiſterhafte poetiſche Leiſtung unter dem Titel der „chriſtliche Ritter“ geſchaffen. Neu allein iſt der Gedanke, Luther ausſchließlich als Urbild dieſes Begriffs in den Mittelpunkt einer geiſtlichen Komödie zu ſtellen. Von hohem Intereſſe für die Litteraturgeſchichte iſt es, daß zu der durch Leſſings Nathan berühmt gewordenen Fabel von den drei Ringen dieſes Rinkartſche poetiſche Erſt lingswerk ein charakteriſtiſches Seitenſtück aufweiſt, deſſen Quelle, wie es ſcheint, ein vor 1568 er ſchienenes Werk: Theatrum vitae iſt. 61 Das Manuſkript der Komödie überſandte Rin kart zur Begutachtung ſeinen gnädigen Herren von Mansfeld, die er ſchon früher in einem Schriftſtück „ſonderbare Liebhaber und Beförderer der freien Künſte“ genannt hatte. Dieſen gefiel das Stück ſo Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 4 50 Rinkart im Mansfeldiſchen. ausnehmend, daß ſie den Verfaſſer anregten 62, für die bevorſtehenden hundertjährigen Reformations gedenktage einen ganzen Cyklus von „Lutherfeſt ſpielen“ zu bearbeiten. Überdies bewilligten ſie die nötigen Mittel, um den Chriſtlichen Ritter bei Jakob Gaubiſch im Druck erſcheinen laſſen zu können. Die Vorrede zu dieſem Buche unterzeichnete der Verfaſſer am 15. Auguſt 1613. Von den Schülern des Gymnaſiums ward er im gleichen Jahre „nach den Hundstagsferien“, alſo ungefähr um dieſelbe Zeit, als der Hauptteil des Buches im Druck vor lag, aufgeführt. Auch ſeine Amtsbrüder beglückwünſchten ihn zu dieſer erſten poetiſchen Leiſtung, wie D. Förſters und D. Bertrams Elogien bezeugen. Mit allen ſtand er in dem freundſchaftlichſten Einvernehmen. Dem Generalſuperintendent D. Schleupner blieb er aufs herzlichſte dankbar für die Teilnahme, die dieſer ihm vom Tage der erſten Begegnung be : wahrt hatte. Am innigſten ſchloß er ſich an den Paſtor der Andreasgemeinde Nikolaus Bertram 63 an, der in ganz Eisleben eine ſo beliebte Perſön lichkeit war, „daß ihn jeder gewünſchet an ſeinem Ende bey ſich zu haben.“ Der Generalſuperintendent D. Förſter 64 war nur kurze Zeit in Eisleben thätig, er trat am 21. Februar 1613 an und ſtarb ſchon am 17. November desſelben Jahres. Aber die kurze Zeit gemeinſamen Wirkens genügte, die beiden Männer aufs feſteſte aneinander zu ketten, die in Liebe zu Luthers Heimat, Luthers Perſon und Der Paſtor in Erdeborn. 51 Luthers Werk ein und demſelben Ideale nachſtrebten. Auch Förſter war gekrönter Poet und erkannte in dem zehn Jahre jüngeren Rinkart einen Mann, auf den Gott hohe Gaben gehäuft hatte. Als Förſter ſtarb, widmete ihm Rinkart in fünf latei niſchen Diſtichen ein Ehrendenkmal, das heute noch auf ſeinem Grabſteine zu leſen iſt, und außerdem dichtete er zum Gedächtniſſe des zweiten von Witten berg nach Eisleben [zum Sterben daſelbſt] ge wanderten Luther ein tief empfundenes Epicedion von 43 Diſtichen unter der Überſchrift: „ Echo Stagno - Mansfeldis“, das im Anſchluß an die Leichenrede Bertrams auf Förſter unter den zahl reichen Epicedien noch erhalten iſt. Er unterzeichnet Erdbornensium designatus Pastor. Das Gedicht entſtand alſo zwiſchen dem 17. November 1613, Förſters Todestage, und dem 28. November, an dem er in Eisleben ſelbſt valedizierte. Auch dem Nachfolger D. Rechtenbach, den er erſt in ſeiner ſpäteren Stelle als Landpfarrer kennen lernte, trat er näher und verdankte ihm viel, wie dies aus drücklich im Magiſterpanegyrikus hervorgehoben iſt. Rechtenbach 85 hatte ein offenes Auge und warmes Herz für den ſtrebſamen Paſtor ſeines Sprengels. Da ward am 5. September M. Johann Kro meyer, der fünf Jahre Paſtor an St. Peter und Paul und neun Jahre Diakonus an St. Andreas geweſen war, zum Hofprediger in Weimar beſtallt und zu ſeinem Nachfolger in Eisleben der bisherige Paſtor M. Abel Gebler, ein geborner Schleſier, aus 4* 52 Rinkart im Mansfeldiſchen. Erdeborn und Lyttichendorf berufen. Auf dieſe vakante Landpfarrſtelle ward nun Rinkart durch den Grafen Friedrich Chriſtoph und Generalſuperintendent D. Förſter deſigniert. Am 7. November als dem 23. Trinitatisſonntag 1613 hielt er die Probe in beiden Gemeinden in Gegenwart des Ephorus, ward unmittelbar darauf von den Gemeinden feierlich eingeholt und hielt am 28. November, als dem 1. Advent nachmittags ſeine Abſchiedspredigt in Eisleben. Im Kirchenbuche zu St. Anna ver merkte er eigenhändig dieſe Perſonalien und ſchloß in demſelben ſeine Amtsthätigkeit ab mit einem noch erhaltenen lateiniſchen Diſtichon. Am 5. Dezember hielt er die Antrittspredigt in ſeinen neuen Gemeinden und ward von dieſen mit Freuden und großen Ehrenbezeugungen begrüßt. Der Tag ſchloß mit einem auf öffentliche Koſten veranſtalteten Gaſtmahl, bei dem es nach der heut noch im Pfarrarchiv vorhandenen Rechnung hoch hergegangen ſein muß. Es wurden getrunken 1 Faß Eislebiſch Bier, 14 Stübichen Zerbſter Bier, 8 Stübichen Wein, gegeſſen 18 Pfund Rindfleiſch, für 1 Thaler 19 Groſchen Schöpſenfleiſch, ein Schweinebraten und 3 Bratwürſte, eine fette Gans, 5 Hühner, für 3 Groſchen Krebſe, für 12 Groſchen Fiſche. Dazu wurden verausgabt für Gewürze 1 Thaler 14 Groſchen 3 Pfennige, für Haſelnüſſe, holländiſchen und kleinen Käſe 13 Groſchen 4 Pfen nige, für Brot und Mehl zu Kuchen 4 Thaler 5 Groſchen 3 Pfennige, an Fuhrlohn, Stallgeld 2c. Der gekrönte Poet. 53 1 Thaler 13 Groſchen 11 Pfennige 1 Heller; in Summa 30 Thaler 12 Groſchen 3 Pfennige 1 Heller; alſo eine Summe, die für jene Zeiten eine enorme genannt werden muß. Nun begann für ihn eine Zeit regſten amtlichen Schaffens und Wirkens. In der liebenswürdigſten Weiſe trat er allen ſeinen Pflegebefohlenen, groß und klein entgegen, und der Umgang mit den in Erdeborn und Lyttichendorf anſäſſigen Erbherr ſchaften derer von Mengerſchen und Steu ber gewährte ihm einen befriedigenden Erſatz für den Ausfall einer täglichen Berührung mit wiſſenſchaftlich ebenbürtigen Amtsbrüdern und Lehrern. Kurze Zeit nach ſeiner Überſiedelung nach Erde born ward ihm die Ehre der Krönung zum kaiſer lichen Poeten zuteil. Leider iſt weder der Tag und Ort derſelben bekannt, noch der Name des Pfalz grafen, der ſie feierlich vollzog. Über die Umſtänd lichkeiten des Rituals einer ſolchen Feier haben wir aus ziemlich gleicher Zeit Nachricht durch den Reichenbacher Diakonus Fiedler 66 und auch über Rinkarts Krönung finden ſich noch in der Zwickauer Ratsſchulbibliothek zwei Briefe, die leider gerade, als deren Kenntnis für uns wertvoll wurde, nicht mehr aufzufinden waren. Daß aber die Feierlich keit nicht, wie Koch, Geſchichte des Kirchenliedes, ſagt, noch 1613 während der Eislebener Amtszeit Rinkarts erfolgte, bezeugt ein von Adam Tülſner 67 auf dieſe Ehre gedichtetes Doppeldiſtichon, über 54 Rinkart im Mansfeldiſchen. welchem ausdrücklich Rinkart Erdeborner Paſtor genannt wird. Um dieſe Zeit ließ er ſich ein neues Petſchier ſchneiden, von welchem ein Abdruck auf einem Schreiben aus dem Jahre 1615 noch vorhanden iſt. Es iſt kreisrund und zeigt zwiſchen zwei Kreislinien eingeſchloſſen den Namen: MARTINVS RINCK HART und inmitten des inneren Ringes die auch auf dem früheren Siegel hervortretenden Buch ſtaben: M. W. S. I. C. A. Im Jahre 1614 muß ihm wohl auch ein Kind geboren worden ſein, da er von da an den Kanzler Ritter ſeinen Gevatter nennt. Da die Erdeborner Kirchenbücher leider in dieſer Zeit defekt ſind, läßt ſich etwas Gewiſſes nicht mehr behaupten. Doch iſt es unfraglich, daß ihm in Erdeborn wenigſtens zwei Kinder geboren wurden, welche in Eilenburg vor 1621 ſtarben, da er in dieſem Jahre ſelbſt ſagt, daß Superintendent D. Leyſer ihm zweimal denſelben Liebesdienſt erwieſen habe, den er mit dem Begräbnis des kleinen Georg Leyſer ſeinem Oberpfarrer erweiſe. Unwahrſcheinlich iſt auch nicht, daß ſogar mehr als zwei Kinder ſeiner Ehe ent ſproſſen, von denen eins oder zwei noch in Erde born ſtarben. Litterariſch ſcheint er ſich zunächſt nicht weiter beſchäftigt zu haben, da ihn das umfangreiche Amt genügend beanſpruchte. Erſt als am 18. Oktober Die Magnalien. 55 1615 auf Schloß Hadersleben, 14 Stunde von Eisleben entfernt, dem Grafen Friedrich Chriſtoph 68 von Mansfeld Zwillinge geboren wurden – Chri ſtian Friedrich und Hans Albrecht – ſang er zu Ehren der am 26. November ſtattfindenden Tauf feierlichkeit ein prächtiges lateiniſches Loblied auf den 18. Oktober, den er V. 1–38 zunächſt als großen Tag Gottes in allgemeinen Beziehungen, in V. 39–69 als Tag des jüdiſchen Laubhüttenfeſts, in V. 70–74 als Tag der Offenbarung Chriſti als Gottesſohn im dritten Amtsjahre zu Jeruſalem, in V. 75–79 als großen Heiligentag des Evan geliſten Lukas, in V. 80–86 als großen Schultag der Fundation der drei Univerſitäten Heidelberg (1387), Gripßwalde (1457) und Wittemberg (1502), in V. 87–95 als großen Ehrentag, an welchem Luther 1512 Doktor der heiligen Schrift geworden, in V. 96–102 als großen Glückstag der Mans felder und Pommern, V. 103–107 als großen Sieges- und Triumphes-Tag, an dem 1448 die Chriſten 80000 Türken erlegt hätten, V. 108–147 als großen ehelichen Treu- und Liebestag, an wel chem 1140 eine bayeriſche Herzogin ſamt anderen Weibern ihre Männer zu Weinsberg von dannen getragen hatten, darſtellt. Den zweiten Teil bildet die Schilderung des Tages als großen und glückſeligen Geburtstag der jungenmansfeldiſchen Herrlein. Wun derlicherweiſe ſchließt jeder Abſchnitt mit dem Verſe: „Salve magna dies majorque revertere semper – Heil dir, o hehrer Tag, kehr jedesmal größer uns wieder!“ 56 Rinkart im Mansfeldiſchen. als hätte der Verfaſſer eine prophetiſche Vorahnung gehabt von der Bedeutung dieſes Tages für unſer 19. Jahrhundert. Einzelne Ausführungen ſtreifen geradezu die Völkerſchlacht und den Gedanken an die Geburt eines Mannes, der berufen ſei, die Ge ſchicke Deutſchlands zu leiten. Das Gedicht erſchien noch im Jahre 1615 bei Jakob Gaubiſch in Eis leben im Druck unter dem Titel: Magnalia cle mentiae et potentiae divinae etc. Auf dem Titel ſcheint Valerius Herbergers gleichnamiges Werk einen maßgebenden Einfluß geübt zu haben. Ungefähr zur gleichen Zeit bereitete Jakob Gau biſch die Herausgabe der von D. Schleupner ſeinem Vater gehaltenen Leichenpredigt vor, welcher eine große Anzahl lateiniſcher Epicedien beigegeben wur den. Auch Rinkart widmete dem edlen Urban Gaubiſch einen noch erhaltenen Nachruf unter der Überſchrift: „Communis fabula“ in 16 dreizeiligen Strophen, in welchen die Hinfälligkeit der Menſchen von Adam an durch Beiſpiele beglaubigt iſt. Da Rinkart nur P. L. Erdeborni Pastor unterzeichnet, fällt die Dichtung vor ſeine Magiſterpromotion. Um dieſe Zeit fuhr Rinkart auf der hohen See lateiniſcher Dichtkunſt. Mit bewundernswürdiger Ausdauer, raſtloſem Fleiß und peinlichſter Sorgfalt ſtudierte er die Werke Vergils, um in ausſchließlich vergilianiſcher Sprache ein epiſches Gedicht zu liefern, mit dem er die höchſte philoſophiſche Würde, das Magiſterium erlangen könnte. Er reichte dieſe Pro motionsſchrift noch vor Ablauf des Jahres 1615 Die Magiſterpromotien. 57 dem philoſophiſchen Kollegium der Leipziger Uni verſität ein und beſtand am 6. Januar 1616 unter dem Rektorat des D. Finckelthaus, dem Prokan zellariat M. Müllers und dem Dekanat M. von Liscas die Magiſterprüfung. Er hatte zunächſt ſeine Promotionsſchrift vorzutragen und ward alsdann von M. Heinrich Schwalenberger in beiden bibliſchen Sprachen, dann von M. Johann Friedrich in Ge ſchichte, Latein und klaſſiſchem Griechiſch, ferner von M. Chriſtoph Preibiſch in praktiſcher Philoſophie und endlich von M. Heinrich Höpfner über die Kenntnis des ariſtoteliſchen Organon examiniert. Unter den Opponenten befanden ſich überdies Cunrad Bavarus, Weinrich, Wagner, Scheibe, Tülſner, Pels, Hillen, Schröner, die ihm auch in Elogien ihren Gruß und Glückwunſch darbrachten. Die Inauguraldiſſertation, welche das Feſt der Licht meſſe nach Seiten ſeines Urſprunges, ſeiner Eigen art und ſeiner zeremoniellen Begehung behandelt, erſchien nun bei Jakob Gaubiſch in Eisleben im Druck. Dieſe Originalſchrift ließ ſich nicht auf finden und ging wohl nur in wenigen Exemplaren aus. Am 25. Januar 1616 fand die feierliche Promotion rite ſtatt. Unter 25 Promovenden war er der dritte. In dem noch erhaltenen Magiſter panegyrikus ſteht an der betreffenden Stelle: Mar tinus Rinckhardus Eilenb. P. L. Erdeborni in Comitatu Mansfeldensi Pastor. Seine Kompro motionalen waren: 1. Andreas Corvin, 2. David Meißner, 3. [Rinkart, 4. Johannes Fritſch, 5. Philipp 58 Rinkart im Mansfeldiſchen. Wernicius, 6. J. R. Sulzenberger, 7. Erasm. Benich, 8. Heinrich Guttermann , 9. Vincenz Schmuck, 10. Andreas Wernicius, 11. Michael Lantzenberger, 12. Paulus Menius, 13. Chriſtian Schneider, 14. Georg Tob. Schwendendorfer, 15. Matthias Müller, 16. Andreas Coler, 17. Mathias Thorman, 18. Friedrich Schlegel, 19. Johann Baſſing, 20. Jo hann Cocus, 21. Bernhard Höltzer, 22. Michael Seyfert, 23. Moritz Steinmetz, 24. Chriſtian Alt wein, 25. Heinrich Oehlſchlägel. – Die Ordnung ward durch die Tüchtigkeit beſtimmt. Unter welchen Namen prangt der ſeine an dritter Stelle! Mit Ehren bekleidet kehrte er in ſein Pfarrhaus zurück und ließ, von ſeinen Freunden darum gebeten, die Promotionsſchrift in zweiter Auflage bei Jakob Gaubiſch 69 erſcheinen. Dies muß noch im Februar geſchehen ſein, da Gaubiſch am 13. März ſtarb und von dieſem Tage an auf den Titeln der durch dieſe Druckerei ausgefertigten Werke ſtets „Gaubiſchen Erben“ zu leſen iſt. Dieſe zweite Auflage iſt uns noch in einem Exemplare erhalten. Der Titel der ſelben lautet: Vulcanus academicus Lipsiensis; de origine, ratione, ritu et ceremoniis Festi Can delarum quod vocant etc. Am 6. März 1616 ſtarb Junker Hans Steuber, Erbſaſſe auf Lyttichendorf, dem er am 13. März eine uns gedruckt erhalten gebliebene Leichenpredigt hielt, das Thema: „Der Chriſten einiges Seelen rezept“ behandelnd. Dabei unterzeichnet er zum erſtenmale Magiſter. Überdies widmete er den Hin Paſtorale und poetiſche Arbeiten. 59 terlaſſenen noch ein Beileidsgedicht in neun la teiniſchen Diſtichen. Unter dieſen gedenkt er aus drücklich der Witwe des Junkers als ſeiner „in Ehren freundlichen lieben Gevatterin“. Es iſt dies ein erneuter Beweis dafür, daß Rinkart in Erde born Kinder geboren wurden, die von hohen Gönnern aus der Taufe gehoben wurden. Als ſein Verleger Jakob Gaubiſch am 13. März 1616 ſtarb, widmete er dem Andenken desſelben vier lateiniſche Diſtichen, die uns im Anhange zu Ber trams Leichenpredigt „ Sterbens - Luſt“ noch erhal ten ſind. Vom 10. Mai 1616 iſt uns noch ein Brief Rinkarts an ſeinen Schwager und Gevatter, den Kanzler und Konſiſtorialaſſeſſor Jakob Ritter im Pfarrarchiv aufbehalten. Ebenſo dieſer als noch ein zweiter Brief an denſelben enthält lediglich die Einladung zur Abnahme der Kirchrechnungen, die obſervanzmäßig am Pfingſtdinstag in Erdeborn und am Pfingſtmittwoch in Lyttichendorf ſtattzu finden hatten. Am 8. Auguſt 1616 ſtarb Herman Jobſt und zehn Tage ſpäter am 17. Auguſt Wolf Chriſtoph, Gebrüder von Mengerſchen zu Erdeborn, die beide am 5. September in der Kirche beigeſetzt wurden. Die bei dieſer Zeremonie von ihm gehaltene Leichen predigt erſchien noch im ſelben Jahre unter dem Titel: „ Res gestae juventutis, der zarten und lieben Jugend wahrhaftige und ruhmwürdige Heldenthaten“ im Druck. Dieſe Schrift enthält 60 Rinkart im Mansfeldiſchen. auch ein deutſches Gedicht in 8 fünfzeiligen Stro phen über den 113. Pſalm und ein Lutherwort. Das Jahr 1617 brachte dem evangeliſchen Deutſchland das erſte hundertjährige Reformations jubiläum. Allenthalben ſollte der große Tag ce lebriert werden. Auch in Eisleben rüſtete man ſich, den Tag, an welchem die welterſchütternden Hammer ſchläge des Eislebener Stadtkindes erklungen waren, aufs großartigſte zu begehen. Außer den Feſt gottesdienſten, verſchiedenen öffentlichen Anſprachen und Schulakten ſollte auch für das große Publikum eine deutſche Komödie über den Ablaßkram und Luthers Proteſt dagegen aufgeführt werden. Die Grafen von Mansfeld betrauten unſern Rinkart mit der Abfaſſung des Stückes, da er nach der erſten derartigen Leiſtung im Jahre 1613 als der bei weitem befähigtſte Mann der Grafſchaft galt. An der Schule ſcheint man etwas verſtimmt ge weſen zu ſein, daß der Dorfpaſtor von Erdeborn zu dieſer Ehre kam, und entſchloß ſich zur Einübung und Aufführung des Stückes erſt dann, als das Kompromiß zuſtande kam, daß der Konrektor des Gymnaſiums ſeinen Namen als den eines Mit dichters auf den Theaterzettel, d. h. Titel des Stückes ſetzen durfte. Dieſe kleine Schwäche ſah Rinkart den Herren gern nach, kannte er doch den Ton, der an der Schule herrſchte. Überdies war M. Stöltzer ja durch Kanzler Ritter ihm entfernt verwandt, gab jedenfalls deshalb auch den Stroh mannnamen bereitwilliger her und hatte ſchließlich Der Indulgentiarius. 61 auch nichts dagegen, daß Rinkart verblümt im Stücke ſelbſt es kenntlich machte, daß er allein der Autor ſei. Während er den Herold-Prologus als Akroſtich auf ſeinen Namen dichtet, zeigt der Herold Argumentator daneben kein ſolches Charakteriſtikum für Stöltzer. Das Stück ſelbſt gehörte zu dem bereits 1613 auf Weiſung der Grafen projektierten Cyklus von Lutherfeſtſpielen. Dieſelben ſollten eine Heptade bilden, die nicht allein Luther nach allen Seiten hin volkstümlich zeichnen, ſondern auch den Gang des Reformationswerkes parallel den Jubiläums jahren Schritt auf Schritt begleiten ſollte. Der Eislebiſche Chriſtliche Ritter war als thematiſches Präludium gedacht, dazu beſtimmt, einen Geſamt eindruck zu hinterlaſſen, der in den übrigen nach wirken ſollte. Als zweites Stück war von ihm projektiert: „ Lutherus Desideratus, der lang gewünſchte Luther.“ In demſelben ſollten alle evangeliſchen Heroldsrufe vergangener Zeit von 1300 bis 1500 widerklingen. Die Komödie war als Präludium für die Darſtellung der Refor mationsthat ſelbſt gedacht, wurde aber wohl kaum im Manuſkript abgeſchloſſen, da ſie Rinkart in ſpäterer Zeit nicht unter ſeinen noch ungedruckten „vollkömmlich verfertigten“ Schriften aufführt. Am Gymnaſium war wohl zwiſchen 1613 und 1617 keine Ausſicht, die Lehrer für ein Werk des be neideten Rinkart zu gewinnen. Der paſſive Wider ſtand der Jugendbildner gegen ihn ward erſt kurz 62 Rinkart im Mansfeldiſchen. vor dem Jubiläum durch den Machtſpruch der Grafen gebrochen. Rinkart wählte als Titel des Feſtſpiels „ In dulgentiarius confusus, oder Eißlebiſche Mans feldiſche Jubel-Comödia“ und ſchilderte darin Lu thers Wirken zwiſchen 1517 und 1521. Die drei Hauptſcenen, der Theſenanſchlag, die Beraubung des Tetzelſchen Ablaßkaſtens und der Reichstag zu Worms ſind großartig angelegt und mit großem Geſchick bearbeitet. Am 31. Oktober 1617 ging die Dichtung vor volkreicher Verſammlung auf dem Waghauſe in Scene. Der Eindruck entſprach dem früher mit dem Eislebiſchen Chriſtlichen Ritter erzielten, und die Grafen ermöglichten wiederum die Drucklegung des Stückes, die ſich aber bis in das nächſte Jahr verzögerte. Die Vorrede, gegeben am 22. Juli 1618 iſt unterzeichnet von Jacob Gaubiſchens Erben. Dieſer Druck war bis in die jüngſte Zeit ganz un bekannt. Kein Rinkartbiograph und kein Litterar hiſtoriker kannten denſelben, ſelbſt Dr. Karl Müller, der den Eislebiſchen Ritter bei Gelegenheit des Lutherjubiläums 1883 herausgab, behauptet noch, daß von Rinkarts Dramen nur zwei bekannt ſeien, und doch fanden die beiden Herausgeber dieſer Biographie die Schrift auf zwei namhaften Biblio theken, Heinrich Rembe aber gab ſie 1885 im Neu druck, Eisleben bei Winkler, heraus. Inzwiſchen trat im Leben des Dichters eine entſcheidende Wendung ein. Anfang Juli hatte er Berufung nach Eilenburg. 63 eine Reiſe nach Eilenburg unternommen, die viel leicht mit der neuen Dichtung in Zuſammenhang ſtand, denn auch Eilenburg, Grimma und Alten burg führten das Stück auf. In Eilenburg war überdies Graf Philipp Ernſt von Mansfeld Stadt hauptmann. Vielleicht präſentierte er dieſem eine Abſchrift. Wahrſcheinlich legte er auch eine ſolche in die Hände des ihm gewogenen Rates. Während ſeines Aufenthaltes in der Heimat ſtarb dort am 17. Juli der Archidiakonus M. Schalitz. 70 Da M. Heinrich keine Ausſicht hatte, vom Diakonat in dieſe Stelle aufzurücken, beſchloß der Rat ein ſtimmig, „den verſtoßenen Jephta“ zurückzurufen. So ehrend und erfreulich für ihn der Antrag auch war, ſo erbat er ſich doch eine vierzehntägige Be denkzeit und ſtellte überdies die Bedingung, daß die Geldemolumente der Stelle um 20 Gulden erhöht werden müßten. Wahrſcheinlich trug Erdeborn Lyttichendorf ſo viel, daß er ohne dieſe Zulage ſich verſchlechtert hätte. Der Rat geſtand dieſe For derung ſofort zu, und Rinkart acceptierte in einem Schreiben vom 16. Auguſt 1617. Seine Rückreiſe nach Erdeborn muß kurz nach Schalitz' Tode und ſicher vor dem 24. Juli erfolgt ſein, da an dieſem Tage ſein Amtsnachbar Samuel Bornhauſen, Paſtor zu Helfta zwiſchen Eisleben und Erdeborn, ſtarb, dem er am 27. Juli, als am 6. p. Trin. die Leichenrede hielt. Dieſe erſchien im ſelben Jahre noch in Druck unter dem Titel: „De summo bono delectus.“ Sie enthält zugleich ein 64 Rinkart in GZtsleben. deutſches Lied in 6 vierzeiligen Strophen und ein lateiniſches Epicedion Rinkarts in vier Diſtichen, welches er „ Ecclesiae patriae designatus Archi Diaconus“ unterzeichnet. Am 9. Oktober fand in Leipzig ſeine Konfir mation zu dieſem neuen Amte ſtatt. Am 31. Ok tober feierte er das Jubelfeſt früh in ſeinen Ge meinden und nachmittags in Eisleben. An einem der nächſten Sonntage hielt er ſeine Abſchiedspredigt, die wahrſcheinlich ebenfalls gedruckt wurde und ver ließ gegen Mitte November die ihm ſo lieb gewor dene Grafſchaft Mansfeld für immer.

V. Der Archidiakon zu Eilenburg.

Am 29. November ward er in das Amt ein geführt, das er zum Segen für ſeine Vaterſtadt bis an ſeinen Tod 32 Jahre lang bekleiden ſollte. Mit einem frommen, demütigen, man möchte ſagen einer Weisſagung gleichkommenden Votum in zwei lateiniſchen Diſtichen trat er ſein Amt an. Freudig nach Chriſti Geheiß wollte er das Netz auswerfen, auf die Höhe fahren und einen Fang thun. Ahnte er wohl, als er der trügeriſchen Antritt im Archidiakonat. 65 Wogen des Meeres gedachte, wie ſturmvoll ſeine Fahrt hier werden würde und welch ungeſtüme Wellen Jahrzehnte lang über ſein Schifflein hinweg gehen ſollten? Und wenn er es ahnte, ſo fürchtete er ſich doch nicht, denn Chriſto hatte er das Steuer vertraut. Mit kräftigem Ruderſchlage gläubigen Vertrauens, das Auge auf den Hafen gerichtet, löſte er den Kahn vom Ufer. Zu ſeinen regelmäßigen Amtspflichten gehörte vor allem eine Anzahl wöchentlicher Predigten. Allſonntäglich ward in der Eilenburger Stadtkirche dreimal Gottesdienſt gehalten. Der erſte, früh 6 Uhr, hieß Mette und dauerte eine knappe Stunde. Nach einem Morgenliede recitierten ein paar Schul knaben ein Hauptſtück des Katechismus, darauf folgte der Lobgeſang des Zacharias, der Segen und das Benedicamus domino. An hohen Feſttagen ward in der Mette gepredigt und der Gottesdienſt begann ſchon 5 Uhr. Früh 7 Uhr begann der Hauptgottesdienſt und ward nach den Vorſchriften der churfürſtlichen und fürſtlich ſächſiſchen Agenda gehalten. Die Veſper begann 1 Uhr und an hohen Feſten wegen der Predigt 1 Uhr. Man begann mit einem Tiſchliede, an deſſen Stelle in den Faſten ein Paſſionslied trat, dann las der Diakon einen Pſalm, ein Betſtundengebet und betete das Vater unſer. Nach einem Gemeindeliede hielt der Archi diakonus eine halbſtündige Katechismuspredigt, nach welcher abwechſelnd beide Diakonen die Jugend von der Kanzel aus katecheſierten, der Archidiakon die Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 5 66 Rinkart in Eilenburg. Knaben, der Diakon die Mädchen. Zum Schluß ward das Penſum nochmals geleſen, Vaterunſer, Beichte und Kirchengebet geſprochen. Nach einigen Verſen folgten Kollekte und Segen ſowie Schluß geſang. Um dieſer Katechismusgottesdienſte willen nannte ſich Rinkart mit Vorliebe in ſeinem Alter „Katechismusprediger“. Eine reife Frucht dieſer Thätigkeit iſt denn auch ſein letztes großes poetiſches Werk. Während der Woche war die Kirche täglich der Gemeinde erſchloſſen und zu feſtgeſetzter Stunde fand Gottesdienſt ſtatt. Dinstags hatte der Di akonus über freie Texte, Mittwochs der Archidiakonus über die Epiſteln, Donnerstag der Pfarrer der Bergergemeinde über Sirach, Freitags der Super intendent über freie Texte zu predigen. Montags und Sonnabends wurden Metten gehalten. Von Johanni bis Michaeli mußten der Archidiakonus, Diakonus und Bergerpfarrer die Freitagspredigten des Pfarrers halten. Dafür wurden die Dinstags predigten als Zirkularpredigten von der Land geiſtlichkeit des Sprengels Torgauiſcherſeits in dem einen, Leipzigerſeits im andern Jahre ge halten. Mittwochs und Donnerstags fanden in dieſer Zeit ebenfalls nur Metten ſtatt. Außerdem fand an jedem Wochentage von 1 bis 42 Uhr Bet ſtunde (wir würden heut ſagen Bibelſtunde) ſtatt, in welcher außer den auf Sirach folgenden apo kryphiſchen Büchern an den fünf erſten Wochentagen die Bibel im Zuſammenhange erklärt ward. Arbeit und Genoſſen im Amt. 67

An den Sonnabenden Und Vorabenden der Feiertage traten an Stelle deſſen Bußvermahnungen und die Diakonen hatten „Beichtſitz“. Überdies gab es ſeit 1598 noch allwöchentlich eine Kinderlehre. Jeden Sonntag wurde nach dem Segen des Veſper gottesdienſtes vor dem Schlußverſe getauft. Die Taufen an Wochentagen waren um 2 Uhr angeſetzt. Dazu kamen Trauungen, Begräbniſſe, die alle vom Hauſe aus zu geleiten waren, Krankenbeſuche und häusliche Seelſorge. Wahrlich ein großes Arbeits gebiet, von dem M. Elteſte mit Recht ſagt: Labori faber deest non fabro labor, Arbeit genug für die Arbeiter, aber nicht genug Arbeiter für die Arbeit. Die Amtsbrüder, an deren Seite er zu wirken hatte, waren D. Friedrich Leyſer 71, der nach D. Hunnius' Abgang am Sonntag Oculi 1617 zum Superintendenten erwählt worden war und Rinkart um wenige Jahre im Tode voranging; ferner Diakonus M. Johann Heinrich 72, eine edle Perſönlichkeit, der Rinkart bis zum Tode in innigſter Liebe verbunden war. An der Bergerkirche am tierten als Pfarrer M. Nikolaus Böhme 73, der eine Enkelin Luthers, Katharina, Johannes Luthers Tochter, zur Frau hatte und viele Kleinodien aus Luthers Erbe beſaß; und als Diakonus M. Donatus Boriſch. Im Schulrektorat wirkte der ebenfalls in Eilenburg geborene M. Johann Müller (senior) und als Kantor fungierte noch immer Rinkarts treuer Lehrer Georg Ulman. Er war der erſte, der in das von dem Haupt 5* 68 Rinkart in Eilenburg. mann Nicol Voit erworbene neue Amtsgebäude einzog. Noch lange nach dieſer Zeit hieß es im Volksmunde das Hauptmannshaus. Nach einer Notiz in Rinkarts Schriften ward es, um als geiſtliches Dienſtgebäude brauchbar zu ſein, neu er baut, das heißt jedenfalls durchgängig renoviert. Dies geſchah allerdings noch nicht vor ſeinem Ein zuge, ſondern erſt im Jahre 1618, wie wir von ihm ausdrücklich belehrt werden. Seine Familie beſtand zu dieſer Zeit aus wenigſtens vier Per ſonen, ihm, ſeiner Chriſtine und zwei Kindern. Bald nach ſeinem Amtsantritte begannen die Wirren des dreißigjährigen Krieges, unter denen gerade er, wie wenige andere zu dulden und den Heroismus der im Leide am größeſten ſich bewäh renden Chriſtusjüngerſchaft zu beweiſen hatte. In den erſten Jahren traten ihm freilich die Kriegs läufte nicht perſönlich nahe und nur das von Kur fürſt Johann Georg I. von Sachſen angeordnete Kriegsgebet in beſonderer Betſtunde erinnerte Eilen burg allwöchentlich an die Gefahren, die ſeiner warteten. Während andere Dichter jener Zeit, wie Martin Rutilius und Johann Major ſchon ſeit dem Beginn des neuen Jahrhunderts geweisſagt hatten, daß die Sünden des Volkes Gottes ſchwerſte Zuchtruten über Deutſchland herausforderten und bei Gelegen heit des Todes Johanns von Weimar und wie derum bei der Sündflut über Weimar die Reveille zum dreißigjährigen Kriege geſchlagen hatten, ſcheint Die Triumphide Dorothea. 69 Rinkart ein Prediger des Friedens und der ſtill wirkenden Liebe geblieben zu ſein, deſſen liebſte Thätigkeit Pflege der Muſik und Dichtkunſt war. Im Laufe des Jahres 1618 ſchrieb er ſein großes muſikaliſches Hauptwerk: Triumphi de Dorothea, Leipzig 1619; eine Sammlung von 31 ſechsſtimmigen und auf ſechs Stimmhefte verteilten Tonſätzen der jenigen Meiſter, deren bereits S. 26 gedacht iſt. Nur die Noten entnahm er den Originalwerken, die 31 Texte arbeitete er ſelbſt dazu. Es ſind faſt ausſchließlich Preislieder auf die Muſik voll zarter Empfindung, gottinniger, kindlicher und ſinniger Freude an Sang und Klang entſproſſen. Alle ſchließen mit dem Refrain: Unſre Kunſt bleibt ewig. Voran ſetzte er den Wahlſpruch ſeines Le bens, den wir ſchon von ſeinem Petſchier her kennen: „M. M. R. | M. V. S. I. C. A. | Mein Vertrawen Steht In Chriſto Allein! | Gottes Gunſt und Muſik Kunſt.“ Darunter folgt eine poetiſche Spielerei, wie ſie damals nicht ſelten anzutreffen iſt und als Zeichen der Meiſterſchaft lateiniſcher Dichtkunſt an geſehen wurde. - Sechs Hexameter je aus ſieben Worten gleichen Anfangsbuchſtabens beſtehend geben von oben nach unten geleſen ſiebenmal das Akro ſtichon MVSICA. Dieſes Werk, von dem nur ein einziges Exemplar, noch dazu nicht einmal mehr in allen Stimmheften, vorhanden iſt, beweiſt, daß in ihm und um ihn alles Sonnenſchein, Frühlings luſt und lieblichſtes Singen und Klingen aus Herz, Haus und Amt war. Kein Wölkchen trübte den 70 Rinkart in Eilenburg. Horizont ſeines Lebens, es grünt und blüht, die Vöglein zwitſchern ihr Liedlein, die Engel Gottes wandern mitten unter dem Menſchen und haben Geigen, Poſaunen, Trompeten und Harfen mit gebracht, alles jauchzt und jubelt, Himmel und Erde ſingen aus vollſtem Herzen, alle Lande ſind ſeiner Ehre voll! Spärlich ſind die Nachrichten über die erſten Jahre ſeiner amtlichen Thätigkeit. Nur aus einer beiläufigen Bemerkung erfahren wir, daß ihm bis zum Jahre 1621 die in Erdeborn geborenen zwei Kinder in Eilenburg ſtarben und Superintendent D. Leyſer denſelben die Grabrede hielt. Dafür er hielt er 1621 einen Erſatz durch die Geburt ſeines Samuel, auf den des Vaters poetiſche Begabung und echte Frömmigkeit ſich vererbten. Anfang des Jahres 1621 hatte er eine Zeit lang den Superintendent D. Leyſer amtlich zu ver treten, der ſich zeitweilig in Leipzig aufhielt. Wäh rend dieſes Vikariates ereignete ſich in dem zur Ephorie gehörigen Dorfe Wölkau einer jener wun derlichen Fälle, wie ſie in jenen Tagen nicht ſelten vorkamen. Am Epiphaniasfeſte drangen während des Gottesdienſtes Wolf von Schönfeld und der Amtsſchöſſer von Wurzen mit Musketieren in den Kirchhof ein und beſchoſſen die Kirche. Dadurch wurden eine ziemliche Anzahl Kirchenbeſucher tödlich verwundet. Einer derſelben war Hans Mustopf. Als der Paſtor ihn beſuchte, ward er vom Ster benden verlacht und geſchändet; dann begann der Freud und Leid. 71 Todwunde wie ein Ochſe zu brüllen und ſtarb auch in ſolcher Stimmung. Rinkart ſandte den Bericht des Paſtors an D. Leyſer nach Leipzig und ſchrieb darunter, der Schulmeiſter habe ihm erzählt, „daß ſich die Nacht vor Mustopfs Tode ein ſolch grau ſames und erſchreckliches Heulen und Wehklagen auch Stimme und Weſen auf dem Kirchhofe hören laſſen, daß ihm und den Seinen alle Haare zu Berge geſtanden.“ Die verunreinigte Kirche ward hierauf vom Superintendenten unter Aſſiſtenz zweier Geiſtlichen wieder neu eingeweiht. In der Mitte des Jahres fand an der Berger kirche ein Amtswechſel ſtatt. Der Diakonus Boriſch verzog nach Limehna. Sein Nachfolger Andreas Heſſe ward unter Aſſiſtenz Rinkarts am 5. Oktober ordiniert. Am 23. November 1621 erwies Rinkart ſeinem Superintendenten einen Liebesdienſt, indem er dem am 21. November geſtorbenen Söhnlein desſelben Georg eine herrliche Grabrede hielt. Dieſe gab er noch im ſelben Jahre bei Friedrich Lanckiſch in Leipzig in Druck unter dem Titel: Vera verae so cietatis Jesu insignia. Sie iſt nur noch in einem einzigen Exemplare erhalten. Auch dichteriſch beſchäftigte er ſich während dieſes Jahres. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß eins der ſpäter geſammelten Friedenslieder bis in dieſe Zeit zurückzuverlegen iſt. Wurden doch 1621 und 1622 zwei patriotiſche Dankfeſte begangen, das eine wegen der glücklichen Erwerbung der Ober- und Nieder 72 Rinkart in Eilenburg. lauſitz für Sachſen und das andre im Februar 1622 wegen des erſten Friedensſchluſſes im dreißig jährigen Kriege. Das hundertjährige Gedächtnis des Reichstages von Worms aber rief ihn zu ſeiner Heptalogie zurück. Er bearbeitete ein drittes Stück, für das der projektierte Titel bald: Lutherus mag nanimus, bald Consilia Wormatiensia angegeben wird. Im Druck erſchien es nicht, aber daß es wenigſtens nahezu im Manuſkript vollendet vorlag, beweiſt eine Notiz in der Vorrede des 1625 er ſchienenen folgenden Stückes, in welcher von vier bereits fertig geſtellten Stücken die Rede iſt. Auch den Grund erfahren wir, warum es nicht zur Ver öffentlichung gelangte. Die Buchführer waren zu mutlos geworden, da die entſetzlichen Zuſtände, welche durch Juden und Judengenoſſen über Mittel deutſchland gebracht worden waren, eine Teuerung ohnegleichen heraufbeſchworen hatten, die am ſchwer ſten von den feſtbeſoldeten Gelehrten empfunden wurde. Dieſe waren beim beſten Willen außer ſtande, Bücher zu kaufen. Auch Rinkart war ſchwer von dieſem Jammer betroffen. Es galt in Eilen burg eine Kanne Butter 16 Groſchen, eine Mandel Käſe 7 Groſchen, eine Mandel Eier 7 Groſchen, ein Pfund Lichte oder Seife 12 Groſchen, eine Metze Grütze 8 Groſchen, eine Metze Salz 10 Groſchen, eine Elle ſchlecht 10 Groſchen, eine Elle Tuch 2 Gulden. Im nächſten Jahre ſtieg ſogar der Scheffel Weizen auf 16 Gulden, Korn 12 Gulden, Gerſte 8–9 Gulden, Hafer 6 Gulden, Die Teuerung. 73 ein Pfund Schweinefleiſch 12 Groſchen, Rindfleiſch 8 Groſchen, Schöpſenfleiſch 7 Groſchen, ein mittel mäßig Kalb 28 Gulden, ein Karpfen 2 Gulden, eine Kanne Butter 25 Groſchen, eine Kanne Bier 2 Groſchen, ein Faß 25 Gulden, eine Klafter Scheite 10 Gulden 15 Groſchen. Das waren nach damaligem Geldwerte ganz ungeheuerliche Summen, die den Ruin ganzer Bevölkerungskreiſe hervor rufen mußten. Sämtliche Kirchen- und Schuldiener kamen ſchriftlich beim Rat mit der Bitte um Ge haltszulagen ein; der Rat erklärte, ihr Schreiben nicht mißbilligen zu können, er ſähe aber auch kein Mittel, wie dem zu willfahren ſei; indeſſen ſchickte er den Darbenden doch 100 Gulden, die zur Hälfte aus dem Kirchenkaſten genommen wurden, zur Hälfte aus einer Liebesgabe der Ratsmitglieder be ſtanden. Auf nochmalige Vorſtellung veranſtaltete man eine Hauskollekte, welche 700 Gulden eintrug, zu denen der Rat nochmals 50 Gulden aus eigenen Mitteln bewilligte. Dieſe Preisſteigerung erfolgte wegen einer unter den Angen der Regierung unternommenen ver brecheriſchen Ausbeutung der Mitbürger durch das Geldwechslergeſindel. Dieſe Wucherer wechſelten das gute ſächſiſche Geld maſſenhaft ein, trugen es in die Münze und bekamen für die Mark fein = 7 Gulden ganze 4 Gulden Agio. Das thaten ſie täglich, ſodaß es Menſchen gab, welche bei 260 Ar beitstagen, an denen die Münze geöffnet war, mit 1 Gulden täglich 21 Groſchen Profit machten, alſo 74 Rinkart in Eilenburg. mit 100 Gulden täglichem Betriebkapital jährlich 28600 Gulden verdienten. Zu welch heilloſem Geſchäft es einzelne dieſer Tagediebe brachten, be weiſt die Thatſache, daß ein Menſch, der am erſten Tage einen Gulden ins Geſchäft ſteckte und den täglichen Profit immer wieder zum Betriebskapital des folgenden Tages hinzuſchlug am Jahresſchluſſe ein Vermögen aufwies, das auf Generationen hinaus der Reichtum ſeiner Familie war; und dies trieben ſie jahrelang. In eben dem Maße aber, in dem ſie ſich ſo ſchmachvoll bereicherten, verarmten Tauſende von Familien auf Generationen hinaus. Dieſe Teufel ſcheuten ſich ſogar nicht einmal, ihre Eltern, Brüder, Schweſtern, Verwandte und Obrig keiten „abzukippen“. Das war der landläufige Ausdruck dafür. Damals kam auch der ſchöne Titel „Geldhändler“ auf. Das Volk nannte ſie die Herren von Kipphauſen. Die Erbitterung gegen dieſes Unweſen, das durch Ordensverleihungen an Geldbarone nur um ſo ſchlimmer gemacht wurde, wuchs ſo hoch, daß die Paſtoren ſich endlich in ihrem Gewiſſen gedrängt fühlten, ein Zeugnis ab zulegen. Ein ehrenwerter Zeuge des Evangeliums predigte damals 75: „ Es machen alſo die großen ungehangenen Landdiebe, die Wipper mit ihren Münzern, Juden und Judengenoſſen, daß Landes fürſten auch das kupperne und loſe Blechgeld noch nicht in ihren Kammern behalten können.“ Auch in Eilenburg beſchloß die Geiſtlichkeit, die Stimme für das arme Volk zu erheben. D. Leyſer und Die Disziplinarunterſuchung. 75 Rinkart beſchloſſen, am 9. Februar 1623, Dom. Septuagesimae nach dem vorgeſchriebenen Texte Matth. 20, 1–6 über das Verhältnis von Arbeit und Lohn zu predigen. Aber in welches Weſpen neſt hatten ſie geſtochen. Sie mußten beide er fahren, daß man als Ehrenmann von den größten Spitzbuben gelobt wird, wenn man die kleinen Spitzbuben herunterkanzelt; aber kommen die großen dran, da iſt die Anwendung von Gottes Wort un ſtatthaft. Nicht bloß das Wucherergeſindel, ſondern auch eine Anzahl durch die Preisſteigerung geſchäft lich Intereſſierter verklagten Leyſer und Rinkart beim Dresdner Konſiſtorium, bez. direkt beim Kur fürſten. Namentlich gegen Rinkart, deſſen Predigt praktiſcher gehalten war und einſchneidender gewirkt hatte, wurden gehäſſige Beſchuldigungen geſchleu dert: „Er habe bei Auslegung des 7. Gebots eine Galgenkette von 27 Flagitiis geflochten und nach dem er das flagitium defraudatae mercedis dahin gerechnet, geſagt, daß diejenigen, die auf alte ſchwere Münze berufene Kirchen- und Schuldiener in ge ringerem Gelde beſolden wollten, gleichfalls, daran“ gehörten.“ Der Kurfürſt reſolvierte betreffs Leyſers ſehr raſch, man hätte die Klage unterlaſſen mögen und ſolle den Erbpacht in guter Münze zahlen; bei Rinkart aber beſchlich ihn doch das Gefühl, daß eine Disziplinarunterſuchung gut thun möchte. Rinkart ward angewieſen, das Konzept der Predigt einzuſenden. Er that dies auch und fügte einen Kommentar hinzu, der jeden einzelnen Punkt aus 76 Rinkart in Eilenburg. reichend mit Beiſpielen illuſtrierte. Daraufhin ent ſchied der Kurfürſt: „Rinkart habe nicht mehr ge than, als ſein Amt erfordert hätte!“ Das Schrift ſtück, welches Rinkart zu ſeiner Rechtfertigung einſandte, ſowie die kurfürſtliche Reſolution befinden ſich noch bei den Pfarrakten. Am 16. Oktober 1623 traute er ſeinen zum Kantorat berufenen Bruder Bernhard mit Jungfrau Anna, der nachgelaſſenen Tochter des Bürgermeiſter Kaſpar Fehmel, die bei der großen Peſt 1637 ſtarb. Um dieſe Zeit muß, wenn auch jedes Dokument dafür fehlt, unſerm Rinkart eine Tochter, namens Salome oder Salomone, wie ſie ebenfalls ſpäter genannt wird, geboren ſein. Da dieſelbe 1646 Rinkarts Amtsbruder und ſpäteren Nachfolger im Archidiakonat heiratet, iſt ſie ſicher zwiſchen Samuel und Anna Sophia geboren worden. Die mittlere Zeit zwiſchen den Geburtstagen dieſer beiden Kinder weiſt uns ungefähr auf das Jahr 1624, ſo daß ſie bei der Verheiratung etwa 21 Jahre alt geweſen wäre. Sollten wir uns in der Zeitangabe um ein Unbedeutendes irren, ſo wird der Irrtum ein un erheblicher ſein. Im Jahre 1624 kehrte überhaupt Friede und Ruhe in Amt und Haus zurück. An der Berger kirche fand wiederum ein Wechſel im Diakonat ſtatt. Heſſe verſchwindet von der Bildfläche und M. Wenzel Fehrmann, ein aus Schlackenwerda in Böhmen vertriebener Exulant, tritt an deſſen Stelle, ein Mann in Rinkarts Alter, der ebenfalls neben Rin Dogmatiſcher Streit. 77 kart das ganze Leid der kommenden Jahre trug, bis die große Peſt, die Rinkart und ſeinen Bruder der Frauen beraubte, auch ihn nebſt noch vier an deren geiſtlichen Perſonen dahinraffte. Während desſelben Jahres wurden auch für Eilenburg die dogmatiſchen Streitigkeiten über die Krypſis und Kenoſis zum Austrag gebracht. Nach dem die bedeutendſten ſächſiſchen Theologen in Dresden ſich zu einer Konferenz verſammelt hatten und D. Hoé die ſogenannte Deziſion aufgeſetzt hatte, auch das Urteil der beiden Landesuniver ſitäten Leipzig und Wittenberg feſtſtand, gingen die in Leipzig unterſchriebenen Stipulationen am zweiten Advent deutſch und lateiniſch im Druck aus und wurden an die Landesgeiſtlichkeit verteilt. Eine Miſfive vom 17. Januar 1624 brachte die Vorlage auch der Eilenburger Diözeſangeiſtlichkeit zur Kennt nis und am 28. Mai beſtimmte eine Konſiſtorial verordnung, daß binnen vier Wochen jeder Geiſtliche ſich zu erklären habe, wie er in dieſer zur Frage geſtellten dogmatiſchen Streitſache zwiſchen der Tübinger und Gießener Fakultät ſtehe. Die in ſothaner Weiſe provozierten Antworten fielen ſo verſchieden aus, daß D. Leyſer ſich veranlaßt fühlte, am 7. Juli einen Synodus einzuberufen behufs brüderlicher Unterredung. Am Schluſſe der Kon ferenz, an welcher ſich Rinkart aufs lebhafteſte be teiligte, kam es zu einer Reſolution, die heutigen Tages möglicherweiſe zu einer disziplinaren Rüge gegen eine ganze Ephorie führen würde. Die Geiſt 78 Rinkart in Eilenburg. lichkeit erklärt, die Streitfrage ſei eine rein aka demiſche, ginge ſie im praktiſchen Leben gar nichts an, wäre beſſer als Duell der Univerſitäten be handelt worden, überdies habe die Diözeſan geiſtlichkeit kein Geld dazu, ſich ſolche Streitſchriften zu kaufen, ſei infolgedeſſen gar nicht genügend in ſtruiert, müſſe erſt bitten, daß ſie das einſchlägliche Material umſonſt zugeſchickt erhielte und bekennte in Summa, daß Gott über ſolche Dinge ſich ein Geheimnis vorbehalten habe, daß darüber die ſtock finſtere Nacht menſchlicher Vernunft gar nicht ur teilen dürfe. Die Antwort war weder gehauen noch geſtochen. Auf der Konferenz waren nicht alle Paſtoren der Diözeſe erſchienen. Es erging infolge deſſen am 12. Juli eine Miſſive, welche – ohne irgendwelchen Zwang auszuüben – von jedem Geiſtlichen Unterſchrift oder Verweigerung verlangte. Es unterſchrieben aber alle, und das war ein gutes Zeichen. Alle waren ſich bewußt, Gottes Wort rechtſchaffen zu predigen, ſie erklärten mit dieſer wiſſenſchaftlich erbärmlichen Leiſtung, daß die ſtreit ſüchtigen Fakultäten kein Verſtändnis für die Be dürfniſſe der ſchlichten Praxis beſäßen. Mir per ſönlich iſt es nur verwunderlich, daß man ſich nicht einfach auf den ſchlichteſten Wortlaut der ſymbo liſchen Bücher der lutheriſchen Kirche berief, auf die doch alle Geiſtlichen vereidigt waren. Ich wenigſtens be kenne offen, daß ich meine Doktorvernunft meinem Eide enſo unterordne als accommodiere, nicht aber glaube, en Fall für berechtigt anſehen zu dürfen. Der Monetarius. 79

Während des Jahres beſchäftigte ſich Rinkart mit einer neuen Komödie, der fünften aus ſeiner Heptalogie, die er auch rechtzeitig fertig ſtellte, ſo daß ſie am 1. Januar 1625 zur Neujahrsmeſſe im Druck vorlag. Der Titel lautet: Monetarius se ditiosus oder der Müntzeriſche Bawren-Krieg.76 In der Vorrede bezeichnet er das Stück als das vierte, welches er „zum Druck unterzubringen ſich bemüht habe“. Da die Consilia Wormatiensia nicht gedruckt wurden, iſt es das dritte gedruckte. Die in den einzelnen Schriften vorhandenen Zahlen differenzen löſen ſich leicht. Es iſt das dritte ge druckte, das vierte ausgearbeitete und das fünfte der ganzen Heptalogie. 16 Ouellen führt er an, die er als hiſtoriſche Unterlagen für alle Einzel heiten der Darſtellung verwendet habe. Das Intereſſanteſte in dieſer Komödie iſt unſtreitig die Verlobungsſcene Luthers mit Katharina von Bora, die an einigen Stellen große Ähnlichkeit mit der gleichartigen Hauptſcene des Devrientſchen Luther feſtſpiels von 1883 aufweiſt. Wirkungsvoll muß auch die Epiſode zur Geltung kommen, in welcher die Mansfelder Bergleute aus ihren Schächten her vordringen und mit Sang und Klang die Bauern in die Flucht ſchlagen. Zwei prächtige, von ihm ſelbſt vierſtimmig komponierte Bergreihen beleben die groß und ſchön angelegte Scene. Ob dieſes Stück in Eisleben aufgeführt wurde, mit dem Rinkart, wie wir 1632 ſehen werden, die Fühlung noch nicht verloren hatte, ließ ſich nicht 80 Rinkart in Eilenburg. mehr ermitteln. In Eilenburg ward es ohne Frage agiert, und von Altenburg wiſſen wir be ſtimmt, daß es am 15. und 16. September auf dem Rathauſe aufgeführt wurde. Um dieſe Zeit muß Rinkart auch mit dem berühmten Altenburger Schulrektor, ſpäteren Archidiakonus M. Joſeph Clauder in Verbindung getreten ſein, wiewohl ſich keine Schrift nachweiſen läßt, die uns ein Elogium des einen auf den andern erhalten hat. Im Leipziger Meßkatalog von Gottfr. Groſſe findet ſich Heft 1625, Oſtern Blatt Fjb der Monetarius als bei Elias Rehefeldt und Johann Groſſen erſchienen angezeigt. Exemplare desſelben ſind nicht ſo ſelten wie die der übrigen Rinkartſchen Komödien. Neben dieſem Hauptwerke veröffentlichte er aber auch einige kleinere Sachen, die leider ganz ver loren gegangen ſind. Nur aus Georg Draudius bibliotheca classica, Frankfurt am Main 1625 erfahren wir, daß ſie unter den Titeln: „Triumph kränzlein“ in 4° und „Reiſe- und Kriegsapothek“ in 8" bei Barthel Voigt in Leipzig erſchienen ſeien. Im allgemeinen war das Jahr 1625 ein ereignisarmes, wenn auch die politiſchen Konſtella tionen ſich ganz danach anließen, die Furcht vor dem Kommenden von Tage zu Tage zu ſteigern. Die Unſicherheit im Lande wuchs in erſchreckendem Maße, die Landbevölkerung ward ihres Eigentums nicht mehr froh und ſelbſt in den Städten zeigte ſich zunehmende Demoraliſation. Auch in Eilenburg Geſchichtsſtudien. 81 wurde die Bewohnerſchaft am 2. Auguſt durch die Kunde erſchreckt, daß Diebe in die Superintendentur eingebrochen ſeien und Wertgegenſtände in der Höhe von 3000 Thalern entwendet hätten. Wie mußten die Zuſtände erſt ausarten, wenn der Kaiſer das von ihm projektierte Reſtitutionsedikt erließ, welches die proteſtantiſchen Fürſten bei Strafe ſchwerſter militäriſcher Exekution verpflichtete, alle ſeit dem Paſſauer Vertrag eingezogenen Stifte, Klöſter und Kirchengüter den Papiſten wieder einzuräumen. Schon lauerten an den Grenzen der evangeliſchen Lande die Jeſuiten auf den Tag, der ihnen den Einbruch in das verhaßte proteſtantiſche Gebiet ge ſtatten würde. Der Kurfürſt ſah das kommende Blutvergießen voraus und verordnete 1626 auf alle Freitage Bußpredigten. Verderbenſchwangere Wetter wolken zogen ſich über Sachſen immer dichter zu ſammen. Unter ſolchen Eindrücken fand Rinkart Veranlaſſung, ſich umfangreichen hiſtoriſchen Studien hinzugeben, deren Quinteſſenz er in einem Buche niederlegte, deſſen Druckjahr auf dem Titel nicht angegeben iſt, von den Biographen aber in wun derlich verſchiedene Zeiträume verlegt wird. Rinkart ſelbſt ſetzt es in ſeinem Diskurs ins Jahr 1627. Der Leipziger Meßkatalog bringt die Anzeige 1628, Michaeli, Blatt Djb, daß Rinkarts „Circulorum memoriae decas, Zehnfacher bibliſcher und kirchen hiſtoriſcher Lokal- und Gedenkring oder Gedenk zirkul“ bei Samuel Scheibe und Johann Franckens ſelige Erben in Leipzig erſchienen ſei. Die letztere Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 6 82 Rinkart in Eilenburg. Angabe harmoniert jedoch nicht mit dem Titelblatt des noch in zahlreichen Exemplaren vorhandenen Werkes, auf dem Elias Rehfeld und Johann Groſſe als Verleger bezeichnet werden. Es iſt ein Werk von ſolchem Fleiße, ſo ungeheuerlicher Gelehrſamkeit, daß es das Maß alles Staunens hinter ſich läßt. Erſt iſt jedes Kapitel der Bibel in ein oder zwei Verszeilen charakteriſiert, daneben das Jahr der Welt und der chriſtlichen Zeitrechnung notiert, dazu jede Seite unter einen Buchſtaben, unter das ganze Alphabet, unter Ziffern u. dergl. geſtellt, die überall wiederkehren, eine neue Art akroſtichiſcher Spielerei, die mir ſonſt nirgends vorgekommen iſt, dann folgt eine ebenſo gearbeitete Zuſammenſtellung aller in der heiligen Schrift vorkommenden Namen, aller Regenten, Prieſter, Propheten, Apoſtel, Märtyrer und berühmten Männer der ganzen Welt, aller Biſchöfe und Päpſte, aller Kaiſer und Fürſten, end lich aller Konzilien, aller Säkula, aller kirchlichen Symbola und endlich aller Abſchnitte der ſym boliſchen Bücher der evangeliſchen Kirche, ferner Abriſſe von Landkarten in Form von Gedichten, die ſo gearbeitet ſind, daß, wenn man das Buch etwas fern vom Auge hält, jedes Wort, jeder Name einer Stadt an der Stelle ſteht, wo ſie auf der Land karte zu finden ſind, eine Mnemotechnik, die wohl in der Welt einzigartig daſteht. Nach Abſchluß dieſes Werkes lenkt ſeine Muſe in ein anderes Fahrwaſſer und zwar in das, für welches ihm Gott Geiſt und Gaben im höchſten Kleinere Schriften. 83 Maße verliehen hatte. Er beginnt einzelne Lieder im Kirchentone zu verfertigen, denen er bibliſche Dichtungen zugrunde legt und dieſe Thätigkeit führt ihn täglich je mehr und mehr zur Meiſterſchaft auf dieſem Gebiete. Während des Jahres 1627 kam Exulantenſchar auf Exulantenſchar nach Sachſen gezogen; eine ſtattliche Anzahl fand ſich auch in Eilenburg ein, wohin wohl Fehrmann die ihm bekannten Freunde zog. Sie hatten alles, Haus und Hof, Amt und Ehren um ihres evangeliſchen Bekenntniſſes willen verlaſſen und kamen vollkommen mittellos an, der Wohlthat ihrer evangeliſchen Brüder in evangeliſchen Landen anheimgegeben. Rinkarts Herz ſchlug warm für dieſelben und er ſandte ihnen am Neujahrs tage 1628 einen innigen Glückwunſch in der Schrift: „Der evangeliſchen Pilgrim Güldene Wanderſtab“, die nur noch in einem Exemplare vorhanden iſt. Sie beſteht aus einem lateiniſchen Gedichte in 8 Diſtichen und einem deutſchen Liede in 24 ein Alphabetarium bildenden Strophen. Anfang Auguſt 1628 kehrte Freude in ſeinem Hauſe ein. Es ward ihm ein zweites Töchterchen in Eilenburg geboren. Das Kirchenbuch meldet: „5. Auguſt 1628 [getauft] Anna Sophia, Tochter des M. Martin Rinckhart, des Diakonus. Paten: Maria des Prof. Dr. med. Johann Zeidler in Leipzig Ehefrau; Johann Karl Reinhart von Leipzig und Barbara des Stadtmuſikus Andreas Ferckels Weib.“ Dieſe Tochter muß indes ſehr frühe wieder 6" 84 Rinkart in Eilenburg. geſtorben ſein, da Rinkart, der jedem Kinde ein liebliches Lied widmete, ihrer nicht gedenkt. Wahr ſcheinlich dichtete er ſchon gegen 1629–1630 die beiden Lieder auf Samuel und Salome. Jeden falls lebte ſie 1637 nicht mehr, da Superintendent D. Leyſer in dieſem Jahre in amtlichem Schrift ſtücke nur „die beiden“ Kinder Rinkarts nennt. Da die Totenregiſter aus dieſer Zeit nicht mehr vor handen ſind, läßt ſich über den Tod des Kindes nichts Sicheres mehr feſtſtellen. In dieſem Jahre ward auch der Knopf über dem Torgauiſchen Thore 77 abgenommen, um neu vergoldet zu werden. Bei der Wiederaufſetzung am 1. September legte Rinkart ein lateiniſches Chronoſtichon mit deutſcher poetiſcher Überſetzung ein, welches, als auch der Knopf der Stadtkirche 78 erneuert ward, von ihm bei der Wiederaufſetzung am 13. September 1628 (oder 29?) ebenfalls bei gelegt ward. Dieſes letztere Dokument fand ſich 1833 noch wohlerhalten und trägt neben der erſten Jahreszahl: 1. September 1628 noch die nicht ge nügend klare Bemerkung, daß es zum zweitenmale eingelegt worden ſei in dem Jahre 1629, von dem gehofft worden ſei, daß es der Vertriebenen Rückkehr und Befreiung bringen werde. Mich will bedünken, daß der Knopf thatſächlich 1629 nochmals ab genommen und repariert ward, daß es nicht an gethan ſchien, darüber ein beſonderes Schriftſtück anzufertigen und Rinkart allein auf das von ihm im vergangenen Jahre bereits beſchriebene Per Kinderlieder. 85

gamentblatt die kurze Nachtragsnotiz verzeichnete. Die zum zweitenmale wiederkehrende Unterſchrift: Id. R. (idem Rinckart) beweiſt ein Beſchreiben des Blattes in verſchiedener Zeit, die ja auch aus den zwei Chronoſtichen hervorgeht, von denen das obere 1628, das untere 1629 ergiebt. Aus dem Jahre 1629 haben wir noch ein Rin kartſches Gedicht auf den Tod des Hans Plötz, Herrn auf Thalwitz, Colmen, Strellen 2c., der am 5. Januar ſtarb. Es trägt die Überſchrift: „Der auserwählten Kinder Gottes tiefſte Thalwitz und höchſte Lebenstroſt“ und beſteht aus 22 Strophen des beliebten Alexandriniſchen Versmaßes. Nur in einem einzigen Exemplar noch vorhanden bildet es einen Teil der Exequiae Plötzianae des Thal witzer Pfarrers M. Johann Scheibe. Auch das in der 1637 gedruckten Thränenſaat erhaltene Lied „Ach Vater aller Güt, ach Vater aller Gnaden“ iſt nach ausdrücklicher Angabe im Jahre 1629 entſtanden, ein wunderliebliches Kinder gebet wider die Feinde, die Gottes Gärten, Staat und Kirche verderben. Wie es ſcheint, ſtammen überhaupt alle die lieblichen, kindlichen Lieder ſeiner Muſe aus dieſem Jahre, ſpäteſtens aus dem fol genden. Er erfährt eben an ſich, was auch Luther unmittelbar empfand, daß nur die Zeit, in welcher die eigenen Kinder wie die grünen Ölzweige um den Tiſch blühen und das Weib ein friſcher Wein ſtock am Hauſe iſt, die Erzeugung ſolch klaſſiſcher Kinderlieder ermöglicht, 86 Rinkart in Eilenburg. Während des Jahres 1629 rüſtet ſich Rinkart eifrigſt auf eine würdige Feier des Augsburger Reichstagsjubiläums. In erſter Linie ſetzte er ſich wieder an ſeine Heptalogie und ſchrieb den ſechſten Teil „Lutherus Augustus“ deſſen Titel urſprüng lich „ Lutherus confirmatus sive Comitia Au gustana augustissima“ lauten ſollte. Dieſe neue Komödie war laut eigener Angabe im Diskurs bereits vollkömmlich ausgearbeitet und ward ebenſo in den Frankfurter als in den Leipziger Meß katalogen als zur Drucklegung vorbereitet angezeigt. Groſſe in Leipzig zeigte ſie 1629, Herbſtmeſſe Blatt Fiijb und Oſtermeſſe Blatt H 1b an. Wenn aber E. Weller, Anzeiger für Kunde der deutſchen Vorzeit 1866, S. 278 annimmt, daß dieſe Buch händlernotizen auf ein erſchienenes Werk wieſen, ſo iſt dem entgegenzuhalten, daß Latomus in Frank furt die Anzeigen nicht bringt und Rinkart ſelbſt im Jahre 1645 geſteht, daß von der ganzen Hep talogie nur das erſte, dritte und fünfte Stück zum Druck gelangt ſeien, die vierte und ſechſte Komödie ſeien zwar vollkömmlich verfertigt, aber noch un gedruckt. Die buchhändleriſchen Anzeigen waren eben nichts als Lockvögel, um an der Anzahl der einlaufenden Beſtellungen ermeſſen zu können, wie hoch man etwa den Abſatz des Werkes taxieren könne. Dieſes Beiſpiel wird genügen, zu beweiſen, wie notwendig es iſt, eine kritiſche Sichtung der in den Meßkatalogen auftretenden Anzeigen eintreten zu laſſen. Ob Rinkarts Werk darum weniger - Der Lutherus Auguſtus. 87 begehrlich erſchien, weil es ausſchließlich in Ale xandrinern gedichtet war, möchte ich bezweifeln. Dies war damals Modeversmaß. An poetiſcher Vollkommenheit übertraf die neue Komödie ohne Zweifel ihre Vorgängerin, aber ob die originelle Natürlichkeit hier nicht durch die Monotonie des Versmaßes nachteilig beeinflußt wurde, iſt doch recht zweifelhaft. Das Stück iſt uns in ſeinem vollen Umfange verloren, aber ein Ausſchnitt aus demſelben blieb uns jedenfalls erhalten in dem Anhange zu der kleinen Schrift: „Deborah“, deren letzte Seiten mit einem „Auszug aus der Jubelcomödia“ gefüllt ſind. Dieſe letztere kann gar nichts anderes als der Lutherus Augustus ſein, den leider kein Verleger zum Druck bringen mochte. Da dieſer Auszug gerade die poetiſche Darſtellung einer Weisſagung des Kardinal Cuſano auf den Reichstag zu Augs burg darbietet, ſo haben ſich alle bisherigen Rin kartbiographen verleiten laſſen, von einer Jubel komödie vom Kardinal Cuſano zu reden. Und doch war es für den, der den Originaldruck geſehen hatte, klar genug, daß auf dieſen Seiten, nur um den Bogen zu füllen, nichts als ein „Extrakt aus M. M. R. Jubel-Comödia 1630“ gegeben wurde. Da das Jubiläum auf den Johannistag fiel, wird in dieſem Bruchſtück hervorgehoben, daß Cuſano geweisſagt habe, daß Johannes 1530 aufſtehen und das Gotteslamm aller Welt zeigen werde. Das wird auf „Dickhans“ bezogen, der mehr als alle 88 Rinkart in Eilenburg. anderen Hänſe durchgeſetzt habe, welche gebraten wurden wie Gänſe, während der Schwan un gebraten blieb. Der Einzeldruck, dem dieſer Extrakt beigefügt ward, trug den Titel: „ Evangeliſcher Triumph geſang und jubelfreudiger Nachklang von der Lutheriſchen Deborah“. Das Chronoſtichon ergiebt die Jahreszahl 1630, wenigſtens im Original. Nur Herrn Göſchel in Herzogs Realencyklopädie war es vorbehalten, die Jahreszahl 1077 reſp. 2536 herauszurechnen. Intereſſant iſt es, daß dieſes Jubelfeſtlied bereits beginnt: „Nun danket alle Gott!“ Allerdings iſt es noch nicht das ſogenannte Tedeum, das ſeinen Namen für alle Zeit unſterb lich gemacht hat, aber wir müſſen bekennen, daß Rinkart zu dieſer Zeit bereits des Siraciden Lob geſang im Herzen und Munde führte. Auch die Überſchrift: Parodia Jubilaea ſpricht dafür, daß ihm im Inneren bereits ein höheres Ideal vor ſchwebte. Zu dieſem Deborahliede gab es keine Melodie und er ſah ſich genötigt, dieſelbe ſelbſt zu ſchaffen. Diskant und Baß ſind dem Einzeldrucke beigegeben [nicht, wie Vörckel ſagt, alle vier Stimmen]. Es iſt keine Frage, daß das Lied vieler orten, namentlich aber in Eilenburg beim Jubelfeſte geſungen worden iſt. Im Frühlingsvierteljahr hielt Rinkart all wöchentlich eine Predigt über die Augsburgiſche Konfeſſion. Das Reſtitutionsedikt war erlaſſen worden, und die Jeſuiten vergällten thatſächlich die Das Jubiläum von 1650. 89 Freude der Evangeliſchen an dem Jubeltage. Rin kart als treuer Seelſorger aber ſuchte durch ſeine Predigten ſeiner Gemeinde einen vollen und über wältigenden Eindruck von jenen Streittagen vor hundert Jahren zu geben und in ihr die Treue gegen das mit ſo vielem Schweiß und Blut er kämpfte Bekenntnis zu ſtählen. Der Kurfürſt hatte verordnet, daß vom 25. bis 27. Juni 1630 das Jubelfeſt in dreitägigen Feſtlich keiten begangen werden ſollte. Der Johannestag fiel, wie ich berechnet habe, in jenem Jahre auf Montag und war nach dem Uſus der Zeit ſelbſt ſchon kirchlicher Feſttag. So kam es, daß vom Sonntag, den 23. Juni bis Donnerstag, den 27. Juni, ununterbrochen Feſttag war, und da am 29. Juni der Peter-Paultag wieder kirchlich be gangen wurde, hatte der Freitag als einziger feſt loſer Tag nichts zu ſagen. Es ward ſomit eine volle Oktave lang gejubelt. Für ſo hervorragende Feſtlichkeiten bedurfte es auch hervorragender Rüſte. Am erſten Feſttage, Dinstag den 25. Juni, hielt die Diözeſangeiſtlichkeit in der Ephoralſtadt eine Konferenz ab. Rinkart war der ehrenvolle Auftrag zuteil geworden, die Feſtrede dabei zu halten. Er entledigte ſich dieſer Aufgabe in glänzendſter Weiſe, indem er ein langes lateiniſch-deutſches Gedicht vom „Rohrtiere“ vortrug. Plato verewigt einen unverzeihlichen Unſinn, wenn er ſagt, daß Rinkart „eine lateiniſche Oration vom Rohrteiche car minice in der Kirche“ vorgetragen habe. Das, was 90 Rinkart in Eilenburg. Rinkart damals vortrug, war dasſelbe, was in der Notiz des Diskurs den Titel führt: „ Fera Arun dinis! Ferarum ferocissimarum ferocissima, das an Größe, Gewalt und Grauſamkeit unerhörte, vom großen mitternächtigen Alexander aufgetriebene und verjagte Rohr-Tier.“ Dieſe Arbeit ging ohne Frage auch im Druck aus, da der Dichter auf dieſelbe zwei Elogien lieferte 79, ein deutſches und ein lateiniſches Gedicht, welches uns einen Be weis giebt, wie hervorragend dieſe uns verloren gegangene Schöpfung des Meiſters war. Die Feſt feier ward überdies durch die beſte Muſik, „ſo auf zubringen geweſen“ verſchönert. Einmal mitten im dichteriſchen Schaffen ordnete er nach dem Feſte ſeine verſchiedenen kleineren bibliſchen Lieder zu einem Ganzen, dem er den ge meinſamen Namen „Der erſte Geſangring“ gab. Laut einer Notiz in der Thränenſaat war dieſer erſte Ring bereits 1630 vollkommen verfertigt. Die Lieder reichten von Mirjams Paukenliede an bis auf das letzte Siegeslied der 24 Älteſten, umfaßte alſo alle Cantica der heiligen Schrſft mit Ein ſchluß einer größeren Anzahl von Pſalmliedern, die ſich nach dem Diskurs allenfalls noch zuſammen zählen laſſen. Zum Druck gelangte die Sammlung vorläufig noch nicht. Ferner verfaßte er im gleichen Jahre das Jeſus herzbüchlein, das eine große Anzahl lateiniſcher und deutſcher Dichtungen enthält, die nicht anders als die Muſterſchöpfungen des Meiſters genannt werden Schriftlieder und Herzbüchlein. 91 müſſen. Veranlaßt ward er zur Herausgabe dieſer Schrift durch ein von den nach dem Erlaß des Reſtitutionsedikts ins Land eingedrungenen Jeſuiten verbreitetes Buch, in welchem ſich 17 kleine Bildchen befanden, deren jedes ein Herzlein darſtellte. In jedem Herzlein war ein Jeſuskind gemalt und darunter befanden ſich kleine lateiniſche Hymnen. Unter Mitverwertung dieſer Kupferſtiche ließ er nun 31 kleine Bildchen ganz desſelben Genres machen, ſetzte unter dieſe wieder wie auf den Originalen lateiniſche Verſe, die zur Seite in prächtigem Deutſch überſetzt ſind, fertigte unter dem Titel Herzwecker lein und Herzpſälmlein eine große Anzahl von köſtlichen Liedchen, die zwiſchen die Bilder des Büch leins eingeſtreut ſind. Auch ſieben Katechismus lieder, die ſpäter wieder in den Katechismus wohlthaten Aufnahme gefunden haben, finden ſich bereits hier; dazu kommen eine Reihe trefflicher Verdeutſchungen lateiniſcher Originallieder, wie die meiſterhafte Übertragung des Bernhardiniſchen Ju bilus und einige lateiniſch und deutſch nebeneinander geſtellte Lieder, mit denen es ganz beſondere Be wandtnis hat. Die deutſchen Texte ſind Über ſetzungen aus dem Latein Joſeph Clauders in der Pſalmodia I. 1627. Joſeph Clauders Latein iſt aber ebenfalls nur Überſetzung deutſcher Original lieder. So ſind demnach Rinkarts Verdeutſchungen Seitenſtücke zu dieſen Originalen, und dieſe Seiten ſtücke ſandte Rinkart wieder an Clauder, Clauder aber überſetzte dieſe nochmals ins Latein und ſchuf 92 Rinkart in Eilenburg. ſo Seitenſtücke zu ſeinem eigenen Latein. Dieſe beiden Seitenſtücke ſind es, die im Herzbüchlein Aufnahme fanden. In einem Anhange folgen ſodann Tiſch-, Schul-, Schreibe-, Singſtunden-, Seiger-, Wohlfahrts-, Friedens-, Kreutz-, Buß- und Liebesthränen-, Vor bitter-, Krankheits-, Kriegs-, Teſtament-, Schlaf-, Valet- und Sterbegebetlein. Das war nun einmal Rinkarts Art, an jedes Buch einen Vortrab oder Nachtrab, ein poetiſches Vorwort oder einen An hang, eine Beigabe oder Zugabe anzuhängen. Dieſe Anhängſel enthalten nun aber nicht etwa etwas Minderwertiges, ſondern meiſt die Glanzſtücke. Um in dem Bilde, mit dem Rinkart um ſeines Namens willen ſo viel ſpielte, zu bleiben, muß ich ſagen, daß wir eine Abſichtlichkeit des Dichters darum vorausſetzen können, weil ja auch im Ringe an ſich ein abgeſchloſſenes Ganze uns entgegentritt, und dennoch das Koſtbarſte am Ringe der Diamant iſt, der eigentlich gar nicht zum Ringe gehört, ſondern nur eine Zugabe, ein Anhängſel iſt. Der Diamant in dieſem Anhange iſt nun aber unſer ſogenanntes deutſches Tedeum „Nun danket alle Gott“. Da in der Thränenſaat ausdrücklich hervorgehoben wird, daß das Herzbüchlein „ſamt Danck- und Katechismusliedern“ 1630 bereits abgeſchloſſen vorlag, ſo iſt es nicht mehr fraglich, wann dieſes herrliche Kleinod der Kirchenliederpoeſie entſtand. Das Jahr 1630 iſt unanfechtbar und nun wage ich auch den kühnen Ausſpruch: „Der Nun danket alle Gott. 93

einzige Tag dieſes Jahres, an dem ſich mit innerer Notwendigkeit der Seele Rinkarts ein Lied dieſes Inhalts entringen mußte, iſt der 24. Juni. Da er es nun ſelbſt nicht etwa ein deutſches Tedeum nennt, ſondern ein Tiſchlied nach dem Eſſen, ſo ſollten wir es fortan „das deutſche Gratias“ nennen. Es iſt der glänzendſte Ausdruck des Dankesgefühls einer von Gottes Gnade täglich und reichlich ge ſpeiſten chriſtlichen Familiengemeinſchaft, die wir uns ebenſo klein als ebenſo groß denken können, wie es uns beliebt. Das Lutherſche Tedeum iſt der entſprechende Ausdruck des Dankesgefühls der kirchlichen Gemeinde, das Rinkartſche Gratias iſt der entſprechende Ausdruck des Dankesgefühls der chriſtlichen Familie. Wenn eine Familie ſich als Gemeinde fühlt, bewegt ſie das Tedeum gewaltiger als das Gratias; wenn eine Gemeinde ſich als Familie fühlt, wird ihr das Gratias jederzeit näher liegen als das Tedeum. Dem großartigen Ge meindebewußtſein der Reformationszeit entſprach das Lutherlied, dem modernen Familienbewußtſein der religiöſen Gemeinſchaftskreiſe liegt das Gratias am nächſten. Am 24. Juni 1630, ſage ich, am Johannestage war Rinkart wiederum ganz und gar von dem Inhalt der Weisſagung Cuſanos erfüllt. Als ſeine lieben Kindlein am Tiſche das Dankeswort aus Sirach 50, 24–26, das, wie er ſelbſt bezeugt, an ſeinem Tiſche geſprochen wurde, beteten, da wurden die Gedanken des von ihm für die Feſttage gedich 94 Rinkart in Eilenburg. teten Deborahliedes in ſeinem Herzen von neuem lebendig und geſtalteten ſich zu dem köſtlichen Gratias, das nunmehr von ſeinem Tiſch aus in alle Welt gezogen iſt, ſoweit die deutſche Zunge klingt, ja weiter noch, in die Welt aller Sprachen. Eine Zurückweiſung all der wunderlichen, teils höchſt geiſtreichen, teils höchſt albernen Hypotheſen betreffs der Entſtehungszeit des Liedes, die allent halben, mit Ausnahme des Bodeſchen Quellen nachweiſes, ſich finden, wird uns erſpart durch die von Rinkart ſelbſt beglaubigte Einſtellung des Liedes in das Jahr 1630. Schon bei Feſtſtellung der Entſtehungszeit des Liedes „Ein feſte Burg iſt unſer Gott“ drängte ſich mir die Gewißheit auf, daß Lieder von ſolcher Kraft und ſolcher Bedeutung nur in Zeiten der vollen Kraftfülle des Dichters, auf der Höhe ſeines Lebens, in unmittelbarſter Nähe der ſonſtigen bedeutendſten Schöpfungen und in mitten der Entfaltung der ganzen Hoheit geiſtiger und körperlicher Kapazität entſtehen können. Darum ſetzte ich ſchon Luthers Lied auf das Reformations feſt 1525 und ſetze wiederum das Rinkartſche Gra tias auf die hundertjährige Jubelfeier des Augs burger Reichstags. Daß an die drei hauptſächlich beanſpruchten Jahre 1644, 1645 und 1648 nicht zu denken ſei, wird die Darſtellung des ganzert Befindens und Wirkens unſeres Dichters während dieſer Jahre genügend darthun. Ungefähr um dieſe Zeit brachte Rinkart ſeinert Samuel auf das Gymnaſium zu Eisleben. Ohne Samuel auf dem Gymnaſium. 95 Frage war es ihm durch die dortigen Verwandten leichter gemacht, den einzigen Sohn, den Stolz der ganzen Familie, unter - und vorwärtszubringen. Leider waren für denſelben dieſe vier Studienjahre daſelbſt nicht ohne ſchwere Trübſale, wie wir im folgenden noch ausführen werden. Im Jahre 1631 ging Martin Rinkart daran, ein ſpeziell für Sachſen intereſſantes Werk zu ſammenzuſtellen. Während der hiſtoriſchen Studien, denen er ſich vor Abfaſſung des „Lokal- Gedenk Cirkuls“ widmete, war das einſchlägliche Material übrig geblieben für die nunmehr projektierte Schrift: „Der große Witikindiſche Sachſen-Cirkul.“ Dieſes Werk ſollte 200 Kupferſtiche enthalten, welche be rühmte Perſönlichkeiten aus Sachſens Fürſtenhäuſern und Sachſens Volk darſtellten, unter jedem Bilde aber auch noch einen charakteriſtiſchen Vers er halten, in dem der Lebenslauf in aller Kürze ſich ſpiegelte. Alle 200 Bilder hatte er von Münzen und Gemälden ſelbſt abgezeichnet und geſammelt, wie 80 Jahre ſpäter Juncker die Luther- und Re formationsreliquien ähnlicher Art ſammelte. Das Buch iſt nie gedruckt worden und das Manuſkript iſt untergegangen, ich vermute aber, daß es ein Seitenſtück zu den beiden Werken ſeines Zeit genoſſen M. Johannes Campanus „Czechias“ und „Imperatores Turcici“ werden ſollte, die ich ſelbſt benutzt habe. Zur ſelben Zeit brachen die Kriegsunwetter über Sachſen herein. Am 6. Februar waren die pro 96 Rinkart in Eilenburg. teſtantiſchen Fürſten zu Leipzig eins geworden, daß ſie wider das Reſtitutionsedikt ſich regen und ge waltſame Exekutionen und Kriegsprozeſſuren nicht leiden wollten. Als nun der Kurfürſt die For derungen der kaiſerlichen Abgeſandten, die geiſtlichen Güter an die Katholiken zurückzugeben, auch den Leipziger „Schluß“ aufzuheben, ſeine Truppen dem Kaiſer zu überlaſſen und andere unbillige Dinge mehr, abgeſchlagen hatte, that der bei Halle ſtehende General Tilly einen grimmigen Einfall in deſſen Lande. Schkeuditz, Pegau, Zeitz, Neuſtadt, Frei burg und die umliegenden Orte wurden geplündert, Mügeln weggebrannt, Merſeburg mit Accord ge nommen, ja Leipzig, das er am 28. Auguſt be rennen ließ, am 5. September erobert. Während dieſer Belagerung ſtreiften feindliche Truppen bis Püchau und Düben und verübten unerhörte Grau ſamkeiten. Am ſchlimmſten erging es Peritzſch und dem Pfarrer Chriſtoph Jeniſch daſelbſt; auch Pfarrer M. Martin Keil ward beraubt, die Kirchen von Limehna und Wölpern wurden eingeäſchert, andere Kirchen zu Pferdeſtällen gemacht und alles Geſtühl, Altäre und Kanzeln bei den Wachtfeuern verbrannt. Dazu wütete die Peſt in furchtbarſter Weiſe, ſo daß ſchon damals ganze Ortſchaften entvölkert wurden. In Eilenburg ſelbſt herrſchte Friede, nur litt die Bevölkerung an den maſſenhaften Zuzügen der Flüchtigen aus den benachbarten Orten, die ſich hinter die ſicheren Mauern eines größeren Gemein weſens zu bergen ſuchten und kaum mehr Platz in Die Reginenfeſte. 97 der nicht eben großen Stadt fanden. Millionen von Gebeten um Erlöſung von ſolchem Elend, um Sieg für die Waffen der Evangeliſchen drangen in dieſer Zeit zum Himmel empor. Da kam der Held von Mitternacht, den alle Zeitgenoſſen als den Gideon Gottes prieſen, der mitternächtige Alexander, wie ihn Rinkart mit Vor liebe nennt, und rief dem ſiegreich vordringenden kaiſerlichen Heere ein gebieteriſches Halt entgegen. Als Guſtav Adolf am 7. September 1631 bei Breitenfeld geſiegt hatte und mit einem Schlage die Umgegend von Leipzig und Eilenburg vom Feinde geſäubert war, da ſang Rinkart auf dieſen „Re ginentag“ ſein erſtes Reginenlied. Auf ſeine Ver anlaſſung ward der „Wundertag“ in ſeiner Vater ſtadt feierlich begangen durch dreitägige Dankgottes dienſte und Volksfeſte. Als dieſes erſte Feſt zu Ende ging, forderte er ſeine Gemeiude auf, ſich nicht mit dieſem einmaligen Danke gegen Gott zu begnügen, ſondern den Regimentag alljährlich als Volksfeſt wie dieſes Jahr zu feiern. Der Gedanke zündete in der Bevölkerung, und fortan blieb es auf lange Zeit hinaus bei dieſer köſtlichen Feier, bei der alles Volk, groß und klein, eines Geiſtes mitten in weltlicher Freude Gott lobte und pries. Zu jedem Feſte dichtete Rinkart ein neues Reginenlied. Dieſe Lieder ſammelte er ſpäter am Abend ſeines Lebens und ſtellte ſie in den vierten Geſangring ein. Wir beſitzen ſie noch heute bis zum Jahre 1644. Der Name Regina war von da an ſo Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 7 98 Rinkart in Eilenburg. ſehr ſein liebſter Name geworden, daß er ſpäter das nachgeborene Töchterlein zweiter Ehe Regina nannte. In aller Welt ward Guſtav Adolfs Name ge nannt, ſein Eintreten für die Sache der Evan geliſchen bis in den Himmel gehoben. Mag heute die Geſchichtſchreibung darüber noch uneins ſein, ob lautere oder unlautere Motive den Hintergrund ſeines Kriegszuges durch Deutſchland bildeten, das kann im großen und ganzen unſer Urteil über den nordiſchen Helden doch nicht beeinfluſſen. Jeden falls wird man anerkennen müſſen, daß ſeine Siege von Breitenfeld und Lützen „Glaubensfreiheit aller Welt“ errungen haben. Meinte er es im Hinter grunde nicht wohl mit Deutſchland, indem er ſich an Stelle eines unbedeutenderen Herrn auf Erden zu ſetzen ſuchte, nun ſo hat eben Gott es gut gemeint, indem er ihn rechtzeitig fallen ließ und der Welt zeigte, daß „er im Regimente ſitze und alles wohl führe“. Meinte er es wohl und irrt ſich das Urteil einer alles Große in den Staub ziehenden Neuzeit, ſo dürfen wir noch heute mit herzlichem Intereſſe die Lobpreiſungen der lutheriſchen Geiſtlichkeit jener Zeit leſen und uns des klaren Urteils der doch wahrlich in erſter Linie intereſſierten Perſönlichkeiten freuen, deren Bildungshöhe ohne Frage eine notoriſch höhere war, als die einiger Aktenſchreiberſeelen an Fürſtenhöfen, die erſt recht die Religion nur zum Mäntelchen ihrer Sonder intereſſen mißbrauchten. Wäre er deutſcher Kaiſer geworden und hätte er das Reich an den projektierten Guſtav Adolf. 99 Schwiegerſohn aus dem Hauſe Hohenzollern vererbt, ſo wäre das eben auch nichts anderes als das geweſen, was beim Zerſchlagen dieſer Projekte unter Verlang ſamung des providentiell beſtimmten Prozeſſes der Geſchichtsentwickelung im 19. Jahrhundert noch eingetreten iſt. Das Jauchzen der evangeliſchen Geiſtlichkeit war ein ganz ungefärbtes und ganz allgemeines. Es müßte unbegreiflich erſcheinen, wenn nicht Rinkarts poetiſches Gemüt ſich für dieſen Helden begeiſtert hätte. Die bisherigen Rinkartbiographen wußten aber ſamt und ſonders über Rinkarts Stellung zu Guſtav Adolf nichts zu ſagen. Und doch hat Rinkart mit flammenſprühender Begeiſterung den Siegeszug des Königs verfolgt. Kaum war das Reginenfeſt dreitägig begangen worden, als er ſich auch ſchon daran ſetzte, das Croqui eines Drama zu entwerfen, deſſen Held Guſtav Adolf ſein ſollte. Zum Abſchluß kam allerdings das Werk erſt ſpäter. Aus dem Jahre 1631 iſt uns nur eine Kleinig keit von Rinkarts poetiſcher Thätigkeit noch erhalten in dem Epicedion, welches er auf den Tod der Frau des Leipziger Buchdruckers Matthias Götze dichtete. Im Jahre 1632 traf ihn eine betrübende Nachricht aus Eisleben. Als die Wallenſteiner dorthauſten, ward auch ſein Sohn Samuel von dem Wüten derſelben bitter betroffen. Sie ſchlugen ihn halbtot und plünder ten ihn aus, ſo daß er nur das nackte Leben behielt. Angſt und Sorgen hörten während des ganzen Jahres nicht auf, und Rinkart kam zu keiner 74. 100 Rinkart in Eilenburg. inneren Ruhe. Wir haben darum auch kaum etwas Nennenswertes von ſeiner Feder. Nur in dem Stammbuche des ihm befreundeten Dichters Paul Fleming hinterließ er ein Diſtichon und eine alexandriniſche Strophe, deren Unterſchrift in Lap penbergs Ausgabe entweder falſch kopiert oder un verſtändlich iſt. Das Datum wird als Cal. Octobr. 1632 in medio cursu turbulente victoriae an gegeben. Ich vermute, daß im Manuſkript Cal. Xbris ſteht, was nicht den 10. Monat, ſondern die Abkürzung von decem bezeichnet. Alſo am 1. De zember. Da gab es turbulente Siegesaufregung; war doch eben Guſtav Adolfs Leiche durch Eilenburg ge bracht und eine Nacht über daſelbſt aufgeſtellt worden. Noch am Reginenfeſte des Jahres hatte Rinkart ein Lied gedichtet zum Preiſe Gottes für die Sen dung dieſes Helden, der mit einem einzigen Siege 1000 Kirchen erhielt und dem Gott in Jahr und Tag die halbe Welt zu Füßen legte. Jetzt lag der mitternächtige Alexander im Sarge und Rinkart ſang ein leider verlorenes Trauerlied, das er unter dem Titel „Die gut ſchwediſchen Klageweiber“ ausgehen ließ. Die Schlacht von Lützen war aber ge wonnen und der herrliche Sieg der Lutheriſchen forderte ebenfalls ſeinen Tribut. Darum ſang er das ebenfalls noch nicht wieder aufgefundene Lied, welches unter dem Titel: „Der Evangeliſchen Heldenpanier und Siegesfahnen“ erſchien. Da er im Diskurs noch mehrere andere derartige Sachen erwähnt, ohne die Titel derſelben zu benennen, ſind Denunzianten. 101 wir außerſtande beurteilen zu können, wie viele auf die Ereigniſſe des Krieges bezügliche Lieder und Einzeldrucke von ihm verfaßt wurden. In ſeiner poetiſchen Selbſtbiographie erwähnt Rinkart unter dem Jahre 1632, daß er zu dieſer Zeit geholfen habe, die Stadt „bürgerlich“ mit zu erbauen. Es iſt nicht möglich geweſen, dieſes dunkle Wort zu erklären. Ob er, der wenige Jahre ſpäter als Hausbeſitzer in Eilenburg aufgeführt wird, zu dieſer Zeit das väterliche Eigentum er hielt und ganz oder teilweiſe neu baute, das läßt ſich eben nur mutmaßen. Aus dem Jahre 1633 kennen wir nur ein Epicedion auf den Tod des Leipziger Profeſſor D. theol. Polycarp Leyſer, den Bruder ſeines Superintendenten, welcher am 15. Januar ſtarb und am 20. Januar begraben wurde. Im An hange zu Johann Höpners und Hieronymus Neu manns Leichenpredigten befinden ſich eine Reihe lateiniſcher und deutſcher Gedichte unter den Titeln: „ Praeda Polycarpea, Analysis Lyseriana, Apo dosis Polycarpeo-Lyseriana, Polycarpiſche Beute, Lyſeriſche Losgabe und himmliſche Wiedergabe.“ Da er unterzeichnet die Polycarpi, dichtete er dieſe Strophen am 26. Januar, dem Polycarptage. Während des Jahres beſchäftigte er ſich wohl aus ſchließlich mit ſeinem Drama Guſtav Adolf. Am Regi nentage gedenkt er im Feſtliede Bernhards von Weimar. In Eilenburg gab es zu dieſer Zeit einen recht erbärmlichen Handel. Superintendent Leyſer ward 102 Rinkart in Eilenburg. beſchuldigt, mit den Schweden Freundſchaft zu halten und darum beim Konſiſtorium und Kur fürſten denunziert. Die Sache hatte zwei Seiten. Einmal hatte er durch ſein Verhalten bewirkt, daß Eilenburg gegenüber allen anderen umliegenden Orten immer aufs glimpflichſte behandelt wurde, er verdiente alſo den höchſten Dank. Das andere Mal galt es aber für einen Mann von Charakter, die angeknüpften Freundſchaftsbande nicht ebenſo ſchnell wieder zu zerreißen, wie dies die Politik Sachſens verlangte. Leyſer ſah ſehr klar voraus, daß die ſächſiſche Politik noch ſehr oft von ihm verlangen würde, bald gut ſchwediſch bald gut kaiſerlich geſinnt zu ſein, je nachdem die Regierung ſich bald da bald da anzulehnen für gut befand, und behandelte die Angelegenheit dilatoriſch. Das Konſiſtorium hatte wohl ebenfalls nützlichere Be ſchäftigung, als gegen einen treuen Ephorus vor zugehen, kam aber 1634 auf die Sache zurück, indem es ihn aufforderte, ſich am 22. Oktober in Dresden zu ſtellen. Er antwortete am 19. Oktober, er traue ſich nicht nach Dresden zu reiſen, da unterwegs zu viel Räuberbanden ihr Unweſen trieben. Am 28. Oktober kam der kategoriſche Be fehl, am 15. November zu erſcheinen. Das fiel Leyſer gar nicht ein, er blieb zuhauſe und remon ſtrierte gar nicht mehr. Das Konſiſtorium vergaß die Sache vorläufig und erſt zum 8. Juli 1635 citierten ſie ihn von neuem. Als er ſich aber wei gerte, kam endlich ein Befehl, am 15. Juli ſich Der Friede von Prag. 103 einzufinden, widrigenfalls nunmehr „Ernſt“ ge braucht würde. Da reiſte er denn ab und kehrte unangetaſtet zurück; ſeine Rechtfertigung muß eine glänzende geweſen ſein, da er fortan am Kon ſiſtorium wie am Kurfürſten perſönlich äußerſt gnädige Beſchützer hatte bis zu ſeinem Tode. Für Leyſer war die Sache zu Ende, die geſamte Geiſt lichkeit fühlte es aber aufs ſchmerzlichſte, in welch unwürdiger Weiſe ſie in den Kampf der Politiker hineingezogen werden follte, um zu predigen je wie der Wind von oben wehte. Unter ſolchen Umſtänden hatte M. Böhme an der Bergerkirche keine Luſt mehr, ſein Amt weiter zu verſehen und bat, ſich auf ſeine Gebrechlichkeit berufend, um einen Subſtituten, der ihm auch in M. Samuel Trautmann 80, ſodann, als dieſer nach Thalwitz überſiedelte, in M. Ernſt Wunſchaldt 8, und endlich als dieſer nach Peritzſch ging, in M. David Andreä gewährt wurde. Der alte Se nior, der ſich, wie er ſelbſt bekannte, auf dem Berge heiß gebrannt und ſich bei Beſtrafung der Sünd haftigkeit des Volks auch die Finger verbrannt hatte, zog nach Torgau, wo er ein eigenes Haus beſaß, in dem er auch am 27. Mai 1635 ſtarb. Rinkart litt unter den geſchilderten Verhältniſſen als geborenes Stadtkind noch am allerwenigſten, jedoch iſt er während des Jahres 1634 als Poet beinahe unfruchtbar. Nur am Reginentage ſingt er ein Klagelied über die Schlacht bei Nördlingen am 6. September. 104 Rinkart in Eilenburg. Allerhand Sorgen laſteten auf ſeinem Herzen, unter denen die um ſeinen Samuel nicht die geringſten waren. Oſtern des Jahres nahm er ihn von Eisleben weg und that ihn auf die Fürſten ſchule zu Pforta. Auch dort verſchonten ihn die Unruhen des Krieges nicht. Die Schweden hauſten ſo furchtbar in der Umgebung Naumburgs, daß die Schüler nach Naumburg überſiedelten und auch dieſe Vorſicht war zwecklos, da eines Tages Sa muel auch dort übel zugerichtet ward. Am 21. Februar 1635 ſtarb Maria, die Frau des Thalwitzer Paſtors Scheibe. Der unſerem Dichter befreundete Gatte erhielt als Bezeugung des Beileides ein Trauergedicht Rinkarts, welches der von D. Schreiter ihr gehaltenen Leichenpredigt IIoAirsvua Christianorum im Anhange beigegeben iſt. Dieſe Leichenpredigt erſchien in zwei Auflagen 1635, von denen die erſte nicht wieder aufgefunden iſt. Von der zweiten giebt es noch ein Exemplar. Bald darauf warf ſich der Kurfürſt in die Arme des Kaiſers. Am 30. Mai ſchloß er den ſogenannten Prager Frieden, der Sachſen einen Gebietzuwachs und günſtige Bedingungen brachte. Daß er aber für die Folgezeit die furchtbarſten Leiden für Sachſen bringen mußte, ward damals kaum erwogen. Die Regierungsmaſchinerie arbeitete ſo trefflich, daß in kurzer Zeit das ganze Volk es glaubte, daß Glück, Heil und Wohlfahrt nun auf einmal für Deutſchland erblühen müßten. Der Jubel über das vermeintliche Ende des großen Gelegenheitsgedichte. 105. Krieges ward immer lauter und das ausgeſchriebene dreitägige Friedensfeſt ward prunkvoll vorbereitet. Rinkart war keiner der letzten, wenn es galt, an des Volkes Freude ſich mitzufreuen. Er dich tete drei im Einzeldruck erſchienene Friedenslieder unter dem Titel: „Des friedfertigen Landesvaters wohlgetroffener Friedenszweck“, die in zwei Exemplaren noch vorhanden ſind. Zwei dieſer Lieder waren darauf berechnet, für Komponiſten Texte abzugeben. Ob ſie verwertet wurden ließ ſich nicht feſtſtellen. Daß in Eilenburg, wo ſein Bruder Bernhard Kantor war, eine Kompoſition derſelben zur Aufführung gelangte, iſt unfraglich. Da das Feſt ein dreitägiges war und dieſer „Frie denszweck“ nur zwei Motettentexte darbot, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß auch am dritten Tage noch eine Kirchenmuſik ſtattfand, und da wir in den Katechismuswohlthaten eine fünfſtimmige Kom poſition Martin Rinkarts beſitzen, die gleich acht anderen dort befindlichen Liedern nichts anderes als ein Abdruck eines früher ausgegangenen Einzel druckes iſt, ſo verſetze ich dieſes Lied auf dieſes Friedensfeſt. Es giebt während der folgenden Jahre nicht ein einziges Friedensfeſt mehr, auf welches der von 1637 an körperlich leidende und nahezu gebrochene Dichter und Komponiſt ein ſolch friſches, fröhliches Lied hätte liefern können. Dieſer ver loren gegangene Einzeldruck trug den Titel: „Des teutſchen Friedensherolden guldenes Pacem.“ Wenn man bisher annahm, daß das auf der Gedächtnis 106 Rinkart in Eilenburg. tafel in der Eilenburger Kirche unter Rinkarts Bilde befindliche Verslein: „Bis er den Friedens ſchluß und dieſen Chor beſang“ auf die Dichtung von „Nun danket alle Gott“ ſich beziehe, ſo iſt dagegen zu betonen, daß alle die geiſtreichen Kom binationen nichts als Hirngeſpinſte ohne Wert waren. Dieſe noch vorhandenen Friedenslieder ſowie die gegen 1640 zum vierten Geſangring zu ſammengeſchloſſenen Freuden- und Friedenslieder ſind es, die er meint. In dieſem Jahre ſchloß er nun auch ſein Drama ab, dem er den Titel gab: „Alexander Magnus, der mitternächtige mit That und Namen hilfreiche Reginenerlöſer Gustavus Adolphus.“ Zum Druck ſcheint es nicht mehr gelangt zu ſein, da es wohl kein Verleger riskierte, bei der Stimmung der ſächſiſchen Regierung gegen Schweden, Lobpreiſungen auf Schwe den, ſeinen Helden und deſſen Generale zu bringen. Am 22. Juli ſtarb das einjährige Söhnlein Lukas ſeines Superintendenten Leyſer. Wie ſchon beim Tode Georg Leyſers 1621 bat auch diesmal der Ephorus ſeinen Archidiakonus um die Freund lichkeit, dem geliebten Kinde die Leichenrede zu halten. Rinkart that dies auch am 26. Juli und gab die Predigt in Wittenberg bei Haken in Druck. In dieſer Schrift, die in nur einem Exemplare noch vorhanden iſt, befindet ſich auch ein Grußgedicht art die Leyſerſche, Oſianderſche und Cranachſche Familie Friedlich ließ ſich nun das ganze Jahr fürder hin an. Wie fröhlich alles aufatmete, beweiſt eint Der Präzedenzſtreit. 107 humoriſtiſches Schriftchen 82, welches Rinkart am 13. September bei Gelegenheit der Hochzeit des Kriegsſekretärs Chriſtian Müller mit der Tochter des Ratskämmerers und Gaſtwirts Chriſtoph Hartwig, Barbara unter dem Titel „Die Müllerinſtimme“ veröffentlichte. Seinen Namen nennt er weder auf dem Titel noch im Werke ſelbſt, allein nicht nur die ganze Schreibweiſe, ſondern auch die Einſtellung einer Anzahl eigener bereits veröffentlichter oder ſpäter von ihm herausgegebener eigener Lieder be zeugt den Verfaſſer unwiderleglich, ſo daß eine Zuweiſung des Schriftchens an Paul Fleming, der ſpaßeshalber als Verwandter mehrfach redend ein geführt wird, zur Unmöglichkeit wird. Dieſe Schrift iſt ebenfalls nur noch in einem einzigen Exemplare vorhanden. Dieſelbe Friedensſtimmung und dasſelbe Freuden gefühl atmet auch das Reginenlied dieſes Jahres. In derſelben Weiſe ſpiegelt ſich ſein inneres Leben auch in einem aus 3×3 Diſtichen beſtehen den lateiniſchen Epigramm, welches er 1635 an den ihm befreundeten Chemnitzer Rektor Adam Andreä ſandte. Es iſt uns in den zwei noch vorhandenen Exemplaren des „Gratitudinis ara“ genannten Werkes Andreäs erhalten geblieben. Kurze Zeit nachher wich der kollegiale Friede von der Geiſtlichkeit wegen einer Etikettenfrage. Der neue Bergerpfarrer M. David Andreä88 be anſpruchte plötzlich bei allen Zuſammenkünften den Vortritt vor dem Archidiakonus und die Stell 108 Rinkart in Eilenburg. vertretung des Superintendenten D. Leyſer. Er war ein Schoßkindchen des Oberhofprediger D. Hoé in Dresden und hatte eines Tages von dieſem einen Brief erhalten, auf deſſen Adreſſe er Visitator adjunctus tituliert war. War dies von Hoé nun in einem Anfall heiterer Laune geſchrieben worden, oder hatte Andreä in einem an Hoé geſandten Briefe ſich vielleicht ſelbſt ſo unterzeichnet, ſo daß Hoë in gutem Glauben die Richtigkeit dieſer Titu latur präſumierte, kurz Andreä hatte notoriſch kein Recht, dieſe Stellung ſich anzumaßen. Er war aber der Gunſt des Allmächtigen in Dresden ſo gewiß, daß er einen Staatsſtreich wagte. Er lief zum Superintendenten, und teilte ihm mit, daß er das Recht erhalten habe, in der ganzen In ſpektion unmittelbar auf ihn zu folgen. Leyſer bedeutete ihn in aller Ruhe, daß davon gar keine Rede ſein könne; Andreä aber trotzte fort und ſo ſahen ſich Rinkart und Heinrich veranlaßt, unter Berufung auf ihre Matrikeln und alte Dokumente darzuthun, daß die Vertretung des Ephorus zu nächſt dem Archidiakon und nach dieſem dem Diakon der Ephoralſtadt zukäme. Darin hatten ſie voll kommen recht. Der Titel eines Archidiakonus kann nicht von der Geſchichte, die er hat, getrennt werden, ſonſt ſchaffe man ihn ab und nenne jeden Stadtgeiſtlichen Stadtpfarrer. Überdies wieſen die Angegriffenen aktenmäßig nach, daß der Berger pfarrer in früherer Zeit nichts als Diaconus tertius und Kollaborator der Stadtgemeinde geweſen ſei. Der präzedenzſtreit. 109 Andreä replizierte, Matrikeln und Viſitationsakten würden von ihm für lauter Nichts geachtet, er ſei nicht als ſchlechter Pfarrer anhergeſchickt und würde beweiſen, wer er wäre. Hierauf ließ er ſich von einem Advokaten ein Schreiben zurechtmachen, in dem es hieß, er wäre ein weitberühmter Paſtor auf dem Berge und ein Viſitator der Superinten dentur Eilenburg und verlange kategoriſch den Vortritt vor den Diakonen. Da riß Rinkart die Geduld. Er ſetzte ſich an den Schreibtiſch und verfaßte eine poetiſche Epiſtel an D. Hoë in fünf zehn prächtigen lateiniſchen Diſtichen, ein Meiſter ſtück humorvollſter Klage. Der ſpätere Amtsnach folger Rinkarts M. Elteſte nennt dieſe Immediat eingabe eine unbeſonnene Handlung, ohne welche die Sache viel glatter abgelaufen ſein würde. Das Dresdner Konſiſtorium hielt zwei Tage lang Sitzungen und der Kurfürſt, dem die hochwichtige Angelegenheit vorgelegt wurde, reſolvierte perſönlich in beiderſeits ungnädiger Weiſe. Leyſer ward be deutet, er hätte die Sache wohl ſelber beilegen können, ohne das Konſiſtorium und den Kurfürſten zu bemühen; Rinkarten wird geſagt, er habe ſich um die Adjunkturbeſtellung nichts zu kümmern, es ſolle aber bei ſeinen Lebzeiten ſo bleiben, daß er den Vortritt vor Andreä habe, Andreä ſolle aber dem künftig zu wählenden Archidiakonus „wiederum“ vorangehen. Dies geſchah am 11. November 1635. Seit dieſer Zeit ging alles glatt. Hatte auch die Behörde durch das Wort „wiederum“ 110 Rinkart in Eilenburg. gezeigt, daß ſie Andreäs unwahre Prätenſionen an erkannte und auf Matrikeln und Viſitationsakten ſelbſt nichts gäbe, ſo unterließen doch die in ihrer amtlichen Stellung degradierten Diakonen jede Remonſtration. Das Leipziger Konſiſtorium aber, das ſeine Selbſtändigkeit jederzeit gut zu wahren verſtand, übertrug 100 Jahre lang jedesmal die Stellvertretung des Ephorus den Archidiakonen. Andreä lebte mit den Amtsbrüdern fortan etwas verträglicher; da er es aber ohne Zank auf Erden nicht aushielt, fing er ſolchen mit anderen an, namentlich mit dem Amtsſchöſſer, wobei er aber ſo wenig Ruhm erntete, daß M. Elteſte zu zart iſt, die Akten zu citieren. Nachdem er ſich mit dieſem ge tummelt hatte, ging er auf D. Leyſer los, bis ihn endlich 1637 die Peſt ſtill machte für immer. Im Jahre 1636 erlebte Martin Rinkart die Freude, ſein ſeit 1630 im Manuſkript liegendes „Jeſu-Hertzbüchlein“ gedruckt ausgehen zu ſehen. In Gottfried Groſſes Meßkatalogen findet es ſich angezeigt: Oſtermeſſe Blatt Biijb Herbſt Blatt Biiijb und ebenſo nochmals Oſtern 1637 Blatt Dj. Ein Exemplar dieſer editio princeps iſt nicht mehr vor handen. Das letzte bekannte verbrannte 1809 in Biſchofswerda bei Einäſcherung der Stadt durch Napoleon. Ob das in Wolfenbüttel beſindlich ge weſene von Mardern verſchleppte Exemplar, welches hoffentlich beim Abbruch des alten Bibliotheks gebäudes wieder aufgefunden werden wird, von 1636 oder 1663 ſtammt, läßt ſich mit Beſtimmt Der Einfall Banèrs. 111 heit nicht mehr ſagen. Eine Differenz beſteht allent halben betreffs des Formats. Wolfenbüttel giebt 8" an; ebenſo M. Elteſte in ſeiner Prediger geſchichte; der Meßkatalog 18°; die zweite Auflage iſt 12°. Die Auflage war jedenfalls eine ſehr kleine, das Format 18° ſo winzig, daß dieſes Büch lein im Laufe weniger Jahre bei dem furchtbaren Kriegselend verſchwinden konnte. Meiſt in den Pfarrhäuſern der Leipziger und Eilenburger Pflege verbreitet ging es beim Brande derſelben unter. Das iſt ſicher auch der Grund, weshalb das Lied „Nun danket alle Gott“ ſo ſpät erſt für öffentlichen Gebrauch berückſichtigt wird. Als am Reginentage ſein Feſtlied ſo bewegliche Töne anſchlug, daß man das ganze Weh der Zeit darin ausgeſprochen findet, ahnte er bereits, welchen furchtbaren Trübſalen Sachſen in kurzem anheim fallen würde. Die Politik Sachſens war eine ſolche, daß man heute von ihr ſagen würde, daß ſie überhaupt bankerott war. Die Entſchlüſſe, welche die Regierung faßte, waren gut, aber ſie waren beinahe alle falſch, von zielbewußter Energie war keine Rede, es fehlte an einem Staatsmann und einem Feldherrn. Johann Georg brach mit ſeiner ganzen Armee 12000 Reitern und 15 000 Mann Fußvolk gegen Halle auf, um das im Prager Frie den ſeinem Sohne zugeſprochene Erzbistum Mag deburg zu beſetzen. Dafür hauſten die Schweden unter Banèr in furchtbarſter Weiſe um Halle, plünderten Naumburg, öffneten und ſchändeten die 112 Rinkart in Eilenburg. Gräber, drangen Ende Dezember bis Leipzig vor, ſchlugen die Sachſen mehrfach und nahmen bei Torgau zwei ſächſiſche Regimenter gefangen. Von dieſer Zeit begann das furchtbarſte Elend für Ei lenburg. Da der Kurfürſt ſich weigerte, die Partei des Kaiſers zu verlaſſen, ging Banèr mit der beiſpielloſeſten Grauſamkeit gegen Sachſen vor. Anfangs des Jahres 1637 wurden Belgern, Schil dau, Wurzen, Leisnig, Colditz, Strehla, Schmiede berg, Meißen, Ketzſchberg, Liebenwerda, Oſchatz und andere Städte nebſt geradezu unzähligen Dörfern ganz oder teilweiſe in Aſche gelegt, die Bewohner entweder niedergemacht oder in ſchändlichſter Weiſe gemartert und mit dem ſogenannten Schwedentranke regaliert. Dieſe Unmenſchen nannten ſich ſelbſt Teufel und entvölkerten beinahe ganz Meißen. Alle Einwohner flüchteten nach den ummauerten Städten, hauptſächlich nach Leipzig und Eilenburg. Daß dieſe Stadt verſchont blieb, hatte ſie einzig und allein zwei Männern zu danken, die für ihr mu tiges Verhalten etwas Beſſeres als Undank ver dienten. Es waren D. Leyſer und unſer Rinkart, welche mit Banèr verhandelten und mit Bitten und Vorſtellungen nicht nachließen, bis des Feindes Härte überwunden und Eilenburg gerettet war. Wie kam es jetzt allen zuſtatten, daß Leyſer ſeine Beziehungen zu den Schweden zur Geltung brachte und Rinkart mit aller Gelaſſenheit amtsbrüderliche Liebe gegen die oft recht rohen Feldprediger und deren Knechte bewies, wiewohl ſie ihn ſelbſt be Chriſtinas Tod. 113 ſtahlen. Rings um Eilenburg war eine Wüſte ent ſtanden und in dieſer Wüſte herrſchte die Peſt. Die Flüchtigen trugen dieſelbe in die Stadt und unter der dicht zuſammengepferchten Maſſe forderte ſie furchtbare Opfer. Auch Rinkarts eigenes Haus ward betroffen. In den erſten Tagen des Jahres kam ſein Samuel ſchwerkrank aus Schulpforta nachhauſe, und ſank am 5. Januar in eine ſolche Ohnmacht, daß man ihn für tot hielt. Am 8. Mai ergriff die Peſt ſein Haus und warf ſeine Frau aufs Krankenlager. Sie fühlte ſofort, daß ihr Ende nahe und beſtellte gottergeben ihr Haus. Ihr treuer Ehegenoſſe ſang in jenen furchtbaren Augen blicken angeſichts des an ſeiner Thüre ſtehenden Todesengels ein Valetlied für ſie, welches uns in der „Thränenſaat“ erhalten iſt. Bis zum 27. oder 28. Mai hielt die Krankheit an 84, ehe die Kata ſtrophe eintrat. Und als er ihr die Augen zu gedrückt hatte, ſtimmte er ein köſtliches Trauerlied um das Erbleichen ſeines lieben „Morgenſterns“ an. Am 30. Mai begrub er ſie ſelbſt und hielt ihr die Gedächtnispredigt über Pſalm 77, 11, wie ſie es ſelbſt begehrt hatte. Heimgekehrt tröſtete er ſein und der Seinen Herz durch ein Lied auf den Namen: Chriſtina Morgenſtern. Noch lange Zeit fand er keinen köſtlicheren Balſam für ſeinen Schmerz als das Lied. Als Seitenſtück zu dem zuletzt ge nannten dichtete er ein ſeinen ganzen Glaubens mut bezeugendes Lied auf: Martinus Ringhart, Linke, Rinkarts geiftl. Lieder. 8 114 Rinkart in Eilenburg. und erbaute ſich an einer Überſetzung des Pru dentianiſchen Jam moesta quiesce querela. Schon zur Oſtermeſſe (Katalog Fºº) zeigte er das Erſcheinen einer Reihe neuer Werkc an: Die Meißniſche Thränenſaat und Klaglieder mit Vor und Nachtrabe; Prediger Salomo; 91. Pſalm; Eilenburgiſche Heulenburg, Eilenburg und Heilburg; Kurzes Krieges- und Sterbens-Jammerverzeichnis und endlich die Meißniſche Freudenchur mit ihrem Vor- und Nachtrabe. Alles in 120 bei Gregor Ritzſch. Dieſe Bücher und Einzelſchriften lagen aber keineswegs alle zur Oſtermeſſe vor, da ja die „Thränenſaat“ die auf Chriſtinas Tod gedichteten Lieder enthält. Mit Sicherheit läßt ſich nur ſagen, daß die Schrift: „Der Meißniſchen Klagelieder Vortrab“ ſchon im Druck abgeſchloſſen war. Der genannte 91. Pſalm iſt dasſelbe, was laut ſpäterer Buchhändleranzeige den Titel trägt: „Der teutſche David und ſein überbezoardiſches Gifttreiberlied, Pſalm 91.“ Ein Exemplar desſelben war noch in Mitte unſeres Jahrhunderts vorhanden, iſt aber jetzt verſchollen. Den Prediger Salomonis poetiſch zu behandeln drängte ihn die Erkenntnis, daß nichts ſo ſehr der allgemeinen Überzeugung der Zeit genoſſen entſpreche, als Salomos Bekenntnis „Alles iſt eitel“. Die Lieder, in welchen er das Original behandelte, beginnen alle mit der Zeile: Voll eitel eitler Eitelkeit!“ Im Eingange gedenkt er der Einäſcherung der Nachbarſtädte, namentlich Wurzens und Dahlens. Ohne Zweifel war das Werk eben Die Peſt. 115 falls zu Oſtern druckfertig. Die übrigen genannten Schriften ſind nicht wieder aufgefunden worden, ſo daß es ſich nicht feſtſtellen läßt, was ſie enthielten. Als dann während des Sommers die „Thränen ſaat“ erſchien, bot ſie in ihren Liedern den vollendet ſten Ausdruck des herzzerreißenden Jammers, in mitten deſſen der Verfaſſer ſtand, dem er endlich ſogar allein in Eilenburg mit geiſtlichem Troſte begegnen mußte. Als nämlich die Peſt immer mehr an Aus breitung zunahm, verließ der Superintendent D. Leyſer Stadt und Amt und zog ſich in die Sommerfriſche ſeines Gutes Broda, deſſen Erbſaſſe er war, zurück. Seine Flucht vor der Gefahr ent ſchuldigte er damit, daß er matrikelmäßig keine Seelſorge in der Stadt zu üben hätte und daß es ſein Recht ſei, während des Sommers ſich vertreten zu laſſen. Indeſſen trug er gar nicht Sorge für eine ſolche, meldete ſeinen Weggang auch nicht ſeinen Amtsbrüdern, ſondern trug nur dem Mägd leinſchulmeiſter als Unterküſter auf, die Sache zu erledigen. Dieſer übertrug die Hauptpredigten, die niemandem als Rinkart gehört hätten, den in der Stadt befindlichen Feldpredigern, ſowie dem Pfarrer aus Schilda, der wie zahlreiche Landgeiſtliche ſich in die Stadt geflüchtet hatte; ja er rühmte ſich gegen die Mitglieder des geiſtlichen Miniſteriums, daß er das Kirchenkommando habe. Unterdeſſen ward die Not immer entſetzlicher. Es trat die Gefahr ein, daß die Geiſtlichkeit ausſtürbe. Nachricht auf Nach 8* 116 Rinkart in Eilenburg. richt ward an D. Leyſer geſandt, heimzukehren und der überlaſteten und zum Teil erkrankten Geiſtlich keit zu helfen. Jedoch dieſer rührte ſich nicht. Da ſandte ihm der Bergerpfarrer Andreä am 25. Juni eine geharniſchte Epiſtel, die einen Ton anſchlug, als ob er ein Recht habe, ſeinen Ephorus wie ſeinen Kantor herunterzukanzeln. M. Elteſte ſagt, der noch erhaltene Brief ſei mit ſo niederträchtigen und beißenden Ausdrücken angefüllt, daß er aus Gefälligkeit gegen die mitunterzeichneten Amtsbrüder ihn nicht abſchreiben möge. Rinkart hätte wohl nicht mit unterſchrieben, denn er ſtand ſich mit Leyſer aufs trefflichſte, wenn nicht ſeine Kraft be reits gebrochen geweſen wäre und die Liebe zur verwaiſenden Gemeinde ihn beſtimmt hätte, zu unterzeichnen: M. Martinus Rinckardus manu in firma. Es ſtand alſo wirklich ſo, wie Andreä grob anführt, daß ſie buchſtäblich „auf der Naſe liegen“ blieben. Leyſer kam zwar nicht zurück, glaubte aber doch etwas thun zu müſſen, namentlich als Andreä, Hoës Freund, am 20. Juli von der Peſt dahingerafft wurde. Er ſchrieb von Broda aus an das Konſiſtorium, in ſeiner Ephorie ſeien mehren teils die Kirchen verbrannt, verwüſtet und ohne Seelſorger, in mancher kein Predigtſtuhl, kein Altar, kein Ornat zu finden, die Pfarrer auf dem Berge, in Zſcheplin 85, Gruhna, Welka, Machern, Tannenhayn verſchwunden, ſo daß man nicht wiſſe, ob ſie geflohen, krank oder tot ſeien, ſeines Kollegen Rinkarts beyde Kinder lägen krank danieder, dem Die Peſt. 117 Diakonus Heinrich ſei ein Sohn geſtorben, das Weib des Rektor Sommer, der Kantor Bernhard Rinkart und der Baccalaureus Hempel krank. Damit nun das Konſiſtorium nicht erführe, daß er in Broda ſei und die Kollegen im Stich gelaſſen habe, ſchrieb er die Lüge in den Brief: „Daher mir faſt eine unerträgliche Laſt auf dem Halſe liegen thut“ und unterzeichnet: „Eilenburg, den 21. Juli 1637.“ Der Beſcheid des Kurfürſten vom 2. Auguſt kam prompt zurück und fordert den Superinten denten auf, ein Verzeichnis der erledigten Stellen einzuſenden und das Nötige einſichtsvoll zu ver ſehen. Damit war den Eilenburgern nicht geholfen und die Not in der Stadt überſtieg alle Grenzen. Rinkarts Samuel war von der Peſt ſo ſtark er griffen, daß man ihn für tot hielt und ihn bereits als Verſtorbenen aufs Stroh legen wollte, wobei er indeſſen wieder erwachte und ſich allmählich er holte. Am 5. Auguſt ſtarb Diakonus M. Heinrich, am 6. deſſen Frau, am ſelben Tage der Berger diakonus M. Fehrmann, ſowie die in die Stadt geflüchteten Landpfarrer M. Hertel von Lindenhayn und M. Schellenberger von Hohenleina. Dieſe fünf prieſterlichen Perſonen mußte Rinkart nun am 7. Auguſt zuſammen begraben. Die Leichenpredigt, die er ihnen hielt, erſchien im Druck, war auch wenigſtens in einem Exemplar noch in Mitte unſeres Jahrhunderts vorhanden, iſt aber ſeitdem verloren. Jetzt war Rinkart in beiden Gemeinden der 118 Rinkart in Eilenburg. einzige Geiſtliche, auf dem eine Laſt ruhte, wie ſie Leyſer von ſich gelogen hatte. Täglich ſtarben 40–50 Perſonen, täglich dreimal hielt er Maſſen beerdigungen. Er ließ die Glocken läuten und zog mit der Schule bis zum Leipziger Thore, wo ſeiner bereits drei und mehr Leichen warteten. Auf dem Zuge durch die Leipziger Gaſſe ſchloſſen ſich alle Leichenkondukte aus dieſer und den Seitengaſſen an, ſo daß am Markte oft ſchon zwölf Särge bei ſammen waren. So ging es fort bis zum Gottes acker. Er ſelbſt vermerkt, daß er auf dieſe Weiſe 4480 Perſonen habe beerdigen helfen. Mit Aus nahme einer anfänglichen und vorübergehenden Hinfälligkeit habe ihm aber durch Gottes Gnade die ganze Zeit über kein Finger weh gethan. Bis zum 6. Auguſt waren bereits 5000 Menſchen ge ſtorben und das Ratskollegium ſchmolz laut eines Berichtes des Bürgermeiſters Beyer auf drei Perſonen zuſammen. Im ganzen ſtarben während der Epi demie 8000 Perſonen. Nicht alle konnten kirchlich beerdigt werden, ganze Maſſen unbekannter Flücht linge wurden bei Nacht und Nebel ohne Sarg hinausgeſchafft und in große Gruben geworfen. Jetzt fühlte der Rat die Pflicht, Leyſer an ſeine Pflicht zu erinnern. Noch am 6. Auguſt fertigte er ein noch erhaltenes Schriftſtück an ihn ab, in welchem die kirchliche Lage in denſelben Farben ge zeichnet iſt, in denen ſie eben geſchildert wurde, und in welchem „ſie ſich deſſen gewiß verſehen der Herr Doktor und Superintendens werde ohne unſer Des Elends Höhe. 119 Erinnern ſein Paſtorat bedenken und nach Verleſung dieſes ſich anher begeben und unſeren bedrängten Kirchen mit Troſt, Rat und That beiſpringen“. Da endlich kam Leyſer zurück und duldete mit Rinkart uunmehr in treuer amtsbrüderlicher Ge meinſchaft. Seinem verſtorbenen Kollegen M. Heinrich wid mete Rinkart eine kurze herzliche Grabſchrift. Bald ward das Diakonat wieder beſetzt. Ratsherr Jo hann Crato empfahl ſeinen Verwandten Chriſtoph Crato oder Kraft aus Rüßdorf bei Eisleben, einen zwar körperlich ſchwächlichen, aber geiſtig ſtarken und mutvollen Mann, der allen Strapazen ge wachſen und ſo amtseifrig war, daß er ſeine Leibes träfte bald aufrieb. Er heiratete die Tochter jenes ehemaligen Lehrers Rinkarts Wolfgang Fehmel und ward ſo auch Rinkart verwandt. Während des ganzen Jahres hielt die Peſt an und raffte noch die nach Eilenburg geflüchteten Paforen Franke von Weltewitz, Grimmer von Limchna, Grund von Niederglaucha, Reibſtahl von Priſtiblich, Saro von Aushauſen mit Familie, Frenzel von Doberſchütz hinweg, die Rinkart begrub. In der ganzen Ephorie gab es damals 22 Pa rochieen mit etwa 40 Kirchen, an denen Ende 1637 nur noh 5 Geiſtliche wirkten. Von dieſen ſtarben 1638 nch 2; ganze Dörfer waren ausgeſtorben, in einzelnen befanden ſich noch 2–3 Hausſtände, in den meiſtet nicht mehr als 6–7 Familien, alles Hab und Gut war geraubt, die Überlebenden waren 120 Rinkart in Eilenburg. vollkommen ſtumpfſinnig geworden. In Eilenburg ſogar war ein ganzer Stadtteil demoliert, alle Häuſer in den Vorſtädten, hinter der Stadt und auf dem Berge verwüſtet, viele Häuſer ſamt Scheunen abgetragen und aus deren Holz Palli ſaden gemacht, über 50000 Hopfenſtangen, deren jedes Schock 2 Gulden gekoſtet, verbrannt. Einer Schrift gilt es noch zu gedenken, welche Rinkart im Juni oder Juli dieſes Jahres ausgehen ließ unter dem Titel „Die Hochſelige und Überſelige Wechſel-Wahl.“ Sie enthält einige Trauerlieder auf die am 29. Juni 1637 geſtorbene und am 13. Juli begrabene Frau Barbara Sibylla von Plötz auf Thalwitz, und iſt uns nur noch in einem Exemplare erhalten. Das neue Jahr 1638 ließ ſich anfänglich beſſer an, als man erwartete, auch die kirchlichen Ve hältniſſe kamen wieder in geordnetere Bahnen. Als Bergerpfarrer ward M. Daniel Heerbrand beſtelt, nur das Diakonat und damit verbundene Rektºrat konnte vorläufig nicht wieder beſetzt werden. Die folgenden Pfarrer mußten die Kirche und die Kan toren die Schule allein beſorgen. So lange Rin kart lebte, blieb es bei dieſem Notſtande, der bis weilen eine brüderliche Aushilfe nötig macht Hatte das vergangene Jahr die Amtsgeſchäfte faſt unerträglich gemacht durch die Anforderungen, welche die Maſſenbeerdigungen ſtellten, ſo ward es in dieſem Jahre faſt unmöglich, den Außaben des Amtes ausreichend gerecht zu werden, weil das Die Heiratsepidemie. 121 Heiraten epidemiſch wurde. Nachdem die Trauer monate abgelaufen waren, ſchloſſen ſich die von der Peſt geriſſenen Lücken wieder und die Diakonen hatten ſo zahlreiche Traureden zu halten, daß die geordnete Zeit dazu nicht mehr genügte, wiewohl für die einzelne Trauung nur 15 Minuten Zeit angeſetzt wurden. Es kam nicht ſelten vor, daß ſieben Paare auf einmal in einer einzigen Viertel ſtunde getraut werden mußten. Unter denen, die ſich zum zweitenmale in den Eheſtand begaben befanden ſich auch beide Rinkarte. Am 15. April86 meldet uns das Kirchenbuch: „Iſt Herr Bernhart Rinckhart Verordneter Cantor all hier copulieret worden mit Jungfraw Anna Regina Herrn Zachariä Reichen Vornehmen Bürgers und Apothekers allhier eheleiblichen Tochter.“ Das Glück dieſer Ehe war ſehr kurz, denn bald nachher ſtarb Bernhard. Sein Bruder Martin, der ihn erſt traute und kurz nachher begrub, meldet ſpäter in den Katechismuswohlthaten, daß nach dem Tode Bernhards das Kantorat aus Mangel an Mitteln zur Beſoldung nicht wieder beſetzt werden konnte. Am Johannistage 1638 trat Martin Rinkart ſelbſt von neuem in die Ehe. Das Kirchenbuch meldet: „24. Juni 1638 Iſt Herr M. Martinus Rinckart Wohl Verordneter Archidiaconus der Kirchen allhier copulieret worden mit Fraw Bar baren 87 Herren Gottfried Schöfflers geweſenen Vornehmen Bürgers allhier Seligen Nachgelaßener Witbe.“ Dieſelbe war ebenfalls in der Peſtzeit 122 Rinkart in Eilenburg. Witwe geworden. Ihr Mann war Schneider ge weſen. Die Bekanntſchaft war wohl eine ſehr natürlich beeinflußte, da die Häuſer der Witwe und Rinkarts aneinander grenzten. Sie brachte ihm eine Tochter Maria mit, der er ein treuer Vater ward, wie es auch umgekehrt Barbara verſtand, nicht allein den zwei Rinkartſchen Kindern eine treue Mutter zu ſein, ſondern auch mit ihm ſelbſt ein Herz und eine Seele zu werden. Auf ihren Namen dichtete er ein liebliches Lied, welches uns in den Katechismuswohlthaten erhalten iſt; und gleichzeitig entſtand ein zweites Lied, in dem er auch ſeinen Namen akroſtichiſch verwertete. In freudigſter Hoffnung auf beſſere Zukunft waren alle dieſe Hochzeiten gehalten worden, doch ſollten die Prüfungen noch lange nicht zu Ende ſein. Eine furchtbare Hungersnot, furchtbarer als die Peſt, brach aus. „Es gab beinahe keine Bauern mehr, alle Äcker im Meißner Lande lagen wüſte, aller Vorrat war im Vorjahre verbrannt oder ge raubt, in dieſem Jahre war kein Same geſtreut, keine Frucht geerntet worden. Die Teuerung war ſo groß, daß ein Scheffel Korn 10 Thaler galt. Als es an Brot zu mangeln begann, mußte man es aus Altenburg, Borna und weiterher holen. Doch auch dieſe Zufuhr reichte bei weitem nicht und viele erlagen dem Hungertyphus. Andere, welche Geld beſaßen, mußten zwei Tage lang hungern, ehe ſie einen Schubkarren zum Thore hereinfahren ſahen, von dem ſie ſich einen Fünfpfünder für Die Hungersnot. 123 ſchweres Geld kaufen konnten. Sobald ein Bäcker gebacken hatte, ward ſein Haus von 200 bis 300 Menſchen belagert, die ſich faſt erdrückten. Andere, denen eine gutmütige Seele einen Biſſen ſchenkte, ſuchten damit einen Hund oder eine Katze zu ködern, um ſie einzufangen, zu ſchlachten und zu braten, um nur ſich und den Ihrigen das Leben auf kurze Zeit zu friſten. Es kam dahin, daß 20–30 Men ſchen einem ſolchen Tiere nachhetzten. Um eine einzige tote aus der Luft oder vom Dache fallende Krähe ſchlugen ſich 40 Perſonen und brachten ſich, wie M. Elteſte bezeugt, beinahe um. Unzeitige Kälber und ,Cavillers-Wildpret“ waren Leckerbiſſen. Rings um den Graben der Stadt brannten im Abenddunkel Feuer, bei denen an hölzernen Spießen die nach Nahrung Schmachtenden ein Stück Aas brieten, das ſie ſich auf dem Schindanger abge ſchnitten hatten.“ Simon in ſeiner Chronik ſagt: „Sonderlich wenn der Abend kam, hätte es einen Stein erbarmen mögen, wie das arme Volk win ſelte und die Nacht über auf den Düngerhaufen, die ſie nach Speiſereſten durchſuchten, ſchrie und bat. Eins rief hie, ein anderes da tauſendmal um Gotteswillen um ein Bißlein Brot oder um ein Krümlein, ein anderes etwa um ein Tränklein Waſſers oder Kovent und dergleichen, daß man froh war, wenn es wieder Tag wurde; denn das große Elend konnte man ohne heftige Bewegung des Gemütes nicht anſehen oder anhören.“ Auch Rin kart konnte dies nicht und verband ſich mit meh 124 Rinkart in Eilenburg. reren angeſehenen und bemittelten Leuten der Stadt, um Geld zuſammenzubringen, damit wöchentlich zwei ganze Gebäcke Brot unter „das“ Armut ver teilt werden konnte. Namentlich waren es Leyſer, Bürgermeiſter Müller und Rinkart, die alles gaben, was in ihren Kräften ſtand. Nicht ſelten fanden ſich 400, ja bis 800 Menſchen, Männer, Weiber und Kinder vor den Wohnungen dieſer Wohlthäter ein. Allein alles hat ſeine Grenzen. Rinkart that zu viel und geriet dadurch in die ſchwerſte pekuniäre Bedrängnis. Er hatte von dem, was des Super intendenten Cenſiten zu ſchütten hatten, noch 90 Scheffel zu erhalten. Dieſe hätten ſelbſtredend noch weit gereicht. Leyſer aber, der reich war, war nachläſſig im Zahlen und hörte ſelbſt auf Rinkarts mündliche Vorſtellungen nicht. Auge in Auge ſagte Leyſer die Bezahlung zwar zu, aber hielt ſein Wort nicht. Da übergab Rinkart ſeinem Amtsbruder Crato ein Dokument in Verwahrung, in welchem er ſeinen Rechtsanſpruch darthat. Dieſes merk würdige Schriftſtück iſt uns noch erhalten. Es ſcheint nach demſelben, daß Rinkart die Schuld ge richtlich ausklagte. Ob dies geſchah und ob Leyſer noch zahlte, iſt leider nicht mehr feſtzuſtellen. Die ganze Angelegenheit iſt ein ſprechender Beweis da für, wie wenig Herz „damals“ die reichen Ephoren für ihre armen Paſtoren hatten. Zu den Ephoral ämtern gelangten meiſt jüngere Leute, die Günſt linge der hohen Konſiſtorialbeamteten. Gleichwohl wurden die Herren nicht müde, dem Volke und Klagelieder. 125 ihren Paſtoren vorzuſchwatzen, daß der liebe Gott hohe Ämter und Würden verliehe und die Wür digſten nach oben zu befördere. Wie würde wohl das Urteil lauten, wenn ein beleſener Schriftſteller einmal eine quellenmäßige Darſtellung der Stellen beſetzung in der evangeliſchen Kirche ſchreiben wollte? Rinkart ließ ſich als treuer Seelſorger, der ſein Amt als durch göttlichen Auftrag ihm überwieſen anſah, durch ſolche Unwahrhaftigkeit und Über vorteilung nicht in ſeiner Gewiſſenhaftigkeit be einfluſſen. Trotz all des auf ihn einſtürmenden Jammers war er ſogar imſtande, ſeine geliebte Dichtkunſt noch weiter zu pflegen. Zur Herbſtmeſſe wird außer der Thränenſaat und dem teutſchen David ſowie dem Prediger Salomons noch eine Schrift anzeigt: „Der arm verödeten Müldenau wehmütige Heulenburg“. Daß der 91. Pſalm und die Leichenpredigt auf die am 7. Auguſt 1637 be grabenen fünf prieſterlichen Perſonen im Jahre 1638 im Druck ausgingen, wird uns mehrfach bezeugt. Der Verluſt all dieſer Schriften iſt beklagenswert. Ebenſo bedauerlich iſt es, daß das im Meßkatalog Oſtern 1639 angezeigte Werk „Aller zu Grund ver derbten und armen Leute Creutz - Schul“ ſowie die ſpäteſtens bis zur Herbſtmeſſe desſelben Jahres er ſchienenen Schriften: „Unteutſch bedrängte Himmel ſchreier“, „Unteutſch erwürgter Abel“, „Unteutſch gequälter Loth“, „Unteutſch gedrückte Waiſe“, „Un teutſch belohnter Arbeiter“, „ Meißniſche Brodt-, 126 Rinkart in Eilenburg. Noth- vnd Todt-Schreier“ und andere durch bloßes 2c. angedeutete verloren gegangen ſind. Die ſelben ſtehen in unmittelbarer Beziehung zu den Ereigniſſen dieſes Jahres. Größere Gefahr, als ſie das Jahr 1639 brachte, hatte Eilenburg noch nicht erlebt. Ohne Rinkart wäre die Stadt verloren geweſen. Mit vollem Recht nennt M. Elteſte ihn den Schutzengel Eilen burgs. Der ſchwediſche Obriſtlieutenant Dörfling 88 hatte ſich der Stadt mit Liſt bemächtigt und legte ihr eine Brandſchatzung von 30 000 Thalern auf unter gleichzeitiger Drohung, daß, wenn die Summe nicht geſchafft würde, die ſämtlichen Bürger mit weißen Stäben herausgehen ſollten. Bei dieſer Not- und Todesangſt und angeſichts der Unmög lichkeit, dieſe Summe aufzubringen, verſuchte zu nächſt der Rat, Milderungen der harten Forderung herbeizuführen. Als dies abgeſchlagen wurde, ent ſchloß ſich Rinkart, ganz allein in das feindliche Lager hinauszugehen, um Fürſprache einzulegen. Die halbe Stadt ſtand vor den Mauern und erwartete mit Herzklopfen die Antwort des Feindes. Sie lautete abſchläglich. In keinem Stücke mochte der Befehlshaber auch nur um eines Haares Breite nachlaſſen. Rinkart kam mit ſolch troſtloſem Be ſcheide zurück. Aber ein heroiſcher Glaube beſeelte ihn. Nicht dieſe Botſchaft allein brachte er der verzagenden Bürgerſchaft, ſondern er redete ſie vielmehr in beherzten Worten an: „Kommt her, ihr lieben Kirchkinder, wir haben bei den Menſchen Der Schutzengel Eilenburgs. 127 kein Gehör noch Gnade mehr, wir wollen mit Gott reden!“ Hierauf ließ er ſofort zur Betſtunde läuten und die Gemeinde in die Kirche rufen. Dort ſang nun die geängſtete Stadtgemeinde das alte gewaltige Lied „Wenn wir in höchſten Nöten ſeyn“. Einer ſtärkte mit ſeiner Stimme Klang den Glauben der anderen, Rinkart betete aus tiefſtem Herzensgrunde, ein Hoherprieſter, der ſeines Volkes Not auf ſeinem Herzen trug und mit ſeines Gott vertrauens vorbildlicher Hoheit überwand. Als das Vaterunſer und die Litanei gebetet wurden, fiel die ganze Gemeinde auf die Kniee nieder. Dieſes Gebet brach dem Feinde das Herz. Von der Stadt aus, in welcher die Beſatzung zum Teil mit in die Kirche gezogen war, pflanzte ſich die Kunde bis ins Lager hinaus fort. Dort hatte man die Glocken läuten hören, und man meinte nicht anders, als daß die Bewohnerſchaft zum Sturm läutete und einen Kampf auf Leben und Tod wagen wollte. Jetzt erfuhr man den Grund. In Dörfling regte ſich das evangeliſche Gewiſſen. Eine Sympathie, die er der feindlichen Sachſenſtadt verſagen mußte, bewegte ihn, der evangeliſchen Beterſchar gnädig zu ſein. Er ermäßigte die Summe auf 8000 Thaler. Aber auch dies brachte die ausgeſogene, ſeit Jahres friſt ausgehungerte Stadt nicht auf und endlich ließ er ſich genügen, 4000 Gulden bar anzunehmen, zu welchen noch ein ſilberner Kelch und eine der gleichen Kanne 89 aus der Kirche gegeben werden ſollten. Man hätte vielleicht alles gethan, um 128 Rinkart in Eilenburg. dieſer Forderung nachzukommen, denn was wollten 4000 Gulden ſagen gegen die erſte Summe von 30000 Thalern. Allein Rinkart wuchs Mut und Gottvertrauen angeſichts ſo augenſcheinlicher Er hörung ſeines Gebetes. Nebſt einer Ratsperſon ging er nochmals hinaus in das ſchwediſche Lager. Was er da geredet hat, wiſſen wir nicht, aber das iſt pſychologiſch unmöglich, daß er ſich, wie Simon in der Chronik angiebt, nochmals aufs Bitten ge legt hat. Wer Rinkarts ſämtliche Werke kennt, die wahrlich ein Lebensbild zeichnen, der weiß, ohne daß es ausdrücklich geſagt wird, daß Rinkart vor Dörfling als Prophet Gottes hingetreten und nun mehr im Namen desjenigen geredet hat, der Menſchenherzen wie Waſſerbäche lenkt und ſtürzt die Gewaltigen vom Throne und erhebt die Nied rigen, der Gebete erhört und Völker zerſchmeißt wie Scherben. Ein Mann, der von Welttum nichts an ſich hatte, ein Moſe ſeines Volkes, der eben in der Kluft auf Sinai geſtanden hatte, deſſen Antlitz ſtrahlte wie Sonnenſchein und Wetterleuchten. – Die mutigen Schutzengel der Stadt kehrten zurück und verkündeten der jubelnden Stadt, daß Dörfling ſich an 2000 Gulden genügen laſſe. Dieſer Bericht ſtammt aus der Simonſchen Chronik, ſowie den Quellen, welche M. Elteſte für ſeine Predigergeſchichte benutzte. Da er ſtets aus den Akten ſchöpft, iſt wohl anzunehmen, daß er an dieſer einzigen Stelle ſeines Buches der Phantaſie keinen unberechtigten Spielraum gewährt hat. Es Die Rettung. 129 giebt noch eine zweite handſchriftliche Quelle, welche vollkommen gleichzeitig iſt. Nach dieſer vom Bür germeiſter Beyer niedergeſchriebenen Nachrichten ſammlung wären gezahlt worden 1058 Thaler bar, 747 Thaler in Silber, inkluſive der ſilbernen Kanne und des Kelches, Wertobjekte, deren eins aus der Kirche, das andere von der Schützengeſellſchaft ent nommen wurde. Ebenſo wären 2 Paternoſter und 168 Thaler an Tuche ſofort abgeliefert worden. Wegen rückſtändiger 6000 Thaler habe Banèr ver ordnet, daß Dörfling nichts, ſondern der Obriſte Beer, dem Eilenburg als Rekrutenplatz angewieſen war, 3000 Thaler erhalten, der Reſt aber der Stadt geſchenkt werden ſollte. Die Differenz beider Quellen betrifft nur den Zahlungsmodus, ſowie die Höhe der Brandſchatzung nach den verſchiedenen Einzelpoſten, bezieht wohl auch ſpätere mit Banèr gepflogene Unterhandlungen mit ein und enthält keine Bemerkung, welche uns Recht gebe, zu be zweifeln, daß Rinkart der einzige Schutzengel der Stadt und der einzige Held derſelben war. Als der Reginentag kam, vergaß er zum erſten male, denſelben durch ein Feſtgedicht zu verherrlichen. Vielleicht vergaß ſogar die drangſalierte Gemeinde, denſelben laut zu feiern. Er ſelber ſah einem frohen Familientage entgegen. Seine zweite Frau be ſchenkte ihn am 9. September (alſo am dritten Reginenfeſttage) mit einem Töchterlein, das er zur Ehre des von ihm geſtifteten Feſtes Regina nannte. Über die Taufe meldet das Kirchenbuch: „10. Sept. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 9 130 Rinkart in Eilenburg. 1639. Regina, Tochter M. Martin Rinckharts Archidiaconi. Paten: Amtsſchöffe (oder Schöſſer?) Heinrich Metzner, Magdalena des Advokat Dr. jur. Großmann in Delitzſch Weib, Maria des Cornets Chriſtoph Kuhne Weib.“ Nun dichtete er auch post festum ein Reginenlied unter der Überſchrift: „Reginen-Poſt-Schreiber“ und überdies ein zweites wunderliebliches Lied auf dies Kind, als Seitenſtück zu den auf Samuel und Salome ſchon früher ge dichteten Geſängen. Dem Inhalte nach war es ein Vatergruß am Tauftage und bald darauf ent - ſtand auch das Lied „Freue dich ewig unſterbliche Seele.“ Jetzt war er wieder von neuer Lebensluſt und Dichterkraft erfüllt. Viele ſeiner ſchönſten Lieder entſtanden zu dieſer Zeit. Da er im Reginen poſtſchreiberliede ſagt, daß jetzt die Freudenernte die Thränenſaat erſetze und ergötze, ſo haben wir einen Hinweis darauf, daß jetzt auch jene Sammlung abgeſchloſſen wurde, welche er „Die Meißniſche Fried- und Freuden-Ernte“ nannte. Sie erſchien jedenfalls im Druck, iſt aber nicht mehr zu finden. In dieſem Jahre erlebte er auch die Freude, ſeinen Sohn Sumuel die Univerſität Leipzig be ziehen zu ſehen. Er ſelbſt rüſtete ſich, ſeine poetiſchen Arbeiten, die während der Kriegsdrangſale nicht zum Drucke gelangt waren, zu einem einzigen größeren Werke abzurunden. Zur Michaelismeſſe 1639 finden wir angezeigt: M. Martin Rinkarts Discurs von Die vier Geſangringe. 131 vierererley teutſchen Reim-Arten, der 1. Jambiſchen. 2. Trocheiſchen. 3. Anapäſtiſchen und 4. Dac tyliſchen. Item; deſſelben viererlei Geſang-Ringe: In dero 1. hundert Schriftlieder. In der 2. hun dert Chriſtlieder. In der 3. hundert Hertz-Pſälm lein. In der 4. hundert Klag- und Freuden lieder. Bei Thomas Schürers Erben zu finden.“ Ob dieſe vier Centurien wirklich 1639 bereits voll kommen abgeſchloſſen waren, wird ſo lange zweifel haft bleiben, als wir noch kein Exemplar dieſes Werkes wieder aufgefunden haben. Aus dem Diskurs, der ebenfalls 1639 angezeigt iſt, uns aber nur in Exemplaren von 1645 vorliegt, wird es nicht klar, ob die daſelbſt verzeichneten vier Ge ſangringe nur im Manuſkript abgeſchloſſen, oder bereits wenigſtens teilweiſe gedruckt ausgegangen waren. Für und wider das eine ſpricht ebenſo viel als für und wider das andere. Da bei allen den jenigen Büchern, die thatſächlich nie erſchienen ſind, im Meßkatalog ſtets nur Lipsiae, aber kein Ver legername ſteht, Rinkarts übrige im Meßkatalog angezeigte Bücher, bei denen der Verleger an gegeben iſt, auch wirklich erſchienen, und hier aus drücklich Thomas Schürers Erben angeführt werden, ſo kann ich nicht umhin, mich für die Annahme zu entſcheiden, daß zum mindeſten ein Teil im Druck ausging. Da der Diskurs ſeiner ganzen Anlage nach nur dann brauchbar war, wenn die Schriftlieder als Paradigmen ſchon gedruckt vor lagen, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der erſte 9 132 Rinkart in Eilenburg. Geſangring gleichzeitig mit der erſten Ausgabe des Diskurſes und noch 1639 erſchien. So nahte das Jahr 1640, das Quäljahr. Im März kehrte Baner aus Böhmen zurück nach Sachſen, General Königsmarck überfiel Meißen, Mord, Plünderung und Brand währten bis in den Dezember, ſo daß der Kurfürſt endlich zu dem furchtbaren Mittel grauſamer Repreſſalien griff und auf dem Markte zu Dresden 22 Schweden verbrennen laſſen wollte. 90 Auch Eilenburg ward durch fouragierende Streifſcharen auf das Härteſte betroffen. Jetzt hätte man denſelben Rinkart, der 1638 bei der Hungersnot über ſein Vermögen hinaus die Armen gefüttert hatte, der 1639 die ganze Stadt errettete, wohl ſchonen können. Statt Edelmut mit Edelſinn zu vergelten, brachte man ihn beinahe um Hab und Gut. M. Elteſte ſagt, es ging ihm wie dem Mann in der Fabel, den die Schlange dafür auffreſſen wollte, daß er ſie aus dem Loche befreit hatte. Zu ſeinem Unglück beſaß Rinkart das ererbte Stammhaus. Wenn man An lagen machte, beſchwerte man dieſes dergeſtalt, daß er teils das Geforderte nicht erſchwingen konnte, teils einfach nicht zahlen wollte. Plato in ſeiner Biographie ſagt, daß er um deswillen von ſeinen Vorgeſetzten gemißhandelt worden ſei. Dieſer Vor wurf iſt zu ſtark ausgedrückt. Die Chronik beſagt nur, daß er deshalb per subsidium gefordert und wenn er kam als einer vom geringſten Pöbel gar unfreundlich angelaſſen worden ſei. M. Elteſte Das Quäljahr. 133 verſteht unter dem subsidium den Zwang ſeines Superintendenten. Doch iſt dies falſch. Die Sache lag doch recht einfach ſo: Der Rat ſchrieb eine Kriegsſteuer aus und legte dieſe auf die Grund ſtücke. Rinkart war Grudſtücksbeſitzer, ſollte zahlen und zahlte nicht. Er ward vom Rat gefordert, nicht als Geiſtlicher, ſondern als Bürger; er ſtellte ſich nicht und ward nun vom Büttel vorgeführt. Natürlich durfte er nicht erwarten, mit Sammet handſchuhen angegriffen zu werden. Dasjenige, was ſchwer verletzend wirkte, war die Zumutung an einen Geiſtlichen, mit ſeinen Amtseinkünften die für den Hausbeſitzer unerſchwinglichen Steuern decken zu ſollen. Überdies würde das Ehrgefühl des 19. Jahrhunderts es verlangen, daß ein Retter ſeiner Vaterſtadt ſofort zum ſteuerfreien Ehren bürger ernannt würde. Dieſe Begriffe von öffent licher Dankbarkeit darf man aber nicht in jener Zeit ſuchen. Eilenburg that ihm ſicher Unrecht, wenn es bei jeder Gelegenheit ſein Haus mit Ein quartierung belegte. Gab er nicht gutwillig Heu und Hafer her, ſo ſprengte man ihm die Thüren und fragte nichts danach, ob dieſe Güter auf dem ſteuerfreien Pfarrgute geerntet ſeien, alſo zum Pfarremolument gehörten, von dem er leben mußte, oder nicht. Kurz, es fraß in kurzer Zeit das Bürgerhaus die Revenuen der Pfründe, wie Pha raos magere Traumkühe die fetten. Gern hätte er das Haus zu Gelde gemacht; in der ſchlechten Zeit aber kaufte es ihm niemand ab. Endlich ſah er 134 Rinkart in Eilenburg. ſich genötigt, höheren Ortes Klage zu führen, daß man ihm ſeit Jahren die Beſoldung verkümmert habe, und es trotz alles ſeines wehmütigen An ſuchens zu keinerAbrechnung käme. Es ward zwar eine Unterſuchungskommiſſion eingeſetzt; wie dieſe ihm aber mitſpielte, das will M. Elteſte mit Rückſicht auf die Gemeinde, an der er arbeitet, lieber ver ſchweigen. Nur einiger recht häßlicher Winkelzüge des Rats gedenkt er, der bald die Kommiſſion ver warf, bald ſich auf Kirchenordnungen und Synodal dekrete berief, wenn ſie der Stadt günſtig lauteten, bald wieder erklärte, daß der Rat auf ſolche Schriftſtücke gar nichts gäbe, wenn ſie für Rinkart ſprachen und anderes dergleichen. Dieſe Schlupfwinkel ver urſachten einen langwierigen Prozeß und unter hielten „das Fegefeuer des Beutels“ ſieben volle Jahre lang. Dadurch gingen ſeine ſowieſo ſchon zerrütteten Vermögensverhältniſſe ganz zugrunde und er konnte ſich ſeiner Gläubiger nicht mehr erwehren. Sie verkümmerten ihm bis ans Lebens ende ſein Gehalt bis zum Unerträglichen. Von ſeiten ſeiner Feinde ward die Sache ſo dargeſtellt, als ob er allein – das am untern Waſſerlauf ſtehende Schäflein dem an der Quelle ſtehenden Löwen – das Waſſer trübe. Er ward im Privat Umgang wie in öffentlichen Schriftſtücken und nicht nur bei Lebzeiten, ſondern ſelbſt noch 50 Jahre nach ſeinem Tode ein zankſüchtiger Mann und ſtreitbarer Held genannt. M. Elteſte ſagt, er habe Akten vor ſich, um dieſes Kapitel noch weiter aus Der finanzielle Ruin. 135 führen zu können, verzichte aber darauf, weil Rinkart ſelbſt ſeinen Feinden von Herzen verziehen habe und inmittelſt alles deſſen das Auge deſſen erkannt habe, der über ihm wachte und die Hand, die ihn führte, hielt und bei aller Gefahr mächtig beſchützte. Thatſächlich bemerken wir in ſeinen litterariſchen Arbeiten aus dieſer Zeit recht wenig, das uns auf ein gebrochenes Gemüt ſchließen ließe. Als am Johannestage 1640 das große 200jährige Buch druckerjubiläum gefeiert wurde, war Rinkart eben falls unter der Zahl der Sänger, die dieſen Ehren tag verherrlichen halfen. Der Einzeldruck ſeiner Feſtſchrift „Druckergedenkring“ iſt noch in mehreren Exemplaren vorhanden und die in demſelben auf genommenen Feſtlieder ſind von ihm ſelbſt in den Katechismuswohlthaten, ferner im Jubilaeum ty pographicum 1640 und ſpäter nochmals in der „wohleingerichteten Buchdruckerey“, Nürnberg 1733 abgedruckt worden. Das zweite hat die Überſchrift: „ Der Feſtfreudigen Buchdrucker Zäuner-Tanz“, nicht Deuner, wie Plato und Lappenberg, oder Däuner, wie Vörckel ſchreiben. Zu letzterem Liede er fand er auch die im G-Schlüſſel geſchriebene Melodie. Im Reginenliede des Jahres deutet er an, welches bürgerliche Elend über ihn hereingebrochen ſei und wie der Feind, der für Weib und Kind aus der Sache Kapital ſchlagen wollte, doch nur Sünd und Schand davongetragen. Aus dem Jahre 1641 iſt uns über Rinkart ſo 136 Rinkart in Eilenburg. gut wie nichts bekannt, doch gab es noch in unſerem Jahrhunderte einen Einzeldruck unter dem Titel „Der deutſche Lamuel“, der indeſſen jetzt ver ſchwunden zu ſein ſcheint. Nur den Verluſt des Erſtdruckes haben wir zu beklagen, denn das Lied, welches er enthielt, iſt durch die „Brautmeſſe“ von 1642 erhalten. Da aber Plato angiebt, daß auch eine Rinkartſche Kompoſition beigegeben geweſen ſei, ſo iſt die Wiederauffindung des Originals wün ſchenswert. Das Lied dichtete er zu Ehren des Altenburger Hofprediger M. Michael Crell bei Ge legenheit der Hochzeit desſelben am 13. Juli 1641. Das Reginenlied des Jahres beſchäftigt ſich mit Baners Mißerfolgen, iſt indeſſen von geringerer Bedeutung. Im Jahre 1642 bearbeitete er das hohe Lied Salomonis in Liedern, die er am 14. Juni ab ſchloß und zum Druck brachte unter dem Titel: „Epithalami . . Leibliche [nicht liebliche, geiſtliche und himmliſche Brautmeſſe.“ Das Werk widmete er im allgemeinen dem Bürgermeiſter, Baumeiſtern, Schöppen und Rathmannen von Leipzig, nament lich aber Herrn Johann Neßner, Bürger und Handelsmann in Leipzig, dem Bräutigam der Jungfrau Magdalena, des Sigismund Finckelthauß, D. jur. Tochter daſelbſt zur Hochzeit. Auch findet ſich ein Gruß in alter Liebe an die Pflegeväter an St. Thomas und in beiden Kirchſpielen. Wahr ſcheinlich erſchienen viele dieſer Lieder wie der La muel im Einzeldruck und wurden hier zu einem Camuel und Brautmeſſe. 137 abſchließenden Ganzen zuſammengeſtellt. Von einigen läßt ſich mit voller Beſtimmtheit ſagen, daß ſie vor 1637 gedichtet wurden, wie z. B. ein Lied auf „ſeinen Morgenſtern“, das er doch nur bei Leb zeiten der erſten Frau dichten konnte. Die Friſche des Tones und die lebhafte Begeiſterung für Braut ſtand und Ehe weiſen uns durchweg auf frühere Jahre. Während dieſes Jahres erſchienen auch zwei Lieder Rinkarts in Einzeldrucken, welche der Alten burger Archidiakonus M. Joſeph Clauder in Ver bindung mit je einer von ihm gefertigten lateiniſchen Überſetzung herausgab. Für beide Lieder iſt dies der Erſtdruck, den wir kennen. Aus der auf Clauder gehaltenen Leichenpredigt wiſſen wir allerdings, daß dieſer ſich „von guten Freunden Lieder fertigen“ ließ, wenn er für einzelne Anläſſe keine älteren vorfand, um dieſelben lateiniſch überſetzen zu können; es könnte alſo möglicherweiſe Clauder auch Rinkart um einige neuere Lieder desſelben gebeten haben. Indeſſen gehörten die beiden Lieder zu den Schrift liedern, von denen es wahrſcheinlich bleibt, daß ſie 1639 bei Thomas Schürer in Leipzig gedruckt wurden. Das Reginenlied giebt wiederum Zeugnis von der ſchweren Bedrängnis, die auch in dieſem Jahre über Stadt und Land hereinbrach. Jetzt trat Torſtenſon auf den Schauplatz in Sachſen, ſchlug die Kaiſerlichen bei Breitenfeld, eroberte Leipzig und Chemnitz und zog, nachdem ihm Freiberg Halt 138 Rinkart in Eilenburg. geboten nach Jütland. Eilenburg und Umgegend litt wieder wie 1637. Alle Landleute flüchteten ſich in die Stadt, blieben ſogar mit ihren Paſtoren dieſes Mal länger als ein Jahr daſelbſt, ſo daß ihnen die Vergünſtigung gewährt wurde, in der Bergerkirche Kommunion für ihre Gemeinden halten zu dürfen. 9. Unter den nach Eilenburg geflüchteten Paſtoren befand ſich auch M. David Peck, welcher ein ſehr begabter Kirchenliederdichter war. 92 Rin kart ſchloß mit ihm einen Freundſchaftsbund und ſchrieb ihm für das im Manuſkript bereits fertige „Goldgüldene ABC“, welches 1654 in Drucker ſchien, ein deutſches Empfehlungsgedicht. Auch Samuel Rinkart fügte kurz vor dem Erſcheinen den Verſen ſeines Vaters ein amtsbrüderliches poetiſches Freundſchaftswort bei. Ungefähr in gleicher Zeit, wenn nicht bereits früher, bearbeitete Rinkart auch die Weisheit Sa lomonis, die er ausdrücklich im Diskurs als bereits gedruckt anführte. Von dieſer Schrift hat ſich kein Exemplar erhalten. Daß ſie erſchienen ſei, läßt ſich nicht anzweifeln. Allerdings erwähnt ſie kein Meßkatalog, indeſſen wird auch die Brautmeſſe nirgends erwähnt, wiewohl von ihr noch ein Exemplar vorhanden iſt. Gerade die Weisheit Salomonis ſcheint Rinkart ſehr lebendig angeregt zu haben, da er ſie ſogar zum Vorwurf eines Schauſpiels nahm, das er für die bevorſtehende Friedensfeier zu ſchreiben begann. Als Titel desſelben wählte er: „Der König Sa Leid und Lied, 139

Aomo und ſein weltgroßer Reichstag“. Im Dis kurs führt er das Stück als vollkömmlich verfertigt an, ſo daß wir annehmen müſſen, daß es zwiſchen 1642 und 1644 entſtand. 1644 entwarf er in Gedanken ein neues Werk, von dem keine ältere Quelle uns Nachricht giebt, welches aber 1824 bekannt gemacht wurde. Der gelehrte Zwickauer Johannes Aloys Martyni La guna veröffentlichte in Zſchirners Magazin für chriſtliche Prediger 98 eine hymnologiſche Bemerkung zum Liede „Nun danket alle Gott“, in welcher er anzeigte, daß er im Beſitz einer Handſchrift Rin karts ſei, die er aus dem Brande ſeiner Bibliothek gerettet habe, in welcher das Lied „Nun danket alle Gott“ ſich von Rinkart ſelbſt geſchrieben befinde. Der Titel der Handſchrift laute „Mathematiſcher Gedenkring“ und auf dem Einbande ſtehe außer den Anfangsbuchſtaben des Beſitzernamens die Jahreszahl 1644. Dieſe Anzeige Lagunas hat die thörichtſten Kombinationen der Biographen und auch vieler Hymnologen hervorgerufen betreffs der Entſtehungszeit des Liedes „Nun danket alle Gott“. Schon glaubten die erfahrenſten Hymnologen, die Jahreszahl 1644 auf dem Einbande des Buches mit dem Inhalte in Beziehung ſetzen zu müſſen und doch wirft ein Wort der Handſchrift, die leider ſeit dem 1. Mai 1826 verſchwunden iſt 94, alle dieſe geiſtreichen Ideen auf den Scherbenhaufen. Rinkart nennt ſich ſelbſt Senior ministerii zu Eilenburg. Das ward er aber erſt am 19. Juli 140 Rinkart in Eilenburg. 1645. Folglich entſtand der Mathematiſche Ge denkring erſt nach den letzten großen uns erhaltenen Werken Diskurs und Katechismuswohlthaten. Aus dem Jahre 1644 iſt noch zu erwähnen, daß ſein jugendlicher Amtsbruder M. Krafft am Himmelfahrtstage verſchied. Er begrub ihn mit einer Leichenrede über 2. Kor. 12, 9 welche er auch in Druck gab unter dem Titel „De Christophoro M.“ Im vorigen Jahrhundert war ſie noch vor handen und M. Elteſte zugänglich, iſt ſeit dieſer Zeit aber verſchwunden. In der Kirche zu Eilenburg befindet ſich noch eine Gedenktafel, welche die Witwe ihrem Gatten ſtiftete, auf welcher ebenfalls Rinkartſche Verſe, deutſch und lateiniſch ſich finden. Dieſe Tafel iſt zugleich ein Beweis, daß Rinkart zu dieſer Zeit die Katechismuswohlthaten noch nicht im Manuſkript beendet hatte, da er ſonſt wie in ähnlichen anderen Fällen ſich des auf Krafft gedichteten daſelbſt be findlichen Verſes bedient haben würde. Kraffts Stelle ward raſch wieder beſetzt. Schon am 29. Juni 1644 erhielt ſie nach abgelegter Probepredigt M. Ernſt Dähne 95, auch Dehne, Däne Und Danus genannt. Es mußte ſo raſch ver fahren werden, ohne die Gnadenmonate der Witwe vergehen zu laſſen, weil Rinkart von großer Schwachheit ergriffen war und der Superintendent Leyſer ſo hinfällig wurde, daß er nicht mehr pre digen konnte. Dähne glaubte indes nicht eher an treten zu können, als bis ihm durch Gewährung Der Chriſtophorus. 141 von Interimswohnung, Tiſch, Holz und Licht die nötigen Mittel zur Exiſtenz garantiert wären. Dieſe Forderung ward gewährt und der treue Mann entſchloß ſich nunmehr, die Stelle anzutreten. Das ging indes nicht ſo leicht, als es projektiert war, denn unterwegs war es nicht geheuer. In der Ratsregiſtratur ſteht verzeichnet: „Am 29. Auguſt Abends um 8 Uhr kömmt Herr M. Ernſt Dähne mit 3 Männern zu Fuße anher nach Eilenburg von Borne, hat ſeine supellectilem zurücklaſſen müſſen, weil, wegen jetziger Gefahr und Drangſal ihm keine Fuhre entgegengeſendet werden können, will nun in Gottes Namen hier bleiben.“ Eine zweite Nachricht beſagt, daß es erſt eines Kurfürſt lichen und eines ſchwediſchen Paſſes bedurfte, ehe im Oktober ſeine Sachen von Borna bis Eilenburg geſchafft werden konnten. Furchtbare Trübſale ſchickte Gott zu dieſer Zeit wieder über die Gegend. Schon im Februar rückte Königsmarck ins Meißniſche ein und im Dezember erſchien Torſtenſon mit der ſchwediſchen Hauptarmee, legte Pegau in Aſche, nahm in Zeitz Hauptquartier, legte ſeine Mannſchaften im Meiß niſchen in Winterquartiere und verheerte während deſſen dieſe Länderſtrecken auf das Furchtbarſte. Im Reginenliede dieſes Jahres jammert Rinkart über den Untergang der Feſtungen in Meißen, über die Flammenglut, die Land und Leute ſchmelze, und doch läßt der Glaubensheld von ſeiner Hoff nung nicht. 142 Rinkart in Eilenburg. Sein Glaube war felſenſtark, ſeine Hoffnung rieſengroß, und ſeine Liebe tief und ohne Grenzen wie das Meer. Seine Liebe erloſch auch nicht gegen ſeine Vaterſtadt, trotz all des Undanks, dem er begegnete. Wußte er doch, daß es nicht ſeine liebe Gemeinde war, die ihn angriff, nur eine Anzahl mächtiger und einflußreicher Perſonen, denen ein frommer Zeuge der Wahrheit von echtem Schrot und Korn unbequem war. Von Rinkart war keine Ehre und kein Lob zu kaufen, ſie mußten verdient ſein. Heißer Liebe voll ſchlug ſein Herz gegen ſeine liebe Kirche. Ihr ſtand jetzt ein Jubiläum bevor, das hundertjährige des großen Kirchweihtages. Am 18. Mai 1535 war die Stadtkirche bei dem großen Brande vernichtet worden und im Jahre 1545 erſtand ſie wieder aus den Trümmern und ward neu geweiht. Zu ſolchem Ehrentage durfte der alte Mann nicht müßig bleiben und ſchweigen. Sein erſter Gedanke war, der lieben Seelenheimat zu äußerem Schmucke zu verhelfen. Er appellierte an die Liebe der Frauen zu ihrer Kirche, und brachte ſo viel Geld zuſammen, daß ſich der Eilen burger Maler Daniel Andreas daran ſetzen konnte, ſämtliche Geiſtliche der Stadt ſeit der Reformation für den Chorraum zu malen. Zu jedem Bilde fertigte Rinkart einen die Perſönlichkeit charak teriſierenden Vers. Alle dieſe Dichtungen ſind uns noch in den Katechismuswohlthaten erhalten. Auch ſein Bild ward gemalt und der Vers, den er auf ſich ſelbſt dichtete, iſt es, der das große Unheil Katechismuswohlthaten. 143 angerichtet hat in dem Urteil der Biographen und Hymnologen betreffs der Entſtehung des Liedes „Nun danket alle Gott“. Nicht ein einziger be rückſichtigte, daß dieſer Vers bereits 1644 gedichtet war. Auf einer Votivtafel ward ausdrücklich der Stiftung gedacht und die Inſchriften über dieſelbe ſind uns durch M. Elteſte ebenſo in der lateiniſchen als deutſchen Form erhalten. Da ſich Rinkart Senior nennt, kann dieſe Inſchrift erſt nach D. Leyſers Tode gemalt und das Feſt ſelbſt nicht vor Auguſt 1645 gefeiert worden ſein. Das Bild Leyſers aber war bei Lebzeiten desſelben gemalt und unter demſelben ſtand das bereits in den Katechismuswohlthaten aufgenommene Gedicht, das ihn noch als lebend hinſtellt. Über dem Beichtſtuhl der Diakonen ward in goldenen Buchſtaben noch ein anderes Gedicht angebracht, das eine Um arbeitung des in den Katechismuswohlthaten ent haltenen Einleitungsgedichtes „Gedenk- und Dank Altar“ iſt. Was wäre ihm aber das Jubiläum für ein trauriges Feſt geweſen, wenn er es nicht durch ein größeres poetiſches Ehrendenkmal hätte anszeichnen können? In ſeinem Alter waren ihm die vor ſchriftsmäßigen Katechismuspredigten mit den lieben andächtigen Kindern ſeiner Gemeinde die liebſte Thätigkeit geworden. Für dieſe Katechismus ſchülerlein ſchrieb er nun ausdrücklich als „ Ka techismusprediger“ ſeine Katechismuswohlthaten und Katechismusfreude, deren Vorrede den 1. Januar 144 Rinkart in Eilenburg. 1645 datiert iſt. Der Meßkatalog zeigt ſie Oſtern 1645 an. Sie ſind in zahlreichen Exemplaren noch vorhanden. Trotzdem hat ſie außer Gervinus kein Biograph oder Hymnologe bisher geſehen oder ver wertet. Was über dieſelben bekannt iſt, iſt geiſtloſe Abſchrift einer bibliographiſchen Notiz aus Simons Chronik. Die meiſten ſcheiden Katechismuswohl thaten von Katechismusfreude und machen aus den 50 „Chriſtenhoheiten“ ſogar ein beſonderes Werk, während doch alles ein und dasſelbe iſt. Ein neues Gedicht enthalten dieſe Hoheiten wohl kaum, da Rinkart die Lieder Schriftlieder nennt. Sie ge hörten alſo zum erſten Geſangringe. Sieben Lieder ſind aus dem Herzbüchlein abgedruckt, zwei aus der Thränenſaat, viele andere aus bereits er ſchienenen Einzeldrucken. Wahrſcheinlich iſt es nichts als eine Blumenleſe aus der großen Maſſe ſchon damals ſelten gewordener Einzelſchriften Rinkarts. Ausdrücklich ſagt Rinkart, daß dieſes Werk zu dem „jüngſt“ ausgegangenen Traktätlein von den vierer lei Reimarten gehöre, nämlich zu ſeinem „Diskurs“. Von dieſem habe ich vor mir eine Ausgabe, welche bei Timotheus Ritzſch „im angehenden Jahre des Heils und Heilandes 1645“ erſchien. Der Meß katalog Oſtern 1645 zeigt dieſe Ritzſchiſche Ausgabe unter dem Titel „Deutſche Proſodia oder ſum mariſcher Diskurs“ an. Es ſcheint, als ob dieſes ſelbe Werk auch bei Thomas Schürers ſel. Erben erſchienen ſei, da es bereits 1639 als Verlags artikel dieſes Hauſes genannt wird und ſich noch Der neue Superintendent. 145 zwei Exemplare von 1645 finden, die dieſe Firma tragen. Das wertvollſte Stück dieſes Buches iſt für uns die Vorrede, in welcher Rinkart ſelbſt eine Überſicht über die von ihm gefertigten größeren Werke giebt, die Proſodie ſelbſt iſt für uns nur dadurch intereſſant, daß ſie ein Bild von der Art und Weiſe giebt, in welcher man damals Dichter ausbildete. Dies waren die letzten großen Druckwerke, die auf uns gekommen ſind. Wie ſchon be merkt, entſtand nun erſt „der mathematiſche Ge denkring“ im Manuſkript. Die Gedankenzirkel des Dichters werden, konzentriſch ſich erweiternd, immer größer und univerſeller; man ſpürt es ihm an, daß er ſich auf die Ewigkeit rüſtet, an deren Pforten ihn ſchon der Engel erwartet. Aus einzelnen Wendungen ſeiner Lieder erkennen wir, daß ſich auch bei ihm die Perſpektive auf das Ende ſeines Lebens mit der auf das Weltende deckt. Am 24. Februar 1645 erſuchte der altersſchwache D. Leyſer den Rat, ihm den jugendlichen von ihm beſonders begünſtigten Lic. Joachim Buchholz 96 cum spe succedendi zu ſubſtituieren. Buchholz war erſt 36 Jahr alt und noch Kandidat, ja der Rat titulierte ihn „der heiligen Schrift studiosum“. Der Rat frug erſt in Dresden an, ob der Mann dort genehm ſei. Das am 25. Februar abgeſandte Schriftſtück ward von dort am 19. März bejahend beantwortet, Buchholz hielt Probepredigt, ward am 3. April gewählt, am 10. mit Vokation verſehen Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 10 146 Rinkart in Eilenburg. und reiſte ſofort nach Dresden. Sein Aufenthalt daſelbſt verzögerte ſich, denn noch während desſelben erhielt er am 23. Juli die Nachricht, daß Leyſer am 19. Juli geſtorben ſei. Der Rat erklärte am 11. Auguſt, daß er auf nochmalige Bewerbung um das Pfarramt verzichte und händigte ihm die de finitive Vokation aus. Er erwarb ſich nun zu Wittenberg die Licentiatenwürde und ward am 10. November von den Eilenburgern abgeholt, am 12. feierlichſt in ſeine Wohnung eingeführt. Rinkart begrüßte ihn bei dieſer Gelegenheit als Senior Ministerii. Die Inveſtitur erfolgte indeſſen erſt Anfang des Jahres 1646 durch den Leipziger Superintendenten D. Lange, den ſpäteren Heraus geber der zweiten Auflage des Rinkartſchen Jeſus herzbüchleins. Bei den Ratsakten befindet ſich noch eine Ein gabe der drei Geiſtlichen Rinkart, Heerbrand und Dehne vom 20. April 1646, in welcher ſie monieren, daß ſeit 18 Jahren keine Inveſtitur, ſeit 25 Jahren kein Schulexamen gehalten worden ſei; die Kan toreigeſellſchaft ſei beinahe gänzlich eingegangen, der Witwenfiskus läge vollſtändig danieder, und die Gotteskäſten der Kirchen würden innerhalb der Diözeſen ſo verwaltet, daß iudicialiter inquiriert werden ſollte. Buchholz griff alles mit friſchem Mute an und war ein dermaßen trefflicher Superintendent, daß in kurzer Zeit alle Landſtellen beſetzt, alle Kirchen gereinigt und wiederhergeſtellt, und die Paſtoren in Vorboten des Friedens. 147 ruhigen Beſitz ihrer Pfarren und Einkünfte gelangt W0 YeU. Auf Leyſers Tod hat ſicher Rinkart ein Trauer gedicht gefertigt, doch gelang es nicht, der Leichen predigt mit angehängten Epicedien habhaft zu werden. Dagegen fand ich ein ſolches Klage- und Troſt lied auf den Tod des Leipziger Superintendenten D. Johann Höpner im Anhange zur Leichenpredigt Langes auf dieſen. Es beſteht aus einem Diſtichon und deſſen deutſcher Überſetzung. Da er ſich Se nior unterzeichnet, dichtete er es nicht ſofort nach Höpners Tode, ſondern erſt nach dem 19. Juli zum Zwecke der Aufnahme unter die Epicedien. Während des Jahres heiratete der neue Su perintendent D. Leyſers Tochter Eliſabeth. Jeden falls traute ihn Rinkart und verherrlichte den Freudentag durch ein Gedicht, doch fehlt hierüber ſpezielle Nachricht. Am 27. Auguſt ward, nachdem Königsmarck abermals die Feſtungen in Meißen erobert hatte, endlich zwiſchen Schweden und Sachſen Waffen ſtillſtand geſchloſſen, der bis zum weſtfäliſchen Frieden immer wieder erneuert ward. Endlich hatte das Land leidliche Ruhe, wenn es auch von Durch zügen noch immer viel erdulden mußte. Dieſen vorläufigen Frieden halten nun alle Biographen und faſt alle Hymnologen für den Anlaß zur Dich tung des Liedes „Nun danket alle Gott“. Alle beziehen ſich dabei auf die Inſchrift auf dem Bilde 10 148 Rinkart in Eilenburg. im Chore der Kirche. Daß alle dieſe Kombinationen wertlos ſind, beweiſt die Thatſache, daß derſelbe Vers bereits am Neujahrstage 1645 gedruckt vor lag, mit dieſem Waffenſtillſtand bez. Friedensſchluß alſo nichts zu thun hat. Den Friedensſchluß von 1635 beſang er notoriſch, den Chor beſang er durch die Verſe unter den 30 Predigerbildern und das letzte Werk, welches er im Manuſkript zuſammenſtellte, war der vierte Geſangring, der die Freuden - und Friedenslieder enthielt, die er während der ver gangenen Jahre in fröhlicher Erwartung desſelben gedichtet hatte. Das Jahr 1646 brachte Rinkart einige ſein Familienglück beeinfluſſende Ereigniſſe. Am 8. Fe bruar meldet das Kirchenbuch: „Iſt Herr M. Erneſtus Dehne, Wohlverdienter Diaconus dieſes Orths allhier copuliret worden. Mit Jungfrau Salomonen Herrn M. Martini Rinckharts Wohlverdienten Archi diaconi und Senioris dieſer Kirchen allhier Viel geliebter eheleiblicher Tochter.“ Das war ihm die höchſte Freude auf Erden, ſeinen lieben treuen Amts bruder von nun an auch als Söhn lieb haben zu können. War es doch ſchon im voraus ſicher, daß derſelbe auch ſein Nachfolger im Archidiakonat werden würde. So durfte er hoffen, daß ſeine Salome an der Stätte, da ihre Wiege geſtanden, auch als glückliche Hausfrau ſchalten werde. Da Rinkart ſelbſt in ſpäteren Jahren noch Fremden bei freudigen und ſchmerzlichen Familientagen ſeine Teilnahme in gedruckten Liedern bezeugt, ſo iſt Die letzten Schriften. 149 anzunehmen, daß er auch zu dieſem Feſte ſeines Hauſes ein Lied ſchuf. Kurze Zeit darauf, nämlich im Juli desſelben Jahres heiratete auch ſeine Stieftochter Maria Schöffler den Blaſer Hieronymus Richter in Eilen burg. Das Brautlied, das er ihr ſang, iſt eben falls als verloren zu betrachten. Nur ein kleines lateiniſches Gedicht aus dem Jahre 1646 kennen wir noch. Er ſchrieb es unter die Statuten der wieder aufgerichteten Kantorei geſellſchaft, eines Beamtetenbegräbnisvereins, der den Zweck hatte, den Mitgliedern ohne erheblich großes Entgelt zu einem anſtändigen Begräbnis zu verhelfen. Aus der Kaſſe bezahlte man außer den ſonſtigen obſervanzmäßigen Koſten einen Sänger chor. Sechs Mitglieder hatten den Sarg zu tragen, die übrigen ſamt deren Weibern bildeten den Ehrenkondukt und geleiteten die Leidtragenden wieder nachhauſe. Nachdem während des Krieges die Mit gliederzahl auf zwei zuſammengeſchmolzen war, ward ſie am Johannistage 1646 wieder mit 34 Mitgliedern neu konſtituiert. Von dieſer Zeit an fehlen uns beinahe alle weiteren Nachrichten bis zu ſeinem Tode. Seine Lutherheptalogie ſchloß er wohl nicht mehr ab. Das letzte ſiebente Stück ſollte programm gemäß 1646 erſcheinen und den Titel führen: „Lutherus triumphator“. Die Zeit war nicht mehr dazu angethan, Luthertage durch Komödien zu feiern, und er war zu dieſer Zeit körperlich ſehr 150 Rinkart in Eilenburg. ſchwach geworden und ſehnte ſich nach Ruhe. Wenn wieder einer von ſeinen alten Freunden der Welt den Abſchied gab, ſprach er mit ſehnſüchtigem Ver langen den Wunſch aus, bald nachfolgen zu dürfen. Zwei Zeugniſſe dieſes Heimwehs nach dem oberen Vaterlande ſind uns noch erhalten. Am 27. Juni 1647 ſtarb ſein Verwandter Samuel Ritter, der Sohn des Mansfeldiſchen Kanzlers, ein vortreff licher Rechtsgelehrter, Erbſaſſe auf Dederſtedt, erz biſchöflich magdeburgiſcher Landſyndikus, fürſtlich anhaltiſcher und gräflich mansfeldiſcher Rat und Cantzler, des Schöppenſtuhls zu Halle Beiſitzer, ſein erſter und beſter Diszipel aus jener Zeit, als Rin kart noch Sextus und Kantor in Eisleben war. Zu ſeinem Gedächtnis ſchrieb er unter dem Titel „Moſes“ ein großes uns noch erhaltenes Klag und Troſtlied, das in Torgau gedruckt ward und zu welchem auch ſein Schwiegerſohn Dähne und ſein Sohn Samuel poetiſche Beiträge lieferten. Samuel zeichnet ſich Magiſter und nennt ſich gleich zeitig der heiligen Schrift Befliſſener in Leipzig. Er hatte ſeine akademiſchen Studien zuerſt in Leipzig begonnen, war um das Jahr 1642 nach Wittenberg gegangen, hatte dort 1644 den höchſten philoſophiſchen Grad erworben und ſetzte bald darauf ſeine Studien wieder in Leipzig fort. Noch im Jahre 1647 aber verließ er Sachſen und nahm für immer von ſeinem Vater Abſchied, um in Hamburg die Kinder des Patriziers Dietrich Lan germann zu unterrichten. Erſt als er die Kunde Die letzten Schriften. 151 vom Tode ſeines Vaters erhielt, kehrte er in die Heimat zurück. Im Jahre 1648 am 12. Auguſt ſtarb der Bruder des Diakonus Dähne, welcher Kurfürſtl. Sächſ. Steuerſchreiber und Königl. Schwediſcher Armiſtitien-Gelde-Einnehmer in Leipzig war. Am 14. Auguſt hielt D. Hülſemann demſelben die Leichenrede, welche alsbald unter dem Titel „Myr rhenbüſchel“ im Druck erſchien. Zu den Epicedien im Anhang dieſer Schrift lieferte auch Rinkart noch einen Beitrag in einem deutſchen Gedichte, wohl dem letzten, das wir von ihm beſitzen. Auch Dähne und Samuel Rinkart ſchließen ihre Poe ſieen an. Das allerletzte Lebenszeichen des Dichters findet ſich im Herbſtmeßkatalog von Gottfried Groſſe Leipzig 1648 Blatt Eiij in der Anzeige: „M. Martin Rinckarts Apokalyptiſcher Gedenckring. Lips. apud Tim. Ritzschium 4 °.“ Dieſe Schrift war bereits im Diskurs als vollkommen im Manuſkript beendet angezeigt. Sie beſtand aus 50 Triumphliedern über alle Kapitel der Offenbarung St. Johannis. Dieſe Lieder ſollten den Schluß des vierten Geſangringes ausmachen. Es ſcheint demnach, als ob der vierte Ring nicht bei Thomas Schürers Erben erſchienen ſei. Da ausdrücklich Ritzſch als Verleger angegeben iſt und alle anderen in den Meßkatalogen als in dieſem Verlage ans Licht getreten bezeichneten Werke Rinkarts wirklich erſchienen ſind, ſo wage ich nicht daran zu zweifeln, daß auch dieſer große Schwanen 152 Rinkart in Etlenburg. geſang gedruckt ausging. Wiederaufgefunden ward er bisher noch nicht. Eine kleine Probe deſſen, was er enthielt, beſitzen wir indeſſen in dem Dis kurs. Dieſes Stück macht den Eindruck eines Textes zu einem großartig angelegten Oratorium. Es iſt charakteriſtiſch, daß das letzte Werk des Dichters das letzte Buch der Bibel behandelt und das letzte Wort des Dichters der Seufzer iſt: Komm Herr Jeſu! Nur ein Jahr noch ſollte er warten müſſen, bis die Antwort ſeines Herrn erſchallte: Ich komme und mein Lohn mit mir, dir zu geben nach deinem Glauben und nach den Werken deines Glaubens. Wie Rinkart das ſo ſehnlich erhoffte Friedens dankfeſt am 10. Dezember 1648 begangen hat, wiſſen wir nicht. Nur das erfahren wir aus M. Elteſtes Predigergeſchichte, die ſich auf das aus drückliche Zeugnis der 90 Jahr alt gewordenen Tochter Rinkarts ſtützt, daß er in den letzten Jahren ganz ſchwach und gebrechlich geworden ſei. An dieſem Zeugnis zerſchellt die letzte Möglichkeit, das Lied „Nun danket alle Gott“, das wir leider aus keinem Drucke vor 1648 bez. 1649 zur Zeit aufweiſen können, mit dem Weſtfäliſchen Frieden in Verbindung bringen zu können. Als endlich das offizielle Friedensdankfeſt für den Neujahrstag 1650 verordnet ward, hörte er die ſüße Botſchaft zwar noch mit eigenem Ohre, allein ihm deuchte es nur noch wie Muſik aus dem himmliſchen Jeruſalem, er hatte keinen Wunſch mehr. Der erbetene Friede Der Tod. 153 war da, nun ließ der Herr ſeinen treuen Simeon in Frieden fahren. Den Feldpredigern war vor geſchrieben, daß ſie am großen Dankestage über „Nun danket alle Gott“ aus Sirach 50, 24–26 predigten. Ihm war es beſchieden, ſein Lied droben am Stuhle der Majeſtät jubeln zu dürfen. Am 8. Dezember 1649 ging der treue Prieſter und Prophet, der Goldmund und Ambroſius des dreißig jährigen Krieges, 64 Jahre alt zur Ruhe ein. Ganz ſicher iſt der Tag ſeines Todes nicht. Simon in ſeiner Chronik nennt den 9. und die handſchriftliche Chronik des Bürgermeiſter Beyer den 11. Dezember. Jöcher im Gelehrtenlexikon läßt ihn ſogar am 2. Dezember ſterben. Da indeſſen auf der in der Kirche aufgehängten Gedächtnistafel der Geburtstag richtig angegeben und als Todestag der 8. Dezember verzeichnet iſt, ſo darf dieſe Ziffer als alleinberechtigte gelten. Dähne als Nachfolger und Schwiegerſohn hätte eine falſche Zahl ſicher beſeitigen laſſen, denn welcher wahrhaftige Mann könnte täglich in der Kirche ſein Amt thun, wenn das Auge dabei auf einer gemalten Lüge ruhte? Über die beſonderen Umſtände, die ſeinen Tod herbeiführten und über den Verlauf ſeines Todes leidens ſind uns keine direkten Nachrichten geblieben. In der Zwickauer Ratsſchulbibliothek befinden ſich allerdings noch Briefe des Reichenbacher Diakonus M. Fiedler über Rinkarts Tod, ſie waren aber zur Zeit der von uns angeſtellten Recherchen über Rin kart nicht aufzufinden. Auch über das Begräbnis 154 Rinkart in Eilenburg. ſind wir nicht unterrichtet. Ohne Zweifel iſt die von Buchholz oder Dehne gehaltene Leichenpredigt in Druck erſchienen, jedoch fand ſich dieſelbe auf keiner Bibliothek mehr vor. Nur die Gedenktafeln, die ihm zu Ehren in der Stadtkirche zu Eilenburg errichtet wurden, über dauerten neben ſeinen Schriften ſeinen Tod. Sein Grab befindet ſich neben der Sakriſteithüre und neben ihm ruht, beiderſeitigem Wunſche gemäß, ſeine am 29. September 1687 begrabene Frau. Sein Grabſtein, eine einfache Platte, die früher auch eine Inſchrift trug, iſt vollſtändig zertreten. An der Wand hing ehedem eine Kupfertafel, eingefaßt mit vier Leiſten, in deren Mitte ſich ein goldener Ring befand. Die Inſchrift, lateiniſch und deutſch, welche er ſelbſt noch bei Lebzeiten fertigte, iſt uns durch korrekte Abſchrift noch erhalten. Am untern Ende befand ſich ganz klein ſein Bild „ausgehauen“, oben ein Kreuz, in den Seitenecken Geburts- und Todestag. Die zweite Gedenktafel ſtellt ihn gemalt dar und iſt diejenige, welche er ſelbſt 1645 als Teil jener Bilder, mit denen er den Chor ſchmückte, herſtellen ließ und mit ſelbſtgedichtetem Verſe verſah. Eine dritte Tafel zeigt Rinkart neben Leyſer und Krafft in betender Stellung. Auch eine Frauengeſtalt, natürlich Anna Krafft geb. Fehmel befindet ſich darauf. Nach Vörckels Nachricht ward dieſelbe 1644 bei Kraffts Tode angebracht. Das Erinnerungszeichen an Rinkart. 155 darauf befindliche lateiniſche Gedicht iſt ebenfalls von Rinkart. In Kurzem wird am Archidiakonate, das Rin kart als erſter bezog, eine Tafel an den erinnern, der Eilenburgs Schutzengel war, deſſen Name auf Erden genannt werden wird, ſo lange es Deutſche giebt, Lutheraner giebt, Chriſten giebt, die bei allen Freudenfeſten und Kirchenfeiern zum Preiſe des ewigreichen und ewig gütigen Gottes kein beſſer Lied wiſſen, als das unvergleichlich einfältige und dabei unvergleichlich hoheitsvolle Gratias frommer Gotteskinder: „Nun danket alle Gott!“ Von Rinkarts Werken ſind nur wenige auf unſere Zeit gelangt und von noch weniger, als erhalten ſind, hat die litterariſche Welt ausgiebigen Gebrauch gemacht. Mehr als 16 Schriften ver zeichnet auch nicht ein einziger Biograph, Lexikograph oder Hymnolog und doch laſſen ſich mehr als 60 Einzelſchriften noch heut nachweiſen. Da von den heut noch vorhandenen kleineren Arbeiten nicht einmal die Meßkataloge Kunde geben und ſelbſt größere Werke, wie der Indulgentiarius und die Weisheit Salomonis nicht in dieſe Regiſter ein geſtellt ſind, ſo iſt es ganz ohne alle Frage, daß eine ſehr große Anzahl der Lieder, die wir in der Thränenſaat und in den Katechismuswohlthaten finden, vorher im Einzeldruck ausgingen. Wieviele Epigramme, Elogien und Epicedien er außer den von uns ans Tageslicht geförderten noch mag geliefert haben, das kann bei dem traurigen Stande 156 Litterariſche unſerer deutſchen mittleren und kleineren Biblio theken kein Menſch feſtſtellen. Die Zahl derſelben kann bei der ausgebreiteten Bekanntſchaft unſeres Dichters 200 überſteigen. Da er gerade in der trübſeligſten Zeit des 17. Jahrhunderts lebte und überdies in der von Trübſalen am ſchwerſten heim geſuchten Gegend Deutſchlands unter den trüb ſeligſten privaten und amtlichen Verhältniſſen lebte, ſo iſt es verſtändlich, daß ſo geringe Reſte ſeiner Arbeiten uns erhalten blieben; ſie gingen zum Teil ſchon damals unter, verbrannten in den ein geäſcherten Pfarrhäuſern und Bibliotheken der näher gelegenen und meiſt intereſſierten Städte und Dörfer. Um das Maß vollzumachen, mußte auch der ganze Schatz ſeiner Manuſkripte bis auf ge ringe Ausnahme ein Raub der Flammen werden, als die Weltewitzer Pfarre, das Heim ſeines Sohnes Samuel, am 2. März 1664 eingeäſchert wurde. Ein einziges ſeiner Werke erlebte eine zweite Auf lage nach ſeinem Tode, nämlich das Jeſusherz büchlein, welches Profeſſor D. Lange in Leipzig nochmals herausgab. Nach einer Notiz in M. Mar tini Lipenii Bibliotheca realis theologica, Frank furt, 1685 erſchien das Werk 1662, 1663 und 1668. Ob dieſe drei Zahlen nur buchhändleriſche Anzeigen einer einzigen Ausgabe ſind oder drei verſchiedene bezeugen, wird ſich wohl ſchwerlich mehr feſtſtellen laſſen. Wir kennen nur noch eine ganz kleine Anzahl Exemplare einer Ausgabe von 1663. Motizen. 157 Von ſeinen Kirchenliedern ſind nur eine ſehr geringe Anzahl in den öffentlichen Gottesdienſt durch Geſangbücher eingeführt worden, nur zwei davon bei ſeinen Lebzeiten und eins derſelben iſt das weltberühmte Gratias, welches ſich in Crügers 1648 (1649?) p. 315 erſt malig anonym findet. Erſt 1676, 13 Jahre nach der zweiten Auflage des Jeſusherzbüchleins nennt das Nürnberger Saubertſche Geſangbuch den Namen des Verfaſſers, faſt ein halbes Jahrhundert nach ſeiner Entſtehung. Nur ganz langſam er kämpfte es ſich ſeine nunmehr ſo hervorragende Bedeutung in den Geſangbüchern. Ja es ging von Anfang an nicht intakt in dieſelben über. Schon 1648 giebt Crüger die dritte Strophe in korrekt. Mit vollem Recht tritt Martyni Laguna für die Faſſung ein, die er im Rinkartſchen Ma nuſkript des Mathematiſchen Gedenkringes fand, da bei einer ſolchen Doxologie nur die Faſſung „wie es anfänglich war“ dem sicut erat in prin cipio des Gloria patri entſpricht. Andere ſetzen, während ſie für die zwei erſten Strophen Rinkarts Namen nennen, zur dritten: Anonymus. Wieder andere laſſen die letztere als unecht ganz weg und dies alles wenige Jahre nach dem Erſcheinen der zweiten Auflage des Herzbüchleins. Und nicht genug dies, ſchon 1659 bringt das Hannoverſche Geſangbuch ſtatt des Originalliedes eine ſeitdem weitverbreitete vierſtrophige Bearbeitung, die weder echt noch poetiſch iſt. Der korrekte Text läßt 158 Die Melodie zu ſich übrigens gar nicht mehr feſtſtellen, ehe nicht das Herzbüchlein von 1636 wieder aufgefunden iſt. Man wähle alſo für Strophe 1 und 2 ent weder den Text Crügers 1648/49 oder den Text des Herzbüchleins 1663, für Strophe 3 aber den der Lagunaſchen Handſchrift. Die Melodie dieſes Liedes tritt zuerſt bei Crüger 1648/49 gedruckt auf und zwar anonym. Nach Rinkarts Tode wagt der Herausgeber des Berliner Rungeſchen Geſangbuchs 1653 es mit den Buchſtaben J. C. zu überſchreiben. Iſt auch Crüger an der Redaktion dieſes Buches mit beteiligt, ſo können dieſe Buchſtaben auch nur auf Crügers Praxis weiſen. Es fällt uns ſchwer, die Melodie unſerm Rinkart, der ja gerade muſikaliſch ſo hoch befähigt war, daß er Gefahr lief, deshalb kein Pfarramt zu erlangen, abzuſprechen. Organiſt Becker in Leipzig glaubte eine Verwandtſchaft der Melodie mit einer im Gothaiſchen Kantional 1646 erſtmalig auf tretenden Kompoſition zu dem Proſatexte aus Sirach 50, 24–26 herausfinden zu können und meinte, daß Rinkart, da dieſe Melodie von Lukas Marenzo ſtamme, leicht deſſen Kompoſition zu der ſeinen umzuarbeiten imſtande geweſen ſei. Rambach findet eine Ähnlichkeit nicht heraus, Erck ſagt, ſie paßten auf einander, wie die Fauſt aufs Auge und ich geſtehe, daß es mir ſehr hölzern gedacht ſcheint, wenn man meint, daß eine ſolche Melodie unter den Stampfen der Walkmühle eines Dilettanten entſtanden ſein könne. Ich habe Mun danket alle Gott. 159

eine andere Anſicht. Im Herzbüchlein bietet Rin kart unter dem Kapitel „Tiſchgeſänge“ nicht nur ſeine Dichtung, ſondern vorher auch den Text aus Sirach. Den letzteren ließ er von ſeinen Kindern an ſeinem Tiſche beten. Nun iſt es ja bekannt, daß was unſere Kinder beten unſere Kinder auch ſingen wollen und uns Väter um Singweiſen dazu bitten. Mir liegt es nahe an zunehmen, daß Rinkart zunächſt den Schrifttext, wie er ſpäter im Gothaer Kantional und in an deren Geſangbüchern ſich findet, komponierte und aus dieſer Kompoſition ſpäter, als er das eigene Lied dichtete, die eigene Melodie geſtaltete. Zu dieſer Annahme bewegt mich eine Entdeckung, die ich in der Königl. öffentl. Bibliothek zu Dresden machte. Im Anhang zu Rinkarts Triumphi de Dorothea findet ſich ein umfangreiches Manuſkript, in welchem eine Motette über Sirach 50, 24–26 enthalten iſt. Leider ſind nur die Diskant- und Baßſtimme vorhanden. Da die Melodie im Tenor lag, muß dieſer ergänzt werden. Der Diskant beginnt: agabba, der Baß fe fb bf. Dazu giebt es einfach keinen anderen Tenor als die phyſiognomiſche Zeile unſerer weltbekannten Me lodie. Überdies erwähne ich noch, daß ebenſo im Herzbüchlein als in der Thränenſaat ſich eine Anzahl von Melodieen desſelben Versmaßes fin den, die Rinkart ſelbſt ſchuf. Eine dieſer Melo dieen ähnelt ſo ſehr der Melodie, die ſich bei Crüger zu „Nun danket alle Gott“ findet, daß 160 Rinkarts Cieder

ſie mit leichter Mühe von einem praktiſchen Mu ſiker umgearbeitet werden konnte und eine andere iſt ſo geartet, daß, wenn ſie nach der um 1630 üblichen Art geſetzt wird, ein Kontrapunkt unſerer Melodie bis auf zwei Noten vollkommen ent ſpricht. Das Verdienſt Crügers iſt demnach im beſten Falle darauf zu reduzieren, daß er einen Kontrapunkt einer Rinkartſchen Kompoſition zu einer neuen Melodie geſtaltete, wenn nicht Rinkart ſelbſt die Melodie ſchuf. Da erſt in dieſem Jahre 1886 Einzeldrucke Rinkartſcher Kirchenlieder bekannt wurden, die noch niemand geſehen hat, da Einzeldrucke von Rinkartſchen Liedern mit eigenen Kompoſitionen längſt bekannt ſind, könnte ſehr leicht auch unſer Lied in einem ſolchen um 1630 ausgegangen ſein. Für dieſe Hypotheſe ſpricht die Thatſache, daß bereits 1631 ſich ein lateiniſches Lied mit der Überſchrift: „Nun danket alle Gott“ findet, deſſen Abhängigkeit vom Rinkart liede ſchwerlich mit ausreichenden Argumenten be ſtritten werden kann. Es beginnt: Laudes Je hovae pangite und iſt von dem aus Glauchau im Schönburgiſchen ſtammenden M. Georg Schedius gedichtet. 97 Zu dieſer Zeit könnte das Lied nur im Einzeldruck bekannt geworden ſein und war dies der Fall, ſo war ebenſo gewiß eine Melodie beigegeben, als eine ſolche ſich zu dem Seitenſtück in der Schrift Deborah, das ebenfalls mit „Nun danket alle Gott“ beginnt, gegeben iſt. Das Lied „Ach Vater unſer Gott“, welches in Geſangbüchern. 161 mit dem Gratias gleichaltrig iſt, hat bezeichnender weiſe ebenfalls 1648 Eingang in Geſangbücher gefunden und zwar zuerſt in das Hannoverſche, ein weiterer Beweis dafür, daß die bei Thomas Schürer 1639 angezeigten vier Geſangringe wenigſtens zum Teil vor 1648 im Druck er ſchienen ſind. Die Lieder „Lobe, lobe meine Seele“ und „Hilf uns, Herr, in allen Dingen“ wurden ganz ent ſchieden durch Vermittelung der Clauderſchen Ein zeldrucke den Geſangbüchern zugeführt. Ob ſie in dem Geſangringe von 1639 ſtanden, läßt ſich nicht ermitteln. Die Überſetzung des Bernhardiniſchen Jubilus „An Jeſum denken oft und viel“, die ſeit 1636 im Herzbüchlein vorlag, bringt auf ſieben Strophen reduziert das Lüneburger Geſangbuch von 1686 S. 141 unter Rinkarts Namenschiffre. Anonym erhielt es ſich ſelbſt in dieſem Jahrhundert im Berliner Liederſchatze. 98 Auf dieſe geringen Reſte beſchränkt ſich die Nachwelt, um Rinkarts Anſehen zu bewahren. 99 Zum Schluſſe dieſer biographiſchen Notizen be darf es noch eines Blickes auf Rinkarts Nach kommenſchaft. Samuels Leben haben wir ſchon bis zum Tode des Vaters verfolgt. 1650 gab er die Hamburger Stellung auf und unterrichtete die Kinder des Eilenburger Amtsſchöſſers Johann Fiſcher, deſſen Tochter Anna Regina er nach An tritt ſeines erſten Pfarramtes heiratete. Am Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 11 162 Rinkarts

31. März 1652 ward er zum Weltewitzer Pfarrer berufen. Dort war er litterariſch thätig gleich ſeinem Vater und ſchrieb außer einer großen An zahl kleinerer Dichtungen eine Geſchichte des Eilen burger Schloſſes und gab in Druck „Güntherodiſche Himmelspforte und Wölperiſcher Kirchen - Ein weihungs-Gedenk-Ring“, Leipzig 1664. 4". Man ſieht, daß er in des Vaters Fußtapfen wandelte. Bald darauf brannte das Pfarrhaus ab und damit wurden die große Bibliothek ſeines Vaters ſowie deſſen hinterlaſſene Manuſkripte vernichtet. Ein böſer Feind verfolgte ihn mit Brandſtiftung, wohin er auch zog, und Brandbriefe drohten, es werde jedes Haus angezündet, das ihn aufnehme, jedem Amtsnachbar, der ihn verträte und jedem Kirchkinde, das ihm zuhöre, der rote Hahn aufs Dach geſetzt werden. Dieſe Bosheit nahm er ſich ſo zu Herzen, daß er 1665 ſchwer erkrankte. In zwiſchen kam heraus, wer der Böſewicht war, und die letzten Lebenstage des ſchwer geprüften Mannes waren friedliche. Er ſtarb am 12. April 1685, 4 Söhne und 9 Töchter hinterlaſſend. Von der Nachkommenſchaft dieſer Söhne wiſſen wir nichts. Seine Tochter Anna Sophia heiratete ſeinen Amtsnachfolger M. Johann Gräfe. 2 Söhne und 5 Töchter überlebten ihren Vater. Eine Tochter Auguſte Sophia heiratete wieder des Vaters Amtsnachfolger M. Einwald. Einwalds Sohn Auguſt ward Pfarrer in Großzſchepa bei Wurzen, die Töchter heirateten die Paſtoren Deſzendenz. 163 Silbermann in Reichenbrand und M. Simon in Weisbach. Die an M. Ernſt Dähne verheiratete Tochter Rinkarts Salome bezog mit ihrem Gatten 1650 das Archidiakonat, in welches der Rat den Schwie gerſohn des Verewigten ſofort aufrücken ließ, und lebte daſelbſt bis zu ihres Gatten Tode, den 18. März 1669. Das Anſehen Dähnes war in der Stadt und Umgegend ein ſo großes, daß ſeine Perſon mit Sagen umwoben ward. Man ſchrieb ihm geheime Kräfte zum Bann böſer Geiſter zu. Thatſache iſt, daß er Tag und Stunde ſeines Todes auf der Kanzel vor der Gemeinde voraus ſagte. Seine 3 Söhne ſtarben jung, von 11 Töchtern überlebten ihn 9, doch ließ es ſich nicht feſtſtellen, ob und wen dieſelben heirateten. Rinkarts Kind zweiter Ehe Regina ward 1659 die Gattin des Lic. theol. Johann Philipp Oheim auch Ohm und Öhme genannt, ſpäteren Super intendenten in Borna, † am 3. Juli 1697. Leider ließ ſich auch über die Deſzendenz Rinkarts in dieſer Linie nichts Sicheres mehr feſtſtellen. Die Nachkommenſchaft des Mannsſtammes trat in einem Seitenzweige ſpäter noch in verwandtſchaft liche Verbindung mit der alten Eilenburger Fa milie Ferckel, deren Senior ſich Vörckel zu ſchreiben begann und deren ſpätere Nachkommen unter dem Namen Völckert zu ſuchen ſind. Gott hat es gefügt, daß Luthers Geſchlecht im Mannsſtamme, aller Bedeutung entkleidet, 11 * 164 Rinkarts Deſzendenz. unterging, um ſeinen Namen und ſein Werk nach und nach allen fleiſchlichen Beziehungen zu entrücken. Er hat es auch gefügt, daß Rinkarts Name, durch keines Nachkommen Entartung be fleckt und durch keines andern Rinkart Größe ver dunkelt, rein und hell leuchte einzig und allein in ſeinen Werken. 100 M. Martin Rinkarts

WO e r f e

und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften.

Vorbemerkung.

Nicht alle Gedichte Rinkarts liegen gedruckt vor. Einzelnes iſt uns nur handſchriftlich erhalten ge blieben. Infolgedeſſen galt es bei der chronologiſchen Zuſammenſtellung ſeiner Werke dieſes Wort im weiteſten Sinne zu faſſen, nicht nur die im Druck ausgegangenen und zum Druck vorbereiteten Schriften zu berückſichtigen, ſondern auch auf die jenigen Fundorte Rinkartſcher Gedichte zu ver weiſen, die nur handſchriftliches Material enthalten. Wurden durch Aufnahme dieſer Nummern ſchon eine erhebliche Anzahl Rinkartreliquieen nachge wieſen, ſo war nur noch die Zugabe weniger Zeilen nötig, um ein vollſtändiges Verzeichnis aller An denken an Rinkart geben zu können. Späteren Rinkartforſchern wird es von Wichtigkeit ſein, zu wiſſen, wieweit es uns glückte, Rinkartiana zu entdecken. Vieles wird noch in künftiger Zeit nach getragen werden können, Handſchriftliches, wenn die Pfarrakten zu S. Andreas in Eisleben einſt der Rinkartforſchung zugänglich werden und das Ratsarchiv daſelbſt katalogiſiert ſein wird, beziehent 168 Vorbemerkung. lich wenn in Eilenburg ſelbſt eine vollſtändige Zu ſammenſtellung der Rinkartdokumente gefertigt würde; und vieles Gedruckte, wenn allenthalben die Leichen-, Tauf- und Traureden, die Epicedien und Elogien, die in den Bibliotheken heut noch faſt ganz allgemein als Stiefkinder betrachtet wer den, ſorgfältig zum Nutzen korrekter Biographieen und Bibliographieen zur Ausbeutung gelangen. Hoffentlich kommt noch die Zeit, in der es möglich iſt, eine vollſtändige Ausgabe aller Werke Rinkarts zu veranſtalten gleich der Lappenbergſchen Ausgabe der Werke ſeines Zeitgenoſſen Paul Fleming. Die arabiſchen Ziffern in folgender Zuſammen ſtellung, welche in der Mitte der Zeile als Über ſchrift geſetzt ſind, bezeichnen die Rinkartreliquieen, deren Nachweiſung uns gelang, die danebenſtehenden römiſchen Ziffern die Geſamtzahl ſeiner poetiſchen Einzelleiſtungen. Die arabiſchen Ziffern am Anfang der Zeile benennen die Druckſchriften, in welchen ſeine Arbeiten nachzuweiſen ſind, die daneben ſtehenden römiſchen Ziffern die Druckſchriften, die er ſelbſt veröffentlichte. Das Sternchen bei der erſtgenannten Ziffer beſagt, daß wir das Dokument oder die Druckſchrift ſelbſt benutzt haben. 1. Eigenhändige Namensunterzeichnung in der Matrikel der Univerſität Leipzig, Oſtern 1602. 2. Anhalteſchreiben um die erledigte Diakonatsſtelle zu Ei lenburg. März 1610. Archiv Eilenburg. 3. Erſtes Schreiben an Generalſuperintendent D. Schleupner in Eisleben. April 1610. *4. Zweites Schreiben an denſelben. 15. April 1610; be ginnend „ Etsi , Reverende atque Amplissime Domine Doctor, fautor et Maecenas etc.“ Adreſſe: ,, Reverendo, Amplissimo et Clarissimo Viro Domino Chriſtophoro Schleupnero, S. S. Theologiae Doctori et Comitatus Mans feldici Superattendenti Generali! Fautori atque Mecaenati [sic!] suo omni observantia digniss1mo. Eissleben.“ Eisleben Turm-Bibliothek. *5. Anhalteſchreiben an die Grafen von Mansfeld. 7. Mai 1610; beginnend ,, Wohlgeborner, Edler Graf, Gnädiger Herr. E. G. ſind meine ſchüldige vnd geflißene Dienſt in Vnter thänigkeit zuvor u. ſ. w.“ Adreſſe: ,, DEm Wohlgebornen vndt Edlen Herrn, Herrn Friedrich Chriſtoph, Graffen vnd Herrn zv Mansfeld, Edlen Herrn zv Heldrungen, Meinem gnädigen Graffen vnd Herrn.“ Eisleben, Gymnaſialarchiv. 170 Rinkarts Werke

*6. I. Gedicht in drei Diſtichen. Juni 1611; be ginnend: „Ne tibi displiceat, lector, concinnior ordo etc. & Eisleben, Kirchenbuch zu St. Anna.

*7. II. 1. I. Das erſte Stück der Lutherheptalogie. Titel im Monetarius Blatt Ab: „ Eques Mansfeldio - Chriſtianus five Reformationis generalia. Der Eißlebiſche Chriftliche Ritter.“ Titel im Diskurs Blatt A 3: ,, Eques Mansfeldio Chriſtianus: Der Eislebiſche Chriſtliche Ritter: Darinnen der geſampte Religions-Streit zwiſchen den Päbſtiſchen / Lu theriſchen vnd Calviniſchen.“ [Manuſkript 1612). Der Titel des Druckwerkes lautet: B. Der F | Eißlebiſche Chriſtliche Rit ter / | Eine newe vnd ſchöne / Geiſtliche COMOEDIA, | Darinnen nicht allein die Lehr / Leben vºn wandel des letzten deutſchen Wundermans LVTHERI / ſondern auch ſeiner / vnd zu förderſt des HErrn Chriſti zweyer vornem ſten Heuptfeinden/ PAPSTS, vnd CALVINISTEN, ſo | wol als anderer vielfeltige Rath vü Fehlſchlege/ auch endlicher | in Gottes Wort offenbarter vnd gewiſſer außgang / biß an den | nunmehr bald zu künftigen Jüngſtentag: bey des nach ſchöner Poetiſcher vnd | verblühmter Art / vnd denn auch hiſtoriſcher richtiger Warheit / inn 3. Rittern Brüdern/PSEVDOTEtro, MARtino vü IOhanne, als die vmb | ein erbſchafft vnd Teſtament ſtreiten / abgemahlet vnd aufgeführet / | 16 (Holzſchnitt, Ritter Georg den Drachen bekämpfend) 13. Durch und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 171 Martinum Rinckhart/ Diac. zu Eißle: in der Newſtadt: Agiret aber vom Gym. daſelbſt | post ferias Caniculares. Am Schluſſe: In Vorlegung des Autoris vnnd Buchdruckers. Gedruckt zu Eißleben durch Jacobum Gaubiſch / anno 1613. 10 Bogen 89. Voran 12 Blatt, gezeichnet Aij, Aiij, Aiiij, ): (v, ): (vj, ): (vij, dann A–I je 8 Blatt (j–v), nur ſtatt Aiij ſteht Biij; H 2 fehlt, auf dem 6. Blatt von I ſteht nochmals Iiiij. Die Vorrede, gerichtet an die Mans felder Grafen, iſt datiert vom 15. Auguſti 1613. Auf Blatt A 12 b ſtehen 2 Hexameter, beginnend: „Turba suitarum nescit provolvere Saxum etc.“ und 4 deutſche Verſe: „Mar tinus Luther warff den zartn u. ſ. w.“ Blatt C 6b ein Bergreyen: ,,Beracht vns nicht in dem Habit u. ſ. w.“ Kön. Bibl. Berlin Z. 8517 bez. Yq 2281. Litt. germ. ferner Kön. Bibl. Dresden. Großherz. Bibl. Weimar. Stadtbibl. Zittau. [Neudruck von Dr. Karl Müller. Halle, Niemeyer 1884 Preis 1,2 Mark.] 8. III. 2. Grabſchrift für den Leichenſtein ſeines Vaters. 1613. Ein Diſtichon, beginnend: „ Hic pia sim plicitas antiqui exemplar honesti etc.“ Simon, Chronik 1696. S. 655. M. El teſte. Plato. Vörckel. Koch. *9. IV. 3. Epicedion auf den Tod des Eislebener Ge neralſuperintendent D. Förſter, beginnend: „Tran situs heu celer est Vuitteberga - Islebicus ille etc.“ 43 Diſtichen unter der Überſchrift: „Echo ſtagno-mansfeldis de fato alterius-illius noſtri Wittebergä-Islebiam transientis Lutheri.“ Ge 172 Rinkarts Werke dichtet zwiſchen dem 17. bis 28. November 1613; gedruckt 1614 in der Schrift: Einſamlung der Gerechten. Bey dem Begrabnüß des Weyland Ehrwürdigen Achtbarn vnd Hochgelahrten Herrn Johannis Försteri . . . . durch M. Nicolaum Bertram Pa ſtorem . . . Sampt beygedruckten Epicediis vnd Grab ſchrifften. Eisleben Im M. DC. XIIII. Jahr. Am Schluſſe nennt ſich Jacob Gaubiſch als Drucker. Titel in Rahmen. Erſt 7, dann 3 Bogen 40. ): (ij–): (4, A – G. Aa–Cc. Rinkarts Gedicht ſteht Blatt Bb 2b ff. Gräfl. Stolb. Bibl. Wernigerode. *10. V. 4. Grabſchrift für den Leichenſtein des Eis lebener Generalſuperintendenten D. Förſter. No vember 1613. 5 Diſtichen, beginnend: „ Foersterus cubat hic successor amorque beati Lutheri etc.“ Grabſtein in der Andreaskirche zu Eis leben. Abgedruckt: Größlers Inscriptiones Islebienses, Eisleben 1883. *11. VI. Abſchiedsvers im Kirchenbuche zu St. Anna in Eisleben. 28. November 1613. Diſtichon, be ginnend: „Sicque Neo-Jslebij fortuna peracta laboris etc.“ 12. VII. Verloren gegangene Gedichte, welche er bei der Koro nierung zum kaiſerlichen Poêten obſervanzmäßig vorzutragen hatte. 13. WIII. Konzept des zweiten Stücks der Lutherheptalogie. Um 1614 – 15. Titel im Monetarius Blatt Ab: „ Lutherus deſideratus: five Reformationis de ſideria: omina et praeludia. Zweyhundertjährige und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 173 Reformationsanzeigungen von Anno 1300. biß auff 1500.“ Titel im Diskurs Blatt A 3: „Lutherus Deſideratus: Der lang - gewündſchte Luther / darinnen 200.jährige Reformations-Vorboten / von Anno 1300. biß 1500.“

*14. IX. 5. II. MAGNALIA Clementiae & Potentiae DIVINAE | In Choro, Foro ac Thoro jam-olim hodieg facta | 15. Calend. Novemb. | Quo & ipſo die nunc-GENETHLIACO JEHOVA Opt. Max. | Jlluſtrem d Generoſi/ſimum Dn. DO MINWM | FRIEDERICVM – CHRISTO PHORVM; Comitem ac Dominum Mans felden/em, Nobiliſſimum Dynaſtam in | Hel drungn, Seeburg et Schraplaw; | Eac | Inclytá item dé Generoſiſsima Domina, DOMINA AGNETE; Co- | mitiſſa ac Domina - Mans felden/i, etc. Genero//ſimá Comitiſsä dé Domi na in Eberſtein; Newgarten d Maſſa; | Illu ſtribus c Inclytis GEMELLIS MASCVLIS Dn. Dn. | DOMINO CHRISTIANO - FRIE DERICO; | ET DOMINO JOHANNE - AL BERTO, | Clementiſſimè & largiſſimè beavit ac ditavit. Das iſt / kürtzlich / | Was etwa die hohe Majeſtat Gottes ſonſten wol ehe zuvor an dem Geburtſtage | der zweyen Manßfeldiſchen jungen Herrlein / den 18. Octobris / denck- | vnd merck würdiges geſchehen vnd ergehen laſſen. | IN HO NOREM | Tam Illuſtriſſimi d Illuſtris CON 174 Rinkarts Werke

VIVII, quäm totius inclytae DOMVS Mans feldicae dé Generoſi/ſimorum Parentum ac Gna torum; | DIE SOLEMNI dé Salutiferá, Salu tiferae dé Solemnis REGENERA-ITIONIS in Arce d Domo ipſa Mansfeldiacá ſolemniter in ſtitutae; | 26. Novembris Anno 1615. | BONI OMINIS d humilimae, maximèq in Nutricium meriti/si- mum debitae congratulationis ergo lata dé collata | à Martino Rinckhardo Eilenb. P. L. Caeſ. ErdbornI Pastore.

1 Bogen 40. Titel im Eierſtabrahmen. Rückſeite: Seitengroßes Mansfelder Wappen. Bogen A gezeichnet 2, 3. B. Blatt A2 beginnt das erſte heroiſche Gedicht von 147 Verſen: „Haec eſt illa dies toto ſpectabilis aevo etc.“ Blatt A 4 b das zweite Gedicht von 44 Hexametern: „Haec eſt illa dies patriae pater inclyte noſtrae etc.“ Blatt Bb Zugabe eines elegiſchen Gedichtes von Wilhelm Hillenius. Am Schluſſe: In veteri Islebio Typis exſcribebat Jacobus Gubiſius. Kön. öff. Bibl. Dresden. Hift. Sax. E. 286. 12.

*15. X. 6. Epicedion auf den Buchdrucker Urban Gau biſch, geſtorben am 2. Januar 1612. 16 dreizeilige Strophen, beginnend: „Venit in has Adam vis nostri et sanguinis auctor etc.“ Überſchrift: „ Communis fabula.“ Er unterzeichnet P. L. aber noch nicht Magister. Das Gedicht entſtand demnach zwiſchen 1614 und 1616. Es ſteht in der Schrift: und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 175

BARSILLAI OCTOGENARIUS: Das iſt: Von Barſillai Achtzigjährigem Hochlöblichem Alter Leichpredigt Bey Be gräbnüß des Ehren - Wolgeachten vnd frommen Alten Vrban Gaubiſchen weyland Buchdruckers zu Eißleben Gott ſeligen: . . . . Durch CHRISTOPHORUM SCHLEUPNERUM, der heiligen Schrifft Doctorem, der Graffſchaft Manßfeld da mals Superintendenten, an jetzo Generalem im öbern Marg graffthumb Brandeburgk. Eißleben / Im Jahr M. DC. XVI. 8 Bogen 49. A – F, a, b. Blatt a neuer Titel: EPICED1A . . . . Jslebij, per JACOBUM GUB1SIUM ex cudebantur, Anno 1616. Auf Blatt a4 Rinkarts Gedicht. Gräfl. Bibl. Wernigerode Hm. 1029. *16. Zwei Briefe an den Cantzler Jacob Ritter in Eisleben mit Siegelabdruck. 1615 u. 1616. Erdeborn. Pfarrarchiv. 17. XI. 7. III. Erſte Auflage ſeiner Magiſterdiſſertation. Januar 1616. Noch nicht wiedergefunden.

*18. XII. 8. IV. VULCANUS-ACADEMICUS | LIP SIENSIS; | De origine, ratione, ritu s7 cere moniis | FESTI CANDE- LARUM | Quod vocant, extèrnä (ſed externà tan- tüm) ſpecie tenus Papatum quodam- modoredolentis: | Ex inclyto, inclytae er celeberrimae FACULTA TIS Philoſophicae inſtituto, Ipſo die | Feſto, vulgo | TRIUM REGUM, ANNO LUCENTIS GRATIAE, M. DC. XVI. | Centone ut plurimum Virgiliano, | celebratus publicè er decantatus memoriteråM. MARTINO RINCKHARDO, 176 Rinfarts Werfe EILENBERGENSI; P. L. Phil. tüm tempo ris Candid. in Comitatu Mansfeldenſi, | ErdbornI Pastore. (Linie) Editio altera. Excuſa ISLEBII per IACOBUM GUBISIUM. Titel in breitem Rahmen. 2 Bogen 40. Au. B (je 2, 3). Rückſeite des Titels: Vorrede und Widmung an die Promotoren. Blatt A2 beginnt die poetiſche Diſſertation von 276 Hexametern: „ Eccur festa dies Vulcania nomine dicta etc.“ Die Schrift bricht in dem einzig erhaltenen Exemplar ohne wahrnehmbare Endbezeichnung ab und enthielt vielleicht noch einen 3. Bogen mit Elogien. Hzgl. Bibl. Wolfenbüttel. 68. 3. Poet. I.

*19. XIII. 9. V. Der Chriſten einiges | Seelen-Recept, Wider den grewlichen vnd abſchewlichen | Auſſatz der Sünden; | Das Blut IESU CHRISTI des Sohns GOttes. | Bey Adelichem Begräbnüß | Des weyland Edlen / Geſtrengen vñ Ehrnvheſten Juncker HANS STEVBER / Erbſaſſen zu Lyt tichendorff: Welcher den 6. Martij dieſes 1616. Jahrs von Gott ſanfft vñ | ſelig abgefordert: Vnd hernach den 13. deſſen Chriſtlich vnnd Ehrlich zur Erden beſtattet: Zu Heil vnd Troſt | Allen Geiſtlich-Auſſätzigen vnd Preßhafften Patienten / auff | ſonderbares begehren der Adelichen Erb- vñ Anvorwandſchafft / aus der Himliſchen Apoteca Gottes des heiligen Geiſtes / vnd den heil-flüſſigen 5. Wunden Chriſti zu praepariren vnd hoch- nützlich zu gebrauchen / geſtellet vnnd mitgetheilet | durch Mund vnd Feder | M. MARTINI RINCK und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 177 HARDI, | doſelbſt vnd zu Erdeborn Pfarrers. Recipe | Quinq ſalutifluas , quas 1. Ihova 2. Homo 3. Frater 87- 4. Infons | 6. Praes fudit, guttas: imbibe, SALVVS ERIS. Titel in Rahmen. 6 Bogen 40. A–F. Am Schluſſe: Gedruckt zu Eißleben / bey Jacob Gaubiſchen Erben/ Im Jahr 1616. Rückſeite des Titels ein Gedicht an Dr. jur. Franckenberg, den Schwiegervater des Verſtorbenen, beginnend: „Siquid Nobilitas potis eſt et origo fuorum etc.“ zugleich an die Witwe, ſeine Gevatterin und deren Kinderlein. Blatt a2 beginnt die Predigt, welche bis an den Schluß reicht. Gräfl. Bibl. Wernigerode. Hm. 3523.

*20. XIV. 10. Epicedion auf den Tod des Buchdrucker Jacob Gaubiſch in Eisleben, geſtorben am 13. März 1616. 4 Diſtichen, beginnend: „Si pietas et vera fides duo sidera coeli etc.“ Überſchrift: Epi gramma. Es ſteht in der Schrift: Sterbenß Luſt / In einer Chriſtlichen Leichpredigt / Bey dem Begräbnüß / Deß weyland Erbarn / Wolgeachten / vnd Kunſtreichen Herrn Jacob Gaubiſchen | Buchdruckern zu Eiß leben; . . . . Durch M. NICOLAVM BERTRAMVM, Pfarrern bey der Kirchen zu S. Andreae daſelbſt. Gedruckt zu Eißleben bey Jacob Gaubiſchen Erben Im Jahr 1617. – Titel in Rahmen. 5 Bogen 49. A – E. Auf Bogen E ein neues Titelblatt „MONQAIAI etc.“ Rinkarts Gedicht auf Blätt E2 sub. no. II. Gräfl. Stolb. Bibl. Wernigerode Hm. 1030.

*21. XV. 11. VI. RES GESTAE | Juventutis | Der zarten vnd lieben Jugend war - | hafftige vnd Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 12 178 Rinkarts Werke ruhmwürdige | Heldenthaten. | Bey letztem Ehrendienſt vnd Leichenbegängnüs / derer wey land Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenvheſten Herman - Jobſten / vnnd Wolff - Chri ſtophen | Gebrüdern / von Mengerſchen / etc. Welche inn jhrer zarten / vnnd blühenden Ju gendt / | inn wahrer Erkendtnüß vnnd Bekendt nüß jhres Heylandes | Chriſti Jeſu / junerhalb 10 Tagen auff einander / dieſer den 8: jeñer aber den 17. Auguſti / in ſtehendes 1616 Jahr / zu Erdeborn | ſanfft vnd ſelig verſchieden: Vnnd hernach den 5. Sept. mit | Chriſtlichen vnd Adelichen Ceremonien / in die Kirche do- ſelbſt / in jhr Ruhkämerlein beygeſetzt worden. ! In Chriſtlicher Leichpredigt | An- vnd außgeführet / vnd auf ſonderbahres begehren zum Druck vbergeben. Durch M. MARTINUM RINCKHARDUM, Pfar rern doſelbſten. | LECTORI. | Wer Kinder hat / leſ' den Bericht / Die Müh wird jhn leicht rewen nicht. *. Titel in Rahmen. 8 Bogen 40. A–H. Letzte Seite leer. Am Schluſſe: Gedruckt zu Eißleben / bey Jacob Gau biſchen Erben / 1616. Auf der Rückſeite des Titels Widmung an mehrere Glieder der trauernden Familie. Blatt A 2 folgt ein Gedicht, beginnend: „Wer iſt geſinnt Bey Menſchenkind u. ſ. w.“ Hierauf bis zum Schluſſe die Predigt. Gräfl. Stolb. Bibl. Wernigerode Hm. 2168.

*22. XVI. 12. Elogium in 15 Diſtichen, beginnend: „Macte creaturis Schöpfere Aganippidas undis etc.“ und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 179 Überſchrift: „ In Logicam cl. Viri M. Andreae Schöpferi.“ Steht in der Schrift: M. Andreae Schöpferi Gymnaſiarchae Compendium Lo gices. Editio ſecunda; Jslebii, Typis haeredum Gubi ſianorum, Anno M. DC. XVII. Eisleben, Turmbibliothek.

*23. XVII. 13. VII. De fummo Bono I DELECTVS Regij Vatis elegantiſsimus. | Vom höchſten vnnd gröſten Guthe / | Hochweiſe Wahl vnd Berath ſchlagung König Davids auß dem 73. Pſ. | Bey Chriſtlicher vnnd Volckreicher | Leichbeſtattung Weiland / des Ehrwür- digen / vnnd Wolgelarten Ehrn SAMUEL BORNHUSII, Getrewen Pastoris vnnd Seelſorgers zu | Helfta / nechſt vor Eißleben: Welcher den 24. Julij / dieſes 1617. Jahrs im HErrn ſelig entſchlaffen / vnd den 27. darauff / war der 6. Sontag Trin. do ſelbſten | ehrlich zur Erden beſtattet: | Angeſtellet vnd erkleret | Vnd nachmal auff begehren / vnnd zu ſonder- bahren Ehren vnd gedächtnüß / Der Ehrwürdigen / vnd | recht-Prieſterlichen Freundſchafft zum | Druck vbergeben / Durch M. Martin Rinck hardt, zu Erdeborn | Pfarrer. | Gedruckt zu Eiß leben / bey Jacob Gaubiſchen | Erben / Im 1617. Jahr. Titel in Rahmen. 7 Bogen 49. A– G. Rückſeite des Titels und letzte Seite leer. A 2 beginnt die Predigt. F4 ſteht das Gedicht: ,,Wann ich gedenck, Herr Jeſu Chriſt u. ſ. w.“ Auf G Separattitel für die lateiniſchen Epicedia. 12* 180 Rinkarts Werke

Blatt Gb 7 Diſtichen, beginnend: „Nos caecas animas! certatim inquirimus omnes.“ Gräfl. Stolb. Bibl. Wernigerode IIm. 346.

24. Brief vom 16. Auguſt 1617 aus Erdeborn an den Rat zu Eilenburg, die Annahme der Berufung auf das dortige Archi diakonat erklärend. Archiv Eilenburg (M. Elteſte).

*25. XVIII. 14. VIII. Das dritte Stück der Lutherheptalogie. Titel im Monetarius Blatt Ab: ,, Indulgentiarius confuſus, ſive Ref. Tirocinia. Reformations Prob vnd Schulrecht von 1510.–20.“ Titel im Diskurs A3: „Indulgentiarius con fusus: Der vnverſchämpte Ablaßkrämer: Doctor Martin Luthers erſtes Schul-Recht von Anno 1510. biß 20.“ Ge dichtet 1616 – 1617. Titel der gedruckten Schrift: [Die unterſtrichenen Worte ſind rot gedruckt.] INDULGENTIARIUS | CONFUSUS, Oder Eißlebiſche Mansfeldiſche I Jubel-Comoedia, Von der öffentlichen / Wunder- | mächtigen Be ſchämung deß groſſen | vnd grewlichen Gottsleſterers Johann Tezels: Sampt der vnverſchämbten / Bäpſtiſchen Ab- laß-Crähmerey; Wie noch des gantzen | Römiſchen vnd Anti Chriſtiſchen Bapſtthumbs: | So Gott / die hohe Majeſtät / durch die hellklin- gende / Evangeliſche Jubel Poſaun ſeines hierzu außer- | wehlten / hoch fliegenden Poſaun- Engels / Des deut- ſchen / Mansfeldiſchen Wunder-Propheten / D. MAR TLNT LUTHERI, nunmehr vor hundert Jahren glücklich anfahen / vnd biß hieher heil und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 181 ſamblich continuiren laſſen: Von Anno 1517. biß vff 1521. ein vnd angeführet / auch bey jüngſt gehaltenem Jubelfeſte / | Vom Gr. Mansf. Gymn. zu Eißleben / in Volckreicher Verſam lung agiret: | A. A. | M. Mart. Rinckhardo, Eilenb. tüm Erdeborn. P. | 47- | M. Chriſtophoro Stöltzero, Illuſt. Gym. ConR. | (Linie) Zu Eißleben / Gedruckt vnd vorlegt | durch Jacob Gaubiſchen Erben. 1618. 144 Bogen 80. A–O, je 2–5 gezeichnet. P 12 Bogen bis 2 gezeichnet. Rückſeite des Titels und letzte drei Seiten leer. Am Ende ein Carmen ſaeculare beginnend: „O pater rerumque potens redemptor etc.“ 20 ſapphiſche Strophen. Am Schluſſe: Gedruckt in der Vhr- alten Graffſchafft Mans feld / zu l Eißleben / durch Jacob Gau- biſchen Erben. | | ANN0 | Linie M. DC. XVIII. Herzogl. Bibl. Wolfenbüttel L 1813. Herz. Bibl. Meiningen. [Neudruck durch Heinr. Rembe, bei Ed. Winkler, Eisleben. 1885. Preis 2 Mark.]

26. XIX. Gedicht beim Antritt des Archidiakonats in Eilenburg, beginnend: „Christe tuo juſfu laetus nova retia laxo etc.“ 2 Diſtichen. 29. November 1617. Simon, Chronik, p. 657 (M. Elteſte. Plato. Vörckel. Koch.)

27. XX. Gedicht beim Einzug in das neue Archidiakonat. 2 Diſtichen, deren erſtes ein Chronoſtichon iſt. Handſchriftlich im Beſitz Vörckels. 182 Rinfarts Werke

*28. XXI. 15. IX. TRIUMPHI DE DOROTHEA, non illà Italico-Prophanä; ſed Angelico-coeleſti & im- mortali, id eſt: MUSICA, five IAUS MUSICAE; | A Prae/tantßimis Muſicorum Itali corum Coryphaeis, | OLIM, QUASI ALIUD AGENTIBUS; | Sub nomine Dorotheae cujuſdam, 6. vocibus, decantata. Das iſt / | Geiſtliches / Muſicaliſches Triumph-Eräntzlein / Von der hochedlen / vnd recht Engliſchen Dorothea oder groſſen | Gottes Gabe; der Fraw MUSICA; Ihrem vortrefflichem Adel; hohem Alter; eigent lichem Vrſprung; | vielfältiger Art vnd Eigenſchaft/ vnzehligem / ewigwehrendem Brauch / Nutz vnd Frommen / auch wunderbaren Göttlichen Krafft vnd Wirckung. | Aus dem / der aller vortrefflichſten Italiäniſchen Componiſten, Certamine Muſico, Triomphi de Dori entlehnet: Vnd Gott / vnd der Kunſt zu Ehren: ſo wol als allen Geiſtfrewdigen Muſicanten vnd Muſic-Liebhabern zum liberali Exercitio, | luſt vnd ergetzung auf ſolche art vnd weiſe mit gantz newen deutſchen geiſtlichen | Texten exorniret, | Durch [ M. MARTINUM RINCK HARDUM | Jlebergenſem; Muſico-philum ſem piternum. | [Hier folgt nun die Benennung der einzelnen Stimmhefte: CANTUS, ALTUS, QUINTA, TENOR, SEXTA, BASIS] | Was lebt vnd ſchwebt/ſing frölich / | Vnſere Kunſt bleibt ewig. (Linie) | Leipzig / | Gedruckt bey Lorentz Kober / und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 183 in vorlegung Bartholomaei Voigts / | Im Jahr 1619. Cantus 8, Quinta 7 , Sexta 8, Alt 8, Baſis 7 Bogen. Letztere enthält Rinkarts Symbolum: M. M. R. | M. U. S. I. C. A. mit Erklärung: Mein Vertrawen Steht In Chriſto Allein. Ferner das 7fache Akroſtichon: „Muſica Melle Ma dens Mage Melle Melodia Mulcens etc.“ auf das Wort Muſica. Am Schluſſe aller Stimmen das Verslein: ,,Trieff mich, das bitt ich Odr laß mich Gott bhüt dich. Alle Stimmen enthalten 31 Rinkartſche Lieder unter den Noten der im Werk Triomphi de Dori vertretenen Meiſter. Königl. öff. Bibl. Dresden Ars Musica. B. 1266. Nach anderweiter Notiz auch in Grimma.

*29. XXII. 16. X. DOMINO ET DEO MEO JESU CHRISTO SACRA: VERA, VERAE | SO CIETATIS JESU | INSIGNIA. | Das iſt / | Die rechte / wahre vnd Gott wolgefellige | Societet vnd Brüderſchafft des HErrn Jeſu / | Sampt jhren Orden / Ordens Regeln vnd Kennzeichen. | Zu letztem Ehrengedechtnis | Einem Chriſtlichen vnd ſeligen Creutz- Brüderlein | GEORGIO LY SERULO, | Des Ehrwürdigen / Achtbarn vnd Hochge- lahrten Herrn FRIEDERICI LYSERI, SS. Theol. | Doctoris, Pastoris vnd Supperatten denten der Inſpection | Eilenberg 2c. Eheleiblichen jüngſten Söhnlein / | Welches den 21. Novemb. dieſes 1621. Jahrs / frühe / bald | nach 6 Vhr / ſein Creützbürdlein vnd Schuld der Natur ſanfft vnd ſelig abgeleget / vnd folgends den 23. ejuſdem, 184 Rinkarts Werke in der Stadtkirchen doſelbſt zu | Eilenberg ehrlich zur Erden beſtattet worden: | In Chriſtlicher Leich predigt erkläret | Durch | M. MARTINUM RINCK HARDUM, | Eccleſiae Patriae Ilebergensis Dia conum. | (Linie) | Leipzig / Gedruckt bey Friederich Lanckiſch. Titel in Rahmen. 6 Bogen 40. A – F (ij, iij) G. Auf der Rückſeite des Titels ſteht ein Gedicht in 9 Diſtichen: „Caſsidis aeratae clathrata repagula jactant etc.“ Dann folgt die Predigt, an deren Schluſſe die bereits im Kontext einzeln eingeſtreuten Verſe zu einem Ganzen zuſammengeſtellt werden, beginnend: ,,Wer den Chriſtenorden bawen wil Muß leiden Creutz-vnd Trübſal viel u. ſ. w.“ Königl. öff. Bibl. Dresden. Biogr. erud. D. 1620. 8.

30. XXIII. Konzept des vierten Stückes der Lutherhepta logie. Um 1621. Titel im Monetarius Bl. Ab: „Lutherus magnanimus; Concilia VVormacenſia. Der groſſe Lutheriſche Reichs Tag zu Worms / Anno 21.“ Titel im Diskurs Blatt A3: „ Lutherus Magnanimus: Der Groß-müthige Luther / vnd ſein groſſer Lutheriſcher Reichs-Tag zu Wormbs. Anno 1521.“ 31. Handſchriftlicher Bericht an D. Leyſer nach Leipzig über Vorfälle in der Parochie Wölkau. Archiv Eilenburg (M. Elteſte).

32. XXIV. Handſchriftliche Predigt Dom. Septuageſimae 1623 „Galgenkette“, welche er an das Konſiſtorium und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 185 zu Dresden zu ſenden hatte. Beigebogen ſeine Verantwortung und ein Diſtichon: Det deus, ille deus, data qui ſibi talia jurat Aeternum vobis pro pietate decus. Ephoralakten Eilenburg (Vörckel).

*33. XXV. 17. XI. Das fünfte Stück der Lutherheptalogie. Titel im Monetarius Blatt A b: ,,Monetarius seditioſus: Der M. Bawren Krieg / von Anno 1521. 22. 23. 24. 25.“ Titel im Diskurs Blatt A 3 : ,, Monetarius Seditioſus: Der Müntzeriſche Bawren-Krieg / vnd was mehr vorgangen von 1521. biß 1526.“ Der Titel des gedruckten Werkes ſelbſt lautet: [Das rot gedruckte iſt hier unterſtrichen.] MONETARIUS SEDITIOSUS | Sive INCENDIA RUSTICORUM BELLICA, & re liqua ejus luftri memorabilia. Der Müntzeriſche Bawren- Krieg / ſo Anno 1525. in das Evan geliſche | Reformationwerck mit eingefallen: Vnd was Gott die Hohe Maj. durch jhren dazu ſonders außerwehlten Rüſtzeug | DOCT. MARTINUM LUTHERUM | dabey gethan vnd verrichtet. Auch ſich ſonſt / ſint dem Wormiſchen Reichs- | Tage an / Anno 21. 22. 23. 24. vnd ſonderlich 1525. in Geiſt-vnd Weltlichen ſachen / in vnd außerhalb Landes begeben vnd zugetragen. | Aus Luthero / Philippo / Schleidano; vnd andern den | für nembſten Chronologis, faſt auff alle Monat / Wochen | vnd Tage außtrücklich ſpecificirt: Vnd nicht allein Come- dien-weiſe / ſondern auch als 186 Rinkarts Werke ein richtiges | vnd luſtiges | COMPENDIUM HISTORICUM | Ordentlich verfaſſer vºn STzu gerichtet: | Vnd der jetzigen ſichern Welt / zum nothwendigen | Lehr- vnd Warnungs - Spiegel Beym inſtehenden Seculo vor Augen geſtellet / Durch | M. MARTINUM RINCKHARDUM, P. L. In Patria Ileberga ArchiDiaconum. (Linie) Leipzig / | In Verlegung Eliae Rehfelds vnd Jo hann Groſſen: 23 Bogen 80. A–A), je 8 Bl. (je ii bis v, B6 ſteht verdruckt nochmals Bv) Z. 4 Blatt (ii, iii). Die letzten 4 Blatt ſind gezeichnet Aa (ij, iij). Vorrede unterzeichnet am neuen Jahrstage 1625. Blatt. Ab ein Diſtichon: „ Sic venit, venit et veniet Lutherus in orbem etc.“ Blatt Z Noten zu den beiden Bergreyen: ,, Hurtig Kriegsmann , höfflich Berg mann“ und ,,Die Bauern, die lauern.“ Königl. Biblioth. Berlin Yq. 2896. Yq. 2896a. Yf. 6602. Z. 8527. Litt. germ. Ferner Königl. öff. Bibl. Dresden Hist. Germ. B. 297. Hamb. Stadtbibl. Realcat. S Ca. Vol. VIII. p. 21. Herzogl. Bibl. Wolfenbüttel. Hof- u. Staatsbibl. Mün chen Stadtbibl. Leipzig. Eigener Beſitz Heinrich Rembes und D. Linkes. Früher auch Gymnaſialbibliothek zu Altenbnrg laut des Wiliſch'ſchen Katalogs.

Z4. XXVI. 18. XII. Triumphkräntzlein. 4". Barth. Voigt. Leipzig. Dieſe noch nicht wieder aufgefundene Schrift wird angezeigt in Bibliotheca classica von R Georg Draudius, Frankf. a. M. 1625. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 187

35. XXVII. 19. XIII. Reiſe-vnd Kriegs-Apothek. Leipzig bei Barthol. Voigt. Ebenfalls bei Draudius angeführt neben der vorigen Nummer.

*36. XXVIII. 20. XIV. Der Evangeliſchen Pilgrim Güldene Wanderſtab | Mit Hundert ſchönen Troſtbu- ckeln beſchlagen: | Aus dem Spruch CHRISTI | Matth. 19. v. 29. vnd Luc. 18. v. 30. Warlich ich ſage euch: Wer verleſſet Heuſer / Brü der / Schweſtern / Vater / Mutter / Weib / Kind/ oder | äcker / vmb meines Namens vnd des Reichs Got | tes willen / der wirds Hundertfeltig wieder em | pfahen in dieſer Zeit / | Vnd in jener Welt das ewige Leben erben. | Im Thon zu ſingen: Warumb betrübſt du dich mein Hertz. | Allen ver triebenen / oder ſonſt be- | drengten / ſtandhaff tigen vnd Geiſtfrewdi- gen Bekennern der recht lautern Lutheriſchen vnd Evangeliſchen Warheit Zum ſeligen vnd glückſeligen newen Jahr vereh2et. Von M. Martino Ringeharto Miſnico | ANNO EXVLantIs In GerManIa IefV FILII DeI. Leipzig / Gedruckt bey Friederich Lanckiſch / vnd da- ſelbſt zu finden. Ein Bogen 40; gezeichnet ) ( ij, iij. Letzte Seite leer. Titel in breitem Rahmen. Auf der Rückſeite des Titels ein lateiniſches Gedicht in 8 Diſtichen, beginnend: „ Exilii en Baculum Vobis, quem coelitus offert etc.“ Blatt) (ij be ginnt das deutſche ein Alphabetarium bildende Gedicht (24 188 Rinfarts Werke fünfzeilige Strophen): „Auff, auff, du Chriſtliche Pilgers

Mann u. ſ. w.“ - Ratsſchulbibl. zu Zwickau IX. VI. 4.

*37. XXIX. 21. XV. Domino d Deo meo | JESU CHRISTO SACRUM | CIRCULORUM MEMORIAE | DECAST Zehnfacher T Bib liſcher vnd Kirchen-Hiſtoriſcher | Local - Vnd Gedenck-Rinck / oder Gedenck-CircuTTWie die vornehmſten / der gantzen H. Göttli- chen Schrifft / vnd Chriſtlichen Kirchen Sachen vnd | Perſonen: die heiligen Erzväter; Pharaones; Heerführer; Richter; Könige; Monarchen; Helden; Hoheprieſter; Propheten; Apoſteln; Patres; Biſchoffe; Päpſte; Keyſer: Chur-vnd Für- ſten zu Sachſen: In gleichen dero Häupt- vnd neben-Symbo- | la, vor nehmſte Concilia; Certamina; Streit-Schriff- ten/ vnd Academien, &c. | Nach jhren Büchern / Ca piteln / Thaten vnd Zeiten / | 1. Kürtzlich / 2. Ordentlich / vnd 3. Leichtlich ins Gedächtnis zu bringen. | Der ſtudirenden Jugend / Ordinan dis, Chronologis, vnd jedermen- | niglichen mit Nutz vnd Luſt zu gebrauchen. Auff eine beſondere in der Praefation erklärte Weiſe lociret vnd auff geſetze TVon MTMARTINO RINCKARTO. P. L. Ecclef Patr Ilebergenſis Archi Diac. | (Linie) AD LECTOREM . | HISTORIAE in Pelagus lubet expatiarier amplum ? Huc ades; abſolvet totum iter una dies. | Leipzig / bey Elia Rehfeld und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 189 vnd Joh. Groſſen / Buchf. | Typis LANCKI SIANIS. 25 Bogen 89. a – c, A –Y. Letzte Seite ſowie c 8b frei. Blatt a 2 16 Diſtichen beginnend: „ Inſcribant magnis magni ſua magna Dynaſtis etc.“ Blatt c8 ein Verslein lateiniſch und deutſch „Cum prece cuncta etc.“ „Alles mit Gebet u. ſ. w.“ Die Jahrzahl des Erſcheinens iſt nicht an gegeben. Im Vorwort ſagt er, daß die Schrift ſeit langen Jahren fertig und urſprünglich als Text zu 1000 Kupferſtichen, deren viele ſchon fertig waren, gearbeitet ſei, daß es indes an einem Verleger fehle und er froh ſei, wenigſtens nunmehr den Text geben zu können. Die Notizen reichen nur bis 1623 (Urban VIII. Ferdinand II. Amurath IV.) Allerdings kommt Blatt V 5b auch die Zahl 1628 vor, doch iſt die 8 ein Druckfehler ſtatt 3. Im Diskurs Blatt A 3b ſetzt Rinkart die Schrift ſelbſt auf das Jahr 1627. Auffällig iſt die An zeige im Leipziger Meßkatalog von Gottfried Groſſe, Michaeli 1628 Blatt Djb, die den Titel richtig giebt, als Verleger aber nennt: ,, vnd zu Leiptzig bey Samuel Scheiben, vnd Johann Francken ſel. Erben in 80“. Es ſcheint demnach, als ob das Werk in dieſem Verlage bis Michaeli 1628 pro jektiert war, daß ſich aber die Herausgabe doch noch zerſchlug und erſt ſpäter die auf dem Titelblatt genannten Verleger Rehfeld und Groſſe ſich desſelben erbarmten. Königl. Bibl. Berlin Bg 790. Herzogl. Bibl. Gotha Th. 8. p. 61. Königl. Bibl. Hannover Theol. Oct. 177. Königl. öff. Bibl. Stuttgart. Herzogl. Bibl. Wolfen büttel. Stadtbibl. Leipzig. Gymnaſial bibl. Altenburg.

38. XXX. 22. Handſchriftliche Gedichte im Turmknopf zu Eilenburg. 1. Sept. 1628. Diſtichon: „Quando apicem urbis apex papa non papa poneret atra 190 Rinkarts Werke etc.“ und 6 Zeilen Verdeutſchung: „Da Teutſch land ſich bemüht ſein Mörder ſelbſt zu ſein u. ſ. w.“ Simon , Chronik 1696. Booch, Mittei lungen aus dem Turmknopf 1830.

*39. XXXI. 23. Epicedion auf den Tod des Hans Plötz auf Thalwitz, geſtorben am 5. Januar 1629. 22 alexandriniſche Strophen beginnend: „Was newes bringet vns das hin vñ wieder - Reuten u. ſ. w.“ Uberſchrift: „Der außerwehlten Kinder Gottes Tiefſte Thal-witz vnd höchſte Lebens- Troſt u. ſ. w.“ Es ſteht in der Schrift: D. 0. M. S. Exequiae PLÖTZIANAE. Chriſtliche Leich predigt Beym Chriſt-Adelichen vnd Volckreichen Leichen begängnis des weiland Woledlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten Hanſen Plötzens . . . . Von M. Johan. Scheiben / Pfarrern daſelbſt (Thalwitz). Gedruckt zu Leipzig bey GREGORI0 Ritzſch / Anno M. DC. XXIX. 8. Bogen 40. Titel in Rahmen, Rückſeite leer. Rin karts Gedicht auf Blatt I bis I 2b. Herzogl. Bibl. Altenburg. Unkatalogiſierte Abteilung.

40. XXXII. Das ſechſte Stück der Lutherheptalogie. Titel im Monetarius Blatt Ab: „ Lutherus confirmatus; ſive Comitia Auguſtana auguſtiſsima: Ab Anno 26. biß 36.“ Titel im Diskurs Blatt A3: „Lu therus Auguſtus: Der hocherleuchte Luther / vnnd ſein Augſpurger-Reichs-Tag / vnd andere Kirchen Händel / von Anno 1526. biß 36.“ Diskurs Blatt A4: „ Lutherus Auguſtus: Der hocherleuchte vnd und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 191 durchleuchtige Luther! Darinnen die gantze Summa des Augſpurgiſchen groſſen Reichs- Tages / vnd was von 1526. biß 36. in der Kirchen Gottes vorgangen / in Alexandriniſche Vers geſetzet / vnnd auffs groſſe Jubel-Feſt gerichtet vnd zugerichtet. An. 1630.“ Im Leipziger Meßkatalog, Michaelis 1629 Blatt Fiijb: „ Lutherus Auguſtus, DRAMA, Der Augſpurgiſche Luther, vnd ſein augspurgiſcher Reichstag, auffs inſtehende groſſe Jubeljahr, in Alexandriniſche Reimform geſetzet, von M. Mart. Rinckart Jleb. P. L. Eccl. Patr. Archidiac. Leipzig in 4".“ Im Meßkatalog 1630 Oſtern Blatt Hjb: „ Lutherus Auguſtus, Drama. Der hocherleuchtende Augſpurgiſche Luther, vnd ſein Augſpurgiſcher Reichs Tag: Vnd was ſich auff vnd bey demſelben, ſo wol alß vor vnd nach, von Anno 1526. biß 36 in Glaubens Sachen merck vnd denckwürdiges begeben, vnd zugetragen, in Reinteutſche Alexandriniſche Reim Art vnd ernſtes Schaw Spiel geſetzet vnnd auffinſtehendes Evan geliſches Jubel Jahr gerichtet, vnd zugerichtet von M. Mart. Rinkart, in Patr. Jleb. Archidiacono. Lipsiae in 4°.“

*41. XXXIII. 24. XVI. M. Mart. Rinckarts Evangeliſcher Triumph-Geſang / vnd Jubel-frewdiger Nach klang / Von der Lutheriſchen DEBORA, aus dem Buch der Richter / am 5. cap. | Lobet den HERRN / das Iſrael wieder frey worden/ c 192 Rinkarts Werke Anno, quo meritö EXVL In aerVMn Is IVbILat Ipſe DEO. | (Linie) Bey Gregorio Ritzſch. 1 Bogen 40. Rückſeite des Titels und letzte Seite leer. Aij, Aiij, B. Auf Blatt Aij ſtehen die Diskant- und Baß noten zu der Parodia Jubilaea oder Jubel-Jahrs-Triumph Geſang. Hiernach das Lied ,,Nun danket alle Gott dem Herren Zebaoth“ 18 Strophen. Blatt A4b folgt: Extract aus M. R. Jubel - Comoedia. Anno 1630. (Bruchſtück aus Lutherus Auguſtus). Weisſagung des Kardinal Cuſanus: „Hört mich jhr ſterblichen / als euren Mitvorfahren.“ 25 alexandriniſche Verſe. Stadtbibliothek zu Leipzig. Eigener Beſitz.

42. XXXIV. 25. XVII. Feſtvortrag beim Jubiläum der Augsburger Konfeſſion, von Paul Fleming in zwei Liedern beſungen, wahrſcheinlich auch im Einzeldruck ausgegangen. Der Titel lautete nach Diskurs Blatt A 4: Fera Arundinis ! Ferarum ferociſſimarum ferociſſima, Daß an Gröſſe / Gewalt vnd Graw ſamkeit vnerhörte / vom groſſen Mitternächtigen Alexander aufgetriebene / vnd verjagte Rohr-Thier! in itztbemeldten Jubel-Feſt (aus dem 31. Verſicul des 68. Pſalms) in Lateiniſche vnnd Teutſche Feſſel gefaſſet vnd auffgeführet. Anno 1630.

43. XXXV. 26. Epicedion auf die Frau des Buchdruckers Matth. Götze in Leipzig. (Angezeigt im „Archiv für Litteraturgeſchichte“ 14 [1] 43 von Oeſterley nach dem Breslauer Exemplare). Univerſitätsbibliothek Breslau. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 193

44. XXXVI. Der groſſe Witikindiſche Sachſen - Circul! Darinnen über 200. Perſonen / in Reichs-Thaler Gröſſe / die mehren vnnd gröſſeſten Theil in ihren eigenen vnd natürlichen Bildnüſſen abgeriſſen / vnd in einer Continua Anadiploſi vnd beſondern Poetiſchen Schluß-Verſen / als in einer Ketten alleſampt an einander gehänget / vnd ihr gantzer Lebens-Lauff ſo kurz zuſamen gezogen / daß es in allen nicht über 7. Bogen in quarto giebet. Anno 1631. Titel eines vollkömmlich verfertigten Ma nuſkripts im Diskurs Blatt A4.

45. XXXVII. 27. XVIII. „Die gut - Schwediſchen Klage Weiber.“ Titel eines Einzeldrucks, welcher im Diskurs Blatt A 4 b erwähnt wird. Kurz nach Guſtav Adolfs Tode erſchienen, bis jetzt aber nicht aufgefunden.

46. XXXVIII. 28. XIX. „ Der Evangeliſchen Helden-Panier vnd Sieges-Fahnen.“ Titel eines Einzeldrucks, welcher Diskurs Blatt A 4b erwähnt wird. Nach der Schlacht von Lützen erſchienen, bis jetzt jedoch nicht aufgefunden.

47. XXXIX. 29. Stammbuchblatt in das Album des Dich ters Paul Fleming. 1. Dezember 1632. Diſtichon: „Feſtinat lente totius conditor orbis etc.“ und Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 13 194 " - Rinkarts Werke alexandriniſche Strophe: „Wie langſam iſt der Höchſt u. ſ. w.“ Lappenberg, Paul Fleming II. p. 583 no. 13.

*48. XL. 30. Epicedion auf den Tod des Leipziger Pro feſſor D. Polykarp Leyſer. Drei lateiniſche und drei deutſche Gedichte über den Namen des Ver ſtorbenen. Gedichtet am 26. Januar 1633; gedruckt in der Schrift: Zwo Chriſtliche Leichpredigten | Bey Chriſtlicher vnd Volckreicher Leichbegängnis | Des weiland Wol Ehrwürdigen GroßAchtbarn vnd | Hochgelahrten Herrn | POLYCARPI LYSERI . . . . Gehalten . . von JOHANNE HÖPNERO . . (und) . . HIERONYMO NYMANNO . . . Gedruckt zu Leipzig bey Friedrich Lanckiſchen S. Erben / Anno 1633. 23 Bogen 4.0. A – Z. Titel in Rahmen. Rückſeite desſelben und letztes Blatt leer. Rinkarts Gedichte ſtehen Blatt Tb ––T 2. Herzogl. Biblioth. Altenburg. Unkatalogi ſierte Abteil.

49. XLI. Alexander Magnus Drama ! Der Mitter nächtige mit That vnd Namen hülffreiche Reginen Erlöſer Gustavus Adolphus, darinnen der geſampten Chriſtlichen Kirchen in gemein über 200.jährige / beſonders aber letzte 5. jährige blutige Zuſtand vnnd Wunderherrliche Errettung von Anno 1630. biß 35. in lauter nicht weit verſtackten Griechiſchen Namen / beſchrieben vnnd auffgeführet! darunter auch die gut-Schwediſchen Klage-Weiber / vnd der und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 195 Evangeliſchen Helden - Panier vnd Sieges-Fahnen vnd derogleichen Sachen zu befinden. Blieb jedenfalls Manuſkript. Angezeigt im Diskurs Blatt A 4 b.

*50. XLII. 31. Der Chriſt- vnd Geiſt-frewdigen | Glau bens-Kämpferin. | Frawen | Marien Scheibin /2c. Vnd Ihrer / mit gleichmäſſiger Leibes- vnd Glau bens-Schwindſucht / vnd ſchein - Bittrigkeit des ſchon ſelbſt vorlängſt aller ſchwindſüchtigſten | Todes/ Lang-vnd hart-ſtreitenden Creutz-Genoſſen/ Bitter ſüſſe Lebens-Krafft: Lebens-kräftige Scheib - vnd Schiebe-Seufftzerlein: Girrendes Kranich-Schwal ben- vnd Schwah- | nen-Geſänglein; | Vnd letztes/ Sieg-reiches Troſt- vnd Tri- umph-Liedlein | An geſtimmet | Von M. Martin Rinckarten / Mit Kämpffern | in ſeinem Vaterlande / zu Eulen burgk. Unter dieſem Titel erſchien ein Epicedion, beſtehend aus lateiniſchem und deutſchem Gedichte „Et trepidamus adhuc confractae spicula mortis“ 3 Diſtichen und ,,O Todt! du langer Todt!“ 10 alexandriniſche Strophen. Abgedruckt Blatt Jiij– Jivb in der Schrift: „ IIo).itsopa CHRISTIA NORUM Oder der Chriſten Bürgerrecht . . . Bey angeſtelleter Leichen Beſtattunge | Der Erbarn vnd Tugentſamen Frawen MARIEN / Des . . . M. JOHANNIS Scheiben / Pfarrers zu Thalewitz . . Haußfrawen († 21. Febr. 1635) . . . von JO HANNE Schreitern (Sup. in Wurzen) . . Leipzig / Gedruckt Bey Gregorio Ritzſchen / Im Jahr | 1635. 8 Bogen 40. A–Z. Titel ohne Rahmen. Rückſeite desſelben und letztes Blatt leer. Herzogl. Biblioth. Altenburg. Unkatalogi ſierte Abteil. 13* 196 Rinkarts Werke

*51. XLIII. 32. XX. Des Friedfertigen Landes-Vaters; Nemblich | Des Durchläuchtigſten / Hochgebornen Fürſten vnd Herrn Herrn Johann Georgen/ Hertzogen zu Sachſen / Jülich / Cleve vnd | Bergk: Des heiligen Römiſchen Reichs Ertzmarſchal- len/ vnd Churfürſten: Landgraffen in Thüringen/ Marck graffen zu Meiſſen / vnd Burggraffen zu Magde burg / Graffen zu der | Marck vnd Ravensburgk / Herrn zum | Ravenſtein / 2c. | Nach ſeiner Chur fürſtlichen Durchläuchtig- keit / Chriſt- Löblichen Helden- Spruche: | Chriſtus iſt meines Lebens Zweck: | Wolgetroffener Friedens - Zweck | Zu vnterthänigſter Glückwündſchung entworffen | Von einem Mit - ein - gebornen Landkinde | M. Mart. Rinckarden: Diacono zu Eulenburgk. | (Zierlinie) Leipzig / | Gedruckt Bey Gregorio Ritzſchen / Im Jahr / 1635. 1 Bogen 40. [Alij]. Titel ohne Rahmen. Rückſeite desſelben leer. Drei deutſche Friedenslieder: ,,Noch dennoch hab ich noch“ 23 Strophen, Überſchrift: „Friedens-Wieder bringer“; ,, Ihr aber, die von Gott“, drei alexandriniſche Strophen, überſchrift: „Friedens-Frewdenwecker“; „Wenn unſer Herr Jeſus einmal“, Motettentext, überſchrift: „Der kümmerliche Früeling / vnd liebliche Frewden - Sommer. Pſalm 126.“ Königl. Bibl. Berlin Yi. 1346. Herzogl. Bibl. Altenburg. Unkatal. Abteilung.

*52. XLIV. 33. XXI. Deß HErrn JESV | Aller alt ehrlichſte Mahler-Geſchlechte / aller-vor- trefflichſte und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 197 Mahl-werck / Vnd allerſchönſte | Troſt-Bild / Bey Chriſtgewöhnlicher Leich-Beſtattung | LUCAE LY SERULI, | Deß Ehrwürdigen / Groß-achtbarn vnd Hochgelahrten Herrn | Friedrich Leiſern / der H. Göttlichen Schrifft Doctoren, Erbſaſſen vff Broda/ des Hohen Stiffts Meiſſen Canonici, als auch Superinten- denten vnd Pfarrers zu Eilenburgk: Vnd | Der Erbarn/ Vieler-Ehr- vnd Tugend-reichen Frawen | Dorotheen Schmiedin / Ehe-Leiblichen / Jüngſten Söhnleins / So da zur Welt geboren / allhier zu Eilenburgk / im nechſt- abgewichenen Jahre 1634. am 22. Tage des Auguſt-Monats / vnd jtzo nechſtfolgenden 1635. Jahres den 22. des Hew-Monats / ſanfft vnd ſelig im HErrn ent ſchlaffen / vnd am 26. deſſelben | Chriſtgebührlich zur Erden beſtattet worden. Der Chriſtlichen Ge meinde daſelbſt / zu nachdencklicher | Ermunterung abſchattiret vnd entworffen / | Von | M. Martin Rinckharden / | In ſeinem Vaterlande daſelbſt am Geiſt-vnd Himliſchen Chriſt- Mahlwerck ordent lichen Mit-helffern. Im Jahr vnſers ſichtbarn vor geſtelten Heils | 1635. | (Linie) | Wittenberg / Ge druckt bei Johann Haken. 9 Bogen 49. A–J. Blatt Aij ein deutſches Gedicht: ,, Ihr / die Ihr achtet nicht auff Wort-vnd Titul-prangen“ Sonnett an das Cranachſche, Oſianderſche uud Lyſeriſche Mahlergeſchlecht. Biblioth. des Predigerſeminars in Witten berg Vol. Conc. Fun. V. Nro. 604. Conc. XXVII. Die Predigt iſt von Vörckel be handelt im Chriſtlichen Kunſtblatt 1872. n0. 4 U. 5. 198 Rinkarts Werke

- *53. XLV. 34. XXII. Die ſchöne Müllerin-Stimme Vnd Ihre Nach außgeſtandener Hauß- vnd Kriegs-Vnluſt wunderliebliche vnd holdſelige Friedens-Luſt. Bei Hochzeitlicher Ehren-Frewde Des Veſten / Mann hafften vnd Wolgelarten Herren Chriſtian Müllers/ Des / vnter Churf. Durchl. zu Sachſen (von Ihr Fürſtl. Gn. dem Herrn Feldmarſchall) hochlöblich gerichteten Regiments / bißher wolbeſtalten Kriegs Secretarien / Bräutigams Vnd der Erbarn vnd Viel-Tugendreichen Jungfrawen Barbaren / Des weyland Ehrenveſten / Achtbarn vnd Wolweiſen Herrn Chriſtoph Hartwigs / Raths Cämmerers / vnd vornehmen Gaſtwirths in Eulenburgk nach gelaſſenen Eheleiblichen Tochter: Braut. Von Ihrem/ in abgewichenem blutigen Vnweſen / gantz er ſtorbenen / vnd nun durch Gottes Wundergnade darzu erwecktem Vater ſelbſt Zum ſtetwehrendem Denck-vnd Danckmahl auffgeſetzet / Zu Heilburgk Im Jahr vnſers allgemeinen Heils MDCXXXV. Des ge troffenen Friedens im erſten: am 13. Tage des Herbſt Monats. Leipzig / Gedruckt bei Gregorio Ritzſchen. 34 Bogen 40. A–D. Kön. Bibl. Berlin. Abgedruckt in Lappen berg, Paul Fleming II, S. 545ff. *54. XILVI. 35. Elogium auf Adam Andreä in 3 mal 3 Diſtichen, beginnend: „ Quam bene conveniunt Medicus Medicique brabeum etc.“ Anno 35. Abgedruckt in dem Werk: und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 199 GRATITUDINIs ARA Auguſtiſsimo ac omnium dul ciſsimo nomini JESU, in häc mortalitate erecta et duabus centurijs comprehensa ab Adamo Andreae Mega-Streliceno Sil: t. t. Sch. Chemn. Rectore“. Am Schluſſe: „CYGNEAE Typis Melchioris Göpneri Anno M. DC. XXXIX. Titel in Holz geſchnitten. 26 Bogen. A–I, L– Z, Aa–Dd je 8 Blatt, K 4 Blatt 80. - - Ratsſchulbibliothek zu Zwickau. XXV. VII. 27. Eigener Beſitz D. Linkes. 55. XLVII. Handſchriftliches Gedicht in 15 Diſtichen, be ginnend: „Mirabar! verum quae pondera tanta moverent etc.“ Überſchrift: Praefatio ſupplex ad inclytum et integerrimum Illuſtriſſ. Elect. Sax. Protoſynedrion nominè-tenus Reuer. admodum, nobiliſſ. et magnif. Virum Dn. Matth. Hoë ab Hoënegg.“ Novemb. 1635. Ephoralarchiv in Eilenburg (M. Elteſte). 56. XLVIII. Entwurf des 7. Stückes der Lutherheptalogie. Titel im Monetarius Blatt Ab: „ Lutherus Triumphator: sive Ref. Cygnea. Der Lutheriſche Reformationis Triumph vnd Außgang von 36. biß 46.“ Titel im Diskurs Blatt A 3 – 3b: „Lutherus Triumphator: Der triumphirende Luther / vnd ſein Lutheriſcher Triumph vnnd Ausgang. Von Anno 36. bis 46.“ Blieb Bruchſtück und ward nicht gedruckt. 57. XLIX. 36. XXIII. Die Teutſche Maria. Einzeldruck noch nicht wieder aufgefunden. Erwähnt im Diskurs Blatt Ciij als zum 1. Geſangring gehörig. 200 Rinkarts Werke

58. L. 37. XXIV. Die Teutſche Hanna. Einzeldruck noch nicht wieder aufgefunden. Später ebenfalls in den 1. Geſangring aufgenommen. 59. LI. 38. XXV. Der Teutſche Habakuk. Einzeldruck noch nicht wieder aufgefunden. Später ebenfalls in den 1. Geſangring aufgenommen. *60. LII. 39. XXVI. Erſte Auflage des Jeſu-Hertz Büchleins. Dieſer erſte Druck iſt zur Zeit nicht wieder aufzufinden geweſen. Laut des Diskurs Blatt Av gehörte der Inhalt zum 2. Geſangringe, und ward ,,abſonderlich“ ge druckt. Laut Thränenſaat Blatt A2 war er im Manuſkript bereits 1630 fertig. Daß er 1636 erſchien, bezeugen die Meß kataloge von Gottfried Groß in Leipzig, Oſtern 1636 Blatt Biijb, Herbſt 1636 Blatt Biiijb und Oſtern 1637 Blatt Dj. Titel daſelbſt: „Rinckards JESU Hertzbüchlein mit Kupffern. Leipzig Gottfr. Gros. in 18 9. – JESV Hertzbüchlein, darinnen lauter Bernhardiniſche vnd Chriſt-Lutheriſche Jubel Hertz-Frewden. In Exulantium Reduct Liberatione, ge ſamlet vnd ausgeſchüttet von M. Martino Rinckarten, ibidem, in 18. Der Titel der zweiten von D. Lange in Leipzig be ſorgten Auflage entſpricht vollkommen dem des Originaldrucks: JESU Hertz-Büchlein | Darinnen lauter Bern hardiniſche und Chriſt Lutheriſche | Jubel-Hertz Frewden | geſamlet und ausgeſchüttet, | von M. Martin Rinckart | anitzo vermehrt mit einer Vorrede | D. S. Langens | Mit Churf. S. | Pri vilegio. | Leipzig | In verlegung Gottfried Groſſen ſehl | Erben | 1663 Am Schluſſe: Leipzig, Gedruckt bei Henning Kölers Sel. Witbe. 1662. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 201

Titel in Kupfer geſtochen. Haupttitel inmitten eines Herzens, welches links von einem Greiſe und Jüngling, rechts von einem Paſtor ohne Bart und Krauſe und einem in Bart und Krauſe ſowie Alba gehalten wird. Der Verlagsvermerk befindet ſich innerhalb eines oben durch einen eckig geſchliffenen Stein geſchloſſenen Ringes. 2 Kupfer am Anfang, ſodann 168 Blatt, A–V, teils 12, teils 10, 8, 6, 2 Blatt auf einen Buchſtaben. Duodezformat. 31 Kupfer. Herzogl. Bibl. Gotha. Theol. 8. p. 700. Königl. Bibl. Hannover Theol. Duod. 166. In Wolffenbüttel vorläufig vermißt. *61. LIII. 40. XXVII. Des Irrdiſchen vnd Himliſchen SALOMONS | Hoch-weiſer Prediger/ | Von eitel-eiteler Eitelkeit. | In Lutheriſche rein-Teutſche Geſang-weiſen geſetzet: | Vnd in der | Meißniſchen Thränen-Saat; | Wurtzniſchen Marter-Woche / vnd | Heulenburgiſchen Sommer-Hitze; | Zum Hertz erfriſchenden Kühl-Waſ- ſer / vnd heil-kräftigen Troſt-Ge- würtze zugerichtet | von | M. Martin Rinckarten / | Mitbedrengtem Creutz-Bruder zur Heu- lenburck. Im Jahre | Vnſerer wol- denck wirdige grund-böſen ſieben / | 1637. | Bey vnd in Verlegung Gregorii Ritzſchens. 3 Bogen 129, A–C; jeder Bogen von ij bis vj gezeichnet, nur B4 fehlt und ſtatt Bv ſteht Av. Seite C11b u. 12b ſind leer. Stadtbibl. Hamburg. Kön. Bibl. Berlin.

*62. LIV. 41. XXVIII. Der | Meißniſchen Klage-Lieder Vortrab. | (Blume) | 1637. | (Linie) | Leipzig ge druckt bey Gregor Ritzſchen. 202 Rinkarts Werke

1 Bogen 129, gezeichnet Aij, iij, iiij, v, vj, vj (sic!), letzte Seite leer. Stadtbibl. Leipzig. Kirchenbibl. Nürnberg zu St. Lorenz Nro. 184. *63. LV. 42. XXIX. Die | Meiſniſche | Thränen-Saat. Im Jahr | Vnſers Heyls vnd Heylandes | 1637. (Zierlinie) Leipzig / Gedruckt bey Gregor Ritzſchen. 74 Bogen 120 zu 12 und 6 Blatt. Von G 3b an Rin kartſche Kompoſitionen zu den Alexandriniſchen Liedern. Kön. Bibl. Berlin Eh 7060. Stadtbibl. Leipzig. Kirchenbibl. Nürnberg St. Lo renz 184. 64. LVI. 43. XXX. Der Meißniſchen Klagelieder Nach trab. 1637. Zur Zeit noch nicht wieder aufgefunden. Angezeigt im Leipziger Meßkatalog, Oftern, Blatt F2 als bei Gregor Ritzſch in 120 erſchienen. 65. LWII. 44. XXXI. Eilenburgiſche Heulenburg, Eilen burg vnd Heilburg. 1637. Ebendaſelbſt als bei Gregor Ritzſch in 129 erſchienen angezeigt, zur Zeit nicht wieder auf gefunden. 66. LVIII. 45. XXXII. Kurtzes Krieges- vnd Sterbens Jammer-Verzeichnüß. 1637. Ebenda in gleichem Ver lage in 129 angezeichnet, zur Zeit nicht wieder aufgefunden. 67. LIX. 46. XXXIII. Meißniſche Frewden-Chur mit jhrem Vor- vnd Nachtrabe. 1637. Ebenda als bei Gregor Ritzſch in 120 erſchienen angezeigt. Vielleicht ſogar drei verſchiedene Werke wie bei der Thränenſaat. Zur Zeit nicht wieder aufgefunden. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 203

68. LX. 47. XXXIV. Der teutſche David, vnnd ſein vber Bezoardiſches Giffttreibers Lied, der 91. Pſalm. Leipzig bei Gregor Ritzſchen. 1638. Nicht wieder auf gefuuden. Angezeigt Meßkatalog Herbſt 1638. Blatt Ej. Schon 1637 Oſtern angekündigt. Die Druckſchrift war noch M. Elteſte bekannt und wird von Vörckel und den von beiden abhängigen Quellen citiert.

*69. LXI. 48. XXXV. Die Hochſelige vnd Vberſelige Wechſel- Wahl | Der Wol-Edel-Gebornen vnd Viel Tugendreichen | Frawen | BARBAREN-SI BILLEN, | Des Weiland auch Wol-Edel-Geſtrengen vnd Veſten | Herrn Hanſen Plötzen / auff Thalwitz/ Collmen / Strellen / 2c. Erbſaſſen/Churf. Durchl. zu Sachſen / | Wolbedienten / Kammer Junckern ſeligen hinder- bliebenen Wittwen; | Die ſie er griffen vnd getroffen am 29. Tage des Brach monats dieſes 1637. Jahres / | Da ſie zu Leipzig im HErrn ſanfft vñ ſelig entſchlaffen; | vnd der Seelen nach/aus dieſem Angſt-ſeligen Jamerthal / in himli- ſchen Fried-vnd Frewden-Saal verſetzet: Der hinterbliebene Leichnam aber den 13. Tag des Hewmonats von dannen in jhre Wol Adeliche Grufft naher Thalwitz / zur Chriſtgebührlichſten Beyſetzung mit hochanſehnlicher | Begleitung ab geführet worden. | (Zierlinie) | Leipzig Gedruckt bey Henning Kölern. | [Blatt Ab:] Geſprächs- Weiſe Vnter Ihrem vnd Ihrer herzliebſten Eheleibl. Kinder / | Söhnen vnd Töchter-Namen / Ihnen 204 Rinkarts Werke

ſelbſelbſten Denen Wol Edlen / Geſtrengen / Veſten/ vnd | Mannhaften Herren Gebrüdern / | Als Herrn Johann Georgen / | Erbſaſſen vnd Beſitzern/ der Erb- vnd Stamm-Häuſer | Thalwitz/Collmen/ Strellen / 2c. | Herrn Johann Chriſtian / Ritt meiſtern; Vnd | Herrn Adrian Arnd / Cornet / auff Thalwitz Collm vnd Strellen / Mit-Erb ſaſſen. Seinen großgünſtigen Herrn vnd Hochgeehr ten Beförderern. | So wol auch denen gleich Edelgebohrnen / vnd vieler Ehr vnd Adelichen Tu gendreichen Frawen vnd Jungfrawen: | Frawen Sabinen: | Des Wol-Edel-Geſtrengen / Veſten vnd Mannhafften Herrn Friederich Seiferten von Pomka/ vff Takaw / 2c. | Churf. Durchl. zu Sachſen vnter dem hochlöbl. Hannwiſchen Regiment | Wolbeſtalten Obriſten Leutenants/hoch Adelichen Hauß-Ehre/Ge bornen Plötzin/2c. Vnd Jungfraw ELISABETHAE vnd Jungfraw ELISAE, Gebornen | Plötzin/ Seinen zu Chriſtlichen Ehren Gebühr / Wolgeneigten Gönnerinnen. | Vnd ingeſampt allen hoch Adelichen An- vnd Mitverwandten / zu beſonders | tröſtlichen Andencken vnd Ehrengedächtnüß / geſtellet; von M. MARTIN Rinckarten; Mit Arbeitern | am Wort vnd an der Lehre zu Eilenburck. 1 Bogen 49. Aij, Aiij. Poetiſches Wechſelgeſpräch zwiſchen der toten Mutter und ihren Söhnen und Töchtern. Kön. Bibl. Berlin Yi. 1346. [Z. 7809].

70. 49. XXXVI. Leichenpredigt auf fünf prieſter liche Perſonen gehalten. [7. Auguſt 1637]. Im und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 205 Druck erſchienen 1638. Die fünf Perſonen waren der Eilenburger Diakonus M. Heinrich und Frau, Diakonus M. Fehrmann an der Bergerkirche, M. Schellenberg aus Hohen leina, M. Hertel aus Lindenhayn. Dieſe Predigt war bis ins vorige Jahrhundert noch in mehreren Exemplaren vorhanden, wird von M. Elteſte citiert und befand ſich in der alten Altenburger Gymnaſialbibliothek, iſt aber in derſelben jetzt nicht mehr vorhanden.

71. LXII. 50. XXXVII. Der armverödeten Mülden-Aw wehmüthige Heulenburg. 1638. Einzeldruck, angezeigt im Meßkatalog Herbſt 1638 Blatt Ej. Zur Zeit nicht wieder aufgefunden. 72. Handſchriftliches Dokument zu Handen des Diakonus Kraft, eine Forderung an D. Friedrich Leyſer betreffend. Pfarrarchiv Eilenburg. (Nach M. Elteſte bei Plato [inkorrekt]).

73. LXIII. 51. XXXVIII. Aller zu grund verderbten vnd Armen Leute Creutz-Schul, daraus ſie ſich kräftigen Troſtes zu erholen. Leipzig, bei Gregorio Ritzſch. 1639. Angezeigt als erſchienen im Meßkatalog Leipzig, Oſtern Blatt Cij. Zur Zeit noch nicht wieder aufgefunden.

74. LXIV. 52. XXXIX. Meißniſche Brodt-, Noth-vnd Todt-Schreyer. 1639. Einzeldruck, zur Zeit nicht auf gefunden. Als im 3. Geſangring wieder abgedruckt bezeichnet im Diskurs Blatt Av. 206 Rinkarts Werke

75. LXW. 53. XL. Die Teutſchen Vn-Teutſch bedrengten Himmel-Schreyer: Als Vn-Teutſch erwürgte Abel: Vn-Teutſch gequälte Loth: Vn - Teutſch gedruckte Weyſe: Vnd Vn-Teutſch belohnte Arbeiter. Es iſt aus der Notiz des Diskurs Blatt Av nicht ganz klar, ob dies einen oder vier Einzeldrucke anzeigt. Da dazu die Jahres zahlen 1637. 38. 39. geſetzt ſind, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß in den drei Jahren vier Einzeldrucke ausgingen, welche aber bisher nicht wieder aufzufinden waren. Alle dieſe Lieder aber wurden bald darauf in den 3. Geſangring aufgenommen.

76. LXVI. 54. XLI. Meißniſche Fried - vnd Frewden Ernde. Nach Diskurs Blatt Av als auch in den 4. Geſang ring wieder eingeſtellt.

77. LXWII. 55. XLII. Im Leipziger Meßkatalog findet ſich Mi chaeli 1639 Blatt Diij angezeigt: M. Martin Rinckarts Diſcurs von viererley teutſchen Reim-Arten, der 1. Jambiſchen. 2. Tro chäiſchen. Anapäſtiſchen vnd 4. Dactyliſchen. Item; deſſelben viererley Geſang-Ringe: In dero 1. hun dert Schrift-Lieder. In der 2. hundert Chriſt Lieder. In der 3. hundert Hertz-Pſälmlein. In der 4. hundert Klag- vnd Frewden-Lieder. Bei Thomas Schürers Erben zu finden. Dieſe Ausgabe des Diskurs bei Schürers Erben iſt ebenſo wenig wieder auf gefunden worden als das große Werk der 4 Geſangringe Den Disknrs finden wir 1645 wieder. Die Titel der einzelnen Geſangringe lauten nach dem Diskurs Blatt A 4b bis Av wie folgt: und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 207 Der 1. Geſang - Rinck / darinnen hundert Schrifft - Lieder / die ohne Mittel vom heiligen Geiſte den Vhr-Alten Gottes- Heiligen / vom An beginn der Welt / ins Hertz vnd in Mund ge geben: Vns aber im Alten vnd Newen Teſtament hin vnd wieder zum beſten auffgeſchrieben / vnd demnach auch billig von vns auff vnſere gegen wertige Zeiten gerichtet vnnd zugerichtet. Anno 1636. Laut Thränenſaat Blatt Aij bot dieſer Ring die Lieder „, von Miriams-Paucken-Liede an / biß auff das letzte Sieges Lied der 24 Aelteſten auff jetzigen vnſern gegenwertigen vnd zukünfftigen Zuſtand der Chriſtlichen Kirchen gerichtet“, und war ,,ſchon vor 6 oder 7 Jahren neben dem gedruckten Hertz Büchlein [d. h. 1630] vnd darinnen verfaſſeten Danck-Pſälm lein vnd Catechiſmus-Liedern gantz verfertiget / wegen der tranckſeligen eingefallenen Leuffte aber bis daher [1637] vn getruckt liegen blieben“. Der 2. Geſang- Rinck / darinnen 100. Chriſt Lieder / vnnd das hiebevor abſonderlich gedruckte Hertz-Büchlein. Nach dem vorigen Citat aus der Thränenſaat war das Hertzbüchlein ebenfalls 1630 im Manuſkript abgeſchloſſen. Im 2. Ringe wird die Zahl der im letzteren enthaltenen Jeſus Lieder auf 100 kompletiert. Der dritte Geſang- Rinck / darinnen 100. Klage Lieder ! Die Meißniſche Threnen - Saat / Anno 1637. wie auch vnter andern die Teutſchen Anno 1637. 38. 39. Vn- Teutſch bedrengte Himmel Schreyer: Als der Vn - Teutſch erwürgte Abel: Vu - Teutſch gequälte Loth: Vn - Teutſch gedruckte Weyſe: Vnd Vn-Teutſch belohnte Arbeiter. Item die Meißniſchen Brodt-Noth-vnd Todt-Schreyer / 2c. 208 Rinkarts Werke

Dieſer Ring bot demnach eine Kollektion der in den ge nannten drei Jahren ausgegangenen Einzelſchriften, derart geordnet, daß die Liederzahl auf 100 abgerundet ward. Der vierdte Geſang-Rinck/darinnen 100. Danck vnd Frewden-Lieder / in der Meißniſchen Fried-vnd Frewden-Ernde! bey theils vergangenen Jubel-vnnd Reginen-Feſten: theils ſtündlich-erwündſchte Frieden Schluſſe füglich zugebrauchen. Dazu inſonderheit gehörig: MUSICA APOCALYPTICA: Der in der heimlichen Offenbahrung S. Johannis heimlich offenbahrten himmliſchen Cantorey-Geſellſchaft him liſches Liebe- vnd Lobe-Streit-Kräntzlein / vnd immer vnd ewig ſteigende ein oder 50. Triumph Lieder: durch alle Capitel. Es enthielt alſo dieſer Ring auch jene Einzeldrucke, die bei ſonderlichen Jubel- und Friedensfeſten ausgingen, ferner die Reginenlieder, die uns zum Teil in den Katechismus wohlthaten erhalten ſind, und endlich die Musica Apocalyptica, der wir 1648 nochmals begegnen. *78. LXVIII. 56. XLIII. M. Martin Rinckarts | Drucker Gedenck-Rinck/ I Darinnen | Der Hoch- Edlen Schreib- vnd Drucker-Feder | Vnd | Teutſch-Landes Höchſter vnd letzter Ehren-Preiß / | Auff das andere vnd verhoffentlich auch letzte Recht-Johannitiſche vnd über-Gnaden-reiche / am H. Johannes Tage/ Jetzo 1640. zu Leipzig gehaltene | Buch-Drucker Jubel-Feſt: | Beſtellet / angeſtellet vnd gedruckt / Mit vorgehendem Rath vnd Voll- Wort der Obern / | Durch die geſampten Buchdrucker vnd Kunſt-Verwandten | doſelbſt zu Leipzig. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 209

Titel ohne Rahmen, vorgeklebt, Rückſeite leer. Dazu 2 Bogen 40, A und B (ij, iij). Blatt Aijb das Jubellied: „O Land! o Vaterland!“ Blatt Bb folgt der Trucker Zäuner-Tantz unter Noten Rinkartſcher Kompoſition. Beide Lieder ſind wieder abgedruckt in den Katechismuswohlthaten p. 228 u. 238. Die Widmung im Originaldruck iſt aber verſchieden von der am letztgenannten Orte befindlichen. Ebenſo abgedruckt im Jubilaeum typographicum 1640 und in der Woleingerichteten Buchdruckerei, Nürnberg bei Endters ſel. Erben. 1733. p. 62. Königl. öff. Bibl. Dresden. Hist. liter. 467. 28.

79. LXIX. 57. XLIV. Der teutſche Lamuel vnd ſein vnd ſeiner Gott liebenden Mutter hochweiſes Braut vnd Weiber-Lobe-Lied. Aus dem XXXI. Cap. der Sprichwörter. Zu Hochzeitlichen Ehren dem Ehr wirdigen, Achtbarn vnd Wolgelarten Herrn M. Mi chael Crellen / getreuen Mit-Freywerber vnd Ar beiter am Braut- vnd Bräutigams-Lobe vnſers Himmliſchen Ehren-Königs: in der Fürſtl. Sächß. Reſidentz-Stadt Altenburgk u. ſ. w. Am Tage Ihrer Frewden / XIII Jul. 1641 . Zu ſingen im Ton der alten Brautmeſſe: Wohl dem, der in Gottes Furcht ſteht: Aber in puerlautere Ana päſtiſch erweiterter Abtheilung. Einzeldruck, den noch Plato benutzte, vielleicht eigener Beſitz desſelben, inzwiſchen verſchollen. Die Noten, die der Druck laut der Notiz Platos enthielt, ſind die von Rinkart auf anapäſtiſches Versmaß angepaßten Noten der angegebenen be kannten Melodie ähnlich den Proben in den Katechismus wohlthaten, Der Text iſt uns erhalten in der Brautmeſſe Blatt B 11–12b unter der Überſchrift: Der dritte Vortrab. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 14 210 Rinkarts Werke

Die leibliche / geiſtlich vnd Himmliſche Sulamithin des teutſchen Lamuels vnnd ſein vnd ſeiner Gottliebenden Mutter Hochweiſes vnd über Perlen-ſchönes Braut / vnd Weiber Lobe-Lied. / Zu ſingen im alten / aber Anapäſtiſch-erweitertem Thone: Wol dem der in Gottes-Furcht ſteht. Aus dem 31. Kap. der Sprüch-Wörter.

*80. LXX. 58. XLV. EpithalamI | SALOMONEO-SU LAMITICI | CANTICA CANTI- | CORUM | in Choro & Senſuter-gemino. | König Salomons Des | jrdiſchen vnd Himliſchen Friede-Fürſten | vnd ſeiner Hertz-aller-liebſten vnd ewig-Fried-ſeligen SVLAMITIN | Leibliche / Geiſtliche vnd Him- liſche | Braut Meſſe vnd | Hochzeit-Frewde. | In dreyerley Chor vnnd Verſtande | von jedermaie auch dem gemeinen Bie- dermanne auff gut Lutheriſch zu ſingen. In ſchlecht- vnd recht-teutſche Reimen geſetzet von | M. Martin Rinckarden / P. C. obern Caplan zu Eilenburg. | (Linie) | Leipzig / gedruckt vnd verlegt von Timo- theo Ritzſchen / 1642.

10 Bogen 120. A–K (ij–vij). Letzte Seite leer. Pa ginierung von Cb mit 2 bis 185 auf K 9. Vorrede datiert vom 14. Juni 1642. Widmung an Johann Neßner (Bräu tigam) und Jungfrau Magdalene Finckelhaus (sic) in Leipzig (Braut). Das Gedicht Blatt A2 b an die herzliebſten Pflege Väter an St. Thomas und in beyden Kirchſpielen und Säug ammen, beginnt zwar „Erothonem nostri“, doch ergiebt die Verdeutſchung ,,das vnſern Frothen wir ſo lange nicht be graben“, ebenſo wie der Rhythmus, daß es Frothonem heißen muß. Herzogl. Bibl. Wolffenbüttel. 1256. 4. Th. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 211

*81. LXXI. 59. Erſtdruck des Liedes „Lobe, lobe meine Seele“ mit lateiniſcher Uberſetzung von M. Joſeph Clauder in der Schrift: König Davids | vornembſter | Danck-Pſalm | | Der CIII. Zu ſingen im Toön: | Frew dich ſehr O meine | Seele 2c. . . . ] Gedruckt zu Altenburg in Meiſſen | | Durch Otto Michaeln im Jahr | M DC XLII. 12 Blätter 129, umrahmt von Zierleiſten. Gräfl. Stolbergiſche Bibl. Wernigerode. Hb. 662.

*82. LXXII. 60. Einzeldruck des Liedes „Hilf vns Herr in allen Dingen“ mit lateiniſcher Überſetzung Joſeph Clauders in der Schrift: König Davids | | Vnd des Chriſtli- chen Biedermanns l vnd Jedermanns täglicher | vnd behäglicher Hertz- I Wundſch Aus dem Pſalm CXVIII. | verſ. 25. | O HERR hilff | O HERR laß wol ge- lingen! | Geſangweiſe Teutſch vnd Lateiniſch erweitert. | Anno | VVIe VVVnDerbar ſo ManChes Iahr ] thVeſtV Vns Gott ernehren! 6 Blätter in 120. Jede Seite in Zierleiſten. Gräfl. Stolbergſche Bibl. in Wernigerode Hb. 662.

83. LXXIII. 61. XLVI. König Salomons des irrdiſchen vnnd himmliſchen Weißheit. Dieſe Schrift, Seitenſtück zum Prediger und der Braut meſſe, iſt laut eigener Angabe Rinkarts im Diskurs Blatt Avb „ abſonderlich gedruckt“, jedoch zur Zeit nicht wieder aufgefunden. 14* 212 Rinkarts Werke

84. LXXIV. Der König Salomo / vnnd ſein Welt-Groſſer Reichs-Tag! Darinnen ſeine vnd ſeiner friedfertigen SULAMITHIN, höchſte Weißheit / beſter Lobe Streit / vnd ſchönſter Friedens- Schluß / in ein ernſtes Schaw-Spiel geſetzet | vnd dem aller-hertz liebſten Vaterlande vnd deſſen hoch - löblichſten Friedens-Stifftern / zum aller-glückſeligſten / Gott gebe bald frölich / vnnd über-Salomoniſchen Frie dens-Glück-Wundſch geſtellet vnd aufgeführet. Laut Diskurs Blatt Avb im Manuſkript ,,vollkömmlich verfertiget“.

*85. LXXV. 62. Elogium auf den Dichter M. David Peck in Peritzſch bei Eilenburg, beginnend: „Jeſu du biſt Meiſter hier“ und „Jeſu! unſer A und O“. Über ſchrift: „Auff die Gold -güldenen | A. B. C. CHRIST-LIEDER-| + | Des Grund-aus-from mer Ehrn | MAGISTER DAVIDIS BECKHII; Der Euleburgiſchen Peritſcher | und Weltwitiſcher Probſtey ietzo | Pfarrhers.“ Steht in der Schrift: Des HERRN | IESV | Vnd ſeines Gold-güldenen ABC Geſangbüchleins | Erſtes Fnnffzig | Das iſt: Funffzig Namen / Ehren- | Titel / Gleichniſſe und Vorbilder | unſers hochverdienten Heilandes | vnd Seligmachers | IESV CHRISTI . . . . . gerichtet und zugerichtet. Durch M. David Pecken / Pfar- rern zu Peritzſch...... Leipzig / | Druckts Johann Wittigau | In verlag des Authoris M. . DCLIV. 15 Bogen 129, a, b, A– N. Paginierung von A mit 1 bis 311 auf vorletzter Seite. Herzogl. Landesbibl. Altenburg 3 H. 609. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 213

86. 63. XLVII. Leichenrede auf den Tod ſeines Kollegen M. Chriſtoph Crato (Krafft) über 2. Kor. 12, 9; gedruckt in Leipzig 1644 unter dem Titel: De Chriſtophoro M. Zur Zeit verſchollen. M. Elteſte ſah ſie noch. Nach ſeinen Angaben notiert bei Plato, Vörckel und anderwärts. *87. LXXVI. 64. Inſchrift auf der Gedenktafel in der Kirche zu Eilenburg, Crato zu Ehren geſetzt mit Rinkart ſchen Gedichten: „Turbida terra vale caeleſtis patria ſalve.“ Diſtichon; und „Ade du grimme Welt, bey dir iſt nichts zu hoffen“. Eine ale Landriniſche Strophe. 1644. Simon, Chronik p. 134. M. Elteſte. *88. LXXVII. 65. XLVIII. Im Leipziger Meßkatalog iſt Oſtern 1645 Blatt E 4 angezeigt: ,, M. Martin Rinckarts Deutſche Proſodia / oder Summariſcher Discurs vnd Durchgang von deutſchen Verſen | Fußtritten vnd vornehmſten Reimarten nebſt einem Regiſter ſeiner bißher dergleichen verfertigten Sachen Lipsiae apud Timoth. Ritzschium.“ Der Titel der gedruckten Schrift lautet: M. MARTIN Rinckarts | Summariſcher Diſ curs vnd | Durch-Gang / | Von | Teutſchen Verſen / Fuß- Tritten vnd vornehm- ſten Reim Arten. Benebenſt einem Regiſter ſeiner | bißher dergleichen verfertigten vnd hieher gehörigen Sachen. Im Jahr vnſers Heyls vnd Heylandes | 1645. (Linie) | Leipzig / Gedruckt vnd verlegt von vnd bey TIMOTHEO Ritzſchen. 214 Rinkarts Werke

5 Bogen 8°, A–F. Paginierung von A 7 an mit 1 bis 73 auf F 4. Rückſeite des Titels und letzte Seite frei. Auf dem Zittauer Exemplar befindet ſich ein Autogramm Rin karts: „Prodromus Amicitiae ; Chriſtianiſs0. Keimanno viro, non – viro? virtuoſiſs0. tra“ das übrige [wohl ditus ab Authore iſt weggeſchnitten. Stadtbibl. Zittau Pg. 80 276. Berliner Kön. Bibl. Ya 5241 und Ya 5941. Göt tingen. Weimar.

*89. LXXVIII. 66. XLIX. Im Leipziger Meßkatalog Oſtern 1645 iſt angezeigt Blatt E4: ,,Ejusdem Catechiſmus, Cat. Wol thaten, u. Cat. Linden [sic!] Geſchicht u. Geſangweiſe, ibid. (vgl. die vorige Nummer). Der Titel der gedruckten Schrift lautet: M. MARTIN Rinckarts CATECHISMUS: Catechiſmus-wol- thaten | Vnd | Catechiſmus Lieder / | Geſchicht - vnd Geſang-weiſe | geſetzet Auf angehendes 1645. Jahr vnſers Heyls vnd Heylandes. | (verzierte Linie) | Leipzig / | Gedruckt vnd verlegt von vnd bey | TIMOTHEO Ritzſchen. 18 Bogen 80. A–S. Paginierung von 1 auf A7b bis 265 auf Siiij. Stadtbibl. zu Zittau Pg. 8. 276. Berl. Kön. Bibl. Yi 1266. Göttingen.

*90. LXXIX. 67. L. Die Inſchriften in der Eilenburger Stadtkirche unter den Bildern der Pfarrer, Archi diakonen und Diakonen. Abgedruckt in den Katechismus wohlthaten, und einige andere, die daſelbſt nicht ſtehen, hand ſchriftlich erhalten bei M. Elteſte. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 215

*91. LXXX. 68. Epicedien auf D. Johann Höpner in Leipzig († 4. Juli 1645). Diſtichon: „ Perdidimus Mundo Lupulumque oleumque operamque“ und Ale - xandriner: „Es iſt doch Hopff vnd Maltz an dieſer Welt verlohren.“ Steht in der Schrift: SOLIDAE CONSOLATIONIS FUNDAMENTUM, Wol gegründeter und beſtändiger Troſt . . . Bey Volckreicher und anſehnlicher Sepultur des Wol-Ehrwürdigen Großachtbarn und Hochgelahrten Herrn Johan Höpners . . . . durch CHRISTIANUM Langen I der H. Schrift Doctorn . . . Ge druckt zu Leipzig bey Timotheo Ritzſchen Anno 1645. Titel in Rahmen. 15 Bogen 40. Rinkarts Gedicht auf Blatt Liju Lijb Er zeichnet dabei ſchon Senior, dichtete es alſo erſt nach dem 19. Juli 1645. Herzogl. Bibl. Altenburg, Unkatalogiſ. Abt.

92. LXXXI. Mathematiſcher Gedenck-Rinck / darinnen der alt vnd neuen Welt 7 mahl 7fache Himmel- vnd Erden-Zirkel: den Hohen vnd Niedrigen in der Welt zum heiligen vnd heilwertigen Wunder Buche / den Gelerten vnd Vngelerten zum be quehmen vnd angenehmen Stammbuche / dem Gemeinen Bieder - vnd Jedermanne zum täglichen vnd behäglichen Zuchtbuche; Vnd allen Gottſeligen Chriſten zur immer wehrend - vnd nimmer fehlenden Luſt- vnd Laß-Taffel. In Kupffer zu ſetzen. Manuſkript in 40. Auf dem Deckel die Namenschiffre Rinkarts und die Jahrzahl 1644. Da er ſich Senior nennt, geſchrieben erſt nach dem 19. Juli 1645. Ehedem in Beſitz 216 Rinkarts Werke des Gelehrten Johannes Aloys Martyni Laguna in Zwickau, deſſen Bibliothek ſoweit ſie nicht 1807 verbrannt war, 1826 verauktioniert ward. Seitdem verſchwunden. Über die Schrift ſelbſt iſt zu vergleichen der Bericht in Dr. H. G. Tzſchirners Magazin für chriſtliche Prediger II, 2. 1824. S. 84ff.

93. LXXXII. Lateiniſches Diſtichon „ Hasce reassumo defecto gutture leges etc.“ unter den Statuten der wieder aufgerichteten Cantoreygeſellſchaft zu Eilenburg

1646. Ratsarchiv Eilenburg.

*94. LXXXIII. 69. LI. Moyſes / des groſſen Gottes Knechtes / Vnd aller ſeiner getrewen Mit-Knechte/ vnd Chriſt-gleubigen Seelen | Sehnliches Klag vnd Troſt-Lied / ] Der Neuntzigſte Pſalm. | Vber der allgemeinen / vnd am jetzigen letzten Feyer abend der Welt allzugemeinen | Menſchlichen Le bens Nicht- vnd Flüchtigkeit. | Vnd nun nahmend lich über dem auch alſo vhr-plötzlichen vnd doch ſeligſten | Todt vnd Abſchied | Des Edlen vnd Hochgelarten | Herrn Samuel Ritters / Vor trefflichen Rechts-Gelehrten: Erbſaſſen | vff Deder ſtedt: Ertz-Biſchöflichen / Magdeburgiſchen | Land Syndicuſsen; Fürſtl. Anhaltiſchen / vnd Gräfl. Mansfel - diſchen Raths vnd Cantzlers; vnd des löbl. Schöppen-Stuels zu | Halle / vornehmen Beyſitzers / vnd Pfänners daſelbſt. | Der / nach des Allerhöchſten wunder-weiſen Rath vnd willen im gebrechlichen Braach-Monat; | Vor 50. Jahren und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 217 geboren / mitten in denſelben vor 24 Jahren geheyrathet: Vnd nun am flüchtigen | Ende deſſelben (am 27.) alſo flüchtig abgebrauchet: Vnd am letzten Tage eben deſſelben / | ſelig ein bracht: in dieſem alſo ſchnell-lauffenden 1647. Jahre. ] Dem ſeligſt verſtorbenen / als ſeinem / im Gräfl. Mansf. Gymnaſio zu Eiß- leben / erſten vii beſten Diſcipel; liebſten Schwager / vnd beſtändigſtem | Hertz-Freunde / zu vnſterblichen Ehren: Ihme ſelbſt aber | vnd allen hinterbliebenen Freunden vnd Anverwanten | zu gleichmeſsiger Bereitſchaft vnd hertztröſtlicher Erbawung geſetzt vnd nachgeſungen | vom alten M. Martin Rin ckarten / in ſeiner Elenden Heulenburck. Am Schluſſe: Torgaw / | Gedruckt bey Johan Simon / An. 1647. 1 Bogen 40, Aij, iij. Inhalt: Erſt ein Lied in 5 Ale xandrinern: „Vnd reiteſt du auch fort ?“ Alsdann 25 Alexandriner Strophen: „Ach Gott, du höchſter Gott.“ Ferner Epicedien von Ernſt Dehne und Samuel Rinkart. Auf dem Titelblatt ein Autogramm Rinkarts, das leider zu ſehr beſchnitten iſt, als daß ſich feſtſtellen ließe, an wen die Dedikation gerichtet iſt. Kön. Bibl. Berlin. Yi. 1346 bez. Z. 7809.

*95. LXXXIV. 70. Epicedion auf Caspar Dehne († 12. Auguſt 1648). Titel: „ Recht Chriſtmäßiges | Trauer Mahß | Beym unverhofften und doch Chriſt ſeeligſten Abſchiede | Des Ehrenveſten/Vor-Achtbarn / Vorſichtigen I und Vornehmen | Herrn Caſpar 218 Rinkarts Werke Dehnen / | Von Churfürſtlicher Durchlauchtigkeit zu Sach- ſen / zum Königlichen Schwediſchen Steuer-Weſen / | in Leipzig / wohl-verordneten Steuer-Einnehmers. | Welcher am zwelften / des ängſtigen Auguſt - und Angſt - Monats / | früh morgens üm 6. Vhr an einem harten Stick Fluſſe / doch bey gu- ter und Chriſtlicher Ver nunfft / in und auf ſeinem Erlöſer / ſanfft und ſeelig auf und abgelöſet worden. | Den Hertz betrübten lieben Seinigen / zu hertz- | kräftigen Troſte / zugefertiget | Von | Verwandten und guten Freunden. | Am Tage der Chriſt- zierlichen und heilwertigen Beer- digung / war der 14. be meltes Monats / im Jahr | unſers ewigen Heils und Heilandes 1648.“ 22 Alexandriniſche Stro phen; unterzeichnet: „Von hertz-ſchmerzlich Mit Betrübten M. Martin Rinckarden.“ Abgedruckt Blatt Fb ff. in der Schrift: Myrhenbüſchel mit dem Blute Jeſu beſprenget . . . Bey Chriſt- und anſehnlicher Leichen - Beſtattung / Des weiland Ehrenveften / Vorachtbarn und Wohlgelahrten Herrn Caſpar Dehnens . . . Durch D. Johann Hülſemann . . . Gedruckt bey Fried. Lanckiſchen S. Erben. Herzogl. Bibl. Altenburg, Unkatalogiſierte Abteilung.

96. LXXXV. 71. LII. Im Leipziger Meßkatalog findet ſich Herbſt 1648 Blatt E3 angezeigt: M. Martin Rinckarts Apo kalyptiſcher Gedenckring . in 4". Lipsiae apud Tim. Ritzschium. Zur Zeit nicht wieder aufgefunden. und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 219

97. LXXXVI. 72. Erſtmalige Aufnahme des Liedes „ Nun danket alle Gott Mit Hertzen Mund und Händen“ in einem Geſangbuche, nemlich: Johann Crügers Praxis pietatis melica 1648 (1649?) p. 315. Aus dem Nachlaß des Domorganiſt Ritter in Magdeburg jetzt Gräfl. Stolb. Bibl. Wernigerode.

98. LXXXVII. 73. Erſtmalige Aufnahme des Liedes „Ach Vater unſer Gott, ach Vater aller Güte“ in einem Geſangbuche, nämlich dem Hannoverſchen von 1648. Stadtbibliothek Hamburg.

99. LXXXVIII. Grabſchrift für ſich ſelbſt, zu leſen auf der [bis in die neuſte Zeit in der Stadtkirche zu Ei lenburg angebrachten Gedenktafel. 4 Diſtichen „Quaeritis quid hic agam? etc.“ und Ver deutſchung: „Was mach ich in der Grufft? u. ſ. w.“ Abſchrift bei M. Elteſte.

100. Nach Rinkarts Tode ward ſein Andenken ge wahrt in folgenden Schriften: a. Runges Geſangbuch, Berlin 1653 (Nun danket) S. 294. 220 Rinkarts Werke

b. Johann Niedlings Handbüchlein IV. 1655. S. 45. (Erſte Aufnahme des Liedes „Hilf uns, Herr, in allen Dingen“). c. Braunſchweiger Geſangbuch 1661. S. 662. (Erſte Aufnahme des Liedes „Lobe, lobe, meine Seele“). d. Lüneburger Geſangbuch 1686. S. 141. (Erſte Aufnahme des Liedes „An Jeſum denken oft und viel“). e. Albert Knapps Liederſchatz 1837. Nr. 1063. (Erſte Aufnahme des Liedes „Wir haben eine feſte Stadt“). Von dieſen aus fanden die genannten Lieder ihren Eingang in zahlloſe deutſche Geſangbücher, deren Namen größtenteils in Fiſchers Kirchenlieder lexikon angegeben ſind. Nur ein einziges Werk Rinkarts erlebte nach ſeinem Tode neue Auflagen, das Jeſus - Hertz Büchlein. Laut einer Notiz in M. Martini Li penii Bibliotheca realis theologica, Francof. a. M. 1685 ſollen drei Neudrucke 1662, 1663 und 1668 ausgegangen ſein. Nur der von 1663 iſt noch nachweisbar. Wahrſcheinlich ward 1662 die Auflage von 1663 buchhändleriſch im voraus an gezeigt und 1668 der Reſt nochmals zum Verkauf ausgeboten. Während des vorigen Jahrhunderts eroberten ſich einige der angeführten Lieder mehr und mehr ihre Stelle in den Geſangbüchern, namentlich das deutſche Gratias ſchwang ſich auf die Höhe, auf und ſonſtige ſchriftliche Hinterlaſſenſchaften. 221 der es unſer Jahrhundert bereits begrüßte, wenn gleich die Verderbnis des Textes in gleicher Weiſe Fortſchritte machte. Anfang unſeres Jahrhunderts verſchwanden die meiſten Rinkartlieder wieder aus den Gemeinde gottesdienſten, nur das Gratias ſchwamm über die Waſſer des Rationalismus. 1829 erbarmte ſich Prof. Plato in Leipzig des ſo lange ungebührlich vernachläſſigten und in den Hintergrund gedrängten Dichters, ohne freilich ſich in genügender Weiſe zu informieren. Er ſchrieb eine Biographie Rinkarts, die für jene Tage ver dienſtlich war, wegen der zahlreichen Irrtümer aber für uns unbrauchbar geworden iſt. 1830 und wiederum 1857 folgte der treffliche Rinkartforſcher J. D. Vörckel, Rinkarts Nachfolger im Amt, mit ähnlichen Arbeiten nach und führte die Kenntnis des Lebens und der Werke einen be deutenden Schritt weiter. In den fünfziger und ſechziger Jahren unſeres Jahrhunderts finden wir Biographieen in den das Kirchenlied behandelnden Litteraturwerken, nament lich Cunz und Kochs, die indeſſen nicht auf ſelbſtändigen Forſchungen beruhen. Was in En cyklopädieen ſich findet, iſt durchaus oberflächliche Arbeit. 1883 gab Dr. Karl Müller mit trefflicher Ein leitung verſehen den „Eißlebiſchen Ritter“ und 1885 Heinrich Rembe durch eine litterarhiſtoriſche Abhandlung über die Dramendichter der Graf 222 Rinkarts Werke.

ſchaft Mansfeld bevorwortet den „Indulgentiarius“ heraus. Möge dieſe Jubelfeſtſchrift, die neben einer auf Verwertung des Quellenmaterials beruhenden kor rekteren Biographie und einem ausführlichen Ver zeichnis der von den Bearbeitern benutzten und entdeckten Quellen eine größere Anzahl geiſtlicher Lieder Rinkarts, als jemals bekannt gegeben wur den, darbietet, den Freundeskreis unſeres Dichters unter Gelehrten und Gebildeten gleicherweiſe er weitern und einigen der beſten ſeiner Lieder zur Aufnahme in neue Geſangbücher helfen! A u S w a h l

Rinkarts geiſtlichen Liedern.

Aus dem Jeſus-Hertzbüchlein. 1650. 1. 1. Lob ſei dem höchſten Gott, Der uns ſo reich beſcheeret, Aus ſeines Herzens Schrein Uns ſeinen Sohn verehret, Den Sohn, den werten Sohn, Den eingebornen Sohn, Den gleichen Weſens-Held, Der ſeines Herzens Kron. 2. Der Fleiſch von unſerm Fleiſch Ohn' Sündenfleiſch geboren, Der uns ſein Himmelreich Gebracht, da wir verloren, Der Held, der ſtarke Held, Der Schlangentreter-Mann Uns retten, reinigen, Und rächen will und kann. 3. Der dreimal höchſte Gott In Gnaden ob uns walte, Die neuerworbnen Schätz Uns ewiglich erhalte, Stärk uns durch ſeinen Geiſt, Erleucht uns durch ſein Wort, Daß wir vor ſolche Gnad Ihn preiſen hier und dort.

Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 15 226 Auswahl

2.

1. Gelobet ſei mein Gott, Der auch im Pilgrims-Orden, Zu unſerm Heil und Troſt, Iſt Pilgrims-König worden! Verläßt ſein Himmelreich, Und holet uns hinein! Das mag mit Demut, Gnad, Und Wunder-Liebe ſein!

. Gelobet ſei mein Gott, Der auch im Pilgrims-Orden Iſt unſer Kreuz-Genoß, Gefährt und Bruder worden! Fleucht in Egyptenland: Und träget jetzo noch Mit treu und breitem Fuß So manches Pilgrims-Joch.

. Gelobet ſei mein Gott, Der auch im Pilgrims-Orden Iſt unſer reicher Wirt Und Speiſemeiſter worden! Ja wenn uns in der Welt Die Welt nicht leiden kann, Nimmt Er im Himmel uns Mit Freud und Ehren an. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 227

3.

. Gelobet ſei der Herr, Der uns ſein Wort gegeben! Das teuer werte Wort, Davon wir Menſchen leben: Davon wir Chriſtenleut, Und Gottes Kinderlein, Davon wir Sünden-frei, Und Himmels-Erben ſein.

. Daraus des Lebens Brunn In Eden iſt entſproſſen, Und ſich der Weisheit Ström' In unſer Herz ergoſſen; Dadurch uns Heil und Troſt, Dadurch uns Saft und Kraft Der ſtarke Lebens-Gott Im Tod und Leben ſchafft.

. Der ſtarke Lebens-Gott Stärk' uns durch ſeine Güte, Vor welſchem Menſchentand Und Seelen-Gift behüte: Erhalt uns rein und ganz Solch teuer wertes Wort, So wollen wir dafür Ihn preiſen hier und dort.

15 : Auswahl

4. . Gelobet ſei mein Gott, Und ewiglich gepreiſet, Der im Taufwaſſer-Bad, Die Gnade mir erweiſet! Und mir gewaſchen ab Die Erb- und andre Sünd, Ja ganz geboren neu Mich armes Adams-Kind.

. Gelobet ſei mein Fürſt, Der ewiglich regieret, Aus Höllen-Dienſtbarkeit Mich mächtig ausgeführet, Durchs Sünden-rote Meer, Und durch den Heil-Jordan, Ins hochgelobte Land Und rechte Canaan.

. Gelobet ſei mein Schatz, Der durch ſein Blut und Wunden Auf Glaubens-treue Pflicht Sich ſelbſt mit mir verbunden. Er gebe mir nur noch, Daß ich für ſolche Treu Und unverdiente Gnad Ihm ewig dankbar ſei. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 229

5.

1. Gelobet ſei der Herr, Und täglich hoch gepreiſet, Der in der höchſten Not Uns höchſte Treu erweiſet, Gott der getreue Gott, Hält ſeinen alten Brauch, Legt eine Laſt uns auf, Er hilft uns aber auch. 2. Er nimmt und trägt allein Auf ſeinem ſtarken Rücken Die Sünd- und Höllen-Laſt, Die uns wollt' unterdrücken, Er hilft uns tragen auch Das Kreuz-Geſellen-Joch, Ja träget auch allhier Das allergrößte Bloch! * 3. Er hilft uns früh und ſpat; Er hilft uns nah und ferren; Wir haben einen Gott, Und einen Herren, Herren, Der auch vom Todes Joch Uns retten will und kann! Gelobet ſei der Herr! Er hilft uns als ein Mann.

1) Bloch = Block = Laſt. 230 Auswahl

6. . Gelobet ſei die Pein, Die Gott für uns getragen, Die Band', die Dornenkron; Das Stoßen, Stechen, Schlagen, Die Schläge, Stiche, Stöß, Stech-Dornen, Band' und Pein, Die ſollen unſer Troſt Im Kreuz und Elend ſein.

. Geehret ſei die Schmach, Die Gott für uns getragen, Das Kreuzholz, das Geſpött; Das Läſtern und Anklagen; Das alles, und was mehr Viel ſchwerer als die Pein, Soll unſer Ehrenkron' In Schmach und Schande ſein.

. Gepreiſet ſei der Tod, Den Gott für uns getragen, Die Sünd und Höllen-Angſt; Das Zittern, Zagen, Klagen: Das alles, das ihm war Die allerſchwerſte Pein, Soll unſer Siegs-Panier Im Tod und Leben ſein. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 231

7. 1. Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Mein A und mein Anfänger, Du biſt der Chriſtenheit Urheber und Vorgänger! Du klopfeſt bei mir an, Eh ich daran gedacht, Das hat dein liebreich Herz, Nicht mein Verdienſt, gemacht.

2. Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Mein Beiſtand und Begleiter! Du wirkeſt fort und fort, Und treibeſt immer weiter, Du giebſt das Wollen mir, Klopf an, klopf an, klopf an, Gieb das Vollbringen auch, Sonſt bleibt es ungethan.

3. Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Mein O und mein Vollender; Halt mich im Glauben feſt, Mein Kreuz- und Kummer-Wender. Klopf an, ſonſt ſchlafen auch Die klugen Jungfraun ein; Vertreib den Sünden-Schlaf, Dein ſoll all Ehre ſein. 232 Auswahl

8.

. Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Mein Leben und mein Hoffen, Du haſt nach Herzens Wunſch Mein Herze mir getroffen, O Jeſu, meine Zier, Ich fühle deine Kraft! Ich ſterbe, wo mir nicht Durch dich wird Rat geſchafft.

. Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Ich hab es wohl erkundet, Was deine Hand vermag, Du haſt mein Herz verwundet, Du haſt verwundet mich, Wirſt mich verbinden auch, Du ſchlägeſt und machſt heil, Es iſt dein alter Brauch.

. Dir ſey Lob, Ehr und Preiß, Du haſt zu meinem Frommen, Mit deiner Äuglein Glanz Mein Herze mir genommen, O Jeſu, meine Zier, Behalt es ewiglich, Und gieb, und laß mir nur Dafür dein Herz und dich. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 233.

9.

. Dir, Jeſu, ſag ich Dank, Ob mich die Welt gleich quälet, Daß du mich vor der Welt, Und von der Welt erwählet. Sie haſſet feindlich mich, Es iſt ihr alter Brauch, Hat ſie von Anbeginn Dich doch gehaſſet auch.

. Laß mich, Herr Jeſu, nur Ihr nimmermehr vertrauen, Auf ihren Heuchel-Grund Und Schmink-betrug nicht bauen: Ein Steuer-loſes Schiff, Ein Boden-loſes Feld, Ein Regen-loſer Wind, Was iſt das? es iſt Welt.

. Erhalt, Herr Jeſu, mich, Du Fürſt der Herz-Gedanken, Und laß mich nimmermehr Von dieſer Meinung wanken: Welt iſt und bleibet Welt: Ich haſſe ſie; ſie mich: Du biſt und bleibeſt treu; Du liebeſt mich; ich dich. Auswahl

10.

1. O Jeſu, meine Zier, Du giebeſt Licht und Leben; Du wolleſt Leben, Licht Und Weisheit mir auch geben, Daß ich im rechten Grund Erkenne mich und dich, So werd ich lieben dich Allein, und haſſen mich.

2. O Jeſu, meine Zier. Du prüfeſt Herz und Nieren, Laß meiner Sünden Greul Zu meinem Heil mich ſpüren, Und was für Sünden-Straf Ich habe bracht auf dich, So werd' ich loben dich Allein, und ſchelten mich.

3. O Jeſu, meine Zier, Laß deine Leuchte brennen, Und deiner Gnaden Heil Mich inniglich erkennen, Und was ich hab und bin Durch dich und ohne dich, Werd' ich behalten dich Allein, und laſſen mich. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 235

11.

1. O Jeſu, meine Lieb! Wie ſoll ich dir vergelten! Du könnteſt billig mich Verdammen, ſtrafen, ſchelten, So macheſt du mich los Von Sünde, Höll und Tod! Und warneſt über das Mich noch vor ſolcher Not.

. O Jeſu, meine Lieb! Wie ſoll ich dir bezahlen, Was von Schreckbildern du Mir läſſeſt nur vormalen! Ach bild' und ſchreibe ſie Selbſt meinem Herzen ein; Und laß die Lieb an mir Ja nicht verloren ſein.

. O Jeſu, meine Lieb! Wie ſoll ich dir verdanken Der Liebe Wiſſenſchaft, Erlöſung und Gedanken! Laß alle Kreatur Mir ſchreiben in mein Herz: Daß Himmel, Höll und Tod Kein Kinderſpiel noch Scherz. 236 Auswahl

12.

. Stark iſt ein Waſſerſtrom Zu ſchlämmen und verdämmen, Noch kann er deine Lieb Auslöſchen nicht noch hemmen! Du liebes Flämmlein du! Dir ſei Lob, Ehr und Preis! Zünd an, zünd an mein Herz Zu gleichem Liebes-Fleiß.

. Noch ſtärker iſt der Tod, Der alle Welt durchdrungen; Noch hat ihn deine Lieb Im Tode ſelbſt verſchlungen! Du liebes Flämmlein du, Dir ſei Lob, Preis und Ehr, Zünd an, zünd an mein Herz In Lieb, je mehr und mehr.

. Am allerſtärkſten ſind Die Sünd- und Höllen-Fluten! Noch werden ſie gedämpft Von deinen Liebes-Gluten! Du liebſter Heiland du! Dir ſei Lob, Preis und Ehr, Ach daß auch meine Lieb Allzeit die ſtärkſte wär. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 237

13.

1. O Vater unſer Gott, Dir ſei Lob, Preis und Ehre, Für Luthers Bibel-Buch Und Catechismus-Lehre, Dies Buch, dies kleine Buch Erhalt uns aller Ort, Daß dich die kleine Welt Erkenne fort und fort.

2. O Jeſu unſer Herr, Dir ſei Lob, Preis und Ehre, Für Doctor Luthers Schrift, Und die ſchriftreiche Lehre: Dies Gold, dies reine Gold, Erhalt uns ſtet und rein, So ſchreiben wir dein Lob Mit Adamanten-Stein.

3. O Jubel-Freuden-Geiſt, Dir ſei Lob, Preis und Ehre, Für Doctor Luthers Geiſt, Und die geiſtreiche Lehre. Den Geiſt, den reichen Geiſt, Erhalt uns fort und fort, So wollen wir dein Lob Vermehren hier und dort. 238 Auswahl

14.

. Lob ſei dem höchſten Gott, Der wohnet in der Höhe, Er ſiehet, hört und weiß, Wie's allen Menſchen gehe, Beherrſcht das ganze Rund, Und will eins ſchaffen recht, Zum mind’ſten dort einmal, Dem Herren als dem Knecht.

. Lob ſei dem wahren Gott! Der näher zu uns kommen, Ihm einen Gnaden-Stuhl Im Heiligtum genommen. Er herrſchet und regiert Hier in der Gnaden-Zeit, Zu ſonderm Heil und Troſt Der werten Chriſtenheit.

. Lob ſei dem treuen Gott! Der allernächſt gekommen Der Auserwählten Schar, Ihr Herz-Burg eingenommen ! Die, die regieret Er Genädigſt hier und dort, Darum hat nichts allhier Der Höllen Macht und Pfort. aus Rinkarts geiſtlichen Liedew.

15. . Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Du treuer Menſchen-Hüter. Du Heil- und Tröſte-Gaſt Der furchtſamen Gemüter. Willkommen in mein Herz Zu tauſend, tauſend Mal Dort will ich danken dir Im Himmels-Freuden-Saal.

Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Du treuer Menſchen-Pfleger, Für deine Hut und Wacht Und Engeliſch Heer-Läger, Und alles was du mit Gebracht von Schätzen mir. Nun bin ich Sorgen-frei, Nun bin ich reich in dir.

Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Du treuer Menſchen-Schützer: Sei und bleib ewiglich Mein Haus- und Herzbeſitzer: So bin ich frank und frei Für Sorgen, Angſt und Not: Nun ſchaffen nichts an mir Sünd, Teufel, Höll und Tod. 240 Auswahl

16.

. Ich heb in Angſt und Not Mein Augen auf zum Herren, Von Bergen Iſrael Iſt Hilf und Heil nicht ferren: Der Himmel, Erden, See Und alles hat gemacht, Der ſchläft noch ſchlummert nicht, Hält Scharwacht Tag und Nacht.

. Er wird dir deinen Fuß Auf recht gebahnten Straßen, Den breiten Glaubens-Fuß Mit nichten gleiten laſſen. Der Hüter Iſrael Lenkt Glück und Unglücks-Schein, Daß ſie ihm lobeſam Und dir erbaulich ſein.

. Der Herr behüte dich! Dich und dein Leib und Seele, Daß weder Sonn noch Mond In Hitz und Kält' dich quäle. Er führ' und leite dich Gewahrſam ein und aus, Und bringe dich zuletzt Ins ſichre Wohnungs-Haus. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 241

17.

1. Lobt Gott, lobt alle Gott! Die Macht lobt ſeiner Feſte, Lobt ihn im Heiligtum, Sein' Herrſchaft iſt die beſte: Lobt ihn in ſeinem Thun Und Thaten weit und breit, Lobt ihn in ſeiner Macht Und großen Herrlichkeit.

2. Lobt ihn mit Jubelſchall! Er hilft aus allen Nöten, Lobt ihn mit Saitenſpiel, Poſaunen und Trompeten, Mein Herz iſt Harfen-art, Es ſoll auch ſtimmen ein: Lobt ihn mit Cymbalen, Die klingen wohl und fein.

3. Lobt, lobet, lobet ihn Mit Reigen, Pauken, Pfeifen, Mit Mund und Saitenſpiel, Mit Blaſen, Schlagen, Greifen! Was Leben, Weben, Klang Und Wind und Odem hat, Soll mit und neben uns Gott loben früh und ſpat.

Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 16 242 Auswahl

18. . Nun laßt uns alle Gott Mit Mund und Herzen ehren; Der uns ſo väterlich Und mildiglich thut nähren. Denn ſeine Güt und Gnad Die währet immerdar, Er ſpeiſet alle Welt, Und uns das ganze Jahr.

Daß alles Fleiſch und Vieh, Auch die unflüggen Raben, Nach jeder Art Begier Ihr Unterhaltung haben, Wenn ſie auf ihre Sprach Ihn rufen ängſtig an, So hat er ihnen ſchon Ihr Futter eingethan.

. Roß-Arbeit, Mannes-Stärk, Ohn Gläuben, Laufen, Rennen, Und Sorgen Tag und Nacht, Gar nichts ausrichten können, Auch Gott gefallen nicht: Das aber ihm beliebt, Wenn man in allem Thun Sich ſeiner Gnad ergiebt. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 243

19.

. Gott ſetzt und pflanzte mich Im Lenzen meiner Jugend Ins Kirchen Paradies Zum Palmen-Baum der Tugend, Und gab mir Saft und Kraft Den ganzen Sommer lang, Bis ich ward hoch und ſtark; Ihm ſei Lob, Ehr und Dank.

. Der Sommer lief dahin: Nach ihm kam auch gegangen Der edle Trauben-Mann, Gott wartet mit Verlangen Auf mein unreife Frucht Den ganzen Herbeſt lang, Begeußt auch ſelber noch: Ihm ſei Lob, Ehr und Dank.

. Der Winter iſt nicht weit, O Jeſu, edler Reben, Dem ich gepfropfet ein, Wo du nicht Kraft wirſt geben Zur ſpäten Winter-Frucht, So wird es allzulang. Du weißt was zeitig iſt; Dir ſei Lob, Ehr und Dank.

16* 244 Auswahl

20.

. Wenn Gott uns nun einmal Wird ganz und gar erlöſen Vom Höllen-Pharao, Welt, Fleiſch und allem Böſen, Und Sions Himmels-Burg Wird haben eingeräumt, Wird uns vor Freuden ſein, Als hätt es uns geträumt.

. Da wird Abrahams Volk Von Heil und Wunder ſagen, Und wir aus Japhets Haus Sie Wunders wegen fragen; Daß Gott uns durch die Tauf, Und ſie durchs rote Meer Geführet: welches wohl Sei größer Gnad und Ehr.

. Was wir von Thränen jetzt Auf Gottes Acker ſtreuen, Das werden wir alsdann Mit Freudenſchall abmeyen! * Wir ſtreuen Handvoll aus Die edlen Körnelein; Und bringen Arme voll Die Lebens-Garben ein.

1) = abmähen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 245

21. Tiſch - Gebet l ein. Vor dem Eſſen. Wer mit mir will im Geiſt ünd in der Wahrheit beten, Der ſeufz: O höchſter Gott, Für den wir ſind getreten, Gieb uns den Glauben erſt, Und dann die Andacht auch; So beten wir getroſt Nach rechtem Chriſten-Brauch.

22. Zu Mittage. 1. O Gott, du liebes Väterlein, Segn' unſre Speis und Güterlein, Schütz uns mit deinen Engelein, Und laß ſie ewig bei uns ſein. 2. O Jeſu, liebes Brüderlein, Kehr ein in unſers Herzens Schrein, Mach uns von allen Sünden rein, Und laß uns in dir frölich ſein. 3. O Heilger Geiſt, dein Gnadenſchein Segn' unſre Stadt, Kirch und Gemein, Erhalt uns Wort und Glauben rein, Und laß uns ewig bei dir ſein. 246 Auswahl 4. O heilige Dreifaltigkeit, Beſcheer uns Fried und Einigkeit, Und mach uns allezeit bereit Zu deiner Freud und Seligkeit. Amen.

23. Bum Abendeſſen. 1. Der Menſch hat nicht allein Vom bloßen Brot das Leben, Gott muß die Lebenskraft Dem Brot und Menſchen geben, Durch ſein allmächtig Wort Erhält er Seel und Leib; Dieſelbe Gottes-Kraft In uns bekleib und bleib. 2. Der Menſch hat nicht allein Vom Erden-Brot das Leben: Gott hat uns auch dazu Die Seelen-Speiſe geben. Dasſelbe Lebens-Wort Erhält uns Seel und Leib; Desſelben Gottes Kraft In uns bekleib und bleib. 3. Der Menſch hat nicht allein Vom Seelen-Brot das Leben: Gott will uns dort einmal Auch Engliſch' Speiſe geben. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 247 Damit ſein Lebens-Wort Zugleich an Seel und Leib Hier und dort ewiglich In uns bekleib und bleib.

24. Nach dem Eſſen. Nun danket alle Gott, Mit Herzen, Mund * und Händen, Der groſſe Dinge thut An uns und aller * Enden, Der uns von Mutter-Leib Und Kindes-Beinen an Unzählich viel zu gut Und noch jetzund gethan. Der ewig-reiche Gott Woll uns auf unſer * Leben Ein immer-frölich Herz Und edlen Frieden geben: Und uns in ſeiner Gnad Erhalten fort und fort, Und uns aus aller Not Erlöſen hier und dort. Lob, Ehr und Preis ſei Gott Dem Vater und dem Sohne, Und dem der beiden gleich Im höchſten Himmels-Throne: Lesarten: 1) 1648: Muth. – 2) 1648 : allen. - 3) 1648: bei unſerm. 248 Auswahl Dem dreymal-einen* Gott, Als er* urſprünglich war, Und iſt, und bleiben wird Jetzund und immerdar.

25.

Singeſtunden-Gebetlein. 1. O Jeſu Gottes Söhnelein, Du herzgeliebtes Brüderlein, Dieweil von deiner Gnaden-Gunſt Herkömmet alle Lehr' und Kunſt: 2. So hilf, daß erſt in uns dein Wort Bekleib und bleibe fort und fort; Und denn auch freier Künſte Lehr Zu unſerm Heil und deiner Ehr; 3. Zumal die Kunſt, die ewig bleibt, Und uns den Trauer-Geiſt vertreibt: So wollen wir dich allermeiſt Samt Vater und dem heilgen Geiſt 4. Mit frölichem Klang und Geſang Anſingen unſer Leben lang: Und dort erſt in der Engel Schar Recht herrlich preiſen immerdar. Amen.

Lesarten: 1) Math. Gedenkring: ewig-höchſten. – 2) Math. Gedenkring: Als es anfänglich war. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 249

26. Friedens- Gebetlein. 1. Du Himmels-Friede-Fürſt, Der du von Gott gekrönet, Und der du uns mit ihm In Ewigkeit verſöhnet, Gib den Verſöhnungs-Bund Mir ja in Lieb und Leid In mein betrübtes Herz, So hab ich Fried und Freud. 2. Du Himmels-Friede-Fürſt, Der du für mich geſtorben Und mir den Friedens-Schatz Und aller Welt erworben. Nimm doch einmal von mir Das Zank- und Hader-Joch, Und laß mich doch zuletzt Im Friede ſterben noch. 3. Du Himmels-Friede Burg, Haſt dich uns aufgeſchloſſen, Und Satans Reich und Heer Zur Höllenburg verſtoßen. Laß bei mir nimmermehr Den Frieden-Störer ein, Und mich aus deinem Schloß Unausgeſchloſſen ſein. 250 Auswahl

27. Kreuz-Gebetlein. . Ach Gott, mein treuer Gott, Darf ich mein Elend klagen? Und wie mir's iſt ums Herz, Wie kannſt du mich ſo plagen, Mich dein betrübt Geſchöpf, Und ſchwache Kreatur, Die voller Elend ſchon Und Jammer von Natur.

. Und muß noch ſolche Pein Und große Schmerzen tragen, Die du viel beſſer weißt, Als ich ſie weiß zu ſagen, Wo iſt dein treues Wort Und alter Vaters-Ruhm? Was hilft mir denn zuletzt Mein Glaub und Chriſtentum? . Ach ſollteſt du dein Kind Dich laſſen nicht erbitten, Und deines Eifers Grimm Vielmehr auf Leute ſchütten, Die dich und deinen Sohn, Und ſein heilwertig Wort Erkannt und unerkannt Verläſtern fort und fort. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 251

28. Chriſt-Tröſtliche Antwort. . Was iſt das liebe Kreuz Als eine Vaters-Rute, Die Gottes Kinderlein Thut wunder-viel zu gute? Sie treibet uns zu Gott, Zur Andacht und Gebet, Sie ſteuret böſer Luſt Sie ſtraft und züchtiget. . Sie macht uns mürb und reif, Daß wir uns drein ergeben, Und ſtreben inniglich Nach einem andern Leben, Da weder Not noch Tod, Da weder Kreuz noch Pein, Da weder Ach noch Weh In Ewigkeit wird ſein. . Lob ſei dir ewiglich, Du Heiland aller Frommen, Der du das Helden-Joch Allein auf dich genommen, Und uns geleget auf Ein augenblicklich Leid, Und bringeſt uns zuletzt In ewig Himmels-Freud. 252 Auswahl

29. Vorbitter-Gebetlein für der Jüden Bekehrung. 1. O Jeſu, der du ſelbſt Aus Davids Stamm und Samen, Laß nicht verdorren gar Den Davids-Stamm und Namen, Zeuch ab, zeuch ab einmal Den Eifer deiner Hand, Und ſetze Davids Volk In alten Ehrenſtand. 2. O Jeſu, der du auch Für ſie dein Blut vergoſſen, Und deine Thränen-Bach Aus Lieb hinein gefloſſen, Laß ab, laß endlich ab Vom Eifer deiner Hand, Und ſetze ſie doch nur In Kirchen-Gnaden-Stand. 3. O Jeſu, Gottes Sohn, Soll noch allhier auf Erden Nach deinem Wort ein Hirt Und eine Heerde werden, So wend in Liebe doch Den Eifer deiner Hand, Und bringe ſie und uns Ins rechte Vaterland. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 253

30. Teſtament- Schlaf - Valet- und Sterbe Gebetlein. 1. In deiner Gnaden-Hand Steht beides Tod und Leben, In deine Gnaden-Hand Will ich es beides geben. In deiner Gnaden-Hand Steht Glück- und Unglücks-Zeit: Mit deiner Gnaden-Hand Zu beiden mich bereit. 2. Und weil ich doch einmal, So lang ich auch mag leben, Die ſchwache Lebensburg Den Würmern muß aufgeben, Befehl ich Leib und Seel In deine Gnaden-Hand: Die Seel in deinen Schoos, Den Leib in friſchen Sand. 3. Was du erlöſet haſt, Zu ewig ſüßen Freuden, Mein ewig-treuer Gott, Durch ewig-kräftig Leiden, Und dieſen meinen Sinn Erhalt mir bis ans End, Daß dieſes bleib und ſei Mein letztes Teſtament.

„^.^v^-^.^.--*.*." 254 Auswahl

Aus der Meißniſchen Klage-Tieder Vortrab.

31. Himmel - ſteigendes Angſt - Gebet. Die Meißniſche Thränen-Saat. Im Ton der Waſſer-Quelle. 1. Laſſet euch, ihr edlen Seelen, Die betrübte Thränen-Saat Nicht ſo übermäßig quälen, Streuet! ſtreuet früh und ſpat Eure Samenkörnlein aus, Wol beſtellet Feld und Haus, Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen Werden bald mit Freuden meyen 1). 2. Welcher Acker hat getragen Ungebauet in der Welt? Sünden- Dornen-Wolluſt-Haagen Bringet unſer Kirchen-Feld, Wenn es nicht mit Macht und Müh Wird durchtrieben ſpat vnd früh: Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen.

1) meyen = mähen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 255

3. Welcher Ackermann im Felde Läſſet ſinken Hand und Mut, Wenn der Wind geht durch die Wälde, Und ihm ſchneiet auf den Hut! Lenzen-Wetter ſteht nicht lang, Iſt ein bloßer Übergang: Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen.

4. Welches Garten-Feld bekleibet, Wenn man es nicht gräbt zuvor, Wenn man Würz und Blumen reibet, Steiget ihr Geruch empor. Wind und Regen müſſen ſein, Will man reichlich ernten ein: Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen,. Werden bald mit Freuden meyen.

5. Welche Roſ' iſt ohne Dörner? Welche Salb iſt ungemiſcht? Welche Garben ſchütten Körner, Wenn man ſie nicht weidlich driſcht? Und wir wollen gar allein Ohne Kreuz und Leiden ſein: Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen. 256 Auswahl

6. Stöcke muß man wohl beſchneiden, Wenn die Traube wachſen ſoll, Trauben müſſen Preſſen leiden, Will man Fäſſer legen voll. Durch viel Kreuz und Herzeleid, Kommen wir zur Himmels-Freud. Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen.

7. Darum, o ihr edlen Seelen, Laſſet euch die Thränenſaat Nicht ſo übermäßig quälen, Streuet, ſtreuet früh und ſpat Eure Samenkörnlein aus, Wohl beſtellet Feld und Haus. Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen.

8. Wenn der Herr uns wird erlöſen, Die gefangne Toten-Schar, Und uns, frei von allem Böſen, Lebendig wird ſtellen dar, Dann wird's kommen auf das Wort, Das wir hier ſo oft gehort: Die mit Thränen Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 257

9. Dann wird unſer Mund voll Lachen, Unſer Herz voll Freude ſein, Dann wird unſre Zung erwachen, Und halb krümmend ſtimmen ein, Dann wird rühmen Jedermann, Was der Herr an ihm gethan. Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen. 10. Komm, o Jeſu, komm und wende Unſre Sünden-Dienſtbarkeit, Mach es mit der Welt ein Ende, Und mit allem Leid und Streit, Hol uns heim und nimm uns an Ins gelobte Canaan. Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen. 11. Daß wir ſo viel Garben bringen, Als wir Thränen hier gebracht, Mit ſo großen Freuden ſpringen, Als betrübt ſie uns gemacht. Handvoll ſtreuen wir ſie aus, Armvoll bringen wir zu Haus. Die jetzt Thränen-Samen ſtreuen, Werden bald mit Freuden meyen.

Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 17 258 Auswahl

32. Himmel - ſteigendes Angſt - Gebet. Wider fleiſchliche Ungeduld, Im Ton: Herzlich thut mich erfreuen.

1.

Geduld wir ſollen tragen In Widerwärtigkeit, Und nicht an Gott verzagen, Wie die Unchriſten-Leut. Es fällt ohn ſeinen Willen Uns kein Häupt-Härlein ab, Will ſich das Kreuz nicht ſtillen, Geht es mit uns ins Grab.

2.

Geduld wir müſſen tragen In Widerwärtigkeit, All Adams-Kinder ſagen, Ob ſie zu jeder Zeit Auf lauter Roſen gangen Und nicht mit Angſt und Not, So wol als wir, umfangen Geweſen bis in Tod. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 259

3.

Geduld wir wollen tragen In Widerwärtigkeit, Und Gott dem Herren klagen All unſer Herzeleid. Es ſteht in ſeinen Händen, Ihm ſei es heimgeſtellt, Er wird es alles wenden, So bald es ihm gefällt.

4.

Geduld will ſich nicht finden In Widerwärtigkeit: Ach, hilf uns überwinden In allem Leid und Streit, Herr Jeſu, durch dein Leiden, Zum Fried- und Freuden-Port, So wollen wir mit Freuden Dich preiſen hier und dort. Amen.

17 260 Auswahl

Aus der Meißniſchen Thränenſaaf. 1657.

33. Der Deutſche Eſaia, und ſein und ſeiner im Anfechtungs- Gefängnis geiſt- und leiblich erſtorbenen Glaubens-Genoſſen wohlverwahrtes Kammer-Lied: Das 26. Cap. Eſaiae: Zu ſingen im Ton: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält. 1. Wir haben eine feſte Stadt, Von Gott ſelbſt aufgebauet, Die Heil und Troſt zu Mauern hat, Auf die man ſicher trauet, Macht auf die Thor in aller Welt, Das Volk, das Chriſto Glauben hält, Soll mit uns Einzug halten. 2. Du hochgelobter Friede-Fürſt! Was du uns haſt verſprochen, Du uns getreulich halten wirſt, Du haſt es nie gebrochen, Auf dein und deines Vaters Hand Soll uns das rechte Vaterland, Kein Feindes-Schwert nicht rauben. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 261

3. Du beugeſt bis zur Erden zu, Die in der Höhe wohnen: Die ſtolze Stadt erniedrigſt du, Der kleinen zu verſchonen. Dem ſchwachen Friedens-Boten-Fuß Sich alles unterwerfen muß, Was ſelig denkt zu werden.

4.

Der Auserwählten Weg iſt recht, Den ſie im Glauben gehen, Wenn ſie als deine treuen Knecht In Lieb und Hoffnung ſtehen, Wir warten auf dich, unſern Hort, Und haben Luſt zu deinem Wort Und deines Namens Ehre.

5.

O wie ſo manche liebe Nacht, Begehr ich dein von Herzen, Zu ſchauen dich und deine Macht, Verlanget mich mit Schmerzen, Wenn dein Wort ungehindert geht, Es wohl in allen Landen ſteht, In allen Ständ und Orden. 262 Auswahl

6. Wenn aber den Gottloſen gleich Das Heil wird angeboten, So dürfen ſie noch wohl dein Reich Und dich dazu verſpotten. Dein Wort iſt ihnen nicht bekannt, Drum achten ſie auf Menſchentand, Bis ſie zugrunde gehen. 7. Uns aber bringeſt du zu Haus Ins Fried- und Freuden-Leben, Denn alles was wir richten aus, Das haſt du uns gegeben, Beherrſchen uns gleich böſe Leut, Gedenken wir doch allezeit Allein an deinen Namen. 8. Die tote Glauben-loſe Schar Hat hier kein ewig Leben, Und du haſt ſie ſchon ganz und gar Der Höllen übergeben, Du aber fähreſt immer fort Und breiteſt aus dein Göttlich Wort Bis an das End der Erden.

9. Wenn Not und Trübſal geht an Mann, So lehreſt du uns beten, Wenn du uns ſchärfer greifeſt an, Wir näher zu dir treten, aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 263 Die liebe Zucht und Vaters-Rut Thut uns not und ſehr viel zu gut, Daß wir dich emſig ſuchen. (10.) 11. Wann werden wir in ſolcher Angſt Zum Freuden-Anblick kommen? Wenn wir entſchlafen wie vorlangſt Entſchlafen alle Frommen. Da werden deiner Toten Schar Mit ihrem Leichnam offenbar Zum Leben auferſtehen.

12. Auf, auf, ihr Toten, wachet auf, Die ihr liegt in der Erden! Auf, auf, verſammlet euch zu Hauf, Ihr ſollt erlöſet werden. Denn dein Thau iſt ein grüner Thau, O Herr, dein Himmels-Feld erbau Und ſtürze die Gottloſen.

13. Geh hin, mein Volk, in guter Ruh Zu Gott in die Schlafkammer, Und ſchleuß die Thüre nach dir zu, Und dich für Zorn und Jammer Verbirg ein kleinen Augenblick, Bis ich dir einen Boten ſchick Auf meine Hochzeit-Freude. 264 Auswahl

14. Denn ſiehe der Herr iſt bereit, Er wird urplötzlich kommen, In großer Kraft und Herrlichkeit, Zu richten Böſ' und Frommen. Da wird er ſeiner Knechte Blut Und der Blut-Männer ſtolzen Mut Welt-offenbarlich rächen.

34. Der deutſche Eſaias, und ſeiner Mitgefangenen herzbrechendes Kinderlied. Das vier und ſechzigſte Capitel, zu ſingen im Ton: Nun freut euch lieben Chriſten 2c.

1. Ich will des Herren Gütigkeit Auf die Nachkommen bringen, Daß ſie davon in Lieb und Leid Mit Luſt und Liebe ſingen, Und ſeiner Gnaden Vater-Treu Und auch der Vater-Rut' dabei Zu Lehr und Troſt gedenken. 2. Er ſprach zu ſeinem lieben Sohn: Sie ſind ja meine Kinder, Fahr' hin meins Herzens werte Kron', Errett die armen Sünder, aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 265. Wer ihnen Drangſal leget an, Der wiſſ, er hab es mir gethan, Ich will es bei ihm ſuchen.

3. Der Engel zog für ihnen her In einem Feuer-Zeichen, Wenn ſie bedränget waren ſehr, So ließ er ſich erweichen, Er nahm ſie auf als ſein Geſchlecht, Ließ Gnade gehen ſtets für Recht In allen ſeinen Thaten.

4. Bis ſie erbitterten den Geiſt Der heiligen Profeten, Daß ſich ſein Eifer auch erweiſt, Ließ ſie mit Haufen töten, Noch dacht. Er wieder an die Treu, Und ihnen ſtetig half aufs neu, Alsbald ſie Buße thäten.

5. Wo bleibet aber jetzt die Hand, Die dort ſolch Ehr einleget, Die uns führt aus Egyptenland, Uns jetzt zu Boden ſchläget, Wo iſt jetzund der Heilig Geiſt, Der uns ſo ſteten Beiſtand leiſt Und manchen Held erweckte? 266 Auswahl

6. Wo iſt der, der die Waſſer trennt, Und ihm macht einen Namen, Und den noch alle Welt bekennt? Er führte Jakobs Samen Wie eine Heerd durchs rote Meer Und legt ihm mehr und mehr der Ehr Auf ſeinen großen Namen.

" (.. So ſchaue doch nun auch einmal, O Gott! vom Thron der Ehren, Aus deinem großen Himmels Saal Laß deinen Eifer hören. Wie hält ſich ſo hart dieſer Zeit Dein herzliche Barmherzigkeit? Du biſt ja unſer Vater. 8. Denn Abraham von uns nichts weiß, Iſrael uns nicht kennet, Das aber iſt dein alter Preis, Daß man dich Vater nennet, So wend doch nun dein Vaterherz Zu uns, es iſt uns ja kein Scherz, O Vater und Erlöſer. 9. Ach! durch was ſchwere Miſſethat Iſt unſer Herz verſtocket? Wenn du durch deiner Boten Rat Zur Buß ums haſt gelocket! aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 267 Wend' ab, wend' ab, Herr, deinen Grimm, Lehr und bekehr uns wiederüm Um deines Erbes willen.

10. Die Feind uns unſer Vaterland Verheeren und verſtören, Dein Heiligtum mit Greul und Schand' Erfüllen und umkehren. Es geht uns wieder wie vorhin, Da wir noch mit verkehrtem Sinn Am Papſt und Götzen hingen.

11. Ach! daß du doch einmal im Grimm Möchtſt durch die Wolken reißen, Und auf den Feind mit Ungeſtüm Und Donnerkeilen ſchmeißen, Ach! daß ſie deines Feuers Blitz Zerſtörte, wie von ſtrenger Hitz Ein Waſſer-Topf einſiedet.

12. Auf daß wir deines Namens Ruhm Verkündigten mit Freuden, Und mit dem welſchen Götzentum Erzitterten die Heiden, Vor deiner großen Wunder-Hand, Damit du taſteſt an ein Land, Daß Berg und Thal zerſchmelzen. 268 Auswahl

13. Wie durch dein Hand vom Anbeginn So manches Ding geſchehen, Des ſich kein Sterblicher vorhin Wol nimmermehr verſehen, Und was du künftig uns bereit, Hat noch kein Aug und Ohr zur Zeit, Noch Menſchenherz vernommen. 14. Begegneteſt du doch oft hier Den Fröhlichen mit Freuden! Und ſegneteſt uns für und für Ohn übermäßig Leiden: Und wenn wir gleich nach Menſchen-Brauch Hart und lang übertraten auch, Ward uns dennoch geholfen. 15. Nun aber ſind wir alleſamt Vor deinen ſtrengen Augen Zur Feuer-Ofen-Qual verdammt; Denn wir durchaus nichts taugen, All unſre Werk-Gerechtigkeit Iſt wie ein alt verworfen Kleid Mit Blut und Schmutz beflecket. 16. Darum wir auch in unſern Sünd Und Miſſethaten allen, Wie die Baumblätter durch den Wind, Verwelken und hinfallen! aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 269 Wir rufen dich nicht fleißig an! Wir machen uns nicht auf die Bahn, Die Zornflut abzuwenden.

17. Wiewol ſich nun dein Angeſicht Von uns will gar abkehren: So kannſt du doch verleugnen nicht, Daß wir dir angehören; Du biſt der Vater, wir der Sohn, Du biſt der Töpfer, wir der Thon, Und deiner Hand Gemächte.

18. Herr, zürne doch nicht immerdar, Verſtoß nicht deine Kinder, Nimm doch nicht mehr als eines wahr, Daß dieſe Schmach nicht minder An dein' als unſer Ehre geht! Denn deine Kirchen, Land und Städt', Die werden zu Steinhaufen.

19. Das Haus der großen Herrlichkeit, Und was wir Schönes hatten, Iſt gegen jener Pracht und Zeit Nichts als ein Greul und Schatten; Herr, willſt du ſein ſo felſenhart Und ſchweigen wider Vater-Art, Iſt es um uns geſchehen! 270 Auswahl

35. Der deutſche Jeremias und ſein geiſt- und leibliches Hunger-Lied, aus ſeinem 14. und 15. Kapitel. Zu ſingen: wie es ſich anfähet.

1. Erhalt uns Herr bei deinem Wort, Als unſers Herzens Freud und Hort, Uns, die wir heißen Chriſtenleut Durch deines Namens Herrlichkeit.

2. Wir halten uns zu dir, Herr Gott, Und nicht zur lahmen Götter-Rott', Wir ſpotten ihrer Spötter-Lehr: Und zürneſt doch mit uns ſo ſehr?

3. Ach Herr! wie lange zürneſt du? Wie nimmet unſer Schmerzen zu, Unheilbar unſre Wunden ſein, Ohn Bande, Pflaſter, Öl und Wein!

4. Du biſt uns worden gleich im Zorn, Als wie ein Waſſer-leerer Born! Wo bleibet deine Lebens-Quell'? Ach! wie floß ſie 'vor klar und hell! aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 271

5. Wo iſt der vorig Ehrenſtand? Wie liegt das liebe Vaterland, Wie ſieht das heilig Gotteshaus Verödet und verwüſtet aus!

6. Wir leiden doppel-ſchwere Not Am lieben Leib- und Seelen-Brot; Die Äcker liegen brach und dürr, Der Acker-Mann geht in der Irr.

7. Die Kinder kommen leer zu Haus, Wenn man ſie ſchickt nach Waſſer aus. Die nicht verſchmachten in der Not, Die wünſchen ihnen ſelbſt den Tod.

8. Es lechzen Menſchen, Vieh und Gras, Und was zuvor in Freuden ſaß, Der Bauersmann ſieht kläglich aus, Hat weder Kalb noch Kuh zu Haus.

9. Das Wild verläſſet Wald und Gruft, Schnappt auf den Hügeln nach der Luft, Da iſt für Hirſch und Häſelein Auch nicht ein grünes Gräſelein. 272 Auswahl

10. Ach Herr! Ach, unſre Miſſethat Dies alles wohl verdienet hat! Der Ungehorſam iſt ſo ſchwer, Rett' aber deines Namens Ehr.

11. Du biſt ja der Troſt Iſrael, Du kannſt erretten Leib und Seel, Wie ſtelleſt du dich als ein Gaſt Bei uns, da du dein Erbteil haſt?

12. Wie ſtelleſt du dich als ein Held, Der andern räumen mußt das Feld? Wie ein verzagter Rieſenmann, Der nicht mehr helfen will noch kann.

13. Wir ſchreiben uns ja dir noch nach, Du wohneſt unter unſerm Dach, Verlaß nicht deine Chriſtenheit, Daß ſie dich lob in Ewigkeit.

14. Erhalt uns doch nur, Herr, dein Wort, Des Herzens Freude, Troſt und Hort! Uns, die wir deine Chriſten ſein, Der Name, Ruhm und Preis iſt dein. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 273

15. Mein Auge thränet Tag und Nacht, Wenn ich recht herzenstief betracht', Wie man dich quält an Leib und Seel', O Jungfrau Tochter Iſrael.

16. Wenn ich zu Felde geh' hinaus, So find ich Schwert, komm ich zu Haus, So liegen haufenweiſe mir Krank und Verſchmachte für der Thür.

17. Komm ich zur Kirchen, iſt ſie zu! Da fehlt die wahre Seelen-Ruh, Die Friedensboten ſind mit Schand' Und Spott verjaget auf dem Land.

18. Ach! haſt du uns verworfen gar? Iſt Schad und Not ſo voll Gefahr? Und ſind wir dir ſogar ein Greul, Daß wir nicht können werden heil?

19. Wir hoffeten auf Friedenspoſt, So kömmet boden-loſer Troſt, Wir hoffeten auf Hülf und Heil, So wird uns Schad und Spott zuteil. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 18 274 Auswahl

20. Herr, wir erkennen unſern Pfad, Und unſrer Väter Miſſethat. Wir ſind gefolget ihnen nach, Rett' aber deines Namens Schmach.

21. Laß den Thron deiner Herrlichkeit Nicht ſtürzen durch gottloſe Leut, Gedenke doch an deinen Bund, Und mach ihn auch den Feinden kund. (NB. Auf dieſe Weiſe: Verleih uns Frieden.)

22. Verleih uns, deinem Kirch-Geſchlecht, Hier und dort Fried und Leben. Es kann uns ja kein Götzen-Knecht Kein Tröpflein Regen geben, Denn du unſer Gott alleine. Gott gieb Fried in deinem Lande, Glück und Heil zu allem Stande. Amen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 275

36. Der deutſche Sirach, ſein himmelſteigendes Angſt - Gebet und wunder gieriges (für unſere hochbedrängten Augsburger und aller der Augsburger Bekenntnis halber in Not und Gefahr geſetzten Glaubensgenoſſen) Kirchenlied. Aus ſeinem 36. Kapitel. Zu ſingen im Ton: Wo Gott der Herr nicht bei uns :c.

1. O Herr! Allmächtig großer Gott! Erbarme dich der Deinen, Sieh an in Gnaden unſre Not, Und unſer kläglich Weinen, Heb wider die auf deine Hand, Die Glaubensfremde ſein im Land, Daß ſie dein Allmacht ſehen.

2. Wie du für ihren Augen wirſt Von und bei uns gepreiſet Als unſer ſtarker Friede-Fürſt, Und es haſt oft erweiſet; Alſo erweiſe deinen Grimm Für unſern Augen wiederüm An unſern Glaubens-Feinden. 18* 276 Auswahl

3. Erzeige dein' allmächtig' Hand Durch neue Wunder-Zeichen, Und mache kund durch alle Land, Daß nirgend deines gleichen, Daß ſie dich auch als unſern Gott, Für ihren Herren Zebaoth, Erkennen und bekennen. 4. Erwecke deinen Eifer-Grimm, Schlag auf die Teufels-Köpfe, Und ſie zerſchmetter üm und üm Wie leere Kachel-Töpfe; Herr, eil' und denk an deinen Eid, Auf daß man deine Herrlichkeit Und Wunderthaten preiſe. 5. Schütt allen deinen Zorren aus, Mit Blitz und Feuerſtrahlen Die Widerſacher und ihr Haus Zu tilgen und bezahlen, Die uns anlegen ſo viel Pein, Und alles wollen ſein allein Mit ihren Götzen-Knechten. 6. Verſammle dir, Herr Jeſu Chriſt, Dein auserwähltes Erbe, Und was von dir benennet iſt, Daß es kein Feind verderbe, aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 277

Erbarm', erbarme dich der Land Und Städte, da dein Wort bekannt So lange Zeit geweſen.

7. Richt auf dein wertes Heiligtum In aller Welt auf Erden, Laß deines großen Namens Ruhm Noch immer größer werden, Und was uns von der letzten Welt Durch deine Knecht iſt angemeldt, Bald in der That erfahren.

8. Daß wir erleben noch die Stund, Und die Verächter leſen, Wie aller deiner Schauer Mund Wahrhaftig ſei geweſen. Erhör! Erhör uns unſer Gott, Und wende derer Angſt und Not, Die deiner Hülf erwarten.

9. Geſegen uns vons Himmels Thron Mit deinem Kirchen-Segen, Den du durch deinen lieben Sohn Auf uns haſt laſſen legen, Daß alle Welt erkenne frei, Daß außer ihm kein Segen ſei Im Himmel und auf Erden. 278 Auswahl

10.

Der Herr vor aller Zeiten Zeit Uns ſegne und behüte. Der Sohn, der Herr der Herrlichkeit Gnad' uns durch ſeine Güte. Der Herr der Kraft, der heilig Geiſt Uns Hilfe, Kraft und Beiſtand leiſt, Durch Jeſum Chriſtum, Amen.

37.

Die deutſchen unſchuldigen Kinderlein und ihr kindliches Thränen-Lied, wider unſere un barmherzigen Glaubens-Feinde. 1629.

1. Ach Vater aller Güt, Ach Vater aller Gnaden, Sieh an das ſchwere Joch, Damit wir ſind beladen, Wir, deine Kinderlein. Ach Vater, unſer Gott, Erbarm, erbarme dich, Erbarme dich der Not. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 279

2. Du ſieheſt allzuwohl, In was Gefahr wir ſchweben, Mit was für Feindes-Macht Wir um und um umgeben. Die Welt iſt voller Krieg! Die Welt iſt voller Liſt! Dein Wort zu tilgen aus Iſt alle Welt gerüſt!

3. Die unter Chriſtenſchein Als Freunde zu uns kamen, Zerſtören deine Kirch, Entweihen deinen Namen, Und ſuchen Menſchen, Vieh, Geſetz, Altar und Herd Und deine Kinderlein Zu tilgen von der Erd.

4. Ach Vater, unſer Gott, Ach Vater aller Gnaden, Wend ab das ſchwere Joch, Damit wir ſind beladen, Wir, deine Kinderlein! Ach Vater, unſer Gott! Erbarm! erbarme dich! Erbarme dich der Not. 280 Auswahl

5. Wir haben ja die Rut Und alle deine Strafen Verdienet allzuwohl, Die Hirten mit den Schafen; Dein Wort wir hören oft Mit Ekel und Verdruß, Und folgen dir zumal Mit träg und laßem Fuß.

6. Daß aber Satans Reich Und Heer auf uns entbrennen, Das thun ſie, daß wir dich Und deinen Sohn erkennen, Und durch ſein Blut und Tod Im Glauben bleiben rein, Ohn' ihren Götzen Greul Gerecht und ſelig ſein.

7. Das iſt die Miſſethat, Darum ſie uns ſo plagen, Darum ſie deine Knecht In aller Welt verjagen, Und deine Schäfelein Verſchmachtet laſſen ſtehn, Und wir die ganze Welt Voll Bettler müſſen ſehn. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 281

8. Darum ſie Chriſtenblut Wie Waſſer ausgegoſſen, Daß ganze Ström und See Blutrot davon gefloſſen, Darum ſie Menſchen, Vieh, Geſetz, Altar und Herd Und alles auf einmal Geleget gar zur Erd.

9. Ja darum iſt's zu thun Dem alten Babels-Drachen, Daß er viel Schäfelein Bekomm in ſeinen Rachen, Und ſie mit Hab und Gut, Und gar mit Leib und Seel Verſchling und mit ſich bring In den Abgrund der Höll.

10. Ach Vater, unſer Gott! Ach Vater aller Gnaden! Zerbrich das ſchwere Joch, - Damit wir ſind beladen, Wir, deine Kinderlein ! Ach Vater, unſer Gott! Erbarm! Erbarme dich, Erbarme dich der Not! Auswahl

11. Die Waſſer heben ſich! Die Waſſerwogen ſchwellen! Die Waſſer-Ström im Meer Erheben ihre Wellen! Sind hoch und übergroß Und brauſen grauſamlich! Du aber, höchſter Gott, Biſt größer ewiglich! 12. Steh auf in deinem Grimm, Erlöſ' uns von den Drachen, Stoß ihnen ſiebenfalt Das Blut in ihren Rachen, Erweck uns einen Held, Der unſer Vaterland, Und alles wiederbring In alten Ehrenſtand. 13. So wollen wir dein Lob Mit Mund und Herzen preiſen, Und dir und deinem Wort Mehr Ehr und Dank beweiſen, O Jeſu, unſer Herr, Und liebes Brüderlein, Laß unſer Angſt-Gebet Bald Ja und Amen ſein. Amen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 283

38.

Der deutſche Glaubens-Kämpfer. Sein Himmelſteigender Morgen- und Abend Segen. Im Ton: wie es ſich anfähet.

1.

Aus meines Herzens Grunde Dank ich Gott Vater dir In dieſer MorgenÄ } -Stunde Und immer für und für, Durch dein herzliebſtes Kind, Daß du mich auserwählet Und unter die gezählet, Die ewig ſelig ſind.

2.

Aus meines Herzens Grunde Bitt ich, o Vater, dich, In der Verſuchungs Stunde Erhalt mich väterlich Durch deinen lieben Sohn, Daß du mir Leib und Leben Und deinen Sohn gegeben Zu einem Gnadenthron. 284 Auswahl

3. Aus meines Herzens Grunde Dank ich, o Vater, dir

º Morgen In dieſer Abend } -Stunde

Und immer für und für, Durch Chriſtum deinen Sohn, Daß du mir Leib und Leben Und deinen Sohn gegeben Zu einem Gnadenthron.

4. Aus meines Herzens Grunde Bitt ich, o Vater, dich, In der Verſuchungs-Stunde Schütz und behüte mich, Durch dieſen deinen Sohn, Vor ſorglichen Steinklippen, Vor der Sirenen Lippen, Und ihrem ſüßen Ton.

5. Aus meines Herzens Grunde Preiſ' ich, Herr Jeſu, dich, Daß du mit wahrem Munde So treulich warneſt mich Durch deine Lieb und Treu Vor falſchen Mord-Profeten, Die Leib und Seele töten Mit ſüßer Zauberei. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 285

6. Aus meines Herzens Grunde, Herr Jeſu, bitt ich dich, In der Verſuchungs-Stunde Erhalt mich brüderlich Durch dieſe deine Treu, Daß ich an dir verbleibe, Kein Irrgeiſt mich abtreibe, Er ſei auch wer er ſei.

7. Aus meines Herzens Grunde Dank ich dir, Heilger Geiſt, Daß du mit wahrem Munde Mich lehreſt allermeiſt Den rechten Lebens-Pfad, Den Chriſtus uns erfunden Durch ſein Blut, Tod und Wunden, Zum Himmel zu gerad.

8. Aus meines Herzens Grunde Bitt ich dich, Heilger Geiſt, In der Verſuchungs-Stunde Mir treuen Beiſtand leiſt, Durch Chriſti Blut und Tod, Daß mich kein Geiſt abreiße, (Er gleiß' auch wie er gleiße), Von Chriſto, meinem Gott. 286 Auswahl

9. So will ich dir lobſingen, Mein dreimal höchſter Hort, Und dir Dankopfer bringen Mit Freuden hier und dort, Das Chriſtus mir bereit, Aus meines Herzens Grunde, Von der Erlöſungs-Stunde Bis in all Ewigkeit. Amen.

39. Der deutſche Krieges-Feind, und ſein Blut-ſchwitzendes Krieges-Jammer-Lied.“ Vgl. Nr. 60. In ſeinem anfahenden Ton.

1. Ach, Gott vom Himmel, ſieh darein, Und laß dich das erbarmen, Mit was Gefahr, Gewalt und Pein Umgeben ſind die* Armen! Wo iſt die güldne Friedens-Zeit, Die unſer Heiland uns bereit, Der Himmels-Friede-Stifter?

1) Müllerin-Stimme: Blutverſtellendes Kriegesjammer Liedlein. – 2) M-S: wir. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 287

2. Die weiland ritten aus und ein Auf ſchönen Eſelinnen, Die können jetzt bei Mondenſchein Zu Fuße kaum entrinnen; Die Lerch und die Frau Nachtigal Vor Trommeln und Carthaunen-Schall Itzund ſich gar verlieren.

3. Die Fürſten, die vor höchſten Fleiß Auf Kirch und Schulen legten, Und recht Gerichte, Gott zu Preis, In Land und Städten hegten, Die laſſen durch ihr eigen Schwert Itzund Geſetz, Altar und Herd, Und alles unterdrücken.

4. Den Boten Gottes man verbeut, Die Wahrheit zu entdecken: Und ſie verjaget * weit und breit Mit höchſter Furcht und Schrecken: Die noch beſtellten Gottes Berg, Verrichten all ihr Amt und Werk Mit Zittern und mit Zagen.

1) M-S: ausjaget. 288 Auswahl

5. Die Sänger all ihr Klang-Gepräng Aufhungen" an die Weiden; Die keuſchen Töchter der Geſäng All ihre Freude meiden, Und warten mit Begier, ob Gott Sie woll' erlöſen aus der Not Und aus dem Feuer-Ofen.

6.

Gedenken auf die Land und See Die Kauf- und Handelsleute: Die Straßen ſind voll Ach und Weh, Und alles Raub und Beute. Die eiſenſchwere Krieges-Macht Hat Diebesmützen aufgebracht, Und Schamhüt abgezogen.*

7. Will ſich der wacker Ackersmann Zu Pflug ins Feld begeben: So geben ſich Freibeuter an Um ſein Geſchirr und Leben. Es friſſet Reuter, Knecht und Gaul Hinweg ihm alles vor dem Maul, Und zwingen ihn zu dienen.

1) M-S: aufhängen. – 2) M-S: ausgemuſtert. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 289

8. Es gehen nicht mehr ſicher aus Die Meyder und die Schnitter, Es bauen weder Hof noch Haus Haus-Väter und Haus-Mütter! Unſelig iſt was Kinder zeugt Und was der Mutter Brüſte ſäugt, Die Blutwelt zu erbarmen. 9. Die Söhn' und Töchter Iſrael, Die man vor ſah am Reihen, Sich quälen jetzt an Leib und Seel In wilden Wüſteneien. Vor Perlen, Ketten und Demant Sie haben kaum ein wöllen Band, Sich loſe hin zu gürten. (10–13.) 14. Ach Gott! ach Gott! du großer Gott, Erbarme dich der Deinen, Und hilf doch aus der Krieges-Not Den Großen und den Kleinen; So wollen wir dein Heiligkeit Und väterliche Gütigkeit Hier und dort ewig preiſen. Amen.

Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 19 290 Auswahl

40. Der deutſche David, und ſeiner guten langen - weilen Lied. Der 12. Pſalm. 1. Wie lange willſt du mein So ganz und gar vergeſſen? Wie lange ſoll ich denn Mein Brot mit Sorgen eſſen? Ach komm doch! ſchaue doch! Und gieb mir, Herr mein Gott, Nur einen Gnadenblick Eh ich entſchlaf im Tod. . Wie lange willſt du mir Sogar den Rücken kehren? Wie lange ſoll mein Feind Sich wider mich empören? Ach komm doch! ſchaue doch! Und rette mich, mein Gott, Eh' ich im Tod entſchlaf, Und werd der Feinde Spott. . Wie lange du auch biſt: Steh ich doch ohne Wanken, Wie lange will ich dir Hier und dort ewig danken! Ach komm doch! ſchaue doch! Erleuchte mich, mein Gott, Im letzten Freudenblick Ich aller Feinde ſpott! aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 291

41. Der deutſche Rittersmann, und ſein tägliches und behägliches Valet - Lied. Zu ſingen im Ton: An Waſſerflüſſen Babylon. 1. MIt dieſer ſchnöden Babylon, Der Welt verfluchtem Leben, Die Sterblichen nach Freud und Wonn Aus allen Kräften ſtreben, Das iſt ihr Herz, das iſt ihr Mut, Ihr Himmelreich und höchſtes Gut, Wenn all ihr Thun beſtehet In Fleiſchesluſt, in Augenluſt Pracht, Hoffart, Reichtum, Unverluſt, Wohl dem Volk, dems ſo gehet. 2. Alſo wünſch' ihm, wer fleiſchlich iſt; Mein Leben, meine Sonne Und Lebenskraft iſt Jeſus Chriſt, Voll rechter Freud und Wonne, Mein König und mein Bräutigam, Mein Hoherprieſter lobeſam, Mein Weinſtock, ich ſein Reben! Mein ewig Glaubens-Ziel und Zweck, Mein einig Lebensweg und Steg Durch dies in jenes Leben. 19* 292 Auswahl

3. Regiere mein Herz und Gemüt, Du Herzog der Gedanken, Vor Fehl und Abfall mich behüt', Daß ich ſteh ohne Wanken, Dein Wunder-Arm, der mich gemacht Und mich zum neuen Leben bracht, Wird auch das ewig' geben, Das ſing und ſag ich hier und dort, Du biſt mein dreifach Lebens-Hort, Ja ſelbſt mein dreifach Leben.

4. Trotz Teufel dir und deiner Braut, Und allen, die mich haſſen, Mein Gott wird mich, dem ich vertraut, Als ich auch Ihn nicht laſſen, Vergeß ich Herr zu Salem dein, So wollſt du, rechter Richter mein, Vergeſſen mein im Leben, Wenn ich nicht dein bleib eingedenk, Sich meine Zung' am Gaumen henk' Und bleib am Rachen kleben.

5. Ja, wenn ich nicht mit ganzem Fleiß, Dich, Herr, zu Salem ehre Vom Anfang deiner Freuden-Preis Und jetzt und immermehre, aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 293 Gedenke deiner Knechte Schmach, Am Tage deiner letzten Rach, Und derer die jetzt ſprechen: Rein ab, rein ab zu aller Stund, Die Kirchen ſtürmet bis zu Grund, Den Boden ſoll man brechen.

6. Noch eines will ich bitten dich, Und weiß, du wirſt mirs geben, Daß ich getroſt ergebe mich, Wenn ich nicht mehr zu leben, Iſt doch der Tod nur mein Gewinn, Muß nehmen nichts als Trübſal hin, Und mich gewünſcht ausſpannen Aus meinem ſchweren Sünden-Joch, Daran ich hie ſo ängſtig zog: Drum will ich gern von dannen.

7. Und ob ich gleich nach meinem Leib Auch Staub und Aſche werde: Dennoch ich in und an dir bleib Ohn Schaden und Gefährde, Gleich wie der Rebe baß bekleibt, Der ſeinem Weinſtock einverleibt Im Winter wird geſenket, So lieg ich voller Lebenskraft In dir und deinem Nachtmahls-Saft, Damit du mich getränket. 294 Auswahl

8. Stirb, immer ſtirb, mein Herz und brich Getroſt und ohne Zagen, Wir wollen Gott gehorſamlich Die alte Schuld abtragen. Was iſt der Tod? ein Heil Panier, Ein ſtumpfer Spieß, ein Himmelsthür, Ein Gift ohn Macht und Leben! O du kraft- und giftloſer Tod! Was gilts, du ſollſt mich meinem Gott Auf ein Wort wiedergeben.

9.

RINGHARD und feſt, o liebe Seel, Du haſt bald überſtanden, Dein Jesus, dein Jmmanuel Und Bräutgam iſt vorhanden, Klopft an, beut dir ſein heilſam Hand Zum güldnen Ring und Liebes-Pfand, Des Heilgen Geiſtes Gaben! Ade! ade, du ſchnöde Welt, Die himmliſch Hochzeit iſt beſtellt, Da will ich's beſſer haben. Amen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 295

42. Auszug aus dem Akroſtichon über Chriſtina, M. Rinkarts herz getreue Ehe- und Creuzgenoſſin. Aus ihrem längſt erwählten, und am 30. Tage des Troſtkühlen Meyens dieſes 1637. Jahres zum letzten Ehrengedächtniß abgehandelten Leich-Text: Des 77. Pſalms. 1. Creuz, Trübſal, Angſt und Leiden, Anfechtung, Not und Tod Kein Chriſtenmenſch kann meiden, Es iſt ſein täglich Brot, Das aber iſt ſein Aufenthalt: Die rechte Hand des Höchſten Kann wenden alles bald. 2. Hebt ſich ein trübes Wetter, Kommt es nicht ohngefähr Von dem Gott aller Götter Aus weiſem Ratſchluß her? Den Anfang, Fortgang und das End Die rechte Hand des Höchſten Schickt, führt, regiert und wend't. 3. Regt und legt ſich dawider Mein ſchwaches Fleiſch und Blut, Es ſinnet auf und nieder, Und ſpricht mit ſchwerem Mut: 296 Auswahl Iſt denn nun ganz und gar verkürzt Die rechte Hand des Höchſten, Hat ſie mich gar geſtürzt?

4. Iſt denn ſo gar verſchloſſen Sein altes Vaterherz, Will er mich ganz verſtoßen Zurück und Höllenwärts, So ſchließ ich endlich doch bei mir: Die rechte Hand des Höchſten Iſt treu und gut dafür.

5. Soll ich Gott widerſtreben? Er iſt mir viel zu hoch! Ich will mich ihm ergeben, Ich muß es leiden doch, Und freß ich mir Gebein und Mark: Die rechte Hand des Höchſten Die iſt mir viel zu ſtark.

6. Trifft doch mich armen Sünder Der Unfall nicht allein, Ich und all Adams Kinder Im gleichen Kreuz-Joch ſein, An Gottes Heiligtum und Haus Die rechte Hand des Höchſten Zu ſchlagen pfleget aus. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 297

7. Je lieber uns die Kinder, Je ſchärfer iſt die Rut: Sind Eltern was gelinder, Thuts Kindern ſelten gut; Die Rut der Kinder Beſtes ſucht. Die rechte Hand des Höchſten Hält uns in guter Zucht. 8. Nach Regen ſcheint die Sonne, Nach Donnern wächſt das Gras, Dem Trauern Freud und Wonne Folgt nach ohn Unterlaß. Des Wetterwechſels wart ich auch, Die rechte Hand des Höchſten Hält ihren alten Brauch. 13. Creuz, Rettung, Tod und Leben Hat Chriſtus in der Hand, Daß wir uns ihm ergeben Im Glück und Unglücksſtand, Und glauben feſt in aller Not, Die rechte Hand des Höchſten Errettet aus dem Tod. 16. Ruf' an in allen Nöten Den Herren, meine Seel, Der würgen kann und töten: Er führet in die Höll, 298 Auswahl Und auch heraus zu retten weiß, Die rechte Hand des Höchſten Behält den Ehren-Preis. 17. Dies alles hat erfahren, Vor andern mächtig wohl, Und wie man ſich gebahren In dieſen Schranken ſoll, Der, dem bei ſolchem Schimpf und Scherz Die rechte Hand des Höchſten Geſtimmet Harf und Herz. 18. Ich kann mich wenig rühmen In meiner ſchwachen Stärk', Noch weiß ich zu beniemen Mit Ehren und im Werk, Wie von der Jugend Lenzen mich Die rechte Hand des Höchſten Geführet wunderlich. 19. Nun weß ſoll ich mich tröſten In Not und Höllenangſt? Des beſten und des größten, Das ich bewährt vorlangſt, Daß alle Frommen und auch mich Die rechte Hand des Höchſten Wird retten ewiglich. Amen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 299

43. Geiſt - freudiges Valetlied der Chriſtina Rinckardin. Am 8. Mai 1637.

1. So fahr ich hin mit Freuden Aus dieſem Jammerthal, Aus Angſt, Gefahr und Leiden In Himmels-Freuden-Saal, Da wir und alle Frommen Durch Gottes Wundermacht Zuſammen wiederkommen; Indes zu guter Nacht. 2. Ade ihr Blut-Verwandten! Mein Schöpfer holet mich Mit Engliſchen Geſandten Aus Krieges-Angſt zu ſich! Der mich von allem Leiden Des Krieges frei gemacht, Helf euch hernach mit Freuden Zu tauſend guter Nacht.

3. Ade ihr Mut-Verwandten! Mein Jeſulein holt mich Mit Himmels-Muſikanten Aus Sündenangſt zu ſich! 300 Auswahl Der mich von allem Leiden Der Sünden frei gemacht, Helf euch hernach mit Freuden Zu tauſend guter Nacht.

4.

Ade all ihr Bekannten! Der Heilig Geiſt holt mich Mit himmliſchen Trabanten Aus aller Angſt zu ſich! Der mich von allem Leiden Und Sorgen frei gemacht, Helf euch hernach mit Freuden Zu tauſend guter Nacht.

5.

So folget nach mit Freuden Aus dieſem Jammerthal, Aus Angſt, Gefahr und Leiden In Himmels-Freuden-Saal, Da wir und alle Frommen Durch Chriſti Todes Macht Zuſammen wieder kommen, Indes zu guter Nacht. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 301 Aus dem Prediger Salomonis.

44. Des hochweiſen Predigers ſummariſcher Inhalt. Zu ſingen im Ton: wie es ſich anfähet.

1 Kommt her zu mir, ſpricht Gottes Sohn, Vor meiner Weisheit Ehren-Thron, Du Chriſtenmenſch vor allen: Ich bin der rechte Salomo, Ohn mich wird Niemand werden froh, Laß dir mein Wort gefallen.

2. Ich bin der Prediger, der dir Die Eitelkeit ſoll ſtellen für, Und alles Weltgewirre, Wenn es ſo unrecht, bunt und kraus Und Wetter-wendiſch gehet aus, Daß dich es nicht verirre.

3. Ich bin dein einig-höchſtes Gut, Das hab ich dir mit meinem Blut Am Kreuzesſtamm erworben, Wer anders was und höhers ſucht, Iſt unweis und von Gott verflucht Und ewiglich verdorben. Auswahl

4. Geſelle dich, und thu dein Amt, Der Klaußner-Orden iſt verdammt, Vertrage, leid' und meide, Gebrauche, was dein Haus vermag, Den guten und den böſen Tag Vernünftig unterſcheide. 5. In meiner Hand ſteht Glück und Heil, Davon will ich dir deinen Teil Zu rechter Zeit wohl geben, Dein Dichten, Trachten, Vorwitz, Kunſt, Und freier Will iſt gar umſunſt, Da hilft kein Widerſtreben. 6. Haſt du Gewalt, ſo richte recht, Denn mein iſt beides, Herr und Knecht, Hilf alles Unheil ſtillen, Haſt du ein Weib, ſo liebe ſie Nach Herzensluſt, doch höher nie Als mich und meinen Willen. 7. Haſt du denn endlich Geld und Gut, So hab auch einen friſchen Mut Mit Luſt und gerne Geben, Eh alle Freud' und Luſt vergeht, Wer alſo wandelt, der beſteht, In dem und jenem Leben. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 303

45. Das 11. Capitel des hochweiſen Predigers und ſeiner eitel-eiteln Eitelkeit, eitel - eiteles Glücks-weſen. Im Ton: Aus tiefer Not. 1. Voll eitel-eitler Eitelkeit Iſt alles zeitlich Glücke, Giebt dir Gott etwas in der Zeit, Beizeiten dich drein ſchicke: Laß dein Brot fahren über See, So wird ſichs mehren deſto eh', Wenns ſchon verloren ſcheinet. 2. Teil unter acht und ſieben aus, Es wird nicht gar verderben; » Wann Gott ein Unglück ſchickt zu Haus Dir oder deinen Erben; Wie Wolken, wenn ſie völlig ſtehn, VOhn Regen nicht gar abegehn, So wirſt du es genießen. 3. Ein Baum muß endlich fallen üm So gehet es uns allen; Er krümme ſich, wie er ſich krümm, Muß er doch endlich fallen Z04 Auswahl

Auf jener Seiten oder der; Und wie er fället, lieget er, Drum ſtehe wie du fälleſt.

4. Wer alle Winde zählen will Und Wolken im Aprilen, Und warten bis es alles ſtill, Wird wenig Scheuern füllen: Alſo wer erſt bei milder Hand Will wiſſen, wie es angewandt, Wird wenig dort einernten.

5. Weißt du doch nicht, wie ſich der Wind Erheb' und ſelber treibe, Wie du und jedes Menſchenkind Sich bild im Mutter-Leibe. Wie willſt du Gottes Werk verſtehn? Und wiſſen, wie ſie ſollen gehn: Drum muß es ſein gewaget.

6. Bei zeiten denk auf deine Saat Im Lenzen deiner Jugend. Haſt du mehr Zeit, ſo ſä' auch ſpat, Und laß nicht ab von Tugend. Du weißt nicht welches Teil gerät; Geriet es beides, ja ſo hätt' Es dein Haus deſto beſſer. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 305

7. Es iſt ein ſüß und lieblich Ding, Der Sonnen lang genießen, Im Fall es mir und dir geling', Ach wie gar bald verfließen Die guten und die böſen Tag Und hat denn Niemand keine Klag, Als über eitel Böſe! 8. Herr Jeſu! mein Gelücke ſteht In deinen Gnadenhänden, Es drehe ſich, wie es ſich dreht, So muß es ſich doch wenden, Wie es iſt wohlgefällig dir, Und heilſam und erſprießlich mir: Deß will ich dir noch danken.

Aus der Brautmeſſe.

46. Dank- Pſalm. Im Ton: Allein Gott in der Höh ſei Ehr. 1. Lob, Ehr und Preis ſei Gott allein In ſeinem höchſten Throne, Der zwiſchen ſeiner Kirch-Gemein Und uns und ſeinem Sohne Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 20 306 Auswahl Die Wunder-Heirat hat erdacht, Dadurch er ewig Friede macht Im Himmel und auf Erden. 2. Wir loben und anbeten dich, Gott Vater, und dir danken, Daß du den Bund uns väterlich Erhältſt ohn alles Wanken. Wo dein Wort ſchallet weit und breit, Da iſt das Hochzeit-Mahl bereit! Wohl uns des feinen Herren. 3. O Jeſu! Himmels-Bräutigam, Der du, da wir verloren, Für uns geſtorben, als ein Lamm, Und uns zur Braut erkoren; Nimm dich auch unſer weiter an, Daß wir die Pflicht, die wir gethan, Dir unverbrüchlich halten. 4. O heil'ger Geiſt, du Himmels-Pfand Der ewig ſüßen Treue, Erhalt das ewig-treue Band Und uns damit erfreue, In Lieb und Leid, in Tod und Not, Durch Chriſtus Marter, Blut und Tod, Darauf wir uns verlaſſen. Amen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. Z07

47. Freue dich ewig unſterbliche Seele! Freue dich! alle dein Elend verſchwindt! Freue dich ewig und nimmermehr quäle, Deines Erlöſers Braut-Wagen ſich findt, Heut ſollſt du fahren aus zeitlichem Leid Zu der hochzeitlich und himmliſchen Freud Die du ſo ſehnlich und lange begehret, Und nun und immer und ewiglich währet.

Aus den Katechismus - Wohlthalen.

48. Das deutſche Kyrie.

1. Ach Vater unſer Gott! erbarme dich der Deinen, Die wir vor deinem Sohn und Gnadenthron erſcheinen, Wir deine Kinderlein! Ach Vater unſer Gott, Erbarm, erbarme dich, erbarme dich der Not. 2. O Jeſu, unſer Hort, erbarme dich der Deinen, Die wir vor deinem Thron und Angeſicht erſcheinen, Wir, deine Brüderlein, o Jeſu unter Hort, Erbarm, erbarme dich, und hilf uns hier und dort. 20* Z08 Auswahl

3. O heilig-werter Geiſt, erbarme dich der Deinen, Die wir vor deiner Hut und Gnaden-Thür erſcheinen, Wir deine Schäfelein, o Hüter Iſrael, Erbarm, erbarme dich und ſchütze Leib und Seel. Ehre ſei Gott in der Höhe.

4. Und Fried in aller Welt! den Menſchenkindern allen, An Fried und Einigkeit ein herzlich Wohlgefallen. Deß lob und preiſen wir, deß beten wir dich an Für alle Güt' und Gnad, die du an uns gethan.

5. Du Sündenträger du, erbarme dich der Deinen; O Jeſu, Gotteslamm, bring unſer flehnlich Weinen Zur Rechten Gottes vor, vertritt, vertritt, vertritt, Erbarm, erbarme dich, verbitt, verbitt, verbitt.

6. Denn du und du allein bei Gott biſt alles mächtig, Du einig Heiliger, biſt einig hoch und prächtig In gleicher Herrlichkeit, mit Vater und dem Geiſt, Hier und dort ewiglich gelobet und gepreiſt, Amen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 309

49. Die 10. Chriſten-Hoheit. Aus dem 1. Artikel.

1. Warum betrübſt du dich ſo gar, Mein Herz, in Angſt, Müh und Gefahr? Lebt doch dein Vater noch! Der dich zum Kind und Erben auf Bereit genommen in der Tauf. 2. Fürchtſt du vor grimmem Kriegesheer Dein Hab und Gut und Blut und Ehr: Hier iſt dein ſtarker Gott, Der dich bisher zu Tag und Nacht Bewacht, bricht aller Feinde Macht! 3. Ach! ſorge doch ſo ängſtlich nicht, Wenn dir vom Brote was gebricht, Lebt doch dein Schöpfer noch! Der alles Wild im Walde ſpeiſt, Der mehr als trocken Brot verheißt! 4. Und was beſchweret dich ſo hoch Dein und der Deinen Kreuzes-Joch? Weißt du des Himmels-Schluß? Wer will mit Chriſto erben dort, Muß Ihm hier folgen fort und fort. 310 Auswahl

5. Ach was thut mir und dir zu gut Die liebe Zucht- und Vaters-Rut Allhier auf Erden nur? Sie treibet uns geſchwind und ſtet Zur Andacht, Buß' und zum Gebet!

6. Dort aber wird nach Größ und Pein Des Kreuzes deſto größer ſein Dein Ehr' und Herrlichkeit, Die weder Augen, Herz und Ohr Ihm hier je laſſen kommen vor.

7. So gieb mir Vater nur in Sinn, Daß ich dein Kind und Erbe bin, In der und jener Welt! So ſoll mich weder Not noch Tod Von dir abſcheiden, meinem Gott.

50. Aus dem andern Artikel. 1. Was kränket dich mein Herz ſo faſt Die über-ſchwere Sündenlaſt? Lebt doch dein Jeſus noch! Der alle Sünden-Wunden heilt, Sein ganzes Erbe mit dir teilt. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern 311

2. Und was bemühſt du dich ſo ſehr Um Welt-Gepräng und zeitlich Ehr? Lebt doch dein Chriſtus noch! Der dir drei Kronen ſchenkt zugleich, Und mit dir teilt ſein Himmelreich 3. Wenn dieſes noch zu wenig iſt, Den alten Adam mehr gelüſt, Iſt Chriſtus Menſch und Gott, Der dich, der Schwachheit ungeacht, Teilhaftig ſeiner Gottheit macht. 4 In Sünden wareſt du geborn, Und gar in Gottes Fluch und Zorn! Itzt Chriſtus iſt dein Herr! Der dich beſchützet und vertritt, Und von dir weichet keinen Schritt. 5. Setzt dir Tod, Höll und Teufel zu, Dir läſſet weder Raſt noch Ruh, Hier dein Erlöſer iſt! Der Tod und Teufel überwand, Dich rettet noch aus ihrer Hand. 6 Ouält dich der Menſchen falſche Zung Mit Undank, Hohn und Läſterung, Dein Richter ſitzet hoch! Der kömmet und bald kommen wird, Zu richten, wie es ſich gebührt! 312 Auswahl

7. Lob, Ehr und Preis und Herrlichkeit Sei für die Gnade dir bereit! Mein König und mein Gott! Verſtoß mich nur dort ewig nicht Von deinem Erb und Angeſicht!

51. Ans dem dritten Artikel. 1. Du weißt, daß du in Kreuzes-Laſt Den heiligen Geiſt bei dir haſt, Der dein Vorſprecher iſt, Daß er die Laſt dir leichter mach' Und dir ausführe deine Sach. 2. Was iſt in dieſer ganzen Welt, Es ſei Gold, Silber oder Geld, Ehr, Reichtum, Pracht und Macht, Das Chriſtus Reich und Kirchen-Stift, Geiſt, Wort und Glauben übertrifft? 3. Und was trägt uns rein und allein Als Gottes lieben Kindern ein Der himmliſch Ablaß-Schatz, Der uns zukömmet Tag und Nacht, Und frei von allen Sünden macht? aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 313

4.

Und tragen wir gleich hier auch noch Des Herren Jeſu Sterbe-Joch An unſerm Fleiſch und Leib, Haft't doch auch Gottes Ebenbild Bereits in unſerm Glaubens-Schild.

5.

Darum ſo thu' in Fried und Ruh Einmal getroſt dein' Augen zu, Bis dich durch Chriſtus Tod Aus allen Todes-Banden reißt Dein ewig-ſtarker Gottes-Geiſt.

6.

So hilf durch deine Gottes-Kraft Mir durch zur Himmels-Brüderſchaft, Mein ſtarker Gottes-Geiſt! Daß ich ein Glied an Chriſtus Leib Und ewig ſein Mit-Erbe bleib.

7.

Was werden das für Schritte ſein, Wenn wir der Höll' und Höllen-Pein Entgehen und nun gehn Ohn alles Weh und Herzeleid Zur höchſten Himmels-Hochzeit-Freud. 314 Auswahl

8. Mein Vater und mein Bräutigam Und mein Freiwerber lobeſam! Hab ewig Lob und Preis, Und helfe, daß wir fort und fort Ihn fröhlich preiſen hier und dort.

52. Die 13. Chriſten - Hoheit.

1. Bei Menſchen iſt kein Rat, Bei Gott iſt Rat und That! Die Menſchen oft nicht können, Oft können und mißgönnen, Gott kann und will mich retten Aus allen meinen Nöten.

2. Auf Menſchen ich nicht trau, Auf Gott ich trau und bau, Sie lachen und betrügen, Mein Gott kann mir nicht lügen. Was er mir zugeſaget, Darauf ſei es gewaget. 3. Rühm einer Menſchenkunſt, Ich habe Kunſt und Gunſt aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 315 In Gottes Wort die Fülle, Da ſuch ich in der Stille, Und alle Weisheit finde, Und Freud und Wonn empfinde.

4. Bei Menſchen iſt kein Schutz, Gott iſt mein Schutz und Trutz! Der Mauer Niemand trauet, Die Menſchenhand gebauet. Das Schloß, das mich wird ſchützen, Das ſoll kein Feind beſitzen.

5. Auf Menſchen-Schön und Pracht Ich noch viel minder acht. Sie iſt ein Erdenſchminke, Viel ſchöner ich mich dünke In Chriſtus Blut-Korallen, Die Gott und mir gefallen.

6.

Rühm einer Menſchen-Heil, Gott iſt mein Heil und Teil, Wenn Leib und Seele trennen, Und nicht mehr bleiben können, Mein Heil und Heiland bleibet, Sein Hilf an mir bekleibet. 316 Auswahl

7. Ach! Menſchen Ehr und Ruhm Iſt eine Wieſen-Blum. Ich rühme, das ich kenne, Und meinen Vater nenne, Den beider Weltkreis ehret, Und der ſie beid ernähret. 8. Rühm einer dieſer Welt, So lang es ihm gefällt, Den Stall voll böſer Buben, Gleich einer Mörder-Gruben; Ich rühme, die noch hinten, Da rechtes Recht zu finden. 9. In der iſt Krieg und Streit, In jener Fried und Freud, Und liebliches Beginnen, O Gott, wär ich darinnen; Darein ich bald will kommen Zu dir und allen Frommen. 10. Natürlich Sünden-Wuſt Und fleiſchlich Augenluſt Verderbet das Geblüte, Beſchweret das Gemüte, Dort, dort iſt reines Lieben, Das wünſch ich mir zu üben. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 317

11. Creuz, Trübſal, Angſt und Not Iſt hier mein täglich Brot: Deß werd ich dort vergeſſen, Mit Gottes Engeln eſſen, Gott ſchauen, mich vernenen, Und ohn Aufhören freuen. 12. Klebt mir was an von Sünd, Als einem Adams-Kind, Auf der betrübten Erden, Soll mich es nicht gefährden, Weil mir es der vergeben, Der iſt mein Heil und Leben. 13. An mir hat nichts der Tod, Der ſelber tot und Kot, Sein Stachel iſt verloren, Ich bin ganz neu geboren, Es iſt ihm mißgelungen, Da er im Sieg verſchlungen. 14. Regt ſich die alte Schlang, Und macht mir angſt und bang, Und will mich gar verſchlingen, Soll es ihr nicht gelingen, Der mich bei Gott verbeten, Hat ihr den Kopf zertreten. 318 Auswahl

15. Trotz Teufel, Tod und Höll, Hier iſt Immanuel, Der treulich bei mir ſtehet, Und nimmer von mir gehet, Der mit und in mir ſieget, Und nimmer unterlieget. 16. Solch mein Herz und Gemüt, Herr Jeſu, mir behüt, In Freud' und im Elende, Bis an mein ſelig Ende, So will ich dich dort oben Mit Freuden ewig loben! Amen.

53. Charfreitags-Kleinodien.

1. Drei Tage hat ein jeder Chriſt Bei Chriſto zu gewarten: Der erſte der Charfreitag iſt, Da muß er im Öl-Garten, Am Angſt- und Kreuzberg ängſten ſich, Bald innerlich, bald äußerlich; So lang er lebt auf Erden, Wirds ſelten beſſer werden. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 319

2.

Der ander iſt der Sabbat-Tag, Der folget nach im Grabe, An dem er aller Plag und Klag In Friede kommet abe; Da darf er nimmer ängſten ſich, Noch innerlich, noch äußerlich, Als wie allhier auf Erden, Im Grab wirds beſſer werden.

3.

Am dritten rechten Oſtertag Er fröhlich wird erſtehen, Mit Chriſto, ohne Leid und Klag, In Freudenſprüngen gehen, Ergötzen ſeines Leidens ſich, Beid innerlich und äußerlich, Das ihn geplagt auf Erden! Da! da wirds beſſer werden.

4.

So hilf, o Jeſu, Gottes Sohn, Mir durch dein bitter Leiden Getroſt hernach in Himmels-Thron Zu deinen Oſter-Freuden; 320 Auswahl So will ich ewig preiſen dich, So innerlich, ſo äußerlich, Nicht wie allhier auf Erden: Denn da wirds beſſer werden. Amen, Herr Jeſu, Amen.

54. Die 19. Chriſten - Hoheit. Das große Pater Noster.

1. Ach Vater unſer Gott! Ach Vater aller Güte, Gieb deinen Kinderlein Ein kindliches Gemüte, Und laß auch nimmermehr Mir kommen aus dem Sinn, Ob ich gleich elend arm, Krank und verlaſſen bin, 2. Daß ich doch einen Gott Und Vater an dir habe, Der mehr vermag und kann, An Reichtum, Gnad und Gabe, Als in ſich hat und hält Der Himmel und die Erd, Und ſeinen Kinderlein Nichts mangeln laſſen werd. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 321

3. Du biſt im Himmelsthron An allen Ort und Enden, Wo wir dich rufen an, Willſt du dich zu uns wenden; Du biſt im Himmelreich, Wir ſind im Jammerthal, Und warten bis du uns Auch holeſt heim einmal.

4 Ach Vater unſer Gott, Ach Vater aller Ehren, Laß deine Weisheit mich Und alle Menſchen lehren. Wie heilig, hoch und her Dein großer Name ſei, Dein Allmacht, Wahrheit, Lieb, Barmherzigkeit und Treu.

5. Laß mir nichts liebers ſein, Als dich mit Freuden preiſen, Und meinen Glaubensgrund Auch mit der That beweiſen. Hilf, daß ich mich und dich Je mehr und mehr erkenn' Und jauchze ſo oft ich Dich meinen Vater nenn'. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 21 322 Auswahl

6. Ach Vater, unſer Gott, Ach Vater aller Frommen, Laß dein Reich auch zu mir Und allen Menſchen kommen, Dein Geiſt, dein guter Geiſt, Der als ein Himmels-Thau Auf unſre Herzen fällt, Uns kräftiglich erbau.

7. Erleuchte den Verſtand, Den Glauben uns vermehre, Die Lieb in uns entzünd, Des Satans Reich zerſtöre, Und Babels Drachengift, Betrug und Seelen-Mord: Breit aus in aller Welt Dein ſeligmachend Wort.

8. Ach Vater unſer Gott, Ach Vater aller Liebe, Stärk' unſern ſchwachen Geiſt, Das Fleiſch zwing und betrübe, Daß wir dir warten auf, Wie alles Himmels-Heer, Und alles freudig thun Zu deines Namens Ehr. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 323

9. Regiere meinen Lauf, Laß mich in guten Tagen Nicht ſtolz und ſicher ſein, Im Böſen nicht verzagen; Laß mich der Wolluſt, Welt Und mir ſelbſt ſagen ab, Daß ich nichts ohne dich, Und an dir alles hab.

10. Schaff in mir, was du willt; Laß mir dein Thun in allen Auch dieſen meinen Kreuz Und Notſtand wohl gefallen. Laß mich erkennen nur, Und gläuben ſteif und feſt, Dein Wille, Rat und Schluß Sei allezeit der beſt'.

11. Ach Vater unſer Gott, Ach Vater aller Gaben, Laß mich mein Mäßlein Brot Und einen jeden haben; Gieb, daß wir ſparſamlich Mit vielem halten Haus, Und mit eim Wenigen Auch reichlich kommen aus. 21 * 324 Auswahl

12. Gieb Fried und Einigkeit, Geſundheit, Gnad und Leben, Gieb chriſtlich Regiment, Treu, Ehr und Zucht darneben; Dein feurig Wagenheer Schütz unſer Vaterland, Mach aller Feinde Macht Und Liſt zu Spott und Schand.

13. Ach Vater unſer Gott, Ach Vater aller Gnaden, Vergieb uns unſre Schuld, Damit wir ſind beladen, Die Schuld, die Sündenſchuld, Dafür dein liebſter Sohn An unſer aller ſtatt Bezahlet reichlich ſchon.

14. So wollen denen wir Von Herzen gern vergeben, Durch dich und deine Gnad, Die uns zuwider leben, Und ohne Bitterkeit, Zank, Zoren, Rachgier, Schmach, Als fromme Kinder dir, Dem Vater ſchlagen nach. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 325

15. Ach Vater unſer Gott, Ach Vater aller Stärke, Wer iſt, der Satans-Liſt Genug verſteh und merke? Laß uns verſuchen nicht Mehr als uns träglich iſt, Brich aller Höllen-Macht Betrug und Hinterliſt.

16. Laß mich in Lieb und Leid Einmütig in Gedanken, Demütig ohne Falſch, Sorgfältig ohne Wanken, Aufrichtig, tapfer, keck, Keuſch, ehrbar, züchtig, rein Und ohn Leichtfertigkeit Getroſt und fröhlich ſein.

17. Gieb mir Standhaftigkeit Und Heldenmut im Glauben, Den Schatz, den werten Schatz, Und dich laß mir nicht rauben, Daß ich im Glücke Fleiſch, Welt, Wolluſt, Schand und Sünd, Im Unglück Hölle, Tod Und Teufel überwind. 326 Auswahl

18. Ach Vater unſer Gott, Ach Vater der Elenden, Du wolleſt dich zu mir Und allen Menſchen wenden, In allem Leid und Streit, In aller Angſt und Not, In Trübſal und Gefahr Und bitterſüßem Tod;

19. Der unſern Chriſtenlauf Und Elends-Kampf vollendet, Und unſer Lebensſchiff Durch dich gewünſcht anländet, Damit wir ohn Verluſt, Nach deinem Rat und Wort, Gelangen ſicherlich Zum Himmels-Freudenport.

20. So ſprechen wir hierauf In Jeſu Chriſti Namen Mit herzlicher Begier Ein glaubensfreudig Amen. O Jeſu, unſer Herr Und liebes Brüderlein, Auf dein Verdienſt und Wort Solls Ja und Amen ſein. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 327

55.

Die 24. Chriſten - Hoheit.

Aus dem 118. Pſalm.

» Im Ton der Waſſerquelle.

1.

Hilf uns Herr in allen Dingen, Daß wir unſer Amt und Werk Wohl anfahen und vollbringen, Gieb uns Weisheit, Kraft und Stärk! Ohne deine Segens-Hand Iſt verloren Stand und Land. Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen.

2.

Hilf uns Herr an allen Orten, Wo wir dein bedürftig ſein, Brich der Höllen Macht und Pforten, Und gieb deinem Häufelein Und der ganzen Chriſtenheit Liebe, Fried und Einigkeit, Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen. 328 Auswahl

3. Hilf uns Herr auf allen Seiten, Im Gelück und Ungelück, Kämpfen, ſtreiten und arbeiten Wider Satans Liſt und Tück, Wider Fleiſches-Luſt und Pracht, Wider weltlich Ehr und Macht! Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen.

4. Hilf uns Herr in allen Nöten, Aller Trübſal und Gefahr, Alles, was uns könnte töten, Und verderben ganz und gar, Durch dein Händ' und deinen Fuß Uns zum Beſten dienen muß. Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen.

5. Hilf uns Herr aus allen Fluten Der betrübten Krieges-Not, Wirf einmal die Zorren-Ruten In die Glut, die feuerrot! Laß uns ohne dieſes Joch Nur in Friede ſterben noch! Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 329

6. Hilf uns Herr aus allem Jammer Der beſorgten Hungers-Not, Die uns führt zur Todes-Kammer, Und iſt ärger als der Tod, Unſer Mäßlein uns beſcheer, Überfluß und Mangel wehr! Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen.

7. Hilf uns Herr aus allem Leiden, In der letzten Todes-Not Laß uns fahren hin mit Freuden, Und durch dich und deinen Tod Bald und glücklich kommen fort Zum gewünſchten Lebens-Port. Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen.

8. Hilf uns Herr aus allen Ängſten Dieſer eitel kurzen Zeit, In das Land, da wir am längſten Bleiben in all Ewigkeit, In das ſchöne Paradeis Uns zur Freude, dir zum Preis! Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen. 330 Auswahl

9. Hilf uns Herr aus allem Zweifel, In der höchſten Seelenangſt, Die uns Welt, Vernunft und Teufel Eingebildet hat vorlangſt! O Herr Jeſu, laß dein Wort Sein und bleiben unſer Hort! Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen.

10. Hilf uns Herr aus allem Grauen, In der größten Sündenangſt, Daß wir auf die Zahlung bauen, Die du haſt gethan vorlangſt! O Herr Jeſu, laß dein Blut Mir ja kommen auch zu gut! Hilf uns Herr in allen Dingen, Und laß alles wohl gelingen. 11. Hilf uns Herr in letzten Zügen, Aus der letzten Höllenangſt, Laß uns ritterlich obſiegen, Wie du obgeſieget langſt! O Herr Jeſu, deine Hand Leiſt' uns Beiſtand und Beſtand, Daß wir dir in allen Dingen Ewig Lob und Ehre ſingen! aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 331

56. Die 31. Chriſten - Hoheit. Aus dem 118. Pſalm n. Lukas, 5. Kap.

1. In deinem Namen ſteh ich auf, O Jeſu, meine Sonne! Laß meinen Lauf der Sonn' am Lauf Und gleich an Freud und Wonne Und deiner Augen Gnadenſchein Mir über Sonnen-Schönheit ſein! O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 2. In deinem Namen bet' und ſing' Und ſeufz ich ohn Aufhören; Verſichert, daß ſich alle Ding An mir zum beſten kehren; Dieweil du und dein Geiſt in mir Mir träget Wort und Andacht für. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. Z. In deinem Namen fah ich an Mein Tagwerk zu verrichten; Herr Jeſu! brich du mir die Bahn Im Leſen und im Dichten. Sonſt iſt mein Dichten Menſchentand, Und voller Thorheit mein Verſtand. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 332 Auswahl

4. In deinem Namen tret ich vor, Dich und dein Wort zu preiſen. Herr, öffne mir Herz, Mund und Ohr, Dein Volk zu unterweiſen, Daß dich die ganze Welt erkenn, Und ihren Gott und Heiland nenn. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 5. Auf deinen Namen werf ich aus Mein Amts-Netz unverdroſſen, Uud komme niemals leer zu Haus, Hab auch wohl eh beſchloſſen, Und heim in einer Stunde bracht Mehr, als vor mich in Tag und Nacht. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 6. Laß mich erkennen mich und dich, Nach deinem ſüßen Namen, Des einigen gewähre mich, Und dein und meinen Samen, Daß wir dein Allmacht, Güte, Pflicht, Und Kindesfurcht verletzen nicht. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 7. Erhalte mich als dein Reichs-Glied, Zu deines Namens Ehre, Daß ich mich von dir keinen Schritt Im Glück und Unglück kehre: aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 333 Dein Wille mir der beſte ſei, Und mich in Lieb und Leid erfreu. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 8. Bei aller Welt bin ich verhaßt, Von wegen deines Namens, Mir läſſet wenig Ruh noch Raſt Das Gift des Schlangen-Samens, Mein Fleiſch und Blut, das blöd und ſchwach, Sünd, Teufel, Höll und Tod ſind wach. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 9. Sie ſchwärmen Bienenſtark um mich, Daß ich genug zu kämpfen, Durch deines Namens Kraft wil ich Die Hummeln alle dämpfen, Und dir noch ſingen, meinem Hort, Ein Siegesliedlein hier und dort. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen.

10. In deinem Namen tret ich ab Auf Winken und Gefallen, Wenn ich mein # Ä) hab,

Und danke dir in allen. Denn alles, was ich ausgericht, Iſt dein Geſchenk, und meine Pflicht. O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen. 334 Auswahl

11. Lob, Ehr und Preis ſei dir bereit, Und deinem großen Namen, Von Ewigkeit zu Ewigkeit; Herr Jeſu ! Amen, Amen. Gott Vater, Sohn und Heilger Geiſt Zu ſtetem Lobe Beiſtand leiſt: O Herr hilf! O Herr laß wohl gelingen.

57. Die 34. Chriſten- Hoheit. Im Ton: Singen wir aus Herzengrund.

1. Kommet, ihr Kinderlein, laſſet uns beten, Laſſet uns vor den Genadenthron treten, Um den der Engel Heerſcharen-Heer ſchwebt, Vor dem erſcheinet, was lebet und webt. Aber wir in der Chriſtgläubigen Stand, Denen Gott ſeinen Herzliebſten geſandt, Sind ihm am liebſten und nächſten verwandt.

2. Alles was lebet und ſchwebet in Lüften, Alles was ſtecket in Felſen und Klüften, Und was im Meer und auf Erden ſich mehrt, Alles wird väterlich von Ihm ernährt; aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 335 Aber uns, die wir ſein Fleiſch und ſein Blut, Hat Er dies alles geſchaffen zu gut, Und uns in allem viel gütlicher thut.

3. Alles, was Himmel und Erden umfangen, Wartet des Herren mit großem Verlangen, Alles, was lebet unzählbarer Zahl, Findet ſein ſonderlich Futter und Mahl: Aber uns füllet er Böden und Faß, Scheunen und Küchen und Keller viel baß, Alles viel köſtlich und koſtbarer Maaß.

4. Alles, was lebet, ſein Herrſchaft erkennet, Seinen Erhalter und Vater ihn nennet, Die Er zu Herzens-gefälligem Dank Alle verſorget mit Speis und mit Trank. Aber uns ſeinem verwandten Geſchlecht Öffnet ſein höchſter Geſandter und Knecht Seine gewaltige Thaten und Recht!

5. Aller Frohn-Geiſterlein himmliſches Manna, Da ſie von leben, iſt lauter Hoſanna, Und das Anſchauen der Klarheit in Gott Ewig ſie freiet von Sterben und Tod. Aber aus ſeinem Leib, Weſen und Geiſt, Da Er uns ſeine Geſalbten mit ſpeiſt, Eitel Heil, Leben und Göttlichkeit fleußt. 336 Auswahl

6. Alles was ſtehet vor Augen von Gaben, Die wir aus ſeiner Genadenhand haben, Und noch gewarten an Seel und am Leib, Alles uns allen bekomm und bekleib. Aber mit ſeinem heilwertigem Wort, Unſer vortrefflichſt und edelſtem Hort, Mach er uns beides hier ſelig und dort!

58. Die 40. Chriſten-Hoheit. Churfürſt Johann Friederichen und Herzog Johann Georgen, des Durchläuchtigſten Chur - Prinzen zu Sachſen güldenes Chur-Schwert, Fürſtlicher Hut und recht Sachſen - hartes Helden - Kleinod im widerwärtigen Notſtande. Zu ſingen in ſeinem eigenen Ton, oder: O Herre Gott, dein göttlich Wort, oder: Durch Adams Fall, 2c. 1. AWas Gott gefällt, gefall uns auch, Auf allen ſeinen Wegen, Er donnert doch nach ſeinem Brauch, Und ſtreuet Blitz und Regen, Und Schnee und Eis, und kalt und heiß, Am Abend und am Morgen, Und weiß uns baß, ohn Unterlaß, Als wir ſelbſt zu verſorgen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 337

2. Gott iſt ein Herr, vor deſſen Macht Das ganze Rund erzittert, Der ſtolzen Berg und Felſen Pracht Sein Donnerkeil zerſplittert. Der Löwen Grimm er kehret üm, Und was zu hoch ſich ſchürzet, Vom höchſten Stuhl in tiefſten Pfuhl Er gar zur Höllen ſtürzet.

3. Geduld uns will von nöten ſein, Auf Donner folget Regen, Auf Regen folget Sonnenſchein, Auf Sonnenſchein ſein Segen: Auf Krieg und Streit und Traurigkeit Folgt Friede, Freud und Wonne, Auf Angſt und Not und Höll und Tod Die Himmels-Freudenſonne.

4. Jällt ohne Gottes Vorbewußt Kein Sperling auf die Erde, So hat er freilich keine Luſt, Daß der verdammet werde, Für den ſein Sohn bezahlet ſchon Mit ſeinem teuren Blute, Sein Löſegeld der ganzen Welt Soll kommen ja zu gute. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 22 338 Auswahl

5. Getroſt demnach und friſch hinan, Mein Herz friſch unerſchrocken Mit Chriſto auf den Kreuzes-Plan, Er machet naß und trocken, Stark und geſund, was er verwund't Und Glück und Unglück füget, Daß uns ergötzt, was uns verletzt, Zuletzt uns wol genüget.

6. Jal', immer falle, krach und brich Welt, Himmel, Höll und Erde, Luft, Waſſer, Feuer menge ſich, Und gar zum Chaos werde. Das Sündenmeer ſtürm' und verheer, Und werf hinab zur Höllen Den Satan gar und ſeine Schar Und ihre Spießgeſellen.

7. Ans Chriſten ſoll kein Unglückshand Auch nicht ein Härlein krümmen, Und in dem letzten Feuerbrand Auch nicht ein Härlein glimmen. Denn Gottes Freund acht keinen Feind, Ihn kann auch weder Leiden, Noch Schwert, noch Streit, noch Fährlichkeit, Von Gottes Lieb abſcheiden. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 339

8 Auch ſoll uns weder Wurm noch Tod, Ob ſie uns gleich verzehren, Kein Beinlein Chriſto unſerm Gott Zerbrechen noch verſehren. So hoch und gut iſt Chriſtenblut Hier ſchon auch in der Erden, Was Herrlichkeit iſt uns bereit, Die uns erſt dort ſoll werden. 9. And Air, ſo wahr ich fürſtlich bin Ein Sachſen-Held geboren, Soll dieſen Felſen-feſten Sinn, Indem ich mir erkohren Gott und ſein Wort, zum Schutz und Hort, Kein Menſch noch Teufel brechen! Ich will durchaus Gott und mein Haus Mit Gott und Ehren rächen. 10. Johann Georgen Gott beſchirm, Und ſeinen Stamm zu Sachſen, Und nach dem Wetterſturm-Geſchwirm Ihn laſſe wieder wachſen! Und ſeine Raut, das edle Kraut, Vertreiben alle Schlangen Und ſchön und rein in Himmel nein Aufſteigen, grünen, prangen!

22* Z40 Auswahl

59. Die 50. Chriſten-Hoheit. Der Schluß der Katechismus-Wolt haten. Im Ton: Allein Gott in der Höh ſei Ehr oder nach den beigegebenen Noten.

1. O Vater aller Gütigkeit, Dir ſei Lob, Preis und Ehre :: Für dieſe gnadenreiche Zeit, Und für die reine Lehre, :: Dabei erhalt uns immerdar, :: Wend ab all Unruh und Gefahr, Gieb uns den edlen Frieden. ::

2. O Jeſu Chriſte, unſer Gott, Dir ſei Lob, Preis und Ehre Für dein Blut und Kreuz-bittern Tod Und für die reine Lehre, Dabei erhalt uns aller Ort, Wend ab der Feinde Liſt und Mord, Schütz uns aus lauter Güte. 3. O höchſter Jubel-Freuden-Geiſt, Dir ſei Lob, Preis und Ehre Für alle Güt, an uns beweiſt Und für die reine Lehre, aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 341 Dabei erhalt uns für und für, Leit' uns zur rechten Himmelsthür, Und laß uns hier nicht irren. 4. O heilige Dreieinigkeit, Dir ſei Lob, Preis und Ehre Für alle gnadenreiche Zeit Und für die reine Lehre, Dabei erhalt uns fort und fort, Daß wir dich preiſen hier und dort Durch Jeſum Chriſtum, Amen.

60. - Die ſchöne Müllerin - Stimm und Fricden reiches Freuden- Lied. 1635. Vgl. Nr. 39. 1. Nun freut euch lieben Chriſten gemein Und laßt uns frölich ſpringen; Daß wir getroſt und in gemein Mit Luſt und Liebe ſingen, Was Gott für güldne Friedens-Zeit, Der Himmels-Friedefürſt, bereit In unſerm Vaterlande. 2. Ihr, die ihr reitet aus und ein Auf ſchönen Eſelinnen, Stimmt an bei Sonn- und Mondenſchein Dem Wächter auf der Zinnen. 342 Auswahl Die Lerch und die Frau Nachtigal Begleiten euren Hofeſchall Mit ihrem Cincirliren.

3. Ihr Fürſten leget Spieß und Schwert Und Wehr und Waffen nieder, Und bauet Gottes Haus und Herd Und Kirch und Schulen wieder, Und heget Städt- und Landgericht Und laſſet den Gerechten nicht Unbillig unterdrücken.

4. Ihr Gottesboten ſeid bereit, Ohn alle Furcht und Schrecken Der ganzen werten Chriſtenheit Die Wahrheit zu entdecken; Und bauet Gottes Kirch und Berg, Und preiſet Gottes Güt und Werk Mit Jauchzen und mit Schalle.

5. Ihr Sänger, euer Lobgepräng Im Engelchor erſchalle; Die keuſchen Töchter der Geſäng Euch ſchon aufwarten alle. Lobſinget Gott, lobſinget Gott, Der uns geholfen aus der Not Und aus dem Feuerofen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 343

6. Nun ziehet aus zu Land und Meer, Ihr Kauf- und Handelsleute. Die Straßen ſind nun wieder leer Und frei von Raub und Beute. Es hat die güldne Friedenskraft Die Diebesmützen abgeſchafft Und alle Plackereien. 7. Nun leget wieder Hand an Pflug, Ihr wackern Ackerknechte. Der Gaul, der vor Freibeuter trug, Itzt träget Dorfgeſchlechte. Es hat der Reuter und ſein Gaul Bei euch zu füllen Bauch und Maul Sich unter ſchon geſtellet. 8. Nun gehet friſch und fröhlich aus, Ihr Mähder und ihr Schnitter Und bauet wieder Hof und Haus, Hausväter und Hausmütter. Geſegnet ſei die Frucht, die ſäugt Und Kind und Kindeskinder zeugt, Die neue Welt zu bauen. 9. Nun ſchmücket euch mit Leib und Seel Und ſchicket euch zum Reihen, Ihr Söhn' und Töchter Iſrael, Die Lieben zu erfreuen. 344 Auswahl Iſt Gold und Silber nicht zur Hand, So zieret euch der Tugend Band Von Perlen und Demanten.

10. Ihr Künſtler und ihr Handwerksleut, Itzt möget ihr Gott preiſen, Beim Trunk und Werk und wo ihr ſeid,

Mit ſchönen Tageweiſen. - Singt eins ums ander, Jung und Alt, Und preiſet Gott, ſo mannigfalt Er uns Gnade erweiſet.

11. Ihr keuſchen Näterinnen ſingt Für eurer Keuſchheit Blume; Ihr ſchönen Müllerinnen ſchwingt Dem höchſten Gott zu Ruhme Die zuckerſüße Stimm empor; Ihr Graſemägde ſchreiet vor Den Feld- und Haidelerchen.

12. Ihr Berg- und Werkleut in gemein, Ihr Müller und ihr Knappen, Mit Mund und Händen ſtimmet ein; All euer Klippen Klappen, All euer Beil- und Barthen-Schall, All euer Hämmer Knall und Hall Den Friedensſchatz uns preiſen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 345

13. Gelobet ſei der große Gott, Der uns den Schatz gegeben, Uns läſſet nach ſo mancher Not Den Frieden noch erleben. Was Leben, Wind und Odem hat, Mit uns einſtimme früh und ſpat Und fröhlich ſing und ſage: 14. Gelobet ſei! gelobet ſei Sein väterlich Gemüte! Gelobet täglich ſei aufs neu All uns erweiſte Güte Und alle ſeine Vatergnad Und honigſüße Wunderthat Hier und dort ewig! Amen.

61. König Davids vornehmſter Dank - Pſalm. 1. Lobe, lobe, meine Seele, Lobe deinen Gott mit Fleiß; Herz und Mund ſing und erzähle Seines Namens Ehren-Preis. Lobe, lobe, mein Gemüt, Und vergiß nicht, was vor Güt Und Genad er dir erweiſet, Daß ja nichts bleib ungepreiſet. 346 Auswahl

2. Lobe deinen treuen Pfleger, Der dir hilft aus aller Not; Lobe deinen Sünden-Träger, Der ſich für dich gab in Tod; Lobe ſeines Geiſtes Gnad, Der dir ſo viel Miſſethat Nun ſo oft und viel vergeben Und jetzt wieder ſchenkt dein Leben.

3. Lobe den, der dich bekrönet Mit Gnad' und Barmherzigkeit, Freund und Feinde dir verſöhnet Und zu recht gewünſchter Zeit Dir dein Unſchuld machet kund, Daß du dich mit Herzen, Mund Und mit Freuden-Lob aufſchwingeſt Und dem Adler gleich verjüngeſt.

4. Lobe den, der ſeinem Knechte, Dem ſo hoch geplagten Mann, Alle ſeine Weg und Rechte In der Wüſte kund gethan; Lobe, lobe noch viel mehr Den, der ſeine Gnaden-Lehr Uns in Chriſto offenbaret Und ſo lange Zeit bewahret. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 347

5. Lobe das Herz und Gemüte, Das iſt ohne falſchen Schein Und vor Wunder-großer Güte Nichts kann als barmherzig ſein. Wenn uns reuet Sünd und Schuld, Iſt da lauter Gnad und Huld: Was wir mißgehandelt haben, Iſt ins tiefſte Meer begraben.

6. Lobe das Herz und die Galle, Das nicht lange Zorren hält, Iſt verſöhnlich über alle Allezeit und aller Welt. Seine Treu und Gütigkeit Gehet Himmel-weit und breit Über alles, was zu ſchmügen Sich vor Ihm weiß ohne Lügen.

7. Lobe, lobe, lieb und preiſe Das getreue Vaterherz, Das nach Vaters Art und Weiſe Uns recht meinet ohne Scherz. Wenn wir rufen ängſtiglich, Bricht es aus und meldet ſich, Wann wir ohne Falſch und Lügen Uns nur kindlich vor Ihm biegen. 348 Auswahl

8. Lobe den, dem nie entfallen, Daß wir Staub und Aſche ſind, Die er kennet vor uns allen, Die zerſtreuet ſind vom Wind: Daß wir brechen wie ein Glas Und verwelken wie das Gras, Wenn der Wind darüber rennet, Seine Stätte man nicht kennet.

9. Lobe den, der unverborgen Ewig iſt und bleibet treu; Seine Treu wird alle Morgen Mit der Morgenröte neu: Denen die von Herzengrund Halten ſeinen Gnaden-Bund, Läßt er die Heilbrunnen fließen Und es Kindes-Kind genießen.

10. Lobe den, der ſich geſetzet Übermäßig himmelhoch, Welchem nichts wird gleich geſchätzet, Deſſen Pflicht-Gehorſams-Joch Mit Grund-tief-gebogner Ehr Erde, Feuer, Luft und Meer, Die und jene Welt erkennet Und ihn ihren HErren nennet. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 349

11. Lobet ihn, ihr ſtarken Helden, Die ihr ſteht für ſeinem Thron, Allen Völkern anzumelden, Was befiehlt ſein großer Sohn. Lobet ihn je mehr und mehr, All ihr blanken Himmel-Heer; Rüſtet euch auf eure Weiſe, Unſerm Gott zu Lob und Preiſe. 12. Lobet, lobet ihn auf Erden, Alle ſeiner Hände Werk, Daß, wie recht, gerühmet werde Seine Weisheit, Macht und Stärk. Lobe, lobe, meine Seel; Herz und Mund ſing und erzähl Alles, was Er dir beweiſet, Daß ja nichts bleib ungepreiſet. A M E N.

62. Herz bräutigam sliedchen. 1. O Jeſu, mein Herz-Bräutigam Hilf mir durch deine Wunden, Du ſtärkſter Fels aus Davids Stamm, Weil ich mit dir verbunden, Z50 Auswahl Daß ich mich von dir trenne nicht; Daß ich von deinem Angeſicht Nicht dort auch müſſe ſcheiden.

2. O Jeſu, mein Herz-Bräutigam, Haſt mich zur Braut erkoren ! Ich bin mir billig ſelber gram, Daß ich dich oft verloren. Ach leite mich nach deinem Wort, Und mich ergötze hier und dort, Dort will ich dir es danken!

3. O Jeſu, mein Herz-Bräutigam, Mein höchſter Schatz auf Erden, Was iſt im Lande Sem und Ham, Das mir nicht müſſe werden, Ach gieb mir nur noch eine Gab; Wenn ich erkenne, was ich hab, Wird mir nie nichts gebrechen.

4. O Jeſu, mein Herz-Bräutigam, Wie haſt du mich ergetzet; Dich ſelber, Gottes wahres Lamm, Mir zur Speis aufgeſetzet. Ach gieb mir Heldenkraft und Mut, Daß ich auch bei dir Gut und Blut Im Notfall lern' aufſetzen. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 351

5.

O Jeſu, mein Herz-Bräutigam, Wie kannſt du mich ſo loben? Da ich verdienet Zorn und Gram Und dich nie recht erhoben? Dein iſt mein Lob, und was ich bin, Den Sinn erhalt mir bis dorthin: Dort will ich es einbringen.

6.

O Jeſu, mein Herz-Bräutigam, Du ſchönſter Zweig aus Jeſſe Stamm Wachs und ſteig aus der Erde, Daß mein Kreuz zum Triumph-Panier Und Lebens-Baume werde.

7.

O Jeſu, mein Herz-Bräutigam Der du vom Tod erſtanden, Wie hoch und herrlich iſt dein Nam Und Ruhm in allen Landen. Du biſt nach Welt-gemeinem Lauf Von uns genommen weg und auf Und doch bei uns zugegen. Hilf, daß wir deiner Gegenwart Uns tröſten in der Elends-Fahrt, Wo wir uns nur beregen. 352 Auswahl

8. O Jeſu, mein Herz-Bräutigam, Mein hochgeborner König, So hoch und tröſtlich als dein Nam So gar iſt mir zu wenig, Beſtändig ſein in Lieb und Leid, Das wolleſt du mir geben, Und darneben, Daß ich nach dieſer Zeit Bei dir mögewig leben.

- Amen.

63. Die Verdeutſchung des Hymnus : Jesu dulcis memoria. Im Jeſus - Herzbüchlein.

1. An Jeſum denken oft und viel, Bringt Freud und Wonn ohn Maß und Ziel, Recht aber Honig-ſüßer Art Iſt ſeine Gnaden-Gegenwart. 2. Nichts liebers meine Zunge ſingt, Nichts reiners meinen Ohren klingt, Nichts ſüßers meinem Herzen iſt, Als mein herzliebſter Jeſus Chriſt. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 353

3. O Jeſu, armer Sünder Hort, Wohl dem, der dich ſucht fort und fort: Und über-wohl dem, der dich find, Geſchweige deine Lieb empfind.

4. O Jeſu, Herzens Freud und Wonn, O Lebens-Brunn, o wahre Sonn, Ohn dich iſt alle Freud ohn Wert, Und was man auf der Welt begehrt.

5. Der Zungen Lob iſt viel zu ſchwach, Die Feder will auch nicht hernach; Der Glaub weiß und erfähret's frei, Was Chriſtum Jeſum lieben ſei.

6. In meinem Herz-Schlafkämmerlein Such ich mein liebſtes Brüderlein, Zu Haus und in der Kirch-Gemein Such ich und find mein Jeſulein.

7. Früh will ich bei dem Grabe ſein, Es mit Maria ſuchen fein, Mit Glauben und Herzſeufzerlein, Und nicht mit bloßem Augenſchein. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 23 354 Auswahl

8. Mit Thränen füll ich Sarg und Grab, Bis ich den Herren Jeſum hab, Und fall ihm freudig vor die Füß, Und hunderttauſendmal ihn küß. 9. (fehlt im Herzbüchlein.) 10. O Jeſu, großer Wundermann, Dem alle Welt iſt unterthan, Du wunderſüße Lieblichkeit, Nach dir mein Herz verlangt und ſchreit. 11. Bleib bei uns Herr, verlaß uns nicht, Erleucht uns durch dein Gnaden-Licht, Vertreib all Herzens-Finſternis, Dein Wort iſt licht und Engel-ſüß. 12. Wenn du im Herzen kehreſt ein, Erleuchtet uns der Wahrheit Schein; Die Eitelkeit der Welt verſchwind, Das Herz in Liebe wird entzünd.

13. O Jeſu, deine Lieb iſt ſüß, Wenn ich ſie tief ins Herze ſchließ, Erquickt ſie mich ohn alle Zahl Viel tauſend, tauſend, tauſendmal. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 355

14. Von ſolcher Lieb uns zeugen thut Sein Leiden und hochteures Blut, Dadurch die Welt Erlöſung hat, Und wir ſehn Gottes Majeſtat.

15. Ein jeder Jeſum kennen ſoll Und ſeiner Liebe werden voll; Sucht ihn, ſucht ihn all inniglich, Bis Lieb in Lieb entzünde ſich.

16. Ach liebt und lobet doch mit mir Den, der uns liebet für und für, Mit Lieb belohnet Lieb allzeit, Und hört nicht auf in Ewigkeit.

17. O Jeſu, Urſprung unſers Heils, O Hoffnung unſers Himmel-Teils, O Brunnquell aller Gütigkeit, Voll Herzensfreud und Süßigkeit.

18. Ach mein herzliebes Jeſulein, Geuß dich ganz in mein Herz hinein, Laß mich durch deine Gegenwart Genießen deiner Himmelfahrt. 23* 356 Auswahl

19. Kann ich dein Lob nicht ſprechen aus, Bleib ich damit doch nicht zu Haus: Dein Ruhm und Name zwinget mich, Daß ich nichts lieb und weiß als dich.

20. O ſüße Lieb, O Jeſu Chriſt, Du meine Speis und Labſal biſt, Du macheſ ſatt ohn überdruß, Der Hunger wächſt im Überfluß.

21. Wer von dir iſſet, Hunger ſpürt, Wer von dir trinket, durſtig wird. Heildurſtig, Gnaden-hungerig, Nach dir allein man ſehnet ſich.

22. Wen deine Liebe trunken macht, Der Erd' und Himmel wenig acht, Die Liebe, die ſo weit es bringt, Je weiter und je weiter dringt.

23. O Jeſu, Engeliſche Zier, Wie ſingſt du ſüß in Ohren mir? Wie Honig ſchmeckſt du mir im Mund, Als Himmel-Brot im Herzensgrund. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 357

24. Nach dir ſeufz ich viel tauſendmal, Herr Jeſu, in dem Jammerthal. Wenn wirſt du recht erfreuen mich Und mich ſatt machen ewiglich?

25. Ach komm, o ſüß und ſtete Lieb, Ach komm, mich länger nicht betrüb, Komm Honig-ſüße Lebenskraft, Komm, daß mir werde Rat geſchafft.

26. O Jeſu, meine Freundlichkeit, O meines Herzens Lieblichkeit, O du ganz unbegreiflich Gut, Umfäheſt mir Herz und Gemüt.

27. Lieb haben Jeſum iſt mir gut, Nichts mehr mein Herz begehren thut, Mir ſelber will ich ſterben ab, Damit ich ihm zu leben hab.

28. O Jeſu, meine Süßigkeit, Der Seelen Troſt, die zu dir ſchreit, Die heißen Zähren ſuchen dich, Das Herz zu dir ſchreit inniglich. 358 Auswahl

29. Mein Jeſulein liegt mir im Sinn, Ich geh und ſteh, und wo ich bin: Wie froh und ſelig werd ich ſein, Wenn es wird ſein und bleiben mein.

30. Wie wollen wir uns grüßen fein? Uns küſſen ſäuberlich und rein? Uns lieben ehlicher Geſtalt ? Ach nur nicht lang! ach bald! ach bald.

31. Nun ſeh ich was mein Herz begehrt, Was ich geſucht, bin ich gewährt, Vor Liebe Jeſu bin ich ſchwach, Mein Herz ihm brennend flammet nach.

32. Wer Jeſum liebet dergeſtalt, Des Lieb wird weder kalt noch alt, Je mehr ihn Herzens-Lieb erkennt, Je mehr ſie lodert, flammet, brennt.

33. Die Liebe brennet ewiglich, Sie brennet ſüß und wunderlich, Sie brennet ſchön, anmutiglich, Hell, lieblich, nützlich, ſeliglich. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 359

34. Sie kömmt vom hohen Himmelsthron, Mark und Gebein entbrennt davon, Herz, Sinn und Mut brennt lichterloh, Des iſt mein Geiſt und Seele froh.

35. O du hochſelig Himmels-Glanz, Wohl dem, den du entzündet ganz! O Seel, erquicke Lebens-Kraft, Die uns in Gottes-Liebe ſchafft.

36. O keuſche Blum! O Jungfrau-Kind! O Süßigkeit, die nicht verſchwind! Dir ſei Lob, Preis und Herrlichkeit, Dein Reich beſteht in Ewigkeit.

Z7. O komm, o komm, daß ich dich hör, O komm, o Vater aller Ehr, Laß leuchten uns dein Herrlichkeit Und langgewünſchte Seligkeit.

38. Klar über Sonnen-Klarheit weit, Lind über Balſams Lindigkeit, Süß über alle Süßigkeit, Lieb über alle Lieblichkeit. 360 Auswahl

39. So ſtark iſt dein Geruch und Schmack, Daß ich nichts mehr bedarf noch mag; Daß mein Herz, kraftlos ſonſt und matt, An dir genung und übrig hat.

40. An dir hat mein Herz ſeine Luſt, Vollkommen iſt die Lieb, und juſt Mein Ruhm iſt all auf dich geſtellt, O Jeſu, Heiland aller Welt.

41. Kehr um, o meine Freudenkron, Du hochgeborner Gottes-Sohn; Der Feind iſt nun erleget ſchon, Kehr um, kehr um in deinen Thron.

42. Wo du hinkehreſt, folg ich nach, Von dir mich nichts abſcheiden mag, Weil du mein Herz genommen mir, O Jeſu, unſre Kron und Zier.

43. Ihr Himmels-Fürſten, ſeid bereit, Thut Thür und Thor auf Angel-weit, Dem Ehren-König euch erweiſt, Ihn ingeſamt willkommen heißt. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. Z61

44. Du ſtarker Gott, Herr Zebaoth, Du überwindeſt Höll und Tod; Du wendeſt von uns Sünd und Schand, Und bringeſt uns ins Vaterland.

45. Du Brunnquell aller Gütigkeit, Dein Glanz erſtreckt ſich weit und breit, Vertreib all Herzens-Dunkelheit, Bring uns zum Licht der Herrlichkeit.

46. Dein Lob im Himmel hoch erklingt, Kein Chor iſt, der nicht von dir ſingt, O Jeſu, Heiland aller Welt, Zufrieden haſt du Gott geſtellt.

47. Im Friede Jeſus herrſchen thut, Der übertrifft Herz, Sinn und Mut: Den Frieden mein Gemüt begehrt, Daß es ſein würde bald gewährt.

48. Zum Vater auf mein Jeſus fährt, Vom ganzen Himmels-Heer geehrt: Mein Herz gewichen iſt von mir, Und Jeſu folget mit Begier. 362 Auswahl

49. Dem laßt uns mit Klang und Geſang Nachſchreien unſer Lebenlang, Bis er zu ſich uns alle gleich Hernachholt in ſein Himmelreich.

64. Sion Jehovae ſponſula.

1. Zion, die werte Gottes-Magd, In ihrer Not ſich hoch beklagt: Weh mir, ich muß verlaſſen ſein, Der Herr hat ganz vergeſſen mein.

2. Gott aber ihr zur Antwort giebt: Was iſt's, das dich ſo hoch betrübt? Welch Mutter-Herz kann ſo verrucht Vergeſſen ihrer Leibes-Frucht?

3. Und wär ſie auch ſo rauh und hart, Daß ſie nach Raben-Mütter-Art Vergäß ihr eigen Fleiſch und Blut; Meinſt du, daß Gott darum ſo thut? aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 363

4.

Dein ich bei meiner Treu und Ehr Vergeſſe nun noch nimmermehr: Du biſt die liebſte Tochter mein, Und ſollſt es nun und ewig ſein.

Sieh an in meiner treuen Hand Die Nägel-Mal und Liebespfand: Die zeigen dir genugſam an, Wie ich dir helfen will und kann.

Mein Augenlider und Geſicht Und Herz hab ich auf dich gericht. Du biſt mein tauſend ſchönſtes Lieb, Darum dich nur zufrieden gieb. 364 Auswahl

Anhang aus den Triumphi de Dorothea. 1619.

65.

Die Himmliſche Engels-Muſica. (Alt C 2b).

1.

Viel hunderttauſend Englein muſicieren Vor Gott und modulieren Auf himmliſch wunderſchöne Art und Weiſe, Singen gegeneinander, Bald eins ums ander, Bald all mitnander: Heilig iſt Gott, Der ſtarke Herr Zebaoth, Heilig, heilig, heilig iſt Gott, Der Herre Zebaoth, Alſo lieblich und ſchön Wollen wir all dort einmal Singen und klingen, Jauchzen und ſpringen, Singt, klingt und ſpringt, Unſere Kunſt bleibt ewig. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 365

2.

Sie lebn und ſchwebn ohn Unterlaß in lauter Freuden, Ohn Klag, Elend und Leiden, Ihr Herz, Sinn, Mut und Engliſche Zungen Vor Freud aufſpringen, Sich hoch erſchwingen, Und freudig ſingen: Heilig iſt Gott, Der ſtarke Herr Zebaoth, Heilig, heilig, heilig iſt Gott, Der Herre Zebaoth, Alſo freudig und ſchön Wolln wir all dort einmal Singen und klingen, Jauchzen und ſpringen, Singt, klingt und ſpringt, Unſere Kunſt bleibt ewig.

3.

Sie ſind voll Glanz und göttlicher Weisheit Strahlen, Was Text müſſen da gefallen, Wie müſſen ihr Engel-reine Stimmlein klingen, Wie müſſen ſie artig, Wie müſſen ſie hurtig Und lieblich ſingen: Heilig iſt Gott, Der ſtarke Herr Zebaoth, 366 Auswahl Heilig, heilig, heilig iſt Gott, Der Herre Zebaoth, Alſo künſtlich und ſchön Wolln wir all dort einmal Singen und klingen, Jauchzen und ſpringen, Singt, klingt und ſpringt, Unſere Kunſt bleibt ewig!

66. Die ſchöne Vogel-Muſica. (Alt Db). 1. Einsmals ging ich ſpazieren, Mich zu erluſtieren, Kam auf eine ſchöne Wieſe Gleich ein'm himmliſchen Feld oder Paradieſe. Dahin aus aller Werlet Ende All Vöglein ſich gewendet, Sie hüpften, ſie ſprungen, ſie ſungen, Sich hoch erſchwungen, All lieblich ſungen, Das thät erſchallen In Wälden, Bergn und Thalen, Sie ſprungen und ſungen all fröhlich: Euere Kunſt bleibt ewig. aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. 367

Ich hört mit Freud und Wonne Ihrn ſüßen Tone, Viel tauſend Art und Stimmen, Ach wie ſchön thäten ſies verzwicken und krümmen, Es ſang ein jedes auf gut Glücke Sein Kunſt- und Meiſterſtücke, Sie hüpften, ſie ſprungen, ſie ſungen, Sich hoch erſchwungen, All lieblich ſungen, Bald eins ums ander, Bald alls mit einander, Sie ſahn und ſungen all auf mich: Euere Kunſt bleibt ewig.

Sie ſungen je mehr und mehre, Ohn alle Beſchwere, Mit Freud und lieblichen Scherzen, Ich ſprach heimlich bei mir im Herzen: O Gott, giebſt du ſo kleinen Tierlein Solch Kunſt und lieblich Stimmlein, Sie hüpften, ſie ſprungen, ſie ſungen, Sich hoch erſchwungen, All lieblich ſungen. 368 Auswahl aus Rinkarts geiſtlichen Liedern. So hör ich, in dem ſo hör ich, Erklärn ſie ſich all gegen mich, Ihr Menſchen ſeid recht ſelig, Euere Kunſt bleibt ewig. Rinkarts Compoſitionen.

Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 24

Melodie für Alexandriner. 1656. Herzbüchlein Blatt R 11b.

ZEH---- TTTIDT Lob ſei dem höchſten Gott, der uns ſo reich be

ſche - ret, aus ſei- nes Her-zens Schrein uns

1

E-+-+-+-+==f TF - ſei-nen Sohn ver - eh - ret, den Sohn, den wer-ten

## HEE- – –z E T -- – TITI l A

ET A- * -TDT- - T I I ED H

Sohn, den ein - ge - bor - nen Sohn, den

Dieſelbe Melodie verändert. 1657. Thränenſaat Blatt G 5b.

24* 372 Rinkarts Compoſitionen.

Melodie für Trochäen. 1656.

L Herzbüchlein Blatt R10b. I A- FÄFEFEFFEFE E I TI - L – V 7 T Auf, wohl - auf, dich Got-tes Lie-be,

A 1

Gott ge-lieb-tes Herz, er - gie -be, der aus

A 1

DVIELT –- I - –+ L_I_ TT TV I T Lie - be kommt zu dir. Dir zu Lieb iſt

A S> S–A HÄFEEEEEEEEEEEEEEE ––9–– L-WLZ TT DTTI DTT TI _ er ge-bo-ren, oh-ne den du ganz ver

L

T lo-ren, ſin - ge, ſpring und ju - bi-lir! Weiſen der Alexandriniſchen Klag lieder. 1637. Nach Leo Haslers: Mein G'müth iſt mir verwirret.

A Thränenſaat Blatt Giijb. DVI- T- I -I- D

EHEEE z––>* r–T Ach Va-ter al-ler Güt, ach Va-ter al-ler Sieh an das ſchwe-re Joch, da-mit wir ſind be Rinkarts Compoſitionen. 373

A –

TT HEEH w- ++–s–

Gna - den, - - - la - den, Wir dei - ne Kin-der-lein, ach

D-fr- – -I T -, ---

G- T T Va -ter un-ſer Gott, er -barm, er -bar-me

FT-- IT I II

e - dich, er - bar - me dich der Noth.

Zu demſelben. Thränenſaat Blatt Hiij. A –

Zu anderem Text. Thränenſaat Blatt G 4.

Er-barm, er -bar - me dich, Er-bar-me dich, Herr, Nach dei - ner Va -ter-treu, Und tilg'in mir nach A UMWETTE IL –_L –– L TTTTT. –––– – ETT TETET L_l SEE-ZESH TETT

Ä) dei - ner ſo him-mel-weit und breit be Z74 Rinkarts Compoſitionen.

- - TT » kann-ten Güt und Gnad in mir was in MIT

A ––T – --T-TL

FÄFFEEEEEEEE a I + Sº I TVT T TT iſt von Sünd und Miſ-ſe - that.

Zu demſelben. Thränenſaat Blatt H.

Weiſe der Eiferlieder. Thränenſaat Blatt Hij.

A– - - - G

TV –Ä–- • - T " Wohl-an ich will ein - mal ein Win-zer-liedlein Zu meines Vet-tern Preis, er laß es mir ge

A - DDYA –H TTT T"TIT-E-TT EUH)–ST- [. – –- IT-TETTTT

ſin - gen w lin j Der Da-vids Herr und Sohn als EEEEEEEE

Kö-nig -li-cher Sam mein ar -mes Fleiſch und Rinkarts Compoſitionen. 375

Blut aus Blut -lieb an ſich nahm.

Zu denſelben. Thränenſaat Blatt G4b.

Handſchriftliche Motette (Discant und Baß). 1619. Angebunden an Triumphi de Dorothea.

-SF- «S- «e-- "S> Tenor! Nun dan -ket al - le Gott, Nun dan-ket

al-le Gott, Nun danket al-le Gott, der gro-ße Z76 Rinkarts Compoſitionen.

Din-ge thut an al - len En -

Aelteſte Weiſe des Gratias. 1648 (49P).

A Crügers Praxis pietatis melica. p.315.

ETP +TETTZT =+ L Nun dan-ket al-le Gott mit Herzen Der gro-ße Din-ge thut an uns und D-f LT –H ––– T- – EH FEEE SEE- s

Muth und Hän-den, Der uns von Mut-ter al-len En - den, –A L

–>–=–<– –––L– – leib Und Kin-des - bei - nen an Un

–^– J DAVLT- –––––– 1– B. - - FEH EH T s zäh-lig viel zu gut Und noch jetzund ge-than. Weiſe des „Mun danket alle Gott“, Discant und Baß 1630. Deborah Blatt A 2.

Nun dan- al - le Gott, Der Dem Her - ren Ze - ba - oth, Uns Rinkarts Compoſitionen, 377

Uns vom wel - ſchen Siſ- ſe - ra, VON ſei - ne klei-ne De - bo - ra, die

––––T --TI-T 1

#FFFTVT L I L L- – ETTETT Pabſt und ſei-ner Ä Und das, all lie-be Kirch hat frei ge - macht. So wil-lig und be BEEEEEEEEEEEE

ÄTZ – – –L– –– - I II I Leut durch Got-tes Gna-den - Geiſt,

- - - - Herr reit hier - in - nen ſich er - weiſt, D GFTS –-HH-HºH – HE TZTET D-D- E T L– ILD V–T L-T I–I– L–----

GY Je - ſu Chriſt, al - lein du biſt, durch

den die ſü - ße Wun - der - that Uns Z78 Rinkarts Compoſitionen.

Gott er - zei-get hat.

Weiſe der 47. Chriſtenhoheit 1640. Druckergedenkring und Katechismuswohlthaten.

–A– - EEEEEEEEEEEEEE # --- ==EETZTE D So ſin-gen wir mit Freu-den-ſchall All Und prei-ſen was Gott ü - ber - all An EEEEEEEEEEEE

unsunſ - durch re Feſie - dernge - an Von Se -2 bu - -

–A -

I T DTTT-TITT L DTT I G-7 -s I–I T lon auf Ma-chir Thron, bis auf die

Zeit der deut-ſchen Chri-ſten-heit. Schrei-bet

A L B. 1– DD- II-II N 1 ED s 1 e- z

TV T all ihr Ju - den ſchrei-bet, Trei-bet all ihr

T T I Hei - den trei - bet, Trei - bet fort des Rinkarts Compoſitionen, 379

–A– D WI 1 L EÄEZEEEEEEE -ID-IL

Her - ren Ehr und Wort.

Motette auf den Frieden 1650(P) Katechismuswohlthaten p. 250ff.

Tenorsolo.

Discant u. Alt. r

Chor. jauchzet ihr

Tenor und Bass.

gro-ßen Welt - kö - nig-reich al-le, - - - - Z80 Rinkarts Compoſitionen,

Frie - de! Frie - de, Frie - de!

Nun jauch-zet dem Frie - den - an - - - -

Nun iſt groß Fried ohn Un-ter - laß,

ſtif-ter mit Schal-le: -- Rinkarts Compoſitionen, 381

Nun iſt groß Fried ohn Un = Frie -de, nun Frie-de, nun gül - de-ner - - -

- Frie-de, So jauch-zet und

– | | | | 382 Rinkarts Compoſitionen.

al - ler Welt En-de: Frie - de,

ſin - get an al - ler Welt En - den, - - -

Frie-de! Frie - de, Frie - de!

Mit Her-zen, mit Mun-de, mit - - - - Rinkarts Compoſitionen. 383

T- TT # = Z ZE Nun iſt groß Fried ohn Un-ter - laß,

–– ––

Y– – T Nun iſt groß Fried ohn Un-ter - laß,

– -- z + + IT –––T– –

| | | jauch-zet, ſo ſin-get, ſo al - le ſo ------IT- - m DEF= ZFH ST EFSF – – –T – 384 Rinkarts Compoſitionen.

Al-le Fehd' hat nun ein

al-le Feh - de hat nun ein

- ., Ei da, Ei da Rinkarts Compoſitionen. 385

Feh - de, al-le

Will-kom-men, Will - kom-men, Welt

Feh-de hat nun ein En - - -

Z

frie-den den From-men, den

D - Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 25 386 Rinkarts Compoſtitionen,

ein En-de, hat

- den, den Hei-den;

- zet ihr Für-ſten und

4.

Jauch - - zet ihr Für - ſten und Rinkarts Compoſitionen. 387

de, ein En - - - de.

Her - ren mit Freu - - den.

- - Her-ren mit Freu - - den.

Her - ren mit Freu - - den.

Weiſe der 50. Chriſtenhoheit. 1645.

Katechismuswohlthaten pag. 261.

- * I 1 1 L EÄ –I D L_- –I TET T T O Va-ter al-ler Gü-tig-keit, dir Für die - ſe gna-den-rei - che Zeit und

LL

ſei Lob Preis und Eh-re, dir ſei Lob für die rei - ne Leh-re, und für die 25* Z88 Rinkarts Compoſitionen.

EFFEEEEEEEEEE= EGF===EF===HE======Preisrei - undne Eh-re,Leh-re. Da - bei er - halt

A

FÄ L DTTIDT D- I TV T I I T uns, da - bei er - halt uns im-mer -dar, da

FÄFFEE T7- - T bei er - halt uns im - mer - dar, wend

L L

ab all Un - ruh und Ge-fahr, gib uns den

A EEF

ed - - - len Frie-den, gib uns den ed- -

A –F YTT T I I IT L-A-h-T-E-I-D-D- T IT DTAT -- --"DID-ILE F DEVEL -TI _ID

-. - len Frie-den. Rinkarts Compoſitionen, 389

Umarbeitungen alter Melodien zum Ge brauch für dactytiſche und anapäſtiſche Vermaße ohne eigene Melodien. Zur 1. Chriſtenhoheit. Katechismuswohlthaten Blatt Svb. # EFFEEEEF EE> EESES – Nun er - ken - net ihr Chri -ſten mit Nun be - ken - net mit fröh-li - chem

A D TVE – - TI _II ---

---- TVT herz -li - chem Dank Euch und eu-ren un Klang und Ge - ſang, Was Gott für ein ſchön

tad -lich und ad -li - chen Stand, Ju -bi Für -ſten -thum an uns ge - wandt.

- -1- I-T ––––– –– -T

li - ret und jauch-zet ihm al - le zu

EÄFEd–SEE>–SEZEESE>-- T-7 «SP- S gleich, Er hat mit euch ge - thei - let ſein Z90 Rinkarts Compoſitionen.

–l I E-fE 1 - –––– E–l-L-Ll EEESETZESE –I V FTI TZ- I -IT Herz und ſein Reich, ſind wir doch die Ge

A –––T– I TD - #E=EEEEEE== 5-Sz S ––E––– LE lieb-te des Her -ren der Herrn.

Zur 5. Chriſtenhoheit.

Katechismuswohlthaten Blatt S 6.

E-fr- _I – l –L– -I--- E(WEEEEEEEEEEEEEEEE TT Die Him -mel er - zäh-len die Ehr und Ge

bot, die ih - nen ge - ge - ben der

e - wi - ge Gott, Sie hal-ten, ſie

FÄF– TT – T A- –

TV E prei-ſen und brei-ten ſie aus, ſo Rinkarts Compoſitionen, 391

–A – J --- F L–

TV –L–E-ETTI -TTL-TI weit ſich er - ſtre - cket ihr Kreis und ihr

–A L -ÄVETT I l - –LL

EºE>EEEEEEH T - LT-TIL- II I Haus. Ky - ri - e - leis.

Zur 4. Chriſtenhoheit. Katechismuswohlthaten Blatt S 6b. FÄFEFFEFFE ETP I f ZE-T ET++===t=E I Was ge - den - ken doch im - mer und Was ge - war - ten ſie im - mer und

ETF I – – FÄFEEEEEEEEF WEI e - wig die Leu - te in ih-rem ver e - wig vor Beu - te die Got-tes Be

– L. E- DTT rück-ten und thö - rich-ten Wahn? T fehl und Rath ſe -tzen hint - an? Und ohn

sº -D -, -º. TAWD- Q-" l T--D------FT T-Z-TE- DT LTE- E-T IT DTF-ATZT IT D I IT D DTT TYTE DT T T - Glau-ben zu ſtei - gen in Him -mel hin

- -“)

T nauf, Sich ver - meſ-ſen durch thö-rich - ten 392 Rinkarts Compoſitionen. EÄEF==EEEEEEEEE A MD- - 1 – 1 I TI 1 –zz-+– Wech-ſel und Kauf durch ihr ei-gen un

L-f-T-- TI TE T I IL –l TDI –HE - tüch-tig und nich -ti - ges Werk. Zur 18. Chriſtenhoheit. Katechismuswohlthaten B latt S. 7. T –– LD T

Freu-e dich e - wig un - ſterb-li-che Freu-e dich e - wig und nim-mer-mehr

See - le, Freu - e dich, al - le dein quä - le, Dei - nes Er - lö - ſers Braut

DTTWT -I - I IPT - --

E - lend ver - ſchwind, Heut ſollſt du wa - gen ſich find'! EÄEEEEEEEEEEEEEE A U– I–I––T fah-ren aus zeit-li- chem Leid Zu der hoch

5-S“= SP zeit - lich und himm-li-ſchen Freud, die du ſo

A l

TVT ſehn - lich und lan - ge be - geh - ret, Rinkarts Compoſitionen. 393

A 1 L DTAWD- – - TT-T - =+T – –l ==EFSF und nun und im - mer und e - wig- lich

5 ==H H Z–SV S–+–ZT–HE+– wäh - - - ret. Bergreyen. Monetarius Blatt Zij b. Discant. MA- E- - – Alt. T - I T TV - I -T I TV

Hur 1. 2. - tig, T== I ==F> = ..

Tenor. - =––-E V – H Bass.

-tig, -mann, höf-lich -mann, - - z - - - -

--

Ein Rit-ters-mann ein ad - lich Mann, ------

- - U-I-T T-IT- DT-I-- T 394 Rinkarts Compoſitionen,

ein Rit - ters - mann ein ad - lich Mann, = = =

treib 1. -

Gläub, bleib und treib treib = - - -

treib

MUT was er

kann, nur was er kann, ott hat all Ständ ge

eL

- S.

MUL was er Rinkarts Compoſitionen. 395

ord - net net an. Hur-tig Kriegs-mann, - - - - -

vor Auf - z - ruhr

höflich Bergmann, vor Auf - - ruhr hüt ſich vor Auf - - - - - ruhr - - - FF4

T vor Auf - - - ruhr hüt ſich Roß und –-

hüt ſich 396 Rinkarts Compoſitionen.

Mann, hüt ſich Roß und - -

Roß und ſich

Mann, hüt -

Auf-ruhr hüt ſich Mann, hüt ſich

Mann, hüt ſich Roß Roß und Mann.

Mann, hüt ſich Roß und Mann. und Mann.

––- SP

und Mann. Rinkarts Compoſitionen. 397

TKleiner Bergreyen. Monetarius Blatt Zb.

Bau - ern, die lau - ern, ſind ------

r r uns zu we - nig; Graf Al-brecht, Graf - --

r F

Al-brecht ſei uns nur gnä F z

uns nur gnä - - - »

Uns nur gnä - 398 Rinkarts Compoſitionen.

dig, nur gnä - z z + -

dig, nur gnä - dig PUT

dig, nur gnä - - - dig! Anmerkungen.

Anmerkungen.

1) M. Martin Rinkart, nach Seinem äußern Leben und Wirken. Von Louis Plato. Leipzig, 1830. A. Feſt. XII. 58 Seiten mit Bild Rinkarts. 80. 2 ) Namentlich: Eilenburgiſche Reformations- und Prediger geſchichte von M. Polycarp Friedrich Elteſte, Archidiak. (ſpäter Sup.) in Eilenburg. Handſchrift in 40. 600 Seiten. 3 ) Ehrengedächtnis evangeliſcher Glaubenshelden und Sänger. Von J. D. Vörckel, Archidiak. in Eilenburg (nicht, wie Koch, Geſch. d. Kirchenlieds Bd. III. S. 86 Anm. ſagt, in Eisleben). Leipzig, Serig. 1830. Bd. II. S. 127 ff. – Martin Rinkart. Ein evangeliſches Lebensbild aus der Zeit des 30j. Krieges. Von J. D. Vörckel, Archidiakonus. Eilenburg. Offenhauer. 1857. 89. 47 Seiten. 4 ) Martin Rinkart als chriſtlicher Kunſtfreund. In: Chriſtl. Kunſtblatt für Kirche, Schule und Haus. Jahrg. 1872. no. 4 u. 5. – Martin Rinkart als Dramatiker der Re formationsgeſchichte. – Martin Rinkarts Eislebiſcher Ritter und Jonathan Swifts Tonnenmärchen. – Martin Rinkart als gründlicher Kenner und beredter Prediger des göttlichen Wortes. – 5 ) a. Rinkart: Kirchenbuch Eisleben 31. V. 1573. Eilenburg 29. IX. 1687. Paul Fleming 24. VI. 1630. b. Ringhart: Kirchenbuch Eisleben 9. VIII. 1577. c. Ringkhardt: Eilenburger Ratsſchreiben an D. Leyſer 6. WIII. 1637. Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder, 26 402 Anmerkungen.

d . Ringkhart: In demſelben Schreiben gleich unter voriger Lesart. Ringhard: Georg Draudii bibl. claſſ. 1625. Ringehart: Güldener Wanderſtab 1628. . Rinckard: Kirchenbuch Eisleben 14. u. 17. X. 1577. – In Flemings Stammbuch 1. X. 1632. Epicedion auf Leyſers Tod 1633. Elogium auf Adam Andreä 1635. Friedenszweck 1635. Brautmeſſe 1642. Epicedion auf Caspar Dehne 1648. Ferner die Elogien Frem der auf ihn: Wilhelm Hillenius und Nikolaus Pel ſius 1616. Adam Tülſner 1626. Johann Heermann 1645. . Rinckart: Ratsakten Eilenburg an verſchiedenen Stellen. Kirchenbuch Eilenburg 16. X. 1623; 15. IV. u. 24. VI. 1638. Dehnes Geſuch um Nachfolge 1649. – Ferner in eigenen Werken: Circulus 1627. Turmknopf inſchrift 1628. Buchhändleranzeige des Luth. Au guſtus 1629. 1630. Deborah 1630. Exequiae Plötzianae 1629. IIoXitsopa 1635. Wechſelwahl 1637. Thränenſaat und Prediger 1637. Drucker Gedenck-Rinck 1640. Vorrede zur Brautmeſſe 1642. Epicedion auf Höpner 1645. Diskurs und Kate chismus-Wohlthaten 1645 (18 mal konſtant ſo ge ſchrieben). Moſes 1647. Elogium auf David Pecks ABC 1654. Herzbüchlein 2. Aufl. 1663. – Endlich bei Fremden: J. Scheibe 1616. David Peck, Abr. Hafermann, Buläus, Rivinus, Gottfr. Andreä, J. Heermann, Samuel Rinckart 1645. i. Rinckartt: Kirchenbuch Eisleben 23. IX. 1577. k. Rinckhard: Ratsakten Eilenburg 1629. Eigenhändig: Anſtellungsgeſuche 15. IV. und 7. V. 1610. Kirchen buch Erdeborn 1616. – In eigenen Schriften: Mag nalia 1615. Vulcanus; Epicedion auf Urb. Gau biſch; auf Jakob Gaubiſch; Res geſtae; Seelen recept 1616. Epicedion auf Bornhauſen 1617. In dulgentiarius 1618. Triumphi 1619. Leichpredigt 1621. Monetarius 1625. – Bei Fremden: Elogien Anmerkungen. 403

von J. Geniſius und A. Decker 1627. Desgl. von J. Fiedler und Joh. Heermann 1645. Dehnes Epi cedion im Moſes 1647. l. Rinckhart: Kirchenbuch Eilenburg 25. IV. 1586. 5. VIII. 1628. 10. IX. 1639. 8. II. 1646. Schleupners Notiz auf ſeinem Anhalteſchreiben 1610. – In eigenen Schriften: Eislebiſcher Ritter 1613. Kirchenbuch Erdeborn 1614. – Bei Fremden: Elogien von Weinrich und Pelſius 1616, von Maukiſch und Andreä 1642. m. Rinckhardt: Anſtellungsurkunde 18. V. 1610. Kirchen buch Eisleben bei ſeiner Trauung 13. IX. 1612. Kirchrechnung Erdeborn-Lüttchendorf 1614. – Eigene Schrift. De fummo bono. - Rinchard: Elogien von Schröner 1616. Rincard: Paul Flemings Epigramm 24. VI. 1630. - Rinchart: Elogien von A. Tülſner und Hillenius 1616. Rincchart: Elogium von Laur. Wagner 1616. Rinkhardt: Verderbnis des Namens in der Kanzelinſchrift zu Eisleben. 6 ) In der 1628 am 1. September verabfaßten Turmknopf inſchrift bezeichnet Rinkart ſelbſt ſein Geſchlecht als: genus Ilebergenſium perantiquum. cf. Ernſt Booch, Mit teilungen aus dem Knopfe des Stadtkirchturmes zu Eilen burg 1833. 49. S. 5. 7) Rinkart nennt ihn p. 33 der Katechismuswohlthaten „Bernart“, S. 40: „Bernhart“. 8) Eilenburgiſche Chronik von Simon 1696. 9) Blätter für Hymnologie von D. Fifcher und D. Linke. 1884. no. 2. p. 32 gegenüber Jahrgang 1883. no. 12. p. 191. 10) Der Clerus Mansfeldiacus von Biering, 1742, citiert dieſe Zeitangabe richtig. 11) Dieſe Selbſtbiographie, welcher auch die folgenden kleinen Verſe entnommen ſind, giebt er in den Kate chismuswohlthaten S. 20ff. 26* 404 Anmerkungen.

12) Er ward 1599 Stadtrichter, geriet mit einigen Rats mitgliedern in heftigen Streit, kam in Haft und ward proſkribiert. Hierauf wanderte er nach Kendern aus. 13) Sein Großvater war der Pfarrer der Eilenburger Berger kirche M. Wolff Fehmel, und ſtammte aus Frankenberg. Er hatte 20 Kinder, von denen drei Geiſtliche wurden. Ein Sohn ward Bürgermeiſter in Eilenburg, eine Tochter heiratete Rinkarts Vorgänger Archidiakonus M. Schalitz, eine andere Tochter M. Richter, der des Schwiegervaters Nachfolger ward. Eine Tochter des Bürgermeiſters hei ratete Rinkarts Bruder Bernhart. Der berühmteſte Fehmel aber war Paſtor in Leipnitz, welcher 1700 den delectus hymnorum in Grimma herausgab. 14) Er war geb. 1551 in Annaberg, daſelbſt 1576 Konrektor 1581 Rektor. 1594 Paſtor in Eyla bei Borna; 1596 Superintendent in Eilenburg, 1603 [nicht 25, ſondern 52 Jahr alt Concionator aulicus infimus in Dresden, 1609 medius und Konſiſtorialaſſeſſor, 1610 nach Leyſers Tode primarius. Den Titel Oberhofprediger gab es da mals noch nicht. + 9. Nov. 1612. Cf. A. Gleich, Diff. de theol. elect. Sax. 1619 Bl. C u. M. G. Ham mer, Nachricht und Gedancken von zehn Hochehrwürdigen Prieſter-Vätern 1724, p. 4 u. 30. Das Verzeichnis ſeiner Werke bei Jöcher 2c. bedarf vieler Nachträge. 15) Jöchers Angabe, er ſei von 1595–1605 in Leipzig ge weſen, iſt grundfalſch. 16) IIavapxvréxtov. rp 8ep | ARCHITECTVRA | PALLA DOS . . . . . Graphice depicta | à | M. JOSUA STEG MANNO, SS. Theol. Studioſo. Die 25. Januarii. Anno 1616. | LIPSIAE . . COBER. 16 Blatt in 40. 17) Examen theol. Ph. Melanchth. una cum explicationi bus, ed. Chr. Pezelius. 2 voll. Neoſtadii Palat. 1589. 18) Geb. 1563 in Schwaben, † 1616 als Prof. in Witten berg. Auf Kurfürſt Chriſtians Befehl ſchrieb er die anti melanchthoniſchen Loci theologici. Sein Ehrenname war Lutherus redivivus. Anmerkungen. 405

19) EYATTEAIA KAI EIII2TOAAI . . . brö IQANNOT IIO22HAION cum interpretatione latina Theophili Cangiſeri 1578–1648 in 12 Auflagen. 20 ) Elementorum rhetorices libri duo. Vuitt. 1532 und ferner in zahlloſen Ausgaben. 21) Jo. Rhenii Logica. Lips. 1600 und ferner in vielen Ausgaben. 22 ) Joh. Heil (Rektor von 1561-92), Quaeſtiones gramma ticae pro Schola Lips. ad S. Thom. 1587. 1616 u. ſ. f. 23) Vgl. Roſt, Beiträge zur Geſchichte der Thomasſchule Leipzig 1820. 1. Lief., p. 20. 24 ) Vgl. Stallbaum, Die Thomasſchule. Leipzig 1839. S. 25. 25 ) Geb. 1559 in Wurzen als Bürgermeiſtersſohn. 1585 Tertius, nach Beckers Berufung zum Archidiak. Konrektor, nach Heils Tode Rektor. + 21. Auguſt 1604. 26 ) Geb. 1574 in Oſchatz, gegen 1600 Konrektor und Profeſſor in Leipzig. 1618 Rektor in Eisleben, geriet mit General ſuperintendent Rechtenbach in Streit, legte ſein Amt nieder, ging wieder nach Leipzig und ſtarb 1635 als Konrektor in Huſum. 27) Cf. Frederi theatrum. Norimb. 1688. Geb. 21. Febr. 1556 in Gorſchleben bei Sachſenburg in Thüringen als Sohn des Bauern Jakob Kalwitz, Chorſchüler in Franken hauſen nnd Magdeburg, Student in Helmſtedt und Leipzig, 1582 Kantor in Schulpforta, 21. Mai 1594 Kantor an St. Thomä in Leipzig, † 24. Nov. 1617. 28) Vorrede der 1. Aufl. : 10. Nov. 1596. Titel 1597. Ferner 1598. 1604. 1612. 1622. 29) 1617–18 U. 1620–21. 30 ) Katechismuswohlthaten, p. 113 ff. 31) Cf. Triumphi de Dorothea 1619. 32) Vgl. Karl Große, Geſch. der Stadt Leipzig. 2. Bd. p. 91. 33) Vgl. Vogel, Leipzigiſches Geſchichtsbuch (ANNALES), 2. Aufl. Leipzig 1756. 406 Anmerkungen.

34) Vgl. den einzigartigen Sammelband der Leipziger Uni verſitätsbibliothek sub Univ. 380. 35) Vgl. die theologiſche Fakultät der Univerſität Leipzig ſeit der Reformation. Urkundl. Verzeichnis ihrer Mitglieder. Leipzig 1843. S. 11 ff. Schilter war geb. 1541 in Leipzig, 1567 Profeſſor, 1603 Prokanzler und Winter ſemeſter 1603/4 Rektor magnificus. 36) Geb. 14. Oktober 1550 in Buchola bei Conitz in Preußen, 1578 Aſſeſſor der philoſophiſchen Fakultät, 1581 Licentiat, 1588 D. theol., 1602 Prokanzler, 16023 Rektor, geſt. 18. Febr. 1614. 37) Geb. in Leipzig den 24. Oktober 1561 als Sohn des Handelsmanns Adrian B. und der frommen Cäcilie geb. Schmal, beſuchte die Schola trivialis und genoß Privat unterricht bei Prof. Wilhelm Hilden, war 19 Jahr alt Bacc. phil., beſuchte die Univerſität Berlin, ward 1583 in Leipzig Magiſter, 1586 Lehrer an Birers Privatfchule, dozierte an der Univerſität neuteſtamentliche Exegeſe, ward 1588 Lehrer an der Thomasſchule, im ſelben Jahre Dia konus in Rochlitz, heiratete 1589 (30. IX.) des Bürger meiſter Barthol Stockmann Tochter Dorothea, zeugte 5 Söhne und 4 Töchter, ward 1592 Diakonus an St. Ni kolai in Leipzig, 1593 Archidiakonus, 1594 Paſtor, am 28. November 1594 Bacc. theol., 20. Januar 1597 Lic., 8. November 1599 D. theol. Er edierte 1602 ſeinen Pſalter, ward 1601 Kollegiat des kleinen Fürſtenkollegs, 1602 ordentl. Profeſſor und am Gallustage Dekan; am 1. Mai 1603 ſtarb ſeine Frau. Am 17. April 1604 hei ratete er des Gaſtwirts Euſebius Schreiner Tochter Martha und ſtarb 5 Wochen darauf am 25. Mai (nicht den 24.] 1604. 38) Geb. am 23. April 1554 in Hirſchberg in Schleſien als Sohn des Bürgers Balthaſar W. Gebildet auf der Hirſchberger Schule und durch M. Paul Junge. 1572 auf dem Maria Magd. Gymnaſium zu Breslau, dann In formator der Prinzen von Fürſtenberg, dann auf Reiſen in Böhmen, um czechiſch zu lernen, 1579 Student in Anmerkungen. 407

Leipzig, 1580 Bacc. phil., 1581 ſtudierte er wieder in Prag, 1582 wieder in Leipzig, 1583 Magiſter und nächt licher Inſpektor in Grimma, 1583 Tertius daſelbſt. Nach Monatsfriſt Diakonus an St. Bonifaz zu Langenſalza, 1586 Subdiakon an St. Thomä in Leipzig, 1589 Dia konus, 1592 Paſtor, 1594 Snperintendent, ordentl. Prof. und Canonikus des Stifts Zeitz, 1597 Licentiat, 1599 D. theol., 1604 Dezemvir und Domherr in Meißen, 1600 Prokanzler, 16001 Rektor, ſeit 20. April 1585 ver heiratet mit des Grimmaer Schulverwalters Wolfgang Peilicke Tochter Cäcilia , Vater von 3 Söhnen und 4 Töchtern, † 27. Januar 1617. 39 ) Geb. 17. Oktober 1565 zu Schmalkalden als Sohn des Ratsberrn und Buchdruckers Michael Schmuck, beſuchte die dortige Schule, 1579 das Gymnaſium zu Schleuſingen, 1585 die Univerſität Leipzig, 1586 Bacc. phil., 1588 Magiſter, 1589 Tertius der Nikolaiſchule, 1591 Konrektor, 1592 Aſſeſſor der philoſophiſchen Fakultät, 1593 Diakonus an St. Nikolai, 1594 Archidiakonus, 1595 ſchlug er die Superintendentur zu Eilenburg aus, 16( 0 ward er ſuspen diert und mit Hausarreſt belegt, 1601 wieder eingeſetzt, 1602 Bacc. theol., 1604 ordentl. Profeſſor, Paſtor und Konſiſtorialaſſeſſor, 1605 Licentiat, 1606 D. theol., 1607 Aſſeſſor der theologiſchen Fakultät, Kanonikus zu Zeitz, Domherr in Meißen, Dezemvir der Univerſität, 1617 Superintendent, 1620 Rektor Magn. Seit 1593 (3. IX) verheiratet mit des Wagenſchreibers Chriſtoph Reiband Tochter Katharina, Vater von 7 Söhnen und 4 Töchtern. + 1. Febr. 1628. Vgl. Heinrich Höpffner, Idea veri theologi etc. Lips. 1628, und Hofmann, Bild niſſe 2c. Leipzig 1840, und Henning Wittenius, Memoriae theol. 1674. 40) Mülmann, Mulmannus, Mühlmann geſchrieben, geboren 28. Juli 1573 zu Pegau als Sohn des Paſtor Hiero nymus M. und der Tochter des Ratsherrn Johannes Groſſe Magdalena. 15 Jahr alt Portenſer Fürſtenſchüler, 1594 Student in Leipzig und Jena, 1598 Sonnabend 408 Anmerkungen.

prediger an St. Thomä in Leipzig, 1599 Diakonus an St. Wenzel in Naumburg, wo er Dorothea, die Tochter des Ratsherrn Johann Glaſer heiratete. 1604 Paſtor in Caucha bei Naumburg, noch im ſelben Jahre Archidiakonus an St. Nikolai in Leipzig, 1607 Prof. theol. Im ſelben Jahre ſtarb ſeine Frau. Er heiratet nun die Witwe des Kaufmanns Paul Purſius Gertrud geborne Grunewald, ward 1. Oktober 1612 Lic. theol. und ſtarb, 7 lebende und ein ungeborenes Kind hinterlaſſend, am 14. November 1613. Vgl. Witten a. a. O. 1674 und Flinzer, Naumburgs geiſtliche Liederdichter im Kreis blatt 1845, p. 56 u. 59. 41 ) M. Elteſte läßt ihn am 10. März ſterben, doch ſcheint dies Schreibfehler. Daſtler war geboren zu Dommitzſch als Sohn des Diakonus. Die Mutter war Paul Sieg munds eines Eilenburger Exulanten Tochter. 13. Dez. 1591 Diakonus, 1593 Magiſter in Wittemberg, 1595 Archidiakonus. Unter Büttners Superintendentur konnte er nichts mehr recht machen und ward trotz aller Treue fortwährend gemaßregelt. M. Elteſte ſagt: „er ſtand bei ihm einmal am ſchwarzen Brett und man erdreiſtete ſich gegen ihn alles zu wagen“. Er heiratete des Gaſtwirt David Marſtaller Tochter Eliſabeth. Sein 1597 geborner Sohn ſtudierte erſt Theologie in Wittemberg, übernahm aber ſpäter die Gaſtwirtſchaft des Großvaters und er trank beim Pferdeſchwemmen in der Mulde. 42) Koch, Geſch. d. Kirchenl. III, 87 läßt die Bewerbung erſt von Eisleben aus erfolgen und nimmt dieſen Irrtum aus Börckel, der ſich jedoch nur unbeſtimmt ausdrückt. M. Elteſte, der Vörckels Quelle war, beruft ſich für ſeine durchans korrekte Angabe, die ich wiedergebe, auf die noch vorhandenen Kirchenakten. 43) Geb. 1567 in Dahlen als Sohn des Bürgermeiſter Alexius B. und der Kath. geb. Hortig; erſt Fürſten ſchüler zu Meißen, dann Wittenberger Student, 1589 Magiſter, 1591 Paſtor in Börlen, 1595 Diakonus in Oſchatz, 1603 Paſtor und Superintendent in Eilenburg. Anmerkungen. 409

† 29. Sept. 1611. Vgl. Frenkel, Diptych. Ossi tiens., p. 326. 44 ) Sohn des Amtsſchöſſers und Geleitsmanns Johann Breithut. Von ſeinem Leben iſt nichts bekannt. † 1575 an der großen Peſt. 45 ) Eltern und Geburtstag unbekannt; 21. Juli 1598 vo ziert, 6. Auguſt Dom. 9. p. Trin. eingeführt, ging im Amtseifer ſo weit, daß M. Elteſte von ihm ſagt, er wollte 10 Kegel umſchlagen, wo nur 9 ſtanden. Er that den Weibsperſonen, die in einer ,,Schaube“ zum Taufſtein traten, „Vffruck“ und unterfing ſich, die jungen Burſchen, die nach damals aufkommender Sitte mit langen Haaren zum Abendmahl kamen, zu „zucken“. Er ſtarb nach Rin karts Angabe am 10. September 1615, nach M. Elteſtes Angabe am 15. Oktober 1615. 46) Als er nach Bütners Tode die Ephorie verwaltete, führte er es ein, daß jeder Beichtvater ſeinen Beichtkindern die Krankenkommunion reichen durfte, was bisher nur dem Wöchner zuſtand. Dieſe der Stadt ſehr angenehme und ver nünftige Neuerung ſtellte D. Hunnius aber auf M. Hein richs Beſchwerde wieder ab. 47) Geb. 19. September 1566 in Drumsdorf im Kulm bachiſchen, Student in Wittemberg, 1598 daſelbſt D. thcol. und bald darauf Diakonus in Bayreuth, 1599 Schul inſpektor in Grätz in der Steiermark, von dort vertrieben 1600 Generalſuperintendent in Hildesheim, 17. Juli 1607 Generalſuperintendent in Eisleben bis 1612, dann auf Irrfahrten, bis er 1635 in Erfurt ſtarb. Vgl. Bie ring, Clerus Mansfeldicus 1742, p. 31sqq. 48) Arterſche Linie + 25. Auguſt 1627. 49) Jüngerer Sohn Johanns I. geb. 4. Februar 1564, reſi dierte in Hadersleben, vermählt mit Agnes, Gräfin von Eberſtein, † 6. April 1631. Sein Wahlſpruch: Patientia vincit omnia. 50) Geb. 3. Dezember 1575 zu Hettſtedt. Vater Bürger meiſter. Beſuchte das Gymnaſium zu Eisleben, 1593 die Univerſität Jena, ward dort 1597 Magiſter; 1598 Mit 410 Anmerkungen.

glied der philoſophiſchen Fakultät. 1603 beriefen ihn die Grafen von Schwarzburg als Rektor nach Frankenhauſen. Am 5. Auguſt 1607 ward er als Rektor in Eisleben ein geführt und ſtarb am 4. Juli 1618. 51 ) Aus Schleuſingen, ward wegen Verdachts, zum Kalvinis mus hinzuneigen, ſchriftlich auf die Konkordienformel ver pflichtet, 1615 Diakonus, 1624 Paſtor an St. Nikolai, † 1628 am Schlagfluß. 52) Von ihm iſt nur bekannt, daß er 1589 an die Schule kam und ſich namentlich während der Peſtzeit 1610 ausgezeichnet bewährte, weshalb die gegen ihn bereits verhängte Ab ſetzung wieder rückgängig gemacht ward. 53) Von ihm iſt nur bekannt, daß er 1625 Diakonus an St. Nikolai ward. 54) Er hieß eigentlich Müller, war am 31. Oktober 1583 zu Diethfurth geboren, hatte die Schule zu Speier und die Univerſität Helmſtedt beſucht, war dann Lehrer in Wege leben bei Halberſtadt, ward am 23. Januar 1610 Quintus und ſchon 1612 Paſtor in Dederſtedt bei Eisleben, ſpäter durch das Prädikat Dekan ausgezeichnet. 55 ) Pfarrersſohn aus Frohſe bei Magdeburg, ward 1609 Septimus und ſchon 1611 ſeines Vaters Nachfolger. 56 ) Oktavus ſeit 1603, avancierte erſt 1611 zum Septimus, als welcher er 1622 ſtarb. 57 ) Ratsarchiv zu Eisleben, datiert 15. April 1611, gerichtet an Generalſuperintendent Chriſt. Schleupner und Kanzler Heinrich Schlichter. 58 ) Er war 1571–1583 Tertius und 1583–1598 Rektor des Gymnaſiums. Über ſeinen Charakter gehen die Anſichten unvereinbar auseinander. Der Verfaſſer des „Clerus Mansfeld“. Biering bezeichnet ſeine Thätigkeit als rühmlichſte; Ellendt aber [Geſch. des Königl. Gymnaſium Eisleben) nennt ihn einen ſchmutzigen, habſüchtigen Men ſchen, der den Schülern Geld und Kleider abborgte, ohne an das Zurückgeben zu denken, Arbeiten von Schülern Anmerkungen. 411

verrichten ließ, für die er das Geld einſtrich u. ſ. w. Allerdings werden ihm ſolche Vergehen in einem Akten ſtücke vorgeworfen, aber bei den im Kontext geſchilderten unkollegialiſchen Verhältniſſen können ſie auch auf Ver leumdungen beruhen. Es iſt dies auch wahrſcheinlich, da ſelbſt Rinkart ähnliche ſchändliche Beſchuldigungen in ſpäterer Zeit zu erleiden hatte. Da Morgenſtern auf eigene Koſten ein neues Katheder für die Schulaula ſtiftete, ſind wohl ſeine Vermögensverhältniſſe nicht ſo traurig geweſen, daß er derartige Zwangsanleihen bei Schülern zu machen nötig hatte und da er das Ehrenprädikat Phosphorus Islebienſis von ſeinen Zeitgenoſſen erhielt, ſo war ſein Ruf beſſer als der ſeines Amtsnachfolgers, der ihn zu ſchänden wagte. 59 ) Er war ſeit 1596 Stadtvoigt in Altſtadt Eisleben, ward am 9. Februar 1611 von Graf Ernſt VI. von Mansfeld zum Kanzler und Konſiſtorialaſſeſſor ernannt. Im Oktober 1587 heiratete er Anna Stöltzer, welche 35 Jahr alt am 30. Juli 1597 ſtarb. Am 22. Mai 1598 hei ratete er Juſtina Tröner, welche am 15. Dezember 1577 getauft ward und am 28. Januar 1621 ſtarb. Er ſelbſt folgte ihr im Mai 1623. Zeuge ſeines frommen Sinnes waren weit über ſeinen Tod hinaus die von ihm der Peter-Paulkirche in Eisleben geſtifteten Bilder der Apoſtel, denen die Kirche geweiht war. Ihrer gedenkt auch Joſua Stegmann in dem Anm. 16 erwähnten Ma giſterpanegyrikus. 60 ) über die Aufführungen reformatoriſcher Dramen im Mansfeldiſchen vgl. Heinrich Rembe, Eislebiſch-Mans feldiſche Jubelkomödie, Eisleben 1885. Der Verfaſſer autoriſiert mich, die dort enthaltene Angabe, daß in Eisleben zuerſt 1613 eine Komödie und zwar die Rin kartſche aufgeführt worden ſei, dahin zu korrigieren, daß laut den Ratsrechnungen bereits 1584 am 5. März eine unbenannte [wohl Dedekinds Ritter) und am 4. Mai der Eunuchus, ferner 1589 am 12. Februar eine un bekannte lateiniſche Komödie aufgeführt wurden. 412 Anmerkungen.

61) Vgl. den Neudruck des Eislebiſchen Ritters von Rinkart beſorgt von Dr. Carl Müller in Dresden. Halle, Nie meyer 1884. Neudrucke Nr. 53 u. 54. 62 ) Ausdrücklich ſagt er in den Vorworten zum Eislebiſchen Ritter, Indulgentiarius und Monetarius, ſowie im Diskurs, daß die Grafen ebenſowohl die Anregung als den Befehl dazu erteilt hätten, auch die Druckkoſten be zahlten. 63 ) Geb. am 1. Februar 1563 zu Großmühlingen als Sohn des Richters Peter Bertram , von deſſen 6 Söhnen 3 Pfarrer wurden. Er kam auf die Schule nach Barby und mußte ſeiner hellen Stimme wegen oft am Hofe Graf Albrechts ſingen. Später ging er nach Magdeburg, wo der Dichter Georg Rollenhagen Rektor war. 1585 bezog er die Univerſität Jena, wo er die Bekanntſchaft Graf Davids von Mansfeld machte. Am 25. Juli 1587 wurde er Magiſter, dann Rektor in Barby, 1590 Pfarrer in Klein- Mühlingen. 1596 erkrankte er ſchwer und blieb von da an ſtets hinfällig. 1609 ward er am 14. September nach Roſenburg verſetzt. Am 11. Sep tember 1611 trat er ſein Amt als Paſtor Andreanus in Eisleben an. Am 7. April 1619 ſtarb er. 64 ) Geb. 25. Dezember 1576 zu Auerbach im Voigtlande. Vater: Landrichter Abraham Förſter. Mutter: Mar garete, Tochter des Ratsverwandten Johann Claus in Auerbach, beſuchte die Schulen von Auerbach, Schnee berg und Zwickau, ſtudierte in Leipzig, ward 1597 Magiſter und Sabbatprediger an St. Thomä, 1600 kaiſerlicher Poet, 1602 Rektor in Schneeberg , 1603 Oberpfarrer an St. Michaelis in Zeitz, 1605 in Leipzig D. theol., 1607 Profeſſor der Theologie und Schloß prediger in Wittenberg. 1613 Generalſuperintendent in Eisleben. 65) Geb. 13. März 1578 zu Langenſalza als Sohn des Apothekers und Ratsverwandten Valentin Rechtenbach und der Katharina, Tochter des Bürgers und Gaſt wirts Adrian Raps daſelbſt. Durch die Portenſer Anmerkungen. 413

Fürſtenſchule vorbereitet bezog er 1598 die Univerſität Leipzig, ward 1600 Magiſter, ging dann nach Witten berg und heiratete am 10. Juli 1605 Auna Würſchmid, Tochter des Kämmerers zu Langenſalza. 1607 ward er Superintendent zu Weißenfels, 1612 Licentiat, 1614 D. theol., am 15. Februar 1615 Generalſuperintendent von Mansfeld. Am 17. Juli 1626 ſtarb ſeine erſte Frau, die ihm 3 Söhne und 2 Töchter hinterließ. Die zweite Frau ward Euphroſyne, Tochter des kurſächſiſchen erſten Hofpredigers D. Polcarpus Leyſer, Witwe des Superintendent Großhenning zu Logenburg im Barbyſchen. Er ſtarb am 26. Auguſt 1629. 66 Blätter für Hymnologie von D. Fiſcher und D. Linke. 1885. S. 22ff. 67) Cf. Adami Tülsneri Epigr. Miscell. Centur. I. Dresdae 1626. 68 ) Sohn des Grafen Hans I. von Mansfeld-Hinterort und der Margareta, Fürſtin von Braunſchweig. Er war ver mählt mit Agnes Gräfin von Eberſtein. 69) Sein Vater war Urban Gaubiſch, der erſte Buchdrucker Eislebens, welcher 90 Jahre alt am 2. Januar 1612 geſtorben war. Jakob hatte eine ausgezeichnete Er ziehung genoſſen, lernte ſogar bei dem berühmten Michael Neander in Ilfeld hebräiſch und griechiſch, kon ditionierte in Leipzig, übernahm 1604 die väterliche Druckerei und ſtarb 1616. 70 ) Nicht Schelitz, wie Plato in ſeiner Biographie ihn fälſch lich nennt. 71) Geb. in Braunſchweig Dom. Quaſimodogeniti 1591, in Wittenberg erzogen und wiſſenſchaftlich ausgebildet, da ſelbſt auch zum D. theol. promoviert. Seine Frau war Dorothea, des Torgauer Amtsſchöſſer Georg Schmidt Tochter. Einer ſeiner Söhne Wilhelm ward Superin tendent in Gailburg im Limburgiſchen. Seine Tochter Eliſabeth heiratete ſeinen Amtsnachfolger Licentiat Buchholz. Er ſelbſt ſtammte aus berühmter Familie. Sein Großvater war M. Kaſpar Leyſer, Pfarrer in 414 Anmerkungen.

Wineden in Würtemberg, ſpäter in Nördlingen. Die Großmutter heiratete ſpäter den Würtemberger Hof prediger D. Lukas Oſiander. Sein Vater war D. Poly karp Leyſer, geb. am 18. III. 1552, der in Blaubeuren, Stuttgart und Tübingen ſtudierte, mit 18 Jahren Ma giſter ward. 1573 ordiniert ward er Prediger in Öſter reich unter der Enns, 1576 mit Huunius 24 Jahre alt D. theol. in Tübingen und Generalſuperintendent in Wittenberg. 1580 heiratete er Eliſabeth, des berühmten Lukas Cranach Tochter. 1585 ging er nach Braunſchweig, ward 1590 in Leipzig Superintendent, 1592 wieder in Wittenberg, endlich 1593 Hofprediger in Dresden, + 1600. Die Leichenpredigt hielt ihm der bereits ge nannte M. Paul Jeniſch, Rinkarts Beſchützer und För derer. 3 ſeiner Söhne waren Doktoren der Theologie und 3 Töchter waren an ſolche verheiratet. 72 ) Geb. 2. Juli 1582 als Sohn des Deſſauer Diakonus Samuel Heinrich, der ſpäter als Propſt zu Wörlitz ſtarb, und der Maria Klippel. Er ſtudierte in Witten berg, war bei Georg Löſer, Hauptmann zu Schleinitz und Schlieben, 5 Jahre Hauslehrer, und 1610 zu Witten berg als Magiſter promoviert. Bald darauf ſetzte Superintendent Büttner ſeine Wahl zum Diakonus in Eilenburg durch, wiewohl der Rat, der Rinkart nicht erlangen konnte, dem Superintendenten nochmals Trotz bot, indem er den Leipziger Schulkollegen M. Anton Dörmer präſentierte und rite wählte. Büttner ver unglimpfte denſelben aber ſo, daß ſelbſt die Recht fertigung der Leipziger Fakultät dem Geſchmähten nicht helfen konnte. Büttner rühmte ſich des ephoralen Sieges ſo, daß er ſogar dem Rat ins Geſicht ſagte, daß er mit ſeiner einzelnen Stimme mehr wert ſei, als der ganze Rat zuſammen. Heinrich konnte für dieſe In triguen nichts, aber der Rat ließ es ihn lebenslang entgelten, indem er, ſo oft auch das Archidiakonat frei ward , ihn überging. Er heiratete Pfarrer Valentin Reblings zu Wildenhayn bei Torgau Tochter, hatte Anmerkungen. 415 7 Kinder, von denen 6 ſtarben. Er ſelbſt ſtarb am 5. und ſeine Frau am 6. Auguſt 1637 an der Peſt. Beide wurden von Rinkart am 7. nebſt drei anderen prie ſterlichen Perſonen begraben. 73 ) Geb. den 19. November 1564 in Schneeberg als Sohn des Schichtmeiſters Johann Böhme und der Judith geb. Kaltenhöfer; ſtudierte in Schneeberg und Leipzig, dann in Wittenberg, promovierte daſelbſt, ging dann nach Straßburg, ward hierauf Adjunkt zu Hohentiegel, 1596 Diakonus in Eilenburg, trat am 29. Februar 1597 an und ging dann im Auguſt 1598 zur Berger gemeinde als Pfarrer. Er geriet mit dem ſtreitbaren Superintendenten in Zwieſpalt, da er ſich weigerte den Sirach auszulegen, ſintemal es beſſere bibliſche Bücher als dieſes apokryphe gebe, ward aber nach ein geholtem Gutachten der Leipziger Fakultät gemaßregelt und mußte parieren! Seine erſte Frau, Luthers En kelin, ſtarb am 17. Oktober 1609 mittags 12 Uhr. Seine zweite Frau war Barbara, des Torgauer Apo thekers, Stadt- und Landrichters Georg Moſers Tochter. 1633 erhielt er einen Subſtitut, 1634 legte er das Amt nieder und ſtarb 1635 am 27. Mai im eigenen Hauſe in Torgaku. 74) Geb. 1575 zu Neudörfchen bei Dresden als Sohn des Bauern Wenzel Boriſch und der Katharina geb. Hem pel; ſtudierte ſechs Jahre in Schulpforta, war dann ſechs Jahre in Leipzig, wo er 1601 promoviert ward. Am 1. März 1603 wurde er als Bergerdiakonus or diniert, zog am 17. November 1621 nach Limehna nnd ſtarb 1632 daſelbſt. 75) M. Andreas Lampe, Pfarrer an St. Lorenz in Halle „de ultimo diaboli foetu“ Leipzig 1621. 76) C. F. Göſchel in Herzogs Reallexikon, der ſich zwar für befähigt hielt, einen Originalartikel über Rinkart zu liefern, aber augenſcheinlich nur Jöcher und Zedler ausſchrieb, ohne ſelbſt eine einzige Rinkartſchrift ge ſehen zu haben, giebt folgenden köſtlichen Titel an : 416 Anmerkungen.

„ Monetarium seditiosum“, eine Gedächtnisſchrift nach hundert Jahren! Dieſer Nominativ Monetarium iſt ein gelehrter Vorläufer des Kutſchkeſchen Napolium. 77) Nach Simons Chronik von Eilenburg. 78) Vgl. Ernſt Booch, Mitteilungen aus dem Knopfe des Stadtkirchturmes zu Eilenburg. 1833. 79) Vgl. Paul Flemings Gedichte, herausgegeben von J. M. Lappenberg in der Bibliothek des litterariſchen Vereins zu Stuttgart. Epigr. lib. VI. sive Flores p. 380 und Sonnette lib. III. p. 462. 80 ) Geb. zu Rüdigsdorf bei Penig, ſpäter Paſtor in Thalwitz auf einer Plötzſchen Patronatſtelle, † am Sil veſtertage 1674. 81 ) Geb. in Torgau, ſpäter Paſtor in Peritzſch, † den 29. Juni 1635. 82 ) Wiederabgedruckt in Lappenbergs Ausgabe der Lieder Paul Flemings. 83 ) Geb. zu Weida im Voigtlande, dann Pfarrer in Col men, bis er Böhmes Subſtitut und endlich Nach folger ward. 84 ) Alle Biographen ſagen, ſie ſei am 8. Mai geſtorben. Da Rinkart indeſſen ausdrücklich ſagt, daß er ſie am 30. Mai begraben habe, iſt es doch klar, daß eine Peſt leiche nicht 22 Tage lang über der Erde bleiben konnte. Auf den 8. Mai kam man durch Mißverſtändnis einer zweiten Notiz, die dieſen Tag mit ihrem Abſchied in Verbindung bringt. Das iſt aber das Abſchiednehmen bei Beſtellung ihres Hauſes. 85 ) Nathanael Rothe in Zſcheplin, Heinrich Werling in Gruhna, M. Eſaias Buſinus in Welka, Johann Hecke thier in Machern, M. Johann Wenckheim von Tannen heyn. – Heckethier rannte in der Irre umher und ſtarb auf einer Scheunentenne in Brandis an der Peſt, Wenckheim hatte nur drei aus Jammer wahnſinnig ge wordene Einwohner im Dorfe und verließ ſeine Pfarre aus Hunger, kam nie wieder zum Vorſchein und ſoll bei der Einäſcherung Wurzens mit verbrannt ſein. Anmerkungen. 417

86) M. Elteſte nennt den 18. April. 87) Sie ſtarb am 26. oder 27. November 1687. Das Kirchenbuch nennt bei dieſer Gelegenheit zum letzenmale Rinkarts Namen. Der Eintrag lautet: 29. September ward Fr. Barbara ſel. Herrn M. Martin Rinkarts Archidiac. hinterbl. Wittib 78 Jahr und 7 Monate begraben.“ Die Leichenpredigt hielt ihr D. Kunad über Pſalm 116, 2. Sie war alſo geboren im April 1609, bei der Hochzeit alſo 29 Jahre alt. 88 ) Ich ſchreibe den Namen, wie ich ihn in den Quellen finde. 89 ) Nicht wie Koch, Geſch. d. Kirchenl. ſagt, goldene. Es wird ausdrücklich in den Akten geſagt, daß es ſilberne Gefäße waren. 90 ) Dazu war der gefangene ſchwediſche Rittmeiſter Hans Friedrich von Stetten beſtimmt, der die Stadt Witzdorf und viele Dörfer niedergebrannt hatte, nebſt 21 ſchwe diſchen Reitern. Schon waren auf dem Dresdner Markte 22 Pfähle eingerammt, als es der Fürſprache des Generalmajors Pful gelang, deren Leben zu retten, ſo daß ſie nur als Geiſeln zurückbehalten wurden. 91 ) Es waren die Pfarrer M. Müller zu Pichau, Jonas Ditzſchler zu Hohenleina, der nach dem Brande ſeiner Pfarre bis 1646 in Eilenburg lebte und einmal wegen Renitenz in die Eilenburger Sakriſtei inhaftiert wurde, David Longolius in Limehna, David Bernhart Meder zu Zſchepplin, deſſen Pfarre ebenfalls eingeäſchert war, Andreas Zörler von Wölkau, der ſehr lange in Eilen burg blieb und ein ganzes Jahr lang für D. Leyſer die Frühpredigt hielt sine ullo praemio et recreatione, wie er ſelbſt ſchreibt, und endlich Georg Uhle von Sprotta und M. David Peck von Peritzſch. 92 ) Geb. 10. September 1601 zu Rochlitz, 1624 zu Leipzig Magiſter, erſt Diakonus zu Hainichen, Inſpektion Frei berg, ſeit 15. Auguſt 1635 Paſtor in Peritzſch. Während des Aufenthalts in Eilenburg that er über 100 Pre digten und verſorgte, als 1637 beide Diakonen nicht mehr genügten, die Peſtkranken zu beſuchen, zu kom munizieren und zu beerdigen, mit ihnen und an ihrer Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder, 27 418 Anmerkungen.

Stelle willige Dienſtleiſtung. Nach wiederhergeſtelltem Frieden amtierte er in ſeiner Gemeinde bis 1665, erbat dann und erhielt ſeinen Sohn Moritz als Subſtituten und ſtarb am 28. Januar 1666. 93) 2. Bd. 1. Stück. S. 84–88. Vgl. Bd. I. 2. Stück. S. 37. 94) An dieſem Tage ward Lagunas Bibliothek in Zwickau verauktioniert. Allerdings ward dieſe Auktion amtlich inhibiert, jedoch iſt niemals bekannt geworden, wohin die Bücher gebracht wurden. Ein vor mehreren Jahren von mir erlaſſener Aufruf, den Verbleib derſelben melden zu wollen, verhallte unbeantwortet. 95) Geb. am 20. Februar 1609 zu Pretzſch als Sohn des Kaſpar Dähne, Stallmeiſter und Bereuter beim Erb marſchall Johann Löſer und der Eliſabeth, des Pretzſcher Bürgermeiſter Franz Streichers Tochter. 5 Jahre alt büßte er den Vater ein, kam 1621 nach Eilenburg und beſorgte bei D. Leyſer die Aufwartung, beſuchte auch die dortige Schule. 1623 ging er auf die Fürſten ſchule zu Grimma, ſtudierte von 1628–1631 in Wit tenberg und von 1631 – 1635 in Leipzig, legte in Dresden ſein Examen ab, ſchlug aber einen ihm an gebotenen Pfarrdienſt aus, trat in Leipzig in das große Predigerkollegium, ward 1638 Magiſter, disputierte am 3. März 1638 pro loco, nahm aber, als die Habilitation ſich zerſchlug, das Bornaer Diakonat an, von dem er 1644 nach Eilenburg gerufen ward. Am 28. Juni hielt er die Probepredigt. 1650 folgte er ſeinem Schwiegervater im Archidiakonat nach und ſtarb am 18. März 1669. 96 ) Er ſtammte aus einem alten Brandenburgiſchen Ge ſchlechte, dem auch 1530 jener Georg Buchholz entſproß, mit dem Melanchthon im Briefwechſel ſtand. Joachim war geboren 1608 zu Brandenburg in der Mittelmark. Sein Name ſchwankt zwiſchen Buchholz und Buchholzer. Vgl. Unſchuld. Nachrichten 1715. S. 213. 1724. S. 181. über ſeine Eltern und ſeinen Studiengang hat M. Elteſte nichts in Erfahrung bringen können. Auch uns ge lang trotz aller Mühe keinerlei nähere Feſtſtellung. Er Anmerkungen. 419

war ein ausgezeichneter Superintendent und erhielt auch eine ihn auszeichnende Anerkennung durch das Konſiſtorium (6. November 1662). Er ſtarb anno 1663, 54 Jahre alt, dermaßen dürftig, daß die Witwe aus Brotmangel einen gewöhnlichen Bürger Namens Schwalbe heiraten mußte. Eine ſeiner Töchter hei ratete einen Handwerksmann und deren Sohn ſtarb als der letzte ſeines Stammes eines ehrloſen Todes! 97) Metaphraſis poetica Jeſcajahu. 1631. Blatt C 2b. 98) Heerwagen in ſeiner Litteratur behauptet, es ſeien nur fünf Lieder Rinkarts in Geſangbücher übergegangen. 99 ) Über die Verbreitung Rinkartſcher Lieder leſe man D. Fiſchers Kirchenliederlexikon nach. 100) Die in unſere Sammlung aufgenommenen geiſtlichen Lieder bilden nur einen Bruchteil der erhaltenen Schätze. Wie bei Johann Heermann von Wackernagel geſchah zogen aber auch wir es vor, nur eine Auswahl des Beſten zu geben.

N acht rag. Meine S. 167168 ausgeſprochene Vermutung, daß ſich in ſpäterer Zeit noch manche andere in Meßkatalogen nicht an gezeigte und vollkommen unbekannte Schriften Rinkarts finden würden, hat ſich bereits vor vollendetem Ausdruck dieſes Werkes bewahrheitet. Soeben gelang mir die Nachweiſung einer ſolchen in der Zwickauer Ratsſchulbibliothek sub XX. IX. 26. Sie iſt einzuordnen Seite 185 nach Nr. 32 als „32b. XXIVb. | 16b. Xb.“ Der Titel lautet: D0MIN0 ET DE0 ME0JESUCHRIST0 SACRA: SCHOLACRUCIS Jobaeo – Practica. | Jobs Chriſtliche / wirckliche vnd wunder bahre | Creutz Schule: Darinnen / wie in andern Schu len allen bittere Wurzeln vnd ſüſſe Früch- te / Das iſt beydes ſawer vnd ſüſſe beydes lateiniſch vnd deutſche Leyd vnd Frewden Exercitia: Mit wel- chen von den himliſchen 27* 420 Machtrag.

Scholarcha, in einem faſt | fünffjährigen Examine, durch gnädige abwechſelung | | gegebner / genommener vnd wieder gegebner Ehe- | pflänzlein / ernſt - vnd heilſamlich probirt vnd exercirt worden. M. MARTINUS RINCKHARD, Ileberg. Eccleſiae Patriae Diaconus. | Zuſampt ſeinem getrewen Creutz vnd Ehegenoſſen | CHRISTINA, | H. M. Jacobi Morgen ſterns / weiland des Gräfl. Manßf. GymnasI Isleb. Rect. ſeli- gen nachgelaſſenen Tochter. | Theils von guten Fautorn vnd Freunden / theils von jbm / dem Creutzträger ſelbs be ſchrieben | vnd auffgeſetzet / Anno 1623. | Pſal. 56. v. 13. Ich habe dir / Gott I gelobet / daß ich dir dancken wil. (Linie) | Lipſiae, Typis Georg I Ligeri. 4 Bogen 80. A–D (ij–v). Titel im Eierſtabrahmen. Rückſeite und letztes Blatt leer. Jede folgende Seite in dop pelter Linienumrahmung. Keine Paginierung. Dieſe Schrift giebt die wertvollſten Aufſchlüſſe über ſein privates Leben. Er ſagt darin, daß ihm am 20. Dezember 1613 in Erdeborn ſein Erſtgeborner geſchenkt worden ſei, den er nach ſich Martin nannte. Nur mit dieſem Kinde zog er in Eilenburg ein. Am 4. Mai 1619 ward ihm eine Tochter geboren, die er nach der Mutter Chriſtina nannte. Beide Kinder ſtarben 1619 an der roten Ruhr, Chriſtina am 26. und Martin am 29. Auguſt. Dies ſind die beiden Kinder, welchen D. Leyſer die Leichenrede hielt. Die Eltern waren wieder vereinſamt und Rinkart gelobte dem Herrn, ihn öffentlich preiſen zu wollen, wenn er ihm wie Hiob vollen Erſatz gäbe. Chriſtina that ein Hannagelübde. Da ward am 15. Mai 1621 ein Sohn, den er deshalb Samuel nannte, und am 24. Auguſt 1623 eine uns bisher ganz unbekannte Tochter, welche Anna (Hanna) Dorothea (die Gottgewährte) getauft ward, geboren. Die letztere muß früh verſtorben ſein, da ſie ſpäter nicht mehr genannt wird. Hiernach ſind alle Notizen über Rinkarts Kinder auf Seite 13, 54, 59, 68, 70, 76, 83 zu ergänzen. Die in der Schrift enthaltenen Lieder konnten noch im Hauptregiſter Aufnahme finden. Alphabetiſches

Verzeichnis aller Dichtungen

Rinfarts.

[Die Zahlen links vor dem Liede verweiſen auf die Nummern der in die vorliegende „ Auswahl“ aufgenommenen Lieder. Ein † hinter dem Liedanfange beſagt, daß das betreffende Lied auch unter den ,,Kompoſitionen“ zu finden iſt. Ein * vor dem Liederanfang bedeutet, daß das Lied einem noch nicht wieder aufgefundenen Werke Rinkarts angehört. Die arabiſche Zahl hinter dem Liede verweiſt auf die Nummer des Werkes in der Bibliographie. Die Zahl oder der Buchſtabe in Parentheſe weiſt auf die Seiten- oder Blattzahl desſelben Werkes. Ein D in Parentheſe zeigt an, daß das Lied nur im Diskurs erwähnt wird.] * Ab Herz, laß abe vom Eifer und Neide 77 (D). Abrahamum viſitavit 60 (136). Ach daß ich dich mein Tauſendſchatz 80 (100). Ach daß ich nun ein rein und klar Dankopfer 80 (35). Ach daß mir jemand doch von Kindern 89 (118). Ach Gott du höchſter Gott, du Zuflucht 94 (A2). 27. Ach Gott, mein treuer Gott, darf ich 60 (T). 39. Ach Gott vom Himmel ſieh darein 53 (Lappen berg 550). 63 (E 2b). Ach Gott wo ſoll ich fliehen in meinen Sünden hin 80 (57). * Ach Herr erhöre mein armes Gebet 77 (D). * Ach Herr nicht doch im Zorn 77 (D). Ach höchſter Gott von Ewigkeit, ach Vater 63(D8). Ach höret, höret doch, ihr deutſchen Ephraiter 63 (Cvj). Ach lieben Chriſten ſeid bedacht 63 (D 11). Ach lieber Herr, ach höchſter Hort 63 (Ciij). Ach liebſte Lieb, ach Schätzelein 80 (59). 424 Alphabetiſches Verzeichnis Ach ſiehe mich auch an zur Lebensfreud 89 (174). Acht Pfarrer haben uns gelehret 89 (30). 37. Ach Vater aller Güt, ach Vater aller Gnaden 63 (Div). † 54. Ach Vater unſer Gott, ach Vater aller Güte 60 (201) 89 (134). 98 (?). 48. Ach Vater unſer Gott, erbarme dich der Deinen 89 (77). Ade du grimme Welt 87. Alerm, alerm, all auf! 89 (157). Alleluja, Lob, Preis und Ehr Gebt 80 (168). Alleluja, Lob, Preis und Ehr ſei 80 (156). * Alleluja mit dankfreudigem Munde 77 (D). * All Himmel voll Freude 96 (D). Alles mit Gebet, alles nur mit Luſt 37 (c8). Alle ſtürmen auf mich Armen 60 (65). Als noch war ein Knäblein klein. Creutzſchule A 7b). * Alſo hochheilig iſt heutiger Tag 77 (D). Alſo recht mein Herz entzünde 60 (107). Andre mögen den Platonen 60 (35). 63. An Jeſum denken oft und viel 60 (30). 100d. Auf, auf du chriſtlich'r Pilgersmann 36 (Ab). Auf dich verlaß ich mich, ſo lang ich leb 63 (E7). * Auf ze des Herren Lob will ich mich legen 77 (D). * Auf unendlich und ewiges Lob will ich gehen 77 (D). Auf, wohlauf dich Gottes Liebe 60 (11). † Auf, wohlauf, ſtimme an, mein Ehre . . . Harf 60 (161). Auf, wohlauf, ſtimm an, mein Ehre . . . Stimm 60 (155). Aurea Goldnerus etc. 89 (29). 38. Aus meines Herzens Grunde dank ich Gott 63 (D 12b). Betrübtes Herz, hochedle Braut 80 (47). 52. Bei Menſchen iſt kein Rat 89 (110). aller Dichtungen Rinkarts. 425 Bone Jeſu, conde crucem 60 (52). Bone Jeſu, fontes fluant 60 (40). Brich aus mein Herz, Sinn und Gemüt 80 (Bv). Bringet her ihr Organiſten 28 (C4b). Caſsidis aeratae clathrata repagula 29 (A"). Chriſte tuo juſſu laetus nova retia laxo 26. Circulus in ſeſe velut eſt teres 37 (A)b). Clotho, was ſoll der Neid 53 (Lapp. 567). Coetum ſequitur paſtorum 60 (16). Conjugium in duris. Creutzſchule (D). Cor exulta quid moraris 60 (154). 42. Creutz, Trübſal, Angſt und Leiden 63 (F3"). Cum prece cuncta lubens cuncta 37 (c8). * Da die einſame Hinde von Herren gejagt 77 (D). * Da ich unter dem Schirm des Allmächtigen ſaß 77 (D). Da Iſrael den Herren mit G'ſang und Klang 28 (Fb). Da ließ mir mein vielreicher Gott 80 (18). Da Luthers Heldengeiſt 89 (25) 90. * Danket dem Herren, denn er iſt ſehr freund lich 77 (D). Danket dem Herren ihr Chriſtenleut alle 89 (192). Da ſchmückt er mich als ſeine Braut 80 (16). Das güldne Jubeljahr 89 (36) 90. Das iſt der Baners - Tag, vor dem er hoch ge ſtiegen 89 (53). Das iſt der Freuden-Tag, den wir mit Freuden ſpringen 89 (47). Das iſt der Friedenstag, da Friede wollte blicken 89 (49). Das iſt der Gnadentag, da Gott bei ſo viel Plagen 89 (51). Das iſt der Helden-Tag, da Gott uns ließ an melden 89 (48). Das iſt der Prüfe-Tag, da Gott uns zu pro bieren 89 (50). 426 Alphabetiſches Verzeichnis

Das # Quählertag, die arme Leute quälten 89 (53). Das iſt der Schlachte-Tag, da Gottes Eifer fluten 89 (51). Das iſt der Schrecke - Tag, da unſer Gott uns ſinken 89 (49). Das iſt der Segenstag, da Gott nach ſo viel langen 89 (52). Das iſt der Siegestag der Franzmann und der Schweden 89 (54). Das iſt der Untergang der Feſtungen in Meißen 89 (55). Das iſt der Wandeltag, da ſich zum großen Wandel 89 (55). Das iſt der Wundertag, da wir erlöſet worden 89 (46). Daß Muſica die ſchöne 28 (Bb). Daß unſer Eilenburg 89 (33). Daß unſern Frothen wir 80 (A 2b). Da Teutſchland ſich bemüht ſein Mörder ſelbſt zu ſein 38. * Dein Gericht hab ich erfahren 59 (D). Den Bräutigam holt David ein 80 (22). Den Donnerstages-Troſt laß ſein 61 (A 7). Den kein Schlaf befällt noch Schlummer 60 (143). Den Rotbart wollen wir 89 (38). 90. Der Dinſtags-Troſt iſt der, die Feinde 61 (Aiiij"). Der Freitags-Troſt iſt klar 61 (A8). Der Herr hat mich gehabt 92 (?). Der Kauxdorf hat den Kux 89 (32). 90. 23. Der Menſch hat nicht allein 60 (S). Der mit Abraham geſpeiſet 60 (137). Der Mittwochs-Troſt iſt der 61 (Avb). Der Montags-Troſt iſt der 61 (Aiiij). Der Philadelphiſchen Gemein 63 (D 2). Der Rinckart ſeinen Rinck 89 (40). 90. Der Sabbats-Troſt fehlt noch 61 (A8). aller Dichtungen Rinkarts. 427 Der Sonntags-Troſt iſt der 61 (Aiijb). Der ſo treulich dich gemeinet 60 (59). Der uns ſeinen Sohn gegeben 60 (167). Det deus ille deus data qui ſibitaliajurat 32(?). Die Bauern, die lauern 33 (Rijb). † Die Creutz-Rüſtung, Wehr und Waffen 60 (53). Die Himmel erzählen die Ehr und Gebot 89 (67) [D] Die hochedle Muſika, die ſchön' Dorothea 28 (G). Die ich dort in der argen Welt. Creutzſch. (A 7). Die Lerchthut ſich gar hoch erſchwingen 28 (D2b). Die Päpſtler ſahen ſcheel 89 (37). 90. 'º öst und deinem hochlöblichſten Namen

. Dir Jeſu ſag ich Dank 60 (86). . Dir ſei Lob, Ehr und Preis, du treuer 60 (140). . Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Mein A und mein 2c. 60 (74). . Dir ſei Lob, Ehr und Preis, Mein Leben 60 (80). Dort ſucht ich manche liebe Nacht 80 (129). . Drei Tage hat ein jeder Chriſt 89 (120). Du Himmelsfriedefürſt . . . erkoren 80 (108). . Du Himmelsfriedefürſt . . . gekrönet 60 (S6). Du Liebesbrünnlein du Laß deine Thränen 60(Tb). Dum ſcrutaris in lucernis 60 (88). Du treuer Menſchenfreund 60 (122). 51. Du weißt, daß du in Creutzes-Laſt 89 (94). Eccur feſta dies Vulcania nomine 18 (A 2). Ecquid fluctibus dirarum 60 (118). Ecquis faculam miſellis 60 (28). Ehr ſei Gott in dem höchſten Thron. Creutzſch. (C3). Eia Jeſu tibi notum 60 (94). Ein andrer preiſe, was er will 89 (122). EinBaum ſteht mitt'nimParadies. Creutzſch.(A8). Ein Biſchof der unſträflich iſt 89 (199). 66. Einsmals ging ich ſpazieren 28 (D). Einsmals im grünen Maien 28 (E 2b). 428 Alphabetiſches Verzeichnis Ein Vöglein iſt vom Eis 60 (152). En armatus flammis tendit 60 (106). Erbarm, erbarme dich, erbarme dich Herr, meiner 63 (A 11). † 35. Erhalt uns Herr bei deinem Wort als unſers 63 (B 12b). Ergo tot et tantis direptis undique praedis 48 (Tb). Erneſtus Krafften folgt 89 (40) 90. Es iſt doch Hopf und Malz an dieſer Welt verloren 91 (Lijb). Et trepidamus adhuc confractae ſpicula mor tis 50 (Iivb). Exilii en baculum vobis quem coelitus offert 36 (Ab). Fahr hin, fahr hin, fahr meine Klage 28 (H2). Fallax mundus ornat vultus 60 (82). Feſtinat lente totius conditor orbis 47 (?). Foerſterus cubat hic ſuccessor amorque 10. Folge nach den frommen Hirten 60 (17). Frau Mutter, wollt ihr denn die ſchöne Welt 69 (Aij). 47. Freue dich ewig unſterbliche Seele 80 (115). 89 (128). † Friſch auf, ihr Muſikanten 28 (A 2). * Frohlocket ihr Völker und Königreich alle 77 (D). Frothonem noſtri, quem longum vivere vellent 80 (A 2b). Fruſtra Boreas minatur 60 (148). 32. Geduld wir ſollen tragen 62 (A 11). Gelobet ſei dein großer Nam 80 (125). Gelobet ſei der Herr, der mich für böſen Bu ben 60 (T3b). Gelobet ſei der Herr, der Japheth ausgebreitet 60 (26). Gelobet ſei der Herr, der unſer der Blutarmen 60 (20). aller Dichtungen Rinkarts. 429 3. Gelobet ſei der Herr, der uns ſein Wort ge geben 60 (38). 5. Gelobet ſei der Herr und täglich hoch gepreiſet 60 (56). Gelobet ſei der Herr vor alle ſeine Gaben 80(Bij). 6. Gelobet ſei die Pein, die Gott für uns getragen 60 (68). Gelobet ſei mein Arzt, mein Gott und langes Leben 60 (T3). 2. Gelobet ſei mein Gott, der auch im Pilgrims Orden 60 (32). 4. Gelobet ſei mein Gott und ewiglich gepreiſet 60(44). Gelobet ſei mein Wirt, der mir die Güter weiſet 60 (50). Gelobet ſeiſt du Gott, ein Vater aller Väter 89 (218). Gelobet ſeiſt du unſer Gott, Gott unſer Väter Troſt 63 (C 12). Getreues Herz, in Lieb erkannt 80 (42). Gieb o Gott dein Gericht und gerichtlichen Thron 80 (B9) 77 (D). Gleich wie ein edel G'ſteine 28 (G4b). Gleich wie ein ſüßes Zucker 28 (F3). Gott der Vater hat drei Ständ 89 (197). 19. Gott ſetzt und pflanzte mich 60 (176). Haec cape cuncta memor 33 (Aa 4). Haeceſtilla dies patriaepater inclyte 14(A4b). Haec eſt illa dies toto ſpectabilis 14 (A 2). Hascereafſumo defecto gutture leges 93 (?). Heil und Weisheit, Kraft und Stärke 62 (Aiv). Heil, Weisheit, Stärk und Kraft 60 (188). Heil, Weisheit Stärke Lob und Preis 89 (142). Helft uns, ihr frommen Chriſten 89 (224). Herbei, wer Muſikkunſt verſtehet 28 (B4). Herr Breithut ſeinen Lauf 89 (36). 90. Herr Bütner band die Schleuch 89 (35). 90. Herr Chriſtoph war von Leib 89 (40). 90. 430 Alphabetiſches Verzeichnis Herr, du und du allein erforſcheſt meine Sinne 63 (E 10). Herr Gallus war ein Hahn 89 (33). 90. Herr Gott, laß mir gelingen 89 (243). Herr Heinrich Tag und Nacht 89 (39). 90. Herr Hunnius ward groß 89 (35). 90. Herr Jeniſch war ein Mann 89 (35). 90. Herr Jeſu, es iſt Streit aufErden vorgefallen 89(44). Herr Jeſu, meine letzt' und erſte Lebensſonne 89 (114). Herr Jeſu, willſt du mir 60 (S 5b). Herr Rhodius half aus 89 (37). 90. Herr Salitz ſalzte ſcharf 89 (39). 90. Herr Starcke war im Geiſt 89 (34). 90. Herr Stichel ließ die Welt 89 (39). 90. Herr Taſtler taſtet an 89 (38). 90. Herr Vollgenade voll Genad 89 (37). 90. Hertzallerliebſtes Jeſulein 60 (S5). Herzlieb, wem gleichen wir uns beid 80 (65). Hic pia ſimplicitas antiqui exemplar 8 (?) Hier ſtund einmal ein Held 53 (?). 55. v# Herr in allen Dingen 82 (Ab), 89(154). Hoch teuer und wert 28 (G3). º o Jeſu mein ſehnlich und flehnlich Gebet D). Hört mich ihr Sterblichen 41 (A 4b). Hört Wunder über Wunder 28 (E 3b). Hurtig Kriegsmann, höflich Bergmann 33(Riij) † *Jauchzet ihr Länder und Königreich alle 77 (D). Jauchzet, jauchzet all ihr Frommen 60 (?). Ich bin dein Himmels-Bräutigam 80 (125). Ich gläub' und bin gewiß 89 (96). Ich gläub' und bleibe feſtiglich 89 (73). 16. Ich heb in Angſt und Not mein Augen 60 (146). Ich lobe meinen Mars 53 (?). Ich ſteh und klopf an der Pforten 60 (71). aller Dichtungen Rinkarts. 431 Ich weiß mir Gott Lob viel ein ſchöner Haus 28 (H3). 34. Ich will des Herren Gütigkeit . . . Daß 63 (B9). Ich will des Herren Gütigkeit . . . Und 80 (7). Jeſu, aller Waiſen Hüter 62 (Aij). Jeſu, bild in meinem Leben 60 (101). Jeſu, du allein kannſt geben 60 (95). Jeſu hilf den armen Seelen 62 (Aiij). Jeſu, Jeſu hilf uns tragen 62 (Aiijb). Jeſu, Jeſu, wir geſtehen 62 (Aiijb), Jeſu, laß mir's gelingen 28 (C2). Jeſu, o du Licht der Heiden 62 (Aiii). Jeſu, unſer aller Richter 62 (Aijb). Jeſu, unſer A und O 85 (b 10b). Jeſu, unſer Schiff will ſinken 62 (Aiij). Jeſu, unſer Speiſemeiſter 62 (Aijb). Jeſu, unſre Freudenſonne 62 (Aij). Jeſu wahr' Gottes Sohne 28 (B2b). Ihr aber, die von Gott Verſtand, Beruf 51 (A 3). Ihr, die ihr I und H und S im Schilde führet 60 (C 10b). Ihr, die ihr nah und ferren 60 (C 11b). Ihr Fürſten kommet auf die Schau 80 (28). Ihr hertzallerliebſtes Mütterlein. Creutzſch. (C3). Ihr hertzallerliebſtes Väterlein. Creutzſch. (D6). Ihr Himmel freuet euch 53 (?). Ihr Kinder kommet her an dieſem 89 (24). Ihr Kinder kommet her, laßt uns 89 (46). Ihr trautes Müllerpaar 53 (?). Im Blute ſind empfangen wir. Creutzſch. (A8). Im Paradies, da Gott mit eignen Händen 89(216). 56. In deinem Namen ſteh ich auf 89 (180). 3O. In deiner Gnadenhand ſteht beides Tod und Leben 60 (T 4b). In Gottes Hand ſteht unſer Land 89 (213). Inſcribant magnis magni ſua magna dynaſtis 37 (A 2). 432 Alphabetiſches Verzeichnis In ſolcher finſtern Elends-Nacht 80 (13). Iſt das der Myrtenberg 60 (60). Iſt denn das Unglück alles mein 63 (H4). Jubilate corde pura plaudat omnis creatura 60 (124). * Jubiliret und jauchzet ihr Heiligen all 77 (D). * Jubilieret und ſinget ihr Heiligen all 77 (D). *Kommet her, kommet her, laſſet uns ſingen 77(D). 57. Kommet, ihr Kinderlein, laſſet uns beten 89 (190). * Kommet mit Freuden vor ſeinen Altar 77 (D). Komm mein Herzliebſter in meinen Herzgarten 80 (85). Komm o werter Pfingeſtgeiſt 89 (152). 44. Kommt her zu mir, ſpricht Gottes Sohn Vor meiner Weisheit Ehrenthron 61 (A 8b). Laß dich es nicht abſchrecken 53 (?). 31. Laſſet euch, ihr edlen Seelen 62 (Aiiij). Laß ſich andere lieblich und ſchöne ſein dünken 79 (Ab). 80 (B 11) 77 (D). 46. Lob, Ehr und Preis ſei Gott allein 80 (51). 61. Lobe, lobe, meine Seele 81 (Ab). 77 (D). 100c. * Lobet den Herren, ihr oberſten Himmel 77 (D). * Lobet den Herren mit fröhlichem Schalle 77 (D). *Lobet und hebet den Herren empor 77 (D). 1. Lob ſei dem höchſten Gott, der uns ſo reich be ſcheret 60 (14). † 14. Lob ſei dem höchſten Gott, der wohnet in der Höhe 60 (134). Lob ſei dem höchſten Gott für alle ſeine Gaben 53 (?). Lobſinge meine Seel und was ſich in dir reget 60 (158). "z dem Herren mit fröhlichem Schalle 77 (D). 17. Lobt Gott, lobt alle Gott 60 (164). Luge puer roſis pinge 60 (112). Lyſerus iſt bey uns 89 (36). 90. aller Dichtungen Rinkarts. 433 * Machet alle Landesthor' auf 77 (D). Macte creaturis Schöpfere Aganippidas undas 22. Martinus Luther warf den zarten Jeſuiten 7 (A 12b). Mein auserwählter Morgenſtern 63 (F8b). Mein Herz iſt dürres Land 60 (116). Mein Herz iſt fröhlich in dem Herrn. Creutzſch.(D2b). *Mein Herz jubelfreudig ſpringet 58 (D) 77 (D). Mein Himmelsbräutigam 80 (Ab). Mein Reichtum iſt ein Ring 89 (106). Mein Schatz iſt immer und ewig mein eigen 80(148). Meine Seel erhebt den Herren 57 (D). 60 (8). Mirabar! rerum quae pondera tanta 55. 41. Mit dieſer ſchnöden Babylon 63 (F). Muſica melle madens mage melle melodia mulcens 28 (Ab). Muſicen - Klang und Menſchenſtimm daneben 28 (E 4b). Mutter aller Ström im ganzen Sachſenland 63 (A 3). Nach dem Regen ſcheint die Sonne 60 (185). Ne tibi displiceat, lector, concinnior ordo 6. Noch dennoch hab ich noch nach meinem Wunſch und Hoffen 51 (A 2). Non erat magis beatum 60 (D5b). Nos caecas animas certatim inquirimus omnes 23 (Gb). Nun bringet dem Herren, ihr Kinder, nun bringet 77 (D). 89 (168). *# # alle Gott dem Herren Zebaoth 41 A 2). † 24. Nun danket alle Gott mit Herzen Mund (Mut) und Händen 60 (S 2b). 97 (315). 100a † * Nun erhebe dich Herre und mache dich auf 77 (D). *Nun erkennet, ihrChriſten mit fröhlichem Dank(D). Nun erkennet ihr Chriſten mit herzlichem Dank 89 (57). † Linke, Rinkarts geiſtl. Lieder. 28 434 Alphabetiſches Verzeichnis 60. Nun freut euch lieben Chriſtengmein (Friedens lied) 53 (Lapp. 559). Nun hör auf alles Leid Klag und Sehnen 63(F12). Nun jauchzet ihr großen Weltkönigreich alle 89 (250). † Nun küſſet mich mein Bräutigam 80 (121). Nun küß ich meinen Gott 80 (149). 18. Nun laßt uns alle Gott Mit Mund und Herzen ehren 60 (170). Nun heiß mit allen Frommen deinen Bräutigam willkommen 60 (179). *Nun ſinget dem Herren ein neues vom Lied 77 (D). Nur weit weg Teufel weg 28 (F4). O beata ſors amoris 60 (184). O du Brunnquell aller Güte 60 (119). Odu dort vielgequälte Nun ſiehe dichrecht 80(132). O du mein A und O Mein Anfang und mein Ende 60 (S 4). O einig ewiges und ewig einigs Weſen 62 (A9b). O ewig frommer Gott und Vater aller Frommen 62 (Avb). Oftmals und auch jetzunder 28 (C4). 22. O Gott du liebes Väterlein ſegn' unſer Speis 60 (R 12b). 36. O Herr, allmächtig großer Gott, erbarme dich der Deinen 63 (C 10). O Hirſch, o ſchneller Hirſch 53 (Lapp. 547). O Jeſu, auserwähltes A 60 (T5). 29. O Jeſu, der du ſelbſt aus Davids Stamm60(T2b). 25. O Jeſu, Gottes Söhnelein 60 (S4b). O Jeſu, meine Freud, da du dein Blut vergoſſen 60 (98). 11. O Jeſu, meine Lieb, wie ſoll ich dir vergelten 60 (104). 10. O Jeſu, meine Zier, du giebeſt Licht und Leben 60(92). 62. O Jeſu, Fen Herzbräutigam, der du vom Tod 80 (96). aller Dichtungen Rinkarts. 435 O Jeſu, mein Herzbräutigam, du güldne Ros 60 (191) 89 (139). O Jeſu, mein Herzbräutigam, du König 60 (208) 89 (163) O Jeſu, mein Herzbräutigam, du reicher Herr 60 (198) 89 (64). O Jeſu, mein Herzbräutigam, du ſchönſte Kron

60 (194) 89 (78). - 62. O Jeſu mein Herzbräutigam, du ſchönſter Zweig 80 (69). O Jeſu, mein Herzbräutigam, du ſüße Kraft 60 (220) 89 (175). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, haſt mich zur Braut 80 (16). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, hilf mir 80 (13). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, mein hochgeborner König 80 (107). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, mein höchſter Hort 60 (214) 89 (170). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, mein höchſter Schatz 80 (18). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, wie haſt du mich 80 (22). 62. O Jeſu, mein Herzbräutigam, wie kannſt du 80(28). O immenſe charitatis 60 (46). O Land, o Vaterland, erkenne deine Gaben 89 (227). O Magd, du kleine Magd 89 (126). O matura cor matura 60 (172). O Menſch bedenk dich eben 28 (D4). Omnes unum ſternunt funus 60 (64). O pater rerumque potens redemptor 25 (P). O Tod, du langer Tod 50 (Iiijb). 59. O Vater aller Gütigkeit, dir ſei Lob Preis und Ehre 89 (261). † O Vater, höchſter Gott, von dem wir alles haben 60 (S3b). 28* 436 Alphabetiſches Verzeichnis 13. O Vater, unſer Gott, dir ſei Lob Preis und Ehre 60 (128) 89 (28). O Vater, unſer Schutz und Schirm in höchſten Nöten 63 (D 6b). O wie viel armer Knaben 28 (G3). Packe dich mit deinen Stricken 60 (83). Perdidimus mundo lupulumque oleumque operamque 91 (Lij). Perge ſponſe properare 60 (178). Pulſa chordas, ſonet chelys 60 (160). Pusio quem bimus didici. Creutzſch. (A7b). Quam bene conveniuntmedicus etc. 54 (B 2). Quando apicem urbis apex papa non papa 38. Quatuor integres cui non. Creutzſch. (A 7). Qui nec dormit nec dormitat 60 (142). Quinos filio donavit 60 (166). Quinque ſalutifluas quas Jova 19 (A). Creutzſch. Quis hic vultum non ſerenet 60 (126). Qui ſe ſupplicem proſtravit 60 (58). Rühmet all ihr Rühmer rühmet 53 (Lapp. 569). Sanguine conceptos peccati. Creutzſch. (A8). Sat eſt Jeſu vulneraſti 60 (7b). Schlag an, Gott Vater, ſchlag 60 (S5). Schwinge dich, mein Herz, mit Freuden 60 (23). Seid gegrüßet und geehret 89 (203). * Sei uns gegrüßet o Tag, o du güldene Krone der Zeiten 77 (D). Sicque Neo-Islebii fortuna peracta laboris 11. Sic venit, venit et veniet Lutherus 33 (Ab). Siehe, wie ſein und lieblich iſt es 28 (Gij). * Singet dem Herren ein neues Lied 77 (D).

Pſ. 149. - * Singet dem Herren ein neues vom Lied 77 (D). [Pſ. 96). Singet, ihr Heiligen, ſinget 80 (177). Sintauscultent qui Platoni 60 (34). Si pietas et vera fides duo ſidera coeli 20(E2). aller Dichtungen Rinkarts. 437 Siquid nobilitaspotisestetorigofuorum 19 (Ab). Siste viator iter. Creutzſch. (C2). 43. So fahr ich hin mit Freuden aus dieſem Jam merthal 63 (F 7). So habe Dank dein lebenlang 53 (Lapp. 554). Soll ich o Vaterland 89 (20). Sollt man mit Muſizieren 28 (F2b). So ſingen wir mit Freudenſchall 78 (Bb). 89 (238). † So will ich friſch und fröhlich ſein 61 (A 11 b). 12. Stark iſt ein Waſſerſtrom 60 (110). Steh auf und komm her 80 (69). Streue Tugendblümlein ſtreue 60 (113). Stürmet all ihr Winde ſtürmet 60 (149). Sume Jeſu penicilla 60 (100). Surge cor Jehovae charum 60 (10). Surge cor illuminare 60 (22). Turba Suitarum neſcit pervolvere ſaxum 7 (A 12b). Turbida terra vale caelestis patria ſalve 87. Ultro cordis porta pulsat 60 (70). Und mußt du, grimmer Tod, du Erzdieb 48 (Tb). Und reiteſt du auch fort ſo eilend und geſchwinde 94 (Ab). Vater unſer der Elenden, du wirſt unſer Vater ſein 89 (147). Vater unſer der Elenden, willſt du nicht mehr Vater ſein 89 (146). Venit in has Adam vis noſtri et ſanguinis autor 15 (a4). Veracht uns nit in dem Habit 7 (C6b). Vidimus hoc ſaeclum 89 (29). 65. Viel hunderttauſend Englein muſizieren 28 (C3). Vitem quam ſpectas. Creutzſchule (A 8b). Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt alles Dünkel-Weſen 61 (B 6). 438 Alphabetiſches Verzeichnis Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt alles Unglücks-Weſen 61 (C3b). Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt alles Unzeit-Weſen 61 (B 2 ). 45. Voll eitel - eitler Eitelkeit iſt alles zeitlich Glücke 61 (C8). * sº Eitelkeit iſt der Tyrannen Weſen

Voll eitler - eitler Eitelkeit iſt der Verlaßnen Leben 61 (B4). Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt der Weltweisheit Weſen 61 (B 10). Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt des Uralters Plage 61 (C9). Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt Geld und Ehrgeiz Weſen 61 (B8b). Voll eitel-eitler Eitelkeit iſt kindiſch Hofe-Weſen 61 (C6). Vom allerhöchſten Himmelsthron 60 (3). Von Gott wir haben viel ſchöner Kunſt und Gaben 28 (A 4b). Wach auf, mein Herz und du mein Sinn 89(184). Wach auf, wach auf, mein Ehre 28 (D 3b). Wachet auf, ihr Sioninnen 80 (112). Wann ich gedenk, Herr Jeſu Chriſt 23 (F4). Warum betrübſt du dich mein Herz 63(A 7b). 49. Warum betrübſt du dich ſogar 89 (91). Was bin ich doch im Todesjoch 60 (D 3b). Was für ein erleuchter Knabe 60 (29). Was gedenken doch immer und ewig die Leute 89 (70). † 58 Was Gott gefällt, gefall uns auch 89 (209). Was haben denn die Müller 53 (Lapp. 565). Was haben wir zu ſingen 28 (C). Was ich meinem liebſten Mütterlein. Creutzſch.(C7). 28. Was iſt das liebe Kreuz als eines Vaters Rute 60 (Tb). aller Dichtungen Rinkarts. 439 * Was iſt köſtlicher unter der Sonne 77 (D). 50. Was kränket dich, mein Herz, ſo faſt 89 (93). Was Neues bringet uns das hin und wieder Reuten 39 (I). Was trauern wir denn immerdar 89 (87). * Was vor Fleiß und vor Schweiß 96 (D). Weg, o weg mit aller Sünde 60 (77). Welch ein heilwärtig Kreuz haſt du dir aus erwählet 89 (186). Welche Lieb hat meinen Lieben zu dem Liebes mahl getrieben 60 (47). Wenn du Sünde willſt zurechnen 60 (89). 20. Wenn Gott uns nun einmal wird ganz und gar erlöſen 60 (182). Wenn unſer Herr Jeſus einmal mit ſeinen all mächtigen Händen 51 (A 4). “Är herzliebſter Herr Jeſus uns enden Wenn willſt du ſcheinen uns einmal zu Freud und Wonne 63 (E 5). Wer bringt uns auf, daß wir uns ſo fröhlich machen 28 (B 3b). Wer den Chriſtenorden bauen will 29 (G 2). Wer hat mir meines Liebſten Schloß 80 (73). Wer iſt geſinnt bei Menſchenkind 21 (A 2b). Wer Luſt hat in der Gnadenzeit 61 (A9b). 21. Wer mit mir will im Geiſt und in der Wahr heit beten 60 (R 12b). Wer will hier nicht jubilieren 60 (127). Wie aber Braut und Bräutigam und Roſen auf der Heiden 80 (10). Wie hoch biſt du geſetzet ſchon, o Gottes- und Marienſohn 89 (83). Wie hoch ſoll ich nur die Genad 89 (207). Wie kömmt es immerhin 95 (F 2). 40. Wie lange willſt du mein ſo ganz und gar ver geſſen 63 (E 6b). 440 Alphab. Verzeichnis aller Dichtungen Rinkarts. Wie langſam iſt der Höchſt aus der unendlich langen 47. Wie ſchön biſt du, mein Morgenſtern 80 (78). Wie ſchön ſind deines Wandels Schuh 80 (96). Wie ſollen wir dich immermehr empfahen 80(147). Will mein Liebſter ſeinen Garten 80 (137). 33. Wir haben eine feſte Stadt von Gott ſelbſt auf gebauet 63 (B 6b). 100 e. Wir leben alle noch, wo anders heißet Leben 62 (Ab). Wo hatte ſich im Sterbeland dein Allerliebſter hingewandt 80 (143). Wo iſt dein Freund gegangen hin 80 (91). Wohlan, ich will einmal ein Winzerliedlein ſingen 63 (Bb). † Wohlauf, wohlauf mein Ehre, Pſalter und Harfen 28 (Hb). Wohl, o wohl euch, Herr Bräutigam 89 (220). Wo man ſieht Taufwaſſer gießen 60 (41). Wo ſoll ich heben an, womit ſoll ich dich tröſten? 61 (Aij). Wo wart ihr Menſchenkiuder, da Gott die Erd 28 (A 3b). Zeite, zeite, Früchtlein zeite 60 (173). 64. Zion die werte Gottesmagd 60 (127).

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Druck von Friedr. Andr. Perthes in Gotha. z -

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