Geplanter Kiesabbau 'HERRSCHAFTSHOLZ' Gemeinde Maselheim

Unterlage B.1

UVP-Bericht

Fassung: Mai 2020

Geplanter Kiesabbau 'Herrschaftsholz', Gemeinde Maselheim

UVP-Bericht

Auftraggeber: Kies + Sand Maselheim GmbH & Co. KG Gottlieb-Röhm-Str. 4 88437 Maselheim

Projektleitung: LC LELANZ-CONSULT Beratungsbüro für Baustoffproduktion Buwiesen 1 72514 Inzigkofen

Auftragnehmer: ENTWICKLUNGS- u. FREIRAUMPLANUNG EBERHARD + PARTNER GbR L A N D S C H A F T S A R C H I T E K T E N 78467 KONSTANZ  AUGUST-BORSIG-STR. 13 TEL. 07531/81 29 0  FAX. 07531/81 29 11 e M a i l : e f p @ eberhard-partner.de

Technische Planung: ES Tiefbauplanung Industriestraße 49 88441

Fachgutachter: Josef Grom Büro für Landschaftsökologie Vogelsangweg 22 88499 Altheim

HYDRO-DATA Löwengasse 10 78315 Radolfzell

MODUS CONSULT Ulm GmbH Schillerstraße 18 89077 Ulm

FLICKINGER & TOLLKÜHN Am Josenberg 10 78355 Hohenfels-Kalkofen

I Geplanter Kiesabbau 'Herrschaftsholz', Gemeinde Maselheim - UVP-Bericht ______

Inhalt 1. Einleitung ...... 1 1.1 Anlass und Aufgabenstellung ...... 1 1.2 Rechtliche Grundlagen ...... 2 1.3 Allgemeine Methodik und Ablauf des UVP-Berichtes ...... 2 1.4 Begründung des Vorhabens ...... 4 1.5 Versorgungskonzept ...... 5 2. Bisheriger Verfahrensgang ...... 7 3. Beschreibung des geplanten Vorhabens ...... 8 3.1 Träger des Vorhabens / Absatzgebiet ...... 8 3.2 Beschreibung der Lagerstätte ...... 8 3.3 Bestand ...... 8 3.4 Abbaukonzept ...... 10 3.5 Räumliche und zeitliche Ordnung des Abbaues ...... 11 3.6 Aufbereitungskonzept ...... 12 3.7 Zu erwartende betriebsbedingte Emissionen und Auswirkungen ...... 12 3.8 Transportkonzept ...... 13 3.9 Rekultivierungskonzept ...... 16 4. Beschreibung der Umwelt (Raumanalyse) und ihrer Bestandteile (Schutzgüter) ...... 18 4.1 Inhaltliches und methodisches Vorgehen bei jedem Schutzgut ...... 18 4.2 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldnutzung ...... 20 4.3 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung / Erholungs- infrastruktur ...... 22 4.4 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' ...... 25 4.5 Schutzgut 'Fläche' ...... 40 4.6 Schutzgut 'Boden' ...... 41 4.7 Schutzgut 'Grundwasser' ...... 51 4.8 Schutzgut 'Oberflächenwasser' ...... 55 4.9 Schutzgut 'Luft und Klima' ...... 56 4.10 Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild' ...... 58 4.11 Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' ...... 60 4.12 Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern ...... 6 2 4.13 Beurteilung der Entwicklungsmöglichkeiten im Untersuchungsraum ohne das geplante Vorhaben ...... 63 4.14 Alternativen ...... 65 5. Beschreibung und Beurteilung der Umweltauswirkungen des Vorhabens (Auswirkungsprognose) ...... 66 5.1 Ermittlung der Projektwirkungen ...... 66 5.2 Auswirkungen auf Schutzgüter ...... 70 5.3 Verkehrliche Erschließung ...... 84 5.4 Auswirkung der Verarbeitung des geförderten Kieses ...... 86 5.5 Sekundäre sowie kumulative Effekte ...... 86 5.6 Risiken von schweren Unfällen oder Katastrophen ...... 86 5.7 Hinweise auf Schwierigkeiten und Unsicherheiten, die bei der Zusammenstellung der Angaben aufgetreten sind ...... 86 6. Mögliche Vorkehrungen und Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung und Kompensation erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen ...... 87 6.1 Waldinanspruchnahme ...... 87 6.2 Trockenabbau ...... 87 6.3 Artenschutzrechtliche Maßnahmen ...... 89 6.4 Möglichkeiten zur Kompensation erheblicher Umweltauswirkungen ...... 89 7. Allgemein verständliche, nicht technische Zusammenfassung ...... 90 7.1 Geplantes Vorhaben ...... 90

II Geplanter Kiesabbau 'Herrschaftsholz', Gemeinde Maselheim - UVP-Bericht ______

7.2 Erforderlichkeit und Inhalt der Umweltverträglichkeitsprüfung ...... 90 7.3 UVP-Bericht ...... 91 7.4 Begründung des Vorhabens ...... 91 7.5 Alternativen ...... 91 7.6 Auswirkungen auf die Schutzgüter ...... 91 7.7 Betroffenheit von Schutzgebieten und Schutzobjekten ...... 94 7.8 Auswirkungen auf besonders und streng geschützte Tier- und Pflanzenarten ...... 94 7.9 Auswirkungen durch sekundäre sowie kumulative Effekte ...... 95 7.10 Risiken von schweren Unfällen oder Katastrophen ...... 95 7.11 Kompensationsmöglichkeiten ...... 95 7.12 Fazit ...... 96 8. Quellen und Literaturverzeichnis ...... 97 8.1 Allgemeine Quellen ...... 97 8.2 Gesetze, Richtlinien und Merkblätter ...... 99 8.3 Digitale Daten ...... 99

Anhang: Anhang 1: Karten 1.1 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldfunktionen 1.2 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung 2.1 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - Biotoptypen 2.2 Fledermauskartierung 2.3 Brutvogelkartierung 2.4 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben 3.1 Schutzgut 'Boden' - Bodeneinheiten 3.1a Schutzgut 'Boden' - Sonderstandort für naturnahe Vegetation 3.1b Schutzgut 'Boden' - natürliche Bodenfruchtbarkeit 3.1c Schutzgut 'Boden' - Ausgleichskörper im Wasserkreislauf 3.1d Schutzgut 'Boden' - Filter und Puffer für Schadstoffe 3.1e Schutzgut 'Boden' - Gesamtbewertung der natürlichen Bodenfunktionen 4.1 Schutzgut 'Grundwasser' - Geologie 4.2 Schutzgut 'Grundwasser' - Schutzfunktionen 4.3 Schutzgut 'Grundwasser' 5 Schutzgut 'Luft und Klima' 6 Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild'

Anhang 2: Protokoll des Scopingtermines vom 01.06.2016

III Geplanter Kiesabbau 'Herrschaftsholz', Gemeinde Maselheim - UVP-Bericht ______

Abbildungen: Abb. 1.1: Übersichtslageplan des geplanten Kiesabbaus 'Herrschaftsholz' ...... 2 Abb. 1.2: Vorranggebiet für den Abbau oberflächennaher Rohstoffe ...... 5 Abb. 1.3: Aufbereitungsstandorte des Vorhabenträgers Kies + Sand Maselheim ...... 6 Abb. 3.1: Luftbild mit geplantem Vorhaben ...... 9 Abb. 3.2: Abbauabschnitte ...... 11 Abb. 3.3: Untersuchte Transportalternativen ...... 14 Abb. 3.4: Rekultivierungskonzept ...... 17 Abb. 4.1: Untersuchungsraum mit geplantem Abbaugebiet und Erschließungsvarianten ...... 19 Abb. 4.2: Entfernung zu den Ortschaften ...... 21 Abb. 4.3: Bewertung der Biotoptypen ...... 29 Abb. 4.4: Lebensstätte der Waldeidechse ...... 32 Abb. 4.5: Amphibienlaichgewässer ...... 33 Abb. 4.6: Altbäume ...... 35 Abb. 4.7: Gehäufte Vorkommen von Ameisennestern ...... 36 Abb. 4.8: Grundwassergleichenplan der Stichtagmessung in mNN vom 05.12.2016 ...... 53

Unterlagenverzeichnis: Unterlage C.1: Rohstoffgutachten zum geplanten Kiesabbau 'Herrschaftsholz' (HYDRO-DATA 2016) Unterlage C.2: Hydrogeologisches Gutachten zum geplanten Kiesabbau 'Herrschaftsholz' Aktualisiert Oktober 2019 (HYDRO-DATA 2019)

Unterlage D.1: Fachbeitrag 'Tiere und Pflanzen' (Grom 2019a) Unterlage D.2: Artenschutzbeitrag (Grom 2019b)

Unterlage E.1: Bewertung des Schutzgutes Boden (Flickinger & Tollkühn 2017a) Unterlage E.2: Projektspezifisches Bodenschutzkonzept (Flickinger & Tollkühn 2017b)

Unterlage F.1: Verkehrsuntersuchung zum geplanten Kiesabbau 'Herrschaftsholz' (Modus Consult Ulm 2019)

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Geplanter Kiesabbau 'Herrschaftsholz', Gemeinde Maselheim - UVP-Bericht ______

1. Einleitung

1.1 Anlass und Aufgabenstellung

Geplantes Vorhaben Der Vorhabensträger Kies + Sand Maselheim beabsichtigt zur langfristigen und nachhaltigen Rohstoffsicherung die anstehende Ressource von Kies und Sand in der Trockenabbaufläche 'Herrschaftsholz' zu erschließen. Im Zusammenhang mit dem Genehmigungsverfahren ist auch eine Umweltverträg- lichkeitsprüfung der prognostizierten Auswirkungen des Trockenabbaus erforderlich. Der UVP-Bericht ist der fachinhaltliche Beitrag zum formalrechtlichen Verfahren der Umweltverträglichkeitsprüfung.

Lage Die Lage des geplanten Kiesabbaus 'Herrschaftsholz' ist der Übersichtskarte (Abb. 1.1) zu entnehmen.

Beschreibung Die Trockenabbaufläche 'Herrschaftsholz', südlich von Äpfingen (Gemeinde Masel- heim) gelegen, ist im Regionalplan des Regionalverbandes Donau-Iller als Vorrang- gebiet KS-BC-9 ausgewiesen. Die Gesamtfläche des geplanten Abbaugebietes be- trägt ca. 45 ha. Es ist vorgesehen, das Rohstoffvorkommen in kleineren Abbauabschnitten im Tro- ckenabbau zu gewinnen und zur weiteren Aufbereitung in direkter Anbindung in die bestehenden Aufbereitungsstandorte der Firmen Kieswerke Dünkel GmbH & Co. KG und RÖHM Kies-, Sand- und Splittwerke, G.u.P. Röhm & Söhne GmbH & Co. KG westlich von Äpfingen zu transportieren. Hierzu muss in der Gewinnungsstätte kein Kieswerk und zum weiteren Transport auch keine Verladeanlage errichtet werden. Die für die Realisierung des Vorhabens benötigten Flächen sind über den privatrecht- lichen Gestattungsvertrag zum Kiesabbau und der Rekultivierung zwischen dem Ei- gentümer S.D. Albert Fürst von Thurn und Taxis und dem Gestatter der Thurn und Taxis Forstverwaltungs oHG verfügbar.

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Abb. 1.1: Übersichtslageplan des geplanten Kiesabbaus 'Herrschaftsholz' Ausschnitt der Topographischen Karten 1 : 25.000 Blatt 7824 ' a.d.Riß- Nord' und7825 'Schwendi'

1.2 Rechtliche Grundlagen

Erforderlichkeit der Bei einem Abbauvorhaben > 25 ha besteht nach § 10 Abs. 1 i.V.m. Anlage 1 des Umweltverträglichkeits- Umweltverwaltungsgesetz (UVwG) die Verpflichtung zur Durchführung einer Um- prüfung (UVP) weltverträglichkeitsprüfung.

1.3 Allgemeine Methodik und Ablauf des UVP-Berichtes

Aufgaben des UVP- Die vom Vorhabensträger beizubringenden Unterlagen ergeben sich aus §§ 15 + 16 Berichtes UVPG. Der UVP-Bericht ist der Beitrag des Vorhabensträgers zur Bereitstellung der Informationen, die für die Prüfung der Umweltverträglichkeit des geplanten Vorha- bens notwendig sind. Sie dient dazu, die Auswirkungen des Vorhabens auf die Um- welt darzustellen und nachzuweisen, dass vermeidbare Beeinträchtigungen der Um- welt unterbleiben und unvermeidbare Beeinträchtigungen der Umwelt weitgehend ausgeglichen werden können.

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Nach § 16 Abs. 1 UVPG hat der UVP-Bericht zumindest die folgenden Angaben zu enthalten: 1. eine Beschreibung des Vorhabens mit Angaben zum Standort, zur Art, zum Umfang und zur Ausgestaltung, zur Größe und zu anderen wesentlichen Merkmalen des Vorhabens, 2. eine Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile im Einwirkungsbereich des Vorhabens, 3. eine Beschreibung der Merkmale des Vorhabens und des Standorts, mit denen das Auftreten erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen des Vorhabens ausgeschlossen, vermindert oder ausgeglichen werden soll, 4. eine Beschreibung der geplanten Maßnahmen, mit denen das Auftreten erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen des Vorhabens ausgeschlossen, vermindert oder ausgeglichen werden soll, sowie eine Beschreibung geplanter Ersatzmaßnahmen, 5. eine Beschreibung der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen des Vorhabens, 6. eine Beschreibung der vernünftigen Alternativen, die für das Vorhaben und seine spezifischen Merkmale relevant und vom Vorhabenträger geprüft worden sind, und die Angabe der wesentlichen Gründe für die getroffene Wahl unter Berücksichtigung der jeweiligen Umweltauswirkungen sowie 7. eine allgemein verständliche, nichttechnische Zusammenfassung des UVP- Berichts. Darüber hinaus muß der UVP-Bericht nach § 16 Abs. 3 UVPG auch die in Anlage 4 des Gesetzes genannten weiteren Angaben enthalten, soweit diese für das Vorhaben von Bedeutung sind.

Ablauf Die Erarbeitung des UVP-Berichtes erfolgt in vier wesentlichen Schritten:

- Arbeitsschritt 1 Festlegung des Untersuchungsrahmens des UVP-Berichtes (Scoping gemäß § 15 UVPG)

- Arbeitsschritt 2 Raumanalyse Die Raumanalyse dient der Beschreibung und Bewertung der Umwelt und ihrer Bestandteile vor Durchführung des Vorhabens (Bewertung der Ausgangssituation)

- Arbeitsschritt 3 Wirkungsprognose In der Wirkungsprognose erfolgt eine Einschätzung der zu erwartenden umwelt- und raumbedeutsamen Auswirkungen des geplanten Vorhabens unter Berücksichtigung möglicher Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Beeinträchtigungen sowie deren Ausgleichbarkeit (Beurteilung der Umweltauswirkungen).

- Arbeitsschritt 4 Abschließende gutachterliche Stellungnahme zur Umweltverträglichkeit.

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Bewertungsmethode Dem Bericht liegt das Prinzip der ökologischen Risikoanalyse zugrunde. Sie ver- deutlicht die Zusammenhänge zwischen - dem geplanten Vorhaben, - seinen umweltrelevanten Auswirkungen und - den betroffenen Schutzgütern. Die Beurteilung des ökologischen Risikos erfolgt durch die Überlagerung der prognostizierten Effekte des geplanten Vorhabens mit den bewerteten Schutzgütern, insbesondere ihrer Empfindlichkeit gegenüber den vorhabensbedingten Effekten. Als Ergebnis liegen Bereiche vor, in denen das Risiko einer Beeinträchtigung der Schutzgüter eingestuft werden kann. Gemäß dem naturschutzrechtlichen Vermeidungsgebot werden anschließend Möglichkeiten zur Risikovermeidung bzw. - minimierung geprüft und das verbleibende Restrisiko beurteilt. Grundlage für die Risikoermittlung bilden die in § 2 Abs. 1 UVPG benannten Schutzgüter: 1. Menschen, insbesondere die menschliche Gesundheit, 2. Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, 3. Fläche, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, 4. kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sowie 5. die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

1.4 Begründung des Vorhabens

Grundlegende Ziel-set- Durch den geplanten Trockenabbau von Kies und Sand in der Abbaufläche 'Herr- zung des geplanten schaftsholz' soll die langfristige und nachhaltige Rohstoffsicherung gewährleistet wer- Vorhabens den.

Regionalplan Die Trockenabbaufläche 'Herrschaftsholz', südlich von Äpfingen (Gemeinde Masel- 3. Teilfortschreibung heim), ist im Regionalplan des Regionalverbandes Donau-Iller in Kap. 3.2.3.1 als Vor- Gewinnung und Siche- ranggebiet für den Abbau von Kies und Sand KS-BC-9 ausgewiesen rung von Bodenschät- (siehe Abb. 1.2). zen Zur Deckung des regionalen, und soweit erforderlich, überregionalen Bedarfs an Roh- stoffen werden die genannten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete festgelegt. Der groß- räumige Abbau von Rohstoffen soll sich auf diese Gebiete konzentrieren.

Begründung zu 3.2.3.1 KS-BC-9 Die Abbauwürdigkeit dieser südlich von Äpfingen (Gemeinde Maselheim) gelegenen Trockenabbaufläche wurde z.T. mittel (Stufe II) bewertet. Hier ist mit nutzbaren Kie- sen und Sanden in einer Mächtigkeit von 26 – 36 m bei Einschaltungen von nicht nutzbaren Sedimenten und beträchtlichen Abraummächtigkeiten zu rechnen. Im Rahmen der Abwägung wurden Flächen des biotischen Ertragspotenzials (Forst- wirtschaft) der Schutzwürdigkeitsstufe I (hoch) und II (mittel) und des Grundwas- serdargebotspotenzials der Schutzwürdigkeitsstufe II (mittel) aufgrund des positiven Ausgangs eines Raumordnungsverfahrens nicht berücksichtigt. In diesem Bereich ist nur ein Trockenabbau mit den Zielen des Grundwasserschutzes vereinbar.

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geplantes Vorhaben

Abb. 1.2: Vorranggebiet für den Abbau oberflächennaher Rohstoffe Auszug der Karte des Regionalplans der Region Donau-Iller, 3. Teilfortschreibung - Gewinnung und Sicherung von Bodenschätzen; Darstellung unmaßstäblich

1.5 Versorgungskonzept

Produkte Im geplanten Abbaugebiet ist keine Aufbereitung und Veredelung des gewonnen Roh- kieses vorgesehen. Der Rohkies wird zu den bestehenden Kieswerken der Firmen Dünkel & Röhm (siehe Abb. 1.3) transportiert und dort weiterverarbeitet. In der Pro- duktpalette der Firmen sind dabei keine wesentlichen Veränderungen zu erwarten.

Voraussichtlicher Die durchschnittliche jährliche Fördermenge wird auf Grundlage der derzeitigen Ab- Versorgungszeitraum bauraten mit rd. 600.000 t angesetzt. Damit ergibt sich ein Gesamtzeitraum für Abbau und Rekultivierung von etwa 30 Jahren.

Absatzgebiet Von den Aufbereitungsstandorten des Vorhabensträgers werden schwerpunktmäßig die Absatzmärkte der Firma Dünkel in der Region Biberach-Ehingen-Schwäbische Alb sowie die Absatzmärkte der Firma Röhm in der Region Biberach-Ulm-Schwäbi- sche Alb beliefert. Änderungen im Rahmen des geplanten Vorhabens sind nicht ab- sehbar. Aus den belieferten Regionen erfolgt auch der Rücktransport von unbelaste- tem Aushubmaterial für die geplante Wiederverfüllung der Kiesgrube im Zuge der Re- kultivierung.

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Abb. 1.3: Aufbereitungsstandorte des Vorhabenträgers Kies + Sand Maselheim

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2. Bisheriger Verfahrensgang

Scoping Dem UVP-Bericht liegt der Untersuchungsrahmen zugrunde, der im Scopingtermin gemäß § 15 Abs. 1 UVPG am 01.06.2016 beim Landratsamt Biberach zur Vorberei- tung der Umweltverträglichkeitsprüfung und des Genehmigungsverfahrens stattge- funden hat. Im Scopingtermin erfolgte die Vorstellung des geplanten Vorhabens sowie die Festlegung von Inhalt, Umfang und Detailtiefe der Angaben, die der Vorhabenträ- ger voraussichtlich im UVP-Bericht darzulegen hat. Das Protokoll des Scopingter- mines ist im Anhang 2 beigefügt.

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3. Beschreibung des geplanten Vorhabens

3.1 Träger des Vorhabens / Absatzgebiet

Trägerin des Vorhabens ist die Firma Kies + Sand Maselheim, die von den Firmen Kieswerke Dünkel GmbH & Co. KG aus und RÖHM Kies-, Sand- und Splittwerke, G.u.P. Röhm & Söhne GmbH & Co. KG aus Äpfingen, gebildet wird. Das geplante Vorhaben soll die langfristige und nachhaltige Rohstoffsicherung in der Region sicherstellen.

3.2 Beschreibung der Lagerstätte

Hochwertiger Baustoff Bei dem Kiesvorkommen handelt es sich um fluviale Sequenzen der Mindel-Decken- schotter. Diese liegen den Feinsedimenten der Oberen Süßwassermolasse auf. Im Hangende der Deckenschotter befinden sich teilweise Diamikte und Schmelzwasser- kiese der Vilsingen-Subformation. Teilweise liegen den Deckenschotter auch Fließer- den und Löss auf (periglaziale Deckschichten). Die pleistozänen und holozänen Ablagerungs- und Erosionsprozesse haben im ge- planten Abbaugebiet zu einer nach Nordosten abfallenden Hochfläche zwischen ca. 560 mNN und ca. 585 mNN geführt, die am westlichen und östlichen Rand durch Taleinschnitte begrenzt wird. Der abbauwürdige Rohstoff im geplanten Abbaugebiet weist einen Sandanteil von ca. 37 % und einen Kiesanteil von ca. 60 % auf. Die petrographischen Untersuchungen ergaben für die Kalksteine Anteile von ca. 50 - 60 % und für kristalline Gesteine, Quarze, Quarzite und Hornsteine ca. 30 %. Der Anteil bei Sandsteinen beträgt bei ca. 16 %. Somit liegt der Anteil widerstandsfähiger Gerölle der Mindelschotter bei ca. 80 % (HYDRO-DATA 2016). Durch das LGRB wird das Kiesvorkommen 'Herrschaftsholz' als hochwertiger Bau- stoff eingestuft.

3.3 Bestand

Darstellung Abb. 3.1 Luftbild mit geplantem Vorhaben

Beschreibung Die überplante Fläche liegt im Waldgebiet 'Herrschaftsholz'. Eigentümer ist S.D. Albert Fürst von Thurn und Taxis.

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Abb. 3.1: Luftbild mit geplantem Vorhaben

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3.4 Abbaukonzept

Darstellung Abb. 3.2 Abbauabschnitte

Der Kies soll im Trockenabbau von Norden (Geländetiefpunkt) nach Süden (Gelän- dehochpunkt) gewonnen werden. Das Abbaukonzept sieht 5 Abbauabschnitte vor, wobei Abbauabschnitt 2 und 3 in je zwei Freigabeabschnitte unterteilt werden. Der Abbau innerhalb der Abbauabschnitte wird bei den Abbauabschnitten 1 und 3 von Nordosten nach Südwesten und bei den Abbauabschnitten 2, 4 und 5 von Südwesten nach Nordosten durchgeführt. Abbaumengen und Der zukünftige Kiesbedarf des Vorhabenträgers ist wegen einer volatilen Marktent- -dauer wicklung nur schwer vorhersehbar. Hochgerechnet aus den derzeitigen Fördermen- gen bzw. dem aktuellen Bedarf kann von einer Jahresfördermenge mit ca. 300.000 - 340.000 m3 ausgegangen werden. Die Mächtigkeit der Boden- und Abraumüberdeckung erreicht durchschnittlich ca. 8,60 m (Deckschicht 1 ~ 3,74 m, Deckschicht 2 ~ 4,86 m). Deckschicht 1 muss vollständig als Abraum betrachtet werden. Bei Deckschicht 2 fällt durch den kiesigen Anteil (25 %) ca. 75 % als Abraum an. Die Mächtigkeit der Deckschichten schwankt zwischen 0,4 und 11 m.

Abbautiefe Die Abbautiefe wird nach den Ergebnissen der hydrogeologischen und rohstoffgeologischen Erkundungen festgelegt (vgl. HYDRO-DATA 2016 bzw. 2019, Unterlage C.1 und C.2) und bewegt sich zwischen 535,00 und 544,00 mNN (s. Übersicht 3.1). Die Abbausohle wird mit einem Sicherheitsabstand von 1,0 m zum Grundwasser-Höchststand definiert. Das abbauwürdige Kiesmächtigkeit beträgt im durchschnittlich 26,6 m.

Übersicht 3.1: Abbauabschnitte des geplanten Kiesabbaus

Abbauab- Abbaufläche1 Abbautiefe ü. NN Kies (netto) Abbaudauer schnitte 1 6,45 ha 535.00 - 537.00 1.775.000 m³ ca. 5 Jahre 2A 5,90 ha 537.00 - 539.00 1.750.000 m³ ca. 5 Jahre 2B 7,33 ha 537.00 - 539.00 1.680.000 m³ ca. 5 Jahre 3A 7,63 ha 539.00 - 541.00 1.455.000 m³ ca. 4 Jahre 3B 5,47 ha 539.00 – 541.00 1.480.000 m³ ca. 4 Jahre 4 6,47 ha 541.00 - 544.00 1.555.000 m³ ca. 5 Jahre 5 5,16 ha 541.00 - 544.00 520.000 m³ ca. 2 Jahre gesamt 44,41 ha zw. 535.00 und 544.00 10.215.000 m³ ca. 30 Jahre

Betriebsanlagen Die Aufbereitung des gewonnenen Materials erfolgt in den bestehenden Betriebsan- lagen der Firma Dünkel in Schemmerhofen sowie der Firma Röhm westlich der B 30 auf Höhe von Äpfingen. Die vorhandenen Einrichtungen werden auch für den weite- ren Abbau genutzt und sind ausreichend dimensioniert. Ein Austausch erfolgt gege- benenfalls nur altershalber.

1 ohne Schutzstreifen; Der Schutzstreifen (3 - 5 m gegenüber den angrenzenden Flächen) beträgt insgesamt rd. 0,9 ha.

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Befristete Waldum- Der Kiesabbau führt zu einem vorübergehenden Verlust von Waldflächen. Der Umfang wandlung der betroffenen Waldflächen beträgt rd. 45 ha.

Abb. 3.2: Abbauabschnitte

3.5 Räumliche und zeitliche Ordnung des Abbaues

Abbauzeitraum Nach dem aktuellen Planungsstand und der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation kann je Abbauabschnitt mit einer Abbaudauer von rd. 2 - 5 Jahren gerechnet werden. Damit ergibt sich ein Abbauzeitraum von voraussichtlich rd. 30 Jahren.

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Produktionszeiten Die Produktionszeiten der Kiesgrube sind wochentags von 06:00 - 22:00 Uhr und samstags von 06:00 - 17:00 Uhr.

3.6 Aufbereitungskonzept

Aufbereitungsanlagen Der Kiesabbau erfolgt mittels Radlader und Bagger. Eine Kiesaufbereitung / Verede- lung des gewonnen Rohkieses ist innerhalb des Abbaugebietes nicht vorgesehen. Um den Abraum der einzeln Abbauabschnitte sowie eine kontinuierliche Rekultivie- rung sicherstellen zu können, kommen neben den Abbaugeräten auch ein Dumper und eine Planierraupe zum Einsatz.

3.7 Zu erwartende betriebsbedingte Emissionen und Auswirkungen

3.7.1 Schallemissionen Lärmemissionen entstehen durch - den Abbaubetrieb und den Materialtransport in der Kiesgrube, - den LKW-Verkehr (Transport des Rohkieses zur Verarbeitung in den Kieswerken der Antragsgemeinschaft), - den Rekultivierungsbetrieb (Zufuhr vom Verfüllmaterial, Geländemodellierung).

Abbaubetrieb Durch die Einhaltung der empfohlenen Mindestabstände1 gegenüber den Ortslagen von Äpfingen, Barabein, Galmutshöfen und Oberhöfen werden erhebliche Beeinträch- tigungen durch abbaubedingte Geräuschimmissionen vermieden. Die abbaubeding- ten Effekte werden außerdem dadurch gemindert, dass - die für den Abbau eingesetzten Maschinen und Fahrzeuge dem aktuellen Stand der Lärmschutztechnik entsprechen, - die randlichen Wallschüttungen in Verbindung mit der Absenkung des Geländeni- veaus in der Kiesgrube die Umgebung gegenüber Lärmbelastungen abschirmen, - der Abbaubetrieb nur werktags zu den üblichen Arbeitszeiten stattfindet.

Transport Das Verkehrsgutachten (MODUS CONSULT Ulm 2019; Unterlage F.1) kommt zum Ergebnis, dass sich durch das vorhabenbezogene Verkehrsaufkommen keine erheb- lichen (zusätzlichen) Lärmimmissionen ergeben, die einen Lärmschutz für Wohnge- bäude in Äpfingen und Barabein erforderlich machen.

1 nach DINGETHAL et al. (1998) i.d.R. keine Überschreitung der Immissionsrichtwerte (IRW) und damit Vermeidung erheblicher Lärmbelastungen bei der Einhaltung folgender Mindestabstände: - zu reinen Wohngebieten (IRW tags 50 dB(A)) 300m - zu allgemeinen Wohngebieten (IRW tags 55 dB(A)) 200m - zu Mischgebieten (IRW tags 60 dB(A)) 150 m

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3.7.2 Stäube Im Nahbereich einer Kiesgrube ist erfahrungsgemäß mit einer stärkeren Staubent- wicklung durch den Abbaubetrieb zu rechnen. Mögliche Staubemissionen entstehen vor allem durch: - Umschlagvorgänge (Aufnehmen und Abkippen etc.) von LKW, Dumper, Radlader und Bagger, - Fahrbewegungen von LKW, Dumper und Radlader, - Staubabwehung von Fahrwegen und Lagerflächen.

Die Staubentwicklung durch den Abbaubetrieb und den Transport lässt sich durch betriebliche Maßnahmen und Vorkehrungen (insbesondere regelmäßiges Besprühen der Fahrwege mit Wasser bei trockener Witterung, Abdecken staubender Güter/La- dungen beim Transport, regelmäßige Reinigung der Kiesgrubenzufahrt weitgehend minimieren, so dass voraussichtlich keine erheblichen Beeinträchtigungen in der Um- gebung der Kiesgrube sowie entlang der Zufahrtsstraße entstehen.

3.7.3 Schlämme aus der Kieswäsche Schlämme aus der Kieswäsche fallen im Abbaugebiet nicht an, da die Aufbereitung außerhalb des Abbaugebietes erfolgt.

3.7.4 Verschmutztes Oberflächenwasser und Abwasser Verschmutztes Oberflächenwasser und Abwasser fallen im Abbaugebiet nicht an, da im Abbaugebiete keine Aufbereitung erfolgt und somit sind keine nennenswerten Aus- wirkungen zu erwarten sind.

3.7.5 Betriebsstoffe Durch den Abbaubetrieb werden keine das Oberflächen- und Grundwasser gefähr- dender Stoffe freigesetzt. Die Risiken etwaiger Schadensfälle werden durch den Ein- satz von biologisch abbaubaren Hydraulikölen sowie auslaufsicheren Treibstofftanks bei den Arbeitsgeräten und Fahrzeugen minimiert. Die Lagerung und der Umschlag von wassergefährdenden Stoffen (z.B. Dieselkraft- stoffen, Hydrauliköl und Schmierstoffen) sowie Reparatur- und Wartungsarbeiten er- folgen nur außerhalb des beantragten Abbaugebietes der Antragsgemeinschaft.

3.8 Transportkonzept

Darstellung Abb. 3.3 Untersuchte Transportalternativen

Absatzgebiet Die Absatzgebiete des gewonnenen Kieses sind schwerpunktmäßig die Absatz- märkte der Firma Dünkel in der Region Biberach-Ehingen-Schwäbische Alb, sowie die Absatzmärkte der Firma Röhm in der Region Biberach-Ulm-Schwäbische Alb.

Externe Erschließung Zur Anbindung an die bestehenden Aufbereitungsstandorte des Vorhabenträgers (Luftlinie ca. 2 km) werden unterschiedliche Fördertrassen / Förderwege geprüft, die sich in jedem Fall außerhalb der Ortslage der Gemeinde Äpfingen befinden.

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Im Zuge der Planung wurden die beiden möglichen Transport-Konzepte - Transport des gewonnenen Kieses zur Verarbeitung und Antransport von Fremd- material mit LKW über Straße - Transport des gewonnenen Kieses zur Verarbeitung über Bandstraße und An- transport von Fremdmaterial mit LKW über Straße bezüglich der Prämisse eines möglichst geringen Verkehrsaufkommens und der Machbarkeit im Detail geprüft.

Abb. 3.3: Untersuchte Transportalternativen

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Der LKW-Transport sieht bis zum Knoten Barabein 2 Varianten vor: Variante 1: Transport über einen neu zu bauenden Weg vom nördlichen Ende des Abbaugebietes nach Westen hin bis zur B 30 (rd. 900 m) und anschließend parallel zur B 30 (rd. 650 m) bis zum Knoten Barabein Variante 2: Transport über eine neu zubauenden Weg vom nördlichen Ende des Ab- baugebietes am Waldrand entlang nach Westen hin bis zur B 30 (rd. 1500 m) bis zum Knoten Barabein Im Weiteren wird die bestehende Zufahrt zur L 267 mitgenutzt, von der aus die LKWs nach Westen auf die L 266 einbiegen bis zu den Aufbereitungsanlagen der Firma Röhm Kies westlich von Äpfingen bzw. der Firma Dünkel in Schemmerhofen. Das Konzept der Bandstraße sieht vor, ein Band nach Westen bis zur B 30 und an- schließend entlang der B 30 bis zum Knoten Barabein und dann unter der B 30 hinweg zu führen. Der Kies wird auf ein Zwischenlager abgeladen, um danach wiederum mit LKWs zu den Aufbereitungsanlagen der Firma Dünkel nach Schemmerhofen bzw. der Firma Röhm westlich der B 30 (nördlich der L 266) befördert zu werden. Die Prüfung hat ergeben, dass ein Transport des gewonnenen Kieses zur Verarbei- tung über Bandstraße aus folgenden Gründen unwirtschaftlich ist: - eine kontinuierliche Versorgung der Aufbereitungs-Anlagen per Band ist nicht mög- lich, da das Band nicht bis zu den Aufbereitungsanlagen geführt werden kann und somit der Kies über ein Zwischenlager auf LKWs geladen werden muss, - die Einlieferung von Auffüllmaterial ist nur über LKWs möglich, somit entfällt die Rückfrachtkompensation bei dem Konzept der Bandstraße - die Bandstraße ist darüber hinaus sehr kostenintensiv und mit einer aufwendigen Bauwerks-Unterquerung verbunden.

Verkehrsaufkommen Bei der geplanten Jahresfördermenge wird bei einer reinen Straßen-Anbindung mit ca. der Kiesgrube 275 LKW-Bewegungen pro Tag (an ca. 200 Arbeitstagen pro Jahr) gerechnet. Diese Gesamt-Bewegungen werden durch eine konsequent umgesetzte Rückfracht-Logistik (Antransport von Fremdmaterial > Rücktransport von gewonnenem Kies) deutlich kom- pensiert.

Transport mit LKW Das Verkehrsgutachten (MODUS CONSULT Ulm 2019, siehe Unterlage F.1) hat die verkehrlichen Auswirkungen des geplanten Kiesabbaus ermittelt und bewertet. Unter Berücksichtigung des zu erwartenden Neuverkehrsaufkommens aus dem geplanten Kiesabbau kann dem bestehenden Straßennetz eine hinreichende Leistungsfähigkeit bescheinigt werden.

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3.9 Rekultivierungskonzept

Darstellung Abb. 3.3: Rekultivierungskonzept

Zielsetzungen Das Leitbild für die künftige Gestaltung des Abbaugebietes orientiert sich an den fol- genden Zielsetzungen: - Grundsätzliche Verpflichtung des Vorhabenträgers gegenüber dem Eigentümer S.D. Albert Fürst von Thurn und Taxis und dem Gestatter der Thurn und Taxis Forstverwaltungs oHG, die Struktur des Bodens wie vor Beginn des Kiesabbaus wiederaufzubauen, dass Wiederaufforstungen möglich sind, - Regenerierung der Bodenfunktionen im Naturhaushalt und Wiederherstellung der natürlichen Ertragsfähigkeit (forstwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten), - Wiederherstellung der Abbauflächen mit dem Rekultivierungsziel Wald gemäß dem Leitfaden 'Forstliche Rekultivierung' vom Landesarbeitskreis Forstliche Re- kultivierung von Abbaustätten (ISTE 2011), - Schutz und Regenerierung des Wasserhaushaltes, insbesondere der Retentions- funktionen des Raumes, - Belassung nicht rekultivierter Abbauflächen mit möglichst vielfältig strukturierten und nährstoffarmen Standorten als (zumindest temporäre) Lebensräume der kies- grubentypischen Flora und Fauna (Wanderbiotope), - Herstellung naturnaher, landschaftsangepasster Reliefformen, harmonische Ein- fügung des Abbaugebietes in den Landschaftsraum zur Wiederherstellung bzw. Optimierung der Erholungsfunktionen.

Folgenutzung Das Rekultivierungskonzept sieht eine weitgehende Verfüllung und Wiederbewaldung der Abbaustätte nach der Auskiesung vor. Die Wiederverfüllung und Modellierung des Abbaugebietes setzt voraus, dass neben dem Abraum und nicht verwertbarem Mate- rial aus der Kiesgrube auch unbelastetes Bodenmaterial von außerhalb eingebaut wird. Der künftige Anfall von brauchbarem und unbelastetem Aushubmaterial zur Wie- derverfüllung ist wegen einer volatilen Marktentwicklung nur schwer vorhersehbar. Unter Berücksichtigung eines regionaltypischen Biotopanteils sowie dem notwendi- gen Flächenbedarf für die Retention von Oberflächenwasser von ca. 10 %, ist im Re- kultivierungskonzept eine Wiederverfüllung mit einem Volumen von mindestens 70 % geplant. Sofern ausreichend Auffüllmaterial vorhanden ist, kann bis maximal 90 % wiederverfüllt werden.

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Abb. 3.4: Rekultivierungskonzept

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4. Beschreibung der Umwelt (Raumanalyse) und ihrer Bestandteile (Schutzgüter)

4.1 Inhaltliches und methodisches Vorgehen bei jedem Schutzgut

Raumanalyse In der Raumanalyse werden für jedes Schutzgut die folgenden Arbeitsschritte durch- geführt: - Vorbemerkungen zum jeweiligen Untersuchungsgegenstand, zu Grundlagen und Methodik sowie zu möglichen Konflikten im Zusammenhang mit dem Vorhaben, - Darstellung der auf das Schutzgut bezogenen regionalplanerischen Grundsätze und Ziele inkl. der räumlich konkretisierten gesamtplanerischen Vorgaben (z.B. Vorrang- flächen), - Bestandserfassung / Bestandsbeschreibung, - Beschreibung der Vorbelastungen - Bewertung (Bedeutung / Eignung / Leistungsfähigkeit), - Definition der Empfindlichkeit gegenüber möglichen Beeinträchtigungen durch das geplante Vorhaben, - Darstellung der rechtlichen Festsetzungen (z.B. Schutzgebiet) und fachlichen Aus- weisungen (z.B. Waldfunktionen).

Untersuchungsraum Die Abgrenzung des Untersuchungsraumes wird in Abb. 4.1 dargestellt. Bei der Ab- grenzung sind neben den direkten Eingriffsfolgen am Vorhabenort auch großräumi- gere Folgewirkungen sowie etwaige kumulative Effekte mit anderen Projekten zu be- rücksichtigen, vor allem - mögliche Immissionsbelastungen am westlichen und südlichen Ortsrand von Äp- fingen sowie im ortsnahen Freiraum südlich davon durch den Transport von Roh- kies zur Aufbereitung und von Fremdmaterial zur Verfüllung der Kiesgrube nach dem Abbau, - abbaubedingte Risiken für das Wasserschutzgebiet 'Äpfingen' durch stoffliche Einträge und Verunreinigungen des Aquifers, - mögliche nachteilige Effekte auf die Hochwassersituation in Äpfingen durch die Verringerung der Retentionsfunktionen infolge der Waldinanspruchnahme.

Diese Sachverhalte werden gegebenenfalls auch über den Untersuchungsraum hin- ausreichend untersucht. Dies gilt insbesondere hinsichtlich etwaiger Immissionsbe- lastungen durch den Schwerlastverkehr von und zur Kiesgrube für die Ortschaften westlich der B 30 (Barabein, Galmutshöfen, Oberhöfen) sowie hinsichtlich möglicher kumulativer Wirkungen des beantragten Vorhabens mit dem geplanten Interkommu- nalen Industriegebiet Rißtal (IGI Rißtal).

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Abb. 4.1: Untersuchungsraum mit geplantem Abbaugebiet und Erschließungsvarianten

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4.2 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldnutzung

Darstellung Karte 1.1 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldfunktionen

4.2.1 Vorbemerkung Gegenstand der Prü- Gegenstand der Prüfung des Schutzgutes Mensch bilden Leben, Gesundheit und fung Wohlbefinden des Menschen. Das Schutzgut bezieht sich auf die körperliche Unver- sehrtheit des Menschen sowie auf die eine positive Befindlichkeit erlaubende Leben- sumwelt. Von grundlegender Bedeutung als menschliche Daseinsfunktion sind die Ansprüche, die der Mensch an seinen Wohnbereich und an dessen unmittelbare Um- gebung (Wohnumfeld) stellt.

Grundlagen und Me- Folgende Informationsgrundlagen wurden zur Darstellung und Beurteilung der räum- thodik lichen Gegebenheiten im Hinblick auf das Schutzgut Mensch - Wohnen / Wohnum- feld herangezogen: - Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Biberach, Gemeinde Masel- heim (2015) - Luftbildauswertung zur Darstellung von Außenbereichsbebauungen - Informationsmaterialien der betroffenen Kommunen aus dem Internet zu empfindli- chen Einrichtungen und Freiraumnutzungen. Die Bedeutung eventuell betroffener Siedlungsflächen wird nach dem Grad ihrer Schutzbedürftigkeit (Wohnbaufläche, gemischte Baufläche, Gewerbefläche) beurteilt. Beim Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' wurde der Untersuchungsraum nach Wes- ten erweitert, so dass evtl. Auswirkungen des Vorhabens auf die Ortschaften Ober- höfen, Galmutshöfen und Barabein mit erfasst werden.

Mögliche Konfliktsach- Da das Kiesabbaugebiet abseits von bestehenden Siedlungsgebieten liegt, sind vor verhalte allem mittelbare Auswirkungen durch betriebliche Emissionen sowie durch den Kies- transport zu prüfen. Dabei geht es vor allem um Siedlungsflächen, die überwiegend der Wohnnutzung dienen (Wohn-, Mischgebiete oder Außenbereichsbebauung wie Weiler und landwirtschaftliche Betriebe) sowie weitere, gegenüber Belastungen be- sonders empfindliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Se- niorenheime oder wohnungsnahe Frei- und Grünflächen wie Parkanlagen, Friedhöfe, Spielplätze, Kleingartenanlagen u. ä.

4.2.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Bestandsbeschreibung Der Untersuchungsraum wird im südlichen Teil forstwirtschaftlich genutzt. Der ge- plante Trockenabbau befindet sich im Waldgebiet 'Herrschaftsholz', abseits von jegli- cher Siedlung. Empfindliche Einrichtungen wie z.B. Krankenhaus, Senioreneinrich- tung, Schule, Kindergarten o.ä. werden durch das geplante Vorhaben nicht tangiert. Der Abstand zwischen dem geplanten Vorhaben und dem südlichen Ortsrand von Äpfingen beträgt rd. 1,7 km. Die Ortslagen von Barabein, Galmutshöfen und Oberhö- fen weisen einen Abstand von 1,0 - 1,2 km zum geplanten Kiesabbaugebiet auf (siehe Abb. 4.2). Da sie westlich der B 30 liegen, sind bei ihnen auf Grund der Vorbelastun- gen, die von der Bundesstraße ausgehen, keine erheblichen zusätzlichen Auswirkun- gen durch das geplante Vorhaben zu erwarten.

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Abb. 4.2: Entfernung zu den Ortschaften

4.2.3 Bedeutung Bewertung Hinsichtlich der Wohn- / Wohnumfeldsituation wird über die Darstellung der Nutzun- gen gemäß Flächennutzungsplan hinaus keine Bewertung im Hinblick auf Eignung oder Bedeutung vorgenommen. Relevant ist die Schutzbedürftigkeit bzw. der Grad der Empfindlichkeit.

Empfindlichkeiten Sehr hohe Empfindlichkeiten gegenüber Verlärmung/Schadstoff- oder Staubbe- gegenüber projekt- lastung bestehen im Bereich von Wohnbauflächen. spezifischen Wirkun- Von hohen Empfindlichkeiten ist im Bereich der gemischten Bauflächen sowie bei gen Außenbereichsbebauungen / landwirtschaftlichen Betrieben auszugehen.

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Vergleichsweise mittlere Empfindlichkeiten bestehen bei gewerblicher Nutzung sowie im Bereich der Grünflächen ohne Funktionszuweisungen. Alle übrigen Nutzungen im Untersuchungsraum erfüllen keine Wohn- / Wohnumfeldfunktionen und weisen des- halb nur eine geringe Empfindlichkeit gegenüber projektspezifischen Wirkfaktoren auf.

4.2.4 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Für das geplante Kiesabbaugebiet existieren keine Vorgaben hinsichtlich Wohnen und Wohnumfeld.

4.2.5 Wechselwirkungen Zu den Wechselwirkungen des Schutzgutes 'Mensch und Gesundheit - Wohnen / Wohnumfeld' mit anderen Schutzgütern siehe Kapitel 4.12 Wechselwirkungen des Schutzgutes 'Mensch und Gesundheit - Erholung'.

4.3 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung / Erholungs- infrastruktur

Darstellung Karte 1.2 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung

4.3.1 Vorbemerkung Gegenstand der Beim Schutzgut Mensch sind neben den Ansprüchen, die der Mensch an seinen Prüfung Wohnbereich und an dessen unmittelbare Umgebung (Wohnumfeld) stellt, auch die Funktionen zu berücksichtigen, die die Siedlung umgebende Landschaft als Erho- lungsraum erfüllt. Gegenstand der Betrachtung sind die Funktionen der Landschaft für die landschaftsbezogene ruhige Erholung. Relevant ist dabei der Bedarf und das Angebot sowohl für die ortsansässige Bevölkerung (Kurzzeiterholung am Feierabend und an Wochenenden im siedlungsnahen Bereich) als auch für die Ferienerholung.

Grundlagen und Me- Folgende Informationsgrundlagen wurden zur Darstellung der räumlichen Gegeben- thodik heiten und im Hinblick auf die Beurteilung der Erholungsnutzung (Schutzgut Mensch) herangezogen: - Regionalplan Donau-Iller , - Waldfunktionenkarte von Baden-Württemberg, digitaler Datensatz (Datenabruf 2018), Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW, Freiburg, - landesweite, regionale und lokale Freizeitkarten, - eigene örtliche Erhebungen. Wesentliche Bewertungsmerkmale für die Bedeutung der Landschaft / von Land- schaftsteilen sind die landschaftsstrukturelle und -ästhetische Ausstattung und die un- terschiedliche Nutzungsintensität durch Erholungssuchende. Bei der Beurteilung der Empfindlichkeit der Nutzungsfunktion wird nach dem Grundsatz verfahren, dass mit steigender Erholungseignung und -bedeutung eines Raumes auch seine Empfindlich- keit gegenüber Beeinträchtigungen und Störungen zunimmt. Neben fach- und gesamtplanerischen Ausweisungen im Hinblick auf die Erholungs- nutzung wird auch der siedlungsnahe Freiraum bei der Beurteilung der

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Erholungsfunktion der Landschaft berücksichtigt: Die sog. Kurzzeiterholung am Fei- erabend und an Wochenenden, zum 'Kinderwagenschieben' oder 'Hundeausführen' findet nach einschlägigen Untersuchungen vorzugsweise im siedlungsnahen Frei- raum in einer Entfernung bis zu 750 m (fußläufige Entfernung) im Umfeld von Wohn- und Mischgebietsflächen statt und zwar unabhängig von der strukturellen Qualität die- ser Bereiche. Eine gute Zugänglichkeit vorausgesetzt, sind das diejenigen Bereiche, die einem erhöhten Nutzungsdruck bzgl. Erholung unterliegen und deshalb anfällig gegenüber Störungen sind, da Erholungssuchende neben den landschaftlichen Qua- litäten und bestimmten Infrastrukturangeboten v. a. störungsfreie / -arme Räume su- chen.

Mögliche Konfliktsach- Ziel ist, eine möglichst störungs- und belastungsfreie Aufenthaltsqualität in siedlungs- verhalte nahen Freiräumen sowie in Schwerpunktbereichen für die (Ferien-)Erholung zu er- halten. Zu prüfen sind insbesondere mögliche nachteilige Auswirkungen durch - direkten Flächenentzug von siedlungsnahen Freiräumen bzw. von Bereichen mit Relevanz für die Erholungsnutzung, - Lärmimmissionen, Luftverunreinigungen einschließlich Gerüche sowie Lichtemis- sionen (Störungen des menschlichen Organismus und des Wohlbefindens), - funktionale Barriereeffekte (Unterbrechung von Wegebeziehungen, Verminderung der Zugänglichkeit) sowie - Einschränkung des Naturerlebnisses und der Erholungs-/Freizeitfunktionen (z. B. durch visuelle Störung / strukturelle Überformung).

4.3.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Bestandsbeschreibung Im Süden des Untersuchungsraumes befindet sich das Waldgebiet 'Herrschaftsholz' auf einem Höhenrücken von 595 mNN. Es fällt auf 530 mNN bei Äpfingen ab. Der Abstand zwischen Wald und Bebauung beträgt rd. 1000 m. Westlich des Waldgebie- tes verläuft die B 30 von Nord nach Süd durch den Untersuchungsraum. Nördlich des Waldgebietes schließen sich landwirtschaftlich genutzte Flächen bis zum Siedlungs- bereich von Äpfingen bzw. bis zur B 30 an. Am nordwestlichen Rand des Untersu- chungsraumes liegen die aktuellen Abbaugebiete bzw. Kieswerke der Firmen Röhm und Dünkel. Am westlichen Rand des Untersuchungsraumes befinden sich die Ort- schaften Oberhöfen, Galmutshöfen und Barabein.

Erschließung Der Untersuchungsraum wird durch das land- und forstwirtschaftliche Wegenetz gut für Erholungssuchende erschlossen. Markierte Rad- und Wanderwege bestehen im Herrschaftsholz (Jakobsweg Oberschwaben) sowie entlang der L 266 und L 267 (Öchsle-Radweg). Der Zugang aus dem Bereich westlich der B 30 wird durch eine Wirtschaftswegbrücke über die Bundesstraße östlich von Oberhöfen gewährleistet. Eine besondere Erholungseinrichtung bildet die Öchsle Bahn zwischen und . Die Museumsschmalspurbahn verläuft im Untersuchungsraum parallel zur L 266 und L 267 und besitzt in Äpfingen eine Haltestelle sowie in Barabein eine Bedarfshaltestelle.

4.3.3 Bedeutung Bewertung Die Bewertung der Bedeutung der Erholungsfunktionen erfolgt gemäß Übersicht 4.1. Die Empfindlichkeit der Erholungsfunktion gegenüber Beeinträchtigungen durch den Kiesabbau nimmt mit steigender Erholungseignung und -bedeutung des Raumes zu.

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Zu einer räumlichen Differenzierung führen vor allem die rechtlichen und planerischen Vorgaben sowie der Grad der Erschließung, ferner die Nähe zu Siedlungen. Demnach sind die Offenlandbereiche und ein Teil des Waldgebietes Boschach südlich Äpfingen sowie die Freiräume zwischen den Ortschaften Oberhöfen, Galmutshöfen und Bara- bein (siedlungsnaher Erholungsraum) von hoher Bedeutung und Empfindlichkeit, das Waldgebiet Herrschaftsholz und der Freiraum im Gewann Hungerberg von mitt- lerer - hoher Bedeutung und Empfindlichkeit sowie die siedlungsnahen, aber durch die B30 vorbelasteten Freiräume und Waldgebiete östlich der Ortschaften Oberhöfen, Galmutshöfen und Barabein bzw. westlich von Äpfingen von mittlerer Bedeutung und Empfindlichkeit für die Erholung. Die Ortschaften sowie die Kieswerkstandorte sind von geringer Bedeutung für die Erholung.

Empfindlichkeit Das Schutzgut 'landschaftsbezogene Erholung' ist empfindlich gegenüber bestimm- gegenüber projekt- ten Beeinträchtigungen durch den Kiesabbau. Belastungen der Erholungsfunktionen spezifischen entstehen durch Wirkungen - Flächenentzug (Inanspruchnahme von Flächen mit Funktionen für die landschafts- bezogene, ruhige Erholung), - Barriereeffekte (Unterbrechung vorhandener Wegebeziehungen, Minderung der freien Zugänglichkeit der Landschaft), - Immissionen (Verlärmung, Luftverunreinigungen).

Übersicht 4.1 : Bewertung der Funktionen für die landschaftsbezogene Erholung

Bedeutung / Empfindlichkeit Gesamt- Funktionsraum gegenüber bewertung Erläuterung F/B L/S

1. Bereiche mit hoher Bedeutung für die landschaftsbezogene, ruhige Erholung: - siedlungsnahe Freiräume, hoch hoch hoch Siedlungsnaher Erholungsraum, der in einem Radius - Freiräume mit hoher landschafts- von bis zu 750 m um Wohn- und Mischgebiete liegt und struktureller Vielfalt, mit weniger als 55 dB(A) (tags) verlärmt ist (Vorbelas- - Erholungswald Stufe 1b, tungskorridor der B30): Erholungseinrichtungen (Wander- Darunter fällt ca. die Hälfte der Freiflächen südlich von parkplatz, Schutzhütte, Spielplatz, Äpfingen und dem Waldrand, der nördliche Teil des Wanderwege) Waldgebietes Boschach sowie die Freiräume zwischen den Ortschaften Oberhöfen, Galmutshöfen und Bara- bein 2. Bereiche mit mittlerer - hoher Be- deutung: Freiräume, die aufgrund ihrer (rela- mittel - mittel - mittel - Waldgebiet Herrschaftsholz sowie nördlich anschlie- tiven) Naturnähe, Vielgestaltigkeit, hoch hoch hoch ßender Freiraum außerhalb des siedlungsnahen Er- Charakteristik und Zugänglichkeit holungsraumes günstige Voraussetzungen bieten.

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Bedeutung / Empfindlichkeit Gesamt- Funktionsraum gegenüber bewertung Erläuterung F/B L/S 3. Bereiche mit mittlerer Bedeu- tung: - siedlungsnahe Freiräume, die mittel mittel mittel Der siedlungsnahe Erholungsraum, der durch die B30 durch Verlärmung gestört sind. verlärmt ist, ist von mittlerer Bedeutung für die Erho- lungsnutzung.

4. Bereiche mit geringer Bedeu- tung: - Siedlungsflächen, Baugebiete, gering gering gering Die Ortschaften sowie die Kieswerkstandorte sind für Gewerbegebiete, Verkehrsflä- eine Erholungsnutzung zurzeit ohne Bedeutung. chen, Abgrabungen.

Erläuterung: F = Flächenentzug, B = Unterbrechung vorhandener Wegebeziehungen (Barriereeffekt) L = Lärmbelastung, S = Schadstoffbelastung

4.3.4 Vorbelastungen Beeinträchtigungen und Einschränkungen unterliegt die Erholungsfunktion derzeit vor allem im Belastungskorridor der B 30 (Verlärmung der Landschaft, optische und funk- tionale Barriereeffekte), im Bereich der aktuellen Kieswerkstandorte (Störung des Landschaftsbildes) und im Bereich des Gewerbegebietes von Äpfingen am Nordrand des Untersuchungsraumes.

4.3.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Erholungswald Gemäß der Waldfunktionenkartierung ist der Waldbereich Herrschaftsholz/Boschach als Erholungswald der Stufe 2 (Wald mit relativ großer Bedeutung für die Erholung) ausgewiesen. Kleine randliche Teilbereiche davon sowie die kleinen Wäldchen um Barabein und südlich von Äpfingen sind als Erholungswald der Stufe 1b eingestuft (Wald mit großer Bedeutung für die Erholung).

4.3.6 Wechselwirkungen Die Schutzgüter 'Wohnen' und 'Erholung' sind in besonderem Maße von klimatischen Ausgleichsleistungen abhängig. Wichtige Funktionen hinsichtlich der Frischluftent- stehung und -bereitstellung erfüllen die Waldflächen im Untersuchungsraum. Wohn- und Erholungswert stehen außerdem im engen Verhältnis zum Schutzgut 'Land- schaft', insbesondere zur Ausprägung des Landschaftsbildes sowie zum Schutzgut 'Fläche'.

4.4 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt'

4.4.1 Vorbemerkung Nach § 1 BNatSchG sind Natur und Landschaft - und damit auch die Pflanzen- und Tierwelt - aufgrund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlage des Menschen,

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auch in Verantwortung für die künftigen Generationen, im besiedelten und unbesie- delten Bereich zu schützen.

Untersuchungs- Die Bedeutung des Untersuchungsraumes für Tiere und Pflanzen wird über das Bio- gegenstand toppotenzial beschrieben. Damit wird das Vermögen der Landschaft charakterisiert, den heimischen Tier- und Pflanzenarten sowie ihren Gesellschaften ('Biozönosen') dauerhafte Lebensmöglichkeiten zu bieten. Das Biotoppotenzial umfasst damit sowohl die Bereiche, die von seltenen und bedrohten Arten besiedelt werden ('schützens- werte Biotope'), als auch alle anderen Lebensräume.

Grundlagen Folgende Informationsgrundlagen wurden zur Bewertung herangezogen: und Methodik - Fachbeitrag Tiere und Pflanzen (Josef Grom, Büro für Landschaftsökologie, 2019a und 2019b; s. Unterlage D.1 und D.2), - Kartierung besonders geschützter Biotope nach § 30 BNatSchG, § 33 NatSchG so- wie § 30a LWaldG, - Angaben der örtlichen Landschaftsplanung und sonstiger umwelt- und naturschutz- bezogener Fachplanungen, - eigene Erhebungen.

Die Bearbeitung des Untersuchungsraumes erfolgte räumlich differenziert: - vertiefte Untersuchung im Bereich des geplanten Abbaus sowie der Erschließungstrasse durch eine Kartierung der Biotoptypen (Grom 2019a) sowie Erhebungen zu speziellen Tierartenvorkommen (Grom 2019a und 2019b), - Auswertung/Darstellung auf Basis vorhandener Unterlagen und Kartierungen in den angrenzenden Bereichen.

Die Bewertung der Bedeutung des Untersuchungsraumes für die Belange des Arten- und Biotopschutzes erfolgt in Anlehnung an den Bewertungsrahmen von KAULE (1991). Wesentliche Kriterien sind Seltenheit und Gefährdung der vorkommenden Ar- ten sowie Artenvielfalt und Vollständigkeit der jeweiligen Lebensgemeinschaften. Hinsichtlich der Bewertung der Empfindlichkeit des Schutzgutes gegenüber vorha- bensbedingten Beeinträchtigungen wird davon ausgegangen, dass die Bedeutung im Falle von Flächenverlusten mit der Empfindlichkeit korreliert (hohe Bedeutung – hohe Empfindlichkeit, geringe Bedeutung – geringe Empfindlichkeit). Im Falle anderer Wirk- faktoren ist die spezifische Empfindlichkeit der einzelnen Arten bzw. Artengruppen zu berücksichtigen.

Mögliche Konflikt- Im Hinblick auf das geplante Vorhaben sind die folgenden Konfliktsachverhalte zu sachverhalte prüfen: - Lebensraumverlust (Biotope, Fauna), - Verminderung von Artenreichtum und -vielfalt, - Veränderung der standörtlichen Gegebenheiten, - Lebensraumverkleinerung und -zerschneidung (Isolierung), - ggfs. Lärm-, Abgas- und Staubbelastung.

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4.4.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse

Untersuchungsgebiet Im Süden des Untersuchungsraumes befindet sich auf einem Höhenrücken das Wald- gebiet 'Herrschaftsholz'. Es fällt auf 530 mNN bei Äpfingen ab. Am westlichen Rand des Untersuchungsraumes verläuft die B 30. Nördlich des Waldgebietes schließen sich landwirtschaftlich genutzte Flächen bis zum Siedlungsbereich von Äpfingen bzw. bis zur B 30 an. Am nordwestlichen Rand des Untersuchungsraumes liegen die aktu- ellen Abbaugebiete bzw. Kieswerke der Firmen Röhm und Dünkel. Das geplante Abbaugebiet wurde detaillierter untersucht.

4.4.2.1 Biotoptypen Die folgenden Darstellungen basieren auf dem Fachbeitrag 'Tiere und Pflanzen' (GROM 2019a), siehe Unterlage D.1. Bestandsanalyse Grundlage für die Bestandsdarstellung und -bewertung bilden die Waldentwicklungs- typen (Inventurergebnisse der Firma FBR Consulting (REIßIG 2014)) sowie Be- standserhebungen vor Ort. Bei den Waldflächen im Bereich des geplanten Abbaugebietes handelt es sich um einen fichtendominierten, schlagweisen Hochwald. Er ist gekennzeichnet durch baumartenreine, strukturarme und große Behandlungseinheiten. Der Fichtenbestand wir mit kleinen Bucheninseln durchsetzt. Großflächige und geschlossene Partien der ursprünglichen Waldgesellschaft (montane Buchen-Tannen-Mischwälder, teilweise Eiche) fehlen.

Biotoptypen Folgende Biotoptypen kommen im geplanten Abbaugebiet bzw. im Bereich der ge- planten Zufahrt vor: - Fettwiese mittlerer Standorte (33.41) - Intensivwiese als Dauergrünland (33.61) - Trittpflanzengesellschaft (33.70) - Nitrophytische Saumvegetation (35.11) - Brennessel-Dominanzbestand (35.30) - Grasreiche ausdauernde Ruderalvegetation (35.64) - Acker mit fragmentarischer Unkrautvegetation (37.11) - Gebüsch mittlerer Standorte (42.20) - Buchen-Wald trockenwarmer Standorte (53.20) - Buchen-Wald basenreicher Standorte (55.20) - Laubbaum-Bestand (59.10) - Mischbestand aus Laub- und Nadelbäumen (59.20) - Nadelbaum-Bestand (59.40) - völlig versiegelte Straße oder Platz (60.21) - Weg oder Platz mit Kies, Schotter oder wassergeb. Decke (60.23) - Grasweg (60.25)

Darstellung Karte 2.1 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - Biotoptypen

Bewertungsrahmen Die naturschutzfachliche Bewertung der Biotoptypen erfolgt nach dem in Übersicht 4.2 dargestellten Schlüssel, bei dem fünf Wertstufen unterschieden werden.

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Übersicht 4.2: Wertstufen der Biotoptypen

Wertstufe Funktionserfüllung I geringe bis sehr geringe naturschutzfachliche Bedeutung II geringe naturschutzfachliche Bedeutung III mittlere naturschutzfachliche Bedeutung IV hohe naturschutzfachliche Bedeutung V sehr hohe naturschutzfachliche Bedeutung

Nach den Ergebnissen der vegetationskundlichen Erhebungen weist das von dem Abbauvorhaben betroffene Waldgebiet naturschutzfachlich überwiegend eine mittlere (= lokale) Bedeutung auf. Es handelt sich in großem Umfang um einen fichtendominierten, schlagweisen Hochwald. Von hoher Bedeutung sind lediglich Buchenbestände, die kleinflächig eingelagert sind.

Die Bewertung der Biotoptypen ist in Abb. 4.3 dargestellt.

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Abb. 4.3: Bewertung der Biotoptypen

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4.4.2.2 Fauna (Arten der Anhänge II oder IV der FFH-RL)1 Erfasste Artengruppen Zur Ermittlung der faunistischen Bedeutung der beantragten Abbaufläche und ihrer Umgebung sowie zur Klärung etwaiger artenschutzrechtlicher Sachverhalte wurden folgende Arten bzw. Artengruppen untersucht: - Fledermäuse Alle heimischen Fledermausarten sind über Anhang IV FFH-Richtlinie europarecht- lich geschützt und damit bei Planungen prinzipiell zu berücksichtigen. - Haselmaus Die Haselmaus bildet die kleinste heimische Bilchart. Sie ist über Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützt. - Vögel Alle heimischen Vogelarten unterliegen den artenschutzrechtlichen Bestimmungen als sog. europäische Vogelarten. - Reptilien und Amphibien Bei der Kartierung erfolgte schwerpunktmäßig eine Überprüfung des Vorkommens streng geschützter Arten (z.B. Zauneidechse, Gelbbauchunke, Kreuzkröte). - totholzbewohnende Käfer Die Untersuchung wurde im Hinblick auf ein mögliches Auftreten des Eremiten oder Juchtenkäfers (Osmoderma eremita), einer nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützten Art, durchgeführt. - Ameisen Die Gruppe der Ameisen wurde vor allem wegen der Bedeutung als Nahrungsgrund- lage für bestimmte Vogelarten (Spechte) ergänzend erfasst.

Darstellung Karte 2.2 in Unterlage B.1 Fledermauskartierung Karte 2.3 in Unterlage B.1 Brutvogelkartierung Unterlage D.1 Karte 'Potenzielle Quartiere von Fledermäusen und Totholzkäfern' Unterlage D.1 Karte 'Amphibien und Reptilien'

Fledermäuse Insgesamt wurden mindestens 11 Fledermausarten kartiert (siehe Karte 2.2), die das untersuchte Gebiet nutzen, als Jagdgebiet und als Quartiergebiet. Weil 2 nicht genau unterscheidbare Arten dabei sind, kann es sich auch um 13 Arten handeln. Folgende Fledermaus-Arten sind nachgewiesen worden: - Breitflügelfledermaus (Eptesicus seotinus), - Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), - Großes Mausohr (Myotis myotis), - Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus), - Große Bartfledermaus (Myotis brandtii), - Fransenfledermaus (Myotis nattereri), - Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), - Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri), - Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii),

1 Auszug aus Fachbeitrag 'Tiere und Pflanzen' J. Grom 2019a, vollständig dokumentiert in Unterlage D.1.

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- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), - Braune Langohrfledermaus (Plecotus auritus), - Graue Langohrfledermaus (Plecotus austriacus), - Zweifarbfledermaus (Verpertilio murinus). Alle heimischen Fledermausarten sind in Anhang IV der FFH-Richtlinie verzeichnet (Großes Mausohr zudem in Anhang II) und damit europarechtlich geschützt. Im Ziel- artenkonzept Baden-Württemberg werden Große Bartfledermaus, Graues Langohr, Fransen- und Breitflügelfledermaus als Landesart B geführt (MLR & LUBW 2009), das Große Mausohr gilt als Naturraumart. Die übrigen Arten haben keinen landesweiten Zielarten-Status. Graues Langohr und die Große Bartfledermaus sind vom Ausster- ben bedroht. Großes Mausohr, Fransenfledermaus, Breitflügelfledermaus und Kleiner Abendsegler gelten in Baden-Württemberg als stark gefährdet (BRAUN 2003), die restlichen Arten gelten in Baden-Württemberg als gefährdet bzw. als gefährdete wan- dernde Tierarten (s. Tab. 3 in Unterlage D.1).

Europäische Vogelarten In den Jahren 2016 und 2017 wurden 78 Arten erfasst, von denen 65 Arten als Brut- vögel bzw. brutverdächtig, 9 Arten als Nahrungsgäste und 2 Arten als Durchzügler (Steinschmätzer und Wespenbussard) eingestuft wurden (siehe Karte 2.3). Von den nachgewiesenen Brutvogelarten gilt der Berglaubsänger in Baden-Württem- berg als 'vom Aussterben bedroht'. Grauspecht, Kuckuck, Trauerschnäpper und Waldlaubsänger sind als 'stark gefährdet', Feldlerche, Fitis und Rauchschwalbe als 'gefährdet' aufgelistet. Feldsperling, Goldammer, Grauschnäpper, Haussperling, Hohltaube, Mehlschwalbe, Schafstelze, Stockente, Turmfalke und Weidenmeise ste- hen auf der Vorwarnliste. Grau-, Mittel- und Schwarzspecht sowie Neuntöter, Rot- und Schwarzmilan stehen auf Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (Artenliste siehe Tab. 4 in Unterlage D.1). Die Vogelfauna im Bereich des geplanten Kiesabbaues weist für Fichten-Wirtschafts- wälder eine durchschnittliche Artenanzahl auf.

Reptilien Die Waldeidechse (Zootoca viviparia) ist die einzige Reptilienart, die im Untersu- chungsgebiet nachgewiesen werden konnte. Ihr Lebensraum liegt überwiegend au- ßerhalb des geplanten Kiesabbaugebietes (siehe Abb. 4.4). Die Art bevorzugt offene Bereiche in Wäldern, Waldrändern und Lichtungen (BOSCHERT & LEHNERT 2007). Die Waldeidechse gilt in Baden-Württemberg derzeit als ungefährdet (LAUFER 2007), ist aber nach dem BNatSchG besonders geschützt. Das Herrschaftsholz ist mit einer Reptilienart sehr artenarm. Das räumlich begrenzte Vorkommen der Waldeidechse ist auf die Strukturarmut des Fichtenwaldes zurückzu- führen. Teilweise kann dies aber auch mit dem Wasserüberschuss in dem Gebiet zusammenhängen.

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Abb. 4.4: Lebensstätte der Waldeidechse

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Amphibien (siehe Abb. 4.5) Durch das niederschlagsreiche Frühjahr 2018 waren im Untersuchungsgebiet zahl- reiche wassergefüllte Wagenspuren und Pfützen vorhanden. In 17 verschiedenen Stillgewässern wurde eine mittlere Population von Bergmolchen nachgewiesen. Gras- frosch und Erdkröte kamen nur in sehr kleinen Populationen vor. Vom Grasfrosch wurden nur an 2 Stellen einige Laichballen erfasst. Von der Erdkröte wurde nur in einem Tümpel eine Laichschnur gefunden. Es gab keine Hinweise auf eine Repro- duktion. Streng geschützte Amphibienarten konnten nicht nachgewiesen werden. Charakteristisch für die wassergefüllten Wagenspuren und Tümpel ist das Vorkom- men des Bergmolchs, der im Herrschaftsholz eine mittlere Populationsgröße ausbil- det.

Abb. 4.5: Amphibienlaichgewässer

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Haselmaus Dem fichtendominierten Wald im Plangebiet fehlt eine ausgeprägte, fruchttragende Strauchvegetation und damit eine ausreichende Nahrungsgrundlage für die Hasel- maus. Die ergänzenden Arterfassungen für die Haselmaus im Jahr 2018 konnten keine Hin- weise auf ein Vorkommen dieser Art im Herrschaftsholz feststellen (vgl. Unterlage D 1). Dieser Befund passt zum aktuellen Kenntnisstand der Verbreitung dieser Art, wo- nach es Verbreitungslücken um Ehingen und , südlich von Biberach und östlich von Ochsenhausen gibt (Schlund 2003).

Totholz bewohnende Käferarten Im geplanten Kiesabbaugebiet und im Bereich der vorgesehenen Transporttrasse ergaben sich keine Hinweise auf ein Vorkommen des Eremiten/Juchtenkäfers. Bei den festgestellten Höhlenbäumen handelt es sich vielfach um jüngere oder mittelalte Bäume mit Kleinhöhlen, die für eine Entwicklung des Eremiten aufgrund der geringen Dimension nicht in Frage kommen. Vom Alter und von der Dimension her kann nur eine über 200 Jahre alte Alteiche (als 'Biotopbaum' gekennzeichnet) im zentralen Be- reich des geplanten Abbaugebietes sowie eine abgestorbene Alteiche westlich und ein Altbaum nördlich des geplanten Abbaugebietes als geeignet eingestuft werden (siehe Abb. 4.6). Die Untersuchungen ergaben bei allen drei Bäumen keine Hinweise für eine Besiedlung durch den Eremiten.

Ameisen Die Gruppe der Ameisen wurde nicht systematisch untersucht. Bei den Begehungen im Untersuchungsraum konnten entlang eines Grasweges im Abbaubereich zahlrei- che kleinere Ameisennester und nordöstlich des Abbaubereiches (außerhalb des Ab- baubereiches) mehrere große Ameisennester festgestellt werden (siehe Abb. 4.7).

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Abb. 4.6: Altbäume

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Abb. 4.7: Gehäufte Vorkommen von Ameisennestern (Quelle: Fachgutachten Pflanzen und Tiere, GROM 2019a)

4.4.3 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Darstellung Karte 2.5 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - Rechtliche Festset- zungen und planerische Vorgaben

Schutzgebiete Im Untersuchungsraum bestehen keine Natura 2000-, Naturschutz- und Land- schaftsschutzgebiete.

Geschützte Biotope Im Untersuchungsraum sind etwa 19 ha als Waldbiotope (§ 33 NatSchG, z.T. § 30a LWaldG bzw. § 30 BNatSchG) sowie 1,80 ha als Offenlandbiotope (geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 33 NatSchG) kartiert (siehe Übersicht 4.4).

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Übersicht 4.4 : Kartierte Biotope

Biotop-Nr. Biotop-Nr. in Karte 2.5 der § 33-Kartierung bzw. Bezeichnung Schutzstatus** Waldbiotopkartierung

6075 2782:4426:6075* Eichen-Buchen-Altholz O Oberhöfen 1 6598 2782:4426:6598* Buchen-Eichenwald NO Birkendorf 2 1159 2782:5426:1159* Gehölzstreifen NW Äpfingen 1 1160 2782:5426:1160* Hangwäldchen SW Äpfingen 1 0104 1782:5426:0104** Feldgehölze an der Terrasse zum Oberen Ried nördl. Äpfingen 1 0113 1782:5426:0113** Feldgehölze und -hecken südwestlich Äpfingen 1

* Waldbiotopkartierung **Offenlandbiotopkartierung Schutzstatus: 1 - Biotope geschützt nach § 30 BNatSchG sowie § 33 NatSchG 2 - Biotope geschützt nach § 30 BNatSchG sowie § 30a LWaldG

Besonders geschützte Im Untersuchungsraum treten die folgenden gemeinschaftlich rechtlich geschützten Arten Arten auf:

Fledermäuse Alle im Untersuchungsraum nachgewiesenen Fledermausarten sind im Anhang IV der FFH-Richtlinie1 gelistet. Das Große Mausohr ist zusätzlich im Anhang II der Richtlinie2 aufgeführt.

Vögel Im Untersuchungsgebiet sind in der avifaunistischen Untersuchung 65 brütende bzw. brutverdächtige Vogelarten erfasst worden. Weitere 9 Arten sind als Nahrungsgäste und 2 Arten als Durchzügler einzustufen. Im geplanten Kiesabbaugebiet wurden 363 Brutreviere erfasst. Sämtliche nachgewiesene Arten sind als europäische Vogelarten europarechtlich ge- schützt. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind alle Arten besonders geschützt. Darüber hinaus gehören die erfassten Greifvögel sowie Grau-, Grün-, Mittel- und Schwarzspecht zu den national streng geschützten Arten. Acht der nachgewiesenen Arten stehen im Anhang 1 der EG-Vogelschutzrichtlinie (vgl. Tab.4 des Fachbeitrags, Unterlage D.1).

Haselmaus Die Haselmaus ist nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützt. Vorkommen der streng geschützten Haselmaus konnten im Untersuchungsgebiet nicht festgestellt werden.

1 Anhang IV: streng zu schützende Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse

2 Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.

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Reptilien Die Waldeidechse ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.

Amphibien Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie wurden im Untersuchungsraum nicht gefun- den. Die nachgewiesenen Arten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.

Ameisen Unter der Artengruppe der Ameisen finden sich zwar keine Arten, die im Vorhabens- kontext bezogen auf § 44 BNatSchG artenschutzrechtlich zu berücksichtigen wären. Auf Grund der Bedeutung von Ameisen als Nahrungsquelle für wertgebende Vogel- arten (Grau-, Grün-, Schwarzspecht) ist aber eine Erfassung von Ameisennestern als Beibeobachtung erfolgt. Zahlreiche kleine Ameisennester wurden dabei auf einem Grasweg im westlichen Teil des beantragten Abbaugebietes festgestellt (s. Abb. 5 im Fachbeitrag, Unterlage D.1). Im Sommer 2018 wurden viele der Nester zerstört, als der Weg gemulcht wurde. Nordöstlich des Vorhabengebietes wurden außerdem meh- rere große Ameisenbauten kartiert.

Biotopverbund Der landesweite Biotopverbund zielt darauf ab, die Populationen der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten nachhaltig zu sichern und ökologische Wechselbeziehungen zu erhalten und zu verbessern (LUBW 2014a). Hierbei gilt es primär die vorhandenen Kernflächen und -räume zu sichern und weiter zu entwickeln (ebd.). Generell wird der Biotopverbund nach drei Anspruchstypen unterschieden. Dies sind Offenland-Bio- toptypen trockener, mittlerer und feuchter Standorte. Die Kernflächen stellen das schützenswerte Biotop an sich dar. Die Kernräume ergeben sich aus einer Arrondierung der Kernflächen mit einer Distanz von 200 m. Für die Kernräume heißt das, dass von Tier- bzw. Pflanzenarten innerhalb des Radius von 200 m mindestens eine weitere Kernfläche erreicht werden kann. Die Distanzklassen 500 m und 1.000 m bilden die sog. Suchräume um die Kernflächen. Hemmende Faktoren bei der Suche nach diesen Verbundräumen stellen z.B. konkurrierende Landnutzungen oder Infrastruktureinrichtungen dar, die als Barrieren die Verbundräume begrenzen (LUBW 2014b). Im Untersuchungsraum kommen nur Offenland-Biotoptypen mittlerer Standorte vor. Zwei kleine Kernflächen liegen am westlichen Ortsrand von Äpfingen. Im Anschluss befindet sich ein 500- bzw. 1000m-Suchraum im Bereich Froschlache/Sichelberg.

Generalwildwegeplan Im Generalwildwegeplan von Baden-Württemberg (FVA 2010) werden für einen groß- räumigen Verbund der Wälder und Großsäuger Wildtierkorridore anhand ihrer maß- stäblichen Bedeutung (landesweit, national, international), ebenso wie nach ihrer Mul- tifunktionalität (Bedeutung für feuchte, trockene und mittlere Anspruchstypen) ausge- wiesen. Im Untersuchungsraum verläuft kein Wildtierkorridor.

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4.4.4 Bedeutung Darstellung Karte 2.4 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - Lebensraum- funktionen

Bewertungsrahmen Die Flächen- bzw. Gebietsbewertung erfolgt nach dem neunstufigen Bewertungsrah- men von KAULE (1991). Die Wertstufen reichen von bundesweiter oder gesamtstaat- licher Bedeutung (Wertstufe 9) bis zu stark verarmten Flächen der Wertstufe 1 bis 3.

Übersicht 4.3: Bewertung von Flächen für die Belange des Arten- und Biotopschutzes

Wertstufe Bedeutung 9 bundesweit bedeutsam 8 überregional bis landesweit bedeutsam 7 regional bedeutsam 6 lokal bedeutsam 5 verarmt 4 stark verarmt 1 - 3 - (extrem verarmt bis nicht besiedelbar)

Die Bewertung erfolgt getrennt für jede untersuchte Tiergruppe, wobei nur Flächen bewertet werden, die grundsätzlich auch eine Lebensraumeignung für entsprechende Arten/Artengruppen aufweisen. Die faunistische Gesamtbewertung der geplanten Abbaufläche ergibt sich aus der Überlagerung der Einzelbewertungen von Teilflächen, wobei jeweils die höchste Bewertung für eine Tiergruppe ausschlaggebend ist. Das Ergebnis der Gesamtbewertung ist in Karte 2.4 dargestellt. Die geplante Abbaufläche weist in der Gesamtschau aller Einzelbewertungen eine lokale bis regionale Bedeutung auf (Wertstufe 6-7 nach KAULE 1991).

Empfindlichkeiten ge- Die Beurteilung der Empfindlichkeit gegenüber Flächeninanspruchnahme sowie Ver- genüber projektspezifi- lärmung erfolgt entsprechend der Einstufung der Bedeutung. Nach den vorliegenden schen Wirkungen Ergebnissen der floristisch-faunistischen Erhebungen besitzen die betroffenen Flä- chen eine hohe Empfindlichkeit vor allem gegenüber Flächeninanspruchnahme und Verlärmung.

4.4.5 Vorbelastungen Die Vorbelastung spiegelt sich bereits in der jeweiligen Bestandsbewertung wider, da sie sich dort beispielsweise im Fehlen besonders anspruchsvoller und gefährdeter Arten oder in einer Einschränkung der Entwicklungsmöglichkeiten ausdrückt. In den Bereichen des Untersuchungsraumes, die in der Bewertung unter der Wertstufe 6 liegen, ist deshalb von einer deutlichen Vorbelastung und Funktionsminderung aus- zugehen. Dies gilt insbesondere für die aktuellen Abbau- und Betriebsflächen, die Verkehrsflächen sowie den Belastungskorridor entlang der B 30.

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4.4.6 Wechselwirkungen Tiere und Pflanzen sind in wesentlichem Maße von abiotischen Standortbedingungen (Böden, Wasser, Klima) abhängig. Deren Veränderungen können sich somit auch auf Tiere und Pflanzenbestände auswirken.

4.5 Schutzgut 'Fläche'

4.5.1 Vorbemerkung In der Novellierung des UVPG wird der nachhaltigen Flächeninanspruchnahme in besonderer Weise Rechnung getragen. Das Schutzgut Fläche wurde ausdrücklich in den Katalog der Schutzgüter des § 2 Absatz 1 aufgenommen. Damit wird deutlich, dass auch quantitative Aspekte des Flächenverbrauchs in der UVP zu betrachten sind. Der Bedeutung von unbebauten, unzersiedelten und unzerschnittenen Freiflächen für die ökologische Dimension einer nachhaltigen Entwicklung wird auf diese Weise Rechnung getragen.

Grundlagen und Zur Beurteilung der räumlichen Gegebenheiten im Hinblick auf das Schutzgut 'Fläche' Methodik wurden folgende Quellen und Daten verwendet: - Landesentwicklungsplan 2002 Baden-Württemberg - LEP 2002 -, - Regionalplan Donau-Iller (1987), - relevante Daten der Landschaftsplanung (Schutzgebietsausweisung, Grad der Landschaftszerschneidung LUBW, Informationsabruf 11/2017).

Zur Einordnung werden die folgenden Aspekte betrachtet: - Ausmaß des Flächenverbrauchs (Versiegelung/Überbauungsgrad), - zusammenhängende Teile der freien Landschaft.

Mögliche Konflikt- Das geplante Kiesabbaugebiet umfasst rd. 45 ha innerhalb des 560 ha großen Wald- sachverhalte gebietes 'Herrschaftsholz'. Zu prüfen sind die Auswirkungen des Kiesabbaus auf die freie Landschaft. Daneben sind die Auswirkungen durch die Erschließung und den Transport des Kieses zu berücksichtigen.

4.5.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Regionale Struktur Gemäß dem LEP 2002 gehört die Gemeinde Maselheim zur Raumkategorie `Ländli- chen Raum im engeren Sinn`, der sich durch einen hohen Freiraumanteil auszeichnet. Die B 30 bildet die Landesentwicklungsachse, die den Raum an das Oberzentrum Ulm anbindet.

Grad der Land- Die durch Siedlung und Verkehrswege geprägte Struktur des Raumes ist in der Ana- schaftszerschneidung lyse `Landschaftszerschneidung in Baden-Württemberg` (LUBW) kategorisiert wor- den. Kenngröße der Landschaftszerschneidung bildet die effektive Maschenweite, die von 0-1 km² (Gemeinden mit stärkster Fragmentierung) bis > 64 km² (Gemeinden mit geringster Fragmentierung) reicht. Der Mittelwert des Zerschneidungsgrades aller Ge- meinden liegt bei 11,4 km². Im Untersuchungsraum liegt die Landschaftszerschnei- dung bei einer Flächengröße von > 0 bis 4 km² bzw. 4 bis 9 km² in 2004. Gegenüber

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1998 hat die Zerschneidung nicht zugenommen. Die Siedlungsentwicklung von Äpfin- gen ist von geringer Relevanz. Die Ortslage hat sich seit 1930 nur in geringem Maße verändert.

4.5.3 Bedeutung Bewertung Den Freiflächen kommt eine hohe Bedeutung zu auf Grund der Lage in einem zusam- menhängenden Freiraum mit relativ geringem Belastungsniveau.

Empfindlichkeit Kennzeichnend für das Schutzgut `Fläche' ist, dass unabhängig von ihrer Ausprägung gegenüber projekt- (besiedelter oder unbesiedelter Raum, geringerer oder hoher Überbauungs-/Versiege- spezifischen lungsgrad) eine hohe Empfindlichkeit gegenüber der Inanspruchnahme freier Flächen Wirkungen besteht. Auswirkungen des Kiesabbaus ergeben sich durch die Abgrabung von Frei- flächen sowie Anlage von Betriebswegen / -flächen und die damit verbundene Zer- schneidung zusammenhängender Frei- bzw. Landschaftsräume.

4.5.4 Vorbelastungen Vorbelastungen ergeben sich durch die B 30 sowie durch die Nutzung des Freiraums für die Rohstoffgewinnung (Firmen Dünkel und Röhm).

4.5.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Bezüglich des Schutzgutes 'Fläche' bestehen im Untersuchungsraum keine rechtli- chen Festsetzungen.

4.5.6 Wechselwirkungen Das Schutzgut `Fläche` steht durch den Schutz vor Flächeninanspruchnahme oder anderer Nutzungsarten in engem Verhältnis zu den Naturgütern, naturbezogenen Nutzungen (Erholung) sowie Funktionen des Biotopverbunds.

4.6 Schutzgut 'Boden'

4.6.1 Vorbemerkung Untersuchungs- Nach dem Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) bzw. dem Gesetz zur Ausfüh- gegenstand rung des Bundes-Bodenschutzgesetzes (Bodenschutz- und Altlastengesetz Baden- Württemberg LBodSchAG) ist der Boden - in seinen natürlichen Bodenfunktionen als - Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenor- ganismen (Funktionen des Bodens als Lebensraum für Bodenorganismen, als Standort für die natürliche Vegetation und als Standort für Kulturpflanzen), - Bestandteil des Naturhaushaltes, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoff- kreisläufen, - Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum Schutz des Grundwassers, sowie in seinen

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- Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte zu erhalten und vor Belastungen zu schützen. Eingetretene Belastungen sind zu be- seitigen und ihre Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt zu verhindern oder zu vermindern. In den Empfehlungen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Boden (LABO 1998) wurden diese gesetzlich definierten Funktionen weiter untergliedert. Hieraus ergeben sich die folgenden bewertungsrelevanten Bodenfunktionen: - Sonderstandort für naturnahe Vegetation, - natürliche Bodenfruchtbarkeit, - Ausgleichskörper im Wasserkreislauf, - Filter und Puffer für Schadstoffe, - Archiv der Natur- und Kulturgeschichte.

Grundlagen und Die Darstellung der Bodenfunktionen beruht schwerpunktmäßig auf folgenden Unter- Methodik lagen: - Geologische Karte von Baden-Württemberg, M. 1: 25 000, Blatt 7824 Biberach Nord und Blatt 7825 Schwendi mit Erläuterungen, - Bodenschätzungsdaten und BK 50 (LGRB, Datendownload 11/2016), - Bodenkundliches Gutachten des Ingenieurbüros FLICKINGER & TOLLKÜHN (2017a), s. Unterlage E.1.

Erfassung und Bewertung der verschiedenen Bodenfunktionen erfolgen unter Berück- sichtigung der einschlägigen fachlichen Vorgaben und Arbeitshilfen (insbesondere LUBW 2010). Die Empfindlichkeit gegenüber vorhabenbedingten Beeinträchtigungen wird spezifisch für jede Bodenfunktion ermittelt.

Das Bodenkundliche Gutachten deckt den geplanten Abbaubereich ab. Für den dar- über hinaus liegenden Untersuchungsraum erfolgt die Auswertung über die Daten der BK50.

Mögliche Konflikt-sach- Mögliche Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf das Schutzgut 'Boden' erge- verhalte ben sich durch - Flächeninanspruchnahme (Versiegelung), Abtrag und Umlagerung, - Schadstoffeintrag, - Verdichtung, - Entwässerung.

4.6.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse 4.6.2.1 Geologische Verhältnisse Bestandsbeschreibung Im Untersuchungsraum befinden sich Ablagerungen unterschiedlicher pleistozäner Glazial-Interglazialer-Zyklen des Rheingletschers. Das geplante Abbaufeld gehört den Mindel-Deckenschottern an. Diese liegen den Feinsedimenten der Oberen Süß- wassermolasse auf. Teilweise liegen den Deckenschotter auch Fließerden und Löss auf (periglaziale Deckschichten) (HYDRO-DATA 2016).

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4.6.2.2 Böden im Untersuchungsraum Darstellung Karte 3.1 Schutzgut 'Boden' - Bodeneinheiten

Bestandsbeschreibung Hier werden die drei Bodeneinheiten beschrieben, die im Bereich des geplanten Kie- sabbaus vorkommen. Pseudogley Nach der bodenkundlichen Kartierung (FLICKINGER & TOLLKÜHN 2017a; s. Unter- lage E.1) bildet sandiger Schluff die Hauptbodenart. Im Unterboden steigt der Ton- gehalt merklich an. Der Oberboden ist fast skelettfrei. Auch im Unterboden bis in eine Tiefe von 120 cm gibt es kaum Skelett. Die Böden weisen eine physiologische Grün- digkeit von durchschnittlich 60 cm auf. In den A-Horizonten liegen Krümelgefüge, in den Sw-Horizonten Subpolyedergefüge vor. Im Bereich der Sd-Horizonte werden vor- wiegend Polyedergefüge vorgefunden. Die vorherrschende Humusform ist unter den laubholzdominierten Bestockungen Moder unter Nadelwäldern herrscht rohhumusar- tiger Moder vor. Ansatzweise sind geringe Podsolierungstendenzen erkennbar. Bis in eine Tiefe von 100 cm ist im Solum kein freies Carbonat nachweisbar.

Pseudovergleyte Parabraunerde Die Bodensubstrate sind sehr schluffreich. Erst ab ca. 50-60 cm unter Geländeober- fläche steigen die Tongehalte signifikant an. Die Skelettanteile wiesen eine Tiefengra- diente auf. Die A-Horizonte sind fast skelettfrei, darunter folgt ein stetiger Anstieg auf 20-30 %. Die physiologische Gründigkeit wechselt kleinräumig in Abhängigkeit von der Lage des Sd-Horizontes. Die dominierende Humusform ist Moder bis rohhumus- artiger Moder. In den A-Horizonten liegen Krümelgefüge vor. Die tiefer liegenden Ho- rizonte weisen Subpolyeder auf. Im Bereich der Sd-Horizonte treten Polyeder und Subpolyeder auf. Die Substrate sind sehr sauer. Freie Carbonate wurden im gesam- ten Solum nicht nachgewiesen.

Parabraunerde Die Bodensubstrate sind sehr schluffreich. Erst ab dem Bt-Horizont steigen die Ton- gehalte signifikant an. Die Grobbodenanteile sind im Vergleich zu den anderen kar- tierten Bodentypen deutlich höher. Bereits im Ah-Horizont liegen sie bei 10 %, ab ca. 50 cm Tiefe steigen sie auf +/- 40 % an. Die physiologische Gründigkeit beträgt ca. 1 m. Die dominierende Humusform ist Moder. In den A-Horizonten liegen Krümelgefüge vor. Die tiefer liegenden Horizonte weisen Subpolyeder auf. Die Bodenraktion ist im gesamten untersuchten Bereich sehr sauer. Freie Carbonate wurden im gesamten Solum nachgewiesen. Die in der forstlichen Standortskarte beschriebene 'deutlich sichtbare Podsoligkeit' konnte nicht gefunden werden.

4.6.3 Bedeutung Darstellung Karte 3.1a Schutzgut 'Boden' - Sonderstandort für naturnahe Vegetation Karte 3.1b Schutzgut 'Boden' - natürliche Bodenfruchtbarkeit Karte 3.1c Schutzgut 'Boden' - Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Karte 3.1d Schutzgut 'Boden' - Filter und Puffer für Schadstoffe Karte 3.1e Schutzgut 'Boden' - Gesamtbewertung der natürlichen Bodenfunk- tionen

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Bewertung Die Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen orientiert sich am Leitfaden der LUBW (2010). Danach erfolgt die Bewertung in fünf Bewertungsklassen von 0 (ver- siegelt ) bis 4 (sehr hohe Leistungsfähigkeit bzw. Bedeutung). Die natürlichen Boden- funktionen werden nachfolgend zunächst getrennt dargestellt und anschließend ent- sprechend dem Leitfaden der LUBW in einer Gesamtbewertung zusammengeführt. Besondere Regelungen gelten dabei für die Funktionen als Sonderstandort für natur- nahe Vegetation, die nur bei der Bewertungsklasse 4 (sehr hoch) in die Gesamtbe- wertung eingehen, sowie für die Funktionen als 'Archiv der Natur- und Kulturgeschich- te', die generell nicht in die Gesamtbewertung einbezogen werden.

Übersicht 4.5 Bewertungsklassen der natürlichen Bodenfunktionen nach LUBW 2010

Bewertungsklasse Funktionserfüllung 0 keine (versiegelte Fläche) 1 gering 2 mittel 3 hoch 4 sehr hoch

Sonderstandort für Für die naturnahe Vegetation - und damit für die Lebensgemeinschaften der Tier- und naturnahe Vegetation Pflanzenwelt insgesamt - sind Bereiche mit externen Standorteigenschaften (trocken, nass, nährstoffarm, flachgründig,....) von besonderer Bedeutung.

Bei den Böden im Untersuchungsraum besteht überwiegend keine Bedeutung als Sonderstandort für naturnahe Vegetation. Hoch bedeutsame sind lediglich zwei klein- flächige Bereiche mit Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden und Lösslehm im Waldgebiet Herrschaftsholz (Einheit t66) sowie das mittel bis mäßig tiefe Niedermoor aus Torf über Schotter am nordwestlichen Rand des Untersuchungsraumes (Einheit t113).

Geplantes Abbaugebiet Im Bereich des geplanten Abbaugebietes haben die Böden keine Bedeutung als Son- derstandort für naturnahe Vegetation.

Übersicht 4.6 : Bedeutung der Böden im Untersuchungsraum als Standort für naturnahe Vegetation Sonder- standort für Lfd. Kurzbezeichnung Nr. naturnahe Vegetation

s28 Parabraunerde aus Deckenschottern 8 s312 Pseudovergleyte Parabraunerde-Braunerde aus mehrschichtigem Lösslehm 8 s327 Erodierte Parabraunerde aus Rißzeitlichen Kiesen 8 s354 Auengley-Brauner Auenboden aus Auenlehm 8 s45 Parabraunerde-Pseudogley und Pseudogley-Parabraunerde aus Fließerden 8 s52 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Abschwemmmassen 8 s7 Parabraunerde aus Fließerden über Oberer Süßwassermolasse 8 t113 Mittel bis mäßig tiefes Niedermoor aus Torf über Schotter 3 t302* Parabraunerde aus sandigen würmzeitlichen Schwemmsedimenten 8

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t34 Parabraunerde aus rißzeitlichem Geschiebemergel 8 t47* Parabraunerde und Pseudogley-Parabraunerde aus Lösslehm-Fließerden 8 t52 Braunerde-Parabraunerde aus Lösslehm und lösslehmreichen Fließerden 8 t56 Pseudogley-Parabraunerde und Parabraunerde aus lösslehmreichen Fließer- 8 den t66 Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden und Lösslehm 3 t72* Parabraunerde-Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden 8 t73 Kolluvium-Pseudogley aus Abschwemmmassen über Lösslehm-Fließerden 8 t76 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Abschwemmmassen 8 2/3/ anthropogen veränderte Flächen, z.B. Ortslagen, Abgrabungen, Bodenauf- heterogene 501* trag und Rohstoffabbauflächen Verhältnisse

* vom geplanten Kiesabbau betroffen

Erläuterung: Wertstufe 4 = sehr hoch, Wertstufe 3 = hoch, Wertstufe 2 = mittel, Wertstufe 1 = gering Wertstufe 8 = keine hohe oder sehr hohe Bewertung

Natürliche Boden- Die Bewertung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit erfolgt im Wesentlichen anhand des fruchtbarkeit Bodenwasserhaushaltes, der Durchwurzelbarkeit und des Lufthaushaltes. Darüber hinaus wird die Hangneigung als weiterer Standortfaktor berücksichtigt (LUBW 2010). Die nicht anthropogen veränderten Böden im Untersuchungsraum weisen überwie- gend eine hohe Ertragsfähigkeit , z.T. auch eine mittlere Ertragsfähigkeit auf. Pa- rabraunerde aus Fließerden und pseudovergleyte Parabraunerde-Braunerde weisen eine mittlere - hohe Ertragsfähigkeit auf, während Pseudogley aus lösslehmreichen Fliesserden und Lösslehm sowie Parabraunerde-Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden eine mittlere Ertragsfähigkeit aufweisen. Alle anderen Bodeneinheiten kennzeichnen sich durch eine hohe Ertragsfähigkeit.

Geplantes Abbaugebiet Im Bereich des geplanten Abbaugebietes weisen die Pseudogleye und die Para- braunerden eine mittlere Ertragsfähigkeit auf. Die pseudovergleyte Pararbraunerde ist mit hoch einzustufen.

Übersicht 4.77 : Bedeutung der Böden im Untersuchungsraum als Standort für Kulturpflanzen

Standort für Lfd. Kurzbezeichnung Kulturpflanzen Nr.

s28 Parabraunerde aus Deckenschottern 3.0 s312 Pseudovergleyte Parabraunerde-Braunerde aus mehrschichtigem Lösslehm 2.5 s327 Erodierte Parabraunerde aus Rißzeitlichen Kiesen 2.0 s354 Auengley-Brauner Auenboden aus Auenlehm 3.0 s45 Parabraunerde-Pseudogley und Pseudogley-Parabraunerde aus Fließerden 2.0 s52 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Abschwemmmassen 3.0 s7 Parabraunerde aus Fließerden über Oberer Süßwassermolasse 2.5 t113 Mittel bis mäßig tiefes Niedermoor aus Torf über Schotter 1.5 t302* Parabraunerde aus sandigen würmzeitlichen Schwemmsedimenten 3.0 t34 Parabraunerde aus rißzeitlichem Geschiebemergel 3.0 t47* Parabraunerde und Pseudogley-Parabraunerde aus Lösslehm-Fließerden 3.0 t52 Braunerde-Parabraunerde aus Lösslehm und lösslehmreichen Fließerden 3.0 t56 Pseudogley-Parabraunerde und Parabraunerde aus lösslehmreichen Fließer- 3.0 den

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t66 Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden und Lösslehm 2.0 t72* Parabraunerde-Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden 2.0 t73 Kolluvium-Pseudogley aus Abschwemmmassen über Lösslehm-Fließerden 2.0 t76 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Abschwemmmassen 3.0 2/3/ anthropogen veränderte Flächen, z.B. Ortslagen, Abgrabungen, Bodenauf- heterogene 501* trag und Rohstoffabbauflächen Verhältnisse

* vom geplanten Kiesabbau betroffen Erläuterung: Wertstufe 4 = sehr hoch, Wertstufe 3 = hoch, Wertstufe 2 = mittel, Wertstufe 1 = gering

Ausgleichskörper im Die Funktion als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf beschreibt die Fähigkeit von Bö- Wasserkreislauf den, durch die Aufnahme und Rückhaltung von Niederschlagswasser den Abfluss zu verzögern bzw. zu vermindern und das Wasser an das Grundwasser abzugeben oder den Pflanzen gleichmäßig zur Verfügung zu stellen. In die Bewertung der Leistungsfä- higkeit gehen vor allem die 'Wasserleitfähigkeit bei Sättigung' und das 'nutzbare Was- serspeichervermögen' sowie zusätzlich das Relief und die Landnutzung ein (LUBW 2010). Die nicht anthropogen veränderten Böden im Untersuchungsraum besitzen im Be- reich des Waldes eine hohe bis sehr hohe Bedeutung als Ausgleichskörper im Was- serkreislauf. In den Offenlandbereichen weisen die Böden überwiegend eine mittlere bis hohe Bedeutung auf.

Geplantes Abbaugebiet Im Bereich des geplanten Abbaugebietes besitzen die Parabraunerden eine geringe- mittlere Bedeutung, die Pseudogleye eine mittlere und die pseudovergleyten Para- braunerden Bedeutung als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf.

Übersicht 4.8 : Bedeutung der Böden im Untersuchungsraum als Ausgleichskörper im Wasserkreis- lauf Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Lfd. Kurzbezeichnung Nr. Offenland Wald-flä- chen

s28 Parabraunerde aus Deckenschottern 3.5 4.0 s312 Pseudovergleyte Parabraunerde-Braunerde aus mehr- 2.5 3.5 schichtigem Lösslehm s327 Erodierte Parabraunerde aus Rißzeitlichen Kiesen 1.0 2.0 s354 Auengley-Brauner Auenboden aus Auenlehm 3.5 4.0 s45 Parabraunerde-Pseudogley und Pseudogley-Parabraunerde 2.0 3.0 aus Fließerden s52 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Ab- 2.5 3.5 schwemmmassen s7 Parabraunerde aus Fließerden über Oberer Süßwassermo- 2.0 3.0 lasse t113 Mittel bis mäßig tiefes Niedermoor aus Torf über Schotter 3.5 4.0 t302* Parabraunerde aus sandigen würmzeitlichen Schwemmsedi- 2.5 3.5 menten t34 Parabraunerde aus rißzeitlichem Geschiebemergel 2.0 3.0 t47* Parabraunerde und Pseudogley-Parabraunerde aus Löss- 2.5 3.5 lehm-Fließerden t52 Braunerde-Parabraunerde aus Lösslehm und lösslehmrei- 2.5 3.5 chen Fließerden

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t56 Pseudogley-Parabraunerde und Parabraunerde aus löss- 2.5 3.5 lehmreichen Fließerden t66 Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden und Lösslehm 1.5 2.5 t72* Parabraunerde-Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden 2.0 3.0 t73 Kolluvium-Pseudogley aus Abschwemmmassen über Löss- 2.0 3.0 lehm-Fließerden t76 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Ab- 2.5 3.5 schwemmmassen 2/3/ anthropogen veränderte Flächen, z.B. Ortslagen, Abgrabun- heterogene Verhältnisse 501* gen, Bodenauftrag und Rohstoffabbauflächen

* vom geplanten Kiesabbau betroffen Erläuterung: Wertstufe 4 = sehr hoch, Wertstufe 3 = hoch, Wertstufe 2 = mittel, Wertstufe 1 = gering

Filter und Puffer für Die Funktionen des Bodens als Schadstofffilter und -puffer resultieren aus der Fähig- Schadstoffe keit, Schadstoffe bzw. überschüssige Nährstoffe durch Adsorption an die Bodenaus- tauscher zu binden oder nach Reaktion mit bodeneigenen Substanzen chemisch zu fällen und damit weitgehend zu immobilisieren (MARKS et al. 1989). Die Pufferkapazi- tät wird wesentlich von Ton- und Humusgehalt sowie Reaktion (pH-Wert) des Bodens beeinflusst. Sie ist hoch bei Böden mit hohen Gehalten an organischer Substanz, Ton oder Fe-, Al- und Mn-Oxiden. Bei den nicht anthropogen veränderten Böden des Untersuchungsraumes besteht im Bereich des Waldes verbreitet ein mittleres bis geringes Filter- und Puffervermögen gegenüber Schadstoffeinträgen, in den Offenlandbereichen liegt überwiegend ein mittleres bis hohes, z.T. auch nur ein mittleres Filter- und Puffervermögen gegen- über Schadstoffeinträgen vor.

Geplantes Abbaugebiet Im Bereich des geplanten Abbaugebietes besitzen die Pseudogleye und pseudover- gleyte Pararbraunerde aufgrund der Humusvorräte, der Tonmengen und des ph-Wer- tes eine geringe Bedeutung, die Parabraunerden eine mittlere Bedeutung als Filter und Puffer für Schadstoffe.

Übersicht 4.9 : Bedeutung der Böden im Untersuchungsraum als Filter und Puffer für Schadstoffe Filter und Puffer für Lfd. Schadstoffe Kurzbezeichnung Nr. Offene Wald-flä- Flächen chen

s28 Parabraunerde aus Deckenschottern 2.5 2.5 s312 Pseudovergleyte Parabraunerde-Braunerde aus mehr- 2.0 1.5 schichtigem Lösslehm s327 Erodierte Parabraunerde aus Rißzeitlichen Kiesen 2.5 2.5 s354 Auengley-Brauner Auenboden aus Auenlehm 2.5 2.5 s45 Parabraunerde-Pseudogley und Pseudogley-Parabraunerde 3.0 2.0 aus Fließerden s52 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Ab- 2.5 2.5 schwemmmassen s7 Parabraunerde aus Fließerden über Oberer Süßwassermo- 2.5 1.5 lasse t113 Mittel bis mäßig tiefes Niedermoor aus Torf über Schotter 2.0 2.0

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t302* Parabraunerde aus sandigen würmzeitlichen Schwemmsedi- 2.0 1.0 menten t34 Parabraunerde aus rißzeitlichem Geschiebemergel 3.5 3.5 t47* Parabraunerde und Pseudogley-Parabraunerde aus Löss- 2.0 1.5 lehm-Fließerden t52 Braunerde-Parabraunerde aus Lösslehm und lösslehmrei- 2.5 1.5 chen Fließerden t56 Pseudogley-Parabraunerde und Parabraunerde aus löss- 2.5 1.5 lehmreichen Fließerden t66 Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden und Lösslehm 3.0 2.0 t72* Parabraunerde-Pseudogley aus lösslehmreichen Fließerden 3.0 1.5 t73 Kolluvium-Pseudogley aus Abschwemmmassen über Löss- 2.5 2.5 lehm-Fließerden t76 Kolluvium, z. T. über Pseudogley-Parabraunerde, aus Ab- 2.5 2.5 schwemmmassen 2/3/ anthropogen veränderte Flächen, z.B. Ortslagen, Abgrabun- heterogene Verhältnisse 501* gen, Bodenauftrag und Rohstoffabbauflächen

* vom geplanten Kiesabbau betroffen Erläuterung: Wertstufe 4 = sehr hoch, Wertstufe 3 = hoch, Wertstufe 2 = mittel, Wertstufe 1 = gering

Archiv der Natur- und Die Funktion von Böden als 'Archiv der Natur- und Kulturgeschichte' umfasst sowohl Kulturgeschichte geologische und bodenkundliche Besonderheiten wie z.B. besondere glaziale Formen (Toteislöcher, Drumlins,....) und seltene Böden, als auch kulturgeschichtliche Urkun- den, wie z.B. Bodendenkmale (Grabhügel, Siedlungsreste, Kultstätten,...) und Zeug- nisse früherer Bewirtschaftungsformen (Wölbäcker, Hohlwege,...). Innerhalb des Untersuchungsraumes kommen nach derzeitigen Erkenntnissen keine Flächen bzw. Strukturen mit Bedeutung als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte vor.

Gesamtbewertung Die Wertstufe eines Bodens wird nach Vorgabe der LUBW (2010) anhand der fol- genden Funktionen ermittelt : - natürliche Bodenfruchtbarkeit, - Ausgleichskörper im Wasserhaushalt, - Filter und Puffer für Schadstoffe, - Sonderstandorte für naturnahe Vegetation mit sehr hoher Funktionserfüllung (Wert- stufe 4). Danach überwiegt im Untersuchungsraum eine hohe Funktionserfüllung.

Geplantes Abbaugebiet Nach der bodenkundlichen Kartierung ergibt sich im beantragten Abbaugebiet die in Übersicht 4.10 dargestellte Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen. In der Ge- samtbewertung erreichen die Böden eine mittlere Funktionserfüllung (Pseudogleye: Wertstufe 2.0; pseudovergleyte Parabraunerden: Wertstufe 2.33; Parabraunerden: Wertstufe 1,83). Hinsichtlich der Funktionen als Sonderstandort für die naturnahe Ve- getation sowie als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte bestehen keine Funktionen.

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Übersicht 4.10 Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen im beantragten Abbaugebiet

Bodeneinheiten Bodenfunktionen Pseudogleye Pseudovergleyte Parabraunerden Parabraunerden natürliche Bodenfrucht- mittel hoch mittel barkeit Ausgleichskörper im mittel hoch gering-mittel Wasserhaushalt Filter und Puffer für gering gering mittel Schadstoffe

Quelle: Ingenieurbüro FLICKINGER & TOLLKÜHN 2017a (Unterlage E.1)

Empfindlichkeit gegen- Mögliche Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen entstehen durch über projektspezifi- - Versiegelung, schen Wirkungen - Abtrag und Umlagerung von Boden, - Schadstoffeintrag, - Verdichtung, - Entwässerung - (zeitweiligen) Verlust der natürlichen Ertragsfähigkeit. Die Einschätzung der Empfindlichkeit gegenüber diesen Projektwirkungen kann im Folgenden auf die Böden (bzw. Bodeneinheiten) beschränkt werden, die vom geplan- ten Vorhaben direkt sowie möglicherweise indirekt betroffen sind. Dazu gehören die Parabraunerden, die Pseudogleye und die pseudovergleyten Parabraunerden inner- halb des geplanten Abbaugebietes sowie die Bodeneinheiten im Bereich der alterna- tiven Erschließungskorridore.

Versiegelung Bei allen bisher unversiegelten, im Naturhaushalt funktionsfähigen Böden im Unter- suchungsraum ergibt sich eine hohe Empfindlichkeit gegenüber einer Versiegelung, da bei einer Versiegelung ein dauerhafter Verlust der Bodenfunktionen eintritt. Bei bereits versiegelten bzw. überbauten Böden ist die Empfindlichkeit aufgrund der be- stehenden Vorbelastung gering.

Bodenabtrag und Bei den natürlichen Böden im Untersuchungsraum besteht generell eine hohe Emp- -umlagerung findlichkeit gegenüber anthropogenem Abtrag und Umlagerung, da im Rahmen eines Abbauvorhabens i.d.R. das gesamte Solum abgetragen und dadurch - zumindest zeit- weilig - ein vollständiger Funktionsverlust verursacht wird.

Schadstoffeintrag Die Bodenfunktion 'Filter und Puffer für Schadstoffeintrag' ist insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Schadstoffen für Kulturpflanzen sowie den Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser von Bedeutung. Vor dem Hintergrund einer mögli- chen Remobilisierung gebundener Schadstoffe bestehen unabhängig vom aktuellen Filter- und Puffervermögen der Böden generell hohe Empfindlichkeiten gegenüber ei- nem Schadstoffeintrag.

Verdichtung Die Empfindlichkeit der natürlichen Böden gegenüber Verdichtungen hängt von der Gefügestabilität ab und kann anhand der Bodenarten und der aktuellen Feuchte be- schrieben werden. Im Zuge eines Kiesabbaues werden die Böden abgetragen und

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umgelagert, so dass der ursprüngliche Profilaufbau weitgehend zerstört wird. Bei den Böden im geplanten Abbaubereich ist von einer hohen Empfindlichkeit gegenüber Verdichtungen auszugehen.

Entwässerung Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Entwässerung besteht bei Böden, die in ihrer Entwicklung von Grundwasser bzw. Staunässe beeinflusst worden sind und die Standorte für schutzwürdige und im Allgemeinen auch seltene Pflanzengesellschaf- ten bieten. Derartige Böden sind vom geplanten Vorhaben nicht betroffen.

Verlust der natürlichen Im Grundsatz gilt, dass die Empfindlichkeit der Standorte gegenüber einer Inanspruch- Ertragsfähigkeit nahme durch den Kiesabbau mit dem Maß ihrer natürlichen Ertragsfähigkeit zunimmt.

4.6.4 Vorbelastungen Der Umfang versiegelter und überbauter Flächen ist vergleichsweise gering und be- schränkt sich auf den Bereich der Straßenflächen (B 30, L 266 und L 267) sowie auf die Ortslage von Äpfingen. Im Untersuchungsraum bestehen darüber hinaus aus dem Abtrag der Bodendecke und der Umlagerung des Bodenmaterials im Bereich der be- stehenden Abbau- und Betriebsflächen erhebliche Vorbelastungen des Schutzgutes 'Boden'.

4.6.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Rechtliche Bezüglich des Schutzgutes 'Boden' bestehen im Untersuchungsraum keine rechtli- Festsetzungen chen Festsetzungen.

Waldfunktionenkartie- Die Waldfunktionenkartierung weist im Untersuchungsraum keinen Bodenschutz- rung wald aus.

4.6.6 Wechselwirkungen Die Böden nehmen eine zentrale Stellung im Naturhaushalt ein. Enge funktionale Ver- knüpfungen und Wechselwirkungen zu anderen Schutzgütern ergeben sich vor allem durch die Funktionen des Bodens - als Schadstoffsenke (Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Schutzgüter 'Grundwasser' sowie 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt'), - als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf (Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Schutzgüter 'Grundwasser' sowie 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt'), - als Lebensraum für Bodenorganismen und als Standort für die naturnahe Vegeta- tion (Auswirkungen auf die Funktionen des Schutzgutes 'Tiere, Pflanzen und biolo- gische Vielfalt' sowie 'Landschaft und Landschaftsbild', somit indirekt auch 'Mensch und Gesundheit' – natürliche Erholungseignung), - als Standort für Kulturpflanzen (Auswirkungen auf das Schutzgut 'Mensch und Ge- sundheit', hier: Erzeugung von Biomasse). Darüber hinaus bestehen Wechselwirkungen zum Schutzgut `Fläche`. Der Schutz vor Flächeninanspruchnahme umfasst gleichzeitig den Schutz von Böden.

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4.7 Schutzgut 'Grundwasser'

4.7.1 Vorbemerkung Gegenstand der Die Analyse umfasst Prüfung - die Bedeutung von Grundwasser als abiotischer Bestandteil von Ökosystemen und als Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen, - das Vermögen des Untersuchungsraumes zur Neubildung und Speicherung von Grundwasser.

Grundlagen und Vorliegende Grundlagen sind insbesondere : Methodik - Geologische Karte 1 : 25 000, Blatt 7824 Biberach Nord und Blatt 7825 Schwendi, - Rechtsverordnung des Landratsamtes Biberach zur Festsetzung des Wasserschutz- gebietes 'Äpfingen', - Hydrogeologische Gutachten zum geplanten Kiesabbau 'Herrschaftsholz' Äpfingen (HYDRO-DATA 2019)

Bedeutung und Empfindlichkeit des Grundwassers werden anhand des Vorkommens und dessen Verschmutzungsgefährdung im Zusammenhang mit der potenziellen und aktuellen Trinkwassernutzung abgeschätzt.

Mögliche Konflikt- Der Kiesabbau kann sich bezüglich des Schutzgutes folgendermaßen auswirken: sachverhalte - Entfernung der schützenden Deckschichten - Veränderung des Grundwasserhaushaltes (insbesondere der Grundwasserneubil- dung), - Beeinträchtigung der Grundwasserbeschaffenheit (Schadstoffeintrag, Verunreini- gung).

4.7.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Darstellung Karte 4.1 Schutzgut 'Grundwasser' - Geologie

Bestandsbeschreibung Nach dem hydrogeologischen Gutachten (HYDRO-DATA 2019; Unterlage C.2) be- stehen im Untersuchungsraum unterschiedliche Ablagerungen pleistozäner Glazial- Interglazial-Zyklen des Rheingletschers. Davon sind vor allem die sandig, kiesigen Ablagerungen für die Grundwasserverhältnisse von Bedeutung. Im Nordenwesten des Untersuchungsraumes befinden sich Rheingletscher-Hochter- rassenschotter (qRTH). Östlich davon und im südlichen Bereich des Untersuchungs- raumes schließen sich die Mindeldeckenschotter (qpODM) an. Die sandig, kiesigen Ablagerungen werden im nördlichen Bereich zumeist von Lößlehm (Lol) und im süd- lichen Bereich von lößführenden Fließerden (qflL) überdeckt. Die Aquifermächtigkeit im Bereich des geplanten Kiesabbaues ist sehr gering (0 - 2 m). Westlich und nördlich davon steigt die Aquifermächtigkeit auf bis zu 7 m an. Die Aquiferbasis im Bereich der Deckenschotter (Mindel) liegt zwischen 520 mNN und 535 mNN. Das Grundwasserspiegelniveau liegt in den Mindel-Deckenschottern ca. 10 m über dem Grundwasserspiegelniveau in den Kiesen der Riß-Hochterrasse. An- hand der Geologie und den Wasserspiegelmessungen ist somit von einer hydrauli- schen Barriere zwischen den beiden geologischen Einheiten auszugehen. Das Grundwasser fließt im Untersuchungsraum von Süden nach Norden. Der Bereich des geplanten Kiesabbaus wird mit einer Grundwassermenge von ca. 4 - 5 l/s

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durchströmt. Bei den weiter nördlich liegenden Deckenschottern (Mindel) ergaben sich Durchflussmengen von ca. 1,0 l/s bis 0,3 l/s. Dies belegt, dass die hydraulische Barriere zwar zu einem unterschiedlichen Grundwasserniveau führt, aber ein Großteil des Grundwassers aus dem Bereich der Deckenschotter (Mindel) in den Bereich der Hochterrasse (Riß) infiltriert und somit der Bereich der Deckenschotter zum Einzugs- gebiet der Trinkwasserfassung Äpfingen gehört. Der Anteil aus dem Bereich des ge- planten Kiesabbaus beträgt allerdings weniger als 10 %. In den Mindelkiesen herrschen sehr heterogene Verhältnisse. Die Durchlässigkeiten schwanken zwischen schlecht durchlässig und stark durchlässig. Auf Grundlage der berechneten Fließzeiten ergibt sich eine Gesamtdauer von ca. 4,5 Jahren bis Grundwasser aus dem Bereich des geplanten Kiesabbau bis zur Fas- sungsanlage Äpfingen gelangt.

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Abb. 4.8: Grundwassergleichenplan der Stichtagmessung in mNN vom 05.12.2016 (Quelle: Hydrogeologisches Gutachten, HYDRO-DATA 2019)

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4.7.3 Bedeutung Bewertung Die Grundwasservorkommen der Riß-Schotter werden für die Trinkwasserversorgung genutzt und sind auf Grund ihrer Ergiebigkeit, des bestehenden Schutzstatus und der Funktionen im Landschaftswasserhaushalt von hoher Bedeutung. Die hydrogeologi- schen Untersuchungen haben ergeben, dass sich zwischen den geologischen Ein- heiten (Riß- und Mindelschotter) eine hydraulische Barriere (Diskordanz) befindet. Der Bereich der mindeleiszeitlichen Deckenschotter (Mindel) gehört zwar ebenfalls zum Einzugsgebiet der Trinkwasserfassung Äpfingen, der Anteil aus dem Bereich des geplanten Abbaugebietes liegt allerdings unter 10 % und ist damit als vergleichsweise gering einzustufen.

Empfindlichkeit Gefährdungen des Grundwassers können vorhabenbedingt vor allem durch Verände- gegenüber projekt- rungen der Grundwasserverhältnisse (Grundwasserhöhen, Grundwasserneubildung spezifischen und Fließfeld), durch die Freilegung des Grundwasserkörpers (Beseitigung der schüt- Wirkungen zenden Deckschichten) und stoffliche Einträge entstehen. Die Empfindlichkeit gegen- über diesen Faktoren ist im Bereich der Kiese der rißeiszeitlichen Hochterrasse als hoch und im Bereich der mindeleiszeitlichen Deckschichten als mittel einzuschätzen.

4.7.4 Vorbelastungen Hinweise auf erhebliche Vorbelastungen des Grundwassers im geplanten Abbaube- reich liegen nicht vor.

4.7.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Darstellung Karte 4.2: Schutzgut 'Grundwasser' - Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Wasserschutzgebiet Im Untersuchungsraum besteht das rechtskräftige Wasserschutzgebiet 'Äpfingen', Gemeinde Maselheim (LfU-Nr. 426.121, Rechtsverordnung vom 04.09.1989). Die Trinkwasserfassung Äpfingen erschließt die Kiese der rißeiszeitlichen Hochterrasse (Riß), während der Grundwasserleiter, in dem der geplante Kiesabbau liegt, den min- deleiszeitlichen Deckenschottern (Mindel) zuzurechnen ist. Der Bereich der Decken- schotter gehört zwar zum Einzugsgebiet der Fassung Äpfingen. Der Anteil des Grund- wassers, das aus den Deckenschottern zufließt, ist allerdings vergleichsweise gering. Außerdem besteht zwischen den Deckenschottern und der rißeiszeitlichen Hochter- rasse eine hydraulische Barriere (Diskordanz).

4.7.6 Wechselwirkungen Das Schutzgut 'Grundwasser' steht generell in enger funktionaler Verknüpfung mit den Schutzgütern 'Boden' sowie 'Tiere und Pflanzen'. Der Boden erfüllt als Schad- stoffsenke wesentliche Funktionen für die Sicherung der Grundwasserqualität.

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4.8 Schutzgut 'Oberflächenwasser'

4.8.1 Vorbemerkung Gegenstand der Prü- Die Analyse umfasst fung - das Vermögen des Untersuchungsraumes zur Rückhaltung von Niederschlagser- eignissen und - die Bedeutung von Oberflächengewässern als abiotischem Bestandteil von Öko- systemen und als Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Grundlagen und Folgende Informationsgrundlagen wurden zur Darstellung und Bewertung des Schutz- Methodik gutes 'Wasser/Oberflächenwasser' herangezogen : - Angaben der örtlichen Landschaftsplanung und sonstiger umwelt- und naturschutz- bezogener Fachplanungen, - Moorkarte von Baden-Württemberg 1:50.000, - Fachbeitrag Tier und Pflanzen.

Bewertungsrahmen Im Zusammenhang mit dem Aspekt Oberflächenwasser ist einerseits das Retentions- vermögen der Landschaft, d. h. die Fähigkeit von Vegetation, Boden und Untergrund zur Minderung des Direktabflusses von Niederschlägen, andererseits der Grad der Naturnähe und die Gewässergüte von Oberflächengewässern zu beurteilen. Die Empfindlichkeiten entsprechen der jeweiligen Bedeutung für die Oberflächenwasser- rückhaltung bzw. der Naturnähe der Gewässer.

Mögliche Konfliktsach- Zu möglichen Konflikten können vor allem die folgenden Auswirkungen des geplanten verhalte Vorhabens führen: - Veränderung des Retentionsvermögens, - Erhöhung des Oberflächenabflusses.

4.8.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Bestandsbeschreibung Fließgewässer sind durch das geplante Vorhaben nicht betroffen. Das geplante Vor- haben gehört zum Einzugsgebiet des Äpfinger Grabens, der seinen Ursprung nördlich des geplanten Abbaugebietes hat und in der Ortslage von Äpfingen in den Saubach mündet. Der Graben ist auf weiten Strecken verdolt. Der Abstand des geplanten Vor- habens zum Saubach im Osten beträgt rd. 1,6 km und zur Riß im Westen rd. 2,3 km. Natürliche Stillgewässer bestehen im Untersuchungsraum nicht. Am nordwestlichen Rand liegen allerdings mehrere Baggerseen, in denen ein Nassabbau von Kies er- folgt.

4.8.3 Bedeutung Fließgewässer Saubach und Riß besitzen aufgrund ihrer Entfernung für den geplanten Kiesabbau keine Relevanz, sie sind deshalb auch nicht mehr näher zu untersuchen.

Retentionsvermögen Im beantragten Abbaugebiet ergibt sich auf Grund der bindigen Böden und der gering durchlässigen Deckschichten über den Mindelkiesen nur ein eingeschränktes (ver- hältnismäßig geringes) Rückhaltevermögen für Oberflächenwasser. Dies wird durch den starken Oberflächenabfluss belegt, der nach intensiven Niederschlägen aus dem Herrschaftsholz zu beobachten ist.

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4.8.4 Vorbelastungen Angaben zu nennenswerten Vorbelastungen des Schutzgutes liegen nicht vor. Die Bestandserhebung hat aktuell keine Hinweise auf relevante qualitative Beeinträchti- gungen von Oberflächenwasser und Oberflächengewässern im geplanten Abbauge- biet und seiner Umgebung erbracht.

4.8.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Bezüglich des Schutzgutes 'Oberflächenwasser' bestehen im Untersuchungsraum keine rechtlichen Festsetzungen.

Hochwassergefahren- Die Überschwemmungsflächen des 100jährlichen Hochwassers (HQ100) entlang des karte Saubaches liegen außerhalb des Untersuchungsraumes.

4.8.6 Wechselwirkungen Gewässer nehmen wichtige Regelungsfunktionen im Naturhaushalt (Bodenwasser- haushalt, Kleinklima) ein und bilden z.T. eigenständige Lebensräume für die limnische Flora und Fauna. Daneben stellen sie wertvolle Bestandteile des Landschaftsbildes (Gliederung der Landschaft, landschaftsprägende Struktur) dar.

4.9 Schutzgut 'Luft und Klima'

4.9.1 Vorbemerkung Gegenstand der Erfasst und bewertet wird die Fähigkeit des Untersuchungsraumes bzw. von Teilräu- Prüfung men, besondere klimatische Regenerations- und Schutzfunktionen zu erfüllen. Dies sind insbesondere - Bereiche, die aufgrund ihrer Ausbildung und räumlichen Lage eine besondere Be- deutung für den Temperaturausgleich und den Luftaustausch besitzen, darunter o Frischluft- / Kaltluftproduktionsflächen, o Abflussflächen für Frischluft / Kaltluft sowie o bedeutsame Luftaustauschleitbahnen und - Bereiche, die aufgrund ihrer räumlichen Lage und Strukturausstattung von beson- derer Bedeutung für die Luftreinhaltung sind.

Grundlagen und Als Informationsgrundlagen wurden zur Beschreibung und Bewertung des Schutz- Methodik gutes 'Luft und Klima' herangezogen : - Amtliches meteorologisches Gutachten zu den klimatischen Auswirkungen eines Trockenkiesabbaus in Maselheim-Äpfingen, Stuttgart (DWD 1996), - Klima-Atlas von Baden-Württemberg, Bad Kissingen (DWD 1953)

Die Bedeutung des Untersuchungsraumes für das Lokalklima wird anhand der Funk- tionen für die Lufterneuerung und den Luftaustausch sowie die Reinhaltung der Luft in Abhängigkeit der Bereiche, die auf klimatischen und lufthygienischen Ausgleich an- gewiesen sind, abgeschätzt. Die Empfindlichkeiten entsprechen der jeweiligen Be- deutung.

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Mögliche Konflikt- Hinsichtlich des Schutzgutes sind vor allem die folgenden Auswirkungen des geplan- sachverhalte ten Vorhabens zu betrachten : - Gefährdung lokalklimatisch bedeutsamer Funktionen durch die Beseitigung der Ve- getation und der Bodendecke, - mögliche Belastungen durch betriebsbedingte Immissionen.

4.9.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Darstellung Karte 5 Schutzgut 'Luft und Klima' Bestandsbeschreibung Der Untersuchungsraum gehört zu den naturräumlichen Einheiten der 'Riß-Aitrach- Platten', 'Hügelland der unteren Riß' und 'Holzstöcke' als Teil der Donau-Iller-Lech- platten. Die Donau-Iller-Lech-Platten gehören wie ganz Oberschwaben zur warmge- mäßigten Klimazone mit Niederschlag im gesamten Jahresverlauf. Ursache ist die in Mitteleuropa vorherrschende Westwindzone, die zu allen Jahreszeiten Tiefdruckge- biete ostwärts steuert und die polaren und subtropischen Luftmassen maritimen Ur- sprungs im Wechsel mit sich führen. Die Jahresmitteltemperatur erreicht 7° - 7,5°C . Die mittlere Lufttemperatur beträgt im Januar - 2° C und im Juli 17° C. Die jährliche Niederschlagsmenge schwankt im Mittel zwischen 700 und 800 mm. Die vorherr- schenden Windrichtungen sind Südwest sowie Nordost. Das Waldgebiet 'Herrschafts- holz' stellt dabei aufgrund seiner Ausdehnung ein relativ windschwaches Gebiet dar.

Lokalklima Das Lokalklima wird im Süden des Untersuchungsraumes durch den ausgedehnten Waldbestand bestimmt. Der Wald sorgt für ausgeglichene Klimaverhältnisse. Ober- flächennahe Luftströmungen werden vermindert; im Waldinneren herrscht meist rela- tive Windruhe. Das Kronendach des Waldes verhindert eine starke Sonneneinstrah- lung bei Tag, aber auch eine starke Wärmeabstrahlung bei offenem Himmel in der Nacht, so dass die Temperaturverläufe im Tagesgang gegenüber dem Offenland ab- gemildert sind. Durch die Evapotranspiration wird die Luft im Bestandesinneren mit Feuchtigkeit angereichert. Von den Waldrändern tropft in windschwachen Strahlungsnächten (d. h. bei klarem Himmel) Kaltluft ab und fließt auf den Offenlandflächen dem Geländegefälle folgend in Täler und Mulden, hier vor allem in die Täler von Riß und Saubach. Im Tal kann sich in Abhängigkeit von den Ausstrahlungsbedingungen ein mehr oder weniger mächtiger Kaltluftabfluss aufbauen, der entsprechend der topographischen Situation nach Nordosten in Richtung Äpfingen fließt. Die geringere Geländeneigung im Talbe- reich hat allerdings einen bremsenden Einfluss auf die Kaltluftflüsse.

4.9.3 Bedeutung Bewertung Die Waldflächen im Süden des Untersuchungsraumes erfüllen eine hohe lokalklima- tische und lufthygienische Ausgleichsfunktion. Positive Auswirkungen sind vor allem die Milderung klimatischer Extreme, die Regeneration von Frischluft sowie die Ver- stärkung der vertikalen Luftturbulenz und -durchmischung. Bedeutung und Empfind- lichkeit dieser Waldbestände wird als hoch bewertet. Ebenso von hoher lokalklimati- scher und lufthygienischer Ausgleichsfunktion sind die Offenlandbereiche zwischen dem Waldgebiet 'Herrschaftsholz/Boschach' und der Ortslage von Äpfingen. Hierbei handelt es sich um Kaltluftenstehungsflächen mit direktem Siedlungsbezug. Bei den waldfreien Offenlandflächen nördlich der L 266/L 267 ist von einer mittleren

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Bedeutung für das Lokalklima auszugehen. Gering bedeutsam für das Lokalklima sind die bestehenden Werksstandorte am Nord- bzw. Nordwestrand des Untersuchungs- raumes sowie die Ortslage von Äpfingen.

4.9.4 Vorbelastungen Vorbelastungen der lufthygienischen Verhältnisse können von verschiedenen Emit- tenten verursacht werden. Potenzielle Schadstoffquellen bilden Industrie und Kraft- werke, Verkehr, Hausfeuerungsanlagen und Kleingewerbe sowie die großräumige Verfrachtung von Schadstoffen. Im Untersuchungsraum kann aufgrund der Sied- lungs- und Nutzungsstruktur davon ausgegangen werden, dass die aktuellen Belas- tungen, außer in einem schmalen Korridor entlang der B 30, der L 267 bzw. L 266 und des Gewerbegebietes von Äpfingen, vergleichsweise niedrig sind.

4.9.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Im Untersuchungsraum bestehen keine rechtlichen Festsetzungen und planerische Vorgaben hinsichtlich des Klimas.

4.9.6 Wechselwirkungen Enge Wechselwirkungen ergeben sich vor allem mit dem Schutzgut 'Mensch' (insbe- sondere hinsichtlich von Gesundheit und Wohlbefinden).

4.10 Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild'

4.10.1 Vorbemerkung Gegenstand der Unter dem Begriff des Landschaftsbildes wird die äußere, sinnlich wahrnehmbare Prüfung Erscheinung von Natur und Landschaft verstanden. Das Landschaftsbild umfasst alle wesentlichen Strukturen der Landschaft, ungeachtet ob sie historisch oder aktuell, natur- oder kulturbedingt entstanden sind (GASSNER, WINKELBRANDT & BERNOTAT 2010). Charakterisierung und Beurteilung des äußeren Erscheinungs- bildes von Natur und Landschaft dürfen sich dabei nicht nur auf die Wahrnehmung durch das Auge beschränken, sondern sollen auch andere Sinne (insbesondere Ge- ruch und Gehör) berücksichtigen.

Grundlagen und Folgende Unterlagen werden im Zusammenhang mit dem Schutzgut 'Landschaft' Methodik ausgewertet : - Fachplanungen (Waldfunktionenkartierung, geologische Karte), - Auswertung der Biotoptypenkartierung, - Auswertung von Luftbildern, - eigene Erhebungen im Gelände. Wesentliche Bewertungsmerkmale für die Bedeutung der landschaftsstrukturellen und -ästhetischen Ausstattung, auch hinsichtlich der Erholung in einer unbeeinfluss- ten Landschaft, sind: - Vielfalt als qualitatives und quantitatives Kriterium für vorhandene Landschaftsele- mente (Gestaltqualität),

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- Eigenart als qualitatives Kriterium der charakteristischen und typischen Erschei- nungsform einer Landschaft (z.B. kulturgeschichtlicher Wert), - Schönheit als qualitatives Kriterium der subjektiv erlebbaren Empfindung beim Be- trachten der Landschaft; dabei ist das harmonische, optische Zusammenwirken ver- schiedener, vor allem natürlicher oder naturnah ausgeprägter Landschaftselemente bedeutend, - Naturnähe als qualitatives Kriterium für den Grad menschlicher Beeinflussung der Landschaft und ihrer Bestandteile, - Seltenheit und Gefährdung als quantitative Kriterien für das derzeitige oder zukünf- tige Vorhandensein, - Freiheit von anthropogenen Störfaktoren und Vorbelastungen (insbesondere von Lärm, aber auch Schadstoffimmissionen und visuellen Störungen). Die Empfindlichkeit des Landschaftsbildes gegenüber ästhetischen Störungen wird bestimmt von der Erlebniswirksamkeit, d.h. der Bedeutung (Reichtum und Vielfalt der landschaftsstrukturellen und -ästhetischen Ausstattung des betrachteten Raumes) und der Erlebbarkeit möglicher Veränderungen. Die Bereiche des Untersuchungsrau- mes, bei denen eine hohe ästhetische Qualität ermittelt worden ist, sind entsprechend empfindlicher als jene mit Strukturarmut, einheitlichem Nutzungsmuster und stärkeren visuellen Beeinträchtigungen.

Mögliche Konflikt- Folgende Konfliktsachverhalte sind im Zusammenhang mit dem Schutzgut 'Land- sachverhalte schaft' zu beurteilen : - Veränderung der Landschaftsstruktur und der landschaftlichen Eigenart durch die Umgestaltung des vorhandenen Reliefs und die Beseitigung der vorhandenen Ve- getationsdecke, - Störung des Landschaftsbildes durch die offenen Abbauflächen und Betriebseinrich- tungen.

4.10.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Darstellung Karte 6: Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild'

Bestandsbeschreibung Der Untersuchungsraum lässt sich hinsichtlich des Landschaftsbildes in drei unter- schiedliche Teilbereiche gliedern: - Im Südteil des Untersuchungsraumes bestimmen die bewaldeten mindeleiszeitli- chen Moränerücken von Herrschaftsholz und Boschach das Landschaftsbild. Im Bereich der geplanten Abbaufläche stockt fichtendominierter, schlagweiser Hoch- wald, der mit kleinflächigen Inseln anderer Baumarten (vor allem Buche) durch- setzt ist - Das hügelige Gelände, das sich nördlich des Waldgebietes im Bereich Hunger- und Sichelberg sowie Wolfsgrube anschließt, wird landwirtschaftlich als Acker- und Grünland genutzt. Die landwirtschaftliche Flur wird durch lineare Gehölz- und He- ckenstrukturen sowie einzelne Baumgruppen gestaltet und untergliedert. - Der nördliche Teil des Untersuchungsraumes (Gewanne 'Froschlache, Balzholz und Höhe') liegt auf der rißeiszeitlichen Hochterrasse, die relativ eben ist und nur geringe Höhenunterschiede aufweist. Das Landschaftsbild prägen neben den landwirtschaftlichen Flächen vor allem der Trassenkorridor der B 30 sowie die nachgeordneten Straßen (L 266, L 267). Am Westrand des Untersuchungsraumes

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liegen außerdem die Betriebsflächen der Antragsfirmen. Am östlichen Rand reicht die Ortsbebauung von Äpfingen bis in den Untersuchungsraum.

4.10.3 Bedeutung Bewertung Bei den Waldflächen im Untersuchungsraum besteht auf Grund der abwechslungs- reichen Bestandsstruktur und der vielfältigen Waldbilder eine mittlere bis hohe land- schaftsästhetische Bedeutung. Die nördlich angrenzende hügelige Feldflur mit ihren linearen Gehölz- und Heckenstrukturen ist von mittlerer Bedeutung. Der nordwestli- che Bereich des Untersuchungsraumes (landwirtschaftliche Flur mit Straßen und Kie- sabbauflächen) ist von geringer Bedeutung für das Landschaftsbild.

Empfindlichkeit Für das Landschaftsbild relevante Belastungsfaktoren sind - Beseitigung landschaftsbildprägender Strukturen (Vegetation), Zerschneidung land- schaftlicher Zusammenhänge, - visuelle Störungen bzw. technische Überformung (z.B. durch Betriebsanlagen), - akustische und sonstige Beeinträchtigungen des Landschaftserlebens. Die Empfindlichkeit des Schutzgutes steigt in der Regel mit seiner Bedeutung. Die Waldflächen des 'Herrschaftsholzes' werden aufgrund ihrer Waldbilder und der Viel- falt als hoch empfindlich eingestuft.

4.10.4 Vorbelastungen Die Betriebsflächen der Kieswerke am Nordwestrand des Untersuchungsraumes bil- den eine Vorbelastung für das Landschaftsbild, da in diesen Bereichen das natürliche Landschaftsrelief z.T. technisch überformt ist.

4.10.5 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Im Untersuchungsraum bestehen keine rechtlichen Festsetzungen und planerische Vorgaben hinsichtlich des Schutzgutes 'Landschaftsbild'.

4.10.6 Wechselwirkungen Im Hinblick auf das Schutzgut 'Landschaftsbild' ergeben sich enge Verknüpfungen und Abhängigkeiten vor allem zum Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungs- nutzung. Die Bedeutung des Untersuchungsraumes für die landschaftsbezogene, ru- hige Erholung wird wesentlich durch die jeweilige Ausprägung von Landschaftsstruk- tur und Landschaftsbild bestimmt (vgl. Kap. 4.3.3). Daneben bestehen Beziehungen zum Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' (z.B. durch naturnahe Vege- tationsbestände als wertgebende Elemente des Landschaftsbildes).

4.11 Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter'

4.11.1 Vorbemerkung Untersuchungs- Das Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' umfasst die kulturellen und gegenstand sachlichen, von Menschen insgesamt geschaffenen Werte. Eingeschlossen sind ne- ben der (bestehenden) baulichen Substanz und den Kulturmerkmalen im Sinne von §

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2 Abs. 1 Denkmalschutzgesetz (DSchG)4 auch Strukturen und Elemente alter Kultur- landschaften und historischer Nutzungsformen sowie erdgeschichtliche Zeugnisse (Geotope). Zu den Schutzgütern i.e.S. werden gesellschaftliche Werte gezählt, 'die z.B. eine hohe funktionale Bedeutung hatten und noch haben: z.B. (...) Brücken, Türme, Tun- nel, aber auch Gebäude, Geräte eben. Aufgrund der Funktionsbedeutung dieser Sachgüter und aber weil ihre Konstruktion bzw. ihre Wiederherstellung selbst unter hohen Umweltaufwendungen erfolgte (Baumaterial usw.), sind sie zu erhalten.' (GASSNER, WINKELBRANDT & BERNOTAT 2010: 265).

Grundlagen und Für die Darstellung und Bewertung des Schutzgutes 'Kulturelles Erbe und sonstige Methodik Sachgüter' werden folgende Informationsgrundlagen herangezogen : - Abfrage der Bodendenkmäler sowie der Bau- und Kunstdenkmale im Untersu- chungsraum bei der zuständigen Fachbehörde, - Erfassung kulturhistorisch interessanter Landschaftselemente anhand eigener Er- hebungen. Die Bedeutung der kulturellen und erdgeschichtlichen Zeugnisse wird anhand folgen- der Kriterien bewertet : - Seltenheit, - Gefährdungsgrad, - Qualität (Ausprägung, Größe), - Alter, - Repräsentativität, - Wiederherstellbarkeit. Die Empfindlichkeiten gegenüber vorhabenbedingten Beeinträchtigungen entspre- chen der jeweiligen Bedeutung.

Mögliche Konflikt- Mögliche nachteilige Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf das Schutzgut er- sachverhalte geben sich vor allem durch - Beseitigung, Veränderung oder Gefährdung von Bodendenkmale und Geotopen mit ihrer Umgebung, - Unterbrechung traditioneller Wegebeziehungen.

4.11.2 Beschreibung des Schutzgutes / Raumanalyse Bestandsbeschreibung Kulturgüter Im geplanten Abbaugebiet sowie den angrenzenden Bereichen bestehen keine Bo- dendenkmale sowie Bau- und Kunstdenkmale nach § 2 Abs. 1 DSchG. als Geotop ist die Kiesgrube Röhm westlich von Äpfingen gelistet. Der Geotop wird wie folgt be- schrieben: 'Schotter aus der 13 m-Terrasse (Äpfinger Terrasse, Jungriß) werden abgebaut. Auch hier sind Lösse und Schwemmlösse zu beobachten, in denen fossile Böden erhalten blieben.' (LGRB, Datendownload 2018, Steckbrief Geotope). Ein charakteristischer Ausschnitt der historisch gewachsenen Kulturlandschaft im Sinne von § 1 Abs. 4 Nr. 1BNatSchG findet sich im Gewann 'Sichelberg' in der Feldflur südwestlich von Äpfingen. Prägende Elemente bilden in diesem Bereich die vorhan- dene Kapelle, ein Bildstock aus dem Jahr 1880 sowie der bestehende Hohlweg mit dem begleitenden Gehölzbestand.

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Sachgüter Ein technisches Denkmal und besonderes Zeugnis der technischen Entwicklung stellt die Öchslebahn dar, die zwischen Warthausen und Ochsenhausen verläuft und in Äpfingen einen Haltepunkt besitzt. Die Eröffnung der Schmalspurbahn erfolgte 1899. Sie wird heute als Museumsbahn betrieben.

4.11.3 Bedeutung Bezogen auf das Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' bestehen im geplanten Abbaugebiet sowie seiner unmittelbaren Umgebung keine relevanten Ob- jekte und Strukturen (nur geringe Bedeutung).

4.11.4 Rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben Die Kiesgrube Röhm ist als Geotop ausgewiesen.

4.11.5 Wechselwirkungen Bei den schutzbedürftigen Kultur- und Sachgütern sowie den erhaltenswürdigen his- torischen Landschaftselementen im Untersuchungsraum bestehen enge Wechselwir- kungen zum Schutzgut 'Landschaftsbild' und 'Menschen', insbesondere der Funktio- nen für die landschaftsbezogene Erholung.

4.12 Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern

Gegenstand der Nach § 2 UVPG umfasst die Umweltprüfung nicht nur die Ermittlung, Beschreibung Prüfung und Bewertung der Auswirkungen auf die bereits abgehandelten Schutzgüter sondern auch auf die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern.

Unter Wechselwirkungen sind alle Wirkungsbeziehungen zwischen den verschiede- nen Schutzgütern zu verstehen. Sie charakterisieren in ihrer Gesamtheit das Wir- kungs- und Prozessgefüge der Umwelt. Wechselwirkungen können z.B. struktureller, funktionaler, energetischer und stofflicher Art sein und bestehen innerhalb und zwi- schen den Schutzgütern in unterschiedlicher Kombination.

Methodik Anerkannte und eingeführte methodische Hilfen zur Erfassung und Bewertung der Wechselwirkungen liegen noch nicht vor. Im Hinblick auf die Erfassung der schutz- gutübergreifenden Wechselwirkungen besteht das Problem, dass eine vollständige Bestandsaufnahme des ökosystemaren Wirkungsgefüges nicht zu leisten ist. Die Behandlung der Wechselwirkungen innerhalb und zwischen den Schutzgütern für den vom Vorhaben betroffenen Raum erfolgt deshalb hilfsweise im Rahmen der Erfassung und Beschreibung der einzelnen Schutzgüter. Erfasst werden die ökosystemaren Beziehungen zwischen den vorkommenden Tier- und Pflanzen- gemeinschaften und den abiotischen Standortverhältnissen. Wechselwirkungen bestehen auch zwischen Vegetationsstruktur, Gewässern, Relief und dem Landschaftsbild sowie der Erholungsfunktionen eines Landschaftsraumes. Der Bedeutung des Landschaftsraums mit seinem funktionalen Wirkungsgefüge wird damit Rechnung getragen. Eine Sonderrolle nimmt innerhalb der Definition von Wechselwirkungen der Mensch als Schutzgut ein, da der Mensch nicht unmittelbar in das ökosystemare Wirkungsgefüge integriert ist. Die vielfältigen Einflüsse des Menschen auf den

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Naturhaushalt und das Landschaftsbild, die neben dem zu beurteilenden Vorhaben im betroffenen Raum wirken, werden vor allem bei der Ermittlung von Vorbelastungen berücksichtigt.

Mögliche Konflikt- Durch den Kiesabbau bedingte Auswirkungen auf ein Schutzgut können Folge- und sachverhalte Wechselwirkungen für andere Schutzgüter nach sich ziehen. Gleichzeitig können schutzgutbezogene Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen Wirkungsverlage- rungen nach sich ziehen.

4.13 Beurteilung der Entwicklungsmöglichkeiten im Untersuchungsraum ohne das geplante Vorhaben

4.13.1 Ergebnisse der Bestandsaufnahme und Bewertung der Schutzgüter Status quo Im Rahmen der Raumanalyse wurde der derzeitige Umweltzustand einschließlich der bereits bestehenden Vorbelastungen für die einzelnen Funktionen der Schutzgüter erfasst und bewertet. Bezüglich der einzelnen Schutzgüter und Schutzgutfunktionen hat die Raumanalyse im Wesentlichen die folgenden Ergebnisse erbracht :  Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen/ Wohnumfeldfunktionen Siedlungsgebiete liegen am Nordost- sowie am Westrand des Untersuchungsrau- mes. Sie sind durch das geplante Vorhaben nicht betroffen. Die Abstände zum geplanten Vorhaben betragen zwischen etwa 1,0 km gegenüber Barabein und rd. 1,7 km gegenüber dem südlichen Ortsrand von Äpfingen. - Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung Das Waldgebiet 'Herrschaftsholz' ist als Erholungswald Stufe 2 ausgewiesen. Es ist am östlichen Rand des Untersuchungsraumes durch einen markierten Wander- weg erschlossen. Für die Erholungssuchenden ist er von mittlerer - hoher Erho- lungsbedeutung.  Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' Nach der vegetationskundlichen Untersuchung besitzt der Wald im Bereich des geplanten Vorhabens naturschutzfachlich überwiegend eine mittlere Bedeutung. Vorherrschender Biotoptyp ist ein (fichtendominierter) Nadelbaum-Bestand. Von hoher Bedeutung sind lediglich kleinflächig eingelagerte Buchenbestände. Ge- setzlich geschützte Biotope sowie Vorkommen besonders schutzbedürftiger und streng geschützter Pflanzenarten wurden innerhalb des geplanten Abbaugebietes nicht festgestellt. Die Fauna weist das Vorkommen einer Reihe anspruchsvoller, z.T. schonungsbedürftiger und gefährdeter Tierarten auf. In der faunistischen Un- tersuchung wurden mindestens 11 Fledermausarten (sowie 2 nicht genau unter- scheidbare Arten) erfasst, die den Wald im Bereich des geplanten Vorhabens als Jagd- und Quartiergebiet nutzen. Die Vogelfauna besitzt nach den Erhebungen eine für Fichten-Wirtschaftswälder durchschnittliche Artenanzahl. Bemerkenswert sind dabei die Vorkommen von Berglaubsänger (in Baden-Württemberg vom Aus- sterben bedroht) sowie von Grauspecht, Kuckuck, Trauerschnäpper und Wald- laubsänger (als 'stark gefährdet' gelistet).

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 Schutzgut 'Boden' Die Gesamtbewertung der natürlichen Bodenfunktionen (nach LUBW 2010) ergibt bei den nicht anthropogen überformten (unverritzten) Böden eine überwiegend mittlere bis hohe Bedeutung.  Schutzgut 'Grundwasser' Die Grundwasservorkommen der Riß-Schotter sind von hoher Bedeutung. Die mindeleiszeitlichen Deckenschotter im geplanten Abbaugebiet sind zwar auch grundwasserführend; die Aquifermächtigkeit ist allerdings nur sehr gering. Außer- dem besteht eine hydraulische Barriere (Diskordanz), durch die die Mindel- von den Rißschottern abgesetzt sind.  Schutzgut 'Oberflächengewässer und Oberflächenwasser' Im Untersuchungsraum bestehen keine natürlichen Oberflächengewässer. Im beantragten Abbaugebiet ergibt sich auf Grund der bindigen Böden und der gering durchlässigen Deckschichten über den Mindelkiesen nur ein eingeschränk- tes, vergleichsweise geringes Retentionsvermögen für Oberflächenwasser.  Schutzgut 'Luft und Klima' Auf Grund seiner flächenmäßigen Ausdehnung und seiner Bestandsstruktur bildet das Waldgebiet 'Herrschaftsholz' einen Bereich mit einer hohen lokalklimati- schen und lufthygienischen Ausgleichsfunktion. Bei den waldfreien Offen- landflächen ist von einer mittleren Bedeutung für das Lokalklima auszugehen.  Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild' Das Landschaftsbild im Untersuchungsraum gliedert sich in die bewaldeten, min- deleiszeitlichen Moränerücken von Herrschaftsholz und Boschach im Süden, die hügelige Feldflur, die sich nach Nordosten in Richtung der Ortslage von Äpfingen anschließt, sowie die relativ ebene rißeiszeitliche Hochterrasse im Bereich der Dörfer westlich der B 30 (Oberhöfen, Galmutshöfen, Barabein) und westlich von Äpfingen. Das vom geplanten Vorhaben betroffene Waldgebiet des Herrschafts- holzes besitzt eine mittlere bis hohe landschaftsästhetische Bedeutung. Die hügelige, landschaftlich genutzte Flur zwischen Boschach und Herrschaftsholz so- wie der südwestliche Ortsrand von Äpfingen erreicht eine mittlere Bedeutung. Die rißeiszeitliche Hochterrasse ist auf Grund ihrer natürlichen Gegebenheiten so- wie der Vorbelastungen (Straßen, Kiesabbauflächen im Nordwesten) derzeit nur von geringer Bedeutung.  Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' Im Untersuchungsraum ist nur die bestehende Kiesgrube Röhm als Geotop kar- tiert. Nach der gutachterlichen Beurteilung liegen schutzbedürftiger Kultur- und Sachgüter sowie erhaltenswerte historische Landschaftselemente abseits des ge- planten Vorhabens und sind von diesem nicht betroffen.

4.13.2 Entwicklungsmöglichkeiten im Untersuchungsraum ohne das geplante Vorha- ben Bei einem Verzicht auf den geplanten Kiesabbau ist davon auszugehen, dass der Wald in seiner derzeitigen Form bestehen bleibt und weiterhin forstwirtschaftlich ge- nutzt wird.

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4.14 Alternativen

Nach § 16 Abs. 1 Nr. 6 UVPG sind im Umweltbericht die vom Vorhabensträger geprüften Alternativen und die wesentlichen Gründe für die getroffene Wahl unter Berücksichtigung der jeweiligen Umweltauswirkungen darzulegen. Bezogen auf den Kiesabbau ist eine Prüfung von Standortalternativen bereits bei der Fortschreibung des Regionalplanes der Region Donau-Iller (3. Teilfortschreibung - Gewinnung und Sicherung von Bodenschätzen) erfolgt Die Trockenabbaufläche 'Herrschaftsholz' ist als Vorranggebiet zur Rohstoffsicherung ausgewiesen worden. Sie liegt im Nahbereich der Firmen Dünkel und Röhm und ermöglicht eine Weiternut- zung der bestehenden Betriebsstandorte und -anlagen zur Verarbeitung des Rohkie- ses. Vergleichbar günstig gelegene, abbauwürdige Flächen sind nicht verfügbar. Da- mit ergeben sich für den Vorhabenträger 'Kies + Sand Maselheim' keine vernünftigen Alternativen zum geplanten Kiesabbau im Herrschaftsholz, um die Rohstoffversor- gung ihrer Kieswerke in Zukunft zu sichern.

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5. Beschreibung und Beurteilung der Umweltauswirkungen des Vorha- bens (Auswirkungsprognose)

5.1 Ermittlung der Projektwirkungen

Projektwirkungen Der Kiesabbau wirkt sich in verschiedener Weise auf Natur und Landschaft aus. Die möglichen Ursachen (Projektwirkungen), die zu erheblichen nachteiligen Umweltaus- wirkungen des Vorhabens führen können lassen sich nach ihrer Art in anlagebedingte Effekte, sowie abbau- und betriebsbedingte Effekte unterscheiden:

Anlagebedingte Effekte Die anlagebedingten Effekte entstehen vorrangig durch die Flächeninanspruchnahme für das Abbauvorhaben. Die Flächeninanspruchnahme umfasst - die Flächen, die abgebaut werden sowie - die Flächen, die für Erschließung, Betriebseinrichtungen, Lagerung etc. benötigt werden.

Bau- und betriebsbedingte Effekte Die abbau- und betriebsbedingten Effekte ergeben sich als Folge der Abbautätigkeit. Art und Umfang hängen wesentlich von den eingesetzten Abbau- und Aufbereitungs- verfahren ab. Die Dauer der Effekte kann weit über die Betriebszeit der Kiesgrube hinausreichen (z.B. bei Verdichtungen der Abbausohle bzw. der Rekultivierungs- schicht). Wesentliche abbau- und betriebsbedingte Effekte sind - Zwischenlagerung von Oberboden, - Störung des Landschaftsbildes durch Abbauflächen und Betriebseinrichtungen, - Immissionen aus Abbau, Verarbeitung und Transport des Kieses (Stäube, Schad- stoffe, Lärm, Brauchwasser).

Analyse Die beim Kiesabbau zu erwartenden Projektwirkungen werden in der folgenden Übersicht 5.2 beschrieben und die Schutzgüter angeführt, die möglicherweise von den Auswirkungen des Vorhabens betroffen werden.

Bewertung Die Intensität der Projektwirkungen (Beeinträchtigungsintensität) hängt von den be- triebstechnischen Gegebenheiten (z. B. Art der Gewinnung und des Transportes des Rohstoffes) ab und wird für jedes einzelne betroffene Schutzgut eingeschätzt. Es wer- den dimensionslose ordinale Skalen der Beeinträchtigungsintensität (hohe – mittlere – geringe Beeinträchtigungsintensität) gebildet. Diese ermöglichen eine relative Aus- sage über die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt. Sie tra- gen dem Umstand Rechnung, dass bei den meisten Schutzgütern nur selten nach Maß und Zahl bestimmbare Werte für die Intensität bzw. Erheblichkeit von Beeinträch- tigungen verfügbar sind. Zur Modellierung von Skalen der Beeinträchtigungsintensität und zur Ableitung von Schwellenwerten wird auf eingeführte technische Regelwerke

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sowie Zielaussagen in gesetzlichen und untergesetzlichen Regelwerken, Plänen und Programmen zurückgegriffen.

5.1.1 Direkte Umweltauswirkungen des Vorhabens Methodisches Vorgehen Ermittlung, Beschreibung und fachliche Bewertung der Umweltauswirkungen (Auswir- kungsprognose) werden schutzgutbezogen und schutzgutübergreifend durchgeführt. Zur Prognose der wahrscheinlich eintretenden Umweltauswirkungen werden die Wirkzonen der bau-, anlage- und betriebsbedingten Effekte (Wirkfaktoren) des Vor- habens mit der Bedeutung bzw. Empfindlichkeit der betroffenen Schutzgüter überla- gert und unter Beachtung von fachlichen und gesetzlichen Umweltstandards bewer- tet. Dabei wird der nachfolgende allgemeine Bewertungsrahmen zugrunde gelegt:

Übersicht 5.1: Allgemeine Matrix zur Bewertung der Umweltauswirkungen (Risiken)

Belastungs- Bedeutung / Empfindlichkeit des Schutzgutes intensität des sehr hoch hoch mittel gering sehr gering Wirkfaktors

hoch 5 5 4 3 3 mittel bis hoch 5 4 4 3 2 mittel 4 3 3 2 2 mäßig 3 3 2 2 1 gering 3 2 2 1 1

Bewertungsstufen: 1 = geringes Risiko, 2 = mäßiges Risiko, 3 = mittleres Risiko, 4 = mittleres bis hohes Risiko, 5 = hohes Risiko Anmerkung: ggf. treten in Abhängigkeit von der Datenlage und der vertretbaren Aussage- schärfe nicht alle Wertstufen von Bedeutung und Empfindlichkeit auf.

Die Auswirkungen (Risiken) werden für jedes Schutzgut beschrieben und - so weit wie möglich - in den Dimensionen der betroffenen Flächengröße (ha, m²) oder be- troffenen Streckenlänge (lfm) angegeben.

Aus der ökologischen Risikoanalyse ergeben sich - räumlich differenzierte Informationen über die Verträglichkeit potenziell abbauba- rer Flächen, - Angaben zu schonungsbedürftigen Flächen und Strukturen, - Hinweise auf eine möglichst umweltverträgliche Abwicklung des Abbaubetriebes sowie zur Festlegung der Folgenutzungen.

5.1.2 Sekundäreffekte Sekundäre Effekte sind Folgewirkungen, die sich durch ihre z.B. zeitlich aufgescho- bene oder räumlich verlagerte Wirkung charakterisieren lassen. Zu beurteilen sind mögliche Auswirkungen z.B. durch die Freistellung des Hochwal- des entlang der Abbaugrenze. Raumverschobene Wirkungen ergeben sich z.B. durch den Langstreckentransport von Luftschadstoffen. Beeinträchtigungen durch

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Folgewirkungen, soweit sie erkennbar sind, werden qualitativ bei den jeweiligen Schutzgütern abgehandelt.

Übersicht 5.2: Potenzielle Projektwirkungen des geplanten Vorhabens

voraussichtlich Wirkfaktor Allgemeine Beschreibung Zu untersuchende Aspekte betroffene Schutzgüter

1. Anlagebedingte Effekte 1.1 Flächenentzug Der Flächenentzug umfasst Flächenentzug durch den Kiesabbau  Menschen - land- - die Flächen, die abgebaut werden, Betroffene Flächen unterschieden nach schaftsbezogene - die Flächen für Erschließung sowie für Vegetationstypen. Erholung, etwaige Zusatzeinrichtungen und Ne- Ggf. Unterschreitung von Minimalarea-  Tiere und Pflanzen, benanlagen, die für die Verarbeitung len.  Boden, des Kieses benötigt werden.  Wasser, Flächenversiegelung durch Betriebs-  Klima und Luft, Der Flächenentzug ist bei allen unter- einrichtungen  Landschaft(sbild), suchten Funktionszusammenhängen Betroffene Flächen,  Kulturelles Erbe der Schutzgüter von Bedeutung und be- Befestigung von Fahrwegen. sonstige Sachgüter wirkt i.d.R. erhebliche Beeinträchtigun- gen.

1.2 Störung funktiona- Zerschneidungseffekte verursachen - Zerschneidung von Wanderwegen,  Menschen - land- ler Zusammen- - die Unterbrechung vorhandener Wege - Zerschneidung landschaftlicher Zu- schaftsbezogene hänge sowie die Erschwerung der Zugäng- sammenhänge, Erholung, (Barriereeffekte) lichkeit der Landschaft; - Zerschneidung der Lebensraumbe-  Tiere und Pflanzen, - die räumliche und funktionale Entkop- ziehungen von wandernden Tierar-  Klima und Luft, pelung vormals zusammenhängender ten oder von Bewohnern komplexer  Landschaft(sbild) Lebensräume, unter der insbesondere Lebensräume. wandernde Tierarten leiden, - ggf. Unterschreitung von Mini- - die Einengung der Lebensräume von malarealen, Flora und Fauna sowie - ggf. Trennung des Zusammenhangs - die Behinderung lokalklimatischer Aus- zwischen Kaltluftentstehungs- und gleichsströmungen klimaökologischem Ausgleichsraum.

1.3 Visuelle Störungen Der Kiesabbau bewirkt Veränderungen - Inanspruchnahme landschaftsprä-  Landschaft(sbild), in Bild und Struktur der Landschaft, die gender Strukturen,  Menschen - land- vor allem von folgenden Faktoren be- - strukturelle Überformung der Land- stimmt werden: schaftsbezogene schaft, Zerschneidung landschaftli- Erholung - bestehender Landschaftscharakter, cher Zusammenhänge: - vorhandene Vegetationsdecke, °Abbaurichtung und Abbautiefe, - vorherrschendes Relief, °Errichtung von Betriebsanlagen - Ausmaße des Abbaus. - Sichtbarkeiten, - Verlust von Naturnähe.

1.4 Veränderung der Durch die Schaffung eines neuen Reli- - Funktionsverlust durch Veränderung  Tiere und Pflanzen, Standortbedin- efs werden neue Standortbedingungen der standörtlichen Gegebenheiten  Boden, gungen geschaffen. im Umfeld der Kiesabbaufläche,  Wasser, - Standsicherheit der Böschungen  Klima und Luft (Standsicherheitsnachweis).

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voraussichtlich Wirkfaktor Allgemeine Beschreibung Zu untersuchende Aspekte betroffene Schutzgüter 1.5 Veränderung des -Freilegung des Grundwasservorkom- - Auswirkungen auf den Grundwasser-  Boden, Grundwasserhaus- mens. stand, -neubildung.  Wasser haltes 1.6 Minderung schüt- Durch den Abbau der belebten und un- - Bisherige Filterfunktion der Deck-  Wasser zender Deck- belebten Deckschichten über dem schichten schichten Grundwasser gehen die Filter- und Puf- ferfunktionen verloren, die die ungesät- tigte Zone gegenüber dem Grundwas- ser erfüllt.

2. Abbau- und Prognose der jährlichen Kiesförder- betriebsbedingte menge Effekte

2.1 Lärm Der Abbau des Kieses ist mit Lärment- Abschätzung der mit dem Kiesabbau  Menschen wicklung verbunden (die Lärmbelastun- verbundenen Lärmbelastungen im Ab- – landschaftsbezo- gen entstehen nur werktags zu den Be- baugebiet. gene Erholung, triebszeiten des Kiesabbaus).  Tiere und Pflanzen

2.2 Stäube und Stoffe- Stäube inträge Im Nahbereich der Kiesgrube ist erfah- Abschätzung der mit dem Kiesabbau  Menschen rungsgemäß mit einer stärkeren Stau- verbundenen Staubbelastung im Ab- – landschaftsbezo- bentwicklung durch den Abbau zu rech- baugebiet. gene Erholung, nen (die Staubbelastungen entstehen  Tiere und Pflanzen, nur werktags zu den Betriebszeiten des  Boden, Kiesabbaus).  Wasser, Die Belastungen treten diskontinuierlich  Klima und Luft auf und sind in ihren Mengen kaum quantifizierbar. 2.3 Verdichtungen Hier sind vor allem Verdichtungen von - Verdichtungsempfindliche Böden und  Boden, Boden und Untergrund zu betrachten, Substrate,  Wasser, die durch das Befahren mit schwerem - verdichtungsgefährdete Bereiche.  (Tiere und Pflan- Gerät entstehen. Sie können zur Ver- zen). minderung der Grundwasserneubil- dungsrate und zu nachteiligen Effekten auf die Folgenutzungen nach abge- schlossenem Kiesabbau führen. 3. Sonstige Beein- Schadensfälle und unsachgemäßer Eintrag von Betriebs-, Schmier- und  Tiere und Pflanzen, trächtigungen Umgang mit Betriebsmitteln wie z.B. Öl, Hilfsstoffen bei Schadensfällen.  (Boden), (z.B. durch beson- Kraftstoff, Schmiermittel, können zu ei-  Wasser. dere Ereignisse au- ner Verunreinigung und Beeinträchti- ßerhalb des Regel- gung von Boden, Grundwasser und betriebs) Oberflächengewässern sowie Biotop- strukturen führen.

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5.2 Auswirkungen auf Schutzgüter

Wirkungsprognose Im Rahmen der Wirkungsprognose erfolgt eine Einschätzung der zu erwartenden er- heblichen Umweltauswirkungen des geplanten Vorhabens. Sofern auf Grundlage der konkreten räumlichen Gegebenheiten Konflikte erkennbar sind, werden geeignete Vorschläge zur Vermeidung bzw. zur maßgeblichen Minimie- rung und zur Kompensation gegebenenfalls verbleibender Beeinträchtigungen unter- breitet.

5.2.1 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' 5.2.1.1 Auswirkungsprognose - Wohnen/Wohnumfeldfunktionen Anlagebedingte Auswirkungen: Keine Betroffenheit Aufgrund der Entfernung zur nächstgelegenen Wohnbebauung in Äpfingen sowie Ba- rabein, Galmutshöfen und Oberhöfen sind keine Wohn- und Wohnumfeldfunktionen betroffen.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Keine Auswirkungen Erhebliche Beeinträchtigungen von Wohn- und Wohnumfeldfunktionen sind durch Im- missionen (Lärm, Staube) des Abbaubetriebes in der Kiesgrube sowie des LKW- Verkehrs von und zur Abbaustätte nicht zu erwarten.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Das geplante Vorhaben führt zu keinen erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut. Maßnahmen zur Risikovermeidung bzw. -minderung sind damit nicht erforderlich.

5.2.1.2 Schutzgutbezogene Beurteilung - 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldfunktionen Geringes Risiko Da der beantragte Kiesabbau keine relevanten Auswirkungen auf Wohn- und Wohn- umfeldfunktionen verursacht, ergibt sich insgesamt nur ein geringes Risiko für das Schutzgut.

5.2.1.3 Auswirkungsprognose - Erholungsnutzung Anlagebedingte Auswirkungen: Flächeninanspruch- Das geplante Vorhaben verursacht den temporären Verlust von Flächen mit einer nahme, Unterbrechung mittleren bis hohen Bedeutung für die landschaftsbezogene Erholung. Markierte von Wegebeziehungen Wanderwege werden durch das Vorhaben nicht unterbrochen.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Störungen durch den Durch den Abbaubetrieb und den Fahrverkehr zum Materialtransport ergeben sich Abbaubetrieb und den Störwirkungen und Immissionsbelastungen, die die Erholungsfunktion in der Umge- Fahrverkehr bung des geplanten Abbaugebietes und entlang der Kiesgrubenzufahrt beeinträchti- gen können. Die Intensität und Dauer der Störwirkungen werden allerdings dadurch verringert, dass

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- der Abbaubetrieb nur werktags zu begrenzten Tageszeiten stattfindet, während er in der bevorzugten Erholungszeit in den Abendstunden sowie an Sonn- und Feier- tagen ruht, - die Kiesgrubenzufahrt abseits des ortsnahen Erholungsraums in den Gewannen 'Si- chelberg' und 'Wolfsgrube' geführt wird.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Die Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf die Erholungsnutzung lassen sich durch die folgenden Maßnahmen mindern : - Einteilung der Abbaufläche in Abbauphasen von ca. 5 - 7 ha mit einer raschen, auf den Abbau folgenden Rekultivierung zur Begrenzung der Ausdehnung offenliegender Flächen, - Erhalt einer Wald- und Gehölzkulisse zur Abschirmung der Abbaustätte gegenüber der Feldflur im Norden sowie gegenüber der Ortslage von Äpfingen, - Abschirmung des Abbaugebietes gegenüber dem östlich angrenzenden Wanderweg durch einen Wall zur Minimierung der Lärm- und Staubbelastung.

5.2.1.4 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbe- dingter Umweltauswirkungen: Durch die vorgesehene Wiederbewaldung der im Zuge des Vorhabens ausgekiesten und rekultivierten Flächen entstehen wieder Waldflächen, die der Erholungsnutzung dienen können.

5.2.1.5 Schutzgutbezogene Beurteilung 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung': Mittleres Risiko Das geplante Vorhaben führt durch die Inanspruchnahme von Erholungswald der Stufe 2, die Veränderung des Landschaftsbildes, die Minderung der freien Zugäng- lichkeit der Landschaft sowie durch den Abbaubetrieb und den Materialtransport zu erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf den Erholungswert im Nordteil des Herr- schaftsholzes. Die Auswirkungen des Kiesabbaues sind allerdings zeitlich befristet und reversibel. Geländemodellierung, Rekultivierung und Aufforstung der betroffenen Flächen nach dem Abbau gewährleisten eine sukzessive Wiederherstellung der Er- lebniswirksamkeit für die ruhige landschaftsbezogene Erholungsnutzung, die der Er- holungsfunktion vor Beginn der Kiesabbautätigkeit entspricht. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wird vorhabenbedingt von einem mittleren Risiko für das betroffene Schutzgut ausgegangen.

5.2.2 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' 5.2.2.1 Auswirkungsprognose - Vegetation und Flora Anlagebedingte Auswirkungen: Lebensraumverlust Der geplante Kiesabbau beansprucht eine Waldfläche von rd. 45,3 ha. Es handelt sich dabei um - Buchen-Wald trockenwarmer Standorte (53.20)1 - Buchen-Wald basenreicher Standorte (55.20)

1 gemäß Biotop-Datenschlüssel der Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg (LUBW 2009)

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- Mischbestand aus Laub- und Nadelbäumen (59.20) - Nadelbaum-Bestand (59.40)

Die betroffenen Biotoptypen besitzen überwiegend nur eine mittlere (=örtliche) Be- deutung für den Arten- und Biotopschutz. Bestände von hoher Bedeutung bilden nur die Buchenbestände, die kleinflächig (insgesamt rd. 4,5 ha) eingelagert sind. Gesetz- lich geschützte Biotope sowie Vorkommen besonders schutzbedürftiger und streng geschützter Pflanzenarten wurden innerhalb des geplanten Abbaugebietes nicht fest- gestellt.

Durch den Bau der LKW-Zufahrt zur Erschließung des beantragten Abbaugebietes sind auf Grund der Mitbenutzung bereits versiegelter Flächen sowie vorhandener Schotter- und Erdwege höherwertige Vegetationsbestände nur in vergleichsweise ge- ringem Umfang betroffen (rd. 0,17 ha mit mittlerer und rd. 0,05 ha mit höherer Bedeu- tung).

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Die Beseitigung der Waldbestockung, die Bildung künstlicher Waldträufe sowie der Abtrag der Bodendecke können in den Randbereichen des geplanten Vorhabens zu Veränderungen der standörtlichen Gegebenheiten führen, die sich nachteilig auf den angrenzenden Waldbestand auswirken. Die damit verbundenen Risiken werden allerdings nur als vergleichsweise gering eingschätzt, da - im Bereich des geplanten Abbaugebietes und seiner Randzonen keine grundwasserbeeinflussten und stauwassergeprägten Böden auftreten, die infolge des Bodenabtrags und der damit verbundenen Drainagewirkung beeinträchtigt werden können, - sich bezüglich des örtlichen Klimas lediglich kleinräumige, eng begrenzte Effekte ergeben, die durch die Freistellung von Waldbeständen und die Bildung künstlicher Träufe in den Randzonen des Abbaugebietes verursacht werden. Staubbelastungen entlang der Transportwege sind räumlich begrenzt. Auswirkungen auf die standörtlichen Gegebenheiten oder Schädigungen der Vegetation sind nicht zu erwarten.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung / -minderung: Die Intensität der Auswirkungen des Waldeingriffes kann dadurch gemindert werden, dass das Gesamtgebiet nach dem vorläufigen Abbaukonzept in voraussichtlich 5 (bzw. 7) Abbauabschnitte unterteilt wird. Durch Maßnahmen zur Stabilisierung von Waldbeständen in der Nachbarschaft zur geplanten Abbaustätte vor Abbaubeginn können nachteilige Auswirkungen auf die Bestandsstabilität gemindert werden (z.B. durch Pflegeeingriffe und Unterpflanzung).

5.2.2.2 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbeding- ter Umweltauswirkungen - Vegetation und Flora: Durch die Begründung naturnaher Waldbestände in Verbindung mit reich strukturierten Waldinnenrändern erfolgt im Zuge der Rekultivierung eine Wiederherstellung der in Anspruch genommenen Vegetationstypen der Wälder.

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5.2.2.3 Auswirkungsprognose - Fauna Lebensraumverlust Anlagebedingte Auswirkungen: Gemäß der Gesamtbewertung wird das Waldgebiet 'Herrschaftsholz' als Lebensraum von lokaler Bedeutung eingeschätzt. Die vorhabensbedingte Inanspruchnahme in Teilräumen des Waldes verursacht ein mittleres bis hohes Risiko für die Lebensraumfunktionen der waldgebundenen Fauna. Bei der Beurteilung der Auswirkungen ist zu berücksichtigen, dass durch die Bildung von Abbauabschnitten jeweils nur räumlich begrenzte Teilflächen in Anspruch genommen werden und die Lebensraumverluste zumindest für eine Reihe von Arten/-gruppen (z.B. Vögel) nicht dauerhaft sind.

Für die untersuchten Arten/-gruppen werden folgende Beeinträchtigungen prognostiziert:

Fledermäuse Für die Fledermäuse entfallen im Zuge des geplanten Vorhabens sukzessive Nahrungsräume (Jagdhabitate) sowie (potentielle) Baumquartiere (Einzelquartiere, Wohnstuben). Durch die Rekultivierung des Abbaugebietes sind die Funktionen als Nahrungsraum für die Fledermäuse voraussichtlich mittelfristig und die Quartierfunktionen erst langfristig wieder herzustellen.

Vögel Für die waldgebundenen Vogelarten verliert die Eingriffsfläche - zeitlich gestaffelt mit dem Abbaufortschritt - auf rd. 45 ha ihre Funktion als Lebensstätte. Bei den Arten früher Gehölzsukzessionsstadien ist bezogen auf die Rekultivierung von einem kurz- bis mittelfristigen, für die Arten älterer Waldbestände von einem langfristigen Verlust der Funktionen als Lebensraum auszugehen.

Haselmaus Es konnten keine Hinweise auf ein Vorkommen der Haselmaus im Herrschaftsholz festgestellt werden. Durch das geplante Vorhaben sind daher keine Auswirkungen zu erwarten.

Reptilien Das geplante Abbaugebiet besitzt nur eine sehr geringe Lebensraumeignung für Rep- tilien (nur Vorkommen der Waldeidechse auf einer kleinen Teilfläche nachgewiesen). Durch das geplante Vorhaben sind deshalb geringe Auswirkungen zu erwarten. Durch die Entstehung offener, besonnter Flächen und Randzonen ist davon auszugehen, dass sich die Habitatbedingungen für bestimmte Reptilienarten (insbesondere die Zauneidechse (Lacerta agilis) partiell verbessern, wie die Erfahrungen aus anderen Abbaustätten zeigen.

Amphibien Das geplante Vorhaben führt zu Lebensraumverlusten für kleine Populationen von Grasfrosch und Erdkröte sowie einer mittleren Population des Bergmolches. Nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützte Arten sind nicht betroffen. Inwieweit z.B. die Gelbbauchunke (Bombina variegata) als charakteristische Art von Abbaustät- ten vom geplanten Vorhaben profitieren kann, ist derzeit nicht absehbar.

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totholzbewohnende Käfer Hinweise auf ein Vorkommen naturschutzfachlich bedeutsamer Arten liegen aus dem geplanten Abbaugebiet nicht vor.

Ameisen Aktuell sind zwar nur vergleichsweise geringe Auswirkungen auf Ameisen zu erwar- ten, da viele der auf einem Grasweg im geplanten Abbaugebiet festgestellten kleine- ren Ameisennester (siehe Abb. 4.7) durch Pflegearbeiten im Sommer 2018 geschä- digt bzw. zerstört wurden. Auf Grund der voraussichtlichen Abbaudauer von ca. 30 Jahren ist allerdings vorgesehen, im Rahmen einer Fachbauleitung etwaige Ameisen- vorkommen fortlaufend, d.h. in der Regel vor der Erschließung eines neuen Abbau- abschnittes auf der betroffenen Fläche, zu erfassen und gegebenenfalls Schutzmaß- nahmen (Umsiedlung) einzuleiten.

Lebensraumzerschnei- Erhebliche Beeinträchtigungen der Tierwelt durch eine Lebensraumzerschneidung so- dung wie durch Barriereeffekte infolge des geplanten Vorhabens sind nicht zu erwarten. Zwi- schen dem Abbaugebiet und den äußeren Waldrändern verbleiben ausreichende Kor- ridore für Wanderbewegungen und Austauschbeziehungen von Tieren.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Die anlagebedingte Beeinträchtigungen der Tierwelt lassen sich durch die zeitliche und räumliche Steuerung der Abbautätigkeit bzw. Baufeldfreimachung / Rodung durch die Berücksichtigung artspezifischer Ruhezeiten vermindern. Abbaubegleitend erfolgt gleichzeitig bei der Rekultivierung eine Wiederherstellung von Habitaten entsprechend den Anforderungen der betroffenen Arten und den Voraussetzungen für eine mögliche Wiederbesiedlung.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen Folgende abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen sind gegenüber der Tierwelt beim geplanten Abbauvorhaben zu erfassen: - Minderung der Lebensraumfunktionen für waldbezogene Arten und ihre Lebensgemeinschaften durch die Veränderung der standörtlichen Gegebenheiten (insbesondere des Wasserhaushaltes und des Mikroklimas), - Störungen durch Lärm, Licht, Erschütterungen, Abgas- und Staubbelastungen.

Standortveränderung Wesentliche Veränderungen der standörtlichen Gegebenheiten in den Randberei- chen des geplanten Vorhabens, die sich nachteilig auf die Bestandssituation des Wal- des auswirken, sind nicht zu erwarten (vgl. Ausführungen zu Vegetation und Flora unter 5.2.2.1). Erhebliche Auswirkungen auf die Lebensraumfunktionen für waldbe- zogene Arten sind deshalb ebenfalls nicht zu prognostizieren.

Störungen Innerhalb des Abbaubereiches stellt der anlagebedingte Flächen- und Lebensraum- verlust hinsichtlich der Beeinträchtigung der Fauna den entscheidenden Wirkfaktor dar, der die betriebsbedingten Effekte überlagert. In den Randbereichen des Abbau- gebietes können aber Lärm, Licht / visuelle Effekte und Erschütterungen zu Störun- gen der Fauna führen, die über die eigentliche Abbaufläche hinausreichen und be- nachbarte Habitate sowie Lebensräume wertgebender Arten beeinträchtigen.

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Hinweise auf ein Vorkommen besonders störungsempfindlicher Arten in diesen Be- reichen liegen allerdings nicht vor.

Staubbelastungen Der Maschineneinsatz und die Fahrzeugbewegung in der Kiesgrube führen zu keinen Luftschadstoffbelastungen, die sich negativ auf die Fauna auswirken können.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Abbau- und betriebsbedingten Auswirkungen werden durch das Betriebskonzept (Abschnittsbildung, Transportkonzept) auf ein unerhebliches Maß reduziert.

5.2.2.4 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbe- dingter Umweltauswirkungen: Der Lebensraumverlust für eine Reihe waldgebundener Tierarten, die nicht den Regelungen des besonderen Artenschutzes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG unterliegen, kann durch ein Konzept kompensiert werden, das im Zuge der Rekultivierung und Bewaldung der Kiesgrube eine sukzessive Wiederbesiedlung durch die betroffenen Tierarten ermöglicht und fördert. Bei den im Abbaugebiet nachgewiesenen Fledermausarten, die nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützt sind, sowie den europäischen Vogelarten ist eine Verwirklichung von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) nicht auszuschließen. Damit wird für diese Arten die Beantragung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich, die u.a. die Durchführung kompensatorischer Maßnahmen außerhalb des geplanten Abbaugebietes voraussetzt (s. Unterlage A.3).

5.2.2.5 Schutzgutbezogene Beurteilung Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt: Beim geplanten Vorhaben stellen die Flächen- bzw. Lebensraumverluste den entscheidenden Wirkfaktor dar: Mittleres Risiko - Bezogen auf die Vegetationsausstattung des Abbaugebietes sind keine erhebliche Beeinträchtigungen naturschutzfachlich bedeutsamer Biotoptypen zu besorgen. Nach der Biotoptypenkartierung werden für den geplanten Abbau Wälder unterschiedlicher Entwicklungsstadien beansprucht, die vegetationskundlich von allgemeiner (mittlerer) naturschutzfachlicher Bedeutung sind.

sehr hohes Risiko - Nach den faunistischen Erhebungen ergibt sich eine starke Betroffenheit wertgeben- durch die Tangierung der Arten insbesondere der nach Anhang IV streng geschützten Fledermausarten artenschutzrechtlicher sowie der europäischen Vogelarten. Die Betroffenheit dieser Arten und den Verlust Verbote ihrer Lebensräume berühren artenschutzrechtliche Bestimmungen und verursachen damit ein potentiell sehr hohes (weil zulassungshemmendes) Risiko, das nur im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Ausnahme überwunden werden kann. Bei den übrigen Arten, für die die artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote nicht gelten, wird da- von ausgegangen, dass die Lebensraumverluste nicht dauerhaft sind und im Zuge der Rekultivierung und Wiederbewaldung der abgebauten Flächen kompensiert wer- den können. Einen Beitrag zur Kompensation von Eingriffsfolgen leistet darüber hin- aus voraussichtlich auch eine (zumindest temporäre) Besiedlung von Abbaufolgeflä- chen durch charakteristische, naturschutzfachlich bedeutsame Arten und Artenge- meinschaften.

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5.2.3 Schutzgut 'Fläche' 5.2.3.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Der Flächenumfang des geplanten Kiesabbaus leitet sich von den rohstoffgeologischen Gegebenheiten ab. Durch den Kiesabbau werden Freiflächen im Umfang von rd. 45 ha beansprucht und sukzessive umgewandelt. Der mit dem Abbau verbundene Flächenverlust ist jedoch zeitlich begrenzt und beschränkt sich auf die Dauer der Abbautätigkeit bis zur abgeschlossenen Rekultivierung der Abbaufläche.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung / -minderung Die anlagebedingten Risiken für das Schutzgut `Fläche` werden durch die Bildung räumlich begrenzter Abbauabschnitte mit zeitnaher Rekultivierung minimiert. Der Abbau erfolgt schrittweise, in rd. 5 bis 7 ha großen Abschnitten. Darüber hinaus trägt die möglichst optimale Nutzung des Rohstoffvorkommens zur flächenschonenden Nutzung der Lagerstätte bei: - durch die Festlegung einer Mindestmächtigkeit des nutzbaren Kieslagers von 5 m, - vollständiger Abbau der nutzbaren Kiesschicht unter Berücksichtigung der Vorgaben des Grundwasserschutzes.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Neben dem Abgrabungsbereich sind Flächen für den Transport des Kieses erforderlich. Da die bestehenden Aufbereitungsanlagen und Einrichtungen der Antragsgemeinschaft genutzt werden sollen, ergeben sich nur Auswirkungen durch die zusätzliche Flächeninanspruchnahme für die Anlage eines Transportweges bis zum öffentlichen Straßennetz.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung / -minderung Vorkehrungen zur Minimierung von Beeinträchtigungen bilden: - Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch die Mitbenutzung der vorhandenen Kiesaufbereitungsanlagen, - Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch Mitbenutzung bereits bestehender phaltierter Wegeabschnitte sowie vorhandener Schotter- und Erdwege bei der Anlage des Transportweges.

5.2.3.2 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbe- dingter Umweltauswirkungen - Fläche: Durch eine rasche, eng an den Abbaufortschritt gebundene Rekultivierung der ausgekiesten Flächen wird der Freiraum und der Verbund des Waldgebietes 'Herrshaftsholz' wieder hergestellt. Die geplante Teilverfüllung und die Wiederbewaldung ermöglichen eine landschaftsgerechte Gestaltung des Antragsgebietes nach Beendigung des Kiesabbaues.

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5.2.3.3 Schutzgutbezogene Beurteilung 'Fläche': Geringes Risiko Die Auswirkungen des Vorhabens auf den Freiraum sind zeitlich begrenzt und beschränken sich im wesentlichen auf die Dauer der Abbautätigkeit bis zur abgeschlossenen Rekultivierung der Kiesgrube. Durch eine zeitnahe, funktionale und gestalterische Einbindung der abgebauten Flächen wird der Freiraum in seinen Dimensionen wiederhergestellt. Die mit dem Vorhaben verbundenen Auswirkungen auf die landschaftlichen Zusammenhänge des Waldgebietes 'Herrschaftsholz' werden als nicht erheblich eingestuft. Es ergeben sich keine erheblichen Auswirkungen für das Schutzgut `Fläche`. Das schutzgutbezogene Risiko wird auf Grund der zeitlichen Befristung des Rohstoffabbaues und der Verpflichtung zur Rekultivierung nur als gering eingeschätzt.

5.2.4 Schutzgut 'Boden' 5.2.4.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Zerstörung von Im Zuge des Abbaus wird die vorhandene Bodendecke schrittweise abgetragen. Lebensräumen Durch den Entzug von 'gewachsenem' Boden als Standort bzw. Lebensraum für Ve- getation und Tierwelt und den Abtrag der belebten Bodenschichten kommt es zu tief- greifenden Störungen von Bodengefüge und Bodenleben (Edaphon). Beim geplanten Vorhaben werden auf einer Fläche von rd. 45 ha unverritzte Böden beansprucht.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung / -minderung Die anlagebedingten Risiken für das Schutzgut `Boden` resultieren aus der Flächeninanspruchnahme für das geplante Abgrabungsgebiet; sie stehen damit in engem Zusammenhang mit dem Schutzgut `Fläche`. Bei der Abgrenzung des Abbaugebietes werden folgende Aspekte berücksichtigt, die einer Vermeidung/Minderung der Risiken dienen: - bodenschonende Nutzung der Lagerstätte durch die Festlegung einer Mindestmächtigkeit des nutzbaren Kieslagers von 5 m (bzw. ein Abraum / Nutz- schichtenverhältnis geringer als 1:3), - vollständiger Abbau der nutzbaren Kiesschicht unter Berücksichtigung der Vorgaben des Grundwasserschutzes.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Störung und Gefähr- Abtrag und Umlagerung der Böden im Rahmen der Abbauvorbereitung führen zu einer dung durch Umlage- Beseitigung der ursprünglichen Standortverhältnisse und zu einer möglichen Ver- rung schlechterung der Bodeneigenschaften und Leistungsfähigkeit.

Verdichtung Durch den Maschineneinsatz während des Abbaues kann es zu einer Verdichtung der Bodenschichten kommen.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Im Unterschied zu den anlagebedingten Auswirkungen sind mögliche abbau- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen der Böden durch den Ausbau und die Umlagerung bei einer fachgerechten Behandlung gemäß den einschlägigen Vor- schriften und Regelwerken weitgehend zu minimieren. Wesentliche Vorkehrungen und Maßnahmen sind:

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- rascher Wiedereinbau des ausgebauten Bodens, - Bodenbearbeitung nur im trockenen Zustand, - Aufbau der Rekultivierungsschicht nur durch Verkippen und - sorgfältige Bodenlockerung zur Kulturvorbereitung.

5.2.4.2 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbe- dingter Umweltauswirkungen: Die ursprünglichen Bodenverhältnisse sind zwar nicht wieder herstellbar. Die betroffenen Bodenfunktionen können - mit Ausnahme der Archivfunktion jedoch bei einem qualifizierten Bodenmanagement und einer fachgerechten Rekultivierung mittelfristig - wenn auch in veränderter Ausprägung - wieder soweit regeneriert werden, dass keine verbleibenden erheblichen Beeinträchtigungen (Funktions- minderungen) zu prognostizieren sind. Temporäre Defizite der Leistungsfähigkeit ('Time-lag') lassen sich dabei durch den Einbau von geeignetem Auffüll- und Abraummaterial zur Geländemodellierung und zur Gewährleistung einer ausreichenden Mindestdicke der Rekultivierungsschicht mindern. Diese Maßnahme verbessert vor allem die Schutzfunktionen für das Grundwasser und schafft möglichst günstige Voraussetzung für eine Wiederbewaldung des Abbauareals.

5.2.4.3 Schutzgutbezogene Beurteilung - Boden: hohes Risiko Das anlagebedingte Risiko des geplanten Abbaues ist als hoch einzuschätzen, da die Bodendecke in diesem Bereich temporär verloren geht. Die vorhandene Bodende- cke wird im jeweiligen Abbauabschnitt abgetragen und erst im Zuge der Rekultivierung wiederhergestellt. Das Ausmaß möglicher abbau- und betriebsbedingter Risiken lässt sich durch ein fachgerechtes Bodenmanagement weitgehend verringern und das Ri- siko gegenüber dem Schutzgut 'Boden' durch die Rekultivierung nach Beendigung des Abbaues weitgehend reduzieren.

5.2.5 Schutzgut 'Grundwasser' 5.2.5.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Gemäß der Erkundung der hydrogeologischen Gegebenheiten befindet sich der geplante Kiesabbau im Bereich der mindeleiszeitlichen Deckenschotter. Die Brunnen auf Gemarkung Äpfingen erschließen Grundwasser in rißeiszeitlichen Kiesen und Sanden der Hochterrasse des Rißtales. Zwischen den beiden geologischen Einheiten ist eine Diskordanz vorhanden. Der Bereich des geplanten Kiesabbaus gehört zwar zum Einzugsgebiet der Wasserfassungen Äpfingen, der Anteil des zuströmenden Grundwassers liegt allerdings unter 10 %. Die Fließzeit des Grundwassers aus dem Bereich des geplanten Kiesabbaus wird auf 4,5 Jahren abgeschätzt. Die Aqifermächtigkeit im Bereich des geplanten Kiesabbaus ist gering und beträgt 0-2 m. Durch den geplanten Trockenabbau werden die Schutzfunktionen der Grundwasserüberdeckung zeitlich befristet (d.h. bis zur Rekultivierung) ausgesetzt.

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» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Vorrangige Maßnahme zur Risikovermeidung bzw. -minderung beim Abbau bildet die Einhaltung eines Abstandes von 1,0 m gegenüber dem ermittelten Grundwasser- Höchststand. Ein direkter Eingriff in den Aquifer sowie Auswirkungen auf das Grundwasserdargebot werden damit vermieden.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Schadstoffeintrag / Auswirkungen auf die Grundwasserverhältnisse durch die Abbautätigkeit umfassen Verdichtungen grundwasserbelastende Einträge sowie Verdichtungen des Untergrunds durch die Baufahrzeuge.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Möglichkeiten zur Vermeidung bzw. Minimierung der Auswirkungen auf das Schutzgut 'Grundwasser' bieten vor allem folgende Maßnahmen: - weitgehende Wiederherstellung der Funktionen des Antragsgebietes für die Grund- wasserneubildung durch die waldbauliche Rekultivierung, - fachgerechte Vorbereitung der zu rekultivierenden Flächen nach dem Abbau, insbe- sondere sorgfältige Tiefenlockerung zur Beseitigung von abbaubedingten Verdichtun- gen und Sperrschichten, - Arbeiten nach den innerbetrieblichen Schutzvorkehrungen und auf dem Stand der Technik zur Vermeidung des Schadstoffeintrags, - Festlegung der Abbausohle mit einem Sicherheitsabstand von 1,0 m gegenüber dem berechneten Grundwasserhöchststand

5.2.5.2 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbeding- ter Umweltauswirkungen: Im Zuge der Rekultivierung und Wiederbestockung der abgebauten Flächen erfolgt eine sukzessive Wiederherstellung der Schutzfunktionen von Deckschichten und Vegetation für das Grundwasser. Zur Verbesserung der Gesamtschutzfunktion der künftigen Grundwasserüberdeckung soll bei der Rekultivierung gezielt geeignetes Fremdmaterial der Qualitätsstufe Z0 (z.B. unbelasteter, mineralischer Bauaushub) zur Verbesserung der Filter- und Pufferkapazität der Rekultivierungsschichten sowie zur Verlängerung der Filterstrecke eingebaut werden.

5.2.5.3 Schutzgutbezogene Beurteilung: Geringes Risiko Wie die Auswirkungsprognose zeigt, lassen sich mögliche Beeinträchtigungen der Grundwasservorkommen im geplanten Abbaubereich durch Schutzvorkehrungen (Festlegung der Abbausohle nach Maßgabe der hydrogeologischen Untersuchungen, Schutzmaßnahmen und Regelungen beim Abbau- und Rekultivierungsbetrieb) weitgehend minimieren. Durch das Vorhaben sind keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf das Grundwasser zu erwarten.

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5.2.6 Schutzgut 'Oberflächenwasser' 5.2.6.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Das geplante Vorhaben liegt im Einzugsgebiet des Äpfinger Grabens, das rd. 550 ha groß ist. Beeinträchtigungen des Grabens durch den geplanten Kiesabbau sind nicht zu erwarten: - Das geplante Vorhaben verursacht keinen direkten Eingriff in den Gewässerlauf. - Die vorhabenbedingte Flächeninanspruchnahme im Einzugsgebiet des Äpfinger Gra- bens beträgt nur etwa 8 % des Gesamteinzugsgebietes und lässt damit auch keine stärkeren Beeinträchtigungen und Störungen des Gewässers erwarten. Durch den geplanten Trockenabbau verändert sich das Retentionsvermögen für Ober- flächenwasser. Einerseits entfallen die abflußmindernden und ausgleichenden Funktio- nen des Waldes und des Bodens im Wasserhaushalt durch die Ausstockung und den Abtrag. Andererseits werden mit der Abgrabung des Geländes Niederschläge in der Kiesgrube zurückgehalten und fließen nicht mehr oberflächlich ab, so dass zumindest temporär von einer erhöhten Retentionsfunktion im beantragten Abbaugebiet ausge- gangen werden kann. Ziel ist, diese Retentionsfunktion auch nach dem Abbau bei der Modellierung und Wiederbewaldung im Zuge der Rekultivierung zu erhalten.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Schadstoffeintrag Im Bereich der Abbauflächen kann es durch den betriebsbedingten Einsatz von Bau- maschinen zu einem möglichen Schadstoffeintrag im Schadensfall kommen. Durch die räumliche Entfernung zu benachbarten Fließgewässern1 ist allerdings eine Beein- trächtigung der Wasserführung und -qualität sowie der Gewässerökologie durch ab- bau- und betriebsbedingte Auswirkungen auszuschließen.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Potential zur Risikovermeidung bzw. -minderung besteht vor allem im Bezug auf das Rekultivierungskonzept. Mögliche Maßnahmen sind: - eine fachgerechte Vorbereitung der zu rekultivierenden Flächen nach Beendigung des Trockenabbaues (insbesondere sorgfältige Tiefenlockerung der Abbau- sohle), - Zufuhr von geeignetem Fremdmaterial zur Erhöhung der Speicherkapazität in der Rekultivierungsschicht, - sorgfältiger Einbau von nicht verwertbarem Material, Abraum und Boden aus dem Abbau, - Anlage einer Retentionsfläche zur Wasserrückhaltung zur Reduzierung von Ab- flußspitzen.

5.2.6.2 Schutzgutbezogene Beurteilung: Geringes Risiko Der geplante Kiesabbau verursacht hinsichtlich des Schutzgutes `Oberflächenwasser` keine umwelterheblichen Auswirkungen. Oberflächengewässer sind durch das Vorhaben weder direkt noch mittelbar betroffen. Die Leistungsfähigkeit der abgebauten

1 mehr als 1,6 km zum Saubach im Osten sowie rd. 2,3 km zur Riß im Westen

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Flächen zur Minderung des Direktablusses wird durch die Rekultivierung und Wiederbewaldung der geplanten Abbaufläche wiederhergestellt.

5.2.7 Schutzgut 'Luft und Klima' 5.2.7.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Inanspruchnahme Das geplante Vorhaben beansprucht eine lokalklimatisch bedeutsame Waldfläche von klimatisch wirksamer insgesamt rd. 45 ha. Der Abbau führt sukzessive zu einer Freistellung und einer Bildung Flächen künstlicher Träufe bei den angrenzenden Waldbeständen. An die Stelle des ausgeglichenen Waldinnenklimas tritt in den Randzonen ein Übergangsklima, das eine stärkere Sonneneinstrahlung und Windeinwirkung sowie größere Temperaturschwankungen als innerhalb des geschlossenen Bestandes aufweist. Dabei sind allerdings keine klimatischen Effekte zu erwarten, die sich großräumiger auswirken können. Klimatische Ausgleichsleistungen für Siedlungsgebiete (Frischluftzufuhr, Temperaturausgleich) sind nicht betroffen. Mögliche Veränderungen beschränken sich auf das Abbaugelände und die Randzonen des umgebenden Waldes.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Geringes Risiko Mögliche Beeinträchtigungen können vor allem durch Staubimmissionen als Folge der Abbau- und Rekultivierungstätigkeit entstehen, vor allem durch:  Umschlagvorgänge (Aufnahmen und Abkippen etc.) von LKW, Dumper, Radlader und Bagger,  Fahrbewegungen von LKW, Dumper und Radlader,  Staubabwehungen von Fahrwegen und Lagerflächen.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Ausmaß und Intensität der anlagebedingten Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf die lokalen Klimaverhältnisse lassen sich wirksam dadurch mindern, dass  die Waldausstockung schrittweise in Abbauabschnitten erfolgt (und zu keinem Zeitpunkt die gesamte Fläche des Antragsgebiets offenliegt),  das Kaltluftrisiko durch eine möglichst dem Ursprungsgelände angenäherte Verfüllung reduziert wird und  eine eng an den Abbaufortschritt gebundene waldbauliche Rekultivierung stattfindet.

Die abbau- und transportbedingte Staubentwicklung lässt sich durch betriebliche Maßnahmen und Vorkehrungen (insbesondere regelmäßiges Besprühen der Fahrwege mit Wasser bei trockener Witterung, Abdecken staubender Güter/Ladungen beim Transport, regelmäßige Reinigung der Kiesgrubenzufahrt) weitgehend reduzieren, so dass voraussichtlich keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen in der Umgebung der Kiesgrube sowie entlang der Zufahrtsstraße entstehen.

5.2.7.2 Schutzgutbezogene Beurteilung: Geringes Risiko Durch den geplanten Kiesabbau sind nur geringe Auswirkungen auf die lokalkli- matischen und lufthygienischen Ausgleichsfunktionen zu erwarten. Die

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Beeinträchtigungen sind räumlich begrenzt sowie zeitlich befristet. Sie beschränken sich im Wesentlichen auf das beantragte Abbaugebiet und die Randzonen der an- grenzenden Waldbestände. Klimatische Ausgleichsleistungen für Siedlungsgebiete sind nicht betroffen. Mit einer fachgerechten Rekultivierung kann außerdem sukzes- sive eine Wiederherstellung der bioklimatischen Funktionen des Waldes erreicht wer- den.

5.2.8 Schutzgut Landschaft und Landschaftsbild' 5.2.8.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Veränderung der Ge- Das geplante Vorhaben führt im Bereich der Abbauflächen durch die Waldrodung und stalt und Nutzung von den damit verbundenen Eingriff in die Waldkulisse sowie durch die Abgrabung während Grundflächen des Abbauzeitraumes zu erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf das Landschafts- bild. Bei den visuellen Auswirkungen ist jedoch davon auszugehen, dass die Sichtbar- keit der Abbaustätte durch die umgebenden Waldbestände gemindert wird und auch keine großräumigen Sichtbeziehungen betroffen sind.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Nur unerhebliche Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen des geplanten Kiesabbaues sind im Hin- Effekte blick auf das Landschaftsbild nur von geringer Relevanz.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Wesentliche Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen des geplanten Vor- habens auf Landschaftsgestalt und -bild sind:  Schrittweise Auskiesung der Fläche gemäß Abbaukonzept in fünf Abbauabschnitten (dadurch werden jeweils nur Teilbereiche und zu keinem Zeitpunkt das gesamte Abbaugebiet kahl liegen),  Anlage eines begrünten Schutzwalles am Rand der Abbaustätte zur optischen Abschirmung,  Erhalt einer breiten Waldkulisse gegenüber der landwirtschaftlichen Flur nördlich des 'Herrschaftsholzes' zur Verdeckung der Kiesgrube,  zeitlich eng an den Abbaufortschritt gebundene Rekultivierung und Wiederbewaldung abgebauter Flächen.

5.2.8.2 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbe- dingter Umweltauswirkungen: Die landschaftlichen Gegebenheiten werden zwar im Rahmen der Rekultivierung voraussichtlich gegenüber der Ausgangssituation verändert, die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes können aber durch die vorgesehene Einbringung von geeignetem, unbelastetem Fremdmaterial zur Geländemodellierung sowie durch die Wiederbewaldung weitgehend kompensiert werden. Verbleibende erhebliche Störungen des Landschaftsbildes sind damit nach Abbauende und anschließender Rekultivierung nicht mehr zu erwarten.

5.2.8.3 Schutzgutbezogene Beurteilung: Mittleres Risiko Das geplante Vorhaben ist auf Grund der Waldinanspruchnahme sowie Abgrabung des vorhandenen Geländes mit erheblichen Auswirkungen auf die Landschaftsgestalt

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verbunden. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Auswirkungen zeitlich auf die Abbauphase begrenzt sind und im Zuge der Rekultivierung wieder aufgehoben werden. Die Unterteilung in flächenmäßig begrenzte Abbauabschnitte, den Erhalt ei- ner Waldkulisse gegenüber der landwirtschaftlichen Flur nördlich des Herrschaftshol- zes sowie die randliche Wallschüttung zum Sichtschutz tragen außerdem dazu bei, mögliche visuelle Störwirkungen des geplanten Vorhabens auf die umgebende Land- schaft bereits während der Abbauphase wirksam zu mindern. Für das Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild' ist das Risiko während der Abbau- und Rekulti- vierungszeit als mittel einzuschätzen, da die Waldinanspruchnahme und die Gelän- deabgrabung im Bereich der Kiesgrube und ihrer unmittelbaren Umgebung zu erheb- lichen nachteiligen Auswirkungen auf das Landschaftsbild führen, aber keine stärke- ren Störwirkungen entfalten, die deutlich über die Abbaustätte hinausreichen.

5.2.9 Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' 5.2.9.1 Auswirkungsprognose Anlagebedingte Auswirkungen: Keine Betroffenheit Durch den geplanten Kiesabbau ergeben sich keine anlagebedingten Auswirkungen auf das Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter'.

Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen: Keine Auswirkungen Abbau- und betriebsbedingte Auswirkungen auf das Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' sind ebenfalls auszuschließen.

» Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -minderung: Es sind keine Maßnahmen zur Risikovermeidung- und -minderung erforderlich.

5.2.9.2 Möglichkeiten zur Kompensation verbleibender anlage-, abbau- und betriebsbeding- ter Umweltauswirkungen: Kompensationsmaßnahmen sind nicht erforderlich.

5.2.9.3 Schutzgutbezogene Beurteilung: Kein Risiko Das Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' ist durch das geplante Vor- haben nicht betroffen.

5.2.10 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern 5.2.10.1 Auswirkungsprognose Wechselwirkungskom- Mögliche Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf die Wechselwirkungen plex / Wirkungsverlage- innerhalb der einzelnen Schutzgüter sowie auf die Wechselwirkungen zwischen ihnen rungen werden bei der Behandlung der Schutzgüter (Kap. 5.2.1 bis 5.2.9) mit erfasst und beschrieben. Hinweise auf eine Betroffenheit von schutzgutübergreifenden Wechselwirkungskomplexen, die als entscheidungsrelevant einzuschätzen ist und die nicht bereits im Rahmen der Auswirkungsprognose der einzelnen Schutzgüter ermittelt wurde, liegen nicht vor. Das gilt auch für mögliche Wirkungsverlagerungen, die durch die geplanten Vermeidungs-, Minimierungs- und Schutzmaßnahmen ausgelöst werden könnten.

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5.2.10.2 Schutzgutbezogene Beurteilung: keine Auswirkungen Auswirkungen, die sich aufgrund von Wechselbeziehungen in der Folge erheblich oder nachteilig auf die spezifische Raumkonstellation und ökosystemaren Zusammenhänge auswirken, sind durch das geplante Vorhaben nicht zu erwarten.

5.2.11 Auswirkungen auf Schutzgebiete Keine Betroffenheit Vom geplanten Trockenabbau sind keine Schutzgebiete betroffen.

5.2.12 Auswirkungen auf streng geschützte Tier- und Pflanzenarten Vorbemerkung Die Regelungen des besonderen Artenschutzes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1-4 BNatSchG machen eine Ermittlung der Auswirkungen des Vorhabens auf besonders und streng geschützte Arten erforderlich. Die Definition der besonders und streng geschützten Arten ergibt sich dabei aus § 7 Abs. 2 Nr. 13 + 14 BNatSchG.

Flora Streng geschützte Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie sind durch das geplante Vorhaben nicht betroffen.

Fauna Die gemeinschaftsrechtlich geschützten Tierarten werden im artenschutzfachlichen Beitrag erfasst (siehe Unterlage D.2).

Nach der artenschutzfachlichen Beurteilung führt das geplante Vorhaben durch die großflächige Waldinanspruchnahme hinsichtlich der Artengruppe der nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützten Fledermäuse sowie der europäischen Vogelarten zur Verwirklichung von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten), die durch vorgezogene, funktionserhaltende Maßnahmen nach § 44 Abs. 5 nicht zu vermeiden ist und deshalb die Beantragung einer Ausnahme nach § 45 Abs. 7 erforderlich macht. Die Voraussetzungen für eine Ausnahme werden dabei aus fachlicher Sicht als gegeben erachten (s. Unterlage A.3).

5.3 Verkehrliche Erschließung

5.3.1 Wirkfaktoren Mögliche Projekt- Die geplante Erschließung wirkt sich in verschiedener Weise auf Natur und Land- wirkungen schaft aus. Die Projektwirkungen lassen sich nach anlagebedingten Effekten, sowie (Wirkfaktoren) abbau- und betriebsbedingten Effekten unterscheiden:

• Anlagebedingte Auswirkungen: Die anlagebedingten Effekte entstehen vorrangig durch die Flächeninanspruch- nahme und umfassen die Flächen, auf denen der Erschließungsweg neu errichtet wird. Die anlagebedingten Effekte sind bei allen untersuchten Funktionszusammenhän- gen der Schutzgüter von Bedeutung und führen in der Regel zu erheblichennach- teiligen Auswirkungen: Wesentliche anlagebedingte Effekte sind

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 Veränderung der natürlichen Bodenfunktionen und Bodenversiegelung  Beseitigung von Vegetationsbeständen, Entzug von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen, Beeinträchtigung des Lebensraumgefüges und der Biotopvernetzung  Störung des Landschaftsbildes

• Bau- und betriebsbedingte Auswirkungen ° Immissionen durch den LKW-Verkehr (Staub, Schadstoffe, Lärm)

5.3.2 Auswirkungen auf Schutzgüter anlagebedingte Auswir- Der betrieblichen Konzeption liegt eine Realisierung der Variante 2 für die LKW- kungen Zufahrt des geplanten Abbaugebietes zugrunde (s. Abb. 3.3). Der Aus- und Neubau der LKW-Zufahrt gemäß dieser Variante:  vermeidet die Neudurchschneidung des Waldgebietes 'Boschach' nördlich der Abbaustätte,  verläuft stattdessen am Rand des Waldgebietes und  ermöglicht eine weitgehende Mitbenutzung bestehender asphaltierter Wegeabschnitte sowie vorhandener Schotter- und Erdwege.

Dadurch werden die anlagebedingten Auswirkungen vor allem auf die Schutzgüter 'Boden' sowie 'Tiere und Pflanzen' deutlich gemindert (geringere Inanspruchnahme unversiegelter Flächen, geringerer Waldverlust sowie geringere Barriereeffekte im Hinblick auf die Biotopvernetzung).

betriebsbedingte Aus- Mögliche betriebsbedingte Beeinträchtigungen von Wohn- und Wohnumfeldfunktio- wirkungen nen durch den LKW-Verkehr (insbesondere Lärm) in den Ortslagen von Äpfingen und Barabein sind Gegenstand der Verkehrsuntersuchung (Unterlage F.1). Die schalltechnische Prüfung kommt dabei zu folgendem Ergebnis:  In Barabein bildet der Verkehr auf der B 30 die dominierende Lärmquelle. Der Verkehr auf der Zufahrt wird nach der Prognose zu keinen erheblichen zusätzlichen Belastungen führen.  Auch in Äpfingen sind keine Pegeländerungen infolge des vorhabenbedingten Werksverkehrs zu erwarten.

Mögliche Beeinträchtigungen und Störungen durch den Werksverkehr ergeben sich allerdings entlang der LKW-Zufahrt für die landschaftsbezogene Erholung. Sie werden in Kap. 5.2.1.3 erfasst und beschrieben.

5.3.3 Auswirkungen auf Schutzgebiete Keine Betroffenheit Von der geplanten Erschließung sind keine Schutzgebiete betroffen.

5.3.4 Auswirkungen auf streng geschützte Tier- und Pflanzenarten Flora Streng geschützte Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie sind durch die Erschließung nicht betroffen.

Fauna Die gemeinschaftsrechtlich geschützten Tierarten werden im artenschutzrechtlichen Fachbeitrag erfasst (siehe Unterlage D.2). Danach ist hinsichtlich der nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützten Fledermäuse sowie der europäischen

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Vogelarten ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (Lebensstättenschutz) nicht vermeidbar und die Beantragung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme nach § 45 Abs. 7 erforderlich (s. Unterlage A.3).

5.4 Auswirkung der Verarbeitung des geförderten Kieses

Keine erheblichen Erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen sind bei Realisierung des geplanten (zusätzlichen) Vorhabens nicht zu erwarten. Die erforderlichen betrieblichen Anlagen und Neben- Auswirkungen flächen (zur Vorratshaltung und Lagerung von Kies und Fertigprodukten, Arbeitsma- terialien etc.) stehen bereits zur Verfügung (Firma Dünkel und Röhm). Diese Anlagen verursachen bei Realisierung des geplanten Vorhabens im Hinblick auf den Status quo keine erheblichen zusätzlichen Beeinträchtigungen für die Umwelt.

5.5 Sekundäre sowie kumulative Effekte

Geringe Risiken Sowohl die Realisierung des geplanten Trockenabbaues, als auch die geplante Er- schließung lassen keine nennenswerten sekundären Folgewirkungen und Kumu- lationseffekte mit anderen Vorhaben oder Nutzungen erwarten. Die kommunale Bauleitplanung sieht im Bereich des geplanten Kiesabbaugebietes keine Folgenut- zungen vor. Die Abgrabungsfläche wird nur zeitlich befristet umgewandelt und an- schließend wiederbewaldet. Der Raum dient vorrangig einer forstwirtschaftlichen Nut- zung sowie einer landschaftsbezogenen, ruhigen Erholungsnutzung. Darüber hinaus werden durch das Vorhaben keine Voraussetzungen für den etwaigen Ausbau der Erholungsinfrastruktur sowie den Bau von Freizeiteinrichtungen geschaffen. Sekun- däre oder kumulative Auswirkungen mit anderen Vorhaben (insbesondere mit dem geplanten interkommunalen Gewerbegebiet 'Rißtal' der Gemeinden Biberach, Wart- hausen, Maselheim und Schemmerhofen), die im Verbund mit dem Kiesabbau zu er- heblichen nachteiligen Umweltauswirkungen führen könnten, werden im Untersu- chungsraum nicht erkannt.

5.6 Risiken von schweren Unfällen oder Katastrophen geringe Risiken Eine Anfälligkeit des Vorhabens für die Risiken von schweren Unfällen oder Katastrophen ist aufgrund seiner Merkmale nicht ableitbar. Umstände, die zu erheblichen umweltbezogenen Auswirkungen des Vorhabens führen können, sind nur durch Fremdeinwirkung Dritter zu erwarten (z.B. Müllablagerung, Sabotage an den Einrichtungen). Durch die Beaufsichtigung des Abgrabungsgebiets können evtl. damit verbundene Umweltprobleme frühzeitig erkannt und geeignete Abwehrmaßnahmen durchgeführt werden.

5.7 Hinweise auf Schwierigkeiten und Unsicherheiten, die bei der Zusammenstel- lung der Angaben aufgetreten sind

Bei der Beschreibung der Schutzgüter (Kap. 4.2 – 4.11) sind die jeweils genutzten Datengrundlagen gelistet. Es ergeben sich für keines der geprüften Schutzgüter Daten- oder Erkenntnislücken, die die hier getroffenen Einschätzungen faktisch in Frage stellen könnten.

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6. Mögliche Vorkehrungen und Maßnahmen zur Vermeidung, Vermin- derung und Kompensation erheblicher nachteiliger Umweltauswir- kungen

6.1 Waldinanspruchnahme

6.1.1 Befristete Waldumwandlung Die Möglichkeiten, die Auswirkungen der befristeten Waldinanspruchnahme zu minimieren, sind nur gering und beschränken sich auf: - eine Begrenzung der Flächeninanspruchnahme durch den abschnittsweisen Abbau und - die anschließende forstliche Rekultivierung der beanspruchten Flächen.

6.1.2 Erschließung Der Aus- und Neubau der LKW-Zufahrt beansprucht eine Waldfläche von rd. 0,29 ha. Da die Zufahrt auch nach Beendigung des Kiesabbaus bestehen bleibt und zur forstlichen Erschließung sowie regulären Bewirtschaftung der Aufforstungsflächen in der rekultivierten Kiesgrube genutzt werden soll, wird nicht von einer Überführung in eine andere Nutzungsart im Sinne von § 9 Abs. 1 LWaldG ausgegangen, die einen Ausgleich gemäß § 9 Abs. 3 LWaldG erforderlich macht.

6.2 Trockenabbau

6.2.1 Mögliche Maßnahmen zur Risikovermeidung und -verminderung Auf Grund rechtlicher und planerischer Vorgaben sowie der Ergebnisse der Auswirkungsprognose ergeben sich die folgenden Hinweise auf Vorkehrungen und Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von erheblichen nachteiligen Auswirkungen des geplanten Vorhabens:

Abgrenzung des Abbaugebietes:  Erhalt einer Wald- und Gehölzkulisse zur Abschirmung gegenüber der Feldflur im Norden,  randliche Abschirmung des Abbaugebietes durch Wallschüttungen bzw. Ablagerungen von Wurzelstöcken.

Abbaubetrieb:  Waldeinschlag/Baufeldfreimachung außerhalb der von März bis August (Brutzeit der Vögel) bzw. von April bis Oktober (Fledermäuse) reichenden Aktivitätszeit,  Minimierung betriebsbedingter Beeinträchtigungen durch die zeitliche Steuerung von Abbau und Wiederverfüllung unter Berücksichtigung temporär entstehender schutzwürdiger Bereiche (z.B. Kleingewässer), insbesondere für Erstbesiedler (wie z.B. die Gelbbauchunke),  Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von mindestens 1,0 m gegenüber dem Grundwasserhöchststand,  Untersuchung und Überwachung des Grundwassers vor und während des Abbaues (Monitoring),

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 abschnittsweises Vorgehen bei Abbau- und Rekultivierung zur Minderung der offenliegenden Flächen,  waldbauliche Maßnahmen zur Stabilisierung der künstlichen Träufe, die bei der Freistellung der angrenzenden Waldbestände entstehen,  fachgerechte Lagerung und Verwendung von Betriebsstoffen,  Befeuchten der Transportwege zur Eindämmung der Staubentwicklung bei trockener Witterung, Abdecken staubender Güter beim Transport.

Rekultivierung:  Zeitlich eng an den Abbaufortschritt gebundene Rekultivierung,  Durchführung der Auffüllung und Rekultivierung unter Berücksichtigung der einschlägigen Regelwerke (VwV Boden, LABO-Vollzugshilfe zu § 12 BBodSchV, DIN 19731, DIN 19639, ISTE 2011),  Einsatz von geeignetem und unbelastetem Fremdmaterial zur Modellierung und Rekultivierung der Kiesgrube,  Kontrolle und Dokumentation von angeliefertem Fremdmaterial im Zuge der Rekultivierungsarbeiten,  Durchführung Boden verbessernder Maßnahmen im Rahmen der Rekultivierung (Tiefenlockerung, Zwischenbegrünung),  möglichst direkter Wiedereinbau von abgetragenem Oberboden auf Rekultivierungsflächen ohne Zwischenlagerung,  Einbau des Rekultivierungsbodens nur bei geeigneter Witterung.

6.2.2 Rekultivierungskonzept Zielsetzung An die Rekultivierungsplanung für das Abbaugebiet stellen sich vor allem forst- sowie naturschutzrechtliche Anforderungen. Sie bestehen vor allem darin  die abgebauten Flächen im Rahmen der Rekultivierung wieder aufzuforsten,  die Funktionen des betroffenen Waldgebietes im Naturhaushalt und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen wiederherzustellen sowie  das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu zu gestalten.

Dabei sind insbesondere auch die Retentionsfunktionen im Wasserhaushalt und die Funktionen für die landschaftsbezogene Erholung zu berücksichtigen, die im geplanten Abbaugebiet bestehen. Aus diesen Vorgaben leitet sich das in Abb. 3.4 dargestellte Rekultivierungskonzept ab. Das Konzept umfasst:  eine weitgehende Verfüllung und Wiederbewaldung der Abbaustätte nach der Auskiesung unter Einbeziehung von unbelastetem Fremdmaterial (Bodenmaterial der Qualitätsstufe Z0 nach der VwV Boden),  die Modellierung einer Retentionsfläche zur Rückhaltung von Oberflächenwasser und zum Hochwasserschutz,  den Aufbau eines Mischwaldes mit breiten, gestuften Randzonen und abwechslungsreichen Waldbeständen aus standörtlich geeigneten Baumarten der Regionalgesellschaft,  die Belassung bzw. gezielte Anlage abbautypischer Sekundärbiotope zur Förderung naturschutzrelevanter Arten und Artengemeinschaften von Abbaufolgeflächen (empfohlener Flächenansatz entsprechend dem regionaltypischen Biotopanteil im Wald).

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6.3 Artenschutzrechtliche Maßnahmen

artenschutzrechtliches Zur Bewältigung der artenschutzrechtlichen Anforderungen sind die folgenden Maß- Maßnahmenkonzept nahmen erforderlich:  Umsetzung von vorgezogenen, funktionserhaltenden Maßnahmen (CEF- Maßnahmen) durch die Anbringung künstlicher Quartiere für Fledermäuse und von Nisthilfen für Vögel. Art und Anzahl der Fledermaus- und Vogelkästen werden im artenschutzrechtlichen Fachbeitrag (Unterlage D.2) vorgegeben.  Ausweisung von Waldrefugien als kompensatorische Maßnahme (FCS- Maßnahme). Zielsetzung der Maßnahmen bildet die Sicherung des Erhaltungs- zustandes der Populationen der vom Vorhaben betroffenen Arten im Rahmen der artenschutzrechtlichen Ausnahme. Auswahl und Festlegung geeigneter Waldbestände erfolgen in Unterlage A.1.1 unter Berücksichtigung der Kriterien des Alt- und Totholzkonzeptes Baden-Württemberg.

6.4 Möglichkeiten zur Kompensation erheblicher Umweltauswirkungen

gebietsexterne Kom- Das geplante Vorhaben führt nach der Auswirkungsprognose auf Grund des großflä- pensation chigen Bodenabtrags und der Waldinanspruchnahme hinsichtlich der Schutzgüter 'Boden' sowie 'Tiere und Pflanzen' zu unvermeidbaren erheblichen Auswirkungen, die durch die Rekultivierung der Kiesgrube voraussichtlich nur zum Teil kompensiert werden können. Zur Deckung des verbleibenden Ausgleichsdefizites sind deshalb noch externe Kompensationsmaßnahmen (außerhalb des geplanten Abbaugebie- tes) erforderlich. Die Festlegung von Art, Umfang und Lage der Maßnahmen sowie die abschließende Bilanzierung von Eingriff und Ausgleich sind Gegenstand des Ab- bauantrages mit Landschaftspflegerischem Begleitplan (Unterlage A.1.1 und A.1.2).

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7. Allgemein verständliche, nicht technische Zusammenfassung

7.1 Geplantes Vorhaben

Gegenstand des geplanten Vorhabens ist der Trockenabbau von Kies auf Flurstück Nr. 2302/1, Gemarkung Maselheim-Äpfingen im Waldgebiet 'Herrschaftsholz' sowie der Aus- und Neubau einer LKW-Zufahrt zur verkehrlichen Erschließung des Abbau- gebietes. Trägerin des Vorhabens ist die Firma Kies + Sand Maselheim GmbH & Co.KG, die von den Firmen Kieswerke Dünkel GmbH & Co. KG aus Schemmerhofen und RÖHM Kies-, Sand- und Splitterwerke, G.u.P. Röhm & Söhne GmbH & Co. KG aus Äpfingen, gebildet wird. Das beantragte Abbaugebiet ist rd. 45 ha groß und soll die Rohstoffver- sorgung des Vorhabenträgers für etwa 30 Jahre sichern. Das prognostizierte Abbau- volumen beträgt rd. 10 Mio m³ Kies. Die geplanten Abbauflächen sind über den privatrechtlichen Gestattungsvertrag zum Kiesabbau und der Rekultivierung zwischen dem Eigentümer S.D. Albert Fürst von Thurn und Taxis und dem Gestatter der Thurn und Taxis Forstverwaltungs oHG ver- fügbar. Die zum Ausbau vorgesehenen Wege befinden sich im öffentlichen Besitz. Bei den Kiesvorkommen handelt es sich um fluviale Sequenzen der Mindel-Decken- schotter. Diese liegen den Feinsedimenten der Oberen Süßwassermolasse auf. Im Hangenden der Deckenschotter befinden sich teilweise Diamikte und Schmelzwas- serkiese der Vilsingen-Subformation. Teilweise liegen den Deckenschotter auch Fließerden und Löss auf (periglaziale Deckschichten). Das Kiesvorkommen wird vom LGRB als hochwertiger Baustoff eingestuft. Es ist vorgesehen, das Rohstoffvorkommen in 5 bzw. 7 Abbauabschnitten im Tro- ckenabbau zu gewinnen und zur weiteren Aufbereitung in direkter Anbindung in die bestehenden Aufbereitungsstandorte der Firmen Kieswerke Dünkel GmbH & Co. KG und RÖHM Kies-, Sand- und Splittwerke, G.u.P. Röhm & Söhne GmbH & Co. KG westlich von Äpfingen zu transportieren. Hierzu muss in der Gewinnungsstätte kein Kieswerk errichtet und zum weiteren Transport auch keine Verladeanlage errichtet werden.

7.2 Erforderlichkeit und Inhalt der Umweltverträglichkeitsprüfung

Bei einem Abbauvorhaben > 25 ha besteht nach § 10 Abs. 1 i.V.m. Anlage 1 des Umweltverwaltungsgesetz (UVwG) die Verpflichtung zur Durchführung einer Umwelt- verträglichkeitsprüfung. Nach den einschlägigen gesetzlichen Vorgaben (§ 2 UVPG Abs. 1) umfasst die Um- weltverträglichkeitsprüfung die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der unmittel- baren und mittelbaren Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf: 1. Menschen, insbesondere die menschliche Gesundheit, 2. Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, 3. Fläche, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, 4. kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sowie 5. die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

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Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird unter Einbeziehung der Öffentlichkeit durch- geführt und ist als unselbstständiger Teil in verwaltungsbehördliche Verfahren inte- griert, die der Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben dienen.

7.3 UVP-Bericht

Die vom Vorhabensträger beizubringenden Unterlagen ergeben sich aus §§ 15 + 16 in Verbindung mit Anlage 4 des UVPG. Der UVP-Bericht ist der Beitrag des Vorha- bensträgers zur Bereitstellung der Informationen, die für die Prüfung der Umweltver- träglichkeit des geplanten Vorhabens notwendig sind. Er dient dazu, die Auswirkun- gen des Vorhabens auf die Umwelt darzustellen und nachzuweisen, dass vermeid- bare Beeinträchtigungen der Umwelt unterbleiben und unvermeidbare Beeinträchti- gungen der Umwelt weitgehend ausgeglichen werden können.

7.4 Begründung des Vorhabens

Durch den geplanten Trockenabbau von Kies und Sand in der Abbaufläche 'Herr- schaftsholz' soll die langfristige und nachhaltige Rohstoffsicherung des Vorhabenträ- gers gewährleistet werden. Die Trockenabbaufläche 'Herrschaftsholz', südlich von Äpfingen (Gemeinde Maselheim), ist im Regionalplan des Regionalverbandes Donau- Iller in Kap. 3.2.3.1 als Vorranggebiet für den Abbau von Kies und Sand KS-BC-9 ausgewiesen.

7.5 Alternativen

Das geplante Abbaugebiet liegt im Nahbereich der Firmen Dünkel und Röhm und ist regionalplanerisch gesichert. Ein vergleichbar abbauwürdiges Kiesvorkommen steht für den Vorhabenträger 'Kies + Sand Maselheim' nicht zur Verfügung, um die langfris- tige Rohstoffversorgung der Kieswerke zu sichern.

7.6 Auswirkungen auf die Schutzgüter

Mögliche Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf die Schutzgüter nach § 2 UVPG wurden in der Auswirkungsprognose in Kap. 4 ermittelt und beschrieben. Bezogen auf die einzelnen Schutzgüter hat die Auswirkungsprognose die folgenden Ergebnisse erbracht:

Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldfunktionen Schutzbedürftige Sicherungsgebiete liegen am Nordostrand des Untersuchungs- raumes in Äpfingen sowie westlich der B 30 in Barabein, Galmutshöfen und Oberhöfen. Relevante Auswirkungen des geplanten Kiesabbaues sowie des vorhabenbedingten Verkehrsaufkommens auf die Wohn- und Wohnumfeld- funktionen insbesondere Störungen und Belastungen durch Immissionen sind nicht zu erwarten.

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Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung Das Waldgebiet 'Herrschaftsholz / Boschach' bietet abseits des Belastungskorridors der B 30 auf Grund seiner Struktur und seiner Störungsfreiheit gute Voraussetzungen für die landschaftsbezogene Erholung. Das geplante Vorhaben führt durch die Waldi- nanspruchnahme, die Veränderung des Landschaftsbildes und die Minderung der freien Zugänglichkeit zu erheblichen Auswirkungen auf den Erholungswert im Nordteil des Herrschaftsholzes. Durch eine eng an den Abbaufortschritt gebundene Rekultivierung ausgekiester Flächen, den Erhalt wichtiger Wegbeziehungen für Erho- lungssuchende während der gesamten Abbaudauer sowie die randliche Abschirmung der Kiesgrube mit einer Wallschüttung lassen sich die Störwirkungen der Abbaustätte wirksam mindern. Im Zuge der Rekultivierung der abgebauten Flächen kann eine sukzessive Wiederherstellung der Erholungsfunktionen gewährleistet werden, so dass nach Abschluss des Vorhabens keine verbleibenden Beeinträchtigungen mehr zu erwarten sind.

Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt' Das geplante Vorhaben betrifft überwiegend Waldbestände, die hinsichtlich ihrer Ar- tenzusammensetzung und Struktur nur von einer mittleren naturschutzfachlichen Be- deutung sind. Eine höhere Bedeutung besteht nur bei den Buchenbeständen, die kleinflächig eingelagert sind. Gesetzlich geschützte Biotope sowie Vorkommen be- sonders schutzbedürftiger und streng geschützter Pflanzenarten wurden innerhalb des beantragten Abbaugebietes nicht nachgewiesen. Vom Bau der LKW-Zufahrt sind auf Grund der Mitbenutzung und des Ausbaues bereits vorhandener Schotter- und Erdwege höherwertige Vegetationsbestände nur in vergleichsweise geringem Um- fang betroffen. Hinsichtlich der Fauna führt das geplante Vorhaben durch die Waldinanspruchnahme zu umfangreichen Lebensraumverlusten für anspruchsvolle, z. T. schonungs- bedürftige und gefährdete Tierarten. Dabei handelt es sich vorrangig um Fleder- mausarten, die nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützt sind, sowie um europäische Vogelarten. Für die Fledermäuse entfallen im Zuge des geplanten Vor- habens sukzessive Nahrungsräume (Jagdhabitate) sowie (potentielle) Baumquartiere (Einzelquartiere, Wohnstuben). Durch die Rekultivierung des Abbaugebietes sind die Funktionen als Nahrungsraum für die Fledermäuse voraussichtlich mittelfristig und die Quartierfunktionen erst langfristig wiederherzustellen. Auch für die waldgebundenen Vogelarten verliert die Eingriffsfläche - zeitlich gestaffelt mit dem Abbaufortschritt - auf rd. 45 ha ihre Funktion als Lebensstätte. Bei den Arten früher Gehölzsukzessionssta- dien ist bezogen auf die Rekultivierung von einem kurz- bis mittelfristigen, für die Arten älterer Waldbestände von einem langfristigen Verlust der Funktionen als Lebensraum auszugehen. die Flächen- und Lebensraumverluste bestehen damit zwar prinzipiell nicht dauerhaft; die Kompensation des Funktionsdefizites, das bis zur Regeneration älterer Waldbestände entsteht, erfordert allerdings Maßnahmen zur zeitnahen Be- reitstellung eines Habitatangebotes für die wertgebenden Arten außerhalb des Abbaugebietes.

Schutzgut 'Fläche' Die Auswirkungen des Vorhabens auf den Freiraum sind zeitlich begrenzt und beschränken sich im wesentlichen auf die Dauer der Abbautätigkeit bis zur abgeschlossenen Rekultivierung der Kiesgrube. Durch eine zeitnahe, funktionale und

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gestalterische Einbindung der abgebauten Flächen wird der Freiraum in seinen Dimensionen und Funktionen wiederhergestellt. Die mit dem Vorhaben verbundenen Auswirkungen auf die landschaftlichen Zusammenhänge des Waldgebietes 'Herrschaftsholz' werden als nicht erheblich eingestuft.

Schutzgut 'Boden' Durch das geplante Vorhaben werden unverritzte Böden auf einer Fläche von rd. 45 ha beeinträchtigt. Bei den betroffenen Böden handelt es sich nach dem Bodengutachten um Pseudogleye, pseudovergleyte Parabraunerden und Braunerden, bei denen die Gesamtbewertung der natürlichen Bodenfunktionen eine mittlere Leistungsfähigkeit erbracht hat. Das anlagebedingte Risiko des geplanten Vorhabens für das Schutzgut 'Boden' ist während des Abbauzeitraumes als hoch einzuschätzen, da die vorhandene Bodendecke im jeweiligen Abbauabschnitt abgetragen und erst im Zuge der Rekultivierung wiederhergestellt wird. Damit ergibt sich zeitlich befristet im Bereich der betroffenen Flächen ein Ausfall aller Bodenfunktionen, der allerdings ausgleichbar ist. Das Ausmaß möglicher abbau- und betriebsbedingter Risiken lässt sich durch ein fachgerechtes Bodenmanagement minimieren. Die erheblichen nachteiligen Auswirkungen durch den Aus- und Neubau der LKW-Zufahrt werden bei der vorgesehenen Nutzung bereits versiegelter Wegeflächen sowie vorhandener Erd- und Schotterwege deutlich verringert.

Schutzgut 'Grundwasser' Die mindeleiszeitlichen Deckenschotter im geplanten Abbaugebiet sind grundwasserführend. Nach dem hydrogeologischen Gutachten ist die Aquifermächtigkeit allerdings nur sehr gering. Auswirkungen auf die Grundwasser- verhältnisse im geplanten Abbaubereich lassen sich durch den Erhalt einer Mindestüberdeckung von 1,0 m gegenüber dem ermittelten Grundwasser- Höchststand sowie durch Schutzvorkehrungen beim Abbau- und Rekultivierungs- betrieb vermeiden. Auf Grund der besonderen hydrogeologischen Gegebenheiten (hydraulische Barriere zwischen Mindel- und Rißschottern) sind durch den Abtrag von Deckschichten und Oberboden auch keine gesteigerten Risiken für die Grundwasserqualität und -quantität in der Fassungsanlage Äpfingen zu erwarten. Im Zuge der Rekultivierung und Wiederbestockung der abgebauten Flächen erfolgt eine sukzessive Wiederherstellung der Schutzfunktionen von Deckschichten und Vegetation.

Schutzgut 'Oberflächenwasser' Der geplante Kiesabbau verursacht hinsichtlich des Schutzgutes `Oberflächenwasser` keine umwelterheblichen Auswirkungen. Das Vorhaben liegt im Einzugsgebiet des Äpfinger Grabens, der seinen Ursprung nördlich des beantragten Abbaugebietes hat und in der Ortslage von Äpfingen in den Saubach mündet. Der Graben ist vom Kiesabbau nicht direkt betroffen. Durch den Trockenabbau verändert sich allerdings das Retentionsvermögen für Oberflächenwasser in seinem Einzugsgebiet. Einerseits entfallen die abflußmindernden und ausgleichenden Funktionen des Waldes und des Bodens im Wasserhaushalt durch die Ausstockung und den Bodenabtrag. Andererseits werden mit der Abgrabung des Geländes Niederschläge in der Kiesgrube zurückgehalten und

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fließen nicht mehr oberflächlich ab, so dass zumindest temporär von einer erhöhten Retentionsfunktion im beantragten Abbaugebiet auszugehen ist.

Schutzgut 'Luft und Klima' Das geplante Vorhaben beansprucht eine lokal klimatisch bedeutsame Waldfläche von insgesamt rd. 45 ha. Die Waldausstockung sowie die Abgrabung des Geländes führen im betroffenen Bereich sowie den Randzonen zu deutlichen Veränderungen der klimatischen Gegebenheiten. Dabei sind allerdings keine klimatischen Effekte zu erwarten, die sich großräumiger auswirken können. Klimatische Ausgleichsleistungen für Siedlungsgebiete (Frischluftzufuhr, Temperaturausgleich) sind nicht tangiert. Gleichzeitig kann längerfristig eine Wiederherstellung der bioklimatischen Ausgleichsleistungen des Waldes im Zuge einer fachgerechten Rekultivierung gewährleistet werden.

Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild' Das geplante Vorhaben ist auf Grund der Waldinanspruchnahme sowie Abgrabung des vorhandenen Geländes mit erheblichen Auswirkungen auf die Landschaftsgestalt verbunden. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Auswirkungen zeitlich auf die Abbauphase begrenzt sind und im Zuge der Rekultivierung das Landschaftbild wiederhergestellt wird. Die Unterteilung in rd. 5 Einzelabschnitte und der Erhalt eines Sichtschutzes tragen außerdem dazu bei, mögliche visuelle Störwirkungen des geplanten Vorhabens auf die umgebende Landschaft auch während der Abbauphase wirksam zu mindern.

Schutzgut 'Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter' Erhebliche Umweltauswirkungen auf das Schutzgut sind nicht zu besorgen.

Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern Auswirkungen, die sich aufgrund von Wechselbeziehungen in der Folge erheblich oder nachteilig auf die spezifische Raumkonstellation und ökosystemaren Zusammenhänge auswirken, sind durch das geplante Vorhaben nicht zu erwarten.

7.7 Betroffenheit von Schutzgebieten und Schutzobjekten keine Betroffenheit Durch das geplante Vorhaben sind keine Schutzgebiete betroffen.

7.8 Auswirkungen auf besonders und streng geschützte Tier- und Pflanzenarten

Vorbemerkung Die Regelungen des besonderen Artenschutzes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1-4 BNatSchG machen eine Ermittlung der Auswirkungen des Vorhabens auf besonders und streng geschützte Arten erforderlich. Die Definition der besonders und streng geschützten Arten ergibt sich dabei aus § 7 Abs. 2 Nr. 13+14 BNatSchG.

Flora Streng geschützte Pflanzenarten sind vom geplanten Vorhaben nicht betroffen. Fauna Bei der Fauna sind hinsichtlich der nach Anhang IV der FFH-Richtlinie streng ge- schützten Fledermäuse sowie der europäischen Vogelarten auf Grund der

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großflächigen Waldinanspruchnahme erhebliche Lebensraumverluste zu erwar- ten, die nach fachgutachterlicher Einschätzung einen Verstoß gegen den Lebensstät- tenschutz nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG darstellen und deshalb die Beantragung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ma- chen. Die Voraussetzungen für eine Ausnahme werden als gegeben erachtet. Als kompensatorische Maßnahme (FCS-Maßnahme) zur Erlangung der Ausnahme wird dabei die Ausweisung von Waldrefugien im Sinne des Alt- und Totholzkonzepts Baden-Württemberg empfohlen.

regelmäßige Auf Grund des Zeithorizontes von rd. 30 Jahren für die Realisierung des geplanten Plausibilisierung Vorhabens sind aus fachlicher Sicht die artenschutzfachlichen Daten und Unterlagen und Fortschrei- in regelmäßigen Abständen (ca. alle 5 Jahre), spätestens jeweils vor Erschließung bung eines neuen Abbauabschnittes zu plausibilisieren und bei Bedarf das Maßnahmen- konzept anzupassen, um den artenschutzrechtlichen Anforderungen Rechnung zu tra- gen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sollte eine abbaubegleitende Fachbaulei- tung eingerichtet werden, die gewährleistet, dass - während der Abbauzeit ein gezieltes Management der betroffenen geschützten Arten in Abstimmung mit dem Abbau- und Rekultivierungsfortschritt erfolgt und dass - die erforderlichen funktionserhaltenden Maßnahmen nach § 44 Abs. 5 BNatSchG sowie die kompensatorischen Maßnahmen nach § 45 Abs. 7 BNatsSchG umgesetzt werden.

7.9 Auswirkungen durch sekundäre sowie kumulative Effekte

Die Realisierung des geplanten Vorhabens lässt keine nennenswerten sekundären Folgewirkungen und Kumulationseffekte mit anderen Vorhaben oder Nutzungen erwarten.

7.10 Risiken von schweren Unfällen oder Katastrophen

Eine Anfälligkeit des Vorhabens für die Risiken von schweren Unfällen oder Katastro- phen ist aufgrund seiner Merkmale nicht ableitbar.

7.11 Kompensationsmöglichkeiten

nicht vermeid- bzw. Erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen die nicht vermeid- bzw. minimierbar minimierbare Beein- sind, verursacht das geplante Vorhaben voraussichtlich vor allem beim trächtigungen - Schutzgut 'Tiere und Pflanzen' auf Grund der Lebensraumverluste für waldbewoh- nende Arten, - Schutzgut 'Boden' durch den Abtrag des gewachsenen Bodens und den Verlust der Bodenfunktionen, - Schutzgut 'Landschaft` auf Grund der Veränderung des Landschaftsbildes durch die Waldinanspruchnahme und die Abgrabung des Geländes.

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Da nach Beendigung des Abbaues die Flächen rekultiviert werden bzw. für eine Neubesiedelung durch Tiere und Pflanzen verfügbar sind, bestehen die Flächen- und Lebensraumverluste damit im Grundsatz nicht dauerhaft. Sie können nach der fachlichen Einschätzung durch landschaftspflegerische Maßnahmen im Zuge des geplanten Rekultivierungskonzeptes zum überwiegenden Teil innerhalb der Abbaustätte kompensiert werden. interne Maßnahmen Wesentliche Maßnahmen bilden: - Regenerierung der Bodenfunktionen im Naturhaushalt und Wiederherstellung waldfähiger Standorte durch eine sorgfältige technische Rekultivierung, - Verfüllung ausgekiester Flächen mit unbelastetem Fremdmaterial zur landschaftsgerechten Modellierung des Abgrabungsgebietes und Einfügung in das umgebende Gelände, - Neubegründung eines Mischwaldes mit breiten gestuften Randzonen aus standörtlich geeigneten Baumarten der Regionalgesellschaft und Förderung naturschutzfachlich wertvoller Lebensgemeinschaften im Wald, - Belassung unrekultivierter Abbauflächen mit möglichst vielfältig strukturierten und nährstoffarmen Standorten zur Förderung naturschutzrelevanter Arten und Artengemeinschaften von Abbaufolgeflächen. externe Maßnahmen Erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen, die durch die Maßnahmen zur Rekultivierung und Renaturierung im Abbaugebiet voraussichtlich nicht vollständig zu kompensieren sind, betreffen vor allem die Schutzgüter 'Tiere und Pflanzen' sowie 'Boden'. Gebietsintern nicht ausgleichbare Beeinträchtigungen verursachen das Funktionsdefizit, das sich durch die Inanspruchnahme älterer Waldbestände hinsichtlich bestimmter Arten und Artengemeinschaften ergibt, die Betroffenheit verdichtungsempfindlicher Böden sowie die vorgesehene Belassung bzw. gezielte Anlage von Sekundärbiotopen, die keinen oder nur einen reduzierten Oberbodenauftrag erhalten sollen. Diese verbleibenden Beeinträchtigungen werden nach Art, Intensität und Umfang im Grundsatz zumindest als gleichwertig (d.h. durch eine oder mehrere Ersatzmaßnahmen) kompensierbar eingeschätzt. Die Herleitung und Festlegung der erforderlichen Kompensationsmaßnahmen sowie der Nachweis, dass die Eingriffsfolgen gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG bewältigt werden können, erfolgen im Abbauantrag mit Landschaftspflegerischem Begleitplan (Unterlage A.1.1 und A.1.2)

7.12 Fazit

Aus umweltfachlicher Sicht bestehen gegen das geplante Vorhaben keine Beden- ken. Das vorgesehene Betriebs- und Rekultivierungskonzept gewährleistet eine umfassende Minimierung des Gefährdungspotenzials und eine weitgehende Aus- gleichbarkeit unvermeidbarer Beeinträchtigungen der Umwelt (insbesondere durch den Waldverlust).

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8. Quellen und Literaturverzeichnis

8.1 Allgemeine Quellen

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BRAUN, M. 2003: Rote Liste der gefährdeten Säugetiere in Baden-Württemberg. In: BRAUN M. & DIETERLEN F., Herausgeber, Die Säugetiere Baden-Württembers Band 1, Ulmer, Stuttgart, 263-272

Dingethal et al. (Hrsg.) 1998: Kiesgrube und Landschaft. Handbuch über den Abbau von Sand und Kies, über Gestaltung, Rekultivierung und Renaturierung. 3. vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Ludwig Auer: Donauwörth.

Deutscher Wetterdienst (DWD) 1953: Klima-Atlas von Baden-Württemberg. Bad Kissingen 1953.

Deutscher Wetterdienst (DWD) 1996: Amtliches meteorologisches Gutachten zu den klimatischen Auswirkungen eines Trockenkiesabbaus in Maselheim-Äpfingen. Stand: 19. Dezember 1996.

Ingenieurbüro Flickinger & Tollkühn 2017a: Kiesabbauvorhaben 'Herrschaftsholz' Gemeinde Maselheim. Bewertung des Schutzgutes Boden. Stand: April 2017.

Ingenieurbüro Flickinger & Tollkühn 2017b: Kiesabbauvorhaben 'Herrschaftsholz' Gemeinde Maselheim. Projektspezifisches Bodenschutzkonzept. Stand: Januar 2017.

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2010: Generalwildwegeplan Baden-Württemberg 2010. Download Juni 2016.

GASSNER, Dr. E., WINKELBRANDT, A., BERNOTAT, D. 2010: UVP und Strategische Umweltprüfung - Rechtliche und fachliche Anleitung für die Umweltprüfung; Heidelberg.

Gemeinde Maselheim - Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Biberach 2015

KAULE, G.: Arten- und Biotopschutz. – Stuttgart 1991

Landesarbeitskreis 'Forstliche Rekultivierung von Abbaustätten' (2011): Forstliche Rekultivierung. – Schriftenreihe der Umweltberatung im ISTE, Band 3. Ostfildern.

LAUFER, H. 2007: Die Roten Listen der Amphibien und Reptilien Baden- Württembergs (3. Fassung, Stand 31.10.1998); in: LAUFER, H., FRITZ, K. & SOWIG

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P. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. - Ulmer, Stuttgart, 85- 92

LGL (Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung) (Hrsg.) 2012: Freizeitkarten Baden-Württemberg F528 Biberach an der Riß - Unteres Illertal. 3. Auflage 2012.

LGRB (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau) 2016: Bodenkarte 1:50.000, Datendownload 01.12.2016.

LUBW - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.): - 2009: Arten, Biotope, Landschaft. Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewer- ten. 4. Auflage. - 2010: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit. Leitfaden für Planun- gen und Gestattungsverfahren. In: Bodenschutz 23, Karlsruhe. - 2014a: Fachplan Landesweiter Biotopverbund. Arbeitshilfe. Stand: Juli 2014. - 2014b: Fachplan Landesweiter Biotopverbund. Arbeitsbericht. 2. überarbeitete Auflage, Stand: September 2014.

MARKS, R., MÜLLER, M. J., LESER, H. & KLINK, H.-J. (Hrsg.) 1989: Anleitung zur Bewertung des Leistungsvermögens des Landschaftshaushaltes (BALVL). - In: Forschungen zur deutschen Landeskunde, Bd. 229. Trier.

MLR - Ministerium für ländlichen Raum & LUBW - Landesanstalt für Umwelt, Messun- gen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.) (2009): Informationssystem Zielar- tenkonzept Baden-Württemberg. Planungswerkzeug zur Erstellung eines kommuna- len Zielarten- und Maßnahmenkonzeptes Fauna. (Stand 2006, ergänzt und z.T. aktu- alisiert 4/2009).- http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de.

Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung 9, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) 2015: Geotop-Nr. 13237/321. Abfrage 07/2017.

REGIONALVERBAND DONAU-ILLER, 1987: 3. Teilfortschreibung - Gewinnung und Sicherung von Bodenschätzen, 2006.

REISSIG, R. 2014: Inventurergebnisse des Waldobjektes der Thurn und Taxis Forstverwaltungs oHG, Forstbetrieb Saulgau zum Stichtag 01.01.2014. - Auftraggeber: Thurn und Taxis Forst GmbH & Co. KG, nicht veröffentlicht

Schlund, W. 2003: Haselmaus - In: Braun, M. & Dieterlein, F. (Hrsg.): Die Säugetiere Baden-Württembergs Band 1, Ulmer, Stuttgart.

WIRTSCHAFTSMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg.) 2002: Landesentwicklungs- plan Baden-Württemberg; Stuttgart.

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8.2 Gesetze, Richtlinien und Merkblätter

BBodSchG Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Alt- lasten (Bundes-Bodenschutzgesetz) vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 1474).

BNatSchG Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542)

DIN 19639 Bodenschutz bei Planung und Durchführung von Bauvorhaben September 2019

DIN 19731 Bodenbeschaffenheit – Verwertung von Bodenmaterial Mai 1998

DSchG Denkmalschutzgesetz vom 06. Dezember 1983 (GBl. S. 797).

LBodSchAG Gesetz zur Ausführung des Bundes-Bodenschutzgesetzes (Landes-Bodenschutz- und Altlastengesetz) vom 14. Dezember 2004 (GBl. S. 908).

LWaldG Waldgesetz für Baden-Württemberg (Landeswaldgesetz) vom 31. August 1995 (GBl. S 685).

NatSchG Gesetz des Landes Baden-Württemberg zum Schutz der Natur und zur Pflege der Landschaft (Naturschutzgesetz) vom 23. Juni 2015 (GBl. S. 585).

UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung vom 24. Februar 2010 (BGBl. I S. 94)

UVwG Umweltverwaltungsgesetz vom 25. November 2014 (GBl. S. 592).

8.3 Digitale Daten

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg): Waldfunktionenkarte Baden-Württemberg, digitaler Datensatz, Download im Juni 2017.

LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg): - Geschützte Biotope, Download: August 2019 - Landesweiter Biotopverbund, Download: November 2017 - Landschaftszerschneidung: Unzerschnittene Räume 2004 - Moorkarte 1:50.000 (BK50), Download: Oktober 2017

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Anhang

Anhang 1 Karten 1.1 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Wohnen / Wohnumfeldfunktionen 1.2 Schutzgut 'Mensch und Gesundheit' - Erholungsnutzung 2.1 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - Biotoptypen 2.2 Fledermauskartierung 2.3 Brutvogelkartierung 2.4 Schutzgut 'Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt' - rechtliche Festsetzungen und planerische Vorgaben 3.1 Schutzgut 'Boden' - Bodeneinheiten 3.1a Schutzgut 'Boden' - Sonderstandort für naturnahe Vegetation 3.1b Schutzgut 'Boden' - natürliche Bodenfruchtbarkeit 3.1c Schutzgut 'Boden' - Ausgleichskörper im Wasserkreislauf 3.1d Schutzgut 'Boden' - Filter und Puffer für Schadstoffe 3.1e Schutzgut 'Boden' - Gesamtbewertung der natürlichen Bodenfunktionen 4.1 Schutzgut 'Grundwasser' - Geologie 4.2 Schutzgut 'Grundwasser' - Schutzfunktionen 4.3 Schutzgut 'Grundwasser' 5 Schutzgut 'Luft und Klima' 6 Schutzgut 'Landschaft und Landschaftsbild'

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Anhang 2

Protokoll des Scopingtermines vom 01.06.2016