Modellregion Landkreis Sicherung der Wirtschaftswegenetze

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

Erstellt durch: Ge-Komm GmbH Gesellschaft für kommunale Infrastruktur Bismarckstraße 15

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Melle, im Januar 2018

Titelseite Bilder: Ge-Komm GmbH.

Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze Inhaltsverzeichnis

1. Einführung ...... 2 1.1. Vorbemerkungen ...... 2 1.2. Problembeschreibung ...... 2 1.3. Landschaftsbild/ Flächennutzung ...... 4 1.4. Ländliches Wegenetz im Landkreis Cuxhaven ...... 7 2. Ländliche Wegenetzkonzepte ...... 9 2.1. Ziele/ Chancen ...... 9 2.2. Konzeptförderung/ -finanzierung ...... 10 3. Ländliches Wegenetzkonzept für den Landkreis Cuxhaven (Teilbereich) ...... 11 3.1. Arbeitsgrundlagen/ Vorgaben ...... 11 Datengrundlagen ...... 11 3.2. Bestandsanalyse ...... 11 Vorgehensweise ...... 11 Kategorisierung ...... 11 Brückenbauwerke ...... 13 Ergebnisse ländliches Wegenetzkonzept ...... 14 3.3. Mögliche zukünftige Finanzierungsformen/ -modelle ...... 17 Straßenbaubeiträge gemäß Kommunalabgabengesetz ...... 17 Wegeunterhaltungsverbände ...... 18 Erhöhung der Grundsteuer A ...... 18 Treckermaut ...... 19 Jagdgeld/ Freiwillige Leistungen...... 19 3.4. Handlungsempfehlung/ Zwischenfazit ...... 20 4. Forderung ...... 26

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1. Einführung

1.1. Vorbemerkungen

Bild: Ge-Komm GmbH. Bild: Ge-Komm GmbH.

Die Kommunen im Landkreis Cuxhaven verfü- Nachdem die Arbeitsgruppe mehrmals getagt gen über ein umfangreiches, ausgedehntes hat, wurde im August 2016 die Ge-Komm Wegenetz im Außenbereich. Dieses Netz kann GmbH I Gesellschaft für kommunale Infra- mit den derzeitig zur Verfügung stehenden struktur beauftragt, die Arbeitsgruppe bei Mitteln und Ressourcen, insbesondere finan- dem komplexen Vorhaben fachlich und bera- zieller Art, keinesfalls dauerhaft betrieben und tend zu unterstützen. erhalten werden.

Trotz erheblicher Anstrengungen und Erfolgen der handelnden Experten der Verwaltungen in 1.2. Problembeschreibung der Vergangenheit besteht die realistische Gefahr, dass die Netze schon in Kürze nicht Der Landkreis Cuxhaven steht vor unauflös- mehr anforderungsgerecht zur Verfügung gestellt werden können. Schon heute zeigen baren Aufgaben, falls nicht gemeinsam mit sich an zahlreichen Stellen Zustände, die auch dem Land Niedersachsen neue Lösungen aus Sicht der Verkehrssicherungspflicht als gefunden werden. problematisch anzusehen sind. Zur Finanzierung von Straßen und Wegen ver-

fügen die Kommunen überwiegend über Stra- Die Kreisverwaltung und die Kommunen in der Region Cuxhaven wollen und können ßenausbaubeitragssatzungen. Da den Kom- nicht tatenlos zusehen, wie sich die Ge- munen grundsätzlich jedoch schon der Eigen- brauchs- und Substanzwerte ihrer Wirt- anteil für Neubaumaßnahmen von Wirt- schaftswegenetze sukzessive dramatisch ver- schaftswegen fehlt, werden die vorhandenen - schlechtern. ohnehin geringen - finanziellen Mittel in nicht abrechnungsfähige Instandsetzungs-/ Unter- Anfang 2015 haben die Akteure eine Arbeits- haltungsmaßnahmen „gesteckt“. gruppe mit dem Titel „Unterhaltung und Neu- bau von Wirtschaftswegen und Brücken“ ge- Durch diese Variante der „Wegeertüchtigung“ gründet, um Lösungen zu entwickeln, die eine fehlt die Grundlage für das Erheben von Anlie- nachhaltige Situationsverbesserung ermögli- gerbeiträgen, womit das Instrument „Straßen- chen. ausbaubeitragssatzung“ nicht angewendet werden kann/muss und damit eben nicht zur 2

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Lösung der Wirtschaftswegeertüchtigung bei- Denkbar wäre darüber hinaus, durch Boden- trägt. Folglich wählen Kommunen das Verfah- ordnungsverfahren Lösungen anzustreben. ren des „Auffräsens“ von Wegen (bis hin zu Die aktuell gültigen Richtlinien des Landes Gemeindeverbindungsstraßen), um Fragen Niedersachsen für neue Flurbereinigungsver- der finanziellen Anliegerbeteiligung aus dem fahren legen allerdings einen wesentlichen Weg zu gehen. Dabei ist die Variante „Auffrä- Schwerpunkt auf die Ökologie des Betrach- sen“ zudem für die Umwelt durchaus vorteil- tungsgebietes bzw. sind schwerpunktmäßig hafter, weil eine gewisse „Wasserdurchlässig- auf ökologische Ziele ausgerichtet. Dies keit“ geschaffen wird. schreckt viele Gemeinden ab, sich um Flurbe- reinigungsverfahren zu bemühen, womit ein Das Instrument der „Wiederkehrenden Beiträ- weiteres sinnvolles und mit finanziellen Mit- ge“ nach § 6b (KAG) Niedersächsisches Kom- teln ausgestattetes Instrument zur Erhaltung munalabgabengesetz, novelliert am und Schaffung eines effizienten Wegenetzes 20.04.2017, kann leider nur für gewidmete entfällt. Wirtschaftswege angewendet werden. Wirt- schaftswege in der Region sind häufig aber Die Möglichkeiten zur Gründung eines Real- eben nicht gewidmet, zudem sind Schwierig- verbandes oder auch Wirtschaftswegeverban- keiten beim Bilden von einheitlichen Abrech- des (nach dem Wasserverbandsgesetz) sind im nungseinheiten zu erwarten. Auch gilt es zu Landkreis Cuxhaven ebenfalls bereits ausgelo- beachten, dass derzeit noch keinerlei Recht- tet worden. Solche Verbände - mit viel Mühe sprechung dazu in Niedersachsen vorhanden und Abstimmungsaufwand gegründet - kön- ist. nen einen beträchtlichen Beitrag (zumal mit hohen Anteilen an Eigenleistungen) zum Er- Den Verfassern dieses Papieres ist durchaus halt ländlicher Wegenetze beitragen, sind bewusst, dass nicht alle Wirtschaftswege auf jedoch förderrechtlich benachteiligt. 5,0m verbreitert und nicht alle Brückenbau- werke auf 40t ertüchtigt werden können und Dilemma Brücken: Nasses Dreieck mit mehr müssen. erforderlichen Brücken als in anderen Regio- nen. Hier sind alle Wegenutzer gefordert, Kom- promisse einzugehen. Dazu wäre es erforder- Bauwerksprüfnoten nach DIN 1076 sind hier in lich, zunächst detailliert in den Gemeinden zu der Regel überraschend gut; jedoch halten die untersuchen, welche Wege und Brücken un- Bauwerke den heutigen Anforderungen aus abdingbar sind. Dies würde so genannter dem Wirtschaftswegeverkehr häufig nicht Wirtschaftswegekonzepte für jede Gemeinde stand (Tonnage und Geschwindigkeit). Da die bedürfen, in dessen Rahmen Prioritäten defi- Kommunen für entsprechende Ertüchtigungen niert werden könnten. über nicht annähernd ausreichend finanzielle Doch selbst für diese zwingend notwendigen Mittel verfügen, werden die Brücken weiter innovativen Wirtschaftswegekonzepte verfü- genutzt, wobei die Kommunen dabei Überbe- gen die Gemeinden im Landkreis Cuxhaven anspruchungen zulassen müssen (insb. Hin- nicht über die finanziellen Möglichkeiten. sichtlich der Tonnage). Mit fortdauernder Nutzung ohne Ertüchtigung werden die Brü- Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkei- cken (und ihre Prüfnoten) somit immer ten der Kommunen können damit nicht ein- schlechter, was höhere und im Zweifel frühere mal die grundlegenden Datenerhebungen für Investitionen zur Sanierung/Neubau auslöst. wirtschaftliche Lösungsansätze im Hinblick auf die Wegeerhaltung erfolgen. Die über die Ämter für regionale Landentwick- lung im Förderzeitraum 2014-2020 zur Verfü- gung gestellten 10 Mio. Euro für den ländli- 3

Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze chen Wegebau sind angesichts des geschätz- Die größte Nord-Süd-Ausdehnung des Land- ten Mittelbedarfs von 100 Mio. Euro alleine kreises beträgt ca. 68 km, die größte West- für den Landkreis Cuxhaven bei Weitem nicht Ost-Ausdehnung ca. 54 km. ausreichend.

Zum Landkreis Cuxhaven gehören: 1.3. Landschaftsbild/ Flächen- nutzung • 1 große selbstständige Stadt

• 1 selbstständige Gemeinde

• 5 Einheitsgemeinden und

• 3 Samtgemeinden.

Große selbstständige Stadt

• Stadt Cuxhaven

Selbstständige Gemeinde

• Stadt Geestland

Quelle: Wikipedia. Einheitsgemeinden

• Hagen i. Bremischen Der gesamte Landkreis Cuxhaven umfasst eine • Fläche von ca. 2.058 km². Dieses entspricht in • Schiffdorf etwa der Fläche von Berlin, Bremen und Ham- • Wurster Nordseeküste burg zusammen.

Samtgemeinden Ende des Jahres 2015 waren im LK Cuxhaven ca. 198.000 Einwohner gemeldet, somit leben • Börde Lamstedt in der Region etwa 96 • Hemmoor Personen auf einem km². • Land Hadeln

Die durchschnittliche

Einwohnerdichte in Nie- Das Wappen des Landkreises Cuxhaven zeigt dersachsen beträgt ca. den heiligen Nikolaus. 164 Einwohner, im ge- samten Bundesgebiet ca.

227 pro km².

Der höchste Punkt im LK

Cuxhaven ist der Silber- berg in der Wingst mit 74 m über N.N., der tiefste Punkt befindet sich in der Gemeinde

Steinau im Ortsteil Süderende mit 0,90 m un- ter N.N.

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Wirtschaftszweig Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 5.400 Quelle: Landkreis Cuxhaven. Produzierendes Gewerbe mit Baugewerbe 13.500 Beschreibung: Dienstleistungen 52.800 In Gold über von Rot und Silber wellförmig (davon Handel, Verkehr, Gastgewerbe, geteiltem Schildfuß der heilige Bischof Niko- Finanz, Versicherungen 19.900) laus, in grünem silbergerändertem Ornat, mit Gesamt 71.700 silbernen Schuhen und silbernem Krummstab, dessen Krümme in einer grünen vierblättrigen Rose endet, die rechte Hand zum Segen erho- Der Anteil der in der Land- und Forstwirtschaft ben, mit silbernen Haaren und natürlicher Erwerbstätigen im Jahr 2014 betrug 7,5%. Der Fleischfarbe. Erläuterung: Anteil der im Kreisgebiet in der Land- und Der wellenförmig geteilte Schildfuß deutet auf Forstwirtschaft arbeitenden Bevölkerung liegt die durch Deiche geschützten Marschen an demnach deutlich über dem Landes- Elbe- und Wesermündung. Der heilige Bischof durchschnitt von 2,8 %. Nikolaus, Schutzpatron der Schiffer und Küs- tenbewohner, kommt im Landkreis Cuxhaven Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe ab 5 in regionalen Siegeln seit dem 13. Jahrhundert ha hat sich in der Zeitreihe von 1978 – 2016 vor. folgend entwickelt:

1978 4.639 Der Landkreis Cuxhaven liegt im äußersten 1995 2.955 nordwestlichen Bereich des ehemaligen Re- 2010 2.085* gierungsbezirks Lüneburg. Geographisch nimmt das Kreisgebiet gemeinsam mit der 2014 ~ 2.000 Stadt das nordwestliche Gebiet des Elbe--Dreiecks ein. Die Flüsse Elbe Landwirtschaft und Weser bilden im Norden und Westen die Die Landwirtschaft im Landkreis Cuxhaven ist natürliche Grenze. Im Osten grenzt der Land- vornehmlich durch den Futterbau für die kreis Cuxhaven an Kehdingen (Landkreis Sta- Milchviehhaltung geprägt. Mit einer jährlichen de), getrennt durch den Verlauf der Oste, Milcherzeugung von fast 1 Mrd. kg zählt der während südlich die Landkreise Osterholz und Landkreis Cuxhaven zu den erzeugungsstärks- Rotenburg/Wümme gelegen sind. ten Milchviehregionen in Deutschland und Europa. Für das Elbe-Weser-Dreieck übt die Stadt Darüber hinaus gibt es reine Ackerbaubetrie- Bremerhaven die Funktion des Oberzentrums be, einige Schweine- und Geflügelhaltende aus – hier existiert eine starke wirtschaftliche wie auch touristische Verflechtung. Der Land- Betriebe sowie 65 Biogasanlagen. Zahlreiche kreis Cuxhaven stellt im Wesentlichen ein Windparks prägen zudem die Landschaft im dünn besiedeltes weiträumiges Gebiet dar. Im Cuxland. Landkreis sind nur wenige städtische Struktu- ren vorhanden; Streusiedlungen und dörfliche Die Land- und Forstwirtschaft hat eine hohe Siedlungsstrukturen überwiegen. Bedeutung im Landkreis Cuxhaven. Sie ist viel- fältig verflochten mit den vor- und nachgela- Zahl der Erwerbstätigen im Landkreis gerten Wirtschaftsbereichen (Bezugs- und Cuxhaven 2014 Absatzeinrichtungen wie Landhandel, Genos- (Zahlen zur Wertschöpfung der einzelnen senschaften, Landmaschinen- und Baustoff- Branchen wären hilfreich – Landkreis?) handel, Viehhandel sowie Betriebe zur Verar-

beitung). Gerade im Landkreis Cuxhaven zeigt

sich die stabilisierende Wirkung einer ökono-

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze misch effizienten Landwirtschaft auf den ge- samten ländlichen Raum besonders deutlich. Die Niederungen sind häufig als ebene Mulden ausgebildet und liegen meist zwischen 0,5 m über NN und 1,0 m NN teilweise darunter. Die Tourismus Nutzung der Niederungen erfolgt von den an Neben der Landwirtschaft kommt im Cuxland den Rändern der Geest gelegenen Siedlungen aus, wobei nahezu nur Grünlandwirtschaft dem Tourismus eine hohe wirtschaftliche Be- betrieben wird. deutung zu. Der Landkreis Cuxhaven hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer attraktiven (Hoch)- Moore, die sich an den Rändern der Urlaubslandschaft entwickelt. Mit jährlich Niederungen unmittelbar an Niedermoor- über 600.000 Gästen und mehr als 6.000.000 bereiche anschließen, weisen eine Höhenlage Übernachtungen zählt das Cuxland mittlerwei- von etwa 1,0 m über NN auf. Andere Hoch- le zu den bedeutenden Tourismusregionen moore liegen ungefähr auf einer Höhe von 2,5 Deutschlands und der Nordseeküste. m bzw. 10,0 m über NN. Die Moore sind heut- zutage teilweise abgetorft oder tief umgebro- Geologie chen und als Grünland kultiviert worden. Geologisch geprägt ist der Landkreis Cuxhaven durch Moränen und Schmelzwasser- Die Oberfläche der Geest hebt sich aus den Marschen, Niederungen und Mooren z.T. mit ablagerungen der Saaleiszeit, die die sandigen deutlichen Übergängen hervor. Unterschieden Geestrücken formten. Durch Abschmelzen der wird die Geest in eine grundwassernahe ebe- Gletscher und dem daraus folgenden Anstieg ne Geest, eine grundwasserferne ebene bis des Meeresspiegels bildeten sich Nieder- wellige Geest und vereinzelt eine grundwas- moore, bei ungünstigen Abflussverhältnissen serferne hügelige Geest. Die fünf großen auch Hochmoore. Geestgebiete im Landkreis Cuxhaven werden sowohl intensiv ackerbaulich wie auch als Der Landkreis Cuxhaven liegt in den natur- Grünland genutzt. Vielfach durchziehen Na- räumlichen Einheiten „Niedersächsische Nord- delwälder, naturnahe Laubwälder, Heide- seeküste und Marschen“ sowie „Stader flächen oder Kiefernforsten die land- Geest“. Die Landschaft lässt sich in die geolo- wirtschaftlichen Nutzflächen. gisch-morphologischen Einheiten Vorländer, Marschen, Niederungen, Moore und Geest Die Bodenwertzahlen der bodengeschätzten gliedern. Eingerahmt von Nordseeküste, Elbe Flächen variieren von unter 25 bis weit über und Weser bilden die hügeligen Geestberei- 60 Bodenpunkte. che, weite Marschflächen und große Moor- komplexe eine abwechslungsreiche Land- Die Landwirtschaft ist der flächenstärkste schaft, deren Bild maßgeblich durch die land- Landnutzer und -eigentümer im Landkreis. Zur wirtschaftliche Nutzung mitbestimmt wird. Verbesserung der landeskulturellen Standort- faktoren sind im Kreisgebiet zahl– und um- Die Vorländer sind charakterisiert durch groß- fangreiche Maßnahmen ergriffen worden, die flächiges Wattgebiet und Deichvorland. Das in erster Linie der Verbesserung der natürli- Vorland ist vielfach durch Salzwiesen und Röh- chen Produktionsgrundlagen der Landwirt- richte geprägt, teilweise wird es als mesophi- schaft dienten. Vor allem in den Flurneuord- les Grünland genutzt. nungsverfahren sind Verbesserungen der na- türlichen Ertragsfähigkeit und -sicherheit der Die Marschen werden in Hochland und Siet- landwirtschaftlichen Nutzflächen erzielt wor- land unterteilt, wobei das Sietland teilweise den. Niedermoore vielfach überlagert. Diese Böden sind sehr fruchtbar und werden überwiegend Die Bewirtschaftung der Flächen wird durch als Ackerflächen genutzt. landwirtschaftliche Wege gewährleistet. Die 6

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Wegeführung ist dabei weitestgehend an das ländlichen Wegenetzkonzept nachrangige Landschaftsrelief, die Agrarstruktur und die Wege in privater Unterhaltung vorhanden. Bedürfnisse der Nutzer angepasst worden. Der Insgesamt ergibt sich so eine Länge von ca. X Nutzen landwirtschaftlicher Wirtschaftswege km ländliche Wege im Landkreis Cuxhaven. geht weit über die ausschließliche land- Das Wegenetz dient vor allem der Erschlie- wirtschaftliche Nutzung hinaus. So dienen die ßung der landwirtschaftlich genutzten Flächen Wirtschaftswege neben dem lokalen, nicht- und dem Tourismus. landwirtschaftlichen Verkehr auch der Erho- lung von Spaziergängern und Radfahrern und Es existieren zudem knapp 300 Brückenbau- der Erschließung der zahlreichen Windparks. werke sowie zahlreiche Durchlässe.

Um auf einer objektiven, verlässlichen und regionaltypischen Datengrundlage weiter- 1.4. Ländliches Wegenetz im führende belastbare Untersuchungen durch- führen zu können, wurde festgelegt, dass für Landkreis Cuxhaven einen örtlich abgegrenzten kleinen Teilbereich des Wirtschaftswegenetzes ein ländliches Das ländliche Wegenetz im Landkreis Wegenetzkonzept zu erarbeitet ist. Cuxhaven im Eigentum der jeweiligen Kom- munen stellt sich wie folgt dar:

SoDeVbd Cap/Spi WaBo Grauwall 0,60 km Länge Wegenetz km 1,90 km UHV Lune Deich OstMarsch 0,70 km 1,50 km SoDeVbd SpiNe/ArBe 5,60 km WaBo Drep/Recht 16,30 km Beverstedt 350,00 km Börde Lamstedt 476,00 km

Hemmoor 134,30 km Stadt Geestland 815,00 km Land Hadeln 160,00 km

Am Dobrock 90,00 km

Stadt Cuxhaven 94,00 km

Hagen i. Br. Wurster Nordseeküste 280,00 km 320,00 km Schiffdorf 235,00 km Loxstedt 235,00 km

Die Gesamtlänge beträgt laut eigener Anga- Diese Vorgehensweise ist wichtig, um die be- ben der Kommunen ca. 3.200 km. Hinzu sondere regionaltypische Situation der Kom- kommen etwa X km relevante/ wichtige Wege munen im Landkreis Cuxhaven abbilden und in sonstiger Unterhaltungspflicht, wie privat, kritisch hinterfragen zu können. Bund, Land, Bahn usw. Des Weiteren sind ca. X km zusätzliche, im Zusammenhang mit dem

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Neben der Land- und Forstwirtschaft gehören zu den Hauptnutzern der Wege insbesondere auch Erholungssuchende und Freizeitsportler. Durch diese nichtagrarischen Nutzergruppen wird das gut ausgebaute ländliche Wegenetz in der Region Cuxhaven stark frequentiert.

Es verlaufen zahlreiche Wander- und Rad- wanderrouten durch die Region auf den We- gen im Außenbereich.

Durch den Landkreis Cuxhaven wurde aktuell ein Konzept dafür erstellt. Unter der Federfüh- rung des Landkreises Cuxhaven, Agentur für Wirtschaftsförderung ist ein Leader-Projekt mit Beteiligung der vier Leader- Regionen des Landkreises aufgelegt worden. Der Projekt- Förderantrag ist inzwischen gestellt.

Die Maßnahme soll die vorhandenen Radwe- gerouten, die zum großen Teil über die vor- handenen Wirtschaftswege verlaufen, opti- mieren durch entsprechende Beschilderung, „Möblierung“ und Ausweisung in sog. The- menrouten. Die in der Planung/Umsetzung befindlichen Wegestrecken sind in der Anlage ausgewie- sen.

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der Artenvielfalt im Sinne einer Biodiversitäts- 2. Ländliche Wegenetz- strategie unterstützt.

konzepte Die heutigen ländlichen Wegenetze wurden im Wesentlichen in den 1950er bis 1970er 2.1. Ziele/ Chancen Jahren für die seinerzeit vorherrschenden Besitz- und Bewirtschaftungsverhältnisse ge- plant und gebaut. Ländliche Wege erfüllen vielfältige Funktio- nen. Sie dienen als Verbindung von Gemein- Insbesondere durch das Förderprojekt Grüner den, Gemeindeteilen und kleineren Siedlungs- Plan wurde die Nachkriegsagrarwirtschaft der einheiten oder zur Anbindung an das überört- Bundesrepublik Deutschland seinerzeit stark liche Verkehrsnetz. Sie erschließen die land- gefördert, dieses trifft auch auf die Region und forstwirtschaftlich genutzten Flächen Cuxhaven zu. Vorrangiges Ziel war es seiner- oder unterstützen die naturnahe Erlebbarkeit zeit, geeignete Strukturen im ländlichen Raum der landschaftlichen Vielfalt zur Freizeit und zu schaffen, die zu einer verbesserten Bewirt- Erholung. Sie sollen eine gute und ganzjährige schaftungsform führen sollten, damit die Be- Erreichbarkeit der Wohn- und Arbeitsorte der völkerung besser und verlässlich mit Nah- Bevölkerung und eine witterungsangepasste rungsmitteln versorgt werden konnte. Landnutzung gewährleisten und die Grundlage für eine intakte Kulturlandschaft bilden. Inzwischen haben sich Betriebsgrößen, Besitz- und Produktionsweisen der Landwirtschaft Die ländlichen Wegenetze sind ein wesentli- gravierend verändert und außerlandwirt- cher Infrastrukturbaustein, um ländliche Räu- schaftliche Nutzungen erheblich zugenom- me zu erschließen und zu entwickeln. men. Auch haben sich die Fahrzeuge der Land- und Forstwirtschaft in erheblichem Maße wei- terentwickelt und vergrößert. Wirtschaftswege stellen die Lebensadern der kommunalen Außenbereiche dar. Für die daraus resultierenden, deutlich geän- derten Anforderungen weisen die vorhande- nen ländlichen Wegenetze funktionale und Daneben erfüllen sie mit ihren Rainen auch qualitative Defizite auf, die objektive Entwick- wichtige Funktionen als linienhafte Land- lungshemmnisse für die Leistungsfähigkeit der schaftselemente, die die Kulturlandschaft Land- und Forstwirtschaft sowie vielerorts für gliedern und beleben. Raine und Wegerand- die Erschließung von Gemeinden und Ort- streifen grenzen häufig auf ganzer Länge an schaften bedeuten. In manchen Regionen ist landwirtschaftliche Flächen und bilden ein das vorhandene Wegenetz zudem viel zu wichtiges naturnahes Biotop. Auf Wegrainen engmaschig. leben zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, für welche diese ungenutzten, ganzjährig verfüg- Durch die Erarbeitung ländlicher Wegenetz- baren Lebensräume besonders wichtig sind, konzepte (Wirtschaftswegekonzept) wird es da auf den Äckern in der Regel gepflügt, ge- den Städten und Gemeinden als verantwortli- düngt und mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt che Baulastträger ermöglicht, unter Einbezie- wird. Eine vielfältige Struktur aus Gräsern, hung von fachlichem Sachverstand und der Stauden, kleinen Gebüschen oder Einzelbäu- relevanten örtlichen Akteure die Planung zu- men bietet dort Nischen für eine große Arten- kunftsfähiger und bedarfsgerechter Wegenet- vielfalt. ze zur Entwicklung des gemeindlichen Frei- raums voranzutreiben. Durch den Erhalt und die Entwicklung dieser Biotopverbundelemente wird auch der Erhalt Die Wegenetze werden dabei im Wesentli- chen an der tatsächlichen verkehrlichen Be-

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze deutung ausgerichtet und berücksichtigen wegekonzepte als förderwürdiges Lösungs- auch vorhandene Natur- und Landschaftsele- instrument genannt. mente. Das Positionspapier ist abrufbar unter dem In diesem Rahmen werden auch Handlungsop- Internetlink: tionen als Empfehlungen für Investitionsent- http://www.alr-niedersachsen.de/) scheidungen und für die dauerhafte Unterhal- tung der Wege erarbeitet. Um im Rahmen der gemeinsamen Untersu- chung der Arbeitsgruppe „Unterhaltung und Neubau von Wirtschaftswegen und Brücken“ 2.2. Konzeptförderung/ - und der Ge-Komm GmbH entsprechende Möglichkeiten und Chancen aufzeigen zu kön- finanzierung nen, die ein solches Konzept bietet, wurde beispielhaft ein kleiner Teilbereich des Wirt- Die Förderungspraxis zur Erstellung kommuna- schaftswegenetzes näher untersucht. ler ländlicher Wegenetzkonzepte, sog. Wirt- schaftswegekonzepte, ist in Deutschland nicht Aus Kostengesichtspunkten wurde dabei auf einheitlich. bereits bestehende Datenbestände aus der Region Cuxhaven zurückgegriffen. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert z.B. die Die Stadt Cuxhaven verfügt aktuell bereits Erstellung kommunaler ländlicher Wegenetz- über ein flächendeckendes Straßen und Weg- konzepte im Rahmen des NRW-Programms ekataster, das zuletzt durch die Ge-Komm „Ländlicher Raum 2014-2020“ mit bis zu 75 % GmbH I Gesellschaft für kommunale Infra- der Gesamtkosten - max. 50.000 Euro pro struktur im Jahre 2015 vollflächig aktualisiert Stadt/ Gemeinde. wurde.

Grundlage der Fördermaßnahme ist die Richt- Die Außenbereiche der Stadt Cuxhaven haben linie über die Gewährung von Zuwendungen durchaus in Teilen ländlich geprägte Struktu- zur Förderung einer integrierten ländlichen ren, die mit denen der umliegenden Kommu- Entwicklung (ILE-Richtlinie) vom 26.01.2016, nen vergleichbar sind. Somit sind die städti- ergänzt durch den „Leitfaden zur Erarbeitung schen Außenbereiche der Stadt Cuxhaven ländlicher Wegenetzkonzepte”. durchaus als regionaltypisch für den Landkreis Cuxhaven anzusehen. Auch die Erstellung von Wirtschaftswegekon- zepten für alle Kommunen in der Region Mit Einverständnis der Stadt Cuxhaven wur- Cuxhaven scheint unter Berücksichtigung der den folglich die Datengrundlagen der Außen- vorhandenen Ausgangssituation sinnvoll, eine bereiche der Stadt für eine beispielhafte Un- Umsetzung kann jedoch aus finanziellen tersuchung eines kleinen, örtlich abgegrenzten Gründen derzeit nicht flächendeckend erfol- Teilbereichs des Wegenetzes herangezogen. gen.

Im Gegensatz zu NRW existiert derzeit in Nie- dersachsen keine Fördermöglichkeit zur Erstel- lung ländlicher Wegenetzkonzepte.

(Anm: Zwischenzeitlich ist von der Akademie Ländlicher Raum Niedersachsen ein Positions- papier unter dem Titel „Ländlichen Wegebau stärken und fördern“ veröffentlicht worden. Auch darin werden ausdrücklich Wirtschafts-

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3. Ländliches Wegenetz-

konzept für den Land- kreis Cuxhaven

(Teilbereich)

3.1. Arbeitsgrundlagen/ Vorgaben

Datengrundlagen

Bild: Ge-Komm GmbH. Zur beispielhaften regionaltypischen Bearbei- tung des Wirtschaftswegekonzeptes wurden Zusätzlich konnte bei der Bearbeitung auf eine folgende Daten herangezogen: umfassende und flächendeckende Fotodoku-

mentation aller Wege zurückgegriffen werden. • Luftbild/ Orthofoto Zu den einzelnen Bildern lagen zudem GPS- codierte Daten vor, die seinerzeit durch die • Straßen - Wegebestands- und Zu- Ge-Komm GmbH mittels entsprechender standsdaten der Stadt Cuxhaven (Ak- Technik teilautomatisiert erhoben wurden tualisierung durch die Ge-Komm (sog. Geoimaging). GmbH im Jahre 2015) Durch diesen glücklichen Umstand war es • ALKIS-Daten (ALKIS - Amtliches Lie- möglich, die jeweilige örtliche Situation im genschaftskatasterinformationssys- Rahmen der Bearbeitung näher nachvollzie- tem) hen zu können.

Solche Fotoaufnahmen sind sehr vorteilhaft für die fachlich fundierte und wirtschaftliche Erarbeitung eines ländlichen Wegenetzkon- 3.2. Bestandsanalyse zeptes.

Sämtliche Daten wurden in das Geoinformati- Vorgehensweise onssystem (GIS) integriert und aufbereitet und standen für die Bearbeitung zur Verfügung. Als Basis wurden zunächst alle o. g. digitalen Datengrundlagen in einem professionellen Geoinformationssystem (GIS) aufbereitet und zusammengestellt. Dabei wurde auf den um- Kategorisierung fassenden aktuellen Datenbestand der Stadt Cuxhaven zurückgegriffen. Basierend auf den aufgebauten umfassenden Auf einen örtlichen Feldvergleich mit der Er- Datenbeständen erfolgte die Gliederung des hebung aller relevanten Informationen konnte Wegenetzes in einzelne Abschnitte (sog. We- verzichtet werden, da diese Informationen geabschnitte). Diese einzelnen Bereiche wur- bereits vorhanden und aus dem vorliegenden den für die Kategorisierung der Wege genutzt. Datenbestand ableitbar waren.

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Es folgte die Zuordnung folgender Kategorien zu den einzelnen Wegeabschnitten:

• Ortsverbindung

• Hauptwirtschaftsweg

• Anliegerwirtschaftsweg

• Untergeordneter Weg, ggfs. keine bi- tuminöse Befestigung (langfristig) er- forderlich

• Unbefestigter Wald- und Wiesenweg

• Optionsweg, evtl. Übertragung auf Dritte/ Verband

Bei der Bearbeitung spielen die umfassenden Informationsquellen zur Multifunktionalität (unterschiedliche Nutzergruppen und Fre- quentierung) eine wesentliche Rolle. Auch ist eine Einschätzung zur Qualität der Wege von Bedeutung.

Aufgrund der seinerzeit beurteilten und do- kumentierten visuell-sensitiven Eindrücke vor Ort und der Erfahrungen der Ge-Komm GmbH ist davon auszugehen, dass der Großteil der Wege nicht nach heutigem Regelwerk (RLW, RStO) hergestellt worden ist. Der Ausbau erfolgte vielmehr nur in den sel- tensten Fällen grundhaft über eine längere Strecke. Zumeist wurden sicherlich unterschiedliche Sanierungs- oder Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt, sodass der Aufbau der Wege „historisch gewachsen“ ist.

Eine Ausnahme bilden alle neu angelegten Wirtschaftswege, die nach anerkanntem Re- gelwerk erstellt worden sind.

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• Brückenbauwerke 2,0 - 2,4 befriedigender Bauwerkszustand • 2,5 - 2,9 noch ausreichender Bauwerkszustand Insgesamt sind laut eigenen Angaben der • 3,0 - 3,4 kritischer Bauwerkszustand Kommunen im Landkreis Cuxhaven nahezu • 3,5 - 4,0 ungenügender Bauwerkszustand 300 Brückenbauwerke in kommunaler Baulast im Zuge des Wirtschaftswegenetzes vorhan- An dieser Stelle sei auf die Publikation aus den. dem Jahre 2013 „Bauwerksprüfung nach DIN 1076 - Bedeutung, Organisation, Kosten“ des Eine bauliche Prüfung und Bewertung der Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Bauwerke gem. DIN 1076 erfolgt laut Angaben Stadtentwicklung verwiesen. Der guten Form der Kommunen in der Regel in allen Kommu- halber sei erwähnt, dass das Ministerium zwi- nen in regelmäßigen Abständen mit externer schenzeitlich umbenannt worden ist in Bun- Unterstützung (alle 3 Jahre „einfache Prü- desministerium für Verkehr und digitale Infra- fung“, alle 6 Jahre „Hauptprüfung“). struktur.

Die jeweils aktuellen Ergebnisse dieser Bau- Unter dem folgendem Link steht die Doku- werksprüfungen spielen bei der Beurteilung mentation als PDF-Datei zum Download zur der Gesamtsituation des Wegenetzes eine Verfügung: wichtige Rolle. http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/S Die folgende Grafik verdeutlicht die Verteilung tB/bauwerkspruefung-und- der Noten aller Bauwerke im Landkreis bauwerksueberwa- Cuxhaven: chung.html?linkToOverview=js

Verteilung der Prüfnoten

45

Besser 3,0

Schlechter 3,0

229

Kriterien für die Bewertung der Schäden im Rahmen der Prüfung nach DIN 1076 sind:

• Standsicherheit

• Verkehrssicherheit • Dauerhaftigkeit

Für die Zustandsbewertung gem. DIN 1076 gilt folgende Einstufung der Gesamtnote:

• 1,0 - 1,4 sehr guter Bauwerkszustand Bild: Veröffentlichung des Bundesministeriums. DIN 1076. • 1,5 - 1,9 guter Bauwerkszustand 13

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Ergebnisse ländliches Wegenetz- Grundsätzlich ergibt sich immer die theoreti- konzept sche Möglichkeit, auf einzelne Bauwerke lang- fristig verzichten zu können. Dieses bedeutet jedoch, dass die bisherigen Nutzer zukünftig Die Bearbeitung sowie Datenexploration eines Komforteinbußen und Umwege in Kauf neh- kleinen Teilbereiches des ländlichen Raumes men müssen. der Stadt Cuxhaven ist abgeschlossen.

Im Hinblick auf mögliche Einsparpotenziale wurde die Situation für den Teilbereich inten- siv betrachtet und einzelne Wegeverbindun- Der Landkreis Cuxhaven benötigt als „Nasses gen geprüft. Dreieck“, im Verhältnis zu anderen Regionen in Niedersachsen, mehr Brückenbauwerke zur Erschließung der Flächen.

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1

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Bild: Übersicht der Wegesituation im Teilbe- reich des Projektgebiets.

Die Übersichtskarte zeigt Teilbereiche mit ausgewählten Beispielen, bei denen sich ein Handlungsbedarf und damit einhergehend mögliches Einsparpotenzial bieten könnte.

Dabei wurde die Oberflächenbefestigung ein- zelner Wege genauer betrachtet. Beispiels- weise werden Wege der Kategorie „unterge- ordnete Wirtschaftswege“ häufig ausschließ- lich von der Land- oder Forstwirtschaft ge- nutzt und erschließen somit entsprechende Flächen.

Die Notwendigkeit einer (kostenintensiven) bituminösen Befestigung sollte daher geprüft werden. Ausgehend von der individuellen Geländesituation (Gefälle, Kurvenbereich, Untergrundbeschaffenheit etc.) kann eine Überführung bituminöser Wege in eine was- sergebundene Bauweise (DoB –Deckschicht ohne Bindemittel) von Vorteil sein. Damit ver- bundene Entsorgungskosten von ggfs. vor-

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze handenem belastetem Material sollten aller- Des Weiteren wurden bei der Bearbeitung dings berücksichtigt werden. Flächenabschnitte lokalisiert, die schon heute nicht mehr als Wege in der Örtlichkeit not- Für ökologische Belange kann eine wasserge- wendig erscheinen. bundene Bauweise von Vorteil sein, da die Infiltration von Niederschlagswasser in den Bodenkörper verbessert wird und somit durch Wasser auftretende Schäden gemindert wer- den können.

Bild: Beispiel 4. Optionsweg. Markierung 3 in der Übersicht.

Bild: Beispiel 1. Untergeordneter Wirtschafts- Solche Wege wurden der Kategorie „Options- weg. Markierung 1 in der Übersicht. weg“ zugeordnet. Zum einen sind diese Wege für eine Erschlie- ßung angrenzender Flurstücke nicht mehr notwendig, da diese bereits durch umliegende Wege erschlossen sind. Zum anderen können solche Wege(-parzellen) genutzt werden, um z. B. für eine ökologische Ausgleichsfläche zur Verfügung zu stehen. Es ist ebenfalls durchaus denkbar, dass Wege genannter Kategorie bei Interesse seitens der Anlieger veräußert wer- den, sofern keine wichtigen Gründe diesem Bild: Beispiel 2. Untergeordneter Wirtschafts- Vorhaben entgegenstehen. weg. Markierung 1 in der Übersicht.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt, welcher ein beträchtliches Einsparpotenzial bietet, sind Brückenbauwerke im ländlichen Raum. Die Kosten zur Instandhaltung und Prüfung dieser Bauwerke sind bekanntlich sehr hoch. Zudem sind Städte und Gemeinden dazu verpflichtet, die Verkehrssicherung zu gewährleisten. Bei der Bearbeitung vergleichbarer Projekte wur- den immer wieder auch Brückenbauwerke identifiziert, welche langfristig nicht mehr benötigt werden. Dadurch werden ggfs. Um- Bild: Beispiel 3. Untergeordneter Wirtschafts- wege durch die betreffenden Nutzer in Kauf zu weg. Markierung 2 in der Übersicht. nehmen sein, um deren Flächen zu erreichen. Das Einsparpotenzial, welches sich daraus ergibt, wiegt dieses Verhältnis jedoch in der Regel auf.

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

Bei dem betrachteten Teilwegenetz der Stadt Die von der Ge-Komm GmbH entwickelte mo- Cuxhaven wurde kein Brückenbauwerk identi- derne, GIS-gestützte Internetplattform gibt fiziert, auf das ggfs. gänzlich verzichtet werden Interessierten und denjenigen, die sich an der könnte. Vorbeugende Maßnahmen, z. B. hin- Erstellung eines ländlichen Wegenetzkonzep- sichtlich Lastbeschränkung, sind in zahlreichen tes beteiligen wollen, allgemeine und weiter- Bereichen schon heute umgesetzt worden. führende Informationen und bietet die Mög- lichkeit, Stellungnahmen in Form von Kom- Die intensive Beschäftigung mit der Wegesitu- mentaren abzugeben. ation eines kleinen Teilbereiches der Stadt Cuxhaven hat gezeigt, dass sich durchaus Ein- Dieses Portal steht allen Interessierten rund sparpotentiale bieten, diese jedoch allein um die Uhr (24/7) zur Verfügung und kann nicht ausreichen werden, um die gesamten bequem von zu Hause oder aber auch von (finanziellen) Probleme der Region zu lösen. unterwegs besucht werden. Durch die perma- nente Erreichbarkeit werden eine bürgernahe Grundsätzlich sollte jedoch nicht außer Acht Transparenz von Wirtschaftswegekonzepten gelassen werden, dass sich gerade auch die und eine hohe Beteiligung daran erreicht. betroffenen Bürgerinnen und Bürger vor Ort Zudem werden durch solche Beteiligungsfor- Gedanken um deren verkehrliche Infrastruktur men die kommunalen Mitarbeiter entlastet, machen. Nicht selten sind diese auch zu Ein- da die Beteiligung in der Regel über das Portal schränkungen und Entbehrungen bereit, so- erfolgt. fern sich dadurch finanzielle Belastungen ver- meiden oder verringern lassen. Das Teilprojekt im Landkreis Cuxhaven wurde für das Bürgerdialogportal aufbereitet und ist Es ist daher sinnvoll, diesen Personenkreis unter dem Projektnamen: Modellregion CUX intensiv mit in die weitere Bearbeitung im einzusehen. Rahmen von Wirtschaftswegekonzepten ein- zubeziehen.

Eine internetbasierte Beteiligungsform ist ideal, um Betroffenen und Interessierten die Möglichkeit zur Mitgestaltung zu geben.

www.wirtschaftswegekonzept.de

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3.3. Mögliche zukünftige Finanzie- Kommune allein aus allgemeinen Haushalts- mitteln, während die Kosten für Erneue- rungsformen/ - modelle rungsmaßnahmen auf Grundlage des Abga- benrechts und der bestehenden Vorgaben des Im Rahmen der detaillierten Untersuchung hat NKAG, auch von den (jeweils unmittelbar be- auch eine ergebnisoffene Beschäftigung und troffenen) Anliegern anteilig mitzutragen sind. neutrale Betrachtung von Optionen hinsicht- lich möglicher zukünftiger Finanzierungsfor- men des ländlichen Wegenetzes im Landkreis Cuxhaven stattgefunden. Straßenbaubeiträge gemäß Kommunalabgabengesetz Es ist unumstrittener Konsens, dass Maß- nahmen zur Erhaltung von Straßen und We- In Niedersachsen regelt der §6 des NKAG die gen für die kommunalen Baulastträger mit Erhebung von Anliegerbeiträgen auf Basis des einem beträchtlichen finanziellen Aufwand Niedersächsischen Kommunalabgabengeset- verbunden sind. zes. Durch die Anwendung ergibt sich eine

sehr hohe Rechtssicherheit, was gerade in Laut dem Merkblatt über den Finanzbedarf diesem häufig mit erheblichem Konfliktpoten- der Straßenerhaltung in den Gemeinden, her- zial behafteten Themenbereich von immenser ausgegeben im Jahre 2004 von der For- Bedeutung ist. schungsgesellschaft für Straßen- und Ver- kehrswesen, Kommission kommunaler Stra-

ßenbau, ergibt sich als Kennzahl bei Wirt- Besonders erwähnenswert sind in diesem schaftswegen ein Betrag in Höhe von 0,80 Zusammenhang die Kosten für die Erneuerung Euro / qm als jährlicher Finanzbedarf. Ange- von Brückenbauwerken (Ingenieurbauwer- passt an das Jahr 2017 beträgt der Wert 1,20 ken). Euro pro Quadratmeter Wirtschaftsweg p. a.

Kosten für die Unterhaltung und der Erneue- Laut FGSV gilt dieser Wert für den Aufwand rung von Brückenbauwerken sind in der Re- für Instandsetzung und Erneuerung, er bein- gel gem. NKAG nicht von kommunalen Stra- haltet aber auch einen Anteil für die bauliche ßenausbaubeiträgen betroffen und allein von und betriebliche Unterhaltung. der jeweiligen Kommune aus allgemeinen

Haushaltsmitteln zu tragen. Die FGSV weist besonders darauf hin, dass es sich bei den Kennzahlen um Mittelwerte zur

Aufrechterhaltung des vorhandenen Zustan- Zwischenzeitlich steht in Niedersachsen eine des eines permanent unterhaltenen Netzes weitere Möglichkeit durch die erfolgte Einfüh- handelt. Eine Verbesserung des Status Quo rung von „Wiederkehrenden Beiträgen“ zur kann damit aber im Allgemeinen nicht erreicht Verfügung. werden.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Erläuterung zum Verfahren der Wiederkeh- gerade die Bereitstellung der erforderlichen renden Beiträge: finanziellen Mittel für die Finanzverantwortli- Bei dem Finanzierungsinstrument der wieder- chen in den Städten und Gemeinden eine gro- kehrenden Beiträge muss die Kommune zu- ße Herausforderung darstellt - somit auch im nächst Verkehrsanlagen zu einer Abrech- Landkreis Cuxhaven. nungseinheit zusammenfassen. Anschließend

muss sie festlegen, welche Straßenausbau-

maßnahmen sie im Beitragserhebungsjahr in Die Kosten für laufende Unterhaltungs- diesem Abrechnungsgebiet durchführen will leistungen trägt in der Regel die jeweilige und hierfür die Investitionskosten prognosti- 17

Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze zieren. Der Anteil der Investitionskosten, der Cuxhaven und hat sich dort laut Aussage der den Grundstückseigentümern des Abrech- Verantwortlichen bestens bewährt. nungsgebietes zuzuordnen ist, wird dann auf diese umgelegt. Die Gemeinde hat für einige Gebietsteile (Ge- markungen) die Aufgabe der Wirtschafts- Ob sie vom Instrument der wiederkehrenden wegeunterhaltung (Außenbereich) und den Straßenausbaubeiträge Gebrauch machen Wegeausbau einem nach dem Wasserver- wollen, entscheiden die Gemeinden selbst. bandsgesetz gegründeten Wirtschaftswege- Das Kommunalabgabengesetz gibt ihnen in- verband übertragen. Das System wird von den soweit eine zusätzliche Möglichkeit, über die Beteiligten als solidarisch und gerecht bewer- Form der Erhebung von Straßenausbaubeiträ- tet, indem alle Grundstückseigentümer (und gen vor Ort zu entscheiden. eben nicht nur die direkten Anlieger eines Wirtschaftsweges) innerhalb des räumlichen Geltungsbereiches (Gemarkung) an Unterhal- Näheres dazu: tungs- bzw. Wegeausbaumaßnahmen beteiligt werden, wobei die Gemeinde die jährlichen www.wiederkehrende-beiträge- Unterhaltungskosten aus dem gemeindlichen niedersachsen.de Haushalt finanziert. Der Ausbau wird über die Verbandsbeiträge finanziert. Ein sehr vorteil- hafter Effekt ist die Basisbezogenheit dieses Systems, woraufhin wieder sog. Hand- und Spanndienste der Bewirtschafter der Flächen zur Ausführung kommen. Daraus resultiert eine enorme Wertschöpfung, die in Geld um- gerechnet durchschnittlich in doppelter Höhe Wegeunterhaltungsverbände der aus dem öffentlichen Haushalt eingesetz- ten Geldmittel liegt. Insbesondere von der Gründung von Wegeun- terhaltungsverbänden nach dem Wasserver- bandsgesetz erhoffen sich viele Kommunen in Niedersachsen eine vorteilhafte Variante für Erhöhung der Grundsteuer A Areale der verkehrlichen Infrastruktur im sog. Außenbereich. In Bezug auf die Finanzierung von Wirt- schaftswegen werden auch vereinzelt Diskus- Ähnlich wie bei der Flurbereinigung oder bei sionen zur Anpassung der Grundsteuer A ge- städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen wer- führt. den dabei räumlich abgrenzbare Wegenetze, die in einem sachlichen Zusammenhang ste- Durch eine Anhebung dieser Steuer sollten hen („Bauernschaften“/ Forstbetriebsgemein- bauliche Wegemaßnahmen in den Städten schaften o. ä.), durch eine Gemeinschaft von und Gemeinden finanziert werden. Verantwortlichen unterhalten, zu denen auch die Kommune selbst gehört. Hierzu sei auf Folgendes verwiesen:

Der Verband stellt ein Nutzungs- und Sanie- Begriff der „Steuern“: rungskonzept für die Wege im Verbandsgebiet Gem. Kommunalabgabengesetze der Länder auf, führt die Sanierungsmaßnahmen nach sollen Gemeinden Steuern nur erheben, so- diesem Konzept durch und finanziert die weit die Deckung der Ausgaben durch andere Maßnahmen über die Verbandsbeiträge. Einnahmen, insbesondere durch Gebühren Ein Wegeunterhaltungsverband existiert z. B. und Beiträge, nicht in Betracht kommt. in der Gemeinde Schiffdorf im Landkreis Während Gebühren und Beiträge Geldleistun- gen sind, die für eine besondere Leistung wie 18

Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze z. B. Amtshandlung oder für die Nutzung öf- Treckermaut fentlicher Einrichtungen und Anlagen erhoben werden, steht Steuern dagegen keine spezielle In der niedersächsischen Gemeinde Warden- Leistung der Gemeinde gegenüber. Sie werden burg wurde Anfang 2015 eine sogenannte zur Finanzierung der übrigen, nicht aus Ge- Treckermaut eingeführt. bühren, Beiträgen u. a. Einnahmen gedeckten

Ausgaben erhoben. Eine solche Variante zur Finanzierung der Steuergegenstand der Grundsteuer A gem. § 2 ländlichen Wegenetze zeigt jedoch, nicht zu- Nr. 1 Grundsteuergesetz (GrStG) sind die Be- letzt aufgrund der Schwierigkeiten bei der triebe der Land- und Forstwirtschaft. Überwachung des Verkehrs, dass das Verfah-

ren nicht von allen getragen wird. Der Ansatz, Betriebe der Land- und Forstwirtschaft sind der das Verursacherprinzip in den Vorder- gem. § 33 Bewertungsgesetz wie folgt be- grund stellt, ist jedoch durchaus interessant. schrieben:

Zum land- und forstwirtschaftlichen Vermögen gehören alle Wirtschaftsgüter (insbesondere Grund und Boden, Wohn- und Wirtschafts- gebäude, stehende und umlaufende Betriebs- Jagdgeld/ Freiwillige Leistungen mittel), die einem Betrieb der Land- und Forstwirtschaft dauernd zu dienen bestimmt In einigen Gemeinden im Landkreis Cuxhaven sind. Betrieb der Land- und Forstwirtschaft ist werden bereits heute sog. freiwillige Leistun- die wirtschaftliche Einheit des land- und gen wie z. B. das Jagdgeld zur Mitfinanzierung forstwirtschaftlichen Vermögens. des kommunalen ländlichen Wegebaus einge- bracht und verwendet. Die Bereitstellung sol- Wie oben beschrieben, unterliegt die Grund- cher privaten Mittel wird i. d. R. durch eine steuer A somit grundsätzlich nicht der Zweck- Kofinanzierung der Kommunen in gleicher bindung. Beabsichtigt eine Kommune also, zur Höhe honoriert. Zusätzlich werden häufig pri- Finanzierung der Erneuerung, Unterhaltung vate Arbeits- und Maschinenkapazitäten als und Instandsetzung von Wirtschaftswegen Eigenleistung eingebracht. den Weg über eine Anhebung dieser Steuer zu gehen, müsste sie im Rahmen der jährlichen Die Einbringung privater Finanz- und Arbeits- Haushaltsberatungen eine solche Zweckbin- mittel sowie von Arbeitsleistung stellt einen dung von Jahr zu Jahr neu beschließen. freiwilligen Beitrag dar, der das Engagement der Betroffenen und deren Verbundenheit mit Doch selbst bei einer solchen Vorgehensweise dem ländlichen Raum ausdrückt. ist zu bedenken, dass hierdurch keine volle Verbindlichkeit besteht. Es wäre also möglich, dass zusätzlich die Erhebung von Straßenaus- baubeiträgen erforderlich werden könnte. Aufgrund erheblicher Bedenken zahlreicher Fachleute scheint eine Erhöhung der Grund- steuer A zur alleinigen Finanzierung von Wirt- schaftswegen derzeit mit erheblichen Frage- zeichen versehen zu sein.

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

3.4. Handlungsempfehlung/ Zwi- Nicht unerheblich sind zudem ökologische schenfazit Aspekte. Hierzu sind die jeweils zum Ausfüh- rungszeitpunkt besonderen Rahmen- Hauptziel der Kommunen im Landkreis bedingungen in die regelwerkkonforme Pla- Cuxhaven ist es, die verkehrliche Infrastruk- nung einzubeziehen. tur im Außenbereich bedarfsgerecht und finanzierbar zu gestalten. Eine wesentliche Bedeutung dabei spielen auch die regionalen individuellen Boden- Dieses gilt sowohl für die ländlichen Wege verhältnisse (Geest, Marsch, Moor), die Ge- selbst als auch für die dortigen Ingenieur- ländeform und das vorhandene (Bau-) Materi- bauwerke (insbesondere Brücken). al unter Berücksichtigung etwaiger Altlasten.

Konkrete Maßnahmen zu definieren ist eine Die Kommunen im Landkreis Cuxhaven haben wichtige Grundlage für die nächsten Schritte. Angaben zu den erforderlichen Unterhaltungs- / Erneuerungsvorhaben gemacht, die sich wie Dabei spielen auch Befestigungsart und Aus- folgt darstellen: bauqualität eine entscheidende Rolle. Vor allem ergeben sich dadurch deutliche Unter- schiede bezüglich der Herstellungs- und Un- terhaltungskosten.

Unterhaltungsaufwand Brücken je Jahr

Beverstedt 50.000 € Stadt Geestland 106.000 €

UHV Lune Loxstedt 360.000 € 75.000 €

Schiffdorf 112.500 €

WaBo LawüMarsc 40.000 € Wurster Nordseeküste 100.000 €

UHV Geeste 70.000 € Stadt Cuxhaven 54.000 €

Börde Lamstedt Am Dobrock 80.000 € 10.000 €

Hemmoor Land Hadeln 180.000 € 255.000 €

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

Tatsächlicher Bedarf für Unterhaltungsaufwand Brücken je Jahr

Beverstedt 1.670.000 €

Stadt Geestland 106.000 €

Loxstedt 275.000 € Schiffdorf 112.500 € Wurster Nordseeküste Börde Lamstedt 250.000 € 5.018.168 € Stadt Cuxhaven 54.000 € Am Dobrock 50.000 €

Land Hadeln 255.000 € Hemmoor 475.000 €

UHV Lune WaBo LawüMarsc Sanierung/ Erneuerung 1.700.000 € 250.000 €

Beverstedt UHV Geeste 250.000 € 1.720.000 €

Börde Lamstedt 1.000.000 €

Hemmoor 3.000.000 € Stadt Geestland 5.500.000 € Land Hadeln 1.275.000 €

Am Dobrock 1.750.000 € Hagen i. Br. 3.350.000 €

Stadt Cuxhaven 14.000 €

Wurster Nordseeküste Loxstedt 1.500.000 € 4.220.000 € Schiffdorf 5.080.000 €

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In der Region Cuxhaven zeigt sich ein nun sehr Produkte wie Koks, Teer, Benzine, Wachse gering topografisch bewegtes Gelände. Auf oder Öle. sog. Wasserabweiser kann daher bei wasser- gebundenen Wegen in der Regel verzichtet Die dabei entstehenden Schlacken werden werden, was als erheblicher Vorteil anzusehen verbrannt oder wurden häufig als Baustoff im ist. Straßenbau verwendet.

In mittel bis stark topografisch bewegten Ge- Als wassergebunden bezeichnet man Bauwei- bieten müssen zur Ableitung des Oberflä- sen, bei denen die Deckschicht ohne Binde- chenwassers bei wassergebundenen Wegen mittel (DoB) hergestellt wird. Wassergebun- regelmäßig sog. Wasserableiter baulicher Art dene Wege sind für hohe Achslasten, aber hergestellt werden. Diese stellen einen zusätz- nicht für schnellen Verkehr geeignet. lichen Wartungspunkt dar und werden von den Nutzern in der Regel durchaus als prob- Sie werden von Wanderern und Reitern auf- lematisch angesehen. grund ihrer Elastizität besonders bevorzugt. Für Radfahrer sind wassergebundene Strecken Durch die vorhandene, vergleichsweise un- aufgrund des höheren Rollwiderstandes und problematische Ausgangssituation im Land- der Unebenheiten bedingt geeignet. Trotzdem kreis Cuxhaven scheinen wassergebundene sind wassergebundene Wege auch auf vielen Wege (DoB) durchaus eine gute erfolgver- reinen Radwegstrecken zu finden. Bei ent- sprechende Alternative zu bituminösen Be- sprechender Unterhaltung ist dies durchaus festigungen zu sein, dabei ist jedoch zwin- eine gute Variante. gend auf eine funktionierende Entwässerung zu achten. Vorteile

Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, • gerade für instabile Untergründe geeignet dass eine Belastung der Wege durch PAK teil- durch einfachere Instandhaltung weise auch im Landkreis Cuxhaven durchaus • besonders lange Lebensdauer bei optima- ein Problem darstellt. ler Unterhaltung • geringe Störung des Landschaftsbildes Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe • geringer Versiegelungsgrad (PAK) entstehen bei der unvollständigen Ver- • hohe Multifunktionalität brennung von organischem Material wie Holz, • vergleichsweise niedrige Herstellungs- Kohle oder Öl. kosten

Allgemein gilt: Je niedriger die Temperatur des Nachteile Feuers und je weniger Sauerstoff zur Verfü- gung steht, desto unvollständiger verbrennen • nicht für hohes Verkehrsaufkommen und die Materialien und desto mehr PAK entste- schnellen Verkehr geeignet hen. Ein großer Teil der PAK gelangt bereits • durch Naturprozesse, wie Waldbrände oder hoher Unterhaltungsaufwand • Vulkanausbrüche, die nicht durch den Men- Kurvenbereiche bzw. Bereiche, die starken schen beeinflussbar sind, in die Atmosphäre. Lenkbewegungen ausgesetzt sind, sollten Auch die von Menschen verursachten Emissi- genauso wie Strecken, auf denen häufig onen stammen hauptsächlich aus Verbren- angefahren bzw. gebremst wird, bitumi- nungsprozessen: aus Kleinfeuerungsanlagen, nös ausgeführt werden • industriellen Prozessen, Feuerstellen oder starke Gefällestrecken sind mit „Wasser- Tabakrauch. Zudem ist diese Stoffgruppe ein ableitern“ auszustatten (was tlw. durchaus natürlicher Bestandteil der fossilen Rohstoffe kritisch von den Nutzern gesehen wird) Kohle und Erdöl. Durch Veredelungsverfahren, wie der Verkokung von Kohle oder der Raffi- nation von Erdöl durch Kracken, entstehen 22

Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

Wegeaufbau wassergebundene Befestigung Im Landkreis Cuxhaven liegt demnach ein besonderer mittel- bis langfristiger Ein wassergebundener Weg besteht aus einer Schwerpunkt auf großflächiger Umwandlung ungebundenen Tragschicht aus Kiesgeröll, von bisher bituminös befestigter Fahrbahnen Schotter, unsortiertem Gestein oder Betonre- in die Bauart „Deckschichten ohne cycling. Die Stärke richtet sich nach der Trag- Bindemittel“ (DoB), sogenannte fähigkeit des Untergrundes und der Beanspru- wassergebundene Decken. chung des Weges und kann zwischen 20 und 45 cm liegen. Darauf wird eine 5 cm starke Aufgrund der besonderen Bodenverhältnisse Deckschicht aus Sand, Kies-Sand oder Splitt- ist dabei folgendes zu beachten: Sand-Gemischen eingebaut. Wassergebundene Befestigungen haben den Marschböden besitzen in der Regel einen Nachteil, dass sie teilweise sehr unterhal- hohen Grundwasserstand und sind zeitweise tungsintensiv sind und bei fehlender Unterhal- wassergesättigt. Überschusswasser infolge tung schnell Qualitätsverluste bei der Befahr- eines Niederschlags kann dadurch nicht in den barkeit eintreten. Untergrund versickern und verbleibt im Porenraum der wassergebundenen Decke. Näheres regeln die ZTV LW 16 (Zusätzliche Die Deckschicht weicht auf und kann den Technische Vertragsbedingungen und Richtli- Belastungen nicht mehr Stand halten. Beim nien für den Bau Ländlicher Wege, Ausgabe Bau einer wassergebundenen Decke auf 2016). Marsch muss die Entwässerung gewährleistet und bei Bedarf eine zusätzlich Entwässerung vorgesehen werden.

Sandböden verfügen in der Regel über eine ausreichende Entwässerung. Im Frost-Tau- Wechselzeitraum kann Überschusswasser aufgrund des Frostes nicht ablaufen. Überbelastungen würden zu einer nachhaltigen Schädigung der Decke führen.

Moorböden sind beständig mit Wasser gesättigt, sodass, wie bei Marschböden auch, hier das Überschusswasser nicht versickern kann. Eine entsprechende Entwässerung muss gewährleistet werden, damit sich keine Schädigungen ergeben.

Die wassergebundene Bauweise erweist sich für die Nutzung durch ausschließlich landwirt- schaftliche und forstwirtschaftliche Fahrzeuge als zweckmäßig, leistungsfähig und verhält- nismäßig pflegeleicht .

Bild: Deckblatt der ZTV LW 16, FGSV.

Handlungsempfehlungen für die bauliche Ge- An dieser Stelle sei auf die im August 2016 neu staltung der Wege im Außenbereich wurden erschienenen „Richtlinien für den Ländlichen seitens der dortigen Kommunen bereits selber Wegebau, Teil 1: Richtlinien für die Anlage gegeben. und Dimensionierung ländlicher Wege“ hin- gewiesen.

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Feldwege Herausgeber ist die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. dienen der Erschließung der Feldflur und wer- (DWA). den je nach Verkehrsbeanspruchung, Funktion im Wegenetz und Erschließungsleistung als Hauptwirtschafts-wege (HWW), Wirtschafts- wege (WW) oder Grünwege angelegt.

Hauptwirtschaftswege

dienen der weitmaschigen Erschließung der Feldflur. Sie schaffen die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Einsatz der Landtechnik und erfüllen häufig auch die Anforderungen an eine multifunktionale Nutzung.

Wirtschaftswege

dienen der engmaschigen Erschließung der Feldflur. Sie sind entsprechend ihrer Ver- kehrsbeanspruchung auszubauen. Sie können auch die Anforderungen an eine multifunktio- nale Nutzung erfüllen.

Grünwege

Bild: Titelseite DWA Arbeitsblatt DWA-A-904- dienen der Erschließung und der Bewirtschaf- 1 . tung der Grundstücke. Sie sind unbefestigte Demnach ergeben sich folgende Begriffs- Feldwege, die mit Traktoren und anderen bestimmungen für ländliche Wege: landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen bei geeigneter Witterung befahrbar sind.

Verbindungswege Waldwege verbinden einzelne land- und forstwirtschaftli- che Betriebsstätten, Gehöfte und Weiler un- dienen der Walderschließung. Sie ermöglichen tereinander sowie mit benachbarten Orten bzw. erleichtern u. a. den Transport von Holz oder schließen diese an das gemeindliche und und sonstigen Forstprodukten, von Personen überörtliche Verkehrsnetz an. Sie verbinden und Betriebsmitteln, dienen der Erholung der örtliche Wegesysteme und ermöglichen einen Bevölkerung und der Lenkung des Erholungs- übergemeindlichen Verkehr. Sie nehmen so- verkehrs. Waldwege werden in Holzabfuhr- wohl allgemeinen ländlichen Verkehr als auch wege (Fahrwege) und Betriebswege (Maschi- land- und forstwirtschaftlichen Verkehr auf. nenwege) unterteilt. Verbindungswege sind ganzjährig auch mit hohen Achslasten befahrbar.

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Holzabfuhrwege Die Bemessung der ländlichen Wege erfolgt gemäß aktueller RLW für eine Höchstge- sind überwiegend ganzjährig befahrbar und schwindigkeit von 40 km/h für Traktoren auf werden mit LKW, PKW und Arbeitsmaschinen einer ebenen, geraden Strecke. befahren. Sie dienen im Seitenraum der Holz- lagerung, haben hervorgehobene Erschlie- ßungswirkung und binden Waldgebiete an die Es wird empfohlen, diese Richtlinie bei zukünf- öffentlichen Straßen an. tigen grundhaften Erneuerungen unter Be- rücksichtigung oben genannter Planungsas- pekte zu Grunde zu legen. Betriebswege Welche Variante gewählt wird, ist dem tat- werden ausschließlich von PKW und Arbeits- sächlich aufkommenden Verkehr und den maschinen genutzt, dienen der weiteren Er- vorherrschenden Verkehrsarten anzupassen. schließung der Fläche und können bei Bedarf zu Holzabfuhrwegen entwickelt werden, wenn die forstwirtschaftlichen Verhältnisse der an- grenzenden Waldflächen dies erfordern.

Sonstige ländliche Wege stehen in der Regel auch Fußgängern und Radfahrern, beschränkt auch Reitern, zur Ver- fügung (Gehwege, Wanderwege, Radwege und Viehtriebe).

Grundsätzlich gelten laut RLW folgende Pla- nungsaspekte:

• Verkehrstechnische Aspekte

• Agrarstrukturelle Aspekte

• Landespflegerische Aspekte

• Boden- und Gewässerschutz

• Arten- und Biotopschutz

• Erhaltung des Landschaftscharakters

Als Besonderheit ist darüber hinaus die Topo- graphie (gering/ stark bewegtes Gelände) von Bedeutung.

Neben Art und Umfang des Verkehrs spielen auch Abmessungen, Achslasten, Gesamtge- wichte und Geschwindigkeiten der Fahrzeuge eine Rolle.

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

denselben Ausbaustandard angewiesen ist, 4. Forderung der für eine nachhaltige Flächenbewirtschaf- tung benötigt wird.

Die Kommunen im Landkreis Cuxhaven verfü- Hinzu kommt: Auch wenn die jeweiligen Wirt- gen über ein ländliches Wegenetz mit einer schaftswege und Wirtschaftsbrücken im Gesamtlänge von ca. 3.200 km und nahezu kommunalen Eigentum stehen, so sind sie 300 Brückenbauwerken. gleichwohl nicht zwingend öffentlich gewid- mete Straßen, womit auch das System zur Abgrenzung zwischen Gemeingebrauch und Allein der Ansatz der FGSV in Höhe von 1,20 Sondernutzung nicht greift. qm/Jahr würde einen Mitteleinsatz von ca. 11,5 Mio. € pro Jahr bedeuten. Für die Kommunen ergibt sich damit ein be- stehender Rechtsrahmen, der bei der wirt- 3.200.000 x 3 m x 1,20€ = 11.520.000 € schaftlich sinnvollen Unterhaltung des Netzes Widersprüche produziert: zzgl. Brückenbauwerke !

Der Landkreis Cuxhaven benötigt als „Nasses a) Es beginnt mit der haushaltsrechtlichen Dreieck“, im Verhältnis zu anderen Regionen Abgrenzung zwischen investiven Maß- in Niedersachsen, mehr Brückenbauwerke nahmen und (ergebniswirksamen) Un- zur Erschließung der Flächen. terhaltungsmaßnahmen, die dem lau-

fenden Aufwand zuzuordnen sind (Ak-

tivierungsrichtlinie).

Tatsächlich stehen lediglich ca. 2,5 Mio. € p.a. b) Die Beteiligung Dritter am Geldmittel- zur Verfügung (Erhebung als Anlage dazu?) bedarf ist nach dieser Logik vollkom-

men unterschiedlich: Während für in-

vestive Maßnahmen Beiträge bzw.

wiederkehrende Beiträge nach NKAG

erhoben werden können, gibt es für

laufenden Unterhaltungsaufwand eine

solche Beteiligung nicht.

Lösungsszenarien/ Ansatz: i. Beiträge nach §§ 6 und 6b NKAG scheiden mangels inves- tiver Maßnahmen aus. Das Zusammentreffen sehr unterschiedlicher ii. Benutzungsgebühren (§ 5 Betroffenheiten und Interessen an einem in- NKAG) kommen nicht in Be- takten Wirtschaftswege- und Wirtschaftsbrü- tracht, weil das Netz entweder ckennetz erschwert die Finanzierung des Baus (soweit öffentlich gewidmet) und der Unterhaltung des Wirtschaftswege- netzes. keine öffentliche Einrichtung Im Vordergrund steht die Erreichbarkeit land- darstellt oder die Bemessung wirtschaftlicher Flächen mit den beschriebe- der Inanspruchnahme zu ei- nen baulichen Anforderungen. Andererseits nem unvertretbaren Mehrauf- ermöglicht und erleichtert das Netz Ruhe und wand führt („Maut“). iii. So bleibt der Kommune nur die Erholung suchenden Menschen den Zugang Finanzierung über Steuern als zur freien Landschaft. Damit besteht insoweit allgemeines Deckungsmittel, auch ein Gemeininteresse, das indes nicht auf 26

Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

was aber dem im Vergleich zu schaftswege und Wirtschaftsbrücken – Gemeindestraßen geringeren WWB“). Allgemeininteresse nicht ge- recht wird. 2. In diesen besonderen Teilhaushalt bringt die Kommune ihre Wirtschafts- Der bestehende Rechtsrahmen wirft somit wege und Wirtschaftsbrücken mit dem zur Lösung der anstehenden Herausforde- Buchwert ein; dies geschieht bilanz- rungen den Bedarf nach einem dritten Weg neutral, weil der „Besondere Teilhaus- zur Finanzierung des Netzes auf. Dabei halt WWB“ ein ganz normaler Teil- drängt sich der Quervergleich zu Wasser- haushalt nach § 4 Abs. 1 Satz 1 und Bodenverbänden auf, die sich zur Fi- KomHKVO ist. nanzierung der von ihnen unterhaltenen Infrastruktur auf Verbandsbeiträge ihrer 3. Der „Besondere Teilhaushalt WWB“ Verbandsmitglieder stützen können. Aus kann entweder das gesamte Netz in- diesem Beitragsaufkommen finanzieren die nerhalb einer Kommune umfassen Verbände sowohl die Abschreibungen (und (was bei Wiederkehrenden Beiträgen damit auch die Investitionen) als auch den nach § 6b NKAG i. d. R. nicht möglich laufenden Unterhaltungsaufwand. ist); es kommt grds. aber auch inner- halb des Teilhaushaltes die Unterglie- Die Bildung eines solchen Verbands – be- derung in mehrere Produkte analog zogen auf das Netz der Wirtschaftswege § 6b Abs. 2 NKAG in Betracht, wenn und Wirtschaftsbrücken – passt jedoch dies nach der Gliederung des Gemein- nicht in den bestehenden Rechtsrahmen: degebietes sachgerecht ist. − Die Bildung eines Wasser- und Boden- verbands mit Aufgaben nach § 2 WVG 4. Der „Besondere Teilhaushalt WWB“ wird von den Aufsichtsbehörden als finanziert sich durch Beiträge (4.1) und nicht möglich eingestuft. einen Anteil der Allgemeinheit (4.2). − Die Zusammenfassung der Wirt- 4.1. Die Grundstückseigentümer zah- schaftswege und –brücken lässt sich len einen „Infrastrukturbeitrag“. nicht in einem kommunalen Sonder- Dieser „Infrastrukturbeitrag“ ist vermögen subsumieren, weil die Auf- (wie bei einem Wasser- und Bo- zählung in § 130 Abs. 1 NKomVG ab- denverband) quasi das Bindeglied schließend ist. zwischen Beiträgen nach § 6 NKAG und Gebühren nach § 5 NKAG. Da- Gleichwohl löst die Idee eines Wirtschafts- für bedarf es einer Ergänzung des wege- und –brückenverbands unter Einbe- NKAG. ziehung einer Finanzierung über Verbands- 4.2. Dem Allgemeininteresse der beiträge die dargestellten Probleme und Kommune, nämlich Ruhe und Er- führt zu einer gerechten Lastenverteilung. holung suchenden Menschen den Dieser Ansatz beruft sich auf folgende we- Zugang zur freien Landschaft zu sentliche Punkten: erleichtern, kann durch einen Kos- tenanteil der Kommune entspro- 1. Es muss sich nicht zwangsläufig um ein chen werden, den die Gemeinde kommunales Unternehmen, insbes. innerhalb ihres Haushalts ver- nicht um eine selbständige juristische gleichbar einem Zuschuss zahlt Person handeln. Es dürfte auch bereits (vgl. insoweit die Regelung zum genügen, innerhalb des kommunalen Anteil der Allgemeinheit in § 9 Haushalts einen gesonderten in sich Abs. 6 Satz 3 NKAG). Konkret kann abgeschlossenen Bereich zu bilden dieser Anteil im Produkt 541 (Ge- („Besonderer Teilhaushalt Wirt- meindestraßen) als Aufwand und im „Besonderen Teilhaushalt

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

WWB“ als Ertrag abgebildet wer- 9. Um die Belastbarkeit dieses Denkmo- den. dells zu erproben, kommt die Realisie- rung in einer Modellkommune/einer 5. Das Ergebnis ist ein „Besonderer Teil- Modellregion für eine Phase von bspw. haushalt WWB“, in dem auf der Er- fünf Jahren in Betracht (vergleichbar tragsseite durch die „Infrastrukturbei- der Experimentierklausel in § 181 träge“ (gem. neuer Regelung im NKomVG). NKAGB) und den Anteil der Allgemein- heit die notwendigen Mittel für den Unterhalt der Wege und Brücken, aber auch für die Finanzierung von Neu-, Aus- und Ersatzbauten erwirtschaftet werden können. Es ergeben sich folgende Forderungen: • Flexiblere Ausbauwei- 6. Der Vorteil liegt auch darin, dass (an- sen/Ausbaustandards (Auffrä- ders als in § 6b Abs. 3 NKAG – wdk. Beiträge) nicht allein auf den im Zeit- sen/Schotter) raum von bis zu fünf Jahren zu erwar- • Neuartige Beitragserhebungsformen tenden jährlichen Investitionsaufwand für Neubaumaßnahmen abgestellt wird; vielmehr wird ein • Neuartige Maßnahmen zur Umlegung ganzheitlicher Ansatz geschaffen, der von Seitengräben auch die laufende Unterhaltung be- • Flexiblerer Rechtsrahmen für Unter- rücksichtigt. Im Ergebnis erleichtert dies die Wahl der wirtschaftlichsten haltungsmaßnahmen Maßnahme. • Zugang von Wegeverbänden zu För- dermitteln 7. Um die Finanzierung dieses „Besonde- • Flurbereinigungsprogramme mit an- ren Teilhaushaltes WWB“ zu unterstüt- gemessenen Fördermitteln/ Schwer- zen, wird angeregt, diejenigen Kom- punkten für Wegebau ausstatten munen, die sich für einen solchen • Schritt entscheiden, mit einer einmali- Programm zur Förderung von Wirt- gen Anschubförderung zu unterstüt- schaftswegekonzepten zen. Diese Fördermittel können dann • 100 Mio. Euro nach den örtlichen Bedürfnissen für ei- ne Grundinstandsetzung, einen Aus-

oder Neubau besonders schadhafter

Anlagen (Straßen oder Brücken) ver-

wendet werden. In der Folge trägt sich

die weitere Unterhaltung durch den

gemeindlichen Anteil der Allgemeinheit

und den „Infrastrukturbeitrag“.

8. Erforderlich für die Umsetzung sind

entsprechende Änderungen

8.1. im NKAG (neu: Infrastrukturbei-

trag);

8.2. im kommunalen Haushaltsrecht

(für die Einrichtung des Besonde-

ren Teilhaushaltes);

8.3. ggf. im NKomVG.

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Region Cuxhaven Sicherung der Wirtschaftswegenetze

Melle, im Januar 2018

Ge-Komm GmbH Gesellschaft für kommunale Infrastruktur

Bernd Mende

Geschäftsführender Gesellschafter der Ge-Komm GmbH Gesellschaft für kommunale Infrastruktur

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