Die Zukunft Der Knicklandschaft
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11. Jahrgang · Heft 4/2007 • Gemeinsam gegen feste Beltquerung • Editorial: Die Zukunft der Knicklandschaft • Gewässerschutz auf der Kippe • Eiderstedt: Blauer Brief aus Brüssel • Nisthilfen für Turmfalken im Kreis Plön • A 20: Unzureichender Schutz von Fledermäusen • Interview mit Karl Kugelschafter • Erste Hilfe für Fledermäuse • Leserbrief: Lokale Bündnisse Magazin des NABU Schleswig-Holstein 4/07 IMPRESSUM Herausgeber: NABU Schleswig-Holstein www.nein-zur-beltquerung.de Färberstraße 51, 24534 Neumünster Tel. 04321-53734, Fax 5981 Internet: www.NABU-SH.de E-Mail: [email protected] Spendenkonto: Sparkasse Südholstein BLZ 230 510 30 Dänen und Deutsche kämpfen gemeinsam Konto-Nr. 285 080 Ende Juni ist sie nun gefallen, die seit Jahren unzählige Male vertagte politische Entscheidung Ver trieb: für die feste Fehmarnbeltquerung.Vorausgegangen ist ein nicht enden wollendes Verwirrspiel Beilage Naturschutz heute & und Gepoker um die Verteilung der finanziellen Lasten zwischen Deutschland und Däne- NABU Schleswig-Holstein mark. Am Ende hat das Königreich Dänemark den Knoten schließlich durchgeschlagen und Auflage: 15.500 Exemplare sich bereit erklärt, den Löwenanteil des finanziellen Risikos für das voraussichtlich (!) insge- Internet: www.Betrifft-Natur.de samt 5,5 Milliarden teure Bauwerk zu tragen. Redaktion: Hermann Schultz ie Hinterlandanbindung auf schleswig- Aber auch von anderer Seite wird dem Projekt Prof. Dr. Rudolf Abraham Dholsteinischer Seite, deren Kosten derzeit künftig der Wind sehr stark entgegenwehen. Ingo Ludwichowski auf voraussichtlich rund 840 Millionen Euro Denn angesichts der zu erwartenden Beein- Carsten Pusch beziffert werden, soll mit Hilfe einer kleinen trächtigungen des Vogelzuges – jährlich pas- Finanzspritze durch die EU von deutscher sieren rund 90 Millionen skandinavische und Gestaltung und Herstellung: Seite finanziert werden. Woher die hierfür sibirische Zugvögel den Fehmarnbelt – sowie Lürssen Brügmann Werbeagentur erforderlichen Eigenmittel kommen sollen, ist des gesamten marinen Ökosystems durch den jedoch unklar. Allein das Land Schleswig-Hol- Bau und den Betrieb der Brücke – wird der Der NABU Schleswig-Holstein stein wird mit seinem Anteil von rund 60 Mil- NABU auch weiterhin mit allen rechtlichen übernimmt keine Gewähr für lionen Euro die Grenzen seiner finanziellen Mitteln gegen den Bau der festen Fehmarn- unaufgefordert eingesandte Leistungsfähigkeit zwangsläufig überschreiten beltquerung kämpfen. Wenn nötig wird er Manuskripte, Fotos und andere müssen. auch den Klageweg beschreiten. Dabei kann Unterlagen. Die Redaktion behält Klar ist hingegen, dass sich die deutsche der NABU übrigens auf die Unterstützung sich Kürzungen und die journa- Seite durch den weitgehenden Rückzug aus dänischer Partner, der Dansk Ornitologisk listische Bearbeitung aller Beiträge der Finanzierungsverantwortung auch ihre Forening DOF sowie auf Danmarks Natur- vor. Mit Verfassernamen gekenn- Mitspracherechte hat abkaufen lassen. Denn fredningsforening DN, der größten dänischen zeichnete Beiträge müssen nicht die wer bezahlt bestimmt die Musik! Und folge- Naturschutzorganisation, zählen. Meinung des NABU Schleswig- richtig sollen Planung, Bau und Betrieb der Nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Holstein oder der Redaktion wieder- Brücke ausschließlich durch den Meistbieten- Treffen auf einem Fährschiff der Scandlines- geben. den, das Königreich Dänemark, erfolgen. Reederei stattgefunden hat, sind hochrangige Inwieweit deutsche Interessen und Belange Vertreter der drei insgesamt weit mehr als eine Erscheinungsweise: bei alledem überhaupt berücksichtigt werden, halbe Million Mitglieder zählenden Natur- Vierteljährlich ist also völlig offen. schutzorganisationen Ende September 2007 Der NABU hat unterdessen seine Kritik an in Kopenhagen zusammenkommen, um über Redaktionsschluss der nächsten diesem völlig sinnlosen Infrastrukturprojekt die weiteren strategischen Schritte zu beraten. Ausgabe: 1. Dezember 2007 wiederholt sehr deutlich bekräftigt. So hat Unterdessen wird im Internet unter NABU-Präsident Olaf Tschimpke, der die www.Nein-zur-Beltquerung.de die E-Mail- Insel Fehmarn Anfang Juli diesen Jahres Protestkampagne gegen die feste Fehmarn- besuchte, noch einmal unmissverständlich belt-Querung, die der NABU im September vor den unvorhersehbaren Folgen für Natur, 2006 gestartet hat, fortgeführt. Weit mehr als Landschaft, Arbeitsplätze und Tourismus auf 7.000 Menschen aus allen Teilen Europas und Deutschlands Ferieninsel Nr.1 gewarnt. Der darüber hinaus haben sich gegen das Projekt Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, ausgesprochen und angekündigt, diese Brücke Hardy Voigtmann, hat sich ebenfalls bei im Falle der Realisierung nicht zu nutzen. Titelbild: einem Ortstermin deutlich gegen das Projekt Thomas Behrends ausgesprochen. Aber auch im Hinblick auf Wirtschaftlich- Natürliche Küstendynamik an der Ostseeküste, hier im Bereich des keitsaspekte droht dem Bauwerk ein Fiasko. Ingo Ludwichowski Truppenübungsplatzes Putlos. Auch So ist angesichts der im Zuge des Klimawan- Geschäftsführer NABU Schleswig-Holstein die Küstengewässer der Nord- und dels zu erwartenden Zunahme von Stark- Färberstr. 51 Ostsee sind Bestandteil der Europäi- windereignissen davon auszugehen, dass die 24534 Neumünster schen Wasserrahmenrichtlinie und sol- len bis zum Jahre 20015 einen guten Brücke während eines erheblichen Teils des Tel. 04321-953073 ökologischen Zustand erreichen. Jahres nur von PKW genutzt werden kann. [email protected] 2 4/07 Editorial Die Zukunft der Knicklandschaft an kann es kaum glauben, dass diese mung unserer Heimatlandschaft? Was werden MLandesregierung, die seinerzeit mit der die vielen Urlaubsgäste sagen, die auch wegen Begründung der Verwaltungsvereinfachung der strukturreichen Kulturlandschaft hier in den geltenden Knickerlass ersatzlos kassierte Schleswig-Holstein Urlaub machten? und mitteilen ließ, dass der Gesetzestext aus- Außer diesen landschaftsästhetischen As- reiche, nun dabei ist, einen neuen Knickerlass pekten darf nicht vergessen werden, dass die vorzubereiten. Knicks als linienhafte, mit Saumbiotopen Im Gegensatz zu dem früheren Knickerlass, ausgestattete und untereinander vernetzte der schwerpunktmäßig Pflegemaßnahmen Landschaftsbestandteile eine herausragende zum Erhalt der Knicks festlegte, ist der neue ökologische Bedeutung für die Vernetzung Knickerlassentwurf eine Anleitung zum Ver- verschiedener Biotope haben, die, sollten sie schieben und Beseitigen von Knicks, wenn zukünftig wegfallen, der bereits durch das dies aus wirtschaftlichen Gründen – die je- umfangreiche Straßennetz verursachten Ver- doch nicht weiter konkretisiert werden – inselung noch weiter Vorschub leisten. erforderlich ist. Während der alte Knickerlass Auch die Unteren Naturschutzbehörden ein Verschieben oder gar Beseitigen von lehnen den Knickerlassentwurf in der vor- Knicks eigentlich gar nicht vorsah, weil die liegenden Form ab. Das Landwirtschafts- negativen ökologischen Auswirkungen sol- ministerium erklärte am 24. September 2007 cher Maßnahmen bekannt waren und weil „Der Landesregierung ist der Erhalt unserer deshalb das seinerzeitige Landesnaturschutz- schleswig-holsteinischen Knicklandschaft ein gesetz eine Vernichtung von Knicks grund- wichtiges Anliegen“ Wenn dem wirklich so ist, sätzlich untersagte, eröffnet der neue Knicker- sollte die Landesregierung diesen Knickerlass- lassentwurf diese Möglichkeit. Darüber entwurf kommentarlos zurücknehmen. hinaus ist es nun nicht mehr zwingend erfor- derlich, dass bei einer Neuanlage von Knicks Der NABU wird sich intensiv dafür einsetzen! diese mit dem bestehenden Knicknetz ökolo- gisch verbunden werden müssen. Nun hat es eine öffentliche Auseinander- Mit freundlichen Grüßen setzung über diesen geplanten Knickerlass gegeben, in der das Landwirtschaftsminis- terium sich fast ausschließlich dazu äußerte, dass es sich hierbei nicht um einen Erlass sondern nur um eine „Handreichung für die Hermann Schultz Ausgestaltung von Ausgleichsmaßnahmen“ NABU Landesvorsitzender handele. Damit hat das Landwirtschafts- ministerium auch deutlich gemacht, worum es ihm in dem neuen Knickerlassentwurf wichtig ist: Es geht dem Landwirtschafts- ministerium nicht um Schutz, Pflege und Erhaltung bestehender Knicks nein, es geht um Ausgleichsmaßnahmen für vernichtete Knicks. Damit wird der großräumigen Verände- rung der schleswig-holsteinischen Knickland- schaft Tür und Tor geöffnet. Angesichts des geplanten gewaltigen Ausbaus von Biogas- anlagen mit ihrem ungeheuren Bedarf an hochwertigen Ackerflächen für den intensiven Maisanbau ist es natürlich einfacher, dies in einer knickarmen, ausgeräumten Landschaft zu verwirklichen. Aber – so muss man sich fragen – wollen wir Schleswig-Holsteinerinnen und Schles- wig-Holsteiner eine solche radikale Ausräu- 3 4/07 Europäische Wasserrahmenrichtlinie Geht der Gewässerschutz in Schleswig-Holstein den Bach runter? Die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verliert in Schleswig-Holstein zunehmend an Dynamik. Damit könnte eine historische Chance zur Wiederherstellung naturnaher und sauberer Gewässer vertan werden. Kritik am Kurswechsel der Landesregierung üben die an der Umsetzung der Richtlinie mitwirkenden Naturschutzorganisationen BUND, LNV,NABU und WWF. ie im Jahr 2000 in Kraft getretene DEuropäische Wasserrahmenrichtlinie ver- pflichtet sämtliche Mitgliedsstaaten der EU, ihre Gewässer – Grundwasser, Flüsse, Seen und Küstengewässer – bis 2015 in einen Foto: Sabine Reichle „guten ökologischen Zustand“ zu versetzen. „Wasser