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20. Internationales Forum 51

20. Internationales Forum 51

20. internationales forum 51 des jungen films berlin 1990 «SSS y AI ETE AU BAL /1 WENT TO THE DANCE der gespielte Musik, der , ist eine Verbindung von Cajun-Musik und . The Cajun and Zydeco Music of Cajuns, die Nachkommen der 1755 von den Briten aus Akadien Ich ging zum Tanz vertriebenen französischen Siedler, die sich in den fruchtbaren Sumpf gebieten (Bayous) Süd-Louisianas niederließen. Die heute rund 250.000 Cajuns, die eine weitgehend in sich geschlossene Land USA 1989 Volksgruppe bilden, sprechen einen Dialekt aus altertümlichem Produktion Brazos Films, Flower Films Französisch, vermischt mit englischen, spanischen und india­ (El Cerrito, Kalifornien) nischen Elementen. (Brockhaus' Enzyklopädie des Wissens) Regie , nach dem Buch ': A Reflection of a People* von Ann Allen Savoy Zu diesem Film J'AI ETE AU BAL ist ein abendfüllender Dokumentarfilm über Kamera Les Blank, Susan Kell die Cajun- und Zydeco-Musik aus dem Südwesten Louisianas in Ton Vergangenheit und Gegenwart. Chris Strachwitz, Chris Simon Konzertaufhahmen, Photos und historische Filmausschnitte Erzähler/Berater werden mit Berichten und Erzählungen zu einem stimmungsvol­ len Porträt verwoben. Ann Allen Savoy Schnitt Maureen Gosling Produzenten Les Blank, Chris Strachwitz Les Blank über die Vorgeschichte des Films Assoziierter Produzent Chris Simon Als ich 1970 entdeckte, daß mein erster ganz und gar unabhängig Musik/Mitwirkende produzierter Film The Blues Accordiri ToLightruri Hopkins sein Walter Mouton and the Scott Playboys, Queen Ida and her Bon Publikum fand, und ich feststellte, daß meine aufreibende und Ton Zydeco Band, Michael Doucet, Canray Fontenot, Dennis wenig attraktive Arbeit als Industriefilmer nicht nur die Kopier­ McGee, 'Bois Sec* Ardoin, Amedee Ardoin, Marc Savoy, Ann werksrechnungen des Hopkins-Films deckte, sondern auch noch Savoy, Nathan Abshire, Odile Falcon, Luderin Darbone and the genügend Geld eintrug, um eine gebrauchte Kamera und etwas Hackberry Ramblers, Chuck Guillory with Preston Manuel and Material zu kaufen, machte ich mich auf den Weg nach Südwest- the Rhythm Boys, Cleveland Chenier, , D. L. Louisiana, um einen Film über die Cajuns zu drehen (Spend It All, Menard, and , Beausoleil, Paul 1971, mit Skip Gerson, Musik: The Balfa Brothers, Nathan Daigle, Robert Elkins and Cajun Gold, John Delafose, Boozoo Abshire, 41 Minuten, wie viele andere Filme von Les Blank im Chavis, Rockin' Sidney, Wayne Toups and Zyde-Cajuns sowie Verleih der Freunde der Deutschen Kinemathek, Berlin, A.d.R.). Eddy Shuler, Margaret Chenier, Solange Falcon, David Rubin, Auch dieser Film war ein Publikumsrenner, so daß ich es mir Alton "Rockin' Dopsie" Rubin, Bobby Michot, , erlauben konnte, meine Zeit bei den Menschen zu verbringen, die mich interessierten (die Musiker Dewey Balfa und seine Brüder sowie Nathan Abshire und Marc Savoy). Doch die schwarze Seite Photos/Interviews mit Joe Falcon, Cleoma Falcon dieser faszinierenden, französischsprachigen Kultur hatte ich Iry Lejeune, Amede Ardoin bisher nie zeigen können. Hauptgrund war, daß Clifton Chenier, , Harry Choates der führende Vertreter dieser Musik, mehr Geld verlangte, als ich Belton Richard besaß. Film-/Videoausschnitte mit The Balfa Brothers Nathan Abshire, Clifton Chenier 1972 kehrte ich - ausgestattet mit einem Stipendium des National Endowment for the Arts - nach Louisiana zurück und sicherte mir Uraufführung 26. August 1989, Montreal Cliftons Mitwirkung sowie die Mitarbeit von Camay Fontenot World Film Festival und 'Bois See* Ardoin und seiner Söhne an Dry Wood (1973,44 Minuten) und Hot Pepper (1973,54 Minuten). Format 16 mm, Farbe Dreizehn Jahre später überredete mich Chris Strachwitz, mit dem Länge 84 Minuten ich schon früher bei zwei Filmen zusammengearbeitet habe, ge­ Vertrieb Brazos Films, 10341 San Pablo meinsam mit ihm den Film aller Filme über Cajun- und Zydeco- Avenue, El Cerrito, CA 94530 Musik zu drehen. Das ist uns hoffentlich gelungen. Wir suchten die noch lebenden Mitwirkenden meiner früheren Anmerkung: Cajun-Musik, Bezeichnung für die Volksmusik der Filme auf und stellten in diesem Film praktisch alle Musiker vor, Cajuns. Das Klangbild wird von (kleinem Cajun-)Akkordeon, die in Vergangenheit und Gegenwart dieses wunderbare Musik­ Fiedel, Triangel, Löffel, seit etwa 1900 auch Gitarre, sowie von genre des 'Toe-Tapping' und 'Foot-Stomping' maßgeblich ge­ dem hohen, harten Gesang in altertümlichem Französisch be­ prägt haben und heute noch prägen. stimmt. Die von der farbigen Bevölkerung des Siedlungsgebietes Aus dem Katalog des London Film Festival, November 1989 Französisch Louisiana: Die Musik und ihre Menschen Biofilmographie

"Das Beispiel Louisianas lehrt, daß die ethnischen und Les Blank, geb. 1935 in Tampa, Florida, studierte Englische Li­ regionalen Kulturen überleben können, wenn der Wandel teratur und Theater an der in und organisch von innen kommt und die Gegenwart an Ver­ Film an der University of Southern California. Seit 1967 als frei­ gangenes anknüpfen kann- nicht als Restriktion, sondern schaffender Filmemacher tätig. Finanzierte seine ersten Musik­ als Ressource." filme durch die Herstellung von Industriefilmen für Holly Farms Barry Ancelet: The Makers of Cajun Music Poultry, Archway Cookies und The National Wildlife Federation. Erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen für seine Filme; Das heutige Französisch-Louisiana ist das Ergebnis eines langen veröffentlichte 1984 das Buch '', das seine und und reichen Akkulturationsprozesses, in dem die Kulturen Aka- Maureen Goslings Tagebücher von den Dreharbeiten zu Burden diens (der 1750 aus Nova Scotia vertriebenen französischsprachi­ Of Dreams sowie eine Reihe von Filmrezensionen enthält gen Bevölkerungsgruppen) mit denen der frarizösischstämmigen Kreolen aus Haiti, der Schwarzen Amerikas, der Amerikaner Filme: afro-karibischer Abstammung, der Indianer, Anglo-Amerikaner, 1964 Schotten, Iren, Spanier, Deutschen und Franzosen verschmolzen. 1968 God Respects Us When We Work, But Loves Us, Die Musik Französisch-Louisianas, ob als traditionelle Cajun-, When We Dance moderne Cajun- oder bluesähnliche Kreolen-Zydeco-Musik, ist 1 1968 The Blues Accordin to Lightnin' Hopkins stets eine bunte Mischung kultureller Überlieferungen; es sind 1969 The Sun's Gonna Shine Klänge, die einem einzigartigen Völkergemisch im Südwesten 1970 Spend It All Louisianas entspringen. Von den Akadiern stammt die Fiedel, 1971 A Well Spent Life von den Deutschen das Akkordeon, von den Schwarzen die Syn­ 1973 Dry Wood kopierung und der Blues, von der amerikanischen Pop-Musik die Hot Pepper Gitarre. Die Musik macht sich unverändert all jene Aspekte der 1974 neuen Musikstile - wie Country, Western, Swing, Rhythm & 1975 Blues und Rock 'n Roll - zu eigen, die ihr oder ihrem Publikum 1978 AIways For Pleasure gefallen. Cajun-Musik kann französisch, englisch oder in beiden 1980 Del Mero Corazön Sprachen gesungen werden. Garlic Is As Good as Ten Mothers Daß das Leben in Louisiana sich allmählich vom Land in die Stadt Eats His Shoe verlagert hat, spiegelt sich auch im gewandelten sozialen Muster 1982 Burden of Dreams der Musik wider: vom einsamen Balladengesang über die Fiedel­ 1983 Sprout Wings and Fly musik und das Fiedel- und Akkordeon-Duo zu elektrisch ver­ 1984 In Heaven There Is No Beer? stärkten Tanzhallen-Ensembles und dem Zydeco (einer Mi­ 1985 Cigarette Blues schung aus kreolischem 'La-la' und Blues) zum Revival alter, im 1986 : Be-Fore! Rock 'n Roll-Rhythmus gespielter Weisen: die Musik hat sich zu­ 1987 Ziveli! - Medicine for the Heart sammen mit den Menschen entwickelt. Gap-Toothed Women Angefangen hat es in den 60er Jahren, als die Gemeinschaft der 1988 and the Moula Banda Rhythm Aces Cajuns und Kreolen - mit zunehmender Anerkennung von außen 1989 J'AI ETE AU BAL - sich auf ihre Wurzeln zu besinnen begann. Hatten früher viele Menschen aus Französisch-Louisiana aufgrund des äußeren An­ Chris Strachwitz, geb. in Schlesien. Nach dem zweiten Welt­ passungsdrucks an das Einheitsbild des Amerikaners sich noch krieg Emigration in die USA, wo er an einer Highschool Deutsch ihrer Sprache und Kultur geschämt, bestärkte und beschleunigte und Soziologie unterrichtete.Gründete 1960 das auf ethnische das Revival der Folkmusik in den 60er Jahren die Renaissance der Musik spezialisierte Label (Cajun, Zydeco, Cajun- und Creole-Musik in den 70ern. Heute ist die Musik für Blues, Musica nortena (d.i. texanisch-mexikanische Musik), viele Cajuns und Kreolen eine Quelle des Stolzes. Klezmer, Country, usw.), die mit ihren anderen Labels bisher Die wirtschaftliche Lage nach den zweiten Weltkrieg bewirkte rund 350 Platten veröffentlichten. In den 70er Jahren Gründung die Abwanderung zahlreicher Arbeitsuchenden aus Französisch- der Down Home Music Company (Plattenladen und Vertrieb). Louisiana in andere Staaten. In Ost-, und der Von 1970-1986 Geschäftsführung derBay Side Record Distribu­ Bay Area von siedeln heute große Bevölkerungs­ ting Company. Moderierte 20 Jahre lang eine Radiosendung bei gruppen aus Französisch-Louisiana. Ihre Musik hat den entwur­ KPFA in Berkley. Erste Filmerfahrungen als Assistent des west­ zelten Louisianern geholfen, ihre Identität und ihren Zusammen­ deutschen Filmteams Wawzyn, das ein Serie über Blues, Coun­ halt zu wahren. Gruppen aus der Bay Area wie 'Danny Poullard try-Music, Gospel und herstellte. War bei fast allen Filmen and the California Cajuns', 'Queen Ida and her Bon Ton Zydeco von Les B lank als musikalischer B erater tätig. Produzierte Chulas B and' umfassen Musiker aus Louisiana und Kalifornien und ver­ Fronteras (1975) und Del Mero Corazön (1980) und besorgte bei zeichnen große Erfolge im In- und Ausland. Viele der Louisiana Cigarette Blues(1985) vndZiveli!-Medicinefor the Heart (1987) Cajun oder Zydeco B ands, die in den Clubs der Bay Area spielen, die Tonaufhahmen. sind Garanten für volle Säle. Queen Ida hat einen Grammy J'AI ETE AU BAL ist seine erste Arbeit als Ko-Regisseur. gewonnen (wie vor ihm schon Clifton Chenier) und unternimmt regelmäßig internationale Tourneen. Das traditionelle Leben der Cajuns und Kreolen hat sich weitge­ hend geändert, ihre Musik jedoch bleibt bestehen. Produktionmitteilung

Herausgeber: Internationales Forum des Jungen Films / Freunde der Deutschen Kinemathek, 1000 Berlin 30 (Kino Arsenal) Druck: graficpress