Ausg. Nr. 148 • 27. November 2015 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Der Nationalfeiertag

Am 26. Oktober fand am Wiener Heldenplatz die jährliche Feierlichkeit mit Angelobung der RekrutInnen statt.

Seiten 51 ff. Foto: Bundesheer / Harald Minich

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, die nun vorliegende Ausgabe 148 befaßt sich – wenn auch nicht so intensiv wie andere Medien – mit international bewegenden Themen: dem Terroranschlag in Paris und dem Flüchtlingsstrom nach Europa. Doch, wie Sie es von uns gewohnt sind, aus neutralem und unaufge- regtem Blickwinkel. So berichten wir über eine Gedenkveranstaltung der Staatsspitze im Parlament und präsentieren einige interessante Zahlen zu Asylanträgen in Österreich. In der Hoffnung, daß für die abertausenden Flüchtlinge möglichst Auslandsreisen von BP Heinz Fischer S 7 bald eine menschliche Lösung gefunden wird, verbleibe ich mit besten Wünschen für einen beschaulichen Advent als Ihr Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 148

Gedenken an die Terroropfer 3 Burgenland und Bayreuth Bundespräsident reiste in den feierten 25jährige Partnerschaft 79 Kosovo, nach Bolivien und Zypern 7 Meldungen aus dem Burgenland 80 König Abdullah II. von Jordanien Ehrung für besondere Verdienste 82 Der Nationalfeiertag 2015 S 51 auf Besuch in Wien 10 Bahnhof Neusiedl um 17 Mio. 60 Jahre österr. Neutralität 12 modernisiert und ausgebaut 83 Faymann: Wir brauchen ein Eisenstadt: Grünes Licht stärkeres Europa… 13 für Projekt »Stadtbus« 84 Sebastian Kurz: 50 Punkte zur »Hier liegt geborgen …« erfolgreichen Integration 14 Einzigartiges Projekt am älteren Der Flüchtlingsstrom nach Europa 16 jüdischen Friedhofs in Eisenstadt 85 ZUSAMMEN:ÖSTERREICH in Paris 18 Sommerhoch der Festspiele 88 Holocaust Überlebende auf »Best of Cabaret« 89 Wien-Besuch 19 ------Hohe Auszeichnung für Ulrike Autonomie mit Österreich sichern Der Bundesrat im Wandel der Zeit S 74 und Günther Schuster 21 und weiterentwickeln 90 »Sonja-Bernadotte-Preis« für Österreichs Wirtschaft wächst 91 NÖ LH-Stv. Sobotka 22 Sondereffekte stützen Konjunktur 92 500 junge Österreicher Comeback des Sommertourismus 93 auf Auslandseinsatz 23 Wie geht’s Österreich? 95 Österreichs Konditoren erringen WM-Bronze in Mailand 25 43 Jahre Licht ins Dunkel 97 Täglich 20 Mio. Kugelschreiber 27 Weinreiches Österreich. 99 Meldungen Österreich, Europa Ehrendoktorat für F. Mayröcker 100 und die Welt 31 Manfred Scheuer ist neuer Aus den Österreichischen Bischof der Diözese Linz 103 Meisterwerke der Buchkunst S 112 Kulturinistuten 40 Milchstraße »neu« in 3D 105 Der Austrian Ball London 43 Neue Maßstäbe in der Goldmedaille für NUGENIS 45 Biomasse-Vergasungstechnik 106 Hugo Portisch, der Österreich 3D-Charakterisierung von Europa und die Welt erklärte 47 Nanoobjekten ist gelungen 108 Von Wien nach Tauranga 49 Entdeckung einer byzantinischen Schankstube in Ephesos 109 Der Nationalfeiertag 2015 51 Rede von Bundespräsident Digitales Ausweissystem 111 Heinz Fischer 58 Meisterwerke der Buchkunst 112 Der ÖMV am Nationalfeiertag Gerhart Frankl – Rastlos 117 Von Karl A. Skrivanek. 60 Haus der Geschichte im Familienurlaub in Kärnten S 137 Zur Geschichte des öster- Museum Niederösterreich 120 reichischen Nationalfeiertages 65 Wien Museum Neu 122 Schelling: Mit konsequentem Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Innsbrucker Haus für Musik Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Reformkurs wieder an die Spitze 69 und Theater im Entstehen 124 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Einigung auf Bildungsreform 71 Viennale 2015 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Der Bundesrat im Wandel der Von Margarethe Glac. 126 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Zeiten. Von Andreas Pittler. 74 Serie »Österreicher in Hollywood« chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos S. 1: Bundesheer / Harald Minich; S. 2: Peter Lechner / »Burgenland Journal« von Rudolf Ulrich. Diesmal: der HBF; Carina Karlovits / HBF; Parlamentsdirektion / Budgetrede: Neue Wege für eine Schauspieler Norbert Schiller. 135 Bildagentur Zolles KG / Christian Hofer; Österreichi- erfolgreiche Zukunft 77 Familienurlaub in Kärnten 137 sche Nationalbibliothek; Kärnten Werbung / Bernhard

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 3 Österreich, Europa und die Welt Staatsspitze gedachte der Terroropfer Bundespräsident Heinz Fischer forderte Einhaltung europäischer Werte im Antiterrorkampf ein – Nationalratspräsidentin Doris Bures: Demokratie zu verteidigen, heißt auch, grundlegende Freiheiten hochzuhalten Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer Gedenkveranstaltung der Staatsspitze in der Säulenhalle des Hohen Hauses am Ring anläßlich der Attentate von Paris

ie kompromißlose Verteidigung der De- Die Nationalratspräsidentin hatte ge- Die Reden wurden mit Werken von Beet- Dmokratie, des Rechtsstaats, der Freiheit meinsam mit dem Bundesratspräsidenten hoven, Mozart und Bach begleitet, intoniert und der Menschenrechte muß die unmißver- zum Gedenken an die Opfer des Terrors in durch Mitglieder der Wiener Philharmoni- ständliche Antwort auf die schrecklichen Ter- die Säulenhalle des Parlaments geladen. An- ker. Den Abschluß der Veranstaltung bildete roranschläge sein, die in jüngster Zeit nicht teilnahme und Solidarität brachten mit ihrer die Europahymne. nur Frankreich erschüttert haben. Daran ließ Anwesenheit nicht nur die Mitglieder der am 23. November die österreichische Staats- Bundesregierung mit Bundeskanzler Werner Bures: Neue starke Bündnisse spitze im Rahmen der Gedenkveranstaltung Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitter- gegen den Terrorismus im Parlament anläßlich der Attentate von lehner an der Spitze zum Ausdruck, sondern Nationalratspräsidentin Doris Bures sagte, Paris keinen Zweifel aufkommen. „Wir wer- auch der Zweite Nationalratspräsident Karl- die Terroranschläge in Frankreich hätten ge- den sie nicht siegen lassen!“, stellte Natio- heinz Kopf und der Dritte Nationalratspräsi- zeigt, „wenn Terroristen unsere Gesellschaft nalratspräsidentin Doris Bures fest, die wie dent Norbert Hofer sowie zahlreiche Ab- destabilisieren und spalten wollen, rücken Bundespräsident Heinz Fischer nicht nur So- geordnete und BundesrätInnen. Anwesend wir näher zusammen“. Leider sei zu erwar- lidarität mit den Opfern des Terrors, sondern waren zudem der Präsident des Rechnungs- ten, daß die feigen Terrorattacken nicht mit auch mit jenen einforderte, die Schutz und hofs, die VolksanwältInnen, die VertreterIn- einem Schlage aufhören werden und daß wir Hilfe fern ihrer Heimat suchen. Bundesrats- nen der Höchstgerichte und die Vertreter der uns auf einen längeren Kampf gegen die präsident Gottfried Kneifel appellierte, die Glaubensgemeinschaften. Auch der Bot- Feinde der Freiheit einstellen müssen. „Er- Terrorakte von Paris zum Anlaß zu nehmen, schafter der Republik Frankreich, Pascal Tei- freulich ist allerdings, daß sich im Lichte der das europäische Werteprofil neuerlich zu xeira da Silva, befand sich unter den zahlrei- jüngsten Ereignisse – über alle bisherigen schärfen. chen Gästen. Trennlinien hinweg – neue starke, globale

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Bündnisse gegen diesen hinterhältigen Ter- rorismus gebildet haben.“ Weiters plädierte sie dafür, daß wir uns bei der Reaktion auf die Pariser Terror-An- griffe nicht zu sehr von Angst leiten lassen dürfen: „Angst, so verständlich sie ist, ist oft kein guter Ratgeber. Ganz besonders gilt das, wenn es um das sensible Verhältnis von Frei- heit und Sicherheit geht. Die Demokratie zu verteidigen, heißt nämlich auch, grundlegen- de Freiheiten hochzuhalten. Denn ohne Freiheit kann es auch keine Demokratie geben“, so Bures. Allerdings müsse den islamistischen Ter- roristen klargemacht werden, „daß unsere Freiheit und Demokratie blutig erkämpft worden sind und wir sie daher entschlossen und wehrhaft verteidigen werden“, sagte die Nationalratspräsidentin. Die musikalische Untermalung erfolgte durch die Wiener Philharmoniker. Gegen Ende ihrer Rede wies sie darauf hin, daß die europäische Solidarität auch jenen gelten muß, die Hilfe und Schutz vor den Terroristen fern ihrer Heimat suchen: „Menschenrechte gelten für alle Menschen auf der Welt. Sie sprechen keine bestimmte Sprache und haben keine bestimmte Reli- gion. Die Terroristen werden uns nicht zwin- gen können, von unseren Grundwerten abzu- weichen.“

Kneifel: Schutz der Menschenrechte neuerlich bekräftigen Die Fundamente der europäischen Werte- gemeinschaft dürfe man sich nie und nimmer erschüttern lassen, hielt auch Bundesrats- präsident Gottfried Kneifel im Bewußtsein fest, daß die Terrorakte eine Aggression ge- gen die offene, freie und humanistische Ge- sellschaft gewesen sind. Werte entstünden Nationalratspräsidentin Doris Bures bei ihrer Ansprache durch ständiges Bewerten, durch Achten, aber auch durch Ächten, sagte er und richte- te sich an die Aggressoren mit den Worten: „Wir verachten jene, die diese Werte nicht beachten und sogar mit Füßen treten.“ Knei- fel rief dazu auf, die Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4. November 1950 neuerlich zu bekräf- tigen und damit das Werteprofil zu schärfen. Das sei auch eine Forderung an uns selbst. Er verknüpft damit Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft, denn die Antwort auf die Terrorakte sei ein klares Ja zu den universel- len Menschenrechten, zur Demokratie, zum Rechtsstaat, zur Trennung von Religion und Politik und zur Urteilsfindung durch Ver- nunft für ein lebenswertes Österreich und ein sicheres Europa. „Menschenrechte sind die

Grundlage der Gerechtigkeit und des Frie- Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer dens auf der Welt“, so Kneifel. Bundesratspräsident Gottfried Kneifel begrüßt bei seiner Ansprache

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 5 Österreich, Europa und die Welt

Bei aller Notwendigkeit, konsequent ge- gen den Terror vorzugehen, dürfe man die europäischen Werte nicht vergessen, war auch der Tenor der Reden von Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Fay- mann und Vizekanzler Reinhold Mitterleh- ner:

Fischer: Mord und Terror bekämpfen, nicht aber den Islam oder bestimmte Nationalitäten „Mord und Terror müssen mit Härte und Konsequenz bekämpft, bestraft und verhin- dert werden, aber ohne das zivilisatorische Niveau, das die europäischen Demokratien erreicht haben, über Bord zu werfen“, for- derte Bundespräsident Heinz Fischer Ver- hältnismäßigkeit im Kampf gegen den Ter- rorismus ein. Man brauche Schutz und Si- Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Ansprache cherheit, aber auch bei der Abwehr von Ter- ror und Terroristen seien die europäischen Grundwerte entschlossen zu verteidigen, un- terstrich Fischer. Der Bundespräsident warn- te davor, das Kalkül der Terroristen aufgehen zu lassen, nämlich durch die Verbreitung von Haß und Angst die Vernunft zu schwächen und irrationales Verhalten zu stärken. Fischer stellte klar, daß man Mord und Terror bekämpfe, aber nicht den Islam oder bestimmte Nationalitäten. Er appellierte auch, Flüchtlinge angesichts der Terrors nicht zu Sündenböcken zu machen. Was Terroristen verbrechen, dürfe nicht dazu führen, Flücht- linge in doppelter Weise zu Opfern zu ma- chen, indem man sie für Terroranschläge in anderen Ländern unter Generalverdacht stel- le. Gleichzeitig mahnte das Staatsoberhaupt, Bundeskanzler Werner Faymann bei seiner Ansprache Österreich sei keine Insel der Seligen. In Ös- terreich werde aber mit vollen Einsatz daran klare Haltung Österreichs. So sei das österrei- der Kanzler auf die Flüchtlingsfrage an. „In gearbeitet, die BürgerInnen bestmöglich zu chische Militär etwa in friedenserhaltenden einer Zeit, in der wir auch zum Thema Men- schützen und die Position als sicheres Land Missionen mit einer sehr klaren Botschaft im schenrechte und Menschenwürde auf dem aufrechtzuerhalten. Das sei auch eine der Einsatz. Die Regierung werde jene gesell- Prüfstand stehen, zeigt sich bei der Hilfe für wichtigsten Aufgaben der Bundesregierung schaftspolitischen Kräfte, die dem Zusam- Schutzsuchende, ob wir in der Lage sind, und aller Institutionen, die für Sicherheit und menhalt den Vorrang geben, gegenüber je- dieses Menschenrecht zu leben“, stellte er Rechtsstaatlichkeit Verantwortung tragen. nen, die den Haß fördern, stärken, sagte er fest. Die Grundlage für ein friedliches Euro- Dabei sei zu wünschen, so die Worte des und zollte in diesem Zusammenhang den pa sei ein faires, respektvolles Europa des Staatsoberhaupts, daß neben internationaler Glaubensgemeinschaften Anerkennung, die Zusammenhalts. Viele Aufgaben könne man Kooperation ein von der Regierung getrage- eine respektvolle Art der Kooperation gefun- politisch und gesellschaftspolitisch leisten, nes und mit der Judikatur des Europäischen den haben, wodurch sich ein konstruktiver um zu zeigen, daß uns Gewalt, Haß und Ter- Gerichtshofs für Menschenrechte überein- und fruchtvoller Dialog ergebe, so der Bun- ror nicht einschüchtern können, sagte Fay- stimmendes Paket an Maßnahmen ausgear- deskanzler. mann. beitet wird. Faymann bezeichnete es auch als „ein Gebot der Stunde“, auf den Terror durch Mitterlehner: Balance zwischen Faymann: Österreich ist nicht einen Schulterschluß, durch ein Zusammen- Freiheit und Überwachung neutral gegenüber dem Terror rücken und durch verstärkte Zusammenar- Für Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist „Österreich ist ein neutrales Land, aber beit mit der europäischen Wertehaltung zu das Erschütternde an den jüngsten Angriffen, nicht neutral gegenüber dem Terror“, bekräf- reagieren. Die Wertehaltung zu verteidigen, daß sie sich gegen die Bürger im Allgemei- tigte Bundeskanzler Werner Faymann die sei aber auch eine Frage der Taten, spielte nen gerichtet haben, gegen die Gesellschaft

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an sich. Die Terroristen hätten sich das Ziel ihrer Attacken nicht zufällig ausgesucht. Frankreich stehe symbolhaft für Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit, für die europäi- schen Werte, so Mitterlehner. Mitterlehner sprach das schwierige Span- nungsfeld zwischen Freiheit und Überwa- chung an und forderte eine „Balance“ ein. Es gehe um eine sorgsame Diskussion, sagte er und stellte klar: „Wir respektieren die Ver- fassung und den Rechtsstaat, aber diejeni- gen, die sich bewußt über alle rechtlichen Grenzen hinwegsetzen, dürfen nicht damit spekulieren, daß wir nicht mehr als die der- zeitigen Schranken des Rechtsstaates disku- tieren.“ Der Vizekanzler hält es auch für zu wenig, den Terror nur militärisch zu bekämp- fen. Man müsse sich auch durch die Vertei- digung der Werte wehren, betonte er. Des- Vizekanzler Reinhold Mitterlehner bei seiner Ansprache halb müsse etwa beim Thema Integration die Einhaltung europäischer Werte „nicht nur gibt, sondern umfassende Maßnahmen not- dern fast immer die Verletzung mit Worten, Kür, sondern Pflicht“ sein. wendig seien. Man müsse sich dabei eines mahnte er und rief zu mehr Respekt, auch Der Vizekanzler räumte ein, daß es im vor Augen halten: Die erste Grenzüber- bei unterschiedlicher Meinung auf.  Kampf gegen den Terror keine Patentlösung schreitung sei nicht physische Gewalt, son- Quelle: Parlamentskorrespondenz Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer Erste Reihe v.l.: Dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer, Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf, Bundesratspräsi- dent Gottfried Kneifel, SE der Botschafter der Republik Frankreich, Pascal Teixeira da Silva, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, die Bundesmini- sterin für Bildung und Frauen, Gabriele Heinisch-Hosek und die Bundesministerin für Inneres, Johanna Mikl-Leitner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 7 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident reiste in den Kosovo, nach Bolivien und Zypern Heinz Fischer traf Amtskollegin Atifete Jahjaga in Prishtina, Amtskollegen Nikos Anastasiades in Nikosia und Amtskollegen Evo Morales in La Paz. Foto: Peter Lechner / HBF Bundespräsident Heinz Fischer traf seine kosovarische Amtskollegin Atifete Jahjaga in Prishtina.

undespräsident Heinz Fischer war am zielter Durchbruch sorgte jedoch für zuneh- mengetroffen und hat an einem bilateralen B28. Oktober in die kosovarische Haupt- mende Spannungen in Prishtina. Die natio- Wirtschaftsforum teilgenommen. stadt Prishtina gereist, um dort mit seiner nalistische Opposition blockierte seit Wochen Der Bundespräsident wurde bei seinem Amtskollegin Atifete Jahjaga zusammenzu- das Parlament. Durch den Einsatz von Trä- Besuch in Lateinamerika von Justizminister treffen. Die beiden Staatsoberhäupter sehen nengas wolle sie die Regierung an Sitzungen Wolfgang Brandstetter und dem Vizeprä- trotz der damals kurz zurückliegenden Tumul- und damit an der unter EU-Vermittlung ver- sidenten der Wirtschaftskammer (WKO), te im dortigen Parlament den Kosovo am be- einbarten Bildung einer serbischen Ge- Christoph Matznetter, begleitet. Zwar bekam sten Weg. „Es war schwierig, es war schmerz- meinschaft im Nordkosovo hindern. auch Bolivien die Wirtschaftskrise der ver- lich, aber es sind Fortschritte gemacht wor- Das Treffen der beiden Staatsoberhäupter gangenen Jahre zu spüren, doch kann das den“, betonte Heinz Fischer. „Die Zusammen- fand einen Tag nach der Unterzeichnung des Land nach wir vor ein Wachstum von rund arbeit zwischen Regierung und Opposition Assoziierungsabkommen zwischen der EU fünf Prozent vorweisen. ist in allen Demokratien ein Problem. Das und dem Kosovo statt. „Das ist dem Kosovo Bei dem Meeting mit Präsident Morales auch schwierig sein kann, wo es auch heikle nicht in den Schoß gefallen“, wies Heinz wurde der Bundespräsident auch mit dem Momente geben kann. Diese Erfahrungen ha- Fischer auf die Bemühungen des Landes hin. Orden „Condor de los Andes en el grado de ben viele europäische Länder gemacht“, sag- Wirtschaftliche Bemühungen seitens Öster- Gran Collar“ ausgezeichnet. Heinz Fischer te der Bundespräsident. Es seien auch noch reichs würden „stark“ unterstützt werden, steht bei seinem bolivianischen Amtskolle- viele Schritte notwendig, „manche Schritte wenn der Kosovo Rechtsstaatlichkeit, Rechts- gen hoch im Kurs, weil er ihn im Juli 2013 werden schwierig sein – auch für Serbien“, sicherheit und keine Korruption in der am Flughafen Schwechat besucht hatte. Prä- so der Bundespräsident. Wirtschaft garantieren könne. Mit dem Bun- sident Morales mußte damals bei einem Flug Der zu mehr als 90 Prozent von ethni- despräsidenten sind neben Verteidigungsmi- aus Moskau zwischenlanden und saß 13 Stun- schen Albanern bewohnte Kosovo war nach nister Gerald Klug auch Vertreter von 25 ös- den fest. Mehrere westeuropäische Länder dem Kosovo-Krieg 1998/1999 unter interna- terreichischen Firmen mitgereist. hatten dem linksgerichteten Staatschef den tionale Verwaltung gestellt worden. 2008 er- Überflug verweigert, weil sie ihn verdäch- klärte sich die frühere serbische Provinz ein- Reise nach Bolivien tigten, er habe den von den USA gesuchten seitig für unabhängig. Mehr als 110 Staaten – Bundespräsident Heinz Fischer ist am Geheimdienstenthüller Edward Snowden an darunter 23 von 28 EU-Staaten – erkannten frühen Morgen des 1. Oktober zu einem Bord der Präsidentenmaschine. Der bolivia- mittlerweile die Unabhängigkeit völker- zweitägigen offiziellen Besuch in Bolivien nische Präsident kam von Gasgesprächen in rechtlich an, Serbien jedoch nicht. eingetroffen und wurde dort mit militäri- Moskau und war auf dem Heimflug nach Die EU vermittelt seit Jahren zwischen schen Ehren empfangen. Noch am Vormittag Bolivien. Er verstehe nicht, warum sich da- den beiden Nachbarn. Ein Ende August er- war er mit Präsident Evo Morales zusam- mals so viele europäische Länder dem Wil-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 8 Österreich, Europa und die Welt

Der Bundespräsident wurde mit militärischen Ehren am Manuel Márquez de León International Airport La Paz empfangen. len der Nordamerikaner untergeordnet hät- ten, so Evo Morales, der den US-Geheim- dienst CIA hinter der Aktion vermutet. Dabei sei der Sprit schon knapp gewor- den, erinnerte sich Morales, bei der feier- lichen Übergabe des Ordens. Ein nobler Prä- sident habe ihm das Leben gerettet, sagte Morales. Der Flughafen Wien habe als einzi- ger eine Landung zugelassen. „Was war mein Verbrechen?“, fragte Morales beim Festakt im Präsidentenpalast. „Daß ich ein indigener Präsident bin? Daß ich ein antiimperialisti- scher Präsident bin?“ Auch Außenminister David Choquehuanca sprach von „einer Ver- letzung der Menschenrechte“. Österreich und Bolivien wollen vor allem weitere gemeinsame Projekt im Infrastruk- turbereich verwirklichen. Der Bundespräsi- dent besuchte auch die bolivianische Zentral- Begrüßung durch den Präsidenten des Plurinationalen Staates Bolivien, Juan Evo bank und eine Seilbahn von Doppelmayr zwi- Morales Ayma beim Palacio de Gobierno in La Paz. schen La Paz und dem auf teilweise bis über 4000 Meter hochgelegenen El Alto. Vor dem Parlament erinnerte Fischer in einer Rede, daß Bolivien während des Zwei- ten Weltkrieges jüdischen Flüchtlingen die Emigration nach Lateinamerika ermöglicht habe. In der Gegenwart sei Bolivien ein Land, das im Kampf gegen die Armut bereits viel erreicht habe und auch ein Wirtschaftswachs- tum aufweisen könne. Daß er als Präsident Österreichs Bolivien besuche, sollte auch dazu beitragen, die Verbindungen zwischen Europa und Lateinamerika zu stärken.

Militärische Ehren in der Republik Zypern Bundespräsident Heinz Fischer befand sich am 3. und 4. November zu einem offi- Fotos: Peter Lechner / HBF ziellen Besuch in Zypern. Die EU sucht in Der Bundespräsident bei seiner Rede vor der Festsitzung der Plurinationalen Ge- der Flüchtlingskrise die Nähe zur Türkei. setzgebung im Palast der Plurinationalen Gesetzgebenden Versammlung in La Paz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 9 Österreich, Europa und die Welt

Begrüßung Heinz Fischers von Amtskollegen Nikos Anastasiades mit militärischen Ehren vor dem Präsidentenpalast in Nikosia Die Republik Zypern sperrt sich jedoch ge- gen neue EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara. Der Zypern-Konflikt und seine Lö- sungsversuche rücken damit wieder in die internationale Aufmerksamkeit. Fischer traf den zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiades zu einem Vier-Augen- Gespräch, dem ein Arbeitsgespräch der bei- den Präsidenten im Beisein der Delegationen und ein Pressegespräch folgte. Der Minister für Bildung und Kultur der Republik Zypern, Costas Kadis, und Bil- dungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) haben bilaterale Dokumente zur Ko- operation in den Bereichen Bildung, Kultur und Künste unterzeichnet. Am 4. Nobember fand im Parlament ein Arbeitsgespräch des Bundespräsidenten mit Parlamentspräsident Yiannakis Omirou statt. Pressegespräch der beiden Staatsoberhäupter im Präsidentenpalast Danach tagte ein österreichisch-zyprioti- sches Wirtschaftsforum mit dem Generalse- kretär der zypriotischen Wirtschaftskammer, Marios Tsiakkis, und der Wirtschaftsdelega- tion, wo der Bundespräsident, die General- sekretärin der Wirtschaftskammer Öster- reich, Anna Maria Hochhauser, und der Prä- sident der zypriotischen Wirtschaftskammer, Phidias K. Pilides, zu aktuellen Themen Stel- lung nahmen. Anschließend trafen der Bundespräsident und seine Frau Margit Fischer S.Em. Erzbi- schof Chrysostomos II. im Erzbischöflichen Palais, dem ein Treffen und Spaziergang mit Bürgermeister Constantinos Yiorkadjis in der Ledras-Straße sowie eine Führung durch das Archäologische Museum folgte.  http://www.hofburg.at Fotos: Peter Lechner / HBF Quelle: Österreichische Präsidentschaftskanzlei Arbeitsgespräch mit dem Parlamentspräsidenten Yiannakis Omirou

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 10 Österreich, Europa und die Welt König Abdullah II. von Jordanien auf Besuch in Wien Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Doris Bures trafen mit dem jordanischen König zu Gesprächen zusammen. Foto: Peter Lechner / HBF Vier-Augen-Gespräch in der Hofburg: König Abdullah II. bin al-Hussein von Jordanien (l.) und Bundespräsident Heinz Fischer

undespräsident Heinz Fischer hat nach ken, daß es nur eine Frage von wenigen stillstand sowie eine Übergangsregierung aus Beinem Treffen mit dem jordanischen Wochen sei, sagte Fischer gegenüber der dem Regime von Bashar al-Assad und Op- König Abdullah II. am 17. November vor Austria Presseagentur (APA). positionskräften binnen sechs Monaten vor. allzu großem Optimismus über einen baldi- US-Außenminister John Kerry und sein Kerry sagte wenige Tage später, Syrien sei gen Machtwechsel in Syrien gewarnt. In russischer Amtskollege hatten am 14. No- wohl nur wenige Wochen von einem „gros- dem nun anlaufenden Friedensprozeß, in dem vember in Wien den Plan der internationalen sen Übergang“ entfernt. Jordanien eine wichtige Mittlerrolle zu- Gemeinschaft für eine Friedenslösung in Fischer äußerte sich nach einem gemein- kommt, dürfe man nicht die Hoffnung wek- Syrien vorgestellt. Dieser sieht einen Waffen- samem Mittagessen mit Abdullah dazu eher abwartend. „Also ich glaube, weder der jor- danische König noch ich würden uns getrau- en die Hoffnung zu wecken, daß es nur eine Frage von wenigen Wochen ist. Wir sind auf den richtigen Weg, aber es ist verfrüht, einen Zeitraum zu prognostizieren, der notwendig ist, um die Probleme zu lösen“, sagte der Bundespräsident bei einem Gespräch in der Hofburg. Thema beim Besuch des jordanischen Königs waren auch die Millionen Flücht- linge aus dem Bürgerkriegsland Syrien. In Österreich werden für heuer bis Jahresende bis zu 95.000 Schutzsuchende erwartet, in

Foto: Peter Lechner / HBF Jordanien sind es nach Schätzungen der Arbeitsgespräch der beiden Staatsoberhäupter im Beisein der Delegationen UNO mehr als eine Million.

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Nationalratspräsidentin Doris Bures empfing den König im Parlament Nationalratspräsidentin Doris Bures hat den König des Haschemitischen Königreichs Jordanien anschließend im Parlament emp- fangen. Bures und König Abdullah II. bin al- Hussein sprachen über Flüchtlingsbewegun- gen, globale Allianzen gegen den IS-Terror und die guten Beziehungen zwischen Öster- reich und Jordanien, die gerade in schwieri- gen Zeiten von ganz besonderer Bedeutung seien und intensiviert werden müßten. Die Nationalratspräsidentin unterstrich die bedeutende Rolle Jordaniens als Vermitt- ler in der Region, Österreich wiederum habe eine lange Tradition als Ort von Friedensver- handlungen. „Die Beendigung des Syrien- Kriegs und die Bekämpfung des IS-Terrors durch eine Allianz der internationalen Staa- Nationalratspräsidentin Doris Bures begrüßt König Abdullah II. bin al-Hussein tengemeinschaft sind die wesentlichen Vor- aussetzungen für die Bewältigung der Flücht- lingsbewegungen. Ich setze große Hoffnun- gen auf die internationalen Verhandlungen, die in Wien stattfinden.“ Im Anschluß an den Besuch bei der Nationalratspräsidentin traf das jordanische Staatsoberhaupt mit Abgeordneten des Na- tionalrats und Mitgliedern des Bundesrats zusammen. Den Vorsitz auf österreichischer Seite hatte der Nationalratsabgeordnete Josef Cap, der den König als „großen Hoffnungs- träger“ begrüßte. Danach besprachen die österreichische und die jordanische Delega- tion mögliche Reaktionen auf die global zu- nehmende Flüchtlingszahl und den Kampf gegen den Terrorismus.  http://www.hofburg.at König von Jordanien Abdullah II. bin al-Hussein wird durch Nationratsabgeordneten http://www.parlament.gv.at Johannes Hübner (F) begrüßt. In der Mitte Nationratsabgeordneter Josef Cap. Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Aussprache zwischen dem König von Jordanien Abdullah II. bin al-Hussein (3.v.re.) mit den Klubobleuten und VertreterInnen des Außenpolitischen Ausschusses sowie des Landesverteidigungsausschusses

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 12 Österreich, Europa und die Welt 60 Jahre österreichische Neutralität Bures: »Neutralität ist unersetzbarer Teil der Identität Österreichs« – Nationalratspräsidentin lud die BotschafterInnen von Frankreich, Großbritannien, Rußland und den Vereinigten Staaten ins Parlament. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Martin Steiger Bei ihrem Besuch im Parlament (v.l.): Botschafter der Russischen Föderation Dmitrij Ljubinsij, Botschafter der Republik Frankreich Pascal Teixeira, Botschafterin von Großbritannien Susan Le Jeune, Botschafterin der Vereinigten Staaten Alexa Wesner und Nationalratspräsidentin Doris Bures vor dem Verfassungsgesetz über die Neutralität Österreichs

ationalratspräsidentin Doris Bures hat von den Österreichern schnell angenommen kij (Rußland) und Alexia Wesner (Vereinigte Nam 20. Oktober im Zeichen des Jubi- worden, was sich auch daran zeigt, daß sich Staaten) gemeinsam mit der Nationalratsprä- läums „60 Jahre österreichische Neutralität“ der Nationalrat 1965 einstimmig dafür aus- sidentin den historischen Sitzungssaal des die BotschafterInnen von Frankreich, Groß- gesprochen hat, den 26. Oktober zum Natio- Parlaments, wo das Verfassungsgesetz über britannien, Rußland und den Vereinigten nalfeiertag zu erklären. Die Neutralität ist ein die Neutralität beschlossen worden war. Staaten im Parlament empfangen. unersetzbarer Teil der Identität Österreichs Danach lud die Nationalratspräsidentin Bures: „Die Neutralität wurde zu einer und hat sich als Garant für Freiheit und Frie- die BotschafterInnen noch in den Empfangs- Zeit vereinbart, als die Zukunft Österreichs den in unserem Land erwiesen. Österreich salon des Parlaments, wo es zu einem Ge- und Europas noch im Ungewissen lag. Sie war war nie neutral zwischen Krieg und Frieden, spräch über die Bedeutung der Neutralität ein politischer Durchbruch, für den im In- sondern hat immer eine klare Haltung einge- kam. Der Historiker Oliver Rathkolb berich- und im Ausland hart gearbeitet worden war. nommen und sich für den Frieden in den tete dabei über die Entstehungsgeschichte Ohne die Einigung von Frankreich, Groß- Konfliktherden dieser Welt eingesetzt. Da- des Verfassungsgesetzes. Überdiese war an- britannien, Rußland und den Vereinigten mit ist Österreich auch zu einem Boden für läßlich des Besuchs der BotschafterInnen im Staaten wäre diese für unser Land so wichti- internationale Verhandlungen geworden.“ Empfangssalon die historische Beschlußur- ge Weichenstellung nicht möglich gewesen.“ Nach einem Empfang im Arbeitszimmer kunde des Neutralitätsgesetzes zu besichti- Das Verfassungsgesetz über die österrei- der Nationalratspräsidentin besichtigten die gen.  chische Neutralität wurde am 26. Oktober BotschafterInnen Pascal Teixeira da Silva http://www.parlament.gv.at 1955 vom Nationalrat beschlossen. Dazu die (Frankreich), Susan Le Jeune D’Allegeer- Siehe dazu auch unsere Berichte über den Nationalratspräsidentin: „Die Neutralität ist shecque (Großbritannien), Dmitrij Ljubins- Nationalfeiertag 2015 auf den Seiten 51 ff.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 13 Österreich, Europa und die Welt Faymann: Wir brauchen ein stärkeres Europa, um Frieden und Wohlstand abzusichern Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung in Berlin – Rede des Bundeskanzlers zu neuen Herausforderungen für Europa Foto: BKA / Andy Wenzel Bundeskanzler Werner Faymann bei seiner Eröffnungsrede beim Wirtschaftsgipfel der »Süddeutschen Zeitung« in Berlin

ch bin davon überzeugt, daß wir von der noch engere Zusammenarbeit sein, sowohl für die Menschen keine Nahrung und medi- IWirtschafts- und Sozialpolitik zu Flücht- auf gesellschaftspolitischer als auch auf poli- zinische Versorgung gewährleistet und die lingsfragen bis hin zur Sicherheitspolitik kein zeilicher Ebene. Grenzen geschlossen, so hätte das eine hu- einziges Thema finden, wo jene recht haben, „Die internationale Gemeinschaft und die manitäre Katastrophe bedeutet. Eine Gesell- die auf hohe Mauern und nur das eigene Europäische Union sind hier in vielfacher schaft, die die Werte der Freiheit und des Land setzen, die auf Abschottung und Aus- Hinsicht gefordert“, betonte Faymann in sei- Asylrechts hoch hält, kann eine solche hu- grenzung setzen, und die diese Europäische ner Rede zum Thema „Europa und seine manitäre Katastrophe keinesfalls verantwor- Union und ihre Aufgabe unterschätzen“, so neuen Herausforderungen“. ten“, so Faymann. Bundeskanzler Werner Faymann am 19. No- „Wer in einer Gesellschaft auf Segrega- Daher gehe es nun darum, die Werte der vember in seinem Eröffnungsvortrag auf dem tion setzt, wer die Isolation einzelner fördert Menschlichkeit mit jenen der Ordnung und Wirtschaftsgipfel 2015 der „Süddeutschen und Ghettobildung zuläßt, der steht nicht auf Planbarkeit in Einklang zu bringen. „Hier Zeitung“ in Berlin. Die Wirtschaft, die Be- derselben Seite wie jene, die auf Integration sehe ich die Antwort weder an der deutschen schäftigten und insgesamt die Bevölkerung und Armutsbekämpfung setzen. Viele extre- noch an der österreichischen Grenze. Denn Europas könnten nur dann Vertrauen in die mistische und gewaltbereite Gruppen nutzen eine Flüchtlingskrise kann man nicht mit Kon- Politik gewinnen, wenn Politiker auch den diese Segregation als Nährboden. Ihnen die- trolleinrichtungen lösen, sondern man muß Mut hätten auszusprechen, daß es keine rein sen Nährboden zu entziehen, das ist eine ge- bei den Ursachen ansetzen. Mit Kontrollen nationalstaatlichen Lösungen gibt. „Wir brau- meinsame Aufgabe Europas“, sagte der Bun- muß man Kriminalität und Schlepperwesen chen ein stärkeres Europa, um bisher Er- deskanzler. Wichtig sei in der aktuellen poli- bekämpfen und dazu müssen wir uns als reichtes abzusichern und Frieden und Wohl- tischen Diskussion, daß Terrorismus und Europäische Union gemeinsam bekennen“, stand als Voraussetzung für Freiheit und De- Flüchtlinge nicht vermischt werden. „Flücht- sagte der Kanzler. Man müsse sich auch stär- mokratie gemeinsam zu bewahren und wei- linge fliehen vor Bomben und Terrorismus, ker der Situation in den Flüchtlingslagern ter auszubauen“, so Faymann. sie sind Opfer und nicht Täter. Sie haben ge- nahe den Krisenregionen widmen. „Die EU „Der Terror in Paris hat gezeigt, wie ver- mäß Genfer Konvention ein Recht auf Schutz hat hier zwei wichtige Beschlüsse gefaßt: letzbar unsere Gesellschaft ist. Die Antwort durch unsere Demokratien“, betonte der Bun- erstens die Vereinten Nationen und UNHCR kann nur ein Zusammenrücken sein, um ge- deskanzler. besser zu unterstützen und zweitens enger meinsam den Kampf gegen den Terrorismus Im Rückblick auf die Situation des mit der Türkei zusammen zu arbeiten.“ Hier aufzunehmen und die Demokratie und Frei- Flüchtlingszustroms über Ungarn im Sep- gelte es seitens Europas, die notwendigen heit zu verteidigen“, so der Bundeskanzler. tember sei es die richtige Entscheidung ge- finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu Ziel der Terroristen sei eine Spaltung der wesen, die Grenzen offen zu halten und die stellen.  Gesellschaft. Die Antwort müsse daher eine Schutzsuchenden zu versorgen. „Hätten wir http://www.austria.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 14 Österreich, Europa und die Welt 50 Punkte zur erfolg- reichen Integration Integrationsminister Sebastian Kurz und der Vorsitzende des Expertenrates, Professor Heinz Faßmann, präsentierten den 50-Punkte-Plan zur Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten in Österreich. Foto: BMEIA / Dragan Tatic Integrationsminister Sebastian Kurz (r.) und der Vorsitzende des Expertenrates für Integration, Vizerektor Univ.-Prof. Heinz Faßmann bei der Pressekonferenz, anläßlich derer sie den 50 Punkte-Plan zur Integration vorstellten. ie aktuellen Flüchtlingsströme stellen Prof. Faßmann mit seinem Team 50 konkre- seinen Integrationsplan nicht erfüllt, muß DÖsterreich vor neue Herausforderun- te Maßnahmen zur Integration von Flücht- künftig auch mit Sanktionen rechnen. Bei- gen. Laut Schätzungen werden heuer 95.000 lingen erarbeitet. Der Plan stützt sich auf die spielsweise soll die Mindestsicherung bis zu Menschen in Österreich um Asyl ansuchen, drei Säulen für eine gelungene Integration: 50 Prozent gekürzt werden, wenn das Erler- die Hälfe davon wird Asyl erhalten. Die Inte-  Der Erwerb der deutschen Sprache nen unserer Sprache verweigert wird. gration von anerkannten Flüchtlingen und  Das Bekenntnis zu unseren Werten subsidiär Schutzberechtigten in Österreich  Der Einstieg in den Arbeitsmarkt ? Nationaler Aktionsplan Integration wird gerade in diesen Zeiten immer wichti- „Die vorgelegten 50 Maßnahmen bilden Mit dem Nationalen Aktionsplan (NAP.I) ger. In diesem Bereich braucht es einen um- das volle Spektrum an Handlungsnotwen- für Integration wurden erstmals alle integra- fassenden Integrationsplan. Integrationsmi- digkeiten ab. Integration ist eine gesamtge- tionspolitischen Maßnahmen von Ländern, nister Sebastian Kurz hat bereits im Frühjahr sellschaftliche Aufgabe“, erklärte Kurz. Gemeinden, Städten, Sozialpartnern und einen Expertenrat mit der Ausarbeitung von Um das Ziel der gelungenen Integration dem Bund erfolgreich gebündelt. Gerade Maßnahmen zur besseren Integration beauf- gemeinsam zu erreichen, müssen auch die weil Integration eine Querschnittsmaterie ist, tragt. Das Ergebnis ist ein 50 Punkte umfas- verschiedenen Gebietskörperschaften und können die entsprechenden Rahmenbedin- sender Integrationsplan, den der Minister ge- Stellen zusammenarbeiten. gungen nur in Zusammenarbeit mit allen meinsam mit dem Vorsitzenden des Exper- betroffenen Verantwortungsträgern geschaf- tenrates für Integration, Vizerektor Univ.- Integration: Klare Perspektiven fen werden. Der Aktionsplan ist das Ergeb- Prof. Heinz Faßmann, präsentiert hat. und klare Regeln nis eines umfassenden Arbeitsprozesses, an „Diese Menschen brauchen klare Per- In der Vergangenheit hat man geglaubt, dem neben den betroffenen Bundesministe- spektiven, aber auch klare Regeln. Kriegs- Integration funktioniert von alleine. Dieser rien alle Bundesländer, der Städte- und Ge- flüchtlinge, die wirklich verfolgt werden, Fehler darf sich nicht mehr wiederholen. Es meindebund, die Sozialpartner, die Indu- haben das Recht auf Asyl, gleichzeitig haben muß nicht nur klare Perspektiven für aner- striellenvereinigung sowie Organisationen sie aber auch die Pflicht zur Integration“, so kannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzbe- der Zivilgesellschaft beteiligt waren. Parallel der Minister. rechtigte geben, sondern auch klare Regeln. dazu wurden einzelne Handlungsfelder so- Mit dem neuen Integrationspaket wird eine wohl mit rund 150 nationalen und internatio- Integration ist eine gesamt- gelungene Integration zur Verpflichtung. nalen ExpertInnen als auch mit MigrantIn- gesellschaftliche Aufgabe „Es gibt nicht nur das Bewußtsein, es gibt nenorganisationen und BürgerInnen disku- Nachdem im Sommer die Leitlinien für nicht nur das Angebot, sondern es gibt auch tiert. Diese ExpertInnengespräche zu den den Integrationsplan vorgestellt wurden, hat die Pflicht zur Integration“, so Kurz. Wer sieben Handlungsfeldern des NAP.I fanden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 15 Österreich, Europa und die Welt von 2008 bis Ende 2009 statt. Mit dem Um eine nachhaltige und optimale Um- „Mit dem Nationalen Aktionsplans für NAP.I soll die österreichweite Zusammen- setzung des NAP.I zu ermöglichen, wurde Integration haben wir ein Zukunftspro- arbeit aller beteiligten Verantwortungsträger im Bundesministerium für Inneres (bzw. seit gramm für den sozialen Frieden in Öster- für erfolgreiche Integrationsmaßnahmen 1. März 2014 im Bundesministerium für Eu- reich entwickelt. Den Aktionsplan sehe ich strukturiert und deren Durchführung opti- ropa, Integration und Äußeres) ein Integra- als Rahmen für einen nachhaltigen Prozess, miert werden. Neben allgemeinen integra- tionsgremium unter Einbindung aller Ko- in dem gemeinsam auf laufend neue Her- tionspolitischen Leitlinien werden im NAP.I operationspartner eingerichtet. Anhand der ausforderungen reagiert wird. Wir können Herausforderungen, Grundsätze und Ziele in von Univ.-Prof. Heinz Faßmann (Universität dabei nur gewinnen, denn: Die erfolgreiche folgenden Handlungsfeldern vertiefend be- Wien) entwickelten Integrationsindikatoren Integration von Migrantinnen und Migranten handelt: Sprache und Bildung, Arbeit und soll der Integrationsprozeß laufend analy- ist ein Schlüsselfaktor für die Festigung des Beruf, Rechtsstaat und Werte, Gesundheit siert werden. In weiterer Folge werden seit sozialen Friedens und des Wohlstandes“, und Soziales, Interkultureller Dialog, Sport 2011 kontinuierlich über den gesamten sagte Bundesminister Sebastian Kurz.  und Freizeit sowie Wohnen und die regiona- Querschnittsbereich Optimierungsvorschläge http://www.bmeia.gv.at le Dimension der Integration. erstellt. http://www.integrationsfonds.at Österreichs Forscher leisten wertvollen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit BMWFW und OeAD verliehen Preise an Georg Grünberg und Robert Hafner

er Österreichische Preis für Entwick- Dlungsforschung 2015 geht an Georg Grünberg, Vorstandsmitglied der Lateiname- rikaforschung Österreich (LAF-Austria), der für sein Lebenswerk mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wird. Robert Hafner, wissen- schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geo- grafie der Universität Innsbruck, erhält den diesjährigen Nachwuchspreis. Die Verleihung fand am 23. November im Rahmen der Hoch- schultagung des Österreichischen Austausch- dienstes (OeAD GmbH) an der Universität Wien statt, die heuer unter dem Motto „Hochschulen und globale Entwicklung“ stand. „Nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert ist nichts, das nur irgendjeman- dem irgendwo weit entfernt betrifft. Wir alle Foto: OeAD-GmbH / APA-Fotoservice Ludwig Schedl spielen dabei eine Rolle und wir müssen un- Sektionschefin Barbara Weitgruber und Georg Grünberg sere Anstrengungen gemeinsam verstärken. logie, ethnischen Konflikten, Regionalpla- schung bei der OeAD GmbH vergebenen Die lösungsorientierte Erforschung von exi- nung und Kultur- und Sozialanthropologie. Wissenschaftspreis werden seit 2013 im stenzbedrohenden Problemstellungen, mit Er ist in zahlreichen Gremien lateinamerika- zweijährigen Rhythmus wissenschaftliche In- denen Entwicklungsländer konfrontiert sind, nischer Staaten und indigener Organisationen, stitutionen, hervorragende Wissenschaft- ist ein wichtiger Beitrag zur österreichischen als auch der Weltbank, des Entwicklungs- lerInnen bzw. NachwuchsforscherInnen für Entwicklungszusammenarbeit“, so Wissen- programms der Vereinten Nationen (UNDP) exzellente wissenschaftliche Leistungen im schafts- und Forschungsminister Reinhold und der österreichischen Entwicklungszu- Bereich der Entwicklungsforschung ausge- Mitterlehner. sammenarbeit (ÖEZA) beratend tätig. zeichnet. Die mit 5000 Euro für den Haupt- Georg Grünberg, 1943 in Wien geboren, Nachwuchspreisträger Robert Hafner ist preis und 2000 Euro für den Nachwuchs- studierte Ethnologie in Wien und São Paulo, Mitarbeiter am Institut für Geographie der preis dotierten Preise wurden von Barbara Brasilien, und übt bis heute Lehrtätigkeiten Universität Innsbruck. Sein wissenschaft- Weitgruber, Sektionschefin für wissenschaft- am Institut für Kultur- und Sozialanthropo- licher Schwerpunkt liegt im Bereich der liche Forschung und internationale Angele- logie und am Institut für Internationale Ent- Stadt- und Regionalforschung. Er wurde für genheiten im BMWFW, gemeinsam mit dem wicklung der Universität Wien sowie im seine Monografie „Handlung – Macht – Vorsitzenden des Kuratoriums der Kommis- Rahmen des Interdisziplinären Universitäts- Raum: Urbane Materialsammler-Kooperati- sion für Entwicklungsforschung Erich Thöni lehrgangs für Höhere Lateinamerika-Studien ven und ihre Livelihoods-Strategien in Bue- an die Preisträger überreicht.  aus. Seit den 1970er Jahren forscht er zu in- nos Aires“ ausgezeichnet. http://www.bmwfw.gv.at digenen Völkern, sozialen Bewegungen, Mit dem vom BMWFW dotierten und http://www.oead.at ländlicher Entwicklung, praktischer Ethno- von der Kommission für Entwicklungsfor- http://laf-austria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 16 Österreich, Europa und die Welt Der Flüchtlingsstrom nach Europa Über 800.000 Flüchtlinge kamen 2015 nach Europa – Rund 670.000 Menschen flüchteten über das Mittelmeer – Knapp 67.000 Asylanträge bis Ende Oktober in Österreich gestellt – Anteil der weiblichen Flüchtlinge nimmt zu Foto: medienservicestelle.at / Quelle: UNHCR Die Top 10 der Nationalitäten laut UN-Flüchtlingshochkommissariat, die über das Mittelmeer nach Europa geflüchtet sind.

sind nach Angaben des UN- schließlich Oktober dieses Jahres 66.981 Frauenanteil nimmt zu 2015Flüchtlingshochkommissariats Menschen einen Asylantrag in Österreich. Im September war in diesem Jahr rund (UNHCR) über 800.000 Schutzsuchende Während die Antragszahlen zu Beginn des ein Drittel (31,9 Prozent) aller Antrags- über den See- und Landweg nach Europa ge- Jahres noch leicht rückläufig waren, nehmen stellerInnen weiblich. Insgesamt stellten bis kommen (Stichtag: 17. November 2015). diese seit März 2015 kontinuierlich zu. Al- September dieses Jahres 42.720 (75,8 Pro- 673.916 Menschen kamen über die Mittel- lein in den Monaten September und Oktober zent) Männer und 13.636 Frauen (24,2 Pro- meerroute nach Griechenland. Mehr als die stellten über 20.800 Schutzsuchende einen zent) einen Asylantrag. Auch im Vorjahr Hälfte davon erreichten Europa über die Antrag in Österreich – mehr als im gesamten betrug der Frauenanteil in keinem Monat mehr Insel Lesbos, allein im Oktober waren es Zeitraum Jänner bis Oktober 2014. als 30 Prozent. Insgesamt waren 21.258 135.000. Trotz rauer See kommen rund 3300 (75,8 Prozent) der AntragsstellerInnen 2014 Menschen täglich auf der Insel an. Weitere Erwartungen für 2015: männlich und 6.769 (24,0 Prozent) weiblich. 143.500 Flüchtlinge erreichten Europa über Insgesamt 95.000 Asylanträgen Italien, 2797 über Spanien. Der Leiter des Bundesamts für Asyl und Zahl der unbegleiteten minder- Das UNHCR betont, daß es sich dabei Fremdenrecht, Wolfgang Taucher, geht von jährigen Flüchtlinge nimmt ab um Schätzungen handelt. Da sich viele der 95.000 Asylanträgen für das Gesamtjahr Bis September stammten 6175 der 2015 Flüchtlinge nicht registrieren lassen, wird 2015 aus. Wie ein Blick auf die Jahresan- eingegangenen Asylanträge von unter 18jäh- die Zahl höher geschätzt. tragszahlen der vergangenen 35 Jahre zeigt, rigen, die ohne ihre Familie nach Österreich Das UNHCR schätzt, daß heuer bisher wurden seit den statistischen Aufzeichnun- kamen. Dies entspricht einem Anteil aller 3485 Menschen auf der Flucht im Mittel- gen des Innenressorts (seit 1980) noch nie Anträge von elf Prozent. 5975 davon sind zwi- meer gestorben sind bzw. als vermißt gemel- annähernd 95.000 Asylanträge gestellt. schen 14 und 18 Jahre alt, 380 sind unter 14. det wurden. Das sind nahezu gleich viele Mehr Flüchtlinge als für heuer erwartet Am höchsten war der Anteil der unbegleitet Personen wie im gesamten Jahr 2014 (3500) kamen lediglich 1968 und Mitte der 1950er minderjährigen Flüchtlinge mit 13,6 Prozent und um 2885 Menschen mehr als 2013. Das nach Österreich: 1956/1957 flüchteten rund im Juli. Seitdem nimmt die Anzahl jener Min- UNHCR geht davon aus, daß die Zahl in den 180.000 Menschen aus Ungarn nach Öster- derjähriger, die alleine nach Österreich flüch- kommenden Monaten noch steigen wird, da reich, nachdem der ungarische Volksaufstand teten, ab: So waren es im September 576. die Flucht über das Mittelmeer in der kalten von der Sowjetunion niedergeschlagen wur- Laut Katharina Glawischnig, Leiterin der Jahreszeit noch gefährlicher ist. de. Im Jahr 1968 nahm Österreich etwa „Arbeitsgruppe unbegleitete minderjährige 162.000 Flüchtlinge aus der damaligen Flüchtlinge“ der Asylkoordination Österreich, Österreich: knapp 67.000 Asylanträge Tschechoslowakei auf, nachdem Truppen halten sich derzeit rund 5000 unbegleitete Laut den vorläufigen Zahlen des Innen- des „Warschauer Pakts“ dort einmarschier- minderjährige Flüchtlinge in Österreich auf. ministeriums (BM.I) stellten 2015 bis ein- ten. Aufgrund fehlender Betreuungskapazitäten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 17 Österreich, Europa und die Welt der Bundesländer wohnt etwa die Hälfte 5916 Familienmitglieder von Drittstaatsan- ihrer Einreise Deutschkenntisse nachweisen davon nach wie vor in den Erstaufnahme- gehörigen zusammengeführt. Österreich be- müssen, sank diese Zahl um 20 Prozent von stellen beziehungsweise in der Bundesbetreu- fand sich damit auf Rang 31. Da Menschen, 7000-8000 in den Jahren 2008-2011 auf un- ung. die den Aufenthaltstitel „Familienangehö- ter 6000 in den Jahren 2012 und 2013.  rige“ erhalten wollen, seit 2011 bereits vor Quelle: Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen Ein Drittel aller Asylanträge von SyrerInnen Asylanträge in Österreich – Vergleich 2015/2014 Nach wie vor kommen die meisten Asyl- anträge, die in Österreich gestellt werden, von SyrerInnen (16.595). Dies entspricht einem Anteil von 29,5 Prozent. Platz zwei der antragsstärksten Herkunftsländer stellt Afghanistan mit 12.687 Anträgen, gefolgt vom Irak mit 9.025. Insgesamt stammen knapp 90 Prozent aller Asylanträge aus den zehn antragsstärksten Herkunftsländern. Wirft man einen Blick auf die vergange- nen Monate zeigt sich, daß Asylanträge von IrakerInnen am stärksten zunehmen. So wa- ren es im März noch 309 Menschen, die aus dem Irak flüchteten, um in Österreich Asyl zu beantragen, während es im September 2607 waren. Dies entspricht einer Zunahme von Vorläufige Daten für September und Oktober 2015 (Stichtag 5. November)

744 Prozent. Im gleichem Zeitraum verzeich- Grafik: medienservicestelle.at / Quelle: BM.I. neten die Asylanträge von SyrerInnen einen Anstieg von 336 Prozent, AfghanInnen be- Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge antragten um 278 Prozent öfter Asyl.

Österreich: Verschärfung des Asylgesetzes Anfang November wurde ein Begutach- tungsentwurf vorgelegt, der zwei zentrale Än- derungen des Asylgesetzes beinhaltet: So soll das Konzept „Asyl auf Zeit“ umgesetzt wer- den, das heißt, Asyl soll für eine Zeit von ma- ximal drei Jahren gewährt werden. Nach Ab- lauf dieser Zeit wird geprüft, ob die Asylgrün- de nach wie vor bestehen. Hat sich die Situa- tion im Herkunftsland der Betroffenen ver- bessert, müssen diese Österreich verlassen.

Der zweite Punkt bezieht sich auf die Quelle: BM.I. Verschärfung der Familienzusammenfüh- rung: Subsidiär Schutzberechtigte sollen Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge demnach ihre Familien erst nach drei Jahren nachholen dürfen und gleichzeitig bestimm- te wirtschaftliche Bedingungen erfüllen (Nachweis einer geeigneten Unterkunft und eines bestimmten Einkommens). Das UNHCR kritisiert die neuen Rege- lungen der Familienzusammenführung, da befürchtet wird, daß vor allem Frauen und Kinder dadurch vermehrt gefährliche Flucht- wege auf sich nehmen müssen. Zudem schlußfolgerte die Studie „Migrant Integra- tion Policy Index 2015“, daß Österreich in puncto Familienzusammenführung schon vor diesem verschärften Gesetzesentwurf Nach- holbedarf hätte und zu einem der restriktiv- sten Ländern in Europa zähle. 2013 wurden Grafik: medienservicestelle.at / Quelle: BM.I.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 18 Österreich, Europa und die Welt ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Integrationsprojekt von Bundesminister Sebastian Kurz und Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF) vom französischen Innenminister zu einem Austausch über Best Practice-Beispiele für Integrationsförderung an Schulen nach Paris eingeladen Foto: ÖIF Integrationsbotschafter Mehmed Alajbegovic (1.v.l.), Roland Goiser (stv. Geschäftsführer des ÖIF, 5.v.l.), Integrationsbot- schafter Just Agbodjan Prince (6.v.l.), Michaela Grubmüller (Projektleiterin von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH,7.v.l.) sowie VertreterInnen der französischen Behörden. ntegrationsbotschafterInnen und Vertre- (ÖIF) informierten außerdem über weitere REICH ist für uns sehr interessant. Gerade IterInnen des Projekts ZUSAMMEN: Integrationsangebote des ÖIF zum Zusam- die Themen Identität und Zusammenhalt ÖSTERREICH haben sich am 21. und 22. menleben in Österreich. sind jene, die uns genauso beschäftigen.“ Oktober auf Einladung des französischen In- Integrationsminister Sebastian Kurz: „Die Roland Goiser, stv. Geschäftsführer des nenministers Bernard Cazeneuve in Paris Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH lei- ÖIF: „Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-In- aufgehalten. Cazeneuve hatte das Projekt bei stet einen Beitrag für ein positives Zusam- tegrationsbotschafterInnen, von denen viele einem Wien-Besuch im April 2015 kennen- menleben. Gemeinsam mit über 300 Inte- selbst Fluchthintergrund haben, zeigen, was gelernt und sich beeindruckt gezeigt. Darauf grationsbotschafterinnen und Integrations- man mit Engagement erreichen kann. So mo- folgte eine Einladung nach Paris zum Aus- botschaftern ermöglichen wir einen Aus- tivieren sie Jugendliche mit und ohne Migra- tausch über Best Practice-Beispiele für In- tausch zwischen jungen Menschen rund um tionshintergrund, ihre Talente in Österreich tegrationsförderung an Schulen. Im Rahmen oft abstrakte und schwierige Themen wie einzubringen. Wir freuen uns sehr, daß wir des Besuchs kam es zum intensiven Aus- Integration und Zuwanderung. Gleichzeitig auf Einladung des französischen Innenmini- tausch mit ExpertInnen des französischen bauen wir so durch Positivbeispiele Vorurtei- sters unsere Initiative ZUSAMMEN: Bildungs- und Innenministeriums sowie mit le ab und schaffen Motivation für den Weg in ÖSTERREICH auch in Frankreich vorstel- VertreterInnen zahlreicher Institutionen im Österreich. Gerade vor dem Hintergrund der len und uns mit ExpertInnen vor Ort austau- Migrations- und Asylbereich. aktuellen Herausforderung der Integration schen konnten.“ der Flüchtlinge, die in Österreich bleiben wer- Abstrakten Themen Zuwanderung, den, ist dieses Engagement besonders wich- Über ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Flucht, Integration ein Gesicht geben tig. Wir freuen uns sehr über das Interesse an 2011 initiierte Sebastian Kurz diese Die Integrationsbotschafter Just Agbod- ZUSAMMEN:ÖSTERREICH aus Frank- Aktion um mit erfolgreichen Integrations- jan Prince, Forscher an der Österreichischen reich, das die Bedeutung dieser Initiative über botschafterInnen positive Beispiele für ge- Akademie der Wissenschaften mit Wurzeln die österreichischen Grenzen hinaus zeigt.“ lungene Integration vor den Vorhang zu bit- in Togo, und Mehmed Alajbegovic, Event- Frédéric Callens, der bei der Direction de ten. Seitdem wurde sie durch den ÖIF koor- manager aus dem ehemaligen Jugoslawien, la ville et de la cohésion urbaine den Antidis- diniert und laufend ausgebaut. Heute unter- erklärten, wie ZUSAMMEN:ÖSTERREICH kriminierungsbereich leitet, betont: „Frank- stützen mehr als 300 Integrationsbotschaf- Schulbesuche in der Praxis aussehen, und wie reich steht – genauso wie Österreich – im Be- terInnen ehrenamtlich die Initiative, die bis- sie SchülerInnen mit und ohne Migrations- reich der Integration vor großen Herausfor- her bei mehr als 350 Schulbesuchen rund hintergrund ihre persönlichen Integrations- derungen. Der Austausch über Ansätze und 35.000 SchülerInnen erreichen konnte.  erfahrungen begreifbar machen. VertreterIn- Best Practice-Beispiele ist hier sehr frucht- http://www.zusammen-oesterreich.at nen des Österreichischen Integrationsfonds bar und inspirierend. ZUSAMMEN: ÖSTER- http://www.integrationsfonds.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 19 Österreich, Europa und die Welt Holocaust Überlebende auf Wien-Besuch Jewish Welcome Service Vienna brachte 60 Menschen aus vier Kontinenten nach Wien Foto: Carina Karlovits / HBF Empfang bei Bundespräsident Heinz Fischer für ehemalige österreichische StaatsbürgerInnen – sie wurden während der nationalsozialistischen Herrschaft sie verfolgt und vertrieben – und ihre Familien. er Jewish Welcome Service Vienna war Dvom 18. bis 25. Oktober wieder Gast- geber einer Gruppe von JüdInnen, die erster und zweiter Generation von Holocaust Über- lebenden waren. Begleitet wurden sie von ihren Kindern und Enkeln. Die Gäste kamen aus den USA, Israel, Belgien und Uruguay. Im Rahmen des Aufenthalts standen Be- suche jüdischer Einrichtungen, wie bei der Sozialeinrichtung ESRA, ein Friedhofsbe- such und ein Freitagabend im Stadttempel mit anschließendem Shabbat-Essen auf dem Programm. Besonders vielen Gästen war diesmal der Besuch bei ESRA sehr wichtig, um sich über die Möglichkeit einer österrei- chischen Staatsbürgerschaft für ihre Kinder und Enkeln zu erkundigen. Die Besuche bei Bundespräsident Heinz Fischer, der die Gäste in seine Amtszimmer

in der Hofburg geladen hatte, und im Rat- Foto: Carina Karlovits / HBF haus waren wie immer die Highlights der Bundespräsident Heinz Fischer im Gespräch mit einem der Holocaust-Überlebenden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 20 Österreich, Europa und die Welt

Besucherwoche und der Heurigenbesuch war für alle auch ein wunderbarer Abend – viele Erinnerungen wurden wieder wach. Diesmal gab es zwei ganz besonders er- freuliche und emotionale Ereignisse, konn- tes sich doch der Der Jewish Welcome Ser- vice über zwei Familienzusammenführungen freuen: Zwei Cousinen, die sich seit über 70 Jahren nicht gesehen und auch keinen Kon- takt mit einander hatten, fanden sich zufällig am selben Tisch beim Welcome Dinner am ersten Abend wieder. Und zwei weitere Cou- sinen, die zwar beide in Israel leben und kei- ne Ahnung hatten, daß sie überlebt hatten, konnten sich auch über dieses zufällige Wie- dersehen freuen – und alle mit ihnen. Das Feedback der Gäste war insgesamt sehr gut, auch wenn der Besuch von ge- mischten Gefühlen begleitet wurde – den- noch waren sich die meisten einig darin, daß es in Österreich Veränderungen zum Positi- ven gibt.

Der Jewish Welcome Service 1980 wurde die Organisation auf Initia- tive des damaligen Bürgermeisters Leopold Gratz und des Stadtrats Heinz Nittel gemein- sam mit dem 2007 verstorbenen Leon Zel- man gegründet. Präsident ist der jeweilige Bürgermeister der Stadt Wien. Weitere Auf- gaben neben dem Besuchsprogramm sind die Unterstützung von Gedenk- und Erinne- rungsinitiativen, Information und Service für jüdische Wien-BesucherInnen und Studien- reisen für die jüngere Generation. Finanziert wird die Tätigkeit des Jewish Welcome Service von der Stadt Wien mit Unterstützung von der Republik Österreich und vom Wiener Städtische Versicherungs- verein, dem Hauptaktionär der Vienna In- surance Group.  oben: Gruppenfotos auf der Feststiege im Rathaus http://www.jewish-welcome.at/ unten: Eine kleine Erfrischung im Stadtsenatsitzungssaal Fotos: PID / Schaub-Walzer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 21 Österreich, Europa und die Welt Hohe Auszeichnung für Ulrike und Günther Schuster B'nai B'rith Österreich verleiht Professor Allerhand Gedenk-Menorah für herausragende humanitäre Leistungen Foto: Österreichische Freunde von Yad Vashem Nach der Verleihung (v.l.): Sozialminister Rudolf Hundstorfer, die israelische Botschafterin Talya Lador-Fresher, Ulrike und Günther Schuster, Landeshauptmann Josef Puehringer und KR Victor Wagner, Präsident der B'nai B'rith Loge Österreich

m 8. November wurde dem Vorsitzen- Opfer der Shoa hochzuhalten, so Wagner. sam mit seinem Team dazu bei, daß Öster- Aden der Österreichischen Freunde von Landeshauptmann Josef Pühringer be- reichs Vergangenheit nicht zum Museum Yad Vashem, Günther Schuster und General- zeichnete es in seiner Laudatio als auffal- werde. Das Geschehene müsse Teil der Ge- sekretärin Ulrike Schuster eine besondere lend, daß Günther und Ulrike Schuster im- genwart bleiben. Man könne die Vergangen- Ehre zuteil: B´nai B´rith Österreich verlieh mer alles gemeinsam gemacht hatten: beide heit auch nicht „bewältigen“, denn die Ver- den beiden in Wien die Prof. Allerhand Ge- absolvierten die Lehrerausbildung gemein- gangenheit sei gelaufen. „Die Lehren daraus denk-Menorah. Damit würdigte die Zwi Perez sam und bestanden sowohl Matura als auch müssen jedoch zum Fundament unseres Chajes Loge das Engagement des Ehepaares Lehramtsprüfung mit Auszeichnung. Beide Selbstverständnisses gehören“, sagte der im Vorsitz des Freundeskreises. Die Lauda- hatten gemeinsam als Direktor und Lehrerin Landeshauptmann. Die Österreichischen tio hielt Oberösterreichs Landeshauptmann an einer Pflichtschule in OÖ gearbeitet, und Freunde von Yad Vashem seien ein wichtiger Josef Pühringer. sie stehen jetzt gemeinsam an der Spitze der Teil der Erinnerungsarbeit. Im Beisein von Sozialminister Rudolf Freunde von Yad Vashem. 2003 im kleinen Dieser besondere Festakt wurde von vir- Hundstorfer und seiner Gattin, der israeli- Kreis in Linz gegründet, habe der Verein tuosen Klavierklängen umrahmt und fand schen Botschafterin Talya Lador-Fresher, heute 700 Mitglieder aus ganz Österreich. seinen Abschluß bei einem köstlichen ko- IKG-Präsident HR Marko Feingold und Gat- Im Mittelpunkt stehe immer die Aufgabe, scheren Buffet. tin sowie zahlreicher prominenter Gäste nah- das Erinnern zu pflegen und zu fördern – Die Prof. Allerhand Gedenk-Menorah der men Günther und Ulrike Schuster die Aus- eine Erinnerung, die die Menschen in Öster- B´nai B´rith wird jährlich vergeben. Unter zeichnung im festlichen Rahmen entgegen. reich und die Menschen in Israel untrennbar den bisher Geehrten finden sich der frühere Der Präsident der B'nai B'rith Österreich, verbinde. Der oberösterreichische Lande- Bundeskanzler Franz Vranitzky, Kardinal KR Victor Wagner, dankte den Geehrten für shauptmann dankte den Freunden von Yad Christoph Schönborn und die viel zu früh deren vielseitiges Engagement. Seit der Vashem und gratulierte der Familie Schuster verstorbene Nationalratspräsidentin Barbara Gründung der Österreichischen Freunde von zu ihrer Lebensleistung. Sie werde zu Recht Prammer. Yad Vashem im Jahr 2003 hätten die beiden mit dieser Auszeichnung gewürdigt, so Püh- Georg Schuster alles daran gesetzt, die Erinnerung an die ringer. Das Ehepaar Schuster trage gemein- http://www.yad-vashem.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 22 Österreich, Europa und die Welt »Sonja-Bernadotte-Preis« für NÖ LH-Stv. Sobotka Werner Sobotka erhält diesen Preis als erster Österreicher den Preis für Engagement rund um Aktion »Natur im Garten« – »Auftrag, den Einsatz für Naturnähe, Ökologisierung und Nachhaltigkeit weiter zu führen« Foto: Natur im Garten v.l.: Karl Zwermann, Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, Wolfgang Sobotka, Landeshauptmann-Stellvertreter und Initiator der Aktion »Natur im Garten«, Gräfin Bettina Bernadotte, Geschäftsführerin der Mainau GmbH., und Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz in Mecklenburg-Vorpommern anläßlich der Preisverleihung

iederösterreichs Landeshauptmann-Stell- Unterzeichnende) soll ein eigenes Finanzie- dung über den Preisträger trifft ein Kurato- Nvertreter Wolfgang Sobotka, Initiator rungs- und Förderungsinstrument für ökolo- rium unter dem Vorsitz der Gräfin Bettina und Schirmherr der Aktion „Natur im gisches Gärtnern auf europäischer Ebene ge- Bernadotte. Die Mitglieder werden durch das Garten“, erhielt am 19. Oktober als erster schaffen werden. Präsidium der Deutschen Gartenbau-Gesell- Österreicher den „Sonja-Bernadotte-Preis Für dieses jahrelange Engagement wurde schaft berufen und wählen selbständig den für Wege zur Naturerziehung“ auf der Insel Sobotka mit dem „Sonja-Bernadotte-Preis für Preisträger aus. Mainau verliehen. Der Preis soll den Stellen- Wege zur Naturerziehung“ ausgezeichnet. „Alles im Leben hängt von handelnden wert der Naturerziehung und Naturerfahrung „Ich nehme den Sonja-Bernadotte-Preis nicht Personen ab: Ohne Wolfgang Sobotka hätte bewußt machen, das Engagement für die für mich allein entgegen, sondern für alle es die wunderbare Aktion ‚Natur im Garten‘ Naturerziehung verstärken und den Einsatz ehemaligen und aktiven Mitarbeiterinnen in Niederösterreich und in weiterer Folge in finanziell unterstützen. und Mitarbeiter, die an die Idee geglaubt und sechs Ländern Europas – darunter Deutsch- Seit der Initiierung der Aktion „Natur im an ihrer Umsetzung gearbeitet haben. Ge- land, Italien oder die Schweiz – nie gegeben. Garten“ im Jahr 1999 setzt sich Sobotka mit meinsam wollen wir diese Auszeichnung dem Aus dem Pflänzchen seiner Idee ist im wahr- Herz und Seele für die Aktion ein. Grundidee Beschäftigungsprojekt ‚ÖKOKREIS – Verein sten Sinn des Wortes ein früchtetragender Gar- sowie Kernkriterien sind bis heute gleich zur Förderung biologischer, ökologischer ten entstanden“, so Till Backhaus, Minister geblieben: Gärtnern im Sinne der Natur – und sozialer Initiativen‘ im Waldviertel wid- für Landwirtschaft, Umwelt und Verbrau- das heißt ohne Kunstdünger, Pestizide und men, in welchem Langzeitarbeitslose mit cherschutz des Landes Mecklenburg-Vor- Torf. In den letzten 15 Jahren ist die Aktion ihrer Arbeit für den Erhalt historischer Gär- pommern, der die Laudatio für die Preisver- stark gewachsen: zahlreiche Seminare, Vorträ- ten und Gartenmauerwerke Sorge tragen. leihung hielt. ge und Lehrgänge, Beratung durch ExpertIn- Dieser Preis ist eine Anerkennung aber vor Erstmalig in der Geschichte wurde für den nen, eigene „Natur im Garten“-Gemeinden, allem ein Auftrag, den Einsatz für Naturnä- Preis in diesem Jahr ein Österreicher auser- die „Natur im Garten“-Sendung auf ORF 2, he, Ökologisierung und Nachhaltigkeit auch koren. Über die Auszeichnung freuen sich mit über 50 Bücher und ein immer größer wer- in Zukunft weiter zu führen“, so Sobotka. Wolfgang Sobotka auch die MitarbeiterIn- dendes internationales Netzwerk mit Part- Der Sonja-Bernadotte-Preis ist für her- nen und WegbegleiterInnen der Aktion „Na- nern in über sechs europäischen Ländern. Mit ausragende Leistungen gedacht und wird tur im Garten“.  dem initiierten Memorandum (aktuell 29 jährlich seit 1992 vergeben. Die Entschei- http://www.naturimgarten.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 23 Österreich, Europa und die Welt 500 junge Österreicher auf Auslandseinsatz VOLONTARIAT bewegt, Jugend Eine Welt und die Salesianer Don Boscos feierten mit ehemaligen Freiwilligen und Fördergebern 20 Jahre erfolgreiches Volontariatsprogramm. Foto: VOLONTARIAT bewegt 500 Volontäre sind in den letzten 20 Jahren in Don Bosco Hilfsprojekte ausgereist – ein Grund, gemeinsam zu feiern! ie Nachfrage nach internationalen Frei- nicht aus vielen Nationen besteht, sondern Bosco Hilfsprojekten im Einsatz. „Dabei ist Dwilligeneinsätzen steigt bei jungen eine einzige Nation ist mit vielen verschie- ein Vorteil, daß wir auf das weltweite Netz Menschen in Österreich beständig an. Eines denen Kulturen.“ der Salesianer und Don Bosco Schwestern der erfolgreichsten Volontariatsprogramme zurückgreifen können, die mit etwa 15.000 in Österreich ist „VOLONTARIAT bewegt“, Don Bosco – ein verläßliches bzw. 13.000 Ordensleuten in 132 Ländern vor eine gemeinsame Initiative von Jugend Eine Netzwerk in 132 Ländern Ort sind und die jungen Leute nicht nur Welt und den Salesianern Don Boscos, die Bei einem Festakt im Don Bosco Haus beherbergen und ihnen die Möglichkeit bie- von der Österreichischen Entwicklungszu- am 28. Oktober erinnerte Pater Petrus Ober- ten, mit benachteiligten Kindern und Ju- sammenarbeit gefördert wird. Schon 500 jun- müller, Provinzial der Salesianer Don Bos- gendlichen zu arbeiten, sondern sie auch ak- ge Österreicher haben sich in den vergange- cos, an die Geburtsstunde des Volontariats: tiv bei ihrem Einsatz begleiten,“ so Pater nen 20 Jahren in Hilfsprojekten der Don Bos- „Vor 20 Jahren hat es klein angefangen – Obermüller. co Schwestern und Salesianer Don Boscos in eine Gruppe von fünf Personen ist nach Afrika, Asien und Lateinamerika engagiert. Ecuador aufgebrochen, um in einem Stras- Familienbeihilfe künftig auch Zum runden Jubiläum luden VOLONTA- senkinderprojekt der Salesianer mitzuarbei- bei Auslandseinsätzen RIAT bewegt und seine Trägerorganisatio- ten. Die beiden ersten Zivilersatzdiener wur- Reinhard Heiserer, Vorsitzender von „Ju- nen alle ehemaligen Volontäre am 24. Okto- den 1997 entsendet. Im gleichen Jahr erfolg- gend Eine Welt“, ging auf aktuelle Entwick- ber zu einem großen Fest ins Wiener Salesia- te die Gründung des Vereins ,Jugend Eine lungen ein: „Es braucht faire Rahmenbedin- num. Welt‘ durch zurückgekehrte Volontäre, Sale- gungen, damit junge Menschen aus ihrem Jugendliche aus ganz Österreich nutzten sianer, Entwicklungshelfer und wesentlich österreichischem „Wohlfühleck“ heraus- die Gelegenheit, um gemeinsam zu lachen, durch Reinhard Heiserer.“ kommen und sich auf einen herausfordern- zu tanzen und Rückblick auf eines der wich- In den Folgejahren war das Volontariats- den Auslandseinsatz einlassen. Wir freuen tigsten Jahre ihres Lebens zu halten. „Ich ha- programm bei „Jugend Eine Welt“ beheima- uns sehr, daß unsere langjährige Forderung, be viel gelernt“, so der 20jährige Georg tet, bis es 2013 an den neu gegründeten Ver- daß Auslandsvolontäre den Anspruch auf Weislein aus niederösterreichischen Eurats- ein „VOLONTARIAT bewegt“ übertragen Familienbeihilfe nicht verlieren, mit der No- feld, der vor kurzem aus Ecuador zurück- wurde. Insgesamt waren bisher 209 Zivil- vellierung des Freiwilligengesetzes nun end- kehrte. „Vor allem, daß die Welt eigentlich ersatzdiener sowie 281 Freiwillige in Don lich erfüllt werden soll. Das ist vor allem für

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 24 Österreich, Europa und die Welt nicht begüterte Familien wichtig.“ Schwie- rig sei allerdings die vom neuen Auslands- freiwilligendienstegesetz geforderte Ein- schränkung der Tätigkeitszeiten. „Kann es als Tätigkeits- bzw. Arbeitszeit gewertet werden, wenn ein Volontär mit „seinen“ Kin- dern Fußball spielt oder ist das schon Freizeit? Hier werden die Grenzen oft flies- send sein und ist Pragmatismus gefragt.“

Ein Muß: Qualitätssicherung Eine der zentralen Herausforderungen, der sich Volontariatsprogramme gegenüber sehen, ist die Sicherung qualitätsvoller Vorberei- tung, Einsatzbegleitung und Nachbetreuung bei ständig steigenden Kosten. „Auf einen einjährigen Einsatz in einer völlig anderen

Lebensrealität kann man sich nicht in einem Foto: Jugend Eine Welt 3-Tages-Crashkurs vorbereiten“, betonte Vertreter der Fördergeber und Trägerorganisationen von VOLONTARIAT bewegt Johannes Ruppacher, Geschäftsführer von sowie ehemalige Volontäre aus drei Generationen beim Festakt am 28. Oktober VOLONTARIAT bewegt. Umso wichtiger Agentur der Österreichischen Entwicklungs- auch verschiedene Möglichkeiten von Volon- und dankenswerter sei die finanzielle Unter- zusammenarbeit, gratulierte herzlich zum tariatseinsätzen auf. Jeder, der einen Beitrag stützung durch die Österreichische Entwick- runden Jubiläum und bekräftigte: „Es ist uns zu einer gerechteren Welt leisten möchte, lungszusammenarbeit, die seit 2004 wichtig- ein besonderes Anliegen, Menschen in Ös- soll bei uns fündig werden. Denn die Zu- ster Fördergeber des Volontariat-Programms terreich zu motivieren, sich aktiv mit Ent- kunft liegt in unser aller Händen.“  ist. wicklung auseinanderzusetzen. Unsere neue http://www.volontariat.at Martin Ledolter, Geschäftsführer der Initiative „MITMACHEN! Österreich welt- http://www.jugendeinewelt.at Austrian Development Agency (ADA), der weit engagiert“ soll dabei helfen und zeigt http://www.entwicklung.at/mitmachen/ Übergabe des Libya Youth Centers in lokale Hände m Jahr 2012 wurde das Libya Youth Cen- wird den Kindern und Jugendlichen einiges Iter (LYC) in Tripolis, Libyen, eröffnet. geboten: Theater, Gesprächsgruppen, Karrie- Nun wurde es in lokale Hände übergeben. reorientierung, Basteleinheiten und die so Worauf heute als erfolgreiches, nachhaltiges wichtige psychosoziale Unterstützung. Entwicklungszusammenarbeitsprojekt zu- Bei der Evaluierung des LYC wurde rückgeblickt werden kann, war und ist für bestätigt, was die dort angestellten, lokalen tausende Kinder und Jugendliche im poli- SozialarbeiterInnen und BetreuerInnen schon tisch und sozial zerrütteten Libyen ein Ort viel länger wußten: Das LYC stellt für Kin- der Selbstfindung. der und Jugendliche in Tripolis eine unver- Als die OMV zusammen mit Hilfswerk gleichbare Bereicherung dar. Viele gaben an, Austria International begonnen hat, das psy- das LYC ihr zweites zu Hause, ihr Lieblings- chosoziale Zentrum für Kinder und Teenager ort sei. Hier würden sie viel über sich selbst zu errichten, hätte der Bedarf nach Halt und lernen, sie könnten nun ein besseres, reflek- Betreuung für die Generationen der Zukunft tiertes Leben führen. Einige gaben sogar an, nicht größer sein können: Nach 42 Jahren an daß es das Beste sei, was ihnen je passiert sei. der Spitze des Landes wurde der Machthaber OMV und Hilfswerk Austria Internatio- Muammar al-Gadaffi im Oktober 2011 nach nal sehen zufrieden auf diese nachhaltige monatelanger Gewalt und Zerstörung ges- CSR Kooperation zurück: „Das LYC ist Foto: Hilfswerk Austria International türzt. Als Teil des arabischen Frühlings hat- Zufriedene Kinder im LYC in Tripolis eines der schönsten Projekte, die Hilfswerk ten die Menschen große Hoffnungen in die Austria International begleiten durfte. Damit Zeit danach gelegt – doch bis heute ist die Zentrum gedacht etablierte sich daraus wurde ein wichtiger Beitrag zur Stabilität politische Situation instabil. schnell wesentlich mehr: Ein Ort der Selbst- der Region und der jungen Menschen gelei- Besonders die Kinder und Jugendlichen findung, des Austausches, der sinnvollen stet. Das LYC hat bisher Gewaltiges erreicht. leiden unter den Unsicherheiten. Zu Hause Freizeitbeschäftigung für mehrere tausend Wir freuen uns, daß mit der lokalen Überga- werden Kinder oft mißhandelt, das Land ist Kinder und Jugendliche von 6 bis 25 Jahren, be eine Weiterführung gewährleistet ist.“, so unsicher, das Schulsystem rückständig. welche über das Zentrum hinaus auch über Stefan Fritz, Geschäftsführer des Hilfswerk Aus diesem Umfeld entstand die Idee für Schulen und andere lokale Institutionen er- Austria International.  das LYC. Ursprünglich als psychosoziales reicht werden konnten. Mitten in Tripolis http://www.hilfswerk-austria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 25 Österreich, Europa und die Welt Österreichs Konditoren erringen WM-Bronze in Mailand Edelmetall bei Team-Weltmeisterschaft für Martin Hopfgartner, Stefan Loidl und Martin Studeny Foto: www.foto-fellner.at Das österreichische Gewinnerteam (v.l.): Martin Hopfgartner, Stefan Loidl, Martin Studeny und Coach Brigitta Schickmaier

it einer fulminanten Leistung konnte Msich das österreichische Konditoren- Team, bestehend aus Martin Hopfgartner, Stefan Loidl und Martin Studeny, am 25. Ok- tober unter 13 Teilnehmern den dritten Platz bei der „World Trophy of Pastry Ice Cream Chocolate“ sichern. Sie mußten sich ledig- lich dem Sieger Japan und Lokalmatador Ita- lien geschlagen geben. „Wir haben nach der Generalprobe in der Bäko Linz (privatwirtschaftlich organisierte Einkaufsgenossenschaft der Bäcker und Kon- ditoren Österreichs, Anm.), die am 5. Okto- ber stattfand, fast Tag und Nacht durchtrai- niert, denn wir wußten, daß wir noch einiges aufzuholen hatten“, erzählte Brigitta Schick- maier, Konditormeisterin im oberösterreichi-

schen Pettenbach und Coach des Teams. Foto: World Trophy of Pastry Ice Cream Chocolate „Selbst kurz vor der Abreise brannte noch bis Konditormeisterin Brigitta Schickmaier als Mitglied der internationalen Jury

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 26 Österreich, Europa und die Welt

Wettkampfunterlagen und vielem mehr ver- bunden war, nahmen Schickmaier und ihr Team ehrenamtlich auf sich. Veranstaltet wurde diese Teamweltmei- sterschaft von der „International Federation of Pastry, Ice Cream and Chocolate“ (FIPGC) im Rahmen der Gastronomiemesse HOST Fiera Milano. Bewertet wurden die künstlerische Ausführung und der Ge- schmack sowie allgemeine Kriterien, wie die Sauberkeit der Durchführung, die Organisa- tion der Arbeit oder die Ordnung am Ar- beitsplatz. Bei der künstlerischen Ausfüh- rung waren die Einhaltung des Themas, die Schwierigkeit, die eingesetzten Techniken und das innovative Element die Prüfsteine. Als FIPGC-Präsident Roberto Lestani in einer spannungsgeladenen Siegerehrung „Austria“ auf die Urkunde für den mit 3000 Euro dotierten dritten Platz schrieb, konnte sich auch der Fanclub der Österreicher auf den Rängen nicht mehr halten. Rund 40 Familienmitglieder und FreundInnen der Teilnehmer sowie zahlreiche Sponsorenver- Foto: Verlag Almer treter waren mitgereist und feuerten 7,5 Stun- Für die strengen Augen der Jury präsentiert (v.l.): Schoko, Tragant und Zucker den lang ihre Mannschaft an, um sie zu 23:30 Uhr das Licht in der Backstube, eine 180 cm hohe Schokoladenskulptur. Der Salz- Höchstleistungen zu treiben. dreiviertel Stunde später stand bereits der burger Konditormeister Martin Studeny (31) „Top 5 war unser heimliches Ziel, Bronze Bus vor dem Haus. Erste Entspannung trat war für eine imposante Skulptur aus Tragant ist einfach ein Wahnsinn“, jubelte Schick- bei einem Glas Champagner ein, den Choco- verantwortlich. Zuckerartist Stefan Loidl maier über den Erfolg. „Unser junges Team, latier Helmut Wenschitz mit seiner Frau Re- (27), ein gebürtiger Oberösterreicher, zauber- das noch nie an einer Weltmeisterschaft teil- gina zur Abreise mitbrachte. Vollbepackt fuh- te ein Kunstwerk aus Zucker. Torten, Prali- genommen hat, ich war zum ersten Mal ren wir mit dem Luxusbus der Firma Weier- nen und Speiseeis sowie die perfekte Prä- Coach und Organisator für eine WM, und mair Richtung Mailand, an Bord 30 Fans, sentation für die Jury-Verkostung entstanden dann waren wir vor Frankreich, Chile, Ver- bestehend aus Sponsoren, Medien und mei- in Teamwork. einigte Arabische Emirate usw. Ich bekom- ner gesamten Familie.“ Das Frühstücksge- Brigitta Schickmaier hatte mit großer Lei- me noch immer eine Gänsehaut wenn ich bäck, gesponsert von der „Hofbäckerei“ und denschaft zum Konditorhandwerk ihre daran denke!“ Und sie freute sich „auf ein eine Tasse Kaffee am runden Tisch am Ende Schützlinge seit November 2014 vorbereitet bißchen mehr Ruhe und Zeit für meine Fa- des Busses eingenommen, brachte alle nach und mit Charme und Hartnäckigkeit Spon- milie, Freunde und die Backstube – und einer angenehmen Fahrt auf Vordermann. soren akquiriert, damit der Traum von der natürlich auch für mich.“  „Die Fans besichtigten noch am selben WM-Teilnahme wahr wurde. Den enormen http://www.schickmaier.at Tag den Ring in Monza, wir, das Team, muß- Aufwand, der mit Training, Erstellung der http://www.wenschitz.at ten zu Auslosung, um zu erfahren, an wel- chen Tag wir starten werden“, so Schick- maier, die am 24. Oktober Teil der Jury war, alle anderen besuchten die EXPO oder ver- folgten die WM in Schladming. Die Konkurrenten kamen aus zwölf Na- tionen verstreut über den ganzen Erdball. Länder wie Frankreich, Vereinigte Arabische Emirate oder Mexiko mußten sich mit den Rängen hinter den Medaillen begnügen. Unter dem Hauptthema „Entwicklung der Technologie“ waren in 7,5 Stunden drei Skulpturen, vier Aufschnitttorten, 60 Prali- nen und Speiseeis zu fertigen. Der gebürtige Kärntner Martin Hopfgart-

ner (33), Konditormeister im Hotel und Café Foto: World Trophy of Pastry Ice Cream Chocolate Schlair in Kremsmünster, fertigte eine knapp Aus Oberösterreich angereist: Familienmitglieder, Sponsorenvertreter und Fans

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 27 Österreich, Europa und die Welt 20 Millionen Kugelschreiber Täglich werden 20 Mio. Kugelschreiber von BIC produziert, das entspricht 30 Pro- zent aller Kulis weltweit, 40 Prozent aller Einweg-Feuerzeuge sind BIC-Erzeugnisse. Die Produkte und Produktionsmaschinen des internationalen BIC-Konzerns wurden in der Wiener Firma Minitek unter der Leitung von Friedrich Schächter entwickelt.

Ein sehr persönlicher Nachruf auf den österreichischen Erfinder, Unternehmer, Künstler und Ehrenbürger der Technischen Universität Wien von Melitta Matousek und Gerhard Gutruf *) Foto: Schächter-Archiv / Gerhard Gutruf UNO-Weltraumkonferenz in Wien 1968 (v.l.): Friedrich Schächter, der Kugelschreiber-Pionier, Unternehmer und philosophie- rende Buchautor Paul C. Fisher, Kosmonaut Aleksei Arkhipovich Leonov und US-Kongreßabgeordneter ?????? Andersen riedrich Schächter wird 1924 in Wien ge- en, sondern eigene Kreationen zu basteln. wo er nur bis zur fünften Klasse bleiben Fboren. Seine Eltern, Ruben und Bertha, Sein sehnlichster Wunsch – ein Matador- kann. geb. Weingeist, führen ein Lederbeklei- Metallbaukasten – wird ihm nach einer Blind- Von September 1938 bis April 1939 lernt dungsgeschäft in der Thaliastraße. Anfang darmoperation erfüllt. Ab seinem fünften Le- er beim bekannten Wiener Graphiker Viktor der 20er-Jahre ziehen sie in die Schmalz- bensjahr erhält er Klavierunterricht, gleich- Theodor Slama. hofgasse 9/Ecke Hirschengasse in Mariahilf, zeitig beginnt er zu malen: Fritz verdient sei- Seine heute mit 95 Jahren in Syracuse, wo sie bis 1939 wohnen. ne ersten Schillinge für die Anfertigung eines New York, lebende ältere Schwester Edith Der kleine Fritz spricht, bevor er gehen Porträts von seinem Onkel Oskar. Er besucht erinnert sich, daß man vom nahegelegenen lernt und beginnt bereits als Zweijähriger die Volksschule in der Corneliusgasse und sogenannten „Braunen Haus“ in der Hir- Dinge nicht mehr nur spielerisch nachzubau- anschließend das Esterhazy-Realgymnasium, schengasse immer öfter illegale Nazis laut- hals singen hörte. *) Prof. MMag. Gerhard Gutruf, geb. 1944, studier- anderem 2015 Cavaliere dell’Ordine della Stella Schon 1933 will sie unter anderem des- te 1962 – 70 an der Akademie der bildenden Künste d’Italia. http://www.gutruf.at halb die Eltern zum Auswandern bewegen – Wien, er ist Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker. MMaga. Melitta Matousek, geb. in Wien, Studium Teilnahmen an den Biennalen von Ibiza, Florenz, der Handelswissenschaften und der Wirtschaftspä- die sind aber überzeugte Wiener und schät- New Delhi, Kairo, Shanghai. Einzelausstellungen un- dagogik in Wien und Genf, Verfasserin von Artikeln zen die zunehmenden Übergriffe auf jüdi- ter anderem in Rom, Wien, Ascona, Kairo, Mexiko und Fachbeiträgen, arbeitet zurzeit an einer Disser- sche MitbürgerInnen falsch ein, bis im Ok- City, Guadalajara, Pretoria, Lissabon, Coimbra, Pe- tation am Institut für Wirtschafts- und Sozialge- king, Istanbul, Madrid, Kiew, Ningbo, Delft, Zürich schichte der Wirtschaftsuniversität Wien über Fried- tober 1938 Vater Ruben nach Dachau und und Remagen, zahlreiche Auszeichnungen unter rich Schächter. http://www.friedrich-schächter.at von dort weiter ins Vernichtungslager Bu-

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garischen Erfinder Ladislaus Biro angemel- det: Fritz erfährt in Göteborg von diesem neuen Schreibgerät, das in Hinkunft seinen Lebensweg bestimmen sollte. Schächter lernt den aus Wien stammen- den Unternehmer Eugen Spitzer in Göteborg kennen und wird von ihm ermutigt, einen ähnlichen Stift zu entwickeln. In der Fahr- radwerkstatt eines Freundes schafft er die technischen Voraussetzungen für die Erzeu- gung von Kugelschreiberspitzen. 1947 reicht Schächter in Schweden sein erstes Patent ein. Für einen jungen Mann ohne technische Vorbildung, ohne Studium eine ebenso er- staunliche wie brillante Leistung. In dieser Zeit trifft er auf den Produktentwickler Ger- hard Brutzkus, der einer seiner besten Freun- de wird und heute in Köln lebt. Gemeinsam mit Eugen Spitzer und Victor Reich gründet er 1948 Ballograf-Verken und bleibt als Entwicklungsleiter dem Unterneh- men bis 1951 verbunden. 1953 geht Schächter nach Amerika zu in New York. Er trifft dort unter anderem den Kugelschreiber-Pionier, Unter- nehmer und philosophierenden Buchautor Paul C. Fisher. Von 1956 – 57 arbeitet er als selbstständi- ger Konstrukteur im Auftrag von Ballograf sowie für Fisher, der ihm auch die Leitung der Paul C. Fisher- Company-Entwick- lungsfirma in Berlin überträgt. 1956 erfolgte die Anmeldung und Erteilung des revolutio- nären Schächter-Patents für „Spinning Tool“ Foto: Schächter-Archiv / Gerhard Gutruf in den USA. Friedrich Schächter mit seiner Kugelschreiberpüfmaschine … 1957 kehrt er in die USA zurück und grün- chenwald verschleppt wird. Er erhält später 1938 wird ein Patent für einen Kugel- det gemeinsam mit Fisher die Firma Schäch- ein Visum für Caracas und sollte seine Fami- schreiber, den sogenannten Go-Pen, vom un- ter Research in Van Nuys, Kalifornien. lie nie mehr sehen. Im März 1939 kann seine Schwester Edith Wien verlassen, im April 1939 entkommt der 15jährige Fritz mit einem Kindertransport nach Malmö und landet schlußendlich in Stockholm. Auch seiner Mutter Bertha gelingt im September 1939 in letzter Minute die Flucht als Begleiterin eines Kindertransports nach England. Fritz wird mit Hilfe der Mosaiska För- samlingen, der jüdischen Gemeinde in Stock- holm, bei einer Familie aufgenommen. Er muß für seinen Lebensunterhalt selbst auf- kommen und beginnt in einem Fotogeschäft zu arbeiten. Später jobbt er als Volontär für Gebrauchsgrafik in Druckereien und für Wer- beagenturen in Stockholm und Göteborg. Gleichzeitig gelingt es ihm durch seine Be- harrlichkeit zeitweilig Schüler der bedeuten- den schwedischen Maler Isaac Grünwald und

Ragnar Sandberg zu werden; er malt Porträts Foto: Schächter-Archiv / Gerhard Gutruf und kann davon leben. … und mit einem seiner Mitarbeiter

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1959 baut er gemeinsam mit Per Wen- ander, den er aus seinen Jahren in Schweden kennt, die Firma Toroid auf und bleibt fast zwei Jahre in Lugano. Hier arbeitet schon der Techniker Erwin Rath als junger Mann mit, der sein treuester Mitarbeiter werden sollte. Das Jahr 1959 bringt Schächter erstmals in Kontakt mit dem Weltkonzern BIC, der die Firma Ballograf übernimmt. 1961 wird Schächter das Patent „Verfah- ren und Werkzeug zur Herstellung einer Kugelschreiberspitze“ für Österreich erteilt, das neben den USA auch noch in weiteren Ländern wie z.B. in der Schweiz, in Frank- reich, Deutschland, Großbritannien angemel- det wird. Kurz nach seiner Rückkehr nach Wien gründet Schächter im Februar 1962 seine Firma Minitek – Feinmechanische Produkte Foto: Schächter-Archiv / Gerhard Gutruf als GmbH in der Draschestraße 31 in Wien- Schächter-Selbstportrait als Weihnachtsmann, 1956 Liesing, Teilhaber ist ab 1965 Paul Fisher. Einen besonderen Rang unter seinen zahlrei- Schließung der Firma Minitek hinaus einer sischen Kosmonauten bei Raumflügen ver- chen Erfindungen nehmen zweifellos die der wichtigsten Mitarbeiter von Schächter. wendet. Präzisions-Test-Maschinen ein – vor allem 1968, das Jahr der Weltraumausstellung 1971 kauft Baron Marcel Bich, der das Minitek-Kugelschreiber-Prüfgerät „PSU in Wien, bringt für Schächter und Fisher Gründer und Vorsitzende des BIC-Konzerns, 6“ bzw. „PSU 10“, das bis heute weltweit höchsterfreuliche Medienpräsenz: der Fisher die Anteile von Paul Fisher an Minitek. Ab von den bedeutendsten Herstellerfirmen Space Pen wird vorgestellt. Er ist die popu- jetzt entwickeln Schächter und seine Mitar- benutzt wird. Zu seinen Kunden zählen unter lärste Erfindung Friedrich Schächters, der beiter vor allem Produkte und Produktions- anderen , Parker, Faber-Castell, für Konzept und Ausführung verantwortlich maschinen für BIC. Caran d’Ache, Dupont, und Dun- ist, während Fisher die spezielle kaugummi- 1980 erhält Schächter das Patent für ein hill. artige Tinte (deren Rezept er im Traum von „BIC-Rasiergerät“ für Österreich, es folgen Sein Ausspruch: „Man kann nur so per- seinem Vater erhält) beisteuert. Kosmonaut Anmeldungen in Spanien, Kanada usw. fekt produzieren, wie man messen kann“, un- Leonov zeichnet „vor laufenden Kameras“ Das Patent über die „Einrichtung zur Kon- terstricht die Bemühungen um die Ermög- eine Friedenstaube mit dem Space Pen. Die- stanthaltung der Flammengröße eines mit lichung von ultrapräziser Massenproduktion. ses Schreibgerät wird seither sowohl von Flüssiggas betriebenen Kleinbrenners, vor- Im Jahr 1968 kauft Schächter in einer Ga- amerikanischen Astronauten als auch von rus- zugsweise eines Feuerzeuges“ wird neben lerie im ersten Bezirk den Farblinolschnitt „Antwort aus dem All“ von Gerhard Gutruf. Er möchte unbedingt den Künstler kennen- lernen, der sich in diesen Jahren mit utopi- schen Visionen einer technoiden Formen- welt auseinandersetzt. Nach einem ersten Atelierbesuch entwickelt sich schnell eine Freundschaft mit Schächter, der seither fast täglich bei Familie Gutruf zu Gast gewesen ist. Gutruf studiert im Entwicklungslabor Minitek die komplizierten Apparaturen, die in seinen Federzeichnungen zur „Umwelt- reinigungsmaschine“, zur „Horizontmaschi- ne“ oder zu anderen „Maschinenlandschaf- ten“ transformiert werden. Außerdem beauf- tragt Schächter seinen Freund Gutruf, die alljährlichen Weihnachtskarten für seine Firma anzufertigen und initiiert damit die Li- noldruck-Serie „Kleine Variationen nach großen Meistern“. Über diesen Kontakt wird

schließlich Otto Gutruf, Gerhard Gutrufs Foto: Schächter-Archiv / Gerhard Gutruf Bruder, eingestellt und bleibt bis über die Ein Fisher Space Pen, wie er von Kosmonauten und Astronauen benutzt wurde

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Einige seiner bewährten Minitek-Mitarbei- terInnen unterstützen Schächter dabei: seine Sekretärin Völz, der Chauffeur und „Mann für alles“ Lipp, die Techniker Sterber, Zun- dermann, Otto Gutruf und stundenweise Meier. Aber zum ersten Mal in seinem Leben spielt der präsumptive Abnehmer nicht mit: BIC ist an der Entwicklung der im anfängli- chen Entwurfsstadium befindlichen Maschine nicht interessiert – seine Vorläufermodelle würden ohnehin perfekt funktionieren … An eine Weiterarbeit ist unter diesen Um- ständen nicht zu denken, das Projekt ist nicht realisierbar. Am 20. Mai 2002 wird Schächter in die Privatklinik Döbling eingeliefert, wo er am Nachmittag des 23. Mai 78jährig stirbt. Am 4. Juni 2002 wird der Verstorbene im Ehrenhain, Gruppe 40, Grab 93, des Zentral- friedhofs beigesetzt. Die bronzene Grab- skulptur gestaltete Gerhard Gutruf: es ist eine Figuration aus aufgeschnittener Kugelschrei- berspitze, Weltraumrakete und Engelsflügel.

Auszeichnungen 1994 Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich 1995 Verleihung der Kaplan-Medaille 1995 Ehrenbürger der Technischen Universität Wien 1997 Goldenes Verdienstzeichen der Stadt Wien 2000 Verleihung des Berufstitels Professor

Mitgliedschaften  Ehrenmitglied der Forschungsgemein- schaft Ultrapräzisionstechnik am Fraun- hofer Institut für Produktionstechnologie in Aachen,  Ehrenmitglied der Material Research Foto: Gerhard Gutruf Society, USA, Das von Gerhard Gutruf gestaltete Grabmal für Friedrich Schächter am Wiener Zentralfriedhof es ist eine Figuration aus aufgeschnittener Kugelschreiberspitze,  Ehrenmitglied der EUSPEN – European Weltraumrakete und Engelsflügel. Society for Precision Engineering and Nano Technology, Österreich auch in Deutschland, Japan und Seine Vision des „zero defect manufactu-  Austrian Society for Radiation Techni- den USA angemeldet. ring“ kann er nur mehr knapp zwei Jahre in cology (Österreichische Gesellschaft für Der BIC-Konzern hat 1980 insgesamt et- der von ihm unmittelbar danach ins Leben industrielle Strahlentechnik) und wa 3000 Beschäftigte, macht global 10 Mil- gerufenen Firma Friedrich Schächter GmbH  Vorstandsmitglied des Weinviertler Kul- liarden Schilling Umsatz mit Kugelschrei- verfolgen. Ihm schwebt eine Weiterentwick- tursommers. bern, Faserschreibern, Feuerzeugen, Naßra- lung seiner noch weltweit und klaglos un- sierern und Strumpfhosen, die in Frankreich, unterbrochen laufenden Kugelschreiberspit- Das von Friedrich Schächter persönlich Griechenland, UK, Ungarn, USA und Me- zen-Produktionsmaschinen vor, die sämtli- an Gerhard Gutruf übergebene Archivmate- xiko produziert werden. che wichtigen Errungenschaften seiner bis- rial ermöglicht die wissenschaftliche Erfor- Nach einer schweren Erkrankung und herigen Erfindertätigkeit in sich vereinen schung des Lebens und Wirkens dieses bedeu- Operation in New York beschließt Schächter sollte. Mit Elan geht er an die Arbeit. Noch tenden österreichischen Erfinders und Un- im Jahr 2000 die Geschäftsauflösung von präziser, noch schneller (mehr als 300 ferti- ternehmers. Außerdem danken die AutorIn- Minitek. Der Wert wird bei kompletten Ap- ge Spitzen pro Minute), Null Ausschuß ist nen den Familienangehörigen Edith Schmitz, paraturen geschätzt, bei kleineren Teilen das angestrebte Ziel. Einer künstlerisch-uto- Anne Schmitz und David Schmitz Esq. be- wird auf Vorschlag Otto Gutrufs ein Kilo- pischen Idee vergleichbar sollte es sein sonders für wertvolle Hinweise.  Preis von 5000 Schilling festgelegt. Hauptwerk werden: seine „Nachtwache“. http://www.friedrich-schächter.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 31 Österreich, Europa und die Welt Karlheinz Kopf empfängt georgischen Parlamentspräsidenten eorgien setzt bei seiner Politik der An- Gnäherung an Europa auf die Unter- stützung Österreichs. In einem Gespräch mit dem Zweiten Nationalratspräsidenten Karl- heinz Kopf am 16. November betonte der georgische Parlamentspräsident David Usu- pashvili, gerade angesichts eines schwieri- gen regionalen Umfelds habe die europäi- sche Perspektive für sein Land große Be- deutung. Georgien sehe sich als wichtiger Partner Europas, wobei die Zusammenarbeit vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Infrastruktur enormes Potential biete. Mit Sympathie nahm Karlheinz Kopf den Vorschlag Usupashvilis auf, der Ostpartner- schaft der Europäischen Union durch eine österreichische Initiative neue Impulse zu geben. Als Schritt auf dem Weg nach Europa wertete der georgische Parlamentspräsident Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz überdies Visa-Liberalisierungen für Geor- Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (l.) begrüßt den georgischen Parlamentspräsidenten Davit Usupashvili im Hohen Haus am Ring. gien, die auch von Kopf begrüßt wurden. Einer Meinung waren sich beide Seiten zu- takte zu vertiefen. Usupashvili bekundete in verstärkten Austausch auf der Ebene der Par- dem in ihrem Wunsch, die bilateralen Kon- diesem Sinn insbesondere Interesse an einem lamente.  Hochrangige Delegation aus Katar in Wien

ine hochrangige Delegation aus Katar Eunter Vorsitz des stellvertretenden Aus- senministers Mohamed Bin Abdulla Al Rumaihi hat am 19. November die Stadt Wien zu einem Arbeitsgespräch besucht. Für die Stadt Wien haben an diesem Treffen Ge- meinderat Omar Al-Rawi und Bereichsdi- rektor für Internationale Beziehungen Oskar Wawra teilgenommen. Katar und die Hauptstadt Doha sind an einer engeren Zusammenarbeit mit Öster- reich und Wien interessiert. Wien ist für Ka- tar nicht nur Tourismusdestination mit stei- gender Bedeutung, sondern auch als interna- tionale Stadt mit Sitz wichtiger internationa- Foto: PID / Thomas Kluger ler Organisationen wie UNO, IAEA, UNI- v.l.: Khalid bin Rashid Al-Mansouri, Director of European Affairs Department, DO, UNODC oder OPEC interessant. So Mohammed bin Abdullah Al-Rumaihi, der stellvertretene Außenminister von Katar, baut Katar derzeit seine Präsenz in Wien mit Gemeinderat Omar Al-Rawi, Bereichsdirektor Oskar Wawra, Khalfan Al-Mansouri, der Übernahme des Areals des französischen Botschafter von Katar in Österreich Kulturinstituts in der Währinger Straße aus. wichtige Zukunftsthemen für Doha. Darüber Darüber hinaus könnte auch ein Erfah- Eine engere Beziehung zwischen Katar hinaus gibt es Bestrebungen, einen schrittwei- rungsaustausch der beiden Flughäfen sinn- und Wien ist vor allem auf dem wirtschaft- sen Demokratisierungsprozeß mit Bürgerbe- voll sein, da sowohl Doha als auch Wien be- lichen Sektor wichtig. „Bereits jetzt sind teiligung auf lokaler Ebene umzusetzen, deutende Drehkreuze im internationalen Flug- zahlreiche österreichische und Wiener Fir- wobei die Erfahrungen Wiens mit Bürger- verkehr sind. Weitere wichtige Themen des men bei Bauprojekten im Rahmen der Fuß- beteiligungsmodellen auf Bezirksebene Vor- Arbeitsgespräches waren die aktuelle Flücht- ballweltmeisterschaft 2022 in Katar beschäf- bild sein könnten. „Die Stadt Wien ist gerne lingssituation und Strategien zur Bewältigung tigt“ erklärte Gemeinderat Omar Al-Rawi. bereit ihre konkreten Erfahrungen zu kom- der Migration aus Syrien und dem afrikani- Doha ist vor allem auch an den Erfahrungen munalen Themen weiterzugeben und für Ex- schen Raum nach Europa sowie sinnvolle Wiens in den Bereichen Umwelt und Ent- pertendelegationen aus Doha auch entspre- Maßnahmen zur Bekämpfung der aktuellen sorgung interessiert. Die Themen Wasser und chende Fachprogramme zu erstellen“, er- Terrorbedrohungen und Erhöhung der Si- Müll, aber auch moderne Verwaltung sind klärte Bereichsdirektor Oskar Wawra. cherheit. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 32 Österreich, Europa und die Welt Chancen für die oö. Forst-, Land- und Lebensmittelwirtschaft berösterreichs Agrar-Landesrat Max OHiegelsberger zieht nach einer Japan- Reise, die er in den ersten Novembertagen, angeführt von Bundesminister Andrä Rup- prechter, unternommen hat, ein erfolgreiches Resümee: „Das Land bietet für unsere Forst-, Land- und Lebensmittelwirtschaft viele Chancen, vor allem im Biomasse-Bereich können wir klar punkten.“ Ein großes Thema mit viel Potential für Oberösterreich sind sichere Nahrungsmittel, das Interesse an gentechnikfreier Produktion ist groß. Zudem wird eine Aufhebung der Einfuhrsperre von österreichischem Rindfleisch angestrebt.

„Abenomics“ heißt das Zauberwort im Foto: BMLFUW Land der aufgehenden Sonne, zusammenge- v.l.: Landesrat Max Hiegelsberger, Botschafter Bernhard Zimburg, Bundesminister setzt aus dem Nachnamen von Premiermini- Andrä Rupprechter, Shuichi Abe, Gouverneur der Präfektur Nagano, und Präsident ster Shinzo Abe und Economics (Englisch Jakob Auer, Vorsitzender des parlamentarischen Landwirtschaftsausschusses für Volkswirtschaft). „Ein zentrales Element zent nur zu etwa einem Viertel selbst mit Holz serhalb Europas und ein bedeutender Zu- der Politik ist die Belebung der ländlichen versorgen kann, einen exzellenten Ruf“, kunftsmarkt für Lebensmittel“, so Hiegels- Regionen. Dazu gehört auch die Förderung berichtet der Landesrat. Der Austausch – in berger. „Vor allem bessere Exportmöglich- alternativer Energiequellen, ein spannender Form von Forschungsprojekten, u.a. zum keiten für heimische Agrarprodukte sind ein Markt für technisches Know-how aus Ober- erdbebensicheren Holzbau – wird bereits in Gebot der Stunde.“ österreich“, erklärt Hiegelsberger. der Praxis gelebt. Ein Ziel ist etwa, daß das BSE-bedingte „Unsere Forstwirtschaft genießt in Japan, „Nach den USA und China ist Japan der Lieferverbot von Rindfleisch bis Ende 2015 das sich trotz einer Waldfläche von 70 Pro- wichtigste Handelspartner Österreichs aus- fällt.  Burgenland: Zusammenarbeit mit Ungarn weiter intensiviert as Land Burgenland und das ungarische DMinisterium für nationale Entwicklung haben gemeinsam ein grenzüberschreitendes Verkehrskonzept für die Region Westun- garn – Burgenland erarbeitet. Ziel des Pro- jektes ist es, den Grenzverkehr auf Straße und Schiene weiter zu verbessern. Dabei wurde der gesamte 365 km lange Grenzverlauf zwi- schen dem Burgenland und Ungarn auf feh- lende Straßenverbindungen untersucht sowie 80 der derzeit bereits bestehenden Straßen- verbindungen analysiert. Darüber hinaus wurde eine Studie erarbeitet, die zeigt, wel- che grenzüberschreitenden Eisenbahnpro- jekte die höchste Priorität besitzen und da- durch eine Umsetzung für die Region Westungarn – Burgenland von besonderer Bedeutung wäre.

„Zwischen dem Land Burgenland und Foto: Bgld. Landesmedienservice Ungarn besteht seit vielen Jahren eine gute Landeshauptmann Hans Niessl (r.) und Levente Magyar, Staatssekretär für Wirt- Partnerschaft. Zahlreiche Projekte konnten schaftsdiplomatie des Ministeriums für Auswärtiges und Außenhandel, forcieren die bereits – bzw. werden derzeit – erfolgreich umfassende Entwicklung der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen. umgesetzt. Seit dem Jahr 2013 besteht im erste konkrete Ergebnisse unseres gemeinsa- matie des Ministeriums für Auswärtiges und Verkehrsbereich – sowohl auf politischer, als men grenzüberschreitenden Verkehrskon- Außenhandel, im Rahmen einer gemeinsamen auch auf Verwaltungsebene – eine intensive zeptes präsentiert werden“, so Landeshaupt- Konferenz hinsichtlich Machbarkeitsstudien und kontinuierliche Zusammenarbeit mit der mann Hans Niessl am 16. Oktober in einer zur Entwicklung des Verkehrsnetzes an der Regierung in Budapest. Durch diese gute gemeinsamen Pressekonferenz mit Levente österreichisch-ungarischen Grenze.  Kooperation beider Länder können bereits Magyar, Staatssekretär für Wirtschaftsdiplo- http://www.burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 33 Österreich, Europa und die Welt Bayerische Europaministerin Merk bei LH Pühringer ie bayerische Europaministerin Beate DMerk ist am 18. November in Linz mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer zu einem Gespräch über die aktuelle Flüchtlingssituation zusammenge- troffen. Der oberösterreichischen Delegation gehörten darüber hinaus die Landesräte Mi- chael Strugl und Komm.Rat Elmar Podgor- schek, Landesamtsdirektor Erich Watzl und Landespolizeidirektor Andreas Pilsl an. Merk und Pühringer bekräftigten an- schließend, daß sie sich angesichts der un- verändert hohen Zahl an Flüchtlingen entlang der Balkanroute weiterhin eng abstimmen

wollen, um die Situation geordnet und unter Foto: Land OÖ / Kauder humanitären Bedingungen zu bewältigen. v.l.: LAbg. Wolfgang Hattmannsdorfer, Landespolizeidirektor Andreas Pilsl, LR „Bayern und Oberösterreich sind darin Michael Strugl, Ministerin Beate Merk, LH Josef Pühringer, LR Komm.Rat Elmar einig, daß kein Land der Welt unbegrenzt Podgorschek, LAbg. Helena Kirchmayr und Landesamtsdirektor Erich Watzl Flüchtlinge aufnehmen kann. Das würde die gente für Bürgerrechtsflüchtlinge und faire cherheit und Ordnung herzustellen und gel- Aufnahmefähigkeit einer Gesellschaft über- Verteilungsquoten“, so Merk und Pühringer. tendes Recht anzuwenden“, so Merk und fordern und die Integration der Zuwanderer Dazu müsse auch die EU-Außengrenze Pühringer. gefährden. Wer unbegrenzte Zuwanderung zu- effektiv geschützt werden. „Solange dieser Die polizeiliche Zusammenarbeit soll ver- läßt, fördert Ghettobildungen und Parallelge- Schutz nicht gewährleistet ist, müssen Kon- stärkt werden. Das geplante Kooperationszen- sellschaften. Genau das wollen wir nicht. Alle trollen an unseren Binnengrenzen weiter mög- trum auf der niederbayerisch-oberösterreichi- Länder der internationalen Staatengemein- lich sein. Denn wir brauchen Klarheit dar- schen Grenze zur Verbesserung des Informa- schaft, auch außerhalb der EU, müssen ange- über, wer in unser Land kommt, wer durch tionsaustausches zwischen Deutschland und sichts dieser bisher nie dagewesenen Flucht- unser Land fährt und wer sich hier aufhält. Österreich soll eine noch engere Abstimmung bewegung Verantwortung tragen. Wir brau- Wir alle werden Anstrengungen unterneh- insbesondere im Hinblick auf die grenzüber- chen daher auf europäischer Ebene Kontin- men, um in den Staaten der EU wieder Si- schreitende Flüchtlingslage gewährleisten.  Burgenland/Ungarn: Kooperation initiiert Franz Liszt-Kulturweg andesrat Helmut Bieler, für Kultur zu- Lständiges Mitglied der burgenländischen Landesregierung, und János Perényi, Bot- schafter von Ungarn in Wien, initiierten das gemeinsame Kulturprojekt „Auf den Spuren von Franz Liszt“ in der pannonischen Region. Bei den gemeinsamen Gesprächen Anfang November in der ungarischen Bot- schaft in Wien wurden mit namhaften Ex- pertInnen die Eckpunkte für die Schaffung eines Franz Liszt-Kulturwegs ausgearbeitet. Ziel des Projekts ist es, den Komponisten und Klaviervirtuosen Franz Liszt und sein Lebenswerk für die europäische Öffentlich- keit darzustellen und eine kulturtouristische Region im Zeichen dieses Künstlers zu ge- Foto: Ungarische Botschaft in Wien stalten. Der Franz Liszt-Kulturweg soll in v.l.: Zsuzsanna Domokos, Direktorin Ferenc Liszt Gedenkmuseum und Forschungs- die Kulturwege des Europarats aufgenommen zentrum in Budapest, WHR Josef Tiefenbach, Leiter Abteilung Kultur, Wissenschaft werden. Dieses seit 2007 laufende Pro- und Archiv, Land Burgenland, Gesandter Gábor Hajas, Botschaft von Ungarn in Wien, WHR Prof. Ingrid Schwab-Matkovits, Leiterin Europabüro – Land Burgenland, S.E. gramm umfaßt derzeit mehr als 30 Wege Botschafter János Perényi, Kulturlandesrat Helmut Bieler, Burgenland, Mária Molnár, europaweit, darunter etwa die Mozart-Route Direktorin Balassi Institut – Collegium Hungaricum, Intendant Johannes Kutrowatz, in Österreich. Liszt-Festival Raiding im Burgenland, Pópáné Linka Márta, Botschaftsrätin Ungari- Aufbauend auf der langjährigen, freund- sche Botschaft Wien, und Univ. Prof. Martin Haselböck, Universität für Musik Wien schaftlichen Beziehung zwischen den Ländern turweg die gemeinsamen Bestrebungen der europäischen Rahmen zu verwirklichen.  unterstreicht der geplante Franz Liszt-Kul- beiden Regierungen, vielfältige Projekte im http://liszt-haus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 34 Österreich, Europa und die Welt CTR Carinthian Tech Research forscht für Ariane 6 ie europäische Weltraumorganisation Elektronik den komplexen technischen Vor- DESA hat dem Kärntner Forschungszen- gaben und hohen Qualitätsansprüchen der trum CTR in Kooperation mit dem deutsch- Raumfahrt entsprechen. Aufgrund der extre- französischen Unternehmen Airbus Safran men mechanischen Belastungen beim Start Launchers GmbH den Auftrag zur Weiter- und den enormen Temperaturen und Drük- entwicklung der CTR Laserzündtechnologie ken in der Brennkammer werden hohe An- HiPoLas für Trägerraketenantriebe erteilt. In forderungen an die Robustheit des Systems vorherigen Forschungsprojekten konnte das gestellt. Neben der Langlebigkeit soll auch Team der CTR auf Prüfständen des Deut- die Kosteneffizienz im Vergleich zu her- schen Zentrums für Luft und Raumfahrt kömmlichen Zündsystemen verbessert wer- (DLR) bereits sehr erfolgreich die Eignung den. des Lasersystems für die Zündung von Ra- Abhängig von den Ergebnissen könnte das ketentriebwerken zeigen. Durch den neuen Laserzündsystem auch bei der laufenden Forschungsauftrag soll das System weltraum- Neuentwicklung der Ariane 6 Trägerrakete fit werden und damit zur Entwicklung einer zum Einsatz kommen. Die soll 2020 erst- neuen Generation europäischer Trägerraketen Foto: ESA / Airbus mals starten und, laut Weltraumagentur beitragen. Simulation der Ariane 6 Rakete ESA, weiterhin „Europas Zugang zum All“ „Für uns ist dies eine einzigartige Aner- für die Weltraumforschung sichern. kennung unserer Forschungs- und Entwick- und erfolgreich umfangeichen Tests unterzo- Die CTR gehört als Forschungszentrum lungsarbeit der letzten Jahre. Wir haben das gen. Jetzt wollen wir das Zündsystem in eine für Intelligente Sensorik und Systemintegra- Laserzündsystem HiPoLas in enger Zusam- Brennkammer für kryogene Treibstoffe inte- tion zu Österreichs außeruniversitären For- menarbeit mit unseren Partnern mehrfach an grieren und an die extremen Anforderungen schungszentren. Ziel und Auftrag ist es, neu- verschiedenste Kolbenmotoren für Automo- für den späteren Weltraumeinsatz adaptieren“, este Produkte und Prozesse basierend auf in- bile sowie zur Energieerzeugung für Turbinen meint CTR-Projektleiter Gerhard Kroupa. tegrierten Sensoren, Mikro- und Nanosyste- von Flugzeugen und zuletzt für Triebwerke Dabei müssen Materialien und Komponen- men zu entwickeln.  für Satelliten und Trägerraketen angepaßt ten sowie das Gesamtsystem einschließlich http://www.ctr.at Eurowings startet mit neuen Flugverbindungen ab Wien ach dem Vorbild der erfolgreichen Ger- Nmanwings wurde der neue, eigenständi- ge Low-Cost-Airline Verbund unter der Mar- ke Eurowings gegründet. Diese startete die- sen Herbst und bietet Flüge in Europa und zu attraktiven Langstreckenzielen an. Mit der neuen Eurowings etabliert Lufthansa ihre neue Point-to-Point Marke: Der Eurowings Verbund soll eine der drei führenden Low- Cost-Anbieter in Europa werden, mit Punkt- zu-Punkt-Angeboten sowohl innerhalb Eu- ropas als auch mit Interkontinentalflügen aus Europa heraus. Dazu werden zwei Maschi- nen des Typs Airbus 320 in Wien stationiert. „Wir freuen uns, daß Eurowings den Flug- hafen Wien als erste Basis außerhalb von Foto: Germanwings Deutschland gewählt hat. Wir sehen darin v.l.: Ein Eurowings-Crew-Mitglied, Michael Knitter (COO Eurowings), Julian Jäger auch ein strategisches Kommitment der Luft- (Vorstand Flughafen Wien AG), Norbert Kettner (GF Wien Tourismus), Max Kow- hansa und Wachstumspotenzial für den natzki (GF Eurowings Europe), Dieter Watzak-Helmer (GF Eurowings Europe), Standort Wien. Unsere Passagiere erhalten Nikolaus Gretzmacher (Senior Vice President Operations, Flughafen Wien AG) und damit neue attraktive Flugangebote zu inter- eine Destination stärker voranbringt, als die Verbindung um insgesamt zwei, sowie mit essanten Reisezielen“, freut sich Julian Jä- Erhöhung ihrer Erreichbarkeit auf dem Luft- Jänner 2016 um eine weitere Frequenz auf- ger, Vorstand der Flughafen Wien AG. weg.“ gestockt. Ab Jänner 2016 geht es damit neun Für Wiens Tourismusdirektor Norbert Eurowings fliegt nun sieben Mal pro Wo- Mal pro Woche in die englische Hauptstadt. Kettner ist die neue Fluglinie „eine höchst che nach Barcelona, nach Mallorca geht es Die neuen Verbindungen werden mit willkommene und wirksame Unterstützung drei Mal pro Woche. London-Stansted be- einem A320-200 der Eurowings Deutschland bei der Umsetzung der Tourismusstrategie dient Eurowings zunächst sechs Mal pro geflogen.  Wien 2020, denn es gibt kaum etwas, das Woche, mit Anfang Dezember 2015 wird die http://www.viennaairport.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 35 Österreich, Europa und die Welt Tirol-Südtirol-Trentino: 20 Jahre gemeinsames Büro in Brüssel eit April 1995 verfügen das Land Tirol, Sdie Autonome Provinz Bozen-Südtirol und die Autonome Provinz Trient über eine gemeinsame ständige Vertretung in Brüssel mit der Aufgabe, die Interessen der Länder bei den europäischen Institutionen zu vertreten. „Das gemeinsame Verbindungsbüro ist ein Paradebeispiel für eine europäische Er- folgsgeschichte der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“, ist Tirols LH Günther Plat- ter überzeugt. So werden hier die gemeinsa- men Interessen und Ziele zu einer Strategie gebündelt sowie Ressourcen genutzt, um als starke Europaregion in der Europäischen Union aufzutreten. Insbesondere arbeitet das Büro bei der Erstellung der Makroregionalen

Strategie für den Alpenraum, bei der Berg- Foto: Land Tirol landwirtschaft oder bei Verkehrsthemen mit. Die drei Präsidenten der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino (v.l.) LH Arno Kom- Darüber hinaus präsentiert sich die Euro- patscher (Südtirol), LH Ugo Rossi (Trentino) und LH Günther Platter (Tirol) paregion dem Publikum mit verschiedensten regionen. Das Büro betreut auch die regiona- sich in deutsch-österreichischen Arbeitskrei- Events wie den Open Days, einer Veranstal- len Mitglieder im Ausschuß der Regionen, sen unter anderem zu Umwelt, Energie oder tungsreihe der Europäischen Kommission, organisiert Arbeitsgespräche rund um die Landwirtschaft einbringt“, so Platter. Als die zwischen 2006 und 2015 vom Büro mit Plenartagungen. So wurden seit 1995 insge- Verbindungsbüro stellt die Vertretung natür- organisiert wurde und eine Vielzahl an Per- samt 300 Delegationen empfangen. lich auch einen direkter Draht zu den Lan- sonen erreichte. Weitere Veranstaltungen „Das Büro nimmt eine wichtige Rolle desregierungen dar und informiert Verwal- umfaßten die Diskussion um Ein- und Ausb- ein, da es direkt vor Ort die gesetzgeberi- tungen, Unternehmen und BürgerInnen in licke des EVTZ sowie ein Seminar im Euro- schen Tätigkeiten in der EU mit dem ‚richti- wöchentlichen Berichten und Newslettern.  päischen Parlament über Gigaliner in Berg- gen‘ Blick für die Europaregion verfolgt und http://www.alpeuregio.org Albanischer Botschafter: Eintragung ins Grazer »Goldene Buch« s war nicht sein erster Besuch in Graz, Eaber sein erster im Büro von Bürger- meister Siegfried Nagl im Rathaus: Alba- niens Botschafter in Österreich, S. E. Roland Bimo, trug sich am 10. November in das „Goldene Buch“ der Stadt ein. An den beglei- tenden Gesprächen nahmen auch Bürgermei- ster-Stellvertreterin Martina Schröck, Stadt- rätin Lisa Rücker und KFA-Graz-Abtei- lungsvorstand Klaus Frölich teil. Botschafter Bimo streute Graz Rosen indem er erklärte: „Man fühlt sich gut, wenn man durch die Straßen der Stadt spaziert. Die Menschen sind so ruhig.“ „Naja, nicht im- mer“, entgegnete der Bürgermeister schmun-

zelnd. Das Stadtoberhaupt berichtete von den Foto: Stadt Graz / Fischer Bemühungen in einer Stadt der Menschen- Eintragung ins Goldene Buch: Botschafter Roland Bimo (vorne) mit Bürgermeister rechte um ein friedvolles Miteinander von Siegfried Nagl (2. v. l.), Stadträtin Lisa Rücker, Krankenfürsorgeanstalt für die Be- Menschen aus mehr als 150 verschiedenen amten-Abteilungsvorstand Klaus Frölich (l.) und Botschaftsrat Etrit Bekteshi (r.) Nationen. „Wir leben zwar auf einem Plane- Bereichen Wirtschaft, Kultur und Bildung. Albaniens wünsche er sich intensivere Ko- ten aber in unterschiedlichen Welten und nur Aktuell leben 275 AlbanerInnen mit Haupt- operationen – abseits von bürokratischen der soziale Frieden kann auch wirtschaft- wohnsitz in Graz, einige davon studieren an Hürden. Der Wille und die Bemühungen zur lichen Erfolg und eine hohe Lebensqualität den Universitäten. Botschafter Bimo be- Modernisierung und Beitritt zur Europäi- bringen. Es hängt alles zusammen.“ dankte sich für die herzliche Aufnahme sei- schen Union seien in seinem Land groß, Bestehende Kooperationen zwischen Al- ner Landsleute und die gute Integration. Be- Know-how gerade aus Österreich besonders banien und Graz gibt es bereits u. a. in den sonders mit der Stadt Shkoder im Norden willkommen und geschätzt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 36 Österreich, Europa und die Welt Wien als Drehschreibe für kommunale Energielösungen PolitikerInnen und ExpertInnen aus 13027 ost- und südosteuropäischen Städten (darunter Belgrad, Zagreb, Sarajevo, Pristina, Kiew) trafen am 9. und 10. Novem- ber im Rahmen der internationalen Konferenz „District Energy Convention of Southeast Europe Municipalities“ mit österreichischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen so- wie VertreterInnen der Stadtverwaltungen von Wien, Graz und Villach zusammen. Insgesamt nahmen über 200 Delegierte an Veranstal- tung teil. Die Konferenz wurde vom Bundes- ministerium für Finanzen und der Weltbank- Tochter International Finance Corporation (IFC) unterstützt und in Kooperation mit der Stabsstelle Internationale Strategie und Ko-

ordination veranstaltet. Foto: Christian Jobst / Stadt Wien Da viele der teilnehmenden Städte eine v.l.: Philip Lehner (Stabsstelle – Magistratsdirektion Europa und Internationales), Modernisierung ihrer Energieinfrastruktur Leander Treppel (BMF), GR Omar Al-Rawi, Lin O'Grady (EBRD), Vojislav Kandic planen, zielte die Konferenz insbesondere (IFC) und Andreas Launer (Stabsstellenleiter – Europa und Internationales) darauf ab, den EntscheidungsträgerInnen hei- der kommunalen Infrastruktur in der Region der IFC wurden auch mögliche Finanzie- misches Know-how im Bereich der Energie- beizutragen. rungsmodelle für zukünftige Projekte bei der versorgung („waste to energy“, Fernwärme, Durch die Mitwirkung internationaler Fi- Konferenz aufgezeigt, die vom Wiener Ge- Fernkälte, etc.) von der Planung, Design und nanzinstitutionen wie der Europäischen Bank meinderat und Landtagsabgeordneten Omar Technologie bis hin zum Betrieb zu vermit- für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Al-Rawi und der Grazer Stadträtin Lisa teln und zu einer nachhaltigen Entwicklung der Europäischen Investitionsbank (EIB) und Rücker eröffnet wurde.  Int. Wissensaustausch auf höchster Verwaltungsebene in Dublin eue Ansätze, um die Herausforderungen Nfür die Städte zu meistern“, war das Thema des heurigen Treffens europäischer MagistratsdirektorInnen Ende Oktober. Wiens Magistratsdirektor Erich Hechtner traf dabei seine KollegInnen aus Berlin, Bratislava, Dublin, Helsinki, Ljubljana, Lissabon, Madrid, Nikosia, Prag, Riga, Stockholm und Tallinn. Nach den Treffen in Tallinn 2011, Paris 2012, Brüssel 2013 und Riga 2014 war heuer Dublin der Austragungsort dieses hochkarä- tigen Treffens. Dabei steht immer ein spezi- fischer Themenschwerpunkt im Mittelpunkt. Dublins Bürgermeisterin Criona Ní Dha- laigh begrüßte die Runde der Verwaltungs- spitzen. Die Stadt stellte anschließend die Themen eGovernment, Big Data, elektroni- scher Einkauf und seine Position als „Start- Foto: Magistratsdirektion Wien Up-City“ ins Zentrum der Präsentationen. Ein Magistratsdirektor Erich Hechtner (10. v.l.) mit VertreterInnen 12 europäischer Städte und deren MitarbeiterInnen in der irischen Hauptstadt Besuch bei „Google Ireland“ rundete das Pro- gramm ab. eine europäische Metropole, die sich den Ent- nen. Gerade ein Sehen über den eigenen Tel- Nicht nur die Anforderungen an wachsen- wicklungen auf globaler, europäischer und lerrand ermöglicht es, kommunale Heraus- de Städte und die damit verbundenen Her- regionaler Ebene nicht entziehen will“, so forderungen durchdacht und effizient anzu- ausforderungen für kommunale Verwaltun- Hechtner. „Der Magistrat hat sich in immer gehen.“ gen standen im Mittelpunkt der Betrachtun- stärkerem Ausmaß mit diesen Themen aus- Zum Abschluß wurde vereinbart, daß das gen. Auch das Thema der Flüchtlinge wurde einanderzusetzen. Deshalb ist eines ganz klar: Treffen im kommenden Jahr in Wien statt- diskutiert. „Wien ist keine Insel. Wien ist Städte können und sollen voneinander ler- finden wird. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 37 Österreich, Europa und die Welt SOS-Kinderdorf Tacloban: Tirol half beim Wiederaufbau it einer raschen Unterstützung des MLandes Tirol in der Höhe von 350.000 Euro konnten Wiederaufbau und Instandset- zung des SOS-Kinderdorfs und der SOS- Hermann-Gmeiner-Schule auf Tacloban auf den Philippinen erfolgreich unterstützt wer- den. LH Günther Platter überzeugte sich vom gelungenen Hilfsprojekt, das nach der völli- gen Zerstörung durch den Taifun Haiyan im Ende 2013 neu aufgesetzt werden konnte. „Ich bin sehr froh zu sehen, daß mit der Unterstützung des Landes Tirol für 450 Kin- der in der SOS-Hermann-Gmeiner-Schule die Schulausbildung wieder gesichert ist und weitere 121 Kinder und Jugendliche in zwölf Foto: Amt der Tiroler Landesregierung Familienwohnhäusern des SOS-Kinderdorfs v.l.: SOS-Kinderdorf-Ehrenpräsident Helmut Kutin, der philippinische Innenminister in Tacloban eine neue Heimat gefunden ha- Mel Sarmiento und LH Günther Platter bei der Wiedereröffnung ben“, betonte Platter bei der Eröffnungsfeier. Als im November 2013 der Taifun Hai- sieht vor, daß ein Studentenaustausch im Das SOS-Kinderdorf ist seit 1964 auf den yan auf die Philippinen hereinbrach, startete Tourismusbereich sowohl für Schulen als Philippinen tätig. „Die Möglichkeit, wieder SOS-Kinderdorf unmittelbar nach der Wet- auch im Bereich des Jobtrainings stattfinden in die Schule zu gehen, bringt diesen Kin- terkatastrophe ein Nothilfeprogramm und un- soll. Zudem sollen zwischen den Reisebüros dern Freude und ist ein wichtiger Meilen- terstützte in kürzester Zeit rund 500 Familien und Tourismusverbänden beider Länder stein auf dem Weg in eine glückliche Zu- beim Wiederaufbau. Kooperationen geschaffen, Best-Practice- kunft. Die nötige Geborgenheit finden die Eine von LH Günther Platter mit dem Beispiele ausgetauscht und Reiseangebote Kinder dazu in ihren SOS-Kinderdorf-Fami- stellvertretenden Tourismusminister Benito erarbeitet werden.  lien, die ein liebevolles Zuhause bieten.“ C. Benzgon unterzeichnete Absichtserklärung http://www.sos-kinderdorf.at 105 Club Austria – 60 Jahre lang Freundschaft mit Wien ie waren ein Viertel der legendären „4 im SJeep“: Die Mitglieder des „105 Club Austria“, ein Verein ehemaliger britischer Militärpolizisten. In der Besatzungszeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges, von 1945 bis 1955, waren die Herren in Wien stationiert – aktuell sind noch neun von ihnen gesund- heitlich in der Lage, Wien zu besuchen. Sie wurden am 23. Oktober von Landtagspräsi- dent Prof. Harry Kopietz im Wiener Rathaus empfangen: „Der Rote Salon ist ein ge- schichtsträchtiger Ort. Im April 1945 wurde hier der Grundstein für die Wiedergründung der Sozialdemokratischen Partei gelegt, ein paar Tage später wurde hier die provisori- sche österreichische Staatsregierung unter dem Vorsitz Karl Renners gebildet und am Foto: David Bohmann / PID 29. April versammelten sich Regierung und Landtagspräsident Harry Kopietz mit ehemaligen britischen Militärpolizisten der Besatzungszeit im Roten Salon des Wiener Rathauses Stadtsenat im Roten Salon des Rathauses. Von hier begaben sich die Begründer in das Aufgrund ihres langen Aufenthaltes in sem Jahr war die Stadt Wien Veranstaltungs- weitgehend zerstörte Parlament, wo der erste Wien und der damit verbundenen Erfahrun- ort und die Herren sprachen von ihrem Staatsakt erfolgte – der Beschluß der ‚Un- gen fühlen sich die Mitglieder des 105 Club Wien-Aufenthalt wohl aufgrund ihres schon abhängigkeitserklärung‘.“ Kopietz, der in Austria mit der Bundeshauptstadt seit nun- fortgeschrittenen Alters augenzwinkernd als seiner Rede auf Wien als eine sehr sichere mehr 60 Jahren sehr verbunden. Einmal im „final re-union“. Wie der Delegationsleiter und offene Stadt hinwies, überreichte den Jahr findet an unterschiedlichen Orten ein Brian Chammings zu erzählen weiß, ist Wien Gästen einen symbolischen „letzten Schil- großes Treffen statt, bei dem die Ehemaligen für ihn und seine Kameraden ein Ort schöner ling“ – eine Ein-Schilling-Münze, eingegos- und UnterstützerInnen des Vereins in zwang- Erinnerungen und damit auch ein Stück zu sen in Lobmeyr-Glas. loser Atmosphäre zusammentreffen. In die- Hause. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 38 Österreich, Europa und die Welt 40 Jahre Städtepartnerschaft Klagenfurt – Rzeszów um Festakt am 11. November war aus ZPolen eine Delegation mit dem Vizeprä- sidenten der Stadt, Stanislaw Sienko, und Andrzej Dec, Vorsitzender des Gemeinde- rates, an der Spitze angereist. Es waren auch verschiedenste Wirtschaftsaktivitäten wie ein Besuch im Lakeside Park oder im Photo- voltaik-Park der Klagenfurter Firma Petsch- nig sowie Fachgespräche zum Thema Um- weltschutz auf dem Programm gestanden. Zur offiziellen Feier im Rathaus konnte Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz zahlreiche Gäste, vor allem viel Jugend des Europagymnasiums begrüßen, das seit 1993 Foto: StadtPresse / Wajand eine aktive Schulpartnerschaft mit dem 1. All- v.l.: Honorarkonsul Albert Sammer, Bürgermeister a.D. Harald Scheucher, Bürger- gemeinbildenden Lyzeum in Rzeszów hat. meisterin Maria-Luise Mathiaschitz, Vizepräsident Stanislaw Sienko (sitzend), die „Seit 22 Jahren werden Freundschaften ge- Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler und Christian Scheider, Stadträtin Ruth Feistrit- pflegt und wichtige grenzüberschreitende zer und Stadtrat Frank Frey während der Eintragung im Klagenfurter Rathaus und zukunftsweisende Projekte verwirklicht. schaften nicht nur über Ländergrenzen hin- Städtefreundschaft. Mit der Gründung der un- Dafür möchte ich allen beteiligten Direkto- weg sondern auch in anderen politischen Sy- abhängigen Solidarno¶æ-Bewegung begann ren, Professoren und Professorinnen herzlich stemen schlossen. in Polen der Weg zum Fall des Eisernen Vor- danken“, sagte die Bürgermeisterin. „Auf diplomatischer Ebene beschlossen hangs und Klagenfurt „hat die Rolle des We- Als diese Städtepartnerschaft 1975 abge- damals die Regierungsspitzen von Polen und gbegleiters übernommen.“ Mathiaschitz hob schlossen wurde, lag Rzeszów noch hinter Österreich eine Intensivierung der Kontakte auch „die zukunftsweisende, kluge und über dem Eisernen Vorhang und Klagenfurt war durch Gründung einer Städtepartnerschaft“, politische Grenzen hinweg wichtige Haltung eine der wenigen Städte die damals Freund- schilderte Mathiaschitz die Geschichte der der Klagenfurter Politiker“ hervor.  Partnerschaft der Diözese Gurk und der Erzdiözese Sarajevo m Rahmen der Diözesanpartnerschaft Izwischen der Diözese Gurk und der Erz- diözese Sarajevo nahmen in Vertretung von Diözesanbischof Alois Schwarz Mitte Okto- ber HR Kurt Haber, Koordinator der Diöze- sanpartnerschaft, und Hans Omann, Direktor des Bischöflichen RG/ORG St. Ursula, an den Feierlichkeiten anläßlich des 20jährigen Bestehens des Katholischen Schulzentrums „Sveti Pavao“ (Hl. Paulus) in Zenica teil. Im Rahmen des Festaktes betonten Kar- dinal Vinko Puljic und Weihbischof Pero Sudar die Bedeutung der Partnerschaft für die Erzdiözese Sarajevo. „Es ist wichtig zu wissen, daß sich junge Menschen in anderen Ländern für uns und unser Leben interessie- ren“, so Kardinal Puljic. Ivan Lovric, Direk- tor des Schulzentrums in Zenica, bezeichne- te die Schulpartnerschaft und den gegensei- tigen Austausch als „wichtigen Meilenstein für das Schulzentrum.“ Foto: Diözese Gurk / Haber v.l.: Hans Omann, Direktor des Bischöflichen RG/ORG St. Ursula, Vinko Puljic, Das Schulzentrum in Zenica, einer Stadt katholischer Bischof von Sarajevo, Weihbischof Pero Sudar, HR Kurt Haber, Koordi- 70 Kilometer nördlich von Sarajevo, ist seit nator der Diözesanpartnerschaft, Ivan Lovric, Direktor des Schulzentrums, und 2012 Partnerschule des RG/ORG St. Ursula. Gymnasialdirektor Dragan Gavran feierten das 20jährige Bestehen des Schulzen- Seither fanden bereits gegenseitige Besuche trums Zenica. der SchülerInnen statt. Im Frühjahr 2016 steht Die sieben Schulzentren der Katholi- lerInnen aller Ethnien und Religionsge- wieder ein Besuch von SchülerInnen des RG/ schen Kirche in Bosnien-Herzegowina zähl- meinschaften.  ORG St. Ursula in Zenica am Programm. ten im Schuljahr 2014/15 rund 4800 Schü- http://www.kath-kirche-kaernten.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 39 Österreich, Europa und die Welt Europäische Auszeichnung für Sicherheitsakademie ertreter der Sicherheitsakademie des VBundesministeriums für Inneres wurden am 17. November vom European Institute of Public Administration (EIPA) mit einem „Best Practice Certificate“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde im Rahmen des Euro- pean Public Sector Award (EPSA) für das Projekt „Kompetenztraining in der Polizei- grundausbildung“ in der Kategorie „Innova- tive knowledge management and new lea- dership approaches“ vergeben. „Es ist eine große Anerkennung unserer Arbeit, wenn man von 266 eingereichten Pro- jekten aus 36 Nationen als Best Practice aus- gezeichnet wird“, sagte der stv. Direktor der Foto: BKA / Michael Kallinger Sicherheitsakademie, Brigadier Thomas Der stellvertretende Direktor Thomas Schlesinger (li.) und der Leiter des Projekts, Schlesinger. „Dieses europäische Qualitäts- Andreas Nagl (zweiterv.r.), bei der Auszeichnungsfeier in Maastricht. zertifikat bestätigt einmal mehr unseren Weg erfolgversprechend handeln zu können“, Unterstützung dieser Erfolg nicht möglich in der Weiterentwicklung der Polizeigrundaus- sagt Oberrat Andreas Nagl, Leiter des Pro- gewesen wäre.“ bildung, den wir jetzt umso konsequenter wei- jekts „Kompetenztraining in der Polizei- Der European Public Sector Award wird terverfolgen werden. Es zeigt auch, daß wir grundausbildung“. „Aus diesem Grund for- alle zwei Jahre vom European Institute of mit unserem ganzheitlichen, kompetenzorien- cieren wir möglichst praxisnahe Übungssitu- Public Administration mit Förderung der tierten Ansatz zu Europas Spitze zählen.“ ationen samt rechtlicher und persönlicher Europäischen Kommission für innovative, „Der Polizeiberuf ist ein Hochleistungs- Aufarbeitung bereits während der Polizei- beispielgebende Projekte und Ansätze in der beruf. Es geht darum, in komplexen, dyna- grundausbildung. Ich bedanke mich bei den öffentlichen Verwaltung vergeben.  mischen Situationen selbstorganisiert und Mitgliedern der Arbeitsgruppe, ohne deren http://www.bmi.gv.at Cavaliere dell'Ordine della Stella d'Italia für Gerhard Gutruf m 24. September wurden dem in Wien Alebenden und international vertretenen Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker Gerhard Gutruf von Italiens Botschafter in Wien, Giorgio Marrapodi, der „Cavaliere dell’Or- dine della Stella d’Italia“ verliehen. Der Bot- schafter hatte dies dem Präsidenten der Ita- lienischen Republik vorgeschlagen – als „bedeutende Anerkennung für den von Ihnen geleisteten Beitrag zur Stärkung der kultu- rellen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern“, wie der Botschafter in seiner Re- de erklärte. Seit seinem einjährigen Rom-Stipendium 1970/71 unternahm Gutruf jährlich Studien- reisen nach Italien und erarbeitete unter an- Foto: Italienische Botschaft in Wien derem vier wichtige Zyklen, die noch immer Gerhard Gutruf überreichte Botschafter Giorgio Marrapodi anläßlich des Festakts in der italienischen Botschaft in Wien einen Linoldruck vom Kolosseum. von ihm weitergeführt werden: 1. Studien, Aquarelle, chinesische Tuschen, späten Nachmittag-Gegenlicht zeigt; bis- che in Dresden nach Bernardo Bellotto Ölbilder und monumentale Acryl-Versio- her 70 Blätter, immer von der gleichen (1765), 108 x 74 mm. nen vom Kolosseum in Rom. Stelle, immer gleich groß. Bei allen seinen großen internationalen 2. Aquarell-Serie vom Panorama von Flo- 4. Außerdem werden von Gutruf seit 1974 Ausstellungen wurde immer ein Teil italie- renz (bisher über 150 Aquarelle, 35 x 50 in der als work in progress geführten Li- nisch inspirierter Arbeiten gezeigt – so wie cm, immer von der gleichen Stelle) noldruckserie „Kleine Variationen nach bei seiner zur Zeit laufenden Retrospektive 3. Aquarell-Serie „Das geheime Alphabet großen Meistern“ immer wieder Para- im Europäischen Kulturzentrum, Galerie Ro- Leonardos“, die das Geburtshaus von phrasen nach bedeutenden italienischen semarie Bassi in Remagen bei Bonn.  Leonardo da Vinci in Anchiano bei Vinci Meistern angefertigt. Für heuer bereits http://www.gutruf.at (Toskana) inmitten eines Olivenhaines im fertiggestellt: die eingestürzte Kreuzkir- http://www.galerie-rosemarie-bassi.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 40 Österreich, Europa und die Welt »New Literature Helnwein-Ausstellung in Belgrad from Europe – From Page to Stage« Foto: Museum für Zeitgenössische Kunst Belgrad Renate und Gottfried Helnwein und der geschäftsführende Direktor des Museums

Foto: Bernhard Aichner, © fotowerk-aichner.at für Zeitgenössische Kunst Belgrad, Slobodan Nakarada nach der Eröffnung Krimi-Shooting Star Bernhard Aichner präsentierte in New York den ersten m 6. November wurde in Belgrad die mur of the Innocents, Disasters of War…) Teil seiner Bestseller-Trilogie. AAusstellung „Gottfried Helnwein – gezeigt, während im Salon 16 Fotografien, Between Innocence and Evil“ in Anwesen- hauptsächlich Selbstporträts, aber auch Fo- om 6. bis 8. November fand in New heit Gottfried Helnweins eröffnet. tos einer Serie, die in Zusammenarbeit mit VYork City das Festival „New Literature Die Ausstellung zeigt 33 Werke aus ver- Marilyn Manson entstanden sind, präsentiert from Europe (NLE)“ statt. 2003 gegründet, schiedenen Phasen des Schaffens Gottfried werden. stellt es jedes Jahr neue Literatur aus Europa Helnweins und findet an zwei verschiedenen Die Realisierung der Ausstellung wurde in Übersetzungen vor. Dieses Jahr wurden Standorten des Museums für zeitgenössische durch das Ministerium für Kultur und Infor- zwölf AutorInnen aus elf Ländern eingela- Kunst Belgrad statt: in der Gallerie Milica mation Serbiens, das Österreichischen Kul- den, arrivierte SchriftstellerInnen genauso wie Zoric und Rodoljub Colakovic werden 17 turform Belgrad und die UNIQA Versi- NewcomerInnen. Das Österreichische Kul- Gemälde (Öl und Acryl auf Leinwand) aus cherung unterstützt.  turforum New York präsentierte mit Bern- verschiedenen Serien (Epiphany, The Mur- https://www.facebook.com/AustrijskiKulturniForum/ hard Aichner den aktuell erfolgreichsten österreichischen Krimiautor: sein Roman Kiew: »Maidan Werkblock / Tank 007« „Totenfrau“, der erste Teil einer Trilogie um die Leichenbestatterin Blum, lag wochen- lang an der Spitze der Bestsellerlisten in Ös- terreich und wurde bereits in 16 Länder ver- kauft, u.a. in die USA. Der zweite Teil, „Totenhaus“, ist soeben erschienen. NLE 2015 widmete sich schwerpunktmä- ßig den besonderen Herausforderungen, die sich bei literarischen Übersetzungen stellen. In der Podiumsdiskussion „From Page to Stage“ im Scandinavia House wurde auch die etwas andere Art der „Übersetzung“ the- matisiert, die Verfilmung. Auf die Frage, wie es sich denn anfühle, sein Werk verfilmt zu Foto: Kulturforum Kiew sehen, antwortete Bernhard Aichner lapidar, Werke von Johanes Zechner und Ronald Zechner im Kulturforum Kiew daß dies nicht viel anders sei als jede andere on 15. Oktober bis 2. November stellten einander. In der Vorbereitung auf dieses Pro- Übersetzung in eine Fremdsprache.  Vmit Unterstützung des Österreichischen jekt waren die beiden Künstler auch durch die http://www.acfny.org Kulturforums Kiew die Kärntner Künstler Ukraine gereist. Während Johanes Zechner Johanes Zechner und Ronald Zechner in der seine Eindrücke am Beispiel der ukraini- Ausstellung „Maidan Werkblock/Tank 007“ schen Nationalflagge umsetzte, entwarf Ro- ihre eigens dafür geschaffenen Arbeiten vor. nald Zechner aus Fundstücken und Werkre- Die aus konzeptueller Malerei und Skulptu- sten einen maßstabsgetreuen Panzer. Eröff- ren bestehende Ausstellung setzte sich mit der net wurde die Ausstellung von Roman Grab- westlichen Wahrnehmung der Ukraine auf ner, dem Leiter des BRUSEUM in Graz.  Basis der medialen Berichterstattung aus- http://www.kulturforum-kiew.org/

http://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/auslandskultur/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 41 Österreich, Europa und die Welt New Delhi: »Danube meets Ganga« Burgtheater-Gast- spiel in Warschau Foto: Kulturforum New Delhi Musik aus Österreich trifft auf traditionelle und spirituelle Musik aus Indien ine Parallele zwischen Indien und Öster- tiative „Clean Ganga“ zur diesbezüglichen Ereich zeigt sich u.a. in der kulturellen Sensibilisierung der Öffentlichkeit gedacht. Prägung durch die jeweiligen Hauptflüsse, An den Ufern des Ganges in Rishikesh und was vor allem in der Musik immer wieder den benachbarten Bergen in Massouri spielten zum Ausdruck kommt. Diese Gemeinsamkeit das „Spring String Quartet“ und das „Ensem- aufgreifend organisierte das Österreichische ble Pasticcio“, beide aus OÖ, mit indischen Kulturforum New Delhi am 29. und 30. Okto- Musikern zusammen. Die Konzerte standen ber zwei Konzerte unter dem Motto „Danube unter der Leitung von Gerald Wirth, künstleri- m 17. und 18. Oktober 2015 gastierte meets Ganga“ in Mussorie und Rishikesh. Die- scher Leiter der Wiener Sängerknaben.  Adas Burgtheater Wien mit seiner Ins- ses Projekt war auch als Unterstützung der Ini- http://www.bmeia.gv.at/acf-new-delhi/ zenierung von „Platonov“ von Anton Tsche- chow im Teatr Narodowy, dem Warschauer Nationaltheater. Nach einer mehrmonatigen London: »Translation as Firework« Spielpause und einer Umbesetzung kam dies fast einer Wiederaufnahme der Inszenierung gleich, zu der Regisseur Alvis Hermanis eigens nach Warschau anreiste. Das Burg- theater-Ensemble begeisterte das Publikum mit seinem intensiven Spiel und wurde am Ende mit lang anhaltendem Applaus beju- belt. Zum Gastspiel wurde auch ein Sympo- sium organisiert, an dem u.a. Burgtheater- Direktorin Karin Bergmann teilnahm. Phi- lipp Hauß präsentierte schließlich eine szeni- sche Intervention zu Texten von Tadeusz Kantor. Diese war eine Hommage an den le- Foto: Kulturforum London gendären polnischen Theatermann aus Anlaß Autorin Anna Weidenholzer bei der »Grenzüberschreitung« im Kulturforum London des 250. Gründungstages des Teatr Naro- ie Londoner Übersetzerin und Litera- spezifisch“ bedrucktem Stoff, oder davon dowy. Dturkuratorin Jen Calleja beauftragte 13 inspirierten Rezepten. Letztere wurden von Knapp zwei Jahre an Vorbereitungsarbei- KünstlerInnen mit „Übersetzungen“ von einer Performance-Künstlerin in die Realität ten für dieses Gastspielprojekt, das mehr als Anna Weidenholzers Erzählung „Sessel und „übersetzt“, sprich gekocht und den Gästen einmal am Rande des Scheiterns stand, wur- Sätze“ in verschiedenste Medien. Die daraus zur weiteren Inspiration und zum lukulli- den letztlich zu einem großartigen künstleri- entstandene Schau „Translation as Firework“ schen Genuß angeboten. schen Erfolg – an dem auch das Österreichi- wurde am 20. Oktober bei einer Lesung & Das Publikum machte begeistert mit und sche Kulturforum Warschau seinen Anteil Performance mit der Autorin und den „Über- lieferte seinerseits kurze Texte und Gedichte, hatte.  setzerInnen“ im Österreichischen Kulturfo- die ebenfalls vorgelesen wurden. Anna Wei- http://www.austria.org.pl rum London präsentiert. Während die „Über- denholzer las mit Jen Calleja abwechselnd setzung“ vom Englischen Englisch ins Ame- aus der deutschen bzw. englischen Fassung rikanische Englisch dem selben Medium ver- der Erzählung. Aufgrund des großen Er- haftet blieben, brachten andere „Übersetzun- folges bei Autorin und Publikum plant das gen“ Annäherungen an die Geschichte mittels ÖKF London bereits weitere solche „Grenz- Video, Foto, Buch-Coverdesign, handgefer- überschreitungen“.  tigter Keramik, einer Jacke aus „geschichts- http://www.acflondon.org

http://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/auslandskultur/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 42 Österreich, Europa und die Welt Portraitkonzert Das schmutzige Geld der Diktatoren Gadenstätter

m 21. Oktober präsentierte das Kon- Azerthaus Berlin das bereits dritte Kon- zert der vom Österreichischen Kulturforum Berlin initiierten Reihe „Neue Musik aus Österreich“. Die Mitglieder des renommier- ten „Ensemble Nikel", Yaron Deutsch (E- Gitarre), Brian Archinal (Schlagzeug), Pa- trick Stadler (Saxofon) und Antoine Fran- çoise (Klavier), sowie Klangregisseur Alfred Reiter stellten mit der Interpretation von „Songbook“ und „Sad Songs“ von Clemens Gadenstätter ihre große Virtuosität unter Be- weis. Foto: Österreichisches Kulturforum Tel Aviv v.l.: Johannes Strasser, Leiter des Österreichischen Kulturforums Tel Aviv, Autor Florian Horcicka und Anna Sophia Pregartner, Praktikantin am Kulturforum ber Einladung des Österreichischen garchen den stets brisanten Themenkomplex ÜKulturforums Tel Aviv präsentierte der Geldwäsche und verwies zu guter Letzt auf österreichische Wirtschaftsjournalist Florian die zweifelhafte Rolle österreichischer Ban- Horcicka am 9. November sein jüngst er- ken im Geschäft mit „schmutzigem" Geld. schienenes Buch „Das schmutzige Geld der Und er berichtete über sein neues Buchpro- Diktatoren“ in der Hauptbibliothek von Tel jekt, das 2016 abgeschlossen sein soll. Die Aviv. Während der Buchvorstellung und der Veranstaltung, die in Kooperation mit der anschließenden Diskussion gab Horcicka Ein- Stadtverwaltung Tel Aviv organisiert wurde, blicke in das spannende – und nicht immer stieß auf reges Interesse und die zahlreich ganz ungefährliche – Leben eines Wirtschafts- erschienenen BesucherInnen beteiligten sich und Enthüllungsjournalisten, erläuterte an- lebhaft an der Diskussion im Anschluß.  hand der Geldflüsse von Diktatoren und Oli- http://www.bmeia.gv.at/telavivkf

Foto: Alexander von Nell »Krimi Helsinki – Mörderischer Montag« Komponist Clemens Gadenstätter (l.) und Wilhelm Matejka, ehem. Pro- grammdirektor des RBB Kulturradios

Der in Zell am See geborene Komponist fordert von den ZuhörerInnen dieser Werke, die Klänge zu dechiffrieren und sodann neu zu kontextualisieren. Während sich „Song- book“ mit dem Phänomen der Melodie aus- einandersetzt, liegt der Fokus bei „Sad Songs“ auf akustisch vermittelbaren Zustän- den von Schmerz. Ein von Wilhelm Matejka geführtes Komponistengespräch lieferte dem begeisterten Publikum Informationen zum Gehörten. Weitere Partner des Kulturforums Foto: Österreichische Botschaft Helsinki Die Lesungen der vier AutorInnen im Nationaltheater bei »Krimi Helsinki« bei diesem Konzert waren das DAAD Künst- lerprogramm und das Amt der Niederöster- m 16. November fand – zum bereits 13. Werken. Auf die einzelnen Lesungen folgten reichischen Landesregierung.  AMal – „Krimi Helsinki“ statt. Diese alle durchaus kurzweilige Diskussionen. Dabei http://:www.kulturforumberlin.at zwei Jahre von der Deutschen Bibliothek Hel- versuchten die ModeratorInnen zu ergrün- sinki mit Unterstützung der Österreichischen den, welche Hinter- und Abgründe sich Botschaft Helsinki organisierte Veranstaltung sowohl bei den ProtagonistInnen der Roma- erfreut sich im leseversessenen Finnland im- ne finden (lassen), als auch hinter den Au- mer größerer Beliebtheit. Die vier AutorInnen torInnen des Abends verbergen. Das zahl- Ursula Poznanski (A), Zoe Beck (D), Mi- reich erschienene Publikum unterhielt sich chael Herzig (CH) sowie Antti Tuomainen jedenfalls bestens…  (FI) im Nationaltheater Auszüge aus ihren http://www.aussenministerium.at/Helsinki

http://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/auslandskultur/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 43 Österreich, Europa und die Welt Austrian Ball London Mit dem Österreicherball London wird alle paar Jahre ein Teil der kulturellen Seele Österreichs im Herzen der britischen Hauptstadt London erweckt. Fotos: Manfred Bruckner Blick auf die festliche Gesellschaft in den edlen Connaught Rooms in Covent Garden, die sich am Drei-Gänge-Menü erfreut…

o trafen einander auch dieses Jahr – am S21. November – in prachtvollen Kleidern und Anzügen Freunde, Bekannte und neue Gesichter, um in den edlen Connaught Rooms in Covent Garden das Tanzbein zu Waltzer und anderen klassischen (und nicht-klassi- schen) österreichischen Tänzen zu schwin- gen. Der diesjährige Österreicherball wurde unter dem Ehrenschutz des neuen österreichi- schen Botschafters in London, Martin Eich- tinger und des Wiener Bürgermeisters, Mi- chael Häupl, veranstaltet. Zu den prominen- ten Gästen des Balles zählten unter anderem der Österreichische Botschater selbst mit Gattin Kathrin, die Landtagsabgeortnete und Gemeinderätin Prof. Elisabeth Vitouch, voes- talpine CEO Wolfgang Eder, sowie die briti- sche Botschafterin in Austria, Susan Le Jeune d’Allegeershecque CMG, die für dieses Er- eignis eigens aus Wien angereist kam. Hauptsponsoren des Balles waren die Stadt Wien und die voestalpine- neben un- … und dann vergnügt das Tanzbein schwingt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 44 Österreich, Europa und die Welt

gänglich gemacht, die sogleich die Chance ergriffen und das Tanzbein zur Musik des London Esterhazy Orchestras und des Lon- don Swing Orchestras schwangen. Reges Tanzen wurde durch die Balltombola abge- löst, bis dann um 24 Uhr zur Mitternachts- quadrille gerufen wurde. Auch dieses Jahr war der Tanzboden bis zu später Stunde mit zahlreichen der 500 TeilnehmerInnen gefüllt, die den Abend ge- nossen und des Tanzens nicht müde wurden. Der Österreicherball London ist seit vie- len Jahren ein Highlight im Kalender der in London lebenden ÖsterreicherInnen sowie EngländerInnen und anderen InteressentIn- nen, die die österreichische Ballkultur schät- zen.  http://www.austrianclublondon.com Das Vienna Festival Ballet

zähligen anderen Firmen, die in einem noch nie dagewesenenen Ausmaß für die abendli- che Tombola Preise sponsorten sowie die Goodybags des Balles mit zahlreichen, typi- schen österreichischen Token füllten. Die Organisation übernahm, wie in den Jahren zuvor, der Österreicherklub London, der von der Österreichischen Botschaft, der Österreichischen Aussenhandelsstelle und dem Österreichischen Kulturforum unter- stützt wurde. Nach einem Sektempfang sowie einem österreichischen Drei-Gänge-Menü wurde der Ball vom Vienna Festival Ballet und den tanzbegeisterten Studenten der Austrian So- ciety der London School of Economics mit einer Quadrille eröffnet. Dann wurde der Kathrin und Botschafter Martin Eichtinger, er hat neben Wiens Bürgermeister Häupl Tanzboden für alle TeilnehmerInnen zu- den Ehrenschutz übernommen, im Gespräch mit ACL-Präsident Jürgen Bischof Fotos: Manfred Bruckner Der Vorstand des Austrian Club London (v.l.): Evelyn Gruber, Regina Rhodes, Jürgen Bischof, Ingrid Witts, Anna Schüsterl, Philipp Engel, Sigrid Assan Unterweger, Georg Öhler, Barbara Sikora und Ralph Strampfer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 45 Österreich, Europa und die Welt Goldmedaille für NUGENIS Das Nahrungsergänzungsmittel EBP® Epigenetic Brain Protector wurde auf der weltweit bedeutendsten Erfindermesse als das innovativste Produkt ausgezeichnet.

achbesucher aus 44 Ländern kamen von F27. bis 30. Oktober in die deutsche Stadt Nürnberg, um Innovationen, Ideen und Pro- duktneuheiten zu finden. Die iENA konnte ihren Bekanntheitsgrad weiter vergrößern, so waren 74 Prozent der FachbesucherInnen zum ersten Mal auf der Nürnberger Erfindermes- se und fast alle iENA-Fachbesucher möch- ten die Veranstaltung auch zukünftig besu- chen. Die österreichische Firma NUGENIS durfte auf der international bedeutendsten Er- findermesse einen großen Erfolg verbuchen: Ihr Produkt, der EBP®-Epigenetic Brain Pro- tector, wurde von der Fachjury mit der Gold- medaille für hervorragende Leistungen aus- gezeichnet. „Ich danke der Jury für die Anerkennung und freue mich“, erklärte Marketingchef Ro- bert Fara fest, der den Preis für sein Unter- nehmen in Nürnberg entgegen nehmen durf-

te, „daß unser Produkt sowohl bei den Fach- Foto: Zellner leuten als auch bei den Besucherinnen und NUGENIS-Marketingleiter Robert Fara nahm Urkunde und Medaille entgegen. Besuchern so gut ankommt. Wir wollen für ein aufkeimendes Problem in unserer immer älter werdenden Gesellschaft eine Lösung anbieten.“ Diesem Wunsch scheint man durch die Auszeichnung vor internationalem Fachpublikum wesentlichen näher gekom- men zu sein. „Ich Habe Tränen der Freude und Dank- barkeit in meinen Augen“, sagte Firmenchef Eduard Rappold, als er von der Entschei- dung der Jury erfuhr. „Dies ist der Dank für eine jahrelange Treue in der wissenschaftli- chen Fortführung einer Idee, die auch eine sozialpolitische Revolution in der Versor- gung der Demenzkranken – und vor allem in der Prävention ist. Wir genießen diesen Au- genblick des Erfolges und bedanken uns von ganzem Herzen.“

® EBP -Epigenetic Brain Protector Fotos: NUGENIS schützt das Gehirn vor dem normalen alters- neration schützen. Vitamin B12 und Zink in naher Zukunft für den privaten, wie bedingten Gedächtnisverlust und besteht aus helfen dabei. EBP®-Epigenetic Brain Protec- öffentlichen Haushalt ein erhebliches finan- den Substanzen Ademetionin, Vitamin B12 tor ist übrigens sowohl im Onlineshop von zielles Problem darstellen. und Zink. Ademetionin nimmt im Zellstoff- NUGENIS http://www.nugenis.eu als auch Das Gehirn ist bereits erheblich geschä- wechsel am C-1-Zyklus durch aktiven Me- auf http://www.amazon.de erhältlich. digt, bevor die ersten klinischen Zeichen der thylgruppen-Transfer teil und spricht gezielt Die steigende Zahl von Menschen, die an Demenz sichtbar werden. Daher, die präven- einen speziellen Genabschnitt an. Durch die- Demenz leiden, ist eine der drängenden Her- tive Maßnahme ab 45, durch tägliche EBP®- ses Tuning, durch Abstimmen und Harmoni- ausforderungen an unser Gesundheitssystem Epigenetic Brain Protector-Einnahme das sieren, kann sich das Gehirn vor Neurodege- wie an die Gesellschaft im Ganzen und wird Aufkeimen und Voranschreiten der Demenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 46 Österreich, Europa und die Welt

zu mildern, fördert nicht nur das Wohler- Gedächtnisschwäche als auch letztendlich zur gehen eines jeden Einzelnen, sondern auch Alzheimer Krankheit führen. das Zusammenleben zwischen den Betroffe- Firmenchef Dr. med. Eduard Rappold, nen und ihren Betreuern. MSc, war jahrzehntelang in der Betreuung von Demenzkranken in der Geriatrie tätig. Das Unternehmen NUGENIS – 2003 wurde er mit dem Gesundheitspreis der NU steht für nutritional (ernährungsbedingt), Stadt Wien für das Monitoring des Ernäh- GEN bezieht sich auf einen Abschnitt als rungszustandes von late stage Alzheimer- Träger der Erbinformation und IS steht für Kranken ausgezeichnet. Er ist Master of die Wortendung von Genesis: Schöpfung, Science der Geriatrie. Durch aktive Mithilfe Entstehung, Geburt, NUGENIS eben. an medizinischen Studien, wie durch sein Das Team besteht aus zertifizierten und weitverbreitetes Netzwerk an PatientInnen, hoch erfahrenen medizinischen und natur- ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen, unter- wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, best- stützt er, auch noch in seinem „Ruhestand“, mögliche natürliche Produkte aus dem Er- weiterhin die Alzheimer Forschung. Eduard nährungsbereich nach neuesten wissenschaft- Rappold war es, der nach den aktuellsten lichen Erkenntnissen zur Anwendung anbie- wissenschaftlichen Erkenntnissen die Zu- ten. Und das Teams arbeitet laufend an der sammensetzung von EBP®-Epigenetic Brain

weiteren Erforschung und Abklärung jener Protector entwickelte. Und Studien bestäti- Foto: NUGENIS / Foto Edo Mechanismen, welche zur altersbedingten gen laufend das Wirkprinzip von EBP®- Firmenchef Eduard Rappold

Epigenetic Brain Protector, eine deutliche Bestätigung für den eingeschlagenen Weg.

Allgemeine wissenschaftliche Erkenntnisse Die typischen Merkmale der Alzheimer- Demenz (AD) sind intrazelluläre Neuro- fibrillenbündel und extrazelluläre amyloide Plaques, wobei letztere das Produkt der noch streckenweise unverstandenen amyloiden Kaskade sind. Immer mehr Studien belegen, dass Gene, die an der amyloiden Entstehung der Alzheimer Demenz (AD) beteiligt sind, epigenetisch reguliert werden. Ein wichtiger Mechanismus dabei ist die transkriptionelle Hemmung durch Methylierung von CpG In- seln im Promoter. Dieser Prozess ist von der Fotos: NUGENIS Verfügbarkeit des Methylierungsdonors Ade- Reges Interesse von FachbesucherInnen und KonsumentInnen am NUGENIS-Stand metionin abhängig, welcher durch die Vi- tamin B 12 abhängige Methylierung von Homozystein (HCY) zu Methionin gebildet wird. Erhöhte HCY und niedrige Vitamin B 12 Werte treten bei AD und Patienten mit leicht kognitiver Beinträchtigung (MCI) auf. Generell haben B- Vitamin- Therapien recht widersprüchliche Einflüsse auf das Gedächt- nis. Allerdings wird bei Gabe von Ademe- thionin einheitlicher eine verbesserte Kogni- tion in AD und MCI Patienten beschrieben (eine entsprechender Literaturliste finden Sie auf der Seite von NUGENIS).  http://www.nugenis.eu Fotos: NUGENIS In Nürnberg mit der Goldmedaille ausgezeichnet: EBP®-Epigenetic Brain Protector

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 47 Österreich, Europa und die Welt Hugo Portisch, der Österreich Europa und die Welt erklärte Nahezu zeitgleich mit der Präsentation Finalen Staffel der ORF-III-Neuauflage der legendären Dokumentarreihe »Österreich II« legt Hugo Portisch, einer der heraus- ragendsten Journalisten unseres Landes, bei ecowin seine Autobiografie vor. ie ORF-III-Neuauflage der monumen- Dtalen ORF-Dokumentarreihe „Öster- reich II“ von Hugo Portisch und Sepp Riff über die Geschichte der Zweiten Republik ging ins Finale. Inhaltlich und technisch auf den neuesten Stand gebracht, startete ORF III Kultur und Information am 24. Oktober die dritte und letzte Staffel der insgesamt 31teiligen Produktion, die in den 1980er- Jahren das Geschichtsverständnis des Lan- des nachhaltig geprägt hat. Traditionell eingeleitet wurde die Auf- taktfolge von einem Talkspezial: „ORF-Ge- neraldirektor Alexander Wrabetz und Hugo Portisch im Gespräch“. Der Einladung von Wrabetz Portisch in das Palais Mollard der Österreichischen Nationalbibliothek, in dem Hausherrin und Generaldirektorin Johanna Rachinger begrüßte, waren zahlreiche nam- hafte Gäste gefolgt, darunter der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky als Inter- Foto: ORF / Roman Zach-Kiesling viewpartner der ORF-III-Neuauflage von v.l.: ORF-GD Alexander Wrabetz, Hugo Portisch und Peter Schöber Chef von ORF III „Österreich II“, die Historiker Oliver Rath- kolb (als wichtiger Berater der Produktion) und Manfried Rauchensteiner, „Europastu- dio“-Gastgeber Paul Lendvai, Kommunika- tionswissenschafter Fritz Hausjell und die Geschäftsführerin der Akademie des Öster- reichischen Films, Marlene Ropac. Außer- dem anwesend: Karo Wolm und Wolfgang Winkler – Regisseur und Produzent (Pammer Film) der neuen Abschlußfolge – sowie die ORF-III-Geschäftsführer Peter Schöber und Eva Schindlauer. Wrabetz: „Mit Stolz blickt der ORF der- zeit auf die ,Great Moments‘ von 60 Jahren Fernsehgeschichte zurück, aber auch auf na- hezu fünf Jahrzehnte der fruchtbaren Zusam- menarbeit mit einem ihrer wichtigsten Pro- tagonisten: Hugo Portisch. Wie kein anderer hat der Doyen des österreichischen Journa- lismus dazu beigetragen, die Zeitgeschichte unseres Landes und ihre großen, schicksal- haften Momente zu dokumentieren, zu ana- lysieren und sie vor allem nachfolgenden Generationen verständlich näherzubringen, um eine reflektierte Auseinandersetzung mit Foto: ORF 1969: Die ersten Menschen fliegen zum Mond, der ORF bleibt tagelang auf Sen- der Gegenwart und Zukunft zu ermögli- dung. Hugo Portisch (im Bild im spartanisch anmutenden ORF-Studio) und Profes- chen“, sagte der ORF-Generaldirektor. „Mit sor Herbert Pichler erklären und kommentieren dieses atemberaubende Ereignis.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 48 Österreich, Europa und die Welt der ORF-III-Neuauflage seiner legendären In Anerkennung seiner journalistischen Reihe ‚Österreich II‘ unterzieht Portisch die Leistungen wurde er zweimal mit der Gol- historischen Tatsachen der Zweiten Repu- denen Kamera, dreimal mit der Romy, zwei- blik einer umfassenden Neubeurteilung, die mal mit dem Fernsehpreis der Volksbildung auch in der dritten und letzten Staffel ihre sowie mit dem Ehrenpreis des Österreichi- Fortsetzung findet. Als Abschluß erwartet schen Buchhandels und dem Preis der Con- das TV-Publikum eine gänzlich neu produ- cordia ausgezeichnet. zierte Folge, die die Jahre 1983 bis 1995, vom Ende der Kreisky-Ära bis zum EU-Beitritt »Aufregend war es immer« Österreichs, und damit ein weiteres Stück der Mit seinem neuen Buch „Aufregend war jüngeren rot-weiß-roten Geschichte beleuch- es immer“ legte er nun bei ecowin eine tet. Ich danke Hugo Portisch und allen Be- Autobiografie vor, die auf 432 Seiten und teiligten für diese grandiose Leistung und einem 24 Seiten umfassenden Bildteil nicht weitere ,Great Moments‘, die der ORF als nur sein eigenes Leben nachzeichnet, son- elektronisches Leitmedium und Gedächtnis dern die LeserInnen auf eine Zeitreise mit- der Nation für die Zukunft bewahren wird“, nimmt. Denn Portisch war durch sein welt- so Wrabetz. politisches Verständnis und durch seine her- „Die Zweite Republik hat in den vergan- ausragende Fähigkeit, komplexe Zusammen- genen sieben Dekaden bewegte und aufre- Foto: ORF / Thomas Ramstorfer hänge in verständliche Worte zu fassen, eine gende Jahre erlebt“, so Hugo Portisch. „Trotz Bis heute gilt die epochale Zeitge- Vertrauensperson, der man einfach glauben schichtereihe »Österreich II« von Hugo all ihrer Dramatik hat die Geschichte für Portisch und Sepp Riff als umfassend- konnte. So sind politische weniger Interes- Österreich nach dem Ende des Zweiten ste und detaillierteste Aufarbeitung der sierte ebenso wie auch regelmäßige Nach- Weltkriegs einen guten Verlauf genommen Historie der Zweiten Republik. richten-Konsumenten auf ihre Rechnung ge- und unterscheidet sich dadurch grundlegend kommen. Nach ein paar Minuten wußte man von der tragisch gescheiterten Ersten Repu- Hugo Portisch einfach, worum es ging. Und eines faszinier- blik. Wer ‚Österreich II‘ sieht, dem wird ist einer der bedeutendsten Journalisten Ös- te auch immer: seine druckreifen Fomulie- bewußt, wie wenig selbstverständlich unsere terreichs. Mit seinen Fernsehproduktionen rungen, in denen nicht einmal Satzzeichen gegenwärtige gesellschaftliche und politi- „Österreich I“ und „Österreich II“ hat er das zu fehlen schienen, und die sich niemals in sche Realität ist. Hartnäckige Reformen und Geschichtsbewußtsein einer ganzen Nation Schachtelsätzen verloren. Neuerungen haben seit den geglückten geprägt. Die Dokumentation über den 2. Welt- Umso genüßlicher ist auch die Lektüre Staatsvertragsverhandlungen im Jahr 1955 krieg, die er gemeinsam mit Henry Kissinger seines aktuellen Buches, in dem er fast wie den Weg Österreichs ins Zentrum eines mo- erstellte, sorgte für weltweites Aufsehen. nebenbei als Zeitgenosse aus nächster Nähe dernen und weitgehend friedlichen Europas Das von ihm initiierte Rundfunk-Volks- die Auswirkungen etwa des Marshallplans, geebnet. Von diesem Weg erzählen die fina- begehren für die Unabhängigkeit des ORF der Konferenz in Jalta oder das Zustande- len Episoden von ‚Österreich II‘. Auf diese war das erste und erfolgreichste in der öster- kommen des Österreichischen Staatsvertrags nationale Erfolgsgeschichte soll man aber reichischen Geschichte. Er war jahrelang darstellt. Oder wenn er von Reisen berichtet, nicht nur stolz sein, sie hat auch viel Lehr- Chefredakteur des „Kurier“, später Chefkom- wie zum Beispiel von jener mit Bundeskanz- reiches zu bieten, vor allem für zukünftige mentator des ORF und weltpolitischer Kom- ler Julius Raab in die USA, dem „Kanzler, Generationen“, so Portisch. mentator beim Bayerischen Rundfunk. der wußte, was er wollte“, wie ihn Portisch bezeichnet, später dann über seine eigenen »Auf dem Weg nach Europa« als Chefkommentator des ORF. Die neu produzierte „Österreich II“- „Aufregend war es immer“ ist ein Buch, Episode Nummer 32 mit dem Titel „Auf aus dem Nicht- oder Halbwegs-Interessierte dem Weg nach Europa“ spannt den Bogen einige Jahrzehnte „Österreich, Europa und vom Rücktritt Kreiskys bis zum EU-Beitritt die Welt“ nachlesen können. Für Gutinfor- Österreichs und bildet somit den neuen Ab- mierte ist es ein gemeinsamer Ausflug in schluß der erfolgreichen Zeitgeschichte- vielfältige Erinnerungen. Ein echter Portisch reihe. Hugo Portisch und Historiker Oliver eben. Rathkolb haben auch die Entstehung dieses von Regisseur Karo Wolm gestalteten und Hugo Portisch von Wolfgang Winkler produzierten Films „Aufregend war es immer“ mit ihrem Know-how tatkräftig unterstützt. 432 Seiten, geb. mit Schutzumschlag Somit werden nun in 32 Folgen von „Öster- Verlag Ecowin, Oktober 2015 reich II“ fünf Jahrzehnte der Zweiten Re- A/D 24,95 €, CH 35,50 publik – von ihrer Gründung im Jahr 1945 ISBN-13 978-3-7110-0072-9 bis zum EU-Beitritt im Jahr 1995 – doku- auch als E-Book erhältlich mentiert. A/D 18,99 €, CH 28,00 http://shop.orf.at/orf ISBN-13 978-3-7110-5131-8 http://tvthek.orf.at Foto: ecowin http://www.ecowin.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 49 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 16 Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein- andersetzen. Folge 8: Ein Arbeitstag in Neuseeland Foto: Birgit Anna Krickl Blick über die etwa 20 Kilometer von Hamilton entfernten Hakarimata-Hügel und Küstenzüge bei Ngaruawahia

ontag, 5.50 Uhr. Mein Wecker läutet. lassen wir unsere Taschen im Kofferraum und den wir uns im Rezeptionsgebäude an, da- MIch dusche, trinke gemütlich meinen nehmen nur die notwendigen Unterlagen für nach marschieren wir zum Eingang, wo un- Kaffee, schaue meine Emails durch und pak- den Tag mit. Auch Handys und elektronische sere Unterlagen sowie wir selbst gescannt ke meine Tasche für den neuen Arbeitstag. Geräte müssen im Auto bleiben. Zuerst mel- werden (gleich wie am Flughafen). Die Wär- Kurz nach 7 Uhr verlasse ich das Haus ter dort sind sehr freundlich, denn sie kennen und bin ca. 7 Minuten später im Büro der uns mittlerweile und man führt einen kurzen „Salvation Army Addiction Services“ (die Smalltalk. Danach bekommt jeder von uns Suchtberatungsstelle der Organisation „Sal- ein kleines Gerät, das man sich an die Gür- vation Army“). Offiziell beginne ich um tellasche klemmt. Dies ist ein Alarmknopf 7.30 Uhr, doch ich bin gerne früher dort und für Notfälle, den man in Risikosituationen genieße noch die Ruhe. Die NeuseeländerIn- drücken kann. Die Wärter wissen dann so- nen sind da etwas anders, sie kommen meist fort, wer den stillen Alarm ausgelöst hat und nicht früher zur Arbeit, manchmal sogar ein wo sich die Person befindet. Dann kann paar Minuten später. schnell jemand zu Hilfe kommen. Zusätzlich Ich packe meine Unterlagen, die ich für gibt es in jedem Raum einen Alarmknopf. die heutige Gruppentherapie im Gefängnis Daraufhin spazieren wir einige Minuten brauche und tausche mit meiner Kollegin zu unserem Gruppenraum, der durch ein ver- noch letzte Einzelheiten über den Ablauf aus. sperrtes Gittertor abgetrennt ist. Der Raum Um 7.45 Uhr steigen meine Kollegin und selbst ist nur von innen zu öffnen. Bevor die ich ins Firmenauto und fahren zum Gefäng- Gruppenteilnehmer den Raum betreten, wer- nis. Dieses liegt ca. eine Autostunde entfernt den sie durchsucht und abgetastet.

mitten im Nichts, nur viel Grün und unzähli- Foto: privat Um 9.15 Uhr beginnt unsere Gruppe mit ge Kühe rund um die Anlage. Am Parkplatz Birgit Anna Krickl momentan 7 Männern. Da es eine offene

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 50 Österreich, Europa und die Welt

Gruppe ist, können jede Woche neue Teil- nehmer dazu kommen, nachdem wir mit ihnen ein Erstgespräch geführt und sie für geeignet gehalten haben. Die Gruppe dauert 2,5 Stunden, einen Teil leite ich, den anderen Teil meine Kol- legin. Dazwischen gibt es eine kurze Pause. Unser Therapie-Programm dauert acht Wo- chen und ist für Drogen- und Alkoholabhän- gige konzipiert. Die Justiz in Neuseeland möchte bis 2025 die Zahl derer, die zum wiederholten Mal für dasselbe Delikt verur- teilt werden, reduzieren. Aus diesem Grund werden nun diverse Kurse (Sucht, Bildung, Job-Vorbereitungskurse, …) in den Gefäng- nissen angeboten. Die Männer in unserer Gruppe sind grundsätzlich sehr respektvoll und bis jetzt gab es keine gröberen Ausschreitungen. Sie wissen, daß jeglicher Ärger in ihrem Akt do- kumentiert wird und das könnte sie an einer früheren Entlassung bei der nächsten Anhö- rung hindern. Um Punkt 11.45 Uhr ist unsere Gruppe be- endet, dann werden die Männer in ihre Zel- len gebracht und von 12 bis 13 Uhr sind sie dort eingeschlossen. Wenn wir neue Erstge- spräche führen, können diese erst für 13.15 Uhr angesetzt werden und in den 1,5 Stunden sitzen meine Kollegin und ich im Gruppen- raum und können nicht viel tun, außer uns auszutauschen oder ein Buch zu lesen. Danach rufen wir einen Wärter, der uns das Gittertor aufsperrt und wir wandern wie- der Richtung Eingang, dann zur Rezeption, um uns abzumelden und anschließend fahren wir zurück ins Büro. Dort angekommen halte

ich meistens zuerst meine Mittagspause und Foto: Birgit Anna Krickl Oben: Eines der größten Exemplare des Kauribaumes: Er ist 1000 Jahre alt und fast 50 Meter hoch!

Links: Das ist das Büro der Salvation Army Suchtberatung in Hamilton.

tausche mich mit den Kollegen im Büro aus. Anschließend dokumentiere ich in unserer Datenbank, lese und beantworte Emails, schreibe die Listen und Dokumentationen für die Justiz und bereite alles für den näch- sten Tag vor. Um 16 Uhr verlasse ich das Büro. Und weil jetzt die Tage länger werden und das Wetter frühlingshaft ist, kann ich die Zeit gut nützen. Ich erledige meine Einkäufe oder treffe mich mit Freunden, gehe ins Theater, telefoniere mit Familie in Österreich oder lasse meinen Tag zu Hause gemütlich ausklingen.  Schreiben Sie mir doch einfach!

Foto: Birgit Anna Krickl mailto:[email protected]

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 51 Der Nationalfeiertag 2015 Der Nationalfeiertag 2015 Kranzniederlegung und neue Gedenkkultur zum Auftakt – 60 Jahre Neutralität – Angelobung am Heldenplatz – Große Leistungsschau des Bundesheeres Foto: Carina Karlovits / HBF Heuer fand die Kranzniederlegung zum Nationalfeiertag erstmals nicht in der Krypta, sondern beim Äußeren Burgtor statt.

it den traditionellen Kranzniederle- Krypta niedergelegt. An der Außenmauer Abend des Nationalfeiertags im Fernsehen Mgungen bei der Krypta und beim wurde dafür die Gedenktafel für die „im ausgestrahlt wird, im Anschluß an diesen Weiheraum am Burgtor in Wien haben die Dienst und Einsatz verunglückten, verstor- Beitrag (Seite 58). Spitzen der Republik am Morgen des 26. benen und gefallenen Soldaten“ angebracht. Oktober den Nationalfeiertag eingeläutet. Am Die Krypta war 2012 für die Öffentlichkeit Bundeskanzler Werner Faymann Heldenplatz startete danach bei strahlendem geschlossen worden, nachdem bekannt wur- Der Nationalfeiertag stand heuer ganz im Herbstwetter die Leistungsschau des Bun- de, daß sich auch die Namen von SS-Kriegs- Zeichen der Flüchtlingskrise, es wurden aber desheeres. Zur Geschichte des österreichi- verbrechern in den Totenbüchern des Ge- vor allem Gefeiert wurde aber vor allem die schen Nationalfeiertages lesen Sie ab der denkorts befanden und eine nationalsoziali- die vor 60 Jahren beschlosse Neutralität. Seite 65 im in einem Beitrag von OR Gustav stische Jubelschrift des Bildhauers Wilhelm wurde. Bundeskanzler Werner Fayamnn er- Spann Univ. Lektor am Institut für Zeitge- Frass und einer konterkarierenden Botschaft klärte eingangs seiner Rede, der Wiener Hel- schichte an der Universität Wien in Ruhe- eines Mitarbeiters unter der Skulptur des To- denplatz sei wie kaum ein anderer Ort mit stand und ehemaliger Präsident der „Öster- ten Kriegers gefunden worden war. der Geschichte unseres Landes verknüpft, er reichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte“. seit heute ein Platz der Demokratie, der Frei- Zunächst gedachte Bundespräsident Heinz Bundespräsident Heinz Fischer heit und der Menschenwürde. „Wir wissen, Fischer mit Verteidigungsminister Gerald nahm als letztes Mal in seiner Funktion als daß das nicht immer so war. Auf diesem Klug und Generalstabschef Othmar Com- Oberbefehlshaber des Bundesheeres am Fest- Platz ist zu Krieg und zu Vernichtung aufge- menda der toten Soldaten und Opfer des Wi- akt am Nationalfeiertag teil. Er erinnerte in rufen worden. Hier wurde gegen Menschen derstandes. Kurz darauf folgten die Kranz- seiner Ansprache an den Jahrestag des des auf verachtende, auf rassistische, auf letzt- niederlegungen der Bundesregierung mit Bundesverfassungsgesetzes über die öster- lich todbringende Art und Weise gehetzt. Der Kanzler Werner Faymann und Vizekanzler reichische Neutralität, die sich, wie er sagte, Heldenplatz ist ein Ort, an dem wir Österrei- Reinhold Mitterlehner an der Spitze. über sechs Jahrzehnte hinweg „eindrucks- cher zur Erinnerung auch an die dunkelste Erstmals wurden die Kränze als Teil einer voll bewährt“ habe. Lesen Sie die Rede des Zeit in diesem Europa aufgerufen sind“, so neuen Gedenkkultur vor und nicht in der Bundespräsidenten, die traditionsgemäß am Faymann.

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viel Richtiges über die professionelle Orga- nisation unseres Bundesheeres gesagt wor- den, daß ich zu danken habe: All jenen, die daran mitwirken. Ein Bundesheer, das dem Recht und das den Menschen dient. Ein Bun- desheer, dessen militärische und technische Kompetenz von den Vereinten Nationen und der Staatengemeinschaft geschätzt und aner- kannt wird“, so Faymann. Österreich habe als kleines Land in diesem Friedensprojekt Europa seinen Platz und viel Anerkennung gefunden. Dazu habe auch das österreichi- sche Bundesheer einen wichtigen Beitrag geleistet: „Ich wünsche Ihnen, daß Sie er- folgreich sind in Ihrem Dienst für Öster- reich, für unser Land!“, schloß der Bundes- kanzler seine Rede.

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner „Der Nationalfeiertag ist das Sinnbild für

Foto: Harald Minich / HBF Freiheit, Souveränität und Demokratie in Bundespräsident Heinz Fischer bei der Kranzniederlegung. Ganz links im Bild Österreich. Der 26. Oktober sollte uns jedes Verteidigungsminister Gerald Klug und Generalstabschef Othmar Commenda. Jahr aufs Neue an die Wiedererlangung der Die Wiedererlangung der Freiheit und Sou- rität und ihr Verständnis in dieser schwieri- Souveränität unseres Landes nach einem der veränität Österreichs sei eine Glanzleistung gen Situation.“ Ein Land habe sein mensch- dunkelsten Kapitel unserer Geschichte erin- der politischen Diplomatie in diesem Nach- liches Gesicht gezeigt und seine Politik nicht nern. Es ist unsere Aufgabe, die Errungen- kriegseuropa gewesen. „Wir sollten uns, nach Haßpredigern ausgerichtet. schaften, die wir uns als Nation in den ver- gerade auch hinsichtlich der aktuellen Kriegs- Dann wandte sich Faymann an die gangenen Jahrzehnten aufgebaut haben, und Krisenereignisse, öfter darauf besinnen, RekrutInnen und Angehörige des Bundes- auch für die nächsten Generationen zu si- daß Frieden schaffen, vor allem dauerhaften heeres: „Das Bundesheer der Zweiten Re- chern und weiterzuentwickeln“, so Vize- Frieden sichern, nur am Verhandlungstisch publik ist auf der Grundlage des vor 60 Jah- kanzler und Wirtschaftsminister Reinhold möglich ist.“ Nach einer internationalen Wirt- ren beschlossenen Neutralitätsgesetzes ein- Mitterlehner. schaftskrise habe uns nun die Flüchtlings- gerichtet worden. Es ist kein Angriffsheer, „Im Jahr 1955 wurde damit die Basis für krise in Europa voll erfaßt, deren Ursachen sondern eines der Verteidigung und des die Stabilität und den Weg in eine starke in wirtschaftlichen und sozialen Ungleich- Schutzes. Es ist aber auch eine Großorgani- europäische Zukunft gelegt. Heute ist das heiten und im Versagen lägen, Konflikte sation der Hilfe und der Solidarität innerhalb Bekenntnis zu einem gemeinsamen Europa weltweit auf friedliche Weise zu lösen. und außerhalb Österreichs. Es ist schon so ein wesentlicher Teil einer aktiven Neutra- „Die Auswirkungen des syrischen Bürger- kriegs“, so der Bundeskanzler weiter, „haben spätestens heuer auch die Europäische Union erreicht. Seit Wochen und Monaten suchen Frauen und Männer, Familien mit Kindern, Schutz und Hilfe in Mitteleuropa. Der Um- gang mit dieser Flüchtlingsbewegung ist für Europa zur Nagelprobe geworden: Ob die europäische Solidarität nur eine leere Formel ist oder ob man im Sinne dieser Solidarität und im Sinne dessen, aus der Geschichte das Richtige gelernt zu haben, diese Herausfor- derung gemeinsam angeht und gemeinsam bewältigt.“ Seit Anfang September sind mehr als 300.000 Menschen durch unser Land gereist, nur fünf Prozent haben bei uns um Asyl angesucht. „Diese vielen Menschen wurden mit Lebensmitteln, Kleidung und medizi-

nisch versorgt. Immer im Bemühen, daß die Foto: Andy Wenzel / BKA Abstimmung mit Deutschland funktioniert: Bundeskanzler Werner Faymann (r.) und Vizekanzler und Wirtschaftsminister Ich danke den Österreichern für ihre Solida- Reinhold Mitterlehner bei der Kranzniederlegung.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 53 Der Nationalfeiertag 2015 Foto: Harald Minich / HBF Beim Abschreiten der Front der zur Angelobung angetretenen RekrutInnen am Heldenplatz (1. Reihe v.r.) Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Generatstabschef Othmar Commenda, (2. Reihe v.r.) Vizekanzler und Wirt- schaftsminister Reinhold Mitterlehner, der Wiener Landtagspräsident Harry Kopietz (in Vertretung des Wiener Landeshaupt- manns Michael Häupl), Generalmajor Dieter Heidecker und Wiens Militärkommandant Brigadier Kurt Wagner

lität“, betonte Mitterlehner. Österreich habe Einmal mehr betonte Mitterlehner die das gemeinsame Eintreten für Demokratie zudem international eine angesehene Rolle Wichtigkeit einer gesamteuropäischen Vor- und Menschenrechte seien die Grundlage für als Friedensvermittler und als Ort des Dia- gehensweise zur Bewältigung der Flücht- eine lebenswerte Gesellschaft, sagt Reinhold logs eingenommen. „Unser Ziel muß sein, lingsherausforderung, „denn kein Land kann Mitterlehner. „Österreich ist geprägt von den auch in Zukunft die Weichen für ein stabiles diese Herausforderung alleine lösen“. Zen- Werten einer aufgeklärten, europäischen Ge- und sicheres Österreich im Herzen Europas tral bleibe der verstärkte Schutz der EU- sellschaft: Freiheit, Demokratie und Re- zu stellen.“ Dazu gehöre unter anderem, die Außengrenzen, die dortige Errichtung von spekt. Diese Werte sind die Stärken unseres traditionelle Neutralität mit den notwendi- Erstaufnahmezentren bzw. Hotspots, die Landes. Sie zu schützen, auszubauen und gen Elementen zu erweitern, die unser Land Ursachenbewältigung in den Ursprungslän- weitere Stärken zu entwickeln, muß daher die als Teil der europäischen Staatengemein- dern und die faire Aufteilung der Flüchtlinge zentrale Aufgabe einer modernen, zukunfts- schaft benötige. auf ganz Europa. Der Zusammenhalt und orientierten Politik sein“, so Mitterlehner.

Verteidigungsminister Gerald Klug „Nur wer an sich selbst glaubt, kann et- was bewegen“, so Verteidigungsminister Ge- rald Klug, der sich bei den RekrutInnen be- dankte, daß sie ihren Dienst für die Bevöl- kerung und die Republik Österreich beim Bundesheer ableisten. „Die österreichische Bevölkerung kann sich zu 100 Prozent auf das Bundesheer verlassen“, so Klug weiter. Auch sprach der Minister den unverzicht- baren Einsatz des Bundesheeres im Rahmen der derzeitigen Flüchtlingssituation an. Ins- gesamt waren Ende Oktober rund 2800 Sol- datInnen im In- und Ausland im Einsatz. Klug verwies darauf, daß erstmals seit Jahren das Verteidigungsbudget steigen und

Foto: Carina Karlovits / HBF 2016 mehr als zwei Milliarden Euro betra- Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Verteidigungsminister Gerald Klug im gen werde. Klug schlüsselte auf, daß 75 Mil- Gespräch mit einem der Informationsoffiziere lionen Euro in die Verbesserung der Infra-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 54 Der Nationalfeiertag 2015 Foto: Harald Minich / HBF Ein Blick auf die Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Heldenplatz vom Dach der Krypta aus gesehen struktur fließen sowie weitere 100 Millionen Euro in neues Gerät und 79 Millionen Euro in Schutz und Mobilität investiert werden. Außerdem sei ein Sonderinvestitionspaket von 616 Millionen Euro beschlossen wor- den. „Ich will, daß der neue Grundwehr- dienst eine Win-Win-Situation für das Bun- desheer und für die Soldaten darstellt“, schloß Klug seine Ausführungen zur Attrak- tivierung des Grundwehrdienstes.

Informations- und Leistungsschau Alljährlich präsentiert sich das Österrei- chische Bundesheer mit einer Informations- und Leistungsschau am Wiener Heldenplatz. Die Bevölkerung war auch heuer eingeladen, den Nationalfeiertag gemeinsam mit den Soldaten zu feiern. Am 24., 25. und 26. Ok- tober konnten interessierte BesucherInnen das Bundesheer „hautnah“ erleben. Am 23. Die RekrutInnen sprachen das Treuegelöbnis auf die Republik Österreich. Oktober, beim „Tag der Schulen“, waren SchülerInnen und Jugendliche eingeladen, für einen Tag in die aufregende Welt des Bun- desheeres einzutauchen.

Highlights am Heldenplatz Die vielfältigen Aufgaben des Bundes- heeres wurden den BesucherInnen der In- formations- und Leistungsschau in einzelnen Themeninseln sowie in dynamischen Vor- führungen anschaulich präsentiert. Verschie- dene Hubschrauber- und Panzertypen, ein Maßstab 1:1 Eurofighter-Modell und mod- ernstes Gerät für die In- und Auslandsauf- gaben des Bundesheeres waren neben der Angelobung der RekrutInnen Highlights, die den Besuchern geboten wurden.

Jubiläum 60 Jahre Bundesheer

Heuer feiert das Bundesheer sein 60jähri- Foto: Harald Minich / HBF Foto: Carina Karlovits / HBF ges Bestehen. Eine eigene Themeninsel prä- Die Milizsoldaten zeigten, wie Personenkontrollen durchgeführt werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 55 Der Nationalfeiertag 2015 sentierte einen Rückblick in die Geschichte des Bundesheeres und zeigte Fahrzeuge und Waffensysteme die zwischen 1955 und 1995 im Einsatz waren. Zu sehen waren ein Puch MV50, ein Jeep, ein VW-Bus T1, ein LKW 680, ein Schützenpanzer „Saurer“, ein Kampfpanzer M-60 A3, eine schwere Feld- haubitze MA1, eine „Alouette“ II und ein Abfangjäger Saab Draken. Die Präsentation alter Uniformen sowie eine umfangreiche Bilderausstellung rundeten diesen Rückblick ab.

Milizsoldaten bei der Leistungsschau Mit der Leistungsschau in Wien verhält es sich genauso wie mit den Einsätzen des Bundesheeres: Ohne Milizsoldaten geht es nicht. Am Heldenplatz demonstrierten sie ihr Können und zeigten ihre Ausrüstung. Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau Margit begrüßen die BesucherInnen. Dieses Jahr präsentieren sich rund 100 von ihnen Milizsoldaten mehreren Einhei- ten. Mit dabei waren unter anderem Ange- hörige der Jägerbataillone Wien 1 und 2 so- wie Soldaten vom Jägerbataillon Oberöster- reich, vom Jägerbataillon Burgenland und von der Pionierkompanie des Militärkom- mandos Wien. Hauptmann Claus Triebenbacher vom Jä- gerbataillon Wien 1 „Hoch- und Deutschmei- ster“ freute sich über die vielen Besucher: „Das Interesse ist riesig. Vor allem unsere Vorführungen kommen sehr gut an. Abgese- hen davon haben die Gäste aber auch jede Menge Fragen zur Miliz.“ Herzeigen konnten die Milizsoldaten da- bei allerhand: Von der Scharfschützenaus- rüstung über Granatwerfer bis hin zum Vor- gehen der Soldaten an einem Checkpoint, an dem Personen und Fahrzeuge kontrolliert Bundeskanzler Werner Faymann begrüßte die BesucherInnen im Bundeskanzleramt. werden.

Laufen für Kira Grünberg „Wir laufen für Kira“, unter diesem Mot- to stellen sich SoldatInnen und Bundesheer- LeistungssportlerInnen bei einem Spenden- lauf am 23. Oktober für die verunglückte Ki- ra Grünberg in den Dienst der guten Sache. Sie wollten auf Laufbändern in 24 Stunden so viele Kilometer wie möglich zurücklegen, wobei jeder Kilometer durch Firmen in Geld umgewandelt wird.

Info-Points Bei Fragen über das Bundesheer standen an „Info-Points“ Informationsoffiziere Rede und Antwort. Vor Ort konnten sich die Be- sucherInnen über Karriere- sowie Aus- und

Weiterbildungsmöglichkeiten beim Bundes- Foto: Martin Lusser / BMWFW Foto: Andy Wenzel / BKA Foto: Peter Lechner / HBF heer informieren. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner mit jungen ForscherInnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 56 Der Nationalfeiertag 2015

Es ist auch Tradition, daß die Präsident- schaftskanzlei, Parlament, Bundeskanzleramt sowie Außenministerium und andere Mini- sterien zum „Tag der offenen Tür“ einladen und der Bevölkerung so die Möglichkeit ge- ben, die Spitzen unseres Landes einmal per- sönlich zu erleben, einen Blick hinter die Ku- lissen zu werfen.

Bures: »Herzlich willkommen im Parlament« Pünktlich um 9.00 Uhr öffnete National- ratspräsidentin Doris Bures gemeinsam mit ihren beiden Kollegen im Präsidium, Karl- heinz Kopf und Norbert Hofer, das Tor zum 10. Tag der offenen Tür im Parlament. Vor dem Eingang hatte sich schon eine Schlange von rund 400 Personen gebildet. „Willkommen im Parlament“ begrüßten »Offenes Parlament 2015«: BesucherInnen stellten sich vor dem Haupteingang an. die „Hausherrin“ sowie Karlheinz Kopf und Norbert Hofer nicht nur Erwachsene sondern auch Kinder und Jugendliche. Eine Familie mit drei Kindern war aus Oberösterreich an- gereist. Der vierjährige Albert kam mit sei- nem Fahrrad. Das war natürlich ein Exklu- sivfoto mit Präsidentin Bures wert. „Ich bin die Doris“, stellte sich die Präsidentin dann Arthur vor, der sich darauf freute, auch ihr Büro besichtigen zu dürfen. Viele Besu- cherInnen hatten auch sofort ihren Foto- apparat gezückt, um die schöne Architektur und Ausgestaltung des Theophil-Hansen-Ge- bäudes festzuhalten. Die ersten Fotos wurden gleich vom Zentralportikus mit dem Glas- mosaikfries gemacht. Großes Interesse wird aber auch der Arbeit von Nationalrat und

Bundesrat entgegengebracht – wo diese statt- Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Martin Steiger findet und in welcher Weise sie abläuft, wie Begrüßten die zahlreichen BesucherInnen (v.l.): Parlamentsdirektor Harald Dossi, Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (ÖVP), Nationalratspräsidentin Doris man der Gastgeberin mitteilte. Vor allem die Bures (SPÖ) und Dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) MitarbeiterInnen des Hypo-Untersuchungs- ausschusses wurden mit vielen Fragen kon- blik. Sie wies auch auf deren internationale angetan, der in der Säulenhalle die Gäste be- frontiert. Bedeutung hin. „Österreich und Wien sind grüßte. Eine kleine Besucherin winkte ihm ein guter Boden für Friedensverhandlun- mit ihrem rot-weiß-roten Fähnchen voller 60 Jahre Neutralität gen“, sagte sie angesichts des Treffens zwi- Begeisterung zu. MitarbeiterInnen informier- Nachdem der diesjährige Nationalfeier- schen dem Außenminister der USA John ten über das vielfältige Angebot der Demo- tag insbesondere unter dem Zeichen des vor Kerry und seinem russischen Amtskollegen kratiewerkstatt – ein Beitrag des Parlaments 60 Jahren beschlossenen Neutralitätsgeset- Sergei Lawrow. zur politischen Bildung. zes stand, war im Couloir des Historischen Weitere Info-Stationen gaben Auskunft Sitzungssaals die Beschlußurkunde des Ge- Sanierung und Hypo-U-Ausschuß über den Weg der Gesetzgebung, die Biblio- setzes ausgestellt. Darüber hinaus wurde im Thematischer Schwerpunkt war ferner thek und die zahlreichen internationalen Kon- Sitzungssaal selbst ein etwa vierminütiger die Sanierung des nunmehr rund 140 Jahre takte. Auch der Parlaments-Shop präsentier- Film gezeigt, in dem der Historiker und Spe- alten Parlamentsgebäudes. Dazu gab es in te sein umfangreiches Angebot an Mitbring- zialist für die Geschichte des Staatsvertrags der Säulenhalle einen Vorgeschmack in Form sel vom Parlamentsbesuch. und des Neutralitätsgesetzes, Univ. Prof. Ge- einer improvisierten Baustelle. Im Budget- rald Stourzh, über die damaligen Ereignisse saal konnten sich die BesucherInnen auch Bures: Die Menschen sollen ein Gefühl informierte. über die Arbeit im Hypo-Untersuchungsaus- dafür bekommen, was hier passiert" Die Nationalratspräsidenten unterstrich die schuß informieren. Neben den Informationsständen waren Bedeutung der Neutralität nicht nur als iden- Den ganz Jungen hat es vor allem Lesko, auch heuer wieder die zentralen und schön- titätsstiftendes Element der Zweiten Repu- das Maskottchen der Demokratiewerkstatt sten Räumlichkeiten des Parlamentsgebäu-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 57 Der Nationalfeiertag 2015 Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Martin Steiger BesucherInnen an der Minoritenkirche vorbei auf dem Weg zum Tag der offenen Tür im Außenministerium des zu besichtigen. „Die Menschen sollen Epstein – ebenfalls ein Bau des Parlaments- und die Geschichte der Vereinten Nationen durch diese umfassende Information ein architekten Theophil Hansen. präsentiert. Mit dabei waren die folgenden Gefühl dafür bekommen, was hier passiert“, UN-Organisationen: der Informationsdienst betonte Bures. Tag der offenen Tür der Vereinten Nationen (UNIS) Wien, das Der Rundgang führte durch die Säulen- im Außenministerium Büro der Vereinten Nationen für Drogen- halle, den Budgetsaal, wo derzeit auch der Auch das Bundesministerium für Europa, und Verbrechensbekämpfung (UNODC), das Hypo-Untersuchungsausschuß tagt, die Sit- Integration und Äußeres interessierte Bür- Büro der Vereinten Nationen für Weltraum- zungssäle von Nationalrat und Bundesrat, den gerInnen ein, bei geführten Touren mehr fragen (UNOOSA), die Kommission der Ver- Historischen Sitzungssaal, den Empfangssa- über seine Arbeit zu erfahren. Im Fokus stan- einten Nationen für internationales Handels- lon und das Abgeordneten-Sprechzimmer. den dabei ganz besonders die Jubiläums- recht (UNCITRAL), die Internationale Atom- Dort bestand die Möglichkeit zu Gesprächen Schwerpunkte 2015: Österreichs 20jährige energie-Organisation (IAEO), die Organisa- mit Abgeordneten zum Nationalrat aller Par- Mitgliedschaft in der Europäischen Union so- tion der Vereinten Nationen für industrielle lamentsparteien. Mit BundesrätInnen konnte wie Österreichs 60jährige Mitgliedschaft in Entwicklung (UNIDO), die Vorbereitende man im Sitzungssaal der Länderkammer zu- den Vereinten Nationen. Auch Bundesmini- Kommission für die Organisation des Ver- sammentreffen. Die Gäste konnten auch Ein- ster Sebastian Kurz war am Tag der offenen trages über das umfassende Verbot von Nu- blicke in die Arbeitsräume der Parlaments- Tür anwesend und stand für einen Austausch klearversuchen (CTBTO Preparatory Com- spitze nehmen. Die Nationalratspräsidentin mit BürgerInnen zur Verfügung. mission), der Hochkommissar der Vereinten öffnete ihr Büro für die Öffentlichkeit, eben- Aus Anlaß der 20jährigen EU-Mitglied- Nationen für Flüchtlinge (UNHCR), das so ihre beiden Kollegen im Präsidium, schaft Österreichs waren im Ministerium Umweltprogramm der Vereinten Nationen Karlheinz Kopf und Norbert Hofer. originalgetreue Nachbildungen des österrei- (UNEP), die Postverwaltung der Vereinten Im Sitzungssaal des Nationalrats war beim chischen EU-Beitrittsvertrages sowie weite- Nationen (UNPA), das Büro für Abrüstungs- Rednerpult wieder ein Fotopoint für die Be- rer Beitrittsdokumente ausgestellt. Alle Be- fragen (UNODA) und schließlich Sustain- sucherInnen eingerichtet. Diese Fotos konn- sucherInnen hatten die Gelegenheit, im Ge- able Energy for All (SE4ALL), die UN- ten kostenlos in ausgedruckter Form beim spräch mit MitarbeiterInnen des Außenmini- Initiative für universellen Zugang zu nach- Verlassen des Hauses mitgenommen werden. steriums mehr über die Bedeutung und die haltiger Energie. Im Abgeordneten-Sprechzimmer gab es die Auswirkungen der 20jährigen EU-Mitglied- Während der Führungen gab es für Kin- Möglichkeit, sich mit den MandatarInnen schaft für Österreich zu erfahren. Um Öster- der ab 2 Jahren professionelle Kinderbetreu- fotografieren zu lassen. reichs Arbeit mit und in der UNO zu zeigen, ung mit Schminken, Spielen und Kinder- Auch das Palais Epstein hatte seine Pfor- wurden unter anderem die Entwicklungszie- quiz.  ten geöffnet. Zu sehen war die Bel Etage des le der Vereinten Nationen, die sogenannten Quellen: Hofburg, Bundeskanzleramt, BMEIA, Bundes- ehemaligen Privatpalais der Bankiersfamilie #GlobalGoals, sowie der Wiener Amtssitz heer, Parlamentskorrespondenz, SPÖ, ÖVP

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 58 Der Nationalfeiertag 2015 Rede von Bundespräsident Heinz Fischer Im Zentrum der Fernseh-Ansprache anläßlich des Nationalfeiertags stand die aktuelle Flüchtlingsbewegung in Europa. Der Bundespräsident warb um Verständnis für jene, die sichtbar in Not sind. Dank gab es für alle, die helfen und unterstützen. Foto: Peter Lechner / HBF Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Rede zum Nationalfeiertag 2015 in seinen Amtsräumen in der Wiener Hofburg

Guten Abend, meine sehr geehrten Da- Liebe Österreicherinnen und Österrei- die Gelegenheit beim Schopf packen wollen, men und Herren! cher! um in ein Land mit höherem Lebensstandard Liebe Österreicherinnen und Österrei- In diesen Tagen beschäftigt uns ein sehr auszuwandern. cher! sensibles Thema ganz besonders, nämlich Darauf darf ich folgende Antwort ge- Heute, am 26. Oktober 2015, feiert Öster- die Flüchtlingsbewegung. ben: reich den 60. Geburtstag unseres Neutrali- Ihre Wurzeln liegen vor allem in den Im Jahr 2015 werden nach aktuellen Schät- tätsgesetzes. kriegerischen Konflikten des Mittleren zungen unserer Behörden mehr als 500.000 Ich bin fest überzeugt, daß damals – im Ostens, insbesondere in Syrien. Menschen als Flüchtlinge das Staatsgebiet Oktober 1955 – eine gute Entscheidung ge- Daß Menschen aus dieser Hölle, aus die- der Republik Österreich betreten. troffen wurde, die sich seither in vielfacher sem gefährlichen Chaos fliehen und sich und Der weitaus überwiegende Teil davon – Hinsicht bewährt hat. ihre Familien in Sicherheit bringen wollen, wahrscheinlich mehr als 85 Prozent – sind Die Österreichische Neutralität ist für ist verständlich. allerdings Durchreisende, die unser Staats- mich Ausdruck einer Friedensgesinnung, die Daraus entstehen große und schwierige gebiet innerhalb weniger Tage wieder ver- den Krieg nicht als Fortsetzung der Politik Probleme für ganz Europa. lassen. mit anderen Mitteln betrachtet und die Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Etwa 80.000 werden heuer einen Asyl- Hauptaufgaben unseres Bundesheeres in der es sich bei diesen Hunderttausenden, die antrag stellen oder haben ihn schon gestellt. Landesverteidigung, in der Beteiligung an allein in den letzten Tagen und Wochen die Diese Anträge werden sorgfältig geprüft und internationalen Friedensaktionen und in der Grenzen unseres Landes überschritten ha- nur wenn wirklich ein Asylgrund im Sinne Unterstützung unserer verfassungsmäßigen ben, wirklich nur um asylberechtigte Flücht- der Genfer Flüchtlingskonvention vorliegt, Einrichtungen sieht. linge handelt oder wie viele davon einfach dann erhalten sie Asyl.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 59 Der Nationalfeiertag 2015

Meine Damen und Herren! Liebe Österreicherinnen und Österrei- verzichten, ein souveräner Staat zu sein, der Natürlich gibt es viele Österreicherinnen cher! die Sicherheit unserer Bürger garantiert. und Österreicher, die sich Sorgen machen, Eine wichtige Frage lautet: Wie wird es Unsere staatlichen Institutionen können Unsicherheit verspüren und sich vor Bela- auf diesem Gebiet weitergehen? das. stungen fürchten, die mit dieser Flücht- Wir müssen darauf vorbereitet sein, daß Daß aber der Einsatz staatlicher Macht- lingsbewegung verbunden sind. uns das Flüchtlingsthema auch in Zukunft mittel immer nur unter sorgfältiger Anwen- An diese Österreicherinnen und Österrei- stark beschäftigen wird. dung des Grundsatzes der Angemessenheit cher wende ich mich mit besonderer Auf- Ich hoffe aber, daß der Zeitpunkt näher und der Verhältnismäßigkeit erfolgt, ist in merksamkeit und bitte Sie Folgendes zu rückt, wo der Bürgerkrieg in Syrien zumin- Österreich eine bewährte Praxis und unter- bedenken: Es handelt sich bei Asylsuchen- dest eingedämmt, werden kann, weil immer scheidet einen demokratischen Rechtsstaat den, die sich in einer Notsituation befinden, mehr Staaten erkennen, wie viele Übel und von autoritären Systemen. nicht um eine anonyme Masse, sondern um Probleme dieser mörderische Konflikt zur einzelne Menschen mit Namen, Gesichtern Folge hat. Zum Abschluß darf ich noch etwas sehr und individuellen Schicksalen. Ich gehe auch davon aus, daß die geplan- Erfreuliches sagen: Vielleicht hilft es, wenn wir – wenigstens te Einrichtung von Aufnahmezentren für Sehr viele Österreicherinnen und Öster- einen Augenblick lang – versuchen, uns in Flüchtlinge an den Außengrenzen der Euro- reicher leisten bei der Betreuung von Flücht- ihre Lage zu versetzen. päischen Union im kommenden Jahr Wir- lingen beispielhafte Hilfe. Das gilt auch für Es ist wahrscheinlich die wichtigste Er- kungen erzielen wird, daß die Außengrenzen Polizei, Bundesheer, ÖBB und viele andere rungenschaft unseres vom Christentum und dadurch besser kontrolliert werden und wir öffentliche Einrichtungen, auf die wir sehr von der Aufklärung geprägten europäischen auch einer gerechteren Verteilung der stolz sein können. Menschenbildes, daß es von der Gleichwer- Flüchtlinge in Europa näher kommen. Es ist mir ein Anliegen, gerade auch heu- tigkeit aller Menschen und der gleichen te, am österreichischen Nationalfeiertag allen Menschenwürde ausgeht. Dieser Grundsatz Meine Damen und Herren! zu danken, die bereit sind, sich in den Dienst darf auch in schwierigen Situationen nicht Lassen Sie mich auch auf das Bedürfnis der Menschlichkeit zu stellen. über Bord geworfen werden. unserer Bevölkerung nach Sicherheit einge- Vergessen wir nicht, daß jedes Land und Gleichzeitig möchte ich aber mit aller hen. jeder Mensch im Laufe der Geschichte in Deutlichkeit klarstellen, daß wir von Men- Bilder, die uns zu diesem Thema in den eine Situation kommen kann, in der man auf schen, die in Österreich Zuflucht suchen, letzten Tagen in den Medien erreichen, wir- die Hilfe anderer angewiesen ist. erwarten, daß sie europäische Werte und ken für viele Menschen verstörend und ma- Ich danke Ihnen, daß Sie mir zugehört unsere Rechtsordnung beachten und respek- chen Angst. Meine Antwort lautet: Wir tre- haben. tieren. ten aus fester Überzeugung dafür ein, Das ist für ein reibungsloses Zusam- Flüchtlingen menschenwürdig zu begegnen. http://www.hofburg.at menleben unverzichtbar. Aber wir können und werden nicht darauf Quelle: Bundespräsidentschaftskanzlei Foto: Peter Lechner / HBF Ein Blick in die Präsidentschaftskanzlei während der Live-Übertragung der Rede von Bundespräsident Heinz Fischer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 60 Der Nationalfeiertag 2015 Der ÖMV am Nationalfeiertag Das Militärkommando Wien hat auch heuer wieder die Voraussetzungen für ein großes Bekenntnis zu unserer Heimat, der Republik Österreich und dem österreichischen Bundesheer geschaffen.

Von Karl A. Skrivanek *) Foto: Militärkommando Wien Während der Angelobung der RekrutInnen auf dem Heldenplatz (v.l.): Wiens Landtagspräsident Harry Kopietz, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Verteidigungsminister Gerald Klug, Generalstabschef Othmar Commenda,Generalmajor Dieter Heidecker und Wiens Militärkommandant Brigadier Kurt Wagner ir, der Österreichisch Marineverband, sämtliche Besatzungsländer daran gebun- Zum Nationalfeiertag kamen auch neun Whaben dazu natürlich unseren Teil bei- den, Österreich zu verlassen. kroatische Kameraden von der Marineinfan- getragen und danken für die Übernahme des Diese Frist endete am 25. Oktober 1955. terie VANGA aus Pula. Sie waren am Abend Ehrenschutzes durch S.E. den Militärbischof Somit galt Österreich ab 26. Oktober 1955 des 25. Oktober mit einem Minibus aus Pula von Österreich, Werner Freistetter, den Mili- als freies Land, das auf seine Neutralität sehr losgefahren und kamen am frühen Morgen tärkommendanten von Wien, Bgdr Kurt Wag- viel Wert legte. Drei grundlegende Doku- in Wien an. Sie waren dann den ganzen Tag ner, und Hofrat Christian M. Ortner, Direktor mente stehen in unmittelbarem Zusam- bei uns in Wien und machten alle Veranstal- des Heeresgeschichtlichen Museums. menhang mit dem Nationalfeiertag. Dazu tungen des Tages mit, bevor sie am Abend Der Österreichische Nationalfeiertag steht zählt das Verfassungsgesetz, in welchem die nach dem Abendessen mit uns in den Arse- in Zusammenhang mit dem Tag der Unter- immer währende Neutralität beurkundet ist, nalstuben wieder zurück nach Pula fuhren. zeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai die Unabhängigkeitserklärung vom 27. April Dieser kameradschaftliche Einsatz kann 1955. Durch diesen Staatsvertrag erlangte 1945 und der Staatsvertrag. Damit drückt nicht genug gewürdigt werden und es ist ein Österreich die Freiheit nach der Besatzungs- Österreich seinen Willen zur Erhaltung der wahres Zeichen echter Kameradschaft, be- zeit wieder. Seit dem Zweiten Weltkrieg wur- Unabhängigkeit und zur Bewahrung der sonders wenn man bedenkt, daß VANGA de Österreich von den alliierten Streitkräften Neutralität aus. Mit der Bestätigung der Neu- nun schon seit einigen Jahren zu unseren besetzt, eingeteilt in vier Besatzungszonen. tralität verpflichtete sich Österreich, keine wichtigen Veranstaltung nach Wien kommt – Die Unterzeichnung des Staatsvertrages war militärischen Bündnisse mit anderen Staaten und so war es für uns eine Freude folgende der erste Schritt in Richtung Unabhängig- einzugehen. Beziehungen hinsichtlich wirt- Kameraden zu begrüßen: Präsident Karlo Go- keit. Doch erst nach der Ratifizierung des schaftlicher oder kultureller Natur sind hin- dina, Marijan Percic, Nevijo Cetina, Petar Staatsvertrages durch alle Besatzer und unter gegen erlaubt. Jovanovic, Josip Ljevar, Jadranko Petreko- Einhaltung einer Frist von 90 Tagen waren Bereits im Jahr 1955 wurden die österrei- vic, Milorad Bubalo, Marino Popov und chischen Flaggen gehißt, um auf die Neu- Tihorad Bonjaj. *) Obst dhmtD aD Baurat h.c. Prof. DI Karl Skrivanek tralität, Unabhängigkeit und Souveränität Um 7:30 Uhr begaben wir uns zum Got- ist Präsident des Österreichischen Marineverbandes von Österreich hinzuweisen. tesdienst in der Krypta am äußeren Burgtor,

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zur verfassungsmäßigen Aufgabenerfüllung des Österreichischen Bundesheeres bei.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Begrüßen Sie mit mir unsere heute anzu- gelobenden Rekrutinnen und Rekruten! Eine besondere Auszeichnung für diese Angelobung stellt die Anwesenheit der höchsten Vertreter der Republik Österreich dar. Mein respektvoller Gruß gilt dem Herrn Bundespräsidenten und gleichzeitig Oberbe- fehlshaber des Österreichischen Bundeshee- res, Dr. Heinz Fischer“, so der Militärkom- mandant. Dann folgte die Begrüßung der Mitglie- der der Bundesregierung, der Stadt Wien, der Generalität des Bundesheeres und aller Spitzen des öffentlichen Lebens: „Ganz besonders herzlich heiße ich die Angehö- rigen und Freunde unserer Anzugelobenden Foto: Militärkommando Wien willkommen. Ich danke Ihnen allen für Ihr v.l.: Hans Müller, Marijan Percic, Oswin Hochstöger, Milorad Bubalo, Petar Jovano- Kommen! vic, Nevio Cetina, Marino Popov, Karlo Godina und Tihorad Bonjaj Meine sehr geehrten Damen und Herren! nahmen nach der heiligen Messe traditions- Ich wünsche unseren jüngsten Soldatinnen gemäß vor den Containern des Militärkom- und Soldaten eine fordernde und erlebnisrei- mandos Wien Aufstellung und erwarteten die che Zeit beim ÖBH und allen Besuchern feierlichen Kranzniederlegungen durch den eine interessante Informations- und Lei- Herrn Bundespräsidenten und der Bundes- stungsschau! Vielen Dank!“, schloß Bgdr regierung. Dort wurden wir dann auch von Wagner seine Begrüßung. vielen hochrangigen Kameraden vom Öster- reichischen Bundesheeer, Diplomaten und Darauf folgten die Ansprachen des Vertre- persönlichen Freunde begrüßt. ters des Landeshauptmanns und Bürgermei- Um 9:00 Uhr war es dann soweit und es sters von Wien, dem ersten Präsidenten des erfolgte die Kranzniederlegung durch den Wiener Landtages Harry Kopietz, von Bun- Herrn Bundespräsidenten vor der Krypta und deskanzler Werner Faymann und anderen um 9:30 Uhr kam es dann zur Kranznie- Personen aus der Politik. Zuletzt folgte die derlegung durch die Bundesregierung. Ansprache von Bundespräsident Heinz Fi- Anschließend erfolgte die Begrüßung scher. durch den Militärkommandanten von Wien, Ein Choral leitete danach zu den Worten Bgdr Kurt Wagner. Lesen Sie diese hier im der hohen Geistlichkeit und den Ansprachen Wortlaut: des katholischen Erzdiakons Militär- und ÖMV-Marinepfarrer Harald Tripp, des evan- „Meine sehr geehrten Damen und gelischen Militärseniors Michael Lattinger,

Herren! Foto: Militärkommando Wien des orthodoxen Militärpfarrers Vater Alex- Als Militärkommandant von Wien darf Wiens Militärkommandant ander (Lapin) und erstmals des Imam Med- ich Sie zur Informations- und Leistungsschau Brigadier Kurt Wagner zid Sijamhodzic, über. des Österreichischen Bundesheeres herzlich Um ca. 10:30 fand dann die Feierliche willkommen heißen. Im Rahmen unserer Ver- Ich darf Ihnen mehr als 1360 Rekrutinnen Angelobung der 1360 Rekruten statt, die in anstaltung, die heuer zum 20. Mal durchge- und Rekruten vorstellen, die aus ganz Öster- Anwesenheit des Bundespräsidenten ihr Ge- führt wird, dürfen wir Ihnen das vielfältige reich kommen und heute angelobt werden. löbnis auf die Republik Österreich ablegten. Aufgabenspektrum und die Leistungsfähig- Sie vereint die Bereitschaft, einen persönli- Nach dem Erbitten weiterer Befehle, keit des Bundesheeres darstellen. chen Beitrag zur Gemeinschaft und zum Ge- gefolgt vom Abmarsch der angetretenen Ver- Ich freue mich, daß Sie alle so zahlreich meinwohl zu leisten. Dazu werden sie ver- bände, folgten die Ehrengäste – und so auch bei diesem Festakt der Angelobung mit da- schiedenste Tätigkeiten im Bundesheer wir, die Kameraden Markus Habsburg- bei sind. Mit Ihrer Anwesenheit anerkennen wahrnehmen, zum Beispiel im Rahmen der Lothringen, RA Oswin Hochstöger, Hans Sie den wichtigen Beitrag für den Schutz und Garde, bei den Pionieren, bei der Luftunter- Müller und ich mit unseren kroatischen Gä- die Hilfe der österreichischen Bevölkerung, stützung oder in einer Verwendung als sten – der Einladung des Militärkomman- den das Österreichische Bundesheer gerade Funktionssoldat. Sie tragen gemeinsam mit danten von Wien zum Empfang in die Hof- auch in diesen Tagen leistet. den Berufssoldaten und den Milizsoldaten burg.

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Zur Informationsschau… …gehörte auch eine Themeninsel mit Mei- lensteinen, die nicht nur an das Motto „60 Jahre Österreichisches Bundesheer“, sondern auch an den 60. Geburtstag der Neutralität Österreichs anknüpfen sollte. Die Themen- insel präsentierte einen Rückblick in die Ge- schichte des Bundesheeres und zeigte Fahr- zeuge und Waffensysteme die zwischen 1955 und 1995 im Einsatz waren. Zu sehen waren ein Puch MV50, ein Jeep, ein VW-Bus T1, ein LKW 680, ein Schützenpanzer „Saurer“, ein Kampfpanzer M-60 A3, eine schwere Feldhaubitze MA1, eine „Alouette“ II und ein Abfangjäger Saab Draken. Die Präsenta- tion alter Uniformen sowie eine umfangrei- che Bilderausstellung rundeten diesen Rück- blick ab. Foto: privat Wie man sieht, waren Regenschirme bei der Parade am Ring am 9. September Ich ergänze den offiziellen Themenpark 1965 ein wichtiges Requisit. Ich führe die Gruppe mit dem 1. Krad links außen. mit eigenen Erinnerungen an diese Entwick- lung und erinnerte mich dabei an meinen Einsatz als Krad-Melder bei der Bundes- heerparade am 9. September 1965 am Ring, bei der ich zuerst die Panzer von Zwölfaxing zur Aufstellung in der Hörlgasse bei der Vo- tivkirche führte und dann als Kommandant einer Vier-Mann-Krad-Gruppe bei strömen- dem Regen bei der Parade zur Fahrt über den Ring eingesetzt war.

Andacht in der Michaelerkirche Um 13:30 h gingen wir zur Michaeler- kirche, um – wie alle Jahre – in der Andacht des ÖMV beim Marinedenkmal der zum letzten Ankerplatz abberufenen Kameraden zu gedenken.

Die Andacht war musikalisch umrahmt Foto: privat von einem Ensemble unserer ÖMV-Marine Ein Kürassier-Jagdpanzer, dessen Entwicklung ich ab 1982 bei Steyr-Daimler- Traditionsmusik Wien unter Kplm. Reinhold Puch im Werk Wien leitete, hier bei einer Übung in Allentsteig. Novotny, der mit der ÖMV-Fanfare das öku- menische Gedenken einleitete. Zur Andacht konnten wir viele Gäste be- grüßen, so gaben uns die Ehre: der stv. Mili- tärkommandant von Wien, Oberst Gerhard Skalvy, Oberst Gebhard Bauer, der japani- sche Verteidigungsattaché Oberst i.G. Yoshi- masa Taki, die französische Frau Verteidi- gungsattaché Oberst i.G. Christine Chalieu, eine Gruppe deutscher Offiziere und natür- lich unsere kroatischen Kameraden aus Pula. Nach meiner Begrüßung der Gäste führte der katholische Militärerzdekan Harald Tripp in den Ablauf der Feier ein und übergab dann das Wort dem ev. Militärsenior Michael Lattinger, der aus der Hl. Schrift las und in einer kurzen Predigt den Sinn der Andacht erklärte. Foto: Militärkommando Wien Die österreichischen und kroatischen Kameraden mit Ehg. Sandor und Ehgin. Es folgte die orthodoxe Weihrauchzere- Herta Margarete Habsburg-Lothringen mit den Flaggen der VANGA und des ÖMV monie, zelebriert von Vater Alexander Lapin, nach der Andacht in der Micheaelerkirche

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der auch Segnungsgebete sprach. Er dankte mir nach der Feier mit den Worten: „…es war sehr schön, lieber Kamerad Karl!“. Die hohe Militärgeistlichkeit – römisch- katholisch, evangelisch und orthodox – ge- staltete die beeindruckende Zeremonie die mit dem gemeinsamen Segen (r.k., ev. orth.), der die Niederlegung von vier Kränzen am Altar der Kapelle einleitete. Mit dem Ab- spielen der Lieder „Ich hatt’ einen Kame- raden“ und „Il Silenzio“ schlossen wir das Gedenken.

Im Heeresgeschichtlichen Museum Die würdige Feier endete um 15:30 h und wir begaben uns zum Bus, den uns – wie im Vorjahr – wieder der Chef vom Busunter- nehmen Red Bus, Gabriel Borochov, für die Fahrt zum HGM zur Verfügung gestellt hat. Wir fuhren also zum Heeresgeschichtli- chen Museum, wo wir heuer eine große, we- sentlich erweiterte Ausstellung von Schiffs- modellen eingerichtet haben. Während wir unsere bekannte Ausstellung der k.u.k. Mo- delle in der Feldherrn-Halle beim Eingang in das HGM aufgebaut hatten, konnten wir im v.l.: VANGA-Präsident Karlo Godina, Ehgin. Herta Margarete Habsburg-Lothringen, Marinesaal zusätzlich eine weitere umfang- ÖMV-Präsident Oberst dhmtD aD Prof. Karl Skrivanek und Ehg. Sandor Habsburg- reiche Ausstellung präsentieren. Lothringen, im ÖMV-Präsidium und als Referent für Öffentlichkeitsarbeit zuständig Fotos: Österreichischer Marineverband / Hannes Hochmuth Im Heeresgeschichtlichen Museum (v.l.): Marijan Percic, Hans Müller, Josef Krafek (halb verdeckt), Milorad Bubalo, Petar Jovanovic, Nevio Cetina, Nathalie v. Kostial, Marino Popov, VANGA-Präsident Karlo Godina, Ehgin. Herta Margarete Habsburg- Lothringen,Tihorad Bonjaj, ÖMV-Präsident Prof. Karl Skrivanek, Ehg. Sandor Habsburg-Lothringen, GenLt i.R.Christian Segur Cabanac und ÖMV-Vizepräsident und Generalsekretär Herwig Brun

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Diese konnte ich nach zufällig entstande- nem, aber sich in kurzer Zeit sehr positiv entwickeltem Kontakt mit dem Gemeinde- arzt von Frankenburg bei Ried/Innkreis, FA. Ger. Franz Ottinger jun. für den ÖMV erhal- ten. Diese großartige Sammlung aus privater Hand ergänzt die großartigen Modelle von Kamerad Ernst Oppel mit Modellen einer Vielzahl interessanter internationaler Schiffs- typen aus den Bereichen von Kriegs- und Handelsmarine und von Passagierschiffen, wie z.B. der TITANIC, der BREMEN. Eini- ge wurden nun erstmals im HGM ausgestellt und erregten großes Interesse. Auch unsere Marinemusik fand sich zur musikalischen Untermalung ein und erfreute uns alle mit stimmungsvollen Klängen. Bei all diesen Festlichkeiten mußte natür- Den Teinehmerinnen am Jugendsegellager in Opatija 2015 wurden Pokale für lich auch für das leibliche Wohl gesorgt ihren vorbildlichen Einsatz überreicht (v.l.): Victoria Sasgary, Elke Peterlin, Nike Götz, Herta Margarete Habsburg-Lothringen, Melanie Steiner, Jugendbetreuer sein – dafür danke ich unserem „Marine- Jörg Habsburg-Lothringen, Andreas Steiner und Jugendbetreuer Hans Müller wirt“, dem Weingut Josef Koch in Großwei- kersdorf. Die Veranstaltung wurde mithin ein schö- ner Erfolg. Diesen danken wir allen Teilneh- merInnen, die sich auch an diesem bedeuten- den Tag für den ÖMV eingesetzt haben, be- sonders natürlich unseren ÖMV-Kameraden Vizepräsident Markus Habsburg-Lothringen, Sandor und Hertha Margarete Habsburg- Lotringen, Ulrike Habsburg-Lothringen, Na- thalie v. Kostial, Herwig Brun, Gerfried und Elfriede Stefanson, Wladimir Aichelburg, RA Oswin Hochstöger, Erich Krenslehner und Waltraud Laschitz, Ernst Oppel, Hans Müller und Eberhard Sonnhof. Sie alle haben dazu beigetragen, daß auch dieser Tag wieder den Geist unseres Wahlspruches „VIRIBUS UNITIS“ ausgestrahlt hat. v.l.: Vizepräsident Ehg Markus Salvator Habsburg-Lothringen, Bgdr iR Hermann Der Österreichische Marineverband Heller, ÖMV-Präsident Oberst dhmtD aD Prof Karl Skrivanek und Mjr Georg Manlik hat seine Ursprünge bereits im Jahr 1902, als in der „Heereszeitung“ unter dem Titel „Un- sere Kriegsmarine“ die Gründung eines Ma- rinevereines vorgeschlagen wurde. 1904 fand dann die konstituierende Versammlung des „Vereins zur Förderung der österreichischen Schifffahrt“ statt, der 1907 dann seinen Namen in „Österreichischen Flottenverein“ geändert hat. Aus diesem ging dann im Laufe der Jahrzehnte der heutige ÖMV her- vor, der gemäß Erlaß des Bundesministe- riums für Landesverteidigung vom 3. Jänner 2000 als wehrpolitischer Verein in der Tra- ditionspflege mit dem Österreichischen Bun- desheer eng zusammenarbeitet und als Dachverband von zwölf regionalen Marine- kameradschaften auftritt.  Fotos: Österreichischer Marineverband / Hans Müller http://www.marineverband.at Ein bewundernswertes Modell der TITANIC von Franz Ottinger

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 65 Der Nationalfeiertag 2015 Zur Geschichte des öster- reichischen Nationalfeiertages Von Gustav Spann*)

taatliche Jubiläen und Feiertage sind dar- Sauf angelegt, das Bekenntnis zum Staat zu festigen und sie beanspruchen, Ausdruck eines gemeinsamen Selbstverständnisses zu sein. Allgemein beziehen sich Staats- bzw. Nationalfeiertage1) auf ein Datum, das sich auf die Staatsgründung oder die Erlangung staatlicher Unabhängigkeit bezieht, jeden- falls auf ein das kollektive Selbstwertgefühl positiv bestimmendes historisches Ereig- nis.2) Für Österreich ist die Bezugnahme auf Ereignisse der jüngsten Vergangenheit be- sonders schwierig, war doch die demokrati- sche Republik in Österreich „keine Frucht des zähen Kampfes der Bevölkerung, sie war 1918 wie 1945 ein Resultat weltpoliti- scher Konstellationen, an denen die österrei- chische Bevölkerung nur einen bedingten Anteil hatte“.3) Dementsprechend schlug und schlägt sich diese österreichische Geschichte mit ihren Brüchen und Widersprüchen auf die Akzeptanz der Staats- bzw. National- feiertage nieder.

1919-1934: Staatsfeiertag Quelle: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport / demokratiezentrum.org 12. November Bundesgesetzblatt zum Bundesgesetz vom 26. Oktober 1965 über den österrei- Der Staatsfeiertag der Ersten Republik chischen Nationalfeiertag Österreich in der Zeit von 1919 bis 1934 war unsere Republik ihren Staatsfeiertag im und daß auch die früheren Feiertage „nie- der 12. November. Am 25. April 1919 be- 12. November als ihrer legitimen Geburts- mals die ganze ideelle Zustimmung der gan- schloß die Konstituierende Nationalver- stunde besitzen. Gerade ein demokratisches zen Bevölkerung gefunden haben“,7) weist sammlung für Deutschösterreich: „1. Zum Staatswesen braucht einen derartigen Festtag darauf hin, daß nicht mit der Akzeptanz aller immerwährenden Gedenken an die Ausrufung in Gestalt eines Arbeitsruhetages, zumal da Bevölkerungsschichten zu rechnen war. des Freistaates Deutschösterreich wird der gerade in der Demokratie die Zusammenge- Tatsächlich ist für die Erste Republik Ös- 12. November eines jeden Jahres als allge- hörigkeit von Bürger und Staat ganz beson- terreich kein gemeinsames, von allen getra- meiner Ruhe- und Festtag erklärt. 2. Gleich- ders zum Ausdruck gelangt.“5) genes Staatsbewußtsein festzustellen, und zeitig wird auch der 1. Mai eines jeden Die Beschlußfassung erfolgte ohne vor- entsprechend gering war auch die identitäts- Jahres zum allgemeinen Ruhe- und Festtag hergehende Debatte. Die Berichterstatterin stiftende Wirkung dieses Feiertages. Der erste erklärt.“4) in der konstituierenden Nationalversamm- Staatsfeiertag der Republik Österreich konn- Zur Begründung für die Wahl des 12. No- lung zu diesem Gesetz, die sozialdemokrati- te sich auch nicht auf ein Ereignis beziehen, vember heißt es in den Beilagen zu den Pro- sche Abgeordnete Adelheid Popp betonte, das seine Bürger mit ungeteilter Freude und tokollen der „Konstituierenden Nationalver- nach dem nunmehrigen Wegfall der monar- Zustimmung erfüllte. Breiten Bevölkerungs- sammlung für Deutschösterreich“: „Nach chischen Feiertage, könne es „gewiß nichts schichten fiel die Identifikation mit dem dem Vorbilde anderer Freistaaten (Frank- Würdigeres geben, als den Tag, an dem die neuen Staatswesen schwer. Viele verbanden reich, Nordamerikanische Union) soll auch Republik Deutschösterreich proklamiert seine Gründung mit dem Zusammenbruch der wurde, den 12. November zum Staatsfeier- alten Ordnung und der totalen militärischen *) OR Dr. Gustav Spann (in Ruhestand) war Univ. 6) Lektor am Institut für Zeitgeschichte an der tage zu erheben.“ Ihre Bemerkung, daß Niederlage und erlebten die Staatsgründung Universität Wien und Präsident der „Österreichi- „vielleicht doch der eine oder andere unter als massiv von außen bestimmt, mußte doch schen Gesellschaft für Zeitgeschichte“. der Bürgerschaft, der Bewohnerschaft die provisorische Nationalversammlung Be- Printquelle: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport. Abteilung Politische Bildung (Hg.) Deutschösterreichs nicht mit freudigem schlüsse der alliierten Siegermächte – wie Onlinequelle: http://www.demokratiezentrum.org Herzen bei der Proklamierung mittun wird“, etwa das Anschlußverbot – vollziehen.

Die Fußnoten zu diesem Beitrag finden Sie auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/Magazin/2015/148_271115/148_271115_Fussnoten.pdf ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 66 Der Nationalfeiertag 2015

Nicht zufällig hatte die Erste Republik Dollfuß im Rahmen einer Feier anläßlich der lich durch die alliierten Truppen gebracht Österreich einen „Staatsfeiertag“ und keinen Proklamation der neuen Verfassung des worden. Was die Gegner des Nationalsozia- „Nationalfeiertag“, fühlten sich doch große „Ständestaates“ im Wiener Stadion den lismus als Befreiung erlebten, war für dessen Teile der Bevölkerung als Angehörige der neuen Inhalt des alten Feiertages: Anhänger eine Niederlage. Leid und Zer- deutschen Nation und befürworteten einen „Wir haben den 1. Mai hiezu gewählt, störungen durch den Krieg sowie die Be- Anschluß an das Deutsche Reich. Die absichtlich gewählt, weil der 1. Mai der Trä- satzung durch die alliierten Truppen wurden Schwierigkeit, sich mit der neuen kleinstaat- ger der Symbole der erwachenden und von vielen nicht als Folge und Konsequenz lichen Existenz abzufinden, ist auch darin zu erwachten Natur, auch gleichzeitig der Tag nationalsozialistischer Politik wahrgenom- erkennen, daß man Österreich jede wirt- der Jugend ist, als Tag der Arbeit gilt und men, sondern in Identifikation mit den Feind- schaftliche Überlebensfähigkeit von vorne- den Beginn des der Mutter Gottes geweihten bildern der nationalsozialistischen Propa- herein absprach, und ausschließlich im An- Monats kündet. Der neue Staatsfeiertag am ganda den Alliierten angelastet. Dies führte schluß an das Deutsche Reich, also in der 1. Mai, der zum Kampftag proletarischer dazu, daß in dieser Zeit kaum jemand daran Aufgabe nationaler und staatlicher Selb- Klasseninteressen erniedrigt worden ist, soll dachte, die Befreiung Österreichs und die ständigkeit die Lösung aller Probleme sah, wieder Tag der Arbeit, der Tag aller Arbeiter Wiederherstellung seiner staatlichen Exi- die außerdem noch einen Ersatz für das ver- werden, dem die Wertung der Arbeit aller stenz zum Anlaß eines staatlichen Feiertages lorene Großmachtdenken bot. arbeitenden Menschen, ihr Zusammengehö- zu nehmen, war dieses Datum doch offenbar Überdies bedeuteten für breite bürgerli- rigkeitsgefühl, das Gefühl des Aufeinan- eher mit bitteren Gefühlen der Niederlage che Schichten Republik und Demokratie derverwiesenseins, das Gefühl des Einan- als mit solchen der Befreiung verbunden. So etwas, das sie nicht als „eigene Sache“ son- derverpflichtetseins Inhalt und Form gibt ... hatte Österreich zwischen 1945 und 1955 dern primär als Anliegen der Arbeiterbe- Der 1. Mai, der Tag der edelsten und reinsten keinen offiziellen Staatsfeiertag. wegung empfanden, welche tatsächlich in Mutter, soll schließlich auch allen Müttern Erst die Ereignisse des Jahres 1955, die der Gründungsphase der Ersten Republik gewidmet sein, der Tag der Mutter werden ... Unterzeichnung des Staatsvertrages und die eine bestimmende Rolle innegehabt hatte.8) In diesem Jahre ist aber der 1. Mai auch der Wiederherstellung der vollen Souveränität Der unüberbrückbare Konflikt zwischen erste Tag der neuen Verfassung Österreichs, lösten ein Bedürfnis nach offizieller Feier Arbeiterschaft und Bürgertum, das zentrale der Tag, an dem das neue Österreich vor aus, wurden doch diese Ereignisse wesent- Spannungsfeld der Ersten Republik, prägte aller Welt in Erscheinung tritt.“11) lich mit Gefühlen der Befreiung verbunden dementsprechend auch die Einstellung zu Der neue Staatsfeiertag, der sich nunmehr als jene des Jahres 1945. Auf Initiative des diesem Staatsfeiertag, den viele ebenso wie auf die Verfassung des „Ständestaates“ Bundesministeriums für Unterricht Heinrich den 1. Mai als von der Sozialdemokratie ge- bezog, wurde maßgeblich von der allein zu- Drimmel sollte der Tag der Erlangung der wünschten, „roten“ Feiertag ansahen, mit gelassenen Partei, der „Vaterländischen Front“ vollständigen Unabhängigkeit Österreichs in dem sie sich nicht identifizieren wollten und getragen und gestaltet.12) Diese offensichtli- den Schulen entsprechend feierlich began- dem auch weitgehend die Anerkennung und che Umfunktionierung des von der Arbeiter- gen werden. Im Hinblick auf den bevorste- Teilnahme verweigert wurde. Als dieser Kon- bewegung in vielen Ländern der Welt durch- henden Abzug der Alliierten – gemäß der flikt im Februar 1934 mit der totalen Nie- gesetzten Feiertages13) stieß auf Ablehnung vorgesehenen 90tägigen Räumungsfrist – derlage der Arbeiterbewegung, der Zerstö- seitens der in die Illegalität gedrängten Ar- wurde dafür der 25. Oktober festgelegt und rung der parlamentarischen Demokratie und beiterschaft. Der nunmehr mit regimekon- es ging folgender Erlaß an die Schulen: der Errichtung der Diktatur des „Stände- formen Inhalten zum Staatsfeiertag erklärte „Österreichischer Unabhängigkeitstag, Maß- staates“ endete, wurde der 12. November als 1. Mai wurde daher auch häufig zu illegalen nahmen in den Schulen – An dem Tag, da der Staatsfeiertag konsequenterweise abge- Gegendemonstrationen und Propaganda- letzte fremde Soldat den Boden Österreichs schafft. aktionen benutzt.14) verläßt, wird die Jugend einen großen Augenblick der Geschichte unseres Vater- 1934-1938: Staatsfeiertag 1. Mai 1938-1945 landes erleben. Jeder Lehrer wird sich ver- Am 1. Mai 1934 wurde die „Verfassung Während der nationalsozialistischen Herr- pflichtet fühlen, dafür zu sorgen, daß der 1934“ feierlich proklamiert. Bereits mit schaft in Österreich galt der 1. Mai als „Na- Sinn dieses Ereignisses von der Jugend tief Verordnung vom 27. April 1934 hatte die tionaler Feiertag des Deutschen Volkes“, der, und unverlierbar erfaßt wird ... am 25. Bundesregierung festgesetzt: „Zum dauern- wieder einmal mit anderem Inhalt, als Oktober findet in jeder Schule Österreichs den Gedenken an die Proklamation der „Feiertag der nationalen Arbeit“15) mit gro- eine feierliche Hissung der Flagge der Re- Verfassung 1934 wird der 1. Mai eines jeden ßem Propagandaaufwand gefeiert wurde. publik statt.“17) Jahres als allgemeiner Ruhe- und Festtag Weitere nationale Feiertage in dieser Zeit Dieser „österreichische Unabhängigkeits- erklärt. Für diesen Tag haben die Bestim- waren der „Heldengedenktag“ (16. März), tag“ auch „Tag der Flagge“ oder „Flaggen- mungen über die Sonn- und Feiertage zu gel- „Erntedanktag“ (erster Sonntag nach Mi- tag“ benannt, über seine genaue Bezeich- ten.“9) chaelis), sowie der „Gedenktag für die Ge- nung bestand anfangs noch keine Überein- Während die nunmehr nach der Zer- fallenen der Bewegung“ (9. November)16). stimmung, wurde erstmals am 25. Oktober schlagung der Sozialdemokratie im Ausland 1955 in ganz Österreich gefeiert.18) Erst im hergestellte, illegal erscheinende „Arbeiter- Vom »Tag der Fahne« zum Jahr darauf beschloß der Ministerrat auf Zeitung“ zum 1. Mai bitter feststellte: „Sie österreichischen Nationalfeiertag Antrag des Bundesministers für Unterricht sind die Sieger. Und wir sind besiegt. Sie Das Jahr 1945 brachte die Befreiung von Heinrich Drimmel am 11. September 1956 haben uns alles geraubt. Wir sind ohnmäch- der nationalsozialistischen Herrschaft. Doch alljährlich den „Tag der österreichischen tig, rechtlos, geächtet“10), erklärte Engelbert sie war nicht selbst erkämpft, sondern letzt- Fahne“, und zwar am 26. Oktober, zu bege-

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terisiert: „Die Geschichte der Republik Ös- über die österreichische Neutralität, nachdem terreich wurde im wesentlichen begriffen als der letzte alliierte Soldat am 25. Oktober eine Abfolge von Leidensstationen, das er- Österreich verlassen hatte) erwogen.“30) neuerte, freie Österreich als Frucht der Op- Die breiteste Zustimmung fand schließ- fer, die gebracht worden waren – nicht zu- lich der 26. Oktober. Vom 12. November, der letzt im Widerstand gegen das Hitler-Regi- ebenfalls lange in Diskussion gewesen war, me …“22) Diese Feiern waren aber nur auf wurde schließlich Abstand genommen. Bru- die Schulen konzentriert, sodaß sich breitere no Kreisky hat später die Tatsache, daß am Bevölkerungsschichten kaum davon ange- 12. November 1918 zwar die Republik aus- sprochen fühlten, noch dazu wo doch dieser gerufen worden war, gleichzeitig aber Feiertag weder arbeits- noch schulfrei war.23) „Deutschösterreich“ als Teil des Deutschen Dieser wenig befriedigende Zustand war Reiches erklärt worden war, als „Tag der bereits 1961 von Unterrichtsminister Drim- Selbstaufgabe Österreichs“31) bezeichnet und mel angesprochen worden, der anläßlich des dies als Grund angegeben, warum dieses hi- „Tages der Fahne“ darauf hingewiesen hatte, storische Datum 1965 nicht zum National- daß Österreich das einzige Land Europas sei, feiertag erklärt werden konnte. Die FPÖ hin- das keinen Nationalfeiertag habe.24) Antise- gegen wäre laut Abgeordnetem Zeillinger Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv mitische Provokationen und massive Ver- gerade mit diesem Datum „durchaus einver- Heinrich Drimmel, Unterrichtsminister 32) von 1. November 1954 bis 2. April 1964 suche seitens rechtsextremer Organisatio- standen“ gewesen. nen, die österreichische Nation in Frage zu Am 25. Oktober 1965 beschloß der öster- hen.19) In seiner Begründung führte Drimmel stellen, sowie diesbezügliche Äußerungen reichische Nationalrat einstimmig, daß der aus: „Wie sich bei der Feier des Tages der in den Vorlesungen von Taras Borodajke- 26. Oktober, als Tag, an welchem Österreich Flagge im Herbst 1955 zeigte, erscheint es wycz an der Hochschule für Welthandel in 1955 seine immerwährende Neutralität er- zweckmäßig, durch eine alljährlich zu bege- Wien in den Jahren 1964/65, die zu Aus- klärt hatte, der Nationalfeiertag sein sollte:33) hende Nationalfeier – ohne einen neuen einandersetzungen führten, welche sogar To- Staatsfeiertag schaffen zu wollen – in der desopfer, Ernst Kirchweger, fordern soll- Bundesgesetz vom 25. Oktober 1965 Schuljugend ebenso wie in allen übrigen ten25), machten deutlich, daß die bisherige über den österreichischen National- Kreisen der österreichischen Bevölkerung Begehung des „Tages der Fahne“ nicht mehr feiertag das Bekenntnis zu den österreichischen genügte. Gestützt durch ein sich deutlich Eingedenk der Tatsache, daß Österreich Farben immer stärker zu verwurzeln und die verfestigendes nationales Selbstverständnis am 26. Oktober 1955 mit dem Bundes- Bedeutung des Wiedererstehens Österreichs der Österreicher und Österreicherinnen26), verfassungsgesetz BGBl. Nr. 211/1955 über als selbständigen neutralen Staat immer gingen Regierung und Parlament 1965 dar- die Neutralität Österreichs seinen Willen mehr bewußt zu machen. Als der Tag der ös- an, an die Stelle des wenig ins Bewußtsein erklärt hat, für alle Zukunft und unter allen terreichischen Fahne wurde der 26. Oktober der österreichischen Bevölkerung eingedrun- Umständen seine Unabhängigkeit zu wahren vorgeschlagen. Es ist dies der Tag der Neutra- genen „Tages der österreichischen Fahne“ und sie mit allen zu Gebote stehenden Mit- litätserklärung Österreichs, der ersten Doku- ausdrücklich einen österreichischen „Natio- teln zu verteidigen und in eben demselben mentation eines selbständigen politischen nalfeiertag“ – nicht nur „Staatsfeiertag“ – zu Bundesverfassungsgesetz seine immerwäh- Wollens Österreichs in voller Freiheit, zwei setzen. Angeregt durch die Aktivitäten des rende Neutralität festgelegt hat, und in der Tage nach dem Jahrestag der Vereinten Natio- 1965 gegründeten „Österreichischen Natio- Einsicht des damit bekundeten Willens, als nen.“20) Bereits 1956 wurde also nicht mehr nalinstitutes“ (ÖNI)27), hatten vor allem die dauernd neutraler Staat einen wertvollen der Abzug der alliierten Soldaten, sondern Abgeordneten Hurdes (ÖVP) und Neuge- Beitrag zum Frieden in der Welt leisten zu der Beschluß der immerwährenden Neutra- bauer (SPÖ) in ihren Parteien Initiativen für können, hat der Nationalrat beschlossen: lität als Anlaß dieses Festtages angegeben, die Schaffung eines österreichischen Natio- was sich jedoch nur langsam im Bewußtsein nalfeiertages gesetzt.28) Artikel I der Bevölkerung durchsetzen sollte. Dem Beschluß im Nationalrat ging eine Der 26. Oktober ist Nationalfeiertag. In den folgenden Jahren wurde in Fest- sehr offen geführte Diskussion über das akten und Feierstunden an den Schulen die mögliche Datum und den inhaltlichen Bezug Artikel II Jugend an die mühevolle Aufbauarbeit nach eines solchen Nationalfeiertages voraus29), in 1) Der österreichische Nationalfeiertag wird dem Krieg erinnert und in immer wiederkeh- der alle Brüche, Gegensätze und Widersprü- im ganzen Bundesgebiet festlich began- renden Appellen zum Bekenntnis zu Öster- che der wechselvollen Geschichte der Repu- gen. reich aufgefordert. In den anläßlich dieser blik angesprochen wurden. Aufgrund der 2) Die bundesgesetzlichen Bestimmungen Feiern vom Bundesministerium für Unter- unterschiedlichen politischen Positionen der über die Feiertagsruhe gelten für diesen richt herausgegebenen Broschüren21) zur Parteien wurden von ihnen jeweils verschie- Tag nicht. Unterstützung dieser Feiern wurde ein Ge- dene Tage als „geeignet“ angesehen: „So wur- schichtsbild vermittelt, welches der frühere de der 15. Mai (Unterzeichnung des Staats- Artikel III Leiter der Abteilung für Politische Bildung vertrages), 12. November (Gründung der 1) Dieses Bundesgesetz tritt am 26. Oktober im Bundesministerium für Unterricht, Kunst Ersten Republik), der 27. April (Unabhän- 1965 in Kraft. und Sport, bis Ende 1988, Sektionschef i.R. gigkeitsproklamation) und der 26. Oktober 2) Mit der Vollziehung dieses Bundesge- Leopold Rettinger folgendermaßen charak- (Beschluß des Bundesverfassungsgesetzes setzes ist die Bundesregierung betraut.“

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wurde der 26. Oktober als Nationalfeiertag ‚ideologische‘ Angelegenheiten. Ein Natio- den gesetzlichen Feiertagen gleichgestellt.38) nenbau gelingt nur auf der Basis wachsender Bei der Beschlußfassung dieses Gesetzes Befriedigung der Grundbedürfnisse.“46) Be- im Parlament, am 28. Juni 1967, brachten die sonders für die durch den gesellschaftlichen Abgeordneten der FPÖ ihre Ablehnung der Wandel sich neu herausbildenden Mittel- österreichischen Nation und damit auch und Unterschichten verliert demnach die eines österreichischen Nationalfeiertages, Nation „ihre transzendentale, das heißt, die welche sie schon 1966 in der Debatte um das gesellschaftliche Wirklichkeit übersteigende Feiertagsprovisorium geäußert hatten39), Bedeutung. Die Konsensformel lautet nicht deutlich zum Ausdruck. Der damalige Ab- mehr: Ich gehöre zur Nation, weil ich stamm- geordnete der FPÖ Friedrich Peter eröffnete verwandt bin. Sie kann nun verschieden lau- die Debatte mit folgender Stellungnahme: ten. Zum Beispiel: Ich bin Österreicher, weil „Die freiheitliche Fraktion bekennt sich zu und solange es mir in Österreich gut geht, einem Tag, der dem Gedenken des Vaterlan- und ich mich hier wohlfühle.“47) des gewidmet ist. Die freiheitliche Fraktion Nationales Bewußtsein bildet sich also bekennt sich ebenso zu allen Maßnahmen, nicht über beschwörende Appelle an Natio- den Vaterlandsbegriff zu heben, zu festigen nalfeiertagen heraus, sondern in einem ste- und ihn in den Herzen aller Staatsbürger zu ten Prozeß, der von der Summe der Erfah- verankern. In diesem Sinne bejaht die frei- rungen der Menschen mit der Gesellschaft heitliche Fraktion einen Staatsfeiertag, der und dem Staat, in dem sie leben, bestimmt Foto: BKA / BPD alle Bürger dieses Landes miteinander ver- wird. Ernst Bruckmüller weist vor allem der Josef Klaus, Bundeskanzler bindet. Die freiheitliche Fraktion kann sich Partizipation in allen gesellschaftlichen Be- der Republik Österreich vom 2. April 1964 bis 21. April 1970 aber nicht zu einem sogenannten österreichi- reichen eine zentrale Bedeutung zu: „Nicht schen Nationalfeiertag bekennen, der neue die Herstellung größerer Gesellschaften, In den erläuternden Bemerkungen zur Re- Gräben zwischen den Bevölkerungsteilen größerer Kommunikationsnetze schafft Na- gierungsvorlage betreffend dieses Bundes- dieses Landes aufreißt. Die freiheitliche tionen, sondern erst das aus dem Gefühl gesetz über den österreichischen National- Fraktion kann sich darüber hinaus nicht zu einer irgendwie erfolgreichen, irgendwie feiertag wurde als Begründung für die Wahl einem österreichischen Nationalfeiertag be- Sicherheit vermittelnden Teilnahme, Teil- dieses Datums hervorgehoben: „Der 26. kennen, der nichts anderes als eine Abkehr habe, Mitarbeit und Mitentscheidung entste- Oktober eignet sich besonders als National- von der historischen Wahrheit darstellt. Aus hende Zusammengehörigkeitsgefühl biete feiertag, weil er der Gedenktag der ersten diesem Grunde sagt die freiheitliche Frak- die Basis für ein Nationalbewußtsein“.48) feierlichen Äußerung des Unabhängigkeits- tion zum österreichischen Nationalfeiertag Eine wichtige Funktion für die Ent- willens der Republik Österreich nach Wie- nein.“40) wicklung des nationalen Selbstbewußtseins dererlangung ihrer vollen Souveränität und So zeigte auch diese Diskussion, daß es der Österreicher und Österreicherinnen hat- der Erklärung der immerwährenden Neu- eines der Wesensmerkmale des nationalen ten seit 1945 die nun schon historisch mani- tralität ist.“34) Bundeskanzler Josef Klaus be- Bewußtwerdungsprozesses in Österreich ist, festen Erfahrungen der wirtschaftlichen und tonte in seiner Rede in der Sitzung des Na- daß er in ständiger Konfrontation mit der der politischen Lebensfähigkeit Österreichs tionalrates, daß „wir Österreicher in diesem pangermanistischen Ideologie41) verläuft. als Kleinstaat. Die Erklärung der immerwäh- starken Bekenntnis zur österreichischen Das Vorhandensein eines stabilen österrei- renden Neutralität im Bundesverfassungs- Eigenstaatlichkeit keineswegs in den Natio- chischen Nationalbewußtseins ist jedoch gesetz vom 26. Oktober 1955 kann in ihrem nalismus des 19. Jahrhunderts zurückfallen heute durch Meinungsumfragen hinreichend Wert für den nationalen Bewußtwerdungs- wollen.“35) bestätigt.42) Der Prozeß der Nationsbildung prozeß in Österreich gar nicht hoch genug Schon in der Debatte im Nationalrat war seit 1945, der seine Wurzeln im Widerstand eingeschätzt werden, ermöglichte sie doch besonders kritisiert worden, daß dem Na- gegen den Nationalsozialismus hat,43) ist eine positive Identifikation mit der Rolle tionalfeiertag nicht der Rang eines gesetz- nach einer neuen, von Albert F. Reiterer u.a. Österreichs als selbständiger Staat und er- lichen Feiertages nach dem „Feiertags- vorgelegten Studie44) gegenwärtig dadurch leichterte die Loslösung von nostalgischen ruhegesetz“ zuerkannt worden war, was be- gekennzeichnet, "daß die Vergesellschaftung Großmachtphantasien, Anschlußdenken und deutete, daß dieser Tag vorerst weder arbeits- der Menschen und deren Integration nicht Zweifeln an der Lebensfähigkeit. Staatsver- noch schulfrei war. Vor allem Vertreter der mehr durch nationale Appelle (selbst wenn trag und Neutralität sind zurecht als „Ge- Wirtschaft hatten sich gegen einen zusätz- diese gelegentlich zu hören sind), sondern burtsurkunden das österreichischen Natio- lichen arbeitsfreien Tag ausgesprochen.36) So primär durch andere Mechanismen – zum nalbewußtseins“49) zu bezeichnen. Insoferne wurde zunächst als Kompromiß ein Ab- Beispiel dem Sachzwangargument – erreicht hat sich der Entschluß, die Erklärung der tausch des Nationalfeiertages gegen einen werden. Die Nation ist ein Bezugssystem immerwährenden Neutralität zum histori- kirchlichen Feiertag erwogen. Dies führte zu neben anderen geworden. Nation ist auch schen Bezugspunkt des österreichischen ablehnenden Reaktionen katholischer Kreise nichts ewig Währendes und schon gar nichts Nationalfeiertags zu machen, als richtig er- der Bevölkerung, und so konnte zunächst biologisch Bedingtes, sondern Vergesell- wiesen.  nur für das Jahr 1966 eine provisorische schaftungsinstrument, das Menschen Loya- http://www.demokratiezentrum.org Lösung für den 26. Oktober als arbeitsfreien lität abverlangt.“45) Nation und National- Die Fußnoten finden Sie hier: Tag zustandegebracht werden.37) Erst 1967 bewußtsein sind nach Reiterer „nicht einfach http://www.oe-journal.at/Aktuelles/Magazin/2015/148_271115/148_271115_Fussnoten.pdf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 69 Innenpolitik Schelling: Mit konsequentem Reformkurs wieder an die Spitze Der Finanzminister hielt im Nationalrat seine erste Budgetrede. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Johannes Brunnbauer Finanzminister Hans Jörg Schelling bei seiner ersten Budgetrede (stehend) auf der Regierungsbank im Nationalrat. Im Bild oben Nationalratspräsidentin Doris Bures. sterreich langfristig wieder zurück an vor allem die Steuerreform hervor, die insge- lich machen. Auch wenn nicht alles schlecht Ödie Spitze zu bringen, das ist das Ziel samt ein Volumen von 5,2 Mrd. € umfaßt sei, sei es unbestritten, daß Österreich in vie- von Finanzminister Hans Jörg Schelling, der und den DurchschnittsverdienerInnen rund len Bereichen, etwa bei der Wettbewerbsfä- am 14. Oktober im Nationalrat seine erste 1000 € im Jahr an Entlastung bringen soll. higkeit, zurückfällt. So habe sich Österreich Budgetrede hielt. Mit dem vorliegenden Bud- Die Gegenfinanzierung der Entlastung sei mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Pro- getentwurf will er einen Schritt auf dem Weg solide, bekräftigte der Finanzminister. Mit zent im Jahr 2014 von Deutschland völlig hinaus aus dem Mittelfeld setzen, wie er be- der Steuerreform habe man zusätzlich auch abgekoppelt, nannte Schelling ein Beispiel tonte. Schelling wies auf die schwierigen Rah- eine große Bürokratielawine weggeräumt, et- für den dringenden Handlungsbedarf. Daher menbedingungen für die Budgeterstellung wa durch die automatische ArbeitnehmerIn- seien die nächsten Jahre entscheidend, um hin – hervorgerufen durch das Hypo-De- nenveranlagung und die antragslose Fami- den Standort Österreich wieder zurück in die saster, das schwache Wirtschaftswachstum, lienbeihilfe. Die Erhöhung der Forschungs- Champions League zurückzuführen. Die Re- die hohe Arbeitslosigkeit und das mangelnde prämie, zusätzliche Mittel für den gesamten gionalliga Ost sei für ihn keine Option. Aus Vertrauen der Investoren und der Bevölke- Bildungsbereich, die Förderung der Mitar- Verantwortung für Österreich, für die Kinder rung. Aus diesem Grund drängt er mit Nach- beiterInnenbeteiligung, die Wohnbauoffensi- und Enkelkinder, aus Verantwortung weit druck auf weitere Reformen. „Die Wahrheit ve und der Ausbau des Breitbandnetzes seien über den nächsten Wahltermin hinaus müsse ist den Menschen zumutbar“, zitierte der Fi- weitere gezielte Maßnahmen zur Stärkung man daher die Dinge beim Namen nennen nanzminister die Dichterin Ingeborg Bach- des Wirtschaftsstandorts. und sich den Herausforderungen stellen. mann. Man könne sich nicht hinter der Wahr- Österreich habe die Wahl zwischen einer heit verstecken, es sei Pflicht, den Menschen Österreich hat die Wahl zwischen auf- aufwändigen Reparatur, indem man die reinen Wein einzuschenken. Nur so könne wendiger Reparatur und Abwarten bis Leistungen anpaßt, und einem Abwarten bis Politik wieder glaubwürdig sein und Ver- zum Motorschaden zum Motorschaden. trauen schaffen. „Jeder Tag ohne Reform ist Dieser Reformweg müsse fortgesetzt ein verlorener Tag“, drückte Schelling auf werden, appellierte der Minister eindringlich Schelling: Eine einnahmenseitige Sanie- mehr Tempo. an die Abgeordneten, um die Budgets der rung des Budgets ist nicht möglich Wichtige Reformschritte seien bereits ge- Folgejahre erstellen zu können. Man dürfe Er wolle den ersteren Weg gehen, sagte setzt worden, sagte Schelling und hob dabei es sich auf keinen Fall im Mittelmaß gemüt- Schelling, denn die Herausforderungen auf

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und Gehaltserhöhungen bei den BürgerInnen ankommen und andere ein Körberlgeld kas- sieren, brachte Schelling seine Sicht der Din- ge auf den Punkt. Des Weiteren sollen ab 2017 die Lohnnebenkosten in einem Ausmaß von rund 1,3 Mrd. € pro Jahr sinken. Schel- ling setzt zudem auf einen weiteren Bürokra- tieabbau und sagte vor allem die Durchfor- stung des Einkommenssteuerrechts nach Aus- nahmeregelung zu. Er wolle auch die vom Rechnungshof und anderen Institutionen vor- gelegten Vorschläge bis Ende 2016 zumin- dest zur Hälfte umsetzen und die zweite Hälfte davon in Angriff nehmen. Auch im Bildungsbereich reichen für den Finanzminister kosmetische Korrekturen nicht mehr aus. Er drängte daher auf konkre- te Ergebnisse, wie es sich die Regierung für den 17. November 2015 vorgenommen hatte

Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Johannes Brunnbauer (siehe Seite 71). Das Geld müsse dort an- Finanzmister Hans Jörg Schelling kommen, wo es hingehört, nämlich im Klas- senzimmer bei den Kindern, so der Minister der Ausgabenseite in Bezug auf Pflege, Pen- Der Finanzminister drängt auf unmißverständlich. sionen und Sozialleistungen würden mehr Pensionsreform, Bürokratieabbau und nicht weniger. Dazu kämen notwendige und Bildungsreform Problem Hypo/Heta Impulse für Wachstum und Beschäftigung so- Großen Reformbedarf sieht der Finanz- Der Minister ging auch auf das Problem wie die Bewältigung des aktuellen Flücht- minister im Pensionssystem, um dieses lang- Hypo/Heta ein, das notwendige Investitionen lingsproblems. Österreich habe nämlich kein fristig abzusichern. Eine jährliche durch- verhindere. Um die Dimension des Debakels Einnahmenproblem, sondern ein Ausgaben- schnittliche Steigerung von 4,2 Prozent, die für das Budget deutlich zu machen, rechnete problem. Mit 85 Prozent Staatsverschuldung kontinuierliche Steigerung der Verweildauer Schelling vor, daß das Maastricht-Defizit sei die Republik vom Ziel einer 60prozenti- in der Pension bei gleichzeitig weniger Ver- ohne Hypo/Heta bei 1 statt bei 2,7 Prozent gen Verschuldung weit entfernt. Damit ver- sicherungszeiten könne sich nicht ausgehen, gelegen wäre. Mit dem Zahlungsaufschub ha- liere man den Spielraum für dringend not- machte Schelling klar, wobei er dezidiert fest- be man aber Zeit für eine geordnete Ab- wendige Zukunftsinvestitionen, warnte Schel- stellte, daß es nicht um Eingriffe in beste- wicklung gewonnen, das Südosteuropa-Netz- ling und stellte klar, daß eine einnahmensei- hende, sondern um die Sicherung künftiger werk sei verkauft, mit Bayern ein General- tige Sanierung des Budgets nicht möglich Pensionen gehe. vergleich abgeschlossen, für das Land Kärn- sei. Mehr Wachstum löse die Probleme nicht, Einen wesentlichen Reformaspekt stellt ten ein Rückkaufmodell in Ausarbeitung und denn, um auf eine erträgliche Schuldenlast für den Finanzminister auch die Durchset- der neue Vorstand arbeite mit Hochdruck an von 60 Prozent herunterzukommen, brauche zung klarer Bund-, Länder- und Gemeinde- der Verwertung des Eigentums der Heta, man in den nächsten zehn Jahren ein durch- kompetenzen dar, da derzeit die Finanzströ- schilderte Schelling die Schritte zur Lösung schnittliches Wachstum von 3,6 Prozent, was me völlig ineffizient seien. Hier müsse drin- dieser Frage. unrealistisch sei, rechnete Schelling vor. Er gend aufgeräumt werden, kündigte Schelling setze daher die Priorität auf ein kluges Ge- die Neuordnung des Finanzausgleichs an und Zusätzliche Mittel zur Bewältigung sundsparen. Alle Mehrausgaben müßten da- zeigte sich äußerst zufrieden darüber, daß es der Flüchtlingsströme her gegenfinanziert werden, und es seien auch nach 41 Jahren gelungen sei, ein einheitli- Auch die aktuellen Flüchtlingsbewegun- unangenehme Schritte notwendig, um ein ches Haushaltsrecht von Bund, Ländern und gen und die sich daraus ergebenden Auswir- ausbalanciertes Budget zu erstellen. Gemeinden durchzusetzen. Die diesbezügli- kungen auf das Budget fehlten in der Rede Das Budget für 2016 sieht Einzahlungen che Verordnung werde er unterschreiben. des Finanzministers nicht. Er betonte, daß er von 71,9 Mrd. € vor, die Auszahlungen Schließlich gehe es um eine Finanzsumme rechtzeitig gegenüber der EU-Kommission betragen 77 Mrd. €, verdeutlichte Schelling von 95 Mrd. € pro Jahr. Das sei ein großer die Anrechnung der Flüchtlingskosten beim das Ausgabenproblem. Gelungen sei aber, so Schritt, der den Bürgerinnen und Bürgern strukturellen Defizit thematisiert habe. Im der Minister, zum dritten Mal in Folge ein mehr Transparenz bringe. kommenden Budget wurden die Mittel für strukturelles Nulldefizit in der Höhe von 0,5 Der Finanzminister kündigte zudem die die Grundversorgung auf 420 Mio. € erhöht, Prozent zu erreichen. Das sei ein Beleg da- Abschaffung der kalten Progression an und 75 Mio. € sind in einem eigenen Topf für die für, daß man auf dem richtigen Weg sei, und forderte in Ergänzung dazu, eine Abgaben- Integration der Flüchtlinge vorgesehen, wei- ein Zeichen, daß der Kurs gehalten werden bremse für alle Gebietskörperschaften und tere 70 Mio. € werden für die Flüchtlinge aus müsse, hielt Schelling fest. Mit einem Maas- Sozialversicherungen in der Verfassung zu dem Arbeitsmarktbudget aktiviert.  tricht-Defizit von 1,4 Prozent liege man deut- verankern. Denn eines könne nicht sein, daß http://www.parlament.gv.at lich unter den zulässigen 3 Prozent des BIP. der Finanzminister darauf achtet, daß Lohn- Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 71 Innenpolitik Einigung auf Bildungsreform Bildungsreform bringt Verbesserungen für SchülerInnen, mehr Autonomie, mehr Gemeinsamkeit und eine Stärkung der Kindergärten als Bildungsinstitutionen – Heinisch-Hosek: »Bildungssystem geht in neue Zeit« – Opposition ist unzufrieden Foto: BKA / Valerie Alwasiah Bundeskanzler Werner Faymann (r.) mit Vizekanzler Bundesminister Reinhold Mitterlehner im Pressefoyer nach dem Ministerrat ie Arbeitsgruppe zur Bildungsreform ist verschärft und verbessert, die Schulautono- umfaßt sieben ausverhandelte Pakete, kon- Dzu einer Einigung gelangt, wie Bundes- mie wird gestärkt und die einzelnen Schul- kret das Modell-Region-Paket für die ge- kanzler Werner Faymann am 17. November standorte bekommen mehr Rechte. Auch die meinsame Schule, das Elementarpädagogik- im Pressefoyer nach dem Ministerrat verkün- gemeinsame Schule wird weiter ausgebaut. Paket, das Autonomiepaket sowie das Schul- dete. „Es ist erfreulich, daß bei diesem The- Zukünftig wird es möglich sein, daß bis zu eingangs- und Schulorganisationspaket und ma, das uns lange auseinanderdividiert hat, 15 Prozent der AHS-Unterstufen als gemein- das Bildungsinnovations-Paket. Auch der eine politische Einigung erfolgt ist. Wir ha- same Schulen der Sechs- bis 14jährigen ge- weitere Fahrplan für die Umsetzung wurde ben einen gemeinsamen Weg der Regierung führt werden. Die Verwaltung der Bundeslän- bereits fixiert. Die Ministerin betonte, daß in einer so entscheidenden Schlüsselfrage der wird in Bildungsdirektionen zusammen- die Bildungsreform wesentliche Verbesse- wie der Bildung festlegen können“, sagte Fay- geführt. „Die Diskussionen zwischen Bund rungen für die SchülerInnen und LehrerIn- mann. Die Reform bringe Verbesserungen und Ländern wurden beigelegt und haben zu nen bringen wird. für SchülerInnen und LehrerInnen, eine Stär- einem sehr sinnvollen Kompromiß geführt“, „Besonders stolz“ zeigte sich Heinisch- kung des Standortes durch mehr Autonomie, sagte Faymann, der sich bei allen bedankte, Hosek über das Modell-Region-Paket in mehr Gemeinsamkeit und eine Stärkung der die an der Bildungsreform mitgearbeitet ha- Sachen gemeinsame Schule. „Damit werden Kindergärten als Bildungsinstitutionen. Fay- ben, allen voran Bildungsministerin Gabrie- wir es schaffen, die gemeinsame Schule der mann betonte, daß mit der Bildungsreform le Heinisch-Hosek und den Landeshauptleu- Sechs- bis 14jährigen Wirklichkeit werden zu ein produktiver und reformenreicher Kurs ten Michal Häupl, Peter Kaiser, Günther lassen“, betonte die Ministerin. Künftig fortgesetzt wurde: „Wir haben heuer drei Platter und Wilfried Haslauer. „Wir arbeiten könnten „rund 50.000 SchülerInnen, das sind große Meilensteine durchsetzen können: Die eng zusammen in der wichtigen Frage, wie 15 Prozent der Neuen Mittelschulen und 15 Steuerreform, die Reform des Arbeitsmarktes die Zukunft der Schule – und somit unserer Prozent der AHS-UnterstufenschülerInnen, und jetzt die Bildungsreform“, zeigte sich Kinder – zu gestalten ist“, betonte Faymann. gemeinsam von Bundes- und Landeslehre- Faymann erfreut. Bildungsministerin Gabriele Heinisch- rinnen nach einem gemeinsamen pädagogi- Die Bildungsreform sieht vor, daß der Hosek: „Mit dieser Bildungsreform geht das schen Konzept unterrichtet werden“. Das sei Kindergarten als Bildungsinstitution stärker österreichische Bildungssystem in eine neue ein „riesengroßer Schritt in eine neue Zeit, ausgebaut wird, vor allem in Hinblick auf das Zeit. In eine Zeit der Eigenverantwortung bei dem die Kinder auch das nötige Rüst- zweite Kindergartenjahr. Die Zusammenar- und der Entbürokratisierung, in eine Zeit, in zeug erhalten, um gut vorbereitet in die Zu- beit zwischen Kinderbetreuungseinrichtun- der sich die Kinder durchgesetzt haben“, kunft zu gehen“, sagte die Ministerin. Das gen und Schulen wird in der Modellregion sagte Heinisch-Hosek. Die Bildungsreform pädagogische Konzept umfasse eine Indivi-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 72 Innenpolitik dualisierung des Lernens genauso wie eine Forcierung der Kompetenz- und Berufs- orientierung. Die Modellregionen würden zehn Jahre erprobt und wissenschaftlich begleitet, so die Ministerin, die hofft, daß die gemeinsame Schule dann auf ganz Öster- reich ausgeweitet werden kann. Von zentraler Bedeutung sei aber auch eine bessere Schule für die Kinder, sagte Heinisch-Hosek mit Blick auf das Schulein- gangs- und Volksschul-Paket. Hier schaffe man einen „gemeinsamen Bildungsraum zwi- schen dem vierten und dem achten Lebens- jahr“, um so einen verbesserten Übergang zwischen Kindergarten und Volksschule zu ermöglichen. Erreicht werden solle dies z.B. durch einen stärkeren Austausch von Kinder- gartenpädagogInnen und VolksschullehrerIn- Foto: Bundeskanzleramt Österreich / Bundespressedienst Andy Wenzel nen über die Entwicklung und individuellen Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Staatssekretär Harald Mahrer Stärken der Kinder bei gemeinsamen Konfe- präsentierten die wichtigsten Punkte der umfassenden Bildungsreform. renzen. In der Schuleingangsphase (letztes konkrete Fortschritte, die eine sinnvolle sorgt. Die Abrechnung wird über das Bun- verpflichtendes Kindergartenjahr und erste Weiterentwicklung des bestehenden Systems desrechenzentrum laufen. Mit der zentralen zwei Volksschuljahre) gibt es außerdem die ermöglichen. Wir wollen früher investieren, Steuerung klären wir eine wichtige Frage.“ Möglichkeit, unbürokratisch und autonom statt später teuer reparieren“, sagte Vize- Darüber hinaus betonte Mitterlehner die jahrgangsübergreifendes Unterrichten zu eta- kanzler Reinhold Mitterlehner im Minister- Bedeutung eines differenzierten Schulsy- blieren. Auch könnten die Schulstandorte rat zur Bildungsreform, deren Eckpunkte im stems. „Die Reformgruppe hat einen guten künftig autonom entscheiden, ob es alterna- Ministerrat beschlossen und 2016 in Ge- Modus gefunden. Das Gymnasium bleibt als tive Leistungsbeurteilungen (z.B. verbale setzesform gegossen werden. Besonders Hauptform bestehen. Es gibt aber auch die Beurteilungen) gibt, sagte Heinisch-Hosek. wichtig sei es gewesen, die Bundesländer in Möglichkeit für die Bundesländer, eine Mo- Von entscheidender Bedeutung für eine die Verhandlungen einzubeziehen, so Mitter- dellregion zu entwickeln, wobei die Gesamt- erfolgreiche Bildungsreform sei zudem ein lehner, der sich insbesondere beim ÖVP- zahl der Standorte mit 15 Prozent der Stand- „gutes Maß an Autonomie“, unterstrich die Verhandlungsteam mit den Landeshaupt- orte sowie 15 Prozent der Schüler der jewei- Bildungsministerin. So könnten die Schul- leuten Wilfried Haslauer und Günther Platter ligen Schulform gedeckelt ist“, erläutert leiterInnen künftig bei der Neubestellung von sowie Staatssekretär Harald Mahrer für die Mitterlehner. Durch eine Evaluierung wird LehrerInnen mitreden. Weiters ist in Zukunft Reform bedankte. nach zehn Jahren geklärt, wie sich das Mo- u.a. eine bedarfsorientierte Anpassung der „Wir setzen bei der Elementarpädagogik dell entwickelt hat. „Es ist nichts dagegen schulischen Öffnungszeiten an die Erforder- an, ermöglichen das zweite verpflichtende einzuwenden, die Qualität im Wettbewerb zu nisse des Berufslebens der Eltern genauso Kindergartenjahr und verstärken die Sprach- erhöhen. Mir geht es darum, nach oben zu möglich wie eine flexible Gestaltung von förderung. Künftig wird es einen neuen Bil- fördern und nicht nach unten zu nivellieren“, Lerngruppen. Eine evidenzbasierte Quali- dungskompaß geben, um die Talente unserer betonte Mitterlehner. tätssicherung im Rahmen der Schulaufsicht Kinder besser fördern zu können. Damit NEU sorgt für eine Weiterentwicklung der wird auch die Integration erleichtert“, hob Rosenkranz: Sammelsurium an Schulen. Ein nationaler Schulqualitätsbe- Mitterlehner zentrale Punkte hervor. Ziel sei Überschriften und Scheinaktivitäten richt, der alle drei Jahre an das Parlament es, den Übergang vom Kindergarten in die Als „Sammelsurium an Überschriften ergeht, gibt künftig Aufschluß über die Ent- Schule optimal zu begleiten. Zudem stärkt und Scheinaktivitäten ohne jedwede inhaltli- wicklung der österreichischen Schulen. die Reform auch die wichtige Schulautono- che Substanz“ bezeichnete FPÖ-Bildungs- Zum Thema Schulverwaltung erklärte die mie. „Hier geht es darum, daß die Freiheit sprecher NAbg. Walter Rosenkranz die Eini- Ministerin: „Ich bin zufrieden, denn endlich für pädagogische, personelle und organisato- gung zur Bildungsreform. „Offenbar sind ist mit den Bildungsdirektionen eine gemein- rische Entscheidungen wesentlich erhöht SPÖ und ÖVP in Hektik ausgebrochen und same Verwaltung und keine Parallelstruktur wird. Damit können Direktoren künftig stär- haben, nur um den Abgabetermin einzuhal- sichergestellt, so daß wir mit völliger Trans- ker auf die individuelle Situation eingehen“, ten, ein Papier aus Absichtserklärungen und parenz zum ersten Mal schauen können, was hält Mitterlehner fest. Alibi-Maßnahmen zusammengestellt. Reich- beim Kind ankommt und welche Ressourcen Weiters hat sich die Bildungsreformgrup- lich wenig nach monatelangen Verhandlun- an welche Schulen fließen.“ pe auf die Einrichtung von Bildungsdirektio- gen!“, kritisierte Rosenkranz. nen in allen Bundesländern geeinigt. Dabei „Die Schulautonomie ist eine Scheinau- Mitterlehner: Bildungsreform handelt es sich um eine gemeinsame Behör- tonomie, durch die Bildungsstiftung wird die stellt Kind in den Mittelpunkt de von Bund und Ländern. „Neu ist, daß alle Mängelwirtschaft lediglich ausgelagert. In „Unsere Bildungsreform stellt das Kind Lehrer von einer Einheit verwaltet werden, der Verwaltung hat sich nichts geändert, sie in den Mittelpunkt. Wir erreichen damit ganz was für mehr Überblick und Transparenz ist nach wie vor eine unglücksselige Gemen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 73 Innenpolitik gelage an ineinander verschränkten Bund- Hosek unsere Kinder wie weiße Mäuse ein wenn von der Bildungsministerin gerne an- Länder-Kompetenzen, nur die Türschilder und schafft mit ihrem Bildungsexperiment ders dargestellt, zeige sich erneut, daß die werden ausgetauscht – der Landesschulrats- eine verlorene Generation“, warnte Team Fragen der Schulverwaltung und der damit präsident darf sich in Zukunft Bildungsdi- Stronach Klubobmann Robert Lugar in einer verbundenen Möglichkeiten der Einfluß- rektor nennen“, so der FPÖ-Bildungsspre- Pressekonferenz zur Bildungsreform. Vor nahme zentraler Knackpunkt der Bildungs- cher. Der einzig positive Ansatz sei, daß das allem die geplanten Modellregionen sind für reform waren und weiterhin bleiben. „Die Gymnasium – zumindest bis 2025 – erhalten Lugar inakzeptabel. „Wenn an 15 Prozent der Bundesregierung hat es wieder nicht ge- bleiben solle und der Elementarpädagogik ein Schulstandorte Gymnasien und Sonderschu- schafft, sich aus dem Würgegriff der Landes- höherer Stellenwert eingeräumt werde, wo- len abgeschafft werden und alles in einen kaiser zu befreien. Damit verkam dieser bei allerdings nichts einzusehen sei, warum Schultyp gepfercht wird, müssen die Eltern Reformversuch einmal mehr zu einer macht- es für alle Kinder ein verpflichtendes 2. Kin- entweder den Wahlsprengel wechseln – was politischen Tauschbörse“, kritisiert Strolz. dergartenjahr geben müsse. in Österreich unmöglich ist – oder ihre Entsprechend leiden auch die Inhalte die- „Die angebliche Einigung ist das papier- Kinder in Privatschulen schicken“, mahnte ser Reform. Eine umfassende Erneuerung gewordene Sittenbild von SPÖ/ÖVP, sie Lugar. unseres Schulsystems werde mit dieser ver- spiegelt das wechselseitige Mißtrauen der Diese Bildungsreform sei als „gefährli- bremsten Reform-Ansage nicht möglich Verhandlungspartner wider und zeigt, daß es che Drohung“ zu verstehen. „Denn die sein. „Zumindest wird es ein Mehr an päda- beiden nur um den Machterhalt geht. Lehrer, Ministerin will das gescheiterte Konzept der gogischer Autonomie geben. Das ist ebenso Schüler und Eltern bleiben dabei genauso Gesamtschule nun auch auf funktionierende erfreulich wie überfällig. Bei den wirklich auf der Strecke wie die Bildung selbst.“ Schulen wie Gymnasien umlegen“, erklärte großen und entscheidenden Brocken – wie Lugar. Die Gesamtschule sei aber bereits in einer umfassenden finanziellen und perso- Glawischnig: Deutlich den Volkschulen gescheitert. „Die Volks- nellen Autonomie – hat dieser Reformver- verbesserungsbedürftig schule macht genau das Gegenteil von dem, such aber komplett ausgelassen. Allein den „Die Ergebnisse der Bildungsreform- was sie soll: alle auf ein hohes Niveau zu Landesschulrat in Bildungsdirektion umzu- kommission enthält Licht und Schatten. Völ- heben, um für höhere Schulen gerüstet zu benennen, ist schlechtweg nicht genügend“, lig unverständlich ist etwa die Knebelung sein. Stattdessen segregiert und separiert sie so Strolz. der Bundesländer Wien und Vorarlberg, was die Kinder. Die Schwierigkeiten beim Lesen Dieses Ergebnis war bereits zu Beginn die Einführung einer Modellregion Gemein- und anderen Kulturtechniken entstehen in der Verhandlungen absehbar. Aufgrund ihrer same Schule betrifft. Warum Innovation im den Volksschulen“, machte Lugar aufmerk- interessens- und parteipolitischen Verstrik- Schulbereich auf 15 Prozent eines Bundes- sam. „Hier wird mit nordkoreanischen kungen war die Bundesregierung außer Stan- landes reduziert werden soll, ist nicht nach- Methoden über die Köpfe der Betroffenen de oder nicht willens, einen transparenten vollziehbar“, betont Eva Glawischnig, Bun- drübergefahren“, kritisierte Lugar, der selbst und partizipativen Reformprozeß im Bil- dessprecherin und Klubobfrau der Grünen. Vater von zwei schulpflichtigen Kindern ist. dungsbereich aufzusetzen. „Sowohl die Öf- „Für einen Grünen Bildungssprecher, der Auch sei es nicht gelungen, den Schulen fentlichkeit als auch die Schulpartner und aus Vorarlberg kommt, ist das mit Sicherheit mehr Autonomie einzuräumen und diese aus die Oppositionsfraktionen im Parlament wur- ein No-Go“, ergänzt Harald Walser, Bil- dem Einfluß der Länder zu befreien, zeigte den systematisch aus den Beratungen der Bil- dungssprecher der Grünen. sich Lugar enttäuscht. „Die Bildungsdirek- dungsreformkommission und des Bildungs- Im Schulorganisationspaket sind die hei- tionen sind purer Etikettenschwindel, die ministeriums ausgeschlossen. So können klen Punkte nach wie vor offen. „So ist etwa Landeschulräte werden einfach nur umbe- keine tragfähigen Lösungen erarbeitet wer- die Einbindung der Eltern, SchülerInnen und nannt“, sagte Lugar. „Wenigstens schafft den. Ein gemeinsames Reformprojekt muß LehrerInnen bei Direktorenbestellungen not- man die Vizeschulräte ab, da wird zumindest im Rahmen eines integrativen, parteiüber- wendig“, betont Walser. Einige positive An- etwas Geld eingespart“, fügte er hinzu. greifenden Dialogprozesses entwickelt wer- sätze sind im Autonomiepaket zu erkennen. Einzig bei den Kindergärten gebe es positive den“, reklamiert Strolz. Eine Stärkung des Kindergartens als Bil- Neuerungen. Es sei Lugar bewußt, daß es für Für eine gelingende Bildungsreform dungseinrichtung ist zu begrüßen wie auch Heinisch-Hosek „sicher nicht leicht ist, sich brauche es eine breite Allianz der konstruk- die in Zukunft notwendige Zusammenarbeit gegen die mächtigen Länder durchzuset- tiven Kräfte, abseits von machtpolitischem zwischen Kindergarten und Volksschule“, so zen.“ Dennoch werde das Team Stronach Kalkül und parteipolitischer Taktik. „Für Glawischnig. dieser Reform nicht zustimmen, weil sie ge- eine echte Bildungswende gilt es daher, Be- „Nachdem die Grünen die notwendige gen die Interessen der Eltern und Schüler troffene endlich zu Beteiligten zu machen. Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament ermög- gerichtet ist. „Doch das letzte Wort ist noch Versuchen wir zu retten, was noch zu retten lichen können, schlagen wir ein baldiges Ge- nicht gesprochen“, kündigte Lugar seinen ist! Ich erwarte mir, daß die Regierungspar- spräch mit Kanzler und Vizekanzler vor, um eigenen und auch massiven Widerstand sei- teien nun zumindest für die Phase der parla- die entsprechenden Verbesserungen zu ver- tens der Eltern an. mentarischen Konkretisierung einen partizi- handeln“, so Glawischnig. pativen Prozeß aufsetzen. Wir NEOS sind Strolz: Statt umfassender Bildungsre- und waren stets zur konstruktiven Mitarbeit Lugar: Heinisch-Hosek experimentiert form leider nur lauwarmer Kompromiss bereit“, so Strolz abschließend.  mit einer ganzen Generation „Wir sehen hier den typisch österreichi- Weitere Informationen zum Thema Bildung „Das ist keine Reform, sondern eine mas- schen Kompromiss der Mutlosigkeit“, kom- im Allgemeinen und zur Bildungsreform im sive Verschlechterung. In ihrer ideologischen mentierte NEOS-Bildungssprecher Matthias Speziellen finden Sie unter Verblendung setzt Ministerin Heinisch- Strolz die Bildungsreform- Punktation. Auch https://www.bmbf.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 74 Innenpolitik Der Bundesrat im Wandel der Zeiten Die Geschichte der Vertretung der Bundesländer, der sogenannten zweiten Kammer des Parlaments

Von Andreas Pittler *) Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer Der Bundesratssaal, den unser Bild hier während einer Debatte der Länderkammer zeigt, war 1945 wegen schwerer Bomben- schäden nicht benutzbar. Die Festsitzung des Bundesrates wurde damals im Budgetsaal im Parlament abgehalten. ls sich die wiederbegründete Republik Abgeordnetenhaus, quasi „the House of AÖsterreich 1945 darauf verständigte, Commons“, ein Herrenhaus, „the House of die Bundesverfassung des Jahres 1920 (in Lords“, gestellt. Nach der Ausrufung der Re- der Fassung von 1929) wieder in Kraft zu publik und der Abschaffung des Adels gab es setzen, wurde auch der Bundesrat erneut zu für eine solche Kammer keine Berechtigung einem Bestandteil der heimischen Legisla- mehr. Allerdings verspürten verschiedene tive. Dazu geschaffen, die Länderinteressen Bundesländer starke Abwanderungsgelüste. zu wahren, hat die sogenannte zweite Kam- Tirol und Salzburg schielten begehrlich nach mer des Parlaments ein absolutes Veto, wenn Deutschland, Vorarlberg wäre gern ein bei einem Gesetz direkt Einflußbereiche der Schweizer Kanton geworden. Um also den Bundesländer berührt werden, und ein sus- Bundesländern den Verbleib bei Österreich pensives Veto bei zahlreichen anderen Ge- schmackhaft zu machen, band man sie in die setzesinitiativen. Allein in Budgetfragen Bundesgesetzgebung ein und griff dabei eine kommt dem Bundesrat keine Stellung zu. Tradition auf, die in ähnlicher Form auch in Historisch gesehen war der Bundesrat der Schweiz („Ständerat“) und in den USA anno 1920 eher eine Verlegenheitslösung. („Senat“) existiert. Allerdings mit einem Die Monarchie hatte parlamentarisch das grundlegenden Unterschied: während in die- britische System kopiert und neben das sen Staaten PolitikerInnen in einer reinen Per- Foto: Archiv der Parlamentsdirektion sönlichkeitswahl gekürt werden, verständigte ÖGB-Vizepräsident, Bundespräsident- *) Dr. Andreas Pittler ist Mitarbeiter der Publikations- schaftskandidat 1951 und Bundesrat man sich in Österreich darauf, daß die jewei- abteilung der Parlamentsdirektion Gottlieb Fiala (KPÖ) ligen Landtage ihre VertreterInnen in den

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Bundesrat entsenden. Die Mitglieder der Länderkammer sind somit weitaus mehr der jeweiligen Landesverwaltung verbunden als etwa ein frei gewählter Senator aus einem amerikanischen Bundesstaat. Diese Verzah- nung wurde in jüngerer Vergangenheit sogar noch verstärkt, indem heutzutage die Prä- sidentschaft über den Bundesrat stets mit dem Vorsitz in der Landeshauptleutekonfe- renz korrespondiert. In der ersten Republik hatte die Zahl der Bundesräte zwischen 46 und 50 geschwankt, 1945 wurde er mit 50 Mandataren wieder eingerichtet, von denen damals 27 der ÖVP-, 23 der SPÖ-Fraktion angehörten. Im Zuge der diversen Landtagswahlen des Jahres 1949 kam auch ein Bundesrat der KPÖ (der ÖGB- Vizepräsident und spätere Bundespräsident- schaftskandidat Gottlieb Fiala aus Wien) in die Länderkammer, während die Vorgänger- organisation der FPÖ gleich vier Bundesräte entsenden konnte. Doch die Erfolge der beiden Oppositions- parteien waren nur von kurzer Dauer. Bereits 1957 waren die beiden Regierungsfraktionen in der Länderkammer wieder unter sich, wes- halb die Gesetze, die im Nationalrat be- schlossen wurden, kaum auf Widerspruch seitens der Vertreter der zweiten Kammer stießen. 1967 aber kam es zu einer bemer- kenswerten Situation. Die SPÖ, die sich seit 1966 in Opposition zu einer ÖVP-Alleinre- gierung befand, hatte unter ihrem neuen Vor- sitzenden Bruno Kreisky bei mehreren Landtagswahlen kräftig zugelegt, weshalb sie im Bundesrat plötzlich ebenso viele Man- datarInnen stellte wie die ÖVP. Mit einem

Mal kam dem Bundesrat eine bislang nicht Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Bild oben: Das aktuelle Bundesrats- präsidium mit Präsident Kneifel (ÖVP) an der Spitze, links von ihm Vize- präsidentin Inge Posch-Gruska (SPÖ) und rechts Vizepräsident Harald Himmer (ÖVP) Bild links: Sitzungssaal des Bundes- rates nach dem Wiederaufbau 1962

gekannte Bedeutung zu, denn beim Fehlen auch nur einer einzigen „schwarzen“ Man- datarin/eines Mandatars, konnte die Länder- kammer Initiativen der Bundesregierung zumindest für eine Weile blockieren. Dies galt umso mehr, als die SPÖ 1969 erstmals die absolute Mehrheit der Bundesräte stellte, was der im Folgejahr ihr Amt antretenden Regierung Kreisky sehr zupaß kam. Im Zuge einer Neuberechnung der Bun- desratssitze im Gefolge der Volkszählung von 1981 wuchs die Anzahl der Kammer-

Foto: Bundesgebäudeverwaltung Wien – Lichtbildstelle mitglieder auf 65, und die ÖVP hatte mit 33

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derholung der freiheitlichen Wahlerfolge der 90er-Jahre, denn gegenwärtig hält die FPÖ mit 13 Bundesräten wieder fast bei ihrem Stand zu Beginn des Jahrtausends, während die Grünen bei ihren vier Sitzen stagnieren. Da die Gesamtzahl der Bundesräte zwi- schenzeitlich von 64 auf 61 abgesunken ist, bedeutet dies, daß die Regierungsfraktionen nur noch bei 42 Sitzen halten, da ein Frei- heitlicher aus Salzburg dem Klub der FPÖ nicht mehr angehört und zudem ein Bundes- rat, der ursprünglich von „Team Stronach“ entsandt worden war, mittlerweile ebenfalls „wilder“ Bundesrat ist. Bemerkenswert an der gegenwärtigen Komposition der Länderkammer ist mithin, daß die beiden Großparteien im Laufe der jüngsten Vergangenheit einen substanziellen

Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Schwund an Repräsentanten hinnehmen Die Niederösterreicherin Elisabeth Kerschbaum war die erste grüne Bundesrätin mußten. Mittlerweile gibt es Bundesländer, (von 24. April 2003 bis 23. April 2013) in denen eine der beiden Regierungsparteien zu 32 Mandaten ab 1982 wieder die Nase überhaupt nicht mehr vertreten ist, so vorne. Das blieb auch so während der Ära Vorarlberg, wo es keinen einzigen SP-Bun- der sogenannten „kleinen Koalition“ unter desrat gibt, und Wien, wo die ÖVP ihre Ver- Fred Sinowatz, ehe die Neuauflage der „gros- tretung verloren hat. Letzteres ist insofern sen Koalition“ im Jänner 1987 allfällige Un- bemerkenswert, als dadurch der seit 2008 wägbarkeiten bezüglich des Bundesrates (mit kurzen Unterbrechungen) amtierende wieder obsolet machte. Vizepräsident des Bundesrates, Harald Him- Im Herbst jenes Jahres zog dann erstmals mer, aus der Länderkammer ausscheiden seit über 30 Jahren wieder jemand in die muß. Länderkammer ein, der weder der ÖVP noch Das Präsidium des Bundesrates (die Prä- der SPÖ zuzurechnen war. Die FPÖ hatte in sidentschaft wechselt im alphabetischen Wien ein Mandat gewonnen und mit Heide Turnus der Bundesländer alle sechs Monate, Schmidt besetzt, die später als Dritte Präsi- dazu stellen die beiden größten Fraktionen je dentin des Nationalrats das „Liberale Fo- einen Vize) war naturgemäß eine Domäne rum“ aus der Taufe heben sollte. Geschuldet von ÖVP und SPÖ. Erst 2001 erklomm erst- war dieser Zugewinn nicht zuletzt dem neuen mals ein Freiheitlicher den Präsidentenses- FPÖ-Obmann Jörg Haider, unter dem die sel, war doch die FPÖ in Kärnten stimmen- „Blauen“ über zwölf Jahre von Sieg zu Sieg stärkste Partei geworden. Da aber die FPÖ

eilten. Im Jänner 2000 standen so 27 Mit- Foto: Marco Lipus 2013 als stärkste Kraft im südlichsten Bun- glieder der ÖVP und 22 Mitglieder der SPÖ Die erste FPÖ-Bundesrätin Heide desland wieder abgelöst wurde, gab es im 15 FP-BundesrätInnen gegenüber – wobei Schmidt (von 9. Dezember 1987 Vorjahr mit Ana Blatnik erstmals eine Ange- bis 4. November 1990 die Gesamtzahl auf 64 gesenkt worden war. hörige der nationalen Minderheit der Kärnt- Doch der Eintritt der FPÖ in die Regie- deskanzler Schüssel das Regieren nicht un- ner Slowenen als Präsidentin der Länder- rung Schüssel wurde von der Wählerin/vom bedingt erleichterte. Der Bundesrat machte kammer. Weitere Präsidentschaften von Wähler wenig goutiert. Innerhalb weniger von seinen neuen Möglichkeiten auch rege Mitgliedern anderer Parteien als ÖVP und Monate verlor die FPÖ Mandat um Mandat Gebrauch, ehe die Rückkehr zum System SPÖ sind vorderhand also nicht zu erwarten. in der Länderkammer, bis hin zu einem der „großen Koalition“ im Jänner 2007 die Und auch wenn die SPÖ durch die Nie- Tiefststand von nur einem einzigen Bundes- Wogen in der Länderkammer nachhaltig derlage bei den oberösterreichischen Land- ratsmitglied im November 2005. Zu diesem glättete. tagswahlen erstmals in der Geschichte der Zeitpunkt hatte sich freilich schon eine Kurz danach errang der ÖVP-Rebell Fritz Zweiten Republik nicht mehr mindestens ein grüne Fraktion unter den Bundesräten for- Dinkhauser in Tirol genügend Stimmen, um Drittel aller Bundesräte stellt, so ist vorerst mieren können, da die Grünen in Wien, Nie- auch einen Bundesrat nach Wien entsenden für die Regierung aus der Länderkammer derösterreich, Oberösterreich und Tirol je- zu können, der Mann der „Liste Fritz“ blieb kein Ungemach zu erwarten, stellt sie doch weils einen Sitz hatten erringen können. Und aber eine Ausnahme in der parlamentarischen immer noch die überwältigende Mehrheit im die Niederlagenserie des Juniorpartners in Geschichte. Im Wesentlichen waren die Ver- Bundesrat. Sollten in Hinkunft jedoch ande- der Regierung führte dazu, daß ab Oktober treter der vier großen Fraktionen in der zwei- re Koalitionen im Bund regieren, könnte die 2005 die rot-grüne Opposition in der Län- ten Kammer unter sich. Allerdings vollzog Sache freilich anders aussehen.  derkammer in der Mehrheit war, was Bun- sich in der jüngsten Vergangenheit eine Wie- http://www.parlament.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 77 »Burgenland Journal« Neue Wege für eine erfolgreiche Zukunft Budgetrede von Finanzreferent LR Helmut Bieler zum Landesvoranschlag 2016 Foto: Bgld. Landesmedienservice Finanzreferent Landesrat Helmut Bieler am 19. November bei seiner Budgetrede im Burgenländischen Landtag. Links im Bild Landeshauptmann Hans Niessl, rechts Landesrätin Verena Dunst. Im Hintergrund (Mitte) Landtagspräsident Christian Illedits.

nter dem Motto „Neue Wege für eine baumaßnahmen aufgewendet. Jeder fünfte beeinflußt. Ab dem Jahr 2016 darf es keine Uerfolgreiche Zukunft“ skizzierte Finanz- Euro des Budgets fließt in nachhaltiges Überschreitung des Haushaltssaldos nach referent Landesrat Helmut Bieler im Rah- Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig wurde ESVG mehr geben. Um diese Vorgabe erfül- men seiner Budgetrede am 19. November im die geforderte Schuldenbremse vom Bund len zu können, werden von der Burgenländi- Burgenländischen Landtag den Landesvor- erfolgreich umgesetzt. Seit der Beschreitung schen Landesregierung stabile Finanzen, ein anschlag 2016. „Das Budget 2016 ist ein des notwendigen Konsolidierungsweges ist ausgeglichener Haushalt sowohl im ordent- verläßlicher Stabilitätsgarant, der das Land eine ausgabenseitige Einsparung von 125 lichen als auch im außerordentlichen Haus- auch weiterhin auf ein festes Finanz-Funda- Mio. Euro gelungen. Ab 2015 gibt es im halt, die Erfüllung der Kriterien des ÖStP ment stellt. Dieser Landesvoranschlag ist Burgenland keine Neuverschuldung, denn 2012 sowie ein kontinuierlicher Schuldenab- weit mehr als die Summe seiner 2900 Vor- mit dem Budget 2016 beginnt der Schul- bau ab dem Jahr 2016 als Ziele verfolgt. Der anschlagstellen, denn er ist für die Menschen denabbau. Die Schuldenquote des Burgen- ordentliche Landesvoranschlag 2016 ist dieses Landes da. Zwei Drittel aller Ausga- lands sinkt von 25 Prozent 2015 auf 24 Pro- inklusive einer Schuldentilgung in der Höhe ben 2016 entfallen nämlich auf die Bereiche zent 2016 – und so wird es weitergehen“, be- von 2 Mio. Euro ausgeglichen. Einnahmen Bildung, Gesundheit, Soziales und Wohn- tonte Landesrat Bieler, der heuer bereits zum in Höhe von 1.145.268.200 Euro stehen Aus- bauförderung und kommen somit direkt den vierten Mal Zahlen, Daten und Fakten zum gaben in Höhe von 1.145.268.200 Euro ge- BurgenländerInnen zugute. Beispielsweise Budget in kurzer und prägnanter Form im genüber. Der außerordentliche Landesvoran- wurden 250 Mio. Euro in die Bildung inve- Überblick als Budgetbegleitbroschüre prä- schlag 2016 sieht Einnahmen und Ausgaben stiert. Die Investitionsquote liegt mit 20,3 sentierte. in Höhe von 24.600.000 Euro vor. Die Fonds- Prozent im Österreichvergleich im Spitzen- Das Budget 2016 wurde in einem nach gebarung ist im Landesvoranschlag 2016 mit feld. Rund 233 Mio. Euro werden als Im- wie vor fragilen wirtschaftlichen Umfeld seit 3.658.000 Euro ausgeglichen. Die Einnah- pulsgeber für Wirtschaft, Bildung, Touris- der Finanzkrise erstellt und von strengen eu- men im Landesvoranschlag 2016 haben sich mus, Infrastruktur, Arbeitsmarkt- und Wohn- ropäischen und nationalen Haushaltsregeln gegenüber dem Landesvoranschlag 2015 um

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 78 »Burgenland Journal«

plante Neuverschuldung halbiert werden. Die Gesamtausgaben im Landesvoranschlag 2016 betragen 1.145,3 Mio. Euro. Davon werden rund 233 Mio. Euro für Investitionen bzw. für investitionsfördernde Maßnahmen aufgewendet, das ist um 13,1 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einer In- vestitionsquote von rund 20,31 Prozent. Na- hezu jeder fünfte Euro des Landesvoran- schlages wird in das Wirtschaftswachstum des Burgenlandes investiert. Ab dem Jahr 2016 wird, wie prognostiziert, sukzessive mit dem Schuldenabbau begonnen. Der Stand der direkten Finanzschulden des Landes wird im Jahr 2016 um 2 Mio. Euro auf 276 Mio. Euro reduziert. Der Finanzplan für die Jahre 2016 bis 2020 sieht eine Gesamtredu- zierung der direkten Finanzschulden des Landes auf 268 Mio. Euro vor. Die erforder- lichen Kreditfinanzierungen erfolgen aus- schließlich beim Bund, abgewickelt von der

Foto: Bgld. Landesmedienservice Österreichischen Bundesfinanzierungsagen- v.l.: Referatsleiterin OARin Ursula Fercsak, Finanzreferent Landesrat Helmut tur (ÖBFA) und bei der Burgenländi- Bieler, Büroleiterin Isabell Strobl (Budgetkoordinatorin im Büro Landesrat Bieler), schen Landesholding Vermögensverwaltungs und Abteilungsvorstand WHR Engelbert Rauchbauer stehen für ein Budget 2016, mit dem neue Wege für eine erfolgreiche Zukunft beschritten werden. GmbH & Co OG (BVOG). Dazu der Finanzreferent: „Standard& 43,1 Millionen Euro erhöht. Die größten Ein- Jänner 2016 in Kraft treten wird. Diese Poor‘s bestätigt dem Land eine solide Haus- nahmensteigerungen liegen in den Bereichen Steuerreform mit einem Volumen von insge- haltsentwicklung mit konsequent sinkender Unterricht, Soziales, Gesundheit und Fi- samt 5,4 Mrd. Euro bringt die größte Steuer- Nettoneuverschuldung in Kenntnis aller nanzwirtschaft. Die Ausgaben im Landes- entlastung der Zweiten Republik und zielt Verbindlichkeiten, auch der Tochtergesell- voranschlag 2016 haben sich gegenüber dem auf die Attraktivierung des Standortes Öster- schaften. Die starke Wirtschaft des Landes, Landesvoranschlag 2015 um 43,1 Millionen reich ab. die sehr niedrige und stabile Verschuldung, Euro erhöht. Die größten Ausgabensteige- Für den Einzelnen heißt das, daß bei der ausgezeichnete Zugang zu Liquidität und rungen in den Bereichen Unterricht, Soziales einem Bruttoverdienst von 2100 Euro mo- ein starkes Finanzmanagement waren Haupt- und Gesundheit können teilweise durch ana- natlich etwa 900 Euro jährlich mehr im gründe für die hervorragende Bewertung der log einhergehende Einnahmensteigerungen Börsel bleiben sollen. Die erhöhte Kaufkraft burgenländischen Finanzgebarung: Kurzfri- sowie durch Einsparungen im Verwaltungs- und die steigenden Arbeitsanreize durch stig gab es die Bestnote A-1+, langfristig bereich und durch eine restriktive Ausgaben- Senkung des Steuerkeils sollen Wachstum AA.“ politik (Ermessensausgaben) ausgeglichen und Beschäftigung stärken. Gleichzeitig Die Burgenländische Landesregierung, so werden. führt die Steuerreform jedoch für die Länder Bieler abschließend, hat sich zum Ziel ge- „Das Ausloten von Sparpotentialen und zu einem Einbruch der Ertragsanteile, denn setzt, ab dem Jahr 2016 den Schuldenstand die Umsetzung von kostenminimierenden sie finanzieren die Steuerreform mit. Das kontinuierlich abzubauen. Der Schulden- Maßnahmen sind zu kontinuierlichen Pro- Burgenland bekommt dadurch 2016 weniger stand des Gesamthaushaltes inklusive selbst- zessen geworden, die seit 2010 deutlich die Einnahmen in Höhe von rund 23 Mio. Euro. tragender ausgegliederter Einheiten wird im Ausgabendynamik bremsen. Diese Kursän- Durch die Intensivierung der Budgetkonsoli- Jahr 2016 rund 1.048,0 Mio. Euro betragen. derung brachte eine ausgabenseitige Einspa- dierung kann dennoch ein ausgeglichenes Im Schuldenstand der Folgejahre wurde be- rung in der Höhe von rund 125 Mio. Euro. Haushaltsergebnis erreicht werden. Zusätz- reits der Neu- und Ausbau des KH Oberwart Mit dem eingeschlagenen Weg werden wir lich wird der Schuldenstand um 2 Mio. Euro berücksichtigt. Im Landesvoranschlag 2016 im Kernhaushalt einen Maastricht-Über- reduziert. wird ein Maastricht Überschuß in der Höhe schuss von 35,6 Mio. Euro erzielen und im Die Mitglieder der Burgenländischen von 35,6 Mio. Euro erzielt. Im Finanzplan Gesamthaushalt inklusive ausgegliederter Landesregierung verfolgen mit schon begon- 2016 bis 2020 kann dieses Maastricht-Er- Einheiten einen Überschuß von rund 34,9 nenen bzw. noch umzusetzenden Reform- gebnis auf 64,3 Mio. Euro im Jahr 2020 ge- Mio. Euro erreichen. Die rollierende mittel- maßnahmen das Ziel einer möglichst effi- steigert werden.“  fristige Finanzplanung im vorliegenden Fi- zienten und wirksamen Verwendung der ein- Der gesamte Landesvoranschlag 2016 ist nanzplan zeigt ebenfalls deutlich, daß die gesetzten Budgetmittel. Die Auswirkungen nach Beschlußfassung durch den Burgen- Maastricht-Ziele auch für die Jahre 2016 bis dieser Reformmaßnahmen sind bereits deut- ländischen Landtag – wie alle Voranschläge 2020 zu erreichen sind“, so Bieler. Beson- lich zu spüren. So konnte gegenüber den im seit 2005 – unter diesem Link verfügbar (auch ders geprägt war die Budgeterstellung 2016 Vorjahr erstellten Daten der Konsolidie- wenn er kaum lesbar ist): von der Steuerreform 2015/2016, die am 1. rungsweg sogar beschleunigt und die ge- http://www.burgenland.at/land-politik-verwaltung/politik-verwaltung/landesverwaltung/abteilung-3/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 79 »Burgenland Journal« Gelebte Verbundenheit auf vielfältiger Basis Land Burgenland und Wagner-Stadt Bayreuth feierten 25jährige Partnerschaft. Foto: Bgld. Landesmedienservice LH a.D. Hans Sipötz, Oberbürgermeister a.D. Dieter Mronz, Kulturreferent LR Helmut Bieler, LH-Stv. Johann Tschürtz, LH Hans Niessl, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Landtagspräsident Christian Illedits, Oberbürgermeister a.D. Michael Hohl und der 3. Landtagspräsident Rudolf Strommer beim Festakt im Landhaus in Eisenstadt anläßlich des Jubiläums

or 25 Jahren wurde der Partnerschafts- So gibt es auf beiden Seiten – allen voran Bayreuth und den Fachhochschulen Burgen- Vvertrag zwischen dem Land Burgenland mit Franz Liszt, Richard Wagner und Joseph land. und der Stadt Bayreuth vom ehemaligen Haydn – einen großen kulturellen Reichtum. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen Landeshauptmann Hans Sipötz und dem da- Auf beiden Seiten ist auch der Tourismus dem Burgenland und Bayreuth wurde aber maligen Oberbürgermeister Dieter Mronz sehr wichtig. Bayreuth bietet mit dem Mark- auch bereits eine ganze Reihe von gemeinsa- unterzeichnet. Damit wurde das Fundament gräflichen Opernhaus, das seit drei Jahren zum men Projekten, wie Konzerte von Toni für eine enge Zusammenarbeit und einen UNESCO-Weltkulturerbe zählt, das wohl Stricker, dem Joseph-Haydn-Konservatorium, intensiven Erfahrungsaustausch geschaffen. schönste erhaltene Barocktheater Europas, dem Joseph-Haydn-Quartett, dem Musik- „Unsere 25jährige Partnerschaft ist von das durch die Richard-Wagner-Festspiele gymnasium Oberschützen oder von Eduard einem lebendigen Austausch, von zahlrei- weltberühmt wurde. Das Burgenland spricht und Johannes Kutrowatz verwirklicht bzw. chen Kontakten, gemeinsamen Aktivitäten mit dem Weltkulturerbe Neusiedler See, den Ausstellungen von Gottfried Kumpf oder und einer Vielzahl von Kooperationen ge- Thermen- und Genußregionen als Ganzjah- Luis Sloboda organisiert. prägt. Nicht nur – wie zu Beginn – auf kul- resdestinationen, oder dem Kultursommer Dazu Kulturlandesrat Helmut Bieler: tureller Ebene, sondern auch in vielen ande- Burgenland immer wieder neue Gäste- „Bayreuth hat uns als Wertschätzung mit ren Bereichen, wie etwa Wissenschaft, For- schichten an. Auf beiden Seiten gibt es aber dem neuen ‚Burgenlandplatz‘ unterhalb des schung oder Tourismus. Diese Partnerschaft auch das Bemühen, um eine intakte Natur Bayreuther Festspielhauses eine ganz beson- ist dadurch zu einem Miteinander geworden. und Umwelt, das Bemühen, die Interessen dere Ehre erwiesen. Als Geste der Verbun- Zu einem Miteinander, zu einer Freund- der Natur mit wirtschaftlichen Agenden in denheit, als sichtbares Zeichen dieser Part- schaft, die auf einem breiten, tragfähigen und Einklang zu bringen. Ein Musterbeispiel da- nerschaft und des 25jährigen Jubiläums wird beständigen Fundament mit vielen Gemein- für ist die Region Neusiedler See, die eben- die Dachterrasse des Kulturzentrums Eisen- samkeiten steht. Ich bin mir sicher, daß diese falls Teil des Weltkulturerbes ist. stadt nunmehr als ‚Festspielstadt Bayreuth Partnerschaft weiter wachsen wird und unse- In Bayreuth bietet der Röhrenseepark mit Dachterrasse‘ benannt. Der ‚Burgenland- re Regionen auch hinkünftig in besonderer seiner Vielfalt an Tieren, dem alten Baum- platz‘ und diese ‚Festspielstadt Bayreuth Weise miteinander verbunden bleiben“, so bestand und den botanischen Besonderheiten Dachterrasse‘ sind Symbole dieser Verbun- Landeshauptmann Hans Niessl bei einem Natur pur. Auf beiden Seiten ist auch denheit zwischen dem Land Burgenland und Festakt anläßlich des Jubiläums „25 Jahre Bildung und Wissenschaft ein sehr wichtiger der Stadt Bayreuth und bilden die Brücke Kulturpartnerschaft Land Burgenland und Bereich. Es gibt ein breit gefächertes Schul- einer gelebten Partnerschaft.“  Stadt Bayreuth“. und Bildungsangebot bis hin zur Universität http://www.burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 80 »Burgenland Journal« Das Burgenland als menschliches Gesicht Österreichs Foto: Bgld. Landesmedienservice Dank für aufopfernden Einsatz für die unzähligen Flüchtlinge (v.l.): Gerhard Zapfl (Bgm. Nickelsdorf), Militärkommandant Gerhard Petermann, Ina Sattler (Gemeinde Nickelsdorf), Landeshauptmann Hans Niessl, Bundespräsident Heinz Fischer, Harald Krassnitzer, Bruno Wögerer (Präsident Rotes Kreuz Bgld.) und Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil undespräsident Heinz Fischer, Landes- dankbar. Österreich ist euch dankbar. Ihr sicht Österreichs sind. Über 300.000 Flücht- Bhauptmann Hans Niessl, Landeshaupt- habt über Tage und Wochen hinweg etwas linge wurden vor allem hier in Nickelsdorf mannstellvertreter Johann Tschürtz, Landes- geleistet, was verhindert hat, daß da ein wirk- aber auch in Heiligenkreuz medizinisch erst rat Norbert Darabos sowie zahlreiche Ver- liches Chaos entstanden ist. Mit Auswirkun- versorgt, verpflegt und in deren Sinne weiter treter aus Politik und Verwaltung haben sich gen, über die ich gar nicht nachdenken will, transportiert. Ich möchte mich bei den Ein- am 14. November bei jenen Einsatzorgani- wenn wir diese Situation nicht beherrscht hät- satzorganisationen und den vielen Freiwilli- sationen und Freiwilligen bedankt, die in ten“, betonte Bundespräsident Heinz Fischer. gen recht herzlich bedanken. Mit diesem den letzten Wochen beim Flüchtlingseinsatz „Das Burgenland hat in den letzten Wo- Einsatz haben wir Weltgeschichte geschrie- in Nickelsdorf dabei waren. „Wir sind euch chen gezeigt, daß wir das menschliche Ge- ben“, sagte der Landeshauptmann.  348 RekrutInnen leisteten Gelöbnis in Eisenstadt m 20. November fand in Eisenstadt im ABeisein von Landeshauptmann Hans Niessl, Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz, Landesrätin Astrid Eisenkopf, Landtagspräsident Christian Illedits, Militär- kommandant Oberst Gerhard Petermann und Brigadier Jürgen Baranyai, Leiter der Hee- restruppenschule, die feierliche Angelobung von 348 RekrutInnen der Heerestruppenschu- le sowie der Jägerbataillone 19 und 17 statt. Vor zahlreichen Gästen leisteten die neuen Rekruten das Gelöbnis als SoldatInnen des Österreichischen Bundesheeres. Landeshauptmann Hans Niessl bedankte sich in seiner Ansprache für die Einsätze, die vom Heer im Inland und im Ausland er- bracht werden und verwies auf die Leistun- gen von Bundesheer, Polizei, Rotem Kreuz und vielen freiwilligen Helfern bei der Ver- sorgung von über 300.000 Flüchtlingen am Grenzübergang Nickelsdorf. „Ohne die As-

sistenzleistung des Heeres wäre diese Aufga- Foto: Bgld. Landesmedienservice be nicht zu bewältigen gewesen“, so der Lan- Landeshauptmann Hans Niessl mit Brigadier Jürgen Baranyai, dem Leiter der deshauptmann.  Heerestruppenschule, beim Abschreiten der Formationen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 81 »Burgenland Journal«

Eisenstadt: Neue Fahrzeuge für Florianijünger Mit insgesamt 65.000 Euro unterstützt die Stadtgemeinde Eisenstadt ihre drei Frei- willigen Feuerwehren in Eisenstadt – drei Kleinbusse wurden angeschafft. Die neuen Fahrzeuge werden für den Mannschaftstrans- port eingesetzt. Zu Gute kommen die Neun- Sitzer-Busse auch der Feuerwehrjugend, die damit beispielsweise zu Wettbewerben und Schulungen fahren wird. Die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren ist für Bürger- meister Thomas Steiner eine Selbstverständ- lichkeit: „Schließlich sorgen die vielen frei- willigen Feuerwehrleute dank ihres unermüd- lichen Einsatzes in ihrer Freizeit für unsere Sicherheit. Da ist es das Mindeste, daß sie Bürgermeister Thomas Steiner (3. v.r.) und die Stadtbezirksvorsteher Heidi Hah- die Stadtgemeinde beim Ankauf neuer Fahr- nekamp, Josef Weidinger und Istvan und die Feuerwehrkommandanten zeuge unterstützt.“  Manfred Wagner, Johannes Steindl und Kurt Feichtinger (jeweils v.l.)

Schach-Bundesliga in Mattersburg Die Schach-Bundesliga Saison 2015/ 2016 begann heuer in der Sporthalle in Mat- tersburg. Von 5. bis 8. November waren 130 SpielerInnen von zwölf Vereinen an den Start geganen. Veranstalter und Organisator war der 1987 gegründete Schachverein ASVÖ Wulkaprodersdorf, Burgenlands ein- ziger Vertreter in der Schach-Bundesliga. Die Eröffnung nahmen Sportreferent Landeshauptmann Hans Niessl und Matters- burgs Bürgermeisterin LAbg. Ingrid Sala- mon vor. In Österreich gibt es 400 Schachvereine, knapp 30 davon mit ca. 1000 SpielerInnen im Burgenland. Auch Mattersburg hat zwei Vereine, die besonders im Jugendbereich Er- folge erzielen.  Sporthalle Mattersburg mit den TeilnehmerInnen der Schach-Bundesliga 2015/16

Schnelles Internet und hoch- auflösendes A1TV für Oberwart Die Versorgung mit schnellem Breitband- internet wird im Gemeindegebiet von Ober- wart im Verlauf des Jahres 2016 deutlich er- weitert. Durch die Errichtung von zusätzli- chen Schaltstellen an geeigneten Stellen im Gemeindegebiet werden künftig auch die bis- her weniger gut versorgten Ortsteile mit Bandbreiten bis 30 Mbit/s erreicht. Die Schaltstellen werden direkt an das leistungsfähige A1 Glasfasernetz angebunden. Zwischen den Schaltstellen und den Haus- halten bleiben die Kupferleitungen unverän- dert bestehen, allerdings sind sie nur mehr wenige hundert Meter lang und können da- durch wesentlich höhere Datenraten übertra- gen – eine vergleichsweise kostengünstige Foto: Stadtgemeinde Oberwart Foto: Stadtgemeinde Mattersburg Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt und zukunftssichere Variante.  Bürgermeister Georg Rosner und Thomas Heissenberger von A1

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 82 »Burgenland Journal« Ehrung für besondere Verdienste Auszeichnungen an verdiente Persönlichkeiten vergeben Foto: Bgld. Landesmedienservice Nach der Verleihung der Auszeichnungen im Kongreßzentrum Eisenstadt (v.l.): LH Hans Niessl, Prof. Heinz Schinner, Prok. KommR. Werner Unger, Johannes Kutrowatz, Eduard Kutrowatz, KommR. Hans Pöcho, KommR. Josef Kaltenbacher m Rahmen eines Festakts im Kultur- und duzenten Österreichs und erfolgte die Fusion vielen burgenländischen Familien eine wirt- IKongreßzentrum Eisenstadt zeichnete BEWAG und BEGAS zur Energie Burgen- schaftliche Existenz. Landeshauptmann Hans Niessl am 28. Okto- land. Durch seine Um- und Weitsicht seien Für seine besonderen Verdienste um das ber Persönlichkeiten für besondere Verdien- die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft Burgenland durfte auch Prof. Heinz Schin- ste um das Land Burgenland und die Republik auf dem Energiesektor gestellt worden, hieß ner das Komturkreuz des Landes entgegen- Österreich aus. Unter den zahlreichen Gästen es in der Laudatio. nehmen. 2008 erwarb der erfolgreiche Unter- waren die Landtagspräsidenten Christian Ille- nehmer und Mäzen das Schloß Rotenturm dits und Rudolf Strommer, LRin Astrid Ei- Komturkreuz des Landes Burgenland als Ruine, dem er seither mit viel Eigen- senkopf, Altbischof Paul Iby, Landesamtsdi- für fünf Persönlichkeiten leistung, Schaffenskraft und hohem finan- rektor WHR Robert Tauber, der designierte Mit dem Komturkreuz des Landes wur- ziellen Einsatz in Abstimmung mit dem Bun- Landesamtsdirektor Ronald Reiter sowie Fa- den die Brüder Johannes und Eduard Kutro- desdenkmalamt neues Leben einhaucht. milie, Freunde und Kollegen der Geehrten. watz ausgezeichnet. Die burgenländischen Heute erstrahlt Schloß Rotenturm wieder in „Der Weg des Burgenlandes ist eine ein- Ausnahmepianisten haben sich durch Auf- neuem Glanz, wodurch nicht nur der Region zigartige Erfolgsgeschichte, die durch eine tritte bei Musikfestivals und in den wichtig- des Südburgenlandes ein Stück Geschichte gemeinsame Anstrengung der Menschen in sten Konzertsälen der Welt einen hervorra- wiedergeschenkt worden sei. Gemäß dem unserem Land möglich wurde. Die heute ge- genden Ruf geschaffen. Unter ihrer 2009 Wunsch von Prof. Schinner soll das Gebäu- ehrten Persönlichkeiten haben mit ihren Lei- begonnenen Intendanz sei Raiding zum de für die Allgemeinheit leben und den Men- stungen Außergewöhnliches dazu beigetra- „Mekka der Lisztpflege“ geworden; das schen Kunst und Konzertgenuß schenken. gen. Dafür gebührt ihnen großer Dank und Lisztfestival biete Konzerterleben auf höch- Das Komturkreuz erhielt auch KommR. Anerkennung, die wir durch die Ehrungen stem Niveau mit international gefeierten Werner Unger. Dem gebürtigen Güssinger, seitens des Landes nun auch offiziell zum Künstlern. Als Musikbotschafter hätten die regionaler Geschäftsleiter für die Ost- und Ausdruck bringen möchten“, sagte der Lan- Geehrten sich nicht zuletzt im Rahmen der Nordregion und Prokurist der Coca Cola deshauptmann. Clara Frühstück am Klavier 25jährigen Kulturpartnerschaft des Burgen- HBC Austria GmbH, sei es in hohem Maße und der lyrische Tenor Willi Spuller sorgten landes mit Bayreuth, die sie durch ihre Kla- zu verdanken, daß maßgebliche Bereiche für die musikalische Umrahmung des vierkonzerte in der Wagnerstadt veredeln, des Konzerns in das Burgenland verlegt und Festaktes. besondere Verdienste erworben. so eine wesentliche Anzahl von Arbeitsplät- Kommerzialrat Ing. Hans Pöcho, Ge- zen für BurgenländerInnen gesichert wur- Auszeichnung für Verdienste schäftsführer der HAZET Bau in Wien, wur- den. Dank seiner Unterstützung konnten vie- um die Republik Österreich de für sein stetes Bemühen um die Be- le karitative und Initiativen zum Wohl der Das Große Goldene Ehrenzeichen der schäftigung von BurgenländerInnen in sei- burgenländischen Gesellschaft erfolgreich Republik Österreich wurde dem langjähri- nem Unternehmen mit dem Komturkreuz umgesetzt werden, auf seine Unterstützung gen BEWAG-, nunmehr Energie-Burgenland des Landes geehrt. Das 1927 gegründete Bau- dürfen stets auch der burgenländische Sport Aufsichtsratsvorsitzenden Direktor i.R. unternehmen mit rund 60 Mio. Euro Jahres- und Licht ins Dunkel-Aktivitäten im Bur- KommR. Josef Kaltenbacher verliehen. Un- umsatz beschäftigt 150 burgenländische genland zählen. Damit habe er die gesell- ter seiner Aufsichtsrats-Präsidentschaft wurde Facharbeiter, was fast 40 Prozent der Be- schaftlichen Entwicklungen im Burgenland die BEWAG zum größten Windenergiepro- legschaft entspricht. Damit sichere Pochö positiv mitgestaltet. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 83 »Burgenland Journal« Bahnhof Neusiedl um 17 Mio. modernisiert und ausgebaut Eröffnung durch Infrastrukturminister Alois Stöger und Landeshauptmann Hans Niessl Foto: Bgld. Landesmedienservice Eröffnung Bahnhof Neusiedl am See (v.l.): Franz Bauer, Vorstandsdirektor der ÖBB Infrastruktur, Landeshauptmann Hans Niessl, Infrastrukturminister Alois Stöger und Bürgermeister Kurt Lentsch beim gemeinsamen Durchtrennen des Bandes.

m Beisein von Infrastrukturminister Alois der Infrastruktur trägt nicht nur zur Lebens- mehr Sicherheit, mehr Komfort und Bar- IStöger, Landeshauptmann Hans Niessl qualität bei, er ist auch bedeutend für die rierefreiheit, die neue Bike & Ride-Anlage – und dem Vorstandsdirektor der ÖBB Infra- Attraktivität des Burgenlands als Wirtschafts- wir haben am Bahnhof Neusiedl am See struktur AG, Franz Bauer, wurde am 13. No- standort. In unmittelbarer Nähe zum Bahn- einen großen Qualitätssprung geschafft.“ Zum vember der modernisierte und ausgebaute hof Neusiedl am See liegt das größte Outlet Ausbau des Bahnhofes in Neusiedl habe die Bahnhof Neusiedl am See feierlich eröffnet. Center Europas. Nach dem Ausbau der näch- ÖBB Infrastruktur AG „16,5 Millionen auf- Barrierefreiheit, ein Personentunnel zu den sten Ausbaustufe wird das Center zur Num- gewendet. Die Kosten für die Park & Ride Bahnsteigen, Aufzüge, überdachte Bahnstei- mer 4 weltweit aufsteigen“, so Niessl. „Wich- Anlage sowie für die Bike & Ride Anlage, in ge, eine Park & Ride-Anlage mit 300 Ab- tig ist natürlich auch der Einsatz moderner Summe 300.000 Euro, teilen sich die ÖBB stellplätzen und die neue überdachte Bike & Züge. Die ÖBB bringen auch den hochmo- (50 Prozent) mit dem Land und Stadtge- Ride-Anlage für 150 Fahrräder bieten den dernen Railjet nach Neusiedl. Die laufende meinde Neusiedl am See (je rund 25 Pro- Bahnkunden mehr Komfort und Sicherheit. Modernisierung ist wichtig für das Land und zent)“, so Bauer. Knapp 17 Millionen Euro wurden in den neu- für die Bevölkerung. 97 Prozent der Züge „Mir war es sehr wichtig, den Bahnhof en Bahnhof investiert, die Fertigstellung er- kommen pünktlich an, diesen Wert erreicht barrierefrei zu gestalten und die bestmög- folgte in nur 15 Monaten. kein anderes Verkehrsmittel“, betont Niessl. lichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. „Die Modernisierung des Bahnhofes „Eine gut ausgebaute Infrastruktur und Die Park&Ride- und die Bike&Ride-An- Neusiedl am See ist Teil der von den ÖBB eine gute Verkehrsanbindung sind wichtig, lagen wurden erweitert und bieten damit gestarteten Bahnhofsoffensive im Burgen- um den Menschen neue Chancen zu geben. mehr Komfort. Die den Bewohnern des na- land. In Summe werden in die Attraktivierung Mobilität gibt den Menschen Freiheit. Bei der hegelegenen Wohngebietes Sauerbrunn bei der Bahnhöfe in Neusiedl am See, Bruck- Nutzung der Bahn ist Österreich europaweit der Bürgerinformation zugesagte direkte neudorf und Mattersburg 50 Millionen inve- die Nummer Eins. Wir investieren jährlich Gehsteigverbindung zum Wohngebiet Sauer- stiert. Hier wird Infrastruktur für das 21. zwei Milliarden Euro in den Ausbau der brunn sowie die Entwässerung auf der Hin- Jahrhundert geschaffen. Das Land ist dabei Bahn“, sagte Infrastrukturminister Alois Stö- terseite des Bahnhofes sind von der ÖBB ein wichtiger Partner der ÖBB Infrastruktur ger. noch umzusetzen. Ich freue mich, daß der und des Infrastrukturministeriums. Das Land Der Ausbau der Bahnhöfe sei ein ent- neue Bahnhof den Pendlern mehr Komfort Burgenland investiert jährlich 17 Millionen scheidender Faktor für den Erfolg der ÖBB, bietet und hoffe, daß die Anreise mit dem Euro in den Ausbau und in die Modernisie- erklärt Franz Bauer, Vorstandsvorsitzender Fahrrad attraktiver wird“, sagt Bürgemeister rung des öffentlichen Verkehrs. Der Ausbau der ÖBB Infrastruktur AG. „Mehr Service, Kurt Lentsch.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 84 »Burgenland Journal«

Rillen versehen ist, den Weg zum Zug leicht zu finden. Der Bahnhof Neusiedl am See liefert ge- meinsam mit dem Wiener Hauptbahnhof viele Argumente, um das Auto stehen zu las- sen. Der Bahnhof Neusiedl wird ein ange- nehmer und bequemer Start- und Endpunkt der Reise. Mit dem Wiener Hauptbahnhof werden schnellere Fahrzeiten und ein An- schluß an den Fernverkehr in alle Himmels- richtungen erreicht.

ÖBB: Österreichs größter Mobilitätsdienstleister Als umfassender Mobilitätsdienstleister bringt der ÖBB-Konzern jährlich 466 Mil- lionen Fahrgäste und 111,7 Mio. Tonnen Güter umweltfreundlich ans Ziel. 92 Prozent des Bahnstroms stammen aus erneuerbaren Foto: OEBB / Zenger Energieträgern, zu 90 Prozent aus Wasser- Der neue Bahnhof Neusield am See – modern und fahrgastfreundlich kraft. Die ÖBB gehören mit 96,7 Prozent Qualitäts- und Komfortsteigerung Ohne eine Stufe überwinden zu müssen, ist Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bahnen Die Bahnsteige, bisher 38 Zentimeter das Betreten des Zuges oder auch das Hin- Europas. Konzernweit sorgen 39.481 Mitar- hoch, wurden auf eine Höhe von 55 Zenti- einfahren mit einem Kinderwagen möglich. beiterInnen bei Bahn und Bus (zusätzlich meter gehoben. Das erleichtert das Einstei- Außerdem sind alle Bahnsteige mit einem 1.724 Lehrlinge) dafür, daß täglich rund 1,3 gen in die Züge bzw. auch das Aussteigen. taktilen Leitsystem ausgestattet. Dieses er- Mio. Reisende sicher an ihr Ziel kommen. Zwischen den modernen Nahverkehrstrieb- möglicht blinden und sehbehinderten Per- Strategische Leitgesellschaft des Konzerns wagen z.B. der Serie Talent und dem Bahn- sonen durch den Blindenleitstein, der in die ist die ÖBB-Holding AG.  steig besteht kein Niveauunterschied mehr. Bahnsteigpflasterung eingesetzt und mit http://www.oebb.at Eisenstadt: Grünes Licht für Projekt »Stadtbus« Tagesordnungspunkte umfaßte die 21Sitzung des Eisenstädter Gemeinde- rates vom 28. Oktober, 17 der 18 Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Zu den wichtig- sten Punkten zählte der Grundsatzbeschluß für das Projekt „Stadtbus“, das mit den Stim- men der Volkspartei und der Grünen be- schlossen wurde. Die Schaffung eines Öffentlichen Ver- kehrssystems mit Kleinbussen in der burgen- ländischen Landeshauptstadt ist eines der großen Projekte des neuen Stadtentwick- lungsplans „Eisenstadt 2030“. Mit dem Grundsatzbeschluß kann nun die Ausschrei- bung des Projekts erfolgen. Bereits in der Vorbereitung der Ausschreibung, wo es einer-

seits darum geht, die geeigneten Bustypen Foto: Magistrat der Stadt Eisenstadt und Antriebsarten zu finden und die Fahr- v.l.: Baudirektor Wolfgang Leinner, Bürgermeister Thomas Steiner und Projektko- ordinator Werner Fleischhacker präsentierten das Projekt »Stadtbus Eisenstadt«. pläne an jene der überregionalen Busse an- zugleichen, arbeitet die Stadtgemeinde in ersetzt, sondern viel mehr sinnvoll ergänzt einer Linie mit dem Zentrum vernetzt. In der enger Kooperation mit dem Verkehrsver- werden. Innenstadt sollen sich die Buslinien an be- bund Ostregion. „Der Stadtbus soll mit drei Linien geführt stimmten Punkten überschneiden, um Um- Ziel des Stadtbusses wird es sein, die werden, die Wohngebiete mit Ämtern, stiegsmöglichkeiten zu bieten“, erläuterte innerörtliche Erreichbarkeit zu verbessern. Behörden, Einkaufsmöglichkeiten und Be- Bürgermeister Thomas Steiner das grundle- Das bestehende und gut funktionierende trieben vernetzen. Die Stadtbezirke St. Geor- gende Konzept.  City-Taxi System soll dabei aber keineswegs gen und Kleinhöflein werden mit jeweils http://www.eisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 85 »Burgenland Journal« »Hier liegt geborgen …« Am 8. November wurde mit der digitalen und physischen Dokumentation der 1082 Grabsteine des älteren jüdischen Friedhofs in Eisenstadt ein europaweit einzigartiges Projekt präsentiert.

Von Johannes Reiss *) Fotos: Österreichisches Jüdisches Museum Der ältere jüdische Friedhof in Eisenstadt darf sicher – neben jenem in der Seegasse in Wien – als bedeutendster jüdischer Friedhof in Österreich gelten und er wird jährlich von tausenden Verwandten, Pilgern und Touristen aus aller Welt besucht. as Österreichische Jüdische Museum hat Reise durch die ehemaligen jüdischen Ge- Weiters kommen jährlich unzählige Be- Dals eines der wenigen jüdischen Museen meinden ist heute – im Wesentlichen – eine sucherInnen aus aller Welt ins Museum, um in Europa das große Glück, nicht nur im ehe- Reise zu (14) jüdischen Friedhöfen. Gräber ihrer Verwandten zu suchen und zu maligen jüdischen Viertel etabliert zu sein, sondern auch zwei jüdische Friedhöfe – vom Museum kaum 300 Meter entfernt – in die tägliche Museumsarbeit einbeziehen zu kön- nen. Auch die Statuten des Trägervereins for- mulieren klar: Das Kulturgut jüdischen Ur- sprungs aus dem österreichischen Raum zu sammeln, zu erforschen … zu präsentieren und zu vermitteln … die Erinnerung an das Judentum in Österreich, insbesondere an die Siebengemeinden, lebendig zu erhalten. Die burgenländischen Juden waren die ersten in Österreich, die 1938 von den Aus- weisungsbefehlen der Nationalsozialisten be- troffen waren und zwar in aller Härte. Eine

*) Mag. Johannes Reiss ist Direktor und Geschäfts- führer des Vereins Österreichisches Jüdisches Mu- seum in Eisenstadt Jeder der 1082 Grabsteine wurde mit einem QR-Code versehen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 86 »Burgenland Journal« besuchen. Dazu kommen ebenso unzählige Telefonate und e-Mails mit Anfragen zu jü- dischen Gräbern im ganzen Burgenland. Der Status quo jedoch ist traurig. Denn auf den 14 jüdischen Friedhöfen des Burgen- landes mit ihren insgesamt etwa 8000 (fast) ausschließlich hebräisch beschrifteten Grab- steinen lassen sich bis auf die beiden jüdi- schen Friedhöfe in Eisenstadt nicht mehr als eine Handvoll Gräber auch tatsächlich fin- den. Lagepläne fehlen, die Inschriften kön- nen aufgrund des rapiden Verfalls von Jahr zu Jahr schlechter gelesen werden. Die jüdi- schen Friedhöfe – ein jüdischer Friedhof heißt hebräisch „Haus der Ewigkeit“ – fallen tagtäglich mehr der Anonymität und Fremd- heit anheim. Die hebräischen Grabinschriften sind, das kann nicht deutlich genug gesagt werden, nicht obsoletes Beiwerk genealogischer For- schungen (falls überhaupt!), sondern sind für Historiker und Genealogen wichtige Primär- quellen und für Judaisten schier unerschöpf- liche Quelle von Antworten auf Fragen der innerjüdischen Geschichte der jüdischen Ge- meinden. Die hebräischen Inschriften sind aber darüber hinaus von Menschen für ihre Toten mit viel Liebe und mit großer Weisheit verfaßt worden, sie spenden den Hinterblie- benen Trost und besitzen zeitlose Gültigkeit. Das Lesen der Texte ist daher immer auch ein Gedenken der Toten. Obwohl wir seit der wegweisenden Pu- blikation Bernhard Wachsteins aus dem Jahr 1922 wissen, wer damals auf dem älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt begraben war (1140 Personen in 1117 Gräbern), war bis dato völlig unbekannt, wo am Friedhof sich welches Grab heute befindet. Die einsti- gen Standortnummern sind nicht mehr sicht- bar, die oft so weisen, textintensiven sowie schönen und ausschließlich hebräischen Inschriften zum Teil kaum oder gar nicht Foto: Österreichisches Jüdisches Museum Der älteste jüdische Grabstein des Burgenlandes ist der von Hirz Kamen (1679) mehr zu lesen. Trotzdem ist es uns gelungen, von den Standortnummer versehen. Sowohl mit QR- men, gestorben 1679, finden) als auch in heute am Friedhof zu findenden 1082 Grab- Code (via Smartphone) als auch mit bereit Hinblick auf die am Friedhof begrabene ge- steinen (von 1105 Personen) 1074 eindeutig gestellten gedruckten Listen kann ab sofort lehrte jüdische „Prominenz“ (darunter an zuzuordnen, die wenigen Fehlenden (Frag- jede/r Begrabene sicher gefunden werden. In erster Stelle der erste Rabbiner Eisenstadts, mente etc.) zumindest mit hoher Wahr- Summe stellt dieses Dokumentationsprojekt der auch als erster den Namen „seiner“ Stadt scheinlichkeit. Wir haben in acht Monaten in- eine höchst innovative Aufarbeitung des als Nachname führt: Rabbi Meir Eisenstadt, tensivster Arbeit nicht nur eine vollständige Friedhofs dar, die österreich- und europa- gestorben 1744). digitale Edition des älteren jüdischen Fried- weit, vielleicht sogar weltweit einzigartig ist. Tausende Menschen aus aller Welt – Ver- hofes erstellt (mit Foto, Lageplan, kompletter Der ältere jüdische Friedhof in Eisenstadt wandte, Pilger, aber auch interessierte Tou- zeilengerechter Abschrift der Inschrift, bio- darf sicher – neben jenem in der Seegasse in risten – besuchen jährlich den Friedhof. grafischen Notizen, Anmerkungen zur In- Wien – als bedeutendster jüdischer Friedhof Nebst der längst überfälligen historischen und schrift und Verlinkung aller Verwandten des in Österreich gelten. Bedeutend – sowohl in kulturgeschichtlichen Notwendigkeit, die Toten sowie Personen- und Lageplanregister), Hinblick auf seine Größe und sein Alter (wir einzelnen Gräber den Begrabenen korrekt sondern es wurde auch jeder einzelne Grab- konnten auch den ältesten jüdischen Grab- zuzuordnen, können nun endlich Angehörige stein auf dem Friedhof mit einer (neuen) stein des Burgenlandes, jenen von Hirz Ka- die Gräber ihrer Verwandten finden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 87 »Burgenland Journal« Fotos: Österreichisches Jüdisches Museum Die Ehrengäste (v.l.) SR Hans Skarits, Thomas Trebitsch, LAbg und Vizebürgermeister Günter Kovacs, Diözesanbischof Ägy- dius Zsifkovics, Shmuel Schapira, LAbg und Bürgermeister Thomas Steiner und Johannes Reiss. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg (ganz rechts) bei seiner Ansprache und Kaddisch, einem der wichtigsten Gebete im Judentum.

Diese Aufarbeitung des älteren jüdischen nachhaltigen Archivierung, höchste Priorität. ziellen Schrauben angebracht, an der sich ein Friedhofs in Eisenstadt ist zweifelsohne das Alle Fotos wurden vom Autor der Blog- witterungsbeständiges Plastikplättchen mit der größte und in vielerlei Hinsicht wohl auch beiträge (Johannes Reiss) gemacht. Das Lageplannummer und einem QR-Code be- wichtigste und nachhaltigste Projekt unseres Datum der Aufnahmen ist immer identisch findet. Somit ist mit dem Besuch des Fried- Museums seit seiner Existenz: zum einen mit dem Datum der Veröffentlichung des hofes gewährleistet, daß Interessierte und werden Namen und Biographien von ganzen Beitrags (mit höchstens wenigen Tagen Dif- insbesondere Verwandte auch jene Personen Generationen von Eisenstädter Jüdinnen und ferenz). finden, die sie suchen.  Juden aus den Grabinschriften kenntlich und Die getätigte Arbeit ging weit über das http://ojm.at/ajf für die Zukunft dauerhaft bewahrt, zum an- Fotografieren und Abschreiben hinaus: Aus deren wird erstmals und für alle BesucherIn- bereits erwähnten Gründen (rapide fort- Österreichisches Jüdisches Museum nen eine genaue Orientierung auf dem Fried- schreitender Verfall, Unmöglichkeit der Zu- Unterbergstraße 6, POB 67 hof möglich. ordnung…) war eine gänzlich neue Erfas- A-7000 Eisenstadt sung und Datenanlage notwendig. Das Telefon: ++43 2682 65145 Datensammlung beeindruckende Ergebnis: An jedem eindeu- Telefax: ++43 2682 65145 4 Im Archiv wurden die Personennamen tig zugeordneten Grabstein wurde eine klei- E-Mail: mailto:[email protected] gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Bei- ne Kette mit minimalinvasiv gesetzten spe- Web: http://www.ojm.at trages alphabetisch angeführt. Das Lage- planregister ermöglicht die Suche nach ein- zelnen Gräbern am Friedhof. Unser Plan ist nach Sektoren eingeteilt. Neben jedem Grabstein wurde auch das Bild des zugehörigen Sektors sowie der Gesamt- plan des Friedhofes mit allen Sektoren im Kleinformat online gestellt. In der Publikation von Wachstein finden wir insgesamt nur 69 Abbildungen von Grab- steinen. Aufgrund dieser und der wenigen Panoramafotos aus der Zeit läßt sich leider kein wirklich schlüssiges Bild ableiten, wie die Mehrzahl der Grabsteine im Jahr 1922 ausgesehen hat. Zumal auch die Fotos bei Wachstein unterschiedliche Qualität der Grabsteine/Grabinschriften aufweisen. Für unser Projekt hatten neu angefertigte Fotos von jedem Grabstein, vor allem aus Gründen einer korrekten, umfassenden und Die Jüdische Gemeinde Szombathely spielt und singt »Szól a kakas már«.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 88 »Burgenland Journal« Sommerhoch der Festspiele Kulturlandesrat Helmut Bieler: 562.000 Besucher haben das vielfältige und qualitativ hochstehende Angebot angenommen. Foto: Bgld. Landesmedienservice Kulturreferent Landesrat Helmut Bieler (in der Bildmitte): »Die IntendantInnen und FestspielleiterInnen haben mit ihren Teams auch heuer wieder Großartiges über die Bühne gehen lassen und damit das Burgenland als Kulturland bestätigt.« ulturlandesrat Helmut Bieler zog am 2014 mit rund 17.000 Besuchern unterschrit- natürlich auch für die BurgenländerInnen. KEnde des diesjährigen Kultursommers ten wurde, so liegt die diesjährige Besucher- Viele Wirtschaftsbranchen profitieren vom anläßlich der Abschlußfeier der größten bur- zahl mit rund 60.000 Gästen über den Som- burgenländischen Kultursommer. Sie rei- genländischen Kulturfestivals eine positive merfestivalgästezahlen aus dem Jahr 2013. chen von den Zulieferfirmen für die Ausstat- Bilanz: „Die burgenländischen Festivals Auch die einzelnen Festivals zogen mehr- tung bis hin zur Gastronomie und Hotel- konnten heuer mit Vielfalt, Qualität, Krea- heitlich positive Bilanz. Dieses beachtlich lerie“, betonte Bieler. tivität und Professionalität bei einem inter- hohe Niveau an Publikumszuspruch zeigt, Sein Dank gilt in erster Linie den Inten- nationalen Publikum punkten. Es sind heuer daß Programme und Qualität stimmen – und dantInnen und FestspielleiterInnen: „Sie ha- rund 562.000 Besucher, die das Angebot des das sei das Entscheidende, so Landesrat Hel- ben mit ihren Teams auch heuer wieder Groß- burgenländischen Kultursommers angenom- mut Bieler. „Die Wirtschaft und der Touris- artiges über die Bühne gehen lassen und da- men haben“, sagte Bieler, der in den heuri- mus profitieren von den Festivals. Sie holen mit das Burgenland als Kulturland bestätigt“, gen Produktionen bereits die beste Werbung Gäste ins Land, bieten jenen, die schon da so der Landesrat, der auch die Rolle der Me- für die nächste Festivalsaison sieht. sind, ein abwechslungsreiches Programm und dien als Vermittler zwischen Kultur und Pu- Quoten und Zuschauerfrequenz, so Bieler schaffen ein Kulturangebot vom Feinsten – blikum hervorhob.  weiter, stünden jedoch nicht im Vorder- grund. Dennoch ist es durch die höchst pro- Sprachdiät, Oma Gerti und Pfeffriges fessionelle Arbeit der Festivals, sowohl auf künstlerischer, wie auch auf organisatori- as haben der Scherenschnitt von anti- tisch Pfeffrigem gemeinsam? Bischof Ägi- scher Seite, möglich gewesen, trotz der mas- Wquierten Sprachgirlanden und die dius J. Zsifkovics gibt in seinem soeben Aufforderung zu einer lebensnahen, lebens- erschienenen Buch „Von A bis Z. Gott be- siven Besuchereinbrüche in einem bestimm- wirklichen, von musealen Zöpfen diätisch gegnen in der Welt von heute“ die Antwor- ten Bereich, die Besucherzahlen des Vorsom- befreiten Ausdrucksweise mit Oma Gertis ten darauf. Lesen Sie darüber in unserer mers annähernd zu erreichen. Wenn auch das Volksfrömmigkeit und so manch prophe- Ausgabe 149 am 23. Dezember…  sensationelle Ergebnis des Festivalsommers

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 89 »Burgenland Journal« Hochwertig und unterhaltsam – »Best of Cabaret« Kulturzentren Burgenland: Plattform der kulturellen Vielfalt bietet auch 2016 humorvolles Programm auf qualitativ höchstem Niveau

rofessionalität, künstlerische Qualität Pund jahrzehntelange Erfahrung – all das machen die Kulturzentren Burgenland zu einer der beliebtesten und bedeutendsten Kulturinstitutionen im Burgenland. Sie ver- stehen sich insgesamt gesehen als Plattform der kulturellen Vielfalt, wobei das Kabarett neben dem Theater einen der wichtigsten Pro- grammpunkte darstellt. Mit „Best of Caba- ret“ bieten die Kulturzentren ihren Besu- cherInnen wieder ein vielfältiges und unter- haltsames Programm. Seit dem Start dieser Erfolgsreihe im Jahre 2001 konnten die Kul- turzentren Burgenland bei 288 Kabarett- abenden an die 141.500 BesucherInnen be- grüßen und nehmen damit die Rolle des bedeutendsten Veranstalters für Kabarett und Kleinkunst im Burgenland ein. Allein in der abgelaufenen Saison nahmen bei 23 Vorstel- lungen 11.500 BesucherInnen an den fünf Bühnen der Kulturzentren Platz.

„Mit dem Unterhaltungsprogramm ‚Best Foto: Bgld. Landesmedienservice of Cabaret‘, das im kommenden Jahr von v.l.: Energie Burgenland Vorstandsvorsitzender Michael Gerbavsits, Kulturlandes- Ende Februar bis Anfang Dezember mit einem rat Helmut Bieler und KUZ-Geschäftsführer Wolfgang Kuzmits vielseitigen Angebot, das von bekannten und tren am Wort. Daß sie längst den Weg in Nachfrage sondern auch eine Fitnesseinheit beliebten Künstlerpersönlichkeiten sowie – diese oberste Liga eingeschlagen haben, stel- für die BurgenländerInnen, bei der gesunde um auch verstärkt beim jungen Publikum zu len Klaus Eckel, Martin Kosch, Paul Pizzera Energie getankt wird und die Lachmuskeln punkten – aufstrebenden Newcomer dieses und der aktuelle Senkrechtstarter Otto Jaus ein Training erhalten. Erfahrung haben wir Genres auf qualitativ höchstem Niveau auf prominenter Plattform unter Beweis. auf jeden Fall mit gesunder Energie: Denn getragen wird, in die mittlerweile 16. Saison Wie der verbale Schlagabtausch in Richtung als Energiedienstleister, der auf erneuerbare geht, ist den Kulturzentren Burgenland bis Bauchmuskulatur in der Mann-Frau-Kon- Ressourcen setzt, versorgen wir die Burgen- dato ein sensationeller Erfolg gelungen. Die- stellation funktioniert, demonstrieren die länderInnen mit 100 Prozent Ökostrom, wo- ses Segment macht es den Kulturzentren ehemalige Josefstadt-Mimin Gabriela Be- bei es im September dieses Jahres erstmals aber auch möglich, weniger publikumswirk- nesch und Bühnenkollege Erich Furrer. Mo- gelungen ist, doppelt so viel Strom zu pro- samen Kunstrichtungen eine Bühne bzw. nica Weinzettl und Gerold Rudle legen be- duzieren, wie verbraucht wurde. Als Koope- neuen Zielgruppen ein interessantes Zugangs- kanntermaßen als Eheleute in bester und be- rationspartner des Kabarettprogrammes der tor zur Theaterunterhaltung zu bieten“, be- kannter Manier einen „Paarlauf“ inklusive Kulturzentren Burgenland leisten wir außer- tonte Kulturlandesrat Helmut Bieler, der die- spitzer Zunge und ausgefahrenen Ellbogen dem einen Beitrag zur gesellschaftlichen und se Veranstaltungshighlights am 25. Novem- hin. Ist selbst das klassische Duo nicht ge- kulturellen Entwicklung im Burgenland. Das ber gemeinsam mit Energie Burgenland nug, werden FreundInnen des Kabaretts von hat bei uns Tradition – und diese gute Tra- Vorstandsvorsitzenden Michael Gerbavsits den Comedy Hirten, den Stimmenimitatoren dition wollen wir aufrechterhalten“, erklärte und KUZ-Geschäftsführer Wolfgang Kuz- von Ö3, im Quartett versorgt. dazu der Vorstandsvorsitzende der Energie mits im Kultur- und Kongresszentrum in Wirtschaftlich getragen wird diese Ver- Burgenland, Michael Gerbavsits. Weitere Eisenstadt der Öffentlichkeit präsentierte. anstaltungsserie durch das Sponsoring von Sponsoren sind die Bank Burgenland, die Mit Alfred Dorfer und Florian Scheuba namhaften burgenländischen Unternehmen – BVZ Burgenländische Volkszeitung, das EO im Doppel, I Stangl, Lukas Resetarits und allen voran der Energie Burgenland, die wie- Einkaufszentrum Oberwart, das Gesund- einem mal scherzenden, anderntags swin- der als Hauptsponsor gewonnen werden konn- heitsRessort Bad Tatzmannsdorf, die Raaber- genden Viktor Gernot sind die langgedienten te. „Die Unterhaltungsabende von ‚Best of bahn und – als neuer Partner – Hackl Contai- Galionsfiguren und Spaßgaranten der öster- Cabaret‘ der Kulturzentren Burgenland sind ner.  reichischen Kabarettszene in den Kulturzen- nicht nur Publikumsmagneten mit großer http://www.bgld-kulturzentren.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 90 Aus Südtirol Autonomie mit Österreich sichern und weiterentwickeln Die Überarbeitung des Autonomiestatuts im Zuge der italienischen Verfassungsreform bestimmte die Gespräche, die Südtirols Landeshaupt- mann Arno Kompatscher am 23. November in Wien geführt hat. or gut einem Monat ist im römischen VSenat über die italienische Verfassungs- reform abgestimmt worden und am 23. No- vember hat sich Landeshauptmann Arno Kompatscher in Begleitung von Landesrat Philipp Achammer in Wien mit Bundesprä- sident Heinz Fischer, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz über das weitere Vorgehen beraten. „Ich habe meinen Gesprächspartnern heute mitge- teilt, daß wir die geplante zentralistische Aus- richtung des italienischen Staatsgefüges für den falschen Weg halten. Gleichzeitig müs- sen wir aber feststellen, daß wir diese von einer breiten Mehrheit im Parlament getra- genen Reform – zumindest in Bezug auf das Foto: HBF / Peter Lechner restliche Staatsgebiet – nicht verhindern kön- Bundespräsident Heinz Fischer empfing Landeshauptmann Arno Kompatscher. nen. Nach intensiven Verhandlungen ist es uns aber gelungen, eine Schutzklausel einzu- bauen, die Südtirol von dieser Reform aus- nimmt, bis das Südtiroler Autonomiestatut einvernehmlich überarbeitet wird. Einer sol- chen Überarbeitung wird Südtirol allerdings nur zustimmen, sofern unsere verbrieften Rechte einschließlich der internationalen Ver- ankerung der Südtirol-Autonomie uneinge- schränkt garantiert werden. Die Zustimmung zur Überarbeitung des Autonomiestatuts wird es also nur geben, sofern die Republik Österreich, als Signatarstaat des Pariser Ver- trages mit entsprechender Schutzfunktion für Südtirol, ebenfalls einverstanden ist“, sagte

Kompatscher. Foto: BMEIA / Dragan Tatic Die Überarbeitung des Autonomiestatuts Auf dem Weg zum Gespräch über Autonomie und Verfassungsreform (v.l.): LR sei unter solchen Voraussetzungen auch sinn- Philipp Achammer, Außenminister Sebastian Kurz und LH Arno Kompatscher voll, erklärte Kompatscher, weil das aktuelle petenzen neu und besser abzusichern bzw. funktion handeln und Südtirol dabei unter- Autonomiestatut nicht mehr mit dem – in- jene Zuständigkeiten wiederherzustellen, die stützen werde, eine allfällige Reform des zwischen mehrfach abgeänderten – Text der durch die Rechtsprechung des Verfassungs- Autonomiestatuts auf eine völkerrechtliche italienischen Verfassung koordiniert sei. Dies gerichtshofes geschmälert wurden. Die for- Basis zu stellen. habe leider zu Interpretationsspielräumen und melle Einbindung der Republik Österreich Bundespräsident Heinz Fischer sagte, einer für die Autonomie Südtirols einschrän- ermöglicht es, die internationale Verankerung daß die Verhandlungen rund um die Verfas- kenden Rechtssprechung des italienischen zu erneuern und diese in jedem Fall auch für sungsreform in vollem Gange seien und Ös- Verfassungsgerichtshofes geführt, so Kom- künftige Abänderungen autonomer Bestim- terreich diese Gespräche aufmerksam verfol- patscher: „Das in der Schutzklausel vorgese- mungen geltend zu machen.“ ge. Außenminister Kurz zeigte sich zuver- hene Prinzip des Einvernehmens bei der Der Landeshauptmann hat sowohl von sichtlich, daß ein Weg gefunden werden kann, Überarbeitung des Autonomiestatuts ermög- Bundespräsident Fischer als auch von den wie die Südtirol-Autonomie im Rahmen der licht es, den Katalog der autonomen Zustän- Ministern Reinhold Mitterlehner und Seba- italienischen Verfassungsreform nicht nur ab- digkeiten Südtirols ohne Risiko neu zu for- stian Kurz die Zusicherung erhalten, daß Ös- gesichert, sondern auch erfolgreich weiter- mulieren. Das bietet die Gelegenheit, Kom- terreich weiterhin im Sinne seiner Schutz- entwickelt werden kann. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 91 Wirtschaft Österreichs Wirtschaft wächst 2015 um 0,9 Prozent Industrie gewinnt mit Unterstützung aus Europa an Zuversicht, doch Konsumentenstimmung sackt auf tiefsten Wert seit der Finanzkrise 2009 ab

u Beginn des Schlußquartals 2015 hat net, daher gehen wir davon aus, daß die Wirtschaft von einer anziehenden Binnen- Zdie ohnehin nur moderate Konjunkturer- Binnenkonjunktur, unterstützt durch eine be- konjunktur angetrieben und zusätzlich Im- holung in Österreich offenbar noch etwas an lebtere Auslandsnachfrage, zum Jahresab- pulse durch die anhaltende Erholung in Tempo verloren. „Der Bank Austria Kon- schluß mit bis zu 0,4 Prozent zum Vorquartal Europa erhalten. Die Konjunkturschwäche junkturindikator ist im Oktober ins Minus ein höheres Wirtschaftswachstum als im Som- einiger Schwellenländer wird die robuste gerutscht. Ein deutlicher Rückgang der Kon- mer ermöglichen wird“, so Bank Austria Aufwärtsentwicklung in Europa nach meiner sumentenstimmung hat den Indikator auf den Ökonom Walter Pudschedl. Nach einem Wirt- Einschätzung voraussichtlich nicht in Gefahr tiefsten Wert seit acht Monaten gedrückt, schaftswachstum von durchschnittlich 0,7 bringen, zumal solide Daten aus China die trotz der abermals gestiegenen Zuversicht in Prozent in den ersten drei Quartalen im Jah- Annahme einer weichen Landung der chine- der Industrie“, analysiert Bank Austria Chef- resvergleich ist damit im Gesamtjahr 2015 sischen Wirtschaft untermauern“, so Bruck- ökonom Stefan Bruckbauer. Neben einer ein Anstieg des BIP um 0,9 Prozent erreich- bauer. Die Nachfrage nach „Made in Austria“ zwischenzeitlichen Verlangsamung der Kon- bar. Die Ökonomen der Bank Austria haben wird 2016 daher stärker als im laufenden junktur in Österreich ist vom aktuellen Bank damit ihre Wachstumsprognose für 2015 seit Jahr zunehmen und zur Belebung der öster- Austria Konjunkturindikator auch der weiter Jahresbeginn nicht verändert. reichischen Wirtschaft beitragen. Mit der an- anhaltende gegenläufige Trend von Inlands- ziehenden Binnenkonjunktur wird sich auch und Auslandsnachfrage abzulesen. „Die un- Binnenkonjunktur holt 2016 auf die Importnachfrage kräftiger erhöhen, so terschiedliche Entwicklung der einzelnen Seit dem Frühjahr 2014 hinkt die Bin- daß die Nettoexporte kaum direkt zum BIP- Stimmungskomponenten unterstreicht, daß nenkonjunktur der gesamtwirtschaftlichen Anstieg in Österreich beitragen werden. weder der Konsum noch die Investitionstä- Entwicklung in Österreich hinterher. Im bis- tigkeit so recht in Schwung gekommen sind, herigen Jahresverlauf 2015 sorgte aus- Inflation steigt nach Jahreswechsel dagegen zieht die Nachfrage aus dem Aus- schließlich der Außenhandel für den gerin- 2015/2016 moderat an land langsam an. Die Auseinanderentwick- gen Anstieg des BIP. Die Inlandsnachfrage Dank der tiefen Rohstoffpreise bleibt die lung von Binnenkonjunktur und Auslands- stagnierte bislang im Jahresvergleich , zeig- Inflation in den verbleibenden Monaten des nachfrage scheint sich in Österreich tempo- te jedoch in den vergangenen Monaten eine Jahres 2015 niedrig. Nach durchschnittlich rär sogar verstärkt zu haben“, meint Bruck- leichte Aufwärtsbewegung, die in der sich 0,9 Prozent in den ersten zehn Monaten er- bauer. offenbar langsam auflösenden Investitions- warten die Ökonomen der Bank Austria für Ein neuerlicher starker Einbruch der zurückhaltung ihren Ursprung hat. das Gesamtjahr eine Teuerung von maximal Konsumentenstimmung trug maßgeblich zum „Im Jahr 2016 wird die Binnennachfrage 1,0 Prozent. 2016 wird die Inflation in Öster- Rückgang des Bank Austria Konjunkturindi- zum wichtigsten Träger des Wirtschafts- reich im Jahresdurchschnitt vor allem aus kators im Oktober gegenüber den Vormona- wachstums werden, das mit 1,5 Prozent et- drei Gründen auf 1,6 Prozent ansteigen: Er- ten bei. Die Erwartungen der österreichischen was höher als im laufenden Jahr ausfallen stens wird im Zuge der Steuerreform unter Verbraucher sind seit Monaten besonders wird. Die Investitionen und der Konsum – anderem die Anhebung des ermäßigten Um- pessimistisch und aktuell sogar auf den Stand unterstützt durch die Steuerreform – werden satzsteuersatzes von 10 auf 13 Prozent für aus- vom Frühjahr 2009 zurückgefallen. Hinge- für mehr Schwung sorgen“, meint Pud- gewählte Umsätze für einen geringen erhö- gen haben sich die Geschäftserwartungen schedl. henden Effekt sorgen. Zweitens ist mit dem der heimischen Industrie im Oktober aber- Einerseits wird die Investitionstätigkeit leichten Anziehen der Binnenkonjunktur mals leicht verbessert und liegen nur noch stärker in Fahrt kommen – begünstigt durch nachfrageseitig etwas Druck auf die Preise geringfügig unter dem langjährigen Durch- das anhaltende Zinstief und eine Ausweitung zu erwarten und drittens werden die Roh- schnitt. Die langsame Stimmungsaufhellung des laufenden Wertpapieraufkaufprogramms stoffpreise, wenn auch keine kräftige Auf- im Produktionssektor Österreichs ist vor al- der EZB im kommenden Jahr. Auch wenn wärtstendenz in Sicht ist, im kommenden Jahr lem auf das günstige europäische Umfeld zu- das Wachstum trotzdem nur begrenzt sein zumindest nicht mehr eine so stark dämpfen- rückzuführen, das neben der stabilen Erho- wird, da die Kapazitätsauslastung in der hei- de Wirkung auf die Inflation ausüben kön- lung in Deutschland von steigender Zuver- mischen Wirtschaft klar unter dem langjähri- nen, wie im laufenden Jahr. „Während das sicht in wichtigen zentralen Märkten, wie gen Durchschnitt liegt. Andererseits wird der Wirtschaftswachstum in Österreich mit 1,5 Frankreich und Italien, aber auch in der Peri- Konsum 2016 positive Impulse setzen kön- Prozent 2016 zum dritten Mal hintereinander pherie und in den osteuropäischen Märkten nen. Die Steuerreform bringt einen spürbaren etwas geringer als im Euroraum ausfallen bestimmt wird. „Die österreichische Wirt- Reallohnzuwachs von durchschnittlich 2 Pro- wird, wird die Inflationsrate nun bereits das schaft ist verhalten ins Schlussquartal 2015 zent und vor allem geringere Einkommens- achte Jahr in Folge über dem europäischen gestartet. Die schlechte Stimmung der hei- schichten mit höherer Konsumquote werden Vergleichswert zu liegen kommen“, so mischen Konsumenten ist jedoch überzeich- profitieren. „2016 wird die österreichische Bruckbauer zusammenfassend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 92 Wirtschaft Sondereffekte stützen Konjunktur zum Jahreswechsel Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom November 2015

ie österreichische Wirtschaft ist im Jahr D2015 auf einen moderaten Wachstums- kurs eingeschwenkt. Das Wachstum be- schleunigte sich auf rund +0,3 % im zweiten und dritten Quartal 2015 (zum Vorquartal). Die konjunkturelle Dynamik wird sich über den Jahreswechsel hinaus weiter festigen. Dazu tragen maßgeblich zwei Sondereffekte bei: Erstens führt die im März 2015 be- schlossene Steuerreform im kommenden Jahr zu einer spürbaren Lohn- und Einkommen- steuerentlastung und damit zu einer Zu- nahme des verfügbaren Haushaltseinkom- mens der privaten Haushalte. Zweitens stüt- zen die Ausgaben der öffentlichen Hand für die Versorgung der Flüchtlinge das BIP- Wachstum. Der OeNB-Konjunkturindikator vom November erwartet daher für das vierte Quartal 2015 und das erste Quartal 2016 ein bauinvestitionen entwickelten sich im dritten dynamik, die auch über den Jahreswechsel Wachstum des realen BIP von +0,4 % bzw. Quartal hingegen noch rückläufig. Der Trend hinaus fortbestehen wird. +0,5 % (saison- und arbeitstägig bereinigt, der letzten Quartale deutet jedoch auf ein Zwei Sondereffekte werden in den kom- Trend-Konjunktur-Komponente, gegenüber baldiges Ende des Schrumpfungsprozesses menden Quartalen zu einer weiteren Bele- dem Vorquartal). hin. Die Kreditvergabe an Unternehmen hat bung führen: Die im März 2015 beschlosse- Die zuletzt nachlassende Wachstumsdy- sich in den letzten Monaten beschleunigt. ne Steuerreform tritt mit 1. Jänner 2016 in namik der Schwellenländer – vor allem Nicht in Schwung kam im bisherigen Kraft. Die expansiven Maßnahmen beinhal- Chinas – hat bislang keine Auswirkungen auf Jahresverlauf die Industrieproduktion und ten insbesondere eine Lohn- bzw. Einkom- Europa gezeigt; die Konjunkturerholung im trübt somit noch das Konjunkturbild. Auch mensteuersenkung, die zu einer Erhöhung Euroraum ist gegenwärtig breit abgestützt. die Kapazitätsauslastung ging zuletzt zu- des verfügbaren Einkommens der Haushalte Im zweiten Quartal verzeichneten alle Län- rück. Dem entgegen steht die derzeit gute und damit zu einer Belebung des privaten der des Euroraums (mit Ausnahme von Lu- und sich weiter verbessernde Auftragslage Konsums führen wird. Die OeNB erwartet xemburg) ein positives Wachstum. Weiters der heimischen Unternehmen. Nachfragesei- hiervon für das erste Quartal 2016 einen po- stützen die niedrigen Energiepreise auch über tig wird die österreichische Konjunktur seit sitiven Wachstumseffekt von +0,1 Prozent- den Jahreswechsel hinaus die Konjunktur. In 2012 vor allem durch die Entwicklung des punkten. Die Ausgaben für die Versorgung weiterer Folge, trägt das Extended Asset privaten Konsums gebremst. Dahinter ver- der Flüchtlinge wirken in der kurzen Frist Purchase Programm des Eurosystems zur bergen sich einerseits eine ungünstige Ent- ebenfalls konjunkturstimulierend. Die OeNB weiteren wirtschaftlichen Erholung des wicklung der realen Haushaltseinkommen geht für das vierte Quartal 2015 und das Euroraums bei. und andererseits ein ausgeprägtes Vertrau- erste Quartal 2016 diesbezüglich von einem Das Wirtschaftswachstum in Österreich ensproblem. In Summe ergibt sich jedoch Wachstumseffekt von jeweils +0,1 Prozent- hat sich im Sog der Euroraumkonjunktur ge- eine moderat positive konjunkturelle Grund- punkten aus.  festigt. Mit +0,3 % im dritten Quartal liegt das Wachstum nur geringfügig unter dem Konjunkturumfeld anhaltend schwierig langfristigen Durchschnittswert von knapp +0,4 % (qoq). Das Wachstum der Exporte er WIFO-Konjunkturtest zeigt eine wei- wirkt dämpfend, während die Ausfuhr in die lag mit +1,4 % im dritten Quartal über dem Dtere Verbesserung der Unternehmens- USA kräftig wächst. langjährigen Durchschnitt (+1,0 %) und be- stimmung in Österreich, jedoch nach wie vor In der EU insgesamt und im Euro-Raum stätigt die positive Einschätzung des OeNB- keinen deutlichen Aufschwung. Der Konsum steigt die Nachfrage nach österreichischen Exportindikators vom Oktober. Auch die entwickelt sich anhaltend schwach, während Produkten nur wenig. Die vorlaufenden In- Bruttoanlageinvestitionen tragen seit Jahres- sich die Investitionsnachfrage jüngst belebt dikatoren zur Beurteilung der künftigen beginn wieder zum Wachstum bei. Positiv ist hat. Aus dem Ausland kommen widersprüch- Wirtschaftslage weisen mehrheitlich auf ein insbesondere die Dynamik im Bereich der liche Impulse für Österreichs Wirtschaft: Die Anhalten der mäßigen Konjunkturerholung Maschinen und Ausrüstungen. Die Wohn- Flaute in den wichtigsten Schwellenländern hin. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 93 Wirtschaft Comeback des Sommertourismus Städte und Berge als Anziehungspunkte

ach den bisherig vorliegenden Daten Standorte großer Thermenanlagen) und kuli- ser Boom betrifft nicht nur Wien, sondern N(Mai bis September) verlief die Som- narischen Angeboten (z. B. mit dem Thema auch Graz, Innsbruck und Salzburg. mersaison 2015 für die österreichische Tou- Wein) entfielen nur rund 8 % der Nächti- Neben den Städten trugen die alpinen Re- rismuswirtschaft insgesamt sehr erfolgreich: gungen, sie sind aber beliebte Destinationen gionen wesentlich zum Wiedererstarken der Die Zahl der Nächtigungen stieg um 3,9 %, im Ausflugsverkehr und Tagestourismus. Sommersaison in Österreich bei. Sie verzeich- die Zahl der Ankünfte um 7,2 %. Aufgrund Neben dem Nächtigungsvolumen bele- neten in den letzten Jahren deutlich höhere der lebhaften Nachfrage übertrafen auch die gen auch die aktuelle und vor allem die län- Nächtigungsgewinne als in früheren Som- Umsätze das Vorjahresniveau (real +2,2 %, gerfristige Dynamik den anhaltenden Erfolg mersaisonen (2000/2009 +0,4 % pro Jahr, nominell +3,2 %). Regional entwickelte sich der alpinen und städtischen Tourismusdesti- 2009/2015 +1,8 % p. a.). Eine Ursache die- der Sommertourismus in den letzten Jahren nationen in Österreich: So stieg die Nach- ser Entwicklung könnte der voranschreiten- sehr unterschiedlich. frage in der Sommersaison 2015 nach den de Klimawandel sein: Während der Winter- Der Sommertourismus entwickelte sich bisher vorliegenden Daten (Mai bis August) sport von zunehmender Wetterunsicherheit im Sommer 2015 vor allem im alpinen Raum in Städten um 6,3 %, in Mischregionen um geprägt ist, bieten sich in den heißer werden- und in den Städten (Wien und sein Umland, 3,8 % und in alpinen Regionen um 3,7 %. In den Sommermonaten verstärkt die Berge als Graz und Umgebung, Linz, Salzburg und den Wellness- und Kulinarik-Regionen er- Urlaubsziel an. Der Tourismus in Städten Innsbruck) sehr günstig; diese beiden Re- reichte sie das Vorjahresniveau nicht ganz scheint aber unter den hohen Sommertem- gionstypen sind auch Hauptanziehungs- (-0,7 %). Mehr als 90 % des Zuwachses ge- peraturen derzeit nicht zu leiden. punkte im österreichischen Sommertouris- genüber den Sommermonaten Mai bis Au- Der sich schon länger abzeichnende Trend mus. Rund 53 % aller Nächtigungen entfie- gust 2009 von insgesamt rund 5,9 Mio. zu häufigeren Kurzurlauben brachte in vie- len von Mai bis August 2015 auf alpine Re- Nächtigungen entfielen auf alpine und städ- len Regionen, die auf Wellness, sanften Tou- gionen, 18 % auf Städte (davon Wien 70 %). tische Regionen. Der Städtetourismus expan- rismus und ein hochwertiges kulinarisches Auch die „Mischregionen“ (mit alpinem und dierte dabei mit +5,5 % pro Jahr im Durch- Angebot setzen, in den letzten Jahren nicht voralpinem Charakter) trugen mit rund 21 % schnitt 2009/2015 am stärksten (alpine Re- den gewünschten Erfolg. Dieser Regionstyp, wesentlich zur Nächtigungsbilanz bei. Auf gionen +1,8 %, Mischregionen +0,8 %, Well- der zumindest im Osten und Süden Öster- Regionen mit Wellness-Tourismus (u. a. ness- und Kulinarik-Regionen -0,1 %). Die- reichs überwiegend von inländischen Gästen

Übernachtungen in den Sommermonaten Mai bis August 2015 nach Regionstypen

Quelle: Statistik Austria, WIFO

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 94 Wirtschaft

Nächtigungsentwicklung in den Sommermonaten Mai bis August 2015 und 2009/2015 nach NUTS-3-Regionen und Regionstypen

Quelle: Statistik Austria, WIFO besucht wird, verzeichnet in der Sommersai- In den alpinen Regionen war für beide Ziel- bis August 2015 +10,0 %). Gerechtfertigt son einen Rückgang der Nächtigungszahlen. gruppen seit 2009 ein ähnliches Wachstum werden Veranstaltungen oft mit positiven Die teils öffentlich finanzierten bzw. ange- zu beobachten (+1,7% bzw. +1,8%), die In- längerfristigen Imageeffekten für die Desti- stoßenen Investitionen, etwa in die Ther- landsnachfrage spielt dort aber eine unterge- nation und damit künftig höherer Tourismus- meninfrastruktur, liefern nach anfänglichen ordnete Rolle. In allen anderen Regionsty- nachfrage; die kräftige Steigerung der Über- Erfolgen derzeit nicht die gerade in solchen pen übertraf das Nächtigungswachstum in- nachtungen in Wien in den Monaten Juni bis oft peripher gelegenen Regionen mit weni- ternationaler Gäste jenes der inländischen August 2015 würde dies bestätigen. ger hoch entwickelter Wirtschaftsstruktur an- Reisenden deutlich. gestrebten Impulse. Wie eine WIFO-Studie zum Wirtschafts- Das Österreichische Institut für Nach wie vor überwiegen im österreichi- standort Steiermark zeigt, erscheinen indivi- Wirtschaftsforschung WIFO schen Sommertourismus ausländische Gäste duelle Attraktivität und Wettbewerbsfähig- Das WIFO ist das führende Institut auf (83,6 % aller Nächtigungen von Mai bis keit einer Urlaubsregion wichtiger für das dem Gebiet der angewandten empirischen August 2015), nur der Regionstyp Wellness Wachstum als die Spezialisierung auf be- Wirtschaftsforschung in Österreich. 1927 und Kulinarik wird zu drei Vierteln von stimmte Quellmärkte. Auch Großveranstal- durch Friedrich August von Hayek und inländischen Gästen nachgefragt. Wachs- tungen (z. B. Graz und Linz als europäische Ludwig von Mises gegründet, analysiert und tumsimpulse werden dementsprechend vor- Kulturhauptstädte) erbringen oft nicht die er- prognostiziert das Institut die österreichische wiegend durch die Nachfrage ausländischer wünschten längerfristigen positiven Effekte und internationale Wirtschaftsentwicklung. Quellmärkte generiert: Seit 2009 erhöhte sich auf die Tourismusnachfrage, vielmehr treten Das WIFO ist gemeinnützig und in seiner in den Sommermonaten Mai bis August die häufig kurzfristige Verdrängungseffekte auf: wissenschaftlichen Tätigkeit von Politik und Zahl der Nächtigungen internationaler Gäste Reisende meiden eine Destination gerade Wirtschaft unabhängig. österreichweit um durchschnittlich 2,5 % während einer Veranstaltung, weil sie höhe- Die Ergebnisse seiner Untersuchungen pro Jahr, jene inländischer Gäste um nur re Preise und einen Gästeansturm erwarten, dienen der Fundierung wirtschaftspolitischer 1,0 % pro Jahr. Im Sommer 2015 (Mai bis die ihr Urlaubserlebnis beeinträchtigen wür- und unternehmerischer Entscheidungen und August) betrug die Wachstumsdifferenz so- den. So erhöhte sich die Zahl der Nächtigun- der Versachlichung der wirtschaftspolitischen gar 2,6 Prozentpunkte (Ausländernächtigun- gen in Wien im Mai 2015 (Veranstaltung des Diskussion.  gen +4,6 %, Inländernächtigungen +2,0 %). Eurovision Song Contest) um nur 2,3 % (Juni http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 95 Wirtschaft Wie geht’s Österreich? Hohe Lebenszufriedenheit; materieller Wohlstand stagniert auf hohem Niveau; Umwelt punktet bei erneuerbarer Energie und Emissionen

ie aktuelle Ausgabe der Studie „Wie Dgeht’s Österreich?“ von Statistik Austria zeigt, daß sich die Indikatoren, mit denen sich Fortschritt und Wohlstand in Öster- reichs Gesellschaft messen lassen, unter- schiedlich entwickeln. So verringerte sich etwa das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 % (EU-28: +1,2 %), wenngleich Öster- reich bei dieser Maßzahl in der EU nach wie vor den 2. Platz einnimmt. Auch Konsum und verfügbare Einkommen der Haushalte (real pro Kopf) entwickelten sich in der Dynamik zum zweiten Mal in Folge negativ. Dennoch läßt sich bei der Lebensqualität – auch im EU-Vergleich – eine hohe Zufrie- denheit mit dem Leben insgesamt erkennen. Die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung ist im internationalen Vergleich niedrig, stagniert aber ebenso wie die Erwerbstäti- genquote. Der Anteil erneuerbarer Energie- träger stieg seit 2005 stetig an, Feinstaub und Treibhausgasemissionen zeigten in den letz- ten Jahren Rückgänge. Die wachsende Flä- chennutzung sowie der Energieverbrauch des Verkehrs stellen weiterhin große Um- weltprobleme dar.

Materieller Wohlstand: BIP, Einkommen und Konsum sinken 2014 ging die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf um 0,4 % zurück (EU-28: +1,2 %/ Eurozone: +0,9 %). Im Vergleich dazu nahm der reale Konsum pro Kopf (Volkswirt- schaftliche Gesamtrechnung, inkl. sozialer Sachtransfers und Non-Profit-Organisatio- nen) mit -0,6 % etwas stärker ab (Deutsch- land: +0,9 %; noch kein EU-28-Durchschnitt vorhanden). Die realen verfügbaren Haus- Grafik und Quelle: Statistik Austria haltseinkommen pro Kopf (inkl. sozialer der österreichischen Haushalte stieg auf- beispielsweise in Form von Bildungs- und Sachtransfers und Non-Profit-Organisatio- grund einer Verschiebung in der Konsum- Gesundheitsdienstleistungen – blieb in den nen) verringerten sich nach einem deutlichen struktur auf mittlerweile 54 %. Im EU- letzten 20 Jahren relativ stabil (rund 18 %). Rückgang im Jahr 2013 auch 2014 nochmals Vergleich bedeutet dies einen Platz im obe- Das Ziel, eine umfassende Entkopplung des leicht um 0,2 % (EU-28: +0,4 %). ren Drittel; dieser Wert fiel in Spanien mit Konsumwachstums vom Ressourcenver- In den letzten 20 Jahren entwickelte sich 58 % am höchsten und in Litauen mit 28 % brauch zu erreichen, was für eine nachhalti- der Konsum der privaten Haushalte durch- am niedrigsten aus. Der Anteil für Wohnen, ge Entwicklung nötig wäre, ist bislang noch schnittlich schwächer als das BIP. Ein leich- Wasser und Heizung an den Haushaltsaus- nicht erreicht. ter Rückgang des Anteils der privaten Kon- gaben hat sich in Österreich seit 1976 fast sumausgaben am BIP war nicht nur in Öster- verdoppelt und liegt mit rund 22 % im euro- Lebensqualität in vielen Bereichen reich, sondern auch im EU-Durchschnitt ins- päischen Mittelfeld (Malta: 12 %; Däne- unverändert, positive Ergebnisse bei gesamt zu beobachten. Der Anteil der mark: 30 %). Der Beitrag des Staates zum der Zufriedenheit Dienstleistungen an den Konsumausgaben Konsum der österreichischen Haushalte – Bezüglich der Lebensqualität ergaben

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 96 Wirtschaft sich 2014 unterschiedliche Bilder: Die allge- definierte Zielindikatoren auf EU-Ebene stellung der Indikatoren wird auf offizielle meine Lebenszufriedenheit bewerteten die (z. B. Europa 2020-Indikatoren) und OECD- Datenquellen zurückgegriffen. Menschen in Österreich auch im EU-Ver- Ebene sowie nationale Initiativen flossen Bezüglich der allgemeinen Lebenszufrie- gleich hoch: Auf einer Skala von 0 – über- ebenfalls in die Auswahl ein. In mehreren denheit sind aufgrund eines Methodenwech- haupt nicht zufrieden – bis 10 – vollkommen Gesprächsrunden wurden wissenschaftliche sels (Umstellung auf eine 11stufige Ant- zufrieden – lag der Durchschnitt bei 7,8 Institutionen und Interessenvertretungen in wortskala von 0 bis 10) keine Zeitvergleiche (EU-28: 7,1). Verbesserungen zeigten sich das Projekt eingebunden, um eine möglichst möglich, allerdings liefert das Sondermodul bei den subjektiven Umweltbelastungen in breite nationale Abstimmung der Indikatoren zu EUSILC 2013 eine Reihe von zusätzli- der Wohnumgebung: Der Anteil der betrof- zu gewährleisten. Das Feedback aus den Ge- chen Informationen zu subjektiven Aspekten fenen Personen verringerte sich zwischen sprächen sowie den schriftlichen Rückmel- der Lebensqualität.  2012 und 2014 von 24 % auf 22 %. Auf der dungen wurde, soweit möglich, bei der Wahl Detaillierte Informationen finden Sie hier: anderen Seite blieb etwa die Erwerbstä- und Aufbereitung berücksichtigt. Bei der Er- https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wie_gehts_oesterreich/index.html tigenquote 2014 mit 74,2 % (EU-28: 69,2 %) seit 2012 fast unverändert, was das Errei- chen des nationalen „Europa 2020“-Ziels von IHS neu – Feierliche Eröffnung 77 % erschweren könnte. Die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung wies mit 19,2 % as Institut für Höhere Studien (IHS) lud EU-Kommissar Franz Fischler, die früheren eine leicht negative Tendenz auf, blieb je- Dam 17. November zur Festveranstaltung Wissenschaftsminister Hans Tuppy, Karl- doch auf konstantem Niveau (EU-28: „IHS neu“. heinz Töchterle, Elisabeth Gehrer und Cas- 24,4 %). Die Neupositionierung der Forschungs- par Einem, begrüßten die ambitionierten einrichtung erfolgt in zweifacher Weise: Das Ziele des IHS. UmweltPositive Entwicklungen bei Institut hat seinen Standort in die Josef- Bundespräsident Heinz Fischer, der 20 Erneuerbaren und Emissionen städterstraße 39 im 8. Wiener Bezirk verlegt. Jahre hindurch bis 2004 Vizepräsident des Der Anteil der anrechenbaren erneuerba- Aus diesem Anlaß berichteten der Präsident IHS-Kuratoriums war, erinnerte an die Mis- ren Energieträger stieg in den letzten Jahren des IHS Kuratoriums, Zweiter Nationalrats- sion der beiden Gründungsväter des Insti- deutlich. Ihr Anteil erhöhte sich im Jahr präsident a.D. Heinrich Neisser, sowie der tuts. „Der Soziologe Paul F. Lazarsfeld, und 2014 auf 33,4 % (EU-28: 15 % für 2013), interimistische Leiter des Instituts, Sigurd der Wirtschaftswissenschaftler Oskar Mor- was ein Erreichen des nationalen „Europa Höllinger, über die zeitgemäße strategische genstern, die man ihrer jüdischen Herkunft 2020“-Ziels von 34 % wahrscheinlich macht. Neuausrichtung des IHS. wegen im Österreich der 1930er-Jahre so Auch die PM10-Emissionen (Feinstaub) Viele Aufgaben, vor allem in der Ausbil- stark an ihren Karrieren behindert hatte, daß konnten weiter gesenkt werden (-16,6 % von dung von wirtschafts- und sozialwissen- sie in die USA auswanderten, sind in den 1995 bis 2013). Die Treibhausgasemissionen schaftlichem Spitzenpersonal, die das IHS 1960er-Jahren nach Österreich zurückge- gingen von 2005 bis 2013 um insgesamt bei seiner Gründung 1963 und in den dar- kehrt, um einen Beitrag zur Modernisierung 13,9 % zurück und zeigten damit eine Ent- auffolgenden Jahrzehnten erfüllt hat, haben unseres Wissenschaftssystems zu leisten. Es koppelung von der Wirtschaftsleistung. inzwischen die Universitäten übernommen. ist konsequent, daß sich das IHS heute unter Die Nutzung freier Flächen für Bau, Das Institut fokussiert nun auf problem- geänderten Rahmenbedingungen wieder Verkehr und Sonstiges stieg von 2001 bis orientierte Forschung in Themenfeldern wie eine neue strategische Ausrichtung überlegt 2014 um 22 % an. Damit nahm die Flächen- die Herausforderungen der europäischen In- hat, die es ihm ermöglichen wird, Beiträge inanspruchnahme in derselben Zeit fast vier- tegration, Wirtschaftswachstum und Nach- zur Lösung dringender gesellschaftlicher mal schneller zu als die österreichische haltigkeit, die Zukunft des Wohlfahrtsstaats Fragen zu leisten“. Bevölkerung (+6,1 %). Der inländische Ma- sowie Bildung und Wissenschaft als Instru- Finanzminister Hans Jörg Schelling sieht terialverbrauch blieb in den letzten Jahren mente sozialen Fortschritts. im IHS eine wichtige Stütze für eine fakten- konstant, war aber 2013 mit 21,8 Tonnen pro Ein Merkmal des IHS ist, daß Wirt- basierte Vorgangsweise: „Um seriöse und Kopf trotzdem sehr hoch (EU-28: 13,2 t). schafts- und Sozialwissenschaften eng zu- zielführende Politik zu gestalten, braucht es Der energetische Endverbrauch wuchs von sammenarbeiten. Die Kooperation mit den punktgenaue Analysen und Fakten. Das IHS 1995 bis 2014 um 27,1 %, diese Entwick- Universitäten wird auf eine tragfähige insti- hat bisher schon eine wichtige Rolle ge- lung lag ebenfalls klar über jener der EU-28 tutionelle Basis gestellt. In ihrer Keynote ver- spielt, etwa mit seinen Konjunkturprognosen. (+2,3 % bis 2013). Noch stärker stieg mit wies Shalini Randeria, Rektorin des „Insti- Die zeitgemäße und strategische Neuausrich- +48,7 % bis 2014 der Energieverbrauch des tuts für die Wissenschaften vom Menschen“, tung wird die Rolle des Instituts stärken.“ Verkehrs (EU-28: +13,6 % bis 2013). auf den besonderen Beitrag, die das zukünf- ÖNB-Gouverneur Ewald Nowotny be- tige IHS an der Schnittstelle von akademi- grüßte die neue Ausrichtung mit der Di- Methodische Informationen, scher und angewandter Forschung für Öster- versifizierung in interdisziplinäre Teams: Definitionen reich und Europa leisten wird, aber auch auf „Ich bin unbedingt dafür, daß die Ökonomie, Statistik Austria setzte bei der Zusammen- die Herausforderungen, die dies an das wie es der Tradition des Hauses entspricht, stellung des Indikatoren-Sets die Empfehlun- Institut stellt. am IHS eine wesentliche Rolle spielt, begrüs- gen der „Sponsorship Group on Measuring Zahlreiche Festgäste, an ihrer Spitze se aber die Kooperation mit anderen Be- Progress, Well-being and Sustainable Deve- Bundespräsident Heinz Fischer, Finanzmi- reichen und auch jene mit den Universitä- lopment“ entsprechend der nationalen stati- nister Hans Jörg Schelling, Nationalbank- ten“.  stischen Datenlage weitgehend um. Weitere Gouverneur Ewald Nowotny, der frühere http://www.ihs.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 97 Chronik Licht ins Dunkel Bundespräsident Heinz Fischer und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz eröffneten in der Hofburg die 43. Spendenaktion von »Licht ins Dunkel«. Foto: HBF / Peter Lechner

Bundespräsident Heinz Fischer bei der großen Auftaktveranstaltung der Aktion »Licht ins Dunkel« in der Wiener Hofburg

n der Wiener Hofburg fand am 12. No- Kratky, „Licht ins Dunkel“-Moderator An- ganz Europa, und somit auch Österreich, er- Ivember der offizielle Auftakt der 43. dreas Onea und viele andere mehr. lebt eine Flüchtlingswelle von historischem Kampagne von „Licht in Dunkel“ mit einem Ausmaß. Die Frage, wie wir mit Menschen Empfang beim Bundespräsidenten und Fischer: Solidaritätspotenzial in umgehen, die unserer Hilfe bedürfen, wird Schirmherrn der Aktion, Heinz Fischer, statt. unserer Gesellschaft macht mich stolz! jetzt – und in Zukunft –, nicht nur eine Frage An der feierlichen Eröffnung – zu der das Bundespräsident Heinz Fischer, Schirm- humanitärer Grundhaltung im eigenen Land Staatsoberhaupt gemeinsam mit ORF-Ge- herr der Aktion, unterstrich in seinen Wor- sein, sondern auch ein Gradmesser für unser neraldirektor Alexander Wrabetz – geladen ten: „Es freut mich sehr, daß auch in wirt- europäisches Wertesystem. Versagt Europa hatte, nahmen zahlreiche Repräsentanten der schaftlich schwierigen Zeiten die Großher- in der Flüchtlingsfrage, versagt es auch in Hilfsorganisationen, des österreichischen zigkeit in unserem Land nicht nachläßt. seinem westlich-europäischen Demokratie- Bundesheeres, Sponsoren, prominente Un- Auch im Moment erleben wir eine Welle der verständnis. Aber darüber hinaus dürfen wir terstützer, Medienvertreter und Mitarbei- Hilfsbereitschaft, die unser Land erfaßt hat. die Augen nicht vor der Realität im eigenen terInnen der Aktion teil: Kurt Nekula, Prä- Die Haltung Österreichs in der Flüchtlings- Land verschließen, wo es auch Menschen sident des Vereins „Licht ins Dunkel“, Ge- frage und das große Engagement der Zivil- gibt, die Hilfe brauchen. Dafür steht, heuer schäftsführerin Eva Radinger, Generalleut- gesellschaft zeigen, welch großes Solidari- bereits zum 43. Mal, die Aktion ,Licht ins nant Bernhard Bair, stv. Generalstabschef, tätspotenzial – auch über den finanziellen Dunkel‘. Als Rundfunk der Gesellschaft ist Brigadier Kurt Wagner, Militärkommandant Beitrag hinaus –, in unserer Gesellschaft es unsere Aufgabe, die Tradition des Helfens von Wien, Oberstleutnant Stefan Kirchebner, steckt. Als Bundespräsident macht mich das sowohl in Ausnahmefällen als auch in der Kommandant der Garde, Diakonie-Präsident stolz und bin ich zutiefst der Überzeugung, Kontinuität der Hilfe aufrechtzuerhalten.“ Roland Siegrist, Bettina Glatz-Kremser von daß wir nicht nachlassen werden, uns immer den Österreichischen Lotterien, „Licht ins wieder neu um diese verläßlichen Zeichen Sissy Mayerhoffer: Starke Dunkel“-Begründer Kurt Bergmann, ORF- der Solidarität zu bemühen.“ Partner an unserer Seite Programmdirektorin Kathrin Zechner, die Sissy Mayerhoffer, Leiterin des ORF-Hu- „Licht ins Dunkel“-Verantwortliche des Wrabetz: Als Rundfunk der Gesellschaft manitarian-Broadcasting: „Wir hoffen, daß ORF, Sissy Mayerhoffer, Thomas Stipsits, Tradition des Helfens aufrechterhalten wir auch in der 43. Aktion wieder starke und Günther „MO“ Mokesch, Zoe Straub, Bur- ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verläßliche Partner an unserer Seite haben, gschauspielerin Maria Happel, Schauspiele- betonte: „Das Jahr 2015 stellt unsere Soli- denn nur durch ihr Vertrauen und ihren ma- rin und Sängerin Edita Malovcic, Robert darität auf einen besonderen Prüfstand, denn teriellen Beitrag gelingt es uns, Jahr für Jahr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 98 Chronik Foto: HBF / Peter Lechner v.l.: »Licht ins Dunkel«-Begründer Kurt Bergmann, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, Burgschauspielerin Maria Happel, Bundespräsident Heinz Fischer, Direktorin Kathrin Zechner, »Licht ins Dunkel«-Präsident Kurt Nekula und ORF- Humanitarian Broadcasting-Leiterin Elisabeth Mayerhoffer vieles zu realisieren und vielen zu helfen!“ sungen von Conchita Wurst –, vortrug. Axel A1 Telekom Austria AG – Technologie- Genauso wichtig sei aber auch der immate- Wolph feat. Madita „My Lights“ ist auf der partner von „Licht ins Dunkel“ seit An- rielle Anteil, denn „durch viele Beiträge – aktuellen Benefiz-CD „Licht ins Dunkel beginn – lautet 0800 664 24 12, zum Null- das ganze Jahr über – in den Programmen 2015/2016“ vertreten. Fünf Euro pro aktuel- tarif aus ganz Österreich. Auf der „Licht ins und Medien des ORF“ sei es gelungen, ler verkaufter CD gehen an die Aktion Dunkel“-Homepage kann jederzeit online „Barrieren und Vorurteile abzubauen und zu „Licht ins Dunkel“. oder per Kreditkarte gespendet oder ein Er- überwinden“. lagschein angefordert werden. 249 Millionen Euro Das ORF.at-Netzwerk trägt auch heuer Lesung von Maria Happel und musika- in mehr als 42 Jahren wieder mit zahlreichen Onlineangeboten lischer Live-Act von Edita Malovcic Allein im vergangenen Jahr konnten 11,3 zum Erfolg der Hilfsaktion bei. Die Website Für das künstlerische Rahmenprogramm Millionen Euro durch „Licht ins Dunkel“ ge- lichtinsdunkel.ORF.at bietet wieder ein von sorgte Burgschauspielerin Maria Happel, die sammelt werden. Damit wurden 439 Sozial- A1 bereitgestelltes Spendentool an und wird drei Geschichten und Lebenssituationen aus und Behindertenprojekte in allen Bundeslän- außerdem fortwährend Informationen und den Abertausenden von Ansuchen, die alljähr- dern unterstützt. 5173 Familien mit 13.033 Storys rund um die Spendenaktion bereitstel- lich an „Licht ins Dunkel“ gestellt werden, Kindern konnte durch die „Licht ins Dun- len. Die ORF-TVthek wird „Licht ins Dun- vortrug. Ein musikalisches Highlight kam kel“-Soforthilfe rasch und unbürokratisch ge- kel“ einen thematischen Schwerpunkt wid- von Schauspielerin und Sängerin Edita Ma- holfen werden. Insgesamt wurden seit Beste- men, der ein umfangreiches Live-Stream- und lovcic alias Madita, die die diesjährige In- hen der Aktion 249 Millionen Euro an Spen- Video-on-Demand-Angebot zum Aktionstag terpretation des „Licht ins Dunkel“ gewid- den für bedürftige Menschen gesammelt. und zum 24. Dezember beinhaltet.  meten Liedes „My Lights“ – im Vorjahr ge- Die aktuelle Spendentelefonnummer der http://lichtinsdunkel.ORF.at Foto: ORF / Roman Zach-Kiesling Birgit Fenderl und Andreas Onea eröffneten am 23. November die Aktion »Licht ins Dunkel« mit dem Aktionstag.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 99 Gastronomie und Kulinarik Weinreiches Österreich. Gut, besser, 2015 Endlich! Nach dem arbeitsintensiven und problematischen Jahr 2014 sorgt der Jahrgang 2015 für frohe Gesichter in der Winzerschaft.

uf das schöne Frühjahr und die gute gestellt, die 2015er werden mit ihrer Intensi- ABlüte folgte ein Sommer, der für Über- tät so interessant ausfallen, daß man sich die raschungen sorgte. Heiße Tage und Nächte eine oder andere Flasche länger aufheben waren Grund zur Sorge, doch Mitte August sollte. gab es meist ausreichend Niederschlag. Die letzte Hitzeperiode Ende August verhalf den Steiermark Reben zu sehr guter Reife, bereits kühlere Ein einziges Hagelwetter verursachte Ein- Nächte führten zu optimaler Aromaentwick- bußen von 25 bis 30 Prozent, es fand aller- lung. Ein guter Wetterverlauf im Herbst er- dings so früh im Jahr statt, daß es die Qua- laubte eine entspannte Lese ohne Zeitdruck lität der verbleibenden Trauben nicht beein- durch nahende Schlechtwetterfronten. Die trächtigte. Aus unterschiedlichen Blütever- Sommerhitze hinterließ aber auch Spuren, läufen resultierten regional sehr unterschied- die die Önologen bei der Verarbeitung und liche Lesezeitpunkte. Aufgrund guter Trau- Vergärung der Trauben herausforderten, mit- benqualität und Reife ist hohe Alkoholaus- unter gab es manch knifflige Aufgabe zu lö- beute festzustellen, es zeichnet sich ein kräf- sen. Was letztlich zählt, ist der Erfolg der Ar- tiger Jahrgang ab. Die ersten Muskateller beit, und der zeigt sich heuer in sehr schöner, lassen eine wesentlich bessere Qualität er- Foto:ÖWM / Himml fruchtiger Aromatik und Sortenausprägung. warten, als sie letztes Jahr bei allen Anstren- Ergänzt wird der Jahrestyp von moderater weise zugelassene Säuerung konnten die gungen zu erzielen war. Wider Erwarten Säure und meist kräftigem Alkoholgehalt, Kellermeister für mikrobiologische Sicher- konnte dieses Jahr zwar ca. zehn Prozent we- der den Körperreichtum unterstützt. heit vor allem bei frühreifenden Sorten sor- niger Welschriesling eingebracht werden, gen. In Summe wird 2015 für die Winzer aus doch Weingenießer können sich auf eine er- Niederösterreich Niederösterreich sowohl hinsichtlich der bauliche Menge von steirischen Muskatel- Die niederösterreichischen Winzer hatten Traubenqualität, als auch aufgrund der maß- ler- und Morillon-Weinen freuen. Zusam- heuer im Vergleich zum letzten Jahr eine vollen Arbeitsintensität wahrscheinlich lan- mengefaßt läßt sich feststellen, daß das Wein- streßfreie, lockere Lesesaison. Der milde ge in Erinnerung bleiben. baugebiet Steiermark 2015 weniger durch Winter und das warme Frühjahr endeten in eine hohe Erntemenge auf sich aufmerksam einer schönen Blütephase, dann kam die Burgenland machen wird, als vielmehr durch hohe Sommerhitze und Ende August gerade noch Das Wetter verlief gleich wie in Nieder- Qualität. ausreichend Feuchtigkeit. Die resultierende österreich, mit dem erfreulichen Unter- sehr hohe Traubenqualität lässt fast verges- schied, daß die Hagelkatastrophe ausblieb. Wien sen, daß ein nächtlicher Hagel um den 6. Mai Die Reifeentwicklung ist mit den anderen Die Weingärten in der Bundeshauptstadt am Wagram, im Kremstal und Kamptal den Bundesländern deckungsgleich, hohe Zuk- konnten leichte Hagelschäden und sommer- Ertrag von 3000 ha Weingartenfläche ver- kergradationen konnten aufgrund der Trau- liche Trockenheit gut verkraften, trotz Ver- nichtete. Die ansonsten in Niederösterreich bengesundheit abgewartet werden. In Folge rieselung während der Blüte ist die Ernte- zu erwartende hohe Qualität erlaubte guten der großen Hitze im Seewinkel ergab sich menge im Vergleich zu den letzten Jahren Gewissens, auf Antrag des nationalen Wein- hohe Reife, allerdings erforderten niedrige durchschnittlich ausgefallen. Negativen Er- komitees die Höchstertragsmenge für Quali- Säuregehalte und pH-Werte im Keller deut- wartungen zum Trotz konnten sich die Win- tätswein um 1800 kg pro Hektar anzuheben, lich mehr Aufmerksamkeit, damit nichts aus zer über eine gute Saftausbeute freuen. Die um den geschädigten Betrieben einen quali- dem Ruder lief. Der Verlauf von Gärung und Auswirkungen des heißen Sommers auf die tativ entsprechenden Zukauf zu ermögli- Säureabbau brachte sogar für Winzer mit Mostversorgung wirkten sich auch in Wien chen. Die Lese wurde eher früh begonnen, jahrzehntelanger Erfahrung manche Überra- auf die Vergärung aus, erhöhte Aufmerk- die Traubenproduzenten konnten gute Preise schung. Das Resultat der Bemühungen sind samkeit bei der Vinifikation war gefordert. erzielen. Fast alle Trauben kamen heuer ge- auch im Burgenland fruchtige, sortentypi- Der Erfolg der Anstrengungen zeigte sich be- sund und ausgereift in die Keller. Bereits bei sche und körperreiche Weine. Moderate Säu- reits bei der ersten Präsentation Ende Okto- der Vergärung hat es dort so gut gerochen, re ist heute international sehr willkommen, ber: der „Junge Wiener“ präsentierte sich wie schon lange nicht mehr. Es gab kaum der teilweise kräftige Alkohol ist einerseits sehr fruchtig mit gutem Trinkfluß und gab Fehlentwicklungen oder Gärprobleme, und Jahrgangskennzeichen, andererseits ein Sta- einen Vorgeschmack auf einen kraftvollen wenn, konnte man sie gut in den Griff be- bilitätsfaktor für Langlebigkeit. An die heu- Jahrgang.  kommen. Durch die dieses Jahr ausnahms- rigen Rotweine werden hohe Erwartungen http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 100 Personalia Ehrendoktorat für Friederike Mayröcker Die Universität Innsbruck verlieh das erste Ehrendoktorat einer österreichischen Universität an Friederike Mayröcker. Mit dieser Auszeichnung wird eine der wichtig- sten Schriftstellerinnen der Gegenwart geehrt, deren poetisches Lebenswerk inter- nationalen Ruhm genießt.

ie 90jährige Friederike Mayröcker gilt Dals eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der Gegenwart. Nach der Verleihung des Eh- rendoktorats durch die Universität Bielefeld im Jahr 2001 ist die Universität Innsbruck nun die erste österreichische Universität, die ihr diese Auszeichnung zuerkennt. Es ist ein Akt der Reverenz vor einer der Großen der Lite- ratur, nicht nur seitens der Literaturwissen- schaft, sondern der gesamten österreichischen akademischen Welt. Mayröckers Dichtung kommt zwar ohne Handlung, ohne Story und ohne explizite Botschaft aus, ist aber den- noch engagiert in einem subtilen Sinne. Sie ist der Ausdruck eines intensiven Blicks, eines hochsensiblen Zugangs auf die Welt. May- röckers hochempathischer Blick gilt allen

Kreaturen, Menschen gleichermaßen wie Tie- Foto: ren; er sieht Bettler, alte, krumme Menschen, v.l.: Vizerektorin Sabine Schindler, Ehrendoktorin Friederike Mayröcker, Rektor Tilmann Märk und Studiendekan Gerhard Pisek bei der Überreichung kranke Hasen und erschöpfte Fliegen. In ihren Texten zeigt sich ein Grad an Empathie Kontakt zu Innsbruck sollte nicht mehr Ehrenzeichen der Republik Österreich über- weit jenseits der Norm. In einem langen, abreißen: Im Studienjahr 1996/97 übernahm reicht, und im Juni dieses Jahres erfolgte die überaus schöpferischen Leben hat Friederike sie auf Einladung von Prof. Johann Holzner Ernennung zur Ehrenbürgerin der Stadt Mayröcker ein umfangreiches Werk geschaf- die Poetik-Vorlesung, eine Veranstaltung, die Wien. fen, dessen formale Kühnheit und Vielfalt, seit 1984 regelmäßig an der Universität Inns- sprachliche Schönheit und emotionale Tiefe bruck stattfindet. Eine Reihe von Forschungs- Zur Person internationale Beachtung fand. Über fünfzig arbeiten ist seither entstanden. Derzeit arbei- Friederike Mayröcker wurde am 20. Bücher und mehr als 1500 Beiträge in An- tet Eleonore De Felip, gefördert von einem Dezember 1924 in Wien geboren. Nach der thologien und Zeitschriften liegen vor. Elise-Richter-Stipendium des FWF, am For- Externisten-Matura 1950 legte sie die Die künstlerische und persönliche Bio- schungsinstitut Brenner-Archiv an einem Staatsprüfung für Englisch ab und arbeitete graphie der großen Dichterin ist in vielfacher Projekt zur „lyrischen Intensität“ von Frie- von dann als Englischlehrerin an verschiede- Weise mit der Stadt Innsbruck verwoben. Als derike Mayröckers Lyrik. nen Wiener Hauptschulen. Bereits 1939 be- wiederholter Gast bei den Österreichischen gann sie mit ersten literarischen Arbeiten, Jugendkulturwochen, leistete sie einen we- Wichtigste Preise sieben Jahre später folgten kleinere Veröf- sentlichen Beitrag zur zeitgenössischen Kunst Die Autorin erhielt bisher eine Vielzahl fentlichungen von Gedichten in der Wiener der Nachkriegsjahrzehnte. Als einzige öster- an wichtigen Preisen und Ehrungen wie bei- Avantgarde-Zeitschrift „Plan“. Im Jahre reichische Förderungsveranstaltung für den spielsweise den Georg-Trakl-Preis (1977), 1954 lernte sie Ernst Jandl bei den Österrei- „schöpferischen Nachwuchs“, auf welcher den Großen Österreichischen Staatspreis für chischen Jugendkulturwochen in Innsbruck das ästhetisch Innovative und Experimentel- Literatur (1982), den Friedrich-Hölderlin- kennen. Mit ihm verband sie eine Lebensge- le nicht nur erlaubt, sondern erwünscht war, Preis der Stadt Bad Homburg (1993), den meinschaft bis zu seinem Tod im Jahr 2000. genossen die Innsbrucker Jugendkulturwo- manuskripte-Preis (1994), den Else-Lasker- Ihre erste Buchveröffentlichung mit dem chen internationale Anerkennung. Neben Schüler-Preis (1996), den Großen Literatur- Titel „Larifari. Ein konfuses Buch“ erfolgte Mayröcker wurden u.a. Ernst Jandl, Inge- preis der Bayrischen Akademie der Schönen 1956 im Bergland-Verlag. Seitdem erschie- borg Bachmann, Ilse Aichinger, Thomas Künste (1996) sowie den Georg-Büchner- nen zahlreiche Werke in Lyrik und Prosa, Bernhard oder Elfriede Jelinek eingeladen. Preis (2001). Im Jahr 2004 wurde Mayrök- Hörspiele, Kinderbücher und Bühnentexte. In dieser Runde stellte Mayröcker ihr erstes ker für den Nobelpreis nominiert. Vor etwa Zuletzt erschien „Cahier“ im Jahr 2014 bei Buch einem kritischen Publikum vor. Der einem Jahr wurde ihr das Große Goldene Suhrkamp. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 101 Personalia Kärnten: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Univ.Prof. Glaser er international bekannte Archäologe DUniv.Prof. Franz Glaser wurde am 12. November im Rahmen einer Festveranstal- tung zu seinem 65. Geburtstag von Seiten des Landes geehrt. Im Spiegelsaal der Kärnt- ner Landesregierung erhielt Glaser das Gros- se Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärn- ten, das ihm Landeshauptmann Peter Kaiser gemeinsam mit LAbg. Markus Malle als Vertreter von Kulturreferent LR Christian Benger überreichten. Kaiser würdigte das beeindruckende, von Elan und Akribie getragene Forscherleben von Franz Glaser, dem viele neue Erkennt- nisse gelungen sind. Er habe immer sein Wis- sen weitergegeben und damit darauf geach- tet, daß es Teil der Gesellschaft bleibe. Gla- Foto: fritzpress v.l.: Landeshauptmann Peter Kaiser, Univ.Prof. Franz Glaser und LAbg. Markus Malle ser habe dem Land viel Reputation gebracht, auch seine musealen Präsentationen seien mit Auszeichnung sei mehr als verdient, dankte mor gewürzten Rückblick auf den Geehrten Teurnia, dem Hemmaberg und Molzbichl Kaiser namens des Landes und wünschte und kennzeichnete kurz dessen Lebens- untrennbar verbunden. Glaser weiterhin alles Gute. philosophie. Glaser habe nach Forschungen „Sie wurden ein Botschafter Kärntens, Die gebürtige Klagenfurterin und Direk- in Griechenland in Kärnten einen Neuanfang weil sie den Alpen-Adria-Raum miteinbezo- torin des Archäologischen Instituts in Wien, gemacht und wurde zum internationalen Ex- gen haben und über die Geschichte mit den Sabine Ladstätter, war einst Schülerin von perten im Bereich der spätantiken und früh- Nachbarn Gemeinsames zusammengeführt Glaser und arbeitete mit ihm am Hemma- christlichen Archäologie sowie des Frühmit- haben“, sagte der Landeshauptmann. Die berg. Sie hielt einen persönlichen, mit Hu- telalters.  »Großes Ehrenzeichen des Landes NÖ« für Herbert Prohaska s ist wichtig, daß wir Persönlichkeiten Evor den Vorhang bitten, die im wahrsten Sinne des Wortes Vorbilder sind, denn sie sind Orientierungspfeiler in unserer Gesellschaft. Du bist für Niederösterreich und für die ge- samte Republik ein derartiger Orientierungs- pfeiler“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll am 19. November im Zuge der Überrei- chung des „Großen Ehrenzeichens für Ver- dienste um das Bundesland Niederösterreich“ an den österreichischen „Jahrhundertfußbal- ler“ und ehemaligen Nationalspieler und Na- tionaltrainer Herbert Prohaska. Prohaska sei „eine österreichische Sport- Legende“ und sei „ein Idol geworden vor allem auch für die junge Generation“, beton- te Pröll in seiner Laudatio. Der Geehrte sei aber auch eine besondere „menschliche Grös- Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger se“, die sich im Sportlichen durch Fairness Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) überreichte Herbert Prohaska in St. Pölten das und Teamgeist und im Privaten durch »Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich«. Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit, Herzlichkeit bindung“ zu Niederösterreich und sei auch lungen, dankte Pröll auch für die Bereit- und Humor auszeichne. ein wichtiger Berater für die niederösterrei- schaft des Geehrten zum sozialen Engage- Mit der Auszeichnung wolle man aber chische Sportpolitik, etwa beim Stadionbau ment. auch „Danke sagen, weil du ein besonderer in St. Pölten oder bei der Unterstützung im Diese Auszeichnung sei für ihn etwas Freund Niederösterreichs bist“, sprach der Zusammenhang mit der Entwicklung des ganz Besonderes, sagte Prohaska in seinen Landeshauptmann eine weitere Facette an. Schulfußballs. Dankesworten. Er dankte den Anwesenden, Prohaska, der seit vielen Jahren in Kierling Weiters engagiere sich Prohaska auch bei er freue sich „über jeden einzelnen“, der an wohnt, habe „eine sehr enge emotionale Ver- Benefizveranstaltungen und Spendensamm- diesem Festakt teilnehmen konnte. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 102 Personalia »Gold« für Bürgermeister a.D. Dr. Franz Dobusch er ehemalige Bürgermeister der Landes- Dhauptstadt Linz, Franz Dobusch, wurde am 18. November mit dem „Großen Golde- nen Ehrenzeichen der Republik Österreich“ ausgezeichnet. In seiner Laudatio erinnerte Landeshauptmann Josef Pühringer an die großen Meilensteine der mehr als 25jährigen Amtszeit von Dobusch: Entlastung der Lin- zer Luft durch Senkung des Schadstoffaus- schusses um 75 Prozent, Ausgleich der durch die Verstaatlichtenkrise verlorenen Arbeits- plätze durch gezielte Betriebsansiedlungen so- wie Erhöhung der Lebensqualität durch lei- stungsfähige kommunale Einrichtungen für alle Generationen. „Bedeutung über die Stadtgrenzen hinaus Foto: Land OÖ / Kauder Monika und Franz Dobusch und Landeshauptmann Josef Pühringer hatte vor allem der Kulturpolitiker Franz Do- busch“, betonte Pühringer. „Denn ein breites eine weltoffene Kulturstadt, die auf die Zu- den und hat aus diesem Jahr vieles gemacht. kulturelles Angebot ist Teil jener Lebens- kunft ausgerichtet ist und vor allem den Linz09 hat dazu beigetragen, Linz als Kul- qualität für die Menschen, der er sich immer Schnittpunkt zwischen Kunst, Wissenschaft, turstadt europaweit zu positionieren.“ verpflichtet gefühlt hat. Wirtschaft und neuen Technologien unter- Pühringer dankte dem ehemaligen Linzer In der Amtszeit von Franz Dobusch mach- streicht. Damit hat Linz zwischen Salzburg Bürgermeister aber auch für die gute Zusam- te Linz in der Kultur einen Quantensprung. und Wien zu einer eigenständigen zukunfts- menarbeit zwischen dem Land Oberöster- Etwa durch das Ars Electronica Center oder orientierten Kulturmarke gefunden. Linz ist reich und der Stadt Linz bei der Realisierung die Linzer Klangwolke. Damit wurde für Linz daher auch völlig zurecht mit dem Titel von Großprojekten wie dem Linzer Musik- ein neues Markenzeichen geprägt. Nämlich „Kulturhauptstadt 2009“ ausgezeichnet wor- theater oder der Medizinfakultät.  »Silber« für »Manner-Schnitten-Chef« Carl Manner it dem Stephansdom als Wiener Wahr- Mzeichen auf der Verpackung fungiert jedes Packerl „Manner-Schnitten“ seit mehr als 100 Jahren als Botschafter Wiens in der ganzen Welt. Am 21. Oktober hat Wien Vize- bürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner im Wiener Rathaus Carl Manner, ehe- maliger Vorstandsvorsitzender der Josef Man- ner & Comp. AG., mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. In ihrer Laudatio hob Brauner hervor, wie das Traditions-Unternehmen seit der Grün- dung 1890 eng mit dem Produktionsstandort Wien verbunden sei und jüngst die in Her- nals angesiedelte Produktionsstätte ausge- baut habe – „ein klares Bekenntnis zum Foto: PID / Kromus Industriestandort Wien“. Aktuell beschäftigt Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner überreichte Carl Manner das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. der Familienbetrieb mehr als 650 Mitarbei- terInnen und erwirtschaftete im letzten Jahr Carl Manner wurde 1925 in Wien gebo- „Dragee Keksi“ und von Casali, bekannt für einen Umsatz von 190,2 Mio. Euro. Neben ren. Mit 24 Jahren stieg er nach dem Stu- die „Rum-Kokos-Kugeln“ und Schokobana- dem Aufbau von Manner als wienerischen dium der Mathematik und Physik an der Uni nen zum Marktführer in Österreich heran. Traditionsbetrieb hob Brauner auch das En- Wien in den Familienbetrieb ein. 1959 wur- Durch weitere Übernahmen wie dem Herstel- gagement Carl Manners abseits der Süß- de er Prokurist der Firma, 1970 wechselte er ler von „Ildefonso“ und der Austria Mozart- warenproduktion hervor: etwa seinen Ein- in den Vorstand und wurde 1992 Firmen- Kugeln wuchs Manner in den 1990er Jahren satz für den Erhalt des Stephansdoms und chef. Unter seiner Führung expandierte das weiter. 2008 zog sich Carl Manner als Vor- zuletzt als großzügiger Spender in der Unternehmen und wuchs durch Übernahmen standsvorsitzender zurück und blieb dem Un- Flüchtlingshilfe. der Firmen Napoli, dem Hersteller der ternehmen als Aufsichtsrat erhalten. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 103 Religion und Kirche Manfred Scheuer ist neuer Bischof der Diözese Linz Am 18. November gab der Vatikan bekannt, daß Papst Franziskus den Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer zum neuen Bischof der Diözese Linz ernannt hat. Foto: Diözese Linz / Wakolbinger Der amtierende Diözesanbischof Ludwig Schwarz (l.) in herzlicher Umarmung mit seinem Nachfolger Manfred Scheuer m 18. November gab der Vatikan zu Mit- Im Bildungshaus Schloß Puchberg hatten Zerstörung und Not bei uns Zuflucht su- Atag offiziell bekannt, daß Papst Fran- sich vor fast genau einem Jahr 165 Delegier- chen.“ Demgegenüber seien Personalent- ziskus den Innsbrucker Diözesanbischof te aus den diözesanen Räten mit der Frage scheidungen und Bischofsernennungen se- Manfred Scheuer zum 14. Bischof der Diö- beschäftigt, welche Voraussetzungen und Be- kundär und marginal, so Scheuer. „Das hängt zese Linz ernannt hat. Manfred Scheuer, gabung ein neuer Diözesanbischof mitbrin- mit dem Amts- und Kirchenverständnis zu- geboren 1955 in Haibach (Oberösterreich), gen sollte. sammen – ich sehe es als Hilfswerkzeug da- kehrt am 17. Jänner 2016 als Nachfolger von für, daß sich Menschen wieder miteinander Ludwig Schwarz in die Diözese Linz zu- Scheuer: Bischofsernennungen ange- vertragen und daß sie Kraft und Stärkung in rück. sichts aktueller Ereignisse sekundär Gott finden.“ Wesentlich mehr als seine Er- „Ich gehe nach Oberösterreich mit einem Daß sich Bischof Manfred Scheuer durch nennung beschäftige ihn momentan der Tod Grundvertrauen und mit der Zuversicht, daß Bescheidenheit und Realitätssinn auszeich- von Professor Gunter Janda, einer prägenden der Geist Gottes uns lebendig macht.“ Mit net, bewiesen seine ersten Worte als neu er- Persönlichkeit seiner Kinder- und Jugendzeit diesen Worten stellte sich Bischof Manfred nannter Diözesanbischof von Linz. „Die Er- und sein väterlicher Begleiter, dessen Be- Scheuer bei einer Pressekonferenz in Schloß eignisse und Nachrichten der vergangenen gräbnis Scheuer eine Woche später zu halten Puchberg als neu ernannter Diözesanbischof Tage sind unterschiedlich zu gewichten. Die hatte. vor, bei der sich der amtierende Bischof Bilder von den Opfern der barbarischen Ter- Der Anruf der Bischofskongregation hat- Ludwig Schwarz SDB und sein eben ernann- roranschläge in Paris, die Toten, die Ver- te Scheuer am 3. November ereilt, am 5. No- ter Nachfolger zur anstehenden Amtsüber- wundeten (unter denen auch ein Tiroler war) vember gab es Gespräche in Rom. „Zuerst gabe – der eine in dankbarer Freude über den und deren Angehörige sind uns in diesen erhielt ich das Ernennungsdekret – erst dann Nachfolger, der andere mit Zuversicht, Tagen stark präsent. Nahe sind auch die vie- wurde ich gefragt, ob ich es annehme“, schil- Vertrauen und einer großen Portion Wehmut. len Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, derte Scheuer die „umgekehrte“ Reihenfol-

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Innsbruck!“ Was ihm darüber hinaus wichtig sei, sei der Blick nach innen und „Gott in allen Dingen zu suchen, auch an den Weg- kreuzungen des Lebens“.

Schwarz: Ich kann die Leitung der Diözese vertrauensvoll in Manfreds Hände legen Diözesanbischof Ludwig Schwarz, der anläßlich seines 75. Geburtstags am 4. Juni 2015 sein Rücktrittsansuchen bei Papst Fran- ziskus eingereicht hat, freut sich sehr über seinen Nachfolger: „Ich durfte bei meinem Amtseintritt 2005 eine lebendige Diözese übernehmen, die nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Meinen Dienst als Bischof habe ich immer gern aus- geübt und ich freue mich auch auf die ver- bleibenden Wochen, in denen ich dieses Amt noch innehabe. Nun, da ich weiß, wer mich

Foto: Diözese Innsbruck / Aichner im bischöflichen Amt ablösen wird, kann ich Der gebürtige Oberösterreicher Manfred Scheuer wird am 17. Jänner 2016 als beruhigt dem Ruhestand entgegenblicken, in Nachfolger von Ludwig Schwarz in die Diözese Linz zurückkehren. dem ich aber weiterhin seelsorgliche Dienste ge. Es folgte eine Zeit des Erwägens und ten sei es ihm jedoch wichtig, gut Abschied übernehmen werde.“ Er könne Anfang näch- Besprechens mit Vertrauten. Die Überlegun- zu nehmen, um sich gut auf etwas Neues ein- sten Jahres die Leitung der Diözese Linz gen hatten mit „Verfügbarkeit und Gehor- lassen zu können. Die Amtsübernahme möch- vertrauensvoll in die Hände seines Nach- sam“ zu tun, aber auch mit der Altersfrage te Scheuer deshalb „möglichst lange hinaus- folgers legen. („Mit 60 ist man doch auch schon etwas ver- zögern“ – sie soll innerhalb von zwei Mo- Schwarz würdigte Scheuer als guten braucht!“). Am 10. November sagte Scheuer naten erfolgen. „Alles andere würde mir nicht Hirten, dem gerade auch Menschen in Not schließlich schriftlich zu. entsprechen und den Innsbruckerinnen und und am Rande der Gesellschaft ein besonde- Innsbruckern nicht gerecht werden“, so res Anliegen seien. Besonders hob Schwarz Gemischte Gefühle im persönlichen Scheuer. auch die Rolle Scheuers als Postulator im Umfeld und beim neuen Bischof „Meine Aufgabe in Linz wird ein Hin- Seligsprechungsprozeß für Franz Jägerstät- Die Reaktionen des persönlichen Um- einwachsen sein. Ich muß viele Menschen ter hervor. Der amtierende Diözesanbischof felds waren durchaus „durchwachsen“, wie kennenlernen – auch wenn ich Oberöster- gratulierte seinem Nachfolger herzlich und Scheuer offen erzählte. „Zu Allerheiligen reicher bin, ist für mich die Diözese in ge- wünschte ihm Gottes Segen für sein künfti- war ich noch am Grab meines Vaters und zu wisser Weise Neuland. Natürlich spüre ich ges Wirken, ein gutes Miteinander mit Prie- Besuch bei meiner Mutter. Sie hat gesagt, sie den Zauber des Anfangs, aber auch eine ge- stern und den vielen engagierten Laien so- wünscht mir das nicht. Und die Reaktion wisse innere Unsicherheit“, ist Scheuer ehr- wie „Kraft und Mut für den pastoralen meines Bruders war: ‚Ich weiß nicht, ob du lich. Dienst an den Menschen unserer Diözese“. glücklich wirst dabei ...‘“ Die Kommentare Den Abschied aus Oberösterreich habe er der Freunde reichten von „Was soll denn vor 19 Jahren mit der Perspektive vollzogen, Schönborn: Oberösterreich bekommt das?“ über „Ach du liebe Zeit!“ bis hin zu daß seine berufliche Zukunft nicht mehr hier einen sehr guten Bischof „Das ist toll – wir freuen uns sehr!“ Auch bei liege. „Dieser Abschied damals war durch- Kardinal Christoph Schönborn hat die Scheuer selbst hielt sich die Begeisterung in aus schmerzvoll, weil etwa Freundschaften Bestellung von Manfred Scheuer zum neuen Grenzen: „Es ist nicht so, daß ich in große nicht mehr intensiv gelebt werden konnten. Bischof von Linz in einer ersten Stellung- Euphorie ausgebrochen bin – natürlich Ich mußte anderswo Wurzeln schlagen. Inns- nahme begrüßt. Scheuer sei ein bestens ge- macht mich der Abschied auch traurig. Ich bruck war ein Gang in die Fremde, aber auch eigneter Bischof für Oberösterreich. Er brin- war ja in Innsbruck schließlich nicht im ein Einlassen, ein Vertrautwerden, eine Ein- ge große menschliche und geistliche Quali- Exil!“ wurzelung. Ich habe Tirol durchaus als mei- täten mit und sei in seiner Heimatdiözese Er glaube aber grundsätzlich, daß es gut ne Heimat erfahren und blicke mit großer Linz tief verwurzelt. Er sei deshalb auch mit gehen werde, auch wenn sicher nicht alles Dankbarkeit auf die letzten 12 Jahre zu- den „Spannungen und Spaltungen“ in der harmonisch laufen werde, so Scheuer, denn: rück – mit all ihren Licht- und Schatten- Diözese Linz bestens vertraut. Schönborn: „Die Diözese Linz ist besser als ihr Ruf – seiten.“ „Ein Bischof ist vor allem ein Brückenbauer oder als das, was von außen über sie gesagt Grundsätzlich sei ja bekannt, daß die hin zu den Menschen und zwischen den Men- wird.“ In die Diözese Linz kehre er „mit der Übernahme eines Bischofsamtes nichts mit schen, und die Diözese Linz braucht einen Zuversicht und dem Grundvertrauen zurück, einem Karrieresprung zu tun habe. Scheuer solchen Brückenbauer.“ Fazit: „Oberöster- daß letztlich alle Umwege und Brüche zum launig: „Der Blick geht talwärts Richtung reich bekommt einen sehr guten Bischof.“  Guten führen“. Bei biografischen Einschnit- Donau – Linz ist schließlich unterhalb von http://www.dioezese-linz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 105 Wissenschaft & Technik Milchstraße »neu« in 3D Mithilfe neuester technischer Methoden hat ein internationales AstronomInnenteam unter Beteiligung von João Alves von der Universität Wien erstmals Daten des ESA-Satelliten »Hipparcos« in 3D visualisiert und im Fachjournal »Astronomy & Astrophysics« veröffentlicht.

asierend auf Daten des ESA-Satelliten BHipparcos, der 1989 gestartet wurde und bis 1993 in Betrieb war, haben ForscherIn- nen eine dreidimensionale Karte von Sternen vom Typ O und B angefertigt. Diese Klasse von Sternen, deren Lebensdauer nur maxi- mal wenige zehn Millionen Jahre beträgt, sind wichtige Indikatoren von Sternentste- hung in der jüngsten Vergangenheit. Astro- nomen betrachten in diesen Projektionen die Positionen und Geschwindigkeiten der Ster- ne in einer gegebenen Region und identifi- zieren jene Himmelskörper, die eine gemein- same Bewegung zeigen und daher wahr- scheinlich Mitglieder der gleichen Stern- gruppe sind. „Unsere Studie zeigt deutlich, daß die Architektur der Sonnenumgebung deutlich anders aussieht, wenn man sie in drei Di- mensionen betrachtet“, erklärt João Alves von der Universität Wien, der Koautor der Publikation ist. Alves: „Wir haben eine drei- dimensionale Darstellung aller von Hippar- cos beobachteten O- und B-Sterne innerhalb von etwa 1500 Lichtjahren um die Sonne herum geschaffen und dadurch Hinweise auf neue Strukturen gefunden sowie überra- schende Theorien dazu, wie diese Sterne ent- standen sind.“ Mit ihrer modernen dreidimensionalen Analyse haben der Erstautor der Studie, Hervé Bouy vom Center for Astrobiology (CSIC- INTA) in Spanien, und João Alves mögli- cherweise eine wichtige optische Täuschung durchschaut, die durch die bisherigen zwei- © Yuri Beletski dimensionalen Methoden zustande kam. Im Mit Hilfe von 3D-Visualisierungen kann die Milchstraße mit bislang unerreichter 19. Jahrhundert identifizierten der britische Genauigkeit kartiert werden. Astronom John Herschel und in der Folge der liegen. Der Ursprung der blauen Überriesen, Die ForscherInnen konnten eine neue lose amerikanische Astronom Benjamin Gould die den Körper und den Gürtel dieses Stern- strukturierte Gruppe namens Taurion OB einen 3000 Lichtjahre langen Teil eines Rings bilds bilden, lag lange im Dunkeln. Die Ent- enthüllen, von der sie glauben, daß sie Betei- aus O- und B-Sternen in der Milchstraße. deckung des Orionstroms bietet nun eine geuzes Geburtsort ist und seine Geschwi- Dieser Gürtel wurde für eine Gruppierung einfache Lösung. Sie legt nahe, daß diese re- stersterne enthält. von Sternen gehalten und ist als „Gould lativ weit voneinander entfernten Populatio- Die Resultate zeigen die Vorteile der Vi- Belt“ bekannt. „Wenn man diese Sternenver- nen tatsächlich als Teil einer großen galakti- sualisierung alter Daten mittels moderner teilung in 3D betrachtet, muß man diese schen Struktur miteinander verbunden sind, Visualisierungsmethoden. Die laufende Sternengruppe neu interpretieren, wenn nicht die sich über mehr als 1000 Lichtjahre und „Gaia“-Mission wird weitere Daten liefern, sogar die Existenz des ,Gould Belt‘ infrage mindestens 25 Millionen Jahre Sternentste- die nötig sind, um tiefere Einblicke in den stellen. Er war nur ein Projektionseffekt.“ hungsgeschichte erstreckt. Eine weitere Er- Ursprung, die Entwicklung und die Struktur Besonders interessant waren auch die kenntnis aus dieser Studie betrifft Beteigeu- unsere Milchstraße zu erhalten.  Daten jener Sterne, die im Sternbild Orion ze, den roten Riesenstern im Arm des Orion. http://www.univie.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 106 Wissenschaft & Technik Neue Maßstäbe in der Biomasse-Vergasungstechnik TU Wien eröffnet innovative Wirbelschicht-Versuchsanlage Foto: TU WIen Johannes Schmid vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien

eim Verbrennen von Biomasse, Müll oder stoff bei hohen Temperaturen in ein wertvol- ternational wurden in Senden/Ulm (Deutsch- BIndustrie-Reststoffen kann man zwar die les Produktgas umgewandelt. In dieser Kam- land) und in Göteborg (Schweden) auch gespeicherte Energie nutzen, nicht aber die mer befindet sich keine Luft, sondern Was- zwei Großanlagen gebaut die auf der Tech- Moleküle, aus denen das Material zusam- serdampf, daher verbrennt das Gas nicht. nologie beruhen. Bemerkenswert ist, dass mengesetzt ist. Das ist schade, denn eigent- Feste Rest-Bestandteile des Brennstoffes ge- die Anlage in Schweden der Erzeugung von lich lassen sich zum Beispiel aus biogenen langen sodann in die zweite Kammer, wo synthetischem Erdgas dient. Die österreichi- Reststoffen wertvolle Produkte gewinnen, Luftsauerstoff zugeführt wird und die Ver- sche Technologie bildet somit die Basis für etwa Wasserstoff, Methan, Hythan, oder so- brennung stattfindet. Diese Verbrennung lie- eine ganzheitliche, klimafreundliche Ener- gar Methanol und Diesel. An der TU Wien fert die nötige Hochtemperaturwärme für die gieversorgung für Haushalte, Industrie und forscht man seit über 20 Jahren an einem erste Kammer. Übertragen wird die Wärme dem Nahverkehr in Göteborg. Verfahrenskonzept, das beides gleichzeitig mit Hilfe von heißem Sand, der zwischen den kann – Wärmeenergie bereitstellen und einen Kammern zirkuliert. Neue Versuchsanlage an der TU Wien chemischen Energieträger erzeugen. Das so- Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Ver- Nun gelang der nächste technologischen genannte Produktgas dient dabei als Grund- brennungsofen hat man bei diesem Verfahren Schritt nach vorne: An der TU Wien wurde lage für unterschiedliche Synthesen. Nach zwei getrennte Gasströme: Einen Abgasstrom kürzlich eine neue Versuchsanlage eröffnet. zweijähriger Vorbereitungsarbeit konnte nun aus der Verbrennungskammer und einen Pro- Umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnis- eine neue Anlage in Betrieb genommen wer- duktgasstrom aus der Vergasungskammer, se aus Forschungsarbeiten der letzten Jahre den, die mit einer sehr breiten Palette an der dann weiter genutzt werden kann. gingen in das Design der innovativen Anlage Brennstoffen zurechtkommt. ein. „Durch eine neuartige Reaktorkonstruk- Österreich technologisch ganz vorne tion kommt der Brennstoff und dessen Einmal Abgas, einmal Produktgas Entwickelt wurde diese Technologie seit Produktgas viel intensiver in Kontakt mit „Die entscheidende Idee bei der Zwei- Anfang der 1990er-Jahre an der TU Wien dem wirbelnden heißen Sand, daher funktio- bett-Wirbelschicht-Vergasung ist, daß wir den unter der Leitung von Prof. Hermann Hof- niert die Vergasung nun auch mit schwieri- Prozeß in zwei verschiedene Kammern auf- bauer. Die weltweit erste Wirbelschicht- gen, alternativen Brennstoffen besser“, er- teilen“, erklärt Johannes Schmid vom Insti- Dampfvergasungs-Großanlage, basierend klärt Johannes Schmid. Mit der sieben Me- tut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik auf TU-Know-How, wurde 2001 in Güssing ter hohen Versuchsanlage, die über zwei und Technische Biowissenschaften der TU eröffnet und erntete weltweite Anerkennung. Stockwerke auf jeweils 35 m² aufgebaut wur- Wien. In der einen Kammer wird der Brenn- Anlagen in Oberwart und Villach folgten. In- de, sind zudem aussagekräftige wissen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 107 Wissenschaft & Technik

Kohle Mischungen oder sogar Klärschlamm können auf diese Weise verwertet werden“, sagt Johannes Schmid. Nach einer umfangreichen Inbetriebnah- mephase inklusive Sicherheitstests seit 2014 hat die neuartige Versuchsanlage nun insge- samt schon sieben Versuchsreihen hinter sich gebracht. Die ersten Messergebnisse sind be- reits intern validiert und ausgewertet. „Wir werden nun viele weitere Versuchsreihen mit ganz unterschiedlichen Brennstoffen durch- führen“, sagt Johannes Schmid, „aber schon jetzt sehen wir, daß die neue Anlage heraus- ragende wissenschaftliche Erkenntnisse ge- nerieren wird.“ Das Team um Professor Hermann Hof- bauer hat in den letzten Jahren mehrere Pa- tente angemeldet und sieht großes Potential in diesem neuen Wirbelschicht-Vergasungs- konzept. Der Trend in der Energieversor- gung geht von großen zentralen Kraftwerks- anlagen zu kleineren, lokalen Lösungen. „In- teressant könnten solche Anlagen besonders für große Unternehmen sein, in denen viel verwertbare Reststoffe anfallen. Die Nut- zung von am jeweiligen Standort anfallen-

den Reststoffen kann fossile CO2-Emissio- nen reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energie für den betreffenden Industriestand- ort erhöhen. Wir sind überzeugt davon, dass unsere Technologie eine Schlüsseltechno- logie darstellen kann, die das Potential mit- bringt einen wesentlichen Beitrag zu einer sauberen, nachhaltigen und klimafreundli- chen Energieversorgung zu leisten“, meint Stefan Müller. Die Anlage der TU Wien soll jedenfalls dazu beitragen, die weltweit füh- rende Rolle Österreichs im Bereich der Bio- masseverwertung weiter auszubauen. 

Foto: TU Wien http://www.vt.tuwien.ac.at/

Stefan Müller und Johannes Schmid in der zwei Stockwerke umfassenden Versuchsanlage

schaftliche Ergebnisse erzielbar. Damit kön- nen Großanlagenprojekte in der Konzept- phase und im Basic Engineering unterstützt werden. Bisher wird in großen Biomasseverga- sungsanlagen hauptsächlich hochqualitati- ves, homogenes Holzhackgut verwertet. Die neue Anlage kommt auch mit schwierigeren Reststoffen zurecht. Vor allem kostengünsti- ge, minderwertige Brennstoffe liegen im Fokus des Interesses: „Abfälle aus der Papier- und Holzindustrie kommen in Frage. Wir werden aber auch Abfallfraktionen oder andere biogene Reststoffe wie Zuckerrohr-

und Olivenbagasse testen. Auch Biomasse- Fotos: TU Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 108 Wissenschaft & Technik Graz: 3D-Charakterisierung von Nanoobjekten ist gelungen Durchbruch in der Analyse von Nanostrukturen: Forscher aus Graz haben erstmals nano-skalige Objekte chemisch, strukturell und hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften in 3D untersuchbar gemacht. Nanoteilchen haben die Forscher am FEL- MI-ZFE dann mittels „Atomografie“ aus allen Perspektiven untersucht, analysiert und abgebildet. Eine weitere Publikation in Nano Letters entspringt einer Zusammenarbeit von Gerald Kothleitner und Georg Haberfehlner am FELMI-ZFE Graz mit dem Institut für Phy- sik der Uni Graz rund um Ulrich Hohenester und Andreas Trügler – und ist damit ein Erfolg der Kooperation NAWI Graz. Hier gelang die drei-dimensionale Simulation und Abbildung elektromagnetischer Felder – so- genannter Oberflächenplasmonen – auf ge- koppelten Silberquadern und damit erstmals ein direkter und quantitativer Vergleich zwi- Foto: TU Graz ASTEM ist eines der weltweit leistungsfähigsten analytischen Elektronenmikro- schen Simulation und Experiment. Für tech- skope. Im Bild die Hauptautoren der jüngsten Publikation zur »Atomografie« in nologische Anwendungen, beispielsweise in Nature Communications (v.l.): Gerald Kothleitner, Philipp Thaler und Georg Haber- der (Bio)Sensorik, Photovoltaik oder der fehlner vom Institut für Elektronenmikroskopie und Nanoanalytik der TU Graz. optischen Datenverarbeitung, ist dieser leich zwei hochkarätige Publikationen ein bisher nicht dagewesenes Verständnis für Fortschritt enorm wichtig. Gin international angesehen Fachjourna- Materialien in ihrer chemischen und struktu- len geben aktuell Zeugnis über die frucht- rellen Zusammensetzung ermöglicht. „Dem Mit ASTEM an die internationale Spitze volle und kooperative Forschungsarbeit im anwendungsspezifisch ideal designtem Ma- ASTEM ist eines der weltweit leistungs- Bereich der Nanoanalytik von Physikern und terial sind wir mit der neuen Analyseme- fähigsten analytischen Elektronenmikrosko- Materialforschern der TU Graz (FELMI und thode einen großen Schritt näher. Wir wissen pe. Das Transmissions-Elektronenmikroskop Institut für Experimentalphysik), des Zen- nun, welche Atome sich in einem Nano- steht am Zentrum für Elektronenmikrosko- trums für Elektronenmikroskopie (ZFE) der cluster befinden und wie diese Atome ange- pie Graz, kurz ZFE, mit dem die TU Graz Austrian Cooperative Research (ACR) und ordnet sind. Wir haben erstmals einen dreidi- eng kooperiert. ASTEM steht für „Austrian der Karl-Franzens Universität Graz. Ein de- mensionalen Blick auf die chemische und Scanning Transmission Electron Microsco- tailliertes Verständnis über Materialstruktur strukturelle Zusammensetzung von Nanoteil- pe“ und ist als Rastertransmissionselektro- und -eigenschaft ist das Um und Auf in der chen“, erklärt Kothleitner. Möglich machen nenmikroskop ein spezieller Typ eines Elek- Erforschung neuartiger Materialien, wie das ganz wesentlich das Elektronenmikro- tronenmikroskops. Das Gerät ermöglicht Arbeitsgruppenleiter Gerald Kothleitner vom skop ASTEM und die am FELMI von Georg Messungen von unglaublicher Exaktheit: Ein Institut für Elektronenmikroskopie und Na- Haberfehlner entwickelten drei-dimensiona- mit 70 Picometern – ein Picometer entspricht noanalytik der TU Graz (FELMI) schildert: len Abbildungsmethoden: Damit läßt sich einem Milliardstel Millimeter – fast unvor- „Um Materialien in ihrer Eigenschaftskom- feststellen, aus welchen Elementen sich eine stellbar feiner Elektronenstrahl tastet die plexität verstehen zu können, müssen wir Probe zusammensetzt und welche Atome Oberfläche des Stoffs ab. Die TU Graz nutzt Methoden zur Herstellung, zur Simulation sich an welchen Positionen befinden. das Großgerät gemeinsam mit dem Zentrum und zur Charakterisierung entwickeln und für Elektronenmikroskopie Graz, einem verknüpfen. Unsere Methode der Elektro- Gold, Silber und Plasmonen Mitglied der Austrian Cooperative Research nentomografie kann Nano-Strukturen nicht Die in „Nature Communications“ veröf- (ACR), der Vereinigung der Kooperativen nur drei-dimensional atomar abbilden, son- fentlichte Studie basiert auf der gezielten Forschungsinstitute der österreichischen dern auch mit physikalisch-strukturellen Herstellung eines Nanoclusters aus wenigen Wirtschaft. Eigenschaften korrelieren.“ Gold- und Silberatomen. Die definierte Her- An der TU Graz ist dieses Forschungs- stellung solcher metallischer Nanocluster ist projekt im Field of Expertise „Advanced Ma- »Atomografie« schwierig, präpariert wurde diese spezielle terials Science“ verankert, einem von fünf „Atomografie“ nennt sich diese neue, Probe am Institut für Experimentalphysik der strategischen Forschungsschwerpunkten.  atomar aufgelöste Elektronentomografie, die TU Graz im Team von Wolfgang Ernst. Das http://www.felmi-zfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 109 Wissenschaft & Technik Wein und kleine Speisen Überraschende Entdeckung einer byzantinischen Schankstube in Ephesos Foto: ÖAI / Niki Gail In Ephesos wurden Sicherungsarbeiten entlang der Kuretenstraße durchgeführt. Dabei gelang dem Team eine kleine Sensation. eplant waren unspektakuläre Siche- In diesem Jahr wurden Sicherungsarbei- häuser oder Schankstuben. Eine solche Ta- Grungsarbeiten, gelungen ist ein uner- ten entlang der Kuretenstraße durchgeführt. berne wurde bei der Errichtung von Trok- warteter Fund. Während der heurigen Kam- Dabei gelang dem Grabungsteam eine kleine kenmauern entdeckt. Die Funde zeigen, dass pagne des Österreichischen Archäologischen Sensation. Die Hauptverkehrsader der Stadt es sich um eine Schankstube handelte, denn Instituts (ÖAI) in Ephesos entdeckte das war während der Spätantike von marmornen im Schutt befanden sich über hundert kom- Grabungsteam eine Schankstube, eine soge- Säulenhallen flankiert, in die Geschäftsloka- plett erhaltene Gefäße, wie Trinkbecher, nannte Taberne, aus byzantinischer Zeit ent- le, sogenannte tabernae, eingebaut wurden. Schalen und Teller, und viele Amphoren. lang der Kuretenstraße. Über hundert erhal- Sie dienten als Läden, Werkstätten, Wirts- Zudem gibt es Bänke als Sitzgelegenheiten tene Ganzgefäße und viele Amphoren geben Einblick in das Alltagsleben entlang einer der Hauptstraßen von Ephesos. Die antike Stadt Ephesos (Westtürkei) liegt eingebettet in eine Talsenke zwischen zwei Stadtbergen, deren Hänge in der Antike dicht bebaut waren, aber nach der Aufgabe der Stadt verödeten. Eine massive Hang- erosion war die Folge. Bis heute gefährden Ausschwemmungen und Rutschungen die archäologisch erschlossenen Bereiche und machen ein ständiges Monitoring und eine regelmäßige Konsolidierung durch das Team des ÖAI notwendig. Dabei werden Profile versetzt und Trockenmauern errichtet, um die Ruinen vor den Auswirkungen der Hang-

erosion zu schützen und für Besucher attrak- Foto: ÖAI / Niki Gail tiv und lesbar zu gestalten. Die Hauptverkehrsader der Stadt, flankiert von marmornen Säulenhallen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 110 Wissenschaft & Technik und kleine Tische, für die Marmorblöcke aus anderen Gebäuden wiederverwendet wur- den. Sogar ein Regal, auf dem noch Geschirr stand, wurde ausgegraben. Die Zerstörung erfolgte plötzlich im frühen 7. Jahrhundert, das Inventar blieb einfach am Boden liegen, niemand machte sich die Mühe eines Wiederaufbaus. Sabine Ladstätter, Direktorin des ÖAI und Grabungsleiterin von Ephesos: „Die Entdeckung präzisiert unsere Vorstellungen von der Straße als Lebensader und als Kom- munikationszentrum der Stadt in der Spät- antike. Das öffentliche Leben und mit ihm das wirtschaftliche und gesellschaftliche Trei- ben verlagerte sich von den großen Platz- anlagen hin zu den innerstädtischen Boule- vards, die in weiterer Folge sowohl reprä- sentativ als auch infrastrukturell ausgestaltet Durch Hangerosion verschüttete Säulenhalle entlang der Kuretenstraße, in der die byzantinische Taberne entdeckt wurde, vor der Freilegung. wurden. In den Schänken genoß man kleine Speisen und Weinsorten aus unterschied- lichen Herkunftsregionen. Neben den regio- nal angebauten Rebsorten fanden sich an die Wände angelehnt Amphoren aus Gaza sowie Kilikien (SO-Türkei).“ Als besonders aussagekräftig erwiesen sich auch die in der zerstörenden Brand- schicht gefundenen Münzen. Nikolaus Schin- del, Leiter der AG Numismatik am Institut für Kulturgeschichte der Antike an der Ös- terreichischen Akademie der Wissenschaften: „Die Münzfunde sind besonders interessant, da sie einen bereits vorher erkennbaren, dra- matischen Einschnitt im Geldumlauf der Stadt während der Regierungszeit des Kai- sers Heraclius (610?641) deutlich belegen. Dieser Herrscher hatte einen schweren Krieg gegen den sasanidischen Iran duchzufech- Byzantinische Taberne entlang der Kuretenstraße mit Bänken und einem kleinen ten, in dessen Kontext vielleicht eine sasani- Tisch aus einem Marmorblock dische Eroberung von Ephesos steht. Auf jeden Fall sinkt ab dem Jahr 615/6 die Zahl der Fundmünzen in Ephesos auf ein Zehntel des früheren Werts, ohne sich jemals wieder zu erholen. Gerade die überdurchschnittlich große Zahl schwerer, großer Münzen in der Taberne beweist, daß das Schadensereignis so schwerwiegend war, daß danach nicht ein- mal mehr leicht auffindbare Münzen gebor- gen werden konnten.“ Die Zerstörungen im frühen 7. Jahrhun- dert waren durchaus nachhaltig, denn die Ta- bernen entlang der Kuretenstraße wurden endgültig geschlossen und dem Verfall preis- gegeben. Die Straße selbst hielt man aller- dings noch jahrhundertelang frei von Schutt, wohl um eine funktionierende Verbindung vom Hafen zu den christlichen Pilgerheilig- tümern zu garantieren.  Fotos: ÖAI / Niki Gail http://www.oeai.at Trinkbecher aus der byzantinischen Taberne

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 111 Wissenschaft & Technik Digitales Ausweissystem der Zukunft Mit MIA (My Identity App) entwickelte die Österreichische Staatsdruckerei ein erstes System für integriertes Identitätsmanagement – Identität muß auch in der digitalen Welt sicher sein. or 120 geladenen internationalen Ex- Sachen Sicherheit. „Wir bieten eine damit VpertInnen präsentierte die Österreichi- völlig neue Kontrollqualität und Kontroll- sche Staatsdruckerei am 12. November im tiefe“, so Praml. Gleichzeitig bringt das neue ehemaligen Kasino am Schwarzenbergplatz digitale Ausweissystem erstmals qualifizier- im Rahmen der „OeSD Academy Spezial“ te Anonymität: Je nach Einsatz von MIA ihr digitales Ausweissystem „My Identity (z.B. Alterscheck zum Jugendschutz) wer- App“, kurz „MIA“. den nur die notwendigen Daten freigegeben. Robert Schächter, Vorstand der Staats- Praml: „MIA gewährleistet die volle Kon- druckerei erklärte: „Wir sind seit 200 Jahren trolle über die eigenen Daten und ermöglicht vorne, wenn es um Innovation geht. Wir sind die bewußte, gezielte Datenfreigabe.“ seit 200 Jahren an der Spitze, wenn es um Identität geht. Wir bieten Identität in der Neuer Welt-Sicherheits- sicherst möglichen Form an. Mit dem hoch- standard integriert sicheren Reisepaß haben wir einen interna- Für die Österreichische Staatsdruckerei ist tionalen Standard gesetzt, um den uns viele das digitale Ausweissystem MIA der nächste Staaten beneiden. Jetzt schaffen wir die logische Schritt bei sicheren Identitätsdo- Grundlagen für sicheres Identitätsmanage- kumenten. Das MIA-Konzept kommt dabei ment auch in der digitalen Welt. Es gibt der- ohne unnötige technologische Barrieren aus. zeit kein Unternehmen, das in diesem Be- Foto: Österreichische Staatsdruckerei / APA-Fotoservice Hörmandinger Das Identitätsmanagement ist dank MIA ein- reich eine überzeugende Lösung anzubieten MIA integriert alle Ausweis- fach wie noch nie, aber so sicher wie nötig. hat.“ dokumente in einer App Der Zugang zur Nutzung der Identitäts-App schaffen damit Sicherheit auf neuem Niveau. ist – wo verfügbar – durch biometrische Iden- Mikl-Leitner: Digitale Welt braucht Datensicherheit und Datenschutz haben tifikation möglich. MIA verwendet bereits Recht, Ordnung und sichere Identität oberste Priorität.“ den neuen Welt-Sicherheitsstandard der inter- Innenministerin Johanna Mikl-Leitner MIA integriert alle Ausweisdokumente in nationalen FIDO-Allianz gegen unsichere erklärte bei der Veranstaltung der Staats- einer App. Physische Dokumente können Paßwörter. druckerei, das Phänomen des massenweisen damit zuhause bleiben. Das zentralisierte Ma- Auch im Fall eines Verlusts oder Dieb- Identitätsmissbrauchs im Online-Bereich nagement aller Ausweisdokumente gewähr- stahls des Smartphones bringt MIA volle zeige, daß die Chancen der Digitalisierung leistet sowohl die nötige Standardisierung, Sicherheit: Die Daten werden einfach deak- für Menschen, Wirtschaft und Arbeit nur dann als auch die Akzeptanz der Benutzer. Am tiviert und können auf einem anderen Gerät genützt werden könnten, wenn Recht und Smartphone selbst sind keine persönlichen wieder rasch aktiviert werden. Staatsdruk- Ordnung auch in der digitalen Welt durchge- Daten gespeichert. Die Ablaufroutine bei der kerei-Geschäftsführer Praml: „Wir verstehen setzt würden. „Dafür braucht es eine sichere Nutzung ist immer die gleiche – und immer unser digitales Ausweissystem als zukunfts- digitale Identität, damit immer klar ist, mit gleich sicher: Nach dem Start von MIA weisenden Beitrag dafür, daß die digitale wem wir es zu tun haben.“ Sichere Identität erfolgt die Verlinkung zwischen den Daten Welt für Bürger, Unternehmen und Staaten sei eine Kernkompetenz des BM.I, die man austauschenden Geräten. einfach sicher ist.“ mit Partnern aus der Wirtschaft gezielt wei- terentwickeln werde, so die Innenministerin. Von der Fahrzeugkontrolle Die OeSD Gruppe bis zur Kontoeröffnung ist einer von Europas führenden Anbietern Praml: Sicherheit auf neuem Praml: „Bei MIA haben wir den gordi- von gesamtheitlichen Identitätsmanage- Niveau – alles in einer App schen Knoten der elektronischen Identität mentlösungen und entwickelt und produziert Nach der Keynote-Speech von Star-Autor gelöst. Man hat seine Identität künftig für alle Hochsicherheitsidentitätsdokumente, wie z.B. Martin Walker („Germany 2064“) über mög- Fälle immer dabei.“ Egal, ob Fahrzeugkon- den „Reisepaß mit Chip und biometrischen liche technologische und gesellschaftliche trolle oder Eröffnung eines Bankkontos: Mit Sicherheitsmerkmalen“. „Digitale Sicherheit“ Zukunftsentwicklungen präsentierte Staats- der digitalen Ausweis-App läßt sich die ist ein Kernthema des österreichischen Hoch- druckerei-Geschäftsführer Lukas Praml mit Identität immer zweifelsfrei nachweisen bzw. sicherheitsunternehmens, das Kunden in MIA das erste System für integriertes Iden- feststellen. Das neue System mit Online- mehr als 60 Staaten der Welt beliefert und titätsmanagement: „Wir bringen physische Dokumenten und Online-Checks ermöglicht betreut.  und digitale Welt in eine Systematik und für die Behörden einen Quantensprung in http://www.staatsdruckerei.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 112 Kultur Goldene Zeiten Meisterwerke der Buchkunst von der Gotik bis zur Renaissance von 20. November 2015 bis 21. Februar 2016 in der Österreichischen Nationalbibliothek © Österreichische Nationalbibliothek

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n der Ausstellung „Goldene Zeiten“ prä- Isentiert die Österreichische Nationalbib- liothek über 80 einzigartige Exponate aus über 200 Jahren Buchkultur. Großformatige Prachthandschriften der Gotik, die für Kai- ser Friedrich III. angefertigt wurden, stehen neben Meisterwerken der Renaissance. Ge- meinsam dokumentieren sie den Übergang von der mittelalterlichen Handschrift zum gedruckten Buch der Neuzeit. Die Schau findet im Rahmen der interna- tionalen Ausstellungsserie „Meisterwerke der Buchmalerei des 15. Jahrhunderts in Mittel- europa“ statt; insgesamt zwölf Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen dabei zwischen September 2015 und März 2017 die Highlights ihrer jeweiligen Be- stände. Die Ausstellungen selbst und ihre Ka- taloge bieten dadurch eine noch nie dagewe- sene Fülle an Informationen zur mitteleuropäi- schen Buchmalerei im Zeitalter Gutenbergs. Titelgebend für die Ausstellung im Prunk- saal ist das von Herzog Albrecht III. im Jahr 1368 beauftragte Evangeliar des Johannes von Troppau: Der Text dieser Prachthand- schrift ist in Gold geschrieben und ihr Ein- band wurde aus vergoldetem Silber gefertigt. Dieses Werk gilt als Gründungscodex der kaiserlichen Hofbibliothek und damit auch der Österreichischen Nationalbibliothek; es ist am Beginn dieser Ausstellung erstmals seit langem wieder im Original zu sehen. Ein weiterer Ausstellungshöhepunkt ist die Gol- dene Bulle in Gestalt jenes Prachtexemplars, das König Wenzel I. in Prag für sich anferti- gen ließ: Dieses bedeutende Rechtsdoku- ment des Heiligen Römischen Reiches wur- de 2013 in die Liste des UNESCO-Welt- dokumentenerbes aufgenommen. Den Abschluß der Ausstellung bilden wertvolle Buchdrucke und damit die „Gu- © Österreichische Nationalbibliothek Evangeliar des Johannes von Troppau, Einband, Vorderdeckel, Handschrift, Das Bild auf der Seite zuvor zeigt das Prag, 1368 Gebetbuch für Herzog Albrecht VI. (1418 –1463), Handschrift, Ober- tenberg-Revolution“ des 15. Jahrhunderts: profitierten sämtliche Sparten der Kunst - österreich, um 1458 (?) Aus dieser Epoche stammen das berühmte und auch für die Buchkunst brachen „golde- Die Bilder auf der folgenden Seite zeigen Wiener Heiltumsbuch und wertvolle Drucke, ne Zeiten“ an. Diese Blütephase ist eng mit l.o.: Unterrichtsszene mit Wappen, deren Holzschnitte auf Künstler wie Lucas Herzog Rudolf IV., dem Stifter (1339-1365), Abecedarium für Maximilian I. (1459– 1519), Handschrift, Wien, um 1465 Cranach zurückgehen. „Goldene Zeiten“ do- mehr aber noch mit seinem kunstliebenden kumentiert damit zugleich eine Medienre- und bibliophilen Bruder Herzog Albrecht III. r.o.: Gebetbuch für Herzog Albrecht VI. (1418 –1463), Handschrift, volution, die vergleichbar mit der Erfindung (1349-1395) verbunden. Letzterer ist auch Oberösterreich, um 1458 (?) des Internets ist. der Auftraggeber für das berühmte Evange- l.u.: Johann Michael Nagonius, Lob- liar des Johannes von Troppau aus dem Jahr gedicht auf Maximilian I. (1459 –1519) Anfänge der Hofkunst – Von Herzog 1368. In Gold geschrieben und mit einem als zukünftigen Kaiser, Handschrift, Albrecht III. bis Friedrich III. Einband aus vergoldetem Silber ausgestattet, Brügge, um 1500 Im Spätmittelalter erlebte Wien einen be- ist das Evangeliar die kostbarste und eine der r.u.: Randdekor mit Drolerien, Gramma- eindruckenden Neuanfang: Kirchen wurden ältesten, noch heute im Bestand der Biblio- tik-Lehrbuch (Donat) für Maximilian I. (1459 –1519),Handschrift, Wien, um ausgebaut, die Universität wurde gegründet thek nachweisbaren Handschriften aus habs- 1465/66 und die Residenz errichtet. Von diesem Boom burgischem Besitz. Es gilt daher zu Recht als

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Gründungscodex der kaiserlichen Hofbiblio- thek und damit der Österreichischen Natio- nalbibliothek. Dieses Glanzstück wird zu Ausstellungsbeginn nach vielen Jahren erst- mals wieder im Original gezeigt, bevor es Mitte Dezember aus konservatorischen Grün- den durch ein Faksimile ersetzt wird. Gotische Handschriften wie das Evange- liar läuteten eine Buchkultur ein, in der eine aufwändige Ausschmückung zentrales An- liegen geworden ist. Die Habsburger erkann- ten, daß nicht nur die monumentalen Bauten, sondern auch Handschriften und später Druk- ke für die Festigung des christlichen Glau- bens und für die fürstliche Herrschaftsreprä- sentation geeignet sind. Sie traten gemein- sam mit anderen Angehörigen des Adels als Auftraggeber von prachtvoll ausgestatteten Handschriften prominent in Erscheinung; ihre Werke ließen sie mit Wappendarstellun- gen und Porträts illustrieren, die ihre territo- rialen Ansprüche ebenso wie ihren Besitzer- stolz zum Ausdruck bringen sollten.

Hochblüte der gotischen Hand- schriften Buchkunst zur Zeit Friedrichs III. Im Zeitalter Kaiser Friedrichs III. (1415- 1493) erlebte die höfisch geprägte Buch- kultur eine neue Blüte. War sie bislang von Einzelinteressen und punktuellen „Bestel- lungen“ bestimmt, so kam mit dem Auftreten Friedrichs eine im wörtlichen Sinne neue Dimension hinzu: Friedrich bestellte, offen- bar im Zusammenhang mit seiner Königs- wahl im Jahre 1440, großformatige, reichlich mit Deckfarbeninitialen und -miniaturen ge- schmückte und mit Gold versehene Pracht- handschriften, für deren Ausstattung er die besten Buchmaler der Zeit heranzog. Er über- traf seine Vorgänger und Zeitgenossen nicht nur im Bezug auf die materielle Opulenz, sondern auch in der Anzahl der für ihn her- gestellten Werke. Fast ein Dutzend Gebetbü- cher können mit Friedrich als Auftraggeber und „Benutzer“ in Zusammenhang gebracht werden. Merkmale seiner Gebetbücher sind © Österreichische Nationalbibliothek handschriftliche Eintragungen, die Nennung Kanonbild (Kreuzigung) und Monogramm G(eorg) K(arstner), Passauer Missale, Druck, Wien, 1503 seines Namenspatrons, auf ihn bezogener Bildschmuck, personalisierte Gebete und sein Als einer der ersten Fürsten bemühte sich den wichtigsten Rechtsdokumenten des Eigentumsvermerk AEIOU, den er bei einem Friedrich auch intensiv um das Erbe seiner Heiligen Römischen Reiches, wurde 2013 in in der Ausstellung gezeigten Exemplar groß- Vorfahren und gelangte so an die berühmten die UNESCO-Liste des Weltdokumentener- flächig auf die Innenseite eines Vorderdek- Handschriften König Wenzels von Böhmen. bes aufgenommen und kann im Rahmen der kels malen ließ. Aus einem weiteren Gebet- Zu deren Glanzstücken zählt etwa die Gol- Ausstellung erstmals seit langem wieder be- buch ist eine in prächtigen Farben und Gold dene Bulle aus der Zeit um 1400, für die er sichtigt werden. ausgeschmückte Seite ausgestellt, die Leo- einen neuen Einband herstellen ließ, der eben- In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhun- pold III., genannt der Heilige, mit einem falls mit seiner Devise AEIOU versehen wur- derts entstanden für Maximilian, den 1459 Modell der Stiftskirche Klosterneuburg ab- de. Diese Prachtabschrift zählt gemeinsam geborenen Sohn Friedrichs, insgesamt drei bildet. mit den Originalen aus dem Jahr 1356 zu Lehrbücher, die sowohl Texte enthalten, die

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Größen wie Lucas Cranach oder Albrecht Altdorfer bekamen Aufträge, um in Büchern Maximilians Herrschaft zu legitimieren und sein Andenken über seinen Tod hinaus zu bewahren. Maximilian war es auch, der die mittelal- terlich geprägte und noch immer in großen Truhen verwahrte Büchersammlung der Habsburger nach und nach zu einer geordne- ten und zumindest eingeschränkt benutzbaren Bibliothek ausbaute. Sie wurde der Kernbe- stand der späteren Hofbibliothek und damit der Österreichischen Nationalbibliothek.

Wien um 1500 – Lucas Cranach und Johannes Winterburger In den für Maximilian angefertigten Wer- ken begegnet man einer ganz neuen Künst- lergeneration. Stammten die Buchmaler sei- ner Werke bislang hauptsächlich aus Wien und Umgebung, wurden sie um 1500 zuneh- mend von Malern und Druckern abgelöst, die vorwiegend in Tirol und Süddeutschland tätig waren. Die Donaumetropole stand of- fenbar im Schatten der qualitativ und quanti- tativ dominierenden Bücherzentren des süd- deutschen Raums. Erst als der im Rheinland geborene Drucker Johannes Winterburger (um 1460-1519) im Jahr 1492 nach Wien zog, konnte sich der Wiener Buchdruck eta- blieren und die Texte erreichten bald einen deutlich größeren Leserkreis. Aus Winter- burgers berühmter Druckwerkstatt ist 1502 das besonders aufwändig gestaltete Wiener Heiltumsbuch hervorgegangen, das am Ende © Österreichische Nationalbibliothek der Ausstellung steht: Dieser Meilenstein der Devise Friedrichs III.: AEIOU, Gebetbuch für Kaiser Friedrich III. (1415 –1493). Buchdruckgeschichte präsentiert Heiltümer, Vorderdeckel, innen, Handschrift, Wien, nach 1473/74 also den Reliquienschatz einer Kirche, in für den elementaren Unterricht gedacht sind, milians Großprojekten werden in der Aus- mehr als 260 einzigartigen Holzschnitten. als auch solche, die sich an den erwachsenen stellung der Triumphzug, die biografischen Darüber hinaus gibt es Anweisungen, wie Regenten richten. In der Ausstellung werden Werke Theuerdank und Weißkunig, die sich das Volk bei der Heiltumsschau zu ver- etwa das prachtvolle Abecedarium, das von Zeughausbücher, illustrierte allegorische Tex- halten hat und ermahnt zur Andacht, um in allen Lehrbüchern den reichsten Deckfar- te sowie das um 1500 entstandene Grabmal den Genuß eines Ablasses zu kommen. benschmuck aufweist, und das mit verspiel- Maximilians, eines seiner größten und lang- Ebenfalls darin enthalten ist eine der ältesten ten Ranken versehene Lehrbuch der Gram- wierigsten Projekte, präsentiert. Darstellungen des Wiener Stephansdoms. matik des Donat präsentiert. Die prachtvoll ausgestatteten Pergament- Eine weitere interessante Entwicklung in codices wurden unter Maximilian zusehends der Zeit Maximilians stellen die Holzschnit- Der moderne Buchdruck wird von auf Papier ausgemalten Handschriften te dar, die sich auf Lucas Cranach den Älte- erfunden – Medienrevolution abgelöst, das Repräsentationsbedürfnis des ren (um 1472-1553) zurückführen lassen. unter Kaiser Maximilian I. Auftraggebers drückte sich weniger im ma- Cranach ist einer der bedeutendsten Künstler Neben den weiterhin „aktuellen“ Gebet- teriellen Erscheinungsbild als in inhaltlicher der Renaissance in Deutschland; er hatte und Lehrbüchern traten zur Zeit Kaiser Ma- und thematischer Opulenz aus. sich um die Jahrhundertwende in Wien auf- ximilians I. (1459-1519) vollkommen neue Maximilian war auch der erste Habsbur- gehalten und im Auftrag Winterburgers etli- Textgattungen ins Rampenlicht wie etwa ger, der bewußt die Möglichkeiten des auf- che Holzschnitte entworfen. Meisterwerke autobiografische und allegorische Werke, kommenden Buchdruckes nutzte: Für die be- dieser Renaissance-Buchkunst wie etwa die gemalte Inventare von Festungen und eindruckenden Holzschnitte seiner Werke in der Passauer Missale enthaltene Darstel- Kriegsgerät, Klassiker der römischen Antike beauftragte er die bedeutendsten Künstler der lung des Gekreuzigten sind erstmals in die- und „wissenschaftliche“ Arbeiten zur Ge- Zeit, darunter auch niemand Geringeren als ser Ausstellung zu sehen.  nealogie und Heiligenverehrung. Von Maxi- Albrecht Dürer. http://www.onb.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 117 Kultur Gerhart Frankl – Rastlos Meisterwerke im Fokus von 18. November 2015 bis 3. April 2016 im Oberen Belvedere © Belvedere, Wien Gerhart Frankl, Blick vom Belvedere auf Wien (Landschaft I), 1948; Öl und Tempera auf Leinwand, 61 x 84 cm n der 13. Meisterwerke-im-Fokus-Aus- ten Schaffensjahren zählt zu seinen künstle- Istellung widmet sich das Belvedere dem rischen Höhepunkten. Die Ausstellung „Ger- Wiener Künstler Gerhart Frankl (1901– hart Frankl – Rastlos“ fokussiert im Oberen 1965), der, wie sein Vorbild Paul Cézanne, Belvedere auf Aspekte der Entwicklung in etwas Bleibendes, etwas von Bedeutung seiner Landschaftsdarstellung hin zu den schaffen wollte. So schrieb Frankl 1925 an formauflösenden Bergphantasien. Seine en- seine spätere Ehefrau: „Ich will kein ‚be- ge Beziehung zum Belvedere – das Ehepaar rühmter‘ Mann sein. [...] Wohl aber will ich Frankl wohnte nach der Rückkehr aus dem ein wahrhaft großer Mensch sein. Ganz und Londoner Exil ab 1947 im Unteren Belve- gar verantwortlich. Das ist das Wesentliche. dere, und Gerhart Frankl war in der Re- [...] Ich will kein Feuerwerk sein, wohl aber staurierwerkstatt des Hauses tätig – ist eben- jeden Augenblick mit meinem Gewissen ‚à falls Thema der Schau. Frankls Auseinander- jour‘ sein.“ setzung mit dem barocken Areal rund um die Obwohl Autodidakt und nur kurz – von beiden Schlösser sowie dem Blick über Wien 1920 bis 1922 während der Sommermona- fand in einer Werkserie, die in den Jahren te – Schüler Anton Koligs in Nötsch, schuf 1947 bis 1949 entstand, ihren künstlerischen er ein ungemein abwechslungsreiches und Niederschlag. spannendes Œuvre, durchsetzt mit stilisti- „Besonderen Anlaß zu dieser Ausstellung

schen und thematischen Sprüngen. Die im- © Privatarchiv gibt die Übergabe des umfangreichen Kon- materielle Darstellung der Alpen in den spä- Gerhart Frankl, Wien, April 1936 voluts von 92 Werken Gerhart Frankls aus

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der Sammlung Peter Parzers an das Belve- dere. Die Übernahme des Legats 2012 stellt den bis dato bedeutendsten Sammlungszu- wachs in der österreichischen Geschichte der Zweiten Republik dar, zumal auch die bei- den darin enthaltenen Ölgemälde von Gu- stav Klimt Sonnenblume (1907) und Familie (1909/10) für die Sammlung des Belvedere eine unbezahlbare Bereicherung sind“, dankt die Direktorin des Belvedere und des 21er Haus, Agnes Husslein-Arco, posthum dem 2010 verstorbenem Wiener Kunstsammler. Peter Parzer interessierte sich schon zu Studienzeiten für das Werk von Gerhart Frankl, der nicht den Weg des geringsten Widerstands wählte und selbst sein größter Kritiker war. Neben Cézanne zählen die Al- ten Meister wie Tizian oder Rubens zu Frankls großen Vorbildern. Aber auch ex- pressionistische und kubistische Elemente sowie abstrakte und naturgetreue Studien © Albertina, Wien prägten das Schaffen des Künstlers. Unge- Gerhart Frankl, Landschaft bei Newbury, 1940; Tusche auf Papier, 29 x 36,4 cm fähr zwei Drittel seines Œuvres bestehen aus entwickelten Mischtechnik aus Pastell, benheit und der Weite der Alpen wie auch Arbeiten auf Papier, ein Medium, das Frankl Gouache und teilweise Kohle, persönliche des Lichts im Gebirge, die die Malerei an besonders schätzte und das ihm eine Platt- Erlebnisse in den Bergen künstlerisch einzu- ihre Grenzen bringt, löste Frankl durch form für einen freien künstlerischen Aus- fangen. „Die eigentliche Undarstellbarkeit Enthebung des Gegenständlichen hin zum druck bot. Frankl gelang es mit seiner selbst- der Monumentalität, der Masse, der Erha- Formauflösenden, Gestaltlosen, fast Trans- © Belvedere, Wien Gerhart Frankl, Wiedersehen mit Wien II, 1947/1948; Öl und Tempera auf Leinwand, 126,5 x 180 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 119 Kultur © Belvedere, Wien Gerhart Frankl, Landschaft in Tunis, 1923; Öl auf Leinwand, 51 x 70 cm zendenten“, erklärt Kuratorin Kerstin Jesse damit verbundene Freiheitsgefühl machten miten mit seiner BMW-Maschine und nach die beeindruckenden Berg- und Alpendar- die Berge für Frankl zu einem magischen 1949 von London aus mit einer Triumph Con- stellungen Frankls. Sehnsuchtsort. tessa. Das Freiheitsgefühl auf zwei Rädern Landschaftliche Motive und Ansichten Als leidenschaftlicher Motorradfahrer entlang kurviger Alpenstraßen, umgeben der Alpen tauchen bereits in Frankls frühem und Bergsteiger durchquerte er mit seiner von grandioser und gewaltiger Natur, schlug Schaffen auf und durchziehen grosso modo späteren Ehefrau Christine Büringer – die sich vor allem in seinen späten Bergbildern sein gesamtes Œuvre. Die Ferne des Alltags, Nichte des Malers und Mitglieds des Nöt- nieder.  die Loslösung von Raum und Zeit sowie das scher Kreises Sebastian Isepp – die Dolo- http://www.belvedere.at

Ausstellungsansicht Foto: Eva Würdinger, © Belvedere, Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 120 Kultur Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich Der inhaltliche Bogen spannt sich von der Urgeschichte bis zur Gegenwart mit klarem Focus auf die Zeit ab Mitte des 19. Jahrhunderts © PLANET ARCHITECTS Das Haus der Geschichte soll ein offenes Forum sein, in dem einander Wissenschaft und Öffentlichkeit begegnen können.

iederösterreichs Landeshauptmann Er- es auch einen Raum für wechselnde Ausstel- die vielfältigen Teilungen dieses Raumes und Nwin Pröll stellte am 17. November ge- lungen geben, die anlaßbezogen gestaltet das Thema Brücke als Chiffre für die zahl- meinsam mit dem Leiter des wissenschaft- werden. „Die Vertiefungsausstellung im Er- reichen verbindenden Elemente.“ lichen Fachbeirates, Univ.Prof. Stefan Kar- öffnungsjahr 2017 soll sich dem Thema Erste Das Haus der Geschichte selbst basiere ner, dessen Stellvertreter Gen. Dir. Wolfgang Republik widmen“, kündigte er an. Außer- auf den drei Säulen Ausstellungen, Forschung Maderthaner und dem Architekten Gerhard dem werde ein eigener „Kulturpfad“ die Ver- und Service, berichtete Karner weiters. Mit Abel das inhaltliche Konzept und die Aus- bindung zu den anderen Institutionen des den Ausstellungen wolle man vor allem zei- stellungsarchitektur für das künftige Haus der Kulturbezirkes herstellen. gen, „daß Geschichte nie abgeschlossen ist“, Geschichte im Museum Niederösterreich „Das Haus der Geschichte ist voll auf betonte er: „Wir wollen dem Besucher zei- vor. Schiene“, betonte der Landeshauptmann, daß gen, daß dies auch seine Geschichte ist, und „Der inhaltliche Bogen spannt sich von der Zeitplan mit einer Eröffnung Mitte des wir wollen den Besucher zur aktiven Be- der Urgeschichte bis zur Gegenwart mit kla- Jahres 2017 aus heutiger Sicht eingehalten teiligung an der Gesellschaft motivieren.“ rem Focus auf die Zeit ab Mitte des 19. Jahr- werden könne. Das Haus der Geschichte ha- „Dieses Land – und das war für uns von hunderts“, so der Landeshauptmann: „Unser be nicht nur große Bedeutung für den vornherein eine wesentliche Dimension – Ziel ist, die Geschichte Niederösterreichs als Kultur- und Wissenschaftsstandort Nieder- hat ein europäisches Erbe, ist ein Kernland Kernland der Republik darzustellen.“ Dabei österreich, sondern man erwarte sich auch Zentraleuropas", beschrieb Gen. Dir. Mader- soll das Haus der Geschichte so konzipiert entsprechende Effekte für die Kulturtou- thaner die Überlegungen des 92 Expertinnen werden, „daß auch die stetige Weiterentwick- rismus, so Pröll. und Experten umfassenden wissenschaft- lung der Zeitgeschichte präsentierbar ist“, Das Haus der Geschichte solle ein „offe- lichen Beirates: „Die zentrale Bedeutung für sagte Pröll. So könne man nicht nur neue nes Forum, in dem einander Wissenschaft den Kontinent ist für uns ganz wesentlich.“ wissenschaftliche Erkenntnisse einarbeiten, und Öffentlichkeit begegnen können“, wer- Architekt Abel beschrieb das architekto- sondern das Haus der Geschichte bleibe da- den, meinte Prof. Karner in seiner Stellung- nische Konzept für das Haus der Geschichte durch auch „am Puls der Zeit“. nahme: „Es soll ein Ort der umfassenden im Museum Niederösterreich. „Es sollen of- Insgesamt werde das Haus der Geschich- Darstellung der Geschichte Niederöster- fene, flexible Strukturen sein“, so Abel, der te im Museum Niederösterreich rund 3000 reichs, Österreichs und Zentraleuropas wer- betonte: „In einem Haus der Geschichte darf Quadratmeter an Vermittlungsfläche bieten, den.“ Dabei gebe es drei Leitthemen, infor- auch gestaunt werden.“ Die Ausstellungs- informierte der Landeshauptmann weiters. mierte er: „Die Donau als Strom, der uns architektur ist wegweisend dafür, wie sich Neben einer permanenten Ausstellung wird verbindet, das Thema Grenze als Chiffre für komplexe Themen modern vermitteln las-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 121 Kultur sen. Die zukünftige Gestaltung sieht keine streng chronologische Reihenfolge vor, son- dern offene Strukturen: Besucherinnen und Besucher werden angeregt, sich gegenüber der Geschichte und ihrer Betrachtung zu öff- nen und sich selbst ein Bild davon zu ma- chen. Innerhalb eines Rahmens bestimmt man selbst, wohin die Reise in die Vergan- genheit gehen soll. Konkret werden die Aus- stellungen in mehrere themenbezogene Be- reiche gegliedert. Dieser inhaltlichen Struk- tur folgend haben die Architekten ein Modell unterschiedlicher Foren entwickelt. Hier lau- fen Themenstränge zusammen. Durch die Positionierung der Foren an Knotenpunkten der Ausstellung rückt die Kulturvermittlung ins Zentrum des Geschehens. Diskussionen und Workshops können direkt in den The- menbereichen stattfinden. BesucherInnen können ihren Ausstellungsrundgang indivi- v.l.: Architekt Gerhard Abel, Gen. Dir. Wolfgang Maderthaner, Landeshauptmann duell zusammenstellen und sich je nach In- Erwin Pröll, Univ.-Prof. Stefan Karner und der Leiter der Kulturabteilung Hermann Dikowitsch bei der Präsentation von Konzept und Ausstellungsarchitektur teressenslage auf bestimmte Aspekte, The- men und historischen Abschnitte konzentrie- ren. Partizipation und Interaktion mit Hilfe unterschiedlicher Medien sind ein wesentli- ches Merkmal der architektonischen Umset- zung des Hauses der Geschichte. So sollen zum Beispiel elektronische Media Guides dem Individualbesucher als auch den Grup- penbesucher vielfältige Formen zur aktiven Auseinandersetzung mit Inhalten bieten. Neben der Ausstellung sieht das architekto- nische Konzept wechselnde Vertiefungsräu- me im Haus der Geschichte Niederösterreich vor. Im Jahr der Eröffnung wird die „Erste Republik“ Thema der Ausstellung in den Vertiefungsräumen sein.

Umfangreiches historisches Gerüst © PLANET ARCHITECTS Foto: NÖ Landespressedienst / Pfeiffer Im Haus der Geschichte wird die histori- Niederösterreich und die umgebenden Re- und die Teilung Europas, Umwälzungen in sche Entwicklung Niederösterreichs als gionen Zentraleuropas prägend waren und Zentral- und Osteuropa 1989/91 oder der „Kernland“ in seinem österreichischen und sind. Dabei wird ein weiter thematischer europäische Einigungsprozeß (EG/EU). zentraleuropäischen Kontext dargestellt. Als Bogen gespannt: von den naturräumlichen Das 64seitige Konzept gibt detailliert Leitmotive werden dabei etwa die Donau und klimatischen Voraussetzungen für die Auskunft über die Funktionen, die das Haus und die „Grenze“ fungieren. menschliche Besiedelung über politische der Geschichte Niederösterreich in Zukunft Chronologisch reicht der Blick zurück und sozioökonomische Längsschnittthemen erfüllen wird, sowie seine institutionelle bis zur ersten Besiedlung des Raumes, der bis hin zu solchen der kulturellen Entwick- Einbindung in die niederösterreichische, die Schwerpunkt liegt jedoch auf der Zeit ab der lung, der Religion oder der Identitäten. österreichische und die zentraleuropäische Mitte des 19. Jahrhunderts. Trotz der gebotenen Notwendigkeit einer Museumslandschaft. So wird das Haus der Der wissenschaftliche Fachbeirat für das thematischen Schwerpunktsetzung gilt es, Geschichte ein innovatives Museum, ein Ort Haus der Geschichte im Museum Niederös- insbesondere auch kontrovers diskutierte der offenen Diskussion und der Vermittlung terreich ging in der einjährigen Konzeptpha- Themen anzusprechen. So werden etwa von Geschichte. Dabei ruht es auf drei se den großen Narrativen der historischen Klimawandel oder Migration ebenso Gegen- Säulen: Ausstellung, Service und Forschung. Entwicklung Niederösterreichs im österrei- stand der Betrachtung sein wie „beschleu- Neben der Ausstellung als zentraler Säule chischen und zentraleuropäischen Kontext nigte“ Phasen der historischen Entwicklung: wird auch auf seine Servicefunktion als nach und leitete daraus ein schlüssiges wis- beispielsweise der autoritäre Ständestaat, die Anlaufstelle für historische Fragen und de- senschaftliches Konzept ab. In insgesamt fünf NS-Diktatur in allen ihren Aspekten – hier ren Vermittlung sowie auf seine Einbettung Arbeitsgruppen beleuchteten ExpertInnen in nicht zuletzt die Shoah –, die beiden Welt- in die Forschungslandschaft.  enger Abstimmung jene Phänomene, die für kriege, der Kalte Krieg, der Eiserne Vorhang http://www.hausdergeschichtenoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 122 Kultur Wien Museum Neu Winkler + Ruck Architekten gewinnen Wettbewerb – Mailath: »Überzeugende Verbindung von Alt und Neu mit einer klaren und urbanen Architektursprache« © Winkler, Ruck, Certov Wien Museum Neu: »Die Erweiterung für das Museum kommt aufs Dach«, heißt es unter anderem in der Jurybegründung. er Gewinner des internationalen Archi- Direktor des Wien Museums Matti Bunzl am Juryvorsitzender. In einer zeitlichen Stape- Dtekturwettbewerbs zur Neugestaltung 20. November präsentierte, ist das Sieger- lung wird der denkmalgeschützte Baukörper des Wien Museums am Karlsplatz steht fest: projekt eine „überzeugende, architektonische des Haerdtl-Gebäudes um eine „lichte Stirn“ Aus 274 Einreichungen aus 26 Ländern hat Lösung für den sensiblen, von historischen ergänzt. Von dort aus, von der Terrasse des die international besetzte Jury in der Sitzung Gebäuden geprägten Ort. Der Entwurf stellt Wien-Raums, die wie eine transparente Fuge am 19. November den Entwurf des österrei- eine beeindruckende Verbindung zwischen zwischen Alt und Neu inszeniert ist, hat man chischen Architektenteams Winkler + Ruck Alt und Neu her, indem er die denkmalge- einen Panoramablick über den Karlsplatz (Klagenfurt) und Ferdinand Certov (Graz) schützte Substanz von Oswald Haerdtl re- und über weite Teile der Stadt. Als Besucher zum Siegerprojekt gekürt. Im Zentrum des spektiert und dabei gleichzeitig mit einer nimmt man unweigerlich eine Perspektive in Entwurfs steht ein schwebender Baukörper, klaren, urbanen und selbstbewußten Archi- der Schwebe ein und kann auf alles, was man der den Haerdtlbau als Fundament für Ent- tektursprache in die Zukunft weist.“ vom Wien Museum aus erblickt, zurück- wicklung neu in Szene setzt und das Mu- „Das Siegerprojekt entspricht hervorra- blicken. Das Wien Museum tritt buchstäb- seum zum Karlsplatz hin öffnet. „Es ist ein gend den Ansprüchen des Wien Museums lich in einen offenen Dialog mit der Stadt. ebenso naheliegender wie bestechender Ge- und ist eine sensible, aber deutliche Auf- Eine so schöne, wie funktionell sinnvoll ge- danke: Die Erweiterung für das Museum wertung des Karlsplatzes. Mutig ist dieses stalterische Geste.“ kommt aufs Dach“, heißt es unter anderem Projekt deswegen, weil es sich dem Funktio- Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums, in der Jurybegründung. Alle Einreichungen nalismus der Aufmerksamkeit verweigllert, erklärte zum Siegerentwurf: „Ich bin über- und Preisträger des Architekturwettbewerbs jedoch den Karlsplatz und das Wien Mu- glücklich über diese Entscheidung. Das Pro- für das Wien Museum Neu sind ab 26. Novem- seum respektvoll weiterentwickelt“, so Chri- jekt des Architektenteams Winkler + Ruck ber in einer Ausstellung im Wien Museum stoph Chorherr, Planungssprecher der Grü- mit Certov ergänzt das Museum auf wunder- Karlsplatz bei freiem Eintritt präsentiert. nen. bare Weise und setzt den Haerdtlbau neu in Für Kulturstadtrat Andreas Mailath-Po- „Die Idee ist einfach und einprägsam. Szene. Mit der neuen Eingangsfront und dem korny, der die Gewinner gemeinsam mit dem Und überzeugend gelöst“, betonte Emanuel zum Platz öffnenden Café schafft es eine Juryvorsitzenden Emanuel Christ und dem Christ, Christ & Gantenbein Architects und Architektur der Begegnung.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 123 Kultur

Aus dem Statement der Jury Einsatz heraus. Architektur als Kunst des fügen, hierfür werden neben einem Aufbau Der Entwurf von Winkler + Ruck mit Hintergrundes, als Qualität zu sehen, die zusätzlich unterhalb des Karlsplatzes Raum- Certov hat das große Potential, durch fein- vielleicht zurückhaltend, aber umso präziser flächen geschaffen. Erstes und zweites Ober- fühlige Detaillösungen eine insgesamt und stringenter die Basis des Erlebens einer geschoß beherbergen die permanente Prä- selbstbewußte Haltung für das Wien Mu- Stadt prägt, war vielleicht der Schlüssel für sentation, das abgehobene Dachgeschoß die seum am Karlsplatz zu schaffen. Ein klas- den Erfolg dieser äußerst sensiblen Aufga- Sonderausstellung. Zwischen diesen entsteht sisch moderner Pavillon mit geschlossener be.“ ein Fugengeschoß, in dem der Wien-Raum Fassade soll auf das Dach des in anderer Das Projekt Wien Museum ist die erste entsprechenden Platz findet. Dieser ist über Form klassisch modernen Haerdtl-Pavillons Zusammenarbeit der beiden Architekturbü- den Lift unabhängig vom Museum aus er- gesetzt werden. Die Idee ist einfach und ein- ros. Beide eint eine ähnliche architektoni- schlossen und verfügt über eine Terrasse mit prägsam – und in diesem Fall überzeugend sche Grundhaltung. Charakteristisch für die Panoramablick über den Karlsplatz auf Wien. gelöst. Nach Einschätzung des Preisgerichts Arbeiten von Roland Winkler und Klaudia Und alles, was man von hier erblickt, kann ist die Proportionierung gelungen gelöst und Ruck sind kräftige und einfache, oft zeichen- zurückblicken und erkennt nun einen neuen, schafft ein ausgewogenes Verhältnis zwi- hafte Auseinandersetzungen mit Kontext, selbstbewußten Teilnehmer am Leben des schen Bestand und Neubau. Eine besondere Tektonik, Materialität und Proportion. Unab- Karlsplatzes. Rolle spielt dabei der Raum zwischen dem hängig von der Bauaufgabe beweisen die Ar- Altbau und dem darüber liegenden Neubau. chitekten große Eigenständigkeit, legen ihr Die nächsten Schritte Dieser Zwischenraum soll als transparente Augenmerk auf hohe handwerkliche Quali- Dem Architekturwettbewerb für das Wien Fuge inszeniert sein. Diese symbolische und tät und schaffen ausgewogene, klare Archi- Museum Neu folgt nun ein Verhandlungs- gestalterische Geste ist die große komposito- tekturen, für die sie bereits mehrfach ausge- verfahren mit den Gewinnern mit dem Ziel, rische Qualität des Beitrags. Auf der Ebene zeichnet wurden. das Siegerprojekt umzusetzen. Anfang des der Fuge liegt u.a. der Wien-Raum, die Jahres 2016 startet die Zürich Versicherung öffentliche Terrasse zur Stadt. Urban Renewal am Karlsplatz einen geladenen Architekturwettbewerb für Gesucht waren Entwürfe und Lösungen das benachbarte Winterthurgebäude. Die Das Architektenteam für die Errichtung eines zukunftsweisenden Ergebnisse beider Wettbewerbe bilden die Winkler + Ruck mit Certov Neubaus unter Einbeziehung des histori- Grundlage für das Flächenwidmungsverfah- Mit der Wahl von Winkler + Ruck mit schen Haerdtl-Gebäudes, der unter dem Ge- ren. Nach dem geplanten Spatenstich im Certov Architekten zum Siegerprojekt der sichtspunkt von „Urban Renewal“ die Mög- Jahr 2017 soll die Umbauphase für das Wien Jury fand der im März gestartete internatio- lichkeiten des Standorts optimal verwirk- Museum Neu bis Ende 2019 andauern. Nach nal ausgelobte Architekturwettbewerb für licht. Der Haerdtl-Bau am Standort Karls- derzeitigem Planungsstand wird das Wien das Wien Museum Neu nun seinen Abschluß. platz mit seiner derzeitigen Nettonutzfläche Museum voraussichtlich in der zweiten Jah- Die Wettbewerbsgewinner dazu: „Wir von circa 6900 m² diente als Fundament für reshälfte 2017 geschlossen, die Wiedereröff- sind überwältigt. An der Diskussion über ein Entwicklung. Nach Fertigstellung des Neu- nung ist für 2020 vorgesehen.  Filetstück Wiener Architektur teilnehmen zu bauprojekts soll das Wien Museum am Karls- http://www.wienmuseum.at dürfen, fordert unseren größten Respekt und platz über ca. 12.000 m² Nettonutzfläche ver- http://www.wienmuseumneu.at © Winkler, Ruck, CertovFoto: So wird das Wien Museum Neu innen aussehen, wie das Rendering von Winkler + Ruck mit Certov Architekten zeigt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 124 Kultur Innsbrucker Haus für Musik und Theater im Entstehen Der Spatenstich läutete die nächste Bauphase ein. © Architekt Erich Strolz / http://www.unverbluemt.cc Das Haus der Musik wird wichtige musikalische Ausbildungsstätten der Landeshauptstadt an einem Standort zusammenführen.

it einem Haus für Musik und Theater sein wird“, so Kulturlandesrätin Beate Palf- inszeniert worden. Jede Künstlerorganisation Mwird in der Tiroler Landeshauptstadt rader. gab je ein für sie wichtiges Symbol in einen bis 2018 ein kulturelles Großprojekt mit „Die in die Jahre gekommenen Stadtsäle Cellokoffer und erklärte ihre Intention. So einer Nutzfläche von rund 6355 m² verwirk- machten in den vergangenen Monaten Platz fanden sich dort am Schluß eine Maske vom licht. Das Auftragsvolumen liegt bei knapp für Neues. Das künftige Haus der Musik Tiroler Landestheater (Kammerspiele), ein 58 Millionen Euro. Es entsteht ein im Rah- hebt durch die gemeinsamen Anstrengungen Mundstück und ein Paukenschlegel vom Ti- men eines internationalen Architekturwett- von Stadt Innsbruck, Land Tirol und Bund roler Symphonieorchester Innsbruck (TSOI), bewerbes ausgewähltes Projekt des Inns- das Kulturwesen in Innsbruck auf eine neue ein Liederheft und eine Festschrift vom Ti- brucker Architekten Erich Strolz am Areal Stufe. Die Grundsteinlegung für das Haus roler Sängerbund, eine Schatulle mit Orden des ehemaligen Stadtsaalgebäudes in der der Musik ebnet den Weg für ein innovatives vom Blasmusikverband Tirol, ein mobiler Universitätsstraße. Am 20. November fand und technisch hoch stehendes Zentrum für Notenhalter vom Tiroler Landeskonservato- der feierliche Spatenstich statt. Musik und Kultur – einem Kulturquartier“, rium, eine Schnecke einer Viola da Gamba „Ein lang ersehntes Kulturprojekt wird betonte Innsbrucks Bürgermeisterin Christine von den Festwochen der Alten Musik, ein Lie- jetzt verwirklicht: Für mich ist dieses Haus Oppitz-Plörer. derheft vom Tiroler Volksmusikverein, eine der Musik gleichsam der größte Klangkörper Daran anknüpfend führte IIG-Geschäfts- Faksimile einer Mozarthandschrift vom Mo- Tirols, der das ganze Jahr über von Leben er- führer Franz Danler aus: „Das Haus der Mu- zarteum Innsbruck und der dritte Band des füllt ist. Das Land leistet dazu seinen finan- sik ist eines der größten laufenden städti- Buches Musikgeschichte Tirol vom Institut ziellen Beitrag ebenso wie für den dem- schen Investitionsprojekte. Für die IIG ist der für Musikwissenschaft Innsbruck. nächst startenden Neubau des Management Bau mehr als ein Prestigeobjekt. Das von All diese Utensilien nahmen die politi- Center Innsbruck am benachbarten Fenner- Architekt Strolz geplante Bauvorhaben ver- schen VertreterInnen und der Bauherr mit- areal“, betonte Landeshauptmann Günther ändert das Innsbrucker Stadtbild nachhaltig, samt des Koffers in Empfang. Letzterer wird Platter im Rahmen der Grundsteinlegung. tritt dabei aber nicht in Konkurrenz mit den im Jänner 2016 im Rahmen der Rohbau- „Der Grundstein für das neue kulturelle historischen Bauten im Umfeld.“ arbeiten in den Grundstein des neuen Ge- Aushängeschild im Herzen Innsbrucks und bäudes eingemauert. damit für einen lebendigen Ort, an dem sich Inszenierung Spatenstich Kulturschaffende, Lehrende und Studierende Der Spatenstich zum Haus der Musik wur- Offenes kulturelles Zentrum vernetzen und gegenseitig beflügeln können, de nun begangen. In Anlehnung an das ent- Das Haus der Musik führt mehrere wich- ist gelegt. Ich freue mich sehr, daß das Haus stehende Zentrum für Musik und Theater ist tige musikalische Ausbildungsstätten der Lan- der Musik Gestalt annimmt und künftig für die Grundsteinlegung gemeinsam mit sämt- deshauptstadt an einem Standort zusammen: alle Kulturinteressierten vielseitig nutzbar lichen künftigen dort tätigen KünstlerInnen Insgesamt zehn NutzerInnen, darunter Tirols

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 125 Kultur Foto: IKM / V. Lercher Nach der Übergabe der Symbole für den Grundstein zum neuen Haus der Musik Innsbruck: IIG-Geschäftsführer Franz Danler (1. Reihe, 1.v.l.), Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (1. Reihe, 3.v.l.), Landeshauptmann Günther Platter (1. Reihe, 3.v.r.) und Landesrätin Beate Palfrader (1. Reihe, 2.v.r.) mit allen zukünftigen NutzerInnen .

größter Klangkörper, das Tiroler Symphonie- das Institut für Musikwissenschaft sowie die zeitnah behandelt werden. Parallel dazu prä- orchester Innsbruck, bekommen dort eine Landesvereine Sängerbund, Volksmusikver- zisiert die Planungsgruppe im zweiwöchigen neue Heimat. Damit ist es ganzjährig – und ein und Blasmusikverband Räume. Rhythmus die Anforderungen, die an das ganztägig – von Leben erfüllt. Haus gestellt werden und arbeitet dieses ins Seit Anfang September ist beim Inns- Budgetierung und Baukosten Projekt ein. Zusätzlich begleitet ein Projekt- brucker Stadtsaalgebäude kein Stein auf dem Für die Kostenaufteilung wurden die beirat die Weiterentwicklung des Hauses der anderen geblieben. Nachdem die großflächi- erforderlichen Grundsatzbeschlüsse bereits Musik in gestalterischer Hinsicht. Weiters gen Friese des Tiroler Malers Max Weiler im im Dezember 2013 von Bund, Land Tirol informiert die IIG die angrenzenden Nach- ehemaligen großen Stadtsaal abgenommen und Stadt Innsbruck gefaßt. Der Innsbrucker barInnen auch während der Bauphase lau- wurden, konnte mit den Abbrucharbeiten be- Stadtsenat segnete den Projektbericht am 6. fend. gonnen werden. Mit einem graphisch aufwen- Mai 2015 einstimmig ab. Am 19. Mai wurde dig gestalteten Bauzaun und einem eigenen die Beschlußfassung über den Finanzie- Vorplatzgestaltung Internet-Blog wird für das kommende Ver- rungsanteil des Landes in der Landesregie- Die angrenzenden Außenlagen werden anstaltungshaus geworben. rung gefaßt. Der Kostenrahmen liegt unter vom städtischen Amt für Tiefbau im Zuge Einberechnung des Anteils für die Denkmä- der Errichtung vom Haus der Musik neu ge- Raumprogramm des ler (Befundung, Abnahme, Übersiedlung) staltet. Die Planungsschwerpunkte betreffen Hauses für Musik und Theater bis zum Fertigstellungstermin 2018 bei ge- dabei den ruhenden und fließenden Verkehr Es entsteht ein großer Veranstaltungs- und schätzten 58 Millionen Euro. Davon werden sowie die fußläufige Verbindung zur Altstadt Probesaal für bis zu 600 Personen, der so- rund 23,6 Millionen Euro vom Land Tirol, und die unmittelbar angrenzenden zu gestal- wohl dem TSOI als auch Externen für Ver- 25,4 Millionen Euro von der Stadt Innsbruck tenden Flächen. Die Fertigstellung der un- anstaltungen zur Verfügung steht. und 9 Millionen Euro vom Bund getragen. mittelbar angrenzenden Außenanlagen soll Zusätzlich wird es einen kleinen Saal für möglichst zeitgleich mit der Gesamtfertig- ca. 120 Personen geben. Darüber hinaus ste- Projektentwicklung und Planung stellung des Hauses der Musik bis Mitte hen Verwaltungs- und Übungsräume sowie Ziel der Projektentwicklung nach dem 2018 erfolgen. Instrumentendepots zur Verfügung. Für die Wettbewerb war es, die Planung weiterzu- Kammerspiele des Tiroler Landestheaters entwickeln, mit den NutzerInnen abzustim- Weiterer Terminplan sind eine Bühne mit Zuschauerraum für ca. men und die erforderlichen Beschlußfassun- Nach dem Spatenstich folgt bis Anfang 220 Personen, ein Bühnenturm, eine Black gen und Genehmigungen zu erwirken. Eine nächsten Jahres die Herstellung der Baugru- Box, Garderoben und Werkstätten geplant. dafür eingesetzte Projektsteuerungsgruppe be. Die ersten Rohbauarbeiten sind für Jän- Auch eine Gemeinschaftsbibliothek für Lan- bestehend aus VertreterInnen von Land Ti- ner 2016 geplant. Die Baufertigstellung er- deskonservatorium, Musikwissenschaften, rol, Stadt Innsbruck und Bund tagt im Drei- folgt bis Ende 2017. Mit der Gesamtfertig- Mozarteum und ein gemeinsames Kompakt- Wochen-Rhythmus. Somit können rechtli- stellung samt Einrichtung und Probebetrieb archiv bekommen ihren Platz. Zusätzlich er- che Abklärungen, Finanzierungsfragen, so- ist Mitte 2018 zu rechnen.  halten das Tiroler Landeskonservatorium und wie allfällige Freigaben und Entscheidungen http://www.hausdermusik-innsbruck.tirol

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 126 Film Viennale 2015 Auch wenn das vom 22. Oktober bis 5. November dauernde 53. Internationale Filmfestival in Wien die Rekordzahlen des Vorjahres nicht ganz erreicht hat, konnten immerhin 94.100 BesucherInnen verzeichnet werden.

Von Margarethe Glac. Foto: Viennale / Robert Newald Viennale-Eröffnung im Wiener Gartenbaukino ie Viennale war auch in diesem Jahr die Begegnung zweier Frauen im New York Raúl Perrone nimmt in „La Mecha“ Dwieder ein besonderer Beweis für die der 50er Jahre. Und obwohl Carol (Cate (Argentinien 2004) ein kaputtes Teil eines Vielfalt und Qualität sowohl des österreichi- Blanchet) und Therese (Rooney Mara) aus alten Heizkörpers zum Anlaß für eine genau- schen als auch internationalen Kinos. Dass ganz unterschiedlichen Milieus stammen, so ere Auseinandersetzung mit der argentini- die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr nicht wagen sie dennoch eine gemeinsame Flucht, schen Krise von 2001 und ihren Folgen für beliebig zu steigern sind, ist wahrscheinlich um der zum Scheitern verurteilten Liebe die Gesellschaft. Arbeitslosigkeit, Inflation für niemanden eine Überraschung. Wichtig eine Chance zu geben. und Perspektivenmangel prägen den Alltag. scheint es uns aber, die spezifische Beson- Aussichtslos ist auch die Reise ins Blaue, die derheit der Viennale, nämlich zugleich Stadt- der Pensionist Niceforo unternimmt, um es und Publikumsfestival sowie international zu Hause wieder warm zu haben. anerkanntes Filmereignis zu sein, auch in In „Nefesim kesilene kadar“ (TR/D Zukunft weiterzuentwickeln“, so Viennale 2015) stellt Emine Emel Balci diejenigen in Direktor Hans Hurch. Die Auslastung ging den Mittelpunkt, die in der türkischen Ge- im Vergleich zum Vorjahr von 81,7 auf 76,4 sellschaft allzu oft übergangen werden – Prozent zurück. Von insgesamt 377 Vorstel- Frauen. Genauer gesagt – Fabrikarbeiterin- lungen waren in diesem Jahr 123 ausver- nen. Serap ist eine von ihnen. Sie ist im Wai- kauft. senhaus aufgewachsen und möchte nun mit ihrem Vater, der wegen Schmuggel all die Eröffnungsfilm Jahre im Gefängnis war, ein neues Leben Im diesjährigen Viennale-Eröffnungsfilm anfangen. Dieser scheint sich jedoch viel- „Carol“ (USA 2015) porträtiert Regisseur mehr für seine dubiosen Geschäfte zu inter- Todd Haynes frei nach Patricia Highsmith essieren und verkörpert das Unerreichbare in Seraps Leben. *) Mag. Dr. Margarethe Glac berichtet seit Jahren von Foto: Viennale / Alexi Pelekanos Amos Gitai setzt sich 20 Jahre nach dem der Viennale für das „Österreich Journal“. Viennale-Direktor Hans Hurch Mord an Israels Premierminister Yitzhak Ra-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 127 Film bin in dem Film „Rabin, the Last Day“ (Israel/F 2015) mit der verlorenen Chance auf eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern ausein- ander. Gitai stellt jedoch nicht nur die politi- schen, und nicht zuletzt sicherheitstechni- schen, Umstände des Attentats dar, sondern ergänzt die narrative Ebene durch zahlreiche Archivaufnahmen von den Verhandlungen um das Oslo-Abkommen. Damit die spanische Kirche seine Daten nicht verwenden kann, beschließt ein 30jäh- riger Mann seinen Austritt „El apóstata“ (E/F/Uruguay 2015) ist der Philosophie-Stu- dent Gonzalo, den Regisseur Federico Veiroj vor eine schlicht kafkaeske Aufgabe stellt, denn das Vorhaben scheitert schon an der

Frage, ob das Taufverzeichnis eine Daten- © Viennale bank ist oder nicht. Dazu kommt noch Gon- »Rabin, the Last Day« (Israel/F 2015) zalos Beziehung zu zwei Frauen, von denen die eine seine Kusine ist und die andere nicht noch einmal alles aufs Spiel setzen möchte. Das Drehbuch zu „Une histoire améri- caine“ (F 2015) haben Filmemacher Armel Hostiou und Hauptdarsteller Vincent Ma- caigne gemeinsam geschrieben. Es ist eine Tragikomödie vom Feinsten, in der ein et- was tollpatschiger Franzose seiner Geliebten nach New York folgt, weil er sie wiederer- obern möchte. Vincent läßt sich auch nicht von der Tatsache abschrecken, daß Barbara bereits einen neuen Lebensabschnitt mit einer neuen Liebe begonnen hat. Er ist fel- senfest davon überzeugt, daß sie „Ja“ sagen wird, wenn er erst einmal die Gelegenheit hat, um ihre Hand anzuhalten. Thomas McCarthy geht mit „Spotlight“

(USA 2014/15) auf die Recherchearbeit der © Viennale Enthüllungsjournalisten des Boston Globe »Une histoire américaine« (F 2015) ein, die einen Artikel über Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche vorbereiten. McCarthy zeigt hier wie verantwortungsvol- ler Journalismus funktioniert, aber auch ver- antwortungsvolles Filmemachen. Denn mehr als durch Fakten belegt ist, wird auch im Film nicht erzählt. „Anderswo“ (D/Israel 2014) ist Ester Amramis Abschlußarbeit an der Filmuniver- sität Konrad Wolf in Berlin. Sie ist, ähnlich wie ihre Hauptfigur aus dem Israel nach Deutschland gezogen, um dort zu studieren. Und dennoch ist der Film keine Autobio- graphie. Er zeigt vielmehr das Gefühl des Da- zwischenstehens, der fehlenden Zugehörig- keit nicht nur im Ausland, sondern aufgrund der langen Abwesenheit auch in der Heimat. Noa lebt in Berlin, sie hat einen deutschen

Freund, schreibt an ihrer Dissertation und © Viennale sehnt sich dennoch zurück zu ihrer Familie. »Spotlight« (USA 2014/15)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 128 Film

Ihr behütetes Zuhause hat sich jedoch inzwi- schen auch verändert und so schwebt sie zwi- schen zwei Welten, der alten und der neuen, dem Dort und dem Hier. In dem Dokumentarfilm „Counting“ (USA 2015) zeigt Jem Cohen in 15 Kapiteln Eindrücke aus Großstädten auf der ganzen Welt. Es ist eine Collage aus Bild und Ton. Cohen griff beim Schnitt auf sein reiches Privatarchiv mit Aufnahmen aus den letzten zehn Jahren zurück. Es sind Szenen aus dem Alltagsleben der Städtebewohner, Impres- sionen eines Flaneurs. Auch Nicolas Azalbert begibt sich auf eine Reise. In „La Braise les cendres“ (F/Argentinien/CH/RUS/Mongolei 2015) do- kumentiert er seine Fahrt mit der Transsibi- rischen Eisenbahn. Der Zug ist eine altbe- © Viennale kannte Metapher für das Kino, das Abteil- »Counting« (USA 2015) fenster für die Kinoleinwand. Und dennoch hat diese Reise für Azalbert eine zweite Be- deutung. Es ist der letzte Teil einer Trilogie, in der sich der Filmemacher mit dem Ende einer Beziehung auseinandersetzt. Es ist eine lineare Reise und doch scheint man sich manchmal im Kreis zu drehen oder man bleibt an einer roten Ampel im Regen stehen. Genauso wie auf der Leinwand. Auch Nanni Morettis „Mia madre“ (I 2014) ist autobiographisch inspiriert. Darin setzt sich der Regisseur mit seiner Trauer nach dem Tod der Mutter auseinan- der, die während der Dreharbeiten zu „Ha- bemus Papam“ (2011) starb. Sie war, wie die Mutter der Hauptfigur im Film, Latein- und Griechisch-Lehrerin. Morettis Held ist je- doch eine Frau, die versucht die Verantwor- tung für die kranke Mutter und ein chaoti- © Viennale sches Filmprojekt zu vereinen. Der unver- »La Braise les cendres« (F/Argentinien/CH/RUS/Mongolei 2015) wechselbare John Turturro als völlig unta- lentierter Hollywoodschauspieler Barry Hug- gins zeigt überspitzt die witzigen Seiten eines Filmdrehs. „Moonlight“ (GB 1982) drehte Jerzy Skolimowski kurz, nachdem in Polen der Kriegszustand ausgerufen worden war. Er porträtiert die triste Realität von fünf polni- schen Schwarzarbeitern, die bei der Reno- vierung eines Londoner Hauses innerhalb eines Monats so viel verdienen wollen, daß sie mit ihren Familien in Polen ein Jahr lang davon leben können. Während sie jedoch nichts ahnend ihrer Arbeit nachgehen, wer- den die Telefonverbindungen unterbrochen und Flüge nach Polen gestrichen. Nur einer von ihnen, Nowak, weiß bescheid. „Last Shelter“ (A 2015) von Gerald Igor

Hauzenberger bezieht sich auf die Besetzung © Viennale der Votivkirche durch eine Gruppe von »Moonlight« (GB 1982)

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Flüchtlingen im Winter 2012/13. Die Kirche bietet den muslimischen Männern Zuflucht in einer ausweglos erscheinenden Situation. Kurz vor der Abschiebung wollen sie auf die Ungerechtigkeiten im Asylgesetz aufmerk- sam machen. Jakob Brossmann zeigt in „Lampedusa im Winter“ (A/I/CH 2015) die Mittelmeer- insel und ihre Probleme aus der Perspektive ihrer Einwohner. Die Kamera begleitet eini- ge von ihnen nicht nur bei der Unterstützung von Flüchtlingen, sondern auch bei der Ar- beit und bei politischen Versammlungen. Im Film wird Lampedusa mit Europa vergli- chen – klein und von der Außenwelt abge- schottet. In „Me and Earl and the Dying Girl“

(USA 2014) zeigt Alfonso Gomez-Rejon © Viennale eine außergewöhnliche Beziehung zwischen »Lampedusa im Winter« (A/I/CH 2015) zwei 17jährigen amerikanischen Jugendli- chen. Als Rachel erfährt, daß sie Leukämie hat, bittet Gregs Mutter ihn, seine Mitschü- lerin zu besuchen. Obwohl anfangs beide nicht viel von dieser Idee halten, entwickelt sich mit der Zeit eine enge Freundschaft und so verbringt Rachel die Tage damit, die von Greg und dessen Kumpel Earl gecoverten Filmklassiker zu verschlingen. Wenn man sich „Louomenoi“ (GR 2008) von Eva Stefani ansieht, könnte man glatt annehmen, daß es die Krise in Grie- chenland nie gegeben hat. In einem Spa-Res- sort verbringen griechische Pensionisten ihre Zeit mit Heilbädern. Stefani zeigt ein ande- res Griechenlandbild als das von den Medien in den letzten Jahren geprägte. Sie stellt All- tagsrituale in den Vordergrund, die den Men- schen trotz ihres Alters die Pflege sozialer © Viennale Beziehungen ermöglichen. »Louomenoi« (GR 2008) Ein ganz anderes Bild von Griechenland sehen wir in „To agori troei to fatigo tou pouliou“ (GR 2012). Darin stellt Ektoras Lygizos seinen Protagonisten vor vollendete Tatsachen. Er erfährt, daß er für das Engage- ment als Sänger noch zu unerfahren ist, da er die Rechnungen nicht bezahlen kann, wird zuerst das Wasser in der Wohnung abgestellt und als er eines Nachmittags nach Hause kommt, stehen seine Sachen, samt Käfig mit dem Kanarienvogel, vor der Türe. Hunger, Durst und Obdachlosigkeit sind zentrales Thema dieses verstörenden Films. „Ben Zaken“ (Israel 2014) heißt eine abseits der israelischen Landeshauptstadt lebenden Familie. Die Siedlung wird von vielen Arbeitslosen bewohnt, der Alltag ist trist und Aussichten auf eine Verbesserung der finanziellen Lage gibt es kaum. Die Fil- © Viennale memacherin Efrat Corem wollte ein anderes »Ben Zaken« (Israel 2014)

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Israel zeigen, eine Stadt, in der sie selbst auf- gewachsen ist. Chloé Zhao greift in „Songs My Brothers Taught Me“ (USA 2015) das Thema der nordamerikanischen Politik gegenüber der indigenen Bevölkerung. John Reddy lebt mit seiner Schwester Jashaun und der Mutter in einem Reservat in South Dakota und ver- dient mit illegalem Alkoholhandel, um eines Tages seiner Freundin nach Los Angeles fol- gen zu können. Doch wird er, der das Reiten und die Freiheit gewohnt ist, dort leben kön- nen? Es scheint, als würden sich alle anderen diese Frage stellen, nur er nicht. Karamakake begleitete 1909 den Forscher Theodor Koch-Grünberg bei seiner Amazo- nas-Expedition, um eine Rausch- und Heil- pflanze zu finden. Nicht wenig verwundert © Viennale ist er, als 30 Jahre später ein junger Amerika- »Songs My Brothers Taught Me« (USA 2015) ner, Richard Evans Schultes, bei ihm auf- taucht und denselben Weg gehen möchte. In Schwarz-Weiß zeigt Ciro Guerra in „El abrazo de la serpiente“ (Kolumbien/ Venezuela/Argentinien 2015), was passieren kann, wenn Menschen das Negative der in- digenen und der europäischen Kultur über- nehmen. In „Deux Rémi, deux“ (F 2015) setzt sich Pierre Léon mit dem Motiv des Dop- pelgängers auseinander. Rémi ist ein intro- vertierter, ruhiger und nicht besonders witzi- ger Mann um die 30. Als plötzlich sein Doub- le auftaucht, wundert sich niemand und alle scheinen den neuen, den brillanten und ele- ganten Rémi lieber zu haben. Nur Delphine, Rémis Verlobte, läßt sich nicht täuschen. Und eines Tages muß es zu einer Konfronta- tion zwischen dem Original und seinem © Viennale Doppelgänger kommen. »Deux Rémi, deux« (F 2015) In der Dokumentation „Dreamcatcher“ (GB 2015) stellt Kim Longinotto die Arbeit einer NGO vor, die sich um junge Frauen in Chicago kümmert. Brenda Mayers-Powell, Begründerin der Organisation, betreut Pro- stituierte, Drogenabhängige und sexuell miß- brauchte Jugendliche. Sie selbst kennt ihre Probleme und Ängste aus eigener Erfahrung und möchte ihnen einen neuen Weg zeigen. Der Reporter David Lipsky begleitet den Schriftsteller David Foster Wallace bei der Präsentation seines neuen Buches. In „The End of the Tour“ (USA 2014) erzählt James Ponsoldt diese Reise aus der Perspektive des Reporters, der von einem Augenblick zum anderen einen Einblick in die intimsten De- tails des Lebens eines in Abgeschiedenheit lebenden Intellektuellen erhält.

„K“ (China/Hongkong 2015) von Emyr © Viennale ap Richard und Darhad Erdenibulag handelt, »Dreamcatcher« (GB 2015)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 131 Film wie Kafkas „Das Schloß“, von einem Land- vermesser, der nach Anerkennung seiner be- ruflichen und privaten Existenz strebt. Handlungsort ist diesmal jedoch die mongo- lische Steppe, das Schloß ist zwar nicht zu sehen, dennoch ist es in den Gesprächen aller Anwesenden omnipräsent. „Siti“ (Indonesien 2014) von Eddie Cahyono ist der Vorname einer jungen Frau, die mit ihrer Familie in einem bescheidenen Haus in unmittelbarer Nähe zum Strand wohnt. Ihr Ehemann ist nach einem Boots- unfall querschnittgelähmt und spricht nicht mehr mit ihr, seitdem sie einen Job in einer Karaoke-Bar angenommen hat, um die Familie zu ernähren. Der Sohn möchte nicht in die Schule gehen und kann mit der Be-

'hinderung des Vaters nicht wirklich umge- © Viennale hen. Sitis Mutter verpackt unermüdlich die »K« (China/Hongkong 2015) selbst gebackenen Kekse, um sie den Touri- sten am Strand anzubieten. Als der gutausse- hende Polizist Gatot in Sitis Leben tritt, er- öffnet sich vor der Frau die Perspektive eines neuen, besseren Lebens. In „99 Homes“ (USA 2012) klagt Ramin Bahrani das komplexe System an, das zur Wirtschaftskrise von 2008 führte. Die Ban- ken, die Menschen Kredite vergaben, ohne zu fragen, wie sie diese finanzieren werden, die Börsenspekulanten, die skrupellos auf den eigenen Gewinn aus waren, die Immobilien- makler, die gnadenlos unbezahlte Häuser räu- men ließen, und schließlich die Kreditneh- mer selbst, die sich plötzlich um 30.000 Dol- lar eine überdachte Terrasse bauen ließen, ohne die sie zuvor 25 Jahre lang ausgekom- men sind. In diesem Kontext ist es kein

Wunder, daß Dennis Nash, ein alleinerzie- © Viennale hender Bauarbeiter, der aufgrund eines Zah- »Siti« (Indonesien 2014) lungsausfalls sein Haus verloren hat, das lu- krative Jobangebot des Börsenmaklers Rick Carver annimmt und selbst Zwangsräumun- gen durchführt. Der Titel „Kisejiu“ (Japan 2014) von Yamazaki Takashi heißt ins Englische über- setzt „Parasyte“. Die Erde wird nach und nach von intelligenten, außerirdischen Lebe- wesen übernommen, die sich in den Hirnen der Menschen einnisten und auf diese Weise die Kontrolle über die Gesellschaft überneh- men möchten. Unheimlich gefräßig sind sie dazu auch noch. In einem Fall geht die Über- nahme jedoch schief – Izumi wacht wäh- renddessen auf und der Parasit bleibt in sei- ner rechten Hand gefangen. Nach anfäng- lichen Meinungsverschiedenheiten bilden die beiden eine Art Symbiose und machen sich gemeinsam auf, die Welt vor den © Viennale Außerirdischen zu retten. »99 Homes« (USA 2012)

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„Boi Neon“ (Brasilien/Uruguay/NL 2015) von Gabriel Mascaro thematisiert eine beliebte Sportart der brasilianischen Landbe- völkerung, die „Vaquejada“, eine Variante des Rodeo-Sports. Iremar ist mit einer klei- nen Gruppe von Mitarbeitern und einer Her- de von Stieren von Vaquejada zu Vaquejada unterwegs. In seiner Freizeit widmet er sich jedoch etwas ganz anderem – der Mode. Er entwirft Abendkleidung und träumt davon, einmal sein eigenes Label zu besitzen. Mit „Chevalier“ (GR 2015) ist ein Spiel gemeint, in dem ein Mann beweisen muss, daß er der beste von allen ist. Der Gewinner erhält einen Siegelring, den Chevalier. Die Regisseurin Athina Rachel Tsangari versam- melt eine Gruppe von Arbeitskollegen und zeigt Rivalität aus männlicher Perspektive © Viennale und läßt sie in manchen Situationen recht »Chevalier« (GR 2015) unmännlich erscheinen. Doch am Ende kann sich der Gewinner eines wohlverdienten Preises erfreuen. Sozialpsychologe Stanley Milgram er- zählt in „Experimenter“ (USA 2015) von Michael Almereyda direkt in die Kamera von seiner Herkunft, seiner Ausbildung, sei- ner Arbeit, seinen Experimenten und, nicht zuletzt von Sasha, der wichtigsten Frau in seinem Leben (gespielt von Winona Ryder). Das umstrittene Milgram-Experiment, wäh- rend dessen ein „Lehrer“ den „Schüler“ für falsche Antworten mit Stromstößen bestraft, sollte einen Aufschluß über die Nazi-Ver- brechen geben. Laut Definition hat „Dope“ (USA 2014) drei unterschiedliche Bedeutungen, einer- seits Drogen, andererseits ist es das Wort für etwas besonders Cooles und gleichzeitig be- © Viennale deutet es so viel wie Dummkopf. Rick Fa- »Experimenter« (USA 2015) muyiwa entfaltet in seinem Film alle drei Bedeutungen. Es ist die Geschichte von Mal- colm, einem etwa 18jährigen Schüler der Abschlußklasse, der zwar in einem von Dro- gendealern dominierten Viertel wohnt, doch reif genug ist, für sich selbst etwas anderes zu wollen. Malcolm möchte Harvard-Student werden. Umso größer ist seine Verzweif- lung, wenn er nach einer Party entdeckt, daß sein Rucksack vollbepackt ist mit Heroin. Und schon bald melden sich auch bewaffne- te Männer, die ihren Anspruch darauf gel- tend machen wollen. „De ce eu?“ (RO/BG/HU 2014) von Tudor Giurgiu basiert auf wahren Ereignis- sen und spielt in Bukarest um das Jahr 2000. Der junge Staatsanwalt Christian wird nach einer Blitzkarriere mit einem Fall betraut, der ihm von Anfang an Kopfschmerzen bereitet. © Viennale Einem erfahrenen Kollegen werden Korrup- »De ce eu?« (RO/BG/HU 2014)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 133 Film tion und Diebstahl von Dokumenten vorge- worfen. Je genauer er der Sache jedoch auf den Grund geht, desto fester ist er von der Unschuld des Kollegen überzeugt. Seine Probleme beginnen, als dem Vorgesetzten von seinen Zweifeln erzählt. Mit „Carmín tropical“ (Mexiko 2014) hat Rigoberto Pérezcano eine besondere Kriminalgeschichte geschaffen. Nach dem Mord an ihrer Freundin Daniela kehrt die transsexuelle Mabel in ihr Heimatdorf an der mexikanischen Küste zurück und wird dort von ihrer Vergangenheit eingeholt. Nicht ohne Absicht, denn sie hat es sich zum Ziel gemacht, Danielas Mörder zu finden. Es muß jemand gewesen sein, dem sie vertraute und jemand, mit dem sie ein sexuelles Verhältnis hatte. Ein Motel scheint der letzte Ort gewe- © Viennale sen zu sein, an dem sie lebend gesehen wur- »Carmín tropical« (Mexiko 2014) de. Auf ihrer Suche kommt Mabel einem jungen Taxifahrer näher, der ein besonderes Geschenk für sie hat. Ein halbes Jahr nach dem Selbstmord ihres Sohnes treffen sich Isabelle (Isabelle Huppert) und Gérard (Gérard Depardieu) im amerikanischen Death Valley, um den letzten Willen des Sohnes zu erfüllen. Guillaume Nicloux nannte seinen neuen Film „Valley of Love“ (F 2015), denn die Wüstenland- schaft führt die Familie langsam wieder zu- sammen, zumindest für einen Augenblick. „L’Astragale“ (F 2014) ist Brigitte Sys Neuverfilmung des autobiografischen Ro- mans von Albertine Sarrazin aus dem Jahr 1965. Als die knapp 20jährige Albertine 1957 aus dem Gefängnis ausbricht, verletzt sie sich das Sprungbein, also den Astragalus. Zu- flucht und Versorgung findet sie bei Julien, © Viennale der es mit dem Gesetz auch nicht so ernst »L’Astragale« (F 2014) nimmt. Die Regisseurin betont jedoch, nicht so sehr eine Biografie der Schriftstellerin ge- macht zu haben, sondern einen Film über die Rebellion, über die Jugend, über eine selbst- bewusste Frau die alle möglichen Regeln bricht, die stolz auf ihre Unabhängigkeit ist. Jia Zhangke situiert die Handlung ihres neuesten Spielfilms „Shan he gu ren“ (China/Japan/F 2015) in Fenyang, ihrer Ge- burtsstadt. Die Geschichte fängt als Ménage- à-trois an, denn Tao kann sich nicht zwi- schen zwei Männern entscheiden. Soll sie den armen aber liebenswürdigen Minenarbei- ter Liangzi oder den karriereorientierten Zhang Jingsheng? Sie wählt die materielle Sicherheit und glaubt, sich von Liangzi für immer trennen zu müssen. Umso größer ist ihre Überraschung, als 14 Jahre später Liang- zis Ehefrau Mia bei der mittlerweile geschie- © Viennale denen Tao auftaucht und sie um finanzielle »Shan he gu ren« (China/Japan/F 2015)

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Hilfe bittet. Bei Liangzi wurde ein Lungen- den ankommenden Flüchtlingen zurecht zu ging exequo an zwei Filme „Lampedusa im tumor diagnostiziert. Auf diese Weise begeg- kommen versucht. Dieser Film macht Mut Winter“ (A/I/CH 2015) von Jakob Bross- nen sich Liangzi und Tao in einem armseli- durch die Schilderung der zivilen und insti- mann, Auszug aus der Jurybegründung: „Eine gen wieder Haus wieder, in dem sie sich 14 tutionellen Haltung der Menschen von Lam- berührende, aufrüttelnde und zugleich tröst- Jahre zuvor getrennt hatten. pedusa, insbesondere der Frauen.“ liche Dokumentation. Politisch und zugleich Den Standard-Viennale-Publikumspreis optimistisch zeigt sie auf vorbildliche Weise Kür der diesjährigen Preisträger erhielt „A uma hora incerta“ (P 2015) von eine kleine in sich abgeschlossene Welt. Ge- Den Wiener Filmpreis erhielt in der Kate- Carlos Saboga. Auszug aus der Jurybegrün- meinwesen im besten Sinne. Die Insel und gorie Spielfilm „Ich seh ich seh“ (A 2014) dung: „Eine Vater-Tochter Beziehung inmit- ihre Bewohner stehen für ein würdevolles Le- von Veronika Franz und Severin Fiala. Aus- ten einer Geschichte über Verrat, Intrigen, ben unter besonders schwierigen Bedingun- zug aus der Jurybegründung: „Der Film trans- Begierden und dunkle Neugier. Im Portugal gen. Der Film beeindruckt durch Mensch- formiert die Figur einer jungen Frau, die den der 40er Jahre. Wir waren begeistert von den lichkeit und die Kraft der Überzeugung, ge- Erwartungen ihrer Kinder nicht mehr ent- komplexen Charakteren, die immer verfüh- meinsam Probleme lösen zu können“ und spricht, zur Quelle des Horrors. In der abso- ren aber nie erklären. Sinnlich, reich, ero- „Coma“ (A 2015) von Claudia Larcher, Aus- luten Überzeichnung wird die Rolle der Mut- tisch, verflochten – wie die Zöpfe der Haupt- zug aus der Jurybegründung: „Die zweite ter als brutale Zumutung, in die das Scheitern darstellerin. Wir lieben diesen Film: ,A Uma Produktion, die von der Jury prämiert wird, eingebaut ist, vorgeführt. Zugleich gelingt es Hora Incerta‘ von Carlos Saboga.“ ist ein Kurzfilm. Haut – unser vertrautestes dem Film, in der ,totalen Projektion‘ von Den FIPRESCI Preis (Preis der interna- und intimstes Sinnesorgan verwandelt sich Phantasma, Wahn und visueller Oberfläche tionalen Filmkritik) erhielt „Coma“ (Sy- in eine faszinierende akustische und visuelle ein ,Reales‘ aufzuzeigen, dem nicht zu ent- rien/Libanon 2015) Sara Fattahi. Auszug aus Seelenlandschaft voller Abgründe fremdarti- kommen ist.“ der Jurybegründung: „Ein Home-Movie aus gen, unheimlichen Lebens. Der Blick hat Me- In der Kategorie Dokumentarfilm ging der dem winterlichen Damaskus, eine Isola- thode. Dieser Blick will nicht nur zeigen, er Preis an „Lampedusa im Winter“ (A/I/CH tionsstudie, ein Kriegs- und Familienfilm: will mit intensiver Beharrlichkeit neue, frem- 2015) von Jakob Brossmann. Aiszug aus der Eine junge Frau dokumentiert die Stagnation de Welten in vermeintlich vertrauter Umge- Jurybegründung: „Der Film beeindruckt ihres Lebens mit Mutter und Großmutter, ein- bung erkunden. Die bisherigen Ergebnisse durch die Art und Weise, wie er die komple- geschlossen in ihrer Wohnung, während dieses Forscherdrangs wecken beim Be- xe Problemlage der Menschen in Lampedusa draußen der Bürgerkrieg tobt – das ist die trachter Lust auf mehr. Die Jury hat daher nachzeichnet, das Bild einer Insel wieder- Grundsituation dieser Arbeit. Der Ausnah- entschieden, Claudia Larcher auf eine neue gibt, die nicht nur um ihr eigenes ökonomi- mezustand als Alltagssituation.“ Entdeckungsfahrt zu schicken.“  sches Überleben kämpft, sondern auch mit Der Mehr-WERT Filmpreis der Erste Bank http://www.viennale.at Foto: Viennale / Robert Newald

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 135 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 94. Folge portraitiert er Norbert Schiller Schauspieler

orbert Schiller (Norbert Veilchenblüth), geboren am 24. Novem- Nber 1899 in Wien, besuchte ein Jahr die Hochschule für Welt- handel, 1920/21 die Akademie für Musik und darstellende Kunst und wandte sich dann der Bühnentätigkeit zu. Im USA-Exil in den 40er- Jahren faßte er seine ersten künstlerischen Schritte rückblickend zu- sammen: „Der Theaterweg ging gut. Wien, Lübeck, Goethes Frank- furt, Berlin, München. Sogar an die Staatstheater. Der deutschen Befreiung wich ich aus durch einen Ruf als Spielleiter in die wirklich freie Schweiz“. Der Wiener konnte bis 1938 dort verbleiben, war Schauspieler und Regisseur an Bühnen in Bern, Solothurn, Biel und wurde außerhalb seines Metiers mit der Veröffentlichung von Essays und Gedichten sowie den sogenannten „kleinen Dramen“ für Zeit- schriften, Radiosender und bis 1933 für das Berliner literarische Ka- barett „Katakombe“ bekannt. Gerhart Hauptmann bezeichnete die Dramolettes als „geniale, geistsprühende Miniaturen“, die ein neues Genre begründeten. Der abgelaufene Reisepaß zwang Schiller zur Aufgabe des Schwei- zer Domizils. Er gelangte 1938 über England in die Vereinigten Staaten, nach New York, später mit Hilfe des Exil-Regisseurs Wil- liam (Wilhelm) Dieterle und eines Koordinationskomitees für Flücht- lingshilfe zusammen mit Ernst Deutsch und Alexander Granach nach Hollywood. Neben einzelnen Theaterauftritten, u.a. 1939 im Rahmen der Emigrantentruppe „The Continental Players“ in der von Leopold Jeßner inszenierten englischsprachigen Aufführung von Friedrich Foto: Archiv Rudolf Ulrich Norbert Schiller Schillers „Wilhelm Tell“ im El Capitan Theatre*) oder an Walter Wic- clairs „Freier Bühne“ Los Angeles, Filmrollen im Minor-Bereich, deutschsprachige Lesungen für den „Jewish Club of 1933“ und einer längeren Ausweichtätigkeit als Gärtner, betätigte er sich als Autor und Inszenator von Mysterienspielen, die in den großen Kirchen der Stadt aufgeführt wurden (u. a. „Night Piece“, 1941, Congregational Church). Ansonsten bot sich dem Komödianten, der lange den klei- nen Ort Ojai nahe Santa Barbara als Wohnort bevorzugte, erst ab 1947 ein größeres Aufgabenfeld bei Film und Fernsehen. Schiller, betreut von Paul Kohners Agency, reüssierte nach Kriegsende mehrere Monate im Rahmen der Drama-Serie „Holly- wood Career“ der Produzentin Betty Mears (Regie: Richard DeMil- le), die wöchentlich einmal über Paramount-KTLA, eine der sechs örtlichen TV-Stationen in Los Angeles, zur Ausstrahlung kam. Seine Filmografie umfaßt bis 1977 die Mitwirkung als Nebendarsteller in 40 Kino- und TV-Filmen, darunter das Universal-Drama „The Exile“ („Der Verbannte“, 1947), Billy Wilders Musical Comedy „The Em- peror Waltz“ („Kaiserwalzer“, 1948), die Stefan Zweig-Verfilmung Foto: Archiv Rudolf Ulrich „Letter from an Unknown Woman“ („Brief einer Unbekannten“, Szene mit Norbert Schiller (l.) und Kirk Douglas (r.) aus dem Sportdrama der Fox »The Racers« (»Der Favorit«) von *) Im Ensemble befanden sich neben deutschen Darstellern auch die österreichischen 1955, mit der Ralley Monte Carlo als Original-Schauplatz Emigranten Leo Reuß (Lionel Royce), Ernst Deutsch und Lutz Altschul (Louis einer Abenteuer- und Liebesgeschichte Victor Arco), die Musik schrieb der Wiener Ernst (Ernest) Toch.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 136 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Archiv Rudolf Ulrich Norbert Schiller neben den Hauptdarstellern Barbara Rush und Rock Hudson (v.r.) im Universal-Melodram »Magnificent Obsession« (»Die wunderbare Macht«, 1954), die Neu-Verfilmung eines Romans von Lloyd C. Douglas

1948), die Sigmund Romberg-Biografie che zu artikulieren“. 1975 verfilmte Schell in ders willkommen. Der Schauspieler, Vater „Deep in My Heart“ („Tief in meinem Her- Italien und der BRD Friedrich Dürrenmatts einer Tochter, Claudia und eines Sohnes, zen“, 1954), das Kriegsdrama „The Young Roman „Der Henker und sein Richter“ in Norbert Jr., ein bekannter Journalist und Fo- Lions“ der Fox („Die jungen Löwen“, 1958), englischer Sprache (deutsch synchronisiert, tograf mit Schwerpunkt Nahost und Afrika, Stanley Kramers „Judgement at Nuremberg“ in USA „End of the Game“), eine Rolle in war seit 1956 in zweiter Ehe mit Mary Isabel („Urteil von Nürnberg“, 1961) und Hitch- „Geschichten aus dem Wienerwald“ (in (geb. Stangeland, 1927-2015) verheiratet. cocks Spionagethriller „Torn Curtain“ („Der USA „Tales from the Vienna Woods“) nach Norbert Schiller starb am 8. Jänner 1988 in zerrissene Vorhang“, 1966). Darüber hinaus dem Volksstück Ödon von Horvaths war Santa Barbara, Kalifornien. Sein umfangrei- stand Norbert Schiller, von 1950 bis 1977 in 1979 Norbert Schillers letzte Filmarbeit. cher Nachlaß, inklusive ein mit Thomas 65 Episoden bekannter TV-Serien wie Ein Comeback-Versuch an einem Theater Mann geführter Schriftwechsel, wird von der „Fireside Theatre“, „Four Star Playhouse“, in Frankfurt schlug fehl, Rückkehrer waren UCLA Theater Arts Library in Los Angeles „Telephone Time“, „77 Sunset Strip“ oder auch im Nachkriegsdeutschland nicht beson- betreut.  mehrfach bei Bing Crosby Productions in der in einem deutschen Krieggefangenenlager it dem Buch „Österreicher in Holly- Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv des Zweiten Weltkrieges spielenden Sitcom Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserin- „Hogan’s Heroes“ vor der Kamera. Gele- Ulrich die lang erwartete Neufassung seines nen und Leser, die Möglichkeit, im „Öster- gentlich boten auch Bühnen in Los Angeles 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- reich Journal“ einige (USC, Sartu Theatre) und Santa Barbara kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen Persönlichkeiten aus Auftrittsmöglichkeiten. konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer dem Buch „Österrei- Maximilian Schell holte ihn für drei revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- cher in Hollywood“ Filme nach Europa zurück. Im Oscar-nomi- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist kennenzulernen. nierten Streifen „Der Fußgänger“ (BRD/CH nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern 1973, in USA „The Pedestrian“), ein Gesell- auch an die in der Heimat vielfach Unbe- Rudolf Ulrich schaftsdrama und Zeitkolorit, stellte der sen- kannten oder Vergessenen und den darüber- „Österreicher in sible, fragile Künstler in einer Cameo-Rolle hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Hollywood“; 622 (Selbstauftritt) sein eigenes Schicksal dar. In chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- Seiten, zahlreiche einer Szene brachte er das Problem eines Exil- kinematographie gewidmet: „Alles, was an Abb., 2. überarbeitete und erweiterte Schauspielers in Amerika zum Ausdruck, etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1 „die Schwierigkeit, sich in der fremden Spra- Autor. http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 137 ÖJ-Reisetip Familienurlaub in Kärnten. Unvergeßlicher Familienurlaub im Schnee Foto: Kärnten Werbung / Bernhard Ein Skikurs in Bad Kleinkirchheim – da geht einem das Herz auf: perfekte Luft, perfekte Aussicht, perfekter Unterricht…

gal ob auf schneesicheren, breiten Ab- kelpisten ihr Können beweisen, auf Speed- gibt. Hier carven und kurven Kinder bis 12 Efahrten, in Snow- und Funparks oder auf strecken mit dem Papa um die Wette fahren Jahre in Begleitung ihrer Eltern auf den rund Buckelpisten. In Kärnten, in Österreichs son- und sich beim Skimovie-Rennen als Star 100 Pistenkilometern für nur einen Euro pro nigem Süden, fühlen sich Familien pudel- fühlen. Dazwischen geht es über hügelige Tag. Obendrein gibt es optional Ski oder ein wohl. Auf bestens präparierten und sicheren Skiwaldwege, auf denen man sich so richtig Snowboard zu leihen. Pisten tummeln sich Anfänger und Könner – durchschütteln lassen kann. Die jüngeren Zudem gibt es zahlreiche Familienpake- ganz ohne Wartezeiten an den Liften und un- Familienmitglieder erfreuen sich an Pisten te – vom Urlaub am Bauernhof bis zum 5- ter der wärmenden Wintersonne. Für Kom- mit tanzenden und singenden Maskottchen, Sterne-Hotel. Ab 5. März ist der Skipaß für fort und Genuß sorgen große und kleine an Aufwärmstellen direkt an der Piste oder die ganze Familie im Mitgliedsbetrieb inclu- Extras: bequeme Lifte mit Sitzheizung, In- beim Schneemann bauen. Kärnten wartet mit sive und die Therme um 50 Prozent ermäs- frarotsaunen direkt an den Skipisten, Pisten- all dem auf, was einen Winterurlaub mit der sigt. buttler oder Pferdekutschen-Taxi. Und dane- Familie unvergessen macht. Egal ob es ums http://www.badkleinkirchheim.at ben warten noch jede Menge Möglichkeiten Skifahren oder Snowboarden, um Anfänger http://www.familien-euro.at zum Rodeln, Eislaufen auf zugefrorenen Seen oder Fortgeschrittene, um Spaß und Erlebnis und Wasserspaß mit Rutschen und Wild- oder Erholung geht. Und abseits der Pisten Im Windel-Wedel-Camp in der Region wasserbächen in den Kärntner Thermen und warten noch jede Menge Möglichkeiten zum Lieser- und Maltatal lernen Kinder ab zwei Bädern. Rodeln, zum Eislaufen auf zugefrorenen Seen Jahren spielend, wie man den richtigen Bo- Wenn es den Kindern gut geht, fühlen und Wasserspaß mit Rutschen und Wildwas- gen beim Skifahren rausbekommt. „Knie sich auch die Eltern wohl. Dessen ist man serbächen in den Kärntner Thermen und Bä- beugen, Ohren steif halten“ – mit Tipps und sich in Kärnten bewußt. Und so können sich dern. Tricks sorgen ausgebildete Skilehrer dafür, die Buben und Mädchen nicht nur auf siche- Schon vom Familien-Euro gehört? Er ist dass Pistenzwerge rasch spüren, worauf es ren und zertifizierte Pisten bewegen. Sie kön- Teil einer Wochenpauschale, die es in der beim Pflügen und Drehen ankommt. nen auch in Snowparks und auf den Buk- Wintersport-Region Bad Kleinkirchheim http://www.familiental.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 138 ÖJ-Reisetip

Familienfreund am Weissensee ist Me- terix, ein kleiner Messbär. Er steht für ein tolles Rabattsystem unter dem Motto: „je kleiner desto günstiger“ und hilft den Eltern beim Sparen im Familienurlaub. Dank Me- terix zahlen Kinder (unter 12 Jahren) in aus- gewählten Betrieben nur nach Körpergröße. Gratis Skifahren heißt es von 21. Feber bis 6. März, vorausgesetzt, man ist in einem der 40 Partnerbetriebe untergebracht. Und nach dem Skifahren? Der Weissensee verwandelt sich im Winter zur größten beständig zuge- frorenen Natureisfläche Europas. Die Eis- decke ist bis zu 40 cm dick. Auf spiegelblank geputzten Eisbahnen – 5 bis 25 km lang – und Eislaufplätzen läßt es sich herrlich Eis- laufen und Eishockeyspielen. Außerdem gibt es Eislauf- und Eisschnelllaufkurse. Eben- falls ein Hit ist die vier Kilometer lange Na- turrodelbahn von der Naggler Alm, wo es jeden Mittwoch auch ein Jodel-Rodel-Alm- seminar gibt. http://www.weissensee.com

Auch Kärntens größtes Skigebiet, das Naßfeld, zeigt sich familienfreundlich. Als „nice surprice“ werden Kinder bis zehn Jah- Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl ren zu ausgewählten Terminen und unter be- Eislaufen am Weissensee: Die Eisdecke ist bis zu 40 cm dick. stimmten Voraussetzungen zum Skifahren eingeladen. Worüber sich kleine und große Rund um den Millstätter See dreht sich taler Gletscher. Familien sind in dieser Wintersportler freuen – über die längste das Skikarussell. Zentral in Kärnten gelegen, Region besonders preiswert unterwegs: Ab Flutlichtpiste der Alpen, den Snowpark Naß- erreichen die Gäste vom Ufer des Millstätter 3. Jänner bis zum Saisonende schwingen feld, „Blue Day“ mit Fun Geräten, drei Ski- Sees aus in rund dreißig Autominuten die Kinder bis 14 Jahre, die mit ihren Familien movie-Strecken und bestens ausgebaute schönsten Skihänge Kärntens: den Sportberg in Betrieben rund um den Millstätter See Skiübungsgelände. Goldeck, Bad Kleinkirchheim/St. Oswald, nächtigen, am Sportberg Goldeck zum Null- http://www.nassfeld.at den Katschberg, das Naßfeld oder den Möll- tarif. Voraussetzung ist, daß die Eltern Ski- karten erwerben. http://www.millstaettersee.com

Der Heidi Alm Ski Park am Falkert gilt als idealer Rückzugsort für Familien mit Kindern, die unter der Obhut der Comic- Figuren Heidi und Peter Skifahren lernen möchten. Vier Schlepplifte und zwölf Kilo- meter Piste bilden die perfekte Kulisse für die ersten Schwünge im Schnee, später geht es dann in den Heidi’ Kids Snowpark mit Kickern, Boxen, Rails, Steilkurven und Wel- lenbahn. Im Heidi-Alm Skipark am Falkert fahren Kinder bis zum sechsten Geburtstag in Begleitung eines Erwaschsenen kostenlos. Was Skibegeisterte Eltern zusätzlich erfreut? Mit rund 2300 Metern ist der Falkert ein Paradies für Freerider und Tourengeher. http://www.heidialm.at

Die Turracher Höhe ist ideal für Fami-

Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl lien, die mit Familienvergünstigungen beim Kärntens größtes Skigebiet, das Naßfeld, bei Nacht Tages-Skipaß, speziellen Kinderskikursen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 139 ÖJ-Reisetip Foto: Kärnten Werbung / Steinthaler Bild oben: Auf der Turracher Höhe bie- ten Hotels besonders kindergerechte Angebote an, wie z. B. Kinderbe- treuung an den Wochenenden und während der Ferien…

und Hotels mit besonders kindergerechtem Angeboten (z. B. Kinderbetreuung an den Wochenenden und während der Ferien) umsorgt werden möchten. Wer den besonde- ren Erlebnis-Kick sucht, der flitzt mit der 1,6 Kilometer langen Alpen-Achterbahn „Nocky Flitzer“ ins Tal. Ebenfalls für Nervenkitzel sorgen Snowpark und Funslope. http://www.turracherhoehe.at http://www.nockyflitzer.at

Die Gerlitzen, der Hausberg der Villacher, verfügt über ein „Welcome Beginners“-Gü- tesiegel. Dabei überprüfen Fachleute des Seilbahnverbandes, ob das Skigebiet tat- sächlich für Anfänger und Wiedereinsteiger Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl geeignet ist. Die Gerlitzen bietet alles für Die Gerlitzen bietet alles für perfekte und unvergeßliche Familienskitage. perfekte und unvergeßliche Familienskitage, u.a. breite Pisten, Kinder- und Schneebären- länder, kinderfreundliche Gastronomie und familienfreundliche Beherbergungsbetriebe. Ebenfalls in der Region Villach: Die Erleb- niswelt Kärnten Therme in Warmbad Villach mit Röhrenrutschen, Crazy River oder Meer- jungfrauenschwimmen. http://www.region-villach.at http://www.kaerntentherme.com

Auch die Region Wörthersee und die Lan- deshauptstadt Klagenfurt halten im Winter ein stimmungsvolles Angebot für die ganze Familie bereit. Immer einen Besuch wert sind der Pyramidenkogel und der Christ- kindlmarkt in Klagenfurt. Ein besonders schönes Erlebnis beschert der Veldener Ad- vent, der die Seegemeinde in eine Engels- metropole verwandelt und kleine Besucher

zu Christkindl-Helfern ausbildet. Einen Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl guten Einblick in Kärntner Tradition und Weihnachtsmarkt am Neuen Platz in Klagenfurt rund um den Lindwurm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 148 / 27. 11. 2015 140 ÖJ-Reisetip Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl Rund um den Millstätter See (er ist übrigens der zweitgrößte See des Landes) dreht sich das Kärntner Skikarussell.

Brauchtum gibt der Stille Advent an der Pörtschacher Adventpromenade. http://www.stilleradvent.at http://www.veldener-advent.at http://www.pyramidenkogel.info

In „Katschi’s Kinderwelt“ am Katschberg fühlt sich der Nachwuchs pudelwohl. Hier sind sie sicher aufgehoben und probieren unter der fachkundigen Anleitung der Ski- lehrer ihre ersten Schwünge. Sprechende Comicfiguren entlang der für Kinder reser- vierten Pisten feuern die Kids beim Durch- fahren an, der Mini-Jet, ein kindgerechter Tellerlift bringt sie wieder an den Start. Wenn die Kleinen zwischendurch eine Pause brauchen, können sie sich in den Wärme- Pavillons ausruhen und aufwärmen. Nach dem Skitag werden die Kinder mit dem Foto: Nach einem Vormittag auf den Skiern werden die Geheimnisse einer Hüttenkuchl „Pferdekutschentaxi“ zurück ins Hotel von Groß und Klein besonders gerne entdeckt… gebracht. http://www.katschberg.at Pisten garantiertes Winterfeeling für Jung barkeit von Koralpe, Klippitztörl und Wein- und Alt von Anfang Dezember bis Ende ebene eignen sich hervorragend für Ski- Schon von der Schneemannkarte gehört? März. Auf der Simonhöhe gibt es für die Anfänger und Wiedereinsteiger. In der Ne- Sie gilt in Heiligenblut für Kinder bis zehn Kleinsten Spaß im Schnee, coole Jumps im bensaison fahren Kinder, die mit ihren Eltern Jahren und kostet in Kombination mit einer Funpark und Pistenvergnügen für die Eltern. in ausgewählten Betrieben wohnen, im Elternkarte 2 Euro. Ein besonderes Erlebnis ist eine rasante Ro- Skigebiet Klippitztörl gratis Ski.  http://www.heiligenblut.at delpartie in den Sonnenuntergang. Der Ski- http://www.koralpe.com doo bringt die Rodler mitten hinein ins http://www.weinebene.at In der Tourismusregion Mittelkärnten Abenteuer. http://www.klippitz.at kommen skibegeisterte Familien auf der http://www.kaernten-mitte.at Flattnitz, Saualpe und Simonhöhe auf ihre Kärnten Werbung, Rechnung. Fernab vom großen Pistenrum- Kleine, aber feine Skigebiete im Lavant- A-9020 Klagenfurt mel bietet die Flattnitz auf schneesichern tal: Die sanften Hänge und die Überschau- http://www.kaernten.at

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