Militär Und Gesellschaft in Der Frühen Neuzeit [15 (2011) Heft 2]
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#& ' "(" \ !" # $ % )*+,-)).! , Arbeitskreis Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit e. V. Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit Themenheft Mehr als Krieg und Leidenschaft: Die filmische Darstellung von Militär und Gesellschaft der Frühen Neuzeit Hrsg. von Alexander Kästner und Josef Matzerath 15 (2011) Heft 2 Universitätsverlag Potsdam Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de/ abrufbar. Universitätsverlag Potsdam 2012 http://info.ub.uni-potsdam.de/verlag.htm Universitätsverlag Potsdam, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam Tel.: +49 (0)331 977 2533 / Fax: -2292 E-Mail: [email protected] Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit wird herausgegeben im Auftrag des AK Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit e. V. vom Lehrstuhl für Militärgeschichte der Universität Potsdam und erscheint mit freundlicher Unterstützung des Militär- geschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam. ISSN (print) 1617-9722 ISSN (online) 1861-910X Satz: Ulrike Ludwig Online veröffentlicht auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam URL http://pub.ub.uni-potsdam.de/volltexte/2012/5788/ URN urn:nbn:de:kobv:517-opus-57885 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-57885 Zugleich gedruckt erschienen im Universitätsverlag Potsdam: ISBN 978-3-86956-168-4 Inhalt Alexander Kästner Mehr als Krieg und Leidenschaft – Zur Einführung................... 243 Josef Matzerath Verfilmte Trink- und Tafelszenen. Überlegungen zur Funktion von Verzehrsituationen in filmischen Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges................ 271 Christina Gerstenmayer Räuber und Gendarm. Zur Darstellung des Militärs in deutschen Räuberfilmen............ 291 Heinrich Lang Der italienische condottiero im Film. Historische Authentifizierung und die verfilmte Kriegsführung des Giovanni dalle Bande Nere................................ 311 Benedikt Krüger Der Söldner als Verräter seiner Klasse. Zur Repräsentation frühneuzeitlichen Söldnertums in der DDR-Fernsehproduktion Rächer, Retter und Rapiere........... 357 Tim H. Deubel Ausdauernde Zusammenstöße mit der Realität. Zur filmischen Arbeit von Werner Herzog am Beispiel von Aguirre, der Zorn Gottes ....................................................................... 379 Eric Piltz Napoléon vu par Yves Simoneau. Filmische Biographie zwischen Mythos und Geschichte............ 399 Matthias Standke Narrativität und Authentizität. Räumlichkeit in Tom Hoopers: Elizabeth I.................................. 435 Sander Münster Militärgeschichte aus der digitalen Retorte. Computergenerierte 3D-Visualisierung als Filmtechnik.............. 457 Abbildungsverzeichnis...................................................................... 489 Autor/inn/enverzeichnis................................................................. 489 Veröffentlichungen des AMG......................................................... 491 Alexander Kästner Mehr als Krieg und Leidenschaft – Zur Einführung HISTORY IS WRITTEN IN BLOOD1 – in der Rhetorik des klas- sischen Hollywood-Historienepos2 und in kapitalen Lettern erklärt uns das Filmmarketing in ‚zeitlosen Lehrsätzen’, was historische Ereignishaftigkeit ‚eigentlich’ bedeutet und was die sinnliche Er- fahrbarkeit von Geschichte im Kino oder vor dem heimischen Bildschirm ausmacht: Blutige Massenschlachten und leidenschaftliche Lie- 3 4 besszenen! Ein Krieg um das Schicksal einer Nation! KRIEG und ZER- STÖRUNG, VERLUST und TRAUER, GOTTGLÄUBIGKEIT und VATERLANDSLIEBE.5 Gern wird dabei auf ‚Beglaubi- gungszitate’ aus der feuilletonistischen Filmkritik zurückgegriffen – alles in allem: Ein gewaltiger Rausch.6 [S]pektakuläre Geschichten von Konflikten und Leidenschaft in einer brutalen Zeit7 halten zum Glück für die Filmindustrie auch schon ältere Fil- me vorrätig, die entsprechend recycelt und im Zeichen einer neuen Welle8 von epischen Historienfilmen wiedervermarktet werden. Es 1 To Kill a King, DVD Eurovideo Bildprogramm GmbH 2009, Originaltrailer Timecode: 00:54-01:02. 2 Vivian Sobchack: „Surge and Splendor“. A Phenomenology of the Hollywood Historical Epic, in: Representations 29 (1990), S. 24-49, hier v.a. S. 27-32. 3 Henri4, DVD Universum Film GmbH 2010, Coverrückseite. 4 Battle of the Brave, DVD Ksm GmbH 2009, Coverrückseite. 5 Taras Bulba [dt. Steppensturm. Der Aufstand der Kosaken], DVD Elite Film AG 2010, Covervorderseite. 6 The New World, DVD Warner Home Video Germany 2006, Coverrückseite. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass ‚Rausch’ sowohl substantivisch als auch ad- jektivisch zur häufig gebrauchten Beschreibung der Wirkung von Terrence Malicks Filmen in der Filmkritik zählt. Zur Selbstbezüglichkeit des Medien- systems, die solche Wechselwirkungen ermöglicht, siehe Fabio Crivellari, Das Unbehagen der Geschichtswissenschaft vor der Popularisierung, in: Thomas Fischer, Rainer Wirtz (Hrsg.), Alles authentisch? Popularisierung der Ge- schichte im Fernsehen, Konstanz 2008, S. 161-185, hier S. 166-168. 7 Taras Bulba, DVD Metro-Goldwyn-Meyer Studios 2009 [1962], Coverrück- seite. 8 Diese Diagnose stellvertretend für viele bei Robert Burgoyne, The Hollywood Historical Film, Malden/Mass. 2008, S. 5. Alexander Kästner sind fesselnde Schlachtsequenzen9 wieder zu entdecken, deren Bedeu- tung und ‚Größe’ daraus abgeleitet werden, dass man sie in eine Traditionslinie eigentlich jüngerer Filme stellt – allen voran Brave- hart (1995). Die Liste ließe sich mühelos erweitern. Mehr Mühen dürften indes zu investieren sein, um herausfinden, ob sich diese Marketingrhetorik auch mit den Sinnzuschreibungen des Publi- kums deckt.10 Ohne eine gewisse Kongruenz ist sie jedoch nur schwer vorstellbar, denn Historienfilme sind ‚Projektionsflächen’, die stets ‚allgemeinhistorische Vorstellungen’ der Zuschauer zu be- stätigen versuchen.11 Wo Blut fließt und Schlachten geschlagen werden, ist das Militär nicht weit. Wenn es stimmt – genderspezifische Implikationen die- ser Behauptung einmal außen vor gelassen12 –, dass kaum ein Ereig- nis […] soviel Ausdruckskraft und Spannungspotenzial wie der Krieg13 be- sitzt, dann scheinen das Militär und dessen Handeln im Krieg das natürliche Sujet des Historienfilms zu sein; einige Historienfilme lassen sich auch durchaus als historische Kriegsfilme bezeichnen.14 9 Cromwell, DVD Columbia Tristar Home Entertainment 2003 [1970], Cover- rückseite. 10 Kritische Einlassungen hierzu bei Marnie Hughes-Warrington, History goes to the Movies, London, New York 2007, insbes. Kap. 7 und 8, S. 144-186. 11 So eines der zentralen Argumente in Simona Slanička, Mischa Meier, Einlei- tung, in: dies. (Hrsg.), Antike und Mittelalter im Film. Konstruktion – Doku- mentation – Projektion, Köln u. a. 2007, S. 7-16, hier S. 7, 9 f., 12. 12 Es wäre hierzu umfassend die Bedeutung vom Kampf als dominant männli- chem Aktionsfeld, einer männlich dominierten Militärgeschichtsschreibung, die Rolle von Gender in der Filmproduktion sowie für die Rezeption von His- torienfilmen zu reflektieren. Das kann an dieser Stelle nicht geleistet werden. 13 Stefan Machura, Rüdiger Voigt, Einleitung. Krieg im Film, Der ewige Kampf des „Guten“ gegen das „Böse“, in: dies. (Hrsg.), Krieg im Film, Münster 2005, S. 9-22, Zitat S. 9. 14 Siehe hierzu auch den Beitrag von Heinrich Lang in diesem Band. Es stellt sich die Frage, ob es dieses Genre geben kann, wenn Thomas Klein, Marcus Stiglegger und Bodo Traber Kriterien zur Definition des Genres Kriegsfilm vorschlagen, die hierin keine Filme verorten lassen, die vor 1900 angesiedelte Themen behandeln: Der Kriegsfilm [, so schreiben sie,] ist zu verstehen als filmische Reflexion technisierter moderner Kriege seit dem ersten Weltkrieg. Der Krieg im Kriegsfilm handelt immer auch von der Moderne und der speziellen Entwicklung von Nationalstaaten. […] Der Kriegsfilm bewegt sich im Rahmen von historisch verbürgten Kriegen, deren filmische Reproduktion zum Zeitpunkt ihres Stattfindens bereits möglich war und 244 Mehr als Krieg und Leidenschaft – Zur Einführung Selbst wenn in Filmen das Kriegsgeschehen bzw. überhaupt das Handeln von Militärangehörigen nur eine Nebenrolle spielt, hält das nicht davon ab, in Werbetrailern – dramatisiert durch eine dichte Schnittfolge – mit Kampfszenen in einer Art und Weise zu werben, die suggeriert, es handle sich um ein historisches Kriegs- epos, wo es eigentlich um ein Historiendrama und eine Historien- romanze geht.15 Und in der Tat, auch wenn die Filmgeschichte zeigt, dass Histo- rienfilme der Frühen Neuzeit nicht zwangsläufig Krieg und Militär in Szene setzen, kommt man kaum umhin festzustellen, dass die Thematisierung des Krieges und die Darstellung hier frühneuzeit- lichen Militärs einen prominenten Platz sowohl in der Filmge- schichte als auch in der Wiedervermarktung älterer Kino- und Fernsehproduktionen einnimmt.16 Spielfilme und Dokumentatio- praktiziert wurde. […] Der Kampf ist jedoch das dritte wichtige Merkmal, wenn nicht sogar die Essenz des Kriegsfilms im engeren Sinne; Thomas Klein, Marcus Stiglegger, Bodo Traber: Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Kriegsfilm (Kriegsgenres), Stuttgart 2006, S. 9-28, Zitat S. 10 f. Genrebestimmungen sind stets zeit- und konven- tionsgebundene Konstruktionen. Eine chronologische Einschränkung der De- finition von Kriegsfilm, erscheint daher lediglich als apodiktische Setzung, nicht zuletzt weil die meisten Historienfilme in ihren Kriegsdarstellungen alle- gorisch