INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT STIFTLAND LANDKREIS Impressum

Herausgeber: Zweckverband IKom-Stiftland Marktplatz 1 95671 Bärnau Verbandsvorsitzender: Roland Grillmeier

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Bildnachweis: Die Luftbilder stammen www.oberpfalz-luftbild.de“, die Landschaftsbilder aus Klaus Arbter (2003): Bilder meiner Landschaft. Selbstverlag. Alle weiteren Fotos und Abbildungen stammen (soweit nicht anders angegeben) von den Verfassern. Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter. Inhaltsverzeichnis

1 Das ILEK - Status quo und Anforderungen Kooperationsanlass und Kooperationsanforderung...... 4 Das Stiftland als Planungs- und Handlungsebene entwickeln...... 5 Anforderungen an das ILEK...... 6 Anforderungen an den Erarbeitungsprozess des ILEK...... 6 Erarbeitungsprozess - Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse...... 8 Erarbeitungsprozess - Strategiephase...... 8 Erarbeitungsprozess - Konzeptphase...... 9 Strategisches Planungsverständnis...... 11

2 Das Stiftland 2.1 Identität und Raumstruktur...... 12 2.2 Bestandsanalyse Freiraum und Landschaft...... 16 2.3 Bestandsanalyse Sozioökonomie...... 38 2.4 Regional Governance Strategie des Landkreises Tirschenreuth...... 49 2.5 Das Stiftland und seine Kommunen im Überblick ...... 51

3 Entwicklungstrends und strategisches Fazit 3.1 Rahmenbedingungen der künftigen Entwicklung...... 56 3.2 SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken)...... 59

4 Kooperationsraum Stiftland 4.1 Gemeinsame Raumentwicklung...... 66 4.2 Tourismus...... 92 4.3 Kultur und Identität...... 103 4.4 Leben und Gemeinschaft...... 107 4.5 Freizeit und Vereine...... 112 4.6 Außendarstellung...... 115

5 Kooperationsstruktur Gemeinsame Kooperationsstruktur...... 124

6 Monitoring und Evaluierung Evaluierung...... 130 Monitoring...... 131 1 Das ILEK - Status quo und Warum interkommunale Kooperation?

Anforderungen • Die Erwartungen der Zielgruppen (beispielsweise im Tourismus) erfordern eine gemeindeübergrei- Das ILEK ist Grundlage für eine interkommu- fende Angebotsentwicklung und Abstimmung. nale Kooperation und interkommunale Ko- • Um im Wettbewerb der Regionen und Destina- operation ist in vielen Aufgaben- und Hand- tionen überhaupt wahrgenommen zu werden, lungsfeldern erforderlich müssen gemeinsame Positionen formuliert sowie Ressourcen und Potenziale gebündelt werden. • Bei einem rückläufigen Bevölkerungsstand und einer rückläufigen Ressourcenausstattung müssen Ressourcen gemeinsam eingesetzt werden und Einrichtungen und Angebote gebündelt werden, um tragfähig zu sein. • Die Förderkulisse verlangt gemeinsame Konzepte mit übergeordneten Entwicklungszielen und einer gemeinsamen Handlungsstrategie.

Kooperationsanlass und Kooperationsanforderung

Die zehn Städte und Gemeinden Tirschenreuth, Mit- dung der IKom-Stiftland und diese Zielsetzung sollte auch terteich, , Bärnau, Plößberg, , weiterbestehen. Um als Allianz handlungsfähig zu sein, Mähring, , Leonberg und im wurde die Kooperation als Zweckverband organisiert, und östlichen Teil des Landkreises Tirschenreuth haben sich mit einer Geschäftsstelle ausgestattet, die von Beginn an Ende des Jahres 2014 zu einer kommunalen Allianz, der auch die Rekrutierung von Fördermitteln zu den jeweils IKom-Stiftland zusammengeschlossen. Dies erfolgte, um neu aufkommenden Themen vornahm und bisher sehr künftig in unterschiedlichen Handlungsfeldern intensi- erfolgreich agierte. Projekte, die bereits während der Erar- ver zu kooperieren. Ziel ist es, die bisher weitestgehend beitungsphase des ILEK durchgeführt wurden, sind kommunal angelegten Entwicklungsaktivitäten auf • Resolution: Förderung von Sanierungs- und Erneu- eine neue interkommunal angelegte Ebene zu heben. erungsmaßnahmen für die Wasserversorgung und Zu den Inhalten, die im Rahmen der interkommunalen Abwasserbeseitigung Kooperation bearbeitet werden könnten, lag bereits eine • Vitalitäts-Check 2.0 Sammlung möglicher Themen vor. Allerdings stellen diese • Kooperation mit der tschechischen Mikroregion Mari- Themen lediglich Kooperationsoptionen dar, im Sinne anskolazensko von Themen und Handlungsfeldern, zu denen man sich künftig abstimmen könnte. Dabei war bisher aber nicht • Informationsveranstaltung zur Weiterentwicklung der abgesprochen, welche Themen gemeinsam und aktiv Gesundheitsversorgung in der IKom-Stiftland bearbeitet werden sollen. Vielmehr wollten die Kommu- • interkommunales Beschilderungskonzept nen zunächst eine Organisationsstruktur schaffen, die es • Klärschlammprojekt ihnen ermöglicht, gemeinsame kommunale Themen zu • Museumsfachkraft besprechen und die Projekte ggf. anzugehen, die nur in einem größeren räumlichen Umgriff sinnvoll zu bearbei- Was die IKom-Stiftland bis zum Erarbeitungsprozess des ten sind (z.B. Kernwegenetz). Unklar war dagegen, welche ILEK aber noch nicht geleistet hat, waren die inhaltliche Themen auf der neuen, gemeinsamen Handlungsebene Abstimmung und die Vereinbarung einer gemeinsamen des Stiftlandes strategisch angegangen werden sollten Zielsetzung zu Themenbereichen sowie die tatsächlich und wie diese Stiftland-Handlungsebene dann gegen- gemeinsame konzeptionelle Umsetzung von Maßnah- über dem Landkreis Tirschenreuth, aber auch gegenüber men. Kooperationserfahrung bestand aber bereits in den einzelnen Kommunen positioniert ist. Dies gilt umso der Realisierung gemeinsamer Projekte wie dem Vizi- mehr, als die Handlungsebene Stiftland noch weitestge- nalbahnradweg, dem Ausbau von Straßen und Wegen hend ohne Ressourcen ausgestattet ist. Einigkeit bestand sowie beim Sibyllenbad. Sollte das Stiftland nicht nur als von Beginn an aber dazu, die Handlungsebene Stiftland Abstimmungs- und Rekrutierungsebene genutzt werden, zu nutzen, um Ressourcen zu rekrutieren, die in unter- sondern einen aktiven strategischen Gestaltungsansatz schiedlichen Handlungsfeldern für Projekte und Vorhaben verfolgen - was Ziel integrierter Entwicklungskonzepte der interkommunalen Kooperation ausgelobt werden. ist - so musste es als Strategie- und Umsetzungsebene Gleichzeitig sollte die IKom-Stiftland von Beginn an dafür definiert werden, auf der räumliche Entwicklungsziele ver- genutzt werden, um Ressourcen für die Bewältigung einbart und umgesetzt werden können. Zu verdeutlichen, der gemeinsamen örtlichen Problemlagen einzufordern. worin dabei die neuen Anforderungen für die Kommunen Diese beiden ressourcengenerierenden Wege beschreiten im Stiftland liegen, war eine zentrale Anforderung im zu können, war die Ursprungsmotivation für die Grün- ILEK-Prozess.

4 Abbildung 1: Anforderung an die interkommunale Kooperation Das Stiftland als Planungs- und Handlungsebene entwickeln

Das ILEK Stiftland wird von der Vorstellung getragen, mit nahmen eingeübt werden, sondern es sollte auch die Not- der Kooperation der Kommunen im Stiftland eine neue, wendigkeit für ein verändertes Rollenbild der Kommunen gemeinsame Abstimmungs- und Handlungsebene zu eta- verdeutlicht werden, das erforderlich ist, soll die IKom- blieren, die sich (mittels einer strategisch-konzeptionellen Stiftland als Gestaltungsgemeinschaft agieren. Dabei sind Vorgehensweise) der übergeordneten Weiterentwicklung die Kommunen gefordert, in den einzelnen Handlungs- des Stiftlandes widmet. Deshalb wurde der Bearbeitungs- feldern eine gemeinsame Entwicklungsvorstellung zu for- prozess so angelegt, dass von Beginn an eine übergeord- mulieren. Es wurde deutlich, dass man als IKom-Stiftland nete, gesamträumliche Perspektive eingenommen wurde, zunächst eine Strategie für das Stiftland formulieren muss, die nicht die Einzelkommune und einzelkommunale die dann auf alle Kommunen wirkt und von allen Kommu- Themen aufgreift, sondern den Blick auf gesamträumliche nen umgesetzt wird. Die aktive Entwicklung und anschlie- Entwicklungsanforderungen und gemeinsame Problem- ßende Verfügbarkeit einer gemeinsamen thematischen stellungen richtet. Gleichzeitig wurde den kommunalen Handlungsgrundlage ist zudem für eine zielgerichtete Entscheidungsträgern das Spektrum an Themen und Bewerbung auf Ausschreibungen und die Nutzung von Anforderungen verdeutlicht, die Potenzial für eine aktive Förderprogrammen erforderlich, deren Ressourcen dann und konzeptgestützte Steuerung der gemeinsamen Ent- für die Bearbeitung der Stiftland-Themen und die Umset- wicklung haben. Im Erarbeitungsprozess des ILEK sollte zung der Stiftland-Strategie genutzt werden können (z.B. somit nicht nur die übergeordnete, gesamträumliche Ökomodellregion, Dorferneuerung, Innenentwicklung, Perspektive bei der Formulierung von Zielen und Maß- Städtebauförderung).

Abbildung 2: Zielvorstellung zur interkommunalen Kooperation

5 Anforderungen an das ILEK

Welche Funktion haben nun das ILEK und der ILEK Prozess Themen, bei denen das Stiftland eine passende Raum- im Stiftland? einheit für die Angebotsentwicklung darstellt, was es Eine entscheidende Anforderung im Erarbeitungsprozess dann ebenfalls ermöglicht, eine gemeinsame Strategie als des ILEK lag darin, das Stiftland als eigenständige Pla- Stiftland zu verfolgen. Beispielsweise besteht in mehreren nungs- und Handlungsebene zu verstehen, die sich zwi- Kommunen Investitionsbedarf hinsichtlich des örtlichen schen dem Landkreis und den Kommunen platziert. Dabei und auch des touristischen Beschilderungssystems. In der kann das Stiftland keine Themen aufnehmen, die sinnvoll Vergangenheit wurden die kommunalen Beschilderungen nur auf Ebene des Landkreises bearbeitet werden sollten, ohne interkommunale Abstimmung entwickelt. Obwohl da nur der gesamte Landkreis Tirschenreuth hierfür die das Stiftland über eine entsprechende landschaftliche erforderliche kritische Masse bietet. Es sollen insbeson- und kulturelle Geschlossenheit (Tradition) verfügt und dere keine Parallelstrukturen zum Landkreis geschaffen geschlossen als Urlaubsregion dargestellt wird, war keine werden, sondern die Kooperation der Kommunen unter- Sensibilität dafür vorhanden, dass auch die Beschilderung einander soll intensiviert werden und die Kooperation im eine geschlossene Wahrnehmbarkeit der Region Stiftland Verbund als IKom-Stiftland mit dem Landkreis bzw. seinen ermöglichen sollte. So liegt ein grundlegender Baustein Fachstellen (Regionalmanagement, Regionalmarketing, der touristischen Destinationsentwicklung darin, die Tourismus, Wirtschaftsförderung) soll entwickelt werden. Zusammengehörigkeit als Region und Urlaubsraum für Insbesondere sollte das Stiftland als Funktionseinheit die Tagesgäste sowie für die übernachtenden Besucher im innerhalb des Landkreises für diejenigen Themen platziert Außenauftritt sichtbar zu machen. Dieser Aspekt wurde werden, bei denen eine Bündelung auf Ebene des Ak- aber bisher nicht thematisiert. Erst im Zuge der Koope- tions- und Handlungsraums Stiftland sinnvoll ist. Bezogen ration als IKom-Stiftland wurde dies zu einem Thema der auf die einzelnen Kommunen sollte die IKom-Stiftland Angebotsentwicklung. Ursächlich dafür war, dass es zum eine bündelnde und ordnende Funktion wahrnehmen, einen an einer überkommunalen Ebene fehlte, auf der aber keine kommunalen Projekte aufnehmen, sondern das Thema der gemeinsamen Beschilderung überhaupt einen gemeinsamen strategischen und thematischen hätte angesprochen und gemeinsam entwickelt und Handlungsrahmen definieren. Gegenüber den einzelnen abgestimmt werden können, zum anderen fehlte das Kommunen geht es somit darum, eine gemeinsam ab- Bewusstsein dafür, dass ein einheitliches touristisches gestimmte Vorgehensweise zu vereinbaren und anhand Beschilderungssystem ein wesentlicher Baustein ist, der einer gemeinsamen fachlichen Handlungsgrundlage zu dazu beiträgt, dass das Stiftland vor Ort als Destination agieren. Für die Akzeptanz und Funktionsfähigkeit als wahrgenommen wird. Dies wiederum ist aber Vorausset- neue Handlungsebene, die dann auch mit Ressourcen zung dafür, um das Stiftland mit seinen Attraktionen und gefüllt werden muss (Zeit, Geld, Personal), muss deutlich Themen anforderungs- und nachfragegerecht im Sinne werden, welche Themen oder Aufgaben auf der Hand- einer Themenwelt zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund lungsebene des Stiftlandes sinnvoll platziert sind, ohne hat das ILEK die Aufgabe, Handlungsfelder für die gemein- dass diese durch den Landkreis oder die Einzelkommune same Raum- und Angebotsentwicklung zu benennen besser bearbeitet oder koordiniert werden können. Es und für deren Entwicklung sowohl den organisatorischen sind dies die Themen, die eine gemeinsame Handlungs- Rahmen als auch die Rekrutierung von fachlichem Know grundlage erfordern, bei der das Stiftland sinnvollerweise how zu benennen. Abstimmungsebene und Handlungsraum ist, um eine gemeinsame Strategie zu verfolgen. Und es sind die

Anforderungen an den Erarbeitungsprozess des ILEK

Ein wesentliches Potenzial gemeinsamer Aktivitäten rer Schritt gemacht werden und bereits eine gemeinsame zur Raumentwicklung im Stiftland liegt im strategisch Positionierung erarbeitet werden. Dies war möglich, da abgestimmte Agieren der einzelnen Akteure auf den un- in diesem Handlungsfeld mit der ARGE Stiftland und den terschiedlichen Ebenen. Allerdings fehlt in den einzelnen kommunalen Tourismusstellen fachliche Akteure greifbar Handlungsfeldern (z.B. Siedlungsentwicklung, Tourismus, waren, mit denen dieser Arbeitsschritt vollzogen werden Außendarstellung u.a. ) ein fachliches Konzept als gemein- konnte. Diesen Schritt gilt es in der Umsetzung des ILEK same Handlungsgrundlage, das eine Bündelung und Ab- auch in den anderen Themenbereichen zu vollziehen. Das stimmung der Aktivitäten der unterschiedlichen Akteure ILEK für das Stiftland liefert hierfür die Grundlage. Mit der leistet. Das ILEK als querschnittsorientiertes Konzept kann dann möglichen Implementierung einer strategischen derartige Fachkonzepte nicht ersetzen. Dies ist vielmehr Raumentwicklung können die Ressourcen der Kommunen eine Anforderung für den weiteren Kooperationsprozess gebündelt werden und es können gemeinsame Projek- der Stiftland Kommunen, der aber als erforderlich erkannt te für das gesamte Stiftland verfolgt werden. Dies setzt werden muss. Der Erarbeitungsprozess des ILEK wurde aber voraus, dass sich die Kommunen zunächst auf eine intensiv dafür genutzt, die Notwendigkeit einer stärker gemeinsame Vorgehensweise einigen. Die Erforderlichkeit konzeptionell ausgerichteten gemeinsamen Raument- dieses Abstimmungsprozesses zu verdeutlichen war die wicklung im Stiftland zu verdeutlichen und die Bedeutung entscheidendste Aufgabe im Erarbeitungsprozess des eines abgestimmten, konzeptionellen Vorgehens spürbar ILEK. Erst wenn die Kommunen diese Anforderung als zu machen. Im Tourismus konnte auch inhaltlich ein weite- grundsätzliche Notwendigkeit anerkennen und dann

6 auch Ressourcen dafür einplanen, kann eine gemeinsame bereiche. Zunächst ist da der infrastrukturelle Aspekt, Raumentwicklung erfolgen. Das derzeit laufende Projekt bei dem es darum geht, die kommunale Beschilderung „Welterbe Klosterlandschaft Waldsassen-Stiftland“ ist zeitgemäß zu erneuern und weiterzuentwickeln. Da diese für die grundsätzlich anstehende Anforderung ein gutes Anforderung in nahezu allen Kommunen bestand, lässt Anschauungsbeispiel. Dieses Projekt behandelt eine The- sie sich als gemeinsames IKom Projekt definieren. Eine matik, die das gesamte Stiftland aufgreifen könnte, derzeit zweite Wirkungsebene besteht darin, eine Gestaltung wird es aber erst durch eine Kommune, die Stadt Waldsas- der Beschilderung zu entwickeln, die die Kommunen des sen, vorangetrieben. Ziel im ILEK und der IKom Aktivitäten Stiftlandes als zugehörig zu einer gemeinsamen Region ist es aber, Projekte zu formulieren, die von allen Kommu- verdeutlicht. Diese Anforderung muss separat definiert nen als gemeinsames Projekt wahrgenommen und unter- werden. Schließlich liegt eine dritte Wirkungsweise darin, stützt werden. Mit Blick auf die Ressourcen, die den Kom- mit der Gestaltung der Beschilderung diejenige Wahrneh- munen zur Verfügung stehen, werden dann zwar weniger mung auf Seiten der Bürger und Besucher auszulösen, die Projekte durchgeführt werden können, diese können aber der Identität und Positionierung der Region tatsächlich als gemeinsame Projekte aber eine größere Wirksamkeit entspricht. Gerade der letzte Punkt macht deutlich, dass entfalten, da sie einer gemeinsamen, übergeordneten sich diese Anforderung nur dann erfüllen lässt, wenn Zielsetzung folgen, von allen Kommunen unterstützt zunächst die Identität und Positionierung des Stiftlandes werden und auch weitere Akteure zielgerichtet einbin- von den Kommunen bestimmt wurde - und dies ist ein den können. Das Projekt „Beschilderungskonzept“ ist ein eigenständiger Arbeitsschritt, der aber vorab geleistet weiteres Beispiel für den Mehrwert einer vorausgehenden werden muss. Erfolgt dieser Schritt nicht, dann wird zwar Strategieentwicklung. Dieses Projekt hat drei Wirkungs- die Beschilderung in den Kommunen erneuert, aber der Mehrwert, der durch eine vorab festgelegte Strategie möglich wäre, kann ohne eine entsprechende Ge- staltung der Beschilderung nicht realisiert werden. Hierin läge bei diesem Pro- jekt aber genau der Vorteil interkommunaler Koope- ration. Diese Erkenntnis zu generieren, war die An- forderung an den Erarbei- tungsprozess des ILEK. Ins- gesamt wird deutlich, dass der Erarbeitungsprozess des ILEK bei den Akteuren sowohl das Verständnis für die positive Wirkung einer gemeinsamen Handlungs- ebene „Stiftland“ fördern Abbildung 3: Definition der Bausteine Ziel, Maßnahme und Projekt sollte als auch die Vorteil- haftigkeit einer strategisch ausgerichteten Vorgehens- weise bei der Angebots- und Regionalentwicklung, um Kooperationspotentiale zu erschließen. Gleichzeitig ermöglicht auch erst eine gemeinsam getragene und nach außen kommunizierte Strategie die zielgerich- tete Einbindung weiterer Akteure.

Abbildung 4: Funktion und Stellung der ILEK-Strategie

7 Erarbeitungsprozess - Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse

Der Erarbeitungsprozess des ILEK erfolgte in vier Phasen. zung und zur Siedlungsentwicklung aufgenommen. Ein In der ersten Phase, der Bestandsaufnahme, wurden die weiterer Teil der Bestandsaufnahme widmete sich den örtlich und überörtlich relevanten, fachlichen Grundlagen aktuellen örtlichen Gegebenheiten. Hierfür wurde eine aufgenommen und die Informationen zur Darstellung des Gebietsbereisung zu allen Kommunen durchgeführt. Sie Status-quo zum Stiftland erarbeitet. Startpunkt war eine erfolgte zur Bestimmung der räumlichen Nutzungs- und Sitzung der Steuerungsgruppe IKom-Stiftland, bei der zu- Funktionsverteilung innerhalb der Kommunen. Ergänzend nächst thematisiert wurde, wie die kommunalen Vertreter zur Ausgangssituation wurden im Rahmen der Gebietsbe- ihre Kommune im interkommunalen Kontext einordnen reisung die aktuellen Vorhaben, Problemlagen und Hand- und welche Erwartungen sie an das ILEK und den ILEK- lungsbedarfe im Rahmen von Bürgermeister-/Expertenge- Prozess stellen. Es wurde ermittelt, welche Position die sprächen aufgenommen und strukturiert. Flankiert wurde einzelnen Kommunen bisher innerhalb des Stiftlandes die Bestandsaufnahme vor Ort durch eine Bestandsauf- einnehmen und welche Zielsetzungen sie aus kommu- nahme sekundärstatistischer Daten, insbesondere für naler Perspektive mit der interkommunalen Kooperation die Bereiche Raumstruktur, Demographie, Wirtschaft verbinden. Gleichzeitig wurden die aktuellen kommuna- und Tourismus, die als Grundlage für die Beurteilung der len und interkommunalen Themen und Vorhaben aufge- übergeordneten Rahmenbedingungen und der funkti- nommen. Die Bestandsaufnahme beinhaltete weiterhin onsräumlichen Einordnung des Stiftlandes dienten. Ziel eine Dokumentenanalyse, bei der die kommunalen Print- der Bestandsanalyse war es, ein gemeinsames Bild zum und Web-Informationen aufgearbeitet wurden. Zudem Status quo des Stiftlandes (Qualitäten und Mängel) sowie wurden die jeweiligen Erkenntnisse und Schlussfolge- zu den überörtlichen Rahmen- bzw. Entwicklungsbedin- rungen früherer Gutachten und Konzepte zum Stiftland gungen zu erarbeiten. Gleichzeitig sollte eine gemeinsa- dokumentiert und strukturiert. Dabei wurden auch die me Vorstellung zu den künftigen Anforderungen und zum Ansprüche an die Kommunen bzw. den interkommunalen interkommunalen Handlungsbedarf gefunden werden. Verbund zusammengetragen und strukturiert, die derzeit Die Ergebnisse wurden mit der Steuerungsgruppe zum in übergeordneten räumlichen Entwicklungskonzepten ILEK, in der alle Bürgermeister der Kommunen vertreten formuliert sind, oder sich aus den im Raum stehenden, sind, rückgekoppelt und gemeinsam wurden die zentra- überörtlich relevanten Vorhaben ergeben. Zudem wurden len Handlungsfelder der Kooperation der Stiftland- Kom- die Festlegungen in der kommunalen Bauleitplanung der munen festgelegt. Kommunen als aktuelle Zielvorstellung zur Flächennut-

Abbildung 5: Plakat aus dem Workshop Tourismus

Erarbeitungsprozess - Strategiephase

Die Ergebnisse der Bestandsanalyse sowie der SWOT-Ana- Steuerungsgruppe. Ausgangspunkt der Arbeiten waren lyse wurden im Rahmen einer ersten Regionalkonferenz durch die Fachbüros vorbereitete Themenschwerpunkte der Öffentlichkeit vorgestellt und mit dieser rückgekop- und Entwicklungsthesen zur interkommunalen Zusam- pelt. Darauf aufbauend erfolgte in einer weiteren Arbeits- menarbeit. Ausgehend von diesem fachlichen Input wur- phase die Strategieentwicklung mit folgenden Themen: den in den einzelnen Werkstätten Handlungsoptionen • Was sind in den einzelnen Handlungsfeldern gemeinsa- der interkommunalen Kooperation und Zielvorstellun- me Themen für das Stiftland bzw. die IKom-Stiftland? gen zur gemeinsamen Raumentwicklung diskutiert und • Welche gemeinsamen Ziele werden im jeweiligen abgestimmt. Am Ende dieses Arbeitsschrittes konnten Handlungsfeld als Stiftland bzw. als IKom-Stiftland ein interkommunales Leitbild formuliert und die Entwick- verfolgt? lungsziele zu den ausgewählten fachlichen Handlungsfel- dern definiert werden. Abschließend wurde das Leitbild • Welche gemeinsamen Aktivitäten werden als Stiftland den Bürgerinnen und Bürgern sowie den kommunalen bzw. als IKom-Stiftland durchgeführt? Gremien im Rahmen einer dritten Regionalkonferenz • Worin liegt der Vorteil der Kooperation und welche vorgestellt. Konsequenzen sind mit der Kooperation verbunden? • Welche Dinge müssen gemeinsam geklärt werden? Die Bearbeitung dieser Themen erfolgte in Workshops zu den einzelnen Handlungsfeldern mit einer erweiterten

8 Abbildung 6: Erarbeitungsprozess zum ILEK - Phase 3 bei Waldsassen

Erarbeitungsprozess - Konzeptphase Aufbauend auf dem Leitbild und den Zielsetzungen in den sechs fachlichen Handlungsfeldern: • Raumentwicklung, • Sichtbare und erlebbare Kultur- und Ferienregion, • Kultur- und Identifikationsraum, • Einflussnahme auf die Wohn- und Lebensqualität, • Aktionsraum der Freizeitgestaltung sowie • Darstellung der Aktivitäten und Qualitäten, wurden in weiteren Fach-Werkstätten Projekte mit einer dazugehörigen Umsetzungsstrategie entwickelt. Hierbei wurde auch die Implementierung eines ILEK in die bisheri- gen Abläufe und Zuständigkeiten thematisiert. Schließlich wurden auch die erforderlichen Strukturen und Aufgaben zur Evaluierung und Fortschreibung des ILEK benannt sowie Möglichkeiten der Erfolgskontrolle und der Etablie- rung des ILEK als lernendes Programm thematisiert.

Abbildung 7: Erarbeitungssddprozess zum ILEK - Phase 4

Abbildung 8: Erarbeitungsprozess zum ILEK - Phase 4

9 Abbildung 9: Aufgabenstellung im Workshop Raumentwicklung

Abbildung 10: Aktivitäten der interkommunalen Kooperation Abbildung 11: Handlungsfelder der interkommunalen Kooperation

10 Strategisches Planungsverständnis

Das Verständnis dazu, was Raumentwicklungskonzep- operation definiert zusammen mit den Handlungszielen te leisten können und wie sie angewandt werden, hat in denjenigen Themenfeldern, die gemeinsam bearbeitet sich im Laufe der Zeit gewandelt und deutlich stärker werden sollen, sowie mit den Maßnahmen, die die Hand- flexibilisiert. Wurden die Bausteine Planung, Umsetzung lungsrichtung beschreiben, die Entwicklungsstrategie für und Evaluierung früher als zeitlich aufeinander folgende das Stiftland. Dieses fachliche Gerüst spannt den Rahmen Blöcke gesehen und auch so konzipiert, so hat sich im auf, innerhalb dessen erste Projekte definiert werden. Laufe der Zeit ein stärker dynamisches Planungsverständ- Grundsätzlich ist die Neuentwicklung von Projekten aber nis etabliert. Die Evaluation wird nun bereits begleitend elementarer Bestandteil des laufenden Kooperations- eingesetzt und im Laufe des - über mehrere Jahre andau- prozesses. Unter Kenntnis der strategischen Ausrichtung ernden - Umsetzungsprozesses von Programmen werden lassen sich situativ Optionen nutzen, die den Handlungs- im Zuge von Zwischenevaluierungen auch Anpassungen zielen im ILEK dienen. Kooperation, verstanden als dau- auf der Planungsebene vorgenommen und es wird eine erhafter Prozess, kennt keine Umsetzungsphase, sondern Weiterentwicklung der Maßnahmen- und Projekt-ebene definiert einen Rahmen, der laufend mit Projekten gefüllt geleistet. Es hat die Sichtweise der sogenannten lernen- wird. Deshalb muss die Neuentwicklung von Projekten den Programme Einzug gehalten, bei denen Anpassun- auch Bestandteil der laufenden Kooperation sein. Dies gen bereits im Zuge der Programmumsetzung erfolgen wird den realen Handlungsrahmenbedingungen gerecht, sollen. Dennoch ist auch in diesem Planungs- bzw. die sich - beispielsweise durch die Auflage neuer Förder- Programmverständnis vorgesehen, am Ende der Konzep- programme - auch kontinuierlich verändern. Begleitet terstellung bereits einen Maßnahmen- und Projektkatalog wird die Kooperation durch sporadische (jährlich bis vorzulegen, der einen mehrjährigen Umsetzungsprozess zweijährig) Evaluierung, die als Konzept- und Prozesseva- beschreibt. Da sich aber über die Zeit die Rahmenbedin- luierung erfolgt. Es wird damit nicht nur gefragt, ob die gungen ändern, neue Entwicklungen und Trends Einzug Handlungsrichtung nach wie vor stimmig ist und welche halten und Erfahrungen aus der Programm- und Prozes- weiteren Maßnahmen hierfür zielführend sind, sondern sevaluation in der Regel Anpassungen erfordern, hat sich es wird auch die Arbeitsweise betrachtet und gefragt, dieses Planungsverständnis ebenfalls als noch zu wenig wie zusammengearbeitet wird. Damit bleiben sowohl die flexibel herausgestellt. Im ILEK wurde deshalb ein stärker Handlungsebene als auch die Kooperationsebene stets strategisch ausgerichtetes Planungsverständnis verfolgt. auf einem aktuellen Stand, was Grundlage für die Ent- Dabei steht zunächst die Aufgabe im Vordergrund zu wicklung von Projekten ist. Voraussetzung für eine spo- definieren, wie die Kommunen das Stiftland gemeinsam radische Evaluierung ist ein begleitendes Monitoring, das entwickeln wollen. Dieses „Wie“ betrifft dabei zunächst die Veränderung der Entwicklungsparameter im Stiftland nicht die fachlichen Inhalte, sondern die Form und Vorge- erfasst und auswertet. Es bildet die Informationsbasis, um hensweise der interkommunalen Kooperation. Es müssen im Rahmen einer Selbstevaluierung durch die Akteure der die gemeinsame Arbeitsweise und die Struktur für eine IKom-Stiftland Ansatzpunkte für inhaltliche Apassungen gemeinsame strategische Raumentwicklung festgelegt der Kooperation zu finden. Im Zuge der Selbstevaluation werden. Erst dann kann die Kooperation wachsen und gilt es dann auch die Form und die Arbeitsweise bzw. die sich intensivieren. Dies folgt der Erkenntnis, dass eine Abläufe der Kooperation zu betrachten und weiterzuent- gemeinsame Raumentwicklung nur stattfinden kann, wickeln. wenn alle Akteure diese mit der selben Vorstellung von Kooperation betreiben. Dieses Grundverständnis zur Ko-

Abbildung 12: Strategisches Planungsverständnis im ILEK

11 2 Das Stiftland Identitätsbestimmende Charaktertistika für das gesamte Stiftland 2.1 Identität und Raumstruktur • Teichlandschaft und Gewässervielfalt • Barocklandschaft und sakrale Landschaft mit Klos- ter, Kirchen, Kapellen, Feld- und Wegkreuzen • Kloster und Basilika Waldsassen, Kappl • Fischhof als Sommerresidenz der Waldsassener Äbte • ausgedehnte Waldgebiete und Aussichtspunkte • Grenzraum, grenzüberschreitende Kooperation • Zoigl, Karpfen, Kartoffel • Sibyllenbad • historisch gemeinsamer Wirtschaftsraum und Altlandkreis Tirschenreuth

Charakteristik des Stiftlandes

In der IKom-Stiftland arbeiten Kommunen zusammen, die weitestgehend das ehemalige Herrschaftsgebiet des Klos- ters Waldsassen repräsentieren. Landwirtschaft, Forstwirt- schaft und vor allem die Teichwirtschaft sind zusammen mit dörflichen Siedlungsstrukturen und sakralen Bauten die prägenden Elemente der besonderen Kulturlandschaft im Stiftland. Sie formen ein spezielles Landschaftsbild, das aus dem historischen Entwicklungspfad der Region als Erzeugerregion für das Kloster Waldsassen entstanden ist. Die vom Kloster geprägte Kulturlandschaft und die damit verbundenen Themen, Eigenschaften und Ausstat- tungsmerkmale bestimmen das Selbstverständnis und die Identität der Region. Gleichzeitig sind sie das wesentliche Potenzial für die touristische Entwicklung der, lange Zeit vom Strukturwandel betroffenen Region. Die Mentalität der Bevölkerung ist grundsätzlich industrie- und wirt- schaftsfreundlich und die Menschen gelten als boden- ständig, fleißig, ehrlich und zuverlässig. In dieser speziel- len Mentalität der Bevölkerung des ländlichen Raums liegt eine besondere Kompetenz des Stiftlandes. Die zurück- haltende und unaufgeregte Art der Bevölkerung, gepaart mit Innovationsstreben und Heimatverbundenheit sowie Erfahrung in grenzüberschreitender Kooperation sind ein endogenes Entwicklungspotenzial für die Weiterent- wicklung der Region, wenngleich die rückläufige Bevöl- kerungszahl die Verfügbarkeit von Arbeitskräften immer stärker einschränkt. Weitere Charakteristika der Region sind die vergleichsweise geringen Lebenshaltungskosten, die geringe Bevölkerungsdichte mit hoher Bedeutung von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Teichwirtschaft. Abgesehen von den besonderen sakralen Bauwerken und dem Sibyllenbad sind die typischen Produkte der nördli- chen Oberpfalz (Karpfen/Fisch, Zoigl und Kartoffel) hier heimisch.

Kappl

12 Erreichbarkeit

Die überregionale Straßenverkehrsanbindung leistet in Nord-Süd-Richtung die BAB 93 mit den Anschlussstel- len im Stiftland: -Süd, Mitterteich-Nord und Pechbrunn. Die Verbindungen in Richtung Osten sind weniger gut entwickelt. Die B299 bindet Waldsassen an die Autobahn A93 an und verläuft auf tschechischer Seite weiter nach (Eger). Die B15 verbindet die Kreisstadt Tirschenreuth mit den Städten Mitterteich im Norden und Neustadt a.d. Waldnaab bzw. Weiden i.d. OPf. im Süden. Weitere Ost-West Verbindungen werden durch Staatsstraßen über Mähring und Bärnau nach Tschechien hergestellt. Das Zentrum der Metropolregion Nürnberg und der Flughafen Nürnberg werden am schnellsten über die in Ost-West-Richtung verlaufende Bundesautobahn A 6 Nürnberg-Amberg-Tschechien erreicht, die 50 km süd- lich von Mitterteich die A 93 kreuzt. Eine leistungsfähige Schienenverkehrsanbindung ist im Stiftlang nur mehr am Standort Pechbrunn gegeben, das von der Oberpfalzbahn auf der Strecke Regensburg - Marktredwitz bedient wird. Weitere nahegelegene Bahnhalte, die häufiger bedient werden sind , Marktredwitz und Weiden i.d.OPf. Eine Bahnverbindung nach Tschechien (Cheb) ist nur über Marktredwitz als Umsteigeort gegeben. Die weitere ÖPNV-Erschließung im Stiftland erfolgt über den Linien- busverkehr sowie durch das BAXI, einem ergänzenden Mobilitätsangebot des Landkreises Tirschenreuth, das ähnlich zu einem Anrufbus konzipiert ist.

Landstraße bei Plößberg

Teich bei Plößberg

13 Lage, Raumstruktur und funktionaler Raum Das Stiftland liegt in der nördlichen Oberpfalz an der sind. Bisher existiert auf Arbeitsebene allerdings noch Grenze zu Tschechien und umfasst die Kommunen des keine Kontaktstelle für das Stiftland zur Metropolregion östlichen Landkreises Tirschenreuth. Das regionale Zen- Nürnberg. Auch funktional erweist sich die Metropolregi- trum ist heute - gemessen an der Bevölkerungszahl - die on Nürnberg als die übergeordnete Raumeinheit, mit der Stadt Cheb (Eger) auf tschechischer Seite, die mit etwa die stärksten Verflechtungen bestehen und von der die 32.000 Einwohnern nahezu dieselbe Größe erreicht, wie stärksten Entwicklungseinflüsse ausgehen. Dabei ist aber die Bevölkerung aller Kommunen der IKom-Stiftland der Trend - wie in Bayern insgesamt - so gestaltet, dass zusammen. Wenngleich die Stadt Tirschenreuth als Kreis- vor allem der Kern der Metropolregion an Bevölkerung stadt und Mittelzentrum sowie aufgrund ihrer zentralen zunimmt, nicht aber die peripheren Bereiche, zu denen Lage im Stiftland eine besondere zentralörtliche Funktion das Stiftland zählt. Der Landkreis Tirschenreuth gehört wahrnimmt, so drückt sich die Bedeutung der Stadt Cheb dem ländlichen Raum an und ist als „Ländlicher Kreis mit als eigentliches Versorgungszentrum der Region auch geringerer Dichte“ ausgewiesen. Er ist im Landesentwick- darin aus, dass sie (gemeinsam mit der Stadt Waldsassen) lungsprogramm als Raum mit besonderem Handlungsbe- als grenzüberschreitendes Oberzentrum ausgewiesen ist. darf gekennzeichnet. Die Gemeinden Bärnau, Mitterteich Wenngleich das Stiftland heute funktional noch deutlich und Waldsassen sind im Landesentwicklungsprogramm in Richtung der Oberzentren Weiden i.d. OPf. und Markt- als „Besonders strukturschwache Gemeinden“ genannt. redwitz orientiert ist, so weist diese Festlegung darauf hin, Nach dem LEP hat in diesen Gemeinden die Ansiedlung dass die Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen von Gewerbe und Industrie besondere Bedeutung für die über die Landesgrenze hinweg einen besonderen Stellen- Entwicklung dieser Orte. Diese Gemeinden sollen deshalb wert einnehmen soll. Hierbei kommt nicht nur den Kom- erleichterte Möglichkeiten haben, Gewerbe- und Indust- munen entlang der Grenze eine wichtige Kontaktfunktion riegebiete auszuweisen. Der Bundesraumordnungsbericht zu, die diese mit entsprechenden bilateralen Beziehungen kennzeichnet in diesem Zusammenhang speziell den bereits ausfüllen, sondern auch dem Stiftland insgesamt östlichen Landkreis Tirschenreuth als Region mit hohem als Kooperationspartner für Gemeindeverbünde auf - durch Alterung und Bevölkerungsrückgang ausgelösten tschechischer Seite bzw. dem Bezirk Okres Cheb (Eger) - demographisch bedingten Handlungsbedarf. Speziell für als der größeren Nachbarregion. Die grenzüberschrei- das ehemalige Mittelzentrum Waldsassen und sein Um- tende Kooperation wird durch die Organisationsstruktur land gilt es die Tragfähigkeit der Daseinsvorsorge und die der Euregio Egrensis unterstützt und gefördert. Deren Versorgungsqualität zu sichern. Die Ausweisung als zen- Handlungsfelder sind neben Jugend, Tourismus und traler Doppelort gemeinsam mit Cheb auf tschechischer Gesundheit vor allem Aktivitäten in den Bereichen Spra- Seite vergrößert das zugerechnete Bevölkerungsvolumen choffensive Netzwerkmanagement und die Förderung und wird dem gerecht. Auch die weiteren Oberzentren im deutsch-tschechischer Kontakte und Partnerschaften auf Umland, die Städte Weiden i.d.OPf. sowie Marktredwitz / allen Ebenen. Die Förderkulisse der Region (Ziel ETZ bzw. Wunsiedl gelten als Oberzentren mit Sicherungsbedarf. INTERREG V, sowie Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds) Dagegen hat sich das Mittelzentrum Tirschenreuth in stellt einen besonderen lagebezogenen Entwicklungs- seiner zentralörtlichen Funktion stabilisiert. Die größ- vorteil dar und ermöglicht die Umsetzung grenzüber- ten Städte im Stiftland, Tirschenreuth, Waldsassen und schreitender Projekte. Deshalb kommt einer instituti- Mitterteich, denen eine höhere zentralörtliche Funktion onalisierten Form der Kooperation der IKom-Stiftland zukommt, gehören dem Stadttyp „kleinen Kleinstäd- mit den Gebietsverbünden auf tschechischer Seite eine te“ an. Im Regionalplan Oberpfalz-Nord sind die Städte wichtige Rolle zu, um gemeinsame Projekte zu entwickeln Waldsassen und Tirschenreuth noch als Mittelzentrum und Entwicklungsressourcen zu rekrutieren. In Richtung ausgewiesen. Hier ist die Fortschreibung des Landesent- Westen ist das Stiftland bzw. der Landkreis Tirschenreuth wicklungsprogramms zur zentralörtlichen Struktur vom der Metropolregion Nürnberg zugehörig. Der Kontakt März 2018 mit den Höherstufungen der Stadt Waldsassen zur Metropolregion ist trotz der Randlage intensiv, da der zum gemeinsamen Oberzentrum mit der Stadt Cheb auf Bürgermeister der Stadt Tirschenreuth die Funktion des tschechischer Seite (zentralörtlicher Doppelort) und der zweiten Stellvertreters des Ratsvorsitzenden der Metro- Stadt Mitterteich zum gemeinsamen Mittelzentrum mit polregion Nürnberg wahrnimmt. Das Stiftland profitiert dem Markt Wiesau (zentralörtlicher Doppelort) noch nicht über die Einbindung in die Metropolregion von deren nachvollzogen. Zum Mittelbereich der Stadt Tirschen- überregionalen Aktivitäten und Vermarktung, kann aber reuth zählen Pechbrunn, Mitterteich, Leonberg, Mähring als Bestandteil der Metropolregion auch von Projekten sowie Plößberg und Bärnau. Dem Mittelbereich der Stadt innerhalb der Metropolregion profitieren, sofern es sich Waldsassen sind Konnersreuth und Neualbenreuth zu- aktiv beteiligt. Die Metropolregion leistet zudem die An- geordnet. Über die höherrangigen zentralen Orte hinaus bindung des Stiftlandes an einen Nachfrageschwerpunkt. sind die Stadt Bärnau sowie die Gemeinde Plößberg als So erschließen Projekte wie „Entdeckerpass“ oder die Kleinzentrum eingestuft. Der einzelhandelsspezifische Regionalkampagne „Original Regional“ mit zahlreichen Verflechtungsbereich erreicht für die Stadt Waldsassen, Aktivitäten (kulinarische Landkarte, Spezialitätenwett- der die Bevölkerung der Stadt Eger zugerechnet wird, mit bewerb) dem Stiftland das Nachfragepotenzial aus den über 135.000 Einwohnern den höchsten Wert. Dagegen Bevölkerungsstarken Kommunen im Kern der Metropol- wird dieser einzelhandelsspezifische Verflechtungsbe- region Nürnberg. Umso wichtiger ist es, dass das Stiftland reich für die Stadt Tirschenreuth mit ca. 27.000 Einwoh- innerhalb der Metropolregion wahrnehmbar ist und die nern angegeben und für die Stadt Mitterteich mit ca. Projekte der Metropolregion im Stiftland wahrnehmbar 20.000 Einwohnern.

14 Lage und Raum- struktur • Euregio Egrensis als Fördermit- telgeber für grenzüberschrei- tende Projekte im Bayerisch-tsche- chischen Grenz- raum • Metropolregion Nürnberg als Nachfrageschwer- punkt und über- geordneter Akteur für die Außendar- stellung

Stadt Tirschenreuth

Markt Konnersreuth

15 2.2 Bestandsanalyse Freiraum und Landschaft

Luftbild

N

Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

16 Luftbilder © www.Oberpfalz-Luftbild.de

Die Region Stiftland befindet sich im Nordosten Bayerns und umfasst eine Fläche von rund 1.000 km². Die Ausdehnung von Nord nach Süd beträgt ca. 35 km, von Ost nach West ca. 30 km.

Das Planungsgebiet bildet ein Muster, in dem die zehn Gemeindegrenzen nicht erkennbar sind. Verschiedene Landschafts- räume gliedern den Raum.

Großflächige, dichte Waldgebiete begrenzen die offenen Hutungen, in denen die Städte und Dörfer liegen. N Die Feldfluren ergeben einen bunten, kleinteiligen ‘Teppich‘. Dichte und Vielfalt wechseln sich ab.

17 Lage im Raum

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

18 Bilder 1-3 © www.Oberpfalz-Luftbild.de Bild 4 © Oberpfaelzerwald.de

In der Region Stiftland leben rund 35.000 Bewohner, die sich auf zehn Gemeinden verteilen.

N Die drei größten Städte Tirschenreuth, Mitterteich und Waldsassen liegen zentral in der Wondrebaue. Gleichmäßig verteilen sich die Gemeinden im Planungs- gebiet. Die kleineren Dörfer orientieren sich um die Städte und Hauptorte der Gemeinden.

Die Siedlungen bestehen aus kompakten Strukturen und sind städtisch oder dörflich geprägt. Sie sind gut eingebet- tet in die vielfältige Landschaft und umgeben von kleinteili- gen landwirtschaftlichen Flächen.

Städte

Gemeinde-Hauptort

Dörfer und Weiler

19 Naturräumliche Gliederung

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km Lausnitzer Randberge

Steinwald

Naab-Wondreb-Senke

Waldsassener Schiefergebirge

Oberpfälzer Wald

20 Der Charakter des Stiftlands ist stark geprägt durch die große Vielfalt des Landschaftsraums. Die Verschiedenartigkeit ergibt sich durch die Topographie mit ihren Höhenlagen, eine differenzierte Vegetation und unterschiedliche Landnutzungen. Auf engstem Raum ent- steht ein buntes Mosaik von Landschaften.

Lausnitzer Randberge * Lausnitzer Randberge Reichsforst und Kohlwald bilden die Untereinheit der Lausnitzer Randberge. Der Reichsforst ist ein bewaldeter Höhenrücken mit Basaltvorkommen, während der Kohlwald über Granitvorkommen verfügt.

Steinwald Naab-Wondreb-Senke © www.vital-parcours.de © www.wanderkompass.de Der Steinwald ist mit 246 km² der kleinste Naturpark In den Tallagen der Wondreb liegen Mitterteich, Waldsassen Bayerns. Geprägt wird er von markanten Felsgruppen in und Tirschenreuth. der Waldlandschaft. Für den zentralen Talraum ist vor allem die Teichpfanne Pechbrunn liegt am Ostrand des Steinwaldes. nahe Tirschenreuth charakteristisch. Der Raum ist von vie- len kleineren Bachläufen und Auengebieten durchzogen. Ausgedehnte Wälder und landwirtschaftliche Flächen sind prägend.

Oberpfälzer Wald Waldsassener Schiefergebirge © www.oberpfaelzerwald.de © www.wandern-in-neualbenreuth.de Die südliche Grenze des Stiftlands bilden die Ausläufer des Im Waldsassener Schiefergebirge prägen noch heute Oberpfälzer Waldes. Plößberg, Bärnau und Mähring liegen Abbaustrukturen die Landschaft. am nördlichen Rand des Waldgebietes. Hier findet sich eine Das Gebiet ist intensiv bewaldet und topographisch sanft hügelige Landschaft, vorwiegend mit ausgedehnten bewegt. Leonberg und Neualbenreuth sind die Hauptorte. Mischwäldern auf Granit und Gneis.

21 Relief

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km Talräume mit Gewässern

Kuppen

22 Kirchberg, Sybillenbad

Redenbach, Mähring Luftbilder © www.Oberpfalz-Luftbild.de

Bis auf die ebene Auenlandschaft der Wondreb, in der die Hauptorte Mitterteich, Tirschenreuth und Waldsassen liegen, zeichnet sich das Planungsgebiet durch eine intensiv N bewegte Topographie aus.

Täler mit ihren Siedlungsstrukturen und bewaldete Höhen- lagen sind klar differenziert. Die Landschaft bietet ein vielfältiges Bild aus Senken, Hängen und Kuppen, welche durch Bäche und natürliche Teichlandschaften sowie menschliche Nutzungsstrukturen geprägt sind. Das Gelände steigt von 500 m üNN auf bis zu 700 m üNN an. Der höchste Punkt ist der Tillen mit einer Höhe von 939 m. Von dort hat man einen Blick auf das Stiftland und in das angrenzende Tschechien.

23 Gewässer

Kondrauer Mineralbrunnen

Heilquellenschutzgebiet Sibyllenbad

Teichpfanne

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Teiche

Fließgewässer mit wassersensieblen Bereichen

Trinkwasserschutzgebiet

Heilquellenschutzgebiet

24 Tirschenreuther Teichpfanne © www.ghzp.de

Waldnaab-Aue © Bund Naturschutz

Nordwestlich von Tirschenreuth befindet sich in einem ausgedehnten Talraum die Teichpfanne. Die über 4.000 Teiche sind prägender Bestandteil der Landschaft.

N Das gesamte Gebiet wird von den Flüssen Waldnaab und Wondreb, sowie deren zahlreichen Zuflüssen durchzogen. Die kleinen Flüsse und Bäche mit Auenbereichen sind durch ihren Ursprung in den Höhenzügen und ihren Verlauf in teils unzu- gänglichem Gelände überwiegend naturnah.

In den bewaldeten Höhenzügen befinden sich zahlreiche Trinkwasserschutzgebiete. Das Heilquellenschutzgebiet Sibyllenbad liegt östlich des Markts Neualbenreuth. Bei Waldsassen befinden sich die Kondrauer Mineralbrunnen.

Die Naab-Wondreb-Senke ist durchzogen von zahlreichen Fließgewässern. Aufgrund des hohen Grundwasserstands und der teils steilen Topographie besitzt dieses Gebiet hohes Überschwemmungspotential.

Durch den Wandel der landwirtschaftlichen Nutzung und häufiger auftretende Starkregenereignisse ist die Gefahr von Überschwemmungen gestiegen.

25 Schutzgebiete

FFH-Gebiet Basaltkuppen

FFH-Gebiet Wondreb NSG Großer Teichelberg

Naturpark Steinwald NSG und FFH-Gebiet Wondrebaue

FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet Waldnaabaue

FFH-Gebiet Spirkenmoor

LSG Rothenburger Weiher

Naturpark Nördl. Oberpfälzer Wald LSG innerhalb Naturpark

FFH-Gebiet Bergwiesengebiet Altglashütte NSG und FFH-Gebiet Moorgebiet bei Bärnau

Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, N Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Naturschutzgebiet

Landschaftsschutzgebiet

FFH-Gebiet

Vogelschutzgebiet

Kartierte Biotope

Naturpark

26 FFH-Gebiet Waldnaabaue © Bund Naturschutz

NSG Großer Teichelberg © Bund Naturschutz

Das Planungsgebiet verfügt über eine außergewöhnliche Dichte an Schutzgebieten. So ergibt sich ein hohes Poten- tial an Bereichen zur Entwicklung von Natur und Landschaft, sowie an Erlebnis-, Erholungs- und Bildungsräumen für Touris- ten.

Zentral im Planungsgebiet liegt das FFH- und Vogelschutzgebiet Waldnaabaue, welches auch die Teichplatte bei N Tirschenreuth mit einschließt. Es handelt sich um einen großflächigen, weitgehend unberührten Feuchtgebietskomplex. Weiter östlich befindet sich das FFH-Gebiet Wondrebaue, mit mäandrierenden Fließgewässern und Zwischenmoorlebens- räumen. An der Grenze zu Tschechien erfüllt das FFH-Gebiet Spirkenmoor eine wichtige Trittsteinfunktion zu den Mooren im Nach- barland. Im südlichen Randbereich befindet sich das FFH-Gebiet Bergwiesengebiet Altglashütte. Dieses gilt als Modellbeispiel für Bergwiesennutzung, welche sich durch hohen Artenreichtum und kleinbäuerliche Strukturen mit typischen Hecken und Lesesteinriegeln auszeichnet. Der Große Teichelberg mit seinen naturnahen buchenwald- und edelholzreichen Block- und Hangschuttwaldgesellschaf- ten auf Basalt, ist Naturschutzgebiet.

Der westliche und südliche Bereich des Planungsgebiets liegt zum Teil in den Naturparks Steinwald und Nördlicher Ober- pfälzer Wald.

Langfristig ergibt sich ein hoher Entwicklungswert für den Naturtourismus.

27 Landnutzung

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Teichwirtschaft

Wald, Forst

Wiese, Grünland

Acker

28 Pilmersreuth

Teichpfanne Luftbilder © ww.Oberpfalz-Luftbild.de

Das Erscheinungsbild wird zum einen von offenen Flächen mit Äckern, Wiesen, Seen und Flüssen geprägt, zum anderen von Raumkanten bildendenden Mischwaldstrukturen. Die über 4.000 Teiche, besonders um Tirschenreuth, sind ein wich- tiger Erwerbszweig und tragen zudem zur Identität des Stiftlandes bei. Diese Diversität trägt auch entscheidend zu einem stabilen ökologischen Gleichgewicht bei. Das Land hat große Bedeu- tung für die Lebensmittelproduktion, Gesundheit und Erholung.

Waldgebiete in Höhenlagen werden von Nadelgehölzen, die Vegetationsbestände in Auenbereichen von Arten der Hart- und Weichholzaue dominiert. Die Wälder bilden Raumkanten und -effekte, wie beispielsweise bei Pilmersreuth und in der Teichpfanne. Sie schaffen einen Rahmen für die Siedlungsstrukturen. Die maximale Entfernung von Siedlungsgebieten zu Waldstrukturen beträgt fünf km.

In steileren Hanglagen kommt es zunehmend zu Erosion der Böden. Große Felder, sowie die Umnutzung der Wiesen in Ackerland führen bei den zunehmenden Starkregenereignissen zu unkontrolliertem Wasserabfluss und Überschwemmun- gen.

29 Siedlungsnutzung

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Städte

Gemeinde-Hauptorte

Dörfer und Weiler

Industrie und Gewerbe

30 Tirschenreuth

Iglersreuth Luftbilder © www.Oberpfalz-Luftbild.de

Die Siedlungsstrukturen reichen von kleinen Weilern bis zu mittelgroßen Städten und sind gleichmäßig im Untersuchungs- gebiet verteilt.

N Jede Stadt verfügt über einen Ortskern mit einzigartigem baulichem Ensemble. Die Architektur steht zum Teil unter Denk- malschutz. Für die Gemeindezentren und Städte soll Innenentwicklung klaren Vorrang gegenüber einer Außenentwicklung haben. Die Siedlungszentren bieten Hauptstrukturen für Einkaufen, Wohnen und produzierendes Gewerbe.

Die Kleinteiligkeit der Dörfer stellt eine große Herausforderung für den Erhalt der Siedlungsräume dar. Durch den Bevölke- rungsrückgang, Außenentwicklung und eine vernachlässigte Pflege der Ortskerne geht ihre Differenziertheit verloren. Die dörflichen Baustrukturen weisen durch einen hohen Anteil an Altbestand eine sehr hohe Identität in der Einzelar- chitektur auf, die es langfristig zu sichern gilt. Zudem soll die für eine Landwirtschaft günstige, bauliche Mischstruktur erhalten bleiben.

Ortsränder wie in Iglersreuth stehen noch in Bezug zur Landschaft. Durch Obstwiesen und Bepflanzungen entsteht ein sanfter Übergang.

Die Mischung von Gewerbe, kleiner Industrie, innerstädtischem Handel und Dienstleistungen sowie der Landwirtschaft bietet eine große Vielfalt. In den Steinbrüchen werden Basalt und Kaolin abgebaut.

Die Gewerbegebiete liegen günstig an der B 15 und an der Staatsstraße St 299.

31 Öffentliches Grün, Sport

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Öffentliche Grünfläche, Park, Sportanlage

32 Golfplatz Neualbenreuth © www.neualbenreuth.de

Steinbergallee Bärnau © www.historisches-baernau.de

Die Hauptorte sind mit öffentlichen Vereins- und Schul- sportanlagen ausgestattet. Diese bilden einen wichtigen Baustein für die Gemeinden und üben einen positiven Ein- fluss auf das Zusammengehörigkeitsgefühl aus. Kinder und Jugendliche werden früh über den Sport in die dörfliche Gemeinschaft integriert.

Die großen, öffentlich zugänglichen und differenzierten Waldgebiete der Region, sowie die Vielfalt an Wander- und Feldwegen sind attraktiv für Sport und Freizeit. Neualbenreuth bietet mit Kurpark und Golfplatz großflächi- ge, gestaltete Grünflächen.

Baumreihen parallel zu Straßen und Feldhecken gliedern die freie Landschaft und sind bedeutend für ein günstiges Mikroklima.

33 Verkehrserschließung / Straßen

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Bahn

Autobahn

Bundesstraße

Staats-/Kreisstraßen

Sonstige Straßen und Wege

34 © www.bahnbilder.de © www.annettekarl.de

© www.schoene-radtouren.de © www.onetz.de

Als überregionale Verbindung tangiert die Autobahn A 93 das Stiftland im Westen. Die Bundesstraßen B 299 und B 15 bilden eine Verbin- dungslinie von Waldsassen über Mitterteich nach Tirschen- reuth.

Ein dichtes Netz aus Staats- und Kreisstraßen verknüpft die Hauptorte untereinander.

Kleinere Gemeindestraßen bilden ein noch dichteres Flecht- werk an untergeordneten Erschließungen.

In Pechbrunn werden die Verkehrswege durch eine Bahn- trasse mit Verbindung nach Windischeschenbach im Süden und Marktredwitz im Nordwesten ergänzt.

Das gesamte Gebiet ist sehr gut erschlossen und alle Orte gut erreichbar. Der Ausbaustandard der Straßen ist von hoher Qualität.

35 Rad- und Wanderwege

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Wanderwege

Radwege

36 © www.ferienregion-stiftland.de

© www.ostbayern-tourismus.de

Das dichte Wegenetz von untergeordneten Straßen, Feld- und Waldwegen bietet Wanderern, Radfahrern und E-Bikern vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.

Durch die bestehende bewegte Topographie sind die Wege und die angrenzende Landschaft abwechslungsreich. Unterschiedliche, der Umgebung angepasste Belagsstruk- turen unterstützen diese Vielfalt.

Die Aussichts- und Zielpunkte schaffen Orte des Verweilens und der Ruhe. Die Waldränder und Höhenzüge bilden klare Raumkanten, geben Orientierung und laden zur Erkundung ein.

Aufgrund des demographischen Wandels und der Inklusi- onsbestrebungen soll die Barrierefreiheit in allen Bereichen berücksichtigt werden. Für eine bessere Erreichbarkeit der Ausflugsziele soll das Angebot an E-Ladestationen ausge- baut werden.

37 2.3 Bestandsanalyse Sozioökonomie

Demographie Die bisherige demographische Entwicklung sowie die gang war. Gleichzeitig prägt der heutige Altersaufbau der Erwartungen für die zukünftige demographische Entwick- Bevölkerung diese Komponente auch weit in die Zukunft. lung zählen zu den bestimmenden Rahmenbedingungen Betrachtet man deshalb das Wanderungssaldo der Jahre der Regionalentwicklung. Anhand der Analysen zur Raum- 2004 bis 2014 nach Altersgruppen, so zeigt sich über alle struktur wurde bereits deutlich, dass das Stiftland - wie Jahre hinweg ein negativer Saldo in den Altersgruppen auch die gesamte Region - vom demographischen Wan- der 18 bis unter 30-Jährigen. Der Landkreis Tirschenreuth del stark betroffen ist. Der Wirkungszusammenhang liegt verliert jährlich durchschnittlich 0,7 % der 0 bis 25-Jähri- darin, dass sowohl die Alterung (geringeres Einkommen gen allein durch Abwanderung. Diese Altersgruppe fehlt mit dem Renteneintritt) als auch der Sterbeüberschuss dann nachfolgend als Elterngeneration im Landkreis (sinkende Bevölkerungszahl) ein geringeres Nachfragevo- Tirschenreuth. Der Altersaufbau der Bevölkerung hat sich lumen sowohl bezüglich Wohnraum als auch bezüglich in den letzten Jahren sowohl durch die Alterung als auch Einzelhandel und bezüglich vieler weiterer Dienstleistun- durch das Wanderungsgeschehen verändert. Im Zeitraum gen zur Folge haben. Konsequenz dieser Entwicklung ist 2009 bis 2014 hat die Bevölkerungszahl vor allem in den ein geringerer Bedarf an Wohnungen und Geschäftsräu- Altersgruppen 6 Jahre bis unter 45 Jahre abgenommen men, was sich in Leerstand niederschlägt. Verschärft wird sowie in der Altersgruppe der 65 bis unter 75-Jährigen. die Situation, falls zusätzlich Wirtschaftsstrukturkrisen Einen Anstieg verzeichneten dagegen die Altersgruppen auftreten, die über den Verlust an Arbeitskräften und der 45 bis 65-Jährigen sowie der über 75-Jährigen. Das über Abwanderung ebenfalls Kaufkrafteinbußen und für das Stiftland beschriebene Grundmuster der Bevölke- Nachfragerückgang hervorrufen. Vor diesem Hintergrund rungsentwicklung zeigt sich in allen Kommunen in ähnli- und der zahlreichen Wirkungsverflechtungen in andere cher Weise, wenngleich Unterschiede in der Betroffenheit Bereiche (Städtebau, Wirtschaft, Tourismus, Infrastruktur) existieren. Vergleichsweise stärkere Rückgänge verzeich- hinein, muss der demographischen Ausgangssituation nen Neualbenreuth und Waldsassen, dagegen fallen die und den Perspektiven der demographischen Entwick- Rückgänge für Leonberg, Plößberg und Tirschenreuth lung vorrangig Aufmerksamkeit geschenkt werden. Der etwas moderater aus. Auch auf tschechischer Seite ist die aktuelle Bevölkerungsstand und die Altersstruktur der Bevölkerungsentwicklung im Bezirk Cheb (Eger) mittler- Bevölkerung im Stiftland bzw. in den Kommunen im Stift- weile rückläufig. Zwar konnte die Stadt Cheb zunächst land sind Ergebnis der bisherigen natürlichen Bevölke- noch einen Bevölkerungszuwachs aus dem Umland gene- rungsentwicklung durch Geburten und Sterbefälle sowie rieren und erreichte im Jahr 2010 einen Einwohnerstand der Wanderungsbewegung durch Zuzüge und Fortzüge. von 34.600, mittlerweile ist der Einwohnerstand aber auf Für die gesamte Bevölkerungsentwicklung lässt sich im 32.200 zurückgegangen. Auch der Bezirk Cheb hat seine Zeitraum der letzten zehn Jahre (2004 bis 2014) eine Einwohnerzahl zwischen 2010 und 2017 um etwa 3.700 negative durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (-0,8 Personen (-4,0 %) auf 91.563 Einwohner reduziert. Nach- %) feststellen. Dies entspricht einem Bevölkerungsrück- dem die Arbeitslosigkeit im Bezirk Cheb bei nur mehr 2,2 gang von insgesamt -3.136 Personen bzw. -8,0 % über den % liegt und gleichzeitig in Tschechien die Löhne steigen, gesamten Zeitraum von zehn Jahren. Dabei erweisen sich um Abwanderung entgegenzuwirken, ist auch der Rück- im Stiftland beide Komponenten der Bevölkerungsent- griff des Stiftlandes auf Bevölkerung oder Arbeitskräfte wicklung als negativ. Der Saldo der natürlichen Bevölke- aus Tschechien zunehmend schwierig, wenngleich das rungsentwicklung zeigt einen Sterbeüberschuss von 2.106 Lohnniveau in Tschechien noch deutlich geringer ausfällt, Personen. Noch ohne die Berücksichtigung von Wande- als in Bayern. Die altersgruppenspezifischen Unterschiede rungen liegt der Bevölkerungsrückgang im Zeitraum 2004 in der Bevölkerungsentwicklung führen zu einem Alters- bis 2014 bei -2,7 % bzw. bei -0,6 % wenn die durchschnitt- aufbau der Bevölkerung im Stiftland mit vergleichsweise liche jährliche Entwicklung zum Saldo von Geburten- und geringerem Jugendquotient (29,3 im Stiftland 29,8 in der Sterbefällen angegeben wird. Verstärkt wird dieser, aus Oberpfalz) und einem deutlich höheren Altenquotienten der Altersstruktur der Bevölkerung resultierende Bevöl- (38,2 im Stiftland 31, 4 in der Oberpfalz). Auch das Billeter- kerungsrückgang durch weitere Wanderungsverluste. Maß, ein Indikator für das demographische Alter einer So verzeichnete das Stiftland im Zeitraum 2004 bis 2014 Bevölkerung, liegt im Stiftland mit -0,85 deutlich unter zusätzlich einen negativen Wanderungssaldo von -1.081 dem Wert, der für die Oberpfalz errechnet wird (-0,64). Personen. Dies entspricht einem Bevölkerungsrückgang Dies drückt aus, dass die Bevölkerungszahl der über um 1,3 % über den gesamten Zeitraum bzw. einem durch- 50-Jährigen im Stiftland über der Bevölkerungszahl der schnittlichen jährlichen Bevölkerungsrückgang durch unter 15-Jährigen liegt und dieser Überschuss der älteren Wanderungsverluste von -0,3 %. Im Vergleich zum Land- Bevölkerung 85 % der Bevölkerung im Alter von 15 bis 49 kreis Tirschenreuth stellt sich die natürliche Bevölkerungs- Jahren erreicht. Deshalb fällt auch der Anteil der Erwerbs- entwicklung dabei etwas schlechter dar, dagegen sind personen im Stiftland eher unterdurchschnittlich aus. Die die Wanderungsverluste etwas weniger stark ausgeprägt, demographische Ausgangslage lässt sich insgesamt als als dies im Landkreis Tirschenreuth der Fall ist. Damit wird schwierig bezeichnen, da die Bevölkerungszahl rückläufig bereits deutlich, dass die Komponente der natürlichen ist und die Bevölkerungsstruktur von einer Überalterung Bevölkerungsentwicklung - zumindest in der Vergangen- gekennzeichnet ist, die auch die künftige Bevölkerungs- heit - der wesentlichere Faktor für den Bevölkerungsrück- entwicklung prägt.

38 Abbildung 14: Bevölkerungsstand und Bevölkerungsentwicklung

Abbildung 13: Altersstruktur in den Gemeinden

Wanderung

Analysiert man das Wanderungsgeschehen für das Stiftland nach außen, so zeigt sich für den Saldo der letzten 10 Jahre eine negative Bilanz zu fast allen anderen Regionen. Lediglich für das „übrige Franken“ lässt sich ein Wanderungsgewinn ausmachen. Differenziert nach Altersgruppen zeigt sich abweichend von der allgemei- nen Entwicklung zumindest für den Großraum München und die umliegenden ländlichen Landkreise eine positive Abbildung 15: Altenquotient Bilanz bei den unter 19-Jährigen. Bei den über 65-Jähri- gen besteht ein positiver Wanderungssaldo gegenüber den umliegenden Oberzentren sowie gegenüber den umliegenden ländlichen Landkreisen. Beim Wanderungs- geschehen innerhalb des Stiftlandes, zeigen sich deutli- che Unterschiede zwischen den Städten Tirschenreuth, Mitterteich und Waldsassen und den übrigen Kommunen. So ist die Wanderungsbilanz aller ländlicher Kommunen des Stiftlandes mit allen anderen Raumeinheiten nega- tiv. Insbesondere in die größeren Städte des Stiftlandes wandert über alle Altersgruppen hinweg Bevölkerung ab. Dagegen verzeichnen die Städte im Stiftland aus den Gebieten „übriges Franken“ und „umliegende ländliche Kreise“ Wanderungsgewinne. Insgesamt kennzeichnen somit intraregionale Wanderungsströme, das Stiftland, von denen die Städte Tirschenreuth, Waldsassen und Mitterteich profitieren. Hier zeigt sich das Ergebnis indi- vidueller Wohnstandortentscheidungen, die zu Gunsten der zentralen Orte höherer Stufe ausfallen. Dieser Trend dürfte sich künftig fortsetzen. Abbildung 16: Wohnbauflächenentwicklung im Zeitraum 2004 bis 2013

39 Kategorien • Städte im Stiftland: Tir- schenreuth, Mitterteich, Waldsassen • ländliche Kommunen im Stiftland: Konnersreuth, Mähring, Pechbrunn, Neualbenreuth, Plößberg, Leonberg, Bärnau • Städte Regensburg, Nürn- berg und Bamberg • umliegende ländliche Landkreise: Hof, Wunsie- del-Fichtelgebirge, Kulm- bach, Bayreuth, Neustadt a.d. W, übriger Landkreis Tirschenreuth, Amberg- Sulzbach, Schwandorf • übriges Franken = übrige Abbildung 17: Wanderungsgeschehen Stiftland insgesamt - umliegende Räume Kommunen aus den Regierungsbezirken Oberfranken, Unterfran- ken und Mittelfranken • Großraum München: Stadt und Landkreis Mün- chen, Landkreise Fürs- tenfeldbruck, Freising, Dachau, Landsberg am Lech, Ebersberg, Erding und Starnberg • übrige Kommunen aus den Regierungsbezirken Schwaben, Oberbayern und Niederbayern • übriger Regierungsbe- zirk Oberpfalz (übrige Kommunen aus den Landkreisen Regensburg, Neumarkt und Cham)

Abbildung 18: Wanderungsgeschehen Städte im Stiftland - umliegende Räume

Abbildung 19: Wanderungsgeschehen Ländliche Kommunen im Stiftland - umliegende Räume

40 Wohnen

Die sinkende Bevölkerungszahl im Stiftland lässt mittel- 49-Jährigen im Jahr 2036 nur mehr 80 % verglichen mit fristig auch einen rückläufigen Bedarf an Wohngebäuden der heutigen Anzahl. Betrachtet man hierzu nochmals die erwarten. Wohnstandortentscheidungen stehen zu unter- Dynamik der Entwicklung, so wird die Anzahl aller heute schiedlichen biographischen Meilensteinen an. Eine erste über 20-Jährigen durch Alterung bis in 20 Jahren um Wohnstandortentscheidung findet statt, wenn das Eltern- etwa ein Drittel bzw. etwa 10.000 Personen abnehmen, haus bzw. der Heimatort für die Ausbildung oder im Zuge die dann alle über 40 Jahre sind. Gleichzeitig umfasst die der ersten eigenen Haushaltsgründung verlassen wird. Ein Altersgruppe der heute 0 bis 20-Jährigen, die bis dahin zweiter Meilenstein, der häufig mit einer Wohnstandort- in die Familienphase eintreten und Wohnraum nachfra- entscheidung einhergeht, ist die Familiengründung, mit gen lediglich etwa 6.300 Personen. Diese Lücke von ca. der sich auch der Wohnraumbedarf verändert. Werden 3.700 Personen wird sich auf die Anzahl der Haushalte die Kinder erwachsen und verlassen das Elternhaus, dann niederschlagen sowie auf die Nachfrage nach Wohnraum. erfolgt mit dem kleiner werdenden Wohnraumbedarf So kann die verringerte Zahl an Haushalten mit ca. 1.500 in der Regel keine Umzugsentscheidung, sondern das abgeschätzt werden. Mit dem Bevölkerungsrückgang Wohnhaus wird unverändert weiterbewohnt. Dies führt zu und trotz sinkender Haushaltsgrößen ist ein allgemeiner einer deutlich anwachsenden Wohnfläche je Einwohner Nachfragerückgang noch Wohnungen auszumachen, in den Kommunen und ist ursächlich für den Unterbesatz allerdings steigt die Nachfrage nach altersgerechten Woh- des Wohnraums. Das Verharren in überdimensioniertem nungen. Da demographische Prozesse nicht kurzfristig Wohnraum setzt sich dann über den weiteren Lebens- beeinflussbar sind, sondern eine hohe Trägheit gegen- verlauf fort, wenn einer der Lebenspartner verstirbt. über Veränderungen besitzen, kommt einer frühzeitigen Neben diesen „klassischen“ biographischen Verläufen Anpassung der Kommunen im Stiftland an die verän- treten Wohnstandortentscheidungen zudem bei weite- derten Verhältnisse eine wesentliche Bedeutung für die ren Veränderungen in der Biographie durch Trennung, Ausbildung zukunftsfähiger Siedlungsstrukturen zu. Auf Scheidung, Arbeitsplatzwechsel, Unterstützungsbedarf der Angebotsseite zeigt sich eine heute bereits hohe Zahl usw. auf. So hat der gesellschaftliche Wandel zu einer an Remanenzgebäuden. Das sind Gebäude, in die einst Vielzahl an Haushaltskonstellationen geführt, die im Trend Familien einzogen und die heute weiter bewohnt werden, mit kleineren Haushaltsgrößen einhergehen. Dement- obwohl die mit dem Auszug der Kinder sich ergebenden, sprechend sinkt die Zahl der Haushalte noch nicht in familiären Veränderungen nur mehr einen deutlich ver- dem Maße, wie die Bevölkerungszahl sinkt. Der Umstand, ringerten Bedarf an Wohnfläche erfordert. Diese Objekte dass größere Wohneinheiten von kleineren Haushalten werden langfristig ebenfalls frei und erhöhen den schon weitergenutzt werden, dämpft den Nachfragerückgang. heute hohen Bestand an älteren Wohngebäuden mit Dennoch zeichnet die Entwicklung der Wohnbaufläche Sanierungsstau. Dies belastet den Immobilienmarkt wei- und die der Anzahl der Wohnungen ein Bild, das der Ent- ter, der schon heute von fehlender Wirtschaftlichkeit im wicklung der Bevölkerungszahl entgegensteht. So hat die Mietwohnungsbereich geprägt ist. Schon heute ist es bei Wohnbaufläche in allen Kommunen des Stiftlandes trotz den sehr geringen zu erzielenden Mieten kaum möglich, rückläufiger Bevölkerung zugenommen. Insbesondere Mietwohnraum herzustellen oder durch Sanierungsmaß- Konnersreuth, Mähring, Bärnau und Plößberg verzeich- nahmen wieder aufzuwerten. In den Kommunen und vor nen den stärksten Zuwachs, obwohl diese Kommunen zu allem in den Wohngebieten um den Stadt- bzw. Ortskern den ländlichen Kommunen im Stiftland zählen, die von zeigt sich eine Problemlage, die von folgenden Themen Wanderungsverlusten betroffen sind. Die gegenläufige geprägt wird: Entwicklung der Vergangenheit von rückläufiger Bevölke- • Sanierungs- und Modernisierungsstau vor allem im rungszahl aber steigender Anzahl an Wohnbaufläche und Bereich des privaten Wohneigentums bei fehlenden Wohnungen erhöht in der Konsequenz das Leerstands- finanziellen Mittel der Eigentümer, risiko. Die Anzahl der Wohngebäude hat im Stiftland im • nicht mehr zeitgemäße Wohnungsgrundrisse und Stra- Zeitraum 2011 bis 2017 um 1,8 % zugenommen und die ßenraumausbildungen, Anzahl der Wohnungen um 1,6 %. Dagegen hat die Bevöl- • Überalterung der Bevölkerung in Verbindung mit feh- kerungszahl im Stiftland im Zeitraum 2011 bis 2017 um 4,0 lenden Nachmietern, % abgenommen. Betrachtet man die weitere Entwicklung, so wird die Al- • mangelnde Qualität des Wohnumfeldes und tersgruppe der 20 bis 30-Jährigen, bei denen in der Regel • zunehmende Problematik der Mietnomadenschaft eine Wohnstandortentscheidung neu ansteht, bis zum Eine aktive Einflussnahme der Kommunen zur Anpassung Jahr 2036 rückläufig sein. Gleichzeitig wird bis dahin die des Siedlungskörpers an die veränderten Rahmenbedin- heute am stärksten besetzte 10-Jahres-Altersgruppe der gungen ist erforderlich und kann als zentrales Handlungs- 50-59-Jährigen dann um 20 Jahre gealtert sein und im Be- feld der IKom-Stiftland zur strategischen Raumentwick- satz auf 84 % der ursprünglichen Personenzahl abgenom- lung gelten. men haben. Betrachten man die gesamte Bevölkerung jenseits der Familienphase, so erreicht die Bevölkerungs- zahl aller über 50-Jährigen in 20 Jahren nicht mehr das heutige Niveau, sondern wird um 5 % niedriger liegen. Gravierender fällt aber der Vergleich der Altersgruppen in der Familienphase aus. So erreicht die Anzahl der 20 bis

41 Innenentwicklungspotenzial Empfehlungen aus dem Vitalitäts-Check Mit dem Vitalitäts-Check 2.0 verfügen die Kommunen • Gewährleistung einer wohnstandortnahen Grund- über ein Instrumentarium, das die Situation der Daseins- versorgung, ggf. mobile Angebote, Fahrdienste, vorsorge und der Nahversorgung deutlich macht und die Besetzung integrierter Lagen Innenentwicklungspotenziale in den einzelnen Kommu- nen zeigt. Diese umfassende Bestandsaufnahme soll aber • keine Siedlungsflächenerweiterung, Priorität Altort nur der erste Schritt hin zu gezielten Maßnahmen sein, • Multifunktionalität und Barrierefreiheit von Gebäu- um die Siedlungsentwicklung an den künftigen Bedarf den anzupassen. Grundlage für eine veränderte Siedlungspo- litik der Kommunen ist die Abkehr von bisherigen Hand- • neue Nutzungsmöglichkeiten für Leerstände und lungsmustern der Angebotsausweitung, die in Zeiten des Brachen finden (generationenübergreifendes Woh- demographischen Wachstums wirksam waren. Unter einer nen, neue Wohnformen) rückläufigen Bevölkerungsentwicklung muss es nun ge- • Vermarktung der Leerstände (Immobilienbörse, lingen, die verbliebene Nachfrage nach Wohnbauflächen Kommunikation von Beispielen) in die Ortskerne und in die Bestandsgebiete zu lenken. Insbesondere die Ortskerne als der identitätsstiftende • Ggf. Teilrückbau und Aufwertung im Ortskern Siedlungsbereiche bedürfen einer Revitalisierung der sich • Nachverdichtung der Baulücken, Bewusstseinsbil- wandelnden Nutzungen, um zukunftsfähig zu bleiben. dung, Rückwidmung Die Ausweisung weiterer Bau- und Gewerbegebiete treibt dagegen sowohl eine monetäre, als auch ästhetische Ab- • Steigerung der Attraktivität des OrtskernsMobilisie- wärtsspirale weiter an, der es entgegenzuwirken gilt. Trotz rung privater Gestaltungsaktivitäten der Kenntnis dieser Wirkungszusammenhänge gestaltet • Angebote im Bereich Senioren- und Pflegeeinrich- sich die Umsetzung einer veränderten und aktiv gesteuer- tungen ten Siedlungspolitik als sehr schwierig und auch während der Erarbeitung des ILEK wurden zusätzliche Baugebiete im Stiftland ausgewiesen. Dabei kommt der Vitalitäts- Check für alle Kommunen des Stiftlandes zum selben Fazit beim Thema Flächennutzung und Innenentwicklungspo- tenziale: • In der Vergangenheit wurden zu viele Bauplätze ausge- wiesen. • Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung wird eine Handlungsanforderungen an die Kommunen noch stärkere Leerstandsproblematik erwartet. • aktive Standortentwicklung durch die Kommunen • Es sollte keine Ausweisung neuer Baugebiete mehr erfolgen. • Anpassung der Flächennutzungsplanung für den Siedlungsumbau und Kommunikation der Anforde- • Primär sollten die Baulücken am Hauptort gefüllt wer- rung des Siedlungsumbaus den. • Die Innenentwicklungspotenziale müssen gezielt akti- • Thematisierung von Multifunktionalität und Barriere- viert werden freiheit im Planungsprozess Der Vitalitäts-Check hat in den Kommunen des Stiftlandes • kommunale Projektentwicklung zum Thema Woh- insgesamt 2.742 Flurstücke identifiziert, die als Innen- nen (generationenübergreifendes Wohnen, neue entwicklungspotenzial zu werten sind, da es sich um Wohnformen) Baulücken, geringfügig bebaute Grundstücke oder Grund- stücke mit leerstehenden Gebäuden bzw. aufgegebenen • kommunale Außendarstellung zur Vermarktung der Nutzungen handelt. Zu diesem bereits vorhandenen Leerstände Bestand wurden weitere 1.033, heute noch bewohnten • Nutzung der Städtebauförderung für die Aufwer- Wohngebäude identifiziert, deren kurz- bis mittelfristige tung in den Ortskernen und die Planung des Sied- Nutzung nicht gesichert ist. Quantitativ am stärksten sind lungsumbaus. die Kommunen Konnersreuth, Neualbenreuth, Bärnau und Mähring betroffen. Im Stiftland insgesamt erreicht das • Aktive und konsequente Lenkung der Siedlungsent- vorhandene Innenentwicklungspotenzial bereits einen wicklung und Bewusstseinsbildung zur Innenent- Wert von 16 % bezogen auf die heutige Anzahl der Haus- wicklung und dem Siedlungsumbau halte. Das Aufzeigen dieser Ist-Situation sollte aber nur der • Anpassung der kommunalen Förderprogramme zur erste Schritt sein. Bisher blieben allerdings eine aktive und Besserstellung des Ortskerns für alle Maßnahmen dauerhafte Sensibilisierung der Öffentlichkeit und politi- der Revitalisierung gegenüber anderen Siedlungs- scher der Entscheidungsträger bzw. -trägerinnen für die räumen Probleme einer flächenintensiven Siedlungsentwicklung sowie die Initiierung notwendiger Veränderungsprozes- • interkommunale Projektentwicklung für den Bereich se, um Innenentwicklungspotenziale gezielt nutzbar zu Senioren- und Pflegeeinrichtungen machen, noch weitgehend aus.

42 Ergebnis des Vitalitäts-Check 2.0

IEP = Innenentwicklungspotenzial (Flurstücke); LR = Leerstandsrisiko (Objekte)

Abbildung 20: Aufstellung zu den Ergebnissen des Vitalitäts-Check 2.0

Markt Neualbenreuth

43 Wirtschaft

Die Arbeitsplatzentwicklung im Stiftland verlief seit 2004 allerdings ist Tirschenreuth im Vergleich zu allen anderen bis zum Jahr 2014 positiv mit einer Zunahme der sozialver- Kommunen als Kreisstadt auch stark vom Wirtschaftssek- sicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Stiftland tor der öffentlichen und privaten Dienstleistungen (36 von 12,2 %. Im Jahr 2016 arbeiten 13.279 sozialversiche- %) geprägt. Mit der Ansiedlung des Amtes für Ländliche rungspflichtig Beschäftigte im Stiftland. 9,1 % dieser Entwicklung in Tirschenreuth im Zuge der Behördenverla- Arbeitsplätze entfallen auf Personen aus dem Ausland, gerung wurden Arbeitsplätze für Hochqualifizierte in der was eine zur Oberpfalz insgesamt (8,8 %) vergleichbare Region geschaffen, was einen positiven Impuls darstellt, Größenordnung darstellt. Der Arbeitsplatzzuwachs seit der weitergeführt werden sollte. Der Bereich der öffent- dem Jahr 2004 fällt im Stiftland etwas geringer aus, als lichen und privaten Dienstleistungen erreicht aber auch im Landkreis Tirschenreuth (14 %) und deutlich geringer in Mitterteich und Waldsassen als den weiteren zentralen als im Oberpfalz (19,8 %). Die Arbeits- Orten im Stiftland noch einen höheren Anteil von über losenquote im Landkreis Tirschenreuth (bezogen auf alle 20 %. Weitere Besonderheiten betreffen einen hohen zivilen Erwerbspersonen) ist seit dem Jahr 2013 konti- Anteil des Wirtschaftssektors „Handel, Gastgewerbe und nuierlich gesunken und liegt mit 3,0 % im Jahr 2018 auf Verkehr“ in der touristisch geprägten Kommune Neual- dem niedrigsten Stand seit 2009. Dennoch ist das Niveau benreuth sowie in Pechbrunn und Bärnau. Hohe Anteils- dieser Größenordnung der Arbeitslosenquote deutlich werte für die Landwirtschaft zeigen sich in Leonberg und über dem für die Oberpfalz, das bei 2,3 % liegt. Wählt man Mähring. Größere Einzelbetriebe im Stiftland sind das die abhängigen Erwerbspersonen als Bezugsgröße, dann Erden- und Brennstoffwerk Ziegler sowie das Logistik- beträgt die Arbeitslosenquote im Landkreis Tirschenreuth und Holzverarbeitungsunternehmen Ziegler Group und 3,3 %. Innerhalb des Stiftlandes zeigt sich eine sehr un- die Horn Glass Industries AG in Plößberg, die Schott AG in terschiedliche Entwicklung in den einzelnen Kommunen. Mitterteich, die Glashütte Lamberts, Kondrauer Mineral Deutlich überdurchschnittliche Arbeitsplatzzuwächse und Heilbrunnen, KasseckerT sowie Lebkuchen Rosner in verzeichnen Mähring, Neualbenreuth und insbesonde- Waldsassen und die Hamm AG in Tirschenreuth. re Plößberg. Während die Kommunen Tirschenreuth, Weitere wesentliche Arbeitgeber bzw. Einrichtungen im Waldsassen und Bärnau noch durchschnittliche Arbeits- Stiftland sind: platzzuwächse aufweisen, ist für die Stadt Mitterteich eine • Sibyllenbad in Neualbenreuth Stagnation der Anzahl der Arbeitsplätze auszumachen • Liebensteiner Kartonagenwerk und eine rückläufige Arbeitsplatzentwicklung ist für • Tuchfabrik Mehler Konnersreuth, Pechbrunn und Leonberg festzustellen. Die Arbeitsplatzentwicklung der einzelnen Kommunen • Backhaus Kutzer ist aber für die Entwicklung des Stiftlandes insgesamt von Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäf- ganz unterschiedlicher Bedeutung. Die Arbeitsmarkt- tigten am Wohnort im Zeitraum 2004 bis 2014 blieb mit schwerpunkte - gemessen an der absoluten Anzahl der einem Zuwachs von 7,9 % hinter der Entwicklungsdyna- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort mik der Arbeitsplätze zurück. Dementsprechend zieht das - sind die Städte Tirschenreuth, Mitterteich und Waldsas- Stiftland mehr Einpendler an und die Arbeitsplatzzentra- sen. Auf diese drei Kommunen konzentrieren sich fast lität (Verhältnis der sozialversicherungspflichtig Beschäf- 77 % der Arbeitsplätze im Stiftland. Zählt man Plößberg tigten am Arbeitsort zu den sozialversicherungspflichtig als weitere Kommune hinzu, die eine hohe Arbeitsplatz- Beschäftigten am Wohnort) hat sich weiter erhöht und zentralität aufweist, dann konzentrieren sich auf diese erreicht mittlerweile einen Wert von 96 % (31.12.2016). Im vier Kommunen 88 % der Arbeitsplätze im Stiftland. Die Jahr 2016 wohnten 13.838 sozialversicherungspflichtig Städte Mitterteich und Tirschenreuth sind zusammen mit Beschäftigte im Stiftland. Die Entwicklung von Gewerbe- Plößberg die Kommunen im Stiftland, die einen Einpend- flächen verlief im Zeitraum seit 2004 vor allem in Wald- lerüberschuss aufweisen und denen dementsprechend sassen, Konnersreuth und Plößberg sehr dynamisch, aber eine besondere Arbeitsplatzfunktion zukommt. Dies gilt auch alle übrigen Kommunen verzeichnen einen Zuwachs mit Abstrichen auch noch für die Stadt Waldsassen, in an Gewerbeflächen. Dabei sind die klassischen Standort- der sich Einpendler und Auspendler in etwa die Waage bedingungen der Autobahnnähe und der Flächenver- halten. An den Arbeitsplatzschwerpunkten des Stiftlan- fügbarkeit nur in den westlichen Kommunen Pechbrunn des, Tirschenreuth, Mitterteich und Waldsassen, war die und Mitterteich gegeben. Die Nutzung der Lagegunst Arbeitsplatzentwicklung vor allem im Zeitraum zwischen der Verkehrsanbindung an der Autobahn soll durch die 2009 und 2014 sehr positiv, während der Zeitraum 2004 Entwicklung eines interkommunalen Industriegebietes in bis 2009 zumindest in Mitterteich und Waldsassen zu der - an das Stiftland angrenzenden - Kommune Wiesau einem Arbeitsplatzrückgang führte. Wirtschaftsstrukturell erfolgen. Allerdings ist derzeit nicht absehbar, welche ist die Region noch stark vom produzierenden Gewerbe Art von Industriegebiet dort entstehen soll. So kann die bestimmt und kann als Industrieregion charakterisiert Bereitstellung von Flächen von tatsächlich stärker arbeits- werden. Vor allem die Standorte Mitterteich und Plößberg platzintensiven Produktionsbetrieben genutzt werden, sind stark vom produzierenden Gewerbe geprägt, aber wenngleich die Standortnähe zu Tschechien und das auch in Konnersreuth und Mähring stellt dieser Wirt- dortige, geringere Lohnniveau für Neuansiedlungen eine schaftsbereich mit Abstand die meisten Arbeitsplätze. hemmende Rolle spielt, oder es können beschäftigungs- Die Stadt Tirschenreuth verfügt nach Mitterteich über die schwache aber flächenintensive Logistikunternehmen zweitmeisten Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe, derartige Standorte nachfragen.

44 Wirtschaft

In den einzelnen Kommunen stehen derzeit noch un- bebaute Gewerbeflächen zur Verfügung, die gerade für die Erweiterung örtlicher Unternehmen genutzt werden können. Darüber hinaus zeigt sich für die Bereiche Handel und Dienstleistung umfangreiches Innenentwicklungspo- tenzial. Gewerbeflächen finden sich in größerem Umfang in Tirschenreuth, Waldsassen Mähring und Mitterteich. Diese umfassen: • Mitterteich: 10 ha Gewerbegebiet an der Marktredwit- zer Straße; • Waldsassen: Egerer Straße, 6 ha; Porzellanfabrik, 2,7 ha; • Tirschenreuth: Mitterweg, 2,4 ha; Gewerbegebiet Ost, 3,9 ha; Langen Dammer, 1,2 ha • Mähring: Schafersbühl, 2,9 ha Der Fachkräftemangel, der in gesamt Bayern weiter an- steigt ist auch im gesamten Landkreis Tirschenreuth ein Engpass. Gründungs- und wirtschaftsfördernde Infrastruk- Abbildung 21: Arbeitsplatzzentralität im Jahr 2014 tur des Landkreises Tirschenreuth ist die Wirtschaftsförde- rung und das Gründerzentrum in Waldsassen. Es agiert als wesentliche aktivierende und koordinierende Einrichtung für das Stiftland und die Region. Neben Aktivitäten der Gründungsförderung und der Bestandspflege besetzt das WGZ Waldsassen bzw. die Wirtschaftsförderung des Land- kreises Tirschenreuth speziell das Thema, die Jugend der Region für Existenzgründung und die Beschäftigung mit der Heimatregion zu aktivieren. Darüber hinaus leistet das WGZ die grundlegenden Aufgaben für eine strategisch ausgerichtete Wirtschaftsentwicklung. Es koordiniert die wirtschaftsbezogenen Themen der Landkreisentwicklung und sensibilisiert und unterstützt die Regionalentwick- lung sowie die Ile´s für eine strategisch ausgerichtete Wirtschaftsentwicklung. Dabei fungiert es als Schnittstelle zwischen dem Landkreis und den ILEs Stiftland und Stein- wald. Ein aktuelles strategisches Wirtschaftsentwicklungs- konzept für den Landkreis Tirschenreuth, das federfüh- rend durch die Wirtschaftsförderung des Landkreises in der Erstellung begleitet werden sollte, ist nicht vorhanden. Dementsprechend agieren die Kommunen in der Wirt- Abbildung 22: Beschäftigungsentwicklung am Wohnort (2004 bis 2014) schaftsentwicklung häufig lediglich mit der Bereitstellung von Flächen, ohne dies mit einer konkreten Nachfrage oder zumindest einer anvisierten Zielgruppe hinterlegen zu können. Das Stiftland als interkommunaler Verbund kann die weitere Ausweitung von Gewerbeflächen, die nicht zur Bedienung der örtlichen Flächennachfrage dient, an den einzelnen Standorten eindämmen und sich für Flächenbedarf bei Neuansiedlungen auf einen interkom- munal abgestimmten Standort verständigen. Dies kann an den Autobahnstandorten des Stiftlandes geschehen, oder am Standort Wiesau, sofern dieser realisiert wird. Grundlegend wäre aber im Vorfeld die Entwicklung einer Strategie bzw. eines Profils auf Ebene des Landkreises zur Wirtschaftsentwicklung. Hierfür müssen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, was durch die IKom-Stiftland eingefordert werden sollte. In einer verbesserten Ressour- cenausstattung kann das WGZ auch die Koordinierungs- funktion zwischen den ILEs und dem Landkreis besser wahrnehmen und strategisches Know how in die Aktivitä- ten der ILEs einbringen.

Abbildung 23: Beschäftigungsentwicklung am Arbeitsort (2004 bis 2014)

45 Tourismus

Der Tourismus ist ein Wirtschaftszweig, der sich im Stift- um, Minaralienmuseum, Heimatmuseum, Porzellanmuse- land in den vergangenen fünf Jahren sehr positiv entwi- um, Glasofenbaumuseum und Museumsquartier Tirschen- ckelt hat. Die Anzahl der Übernachtungen in gewerbli- reuth) sowie Spezialthemen (Porzellan, Zoigl, Therese chen Beherbergungsbetrieben mit mehr als zehn Betten Neumann, Vulkanismus) sowie weitere Freizeiteinrichtun- hat sich im Zeitraum zwischen 2012 und 2017 um 24,4 % gen (Golfplatz Neualbenreuth, Freizeitanlage Großbüchl- erhöht und erreicht eine Größenordnung von 212.000. Die berg) ergänzen das Angebot. Ein vermarktbares Produkte Anzahl der Gästeankünfte erhöhte sich in noch stärkerem im Stiftland sind die „Erlebniswochen Fisch“. Darüber Maß und verzeichnet im Zeitraum zwischen 2012 und hinaus fehlen aber zeitlich und thematisch gebündelte 2018 eine Zunahme um 28,2 %. Übernachtungsstärkster Angebote, die gezielt (auch auf Ebene des Oberpfälzer Standort im Stiftland ist mit großem Abstand der Markt Waldes) vermarktet werden könnten. Die Ferienregion Neualbenreuth, der mit dem Anziehungspunkt Sibyl- tritt mit den Themen „Kultur und Natur pur“ sowie „Was lenbad im Jahr 2017 in 22 Beherbergungsbetrieben mit Leib und Seele guttut“ nach außen auf. Die thematisch mehr als zehn Betten (23 Betriebe seit Februar 2018) allein geordnete Außendarstellung ist im Tourismus - ebenso 90.000 der Übernachtungen generiert hat, bei ca. 25.800 wie im Bereich Wirtschaft - aber nicht mit einer gemeinsa- Gästeankünften. Hinzuzurechnen sind weitere knapp men Entwicklungsstrategie für die Angebotsentwicklung 14.000 Übernachtungen in Kleinbeherbergungs- bzw. hinterlegt. Ein touristisches Entwicklungskonzept, das aus- Privatquartieren bzw. ca. 2.200 zusätzliche Gästeankünfte gehend vom Markenkern des Stiftlandes Grundlage für in Neualbenreuth. Die Klosterstadt Waldsassen generiert eine gemeinsame und profilierte Angebotsentwicklung 2017 ca. 34.000 Übernachtungen in neun gewerblichen wäre, ist nicht gegeben. Die fehlende Zuständigkeit für Beherbergungsbetrieben mit mehr als zehn Betten, bei eine übergreifende Angebots- und Produktentwicklung ca. 16.500 Gästeankünften. In der Kreisstadt Tirschenreuth im Stiftland ist sowohl für die wenig profilierte fanden dagegen in den ebenfalls 9 Beherbergungsbetrie- Angebotsentwicklung und Außendarstellung verantwort- ben mit mehr als zehn Betten, bei nur etwas mehr als der lich, als auch für das weitgehende Fehlen übergeordnet Hälfte der Gästeankünfte (8.400) knapp 31.000 Übernach- vermarktbarer Produkte. Derzeit bündelt der Außenauf- tungen statt. Der Autobahnstandort Mitterteich erreicht tritt als Stiftland die kommunalen Angebote und ordnet dagegen in den vier Beherbergungsbetrieben mit mehr sie thematisch. Die Formulierung eines Markenkerns für als zehn Betten bei fast 11.500 Gästeankünften nur 26.500 das Stiftland und die Ableitung von Produktlinien zu die- Übernachtungen. Die durchschnittliche Auslastung ist in sem Markenkern, für die die kommunalen Angebote dann allen Kommunen vergleichsweise gering und liegt noch entsprechend weiterentwickelt und verknüpft werden, unter 40 %. Den höchsten Wert verzeichnet hier die Stadt war - zumindest bis zum Erarbeitungsprozess des ILEK Waldsassen mit ca. 38 %, während der Markt Neualben- - nicht gegeben. Dies birgt die Gefahr, dass Qualitäten, reuth als übernachtungsstärkster Standort erst eine Aus- die für eine profilierte Angebotsentwicklung vorhanden lastung von ca. 31 % erreicht. Das Beherbergungsangebot wären oder entwickelt werden könnten, nicht erkannt im Stiftland umfasst eine Vielzahl von Ferienwohnungen oder schlimmstenfalls sogar zerstört werden. Das Orts- sowie Bauernhöfe, Pensionen und Privatvermieter. Von und Landschaftsbild aber auch die besondere Charakte- den insgesamt 17 Hotels und Gasthöfen im Stiftland (ohne ristik der Rad- und Wanderwege bieten Qualitäten, die Falkenberg) sind lediglich drei klassifiziert, das 4-Sterne beispielsweise bei Fragen der Siedlungsentwicklung und Kurhotel Pyramide Sibyllenbad in Neualbenreuth sowie der Sanierung landwirtschaftlicher Wege berücksichtigt die beiden 3-Sterne Hotels Bayerischer Hof in Waldsassen werden müssen. Mit dem Projekt „Welterbe Klosterland- und der Gasthof Weißes Ross in Konnersreuth. Für den schaft Waldsassen-Stiftland“ existiert zwar ein Vorhaben, Außenauftritt und die Vermarktung des Stiftlandes haben das das gesamte Angebot im Stiftland einschließt und sich die Kommunen der IKom-Stiftland und der Markt Grundlage für eine gemeinsame Angebotsentwicklung Falkenberg bereits im Jahr 1990 zur ARGE Ferienregion und entsprechender Sensibilität für besondere Qualitä- Stiftland zusammengeschlossen, unter dem Vorsitz der ten werden könnte, dieses Vorhaben wird derzeit aber Stadt Waldsassen. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, durch die Stadt Waldsassen getragen und ist noch kein die Region mit Anzeigen und Messeauftritten zu bewer- stiftlandübergreifendes Projekt. Hier zeigt sich nochmals ben. Dabei vermarktet das Stiftland vor allem das Thema das Fehlen einer gemeinsam vereinbarten Profilierung Kulturerlebnis mit den Bestandteilen sakrales Erleben, ge- und Positionierung des Stiftlandes. Erst aus dieser heraus schichtliches Erleben und kulinarisches Erleben sowie das kann das Projekt „Welterbe Klosterlandschaft Waldsassen- Thema Natur mit den übergeordneten Themen Teichland- Stiftland“ Bestandteil einer gemeinsamen, thematisch schaft und Waldnaabtal. Zudem wird die Nähe zu Tsche- profilierten Angebotsentwicklung werden. chien thematisiert mit Hinweisen zu den Ausflugszielen in Tschechien. Wie der Oberpfälzer Wald insgesamt ist auch das Stiftland auf die Aktivitäten Wandern und Radfahren ausgerichtet. Stärkste Anziehungspunkte im Stiftland sind das Sibyllenbad sowie das Kloster und die Stiftsbasilika in Waldsassen. Darüber hinaus sind die Kappl, der Ge- schichtspark Bärnau-Tachov, der Fischhofpark in Tirschen- reuth sowie das Waldnaabtal wesentliche Besuchspunkte im Stiftland. Die Museen (Stiftlandmuseum, Knopfmuse-

46 Markt Neualbenreuth

Tourismus

Die Verknüpfung mit den Nachbarregionen ist gerade für • Geopark-Bayern Böhmen Rad- und Wandertouristen ein wesentlicher Faktor. Wäh- • ARGE Fisch rend das Angebot BAXI im Landkreis Tirschenreuth ge- • Porzellanstraße nutzt werden kann, um vom Endpunkt von Wanderungen wieder an den Ausgangspunkt zurückzukommen, ist dies • Goldsteig, Nurtschweg bei Touren, die in die Nachbarlandkreise Wunsiedl bzw. • Pilgerweg Via Porta Neustadt a.d. Waldnaab oder nach Tschechien führen, • grenzüberschreitende Radwege nicht möglich. Gerade die Vernetzung nach Tschechien und die Ost-West Erschließung des Grenzsaums von der Silberhütte bis zum Tillenberg, aber auch die Erschließung und Entwicklung des Tillenbergs selbst, ist eine wesent- liche Entwicklungsoption für das Stiftland. Natur- und landschaftsräumliche Potenziale, die noch nicht erschlos- sen sind, betreffen den Flusslauf der Wondreb sowie den Grenzsaum und dabei insbesondere den Tillenberg. Darüber hinaus ist das Radwegenetz gerade zur Verbin- dung der Hauptorte noch verbesserungsfähig. Die gilt u.a. für die Verbindungen Neualbenreuth-Waldsassen, Bärnau-Plößberg, Tirschenreuth-Mähring, Konnersreuth- Mitterteich und Pechbrunn-Mitterteich. Übergeordnet ist das Stiftland in die Touristische Desti- nation Oberpfälzer Wald eingebunden und wird darüber auch vermarktet. Das Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald im Landkreis Tirschenreuth ist am Landratsamt an- gesiedelt und diese Stelle verfügt über die fachliche Kom- petenz, eine profilierte Angebotsentwicklung im Stiftland zu begleiten und zu koordinieren. Weitere übergeordnete Akteure und Angebote sind:

Abbildung 24: Gästeübernachtungen (Stand und Entwicklung) Abbildung 25: Tourismusintensität

47 Daseinsvorsorge

Im Bereich der Daseinsvorsorge wird die Ausstattung der sprechende Einrichtungen für den Breitensport und auch einzelnen Kommunen bzw. ihrer Hauptorte und Ortsteile die Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur ist vorhanden mit Versorgungseinrichtungen und Unterstützungsange- (Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen). Darüber boten betrachtet. Bei der Bewertung der Ausstattung gilt hinaus komplettieren neben gastronomischen Einrich- es zu berücksichtigen, dass ein vollständiges Grundversor- tungen ergänzende kirchliche Einrichtungen (Veranstal- gungsangebot nicht in allen Kommunen erwartet werden tungsräume) und Vereinshäuser das Angebot an den kann, da es aufgrund der Bevölkerungszahl nicht tragfä- Hauptorten aller Kommunen im Stiftland. Auch zielgrup- hig ist. Deshalb sind gerade kleinere Kommunen, die nicht penspezifische Treffpunkte (Seniorentreff und Jugend- über ein eigenes Nachfragepotenzial verfügen, das eine treff) sind über das gesamte Stiftland verteilt vorhanden. qualifizierte Grundversorgung ermöglichen würde, dem Das Vereinswesen als Bestandteil des bürgerschaftlichen Nahbereich größerer zentraler Orte zugeordnet. Für die- Engagements spielt in allen Kommunen im Stiftland eine sen Nahbereich erfüllen die größeren zentralen Orte die große Rolle und wird durch die Infrastruktur der Vereins- Grundversorgungsfunktion. So sind die Kommunen Pech- häuser unterstützt. Darüber hinaus werden weitere Unter- brunn und Leonberg dem Nahbereich des Unterzentrums stützungs- und Gemeinschaftsangebote in allen Kommu- Mitterteich zugeordnet, Neualbenreuth und Konnersreuth nen durch das ehrenamtliche bzw. soziale Engagement sind Bestandteil des Nahbereichs des Oberzentrums der Bürgerinnen und Bürger getragen. Etablierte und Waldsassen und der Markt Mähring gehört dem Nahbe- dauerhaft angelegte Strukturen der Bürgerbeteiligung reich des Mittelzentrums Tirschenreuth an. Insgesamt sind dagegen kaum vorhanden und eher sporadisch im verfügen die meisten Kommunen im Stiftland über die Zuge der Erarbeitung von kommunalen Entwicklungskon- wesentlichen – der jeweiligen Gemeindegröße angemes- zepten oder der Umsetzung konkreter Projekte eingerich- senen – Einrichtungen der Grundversorgung, bestehend tet worden. Das Thema der Daseinsvorsorge zeigt bereits, aus Lebensmitteleinzelhandel sowie Bäckerei und Metz- dass die Tragfähigkeit von Angeboten in direktem Bezug gerei. Lediglich die Gemeinde Leonberg verfügt über zur Bevölkerungszahl steht. Die größeren Hauptorte keine eigenen Anbieter im Lebensmittelbereich. Diese erreichen die erforderliche Nachfragevolumen noch, aber positive Einschätzung trifft aber lediglich für die Kommu- dies gilt es durch eine strategisch auf die Revitalisierung nen insgesamt zu einzelne größere Ortsteile sind dagegen der Hauptorte angelegte Steuerung der Bevölkerungsent- als Ortsteile mit fehlender Grundausstattung einzustufen wicklung zu sichern. Der Vitalitäts-Check formuliert dies die zudem auch nur eine unregelmäßige Anbindung an zwar in seinen Empfehlungen, dies allerdings sehr vorsich- den ÖPNV aufweisen, wenngleich das BAXI die Erreich- tig. Mit Blick auf die zu erwartende Bevölkerungsentwick- barkeit sicherstellt. Abgesehen von einzelnen Ausnah- lung gilt es eine strategisch angelegte Steuerung der men verfügen die Ortsteile der Kommunen über keine Siedlungsflächenentwicklung deutlich stärker zu verfol- Verkaufsstelle für Lebensmittel und werden auch nur gen, um das Grundversorgungsangebot in den ländlichen teilweise durch mobile Angebote bedient. Für Leonberg Kommunen im Stiftland sichern zu können. und Mähring zeigt sich selbst am Hauptort ein nur unzu- reichendes Grundversorgungsangebot, wenngleich beide Kommunen dem Nahbereich größerer Zentraler Orte mit weitestgehend vollständigem Grundversorgungsangebot zugeordnet sind. Die fehlende Ausstattung der Ortstei- le gilt auch für die medizinische Grundversorgung und Dienstleistungen im Post und Bankwesen. Gelegentlich finden sich gastronomische Einrichtungen oder Vereins- häuser in den Ortsteilen, insgesamt fehlt aber in der Regel die Grundausstattung im Grundversorgungsbereich. Auch einige Hauptorte haben Defizite in der medizinischen Grundversorgung durch Hausarzt, Zahnarzt und Apothe- ke. So fehlen in Konnersreuth, Pechbrunn, Neualbenreuth, Leonberg und Mähring ein Zahnarzt und eine Apotheke. Die Gemeinde Leonberg verfügt über keinen Hausarzt. Hinsichtlich der Infrastruktur bieten die Kommunen ent-

Teichpfanne

48 2.4 Regional Governance und Strategie des Landkreises Tirschenreuth

Regional Governance bezeichnet das netzwerkartige und • Geopark Bayern-Böhmen nur schwach institutionalisierte Zusammenwirken von • private touristische Akteure (Geschichtspark) staatlichen, wirtschaftlichen und privaten Akteuren einer • Euregio Egrensis Region. Ob und in welcher Form die unterschiedlichen Akteure einer Region zusammenwirken, gilt heute als ein • Metropolregion Nürnberg wesentlicher Baustein der Regionalentwicklung. Regiona- Es zeigt sich somit auch im Themenfeld des Regional le Netzwerke sind es, aus denen Ideen zur Regionalent- Governance, dass eine strategische Zielsetzung, wie die wicklung entstehen und diese sind erforderlich, um Maß- IKom-Stiftland in die vorhandenen Governance-Struktu- nahmen und Projekte umzusetzen. Sie stehen somit am ren eingebunden werden soll, bisher nicht thematisiert Anfang der späteren Realisierung von Maßnahmen und wurde. Vielmehr wurden - wie auch in den anderen Projekten. Sie zu aktivieren und zu koordinieren stellt eine Themenfeldern - mögliche Inhalte einer Kooperation grundlegende und dauerhafte Anforderung der Regional- gesammelt, ohne abgestimmt zu haben, ob man tat- entwicklung dar. Betrachtet man vor diesem Hintergrund sächlich als strategische Gestaltungsgemeinschaft und das Zusammenwirken der Akteure im Stiftland, so zeigt mit Blick auf eine übergeordnete Zielsetzung agieren sich, dass die Akteure zwar wechselseitig Kenntnis vonein- möchte. Mit Blick auf die übergeordneten Akteure kommt ander haben, ein regelmäßiger konzeptioneller Austausch der Abstimmung mit den Fachstellen zur Wirtschafts-, zu Themen der Regionalentwicklung im Stiftland und Tourismus- und Regionalentwicklung am Landratsamt insbesondere die Abstimmung und Weiterentwicklung eine entscheidende Bedeutung zu. Dabei kann in den einer gemeinsamen Strategie zur Regionalentwicklung im Bereichen Tourismus und Wirtschaftsförderung nicht auf Stiftland stehen noch aus. Ursächlich hierfür ist das Fehlen ein dokumentiertes Entwicklungsleitbild zurückgegriffen einer entsprechenden Gestaltungsebene, die die unter- werden, das für das Stiftland (oder die IKom-Stiftland als schiedlichen Akteure zusammenbringt und es dadurch Akteur) als Handlungsrahmen dienen könnte, den es ggf. ermöglicht, eine gemeinsame Entwicklungsstrategie auszufüllen und mit eigenen Ressourcen zu hinterlegen zu formulieren und umzusetzen. Bisher fehlt auch das gilt. Dagegen hat der Initiaktivkreis Tirschenreuth ein Bewusstsein, dass eine derartige strategisch arbeitende Leitbild formuliert, das bereits eine Reihe von Handlungs- Gestaltungsebene erforderlich ist. Das jeweils auf den feldern mit Zielsetzungen belegt. Diese, für das Stiftland eigenen Wirkungskreis bezogene Agieren der Akteure im weiterzuentwickeln, zu vertiefen und zu ergänzen, ist die Stiftland, ohne übergeordnete Zielsetzung auf Ebene des Anforderung an die IKom-Stiftland, die hierfür im Rah- Stiftlandes verhindert bisher, dass eine gemeinsame und men der ILE Ressourcen zur Verfügung stellen kann, um abgestimmte Angebots- und Regionalentwicklung erfol- Projekte gemeinsam mit der LAG zu realisieren. Es gilt gen kann. Es dominiert derzeit noch ein unabgestimmtes Doppelstrukturen sowohl bei der Zuständigkeit als auch Agieren der einzelnen Akteure und das situative Handeln bei der Entwicklung und Formulierung von Entwicklungs- bei gemeinsamen Aktivitäten als Reaktion auf externe zielen zu vermeiden. Hierfür muss die IKom-Stiftland bzw. Impulse. Dieses Verhaltensmuster zu ändern und durch die Umsetzungsbegleitung des ILEK in das bestehende ein gemeinsam abgestimmtes, an den gesamträumlichen Ideennetzwerk im Landkreis Tirschenreuth eingebunden Problemlagen ausgerichtetes Handeln zu ersetzen, ist werden. In den fünf Handlungsfeldern, die die „Lokale eine eigenständige Anforderung an die Kooperationsbe- Entwicklungsstrategie 2014-2020der LAG InitiAKTIVKreis reitschaft und das Kooperationsziel der Kommunen der Tirschenreuth e.V. beschreibt, kommt der LAG eine we- IKom-Stiftland. sentliche Aktivierungs- und Koordinierungsfunktion zu, Akteure, die im Stiftland für eine gemeinsame, strategisch um diese Themen im Stiftland aufzugreifen. Sobald der ausgerichtete Regionalentwicklung dauerhaft zusam- IKom-Stiftland eine Umsetzungsbegleitung zur Verfü- menwirken müssen und dementsprechend in irgendeiner gung steht, können diese Handlungsfelder auf Ebene des Form eingebunden werden müssen, sind: Stiftlandes fachlich aufgegriffen werden. Dann erst kann die IKom-Stiftland als bündelnder und aktiv gestaltender • Verwaltung aus den einzelnen Kommunen, insbeson- Akteur genutzt werden, der innerhalb des Stiftlandes dere die Mitarbeiter der Handlungsfelder Tourismus, die Handlungsziele der LES mit gemeinsamen Projekten Wirtschaft, Städtebau hinterlegt. Alle Zielsetzungen, die die LES für den Land- • Bürgermeister aller Kommunen kreis formuliert, lassen sich für das Stiftland übernehmen. • Wirtschaftsförderung Landkreis Tirschenreuth Damit ist ein inhaltlicher Rahmen geschaffen, der aber im • Regionalmanagement Tirschenreuth Stiftland mit einer Umsetzungsstruktur hinterlegt werden • Tourismus Oberpfälzer Wald Landkreis Tirschenreuth müsste. Hierfür weitere Ressourcen zu generieren, indem beispielsweise Entwicklungsziele wie „Wir steigern die • LAG Initiaktivkreis Tirschenreuth regionale Wertschöpfung von Landwirtschaft und Co.“ so- • ARGE Ferienregion Stiftland wie „Wir stärken Tourismus, Kultur und Freizeitangebote“ • ARGE Fisch beispielsweise im Rahmen einer Öko-Modellregion umge- • Steinwald-Allianz und Ökomodellregion Steinwald setzt werden, ist eine der entscheidenden Anforderungen an die IKom-Stiftland, denn ohne zugeordnete Ressour- • Städtebauförderung cen und eine Verantwortlichkeit lässt sich in keinem • Amt für Ländliche Entwicklung Tirschenreuth Handlungsfeld eine strategische Regionalentwicklung auf • Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebene des Stiftlandes betreiben.

49 Unser Land der 1.000 Handlungsziele Teiche • Wir werden Qualitätsregion für Radfahrer und Wan- Entwicklungsziel derer Wir stärken Tourismus, • Wir machen das Erlebnis Fisch zum Aushängeschild Kultur und Freizeitan- der Region gebote • Wir stärken unsere regionalen Besonderheiten und Landschaftsmerkmale

Unsere Grenzregion Handlungsziele Entwicklungsziel • Wir vermarkten unsere regionalen Produkte besser Wir steigern die regi- • Unsere regionalen Besonderheiten und Spezialitäten onale Wertschöpfung werden bekannter von Landwirtschaft und • Wir gestalten die Energiewende regional und ver- Co. träglich.

Unser Mittelpunkt Handlungsziele Europas • Wir stärken unsere LAG als Akteur in der Regional- Entwicklungsziel entwicklung Wir bauen unsere Ver- • Wir fördern Zusammenarbeit und Zusammenhalt in netzung und Zusam- der Region menarbeit aus • Wir erweitern unsere Netzwerke über die Region hinaus

Unser Zuhause für alle Handlungsziele Entwicklungsziel • Wir stärken unsere Vereine und Ehrenamtlichen Wir werden ein enga- • Wir fördern Angebote für alle Generationen gierter und lebens- • Wir erhalten die Lebensqualität in unserer Region werter Landkreis der Generationen

Handlungsfeld Handlungsziele Unsere Oberpfälzer • Wir identifizieren uns mit unserer Region Bescheidenheit • Wir vermarkten uns als Urlaubsregion, Wirtschafts- Entwicklungsziel standort und Zuhause Wir werden trotzdem selbstbewusst

50 Stadt Bärnau

2.5 Das Stiftland und seine Kommunen im Überblick

Die Ausgangssituation im Stiftland wird von Bevölke- Zuge des Nachfragerückgangs sowohl in der räumlichen rungsrückgang und verstärke Alterung der Bevölkerung Breite als auch im Angebotsumfang verringert. Während bestimmt. Dies geht einher mit einer rückläufigen pri- die Grundversorgung insgesamt zeitgemäß aufgestellt ist vaten Nachfrage und führt vor allem in den Stadt- und und die üblichen Betriebsformen (Lebensmitteldiscoun- Ortskernen zu Leerstand im Bereich der Wohnnutzungen ter, Lebensmittelsupermarkt, Verbrauchermarkt, Drogerie- und des Einzelhandels bzw. zu Funktionsverlusten in den markt, Getränkemarkt) zumindest in den zentralen Orten Stadt- und Ortszentren. In der Mehrzahl der Kommunen vorhanden sind, ist das Angebot bei den Warengruppen im Stiftland ist die Städtebauförderung aktiv und es wird des mittel- und langfristigen Bedarfs lückenhaft. Zu den erfolgreich in die Sanierung des öffentlichen Raumes Entwicklungsthemen mit überörtlicher Bedeutung zählen und die Revitalisierung der Ortskerne investiert. Dennoch derzeit: Tourismus (Status „Bad“ für Neualbenreuth, leiden die Kommunen an einem Mietwohnungsmarkt, ArchaeoCentrum Bayern-Böhmen in Bärnau, Projekt der kaum funktionsfähig ist und zu geringen privaten Welterbe Klosterlandschaft), Erzeugerregion, Innenent- Investitionen in den Siedlungskernen. Leerstand bedroht wicklung, Daseinsvorsorge sowie grenzüberschreitende zunehmend das Wohnumfeld und die Standortqualität Angebotsentwicklung und Kooperation. der erweiterten Ortszentren. Die zunehmende Anzahl an Personen, die in das Rentenalter kommt, bei gleichzeitig deutlich weniger Personen, die mit der Erwerbstätigkeit beginnen, hat zusammen mit dem Wirtschafts- und Arbeitsplatzwachstum zu einer sehr niedrigen Arbeits- losenquote geführt. Mittlerweile bedroht vielmehr der Lehrlings- und Fachkräftemangel die wirtschaftliche Ent- Kompetenzen des Stiftlandes wicklung. Auch das Handwerk, der Handel und die Gastro- • Landschaft nomie sowie die sonstigen Dienstleistungen sind hiervon Aussicht, Geotope, Geologie, Teichpfanne betroffen. Im Bereich der Landwirtschaft, Forstwirtschaft • Siedlung und Teichwirtschaft herrscht ein hoher Flächendruck und Dorf, Bauernhof Ausgleichsflächen für Siedlungsentwicklung sind kaum • Tourismus zu rekrutieren. Die Bio-Landwirtschaft und Bio-Teichwirt- Kulturlandschaft, sakrale Landschaft, Regionalität schaft ist ebenso wie die Direkt- oder Regionalvermark- • Kultur tung wenig ausgeprägt und auch das Segment „Urlaub Spiritualität, Kunst auf dem Bauernhof“ erreicht erst eine vergleichsweise ge- ringe Bedeutung. Zunehmender Maisanbau für die Ener- • Erzeugerregion und Ernährung gieerzeugung lässt die typischen Wiesenflächen zurück- Urproduktion, regionale Produkte und Küche gehen, die aber für das Landschaftsbild und damit für die • Wirtschaft touristische Angebotsqualität sehr wesentlich sind. Die Produktion, Energie finanzielle Leistungsfähigkeit der meisten Kommunen im • Bürgerschaftliches Engagement Stiftland ist gering und die Kommunen haben Probleme Vereinsleben die defizitären kommunalen Einrichtungen zu finanzieren • Tschechien (Cheb/Eger, Egerland) und die Sanierung der Infrastruktur (Wege, Leitungen) grenzüberschreitende Angebotsentwicklung zu bewerkstelligen. Die Versorgungsqualität hat sich im

51 Bärnau Selbstverständnis im Stiftland • Wohnstandort und Ausflugsziel Funktionen im Stiftland • Ausflugsziel • Bildungsstandort (ArchaeoCentrum) • Geschäftsstelle IKom-Stiftland und Kontaktpunkt nach Tschechien Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis, Wald • sakrale Landschaft • Dorf, Bauernhof • Tourismus: Anziehungspunkt Geschichtspark Freizeiteinrichtungen Altglashütte und Silberhütte) • Erzeugerregion: regionale Produkte (Fisch) • grenzüberschreitende Angebotsentwicklung

Konnersreuth Selbstverständnis im Stiftland • Wohnstandort und spiritueller Ort der Therese Neumann (Resl von Konnersreuth) Funktionen im Stiftland • Pilgerort, Wallfahrt (Therese Neumann) • Bildungsstandort (Kloster Fockenfeld) Themen und Qualitäten für das Stiftland • sakrale Landschaft • Dorf, Bauernhof • Erzeugerregion: Garten • Therese Neumann

Leonberg Selbstverständnis im Stiftland • ländlicher Wohnstandort Funktionen im Stiftland • Wohnbevölkerung Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis • Wondreb • sakrale Landschaft • Dorf, Bauernhof • Erzeugerregion: Landwirtschaft

52 Mähring Selbstverständnis im Stiftland • landwirtschaftlich geprägte, ländliche Gemeinde Funktionen im Stiftland • Wohnbevölkerung Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis • Wald, Wondreb • sakrale Landschaft • Dorf, Bauernhof • Erzeugerregion: Landwirtschaft • grenzüberschreitende Angebotsentwicklung

Mitterteich Selbstverständnis im Stiftland • Industrie- und Gewerbestandort • Zoiglstadt

Funktionen im Stiftland • Autobahn- und Logistikstandort • Unterzentrum, Arbeitsmrktzentrum • Ausflugsziel Themen und Qualitäten für das Stiftland • Lagegunst Autobahn • Flächenverfügbarkeit für Gewerbe • Tourismus: Themen Zoigl und Porzellan, Ausflugsziel Großbüchelberg, Erlebniswelt Waldnaabaue (künftig) • Wirtschaft und Energie • Erzeugerregion: Zoigl und Landwirtschaft

Neualbenreuth Selbstverständnis im Stiftland • Tourismus- und Erholungsort Funktionen im Stiftland • stärkster regionaler touristischer Anziehungspunkt • Ausflugsziel • Kontaktpunkt nach Tschechien Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis • Wald, Wasser • sakrale Landschaft • Dorf, Bauernhof • Tourismus: Sibyllenbad, Golfplatz, Tillenberg • Erzeugerregion: Landwirtschaft, regionale Produkte (Kartoffel) • grenzüberschreitende Angebotsentwicklung

53 Pechbrunn Selbstverständnis im Stiftland • Wohnstandort Funktionen im Stiftland • Wohnbevölkerung • Autobahnstandort • Kontaktstelle zum Steinwald und nach Oberfranken Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis (Naturschutzgebiet) • Wald • Lagegunst Autobahn • Flächenverfügbarkeit für Gewerbe • Dorf, Bauernhof • Erzeugerregion: Basalt

Plößberg Selbstverständnis im Stiftland • Wohnort

Funktionen im Stiftland • Wohnbevölkerung • Kontaktpunkt zum Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis • Wald • sakrale Landschaft • Dorf, Bauernhof • Tourismus: Ausflugsziel Großer Weiher, Stausee • Erzeugerregion: Holz

Tirschenreuth Selbstverständnis im Stiftland • Kreisstadt und Behördenstandort • Zentrum im „Land der 1.000 Teiche“ Funktionen im Stiftland • zentraler Ort (Mittelzentrum) • Bildungstandort, Behördenstandort • Kontaktpunkt zur Metropolregion Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis, • Teichpfanne, Wondreb • Thema Karpfen • sakrale Landschaft • Tourismus: Ausflugsziel (Fischhofpark, Waldnaabaue, MuseumsQuartier), Thema Fisch, Veranstaltungen • Erzeugerregion: Teichwirtschaft • Wirtschaftsstandort

54 Waldsassen Selbstverständnis im Stiftland • Kloster- und Kulturstadt • Keimzelle & Zentrum der Kulturlandschaft Stiftland Funktionen im Stiftland • zentraler Ort (gemeinsam mit Cheb Oberzentrum) • Repräsentant für den touristischen Markenkern • touristischer Anziehungspunkt & Veranstaltungsort Themen und Qualitäten für das Stiftland • Natur- und Landschaftserlebnis • Wald, Wondreb • sakrale Landschaft (stärkster Repräsentant, Image) • Tourismus: Kloster, Basilika, Kappl, Veranstaltungen • Themen: Barock, Spiritualität, Wallfahrt • Erzeugerregion: Genussort, Wasser, Lebensmittel • Wirtschaft: Wirtschaftsförderung & Gründerzentrum • grenzüberschreitende Kooperation

Himmelsleiter am Kühsteinteich (Tirschenreuther Teiche)

55 3 Entwicklungstrends und strategisches Fazit

3.1 Rahmenbedingungen der künftigen Entwicklung

Die Chancen, die sich künftig aus der Kooperation der Anforderung, die im Zuge der Regionalentwicklung zu be- Kommunen im Stiftland ergeben, und die Risiken, de- werkstelligen ist. Ein gemeinsames Format im Landkreis nen gemeinsam begegnet werden kann, sind abhängig Tirschenreuth, das die Beschäftigung mit Zukunftsthemen von den übergeordneten Trends, denen sich das Stift- und die Entwicklung des ländlichen Raumes regelmäßig land nicht entziehen kann. Diese Entwicklungen und (jährlich) thematisiert, könnte ein Ansatz sein, dass sich Trends, die sich in den nächsten 20 Jahren als Realität die ILE Stiftland, die ILE Steinwald und die LAG zusam- realisieren, bestimmen den Erfolg von heute getroffenen men mit dem Regionalmanagement und dem Tourismus Richtungsentscheidungen. Somit dient die Kooperation Oberpfälzer Wald perspektivisch mit Themen der Raum- nicht nur dazu, die heute schon vorhandenen entwick- entwicklung beschäftigen. Eine strategische Kooperation lungsrelevanten Stärken zu nutzen und die Schwächen mit den Hochschulen der Metropolregion Nürnberg oder zu beseitigen, die eine Nutzung der Stärken grundlegend anderen Forschungseinrichtungen in Bayern könnte hemmt, sondern auch darin, Entwicklungen und Trends begleitend entwickelt werden. Dies würde einen Wissen- aufzuspüren, um die sich daraus ergebenden Nachfrage- stransfer von den Hochschulstandorten in den Landkreis veränderungen für die Entwicklung des Stiftlandes nutzen Tirschenreuth und vor allem auch in das Stiftland fördern, zu können, oder die daraus entstehenden Anforderun- was ein wesentlicher Faktor für die weitere Ideen- und gen gemeinsam bewältigen zu können. Gerade für eine Angebotsentwicklung im Stiftland werden könnte. gemeinsame, strategische Raumentwicklung bleibt der Blick auf die Entwicklungen und Trends eine permanente

Abbildung 26: Übersicht zu übergeordneten Entwicklungen und Trends

56 Die heute schon abseh- bare und mit erheblichen Konsequenzen verbundene Entwicklung der nächsten 20 Jahre für das Stiftland ist der demographische Wandel, der auch künftig zu Bevölkerungsrückgang und weiter fortschreitender Alterung der Gesellschaft führt. Ausgehend vom Ba- sisjahr 2017 prognostiziert das statistische Landesamt für den Landkreis Tirschen- reuth bis zum Jahr 2037 einen weiteren Bevölke- rungsrückgang um 9,9 %. Dieser Rückgang findet aber nicht gleichmäßig über alle Altersgruppen Abbildung 27: Bevölkerungsprognose für das Stiftland bis zum Jahr 2031 und 2036 (Basisjahr 2014) statt. Während die Zahl der unter 18-Jährigen im Landkreis Tirschenreuth bis zum Jahr 2037 um 10,1 % sinkt und auch die Anzahl der 18 bis unter 40-Jährigen um 22,6 % sowie die Zahl der 40 bis unter 65-Jährigen um 25,9 % abnimmt, wird die Zahl der Personen, die 65 Jahre oder älter sind, um 31,1 % ansteigen. Diese Personengruppe zeichnet sich nach dem Rentenein- tritt dadurch aus, dass sie mit Freizeit am Wohnort ansässig ist und nicht mehr an einen Arbeitsort pendelt. Gegenüber der heutigen Situation wird sowohl im Stiftland als auch im Land- Abbildung 28: Bevölkerungsprognose für das Stiftland bis zum Jahr 2021 und 2026 (Basisjahr 2014) kreis Tirschenreuth und in der Oberpfalz insgesamt innerhalb der nächsten 20 Jahre somit die Nachfrage nach Ausflugszielen und Freizeitmöglichkeiten für Senioren deutlich anstei- gen. Gleichzeitig wird aber auch der Betreuungsbedarf deutlich zunehmen, da so- wohl die Anzahl der 60 bis unter 75-Jährigen ansteigt (+ 12,2 % im Landkreis Tirschenreuth) als auch die Anzahl der über 75-Jährigen (+26,2 %). Diesem erhöhten Betreuungsbedarf steht dann eine zahlenmäßig deutlich geringere „mitt- lere“ Bevölkerung im Alter zwischen 20 Jahren und Abbildung 29: Szenarien zur Prognose der Veränderung des Bevölkerungsstandes nach einzelnen Altersgruppen

57 unter 65 Jahren gegenüber. Familien werden dagegen als in den Altersgruppen der 25- bis 45-Jährigen deutlich Nachfragegruppe quantitativ deutlich weniger, was gera- stärker, und die Gesamtabnahme der Bevölkerungszahl de für die Oberpfalz als klassische Familien-Ferienregion erreicht bis zum Jahr 2026 einen Wert von -11,5 %. Wird eine wesentliche Veränderung bedeutet. Dieser anste- dagegen ein besseres Wanderungsverhalten angenom- hende Strukturwandel im Altersaufbau der Bevölkerung men, als dies bisher der Fall war, so bleiben insbesondere hat Konsequenzen für den Bedarf an sozialer Infrastruktur. die Familien im Stiftland bzw. werden dort gegründet Dabei geht es allerdings nicht nur um Einrichtungen, die und die Entwicklung der Bevölkerungszahl hat nur einen Unterstützungs- und Pflegeleistungen anbieten, sondern Rückgang um -5,2 % zu verzeichnen. Die deutlichen auch um die Einrichtung von Treffpunkten, Aufenthalts- strukturellen Umbrüche bleiben aber dennoch bestehen. räumen und Kommunikationsangeboten. Die Digitali- Die Umbrüche im Altersaufbau der Bevölkerung und der sierung als weiterer Entwicklungstrend wird den Bedarf Bevölkerungsrückgang gehen einher mit einem veränder- an realen Kommunikationsräumen weiter steigern. Im ten Wohnraumbedarf, der sich aufgrund der Remanenz Rahmen der Erarbeitung des ILEK wurde eine kleinräu- allerdings erst allmählich im Siedlungsraum niederschlägt. mige Bevölkerungsprognose für das Stiftland bzw. die Sobald aber die zahlenmäßig stärkste Generation der einzelnen Kommunen im Stiftland erstellt. Basisjahr dieser heute 50 bis 60-Jährigen um weitere 20 bis 25 Jahre altert, Prognose ist das Jahr 2014 und der Prognosezeitraum lässt die dämpfende Wirkung der Remanenz nach und reicht bis zum Jahr 2036. Zunächst wurde eine Variante das Leerstandsrisiko erhöht sich deutlich. Bereits heute ist berechnet, die keine Wanderungen berücksichtigt. Das die Generation der 70 bis 79-Jährigen im Stiftland stärker Ergebnis entsteht somit lediglich aus dem derzeitigen besetzt als die Generation der 30 bis 39-Jährigen. Auch Altersaufbau und der Geschlechterverteilung der Bevölke- die Generation der heute 10 bis 19-Jährigen umfasst heute rung in Verbindung mit den altersspezifischen Geburten- nur mehr 56% der Bevölkerungszahl der Generation der und Sterberaten. Dabei zeigt sich, dass derzeit noch eine heute 50 bis 59-Jährigen. Die Anpassung der Siedlungs- zahlenmäßig stärkere Müttergeneration die Jahrgänge flächenentwicklung an diesen demographischen Wandel mit den höchsten Geburtenraten durchläuft und deshalb und der Umbau der Siedlungen mit einer gezielten Revita- bis zum Jahr 2026 die Anzahl der unter 3-Jährigen noch- lisierung der Hauptorte und Siedlungskerne innerhalb mals ansteigt. Der Anstieg der über 65-Jährigen verläuft der nächsten 15 Jahre ist vor diesem Hintergrund eine kontinuierlich und erreicht im Jahr 2031 den höchsten entscheidende Aufgabe. Wert. Dann liegt die Anzahl der 65- bis unter 75-Jährigen um 42,6 % über dem Wert aus dem Jahr 2014. Je nach dem, in welchem Maße Wanderungen zur Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung im Stiftland beitragen, ergibt sich eine etwas andere Situation. Zeigt das Wan- derungsverhalten aber künftig die gleiche Struktur, wie in den vergangenen zehn Jahren, dann verschärfen die Wanderungsverluste den Bevölkerungsrückgang weiter, der sich aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwick- lung einstellt. Ohne die Berücksichtigung von Wanderun- gen errechnet sich für den Zeitraum von 2014 bis 2026 ein Bevölkerungsrückgang von -6,3 %. Zeigt sich in diesem Zeitraum aber weiter das bisherige Wanderungsverhalten, so verringert sich insbesondere die Bevölkerungszahl

Abbildung 30: Begriffswolke zum Thema „Demographischer Wandel“

58 3.2 SWOT-Analyse Bestandsbewertung: Stärken

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Kloster- und Kurlandschaft Wälder / Erholungsraum

Siedlungsschwerpunkte mit hoher Gewässer und Teichlandschaft Qualität in Architektur und Städtebau Schutzgebiete Kirchen / Merkzeichen

Dörfer mit hoher Qualität in Struktur, Architektur und Vielfalt Aus- / Einsichten / Hochpunkte

59 Stärken sind Standorteigenschaften des Stiftlandes, die als besondere Qualität der Region aufgefasst werden können, da sie einen Standortvorteil im interregionalen STÄRKEN Wettbewerb oder für bestimmte Themen, Zielgruppen des Stiftlandes bzw. Entwicklungen bieten.

Natur & Landschaft • Umweltprogramme • Die herausragendste Qualität des Stiflandes ist die Wirtschaft Landschaft mit ihrer Vielfältigkeit, die sowohl ökologi- • Gründerzentrum sche wie auch kulturelle Bedeutung verleiht. Tourismus • Wälder nehmen in Zukunft einen hohen Stellenwert in • Besuchs- & Ausflugsziele (Fischhofpark, Sibyllenbad, der Gesundheitsfürsorge ein. Das “Waldbaden“ wirkt Kloster Waldsassen, Geschichtspark) sich durch Sinnesreize aus Klima, reiner Luft und Ruhe positiv auf die Gesundheit aus. Im Stiftland tritt auf den • Einrichtungen (Museen, Info- und Bildungsstellen) Höhenkuppen der Wind als zusätzlicher Reiz hinzu. • Infrastruktur (Rad- und Wanderwege, Thematische • Durch die Naturbelassenheit ergibt sich an den Gewäs- Wege) sern eine Vielfalt an Biotopen und Schutzgebieten. Bürger • Kulturell bedeutend ist die Kloster- und Kurlandschaft • Bewusstsein zu Stärken Waldsassens und Neualbenreuths. • Vereine • Die einfachen, anonymen Gebäude der Landwirtschaft • Bereitschaft zum Ehrenamt und Engagement weisen eine hohe Baukultur auf. Hieraus ergibt sich die Kompetenzen Qualität der Orte als Touristenattraktion, während sich • Dorf, Bauernhof, ländliche Region gleichzeitig Unterkunftsmöglichkeiten bieten, zum • Urproduktion/Erzeugerregion (Felder, Teiche, Wald, Beispiel Familienurlaub auf dem Bauernhof. Wiese, Nahrungsmittel, Fisch, Holz) • Die Qualität der historischen Innenstädte von Mitter- • Industrie & Handwerk teich, Waldsassen und Tirschenreuth ist zu stabilisieren • Glas- und Porzellantradition, und zu wahren. • Glaube, Kloster, Spiritualität Raumstruktur • Wasser, Teich, Teichpfanne • Entwicklungsachse A93 • Ernährung, regionale/gesunde Küche/Produkte (Fisch, Ursprüngliches Angebot Zoigl, Kartoffel) • Landschaftsbild • Gesundheit (Natur, Luft, Wasser, Erholung, Kraft) • Umweltqualität („gesunde Region“) • Tschechien (Cheb/Eger, Egerland) • Naturräumliche Gegebenheiten: Standortgunst für Governance Land-, Teich-, Forstwirtschaft und Tourismus; • IKom-Stiftland und Geschäftsstelle • Standortfaktoren Bodenschätze & Geologie • LAG InitiAKTIVKreis Tirschenreuth und LES • kulturräumliche Gegebenheiten als historischer Kultur- • ARGE Fisch raum (sakrale Ausstattung, Historie als Erzeugerregion • ARGE Stiftland (Fisch, Zoigl), Industriegeschichte) • Bildungsregion • Mentalität der Bevölkerung, Loyalität, Heimatverbun- denheit • Euregio Egrensis Standortfaktoren Begrifflichkeiten • Lebenshaltungskosten • Stiftland • Grundstückskosten • Kloster Waldsassen • Preisniveau • Tirschenreuther Karpfen • Freizeitqualität • Teichpfanne • Arbeitsplatzangebot (quantitativ) • Zoigl Förderkulisse Präsenz • Förderoffensive Nordostbayern • Ferienregion Stiftland • Amt für ländliche Entwicklung Kooperation • Städtebauförderung • Bäderbereich • Wirtschaftsförderung • Klosterland Bayern • Förderprogramme EU, Tschechien, Euregio • Geopark

60 Schwächen

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km

Zersiedelung statt Innenentwicklung Belastung durch Autobahn

Verlust der Beziehungen zwischen Dörfern Flächige Gewerbegebiete und Zentren

Funktionswandel Landwirtschaft / Leerstand Isolierte Biotope

61 Schwächen sind Standorteigenschaften des Stiftlandes, die im Sinne von Standortdefiziten einen Standortnachteil im interkommunalen Wettbewerb oder für bestimmte SCHWÄCHEN Themen, Zielgruppen bzw. die künftige Entwicklung des Stiftlandes bedeuten.

Natur & Landschaft • Informationsflut auf kommunaler Ebene • Durch strukturelle Veränderungen in der Landwirt- • fehlende Produktentwicklung schaft stehen Gebäude mit teils hoher Bauqualität leer. • Online-Angebot Dadurch geht im ländlichen Raum Baukultur verloren. • In den größeren Städten kommt es durch die intensive Siedlungsraum Gewerbeentwicklung zu Leerständen und Funktions- • Funktionsverlust, Leerstand, Wertverlust entmischung in den Innenstädten. So verringern sich • Funktionsfähigkeit Stadt-/Ortskerne Attraktivität und Aufenthaltsqualität der historischen • Tragfähigkeit Kerne. Die Vitalität in diesen Orten geht verloren. • Für die zukünftige, positive Entwicklung der Sied- Bürger lungen ist Innenentwicklung der Außenentwicklung • Überausstattung mit Infrastruktur und Bindung von vorzuziehen. Ressourcen • Durch die Verdichtung des Wegenetzes sowie die Zer- Planungsverständnis siedelung der Orte wird die Landschaft immer weiter • passives Rollenbild, Investorenplanung zerschnitten. Die entstehende Isolierung von Biotopen • passive Strategie im Bereich Einzelhandel wirkt sich nachteilig aus. • wenig strategische Lenkung Raumstruktur kooperative Standortentwicklung • Verkehrsinfrastruktur, Verkehrsanbindung Schiene • keine Bedarfsermittlung und Flächennutzungsplanung Ursprüngliches Angebot auf Ebene des Stiftlandes • Mentalität der Bevölkerung: Sparmentalität, Genüg- • Stellenwert der überörtlichen Kooperation samkeit Governance Standortfaktoren • Vernetzung von kommunaler, sektoraler und regionaler • Erreichbarkeit der Zentren Strategie • rückläufiges Marktvolumen im Stiftland • Vernetzung mit den Nachbarregionen • Substanzverluste (Arbeitskräfte, Humankapital, Repro- duktion, Ehrenamt, … ) Bündelung auf Ebene des Stiftlandes • touristische Außendarstellung: Tagesausflugsziele, Förderkulisse Themen, Zielgruppen • Kofinanzierung • Ausflugsziel Tschechien, Außendarstellung ÖPNV • Marktversagen Wahrnehmbarkeit Wirtschaft • Wahrnehmbarkeit als Region • Entfernung zu Innovations-/ Humankapitalzentren • Wahrnehmbarkeit als Destination • Nahversorgungsangebot, Breitbandversorgung • Wahrnehmbarkeit der Region innerhalb der Region • Überangebot an Gewerbeflächen ohne regionale Lagegunst Kooperation • Eigenimage Tourismus • Qualitätsniveau im Tourismus • Fremdimage

bei Plößberg

62 Chancen sind Optionen Risiken sind Hemmnis- und Potenziale mit posi- se und Gefahren für die tiven Wirkungen auf die künftige Entwicklung des CHANCEN künftige Entwicklung des RISIKEN Stiftlandes im Sinne von für das Stiftlandes Stiftlandes, die sich aus Ent- für das Stiftland negativen Rahmenbe- wicklungstrends oder sich dingungen, Trends oder verändernden Rahmenbe- Wirkungen, die möglichst dingungen ergeben, und vermieden werden sollen erschlossen bzw. genutzt bzw. auf die mit Anpassung werden können. reagiert werden muss. Endogene Regionalentwicklung (Digitalisierung, De- Interkommunale Wettbewerbsverschärfung mographischer Wandel, Peripherisierung) • Kannibalisierung, Konkurrenzsituation, Überlebens- • Einbeziehung der Bürger in die Regionalentwicklung kampf • Aktivierung des kreativen Potenzials • Überausstattung • Sicherung der identitätsbezogenen Entwicklungspo- • Strukturdefizite für Fördermittelakquise (Wettbewerb tenziale der Regionen und Konzepte)

Erschließen externer Ressourcen/Transferleistungen Verlust des Innovationspotenzials • Strategische, konzeptbasierte Fördermittelakquise • Verlust hochqualifizierter/kreativer Bevölkerung • Intensivierung der grenzüberschreitenden Kooperation Steuerungsprinzip, Rollenverständnis und Vernetzung • Ressourcenverschwendung (keine Revitalisierung, kein • Know-how Transfer in das Stiftland Umbau) Rekrutierung externer Nachfrage (Digitalisierung, • ineffiziente räumliche Strukturen (Siedlungsentwick- Demographischer Wandel) lung)Versorgungsinfrastruktur (Klimawandel) • Präsenz in den Metropolregionen • ineffiziente organisatorische Strukturen (Akteure) • Wohnbevölkerung der Metropolregionen • ineffiziente Arbeitsweise (fehlende Arbeitsteilung/Bün- • Online-Angebote, Online Präsenz delung) • Vernetzung mit Nachbarregionen Standortqualität Wirtschaft (auch grenzüberschreitend) • negatives Stadtbild Ressourcenschonende Organisation (Digitalisierung) • fehlendes Arbeitskräftepotenzial • Aufgabenteilung • fehlende Flächenverfügbarkeit

Thematisierung der regionalen Perspektive Tourismus • Zugehörigkeit und Wahrnehmbarkeit • Verlust kleinbäuerlicher Landwirtschaft • Außendarstellung zu den Chancen der Region Stiftland • Änderung des Landschaftsbildes, Verlust der land- • Kommunikation der Stiftland-spezifischen Themen schaftlichen Qualitäten • Überprägung der Wanderwege Nutzung von Wachstumsbereichen • Verlust der siedlungsräumlichen Qualitäten, Leerstand, • Aktive Lenkung von Nachfrageveränderung Brachen und Negativräume Entwicklung von Kompetenzfeldern und Besetzen • technischer Rückstand und fehlende Online-Sichtbar- von Wachstumsmärkten und –themen keit • Senioren • keine organisatorische und thematische Entwicklung • Gesundheit der Destination Stiftland; fehlende Profilierung, geringe Flexibilität • Ernährung, gesunde Lebensmittel, Bioproduktion • qualitativer Rückstand • Spiritualität • Klimawandel: Sommerfrische Wohn- und Lebensqualität • Ausstattungs-/ Angebots-defizite (veränderte Nachfra- gegruppen, fehlende Arbeitskräfte)

Außendarstellung • fehlende Online Präsenz • fehlende Sichtbarkeit • Negativ-Image

bei Plößberg

63 4 Kooperationsraum Stiftland Themenbereiche der IKom Stiftland als Gestaltungsgemeinschaft Der Kooperationsraum Stiftland umfasst die zehn Kommunen: • Gemeinsame Raumentwicklung • Stadt Bärnau • Sichtbare und erlebbare Kultur- und Ferienre- • Markt Konnersreuth gion • Gemeinde Leonberg • Gemeinsamer Kultur- und Identifikationsraum • Markt Mähring • Gemeinsame Einflussnahme auf die Wohn- • Stadt Mitterteich und Lebensqualität • Markt Neualbenreuth • Gemeinsamer Aktionsraum der Freizeitgestal- • Gemeinde Pechbrunn tung • Gemeinde Plößberg • Gemeinsame Darstellung der Aktivitäten und • Stadt Tirschenreuth Qualitäten • Stadt Waldsassen • Gemeinsame Kooperationsstruktur

Kooperationsverständnis und Kooperationsinhalte (Übersicht)

Die Stiftland-Kommunen haben mit der IKom-Stiftland lung der Bestandsgrößen sowie der Entwicklungstrends eine Organisationsstruktur geschaffen, die künftig einen ergibt. Zum anderen wurde die Kooperationsbereitschaft dauerhaften Austausch der Kommunen zu aktuellen (Bereitstellung von Ressourcen) und der Kooperationswil- Themen der kommunalen Entwicklung sowie zu einem le (interkommunal abgestimmtes Vorgehen) berücksich- gemeinsamen und abgestimmten Handeln ermöglicht. tigt, die je nach Handlungsfeld unterschiedlich ausge- Diese Bündelungsfunktion der IKom-Stiftland ist ein prägt sind. Zu allen Handlungsfeldern wurden daraufhin wesentlicher Vorteil interkommunaler Kooperation und Ziele und Maßnahmen als künftige Handlungsstrategie auch Voraussetzung für eine weitergehende, strategi- erarbeitet. Zu den Handlungsfeldern, in denen mit einer sche Vorgehensweise bei der Angebotsentwicklung in gemeinsamen strategischen Entwicklung begonnen den einzelnen Handlungsfeldern. Im Erarbeitungspro- werden soll (Tourismus, Raumentwicklung, Außendarstel- zess des ILEK wurden mit den Kommunen zunächst die lung) sind Projekte definiert, die eine dauerhaft angeleg- Handlungsfelder bestimmt, zu denen künftig nach einer te, strategisch ausgerichtete Kooperation einleiten. Diese gemeinsamen Zielsetzung sowie als Gestaltungsgemein- permanente Kooperation zur gemeinsamen Gestaltung schaft agiert werden soll. Bei der Auswahl wurden zum eines Handlungsfeldes reicht über die situative Koopera- einen die Potenziale berücksichtigt, die das jeweilige tion und Abstimmung zu laufenden Themen der kommu- Handlungsfeld bei einer gemeinsamen Bearbeitung bietet nalen Entwicklung deutlich hinaus. aber auch die Notwendigkeit zur stärkeren Kooperation und Bündelung von Ressourcen, die sich aus der Entwick-

Handlungsfeld 1: Gemeinsame Raumentwicklung Ziel 1.6c Unterstützung der Innenentwicklung 1.1 Anforderungsgerechtes Wegenetz und vernetzte 1.6d Imageentwicklung, Wertschätzung und Grünstrukturen Vermarktung der Stadt-/und Ortskerne • Projekt 1: Kernwegenetz • Projekt 2: Grundsatzbeschluss zur Innenentwicklung 1.2 Verbundsystem der Biotope, Schutzgebiete und Aus- • Projekt 3: Interkommunales Gebäude- und Sied gleichsflächen lungsflächenmonitoring 1.3 Natur- und Landschaftsräume erhalten und das Land- • Projekt 4: Dynamisches Innenentwicklungskataster schaftsbild sichern • Projekt 5: Interkommunales Siedlungsentwicklungs 1.4 Siedlungsräumliche Nachbarschaften entwickeln konzept 1.5 Sicherung der Baukultur und Erhalt der kulturellen • Projekt 6: Neuordnungskonzept für Siedlungs- Vielfalt gebiete 1.6 Kompakte Siedlungskörper und funktionsfähige • Projekt 7: Förderpaket Innenentwicklung Stadt-/Ortskerne • Projekt 8: Interkommunaler Innenentwicklungs Strategie fonds 1.6a Gemeinsame Thematisierung und Bilanzierung • Projekt 9: Innenentwicklungsfonds der Innenentwicklung • Projekt 10: Innenentwicklungsmarketing 1.6b Steuerung der Anpassung der Siedlungs- • Projekt 11: Initiative und Prozessbegleitung entwicklung „Besonderes Wohnen“ 64 Handlungsfeld 2: Tourismus Handlungsfeld 3: Kultur und Identität

Ziel Ziel 2.1 Das Stiftland ist als gemeinsamer Kulturraum und ge- 3.1 Regionales Bewusstsein (WIR-Gefühl) stärken und die meinsame Erholungsregion sichtbar und erlebbar Bestimmungsfaktoren regionaler Identität entwickeln und Strategie nutzen. 2.1a Gemeinsame Touristische Positionierung und Strategie Angebotsentwicklung 3.1a Kenntnisse zur regionalen Geschichte des Stift- 2.1b Abgestimmte Infrastrukturentwicklung landes fördern 2.1c Außendarstellung als Stiftland 3.1b Identitätsstiftende Merkmale des Stiftlandes 2.1d Entwicklung des Themas Klosterlandschaft zeigen 2.1e Entwicklung des Themas Erholung für die Seele 3.1c Abgestimmte, gemeinsame Außendarstellung • Projekt 12: Arbeitsgruppe Stiftland-Tourismus 3.1d Etablierung als gemeinsamer Abstimmungs-, „Heilsames Landschaftserleben“ Handlungs- und Aktionsraum • Projekt 13: Konzept „Heilsames Landschaftser 3.1e Wertgeladene Zukunftsentwürfe darstellen leben“ • Projekt 14: Neuentwicklung des Stiftland-Außen auftritts zum Markenkern „Heilsames Landschaftserleben“ Handlungsfeld 4: Leben und Gemeinschaft Handlungsfeld 5: Freizeit und Vereine

Ziel Ziel 4.1 Wohn- und Lebensqualität durch eine gemeinsam ent- 5.1 Informationsstand verbessern, wechselseitige Kanniba- wickelte Stiftland-Strategie sichern lisierung vermeiden Strategie Strategie 4.1a Nahversorgungsangebot kooperativ weiterent- 5.1a Gemeinde- und einrichtungsübergreifendes wickeln Informationsangebot und Marketing 4.1b Gesundheitsversorgung kooperativ entwickeln 5.1b Bündelung bestehender Veranstaltungen und 4.1c Sensibilität für Kooperationsthemen entwickeln Angebote und Themenschwerpunkte ausbilden 5.1c Gemeindeübergreifende Stiftland-Veranstal- tungen/Events und Abstimmung des Veranstal- • Projekt 15: Stiftlandzentren und Stiftland- häuser tungsangebotes 5.1d Thematisierung/Abstimmung der Weiterent- wicklung der Freizeitinfrastruktur

Handlungsfeld 6: Außendarstellung Strategie 6.1/2a IKom-Stiftland mit Themen und Aktivitäten dauer- Ziele haft sichtbar machen 6.1 Die IKom-Stiftland wird in der Politik, Gesellschaft sowie 6.1/2b Aufbau einer Informationsbasis und Koordination bei den Institutionen als erfolgreiche und aktive Gestal- der Projektumsetzung tungsgemeinschaft wahrgenommen. 6.1/2c Kommunikation der Aktivitäten, Themen & Beteili- 6.2 Die Akteure der Region sind über die Vorhaben der gungsmöglichkeiten IKom-Stiftland informiert und es kann eine gemeinsa- 6.3a Profil und Entwicklung des Stiftlandes zeigen me Raum- und Angebotsentwicklung erfolgen. 6.3b Qualitäten und Kompetenzen punktuell zeigen 6.3 Das Stiftland ist sichtbar und wird positiv wahrgenom- 6.3c Besonderheiten zeigen men. Seine Besonderheiten sind bekannt und werden 6.3d Beschäftigung mit dem Stiftland aktivieren wertgeschätzt. 6.4a Binnenkommunikation 6.4 Das Stiftland ist als gemeinsamer Aktionsraum bzw. 6.5a Außendarstellung der Metropolregion aufgreifen Wohn- und Lebensraum sichtbar. und weiterführen 6.5 Das Stiftland ist innerhalb und mit der Metropolregion 6.5b Präsenz in der Metropolregion und im weiteren Nürnberg gut verknüpft und mit seinem Angebot in der Einzugsgebiet verstärken Metropolregion sowie als deren Bestandteil sichtbar. • Projekt 16: Informationsplattform IKom-Stiftland • Projekt 17: Präsenz in der Region

65 4.1 Gemeinsame Raumentwicklung Ziele • Anforderungsgerechtes Wegenetz und vernetzte Die Kommunen des Stiftlandes betreiben Grünstrukturen eine gemeinsame, gesamträumlich optimier- • Verbundsystem der Biotope, Schutzgebiete und te Anpassung und Weiterentwicklung des Ausgleichsflächen Siedlungs- und Landschaftsraumes für das Stiftland. • Natur- und Landschaftsräume erhalten und das Landschaftsbild sichern Sie entwickeln eine gemeinsame Entwick- • Siedlungsräumliche Nachbarschaften entwickeln lungsvorstellung und gemeinsame fachliche Konzepte für die räumliche Entwicklung des • Sicherung der Baukultur und Erhalt der kulturellen Stiftlandes und richten ihre kommunale Bau- Vielfalt leit- und Landschaftsplanung darauf aus. • Kompakte Siedlungskörper und funktionsfähige Stadt- und Ortskerne

Was bringt hier eine Kooperation im Stiftland? in Neubaugebieten bessergestellt werden oder min- Es ist offensichtlich, dass sich die Leerstandsproblematik destens so unterstützt werden, dass sie als gleichwertig im Stiftland ohne einen steuernden Eingriff zunehmend gelten können, dann lässt sich dies nur durch ein gemein- verschärfen wird. Der Vitalitäts-Check belegt dies ein- sames und abgestimmtes Vorgehen bewerkstelligen. deutig. Dennoch verändern die Kommunen ihre Bau- leitplanung und Siedlungsentwicklung noch nicht in Richtung einer konsequenten Innenentwicklung. Einige kommunale Gremien verharren in der Bauleitplanung bei den bisherigen Mustern einer angebotsausweitenden Wohnbauflächenpolitik. Bauparzellen im Neubaugebiet werden als entscheidend angesehen, um im interkommu- Warum ist die gemeinsame Raumentwicklung nalen Wettbewerb um Wohnbevölkerung zu bestehen. Eine Veränderung dieser Situation wird nur möglich, wenn ein Thema für das Stiftland? sich in allen kommunalen Gremien ein entsprechender Im Thema Raumentwicklung kommt dem Stiftland als Steuerungswille durchsetzt, um die Attraktivität für die Planungs- und Handlungsebene die Funktion zu, gemein- Nachnutzung von Grundstücken oder Gebäuden im be- same Grundlagen für einzelkommunale Entscheidungen bauten Siedlungszusammenhang aktiv zu erhöhen. Dies abzustimmen und Themen gemeinsam zu bearbeiten, lässt sich nur im Zuge einer interkommunal abgestimmten die nur gesamträumlich abgestimmt sinnvoll sind. Dies und verbindlichen Vorgehensweise bewerkstelligen, die betrifft alle überkommunalen Verbundsysteme im Stift- eine wechselseitige Kannibalisierung - wie sie bisher statt- land, angefangen vom Straßen und Wegenetz bis zum findet - verhindert. Hierfür gilt es, das Thema Siedlungsflä- Gewässer- und Biotopsystem. Zudem ist auch die Siche- chenentwicklung nicht nur in den kommunalen Gremien rung der Qualität und des Potenzials der Landschaft und der Stiftland-Kommunen dauerhaft präsent zu halten, son- ihrer natur- und kulturräumlichen Identität nur als Ge- dern es muss auch die Veränderung der Situation durch meinschaftsaufgabe zu bewältigen. Im ersten Schritt muss das kommunale Handeln thematisiert werden. Dabei sollte ein Verständnis für die Qualität der Landschaft und eine ein - im Sinne der Verbesserung der Gesamtsituation - Sensibilität für ihre natur- und kulturräumlichen Potenzi- „gutes“ Agieren belohnt werden und ein - die Gesamtsitu- ale hergestellt werden sowie für die Anforderung, dieses ation - „verschlechterndes“ Agieren sanktioniert werden. Potenzial zu sichern und zu entwickeln. Derartige überge- Gleichzeitig muss stiftlandübergreifend sichtbar gemacht ordnete Aufgaben haben in der Vergangenheit erst eine werden, welche Perspektive die Nachnutzung von Wohn- untergeordnete Rolle eingenommen. bauflächen im Siedlungszusammenhang bietet. Es gilt sich interkommunal auf Restriktionen in der Wohnbauflächen- entwicklung zu verständigen, Investitionen in die Verbes- Schlagwort Innenentwicklung serung des Wohnumfeldes vorzunehmen und einheitliche Innenentwicklung meint nicht nur, Flächenreserven im Unterstützungsleistungen zu gewähren. Ein gemeinsames Siedlungsbestand zu entwickeln. Auch die Verbesserung und abgestimmtes Vorgehen erhöht die Reichweite und der Freiraumversorgung und -nutzbarkeit sowie die Aufmerksamkeit für das Thema sowie die Akzeptanz für Entwicklung, Vernetzung und qualitative Weiterentwick- ein grundsätzlich verändertes Vorgehen, da es verhindert, lung von Freiräumen können Gegenstand der Innenent- dass kommunale Entscheidungsträger die eigene Kommu- wicklung sein. Dadurch lässt sich die Wohn- und Lebens- ne benachteiligt sehen. Sollen Investitionen in die Sied- qualität im Siedlungsbestand erhöhen, ohne dass dafür lungskerne und Bestandsgebiete gegenüber Investitionen neue Flächen in Anspruch genommen werden müssen.

66 Handlungsfeld Wegenetz Ziel 1.1: Anforderungsgerechtes Wegenetz und vernetzte Grünstrukturen

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km Bundesstraße

Staats-/Kreisstraßen

Sonstige Straßen/Wege

67 Bild 1 © www.neualbenreuth.de Bild 2 © www.kreis-tir.de Bild 3 und 4 © Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V, 2008 Bild 5 * Bild 6 © www.wochenblatt.com

Das Kernwegenetz erfüllt wichtige Funktionen für In Bereichen mit ökologisch hochwertigen Strukturen Landwirtschaft aber auch für Freizeit und Tourismus. Es sollen die Wege sensibel ausgebaut, Eingriffe in Natur und soll so ausgebaut und ergänzt werden, dass es für die Landschaft in geeigneter und angemessener Weise ausge- unterschiedlichen Nutzer besser zugänglich wird. glichen werden.

Die Region Stiftland soll gemeinschaftlich ein intensiv Konflikte zwischen ökologisch wertvollen Flächen, vernetztes landwirtschaftliches Wegenetz entwickeln, das Schutzgebieten und den geplanten Wegen sollen den Ansprüchen der modernen Landtechnik in Breite und vermieden werden. Es soll eine abgestimmte Planung für Tragkraft der Wege gerecht wird. Die Wege sollten folgende ein Gesamtnetz erarbeitet werden. Voraussetzungen erfüllen: • Farbahnbreite 3,5 m plus Randstreifen • Eignung für Schwerlastverkehr • Ausweichstellen vorsehen • Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern vermeiden

Auf einen barrierefreien Ausbau wird besonderer Wert gelegt.

68 Ortsrand Plößberg

Projekt 1: Kernwegenetz Was ist das? Wie wird das umgesetzt? Die Kommunen im Stiftland, ertüchtigen das Flurwe- Im Projekt „Kernwegenetzes“ wird die Anforderung der genetz gemeinsam. Mit Blick auf künftig bewältigbare Infrastrukturpflege/-optimierung durch alle Kommunen Investitions- und Unterhaltskosten wird die Ertüchtigung der IKom-Stiftland gemeinsam aufgegriffen und die auf ein gemeinsam abgestimmtes Kernwegenetz konzen- Erstellung eines gemeindeübergreifenden Wegekon- triert. Hierfür wird ein gemeinsames Konzeptes für ein zeptes beauftragt. Im Rahmen der Bearbeitung dieses multifunktionales Wegenetz beauftragt, das der Land- Projektes gilt es in einem ersten Schritt die Besitzstruktu- wirtschaft und der Freizeitnutzung bzw. dem Tourismus ren abzufragen sowie Flurstückgrößen, Flächennutzung dient. Es soll eine bestmögliche Erschließung der land- und die Routen der Landwirte zu analysieren. Anschlie- wirtschaftlichen Flächen sicherstellen, dabei aber zugleich ßend müssen die touristischen Anforderungen an das die thematischen und gestalterischen Anforderungen Rad- und Wanderwegenetz vor dem Hintergrund der anderer Nutzungen (Tourismus, Freizeit) sowie die Bedürf- besonderen thematischen Anforderungen bestimmt und nisse anderer Nutzer berücksichtigen und sicherstellen. eingearbeitet werden. Dabei geht es darum, touristische Sobald der Abstimmungsprozess abgeschlossen ist und Besuchs- und Aussichtspunkte zu erschließen, Lücken im ein gemeinsames Gesamtkonzept vorliegt, werden die Rad- und Wanderwegenetz zu identifizieren, ergänzende vereinbarten Kernwege in einem gemeindeübergreifend Infrastrukturanforderungen aufzunehmen (Parkplätze angelegten Modernisierungsprozess ertüchtigt, nicht an Einstiegspunkten) sowie besondere Anforderungen mehr erforderliche Wege werden identifiziert und ggf. zu- an den Wegetyp für thematisch aufgeladene Nutzungen rückgebaut sowie Lücken im Wegenetz gemarkungs- und (Waldbaden, Landschaftserlebnis, Pilgerweg, spiritueller gemeindeübergreifend geschlossen. Weg, ...) festzulegen. Anschließend kann eine Netzhie- rarchie definiert werden. Die heutigen Anforderungen Wozu dient es? der Landwirtschaft an den Ausbaustandard der landwirt- Grundlage für die Erlebbarkeit der Natur- und Kulturland- schaftlichen Wege können - auch vor dem Hintergrund schaft des Stiftlandes ist ein attraktives Wegenetz, das die touristischer und ökologischer Zielsetzungen - nicht für Städte und Dörfer sowie die Ausflugsziele und Besuchs- alle Wege erfüllt werden. Ziel ist der Aufbau eines groß- punkte verbindet. Es ist sowohl für Einheimische als auch maschigen Netzes von Wegen, die eine möglichst opti- für Gäste die Grundlage dafür, die Region zu Fuß oder mit male Erschließung und gute Erreichbarkeit der Flurstücke dem Fahrrad aktiv zu erleben oder sich sportlich zu betäti- ermöglichen und gleichzeitig den funktionalen und gen. Als touristische Infrastruktur bildet es eine Grundvo- insbesondere den gestalterischen Anforderungen an ein raussetzung für die wirtschaftliche Nutzung des Raumes Rad- und Wanderwegenetz im Stiftland, einer Region für und ein anforderungsgerechtes Wegesystem ist nicht „heilsames Landschaftserleben“ gerecht werden. zuletzt auch für eine moderne Landwirtschaft und damit für eine weitere Form der wirtschaftlichen Nutzung des Raumes grundlegend. Speziell im Stiftland prägt die Land- wirtschaft auch heute noch das Landschaftsbild entschei- dend und sie ist für den Erhalt der kulturräumlichen Iden- tität maßgeblich. Ein anforderungsgerechtes Wegenetz ist somit in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung für die Wohn- und Lebensqualität sowie für unterschiedliche wirtschaftliche Nutzungen in der Region. Die Funktionen, die ein anforderungsgerechtes Wegesystem heute in der Landwirtschaft sowie im Bereich Freizeit und Tourismus erfüllen sollte, haben sich über die Jahre deutlich erhöht und werden durch das bestehende landwirtschaftliche Wegenetz im Stiftland heute nicht mehr ausreichend er- füllt. Gleichzeitig sind die Wege häufig nicht gemarkungs- übergreifend angelegt und auch die Anforderungen für eine touristische Nutzung decken sich teilweise nicht mit dem derzeitigen Zustand der Wege.

69 Handlungsfeld Biotope und Schutzgebiete Ziel 1.2: Verbundsystem der Biotope, Schutzgebiete und Ausgleichsflächen

FFH-Gebiet Basaltkuppen

FFH-Gebiet Wondreb NSG Großer Teichelberg

NSG und FFH-Gebiet Wondreb Aue Naturpark Steinwald

FFH-Gebiet und Vogelschutz- gebiet Waldnaabaue FFH-Gebiet Spirkenmoor

LSG Rothenburger Weiher

Naturpark Nördl. Oberpfälzer Wald

FFH-Gebiet Bergwiesen Altglashütte N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km Naturpark Kartierte Biotope

Naturschutzgebiet Zu schaffender Biotopverbund / Aus- gleichsflächen Landschaftsschutzgebiet

FFH-Gebiet

Vogelschutzgebiet

70 Schulprojekt Bärnau *

Waldnaabaue © Bund Naturschutz

Die Gemeinden der Region Stiftland vereinbaren, einen übergreifenden Verbund von Biotopen und Schutzgebieten aufzubauen. Planungen werden gemeinsam erstellt und auf die Belange von Schutzgebieten und Ausgleichsflächen abgestimmt. Es wird ein gemeinsames Konzept zum Erhalt, zur Ver- netzung und zur Erweiterung der bestehenden Schutz- gebiete entwickelt. Wegeanbindungen sollen die Pflege gewährleisten und Naturbeobachtungen möglich machen.

Naturräume werden durch verbindende Grünzüge, Biotop- verbundsystem und durchgängige Gewässer zusammenge- führt.

Ziel ist es, das Stiftland zu einer Ökomodellregion zu entwickeln.

71 Handlungsfeld Landschaftsentwicklung Ziel 1.3: Natur- und Landschaftsräume erhalten und das Landschaftsbild sichern

Pechbrunn Konnersreuth

Waldsassen Neualbenreuth

Mitterteich Leonberg

Tirschenreuth Mähring

Plößberg Bärnau

Luftbilder © http://www.Oberpfalz-Luftbild.de

72 Poppenlohfelsen Schwarzenbach ökologischer Landbau © Bayerisches Landesamt für Umwelt © http://www.oekomodellregionen.bayern.de

Die Landwirtschaft trägt wesentlich zur Identität des Stift- regionale Wirtschaftskreisläufe sollen gefördert werden, lands bei und soll deshalb in ihrer Kleinteiligkeit gesichert insbesondere der ökologische Landbau mit Selbstvermark- werden. Jedoch geht der individuelle Charakter dieses tung. Wirtschaftszweigs langsam verloren. Kleinbauern geben ihre Betriebe auf und verpachten ihr Land an große Land- Es wird ein sensibles Wachstum der Orte in die Landschaft wirte, welche die Nutzung der Flächen weiter intensivieren. angestrebt. Die Nahtstelle zwischen Siedlung und Land- So werden beispielsweise Wiesen zugunsten von Biomasse schaft ist von großer Bedeutung. immer weiter zurückgedrängt. Dieser Umbau soll gemein- deübergreifend gestoppt werden. Die Gemeinden können mit einer interkommunalen Verein- barung bzw. Diskussion langfristig und gemeinsam wert- Der Wald ist prägender Landschaftsbestandteil, der mittels vollen Lebensraum und Landschaft sichern. geeigneter Maßnahmen an den Klimawandel angepasst Jeder Ort wird mit seinen Eigenarten in die Umgebung werden soll. eingebunden. Die Landschaft fungiert als verbindendes Fließgewässer, besonders die Wondreb, speisen wertvolle Element zwischen den Gemeinden. Strukturen und Feuchtbiotope, die zu einem Verbundsys- tem ergänzt und so gesichert werden sollen. Ziel ist, mit einem gemeinschaftlich abgestimmten Das Stiftland soll mit seiner Angebots- und Themenvielfalt Entwicklungsplan die beschlossenen Ziele festzuschreiben. mit Beiträgen zum Schutz von Natur, Landschaft und Um- welt werben. Touristische Angebote, sanfte Mobilität und

Projekt 2: Kernwegenetz Was ist das? gilt es in einem ersten Schritt die Besitzstrukturen abzu- Die Kommunen im Stiftland, ertüchtigen das Flurwege- fragen sowie Flurstückgrößen, Flächennutzung netz gemeinsam. Mit Blick auf künftig bewältigbare Inves- titions- und Unterhaltskosten wird die Ertüchtigung Wozu dient es? Grundlage für die Erlebbarkeit der Natur- und Kulturland- schaft des Stiftlandes ist ein attraktives Wegenetz, das die Städte und Dörfer sowie die Ausflugsziele und Besuchs- punkte verbindet. Es ist sowohl für Einheimische als auch für Gäste die Grundlage dafür, die Region zu Fuß oder mit Wie wird das umgesetzt? Im Projekt „Kernwegenetzes“ wird die Anforderung der Infrastrukturpflege/-optimierung durch alle Kommunen der IKom-Stiftland gemeinsam aufgegriffen und die Er- stellung eines gemeindeübergreifenden Wegekonzeptes beauftragt. Im Rahmen der Bearbeitung dieses Projektes

73 Handlungsfeld Siedlungs- und Bauentwicklung Ziel 1.4: Siedlungsräumliche Nachbarschaften entwickeln

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km Zu stärkende, eigenständige Nachbarschaften

74 © www.Oberpfalz-Luftbild.de

Die Beziehungen zwischen Stadt und Land sollen stabil gehalten werden.

Die einzelnen Nachbarschaften gleichen sich einander an und verlieren zum Teil ihre Identität und Individualität. Dieser Prozess kann durch Stärkung der jeweiligen Hauptorte gebremst werden. Bei der Entwicklung der Ortsränder sollen sich die Kommunen gegenseitig abstimmen. Die Innenverdichtung hat gegen- über der Außenentwicklung Vorrang.

N Die landwirtschaftlichen Strukturen mit Höfen und Wirtschaftsflächen sollen durch spezielle Förderung langfristig erhalten bleiben. Das Land und die Dörfer sollen zur Naherholung und Stärkung des Raumes auf kurzen Wegen von den Städten aus erreichbar und benutzbar sein. Trotzdem gilt es, die spezielle Eigenart, die Identität und das Erscheinungsbild der Orte zu erhalten und weiter zu entwi- ckeln, sowie die Vielfalt des Stiftlands zu sichern.

75 Handlungsfeld Kulturlandschaft Ziel 1.5: Sicherung der Baukultur und Erhalt der kulturellen Vielfalt

N Grafik: lab Bildnachweis: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 5 km 10 km Kirche, Kapelle, Bildstock

Burg/Ruine, Denkmal

Naturdenkmal, Geotop

Aussichtspunkt

Hallenbad, Bad, Badesee

Radwege, Wanderwege

76 Feldkreuz Geotop Steinwald * © https://www.bauernhofurlaub.de

Himmelsleiter Tirschenreuth Stiftskirche Waldsassen © www.oberpfaelzerwald.de © http://www.oberpfaelzerwald.de

Das Stiftland zeichnet sich durch einen dominanten Landschaftsraum aus, in welchem sich die Siedlungsstrukturen unter- ordnen. Durch das differenzierte Geländerelief ergibt sich eine hochwertige und kleinteilige Kulturlandschaft, welche zu jeder Jahreszeit eine große Vielfalt an Ziel- und Aussichtspunkten bietet.

Das dichte Netz an untergeordneten Wegen macht die Region für Wanderer und Radfahrer attraktiv und verbindet die zahlreichen kulturell bedeutsamen Bausteine. N Die Baukultur im Bestand soll gesichert und bei Neubauten berücksichtigt und reflektiert werden. Es soll eine gemeinsame Strategie zur Einbindung von Kulturgütern und Bauwerken in die Landschaft entwickelt werden. Die kulturelle Vielfalt soll Touristen wie auch Einheimischen bewusst aufgezeigt werden. Die Bevölkerung und Schlüssel- personen wie Kirchenpfleger sind hierbei wertvolle Unterstützer im weiteren Planungsprozess.

Projekte können je nach Thema durch Städtebauförderung und Dorferneuerung gefördert werden.

77 Ziel 1.6 Kompakte Siedlungskörper und funktionsfähige Stadt-/Ortskerne

Wie ist die derzeitige Situation und was lässt die Zukunft erwarten? Der dauerhafte Bevölkerungsrückgang der letzten Jahre entwicklungskonzepten mit der Problematik intensiver im Landkreis Tirschenreuth sowie in den Nachbarland- zu beschäftigen, wurde dem Problem einer rückläufigen kreisen auf deutscher Seite hat zu einem Überangebot Bevölkerung weiterhin mit einer Anreizpolitik begegnet, an Wohnraum und an Wohnbauflächen im gesamten die spezielle kommunale Förderung (Familienprogramm, Stiftland geführt. Dementsprechend haben die Anzahl Baugeld), geringe Grundstückskosten und großzügige leerstehender Wohnungen und Wohngebäude sowie Neubaugebiete umfasste. Hierdurch wurde das Angebot auch das künftige Leerstandsrisiko deutlich zugenommen. trotz rückläufiger Nachfrage weiter ausgebaut und der Folgen dieses Angebotsüberhangs sind zum einen, dass interkommunale Wettbewerb um Wohnbevölkerung ver- Investitionen in den Mietwohnungsbestand auf Grund schärft. Ein tatsächlicher Verhaltenswechsel hin zu einer fehlender Rentabilität unterbleiben, worunter die Qualität Anpassung des Siedlungskörpers durch Innenentwicklung des Angebotes an Mietwohnungen deutlich leidet. Zum blieb weitgehend aus. anderen fehlt die Nachfrage, um frei werdende Wohnun- Ursächlich hierfür sind zum einen das Rollenverständnis gen und Häuser, insbesondere in den Wohnlagen entlang der Kommunen, das weiterhin auf eine Ordnung des von stärker frequentierten Straßen sowie innerhalb der Wachstums hin ausgerichtet war, anstatt den Steuerungs- Stadt- und Ortskerne wieder zu besetzen. Wohnstandort- bedarf für einen Siedlungsumbau zu thematisieren sowie entscheidungen fallen - wenn überhaupt - dann überwie- die interkommunale Konkurrenzsituation, die jegliche gend zu Gunsten von Neubaugebieten. Bestandsgebiete Steuerung von Bauwilligen - im Spiegel des interkom- und insbesondere die Ortskerne und ihr Umfeld sowie munalen Wettbewerbs um jeden einzelnen Einwohner Erschließungs- oder Durchgangsstraßen sind dagegen - unmöglich erscheinen lässt. Innenentwicklung wird von Leerstand, Modernisierungsstau, Defiziten im äuße- den Kommunen zwar über das Landesentwicklungspro- ren Erscheinungsbild und einer vergleichsweise geringen gramm abgefordert, aber die kommunale Bauleitplanung Wohnumfeldqualität geprägt. Speziell die Belastung von im Stiftland zeigt, dass gutes Agieren nicht belohnt wird Grundstücken in Bestandssiedlungen durch ein Altobjekt und schlechtes Agieren nicht entsprechend sanktioniert und die damit verbundenen Unwägbarkeiten hinsichtlich wird. Die interkommunale Kooperation im Rahmen der Abbruch- und Entsorgungskosten auf der einen Seite IKom-Stiftland bietet nun die Chance, das Thema Innen- sowie den Wertvorstellungen der Eigentümer auf der an- entwicklung gemeinsam und verbindlich anzugehen deren Seite führen dazu, dass Investitionsentscheidungen und die interkommunale Wettbewerbssituation auszu- eher zu Gunsten von freien Grundstücken in Neubauge- blenden. Die Kommunen können beginnen, sich mit der bieten erfolgen. Trotz rückläufiger Nachfrage erhöht sich rückläufigen und veränderten Nachfrage konzeptionell so aber das Gesamtangebot an Wohnbauflächen weiter zu beschäftigen und auf die quantitativen Veränderungen und die Leerstandsproblematik in den Bestandsgebieten zu reagieren. Im Verbund aller Kommunen können die sowie die damit einhergehenden Beeinträchtigungen des erforderlichen strukturellen und fachlichen Grundlagen Wohnumfeldes verstärken sich. Dies gilt insbesondere für geschaffen werden, die für eine aktive Steuerung der die Wohnbereiche in direktem räumlichen Bezug zu den Siedlungsentwicklung erforderlich sind. Stadt- und Ortskernen. Vorhandene Nachfrage wird nicht genutzt, um frei werdende Gebäude bzw. Grundstücke Das Thema Innenentwicklung hat eine Komplexität der nachzunutzen, sondern wird in Neubaugebieten gebun- Wirkungszusammenhänge, dass es mit einem ganzen den. Weiterer Leerstand im Bestand ist die Folge. Dies Maßnahmenbündel angegangen werden muss. Dabei las- geht mit einem Attraktivitätsverlust und einer Entwertung sen sich unterschiedliche Handlungsfelder und -intensitä- der davon betroffenen Wohnlagen einher. Da sich eine ten unterscheiden, die von der Informationsbeschaffung Zunahme der Bevölkerungszahl auch für die Zukunft über ein Management und die aktive Unterstützung bis nicht abzeichnet, erhöht diese Entwicklung nicht nur den hin zur Außendarstellung reichen. Konzeptioneller Kern ist Flächen- und Landschaftsverbrauch, sondern schafft auch ein interkommunales Siedlungsentwicklungskonzept, das städtebauliche Probleme. Diese sind - wenn auch in un- die veränderte Nachfrage zusammen mit dem aktuellen terschiedlicher Intensität - in allen Kommunen im Stiftland Leerstand berücksichtigt. Dieses Konzept lässt sich nur im sichtbar. Sollen attraktive Stadt- und Ortsbilder sowie interkommunalen Verbund entwickeln. Gleichzeitig lässt kompakte Siedlungskörper erhalten bzw. hergestellt wer- sich im Verbund der Kommunen die Notwendigkeit einer den, muss dieser Entwicklung aktiv begegnet werden. Beschäftigung mit diesen Themen und eine veränderte Planungs- und Entwicklungsstrategie besser nach außen Eine geordnete städtebauliche Entwicklung lässt sich kommunizieren als dies für eine Einzelkommune möglich unter den Bedingungen einer rückläufigen Nachfrage ist. Schließlich lässt sich durch eine Bündelung des The- nur dann erreichen, wenn die Anpassung des Siedlungs- mas und der Ressourcen auf Ebene des Stiftlandes auch körpers ebenso gesteuert wird, wie dies unter Wachs- eine höhere Durchsetzungskraft und Aufmerksamkeit tumsbedingungen erfolgte.. Rückläufige Bevölkerungs- erreichen, als dies für eine Einzelkommune möglich ist. entwicklung, Funktionsverluste und Leerstand in den Ortsmitten sowie ein Rückgang der Wohnfunktion in den Ortsmitten ist ein Phänomen, das sich schon seit mehr als einem Jahrzehnt im Stiftland zeigt. Solange die Kommu- nen nicht gefordert waren, sich im Rahmen von Stadt-

78 Strategie 1.6a: Gemeinsame Thematisierung und Bilanzierung der Innenentwicklung Eine tatsächliche Verhaltensänderung in der Bauleitpla- insgesamt zu erhalten und rücken auch bei allen kommu- nung aller Kommunen des Stiftlandes sowie eine aktive nalen Vorhaben die Anforderung der Innenentwicklung Steuerung der Innenentwicklung lassen sich nur dann ins Blickfeld. erzielen, wenn das Thema Innenentwicklung als neue und Eine strategische Anforderung liegt darin, Innenentwick- klare Ausrichtung der Siedlungsentwicklung in allen kom- lung als ein dauerhaftes Leitprojekt der IKom-Stiftland munalen Gremien des Stiftlandes bewusst gesetzt wird zu beschließen, das nach dem Start eine Verstetigung und anschließend eine dauerhafte Präsenz erreicht. Hier- erfährt. So sollten Zielgrößen vereinbart werden, welche für gilt es einen entsprechenden Auftakt zu schaffen und Bevölkerungsentwicklung unter realistischen Annahmen dann dauerhaft Anlässe vorzusehen, sich mit dem The- möglich ist, welche Revitalisierung daraus zu leisten ist ma Innenentwicklung zu beschäftigen. Entsprechende und wie sich die Leerstandssituation dadurch idealerweise Anlässe, sich in den kommunalen Gremien sowie auf der verändern lässt. Gleichzeitig gilt es dann, die Bestands- Ebene der IKom mit dem Thema der Innenentwicklung zu und Leerstandsveränderung dauerhaft zu ermitteln und beschäftigen sind dann gegeben, wenn kommunale Ent- zu analysieren, um es als Handlungsfeld der IKom-Stift- scheidungen bewusst unter dem Aspekt der Wirkungen land platzieren und aktiv steuern zu können. auf die beabsichtigte Innenentwicklung bewertet werden oder wenn aktuelle Informationen zu diesem Thema entweder aus dem Stiftland oder aus anderen Regionen vorliegen, über die berichtet wird. Je verbindlicher und umfassender die Verhaltensände- rung verankert wird, umso erfolgversprechender ist ein tatsächlich verändertes Agieren. Deshalb sollte auch in der Öffentlichkeit eine entsprechende Transparenz zur Situation sowie den laufenden Veränderungen hergestellt werden. Für beide Ansätze sind aktuelle Informationen zur Entwicklung des Leerstandes sowie des Leerstandsrisi- kos bzw. zum Innenentwicklungspotenzial in den einzel- nen Kommunen und im Stiftland insgesamt erforderlich. Sie liefern die Grundlage, das Problembewusstsein

Ortsrand Plößberg

Abbildung 31: Stufenkonzept zur aktiven Innenentwicklung

79 Strategie 1.6b: Steuerung der Anpassung der Siedlungsentwicklung Sollen unter den Folgen des demographischen Wandels mustern abzuweichen und neue Wege zu gehen. Im Zuge und des damit einhergehenden Bevölkerungsrückgangs der interkommunalen Kooperation auf Ebene des Stift- kompakte Siedlungskörper und funktionsfähige Stadt- landes kann aber nun ein gemeinsames Umdenken und und Ortskerne erhalten bzw. hergestellt werden, muss Vorgehen vereinbart werden, das zu einer tatsächlichen eine aktive Steuerung des erforderlichen Siedlungsum- Reaktion auf die Folgen des demographischen Wandels baus durch die Kommunen erfolgen. In allen Kommunen führt. Der besondere Vorteil liegt darin, ein höheres Maß des Stiftlandes ist die Leerstandsproblematik im Stadtbild an Verbindlichkeit herzustellen und den Siedlungsumbau offensichtlich. Dennoch spielt die Aktivierung von Innen- nach vergleichbaren Vorgaben und Kriterien tatsächlich entwicklungspotenzialen, der Siedlungsflächenumbau anzugehen. Ziel ist es, dass das Stiftland eine Vorstellung und der Verzicht auf Neuausweisungen von Baugebieten entwickelt und auch nach außen darstellt, wie die Sied- immer noch eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. lungskörper räumlich an die Folgen des demographischen Auch heute schon formuliert das Landesentwicklungs- Wandels angepasst werden sollen. Erst mit einem der- programm im Kapitel Siedlungsstruktur beim Thema artigen Zukunftsbild wird es möglich, Handlungsgrund- Flächensparen den Grundsatz einer nachhaltigen Sied- sätze zu vereinbaren und steuernd einzuwirken. Dieses lungsentwicklung unter besonderer Berücksichtigung des Zukunftsbild ist aber auch für Investitionsentscheidungen demographischen Wandels und seiner Folgen. sehr wichtig, da es die Zukunftsfähigkeit von Wohngebie- ten und die qualitativen Verbesserungen zeigt. Für eine Die Anpassung der Siedlungsentwicklung an die Folgen Steuerung der Anpassung der Siedlungsentwicklung und des demographischen Wandels erfordert eine bewusste ein interkommunales Siedlungsflächenmanagement ist Aktivität der Kommunen und vorbereitende konzeptio- es zunächst notwendig, die Größenordnung des An- nelle Überlegungen für die kommunale Bauleitplanung. passungsbedarfs für alle Kommunen des Stiftlandes zu Gleiches gilt für das im Landesentwicklungsprogramm quantifizieren und die Anpassungsfälle hinsichtlich ihrer festgelegte Ziel, in Siedlungsgebieten vorhandene Relevanz für die Ortsentwicklung zu priorisieren bzw. zu Potenziale der Innenentwicklung möglichst vorrangig kategorisieren. Die Quantifizierung kann anhand von Sze- zu nutzen. Die Intensität, mit der beide Ansprüche aus narien (optimistisch, neutral, pessimistisch) erfolgen und dem Landesentwicklungsprogramm aber tatsächlich hat einen Anpassungskorridor zum Ergebnis. aktiv umgesetzt werden variiert. Die meisten Kommunen hoffen darauf, dass eine verbesserte Nachfragesitua- In einem zweiten Schritt vereinbaren die Stiftlandkommu- tion das Revitalisierungsproblem löst. Konzeptionelle nen verbindliche Handlungs- bzw. Steuerungsgrundsätze, Grundlagen, um vorhandene Nachfrage strategisch zu wie sie Innenentwicklung im Stiftland tatsächlich hand- platzieren oder Leerstand durch Nutzungswandel und haben wollen. Insbesondere werden Zielrichtungen und qualitative Aufwertung zu beseitigen, liegen nicht vor. Es Zielgrößen für die Innenentwicklung vereinbart, die bei fehlt sowohl an der Thematisierung des Umbaubedarfs als allen bauleitplanerischen Aktivitäten eingehalten werden auch an der Entwicklung einer gesamträumlichen Vorstel- müssen. Damit wird ein quantitativer Rahmen festgelegt, lung zur Anpassung der Siedlungskörper. Dabei zeigen der nach einheitlichen Kriterien für alle Kommunen den die Bevölkerungsprognosen, dass sich die Problemlage Anpassungsbedarf angibt und die Anpassungsrichtung eher verschärfen dürfte, da viele heute noch bewohnte beschreibt. Gebäude untergenutzt sind und Sanierungsstau aufwei- Aus beiden Vorgaben, dem Anpassungsbedarf und der sen. Verdeutlicht man sich, dass Leerstand aus fehlender Anpassungsrichtung kann dann für alle Kommunen ein Nachfrage, fehlender Rentabilität bzw. zu hoher Kosten Siedlungsflächenentwicklungskonzept erarbeitet werden, oder fehlender Eignung für die bisherige Nutzung resul- das dann als Grundlage für eine aktive Steuerung der tieren, so wird deutlich, dass Veränderungsbedarf besteht, Anpassung der Siedlungsräume und ein anforderungsge- will man Leerstand beseitigen. Erreicht werden kann dies, rechtes interkommunales Siedlungsflächenmanagement wenn die Auswirkungen des demographischen Wandels dient. prospektiv in eine Handlungsgrundlage zur Siedlungs- anpassung, einen Siedlungsflächenentwicklungsplan einfließen. Dieser zeigt - bezogen auf den für das gesamte Stiftland prognostizierten Anpassungsbedarf sowie nach einheitlichen Anpassungskriterien - wie viele Siedlungs- einheiten in den einzelnen Kommunen angepasst werden müssen, welche Siedlungsbereiche oder Siedlungsein- heiten für eine Anpassung geeignet wären und in welche Richtung diese Anpassung erfolgen soll. Zudem werden Zielgrößen vereinbart, in welcher Geschwindigkeit die Anpassung erfolgen soll. Der Weg der Erarbeitung und Umsetzung eines Sied- lungsflächenentwicklungsplanes für das gesamte Stift- land lässt sich nur in interkommunaler Kooperation und Abstimmung beschreiten. So lange die Kommunen aber im interkommunalen Wettbewerb um die junge Bevölke- rung stehen, fällt es schwer, von bisherigen Handlungs-

80 Strategie 1.6c: Unterstützung der Innenentwicklung Vor dem Hintergrund des aktuellen Leerstandes im ser weisen in der Regel Investitionsstau und umfassenden Stiftland und den weiteren, zukünftig noch leer fallenden Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf auf. Grund- Gebäuden, herrscht im Stiftland ein deutliches Überange- risse, Gebäudetechnik und der energetische Zustand bot an noch unbebauten Bauplätzen. Innenentwicklung genügen den heutigen Ansprüchen des Wohnens nicht bedeutet im Stiftland deshalb nicht, Innenentwicklungs- mehr. Hinzu kommen ggf. Abriss- und Entsorgungskos- flächen ergänzend zu den Neubaugebieten zu aktivieren, ten, die aufgebracht werden müssen. Gleichzeitig liegen sondern es geht darum, das wenige Revitalisierungspo- aber die Preis- und Wertvorstellung der Eigentümer bei tenzial in erster Linie zur Beseitigung der Leerstände an der gegebenen Marktsituation häufig deutlich zu hoch. den Hauptorten und dort in den Ortskernen zu nutzen. Abhilfe bieten bei diesen unterschiedlichen Hemmnis- Gleichzeitig soll das Revitalisierungspotenzial genutzt sen objektspezifische und kostenfreie Beratungs- und werden, um bestehende Siedlungsgebieten umzubau- Unterstützungsangebote, die über ein Innenentwick- en und qualitativ aufzuwerten. Die hierfür erforderliche lungsmanagement in Zusammenarbeit mit Architekten, Steuerung der Nachfrage in die Bestandsgebiete wird nur Wertermittlungssachverständigen, Energieberatern und dann erfolgreich sein, wenn sich dort eine Wohnqualität ggf. weiteren Akteuren vermittelt werden. Hierdurch erzielen lässt, die für die betroffenen Zielgruppen im kann eine solide Entscheidungsbasis geschaffen und das Vergleich zum Neubau in Neubaugebieten mindestens Potenzial des Objektes sowie des Standortes aufgezeigt gleichwertige ist. Lässt sich dies durch einen entsprechen- werden. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Einfami- den Siedlungsflächenumbau bewerkstelligen, so bleibt als lienhaus, sondern gerade die Realisierung neuer Wohn- weiteres Hemmnis für Investitionen in Bestandsobjekte formen oder zielgruppenspezifischer Angebote erfordert zudem noch der zusätzliche Aufwand und die zusätzliche einen aufwändigeren Planungsprozess. Zusätzlich kann Unsicherheit, die diese Investitionen gegenüber einem ein kommunales Förderprogramm weitere Anreize für die Neubau beinhalten. Diese Hemmnisse abzubauen ist ein potenziellen Erwerber schaffen. Alle diese Maßnahmen weiterer Baustein der Innenentwicklungsstrategie. Neben reagieren auf die bisher gemachten Erfahrungen zu der finanziellen Anreizen zählt dazu ein Beratungsangebot Frage, warum Investitionen in Bestandsgebiete weniger und die Koordination weiterer Unterstützungsleistungen stark nachgefragt werden, als der Neubau in Neubausied- sowie die Begleitung des gesamten Investitionsprozesses. lungen. Die vorhandene Nachfrage soll so für die Revitali- sierung der Innenentwicklungsgebiete nutzbar gemacht Der Erwerb gebrauchter Immobilien ist für Käufer mit werden. unterschiedlichen Risiken behaftet. Ältere Einfamilienhäu-

Strategie 1.6d: Imageentwicklung, Wertschätzung und Vermarktung der Stadt-/ und Ortskerne Entscheidungsprozesse beginnen stets mit einer ersten den. Die Neubebauung bisher unbebauter Flächen sollte Einschätzung bzw. einem bestimmten Gefühl zu einem zudem als ungeeignet für den Erhalt örtlicher Wohn- und Thema. Diese erste Einschätzung beruht auf den Erfahrun- Lebensqualität dargestellt werden. Es gilt, gerade bei den gen und Kenntnissen, die eine Person bisher zu dem The- heutigen Mängeln im Stadtbild der Siedlungskerne und ma besitzt. Die Summe der Erfahrungen und Kenntnisse den qualitativen Defiziten der älteren Wohngebiete, das prägt das Image, das zu einem Thema vorhanden ist. Um Zukunftsbild zu zeichnen, das mit der Stadtsanierung und Entscheidungsprozesse zur Innenentwicklung von Anfang dem Siedlungsumbau entsteht. Dieses Bild muss Grundla- an positiv zu beginnen, sollte diese bzw. ein Wohnstand- ge für die Vermarktung der Wohnstandorte sein. Es muss ort im Siedlungskern mit einem positiven Image behaftet kommuniziert werden, welche Ziele die Kommunen im sein. Dies ist in den Kommunen mit Bevölkerungsrück- Siedlungsumbau verfolgen, welche Siedlungsgebiete vor gang und fehlendem Siedlungsdruck häufig nicht der Fall. diesem Hintergrund qualitativ aufgewertet werden und Vielmehr sind die Ortszentren von Kommunen mit Bevöl- deshalb für werthaltige Investitionen sprechen sowie kerungsrückgang häufiger von Investitionsstau, Leerstand welche Unterstützungsleistungen die Kommunen bei der und funktionalen Schwächen geprägt. Das optische Bild Innenentwicklung zur Verfügung stellt. trägt oft dazu bei, dass diese Standorte bei Wohnstand- Neben diesen direkten, auf den Entscheidungsprozess ortentscheidungen von Beginn an negativ besetzt sind. bezogenen Informationen, sollte für das Thema Innenent- Zudem sind alle Vermarktungsaktivitäten der Kommunen wicklung auch grundsätzlich stärker sensibilisiert werden. bisher auf die Darstellung der Neubau- bzw. Einfamilienh- Eine dauerhafte und gebündelte Darstellung der identi- ausgebiete gerichtet. Die Option, einen Wohnstandort in tätsschaffenden Funktion der Ortsmitten, ihrer funktio- Bestandsgebieten oder im Siedlungskern zu wählen wird nalen Bedeutung für unterschiedliche Aktivitäten und die in der Außendarstellung der Kommunen bisher weitge- Kommune sowie ihrer besonderen Wohn- und Lebens- hend nicht thematisiert. Dementsprechend spielt es als qualität sowie der zukünftig angestrebten Entwicklung Option im Entscheidungsprozess keine besondere Rolle. soll dazu beitragen, positiv imagebildend zu wirken. Eine Will man die Revitalisierung der Ortsmitten stärken und auf Ebene des Stiftlandes gebündelte Außendarstellung den Siedlungskörper trotz rückläufiger Nachfrage kom- zum Thema Ortsmitten und Innenentwicklung schafft pakt halten, muss die Wohnstandortwahl zu Gunsten von nicht nur Synergien und spart Ressourcen, sondern erhöht Bestandsgebieten und dem Siedlungskern als die gängige auch die Reichweite und die Zahl der Berichtsanlässe zu Option der Wohnstandortentscheidung dargestellt wer- diesem Thema.

81 Projekt 2: Grundsatzbeschluss zur Innenentwicklung Was ist das? dergeld) unter strategischen Gesichtspunkten angepasst In einem kommunalpolitischen Grundsatzbeschluss zur werden. In den Kommunen und kommunalen Gremien Innenentwicklung verpflichten sich alle Kommunen des soll deutlich werden, dass das Thema Innenentwicklung Stiftlandes zu einem aktiven und initiativen Vorgehen zur künftig eine gemeinsame Daueraufgabe ist, das auf meh- Umsetzung von Innenentwicklung. Hierfür vereinbaren reren Handlungsebenen nach einem schlüssigen Gesamt- sie gemeinsame Handlungsgrundsätze, die beispielsweise konzept angegangen werden muss, um erfolgreich zu folgende Aspekte umfassen können: sein. Ein gemeinsamer Beschluss zur Innenentwicklung • Fortführung des Vitalitäts-Checks und Aufbau eines wirkt dann gleichzeitig nach außen und nach innen. Nach dynamischen Innenentwicklungskatasters als Informa- außen spricht er die Grundstückseigentümer an sowie die tions- und Steuerungsgrundlage. Interessenten an Grundstücken bzw. Gebäuden für eine Wohnnutzung. Nach innen entfaltet er Bindungswirkung, • Jährliche Bilanzierung der Situation und Berichterstat- da er bei allen Beschlussfassungen und Entscheidungen tung in den Kommunalen Gremien zum Thema Innen- zur Siedlungsentwicklung in den Kommunen im Stiftland entwicklung künftig zu beachten ist und die Kommunen die Beach- • Jährliche Thematisierung der Innenentwicklung und tung dieser Grundsätze auch im Zuge der interkommuna- Evaluation der Maßnahmen und Projekte. len Abstimmung der Bauleitplanung sowie der regelmäßi- • Entwicklung einer konzeptionellen Grundlage zur Steu- gen Bilanzierung der Leerstandssituation nachweisen. erung der Siedlungsentwicklung in Richtung Innenent- Wie wird das umgesetzt? wicklung. Eine entscheidende Erkenntnis im Erarbeitungsprozess • Aktive Qualifizierung und Mobilisierung von Bestands- des ILEK war, dass Innenentwicklung nur durch eigene gebieten zur Deckung der Baulandnachfrage. Aktivität und ein schlüssiges Gesamtkonzept erreicht wer- • Unterstützung des Innenentwicklungsprozesses durch den kann. Hierfür müssen die entsprechenden Ressourcen finanzielle und immaterielle Maßnahmen. (Zeit, Know how, finanzielle Mittel) zur Verfügung gestellt • Information, Sensibilisierung und Aktivierung zum werden, um die fachlichen Grundlagen zu schaffen und Thema Innenentwicklung und zu den kommunalen das Thema aktiv zu bearbeiten. Das interkommunale Fördermaßnahmen. Programm der Städtebauförderung „Kleine Zentren und • Interkommunale Abstimmung der kommunalen Vorha- Gemeinden“ wäre geeignet, ein auf die Stärkung der ben zur Siedlungsentwicklung unter dem Aspekt der Ortsmitten und die qualitative Aufwertung der bestehen- Innenentwicklung. den Wohngebiete bezogenes Siedlungsentwicklungskon- zept in den Kommunen zu entwickeln und das gesamte • Schaffung einer interkommunal getragenen Zuständig- Maßnahmenbündel zu entwickeln sowie zu unterstützen. keit für das Thema Innenentwicklung. Eine entsprechende Bewerbung zur Aufnahme in dieses Wozu dient es? Förderprogramm sollte erfolgen. Innenentwicklung zur Revitalisierung der Ortskerne und Der Grundsatzbeschluss selbst muss entworfen, abge- zur qualitativen Aufwertung der bestehenden Siedlungs- stimmt und verabschiedet werden. Die Ziele und das gebiete ist kein Selbstläufer. Notwendig ist vielmehr die Handlungsprogramm, die mit dem Grundsatzbeschluss bewusste Initiierung einer veränderten Siedlungsent- verfolgt werden, können dem ILEK entnommen werden. wicklung auf der Grundlage einer gemeinsam verein- barten Strategie und dazugehörigen Maßnahmen. Ein kommunalpolitischer Grundsatzbeschluss schafft diesen bewussten und verbindlichen Startpunkt für eine aktive Steuerung der Siedlungsentwicklung nach gemeinsam vereinbarten Handlungsgrundsätzen der Innenentwick- lung. Er macht in den Kommunen und in den kommu- nalen Entscheidungsgremien bewusst, dass sich das Rollenbild der Kommune in der Siedlungsentwicklung ändern wird, hin zu einer stark steuernden Funktion. Da- mit müssen auch alle vorhandenen Instrumente, die die Wohnstandortwahl beeinflussen (Kommunales Baukin-

Schleif bei Plößberg

82 Projekt 3: Interkommunales Gebäude- und Siedlungsflächenmonitoring Was ist das? Neben der Kenntnis des Gesamtbildes zu Umfang und Ein Gebäude- und Siedlungsflächenmonitoring erfasst Lage der Leerstände und Innenentwicklungspotenzia- regelmäßig die Baulücken, Leerstände und das Leer- le im Stiftland kann das Monitoring auch mit weiteren standsrisiko in den Kommunen des Stiftlandes. Gleichzei- Informationen hinterlegt werden, die zur Steuerung der tig werden die ermittelten Bestandsgrößen dann auch der Siedlungsflächenentwicklung relevant sind. So können Prognose zur Wohnraumnachfrage gegenübergestellt, die Informationen zu den Entwicklungsvorstellungen bzw. sich aus der Prognose zur Entwicklung der Bevölkerungs- der Abgabebereitschaft der Eigentümer erfasst und zahl sowie der Anzahl der Haushalte ergibt. Dabei muss ebenfalls eingepflegt werden. Es zeigt sich dann nicht nur auch eine qualitative Bedarfsprognose erfolgen, die den der Umfang der Problemlage, sondern auch die Verfüg- tatsächlichen Wohnungsmix zeigt, der künftig nachge- barkeit und damit das tatsächlich gegebene Potenzial für fragt wird. Damit wird der Überbesatz bzw. der Umbau- Revitalisierung, Nutzungswandel, Siedlungs- und Freiflä- bedarf ermittelt und kann als Grundlage in die Steuerung chenumbau sowie für eine qualitative Verbesserung des der Siedlungsentwicklung einfließen. Wohnumfeldes in den betroffenen Siedlungsgebieten. Wozu dient es? Wie wird das umgesetzt? Ein interkommunales Gebäude- und Siedlungsflächenmo- Mit dem Vitalitäts-Check liegt bereits eine erste Erfassung nitoring dient dazu, eine aktuelle, systematisch erfasste der Bestandssituation vor, die anhand der Einwohnermel- und gesicherte Datengrundlage zum Umfang und der dedaten fortgeschrieben werden kann, so dass zunächst räumlichen Lage von Leerstand und Innenentwick- lediglich punktuelle Überprüfungen notwendig werden. lungspotenzial vorzuhalten. Dies ist erforderlich, um das Eine Aktualisierung des Vitalitäts-Check im Rahmen einer Thema Innenentwicklung aktiv, konsequent, verlässlich Vollerhebung sollte alle drei bis fünf Jahre erfolgen. Die und steuernd angehen zu können. Liefert das Gebäu- Datenhaltung und die Pflege der Daten zum Vitalitäts- de- und Siedlungsflächenmonitoring zunächst lediglich Check kann zentral organisiert und durch ein Innenent- eine Beschreibung der Ausgangssituation und (sofern es wicklungsmanagement vorgenommen werden. Ggf. um Prognoseinhalte ergänzt wird) der zu erwartenden könnte die technische Datenhaltung beim Landkreis statt- Weiterentwicklung, so schafft es gleichzeitig auch die finden und in Kooperation mit der ILE Steinwald erfolgen. Voraussetzungen für alle weiterführenden Aktivitäten. Diese reichen vom Aufbau eines dynamischen Leer- stands- bzw. Verfügbarkeitskatasters, über ein Flächen- und Umbaumanagement bis hin zu einer Reihe weiterer, kommunikativer und unterstützender Aktivitäten. Nach- dem Innenentwicklung als dauerhafter Prozess angelegt ist, liefert ein Gebäude- und Siedlungsflächenmonitoring auch die Grundlage für eine jährliche Bilanzierung der Entwicklung und für die Berichterstattung in den kommu- nalen Gremien sowie auf Ebene der IKom-Stiftland. Es ist anlassgebend, um die Wirksamkeit bestehender Hand- lungslogiken und Maßnahmen zu diskutieren und diese ggf. weiterzuentwickeln.

Kloster Fockenfeld

83 Stadt Mitterteich

Projekt 4: Dynamisches Innenentwicklungskataster Was ist das? sind entscheidend für die Aktivierung und Nutzung von Ein dynamisches Innenentwicklungskataster führt die Flächen und Objekten und damit für die Umsetzung einer vorhandenen Ergebnisse des Vitalitäts-Check sowie des Innenentwicklungsstrategie. Gebäude- und Siedlungsflächenmonitorings in einem dy- Ein weiterer Nutzen ergibt sich im Rahmen der Entschei- namischen Kataster zusammen. Es zeigt für alle Grundstü- dungsfindung zu Themen der kommunalen Bauleitpla- cke die aktuelle Leerstandssituation bzw. das Leerstands- nung bzw. Siedlungsentwicklung sowie für die Abstim- risiko sowie ggf. die aktuellen Entwicklungsabsichten des mung der Bauleitplanung mit den Nachbarkommunen. Eigentümers bzw. der Eigentümerin. Informationen, die Liegt eine gemeinsame aktuelle Datengrundlage zum im System vorgehalten werden könnten, sind: Innenentwicklungspotenzial vor, kann das Thema ohne • Baulücke, Brachfläche großen Aufwand in kommunale und interkommunale Planungs- und Entscheidungsprozesse einfließen. Schließ- • Baujahr, Nutzung und Zustand des Gebäudes lich ermöglicht eine regelmäßige Bilanzierung auch die • Leerstandsrisiko und Umnutzungspotenzial Kommunikation des Themas sowohl nach innen (kommu- • Eigentümeransprache/Verfügbarkeit nale Gremien) als auch nach außen (Bürger/innen) und Zudem sollten Informationen zu Wohnbaulandbedarf ein gemeinsames Innenentwicklungskataster ist nicht nur aufgenommen werden und eine Bilanzierung der vorhan- Grundlage für eine gemeindeübergreifende Steuerung denen Innenentwicklungspotenziale mit der erwarteten der Siedlungsentwicklung, sondern auch für eine gemein- Wohnbaulandnachfrage bzw. Wohnflächennachfrage same Vermarktung der Wohnflächen. möglich sein. Wie wird das umgesetzt? Wozu dient es? Technisch kann die Umsetzung im Rahmen des Vitalitäts- Ein Innenentwicklungskataster ist die grundlegende Infor- Check erfolgen oder es wird die Flächenmanagement Da- mationsbasis für eine aktive und systematische Innenent- tenbank genutzt, die das Landesamt für Umwelt kostenlos wicklung. Es versetzt ein Innenentwicklungsmanagement zur Verfügung stellt. Diese Datenbank kann zentral für in die Lage, Chancen für den Umbau und die Aufwertung mehrere Kommunen angelegt werden und mit ihr lassen bestehender Siedlungsgebiete zu erkennen, diese aktiv sich Innenentwicklungspotenziale erfassen, verwalten aufzugreifen und so die Mobilisierung und Nutzung von und aktivieren. Neben der technischen Lösung muss eine Innenentwicklungspotenzialen zu unterstützen. Infor- personelle Zuständigkeit geschaffen werden, die das mationen über Verkaufsabsichten, den Zeitpunkt der gesamte Handlungsfeld „Innenentwicklung“ trägt. Flächenverfügbarkeit sowie zu Aktivierungshemmnissen

84 Zirkenreuth

Projekt 5: Interkommunales Siedlungsentwicklungskonzept Was ist das? der Siedlungsentwicklung an den künftigen Bedarf. Ein interkommunales Siedlungsentwicklungskonzept ist Es soll zeigen, wohin das künftig gesamträumlich verfüg- eine gemeinsame fachliche Planungsgrundlage für die bare Revitalisierungspotenzial (= Nachfrage nach Wohn- Anpassung der Siedlungsentwicklung an den künftigen gebäuden) idealerweise gesteuert werden sollte, um die Bedarf und deren räumliche Steuerung im überörtlichen erforderliche Anpassung der Siedlungskörper möglichst Maßstab. Es zeigt auf, in welchem Umfang in den einzel- so zu gestalten, dass zukunftsfähige Siedlungsstrukturen nen Kommunen eine Anpassung des Siedlungskörpers ausgebildet werden. Es ist Grundlage für eine Weiterent- erforderlich ist, und welche räumliche Strategie dabei wicklung oder Reparatur örtlicher sowie überörtlicher verfolgt werden soll. Hierzu werden überörtliche Ent- Grünstrukturen oder anderer räumlich-funktionaler wicklungszonen und Siedlungsraumtypen innerhalb der Strukturen und benennt auch den Bedarf an Aufwertung einzelnen Gemeinden definiert, die sich aus dem kom- bzw. Reparatur in den einzelnen Siedlungsgebieten. Ein munalen Anpassungsbedarf (Leerstand, Leerstandsrisiken interkommunales Siedlungsentwicklungskonzept schafft und Nachfrageprognose) sowie der Standorteignung des auch die fachliche Grundlage für weiterreichende gemein- Siedlungsgebietes (übergeordnete und intern Perspekti- same Maßnahmen, die den kommunalen Siedlungsum- ve) ergeben. Darauf aufbauend dokumentiert das inter- bau unterstützen. Kommunale Fördermaßnahmen der kommunale Siedlungsentwicklungskonzept die gemein- einzelnen Kommunen, die bisher im gesamten Gemeinde- sam abgestimmte Handlungsstrategie zur Anpassung der gebiet gewährt werden, lassen sich dann auf die Gebiete unterschiedlichen Siedlungsgebiete (Hauptort, Wohn- konzentrieren, die für den Siedlungsumbau bzw. den quartiere Ortsteile, Streusiedlung) an den veränderten Revitalisierungsprozess besondere Relevanz besitzen. Bedarf. Es berücksichtigt dabei überörtliche Strukturen Dies gilt auch für alle weiteren Maßnahmen zur Steuerung und Eignungen bzw. Qualitäten und zeigt beispielswei- der Wohnstandortentscheidung. se die Weiterentwicklungsmöglichkeiten überörtlicher Wie wird das umgesetzt? Landschaftsqualitäten und Grünstrukturen als Ansatz der Ein interkommunales Siedlungsentwicklungskonzept qualitativen Aufwertung im Zuge des Siedlungsumbaus muss auf den Ergebnissen des Vitalitäts-Check bzw. des aber auch die Eignung für bestimmte Nachfragegruppen. Siedlungsflächenmonitoring aufbauen. Als fachliche Gleichzeitig berücksichtigt es aber auch Charakteristika Grundlage zum Siedlungsumbau muss es durch ein qua- der einzelnen siedlungsräumlichen Einheiten (Alters- lifiziertes Planungsbüro erarbeitet werden, das auch den struktur, Leerstandsquote, Leerstandsrisiko, Infrastruktur- weiteren interkommunalen Abstimmungsprozess beglei- ausstattung). Im Ergebnis ergibt sich - bezogen auf eine tet. So gilt es auf Basis einer Prognose des künftigen Revi- einzelne siedlungsräumliche Einheit - die qualitative und talisierungspotenzials (Anzahl der künftigen Wohnstand- quantitative Zielsetzung für die Siedlungsanpassung an ortentscheidungen bzw. der zu erwartenden Einzugs- und den veränderten Bedarf. Umzugsfälle) einen interkommunalen Abstimmungspro- Wozu dient es? zess vorzunehmen, bei dem quantitative Zielvereinbarun- Als eine gemeinsame Handlungsgrundlage begleitet das gen und Handlungsgrundsätze für die Innenentwicklung interkommunale Siedlungsentwicklungskonzept es den abgestimmt und beschlossen werden. Idealerweise gesamten Prozess der Innenentwicklung. Es setzt den - an erfolgt die Erstellung des Siedlungsentwicklungskonzep- interkommunalen Belangen ausgerichteten - fachlichen tes im Rahmen eines interkommunalen Programms der und quantitativen Rahmen für die kommunale Anpassung Städtebauförderung (kleine Städte und Gemeinden), für das sich die Kommunen gemeinsam bewerben.

85 Projekt 6: Neuordnungskonzept für Siedlungsgebiete Was ist das? der Funktion als Steuerungsgrundlage zeigen sich aus der Ein Neuordnungskonzept für Siedlungsgebiete greift Gesamtschau der Gegebenheiten und Eignung sowie der die quantitativen und qualitativen Anforderungen aus Entwicklungsvorstellungen und der Abgabebereitschaft dem interkommunalen Siedlungsentwicklungskonzept der Eigentümer auch, an welchen Stellen innerhalb von auf und konkretisiert für relevante Teilgebiete der Kom- Siedlungsgebieten besonders günstige Voraussetzungen mune (Ortsmitte und Umfeld, einzelne Wohngebiete am bestehen, um die jeweilige Entwicklungsvorstellung auch Hauptort, Ortsteile) die Ausgangsbedingungen, Ent- zu realisieren. Mit Vorliegen dieser Information kann die wicklungspotenziale sowie Perspektiven der künftigen Kommune eine tatsächlich koordinierende Funktion über- Nutzung und stellt die zukünftigen städtebaulichen Pla- nehmen, die für eine erfolgreiche Steuerung der Innen- nungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für dieses Teilge- entwicklung aber von besonderer Bedeutung ist. Schließ- biet dar. Dabei fließen die im Siedlungsentwicklungskon- lich erzeugt ein Neuordnungskonzept auch ein Bild und zept ermittelten Größen (Umbaubedarf, Umbaueignung, damit eine Vorstellung zu den Entwicklungsabsichten der Leerstandssituation, Leerstandsrisiko, Zugriffsmöglichkeit) Kommune und somit zur künftigen Wohnstandortqualität ein. Das Neuordnungskonzept zeigt auf, durch welche eines Siedlungsgebietes. Damit kann der Wohnstandort Maßnahmen (Umnutzung, Abbruch, Neuordnung, Tausch, vermarktet und die Standortentscheidung zu Gunsten Freiraumentwicklung etc. neue Wohn- und Lebensqualität dieses Gebietes beeinflusst werden. innerhalb der Bestandsgebiete entwickelt werden kann. Wie wird das umgesetzt? Wozu dient es? Beginnend bei den Siedlungseinheiten mit der größten Um bei rückläufiger Nachfrage und einem veränderten städtebaulichen Relevanz (Ortskerne und deren Umfeld) Bedarf zukunftsfähige Siedlungsstrukturen zu entwickeln erfolgt die Beauftragung einer Feinuntersuchung und die und eine qualitative Weiterentwicklung und Reparatur anschließende Erstellung eines Neuordnungskonzeptes der Bestandswohngebiete zu erreichen, muss am Ent- durch ein geeignetes Planungsbüro. Koordiniert werden scheidungsprozess derzeitiger oder künftiger Eigentümer kann diese Aufgabe durch ein Innenentwicklungs- bzw. von Grundstücken in der jeweiligen Kommune angesetzt Siedlungsflächenmanagement. werden. Ziel ist es, neue Standortentscheidungen in die Gebiete bzw. auf die Grundstücke zu lenken, die primär revitalisiert werden sollen. Dagegen sollten Gebiete oder Grundstücke, die einen Nutzungswandel erfahren soll- ten, oder deren Umnutzung zur Aufwertung des Wohn- umfeldes oder zur Beseitigung städtebaulicher Mängel beitragen könnte, nicht durch eine Nachnutzung blockiert werden, die an anderer Stelle sinnvoller wäre. Erst durch die Neuordnung von Grundstücken und die Qualifizie- rung von Bestandsgebieten lassen sich attraktive Immo- bilienangebote in den Siedlungsgebieten schaffen, die revitalisiert werden sollen. Um steuernd einzugreifen, benötigen die Kommunen eine Handlungsgrundlage, die zeigt, welche Entwick- lungsoptionen innerhalb der einzelnen Siedlungsgebiete sinnvoll sind. Erst dann kann die Kommune beginnen, ak- tiv und steuernd einzugreifen. Diese fachliche Grundlage ist auch Voraussetzung für alle weitergehenden Maßnah- men der Kommune, zu denen beispielsweise die (idealer- weise strategisch gestaffelte) finanzielle Förderung aber auch der Erwerb und die Umnutzung sowie der Tausch von Grundstücken zählen. Mit einem Neuordnungskon- zept verfügen die Kommunen über eine Planungsgrund- lage, die eine grundstücksbezogene Steuerung und ein Management des Siedlungsumbaus ermöglicht. Neben

Hauptort der Gemeinde Plößberg

86 Projekt 7: Förderpaket Innenentwicklung Was ist das? Bestandsimmobilien im Siedlungskernen aktiviert wer- den. Es geht somit darum, Investitionsentscheidungen in Ein Förderpaket zur Innenentwicklung soll Bauinteres- die Siedlungsgebiete zu lenken, für die sich im Zuge einer senten, Sanierungswillige und Erwerber von Immobilien Anpassung des Siedlungskörpers an den veränderten unterstützen, die Investitionen im Ortskern bzw. innerhalb Bedarf ein vordringlicher Revitalisierungsbedarf ergibt. eines abgegrenzenten Geltungsbereich am Hauptort täti- Hierfür gilt es diese Gebiete, die primär revitalisiert wer- gen. Es umfasst vier Bausteine, die dazu beitragen sollen, den sollen, für Investitionen so interessant wie möglich zu Hemmnisse bei Investitionen in den Ortskern abzubauen. gestalten und die Perspektiven aufzuzeigen. Neben den Es bündelt damit die Förderung von unterschiedlichen finanziellen Anreizen sollen vor allem auch das gestalte- Anforderungen, die sich bei der Innenentwicklung als In- rische Potenzial und die Vorteilhaftigkeit des Standortes vestitionshemmnis herausgestellt haben. Ziel ist es, nicht gezeigt werden, die ein Wohnstandort im Siedlungskern nur einen Abbau von Investitionshemmnissen gegenüber mit sich bringen. Hierfür dient die kostenfreie Erstbaube- Standorten in Neubaugebieten zu erreichen, sondern ein ratung für Bau- bzw. Sanierungsvorhaben. Sie soll dazu Paket zu schnüren, das insgesamt zu einem Standortvor- motivieren im Ortskern zu bauen oder zu sanieren, die teil für Investitionen der Innenentwicklung führt. Erster Potenzale hinsichtlich Wohn- und Lebensqualität sowie Baustein ist die finanzielle Förderung von Investitionen Werthaltigkeit des Standortes aufzeigen und für das in die Bausubstanz, wie sie üblicherweise in kommunalen Thema Gestaltung und regionale Baukultur sensibilisieren. Förderprogrammen gewährt wird. Die Förderung kann Diese Erstberatung kann bei Bedarf erweitert werden um dabei variabel gestaltet werden und je nach räumlichem ein Sanierungsgutachten oder eine Machbarkeitsanalyse. Geltungsbereich eine unterschiedliche Höhe umfassen Schließlich sollen weitere Hemmnisse abgebaut werden, und auch weitere Kriterien (Kinderanzahl) berücksichti- die Investitionen in ein Altobjekt mit sich bringen. Ange- gen. fangen vom Wertgutachten über planungsrechtliche und Dieser direkte finanzielle Anreiz wird ergänzt durch ein fördertechnische Fragen bis hin zum Entrümpelungsser- flankierendes Anreizsystem. Zweiter Baustein ist dem- vice kann die Prozessbegleitung durch einen Innenent- entsprechend eine kostenfreie Bauberatung, die städte- wicklungsmanager weitere Unterstützungsmaßnahmen bauliche, baukulturelle und architektonische sowie ggf. vermitteln und als Schnittstelle zwischen Eigentümer und denkmalpflegerische Themen ins Gespräch bringt. Dieser Kommune bzw. Fördermittelgeber fungieren. Baustein ist verpflichtend für die Inanspruchnahme von Wie wird das umgesetzt? Fördermitteln aus dem Förderpaket Innenentwicklung. Der dritte Baustein widmet sich der Mobilisierung des Die Kommunen des Stiftlandes legen - abgeleitet aus den Grundstücks oder der Immobilie und fördert die Erstel- Ergebnissen des Siedlungsentwicklungskonzeptes - den lung von Wertgutachten, die anschließend veröffentlicht räumlichen Geltungsbereich für ein Förderprogramm auf, werden, den Abriss- sowie die Entsorgungskosten bei das Investitionen unterstützt, die der Innenentwicklung Immobilien, deren Erhaltung nicht mehr sinnvoll ist, oder dienen. Darüber hinaus müssen gemeinsam die Förder- die Kosten, um eine Altimmobilie auszuräumen und voraussetzungen und die förderfähigen Maßnahmen die Altbestände zu entsorgen. Vierter Baustein ist eine sowie die Art und die Höhe der Förderung festgelegt Verfahrensbegleitung über den gesamten Such-, Entschei- werden. Hier müsste eine Anpassung der bestehenden dungs-, Investitions- und Realisierungsprozess. Hierfür kommunalen Förderprogramme erfolgen. Gleichzeitig steht ein Innenentwicklungsmanager als Ansprechpartner sollten die Fördermaßnahmen, die bisher ohne Lenkungs- zur Verfügung. ansatz vergeben werden (Familienförderprogramm) eben- falls angepasst werden. Wozu dient es?

Das Förderpaket Innenentwicklung soll Aktivierungs- hemmnisse abbauen und die Investitionsentscheidung zu Gunsten derjenigen Siedlungsgebiete beeinflussen, die der Innenentwicklung dienen. Diese Gebiete sollen dadurch für einen Neubau mindestens die gleichen finanziellen Rahmenbedingungen bieten, die bei einem Neubau im Neubaugebiet zu erwarten sind. Gleichzeitig sollen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in

Altglashütte

87 Landschafts- und Siedlungsraum bei Plößberg

Projekt 8: Interkommunaler Innenentwicklungsfonds Was ist das? Wie wird das umgesetzt?

Ein interkommunaler Innenentwicklungsfonds soll die Im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern haben Kommunen in die Lage versetzen, stärker steuernd in den die oberfränkischen Kommunen Arzberg, Kirchenlamitz, Prozess des Siedlungsumbaus einzugreifen. Er dient dazu, Röslau und Schwarzenbach a. d. Saale ein Kommunalun- leestehende Objekte aufzukaufen und diese entspre- ternehmen gegründet, um die Immobilien des ehemali- chend dem Neuordnungskonzept für das Siedlungsgebiet gen Winterling-Konzernes, zu erwerben, zu sanieren und zu entwickeln. Dies ermöglicht einen stärkeren Gestal- zu verwerten und damit eine nachhaltige städtebauliche tungsspielraum und versetzt die Kommune in die Lage, und wirtschaftliche Entwicklung der Standorte voranzu- ihre städtebaulichen Entwicklungsvorstellungen umzuset- treiben. Diese modellhafte Kooperation wurde durch die zen. Je nach Weiterverwendung des Grundstückes fließen Städtebauförderung maßgeblich unterstützt. Auch im Erlöse wieder in den Fonds zurück oder können durch Modellvorhaben „Ort schafft Mitte“ wurden Instrumente Fördermittel zumindest teilweise ersetzt werden. erprobt, mit denen Gebäudeleerstand, der etwa aufgrund des demographischen Wandels in Kommunen entsteht, Wozu dient es? entgegengewirkt und beseitigt werden kann. Erstellen die Sind Kommunen von Bevölkerungsrückgang und demo- Stiftland-Kommunen ein gemeinsames Strategiekonzept graphischen Wandel betroffen, kommt der qualitativen zur Innenentwicklung und kommunale Rahmenpläne, Aufwertung von Bestandsquartieren und der Ortskerne dann schaffen sie die entscheidenden Voraussetzungen, sowie insbesondere der Revitalisierung ihrer Wohnbevöl- um neue Förderinstrumente, zu denen der Innenentwick- kerung entscheidende Bedeutung zu. Mit einer entspre- lungsfonds zählt, für sich nutzen zu können. Ein interkom- chenden quartiersbezogenen Rahmenplanung kann die munaler Ansatz bündelt die erforderlichen Aktivitäten Aufwertung von Bestandsquartieren zwar vorbereitet an einer Stelle und schafft so einerseits Synergien und werden, für die Umsetzung ist aber häufig ein langfristig andererseits Verbindlichkeit bei der Umsetzung des angelegter, vorbereitender Grunderwerb zur Sicherung Themas Innenentwicklung. Darüber hinaus wird durch ein von Planungszielen und zur Erleichterung einer Neu- interkommunal getragenes Vorgehen eine höhere Auf- ordnung erforderlich. Hierfür bedarf es eines speziellen merksamkeit erreicht und eine abgestimmte Vorgehens- Finanzierungsinstrumentes, das die Kommune in die Lage weise und Ausgestaltung der Unterstützungsmaßnahmen versetzen, eine ordnende und koordinierende Funktion ermöglicht. Gerade im interkommunalen Wettbewerb um wahrzunehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Nut- Wohnbevölkerung ist eine Angleichung der Förder- und zungsintensitäten reduziert und private Wohnbauflächen Unterstützungsleistungen ein wesentlicher Faktor. wieder zu Freiflächen oder öffentlichem Raum deklariert werden. Aber auch dann, wenn sich in Bestandswohnge- bieten attraktive Grundstückszuschnitte und Immobilien- angebote nur durch die Neuordnung von Grundstücken realisieren lassen. In allen diesen Fällen ist ein Erwerb durch die Kommune erforderlich, um Planungsziele der Aufwertung von Wohngebieten und Ortskernen zu ver- wirklichen.

88 Stausee Liebenstein

Projekt 9: Innenentwicklungsmanagement Was ist das? partner und Schnittstelle zwischen den Kommunen sowie den beratenden und unterstützenden Akteuren Ein Innenentwicklungsmanagement stellt die erforderli- und den Bürgerinnen und Bürgern. che personelle Zuständigkeit (Innenentwicklungsmana- • Koordination der Erarbeitung und Aufstellung einheitli- ger/in) für eine dauerhafte Organisation, Durchführung cher kommunaler Programme zur Förderung von (Re-) und Begleitung aller Maßnahmen der Innenentwicklung Aktivierung innerörtlicher Flächenpotenziale. her. Das Innenentwicklungsmanagement umfasst sowohl • Know-how Transfer zum Thema der Siedlungsflächen- die personelle Zuständigkeit als auch die initiierenden, entwicklung in das Stiftland. koordinierenden, vernetzenden und informierenden Tätigkeiten dieser Stelle. Der/die Innenentwicklungsmana- • Weiterentwicklung der Maßnahmen und Projekte der ger/in ist die zentrale Anlaufstelle sowohl für Eigentümer Innenentwicklung im Rahmend er IKom-Stiftland. als auch Interessenten und trägt gleichzeitig das Innen- • Aktivierung, Beratung und Begleitung der Kommunen entwicklungs-Know how vor Ort. Er/sie ist die aktivieren- zu Fragen, Potenzialen und Projekten der Innenent- de und sensibilisierende Kraft. An dieser Stelle werden wicklung. alle Daten der Siedlungsentwicklung gebündelt und die • Ansprechpartner und Erstberatung für Interessenten. Informationen aus dem Siedlungsflächenmonitoring ver- • Vermittlung von Fachberatung und Unterstützungsleis- arbeitet. Die Besetzung dieser Funktion mit einer Person tungen. ist Voraussetzung für eine aktive und steuernde Rolle der • Begleitung von Investitionen und Investitionsvorhaben. Kommunen bei der Umsetzung der Innenentwicklung sowie für die Weiterentwicklung von Maßnahmen und Die Präsenz eines Vertreters des Themas Innenentwick- Projekten im Rahmen der IKom-Stiftland. lung innerhalb der IKom-Stiftland trägt entscheidend dazu bei, dass dieses Thema aktiv entwickelt wird. Neben Wozu dient es? den direkten Aufgabenbereichen der Innenentwicklung schafft die Präsenz eines Innenentwicklungsmanagers Die Aufwertung von Ortskernen und ihrem Umfeld sowie und damit eines Vertreters für explizit dieses Thema von Bestandswohngebieten ist ein mehrstufiger und bei den Arbeitssitzungen der IKom-Stiftland immer die dauerhaft angelegter Entwicklungsprozess, der mit einer Gelegenheit, zusätzliche Innenentwicklungspotenziale zu entsprechend dauerhaften personellen Zuständigkeit identifizieren, die sich aus anderen Themen- und Hand- hinterlegt sein muss, soll er erfolgreich sein. Aufgaben die lungsfeldern der IKom-Stiftland ergeben und sich aber auf koordiniert und begleitet werden müssen, sind: für die Innenentwicklung nutzbar machen lassen. • Fortführung und Auswertung des Vitalitäts-Check. • Erfassung der Flächen- und Entwicklungspotenziale. Wie wird das umgesetzt? • Eigentümerbefragung der ermittelten Flächen und Das Aufgabenspektrum erreicht hier einen Umfang und Immobilien zur zukünftigen Planung und ggf. Ver- erfordert einen fachlichen Hintergrund, der nicht über kaufsbereitschaft und ggf. persönliche Ansprache von die vorhandene Personalausstattung der Kommunen Eigentümern bzw. Eigentümergemeinschaften. oder der IKom-Stiftland abgedeckt werden kann. Hierfür • Begleitung der Erstellung eines interkommunalen ist eine eigenständige Zuständigkeit auf Ebene der IKom Siedlungsentwicklungskonzeptes und einer Innenent- zu schaffen. Nachdem die Kommunen eine gemeinsa- wicklungsstrategie. me Innenentwicklungsstrategie verfolgen, können die • Begleitung der Erstellung von Neuordnungskonzepten Aktivitäten durch eine gemeinsame koordinierende Stelle für Siedlungsgebiete und Ortskerne. wahrgenommen werden. Ggf. lässt sich die Aufgabe • Außendarstellung zum Thema Innenentwicklung mit des Innenentwicklungsmanagements im Rahmen der einer Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger zum Umsetzungsbegleitung des ILEK realisieren. Ein zweiter Thema Innenentwicklung und einer Vermarktung der Realisierungsweg könnte über ein Programm der Städte- Ortskerne und Bestandswohngebiete. Hierzu zählen bauförderung erfolgen, falls sich die Kommunen für das auch die Erstellung von Informationsmaterial sowie die Programm „Kleine Städte und Gemeinden“ oder eine in- Organisation von interkommunalen Veranstaltungen. terkommunale Version des Programms „Ort schafft Mitte“ • Vernetzung der beratenden und unterstützenden bewerben. Akteure. • Wahrnehmung der Funktion als Zentraler Ansprech-

89 Projekt 10: Innenentwicklungsmarketing Was ist das? verlassen werden und der Pfad des Siedlungsumbaus beschritten werden, um den künftigen Bedarf angepasste Das Projekt Innenentwicklungsmarketing umfasst alle und funktionsfähige Siedlungsstrukturen zu schaffen. kommunikativen Maßnahmen zum Thema „Innenent- Ziel aller Maßnahmen aus dem Projekt „Innenentwick- wicklung“. Hierzu zählen: lungsmarketing ist deshalb eine dauerhafte Bewusstseins- • Entwicklung einer Informations- und Kommunikations- bildung, Information und Sensibilisierung zum Thema plattform zum Thema Innenentwicklung, Bauen und Standortwahl, Bauen, Image der Ortsmitte und Identität Baukultur auf der Homepage der IKom-Stiftland. im Stiftland. Es geht darum, möglichst frühzeitig auf • Darstellung der Ergebnisse des Siedlungsflächenmoni- Entscheidungsprozesse Einfluss zu nehmen, um sie zu torings und der Entwicklungsziele der Kommunen. Gunsten der Innenentwicklung zu steuern. Deshalb gilt es • Darstellung von Best-Practice-Beispielen im Stiftland bereits vor einer konkreten Entscheidungssituation anzu- und darüber hinaus. setzen und ein positives Image für die Ortsmitten sowie • Print-Publikation zum Thema Innenentwicklung mit die Innenentwicklung zu schaffen. Sensibilisierung zum Thema, Darstellung aller Unter- Gleichzeitig gilt es zur Bedeutung der Innenentwicklung stützungsleistungen und dem Aufzeigen von Beispie- für die Kommune, zur Qualität der Ortsmitte als Wohns- len. tandort, zur Bedeutung der Ortsmitten und der Baukultur • Einrichten einer physischen Anlaufstelle im Stiftland für die Identität in der Region und zur Werthaltigkeit zum Thema Innenentwicklung und Baukultur. der Standorte in der Ortsmitte zu sensibilisieren und zu • Information zu allen Servicebereichen rund um das informieren. Darüber hinaus kann auch die Vermarktung Bauen wie Beratungsstellen, Beraterpool, Fördermög- des Wohnstandortes „Stiftland“ im Rahmen des interkom- lichkeiten, Unterstützungsleistungen, Bauschuttentsor- munalen Innenentwicklungsmarketing erfolgen. Dabei gung, etc. können alle Bevölkerungsgruppen angesprochen wer- • Veranstaltungsangebot zum Thema Bauen und Innen- den, bei denen eine Wohnstandortentscheidung ansteht entwicklung mit unterschiedlichen Inhalten (Baukultur, oder aufgrund besonderer biographischer Etappen (Ende Sanierungskosten, energetische Sanierung, Werthal- der Schulzeit/Ausbildung, Renteneintritt, etc.) ansteht. tigkeit des Standortes, Praxisbeispielen, etc.) in unter- Dies betrifft die Bevölkerung im Stiftland ebenso wie die schiedlichen Formaten (Informationsabend, Besichti- Bevölkerung der Metropolregion Nürnberg oder anderer gungstag, Kampagne, Aktion etc.). Gebiete mit hohem Siedlungsdruck. • Wettbewerbe zum Thema Bauen, Ortsmitte und Innenentwicklung zur Aktivierung breiter Wie wird das umgesetzt? Bevölkerungsgruppen. Hier reichen die möglichen Alle kommunikativen Maßnahmen zum Thema Innen- Formate von der Auslobung eines Innenentwicklungs- entwicklung, die über das Thema „Sensibilisierung“ preises bis hin zur künstlerische Beschäftigung mit dem hinausreichen, setzten zunächst die Entwicklung der Thema Innenentwicklung, Ortsmitte oder Baukultur im entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen voraus, Rahmen eines Film- oder Kunstprojektes). die „vermarktet“ werden können. Angefangen vom • Vermarktung von Immobilien im Rahmen einer inter- gemeinsamen Beschluss zur Innenentwicklung über das kommunalen Gebäude- und Grundstücksbörse. Siedlungskonzept und Neuordnungskonzepte bis hin zu • Ansprache von speziellen Zielgruppen innerhalb und den Unterstützungsmaßnahmen. Alle diese Maßnahmen außerhalb der Region. schaffen - ebenso wie das Siedlungsflächenmonitoring einzelne Informationsanlässe, die eine Außendarstellung Wozu dient es? tragen können. Diese zu entwickeln ist Aufgabe des Im Themenfeld der Siedlungsentwicklung gilt es für die Innenentwicklungsmanagements, das dann auch die erforderliche Anpassung des Siedlungskörpers eine Ver- Kommunikation dieser Maßnahmen vornimmt. haltensänderung bei den unterschiedlichen involvierten Akteuren herbeizuführen. Dies betrifft die kommunalen Entscheidungsträger ebenso wie die Eigentümer von Immobilien und die Interessenten an der Miete oder dem Erwerb bzw. der Errichtung einer Immobilie. Der bisheri- ge Pfad des Siedlungsflächenwachstums muss bewusst

Hauptort Leonberg

90 Projekt 11: Initiative und Prozessbegleitung „Besonderes Wohnen“ Was ist das? derung an den Wohnungs- und Immobilienmarkt, die sich unter einem Wohnraumüberangebot und rückläufiger Die Entwicklung besonderer Wohnformen wie betreutes Bevölkerungszahl über den Markt kaum herstellen lässt. Wohnen, Wohngemeinschaft oder Wohnheim (Azubi, Ohne entsprechendes Wohnangebot werden Abwande- Mehrgenerationen, Senioren, junge Erwachsene) erfor- rungsprozesse verstärkt und der Bevölkerungsrückgang dert in der Regel eine übergeordnete Initiative und eine weitet sich aus. Dem kann entgegengewirkt werden, Koordination des Entwicklungsprozesses, sollen derartige indem die Nachfrage nach besonderen Wohnformen er- gemeinschaftliche Projekte realisiert werden. Die fehlen- mittelt und der Realisierungsprozess aktiv begleitet wird. de Initiative ist in ländlichen Gemeinden häufig die Ur- Beispielsweise sind die Schaffung von seniorengerechtem sache dafür, dass derartige Wohnformen wenig bekannt Wohnraum oder gemeinschaftlichen Wohnprojekten spe- sind und kaum realisiert werden. Dabei sind es gerade zialisierte Angebotsformen, die vor dem Hintergrund der diese speziellen Wohnformen, die ein Potenzial für die demographischen Entwicklung im Stiftland eine steigen- Revitalisierung der Wohnfunktion in den Siedlungskerne de Nachfrage erfahren. Die Koordination der Entwicklung darstellen, da ihnen nicht die Zielvorstellung des Einfami- besonderer Wohnformen im Stiftland ist ein Ansatz, um lienhauses mit Garten zu Grunde liegt und sie gerade im Innenentwicklung zu unterstützen. Siedlungskern die geeignetsten Standortbedingungen vorfinden. Das Projekt Initiative und Prozessbegleitung Wie wird das umgesetzt? „Besonderes Wohnen“ hat zum Inhalt, zu den unterschied- lichen Möglichkeiten innovativer und/oder kooperativer Ausgangspunkt ist die Information zu besonderen Wohnformen im Stiftland zu informieren und das Inter- Wohnformen und die Klärung der örtlichen Nachfrage für esse an derartigen Angeboten zu ermitteln. Gleichzeitig derartige Projekte. Beides kann im Rahmen der Außendar- zeigt es die Standorte und/oder Objekte im Siedlungskern stellung zum Thema Innenentwicklung erfolgen. Verant- im Stiftland auf, die Potenzial für die Realisierung eines wortlich hierfür ist das Innenentwicklungsmanagement. derartigen Angebotes besitzen.

Wozu dient es?

Die Verfügbarkeit von qualitativ zeitgemäßem Mietwoh- nungsraum sowie von besonderen Wohnangeboten für neue oder wachsende Nachfragegruppen ist eine Anfor-

Stadtplatz Tirschenreuth

91 4. 2 Tourismus Sichtbare und erlebbare Kultur- und Erholungsregion Stiftland Die Kommunen des Stiftlandes betreiben eine gemeinsame, auf den Aktionsraum Stiftland • Gemeinsame Positionierung als Klosterregion Stiftland und gemeinsame Entwicklung des bezogene touristische Angebotsentwicklung Angebotskerns „Erholung für die Seele“ sowie eine gemeinsame Außendarstellung.

• Schaffung einer anforderungsgerechten Koope- rationsstruktur mit Einbindung der relevanten Akteure

• Abgestimmte Infrastrukturentwicklung zum The- ma Landschaftserlebnis

• Gebündelte Außendarstellung als Stiftland

Ziel 2.1: Das Stiftland ist als gemeinsamer Kulturraum und gemeinsame Erholungsregion sicht- bar und erlebbar.

Warum ist die gemeinsame touristische Entwicklung ein Thema für das Stiftland? Der Tourismus ist heute bereits ein Handlungsfeld, bei waren und sind Kapazitäts- und Ressourcenengpässe. dem die Kommunen des Stiftlandes kooperieren. Sie Für die strategische Angebotsentwicklung liegen keine haben mit der ARGE Ferienregion Stiftland eine ge- Zuständigkeit und keine Ressourcen vor. Eine weitere meinsame Organisationsstruktur geschaffen, die die Ursache für das Fehlen einer gemeinsamen Strategie Ferienregion Stiftland über unterschiedliche Kanäle und sind die qualitativen und quantitativen Bedeutungsun- Aktivitäten vermarktet. Der gebündelte Außenauftritt als terschiede des Tourismus in den einzelnen Kommunen. Region Stiftland ist aber nicht mit einer gemeinsamen Auf Ebene der Einzelkommunen gibt es ganz spezifische touristischen Konzeption für das Stiftland hinterlegt, in Themen, die örtlich eine hohe Bedeutung besitzen, aber der die thematische Positionierung der Region und eine thematisch vergleichsweise eng ausfallen. Löst man sich darauf abgestimmte Angebotsentwicklung vorgenom- von der kommunalen Ebene und betrachtet die Region als men werden. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur gesamtes, so wird die Prägung als Klosterregion und das erfolgt dementsprechend bisher in erster Linie durch Thema „sakrale Landschaft“ zum gemeinsamen Nenner, kommunale Initiative. Die örtlichen Themen und Poten- der aber bisher nicht gemeinsam entwickelt worden ist. ziale, sind aber nicht in eine gemeinsame Strategie der Für eine Positionierung im touristischen Markt ist ein gesamten Ferienregion eingebunden. Die Entwicklung klares thematisches Profil und eine Kernbotschaft zum einer gemeinsamen Positionierung und einer strategi- Angebotsinhalt und Angebotswert eines Aufenthalts im schen Angebotsentwicklung kann erst absolviert werden, Stiftland wesentlich. Diese herzustellen, ist eine Aufgabe, wenn hierfür ein entsprechender zeitlicher und organisa- die im Rahmen der interkommunalen Kooperation der torischer Rahmen zur Verfügung steht, der das Know-how Kommunen stattfinden soll. Im Zuge des Erarbeitungs- der kommunalen Touristiker/innen, das der übergeord- prozesses des ILEK wurde deutlich, dass alle touristischen neten touristischen Organisationen (Landkreis) sowie Akteure des Stiftlandes nicht nur das eigene Angebot das der touristisch relevanten Akteure bündelt und ggf. und den eigenen Ort vermarkten, sondern davon profi- externes Know-how zur Entwicklung einer touristischen tieren, wenn das Angebotsspektrum die gesamte Region Konzeption mit einbindet. Im Stiftland ist das Thema einschließt. Ein gemeinsames Angebotsspektrum kann „Klosterregion“ als übergeordnete thematische Klammer aber nur in Kooperation entwickelt werden. Dabei gilt es, authentisch und zu diesem Thema kann eine breit ange- das touristische Potenzial und die vorhandenen Angebote legte Angebotsentwicklung erfolgen. Um im touristischen an den Zielgruppen und deren Bedürfnisse zu spiegeln, Markt wahrnehmbar zu sein und eine Besuchsmotivation um eine anforderungsgerechte Angebotsentwicklung auszubilden, gilt es den „Wert“ des Aufenthalts im Stift- vorzunehmen. In den Arbeitssitzungen zum Tourismus land analog zum Wert eines Produktes zu kommunizieren. wurde deutlich, dass eine gemeinsame Außendarstel- Dies ist aber erst dann sinnvoll möglich, wenn das Produkt lung und Wahrnehmbarkeit als Region ebenfalls erst definiert und entwickelt ist. Hierfür ist eine inhaltliche und dann möglich wird, wenn ein gemeinsames Thema und konzeptionelle Kooperation der Kommunen und relevan- eine gemeinsame Positionierung vorliegen. Dazu ha- ten Akteure erforderlich. ben sich zwei Leitthemen herauskristallisiert, die eine Angebotsentwicklung und die Außendarstellung tragen Ein Hemmnis, diese grundlegende Aufgabe anzugehen, können.

92 Mit Blick auf die Angebotsseite ist das erste gemeinsame • Wo wird die Positionierung gespielt? Thema die „Kulturlandschaft Klosterregion“. Dieses Thema • Welche Zielgruppen bestehen und welche Bedürfnisse prägt nicht nur einzelne Orte (Waldsassen als geistliches werden abgedeckt? Zentrum der Klosterregion und Tirschenreuth als weltli- • Wie spielen die beiden Themen in der ches Zentrum der Klosterregion), sondern schließt mit den Angebotsentwicklung zusammen? Themen „sakrale Landschaft“ und „Erzeugerregion“ auch alle anderen Kommunen im Stiftland mit ein. Für dieses • Welche Themendimensionen werden entwickelt und Leitthema kann nicht nur dargestellt werden, welches wie findet das statt? einzigartige Angebot und welches Gesamtangebot das • Wie ist die Themenentwicklung in den Bewerbungs- Stiftland bietet, sondern es gilt auch Zielgruppen einer prozess als Welterbe-Region eingebunden? Angebotsentwicklung zu identifizieren und deren Bedürf- • Was passiert mit Angeboten, die bisher ohne Bezug nisse in eine Angebotsentwicklung zu fassen. Hierfür hat zum Leitthema sind? sich als das zweite Thema die „Erholung für die Seele“ als Infrastrukturentwicklung thematische Klammer für die Angebotsentwicklung her- auskristallisiert. Beide Themen lassen sich sehr gut kombi- • Welche Standorte (Landschaftserlebnispunkte, Erho- nieren und auf Ebene des Stiftlandes werden diese beiden lungspunkte) werden im Sinne des Leitthemas „Erho- Themen künftig die Angebotsentwicklung und auch die lung für die Seele“ aufbereitet? künftige Weiterentwicklung des Angebotes sowie die Au- • Welche touristische Infrastruktur wird ergänzt oder in ßendarstellung tragen. Eine aktive Angebotsentwicklung der Qualität aufgewertet? auf übergeordneter Ebene erfordert es, hierfür einen ge- • Wo und in welcher Form (Informationspunkte/Infozen- eigneten Rahmen zu schaffen und die relevanten Akteure trum, Digitales Angebot) werden die Themen vermit- einzubinden. Das Themenspektrum, das hierbei abzuar- telt? beiten ist, umfasst u.a. folgende Fragestellungen: • Information und Orientierung (Beschilderung, Digitales Aufgaben und Kooperationsstruktur Angebot) • Was leistet die IKom-Stiftland im Tourismus und was Außendarstellung kann das Stiftland als neue Ebene leisten? • Wo wird das Stiftland nach außen sichtbar (Kontakt- • Wie ist die Kooperation mit den über-, neben- und un- punkte) und wie wird nach außen aufgetreten (Bedeu- tergeordneten Einheiten (Oberpfälzer Wald, Steinwald, tungsmerkmale, Bildsprache)? Kommunen) organisiert? • Wie wird die Region Stiftland in den kommunalen Tou- • Wie wird dauerhaft zusammengearbeitet und wie sind rismusinformationen dargestellt? die Akteure der Region (ARGE Fisch, Verein Welterbe, OWV, kommunale Tourismusinformationen, kommuna- • Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden (Ta- le Akteure, Anbieter, etc.) eingebunden? gesausflugsverkehr, Quellgebiete, Lebensstile)? • Wie ist das Stiftland ausgestattet und nach innenorga- • Wie soll die Einbindung in den Oberpfälzer Wald ausse- nisiert, welche Aufgaben haben die einzelnen Akteure? hen? • Wie sind weitere Projekte in der Region eingebunden? • In welchen Bereichen wird ein einheitlicher Außenauf- tritt hergestellt? Entwicklung der Leitthemen • Wie erfolgt die Information und Einbindung der touris- • Was bietet das Stiftland an, wofür steht es, was ist tischen Anbieter? einzigartig?

Beidl bei Plößberg Abbildung 33: Markenkern zum Stiftland

93 Abbildung 32: Markenkern und Assoziationen zum Stiftland

Welche Vorstellung zur gemeinsamen touristischen Entwicklung besteht? Wettbewerber im Tourismus sind andere ländliche es, das „heilende“ und „wohltuende“ Umfeld im Stiftland Regionen in Deutschland und in erster Linie die Wald- erlebbar zu machen, ein Umfeld, in dem ganzheitliche regionen und Mittelgebirgsregionen in Bayern. Diese Erholung möglich wird. Bildlich gesprochen bietet das Gebiete sind ebenfalls im Segment des Naturtourismus Stiftland den „guten“ Boden und die „menschenfreund- mit den Aktivitäten Wandern und Radfahren sowie auch lichen“ Bedingungen, die ausgleichend wirken und den im Segment des Familienurlaubs positioniert. Deshalb Menschen ganzheitlich gut gedeihen lassen. Im Wett- ist für das Stiftland eine stärkere Spezialisierung in der bewerb kann das Stiftland diesen ganzheitlichen Ansatz Angebotsentwicklung erforderlich, die auf den besonde- durch die Verknüpfung der gleichermaßen stark präsen- ren Eigenschaften und der besonderen Ausstattung des ten naturräumlichen und kulturräumlichen Potenziale Stiftlandes aufbaut. Hieraus gilt es ein Angebot zu entwi- der Region glaubhaft darstellen. Zudem setzt es sich ckeln, das sich vom Angebot anderer Regionen abhebt durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis von und in anderen Regionen auch nicht in der Qualität und anderen Urlaubsregionen ab. Für den Angebotskern des Authentizität herstellbar ist. Grundsätzlich positioniert Stiftlandes das „Heilsame Landschaftserleben“ wird ge- sich das Stiftland als Region für die ganzheitliche Erholung meinsam ein Angebotsprofil entwickelt. In einem ersten von Körper, Geist und Seele. Erholung ergibt sich beim Schritt können hierzu bestehende Angebote genutzt Besuch des Stiftlandes bereits aus dem Aufenthalt in der werden. Es gilt diese thematisch zu verknüpfen und zu Region, sie passiert einfach, wenn man sich auf die Region thematischen Angebotsbausteinen zu bündeln. Diese einlässt und in sie eintaucht. Es ist keine aktive Erholung thematischen Angebotsbausteine sind dann auch Grund- erforderlich, sondern der Aufenthalt in einer ganzheitlich lage für die Weiterentwicklung der Angebote und der intakten Umgebung sowie das Fehlen von Stressfaktoren touristischen Ausstattung der Region. So sind Standorte, wirken therapeutisch und Erholung „ergibt sich“. Davon Einrichtungen und Angebote thematisch unter dem Leit- ausgehend positioniert sich das Stiftland als Region für thema „Heilsames Landschaftserleben“ aufzuladen und heilsames Landschaftserleben. Diese Positionierung baut für die entsprechende Nutzung zu qualifizieren. Im Zuge auf der sichtbaren Verbindung von Natur- und Kulturland- der gemeinsamen Angebotsentwicklung wird auch die schaft auf. Das Stiftland schafft hieraus ein Angebot für Außendarstellung an die Positionierung angepasst. Unter ganzheitliche Erholung. Es wird ein heilsames Erleben der dem Slogan „Stiftland - Ein Geschenk für die Seele“ sowie Landschaft ermöglicht, das die naturräumlichen Beson- einem thematisch authentischen Logo wird das Stiftland derheiten mit dem kulturräumlichen Tiefgang und der künftig nach außen dargestellt. besonderen Art der Bewohner zusammenführt. Ziel ist

94 Strategie 2.1a: Gemeinsame touristische Positionierung und Angebotsentwicklung Mit der Übereinkunft, sich zum Thema „Heilsames Land- die gemeinsame Angebotsentwicklung aufzuweisen, die schaftserleben“ zu positionieren, wurde die Grundlage eine frühzeitige Einbindung der Stiftland-Ebene vorsieht, für eine gemeinsame touristische Angebotsentwicklung um eine entsprechende thematische Anknüpfung zu geschaffen. Dies reicht über die bisherigen gemein- entwickeln. Dies muss durch eine entsprechende Orga- samen Vermarktungsaktivitäten hinaus. Der Erarbei- nisationsstruktur und regelmäßige Treffen sowie eine tungsprozess hat gezeigt, dass die Entwicklung einer regelmäßige Berichtspflicht gesichert werden. Hierbei touristischen Positionierung und die darauf aufbauende sind die örtlichen Tourismus-Vertreter/innen zu integrie- Angebotsentwicklung eigenständige Aufgaben sind, ren. Darüber hinaus gilt es sich frühzeitig zu Themen zu die nicht „nebenbei“ vorgenommen werden können. informieren und abzustimmen, die ein Bedrohung für Auf Ebene des Stiftlandes soll deshalb künftig regel- die Positionierung „Heilsames Landschaftserleben“ sein mäßig eine gemeinsame Konzept-, Strategie- und könnten. Hierzu zählen Vorhaben, die das Landschaftsbild Angebotsentwicklung stattfinden, die von der Touris- beeinträchtigen ebenso wie qualitative Beeinträchtigun- musstelle Oberpfälzer Wald des Landkreises Tirschenreuth gen des Angebotsversprechens eines heilsamen Land- koordiniert und begleitet wird. Auf Ebene des Stiftlandes schaftserlebnisses. wird die Strategieentwicklung ebenfalls gebündelt und Die Verständigung darüber, sich als Stiftland tou- mit einer personellen Zuständigkeit versehen. Dies ist ristisch zu positionieren und eine gemeinsame im Rahmen einer gemeinsamen Angebotsentwicklung Angebotsentwicklung zu betreiben, erfordert im nächs- erforderlich, um zum einen den Informationsfluss zwi- ten Schritt den Aufbau einer gemeinsamen Kooperations- schen den unterschiedlichen Ebenen und Akteuren zu struktur, in der die Aufgaben und Schritte einer gemeinsa- gewährleisten und übergeordnetes Know how einfließen men touristischen Angebotsentwicklung festgelegt und zu lassen, zum anderen, um die unterschiedlichen Akteure zugeordnet werden. Dabei geht es darum, die Themen mit ihren Themen und Angeboten in eine gemeinsame innerhalb der Positionierung zu erarbeiten und die hierfür Produktentwicklung und Außendarstellung unter dem benötigten Akteure einzubinden. Es muss sowohl die Leitthema „Heilsames Landschaftserleben“ einzubinden. grundsätzliche Standortqualität (hinsichtlich Ausstattung, Erst aus dem Zusammenwirken der unterschiedlichen Ak- Infrastruktur und Beherbergungsangebot) gesichert und teure und einer gemeinsamen Produktentwicklung lässt weiterentwickelt werden als auch die Besuchsqualität, was sich ein Angebot entwickeln, das die Positionierung und sich auf den Aufenthalt vor Ort bezieht und die Berück- das Versprechen eines „Heilsamen Landschaftserlebens“ sichtigung besonderer Bedürfnisse der Gäste ebenso tatsächlich füllt. Es gilt ein Angebot für die unterschiedli- einschießt wie die qualitative Weiterentwicklung des An- chen Zielgruppen sowie die unterschiedlichen Tourismus- gebotes. Neben diesen inhaltlichen Anforderungen muss arten zu entwickeln und dabei stets Anknüpfungspunkte die Kooperationsstruktur auch die weiteren Akteure der im gesamten Stiftland zu zeigen. Örtliche Angebote oder unterschiedlichen Ebenen einbinden und einen koope- eine örtliche Angebotsentwicklung müssen dabei frühzei- rativen Entwicklungsprozess durch die Verknüpfung und tig auf Ebene des Stiftlandes bekannt gemacht werden, Vernetzung der Akteure ermöglichen. um so ausgestaltet werden zu können, dass sie der über- geordneten Positionierung dienen. Eine von der touristischen Handlungsebene „Stiftland“ losgelöste, kommunale Angebotsentwicklung sollte nicht (mehr) stattfinden. Vielmehr gilt es eine Sensibilität für

Muglbachtal

95 Strategie 2.1b: Abgestimmte Infrastrukturentwicklung Ein grundlegender Baustein der touristischen Destina- Beherbergung und Gastronomie in einen gemeinsamen tionsentwicklung ist die Herstellung einer einheitlichen Informations- und Abstimmungsprozess einbezogen wer- Wahrnehmbarkeit und schließlich der einheitlichen den. Gleichzeitig müssen auch neue Angebotsbausteine Wahrnehmung als touristische Region sowohl durch die im Stiftland wie beispielsweise das Projekt Waldnaabaue Tagesgäste als auch durch die übernachtenden Besucher. möglichst gut in die thematische Ausrichtung integriert Auf Seiten des ursprünglichen Angebotes verfügt das werden und in ihrer Ausgestaltung die gemeinsamen, Stiftland über eine entsprechende landschaftliche und regionalen Themen spielen. kulturelle Geschlossenheit (Tradition) und eine gemein- Einer der wirkungsträchtigsten Bausteine der touristischen same thematische Basis als Klosterregion. Auf Seiten des Infrastruktur ist das touristische Informations-, Hinweis- abgeleiteten Angebotes, zu dem u.a. Beherbergungs- und Beschilderungssystem. Es stellt einen wesentlichen angebot, die Wegeinfrastruktur, die Ausstattung von Kontaktpunkt zu den Touristen bzw. Besuchern dar und Besuchspunkten oder auch das gesamte Informations- bietet die Chance, die Wahrnehmbarkeit als eine touristi- und Beschilderungssystem zählen, muss diese einheitliche sche Region herzustellen. Im Erarbeitungsprozess des ILEK Wahrnehmbarkeit noch hergestellt werden. Soll das Stift- hat sich gezeigt, dass das Potenzial, das in einzelnen The- land als eine touristische Region wahrgenommen werden, men für die übergeordnete „interkommunale“ Entwick- gilt es nicht nur eine gemeinsame, auf die Region Stiftland lung steht, derzeit nur dann erkannt wird, wenn Vertreter bezogene Außendarstellung vorzunehmen, sondern auch zu den Stiftland-Themen bei den Verbandssitzungen die Besuchspunkte der Region thematisch zu verknüpfen anwesend sind, die die Anforderung einer gemeinsamen und in einer gleichwertigen Qualität und gemeinsam Angebots- und damit auch Infrastrukturentwicklung für abgestimmten Gestaltung zu entwickeln. Dies setzt in die Ebene des Stiftlandes thematisieren. Diese Situation einem ersten Schritt voraus, dass Besuchspunkte zu den ändert sich erst dann, wenn ein abgestimmtes Handlungs- einzelnen thematischen Bausteinen abgestimmt und konzept für die Angebots- und Infrastrukturentwicklung dann einheitlich aufbereitet werden. Hierbei spielen die vorliegt, das die Themen und Standorte benennt, die das Auffindbarkeit (online und offline) und die barrierefreie Angebot im Stiftland tragen sollen. Zugänglichkeit der jeweiligen Örtlichkeit eine ebenso gro- ße Rolle und deren Ausstattung und Gestaltung. Soll das Leitthema „Heilsames Landschaftserleben“ durchgängig sichtbar sein, müssen alle Akteure, die touristische Infra- struktur entwickeln und weiterentwickeln ebenso wie die

Strategie 2.1c: Außendarstellung als Stiftland Die gemeinsame Außendarstellung des Stiftlandes als kommunalen Tourismus-Informationen dargestellt und Ferienregion umfasste bisher die Internetpräsenz, das an den einzelnen Besuchspunkten wird das thematisch Informationsmaterial sowie die Präsenz auf Messen passende Angebot der gesamten Region dargestellt. und Veranstaltungen. Dabei wurden die Angebote des Dies gilt beispielsweise für Landschaftserlebnispunkte Stiftlandes gebündelt dargestellt. Somit wurden zwar die oder Aussichtspunkte, die als Bestandteil eines Stiftland- Angebote, die im Stiftland vorhanden sind, gemeinsam Themas positioniert werden. Bei den Leistungsanbietern dargestellt, was bisher aber noch nicht stattfindet, ist eine im Stiftland wird das Bewusstsein für die Themen und das gemeinsame Außendarstellung als Stiftland. Hierfür muss dazugehörige Angebotsspektrum des gesamten Stiftlan- zunächst die Positionierung des Stiftlandes geklärt und des entwickelt, um die Präsenz der Themen Klosterland- eine gemeinsame Angebots- bzw. Produktentwicklung schaft und Erholung für die Seele breiter darzustellen vorgenommen werden. Mit der Erarbeitung der Positi- und die Akteure in eine übergeordnete Außendarstellung onierung zum Thema „Heilsames Landschaftserleben“ einzubinden. Eine auf die Quellgebiete von touristischer sowie einem dazu passenden, gemeinsamen Logo und Nachfrage bezogene Zielsetzung der gemeinsamen Au- Slogan (Ein Geschenk für die Seele), wurde im IKEK Prozess ßendarstellung liegt weiterhin darin, die Bekanntheit der die übergeordnete thematische Ausrichtung einer Außen- Themen des Stiftlandes und die Kompetenz im Bereich darstellung als Stiftland festgelegt, die im weiteren Ko- „Heilsames Landschaftserleben“ in der Metropolregion operationsprozess mit weiter ausdifferenzierten Themen Nürnberg zu erhöhen und das Stiftland mit diesem Thema und Angeboten gefüllt werden kann. Hierzu entwickeln zu positionieren. Während die übergeordnete Vermark- die Kommunen des Stiftlandes die gemeinsame Außen- tung des Stiftlandes durch den Oberpfälzer Wald erfolgt, darstellung als touristische Region Stiftland weiter. Das wofür im Stiftland entsprechend vermarktbare Angebote Stiftland wird als thematisch eigenständig wahrnehmba- entwickelt werden müssen (Rauhreifwochen, ...), bleibt die res Angebotsbündel entwickelt und so nach innen und Vermarktung als Tagesausflugsziel für die unterschiedli- außen dargestellt. chen Zielgruppen sowie die Präsentation innerhalb der Metropolregion sowie auf tschechischer Seite eine Auf- Die Präsenz des Begriffs „Stiftland“ und der Themen der gabe, die weiterhin auf Ebene des Stiftlandes stattfindet. Tourismusregion Stiftland wird innerhalb der Kommunen Über die bisherigen Aktivitäten hinaus müssen hierfür des Stiftlandes bei allen touristischen Leistungsanbietern aber zunächst entsprechend vermarktbare Angebote für und Leistungsbausteinen sichergestellt. Das Stiftland mit das Stiftland zu den Themen Klosterlandschaft und Erho- seinen Produktlinien und Besuchspunkten wird in den lung für die Seele entwickelt werden.

96 Strategie 2.1d: Entwicklung des Themas Kloster- landschaft Die besondere natur- und kulturräumliche Ausstattung des Stiftlandes stellt das ursprüngliche Angebot dar, das für die touristische Angebotsentwicklung genutzt und entwickelt werden kann. Es umfasst sowohl die geistli- chen als auch die weltlichen Facetten, die sich aus der historischen Entwicklung als Einflussgebiet des Klosters Waldsassen ergeben. Thematisch lassen sich vier Segmen- te differenzieren, die das Angebotsspektrum zum Thema Klosterlandschaft aufspannen. Dies sind die Bausteine • Sakrale Landschaft • Kulturlandschaft • Lebensweise • Erzeugerregion Alle diese vier Bausteine bündeln Ausstattungsele- mente oder Besonderheiten der Region, die unter dem Leitthema Klosterlandschaft stehen. Diese werden auf Abbildung 34: Angebotskomponenten zur Klosterregion Stiftland Ebene des Stiftlandes für eine gemeinsame touristische Angebotsentwicklung gesichert und in ihrer Qualität • Sakrale Landschaft weiterentwickelt. Das Thema Klosterlandschaft soll so • Kulturlandschaft Anknüpfungspunkte in möglichst vielen Kommunen • Lebensweise des Stiftlandes bieten und dieses Thema für die gesamte • Erzeugerregion Region erschließen. Die Vereinbarung, künftig gemeinsam das Thema Klosterlandschaft mit den vier dazugehörigen ist künftig eine gemeinsame Anforderung, die auf Ebene Angebotsbausteinen für die touristische Angebotsge- des Stiftlandes aktiv bearbeitet und koordiniert werden staltung zu nutzen und zu entwickeln, stellt neue Anfor- muss. Hierfür müssen weitere Ressourcen rekrutiert wer- derungen an alle Kommunen des Stiftlandes. Es gilt, die den. Hierfür ist beim Thema Erzeugerregion eine Bewer- jeweilige kommunale Ausstattung zum Thema Kloster- bung als Öko-Modellregion ein geeigneter Ansatz, da die landschaft in eine Angebotsentwicklung des Stiftlandes Zielsetzungen der Ökomodellregion sowohl dem Ziel der einzubringen und hierfür zu qualifizieren. Dies hat zur „Erzeugung gesunder Lebensmittel“ entsprechen als auch Konsequenz, dass diejenigen Angebotselemente der den Zielen der Landschaftsentwicklung und der Förderung Kommunen, die für das Thema Klosterlandschaft Relevanz der regionalen Identität. besitzen, mit Priorität entwickelt werden. Zudem muss eine übergeordnete Entwicklung des Themas Kloster- landschaft, ihrer vier Bestandteile und ihrer einzelnen Angebotselemente auf Ebene des Stiftlandes gestaltet, abgestimmt und koordiniert werden. Der Bewerbungsprozess „Welterbe Klosterlandschaft Stiftland“ schafft hierfür bereits einen geeigneten Rah- men. Diesen gilt es als Stiftland-Thema der IKom zu positionieren und mit einer Stiftland-Arbeitsgruppe und Ressourcen zu hinterlegen. Eine mögliche Form der Angebotsentwicklung zum Thema Klosterlandschaft, die sowohl Orte als auch die Lebensweise erschließen könnte ist eine Angebotsentwicklung „Auf dem Spuren der Äbte von Waldsassen“, die die Methode des Storytelling nutzt und am Beispiel von (fiktiven) Tagebucheinträgen oder einer anderen Form des Erzählens das Leben unterschiedli- cher Äbte des Klosters Waldsassen oder Stationen zu deren spiritueller Reinigung darstellt und zu einer thematischen Wanderung oder thematischen Radtour verknüpft. Die inhaltliche Ausgestaltung ist hier in ganz unterschiedlichen Geschichten und Formaten denkbar, sie sollte aber alle vier Bestandteile des Themas Klosterlandschaft erschließen und ein Angebot zum Thema „Heilsames Landschaftserleben“ schaffen. Die Ausarbeitung einer derartigen thematischen Tour ist eine gemeinsame Anforderung für die touristische Entwicklung. Die gemeinsame Weiterentwicklung der An- gebote zu den vier Bausteinen Abbildung 36: Themen zur „Klosterregion Stiftland“

97 Strategie 2.1e: Entwicklung des Themas Erho- lung für die Seele Ein zweites Thema, das über das gesamte Stiftland als Leitthema einer gemeinsamen Angebotsentwicklung ge- spannt werden soll und das zugleich eine enge Verknüp- fung mit dem Thema „Klosterlandschaft“ ermöglicht ist das Thema „Erholung für die Seele“. Angebotsbausteine, die eine ganzheitliche Erholung der Seele unterstützen, werden zu den Segmenten • Geist, • Sinne, • Körper und • Aktivität entwickelt. Dabei steht der Bereich „Geist“ für das The- menspektrum der Phantasie und Spiritualität. Der Bereich „Sinne“ umfasst zunächst in erster Linie die bildhafte Wahrnehmung sowie die visuellen Eindrücke und betrifft die Themen Natur- und Landschaftserlebnis. Der Bereich Abbildung 35: Angebotskomponenten zu „Erholung für die Seele“ Sinne kann aber auch um weitere Angebotselemente - bezogen auf die weiteren Sinne (Schmecken, Fühlen, Rie- darzustellen, ist eine gemeinsame Aufgabe, die beispiels- chen) - erweitert werden. Unter einem ganzheitlichen Ge- weise im Rahmen einer Ökomodellregion Stiftland über- sundheitsverständnis sind Geist und Körper gemeinsam geordnet angegangen werden kann. Insgesamt lässt sich maßgeblich für das Wohlbefinden der Seele. Dementspre- ein Angebotsspektrum abbilden, das eine gemeinsame chend wird auch der Körper und werden körperliche Akti- Angebotsentwicklung im Stiftland zum übergeordneten vitäten bei der Entwicklung des Themas „Erholung für die Thema der „Erholung für die Seele“ tragen kann. In einer Seele“ aufgegriffen. Der Fokus liegt bei den körperlichen Ausgestaltung des Themas in den vier Komponenten Aktivitäten auf dem Radfahren und Wandern als den zen- Geist, Sinne, Körper und Aktivität lassen sich die vorhan- tralen Aktivitätskomponenten im Oberpfälzer Wald, die denen Einrichtungen im Stiftland wie die Gesundheitsre- im Stiftland in gesunder Umwelt bzw. Natur stattfinden gion Sibyllenbad sowie die sakralen und spirituellen Orte können. Aber nicht nur die Aktivität in gesunder Natur, der Kulturlandschaft sehr gut mit den naturräumlichen sondern allein der Aufenthalt in gesunder Natur wird als Besonderheiten (Waldnaabaue) zu einem therapeutischen einer der Bausteine thematisiert, die zusammen mit weite- Landschaftserlebnis und einer Erholung für die Seele ver- ren Angebotselementen eine Angebotsentwicklung zum knüpfen. Hierfür muss eine übergeordnete Entwicklung Thema körperliche Gesundheit tragen. Im Bereich Körper des Themas „Erholung für die Seele“ stattfinden, bei der sind derartige Bausteine eines Gesundheits- und Ernäh- die vier Bereiche und ihre einzelnen Angebotselemente rungsangebotes zusammengefasst. Sie greifen das Thema auf Ebene des Stiftlandes gestaltet, abgestimmt und koor- gesundheitsfördernde Umwelt (reines Wasser, gesunde diniert werden. Anders als beim Thema Klosterlandschaft Luft) auf, aus der gesunde Lebensmitteln resultieren. Die- existiert für eine gemeinsame Angebotsentwicklung auf sen Aspekt zu entwickeln und wahrnehmbar nach außen Ebene des Stiftlandes zum Thema Erholung für die Seele noch kein entsprechender Entwicklungsprozess, der auf das Stiftland ausge- dehnt werden kann.

Abbildung 37: Themen und Aktivitäten „Erholung für die Seele“

98 • Tour (Rad und/oder Leonberg, Großbüchl- Waldnaabaue Wandern) zu den besten berg, Rosall, Hatzenreuth, • Jahreszeitliches Leit-Bild fünf Bauwerken (Basilika, …) und thematische An- zu den Themen „Heilsa- Fischhofpark, …) und reicherung zum Thema me Schönheit“ (Raureif- den besten fünf Land- „Heilsames Landschafts- wochen, …) &. „Heilsa- schaftserlebnispunkten erleben“ mes Landschaftserleben“ • Aufbereitung der besten • Thematisierung von • Thematisierung von Aussichtspunkte zu Land- „Schönheit“ und „Heil- Naturerlebnissen: Ster- schaftserlebnispunkten sames Landschaftserle- nenhimmel, Stiftland bei (Tillenberg, Entenbühl, ben“ im Projekt Erlebnis Nacht.

Thematisierung des Inspiration die Klangwelt körperlichen und geis- • Wasser: Therapeutischer • Natur/Landschaft: Eintau- tigen Eintauchens und Aspekt (Sibyllenbad), be- chen in die Natur (Weite Angebotsentwicklung über lebender Aspekt (Quel- der Landschaft, Klänge das gesamte Stiftland zu len, Flußlauf), spiritueller der Natur), eins sein mit / folgenden Anknüpfungs- Aspekt allein sein in der Natur punkten: • Kultur: Kirchen als Ort der • Eintauchen als „Zeit ha- • Waldbaden: Wald als Besinnung, Konzerte als ben für ... „ (z.B. Familien- Therapie- und Gesund- Form des Eintauchens in glück draußen) heitszentrum, Ort der

• einfach Leben: Ge- Ernährung, gesunde Le- schichtspark, Baustil, bensmittel aus der Erzeu- Kloster, Kräuter gerregion des Klosters • einfach heilsam: Zeit neh- Waldsassen (Produkte: men (einfaches Wandern, Kartoffel, Kräuter, Fisch, therapeutisches Wandern Honig; Produzenten: z.B. Konnersreuth, Neual- Metzger, Bäcker, Kloster benreuth), Anglerurlaub) • einfach heilsam: gesunde

Begegnung nach außen mit Begegnung nach innen Land, Leuten und Themen • Zeit haben für / Zeit für der Oberpfalz … • Tschechien Urlaub auf dem Bauern- • Zoigl hof, Paare • Feste • Kurse (Kloster) • Kurse (Kloster, KBZ) • Menschen (Kloster)

Verknüpfung besonderer (Waldwanderung, Fluss- Naturmerkmale und spiritu- wanderung) elle Orte (Kapellen, Marterl, • Landschaftserlebnis Bäume, Steine, …) zu einem Stiftland Angebotsbaustein • Kulturerlebnis Stiftland • meditative/spirituelle Wanderung (Beispiel: • Sakrale Landschaft Stift- Denkweg) land • Naturerlebnis Stiftland

bei Neualbenreuth

99 Projekt 12: Arbeitsgruppe Stiftland-Tourismus „Heilsames Landschaftserleben“ Was ist das? einem gemeinsamen Leitthema. • Sie verbessert die Abstimmung und den Informa- Die Tourismus Arbeitsgruppe Stiftland fasst die touris- tionsfluss in alle Richtungen. Es wird ein Gremium tisch relevanten Akteure im Stiftland für die gemeinsame geschaffen, in dem touristisch relevante Vorhaben und Angebots- und Standortentwicklung zum Thema „Heil- Aktivitäten frühzeitig hinsichtlich ihrer Wirkung auf das sames Landschaftserleben“ zusammen. Sie setzt sich aus Thema „Heilsames Landschaftserleben“ abgeklopft der Tourismus-Fachkraft auf Ebene des Stiftlandes sowie und ggf. modifiziert werden können. Dies bündelt die den kommunalen Ansprechpartnern für den Tourismus thematische Ausrichtung auf ein verbindliches Kernthe- der einzelnen Kommunen zusammen. Zudem werden die ma und ermöglicht dessen professionelle Entwicklung. zentralen touristischen Leistungsträger und Akteure der Region (Sibyllenbad, Verein Welterbe, ARGE Fisch, Ober- Ohne eine derartige Arbeitsgruppe, die den Fokus der pfälzer Wald, Oberpfälzer Waldverein) eingebunden. Die Angebotsentwicklung auf das gesamte Stiftland wei- Arbeitsgruppe trifft sich zur Abstimmung und Weiterent- tet, die unterschiedlichen Akteure verknüpft und die wicklung der Tourismuskonzeption auf Ebene des Stiftlan- Aktivitäten und Themen auf das Leitthema (Heilsames des und der inhaltlichen Abstimmung mit den übergeord- Landschaftserleben) bündelt, kann keine strategische neten und nebengeordneten Akteuren. Angebotsentwicklung erfolgen, die das Stiftland in seiner Wozu dient es? Gesamtheit erschließt. Wie wird das umgesetzt? Ziel ist es, die bisherige Kooperation als Ferienregion-Stift- land inhaltlich über die gemeinsame Vermarktung hinaus Im Zuge der Festlegung einer gemeinsamen auszuweiten und hierfür die erforderlichen Strukturen Angebotsentwicklung im Stiftland ändert sich die Aufga- zu schaffen und die benötigten Ressourcen zu bündeln, benstellung und Rolle der ARGE Ferienregion Stiftland. um eine gemeinsame Angebotsentwicklung als „Stift- Diese bestehende Struktur muss um eine Arbeitsebene land“ vornehmen zu können. Erst dann kann dauerhaft erweitert und mit den hierfür erforderlichen Ressourcen eine gemeinsame touristische Angebotsentwicklung auf ausgestattet werden. Die Arbeitsebene kann sowohl auf Ebene des Stiftlandes erfolgen, die auf das gemeinsame Ebene der ARGE Ferienregion Stiftland implementiert Thema „Heilsames Landschaftserleben“ zugeschnitten werden als auch in der IKom-Stiftland verankert werden, ist. Die ARGE Ferienregion Stiftland verfügt bisher nicht sofern der Markt Falkenberg Bestandteil der IKom-Stift- über die personellen Ressourcen, um eine thematische land wird. Funktional liegt die Anforderung darin, alle Angebotsentwicklung für das Stiftland vornehmen zu Kommunen einzubinden, die dem Stiftland zugerechnet können und dies war bisher auch keine Anforderung an werden können und das Thema „Heilsames Landschafts- die ARGE. Gleichzeitig entwickeln die einzelnen Kommu- erleben“ tragen können. nen ihr Angebot bisher autark weiter, ohne gemeinsames Leitthema und ohne Abstimmung auf Ebene des Stiftlan- des. Die Arbeitsgruppe Stiftland-Tourismus erfüllt somit zwei Anforderungen:: • Sie bündelt die relevanten Akteure für eine gemeinsa- me Angebotsentwicklung und schafft eine Zuständig- keit für die gemeinsame Angebotsentwicklung unter

Abbildung 38: Kooperationsinhalte im Tourismus Ellenfeld bei Bärnau

100 Projekt 13: Konzept „Heilsames Landschaftserleben“ Was ist das? munaler Kooperation. Das Stiftland kann dann unter einer übergeordneten Thematik, die die Stärken der Region auf- Ein touristisches Konzept „Heilsames-Landschaftserleben“ greift weiterentwickelt und positioniert werden. Die Kon- dokumentiert die thematische Positionierung des Stiftlan- zentration auf ein Kernthema der Angebotsentwicklung des im Tourismus und benennt die touristischen Themen, ermöglicht es, die Stärken der gesamten Region Stiftland Angebote, Anknüpfungspunkte und Angebotsarten (z.B. zu bündeln und das Stiftland insgesamt als Zielgebiet zu Tagesausflugsverkehr), die gemeinsam entwickelt werden. vermarkten. Dies erhöht sowohl die Wahrnehmbarkeit des Es bildet die fachliche Grundlage für eine strategische Stiftlandes als Zielgebiet für Kurzurlaube und den Tages- und auf die spezifischen Themen und Stärken bezogene ausflugsverkehr und schafft gleichzeitig die Möglichkeit Entwicklung des gesamten touristischen Angebotes im für das Stiftland authentische Angebote bzw. Produkte Stiftland. Inhaltlich liegt hierzu bisher eine erste Ideen- zu entwickeln, die aktuelle Nachfragethemen wie Ent- sammlung vor, mit der das Potenzial des Themas „Heil- schleunigung, Sinnsuche, Work-Life-Balance, Spiritualität, sames Landschaftserleben“ abgeprüft wurde. Es hat sich Kulturtourismus, Outdoor, etc. bedient und es dient dazu, gezeigt, dass das Thema „Heilsames Landschaftserleben“ Aktivitäten wie Wandern und Radfahren thematisch als Markenkern des Stiftlandes entwickelt werden kann aufzuladen und damit von anderen Angeboten abzugren- und hierfür unterschiedliche Entwicklungsstränge zur zen. Auf diese Weise lässt sich die Wahrnehmbarkeit und Verfügung stehen. Daraus können Produkte entwickelt Reichweite sowie die Wettbewerbssituation des Stiftlan- werden, deren Mehrwert für die Gäste bestimmbar und des im Tagesausflugsverkehr der Metropolregion Nürn- kommunizierbar ist. Neben diesen angebotsseitigen The- berg im bayerischen Kurzreisetourismus und im Deutsch- men werden in einem Konzept „Heilsames Landschafts- landtourismus verbessern. erleben“ auch nachfrageseitige Aspekte aufgegriffen und die Zielgruppen der Angebotsentwicklung festgelegt, Wie wird das umgesetzt? deren qualitative und quantitative Entwicklung charak- In einem ersten Workshop mit den Touristikern im terisiert sowie deren Verhaltensweisen und Bedürfnisse Stiftland wurde bereits der Markenkern für die weitere ermittelt werden. Angebotsseitig definiert das Konzept Angebotsentwicklung identifiziert. Hierauf kann aufge- die Standorte, die als Landschaftserlebnispunkte oder baut werden. In weiteren Arbeitssitzungen mit den Tou- sonstige, thematisch relevante Besuchspunkte aufbereitet ristikern der Region aber auch den weiteren touristischen werden. Dies schließt thematische Informationszentren Akteuren gilt es die einzelnen Bausteine zum Thema und touristische Wege mit ein. Es bildet damit die Hand- „Heilsames Landschaftserleben“ weiterzuentwickeln. Dies lungsgrundlage für eine gemeinsame, auf Ebene des sollte durch die Arbeitsgruppe Stiftland-Tourismus erfol- Stiftlandes vollzogene, strategisch angegangene touristi- gen und fachlich begleitet werden. Die Dokumentation sche Entwicklung. der Ergebnisse in einem Konzept dient dann sowohl dazu, Wozu dient es? die Ergebnisse zu sichern, es stellt aber auch den weiteren Handlungs-, Orientierungs- und Entwicklungsrahmen für Ein strategisches Konzept für die Entwicklung des Touris- die weitere touristische Entwicklung dar. mus im Stiftland, das die Leitidee und die Entwicklungs- themen sowie die Zielgruppen dokumentiert schafft einen verbindlichen Rahmen, an dem sich alle Akteure in der Angebotsentwicklung und Vermarktung orientieren können. Hierin liegt der entscheidende Vorteil interkom-

Ellenfeld bei Bärnau

101 Projekt 14: Neuentwicklung des Stiftland-Außenauftritts zum Markenkern „Heilsames Landschaftserleben“ Was ist das? Angebotskompetenz der Region im Leitthema und wirkt positiv auf die Besuchsentscheidung, die Besuchshäu- Mit der Festlegung des gemeinsamen Angebotskerns für figkeit sowie die Aufenthaltsdauer. Gleichzeitig wirkt die das Stiftland „Heilsames Landschaftserleben“ und der Kommunikation des Leitthemas aber auch nach innen Entwicklung eines thematisch aussagekräftigen Logos und ermöglicht den touristischen Anbietern und Akteuren wurden erste Grundlagen für eine gemeinsame Außen- eine zielgerichtete Weiterentwicklung ihrer Angebote. darstellung geschaffen. Diese gemeinsame Außendarstel- Dies bündelt den Ressourceneinsatz und unterstützt eine lung wird im Projekt „Außendarstellung Stiftland“ weiter- profilierte Weiterentwicklung des Angebotes im Stiftland. geführt. Das Projekt bündelt dabei die Information über Erst über dieses gemeinsame Thema können die Ange- das Stiftland und die einheitliche Gestaltung der Außen- bote so verknüpft werden, dass ein Aufenthalt an einem darstellung an allen Kontaktpunkten. Hierzu zählen: anziehungsstarken Besuchspunkt wie dem Kloster Wald- • Tourismusinformation der Kommunen sassen oder dem Sibyllenbad zum Urlaub in der gesamten • Beschilderung und Informationsstellen in den Kommu- Region entwickelt werden kann. Die Kommunikation des nen Leitthemas nach innen sensibilisiert zudem alle Akteure, • Übersichtkarten und Orientierungskarten zur Region die die Freizeit- und Tourismusinfrastruktur tragen oder • Hinweis- und Informationstafel an touristisch relevan- weiterentwickeln, dies im Sinne des Leitthemas zu tun. ten Besuchspunkten Eine thematisch profilierte Angebotsentwicklung steigert • Empfangs-/Willkommensbeschilderung die Angebotsqualität und Attraktivität der Region und ermöglicht eine strategisch angelegte Weiterentwicklung • Prospekte, Informations- und Kartenmaterial des Stiftlandes als Besuchsregion. • Beherbergungsbetriebe und Gastronomie im Stiftland Wie wird das umgesetzt? An allen diesen Kontaktpunkten wird das Stiftland bzw. sein Leitthema als Gesamtheit sichtbar gemacht. Dies Der erste Schritt, der vor einer Außendarstellung des gilt insbesondere für die Tourismus-Informationen der Angebotes getan werden muss, ist die thematische Ord- Kommunen. Für diese wird ein Außenauftritt zum Thema nung der vorhandenen Angebotsbausteine im Stiftland „Stiftland“ konzipiert, der unter dem Leitthema „Heilsa- unter dem Leitthema „Heilsames Landschaftserleben“. mes Landschaftserleben“ gestellt wird und die einzelnen Das aktuelle Ordnungsschema der Außendarstellung Angebotsbausteine und Themen hierzu darstellt. Dafür definiert unterschiedliche „Aktivitätskategorien“. Diese werden die Zielgruppen festgelegt (Tagesausflugsver- lassen sich so nicht unter dem Leitthema „Heilsames kehr, Durchreisende, Kurzurlauber), passende Produkte Landschaftserleben“ fassen. Dementsprechend gilt es die definiert (z.B. Rauhreifwochen, ...) und eine dazugehörige Rubrik „Was Leib und Seele gut tut“ unter dem Aspekt graphische Gestaltung und Bildsprache festgelegt, die die „Heilsames Landschaftserleben“ neu zu ordnen und als Positionierung deutlich wiederspiegeln. eindeutigen Angebotskern der Region Stiftland zu posi- tionieren und als neues Ordnungsschema zu verwenden. Wozu dient es? Weiterführend können dann eine tatsächlich strategische Das Leitthema der Tourismus-Region nach außen sichtbar Angebotsentwicklung und eine dazu passende Außendar- zu machen, dient zwei Zielsetzungen. Zum einen wird stellung vorgenommen werden und „Produkte“ zu den das spezifische Angebot der Region dargestellt, um die Angebotsbausteinen entwickelt und dargestellt werden. Besuchsentscheidung potenzieller Gäste zu beeinflussen und die Region mit ihrem Leitthema und somit ihren An- gebotsstärken bekannt zu machen. Die Konzentration auf ein Leitthema, das die Besonderheit und Angebotsstärke der Region aufgreift und nach außen kommuniziert, hat sich bewährt, um in der Fülle der Angebote wahrnehmbar und identifizierbar zu sein. Zum anderen dient die gebün- delte Außendarstellung des Angebotes zum Leitthema dazu, die Breite des Angebotes und damit die Multiopti- onalität für die Gäste darzustellen. Dies untermauert die Abbildung 39: Logo zum Stiftland

Tirschenreuther Teiche

102 4.3 Kultur und Identität Ziele

Die Kommunen des Stiftlandes verstehen sich • Regionales Bewusstsein (WIR-Gefühl) stärken und die Bestimmungsfaktoren einer regionalen als gemeinsamer Kulturraum mit eigener kul- Stiftland-Identität entwickeln. Entwicklungsbe- turräumlicher Geschichte und Identität. wusstsein und Entwicklungsmentalität stärken. Das Stiftland soll als Identifikationsraum für die Bevölkerung und Akteure des Stiftlandes gestärkt werden, um eine gesamträumlich op- timierte, kooperative Entwicklung der Region zu fördern und die Schaffung gemeindeüber- greifender Angebote und Einrichtungen zu unterstützten.

Warum ist die gemeinsame regionale Identität als Kulturraum ein Thema für das Stiftland?

Regionale Identität ist das gemeinsame Wissen über die folgen die einzelnen Kommunen im Stiftland zwar bisher Charakteristika und unverwechselbaren Besonderheiten schon, aber sie agieren dabei weitgehend kommunal. der Region. Mit diesem Wissen verbinden die Bewohner Eine gezielte gemeinsame Angebotsentwicklung auf Basis der Region ein Gefühl von Zugehörigkeit und Heimat. der regionalen Stärken und der regionalen Identität lässt Dieses Gefühl der Zugehörigkeit bzw. der Zusammenge- sich aber nur dann zu einem attraktiven und sichtbaren hörigkeit ist Grundlage für kooperative Regionalentwick- Angebot entwickeln, wenn es eine kritische Masse der lung, da sich die einzelnen Akteure als Gestaltungsge- Wahrnehmbarkeit übersteigt. Hierfür müssen die Ressour- meinschaft verstehen sollten. Dies wird nach innen umso cen gebündelt und die Themen im gesamten Stiftland leichter, je stärker sich die Akteure als Einheit wahrneh- sichtbar entwickelt werden. men und gegenüber den Nachbarregionen als unter- Gleichzeitig gilt es die Bestimmungsfaktoren regionaler schiedlich wahrnehmen. Identität auch zu sichern, sollen sie ein gemeinsames An- Eine gemeinsame regionale Identität kann aber auch gebot längerfristig tragen. Der Schutz und die Bewahrung genutzt werden um die Regionalentwicklung positiv zu der Bestimmungsfaktoren regionaler Identität setzt zum beeinflussen. Thematisiert man die gemeinsame regiona- einen die Kooperation der unterschiedlichen Kommunen le Identität in der Regionalentwicklung, wie dies bei- in der Region sowie der Akteure aus der Region voraus, spielsweise mit den Themen „Klosterregion Stiftland“ und zum anderen ist eine entsprechende Sensibilität für diese „heilsames Landschaftserleben“ getan wird, so lassen sich Anforderung erforderlich. Gerade bei den Besonderheiten die regionalen Akteure unter einer gemeinsamen Vision zum Thema Landschaft und Kulturlandschaft gilt es sen- bündeln. Dabei wirkt die gemeinsame regionale Identität sibel mit Vorhaben umzugehen, die das Landschaftsbild positiv auf die Beteiligung an der gemeinsamen Regional- und damit einen wesentlichen Angebotsfaktor der Region entwicklung sowie die Nutzung für die Regionalentwick- beeinflussen. Hierzu zählen Eingriffe wie sie durch Wind- lung. Schließlich ist die gemeinsame regionale Identität räder, PV-Anlagen, Neubaugebiete, Umgehungsstraßen, dann auch Grundlage für die Entwicklung regionaler Gewerbegebiete oder Lebensmittelmärkte entstehen. Produkte und Dienstleistungen sowie für die Vermarktung Interkommunale Kooperation ist die Grundlage dafür, die regionaler Produkte. Gerade in der Vermarktung wirkt Bestimmungsfaktoren regionaler Identität im gesamten eine starke regionale Identität positiv. Die Bestimmungs- Stiftland zu bewahren. Gleichzeitig lassen sich die Bestim- faktoren regionaler Identität können sich aus ganz unter- mungsfaktoren regionaler Identität dann auch für die schiedlichen Bereichen speisen. Für das Stiftland sind es Angebotsentwicklung verwenden. Die hierfür erforderli- die Bereiche Landschaft und Landnutzung (Teiche, Wald, che interkommunale Kooperation, angefangen vom ge- Flussläufe), gebaute Landschaft (sakrale Gebäude, Dör- meinsamen Informations- und Gedankenaustausch über fer, Baukultur), kulturelles Erbe und regionale Produkte die Bündelung von Ressourcen und die Nutzung von Sy- (Karpfen, Zoigl, Kartoffel). Ein Ansatz der Regionalentwick- nergieeffekten bis hin zum gemeinsamen Auftreten nach lung liegt nun darin, die Bestimmungsfaktoren regionaler außen und der Stärkung des politischen Einflusses lässt Identität für die sogenannte „endogene“ Regionalent- sich ebenfalls umso einfacher bewerkstelligen, je stärker wicklung aufzugreifen und zu nutzen. Es sind damit keine das gemeinsame WIR-Gefühl ausgeprägt ist. Schließlich von außen in die Region getragenen Faktoren, sondern gelingt auch die Einbindung regionaler Akteure und der die in der Region bereits vorhandenen Potenziale, die Bevölkerung sowie die Aktivierung zum Engagement für für die wirtschaftliche, soziale, kulturelle Entwicklung der die Region unter einem starken gemeinsamen WIR-Gefühl Region genutzt werden. Diese Entwicklungsstrategie ver- besser.

103 Sibyllenbad Neualbenreuth

Welche Vorstellung zur Entwicklung und Nutzung des Themas Kultur und Identität hat das Stift- land? Regionale Identität ist einer von mehreren Faktoren, die gemeinsam zu thematisieren und auch das Bewusstsein für die Umsetzung eines gemeinsamen Entwicklungs- für diese Bestimmungsfaktoren zu stärken. konzeptes und für eine gemeinsame Weiterentwicklung Die Beschäftigung mit identitätsstiftenden Merkmalen der Region grundlegend sind. Dabei ist es nachrangig, ob im Stiftland und die Bewusstseinsbildung zum Potenzial sich die Akteure in räumlicher Hinsicht als gemeinsames dieser Bestimmungsfaktoren wird durch eine entspre- Gebiet wahrnehmen. Entscheidend ist vielmehr, dass die chende Außendarstellung flankiert, die sich sowohl an die Akteure eine gemeinsame Entwicklungsvorstellung zum Akteure und Bewohner im Stiftland als auch an Akteure Stiftland entwickeln und umsetzen. Deshalb gehen die und Bewohner/innen aus anderen Regionen richtet. Kommunen im Stiftland das Thema „Regionale Identi- Unabhängig von einer konkreten Thematik soll aber auch tät“ so an, dass sie die Grundlagen für ein gemeinsames grundsätzlich ein Bewusstsein für die gemeinsame Gestal- Entwicklungsbewusstsein als Stiftland schaffen bzw. eine tung des Stiftlandes geschaffen werden. Hierfür werden gemeinsame Entwicklungsmentalität im Stiftland fördern. wertgeladene Zukunftsentwürfe zum Stiftland bzw. zu So sollen in erster Linie Aktivitäten stattfinden, die die Akteuren im Stiftland gezeigt. Nicht nur im Sinne einer „mentalen“ Potenziale der Region für die Entwicklung im aktiven Imagebildung zur Region, sondern als Rollenvor- Stiftland aktivieren. Bereits heute thematisieren unter- bild soll dargestellt werden, wie einzelne Akteure gestal- schiedliche Akteure im Stiftland übergeordnete Themen, tend in der Region agieren und die Potenziale der Region die das gesamt Stiftland betreffen. Auch einzelne Kom- nutzen und so auch heute schon die Region weiterent- munen bearbeiten Themen, die im gesamten Stiftland wickeln. Diese Akteure sollen als positive Rollenvorbilder entwickelt werden können. Allerdings erfolgt diese platziert werden und Nachahmer motivieren, die eigene gemeinsame Entwicklung von Leitthemen für das gesam- Zukunft im Stiftland zu gestalten. Schließlich soll auch te Stiftland bisher zu wenig. So sind die Kommunen im ein gemeinsamer Rahmen geschaffen werden, der eine Stiftland bisher zwar mit Blick auf die historisch-territoriale breitere Beteiligung weiterer Akteure und der Bevölke- Zugehörigkeit zum Gebiet des Klosters Waldsassen als rung bei der Gestaltung der Region ermöglicht. Dieser Einheit definiert und auch als kulturlandschaftliche Einheit gemeinsame Rahmen ist sowohl organisatorisch als auch wahrnehmbar, aber eine Identitätsregion, die sich ge- thematisch zu verstehen. „Thematisch“ bedeutet, dass meinsam nach außen darstellt und die gemeinsam nach gemeinsame Leitthemen im gesamten Stiftland kommu- innen entwickelt wird, ist bisher nicht etabliert. Ziel ist es niziert und thematisiert wird. „Organisatorisch“ hat zum deshalb, die Bestimmungsfaktoren regionaler Identität Inhalt, dass unterschiedliche Akteure für eine gemeinsa- des Stiftlandes wie me Angebotsentwicklung oder Gestaltung des Stiftlandes • Baustil und Baukultur, vernetzt werden. Beide Aufgaben stellen koordinierende • Landschaftsbild, Anforderungen, die die IKom-Stiftland als übergeordneter Akteur wahrnehmen muss. • sakrale Landschaft, • Zoigl, • Kartoffel, • Karpfen und Fisch sowie • Klosterlandschaft

104 Ziel 3.1 Regionales Bewusstsein (WIR-Gefühl) stärken und die Bestimmungsfaktoren regionaler Identität entwickeln und nutzen.

Die regionale Identität setzt sich aus drei Elementen Dieses Potenzial kann aber nur dann umgesetzt werden, zusammen: den regionalen Merkmalen, der Bindung, die wenn ein entsprechender gemeinsamer Gestaltungs- Menschen an die Region haben und der Zuschreibung, wille der Akteure im Stiftland vorhanden ist. Dies setzt die Menschen oder Akteure der Region geben. Alle drei Austausch und die Erarbeitung gemeinsamer Konzepte Ebenen können Gegenstand für Handlungsansätze sein, voraus. Hemmend für eine gemeinsame Gestaltung des um das regionale Bewusstsein zu stärken bzw. regionale Stiftlandes wirkt der sich verschärfende interkommunale Identität zu gestalten. Die regionalen Merkmale lassen Wettbewerb um Ressourcen und Nachfrage in einer von sich weiter gliedern. Eine erste Kategorie sind Merkmale Bevölkerungsrückrückgang geprägten Region. Darüber des Entwicklungspfades (Woher kommen wir und wie hinaus ist das Stiftland als gemeinsame räumliche Ent- kommen wir hierher) zu denen Aspekte wie Tradition, wicklungsebene bisher nicht präsent und übergeordnete Geschichten, Mythen, Baustil oder Symbolhandlungen Themen werden nicht gemeinsam thematisiert entwi- zählen. Eine zweite Kategorie umfasst den Natur- bzw. ckelt. Dies erfolgt noch zu stark auf kommunaler Ebene Kulturraum. Weitere Kategorien sind das Wissen und Kön- und lässt die Chancen aus, die sich aus einer Bündelung nen in der Region sowie die Zusammenarbeit innerhalb der Ressourcen und Ausstattungsmerkmale ergeben. Will der Region. An Bestimmungsfaktoren einer gemeinsamen man die Bürgerinnen und Bürger sowie alle Akteure dazu regionalen Identität im Stiftland mangelt es nicht. So ist animieren, das Stiftland als Gemeinsame Handlungs- und der gemeinsame Entwicklungspfad der Region, der im Gestaltungsebene wahrzunehmen, kommt den kom- späten Mittelalter begann , als das Kloster Waldsassen munen eine entscheidende Vorbildfunktion und eine Grundherr war und bis zur Entstehung des Landkreises wesentliche Managementfunktion zu. Das WIR-Gefühl Tirschenreuth vor der Gebietsreform führte in dem noch muss auf der Ebene der Kommunen sichtbar werden und heute gebräuchlichen Begriff „Stiftland“ enthalten. Die gelebt sein, soll es auch für das gesamte Stiftland aktiviert territoriale Einheit des Gebietes und die gemeinsame werden um die endogenen Potenziale zu nutzen und Geschichte werden durch gemeinsame natur- und kul- gemeinsame Angebote zu etablieren. Für die Umset- turräumliche Merkmale begleitet. Das Landschaftsbild ist zung muss die IKom-Stiftland dann einen gemeinsamen stark von Wald geprägt aber auch von den zahlreichen Rahmen organisieren, damit das mentale Entwicklungsbe- Teichen, die auf das Kloster Waldsassen zurückgehen. wusstsein zum Striftland auch aufgegriffen werden kann. Der gemeinsame Lagebezug als Grenzregion zu Tsche- Maßnahmen, die das WIR-Gefühl stärken sollen, richten chien aber auch die kulturräumlichen Unterschiede zu sich entweder auf die situative Identifikation mit dem den fränkischen Nachbarregionen fördert in der Abgren- Stiftland oder auf die beständige Identifikation mit dem zung zu diesen Nachbarregionen die Ausbildung einer Stiftland. Situative Identifikation entsteht, durch das in gemeinsamen regionalen Identität. Dies gilt auch in einer bestimmten Situation vermittelte WIR-Gefühl. Dies Abgrenzung zum Steinwald, der naturräumlich anderes kann beispielsweise durch die gemeinsame Bearbeitung geprägt ist und mit dem Naturpark Steinwald auch eine einer Aufgabe entstehen oder durch die Durchführung gemeinsame Klammer besitzt, die sich von der historisch einer gemeinsamen Veranstaltung. Beständige Identifika- begründeten Klammer des Klosters Waldsassen deutlich tion ist situationsübergreifend wirksam. Sie ist Bestandteil unterscheidet. Die Charakteristika des Stiftlandes bieten des Selbstverständnisses der Person bzw. des Akteurs. Potenzial für eine Nutzung in der Regionalentwicklung.

Kloster Waldsassen

105 Strategie 3.1.a: Kenntnisse zur regionalen Ge- Strategie 3.1.b: Identitätsstiftende Merkmale schichte des Stiftlandes fördern. des Stiftlandes zeigen

Je mehr Wissen jemand über seine Region besitzt, desto Zur Entstehung von Identifikation mit einer Region trägt größer ist die Wahrscheinlichkeit einer ausgeprägten regio- u.a. die positive Bewertung von Gemeingütern sowie von nalen Identität. Deshalb ist es eine grundlegende Anforde- „typischen“ Eigenschaften bei. Das Zeigen von derartigen rung - will man regionale Identität als Motivation für Enga- identitätsstiftenden Merkmalen wie dem Landschaftsbild gement in (bzw. für die Gestaltung) der Region fördern - das oder der Baukultur im gesamten Stiftland aber auch die Wissen zu den identitätsstiftenden Merkmalen Region zu gemeinsame Darstellung von Kunst und Kultur im Stiftland fördern und zu verbreiten. Gerade ein ausgeprägtes regio- ist eine gemeinsame Anforderung. Auf diese Weise wird nales Geschichtsbewusstsein erhöht die Wahrscheinlichkeit ein wahrnehmbares Identitätsangebot geschaffen, das die von Engagement für und in der Region. Es ist eine Grund- Wahrnehmung regionaler Identität fördert. Dies gilt auch voraussetzung für regionale Identität. Dieser Bildungsanfor- für die Darstellung aller weiteren gemeinsamen Identitäts- derung gilt es möglichst frühzeitig gerecht zu werden. Auf merkmale. Die Wahrnehmbarkeit gemeinsamer Merkmale Ebene des Stiftlandes werden deshalb bestehende Ange- der Kommunen bzw. des Stiftlandes fördert die gegenseiti- bote gebündelt und neue Angebote geschaffen, die Wissen ge Verbundenheit und damit die Wahrnehmung als Einheit. über die Geschichte des Stiftlandes vermitteln und zu den Dies gelingt insgesamt umso besser, je stärker sowohl das Qualitäten und Besonderheiten im Stiftland sensibilisieren. übergeordnete gemeinsame Merkmal gezeigt wird zusam- men mit dem individuellen Beitrag der einzelnen Kommu- nen oder Akteure.

Strategie 3.1.c: Abgestimmte, gemeinsame Au- Strategie 3.1.d: Etablierung als gemeinsamer ßendarstellung Abstimmungs-, Handlungs- und Aktionsraum

Die Ähnlichkeit, die die einzelnen Kommunen der IKom- Eine beständige Identifikation der regionalen Akteure und Stiftland nach innen wie nach außen zeigen, erhöht die der Bürgerinnen und Bürger mit dem Stiftland entsteht gegenseitige Verbundenheit und das Zusammengehörig- durch länger andauernde wechselseitige Austauschbe- keitsgefühl. Eine gemeinsame Außendarstellung und eine ziehungen sowie der gemeinsamen Durchführung von gemeinsam gestaltete Außendarstellung, die sich in allen Aktivitäten. Die IKom-Stiftland ist bereits eine Organisa- Kommunen wiederfindet und regelmäßig bzw. dauerhaft tionsform, die zur Bildung eines gemeinsamen Abstim- sichtbar wird, unterstützt die Wahrnehmung als Gebiet mit mungs- und Handlungsraumes beiträgt, sie kann diese gemeinsamer regionaler Identität. Deshalb sollte sowohl Funktion aber weiter etablieren. So können Initiativen und der Begriff „Stiftland“ als auch ein Corporate Design der Themen gemeinsam platziert oder gemeindeübergreifende IKom-Stiftland (inkl. einem gemeinsamen Slogan), die Beteiligungsprozesse organisiert werden. Zudem ist die Außendarstellung prägen. So lassen sich dann auch alle IKom-Stiftland der Akteur, der eine gemeindeübergreifen- weiteren gemeinsamen Aktivitäten sowie alle weiteren de, themenbezogene Vernetzung von Akteuren (u.a. im Maßnahmen zur Stärkung des regionalen Bewusstseins und Bereich der Freizeit- und Kulturangebote) leisten kann. Die des WIR-Gefühls unter diesem gemeinsamen Außenauftritt Präsenz und der Ausbau der IKom-Stiftland als gemeinsame sichtbar machen. Hierzu zählen das Zeigen von Erfolgen Handlungsebene trägt zur beständigen Entwicklung einer ebenso wie die Darstellung von wertgeladenen Zukunfts- regionalen Identität und zur Steigerung des WIR-Gefühls entwürfen. bei.

Strategie 3.1.e: Wertgeladene Zukunftsentwürfe darstellen

Die Identifikation mit der Region Stiftland und mit den Handlungsmustern von Rollenvorbildern, die das Stiftland positiv gestalten, fällt dann leicht, wenn über die Zugehö- rigkeit der Selbstwert gesteigert werden kann. Die Zuge- hörigkeit zu einer positiv bewerteten Region ist besonders attraktiv und ein positiv bewertetes Image des Stiftlandes kann dazu beitragen, sich für die Weiterentwicklung des Stiftlandes zu engagieren. Deshalb werden die Erfolge des gemeinsamen Agierens der IKom-Stiftland sichtbar ge- macht sowie die Erfolge weiterer Akteure, die das Stiftland gestalten zusammen mit den bestehenden Highlights der Region. Die Erfolge und Highlights werden hierfür mit wert- geladenen Zukunftsentwürfen für das Stiftland in Verbin- dung gebracht. Diese zeigen Perspektiven für die Region und Potenziale in der Region und liefern so Orientierung für die individuellen Perspektiven in der Region.

Grenzlandturm

106 4.4 Leben und Gemeinschaft Ziele

Die Kommunen des Stiftlandes greifen die • Wohn- und Lebensqualität sichern unterschiedlichen Herausforderungen des demographischen Wandels und der Digita- lisierung gemeinsam auf und nehmen aktiv Einfluss auf die Entwicklung von Lösungen.

Warum sind Leben und Gemeinschaft Themen für das Stiftland? Die allgemeinen Entwicklungen und Trends zeigen für • Mobilität, die Kommunen des Stiftlandes den demographischen • technische Versorgungsinfrastruktur (Wasserversor- Wandel als die aktuell stärkste Herausforderung. Dabei gung, Energieversorgung) sind zwei Entwicklungen maßgeblich, die den künftigen • sonstige Infrastruktur (Bauhof) Anpassungsbedarf in der Region ausmachen. Zum einen Alle diese Themenfelder bieten Ansatzpunkte für inter- sinkt der Bevölkerungsstand insgesamt, wodurch die kommunale Kooperation und die gemeinsame Entwicke- Tragfähigkeit von Versorgungs- und Infrastruktureinrich- lung von Lösungen. Frühzeitig zu beginnen, sich mit den tungen abnehmen kann. Zum anderen kommt es aber Themen zu beschäftigen und neue innovative Lösungs- auch zu deutlichen Verschiebungen im Altersaufbau, wege einzuschlagen, kann nicht nur helfen, Kosten zu spa- weswegen einerseits die Nachfrage nach Angeboten und ren und Fehlplanungen zu vermeiden, sondern auch eine Einrichtungen für die Bevölkerung im Alter von über 65 bestmögliche Qualität der Versorgung in angemessener Jahren in den nächsten 20 Jahren deutlich ansteigt, ande- Erreichbarkeit für die Bevölkerung zu sichern. Nachdem rerseits aber sehr viel weniger Bevölkerung im Alter von der Erhalt der örtlichen Wohn- und Lebensqualität eine 20- bis 65 Jahren zur Verfügung steht, die Arbeitsplätze in räumliche und ausstattungsbezogene Anpassung der Ein- der Region besetzen könnten. Schreibt man die Entwick- richtungen und Angebote der Daseinsvorsorge erfordern lung fort, so sind Versorgungsdefizite in unterschiedlichen wird, gilt es diesen Anpassungsprozess nicht ausschließ- Bereichen zu erwarten. Diese reichen von der Lebensmit- lich den ökonomischen Zwängen zu überlassen, sondern telversorgung über die gesundheitliche und pflegerische im Sinne innovativer Ansätze und einer gesamträumlich Versorgung bis hin zu sozialen Einrichtungen. Vor dem und fachübergreifend optimierten Anpassungsstrategie Hintergrund dieser, zu erwartenden Entwicklung, haben eine gemeinsame Lösung für das Stiftland zu entwickeln. die Stiftland-Kommunen nicht nur die Anforderung, die Da die Herausforderungen tiefgreifende Umstrukturie- Angebote und Strukturen der Daseinsvorsorge auf ihre rungen hervorrufen werden, die vielschichtig wirken, ist Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen, sondern auch die eine vorausschauende und strategische Auseinanderset- Aufgabe, die unvermeidliche Anpassung der Einrichtun- zung erforderlich. Dies ist ohne einen hierfür festgelegten gen und Angebote der Daseinsvorsorge auf die im Zuge Rahmen abseits der alltäglichen Arbeit und ohne fach- des demographischen Wandels hin veränderten Rah- liche Unterstützung nicht zu leisten. Die IKom-Stiftland menbedingungen zu thematisieren und interkommunal sieht bei der hohen Relevanz dieser Themen ihren Ansatz anzustimmen. Je frühzeitiger die Kommunen den Anpas- darin, den Beschäftigungsprozess mit diesen Zukunftsthe- sungsbedarf gemeinsam thematisieren und gemeinsame men strukturiert anzugehen und im ersten Schritt einen Lösungen und Anpassungsstrategien entwickeln, umso gemeinsamen Rahmen für die Bearbeitung derartiger höher bleibt die Standortattraktivität sowie die Wohn- Themen zu schaffen. Dabei geht es zunächst darum, ein und Lebensqualität im Stiftland. Das inhaltliche Spektrum, gemeinsames Problembewusstsein zum jeweiligen The- das bearbeitet werden muss, umfasst folgende Themen: ma zu schaffen und sich über Handlungsmöglichkeiten • Bildung und Schulentwicklung, zu informieren. Im Zuge dieser Informationsphase gilt es • Kindertagesbetreuung, auch die Abstimmung mit dem Landkreis zu suchen, um • ärztliche Versorgung und Pflege, den Stand und die Aktivitäten abzustimmen, die bereits • Wohnen und Leben im Alter, auf übergeordneter Ebene stattfinden oder geplant sind. • soziale Treffpunkte, Gleichzeitig nimmt die IKom-Stiftland so auch ihre Bünde- • Nahversorgung, lungsfunktion war.

107 bei Themenreuth

Welche Vorstellung zum gemeinsamen Handeln hat das Stiftland? Eine direkte Einflussnahme auf die einzelnen Handlungs- • eigene Position/Strategie entwickeln, felder der Daseinsvorsorge ist für die IKom- Stiftland kaum • Rahmenplanung zur Angebots-/Standortanpassung möglich. Hierfür reicht die Ressourcenausstattung nicht entwickeln oder Unterstützung einfordern, aus. Dennoch kommt der IKom-Stiftland auch in diesen • Rahmenplanung festlegen und umsetzen Handlungsfeldern eine Aktivierungs-und Bündelungs- funktion zu. Diese besteht einerseits gegenüber dem umfasst, ergibt sich keine zielgerichtete und verbindliche Landkreis, um gemeinsam Themen der Daseinsvorsorge Bearbeitung eines Themas. Der Prozess muss so angelegt in übergeordnetem Maßstab anzugehen. Andererseits werden, dass Lösungsansätze am Ende auch in Entschei- gegenüber den jeweils relevanten fachlichen Akteuren im dungen münden. Dies hat sich im Zuge des Erarbeitungs- Stiftland, um einen Rahmen für die Diskussion gemeinsa- prozesses des ILEK anhand des Themas der ärztlichen mer Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten zu schaffen. Versorgung gezeigt. So wurde zwar ein Problembewusst- Nicht zuletzt kann die IKom-Stiftland auch für die Stift- sein zu diesem Handlungsfeld entwickelt, dies hat aber land-übergreifende Aktivierung von bürgerschaftlichem nicht dazu geführt, dass das Thema gemeinsam aufgegrif- Engagement und die Information zu Förderprogrammen fen wird, um eine Stiftland-Strategie zu entwickeln oder (z.B. Kleinunternehmer) eine zentrale Rolle einnehmen. sich mit dem Landkreis zu diesem Thema abzustimmen. Aus dieser Erfahrung heraus wurde deutlich, dass ohne Dieser, im ersten Schritt informierende, aktivierende und eine Zuständigkeit auf Ebene der IKom-Stiftland für die koordinierende Ansatz zu den Themen der Daseinsvorsor- Koordination eines derartigen Themas und ohne externe ge liegt den Aktivitäten der IKom-Stiftland zu Grunde. Aus fachliche Begleitung keine gemeinsamen Lösungsstrate- dem umfangreichen Themenspektrum, das die IKom- gien entwickelt werden können. Deshalb bleibt auch in Stiftland mit dem Blick auf interkommunale Lösungen diesem Handlungsfeld die Rekrutierung von Ressourcen angehen könnte, kommt speziell den Themen „ärztliche die entscheidende Aufgabe zur Anpassung der Region an und pflegerische Versorgung“ sowie „Nahversorgung“ die Herausforderungen des demographischen Wandels. derzeit die höchste Relevanz zu. Darüber hinaus wird Gleichzeitig muss sich die IKom-Stiftland aber auch der die IKom-Stiftland aber auch in den weiteren Themen begrenzten Kapazitäten und zeitlichen Ressourcen ihrer der Daseinsvorsorge eine initiierende Funktion wahr- Mitglieder bewusst sein. So binden die priorisierten Pro- nehmen und die kommunalen Entscheidungsträger für jekte „Kernwegenetz“, „Siedlungsentwicklungskonzept“ interkommunale Lösungen sensibilisieren. Bisher hat sich und die gemeinsame Außendarstellung zusammen mit gezeigt, dass die Bearbeitung von Zukunftsthemen nur den Anforderungen der Rekrutierung weiterer Ressourcen dann sinnvoll geleistet werden kann, wenn dies in einem (Ökomodellregion, grenzüberschreitende Kooperation) vorab festgelegten Prozess mit entsprechenden Etappen bereits in erheblichem Umfang Kapazitäten, so dass und einem extra dafür vorgesehenen zeitlichen Rahmen weitere Themen derzeit noch nicht aufgegriffen werden erfolgt. Es müssen möglichst alle für ein Themenfeld können. Sobald eine Umsetzungsbegleitung zur Verfü- relevanten Akteure eingebunden werden und es muss ein gung steht und die IKom-Stiftland einen gemeinsamen Raum vorgesehen sein bzw. geschaffen werden, in dem Außenauftritt entwickelt hat, können neue Projekte aus ein kreatives Nachdenken über potenzielle Lösungsansät- dem Bereich der Anpassung der Daseinsvorsorge gemein- ze möglich wird. Ohne einen derartigen Prozess, der die sam thematisiert und angegangen werden. Dabei gilt es Bearbeitungsstufen aber stets den Landkreis als Akteur einzubinden oder als • Problemlage identifizieren, initiierende und koordinierende Gebietseinheit zu fordern • Problemlage darstellen, und zu nutzen.

bei Großkonreuth

108 Ziel 4.1 Wohn- und Lebensqualität durch eine gemeinsam entwickelte Stiftland-Strategie sichern Die Attraktivität der einzelnen Kommunen als Wohns- schiedliche Anpassungsoptionen wie tandort wird wesentlich durch den Umfang, die Qualität • Schließen von Einrichtungen, und die Bestandsfestigkeit der Einrichtungen der Daseins- • Erhöhung der Erreichbarkeit, vorsorge bestimmt. Der demographische Wandel führt • Verkleinerung, dazu, dass einerseits zusätzliche Kapazitäten für die ältere Bevölkerung geschaffen werden müssen, aber ande- • Dezentralisierung, rerseits vorhandene Angebote oft nicht mehr tragfähig • temporäre Ansätze, sind, da der Bevölkerungsstand sinkt. Um die Wohn- und • Neustrukturierung/Substitution, Lebensqualität im Stiftland zu sichern, müssen perspekti- • Privatisierung oder Eigenorganisation vische Anpassungsstrategien entwickelt und umgesetzt werden. Ziel ist es, dass alle Bürgerinnen und Bürger im zur Verfügung. Allerdings kann die Anpassung nicht aus Stiftland auch langfristig alle notwendigen Angebote einzelkommunaler Perspektive erfolgen. Vielmehr ist die der Daseinsvorsorge in angemessener Zeit erreichen. Vernetzung und Kooperation innerhalb des gesamten Hierzu zählen Lebensmittelladen, Bäcker, Metzger, Bank- Stiftlandes gefragt und ein Zusammenspiel von starken dienstleistungen, Apotheke, Hausarzt, Kinderbetreuung, zentralen Orten mit Verbindungen in die Fläche zu entwi- Grundschule, stationäre und mobile Altenpflege, kommu- ckeln. Hierfür wird auf Ebene des Stiftlandes ein eigen- nale Verwaltungen/Bürgerbüro, Mobilitätsangebote und ständiger Strategie- bzw. Umsetzungsprozess stattfinden, soziale Treffpunkte. Als Handlungsansätze stehen unter- der die relevanten Akteure einbindet.

Strategie 4.1a: Nahversorgungsangebot koope- rativ weiterentwickeln Die Nahversorgung gestaltet sich vor allem in den länd- lichen Kommunen ohne zentralörtliche Funktion als immer schwieriger. Kommunen mit weniger als 5.000 Einwohnern im Einzugsgebiet haben Schwierigkeit, einen Lebensmittelmarkt vorzuhalten. Um dennoch die Nahver- sorgung zu sichern, gilt es aus dem Spektrum der unter- schiedlichen Konzepte, zu denen • Filial- und Franchisekonzepte • Multifunktionsläden • Integrationsmärkte • Bürgerläden • Mobile Versorgung oder die Kombination der Ansätze zählen, ein gemeinsa- mes Nahversorgungskonzept für das Stiftland zu entwi- ckeln. Ziel ist es, eine angemessene Versorgungsqualität auch in der Fläche zu gewährleisten. Bisher wird das Thema der Nahversorgung noch nicht als kommunales Handlungsfeld interpretiert, sondern oftmals einzelnen Interessengruppen (inkl. den Expansionsabteilungen der Handelsunternehmen) und/oder der bürgerschaftlichen Eigeninitiative überlassen. Dabei spielen interkommunale Kooperationslösungen oder auch die Ausbildung regio- naler Wertschöpfungsketten und Regionalvermarktungs- initiativen, wie sie in den Öko-Modellregionen verfolgt werden, eine wesentliche Rolle. Zudem kann auch die Digitalisierung zur Verbesserung der Nahversorgung hilfreich eingesetzt werden. Aber auch hierfür müssen neue Ansätze zur Belieferung entwickelt werden. Die bewusste Thematisierung der Nahversorgung auf Ebene des Stiftlandes mit dem Ziel, ein interkommunales Nah- versorgungskonzept zu entwickeln, schafft den Rahmen für die Einbindung der unterschiedlichen Akteure und die Entwicklung einer kooperativen Lösung.

Himmelsleiter

109 Strategie 4.1b: Gesundheitsversorgung kooperativ entwickeln

Die Gesundheitsversorgung stellt ein weiteres Handlungs- • gemeindeübergreifendes Standortmarketing, feld dar, das die Kommunen bisher nur selten aktiv bear- • Flankierung der Aus- und Weiterbildung beiten. Dabei zeigen sich innovative Lösungsansätze für • Beteiligung bei der Nachfolgersuche ländliche Regionen als Modelle einer regional vernetzten Gesundheitsversorgung, die von allen Akteuren gemein- • Sicherung der Standorterreichbarkeit sam entwickelt werden. Hierbei kommt dem Landkreis eine Die Gesundheitsversorgung ist dementsprechend ein wei- wesentliche Koordinierungsfunktion zu. Eine gemeinsame teres Thema der Daseinsvorsorge, für das die Stiftland-Kom- Strategie zur Gesundheitsversorgung im Stiftland kann alle munen (in Abstimmung mit dem Landkreis) ein gemeinsa- Kommunen im Stiftland dabei unterstützen, ihre Attrakti- mes Versorgungskonzept entwickeln. vität/Niederlassungsfreundlichkeit zu steigern und sich in eine aktive Rekrutierung von ärztlicher Versorgung einzu- bringen. Gemeinsame Handlungsoptionen der Stiftland- Kommunen umfassen u.a. Aktivitäten in folgenden Berei- chen: • Erschließung von Möglichkeiten der Förderung (z.B. För- derprogramme des StMGP, aber auch: Dorferneuerung, Städtebauförderung, Regionalmanagement, LEADER Kommunalinvestitionsprogramm)

Strategie 4.1c: Sensibilität für Kooperationsthemen entwickeln und Themenschwerpunkte ausbilden Die Daseinsvorsorge betrifft eine Reihe von unterschiedli- • Technik, EDV, Archiv chen Handlungsfeldern. Sie alle bieten Potenzial für inter- • Bauhof (Beschaffung) kommunale Kooperation. Um diese Potenziale auszuloten • technische Infrastruktur gilt es die unterschiedlichen Akteure im Stiftland, die für das jeweilige Themenfeld relevant sind, zusammenzufüh- • Ver- und Entsorgungsin-frastruktur ren und Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Dabei • soziale Infrastruktur sollte sich der Austausch verstetigen, um die Kooperation • Bildungsinfrastruktur zu intensivieren und um von Anfang an gemeinsame • Freizeitinfrastruktur Entwicklungspfade bzw. Lösungswege zu beschreiten. Grundlage aller Kooperation sind zunächst der stetige, • Mobilität wechselseitige Informationsaustausch zu Entwicklungsab- • Digitalisierung sichten aber auch die Information zu künftigen Entwick- • Treffpunkte lungsanforderungen. Hierfür auf Ebene des Stiftlandes In diesen Bereichen liegen Potenziale einer intensiveren einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen und mit un- interkommunalen Kooperation, was Erfahrungen aus terschiedlichen Themen zu füllen, ist ein Handlungsfeld anderen Kooperationsräumen beispielsweise im Bereich der IKom-Stiftland, um die interkommunale Kooperation Bauhof oder Standesamt zeigen. Dabei lässt sich die auszuweiten und zu intensivieren. Die Kommunen der Zusammenarbeit selten direkt bewerkstelligen. Vielmehr IKom-Stiftland schaffen hierfür ein eigenes, gemeinsames ist ein Kooperationsprozess einzuleiten, der zunächst die Format (Stiftland-Informationsgespräche) und widmen Ausgangssituation erfasst und die Anpassungsschritte sich Schritt für Schritt unterschiedlichen Themen. Ziel ist abstimmt, die für eine künftige Kooperation erforderlich dabei zum einen die wechselseitige Information aber es sind. Ein regelmäßiger Austausch der Verantwortlichen sollen auch Beispiele interkommunaler Kooperation ge- aus den einzelnen Kommunen ist hierfür vorzusehen. zeigt und die Potenziale interkommunaler Kooperation im Hierdurch können in den einzelnen Themenfeldern Ko- Stiftland ausgelotet werden. Themenbereiche, die - über operationspotenziale bestimmt werden und auf künftige die schon angesprochenen Themen Nahversorgung und Herausforderungen kann gemeinsam und abgestimmt ärztliche Versorgung hinaus - hierfür u.a. in Frage kom- reagiert werden. men, sind: • Verwaltung (Ausbildung, Personal,

bei Pilmersreuth

110 Projekt 15: Stiftlandzentren und Stiftlandhäuser Was ist das? beratung, u.a.) • Ort für Mitwirkung und Beteiligung der Bürgerinnen Stiftlandzentren sind Aufenthalts- und Begegnungs- und Bürger an der Stiftland-Entwicklung häuser, ähnlich den Mehrgenerationenhäusern. Sie sind Orte für das bürgerschaftliche Engagement der • Digitaler Informations- und Erfahrungsraum Stiftlandbewohner und bieten Informations- und Un- • Präsentationsort für Information zur Kultur und Ge- terstützungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger schichte im Stiftland im Stiftland. Gleichzeitig sind sie Treffpunkt und Ort der • Präsentationsort zu den Stiftland-Themen und Projek- Kommunikation, die als öffentlicher Raum auch anlassun- ten abhängig zugänglich sind. Sie kombinieren unterschied- • Informationsort für Besucher und Gäste liche Einrichtungen und Angebote der Kommunen wie Bücherei, Veranstaltungsraum, Aufenthaltsort, Treffpunkt, Das Angebotsspektrum der Stiftlandzentren fällt dabei Vereinsraum, Abholstation usw. Gleichzeitig sind es Orte, etwas umfangreicher aus. Gerade für die nicht mehr an denen die gemeinsamen interkommunalen Angebote werktätige Bevölkerung sollen die Stiftlandzentren und der Stiftlandkommunen gebündelt werden. Die Außen- Stiftlandhäuser zu Aufenthalts, Begegnungs- und Kom- darstellung zum Stiftland und zu den Veranstaltungen munikationsorten werden, die zu bürgerschaftlichem und Angeboten im Stiftland sowie ggf. zu gemeinsamen Engagement aktivieren und auch für bürgerschaftliches Aktionen und Schwerpunktthemen werden in den Stift- Engagement genutzt werden. Die Beschäftigung mit den landzentren präsentiert. Sie sind damit auch der Ort für geschichtlichen, kulturellen Themen im Stiftland sowie Bürgerbeteiligung und Information der Bürgerinnen und den besonderen Qualitäten und identitätsstiftenden Bürger zu den unterschiedlichen Entwicklungsthemen Merkmalen soll dabei im Vordergrund stehen. Es soll aber und Entwicklungsprogrammen im Stiftland. Während ebenso ein Ort sein, an dem Bürger eine Zukunftsvorstel- die Stiftlandzentren an den zentralen Orten Waldsassen, lung zur Weiterentwicklung des Stiftlandes entwickeln Tirschenreuth und Mitterteich realisiert werden, können können. Dementsprechend sollen die Stiftlandzentren in den weiteren Kommunen ohne zentralörtliche Funktion und Stiftlandhäuser Einrichtungen sein, an denen sich die Stiftlandhäuser eingerichtet werden, deren Ausstattungs- Bürgerinnen und Bürger über die Entwicklung des Stift- und Angebotsumfang geringer ausfällt. Sie können als landes und zu Projekte der unterschiedlichen Akteure im flexibel nutzbare Räume verwirklicht werden, die eine Stiftland sowie zu den Handlungsfeldern und Projekten vielfaltige Bespielung zulassen und um eine kleine Küche aus dem ILEK aber auch anderer örtlicher und überörtli- sowie WC-Anlagen ergänzt sind. cher Entwicklungskonzepte informieren können und an deren Weiterentwicklung mitwirken. Wozu dient es? Wie wird das umgesetzt? Die Stiftlandzentren und Stiftlandhäuser schaffen ein An- gebot, das zum einen auf den demographischen Wandel Die Etablierung von Stiftlandzentren und Stiftlandhäusern reagiert und Angebote für die zunehmend nicht mehr als Treffpunkt, Aufenthalts und Aktivitätsort setzt deren erwerbstätige Bevölkerung schafft, aber auch das Wissen physische Einrichtung voraus, aber auch die Organisation und die Kreativität der Bürgerinnen und Bürger über alle der laufenden Nutzung. Mit der Platzierung der kommu- Generationen hinweg nutzen und entwickeln möchte. Sie nalen Bücherei als einem Angebotsbaustein, der sich mit haben u.a. die Funktion als der Digitalisierung stärker zum kulturellen Zentrum für • offener Treffpunkt für alle Generationen (Bücherei als moderne Bildung und als innovativer Lernort der Zukunft permanenter Angebotsbaustein) entwickeln wird, kann ein Angebot über alle Generatio- nen hinweg platziert werden, das sukzessive um weitere • sozialer Treffpunkt (Gemeinschaftsinitiativen, Freizeit- Angebotsbausteine erweitert wird. Die Angebote werden gestaltung, Veranstaltungen) entweder durch bürgerschaftliches Engagement getra- • Bildungs- und Kreativitätsort (offene Lernwerkstatt, gen oder durch die koordinierenden Akteure einzelner Kreativ-Angebote) Programme (z.B. Ökomodellregion). Schließlich kann auch • Ort für Informations- und Unterstützungsangebote ein gemeinsamer Stiftland-übergreifender Koordinator für (Stiftlandthemen und -projekte, Hausaufgabenbetreu- bürgerschaftliches Engagement diese Aufgabe wahrneh- ung, Mittagstisch Digitalisierung, u.a.) men. • Anlaufstelle für zentrale Dienste (Mobilität, Sanierungs-

Blick auf Bärnau

111 4.5 Freizeit und Vereine Ziele

Das Stiftland wird als gemeinsamer Aktions- • Informationsstand verbessern und wechselseitige Kannibalisierung vermeiden raum der Freizeitgestaltung positioniert. Die Kommunen des Stiftlandes stimmen ihr Frei- zeitangebot und dessen Weiterentwicklung gemeindeübergreifend ab und betreiben eine gemeinsame Außendarstellung.

Warum ist ein gemeinsamer Aktionsraum der Freizeitgestaltung ein Thema für das Stiftland? Die Ausgangssituation im Handlungsfeld Freizeit und von direkter Konkurrenz und der Ausweitung der Rekru- Vereine ändert sich im Zuge des demographischen tierung liegt ein dritter Ansatzpunkt darin, die Identifi- Wandels. Bevölkerungsrückgang und Alterung der Ge- kation der Bürgerinnen und Bürger mit dem Stiftland zu sellschaft tragen zu sinkender Auslastung nicht nur der fördern. Dies gelingt umso besser, je stärker das Stiftland Freizeiteinrichtungen bei, sondern führen auch in den als gemeinsamer Aktionsraum für die Freizeitgestaltung Vereinen zu Nachwuchsproblemen. Gleichzeitig steigt das positioniert wird und wahrnehmbar ist und je mehr Infor- Veranstaltungsangebot in den Kommunen, da sich zum mation zum Gesamtangebot im Alltag der Bürgerinnen einen die Vereine über Veranstaltungen finanzieren und und Bürger verfügbar ist. sich zum anderen das Spektrum an Freizeitmöglichkeiten immer weiter ausdifferenziert. Zugleich wird aber auch im Rahmen der Weiterentwicklung der örtlichen Wohn- und Lebensqualität das Angebot an Freizeiteinrichtungen und -arealen in den Kommunen ausgeweitet. Als Folge ist eine verstärkte interkommunale Konkurrenz um Besucher von Freizeitveranstaltungen mit überörtlicher Bedeutung aus- zumachen. Ein erster Ansatzpunkt, um sich auf Ebene der IKom-Stiftland mit diesem Thema zu beschäftigen, liegt somit darin, eine interkommunal abgestimmte Weiter- entwicklung der Freizeiteinrichtungen zu betreiben, die das Angebot in den Kommunen für alle Bürgerinnen und Bürger des Stiftlandes erreichbar und nutzbar macht. Ziel der gemeinsamen Angebotsentwicklung ist es dann, Ressourcen zu schonen und wechselseitige Kannibalisie- rung zu vermeiden. Die Koordination des Umbaubedarfs ist aber nur ein Aspekt. Ein zweiter Aspekt betrifft die Wahrnehmung des Stiftlandes als gemeinsamen Akti- onsraum der Freizeitgestaltung. Ähnlich wie im Touris- mus gilt es das gesamte Angebot des Stiftlandes für die Bevölkerung sichtbar zu machen und die interkommunale Kooperation der Vereine zu fördern. So lässt sich Nach- frage bündeln, sofern die Erreichbarkeit interkommunale gesichert wird. Diese Anpassungsstrategie an den demo- graphischen Wandel, die eine Ausweitung des Einzugsge- bietes für die Aktivitäten der Vereine sowie der Freizeitein- richtungen vorsieht, erfordert eine Angebotsabstimmung innerhalb des Stiftlandes aber auch eine stiftlandweit koordinierte Außendarstellung zum Angebot. Nur so lässt sich die Wahrnehmung auf Seiten der Nachfrage auf das gesamte Stiftland ausweiten. Neben der Vermeidung

112 Welche Vorstellung zu einem gemeinsamen Handeln hat das Stiftland? Im Stiftland sind in den einzelnen Kommunen nicht nur möglichst gut abzustimmen, um wechselseitige Konkur- eine Vielzahl von Freizeitangeboten und Freizeiteinrich- renz zu vermeiden und Themenschwerpunkte auszubil- tungen verfügbar, sondern es existiert auch ein um- den. Den Bürgerinnen und Bürgern soll gleichzeitig das fangreiches kommunales Veranstaltungsangebot in den Gesamtangebot im Stiftland präsentiert werden. Hierfür Bereichen Sport, Kultur, Tradition, Musik und Bildung, das wird eine gemeinsame Außendarstellung entwickelt und Besucher aus dem gesamten Stiftland rekrutieren könnte, das Thema auf Ebene der Außendarstellung der IKom- das allerdings häufig nicht im gesamten Stiftland bekannt Stiftland platziert. Freizeitangebote die das Stiftland sowie ist. Die Verbesserung des Informationsstandes über das die unterschiedlichen Akteure im Stiftland verbinden und gesamte Stiftland hinweg ist ein erster Ansatz der Ko- über die Akteure und Angebote informieren, bilden den operation der Stiftland-Kommunen. Die interkommunale ersten Handlungsansatz. Hierfür ist ein gemeinsamer Ab- Kooperation auf Ebene des Stiftlandes erfolgt zudem mit stimmungsprozess vorzusehen, der die unterschiedlichen dem Ansatz, Strukturen zu schaffen, die eine gemeinsa- Akteure zum gemeinsamen Thema „Freizeit und Vereine“ me Entwicklung und Abstimmung des Freizeitangebotes zusammenbringt. Diese gemeinsame Planung, Entwick- ermöglichen. Die Gestaltung des Freizeitangebotes soll lung und Außendarstellung zu initiieren und zu organisie- so um ein Stiftland-Angebot erweitert werden, das auch ren ist eine Anforderung an die IKom-Stiftland. Sie kann als solches nach außen dargestellt wird. Die interkom- im Zuge der Einrichtung einer Umsetzungsbegleitung der munale Kooperation soll also dazu dienen, gemeinsame IKom-Stiftland angegangen werden. Angebote zu entwickeln und die vorhandenen Angebote

Ziel 5.1 Informationsstand verbessern wech- selseitige Kannibalisierung vermeiden

Die Bestandsanalyse hat gezeigt, dass der Informati- onsstand zum Freizeitangebot im Stiftland und zu den Attraktionen für die Freizeitgestaltung der Bürgerinnen und Bürger noch gering ist. So sind den Bürgern zwar die örtlichen Freizeitangebote bekannt, aber Kombinati- onsmöglichkeiten mit Angeboten der Nachbarkommu- nen oder Ausflugsziele in den Nachbarkommunen sind wenig bekannt. Gleiches gilt für das Vereinsangebot oder die Möglichkeit Rad- und Wanderwege als Rundtouren in der Region zu nutzen. Ursächlich hierfür sind das Informationsverhalten der Wohnbevölkerung sowie das Informationsangebot für die Wohnbevölkerung. So exis- tieren zwar Informationsbroschüren und Freizeitkarten für den Tourismus, diese werden aber von den Bewoh- nern nur wenig genutzt. Das touristische Informations- material entspricht nicht dem Selbstverständnis, aus dem heraus die Bewohner des Stiftlandes Information zur Frei- zeitgestaltung suchen. Zudem werden Themen wie das Vereins- und Veranstaltungsangebot sowie das Thema des ehrenamtlichen Engagements im touristischen Infor- mationsmaterial nicht angesprochen. Ein gemeinsames Ziel der IKom-Stiftland ist es, die Wohnbevölkerung als Nachfragegruppe für Freizeitaktivitäten und Freizeitein- richtungen im Stiftland gezielt anzusprechen, um deren Informationsstand zu verbessern. Dies soll über eine gemeinsame Außendarstellung und die gemeinsame Durchführung von Veranstaltungen erfolgen. Neben der Aktivierung der Wohnbevölkerung als Nachfragegruppe muss im Handlungsfeld Freizeit und Vereine aber ebenso wie in den anderen Handlungsfeldern eine Anpassung an die veränderte Nachfrage erfolgen. Hierbei ist es das Ziel, Überkapazitäten abzubauen und eine wechselsei- tige Kannibalisierung zu vermeiden. Dies lässt sich im Rahmen einer gemeinsamen Angebotsentwicklung erreichen.

Pfarrkirche Tirschenreuth

113 Strategie 5.1a: Gemeinde- und einrichtungsüber- Strategie 5.1c: Gemeindeübergreifende Stift- greifendes Informationsangebot und Marke- land-Veranstaltungen/-Events - Abstimmung ting eines Veranstaltungsangebotes Ein Ansatz, um den Informationsstand zum vielfältigen Die Aktivierung der Bevölkerung zur Nutzung des Frei- Freizeit- und Vereinsangebot im Stiftland zu verbessern zeitangebotes im Stiftland kann in Form von Aktionen und das Stiftland als Aktionsraum der Freizeitgestaltung - mit und ohne thematischer Ausrichtung - durchgeführt für die Bürgerinnen und Bürger präsent zu machen, liegt werden. Beispielsweise sind thematische Erlebnistage/- in der Schaffung eines gemeinsamen Informationsan- wochen (24-Stunden Stiftland, Naturerlebnistage, usw.) gebotes zu den Sport-, Kultur und Freizeiteinrichtungen geeignet, um punktuell Aufmerksamkeit für die eigene und -angeboten (inklusive der Spielplätze, öffentlichen Region zu erzeugen. Neben der Bündelung des kommu- Grünanlagen, Rad- und Wanderwege, Rastpunkte und nalen Angebotes in einem Event oder einer Aktion liegt den unterschiedlichen gastronomischen Anbietern), Verei- ein weiterer Ansatz darin, Veranstaltungen und Events von nen sowie zu den Veranstaltungen und Beteiligungsmög- vornherein als Stiftland-Veranstaltungen zu konzipieren lichkeiten. Hierfür können unterschiedliche Kanäle bzw. und zu vermarkten. So werden in den einzelnen Kommu- Formate genutzt werden. Entsprechende Projekte können nen Besuchsanlässe für das gesamte Stiftland geschaffen. die Abstimmung und Veröffentlichung (online und print) Dies fördert die Kommunikation zwischen den Kommu- nen und die Wahrnehmbarkeit des Stiftlandes als gemein- • eines Stiftland-Veranstaltungskalenders samen Aktionsraum. Beispiele für Veranstaltungen sind: • eines Stiftland-Vereins- bzw. Ehrenamtsverzeichnisses Kinderfest, Kulturtage, Gesundheitstage, Jugendtreff, o.ä. • einer Stiftland-Ausflugsbroschüre/Freizeitkarte (inklusi- ve der Spielplätze, öffentlichen Grünanlagen, Rad- und Wanderwege, Rastpunkte und den unterschiedlichen gastronomischen Anbietern) sein. Ein zweiter Handlungsstrang betrifft die Aktivierung der Bevölkerung zur Nutzung des Angebotes. Hierfür ist ein gemeinsames Marketing (gemeinsame Formate) zielfüh- rend.

Steinbergallee

Strategie 5.1b: Bündelung bestehender Veran- Strategie 5.1d: Thematisierung/Abstimmung der staltungen und Angebote Weiterentwicklung der Freizeitinfrastruktur Bestehende Veranstaltungen und Angebote der Stiftland- Ein interkommunal abgestimmtes Vorgehen bei der Kommunen, die sich an die eigene Bevölkerung richten, Weiterentwicklung der Freizeitinfrastruktur ist eine we- aber im gesamten Stiftland durchgeführt werden, können sentliche Voraussetzung, um eine wechselseitige Kanni- ebenfalls auf Ebene des Stiftlandes abgestimmt, gemein- balisierung zu vermeiden und das Angebotsspektrum im deübergreifend organisiert und vermarktet werden. Auch Stiftland möglichst vielfältig zu halten. Dementsprechend dies fördert den Kenntnisstand der Bürgerinnen und Bürger wird die Weiterentwicklung der Freizeitinfrastruktur auf im Stiftland zum Gesamtangebot des Stiftlandes und die Ebene der IKom-Stiftland zum Thema gemacht und die Austauschbeziehungen innerhalb des Stiftlandes. Beispiele Investitionsplanung abgestimmt. So lässt sich beispiels- sind eine gemeinsame Konzeption und Organisation von weise eine thematische Spezialisierung im Bereich der Veranstaltungen, Aktionen und des Ablaufes beispielsweise Spielplätze herstellen aber es können auch Ressourcen am „Tag der Städtebauförderung“ mit einem gemeinsam gebündelt und gemeinsam eingesetzt werden, wie dies organisierten Besuchsprogramm in allen Kommunen des beispielsweise im Projekt Museumsfachkraft bereits der Stiftlandes. Aber auch das Ferienprogramm der Kommunen Fall ist. Die gemeinsame Bereitstellung von Personal oder kann übergreifend organisiert und abgestimmt werden Ressourcen ist zusammen mit der inhaltlichen Abstim- bzw. durch ein Stiftland-Ferienprogramm ergänzt werden. mung ein Vorteil interkommunaler Kooperation, der ge- Schließlich können auch bestehende Veranstaltungen ein- nutzt werden kann, wenn Vorhaben und Anforderungen zelner Kommunen beispielsweise aus dem Bereich Sport, zur Weiterentwicklung der Freizeitinfrastruktur oder der Kultur oder Bildung bewusst ausgeweitet werden oder Freizeitangebote gezielt auf Ebene der IKom-Stiftland the- punktuell mit Angeboten in anderen Kommunen ergänzt matisiert werden. Dies soll im Rahmen der Umsetzungs- bzw. kombiniert werden und als Stiftland-Veranstaltung, Stiftland-Wettbewerb oder Stiftland-Turnier konzipiert und begleitung initiiert und organisiert werden. Dabei gilt es beworben werden. Beispiele sind: auch das Thema des bürgerschaftlichen Engagements im Stiftland gemeinsam zu besetzen und im Kontakt mit • Stiftland-Marathon übergeordneten Unterstützern (Landesnetzwerk Bürger- • Stiftland Triathlon schaftliches Engagement Bayern) weiterzuentwickeln. • usw. Die Rekrutierung entsprechender Fördermittel durch die Bewerbung auf Modellprojekte wird als Finanzierungsstra- tegie eingesetzt und durch die Umsetzungsbegleitung geleistet.

114 4.6 Außendarstellung Gemeinsame Darstellung der Aktivitäten und Qualitäten Die Kommunen des Stiftlandes zeigen die • Die IKom-Stiftland wird als Erfolgsmodell und akti- Qualitäten der Region Stiftland und die ve Gestaltungsgemeinschaft wahrgenommen. Aktivitäten der IKom-Stiftland. Sie fördern • Die Akteure der Region sind über die Aktivitäten eine positive Wahrnehmung des Stiftlandes der IKom informiert und können sich einbringen und der kommunalen Aktivitäten im Rahmen bzw. mitwirken. interkommunaler Kooperation. • Das Stiftland und seine Besonderheiten sind sicht- bar und bekannt. Sie werden positiv wahrgenom- men und wertgeschätzt. • Das Stiftland ist als gemeinsamer Aktionsraum bzw. Wohn- und Lebensraum sichtbar. • Das Stiftland ist innerhalb und mit der Metropol- region Nürnberg gut verknüpft und mit seinem Angebot in der Metropolregion sowie als deren Bestandteil sichtbar.

Warum ist die gemeinsame Außendarstellung ein Thema für das Stiftland? Das Stiftland stellt ein Gebiet dar, das mit Blick auf sei- und macht eine gemeinsame Gestaltungsaktivität auf ne historische Entwicklung unter einem einheitlichen der Grundlage der gemeinsamen Ressourcenverfüg- Einfluss, dem des Klosters Waldsassen, stand. Dieser barkeit erforderlich. Die Anforderung einer gemeinsam historische Anknüpfungspunkt ist der inhaltliche Ansatz, abgestimmten und dauerhaft kooperativ betriebenen um mehrere Kommunen zu einer räumlich größeren, aber Raumentwicklung wird dadurch verstärkt, dass auch na- thematisch und identitätsbezogen möglichst homogenen hezu allen Förderprogrammen zur Regionalentwicklung Einheit zusammenfassen. Die Bildung eines Kooperations- mittlerweile ein Wettbewerbsverfahren zu Grunde liegt raumes ist unter funktionalen Gesichtspunkten erforder- oder Anforderungen an die Mindestgröße der Einwoh- lich, da eine aktive Angebots- und Gebietsentwicklung nerzahl gestellt werden. Insgesamt wird daraus deutlich, eine gewisse Mindestgröße voraussetzt, um überhaupt dass eine aktive Gestaltung der Raumentwicklung, wie wirksam zu sein. Gleichzeitig erlauben aber der im Alltag sie der strukturelle Anpassungs- und Entwicklungsbedarf übliche Aktionsraum der Bevölkerung sowie die natur- sowie der Wettbewerb der Regionen für das Stiftland räumlichen, thematischen sowie historisch-politisch erfordern, nur im Zuge einer gemeinsam getragenen Unterschiede der Kommunen im Landkreis Tirschenreuth Raum-, Angebots- und Themenentwicklung möglich ist. und darüber hinaus keine Ausdehnung des Kooperations- Dabei ist die gemeinsame Entwicklung und Gestaltung raumes bis auf Landkreisgröße oder darüber hinaus. Mit von Angeboten aber nur der erste Teil. Zudem gilt es die derzeit ca. 36.000 Einwohnern erreicht die Bewohnerzahl Wahrnehmung der Bevölkerung zu verändern. Sie soll das im Stiftland zusammengenommen erst die Größe einer Stiftland in seiner Gesamtheit als Heimatregion definieren großen Kleinstadt mit entsprechendem Einzugsgebiet. mit der es sich identifiziert und deren Angebote es kennt, Der demographische Wandel lässt erwarten, dass die wahrnimmt und nutzt. Ähnlich wie bei der touristischen Bevölkerungszahl in den einzelnen Kommunen des Außendarstellung soll die Standortentscheidung zu Stiftlandes weiterhin sinkt und damit auch die Tragfähig- Gunsten des Stiftlandes als Wohn- und Lebensstandort keit von Angeboten und die Ressourcenausstattung für beeinflusst werden. Hierfür ist auf Seiten der Bevölkerung die Angebotsentwicklung zurückgeht. Bis zum Jahr 2036 und aller Akteure im Stiftland eine positive Wahrnehmung wird ein weiterer Rückgang der Bevölkerungszahl um sowohl zum Stiftland insgesamt und seiner Perspektiven, etwa 5 % auf dann etwa 34.500 Einwohner erwartet. Die als auch zu seiner Ausstattung in den einzelnen Grund- rückläufige Bevölkerungszahl geht mit einer rückläufigen daseinsfunktionen (Wohnen, Arbeiten, Freizeit & Erho- Tragfähigkeit und Ressourcenausstattung einher, fordert lung, Bildung, Versorgung, Gemeinschaft, Fortbewegen) die Kommunen aber gleichzeitig in deutlich höherem entscheidend. Zeigt man für das Stiftland insgesamt die Maß, die Raumentwicklung aktiv zu gestalten und den Angebotsqualität aller Kommunen zusammen als Wohn- besonderen Gestaltungsbedarf, den Gebiete mit Bevöl- und Lebensraum und verfolgt man eine gemeinsame kerungsrückgang aufweisen, aktiv zu gestalten. Damit Strategie mit gebündeltem Ressourceneinsatz, lässt sich werden die fachlichen und konzeptionellen Anforderun- eine höhere Wohn- und Lebensqualität bzw. Angebots- gen, eine strategische Raumentwicklung zu betreiben, umfang und -kompetenz erreichen, als dies bei einer sowohl im Bereich der Siedlungsentwicklung als auch einzelkommunalen Angebots- und Standortentwicklung im Bereich weiterer, die örtliche Wohn- und Lebensqua- möglich ist. Eine überörtliche Identität der Bevölkerung lität betreffender Bereich immer höher. Dies ist mit der als Bewohner des Stiftlandes ist hierfür grundlegend und personellen und fachlichen Ausstattung von Einzelkom- diese soll etabliert werden. munen mit weniger als 9.000 Einwohner nicht zu leisten

115 Welche Vorstellung zur gemeinsamen Außendarstellung hat das Stiftland?

Eine gemeinsame Außendarstellung zum Stiftland als delt dargestellt werden. Inhalte ergeben sich aus dem Wohn- und Lebensraum der Bevölkerung sowie als ge- ILEK sowie den bereits laufenden Projekten. In der Folge meinsamer Handlungsraum der Kommunen erfordert die gilt es alle konzeptionellen Grundlagen über das gemein- Rekrutierung, Aufbereitung und Darstellung von Informa- same Portal zu kommunizieren und auch Ergebnisse zur tion zu den Leitthemen. Gleichzeitig schafft die gemein- Entwicklung des Stiftlandes und besondere Leistungen, same Außendarstellung aber auch die Notwendigkeit, Produkte oder Qualitäten der Akteure der Region sowie Themen auf Ebene des Stiftlandes zu besprechen und zu ihre Verknüpfung nach außen darzustellen. Schließlich entwickeln, um sie gemeinsam nach außen darstellen zu soll das Portal auch Informationen zur Entwicklung des können. Wird der Außenauftritt zum Stiftland zunächst als Stiftlandes und auch allgemein, zur Raumentwicklung für Informationsportal gesehen, das bestehende Angebote den ländlichen Raum sowie zu den besonderen Themen bzw. die Ausstattung und Qualitäten des Stiftlandes zu im Stiftland und den Fördermöglichkeiten für das Stiftland den Themen bündeln aber auch aktiv rekrutieren. Auf diese Weise soll auch der Wissenstransfer in die Region gefördert werden. • Standortqualität, Diese Funktion übernimmt - was die allgemeine Außen- • Wohn- und Lebensqualität sowie zur darstellung zur IKom-Stiftland und dem Stiftland betrifft - zu einem gewissen Maß das Stiftland-Management bzw. • Identität als Siedlungs- und Kulturraum die Umsetzungsbegleitung zum ILEK. Mit dem Aufbau weiterer Themen-Vertreter auf Ebene der IKom-Stiftland zeigt, aber auch zu den Grunddaseinsfunktionen wird das Aufgabenfeld aber erst themenspezifisch erfüllt. • Wohnen, Der weitere Aufbau eines Informationsportals zum Stift- • Arbeiten, land schafft dann weiterhin Anlässe dafür, dass sich Akteu- re auf der Handlungsebene des Stiftlandes für die Ent- • Bildung, wicklung des gemeinsamen Außenauftritts zum Stiftland • Erholung, zusammenfinden, denen bisher ein Kooperationsanlass • Versorgung, auf der Ebene Stiftland fehlte. Ein typischer Akteur sind beispielsweise die Seniorenbeauftragten, die eine ge- • Gemeinschaft sowie meinsame Angebotsentwicklung und Außendarstellung • Fortbewegung, betreiben können. So schafft die Anforderung einer ge- meinsamen Außendarstellung auf Ebene des Stiftlandes in so kann eine strukturierte Informationssammlung und vielen weiteren Themenbereichen Kommunikationsanläs- -beschaffung erfolgen, ohne auf Informationsanlässe aus se, die auch zu einer gemeinsamen Angebotsentwicklung der aktiven Angebotsentwicklung warten zu müssen. oder weiterführenden Kooperation genutzt werden Erstes Anliegen der Kommunen ist es, die Standortqualität können. Diese Aktivitäten - in der Regel angefangen vom des Stiftlandes gebündelt darzustellen und ein Portal zu ersten Treffen - müssen aber durch das Stiftland-Manage- schaffen, auf dem zu gemeinsamen Themen und Aktivitä- ment bzw. die Umsetzungsbegleitung zum ILEK zunächst ten informiert werden kann. Auf dieses Portal kann dann initiiert und anschließend weitergeführt werden. von den kommunalen Informationsmedien aus verwiesen werden. Ein zweiter Informationsstrang betrifft die Darstellung der Aktivitäten der IKom-Stiftland. Auch diese sollen gebün-

116 Ziel 6.1 Die IKom-Stiftland wird in der Politik, Gesellschaft sowie bei den Institutionen als erfolgrei- che und aktive Gestaltungsgemeinschaft wahrgenommen. Mit der IKom-Stiftland wurde eine neue Planungs-, Ab- meinsame Projekte auf den Weg gebracht hat. Der Koope- stimmungs- und Handlungsebene geschaffen, die erst rationswille und die Kooperationsfähigkeit, die hier zum schrittweise ihre Wirkung nach innen und außen entfalten Ausdruck kommen sowie die grundsätzliche Akzeptanz kann. Dabei liegt die Anforderung gerade in der An- der neuen gemeinsamen Handlungsebene sind Faktoren, fangsphase einer gemeinsamen, strategisch angelegten die das Stiftland als erfolgversprechenden Kooperations- Raum- und Themenentwicklung darin, ein Bewusstsein raum auch bei zukünftigen interkommunalen Vorhaben dafür zu schaffen, dass bisher ausschließlich kommunale und Projekten ausweisen. Diese Funktionsfähigkeit der Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse künftig auch Kooperation wird nach außen dargestellt. Das steigert die auf interkommunaler Ebene thematisiert und ggf. abge- Identifikation aller Beteiligten mit dieser neuen Hand- stimmt werden müssen. Nur so lässt sich Kooperationspo- lungsebene und fördert sowohl ihre Akzeptanz als auch tenzial oder Anpassungsbedarf erkennen. Dies erfordert ihre Berücksichtigung im Rahmen kommunaler Entschei- eine bewusste Veränderung bisheriger Abläufe und setzt dungsprozesse. Beide Aspekte sind Voraussetzung dafür, die Einsicht voraus, dass sich aus einer interkommunalen die interkommunale Handlungsebene mit Ressourcen Thematisierung ggf. bessere Ergebnisse erzielen oder auszustatten und Themen auf dieser Handlungsebene zu Synergieeffekte nutzen lassen. Bereits in der Erarbeitungs- bündeln und zu bearbeiten. phase des ILEK hat sich gezeigt, dass die IKom-Stiftland einen starken Gestaltungswillen besitzt und bereits ge-

Wondreb bei Hofteich

Ziel 6.2 Die Akteure der Region sind über die Vorhaben der IKom-Stiftland informiert und es kann eine gemeinsame Raum- und Angebotsentwicklung erfolgen. Kooperation setzt voraus, dass alle Beteiligten über die in die Vorbereitungsphase von Projekten einbezogen. Inhalte, die Ziele und die Strategie zu den gemeinsam Diese Informationsfunktion nimmt die IKom-Stiftland bearbeiteten Themen informiert sind. Kooperation stellt derzeit noch nicht wahr. Dies führt dazu, dass die Vorha- somit hohe Anforderungen an die Transparenz der Vorha- ben, die einzelne Akteure der Region entwickeln, noch ben und Aktivitäten und die frühzeitige Einbindung aller nicht explizit auf die Zielsetzungen der IKom-Stiftland Akteure bereits bei der Ideengenerierung und Entwick- bzw. die gemeinsame Raum- und Angebotsentwicklung lung von Projekten. Dies deckt sich nicht mit üblichen im Stiftland ausgerichtet werden können. Mit der Wahr- Handlungsmustern interkommunaler Konkurrenz, son- nehmung einer dauerhaften Informationsfunktion der dern erfordert ein kooperatives Planungsverständnis. regionalen Akteure wird deren Einbindung in die koope- Es muss ein „zeitlicher und organisatorischer Rahmen“ rative Standortentwicklung möglich. Gleichzeitig fördert gegeben sein und genutzt werden, um Themen und dies auch den wechselseitigen Informationsfluss, so dass Aktivitäten gemeinsam zu entwickeln und ein gemein- auch auf der Ebene der IKom-Stiftland die Vorhaben und sames Handeln abzustimmen. Um Parallelbearbeitung Aktivitäten regionaler Akteure bekannt sind und diese in zu vermeiden und Synergien, Ressourcen und Potenziale die Angebotsentwicklung der IKom-Stiftland einfließen möglichst optimal zu nutzen, werden die Akteure der können. Region zielgerichtet eingebunden und hierfür bereits im Vorfeld von Aktivitäten der IKom-Stiftland informiert und

Wondreb bei Hofteich

117 Strategie 6.1a/6.2a: IKom-Stiftland mit Themen und Aktivitäten dauerhaft sichtbar machen

Die Bedeutung, die die IKom-Stiftland als gemeinsame Planungs- und Handlungsebene erreichen kann, ist davon abhängig, wie aktiv und positiv sie von den kommunalen Entscheidungsträgern und Akteuren wahrgenommen und unterstützt bzw. genutzt und mit Ressourcen versehen wird. Deshalb gilt es die Vorteile interkommunaler Koope- ration für die Regionalentwicklung des Stiftlandes nach außen erkennbar zu machen. Gerade die initiierenden, koordinierenden und aktivierenden Funktionen sollten hier mit dargestellt werden. Über die anlassbezogene Berichter- stattung hinaus wird die IKom-Stiftland deshalb auch als In- stitution sichtbar gemacht und es werden ihre Entstehung und Funktion sowie ihre Themen und Zuständigkeiten dargestellt. Gleichzeitig werden auch die bereits durchge- führten, die laufenden und die künftigen gemeinsamen Projekte dargestellt. Das ILEK kann hierfür als Ordnungs- schema der Inhalte dienen.

Strategie 6.1b/6.2b: Aufbau einer Informations- Strategie 6.1c/6.2c: Kommunikation der Aktivi- basis und Koordination der Projektumsetzung täten, Themen & Beteiligungsmöglichkeiten Die Bündelungsfunktion der IKom-Stiftland wird auch Die IKom-Stiftland wird der Bündelungsfunktion, die sie für Informationen genutzt, die im Rahmen der Projekt- erfüllen soll, nur dann gerecht, wenn sie zu ihrer Tätigkeit durchführung generiert werden oder in den einzelnen eine eigene Außendarstellung betreibt. Beispielsweise Kommunen vorliegen, aber für alle Kommunen und die erfordert die Bewerbung auf Modellvorhaben oder För- IKom-Stiftalnd als Gestaltungsgemeinschaft relevant sind. derprogramme häufig die Einbindung regionaler Akteure Hierfür wird ein gemeinsames, internes Informationssys- oder der Bürgerschaft, die eine gezielte Außendarstel- tem geschaffen, das die Kommunen für die gemeinsame lung für die Rekrutierung mitwirkender Akteure oder Datenverwaltung und die Verteilung von Informationen Bürger erfordert. Auch die Bildung von Arbeitsgruppen, nutzen. Dieses gemeinsame Informationssystem dient die speziellere Themen dauerhaft weiterführen ist nur so aber auch der Begleitung der Projektumsetzung und der möglich. Nun sollten die einzelnen Akteure nicht jeweils Sicherung von Ergebnissen aus den Projekten der IKom- eine eigene Außendarstellung vornehmen, sondern die Stiftland. So liefert bereits der Vitalitäts-Check Daten, die IKom-Stiftland bündelt die Informationsfunktion für alle für das weitere Agieren der IKom-Stiftland als Gestaltungs- relevanten Themen der Raumentwicklung auf ein ge- gemeinschaft wesentlich sind. Auch die Projekte im Tou- meinsames Portal. So werden sehr schnell wechselseitige rismus, das Kernwegenetz oder die Welterbe Bewerbung Anknüpfungspunkte in den Projekten deutlich und die generieren Informationen und Ergebnisse, die gebündelt Transparenz zu den laufenden Aktivitäten der unter- gesammelt und bereitgestellt werden. schiedlichen Akteure der Region wird hergestellt.

118 Ziel 6.3 Das Stiftland ist sichtbar und wird positiv wahrgenommen. Seine Besonderheiten sind be- kannt und werden wertgeschätzt. Das Stiftland wird für die Zielgruppe der Bevölkerung und mation der Wirtschaft, der Entwicklung als Gesundheitsre- Akteure der Region aktuell nicht als gemeinsamer Stand- gion, der städtebaulichen Aufwertung und Baukultur, der ort- und Kulturraum dargestellt. Die Besonderheiten, die Entwicklung des Freizeitwertes werden thematisiert und das Stiftland bietet, und die Attraktionen, Kooperationen sichtbar gemacht und auch die Erfolge von Eigeninitiative und Arbeitgeber, die sich über die vergangenen Jahre (Geschichtspark bzw. ArcheoZentrums) werden darge- ergeben haben, sind wenig bekannt und gemeinsame stellt. Themen werden bisher kaum verfolgt. Eine wesentliche Voraussetzung, um die Einschätzung zum Stiftland auf Seiten der Bevölkerung und Akteure positiv zu beein- flussen, liegt darin, das Stiftland als Raumeinheit sichtbar zu machen und seine positive Entwicklung und seine Potenziale sowie seinen Besatz mit besonderen Einrich- tungen und Unternehmen sichtbar zu machen. Es gilt die Erfolgsgeschichte zum Stiftland zu „erzählen“ und so die Wahrnehmung und Einschätzung innerhalb und zu dieser Region auf eine solide Grundlage zu stellen. Die Erfolge der jüngeren Entwicklung bei Themen wie der Transfor-

Strategie 6.3a: Profil und Entwicklung des Stift- Strategie 6.3b: Qualitäten und Kompetenzen landes dauerhaft zeigen punktuell zeigen Ein erster Ansatz, der die Entwicklung des Stiftlandes Neben der dauerhaften Darstellung allgemeiner Infor- allgemein und im Vergleich zu anderen Raumeinheiten mationen zum Stiftland und seiner Entwicklung sowie zeigt, liegt darin, die verfügbaren statistischen Angaben der Ergebnisse aus weiteren Untersuchungen, wie dem für die Region Stiftland aufzubereiten und im Vergleich Vitalitäts-Check, der Kulturlandschaftsinventarisierung zum Landkreis Tirschenreuth und den Nachbarlandkrei- oder weiteren fachlichen Konzepten werden zudem die sen darzustellen. Dieser Zahlenspiegel dient gleichzeitig Qualitäten und Kompetenzen im Stiftland gezielt aufge- dazu, die Anforderungen aus Entwicklungen und Trends zeigt, um ein höheres Maß an Aufmerksamkeit dafür zu wie dem demographischen Wandel mit Zahlenmaterial schaffen. Hierfür werden besondere Formate gewählt und zu hinterlegen. Ergänzt werden diese, beim Statistischen gezielte Aktionen, Veranstaltungen oder Serien vorge- Landesamt abrufbaren Daten, um Informationen, die sehen. Das Spektrum an Möglichkeiten ist hier sehr weit lediglich bei den Kommunen im Stiftland sowie anderen gefasst und reicht von einer - auf das gesamte Stiftland übergeordneten Stellen (Ämter und Behörden) vorliegen. bezogenen und für das gesamte Stiftland beworbenen - Die Entwicklungen in den Leitthemen der IKom-Stiftland Weiterführung von übergeordneten Aktionen (Nacht der werden zudem textlich dargestellt, um ein Gesamtportrait Museen, gemeinsamer Infotag der Städtebauförderung zum Stiftland zu zeigen, das dann auf den Informations- für Einheimische) bis zu eigenen Aktionen wie beispiels- kanälen des Stiftlandes sowie in der Region kommuniziert weise der Vergabe eines Stiftland-Preises für Baukultur, werden kann. gesunde Lebensmittel, Ausflugsziele oder Landschaftser- lebnispunkte. Strategie 6.3c: Besonderheiten zeigen Strategie 6.3d: Beschäftigung mit dem Stiftland Ein weiterer Ansatz, um das Image und die positive Wahr- aktivieren nehmung des Stiftlandes gemeinsam zu entwickeln, liegt Die stärkste Wirkung, um das Stiftland als gemeinsame darin, Besonderheiten ausführlicher zu zeigen und deren Region und Heimat wahrzunehmen, lässt sich dann errei- Verknüpfung mit der Region und darüber hinaus aufzu- chen, wenn sich die Bevölkerung mit der Region beschäf- zeigen. Hierdurch werden nicht nur die Kenntnisse zu den tigt. Dabei geht es darum, identitätsbildende Charakteris- besonderen Leistungen von Akteuren aus der Region tika kennenzulernen und diese sichtbar zu machen. Die aufgezeigt, sondern es werden auch Anknüpfungspunkte Entwicklung eines Kulturlandschaftspfades, der die Beson- für Eigeninitiative und die Weiterentwicklung von Themen derheiten des Stiftlandes aus Perspektive der Bewohner deutlich. Die Außendarstellung erfolgt deshalb speziell und für die Bewohner zeigt und dabei auch Themen wie zum Besonderen im Stiftland und zeigt ein Ausblick auf Baukultur und Landschaftsbild in den Vordergrund stellt, Entwicklungschancen, die sich daraus ergeben. Hierzu ist hierfür ein geeignetes Projekt. Grundsätzlich sind die werden Kampagnen der Metropolregion weitergeführt möglichen Anlässe, sich mit der Region zu beschäfti- werden (Scheinwerfer: Kreative im Stiftland), um Perso- gen sehr vielfältig. Sie können von Wettbewerben und nen und ihre Themen zu identifizieren und sichtbar zu Aktionen (Blickpunkte suchen, Durchführung von Foto- machen. Gleichzeitig gilt es Botschafter für die Region zu oder Video-Wettbewerben) bis zur Durchführung eines aktivieren, die das Stiftland in der/den Metropolregion/en Schüler-Filmprojektes reichen. Die Ergebnisse derartiger vertreten aber auch den Wissenstransfer aus den Zentren Aktivitäten können dann auf der Homepage sowie an in das Stiftland unterstützen. Besuchspunkten der Region präsentiert werden.

119 Waldnaab bei Tirschenreuth

Ziel 6.4 Das Stiftland ist als gemeinsamer Aktionsraum bzw. Wohn- und Lebensraum sichtbar. Unabhängig von der Darstellung der Qualitäten und Gerade wenn künftig gemeinsame Themen bearbeitet Besonderheiten des Stiftlandes ist es ein Ziel, über die und entwickelt sowie Aktionen durchgeführt und Förder- aktuellen Entwicklungen im Stiftland zu informieren und programme und Wettbewerbe genutzt werden sollen, ist die gemeinsame Weiterentwicklung des Stiftlandes durch die Existenz einer stiftlandweiten Binnenkommunikation die IKom-Stiftland sowie deren Beteiligung an Wettbe- eine grundlegende Voraussetzung. Die Bündelung von werben (z.B. Ökomodellregion) und die Verfügbarkeit von Information zum Stiftland für die Bürgerinnen und Bürger Förderprogrammen (Innenentwicklung, Kleinstunterneh- im Stiftland ist ein weiterer Baustein, um die Ebene Stift- men der Grundversorgung) nach außen darzustellen. Die land wahrnehmbar zu machen. Gleichzeitig fördert sie die Bevölkerung soll nicht nur über die Themen und Ent- Kooperation der unterschiedlichen Akteure im Stiftland wicklungen in der eigenen Kommune und im Landkreis sowie die Aktivierung lokaler Nachfrage, da die Angebote informiert sein, sondern das Stiftland soll als Aktionsraum der unterschiedlichen Akteure über die Gemeindegren- für die Bürgerinnen und Bürger aber auch als gemeinsa- zen hinaus bekannt werden, wodurch auch Kooperations- mer Aktionsraum der Akteure und Kommunen und mit potenzial sichtbar wird. der Bündelungsfunktion für gemeinsame Themen und Fördermöglichkeiten wahrnehmbar sein. Derzeit existiert - abseits des touristischen Informationsmaterials - kein Informationsangebot für die Bewohner der Region, das die Informationen auf Ebene des Stiftlandes bündelt.

Strategie 6.4.a: Binnenkommunikation Eine gemeinsam getragene Binnenkommunikation trägt dazu bei, die Bürgerinnen und Bürger des Stiftlandes zu den gemeinsamen Themen zu informieren und fördert die Kommunikation über das Stiftland. Eine gemeinsame Broschüre mit Informationen über das Stiftland, eine ge- meinsame Web-Präsenz und weitere gemeinsame Kom- munikationsmedien oder Formate können diese Binnen- kommunikation tragen. Ein zweiter Ansatz besteht darin, dass in den kommunalen Mitteilungsblättern eine sepa- rate Rubrik implementiert wird, die gemeinsame Themen und Aktionen aus dem Stiftland sowie Fördermöglichkei- ten für das Stiftland (z.B. Kleinstunternehmer) darstellt. Auch in weiteren kommunalen Kommunikationskanälen werden diese stiftlandweiten Informationen gezielt plat- ziert. Dabei können neben gemeinsamen Aktivitäten auch kommunale Besonderheiten oder Attraktionen dargestellt werden oder es wird anhand kommunaler Beispiele zu gemeinsamen Themen (Baukultur, Landschaft, Siedlungs- zwischen Tirschenreuth und Kleinklenau entwicklung, Flächensparen usw.) informiert.

120 Ziel 6.5 Das Stiftland ist innerhalb und mit der Metropolregion Nürnberg gut verknüpft und mit seinem Angebot in der Metropolregion sowie als deren Bestandteil sichtbar.

Das Stiftland ist als gemeinsamer Wohn- und Lebens- die Metropolregion auch als Absatzmarkt insbesondere raum bisher noch ohne Positionierung nach außen. für Produkte der Lebensmittelproduktion nutzen. Dabei Lediglich die Ferienregion ist mit einem gemeinsamen liegt die Aufgabe für das Stiftland darin, die Bünde- Außenauftritt sichtbar, ohne sich aber unter einem lungsfunktion der Metropolregion zu nutzen und das gemeinsamen Leitthema zu präsentieren. Rekrutierungs- Stiftland mit seinen Einrichtungen zu positionieren und raum des Stiftlandes für Bevölkerung bzw. Nachfrage ist Marketingaktivitäten auf Ebene der Metropolregion zu u.a. die Metropolregion Nürnberg. Das Wachstum dieser unterstützen. Als Stiftland lässt sich die Aufgabe der Region bietet Anknüpfungspunkte, um als Stiftland da- Außendarstellung und Verknüpfung innerhalb der Met- von zu profitieren. Je präsenter das Stiftland mit seinem ropolregion zu einem gemeinsamen Anforderungsfeld touristischen Leitthema und seinen besonderen Ausstat- zusammenfassen und als ein Themenbereich definieren, tungsmerkmalen (Kloster, Sibyllenbad, Geschichtspark, der durch das Stiftland-Management aber auch durch ArchaeoCentrum) als Ausflugs- und Kurzreiseziel der alle fachlichen Themenvertreter sowie durch die Stadt Metropolregion Nürnberg ist und je wahrnehmbarer es Tirschenreuth als Pate für die Anforderung der Verknüp- mit seinen Qualitäten als Wohn- und Lebensraum ist, fung zur Metropolregion bearbeitet werden kann. desto stärker kann es in allen Bereichen von Nachfrage aus der Metropolregion profitieren. Zugleich kann es

Strategie 6.5a: Außendarstellung der Metropol- region aufgreifen und weiterführen Die Metropolregion entwickelt kontinuierlich Leitthemen, anhand derer die Region vermarktet und Akteure ver- knüpft werden. Gleichzeitig besetzt sie aktuelle Themen und entwickelt diese innerhalb der Metropolregion weiter. Die Metropolregion setzt somit Ressourcen ein, um die Region nach innen und außen zu vermarkten. Hiervon kann das Stiftland am besten profitieren, wenn es sich gezielt in die Themen, Kampagnen und Aktionen der Metropolregien einbringt und diese auch aufgreift und im Stiftland weiterführt aber auch in die eigene Außendar- stellung einbringt. So lassen sich Synergieeffekte nutzen, die einerseits das Marketing Know-how der Metropolregi- on betreffen - indem beispielsweise Mitmachkampagnen im Stiftland fortgeführt werden - und andererseits wird das Stiftland so zielgerichtet innerhalb der Metropolregi- on positionierbar, was die überörtliche Wahrnehmbarkeit der Standortqualität erhöht. zwischen Tirschenreuth und Kleinklenau

Strategie 6.5b: Präsenz in der Metropolregion und im weiteren Einzugsgebiet verstärken Das Einzugegebiet von 30 Minuten Fahrtzeit um die Stadt Thema „Ausflugsziel Stiftland“ sowie zum Thema „Erzeu- Tirschenreuth reicht von der Stadt Selb im Norden bis gerregion Klosterlandschaft Waldsassen“ vorgenommen. nach Weiden i.d.OPf. im Süden sowie von im Anschließend werden diese Themen im Außenauftritt des Westen bis nach bis Tachau im Osten. In diesem Gebiet Stiftlandes sowie mit einer gebündelten Außendarstel- leben ca. 270.000 Menschen. In einer Stunde Fahrtzeit lung im Einzugsgebiet präsentiert. wird ein Einzugsgebiet erschlossen, das von Plauen über Bayreuth und Amberg bis Regensburg sowie von Karlsbad bis Marienbad erreicht. Das Nachfragepotenzial in diesem Gebiet umfasst 1,6 Mio. Menschen. Dieses Nachfragepo- tenzial für Produkte aus dem Stiftland sowie als Quell- gebiete für den Tagesausflugsverkehr zu erschließen, ist eine Maßnahme, die das Stiftland gemeinsam angeht. Ein großer Teil dieser Bevölkerung wird über die Metropolre- gion Nürnberg erreicht aber auch der Regensburger Raum und die Region auf tschechischer Seite werden gezielt als Nachfragegebiete angesprochen. Hierfür wird eine gemeinsame Produktentwicklung und eine gemeinsame Kommunikationsstrategie auf Ebene des Stiftlandes zum

121 bei Neualbenreuth

Projekt 16: Informationsplattform IKom-Stiftland (www.stift.land) Was ist das? Wozu dient es? Die Informationsplattform IKom-Stiftland ist eine Ein permanent verfügbares Informationsangebot zum Internet-Präsenz, der IKom-Stiftland, anhand der sie Stiftland wirkt in zwei Richtungen. Nach innen, bezogen im ersten Schritt ihre Außendarstellung vornimmt. Das auf die Akteure der IKom-Stiftland und die mit ihr ver- Informationsangebot umfasst folgende Rubriken: knüpften Akteure der Region, wird ein Anlass geschaffen, • Grundbausteine (Information zur IKom und dem ILEK um sich mit dem Stiftland als gemeinsamer Gestaltungs- sowie einen internen Bereich, der eigene Datener- ebene zu beschäftigen. Die gemeinsame Außendarstel- fassungen zugänglich macht (Vitalitäts-Check, Moni- lung schafft Kommunikationsanlässe und Kooperations- toring), Content zum Informationsaustausch und zur anforderungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren Dokumentation in den unterschiedlichen Themen- und in den zentralen Handlungsfeldern der IKom-Stiftland. Handlungsfeldern bereitstellt und Anfragen und Ideen Diese thematisch vorstrukturierte Kommunikation fördert sammelt. die Vernetzung der relevanten Akteure und die Entste- hung gemeinsamer Projektideen. Nach außen zeichnet • Gestaltungsprozess der IKom: dargestellt werden der gemeinsame Außenauftritt erstmals ein gemeinsa- bisherige Aktivitäten, sowie Inhalte zu den laufenden mes Bild zum Stiftland, das die Wahrnehmbarkeit der Projekten bzw. zu den Themen, die aktiv bearbeitet Region ermöglicht und zur Information über die Region werden (Siedlungsentwicklung, Öko-Modellregion, ... bzw. zur Beschäftigung mit der Region aktiviert. Zudem ) darüber hinaus werden Informations- und Aktivie- machen Informationen über/für die Region das Stiftland rungsmaßnahmen im Zuge der Projektdurchführung als gemeinsamen Handlungs- und Lebensraum sowie die hier aufgenommen (Wettbewerbe, Aktionen, Leitthe- Funktion der IKom-Stiftland als Gestaltungsgemeinschaft men) und es werden die Information, Kommunikation deutlich. und ggf. die Datensammlung im Zusammenhang mit dem Monitoring hier geleistet. Wie wird das umgesetzt? • Informations- und Marketingportal zur Region mit Im ersten Schritt ist es erforderlich, die Inhalte der Außen- Information zur Steuerung des Fremdbildes (Wirtschaft, darstellung und die Funktionen, die das Portal zunächst Kultur, Bildung, Sport, Vereine, ... ) Information zur umfassen soll, abzustimmen. Hierfür gilt es einen Work- Entwicklung der Region (Zahlen, Fakten, Prognosen), shop mit den Akteuren im Stiftland durchzuführen und Kommunikation von Rollenvorbildern und Zukunfts- die Inhalte und Anforderungen zum Außenauftritt kon- entwürfen, Weiterführung von Kampagnen der Metro- kret zu benennen. Diese Aufgabe übernimmt die Umset- polregion) zungsbegleitung oder sie muss extern beauftragt werden. • Informationsportal für das Stiftland mit Information Sobald die inhaltlichen und technischen Anforderungen zum Thema Identität und Qualität des Stiftlandes, geklärt sind, gilt es eine Agentur mit der Erstellung des einen bürgerbezogenen Veranstaltungskalender und Webauftritts zu beauftragen. Die Zulieferung von Texten ein bürgerbezogenes Freizeitportal, akteursbezoge- erfolgt durch die Themen-Paten oder durch das Umset- ne (Schulen, Vereine, ... ) Information zu relevanten zungsmanagement. Im weiteren Entwicklungsprozess Themen, Aktivitäten oder Veranstaltungen im Stiftland der IKom-Stiftland werden vor allem aus den einzelnen sowie zielgruppenbezogene (Kinder, Familien, Jugend, Projekten Inhalte geschaffen, die auf der Informations- Senioren) Information zu relevanten Themen und Akti- plattform dargestellt werden können. Speziell die Inhalte vitäten/Veranstaltungen im Stiftland. des Projektes „Kulturpfad Stiftland“ liefern hierfür Inhalte.

122 Projekt 17: Präsenz in der Region Was ist das? anspricht oder mehrere Kommunen in die Veranstaltungs- durchführung einbezieht. Beispiele sind: Im Projekt „Präsenz in der Region“ sind alle Teilprojekte • Stiftlandtag zusammengefasst, die das Stiftland bzw. die Handlungs- • Stiftland Kinderfest ebene Stiftland als gemeinsame Region bzw. als gestal- • Stiftland Sport-/Kulturveranstaltung tenden Akteur zeigen. Dabei lassen sich die Teilprojekte unterschiedlichen Rubriken zuordnen. Die erste Rubrik • Tag der offenen Tür im Stiftland schließt alle Informationsmedien ein, in denen oder an- • Stiftland Informations-veranstaltung/-serie (Alt werden hand derer das Stiftland sichtbar werden soll. Teilprojekte Zuhause) können sein: • Wettbewerbe/Aktionen • Aufnahme der Rubrik „Stiftland“ in den kommunalen Wozu dient es? Informationsmedien • Informationsbroschüre zum Stiftland und der Projekte Bei der gemeinsamen Gestaltung des Stiftlandes ist die der IKom-Stiftland IKom-Stiftland auf die Mitwirkung von Akteuren aus der • Pressemeldungen und Newsletter zu den Aktivitäten Region angewiesen. Um diese zu erreichen müssen die im Stiftland Themen und Aktivitäten der IKom-Stiftland in der Region bekannt sein und die IKom als Handlungsebene bei der • Serien zum Stiftland (Ausflugsziel Stiftland, Land- Bevölkerung und allen relevanten Akteuren verankert schaftsraum Stiftland, Ausflugsziel Stiftland, Sport und sein. Mit der Etablierung eines einheitlichen Erschei- Vereine im Stiftland, Natur, Tschechien, Mein Wochen- nungsbildes soll ein Wiedererkennungswert geschaffen ende, … ) werden, der die IKom-Stiftland als maßgebliche Bünde- • Gemeinsames Informationsmaterial zum Leben im lungs- und Handlungsebene platziert. Gleichzeitig kann Stiftland (Freizeitkarte, Baukultur im Stiftland, ...) die IKom-Stiftland auch nur dann die Bündelungsfunktion Eine zweite Rubrik, umfasst alle Informationsmöglichkei- im Bereich Information und Außendarstellung im Stiftland ten im öffentlichen Raum. Auch hier wird das Stiftland als wahrnehmen, wenn es in regelmäßigen Abständen über Gebietseinheit sichtbar gemacht. Hierfür werden image- das Stiftland informiert und so einen aktuellen Informati- bildende Plakate, Schilder oder Informationsstellen an onsstand kommuniziert. den stärker frequentierten Kontaktpunkten im Stiftland Wie wird das umgesetzt? platziert. Hierzu zählen: • Ortseingänge Im ersten Schritt gilt es eine gemeinsame Gestaltung für • Mobilitätspunkte (Parkplätze, Wartestellen) den Außenauftritt als IKom-Stiftland abzustimmen. Erst • permanente und sporadische Besuchspunkte (touris- wenn dieser vorliegt, können schrittweise die einzelnen tische Besuchspunkte, Kultur-, Versorgungs-, Verwal- Teilprojekte zur Steigerung der Präsenz der IKom-Stiftland tungs- oder Bildungseinrichtungen, Veranstaltungen) in der Region angegangen werden. Dabei muss die Initia- • Informationspunkte (Beschilderung, Plakatwände) tive zunächst von den Kommunen ausgehen, bis ein Um- setzungsmanagement oder themenbezogene Manager Eine dritte Rubrik fasst das Veranstaltungsangebot zusam- (Umsetzungsbegleitung, Ökomodell-Region, ...) installiert men, das auf Ebene des Stiftlandes gemeinsam durch- sind, die diese Funktion dann zum jeweiligen Thema oder geführt wird und die Bevölkerung der gesamten Region für das Stiftland übernehmen.

Muglbach

123 5 Kooperationsstruktur Gemeinsame Kooperationsstruktur • Koordination und Entwicklung gemeinsamer The- Die IKom-Stiftland versteht sich als Koordi- men auf der räumlichen Ebene des Stiftlandes mit nierungs-, Handlungs- und Gestaltungsge- Initiierung und Durchführung von Projekten. meinschaft für das gesamte Stiftland. Die • Interkommunale Abstimmung und Optimierung Kooperation schafft den Anlass und Raum für der Aktivitäten zu kommunalen und übergeord- eine Weiterentwicklung und Gestaltung des neten Themen und Aufgaben. Stiftlandes. Sie wird als dauerhafter Prozess • Schaffung von Kontaktpunkten/-stellen zur aufgefasst, der aktiv weiterentwickelt und Entwicklung und Abstimmung von Themen nach außen und innen. intensiviert wird. Die IKom koordiniert die • Bündelung vorhandener und gemeinsame Rekru- Vernetzung und thematische Abstimmung tierung weiterer Ressourcen. mit den Akteuren der Region und intensiviert • Intensivierung gemeinsamer und grenzübergrei- die genzüberschreitende Kooperation. fender Aktivitäten. • Kooperation und Vernetzung mit weiteren Akteu- ren (auch grenzüberschreitend).

Wie wird die Kooperation weiterentwickelt?

War die Vorstellung der Stiftland-Kommunen zur Koope- konzept vor, dann ist anschließend neben der Umsetzung ration anfänglich von einer eher projektbezogenen Zu- der vereinbarten Maßnahmen und Projekte und dem sammenarbeit geprägt, so hat sich im Laufe des Erarbei- Agieren nach den vereinbarten Handlungsgrundsätzen tungsprozesses des ILEK die Zielsetzung der Kooperation weiterhin eine kontinuierliche Begleitung und Weiterent- gewandelt. Mit der Entwicklung einer Zielvorstellung zu wicklung des Themas geboten. Hierfür muss eine fachlich- den entscheidenden Leitthemen im Stiftland, die stets auf thematische Zuständigkeit innerhalb der IKom geschaffen der gesamträumlicher Ebene „Stiftland“ angelegt war, hat werden, soll das Thema weiter aktiv gestaltet werden. Es sich die Zielsetzung von einer eher situativ verstandenen gilt Informationen zur Entwicklung der Situation zu sam- Zusammenarbeit hin zu einer strategisch verstandenen meln (=Monitoring) und aufzubereiten und regelmäßig Zusammenarbeit gewandelt. Es wurde deutlich, dass zu thematisieren, ob die Zielrichtung sowie die Strategie interkommunale Kooperation mehr ist als die Bündelung nach wie vor richtig sind, ob vorhandene Aktivitäten ver- kommunaler Projekte zu einem gemeinsamen Antrag ändert werden müssen, um wirksamer zu sein und welche oder die Ausweitung kommunaler Projekte auf ein größe- weiteren Aktivitäten ggf. zielführend sind (=Evaluierung). res Gebiet. Erkannt wurde, dass der große Vorteil einer ge- Es gilt zielgerichtete Projekt vorzubereiten, die Aktivitäten samträumlich, strategisch und dauerhaft verstandenen in- weiterer Akteure der Region einzubeziehen und ggf. zu terkommunalen Kooperation darin liegt, die Entwicklung modifizieren sowie Fördermittel zu rekrutieren um die und Gestaltung der Raumeinheit „Stiftland“ nach einer ge- Projektbearbeitung und die Koordinierungsaufgaben zu meinsamen Zielsetzung in den Themen und Handlungs- finanzieren. Widmet man sich also als interkommunaler feldern bewerkstelligen zu können, die zur Lösung von Verbund einem gesamträumlich (Ebene Stiftland) relevan- Problemstellungen erforderlich sind, die aber durch eine ten Thema bzw. Handlungsfeld, dann kann dies nur unter Einzelkommune nicht aktiv gestaltet werden können. Dies dem Bewusstsein erfolgen, dass dieses Handlungsfeld liegt zum einen daran, dass relevante Themen räumlich künftig auf Ebene des Stiftlandes dauerhaft entwickelt über die Einzelkommune hinausreichen (Wegenetz, Land- werden muss und hierfür auch eine Zuständigkeit ge- schaftsbild, Ökosysteme) und einer gemeinsamen und schaffen werden muss, die die fachliche Begleitung, die übergeordneten fachlichen Handlungsgrundlage bedür- Koordination der Aktivitäten zu einem Themenfeld, die fen, um sinnvoll bearbeitet werden zu können und zum Vernetzung mit weiteren Akteuren und die Rekrutierung anderen, weil Potenziale und Ressourcen des gesamten von Mitteln wahrnimmt. Dieses Grundverständnis der Stiftlandes gebündelt werden müssen, um das jeweilige IKom-Stiftland definiert eine erste wesentliche Anforde- Thema dauerhaft, wirkungsvoll und anforderungsgerecht rung, die sich in der Kooperationsstruktur niederschlagen weiterzuentwickeln. Liegt bei den beteiligten Kommu- muss. So ist jeweils die Funktion des Koordinators oder nen die Bereitschaft vor, ein Handlungsfeld oder Thema Entwicklers (Kümmerer) zu den gemeinsamen Handlungs- gemeinsam und unter einer gemeinsamen Zielsetzung feldern wahrzunehmen, was sowohl unter einem stärker und Handlungslogik anzugehen, dann gilt es zunächst koordinierenden Aspekt als auch unter einem stärker eine gemeinsame Zielvorstellung zu erarbeiten und zu fachlich gestaltenden Aspekt erfolgen kann. vereinbaren, aus der sich dann auch die gemeinsamen und verbindlichen Handlungsgrundsätze und Aktivitäten ableiten. Für diese Aufgabenstellung bedarf es fachlicher Begleitung, da die IKom-Stiftland derzeit noch nicht über entsprechende Fachkräfte verfügt. Liegt ein Handlungs-

124 Abbildung 40: Kooperationsstruktur

Die Koordinierungs-, Vernetzungs- und Integrationsfunktion der IKom-Stiftland Die organisatorische Ausgestaltung der Kooperation dinierende und integrierende Funktion wahrnimmt, die der Kommunen muss sich nach den Zielen richten, die bisher nicht besetzt wurde. Die Einbindung der weiteren mit der interkommunalen Kooperation der Kommunen Akteure der Region und die inhaltliche Abstimmung ihrer im Stiftland verfolgt werden. Soll das Stiftland als Hand- Aktivitäten eine entscheidende Aufgabe, um das Stiftland lungsebene fungieren, auf der die Kommunen eine aktive strategisch zu entwickeln. Die Aufgabe liegt darin, räum- und kooperative Themen- und Raumentwicklung unter liche Themen gemeinsam auf der Ebene des Stiftlandes einer gemeinsamen Zielsetzung betreiben, kann dies zu entwickeln und die Aktivitäten möglichst aller Akteure nicht ohne zusätzliche organisatorische und personellen hierfür nutzbar zu machen. Unter dieser Zielvorstellung Struktur erfolgen. Neue Themen und neue Anforderun- muss die Ebene „Stiftland“ nicht nur als Entscheidungs- gen erfordern einen organisatorischen, zeitlichen und ebene, sondern auch als Koordinierungs-, Entwicklungs- personellen Bearbeitungsrahmen sowie eine koordinie- und Handlungsebene besetzt werden. Sie intensiviert rende Zuständigkeit. Der Vorteil, beides auf der gemeinsa- nicht nur die Kooperation mit weiteren Akteuren (auch auf men Handlungsebene „Stiftland“ zu schaffen liegt darin, tschechischer Seite), sondern gibt auch eine inhaltliche dass Anforderungen gebündelt werden können und eine Ausrichtung vor, die sie an die kooperierenden Akteure gemeinsame (fachliche) Zuständigkeit geschaffen wer- vermittelt, um deren Aktivitäten im Sinne der definierten den kann. Damit wird das Stiftland als neue Planungs-, Stiftland-Inhalte zu gestalten. Handlungs-, und Koordinierungsebene etabliert, die eine übergeordnet gestaltende und vor allem thematisch koor-

Die Kooperationsstruktur muss in erster Linie dem Anforderungen zur Kooperationsstruktur gemeinsamen Gestaltungsansatz der Kommunen als Stift- land gerecht werden. Sie muss es ermöglichen, gemeinsa- • Themen und Problemlagen müssen gemeinsam me fachliche Konzepte für die Handlungsebene Stiftland thematisiert und bearbeitet werden können. zu entwickeln und diese anschließend umzusetzen und • Bei der Bearbeitung von Stiftland-Themen müssen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Hierfür ist neben einer die relevanten über-, neben- und untergeordne- Entscheidungsebene, die mit den kommunalen Entschei- ten Akteure eingebunden werden können. dungsträgern besetzt ist auch eine Arbeitsebene vorzu- • Die Themen- und Raumentwicklung im Stiftland sehen, auf der die konzeptionelle Entwicklung stattfinden nach gemeinsamen Konzepten erfordert Kon- kann und auf der die Kontaktpunkte nach innen und tinuität und Verbindlichkeit nach innen sowie außen angesiedelt sind. Erst mit dieser Festlegung einer Verknüpfung und Abstimmung mit den Akteuren Zuständigkeit für Themen auf der Arbeitsebene lässt sich nach außen. eine tatsächliche Wahrnehmung der Gestaltungs-, Koordi- • Die Etablierung des Stiftlandes als neue Hand- nations- und Steuerungsfunktion bewerkstelligen und ein lungs- und Bündelungsebene bedarf einer aktives und abgestimmtes Agieren der Kommunen des eigenen Organisationsstruktur mit definierten Stiftlandes sowie aller weiteren Akteure sicherstellen. Kontaktpunkten nach oben (Landkreis, Metro- polregion), zur Seite (Steinwald) und nach unten (Kommunen).

125 Entscheidungsebene - Verbandsversammlung Die Verbandsversammlung bildet die Steuerungs- und das Regionalmanagement bei den Verbandsversammlun- Entscheidungsebene der interkommunalen Kooperation gen anwesend, zum anderen das Stiftland-Management, im Stiftland. Sie thematisiert den Stand und die Entwick- das bezogen auf die Stiftland Themen und Projekte die lung der laufenden Projekte der einzelnen Handlungs- relevanten Akteure einbindet. Sofern vorhanden und felder und beauftragt durch Beschluss die Vorbereitung, thematisch angebracht werden weitere Akteure zu den Koordination und Durchführung von Projekten sowie Verbandsversammlungen geladen. Die Verbandsver- die Weiterentwicklung und thematischen Ausweitung sammlung tagt anforderungsbezogen in einem ca. 4- bis der Kooperation. Sie dient der Information, Abstimmung 6-wöchigen Turnus. Der als dauerhaft und strategisch und Meinungsbildung der beteiligten Kommunen im angelegte Charakter der Kooperation erfordert es, dass laufenden Kooperationsprozessen aber ist auch die die Bürgermeister möglichst persönlich anwesend sind Austauschebene um kommunale Themen und Aktivitä- und regelmäßig keine Stellvertreter entsenden. Über die ten anzusprechen und deren Eignung oder Potenzial für regulären Verbandsversammlungen hinaus findet sich der eine gesamträumliche Abstimmung oder Thematisierung Kreis der Verbandsversammlung einmal im Jahr zusam- zu ermitteln. Ergeben sich weitere Kooperationsinhalte, men, um die Kooperation zu evaluieren und ggf. das ILEK so werden diese im Handlungskonzept des Stiftland- sowie die daraus abgeleiteten Konzepte und das Hand- Managements dokumentiert. Die Verbandsversammlung lungsprogramm des Stiftland-Managements fortzuschrei- dient gleichzeitig auch als Berührungspunkt zu den über- ben. geordneten Akteuren. Im dieser Funktion ist zum einen

Kontaktpunkte nach außen Regelmäßige Themen der Verbandsver- Der Einbindung der IKom-Stiftland und ihrer Organisations- struktur in die bestehenden thematischen Organisations- sammlung strukturen mit Berührungspunkten zum Stiftland sowie der • Information zu kommunalen Themen und Aktivi- Vernetzung der Akteure der IKom-Stiftland mit den Akteu- täten mit Klärung von potenziellen Kooperations- ren der Region kommt eine entscheidende Bedeutung zu, themen. um die strategische Entwicklungs- und die thematische Steuerungs- und Koordinierungsfunktion übernehmen zu • Information zu übergeordneten Anforderungen, können, die der IKom-Stiftland zugedacht ist. Kontaktfunk- Themen und Aktivitäten. tionen ergeben sich für die IKom-Stiftland auf ganz unter- schiedlichen Ebenen. Unter dem Aspekt der strategischen • Information zu den Aktivitäten der übergeordne- Raumentwicklung im Stiftland besitzt die Kontaktfunktion ten Akteure (Landkreis, Metropolregion) sowie der zu den weiteren Akteuren der räumlichen und/oder fachli- weiteren Akteure. chen Entwicklung die entscheidende Rolle. So lange in den einzelnen Handlungsfeldern keine koordinierenden Akteu- • Information zu den IKom Handlungsfeldern und re auf Ebene des Stiftlandes vorhanden sind, übernimmt den laufenden Projekten. das Stiftland-Management (=Umsetzungsbegleitung) die Kontaktfunktion nach außen insbesondere bezüglich folgender Akteure, die sich bereits in der Erarbeitungsphase des ILEK als wesentliche Akteure gezeigt haben: • Regionalmanagement • Wirtschaftsförderung des Landkreises Kontaktpunkte nach innen • Tourismus Oberpfälzer Wald am Landkreis Gerade die Weiterentwicklung der Wahrnehmbarkeit des • ARGE Fisch Stiftlandes als einheitlicher Kultur- und Lebensraum setzt • ILE und Ökomodellregion Steinwald einen Außenauftritt nach innen voraus, der mit einer Zu- • Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz ständigkeit und Kontaktfunktion hinterlegt sein muss. Die • Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kontaktfunktion zu den Bürgerinnen und Bürgern sowie • Städtebauförderung der Regierung der Oberpfalz zu den lokalen Akteuren im Stiftland nehmen bis auf Wei- • grenzüberschreitende Kooperationspartner auf tschechi- teres die einzelnen Kommunen war, die in der Verbands- scher Seite versammlung durch den Bürgermeister vertreten sind. So- • Metropolregion bald aber eine gemeinsame Außendarstellung entwickelt wird, wird das Stiftland-Management mit dieser Funktion Dieser Kreis kann sich erweitern, wobei insbesondere die platziert. Werden Angebote in einzelnen Themenberei- Vernetzung und Kooperation mit Partnern auf tschechi- chen entwickelt, die sich u.a. auch an die Bürgerinnen und scher Seite weiter ausgebaut werden soll. Hier bringen - wie Bürger richten (Siedlungsflächenmanagement, Sensibili- auch zu allen weiteren Themenfeldern - alle Akteure der sierung) muss jeweils eine entsprechende Kontaktperson IKom-Stiftland ihr Netzwerk ein. Für die ARGE Ferienregion für dieses Thema benannt werden. Fachliche Kontaktstelle Stiftland wird eine strukturelle Einbindung in die IKom- zu den einzelnen Kommunen, ist allgemein das Stiftland- Stiftland angestrebt und die bestehende Fachstelle Touris- Management. mus der ARGE soll dann bei der IKom-Stiftland angesiedelt werden.

126 Anforderungen für die Umsetzungsphase

In der Erarbeitungsphase des ILEK fungierte die Ver- der einzelnen Entscheidungsträger und schafft so für den bandsversammlung bereits als prozessbegleitende Informations- und Entscheidungsprozess einen einzigen Abstimmungsebene. Im Rahmen von Verbandsversamm- Kontaktpunkt, der bisher durch die Geschäftsstelle der lungen wurden die Vorgehensweise und die einzelnen IKom-Stiftland wahrgenommen wird. Projekte, die die inhaltlichen Arbeitsschritte der Erarbeitung des ILEK Bündelung der Ressourcen nutzen, ergeben sich sowohl abgestimmt. Der inhaltliche Erarbeitungsprozess vollzog nach außen, als grenzüberschreitende Kooperationspro- sich dagegen im Rahmen von Arbeitstreffen, bei denen, jekte (Klärschlammprojekt) oder Projekte mit Koopera- die Bürgermeister oder Vertreter als die Entscheidungs- tionspartnern auf deutscher Seite, als auch nach innen träger sowie - je nach Thema - die fachlich relevanten als Projekte, bei denen die Ressourcen aller Kommunen Akteure aus dem Stiftland und der Region anwesend für die Schaffung einer gemeinsamen Ausstattung im waren. Die Zielsetzung lag darin, das Stiftland als gemein- Stiftland genutzt werden (Museumsfachkraft). Schließlich same Planungs- und Handlungsebene zu konstituieren haben sich in der Erarbeitungsphase des ILEK weitere The- und inhaltlich zu entwickeln. Hierfür wurden aus der men ergeben, die bisher von einer einzelnen Kommune gesamträumlichen Perspektive als Stiftland die Notwen- oder einem einzelnen Akteur getragen werden, die aber digkeit und die Potenziale interkommunaler Kooperation auf der Ebene des Stiftlandes eingebunden und inhaltlich für die aktive Bearbeitung gemeinsamer Problemlagen abgestimmt werden sollten (Welterbe Klosterlandschaft sowie für eine gemeinsam getragene und erst dadurch Stiftland, Erlebniswelt Waldnaabaue), da sie die Zielset- anforderungsgerechte Angebots- und Raumentwicklung zungen das Stiftlandes als Planungs-und Handlungsebene aufgezeigt. So wurde die Planungs- und Handlungsebe- betreffen und die Bündelungsfunktion nicht nur bezogen ne „Stiftland“ schrittweise mit Zielsetzungen gefüllt und auf Ressourcen und Organisationsstruktur, sondern auch hieraus gemeinsame Aufgabenbereiche, Themenfelder hinsichtlich der vereinbarten thematischer Zielsetzungen und Projekte entwickelt, die künftig im Rahmen interkom- für die Steuerung der Raum- und Angebotsentwicklung munaler Kooperation bearbeitet werden. im Stiftland betreffen. Gleichzeitig hat sich während des Erarbeitungsprozesses des ILEK gezeigt, dass nicht nur die Parallel zu diesem Erarbeitungsprozess des ILEK wurden inhaltlichen Arbeiten der Projektdurchführung mit einem bereits gemeinsame Projekte gestartet, die sich nicht in Projektbearbeiter auf Ebene des Stiftlandes hinterlegt sein erster Linie aus den neu entstandenen inhaltlichen Ziel- müssen, sondern auch alle Aktivitäten der inhaltlichen setzungen zur gemeinsamen Gestaltung der Raumeinheit Abstimmung und Weiterentwicklung in den Handlungs- des Stiftlandes ableiten, sondern die Zielsetzung der feldern und Themen auf Ebene des Stiftlandes. Diese Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammen- Funktion der Initiierung, Vorbereitung und Beantragung arbeit aufgreift. Hier wird die Bündelungsfunktion der von Projekten und die Funktion der Kontaktstelle nach interkommunalen Kooperation als IKom-Stiftland genutzt. außen und innen hat bisher die IKom-Geschäftsstelle Diese besteht in zweifacher Hinsicht. Zum einen bündelt übernommen. Deren Ressourcenausstattung kann diese die Kooperation den Gebietsumgriff mehrerer Gemein- Anforderungen aber künftig nicht tragen. Vielmehr gilt es den und damit die Angebote, Ressourcen und Nachfrage eine Arbeitsebene für die Umsetzung der gemeinsamen eines größeren Gebietes, wodurch für viele Projekte und Projekte der IKom-Stiftland aufzubauen und auch für die Programme erst die - fachlich oder ressourcenbezogen - inhaltlichen Anforderungen in den unterschiedlichen erforderliche Mindestgröße ergibt. Zum anderen bündelt Handlungsfeldern entsprechendes fachliches Know-how die Organisationsstruktur als IKom-Stiftland die Vielzahl in Form einer Umsetzungsbegleitung bereitzustellen.

Anforderungen an die Umsetzungsstruktur

Fasst man die Erkenntnisse Bündelungsfunktion und zur Vorbereitung, ggf. Begleitung oder aus der Erarbeitungsphase • Zuständigkeit als Beantragung und ggf. Weiterführung kom- des ILEK zusammen, dann Kontaktpunkt für Begleitung von Koope- munaler Themen oder ergeben sich folgende externe Akteure bzw. rationsprojekten. Projekte auf Ebene des Anforderungen an die Kooperationspartner • Zuständigkeit als Stiftlandes. Regelung von Zustän- auf tschechischer Seite Kontaktpunkt für die • Zuständigkeit für die digkeiten innerhalb der und zur Vorbereitung, Kooperation nach Vorbereitung von Organisationsstruktur im Beantragung und ggf. innen und zur Vorberei- Themen mit Koopera- Stiftland: Begleitung grenzüber- tung, Beantragung und tionspotenzial für die Gestaltungsfunktion schreitender Kooperati- ggf. Begleitung von Entscheidungsfindung • Zuständigkeit für inhalt- onsprojekte. gemeinsamen Koopera- auf Ebene des Stiftlan- liche Weiterentwick- • Zuständigkeit als tionsprojekten. des und - bei positiver lung der Handlungs- Kontaktpunkt für Abstimmungsfunktion Entscheidung - weitere Vorbereitung oder felder und Themen auf externe Akteure bzw. • Zuständigkeit für die Antragstellung als Ebene des Stiftlandes. Kooperationspartner Thematisierung und auf bayerischer Seite Stiftland-Projekt.

127 Projekt 18: Umsetzungsbegleitung (Stiftland-Management)

Mit dem ILEK sind die strategischen Handlungsfelder Rekrutierung von Ressourcen vornehmen kann. Diese und deren Entwicklungsrichtung definiert, in denen Funktion wird im ILEK als Stiftland-Management bezeich- gemeinsame Aktivitäten zur Weiterentwicklung des net und entspricht einer Umsetzungsbegleitung. Das Stiftlandes stattfinden sollen. Allerdings fehlt es zu den Stiftland-Management hat aber nicht nur die Funktion der Handlungsfeldern sowohl an gemeinsamen fachlichen Akquise von Ressourcen und Projekten zu den Handlungs- Konzepten, als auch an der personellen Ausstattung, um feldern, sondern stellt auch den fachlichen Kontaktpunkt die Erarbeitung oder Umsetzung des benötigten Konzep- nach innen und außen dar und trägt zudem die Außen- tes vorzunehmen. Eine wesentliche Anforderung für die darstellung der IKom-Stiftland. In dieser Funktion gilt es Umsetzung und Weiterentwicklung des ILEK liet deshalb ein internes Informationssystem aufzubauen, das den darin, Zuständigkeiten auf der Arbeitsebene für die Hand- Kommunen und involvierten Akteuren die gemeinsamen lungsfelder zu schaffen und Mittel für die Umsetzung von Daten, Konzepte und Dokumente zur Verfügung stellt Projekten zu rekrutieren. Hierfür sind zwei Handlungs- und gemeinsame Steuerungs- und Handlungsstrategien stränge entscheidend. Zum einen gilt es Förderprogram- formuliert. Nach außen trägt das Stiftland-Management me, Modellvorhaben oder ähnliche ressourcengenerie- sowohl die Außendarstellung des Stiftlandes als Planungs- rende Unterstützungsangebote zu nutzen, um Personal und Handlungsebene als auch als gemeinsamer Kultur- zu rekrutieren, das Themenfelder inhaltlich bearbeiten und Lebensraum. kann. Zum anderen gilt es gezielt Förderprogramme und In diesem wie auch in weiteren Bereichen trägt das Fördermittel zu den gemeinsamen Handlungsfeldern zu Stiftland-Management die Funktion der Initiierung und nutzen, um interkommunale Projekte durchzuführen, die Begleitung von Projekten und Kooperationen (auch der Entwicklungsvorstellung dienen. Damit liegt eine ers- grenzüberschreitend) und die Aufgabe des Aufbaus eines te Anforderung an die IKom-Stiftland darin, Fördermittel Kooperationsnetzwerkes. Erst wenn in einem Handlungs- und Projekte zu akquirieren, die eine Umsetzung der ILEK- feld Projekte bearbeitet werden, die mit einer personellen Strategie und eine Besetzung der Handlungsfelder unter Ausstattung hinterlegt sind, kann die Management- und der gegebenen Ressourcenausstattung der Kommunen Knotenfunktion auf diese Stellen übergehen. Dies ist sowie der IKom-Stiftland ermöglichen. beispielsweise im Tourismus möglich und könnte auch Bereits für diese Aufgabe gilt es eine fachliche Umset- im Bereich Raumentwicklung nach der Installation eines zungsbegleitung zum ILEK vorzusehen, die die hierfür Siedlungs-Managements erfolgen. erforderliche Arbeitsebene dauerhaft besetzt und die

Anforderung im weiteren Kooperations- Aufgaben des Stiftland-Managements und Entwicklungsprozess (= Umsetzungsbegleitung)

• Sensibilität für geeignete Themen mit Kooperati- • Koordination der Informationsbeschaffung und onspotenzial und die Einbindung von Akteuren. Informationsbereitstellung nach innen. • Information und Außendarstellung zum Stiftland • Aktivität und Initiative für gemeinsame Themen als gemeinsamer Handlungs- und Lebensraum. und Projekte sowie für die Verknüpfung mit weite- ren Akteuren. • Rekrutierung von Ressourcen und Ausweitung der Kooperation in den Handlungsfeldern der IKom- • Intensivierung der thematischen Steuerungs- so- Stiftland. wie der organisatorischen Bündelungsfunktion. • Sensibilisierung für - sowie Initiierung und Koor- dination - von Kooperation und Projekten in den • Rekrutierung von Ressourcen, um gemeinsame Handlungsfeldern der IKom-Stiftland. Themen zu besetzen und Weiterzuentwickeln. • Kontaktstelle und Knotenpunkt im über-, neben-, • Sensibilität für die Relevanz des internen Informa- und untergeordneten Akteursnetzwerk. tionsflusses und der Information nach außen um • Knotenpunkt der Arbeitsebene nach innen. die beabsichtigte Steuerungsfunktion zu erfüllen.

• Berücksichtigung der Abstimmungsebene „Stift- land“ sowie der interkommunalen Zielsetzungen auf der Ebene „Stiftland“ in kommunalen Pla- nungs- und Entscheidungsprozessen.

128 Stiftland-Management und IKom Geschäftsstelle

Die Intensität, mit der das Stiftland als gemeinsame Pla- schneller es gelingt, eigene Strukturen zu den zentralen nungs- und Handlungsebene agieren kann, ist von deren Handlungsfeldern aufzubauen, umso stärker kann die Ressourcenausstattung abhängig. Erst sobald die Zustän- Gestaltungsfunktion wahrgenommen werden. In einem digkeit für gemeinsame Themen und die Gestaltung von ersten Schritt kommt diese Funktion dem Stiftland- gemeinsamen Handlungsfeldern von den Kommunen Management (=Umsetzungsmanagement) zu, das durch auf die Ebene des Stiftlandes bzw. der IKom-Stiftland kommunale „Paten“ zu einzelnen Handlungsfeldern un- übergeht, kann der interkommunale Gestaltungsansatz terstützt wird, aber - anders als die IKom-Geschäftsstelle tatsächlich ausgefüllt werden. So lange die einzelnen mit einer Person besetzt werden muss, die Themen der Funktionen nicht mit einer Zuständigkeit auf der Ebene Angebots- und Raumentwicklung im Sinne eines Regio- der IKom-Stiftland gebündelt sind, liegen diese Themen nalmanagements auch fachlich breit abdecken kann. Nur brach. Deshalb ist es entscheidend, dass möglichst rasch wenn es eine Zuständigkeit für die Anforderungen gibt, ein Stiftland-Management installiert wird, das die inhalt- die sich aus der Gestaltungs-, Bündelungs- und Abstim- lichen Anforderungen wahrnehmen kann, die sich aus mungsfunktion der IKom-Stiftland gibt, lässt sich das dem Gestaltungswillen und der Gestaltungsfunktion der strategische und dynamische Verständnis zur Planungs- interkommunalen Kooperation ergeben. Darüber hinaus und Handlungsebene „Stiftland“ für die Entwicklung und bedarf es einer Ordnung des Informationsflusses und des Gestaltung des Stiftlandes als wahrnehmbare Einheit Aufbaus einer gemeinsamen Informationsbasis um das nutzen. Diese, für das Funktionieren der Planungs- und Stiftland kooperativ weiterzuentwickeln. Schließlich muss Handlungsebene Stiftland entscheidende Funktion, auch die Erstellung von Konzepten sowie die Durchfüh- erfordert fachliche und methodische Kompetenzen und rung von Projekten fachlich begleitet werden. benötigt ein Zeitbudget, so dass sie weder durch die IKom Geschäftsstelle noch durch einzelne Kommunen so wahr- Deutlich zu unterscheiden von diesen fachlich koordi- genommen werden kann, wie dies erforderlich ist. nierenden Tätigkeiten sind die verwaltungsbezogenen Aufgaben der IKom-Geschäftsstelle. Auch wenn die IKom Geschäftsstelle Aufgaben aus dem Bereich des Stiftland- Managements übernommen hat, kann es die fachliche Arbeitsebene der IKom-Stiftland nicht besetzen. Beide Funktionen müssen getrennt betrachtet und mit einer separaten Ressourcenausstattung hinterlegt werden. Je

Projekt 19: Natur & Freizeit im Oberpfälzer Wald - Böhmischer Wald/ Český les Was ist das? längeren Planungs- und Entwicklungsprozesses formu- liert. Diese Inhalte stellen ein eigenständiges, endogenes Das Projekt schafft eine akteurs- und themenübergreifen- Entwicklungspotenzial für das Stiftland dar, das in Wert de Zuständigkeit für die Umsetzung von übergeordneten gesetzt werden kann. Hierfür gilt es, die wirkungsmäch- und grenzüberschreitend angelegten Entwicklungspro- tigsten Maßnahmen, Projekte und Kooperationen zu jekten. So wird eine Zusammenschau der verschiedenen identifizieren und durch einen gebündelten Ressourcen- Inhalte, Maßnahmen und Projekten der unterschiedlichen einsatz schneller umzusetzen, als dies im Rahmen von Initiativen möglich und es können Ressourcen und Akteu- Einzelinitiativen möglich ist. re grenzüberschreitend gebündelt werden, die ähnliche Entwicklungsvorstellungen äußern oder thematisch ver- Wie wird das umgesetzt? knüpfte Handlungsprogramme formulieren. Somit wird Die Konzepte und Handlungsprogramme der unter- damit eine organisatorische Klammer geschaffen, die zum schiedlichen übergeordneten Initiativen werden hinsicht- einen den wechselseitigen und grenzüberschreitenden lich ihrer Aussagen zu den Handlungsfeldern Natur und Informationsaustausch zwischen den unterschiedlichen Ökologie, Tourismus und (Nah)Erholung, Bildung und Initiativen und Akteuren ermöglicht und zum anderen die Begegnung ausgewertet. Dadurch sollen übergeordnete themenübergreifende Kooperation der unterschiedlichen Ziele und Maßnahmen von hoher Relevanz identifiziert Akteure und Ressourcengeber verantwortlich gestaltet, werden, die anschließend durch die Bündelung von Res- was für eine gebündelte Umsetzung gemeinsamer Ent- sourcen der unterschiedlichen Träger mit Priorität reali- wicklungsvorstellungen erforderlich ist. siert werden sollen. Für die Umsetzung gilt es dann eine Umsetzungsbegleitung zu installieren, die den besonde- Wozu dient es? ren Anforderungen der interkommunalen und vor allem Die Kommunen und Akteure im Stiftland sind eingebun- der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gerecht den in regionale Initiativen, in denen Akteure auf bay- wird. erischer und tschechischer Seite kooperieren. Zentrale Handlungsfelder dieser grenzüberschreitenden Initia- tiven sind die Themen Natur und Ökologie, Tourismus und (Nah)Erholung, Bildung und Begegnung. Zu diesen Handlungsfeldern haben die unterschiedlichen Initiativen jeweils Ziele, Maßnahmen und Projekte als Ergebnis eines

129 6 Monitoring und Evaluierung ILEK als strategisches Handlungskonzept Das ILEK dokumentiert als Grundgerüst der gemeinsa- Die IKom-Stiftland sieht die interkommunale men Regionalentwicklung im Stiftland die Zielsetzun- Kooperation als Gemeinschaftsaufgabe an, gen und die Entwicklungsstrategie in den einzelnen die im weiteren Verlauf auf weitere Hand- Handlungsfeldern. Dieses Grundgerüst markiert die gemeinsam verfolgte, thematische Entwicklungs- und lungsfelder ausgedehnt werden soll. Moni- Handlungsrichtung. Die darauf aufbauenden Maß- toring und Evaluierung werden regelmäßig nahmen und Projekte stellen dagegen ein situatives eingesetzt, um weitere Kooperationsinhalte Handlungsprogramm dar, das neben der fachlichen zu erkennen und einen Anlass zu schaffen, die Eignung auch weitere Aspekte (Fördermöglichkeiten, Intensivierung der Kooperation zu thematisie- Ressourcenausstatzung, Konfliktpotenzial) berücksich- ren. tigt. Nachdem sich diese Aspekte über die Zeit ändern werden, gilt es die Maßnahmen und Projekte konti- nuierlich fortzuschreiben, auch um neue Ressourcen zu erschließen (Wettbewerbe, Fördermöglichkeiten) und neue Entwicklungsbedarfe aufzugreifen. Die als Grundgerüst vereinbarten Ziele fungieren dabei stets als Bewertungsmaßstab

Evaluierung

Die IKom-Stiftland hat mit dem ILEK eine querschnittsori- Umsetzung des ILEK und der laufenden Kooperation der entierte und prozessual angelegte Entwicklungsstrategie Kommunen einschließlich der Funktion der IKom sowie geschaffen. Sie dient als flexibles und breit angelegtes des ILEK als Strategieelement in der Angebots- und Rau- Fundament auf dem eine interkommunale Kooperation mentwicklung des Stiftlandes. Insgesamt fokussiert die praktiziert werden kann, die sowohl auf Veränderungen Evaluierung drei Evaluationsbereiche: der äußeren Rahmenbedingungen und auf neue Erfor- • Überprüfung der Zielerreichung und Zielkonformität dernisse zeitnah reagieren kann als auch auf weitere der Aktivitäten Handlungsfelder ausgedehnt und intensiviert werden • Zielerreichungsüberprüfung zu den Leitlinien und kann. Aktuell sind in ILEK Entwicklungsleitlinien, Ziele und Zielen Maßnahmen in sieben Handlungsfeldern definiert. Deren Überprüfung und Weiterentwicklung sowie die Kontrolle, • Struktur- und Prozessevaluation in der Umsetzung des ob die Maßnahmen und Projekte den anvisierten Zielen ILEK und der Kooperation dienen, ist zusammen mit der thematisierung der Arbeits- Zielerreichung und Zielkonformität der Aktivitäten weise der IKom-Stiftland Aufgabe der Evaluierung. Diese wird als begleitende Selbstevaluierung angelegt und in Im Zuge der Evaluierung werden zunächst die Aktivitäten der Regel jährlich, mindestens aber alle zwei Jahre durch gesammelt, die die IKom-Stiftland sowie die einzelnen die Umsetzungsbegleitung ggf. unter Hinzunahme eines Kommunen in den Handlungsfeldern durchgeführt Fachbüros durchgeführt. Angelegt als Programm-Evaluie- haben. Anschließend werden diese Aktivitäten dahinge- rung ist eine systematische Untersuchung der Aktivitäten hend bewertet, welchen Beitrag sie zur Zielerreichung der IKom-Stiftland aber auch der einzelnen Kommunen der jeweiligen Leitlinie geleistet haben sowie danach, ob vorgesehen, um herauszufinden, wie zweckdienlich diese sie intensiveres Kooperationspotenzial bieten bzw. ob Aktivitäten vor dem Hintergrund der im ILEK definierten (bei kommunalen Aktivitäten) eine gemeinsame, inter- Leitlinien, Ziele und Maßnahmen sind. kommunal abgestimmte Vorgehensweise möglich und sinnvoll wäre. Neben diesem übergeordneten Blick auf die Im Rahmen der Evaluierung des ILEK ist aus dem Spek- Aktivitäten wird ebenfalls betrachtet, ob die jeweiligen trum der unterschiedlichen Evaluierungsreichweiten Aktivitäts- bzw. Projektziele erreicht wurden. (Zielerreichungskontrolle, Vollzugskontrolle, Wirkungs- kontrolle und Effizienzkontrolle ) eine Zielerreichungskon- Überprüfung der Zielerreichung zu den Leitlinien und trolle vorgesehen. So beschreiben die Handlungsleitlinien Zielen im ILEK eine gewünschte Entwicklungsrichtung und im Das ILEK beinhaltet in den Leitlinien und Zielen keine Zuge der Evaluierung wird beurteilt, ob die Aktivitäten quantitativen Zielwerte oder eindeutige qualitative Vor- der IKom-Stiftland bzw. der einzelnen Kommunen der gaben, die als Bewertungsmaßstab verwendet werden gewünschten Entwicklungsrichtung entsprechen und - könnten, um den Grad der Zielerreichung zu messen. Ein wenn ja - in welchem Ausmaß sie dies tun. Auch wenn eindeutiges und objektives Urteil, wie „Ziel erreicht“ oder die Entwicklungsleitlinien und Zielvorstellungen generell „Ziel nicht erreicht“ ist deshalb nicht vorgesehen. Viel- formuliert sind und keine quantitativen Zielwerte und mehr wird der Grad der Zielerreichung ermittelt, der von keine eindeutigen qualitativen Vorgaben enthalten sind, „ungenügend“ über „zufriedenstellend“ bis „gut“ reicht. ist so dennoch eine Evaluierung der Zielebene möglich. Zudem wird die Entwicklung der Situation in dem jeweili- Gegenstand der Evaluierung sind zudem die Prozesse zur gen Handlungsfeld beurteilt. Die hierbei verwendeten

130 Kategorien reichen von „zielgerichtet“ über „zielneutral“ zung der IKom-Stiftland wird dann bei den Teilnehmern bis „zielgegenläufig“. Um diese Einschätzung möglichst die Einschätzung zur Zielerreichung und der Zielkonfor- objektiv vornehmen zu können, wird die subjektive mität der Aktivitäten abgefragt. Anschließend werden die Bewertung durch die Akteure der IKom-Stiftland anhand Ergebnisse zu einem gemeinsamen Bild zusammenge- verfügbarer quantitativer Daten untermauert. führt und besprochen, um etwaigen Veränderungsbedarf Struktur- und Prozessevaluation in der Umsetzung zu identifizieren. In einem zweiten Arbeitsschritt wird die des ILEK und der interkommunalen Kooperation Zielerreichung zu den Leitlinien und Zielen abgefragt. Anschließend werden auch diese Ergebnisse gemeinsam Im Zuge der Struktur- und Prozessevaluation wird zu- bewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefasst. nächst die Einbindung der unterschiedlichen Akteure dar- Auch die Besprechung dieser Inhalte erfolgt, um Ände- gestellt. Dann werden die einzelnen Aktivitäten dahinge- rungsbedarf an den bestehenden Leitlinien und Zielen hend analysiert, welche Akteure eingebunden waren und sowie etwaigen Ergänzungsbedarf um neue Leitlinien „wann“ sowie „wie“ diese Einbindung erfolgte. Hinsicht- und Ziele zu identifizieren. Bei diesem Arbeitsschritt lich des Zeitpunktes wird unterschieden, ob die Akteure werden auch aktuelle Entwicklungen und Trends ange- bereits bei der „Entstehung“, „Entwicklung“ oder erst der sprochen, wenn zu jedem Handlungsfeld die Entwick- „Umsetzung“ des Projektes beteiligt waren. Zudem wird lung der Situation betrachtet wird. Auch hieraus kann ermittelt, ob Akteure, die nicht eingebunden waren, im sich Veränderungsbedarf auf Ebene der Leitlinien und Rückblick noch hätten eingebunden werden sollen, um Ziele ableiten. Für den dritten Evaluierungsschritt stellt die jeweilige Aktivität besser uständigkeiten gegeben wa- das Umsetzungsmanagement sowie die IKom Geschäfts- ren bzw. sind. Aus der Beschreibung der Abläufe können stelle zunächst das Kontaktnetz dar, das die bisherigen anschießend Ansatzpunkte für Verbesserungen ermittelt Aktivitäten der IKom-Stiftland aufspannt. Anschließend werden. ergänzen die weiteren Akteure ggf. weitere Kontakte. Evaluierungsworkshop Gemeinsam wird die Art und Form der Zusammenarbeit Die Durchführung der Evaluierung erfolgt als Selbste- charakterisiert, um auch hier ggf. Ansatzpunkte für eine valuation im Rahmen eines Workshops, der durch das Weiterentwicklung der Vernetzungsstruktur sowie der Umsetzungsmanagement vorbereitet wird. Idealerweise Informationsprozesse abzuleiten. Sofern sich Verände- im Spätherbst jeden Jahres stellt das Umsetzungsma- rungen ergeben, werden diese durch das Umsetzungs- nagement die Projekte des letzten Jahres zusammen und management ins ILEK aufgenommen, das als Handlungs- gibt eine knappe verbale Einschätzung zur Zielerreichung grundlage stets aktuell gehalten werden sollte. bezogen auf die einzelnen Aktivitäten. In einer Arbeitssit-

Monitoring

Ein Monitoring hat die Funktion, kontinuierlich Daten werden aus Kapazitätserwägungen keine weiteren eige- zu erfassen, anhand derer beurteilt werden kann, ob die nen Datensammlungen erfolgen. Lediglich die Aktivitäten Angebots- und Raumentwicklung in Richtung der anvi- der einzelnen Akteure bzw. Kooperations- und Netzwer- sierten Ziele verläuft. Mit der Aktualisierung und Fort- partener im Stiftland sowie der Akteure der IKom-Stiftland führung des Vitalitäts-Check bzw. der Einrichtung eines werden dokumentiert, um sie im Zuge der jährlichen Flächen- und Leerstandsmanagements, bei dem auch Evaluierung und Fortschreibung des ILEK verwenden zu die Bestandsveränderungen protokolliert werden, liegen können. Darüber hinaus wird für die Beurteilung der Ent- derartige Daten zumindest für das Handlungsfeld der wicklung des Stiftlandes auf die Daten zurückgegriffen, Siedlungsentwicklung vor. die von der amtlichen Statistik bereitgestellt werden. Eine zusätzliche Komponente, die in das Monitoring Die Entwicklung des Stiftlandes wird dabei verglichen aufgenommen wird, ist der perspektivische Anpassungs- mit der Entwicklung des Landkreises Tirschenreuth sowie bedarf, der durch Veränderungen der Anspruchsgruppen derjenigen der Nachbarlandkreise und ggf. der Region und ihrer Bedürfnisse sowie neuer Entwicklungen und Oberpfalz Nord. Die Dokumentation der Aktivitäten der Themen entsteht. Hierfür wird zum einen in regelmäßigen IKom-Stiftland ist eine Aufgabe der Umsetzungsbeglei- Abständen eine Prognose der weiteren Bevölkerungsent- tung, ebenso wie sekundärstatistische Analyse der Daten wicklung und Altersstruktur mit ihren räumlichen sowie aus der amtlichen Statistik. Die Bestandsveränderungen bedürfnis- und kapazitätsbezogenen Konsequenzen vor- zur Siedlungsentwicklung werden im Rahmen des Flä- genommen. Zum anderen wird die Relevanz von Trends chen- und Leerstandsmanagements ermitteelt und bauen und Zukunftsthemen der Raumentwicklung für das Stift- auf dem Vitalitäts-Check auf bzw. führen diesen fort. Die land beurteilt. Beides sind wesentliche Rahmenparameter, Datenanalyse erfolgt durch das Innenentwicklungsma- auf deren Entwicklung im Rahmen der Evaluierung des nagement. Die Prognose der Bevölkerungsentwicklung ILEK reagiert werden sollte. Über diese Größen, sowie die Einschätzung zu Trends und Zukunftsthemen kann die Umsetzungsbegleitung, leisten, ggf. aber auch • die Bestandsveränderungen zur Siedlungsentwicklung, das Innenentwicklungsmanagement, je nach fachlichem • die Prognose der Bevölkerungsentwicklung und Alters- Know how. struktur sowie • die Einschätzung zu Trends und Zukunftsthemen

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