Der Jahresbericht des Petitionsausschusses Ausgabe 2013

4 Vorwort

8 Der Jahresbericht des Petitionsausschusses Ausgabe 2013

10 Der besondere Reiz des Petitionsrechts 16 Immer wieder schöne Erfolge 22 Die Schwerpunkte des Jahres 30 Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 76 Was sich bald ändern könnte 80 Wie jeder sein Petitionsrecht ganz einfach nutzt

84 Stellungnahmen der Fraktionen

98 Auswahl der Medienresonanz

116 Statistik über die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahr 2012

134 Die Mitglieder des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages

136 Petitionsausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland

140 Ombudseinrichtungen und Petitionsausschüsse in der Europäischen Union und in den Nachbarstaaten Deutschlands

144 Impressum

Inhaltsverzeichnis

1 2 3 Doch trotz dieser beeindruckenden Zahlen besteht der Kernbereich unserer Arbeit nach wie vor in der Suche nach Liebe Leserinnen und Leser, Abhilfe in höchstpersönlichen Notla- gen, wie beispielsweise die Erteilung Die jeweiligen Petenten konnten hier mit 15.724 Petitionen und Eingaben eines Visums oder die Finanzierung ihr Anliegen den Abgeordneten und war 2012 ein sehr arbeitsreiches Jahr für eines Rollstuhls – denn dies sind für einer breiten Öffentlichkeit eingehend den Petitionsausschuss des Deutschen den Einzelnen existenzielle Probleme, darstellen. Die Sitzungen wurden durch Bundestages. Das große Interesse der für deren Lösung sich der Petitionsaus- das Parlamentsfernsehen und im Web- Bevölkerung war besonders auch online schuss mit ganzer Kraft einsetzt. TV live übertragen. Die Mitschnitte sind zu beobachten, denn mit mehr als 1,4 außerdem jederzeit über den Internet- Millionen registrierten Nutzern ist die Sehr publikumswirksam und nah am auftritt des Bundestages abrufbar. Internetseite des Petitionsausschusses Bürger sind die öffentlichen Sitzungen das mit Abstand erfolgreichste Internet- des Ausschusses, die immer wieder An dieser Stelle möchte ich auch die angebot des Deutschen Bundestages. Die einen Höhepunkt der Ausschussarbeit Durchführung einiger Ortstermine des Möglichkeit, Petitionen im Internet zu darstellen und in diesem Jahr unter Ausschusses im Jahr 2012 hervorheben. veröffentlichen, zu diskutieren und zu anderem zu folgenden Themen statt- Gemeinsam mit den Petenten und den unterstützen, erlaubt es den Bürgerinnen fanden: Vertretern der zuständigen Verwaltun- und Bürgern, sich gemeinsam für ein gen machten sich Mitglieder des Petiti- Anliegen starkzumachen. Das kommt an: ° Schutz von landwirtschaftlichen onsausschusses direkt vor Ort ein Bild Zu den 526 im Internet veröffentlichten Nutzflächen, der geschilderten Sachverhalte. Hierbei Petitionen im Jahr 2012 wurden über ° Urheberrecht: Aussetzen der ging es um Liegenschaften des Bundes 500.000 elektronische Mitzeichnungen Ratifizierung von ACTA, in Rottweil, um Denkmalschutz und registriert. Nimmt man noch die Unter- ° Umkehr der GEMA-Vermutung, um das Thema Lärmbelästigung durch stützer per Post und Fax hinzu, dann ° europaweites Verbot der eine Bahnstrecke in Bremen-Walle und verdoppelt sich diese Zahl sogar. Vorratsdatenspeicherung. Duisburg-Neudorf.

Vorwort

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Besonders erfreulich ist es immer wie- der, wenn der Petitionsausschuss Einga- ben positiv erledigen kann oder, anders ausgedrückt, wenn die Petition im Sinne Das Petitionsrecht stellt zudem eine des Petenten erfolgreich war. Im Jahr ganz entscheidende Möglichkeit für die 2012 traf dies immerhin auf mehr als ein Bürgerinnen und Bürger dar, sich aktiv Drittel der Vorgänge zu. in die Politik einzumischen. Es bleibt daher ständige Aufgabe, den Ausschuss Durch das Gewaltenteilungsprinzip un- noch bürgerfreundlicher und in seiner serer Verfassung sind unserer Arbeit aber Entscheidungsfindung für die Bürge- auch gewisse Grenzen gesetzt. Denn der rinnen und Bürger nachvollziehbarer Petitionsausschuss kann die Bundesre- zu gestalten. Um ihnen die Arbeit des gierung zwar auffordern, dem Anliegen aufgrund einer Sehbehinderung eine Petitionsausschusses näher zu bringen, von Petitionen zu entsprechen, zu einem Laufbahn bei der Deutschen Bundespost beteiligte sich der Ausschuss an den positiven Handeln kann er sie jedoch versagt, obwohl er seine Tauglichkeit Informationsständen des Deutschen nicht zwingen. Umso erfreulicher ist für die angestrebte Tätigkeit deutlich Bundestages auf Messen und führte in es daher, wenn der Petitionsausschuss bewiesen hatte. Durch den Einsatz des Mannheim und Bremen Bürgersprech- einem Bürger oder einer Bürgerin helfen Petitionsausschusses kann der Mann stunden durch, auf denen direkt einige konnte. heute auf ein erfülltes Berufsleben Petitionen entgegengenommen wurden. zurückblicken, wofür er dem Petiti- Kürzlich erst hat sich ein ehemaliger onsausschuss herzlich dankte. Solche Ich wünsche mir für diesen Tätigkeits- Petent gemeldet und dem Ausschuss fast Geschichten sind eine große Motivation bericht viele interessierte Leser, um 30 Jahre nach der positiven Erledigung für uns Abgeordnete beim Petitionsaus- den Bekanntheitsgrad des Ausschusses seiner Eingabe von seinem weiteren schuss – zeigen sie doch, dass wir den weiter zu steigern und noch mehr Men- (Die Linke.) Lebensweg berichtet: Als er sich an Bürginnen und Bürgern helfen können, schen zu animieren, von ihrem guten Vorsitzende des Petitionsausschusses den Ausschuss wandte, hatte man ihm zu ihrem Recht zu kommen. Recht Gebrauch zu machen. des Deutschen Bundestages

Vorwort 6 7 Der Jahresbericht des Petitionsausschusses Ausgabe 2013

8 9 CDU/CSU-Obmann Günter Baumann gehen die verstrahlten Bergleute aus dem Erzgebirge nicht aus dem Sinn. „Da gibt es unter den Kumpeln viele Einzelschicksale, deren Krebserkran- Die Verfassung garantiert jedem die kungen sich nicht immer als Berufs- Möglichkeit, mit Anregungen und krankheit belegen lassen.“ An dieser Beschwerden Politik und Verwaltung Stelle lasse sich durchaus auch einmal auf wichtige Vorgänge und Lösungs- erleben, zu welcher „Härte“ Verwal- optionen hinweisen zu können – und tungen fähig seien. Dennoch gebe der zwar als unbedingt ernst zu nehmendes Jeder Abgeordnete kennt Einzelfälle, Petitionsausschuss auch hier nicht auf, Grundrecht. Der Petitionsausschuss des die unter die Haut gehen. Ausschuss- um den Menschen zu helfen. Deutschen Bundestages konkretisiert vorsitzende Kersten Steinke (Die Linke.) dieses Grundrecht und sorgt dafür, dass etwa ist beeindruckt von einem Mann, SPD-Obmann Klaus Hagemann hat die es nicht leerläuft: Er kümmert sich um der die persönlichen Erfahrungen mit Spätaussiedler aus dem Gebiet des ehe- jede einzelne Eingabe. Und er sorgt da- der Sterbebegleitung seiner todkranken maligen sowjetischen Atomwaffentest- für, dass die betroffenen Behörden diese Mutter zum Anlass nahm, mit einer geländes Semipalatinsk vor Augen. Fast Vorgänge nicht einfach nur zur Kenntnis Petition eine öffentliche Debatte über 500 Atombomben wurden in der Region nehmen – sondern sich eindeutig und die fehlenden Hospizplätze in Deutsch- gezündet. „Diese Menschen sind enor- klar mit ihren eigenen Entscheidungen land in Gang zu setzen – und der auch men atomaren Strahlungen ausgesetzt auseinandersetzen. Damit ist die eine, danach nicht lockerließ: „Durch die worden“, berichtet Hagemann, nachdem immens wichtige Rolle des Petitions- unermüdliche Tätigkeit des Petenten er die Betroffenen zu einem Gespräch rechts angesprochen: der Petitionsaus- auch nach Abschluss der Petition sind nach Berlin eingeladen hatte. „Sie und schuss als letzte Hoffnung für Men- viele Einrichtungen, von Landessenioren- ihre Kinder und Enkelkinder tragen Er- schen, die allein nicht weiterkommen. vertretungen über kirchliche Einrich- krankungen mit sich, die eine besondere Oft reicht schon die bloße Nachfrage des tungen bis hin zu Ärzteverbänden aktiv Behandlung und Vorsorge erfordern“, Ausschusses aus, damit Verwaltungen geworden, um den Bereich der Palliativ- stellt Hagemann klar. neu und nun im Sinne des Petenten ent- und Hospizversorgung zur Wahrung der scheiden. Und wo es nicht auf Anhieb Menschenwürde von Schwerstkranken Der Obmann der Fraktion Bündnis 90/ klappt, bleibt der Ausschuss hartnäckig in der letzten Lebensphase zu prüfen Die Grünen, Memet Kiliç, hat den am Ball, wenn er Anliegen für gerecht- und bedarfsdeckend zu organisieren“, Augenblick in einem türkischen Gefäng- fertigt und Abhilfe für nötig hält. fasst Steinke zusammen. nis stets vor Augen, als der seit 2009

Der Obmann von Bündnis 90/ Der besondere Reiz des Petitionsrechts Die Grünen, Memet Kiliç, und sein Fraktionskollege Wolfgang Strengmann-Kuhn (v. l.).

10 11 inhaftierte Oppositionspolitiker Mustafa Balbay ihm eine Petition überreichte, mit der er die Bundesregierung bat, sich innerhalb der deutsch-türkischen spricht für sich“, betont Röhlinger. Und Beziehungen intensiver für Demokratie er fügt hinzu: „Politikverdrossenheit und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei sieht anders aus.“ einzusetzen. Mitglieder des Petitions- ausschusses übernahmen im Rahmen Nach den Erkenntnissen des Ausschus- des Bundestagsprogramms „Parlamen- ses werden durch den Online-Auftritt tarier schützen Parlamentarier“ eine auch viele junge Menschen erreicht, die Patenschaft für Balbay – und lassen den sich ansonsten nicht aktiv mit politi- Kollegen nicht mehr aus den Augen. schen Themen beschäftigen würden. Für viele Schülerinnen und Schüler FDP-Obmann Peter Röhlinger sieht in ist das Portal der E-Petitionen der erste der Arbeit des Petitionsausschusses Schritt, um sich auch in ihrer Schule insgesamt ein „großes Bedürfnis bei oder Nachbarschaft zu engagieren. Bürgerinnen und Bürgern, direkter in den politischen Dialog einzusteigen und Beide Seiten können dadurch nur dadurch mitzuwirken und mitzugestal- gewinnen. Die Debatten im Forum ten“. Damit kommt er auf die andere helfen nach der Erfahrung von Ingrid wichtige Rolle des Petitionsausschusses Remmers, Obfrau der Fraktion Die zu sprechen. Wenn in einem Jahr bis Linke., auch den Abgeordneten, wenn zu 1,4 Millionen Menschen öffentliche sie später ein Votum zu einer Petition Petitionen begleiten, diskutieren und abgeben. „Ich bin gespannt, wie sich die unterstützen, dann hat das nicht nur aus digitale Beteiligung an politischen Pro- Sicht des Ausschusses viel mit gelebter zessen weiterentwickelt“, sagt Remmers. Demokratie zu tun. Das Internet sei in- „Ich denke und hoffe, dass in einigen zwischen eines der wichtigsten Kom- Jahren die Menschen ganz andere Mög- munikationsmedien, das der Ausschuss lichkeiten haben werden, sich einzu- im Dialog mit den Bürgern unbedingt bringen und über politische Themen nutzen wolle. „Die große Resonanz abzustimmen“, fügt sie hinzu.

Der besondere Reiz des Petitionsrechts 12 13 14 15

Im Berichtsjahr wird diese Möglichkeit noch benutzerfreundlicher. Im Beisein vieler Interessenten kann Bundestags- präsident beim „Tag der Ein- und Ausblicke“ im Schöne Erfolge begleiten die oft arbeits- eine neue Oberfläche für den Internet- intensiven und aufreibenden Tätigkeiten auftritt des Petitionsausschusses frei- der Ausschussmitglieder und -mitarbeiter. schalten. Damit werden die Online-Peti- „Ein großer Erfolg war es“, so die Obfrau tionen leistungsfähiger, übersichtlicher der Fraktion Die Linke., , und mit einer besseren Menüführung als eine deutsche Großbank auf Forde- Wie stark das Instrument der E-Petitio- ausgestattet. Die Resonanz ist weiter- rungen aus einem Kreditvertrag verzich- nen, der elektronisch eingereichten, hin überragend: Monatlich werden tete, der zum Nachteil der betroffenen diskutierten und unterstützten Einga- im Schnitt 200.000 Besucherzugriffe älteren Dame und mit zweifelhaften ben, genutzt wird, ist allein schon ein gezählt, und in diesem Jahr kommen Methoden zustande gekommen war. Kapitel aus der Erfolgsgeschichte des allein 85.000 neue Nutzer hinzu – das SPD-Obmann Klaus Hagemann fasst Petitionsrechts. „Auf dieses funktio- sind bereits fast zehn Mal mehr neue zusammen: „Es sind die kleinen, sehr nierende System kann Deutschland „Kunden“ des Petitionsausschusses persönlichen Erfolge, die am meisten stolz sein“, sagt CDU/CSU-Obmann über das Internet, als auf herkömmli- freuen: eine zu Ende gebrachte Famili- Günter Baumann. Ähnlich empfindet es che Weise an Petitionen eingehen. Fast enzusammenführung, die Bewilligung SPD-Obmann Klaus Hagemann: „E-Peti- 90 Prozent nutzen das Petitionsportal eines Hörgeräts oder die Klärung einer tionen sind das Beste, was dem Petiti- ganz gezielt, um eine bestimmte Peti- verzwickten Mitgliedschafts- oder onsausschuss passieren konnte.“ Der tion zu unterstützen oder dazu einen Beitragsangelegenheit in der Kranken- stellvertretende Ausschussvorsitzende Kommentar abzugeben. Die Auswahl versicherung.“ Ausschussvorsitzende (CDU/CSU) weist zwar ist groß: 526 Petitionen gehen in diesem Kersten Steinke (Die Linke.) stimmt dem darauf hin, dass E-Petitionen „auch Jahr online. Wenn es nach den Einrei- mit einem weiteren Beleg zu. Sie denkt mehr Arbeit machen“, denn das Aus- chern geht, könnten es auch noch mehr in solchen Augenblicken zum Beispiel schusssekretariat müsse die Internet- sein. Doch nicht immer eignet sich ein an den Bürger aus Thüringen, dem nach Einträge nun auch übers Wochenende Thema zur Veröffentlichung; mitunter Eingreifen des Petitionsausschusses die beobachten. Doch lautet auch sein Fazit: stehen dem auch personenbezogene und zunächst verwehrte volle Erwerbsmin- „Es lohnt sich auf jeden Fall!“ damit geschützte Daten entgegen. derungsrente zugesprochen wurde.

Abgeordnete des Petitionsaus- Immer wieder schöne Erfolge schusses tauschen sich mit Mitgliedern einer usbekischen Delegation über das Petitions- wesen in ihren Ländern aus.

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Nicht zuletzt ist der Ausschuss immer wieder beeindruckt von den Petenten, Mehr Fraktionen bedeuten mehr Mei- deren Anliegen in kurzer Zeit min- nungen und mehr Debatten im Aus- Petitionen führen zuweilen auch zu destens 50.000 Unterstützer gefunden schuss. Nicht jeder kann sich durchset- einer neuen Sicht auf alte Probleme. hat und die deshalb in den Ausschuss zen, und manchmal bekommt der Petent Buchstäblich erlebt das der Ausschuss eingeladen werden, damit sie in den auch abweichende Minderheitsvoten zu bei einem Vor-Ort-Termin wegen unzu- Beratungen ihren Vorstoß selbst erläu- der Entscheidung der Ausschussmehr- mutbaren Eisenbahnlärms. Nirgendwo tern können. „Mitunter haben wir es heit mitgeteilt. „Jeder setzt halt eigene schien Platz zu sein für eine Lärm- zwar auch mit Lobbyisten zu tun, die Schwerpunkte, hat ein eigenes Profil“, schutzwand. Auf dem Papier. In der ihre Forderungen noch einmal als Peti- erläutert Storjohann (CDU/CSU). Doch Wirklichkeit sieht die Sache ein wenig tion vortragen“, sagt Storjohann (CDU/ die Parteigrenzen sind in vielen Fragen differenzierter aus. „Wir sind auf einen CSU). „Doch immer wieder stoßen wir weniger groß als in anderen Ausschüs- Damm geklettert und haben uns alles Der Obmann von Bündnis 90/Die Grünen, auch auf echte, persönliche Anliegen.“ sen. So freut sich CDU/CSU-Obmann genau angesehen“, berichtet Storjohann. Memet Kiliç, freut sich, zusammen mit Baumann (CDU/CSU) bedauert, dass Günter Baumann darüber, dass die Frak- „Uns fiel dann ein altes Rangiergleis seiner CDU/CSU-Kollegin Sabine Weiss das öffentliche Interesse an den öffentli- tionen bei den Renten für freigekaufte ins Auge, das offenkundig nicht mehr das Auswärtige Amt zu einer Neubewer- chen Sitzungen sehr stark schwankt und politische Gefangene, für Übersiedler benutzt wurde; jedenfalls wuchsen da tung in Sachen Besuchsvisum für eine manche Petitionen, die wichtige The- und für Flüchtlinge aus der DDR gegen schon seit Langem die Birken durch die Großmutter bewegen zu können. Mehr- men ansprechen, doch wenig Resonanz den Widerstand der Bundesregierung Schienen.“ Prompt ist die Lösung ge- fach abgelehnt, bohrt der Ausschuss so finden. Gleichwohl sei zu spüren, wie so lange an einem Strang ziehen, bis die funden: Das Gleis wird entwidmet, und lange nach, bis die Familie doch mal gut den Petenten die Einladung in den Benachteiligung nun gesetzlich aus der schon ist die Fläche für den Lärmschutz wieder eine Zeit zusammen verbringen Ausschuss als Wertschätzung ihres oft Welt geschafft werden soll. gefunden. kann. jahrelangen Engagements tut.

Die Vorsitzende des Petitions- ausschusses Kersten Steinke (Die Linke.) begrüßt eine Delegation aus Südafrika.

20 21 15.724 Petitionen gehen im Berichtsjahr ein. Das sind 533 mehr als im Vorjahr, aber doch deutlich weniger als im lang- jährigen Mittel von 18.300 seit der Wie- dervereinigung. Möglicherweise konnte mancher Anlass für Verärgerung – auch durch frühere Eingaben an den Petiti- onsausschuss – inzwischen abgestellt werden. Vermutet wird aber auch, dass durch die öffentlichen Petitionen man- cher potenzielle Absender einer Eingabe „sein“ Anliegen bereits bei anderen ent- deckt und diese einfach unterstützt, statt eine eigene Petition zu einem ähnlichen Thema zu verfassen.

Die Schwerpunkte des Jahres

22 23 Rang Rang Petitionen Petitionen Bundesministerien oder Verfassungsorgane 2012 2011 2012 2011

1. 1. 3.379 3.346 Arbeit und Soziales 2. 2. 2.072 1.885 Justiz 3. 3. 1.927 1.478 Finanzen 1. 2.896 Nordrhein-Westfalen (2.706; Platz 1) 1. 459 Berlin (477; Platz 1) 4. 4. 1.755 1.424 Inneres 2. 2.091 Bayern (1.719; Platz 2) 2. 240 Mecklenburg-Vorpommmern (184; Platz 7) 5. 6. 1.419 1.333 Gesundheit 3. 1.667 Baden-Württemberg (1.443; Platz 4) 3. 207 Brandenburg (256; Platz 2) 6. 5. 1.070 1.334 Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 4. 1.616 Berlin (1.660; Platz 3) 4. 207 Sachsen (231; Platz 3) 7. 7. 609 657 Wirtschaft und Technologie 5. 1.335 Niedersachsen (1.287; Platz 5) 5. 201 Bremen (165; Platz 9) 8. 8. 459 598 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 6. 987 Hessen (1.016; Platz 6) 6. 198 Thüringen (203; Platz 4) 9. 11. 424 381 Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 7. 856 Sachsen (955; Platz 7) 7. 180 Schleswig-Holstein (166; Platz 10) 10. 12. 364 313 Bundeskanzleramt 8. 568 Rheinland-Pfalz (767; Platz 8) 8. 176 Sachsen-Anhalt (186; Platz 6) 11. 10. 338 448 Auswärtiges Amt 9. 516 Brandenburg (639; Platz 9) 9. 171 Hamburg (163; Platz 11) 12. 9. 325 455 Familie, Senioren, Frauen und Jugend 10. 512 Schleswig-Holstein (472; Platz 10) 10. 168 Niedersachsen (162; Platz 12) 13. 15. 300 208 Deutscher Bundestag 11. 438 Thüringen (453; Platz 11) 11. 166 Bayern (137; Platz 14) 14. 14. 242 247 Verteidigung 12. 405 Sachsen-Anhalt (431; Platz 12) 12. 162 Hessen (167; Platz 8) 15. 13. 230 271 Bildung und Forschung 13. 391 Mecklenburg-Vorpommern (301; Platz 13) 13. 162 Nordrhein-Westfalen (152; Platz 13) 16. 17. 152 13 Bundespräsidialamt 14. 308 Hamburg (291; Platz 14) 14. 154 Baden-Württemberg (134; Platz 15) 17. 16. 13 18 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 15. 154 Saarland (121; Platz 15) 15. 152 Saarland (119; Platz 16) 18. 18. 1 0 Bundesrat 16. 133 Bremen (109; Platz 16) 16. 142 Rheinland-Pfalz (192; Platz 5)

Welche Politikbereiche sind in diesem Jahr besonders Auf den ersten drei Plätzen gibt es keine Veränderung: Aus welchen Bundesländern kommen die meisten, Die Reihenfolge ändert sich stark, wenn wir die Anzahl intensiv, welche weniger gefragt? Ein Vergleich der Die meisten Beschwerden und Anregungen betreffen aus welchen die wenigsten Petitionen? der Petitionen ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl aktuellen Petitionen mit denen des Vorjahrs zeigt die die Ressorts für Arbeit und Soziales, für Justiz, Finanzen stellen. Dann ergibt sich mit Blick auf die Petitionen je klassischen „Dauerbrenner“. und Inneres. Das Verkehrs- und das Gesundheitsressort Von der Anzahl her ergibt sich oben stehende Reihen- eine Million Bewohner oben stehende Reihenfolge (in tauschen die Plätze. Wirtschaft, Umwelt, Verbraucher- folge (in Klammern der Vorjahresvergleich). Klammern der Vorjahresvergleich). schutz und Auswärtiges folgen.

Die Schwerpunkte des Jahres 24 25 97.078 Steuerfreiheit für private Ballett-, Tanz- 135.404 Geplante Internetsperren verhindern oder Musikschulen 74.951 An Atomausstieg bis 2023 festhalten 92.739 Verbesserung der Rahmenbedingungen 73.003 Verbot von Action-Computerspielen in der Altenpflege aufheben 80.705 Keine Rentenversicherungspflicht für 60.064 Praktika gesetzlich von Arbeits- Selbständige verhältnissen unterscheiden 62.843 Aufhebung der sogenannten GEMA- 47.482 Das „ELENA“-Verfahren in der Sozial- Vermutung versicherung aufheben 61.705 Aussetzen der Ratifizierung von ACTA 38.666 Anbau und Patent für Gentechnik- 47.856 Neujustierung der Energiepolitik Organismen verbieten 45.268 Kontrolle der Verwaltungs- und 33.637 Zahl nötiger Psychotherapeuten neu Bürokratiekosten der Krankenkassen berechnen 37.100 Befreiung von der Abgabepflicht an die 28.633 Den evangelischen Pastor Youcef Künstlersozialkasse Nadarkhani im Iran freilassen 25.076 Beibehaltung des Dispensierrechts der 26.205 EURATOM verlassen Tierärzte 24.250 Öffentlich geförderte Forschungs- 21.369 Ablehnung des Leistungsschutzrechts arbeitenzugänglich machen für Presseverlage 18.280 Naturheilverfahren und Schulmedizin 17.246 Ersatz mineralischer Phosphatdünger/ gleichstellen Klärschlamm durch Humusdüngung 17.517 Umschulungen in Teilen fördern 16.669 Reformprozess der Wasser- und 15.025 Die „Rente mit 67“ zurücknehmen Schifffahrtsverwaltung aussetzen 13.257 Mindestabstände zwischen Windrädern 13.455 Äußere Merkmale nicht als Grund für und Häusern festlegen Identitätskontrollen und Durchsuchungen 12.528 Die Kaffeesteuer abschaffen 12.831 Keine Ratifizierung des ESM-Vertrags und des Fiskalpakts 11.145 Asylbewerbern freien Aufenthalt ermöglichen 11.023 Ablehnung des ESM-Vertrags

Berlin nimmt danach also weiter mit großem Abstand Welche öffentlichen Petitionen gibt es? Welche Sammel- und Massenpetitionen gibt es? den Spitzenplatz ein. Dahinter hat sich aber das Bild gegenüber den ersten Jahren nach der Einheit stark Attraktiv ist auch in diesem Jahr das Mittel der öffent- Daneben sind aber auch die „klassischen“ Sammel- und verändert. Es gibt keine großen Unterschiede mehr lichen Petition. Jeder kann nach kurzer Registrierung Massenpetitionen weiterhin für viele Bürger ein gern zwischen Ost und West. Die Angleichung ist weit fort- mitdiskutieren und das jeweilige Vorhaben unterstützen. genutztes Mittel, einem Anliegen nachhaltigen Schwung geschritten. Die Anzahl der Beschwerden unterscheidet Oben aufgeführte Anliegen finden mehr als 10.000 in der Meinungsbildung der Bevölkerung zu geben. sich nicht mehr wesentlich zwischen den Menschen in sogenannte Mitzeichner. Dabei unterscheidet der Petitionsausschuss zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Eingaben in größerer Zahl mit im Wesentlichen identi- schen Inhalten (Massenpetitionen) und Unterschriften- sammlungen zu einem speziellen Anliegen (Sammelpe- titionen). Mindestens 10.000 Unterstützer finden oben stehende Forderungen, die der Ausschuss im Berichts- jahr abschließend berät.

Die Schwerpunkte des Jahres 26 27 28 29 beziehen und sich nicht an die Vorgaben halten. Viele Eingaben beklagen dieses Vorgehen, empfinden die Pflichten zur Arbeitsaufnahme als Zwangsarbeit, als Weg zu Billigstlöhnen oder zu sinnloser Beschäftigung. Der Petitionsausschuss kommt nicht zu einer abschließen- den Einschätzung und geht diesen Bundesministerium für Arbeit und Beschwerden auch im folgenden Jahr Soziales weiter nach.

Die Sanktionen der Jobcenter Die ungleichen Rentenwerte in Ost und West Die mit Abstand meisten Eingaben be- treffen auch in diesem Jahr wieder das Im Jahr 22 der deutschen Einheit Ressort mit den mit Abstand meisten mahnen weit über 500 Bürger einheit- Mitteln. 3.379 Petitionen bedeuten im liche Renten in den alten und neuen Jahresvergleich sogar noch eine leichte Bundesländern an. Sie bemängeln, dass Steigerung für das Arbeits- und Sozial- es die Rentenangleichung ursprünglich ministerium. Das liegt auf der Hand: bereits bis 1996 geben sollte, nun aber Wenn es um Beruf und Einkommen, immer noch unterschiedliche Renten- um gerechte Renten und angemessene werte in Ost und West gelten. Dabei Hilfe, kurz um Fordern und Fördern lägen die Lebenshaltungskosten doch geht, kommt es immer wieder auch zu bereits ähnlich hoch. Aus Sicht der Konflikten zwischen Staat und Bürgern. älteren Menschen in den neuen Ländern In der Reihenfolge der Bundesminis- Jeweils fast 1.500 Eingaben drehen komme erschwerend hinzu, dass ihre terien, zu deren Aufgabengebieten die sich allein um die Arbeitsverwaltung Alterssicherung nahezu ausschließlich meisten Petitionen eingereicht werden, und die gesetzliche Rentenversiche- über die gesetzliche Rentenversiche- schildern wir nachfolgend Beispiele rung. Die Jobcenter verhängen im Jahr rung laufe, weil anders als in den alten aus der aktuellen Arbeit des Petitions- 2012 mehr als eine Million Sanktionen Ländern kaum betriebliche oder private ausschusses. gegen Menschen, die Arbeitslosengeld II Vorsorge dazukomme. Der Petitions-

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit

30 31 ausschuss unterstützt das Anliegen im Grundsatz. Allerdings sieht er auch das Problem der noch ungleichen Löhne und Gehälter. Dennoch ist es nach Ein- Durch Intervention zum gewünschten schätzung auch der Abgeordneten Zeit Versicherungsschutz für ein einheitliches Rentensystem in Ost und West. Deshalb geht die Petition Nein, einen Versicherungsschutz soll als Anregung für die künftige Gesetzge- der Selbstständige für den Fall einer Er- Der Ausweis im praktischen Format bung an die Bundesregierung. werbsminderung nicht haben – obwohl er freiwillig Höchstbeiträge einzahlte. Manchmal bedarf es mehrerer Anläu- Bessere Rentenbedingungen für Der Mann wendet sich deshalb an fe, um zum Erfolg zu kommen. Schon Übersiedler damit nach dem tatsächlich im Osten den Petitionsausschuss. Die normale in der vergangenen Wahlperiode hatte versicherten Verdienst. Damit werden gesetzliche Rente hätte er auch nur sich der Ausschuss hinter eine Petition Aus den Zeiten der Teilung Deutsch- sie mit den in der DDR gebliebenen durch Pflichtbeiträge und nicht durch gestellt, mit der ein handlicheres Format lands stammt der Begriff der Übersied- Landsleuten gleichgestellt, ohne aber so viele freiwillige Mehreinzahlungen für den Schwerbehindertenausweis ler. Das waren Bürger, die von der DDR etwa die Chance gehabt zu haben, in die bekommen. Dass es nach weniger als verlangt wurde. Als nun wieder ein Pe- in die Bundesrepublik wechselten oder Freiwillige Zusatzrentenversicherung drei Jahren aber keinen Anspruch auf tent darauf hinweist, dass der bisherige flüchteten. Viele waren auch politische einzuzahlen. Die Beschwerden sind Erwerbsminderungsrente gibt, habe ihm Ausweis viel zu groß ist, dass er deswe- Gefangene in der DDR und wurden von für den Petitionsausschuss plausibel. niemand gesagt. Die vom Ausschuss ein- gen beim wiederholten Verstauen leicht der Bundesrepublik freigekauft. Als Und er wundert sich darüber, dass die geleitete aufsichtsbehördliche Prüfung geknickt oder gar beschädigt werden Rentner werden sie nun von den Folgen Bundesregierung zunächst einmal gar bewirkt ein erneutes Nachdenken. In der kann, schließt sich der Ausschuss dem der Einheit eingeholt. In zahlreichen keine Übersicht darüber hat, wie viele Tat erkennt der Rentenversicherungsträ- Anliegen erneut an – dieses Mal mit Petitionen beklagen sie eine schlechtere Betroffene es gibt. Deshalb verlangt er, ger nun einen Beratungsmangel an. Und Erfolg. Im Berichtsjahr wird endlich die Behandlung bei der Rentenberechnung. dass das Datenmaterial ausgewertet er deutet die freiwilligen Zusatzbeiträge entsprechende Verordnung so geändert, Vor 1992 wurden ihre Ansprüche nach wird, und stellt der Bundesregierung die als weitere Pflichtbeiträge um. Damit hat dass der Schwerbehindertenausweis dem Fremdrentengesetz im Westen zusätzliche Aufgabe, das Rentenrecht an der Mann die Voraussetzungen erfüllt – nun ebenfalls aus Plastik ist und im ermittelt, danach richtete sich alles dieser Stelle zu prüfen und gegebenen- und bekommt seinen vollständigen Ver- praktischen Scheckkartenformat in jede nach dem Rentenüberleitungsgesetz und falls nachzubessern. sicherungsschutz. Tasche passt.

Berichterstatter Wolfgang Strengmann-Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen), sein Fraktionskollege Herrmann E. Ott und Obmann Memet Kiliç (v. r.).

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Die benachteiligten Berufskranken im Osten

Es ist manchmal schwierig, eine Erkran- kung auf eine bestimmte Berufstätigkeit zurückzuführen. Doch der medizinische Fortschritt kann hier hilfreich sein und durch neue Möglichkeiten bei der Beur- teilung helfen. Aus gutem Grund lässt es So kommt es bei Berufskrankheiten zu deshalb das Sozialrecht zu, nachträglich der Ungleichbehandlung zwischen Ost neue Berufskrankheiten anzuerkennen und West. Eine entsprechende Eingabe oder den ursprünglich festgestellten ist für den Petitionsausschuss Anlass, Sachverhalt aufgrund neuer Erkenntnis- diese Praxis in Zweifel zu ziehen. Nach se zu korrigieren. Doch dieses Recht ist seiner Meinung muss die gesetzliche Re- Bürgern der ehemaligen DDR verwehrt. gelung überprüft und in Richtung einer Um jahrelange Rechtsunsicherheit zu Gleichbehandlung aller Deutschen kor- vermeiden, legte der Einigungsvertrag rigiert werden. Die Petition geht deshalb fest, dass die in der DDR abgeschlosse- sowohl an das Arbeits- und Sozialminis- nen Verwaltungsverfahren nicht wieder terium als auch an die Fraktionen des aufgenommen werden dürfen. Bundestages. Die Prüfung läuft.

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 34 35

Schärferes Vorgehen gegen Mietnomaden

Bundesministerium der Justiz Sie nutzen die nötigen Rechte für Mieter schamlos aus und treiben Vermieter Versicherungsnovelle nach Anregungen zur Verzweiflung, wenn nicht gar in in Petitionen den Ruin: Mieter, die von Wohnung zu Wohnung ziehen, das Blaue vom Sorgerecht – Beschneidungen – Vor- Himmel versprechen, mit gefälschten ratsdaten. Viele Reizworte beschäftigen Papieren arbeiten und dann außer Petitionen bewegen die GEMA die öffentliche Debatte. Viele betreffen verwohntem und zerstörtem Wohnraum den Bereich des Justizministeriums und und einem Haufen Mietschulden kaum Ohne die GEMA, die Gesellschaft für lassen auch die Zahl der Petitionen von eine Spur hinterlassen: Mietnomaden. musikalische Aufführungs- und mecha- 1.885 auf 2.072 ansteigen. Manches Privatversicherter auf, bei größeren Mit leichterer Zwangsvollstreckung nische Vervielfältigungsrechte, ginge es kann der Petitionsausschuss aber nicht Heilbehandlungen mit voraussichtlich wollen Vermieter früher eingreifen und vielen Tausend Musikern, Komponisten, in die Hand nehmen: Die Justiz ist unab- hohen Kosten vorab zu erfahren, ob die mit besserem Informationszugang wirk- Textern und Verlegern schlechter. Für hängig. Die Politik kann ihr nicht in die Kosten am Ende auch von der Versiche- samer vorgehen können. Eine entspre- sie und viele weitere internationale Urteilsfindung hineinreden. Und was rung übernommen werden. So schreibt chende Petition trifft auf eine Situation, Rechte-Inhaber kassiert die GEMA den Strafvollzug anbelangt, sind auch es nun die Gesetzeslage für alle Behand- in der gerade gesetzlich mehr Möglich- bei Musikaufführungen. Aber bewegt die Länder mit den Petitionsausschüs- lungen mit vermutlich über 2.000 Euro keiten geschaffen worden sind. Doch sich das in einem akzeptablen Rah- sen der dortigen Parlamente gefragt. Kosten vor. Die andere Petition moniert der Petitionsausschuss sieht weiteren men? Petitionen bezweifeln das immer Doch daneben ist Raum für eine Fülle die fehlende Einsichtnahme in ärztliche Handlungsbedarf. Tatsächlich geht die wieder. Doch die Möglichkeiten des von Anregungen. Zwei sind im Berichts- Stellungnahmen und Gutachten. Warum Koalition das Thema ein weiteres Mal Petitionsausschusses sind begrenzt, da jahr besonders erfolgreich. Sie werden soll das einem Arzt oder Anwalt vorbe- an. Insbesondere findet die „Berliner es sich nicht um eine Behörde, son- Gesetz! In der Begründung des Gesetz- halten sein, wenn es doch die privaten Räumung“ eine gesetzliche Grundlage. dern um einen privatrechtlichen Verein entwurfs weist die Bundesregierung Daten betrifft und also auch zum infor- Danach können Vermieter nicht nur die handelt. Das bedeutet natürlich nicht, sogar ausdrücklich darauf hin, dass mit mationellen Selbstbestimmungsrecht Wohnung räumen lassen, sondern auch dass gesetzgeberischer Handlungsbedarf der Neuregelung auch die Empfehlung gehört? Die Frage muss in Zukunft nicht alle vorgefundenen Gegenstände wegen ausgeschlossen ist. Genau darauf wollen zweier Petitionen umgesetzt wird. Beide mehr gestellt werden. Auch das von der ihrer Ansprüche verpfänden lassen, statt Petenten hinaus: Das Monopol liege in drehen sich um das Versicherungsrecht. Petition verlangte Informationsrecht teure Lagerkosten in Kauf nehmen zu den Händen der Falschen. Besser sollte Die eine greift das Bedürfnis vieler kommt im Berichtsjahr ins Gesetz. müssen. es eine staatliche Verwertungsgesell-

CDU/CSU-Obmann Günter Baumann.

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 36 37

Attacken auf Nothelfer härter bestrafen

Brutale U-Bahn-Schläger erschüttern das Land. Am Alexanderplatz in Berlin will ein junger Mann einem anderen zur Hilfe kommen – und wird selbst totgeschlagen. Eine Petition will solche schaft geben. Neuen Ärger entfacht Nothelfer unter den besonderen Schutz die Beweislastumkehr zulasten der des Gesetzes stellen. Hunderte von Musikveranstalter und Nutzer von Menschen unterstützen die Forderung. Kompositionen. Ein Sturm der Entrüs- Der Petitionsausschuss ermittelt die tung löst zudem die geplante Tarifre- Rechtslage und bittet die Bundesregie- form aus, die nach der Einschätzung rung um Stellungnahme. Nach Klärung von Betroffenen viele Veranstaltungen steht fest, dass Angriffe auf Nothelfer unwirtschaftlich werden lässt. Der Pe- jetzt schon hart bestraft werden können. titionsausschuss schließt die Verfahren Tatsächlich hält es aber auch der Petiti- im Berichtsjahr noch nicht ab, will sich onsausschuss für denkbar, die Nothilfe weiter damit beschäftigen. Aber er weiß explizit als weitere Variante in den auch, dass der GEMA die öffentlichen Straftatbestand der gefährlichen Kör- Debatten um Petitionen nicht gleich- perverletzung aufzunehmen. Deshalb gültig sind. So hat sie ein umstrittenes weist der Ausschuss die Regierung und Ausschüttungsverfahren inzwischen die Fraktionen auf die Petition hin – als selbst wieder abgeschafft. Anregung für mögliche Initiativen.

38 39 40 41 Bundesministerium der Finanzen

Steuerrecht leichter verstehen

Mehr Eingaben zur Umsatz- und zur Einkommensteuer sowie zu weiteren dementen Mutter. Doch er benötigt die Themen lassen die Zahl der Petitionen Unterstützung leider doch nicht drei zum Aufgabenfeld des Finanzministe- Jahre, sondern nur gut 13 Monate – riums stark ansteigen: 1.927 Anliegen die Schwiegermutter stirbt. Als er das betreffen Fragen zu den Einnahmen und Überzogene Strafe nach versäumter Arbeitsverhältnis bei der Bundesagentur Ausgaben des Staates. Ein Dauerbren- Verlängerung der Arbeitsgenehmigung beendet, erfährt er, dass die Polin nur ner: die in Teilen kaum verständlichen Seite müssen Gesetze aber auch rechts- eine befristete Arbeitsgenehmigung Steuergesetze. Eine ganze Handvoll förmlich sein. Jeder Begriff muss für die Die Trauer über den Tod der Schwie- von einem Jahr hatte. 42 Tage lang hat von Petitionen bittet um mehr Klarheit, juristische Auslegung und Nachprüfung germutter ist groß – und dann schlägt er sie demnach ohne gültige Arbeitsge- damit die Vorgaben des Staates an die eindeutig gewählt sein. Das erfordert auch noch die Behörde mit einem völlig nehmigung beschäftigt. Die wäre zwar Bürger von denen auch nachvollzogen auch eine formalisierte und vereinheit- überzogenen Bußgeldbescheid zu. Für auf Antrag ohne Probleme verlängert werden können. Beim Überprüfen der lichte Ausdrucksweise. Hinzu kommt, einen Mann aus Hessen ist klar, dass worden, weil sie ja auf der Drei-Jahres- Sachverhalte im Petitionsausschuss tre- dass es immer wieder um Regelungen andere nicht das erleben sollen, was er Vermittlung beruhte. Und ein Schaden ten vor allem zwei Aspekte hervor. Auf hochkomplexer Zusammenhänge geht. mit einem Hauptzollamt mitmachen ist auch niemandem entstanden, weil der einen Seite legt die Gemeinsame Da sind dann durchaus auch Formulie- muss. Obwohl er persönlich vor Ge- die Sozialversicherungsabgaben weiter Geschäftsordnung der Bundesministe- rungen möglich, die Unkundigen nicht richt Recht bekommt, will er über den bezahlt wurden. Es entstand auch kein rien selbst bereits fest, dass die Gesetze sofort einleuchten. Dennoch hält der Petitionsausschuss eine Wiederholung ungerechtfertigter Vorteil durch illegale sprachlich einwandfrei sein müssen Petitionsausschuss das Anliegen besser in anderen Fällen verhindern. Bei ihm Beschäftigung. Der Petent musste also und dafür auch die Gesellschaft für verständlicher Steuergesetzgebung für geht es um eine polnische Haushalts- im Grunde wegen einer übersehenen deutsche Sprache eingeschaltet wird. wichtig und leitet es daher an die Bun- hilfe, die der Petent für einen Zeitraum Formalie kein schlechtes Gewissen ha- Einfach, kurz, prägnant und eindeutig desregierung und die Fraktionen weiter, von drei Jahren von der Bundesagentur ben. Trotzdem schlägt das Hauptzollamt zu verstehen – so sollen die Gesetzes- damit es bei der beabsichtigten weiteren für Arbeit vermittelt bekommt. Die Frau mit einem Bußgeldbescheid von über texte formuliert sein. Auf der anderen Steuervereinfachung berücksichtigt wird. hilft seiner Ehefrau bei der Pflege ihrer 900 Euro zu. Der Petent legt dagegen

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 42 43

Die kulante Lebensversicherung

Nach dem frühen Tod des Ehemanns drücken die Hausschulden. Und dann lehnt die Lebensversicherung auch noch die Auszahlung von 120.000 Euro ab, weil 3,75 Euro an Beiträgen fehlten. Na- türlich zweifelt die Witwe die Entschei- Rechtsmittel ein, und das Verfahren dung an. Die Versicherung erkennt die wird zulasten der Staatskasse einge- besondere Notlage und erklärt sich be- stellt. Der Petitionsausschuss kann gut reit, einen Teilbetrag zu überweisen. Mit nachvollziehen, dass in ähnlichen Fällen Blick auf die Verpflichtungen aus dem andere Bürger nicht Ähnliches erleben Eigenheim reicht das der Frau jedoch sollen. Sein nachdrücklicher Hinweis nicht. Sie bittet den Petitionsausschuss bewirkt beim Finanzministerium die um Hilfe. Doch der kann auch nur bestä- erhoffte Reaktion. Die Dienstvorschriften tigen, dass das Mahn- und Kündigungs- werden ergänzt durch entsprechende schreiben der Versicherung rechtmäßig Hinweise: Wenn nach einer Vermittlung war. Im Rahmen der vom Ausschuss durch die Arbeitsagentur eine Arbeits- eingeleiteten Überprüfung der Bundes- erlaubnis ausläuft, auf die Verlängerung anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ein Anspruch besteht und auch ansons- kommt die Lebensversicherung aber auch ten keine Wiederholungsgefahr besteht, noch einmal zu einer neuen Bewertung sind die Behörden nun gehalten, bei der tragischen Situation – und leistet einem Versäumnis von den sonstigen aus Kulanzgründen die gesamte Bußgeldrichtwerten abzuweichen. Versicherungssumme.

44 45 Bundesministerium des Innern

Kritische Fragen nach dem Ehrensold des Präsidenten

Wie viel Ehrensold steht dem Bundes- präsidenten nach seinem Ausscheiden Lockerungen beim Aufenthalt zu? Soll er die vollen Altersbezüge für Asylbewerber auch dann bekommen, wenn er aus Gründen zurücktritt, die nichts mit dem führen jedoch zu einer wahren Flut an Die Aufenthaltsvorschriften für Asyl- Amt, sondern mit Vorgängen in seinem Petitionen zur Amtsausstattung und zu bewerber stoßen bei vielen Menschen persönlichen Bereich zu tun haben? den Ruhebezügen ehemaliger Präsiden- auf Unverständnis. Fast 11.200 Bürger Und müssen Präsidenten auf Lebenszeit ten. Das entsprechende Gesetz aus den unterstützen deshalb eine Petition zur Dienstwagen, Chauffeur, Büro, Refe- 1950er-Jahren sei nicht mehr zeitgemäß, Abschaffung der sogenannten Residenz- rent und Sekretär haben? Diese Fragen heißt es in den Eingaben. Dem schließt pflicht. Danach ist es Asylbewerbern un- bestimmen im Berichtsjahr nach dem sich der Petitionsausschuss an. Er bejaht tersagt, den ihnen zugewiesenen lokalen Rücktritt von Bundespräsident Christian eindeutig gesetzgeberischen Handlungs- Aufenthaltsbereich ohne behördliche Wulff die öffentliche Debatte. Und sie bedarf und hält es für reformbedürftig, Genehmigung zu verlassen. Das habe bilden einen Großteil jener 1.755 Petiti- dass Bundespräsidenten unabhängig schlimme Folgen, klagen die Petenten. onen zum Geschäftsbereich des Innen- von Amtsdauer und Lebensalter vol- So sei es Eltern verboten, ihr krankes ministeriums. Auch Regelungen des öf- le Bezüge auf Lebenszeit bekommen. Kind im Krankenhaus der Nachbarstadt fentlichen Dienstes oder Vorschläge zum Auch die Personal- und Sachausstattung zu besuchen. Zumindest in Teilen ist Wahlrecht, zum Beispiel für Deutsche ehemaliger Staatsoberhäupter ist sowohl die Lockerung bereits auf dem Weg. gestatten – insbesondere dann, wenn im Ausland, sind Themen vieler Einga- für viele Bürger als auch für den Aus- Durch eine gesetzliche Änderung gibt die Asylbewerber eine Schule besuchen, ben. Polizeieinsätze und Neuerungen schuss reformbedürftig. Er schickt die der Bundestag den örtlichen Behörden sich weiterbilden oder studieren wollen. zum Waffenrecht sowie Vorschläge für Vorschläge aus dem Volk deshalb an das die Möglichkeit, Härten zu vermeiden. Den Bundesländern wird zudem freige- Verfassungsänderungen bilden weitere Innenministerium und die Fraktionen, Wenn dadurch das eigentliche Asylver- stellt, sich für weitere Lockerungen zu wichtige Themen. Gleich zwei unvollen- damit sie bei Gesetzesnovellen und fahren nicht beeinträchtigt wird, können entscheiden und dies in Verordnungen dete Amtszeiten von Bundespräsidenten parlamentarischen Initiativen berück- die Ausländerbehörden den Aufenthalt festzulegen. Damit kommen die Petenten hintereinander und die Rücktrittsgründe sichtigt werden können. in einer beliebigen anderen Region zumindest zum Teil zu einem Erfolg.

Der stellvertretende Ausschuss- vorsitzende Gero Storjohann (CDU/ CSU) und der Leiter des Ausschuss- sekretariats (v. r.) tauschen sich mit Kollegen der Landesvolksanwalt- schaft Tirol über das Petitionswesen aus.

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 46 47

Bundesministerium für Gesundheit

Nach OP eine Hilfe zu Hause

1.419 Eingaben – das bedeutet eine leichte Zunahme der Petitionen zum Verantwortungsbereich des Gesund- heitsministeriums. Viele Anliegen Mehr Online-Bewerbungen auch bei drehen sich um die Beitragshöhe und Behörden den Leistungskatalog der Krankenkas- sen. Lebhaft diskutiert werden unter Das Internet ist auch im behördlichen anderem auch der Bedarf an Hospiz- Alltag zum Standard geworden. Viele plätzen, die Vergütung für Hebammen Stellenausschreibungen laufen bereits und die Kostenübernahme bei neuen geht der Gesundheitsausschuss der online. Umso unverständlicher ist für Behandlungsmethoden. Viele Patien- Problematik nach. Die Sachverständigen einen arbeitslosen Mann die Weigerung ten sind zudem von einem Problem halten Hilfe vor allem bei akut schweren verschiedener Bundesministerien und betroffen, auf das eine weitere Petition Erkrankungen für notwendig. Insbeson- Bundesbehörden, auch elektronische aufmerksam macht: Nach Operationen dere Alleinstehende kommen etwa nach Bewerbungen zu akzeptieren. Der Mann kommt es immer wieder vor, dass die einem Knochenbruch oder einer Chemo- rechnet vor: Kopien, Druckerfarbe, Be- nenministerium fest, dass es nur wenige Patienten zu Hause zunächst überfor- therapie kaum zurecht. In der Folge wird werbungsmappe, Umschläge, Porto – das gesetzliche Vorgaben für den Ablauf von dert sind. Sie können selbstverständlich aus der Kann- eine Soll-Bestimmung. summiert sich pro Bewerbung leicht auf Stellenausschreibungen und Bewerber- nicht als dauerhafter Pflegefall gewertet Die Kassen sind also nun gesetzlich zehn Euro. Für einen von Arbeitslosen- auswahl gebe. Ob das in Papierform er- werden, ihren Haushalt aber trotzdem verpflichtet, Regelungen auch für die geld II lebenden Bewerber komme dies folgen müsse, ob man Online-Formulare nicht führen und sich nicht vollständig Kranken und Operierten zu treffen, bei einer Diskriminierung gleich. Zudem ausfüllen könne oder auch Unterlagen selbst versorgen. Die alte Rechtslage denen keine Kinder im Haushalt leben. bekämen viele Bewerber ihre Unterla- per E-Mail schicken dürfe, liege ganz in sah für derartige Situationen nur dann Auch der Petitionsausschuss kommt zu gen am Ende nicht einmal zurück, und der Organisationshoheit der Behörden. eine Haushaltshilfe vor, sofern auch dem Ergebnis, dass es den Hilfsbedürfti- selbst wenn das geschehe, seien diese Die Petition führt auch zu der Zusage noch ein Kind zu versorgen war. Für gen in solchen Situationen weniger um oft in einem Zustand, der eine neue des Ministeriums, bei den Behörden für andere Fälle konnte die Kasse ebenfalls Krankenpfleger und mehr um Haus- Verwendung ausschließe. Auf Nachfrage mehr Online-Bewerbungsmöglichkeiten personelle Unterstützung gewähren. haltshilfen geht. Insofern hat auch diese des Petitionsausschusses stellt das In- zu werben. Sie musste es nicht. In einer Anhörung Petition zumindest in Teilen Erfolg.

Der Obmann der CDU/CSU- Fraktion, Günter Baumann, mit seinen Fraktionskollegen Siegfried Kauder und Stefanie Vogelsang (v. r.).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 48 49 50 51

Die Patientenrechte bei ärztlichen Fehlern Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Fehler sind menschlich. Wenn Ärzte Einschränkungen bei Patientenbehand- aber Fehler machen, können die tragisch Die lebensgefährliche Sogwirkung lung gestoppt sein. Und dann kommt für das Opfer von ICE oft das Problem hinzu, dem einzelnen Die Brisanz des Themas macht die Arzt genau nachweisen zu müssen, was Deutlich weniger, aber immer noch 1.070 Resonanz auf die öffentliche Petition er falsch gemacht hat. Deshalb fordert Petitionen betreffen das Aufgabenfeld des deutlich: Hunderttausende wollen die eine Petition, die Beweislast einfach Verkehrsministeriums. Überwiegend geht sogenannten Amtlichen Kodierrichtlinien umzudrehen: Nicht mehr der Patient es dabei um den Straßenverkehr – unter stoppen. Wenn Ärzte ihre Leistungen soll künftig dem Arzt den Behandlungs- anderem um das neu geplante Punkte- am Menschen nur noch nach einem fehler nachweisen müssen, sondern der system für „Verkehrssünder“. Beim festen Schlüssel mit engen Vorgaben ab- Arzt dem Patienten den Beweis erbrin- Bauen gehört die Kinderfreundlichkeit rechnen dürfen, besteht nach Einschät- gen, dass er keinen Fehler gemacht hat. (Kitas in Wohngebieten) zu den Haupt- zung vieler Betroffener die Gefahr, dass Der Petitionsausschuss hat Verständnis anliegen. Schließlich machen Lärm und die ohnehin knappe Zeit für Diagnose für das Anliegen, muss dabei aber selbst Gefährdungen durch den Zugverkehr und Behandlung im ambulanten Bereich auch die Gewaltenteilung im Auge gegen Ärzte zu nutzen. Hinzu kommt zu schaffen, so zum Beispiel im fränki- noch weiter verkürzt wird und somit die behalten: Parlamentarische Gremien im Berichtsjahr auch eine schon weit schen Forchheim. Hier ereignete sich medizinische Qualität in Deutschland können nicht an die Stelle von Staats- gediehene Gesetzesnovelle, nach der zwei Jahre zuvor ein tödlicher Unfall im leidet. Eine öffentliche Diskussion im anwaltschaften oder Gerichten treten das Arzthaftungsrecht neu geregelt Bahnhof. Deshalb ist es ein dringliches Petitionsausschuss macht das ganze oder Landesbehörden Anweisungen und das Patientenrecht weiter gestärkt Verlangen, die Fahrgäste besser vor der Szenario im Detail deutlich. Es kommt zum Vorgehen bei Behandlungsfehlern wird. Weiter will auch der Petitionsaus- lebensbedrohlichen Sogwirkung durch- daraufhin zu einer gesetzlichen Neu- geben. Generell ist die Rechtsprechung schuss nicht gehen. Er sieht nämlich das fahrender Hochgeschwindigkeitszüge zu regelung, die den kritisierten Passus aber bereits dazu übergegangen, bei Problem, dass bei einer vollständigen schützen. Die Bahn rüstet ihre Bahnhöfe aufhebt. Stattdessen werden nun die Ge- groben Behandlungsfehlern die Beweis- Beweislastumkehr der Arzt auch für deswegen nach: Über Lautsprecher- samtvergütungen jährlich neu ermittelt, last umzukehren. Zusätzlich stärken Schäden haften müsste, die unvermeid- anlagen sollen die Reisenden an den wobei auch regionalen Veränderungen ärztliche Dokumentationspflichten bar sind. Das könnte dazu führen, dass Bahnsteigen vor durchfahrenden Zügen Rechnung getragen werden. Damit wird auch die Möglichkeiten von Patienten, die Ärzte sich noch weiter absichern gewarnt und auf den Sicherheitsabstand dieses Petitionsverfahren ebenfalls mit das Vorgehen in ihren Fällen nachzu- und die Versicherungskosten zu steigen- hingewiesen werden; dieser wird vie- einem positiven Ergebnis abgeschlossen. vollziehen und als Basis für Anzeigen den Behandlungskosten führen. lerorts mit Schraffuren an der Bahn-

Stefanie Vogelsang und Obmann Günter Baumann (beide CDU/CSU).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 52 53 steigkante deutlicher sichtbar gemacht. In Forchheim geschieht das im Jahr nach dem tragischen Zwischenfall. Die kehr nimmt auf der Schiene stark zu. Petition eines regionalen Bildungswerks Bis zu 120 Güterzüge zählen sie täglich, verlangt darüber hinaus aber auch, die manchmal alle drei Minuten, und das Geschwindigkeit der durchrauschen- bei einem Lärmpegel von bis zu 130 vorgängen und Beschleunigungen des den Züge zu verringern, um solche Dezibel. Das ist mehr als der Lärm eines Fahrzeugs in Längs- und Querrichtung. Todesfälle oder schlimme Verletzungen Presslufthammers, nämlich „Schmerz- Ständig werden die Daten durch neue zu vermeiden. Der Petitionsausschuss grenze“. Es besteht also Gesundheitsge- überschrieben; im Falle eines Unfalls schließt sich dem an. Zwar kann ein fahr – und Handlungsbedarf. Das fordert bleiben die aus den letzten 30 Sekunden beträchtlicher Zeitverzug auf längeren auch eine entsprechende Petition. Mit zuvor jedoch erhalten. Nach Überzeu- Strecken entstehen, wenn pro Bahnhof einer einfachen Lärmschutzwand wäre gung des Petenten lässt sich so nicht nur anderthalb Minuten mehr Zeit einge- aber nichts gewonnen, wie der Petitions- die Schuldfrage bei Unfällen deutlich plant werden müssen. Doch gibt es für ausschuss weiter erfährt. Denn da gibt Eine „Blackbox“ für alle Fahrzeuge leichter und zuverlässiger klären; das den Petitionsausschuss keinen Zweifel, es noch die alte, fast 100 Jahre alte Wissen um die Dokumentation des dass Menschenleben wichtiger sind als Eisenbahnbrücke. So hoch kann keine Über 400 Bürger unterstützen eine eigenen Verhaltens führe auch zu einer Reisegeschwindigkeiten. Deshalb geht Lärmschutzwand sein. Aber weitere Petition, die den Einbau eines Unfallda- vorsichtigeren Fahrweise. Der Petitions- die Petition als Material an das Ministe- Schritte zur aktiven und passiven Lärm- tenschreibers in alle Fahrzeuge fordert. ausschuss klärt bei seinen Recherchen, rium und die Fraktionen, damit dieser verringerungen stehen an: So wird die Eine solche „Blackbox“ ist vor allem dass diese Angelegenheit nur europa- Aspekt der Fahrgastsicherheit künftig alte Brücke mit Millionenaufwand von Flugzeugen bekannt. Damit lassen weit geregelt werden kann und dass mehr berücksichtigt wird. „entdröhnt“, die Schienenstege bekom- sich die Ursachen für viele Unglücks- bereits ein Gutachten vorliegt, das die men Dämpfer; Schallschutzfenster und fälle leichter nachvollziehen. Aber auch generelle Einführung empfiehlt. Auch Die „entdröhnte“ Eisenbahnbrücke schalldämpfende Lüfter runden den für den Straßenverkehr gibt es einen das Verkehrsministerium schätzt den Kampf gegen den Krach ab. Als Ergebnis solchen „Crash Recorder“ längst. Er Unfalldatenschreiber positiv ein. Und Die Anwohner an der Bahnstrecke ist die Belastung der Anlieger spürbar zeichnet ständig alle möglichen Daten so leitet der Ausschuss die Petition ans Würzburg-Ansbach erleben die Auswir- verringert – wieder einmal kann dem auf, von den angelegten Gurten über Europäische Parlament weiter, damit sie kungen der Lkw-Maut in Unterfranken Anliegen einer Petition zumindest teil- die Geschwindigkeit, den Blinker und bei den anstehenden Überlegungen mit anders als viele anderen: Der Güterver- weise entsprochen werden. die Lenkbewegungen bis hin zu Brems- einbezogen werden kann.

Obfrau Ingrid Remmers (Die Linke.).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 54 55 56 57

Vorgehen gegen „Mogelpackungen“ Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 1.106 Unterstützer findet eine Petition mit der Forderung nach besseren An- Die Probleme mit Telefon und Internet gaben auf Lebensmittelverpackungen. Der Verbraucher müsse leichter nach- Unter den 609 Eingaben zum Aufgaben- vollziehen können, was und wie viel feld des Bundesministeriums für Wirt- drin und wie teuer das im Vergleich zu schaft und Technologie sind auch dieses Konkurrenzprodukten ist. Deshalb soll- Mal viele Beschwerden zur Kommu- ten generell Fettgehalte und ähnliche schenrechte, wonach niemand gezwun- nikation. Monatelang müssen manche Bestandteile auf 100-Gramm-Basis an- gen werden dürfe, einer Vereinigung Bürger auf ihren neuen Telefon- oder gegeben und zur besseren Preiskontrolle anzugehören. Dieselben Freiheiten gebe Internetanschluss warten oder darauf, die Angaben pro 100 Gramm, Kilo oder auch das Grundrecht auf Vereinigungs- dass der alte Anbieter die mitgenomme- Liter erfolgen. Nur so könne verhindert freiheit im Grundgesetz. Dazu stellt der ne Rufnummer freigibt. Im Berichtsjahr werden, dass die Kunden wegen Ausschuss allerdings fest, dass Entschei- kann der Petitionsausschuss auf ein „Mogelpackungen“ das Vertrauen dungen des Gerichtshofs nur empfeh- neues Gesetz verweisen. Danach stehen verlieren. Nach den Recherchen des lenden Charakter haben und in diesem nun kostenlose Warteschleifen, güns- Ausschusses wird diesem Anliegen Die „Zwangsmitgliedschaft“ in der IHK Fall das Bundesverfassungsgericht die tigere Anrufe ins Ausland, verschie- zum Teil bereits entsprochen. Danach von vielen als „Zwangsmitgliedschaft“ dene Verpflichtungen zur Preisansage, ist es den Herstellern zwar inzwischen Zu den Dauerbrennern der politischen empfundene Verpflichtung für verfas- unterbrechungsfreie Anbieterwechsel freigestellt, wie groß sie ihre Verpackung Auseinandersetzung gehört die ge- sungsmäßig erklärt hat. Da die Industrie- und Sonderkündigungsrechte auf ge- machen und wie viel sie an Lebensmit- setzlich festgeschriebene Pflicht zur und Handelskammern wichtige öffent- setzlicher Grundlage. Ob damit aber alle telprodukten hineintun. Doch darf der Mitgliedschaft für Gewerbetreibende liche Aufgaben erfüllen, ist die Vorgabe Petitionen erledigt sind? Manche Ent- Verbraucher durch die Gestaltung der in der Industrie- und Handelskammer für Gewerbetreibende danach verhält- scheidungen der Telekom sind nach der Verpackung nicht in die Irre geführt. Die (IHK). Mehr als zwei Dutzend Eingaben nismäßig und legitim. In diesem Fall Privatisierung des Unternehmens der Menge muss klar angegeben und auch berufen sich nun auch auf ein Urteil des kann und will der Petitionsausschuss parlamentarischen Kontrolle entzogen. mit einem Grundpreis versehen werden. Europäischen Gerichtshofs für Men- das Anliegen also nicht unterstützen.

SPD-Obmann Klaus Hagemann und seine Fraktionskollegen Steffen-Claudio Lemme und (v. l.).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 58 59 Zu viele Kormorane gefährden seltene Bundesministerium für Umwelt, Natur- Fischarten schutz und Reaktorsicherheit Angler müssen sich an strenge Aufla- Der Mindestabstand von Windrädern gen halten, um den Fischbestand nicht und Wohnhäusern zu gefährden. Kormorane müssen das den menschlichen Körper – und das nicht. Doch die einstmals gefährdeten Deutlich sinkt die Zahl der Eingaben an bei vielen Bürgern – schließlich können gelte besonders für Kinder. Deshalb Vögel sind inzwischen selbst zu einer das Umweltministerium. Die Gründe noch viele weitere Städte und Dörfer müssten die Risikobewertungen für die Gefahr für selten gewordene Fischarten lassen sich beispielhaft an den Petitio- damit rechnen, Standorte für diese rege- Verwendung von Chemikalien mehr am geworden, haben sich die Vögel doch nen zur Atomkraft ablesen. Nach dem nerative Energiegewinnung zu werden. gesundheitlichen Wohl von Kindern in den letzten Jahrzehnten rasant ver- Ausstiegsbeschluss verringert sich die Obwohl die meisten Regelungen in der ausgerichtet werden. Der Petitionsaus- mehrt – nach Schätzungen von 30.000 Zahl der Vorschläge von 189 auf 21. Zuständigkeit der Bundesländer liegen, schuss widmet sich diesem Anliegen auf 1,6 Millionen Vögel. Und alle fischen. Doch nun rückt die Energiewende in unterstützt der Petitionsausschuss des besonders intensiv. Denn auch diese In großen Mengen. Deshalb fordert eine den Vordergrund. Und damit errei- Bundestages das Anliegen. Deshalb Eingabe zeigt die zunehmenden Wech- Petition, die Bejagung von Kormoranen chen den Ausschuss dazu auch mehr empfiehlt er mit der Petition der Bun- selwirkungen zwischen Umwelt- und zuzulassen. Der Petitionsausschuss Petitionen. Dabei geht es nicht nur um desregierung, neue Erkenntnisse zu den Gesundheitspolitik. Verschiedene nati- kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Umlage zur Förderung der Erneuer- Belastungen durch Windkraftanlagen onale, europaweite und internationale zum Schutz der vom Aussterben bedroh- baren Energien, sondern auch um die ständig zu prüfen und die künftige Ge- Bemühungen werden auf diesem Feld ten europäischen Süßwasserfische der konkreten Auswirkungen vor Ort. So setzgebung darauf abzustellen. Außer- bereits seit Langem unternommen. Auch Kormoranbestand reguliert werden muss. verlangt ein Petent bundesweit einheit- dem geht das Anliegen des Petenten aus hat das Umweltbundesamt die umwelt- Die Politiker begrüßen die Absicht, auf liche Maßstäbe für den Mindestabstand Bayern an den Petitionsausschuss des bedingten Erkrankungen von Kindern europäischer Ebene ein wissenschaftlich zwischen Windkraftanlagen und Wohn- Bayerischen Landtags. und Jugendlichen erforscht. Gleichzeitig fundiertes Kormoran-Management mit häusern. Aus Forschungsergebnissen unterstützt der Petitionsausschuss die mehreren Stufen einzuführen. Und sie hat er herausgelesen, dass mindestens Das Kind als Maßstab für die Eingabe und sendet sie an mehrere be- legen großen Nachdruck in die Forde- 1,5 Kilometer zwischen Windrädern Risikobewertung teiligte Ministerien (vom Umwelt- und rung, dass die Bundesregierung auf das und Wohnungen liegen sollten. Nach Gesundheits- über das Ernährungs- bis Anliegen reagiert. Weil nur die Länder in der Faustformel „Höhe der Anlage mal Die zunehmende Schwächung des hin zum Jugendressort), um zu unter- der Lage sind, Kormorane durch „Vergrä- zehn“ lasse sich ein Abstand berechnen, Immunsystems von Kindern führt streichen, dass die Zusammenhänge von mungsmaßnahmen“ aus Natur- und Vo- der die körperlichen Belastungen durch eine Petentin auf den fortschreitenden Umwelteinflüssen und Gesundheitsge- gelschutzgebieten herauszuhalten, sendet tieffrequenten Schall berücksichtige. Einsatz von Chemikalien zurück. Das fahren für Kinder kontinuierlich unter- der Ausschuss die Petition auch an die Das Anliegen trifft auf große Resonanz bleibe nicht ohne negative Folgen für sucht und beachtet werden müssen. Kollegen in den Landesparlamenten.

Wolfgang Strengmann-Kuhn, Obmann Memet Kiliç und von der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen (v. l.).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 60 61

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Von dort kommen auch Berichte, wo- Gegen grausame Tötung von Tieren deutsches Recht berücksichtigt werden nach ein Kind nach dem Verschlucken kann. Außerdem schickt der Petitions- eines bleihaltigen Kettenanhängers an Die 424 Petitionen zum Bereich des ausschuss sie an die Kollegen in den einer Bleivergiftung gestorben sein soll. Verbraucherschutzministeriums drehen Landesparlamenten, weil diese regeln, Zu einer Bestätigung dieses tragischen sich schwerpunktmäßig um bessere Ver- wie Verstöße gegen den Tierschutz am Falles reichen die Daten zwar nicht aus. es hier kaum. Und deshalb ist die Zahl braucherinformationen und wirksame- besten verhindert und geahndet werden Doch auch der Petitionsausschuss ist der Petitionen zu diesem Bereich auch ren Tierschutz. Große Aufmerksamkeit können. Eine ähnliche Petition verlangt, davon überzeugt, dass der Schutz der im Berichtsjahr mit 364 relativ über- findet im Berichtsjahr auch eine öffent- dass die Einhaltung besonderer Tier- Kinder vor Schadstoffen höchste Priori- sichtlich. Vor allem der im Kanzleramt liche Petition, mit der mehr als 200.000 schutzstandards für die Verbraucher tät haben muss. Weil nach Auskunft der angesiedelte Regierungsbeauftragte für Menschen einen besseren Schutz erkennbar werden soll. Auch diese Bundesregierung gerade an einer neuen Kultur und Medien ist angesprochen – für landwirtschaftliche Nutzflächen Eingabe findet die Unterstützung des Europäischen Chemikalienverordnung wenn auch sehr oft nicht wirklich zu- fordern. Hierüber laufen die Beratun- Ausschusses. Damit die Tierschutz- gearbeitet wird, schickt der Petitions- ständig. Dann müssen die Eingaben an gen noch. Mit klarem Ergebnis werden kennzeichnung europaweit in Gang ausschuss das Anliegen an das Euro- die Landesebene weitergereicht werden. sie bei einer Petition abgeschlossen, kommt, übersendet er diese von über päische Parlament weiter, damit es in Wie zum Beispiel bei einem Schwer- mit der ebenfalls viele Menschen die 4.600 Menschen unterstützte Petition diesem Rahmen berücksichtigt werden punkt der Beschwerden: Sie beziehen grausame Behandlung von Tieren auf an das Europäische Parlament. kann. sich auf die neuen Rundfunkgebühren dem Weg zum Schlachthof und in den ab Anfang 2013. Viele Menschen sind Einrichtungen selbst beklagen. Danach Blei in Kinderschmuck stärker Bundeskanzleramt nicht damit einverstanden, nun pro versagt bei jedem fünften Tier die vorge- begrenzen Haushalt zur Finanzierung herangezo- schriebene Betäubung. Hier muss etwas Neue Rundfunkgebühren schlagen gen zu werden und nicht mehr auf die geschehen, findet auch der Petitions- Blei ist schädlich. Erst recht für Kinder. hohe Wellen Geräte bezogen. Auf diese Weise bezah- ausschuss und verweist auf eine neue Deshalb darf es in Kinderspielzeug nur len jetzt auch Radiohörer ohne jedes Verordnung der Europäischen Union, in sehr begrenztem Maß verwendet Das Kanzleramt steht immer wieder im Fernsehgerät für das Fernsehprogramm. die eine ordnungsgemäße Betäubung werden. Allerdings: Kinderschmuck Mittelpunkt des politischen Gesche- Die Möglichkeiten zur Gebührenbefrei- vorschreibt und deren Einhaltung auch ist von diesen Grenzwerten ausgenom- hens. Hier entstehen die Richtlinien ung stehen ebenfalls in der Kritik. Doch kontrollieren lässt. Die Petition geht men. Das kritisiert eine Petentin. Und für die gesamte Bundesregierung. Hier auch diese Anliegen gehen weiter an deshalb an die Bundesregierung, damit sie verweist darauf, dass in den USA läuft die gesamte Koordination. Doch die Petitionsausschüsse der Landespar- sie bei der Umsetzung des EU-Rechts in entsprechende Höchstgrenzen gelten. eigene fachliche Zuständigkeiten gibt lamente.

Der Obmann der SPD-Fraktion Klaus Hagemann trifft Mitglieder einer Delegation aus Kambodscha.

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 62 63 64 65

Auswärtiges Amt Mehr Service für Migranten

Der Besuch der türkischen Großmutter Wenn Deutsche im Ausland leben, können sie bei der jeweiligen deutschen er eine Lebenspartnerschaft eingehen Um Visumanträge drehen sich traditi- Botschaft einen neuen Reisepass bean- will. Er kommt aus Ghana, und weil onell viele Petitionen zum Bereich des tragen. Deutsche mit Migrationshinter- die Behörde den Antrag auf Verpart- Auswärtigen Amtes. Deren Zahl sinkt grund benötigen zusätzlich eine Einbür- nerung über Monate hinweg nicht im Berichtsjahr insgesamt deutlich auf gerungsurkunde. Aber woher sollen sie bearbeitet, läuft das Visum aus. Es wird 338. Immer wieder kann der Petiti- das wissen, wenn es nicht einmal im eine Verlängerung in Accra nötig, und onsausschuss helfen, auch wenn es Merkblatt der Botschaft zur Passausstel- auch diese zieht sich hin. Die schwu- zunächst nicht immer danach aussieht. lung in Dublin steht? Deshalb verzögert lenfeindlichen Verhältnisse im Land So wie in dem Fall der türkischen sich der neue Pass eines Deutschen in lassen den Berliner um Gesundheit und Großmutter, die in der Vergangenheit Irland. Er wendet sich an den Petitions- Leben seines Partners fürchten. Dieser häufiger ihre Familie in Deutschland ausschuss. Dieser fragt beim Auswär- hat zwar inzwischen einen Deutschkurs besucht hat und dies nach Einschät- tigen Amt nach. Und nun geht alles besucht und das Angebot einer unbe- zung der Behörden dieses Mal aber schnell: Der Petent bekommt den Pass fristeten Arbeitsstelle in Deutschland. nutzen könnte, um dauerhaft im Land und dann zu ihrer übrigen Familie in direkt, nachdem seine Einbürgerungsur- Doch weil die Behörden nicht in die zu bleiben. Inzwischen ist nämlich der die Türkei zurückkehren möchte. Mit kunde nach Dublin gefaxt wurde, und Gänge kommen, muss er zurück nach Großvater gestorben. Deshalb bekommt großem Nachdruck befürwortet der Peti- obendrein versichern die Diplomaten, Ghana fliegen. Dort erlebt er, wie sich die alte Dame kein Besuchsvisum tionsausschuss daher das Visum. Doch dass der Hinweis auf die Merkblätter die fällige Urkundenüberprüfung über mehr. Sie möchte aber gern kommen, die Diplomaten lenken zunächst nicht kommt. So lassen sich unnötige Verzö- Monate hinzieht – Grund genug für und so schaltet ihr Enkel den Petiti- ein und bleiben bei ihren Bedenken. gerungen auch in Zukunft vermeiden. den Berliner, den Petitionsausschuss onsausschuss ein. Der erkennt bald Daraufhin unternimmt der Ausschuss einzuschalten. Der drängt nun auf eine die Schwachstelle in der Behörden- einen neuen Versuch: Seine Berichter- zügige Bearbeitung. Und er hat damit argumentation. Die Großmutter lebt statter setzen sich noch einmal nach- Dank Petition rechtzeitig auf endlich Erfolg. Drei Wochen später hält in der Türkei nämlich in gesicherten drücklich im direkten Gespräch mit dem Standesamt der Mann sein Visum in den Händen, finanziellen und familiären Verhält- dem Auswärtigen Amt für den Besuchs- kann nach Berlin fliegen – und kommt nissen. Deshalb hält es der Ausschuss wunsch der Großmutter ein – und das Homosexuelle Paare haben es in vielen rechtzeitig zum Termin der Verpartne- für absolut glaubhaft, dass sie wirklich bringt die Wende: Kinder und Enkel Regionen der Welt immer noch schwer. rung im Standesamt. Dafür gibt es von nur ihre Familie in Deutschland wie können die Großmutter wenig später in Deshalb hat ein Mann in Berlin große der neuen Lebensgemeinschaft einen früher einmal wieder länger besuchen die Arme schließen. Sorgen um seinen Partner, mit dem Extra-Dank an den Petitionsausschuss.

Berichterstatter und Obmann Peter Röhlinger (beide FDP, v. r.).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 66 67 ge, die Berufsabschlüsse in der Alten- pflege EU-weit anzuerkennen. So weit ist es noch nicht. Doch um Wege zu finden, die langwierigen Anerkennungs- verfahren der staatlich anerkannten Ab- schlüsse in Deutschland in den anderen Ländern der EU abzukürzen, sendet der Minderjährige vor Gewalt-Computer- Petitionsausschuss die Eingabe an die spielen schützen Kollegen auf europäischer Ebene weiter. Ähnlich verfährt er bei einer Eingabe, Zunehmende psychische Fehlent- die auf schnellere Arbeitsmöglichkeiten wicklungen beobachtet ein Petent bei ausländischer Altenpfleger in Deutsch- Jugendlichen. Er führt das auf den land abzielt. Der Vorschlag: einmal exzessiven Umgang mit Gewalt- Bundesministerium für Familie, Senio- durch eine Bundeseinrichtung prüfen, Computerspielen zurück. Er schlägt vor, ren, Frauen und Jugend ob die teilweise in langjähriger Ausbil- Erwachsenen die Weitergabe solcher dung an staatlichen Einrichtungen etwa Spiele an Minderjährige zu verbieten Ausschuss auch für die Förderung der Verbesserungen bei Altenpflege-Berufen im Baltikum gewonnenen Kenntnisse und eine bessere Alterskennzeichnung Medienkompetenz mit der Kampag- und Fertigkeiten deutschen Standards vorzusehen. Der Petent hat sich inten- ne „SCHAU HIN! Was dein Kind mit Deutlich weniger Petitionen als im entsprechen, sie als Abschlüsse aner- siv Gedanken gemacht, wie sich ein Medien macht“. Daraus schließen die Vorjahr gehen zum Aufgabengebiet des kennen und so langwierige und büro- Schutz von Minderjährigen verbessern Politiker, dass die gesetzlichen Regelun- Familienministeriums ein. Unter den kratisches Vorgehen über die zustän- lassen könnte. So denkt er auch an gen bereits ausreichen und auch sach- 325 Petitionen bildet das Betreuungs- digen Landesbehörden abkürzen. Die die Ausbildung von Testspielern und gerecht sind. Gleichzeitig schließt der geld einen Schwerpunkt. Die zurück- Recherche des Petitionsausschusses eine unabhängige Stelle, die die Indi- Ausschuss sich aber dem Anliegen an, liegende Heimerziehung, der sexuelle ergibt, dass es bereits eine Reihe von zierungen von Spielen untersucht. Der dass noch besser aufgeklärt werden soll- Kindesmissbrauch und die Gleich- Vereinheitlichungen gibt. Auch Anpas- Petitionsausschuss befasst sich darauf- te. Außerdem sind nach seiner Überzeu- stellung bilden ebenfalls Anlässe für sungslehrgänge sind möglich. Zudem hin mit den gesetzlichen Bestimmun- gung mehr Daten darüber zu sammeln, viele Eingaben. Auch die Altenpflege besteht die Möglichkeit, die Prüfung auf gen, auch mit dem dreistufigen System wie die Vorschriften zum Jugendschutz- ist Gegenstand zahlreicher Petitionen. ein Land oder eine gemeinsame Ein- zum Jugendschutz. Das reicht von der gesetz umgesetzt werden. Deshalb leitet Diese drehen sich zum Beispiel um eine richtung zu übertragen. In diesem Sinne Kennzeichnung über die Indizierungen er die Petition zur Anregung an das bessere Vergütung für Auszubildende in geht die Anregung an die Petitionsaus- bis hin zum Verbot der Weiterverbrei- Familienministerium und die Kollegen der Altenpflege oder auch um Vorschlä- schüsse der Landesparlamente. tung. Insbesondere interessiert sich der auf Landesebene weiter.

Der stellvertretende Vorsitzende des Petitionsausschusses Gero Sorjohann und (beide CDU/CSU, v. r.).

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 68 69 70 71 Petition verlangt zudem, die Soldaten zu Krankenversicherungsbeiträgen heranzu- ziehen. Schließlich müssten alle anderen Arbeitnehmer ebenfalls ihrem Einkom- men entsprechend Sozialbeiträge leisten. Der Petitionsausschuss gelangt bei seiner Prüfung zu einem anderen Ergebnis. Da- Deutscher Bundestag nach bekommen Soldaten eine kostenlose truppenärztliche Versorgung, um ihre Wie gehen Abgeordnete mit Nebenein- militärische Einsatzfähigkeit zu erhalten. künften um? Die freie Arztwahl ist ihnen verschlossen, weil sie auch keine Leistungen des ge- Welche Nebeneinkünfte dürfen Abge- setzlichen Krankenversicherungssystems ordnete haben? Wie müssen sie darüber in Anspruch nehmen können. Somit ist öffentlich berichten? Welche Verhal- kein Verstoß gegen den Gleichbehand- tensregeln sollen für Politiker gelten? lungsgrundsatz erkennbar. Diese Frage beschäftigt die Bevölkerung Bundesministerium der Verteidigung und die Medien – und sie schlagen Hubschrauberlärm einschränken sich auch in zahlreichen Petitionen Soldaten ohne Beiträge zur Krankenver- Fall beklagen sich Einwohner eines Mi- nieder. Die Zahl der Petitionen zum sicherung Für die gesundheitliche Beeinträchtigung litärflughafens in Bayern über den Lärm Themenfeld Bundestag steigt deshalb und die gestörte Lebensqualität ist es durch US-Militärhubschrauber. Nach der stark an: von 208 auf 300. Darunter sind Die Streitkräfte werden kleiner, die gleich, ob die lauten Fluggeräte in Militär- Befassung auch des Verteidigungsaus- auch Anregungen an die Adresse des Wehrpflicht ist ausgesetzt – und auch oder in Zivilfarben gestrichen sind. Nach schusses kommt der Petitionsausschuss Bundestagspräsidenten. Dieser findet die Zahl der Petitionen aus dem Bereich dem Gesetz ist das aber ein deutlicher zwar zu dem Ergebnis, dass die Stationie- Unterstützung in einer Ausweitung des des Verteidigungsministeriums sinkt Unterschied: Gegen Militärfluglärm gibt rung amerikanischer Streitkräfte von be- Rederechts im Plenum – und soll davon kontinuierlich. In diesem Jahr sind es es weniger Handhaben als gegen den sonderer Bedeutung ist. Doch befürwortet noch mehr Gebrauch machen können. noch 242 Zuschriften. Sie drehen sich Lärm durch zivilen Flugverkehr. Der der Ausschuss zugleich eine verstärkte Eine Reihe von Petitionen befasst sich im um die jüngsten Reformschritte mit dem Petitionsausschuss sieht daher einen Überwachung des Hubschrauber-Übungs- Zusammenhang mit dem Rücktritt von neuen Stationierungskonzept, um den Anlass für eine gesetzliche Neuregelung, betriebs durch das Luftwaffenamt. Die Bundespräsident Christian Wulff auch Einsatz bewaffneter Drohnen oder um die um Anwohnern von Militärflughäfen die- Politiker bitten außerdem ihre Kollegen mit der Amtsausstattung aktiver und dem Einsätze der Bundeswehr im Innern. Eine selben Rechte zu geben wie Anwohnern vom Bayerischen Landtag, sich ebenfalls Ehrensold früherer Staatsoberhäupter. von mehr als 120 Bürgern unterstützte von Verkehrsflughäfen. In dem konkreten mit dem Lärmschutz zu befassen.

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 72 73 dass sie nach dem Wechsel nicht ins langt deshalb eine Petentin für legasthene zweite sondern schon ins vierte Semes- Erwachsene. Und der Petitionsausschuss ter eingestuft wird, damit also kürzer unterstützt sie darin. Schließlich stoßen gefördert werden kann. Nach Rück- die Politiker bei der Recherche des Sach- sprache mit der Bundesregierung liegt verhalts auf eine Lücke in der staatlichen auf der Hand, dass es gewöhnlich für Fürsorge für betroffene Menschen. Kinder die Förderung unschädlich ist, wenn und Auszubildende können Förderleis- Studenten erstmalig bis zum Beginn des tungen in Anspruch nehmen. Wer es aber dritten Fachsemesters die Fachrichtung geschafft hat, eine Ausbildung zu absol- Bundesministerium für Bildung und wechseln. Dann gehen die Behörden vieren, findet keine staatlichen Hilfsan- Forschung von einem „wichtigen Grund“ aus. Des- gebote mehr. Doch auch für legasthene halb veranlasst der Petitionsausschuss, Erwachsene ist Weiterbildung und soziale BAföG nach frühem Studienwechsel dass der BAföG-Bescheid der Peten- Betreuung nötig. Das Anliegen gibt der tin noch einmal überprüft wird. Das Ausschuss daher an die Fraktionen im Nicht immer ist der Petitionsausschuss Ergebnis ist ganz im Sinne der Eingabe: Bundestag weiter. gungen für die nordafrikanischen und des Bundestages die beste Adresse, Nun werden der jungen Frau die ersten Nahost-Staaten in ihrem demokratischen wenn es um Bildungsangelegenhei- Semester vor dem Wechsel nämlich Bundesministerium für wirtschaftliche Umbruchprozess verlangt. Wie die Aus- ten geht. Vieles davon liegt in der nicht mehr mit angerechnet. Zusammenarbeit und Entwicklung schussrecherche ergibt, entspricht die Re- Zuständigkeit der Bundesländer, an gierungspolitik bereits diesem Anliegen. die der Ausschuss die Anliegen dann Bessere Hilfe für legasthene Erwachsene Entwicklung in Nordafrika unterstützen So unterhält Deutschland enge Partner- weiterleitet. Die Zahl der Eingaben schaften zu den Staaten der Region und zum Geschäftsfeld des Bildungs- und Erwachsene mit Problemen beim Lesen Mit 13 Petitionen bleibt auch in diesem hat auch Fonds aufgelegt, um gerade in Forschungsministeriums sinkt im und Schreiben gab es immer schon. Nur Jahr die Zahl der Eingaben zum Aufga- den Bereichen Demokratie, Bildung und Berichtsjahr auf 230. Traditionell konnten sie früher Tätigkeiten wäh- benfeld des Entwicklungsministeriums Wirtschaft gezielte Unterstützung leisten bilden Vorstöße zum BAföG, also zur len, bei denen sie durch Sprechen ihre eher gering. Dabei geht es unter anderem zu können. Die Europäische Union koor- Ausbildungsförderung des Bundes, Schwäche überlagerten. Heute geht es um eine gerechtere Weltwirtschaftsord- diniert im Rahmen ihrer Nachbarschafts- und dessen Rückzahlung einen Schwer- nicht mehr ohne das zügige Erfassen von nung oder um das Ziel, 0,7 Prozent des politik die Anstrengungen für Nordafrika punkt der Petitionen. Und oft kann der geschriebenen Wörtern – entsprechend Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungs- und den Nahen Osten. In Arbeitsteilung Petitionsausschuss Gutes bewirken. Wie groß ist der alltägliche Kampf, den Men- hilfe auszugeben, wie es seit Langem mit anderen EU-Staaten kümmert sich die im Fall einer Studentin, die sich nach schen mit Legasthenie zu bestehen haben. Absicht der Staatengemeinschaft ist. deutsche Entwicklungspolitik hier ins- einem Wechsel in ein anderes Fach und Oft endet er in Arbeitslosigkeit und Mehrere Hundert Menschen unterstützen besondere auf die Schwerpunkte Wasser, an eine andere Uni darüber beschwert, Depression. Eine bessere Betreuung ver- eine Petition, die besondere Hilfsanstren- Energie, Wirtschaft und Bildung.

Der stellvertretende Ausschuss- vorsitzende Gero Storjohann (M.) und seine Kollegen von der CDU/ CSU-Fraktion, und .

Die besten Beispiele aus der aktuellen Arbeit 74 75 Wer täglich mit vielen Petitionen zu tun hat, der überlegt immer auch, wie die Abläufe und die Chancen für die Bürger noch besser werden könnten. In die nächste Wahlperiode geht der Petitions- ausschuss dann auch mit einer ganzen Reihe von Ideen für Veränderungen.

Ausschussvorsitzende Kersten Steinke (Die Linke.) kann sich vorstellen, den Empfehlungen von Studien des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag zum Petitions- recht noch stärker zu folgen und auf noch mehr Öffentlichkeit, noch mehr Transparenz, noch weniger Bürokratie und eine noch verständlichere Sprache zu setzen. Was von starkem öffentlichen Interesse ist, könnte nach ihrer Ansicht nicht nur im Ausschuss, sondern direkt im Plenum debattiert werden.

Was sich bald ändern könnte

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Weitgehende Einigkeit herrscht bei der Absicht, die Fristen für die Mitzeich- nung öffentlicher Petitionen zu verlän- gern. „Petenten berichten uns, dass vier Wochen zu wenig sind“, hält SPD-Ob- mann Klaus Hagemann fest. Zudem gibt es eine große Bereitschaft, noch mehr Petitionen auch im Ausschuss öffentlich zu beraten. Damit kann nach Ansicht des stellvertretenden Ausschussvorsit- Der Obmann der Fraktion Bündnis 90/ zenden Gero Storjohann (CDU/CSU) Die Grünen, Memet Kiliç, sorgt sich um auch dem Eindruck entgegengewirkt das Geschlechterungleichgewicht unter werden, dass ein Petent „verloren“ habe, den einreichenden Petenten und will Die Haltung der Fraktionen dazu ist wenn seine Eingabe nicht von 50.000 angesichts von 70 Prozent Eingaben unterschiedlich. Ob es eine Mehrheit Menschen mitgezeichnet wird. „Die von Männern nach Wegen suchen, das Die Obfrau der Fraktion Die Linke., gibt, bleibt fraglich. Doch auch die FDP öffentliche Beratung bleibt weiterhin Petitionsrecht für Frauen interessanter Ingrid Remmers, kommt nach den Erfah- will sich für die Einführung eines Bür- unsere Option – interessante Themen zu machen. Nach seiner Überzeugung rungen in der Ausschussarbeit zu einem gerplenarverfahrens einsetzen. „Es soll dafür gibt es genug“, betont Storjohann. muss der Petitionsausschuss auch noch weiteren Vorschlag: Sie hält einen „Här- bewirken, dass Themen, die durch eine Die Obleute könnten sich untereinander mehr auf Menschen zugehen, die sich tefallfonds“ für sinnvoll. Mit dessen hohe Anzahl von Bürgerinnen und Bür- jederzeit darüber abstimmen, welche der aufgrund ihrer geringen Deutschkennt- Mitteln könne der Petitionsausschuss gern unterstützt werden, direkt auf die öffentlichen Petitionen auch unabhängig nisse nicht trauen, ihr Anliegen vorzu- schnell und unbürokratisch helfen, Tagesordnung des Plenums kommen“, vom Erreichen des Quorums öffentlich tragen. „Dafür brauchen wir geschulte wenn es keine andere rechtliche Mög- erläutert FDP-Obmann Peter Röhlinger. beraten werden kann. Hagemann zieht Ansprechpartner vor Ort“, lautet der lichkeit für Zuwendungen an Menschen Im Rahmen einer „Bürgerstunde“ könn- daraus auch eine andere Konsequenz: Vorschlag von Kiliç. Diese könnten dann in Not gebe. Die Kollegen im Thüringer ten solche Petitionen zuerst im Plenum „Bei so vielen öffentlichen Petitionen zusätzlich auch jene unterstützen, die Landtag verfügten bereits über einen und anschließend in den Fachausschüs- könnten wir auch öffentliche Sitzungen wegen Rechtschreibschwäche oder man- derartigen Fonds, der mit 12.800 Euro sen beraten werden. „Der Effekt wäre anbieten.“ Viele Petitionsausschüsse in gelnder Computerkenntnisse davor zu- pro Jahr ausgestattet sei. „Das könnte mehr direkte Demokratie“, unterstreicht Landtagen tagten öffentlich und mach- rückschrecken, den Petitionsausschuss auch unseren Ausschuss noch hand- Röhlinger. ten damit gute Erfahrungen. zu kontaktieren. lungsfähiger machen“, sagt Remmers.

Angelika Krüger-Leißner (SPD).

Was sich bald ändern könnte 78 79

Damit es auch zügig läuft, empfehlen sich ein paar Fragen: Wenn mir jemand meine Petition vorlesen würde und ich hätte keine Ahnung von den Zusam- menhängen, würde ich sofort begrei- Das Petitionsrecht besitzt jeder. Unabhän- fen, auf was die Petition hinauswill? gig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Im Ausschussdienst sitzen zwar viele Ob in Aachen oder Ankara geboren, ob Experten, die über große Erfahrungen acht oder 80 Jahre alt – jeder, der sich verfügen und von vielen Problemen in schriftlich auszudrücken vermag, kann ihrem jeweiligen Fachgebiet gehört ha- auch Bitten, Beschwerden, Anregungen ben. Doch natürlich ist es besser, wenn und Proteste an den Petitionsausschuss das Anliegen nicht erst mühsam enträt- schicken. Einfach aufschreiben, mit selt werden muss, sondern direkt auf Adresse und Unterschrift versehen und der Hand liegt. Und wenn dann gleich dann absenden an den zu Beginn klar ist, worum es geht, um Was passiert dann? Der Ausschussdienst welchen Vorgang oder welches konkrete legt sozusagen eine Schablone über die Petitionsausschuss des Gesetz es geht – umso besser. Eingabe. Damit prüft er, ob es überhaupt Deutschen Bundestages eine Petition ist, die weiter bearbeitet Platz der Republik 1 Jede Petition bekommt zunächst einmal werden kann. Wer bloß eine Auskunft 11011 Berlin eine Nummer, über die sie in jedem will, bekommt die Information, so weit Stadium des Verfahrens identifiziert möglich, natürlich ohne dass dafür ein oder faxen an die Nummer werden kann. Diese Nummer erhält förmliches Petitionsverfahren durchlau- auch jeder Petent zusammen mit einer fen werden muss. Nicht unterschriebene 030 227 3605 Eingangsbestätigung. Wenn also oder unvollständige Eingaben sowie Kopien von weiteren Unterlagen nach- E-Petitionen ohne alle ausgefüllten oder direkt online in das entsprechende gereicht werden oder andere Pflichtangaben im Internet-Formular Formular auf www.epetitionen.bundes- Ergänzungslieferungen folgen sollen – müssen erst noch innerhalb einer Frist tag.de eingeben. Damit läuft das Petiti- die Nummer nicht vergessen. Dann läuft nachgebessert werden. Sonst fallen onsverfahren. es schneller, und nichts geht verloren. auch sie aus der weiteren Bearbeitung.

Wie jeder sein Petitionsrecht ganz einfach nutzt

80 81 den entsprechenden Fachausschuss sind verpflichtet, dem Petitionsausschuss ein. Geht es um Entscheidungen von auf Verlangen Akten vorzulegen, Aus- Bundesbehörden, wird das zuständige kunft zu erteilten und Zutritt zu ihren Ebenfalls nicht verfolgt werden bloße Bundesministerium um eine Stellung- Einrichtungen zu gestatten. Zudem kann Kommentare oder Beschimpfungen, un- nahme gebeten. Sofern das bereits zu der Petitionsausschuss die Petenten leserliche Eingaben oder Petitionen, mit den gewünschten Korrekturen führt, selbst, Zeugen und auch Sachverständige Will der Petitionsausschuss erreichen, denen verlangt wird, was der Bundestag wird das Verfahren über die „positiv anhören. Gerichte und Verwaltungsbehör- dass die Petition in die Vorbereitung von nicht verfolgen kann, also etwa Eingriffe erledigte“ Petition abgeschlossen. den müssen dem Ausschuss und seinen Gesetzentwürfen oder anderen Rege- in die Urteilsfindung der Gerichte oder An dieser Stelle kann der Ausschuss- Vertretern Amtshilfe leisten. lungen einbezogen wird, bietet sich die ungesetzliche Forderungen. dienst aber auch zu der Einschätzung Überweisung an die Bundesregierung gelangen, dass die Petition offensichtlich Um einem Anliegen Nachdruck zu ver- „als Material“ an. Eine Stufe schärfer ist Betreffen Petitionen Zuständigkeiten der erfolglos bleiben wird. Widerspricht der leihen, kann der Ausschuss auch hoch- die Überweisung mit dem Zusatz „zur Bundesländer oder der Europäischen Petent der entsprechenden Mitteilung rangige Regierungsvertreter zu Gesprä- Erwägung“. Dann bedeutet das zugleich Union, gibt der Ausschussdienst diese nicht innerhalb von sechs Wochen, gilt chen über den Sachverhalt auffordern. die offizielle Bitte des Bundestages, das dahin weiter. Besonders behandelt die Eingabe als abgeschlossen. In diesem Fall befasst sich der gesamte Anliegen noch einmal zu überprüfen werden auch Massenpetitionen, die Ausschuss mit dem Sachverhalt. Er wird und nach Möglichkeit im Sinne des Pe- gleich oder ähnlich lautend von vielen Alle anderen Petitionen gehen nun an die ebenfalls eingeschaltet, wenn sich Aus- tenten für Abhilfe zu sorgen. Die nach- verschiedenen Absendern eingereicht Ausschussmitglieder. Jeweils einer von schussdienst und Berichterstatter nicht drücklichste Form ist die Überweisung werden, oder Sammelpetitionen, die den Koalitions- und den Oppositions- einig sind oder wenn die Fraktionen die einer Petition „zur Berücksichtigung“. Unterschriften von vielen Unterstützern fraktionen wird vom Ausschussdienst als Beratung beantragen. Oft haben die Peti- Dann ist der Bundestag der Überzeu- aufweisen. Dann wird jeweils ein Petent Berichterstatter für die jeweilige Petition tionen nach diesem Nachfassen teilweise gung, dass das Anliegen begründet ist ausgewählt und seine Eingabe zur vorgeschlagen. Alle anderen Fraktionen oder ganz Erfolg. Wenn nicht, hat der und Abhilfe unbedingt notwendig ist. Leitpetition erhoben. Er bekommt dann können zusätzliche eigene Berichterstat- Ausschuss weitere Mittel zur Verfügung. auch stellvertretend für alle anderen ter benennen. Denn nun empfiehlt er dem Bundestag, Einmal im Monat fasst der Petitionsaus- Bescheid über den Eingang und den über die Petition zu entscheiden. Kann schuss diese Vorschläge zusammen und weiteren Gang des Verfahrens. Nun wird erneut überlegt, wie es mit der die Petition als Anregung für künftige lässt – wenn keine Beratung beantragt Angelegenheit weitergehen soll. Dem Gesetzgebung dienen, gibt es die Mög- wird – umgehend darüber abstimmen. In den nun folgenden Stufen geht es Ausschuss steht ein gesetzlich garantier- lichkeit, sie den Fraktionen zur Kenntnis Einmal im Jahr legt der Ausschuss dem zunächst stets darum, wie dem Anlie- ter Instrumentenkasten zur Verfügung, zu geben. Auch an die Bundesregierung Plenum auch einen Bericht über seine gen des Petenten entsprochen werden mit dem er nachdrücklich die Interessen kann sie überwiesen werden, um auf gesamte Arbeit vor. Darin stehen im We- könnte. Ist eine laufende Gesetzgebung der Petenten verfolgen kann. Die Bundes- das Anliegen des Petenten besonders sentlichen die Informationen, die auch betroffen, schaltet der Petitionsausschuss regierung und alle Behörden des Bundes aufmerksam zu machen. diese Broschüre enthält.

FDP-Obmann Peter Röhlinger im Mitglieder des Petitionsausschusses Gespräch mit seinem Fraktions- aus der SPD-Fraktion: Obmann kollegen Holger Krestel (v. r.). Klaus Hagemann, Steffen-Claudio Lemme und Stefan Schwartze (v. l.).

Wie jeder sein Petitionsrecht ganz einfach nutzt 82 83 Stellungnahmen der Fraktionen

84 85 86 87 Der Petitionsausschuss: eine wirksame Anlaufstelle für Bitten und Beschwerden kreis zum Teil erhebliche Rentenmin- Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt derungen. Im Eingliederungsverfahren Mit der im Berichtsjahr überarbeiteten Beitrag der CDU/CSU-Fraktion daher bei der Unterstützung derjenigen vor 1990 wurden nach Auffassung der Version für das elektronische Petiti- Petenten, die sich nicht mehr anders Petenten verbindlich die günstigeren onssystem des Deutschen Bundestages Im Jahr 2012 wendeten sich 15.724 zu helfen wissen, weil beispielsweise FRG-Tabellenentgelte festgestellt. Der haben wir es noch leistungsfähiger ge- Bürgerinnen und Bürger und weit über Bescheide bestandskräftig geworden Petitionsausschuss hat nach zahlrei- staltet. Oft werden wir auf unseren De- 500.000 im Internet registrierte Mit- sind. Oft reicht es bereits aus, wenn der chen Berichterstattergesprächen mit legationsreisen auf dieses Vorzeigemo- zeichner von öffentlichen Petitionen Petitionsausschuss bei den betreffenden Vertretern des Bundesministeriums für dell der E-Petitionen angesprochen und Hilfe suchend an unser Parlament. Trotz Behörden nachhakt und diese dann von Arbeit und Soziales (BMAS) das An- um Erfahrungen gebeten. Die vier öf- dieser imposanten Zahl von Petitionen sich aus ihre Entscheidung überprüft. liegen mit Nachdruck unterstützt und fentlichen Sitzungen des Ausschusses zu im Berichtsjahr dürfen wir Quantität Daher sind wir immer sehr dankbar, sogar eine Datenerhebung bei den Ren- zwölf unterschiedlichen Eingaben zeigen nicht mit Qualität verwechseln. Die wenn sich Bürgerinnen und Bürger an tenversicherungsträgern veranlasst. Wir uns, dass großes Interesse der Petenten wachsende Zahl von Onlinepetitionen uns wenden, zeigt es uns doch, dass sie kamen zu dem Ergebnis, dass aus den daran besteht, ihr Anliegen während der mit einer Vielzahl von Unterstützern am politischen Leben teilhaben wollen Unterlagen zur damaligen Gesetzgebung Sitzung vorzutragen. Gleiches gilt, wenn oder Massenpetitionen per Post etwa und uns Politikern aus dem Petitions- zum Rentenüberleitungsgesetz nicht wir von unserer besonderen Befugnis von einer Bürgerinitiative darf uns ausschuss die Lösung ihrer individuellen hervorgeht, welche Folgen sich für den Gebrauch machen und einen Ortstermin nicht den Blick auf das Anliegen von Probleme auch zutrauen. betroffenen Personenkreis der Flücht- durchführen. Oft können dann dort be- einzelnen Petenten verschließen, deren linge und Übersiedler ergaben. Im reits im Gespräch mit den Vertretern der letzte Chance der Petitionsausschuss Eine weitere Petition verdeutlicht, wie Berichtsjahr beschlossen wir daraufhin, Ministerien und uns Abgeordneten be- bei der Lösung ihrer Problems ist. So hartnäckig wir bei der Bearbeitung und die Petition dem BMAS zur Erwägung stehende Missverständnisse und offene konnten wir beispielsweise einem der anstehenden Lösung des Problems zu überweisen und den Fraktionen zur Fragen zur Zufriedenheit der Petenten Petenten aus dem ehemaligen Suden- einer Petition sein können. Zahlreiche Kenntnis zu geben. Zwischenzeitlich geklärt werden. Dies zeigt uns, dass das tenland durch ein Wiederaufgreifen des Petenten wandten sich bereits im Jahr haben wir aus dem BMAS die Antwort System der E-Petitionen hervorragend Verfahrens nach dem Lastenausgleichs- 2006 an den Petitionsausschuss und erhalten, dass man dort keine Hand- funktioniert und von den Petenten gut gesetz nach rund 20 Jahren zu der ihm forderten die weitere Anwendung der lungspflicht sehe, weil die bestehenden angenommen wird. In den Folgejahren zustehenden Entschädigungsleistung Tabellenentgelte nach dem Fremdren- Regelungen verfassungsgemäß seien. In sollte zunächst das bestehende Sys- verhelfen. Oder eine Versicherung folgte tengesetz (FRG) für nach 1936 geborene einem weiteren Gespräch haben wir den tem evaluiert und Verbesserungsbedarf unserer Bitte und gewährte einer Pe- Übersiedler und Flüchtlinge aus der Vertretern des BMAS signalisiert, dass ausgelotet werden. Wir stehen als CDU/ tentin unter Würdigung der tragischen DDR. Seit einer Rechtsänderung im Jahr wir uns mit diesem Abschluss nicht zu- CSU-Fraktion einer Fortentwicklung Gesamtsituation aus Kulanzgründen die 1992 durch das Rentenüberleitungs- friedengeben werden, und um konkrete des Petitionsrechts in seiner Gesamtheit Versicherungsleistung in voller Höhe. gesetz ergeben sich für diesen Personen- Lösungsmöglichkeiten gebeten. aufgeschlossen gegenüber.

Günter Baumann, Obmann der CDU/CSU-Fraktion.

Stellungnahmen der Fraktionen 88 89 Rückblick auf das Jahr 2012 Petitionen sind eine Dienstleistung des Beitrag der SPD-Fraktion Parlaments für die Bürgerinnen und Bürger. Die Abgeordneten der SPD wol- Auch im Jahr 2012 lebte das Petitions- len nicht nur die Rolle des Petitionsaus- recht fast ausschließlich von den schusses als Anwalt der Bürgerinnen 2005 durch die rot-grüne Koalition und Bürger stärken, sondern auch das angestoßenen Innovationen: Petitionswesen zu einem Instrument der Mitbestimmung machen. Um beides ° Online- und öffentliche Petitionen, gehend unberücksichtigt geblieben. zu erreichen, müssen die Zugangsmög- ° Diskussionsforen, Weitere Untersuchungen sind ausge- lichkeiten zu diesem Instrument so ° öffentliche Beratungen des blieben. Auch die Forschung zum einfach und klar wie möglich gestaltet Viele Petentinnen und Petenten wand- Petitionsausschusses. Petitionsrecht wird die Aufgabe des werden. Das bedeutet vor allem: mehr ten sich 2012 an die SPD-Bundestags- 18. Deutschen Bundestages sein. Öffentlichkeit und mehr Transparenz. fraktion und fragten nach dem Stand Zwar gab es in der 17. Wahlperiode Die SPD will das Petitionswesen weiter der Bearbeitung ihrer Petitionen. eine kleine Korrektur des Petitions- Dabei gehört das Petitionsrecht zu öffnen und Petitionen per E-Mail er- Zwischen der Einreichung der Petition rechts, eine im Koalitionsvertrag von den unveräußerlichen Grundrechten. möglichen. Das im Jahr 2012 beschlos- und dem Beschluss des Bundestages den Koalitionsfraktionen versprochene Es kann ein zentrales Mittel der Be- sene De-Mail-Gesetz könnte den ersten über die Petition gibt es so gut wie Weiterentwicklung und Verbesserung teiligung in der parlamentarischen Weg dafür eröffnen. Auch die Anforde- keine inhaltlichen Informationen über des Petitionsrechts blieb jedoch aus. Demokratie werden. Artikel 17 des rungen an das Mitzeichnen von Petitio- den Stand des Verfahrens. Die SPD- Es wird die Aufgabe des 18. Deutschen Grundgesetzes garantiert „jedermann“ nen gehören auf den Prüfstand. Bundestagsfraktion will deswegen mehr Bundestages sein, das Petitionsrecht das Recht, sich mit einer persönlichen Transparenz in die Verfahren bringen. weiterzuentwickeln. Beschwerde oder einer Bitte zur Gesetz- Das Jahr 2012 zeigte erneut, dass die gebung an den Deutschen Bundestag zu Dauer der Mitzeichnungsfrist für öffent- Die SPD steht für ein starkes und Die von der rot-grünen Koalition ange- wenden. Jedermann hat Anspruch auf liche Petitionen zu kurz ist. Viele be- bürgerfreundliches Petitionsrecht, das stoßenen wissenschaftlichen Untersu- eine Prüfung der Eingabe. rechtigte und heiß diskutierte Themen sowohl privaten Einzelanliegen als chungen, die das Wesen der Petentinnen erreichen in vier Wochen nicht die für auch politischen öffentlichen Petitionen und Petenten zum ersten Mal erforschten Auch 2012 lernten Mitglieder der SPD in eine öffentliche Beratung erforderlichen gerecht wird. Es gilt, es so zu entwi- und Chancen und Möglichkeiten im der parlamentarischen Praxis, wo es im 50.000 Unterschriften. Die Frist sollte ckeln, dass alle Petitionen anliegenge- Petitionsrecht aufzeigten, sind weit- Petitionsrecht Verbesserungsbedarf gibt. verlängert werden. recht beraten werden können.

Klaus Hagemann, Obmann der SPD-Fraktion.

Stellungnahmen der Fraktionen 90 91 paweite Verbot der Vorratsdatenspeiche- Chancen wahrnehmen – rung, die Verhinderung der Einführung mehr Demokratie durch Ausübung einer Rentenversicherungspflicht für des Petitionsrechts Selbstständige und vieles mehr. Dadurch ist der Petitionsausschuss noch bekannter Beitrag der FDP-Fraktion geworden und hat in der medialen Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit Das Interesse der Bürgerinnen und gefunden. Bürger an einem direkten Dialog mit den Verfassungsorganen und an di- Das große Interesse an der Ausübung rekter demokratischer Teilhabe ist in des Petitionsrechts ist gerade in einer den letzten Jahren weiter gestiegen. Zeit, in der sich viele Bürgerinnen Der Petitionsausschuss als direkter und Bürger nicht an Wahlen beteili- Die FDP setzt sich dafür ein, das Schnittpunkt zwischen den Menschen gen, ein Zeichen für den Wunsch nach Petitionswesen durch direkte Einfluss- und dem Deutschen Bundestag erlebt Beteiligung und damit eine Chance für möglichkeiten der Menschen weiter zu eine kontinuierlich steigende Zahl an mehr Demokratie. Wenn Einwohner stärken, und erstrebt die Einführung di- Eingaben. Insbesondere die Möglich- politische Diskussionen im Deutschen rektdemokratischer Elemente auf Bun- auf der Tagesordnung des Plenums keit, öffentliche Petitionen, sogenannte Bundestag anstoßen, konkrete Probleme desebene. Auf Landes- und Kommu- platziert werden können, wenn eine be- E-Petitionen, online zu unterstützen schildern und von Erfahrungen berich- nalebene ermöglichen die Verfassungen stimmte hohe Anzahl von Bürgerinnen und zu diskutieren, wird zunehmend ten, ist die Politik näher am Menschen der Bundesländer Bürgerentscheide, und Bürgern diese unterstützen. Die genutzt. Im Jahr 2012 verzeichnete die als in der abstrakten Diskussion. Es ist Bürgerbegehren und Bürgerbefragun- Beratung solcher Anliegen erfolgt dann Internetseite des Petitionsausschusses nicht nur eine Pflicht, sondern im urei- gen. Auf Ebene der Europäischen Union in einer sogenannten Bürgerstunde im wieder einen enormen Zuwachs von genen Interesse einer Volksvertretung, besteht seit dem 1. April 2012 die Plenum und danach in den zuständigen angemeldeten Nutzern. diese Eingaben intensiv zu bearbeiten Möglichkeit, eine europäische Bürger- Fachausschüssen. Das Bürgerplenarver- und in jedem Einzelfall zu entscheiden, initiative einzureichen. fahren setzt den im Jahr 2005 mit der Zwölf Petitionen wurden im Jahr 2012 ob aus dem Anliegen eine politische Einführung der öffentlichen Petition öffentlich im Petitionsausschuss beraten. Initiative folgen soll. Wenn das nicht Die FDP strebt die Einführung eines beschrittenen Weg konsequent fort. Auf Dazu gehörten Petitionen zum Urheber- der Fall ist, begründet der Ausschuss Bürgerplenarverfahrens im Rahmen des diese Weise erhalten Petitionen von recht (das Aussetzen der Ratifizierung ausführlich, inwiefern einem Anliegen in Artikel 17 des Grundgesetzes garan- großem öffentlichen Interesse mehr von ACTA, die Aufhebung der soge- bereits entsprochen wurde oder warum tierten Petitionsverfahrens an. Themen Aufmerksamkeit von der Bevölkerung nannten GEMA-Vermutung), das euro- ihm nicht entsprochen werden kann. von öffentlichem Interesse sollen direkt und dem Parlament.

Peter Röhlinger, Obmann der FDP-Fraktion.

Stellungnahmen der Fraktionen 92 93 Ernüchternd ist, dass die von FDP und CDU/CSU angekündigte Ausweitung des Petitionsrechts bis zum Ende der Positiv überrascht waren wir von einem Legislaturperiode nicht mehr umgesetzt Berichterstattergespräch im Dezember wird. Die Fraktion Die Linke. hatte in 2012, bei dem eine deutsche Großbank Die Einzelpetition hingegen öffnet uns Übereinstimmung mit dem Koalitions- auf Forderungen aus einem Kredit- Abgeordneten die Augen für Themen, vertrag gefordert, Massenpetitionen vertrag verzichtete, der offensichtlich Viel erreicht – noch mehr zu erreichen: die oft noch nicht in den Medien und auch im Plenum und den Fachaus- zum Nachteil der betroffenen älteren Der Petitionsausschuss kann noch der politischen Diskussion waren. Hier schüssen des Bundestages zu beraten. Dame und mit zweifelhaften Methoden besser werden. sind wir Abgeordneten diejenigen, die Dies muss nun ein Projekt für die zustande gekommen war. Hierbei ist die „Whistleblower“ für ihr Engagement nächste Legislaturperiode sein. interessant, welchen Einfluss die Politik Beitrag der Fraktion Die Linke. belohnen müssen. In Gesprächen mit auf umstrittene Geschäftsmodelle haben Behörden, Fachpolitikern und Minis- Wenn der Petitionsausschuss begründete kann – wenn sie denn will. Der Petitionsausschuss ist das Spie- terien können wir Druck machen – für Anliegen an das zuständige Ministerium gelbild des politischen Tagesgeschäfts. den Einzelnen und die Allgemeinheit. überweist, dann ist das eine Aufforde- Für die nächsten Legislaturperioden ist Wenn ein Problem in den Medien breit rung, das Anliegen ernsthaft zu prüfen die Einrichtung eines Härtefallfonds diskutiert wird, dauert es meist nicht Im Jahr 2012 haben vor allem das In- und möglichst Abhilfe zu schaffen. Es vorzuschlagen, mit dessen Mitteln der lange bis die ersten Petitionen zu dem ternet und die sozialen Netzwerke die handelt sich dabei um einen wohlüber- Petitionsausschuss schnell und unbü- Thema eintreffen. Die darauf folgende Arbeit des Ausschusses beeinflusst. Im- legten Beschluss des Ausschusses, der rokratisch helfen kann, wenn es keine Stellungnahme der Ministerien bietet mer mehr Menschen reichen Petitionen meist einstimmig fällt. Deswegen ist es andere rechtliche Grundlage für Zu- den Petentinnen und Petenten und online ein, zeichnen mit und debattie- notwendig, dass der jeweils zuständige wendungen an Menschen in Not gibt. auch uns Abgeordneten eine Einord- ren im Forum. Das hilft nicht nur den Staatssekretär dem Ausschuss persön- Im Thüringer Petitionsausschuss gibt nung und gibt wichtige Hintergrund- Nutzern, sondern auch uns Abgeord- lich erläutert, warum ein Anliegen es einen solchen Fonds bereits, der pro informationen. Auch wenn das Thema neten, wenn wir später ein Votum zu am Ende negativ beschieden wurde. Jahr 12.800 Euro zur Verfügung hat und nach einigen Wochen oder Monaten einer Petition abgeben sollen. Wer weiß, Nur so kann der Ausschuss auch eine damit Menschen unbürokratisch und wieder aus dem öffentlichen Bewusst- welche Möglichkeiten sich in ein paar Kontrolle ausüben, wie mit den Mehr- schnell unterstützen kann. Das könnte sein verschwunden ist, kümmert sich Jahren für die politische Partizipation heitsbeschlüssen von Regierungsseite auch unseren Ausschuss noch wesent- der Petitionsausschuss weiter darum. dadurch ergeben. umgegangen wird. lich handlungsfähiger machen.

Ingrid Remmers, Obfrau der Fraktion Die Linke.

Stellungnahmen der Fraktionen 94 95

Eine Stimme für alle Und nicht nur in Deutschland findet der Petitionsausschuss Gehör. Auch 1,4 Millionen Menschen haben die Beitrag der Fraktion Bündnis 90/ im Ausland setzen Menschen ihre Internetseite des Petitionsausschusses Die Grünen Hoffnung auf die Hilfe des Deutschen dings haben wir auch hier noch längst zum erfolgreichsten Angebot des Deut- Bundestages. Dies zeigt das bewegen- nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, schen Bundestages gemacht. Aber wir Ob verpflichtende Regelungen zur de Beispiel des zu Unrecht verfolgten um den Bürgerinnen und Bürgern brauchen auch direkte Zugangswege Lebensmittelkennzeichnung, die An- und in Istanbul inhaftierten Politikers schnellen und angemessenen Zugang zum Petitionsrecht für jene, die nicht erkennung ausländischer Abschlüsse, Mustafa Balbay, der aus dem Gefäng- zu mehr Mitsprache und Mitwirkung wie selbstverständlich mit Computer steuerliche Abzugsfähigkeit von Dienst- nis heraus von der Bundesregierung zu ermöglichen. So ist beispielsweise und Internet umgehen. Wir brauchen kleidung oder die Ruhebezüge des mehr Einfluss auf die demokratischen das Quorum für eine öffentliche Aus- Ansprechpartner für alle, die aufgrund Bundespräsidenten – auch im letzten Strukturen und Menschenrechte seines schusssitzung immer noch zu hoch, von Rechtschreibschwächen oder Jahr haben die eingereichten Petitionen Heimatlands erbittet. die Mitzeichnungsfrist immer noch zu mangelnder Sprachkenntnisse nicht an konkreten Beispielen gezeigt, was kurz. Nicht vermittelbar ist es auch, die Möglichkeit haben, ihr Anliegen den Bürgerinnen und Bürgern unter den Erfreulich ist der verbesserte Online- dass noch immer rund 98 Prozent aller schriftlich darzulegen, oder denen die Nägeln brennt. Berührend sind insbe- Auftritt der E-Petitionen, den Bun- öffentlichen Petitionen in nicht öffentli- Form der E-Petition schlicht zu techno- sondere immer wieder die vielen Ein- destagspräsident Norbert Lammert im cher Sitzung beraten werden. kratisch ist. zelschicksale, in denen der Petitions- vergangenen September einweihte. Das ausschuss oft nach Jahren des einsamen elektronische Petitionssystem präsen- Bei aller Freude über das steigende Es ist auch ein unhaltbarer Zustand, dass Kampfes eines Petenten gegen Behör- tiert sich jetzt übersichtlicher und trans- öffentliche Engagement der Bürgerin- noch immer fast 70 Prozent aller Petiti- den und Verwaltungen hilfreich ein- parenter. Dies ist ein weiterer wichtiger nen und Bürger muss es immer unsere onen von Männern eingereicht werden. greifen konnte und eine Entscheidung Schritt, um den Gepflogenheiten der vornehmste Aufgabe sein, jenen eine Das Petitionsrecht ist kein Männerrecht zugunsten des Petenten herbeigeführt digitalen Welt entgegenzukommen und Stimme zu geben, die keine starke Lob- – es ist Grund- und Menschenrecht. Hier wurde. So sind wir mit zahlreichen Hemmschwellen abzubauen. by hinter sich haben. Denn es gibt keine müssen wir uns bemühen, dass dieses Bitten befasst, die Besuchsvisa oder Petitionen erster und zweiter Klasse. Recht endlich auch den Frauen gerecht Familienzusammenführungen themati- Das Einreichen einer Petition ist längst Jedes Anliegen ist uns gleich viel wert wird. Wir haben erst dann ein modernes sieren und deren Antragssteller im Pe- keine komplizierte Angelegenheit mehr, und muss zeitnah und sorgfältig geprüft und gerechtes Petitionsrecht, wenn auch titionsausschuss die letzte Möglichkeit wie die zahlreichen Themen und Dis- werden. Nur so können wir dem An- Frauen das Petitionsrecht als selbstver- sehen, endlich Familie und Freunde in kussionsbeiträge der Besucher und Nut- spruch gerecht werden, ein bürgernahes, ständliches Mittel der Mitbestimmung die Arme schließen zu können. zer des Petitionsportals beweisen. Aller- offenes Parlament für alle zu sein. nutzen.

Memet Kiliç, Obmann der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Stellungnahmen der Fraktionen 96 97 Auswahl der Medienresonanz

98 99 Süddeutsche Zeitung, 1. Februar 2012

Mehr Rechte für Privatversicherte Justizministerin gibt Verbrauchern Anspruch auf schnelle Auskunft Auch sollen privat Krankenversicherte, Von Daniela Kuhr wenn ihnen die Beiträge erhöht wur- den, künftig zwei Monate Zeit haben, Berlin – Bundesjustizministerin Sabi- Hintergrund für die neue Regelung: In ihre Versicherung zu kündigen – statt ne Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) der Vergangenheit hat es sich in Ein- wie bisher nur einen. Hat der Versi- will die Rechte von privat Krankenver- zelfällen als tragisch erwiesen, dass cherte im Basistarif einen Selbstbehalt sicherten stärken. Das geht aus einem Versicherte oftmals nicht wissen, ob vereinbart, und führt dieser nicht dazu, Gesetzentwurf hervor, den das Ministe- ihre Krankenversicherung für die Kos- dass sich die Prämie verringert, soll er rium am Dienstag an Länder und Ver- ten einer Behandlung aufkommt. Zwar den Selbstbehalt jederzeit kündigen bände verschickt hat. Privatversicherte können sie die Behandlung theoretisch können. sollen demnach einen Auskunftsan- zunächst auf eigene Rechnung begin- spruch gegen ihren Versicherer erhal- nen, doch nicht jeder kann sich das Ebenfalls gestärkt werden die Rechte ten, ob dieser die Kosten einer Heilbe- leisten. Hinzu kommt, dass Ärzte und nehmer irreparable Schäden davontrug. von Kfz-Haftpflichtversicherten, deren handlung übernimmt. In dringenden Krankenhäuser – wenn es nicht gera- Der Fall hatte es bis in den Petitions- Versicherung insolvent ist. Zwar tritt Fällen muss die Auskunft unverzüglich de um lebensbedrohliche Situationen ausschuss des Bundestags geschafft, der dann die Verkehrsopferhilfe ein, doch erfolgen, spätestens aber nach zwei Wo- geht – häufig erst die Kostenzusage des daraufhin das Justizministerium bat zu zahlt sie nicht alles. Beispielsweise chen. Voraussetzung ist allerdings, dass Versicherers verlangen, bevor sie mit prüfen, ob Handlungsbedarf besteht. übernimmt sie nicht die Kosten für die Heilbehandlung wahrscheinlich der Behandlung beginnen. Auch die SZ Mit dem neuen Gesetz nun werde „die Ampeln oder andere Verkehrseinrich- mehr als 3.000 Euro kosten wird. Die hatte im Sommer über einen solchen Transparenz bei der Übernahme und tungen, die beim Unfall beschädigt Auskunft ist verbindlich, soweit sie auf Fall berichtet, in dem die Krankenversi- Regulierung von Versicherungsfällen wurden. Künftig muss der Unfallver- Grundlage eines Heil- und Kostenplans cherung sich so viel Zeit mit der Zusage erhöht“, teilte das Ministerium am ursacher in solchen Fällen nicht mehr erstellt wird. gelassen hatte, dass der Versicherungs- Dienstag mit. 2.500 Euro bezahlen.

Auswahl der Medienresonanz 100 101 Schwäbisches Tagblatt, 22. März 2012 ge rot-grüne Bundesregierung ein Wahl- Osterfeuerbergstraße ein Rangiergleis, kampfversprechen der SPD umgesetzt. das wenig genutzt wird, stillgelegt wer- Unmut per Mausklick „Herzlich willkommen im Portal des den kann. Dadurch könnte Platz für die Petitionsausschusses“ heißt es seither. Weser Kurier, 6. Februar 2012 Lärmschutzwand geschaffen werden. Petitionen lassen sich beim Bundestag Zuvor, schränkte Storjohann ein, müsse auch online einlegen Man kann das Angebot, das genau (Nach Ortsbegehung in Bremen) allerdings ein Schallschutz-Gutachten genommen keine eigene Form der belegen, dass eine solche Wand die Von Christoph Faisst Petition, sondern ein Internet-Formular Petitionsausschuss: Lärmschutz Lärmbelastung für die angrenzenden zum Einlegen derselben ist, getrost in Walle denkbar Straßen senken würde. Der Petitions- Mitmachen macht Spaß, Politik von niederschwellig nennen. Jeder kann ausschuss regt außerdem an, ein vor- unten ohnehin. Graswurzelmäßig den in sechs Schritten (von „Petitionstyp Von Michael Brandt handenes Geländer auf einer längeren Herrschenden zeigen, dass es an der auswählen“ bis „Bestätigung“) Klick Strecke mit Kunststoff auszukleiden Basis rumort. Doch während Demonst- für Klick sein Begehren kundtun, jeder BREMEN – Die Waller können auf eine und so den Lärm zu reduzieren. rationen längst nicht mehr den Zulauf mitdiskutieren und jeder das Thema 200 Meter lange Lärmschutzwand an der 70er- und 80er-Jahre haben, erfreut unterstützen – bei mehr als 50.000 der Bahnstrecke hoffen. Der Petitions- Die Ortsbesichtigung am Montagmittag sich die Beschwerde per Mausklick „Unterschriften“ binnen vier Wochen ausschuss des Bundestags will nach erlaubte es den Bundestagsabgeordne- steigender Beliebtheit. Ein Zug, auf den muss sich der Bundestag damit befas- einer Ortsbegehung mehrere Lösungs- ten allerdings nur bedingt, die Situation der Bundestag aufgesprungen ist – sen. Die Idee stammt aus Schottland, möglichkeiten prüfen. Das kündigte einzuschätzen: In der ersten Stunde geraume Zeit, bevor die Piratenpartei, die Software von der Edinburgh Napier der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero passierten lediglich zwei Güterzüge die gern für sich in Anspruch nimmt, University. Storjohann nach dem Ortstermin in diesen Abschnitt. Das Hauptproblem, der politische Arm der sogenannten betroffenen Wohnstraßen an. Der betrof- hieß es anschließend, bestehe in den Netzgemeinde zu sein, gegründet wurde. Und es gibt Resonanz. 2010 kamen fene Anwohner Dietmar Kjesa hatte im Abend- und Nachtstunden. Zu diesen nach Angaben des Bundestages 5.780 vergangenen Jahr eine Petition einge- Zeiten würde der Güterverkehr stark „Jedermann hat das Recht, sich (…) von 16.849 Petitionen über das Online- reicht, die von rund 300 Personen mit zunehmen. schriftlich mit Bitten oder Beschwerden Formular. Jede wird von 3.000 bis 7.000 unterzeichnet worden ist. (…) an die Volksvertretung zu wenden.“ Bürgern kommentiert, monatlich werden Dietmar Kjesa bewertete im Anschluss So steht es eher altväterlich in Artikel rund vier Millionen Klicks registriert. Die Mitglieder des Petitionsausschusses die Ortsbegehung vorsichtig positiv: 17 des Grundgesetzes. Doch im Sep- Erstmals einem breiten Publikum haben eine Reihe von Lösungsvorschlä- „Wir freuen uns, wenn es eventuell zu tember 2005 ist dieses Petitionsrecht in bekannt wurde dieser Weg durch die gen erarbeitet. Unter anderem, soll Ergebnissen kommt, die für uns hörbar der digitalen Welt angekommen – als Attacke, die eine bis dahin unbekannte jetzt geprüft werden, ob auf Höhe der und sichtbar sind.“ Online-Petition. Damit hatte die damali- Aktivistin namens Franziska Heine gegen

Auswahl der Medienresonanz 102 103 die damalige Bundesfamilienministerin (CDU) lostrat: Die Petition gegen „Zensursula“ und Sicht weitgehend nicht gerechtfertigt“ ihre Pläne, Netzsperren einzuführen, Spiegel online, 7. Mai 2012 sei, sagte Stadler. EU-Digitalkommis- unterzeichneten bis Juni 2009 insge- sarin Neelie Kroes hatte am Freitag samt 134.015 Unterstützer – das war Justizministerium hält Acta bei der re:publica-Konferenz in Berlin zum damaligen Zeitpunkt Rekord und für gescheitert ebenfalls gesagt, sie halte ein Scheitern leistete zumindest stimmungsmäßig sei- von Acta für wahrscheinlich. nen Beitrag: Das Gesetz ist mittlerweile juh/dapd beerdigt. Streit gab es im Ausschuss darüber, ob Mehr als 61.000 Menschen haben eine der Bundestag Acta ablehnen oder die Letztlich spiegeln die Eingaben ebenso Petition gegen das umstrittene Acta- Entwicklung auf EU-Ebene abwarten wider, welche gesellschaftlichen The- Abkommen unterschrieben. Jetzt fand soll. Stadler sagte, mit dem zu erwarten- men die Menschen umtreiben, wie auch die dadurch notwendig gewordene den Nein des EU-Parlaments fehle die Kraft von Lobby-Gruppen, die ihre Anhörung im Bundestag statt. Dem „eine entscheidende Zustimmung“ zu Truppen mobilisieren. Im Juni 2010 Justizministerium zufolge hat Acta im Acta. Der Grünen-Abgeordnete Memet unterschrieben gut 186.000 Gegner einer EU-Parlament wenig Chancen. Kiliç hielt dagegen, auf ein Nein der schärferen Haftpflicht für Hebammen. europäischen Abgeordneten zu war- Im Hintergrund stand deren Verband. Berlin – Das Bundesjustizministerium ten, sei „Kaffeesatzleserei“. Die Bun- Die umstrittene Vorratsdatenspeicherung Organisierter Unmut per Mausklick rechnet damit, dass das umstrittene desregierung solle zugeben, mit der trieb im September 2011 trotz guter Or- liegt im Trend. Kersten Steinke (Die Handelsabkommen Acta im Europapar- Unterstützung von Acta einen Fehler ganisation der Gegner nur knapp 65.000 Linke.), Vorsitzende des Petitionsaus- lament scheitern wird. Das sagte der gemacht zu haben. Gegner des Abkom- Unterstützer an die Maus. Eine Petition schusses, formulierte es staatstragend: Parlamentarische Staatssekretär Max mens hatten in der Petition gefordert, gegen das umstrittene Handelsabkom- „Geht es um Bitten und Beschwerden Stadler am Montag in einer Sitzung des dass der Bundestag die Ratifizierung von men Acta, gegen das unter anderem die an den Bundestag, sind die Menschen Bundestagspetitionsausschusses in Ber- Acta stoppt. „Die Forderung ist nach wie Piraten mobil machen, hatte kurz vor nicht politikverdrossen.“ In den Tiefen lin. Das Gremium beriet eine Petition vor berechtigt“, sagte der Verfasser der Ende der Mitzeichnungsfrist ebenfalls des Portals geht es anders zu: „Ich hab gegen Acta, die im Frühjahr mehr als Petition, Herbert Bredthauer. Er befürch- knapp 60.000 Unterzeichner. Bereits in nicht die geringste Ahnung, was ich hier 61.000 Menschen unterzeichnet haben. tet, dass Acta doch die Zustimmung des der Prüfung ist eine Eingabe gegen eine tue, und setze damit eine lange und stol- Die Verhandlungen hinter geschlosse- EU-Parlaments erhalten und die Bundes- geplante Verschärfung des Waffenrechts ze Politikertradition fort.“ Lästern gehört nen Türen hätten für Misstrauen ge- regierung dann wieder umschwenken (knapp 23.000 Unterzeichner). dazu, ganz im Stil eines Chatrooms. sorgt, das jedoch inhaltlich „aus meiner könnte.

Auswahl der Medienresonanz 104 105 Berliner Zeitung, 9. Mai 2012 Als hätte er nie existiert Ein Ort für die Sternenkinder Alle frühgeborenen und verstorbenen Während das schwerere Mädchen nach Babys sollen bestattet werden können Paragraph 31 Absatz 3 der Personen- standsverordnung beurkundet werden Von Katja Tichomirowa konnte, wurde ihr kleinerer Bruder für zu leicht befunden, um als Person Wann Leben beginnt, wann es endet, anerkannt zu werden. Das Recht, ihn was einen Menschen ausmacht und mit neben seiner Schwester zu bestatten, welchen Rechten er ausgestattet ist, dar- mussten sich die Martins zwar nicht über streiten Juristen, Psychologen und mehr erstreiten – in der Regel verwei- Philosophen. In deutschen Krankenhäu- gern die Krankenhäuser die Herausgabe sern allerdings wurde die Frage bislang bar wünschen dies viele der etwa der Totgeburten nicht mehr. Beurkundet häufig mit Hilfe einer Waage entschie- 1.500 Betroffenen, die es pro Jahr gibt. ist sein kurzes Erscheinen auf Erden den. Fehlgeburten, die ein Gewicht von Es waren vor allem die Eltern dieser dagegen nicht. Für die Behörde hat er unter 500 Gramm aufwiesen, galten „Sternenkinder“, die sich für eine ge- im Unterschied zu seiner Schwester nie nach der Personenstandsverordnung setzliche Neuregelung einsetzten. existiert. nicht als Personen und wurden folglich nicht beurkundet. Das soll sich nun Barbara und Mario Martin waren gleich Die Aufnahme in das Personenstands- ändern. Am heutigen Mittwoch wird drei Mal betroffen. Ein Kind verloren register aber ist in vielen Kommunen Der Urheberrechtspakt Acta ist ein das Kabinett ein entsprechendes Gesetz sie durch eine Frühgeburt, zwei weite- die Voraussetzung für eine Bestattung von einer Reihe von Staaten gemeinsam beschließen. re, Zwillinge, durch Fehlgeburten. Vor dieser Kinder. Eine Grabstelle ist für sie erarbeitetes Regelwerk, das Copyright- allem der zweite Verlust machte den eigentlich nicht vorgesehen. Gesetzlich Verletzungen und den Handel mit Kinder, die tot geboren werden oder Martins die Absurdität der behördli- geregelt ist nur die „hygienisch ein- gefälschten Waren eindämmen helfen nach der Geburt versterben, sollen chen Regelung bewusst. Die zweieiigen wandfreie und dem sittlichen Empfin- soll. Umstritten sind vor allem die Pas- künftig unabhängig von ihrem Gewicht Zwillinge brachten 290 und 500 Gramm den entsprechende Entsorgung“ der sagen, die sich auf die Verfolgung von in das Personenstandsregister eingetra- auf die Waage. Beide verstarben kurz Totgeburten unter 500 Gramm, sofern Urheberrechtsverletzungen im Internet gen und bestattet werden können, wenn nach der Geburt in der 21. Schwanger- sie nicht zu wissenschaftlichen Zwe- beziehen. ihre Eltern dies wünschen. Und offen- schaftswoche. cken weiter „verwendet“ werden.

Die Ausschussvorsitzende Kersten Steinke (Die Linke.) und , der bis zu seinem Tod im Mai 2013 Parlamentarischer Staats- sekretär bei der Bundesministerin der Justiz war.

Auswahl der Medienresonanz 106 107

Financial Times Deutschland, 15. Mai 2012

„Klassische Rechtsformen nicht geeignet“

Interview: Katharina Peuke

Die Martins konnten sich damit nicht Das Genossenschaftsrecht soll verein- zufriedengeben. 2009 reichten sie eine facht werden. Der Petitionsausschuss Petition beim Bundestag ein. 40.000 des Bundestags unterstützt eine solche Unterschriften hatten sie für ihre Forde- Initiative. Günter Lühning, Gründer des rung gesammelt, alle totgeborenen Kinder Dorfladennetzwerks erklärt, warum das klassischen Rechtsformen sind für so unabhängig von ihrem Gewicht in die der richtige Weg ist, strukturschwache etwas nicht geeignet. Eine GmbH wäre Personenstandsregister einzutragen. Gegenden zu beleben zu umständlich und teuer, und bei der GbR schreckt die persönliche Haftung Forderung der Eltern FTD: Die Mini-GmbH gibt es, jetzt könn- ab. Da machen die Menschen nicht mit. te die „Minigenossenschaft“ kommen. Wir müssen Bürgerengagement fördern. Im Juni 2011 beschloss der Petitions- Warum brauchen wir diese neue Rechts- Dafür ist die Genossenschaft optimal. ausschuss des Deutschen Bundestages, form? ihre Forderung zu unterstützen und der Warum? Bundesregierung zur Berücksichtigung Die Vorlage des Familienstammbuchs Günter Lühning: Die großen Lebens- zu überweisen. Und die wird nun einen mit entsprechendem Eintrag wird den mittelkonzerne ziehen sich seit den Lühning: Für eine Genossenschaft be- Änderungsentwurf beschließen, der eine betroffenen Eltern die Auseinanderset- 1990er-Jahren aus dem ländlichen kommen Sie die Leute ins Boot. Aller- Ergänzung des Personenstandsrechts zung mit den Friedhofsverwaltungen Raum zurück. Um einen Dorfladen er- dings muss jede Genossenschaft ihren vorsieht. Auch die Martins werden also ersparen. Bislang waren sie auf deren öffnen zu können, haben wir deshalb in Jahresabschluss extern prüfen lassen. künftig als Eltern anerkannt. Sie müssen Entgegenkommen angewiesen. Künf- Otersen vor elf Jahren eine Bürgergesell- Das kostet schnell einige Tausend Euro dafür lediglich beim Standesamt eine tig werden sie für die Trauer um ihre schaft, eine Art Genossenschaft, gegrün- jährlich, die ein Dorfladen kaum verdie- Bescheinigung über die Anzeige einer totgeborenen Kinder einen Zufluchtsort det. Über 100 Haushalte machen mit nen kann. Fehlgeburt ausfüllen. haben. Eigenkapital und Engagement mit. Die

Ein Petent trägt sein Anliegen dem Petitionsausschuss vor.

Auswahl der Medienresonanz 108 109 die tageszeitung, 7. Juli 2012

Noch eine Vorschrift, bitte! Jedes Jahr wenden sich rund 15.000 Bürgerinnen und Bürger mit ihren Petitionen an den Bundestag. Was treibt sie an? in einer Petition: Bevor jemand den Führerschein bekommt, müsse er neben Bei einigen kleinen Genossenschaften Von Julia Burkhart dem Sehtest auch einen Alkohol- und hat diese Prüfungspflicht sogar in die Drogentest machen. Fielen die positiv Pleite geführt. Was muss der Gesetzge- 1. Der Dauerpetent aus, gibt es keinen Führerschein. ber ändern? Es gibt ja Idioten, sagt Günter Dillikrath, die würden mit Eiern werfen. „Aber Dillikrath lebt in der Nähe der hollän- Lühning: Wir brauchen ein Gesetz, das ich sag: Man kann mit Politikern auch dischen Grenze: Da gebe es viele junge Rechtsklarheit schafft, wir brauchen einen Dialog führen.“ Eine Demokratie Leute, die sich in den Coffeeshops eine Minigenossenschaft. Deshalb sollte lebe ja davon, dass man mitdiskutie- volldröhnten und dann Unfälle verur- die Petition umgesetzt werden. Vor eini- re. Dillikrath ist 56 und Frührentner. sachten. Er selbst kommt vom Land und gen Jahren war die Unternehmergesell- Täglich verfolgt er über das Internet wurde noch ganz anders erzogen: schaft, kurz: Mini-GmbH, die deutsche Wie konnten Sie ihren Dorfladen am die Nachrichten und macht sich seine „Früher vorm Saufen hat die Mutter mir Antwort auf die britische Limited. So Leben erhalten? Gedanken, was im Land verbessert wer- ganz einfach Autoschlüssel und Führer- könnte man es auch bei den Genossen- den kann. Seine Vorschläge hinterlässt schein abgenommen.“ schaften regeln. Wenn sich der Umsatz Lühning: Wir haben einen wirtschaft- er dann über die Kommentarfunktion steigert, gibt man der Mini-Genossen- lichen Verein gegründet. Das ist genau der Webseiten. Manchmal schreibt er Dillikrath reichte sein Anliegen als schaft als Auflage, sich in eine normale das, was die Petition fordert: eine Ge- auch Petitionen. „So zirka 30“ allein im öffentliche Petition auf der Webseite Genossenschaft umzuwandeln. Bei nossenschaft ohne Prüfungspflicht. An- letzten Jahr. des Bundestages ein, 274 Menschen mehr Gewinn kann sie auch die Rech- sonsten wäre das Projekt nicht geglückt. unterschrieben seine Forderung dort nung für die Jahresprüfung stemmen. Seitdem wächst unser Laden, steigert Dillikrath hat sich zum Beispiel über- mit. Er ist zufrieden, schon die Existenz Kleinere Genossenschaften würden so seinen Umsatz und hat den Ort attrak- legt, dass viele junge Leute gar nicht der Petition sei ein „Schockhinweis für aber von der Pflicht befreit und wären tiver gemacht. Die Menschen ziehen geeignet seien, Auto zu fahren, weil junge Leute: Lasst die Finger von dem nicht so stark vom Aussterben bedroht. wieder nach Otersen. sie von Alkohol oder anderen Drogen Krempel!“ abhängig seien. Deshalb fordert er

Auswahl der Medienresonanz 110 111 Thema, das die Welt „nun wirklich Eines Nachts lag Götz wach und nicht bewegt“, sondern eine „Kleinig- Der Petitionsausschuss hat seine Idee überlegte sich: Das ist eine Frage der keit für einen typischen Deutschen“ sei. mit dem Drogentest allerdings abge- Regulierung. Wer als Dienstleister elek- lehnt: Es gebe zu wenige Unfälle, die trische Geräte ausliefert, müsse dafür Der Bundestag reichte die Petition an durch Drogenmissbrauch verursacht sorgen, dass die einen Ein-aus-Schalter das Europaparlament weiter, da die EU würden, als dass man alle Fahrer unter haben. Es gehe ja nicht nur um WLAN- den Stromverbrauch von Elektrogeräten einen Generalverdacht stellen könne. Router. Und „der Konsument hat alleine reglementiert. Ob das EU-Parlament Außerdem seien „nicht anlassbezogene nicht den richtigen Hebel in der Hand“, den Vorschlag aufgreifen wird, ist noch Dillikrath schreibt nicht nur Petitionen Drogentests“ zu teuer. sagt Götz, man wähle seinen Telefon- ungewiss. an das Parlament, sondern auch Briefe anbieter schließlich nicht nach dem an einzelne Politiker. An , 2. Der Stromsparer WLAN-Router aus. 3. Der Richtigparker wenn er denkt, sei Beruflich beschäftigt sich Alexander Wenn Gerd Wilkens zu seinen Kunden nicht der richtige Außenminister. Oder Götz mit den großen Themen, mit deut- Am nächsten Tag gab er auf der Websei- fährt, stößt er in jeder Stadt immer wie- an , weil er findet, scher Außenpolitik, dem Nahen Osten. te des Bundestages seine Petition ein. der auf das gleiche Problem – irgendwo dass die Bundeswehr zur Terrorabwehr Der 40-Jährige ist Büroleiter des SPD- Den Link auf seine Petition hat er dann muss er sein Auto parken. Der 54-Jähri- innerhalb Deutschlands eingesetzt wer- Bundestagsabgeordneten Günter Gloser. online weiterverbreitet, über Facebook ge handelt mit Solaranlagen und ist in den sollte. Daheim beschäftigen den Familienvater und Twitter. „Viel Wind habe ich nicht ganz Deutschland unterwegs. „Kosten- auch kleine Dinge: Vor zwei Jahren war gemacht“, sagt er. freie Parkplätze gibt es ja kaum noch, Wenn ihm etwas ganz wichtig ist, es der WLAN-Router für die drahtlose entweder sind sie Kurzzeitparkplätze versucht er es telefonisch. Bei Angela Internetverbindung. Warum hat er nicht versucht, das oder gebührenpflichtig.“ Zwei bis drei Merkel zum Beispiel, wozu er „eini- Thema im Bundestag über den persön- Mal pro Woche kommt er deshalb in ge Durchwahlen probieren musste“. „Ich hab mich wahnsinnig geärgert lichen Kontakt zu dem zuständigen die Bredouille mit der Parkscheibe. Wie Bernhard Kotsch, der stellvertretende über Vodafone, die mir einen WLAN- Abgeordneten voranzubringen? Er dieses eine Mal, das ihn dazu brachte, Büroleiter, habe gefragt, wer ihm denn Router geschickt haben, den man wollte nicht seine berufliche Position eine Petition zu schreiben. die Nummer gegeben habe: „Der hat nicht ausschalten kann. Wenn man ausnutzen, sagt er: „Die Frage hat mich mich richtig zur Sau gemacht.“ Den- den trotzdem aussteckert und wieder als Konsument und als Bürger betrof- Willkens stellte sein Auto abends auf noch schickt er Merkel jährlich eine einsteckert, dann übernehmen die keine fen.“ Zudem bekomme die Sache mehr einem Parkplatz ab, auf dem man zwi- Weihnachtskarte, genau wie anderen Gewährleistung dafür, dass der wieder Gewicht, wenn andere auf der Bun- schen 8 und 18 Uhr nur zwei Stunden Politikern – „damit die auch mal was hochfährt.“ Die Konsequenz: Stromver- destags-Webseite mit unterschreiben. lang parken darf, nachts aber unbe- Nettes kriegen“. schwendung. 940 Menschen haben das gemacht. Das grenzt. Am nächsten Vormittag, noch findet Götz ganz ordentlich bei einem vor 10 Uhr, fand er den Zettel wegen

Stefan Schwartze und der inzwischen leider verstorbene Abgeordnete von der SPD-Fraktion (v. l.).

Auswahl der Medienresonanz 112 113

Wilkens dachte, das Vorstellen der Parkuhr sei verboten, weil ihm das Politessen so gesagt hatten. Der Petiti- onsausschuss schreibt, es sei „bekannt“, dass es bei Ordnungswidrigkeiten, deren „Ahndung in das Ermessen der jeweiligen Verfolgungsbehörde gestellt ist, in Einzelfällen zu schwierig nach- vollziehbaren Verfügungen kommen kann“. Wilkens: „Die wissen genau, dass Falschparkens an der Frontscheibe: bei den Gerichten bergeweise solche Die Petition hat sich für Gerd Wilkens „Die Ordnungshüter sagten, jetzt gäbs Fälle rumliegen.“ allein deshalb gelohnt, weil er für die ein Bußgeld.““Gerd Wilkens war sauer: zukünftigen Streitigkeiten die Stellung- „Das geht nicht!“ Er fordert daher in sei- Gerd Wilkens sagt, er habe ja kein nahme des Ausschusses hervorholen ner Petition, dass zu Beginn der Kurz- Problem damit, Bußgelder zu bezahlen, kann: „Dann werfe ich das der Ord- parkzeit – hier also ab 8 Uhr – für die wenn er tatsächlich einen Fehler nungsbehörde vor die Füße und sage: Dauer des Kurzparkens – hier also zwei gemacht hätte. Die Willkür der Von den paar Millionen Autofahrern Schauen Sie da mal rein und dann Stunden – keine Bußgelder verhängt Ordnungshüter aber findet er unmöglich: haben allerdings nur 110 seine Petition reden wir weiter.“ Er findet, dass viel werden dürfen. „Sie müssen sich immer rumstreiten mit auf der Webseite des Bundestages mit mehr Petitionen eingereicht werden den Kerlen.“ Das Problem sei ja alltäg- unterschrieben. Wilkens erklärt sich das sollten, auch über Kleinigkeiten. Und Der Bundestag antwortete, es gebe eine lich: „In Deutschland fahren ein paar mit Resignation: „Die meisten bezahlen irgendwann landet ein kleines Thema andere Lösung. Wilkens könne die Millionen Autos auf der Straße rum das Bußgeld und dann ist die Sache für auch bundesweit auf der politischen Parkscheibe am Abend auf 8 Uhr des und stehen auf Plätzen, viele mit Park- sie abgehakt, weil sie nicht unbedingt Agenda, glaubt er: „Es kommt der Tag, nächsten Tages vorstellen – und dann schein, und diese Streitigkeiten laufen den Antrieb haben, sich mit den Behör- da kommt es dann richtig auf die hohe bis 10 Uhr frei parken. Tag für Tag weiter.“ den anzulegen.“ Platte.“

Auswahl der Medienresonanz 114 115 Statistik über die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahr 2012

116 117 Posteingänge mit Vergleichszahlen ab 1980* Postausgänge mit Vergleichszahlen ab 1980*

Zeitraum Arbeits- Petitionen täglicher Nachträge Stellungnahmen/ andere Zeitraum Arbeits- gesamter Post- täglicher Schreiben Akten zur tage (Neu- Durchschnitt (weitere Schreiben Berichte der Schreiben tage ausgang Durchschnitt an Petenten, Bericht- eingänge) (Neueingänge) der Petenten zu Bundesregierung (Schreiben von (Summe der (gesamter Abgeordnete, erstattung an ihren Petitionen) Abgeordneten/ Spalten Postausgang) Ministerien u. a. Abgeordnete Behörden usw.) 5 und 6) Jahr 1980 248 10.735 43,29 4.773 5.941 3.401 Jahr 1980 248 45.936 185,23 41.999 3.937 Jahr 1981 249 11.386 45,73 4.277 7.084 2.401 Jahr 1981 249 41.999 168,67 39.195 2.804 Jahr 1982 249 13.593 54,59 3.652 8.869 3.327 Jahr 1982 249 46.505 186,77 43.053 3.452 Jahr 1983 246 12.568 51,09 7.789 8.485 2.953 Jahr 1983 246 46.537 189,17 43.242 3.295 Jahr 1984 248 13.878 55,96 8.986 9.270 3.570 Jahr 1984 248 51.221 206,54 49.298 1.923 Jahr 1985 246 12.283 49,93 9.171 10.003 3.240 Jahr 1985 246 51.705 210,18 48.520 3.185 Jahr 1986 247 12.038 48,74 9.478 9.414 3.143 Jahr 1986 247 50.691 205,23 47.896 2.795 Jahr 1987 248 10.992 44,32 8.716 8.206 2.649 Jahr 1987 248 44.362 178,88 41.988 2.374 Jahr 1988 250 13.222 52,89 9.093 9.009 2.435 Jahr 1988 250 49.337 197,35 47.009 2.328 Jahr 1989 249 13.607 54,65 9.354 9.706 2.266 Jahr 1989 249 51.525 206,93 48.913 2.612 Jahr 1990 247 16.497 66,79 9.470 9.822 2.346 Jahr 1990 247 54.268 219,71 51.554 2.714 Jahr 1991 247 20.430 82,71 10.598 11.082 2.533 Jahr 1991 247 65.531 265,31 63.090 2.441 Jahr 1992 249 23.960 96,22 11.875 10.845 4.262 Jahr 1992 249 67.334 270,42 64.955 2.379 Jahr 1993 250 20.098 80,39 12.707 11.026 5.271 Jahr 1993 250 67.645 270,58 64.513 3.132 Jahr 1994 250 19.526 78,10 14.413 11.733 4.870 Jahr 1994 250 72.291 289,16 68.843 3.448 Jahr 1995 251 21.291 84,82 18.389 13.526 5.017 Jahr 1995 251 85.788 341,78 81.470 4.318 Jahr 1996 249 17.914 71,94 16.451 10.817 4.357 Jahr 1996 249 74.188 297,94 68.982 5.206 Jahr 1997 251 20.066 79,94 14.671 9.070 3.611 Jahr 1997 251 72.148 287,44 66.842 5.306 Jahr 1998 252 16.994 67,44 13.571 8.345 3.316 Jahr 1998 252 69.300 275,00 64.561 4.739 Jahr 1999 252 18.176 72,13 13.915 8.383 2.942 Jahr 1999 252 61.930 245,75 57.375 4.555 Jahr 2000 249 20.666 83,00 12.204 7.087 2.267 Jahr 2000 249 57.577 231,23 54.156 3.421 Jahr 2001 250 15.765 63,06 12.533 9.085 2.488 Jahr 2001 250 64.129 256,52 60.689 3.440 Jahr 2002 250 13.832 55,33 13.023 8.636 2.231 Jahr 2002 250 64.447 257,79 61.023 3.424 Jahr 2003 250 15.534 62,14 12.799 9.088 2.330 Jahr 2003 250 57.000 228,00 53.620 3.380 Jahr 2004 255 17.999 70,58 13.247 9.244 2.171 Jahr 2004 255 63.421 248,71 58.646 4.775 Jahr 2005 254 22.144 87,18 12.989 8.870 2.067 Jahr 2005 254 66.183 260,56 62.877 3.306 Jahr 2006 252 16.766 66,53 15.026 9.133 1.561 Jahr 2006 252 68.607 272,25 62.855 5.752 Jahr 2007 250 16.260 65,04 15.365 8.893 1.646 Jahr 2007 250 68.486 273,94 62.274 6.212 Jahr 2008 252 18.096 71,81 14.540 8.851 1.378 Jahr 2008 252 64.698 256,74 59.836 4.862 Jahr 2009 252 18.861 74,85 14.480 10.456 1.167 Jahr 2009 252 95.092 377,35 89.155 5.937 Jahr 2010 254 16.849 66,33 13.983 9.572 1.031 Jahr 2010 254 79.301 312,21 72.647 6.654 Jahr 2011 254 15.191 59,81 14.204 9.374 835 Jahr 2011 254 72.823 286,70 67.202 5.621 Jahr 2012 251 15.724 62,65 13.397 8.471 1.088 Jahr 2012 251 72.767 289,91 66.557 6.210

*) Nicht enthalten sind elektronische Posteingänge, soweit nicht das Online-Formular zur Petitionseingabe *) Ohne elektronische Postausgänge. verwendet wurde.

Statistiken 118 119 Gliederung der Petitionen nach Zuständigkeiten

Arbeitstage Jahr 2012 in v. H. Jahr 2011 in v. H. Verände- Arbeitstage Jahr 2012 in v. H. Jahr 2011 in v. H. Veränderungen rungen 1. natürliche Personen 01 Bundespräsidialamt 152 0,97 13 0,09 139 a) männliche 10.555 67,13 10.061 66,23 494 02 Deutscher Bundestag 300 1,91 208 1,37 92 b) weibliche 3.986 25,35 3.667 24,14 319 03 Bundesrat 1 0,01 0 0,00 1 2. juristische Personen, Organisationen 203 1,29 237 1,56 -34 04 Bundeskanzleramt 364 2,31 313 2,06 51 und Verbände 05 Auswärtiges Amt 338 2,15 448 2,95 -110 3. Sammelpetitionen*) 884 5,62 1.083 7,13 -199 06 Bundesministerium des Innern 1.755 11,16 1.424 9,37 331 4. ohne Personenangabe 96 0,61 143 0,94 -47 07 Bundesministerium der Justiz 2.072 13,18 1.885 12,41 187 insgesamt **) 15.724 100,00 15.191 100,00 533 08 Bundesministerium der Finanzen 1.927 12,26 1.478 9,73 449 09 Bundesministerium für Wirtschaft 609 3,87 657 4,32 -48 und Technologie *) Mit insgesamt 895.369 Unterschriften enthalten (Sammelpetitionen sind Unterschriftensammlungen mit demselben Anliegen). 10 Bundesministerium für Ernährung, Land- 424 2,70 381 2,51 43 wirtschaft und Verbraucherschutz **) Darin enthalten sind 7.068 Petitionen zur Bundesgesetzgebung, das entspricht 45,01 Prozent der 11 Bundesministerium für Arbeit und Soziales 3.379 21,49 3.346 22,03 33 Neueingänge. 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau 1.070 6,80 1.334 8,78 -264 und Stadtentwicklung 14 Bundesministerium der Verteidigung 242 1,54 247 1,63 -5 15 Bundesministerium für Gesundheit 1.419 9,02 1.333 8,77 86 17 Bundesministerium für Familie, 325 2,07 455 3,00 -130 Senioren, Frauen und Jugend 18 Bundesministerium für Umwelt, 459 2,92 598 3,94 -139 Naturschutz und Reaktorsicherheit 23 Bundesministerium für wirtschaftliche 13 0,08 18 0,12 -5 Zusammenarbeit und Entwicklung 30 Bundesministerium für Bildung und 230 1,46 271 1,78 -41 Forschung gesamt 15.079 95,90 14.409 94,85 670 99 Eingaben, die nicht in die Zuständigkeit 645 4,10 782 5,15 -137 des Bundes fallen und sonstige Vorgänge, die durch Rat und Auskunft etc. erledigt werden konnten insgesamt 15.724 100,00 15.191 100,00 533

Statistiken 120 121 Gliederung der Petitionen nach Herkunftsländern

Herkunftsländer Jahr auf 1 Mio. in v. H. Jahr auf 1 Mio. in v. H. Veränderungen 2012 der Bevöl- 2011 der Bevöl- kerung des kerung des Landes Landes Baden-Württemberg 1.667 154 10,60 1.443 134 9,50 224 Baden-Württemberg 1.667 = 10,60 % Bayern 2.091 166 13,30 1.719 137 11,32 372 Berlin 1.616 459 10,28 1.660 477 10,93 -44 Bayern Brandenburg 516 207 3,28 639 256 4,21 -123 2.091 = 13,30 % Bremen 133 201 0,85 109 165 0,72 24 Berlin Hamburg 308 171 1,96 291 163 1,92 17 1.616 = 10,28 % Hessen 987 162 6,28 1.016 167 6,69 -29 Mecklenburg- 391 240 2,49 301 184 1,98 90 Brandenburg Vorpommern 516 = 3,28 % Niedersachsen 1.335 168 8,49 1.287 162 8,47 48 Bremen Nordrhein-Westfalen 2.896 162 18,42 2.706 152 17,81 190 133 = 0,85 % Rheinland-Pfalz 568 142 3,61 767 192 5,05 -199 Saarland 154 152 0,98 121 119 0,80 33 Hamburg 308 = 1,96 % Sachsen 856 207 5,44 955 231 6,29 -99 Sachsen-Anhalt 405 176 2,58 431 186 2,84 -26 Hessen Schleswig-Holstein 512 180 3,26 472 166 3,11 40 987 = 6,28 %

Thüringen 438 198 2,79 453 203 2,98 -15 Mecklenburg-Vorpommern Ausland 382 2,43 347 2,28 35 391 = 2,49 % ohne Ortsangabe 469 2,98 474 3,12 -5 Niedersachsen insgesamt 15.724 100,00 15.191 100,00 533 1.335 = 8,49 %

Nordrhein-Westfalen 2.896 = 18,42 %

Rheinland-Pfalz 568 = 3,61 %

Saarland 154 = 0,98 %

Sachsen 856 = 5,44 %

Sachsen-Anhalt 405 = 2,58 %

Schleswig-Holstein Ausland 512 = 3,26 % 382 = 2,43 %

Thüringen ohne Ortsangabe 438 = 2,79 % 469 = 2,98 %

Statistiken 122 123 Art der Erledigung der Petitionen Abgabe der Petitionen an die zuständigen Landesvolksvertretungen

Gesamtzahl der behandelten Petitionen 15.235 *) in v. H. Herkunftsländer Jahr 2012 in v. H. v. H. der Neueingänge (einschließlich der Überhänge aus der Zeit vor dem Jahr 2012) I. Parlamentarische Beratung Baden-Württemberg 126 8,92 0,80 1. Dem Anliegen wurde entsprochen 1.296 8,51 Bayern 163 11,54 1,04 2. Überweisungen an die Bundesregierung Berlin 200 14,15 1,27 a) Überweisung zur Berücksichtigung 2 0,01 Brandenburg 68 4,81 0,43 b) Überweisung zur Erwägung 417 2,74 Bremen 12 0,85 0,08 c) Überweisung als Material 843 5,53 Baden-Württemberg 126 8,92 0,80 d) Schlichte Überweisung 111 0,73 Hamburg 17 1,20 0,11 3. Kenntnisgabe an die Fraktionen des Deutschen 187 590 1,23 Hessen 86 6,09 0,55 Bundestages Mecklenburg- 45 3,18 0,29 4. Zuleitung an das Europäische Parlament 32 57 0,21 Vorpommern 5. Zuleitung an die Volksvertretung des zuständigen 117 13 0,77 Niedersachsen 103 7,29 0,66 Bundeslands Nordrhein-Westfalen 284 20,10 1,81 6. Dem Anliegen wurde nicht entsprochen 3.803 24,96 Rheinland-Pfalz 41 2,90 0,26 insgesamt 6.808 660 Saarland 16 1,13 0,10

Sachsen 109 7,71 0,69 Sachsen-Anhalt 54 3,82 0,34 II. Keine Parlamentarische Beratung Schleswig-Holstein 48 3,40 0,31 1. Erledigung durch Rat, Auskunft, Verweisung, 4.959 32,55 Materialübersendung usw. Thüringen 41 2,90 0,26 2. Meinungsäußerungen, ohne Anschrift, anonym, 2.075 13,62 insgesamt 1.413 100,00 8,99 verworren, beleidigend usw. 3. Abgabe an die Volksvertretung des zuständigen 1.393 9,14 Bundeslands insgesamt 8.427

*) Im Allgemeinen wird bei der abschließenden Erledigung einer Petition nur eine einzige Art der Erledigung beschlossen. Es gibt jedoch Fälle, in denen verschiedene Arten der Erledigung in einem Beschluss verbunden werden. So kann eine Petition beispielsweise der Bundesregierung zur Erwägung überwiesen und zusätzlich den Fraktionen des Deutschen Bundestages zur Kenntnis gegeben werden. Derartige zusätzliche Beschlüsse sind in der zweiten Zahlenreihe aufgeführt.

Statistiken 124 125 Massen-* und Sammelpetitionen** 2012 (mit 5.000 oder mehr Unterstützern, die im Berichtszeitraum abschließend beraten wurden)

lfd. Nr. Bezeichnung des Anliegens Anzahl der lfd. Nr. Bezeichnung des Anliegens Anzahl der Unterschriften Unterschriften 01 Mit der Petition wird gefordert, auf die registergestützte Volkszählung im 5.368 19 Mit der Petition wird zur Sicherstellung der psychotherapeutischen Versor- 33.637 Jahr 2011 zu verzichten. gung eine Neuberechnung der nötigen Verhältniszahlen von Psychotherapeut je 02 Die Petentin fordert eine artgerechte Haltung von Nutztieren in Deutschland 6.541 Einwohner gefordert. und in der Europäischen Union. 20 Mit der Petition wird gefordert, im Wege einer Änderung des Parteiengesetzes 6.549 03 Mit der Petition soll erreicht werden, dass Naturheilverfahren und 18.280 Spenden von juristischen Personen an Parteien zu verbieten. Schulmedizin gleichgestellt werden. 21 Die Petition möchte bei der Errichtung von Windkraftanlagen der neueren 13.257 04 Mit der Petition soll erreicht werden, dass die Bundesrepublik Deutschland 26.205 Generation verbindliche Mindestabstände zur Wohnbebauung auf der aus dem EURATOM-Vertrag aussteigt. Grundlage neuester Schallimmissions-Untersuchungen erreichen. 05 Mit der Petition wird gefordert, die Anhebung der Altersgrenze für die 15.025 22 Mit der Petition wird vorgeschlagen, wissenschaftliche Publikationen, die 24.250 Regelaltersrente auf das 67. Lebensjahr zurückzunehmen. aus öffentlich geförderter Forschung hervorgehen, allen Bürgern kostenfrei zugänglich zu machen. 06 Mit der Petition wird gefordert, Lärmschutzgrenzwerte an Autobahnen 7.011 zeitnah entsprechend der Umgebungslärmrichtlinie anzupassen und die 23 Mit der Petition wird gefordert, das sogenannte PEGI-System in Deutschland 6.077 Einflussmöglichkeiten der Kommunen auf Entscheidungen bei Lärmschutz- als Kontrolle für elektronische Unterhaltungssoftware einzuführen. maßnahmen zu stärken. 24 Mit der Petition wird gefordert, den Einsatz und die Nutzung von Radio 6.551 07 Der Petent möchte erreichen, dass Hefeextrakt und autolysierte Hefe als 6.882 Frequency Identification (RFID) Chips in Deutschland zu verbieten. Lebensmittelzusatz zu deklarieren sind. 25 Der Petent fordert ein Verbot der Patentierung gentechnisch veränderter 38.666 08 Mit der Petition wird eine Änderung des Einlagen- und Anleger- 8.555 Organismen sowie ein Anbauverbot in der Land- und Forstwirtschaft. entschädigungsgesetzes gefordert sowie das Entschädigungsverfahren 26 Der Petent regt die Abschaffung der Kaffeesteuer an. 12.528 im Fall „Phoenix Kapitaldienst GmbH“ kritisiert. 27 Die Petition richtet sich gegen den Beschluss der Innenministerkonferenz 73.003 09 Mit der öffentlichen Petition wird gefordert, das Verfahren über den 47.482 vom 5. Juni 2009, der ein „Herstellungs- und Verbreitungsverbot“ von Action- elektronischen Entgeltnachweis in der Sozialversicherung (ELENA) aufzuheben. Computerspielen vorsieht. 10 Die Petentin fordert, dass Praktika und ähnliche Lernverhältnisse per 60.064 28 Mit der Petition wird gefordert, dass die Finanzierung des letzten Drittels von 17.517 Gesetz eindeutig von Arbeitsverhältnissen abgegrenzt werden müssen. Umschulungen, die nicht verkürzbar sind, nach § 180 Drittes Buch Sozialgesetz- 11 Mit der Petition wird die flächendeckende Abschaffung bestehender Umwelt- 7.586 buch förderungsfähig ist. zonen und ein Verbot der Neuschaffung weiterer Umweltzonen gefordert. 29 Mit der Petition wird die Änderung des Telemediengesetzes nach dem Gesetz- 135.404 12 Mit der Petition soll die Begnadigung und Freilassung des im Iran zum Tode 28.633 entwurf des Bundeskabinetts abgelehnt. verurteilten evangelischen Pastors Youcef Nadarkhani erreicht werden. 13 Die Petition wendet sich gegen die strengen Richtgrößen für Medikamente 6.263 *) Massenpetitionen sind Eingaben in größerer Zahl mit demselben Anliegen, deren Text ganz oder im und Heilmittel. Wesentlichen übereinstimmt. 14 Mit der Petition wird gefordert, die räumliche Beschränkung des Aufenthalts für 11.145 **) Sammelpetitionen sind Unterschriftensammlungen mit demselben Anliegen. Asylbewerber, die sogenannte Residenzpflicht, abzuschaffen. 15 Mit der Eingabe soll erreicht werden, dass das Bundesministerium für Verkehr, 6.064 Bau und Stadtentwicklung im Bundeshaushalt 2011 die Mittel der Städte- bauförderung und insbesondere der „Sozialen Stadt“ auf dem bisherigen Niveau beibehält. 16 Die Petition spricht sich dafür aus, dass die im Jahr 2003 zwischen der Bundes- 74.951 regierung und den Stromkonzernen geschlossenen Verträge zur Abschaltung der Atomkraftwerke bis zum Jahr 2023 eingehalten werden. 17 Mit der Petition wird eine gesetzliche Verankerung der Netzneutralität gefordert, 5.339 um die freie und kreative Entfaltung des Internets zu gewährleisten. 18 Mit der Petition werden ein sofortiges Ausbau-Moratorium für alle Straßenbau- 6.185 projekte des Bundes, Vorschläge zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene und ein effizienterer Mitteleinsatz beim Straßennetzaus- bau gefordert.

Statistiken 126 127 Öffentliche Petitionen 2012

(Aufstellung der veröffentlichten Petitionen mit über 5.000 Mitzeichnungen) a) elektronische Mitzeichnungen b) sonstige Mitzeichnungen

lfd. Nr. Titel der Petition Anzahl der Foren- lfd. Nr. Titel der Petition Anzahl der Foren- Mitzeichnungen beiträge Mitzeichnungen beiträge

01 Steuerfreiheit für private Ballett-, Tanz- oder Musikschulen 97.078 495 15 Ablehnung des ESM-Vertrags 11.023 325 a) 55.523 a) 11.022 b) 41.555 b) 1 02 Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Altenpflege 92.739 169 16 Kein erhöhter Steuersatz bei Flügen nach Ägypten 9.590 97 a) 4.987 a) 1.832 b) 87.752 b) 7.758 03 Keine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige 80.705 801 17 Wegfall des Anspruchs auf „Ehrensold“ in bestimmten Fällen 9.081 214 a) 80.629 a) 9.016 b) 76 b) 65 04 Aufhebung der sogenannten GEMA-Vermutung 62.843 600 18 Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Landkreis 6.474 50 a) 62.842 Garmisch-Partenkirchen a) 2.432 b) 1 b) 4.042 05 Aussetzen der Ratifizierung von ACTA 61.705 363 19 Zwei Jahre keine gesetzlichen Schritte zur Legitimation der 6.112 717 a) 61.305 Beschneidung a) 5.978 b) 400 b) 134 06 Neujustierung der Energiepolitik hin zu bezahlbarem und nach- 47.856 50 20 Kein Verbot der Wildtier-/Exotenhaltung 6.063 458 haltigem Strom a) 3.133 a) 5.979 b) 44.723 b) 84 07 Kontrolle der Verwaltungs- und Bürokratiekosten der Kranken- 45.268 145 kassen a) 4.000 b) 41.268 08 Befreiung von der Abgabepflicht an die Künstlersozialkasse 37.100 17 a) 1.152 b) 35.948 09 Beibehaltung des Dispensierrechts der Tierärzte 25.076 221 („eigene Haus-Apotheke“) a) 18.533 b) 6.543 10 Ablehnung des Leistungsschutzrechts für Presseverlage 21.369 74 a) 21.366 b) 3 11 Ersatz mineralischer Phosphatdünger/Klärschlamm 17.246 106 durch Humusdüngung a) 1.546 b) 15.700 12 Reformprozess der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung aussetzen 16.669 69 a) 4.213 b) 12.456 13 Äußere Merkmale nicht als Grund für Identitätskontrollen und 13.455 165 Durchsuchungen a) 12.569 b) 886 14 Keine Ratifizierung des ESM-Vertrages und des Fiskalpakts 12.831 260 a) 12.747 b) 84

Statistiken 128 129 A. Berücksichtigungsbeschlüsse und ihre Erledigung im Jahr 2012 (Auszug)

Betreff/Anliegen Beschluss im Deutschen Jahr und Art der Erledigung Betreff/Anliegen Beschluss im Deutschen Jahr und Art der Erledigung Bundestag am Bundestag am Betreff: Hilfe für Behinderte 7. Juli 2011 2012 Betreff: Ausbildungsförderung 27. Januar 2011 2012 Positiv nach dem BAföG Negativ Anliegen: Mit der Petition wird eine konsequente Umsetzung der Das Bundesministerium für Arbeit und Anliegen: Mit der Petition wird Das Bundesministerium für Bildung und For- Gleichstellung Behinderter in Soziales (BMAS) teilte mit, dass sich die aufgrund der demografischen Ent- schung (BMBF) teilte mit, dass die Qualifizie- Bezug auf die Zugänglichkeit Bundesregierung ihrer Verantwortung wicklung eine bessere Förderung rung zum Physiotherapeuten eine Ausbildung öffentlicher Einrichtungen bei der Umsetzung der UN-Behinderten- der Weiterbildung für Physiothera- und keine Aufstiegsfortbildung darstellt. Eine gefordert. rechts-Konvention bewusst ist und zählt zur peuten und weitere Berufsgruppen Qualifizierung auf Ausbildungsniveau wider- Verdeutlichung ausgewählte Beispiele auf. des Gesundheitswesens gefordert. spricht daher der Zielrichtung des Aufstiegs- – öffentliche Petition – Der Nationale Aktionsplan der Bundesre- fortbildungsförderungsgesetz (AFBG). gierung ist hierbei als Richtschnur für eine Vorrangig seien die Länder in der Pflicht, breite Umsetzung der UN-Behindertenrechts- entsprechende Weiterbildungsregelungen Konvention zu sehen. mit Aufstiegsniveau zu erlassen, die eine Förderung nach dem Aufstiegsfortbildungs-

förderungsgesetz (AFBG) ermöglichen.

B. Erwägungsbeschlüsse und ihre Erledigungen im Jahr 2012 (Auszug) Betreff: Visaangelegenheiten 7. Juli 2011 2012 Positiv Anliegen: Mit der Petition wird Betreff: Pflegeversicherung − 6. Mai 2012 2012 die Erteilung eines Besuchsvisums Das Auswärtige Amt (AA) teilt mit, dass die Leistungen Positiv für die Großmutter des Petenten Botschaft Ankara ein Besuchsvisum erteilt begehrt. hat. Anliegen: Mit der Petition wird Das Bundesministerium für Gesundheit Betreff: Menschenrechte 26. Januar 2012 2012 um Klärung von Ansprüchen auf (BMG) teilte mit, dass mit Inkrafttreten des Positiv Gewährung von Rentenversiche- am 29. Juni 2012 im Deutschen Bundestag Anliegen: Mit der Petition soll rungsbeiträgen durch die Pflege- beschlossenen Gesetzes zur Neuausrichtung die Begnadigung und Freilassung Das Auswärtige Amt (AA) teilte mit, dass es kasse Vereinigte IKK gebeten. der Pflegeversicherung sich die Situation des im Iran zum Tode verurteilten sich auf verschiedenen Wegen für eine Aufhe- von Pflegepersonen, die zwei oder mehrere evangelischen Pastors Youcef bung des Todesurteils und eine sofortige Frei- Pflegebedürftige häuslich pflegen, Nadarkhani erreicht werden. lassung einsetzt. Gegebenenfalls wird es auch rentenwirksam verbessern wird. (Leitakte mit 27 Mehrfach- im EU-Rahmen alle zur Verfügung stehenden Betreff: Einkommensteuer 24. November 2010 2012 petitionen) Kanäle nutzen, um sich dafür einzusetzen. Negativ Anliegen: Mit der Petition möchte Betreff: Datenschutz 29. März 2012 2012 erreicht werden, dass Aufwands- Das Bundesministerium der Finanzen Positiv entschädigungen für Schieds- (BMF) teilte mit, dass insbesondere auf die Anliegen: Mit der Petition wird richter im Amateurbereich nicht bei Schiedsrichtern regelmäßig fehlende eine Änderung der durch das Bun- Das Bundesministerium des Innern (BMI) lediglich mit bis zu 500 Euro pro pädagogische Ausrichtung und die daher desdatenschutzgesetz geregelten hatte zunächst mitgeteilt, dass es keine zwin- Jahr als steuerfrei gelten, sondern wesentliche Unterscheidung zu den in Speicherfristen für bonitätsbe- genden Gründe sehe, die kritisierte Regelung dass diese dem Steuerfreibetrag § 3 Nummer 26 Einkommensteuergesetz zogene Daten bei Auskunfteien zur Fristenberechnung in § 35 Absatz 2 Satz 2 der Übungsleiterpauschale in genannten Tätigkeiten, die Einbeziehung der begehrt. Nummer 4 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) Höhe von 2.100 Euro pro Jahr Einnahmen von Schieds- und Kampfrichtern beizubehalten. Eine taggenaue Löschung angeglichen werden. in den sogenannten Übungsleiterfreibetrag automatisiert verarbeiteter Daten sei technisch nicht gerechtfertigt wäre. unproblematisch möglich. Die Änderung des – öffentliche Petition – § 35 BDSG werde im Kontext eines bereits Betreff: Genossenschaftsrecht 24. Mai 2012 2012 laufenden Gesetzesvorhabens erfolgen. Positiv (Nach Ablauf des Berichtsjahrs teilte die Anliegen: Mit der Petition möchte Bundesregierung mit, dass nicht sicher sei, ob erreicht werden, dass Aufwands- Das Bundesministerium der Justiz (BMJ) teil- die Umsetzung des Vorhabens noch in dieser entschädigu te mit, dass derzeit an einem Gesetzentwurf Legislaturperiode erfolgen könne.) gearbeitet wird, in dem Kleinstunternehmen die Möglichkeit geben werden soll, eine genossenschaftliche Rechtsform zu wählen, ohne mit Prüfungskosten belastet zu werden.

Statistiken 130 131

Betreff/Anliegen Beschluss im Deutschen Jahr und Art der Erledigung Bundestag am Betreff: Förderung der beruflichen 13. Dezember 2007 2012 Weiterbildung/Praktikum Positiv

Anliegen: Mit der Petition wird Das Bundesministerium für Bildung und gefordert, dass Praktika von Hoch- Forschung (BMBF) und das Bundesministeri- schulabsolventen, die länger als um für Arbeit und Soziales (BMAS) teilten mit, drei Monate dauern und in dem dass nach einer über zweijährigen Verhand- Berufsbild abgeleistet werden, lungsphase mit der Arbeitgeberseite nun für das der Hochschulabsolvent ein praxisgerechter Leitfaden über Praktika ausgebildet wurde, in ein reguläres vorliege. In dem Leitfaden werde beschrieben, Arbeitsverhältnis umgewandelt wie gute Praktikanten-Verhältnisse ausgestaltet werden. sein sollen. Man finde dort Musterverträge. Einen wertvollen Teil des Leitfadens stellten (Leitakte mit 9 Mehrfach- insbesondere diejenigen Abschnitte dar, die petitionen) sich mit Sozialversicherungsfragen befassen. Daher sei der Leitfaden für Arbeitgeber und – öffentliche Petition – Praktikanten besonders wertvoll. Der Leitfaden wird vom BMAS als Broschüre vertrieben und im Internet angeboten. Betreff: Förderung der beruflichen 13. Dezember 2007 2012 Weiterbildung/Praktikum Positiv

Anliegen: Mit der Petition wird Das Bundesministerium für Bildung und For- gefordert, dass Praktika und ähn- schung (BMBF) und das Bundesministerium liche Lernverhältnisse per Gesetz für Arbeit und Soziales (BMAS) teilten mit, eindeutig von Arbeitsverhältnis- dass nach einer über zweijährigen Verhand- sen abgegrenzt werden müssen, lungsphase mit der Arbeitgeberseite nun damit sie keine regulären Stellen ein praxisgerechter Leitfaden über Praktika ersetzen. Praktika müssten auf drei vorliege. In dem Leitfaden werde beschrieben, Monate begrenzt und mit mindes- wie gute Praktikanten-Verhältnisse ausgestaltet tens 300 Euro pro Monat vergütet sein sollen. Man finde dort Musterverträge. werden. Volontariate und ähnliche Einen wertvollen Teil des Leitfadens stellten Berufseinstiegsprogramme müss- insbesondere diejenigen Abschnitte dar, die ten mit mindestens 7,50 Euro pro sich mit Sozialversicherungsfragen befassen. Stunde vergütet werden. Daher sei der Leitfaden für Arbeitgeber und Praktikanten besonders wertvoll. Der Leitfa- (Leitakte mit 5 Mehrfach- den wird vom BMAS als Broschüre vertrieben petitionen) und im Internet angeboten.

– öffentliche Petition – Betreff: Gesetzliche Renten- 29. Juni 2006 2012 versicherung Negativ

Anliegen: Mit der Petition wird Das Bundesministerium für Arbeit und Sozia- die Feststellung von Zeiten der les (BMAS) teilte mit, dass es nach ausführ- Zugehörigkeit zur Zusatzversor- licher Prüfung keine Möglichkeit sieht, dem gung der technischen Intelligenz Petenten einen Anspruch auf Feststellung von begehrt. Zeiten nach dem Anwartschaftsüberführungs- gesetz zu ermöglichen.

Statistiken 132 133 Vorsitzende stellvertretender Vorsitzender

Kersten Steinke, Die Linke. Gero Storjohann, CDU/CSU

Fraktion ordentliche Mitglieder stellvertretende Mitglieder

CDU / CSU Günter Baumann (Obmann) Dr. Reinhard Brandl Siegfried Kauder Dr. Thomas Wolfgang Feist Paul Lehrieder Dr. Michael Fuchs Patricia Lips Alexander Funk Hans-Georg von der Marwitz Ingo Gädechens Dr. Stefan Kaufmann Gero Storjohann (stellv. Vorsitzender) Ulrich Lange Stefanie Vogelsang Sabine Katharina Weiss Karl Schiewerling

SPD Michael Peter Groß Klaus Hagemann (Obmann) Manfred Nink Steffen-Claudio Lemme Marlene Rupprecht Ottmar Schreiner Axel Schäfer Stefan Schwartze Silvia Schmidt Sonja Amalie Steffen

FDP Hans-Werner Ehrenberg Holger Krestel Dr. Christel Happach-Kasan Dr. Peter Röhlinger (Obmann) Jörg von Polheim Manfred Todtenhausen

Die Linke. Ingrid Remmers (Obfrau) Kersten Steinke (Vorsitzende) Matthias W. Birkwald Sabine Ursula Stüber Dr.

Bündnis 90/ Memet Kiliç (Obmann) Die Grünen Dr. Hermann E. Ott Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn Josef Philip Winkler

Organisationsplan des Ausschussdienstes

Die Mitglieder des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages

134 135

Deutscher Bundestag Bayern Brandenburg Hamburg Petitionsausschuss Bayerischer Landtag Platz der Republik 1 Ausschuss für Eingaben Landtag Brandenburg Eingabenausschuss 11011 Berlin und Beschwerden Petitionsausschuss der Hamburgischen T (030) 227-35257 Maximilianeum Am Havelblick 8 Bürgerschaft Vorsitzende 81627 München 14473 Potsdam Schmiedestraße 2 Kersten Steinke (Die Linke.) T (089) 4126-2227 T (0331) 966-1135 20095 Hamburg Vertreter Vorsitzender Vorsitzende T (040) 42831-1324 Gero Storjohann (CDU/CSU) Hans Joachim Werner (SPD) Bettina Forunato (Die Linke.) Vorsitzende Vertreterin Vertreter Silke Vogt-Deppe (SPD) Baden-Württemberg Sylvia Stierstorfer (CSU) Henryk Wichmann(CDU) Schriftführerin Martina Kaesbach (FDP) Landtag von Berlin Bremen Baden-Württemberg Hessen Petitionsausschuss Abgeordnetenhaus Bremische Bürgerschaft Haus des Landtags von Berlin Petitionsausschuss Hessischer Landtag Konrad-Adenauer-Straße 3 Petitionsausschuss Haus der Bürgerschaft Petitionsausschuss 70173 Stuttgart Niederkirchner Straße 5 Am Markt 20 Schloßplatz 1–3 T (0711) 2063-525 10111 Berlin 28195 Bremen 65183 Wiesbaden Vorsitzende T (030) 2325-1470 T (0421) 361-12353 T (0611) 350-231 Beate Böhlen Vorsitzender Vorsitzende Vorsitzende (Bündnis 90/Die Grünen) Andreas Kugler (SPD) (CDU) Barbara Cárdenas (Die Linke.) Vertreter Vertreterin Vertreter Vertreter Norbert Beck (CDU) Monika Thamm (CDU) Manfred Oppermann (SPD) Wilhelm Reuscher (FDP)

Petitionsausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland

136 137

Rheinland-Pfalz

Landtag Rheinland-Pfalz Petitionsausschuss Deutschhausplatz 12 55116 Mainz T (06131) 208-2552 Sachsen Niedersachsen Vorsitzender Peter Wilhelm Dröscher Sächsischer Landtag Niedersächsischer Landtag (SPD) Petitionsausschuss Mecklenburg-Vorpommern Petitionsausschuss Vertreter Bernhard-von-Lindenau- Schleswig-Holstein H.-W.-Kopf-Platz 1 Thomas Günther (CDU) Platz 1 Landtag Mecklenburg- 30159 Hannover 01067 Dresden Schleswig-Holsteinischer Thüringen Vorpommern T (0511) 3030-2152 Bürgerbeauftragter des T (0351) 4935-215 Landtag Petitionsausschuss Vorsitzender Landes Rheinland-Pfalz Vorsitzender Petitionsausschuss Thüringer Landtag Schloss, Lennéstraße 1 Klaus Krumfuß (CDU) Dieter Burgard Tino Günther (FDP) Düsternbrooker Weg 70 Petitionsausschuss 19053 Schwerin Vertreter Kaiserstr. 32 Vertreter 24105 Kiel Jürgen-Fuchs-Straße 1 T (0385) 525-1510 Ulrich Watermann (SPD) 55116 Mainz Lothar Bienst (CDU) T (0431) 988-1011 99096 Erfurt Vorsitzender T (06131) 28999-0 Vorsitzende T (0361) 377-2076 Manfred Dachner (SPD) Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt Uli König Vorsitzender Vertreterin Saarland (Piraten) Fritz Schröter (CDU) Barbara Borchardt Landtag Nordrhein- Landtag Sachsen-Anhalt Vertreter Vertreterin (Die Linke.) Westfalen Landtag des Saarlands Petitionsausschuss Volker Dornquast (CDU) Heidrun Sedlacik Petitionsausschuss Ausschuss für Eingaben Domplatz 6—9 (Die Linke.) Bürgerbeauftragter des Postfach 101143 Postfach 101833 39104 Magdeburg Bürgerbeauftragte für Landes Mecklenburg- 40002 Düsseldorf 66018 Saarbrücken T (0391) 560-1213 soziale Angelegenheiten des Bürgerbeauftragte des Vorpommern T (0211) 884-2143 T (0681) 5002-317 Vorsitzender Landes Schleswig-Holstein Freistaats Thüringen Matthias Crone Vorsitzende Vorsitzende Hans-Joachin Mewes Birgit Wille Silvia Liebaug Schlossstraße 1 Rita Klöpper (CDU) Heike Kugler (Die Linke.) (Die Linke.) Karolinenweg 1 Jürgen-Fuchs-Straße 1 19053 Schwerin Vertreter Vertreter Vertreter 24105 Kiel 99096 Erfurt T (0385) 525-2709 Inge Howe (SPD) N. N. Herbert Hartung (CDU) T (0431) 988-1240 T (0361) 377-1871

Petitionsausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland 138 139 Großbritannien

Dame Julie Mellor (UK Parliamentary and Health Service Ombudsman for England) Millbank Tower Dänemark Millbank GB-London Jørgen Steen Sørensen SW1P 4QP Europäisches Parlament (Folketingets Ombudsman) Nordirland Gammeltorv 22 England Tom Frawley Petitionsausschuss DK-1457 Kopenhagen Anne Seex, (Northern Ireland Rue Wiertz Jane Martin Ombudsman) B-1047 Brüssel Estland (Local Government Freepost BEL 1478 Vorsitzende Ombudsmen) GB-Belfast Erminia Mazzoni Allar Jöks PO Box 4771 BT1 6BR www.europarl.europa.eu (Chancellor of Justice) GB-Coventry Kohtu Street 8 CV4 0EH Irland Bürgerbeauftragte EE-15193 Tallinn Emily O´Reilly P. Nikiforos Diamandouros Wales (National Ombudsman) 1, Avenue du Président Finnland Peter Tyndall 18 Lower Leeson Street Robert Schuman (Public Services IRL-Dublin 2 CS 30403 Riitta-Leena Paunio Ombudsman) F-67001 Strasbourg Cedex (Parliamentary Ombudsman) 1 Ffordd yr Hen Gae Italien www.ombudsman.europa.eu Arkadiankatu 3 GB-Pencoed FI-00102 Helsinki CF35 5LJ Maria Grazia Vaccina (Vorsitzender der Belgien Frankreich Schottland italienischen Ombuds- Jim Martin vereinigung) Guido Schuermans, Jean-Paul Delevoye (Scottish Public (Difensore Civico) Catherine De Bruecker (Médiateur de la République) Services Ombudsman) Consiglio Regionale (Federal Ombudsmen) 7, Rue Saint-florentin 4 Melville Street della Valle d’Aosta Rue Ducale 43 F-75008 Paris GB-Edinburgh Via B. Festaz, 52 B-1000 Brüssel EH3 7NS IT-11100 Aosta

Verzeichnis der Ombudseinrichtungen und Petitionsausschüsse in der Europäischen Union und den Nachbarstaaten Deutschlands

Stand: Januar 2013

140 141 Malta Lettland Slowakische Republik Dr. Joseph Said Pullicino Juris Jansons (Ombudsman) Portugal Jana Dubovcová (Ombudsmann der 11, St Paul Street Ombudsmann Republik Lettland) MT-Valletta VLT 07 Alfredo José de Sousa (Kancelária verejného 25 Baznīcas Street (Provedor de Justiça) ochrancu práv) LV-1010 Riga Niederlande Rua Pau de Bandeira, 9 Nevädzová 5 Nail Atalay Alex Brenninkmeijer P-1249-088 Lissabon PO Box 1 Ungarn (1. Ombudsman) Litauen (Nationale Ombudsman) SK-82004 Bratislava 24 Feridun Önsav Bezuidenhoutseweg 151 Schweden Prof. Dr. Máté Szabó (2. Ombudsman) Romas Valentukevičius NL-2594 AG Den Haag Slowenien (Commissioner for Funda- 143, Bedrettin Demirel (Head of the Seimas Cecilia Nordenfelt mental Rights) Caddesi Ombudsmen Office of the Österreich (Chief Parliamentary Dr. Zdenka Čebašek-Travnik Prof. Dr. Ernö Kállai Kat 3—4 Lefkosa Republic of Lithuania) Ombudsman) Ombudsmann für (Deputy Commissioner Turkish Republic of Gedimino pr. 56 Dr. Peter Kostelka, Lars Lindström Menschenrechte Responsible for the Northern Cyprus LT-01110 Vilnius Dr. Gertrude Brinek, (Parliamentary Ombudsman) (Chef Ombudsmann) Protection of the Rights Mag. Terezija Stoisits Lilian Wiklund Dunajska Cesta 56 of Nationalities Living in Europäisches Luxemburg Volksanwaltschaft (Parliamentary Ombudsman) SI-1109 Ljubljana Hungary) Ombudsmann-Institut Singerstraße 17 Hans-Gunnar Axberger Dr. Sánder Fülöp Petitionsausschuss A-1015 Wien (Parliamentary Ombudsman) Spanien (Deputy Commissioner Dr. Burgi Volgger Camille Gira Riksdagens Ombudsmän – JO Responsible for the (Präsidentin) (Président de la Ausschuss für Petitionen Box 16327 María Luisa Cava de Llano Protection of the Interests Salurner Straße 4 Commission des Pétitions und Bürgerinitiativen S-10326 Stockholm y Carrió of Future Generation) A-6020 Innsbruck Chambre des Députés) Ursula Haubner (Obfrau) National Ombudsman Nádor u. 22 www.eoi.at 19, Rue du Marché-aux- Österreichisches Parlament Schweiz Calle Zurbano 42 H-1051 Budapest Herbes Dr.-Karl-Renner-Ring 3 E-28010 Madrid Internationales L-1728 Luxemburg A-1017 Wien Vorsitzender der Schweizer Zypern Ombudsmann-Institut Ombudsvereinigung Tschechische Republik Lydie Err Polen Mario Flückiger Paul Varvařovská Eliza Savvidou Generalsekretariat (Bürgerbeauftragte (Ombudsmann der Ombudsmann (Commissioner for c/o Austrian Ombudsman von Luxemburg) Prof. Dr. Irena Lipowicz Stadt Bern) (Kancelář veřejného Administration) Board 36, Rue du (Human Rights Defender) Junkerngasse 56 ochránce práv) Era House Singerstraße 17 Marché-aux-Herbes Aleja Solidarności 77 Postfach 537 Údolni 39 PSČ 602 00 2, Diagorou Street A-1015 Wien L-1728 Luxemburg PL-00-090 Warschau CH-3000 Bern 8 CZ-60200 Brünn CY-1097 Nikosia www.theioi.org

Verzeichnis der Ombudseinrichtungen und Petitionsausschüsse 142 143 Impressum

Herausgeber: Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit Koordination: Arite Rochlitz, Herbert Fleischhauer

Text: Gregor Mayntz Redaktionelle Beratung: Georgia Rauer Gestaltung: tristan schmitz, www.tristanschmitz.de Bundestagsadler: Urheber Prof. Ludwig Gies, Bearbeitung 2008 büro uebele, Stuttgart Fotos: S. 2, S.11, S. 13, S. 23, S. 47, S. 56, S. 64, S. 75, S. 77, S. 79, S. 83 Deutscher Bundestag/Arndt Oehmichen; S. 7, S. 9, S. 60, S. 63, S. 70, S. 109, S. 112 DBT/Werner Schüring; S. 14, S. 28, S. 32, S. 36, S. 44, S. 53, S. 58, S. 67, S. 69 DBT/Stephan Klonk; S. 17, S. 133 DBT/Edgar Zippel; S. 18, S. 54, S. 82, S. 86, S. 117 DBT/Marco Urban; S. 20 photothek/ Thomas Köhler; S. 35 DBT/Katrin Neuhauser; S. 38 DBT/studio kohlmeier; S. 40 DBT/ Marcus Zumbansen; S. 48 DBT/ideazione/Yvonne Fischer; S. 50 DBT/Lichtblick/Achim Melde; S. 89 DBT/ H. J. Müller; S. 91 spdfraktion.de; S. 93 FDP/photothek.net Fotoagentur; S. 95 Die Linke. im Bundestag/Dirk Dobiey; S. 97 Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion/S. Kaminski; S. 99 DBT/Anke Jacob; S. 106 DBT/Simone M. Neumann;

Grafiken: tristan schmitz, S. 123 Regelindis Westphal Grafik-Design Druck: Wachter GmbH & Co. KG

Stand: Juni 2013 © Deutscher Bundestag, Berlin Alle Rechte vorbehalten.

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