VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 21

Die Entwicklung einer Wiederansiedlungspopulation des Weißstorchs Ciconia ciconia in Rheinland-Pfalz und im Saarland

Michael Stoltz & Hans-Wolfgang Helb

Stoltz, M. & H.-W. Helb 2004: The development of a reintroduced population of White Storks Ciconia ciconia in the Rhineland- and Saarland. Vogelwelt 125: 21 – 39. In 1997, a group called “Aktion PfalzStorch e.V. Bornheim” started a reintroduction project to transfer project storks into Rhineland-Palatinate. In 2002, the stork population consisted of 32 breeding pairs there, with an additional breeding pair in the adjacent Saarland (Fig. 1; for the percentages of the various types in each year see Fig. 3). By 2003 the population had increased to a total of 37 breeding pairs. Some critics disapproved of the use of project storks for this purpose, claiming that they have inadequate fi tness and a poor ability to reproduce, as well as lacking a migratory drive and also being dependent on supplementary feeding. Furthermore it is feared that mating of project storks with wild storks could have a negative infl uence on the biorhythmicity and population genetics of wild stork stocks in the long term. On the example of the western Palatinate and the Saarpfalz-Kreis, we studied the migration of White Storks and the attractant effect of them on conspecifi cs (Fig. 4 and 5). It was possible to estimate a distance of c. 7 km over which the project storks had attracted conspecifi cs. Calculations in- dicated that the visual angle at which the migrating storks had detected their conspecifi cs was 30 seconds of arc. This value is discussed as evidence of the spatial visual ability of the White Stork. To investigate how the project storks would cope with life in the fi eld, the prey-capture activities of project storks were monitored (Fig. 6). In winter supplementary food was given to the project storks as needed. Observations showed that even in winter, at least on frost-free days, the project storks independently searched for food and found it. In mild winters they could survive without any supplemented food. Within the study area, some differences were found in the foraging of project and wild storks in summer (Fig. 7). Comparison of breeding-biology parameters among project pairs, wild pairs and mixed pairs provided the following results (Figs. 8–12): The egg-laying period of the project pairs started signifi cantly earlier than that of the wild and mixed pairs, but was still within the time span considered normal for the region’s population. Between the distributions of clutch size and the numbers of hatched and fl edged young no signifi cant difference was found for the three pair types. The difference between overall and partial breeding success was not signifi cant (Table 2). The latter parameters did not differ between the reintroduced population and the former population of the region (Table 3). It seems that the main reasons for the extinction of the former population were negative factors outside the breeding grounds. The juveniles produced by all three pair types migrated away from the breeding grounds at the usual time for the population of this area (Fig. 14). Furthermore, their arrival times were within the customary range (Fig. 15). On the basis of the present results and the interpretations of our fi ndings with reference to the relevant literature, no evidence can be found that the project storks introduced to the study region have a negative infl uence on wild stork populations.

Key words: White Stork Ciconia ciconia, reintroduction, demography, breeding success, at- traction to conspecifi cs, visual ability.

1. Einleitung In Rheinland-Pfalz starb der Weißstorch 1974 als paarweise im Freiland angesiedelt wurden. Diese sol- Brutvogel aus, im Saarland bereits 1966. Die „Aktion len im Freiland erfolgreich brüten und Wildstörche in PfalzStorch e.V. Bornheim“ startete 1997 ein Wieder- die Region locken, so dass sich langfristig wieder ein ansiedlungsprojekt (FELD 1999; DORNER 2000), bei selbsttragender Bestand entwickeln kann. Dafür setzt dem sog. Projektstörche (s. Terminologie unter 2.) sich der Verein unter dem Motto „Naturschutz mit dem 22 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

Storch“ besonders für den Erhalt und die Förderung Spanien, die anderen Paare stammten aus dem Elsass, von Wiesenlandschaften ein (POSTEL 2000). aus Lothringen, aus der Schweiz und sogar aus den Nie- Der Pionier von Weißstorch-Wiederansiedlungs- derlanden und Polen. Für den Bestandsanstieg in der projekten war der Schweizer Max BLOESCH (vgl. schleswig-holsteinischen Landschaft Stapelholm wies BLOESCH 1956, 1980). Viele der erst nach langer FIEDLER (1996) entgegen anders lautenden Behauptun- Gehegehaltung freigelassenen Projektstörche erwie- gen nach, dass der Zuzug nicht aus Kernpopulationen, sen sich aber nur als eingeschränkt tauglich für das sondern fast ausschließlich aus Schleswig-Holstein und Freiland (ENGGIST 2000). Das von der Aktion Pfalz- Niedersachsen stammt. Auch die von BÄSSLER et al. Storch durchgeführte Projekt orientiert sich nicht am (2000) angegebenen Ansiedlungen von Störchen in Schweizer Modell, sondern an den guten Erfahrungen Sachsen widersprechen der oben genannten These. aus Baden-Württemberg, wo die Ansiedlungsmethodik Falls die in den beiden ersten Thesen aufgeführten optimiert wurde (FELD 2000). Argumente gegenüber dem Einsatz von Projektstör- Der Einsatz von Projektstörchen für Wiederansied- chen zutreffen würden, könnte dies allerdings für die lungsprojekte ist umstritten, vor allem in Bezug auf die langfristige Etablierung einer Wiederansiedlungspo- in der Schweiz und später auch im Elsass praktizierte pulation negative Folgen haben. Ansiedlungsmethode (BAIRLEIN 1991). Die kritischen Unseres Wissens ist der Einsatz von Projektstör- Einwände basieren inhaltlich auf den drei folgenden chen und deren Auswirkung auf die Biologie einer sich Thesen: erst aufbauenden „Wiederansiedlungspopulation“ wis- senschaftlich noch nicht hinreichend vergleichend un- 1. Die Befürchtung, dass die freigelassenen Projekt- tersucht worden. BIBER et al. (2003) teilen mit, dass der störche die Wildpopulation genetisch negativ beein- Bruterfolg der Schweizer Wiederansiedlungspopula- fl ussen werden. LÖHMER (1996) erwartet als Folge tion im Vergleich zur ehemaligen Schweizer Population des Ausbringens von Projektstörchen gravierende sowie gegenüber anderen europäischen Populationen Einfl üsse wie Veränderungen im Biorhythmus und geringer ist. Da der Altersaufbau der Schweizer Wie- zitiert „weitere Beispiele für anthropogene Ein- deransiedlungspopulation Anzeichen einer Überalte- fl üsse auf die Biologie des Weißstorchs, wie die rung zeigt und man (noch) nicht weiß, wo und wie 70 % offensichtlich mangelnde Fitness in der Nutzung der beringten Schweizer Störche aus der Population des Nahrungsraumes und damit eine geringere Re- ausscheiden, sind nach BIBER et al. (2003) weitere produktivität (STRUWE & THOMSEN 1991)“. Auf- Untersuchungen nötig. Die Situation in der Schweiz grund hoher Verluste noch im Brutgebiet und beim muss aber auch aufgrund einiger Besonderheiten in Zug würden zu wenige Jungstörche zurückkehren, der Ansiedlungsmethodik und der überwiegenden Her- so dass Vermehrung und Auswilderung fortgesetzt kunft der ehemaligen Projektstörche aus Nordafrika werden müssen, wodurch neben Inzuchtphänome- sowie wegen der noch offenen Fragen zum Zug und nen auch das Zugverhalten späterer Nachkommen den Bedingungen in den Winterquartieren gegenüber verloren gehen kann (LÖHMER 1996). anderen Wiederansiedlungspopulationen gesondert 2. Die künstliche Ansiedlung von Projektstörchen be- betrachtet werden. dingt systematische Fütterungen (NABU 2001). In diesem Beitrag wird die bisherige Entwick- 3. Störche aus Gebieten mit hohen Bruterfolgen wan- lung des Wiederansiedlungsprojektes in Rheinland- dern in verwaiste Gebiete ab, wenn dort geeignete Pfalz und dem Saarland beschrieben. Anhand des Lebensräume vorhanden sind. Dadurch würden Vergleichs einiger brut- und verhaltensbiologischer Wiederansiedlungsprojekte unnötig, auch in Rhein- Parameter zwischen Projekt- und Wildstörchen bzw. land-Pfalz (THOMSEN et al. 2001). Dieser These den Brutpaar-Typen diskutieren wir die Eignung der liegt die Ansicht zugrunde, dass Störche aus sog. in dieser Region eingesetzten Projektstörche und die „Kernpopulationen“ wie in Osteuropa und Spanien möglichen Auswirkungen auf die Etablierung einer den Bestand von sog. Randpopulationen wie im Wiederansiedlungspopulation. Der Inhalt der Arbeit Gebiet von Frankreich, Deutschland und Nordwest- steht in Einklang mit den Forderungen der IUCN für europa stützen bzw. „verstärken“ (SCHULZ 1999). die Wiederansiedlung von Tierarten. Die unter 3. genannte These scheint allerdings nach bisheriger Datenlage nicht zuzutreffen bzw. die Chance 2. Material, Methoden und Terminologie auf eine spontane Besiedlung verwaister ehemaliger Storchengebiete wie der Pfalz durch Zuwanderung aus Die Nahrungssuche von angesiedelten Projektstörchen wurde stichprobenartig über das Jahr verteilt beobachtet (im Winter Kernregionen ist sehr gering, wie folgende Beispiele an frostfreien Tagen). Mit Hilfe eines Spektivs (Vergröße- belegen. Die seit 1978 existierende Brutpopulation in rung 20–45 x) wurde in 10-Minuten-Blöcken die Anzahl der der Charênte-Maritime ist nach BARBRAUD (2000) Beutefanghandlungen als Schnapp- und Schluckvorgänge nicht von der relativ nahen spanischen Kernpopulation registriert. Schnappbewegungen sind gezielte Fangversuche, beeinfl usst worden. Von 55 Paaren, deren Ringe abge- Schlucken ist der erfolgreiche Abschluss des Beuteerwerbs lesen werden konnten, stammte lediglich ein Paar aus mit stets nur einem einzelnen Beutetier. Die Schnappbe- VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 23 wegungen wurden direkt gezählt und die Schluckvorgänge Projektpaar: Beide Nestpartner sind Projektstörche. In mittels eines Handzählers registriert. Vergleichsdaten von Rheinland-Pfalz wurden alle Projektstörche paarweise gezielt Wildstörchen wurden im selben Zeitraum und Untersu- an einem ausgesuchten Standort angesiedelt. chungsgebiet erhoben. Wildstörche: Weißstörche, die anhand der Ringdaten nach- Für die Auswertung zur Lockwirkung von Störchen auf weislich im Freiland ausgefl ogen sind und nicht durch eine Artgenossen haben wir nur Daten von Februar bis Juni be- Volierenhaltung beeinfl usst sind. Ebenso werden unberingte rücksichtigt. Für Anlockversuche mit einem „Plastikstorch“ Störche, die ein für die spezifi sche Population übliches Zug- wurde ein naturgetreues Kunststoffmodell der Fa. „CARRY- verhalten bzw. Wegzugs- und Ankunftszeiten aufweisen, als LITE“ benutzt. Zur Ermittlung der Distanz der Lockwirkung Wildstörche bezeichnet. von Weißstörchen auf Artgenossen wurde die Flugbahn von Störchen über charakteristischen Stellen im Gelände abge- Wildpaar: Beide Nestpartner sind Wildstörche. schätzt und auf eine topographische Karte (1:25.000) proji- ziert. Bei Kenntnis der Flughöhe des segelnden Storchs kann Mischpaar: Nestpaar, das sich aus einem vom ursprüngli- nach der Trigonometrie seine Entfernung zum lockenden chen Partner getrennten Projektstorch und einem Wildstorch Projektstorch als „Hypotenuse“ berechnet werden. Diese Hy- zusammensetzt. potenusen-Strecke ist länger als die auf die Karte projizierte Abzugszeit: Jungstörche verlassen ihr Brutgebiet und vaga- Strecke (Kathete). Da die Flugbahn aber nur geschätzt wurde, bundieren zunächst in der weiteren Umgebung umher, bevor legen wir der Berechnung zu den Distanzen nur die aus der sie sich auf den eigentlichen Wegzug begeben. Die Abzugs- Karte ermittelten Abstandswerte zum Standort der Lock- zeit ist das Datum, ab dem die Jungstörche nicht mehr im störche zugrunde. Die Vorgehensweise bei der Ermittlung Brutgebiet registriert werden. von Werten über das Sehvermögen des Weißstorchs erfolgt in der Diskussion unter 4.1. Ankunftszeit: Datum, ab dem ein vom Zug zurückgekehrter Die Daten zur Herkunft der Störche, zum Alter, zur Storch erstmals am Nest registriert wird. Bestandsentwicklung der Brutpaare sowie zu den Bruter- Abkürzungen: gebnissen wurden nach den uns zur Verfügung stehenden Folgende für Weißstorch-Populationsparameter übliche Ab- Berichten und Mitteilungen der „Aktion PfalzStorch e.V. kürzungen wurden benutzt: Bornheim“ ausgewertet. Die Angaben zum Alter der Störche HPa = Horstpaar allgemein: Storchenpaar, das ein Nest wäh- und die meisten statistischen Vergleiche beziehen sich, wenn rend der üblichen Brutzeit mindestens 4 Wochen besetzt. nicht anders angegeben, auf das Bezugsjahr 2002. Das Datum HPm = Brutpaar, das erfolgreich Junge aufgezogen hat. der Eiablage bzw. des Brutbeginns und des Schlüpfens der JZG = Gesamtzahl aller pro Jahr ausgefl ogenen Jungen eines Jungen wurde anhand von Verhaltensweisen wie Eirollbewe- HPa-Bestandes in einem defi nierten Gebiet. gungen und Partnerablösungen, durch Nestkontrollen sowie JZa, Gesamtbruterfolg = Durchschnittliche Anzahl Junge pro durch Nestkameras ermittelt. Paar HPa (JZG : HPa). Nach folgender Terminologie teilen wir die Weißstörche, JZm, Teilbruterfolg = Durchschnittliche Jungenzahl pro er- auch kurz als Störche bezeichnet, in zwei Kategorien bzw. folgreichem Paar HPm (JZG : HPm). drei Paartypen ein. Auswertung und Statistik Projektstörche: Störche, die paarweise im Rahmen des Wie- Zum Vergleich der registrierten Beutefanghandlungen von deransiedlungsprojektes im Freiland angesiedelt wurden. In Projekt- und Wildstörchen wurden Daten ausgewertet, die wir der Regel handelt es sich um ehemalige Pfl eglinge, die in auf vergleichbaren Wiesentypen (frische bis feuchte Wiesen der „Storchenscheune Bornheim“ bei Landau/Pfalz betreut mittlerer Standorte, Details s. STOLTZ & HELB 2004) und wurden und bei denen aufgrund einer vorangegangenen Vo- während vergleichbarer Tages- und Jahreszeiten gemessen lierenhaltung das Zugverhalten teilweise oder ganz erloschen hatten. Da sich die Projekt- und Wildstörche in ihren Jagdme- ist. Auch unberingte Störche, welche an einem Ansiedlungs- thoden grundsätzlich nicht unterschieden hatten, haben wir standort zugefl ogen sind und dort überwintern, ordnen wir die Daten nicht nach der Jagdmethode und den Beutetieren im Hinblick auf diese Eigenschaft den Projektstörchen zu, ausgewertet. obwohl auch bei Wildstörchen spontane Überwinterungen in In Fällen wie Verlust bzw. Tod eines Brutstorchs wurden Mitteleuropa dokumentiert sind. Die meisten der Projektstör- nach Möglichkeit die Eier bzw. die Jungen dem Nest ent- che verlassen regelmäßig ab dem Spätsommer ihr Brutrevier nommen, um sie einem anderen Brutpaar unterzulegen. Diese und überwintern, wie Beobachtungen ergaben, im benachbar- Maßnahmen sind in den uns zur Verfügung stehenden Listen ten Elsass zusammen mit den dort an Storchenzentren ver- und Berichten aufgeführt, so dass wir sie bei der Auswertung bleibenden Störchen. Die Rückkehr in die Brutgebiete erfolgt entsprechender brutbiologischer Daten ausklammern konn- bei diesen „teilziehenden“ Projektstörchen oft schon gegen ten. Zur Ermittlung des Gesamt- und Teilbruterfolges haben Mitte Januar bis Anfang Februar, früher als bei den erst nach wir die Anzahl der Paare HPa um diese betreffenden Paare Mitte Februar, meist ab März eintreffenden Wildstörchen. vermindert, um die Bruterfolge der verschiedenen Paartypen Einen an einem Ansiedlungsstandort zugefl ogenen unbering- untereinander sowie die Bruterfolge der Wiederansiedlungs- ten Weißstorch, welcher nach der Brutperiode abgewandert population mit den Bruterfolgen anderer Populationen ver- ist, aber relativ früh, d. h. bis zum 10. Febr. des Folgejahres gleichen zu können. Bei der Auswertung der Eiablagezeiten zurückkehrt, ordnen wir im Hinblick auf diese Eigenschaft wurden die Daten von Projektstörchen erst ab dem auf ihre ebenfalls den Projektstörchen zu. Dadurch wollen wir ver- Freilassung folgenden Jahr gewertet. Als angesiedelt haben meiden, dass Störche mit uns unbekannter Vorgeschichte wir ein Projektpaar bezeichnet, wenn es nach der Freilassung vorschnell als Wildstörche klassifi ziert werden. ein Nest bezog und zur Brut geschritten ist. 24 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

Um brutbiologische Datenreihen zwischen Projekt-, Wild- Projektstörche stammt aus den überlassenen Restbe- und Mischpaaren vergleichen zu können, wurden aus den ständen der ehemaligen Storchenstation Schwarzach jeweiligen Werten relative Häufi gkeiten ermittelt. Zur sta- im Odenwald/Baden-Württemberg (Tab. 1; Details tistischen Bearbeitung wurden überwiegend der U-Test von siehe auch FELD 1999). Zusätzliche Projektstörche WILCOXON, MANN & WHITNEY sowie zum Vergleich von kamen als Pfl eglinge nach Unfällen wie Leitungsan- Verteilungen der KOLMOGOROFF-SMIRNOV-Test benutzt und fl ug aus verschiedenen Nachbarregionen in die „Stor- die berechneten Prüfgrößen mit Tabellen in SACHS (1984) verglichen. chenscheune“ in Bornheim. Keiner der Projektstörche stammt aus einer Anlage, in der Störche gezielt zu Fort- 3. Ergebnisse pfl anzungszwecken gehalten werden. Seit 1999 siedelt die „Aktion PfalzStorch“ auch in der Westpfalz Störche 3.1. Beginn und Verlauf des Weißstorch-Wieder- an, um, wie bei der ehemaligen Teilpopulation westlich ansiedlungsprojekts von Vogesen und Pfälzerwald, eine Anbindung an die Vor Beginn des Wiederansiedlungsprojektes gab es in Storchenlebensräume im saarländischen Bliestal und in Rheinland-Pfalz nur vereinzelt Brutpaare. THOMSEN et Lothringen zu ermöglichen (STOLTZ & HELB 2000a). al. (2001) stellten daher die Frage, ob eine Besiedlung Das bislang einzige im Saarland brütende Projektpaar wegen des zurzeit starken Bestandsanstiegs der West- wird mit Unterstützung des saarländischen Umwelt- zieherpopulation nicht auch ohne ein Auswilderungs- ministeriums von der „AG Bliestalstörche“ betreut projekt stattgefunden hätte. Bei den vermeintlichen (STOLTZ & HELB 2000b). Abb. 1 gibt eine Übersicht Wildstörchen handelte es sich aber um ein aus dem über die im Jahr 2003 insgesamt 37 vorhandenen Brut- Elsass abgegebenes Projektpaar (W. FELD pers. Mitt.) paare in der Region. sowie um ein zugefl ogenes Paar aus dem nahegele- genen Mannheim, wo sich die größte innerstädtische 3.2. Die Entwicklung der Wiederansiedlungs- Weißstorchkolonie in Deutschland befi ndet (DORNER population 2002). Inzwischen sind auch weitere Störche aus dieser Abb. 2 zeigt die Entwicklung des Brutpaarbestandes Kolonie sowie aus der Brutkolonie von Wiesbaden- mit dem Anteil der pro Jahr angesiedelten Projektpaare. Schierstein (MOHR 2000; FELD & MOHR 2000) zum Im Bezugsjahr 2002 umfasste der Bestand 10 Projekt- Brüten auf die rheinland-pfälzische Rheinseite gefl o- paare, 13 Wildpaare und 10 Mischpaare. Die Wildstör- gen. Im weiteren Hinterland bzw. abseits von beste- che sind überwiegend aufgrund der Lockwirkung der henden Brutplätzen hatten sich jedoch keine Störche angesiedelten Projektpaare zugefl ogen, auch in relativ angesiedelt. abgelegenen Gebieten. Die ersten Projektpaare für die Pfalz wurden aus Von den in Tab. 1 angegebenen 36 Wildstörchen dem zuvor abgeschlossenen Auswilderungsprojekt war nur etwa die Hälfte beringt. Der größte Teil dieser von Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt und Störche stammt aus dem benachbarten Elsass. Drei ab 1997 in der pfälzischen Oberrheinebene angesiedelt, der Wildstörche waren zurückgekehrte Nachkommen um eine Anbindung an die bestehenden Bestände der pfälzischer Brutstörche. Die entferntesten Geburtsor- Nachbarregionen zu gewährleisten. Der größte Teil der te der zugewanderten beringten Wildstörche waren Sempach in der Schweiz und Salem am Bodensee. Tab. 1: Herkunftsregionen der im Jahr 2002 in Rheinland-Pfalz und dem Saarland Alle zugefl ogenen Wildstör- brütenden Projekt- und Wildstörche (HPa = 33). – Origin of the project and wild storks breeding in Rhineland Palatinate and the Saarland in 2002. che haben sich im weiteren Umfeld der angesiedelten Herkunftsregion – origin Anzahl Projektstörche Anzahl Wildstörche Projektpaare angesiedelt. no. project storks no. wild storks Der Anteil der Projektpaare (n = 30) (n = 36) nahm zugunsten von sich Rheinland-Pfalz 2 3 ansiedelnden Wildstörchen ab (Abb. 3), seit 1999 traten Baden-Württemberg 15 10 auch Mischpaare auf. Wahrscheinlich Baden-Würt- Die Altersstruktur der temberg – probably BW 5 Brutpaare haben wir im Hessen 0 2 Bezugsjahr 2002 anhand von insgesamt 15 Paaren Elsass – Alsace 3 3 ermittelt, von denen bei Wahrscheinlich Elsass – beiden Paarpartnern aus probably Alsace 2 den Ringdaten das Ge- Schweiz – Switzerland 2 1 burtsjahr bekannt war: Bei Unbekannt – unknown 1 17 sieben Projektpaaren betrug das Durchschnittsalter 8,8 ± VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 25

Mainz

0 20 km Brutpaar 2003 breeding pair 2003 (n = 37)

Neustadt a.d.W.

Saarbrücken Pfälzerwald

Vosges du Nord

Abb. 1: Ausschnitt von Rheinland-Pfalz und Saarland (kleine Karte) mit Lage der Weißstorch-Ansiedlungsstandorte im Jahr 2003 (Kartenquelle: CD-ROM-Ausgabe der digitalen Karten des Landesvermessungsamtes Rheinland-Pfalz, Koblenz, Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen, Saarbrücken). – Section of Rhineland-Palatinate and Saarland (small map) showing sites of White Stork reintroduction and resettlement in the year 2003 (Map sour- ce: CD-ROM edition of the digital maps produced by the governmental surveying agencies Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz and Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen, Saarbrücken). Red points: breeding pairs 2003.

5,4 Jahre, bei sieben Wildpaaren 3,7 ± 1,4 Jahre sowie 3.3. Beobachtungen zur Lockwirkung von bei einem Mischpaar 6,5 Jahre. Das älteste erfolgreich Weißstörchen auf Artgenossen und zur brütende Projektpaar (Männchen 23 Jahre, Weibchen Lockdistanz 12 Jahre alt) wurde 1999 in der Westpfalz angesiedelt Am Beispiel der Region Westpfalz und Saarpfalz-Kreis und hat seitdem stets erfolgreich gebrütet. Bei den drei (vgl. Abb. 1 westlich des Pfälzerwaldes) beschreiben jüngsten Brutpaaren waren die Paarpartner zwei- und wir im Folgenden Beobachtungen zur Lockwirkung dreijährig, zwei- und fünfjährig sowie drei- und zwei- von Weißstörchen auf Artgenossen. In dieser Region jährig. Dass die Projektstörche signifi kant älter als die gab es im Jahr 2002 fünf Ansiedlungen. Die ersten Wildstörche sind (p = 0,001, U-Test), ist damit zu er- beiden angesiedelten Projektpaare brüteten 1999 und klären, dass die Projektstörche vor ihrer Ansiedlung ein bis heute regelmäßig. 2001 wurde ein drittes sowie oder mehrere Jahre in Haltung waren. Die Wildstörche 2002 ein viertes Projektpaar angesiedelt und ein fünf- sind deswegen so relativ jung, weil sie als Erstbrüter tes bis zur Freilassung 2003 vorübergehend in einer zugefl ogen waren. Voliere betreut. Im Jahr 2002 brütete auch erstmals ein 26 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

40 Summe aller freilebenden Paare pro Jahr 55 sum of all free living pairs per year 50 (n = 331) 35 Pro Jahr neu angesiedelte Projektpaare (n = 21) 45 new project stork pairs per year (n = 21) 30 40 35 25 number of storks 30 number of pairs 20 25 15 20 15 10 10 Anzahl Paare –

5 Anzahl Störche – 5 0 0 1 2 1122222111 1111222 2 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Jahr – year Abb. 4: Durchzug des Weißstorchs im Gebiet der West- Abb. 2: Entwicklung des Weißstorch-Brutpaarbestandes in pfalz und des Saarpfalz-Kreises der Jahre 2000 (n = 86), Rheinland-Pfalz und Saarland seit Beginn des Wiederansied- 2001 (n = 158) und 2002 (n = 87). Dargestellt sind jeweils lungsprojektes 1997. Vor 1997 kamen Störche in Rheinland- die mittleren Werte von halben Monaten mit größtem und Pfalz nur vereinzelt in der Nachbarschaft von südhessischen kleinstem Wert. – Migration of the White Stork, recorded und nordbadischen Storchenansiedlungen vor. Im Saarland in the area of the western Palatinate and the Saarpfalz- brütet seit 1998 nur ein Storchenpaar. – Development of the Kreis during the years 2000 (n = 86), 2001 (n = 158) and population of White Stork breeding pairs in the Rheinland-Pa- 2002 (n = 87). The means of half-month values as well latinate and Saarland from the beginning of the reintroduction as the largest and smallest values are shown. project in 1997. Prior to 1997 only occasional, single storks were present in Rhineland-Palatinate, near the stork colonies that had been established in southern Hessen and northern Verweildauer der meist in kleinen Gruppen von drei Baden. In the Saarland, since 1998 only one pair of storks bis fünf, einmal auch neun ziehenden Störchen war has been breeding. meist kurz bzw. es handelte sich um ein Überfl iegen der Nester. Nur einige Wildstörche rasteten länger Wildpaar in der Westpfalz, welches von den Projekt- als einen Tag. Abgesehen von dem zur Brut geschrit- störchen in der Voliere angelockt wurde. Auch an den tenen Wildpaar wurden noch zwei weitere Wildstörche anderen Ansiedlungsstandorten wurden Wildstörche im Jahr 2001 bzw. drei im Jahr 2002 jeweils bis zum angelockt. Sommer registriert. Von den im Frühjahr 2002 ange- Zur Beurteilung der potenziellen bzw. zahlenmä- lockten Wildstörchen stammten nach den Ringdaten ßigen Lockwirkung von Projektstörchen auf vorbei- zwei aus dem Elsaß, einer aus dem Bodenseegebiet ziehende Wildstörche haben wir zunächst den Weiß- sowie einer aus Landau in der Pfalz. Im Zeitraum von storchzug in dieser Region in den Jahren von 2000 2000 bis 2002 wurden von den Projektstörchen im bis 2002 dargestellt (Abb. 4). Die starke Streuung der Gebiet Westpfalz und Saarpfalz-Kreis jeweils wäh- Werte ist neben evtl. variierender Anzahl von Durch- rend des Frühjahrszuges insgesamt 100 Wildstörche ziehern vor allem auf die Beobachtungsintensität und angelockt (Abb. 5). Das sind in Bezug zu den in Abb. Bedingungen wie die Zughöhe zurückzuführen. Die 4 registrierten 331 Wildstörchen Anteile von rund 30 % bzw. im Falle von unbemerkt wiederholt regist- Projektpaare Wildpaare Mischpaare rierten „Übersommerern“, die wir aus den Daten % project stork pairs wild stork pairs mixed pairs 80 aber soweit als möglich ausgeklammert haben, 70 von etwas unter 30 %. 60 Bei insgesamt drei Beobachtungen konnten wir percentage 50 eine Distanz der Lockwirkung von Weißstörchen 40 auf Artgenossen ermitteln. In einem günstigen Fall 30 konnte mittels Landmarken eine deutlich abwei- 20 chende Kursänderung von drei Störchen von ihrer 10 ursprünglichen Flugbahn hin zu einem Projektpaar

Relative Häufigkeit – 0 registriert werden. Die Distanz ab der Kursände- 1997 1998 1999 2000 2001 2002 rung bis zum die Lockwirkung auslösenden Pro- Jahr – year jektstorch betrug mindestens 7 km. In zwei weite- Abb. 3: Entwicklung des Brutpaarbestandes aus Projektstör- ren Fällen wurden zwei Projektstörche unabhängig chen und zugewanderten Wildstörchen. Prozentuale Anteile der voneinander jeweils von anderen Projektstörchen Paartypen von 1997 bis 2002 auf Grundlage der Bestandsanga- ben von Abb. 2. – Development of the stocks of breeding pairs angelockt, die sich noch in einer Voliere befanden. comprising project storks and wild storks that have immigrated. Die Anlock-Distanz betrug jeweils mindestens Percentages of the various types of pairs from 1997 to 2002, 6 km, liegt also in einem ähnlichen Größenbereich based on the population data illustrated in Fig. 2. wie zuvor. Aus den ermittelten Distanzwerten lässt VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 27

40 Projektpaare – project pairs mer wurden hauptsächlich Insekten, insbesondere 36 Angelockte Wildstörche (n = 100) Heuschrecken erbeutet. Von adulten Amphibien attracted wild storks 32 konnten im Untersuchungsgebiet bei Projekt- und 28 Wildstörchen bislang nur vereinzelt Grasfrösche 24 als Beute festgestellt werden (einen erbeuteten number 20 Grünfrosch ließ der betreffende Projektstorch 16 im Teich liegen). Bei der Möglichkeit Mäuse zu 12 Anzahl – fangen, ignorierten die Störche andere Beute. Die 8 Projektstörche suchten auch während der Winter- 4 monate nach Nahrung (Abb. 6). Die große Streu- 0 ung der Werte kommt dadurch zustande, dass die 2000 2001 2002 Störche unterschiedlich große Beute fangen und Jahr – year verschiedene Jagdmethoden anwenden (vgl. z. B. Abb. 5: Von 2000 bis 2002 vorhandener Bestand an Projekt- BÖHNING-GAESE 1992). paaren in der Westpfalz und im Saarpfalz-Kreis sowie die regis- Bei sieben Wildstörchen konnten wir auf ver- trierte Anzahl der jeweils während der Frühjahrszugperiode von gleichbaren und teils identischen Wiesentypen im diesen angelockten Wildstörche. – Development of the stock of Zeitraum Juni bis August vergleichbare Messun- project pairs in the western Palatinate and the Saarpfalz-Kreis from 2000 to 2002 and the number of wild White Storks attracted gen zur Nahrungssuche vornehmen. Unter diesen during the spring migrations of 2000 to 2002 by reintroduced, befanden sich vier, die in der Region übersommert i.e. project storks. hatten, sowie drei während der Wegzugperiode ras- tende Störche. Der Weißstorch zeigt nach den Un- tersuchungen von BERTHOLD et al. (2001) während sich der Sehwinkel ermitteln, unter dem die angelockten der Wegzugperiode keine Hyperphagie, legt also keine Störche ihre am Boden befi ndlichen Artgenossen ge- Fettdepots wie andere Zugvögel an und nimmt wäh- sichtet haben. Aus diesen Werten können Hinweis auf rend der Rast in Mittel- und Osteuropa Nahrung nur zur das Sehvermögen des Weißstorchs abgeleitet werden Deckung des „normalen“ Unterhaltsbedarfs auf. Daher (s. Diskussion 4.1.). haben wir auch die während der Wegzugzeit an rasten- Auch Weißstorchattrappen aus Kunststoff können den Wildstörchen ermittelten Daten in die Auswertung eine Lockwirkung ausüben. Zwei freigelassene Pro- der Wildstorchdaten einbezogen. Zwischen den Daten jektpaare, die sich jeweils von den bereitgestellten der Wildstörche und den aus dem entsprechenden Zeit- Neststandorten zu entfernen drohten, konnten mit der raum stammenden Werten der Projektstörche besteht Attrappe zum Nest zurückgelockt werden. Wir schlagen beim Schnappen ein signifi kanter und beim Schlucken daher für künftige Ansiedlungsvorhaben vor, verstärkt ein schwach signifi kanter Unterschied (Abb. 7). Bei diese preiswerte und einfache Methode zu nutzen, um der Fangeffi zienz, dem Quotienten aus der registrier- Wildstörche an ein bereitgestelltes Storchennest zu . 120 locken. Hierdurch würde die Betreuung von Pro- Schnappen (n = 74) Schlucken (n = 76) jektstörchen entfallen. Diese Methode sollte aber snapping swallowing nur in Koordination mit dem betreffenden Wieder- 100 ansiedlungsprojekt und nur dort durchgeführt wer- 80 den, wo Störchen auch ein geeigneter Lebensraum zur Verfügung steht. 60 40 3.4. Zur Nahrungssuche von Projektstörchen und Vergleich mit der von Wildstörchen 20

Die meisten Projektstörche versorgen sich nach 0 ihrer Freilassung weitgehend selbstständig mit Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Nahrung. Die „Aktion PfalzStorch“ hat ihre Stor- Schnapp-/Schluckbewegungen pro 10 min. number of snapping/swallowing per 10 min (n) (3) (7) (8) (7) (13) (15) (11) (4) (6) chenbetreuer aufgefordert, eine Zufütterung nur bei Monate und (in Klammern) Anzahl der 10-min-Perioden months and (in brackets) numbers of 10-min-periods tatsächlich festgestelltem Bedarf bzw. in der nah- rungsarmen Winterzeit durchzuführen und dabei Abb. 6: Beutefanghandlungen (Schnappen, Schlucken) von ins- auf das notwendige Maß zu beschränken. gesamt acht Projektstörchen auf Wiesen mittlerer Standorte Bei acht Projektstörchen in der Westpfalz (feucht bis frisch) während verschiedener Jahreszeiten. Mittel- werte und bei n ≥ 4 Standardabweichungen (n = Anzahl der 10 und im Saarland haben wir die Nahrungssuche min-Perioden). – Prey-capture activities (snapping, swallowing) stichprobenartig während verschiedener Jahres- of a total of eight project storks on meadows in intermediate zeiten registriert. Von den Beutetieren hatten im habitats (moist to fresh) during various seasons of the year. Winterhalbjahr und im Frühjahr zahlenmäßig Means and, where n ≥ 4, standard deviations (n = numbers of Regenwürmer den größten Anteil. Im Hochsom- the 10 min-periods). 28 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

140 Projektstörche (8 Störche; n = 70) Wildstörche (7 Störche; n = 38) project storks (8 storks; n = 70) wild storks (7 storks; n = 38) der Paare sogar viermal miteinander gebrütet. 120 p = 0,035 p = 0,067 Bei den Misch- und Wildpaaren fällt

100 die Ablage des ersten Eies am häufi gs- ten in die erste bzw. erste und zweite 80 Aprildekade, bei den Projektpaaren wurde dagegen das erste Ei signifi kant 60 früher, am häufi gsten bereits in der

40 dritten Märzdekade gelegt (Abb. 9). Zwischen den Verteilungen der Ge- 20 legegröße (Abb. 10) bestehen keine

Schnapp-/Schluckbewegungen pro 10 min. number of snapping/swallowing per 10 min. signifi kanten Unterschiede. Entspre- 0 chendes gilt auch für die Verteilungen Schnappen – snapping Schlucken – swallowing der Anzahl geschlüpfter Jungstörche Abb. 7: Mittelwerte und Standardabweichungen von Beutefanghandlun- (Abb. 11) und der Anzahl ausgefl oge- gen (Schnappen, Schlucken) bei Projekt- und Wildstörchen auf jeweils ver- ner Jungvögel (Abb. 12). gleichbaren Wiesenfl ächen sowie jeweils von Juni bis August. Die Daten der Aus den jeweiligen Bruterfolgen Projektstörche sind aus Abb. 6 (Juni–August) zusammengefasst. – Means lässt sich der Gesamt- und Teilbruter- and standard deviations of prey-capture activities (snapping, swallowing) of project and wild storks, each on comparable meadow areas and in each folg der einzelnen Paartypen ermitteln case during June-August. The data for the project storks are summarized (Tab. 2). Die Unterschiede zwischen from Fig. 6 (June–August). den Gesamtbruterfolgen (JZa) sowie zwischen den Teilbruterfolgen (JZm) ten Anzahl Schlucken und Schnappen, besteht kein der drei Paartypen sind nicht signifi - signifi kanter Unterschied zwischen den beobachteten kant. Für die nachfolgende Betrachtung fassen wir Projekt- und Wildstörchen (Mittelwerte: 0,623, n = 35 daher die JZa-Werte und JZm-Werte aus Tab. 2 zusam- bzw. 0,626, n = 19, p = 0,94; U-Test). men, um den Bruterfolg der gesamten „Wiederansied- lungspopulation“ mit dem der ehemaligen pfälzischen 3.5. Brutbiologische Vergleiche zwischen Projekt- Population zu vergleichen. paaren, Wildpaaren und Mischpaaren Nach der Verteilung der relativen Häufi gkeiten von 3.6. Vergleich des Bruterfolgs zwischen der Wie- Bruten der jeweils selben Paarpartner bei den drei Paar- deransiedlungspopulation und der ehema- typen (Abb. 8) haben in den genannten vier Jahren ligen pfälzischen Storchenpopulation unter den Wild- und Mischpaaren jeweils 60 % bzw. Im Jahr 1904 gab es in der Pfalz, zu der damals der heu- 78 % derselben Paarpartner einmal miteinander gebrü- tige Saarpfalz-Kreis des Saarlandes mit dem Bliestal tet, 30 % bzw. 22 % zweimal und 10 % der Wildpaare gehörte, noch mindestens 180 Weißstorch-Brutpaare dreimal. Unter den Projektpaaren hatten etwa 35 % (BERTRAM 1905). Über den Niedergang der pfälzi- schen Population liegen tabellarische Angaben vor (GROH & SISCHKA 1970; GROH et al. 1978). % 90 Projektpaare – project pairs (n = 14) Nach einem ersten signifi kanten Rückgang des Bestandes zwischen 1904 und 1933 hielt sich der 80 Wildpaare – wild stork pairs (n = 20) 70 Bestand bis 1961 einigermaßen stabil, bevor er Mischpaare – mixed pairs (n = 18] 60 ab 1962 schließlich bis zum Erlöschen abnahm relative frequency 50 (Abb. 13 unten). Der signifi kante Unterschied 40 zwischen den Werten von 1961 und 1962 ist offen- 30 bar als Folge eines sogenannten „Störungsjahres“ 20 durch Faktoren außerhalb der Brutzeit zu erklä- 10 ren, da ein solch auffälliger Bestandsrückgang zu dieser Zeit in Baden-Württemberg und im Elsass

Relative Häufigkeit – 0 1234ebenfalls festzustellen ist (vgl. BAIRLEIN 1991). Anzahl Bruten – number of broods Aus den Tabellenangaben von GROH et al. (1978) Abb. 8: Relative Häufi gkeit der Anzahl Bruten jeweils identischer haben wir für den Zeitraum von 1948 bis 1973 Paare im Zeitraum 1999 bis 2002. Der jeweilige Unterschied den Gesamt- sowie den Teilbruterfolg ermittelt zwischen den Verteilungen ist nicht signifi kant (p > 0,05; KOL- (Abb. 13 oben). MOGOROFF-SMIRNOV-Test). – Relative freqency of the number Zur Beurteilung des Bruterfolgs der Wieder- of broods produced by identical pairs from 1999 to 2002. In no ansiedlungspopulation haben wir die zusammen- case is the difference between the distributions signifi cant (p > gefassten Gesamt- und Teilbruterfolge, ergänzt 0.05; KOLMOGOROFF-SMIRNOV test). um den Wert von 2003, mit den entsprechenden VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 29

% 40 Projektpaare – project pairs (n = 30) 35 Wildpaare – wild stork pairs (n = 22) Abb. 9: Jahreszeitliche Verteilung der Ablage 30 Mischpaare – mixed pairs (n = 20) des jeweils ersten Eies bei den drei aufgeführten 25 Paartypen pro Monatsdekade (Daten aus 1999 bis 2002). Der Unterschied zwischen Projekt- und Wild- 20 störchen bzw. zwischen Projektstörchen und Misch- 15 relative frequency paaren ist signifi kant (p = 0,001 bzw. p = 0,007; Häufigkeit Relative 10 U-Test). – Seasonal distribution of the time when the fi rst egg is laid, for each of the three pair types, 5 by ten-day periods (data from 1999 to 2002). Differ- 0 ences between project and wild storks and between 23123123 project storks and mixed pairs are signifi cant (p = März April Mai 0.001 and p = 0.007, respectively; U-test). Monatsdekade – ten day-period

% Projektpaare (Mittelwert = 4,6 ± 0,7 Eier; n = 35) 100 project pairs (mean = 4.6 ± 0.7 eggs; n = 35) 90 Wildpaare (Mittelwert = 4,2 ± 0,9 Eier; n = 27) wild stork pairs (mean = 4.2 ± 0.9 eggs; n = 27) 80 Mischpaare (Mittelwert = 3,9 ± 1,1 Eier; n = 20) 70 mixed pairs (mean 0 3.9 ± 1.1 eggs; n = 20)

Abb. 10: Relative Häufi gkeitsverteilung der Gele- relative frequency 60 gegröße bei den drei Paartypen (Daten aus 1999 50 bis 2002). Der jeweilige Unterschied zwischen den 40 Verteilungen ist nicht signifi kant (p > 0,05; KOL- 30 MOGOROFF-SMIRNOV-Test). – Relative frequency 20 distribution of clutch size for the three pair types 10

(data from 1999 to 2002). In no case is the differ- Relative Häufigkeit – 0 ence between the distributions signifi cant (p > 0.05; 23456 KOLMOGOROFF-SMIRNOV test). Gelegegröße – clutch size

Projektpaare (Mittelwert = 3,8 ± 1,1 Junge; n = 33) project pairs (mean = 3.8 ± 1.1 young; n = 33) % Wildpaare (Mittelwert = 3,4 ± 1,3 Junge; n = 26) 70 wild stork pairs (mean = 3.4 ± 1.3 young; n = 26) 60 Mischpaare (Mittelwert = 2,9 ± 1,6 Junge; n = 20) mixed pairs (mean = 2.9 ± 1.6 young; n = 20) Abb. 11: Relative Häufi gkeitsverteilung der Anzahl 50 geschlüpfter Jungen bei Projekt-, Wild- und Misch- relative frequency 40 paaren (Daten aus 1999 bis 2002). Der jeweilige Unterschied zwischen den Verteilungen ist nicht si- 30 gnifi kant (p > 0,05; KOLMOGOROFF-SMIRNOV-Test). 20 – Relative frequency distribution of the number of young hatched in project, wild and mixed pairs (data 10 from 1999 to 2002). In no case is the difference 0 Relative Häufigkeit – between the distributions signifi cant (p > 0.05; KOL- 0123456 MOGOROFF-SMIRNOV test). Anzahl geschlüpfter Junge – number of hatched young

Projektpaare (Mittelwert = 2,7 ± 1,4 Junge; n = 33) % project pairs (mean = 2.7 ± 1.4 young; n = 33) 70 Wildpaare (Mittelwert = 2,3 ± 1,3 Junge; n = 31) wild stork pairs (mean = 2.3 ± 1.3 young; n = 31) 60 Abb. 12: Verteilung der relativen Häufi gkeit der Mischpaare (Mittelwert = 2,0 ± 1,6 Junge; n = 19) Anzahl ausgefl ogener Jungen von Projekt-, Wild- 50 mixed pairs (mean = 2.0 ± 1.6 young; n = 19) und Mischpaaren (Daten aus 1999 bis 2002). Der relative frequency 40 jeweilige Unterschied zwischen den Verteilungen 30 ist nicht signifi kant (p > 0,05; KOLMOGOROFF-SMIR- NOV-Test). – Distribution of the relative frequency 20 of number of fl edged offspring of project, wild and mixed pairs (data from 1999 to 2002). In no case is 10

the difference between the distributions signifi cant Relative Häufigkeit – 0 (p > 0.05; KOLMOGOROFF-SMIRNOV test). 0123456 30 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

Tab. 2: Gesamtbruterfolg (JZa) sowie Teilbruterfolg (JZm) der Projekt-, Wild- und Mischpaare von 1999–2002. Unter- schiede zwischen den JZa-Werten bzw. zwischen den JZm-Werten sind nicht signifi kant (p > 0,05; U-Tests). – Overall (JZa) and partial breeding success (JZm) in the period 1999–2002 of the project, wild and mixed pairs. Differences between JZa values and between JZm values are not signifi cant (p > 0.05; U-tests).

Jahr – year Projektpaare – project pairs Wildpaare – wild pairs Mischpaare – mixed pairs Jza JZm JZa JZm JZa JZm 1999 3,00 3,00 1,80 3,00 2,00 2,00 2000 2,46 3,20 2,37 2,83 2,33 2,00 2001 3,66 3,14 1,77 2,55 1,89 2,67 2002 1,50 2,43 1,67 3,00 2,00 3,14 Mittelwert – mean 2,65 ± 0,91 2,94 ± 0,35 1,90 ± 0,32 2,84 ± 0,21 2,10 ± 0,19 2,45 ± 0,56

Gesamtbruterfolg (JZa) Teilbruterfolg (JZm) Werten der ehemaligen Population 5 overal breeding success partial breeding success aus dem willkürlich herausgegrif- 4,5 fenen Zeitraum während der relativ 4 stabilen Bestandsphase von 1951 3,5 bis 1957 aufgelistet (Tab. 3). Der 3 statistische Vergleich der Daten der 2,5 jeweiligen Gesamt- bzw. Teilbrut- 2 erfolge ergab keinen signifi kanten 1,5 Unterschied zwischen den Werten 1 beider Populationen. 0,5 3.7. Abzugszeiten der Jungstör-

Anzahl Junge pro Paar HPa bzw. HPm number of young per pair HPa or HPm 0 7 9 3 5 7 9 3 5 7 9 3 che und Ankunftszeiten von 194 194 1951 195 195 195 195 1961 196 196 196 196 1971 197 Rückkehrern Jahr – year 200 Zwischen den Verteilungen der re- 180 lativen Häufi gkeit der Abzugszeiten p < 0,001 der Jungstörche aller drei Paartypen 160 p < 0,05 besteht kein signifi kanter Unterschied 140 (Abb. 14). Bezüglich der zurzeit fest- 120 stellbaren, langsam ansteigenden 100 Rückkehrerrate von Jungstörchen 80 ist anzumerken, dass mit den ersten 60 Rückkehrern erst ab 1999 zu rechnen 40 war. Es ist auch damit zu rechnen, Anzahl Brutpaare (HPa) number of breeding pairs 20 dass sich wahrscheinlich ein nicht 0 unerheblicher Teil der jungen Rück- kehrer in den Nachbarregionen wie 1955 1967 1971 1949 1959 1961 1973 1969 1904 1933 1963 1965 1957 1951 1953 Elsass/Lothringen ansiedelt. Diese Jahr der Bestandserfassung – year of inventory Gebiete werden von den heimziehen- Abb. 13: Unten: Entwicklung des Weißstorch-Bestandes in der Pfalz von 1904 den Störchen vor der Pfalz erreicht. bis zum letzten Brutpaar 1973 (nach BERTRAM 1905, GROH & SISCHKA 1970, Bis zum Jahr 2000 wurden die Stör- GROH et al. 1978). Von 1905 bis 1932 sowie von 1935 bis 1947 liegen keine che im Untersuchungsgebiet mit den Daten vor. Die Pfeile kennzeichnen signifi kante Unterschiede zwischen den HPa-Werten (χ2-Test). – Oben: Gesamt- und Teilbruterfolge von 1948 bis 1973 inzwischen veralteten und schwer (nach GROH et al. 1978). Die jeweiligen Unterschiede zwischen den Daten von ablesbaren Alu-Ringen beringt. Da- 1948–1961 und 1962–1973 sind nicht signifi kant (p > 0,05, U-Test). – Lower her trafen Rückmeldungen von Brut- graph, development of the White Stork stocks in the Palatinate from 1904 störchen aus Regionen außerhalb von until the last breeding pair was observed in 1973 (taken from BERTRAM 1905, Rheinland-Pfalz bislang spärlich und GROH & SISCHKA 1970, GROH et al. 1978). For the years from 1905 to 1932 verzögert ein, wie wir durch jüngste and from 1935 to 1947 no data are available. The arrows denote signifi cant differences between the HPa values (χ2-test). – Upper graph, overall and partial Informationen feststellten. breeding successes from 1948 to 1973 (data taken from GROH et al. 1978). In Abb. 15 zeigt die Verteilung der no case are the differences between the data from 1948–1961 and 1962–1973 Ankunftszeiten von insgesamt 14 signifi cant (p > 0.05, U-test). Störchen, bei denen wir die Ab- VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 31

Tab. 3: Vergleich der Gesamt- (JZa) und Teilbruterfolge (JZm) zwischen der Wiederansiedlungspopulation von 1997–2003 mit denen der ehemaligen Storchenpopulation der Pfalz während der Jahre 1951–1957. – Comparison of overall (JZa) and partial breeding success (JZm) between the reintroduced population in the period 1997–2003 and that of the former stork population of the Palatinate during the years 1951–1957.

Jahr – year JZa JZa JZm JZm Wiederansiedlungs- Ehemalige Popula- Wiederansiedlungs- Ehemalige Popula- population – reintro- tion – former population – reintro- tion – former duced population population duced population population 1997 2,70 3,00 1951 2,97 3,13 1998 2,00 2,89 1952 2,81 3,33 1999 2,50 2,92 1953 2,28 2,78 2000 2,42 2,89 1954 2,02 2,93 2001 2,21 2,77 1955 2,36 2,84 2002 1,72 2,86 1956 2,37 2,75 2003 2,64 3,16 1957 3,08 3,22 Mittelwert – mean 2,31 ± 0,36 2,55 ± 0,39 2,93 ± 0,12 2,99 ± 0,23 U-Test n.s. (p = 0,342) n.s. (p = 0,873)

stammung von Projekt- und Wildpaaren zuord- nen konnten. Bei drei der Wildstörche ließ sich % anhand ihrer Stammdaten auch die Abstammung 60 Junge von Projektpaaren (n = 66) ihrer Elternvögel von Wildstörchen belegen. Von young of project pairs 50 Junge von Wildpaaren (n = 30) Abkömmlingen der Mischpaare lag uns erst ein young of wild stork pairs Ankunftsdatum vom 7. März 2002 vor. Unter 40 Junge von Mischpaaren (n = 18) den 14 Störchen befi ndet sich je ein von einem young of mixed pairs

Projekt- bzw. Wildpaar abstammender Storch, relative frequency 30 welche zweimal zurückkehrten, sowie ein von einem Projektpaar abstammender Storch, der 20 bislang fünfmal zu seinem Nest zurückkehrte. Bei den wiederholten Rückkehrern stellten wir 10 außerdem fest, dass die Ankunftszeit mit je- dem folgenden Jahr etwas früher einsetzte. Der – Relative Häufigkeit 0 2312312312 Storch, der bereits fünfmal zurückkehrte, kam Juli August September Oktober nach seiner ersten Rückkehr als Zweijähriger am Abzugszeiten (Monatsdekaden) – departure times (ten day-periods) 23. April 1999 in den folgenden Jahren am 15. April 2000, 27. März 2001, 14. März 2002 und Abb. 14: Verteilung der Abzugszeiten der Jungen von Projekt-, am 5. März 2003 in die Pfalz zurück. Ein von Wild- und Mischpaaren pro Monatsdekade (Daten aus 1999– einem Wildpaar abstammender Storch kam bei 2002). Der Unterschied zwischen den Verteilungen der Abzugs- zeiten ist nicht signifi kant (p > 0,05; KOLMOGOROFF-SMIRNOV-Test). seiner zweiten Rückkehr zu seinem Nest am 20. – Distribution of the times of departure for migration of the off- Febr. 2003 von allen bislang am frühesten an. spring of project, wild and mixed pairs, by ten-day periods (data Die Vorverlegung der Ankunftszeit von wieder- from 1999–2002). None of the differences between the distribu- holt zurückgekehrten Störchen kann durch deren tions of departure times is signifi cant (p > 0.05; KOLMOGOROFF- zunehmende Zugerfahrung erklärt werden. SMIRNOV test). 32 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

Ankunftszeiten von 4 Störchen, die von Projektpaaren abstammen (n = 8) Größenbereich des Menschen unter denselben arrival times of 4 storks descended from project stork pairs Versuchsbedingungen liegt (STOLTZ 1989). Die % Ankunftszeiten von 10 Störchen, die von Wildpaaren abstammen (n = 12) arrival times of 10 storks descended from wild stork pairs 40 vermeintlich bessere Sehschärfe beruht auf wei- 35 teren Eigenschaften des visuellen Systems die- 30 ser Vögel, wie ein gegenüber dem Menschen 25 höheres zeitliches Aufl ösungsvermögen und relative frequency 20 einer besseren Kontrastwahrnehmung. Diese 15 Feststellung trifft wahrscheinlich auch auf an- 10 dere Arten wie Störche zu. 5 Der Sehwinkel α ergibt sich aus tan α = d / 0 E [°] (Abb. 16). Als d legen wir den Wert der 23123123

Relative Häufigkeit – Körperlänge zugrunde, welche in der Literatur März Februar April mit 1,02 m angegeben wird. Durch Multiplika- Ankunftszeiten (Monatsdekaden) – arrival times (ten day-periods) tion mit 3600 erhält man den Sehwinkel in der Abb. 15: Verteilung der Ankunftszeiten von Störchen, die von Pro- Einheit Bogensekunden [‘‘]. Für die ermittelte jekt- bzw. von Wildpaaren abstammen, pro Monatsdekade (Daten Distanz von rund 7000 m aus der unter 3.3. ge- aus 1999–2002). Der Unterschied zwischen den Verteilungen ist schilderten Beobachtungen ergibt sich als Seh- nicht signifi kant (p > 0,05; U-Test). – Distribution of the arrival times winkel α ein Wert von rund 30 ‘‘. of storks descended from project pairs and those from wild pairs, Der hier ermittelte Sehwinkel, unter dem die by ten-day period (data from 1999–2002). The difference between Störche von Artgenossen angelockt wurden, the distributions is not signifi cant (p > 0.05; U-test). könnte also durchaus einen realistischen Hin- weis auf das Sehvermögen des Weißstorchs ge- 4. Diskussion ben. Bei einem Storch, der quer steht bzw. von 4.1. Hinweise zum Sehvermögen des Weißstorchs der Rückseite her gesehen wird, ist d kleiner als oben aus den beobachteten Anlock-Distanzen angenommen. In diesen Fällen zeigt sich aber auch ein mehr oder weniger V-förmiges geometrische Muster Ein Artgenosse ist für einen Weißstorch erst dann zu der beiden schwarzen Handfl ügel. Möglicherweise wird erkennen, wenn die Entfernung zu diesem höchstens dadurch die Sehschärfe sogar verbessert, weil sich dann so weit ist, dass seine Sehschärfe eine diesbezügliche im Vergleich zu einer Seitenansicht eine größere und visuelle Aufl ösung erlaubt. Der entsprechende Seh- für den Artgenossen charakteristische Kontrastfl äche winkel entspricht dann dem Sehschärfewinkel. Für die bietet. Bei fl iegenden Störchen könnte daher bei einer Ermittlung des Sehschärfewinkels gibt es verschiedene, Spannweite von bis zu 2,2 m die Distanz der Lock- teils nicht genau miteinander vergleichbare Verfahren wirkung auf Artgenossen sogar noch größer als der sowie verschiedene Rahmenbedingungen, wie die Ab- hängigkeit der Sehschärfe von der Beleuchtungsstärke d und von der Kontrastwahrnehmung (TRENDELENBURG 1961; CAMPELL & MAFFEI 1986). Physiologisch wird die Sehschärfe (d. h. der reziproke Wert des Sehschär- fewinkels) u. a. von der Dichte der „Zapfenzellen“ in der Netzhaut begrenzt. Sie ist in der Fovea, der Stel- le, auf welche das Abbild des Objektes beim Fixie- ren eingestellt wird, am höchsten. Frühere Angaben, d nach denen bei einigen diesbezüglich untersuchten Vogelarten wie Greifvögeln eine bis zu achtfach hö- E here Zapfendichte als beim Menschen vorkommen soll, E sind veraltet und mussten deutlich nach unten revi- diert werden (HUGHES 1977). PENZLIN (1996) führt α als kleinsten Sehschärfewinkel des Menschen den Wert 25 Bogensekunden [‘‘] an (der üblich genannte Wert α von 1 Bogenminute ist ein mit „Sehtafeln“ erhaltener durchschnittlicher Standardwert). Das bei Greifvögeln tan α 1/2 d 2 = häufi g genannte gute Sehvermögen ist in Bezug auf E d das rein räumliche Aufl ösungsvermögen (Minimum tan α = separabile) zumindest bei mittelgroßen Vögeln wahr- E d scheinlich nicht wesentlich besser als beim Menschen. Abb. 16: Skizze zur Ermittlung des Sehwinkels α.Weiteres So wurde z. B. beim Wespenbussard Pernis apivorus siehe Text. – Sketch showing how the visual angle α was ein Sehschärfewinkel von 37,5 [‘‘] gefunden, der im estimated. For more details see text. VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 33 angegebene Wert sein. Aus diesem guten räumlichen Zufütterung bei den Projektpaaren hierbei eine Rolle Aufl ösungsvermögen wird verständlich, warum auch spielte, ist der Arbeit von LAKEBERG (1995) nicht zu an abseits der traditionellen Rastgebiete gelegenen An- entnehmen. siedlungsstandorten wie in der Südwestpfalz relativ Die Projektstörche scheinen sich den jeweiligen viele durchziehende Weißstörche registriert wurden. Ansiedlungsstandorten gut anpassen zu können. Ein Großteil der in der Südpfalz befi ndlichen Projektstörche 4.2. Nahrungssuche der Projektstörche „entzieht“ sich regelmäßig der beabsichtigten winterli- Man könnte erwarten, dass die Beutefangaktivität der chen Zufütterung durch die Nestbetreuer, indem sie im Projektstörche im Winter aufgrund der Zufütterung Spätsommer ihr pfälzisches Brutgebiet verlassen und in deutlich absinkt. Dies ist nach Abb. 6 aber nicht der das mittlere und südliche Elsass abwandern, wo sie sich Fall. Diese Feststellung können wir durch die Beob- den dort an Storchenzentren betreuten elsässischen Pro- achtung eines Projektstorchs ergänzen, der im relativ jektstörchen anschließen. Das Abwandern dieser Pro- milden Winter 2000/2001 ohne jegliche Zufütterung jektstörche wird wahrscheinlich durch Faktoren in ihrer überwintert hatte. Umwelt begünstigt. So gibt es an einigen Stellen Wie- Bei gleicher Fangeffi zienz waren die Mittelwerte senbewässerungsprogramme, an denen sich regelmäßig der registrierten Beutefanghandlungen bei den Wild- viele Störche, darunter auch rastende Durchzieher, zur störchen höher als bei den Projektstörchen (Abb. 7). Nahrungssuche einfi nden (Mitt. Aktion PfalzStorch Dies könnte dadurch erklärbar sein, dass die rastenden 2001). Dadurch werden Truppbildung und damit das Wildstörche nach der vorausgegangenen Zugetappe Teilzugverhalten der Projektstörche begünstigt. Durch einen höheren Futterbedarf hatten als die energetisch das Überwintern im Elsaß wird die im Winter bei Bedarf weniger beanspruchten Projektstörche. Hierfür spricht, notwendige Zufütterung räumlich verlagert. Unseres dass die Schnapp-Werte der registrierten Raststörche Wissens existieren in Rheinland-Pfalz keine ganzjäh- höher liegen als die der vier Wildstörche, welche sich rigen bzw. systematisch unterhaltenen Futterstellen. im Sommer im Untersuchungsgebiet aufhielten. Auch Daher ist die in der Einleitung unter These 1 genannte ein sich selbst versorgender Projektstorch passt ja sein Gefahr einer künstlich zu großen Ansiedlungskonzen- Beutefangverhalten seinem aktuellen Energiebedarf an tration von Störchen gegenüber der Kapazität der pfäl- (vgl. Abb. 6). Da insgesamt nur eine geringe Stichpro- zischen Lebensräume nicht gegeben. benanzahl vorliegt, sollten die Daten aber als vorläufi g angesehen und entsprechend vorsichtig bewertet wer- 4.3. Brut- und populationsbiologische Aspekte den. Nach den Ergebnissen aus Abb. 8 bis 12 weisen die Pro- Bei der Beobachtung der Projekt- und Wildstörche jektpaare keine schlechteren brutbiologischen Daten ist uns zwischen deren sonstigem Nahrungssuchver- als die Wildpaare auf. Allerdings ist zu beachten, dass halten kein Unterschied aufgefallen. Auch BÖHNING- die Daten der Wildstörche durch den hohen Anteil an GAESE (1992) stellte zwischen der Nahrungsaufnahme eines Projekt- und Wildstorchenpaares in Ober- schwaben keinen signifi kanten Unterschied fest. Lediglich bei den Jagdmethoden beobachtete diese Autorin einen Unterschied, welchen sie auf das am Gebiet des betreffenden Projektpaares ungünstigere Angebot an Wiesen zurückführte und bemerkt, dass die Projektstörche darauf mit ei- nem anderen, aber angepassten Nahrungssuchverhalten reagier- ten. LAKEBERG (1995) maß u. a. die Zahl der täglichen Futterfl üge bei Projekt- und Wildstörchen. Er fand während der Bebrütungspha- se keinen Unterschied. Erst ab der ersten Hälfte der Jungenaufzucht steigerten die von ihm beobach- Zwei von vier erfolgreich aufgezogenen Jungstörchen eines Projektpaares, kurz teten Wildstörche ihre Futterfl üge vor der Beringung, 7.7.2003, Westpfalz. – Two out of four successfully raised deutlicher als die Projektstörche. storks of a project pair, immediately before ringing, July 2003, Western Palatinate. Eine Erklärung, ob evtl. eine Foto: H.-W. HELB. 34 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland noch unerfahrenen Erstbrütern beeinfl usst sein könn- fi ndet trotz des früheren Ausfl iegens nicht signifi kant ten. Der Hauptunterschied zwischen den drei Paartypen früher statt als bei den Jungen der beiden anderen Paar- liegt lediglich darin, dass die relative Häufi gkeit des typen (Abb. 14). Die genannten Abzugzeiten stimmen Brutbeginns der Projektpaare gegenüber den Wild- und mit den für das Oberrheingebiet üblichen Abzugszeiten Mischpaaren auf einen früheren Zeitraum verschoben junger Weißstörche überein (BAIRLEIN 1979). Wenn eine ist (Abb. 9). Dies könnte eine Folge der Anpassung der Veränderung der Biorhythmik auftreten und diese an die vor Ort überwinternden Projektpaare an die Jahresperi- Nachkommen vererbt werden würde, so müsste diese odik der Photoperiode sein, die zwischen Mitteleuropa Veränderung auch die Zeit des Heimzuges der Nach- und dem südlichen Winterquartier der Wildstörche un- kommen betreffen. Um früher Eier zu legen, müssten terschiedlich verläuft. die Störche auch entsprechend früher in das Brutgebiet Der Unterschied in der Eiablagezeit muss allerdings zurückkehren. Anhand der bislang noch relativ wenigen nicht bedeuten, dass die Projektpaare populationsunty- Rückkehrer rheinland-pfälzischer Jungstörche lässt sich pisch früh legen und diese Eigenschaft vererben, wo- diesbezüglich erst eine vorläufi ge Aussage treffen. Die durch langfristig die Biorhythmik der Wildpopulation ermittelten Ankunftszeiten der Wildstörche (Abb. 15) gefährdet werden könnte. Der Legebeginn ist regional liegen in der Zeitspanne der für das Oberrheingebiet verschieden und beginnt bei der Oberrheinpopulation üblichen Zeiten (vgl. BAIRLEIN 1981; BAUER & GLUTZ nach BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM (1987) ab Mitte VON BLOTZHEIM 1987). Auch der bei den Schweizer März. Daher fällt der Legebeginn bei den im Untersu- Projektstörchen und ihren Nachkommen ermittelte chungsgebiet angesiedelten Projektpaaren in die für die Jahreszyklus (JENNI et al. 1991) ist mit dem der Ober- Region übliche Zeitspanne. Bei den Mischpaaren hängt rheinpopulation bzw. mit dem der ehemaligen Schweizer der Brutbeginn naturgemäß vom Wildstorchpartner ab. Population vergleichbar. In Anbetracht der klimatischen Der festgestellte signifi kant spätere Legebeginn bei Änderungen ist zu erwarten, dass der Brutbeginn der den Wild- und Mischpaaren könnte in einigen Jahren Störche zukünftig generell früher eintreten wird (vgl. möglicherweise nicht mehr auftreten, da die Wildpaare PTASZYK et al. 2003). im Moment noch relativ jung sind und der Anteil an Über die physiologischen Grundlagen der Jahres- Erstbrütern noch hoch ist. Brutunerfahrene Störche bzw. periodik des Weißstorchs ist noch wenig bekannt. Bei Erstzieher kommen später vom Zug zurück als erfahre- anderen Zugvögeln ist der Zugtrieb nach BERTHOLD nere Individuen (vgl. Abschnitt 3.7.). Sollte es aber dabei (2000) genetisch determiniert und kann auch bei nicht bleiben, dass die Projektpaare früher als die Wild- und ziehenden Populationen schnell vererbt werden, was Mischpaare mit der Brut beginnen, kann daraus jedoch für eine entsprechende Plastizität bzw. Flexibilität in nicht gefolgert werden, sie würden diese Eigenschaft der Anpassungsfähigkeit von Zugvögeln spricht. Beim auch an die Nachkommen weitergeben. Hierfür sprechen Weißstorch ist das Zugverhalten offenbar komplexerer die Befunde über zwei jahresperiodische Ereignisse. Der Natur und wohl nicht ausschließlich genetisch fi xiert. Zeitpunkt des Abzugs der Jungen von Projektstörchen Dies lässt sich aus folgenden Feststellungen ableiten: Bei den Schweizer Projektstörchen, die überwiegend aus Nordafrika stammen, teils aber von sehr in- homogener Herkunft sind, ziehen die Nachkommen inzwischen in der gleichen Art und Weise wie die Störche der ehemaligen autoch- thonen Population (JENNI et al. 1991; SCHULZ & ENGGIST 2001). Auch die Nachkommen der Pro- jektstörche in Rheinland-Pfalz ziehen artgemäß, wie eine Reihe von Ringablesungen belegen, ver- bunden mit dem Hinweis, dass die Störche nach der Rast in Südspa- nien über die Straße von Gibraltar weitergefl ogen waren (GARCIA- SARASA 2000 sowie pers. Mitt. W. FELD zu Angaben über die gemeldeten Ringnummern). Drei von vier frisch beringten Jungstörchen eines Wildpaares, 12.6.2003, West- Der Großteil der zugefl oge- pfalz. – Three out of four ringed juvenile storks raised by a wild pair, June 2003, nen Wildstörche rekrutiert sich Western Palatinate. Foto: H.-W. HELB. sehr wahrscheinlich aus Nach- VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 35 kommen von Projektstörchen aus dem Elsass, der Schweiz und Baden-Württemberg. Es ist davon auszugehen, dass die gesamte Oberrheinpopulation unter ge- netischen Aspekten schon früher vielfältig „durchmischt“ war. So hatte man z. B. zwischen 1933 und 1936 zur Klärung des Storchen- zuges 754 aus ostpreußischen Nestern entnommene Jungstör- che im Rheinland frei ausfl iegen lassen sowie zusätzlich weitere 160 ostpreußische Jungstörche nach vorübergehender Haltung (NIETHAMMER 1963). Von die- sen gebietsfremden Störchen der Ostzieherpopulation gab es auch nach Jahren noch Nachweise in den westlichen Brutgebieten Zwei der inzwischen fl üggen jungen Wildstörche (auf dem Nest und kurz vorm Aufsetzen) vom vorherigen Foto sowie ein Elternvogel (kenntlich an der Gefi e- (NIETHAMMER 1963). Insgesamt dermauser). Die Altstörche sind Jahrgang 1999 bzw. 2000 und stammen aus betrachtet, können alle heute in der dem Elsass bzw. vom Bodensee. Sie wurden von Projektstörchen angelockt. Region festgestellten Wildstörche 9.7.2003, Westpfalz. – Two fl edged juveniles of the preceeding photo and one wahrscheinlich nicht als genetisch adault (moulting). The adults hatched in 1999 and 2000, respectively, and originate abgrenzbare „südwestdeutsche“ from Alsace and from Lake Constance. Both were attracted by project storks. July Population eingestuft werden. Der 2003, Western Palatinate. Foto: H.-W. HELB. Austausch von Genen unterschied- licher Herkunftsregion ist im gesamten Oberrheingebiet (vgl. Tab. 2). Der schlechtere Bruterfolg der Projektpaare und den Randbereichen inzwischen fortgeschritten, wie im Jahr 2002 ist auf die ungünstige Frühjahrswitterung das Beispiel einer lothringischen Storchenfamilie zeigt zurückzuführen. Die Wild- und Mischpaare waren davon (SCHIERER 2000). nicht so stark betroffen, da bei ihnen ein größerer Anteil Der Gesamtbruterfolg (JZa) der Wiederansiedlungs- später brütete (vgl. Abb. 9). Auch BERT & LORENZI population ist mit dem der ehemaligen pfälzischen Po- (1999) stellten im italienischen Piemont fest, dass der pulation vergleichbar (Tab. 3). Er unterscheidet sich auch nicht signifi kant (p = 0,39) von den entsprechenden Werten der Po- pulationen in ostdeutschen Bun- desländern in den Jahren 1997 bis 2000 (Mittelwerte JZa: 2,0 ± 0,4 in Brandenburg, 1,9 ± 0,4 in Sach- sen-Anhalt und 1,9 ± 0,4 in Meck- lenburg-Vorpommern; Daten nach NABU 1998–2001). Bei diesen Vergleichen sind jedoch die Wit- terungseinfl üsse unberücksichtigt geblieben. Ungünstige Witterung kann die Nestlingssterblichkeit erheblich erhöhen (LENZ & ZIM- MERMANN 1990) und im Falle auf- einanderfolgender Jahre zu einem negativen Trend der Bruterfolge führen. Der bisherige Verlauf der Ge- Flügger Jungstorch aus der Brut des zweiten Fotos, 9.7.2003, Westpfalz. Alle vier samt- und Teilbruterfolge der Pro- Jungstörche sind am 29.7.2003 aus dem Brutgebiet weggezogen. – Fledged juve- jekt-, Wild- und Mischpaare zeigte nile from the family shown in the preceeding photos, July 2003, Western Palatinate. keine signifi kanten Unterschiede The four juveniles left the breeding area on 29 July 2003. Foto: H.-W. HELB. 36 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland große Unterschied zwischen dem Bruterfolg von früh Zur Entscheidung, wo sich die für den Bestandsrück- und spät brütenden Paaren durch das ungünstigere Wet- gang der ehemaligen pfälzischen Storchenpopulation ter im Frühjahr bedingt war. relevanten Faktoren ausgewirkt haben, kann der jährli- Zur Frage, ob und in welchem Umfang Projektpaare che Bruterfolg herangezogen werden. Die Trends von während der Jungenaufzucht zugefüttert wurden und Gesamtbruterfolg (JZa) und Teilbruterfolg (JZm) der dies möglicherweise den Bruterfolg begünstigt hat, lie- ehemaligen pfälzischen Population waren von 1948 bis gen uns keine auswertbaren Angaben vor. Informationen 1973 negativ, jedoch nicht signifi kant (Abb. 13 oben). zu zwei Projektpaaren, wo teilweise bei Bedarf, aber Zudem wiesen beide Größen während der Niedergangs- nicht systematisch über die gesamte Brutzeit zugefüttert phase von 1962 bis 1973 größere Schwankungen auf. wurde, deuten aber daraufhin, dass sich die Bruterfolge Der JZm-Wert betrug im Mittel 2,75 ± 0,35 Junge pro gegenüber Projektpaaren ohne Zufütterung bzw. gegen- Brutpaar HPm. Ein JZm-Wert von mehr als 2,5 Jungen über Wildpaaren nicht unterscheiden. LAKEBERG (1995) pro erfolgreichem Paar HPm deutet auf gute bis sehr fand bei Nestlingen von zugefütterten Paaren signifi kant gute Lebensraumbedingungen hin, wie THOMSEN et al. höhere Körpermassen als bei nicht zugefütterten Paa- (2001) am Beispiel der Population in Mecklenburg-Vor- ren. Dieser Unterschied ist aber wahrscheinlich darauf pommern anführen. Dieses Kriterium trifft also auf die zurückzuführen, dass die ungünstigen Witterungen, die ehemalige pfälzische Population zu und außerdem auch auch eine außergewöhnlich hohe Nestlingssterblich- auf die heutige Wiederansiedlungspopulation im Gebiet keit während LAKEBERG‘S Untersuchungszeitraums Rheinland-Pfalz/Saarland (vgl. Tab. 3). bedingte, die nicht zugefütterten Paare am Aufsuchen Für den Gesamtbruterfolg wird der JZa-Wert von entfernter, nahrungsreicher Habitate beeinträchtigt hat- 2.0 als kritisches Maß für den Bestandserhalt angese- ten (LAKEBERG 1995). MORITZI et al. (2001a) stellten hen (BURNHAUSER 1983, zit. in THOMSEN et al. 2001). in der Schweiz nämlich keinen Unterschied in der Kör- Da es jährlich stärkere Schwankungen im Bruterfolg permasse zwischen Jungen von zugefütterten und nicht gab, vergleichen wir anstelle des langjährigen Trends zugefütterten Paaren fest. Nach BIBER et al. (2003) un- die Werte der beiden Zeitabschnitte von Abb. 13 (un- terscheidet sich auch der Gesamtbruterfolg (JZa) von ten) während der stabilen Bestandsphase von 1948 bis Schweizer Storchenpaaren mit regelmäßiger Zufütte- 1961 und der „Niedergangsphase“ von 1962 bis 1973. rung in Nestnähe nicht signifi kant gegenüber dem von Der durchschnittliche JZa-Wert der stabilen Bestands- Störchen ohne Zufütterung sowie gegenüber dem von Phase beträgt 2,42 ± 0,37, der JZm-Wert 2,89 ± 0,22. Gehegestörchen. Lediglich bei dem Teilbruterfolg waren Für die Niedergangsphase ergibt sich ein durchschnitt- die JZm-Werte zwischen den Jahren 1986 und 1995 bei licher JZa-Wert von 2,04 ± 0,44 sowie ein JZm-Wert den Störchen mit Zufütterung mit 2,48 ± 0,16 höher als von 2,64 ± 0,43. Die statistische Bearbeitung ergibt aber bei den Störchen ohne Zufütterung (JZm = 2,12 ± 0,27; keinen signifi kanten Unterschied. Aus dem Vergleich BIBER et al. 2003). kann gefolgert werden, dass sich die im Brutgebiet der Zur Prognose der Erfolgsaussichten des Wiederan- ehemaligen pfälzischen Population herrschenden Be- siedlungsprojektes kann ein Vergleich mit populationsbi- dingungen bis zum Aussterben des Weißstorchs nicht ologischen Daten der ehemaligen pfälzischen Population so deutlich verschlechtert hatten, als dass dadurch der und den möglichen Ursachen ihres Aussterbens sowie Bestandsrückgang zu erklären wäre. Die Störche hatten mit Daten anderer Populationen herangezogen werden. genügend Futter für ihre Jungen vorgefunden, wie die GROH & SISCHKA (1970) führen den Niedergang der JZm-Werte belegen. Daraus kann geschlossen werden, pfälzischen Population überwiegend auf negative Le- dass ihre damaligen Lebensräume über noch ausreichen- bensraumveränderungen zurück. Nach DORNER (2000) de Nahrungsressourcen verfügt hatten. haben diese Autoren aber außer Acht gelassen, dass die Der eigentliche Grund für den Niedergang der pfäl- Störche zunehmend nicht mehr vom Zug in den Süden zischen Storchenpopulation lag deshalb wahrscheinlich zurückkehrten. Für die Abnahme des iberischen Stor- außerhalb ihrer Brutgebiete, worauf auch Parallelen chenbestandes im Zeitraum von 1970 bis in die 1980er im Bestandsrückgang in Baden-Württemberg und Jahre nennt SCHULZ (1999) drei lange andauernde anderer Regionen während desselben Zeitraums hin- Dürreperioden im westafrikanischen Winterquartier als weisen. Der Bestandsrückgang der ehemaligen West- Hauptursache. Seit die westafrikanischen Dürreperioden zieherpopulation im gesamten Westeuropa kann nach ab Mitte der 1980er Jahre deutlich abgenommen haben, DALLINGA & SCHOEN MAKERS (1989, zit. in THOMSEN sind die Bestände der iberischen Population enorm ange- et al. 2001) einerseits auf eine erhöhte Verlustrate im stiegen (SCHULZ 1999). Dieser Trend wurde zusätzlich ersten Lebensjahr durch ungünstige Bedingungen im durch neue Nahrungsressourcen in Spanien begünstigt. westafrikanischen Winterquartier zurückgeführt wer- Dennoch ist nach THOMSEN et al. (2001) der Rückgang den. Als eine der Hauptursachen für die hohen Ver- des Storchenbestandes in allen westlichen Bundeslän- luste der Oberrheinpopulation ist aber der Stromtod dern „mit Sicherheit vornehmlich auf die Intensivierung an Mittelspannungsleitungen zu nennen. Verluste an der Landnutzung zurückzuführen“. Diese Aussage dürf- Mittelspannungsleitungen kamen bis zur Umsetzung te mittlerweile so nicht mehr zutreffen. der gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zum Vo- VOGELWELT 125: 21 – 39 (2004) 37 gelschutz an Freileitungen (BÖHMER 2001) früher auch ten. Bei einer Kritik gegenüber Projektstörchen wäre im bundesdeutschen Brutgebiet relativ häufi g vor (vgl. es daher wünschenswert, wenn nach der jeweils durch- FELD 1991, 2000; HELB 2000a, 2000b), in besonders geführten Ansiedlungsmethode unterschieden werden hohem Maße aber entlang der Zugwege (FELD 1994; würde, sowie auch danach, ob diese in einem Gebiet mit MORITZI et al. 2001b). Daneben haben sich ungünsti- einer noch existierenden Population oder in einer ver- ge Bedingungen in den afrikanischen Winterquartieren waisten Region angesiedelt werden. Unsere Ergebnisse negativ auf die Bestände ausgewirkt. Auch die Jagd lassen für Rheinland-Pfalz und das Saarland zukünftig auf Störche, die heute noch in Afrika stattfi ndet, hatte einen positiven Trendverlauf der Bestandsentwicklung womöglich einen erheblichen Anteil an der Mortalität erwarten, sofern bestimmte Rahmenbedingungen wie der ziehenden Störche (vgl. MORITZI et al. 2001b). Die eine ausreichend hohe Überlebens- und Rückkehrrate entlang der Ostroute ziehenden Storchenpopulationen der Jungstörche vorliegen und auch ein notwendiges waren weniger von einem Bestandsrückgang betroffen Management zur Sicherung der Qualität der Lebensräu- als die Westzieher bzw. die Bestände in osteuropäischen me sowie der Nistplatzangebote aufrechterhalten wird. Ländern stiegen sogar zeitgleich mit dem Rückgang in Zur weiteren Dokumentation der Bestandsentwicklung, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg an (vgl. z. B. Transparenz des Populationsaufbaus und Koordination BÄSSLER et al. 2000). Das lag wahrscheinlich daran, verschiedener Maßnahmen halten wir außerdem eine dass die Ostzieher in ihren ost- und südafrikanischen Fortführung der wissenschaftlichen Begleituntersu- Winterquartieren bessere Bedingungen vorfanden als die chung für notwendig. Westzieher im Sahelgebiet. SCHULZ & ENGGIST (2001) beschreiben einige aktuelle Gefahrenstellen entlang der westlichen Zugwege, die nun durch entsprechende Maß- Dank. Wir danken der „Aktion PfalzStorch e.V. Bornheim“ für nahmen und Schutzabkommen so schnell als möglich die Bereitstellung von Informationen, vor allem Ute und Wal- beseitigt werden sollen. ther FELD für Daten zu den beringten Störchen, den Ansied- lungsstandorten und Brutdaten, Walther FELD und Burghardt Nach unseren bisherigen Resultaten sind von den HASENBEIN für die fruchtbare Diskussion. Martin BUCHHEIT in Rheinland-Pfalz und im Saarland angesiedelten Pro- und dem Ornithologischen Beobachterring Saar danken wir für jektstörchen keine negativen Einfl üsse auf die zurzeit Daten aus dem Saarland. Für Hilfe bei den englischen Texten entstehende Wiederansiedlungspopulation zu erwar- bedanken wir uns bei Frau Dr. M. A. B. THORSON.

5. Zusammenfassung Stoltz, M. & H.-W. Helb 2004: Die Entwicklung einer Wiederansiedlungspopulation des Weißstorchs Ciconia ciconia in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Vogelwelt 125: 21 – 39. Seit 1997 führt die „Aktion PfalzStorch e.V. Bornheim“ in Projektstörche zumindest an frostfreien Tagen eigenständig Rheinland-Pfalz ein Wiederansiedlungsprojekt mit Hilfe von Nahrung suchen und daher in milden Wintern sogar ohne Projektstörchen durch. Im Jahr 2002 zählte der Storchen- Zusatzfütterung überleben können. Der Vergleich der Nah- bestand hier 32 Brutpaare sowie ein weiteres Brutpaar im rungssuche von Projekt- und Wildstörchen im Sommer ergab angrenzenden Saarland (Abb. 1; prozentuale Zusammenset- einige Unterschiede (Abb. 7). Der Vergleich brutbiologischer zung der Paartypen s. Abb. 3). 2003 erhöhte sich der Bestand Parameter zwischen Projekt-, Wild- und Mischpaaren ergibt auf insgesamt 37 Brutpaare. Der Einsatz von Projektstörchen u. a. Folgendes (Abb. 8–12): Die Eiablagezeit beginnt bei wird aber von Kritikern missbilligt, unter Hinweis auf eine den Projektpaaren signifi kant früher als bei den Wild- und angeblich mangelnde Fitness, schlechte Reproduktivität Mischpaaren, liegt aber im Zeitraum, der für die Population und wegen des erloschenen Zugtriebes der Projektstörche, der Region als üblich gilt. Zwischen den Verteilungen der verbunden mit der Abhängigkeit von einer Zufütterung. Gelegegröße, der Anzahl ausgeschlüpfter sowie ausgefl ogener Außerdem wird befürchtet, dass durch eine Verpaarung von Jungen besteht kein signifi kanter Unterschied bei den drei Projektstörchen mit Wildstörchen langfristig die Biorhythmik Paartypen. Der Unterschied zwischen Gesamt- und Teilbrut- und Populationsgenetik von Wildstorchbeständen negativ be- erfolg ist ebenfalls nicht signifi kant (Tab. 2). Gesamt- sowie einfl usst werden könnte. Am Beispiel der Region Westpfalz Teilbruterfolg der Wiederansiedlungspopulation unterschei- und Saarpfalz-Kreis wurde der Durchzug von Weißstörchen den sich nicht signifi kant von denen der ehemaligen pfälzi- und die Lockwirkung von ihnen auf Artgenossen untersucht schen Population (Tab. 3). Für das Aussterben der ehemaligen (Abb. 4 und 5). In drei Fällen konnte eine Distanz von ca. 7 km pfälzischen Population scheinen überwiegend negative Fakto- abgeschätzt werden, aus der die Projektstörche Artgenossen ren außerhalb der Brutgebiete verantwortlich gewesen zu sein. angelockt hatten. Die Berechnung des Sehwinkels, unter dem Die Jungstörche aller drei beobachteten Paartypen ziehen in die Störche einen Artgenossen entdeckt hatten, ergab 30 Bo- der für die Oberrheinpopulation üblichen Zeit aus dem Brut- gensekunden. Diesen Wert diskutieren wir als Hinweis auf gebiet ab (Abb. 14). Auch die Ankunftszeiten liegen in der das räumliche Sehvermögen des Weißstorchs. Zur Frage der üblichen Zeitspanne (Abb. 15). Aufgrund der vorliegenden Freilandtauglichkeit der eingesetzten Projektstörche wurden Resultate und Interpretationen der Ergebnisse unter Einbezie- Beutefanghandlungen von Projektstörchen im Jahresablauf hung der Fachliteratur ergibt sich kein Hinweis, der auf eine untersucht (Abb. 6). Im Winter werden die Projektstörche negative Beeinfl ussung der Wildstorchbestände durch die im bei Bedarf zugefüttert. Die Beobachtungen ergaben, dass die Untersuchungsgebiet eingesetzten Projektstörche hindeutet. 38 M. STOLTZ & H.-W. HELB: Weißstorch-Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz und im Saarland

6. Literatur

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Manuskripteingang: 3. Mai 2004 Michael Stoltz, Hans-Wolfgang Helb, Technische Uni- Annahme: 14. Juni 2004 versität Kaiserslautern, FB Biologie, Abt. Ökologie, Postfach 3049, D-67653 Kaiserslautern E-mail: [email protected], [email protected]