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JNM_5_2010_01_def 7.9.2010 16:39 Uhr Seite 1

Das Schweizer & Magazin 5/2010 Sept./Okt. CHF 11.–

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BLUES ‘‘NN’’MM OO RR EE

2525 JAHREJAHRE AVOAVO SESSIONSESSION VIENNAVIENNA ARTART ORCHESTRAORCHESTRA DANIELDANIEL SCHENKERSCHENKER DANIDANI FELBERFELBER BIGBIG BANDBAND GENERATIONSGENERATIONS 1010 MARCIAMARCIA BALLBALL MARQUISEMARQUISE KNOXKNOX STEFANSTEFAN AEBYAEBY ARTEARTE QUARTETTQUARTETT && RABIHRABIH ABOUABOU KHALILKHALIL TRIOTRIO STUDER/FREYSTUDER/FREY DUODUO FANNYFANNY ANDEREGGANDEREGG NIKNIK BÄRTSCH’SBÄRTSCH’S RONINRONIN ROLIROLI FREIFREI RETORETO ANNELERANNELER CHRISTIANCHRISTIAN SCOTTSCOTT DIEDIE KRAFTKRAFT DESDES KOLLEKTIVSKOLLEKTIVS MEHR ALS 80 CD-BESPRECHUNGEN Bis Evelyne Binsack als erste Schweizerin den Mount Everest bezwungen hatte, wollte sie nicht ruhen. Und ebenso wenig ihre Begleiter. (Nepal 2001)

Weil uns die Schweiz wichtig ist.

Weil wir uns zu unserem Heimmarkt und zu unseren Kunden in der Schweiz bekennen.

Weil sich unsere Unternehmenskultur an bewährten Schweizer Werten wie Zuverlässigkeit, Qualität und Leistung orientiert.

Weil wir uns unserer gesellschaftlichen Rolle in der Schweiz voll bewusst sind.

Weil wir nachhaltig zum wirtschaftlichen Wohlergehen der Schweiz beitragen wollen.

Deshalb können Sie sich auf eines verlassen:

Wir werden nicht ruhen ab

ubs.com/wirwerdennichtruhen

Die Verwendung von Namen oder sonstiger Bezeichnungen Dritter in dieser Anzeige erfolgen mit der entsprechenden Genehmigung. © UBS 2010. Alle Rechte vorbehalten. JNM_5_2010_02-03.qxp 1.9.2010 8:49 Uhr Seite 3 EDITORIAL INHALT

Liebe Leserinnen und Leser 3 Editorial/Inhalt/Impressum 4 FLASHES/FAREWELLS Kürzlich erschien eine Studie zum Thema Journa- 8 REVIEWS lismus und Medienarbeit. Dabei stellen die Autoren PREVIEWS fest, dass der Journalismus in der Glaubwürdigkeit 14 stark abgenommen hat. Wen wundert’s. In der Flut 21 ZKB JAZZPREIS 2010/2011 der täglichen News wird von der Tagespresse, allen 22 CHRISTIAN SCOTT Die Kraft des Kollektivs voran den Gratiszeitungen, fast jede Meldung der 25 DANIEL SCHENKER Presseagenturen ohne weitere Recherche übernom- ROMAN SCHWALLERS generations 2010 men, und oft sind auch diese Artikel nicht seriös 26 recherchiert. Dann passiert es, dass Hochstapler BLUES’N’ROOTS und Möchtegernpromis via Internet und Newsletter 28 MARCIA BALL in den Printmedien zu Aufmerksamkeit gelangen. 30 MARQUISE KNOX So wird wichtiger Platz für seriöse Meldungen ver- 32 HÖRBAR Blues tan, nur weil diese Art von Journalismus, wenn das Wort Journalismus für das Abschreiben von 25 JAHRE AVO SESSION BASEL News überhaupt verwendet werden kann, kosten- 39 günstiger ist. Auch die Kriterien, vor allem in den 42 VIENNA ART ORCHESTRA Bereichen Politik, Wissen und Kultur, wo seriöser 44 DANI FELBER BIG BAND Journalismus am meisten gefragt ist, sind nahezu 47 HÖRBAR Jazz belanglos geworden, resp. fallen dem Boulevard- 57 SEH/LESBAR Journalismus zum Opfer. Oft unter der Ägide 58 ANDERS HÖREN – Katharina Weber “wir wissen was unsere Leser wollen”. Jedoch 60 NEW PROJECTS kaum vorstellbar, dass der Leser einer Tages- oder Stefan Aeby, Arte Quartett mit Sonntagszeitung einen ganzseitigen Bericht über Rabih Abou Khalil Trio, Fanny Anderegg, Studer/Frey Duo, Reto Anneler, ein Konzert von David Hasselhoff oder die Schein- Nik Bärtsch’s Ronin, Roli Frei schwangerschaft einer Teilnehmerin der Miss- 64 KONZERT-TIPPS Schweiz-Wahlen von 1998 lesen möchte. Club- und Festivalprogramme Falls doch: Mea culpa, und ich verneige mich vor 70 RADIO/TV-PROGRAMME allen Chefredaktoren, welche so wichtige Themen Titelbild: Christian Scott Foto: Peewee Windmüller erkennen und den notwendigen Platz zur Verfügung stellen. IMPRESSUM Verlag: JAZZ’N’MORE GmbH, Birmensdorferstrasse 20, 8902 Urdorf Telefon: +41 44 912 08 03, Fax: +41 44 912 08 01 Ich wünsche euch, liebe Leserinnen und Leser, viel E-Mail: redaktion@ jazznmore.ch, website: www.jazznmore.ch Herausgeber: Peewee Windmüller, pw Vergnügen mit unseren recherchierten News und Kreation: Theres Windmüller-Reding, Creative Director Redaktionsleitung: Peewee Windmüller pw Storys in der vorliegenden Ausgabe und möchte Redaktion Jazz: Johannes Anders ja, Ruedi Ankli ra, Pirmin Bossart pb, Gino Ferlin gf, Silvano Luca Gerosa sge, Reiner Kobe rk, mich an dieser Stelle bei unseren Journalisten für Christian Rentsch cr, Jürg Solothurnmann js, Phil Stöckli ps, ihre Arbeit danken. Christof Thurnherr ct Korrespondent Westschweiz: René Hess, rh Chefredaktion Blues: Marco Piazzalonga, mp Redaktion Blues: Cla Net, cn Euer Peewee Windmüller Mitarbeiter dieser Ausgabe: Luca D’Alessandro ld, Peter Spring, Michel Mettler, Dragan Tasic (Fotos) Korrektorat: Ueli Staub Anzeigenleitung: Ad Interim Peewee Windmüller, redaktion@ jazznmore.ch Telefon: +41 44 912 08 03, Fax: +41 44 912 08 01 Produktion: RDV Rheintaler Druckerei und Verlag AG, 9442 Berneck ISSN 1424-9375

Einzelverkaufspreis: CHF 11.–, Jahresabo: (6 Ausgaben) CHF 50.– exkl. 2,4% MwSt., Studenten/Schülerabo: CHF 25.– exkl. 2,4% MwSt. Für eingesandte Manuskripte, Leserbriefe, Tapes, CDs und Fotos wird keine Haftung über- nommen. Das Urheberrecht für den gesamten Inhalt liegt, sofern nicht anders angegeben, beim Verlag. Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages erlaubt. Es gelten unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen. JNM_5_2010_04-07_FL_FW_neu 31.8.2010 14:26 Uhr Seite 4 FLASHES

Jazz Standards – Ausstellung des Förderung des Schweizer Blues SwissJazzOrama in Uster Unter obigem Titel organisieren die Ver- Was macht einen Standard aus? Die bei anstalter des Blues Festivals Basel eine Publikum und Musikern beliebten und be- Art Swiss Blues Challenge. Der Sieger- kannten Stücke älteren Datums sind meist band winkt ein Auftritt im Hauptpro- Hits, die in verschiedenen Momenten der gramm des Festivals. Musikgeschichte den Durchbruch schaff- In der Schweiz domizilierten Bluesbands wird ten. Diese Lieder, Evergreens oder auch er- die Möglichkeit geboten, sich mit einer Band- folgreiche Filmmusiken dienen vielfach biografie, einem Foto und einem Tondokument Jazzern als Improvisationsgrundlagen bei beim Blues Festival Basel BFB, Hauptstrasse 28, Jamsessions. Bebop-Musiker versahen 4147 Aesch, (Tel. 061 751 54 74) zu melden. Als zum Beispiel Swing-Themen mit neuen Anmeldeschluss steht der 7. Januar 2011. Melodien; so konnten sie weiterhin über Aus den hoffentlich zahlreichen Einsendungen die ihnen vertrauten Harmonien improvi- werden von einer Fachjury die acht überzeugends- Enrico Rava auf Black Saint sieren, hatten aber stilistisch angepasste ten Formationen ausgewählt. Davon werden und Soul Note – Melodievorlagen – aus “Indiana” von 1917 durch ein Voting drei Gruppen bestimmt, welche 20 bewegte Jahre (1972–1994) wurde z.B. Charlie Parkers “Donna Lee”. am Eröffnungsabend des 12. Basler Blues Festi- Weitere Beispiele hätte man vielleicht von vals, am 12. April 2011, in der Music Bar Galery In der Serie der kompletten Neuausga- der SwissJazzOrama-Ausstellung “Jazz in Pratteln BL auftreten dürfen. Dort erkürt die be der legendären Labels Black Saint und Standards” erwarten können. Dies ge- Jury des Swiss Blues Awards schliesslich einen Soul Note, sind fünf CDs des italienischen schieht aber nur in den gezeigten Filmen Sieger, der sich im Jahre 2012 am Basler Festival Trompeters Enrico Rava erschienen, wel- eher beiläufig und nur den Experten ein- im Hauptprogramm als Vorgruppe eines inter- che seine Entwicklung von 1972 bis 1994 sehbar. nationalen Blues Top Acts präsentieren kann. WINDMÜLLER eindrücklich dokumentieren. Immerhin macht uns die Ausstellung in Uster auf Weitere Informationen gibt es unter Als Rava sich 1969 in New York niederliess, spiel- Schautafeln mit 20 Standards und deren Entste- [email protected] und der Festivalsite te er auch in der Jazzrockgruppe Gasmask, was hungsgeschichte bekannt. Über die Gründe der Aus- www.bluesbasel.ch mp PEEWEE ihm bei einem Poll den Titel des besten Rock-Trom- wahl ist nichts zu erfahren, der Bekanntheitsgrad peters Amerikas eintrug! Für Gasmask schrieb er allein kann nicht ausschlaggebend gewesen sein, FOTO: auch den enigmatischen Titel “Il giro del giorno in denn die Zahl der Standards ist unüberschaubar. 80 mondi”, in Anlehnung an ein Buch von Julio Die Auswahl orientiert sich jedenfalls nicht an der Cortazar, dessen kurioses Werk gleichen Namens – in den USA veröffentlichten Liste der zehn schönsten und in Anspielung auf Jules Verne – Rava während Titel. Hiervon begegnet man in der Ausstellung John Mayall Box Set 1964–74 seiner argentinischen Jahren kennengelernt hat- einzig “Round Midnight”, der “Hymne aller Nacht- te. schwärmer des Nachkriegsjazz”. “Body and Soul”, Dieser Titel sollte 1972 auch seiner ersten LP als “All the things you are” und “Summertime” – die Leader den Namen geben. Es war das Jahr der beliebtesten drei Titel – kommen in Uster gar nicht Wende in der Karriere Ravas, der damals 33 Jahre vor, dafür “Take Five”, das im Rahmen der Aus- alt war und mit einer Ausnahme auch alle Kom- stellung “eine Sonderstellung einnimmt”, wie es positionen schrieb. Zu diesem Debüt nahm sich heisst. Zugestanden wird, dass es sich hier um gar Rava das vor, was er noch heute vertritt: “Musik keinen richtigen Standard handelt, “denn das machen, ohne mir Zensur oder irgendeine stilistisch- Stück hat nur eine ganz schmale Interpretations- moralisch-politisch-integralistische Schranke auf- geschichte”. Interessierte werden mit der Ge- zuerlegen. Für mich war die Freiheit alles.” Es schichte vertraut gemacht, was von einem Archiv war, nota bene, auch die Befreiung vom Joch des schliesslich zu erwarten ist. Die eingangs vorge- (politisierten) Freejazz. Leicht spürt man sie schon stellten Standards wie “Meaple Leaf Rag” (1899), in dieser “Reise durch den Tag in achtzig Welten”, “St. Louis Blues” (1913) (“eine der bekanntesten die Patina der Zeit, aber Ravas Trompetenspiel und meist gespielten Melodien Amerikas”) oder war schon damals von hinreissender, stilistischer “Royal Garden Blues” (1919) entstammen einer Vom Vater des britischen Blues, John Geschmeidigkeit und von Sinn für Melodie ge- Ära, “als der Jazz erst Gestalt annahm”. Mit Mayall, erschien diesen Sommer auf Uni- prägt. “Stardust” (1927), “Blue and Sentimental” (1938), versal Records unter dem Titel “So Many Im Quintett, das 1983 “Andanada” aufnahm, spiel- “A Night in Tunesia” (1944), “Satin Doll” (1954) Roads: An Anthology” eine 4-CD-Box mit ten der Pianist Franco D’Andrea und der Saxofonist und “Milestones” (1958), um ein paar Standards Höhepunkten seines Schaffens aus den Pietro Tonolo. Noch deutlicher schält sich hier Ra- hervorzuheben, geht die Geschichte weiter. Sie Jahren 1964–74. vas Leidenschaft für die Melodie heraus. Für Rava endet mit Ornette Colemans “Lonely Woman” Die 74 Songs auf diesem eindrücklich gestalte- gehört diese wie die nachfolgende LP von 1986, (1959) und Herbie Hancocks “Cantaloupe Island” ten Sampler beweisen, dass seine Phase für die “Secrets”, zu jenen, die ihm persönlich sehr wichtig (1964). In Wirklichkeit geht diese Geschichte nie Labels Decca und Polydor sicherlich John Mayalls sind, auch wenn es nicht seine beste Zeit war. zu Ende, wie auf den beiden die Ausstellung be- interessanteste und produktivste darstellt. Von Zwischen diesen beiden LPs gab Rava 1984 “Rava schliessenden Tafeln deutlich wird. In verschlun- seinen rhythm&bluesigen Anfängen zu Beginn der String Band” heraus, ein für ihn völlig misslunge- genen Buchstaben wird “The Great American 1960er sowie den wegweisenden und einflussrei- nes Album. Am wenigsten gefiel Rava seine eigene Songbook” vorgestellt, das sich bis in die Gegen- chen Bluesbreakers-Zeiten über die Unplugged- Art zu spielen. Dem gegenüber steht die Tatsache, wart erstreckt. Dessen Komponisten Harald Arlen, und Jazz/Blues-Experimente ist alles aus jenen dass nicht wenige seiner Fans gerade dieses Al- Irving Berlin, Leonard Bernstein, Vernon Duke, Tagen hier bestens dokumentiert und direkt ab bum zu seinen besten zählen ... George Gershwin, Jerome Kern, Cole Porter, Ri- den ursprünglichen Masterbändern sensibel aufbe- Den Anfang der Neunzigerjahre bezeichnet Rava chard Rogers, dies die komplette Auswahl, werden reitet. als eine Periode der Instabilität, die 1993 ein Ende knapp abgehandelt. “Die Werke” dieses Songbooks Dazu zeigt uns diese Box deutlich, dass John fand. In der Gruppe Electric Five, die in der Jazz- sind Standards geworden”, ist zu lesen. “Sie wur- Mayall zwar ein brillantes Händchen hatte, talen- geschichte mit ihrem Fokus auf die beiden Gitar- den und werden wegen ihrer andauernden Be- tierte Mitmusiker auszuwählen und zu fördern, an- risten Cecchetto und Domenico Caliri eher Selten- liebtheit und Qualität von vielen Sängern in Zusam- dererseits aber selber ganz klar die Zügel in der heitswert hat, fand Rava wieder mehr Spass am menstellungen aufgenommen.” Zu ergänzen wäre Hand hielt, seine Musikalität voll auslebte und Spiel und neue Kraft zum Komponieren. Die 1994 noch, dass Sammlungen von Standards im “Real vor Ideen regelrecht sprühte. Kernstück sind na- eingespielte CD, auf der auch Giovanni Maier (b), Book” oder “Songbooks” erschienen sind. Eine of- türlich die legendären Aufnahmen zwischen 1965 U. T. Gandhi (dr) und Gianluigi Trovesi (cl) mitspiel- fizielle Klassifizierung von Standards gibt es nicht. und 68 mit den drei Ausnahme-Gitarristen Eric ten, ist ein selten frisches und kompaktes Doku- Ein Stück wird durch eine gewisse “natürliche Clapton, Peter Green und Mick Taylor, welche auch ment in einer ziemlich spektakulären Besetzung. Auswahl” zum Standard erhoben, wegen seiner nach vier Jahrzehnten noch keinen Staub ange- Die einzige Kritik an dieser CD-Box sind die Infor- schönen Melodie, der besonderen harmonischen setzt haben. Doch finden wir daneben diverse Ju- mationen zu den LPs, die, reduziert auf CD-Format, Struktur, durch die Interpretation eines Grossen welen aus der drummerlosen, mehrheitlich akusti- selbst mit einer Lupe kaum lesbar sind ... ra des Jazz verliehenen Ansehens – oder durch all schen Phase, oder die äusserst faszinierenden, diese Faktoren zusammen. sehr jazzigen Nummern von Anfang der 1970er- CD: Enrico Rava, The complete rk Jahre. Unterstützt wurde John Mayall damals u.a. remastered recordings on Black Saint & P.S. Die Ausstellung an der von Musikern wie Jon Mark, Johnny Almond, Don Soul Note: Il giro del giorno in 80 mondi, Asylstrasse 10 in Uster ist von Dienstag “Sugarcane” Harris, Larry Taylor, Harvey Mandel, Andanada, Rava String Band, Secrets, bis Freitag (13:30–17 h) Freddie Robinson, Blue Mitchell, Clifford Solomon Electric Five, CAM BXS 1002/Musicora- sowie jeden ersten Sonntag oder Red Holloway. Garniert wird die Box durch ein Harmonia Mundi. ab 11–15:00 h geöffnet. reich bebildertes 40-seitiges Booklet mit einer län- geren Story über jene Zeit von John Mayalls Karriere und eine detaillierte Diskografie. mp

4 JAZZ JNM_5_2010_04-07_FL_FW_neu 31.8.2010 14:26 Uhr Seite 5 FLASHES

Musikpreis der Stadt Thun 2010 an Philipp Fankhauser und Berlinaufenthalt für den Drummer Julian Sartorius

durch die ganze Schweiz. Wichtig für Philipp ausgezeichnet, unter anderem 2007 mit dem Thu- Fankhauser und die Band ist die US-amerikanische ner Kulturförderpreis und 2009 mit dem Musik- Blues-Sängerin Margie Evans. Sie promotete die preis “coup de coeur" des Kantons Bern. Daneben erste CD der Band und ermöglichte ihr Auftritte produzierte er zahlreiche CDs mit verschiedenen an grösseren Konzerten. 1989 veröffentlichten sie Musikern und Bands. Seit 2008 ist er mit Sophie das gemeinsame Album “Blues for the Lady”. In Hunger und ihrer Band auf Tournee. Daneben tritt den 90er-Jahren lebte Philipp Fankhauser sieben er auch mit MC Kutti und der isländischen Cellistin Jahre in den USA, wo er unter anderem mit Johnny und Sängerin Gyda Valtysdottir, dem ehemaligen Copeland auf Tournee war. Nach seiner Rückkehr in Mitglied der Band “mùm", auf. die Schweiz gründete er die Philipp Fankhauser In Berlin wird sich Sartorius intensiv mit dem Blues Band. Bisher veröffentlichte Philipp Fank- Schlagzeug als Solo-Instrument auseinanderset- hauser mit der Band vier Alben, “Life's so Damn' zen. Die Kulturkommission ist von der Qualität sei- Cool", “Talk to me", “Watching from the safe side" ner Arbeit überzeugt und unterstützt den jungen und “Love man riding" und erreichte ungeahnten und äusserst talentierten Musiker, indem sie ihm Erfolg. eine Auszeit und die Konzentration auf seine Sein Schaffen würdigt die Kommission so: “Als eigene Arbeit in Berlin ermöglicht. pw Teenager schon dem Blues, seinen Mythen und Le- genden verfallen, versteht er es seit über 20 Jah- ren, einem breiten Publikum Musik und Feeling des Blues mit seinen bisher elf Alben und unge- zählten Auftritten in kleinen Clubs wie auch an WINDMÜLLER grossen Festivals näherzubringen, wie dies hier- zulande kein Zweiter vermag. Er gilt als geborener Entertainer, der es ausgezeichnet versteht, auf Suisse Diagonales Jazz – PEEWEE sein Publikum einzugehen, dieses mit seiner Musik Das Festival des jungen und im Herzen zu erreichen und es auch wortwörtlich aktuellen Schweizer Jazz auch 2011 FOTO: zu bewegen. Die Stadt Thun ist stolz, Philipp Fank- Suisse Diagonales Jazz 2011 – das sind 20 Ver- Die Kulturkommission der Stadt Thun ver- hauser auf diese Weise für sein beharrliches anstaltungsorte, die an insgesamt rund 100 Kon- leiht dem bekannten Bluesmusiker Philipp Schaffen Anerkennung zollen zu können." zerten vom 13. Januar bis 13. Februar 2011 zehn Fankhauser den mit CHF 10'000 dotierten aufstrebende professionelle Schweizer Jazzfor- Musikpreis 2010. Das Atelierjahr in Berlin Schlagzeuger Julian Sartorius 2011 mationen präsentieren. Der Verein Suisse Dia- erhält der Schlagzeuger Julian Sartorius. im Atelier Berlin gonales Jazz (SDJ) will mit diesem Festival dem Der Schlagzeuger Julian Sartorius wird von März Publikum die Vielfalt des Schaffens der jungen Philipp Fankhauser: “Der geborene bis August 2011 das Künstleratelier in Berlin be- Schweizer Jazzszene zeigen. Aus allen Landes- Entertainer" nutzen dürfen. Die Kulturkommission hat Sartorius teilen werden hervorragende Bands ausgewählt 1964 in Thun geboren, bekam Fankhauser mit elf aus den zehn Bewerbungen für das Stipendium und an mehreren Veranstaltungsorten in den je- Jahren seine erste Gitarre geschenkt. Seine grosse ausgewählt. Der experimentierfreudige Musiker ist weils andern Sprachregionen präsentiert. Das Leidenschaft gilt seit jeher dem Blues. 1984 be- kein Unbekannter. Von 2001 bis 2006 besuchte Programm wird in der Ausgabe 6/2010 detailliert gann er mit Soloauftritten und besuchte unermüd- er die Musikhochschule Luzern, Abteilung Jazz. vorgestellt. Weitere Infos zum Festival und den lich Jazz- und Musikfestivals. Mit seiner Checker- Seit dem Abschluss ist er als freischaffender Musi- Organisatoren unter www.diagonales.ch pw/pd board Blues Band, die er 1987 gründete, tourte er ker tätig. Er wurde bereits mit mehreren Preisen

Exbluesive Konzerte im Dreyeckland Reto Bühler wird neuer Gesamtleiter des Moods Aus dem Umfeld des süddeutschen Radios “Kanal Ratte” Neuer Intendant und Gesamtleiter des stammt der Verein “Exbluesive”, welcher ab diesem Herbst im Jazzclubs Moods im Schiffbau wird Reto Dreyeckland CH/D/F Blueskonzerte veranstalten will. Bühler, bisheriger Programmleiter Kultur Neben dem Basler Blues Festival im Volkshaus und der Blues-Now!-Serie beim Kaufleuten Zürich. Er übernimmt im Sudhaus Warteck möchten OK-Chef Klaus Deuss und seine Crew ein diese Aufgabe Anfang 2011 von Daniel eigenes, drittes Standbein für den Blues schaffen. Dabei peilen sie für ihre Schneider, der das Moods seit 2005 als Konzerte die Clubebene, speziell die für solche Anlässe bestens geeigne- Gesamtleiter erfolgreich führt. te “Galery Music Bar” in Pratteln BL an. Vorgesehen ist jeweils der Auftritt HALLER Reto Bühler tritt seine Stelle Anfang 2011 an. Der von international bekannten Künstlern oder Bands, welche im Vorprogramm bisherige Gesamtleiter Daniel Schneider wird ab von einem regionalen Act unterstützt werden sollen. März 2011 eine neue berufliche Herausforderung

Ein Probekonzert ging bereits über die Bühne: Mitte Mai begeisterten Henrik ZVG/TOM annehmen. Mit Reto Bühler hat der Jazz Verein Freischlader und seine Band das sehr gut gefüllte Haus. Die weiteren schon Moods nun einen vielseitigen Profi aus der Musik-

feststehenden Daten: Am 29.10. wird Bluesculture, die Formation um FOTO: branche für die anspruchsvolle Aufgabe der Moods- Abi Wallenstein und Steve Baker auftreten. Ihnen folgen am 29.11. Big Leitung gewonnen. Reto Bühler blickt auf eine langjährige Erfahrung im inter- Daddy Wilson plus Ralph Brauner und Alison Joy Williams, und schliesslich nationalen Musikbusiness zurück. In den letzten 15 Jahren arbeitete er unter am 17.12. Altmeister Louisiana Red zusammen mit Blueskraft. Alles live in anderem bei Intercord (heute EMI) und Mercury Records (Universal) in Deutsch- der Galery Music Bar, Rütiweg 9, 4133 Pratteln. mp land und seit sechs Jahren – in Zürich am besten bekannt – als Programmlei- Weitere Infos unter [email protected] ter Kultur beim Kaufleuten. In dieser Zeit konnte er sich ein ausgedehntes oder www.exbluesive.com Netzwerk aufbauen. und exbluesive.de, exbluesive.ch, exbluesive.fr Daniel Schneider ist seit März 2005 Intendant und Gesamtleiter des Moods. In den letzten fünf Jahren hat er das Profil des Clubs massgeblich mitgeprägt; das Moods hat seine Entwicklung zum Jazz- und Musikclub mit internationaler Ausstrahlung fortgesetzt. Gleichzeitig hat Schneider die Vernetzung des Moods Zusatzkonzert Blues Now! innerhalb der Schweizer und Zürcher Musik- und Clubszene stark vorange- trieben. pd/pw Kurzfristig haben die Veranstalter der Basler Konzertreihe Blues Now! am 4. November ein zusätzliches Konzert mit dem Gitarristen Johnny Moeller angekündigt. Bitches Brew: 40th Anniversary Collector's Edition Moeller, geboren in Fort Worth und jetzt in Austin lebend, gehört zu den Grössten der an Talenten reichen texanischen Gitarrenszene. Bekannt seit Zum 40. Geburtstag von BITCHES BREW gibt es neben der Legacy 2 CD/1 DVD einigen Jahren als Mitglied bei Kim Wilsons Fabulous Thunderbirds, wird Edition eine Super Deluxe Box: mit dem Original-Album auf 2 CDs, remastered, Moeller mit seiner eigenen Band am Donnerstag, 4. November, exklusiv im inkl. unreleased Bonustracks, mit einer Live DVD mit dem kompletten Copen- Sudhaus Basel gastieren. Dabei wird er sein in diesem Frühling erschie- hagen Konzert vom 4.11.1969, mit einer dritten CD “Live Newport July 1969" nenes drittes Album “BlooGaLoo!” (Severn Records) promoten. Als (bislang unveröffentlicht), mit einer audiophi- Special Guest wird er einen Harmonicaspieler mitbringen, dessen Name len Doppel-LP-Pressung, einem 48-Seiten- noch nicht verraten wurde. mp Buch 12x12, einem “Memorablilia"-Überra- schungs-Umschlag sowie einem grossen Wir dürfen gespannt sein. Sudhaus Basel, Burgweg 15. Poster. JNM wird diese Edition in der kom- Doors: 19:15h. Concert: 20:15h. menden Ausgabe detailliert vorstellen. Weitere Informationen unter www.bluesnow.ch Miles Davis “Bitches Brew: 40th Anniversary Collector's Edition” Sony Music 88697755202 5 JAZZ JNM_5_2010_04-07_FL_FW_neu 31.8.2010 14:26 Uhr Seite 6 FAREWELL

Phillip Walker nist Konzerte und war als Jazzlehrer an der New Aoki, Hamid Drake, Corey Wilkes, Edward Wilker- Am 22. Juli verstarb der Gitarrist und Sänger School New York tätig. rk son, Ken Vandermark und in jüngster Zeit Nicole Phillip Walker mit 73 Jahren an Herzversagen. Am Mitchell und Dee Alexander. “Sie kommen her, um 11. Februar 1937 als siebtes von zwölf Kindern Abbey Lincoln zu lernen, zuzuhören und miteinander zu spielen – eines Sharecropper-Paares mit kreolischen und Wohl als Gegenreaktion auf den persönlichkeits- sehr schwierig! Aber so hat sich der Jazz von Cherokee-Wurzeln in Louisiana geboren, zog Phillip vernichtenden Rassismus respektiert die Jazzszene Anfang an entwickelt.” js als Achtjähriger mit seiner Familie nach Port Ar- seit jeher individuelle Persönlichkeiten. Abbey thur, Texas. Schon bald bastelte er sich seine erste Lincoln (*1930) war eine. Die schwarze Chicago- Manfred Schulze eigene Gitarre und versuchte, sich in Dance Halls erin, die am 14. August ihrem Herzproblem erlag, Der seit 1991 schwer erkrankte, ostdeutsche Bari- und Juke Joints einzuschleichen, um den durch- begann in den 1950er-Jahren parallel als Schau- tonsaxofonist, Komponist und bildende Künstler reisenden Rhythm & Blues-Stars auf die Finger zu spielerin und Nachtklubsängerin. Den betonten Manfred Schulze (*1934) ist am 15. Juli in Berlin schauen. Es ging nicht lange, bis er da und dort Glamour-Look à la Monroe und Mansfield legte sie verstorben. In der DDR widersetzte sich der Indi- sogar mitspielen durfte, und mit 17 nahm er be- ab, nachdem sie 1957 bei ihrer zweiten Platten- vidualist mit dem Beinamen “Catcher” sowohl der reits mit Roscoe Gordon im Studio auf. Auch Light- aufnahme mit Sonny Rollins und Max Roach Vereinnahmung durch die Politik wie den Moden. nin’ Hopkins, Lonesome Sundown oder Long John Freundschaft geschlossen hatte. Unter Roachs Ein- Die Freiheitsidee des Jazz veranlasste ihn schon Hunter zählten auf Walkers Dienste. fluss, mit dem sie 1962–70 verheiratet war, wurde in den 1960er-Jahren, eine eigene Version zu 1953 nahm ihn der Zydeco-Akkordeonist Clifton sie zu einer expressiven Sängerin, die sich für den entwickeln, die “zeitgenössischen Jazz” mit Neuer Chenier für sechs Jahre unter seine Fittiche, bevor Bürgerrechtskampf engagierte. Bekanntheit erlangte Musik verband. Seine Auffassung, dass Freiheit ein Walker nach Los Angeles zog, um seine eigene sie u.a. mit Roachs “Freedom Now Suite – We hohes Mass an Bewusstheit und Disziplin der Band zu gründen und für Elko Records seine erste Insist!” (1960), wo sie die Texte von Oscar Brown Teilnehmer erfordert, beginnt erst heute auch in Single “Hello, My Darling” aufzunehmen. Er veröf- jr. anklagend und protestierend umsetzte, worauf den USA zu greifen. Freiheit ist mehr als die Auf- fentlichte in regelmässigen Abständen überdurch- die Presse sie als “professionelle Negerin” titulier- lösung der strophischen (Chorus-)Improvisation: schnittliche Alben (u.a. “Bottom Of The Top”, te. Schon in den 60er-Jahren war Lincoln in erster Die Errungenschaften der Komposition inspirie- “Someday You’ll Have These Blues”, “Tough As I Linie als Schauspielerin für TV und Film (mit Sid- ren neue alternative Strukturen auch für die Impro- Wanna Be”, “Live At Biscuits & Blues”) für die La- ney Poitier) aktiv. Nach einem Afrika-Besuch nahm visation. Nach seinem Musikstudium arbeitete bels Hightone, Alligator und Delta Groove und war sie 1972 die Ehrentitel Moseka und Aminata an Schulze mit Ernst-Ludwig Petrowski und Klaus Zeit seines Lebens ein gern gesehener und gehör- und begann eigene Texte zu schreiben und zu verto- Lenz. Sein Bläserquintett erregte 1969 Aufsehen ter Gast in Clubs und auf Festivals auch in Euro- nen, inspiriert von der sozialen Rolle afrikanischer und bestand bis 1991. Ebenso richtungsweisend pa oder Japan. Zu seinen Karriere-Höhepunk- Sänger-Poeten. In den 80er-Jahren feierte sie als waren “Praxis II” und das Berliner Improvisations- ten gehörten seine Auftritte auf der Legendary Sängerin ein Comeback und nahm in der Folge für Quartett und -Trio mit Hermann Keller. Er schrieb Blues Cruise, und sein Mitwirken auf dem Album Verve 10 Platten auf. – Halb Sängerin, halb drama- auch Musik für grössere Ensembles und vertonte “Lonestar Shootout”. mp tische Diseuse. Sie fühlte sich besonders von Billie moderne Lyriker. Isoliert in der DDR, arbeitete er Holiday inspiriert. Mit ihrer dunklen Stimme und selten mit internationalen Solisten. Dies hat bis Calvin Jones ihrem Anspruch, sich mit Poesie selbst auszudrü- heute die wirkliche Anerkennung der Leistung Im Alter von 84 Jahren verstarb Calvin “Fuzz” cken, beeinflusst sie Sängerinnen wie Cassandra Schulzes verhindert. Aufnahmen findet man bei Jones, bekannt geworden als langjähriger Bassist Wilson. js FMP. js der Band von Muddy Waters. Jones wurde am 9. Juni 1926 in Greenwood, Mississippi, geboren Big “Little Fritz” Trippel Willem Breuker und lernte früh Bass und Violine spielen. Nach sei- Mit 72 Jahren ist in seiner Heimatstadt Chur der Wegen seiner Krankheit ist es in den 90er-Jahren nem Umzug nach Chicago spielte er u.a. für How- Jazzpianist Fritz Trippel gestorben. Einen Namen um Willem Breuker (*1944) still geworden. Als er lin’ Wolf, Little Walter und Elmore James. Mit gemacht hat er sich als heiter-schrulliger Barpi- am 23. Juli in Amsterdam verstarb, schrieb die Drummer Willie “Big Eyes” Smith bildete Jones anist “Little Fritz”, oft in Chur oder Ascona. Zu Be- Presse von “Hollands Jazz Clown” und “Free Jazz dann für gut zehn Jahre das solide Rückgrat der ginn seiner Karriere setzte er aber auf Formationen Star”. Der Autodidakt benutzte virtuos verschiede- Muddy Waters Blues Band und wurde nicht nur – etwa als Gründungsmitglied der “Harlem Ram- ne Saxofone und Klarinetten und zählte zu den seiner musikalischen Fähigkeiten wegen geschätzt. blers”, Pianist bei den “Tremble Kids”, den “The holländischen Individualisten, die mit Humor und Seine positive Ausstrahlung, seine Herzlichkeit und Sculpture” und im Kurt Weil Sextett oder 1968 bei Klamauk einerseits die dörfliche Unterhaltung fri- sein Humor waren Jones’ Markenzeichen. Er lebte den “Les Sauterelles”, mit denen er die LP “View to sierten, andererseits stilistischen und sozialen frei nach dem Motto: “When you laugh, the world heaven” aufnahm. 1963 hatte er sein eigenes Trio Klischees ein Bein stellten. Mit Misha Mengelberg laughs with you. When you cry, you cry alone!” mit Oscar Klein und Wallace Bishop, spielte gele- und Han Bennink gründete er 1966 den “Instant Seine letzten Jahre verbrachte Calvin “Fuzz” Jones gentlich auch mit Albert Nicholas und Nelson Willi- Pool”, spielte dann mit dem “Globe wieder in seiner alten Heimat Mississippi, wo er am ams zusammen. Unity Orchestra” und gehörte früh zur Creme des 9. August an den Folgen von Lungenkrebs starb. Trippel weilte neben vielen Konzertreisen in Europa neuen europäischen Free Jazz, mit der er oft ar- Neben zahlreichen Alben mit Muddy Waters blei- oft in Südostasien – von 1969 bis 1976 in Bang- beitete. Als Spieler war vielleicht eine ben uns von Calvin Jones Aufnahmen mit Paul kok, wo er bei der Gründung des Jazzclubs “Napo- Schlüsselfigur, aber Breuker negierte jeden Ismus, Oscher, Otis Spann, James Cotton, der Legendary leon” mithalf –, dem Fernen Ostern und den USA, auch die Ideologie der Avantgarde. Free Jazz be- Blues Band oder Eartha Kitt. Ausserdem können mit vielseitigen musikalischen Verpflichtungen. In deutete für Breuker geistige Freiheit der Wahl, und wir den Bassisten im ersten Blues Brothers Movie New Orleans besass er ein Haus und träumte im- Musikmachen sei “Übertragung von Lebenserfah- in der Strassenmusik-Szene mit John Lee Hooker mer von einem Jazzzentrum. Auch in Chur, wohin rung” sagte er. Inspiriert von Hanns Eislers Zitat, bewundern. mp er immer wieder Musiker engagierte und einen wer nur etwas über Musik wisse, der wisse nichts, Musik- und Schallplattenverlag besass, verwaltete verband Breuker mit dem legendären “Kollektief” Benny Powell er ein paar Liegenschaften. Auf sein Konto geht und anderen Projekten Musikcollagen und Parodien Benny Powell, geboren am 1. März 1930 in New auch “60 Jahre Jazz in Chur” mit 4 CDs. us mit theatralischen Konzepten und Spontanaktionen, Orleans, gestorben am 26. Juni achtzigjährig, lern- nahm den Free-Jazz-Gegnern den Wind aus dem te mit 9 Jahren Schlagzeug, mit 12 Posaune, die Fred Anderson Segel und demonstrierte mit Attacken auf Intellekt ihm sein Onkel schenkte. Er besuchte kurz das Der Tenorsaxofonist Fred Anderson (*1929) war und Lachmuskeln, wie subversiv heiter befreite College und ging mit lokalen Bands auf Tournee. der gute Geist des neuen Chicagoer Jazz. Bedäch- Musik sein kann. Breuker hinterlässt ein vielseiti- Nachdem er Mitte der Vierzigerjahre mit verschie- tig, bescheiden, aber integer und beharrlich, en- ges, umfangreiches Lebenswerk. js denen Bands in Oklahoma und Texas tourte, wurde gagierte er sich für die Szene. Bei grosser Frische Benny Powell, geprägt von der Musik der Marching war Anderson aktiv bis zu seinem Herztod am Martin Drew Bands und der Paraden, 1948 Mitglied der Lionel 24. Juni. Noch an seinem 81. Geburtstag im März Drew spielte bereits im Alter von sechs Jahren Hampton Bigband. 1951 kam er zu Count Basie, verriet er: “Ich arbeite an meiner Improvisation wie Schlagzeug und hatte dreizehnjährig seine ersten wo ihn Betty Carter förderte und zum Bebop ermu- verrückt!” 1965 gehörte er zu den Gründern der professionellen Auftritte. Er lernte bei George tigte. Bei Basie wirkte der Posaunist an dessen AACM. Bald verliessen viele seiner Kollegen Chi- Firestone und arbeitete von 1975 bis 1995 als Erfolgstitel “April in Paris” als Solist mit. In dieser cago, aber er brachte als Handwerker seine Familie Schlagzeuger für Ronnie Scott, wo er Musiker wie Zeit entstanden auch Aufnahmen mit kleineren durch und blieb unbekannt, bis er 1978 erstmals Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie, Chet Baker und Ensembles, darunter mit Buck Clayton, Frank Fos- den Sprung nach Europa wagte. Erst von den 90er Dexter Gordon begleitete. Von 1974 bis 2004 ter, Thad Jones und anderen. 1963 verliess Powell Jahren an zollten die Medien ihm und seinen CDs gehörte er zur Combo von Oscar Peterson, mit dem Basie, um in New York eine eigene Gruppe zu bei Delmark Anerkennung. Der füllige bluesige er in Kanada, den USA und Südamerika, Japan, gründen. In der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre Sound des Autodidakten stammt ab von Tenoristen Australien und Europa auftrat und aufnahm, unter schloss er sich den Big Bands von Thad Jones/Mel der alten Schule und schlägt eigenständig eine anderem auch mit dem Count Basie Orchestra. Der Lewis sowie von Duke Pearson an. An der West- Brücke vom Bebop zum Free Jazz. Weil es immer britische Schlagzeuger, welcher mehr als zwei küste spielte er dann mit einem Show-Orchester in an Auftrittsmöglichkeiten mangelte, betrieb Ander- Jahrzehnte im berühmten Ronnie Scott gearbeitet Hollywood, 1980 machte er beim Fats-Waller- son allein ein eigenes kleines Jazzlokal, zuerst das hat, erlag am 29. Juli einem Herzinfarkt. Musical “Ain´t misbehavin” mit, das im Jahr darauf “Birdhouse” und von 1982 an die “Velvet Lounge” pw/pd durch Europa tourte. In den Achtzigerrjahren arbei- – tagsüber eine Arbeiter-Bar mit Fred an der tete Benny Powell in New York wieder mit ver- Theke, abends ein kleiner Ort, wo seine und ande- schiedenen Musikern, darunter John Carter, Ab- re Bands eine Heimat fanden. Weil er selber Ab- dullah Ibrahim und Randy Weston, bei letzerem ein lehnung erlebt hatte, förderte er und war Vorbild Vierteljahrhundert. Bis vor Kurzem gab der Posau- für viele jüngere Talente: z.B. George Lewis, Tatsu 6 JAZZ FILE prJazz Festival 2010 Spielboden Dornbirn

Fr 24.09.|20.00 Uhr Christian Muthspiel • für und mit ernst – Soloperformance nach Lyrik von Ernst Jandl • Duo Christian Muthspiel Franck Tortiller • Christian Muthspiel’s Yodel Group • Ausstellung Fenster.Bilder

Sa 25.09.|20.00 Uhr David Fiuczynski • FuZe plays the Blues • David Fiuczynski’s KIF • Screaming Headless Torsos

EINTRITT Tageskarten € 23,- / € 18,- ermäßigt | Festivalpass € 40,- / € 30,- ermäßigt KARTENVORVERKAUF Dornbirn Tourismus | T 0(043) 5572 22188 | www.v-ticket.at KARTENVORVERKAUF Spielboden | T 0(043) 5572 21933 | www.spielboden.at JNM_5_2010_08_13_REV.qxp 31.8.2010 14:31 Uhr Seite 8 REVIEWS

22. Jazz Tage Lenk, 9.–18. Juli 2010 – Auf künstlerischem Topniveau Contreband's offenes Projekt an der Fête de la musique in Yverdon Lillian Boutté dents, die unter Beweis stellten, was sie am Jazz- Workshop unter der Leitung von Mike Goetz alles Am 21. Juni finden in Frankreich seit vie- neu in ihr persönliches Repertoire aufgenommen len Jahren die beliebten Fêtes de la mu- hatten. sique statt, eine sehr beliebte Art von Volksfest mit Livemusik aller Stilarten. Hühnerhaut trotz Sommerhitze So auch in der Romandie, wo in Yverdon-les-Bains Am ersten Wochenende hatte die New-Orleans- Raphael Pedroli (dr), Colin Vallon (p) und Lorenz Sängerin Lillian Boutté mit ihrem tiefschwarzen Beyeler (b) ein originelles Projekt unter die Leute Gumbo Zaire das zehntägige Festival eröffnet. Sie brachten. Dieses Trio, wohl bekannter unter dem präsentierte nicht nur stimmgewaltig ein Herz und Namen Contreband, geht neue, innovative Wege im Seele berührendes Programm, sondern auch die Jazz, kennt keine standardisierten Sackgassen und junge Vokalistin Denise Gordon, mit der zusam- ist offen für neuartige Experimente und Begeg- men sie in souligen Duetten trotz Sommerhitze nungen. Die Band hatte die Idee, anlässlich der Hühnerhaut verursachte. Das unterhaltsame Stell- Fête de la musique in Yverdon-les-Bains, kurz dichein dreier Generationen Max Greger mit Klari- LaFMY2010, auf dem Bahnhofplatz schon in aller netten-Unterstützung von Hugo Strasser brachte Herrgottsfrühe einen Song in drei Varianten von viel Swing und ausgelassene Stimmung auf die zwischen vier und sechs Minuten einzuspielen Hauptbühne am Lenker Kronenplatz. Die beiden (07.00, 08.15 und 09.00 Uhr). In sechs weiteren Doyens und langjährigen Weggefährten liessen Sessionen gesellten sich ein Jazzsaxofonist und sich ihre gemeinsamen 172 Lebensjahre keinen fünf SängerInnen zum Trio. Nachzuverfolgen war Swiss Old Moment lang anmerken. Das Boogie-Trio um die das Projekt den ganzen Tag über live und auf der Time Session am Sonntagmorgen fulminant aufspielende Anke Internetseite der Band. Angel und die famose Gast-Bluesharpistin Kat Der Song in seinen drei Varianten schliesst stilis- Baloun, die energiegeladene Tommy Schneller tisch nahtlos an die Studio-CD “Contreband” an, Band am Vorabend des Fussball-WM-Finals, die die kürzlich beim Basler Label UNIT erschienen Loverfield Jazzband und die Happy Feet Brass ist. Die dumpfen Klänge der Songs, mit leicht Kat Baloun Band sorgten ebenfalls für eine tolle Wochenend- verschobenen, langsam anschwellenden und ins Festivalstimmung bei herrlichem Sommer-Berg- Rituelle neigenden Rhythmen, könnten ein entfern- Die 22. Jazz Tage Lenk sind mit begeis- wetter. tes Echo der Kultband Nirvana sein, eine der Lieb- ternden Wochenendkonzerten zu Ende lingsgruppen der drei Musiker aus ihrer Teenie- gegangen. Das Festival mit Jazz, Blues, Reich befrachtet Zeit. Nirvana, Oasis und anderen wichtigen Expo- Soul und Boogie mitten in der imposanten Brillant und erstmals an der Lenk blies Norbert nenten des Rock der Neunzigerjahre war ja auch SCHWEIZER Berner Oberländer Bergkulisse bewegte Susemihl mit seinen New Orleans All Stars zu das Album gewidmet, das zu den Vorboten eines sich auf künstlerischem Topniveau, stiess einem einmaligen, packenden Klangerlebnis und neuen Trends gehörte. auf reges Publikumsinteresse und ver- startete in die vier reich befrachteten Wochentage Ziel des Projekts von Contreband war es, wie schon zeichnete mit sommerlichen Temperaturen des Festivals. Wie es seit Jahren an der Lenk Tra- bei der letzten CD, ein Stück, das aus dem Bereich HANSJÜRG grosses Wetterglück. Die 23. Jazz Tage dition ist, legten am Dienstagabend die Festival- des Rock oder der Folklore stammt, ganz nach der Lenk werden vom 8. bis 17. Juli 2011 statt- Teachers von den Jazz-Workshops Zeugnis ihrer Art der Jazzmusiker zu behandeln, mit Improvi- FOTOS: finden. Virtuosität auf ihren Instrumenten ab. Wie die Post sation und direkter Interaktion. Zu dieser Dekon- Mit einem Konzert der Superlative zündeten die ging es mit der Swiss Old Time Session ab, deren struktion, die zu einem neuen, einmaligen Klang- Jazz Tage Lenk zum klangreichen Schlussfeuer- schweisstreibender Auftritt die Sommerhitze zu- bild führen soll, gehört als Ehrenkodex der geladenen werk ihrer 22. Ausgabe: Peter “Banjo” Meyer und sätzlich erhöhte. Keith Dunn schliesslich kehrte Gäste, dass sie den Jazz zwar respektieren, ihm seine European Jazz Giants verwöhnten die Lieb- mit seinem Mundharmonika-Blues zu den Wurzeln aber bewusst eine leichte Korrektur auferlegen. haber des traditionellen Jazz an der Lenk vom ers- dieses Stils zurück, um von hier aus, unterstützt Das Resultat kann sich hören lassen. Als erster ten Ton bis zum Schlussakkord. Mit dem Weltklas- von zwei Elektrogitarren, in modernere Gefilde vor- Gast erschien der Jazzsaxofonist Domenic Lan- se-Trompeter Wendell Brunious, einem exquisiten zustossen. Feinfühlig und gleichzeitig rhythmisch dolf, der aus einer längeren der drei Versionen eine Vertreter der Tradition des “N’Awlins Jazz”, an vor- packend ging Pianist Christian Rannenberg zu wunderschöne Jazzballade zauberte (10.00 Uhr). derster Front, wussten die Giants mit wahrer Grös- Werk und zelebrierte weiss-schwarze Tastenkunst. Fabian Tharin, ein Gitarrist mit klassischer Aus- se zu begeistern. Das Publikum war nicht nur faszi- bildung, hielt sich an eine kürzere Version und niert, es bedankte sich bei den Musikern auch mit Von früh bis spät machte daraus ein solides Chanson im Stil von frenetischem Applaus. Abseits der Hauptbühne waren die Bands auch Renaud (11.20 Uhr). gratis an Lunchkonzerten in den diversen Hotels Am Mittag präsentierte sich mit Thierry Romanens Klangreiches Schlussbouquet und Restaurants an der Lenk zu geniessen. Am ein zweiter Chansonnier, der den Song zusammen Am Tag zuvor hatten Patrick Artero an der Trom- Vorabend wie spätnachts liessen sich von Blues mit Domenic Landolf bestritt, und es entstand pete und Don Vapie am Banjo, zusammen mit dem und Boogie beeinflusste Klänge geniessen. Die wiederum eine völlig neue Variante mit einem Text, Thierry Ollé Trio, das zweite Jazz-Tage-Wochen- Jazz-Jamsession bot Berufs- wie Amateurmusi- der humorvoll auf diesen Tag zugeschnitten war. ende mit ihrem abwechslungsreichen Programm kern Gelegenheit, instrumental nach frischen Danach war die Reihe an Olivia Pedroli, der diplo- “Musicals Faces from New Orleans” auf Topniveau Improvisationsmöglichkeiten zu suchen. mierten Violinistin und Schwester des Drummers gebracht. Die renommierten Künstler waren exklu- von Contreband, die eine interessante Gratwan- siv für diesen Auftritt in die Schweiz gereist. Das 2011 in Vorbereitung derung zwischen Kunstpop und Jazz vollzog Schlussbouquet liessen die Red Hot Hottentots Die Veranstalter sind mit der 22. Ausgabe der Jazz (12.55). Mark Kelly aus Manchester entführte mit an der Sonntagsmatinee farbenfroh aufblühen. Ihr Tage Lenk rundum sehr zufrieden, freuten sich über seiner markant souligen Stimme den Song in die traditioneller Hot-Jazz mit Marching-Band-Ausflü- das rege Publikumsinteresse (Dauerkarten wie englische Sprache (13.45), bevor Pascal Crisinel gen mitten ins gutgelaunte Publikum führte zurück Einzeleintritte) und hatten mit vielen Sonnenstun- mit einer leidenschaftlichen Interpretation, wieder zu den Wurzeln der Jazz Tage Lenk, zum Jazz aus den das Wetterglück auf ihrer Seite. Sie planen auf Französisch, das Projekt zu einem Höhepunkt New Orleans. Schwungvoll beigetragen zur dreitä- bereits das nächste Festival, das von Freitag, 8., bis und zum Abschluss brachte (16.14). ra gigen Schlussrunde hatten auch die Longvalley Sonntag, 17. Juli 2011, stattfinden wird. schwe Jazzband, die New Harlem Ramblers, die Jay-Dee Das ganze Projekt ist zugänglich auf der S Brassband und ein Konzert der Workshop-Stu- Weitere Infos und Fotos: www.jazzlenk.ch Webseite www.raphaelpedroli.com, wo alle neun Versionen des Songs in diversen Formaten heruntergeladen werden 2. SUMMERBLUES FESTIVAL BASEL 25.6.2010 können. Es stehen dort auch Video- aufnahmen dieses besonderen Tages Das herrliche Sommerwetter lockte trotz fest-Charakters dieses Events sei entgegnet, dass zur Verfügung. der Konkurrenz durch die Fussball-Welt- der Blues (wie übrigens auch der Jazz) ursprüng- meisterschaft Tausende Musikliebhaber lich aus dem Volk stammte und der reinen Unter- auf die Kleinbasler Plätze und Strassen. haltung diente. Eine Kunstform versuchte man erst Auf sechs verschiedenen Bühnen buhlten sech- später daraus zu entwickeln. Die am Summerblues zehn Bands aus der (weiteren) Region Nordwest- teilnehmenden Formationen jedenfalls machten schweiz um die Gunst der Zuschauer, und als durchwegs beste Werbung für lebendige, unter- besonderes Schmankerl schmetterte die Brazz haltsame Musik, sei es mit rockigem, funkigem, +B[[ Attack Streetjazz Band in bester New-Orleans- jazzigem oder folkigem Approach. Viel kulinarische 5.12. Manier ihren heissen Sound durch die Altstadt- Abwechslung war auch bei den verschiedenen 21.3. gassen. Äusserst zufrieden zeigte sich die Veran- Cateringständen angesagt, was zu diesem gelun-  stalter-Crew um Thierry Rueff einerseits punkto genen Abend bestens beitrug. 6.4.1 Publikumsaufmarsch, andererseits wegen des See you at 3rd Summerblues in 2011! mp musikalisch Gebotenen. Kritikern ob des Volks- 8 JAZZ JNM_5_2010_08_13_REV.qxp 31.8.2010 14:31 Uhr Seite 9 REVIEWS

Jazzfestival Südtirol 2010 (25.6.–4.7.2010) Die 28. Ausgabe des Jazzfestivals Südtirol bereich zwischen Komposition und Improvisation, Enrico Rava, Gianluigi Trovesi und Orchester brachte noch mehr Konzerte und Spiel- zwischen Klassik und Jazz neue Horizonte. orte, verteilt auf die ganze Region. Vieles Der Höhepunkt: Ravas Orchester war für ein lokales Publikum konzipiert, Ein unbestrittener Höhepunkt des Festivals war der doch auch auf Alphütten wurden nicht nur Auftritt von Enrico Rava mit seinem Orchester,

kulinarische Leckerbissen angeboten. Was einer jungen Truppe, die der Maestro in einem WINDMÜLLER bei der Fülle von nahezu 100 Konzerten Zweijahres-Auftrag der “Casa del Jazz” von Rom fehlte, war eine thematische Ausrichtung, leitet. Ravas “Gershwin & more” liess keinerlei

die beispielsweise einen Einblick in die Anzeichen von Langeweile aufkommen. Zu der PEEWEE aktuellen Tendenzen des italienischen schon stattlichen Formation mit fünf Bläsern, Bass, Jazz erlaubt. Dennoch wurde viel Qualität Drums und Piano um den Altmeister gesellten geboten. Das Zentrum der Jazzfreunde lag sich der unglaublich versatile Gianluca Petrella FOTOS: in Bozen mit dem Stadttheater, wo auch (tb) und Altmeister Gianluigi Trovesi (cl). Die Kom- die wichtigsten Konzerte stattfanden. positionen Gershwins, die jeder schon irgendwie Der Auftakt im Stadttheater Bozen war von der im Ohr hat, wurden regelrecht neu eingekleidet. Ausstrahlung zweier Musikerinnen geprägt, die Die Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen, sich seit vielen Jahren kennen und gegenseitig sei es durch die unbändige Spielfreude aller Be- hoch schätzen. Die aus stammende Sängerin teiligten, sei es durch die immer wieder überra- Noa hatte mit der Pianistin Rita Marcotulli ein schenden, ständig wechselnden Konstellationen. Programm eingespielt, das von einer stark poeti- Es war ein Erlebnis, Gianluca Petrella und Mauro schen Note geprägt war und sich nie in beliebiger Ottolini, die beiden derzeit profiliertesten Posaunis- Locke/Moroni/Giuliano verlor. Nicht nur Marcotullis italieni- ten Italiens, im Dialog zu verfolgen. sche Partner Luciano Biondini (acc) und Fabrizio Duos und Trios von Format so typische Improvisation für ihn kein zentrales An- Bosso (tp) gaben dem Konzert einen jazzbetonten Jazz-Events von kleinem, aber feinem Format liegen ist. Hintergrund, sondern auch Noa selber, die zu Be- waren jene mit dem “Aurum Trio” des Pianisten Nur bedingt zu überzeugen vermochten mich die ginn ihrer Karriere in Jazzclubs auftrat. Sie über- Claudio Filippini im Weingut Klosterhof in Kaltern, Crossover-Gruppen wie Jason Lindners “Now vs zeugte mit Scat-Gesang, Jazzstandards und nicht mit Verve und Fantasie vorgetragene Standards. now”. Zwar vermochte das Trio durchaus kreative zuletzt mit einer waschechten “Tammuriella” auf In der Eurac verlor sich der Vibrafonist Joe Locke Akzente zu setzen, doch die elektronisch basier- Neapolitanisch. im Trio mit Dado Moroni (p) und Rosario Giuliani te Spielart mit vielen Elementarteilchen von Rock, Eigens für dieses Festival konzipiert wurde die (sax) zwar manchmal in allzu notenschwangerer Rap und Hiphop wirkte durch die gelegentlich “Conduction No. 191 Vivaldi”, die unter der Leitung Virtuosität, doch gab es interessante Entdeckungen übertriebene Länge absehbar und daher zermür- von Lawrence D. “Butch” Morris am Konservato- zu hören, wie etwa Charlie Parkers “Cherokee” im bend. Dafür vermochten der Rapsänger Baba Isra- rium in Bozen (ur-)aufgeführt wurde. In einem vier- Vibrafonkleid. el, der ecuadorianische Harfenist Edmar Castaneda tägigen Workshop hatten Studenten des Istituto Die beiden brasilianischen Gitarristen Yamandu und vor allem der Trompeter Avishai Cohen fri- Musicale Vivaldi und des Monteverdi-Konservato- Costa und Gutu Wirtti boten im lauschigen Garten schen Wind einzubringen. riums mit dem originellen amerikanischen Musi- des Hotels Laurin einen begeisternden Auftritt. Für die weiteren interessanten Konzerte, wie den ker, Komponisten und Dirigenten geprobt. In die- Costas Musik ist vorwiegend in der brasilianischen Auftritt von Sweet Alps, von Médéric Collignons ser knapp bemessenen Zeit lernten die Musiker, Volkstradition verankert, seine Musik ist zunächst “Septik” und Dianne Reeves, verweise ich auf die in Echtzeit eine Idee, ein oder eine Konzept und Komposition, doch seine unglaubliche Homepage des Jazzfestivals (www.suedtiroljazz- Komposition umzusetzen oder zu verändern, gelei- Technik und Virtuosität, die nie in barocke Selbst- festival.com) mit den differenzierten Kommentaren tet von den Signalen und Bewegungen des darstellung abgleiten, sind von so berauschender von Giuseppe Segala, der auch für die italienische Dirigenten. Morris’ “Conduction” schafft im Grenz- Qualität, dass man übersieht, dass die für den Jazz Jazzzeitschrift “Musica Jazz” schreibt. ra

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"MMFXFJUFSFO,PO[FSUF XXXBMMCMVFTDI JNM_5_2010_08_13_REV.qxp 31.8.2010 14:35 Uhr Seite 10 REVIEWS

Langnau Jazz-Nights 27.–31. Juli – Weltklasse im Emmental bögen wechseln mit kurzen, minimalistisch ange- ler, noch virtuoser können zu müssen als die Vor- legten, repetitiven Mustern, konventionelle Jazz- bilder, bis vor lauter Temporausch gar kein Raum melodik klebt er mit Klangexperimenten zusam- mehr blieb für Emotionen. Technik frisst Seele auf. men, Balladenpassagen konfrontiert er mit free- An einem Emotionsstau litt auch ein bisschen das jazzigen Eruptionen. Die Musiker nehmen sich Zeit, Konzert des jungen Amerikaners Mark Turner mit es muss nicht jede Sekunde etwas Neues passie- seinem Trio “Fly". Der überaus introvertierte Saxo- ren: Man verweilt auch gern eine Weile bei einfa- fonist ist wie Scott ein Meistertechniker, der mit chen, fast eingängigen Passagen, spannt so die grösster Fingerfertigkeit in seinen polymodalen James Taylor Quartet Erwartung und geht dann plötzlich in eine uner- Kompositionen herumturnt: Er baut lange, höchst wartete Richtung weiter. Postmoderne ohne Be- verwinkelte und rhythmisch nicht weniger vertrack- liebigkeit. Auch innerhalb der einzelnen Sequen- te Linien. Das ist brillant und spannend, vor allem David Binney zen wird man andauernd überrascht: Während die für jene Hörer, die sich von der Musik auch intel- Bläser ein einfaches Riff loopartig repetieren, ver- lektuell herausfordern lassen wollen. Dennoch: schiebt die Rhythmusgruppe in unregelmässigen Vieles wirkt etwas arg konstruiert; alles, auch Abständen plötzlich das Metrum um einen halben Turners lupenreiner Ton, ist völlig kontrolliert. So Schlag, sodass eine Art Hinkefuss-Gefühl ent- geht das bisschen Lebendigkeit des Auftritts

EICHENBERGER steht; während eines gemächlichen Solos zieht die praktisch ausschliesslich von der Rhythmusgruppe Rhythmusgruppe plötzlich höchst energisch an; (Larry Grenadier, Bass, und Jeff Ballard, Schlag- Roy Hargrove es ist eine Musik mit Haken und Ösen. Die Soli, so zeug) aus. Musik mit gebremstem Schaum. WWW.NGA.CH

WERNER virtuos und fantasievoll sie angelegt sind, haben Ganz anders das Quintett des Trompeters Roy / Klein und unscheinbar hat es vor 20 Jah- immer und vor allem auch eine dramaturgische Hargrove: Das ist, bei nicht geringerer Virtuosität, ren begonnen. Inzwischen gehören die Funktion, zuweilen wachsen sie wie Seitenäste aus dralle, feiste Unterhaltung, fetzig und schnittig, TASIC FOTOS: Jazz Nights in der Langnauer Kupfer- dem musikalischen Geschehen heraus, absolvie- stromlinienförmig und, ja durchaus auch mitreis- schmiede zu den überragenden Schweizer ren kurzzeitig einen wilden Teufelsritt und verkrü- send. In den Uptempo-Nummern gab’s Saures, in Festivals. Von Christian Rentsch meln sich dann wieder irgendwo; oder sie geben den Balladen auch Zuckeriges. Jazz als perfekt und Noch ist auch im Jazz längst nicht alles gesagt. der Musik mit einem kühnen Hechtsprung abrupt kühl-kaltschnäuzig inszenierte Show. DRAGAN Mag der Mainstream mittlerweile noch so langweilen, wieder eine neue Wendung. Dass zeitgenössischer Jazz dennoch auch heute

mögen alle Folkloren bis hin zu den Eskimos ge- Natürlich hat Binney mit dem Pianisten Craig Ta- noch mehr sein kann als auf Hochglanz poliertes FOTOS: plündert, alle E- und Popmusiken integriert und born, dem Gitarristen Wayne Krantz, dem Trompe- Spektakel, zeigten am Freitag der 41-jährige New verwurstet sein – es gibt noch immer Neues zu ent- ter Ambrose Akinmusire und den Rhythmikern Yorker Saxofonist Seamus Blake und sein grandi- decken und auszuprobieren. Der Saxofonist David Eivind Opvik/Dan Weiss Musiker um sich, die alle osen Quartett. Natürlich, auch sie können alles, Binney, der zu einem nicht mehr ganz jungen, aber diese Berg- und Talfahrten mit viel Spiellust mit- bloss: Diese Musik speist sich aus anderen auch noch nicht alt gewordenen Kreis neugierig machen. Nur die hochgelobte Sängerin Gretchen Quellen, der jahrelangen Erfahrung on the road, in gebliebener New Yorker Musiker gehört, machte Parlato, die meist im Satz die beiden Bläser kleinen Clubs und drittklassigen Hotelzimmern. es in Langnau vor. Er und seine Musiker, technisch ergänzt, genauer: zaghaft in ihr Mikrofon haucht, Hier zählen nicht Glanz und Gloria, sondern Spiel- alles Modellathleten, suchen weder nach der kom- hat in dieser Band noch keinen richtigen Platz freude, Risiko, uneitle Professionalität, der Kick merzkompatiblen Gefälligkeitsformel noch nach gefunden. des Augenblicks, Seele und Herz. Blake spielt eine einer völlig neuen Musik; sie beugen sich über Bei so viel Temperament und Spiellaune vergass aufregende, herzhafte Musik ohne jeden Schmäh, die Errungenschaften der bisherigen Jazzgeschich- man fast ein wenig, was man vorher gehört hatte: hinter ihm treiben der Pianist Dave Kikoski, auch er te und finden auch da noch viel Entwicklungs- Einen netten Auftritt der Pianistin Rachel Z mit ein grossartiger Improvisator, und der Schlagzeu- potenzial. ihrem Trio of OZ, der ebenso gut in jede Piano-Bar ger Bill Stewart ihre frechen Interplay-Spielchen, Binney ist vor allem auch ein glänzender Kompo- gepasst hätte. Ein Konzert des jungen Trompeters zupackend, kraftvoll und swingend wie zwei Teufel. nist. Aus disparaten Elementen bastelt er mehrtei- Christian Scott, der an die Blue-Note-Zeiten der Mag es auf den grossen Festivalbühnen und in den lige Kompositionen, die durch harte Brüche, flies- 60er-Jahre, den frühen Herbie Hancock und Fred- edlen Clubs der Metropolen immer steriler und ein- sende Übergänge, Überlagerungen, schnelle Sze- die Hubbard, erinnert. Das wäre an sich gar nicht schläfernder zu und her gehen – es gibt ihn noch, nen- und Farbenwechsel pausenlos überraschen unspannend gewesen, hätte das übergrosse Ego den Herzblut-Jazz, auch wenn man ihn inzwischen und sich, bei aller unterschiedlichen Herkunft des des Jungtalents die Musik nicht gleichsam in den schon etwas suchen muss. cr Materials, doch zu perfekt gebauten Architekturen Schatten gestellt: Scott leidet am typischen Wun- zusammenfügen. Weit gespannte Improvisations- derkind-Syndrom, alles noch besser, noch schnel-

Filmfestival Locarno, Uraufführung Io sono Tony Scott. La storia del più grande clarinettista del mondo.

Ein Filmtitel, der schon Programm ist und nahmen und darunter der heisse, “schwarze” wissen wollte. Tony Scott starb 2007 in Italien, ein aufzeigt, was Tony Scott von sich selber Sound der Klarinette von Tony Scott. Kaum ein vergessener Zeuge der Bebop-Ära, der das Pech dachte. Ein Titel aber auch, der im zweiten anderer übertrug nicht nur den Stil, sondern auch hatte, dass er all die überlebte, mit denen er Teil gleichzeitig auch auf Distanz geht zur die Stimmung des Bebop der 50er-Jahre auf sein gespielt hatte. Spät, zu spät wird ihm jetzt doch kühnen Behauptung, Tony Scott sei der Instrument. noch die Ehre erwiesen, die ihm gebührt. Am grösste Jazzklarinettist aller Zeiten ge- Tony Scott war immer ein Kind seiner Zeit: Er war Rande der Filmuraufführung in Locarno wurde wesen. Ein Grosser war er allemal. politisch engagiert in den 60er-Jahren und er war bekannt, dass in der sizilianischen Stadt Salemi, Von Peter Spring einer der ersten, der später das versuchte, was der Heimat seiner Vorfahren, diesen Herbst ein man heute als Weltmusik definiert. Der in den Denkmal für Tony Scott enthüllt wird. Der Dokumentarfilm über den amerikanischen USA aufgewachsene Italiener spielte während Musiker sizilianischer Herkunft ist Porträt und Jahren in Japan, wo er als Erster den Jazz mit den Zeitdokument in einem. Die eindrückliche Ge- Klängen der asiatischen Musik zusammenbrachte. schichte des Italo-Amerikaners Antonio Giuseppe Bekannte Bilder der wilden 60er-Jahre in den Sciacca, der Ende der 40er-Jahre zum Musiker USA und nie gesehene Konzertausschnitte von Tony Scott wurde, weil – wie er im Film sagt – die Tony Scott in Japan – ein Mix, so bunt wie das Tony Scott Mitmusiker seinen Namen nicht aussprechen konn- Leben des Protagonisten. ten. Scott spielte mit Charlie Parker, Charlie Min- Auch die Abstürze im Leben von Tony Scott sind gus, mit Duke Ellington, Oliver Nelson, Bill Evans nicht ausgespart: sein plötzliches Abtauchen in und vielen andern, und er blieb seinem Instrument Asien unter nie genau geklärten Umständen und auch dann treu, als es schien, als ob die Klarinette seine Rückkehr nach Rom, in die italienische Hei- mit dem Ende der Swing-Ära als Jazzinstrument mat, wo er sich mehr schlecht als recht durch- ausgedient hätte. schlug, später in unsäglichen italienischen TV- Drei Jahre lang hat der Italiener Franco Maresco Shows auftrat und zum Teil wie ein Clochard im an diesem Dokumentarfilm gearbeitet und dabei Freien übernachtete. Etwas lang geraten ist dieser Archivaufnahmen ausgegraben, die in ihrer Authen- letzte Teil des FIlms, der beinahe bis zum Über- tizität heute noch unter die Haut gehen. Der junge druss einen Mann zeigt, den seine eigene Ge- Tony Scott, der in der 52nd Street bei der Geburt schichte überholt hat. Einen Mann, der seine des Bebop dabei war, Solos von Charlie Parker in Freunde und Mitmusiker mit seinen Geschichten Schwarz-Weiss gedreht, ein Sound voll Ecken und über die grossen Zeiten des Jazz, die er mitgestal- Kratzern, aber von einer unglaublichen Intensität. tete, strapazierte, bis man ihn nicht mehr hören Charlie Parker: Er war das grosse Idol und Vorbild wollte. Sein Genie, das bis zu seinem Tod immer für Tony Scott, und einer der stärksten Momente seltener aufblitzte, seine Frustration über das Land des Films ist das Solo, welches er zum Tod von Berlusconis, dessen seichte Unterhaltungsindus- Charlie Parker bläst: simple Schwarz-Weiss-Auf- trie von Jazz und von Tony Scott nichts mehr 10 JAZZ JNM_5_2010_08_13_REV.qxp 31.8.2010 14:36 Uhr Seite 11 REVIEWS

Buddy Guy Piazza Blues Festival – Bellinzona 15.–17. Juli 2010 Flood”, der Hommage an seinen Bruder Stevie Ray, tertainer hat im norwegischen Gitarristen Kid die Akzente. Die herrlich laid-back shuffelnde Andersen seine ideale musikalische Ergänzung Rhythmusgruppe, die Roomful-of-Blues-Horns mit gefunden. Die beiden boten, ergänzt durch ihre einem exzellenten Greg Piccolo und Lou Ann Rhythmusgruppe J. Hansen und Loren-zo Farrell, Rick Estrin Barton als ideale gesangliche Ergänzung zu eine exzellente Rhythm&Blues-Show. Last but not Vaughan liessen keine Sekunde Langeweile auf- least brillierten schliesslich auch Philipp kommen. Fankhauser und seine Band. Der Thuner und seine Speziell interessant und entdeckenswert in Mitstreiter stellten mit einem ausgewogenen, herr- Bellinzona waren auch dieses Jahr die in Europa lich groovenden Set einmal mehr ihre internationa- weniger bekannten Künstler. Allen voran der äus- le Klasse unter Beweis. mp serst talentierte Sean Carney mit seiner Band. Carney beeindruckte sowohl am Warm-up-Gig in der Birreria Bavarese und am offiziellen Spon- soren-Apéro auf dem Castello als auch auf der Jazz Ascona 2010 Hauptbühne und an der After-Hours-Session im Paso Music Gorduno mit seinem von Robert Jr. Wenn man von Jazz Ascona, das dieses Lockwood, Magic Sam, Freddie King und Duke Jahr zum 26. Mal stattfand, in den (jazzi- Robillard geprägten Gitarrenstil. Obwohl nur im gen) Alltag zurückkehrt, glaubt man an die Trio auftretend, bewies die Sean Carney Band Renaissance des längst verblichenen Old-

WWW.NGA.CH durch ihre Virtuosität und Spielfreude, dass sie time Jazz und reibt sich verstört die / nicht zu Unrecht 2007 die International Blues Augen. Challenge für sich entschied. Ebenfalls mehrere Das zehntägige Festival huldigt nach wie vor TASIC Auftritte spielte San Pedro Slim mit seiner Band, Dixieland und New Orleans auf fröhliche Weise. u.a. auch das “Geheimtipp-Konzert” am Samstag- 63’000 Besucher aus nah und fern liessen sich das Sean Carney morgen während des Bellenzer Wochenmarktes. Spektakel am Lago Maggiore mit seinen vier DRAGAN Slim, ein ausdrucksstarker Harmonicaspieler aus Hauptbühnen direkt am See nicht entgehen. Es Grosse Namen allein garantieren noch dem südlichen Kalifornien, hatte sich für seinen galt, 200 Konzerte mit 300 Musikern zu feiern:

FOTOS: für kein überdurchschnittliches Festival. Europatrip eigens eine Band mit Musikern aus “Altmeister des Jazz und junge, aufstrebende Wenn diese Acts aber durchwegs brillante dem Umfeld von William Clark und James Harman Künstler, aussergewöhnliche Sängerinnen, aber Performances bieten, dürfen wir getrost zusammengestellt. Herausragend dabei der Gitar- auch Filmvorführungen, Ausstellungen, Talk von einem eindrücklichen Jahrgang spre- rist Joe Foy. Viel erdiger im Sound als auf seinen Shows, Gospelmessen, Jamsessions, Begegnun- chen. Piazza Blues 2010 gehört klar in Erfolgsalben zeigte sich das britische Energiebün- gen mit Musikern”, wie das veranstaltende Tou- diese Kategorie. del James Hunter. Sein von R&B und Doowop rismus-Büro verkündete. Mit Buddy Guy, Robert Cray und Jimmie Vaughan beeinflusster Soul verwandelte die Piazza in eine Bei genauem Hinhören war der Glanz mitunter lockte ein Triumvirat von Heroes in die Tes- riesige Tanzfläche. Cedric Burnside und Lightnin’ schnell ab. Mit Phrasierung und Intonation nahmen siner Hauptstadt, welches schliesslich seiner Malcolm, obwohl nur als Duo unterwegs, füllten es viele Musiker nicht so genau, was zählte, war Reputation auf der Bühne mehr als gerecht wurde. die heisse Tessiner Sommernacht soundmässig das Event. Rühmliche Ausnahmen: Altmeister Buddy Guy, auch schon über 70 Jahre alt, präsen- problemlos mit ihrem rauen Mississippi Hill Country Mickey Roker beherrscht mit seinen 78 Lenzen das tierte sich dynamisch und engagiert wie schon Blues und avancierten damit zu Publikumsfavo- Schlagzeug nach wie vor fulminant, und auch lange nicht mehr und liess es sich nicht nehmen, riten. Warren Vaché, Dauergast in Ascona, versteht es eines seiner prickelnden Gitarrensoli mit einem län- Ausserordentlich sympathisch der Auftritt von glänzend, mit der Trompete umzugehen. geren Ausflug quer über die Piazza zu garnieren. Blues Culture: Das deutsche Gitarren-Urgestein 2010 lautete das Motto “New Standards”, womit Die Fans nahmen es begeistert auf. Auch Robert Abi Wallenstein und der englische Mundharmoni- “die moderne Interpretation klassischer Stücke Cray, mit einigen durchzogenen Alben im Gepäck, ka-Professor Steve Baker boten, verstärkt durch und die Schaffung neuer Kompositionen, sprich beschwor durch seinen intensiven, souligen Blues Percussion, ein abwechslungsreiches und relaxtes, neuer Standards”, gemeint waren. Doch ganz so fast schon eine magische Stimmung herauf. Vor von Downhome-Sounds geprägtes Set. Auch die ernst meinten es die zahlreichen Sängerinnen und allem mit älteren Nummern (“Bad Influence”, einheimische Truppe um Marco Marcchi mit ihrem Sänger, die aufgeboten wurden, wohl nicht. Sie “Right Next Door”, “Smoking Gun”) erzeugte Cray schnörkellosen Country- und Folkblues ein idealer verharrten meist in alten Bahnen wie die australi- eine knisternde Stimmung. Jimmie Vaughan Opener. Zu den absoluten Festival-Höhepunkten sche Sängerin Niki Parrott, die sich ganz auf Songs schliesslich entpuppte sich als der (erhoffte) gehörten aber Rick Estrin & The Nightcats. Estrin, von Rosemary Clooney kaprizierte. Die Kanadierin Meister der Texas Guitar und setzte mit diversen atemberaubender Harmonica-Virtuose, schräger Susie Ariolie war mit sanften Balladen und klassi- Songs von seinem letzten Album, sowie mit “Texas und humorvoller Songwriter sowie exzellenter En- schem Swing eher ein Schlafmittel, auch wenn sie gelegentlich auf die kleine Trommel klopfte. Die drei goldglänzenden Damen mit ihren blonden 8. BeJazzSommer, Rathausplatz Bern – 3. - 7. August 2010 Perücken von den Dixie Cups gingen eher als Parodie durch. Was nützte es zu wissen, dass diese Vom 3. bis 7. August 2010 war auf dem davon gab es am Jazzfestival wahrhaft zur Ge- Sängerinnen 1964 die Beatles von ihrem Charts- Berner Rathausplatz der Groove zu spüren. nüge. Eine davon war Malcolm Braffs Jamband Platz verdrängten? Gegen die Power der China Der Afro Beat der Faranas, der jazzunter- Voltage. Das Trio ist steter Bestandteil des Off- Moses kamen sie alle nicht an. Nur das penetrante legte Sprechgesang von Wolfgang Zwi- Programm des Cully Jazz Festivals, und von da her Umfeld ihres Sextetts lenkte vom exquisiten auers Wolfpack, das energiegeladene Trio bestens bekannt. Weniger bekannt war zum Gesang ab. Eindruck hinterliess auch Catherine Emergency und Malcolm Braffs Jamband Zeitpunkt des Konzerts die Debüt-CD «Voltage», Russell, die von Kritikern zur besten Interpretin Voltage – sie und andere sorgten anläss- deren Inhalt auf der Bühne für echte Spannung gewählt wurde. lich des 8. BeJazzSommer für den richti- sorgte. Standards wie “Pennies from heaven”, “I thought gen Swing. Der BeJazzSommer ist ein kleiner Leckerbissen about you” oder “There will never be another you” unter den Schweizer Jazzfestivals. Nach dem wurden am besten gesanglos zu Gehör gebracht. Die acht Editionen des BeJazzSommer haben es Motto “klein aber fein” zieht die Veranstaltung alle Bescheiden brillierte diesbezüglich das deutsche gezeigt: In Bern ist der Jazz nicht nur salon- son- Jahre wieder die Aufmerksamkeit nicht nur von Thilo Wagner Trio mit swingender Geläufigkeit, die dern auch piazzafähig. Für die richtige Stimmung Jazzliebhabern auf sich. Auch Leute, die für ge- mitunter virtuos aufrauschte. Merkwürdig aber, sorgten dieses Jahr unter anderem die Faranas, wöhnlich den Zugang zum Jazz verneinen, haben dass ausgerechnet der “erklärte Star” des Festi- die ihren , den swingenden Jazz und den den Weg zum Rathausplatz gefunden. Vermutlich vals, wie es hiess, bewusst “schlampig” mit den avantgardistischen Elektro mit traditionellen Gri- ist es die Kombination aus edlem, überwiegend Standards umging. Bireli Lagrene liess diesmal den ot-Gesängen, perkussiven Patterns und erdigen regionalem Jazz und der rustikalen Sandstein- Sinti-Swing draussen und spielte sich virtuos Grooves des vermischten. Ruhiger – kulisse der Berner Altstadt, die dem Ganzen einen durch verschiedene Arten populärer Musik. Nur aber nicht minder rhythmisch – ging es bei Fabio gewissen Charme verleiht. Von Mainstream konnte von Saxofon und Bass begleitet, entfaltete der el- Pinto zu und her. Der Gitarrist und sein Quin- auch dieses Jahr nicht die Rede sein: Auf der sässische Gitarrist einen Strauss bunter Melodien tett verbanden Flamenco mit Tango, Swing mit Bühne gaben sich Musiker jeden Kalibers die mit zündenden Rhythmen (ohne Schlagzeug). Der Klezmer und entführten einen auf eine Reise in Klinke in die Hand, das Publikum wurde von Star- Eindruck entstand, dass diese Musik vielen im ferne Traumwelten. BeJazz-Programmleiter Fabio allüren und unnötigem Geschwafel à la “You know Publikum zu modern war. Jazz Ascona ein Hort des Baechtold ist über den Ausgang der diesjährigen what I mean” oder “It's a great pleasure to be here Alten? Diese Frage drängte sich immer wieder auf. Ausgabe des BeJazzSommer zufrieden, die Zu- with you" weitgehend verschont. Kommerz hatte Mit einem Misston endete das Festival am Lago sammenstellung des Programms habe sich be- also auch dieses Jahr keinen Platz am BeJazz- Maggiore. Wie verlautete, will sich RSI, der Tes- währt – und das belegen auch die guten Besu- Sommer. Und deshalb bleibt zu hoffen, dass der siner Radio- und Fernseh-Sender, zurückziehen cherzahlen. Der Rathausplatz war rege frequen- Anlass auch 2011 in eine weitere Runde gehen und sich stärker auf das von ihm organisierte tiert, die Stimmung ausgelassen. Nebst Bratwurst wird. ld Estival Jazz im benachbarten Lugano konzentrie- und kühlem Bier genossen Besucherscharen die Info: www.bejazz.ch ren. Die Konsequenzen wären einschneidend, wenn eine oder andere musikalische Trouvaille – und nicht verheerend. rk 11 JAZZ JNM_5_2010_08_13_REV.qxp 31.8.2010 14:42 Uhr Seite 12 REVIEWS

Caliente! Moon & Stars, Locarno: ZZ Top plus Special Guest Jeff Beck 300’000 Würste, 300’000 Liter Bier, zwei nach ein paar Minuten in eine Party, die eigentlich Millionen Besucher, soweit die Hochrech- mit kurzen Unterbrüchen zwei Nächte und drei Bei brütender, ja südstaatenmässiger nungen des diesjährigen Züri-Fäscht. Tage anhielt. Der restliche Abend war dann dem Sommerhitze gab sich die “Li’l Ol’ Band Mittendrin die 16. Ausgabe des traditio- Rap und Reggaeton etc. gewidmet. “Los Diablos From Texas” im Tessin die Ehre. Altmeister nellen Caliente-Festivals. Das Latin Festival Del Cielo" kurz LDDC genannt, brachten ihre Fans Jeff Beck fiel die Rolle des Openers zu. der unbeschwerten Lebensart, der Farben, mit ihren Rap auf Spanisch und Englisch schnell in der exotischen kulinarischen und visuellen Ekstase. Die zwei Brüder Isaias und Thony Vega Genüsse und vor allem der Latin Music, in sind “Solo Dos" mit ihren Barrio Rap eine Art ihrer vollen Bandbreite. Aber das seit 1995 Underground-Latin Rap, gaben dann dem damp- bestehende Caliente! ist viel mehr als fenden Publikum den Rest. Yo Man! Am späten diese alle Jahre wiederkehrenden Platti- Samstagnachmittag schien die Stimmung zuerst tüden. Es ist ein friedlicher Schmelztiegel ein wenig gedrückt (am Nachmittag verlor aus Menschen aus den verschiedensten Argentinien gegen Deutschland, nachdem am Ländern, Kulturen und Religionen. Viel- Freitag schon Brasilien gegen Holland einpacken leicht sollten die Politiker anfangen, Salsa musste ...). Die Emotionen legten sich schnell. “Los zu hören und zwischendurch mal einen Vecinos" aus Ecuador mit ihrem “Cumbis del Caipirinha zu geniessen. Barrio", einer wilden Mischung aus u.a. Rock und Reggae liessen den im Zelt anwesenden Besuchern Neues Konzept, neue Location. Erstmals nach über keine Zeit, den “mindestens 20 verpassten Tor- ZZ Top einem Jahrzehnt wurde nicht im Chreis 4 gefeiert, chancen" von Argentinien nachzutrauern. Die sondern am Hafendamm Enge. Ab 2011 wird dann Multikulti-Band “Swing Unico" spielt einen schwer Jeff Beck wieder rund um den Helvetiaplatz abgefeiert. Die zu beschreibenden Stil, der am leichtesten mit Pause wird genutzt, um das Festival zu überdenken einem Wort zu erklären ist: Alles, was abgeht! Wer und verschiedene neue Ideen auszuloten. Da ja mit dieser geballten Ladung den Nachmittag ei- das Caliente! innerhalb des Züri-Fäschts stattfand, nigermassen schadlos überstanden hatte, wurde mit war der Zutritt zu den Konzerten gratis, was den “Lariba" ins Fegefeuer befördert. Als “ein munterer Vorteil hatte, dass viele Zuschauer, die sonst nicht babylonischer Haufen" wurden sie im Pressetext ein Latin Festival besuchen würden, ihre von der beschrieben. Nun, dem ist definitiv nichts hinzu-

Sonne verbrannten, hochroten Köpfe in das Zelt zufügen. Babylonischer gehts nicht mehr. Nicht TASIC/WWW.NGA.CH reinsteckten und so vielleicht von der Salsa-Mücke nur, was die Nationalitäten betrifft (Cu, Bra, Ita, Ch), infiziert wurden. Das Zelt war jedenfalls immer sondern auch der Stilmix von Rap über Brazil bis zum Bersten voll und dies bei einer tropischen zu Salsa, das Ganze wird noch mit einem Schuss Hitze von über 30 Grad. Wenn etwas das Prädikat Jazz & Dancefloor abgerundet und gut durchge- DRAGAN “brodelnder Hexenkessel" verdient, dann ganz schüttelt. Den Abschluss machte dann die bahiani-

sicher das Caliente!-Festzelt. Vom Salsero und sche, heute in der Schweiz lebende Sängerin FOTOS: Salsera, die da ihre heissen Bachatas, Merengues, Janaina Mello, die mit ihrem bodenständigen Boleros und Cumbia-Tänze so erotisch aufführten, Hauruck-Samba die Stimmung innert Sekunden Und Jeff Beck erwies sich als gnadenlos. Gnaden- dass es noch ein paar Grad wärmer wurde, bis zum auf den Siedepunkt brachte. Diese Spezialausgabe los unkommerziell, gar altmodisch, kompromisslos, 15-jährigen Hip-Hoper, dem der Rhythmus ebenso des Züri-Fäscht-Caliente! wird in die Festival- ja eigenbrötlerisch. Und trotzdem ausserordentlich in die Knochen fuhr wie dem alten Ehepaar, welches Annalen als mucho diferente und höchst gelungen faszinierend. Mit einer Gitarrentechnik, die ihres- elegant die Hüften schwingend, den vor 40 Jahren eingehen. Gracias Roger Furrer & Team! gleichen sucht, und einem Ton, von dem mancher im Kurs gelernten Cha-Cha-Cha zum Besten gab. Wie jedes Jahr erscheint pünktlich zum Caliente! Saitenzupfer nur träumen kann, bewies der Brite, Die Konzerte wurden am frühen Freitagabend von die traditionelle CD-Compilation. Wer sich “Los dass er ein Musician’s Musician ist. Sein Auftritt der kubanischen Band Los GuaSoneros eröffnet. GuaSoneros" und “Lariba" nochmals zu Gemüte spannte den Bogen von Moog-unterlegten 1997 vom Bassisten Lorenzo Rodriguez ge- führen will, kann es mit dieser CD tun, beide Bands Fusionkrachern über eine eigenwillige “Rollin’ & gründet, spielen sie eine heisse Mischung aus sind darauf vertreten, wie auch Nelly Furtado mit Tumblin”-Version via Sly Stones “I Wanna Take Changüi, Son Cubano und Salsa. Eine charisma- ihrem letztjährigen Sommerhit “Manos Al Aire". You Higher” und Becks Gitarren-Tour-de-Force tische Sängerin, ein Trompeter (Dioel Reyes), der Chayanne, RKM & Ken-Y, Aventura, Tony Canales, “Big Block” ab seinem “Guitar-Shop”-Album bis eine ganze Bläsersection ersetzt, der versierte Paulina Rubio u.v.a. sind weitere Garanten für einen zu Lennon/McCartneys “A Day In The Life”, bei dem Keyboarder René Méndez und eine pulsierende idealen Sommersoundtrack. gf die Gitarre Hühnerhaut-Feeling zu erzeugen ver- Rhythmussection verwandelten das Zelt schon mochte. Dass das folgende 75-minütige Set von ZZ Top nicht zu einem trockenen “Best Of” ihrer vier Jahr- blues'n'jazz Rapperswil mit perfektem Wochenende zehnte dauernden Bandkarriere verkam, lag an der Fast kitschig-schönes Bilderbuchwetter bei Es war ein blues’n’jazz-Abend, wie es sich Organi- immer noch vorhandenen Spielfreude, dem nach Vollmond, die ganze Stadt voller glücklicher satoren, Künstler und natürlich Besucher wün- wie vor schrägen Humor und der beneidenswert Menschen, tolle Konzerte und eine fantasti- schen. Früh füllten sich die Reihen vor den vier souveränen Bühnenpräsenz der Gruppe. Klar sche, friedliche Stimmung: Das blues’n’jazz Bühnen. Erst die warme Sonne, der laue Abend machten all die bekannten Klassiker, wie “Got Me rapperswil-jona war schlicht perfekt! und die milde Vollmondnacht boten eine Ambi- Under Pressure”, “Waiting For The Bus”, “Jesus Begonnen hat das Festival allerdings mit einem ance, fast schon kitschig. Die Altstadt bis an den Just Left Chicago”, “Cheap Sunglasses”, “I’m Bad, “Fehlpass”. Dr. Feelgood, einer der Hauptacts des See war voll von musikbegeisterten Menschen. I’m Nationwide”, “Sharp Dressed Man” oder “Gim- Festivals, blieb bei der streikenden Air France stec- Samstags gaben auf den beiden grossen Bühnen me All Your Lovin’” den Hauptteil des Programmes ken. Sie hatten keine Chance, rechtzeitig einzutref- die Grossformation Sweet Revue, Lisa aus, doch die Herren Gibbons, Hill und Beard fen. Stattdessen wurden Amanda & La Banda, die Doby, die Hamburg Blues Band und Dwayne Dop- gewinnen diesen Songs durch über die Jahre sich am Vorabend das Warm-up übernahmen, zurück- sie Vollgas. Verschnaufen konnte man nicht einmal ändernde und Interpretationen geholt. Das italienische Energiebündel Amanda mehr am Seequai und im Kapuzinerzipfel, wo De- immer wieder Neues ab. Dazu bewiesen die drei Tosoni füllte die Lücke bestens aus. borah Coleman und natürlich Wes Mackey mit sei- bei Konzertmitte ihre grosse Liebe zum Blues, in- Ein tolles Erfolgserlebnis auch für den Innerschwei- nem dem Städtchen und dem Festival gewidmeten dem sie – auf unnachahmliche ZZ-Top-Art – ein zer Ivo: Er lockte mehr und mehr Menschen auf den Song “Come to Rapperswil” alle in den Bann zogen. “Rock Me Baby” oder einen “Future Blues” an- grossen Fischmarktplatz. “Brutal lässig” war sein Als absoluten Höhepunkt darf man dann aber doch stimmten. Auch erwiesen sie Maestro Hendrix mit Fazit, und die Zuhörer dürften dasselbe von seiner die Gigs der Weltstars Manfred Mann’s Earth Band “Hey Joe” speziell die Ehre. Neben der Videowand originellen, mit irischen Instrumenten gespickten und Level 42 bezeichnen. Auch wenn die zahlrei- im Hintergrund und diversen witzig gestylten Musik sagen. Etwas schwieriger hatte es Chucho chen Welthits bei vielen ein “Weisch-no-Gefühl” Gitarren (u.a. mit Pelzbezug) durften natürlich die Valdés, der Weltklasse-Pianist aus Kuba. Aber auch hervorriefen, die beiden Bands mit ihren Leadern dann und wann eingestreuten, bestens bekannten D er durfte auf dem Hauptplatz auf eine respektable Manfred Mann und Mark King boten neue, hoch- Tanzschrittchen oder synchronen Gitarren/Bass- Anzahl Fans zählen – einige von ihnen gar mit Ku- stehende Programme. Bewegungen nicht fehlen. Vollends zum Glück der ba-Fahnen und -Shirts. “Volles Haus” hatten Kenny Das Insider-Highlight jedes blues’n’jazz: das La- vielen angereisten Fans trug schliesslich die aus Neal auf dem Hauptplatz und Earth, Wind & Fire dy’s Vocal Summit, das Gipfeltreffen der Ladys “La Grange” und “Tush” bestehende längere Zu- Experience auf dem Fischmarktplatz. Während aus den verschiedenen Bands. Tess Dabasol Smith, gabe bei. mp Kenny Neal samt seinem Neffen zur Freude vieler Crystal White, LZ Love und Lerato Sebele rockten Zuschauer brillierte, hatte Al McKay mit seinem los, als ob sie samt und sonders Schwestern von Earth, Wind & Fire-Projekt ein Heimspiel und liess Tina Turner wären. Ihre Show dauerte bis morgens nie einen Zweifel aufkommen, wer denn nun den 1:30h! Das OK um Präsident Urs Hämmerle zog wirklichen Spirit von Earth, Wind & Fire weiterle- denn auch ein positives Fazit: “Dank diesem traum- ben lässt. Auf satt gefüllte Reihen und Bänke zäh- haften Samstag können wir wieder von insgesamt len durften auch die Bands auf den beiden kleine- etwa 30’000 Zuschauern übers ganze Wochen- ren Bandstands am Seequai und im Kapuzinerzipfel. ende ausgehen. Wir durften ein schlicht perfektes 12 blues’n’jazz erleben!” pd/pw JAZZ JNM_5_2010_08_13_REV.qxp 1.9.2010 13:54 Uhr Seite 13 REVIEWS

Festival Da Jazz St. Moritz, auch in diesem Genre: Top Of The World! Michael Hammer Trio feat. Emma Stirnimann Das diesjährige Festival da Jazz in St. Moritz einer jener Pianisten, deren Musik mehr von einer war die Bestätigung der Vorjahre: Jazz at reichen, fein differenzierten Harmonik und ent- Klassik liiert sich mit Jazz – Opernsän- it’s best in Club-Atmosphäre, und das spannten Melodiegirlanden lebt als von rasanter gerin Emma Stirnimann trifft auf Michael Festival hat sich definitiv als eines der Fingerakrobatik. Hammer Trio. Kann man klassischen Ge- besten Festivals Europas etabliert! Offensichtlich, dass er sich im intimen Dracula- sang mit Jazz verbinden? Ja, man kann! JAZZ’N’MORE besuchte die Highlight-Kon- Club wohler fühlte als an einem jener Sommer- Dies bewiesen die Konzert- und Opernsän- zerte des Festivals, zwei renommierte festivals, deren durchrationalisierter Konzertbe- gerin Emma Stirnimann (dramatischer Sop- Stars, James Carter und Brad Mehldau, trieb ohnehin jede Inspiration verscheucht: Nach ran) und das Michi Hammer Trio (Michael sowie eine Neuentdeckung, den Finnen einem anderthalbstündigen Set liess er sich Hammer, Drums/Percussion; Rafael Mari- Timmo Lassy. mehrmals zu einer “ganz kleinen” Zugabe bitten, aca, E-Guitar; Jonas Lüscher, E-Bass) am die er dann jeweils gut und gern auf zehn Minuten Samstag, 24. Juli 2010, im City-Tower Die Pre-Opening-Night mit James Carter und ausdehnte. cr Memberclub in Aarau. seiner Band war schlicht hervorragend! Mutig die Ein unerwarteter Erfolg war die Belohnung für das Programmierung von Christian J. Jenny, wusste Timo Lassy – Talent der Zukunft mutige Experiment, klassischen, unverstärkten Ge- er doch, dass just an diesem Abend der Presenting Der finnische Saxofonist gilt in Insiderkreisen seit sang mit Jazz zu kombinieren. Diese miteinander Sponsor Lexus seine Gäste eingeladen hatte. Kurzem als grosses Talent. Erstaunlich, dass Jenny verbundenen Stilrichtungen liessen ein höchst reiz- James Carter, kein bequemer Zeitgenosse, mehr es wagte, diesen hierzulande noch unbekannten volles Spannungsfeld entstehen. Ein neues Hör- ein Freak der improvisierten Töne und Tempobol- Lassy ins Programm aufzunehmen. Es lohnte sich, erlebnis und eine neue Klangdimension. Das Publi- zer, und dies sollte den geladenen Gästen gefal- denn der Virtuose spielte mit seiner Band ein über- kum verdankte dieses Experiment denn auch mit len? Es gefiel, und wie. Nur vereinzelt verliessen zeugendes Set. Schloss man die Augen, man hätte euphorischem Beifall. Zuhörer das Lokal. Die Mehrheit jedoch war faszi- meinen können, der grosse Dexter Gordon stünde Den ersten Teil des Konzertes bestritt das Jazztrio niert ob der hervorragenden Performance des leibhaftig auf der Bühne. Lassys Band, allen voran alleine. Michael Hammer (Drums/Percussion), Ra- James Carter 5tets. Der Genius spielte zur Hoch- der hervorragende Drummer Teppo Mäkynen, fael Mariaca (E-Guitar) und Jonas Lüscher (E-Bass) form auf und das Publikum war fasziniert ob der sorgten für einen perfekten Boden, auf dem sich der boten einen spannenden Mix von Latin, Swing und improvisierten Töne. Die Clubatmosphäre trug si- angehende Meister austoben konnte. Der Perkus- Blues mit den Stücken “St. Thomas”, “How deep ist cher dazu bei, dass auch jazzfremde Ohren das sionist Abdissa Assefa war für die Latin-Rhythms the Ocean", “Freddie Freeloader" und “Wave". Der gewisse Etwas entdecken konnten, wozu sie ohne und funky Grooves Lassys ein perfekter “Anheizer”, zweite Teil stand dann unter einem ganz anderen eine VIP-Einladung niemals bereit gewesen wären. zog den Saxofonisten richtiggehend mi und forderte Vorzeichen. Die Konzert- und Opernsängerin Emma Den Jazz auf diese Art an ein Publikum heranzu- ihn heraus. Diese Band muss man sich für die Zu- Stirnimann verlieh den gewählten Jazz-Standards führen verdient grösste Anerkennung. pw kunft merken. pw und Swing-Evergreens mit ihrer klassisch ausgebil- deten, unverstärkten Stimme ein gänzlich eigenes Brad Mehldau – schlicht grossartig Gepräge. Ihr Gesang war reich an Facetten und in Brad Mehldau hat nicht immer seine besten Tage; allen Lagen sehr klangvoll und von hochstehender Der 40-jährige Pianist ist bei aller langjährigen Qualität. Der Höhepunkt aber war eine nochmalige Erfahrung kein abgefeimter Routinier geworden, Steigerung, indem “Nobody knows" mit dem Beginn dessen Finger auf Knopfdruck ungerührt ihr Pro- des Titels “Eye of the tiger" aus dem Film “Rocky" gramm abspulen. Oft hat man den introvertierten eingeleitet wurde. Eine treffende Wahl und ge- Zartgeist, der zeitweilig mit grösseren Drogenprob- konnte Verbindung. Ein kurzweiliger, spannender lemen zu kämpfen hat, schon auf quälender Abend mit musikalischen Überraschungen in sehr Suche nach Inspiration und Einfällen erlebt. Ob guter Kombination. pw es diesmal die frische Bergluft war, die “kurlige” Skihütten-Atmosphäre des St. Moritzer Dracula Clubs oder das kaum mehr als 100-köpfige Publi- kum, das ihm unmittelbar zu Füssen sass – am Festival da Jazz bot Mehldau ein grandioses Solo- rezital. Den Ton des ganzen Abends gab er gleich zu Be- ginn mit zwei Intermezzi von Johannes Brahms an, denen er je ein eigenes Stück folgen liess, das von diesen inspiriert worden ist. Romantisch, zart und verspielt blieb es den ganzen Abend, ohne jene oft etwas aufgesülzten Ergiessungen, die man bei James Carter vielen Adepten von Bill Evans oder Keith Jarrett erdulden muss. Was immer er auch spielte oder zu

lockeren Medleys verband, Eigenkompositionen, WINDMÜLLER Jazzstandards, Balladen und Popsongs etwa von Neil Young, immer bewahrten die Klangfigu-

ren etwas Zögerndes, Tastendes, das spontanes PEEWEE Improvisieren jenseits der antrainierten Läufe und Klischees auszeichnet. Ohnehin ist Mehldau ja Timo Lassy FOTOS:

Jazz-Interessenten Originalität ‘ Zentrale Plattform rund um das jazzhotels.ch ist die einzige Thema Jazz Schweizer Online-Plattform ‘ Laufende Information über jazzhotels.ch bietet für Jazz-Interes- aktuelle Veranstaltungen wie sierte nützliche Informationen über auch über Spezialangebote Veranstaltungen, Sonderange- in den besten Schweizer Hotels/ Die Plattform für bote und Neuheiten rund um das Clubs Thema Jazz. -Interessierte ‘ Gesammte Nutzung von jazzhotels.ch ist kostenlos ‘ Dank dem Newsletter sind Sie immer auf dem neuesten Stand. Bands / Musiker Sie fi nden auf jazzhotels.ch eine Liste exzellenter Bands und Jazz- musiker unterschiedlicher Stilrich- tungen. tissa-marketing.ch JNM_5_2010_14-19_PRE 30.8.2010 18:08 Uhr Seite 14 PREVIEWS

Intakt Records feiert 16. Lucerne Blues Festival oder Zydeco in seinen Sound einfliessen. Bei ihm das 25-jährige Jubiläum 5.–14. November 2010 und seinen Buckshot Hunters wird Harmonica-Ass 2. und 3. Oktober 2010 Billy Gibson aus Memphis gastieren. Zydeco ist sowieso das Luzerner Rezept für einen würdigen Im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltun- Festivalabschluss. gen stehen Präsentationen aus den neue- Dieses Jahr werden Nathan Williams und seine ren Arbeiten der MusikerInnen des renom- Zydeco Cha-Chas aus St. Martinville, Louisiana, mierten INTAKT-Labels. Den Auftakt den Saal zum Kochen bringen. Die genauen Spiel- bildet am 2. und 3. Oktober 2010 ein zeiten und -orte der Abendkonzerte, der Gratis- zweitägiges Jubiläumsfestival im Jazz- Eröffnungsgigs sowie der drei immer beliebter club “Moods” in Zürich. Im Frühjahr 2011 werdenden Blues-Brunches plus weitere nützliche wird an einem langen Wochenende in Angaben zum 16. Lucerne Blues Festival finden Wien im “Porgy + Bess” zelebriert, und im wir unter www.bluesfestival.ch mp März 2012 erhält Intakt Records während zweier Wochen von John Zorn das Kura- torium für dessen New Yorker Jazzclub INTERNATIONAL RADIO FESTIVAL “Stone”: Eine Chance, die Musik zahlrei- “Listen to how the world sounds” cher Zürcher und Schweizer Musike- 5.–11. September 2010 rInnen in New York vorzustellen. Dave Specter Das erste International Radio Festival Am Jubiläumsfestival im “Moods” steht die Klassik feiert während sechs Tagen die globale der Moderne des Jazz im Mittelpunkt des Pro- Vielfalt der Musikradios und zeigt, welche gramms: Hommagen an Steve Lacy, Duke Elling- Shows und Sounds in Metropolen wie ton und . Das mag erstaunen, London, Berlin, Nairobi, New York oder gilt Intakt Records doch eher als Label der freien Shanghai zurzeit angesagt sind. Es ist Szene. Aber die Geschichte des Jazz, eine der dies der erste derartige Event der Welt. grossen kulturellen Taten der Vereinigten Staaten Bryan Lee Über 20 renommierte FM-Sender, DAB- von Amerika, ist die Inspiration für viele kreative und Internet-Radios nehmen teil. Einige JazzmusikerInnen. Es ist kennzeichnend, dass ge- Jedes Jahr, wenn die Tage langsam wie- der populärsten Radio-DJs und unterhalt- rade die InnovatorInnen des europäischen Jazz der kürzer werden, steigt die Spannung, samsten Moderatoren werden nach Zü- wie Irène Schweizer, Pierre Favre, Alexander von welche Künstler im November das Luzer- rich kommen, um ihre Shows authentisch Schlippenbach, , Ulrich Gumpert oder ner Blues Festival beehren werden. Die in eigener Sprache zu präsentieren. Günter Baby Sommer tief in der Tradition des Jazz Katze ist aus dem Sack, und die sech- Die Organisatoren sind Miguel Alvarez und Oliver verankert sind. zehnte Auflage des beliebten Events ver- Scotoni (Rundfunk.FM), die bereits ebenso leiden- “Ich bin ein Jazzmusiker”, sagt Schlippenbach. spricht wieder heisse Nächte im Grand schaftlich das EM-Radio 08 und viele weitere Kul- “All Jazz is free”, lautet sein Bonmot. Und wer Casino am Seebecken. turprojekte initiiert haben. Darryl von Däniken das vom modernen Jazz geprägte Spiel des Stilistische Abwechslung hat sich die Veranstal- ergänzt das Team mit seiner grossen Erfahrung im jungen Zürchers Jürg Wickihalder oder der Ber- ter-Crew um Guido Schmidt immer schon auf die internationalen Entertainment-Management. liner Musiker Axel Dörner, Rudi Mahall, Jan Roder Fahne geschrieben und präsentiert 14 Formati- Alle Events werde live aus dem Papiersaal (Sihl- und Uli Jennessen hört, spürt sofort das Feuer für onen aus allen Richtungen des Blues. Aus der Soul- city) gesendet und werden im Grossraum Zürich das vitale, frische, ungeglättete Spiel der Klassiker und Gospel-Ecke dürfen wir Mavis Staples be- 24/7 über den hauseigenen FM-Sender (FM der Moderne. grüssen. Mit ihren letzten beiden Alben “We’ll 88.2/FM 95.7, gleich wie Rundfunk.FM) sowie Das Jubiläumsfestival von Intakt im “Moods” ist Never Turn Back” und “Live” hat sich die ehemali- via Internet-Stream in die ganze Welt übertragen. also auch eine Verbeugung vor der grossen ge Sängerin der Staples Singers mit Bravour Zudem wird mit der ersten temporären DAB- Tradition der Black Music. zurückgemeldet. Frequenz der Schweiz gesendet. Ein Soul-Feuerwerk dürfte auch Lou Pride zünden. Für ihn wird der Auftritt in der Leuchtenstadt Täglich ab 17 Uhr öffnet das Radio-Studio den etwas Besonderes sein: 2004, schon nach Luzern Barbetrieb für die Öffentlichkeit und wird so zum angereist, erlitt der Sänger einen Herzinfarkt und Meeting Place und Melting Pot. musste notfallmässig operiert werden! Speziell freuen können wir uns auf das Konzert von Bryan Die Highlights des ersten Lee mit seiner Blues Power Band. Auch er holt International Radio Festivals: sein Konzert nach. Denn letztes Jahr schon auf . Das erste Mal seit 8 Jahren wie- dem Programm, musste der Gitarrist aus New der in Zürich, beehrt er uns mit der eklektischen Orleans aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig Playlist aus seiner weltberühmten Radio Show absagen. Delmark Recording Artist Dave Specter “Worldwide”. beweist seit vielen Jahren, dass er zu den versier- Ghetto Radio Nairobi. Gibt Ghetto-Bewohnern testen Gitarristen aus Chicago gehört. Er bringt und -Künstlern eine Stimme, fördert und wider- ausser seinen Bluebirds die Sängerin Sharon spiegelt hautnah die urbane Subkultur im heuti- Lewis und den Gitarristen Jimmy Johnson mit. gen Afrika. Ronnie Baker Brooks, der Sohn von Lonnie Tony Prince. Wohl DER Pionier des Pirate-Radios, Günter Baby Sommer und Ulrich Gumpert Brooks, verkörpert die junge, rockige Generation er hat schon in den 60ern vom Ärmelkanal aus von Bluesmusikern aus Chicago und hat in letz- gesendet. Ausserdem ist er Gründer des Mixmag- ter Zeit durch seine Zusammenarbeit mit Tommy Magazins. Das Programm im Moods: Castro aufhorchen lassen. Aus Kalifornien erwar- Ibiza Global Radio & Radio Sonica Ibiza. Verkör- Samstag, 2. Oktober, 20h ten wir die stimmgewaltige Tia Carroll, sie stammt pern das balearische Club und Lounge Movement AKI TAKASE SPIELT DUKE ELLINGTON aus der Bay Area, und aus Los Angeles den Har- seit den 90ern. Ihre Zürcher Shows werden übri- Aki Takase: Piano monicaspieler und Sänger Lynwood Slim, mit bür- gens simultan und live auf ihren eigenen JÜRG WICKIHALDER: HOMMAGE AN STEVE gerlichem Namen Richard Dennis Duran. Frequenzen in Ibiza übertragen. LACY. GAST: ULRICH GUMPERT Gespannt sein dürfen wir auf James Johnson alias FM4 Wien. Das wohl abgefahrenste Jugendkul- Jürg Wickihalder: Soprano Saxophone Super Chikan. Der von Muddy Waters und John turradio im deutschsprachigen Raum sendet in Gast: Ulrich Gumpert: Piano Lee Hooker beeinflusste Sänger und Gitarrist aus Deutsch, Französisch und Englisch. ULRICH GUMPERT – GÜNTER BABY SOMMER: Clarksdale, Mississippi, gewann dieses Jahr mit CJLO Montreal. Das Campus Radio der Concordia DAS DONNERNDE LEBEN “Chikadelic!” einen Blues Music Award für das Universität gilt als Moderatoren-Talentschmiede Ulrich Gumpert: Piano beste traditionelle Bluesalbum. Die Post geht je- und sendet für 40’000 Studenten. Günter Baby Sommer: Drums weils ab, wenn die Nighthawks auf der Bühne ste- Flex FM. Das wohl bekannteste Piraten-Radio ist Sonntag, 3. Oktober 19h hen. Die Blues & Roots Band um Sänger und eine Institution und seit Mitte der 90er eine der trei- MONK’S CASINO, DAS GESAMTWERK VON THE- Bluesharper Mark Wenner tourt mit ihrer neuen benden Kräfte der Londoner Underground-Szene. LONIOUS MONK CD “Last Train To Bluesville” und bringt für ihr The Cuban Brothers/Miguel Montevani. Die be- Alexander von Schlippenbach: Piano Luzerner Konzert als Gast Hubert Sumlin, den gnadeten Performer mit ihrer einmaligen Kombi- Rudi Mahall: Bassclarinet ehemaligen Adjutanten von Howlin’ Wolf, mit. nation aus Musik und Comedy sind Kult. Band- WINDMÜLLER Axel Dörner: Trumpet Die Folk- und Countryblues-Nische des Festivals leader Miguel sendet als einziger unserer Gäste Jan Roder: Bass deckt der New Yorker Gitarrist Guy Davis ab, die täglich. Uli Jennessen: Drums Schweizer Bluesszene wird durch den Winterthu- International Radio Festival, Papiersaal, rer Walter Baumgartner und seine Band Walt’s Sihlcity, 8002 Zürich Moods im Schiffbau Blues Box vertreten, und knallharten R&B aus Weitere Gäste und alle detaillierten Schiffbaustrasse 6 Luxemburg gibt es von den Winklepickers. Einen Informationen über das erste PD/ZVG/PEEWEE 8005 Zürich speziellen Namen in der Blueswelt hat sich der International Radio Festival Weitere Infos unter www.intaktrec.ch Norweger JT Lauritsen geschaffen. Durch sein sind online zu finden auf

FOTOS: oder www.moods.ch Hauptinstrument, das Akkordeon, lässt er Texmex www.internationalradiofestival.com 14 JAZZ JNM_5_2010_14-19_PRE 30.8.2010 18:08 Uhr Seite 15 PREVIEWS

proFILE Jazzfestival Dornbirn Tobias Preisig, Ausnahme-Geiger 17. Fricktaler Bluesfestival 24. und 25. September 2010 im Jazz – Flowing-Mood-Tour 21.–23. Oktober 2010 Herbst/Winter 2010 Das siebte ProFILE-Festival im vorarlbergi- Klein, aber fein – und auch schon mit schen Dornbirn stellt am Spielboden wie- Die Auftritte zu Beginn des Jahres, CD- einer siebzehnjährigen Tradition zu Buche der zwei internationale Jazzmusiker in Release-Tour in der Schweiz, Deutschland stehend – steigt vom 21.–23. Oktober den Mittelpunkt, die grössere Beachtung und Frankreich, begeisterten das Publi- wieder das Fricktaler Bluesfestival im verdient haben. kum, die Clubs waren ausverkauft und die Cinema Monti in Frick AG. Am ersten Abend (24. September) wird Christian Kritiker haben das immense Potenzial, Das Festival eröffnen wird am Donnerstag, 21.10., Muthspiel vorgestellt. Der lange im Schatten sei- das in Preisigs Musik, seinem Instrument die Schweizer Formation Hendrix & Caruso. nes Bruders Wolfgang stehende Posaunist, lang- und seiner Band liegt, erkannt. Keyboarder Hendrix Ackle, bekannt aus Philipp jähriges Mitglied des Vienna Art Orchestra, hat Mit seinem Quartett spielt der Ausnahme-Violinist Fankhausers Band, hat sich für dieses Projekt sich in den letzten Jahren vor allem als Kom- eine leidenschaftliche und melodienselige Musik, mit dem Gitarristen Robbie Caruso zusammen- ponist, der von berühmten Häusern und Orches- die zum Träumen anregt und gleichzeitig Energie gefunden, um funkigem, jazzigem Sound der letz- tern mit Kompositionsaufträgen bedacht wurde, verleiht. Der Pianist Stefan Rusconi ist ein Klang- ten 40 Jahre zu frönen, ohne dank mehrstimmig einen Namen gemacht. Souverän bewegt er sich farbenmagier, der auf kongeniale Weise mit gesungenen Balladen das Herz zu vernachlässi- im Grenzbereich zwischen Jazz und improvisierter Preisig harmoniert. André Pousaz (Bass) und Michi gen. Musik einerseits und Komposition und Neuer Stulz (Schlagzeug) verpassen jedem Groove die Den Freitag (22.10.) wird ein alter Bekannter in Musik andererseits. Diese Bereiche stilübergrei- richtige Schwingung: mal sanft, mal kraftvoll. Frick eröffnen. Der begnadete kalifornische Akus- fend auf eine innovative Weise zu verbinden, ge- Preisig hat seine Musik gefunden und mit dieser tik-Blueser und Storyteller Doug MacLeod gibt lingt ihm mit den verschiedensten Klangkörpern Band den Klangkörper, der der Musik den richti- sich wieder die Ehre. Ihm folgt mit Erja Lyytinen vom Trio bis zum Symphonieorchester. gen Ausdruck – nie langweilig, nie belanglos – das grosse finnische Gitarrentalent, welches bei verleiht. Oder wie das St.Galler Tagblatt im Mai zwei Blues-Caravan-Tourneen für Furore sorgte. 2010 treffend schreibt: “Auf “Flowing Mood” Die zierliche Nordländerin entwickelt jeweils an erweist er sich als gereifter Musiker, der in sich der Slidegitarre viel Dampf, und wagt sich mit hineinhorcht und dabei Melancholie sensibel mit ihrem neuen Album “Voracious Love” (Ruf Re- Lebensfreude verbindet. Er erliegt nicht der Ver- cords/K-tel)) genremässig in rockige Gefilde. suchung des Egotrips und versteht es, auf seine Am Samstag (23.10.) heisst es Bühne frei für den Mitmusiker einzugehen, was dieses Album zu ei- Winterthurer Walter Baumgartner mit seiner nem perfekten Ganzen macht.” Preisig wird die Walt’s Blues Box. Der Sänger und Mundharmoni- Geige im Jazz etablieren. ka-Spieler hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und gehört nicht zuletzt auch David Fiuczynski Flowing-Mood-Tour Herbst/Winter 2010 dank seiner toughen Band mittlerweile zu den 09. September, 23:00 Jazzmeeting, Berlin Schweizer Top-Bluesformationen. Das Festival ab- 21. September, Kulturfestival, Düsseldorf schliessen wird die höchst interessante deutsche 22. September, 20:15 Jazzclub Chur, Kombination Richard Bargel & Klaus “Major” Hotel 3 Könige, Chur Heuser mit einem exklusiven Gig hier in der 23. September, 20:30 Kultur im Schweiz. Bargel mit seiner rauen, tiefen Stimme Bahnhof, St. Gallen und seiner vom Delta-Blues geprägten Bottleneck- 25. September, Moods “Schiffbaufest”, Zürich Gitarre tourt seit Jahrzehnten erfolgreich in der 01. Oktober, 20:30 Container, Uster Clubszene, während Heuser sich mit der Kölsch- 04. Oktober, Generations Festival, Frauenfeld Rockgruppe BAP seinen Namen schuf. Ihr neues 07. Oktober, 20:30 Bird’s Eye, Basel Album nennt sich schlicht “Live” (Meyer Christian Muthspiel, Franck Tortiller 29. Oktober, Kulturscheune, Liestal Records/Rough Trade). Konzertbeginn ist jeden 25. November, 12:30 Abend um 21 Uhr. Eins von Muthspiels wichtigsten Projekten ist die Mittagsmusik am Gleis 1, Brugg Weitere Informationen finden wir unter “Yodel Group”. Hier mischen sich Kraft und Ori- 26. November, Le Petit Paris, La Chaux-de-Fonds www.fricks-monti.ch mp ginalität des Jodlers mit urbanem Jazz. Muth- 27. November, Kaufleuten (Doppelkonzert mit spiels Solo-Auftritt konzentriert sich auf die Lyrik Gary Burton Quartett), Zürich Doug MacLeod Ernst Jandls. Legendäre Tonaufnahmen des Dich- Tour-Updates laufend auf: ters treten in Dialog mit einem vielfältigen akusti- www.tobiaspreisig.com schen und elektronischen Instrumentarium. “Ein wahnwitziger Parforceritt durch die einzigartigen Sprach- und Klangwelten der beiden geistesver- wandten Querdenker” wird angekündigt. Auch im Duo versteht Christian Muthspiel zu glänzen. DKSJ 2010 – ALL-STAR PROJECT Diesmal bringt er den französischen Vibrafonisten 11.–15. Oktober 2010 Franck Tortiller mit, dessen Virtuosität und Ein- fallsreichtum am Spielboden schon öfters für Das diesjährige All-Star Project der DKSJ Begeisterung sorgten – etwa zuletzt mit Michel (Direktoren-Konferenz Schweizerischer Godard. Jazzschulen) wird von der Jazzabteilung Der 1964 in den USA geborene, in Deutschland der University of Applied Sciences Wes- aufgewachsene Gitarrist David Fiuczynski ist am tern Switzerland an der Hochschule für Between The Beats – Festival in zweiten ProFILE-Abend mit drei Beiträgen zu hören. Musik in Lausanne programmiert. Denzlingen b. Freiburg/Deutschland Zunächst wird er tief in den Blues eintauchen, Der künstlerische Direktor, Pierre Audetat, kom- 23.–25. September 2010 erdig, aus dem Bauch heraus. Im Mittelteil prä- ponierte das Programm “ROM – RAM” für die 5- Vom 23. bis 25. September 2010 findet in sentiert der Gitarrist sein Langzeitprojekt KIF. köpfige Band, welche speziell für dieses Projekt Denzlingen bei Freiburg das erste interna- “Hier wird”, heisst es in der Ankündigung, “im zusammengestellt wurde. Die Band repräsentiert tionale “Between the Beats Jazz-Festival” Viertelton-Bereich eine frische Palette an ausserir- die fünf Jazz-Hochschulen der Schweiz, je 1 Stu- statt. dischen Sounds produziert, eine waghalsige dent von jeder Hochschule. (Basel, Bern, Lau- Im Kultur- und Bürgerhaus werden an diesen drei Mischung aus chinesischen Melodien, arabischen sanne, Luzern, Zürich). Tagen auf zwei Bühnen insgesamt zwölf hochkarä- Gebetsrufen, indianischen Beschwörungsgesän- Die Band: tige Bands und Künstler aus dem grossen Feld der gen und Fiucynskis einzigartigen hochenergeti- Thierry Kuster: saxophone Jazz-, Funk- und Soulmusik auftreten. Darüber hi- schen Funkriffs.” Die vor zwei Jahrzehnten ge- (Hochschule der Künste Zürich) naus bietet das “Between the Beats Jazz-Festival” gründete experimentelle Fusion Band “Screaming Adrien Guerne: saxophone ein interessantes Rahmenprogramm mit gastrono- Headless Torsos” beschliesst das diesjährige (Hochschule für Musik Luzern) mischen Angeboten und Infoständen auf dem Profile mit ihrer furiosen Mischung aus Avant- Michael Garrod: keyboards Gelände rund um das Kultur- und Bürgerhaus. garde-Rock, Jazz, Funk und Rap. Hier will David (Hochschule für Musik Basel) Das Programm: Fiuczynski noch einmal, wie er jetzt schon androh- Florian Favre: keyboards 23.9.: Grosser Saal 20:00h: te, “die Sau rauslassen und voll durchfunken. (Hochschule der Künste Bern) RUSCONI und Martin, Medeski & Wood Screaming Headless Torsos: ideal für Party, Axel Vuille: drums Jazz Club 20:30h: Tonalrausch und Vinx Picknick und Begräbnis!” rk (Haute Ecole de Musique de Lausanne) 24.9.: Grosser Saal: 20:00h: www.spielboden.at Konzertdaten: Malia und Manu Katché Third Round Konzertbeginn jeweils 20:30h Jazz Club 20:30h: Dieter Ilg und Studnitzky 11.10.: Daniel Humair Auditorium, Lausanne 25.9.: Grosser Saal 20:00h: 12.10.: Bird’s Eye Jazz Club, Basel Dan Berglund’s Tonbruket und noJazz 13.10.: Turnhalle Progr, Bern Jazz Club 20:30h: Triosence und Wolfgang Dauner 14.10.: Jazz Kantine, Luzern Weitere Infos unter 15.10.: Mehrspur Jazz Club, Zürich www.between-the-beats.de/festival 15 JAZZ JNM_5_2010_14-19_PRE 30.8.2010 18:08 Uhr Seite 16 PREVIEWS

25. AVO SESSION Basel Ein deutscher Abend steigt dann endgültig à la Migros-Kulturprozent-Jazz und 22. Oktober–14. November 2010 “Berlin in Basel” am 7.11. mit Element of Crime AllBlues präsentieren aktuelle und dem Duo 2Raumwohnung. Zwei Tage später Schweizer Jazzbands und Anastasia lockt der Süden. Italianità gibt es bei “Mare e internationale Jazzgrössen Sale” mit den Cantautori Gino Paoli und Luca Carboni. “Absolutely Positive” wird der als Front- In der Saison 2010/11 geht Migros-Kul- man der Band Plüsch bekannte Ritschi am 10.11. turprozent-Jazz neue Wege und veranstal- die Szene bereiten für eine der faszinierendsten tet seine Konzertreihe zusammen mit der weissen Stimmen im Business: Anastacia dürfen AllBlues Konzert AG. Den Auftakt macht wir dieses Jahr auf der AVO-Bühne geniessen. das New Anouar Brahem Quartet mit “Roots: My Life, My Song” heisst das Programm Moncef Genoud solo am 12. November in aus Blues, Jazz und Spirituals der Sängerin Genf. Es folgen sechs Doppelkonzerte in Jessye Norman, die es geschafft hat, in der allen Landesteilen. Klassik und beim Pop-Publikum voll akzeptiert zu sein. Der Schritt vom “Gig” in Clubs zum Auftritt auf Dieser “Back To The Roots”-Abend am 11.11. der grossen Bühne ist auch für bereits bekannte Joe Jackson wird vom Gitarristen Tom Principato und seiner Schweizer Formationen oft entscheidend für einen Band Powerhouse eröffnet, die sich nicht scheuen, nachhaltigen Erfolg. Es gilt deshalb, den Musikern ihren Blues für die verschiedensten Einflüsse offen und Bands zu ermöglichen, vor einem breiten Pub- zu halten. “Jazz Is In The Air” heisst es dann am likum aufzutreten und auf diese Weise sowohl ihre 13. November. Jamie Cullum – der ungestüme nationale wie internationale Ausstrahlung zu Pianist, und Dianne Reeves – die bezaubernde erweitern. Das Migros-Kulturprozent hat erkannt, Stimme, werden auch ein breiteres Publikum zu wie wichtig eine zielgerichtete Förderung in die- begeistern wissen. Mit der “Ladies’ World” laden ser Phase ist, und war bereits in den vergangenen Morcheeba die Organisatoren zum Abschluss ihres vielseiti- Jahren mit der Konzertreihe INTRO in diesem Um- gen und eindrücklichen Jubiläums-Programms feld aktiv. Nun wird mit der Kooperation mit der Man darf gratulieren! Ein Vierteljahrhun- nochmals zu einem Abstecher in südliche Gefilde. AllBlues Konzert AG, dem grössten Schweizer dert alt ist die AVO SESSION, und sie hat Die portugiesische Fado-Sängerin Mariza und die Jazzveranstalter, ein weiterer Schritt gemacht. es in dieser Zeit geschafft, sich zu einem brasilianische Jazzerin Eliane Elias wollen einen Die Konzertreihe “Migros-Kulturprozent-Jazz” der führenden internationalen Lifestyle- würdigen Schlusspunkt unter die ersten 25 Jahre präsentiert aktuelle Schweizer Jazzbands im Musikfestivals zu mausern. Zum Jubiläum AVO SESSION setzen. Doppelkonzert mit internationalen Jazzgrössen. gibt es nebst gestandenen Leckerbissen Detaillierte Angaben zum Festival stehen “Mit AllBlues haben wir DEN Schweizer Jazzver- viel Neues und Spezielles zu entdecken. unter www.avo.ch mp anstalter mit ins Boot geholt, der uns dank seiner langjährigen Erfahrung und Professionalität re- Von ihrer grössten Trumpfkarte, jedes der 28 Kon- nommierte Jazzstars und entsprechende Veran- zerte TV-mässig aufzuzeichnen, weicht die OK- generations Frauenfeld staltungsorte in allen Landesteilen garantiert”, Crew um Matthias Müller und Beatrice Stirnimann 2.–9. Oktober 2010 sagt Mirko Vaiz, Projektleiter Musik, Direktion nicht ab. Und bewährterweise steht auch jeder Mit seiner einzigartigen Kombination aus Kultur und Soziales, Migros-Genossenschafts- Abend wieder unter einem bestimmten Motto. Konzerten, Masterclasses, Clubatmos- Bund. Die “Opening Night” am 22. Oktober wartet gleich phäre und Begegnungen hat sich genera- mit einem Exklusiv-Knüller auf: Jamiroquai werden tions, das Internationale Jazztreffen Die ersten vier Konzertabende stehen fest erstmals die brandaktuellen Songs ihres dem- Frauenfeld, einen guten Ruf in der eidge- Im November tritt der Genfer Pianist Moncef nächst erscheinenden Albums auf der AVO-Bühne nössischen Jazzszene und anderswo Genoud zusammen mit dem neuen Quartett von vorstellen. Ihnen zur Seite stehen wird mit Roy erobert. Anouar Brahem auf. Ein weiteres Konzert mit Ayers “The World’s Funkiest Singer”. Anders als in Schaffhausen, wo alljährlich ein Anour Brahem bestreitet Thierry Lang zusammen Und hochkarätig geht es gleich weiter: Tags da- nahezu repräsentativer Querschnitt durch das mit Matthieu Michel im KKL Luzern. Die Gruppe rauf erwartet uns “The New Music Of” mit Robert aktuelle Schaffen des Schweizer Jazz gegeben des Zürcher Violinisten Tobias Preisig spielt mit Plant. Der Ex-Zeppelin-Sänger kehrt nach diversen wird, werden in Frauenfeld an verschiedenen dem wohl weltbesten Vibrafonisten Gary Burton musikalischen Abstechern – für sein letztes Pro- Orten ausgewählte Acts vorgestellt. Was das im Kaufleuten Zürich. Und im Februar steht in jekt mit garnierte er sechs Grammys Treffen heraushebt und zum Geheimtipp macht, ist Basel die mit Spannung erwartete Piano-Nacht an, – zu seinen Anfängen zurück und bringt seine der fünftägige Workshop. Er wurde zur Plattform mit dem Zürcher Trio Rusconi sowie dem schwe- reformierte allererste Formation “Band Of Joy” vieler Jungstars der internationalen und vor allem dischen Tord Gustavsen Quintet. Weitere drei Kon- aus den 1960er-Jahren mit nach Basel. Vor ihm der Schweizer Jazzszene. Aus ihm gingen bisher zerte folgen im Frühjahr 2011. werden der britische Edelpunker Justin Adams unter anderem Samuel Blaser und Tobias Preisig und sein gambischer Partner Juldeh Camara ein- hervor, zwei Musiker, die jetzt ihre eigenen Programm: heizen. Bands präsentieren. Masterclass-Dozenten sind in Freitag, 12.11.10, 20:30, Victoria Hall Genf Die “Night Of Songs” vom 25. Oktober führt uns diesem Jahr die US-Stars Eric Alexander, Joe The New Anouar Brahem Quartet “100 Miles From Memphis”. So nennt sich die Farnsworth und der 74-jährige Harold Mabern. Anouar Brahem, oud – Klaus Gesing, bass clarinet letzte CD von Sheryl Crow, deren Songs in ihre Sie bilden auch gemeinsam ein Quartett, das - Björn Meyer, bass – Khaled Yassine, percussion Kindheit zurückführen. “Stark” auch ihr Vorpro- sich zum Abschluss der generations vorstellen Moncef Genoud solo gramm: Der Basler Singer/Songwriter/Gitarrist wird – gemeinsam übrigens mit der generations Moncef Genoud, piano Roli Frei fasst mit der CD “Strong” auf eindrückli- Band, die von Adrian Mears geleitet wird. Ihre (In Zusammenarbeit mit Prestige Artists Genève) che Art wieder Fuss in der Szene. Mitglieder werden aus den Masterclass-Work- Donnerstag, 18.11.10, 19.:30 Uhr, KKL Luzern Der 26.10. steht ganz unter britischer Fahne. shops ausgewählt. Anouar Brahem New Quartet “From Then Till Now” vereint einen der einfluss- Für eine befruchtende Mischung und den richti- Anouar Brahem, oud – Klaus Gesing, bass clarinet reichsten Songwriter der Rockgeschichte mit sei- gen Schwung der siebten Ausgabe des Frauen- – Björn Meyer, bass – Khaled Yassine, percussion nen musikalischen Söhnen: Ray Davies, einstiger felder Ereignisses sorgt einmal mehr Gründer und Thierry Lang und Matthieu Michel Kopf der Kinks und Autor von Hits wie “You Really Leiter Roman Schwaller. Seinem persönlichen Thierry Lang, piano – Matthieu Michel, Got Me” oder “Lola”, und Razorlight, dank ihrer Anliegen entspricht die stilistische Ausrichtung flugelhorn/trumpet drei eindrücklichen Alben nicht mehr aus dem des einwöchigen Festivals: modern straight ahead Samstag, 27.11.10, 19:30, Kaufleuten Zürich Britpop wegzudenken, geben sich die Ehre. jazz. generations, dies ist Begegnung zwischen The New Gary Burton Quartet Für den “Chilling Beats”-Abend (27.10.) haben den Generationen, zwischen Schweizer und aus- Gary Burton, vibes – Julian Lage, guitar – die Verantwortlichen das wiedervereinigte Trio ländischen Musikern. Sie machen aus der Thur- Scott Colley, bass – Antonio Sanchez, drums. Morcheeba engagiert, dem sie mit The Nudge gauer Metropole über Nacht eine Jazz-Stadt, will Tobias Preisig “Flowing Mood” Nudge die Gruppe von Sananda Maitreya, einst sagen eine Stadt von Welt. rk Tobias Preisig, violin – Stefan Aeby, piano - unter dem Namen Terence Trent D’Arby bekannt, www.generations.ch André Pousaz, bass – Michi Stulz – drums zur Seite stellen. Mittwoch, 16.2.11, 19:30, Stadtcasino Basel “Urban Soul”: Mary J. Blige, die talentierte und Adrian Mears Tord Gustavsen Quintet vielseitige, mit Awards überhäufte R’n’B-Inter- Tord Gustavsen, piano – Kristin Asbjørnsen, pretin tritt zweimal auf: Am 29.10. mit dem japa- vocals – Tore Brunborg, sax – Mats Eilertsen, nisch-amerikanischen Wunderkind Justin Nozuka, bass – Jarle Vespestad, drums WINDMÜLLER am 30.10. mit dem Berner Singer/Songwriter Rusconi Jones im Vorprogramm. Pianist und Sänger Joe Stefan Rusconi, piano – Fabian Gisler, bass – Jackson, seit Jahrzehnten Pendler zwischen musi- Claudio Strüby, drums kalischen Welten, ist der Star der “Voices”-Nacht (In Zusammenarbeit mit Off Beat Series Basel) vom 31.10. Eine immense stilistische Bandbreite

PD/ZVG/PEEWEE beweist auch die Sängerin Joy Denalane mit ihrem afrikanisch-amerikanischen Sound, der mit deutschen Texten gewürzt daherkommt. 16 FOTOS: JAZZ CELEBRATING

22. Okt. bis 14. Nov. 2010

22.10. JAMIROQUAI � 23.10. ROBERT PLANT AND THE BAND OF JOY � JUSTIN ADAMS & JULDEH CAMARA 25.10. SHERYL CROW � ROLI FREI & THE SOULFUL DESERT 26.10. RAY DAVIES � RAZORLIGHT 27.10. MORCHEEBA � SANANDA MAITREYA & THE NUDGE NUDGE 29.10. MARY J. BLIGE � JUSTIN NOZUKA 30.10. MARY J. BLIGE � JONES 31.10. JOE JACKSON � JOY DENALANE 7.11. ELEMENT OF CRIME � 2RAUMWOHNUNG 9.11. GINO PAOLI � LUCA CARBONI 10.11. ANASTACIA � RITSCHI 11.11. JESSYE NORMAN � TOM PRINCIPATO & POWERHOUSE 13.11. JAMIE CULLUM � DIANNE REEVES 14.11. MARIZA � ELIANE ELIAS

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Unerhört! 2010 Wohlen “1. Allrad & Music Festival” 24.–29. November 2010 vom 3.–5. September2010

Kulturzentrum Rote Fabrik Zürich, Jazz- Man nehme einige Topacts der Musikge- club Moods, Music Club Mehrspur, Alters- schichte, einen Parcours am Waldrand heim Bürgerasyl-Pfrundhaus, Museum sowie zahlreiche Allrad-Fahrzeuge ver- Rietberg – Bereits heute stehen die schiedener Marken und mische. Heraus Hauptacts der Unerhört!-Edition 2010 fest. kommt das “Allrad & Music Festival”, das Eröffnet wird das Festival am 24. No- im September in Wohlen AG über die vember mit dem Duo MAHMOUD TURK- Bühne gehen wird. MANI – im Museum Rietberg Am 1. “Allrad & Music Festival” kommen sowohl Weitere Programmhöhepunkte sind MATS SPILL- die Auto- wie auch die Musikfreunde auf ihre Christoph Irniger MANN/GIANLUIGI TROVESI DER HOCHSCHULE Kosten. Erstere können auf einem speziell dafür LUZERN – MUSIK am 25.11., am 26.11. in der präparierten Parcours viele Allrad-Fahrzeuge di- anstaltern mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Roten Fabrik SYLVIE COURVOISIER – MARK verser Automarken testen – auch ohne ein Kon- Besonders wichtig ist aber auch die Zusammen- FELDMAN QUARTET, DANIEL MOUTHON SOLO zertticket kaufen zu müssen. Dazu gibt es arbeit mit der lokalen Szene und Veranstaltern. und DER ROTE BEREICH, ebenfalls in der Roten gleich nebenan in einem 1860 m2 grossen Zelt So programmierten Ran Wehrli, Christoph Irniger Fabrik am 27.11. die Duos CLAUDIA ULLA BIN- eine 4x4-Autoausstellung diverser Marken zu be- und Claude Meier als künstlerische Direktoren ein DER – JOHN BUTCHER und CARLA KIHLSTEDT – staunen. reichhaltiges Programm, bis zu vier verschiedene MATTHIAS BOSSI: HELLO DUST sowie das Daneben umfasst das “Allrad & Music Festival” ein Bands treten pro Abend auf. Alle hier aufzulisten GIANLUIGI TROVESI OCTET. Open Air der Sonderklasse mit Rock, Blues, Country und detailliert vorzustellen, würde den Rahmen Eine kleine Sensation ist die Verpflichtung des und Rock/Pop. Das Programm besteht aus einem sprengen. Wir beschränken uns auf folgende grossen Schweizer Komponisten, Big-Band-Leader interessanten Mix aus Weltstars, die Musikge- Aussage: und Pianisten GEORGE GRUNTZ, er wird am 28. No- schichte schrieben. So unter anderen Canned “Endlich wieder frisches Blut rund um den Jazz vember um 16 Uhr im Pfrundhaus zusammen mit Heat, Joan Jett & the Black Hearts, Popa Chubby, und die Improvisation in Zürich, mit neuem ERIKA STUCKI auftreten. Am Abend treten WHO- Rosanna Cash, Marc Sway und Polo Hofer. Spielort, unverbrauchten Gesichtern und sehr viel TRIO: MICHAEL WINTSCH, BÄNZ OESTER, Der umtriebige Albi Matter, bekannt vor allem vom Esprit und Engagement. All dies macht einen GERRY HEMINGWAY, EUGENE CHADBOURNE Zürcher Dixie und Blues Festival und den langen Besuch zum absoluten MUSS!” SOLO sowie das JÜRG WICKIHALDER ORCHES- Countrynächten im Albisgüetli, ist um eine Idee TRA: NARZISS & ECHO MIT TIM KROHN im nie verlegen. Zusammen mit Stefan Gubser von Die erste Zürcher Jazzwerkstatt findet vom 8. bis Jazzclub Moods auf. Offen ist der letzte Abend mit der Wohlener Sound Arena gründete er kurzer- 10. Oktober im neuen, trendigen Restaurant dem Festivalabschluss im Zürcher Club Mehrspur. hand das “Allrad & Music Festival” und verband Viadukt, Viaduktstr. 8 & 9, 8005 Zürich, statt. Das definitive Programm wird im Oktober bekannt zwei seiner Leidenschaften: Cars & Shows. Und Das detaillierte Programm unter gegeben, fest steht aber bereits jetzt, dass mit wenn sowohl unter den Rädern als auch auf der www.jazzwerkstatt-zuerich.ch diesem Line-up dem Veranstalter Patrik Landolt Bühne die Fetzen fliegen, ist’s dem Zürcher erst Konzerte: Fr & Sa jeweils 20h / 21:15h / erneut Grosses gelungen ist. pw recht wohl. 22:30h / 23:45h. So 19h / 20:15h / 21:30h, Proben (gratis) am Nachmittag Programm: öffentlich ab 13h pw Freitag, 3. September 2010 Fabienne Louves & Band, CH Fools Garden, D Root Down Festival in der Stanzerei Canned Heat, USA Baden, 21.–26. September 2010 Joan Jett & The Black Hearts, USA Popa Chubby & Band, USA Der Saxofonist Tommy Meier program- Samstag, 4. September 2010 miert als künstlerischer Direktor span- Headwater, CAN nende Formationen um sein “Root Down” Two Tons of Steel, USA Projekt. Mustang Sally, USA Während fünf Tagen treten in der Badener Stan- Rosanne Cash & Band, USA zerei Bands in den Stilrichtungen Afro, Free, Los Texmaniacs, USA, feat. Rick Trevino, USA Elctronics und Urban Soul auf. Der rote Faden Sylvie Courvoisier Sonntag, 5. September 2010 jedoch sind die Auftritte von Meiers “Root Down” und Mark Feldman Kummerbuben, CH Projekt, welche jeweils im 2. Set “The complete Marc Sway & Special Guest Ritschi, CH Works” von Part 1 bis 4 spielen. Am 25. Septem- JazzContreBand Festival – Polo Hofer, CH ber wird die neue CD von Tommy Meiers “Root 15 Spielorte und 45 Konzerte John Kay & Steppenwolf, USA Down” getauft, erschienen auf dem renommierten in der Region “Franco-Suisse” Intakt Label. 8.–24. Oktober 2010 www.allrad-music-festival.ch Das Programm: Bereits zum 14. Mal veranstaltet der nim- 21.9.: 20:15h: Scope mermüde Jean-Jacques Tordjman das Fes- Vom 8. bis 10. Oktober findet im 21:30h: Root Down The complete tival JazzContreBand. Was klein begann, Restaurant Viadukt die erste works Part I “The Dawn” wurde im Laufe der Zeit immer grösser Jazzwerkstatt Zürich statt. 22.9.: 20:15h: P-Train & Lamine Jobareth und populärer, heute findet das Festival 21:30h: Root Down The complete mit Namen der Jazzsuperlative an 15 ver- Inspiriert vom grossen Erfolg in Bern und works Part II “The Root” schiedenen Spielorten in der Schweiz und überzeugt von der Nachhaltigkeit des 23.9.: 20:15h: Lotus Crash Frankreich statt. Tordjman hat auch hier Konzepts, hat eine Gruppe von Zürcher 21:30h: Root Down The complete die Grenzen gesprengt und führt uns vor, Jazzmusikern unter der Leitung von Ran works Part III “The Master” wie einfach Grenzüberschreitungen in Wehrli, Christoph Irniger und Claude 25.9.: 20:30h: Namusoke vielerlei Hinsicht möglich sind. Sein Re- Meier beschlossen, eine Zürcher Version 21:30h: Root Down CD-Taufe zept: Nicht hinterfragen, sondern ma- der Werkstatt zu entwickeln. 26.9.: 19:00h: Co Streiff und Irène Schweizer chen, agieren, nicht reagieren! Die Jazzwerkstatt ist eine Musikerinitiative und 20:30h: Root Down The complete Das diesjährige Line-up liest sich wie ein Who is versteht sich als Kommunikationspunkt, der works Part IV “The Rain” who: , Jacky Terrasson, Mike Stern, Musiker und Künstler verschiedener Herkunft, sti- Weitere Infos unter Didier Lockwood, Molly Johnson, Joe Jackson, listisch wie geografisch, zusammenführt. Neben www.stanzerei-baden.ch Malcom Braff, Erik Truffaz, L’Orchestre National de bestehenden Bands bietet die JW Möglichkei- Jazz, Craig Taborn, Virginie Teychene, aber auch ten, aufwendige und sonst unmöglich zu realisie- junge Schweizer Bands wie RUSCONI, Orioxy rende Projekte durchzuführen. Die Jazzwerkstatt Tommy Meier oder Contreband. bietet hierfür die Plattform für die Proben und Die 15 Spielorte verteilen sich praktisch rund um Auftrittsmöglichkeit, organisiert die Werbung und das Seebecken des Lac Léman, aber auch ein sorgt für professionelle Recordings der Konzerte. wenig ins Hinterland der Schweiz und Frankreich. Ein wichtiger Aspekt der Jazzwerkstatt ist der WINDMÜLLER Genf, Carouge, Meyrin, Onex, Nyon, Yverdon, Austausch zwischen Musikern und die Durchbre- Annecy, Annemasse, Divonne les Bains, Saint chung stilistischer und geografischer Schranken. Claude oder Thonon les Bains, um nur einige zu In diesem Sinne arbeitet die Jazzwerkstatt Zü- nennen, und vom kleinen intimen Club bis zu Sälen rich grenzüberschreitend mit Musikern der West- mit 1200 Personen werden auch hier Grenzen schweiz sowie anderen Jazzwerkstätten und Kol-

PD/ZVG/PEEWEE überschritten. lektiven aus ganz Europa zusammen. Das gesamte Programm unter Der Hauptfokus liegt vor allem darin, dem Jazz www.jazzcontreband.com pw und der improvisierten Musik sowie deren Ver- 18 FOTOS: JAZZ JNM_5_2010_14-19_PRE 31.8.2010 15:45 Uhr Seite 19

Das Moods feiert jazznojazz 2010 10 Jahre im Schiffbau 12th Zürich International Festival Jubiläums-Konzertreihe vom 27.–30. Oktober 2010 10. September–1. November 2010 Jazz, Latingrooves und Hornsections – die 12. Ausgabe des Zürcher Festivals “jazznojazz” kommt im rasanten Kleid da- her. Unterstützt von ewz und ZKB sind vom 27. bis 30. Oktober 2010 erneut vier opulente Musiknächte angesagt, mit nicht weniger als 18 Konzerten im Theaterhaus Gessnerallee, im ewz-Unterwerk Selnau sowie im Theater der Künste. Jazz-Visionäre wie Wayne Shorter (27.10.), John Scofield (27.10.) oder Dan Berglund (28.10.), heiss gehandelte Newcomer wie Neil Cowley (28.10.), Christian Scott (29.10., siehe auch Interview Seite 22) oder Rusconi (30.10.), Latin- Virtuosen wie Monty Alexander (28.10.), Espe- ranza Spalding (28.10., mit brandneuer CD) oder Céu sowie furiose Bläsersätze von Tower of Power (29.10.), Blood, Sweat & Tears (29.10.), den legendären Crusaders, ebenfalls am 29.10., Dave Holland Urfunker Fred Wesley & The New JB’s (30.10.) oder der Jazzkantine sorgen für den ultimativen Vor zehn Jahren zog der Jazzclub Moods jazznojazz-Mix. Mit dabei auch der ZKB Jazzpreis vom Standort Selnau in den Schiffbau. 2010-Gewinner und Entdeckung des Jahres, Mit speziellen Jubiläumskonzerten und Marc Perrenoud Trio (27.10.). dem beliebten alljährlichen Schiffbaufest, Fehlen dürfen aber auch die jungen Bands aus der das gemeinsam mit dem Schauspielhaus Schweiz nicht, sie werden in wechselnden For- und dem Restaurant LaSalle begangen mationen in der JazzBaragge im ZKB JazzClub wird, feiert das Moods die ersten zehn auftreten. Jahre der Schiffbau-Ära. Mit der ZKB-Kundenkarte sowie mit der Carte Am 23. September 2000 ging das Eröffnungs- Blanche des Tages-Anzeigers gibt es pro Konzert konzert des neuen Moods im Schiffbau über die je 50 Tickets mit 10 Franken Rabatt – zu kaufen Bühne. Nach 8 Jahren beim früheren Bahnhof bei allen Ticketcorner-Verkaufsstellen oder über Selnau bedeutete dieser Umzug für den Jazzclub www.jazznojazz.ch. Moods einen aufregenden Neuanfang. Der Stand- Das Festival wird wie bisher von der AllBlues Kon- ort im Schiffbau bot nicht nur rein räumlich ganz zert AG veranstaltet, unterstützt von den Haupt- andere Dimensionen – er lag auch in einem span- sponsoren ewz und Zürcher Kantonalbank. Das nenden neuen Ausgehvierteln heute auch als Patronat hat die Stadt Zürich Kultur inne, das Kulturmeile Zürichs bekannt, welches sich damals Festival wird vom Tages-Anzeiger und Schweizer neu zu entwickeln begann. Radio DRS 2 (mit Live-Übertragungen) als Me- Die Gegend um den Escher-Wyss-Platz hat sich in dienpartner begleitet. den letzten 10 Jahren fundamental verändert; ge- Theaterhaus Gessnerallee, ewz-Unterwerk Selnau nau wie das Moods. Der Club hat sich in dieser und Theater der Künste Zeit zu einem der führenden Jazzclubs Europas Die komplette Programmübersicht unter und zu einem der wichtigsten Live-Musikclubs für www.jazznojazz.ch Zürich entwickelt. Unzählige Konzerte von lokalen und internationalen Bands, von Stars bis zu New- comern begeistern ein Publikum, das immer wie- Marc Perrenoud Trio der zurückkehrt. Auch bedeutende Partnerschaften datieren auf das Jahr 2000 zurück. So ist die ZKB seit Beginn Presenting Partner des Moods und hat in den letzten zehn Jahren viele Konzerte und Projekte ermöglicht, welche ohne ihre zusätzliche Unter- stützung undenkbar gewesen wären. Nicht zuletzt etablierte sie den ZKB Jazzpreis, der zu einer wichtigen Auszeichnung für junge Schweizer Jazzmusiker geworden ist.

Das Zehnjährige wird mit dem Wayne Shorter Schiffbaufest und musikalischen Highlights gefeiert Im Herbst 2010 feiert der Schiffbau als Kultur- stätte sein zehnjähriges Jubiläum. Im Herbstpro- gramm des Moods, welches am 10. September beginnt, finden sich Konzerte in gewohnt hoher Qualität, die Musikfans jeder Couleur begeistern werden. Zusammen mit dem Schauspielhaus und dem Restaurant LaSalle hat das Moods zudem für den 25. September ein Fest vorbereitet, das bis in die Morgenstunden dauern wird. Zürcher, Schweizer und internationale Bands treten auf, von denen nicht wenige in der letzten Dekade die Christian Scott Geschichte des Moods mitgeprägt haben.

Musikalische Highlights im Rahmen des 10-Jahre-Jubiläums: 10.09.2010 Donkey Kong's Multi Scream 25.09.2010 Schiffbaufest mit Zürcher, Schweizer und internationalen Bands 27.09.2010 Medeski Martin & Wood 11.10.2010 Hiromi 21.10.2010 The Intergalactic Maiden Ballet 28.10.2010 Co Streiff – Russ Johnson Quartet 01.11.2010 Dave Holland Quintet

www.moods.ch www.ekri.ch Tschuor: Romina k Gra

Zürich Programm

FR. 08.10.2010 Smi Rom/ Schaerer/ Eberle Urs Bollhalder: Trans guration Art Ensemble Twopool

SA. 09.10.2010 Glencks Box Yves  eiler Trio Zürcher Werkstatt Kollektiv Restaurant Viadukt, Im Viadukt 8 & 9, Chrigel Bosshard «Carte Blanche» Viaduktstr. 69/ 71, 8005 Zürich (Bus & Zug bis Bhf. Hardbrücke, Geroldstrasse bis zum Viadukt)

Konzerte Fr. & Sa. Jew. 20h/ 21.15h/ 22.30h/ 23.45h. So. 19h/ SO. 10.10.2010 20.15h/ 21.30h, Proben (gratis) am Nachmittag ö entlich ab 13h Grünes Blatt Eintritt: CHF 15.- bis CHF 20.- wählbar, Tickets an der Abendkasse oder Reservation über www.jazzwerkstatt-zuerich.ch Ballbreaker Ensemble bis 16h des jew. Konzerttages. Marc Mean Trio JNM_5_2010_20-21_ZKB 30.8.2010 9:27 Uhr Seite 21

ZKB JAZZPREIS 2010/2011

Nach dem erfolgreichen Abschluss des ZKB Jazzpreises 2009/2010, welcher vom hervorragenden Marc Perrenoud Trio gewonnen wurde, steht bereits die neue Runde der “Pre-Selections” für 2010/2011 an. Erneut werden von einer Fachjury aus zwölf selektionierten Bands die Finalisten erkoren. Von Peewee Windmüller

Als Erstes steht am 15. September die Band Sarah Buechi Thali auf dem Programm. Die Band Thali um die junge Sängerin Sarah Buechi spielt eine Fusion aus traditioneller indischer Musik und Jazz. Schon immer von den Musiktraditionen ande- rer Völker fasziniert, studierte Buechi bei den renommierten Musikern R. A. Ramamani und T. A. S. Mani in Bangalore klassi- schen südindischen Gesang sowie Konnakol (eine virtuose Rhythmussprache) und gab während ihres Studiums in Indien regelmässig öffentliche Konzerte. Seit 2008 arbeitet sie als Dozentin für das “Newpark Music Centre” in Dublin. In ihrem SARAH BUECHI THALI Projekt Thali verbindet Sarah Buechi südindische Musik mit der westlichen Vielfalt aus Harmonie, Groove und Improvisation. Nun erscheint ihr Album “Vidya Mani” beim Schweizer Jazzlabel Unit Records.

Am 15. Oktober folgt das “Sonar Ensemble”. Frank Möbus sagt über das Trio: “Ich verfolge die Entwicklung dieser Band schon seit Längerem. Mit Leichtigkeit pendeln die drei jungen SONAR ENSEMBLE Schweizer zwischen Tradition und Aktualität hin und her. Sie verbinden starke Melodien und ungerade Metren mit freien Im- provisationen, Geräuschen und Klangteppichen zu einem stim- mig klingenden Ganzen. Die Kompositionen aus der Feder von Alex Huber sprechen eine ganz eigene Sprache. Sie lassen viel Freiraum und die Grundlage für kollektive Improvisationen.” Die aktuelle CD von Sonar Ensemble “While your were gone” ist beim Schweizer Label Unit Records erschienen.

Am 17. November folgt das Quintett Quetzal. “5:45h”, so heisst die Erstveröffentlichung des Schlagzeugers Lukas Mantel auf meta Records. Der Quetzal ist ein vormals heiliger Vogel, der aussterben wird. Die Band QUETZAL entwickelt ethnische Musik, ohne einen folkloristischen Hintergrund zu haben. Sie betreibt Geisterbeschwörungen für Gross- und Kleinstädter, QUETZAL Improvisation und Komposition aus der Agglomeration für die Agglomeration. Einfache Melodien, getragen von komplexen Rhythmen. Es verflechten sich zwei klare, reine Stimmen mit Schlagzeug und akustischen oder elektrischen Saiten. Fünf Ein- geborene, die jedoch gewollt zusammenkommen, um Authen- tizität in der Musik zu finden. Hierbei werden unsere tägliche Unbeholfenheit, Verwirrung, Verblendung und Ernüchterung, wie auch unsere Begeisterung, Klarheit, Schönheit und Sanftheit hörbar. Songtexte werden bewusst vermieden, um Raum für eigene Bilder offenzulassen. Wo hören musikalische Immigration und Adaption auf, und wo beginnt Tradition? ´

Moods Jazzclub Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr

15.09.2010 Sarah Buechi Thali

PD/ZVG 15.10.2010 Sonar Ensemble 17.11.2010 Quetzal 21 FOTOS: JAZZ JNM_5_2010_22-23_Scott 28.8.2010 15:21 Uhr Seite 22

CHRISTIAN SCOTT DIE KRAFT DES KOLLEKTIVS

Christian Scott zählt zu den wohl am meisten umworbenen Trompetern und Flügelhornisten unserer Zeit. Gerade mal 27-jährig, wurde er be- reits mehrere Male von Musikern wie Prince, Santana oder dem Rapper Mos Def ins Studio geholt. Scotts Erfolgsrezept: “Nichts kopieren, alles selber komponieren. Ein konventionelles Album mit Jazzstandards käme für mich nicht in Frage", bekräftigte der Mann mit der gewinkel- ten Trompete im Interview mit JAZZ’N’MORE kurz vor seinem Auftritt an den 20. Langnau Jazz Nights. Von Luca D'Alessandro

JNM: Sie befinden sich im Herzen der JNM: Ihre gewinkelte Trompete ist Ihr JNM: Sie sprechen die Zukunft an: Wo Schweiz, dem Ursprungsort des wohl Markenzeichen. Eine Spezialanfertigung, sehen Sie sich in ein paar Jahren? Mit berühmtesten Schweizer Markenarti- die es Ihnen erlaubt, während des Spie- Ihren 27 Jahren steht noch alles offen. kels: des Emmentaler Käses. Wussten Sie lens das Publikum zu beobachten. CS: Woher soll ich wissen, was mir die Zu- das? CS: Ich möchte das Publikum unter Kontrolle kunft bringen wird? Ich lebe im Jetzt. Solange Christian Scott: Ich wusste nicht, dass ich in halten und sehen, was in der Menge abgeht. ich in etwa einschätzen kann, was in den der Käsehauptstadt der Welt auftreten würde Diese Art von Feedback ist für mich wichtig. nächsten zehn Minuten passieren könnte, bin (lacht). JNM: Was sehen Sie da? ich zufrieden. JNM: Wie gefällt es Ihnen hier? CS: Alles Mögliche. Lachende Leute, weinen- JNM: Sie müssen doch Pläne haben. CS: Recht gut, die Organisatoren sind nett. Sie de Leute, verärgerte und hoffnungsvolle CS: Meine Ambition ist es, mit meiner Musik schauen zu uns Musikern. Das Ambiente ist Blicke... einen Beitrag für meine Community zu leisten, angenehm. JNM: ... hoffnungsvolle Blicke? für die ich mich engagiere. JNM: Ende Oktober spielen Sie erneut in CS: Ja, die Leute schauen einem beim Spie- JNM: Woraus besteht diese Community? der Schweiz: am jazznojazz in Zürich. len zu und lassen sich in eine Traumwelt trans- CS: Es sind dies Leute aus meinem Umfeld, CS: Darauf freue ich mich. Die Festivals in der portieren. In ihren Gedanken lassen sie ihre Menschen, mit denen ich tagtäglich intera- Schweiz sind in der Regel gut organisiert. eigene Geschichte Revue passieren und stel- giere. len dabei fest, dass es für uns alle eine Zu- JNM: Ihr Stil wird oft und gerne mit dem kunft gibt. Diese Art von Hoffnung sehe ich in Begriff “Fusion" in Verbindung gebracht. den Augen der Leute. Fusion kann alles sein. 22 JAZZ JNM_5_2010_22-23_Scott 28.8.2010 15:21 Uhr Seite 23 INTERVIEW

JNM: Wenn jemand Sie fragt, was Sie JNM: Im Gegensatz zu ihm drücken Sie im Leben tun, was antworten Sie? Ihre Probleme über Ihr Instrument aus. CS: Dass ich Kunst mache. Meine Kunst ist CS: Das ist die eine Art... die Musik. Mehr brauche ich nicht zu sagen, JNM: ... eine weitere ist das Boxen. weder Jazz, noch Country, noch Klassik, nein, CS: Ja, für mich ist das Boxen eine sehr nur Musik. Lassen Sie es mich verdeutlichen: effiziente Art, meinen Gefühlen Ausdruck zu Wenn ich zum Beispiel sagen würde, dass Sie verleihen. Sport ist eine meiner Leidenschaf- weiss sind und ich schwarz. Was würde das ten. So wie bei vielen anderen auch. Ich teile bringen? Gar nichts, denn die Feststellung diese Leidenschaften mit meinen Bandmit- bringt uns beide nicht weiter. Wir wissen von- gliedern. einander nicht, wer wir sind und wofür wir JNM: Sie fühlen sich mit ihnen sehr ver- einstehen. Wenn jemand mein Bild sieht und bunden. sagt, ich sei schwarz, ist es nur ein Wort, das CS: Ja, weil ich finde, wir machen Musik als diese Person verwendet, um jene Leute zu Kollektiv. Es wäre zu einseitig, wenn man un- beschreiben, die so aussehen wie ich. Das ser Konzept auf ein Instrument reduzieren Wort “schwarz" hat keine tiefere Bedeutung. würde. Das Gefühl, das wir als Gruppe wäh- Genauso verhält es sich mit dem Jazz: ein rend des Spielens verspüren, ist viel intensiver Begriff, der eigentlich gar nichts beschreibt. als jenes, das aus einem einzigen, isoliert Er ist höchstens für Verkaufszwecke geeignet, betrachteten Instrument herauskommt. damit die Leute wissen, in welchem Gestell im Musikladen sie nach einer bestimmten CD su- chen müssen. JNM: Gesang ist für Sie sehr wichtig. ZU RUHM UND EHRE Wenn Sie spielen, ist es wie Singen. Sie IM EILTEMPO selbst bezeichnen diese Spielart als “Whisper Technique". Wohl kaum ein anderer Musiker absolvierte CS: In meinem Instrument erkenne ich die sein Musikstudium am Berklee College of eigene Stimme. Ich finde, alle Instrumente Music in Boston so zügig, wie es der aus New tragen Eigenschaften der menschlichen Stim- Orleans stammende Trompeter Christian Scott me in sich. In der Trompete lassen sich diese getan hat. In genau der Hälfte der üblichen einfacher herauskristallisieren. Studienzeit brachte er es zum Abschluss und JNM: Sie haben Ihr Instrument Katrina war somit bereit für die grosse weite Musik- getauft. welt. Seine Karriere führte ihn vorbei an Prince, CS: Katrina ist zum einen der Name des Hurri- Santana und Mos Def. Vier Alben hat der WINDMÜLLER kans, der 2005 weite Teile der Südstaaten heute 27-Jährige bereits lanciert, “Rewind Nordamerikas verwüstet hat. Zum andern ist That" – sein erstes – wurde 2007 mit einem

PEEWEE es aber auch der Name eines Babys, von dem Grammy der Kategorie “Bestes zeitgenössi- ich einmal geträumt habe. sches Jazzalbum" ausgezeichnet. FOTO: JNM: Ein Baby? Zur Musik kam Christian Scott über seinen CS: Ja ... Ich weiss auch nicht, weshalb ich Onkel, den Altsaxofonisten Donald Harrison. ZUR PERSON diesen Traum hatte. Es war einfach nur ein Als 16-Jähriger durfte er in dessen Band mit- So jung und bereits in aller Munde Traum mit einem Baby, das ein Muttermal im spielen. Scott erinnert sich noch genau an Christian Scott wurde 1983 in New Orleans geboren. Über seinen Onkel, Gesicht hatte – und dieses Baby hiess Katrina. diese Zeit: Sie hat ihn massgeblich geprägt den Altsaxofonisten Donald Harrison, Mehr kann ich dazu nicht sagen. Der Name und ihm das nötige Selbstvertrauen in sein fand er den Weg zur Musik. Heute prägte sich ein, weshalb ich meine Trompete Talent gegeben. zählt der Trompeter und Flügelhornist Katrina taufte. Dieses Selbstvertrauen äussert sich heute in zu den wichtigsten Exponenten des JNM: Dieser Traum scheint einen gewal- seiner Musik: Scott schert sich wenig um zeitgenössischen Jazz – und das im tigen Einfluss auf Sie gehabt zu haben. Etiketten. Dem Reinheitsgebot des Jazz hat er “zarten" Alter von 27 Jahren. CS: Ja, ich war irgendwie euphorisch. sich nie unterworfen. In seinem Spiel finden DISKOGRAFIE JNM: Werden Sie auch euphorisch, wenn sich Elemente des Hip Hop, Rock und Rhythm 2010: Yesterday You Said Tomorrow Sie an Miles Davis denken? In Ihrer Bio- & Blues. Der Klang seiner Trompete ähnelt 2009: Live at Newport grafie steht, er sei eines Ihrer grössten jenem der menschlichen Stimme. Die “Whisper 2007: Anthem Vorbilder. Technique" ist sein Markenzeichen, eine Spiel- 2006: Rewind That CS: Biografen und Kritiker sagen viel ... art, die die Atmung mit ins Spiel einfliessen JNM: ... was sagen denn Sie? christianscott.tv lässt. Bereits andere Musiker haben sich die- CS: Die Leute stellen Davis auf ein Podest, ser Methode bedient, darunter Jon Hassell, weil es einfach ist, über ihn zu sprechen. Es Arve Henriksen und Nils Petter Molvær. gibt neben ihm noch viele andere grossartige CS: Ich mag diese musikalischen Adjektive Musiker, die ich sehr bewundere. In Concert: nicht. Grundsätzlich bin ich dagegen, dass JNM: Sie bewundern auch den Rap: Mit Eine Kostprobe der “Whisper man Musik mit Titeln versieht. Ob wir von Mos Def haben Sie einmal zusammenge- Technique" gibt es demnächst an- Fusion, Reggae oder Polka sprechen, das sagt arbeitet. Was halten Sie von ihm? lässlich des jazznojazz Festivals in nicht wirklich etwas aus. CS: Ich denke, er ist so cool wie ich (lacht). Zürich zu hören. Am 29. Oktober JNM: Sie beschreiben sich selbst nicht Dennoch ist er nur ein Mensch. steht Christian Scott mit seiner Band gerne? JNM: Ein wortgewandter Mensch. im ZKB JazzClub im Theater der CS: Genau. CS: Fünf Worte von ihm sagen mehr als ein Künste auf der Bühne. Mit im Gepäck JNM: Dann lassen Sie es zu, dass andere ganzer Roman. Das bewundere ich an ihm. führt er seine kürzlich erschienene Leute Sie beschreiben? Wenn Mos Def etwas zu sagen hat, steht er CD “Yesterday You Said Tomorrow". CS: Ich mag es genauso wenig, wenn Leute dafür ein. Wenn er ein Problem hat, sagt er es. ´ mich beschreiben. Wer gibt ihnen das Recht Er benutzt die Worte für seine Botschaft. Er hat dazu? Die sollen mich in Ruhe lassen. keine Angst, die Wahrheit zu sagen. 23 JAZZ AllBlues und Migros-Kulturprozent-Jazz präsentieren:

Do 18.11.10 19.30 KKL Luzern, Konzertsaal Anouar Brahem New Quartet Thierry Lang & Matthieu Michel

Sa 27.11.10 19.30 Kaufleuten Zürich The New Gary Burton Quartet Tobias Preisig «Flowing Mood»

Mi 16.2.11 19.30 Stadtcasino Basel Tord Gustavsen Quintet Rusconi

Migros-Kulturprozent-Jazz promotet aktuelle Schweizer Jazzbands in einem Doppelkonzert mit internationalen Jazzgrössen.

www.allblues.ch • www.migros-kulturprozent.ch/jazz

VORVERKAUF: www.allblues.ch • www.ticketcorner.com • Tel. 0900 800 800 (CHF 1.19/min.), alle Ticketcorner, Die Post, Manor, SBB. Für Zürich auch www.kaufleuten.ch. Für KKL Luzern: 041 226 77 77, www.kkl-luzern-ch JNM_5_2010_25_schenker 28.8.2010 13:30 Uhr Seite 25

In einem botanischen Garten sind Pflanzen aus allen Teilen der Erde zu finden: exotisch-duftende Blumen, wuchernde Sträucher und immergrüne Bäume. Das Bild des wild anmutenden, dennoch geordneten Jardim Botânico von Rio de Janeiro hat den Trompeter und Flügelhornisten Daniel Schenker zum gleichnamigen Album bewogen. Von Luca D'Alessandro Daniel SchenkerWild und doch geordnet JNM: Daniel Schenker, woran denkst du? binäre, wie sie in der "Música Popular Brasileira" bieten eine bestimmte Ausgangslage, anhand Daniel Schenker: Ich denke viel über die Musik vorkommen. derer sich Bilder ausschliessen, andere wiede- und das Leben nach. Das Albumcover von “Jar- JNM: Als Trompeter und Flügelhornist bist du rum feststellen lassen. Als Komponist habe ich dim Botânico" suggeriert das gewissermassen es vermutlich gewohnt, mit deinem Instru- natürlich ein Idealbild vor Augen – die Realität THURNHERR auch: Die beiden orange-gelbfarbenen Blumen, ment herauszustechen. jedoch weicht meistens davon ab. die vor einem grünen Hintergrund ineinander DS: Die Trompete hat grundsätzlich den Ruf, ein JNM: Werfen wir einen Blick nach vorne, in übergehen und zu einer neuen Einheit ver- Signalinstrument zu sein ... eine noch ungeschriebene Realität. Wohin CHRISTOF / schmelzen, haben einen sehr lebensbejahen- JNM: ... auf “Jardim Botânico" hingegen bist zieht es dich als Nächstes? PD den Charakter. du im Gesamtkontext sanft eingebettet. DS: Bis Mitte nächsten Jahres spiele ich vor

FOTO: JNM: Ein Leben, das gelegentlich geordnet, DS: Das ist korrekt. Ich bin der Meinung, auch allem Quartett-Konzerte – dies im Zusammen- dann wieder wild durchwachsen ist. Akus- ein Trompeter kann sanfte Spielarten einsetzen. hang mit der neuen CD. Was nachher kommt, tisch kommt das Titelstück mit seinem unge- Eine Trompete muss schliesslich nicht immer ist noch offen. Ich könnte mir vorstellen, den raden Rhythmus turbulent daher. Der Irrgar- laut sein. brasilianischen Einfluss noch konsequenter zu ten des Lebens? JNM: Wer gibt in deinem Quartett den Ton verfolgen. Parallel dazu laufen immer auch DS: Vielleicht. Ich jedoch betrachte das Ganze an? Freelance-Aktivitäten, so werde ich im Dezem- ein bisschen nüchterner: “Jardim Botânico" ba- DS: Die Stücke sind von mir komponiert. Ich ber mit dem Gitarristen Markus Stalder unter- siert auf einem 7/4-Takt und ist aus meiner Be- bringe sie ins Quartett hinein mitsamt der Ideen, wegs sein. ´ schäftigung mit ungeraden Metren entstanden. die ich mit den Liedern verbinde. Ob am Ende Bereits auf der ersten Platte “Iridium" habe ich die Struktur und die Melodie aufgehen, ergibt KONZERTE teilweise solche Stücke drauf. Über diesem Met- sich bei der Arbeit im Verbund, sprich mit mei- 2. Oktober 2010, Jazz live Aarau, 15.30 rum stehen zwei sequenzierte Akkordtypen, die nen Mitmusikern. “Rua Caxundé", das erste 8. Oktober 2010, Zürich, Mehrspur, 21.00 so einen zusätzlichen Kontrast bilden. Stück auf der CD, hatte ursprünglich ein völlig 9. Oktober 2010, Murten, JNM: Eine Polarisierung? anderes Intro. Beim Spielen stellten wir fest, Jazz Etape 2, KIB, 21.00 DS: Nicht wirklich. “Jardim Botânico" ist keine dass da irgendwas nicht passt, worauf wir im 23. Januar 2011, Wädenswil, Konzeptplatte. Ich habe mich also nicht an Übungsraum, nach einigem Experimentieren, Jazzlake, Ticino, 19.00 einen Tisch gesetzt und deren Verlauf skizziert. etwas Neues entwickelt haben. 20. Mai 2011, Zürich, Kaufleuten, Es handelt sich vielmehr um eine Sammlung JNM: Ist es auch vorgekommen, dass ihr Opening Act Joshua Redman, 19.30 eigener Stücke, die ich in den letzten eineinhalb während der Aufnahmen im Studio noch Weitere Infos auf: www.danielschenker.ch Jahren zusammengetragen und nun mit mei- Anpassungen am Konzept machen musstet? nem Quartett – bestehend aus Stefan Aeby am DS: Nicht im grossen Stil. Wenn du im Aufnah- Klavier, Dominique Girod am Kontrabass und mestudio stehst, musst du dir sicher sein, was DANIEL SCHENKER QUARTET Elmar Frey am Schlagzeug – umgesetzt habe. du machen willst. Schliesslich ist die Zeit knapp “Jardim Botânico” JNM: Trotzdem: Der Einfluss Brasiliens ist bemessen. Für die Aufnahmen von “Jardim Bo- Daniel Schenker (tp, flh), Stefan Aeby (p), Dominique Girod (b), Elmar Frey (dr) nicht zu überhören. tânico" wurde uns das Studio für zwei Tage zur (Migros Kulturprozent / DRS MGB Jazz 2) DS: Das stimmt, und er bildet sozusagen unge- Verfügung gestellt. plant so etwas wie einen Leitfaden. Vorher war JNM: Wenn du ein Stück komponierst, hast ich im Swing-Jazz und Hard-Bop sehr stark prä- du vermutlich ein genaues Bild vor Augen. sent. Dieser Einfluss hat sich in letzter Zeit aber Beim Spielen ergeben sich Abweichungen ein bisschen abgeschwächt. zum Bild. Die Hörer ihrerseits haben ihre JNM: Weshalb dieser Wandel? ganz eigenen Assoziationen. Wie gehst du DS: Als Wandel würde ich das nicht bezeich- damit um? nen. Mein Schwerpunkt hat sich einzig stilis- DS: Das stört mich nicht, im Gegenteil. Es ist tisch verlagert: Während ich früher ternäre sehr interessant zu erfahren, was die Leute Detaillierte CD-Besprechung siehe JNM 3/2010 (Mai/Juni 2010) Metren bevorzugte, sind es heute vermehrt in deinen Kompositionen erkennen. Die Stücke 25 JAZZ JNM_5_2010_26_27_schwaller 31.8.2010 8:55 Uhr Seite 26 INTERVIEW

Roman Schwaller gilt als einer der markantesten Saxofonisten in Europa. 1957 in Frauenfeld geboren, begann er zehnjährig mit dem Klarinettenspiel, mit 17 schloss er sein Musiklehrer- Studium am Konservatorium Winterthur ab, um anschliessend an der Swiss Jazz School Bern den letzten Jazz-Schliff zu be- kommen. Ab 1976 arbeitete Schwaller als Tenorsaxofonist mit verschiedenen Jazz-Grössen und eigenen Bands in München, später in Wien. Am bekanntes- ten waren seine Engagements im Vienna Art Orchestra 1979 bis 1989 und in der NDR Bigband von 1991 bis 1993. Nach seiner Rückkehr nach Frauenfeld grün- dete Schwaller ”generations“, das internationale Jazz Festival, RomanRoman das er bis heute von Wien aus kuratiert. Von Reiner Kobe Schwaller’s Schwaller’s AG

JNM: Wie kam es überhaupt zur Gründung WINDMÜLLER Cueni des Festivals? Du bist ja lange fort von

Frauenfeld gewesen. DESIGN generations 2010 PEEWEE Roman Schwaller: generations 2010 Ich bin 1996 zurück in die

Schweiz gekommen. Anlässlich einer Tournee FOTO: mit Bert Joris und Jimmy Cobb zu meinem 40. Geburtstag wurde ich von der Kulturstif- JNM: Wie bist du auf die Idee einer RS: Unser Publikum weiss genau, dass jeder tung des Kantons Thurgau unterstützt. Danach Kombination von Konzerten, Akademie und Club Event nicht das bleibt, was ursprünglich hat man mich angefragt, ob ich nicht weitere Sessions gekommen? geplant war. Ich sehe mich da als Chemiker, Projekte hätte, und da ein Jazzfestival schon RS: Das fusst auf jahrzehntelangen Erfahrun- der verschiedene Substanzen auf den Tisch lange Jahre mein Traum war, habe ich dies gen, die ich selber als Musiker auf Festivals stellt und sie dann sich selber überlässt. Was vorgeschlagen. Es hat dann noch ein gutes gemacht habe. Selten haben die Musiker und daraus wird, weiss kein Mensch; es ist nicht Jahr Planungszeit gebraucht, bis wir im Sep- Musikerinnen Gelegenheit, nach den grossen geplant, es findet jedoch mit Sicherheit ir- tember 1998 unsere erste Ausgabe durchge- Konzerten miteinander zu spielen und zu jam- gendetwas Interessantes statt! führt haben. men. So haben wir jeweils mindestens drei bis fünf Club Events am Laufen, damit dies er- JNM: Haben sich die Masterclasses be- JNM: Was waren die Hauptprobleme beim möglicht wird. Die Teilnehmenden des Mas- währt? Woher kamen die Bewerber? Kon- Aufbau des Festivals? terclass Workshops wirken dabei wie das Salz nten immer alle berücksichtigt werden? RS: Dass sich eigentlich niemand mit der in der Suppe, denn sie erweitern das Publikum RS: Wir haben ja dieses Jahr eine einschnei- Planung und Durchführung eines achttätigen um viele fachkundige Zuhörer. Wir haben je- dende Änderung eingeführt: die Teilnehmen- Festivals auskannte, auch ich nicht. Wir mus- weils bis zu 130 Musikerinnen und Musiker als den werden von generations eingeladen; es sten das alle von Grund auf lernen; haben Gäste in Frauenfeld. Das macht das genera- gibt keine Kursgebühren mehr. Dafür ist die das aber eigentlich sehr schnell geschafft. Die tions zu einem echten ”Musician‘s Musician“- Anzahl auf 26 Personen begrenzt (vier Bands,) Schweizer sind halt einfach gute Organisato- Festival, und da stehen die Kollegen und Kol- und das Höchstalter ist 30 Jahre. Wir hatten ren! leginnen halt sehr drauf. Was will ein Jazzmu- dieses Jahr 67 Anmeldungen und haben am siker? Nichts als spielen und vielleicht noch 2. Juli die Teilnehmer ausgewählt. Das Niveau JNM: Wie hat sich die Zusammenarbeit mit etwas dabei trinken, that‘s all. Also bieten wir ist extrem hoch und ich freue mich sehr auf Khalil den Sponsoren entwickelt? War es schwie- ihnen das auf höchstem Niveau an, und das die diesjährige Ausgabe: das wird ein musika- rig, welche zu finden? Und wie konntest du freut auch das Publikum, denn unsere Musiker lisches Feuerwerk!

sie animieren, dabeizubleiben? und Musikerinnen sind deshalb auch immer Abou RS: Zum Glück musste ich mich nie um die hochmotiviert! JNM: Hat sich die stilistische Ausrichtung

Finanzen kümmern. Das haben unsere Finanz- des Festivals im Lauf der Jahre verändert? Rabih chefin Ruth Bommer und mein Präsident JNM: Wie haben sich die Sessions nach den RS: Jein. Die Kulturstiftung des Kantons Thur- Robert ”Röbi“ Fürer übernommen, die auch Konzerten entwickelt? Hat sie das Publikum gau hat allerdings in den letzten Jahren immer über ein entsprechendes Netzwerk verfügen. angenommen? auf mehr ”zeitgenössischen“ Jazz gedrängt; 26 JAZZ JNM_5_2010_26_27_schwaller 31.8.2010 8:55 Uhr Seite 27 INTERVIEW

obwohl sie wohl selber nicht genau weiss, JNM: Was kannst du zum Publikum sagen? JNM: Wie geht es weiter in Frauenfeld? was das ist bzw. was zeitgenössischer Jazz RS: Das Frauenfelder Publikum ist grossartig Hast du nicht auch einen Neffen, der weiter- sein soll. Das ist etwas unangenehm, denn und die zwei Jahre Pause zwischen den machen könnte wie in Willisau? ich denke wie die meisten Musiker nicht in Festival-ausgaben scheinen es sprichwörtlich RS: Ich habe einen Neffen, ja. Aber der ist stilistischen Schubladen. Als künstlerischer auszutrocknen. Der Zulauf ist gewaltig. Drucker und hat keinen Bezug zum Jazz. Ich Leiter habe ich aber immer versucht, auch denke schon lange über meinen Nachfolger Stilistiken zu präsentieren, die ich vielleicht JNM: Es hat vereinzelt Kritik gegeben, dass nach und habe da auch eine Idee. Ich werde selber nicht so sehr liebe. Man muss sich für ein kritisches Publikum keine beson- in den nächsten Jahren versuchen, ihn weiter etwas zurücknehmen und eine gute Mischung ders innovativen Projekte gegeben hätte. aufzubauen und hoffe dann, dass er unser präsentieren. Was bitte war stilistisch das Wie stehst du zu dieser Kritik? Festival weiterführen wird. Es wäre schade, John Coltrane Quartet mit McCoy und Elvin? RS: Was um Himmelsgotteswillen ist denn wenn all die Energie, die unser Team während Bebop oder Hardbop? Wohl kaum. Straight- im Jazz innovativ? Die Stilistik? Sicherlich den letzten 12 Jahren in die Sache gesteckt ahead-Jazz. nicht! Der Free Jazz ist ja auch schon über 50 hat, keine Fortführung finden würde. Jahre alt. Nein – es ist das, was im Moment JNM: Was waren für dich die Höhepunkte geschieht. Straight-Ahead Jazz kann genau- JNM: Inwiefern hat sich deiner Meinung bisher? so langweilig sein, wie ”zeitgenössischer“ nach generations belebend auf die Frauen- RS: Bill Holman und die erste Festival Big Jazz. Es liegt immer an den Musikern, etwas felder Szene ausgewirkt? Band, Joe Lovano, Benny Golson, aber auch Innovatives zu kreieren und das ist hier sehr RS: Man muss es selber mal erlebt haben: es Don Friedman im Trio mit Fabian Gisler und oft geschehen. Joe Lovano, Benny Golson, ist kaum zu glauben, aber das Angesicht des Dominic Egli. Aber der absolute Höhepunkt Brad Leali und Cedar Walton spielen nur so; idyllischen Städtchens ändert sich während war das Trio mit Cedar Walton, Thomas Sta- da entsteht immer wieder etwas ganz Neues diesen acht Tagen wirklich zu einem kleinen benow und Lewis Nash. Mann, hat das ges- und das macht diese Musik so unglaublich Greenwich Village. Schade ist nur, dass wir wingt. Wir waren alle völlig ausser Rand und spannend. Wer nur an der Oberfläche kratzt, immer noch relativ wenig Publikum aus dem Band ... hört allerdings eine Stilistik, die vielleicht Zürcher Raum haben. Aber das liegt natürlich 60 Jahre alt ist, hat aber die Musik und ihre auch daran, dass dort sowieso genug Kultur JNM: Gab es auch weniger Erfreuliches? Substanz nicht verstanden. Dazu gehören und Jazz geboten werden. ´ RS: Nein, eigentlich nicht. Vielleicht eben die übrigens sehr viele Herrschaften der schrei- oben bereits erwähnte, endlose Diskussion, benden Zunft. Wenn man verstanden hat, wo- was im Jazz ”zeitgenössisch“ sei. Man ver- rum es im Jazz geht, dann hält man sich nicht wechselt das sehr oft mit Zeitgeist. Der mit Kleinigkeiten wie Stilistiken auf. Das wür- Generations 2010 modern-straight-ahead Jazz ist sehr tief, und de auch Pierre Favre unterschreiben, der übri- Internationales Jazztreffen Frauenfeld das hören leider die wenigsten Menschen. gens genauso bei uns im Herbst zu Gast sein 2. bis 9. Oktober 2010 Das ist für mich ein Wermutstropfen; das wird wie Harold Mabern und Eric Alexander. www.generations.ch gebe ich gerne zu. AG WINDMÜLLER Cueni DESIGN PEEWEE FOTO:

> Summer Latin-& Vocal-Jazz The Vocal Department Feat. Gina Günthard, Petra Vogel, Lisette Spinnler & Students & Band Quinteto Layé > Freitag I 27. August 2010 > 18:30 - 22:30 I Parkpavillon Schützenmattpark

> Orient meets Jazz Elina Duni Quartet Rabih Abou Khalil Trio

Khalil & Arte Quartet > Sonntag I 19. September 2010

Abou > 19:15 I Stadtcasino Basel I Festsaal Rabih www.jazzfestivalbasel.ch Tickets: www.ticketcorner.com 0900 800 800 (CHF 1.19/min) Theater Basel 00 41 61 295 11 33

Kooperation JNM_5_2010_28_29_Ball 31.8.2010 8:56 Uhr Seite 28 ‚ , BLUES N ROOTS THE QUEEN MARCIAOF BLUES BALLPIANO

Blues Piano, besonders New Orleans Style Piano, hat eine immense Tradition. Gleichwohl wurde es im Laufe der Jahre durch den Siegeszug der elekt- rischen Gitarre stark in den Hintergrund gedrängt. Zum Glück hält Marcia Ball seit Jahren die Stellung als unbestrittene “Queen Of Blues Piano” – dank ihren bril- lanten Alben und mitreissenden Konzerten. JAZZ’N’MORE sprach am Rande des Berner Jazz Festi- WWW.NGA.CH vals mit der Texanerin über ihre /

Anfänge, ihre Einflüsse und na- TASIC türlich über die 88 Tasten.

Von Marco Piazzalonga DRAGAN FOTO:

JNM: Wie stand es um das Piano, als du lig neue musikalische Dimension auf. Irma Tho- darunter Robert Shaw, Erbie Bowser und damals mit der Musik begannst? mas kannte ich schon länger. Seit ich etwas Roosevelt Williams, den sie Grey Ghost nann- MB: Ich wuchs in einer Zeit auf, als die Eigenes auf die Beine stellen wollte, sang ich ten. Ich erzählte dem Publikum zwischen den Musikszene von Pianisten geprägt wurde. Ray ihre Songs. Will heissen: Ich sang Allen Tous- Sets über das Leben dieser Pioniere. Grey Ghost Zur Charles, Fats Domino, Little Richard, Jerry Lee saints Songs, er schrieb und produzierte ja war damals schon über 90! Er reiste in seiner 194 Lewis – sie waren die Stars, die “Big Guys”. Irmas grösste Hits. Allen Toussaint wurde zum Jugend ganz “hobomässig” mit Güterzügen in V Dazu kam, dass meine Grossmutter Stride- Haupteinfluss auf mein Songwriting und mein der Golfküste entlang und spielte für die Arbei- Lou und Ragtimepiano spielte und eine meiner Tan- Pianospiel. Und Professor Longhair, der “Bach ter in den Lumber Camps. Für mich war es fan- ihre ten all jene wunderschönen Songs aus den Of Rock”, der Erfinder der Syncopation, er ist tastisch, mit Musikern aus jener Ära zusammen- von 40ern und 50ern des vergangenen Jahrhun- schon ganz speziell! Und reden wir von New zusein, ihnen zuzuhören und von ihnen zu ler- und derts intonieren konnte, sodass ich mich von Orleans Piano, dann muss ich natürlich Dr. John nen. Ich spiele heute noch ab und zu Songs von erh jeher automatisch zum Piano hingezogen fühl- erwähnen. Oder gräbst du ein wenig tiefer, so Erbie oder Grey Ghost. Letzterer hatte eine herr- ge Eas te und es unbedingt spielen wollte. Ich nahm stösst du auf James Booker. Spätestens dann liche Version von “Somebody Stole My Gal” auf Ma Stunden, aber eigentlich wollte ich die Popular bist du total eingeschüchtert (lacht)! Lager. Music nachspielen und nicht die klassische. JNM: Ein Wort zu Huey Piano Smith? JNM: Kanntest du da Professor Longhairs MB: Ich liebe Huey Piano Smith. Und frag Dr. “ICH SAH NIE EINE FRAU New Orleans Piano Sound schon? John: Huey ist einer seiner Lieblinge. Wenn du DIE BÜHNE BEHERRSCHEN, MB: Nein, dies war ein ganzes Stück bevor ich Dr. John hörst, hörst du viel Huey Piano Smith. WIE IRMA THOMAS ES TAT!” auf ihn aufmerksam wurde. Zuerst einmal trat Wir haben einiges von ihm im Repertoire, spie- ich als Sängerin einer Band bei, ohne Klavier zu len ab und zu “Rockin’ Pneumonia”, “Don’t You JNM: Verlassen wir einmal das Klavier spielen. Meine zweite Band in Austin, Texas, Just Know It” oder “Sea Cruise”. und reden über deine Gesangseinflüsse. war dann eine Country-Truppe, bei welcher ich JNM: Wie sehr magst du die traditionellen MB: Im Alter von 13 Jahren hörte ich Irma Tho- eine Art “Clunckety clunckety”-Rhythmuspiano Bluespianisten wie Little Brother Montgo- mas in New Orleans. Es mag kitschig tönen, hämmerte. Als ich schliesslich Mitte der 70er- mery oder Otis Spann? doch die Geschichte ist wahr: Ich sah Bands, Jahre meine eigene Formation gründete, war MB: Ich habe mich intensiv mit ihren Stilen besuchte Tanzveranstaltungen, wuchs in einer dies exakt zu dem Moment, als Professor Long- auseinandergesetzt, doch bin ich selber weni- Gegend auf, wo es sehr viel Musik gab, aber hairs legendäre Aufnahmen aus den 50ern ger eine “Chicago Style”-Pianistin. Ich mag Otis ich sah nie eine Frau in der Art die Bühne be- von Atlantic Records wiederveröffentlicht wurden. Spann sehr, oder auch Memphis Slim. Ich tour- herrschen, wie Irma es an jenem Tag in New Niemand ausserhalb von New Orleans kannte te zu jener Zeit mit einer Show namens “Piano Orleans tat! Diese Ausstrahlung, verbunden mit sie zu jener Zeit, und als ich sie entdeckte, Professors”, bei der verschiedene Barrelhouse- ihrer sagenhaften Stimme und dem Material, stiess dies für mich ein riesiges Tor in eine völ- Pianisten aus Austin mit von der Partie waren, das sie sang, machte einen unauslöschlichen 28 JAZZ JNM_5_2010_28_29_Ball 31.8.2010 8:56 Uhr Seite 29

Eindruck auf mich und liess mich nicht mehr noch nicht verstärkte Gitarre übertönt hat. Zu los. Als ich mit 25 meine eigene Band gründe- jener Zeit funktionierte das Piano wie ein ganzes te, fuhr ich als Erstes von Texas nach Louisia- Orchester. Und in New Orleans blieb dies am na, um all die alten Platten von Irma zu suchen, ehesten hängen. um davon zu lernen. Und ich fand nicht nur die Platten, ich fand auch Irma! Sie trat gerade in “DAS PIANO einem kleinen Club in Abbéville auf. Dort sprach IST DAS ORCHESTER!” ich zum ersten Mal mit ihr. Zwei Jahre später lernte ich sie dann näher kennen, als wir zusam- JNM: Wie sieht die Zukunft des Blues men in New Orleans interviewt wurden. Irma Piano aus? All die Newcomers spielen SEPTEMBER ist eine extrem herzliche und liebenswürdige Gitarre. DI 31.8. BIS DO 2.9. DIPLOMKONZERTE DER HOCHSCHULE Frau, sie ist wie eine Schwester zu mir. Um zur MB: Ich weiss, es ist hart! Aber ich habe den FÜR MUSIK ABTEILUNG JAZZ Frage zurückzukommen: Auch die frühen Auf- Eindruck, es findet langsam ein kleiner Fort- FR 3. UND SA 4. COJAZZ FEATURING ALICE DAY nahmen von Etta James sind übrigens eine schritt statt. Und zwar war es bis vor Kurzem Goldmine für jede Sängerin, die sich in der doch so, dass das Piano – das verstärkte Piano DI 7. UND MI 8. FRIEDLI-FONTANILLES-STULZ Bluesszene einen Namen schaffen will. – weit hinter der elektrischen Gitarre und ihren DO 9. CUARTEAO JNM: Was kannst du uns über die Wieder- Möglichkeiten hinterherhinkte. Als die Gitarre FR 10. UND SA 11. ALEXANDRA GRIMAL QUARTET geburt von New Orleans nach Katrina elektrifiziert, eingesteckt und aufgedreht wurde, DI 14. UND MI 15. DANI BLANC QUARTET erzählen? war das Piano weg vom Fenster! Das Zeitalter DO 16. MARC PERRENOUD TRIO MB: An der Oberfläche hat sich die Stadt auf der Guitar Slingers am Bühnenrand war ange- FR 17. UND SA 18. SAMAMBAIA gewisse Art erholt. Das Tourist Business, Res- brochen (lacht)! Die Nachteile des Klaviers wo- taurants und Hotels, die Festivals, die Unter- gen schwer: Es war nicht einfach zu transpor- DI 21. UND MI 22. ADRIAN MEARS ELECTRIC TRIO haltungsbranche allgemein funktionieren und tieren und ging soundmässig mehr und mehr DO 23. FISCHBACHER-KÄNZIG-DUDLI TRIO florieren wieder. Musiker sind zurückgekehrt, unter. Doch mittlerweile hat die Keyboard-In- FR 24. UND SA 25. JORGE ROSSY QUINTET FEATURING CHRIS schneller und in grösserer Zahl als die norma- dustrie mächtig Boden gutgemacht. Ob digital CHEEK – IULIANUS SUITE len Durchschnittsbürger. Ich denke, sie sahen oder mit modernen Mikrofonen verstärkt, das es irgendwie als ihre Pflicht an, als ihre Ver- Piano ist – ich sag es noch mal – das Orchester. IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER HOCH- antwortung ihrer Stadt gegenüber. Aber viele Du kannst so viel machen auf einem Keyboard, SCHULE FÜR MUSIK, ABTEILUNG JAZZ Menschen werden nie zurückkehren. Gegenden du hast so viele Möglichkeiten. Du schreibst DI 28. UND MI 29. DKSJ EXCHANGE NIGHTS: wie das Lower Ninth Ward und Teile von Lake auch anders. Wenn ich einen Song schreibe, «BEST OF SWISS JAZZ BACHELORS» View oder Chalmette werden nie mehr wieder- der einen gewissen Beat braucht, nehme ich die DO 30. GABRIEL RIVANO TRIO hergestellt werden. Die Leute aus jenen Gebie- Gitarre. Für Melodie oder für Lowdown Blues – ten haben alles verloren und sind nie wirklich gib mir das Piano! entschädigt worden. Doch ich denke, es ist eine JNM: Aber die bekannten Bluespianisten WWW.NGA.CH / gute Sache, nach New Orleans zu gehen, denn sind heute dünn gesät. OKTOBER es hilft der Stadt, wieder aufzublühen. Freunde MB: Honey Alexander, die Frau des West- FR 1. UND SA 2. JOHN ARAM QUINTET FEATURING ANDY TASIC von mir, die dort leben, erzählen, dass etwas Coast-Harmonicaspielers Rod Piazza, ist eine SCHERRER Positives vor sich geht, indem eine neue Gene- tolle Pianistin im Chicago Style. Und es sind

DRAGAN ration in die Stadt zieht, die New Orleans als einige junge Musikerinnen auf der Szene auf- IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM Herausforderung sieht und helfen will. Ärzte, getaucht, Eden Brent ist bei der International ZENTRUM FÜR AFRIKASTUDIEN FOTO: Geschäftsleute, Berufsleute und Fachkräfte mit Blues Challenge aufgefallen, oder Kelley Hunt DI 5. UND MI 6. THE GOEMA CAPTAINS – Herz und Seele kommen herbei, und langsam spielt ein tolles Piano und besitzt eine wunder- SWISS EDITION kommt auch wieder das Geld. volle Stimme. DO 7. TOBIAS PREISIG – FLOWING MOOD JNM: Zurück zu Marcia Ball. Wann kommt FR 8. UND SA 9. SAMUEL BLASER QUARTET Zur Person: Marcia Ball wurde am 20. März das neue Album? HOCHSCHULE FÜR MUSIK, ABTEILUNG 1949 in Orange, Texas, geboren und wuchs MB: Noch dieses Jahr soll es entstehen. Ich JAZZ PRÄSENTIERT: in Vinton, Louisiana, auf. Sie besuchte die möchte nicht jedes Jahr ein neues Album pro- DI 12. DKSJ-ALL-STAR-PROJEKT 10 Louisiana State University und verdiente sich duzieren, und da ich keine Akkord-Schreiberin ihre ersten musikalischen Sporen in der Szene bin, komponiere ich erst, wenn ich überzeugt IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM von Austin ab. Für Capitol, Rounder, Antone’s bin, etwas zu sagen zu haben. Nach unseren ZENTRUM FÜR AFRIKASTUDIEN und Alligator Records stand sie im Studio und Europa-Konzerten geht es jetzt nach Hause zur MI 13. MAC MCKENZIE AND THE GOEMA erhielt drei Grammy-Nominationen und unzähli- Vorbereitung. Ich werde alle meine Notizzettel SYMPHONY NO. 1 ge Blues Music Awards. Sie tritt im von Clint zusammenkramen und mich mit meinem Key- DO 14. CHRISTY DORAN’S «BUNTER HUND» Eastwood produzierten Film “Piano Blues” der board irgendwo an einem ruhigen Plätzchen FR 15. UND SA 16. MAKAYA AND THE NEW TSOTSIS Martin-Scorsese-Bluesserie auf. verstecken. Auf Tour kann ich nicht schreiben, da ist immer viel zu viel los. DI 19. UND MI 20. FRANZ HELLMÜLLER QUARTET DO 21. HERBIE'S EXPLO 3000 JNM: Wieso ist New Orleans eigentlich JNM: Wieder auf Alligator Records? FR 22. UND SA 23. HERWIG GRADISCHNIG'S «FINE FOUR» solch eine Piano Town? MB: Wieder auf Alligator! MB: Ja, Chicago ist eine Guitar & Harmonica JNM: Bruce Iglauer macht mit seinem DI 26. UND MI 27. PEDRA PRETA Town, New Orleans ist eine Piano und auch Label einen tollen Job! DO 28. VIVIANE – MAURO DUO Saxophone Town, Austin ist eine Acoustic Gui- MB: Drei Grammy-Nominierungen mit vier FR 29. UND SA 30. KRISTJAN RANDALU QUARTET tar Town, all die Texas Tenors kommen aus Alben, ich kann mich wirklich nicht beklagen! ´ Houston, all die Texas Blues Guitar Players kommen aus Dallas – die Vaughan Brothers, SELECTED DISCOGRAPHY: Derek O’Brien, Denny Freeman, Mason Rufner, – Peace, Love & BBQ (Alligator 2008) Anson Funderburgh, Mike Morgan usw. Aber – Live! Down The Road (Alligator 2005) KONZERTZEITEN 20.30 – CA. 22.45: New Orleans? Ganz klar Piano. Warum? Ich – So Many Rivers (Alligator 2003) 1. SET 20.30 – CA. 21.30 UND 2. SET 21.45 – CA. 22.45 weiss es nicht. Vielleicht geht das noch auf die – Presumed Innocent (Alligator 2001) TÜRÖFFNUNG 20.00 EINTRITT: CHF 12.– /14.– /24.– Zeiten der Bordelle in Storyville zurück (lacht). – Gatorhythms (Rounder 1989) Pinetop Perkins hat mir was Interessantes er- – Sing It! (with Irma Thomas & Tracy zählt: Er entschied sich gegen die Gitarre und Nelson (Rounder 1998) KOHLENBERG 20 CH-4051 BASEL 061 263 33 41 für das Pianospiel, weil das Piano damals die www.marciaball.com www.birdseye.ch JNM_5_2010_30_Knox 31.8.2010 8:57 Uhr Seite 30

MARQUISE KNOX GOTGOT WHATWHAT ITIT TAKESTAKES Er ist jung und er weiss genau, was er will. Marquise Knox, Jahrgang 1991, ist dem Blues verfallen. Während seine Altersgenossen mit verkehrt herum aufgesetzten Käppis rappen, stülpt sich Knox wie weiland Willie Dixon einen Filzhut über und zieht die Saiten seiner Gitarre, dass Albert King seine helle Freude gehabt hätte. Von Marco Piazzalonga

“Blues ist Leben, Mann.” Mit dieser einfachen dacht, hat die Showcase sich zu einem überre- nicht anders. Aber von der Bühne herunter kann Formel begrüsst uns Marquise Knox am Blues gionalen Event entwickelt. Jenes Konzert war ich nicht sprechen, also singe ich einen Song, Festival Baden. “Blues ist Leben, und Leben auch für mich damals ein Sprungbrett. So viele um den Ladies zu erzählen, was ich meine! Ich sind Feelings and Emotions!” Am 8. Februar Leute meinen, dass du mindestens 50 sein lebe diese Songs.” WWW.NGA.CH

1991 in Granada, Mississippi, geboren und in musst, um den Blues zu spielen. Das ist einfach / St. Louis, Missouri, aufgewachsen, ist Knox ein nicht wahr. Da fragen mich Leute: ‘Du bist so Manchild

richtiges Kind des Südens. “Blues ist mein Erbe, jung, was weisst du schon vom Blues?’ Haben Knox’ Talent sprach sich schnell herum. Und TASIC meine Familientradition. Meine Grosseltern wa- denn Muddy Waters oder B.B.King erst im Alter Chad Kassem buchte den Youngster für APO ren Sharecroppers und stammten direkt von mit dem Blues begonnen? Die waren zu Beginn Records ins Blue Heaven Studio in Kansas. Sklaven ab.” Seine Grossmutter Lillie brachte ihrer Karriere auch jung!” Unterstützung erhielt Knox durch den Gitarris- DRAGAN

ihm die ersten Licks auf der Gitarre bei, und ten Michael Burks, der ebenfalls grosse Stücke FOTO: sein Onkel Big George Brooks weihte ihn in die On Stage auf ihn hält. “Michael kenne ich schon länger. Geheimnisse der Bluesharp ein. Der 2006 mit Knox fühlt sich wohl auf der Bühne, kennt kein Gewisse Leute glauben, er sei mein Vater. Ich 96 Jahren verstorbene Henry Townsend nahm Lampenfieber. Er ist der geborene Entertainer nenne ihn auch so, und er sagt ‘Son’ zu mir.” ihn dann richtig unter die Fittiche und impfte und nimmt sofort Kontakt mit dem Publikum Burks und seine Band waren sofort zur Stelle, dem Youngster Vertrauen in seine Fähigkeiten auf. Während eines Konzerts kann es durchaus als es um die Aufnahmen für das Album ein. “Henrys Standardsatz war: Akzeptiere kein passieren, dass er Harmonica spielend mit sei- Manchild ging. “Manchild ist eine Momentauf- Nein von niemandem!” Marquise entdeckte die nem schnurlosen Mikrofon die Bühne durch nahme, es zeigt, wie ich mich damals fühlte. Musik von Lightnin’ Hopkins, Muddy Waters den Hinterausgang verlässt, um immer weiter Der Song Icestorm z.B. entstand spontan wäh- und B.B. & Albert King, verinnerlichte diese und solierend das Gebäude zu umrunden und sich rend der Aufnahmen. Von St. Louis bis Colorado trägt nun die Flamme des Downhome-Blues durch den Vordereingang unter das Publikum tobte ein schrecklicher Blizzard. Und wir mitten weiter. zu mischen. Ein Grossteil seines Live-Reper- drin im Studio in Salina, Kansas. Überall fiel der toires umfasst klassische Bluessongs von Willie Strom aus, auf der Strasse, im Hotel, es war St. Louis Dixon, Muddy Waters oder Howlin’ Wolf. “Diese gespenstisch. Aus dieser Stimmung heraus ent- Marquise Knox fühlt sich wohl in St. Louis. “Ich Songs widerspiegeln meine persönlichen Inte- stand unser Song Icestorm.” Für das Album lebe gerne in dieser Stadt, sie hat eine vielfälti- ressen und Erfahrungen und zeigen mir, wer komponierte Marquise Knox schliesslich neun ge Musikszene. Du kannst jeden Abend Rhythm ich bin. Ich kann mich in ihnen wiedererkennen. eigene Songs, und dass er sich vor seinen gros- & Blues, Jazz, Blues, Rock, Reggae etc. hören. Als Willie Dixon ‘Hoochie Coochie Man’ schrieb, sen Vorbildern nicht zu verstecken braucht, Es gibt so viele gute Clubs, die Livemusic bie- meinte er mich (lacht)! Jeder Mann möchte zu zeigt er mit seiner tief im Blues verwurzelten ten. BB’s Jazz, Blues & Soups organisiert die- den Frauen sprechen, da bin ich als Musiker Art, Texte zu schreiben: ses Jahr zum achten Mal die sogenannte “I was raised on Jimmy Reed, ‘Baby Blues Showcase’. Das ist eine grossarti- DISCOGRAPHY: My grandma’s cornbread and collard greens, ge Talentshow für junge Bluesmusiker, die Marquise Knox, Manchild (APO Records) Took my first bath in muddy waters, sonst wenig zu Auftrittsmöglichkeiten kämen. www.marquiseknox.com All you mothers better watch your daughters!” Ursprünglich nur für Leute aus St. Louis ge- Now ain’t that a manchild! ´ 30 JAZZ Zentralschweizer Fernsehen

The 16th Annual Lucerne Blues Festival.

5.5. –– 14.14. Nov.Nov. 20102010 GrandGrand CasinoCasino LuzernLuzern

jung & jung www.bluesfestival.ch

Samstag, 6. Nov., Hotel Schweizerhof Luzern 20.00h JT Lauritsen & The Buckshot Hunters with special guest Billy Gibson (freier Eintritt) Blues-Brunch Sonntag, 7. Nov., Blues-Brunch im Hotel Seeburg Luzern 12.00h Lou Pride Mittwoch, 10. Nov., Casineum 23.00h Bryan Lee & The Blues Power Band (freier Eintritt) BLUES FESTIVAL Donnerstag, 11. Nov., Grand Casino Luzern Guy Davis, Lou Pride, Dave Specter & The Bluebirds feat. Jimmy Johnson & Sharon Lewis, JT Lauritsen & The Buckshot Hunters with special guest Billy Gibson, Casineum Club Stage: Lynwood Slim feat. Kid Ramos Freitag, 12. Nov., Grand Casino Luzern Tia Carroll & Hard Work, The Nighthawks with Hubert Sumlin, Mavis Staples, Ronnie Baker Brooks Casineum Club Stage: Walts‘ Blues Box, Dave Specter & The Bluebirds feat. Jimmy Johnson & Sharon Lewis Samstag, 13. Nov., Grand Casino Luzern Super Chikan and The Fighting Cocks, Lynwood Slim feat. Kid Ramos, Bryan Lee & The Blues Power Band, Nathan & The Zydeco Cha Chas Casineum Club Stage: The Winklepickers, Ronnie Baker Brooks Blues-Brunch Samstag, 13. Nov., Blues-Brunch im Hotel Schweizerhof Luzern 12.00h Tia Carroll & Hard Work Sonntag, 14. Nov., Blues-Brunch im Hotel Schweizerhof Luzern 12.00h Guy Davis & Mavis Staples

Programmänderungen vorbehalten. Türöffnung Grand Casino Luzern: 17.30 Uhr. Konzertbeginn: 19.00 Uhr. Eintrittspreis pro Abend: CHF 70.–, Festivalpass: CHF 145.–. Vorverkauf: www.bluesfestival.ch JNM_5_2010_32_34_HBB 1.9.2010 9:00 Uhr Seite 32 ‚ , BLUES N ROOTS

rek scheint brillanter als jeder Stern. Sein Solo kommt. Der Blues wird nicht neu erfunden, aber er auf Dylans “” ist an Emotionalität wird auf mitreissende Art interpretiert und gelebt. und Intensität kaum zu überbieten. Das Album Die Songs können atmen, die Soli sich entwickeln. enthält natürlich sehr viele Songs aus den letzten Chapeau! Es ist übrigens höchste Zeit, dass der Studioalben, aber hier mit der Lockerheit und dem Swiss Blues Album Award eingeführt wird. mp Adrenalinpegel eines Live Gigs. Die Band spielt Rocker (“Get what you deserve”), Blues (“Days is almost gone”, “Key to the Highway”), Reggae (Bob JEFF BECK Marleys “Rastaman Chant”) und fühlt sich auch “Emotion & Commotion” im Jazz zu Hause (Mongo Santamarias “Afro Blue”). (Atco / Warner) Erstaunlich auch immer, wie sie zwischen (fern-)- östlichen und zutiefst westlichen Klängen hin und her wechselt und dabei eine unglaubliche Dynamik Wie kriegt der Kerl bloss seinen Ton hin? Keiner entwickelt. Eine Musik, die sich nicht einordnen und singt oder spricht durch seine Gitarre wie Jeff Beck. schon gar nicht schubladisieren lässt. Ein schlicht Auf “Emotions & Commotions”, seinem ersten Al- und ergreifend geniales Album! cn MAGIC SLIM AND THE TEARDROPS bum seit sieben Jahren, bringt der Meister wieder “RAISING the BAR” seine verblüffenden, unter die Haut gehenden Magic Slim ( voc, g), Jon McDonald (g, b-voc), Andre Howard Sounds. Dieses Mal führt er eine feine Klinge und (b, b-voc), BJ Jones (dr, b-voc) tendiert Richtung ruhig orchestrierten, jazzigen (Blind Pig / Dixiefrog / DFGCD 8690 / Disques Office) Soul, ohne dem Rock aber abtrünnig zu werden. Dabei lässt er sich auf der Hälfte der zehn Songs von weiblichen Stimmen unterstützen. Daneben Vorneweg: Die neue CD von Magic Slim ist der verweben Beck und sein Keyboarder/Arrangeur absolute Hammer; vielleicht sein bestes Album bis- Peter Murray auf spannende Art oft Strings mit den her! Ein Kritiker könnte sagen, dass Slim seit 40 Gitarrenparts, lassen aber mit verschiedenen Jahren den gleichen Tonträger herausgibt, aber es Rhythmusgruppen auch die Grooves nicht zu kurz JIMMY THACKERY ist wie bei AC/DC: Die tun das auch – mit wech- kommen. Von den Gesangsnummern stechen AND THE DRIVERS selndem Erfolg. Einen Fan stört das aber nicht. Und Screamin’ Jay Hawkins’ “I Put A Spell On You” mit “Live in Detroit – Big long Buick” ich muss gestehen, ich bin ein Fan eines der letzten Joss Stone und das schmachtende “Lilac Wine” mit Jimmy Thackery ( voc, g), Mark Bumgarner aka Bumpy Fahnenträger des “alten” Chicago Blues und wenn Imelda May hervor, während bei den Instrumentals Rhodes (b), Russ Wilson aka Rollo Gigante (dr, voc) es einen Grammy für Shuffle gäbe, gehörte der die- das orchestral-verträumte “Corpus Christi Carols” (Dixiefrog / DFGCD 8687 / Disques Office) ses Jahr eindeutig Slim! Während die letzten bei- und das steady rollende “Hammerhead” auffallen. den CDs von Slim etwas lasch daherkamen, ist hier Faszinierend auch der Evergreen “Over The Rain- der alte Slim zurück, der selbst ältesten bow”, bei dem Jeff Beck mit seiner Gitarre auf den Thackery und seine ununterbrochen tourende Band Schlachtrössern neues Leben einhaucht. Dieses Spuren von Judy Garlands Gesangsvibrato wandelt. haben einen riesigen regelmässigen CD-Output. Es Album lässt einen hoffen, dass der mittlerweile 73- mp war aber auch an der Zeit, dass sie wieder einmal Jährige mindestens hundert Jahre alt wird, damit dort festgehalten wurden, wo sie voll in ihrem Ele- wir noch einige solche Alben ins Regal stellen dür- ment sind: auf der Bühne! Dieses Set raucht und fen. Er drückt jedem Song seinen eigenen Stempel kommt doch routiniert locker rüber. Sieben eigene auf und nach spätestens zwei Takten ist klar: Das ist Songs und drei Covers, denen aber Thackery seinen der King of West Side Blues! Unterstützt wird er Stempel aufzudrücken vermag. Wie meistens legt von einer unglaublich tighten Band mit dem effek- er sein Hauptgewicht auf Instrumentals, die aber tivsten Rhythmus-Gitarristen des Blues, und so abwechslungsreich sind, dass keine Langewei- Produzent Michael Blakemore hat es verstanden, le aufkommt. So klingen bei “Land Locked” die Slims Stärken herauszuarbeiten. Zudem betont er Shadows, Ventures und andere Sixties-Gitarren- mit dem extrem transparenten und doch druckvol- bands an, bei “Solid Ice” natürlich Albert Collins, len Sound seine Originalität im besten Sinn. Ein Al- THE BAND und bei “Bomb the Moon” ist ein Anflug von Tex bum ohne Schwachstellen, das Geschichte schreiben “Roadsongs” Mex drin. Aber auch gesanglich muss er sich nicht und vielleicht auch einige Blues-Gegner bekehren (Masterworks / Sony 88697 68608 2 / Sony Music) verstecken, wenn er auch keine unverwechselbare wird. Fans müssen es unbedingt haben, und alle Stimme hat. Aber im Allgemeinen macht hier Tha- anderen müssen es sich zumindest anhören! Magic ckery genau das, was er am liebsten macht: Gitarre Slim hat sich hier selbst ein Denkmal gesetzt. Für Die für mich innovativste Roots Band der Welt, so spielen für ein Publikum, und das tut er virtuos und mich bereits jetzt das Album des Jahres! cn widersprüchlich dies auch klingen mag, macht auf geschmackvoll! cn diesem Album Furore. Leider hatten wir hier in Europa noch nie oder kaum je die Möglichkeit, den unglaublichen Power selbst zu testen, sodass uns ROCKY JACKSON vorläufig nur dieses Live-Doppelalbum bleibt. De- “Testify” Rocky Jackson (g, voc), Eliot Witherspoon (dr), Joel T. Johnson, Hank Van Sickle (b), Michael Fell (harm) (High Life Records / Blind Raccoon)

Rocky Jacksons Sound weckt beim Rezensenten BONNY B. freudige Erinnerungen an die britische Blues-Wel- “Back To The Rock Bottom” le Ende der 60er-Jahre. Frühe Savoy Brown, Bonny B. (voc, harm), Bob Margolin (voc, g), Ice B. (g), Chicken Shack oder Keef Hartley kommen in den Florian Bertschy (b), Marcus Baumer (p, org), Vic Pitts (dr) Sinn, dabei stammt Jackson aus dem tiefsten plus guest Jesse James King (org) Texas. Den Reigen eröffnet er mit Muddy Waters’ (Disques Office / www.bonnyb.ch) “I Just Want To Make Love To You”, dreckig und schweisstreibend wie ein Sommertag im Missis- sippi-Delta. Es folgen der humorvolle Shuffle “Big Gäbe es einen Swiss Blues Album Award, Bonny Legs Don’t Mean Fat”, der Instrumental “Like B.’s neuer Scheibe fiele sofort die Favoritenrolle zu. Magic” – eine Ode an den Westside-Gitarristen Der Fribourger mit kambodschanischen Wurzeln ist Magic Sam – oder das akustische delta-styled musikalisch ungemein gereift in den letzten Jahren, “Chicken-Legged Woman”. Grossartig auch die singt mit viel Gefühl und Überzeugung und spielt Jimmy-Reed-Interpretation bei “Don’t Say Nothin’” eine fette, knackige Bluesharp direkt auf den Punkt. und die Slide-Gitarre à la Hound Dog Taylor in Dazu weiss er eine präzise und sensible Rhyth- “L.A. To Austin”. Doch die wirkliche Klasse seines musgruppe hinter sich. Doch das “Tüpfelchen auf Gesangs und seines Gitarrenspiels stellt Jackson dem i” ist die Tatsache, dass Bonny B. als Mit- beim gut 9-minütigen, atmosphärischen “Shoulda musiker und -produzenten keinen Geringeren als Never Left Texas” so richtig unter Beweis. Und “Steady Rollin’” Bob Margolin an Land gezogen hat. nicht vergessen bei diesem überraschenden Album Der alte Fuchs, einst bei Muddy Waters in die Lehre wollen wir schliesslich die mitreissende Harp von gegangen, scheint sich offensichtlich mit dem Michael Fell. mp Youngster bestens zu verstehen, was in den neun fein gewobenen Songs deutlich zum Ausdruck JNM_5_2010_32_34_HBB 1.9.2010 9:01 Uhr Seite 33 ‚ , BLUES N ROOTS

sche und Spielfreude strahlt auch das neue, lako- JJ GREY & MOFRO nisch mit “Gonna Boogie Anyway” betitelte Album “Georgia Warhorse” der beiden in San Diego beheimateten Musiker (Alligator / Phonag) aus. Ihr vornehmlich eigenes Material – stilistisch irgendwo im Dreieck Chicago/Delta/Westside- Blues angesiedelt – klingt vielleicht noch eine Spur JJ Grey ist ein Phänomen. Seit Jahren schon traditioneller als letztes Mal, da die beiden einer- schafft er es, beim als äusserst kritisch verschrie- seits das Piano eines David Maxwell oder Henry nen Bruce Iglauer und dessen Blues-Label Alligator ERJA LYYTINEN Gray vermehrt einbeziehen, andererseits bei eini- unter Vertrag zu sein. Dabei spielt in Greys Sound “Voracious Love” gen Songs gänzlich auf Schlagzeugbegleitung ver- der Blues eine sehr untergeordnete Rolle. Doch was (Ruf / K-tel) zichten. Dazu kommen eine Harmonica und zwei ist Greys Sound überhaupt? Primär mal packende, Sax und sorgen für den idealen Rahmen, welcher ausdrucksstarke Musik mit Tiefgang, welche bei Chris James’ flüssigem Gitarrenspiel und Patrick wiederholtem Hören immer wieder neue Nuancen “Where Blues Crosses Over” ist das Motto von Ruf Rynns pumpendem Bass die richtige Basis bietet. offenbart. Blue-eyed Soul vielleicht? Ja, aber nicht Records. Ganz deftig “overgecrossed” ist auf ihrem Kurz: Auch ihr zweites, starkes Album werden wir nur. Begeben wir uns auf Spurensuche, so finden neuen Album Erja Lyytinen. Da ist nicht mehr allzu unzweifelhaft bei den verschiedensten Awards auf- wir faszinierenderweise eigentlich alles, was auf viel übrig von ihrer bluesigen Vergangenheit. Was tauchen sehen. mp amerikanischem Boden an Stilrichtungen gedeiht. bleibt also, wenn wir mal unsere Blues-Brille able- Tönt da “All” nicht nach Garagenrock, und die gen? Da setzt zuerst der Titelsong mit Wahwah- Ballade “King Hummingbird” nach Folk? Ist “The Gitarren und einer an Led Zeppelins “Black Dog” Sweetest Thing” nicht wunderbar südstaatenrockig erinnernden Gesangslinie gleich ein Zeichen. Der angehaucht? “Slow, Hot & Sweaty” dagegen klingt folgende Song “Don’t Let A Good Woman Down” absolut jazzig-funky vom Approach her – und schon zielt in eine ähnliche Richtung. Doch dann wirds nur das Trompetensolo! “Diyo Dayo” schmeckt nach besinnlicher. “Bed Of Roses” und “Gilmore” sind purem Voodoo-Rock aus den Swamps. Und “Gotta melodiöse Rockballaden mit Streichern, “I Think Of Know” schliesslich ist grossartiger Soul. Alles auf You” tönt folkig-popig, oder Blind Willie Johnsons JJ Greys ureigene Art. Great Stuff! mp gequältes “Soul Of A Man” schliesslich wird bei Lyytinen zu einem vorsichtigen, sensiblen Suchen. DR. JOHN Fazit: “Voracious Love” zeigt sich nicht unbedingt “Tribal” sehr soulig, besitzt aber durchaus seinen Reiz als Dr. John (voc, p, org), Herman Ernest III (dr, perc, voc), KURZ ANGESPIELT ein facettenreiches, da und dort zur Melancholie David Barrard (b, voc), John Fohl (g, voc), Kenneth Williams neigendes Rockalbum der talentierten Gitarristin (perc, voc), plus horns, strings & guests Earwig Records, das Label des rührigen Pro- mit der einschmeichelnden Stimme. mp (Proper / Smart Music) duzenten Michael Frank aus Chicago, beehrte uns kürzlich mit einem Stoss feiner neuer Alben: Der Sänger und Harpist GRADY CHAMPION, Ge- Was lässt sich über den guten Doctor noch sagen? winner der International Blues Challenge in die- Dass Mac Rebbenack, wie er mit bürgerlichem Na- sem Jahr, lässt auf “Back In Mississippi Live”, men heisst, seit Jahrzehnten eine der schillernds- aufgenommen im 930 Blues Cafe in Jackson, ten und begabtesten Musikerpersönlichkeiten Mississippi, nichts anbrennen. Sein mitreissen- auf diesem Erdball ist, muss man kaum mehr des Set besteht aus Covers (W. Dixon, J. Reed, erwähnen. Und mit “Tribal” setzt Mac mal wieder B.B. King)) plus eigenem Material von Slow Blues ein markantes musikalisches Ausrufezeichen. bis Southern Soul. “Fonk” (wie er es selber nennt), R&B, Gospel, Jazz “Back Around Here” von ROB STONE wurzelt im JW JONES und Rock vermischt er hier wieder aufs Vortreff- Chicago Blues der 50er-Jahre und besticht durch “Midnight Memphis Sun” lichste, so wie nur er es kann: stimmungsvoll, groo- einen fetten Harpsound des Leaders sowie flüssi- (Crosscut Records) vy, mit blendenden Arrangements. Traumhaft sei- ge Gitarrenpassagen von Chris James. Treiben- ne langjährige Ernest/Barrard, zu de Saxparts verleihen dem Ganzen ausserdem der neuerdings “Afro” Williams gestossen ist, und die gewisse Würze. Der Nummer-1-Bluesexport aus Kanada heisst JW darüber thronend der Doctor himself mit seinem Wunderschönen klassischen Blues, Folk & Jones. Mit seinem letzten, erdigen Album “Blue- sperrigen Gesang und für einmal neben seinem Boogie-Woogie aus der Mitte des vergangenen listed” schuf sich der erst 30-jährige Gitarrist aus perlenden New-Orleans-Piano vermehrt auch eine Jahrhunderts präsentiert uns der Gitarrist, Pia- Ottawa in Europa einen Namen, den er mit grandi- wühlende Hammond spielend. Speziell aufgefal- nist und Sänger ANDY COHEN praktisch im osen Festivalauftritten (u.a. Bellinzona, Luzern) in len: der indianische Oglala Lakota Chant von Charla Alleingang auf “Built Right On The Ground”. Grossbuchstaben aufleuchten liess und nun mit Herman und Lulu Siker im Titelsong und die ex- Bob Stroger, Kenny Smith, Honeyboy Edwards, dem neuen Album “Midnight Memphis Sun” zu- zellente Slidegitarre von Derek Trucks im Song John Primer und viele mehr unterstützen TIM sätzlich dick unterstreicht. Auf zwei Sessions, einer “Manoovas”. Bestnote für den Doctor! mp WOODS auf “The Blues Sessions”. Der Gitarrist im heimischen Ontario, einer in den legendären greift dabei eine feine Palette mehr oder minder Sun Studios in Memphis, lässt Jones sein trotz sei- bekannter Bluessongs von Willie Dixon bis ner Jugend ausgereiftes Talent aufblitzen und führt, Roosevelt Sykes auf. wie schon auf der letzten CD, neben seiner Live- THE DELGADO BROTHERS band eine gestandene Truppe alter Hasen gekonnt “Learn To Fly” Der Franzose BILL DERAIME bietet einen Rück- durch diese Produktion. Jones’ klarer, direkter, ja Bob Delgado (b), Joey Delgado (voc, g), Steve Delgado (voc, dr), blick auf sein Schaffen der letzten zehn Jahre: unbekümmerter Gesang und seine enorm vielseiti- David Kelley (keys), Victor Bisetti (dr, perc), plus div. guests “Brailleur De Fond” (Dixiefrog/Disques Office) gen, von Freddie King, Albert Collins, Magic Sam (Bell Asher Records) heisst das vielseitige, mit Bonus-Video ausge- oder Charlie Baty beeinflussten Gitarrenkünste be- stattete Doppelalbum. Die mit Hingabe gesun- stimmen den Sound, welcher auf dem neuen Album genen Songs (grösstenteils in Französisch) rei- weniger knallig, dafür facettenreicher und souliger Die Delgado Brothers sind das bestgehütete Ge- chen von R & B, Rock, Chanson und Reggae bis daherkommt. Weiter so! mp heimnis diesseits von Los Lobos. Die Leichtigkeit, Blues, ohne sich aber zu verzetteln. Eindrücklich mit der die drei Brüder Bob, Joey und Steve aus die im Booklet abgedruckten ambitionierten East L.A. zusammen mit ihren beiden Band- Songtexte. Kumpels David Kelley und Victor Bisetti hier ihren Latino-angehauchten Rhythm & Blues zelebrieren, Ebenfalls aus Frankreich stammt der versierte beeindruckt schwer: Zwölf Songs, die ohne sich Gitarrist FRED CHAPELLIER. Die Früchte der anzubiedern äusserst radiotauglich daherkommen, schon länger andauernden musikalischen Part- alle geschrieben von Joey Delgado und David nerschaft mit dem blue-eyed Soulsänger BILLY Kelley sowie getextet von Steve Delgado. Was her- PRICE haben die beiden anlässlich ihrer Night aussticht, sind die Chorusse mit Ohrwurm- Work Tour aufgezeichnet. “Live On Stage” Charakter – allen voran beim Titelsong, gepaart (Dixiefrog/Disques Office) heisst das Album und CHRIS JAMES & PATRICK RYNN mit viel, viel herrlicher, von B.B. King und Carlos beinhaltet eine CD mit elf plus eine DVD mit 16 “Gonna Boogie Anyway” San-tana beeinflusster Gitarre, getrieben von tra- Songs eines Auftritts im Mai 2009 in Charleville- (Earwig) genden Rhythmen, gewürzt mit prägnanten, doch Mézières. nie überbordenden Horns und garniert mit Steve Delgado als einem Lead Singer mit Wiederer- “Who Cares, Just Boogie”: Pianist NICO BRINA Mit einem Blues Blast Award ausgezeichnet und kennungspotenzial. “Learn To Fly” strahlt Locker- fetzt auf seiner zehnten CD über die 88 Tasten, was für einen Blues Music Award nominiert wurde letz- heit, Sympathie, Lebensfreude und musikalische das Zeug hält. 18 selbst geschriebene Boogies tes Jahr der Erstling von Chris James und Patrick Wärme aus. Eine Entdeckung! mp von slow bis fast laden zur heissen Party. Er- Rynn, “Stop And Think About It”. Die gleiche Fri- schienen im Eigenverlag (www.nicobrina.ch) mp 33 JAZZ JNM_5_2010_32_34_HBB 31.8.2010 9:02 Uhr Seite 34 ‚ , BLUES N ROOTS

nämlich mit Alben wie “Joined At The Hip”. Willie Smith, der uns hier mit seiner herrlich erdigen Bluesharp betört, zehn der dreizehn Songs singt, und knapp die Hälfte dieses Albums geschrieben hat, ist zwar schon 74 Jahre alt. Was aber anschei- nend nicht viel heissen mag, denn Pinetop Per- kins, der so unheimlich auf den 88 Tasten zu brillie- ren weiss und es sich nicht nehmen lässt, ebenfalls AL MILLER bei zwei Songs vors Mikrofon zu treten, ist kürz- JIMMIE VAUGHAN “Wild Cards” lich 97 geworden! Und Bassist Bob Stroger, der mit “Plays Blues, Ballads & Favorites” (Delmark / Plainisphere) Willies Sohn Kenny die hochklassige Rhythmus- (www.properuk.com) gruppe bildet, steckt auch schon lange im Pen- sionsalter. Doch die Herren Primer und Krakowski, Chicago stand immer im Ruf, die Blueshauptstadt welche auf unnachahmliche Chicagoer Art ihre So schön, spannend, witzig und mitreissend kann zu sein. Dies traf zu, als Mitte der 90er-Jahre die- Gitarrenparts ineinander verweben, und eben Kenny Musik sein. Jimmie Vaughan hat sich mit seinem ses Album ursprünglich erschienen ist, und dies an den Drums rücken nach und ziehen als jüngere neuen Album zwar viel Zeit gelassen, doch das trifft auch heute noch zu, da es endlich wiederver- Generation das Erbe schnörkellos und kompetent Warten hat sich gelohnt. Der Texaner schwelgt – öffentlicht wird. Und – es hat den Zahn der Zeit weiter. “Fathers & Sons” war übrigens ebenfalls neben seinem eigenen, treibenden Instrumental gut überstanden. Kopf dieses Albums ist Al Miller, einst der Titel einer Chicagoblues-Platte. mp “Comin’ & Goin’” – mit seiner Band von “alten Ha- der zu diesem Zweck eine All-Star-Besetzung ins sen” in 14 fantastisch interpretierten Juwelen der Studio bat, von der mittlerweile alle als Band- amerikanischen Musikgeschichte. Da taucht Don leader bekannt wurden. Specter, Freund, Saydak & Dewey’s “I’m Leaving It All Up To You” auf, und Robinson haben ihren Weg gemacht, Willie Roscoe Gordons “Just A Little Bit”, Doug Sahms Kent ist leider 2006 auf dem Höhepunkt seiner “Why, Why, Why”, Willie Nelsons “Funny How Time Karriere gestorben. Ein sorgfältig ausgewähltes Slips Away” oder Charlie Richs “Lonely Weekends”. Programm, bestehend aus wenigen Eigenkompo- Auch Jimmy Reed, Billy Emerson, Roy Milton und sitionen plus gut arrangierten, nicht schon längst Johnny Ace werden grandios zitiert. Wo es swingen totgespielten Covers ziert das Werk, welches davon muss, swingts, wo es rollen muss, rollts, die zwei- lebt, dass flott abgewechselt wird in Sachen Lead- stimmigen Gesänge von Vaughan und Lou Ann gesang und Soli. Grooviger Chicago-Blues ohne CHARLIE MUSSELWHITE Barton sind ein Genuss, die Horns honken, was das “Wenn und aber”. mp “The Well” Zeug hält, und die Gitarrensoli sind unaufgeregt Charlie Musselwhite (voc, harm, g), Dave Gonzales (g, voc), brillant. Ein Album ohne Wenn und Aber! mp John Bazz (b), Stephen Hodges (dr, perc) plus guest Mavic Staples (voc) (Alligator / Phonag) TEXAS TORNADOS “Esta Bueno!” Zurückgekehrt in den Alligator-Stall ist Charlie Freddy Fender (voc), Flaco Jimenez (voc, acc), Augie Meyers Musselwhite. Der Elder Statesman der Bluesharp (voc, org, p), Shawn Sahm (voc, g, dr), Louie Ortega (g, voc), hat in seiner Heimat Kalifornien für das Chicagoer Speedy Sparks (b), Ernie Durawa, George Rains (dr) Label einen traditionell-bluesigen Leckerbissen (Bismeaux Records) JIMMY WARREN aufgenommen. Episoden aus seinem Leben – Stoff “No More Promises” für mehrere Roadmovies – packt Musselwhite in Jimmy Warren (voc, g, dr, keys), John DiGregorio, Jim Dill, dreizehn Songs und präsentiert diese mit gewohnt Nanu, die Texas Tornados? Doug Sahm starb doch Bob Margolin (g), Mike Boyle (b), Anna Ulrich (voc) relaxtem Gesang, exquisiter Harmonica und sensib- schon vor Jahren und auch Freddy Fender weilt (Electro Glide Records / Blind Raccoon) len Begleitmusikern. Auf “Dig The Pain” setzt sich nicht mehr unter uns. No problem, Gringo! Dougs Charlie mit jener Zeit auseinander, als er schwer Sohn Shawn, seines Zeichens selber Musiker und dem Alkohol verfallen war. “Cook County Blues” Produzent, bestellt kurzerhand Flaco Jimenez, Melodiöse, tragende, schön im Raum stehende erzählt von seinem gezwungenen Besuch hinter Augie Meyers und die Tornados-Rhythmusgruppe Gitarrensounds, bei welchen B.B. King, Peter Green Gittern. Auf “Sad And Beautiful World”, einem ins Studio, bringt Fenders kurz vor seinem Tod auf- oder Mark Knopfler Pate standen, sind das Mar- Duett mit Mavis Staples, setzt er sich mit dem tra- genommenen Songs zum Überarbeiten mit, treibt kenzeichen von Jimmy Warren. Dazu kommen sein gischen Mord eines Einbrechers an seiner 93-jähri- sogar ein altes Demoband seines Vaters auf und fast schon lakonischer, aber trotzdem eindring- gen Mutter auseinander. Auf der weniger traurigen produziert ein Album, welches zwar nicht ganz an licher Gesang und die Fähigkeit, Songs mit einem Seite stehen “Sonny Payne Special”, ein Instru- das gewaltige Debüt der Texmex-Supergroup von gewissen persönlichen Touch schreiben zu können. mental, der dem legendären King-Biscuit-DJ glei- 1990 herankommt, sich aber durchaus mit späte- Zwar hat Warren laut Booklet viele der Songs im chen Namens gewidmet ist, oder “Where Hwy 61 ren Werken messen kann. Augie und Flaco, obwohl Alleingang eingespielt, doch gelingt es ihm prob- Runs”, eine Ode an das Städtchen Clarksdale in gesundheitlich auch angeschlagen, liefern eine ge- lemlos, einen lebendigen Groove zu erzeugen und Mississippi, wohin Charlie immer wieder gern zu- wohnt eindrückliche Performance ab, Freddy Fen- eine feine Stimmung aufzubauen. “No More Pro- rückkehrt. “The Well” ist exakt, was es sein will: ders schmelzenden Gesang wird man nach diesen mises” ist nicht unbedingt das Nr. 1-Party-Album “Music From The Heart”, wie es Charlie Mussel- Aufnahmen umso schmerzlicher vermissen, und des Jahres, eher der ideale Soundtrack für spät- white selber ausdrückt. mp Sahm Junior schliesslich verblüfft durch eine frap- abends mit einem Glas Wein am Kaminfeuer. pante Ähnlichkeit mit seinem Dad. Esta mucho Anspieltipps: “Watermelon Money” oder der bueno, compadre! Ayayay! mp Ohrwurm “I’m Gonna Love You”. mp

PINETOP PERKINS - WILLIE “BIG EYES” SMITH “Joined At The Hip” Pinetop Perkins (voc, p), Willie “Big Eyes” Smith (voc, harm), John Primer (g), “Little Frank” Krakowski (g), Bob Stroger (b), Kenny Smith (dr) (Telarc / MV)

“Chicago Ain’t Nothing But A Blues Band” hiess vor gut 40 Jahren einmal ein Album. Bis heute hat sich an dieser Redewendung kaum etwas geän- dert. Den nachdrücklichen Beweis geniessen wir 34 JAZZ NACHFOLGENDE SEITEN CARLO ANTON CRAMERI H2O-PAINTING ON HOT COPPERSHEET 01.08.2010 MIRRORED Golton.indd 2 28.08.10 13:08 Golton.indd 3 28.08.10 13:08 // New Releases on Unit Records

// Klangquadrat // sarah Buechi's THALi // silvio Cadotsch // Roaming // Vidya Mani // Odem ( UTR 4260 ) ( UTR 4250 ) ( UTR 4251 )

Cédric Gschwind — Tenor & Soprano Saxophones Sarah Buechi — vocals Silvio Cadotsch — trombone Jonas Windscheid — Guitar Matthias Tschopp — bs Rafael Schilt — tenorsax Marco Nenniger — Bass Stefan Aeby — piano, rhodes Fabian Gisler — doublebass Daniel Mudrack — Drums Marco Mueller — db Dominic Egli — drums Lionel Friedli — drums 03.09. Gewölbekeller des Deutschen Seminars, Basel ( Plattentaufe ) 16.09. Moods, Zürich 18.09. Botanischer Garten, Basel 15.09. Moods ( ZKB Jazzpreis ), Zürich 17.09. Esse Musicbar, Winterthur 24.09. Bärechäller, Aarburg 18.09. Musigbistrot, Bern 30.10. Jazzclub Allmend, Oberengstringen 15.10. Cargo Bar, Basel 17.11. Jazzkantine, Luzern 19.11. Be-Jazz, Bern 26.11. AGMJ Contretemps, Genève 03.12. Jazzclub, Uster 25.11. Bird’s Eye, Basel 10.12. Café LoLa, Basel 11.12. Kulturparkett, Rapperswil

// the Muder Of Amus Ames // idée manu // marc Lohr & GERäT7 // Murderish Good Music // water CHUTE // Stick no Bill ( UTR 4261 ) ( UTR 4244 ) ( UTR 4253 )

Florian Egli — Soprano-, Altosaxophone Manuela Keller — Piano and Composition Wanja Slavin — Alto Sax / Clarinet Claude Meier — Double-Bass, Acoustic Bassguitar Nick Gutersohn — Trombone Jørgen Mathisen — Tenor Sax / Clarinet Andreas Wettstein — Drums Jan Schlegel — Electric Bass Colm O‘Hara — Trombone Guest: Christoph Grab — Tenor Saxophone Marco Käppeli — Drums Camilla Barratt-Due — Accordion / Voice Markus Pesonen — Guitar 11.09. Hotel Piz Linard, Lavin 19.09. Biohof Fondli, Dietikon Petter Eldh — Bass 25.09. Sonarraum, Bern 22.10. Mullbau, Luzern Marc Lohr — Drums 26.10. Moods, Zürich

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Kaum ein anderes Festival in der Schweiz schafft ähnlich elegant den Spagat von stilistisch breit gefächerter, hochklassiger25 Musik,JAHRE gediegenem Lifestyle und einer frechen Prise Experimentierlust. Diesen Herbst wird die AVO SESSION Basel zum 25. Mal über die Bühne gehen. JAZZ’N’MORE gratuliert AVO und sucht nach der Befindlichkeit von Festivalpräsident Matthias SESSION Müller und CEO Beatrice Stirni- mann angesichts dieses Jubiläums. Von Marco PiazzalongaBASEL

Matthias Müller Beatrice Stirnimann

JNM: Welche Gefühle und Gedanken kom- Matthias Müller: Zum Programm der 25. Aus- winnen und das Ganze von aussen zu betrach- men euch bei dieser stolzen Zahl 25? gabe ist zu sagen, dass wir einige Künstler prä- ten. In Sachen Programm versuchen wir dem Matthias Müller: Ich möchte nicht gerade sentieren werden, die zwar vor Jahren schon Publikum schmackhaft zu machen, dass es sich sagen, dass man sich alt fühlt (lacht), doch einmal bei uns gespielt haben, aber nun mit lohnt, etwas Spezielles zu bringen. Ich denke, kürzlich kam mir in den Sinn, wenn es noch- etwas Neuem, Besonderem auftreten werden. punkto Exklusivität wird das diesjährige Festival mals 25 Jahre dauert, dann wäre ich ja schon Wir sind realistisch: Wir können im Jubiläums- alles in den Schatten stellen, was wir bis jetzt AHV-Bezüger! So merkt man, in welchen Di- jahr nicht ein speziell gutes Festival aus dem gebracht haben. Und es sind ein paar sehr mensionen man in diesem Zusammenhang Hut zaubern. Das würde ja heissen, dass das interessante Kombinationen dabei. denkt! Doch grundsätzlich überwiegen klar 24. und das 26. eher schlechtere Festivals wä- Stolz und Freude über das Erreichte, und na- ren, man müsste Geld hin und her schaufeln “Beim Verhandeln ist es wie in türlich auch das Bewusstsein, dass dies alles etc. Wobei wir denken, dass wir beim einen der Musik. Es sind nicht nur die nicht von heute auf morgen entstehen konnte, oder anderen unserer Acts mit dem Aufhänger lauten Töne, die zählen.” sondern die ganzen 25 Jahre brauchte, um “25.” schon etwas profitiert haben. Irgendwann sich zu entwickeln. haben wir realisiert, dass damit gewisse Künst- JNM: Wie schwierig gestalten sich denn JNM: Ist etwas Spezielles geplant für die ler leichter zu ködern waren und haben begonnen, jeweils die Verhandlungen? Jubiläumsveranstaltung? mit dem “25.” zu arbeiten. Matthias Müller: Einer unserer Charakterzüge Beatrice Stirnimann: Zuerst mal ein tolles Pro- Beatrice Stirnimann: Vielleicht stimmte auch das ist sicherlich ein starker Durchhaltewillen, eine gramm! Darauf freuen wir uns unheimlich. Mit Timing dieses Jahr. Wir produzieren jeweils eine Art Sturheit. Mit gewissen Künstlern bist du der grossen Unterstützung unseres Gönnerver- “Selbstdarstellungs-DVD” für Manager und Agen- jahrelang am Verhandeln. Auch muss man viel eins werden aber nun zusätzlich zwei Sachen ten, die wir international versenden. Dieses Mal aushalten können. Und wir versuchen, Absa- aufgegriffen. Die erste Idee kam uns schon vor legten wir diese DVD dem Pollstar bei, welcher gen nicht einfach hinzunehmen. Wir erklären etwa drei Jahren, wurde aber damals aus finan- kurz vor dem International Live Music Meeting viel, wir reisen zu diesen Leuten, veranstalten ziellen Gründen begraben. Dank des Gönner- erschien. So hatten die massgebenden Agen- Telefonkonferenzen etc. Wir sprechen nicht nur vereins können wir zum Jubiläum nun ein Buch- ten schon mal etwas vorliegen, als dann am mit einer Person. Für ein Festival auf diesem projekt realisieren. Und da Musik immer sehr Meeting der Opening-Apéro der versammelten Niveau mit Fernsehübertragungen und der viel mit Emotionen zu tun hat, werden wir als Musikwelt stieg. Zur Feier unseres Jubiläums ganzen Promotion-Geschichte dahinter – da zweites Zückerchen jedem Besucher ein Post- offerierten wir diesen Apéro, was sich sicher auch gibt es den Künstler, seinen Agenten, vielleicht kartenset mit Musiker-Porträts von Marco Grob positiv auf die Engagements niederschlug. auch Sub-Agenten oder Länder-Agenten, da ist und mit Live-bildern von Dominik Plüss mit auf Matthias Müller: Wir wollten im Jubiläumsjahr die Plattenfirma, da sind andere Veranstalter den Heimweg geben. auch die Möglichkeit nutzen, Abstand zu ge- und diverse interessierte Fernsehsender. Ein 39 JAZZ JNM_5_2010_39-41_AVO 1.9.2010 9:08 Uhr Seite 40 JUBILÄUM grosser Künstler hat in seinem Management Verfügung haben und für einen geplanten Wir finden es viel spannender, den Markt im einen Angestellten, der nur für die Promotion Fernsehspot sowieso irgendwo eine Show spie- Auge zu behalten, um Neues zu bieten. zuständig ist, ein anderer nur für das Fernsehen len müssten. Da schlugen wir ihnen vor, dass Matthias Müller: Man muss sowieso aufpas- usw., diese Maschinerie muss man erst mal sie dafür das ganze AVO-Material verwenden sen. Es haben sich da ein paar Freundschaften durchschauen. könnten: Eine volle Konzertlänge, um die ge- mit Musikern ergeben, z.B. mit Jacques Lous- Wenn dann aus irgendeinem dieser Ressorts wünschten Segmente zusammenzuschneiden. sier, bei ihm verbrachten wir Ferien, ein an- eine Absage kommt, kann man immer wieder Uns bringt das somit einen Künstler von Hal- derer lud uns zu seiner Hochzeit ein, das war via Hintertür reinschlüpfen und auf andere lenstadion-Kategorie, der seine Songs bei uns toll, aber man darf nichts vermischen, nieman- Knöpfe drücken. Dann marschiert wieder der live uraufführt, weil er dieses Footage will. Und den bevorzugen. Auch mit Basler Musikern. Da eine oder andere zu seinem Chef und meint: alles zu einer Gage, wie uns der Agent mehr- werden wir öfters kritisiert, doch wir versuchen “Bist du wahnsinnig, abzusagen! Das kann doch mals versicherte, die lächerlich ist – dabei ist sie es immer wieder zu erklären: Wir buchen jedes nicht wahr sein! Die AVO SESSION in Basel!” sehr hoch! (lacht) Jahr einheimische Bands, aber es kann nicht Beim Verhandeln ist es wie in der Musik. Es sein, dass wir, nur weil in Basel ansässig, unser sind nicht nur die lauten Töne, die zählen. Man “No TV – no Show!” Programm mit Basler Bands füllen, die man eh muss Dynamiken erkennen. Wenn wir immer schon das ganze Jahr über hier sehen kann. nur auf das Negative hören würden, so à la JNM: Nach welchen Kriterien gestaltet ihr Beatrice Stirnimann: Ein weiteres unserer “Nein, niemals, der Saal ist sowieso zu klein, euer Programm? Wo liegen die Grenzen? Programm-Kriterien nennen wir: “No TV – no was, Fernsehen? Kommt nicht infrage!”, so Matthias Müller: Keine Musicals. Show!” Bei uns sind die Fernsehrechte sehr kämen wir nicht weiter. Wir suchen immer Beatrice Stirnimann: Keine Coverbands. wichtig. Bob Dylan z.B. ist jemand, der seine wieder neue Wege, um zu unserem Ziel zu Matthias Müller: Keine Playbacks. Und keine Fernsehrechte nicht gibt, darum ist er bei uns kommen. Ganz extrem wird es, wenn kurz vor reine Klassik, also keine berühmten klassischen noch nie aufgetreten. Abschluss des Vertrages die Plattenfirma ein Orchester, das würde nur zur Verunsicherung Matthias Müller: Das ist bitter. Wir hätten Album-Release verschiebt. Da können die führen, für was wir stehen. Das ist eine andere Dylan haben können, das Geld wäre da ge- Aufnahmen des Künstlers fixfertig im Kasten Baustelle. wesen, das Datum fixiert, alles hätte geklappt, sein, unsere Verhandlungen mit dem Agenten Beatrice Stirnimann: Wenn hingegen ein Nigel aber eben ... ´ auch unter Dach und Fach, und das Label Kennedy, der ja von der Klassik herkommt, ein beschliesst, dass die Priorities nicht stimmen. spezielles Programm hätte, oder Barbara Hend- Da kann auch der Künstler nichts machen. In so ricks ... einem Moment knallt es uns alles raus! Da Matthias Müller: ... oder Sting mit seiner alten darfst du dich nicht aufregen, sondern musst Musik, die einen Brückenschlag bietet, das Das Programm der versuchen, eine Lösung zu finden. In einem Fall könnten wir uns vorstellen. 25. AVO-SESSION 2010 ist es uns z.B. gelungen, einen Act wieder an Beatrice Stirnimann: Ebenfalls buchen wir wird unter der Bord zu kriegen, indem wir auf einem anderen keine Künstler im Folgejahr oder auch zwei Rubrik PREVIEWS in diesem Weg herausfanden, dass sie mit dem neuen Jahre später mit ihrem gleichen Programm. Wir Heft vorgestellt. www.avo.ch Song-Material noch gar kein Video Footage zur wollen nicht auf solche Sachen zurückgreifen. 10 JAHRE swissjazzorama 2000–2010 ... Wir Feiern … mit einer umfangreichen Sonder- Jazztage Uster 2010 nummer des Jazzletter unter dem Motto: «Jazz – gestern, heute, morgen»; Sie er- 3 Generationen fahren viel über die Geschichte des Swiss- JazzOrama und über den Schweizer Jazz … Schweizer Jazzer im Musikcontainer in Uster … mit der völlig überarbeiteten swissjazzorama Website: www.jazzorama.ch … 1. Oktober, 20.30 Uhr Chapter Two Jazzarchiv mit Galerie Die vier Musiker versetzen die Zuhörerinnen und 8610 Uster … mit der Ausstellung «Jazz Standards», Zuhörer in ein Spannungsfeld wechselnder Emotionen. die ab 11. September im Musikcontainer Asylstrasse10 (Musikcontainer) Tobias Preisig, viol, comp / Stefan Aeby, p / Tel.044 940 1982 in Uster zu sehen ist – ihr Untertitel: André Pousaz, b / Michael Stulz, dm Fax 044 94019 80 «20 berühmte Themen,komponiert von [email protected] prominenten Jazzmusikern und die Stan- 2. Oktober 20.30 Uhr Swiss Jazz Professors www.jazzorama.ch dards des Great American Songbook» … play Standards Orientieren Sie sich über Die Musiker der Jubiläums-All Stars unter Leitung unsere Aktivitäten unter: … mit vielen Neuzugängen und Aktionen www.jazzorama.ch in unserem Jazz Record Shop in Uster; von Hämi Hämmerli sind: Daniel Schenker, tp / Robert Morgenthaler, tb / Hans Feigenwinter, p / oder verlangen Sie Unterlagen ein Besuch lohnt sich für Sammler und Hämi Hämmerli, b / Dominik Burkhalter, dm alle am Jazz Interessierten … 3. Oktober,11Uhr … und mit den «Jazztagen Uster 2010» Dai Kimoto Swing Kids Anzeiger von Uster Unter der Leitung des japanischen Trompeters und in Zusammenarbeit mit dem Jazzclub Uster Bandleaders Dai Kimoto spielen junge Talente aus Schul- (siehe mittlere Spalte) … klassen der Region Romanshorn in einer erstaunlich uns! echt klingenden Swingband, die seit 2005 auf Tourneen FACHSTELLE KANTON ZÜRICH Sie mit in Japan, USA und Südamerika von Erfolg zu Erfolg fliegt. BUNDESAMT FÜR KULTUR ...Feiern RADIO SWISS JAZZ www.CeDe.ch DIE GRÖSSTE AUSWAHL, DER BESTE SERVICE!

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Music, Movies, Books & Games schnell, umfassend, portofrei JNM_5_2010_42-43_Vienna 1.9.2010 9:13 Uhr Seite 42

Am 9. Juli gab Mathias Rüegg nach einem — letzten Konzert in Klagenfurt das Ende sei- Zürcher Hochschule der Künste Departement Musik nes Orchesters bekannt. Eines Orchesters, — — das während 30 Jahren Jazzgeschichte geschrieben hat und zu den erfolgreichsten jazz studieren - pop studieren Jazzgruppen Europas zählte. Der Grund:

— Die privaten Sponsoren haben dem Vienna Den Studienschwerpunkt in den Bereichen Pop-Rock und aktuellem Jazz selbst bestimmen – das ist nur an der Art Orchestra die finanzielle Unterstützung Zürcher Hochschule der Künste möglich. Für unsere Studierenden entzogen, und die Kulturverwalter von bedeutet das individuelle Ausbildung statt stilistischer Einengung, moderne Styles plus Tradition, Instrumente plus Electronics, Spielen Wien und Österreich waren nicht bereit, und Performen, Komponieren und Produzieren. Und einen Abschluss als Master of Arts in Music. das Orchester am Leben zu erhalten. — Von Christian Rentsch jährliche Termine Aufnahmeprüfung: Anmeldeschluss 1. April, Prüfung im Mai Studienbeginn im September — Es fällt nicht leicht, einen Nachruf auf ein Orchester zu Anmeldeformular und weitere Informationen schreiben, das, wie sein letztes Konzert am 9. Juli in Klagenfurt bewie- www.zhdk.ch sen hat, so lebendig ist wie eh und je –, ja, seit anderthalb Jahren nach — Fragen und Anmeldung einem überraschenden Neustart mit ungebrochenem Elan, mit Lust Zürcher Hochschule der Künste und frischen Ideen unterwegs war zu neuen musikalischen Ufern. Departement Musik – Jazz und Pop Waldmannstrasse 12, 8001 Zürich So muss dieser Nachruf denn mit einer kurzen Analyse T 043 446 50 70, [email protected] der Todesursache beginnen. Das Vienna Art Orchestra ist sozusagen — mitten aus dem Leben abgemurkst worden. Und das ausgerechnet von Sie wollen uns in Aktion erleben? mehrspur – der live music club der ZHdK jenen, die entweder von Amtes wegen dazu verpflichtet sind, Kultur zu Waldmannstrasse 12, Zürich fördern, oder sich auf ihren eigenen Plakaten und in ihren Broschüren Programm siehe www.mehrspur.ch selbst als Kulturwohltäter feiern: von den Kulturverwaltern des Bundes, — — des Landes und der Stadt Wien und von jenen privaten Unternehmen, www.zhdk.ch die sich jahrelang mit der renommiertesten Bigband Österreichs ge- schmückt, aber jetzt plötzlich jedes Interesse daran verloren haben. FOTO: PEEWEE WINDMÜLLERFOTO: Über diesen Vorwurf hilft auch nicht der Hinweis hinweg, dass niemand einen fixen Anspruch darauf hat, unterstützt und geför- dert zu werden. Aber es gibt Institutionen – Museen, Theaterhäuser, Orchester –, die eine verantwortungsvolle Kulturförderung ohne abso- lut triftige Gründe einfach nicht fallen lassen darf. Kann man sich vor- stellen, dass den Wiener oder Berliner Philharmonikern, dem Zürcher Tonhalle-Orchester oder dem Gewandhausorchester Leipzig einfach mal so der Geldhahn zugedreht wird? Schlicht unvorstellbar. Der Vergleich ist nicht an den Haaren herbeigezogen: Das Vienna Art Orchestra von Mathias Rüegg gehört zusammen vielleicht mit der George Gruntz Concert Jazz Band, dem New Orchestra von Barry Guy und dem von Alexander von Schlippenbach zu den ganz wenigen Namen, die seit über dreissig Jahren so für den grossorchestralen europäischen Jazz stehen wie die oben genannten Sinfonieorchester für die klassische Musik. Dass sie im Gegensatz zu klassischen Orchestern unauflösbar mit dem Namen ihrer Gründer und Leiter verbunden sind, schmälert nicht ihre Bedeutung für das europäische Kulturleben, sondern hat bloss mit den spezifischen Eigenheiten des Jazz zu tun: Ausnahmslos alle namhaften Bigbands der Jazzgeschich- te interpretieren nicht überlieferte Kompositionen und Arrangements, sondern spielen Originalkompositionen, die ihnen ihre Leader präzis und einmalig auf den Leib schreiben. Und: Dass alle diese Grossorchester immer wieder ums Überleben kämpfen müssen, liegt auch nicht an ihrem mangelnden Erfolg – auch die erfolgreichsten Sinfonieorchester könnten ohne mas- sive öffentliche Unterstützung nicht überleben. Der Grund ist vielmehr die faktische Geringschätzung, die der Jazz im etablierten Kulturbetrieb entgegen allen lauthalsen Beteuerungen immer noch geniesst. Die Jazzmusiker, so denken Kulturpolitiker, wenn sie nicht gerade Wahl- reden halten, sollen gefälligst Ware liefern, die sich so verkauft wie oder Lady Gaga, die kurzzeitig aufblitzenden Popsterne des kommerziellen Musikgeschäfts. Über das Vienna Art Orchestra ist viel geschrieben wor- den, das muss hier nicht wiederholt werden. Mathias Rüegg hat sein Orchester in periodischen Abständen immer wieder reformiert und umgestaltet. Zuerst war das Wiener Art Orchester eine fröhlich-anar- chistische Truppe von Chaoten und Individualisten, die alles, was an musikalischen Materialien greifbar war, zusammenschüttelten und aus- probierten, was sich damit alles anstellen lässt. Dann war das Vienna Art Orchestra ein schon sehr viel differenzierterer Orchesterapparat, der mit ungewöhnlichen Instrumen- JNM_5_2010_42-43_Vienna 1.9.2010 9:13 Uhr Seite 43 EIN NACHRUF

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DAS VIENNA ART ORCHESTRA WINDMÜLLER

PEEWEE GIBT ES NICHT MEHR FOTO:

tierungen ein weites Spektrum neuer Klangmöglichkeiten auslotete und Charles Mingus’ “Epitaph"-Projekt. Alle diese Versuche sind, die und den traditionellen Formenkatalog des Jazz mit immer komplexeren einen kläglich, die anderen grandios, gescheitert, zumal jene, die Jazz kompositorischen Gebilden ausweitete. Und so der amerikanischen mit sinfonischen Streichorchestern zu verbinden suchten. Der Grund all Bigband ein unverwechselbares europäisches Pendant entgegen- dieses Scheiterns, verkürzt auf einen zugegeben sehr theoretisch setzte. anmutenden Satz: Keiner dieser Komponisten schaffte es, die traditi- Und schliesslich hat das Mathias Rüeggs VAO, in dieser onelle Jazz-Ästhetik so weit aufzubrechen, dass Streicher (oder andere dritten Phase weitgehend in klassischer Bigband-Besetzung, die noch Instrumente der sinfonischen Musik) eine wirklich wichtige Funktion längst nicht ausgeschöpfte Erbschaft von Count Basie, Duke Ellington übernehmen konnten; das “klassische Element" blieb immer so etwas & Co. neu gesichtet und weitergetrieben; auch das mit einem zuneh- wie die unpassende Pelzstola zum jazzigen Arbeitsoverall. mend an der europäischen und amerikanischen E-Musik geschärften Mathias Rüegg aber – und da hätten die Kulturverwalter Blick. An Ellington faszinierte ihn der massgeschneiderte Zuschnitt wie die Musikjournalisten doch etwas genauer hinhören müssen –, sämtlicher kompositorischer Mittel auf die individuellen solistischen Mathias Rüegg ging mit seinem neuen Vienna Art Orchestra sehr viel Fähigkeiten seiner Musiker, an der E-Musik das hochentwickelte “problembewusster" und kreativer ans Werk als alle seine Vorgänger: Formbewusstsein, das jedem einzelnen Teil seinen genauen Ort, seine Er integrierte die Streicher und die ungewöhnlichen Holzbläser-Inst- genaue Funktion im grossen Ganzen zuordnet. rumente vollkommen ins Orchester, indem er ihnen die gleiche tra- Mag sein, dass die gängige Jazzkritik nicht ganz zu Un- gende Rolle zuwies, die er früher dem Saxofon- oder Posaunensatz recht aus dieser Entwicklung einen gewissen Hang zum Konserva- gegeben hatte. Und er löste das unüberwindbar scheinende Problem, tivismus heraushörte, aber sie überhörte dabei das Wichtigere, auf das dass klassisch geschulte Musiker nicht jazzmässig swingen, indem er Mathias Rüeggs Arbeit abzielte: durch eine immer strengere Konzent- ganz auf den jazzmässigen Swing verzichtete und dem Orchester ration der ästhetischen Mittel und immer ausgeklügelteres, raffinierte- einen Drive antrainierte, der dem Swing zum Verwechseln glich. Und res Handwerk der zeitlosen Essenz des Bigband-Jazz auf die Schliche schliesslich fand er einen Weg, die nicht-improvisierenden “klassi- zu kommen. schen" Musikerinnen und Musiker ins jazzmässige Wechselspiel von Vor anderthalb Jahren hat Mathias Rüegg sein Vienna Art Orchester- und Solopassagen mit einzubeziehen, indem er für sie Orchestra radikaler umgebaut als je zuvor: Er hat die klassische Big- hochvirtuose Soli schrieb, die genauso “funktionierten” wie die Impro- band-Besetzung mit Trompeten-, Saxofon- und Posaunensatz elimi- visationen der Jazzmusiker. niert und durch einen völlig ungewöhnlichen Drei-Satz mit vier Kurz: Mathias Rüegg war daran, ein weiteres Mal eine Streichern, vier Holzbläsern (Fagott, Oboe, Flöte und Klarinette) und Musik zu entwickeln, die so neu und unerhört ist wie diejenige, mit der drei Blechbläsern (Trompete, Posaune, Waldhorn) ersetzt. Und er das Vienna Art Orchestra seit über dreissig Jahren einen überragenden hat alle diese Positionen mit jungen klassischen Musikerinnen und Platz in der Geschichte des europäischen Jazz errungen hat. Das geht Musikern besetzt. Vom “alten" Vienna Art Orchestra sind nur eine Sän- bei einem so schwierigen Unterfangen nicht von einem Tag auf den gerin und drei zusätzliche Jazzsolisten übriggeblieben. andern, sondern braucht, wie bei allen anderen ernsthaften Künsten, Was immer auch die übrigen Haupt- und Nebengründe seine Reifezeit. waren, musikalisch signalisierte diese neue Besetzung eine radikale Dass an dieser Stelle statt einer Vorschau auf kommende ästhetische Neuorientierung: die Verschmelzung von grossorchestra- Konzerte ein Nachruf auf eine Musik steht, die vielleicht in einigen Jah- lem Jazz mit der sinfonischen Kunstmusik. Ein Wagnis und Sehn- ren genauso in die Annalen der Musikgeschichte eingehen würde wie suchtsprojekt, das viele Bigband-Komponisten seit den 1930er-Jahren die bisherigen Werke von Mathias Rüeggs Vienna Art Orchestra, und immer wieder versucht haben, von Paul Whiteman mit seinem “Sin- dass wir diese Musik vermutlich nie zu hören bekommen werden, ist fonischen Jazz" und Benny Goodman über die “Third Stream"- ein Skandal. ´ Experimente von Stan Kenton bis zu Gunter Schullers “Abstraction" 43 JAZZ JNM_5_2010_44-45_Felber 1.9.2010 9:19 Uhr Seite 44

Seit neun Jahren spielt die Dani Felber BigBand, bestehend aus 18 Spitzenmusikern aus ver- schiedenen Ländern, zusammen. Spielfreude, Präzisionsarbeit und Professionalität auf höchs- tem Niveau zeichnen dieses Orchester aus. ”The best Big- band that I´ve ever heard in a long time“, meinte Frank Fos- ter, der einst bei Count Basie spielte und das Orchester nach dessen Tod 1984 weiterführte. Nach unzähligen nationalen und internationalen Auftritten und Kooperationen mit Grössen wie Clark Terry, Al Porcino, Johnny Griffin, Jimmy Heath, Phil Woods und Franco Ambro- setti gilt Dani Felber heute als Nachfolger von Max Greger und James Last. Von Reiner Kobe Dani Felber

Neuer Big Band Star ZVG FOTO:

JNM: Herr Felber, Sie wurden Ende Juni bei Miller Story. Dieser Film hat es mir als neun- Musik geworden. Natürlich hat sich das Jazz Ascona mit dem Swiss Jazz Award jährigem Jungen angetan, und ich wollte auch Feeling für den Swing über die Jahre weiter- ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen dieser Bandleader mit eigenem Sound werden. Heu- entwickelt. Heute höre ich viele (auch bekannte)

Preis? te noch treibt mich immer wieder diese eine Big Bands, die zwar Swing spielen, aber leider AG Dani Felber: Es ist für mich eine Bestätigung Kraft, um eigene Kompositionen und Arrange- den Swing nicht spüren oder nicht rüberbrin- Cueni für eine sehr grosse Arbeit, die eine Big Band, ments zu kreieren. gen können. so wie ich das betreibe, mit sich bringt. Nun JNM: Jetzt werden Sie als Nachfolger von JNM: Sie sind Trompeter, Komponist, Arran- DESIGN freue ich mich, dass jetzt auch die jazzige Seite Max Greger, Hugo Strasser und James Last geur, Leiter verschiedener Formationen und von mir bekannter wird. gehandelt. Spornt Sie das an oder hemmt geben zusätzlich Seminare und Kurse. Wie JNM: Sie sind auch von der Big Band Hall of Sie das eher? bringen Sie das alles unter einen Hut? Fame bereits als ”Ambassador of Big Band DF: Natürlich freut es mich, mit diesen Namen DF: ... und Familienvater. Das Ganze kann ich Music“ geehrt worden. Was ist das genau? in Verbindung gebracht zu werden, da jeder nur dank meiner Frau Claudia machen. Sie DF: Die Big Band Hall of Fame ist ein Big-Band- dieser Bandleader sehr erfolgreich war und hält mir den Rücken frei und unterstützt mich Museum in West Palm Beach, Florida, USA. auch einiges vorzuweisen hat. Von ihnen allen im Hintergrund. So kann ich mich voll und Mit der Auszeichnung ”Ambassador of Big gibt es hervorragende Jazz-Alben, welche leider ganz auf die Musik konzentrieren. Sie vertritt Band Music“ werden Menschen geehrt, die wegen der populäreren Tanzscheiben unter- die gleichen Ideen und hilft mir bei den die Big-Band-Tradition pflegen und verbreiten. gingen. Umsetzungen meiner Projekte. Glücklicherwei- Was mich jedoch noch viel mehr freut, sind JNM: Gibt es weitere Vorbilder? se muss ich nicht einem Manager vertrauen die lobenden Worte von Ben Grisafi, die ich DF: Ein grosses Vorbild für mich ist Frank Fos- und grosse Provisionen abtreten, sondern wir persönlich von ihm bekommen habe. Zudem ter. Ich durfte ihn persönlich kennenlernen können weiter in unsere musikalischen Ideen wurde ich von ihm mit meinen eigenen Kom- und war Gast bei ihm und seiner Familie. In investieren. positionen nach Florida eingeladen, um ein dieser Zeit bei Fosters zu Hause habe ich eini- JNM: Zur Ihrer aktuellen BigBand: Wann Konzert mit der ”Sally Bennett Big Band Hall ges von ihm gelernt, und ”Fossy“ gefielen wohl wurde sie gegründet und wer sind die of Fame“ als Gastsolist und Bandleader zu meine Neugier und mein kreatives Denken. Mitglieder? geben. Wir haben uns musikalisch und menschlich DF: Die Big Band unter meinem Namen gibt JNM: Beim Ascona Festival hat man Sie als sofort verstanden. Mittlerweile verbindet uns es seit 2001. Die derzeitige Besetzung ist seit ”Hazys musikalischen Enkel“ bezeichnet. eine schöne Freundschaft, und wir sind in ca. zwei Jahren beständig. Es sind 18 Musiker Sind Sie’s? ständigem Kontakt. Kürzlich hat Frank mir ein aus neun verschiedenen Nationen: DF: Ich bin sehr eng mit Hazy befreundet. neues, modernes und sehr schwieriges Ar- Die Besetzung: Neulich kamen er und seine Frau Eleonore rangement von ”Shiny Stockings“ für meine Tp: Andrea Tofanelli (I), Nemanya Jovanovich uns zu Hause im Thurgau besuchen. Hazy hat Band geschrieben und geschickt. Die nächste (SRB),Gabriel Keogh (IRL), Rich Laughlin sehr viel bewegt in der Musikgeschichte der Reise zu ihm nach Chesapeake USA ist schon (USA), Tb: Adrian Mears (AUS), Andreas Lagrène Schweiz. Auch im Jazz!!! Was leider von vielen geplant. Natürlich gibt es viele weitere Tschopp (CH), Uli Binetsch (D), Fabian Beck nicht wahrgenommen wird. Vorbilder von prägenden Grössen des Jazz. (D, Sax: Dave Feusi (CH), Jonas Knecht (CH), JNM: Sie sagten einmal, dass Glenn Millers JNM: Wurde Ihnen der Swing in die Wiege Phil Stöckli (CH), Pius Baumgartner (CH), Biréli Musik Ihnen den Weg zur Karriere ebnete. gelegt? Michael Lutzeier (D, Git: Bernd Hess (D), Bass: Wie muss man sich das vorstellen? DF: Vielleicht, jedoch glaube ich, nach meinem Dave Mader (CH), Piano: Jura Waida (CZ), DF: Als Primarschüler, ich spielte zu dieser Zeit Schlüsselerlebnis als junger Primarschüler war Drums: Ole Seimets (D, Voc und Perc: Robbie Kornett in einer Dorfmusik, sah ich die Glenn für mich Swing Grundlage jeder jazzigen Smith (TT) 44 JAZZ JNM_5_2010_44-45_Felber 1.9.2010 9:19 Uhr Seite 45 INTERVIEW

JNM: Warum treten Sie mehr bei Galas und braucht es eine grosse Erfahrung und es ist JNM: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit anderen, teils privaten Anlässen auf und keine einfache Arbeit. In meiner Gala- Frank Foster, dem ehemaligen Mitglied der nicht bei Festivals? Notenmappe ist alles von mir arrangiert, mit Count Basie BigBand? DF: Um ein so internationales Orchester zu einer Spielzeit von bis zu fünf Stunden!!!! DF: Ein gemeinsamer Freund von Hazy Oster- finanzieren, haben sich zuerst Galas und Fir- Als Jazzorchester darf ich meine Topsolisten wald und mir hat mich mit Frank Foster be- menevents angeboten. Als “No Name” direkt präsentieren. Da die Band dank doch einiger kannt gemacht. Dieser Jean Geiser, ein Jazz- in den Festivals mit einer Big Band einzusteigen, Aufritte im Jahr gut eingespielt ist, die Rhyth- kenner, war bestens befreundet mit vielen war für mich nicht möglich. Deshalb sind auch musgruppe spielt in allen meinen Formationen legendären Jazzmusikern. Die meisten sind meine ersten CD-Produktionen in Richtung mit, habe ich einen sehr homogenen Klang. jedoch leider nicht mehr unter uns. Er kannte Tanz und Unterhaltung produziert worden. JNM: Was macht das Repertoire Ihrer Count Basie persönlich und war eine Zeit lang Aber auch da habe ich auf eine hohe Qualität BigBand aus? In welchem Verhältnis stehen als Stage-Hand mit der Count Basie Big geachtet. Jetzt, nach rund zehn Jahren, habe Eigenkompositionen zu Fremdkompositi- Band ”on the road“. Ich glaube auch, dass er ich endlich mit einer neuen, sehr kostspieligen onen? Woher kommen Letztere? neben anderen eine der grössten Basie-Samm- CD-Produktion “More than just Friends” meine DF: Im Moment liegt der Schwerpunkt bei lungen Europas hat. ´ Band als Jazzorchester verewigt. Als grosser Kompositionen von Frank Foster. Neben ”Shiny Mentor Frank Foster an der Seite. Für nächstes Stockings“, ”Blues in Hoss Flat“ und anderen Aktuelle CD: Jahr habe ich Butch Miles an Bord, was ein bekannten Stücken hat Foster auch ziemlich Dani Felber Big Band zusätzlicher “Big Name” ist und an Festivals moderne Musik geschrieben, die er später More than just friends angeboten wird. nicht für Count Basie, sondern für seine Loud www.dani-felber.ch JNM: Wie erklären Sie sich, dass Sie im Minority Big Band in New York komponiert Ausland bekannter sind als in der Schweiz? hat. Meine eigenen Kompositionen machen ZUR PERSON DF: Die mondänsten Galas habe ich in etwa die Hälfte des Konzertprogrammes aus. Geboren am 10. Februar 1972 in Münster- Deutschland und Österreich gespielt. Mein JNM: Was reizt Sie an der Arbeit mit lingen, bekam Dani Felber früh Block- erster ”grosser“ Auftritt im Ausland war der BigBands? flötenunterricht von seiner Mutter, mit Bundespresseball in Berlin. Für diesen Event DF: Das Team, die klangliche Vielfalt, die Po- der er auch erste Auftritte ab 1980 habe ich den Eröffnungswalzer für den da- wer. Es treffen sich Musiker aus verschiede- absolvierte. Als ihm ein Bekannter ein maligen Bundespräsidenten Horst Köhler kom- nen Ländern und Kulturen, die ein gemeinsa- Kornett schenkte, nahm Felber Unterricht poniert, was mir eine riesige Medienpräsenz mes Ziel haben. Jeder Musiker, der auch ein beim 1. Trompeter des Bodensee Sym- gegeben hat. Dadurch war ich sehr schnell Top-Solist ist, ordnet sich in eine Sektion ein, phonie Orchesters. 1986 gründete er ein gefragter Mann im Galageschäft. spielt nach Noten und bringt eine Maschine seine erste eigene Band an der Schule. JNM: Gibt es einen Unterschied zwischen zum Swingen und zum Kochen. 1995 Studium an der Musikhochschule diesen verschiedenen Auftrittsformen? Für mich ist die Big Band die Königsformation Bern (Abschluss 2001). 1996 Gründung

ZVG DF: Als Tanz- und Unterhaltungsorchester ist des Jazz, wie das Sinfonieorchester in der des Sextetts Jazz Dependence, 1997 man Dienstleister. An diesen Events habe ich Klassik. Mitglied der Swiss Jazz School BigBand, FOTO: die Verantwortung gegenüber dem Veranstal- 2001 eigene BigBand. ter, die Gäste zum Tanzen zu animieren. Dazu AG Cueni DESIGN

> 100 Years Django Biréli Lagrène & Sylvain Luc Duo > Mittwoch I 13. Oktober 2010 > 20:15 I Stadtcasino Basel I Festsaal

> Italian Night Enrico Pieranunzi play Scarlatti Paolo Fresu & Jan Lundgren New Quartet Feat. Lars Danielsson & Night Sponsor: Clarence Penn Lagrène > Dienstag I 26. Oktober 2010 > 19:30 I Stadtcasino Basel I Festsaal Biréli

www.jazzfestivalbasel.ch Tickets: www.ticketcorner.com 0900 800 800 (CHF 1.19/min) Theater Basel 00 41 61 295 11 33

Kooperation

coming soon! G e n e r a t i o n s 2 0 1 0 Internationales Jazztreffen Frauenfeld 2 . b i s 9 . o k t o b e r 2 0 1 0 w w w . g e n e r a t i o n s . c h

« The Art of the Duo »

mit u.a. Hilaria Kramer Andy scherrer Tobias Preisig

samuel Blaser & Pierre Favre (Quartets in der Eisenbeiz)

Eric Alexander Quartet Don Ellis Tribute Orchestra Beat Kaestli & his New york Band

claus Reichstaller Jazz 4tet feat. Kirk Lightsey Alston christian Havel & Band feat. carole

Harold Mabern Trio Anthony wonsey Trio

JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 28.8.2010 15:30 Uhr Seite 47 HÖRBAR hören, um auch nur einigermassen zu erfassen, was für Schätze es birgt. Clarke kollaboriert einmal weghören mehr mit seinen jungen Musikern, dem Ukrainer Ruslan Sirota sowie Ronald Bruner jr. – dem wohl besten jungen Drummer der Gegenwart! Vor allem aber ist auch hier die japanische Pianistin Hiromi bedingt hörbar mit von Partie. Genial, wie sie in ihrer Komposition “Labyrinth” mit einer Hand einen perlenden pianis- tischen Marathon absolviert, getragen von Stan- leys langem Sustain und starken Quinten. Das ESPERANZA SPALDING hörbar gut Album erinnert an Clarkes erste Soloalben aus den “Chamber Music Society” 1970ern, mit dem Unterschied, dass nun die Band (Heads Up International / MV) als Ganzes vielmehr im Vordergrund steht. In “Sonny Rollins” zupft Clarke nicht nur den E-Bass, unbedingt reinhören sondern streicht auch den Kontrabass von Charles Federleicht, unbeschwert und mit Herz: So könnte Mingus, einem seiner Vorbilder. Übrigens: Wenn man die Musik der Kontrabassistin und Sängerin Clarke verlautbart, dies sei vorläufig das letzte elekt- Esperanza Spalding umschreiben. Die 26-Jährige rische Album, so stimmt das natürlich traurig, gilt als die Newcomerin der letzten Jahre. Auf unüberhörbar Spitze wurde doch der Appetit jetzt eben erst wieder rich- ihrem dritten Album “Chamber Music Society” tig geweckt. Andererseits ist man wirklich geneigt kombiniert sie nicht nur Jazz mit den klassischen zu denken, dass mit dem vorliegenden Meisterwerk Klängen eines Streichertrios, sondern scheut sich weitestgehend alles gesagt ist. Ein Must! sge auch nicht, brasilianische und argentinische Einflüsse mit Pop und Soul zu einem neuen Ganzen werden zu lassen. Die acht Eigenkompositionen sind eigenwillig und richten sich nach persönlichen und nicht kommerziellen Massstäben. Auf Jobims “Inutil Paisagem” gibt sich Spalding spielerisch im Zu- sammenspiel mit Gretchen Parlato – einer bemer- kenswerten Sängerin. “Apple Blossom” zeigt die NORMA WINSTONE nachdenkliche, poetische Spalding, im Duett mit “Stories Yet to Tell” Milton Nascimento. Insgesamt überwiegt doch der Norma Winstone (voc), Klaus Gesing (b-cl, ss), Glauco Venier (p) fröhliche unbeschwerte Charakter der Musik, (ECM 2158 / Phonag) beispielsweise auf Pianist Genoveses “Chacarera”, PIERRE FAVRE – wo Spalding erstaunliche gesangliche Qualitäten PHILIPP SCHAUFELBERGER aufblitzen lässt. Gil Goldsteins moderne Arrange- Norma Winstone singt für späte Stunden. Eine rau- “Albatros” ments bringen das Streichertrio stilgerecht zur Gel- chige Ballade, ein armenisches Schlaflied oder ein Philipp Schaufelberger (g), Pierre Favre (dr) tung. Spalding packt so viel Kreativität und Ab- adaptiertes Volkslied aus dem Friaul – die Sensi- (Intakt Records / Phonag) wechslung in einziges Album, dass man sich fragen bilität entfaltet sich immer aus den Melodien und muss, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Sie den Intonationen und wirkt nie fremd, nie aufge- macht sich Crossover zum Konzept, ohne dabei an setzt. Authentizität und persönlicher Wärme zu verlieren. Es ist Winstone wichtig, nicht als dominante Front- PIERRE FAVRE – SAMUEL BLASER Herausragend. ps frau eines Trios, sondern als eine gleichrangige “vol à voile” Stimme neben den Begleitern wahrgenommen zu Samuel Blaser (tb), Pierre Favre (dr) werden. Gerade in dieser Einordnung neben das (Intakt Records / Phonag) Piano und den Holzbläser liegt die Grösse. Und das wurde in den letzten Jahren gebührend gewürdigt: mit dem Top Jazz Vocal CD Prize, mit dem Skoda Ein Stück ist sofort da und entwickelt sich sorgsam Jazz Ahead Award und gar mit einer Grammy- in feinen Verästelungen. Pierre Favre ist der dunkle Nomination. Einer der Gründe für die Kraft in der Grundierer voll rhythmischer Kraft. Philipp Schau- Ruhe könnte darin liegen, dass viele Stücke vom felberger spielt seine spröden, aber wohlgesetzten Trio selbst komponiert und arrangiert sind, und dass Linien. Die beiden gestalten Klangräume und er- Winstone die meisten Texte selber schreibt. schaffen sich eine Geografie mit schrofferen und DINO SALUZZI, ANJA LECHNER, Zusätzlich verstärkt wird die eindrückliche Span- weicheren Morphologien, aber auch feinen Atmos- THE METROPOLE ORCHESTRA/ nung zwischen Intimität und Eindringlichkeit hier phären und Nuancen. Die 14 Stücke sind bei allem JULES BUCKLEY durch die grossräumig gemischte Produktion, die Schwebenden fest umrissene Einheiten, in denen “El Encuentro” diese CD zu einem ersten heissen Anwärter für die das klug Dosierte und Transparente den Ton angibt. Dino Saluzzi (band), Anja Lechner (v), Felix Saluzzi (ts), kommenden kühlen Herbsttage vor dem knistern- Das Duo agiert aus einer Leichtigkeit heraus, in The Metropole Orchestra, Jules Buckley (cond) den Feuer macht. ct der Kraftmeiereien und Sperrigkeiten ganz natürlich (ECM 2155 / Phonag) auf der Strecke blieben. In den Farbwerkstätten der beiden Klangmaler konnten andere Qualitäten wie Reduktion, Sensibilität und eine neugierige Unbe- Die Musik des argentinischen Bandoneonisten Dino schwertheit gedeihen. Die Aufnahmesessions wur- Saluzzi tönt immer anders, anders als Jazz, Folk, den in einer alten Industriehalle in Uster gemacht. Klassik und Tango, anders als alle Musikstile, mit denen man ihn in Verbindung bringen kann, weil Die gleichzeitig veröffentlichte Duo-CD von Pierre im Zentrum seiner Musik jeweils seine ebenso Favre mit Samuel Blaser ist schon mal ein Gewinn, schlichte wie emotional ausdrucksstarke Spielweise um endlich den gebürtigen Westschweizer Posau- steht. Einzigartig ist, dass er auch bei jedem neuen nisten kennenzulernen. Der klassisch gebildete Projekt anders tönt und doch seiner Spielweise treu THE BAND Instrumentalist, der viel mit der französischsprachi- bleibt. Zusammen mit Anja Lechner und seinem FEAT. HIROMI gen Jazzszene zusammengearbeitet hat, erweist Bruder Felix sowie dem holländischen Metropole Stanley Clarke (el-b, b), Hiromi (p), Ruslan Sirota (p, keys), sich als aufgeweckter Zupacker und ebenso be- Orchestra hat Saluzzi vier Eigenkompositionen ein- Charles Altura (g), Bob Sheppard (ss, ts), Ronald Bruner jr. (dr) dachter Improvisator. Pierre Favre ist eine Instanz, gespielt. Es sind berührende Einblicke in die andine (Heads Up / MV) ohne sich aufzuspielen. Er ist in jeder Situation da, Seele Saluzzis. Die Solisten spielen in enormer Zu- in agiler Gelassenheit die notwendigen Drum-Zu- rückhaltung, zu dritt nur in “Plegaria andina”. Von taten einbringend. Die Dialoge münden nicht in tiefem Selbstverständnis ist der Dialog zwischen Hätte sich Stanley Clarke in den letzten Jahren zwanghafte Interessantheiten, sondern gebärden Saluzzi und Lechner auf “Vals de los dias” und “El weniger der Filmmusik gewidmet, mehr CDs aufge- sich in lockeren Vermengungen stilistischer Einflüs- Encuentro” geprägt, während das abschliessende nommen und live gespielt, hätte er in den Köpfen se recht keck und ungezwungen. Favre reduziert “Miserere” ausschliesslich das Bandoneon und das von Publikum und Kritikern einen festeren Platz. die Klangrhythmen seines Schlagzeug-Arsenals auf Orchester zum Ausdruck kommen lässt. Diese erns- Fakt ist, dass Clarke wahrscheinlich der prägendste die elementaren Pulse, lässt es rollen und rütteln, te Musik, die sich doch in einer unglaublichen Bassist der vergangenen 40 Jahre ist und zwar auf grummeln und klingeln. Der angeregte Austausch Leichtigkeit präsentiert, ist schwer zu beschreiben, dem Kontrabass wie auf dem E-Bass. Nachdem er über die Generationengrenzen hinweg erlebte sei- will man ihrem Reichtum, ihrem Tiefgang und ihrer vor einem Jahr ein akustisches Trio mit Hiromi und nen Startschuss im Centre Dürrenmatt in Neuchâ- Authentizität gerecht werden. Die Schönheit dieser Lenny White präsentierte, folgt nun mit der titel- tel. Nach einem weiteren Konzert wurde die CD in Aufnahmen steht für sich, voller dramatischer Mo- losen neuen CD der “” ge- Zürich im Radiostudio aufgenommen. pb. mente, voller spannungsgeladener Entwicklungen, tauften Formation endlich wieder einmal ein elektri- in sich geschlossen und dennoch offen. ra sches Werk. Selten ist ein Album derart dicht und vielseitig. Man muss es mehrmals konzentriert an- 47 JAZZ JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 28.8.2010 15:30 Uhr Seite 48 HÖRBAR

NILS WOGRAM / ROOT 70 LEE RITENOUR STEVE COLEMAN & FIVE ELEMENTS “Listen to your wife” “Lee Ritenour's 6 String Theory” “Harvesting Semblances and Affinities” Nils Wogram (tb), Hayden Chisholm (as, voc), Matt Penman (b), Lee Ritenour, George Benson, B.B. King, Slash, Taj Mahal, Steve Coleman (as), Jonathan Finlayson (tp), Tim Albright (tb), Jochen Rückert (dr) Steve Lukather, Mike Stern, Robert Cray (g), u.a. Jen Shyu (voc), Thomas Morgan (b), Tyshawn Sorey (dr) u.a. (nwog-records 001) (Concord Records 0888072319110 / Universal) (Pi Recordings PI-303 / Intakt / Phonag)

Nils Wogram, der längst souverän das Erbe von Wer den ewig grinsenden kalifornischen (58-jähri- Perkussive Repetition, die Riffs und Grooves als Albert Mangelsdorff angetreten hat, präsentiert auf gen) Sunnyboy Lee Ritenour bereits in die Schub- Energieerzeuger, ist ein Kern des afrikanisch-ameri- der ersten CD seines eigenen Labels mit seinem lade “Fusion-Light” abgelegt hat, sollte nochmals kanischen Mainstreams. Der Free Jazz hat damit Quartett Root 70 ein knappes Dutzend neuer Kom- über die Bücher gehen. Bei den meisten Gitarren- gebrochen; aber modifiziert kehrt alles auf einem positionen. Der seit Langem in Zürich lebende deut- gruppen, die speziell für eine CD-Produktion zu- höheren Niveau zurück. Ein Mastermind ist da sche Posaunist ist um neue Spiel- und Kompo- sammengestellt werden, geht es meistens nur Steve Coleman, der Erforscher und Integrator al- sitionsideen nie verlegen. Gemeinsam mit Hayden drum, wer der technisch Schnellste, Brillanteste etc. ternativer und antiker Kulturen. Der ehemalige Mit- Chisholm (as), dessen schlanker, klarer Sound den ist; diese CDs sprechen in erster Linie andere Gi- begründer der M-BASE bewahrt die Bebop- und idealen Gegenpart zur fülligen Posaunenpräsenz tarristen an. Nicht so, wenn Lee Ritenour die Regie Rock-Grooves und Blue Notes, aber konventionelle darstellt, produziert er eine Kombination komplex führt. Es bedarf eines kühlen Kopfs, die etwa 20 (!) Taktarten und einfache Melodien sucht man in arrangierter Bläsersätze und komplexgroovender hochkarätigen Gitarristen, welche die unterschied- seiner Musik vergeblich. Die Improvisationen sind Schlagzeug-Bassarbeit. Es bedarf keiner klassi- lichsten Stile spielen, unter einen Hut respektive CD geprägt von Intervall-Systemen, einer Weiterent- schen Harmonieinstrumente wie Gitarre oder Kla- zu bringen. Ritenour spielt selbst nicht bei jedem wicklung nach Coltrane. Oft beeinflusst von Zah- vier, um die Melodie- und Rhythmus-Fraktion wir- Stück mit, trotzdem merkt man, soundmässig, im- lenmystik, ist auch Colemans Kompositionsstil eine ken zu lassen. Ergebnis sind frischer Free Jazz und mer wieder, dass er im Hintergrund die Fäden Eigenentwicklung: Man spürt ihre Anwesenheit, allerhand Spielarten des Bop, vom witzigen “Rusty zieht. Schon der erste Track “Lay it Down” mit Sco aber leicht zu fassen ist sie nicht. Dass seine Bagpipe” über das aufgewühlte Stück zum Tod & Rit setzt die Messlatte schon ziemlich hoch. Ein- Bands die polyphonen Arrangements und Impro- von George Russell bis zum titelgebenden “Listen mal swingend und groovy (Rit, Pat Martino, Joey visationen mit grosser Sicherheit und Bestimmt- to your wife”, wo wohlweislich eine Menge erzählt DeFrancesco), rockig (Lukather mit Slash & Neal heit vorbringen, ist das Ergebnis langjähriger Ar- wird. Auf zwei Stücken ist auch Chisholms dunkle Schon), bluesig (B.B. King mit Keb’Mo & Rit) oder beit des einflussreichen Altsaxofonisten. Die neue Stimme zu hören: im melancholischen Blues eine fantastische Version von “Moon River” mit CD enthält sechs eigene Stücke und eins des Dänen “Homeland´s Sky” und in “Melancholia”, einem be- Benson und DeFrancesco, jeder Track ist ein Knal- Per Nørgård. Die Frontline mit drei Bläsern wird dächtigen Swing. Röhrenmikros und analoges ler. Einzig auf den letzten, eine klassische Alibi- ergänzt durch Jen Shyu. Ihre dominierende strah- Aufnahme-Equipment sorgen für einen natürlichen, übung, mit dem 16-jährigen Shon Boublil (Gewin- lende Stimme macht alles zugänglicher. Eine Ent- warmen Sound. rk ner des Lee-Ritenour-Gitarrenwettbewerbes.) hätte deckung. Höhepunkte sind Colemans magistrale man bestens verzichten können. Dass die Rhyth- Soli und die Rhythmusgruppe als Angelpunkt mit musgruppe bei solch einer Produktion nicht bloss dem noch stark unterbewerteten Tyshawn Sorey. js Beilage ist, dürfte wohl klar sein. Mit seinem alten Kumpel Harvey Mason und Vinnie Colaiuta, Will Kennedy an den Drums, den Bassisten Nathan East und dem jungen Tal Wilkenfeld sind auch hier die Besten ihrer Zunft vertreten. Vom 16-jährigen Ses- sion-Gitarristen bei den “The Mamas & The Papas” zum Hüter des heiligen Gitarrengrals, ein langer Weg, den Lee Ritenour bis jetzt gegangen ist. gf SUN RA ARKESTRA “Sunrise In Different Dimensions” Sun Ra (p), Marshall Allen (as, fl, ob), John Gilmore (ts, cl, fl), TOMAS KORBER / RALF WEHOWSKY Nöel Scott (bs, as, fl), Michael ray (tp, flh), Chris Henderson (dr), “Walküren am Dornenbaum” Eric Walker (dr) u.a. Tomas Korber (g, electronics), Ralf Wehowsky (electronics) (hatOLOGY 698 / www.hathut.com / (Entre'acte E 83) Harmonia Mundi - Musicora)

Diese CD legt man auf, um Vorstellungen hinter Im Erdenjahr 1980 – am 24. Februar, um genau zu sich zu lassen. Was will Musik? Was kann Lärm? sein – fand im ehrwürdigen Gasthof Mohren in KLANGFAHRER Was soll Sound? Es ist in dieser Ansammlung von Willisau eine Begegnung der dritten Art statt. Eine “Humanity” Klang & Geräusch etwas los, das sich schwer be- Invasion von Ra'isten, die gekommen sind, um Sun Thomas Berndt (p), Johannes Flamm (sax), schreiben lässt. Aber man kann es ernst nehmen. Ra und seinem Arkestra zu huldigen. Um es kurz zu Bernd Kistemann (b), Gerd Breuer (dr) Viele Impro-CDs hört man als Kritiker genau ein- machen: Was dann im Mohren abging, kann durch- (Mons Records / Sunny Moon) oder zweimal, nämlich dann, wenn man sie be- aus als ausserplanetarischer Wirbelsturm bezeich- spricht. Diese hier könnte auch noch ein drittes net werden. Die Wände müssen erzittert haben, als oder viertes Mal freiwillig eingeschoben werden. nach einem kurzen, aber feinen Piano-Intro, wel- Die Klangfahrer sind ständig unterwegs. Sie gleiten Das ist Musik, die Unordnung schafft, Ungefähres ches in ein paar Sätzen einen grossen Teil der Jazz- über Landschaften, folgen gewundenen Flussläu- verortet, Gewissheiten verwüstet. Wenn nichts geschichte streifte, dann das Arkestra langsam auf fen, steigen entlang sanften Hügelkuppen. Mal sind mehr geht oder alles zu funktionieren scheint: eine höchst abenteuerlichen Reise, zwischen Ver- sie mit Tempo auf direktem Weg am Ziel, mal trei- Diese Walküren werden uns eines Besseren beleh- gangenheit, Gegenwart und Zukunft aufbrach. Man ben sie im Luftschiff, ohne einengende Gewissheit, ren. Korber und Wehowsky haben das Rohmaterial muss es einfach gehört haben, die wilden Trom- wohin sie die Reise schliesslich führen wird. Unter an einer längeren Session aufgenommen und dann petensoli von Michael Ray, die irren Soli von Allen, ihnen zieht eine dichte, drängende und hektische mit field recordings und elektronischen Prozessen Gilmore etc., angetrieben von zwei Drummern und Welt vorüber. Bereits die geringe Höhe schafft da- bearbeitet, ohne den Sound in kunstvoller Politur dazwischen der mysteriöse und schillernde Sun Ra, von wohltuende Distanz. Musikalisch gesprochen ersteinern zu lassen. Ihre Klangdynamik lebt. Ist der mit seinen Piano-Intros und Solos die Fahrt- bedeutet dies einmal einen rasanten Beat, der einen unberechenbar. Kann bedrohlich anschwellen, richtung angibt. Subtil augenzwinkernd, um dann tragenden Groove verziert. Ein andermal zieht die minutenlang am Rand der Stille verharren, aber wieder im wahrsten Sinne des Wortes sich, das Saxofon-Melodie ihre Bögen, lässt sich von einer auch jederzeit abrupt das Flussbett oder die Strö- Arkestra und die Zuhörer in eine andere Dimension Seite auf die andere wehen. Die vier ausgegliche- mung wechseln. Nichts wird gehätschelt, alles zu beamen. Vom total abgefahrenen “King Porter nen Komponisten und Instrumentalisten mischen ist Versuchsanordnung, trotzdem wird entschieden. Stomp” bis zu den “Disguised Gods in Skull-dug- Ideen aus den verschiedensten Regionen, Elemen- Die sechs Tracks an diesem Dornenbaum schaukeln gery Rendez-Vous” (mit einem beeindruckenden ten und Witterungen, ohne je die für den Jazz wild und stechen süss. Ob Komposition oder Impro- Oboen-Solo von Marshall Allen), dann ein Zwischen- sichere Flughöhe zu verlassen. Nie überwiegt die visation, das ist nicht auszumachen und auch total halt bei Monk “Round Midnight” und Ellington Risikobereitschaft, nie kommt der Boden gefährlich egal. Interessiert nur Doktoranden. Die Klänge müs- (Strayhorn) “Take the A Train” – es ist schlicht nah, nie geht die Orientierung am Horizont verloren. sen etwas auslösen. pb. atemberaubend, was da abgeht. Eine der besten Immer steht die Freude am immer wieder wech- CDs von Sun Ra mit seinem Arkestra. gf selnden Panorama im Vordergrund. ct 48 JAZZ JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 1.9.2010 9:33 Uhr Seite 49 HÖRBAR

JOHN BUTCHER / JEFF LORBER FUSION CLAUDIA ULLA BINDER “Now Is The Time” HANNAH KÖPF “Under The Roof” (Heads Up / MV) “Stories Untold” Butcher (ts, ss), Binder (p) (Double Moon Records / Phonag) (Nuscope CD 1023 / nuscoperec.com) Jeff Lorber? Nein danke. Einigen Jazzpuristen ge- nügt schon der Name. Dass Lorber seine aktuelle Auffallend zielsicher leitet die knapp dreissigjähri- Eine willkommene, längst überfällige CD. Die peri- Band nun wieder “Jeff Lorber Fusion” nennt – ge- ge Hannah Köpf in die durchwegs rundgeschliffe- odische Zusammenarbeit zwischen dem Engländer nauso wie seine Formation der späten 1970er-Jahre nen Arrangements ein und steckt damit vom ersten Butcher und der Wahl-Zürcherin Binder ist alt, doch – und dann sein aktuelles Album noch “Now’s the Ton an klar und unmissverständlich den Rahmen diese DRS2-Aufnahme (2008) von Martin Pearson Time” tauft, kann für Verwirrung oder gar Provo- dieser Debüt-CD ab. Die zehn Stücke – alle aus ist ihre erste. Die Akustik des grossen, nun zerstör- kation sorgen. Mit Charlie Parker und Bebop haben der schmalen Schnittmenge von Jazz-Gesang und ten Tonstudios begünstigt den reflektiven, fokus- die 11 Kompositionen hier wirklich wenig zu tun. Singer-/Songwriting – sprühen vor schier nicht zu sierten Charakter der Musik. Butcher ist einer, der Mit Fusion jedoch schon. Und wer sich dieses – es bändigenden, jungen Emotionen. Neben den gros- am tiefsten in die Materie der freien Soundimpro- sei hier schon verraten – Meisterwerk ganz unvor- sen Vorbildern Fitzgerald und King hallen auch visation eingedrungen ist. Hoch erfahren vereinigt eingenommen anhört, muss einfach zugeben, dass modernere Vertreterinnen des emanzipierten, er technische Finesse mit der Fähigkeit, intensiv zu das Genre “Fusion” weder tot noch immer minder- selbstbewussten Gesangs deutlich nach. Einmal hören und zu spüren und aus seinen Saxofonen eine wertig oder seicht ist. Lorber hat beschlossen, ganz davon abgesehen: Auch die älteren Platten Unmenge von nuancierten Sounds herauszuho- neben Shorters “Misterious Traveller” und seinen von Joni Mitchell, ihre lyrischen und mit sehr viel len. Binder benutzt Tasten, Präparationen und direk- neuen eigenen Kompositionen vier Tunes der “Jeff Charakter vorgetragenen Geschichten, sind heute tes Spiel auf den Saiten. Sie ist eine sensible wie Lorber Fusion” aus alten Zeiten aufzunehmen – weil selbst noch sehr aktuell und nur darum nicht mehr selbstsichere Partnerin, die ihm ebenso passende er in den vergangenen dreissig Jahren als Musiker so präsent, weil Mitchell damit den Weg für viele Hintergründe liefert, wie sie ebenbürtig klar kon- gereift sei. Zudem hat Lorber mit den Herren Haslip, andere geöffnet hat. Hannah Köpf steht diesem turierte Kontraste setzt. Jazz mag mal ein Aus- Colaiuta, Brecker, Jackson jr. und Marienthal eine grossen Vorbild in nichts nach – und setzt darüber gangspunkt gewesen sein; diese 15 teilweise sehr exzellente Band um sich versammelt. Wenn diese hinaus noch einen Schuss verspielter, mädchen- kurzen Improvisationen stehen aber der moderns- dann mit “Rain Dance” loslegt, bleibt einem förm- hafter Unbekümmertheit drauf. Das Resultat sind ten Klassik – mit beeinflusst von Cage und Elekt- lich der Atem weg. Messerscharf sind die Schläge, verführerische Melodien, Texte voller Romantik und roakustik – näher. Alles ist möglich, wenn es Kicks und Breaks von Colaiuta, einfach grossartig, Lebensfreude, und das alles treffend untermalt mit “stimmt”, und auch quasi melodische Momente während Brecker auf dem Flügelhorn singt, unter- einem hochkarätigen Quintett und vier zusätzlichen erscheinen, wobei mich der Tenorsound an Monks stützt von der Hornsection von Blood, Sweat & Streichern. Selten versprüht eine CD so viel unge- Saxofonisten erinnert. Doch der “meditative” Tears. Stösst dann Sängerin Irene B nach gut einer trübte Fröhlichkeit. ct Charakter herrscht vor und vereinzelte Eruptionen Minute noch dazu, folgt die Hühnerhaut definitiv. steigern nur die Bedeutung der Stille. js Wer ausgeklügelte Grooves und gehaltvolle Soli ebenso mag wie das Fender Rhodes und einem klei- nen Lehrstück in Sachen Rhythmusgitarre (“Water Sign”) nicht abgeneigt ist, wird dieses Album mit auf die Insel nehmen. sge

GREG LEWIS “Organ Monk” ABDULLAH IBRAHIM & EKAYA Greg Lewis (org), Ron Jackson (g), Cindy Blackman (dr) “Sotho Blue” (Greg Lewis Rec / [email protected]) Abdullah Ibrahim (p), Cleave Guyton (as, fl), Keith Loftis (ts), Andrae Murchison (tb), Jason Marshall (bs), Belden Bullock (b), George Gray (dr) RADU MALFATTI / KLAUS FILIP Legendäre Organisten wie Larry Young nahmen sich (Intuition / Phonag) “Imaoto” ab und zu Thelonious Monks Themen vor. Diese De- Radu Malfatti (tb), Klaus Filip (sinewaves) büt-CD des New Yorkers Lewis ist vermutlich aber (Erstwhile Records / Internetversand) die allererste, die ein B3-Spieler ausschliesslich Wenn Musik nachdenklich stimmt und innehalten Monk widmet. Lewis Vater war Pianist und Monk- lässt, so ist dies meist ein Qualitätsmerkmal. Also Kenner; Greg war Fan Elmo Hopes und zur Orgel nicht eine weitere CD, zu der man gut abwaschen Malfattis Name verspricht immer wieder Neues. kam er eher zufällig. Fünf Jahre regelmässige Auf- oder bei einem Glas Wein mit Freunden plaudern Musikalisch sozialisiert wurde er inmitten der stür- tritte im Club Night Of The Cookers in Brooklyn kann. Vielmehr verspürt man sofort das Bedürfnis, mischen Siebziger im Umfeld von Kowald, Lovens, schweissten sein Trio zu einem kecken Powerteam sich hinzusetzen und nur noch zu lauschen. Man ist Rutherford. Sodann zog es ihn über den Ärmelka- zusammen, das klar macht, dass auch konventi- gefesselt und wird mental in andere Welten oder nal, wo er bei der britischen Version von Freiheit onelle Modelle und Stile immer noch aktuell sind, Zeiten entführt. Das ist die Magie wirklich guter kräftig mittat. Vor diesem Hintergrund erscheint wenn sich Können mit hoher Identifikation paart. Musik – und der 76-jährige Abdullah Ibrahim be- das Projekt mit Filip als nur folgerichtig – auch Lewis expressiver Stil bringt die Orgel dazu zu singen, herrscht sie perfekt. Ibrahim (bis 1962 in Südafri- wenn mehrmaliges genaues Hinhören nicht wirklich zu sprechen, zu stottern und zu schreien. Unterstützt ka als Dollar Brand aktiv) ist eine lebende Legende, hilft, zu verstehen, was genau hier tönt und pas- vom kontinuierlichen Pedalbass dramatisiert er seine der auf “Sotho Blue” mit seiner seit 1983 (in wech- siert. Akustische Sinuswellen erzeugen mathema- meist linearen Improvisationen raffiniert mit Lü- selnder Besetzung) bestehenden Band Ekaya (Hei- tisch definierte, gleichförmig schwingende Töne, cken, Staccati, Dynamik und Akzenten vor oder hin- mat) acht eigene Kompositionen eingespielt hat, aus dem Alltag bekannt als technisches Referenz- ter dem Beat. Noch heisser wird es beim Wechsel- die teilweise schon 25 Jahre alt sind. Verblüffend signal (z.B. beim Störbild im Fernsehen). Mit die- spiel mit Cindy Blackman. Ihre Verehrung für Tony ist, mit welcher Hingabe und mit wie viel Anmut sem Grundbaustein auditiver Konstruktion bauen Williams fördert Erinnerungen an die Williams Life- und Würde die jungen Mitmusiker die oft hymnen- Filip und Malfatti zwei lange Klangkonstruktionen. time mit Larry Young zusätzlich. Gitarrist Jackson artigen, beinahe sakral anmutenden Kompositionen Dazu “spielt” Malfatti seine Posaune. Doch passt er ist nicht überall dabei, aber in Stücken wie “Four in Ibrahims interpretieren. Das mit vier Bläsern be- sich dabei der akustischen Sprache seines Gegen- One” packt er energisch zu. Von Anfang an mit aus- setzte Septett spielt die langsamen, binären Songs übers an. Es geht auch ihm um das Geräuschhafte, serordentlichem Drive präsent, geht Lewis auch oft so, dass sie an Choräle erinnern. Wunderschön das Klappern einzelner Teile, das blosse Anfassen über seine Vorgänger hinaus. “Criss Cross” gibt er sind die Bläser arrangiert, und ihre Voicings fahren oder Ansetzen des Instruments, ein feines Kratzen einen freien Anfang und Schluss mit Sounds. Und unter die Haut. Immer hat man genügend Zeit, um auf einer Oberfläche und – selten – ein tiefstmög- auf 14 Monk-Themen setzt er ein eigenes drauf. das musikalische Geschehen ganz zu erfassen. licher Ton. So theoretisch das hier auch klingt – das Kein Zweifel: Dies ist Lewis Kutte. js Ibrahims pianistische Zurückhaltung ist ein Zeugnis Resultat ist faszinierend kurzweilig, ein Blick in grosser Reife. Er spielt nur noch, was dem Gesam- einen Mikrokosmos aus strikter Kontrolle und gren- ten dient. sge zenloser Experimentierfreudigkeit. ct

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RETO ANNELER JASON MORAN JERRY BERGONZI – JACEK KOCHAN “Trottoir” “Ten” – PIOTR LEHMANCZIK Reto Anneler (as), Stefan Rusconi (p), Christian Weber (b), Jason Moran (p), Tarus Mateen (b), Nasheet Waits (dr) “Three Point Shot” Claudio Strüby (dr) (Blue Note / EMI) Jerry Bergonzi (ts), Piotr Lehmanczik (b), Jacek Kochan (dr) (Unit Records / MV) (Intuition / Phonag)

“Ten” meint das zehnjährige Jubiläum von Jason Nach einem quirligen Vorspiel, geprägt von Rus- Morans Trio “Bandwagon”. Der Pianist liebt es, Ein- Das neueste Trioalbum “Three Point Shot” des conis Fabulierlust, setzt der Altosaxofonist ein: flüsse aus HipHop mit denen der Jazztradition ver- Tenoristen Jerry Bergonzi ist eine Anspielung auf ruhig, bestimmt, mit einem melancholischen, de- schmelzen zu lassen. So greift er beispielsweise den Distanzwurf im Basketball. Um den Ball bei zent hymnischen Unterton. Ein Statement wie von Monks “Crepuscule With Nellie” auf und fertigt da- einem solchen erfolgreich “versenken” zu können, einem alten Saxofonmeister. Bald durchmisst der raus eine schillernde Collage mit unerwarteten braucht es viel Erfahrung und Technik. Beides Bläser in schnellen Schüben ein Feld an bluesigen, Wendungen, die schliesslich über Umwege in einen Eigenschaften, die sowohl Bergonzi als auch seine swingenden und flüssig vorantreibenden Jazzlinien. stampfenden Gospel führen. Die Fähigkeit, bei all beiden polnischen Mitmusiker Lehmanczik und Es wird schnell spürbar, dass dieser Saxofonist et- diesen kühnen Überholmanövern die Originalmelo- Kochan besitzen. Sie machen keinen Hehl daraus, was zu sagen hat. Reto Anneler (33), als Sideman die immer im Rückspiegel zu behalten und in Se- hartgesottene Hardbopper zu sein. Bergonzis Vor- vom Swiss Jazz Orchestra, vom Lucerne Jazz Or- kundenbruchteilen zwischen Eigenem und Original liebe, das harmonische Gerüst bekannter Standards chestra oder von Kellers “10” bekannt, hat auf sei- hin und her wechseln zu können, ist einmalig. Mo- als Grundlage für seine Kompositionen zu benut- nem Debütalbum eigene Kompositionen versam- ran benutzt diese Kompositionstechnik bewusst, zen, geht zurück auf Charlie Parker. So basiert melt, alle zwischen vier und sieben Minuten lang. weil er ansonsten zu stark in den Sog des Origi- “Three Point Shot” auf Dave Brubecks “In Your Own Klar umrissene Themen mit kompakter Melodik ste- nals hineingezogen würde. Auf “To Bob Vatel Of Sweet Way”. Höhepunkt des Albums jedoch bildet cken das Terrain ab für frei herausgespielte Pas- Paris” lässt er Stride Piano und freie Passagen die Komposition des finnischen Saxofonisten sagen. Ungestümes wechselt mit feiner gewobenen direkt aufeinanderprallen, als Anspielung auf zwei Joonatan Ratio “Quiet Boy”: Bergonzi lässt mit sei- Interaktionen und balladesken Momenten. Anne- seiner Lehrer und deren bevorzugte Spielweisen, nem erdigen, fokussierten Ton Erinnerungen an lers Band ist mit zwei Dritteln RUSCONI (Stefan Rus- Jaki Byard und Andrew Hill. Mit den merkwürdigen Coltranes ‘Sheets of Sounds’ aufkommen. Nach coni und Claudio Strüby) sowie dem Bassisten Intermezzos von Solo Piano kombiniert mit gesam- seiner letzter Trioplatte “Three for All” hat der Christian Weber hervorragend besetzt. “Trottoir” pelten Hendrix-Feedbacks oder quasi-klassischen Saxofonkolossus glücklicherweise wieder einmal überzeugt mit einem transparenten Sound und Etüden zertrennt Moran auch die letzten Fäden, ebenbürtige Musiker gefunden, was für ihn nicht einer guten Intensität aus Tradition und Now. pb. welche das Album konzeptuell noch hätten zusam- einfach zu sein scheint. Das Trio lässt auf weitere menhalten können. Das Resultat – wie er selbst Zusammenarbeit hoffen. ps treffend festhält – ist sein erstes nicht konzeptba- siertes Album, das wirklich funktioniert. Sehr emp- fehlenswert. ps

CHARLES LLOYD QUARTET “Mirror” NOBUKI TAKAMEN Charles Lloyd (ts, afl, taragato), Jason Moran (p), “Live at the Iridium” 17 Reuben Rogers (b), Eric Harland (dr, perc) Nobuki Takamen (g), Hitoshi Kanda (p), John Lenis (b), (ECM / Phonag) THE CLAUDIA QUINTET Yutaka Uchida (dr) “Royal Toast” (Summit Records / summitrecords.com) (Cuneiform 307 / www.cuneiform records) “Sich den Spiegel vorhalten und sich seiner Unzu- länglichkeiten bewusst werden – umfallen und Die Japaner sind nicht nur ein dankbares Publikum wieder aufstehen – heilen und andere zur Heilung Absolut faszinierend, “unerhört” und schwer zu für Jazzmusiker, sondern manchmal geradezu fana- 21 inspirieren”, das assoziiert Charles Lloyd mit dem beschreiben. Mit der fünften CD seines “Claudia tische Fans. Sucht man ältere, vergriffene Aufnah- Titel seines neuesten Albums “Mirror”. Es gibt einen Quintets” mit Versace als Gast entzieht sich der Per- men, so findet man Reissues oft bei japanischen Eindruck, in welchen spirituellen Sphären sich kussionist und Komponist Hollenbeck den Katego- Labels. Sicher gibt es gute japanische Jazzmusiker, der 72-jährige Saxofonist aufhält. Die Spirituali- rien mehr denn je und verschmilzt Jazz, Klassik aber wir lernen sie kaum kennen – und jene, die in IN tät und Ernsthaftigkeit widerspiegelt sich auch und folkloristische Quellen zu etwas sehr Origi- den USA (und Europa) Erfolg haben, zählt man an in der Musik. Das Repertoire hat Lloyd aus sei- nellem. Nicht um Klangerforschung, sondern um Neu- einer Hand ab. Möglicherweise gelingt dieser nen Lieblingsstücken zusammengestellt, darunter kombinationen geht es ihm. An Anklängen an Ver- Durchbruch dem 1977 in Hiroshima geborenen und zwei Monk-Kompositionen, “Ruby, My Dear” und trautes fehlt es nicht, aber die Musik geht mit nun in New York lebenden Gitarristen Nobuki Ta- “Monk’s Mood”, der Standard “I Fall In Love Too verquerer Melodik und Rhythmik eigene Wege mit kamen bald – vielleicht ist dies auch gar nicht das Easily” mit Lloyd am Altsaxofon, drei gospel- einem Kammerjazz, der notabene mit meist perkus- angestrebte Ziel. Eines jedoch ist sicher: Dieses, bluesige Stücke und “Caroline, No”, ein Stück der siven Instrumenten erzeugt wird! Die mehrschich- sein drittes Album, eine Liveaufnahme eines Kon- Beach Boys, für die Lloyd in der Vergangenheit ge- tig durchstrukturierten Stücke schöpfen die spe- zerts vom 15. Juli 2009 im New Yorker Club Iridi- arbeitet hat. Sein neues Quartett besteht aus dem ziellen Kombinationen der Instrumentierung voll um, ist solide und stimmig. Mehr noch, es gefällt innovativen und einfühlsamen Pianisten Jason aus, ermöglichen trotzdem kollektive Prozesse schon nach den ersten Takten. Schon im Opener Moran, dem elegant groovenden Bassisten Reuben und geben Hollenback die Möglichkeit, ebenso als “Strolling in Downtown” singt man zumindest Rogers und dem überzeugenden Schlagzeuger Klangmaler wie als Polyrhythmiker zu glänzen. Un- innerlich sofort mit. So klar, schlicht und schön sind Eric Harland. Über weite Strecken sind die Songs in erwartet schon mal am Anfang die verweigerte die Melodien. Der warme Sound der Gitarre, die langsamen Swing-Tempi oder als Balladen gehalten, “Action”: Ein langsames Thema mit Ostinatorhyth- sanften Linien und das bemerkenswerte Interplay angereichert mit freien Abstechern. Einer der Höhe- mus, das an Claude Thornhill erinnert, mündet mit den japanischen Kollegen fesselt einen und lädt punkte des Albums bildet die langsame Blues- speziell instrumentiert in eine monochrome Klang- zum Zurücklehnen ein, bis mit “14-1” eine bopige nummer “The Water Is Wide”, mit grossartigen Soli fläche wie ein Bild von Yves Klein. Die Spannung Nummer folgt. “Smile” ist dann wieder eine wunder- von Moran und Rogers. “Tagi” ist nicht der gleich- zwischen dem glatten Sound und den raffinierten schöne Ballade. Takamens Kompositionen tragen namigen Tageszeitung gewidmet, sondern ist eine Grooves – rockig, jazzig oder gar afrikanisch und (s)eine Handschrift und zeichnen sich stets durch gesprochene “Bhagavad Gita”-Meditation, welche indonesisch inspiriert – steigert die spezielle Atmo- klare Melodieführung und allgemein viel Geschmack das Album mit einer besinnlichen Note abschliesst. sphäre. Dazwischen setzt Hollenbeck freie Soli aus. sge Mit “Mirror” setzt Lloyd seine Reise nach dem Sinn als Brückenschlag: Jeder improvisiert im Duo mit des Lebens im Geiste Coltranes fort und liefert ein seinem eigenen Overdubbing. Eine reichhaltige, ausgezeichnetes Album. ps eventuell wegweisende Konzept-CD. js

50 Vorv JAZZ www oder JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 1.9.2010 14:16 Uhr Seite 51 HÖRBAR

SATOKO FUJI: MA-DO ENS LIVE “Desert Ship” “Stan-Darts” RENATA FRIEDERICH Natsuki Tamura (tp), Satoko Fuji (p), Norikatsu Koreyasu (b), Max Pizio (tu/ss), Marco Cortesi (g), Yuri Goloubev (b), “Favorite Times” Akira Horikoshi (dr) Giorgio di Tullia (dr) Renata Friederich (voc), Christoph Grab (sax, melodica), (Not Two Records / MW826-2 / Internetversand) (TCB / k-tel) Felix Utzinger (g), Christoph Sprenger (b), Tony Renold (dr) (Altrisuoni / Phonag)

Satoko Fujis erster Aufenthalt in den USA. Mitte Seit über zwei Jahren spielt der Tessiner Gitarrist der 1980er-Jahre war eigentlich nur als Zusatzaus- Marco Cortesi mit seiner neuen Formation ENS Ein Album der Nuancen und feinen Zwischentöne. bildung und nicht als Richtungswechsel geplant. live. Was live interessant sein mag – weil das aus Die 52-jährige Aarauer Sängerin Renata Friederich Das Berkeley-Diplom liess sich zurück in der japani- dem Moment Entwickelte authentisch wirkt und ist eine sehr sinnliche Person, die keine halben schen Heimat dann aber doch nicht richtig ausle- mit dem Publikum interagiert – muss auf dem Ton- Sachen macht. “Favorite Times” ist erst ihr drittes ben, und so zog es sie knapp zehn Jahre später träger nicht unbedingt gleich funktionieren. Leider. Album unter eigenem Namen und zeugt einmal zurück an die Ostküste. Fuji – so zierlich sie hinter Die eben erschienene CD “Stan-Darts” wäre nicht mehr von einer eingehenden Auseinandersetzung dem Flügel auch erscheinen mag – hat keine Paten nur ein Anwärter für den Preis des grafisch ge- mit Musik, Text und anderen Details, wie etwa nötig. So waren ihre damaligen Spielpartner – schmacklosesten Booklets, nein, auch die Musik dem sorgfältig und ansprechend gestalteten CD- unter anderen Eskelin, Robertson, Black, Mallaby – überzeugt nur bedingt. War eine CD wirklich nötig? Booklet. Die mehrheitlich eigenen Songs leben wahre Gegenüber. Für ihr aktuelles Quartett “Desert Das Repertoire aus Eigenkompositionen und Num- jedoch bei Weitem nicht nur vom Gesang und den Ship” hat sie drei durchwegs amerikanisierte (und mern von Metheny, Lennon, Wheeler und Coleman stimmigen Texten aus der Feder ihres Gatten Rolf das soll hier positiv verstanden sein) Landsleute an scheint recht willkürlich zusammengestellt. Die Lenzin. Vielmehr wirkt das Ganze erst durch die Bord geholt. Tamura an der Trompete und Koreyasu Interpretationen dieser Standards sind amtlich, ausgeklügelte musikalische Umsetzung der ausge- am Bass sind allerdings ungestüme Mitreisende. aber weder originell noch berührend. Vieles wird zeichneten Instrumentalisten. Geschmackvoll ist Diese in einem nicht sehr grossen Boot zusammen- flach und etwas gleichgültig gespielt. Zwar ist Cor- die jederzeit adäquate Saitenarbeit von Felix zuhalten – und das zuweilen auf hoher, stürmischer tesi ein technisch brillanter Gitarrist – aber das Utzinger an der Gitarre. Sie wird besonders im Zu- See – bedarf einer navigatorischen Meisterleis- löst das Problem der Besetzung ohne Harmonieins- sammenspiel mit Christoph Grab an den Saxofonen tung, die Fuji spielend vollbringt. Immer wieder trument nur selten. Denn auch Cortesi kann nicht zum erstklassigen Genuss. Wenn er schliesslich treibt der unordentliche Bass ab, schneidet die gleichzeitig solieren und begleiten. Dies macht die- noch die Melodica bläst (“Rowing Boat”), so ent- Trompete messerscharfe Bögen in die Umgebung. ses Album zuweilen etwas anstrengend und seht zusammen mit Friederichs durchdringender Fujis Kompositionen aber lenken den zuweilen schwerfällig. Technisch spielen die Tessiner aber Altstimme eine zeitlos schöne Musik, die Stim- abgetakelt anmutenden Kahn verlässlich in den einwandfrei, und die Interpretation von Gabriel mungen der Freude, Melancholie, Schön- und abgeschirmten Hafen. Regelmässig übernimmt das Faurés “Pavane” lässt das Potenzial dieser Band Schlichtheit in sich vereint. sge Piano schliesslich das Ruder und geleitet mit einem erahnen. sge dezenten, aufgefächerten Akkord zu einem struktu- rell und harmonisch versöhnlichen Ende. ct

17. FRICKTALER BLUES FESTIVAL

21. BIS 23. OKTOBER 2010

IN FRICKS MONTI, FRICK (CH) Donnerstag, 21. Oktober Hendrix & Caruso mit Band (CH)

Freitag, 22. Oktober Doug MacLeod (USA)

Erja Lyytinen & Band (FIN)

Samstag, 23. Oktober Walt’s Blues Box (CH)

Richard Bargel & Klaus «Major» Heuser, Ex-BAP (D)

restaurant bar kino kulturbühne www.fricks-monti.ch

Vorverkauf Billette Abendkasse Vorher etwas feines Essen? www.fricks-monti.ch zwischen Fr. 28.– und Fr. 45.– ab 20.00 Uhr Reservieren Sie sich einen Tisch oder an der Bar von fricks monti Plätze numeriert Beginn jeweils um 21.00 Uhr in fricks monti, 062 871 04 44 Mobil über Digitalradio

UKW-Frequenzen auf Kabel

Satellit – Eutelsat Hotbird 8

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RSJ JazzNMore 2010 210x297 v1.indd 1 18/2/10 14:04 JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 1.9.2010 9:40 Uhr Seite 53 HÖRBAR

KNEEBODY “You can have your moment” Ben Wendel (sax), Adam Benjamin (keys), Shane Endsley (tp), Kaveh Rastegar (b), Nate Wood (dr) (Winter/Winter 910165)

PAOLO FRESU 5ET ALEXANDER WYSSMANN “Songlines / Night and Blue” TWILIGHT TRIO Kneebody sind vieldiskutierte Aufsteiger des neuen Paolo Fresu (tp), Tino Tracanna (ts, ss), Roberto Cipelli (p), “Pictures” Jazz. Das New Yorker Quintett, das nach “Jazz- Attilio Zanchi (b), Ettore Fioravanti (dr) Alexander Wyssmann (p, el-p), Samuel Kühni (b), thetik” ein “hochenergetisches Kammer-Ensemble” (Tûk Music / Musicora Harmonia Mundi) Roberto Titocci (dr) bildet, besteht bereits seit einem knappen Jahr- (TCB 30202 - red / K-Tel) zehnt. Es zeichnet sich durch verblüffende Offen- heit gegenüber vielerlei Einflüssen aus. Erstaunlich, Das seit über zwanzig Jahren aktive Quintett ist dass das neue Album so homogen, organisch und eine von Paolo Fresus stabilsten Formationen. Die Die Wahrnehmung des Umfelds geschieht über kompakt klingt, geschlossen der Gruppensound. fünf Musiker bilden eine eng verschweisste Ein- die Sinne. Dass dabei das Visuelle wichtiger sei als Die Themen, zu denen alle fünf Musiker gleicher- heit, die mit viel Erfahrung, Persönlichkeit und die (klassischen) vier anderen, ist ein grober Fehl- massen beitragen, sind vielfach Vehikel für Impro- Fantasie Aufnahmen zum Thema “Reisen” machte. schluss. Vermeintlich sehend und doch “blind” visationen. Sie verdichten sich in verschiedenen Damit gestalten sie CD 1 auf dem ersten Doppel- durch die Welt zu gehen, scheint recht verbreitet Intensitätslevels, schmücken die Stücke aus. Hier- Album des neuen Labels Tûk, das Fresu primär zu sein. Dies wurde mir persönlich beim kürzlichen bei sind die Grenzen zur Komposition meist flies- jungen Musikern zur Verfügung stellen will. Von Museumsbesuch mit einer blinden Bekannten wie- send, was aus Kneebody eine interessante, span- den fünfzehn Titeln der CD 1 stammen nur gerade der einmal buchstäblich vor Augen geführt: Erst nende Gruppe macht. Das an der amerikanischen vier von Fresu, darunter das berührende Medley für durch sie “sah” ich, worum es in der Ausstellung West- wie Ostküste operierende Quintett ist hierzu- seinen Sohn Andrea, “Ninna Nanna per Andrea” ging. Der Pianist Alexander Wyssmann kann seit ca. lande noch zu entdecken. Das Münchner Label und “Inno alla vita”. Die übrigen stammen von den 20 Jahren nicht mehr sehen. Das Wegfallen dieses Winter/Winter, wo die Band bereits das Album- gleichberechtigten Mitspielern, u.a. auch der einen Sinns hat die Verstärkung der anderen be- Projekt “Twelve Songs by Charles Ives” vorlegte, Titelsong “Songlines” von Pianist Roberto Cipelli. wirkt. Seine starken inneren Bilder übersetzt er in könnte der Auslöser sein. rk Eingebettet in zwei Versionen von “Blue Gardenia” Musik. Seine wichtigsten Mentoren Moncef Genoud enthält CD 2, fokussiert auf Songs, die “Night” oder und Thierry Lang haben in ihm dazu das nötige tra- “Blue” im Titel haben, insgesamt vierzehn Versi- ditionelle Handwerk, aber auch genügend Offenheit FLORIAN ROSS onen von Standards wie Miles Davis’ “Blue in green”, gegenüber Neuem und dem eigenen Inneren “Mechanism" Wayne Shorters “Children of the Night.” oder Son- geweckt. Die Stücke auf dieser CD sind – in seinen Florian Ross (p, loops) ny Rollins’ “Blue Seven”. Auch hier kommt die Klas- eigenen Worten – “musikalische Schnappschüsse (Pirouet / MV) se dieses Quintetts zum Tragen, das fünf grund- aus meinem nächsten Umfeld: Momentaufnahmen”. verschiedene Individuen an einem Strick bzw. an Das Sonnenbad auf dem Balkon, zwei heitere Tage einem Thema ziehen lässt, dass die Ohren vor mit spontaner Begleitung in Paris, ein Wunsch-/ Ross eröffnet die CD mit einem fliessenden Ge- Schönheit nicht mehr wackeln, sondern süss in Albtraum – intoniert in moderner Postbop-Manier, wässer: Eine stetige Bewegung, mal rascher, mal die blauen Nächte entführt werden. So tönt schlaf- regen an zum In-sich-Hineinhören, um dabei plötz- gemächlicher, mal ruhig und glatt, mal gewirbelt wandlerisch gestaltete Klassik im zeitgenössischen lich Zusätzliches zu sehen. ct und durchströmt. Ab und zu führt ein seitlicher Jazz. ra Zufluss eine frische Strömung dazu, sodann ver- läuft der Strom in einem tieferen Bett – und ent- fliesst schliesslich gegen den fernen Horizont. Ein Steinway dieser Grösse und Bauweise (ein Modell D) verlangt dem Pianisten einiges ab. Ross ist dem Instrument im geräumigen Kammermusiksaal des Deutschlandfunks in Köln gewachsen. Auch den stilleren Saiten vermag er den einfühlsam durch- dringenden Klang abzugewinnen. Es sind fast durch- wegs Miniaturen, die er aus dem langen Flügel lockt, rasch erzählte, aber nicht leicht zu verges- DON FRIEDMAN, SALZAU TRIO & “Déjà vu” sende Storys, Bilder von Situationen, die im GERDUR GUNNARSDÓTTIR STRING (Heads Up / MV) Nachhinein zum Denken anregen. Die in einigen QUARTET Stücken dezent zugefügte Technik steht zum “Live at Jazz Baltica Salzau” Klavierspiel in einem spannenden Verhältnis. Sie (Enja 9187 / MV) Déjà vu – irgendwie ein treffender Titel. Der mitt- bringt hier und da einen Kontrast zum Vorschein, lerweile 64-jährige George Duke ist zu lange als unterstreicht gerade die Lebendigkeit des mecha- massgebender Pianist aktiv, für dass er nicht auch nischen Tastenspiels. ct Don Friedman – “The ”, wie er auf dem zurückschauen dürfte. Im Übrigen tun seine wenig Cover apostrophiert wird – war schon in jungen jüngeren Kollegen Jeff Lorber und Stanley Clarke Jahren ein Ausnahmetalent. In den frühen 1960ern, auf ihren neusten Scheiben dasselbe. Die zehn BEN SIDRAN gerade mal 25-jährig, zog er nach New York, um neuen Kompositionen hören sich insgesamt als “Dylan Different” Komposition zu studieren. Eine der ersten Aufga- Hommage an das “Golden Age of Funk and Soul” Ben Sidran (p, voc) ben bestand darin, aus einer Volksmelodie ein ein- an. Das macht richtig Spass. Nicht nur weil Duke (Bonsai Music / Musicora Harmonia Mundi) faches Thema mit Variationen zu schreiben. Bereits exzellente Musiker um sich schart – allen voran der dieses triviale Unterfangen führte zu seiner ersten junge Meisterdrummer Bruner jr. (man höre mal Veröffentlichung beim prestigeträchtigen Label Ri- seine Beckenarbeit in “Stupid is as stupid does”) –, In seiner vierzigjährigen Karriere legt Ben Sidran verside – “it became my first 5Star recording”. sondern weil er sich sämtlicher Tasteninstrumente erstmals ein Album mit Titeln von Bob Dylan vor, Seinem seither langen und fruchtbaren Schaffen der 1970er bedient. Wann hört man heute noch ein einem Dutzend Klassikern des Barden. Im Booklet widmete Jazz Baltica 2009 einen Abend: Sieben ausgedehntes Wurlitzer-Solo (“You touch my brain” stimmt der Pianist und Sänger, der ansonsten Bop- Kompositionen neu arrangiert für ein Jazztrio und und “Oh really?”) oder ein Gitarrensolo, das der orientiert und der Fusion zugetan ist, mit einem ein Streichquartett, mit dem Maestro himself am Tastenmann auf dem Motif ES8 spielt (in “Déjà vu” eigenen Poem, einem Loblied auf den Meister, den Piano. Im Bewusstsein, damit eine Platittüde zu wie- John McLaughlin gewidmet). Duke will seine Zu- Hörer ein. Die Songs des Altmeisters interpretiert derholen, muss zur Kombination von klassischem hörer auf eine musikstilistische (Zeit-)Reise mit- Sidran auf eigene Weise. Während diverse Pop- Trio mit vier Streichern gesagt werden, dass die nehmen, was ihm besser denn je gelingt. Nicht Grössen bislang Dylan expressiv ausdeuteten und Symbiose hier nicht organischer klingen könnte. nur weil er als Zeitzeuge agieren kann, sondern weil sich selber in den Vordergrund rückten, wird hier Die Kompositionen selbst bieten eine kaum zu er einfach Freude an der Musik hat und über den die stille Interpretation bevorzugt. Sidran geht dem übertreffende Balance zwischen Melodiepassagen nötigen Spirit verfügt. Die Soli von Sheppard, Blues-Erbe Dylans nach, in Songs wie “Highway 61 und Soundelementen. Die wohltemperierten Arran- Johnson, Brashear, Laws und Payton sind ein gros- revisited” oder “Everything is broken”, alles sparsam gements und vor allem auch der supersaubere ser Genuss. Déjà vu ist insgesamt nicht nur eine instrumentiert, in Tempi wie Rhythmen entsprechend Mitschnitt des Abends bringen die Kompositionen groovige, hippe und funky Angelegenheit, sondern verändert. Begleitet von zehn verschiedenen Musi- vollends zur Blüte. Eine gelungene Hommage an Dukes beste Platte seit “Illusions” (1995). sge kern, bevorzugt Ben Sidran nicht zuletzt durch seinen eine noch lebende Legende. ct lässigen Gesang immer wieder andere, frische Stimmungen. “Bob Dylan ist wie eine weisse Lein- wand”, sagt Ben Sidran, “auf die wir alle unsere per- sönliche Geschichte projizieren.” Vielleicht hat er recht. rk 53 JAZZ JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 1.9.2010 9:40 Uhr Seite 54 HÖRBAR CELINE BONACINA TRIO “Way of Life” Celine Bonacina (bs, as, ss), Nicolas Garnier (b), Hary Ratsimbazafy (dr) plus Nguyen Le (g) (ACT 9498 / MV)

Obwohl von zierlicher Figur, bläst Celine Bonacina tatkräftig und ungestüm das Baritonsaxofon. Mit MICHAEL FORMANEK NORBERT STEIN PATA, ihrem Trio lässt die Französin jetzt erstmals bei “The Rub And Spare Change” HORNS AND DRUMS uns aufhorchen, nachdem sie vor Jahren bereits ihr Tim Berne (as), Craig Taborn (p), Michael Formanek (b), “Silent Sitting Bulls” Debüt-Album vorgelegt hat. Kein Geringerer als Gerald Cleaver (dr) Norbert Stein (ts), Michael Heupel (fl), Nguyen Le, der auf vier Titeln ihrer neuen CD mit- (ECM 2167 / Phonag) Nicolao Valiensi (Euphonium), Christoph Haberer (dr) spielt, hat auf Bonacina aufmerksam gemacht. Im (Pata 20 / Pata Music) Spiel der Saxofonistin ist ihr siebenjähriger Auf- enthalt auf der Insel La Réunion eingeflossen. Ihr Michael Formanek (*1958) ist zwar kein Leader wie Jazz ist breit gefächert und reflektiert Einflüsse aus Mingus, hat aber eigene prägnante Ideen, die auf Mit seinen diversen Pata-Formationen, die vom Trio Afrika, Indien und Madagaskar. In einem starken 30 Jahre extrem vielseitige Erfahrung bauen. Seit bis zu grossen Besetzungen reichen, hat sich Nor- Groove verwurzelt, produziert sie packende, fast 1991 arbeitet er in Gruppen von Tim Berne, der bert Stein einen Namen gemacht. Immer wieder hat tanzbare Rhythmen. Treibender Funk in “Purple ihn zum kleinen Kreis der geistesverwandten “Col- er es verstanden, in kreativen Verbindungen kraft- Cloud”, -Anklänge in “Entre deux rêves” laborators” zählt, und realisiert mit ihm auch eige- und humorvoll, oft auch hintersinnig, Neues zu und federnder Reggae auf “Free Woman” bestim- ne Projekte. Auch Cleaver und Taborn sind Bekann- schaffen. Dies tut der Kölner Saxofonist und Kom- men das Bild. Celine Bonacina ist mit ihrem Trio am te, die wissen, wie Formanek als Konzeptmacher ponist erneut mit Pata, Horns and Drums, einem Puls der Zeit. Selten hat man eine Saxofonistin mit tickt. Die sechs Stücke der CD sind meistens von aussergewöhnlich besetzten Quartett, das ohne solch immenser Kraft, zugleich aber auch von sym- starken weitgeschwungen “verdrehten” Melodien Harmonieinstrumente auskommt. In die Tiefen pathischer Fragilität gehört. rk geprägt, die am Rande der Tonalität balancieren. dringt das Euphonium, ein im Jazz nicht gerade Die Post-Free-Jazz-artige Verarbeitung kommt im- übliches Horn. Ansonsten dominieren die Bläser, mer wieder darauf zurück; eine zwar offene, aber allen voran Stein selbst, der sein Tenorsax in allen deutlich fokussierte Improvisation mit einer kompo- Farben funkeln lässt. Seine acht Kompositionen DANILO REA AT SCHLOSS ELMAU sitorischen Einstellung. Als Solisten dominieren künden von Freiheitskämpfen, Mönchen und Tieren “A Tribute to Fabrizio De André” Berne, mit seinem Instinkt für zwingende melo- vor der Corrida (“Silent Sitting Bulls”) und führen (ACT / MV) disch-rhythmische Entwicklung, und Taborn, mit zur Frage nach der Realität und ihrem Beobachter Einflüssen von Minimalismus, Monk, Paul Bley und (“Quantum Mechanics”). Die von der Physik inspi- Cecil Taylor, aber einem Flair für Lücken und vor- rierten Geschichten werden luftig und leichtfüssig Piano-Solo-Aufnahmen sind per se schon hohe tastende Entwicklungen. Die Abmischung trägt erzählt. Rührselige, mitunter triefende Melodien Kunst. Jedem Pianisten, der sich an ein derartiges dazu bei, dass Formanek und der ausgezeichnete werden ausgeschlachtet und auf ihren bittersüssen Unterfangen heranwagt, gebührt Respekt. Mit dem Schlagzeuger Cleaver solistisch kaum in Erschei- Kern zurückgeführt. Die drei Bläser machen mit 53-jährigen Römer Pianist Danilo Rea legt ACT nung treten. Neuartig sind die wirklich kollektiven dem Schlagzeuger gemeinsame Sache und öffnen bereits das zehnte Werk der Reihe “Piano Works” Passagen, wo alles schwebt, wobei darunter rhyth- neue Räume. Das ist heilsamer Jazz, der keine vor. Einmal mehr diente das in Musikerkreisen als misch sehr viel passiert. Eine faszinierende Verbin- Grenzen kennt. Er vereinnahmt den Hörer, ohne ihn magischer Ort geltende Schloss Elmau als Studio dung von Errungenschaften des Free Jazz und Free zu gängeln. rk der besonderen Art. Rea ist zwar ein Jazzer, der in Bop mit Minimalismus und modernem Lyrizismus. Europa zahlreiche US-Grössen begleitet hat, selber Ein starkes ECM-Debüt. js spielte er aber kaum in den USA, und auch das Great American Songbook liess ihn diesmal eher kühl. Vielmehr hat er sich für dieses Projekt der Musik des 1999 verstorbenen Cantautore Fabrizio de André angenommen und ist dabei auf eine nie versiegende Quelle gestossen. Gepaart mit seinem klassischen Hintergrund und der daraus resultie- renden stupenden pianistischen Technik (“Bocca di rosa”) sowie seiner offen eingestandenen Liebe für ROSSET – MEYER – GEIGER schöne, fast schon popig anmutende Melodien und “what happened” Balladen (“Ave Maria”, “La stagione del tuo amore”) VIJAY IYER Josquin Rosset (p), Gabriel Meyer (b), Jan Geiger (dr) hat Rea eine eindrückliche, zeitlos schöne und nie “Solo” (Unit Records / MV) ganz ergründbare Musik geschaffen. sge Vijay Iyer (p) (ACT 9497-2 / MV) Da sind drei bis anhin in nationalen Breitengra- den eher unbekannte Musiker und legen eine unver- ALEX TASSEL Seinen Lehrern und Heroen bis Cecil Taylor, Sun Ra krampfte, vielschichtige und gut ins Ohr gehende “Heads or Tails” und Steve Coleman gewidmet, ist dies Iyers buntes- Debüt-CD vor: Josquin Rosset, Gabriel Meyer und (Naive / MV) te und zugänglichste CD. Ein fremdes Thema ist für Jan Geiger aus St.Gallen, alle um die 30, haben es Iyer eine kreative Herausforderung, “gegen” die er geschafft, im wieder aufblühenden Zeitalter zahl- mit eigenen Assoziationen improvisiert. Er kit-zelt reicher Piano-Jazz-Trios auf sich aufmerksam zu Natürlich ist der 35-jährige französische Trompeter Neues aus einem Song, ohne sein Aroma zu zerstö- machen. Zwar spielen die drei seit über zehn Jah- Alex Tassel (noch) kein Miles Davis. Aber gewisse ren wie zu Beginn bei Michael Jacksons Hit ren zusammen, doch der richtige Fokus brauchte Parallelen lassen sich eindeutig ausmachen. Zum “Human Nature”, den er strukturell auflöst, aber Zeit. Der entscheidende Ankick für die dezidierte einen wäre da sein bestechender, klarer, etwas einzelne Teile beibehält. Monks “Epistrophy” taucht Piano-Jazz-Stossrichtung gab das Diplomkonzert melancholischer Ton auf dem Flügelhorn. Aber nur kurz auf aus einem dichten afrikanisch ins- von Josquin Rosset an der Jazzschule Luzern. Seit- auch Tassels Vorliebe für modale Kompositionen pirierten Spiel. Der Standard “Darn That Dream” dem haben und erweitern die drei ein Repertoire oder die Quintettbesetzung, in der die Themen von wird mit Rubato zerdehnt und reharmonisiert und aus Eigenkompositionen, in denen sie mit zarter Flügelhorn und Tenorsax unisono gespielt werden, dann verarbeitet, inspiriert vom Strideklavier (Paral- und minimalistisch glitzernder Klangmalerei ebenso erinnern an Miles. Schliesslich kommen noch die lelen zu Ran Blakes). Ellington wird mit der “Black viel zu sagen haben wie mit den lebhafteren und stilistische Offenheit und Vielfalt hinzu. Tassel liebt and Tan Fantasy” (Parallelen zu Jacki Byard) und forscheren Tracks. Obwohl sich alle auf der Basis Balladen (“Next City” oder Djangos “Anouman”), “Fleurette Africaine” (impressionistisch) beehrt. Ei- der Jazz-Blues-Tradition bewegen, bekommt man bläst souverän durch atemberaubende Hardbop- nige der elf Titel stammen von Iyer selber. Da geht hier nicht das Gängige zu hören. Die Kompositi- Nummern (“ATD”), spielt Jazzfunk wie in den guten es innovativer zu, und Komponiertes und spontan onen lassen Raum für neuere Einflüsse, vor allem alten 1970ern (mit dem ausgezeichneten Laurent Erfundenes ist weniger leicht trennbar. Darauf zielt aber für Space zwischen den Klängen. Hier stimmt De Wilde am Piano und Fender Rhodes) und ist so- Iyer auch ab. “Autoscopy” meint sogar die Out-of- die Mischung aus Dichte und Klarheit. pb. gar im Kontext von DJs und elektronischer Musik Body-Erfahrung, wo man sich von aussen zuschaut. aktiv. Das vorliegende Doppelalbum (“Heads” ist Die Improvisationen durchlaufen allerlei Transfor- akustisch, “Tails” elektrisch) adelt den jungen mationen – von Free bis zu schierer Klassik, wo Trompeter und macht ihn definitiv zu einem der dann doch noch Anklänge an Indien erscheinen. js gegenwärtig spannendsten Vertreter seines Instru- mentes. sge

54 JAZZ AT & TEARS BLOOD, SWE CÉU SCOTT CHRISTIAN CHRISTIAN TONBRUKET SCOTT ND’S 29.10.10 DAN BERGLUSPALDING ESPERANZA FREDWESLEY JAZZBARAGGE JAZZKANTINE JOHNSCOFIELD MAXHERRE NOUD MARCPERRE NDER MONTYALEXA MS. BRÄNDI NEILCOWLEY RUSCONI SEVEN RS CRUSADE THE OF POWER TOWER ER WAYNE SHORT

12 th ZURICH INTERNATIONAL FESTIVAL Theaterhaus Gessnerallee ewz-Unterwerk Selnau ZKBJazzClub im Theater der Künste Medienpartner: 27.– 30.10.10 VORVERKAUF: www.jazznojazz.ch www.ticketcorner.com, alle Ticketcorner, Manor, SBB www.jazznojazz.ch Die Post, Coop-City, Tel. 0900 800 800 (CHF 1.19/min.) www.allblues.ch VERANSTALTER: AllBlues Konzert AG • PATRONAT: Stadt Zürich Kultur JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 1.9.2010 9:55 Uhr Seite 56 HÖRBAR LIVE AT THE BIRD’S EYE VOLUME 11 “Roche’n’Jazz” Chico Pinheiro, Önder Focan, Antonio Farao, Dani Blanc, Stephan Kurmann, Carlo Mombelli, Martin Reiter, Domenic Landolf u.v.m. (www.birdseye.ch)

FRANK ROSALY Der Basler Jazzclub The Bird’s Eye ist ein Juwel, REZ ABBASI “Milkwork" das seinesgleichen sucht. Wer dort schon die eine “Things to Come” Frank Rosaly (dr, electronics) oder andere musikalische Sternstunde miterleben Rez Abbasi (g), Rudresh Mahanthappa (as), Vijay Iyer (p), (Contraphonic / Internetversand) durfte, wird sich umso mehr darüber freuen, dass Johannes Weidenmueller (b), Dan Weiss (dr), diese einmaligen Momente zum Teil auch auf CD Guests: Kiran Ahluwalia (indian voc), Mike Block (vc) dokumentiert werden. Volume 11 der “Live at the (Sunnyside) Rosaly spielt in über 20 Formationen, u.a. gemein- Bird’s Eye Jazzclub” Serie widmet sich der Kon- sam mit Keefe Jackson, Josh Berman und Mark zertreihe Roche’n’Jazz und präsentiert während Unternährer in der (leider gerade ruhigen) Chica- 65 Minuten neun Formationen, welche zwischen “Indo-Pak Jazz” ist das neue Schlagwort, das die go Luzern Exchange. Trotz des umfangreichen und 2003 und 2009 aufgetreten sind. Die Roch’n’Jazz- Fusion von East und West auf eine neue Ebene vielfältigen Engagements ist hier offenbar noch ge- Konzerte finden jeweils freitags um 16 Uhr statt, bringt: Jetzt sind es nicht mehr westliche Jazzer, nug Kreativität für eine ausgedehnte Solo-Session und oftmals spielen dieselben Gruppen abends oder die sich mit Musikern aus Südasien zusammentun vorhanden. Rosalys Zugang zur Musik definiert sich am Samstag nochmals im Bird’s Eye. Auf dieser CD und ihre je verschiedenen musikalischen Welten durch die ausgetüftelte Kombination von Spiel- und ist neben Mainstream Jazz (Antonio Farao Trio, miteinander in Austausch treten lassen, sondern Sound-Technik. Die rohe Akustik der verschiedenen Dani Blanc Quartet, Domenic Landolf Trio) und einer gebürtige Inder oder Pakistaner, die seit jeher im Schlaginstrumente, der Felle, Hölzer, Bleche und Formation aus der Türkei (Önder Focan) viel Westen leben und ihre Jazzvision mit den eigenen Gehäuse wird mit elektronischen Mitteln ausge- Brasilianisches (Chico Pinheiro, Stephan Kurmann Wurzeln verbinden. Zu den mittlerweile gängigen reizt, die Sounds über Kontaktmikrofone abge- Strings) oder Afrikanisches (Carlo Mombelli, The Namen gehören die Indo-Amerikaner Vijay Iyer und nommen und mittels verschiedener Prozessoren Swiss-Southafrican Jazz Quintet) zu hören. Die Rudresh Mahanthappa, hierzulande noch etwas und Effekte erweitert. Das Resultat ist so banal wie musikalische und kulturelle Vielfalt macht den Reiz weniger bekannt ist der in Karachi geborene und in verblüffend: Ein Distort-Pedal an einem Becken dieser CD aus und dokumentiert in bester Live- Los Angeles aufgewachsene Gitarrist Rez Abbasi. bringt tatsächlich neue Klangvarianten. Dem rock- atmosphäre und Tonqualität, dass die Programma- Auf seinem neuen Album überrascht er mit einem geprägten Drummer liegen tonnenschwere Patterns tion des Bird´s Eye ebenso unverzichtbar wie wert- frischen und forschen Jazz, der an Post-Bop und nahe, doch im Kontrast zu filigranen Beats und exo- voll ist. Während andere auf “big names” aus den Fusion erinnert, aber mit seinen Vokalparts der tisch anmutenden Tonverrenkungen kommen selbst USA setzen, präsentiert und fördert man in Basel Sängerin Kiran und den rhythmisch-melodischen diese farbig und inhaltsgeladen daher. Die limitier- das einheimische und europäische Schaffen und Bausteinen das indische Element bereits in der te Scheibe in weissem Vinyl bringt Variationen die- schlägt Brücken nach Afrika. Schön! sge Substruktur drin hat, statt es bloss exotisierend ses Hansdampfs in allen Gassen. Es ist zu schade, beizumischen. Das macht diese Scheibe interes- dass es Plattenspieler mit Repeat-Funktion nicht sant. Abbasi selber glänzt mit virtuosem Saiten- mehr gibt. ct spiel, doch die Art und Weise, wie die Band interagiert und sich ihre Mitglieder solistisch ein- bringen, ist ebenso beeindruckend. pb.

SCHLIPPENBACH TRIO “Bauhaus Dessau” Alexander von Schlippenbach (p), (sax), SOLOMON BURKE JAZZ BALTICA ENSEMBLE (dr) “The King Live At AVO SESSION Basel” “One for Three – The Jones Suite" (Intakt 183 / Phonag) Jazz Baltica Ensemble, directed by Johannes Enders, JETHRO TULL with special guest Hank Jones “Live At AVO SESSION Basel” (Enja / MV) Obwohl das Schlippenbach Trio seit vier Jahrzehn- (www.avo.ch) ten besteht, mithin die am längsten bestehende Combo des europäischen Jazz ist, zeigt es keiner- Die Familie Jones nimmt in der Geschichte des lei Ermüdungserscheinungen. Auf den neuen Bau- In loser Folge wollen die Macher der Basler AVO Bebop einen wichtigen Platz ein. Drei Brüder, jeder haus-Aufnahmen feilt es weiter an seinem Voka- SESSION herausragende Konzerte aus ihrem Pro- für sich unerkennbar in Charakter und Spielweise, bular und ergeht sich in Ecken und Kanten freier gramm als DVD-Serie veröffentlichen. Den Anfang doch auch immer stark miteinander verbunden, tru- Improvisation. Alexander von Schlippenbach wird machen die Auftritte von Solomon Burke und gen sie am Piano, an der Trompete und anderen nicht müde, die Möglichkeiten des Flügels aus- von Jethro Tull aus den Jahren 2003 resp. 2008. Hörnern sowie an den Trommeln viel zu den zahl- zunutzen, Evan Parker besticht einmal mehr durch Aufgezeichnet auf hochprofessionelle Art von der reichen Konstellationen bei, in denen sie verpflich- ein zirkular geatmetes grosses Sax-Solo, Paul Crew des Schweizer Fernsehens, lassen die tet waren: Hank, der ruhige Älteste, unauffällig, aber Lovens lotet die diffizilsten perkussiven Dinge aus, Aufnahmen bild- und soundmässig kaum Wünsche bei genauem Hinhören raffiniert durchdacht, Thad, bis hin zu zarten Farbtupfern. Das Trio lebt von offen. der immer unterschätzte Solist, jedoch geschätzte der Präsenz seiner souveränen Instrumentalisten Burke, der 2001 in die Rock’n’Roll Hall Of Fame Arrangeur und Komponist (Three and One) und El- und vom spontanen Powerplay. Wie es ohne aufgenommene, selbsternannte King Of Soul zeleb- vin, der extrovertierte Nachzügler, der mit seiner Themen, Changes, Liedformen oder vorgegebene riert sich auf witzige, selbstironische Weise wäh- intensiven Spielweise und einer komplexen rhyth- Metren musikalische Gedanken entwickelt und rend seines 75-minütigen Sets, ohne das Musi- mischen Sprache das Schlagzeug im Bop um eine unbekümmert fortschreibt in nie abreissenden kalische zu vernachlässigen. Seine Rhythm&Blues- Dimension erweiterte. Jedem der drei Brüder ist Spannungsbögen, verdient allerhöchsten Respekt. Show der Superlative liest sich wie eine amerikani- ein Teil der Jones Suite gewidmet. Die Umsetzung Die drei Herren brennen noch, von Altersweisheit sche Musik-Historie: “Down In The Valley”, ist gelungen. Nicht nur die Komposition, auch das keine Spur. Sie sind, wie die “Neue Zürcher “Georgia On My Mind”, “Cry To Me”, “Dock Of The Arrangement und die Leitung dieses hochstehen- Zeitung” einmal schrieb, “die Rolling Stones des Bay”, “Spanish Harlem”, “Stand By Me”, “Amen”, “A den Ensembles lassen die Jahrzehnte wunderbar Free Jazz”. rk Change Is Gonna Come”, “Proud Mary”, “Everybody plastisch Revue passieren, in denen die drei Brüder Needs Somebody” etc. Und wie Solomon Burke von je auf ihre Weise gewirkt haben. Und als Zugabe seinem Thron aus “regiert” und schliesslich die setzt sich im letzten Stück eine lebende Legende Basler Damenwelt mit roten Rosen beglückt, ist ein- selbst noch an die Tasten. Es ist eindrücklich, ein zigartig. Stück Geschichte live mitzuerleben. ct Auf eine beeindruckende Karriere blicken auch Jethro Tull zurück. und seine Crew zo- gen bei ihrem Auftritt während 90 Minuten alle Re- gister ihres Könnens. Neben grossartig neu arran- gierten Songs aus ihrer Anfangsphase (“My Sunday Feeling”, “Serenade To A Cuckoo”, “Nothing Is Easy”, “Dharma For One”, “A New Day Yesterday” 56 und – besonders brillant – “Bouree”) durften auch JAZZ JNM_5_2010_47-57_HB_LB.qxp 28.8.2010 15:31 Uhr Seite 57

TOBIAS PREISIG SEH/LESBAR FLOWING MOOD die Klassiker der Band nicht fehlen: “Thick As A Brick”, “Aqualung” und “Locomotive Breath” krön- ten ein exzellentes Konzert. Andersons Flöte, akusti- sche Gitarre, Mundharmonika und Bühnenpräsenz begeistern auch nach über 40 Jahren on the road. Einzig seiner gewohnt spöttisch-deklamatorischen Stimme mag man das Alter ein wenig anmerken. Beide DVDs beinhalten neben den Konzertaufnah- men einige zusätzliche Features, die mehr über die AVO SESSION und ihre Geschichte verraten. mp

MAX WIRZ Big Bands – einst und jetzt Verlag Tonema, Frauenfeld 2010, 304 Seiten (ISBN 978-3-033-02321-5)

Seiner neu erschienenen Geschichte der Big Bands gibt Max Wirz den vielsagenden Untertitel “einst und jetzt” – womit die Schieflage beginnt. Denn der Schweizer Radiomoderator streift die Gegenwart nur und konzentriert sich ganz auf die Vergangen- heit, was sicher mit seinem traditionellen Jazz-Ver- BILLIE HOLIDAY ständnis zu tun hat. Die hier präsentierten BigBands “Billie's Blues” sind von altem Schrot und Korn, auch wenn sie feat.: Count Basie Orch., Mal Waldron Duo und Orch., Roy heute aktiv sind. Experimentelle Orchester mit Eldridge (tp), Doc Cheatham (tp), Lester Young (ts), Ben Webster modernem Sound kommen wohlweislich nicht vor, (ts), Coleman Hawkins (ts), Gerry Mulligan (bs) u.a. nicht einmal die BigBands der Rundfunkanstalten (JazzShots DVD 2869097 | www.CeDe.ch) werden erwähnt. Dabei waren sie es, die die Nachkriegsgeschichte des BigBand-Jazz entschei- dend geprägt haben. Es gibt nicht viele Sängerinnen, die so mitreissend Wirz wirft in fünf Kapiteln den Blick zunächst auf TOBIAS PREISIG VIOLIN und voller Emotionen singen konnten wie “Lady das Stammland des Jazz, die USA. Er lässt seinen STEFAN RUSCONI/STEFAN AEBY PIANO Day” Billie Holiday. Trotz Plattenaufnahmen und Freund Richard Grudens zu Wort kommen, der ANDRÉ POUSAZ BASS Auftritten mit grossen Jazzmusikern war ihr Leben, jüngst “Star Dust” veröffentlicht hat, “The Bible of neben der Musik, von Gewalt, Drogen und schluss- the Big Bands”, wie das Buch im Original heisst. MICHI STULZ DRUMS endlich Gefängnis bestimmt. Billie Holiday, am 7. April Daraus gestaltet Wirz mit eigener Übersetzung das 1915 im Ghetto von Philadelphia geboren, besass erste Kapitel seines Buches. “Big Bands in den eine ganz eigene Gesangsstimme, herb und zu- Vereinigten Staaten” stellt lediglich Ray Anthony, TOUR HERBST 2010 gleich brüchig (vor allem in späteren Jahren), un- Count Basie, Les Brown, Duke Ellington, Benny terkühlt und trotzdem leidenschaftlich. Obwohl sie Goodman, Harry James, Glenn Miller und Artie keine musikalische Ausbildung hatte, sang sie die Shaw vor. Ben Grisafi´s Big Band und “das erste 09. SEPT BERLIN JAZZMEETING Texte so, wie ein Musiker sie spielen würde. Sie organisierte Tanzorchester”, das Art Hickman 1913 21. SEPT DÜSSELDORF KULTURFESTIVAL verzögerte ihren Gesang und konnte den Text in die auf die Beine stellte, werden ebenfalls herausge- Länge ziehen, veränderte die Tonhöhe und den hoben. Weder in der wichtigen Darstellung der 22. SEPT CHUR JAZZCLUB Rhythmus der Songs, so erklang der Song jedes BigBands, die George Simon 1967 (1981 in über- mal anders. “Ich ertrage es nicht, denselben Song arbeiteter Fassung) vorlegte, noch im “New Grove” 23. SEPT ST. GALLEN KULTUR IM BAHNHOF zwei Abende hintereinander auf die gleiche Weise fanden sie Eingang. Das US-Kapitel schliesst 25. SEPT ZÜRICH MOODS SCHIFFBAUFEST zu singen”, äusserte sie sich in ihrer Autobiografie Grudens mit Aufnahmen, die über eine Million Mal “Lady sings the Blues” von 1956. verkauft wurden, Erkennungsmelodien und den 01. OKT USTER CONTAINER Die vorliegende, höchst empfehlenswerte DVD, besten Titeln des Jahrhunderts ab. Wirz ergänzt dokumentiert (vermutlich ohne es zu wollen) ihren Seiten über die Big Band Hall of Fame, eine 04. OKT FRAUENFELD GENERATIONS FESTIVAL ge-sundheitlichen Niedergang auf nahezu schoc- Kreuzfahrt sowie drei weitere unbekannte Bands. 07. OKT BASEL BIRD’S EYE kierende Weise. Zwischen dem ersten Track “God Auch die BigBands, die aus England vorgestellt bless the Child” 1950 mit der Count Basie Big Band werden, sind hierzulande kaum bekannt. Das Kapi- 29. OKT LIESTAL KULTURSCHEUNE aufgenommen, wo sie noch (einigermassen) “ge- tel Deutschland wird von den noch immer durch die sund” wirkte, bis zum letzten Song “I love you Lande ziehenden Swing-Legenden Max Greger, 25. NOV BRUGG MITTAGSMUSIK AM GLEIS 1 Porgy” mit Mal Waldron, 1959 kurz vor ihrem Tode Paul Kuhn und Hugo Strasser eingeleitet. Die 26. NOV LA CHAUX DE FONDS LE PETIT PARIS aufgenommen, erleben wir auf erschreckende und Orchester von Bert Kaempfert, Billy Gorlt, Ambros eindrückliche Weise ihre durch die Heroinab- Seelos und Günter Noris sind eher der Unterhal- 27. NOV ZÜRICH KAUFLEUTEN hängigkeit hervorgerufene körperliche Selbst- tungs- und Tanzmusik zuzurechnen. Dies gilt nicht DOPPELKONZERT MIT GARY BURTON zerstörung. Natürlich wirkte sich ihr Drogenkonsum minder für die Schweizer BigBands, die noch durch auch auf ihre Stimme aus, die immer brüchiger einige Amateur-Orchester ergänzt werden. “Im und schwermütiger wurde. Bei “Strange Fruit”, dem Vergleich zu anderen europäischen Ländern”, ist eindringlichen Song, der die Lynchmorde an Afro- zu lesen, “weist die Schweiz eine enorme Dichte auf amerikaner thematisiert, im Duo mit Mal Waldron, an BigBands.” Eine herausragende Stellung nehmen 1959 aufgenommen, geht es für den Zuhörer resp. Teddy Stauffer, Hazy Osterwald, Pepe Lienhard und Zuschauer nahe an die Grenzen des Ertragbaren. Es Dani Felber ein. Warum die Geschwister Schmid ist erschütternd zu beobachten, wie sie sich durch auch auftauchen, bleibt rätselhaft. diesen Song quält. Die angegriffene Stimme, das Der Autor, ganz Radiomoderator, erzählt Ge- Gesicht aufgedunsen und zur Fratze erstarrt, und schichten, Erlebnisse, Begegnungen und Anekdo- doch das Erstaunliche an Billie Holiday war, je ten, die sich nur schwer zu einer Geschichte der weniger Töne ihre Stimme noch erreichte, desto BigBands, geschweige denn zu deren Entwicklung, mehr Ausdruck verlieh sie einem Song. Ein Höhe- zusammenfügen. Sie illustrieren in winzigen Schrit- punkt der DVD ist das über 8-minütige “Fine and ten lückenhaft, “wie die Swing- und BigBand-Musik Mellow” (1957). Nur schon die drei grossen Saxer in Europa Fuss fasste”, so Max Greger im Vorwort. Ben Webster, Coleman Hawkins und Lester Young Zwar beschwört Richard Grudens einleitend deren (mit dem sie eine lebenslange, enge Freundschaft grosse Ära mit ihren legendären Leadern, doch ihre verband) nebeneinander zu sehen und zu hören, ist Wiedergeburt bleibt ein “Traum” für ihn. Wesen einer dieser unvergesslichen Momente des Jazz und Wirken der BigBands, auch hier Fehlanzeige. und zugleich eine Art Schwanengesang, Lester So ist “Big Bands – einst und jetzt” nur unter Vor- Young starb zwei Jahre später, und Billie Holiday behalt ein Nachschlagewerk zu nennen. Hilfreich folgte ihm kurz darauf am 17. Juli 1959, verarmt sind immerhin die weiterführenden Internetadres- und zerbrochen an einer (damaligen) höchst verlo- sen. rk genen, rassistischen amerikanischen Gesellschaft. WWW.TOBIASPREISIG.COM WWW.OBLIQSOUND.COM “Southern trees bear a strange fruit, blood on the leaves and blood at the root, black body swinging in the southern breeze...” gf JNM_5_2010_58-59_AH 28.8.2010 14:34 Uhr Seite 58 KATHARINA W TEXT UND FOTO: JOHANNES ANDERS 7 PIANO-DUOS: 1.) MARY LOU WILLIAMS (1910–1981) & CECIL TAYLOR (*1929): THE LORD IS HEAVY (“A Concert Of New Music For Two Pianos – Embrance”, rec. 1977. Pablo-Live-2LP). 2.) GRAU-SCHUMACHER PIANO DUO: STRAVINSKY LE SACRE DU PRINTEMPS – DANSE SACRALE (“Debussy - Stravinsky”, rec. 2006. Fassung vierhändig von I. Stravinsky. NEOS / Disques Office). 3.) KLAVIERDUO ADRIENNE SOÓS / IVO HAAG: DIETER AMMANN(*1961): REGARD SUR LES TRADITIONS FÜR KLAVIER VIERHÄNDIG (“Werke für Klavierduo”, rec. 2007. Musiques Suisse / Grammont Portrait / Musikvertrieb). 4.) JOACHIM KÜHN (*1944) & MICHAEL WOLLNY (*1978): HEXENTANZ (“Piano Works IX – live at Schloss Elmau”, rec. 2008. ACT / Musikvertrieb). 5.) CHRISTOPH KELLER (*1950) & STEFAN WIRTH (*1975): B. A. ZIMMERMANN – MONOLOGE FÜR ZWEI KLAVIERE / 1964, Katharina Weber wurde 1958 in Bern geboren. 4. SATZ (“107. Schweiz. Tonkünstlerfest Klavierstudien in Basel und Bern bei Jürg Wyt^- Zürich 2007”. DRS 2). tenbach, Urs Peter Schneider, Erika Raderma- 6.) PIERRE LAURENT AIMARD (*1957) & cher und Jörg Ewald Dähler. Meisterkurse u.a. Do 16. 9. CD-Taufe TAMARA STEFANOVICH: PIERRE BOULEZ bei György Kurtág. 1987: Solistenpreis des (*1925) – STRUCTURES POUR PIANO – Schweizerischen Tonkünstlervereins. Auftritte im In- und Ausland, sowohl in Soloprogrammen SILVIO CADOTSCH ODEM DEUXIEME LIVRE 2 / 1956/61.(“Lucerne Silvio Cadotsch tb, Rafael Schilt sax, Dominique Girod b, Dominic Egli dr wie als Solistin (u.a. unter der Leitung von Festival Sommer 2005, Luzerner Theater, Jürg Wyttenbach und Heinz Holliger) als auch Das gesamte Klavierwerk von Pierre Boulez”. in Kammermusikkonzerten. Konzerte in Freier DRS 2). Improvisation (u.a. mit Irène Schweizer, Paul 7.) IRÈNE SCHWEIZER(*1941) & Lovens, Erika Radermacher, Alfred Zimmerlin). KATHARINA WEBER (*1958): IMPROVISA- Das Zusammenwirken mit KünstlerInnen aus TION. (“Tonart Bern 1996” – Kunstmuseum. andern Sparten (Schauspiel, Pantomime, Tanz, DRS 2 Live). Action Painting) bildet einen wesentlichen Teil KW: Bei 1 fand ich ungeheuer spannend den ihrer Arbeit. Radio- und CD-Aufnahmen. Kom- positionen seit 1994. Katharina Weber unter- Gegensatz zwischen einfachen Harmonien im richtet Klavier und Improvisation an der Musik- Hintergrund und dem Eruptiven in den schnel- schule und der Hochschule der Künste Bern. len Bewegungen, die das umspielt haben, wo- 2001 wird Katharina Weber mit dem Grossen raus eine grosse Intensität entsteht, wobei die Musikpreis des Kantons Bern ausgezeichnet, freien Tonkaskaden immer ähnlich lang waren. und der SWR 2 brachte am 30. Oktober 2009 Erinnert hat mich das an eine Aufnahme mit ein einstündiges Porträt der Pianistin. Cecil Taylor und Mary Lou Williams. 2 war na- türlich “Le Sacre” in der vierhändigen Fassung, sehr vielschichtig, auch in den Gegensätzen, die ich auch einmal gespielt habe, zusammen könnte aus den “Structures” von Boulez sein. mit Erika Radermacher. Hat mir sehr gut ge- JA: Das war eines der spannendsten Klavier- fallen, hatte eine grosse Spannung, war dyna- ereignisse, die ich je erlebte. Die beiden ha- misch und sehr präzis zusammen, besonders ben in einem rund fünfstündigen Konzert das wirkungsvoll waren auch die Pausen. 3 war gesamte Klavierwerk von Boulez nicht nur ge- hochinteressant, mit sehr gegensätzlichen spielt, sondern Aimard hat teilweise mit Abschnitten – habe mich gefragt, ob das pol- Partiturdias und dazu interpretierten Beispielen nisch sei – mit viel Dynamik und Spannung, bestimmte Passagen auch analysiert und her- schnelle Bewegungen, Tonleitern, dann wieder vorragend erklärt. 7 (lacht) ... waren Irène und ruhevolle Momente, hat etwas Geladenes ... 4 ich. Hat grossen Spass gemacht, mit ihr zu- war auch gegensätzlich, mit polyfon-roman- sammen zu spielen, hat sehr aufmerksam re- tischer Einleitung – dachte an eine barocki- agiert, auch gemäss meinen Angaben bei die- sierende, russische Komposition, mit plötzlich sem Stück, obwohl ich das Gefühl hatte, dass wechselnden Teilen. Dann kam der Teil mit sie lieber ganz frei improvisiert. den Ostinati, was sehr jazzig klang. Bei 5 hat mir der Anfang unheimlich gefallen, mit die- OLIVIER MESSIAEN (1908–1992): Do 30. 9. sem Unisono und der Spannung von einem ÎLE DE FEU I / 1949 Ton, der zwischen den Klavieren hin und her (“Hommage à Messiaen”, rec. 2008. CHRISTY DORAN’S spickt. Dann fand ich das Stück sehr plakativ, Pierre-Laurent Aimard, Piano. Universal). BUNTER HUND mit Clustern und Extremen, aber sehr explosiv; KW: Ich nehme an, es ist Messiaen, hervorra- Patricia Draeger acc, Christy Doran g, Christian Weber b, ist das aus den “Monologen” von Zimmer- gend gespielt, war wohl auch Pierre-Laurent Lionel Friedli dr mann? Bei 6 entstand die Spannung durch die Aimard. Was mir aufgefallen ist, sind die starken Akzente gegenüber den auch leisen, Blöcke an Motiven und Spielformen, die zum Moods im Schiffbau | 8005 Zürich gehaltenen Tönen und den schnellen Figuren, Teil wiederkommen, wie architektonisch. Programm: moods.ch | Tickets: starticket.ch JNM_5_2010_58-59_AH 1.9.2010 10:01 Uhr Seite 59 A WEBER ANDERS HÖREN

Interpretationsvergleich: YOUNGHI PAGH-PAN (*1945): KW: Bei 3 hatte ich die Vermutung, dass es GYÖRGY KURTÁG (*1926): MADI / 1981 (“Ensemble Modern”, Jacques Demierre ist. Das Erste hat mir un- STREICHQUARTETT OP. 1 (1959) rec. 1985. Ensemble Modern, Peter Eötvös. heimlich gefallen, diese dunklen Cluster, eine 1. SATZ, POCO AGITATO Deutsche-Harmonia-Mundi-LP). Riesenwolke, in der alles belebt ist, obwohl es 1.) KELLER QUARTETT (“Musik für Saiten- KW: Sehr eindrücklich, das Orchester sehr ja wie ein monochromes Bild wirkt, in dem instrumente”, rec. 1995. ECM New Series). differenziert eingesetzt, diese Liegeklänge, man aber doch Schatten sieht, Strukturen er- 2.) KAIROS QUARTETT (“Interpretenportrait”, musste dabei an die Turmalinscheiben den- kennt. Ich bin nicht ganz sicher, ob er auch rec. 2001. Edition Zeitklang). ken, die wir angeschaut haben, fast etwas hohe Töne gespielt hat – ich glaube schon – JA: Du sagtest, dass Du Dich mit dem ersten Sakrales in diesen Klängen. Dann wieder ganz aber entweder ist es so aufgenommen, dass Satz einmal speziell auseinandergesetzt hast. belebte Stellen, die sich über lange Zeit man nur die tiefen Saiten stark hört, oder die KW: Ja, kann ich das Zweite noch einmal mit gesteigert haben, sehr erzählerisch und dra- hohen hat er so leise gespielt, dass sie ganz Partitur hören, ich habe sie hier. Eigentlich ge- matisch ... JA: Du hattest mal erwähnt, dass integriert waren, wie Obertöne. Hat eine Rie- fallen mir beide sehr gut, das erste, das Kel- Dich diese Komponistin interessiert – es ist sendynamik und man spürt, dass er ganz ler-Quartett, das ich kenne, gefällt mir jedoch die Südkoreanerin und Klaus-Huber-Partnerin dabei ist. 2 ist sehr zart und man merkt, dass noch besser und ich finde es erstaunlich, Younghi Pagh-Pan. KW: Habe mal ein Stück er auch einen sehr weichen Anschlag haben wie es ihnen gelingt, jeden Klang, jedes Ge- für Schlagzeug und Klavier von ihr gespielt kann und sich völlig in die anderen Instrumen- räuschartige so präzise zu spielen, dass alles und kenne sie persönlich. te integriert – eine grosse Leistung, über so so schön ausgespielt ist, dass man es deutlich lange Zeit eine langsame Steigerung zu ma- hören kann, obwohl der Satz so dicht und in BEAT FURRER (*1954): chen und die Spannung zu halten. Einzig der einer Minute alles vorbei ist. Beim Zweiten – KONZERT FÜR KLAVIER UND ENSEMBLE / Bassist am Schluss geht klanglich etwas ver- wer ist es? – ist das weniger ausgeprägt in 2007 (“Tage für Neue Musik Zürich 2008”. loren. Interessant die Ähnlichkeit zum ersten den Details, bei Takt 9 zum Beispiel hör ich Nicolas Hodges, Klavier, Ensemble Stück. In beiden hört man, dass er ein sehr den letzten Pizzicato-Akkord im Cello fast Contrechamps, Beat Furrer, “Schattenklavier”: guter Pianist ist. 3 ist Demierre mit Isabelle nicht. Beim Keller Quartett ist mir aufgefallen, Stefan Wirth. DRS 2 2008). Duthoit. Habe beide im Konzert gehört, und ren. wie schön man hier die Verbindung hört vom KW: Auch das finde ich sehr spannend. Ich ich war völlig begeistert, wie sie so elementar Wyt^- Fis vorher zum G in diesem Pizzicato-Akkord. frage mich, ob das ein Klavierkonzert ist, denn spielen können, die Klarinette und die Stimme ma- Was ich beim Kairos Quartett auch nicht gut das Klavier ist sehr integriert in die anderen mit dem Klavier auch so verbunden und im u.a. höre, ist im Takt 7 in der zweiten Geige eine Instrumente, wirkt aber geladen und aggres- Klang vereinigt, obwohl das doch so verschie- Figur, die ich, während die anderen einen siv, sich immer wieder steigernd, wie ein Ge- dene Instrumente sind, was auch da ist, wenn tte Cluster- oder Tremoloakkord spielen. Beson- genpol zu den anderen, die oft lange Klän- Demierre Geräuschhaftes oder im Innern des men ders fällt mir auf, dass beim Keller Quartett die ge haben, besonders am Anfang mit sphä- Klaviers spielt. Auch ihre Entwicklungen gehen uch Coda wirklich noch zum Stück dazugehört, rischem Charakter. Die Bögen wurden dann so wunderbar zusammen über lange Zeit, und er obwohl sie hier völlig neues Material bringt, immer länger und diese sphärischen Klänge ich habe immer das Gefühl, dass das etwas ul von den melodischen Bögen her und von den immer durchdringender und geladener, näher- Echtes ist. 4 ist natürlich völlig anders, auch in). Flageolettklängen, die allerdings verwandt ten sich dem aggressiven Charakter des mit der Elektronik. JA: Das Stück heisst s sind mit den Flageolettakkorden am Anfang. Klaviers an. “Traveling Miles”, ist 53 Minuten lang, und mit nz, Beim Keller Quartett ist das so, wie wenn man “Miles” sind die Entfernungen gemeint, die Teil plötzlich zu einem schönen Aussichtspunkt FRANZ LISZT (1811–1886): das Stück mit allen Klang- und Geräuschein- m- kommt. Beim Kairos Quartett geniessen sie SONATE FÜR KLAVIER, H-MOLL, S. 178, blendungen durchmisst, Fundstücke von er- es an dieser Stelle fast zu sehr, dass es end- 1852/53 (“Pollini-Projekt 1”, Lucerne Festival New York während einer Demo gegen die US- usik- n. lich etwas Gesangliches zu spielen gibt, als ob Sommer 2008. Maurizio Pollini, Klavier. Invasion in den Irak mit einer halben Million en ein neuer Satz beginnen würde. DRS 2 2009). Teilnehmern bis in die einsamen Höhen der t, KW: Ich kenne das sehr gut, komme aber bolivianischen Anden, weit weg von der Zi- 09 STEFAN WIRTH (*1975): im Augenblick nicht drauf, was es genau ist. vilisation. Elf Musiker improvisieren mit höch- ETÜDE 3 / 2004 (DRS 2 “Musik unserer Es ist sehr schön gespielt, hat einen unge- ster Konzentration, indem sie auf diese Klang- Zeit – Der Komponist Stefan Wirth”. heuren Impetus, es drängt und man hat das objekte reagieren, mit der Verpflichtung, ge- Aus “5 Etüden für Piano”, rec. 2007. Gefühl, alles ist von Bedeutung, sehr virtuos, nau hinzuhören und auf das Tonmaterial und Stefan Wirth, Piano. DRS 2 2009). im Charakter fast improvisierend, am Anfang die begleitenden Anweisungen Demierres ein- KW: Sehr beeindruckend! Es ist eine grosse etwas wackelig, aber überhaupt nicht irgend- zugehen. Sodann basiert Demierres Inszenie- Spannung in diesen Repetitionen und Sekund- wie stur, sondern sehr erfinderisch. rung darauf, die verschiedenen Dauern der reibungen, die ganz lang durchgehalten wird; Improvisationen genau festzulegen. Sobald die und schön der Gegensatz dazu in den tiefen JACQUES DEMIERRE (*1954) Gruppe wieder elf Musiker zählt, musste sie Bässen. Sind das wieder zwei Klaviere, denn 1.) SEA SMELL (“On Is Land”, rec. 2007. die richtige Art und Weise finden, ergänzend mit einer Hand kann man das eigentlich nicht J. Demierre, piano. Creative-Sources-CD). zu improvisieren. Die Herausforderung, so machen? Sehr interessant, spannend. 2.) BRAINFOREST (“Brainforest”, rec. 2004. Demierre, “besteht darin, einen Vorgang zu J. Demierre, piano, Barry Guy, bass, definieren, der einen genügenden Freiraum KEITH JARRETT (*1945): Lucas Niggli, drums. Intakt). lässt, aber dennoch einen Rahmen aufweist”. RADIANCE PART 7 (“Radiance”, rec. 2002, 3.) LA QUESTION DANS LE COUP D’OEIL KW: Das hat mich berührt wie selten ein Im- Auszug. Keith Jarrett, Piano Solo. ECM). (“Avenues”, rec. 2004. J. Demierre, p, Isabelle provisationskonzert! JA: Erstaunlich allerdings, KW: Das erinnert mich an Keith Jarrett, von Duthoit, clarinet, voice. UNIT / Musikvertrieb). dass dieses Konzert beim Schaffhauser Jazz- den langen Wellen her ... Zuerst hatte ich ein 4.) TRAVELING MILES (“Jazzfestival Schaff- festival bei Musikern, Kritikern und Publikum wenig Mühe mit diesen weichen Wogen, auch hausen 2005”. J. Demierre, p, Günter Müller, weitgehend auf Unverständnis und vehemente weil ich es harmonisch nicht so spannend electr., Martin Schütz, cello, electr., Hans Ablehnung stiess. (Siehe dazu “Demierre und die fand, ich habe eigentlich lieber Klänge mit Koch, clarinet basse, electr., Rhodri Davis, el.- Folgen“: http://www.andersmusic.ch/03 Reibungen; es sind nicht tonale Akkorde, aber harp, Isabelle Duthoit, clarinet, voice, Vincent persoenlich/meinung.html ) wahrscheinlich doch mit Ganztönen darin. Je Hänni, electr., Marie Schwab, violin, elctr., länger ich zugehört habe, desto mehr hat es Christian Weber, bass, electr., Hervé Provini, Katharina Weber, herzlichen Dank für Deinen mich doch reingezogen. drums. DRS 2 / “radio record slightly re- Besuch. ´ mixed” von J. Demierre).

Die Musikprotokolle “Anders Hören" stellt uns unser langjähriger Mitarbeiter Johannes Anders (www.andersmusic.ch) mit freundlicher Genehmigung der Schweizer Musikzeitung SMZ zur Verfügung (www.musikzeitung.ch). 59 JAZZ JNM_5_2010_60-62_New 1.9.2010 10:12 Uhr Seite 60 NEW PROJECTS KOMPROMISSLOS GLÜCKLICH – STEFAN AEBY

JNM: Seid ihr zufrieden mit dem Resultat? es mir – sind wir alle gleichwertig und gleich wichtig. SA: Ja. Die CD umfasst in der jetzigen Form sämtliche Wie in einem kleinen Chor. Elemente, die unsere Musik am treffendsten beschrei- JNM: Du kannst von Glück reden. ben. Es hat sowohl groovige als auch ruhige Teile, die SA: Durchaus. Dass gerade wir drei zusammengefun- in der Summe einen äusserst interessanten Span- den haben, ist wunderbar. nungsbogen bilden. Ich bin überzeugt, wir haben JNM: Trotzdem: In einem Trio können Ideen auch unsere Sprache gefunden. Wir können das Fragezei- divergieren. chen durch ein Ausrufezeichen ersetzen. SA: Vor ein paar Wochen habe ich mit André Pousaz JNM: Dein Trio ist also zu einer wichtigen Erkennt- zu Abend gegessen. Ich sprach mit ihm über unsere nis gelangt. gemeinsame Arbeit. Dabei stellten wir fest, dass wir SA: Die Erkenntnis, dass wir hervorragend harmonie- uns während der Proben gegenseitig nie mit Fragen zu ren. Für uns ist es wichtig, die Ideen gemeinsam auf einem Stück behindert hatten. Wir setzten um, was einen Nenner zu bringen und in eine Richtung ziehen uns in den Sinn kam – und das ohne grosse Kommen- zu können. Wir kreieren so unsere ganz eigene Welt, tare. Jeder hatte automatisch “das Richtige" gemacht. die im entferntesten Sinne jener auf dem Cover ent- Erstaunlich eigentlich, aber wir harmonieren so. spricht. JNM: Kompromisslos glücklich? JNM: Eine abstrakte Welt ... SA: Es scheint so. Ich habe keine Stelle auf der CD SA: ... ich würde sagen, eine runde Welt, die unsere gefunden, wo ich sagen würde: “Ach, schade, ich hätte Klangwelt darstellt. es hier gerne so oder so gehabt." Der Freiburger Pianist Stefan Aeby, der Bas- JNM: Eine Klangwelt mit Gegenpolen: Auf der einen JNM: Dennoch hat jeder von euch Musikern seinen sist André Pousaz und der Schlagzeuger Julian Seite haben wir den Titel “June", auf der anderen ganz eigenen Charakter. Sartorius haben ihren ganz eigenen Sound den “Winter Song". SA: Natürlich, und das soll auch so sein. Doch am gefunden: Ihr Album “Are you...?” ist tech- SA: Zu unserer Welt gehören diverse Farben, zum Teil Ende überwiegt das Gemeinsame, und darin sind wir nisch vollendet, kommt aber keineswegs eli- sind diese auf die Instrumente bezogen. André, Julian stark. tär daher. Im Gegenteil: “Die Musik steht und ich, wir haben einen klaren eigenen instrumenta- JNM: “Are You...?" ist vermutlich nicht dein letztes im Vordergrund", so Aeby, und das steht len Sound, und im Verbund haben wir es geschafft, Album mit diesem Trio. ausser Frage. Doch eine ganz andere Frage einen eigenständigen Bandsound zu entwickeln, der SA: Das weiss ich im Moment noch nicht. Wir genies- hat JAZZ’N’MORE brennend interessiert. aus entspannt-fröhlichen Farben wie in “June", oder sen die Konzerte, die wir gemeinsam geben dürfen. Von Luca D'Alessandro eher dunkleren Farben wie in “Room 2" oder düster- Was die Zukunft bringen wird, ist in der Tat noch ein JNM: Stefan Aeby, überall stecken Fragezeichen: popigen Farben wie eben im “Winter Song" besteht. Fragezeichen – ein angenehmes Fragezeichen. ´ auf dem CD-Cover, im Titel. Es scheint, als suchtest JNM: Das Cover suggeriert eine etwas neblig-graue du nach einer Antwort. Welt. Wie siehst du deine Welt? Stefan Aeby: Nicht wirklich. Mein Trio und ich, wir SA: Ich sehe eine melodische Welt: Verschiedene sind uns unserer Sache sehr sicher. Der CD-Titel “Are Harmoniefarben, welche die Melodien abwechslungs-

You...?" – mit dem Fragezeichen – symbolisiert eine reich gestalten und immer wieder in einem anderen WINDMÜLLER gewisse Offenheit, die wir mit unserer Musik reprä- Licht darstellen. sentieren. JNM: Die Melodien könnten problemlos nachgesun-

JNM: Offenheit? gen werden. Man erinnert sich an sie. PEEWEE SA: Ja, die Offenheit, wie ein Stück am Ende ausge- SA: Ja, die Stücke haben in der Tat einen Song-Cha-

hen könnte. Das Fragezeichen soll zeigen, dass unsere rakter. Es sind einfache und singbare Melodien, die FOTO: Stücke offen gehalten und die einzelnen Teile im Vo- haften bleiben. STEFAN AEBY TRIO raus nicht bis ins letzte Detail abgesteckt sind. Im Titel- JNM: Welches eurer Instrumente nimmt diesen sin- “Are you...?" thema, zum Beispiel, beginnen wir mit einem arran- genden Part wahr? Stefan Aeby (p), André Pousaz (b), Julian Sartorius (dr) gierten Thema, und darauf folgt ein frei improvisierter SA: Niemand im Trio ist alleiniger Solist. Das ist des- (UNIT UTR 4233 / MV) Teil. Und wie das im Jazz so üblich ist, kann eine freie halb möglich, weil wir eine gemeinsame Klangvorstel- PD/ZVG Improvisation immer anders enden. Wir wussten vor lung haben. Klar, stellenweise sticht der Bassist ein der Aufnahme dieses Stückes also nicht, wie es am bisschen deutlicher hervor, dann ist es der Schlagzeu- Detaillierte CD-Besprechung siehe

FOTOS: Ende tönen würde. ger oder ich am Piano. Am Ende jedoch – so scheint JNM 2/2010 (März/April 2010)

ARTE QUARTETT MIT RABIH ABOU KHALIL TRIO – WEST-ÖSTLICHE DIALOGE Auf dem letzten Album “Different Worlds” (JAZZ’N’- ten Mitgliedern des aktuellen Trios und dem italieni- MORE 2/2010) widmete sich das Quartett zur Hälfte schen Akkordeonisten Luciano Biondini. Im Zentrum Kompositionen helvetischer Herkunft, zur Hälfte Kom- des musikalischen Denkens von Abou Khalil steht seit positionen von John Zorn, Terry Riley und dem libane- seiner klassischen Ausbildung in Wien die analytische sischen Oud-Spieler Rabih Abou Khalil. Vom Liba- Beschäftigung mit der klassischen europäischen nesen stammten die Komposition “Dreams of a Dying Musik, die ihm eine neue Perspektive auf die traditi- City” und die Vorlage zu einer begeisternden Version onelle arabische Musik erlaubte. Die gemeinsame Basis des “Arabian Waltz”, die durchaus auf der Höhe jener des Libanesen und der vier Basler Saxofonisten ist die Einspielung von 1996 mit dem Balanescu String Quar- klassische Musik als Ausgangspunkt und der neugieri- tet ist. Abou Khalil stand schon lange auf der ge Blick über die Grenzen hinaus, bereit zur Ausei- Wunschliste des Quartetts für ein ARTE-Plus-Projekt. nandersetzung mit anderen Musikwelten. Bei einem ARTE-Auftritt in London und anlässlich der Dank einer Auftragsarbeit des ARTE Quartetts kommt Einspielungen der CD “Different Worlds” konkretisier- es nun zu einer Uraufführung von Kompositionen, die ten sich die Kontakte zu dem kreativen Orientalen, der Khalil eigens für das gemeinsame Projekt schrieb. ein gesuchter Partner und nebst anderen Projekten Damit erweitern Beat Hofstetter, Sascha Armbruster, auch Leader eines von der Besetzung her originellen Beat Kappeler und Andrea Formenti ihren Horizont Trios mit dem Tubaspieler Michel Godard und dem einmal mehr: Nach den urbanen Experimenten mit Drummer Jarrod Cagwin ist. und Tim Berne wenden sich die vier Auf dem jüngst erschienenen Album “Selection” (JAZZ’- Saxofonisten nun den reichen Musiktraditionen des Das Basler Saxofonquartett ARTE wurde N’MORE 1/2010) bietet der Libanese einen breit ge- östlichen Mittelmeerraums mit seinem arabischen 1985 gegründet und begeht seither eine be- fächerten Einblick in seine vielschichtigen Projekte Hintergrund zu. ´ achtliche Gratwanderung zwischen moderner der letzten 20 Jahre. Wir hören dabei etwa Einspie- zeitgenössischer Kompositionsmusik und lungen mit dem italienischen Klarinettisten Gabriele Konzerte: Sonntag, 19.9.2010, 19.15, dem Jazz. Insbesondere die Projekte unter Mirabassi, dem amerikanischen Bassisten Steve Stadtcasino Basel, Festsaal “ARTE Plus” fanden grosse Beachtung unter Swallow, dem Trompeter oder dem (Doppelkonzert mit dem Elina Duni Quartet) Jazzfans. So schrieben etwa der englische kürzlich verstorbenen Altsaxofonisten Charlie Mari- Dienstag, 21.9.2010, 20.30, Moods, Zürich Gitarrist Fred Frith oder der amerikanische ano. Auf seinem Album “em português” (Enja 2007) CDs: ARTE Quartett: Different Worlds (Marsyas Saxofonist Tim Berne Kompositionen für das erweiterte er seinen Horizont ans andere Ende des 2009); Fred Frith and Arte Quartett: Big Quartett, die dann auch gemeinsam geprobt Mittelmeers und widmete sich in einer Zusammenar- Picture; Still urban (beide intakt records 2009); und aufgeführt, später auch als CD zugäng- beit mit dem Sänger Ricardo Ribeiro dem portugiesi- Rabih Abou Khalil: Selection ( lich gemacht wurden. schen Fado, gemeinsam mit den beiden oben erwähn- 2009); em português (Enja Records 2007) 60 JAZZ JNM_5_2010_60-62_New 1.9.2010 10:12 Uhr Seite 61 NEW PROJECTS FANNY ANDEREGG – CHANTEUSE EXTRAORDINAIRE

sen sei. Sie schwärmt vom Studio “La Buissonne” in der Nähe von Avignon, wo eine Woche vor ihnen Carla Bley aufgenommen habe. Das habe sie zusätzlich an- gespornt.

“Heimat” war das Rahmenthema des neuen Albums. Dazu hat Anderegg mit gut dreissig Personen unter- schiedlichen Alters, mit Flüchtlingen oder Politikern etwa, Interviews gemacht, diese transkribiert und daraus dann Songtexte extrahiert. “Ich wollte aber nicht die Geschichte von einer Person direkt in einen Text nehmen, sondern vielmehr mit Farben und Stim- mungen arbeiten. Beispielsweise habe ich die Leute gefragt, welchen Namen die Heimat habe. Daraus ent- stand dann der Song ‘My Name Is’. Im ersten Teil der CD geht es um einen selbst, also um die Frage, wie ich in meinem Körper lebe, welche Ideen und Emotionen ich habe. Im zweiten Teil geht es um Familie, Arbeit und Quartier als Heimat. Und schliesslich geht es noch um die Heimat in der Gesellschaft.”

ZUR PERSON: Sagts, lacht und berichtet mit anhaltender Sinnlich- Fanny Anderegg (31), wuchs in Biel keit über den Prozess des Komponierens, den sie, auf, wo sie auch heute noch lebt. wenn es gut läuft, als Geschenk empfinde, und der, Mit fünf Jahren begann sie Klavier wenn es hapert, schrecklich sei. Ja, das tue dann gera- zu spielen. Sie studierte an den dezu weh und dann gehe sie spazieren oder spreche mit Freunden. Für einen Song habe sie einmal tausend Jazzschulen Montreux und Basel, Versuche unternommen – schrecklich – und morgens wo sie ihr Diplom erlangte. Eine um drei sei ihr dann die erlösende Idee gekommen. Da ihrer Lehrerinnen war Susanne sei sie aufgestanden, habe gespielt und aufgeschrie- Abbuehl. Neben ihrem eigenen ben, Nachbarin hin oder her. Quartett, mit dem sie gerade ihre Neben aller Bescheidenheit ist es dieses entschlosse- dritte CD “Home” veröffentlicht ne Engagement, das Anderegg zur faszinierenden hat, leitet Anderegg den Chor Persönlichkeit macht, und ihre neue CD “Home” be-

WINDMÜLLER “Asparagus & Melon”, unterrichtet weist einmal mehr, dass sie eine Chanteuse extraordi- und ist in zwei jurassischen naire ist. ´ Pfarreien als Organistin tätig. PEEWEE Weitere Infos und Diskografie

FOTO: unter: www.fannyanderegg.ch

Bescheiden, fleissig, engagiert, eigen(-willig), sehr sinnlich und stets für eine Überra- schung gut: Das sind Attribute, die das Wesen der Bieler Sängerin Fanny Anderegg zeichnen. Ganz fassen lässt sie sich jedoch nicht: Sie ist definitiv mehr als eine Singer- Songwriterin, auch keine reine Jazzsängerin – vielleicht einfach eine Chanteuse extra- ordinaire. Das beweist ihr neues Album “Home”, für welches sie nicht nur komposito- risch tätig war, sondern auch als Forscherin agierte, die aus Interviews poetische Texte schöpfte. Von Silvano Luca Gerosa FANNY ANDEREGG “Home” Fanny Anderegg macht keine halben Sachen – weder gen schwärmt Anderegg, die auf ihrer ersten CD “La Fanny Anderegg (voc, hang, calimba), Vincent Membrez (p, bezüglich ihrer CDs noch sonst. Dies ist mehr als ein Figlia Dal Vent” auch in Rätoromanisch gesungen hat, harmonium), Peter Gossweiler (b), Luigi Galati (dr) erster Eindruck bei unserer Begegnung in einem Café von der Mehrsprachigkeit der Schweiz. (Meta Records / Karbon) in Baden. Schon die Tatsache, dass ihr der Weg von Biel her “nur” für ein Interview nicht zu weit war, Auf die Frage nach ihrer Identität folgen nach einem spricht für ihr Engagement. Genauso das Faktum, dass etwas verlegenen Lachen erstmal einige Worte in Fanny Andereggs neues, drittes Album “Home” ist auch ihre attraktive äussere Erscheinung durchaus Französisch. “Wer bin ich? Das ist die grosse Frage für derart schön, vielschichtig, nuanciert und fein ge- abgestimmt und durchdacht ist – Oberteil, Schal, Fin- alle. Mein zweites Album war über den Jakobsweg, strickt, dass man es sich wirklich anhören muss. Da gerring und Lidschatten sind zueinanderpassend den ich gemacht habe. Dabei hatte ich mir natürlich liegt kein gleichzeitiges Plaudern, Lesen oder Kochen grün. An sich ein kleiner Widerspruch zu einer Äusse- viele derartige Fragen gestellt. Es war schwierig für drin. Und das ist gut so, denn die Musik der Bieler rung, die Anderegg am Rande machte. Angesprochen mich, meinen Platz zu finden; nicht als Musikerin, aber Sängerin entführt einen mental in andere Welten, in darauf, ob ihr Biel als Lebenszentrum denn gefalle, als Mensch. Deshalb wollte ich mich mithilfe der welchen Nachdenken, Poesie und Natur Trumpf sind. und ob Lausanne, wo sie während der Studienjahre in Musik dieses Themas annehmen.” Ob sie denn als Vieles reduziert sie aufs Maximum. In “Berceuse” etwa Montreux lebte, nicht viel toller sei, antwortete Musikerin wirklich ihren Platz gefunden habe und Teil gibt es anfänglich nur ihre Stimme und ein Kalimba, Anderegg: “Ach, es war schrecklich, wirklich schlimm! einer Szene sei, wollte ich weiter wissen. Worauf das in seiner Schlichtheit schon fast wieder orches- In Biel kannst du sein, wie du willst, kannst anziehen Anderegg bestimmt antwortete: “Also meine Musik ist tral klingt. Dafür bleibt viel Raum für die feinen was du willst, wenn du auf die Strasse gehst. In Lau- nicht wirklich richtig Jazz, aber sie ist auch nicht wirk- (Zwischen-)Töne. Die langsam aufgebaute Dramatur- sanne gibt es ein ‘Standing’, selbst unter den Jun- lich Pop – sie ist irgendwo dazwischen. Es ist einfach gie findet dann durch das Einsetzen des Harmoniums gen. Genf ist noch viel schlimmer. Für mich sind die meine Musik und ich fühle mich gut damit.” ihre Vollendung. Die fünfzehn eigenen Songs, vier da- Deutschschweizer Städte viel angenehmer. Basel ist von in Französisch, die übrigen in Englisch, nehmen eine super Stadt.” Anderegg ist eigen(-willig) und immer für Überra- sich thematisch des Begriffs “Heimat” an. Teilweise schungen gut. Nicht nur, dass sie den Jakobsweg sind sie aus zahlreichen Interviews entstanden, wel- War Anderegg zu Beginn unseres Gesprächs noch machte, sonntags als Organistin arbeitet, jährlich für che Anderegg geführt hat, beispielsweise “My Name etwas scheu, öffnete sie sich doch bald schon, erzähl- mehrere Wochen nach Indien zur Weiterbildung fährt, Is”. Von Letzteren zeugen auch die eindrücklichen te offen, ausführlich und liess dabei den Charme einer spasseshalber in Biel ein Bollywood-Projekt lanciert Porträts im sorgfältig gestalteten Booklet. Anderegg Romande nicht zu kurz kommen. Besonders bei hat und in ihrer Freizeit eine leidenschaftliche Tänzerin fesselt als Sängerin nicht nur mit den gelegentlichen schwierigen Fragen antwortete sie spontan in Fran- ist – nein, auch ihr neues Album “Home”, welches auf Scat-Einlagen (“The River”), deren Habitus weniger zösisch, ihrer Muttersprache. Übrigens schreibe sie dem renommierten deutschen Label Meta Records jazzig ist, sondern eher an das fröhliche Summen nicht aus kommerziellen Gründen viel mehr Songs erschienen ist, ist etwas ganz Besonderes. Bescheiden eines verspielten Mädchens erinnert. Nein, vielmehr in Englisch, sondern weil es in Französisch viel betont Anderegg erst einmal, dass sie sich davon nicht sind es der durchdachte, spannungsreiche Aufbau schwieriger sei und einen anderen Groove ergäbe. Sie den grossen Durchbruch verspreche, und Geld verdie- ihrer Songs und das federleichte Zusammenspiel mit sei halt total “französisch” aufgewachsen, weil ihre nen tue man ja mit CDs schon lange nicht mehr. Nein, ihren hervorragend agierenden Mitmusikern, welche Eltern absolut “pro Jura” waren. Richtig Deutsch ha- ihr würden CD-Projekte einfach viel Spass bereiten, diese Platte unwiderstehlich machen. sge be sie erst an der Jazzschule Basel gelernt. Im Übri- auch wenn der Aufwand in diesem Fall immens gewe- 61 JAZZ JNM_5_2010_60-62_New 1.9.2010 10:12 Uhr Seite 62 NEW PROJECTS KONTRABASSDUO STUDER-FREY – ARBEIT AN DER GEMEINSAMEN VISION

Mit zwei Kontrabässen forschen Peter K Frey Es kringelt und krangelt, schwebt und flüstert in den und Daniel Studer seit über zehn Jahren an unterschiedlichsten Nuancen und Färbungen. Die bei- ihrer Musik. Die aktuelle CD “Zwei” manifes- den Kontrabassisten versuchen, Gleichlauf und Imi- tiert ein musikalisches Universum, das keine tation möglichst auszuschalten und den individuellen Grenzen kennt und dennoch von Form durch- Entscheidungen bestmöglich Rechnung zu tragen. So drungen ist. Von Pirmin Bossart wird bei verschiedenen Einstiegen oder unvorherseh- Die freie Improvisation ist das Kernstück der Zusam- baren Kurven nicht sofort eine Angleichung versucht. menarbeit von Peter K Frey und Daniel Studer. Sie “Das würde meistens zum kleinsten gemeinsamen machen das so gezielt und umfassend, dass man Nenner führen. Die Materialien sollen nebeneinander ebenso gut sagen könnte: Eigentlich arbeitet das Duo bestehen und sich gemeinsam zu einem Ganzen ent- seit Jahren an einer einzigen Komposition, die mehr wickeln.” und mehr auf das Wesentliche kommt. Zwar ist die Durch die lange Zusammenarbeit werde immer mehr Partitur nicht geschrieben, aber sie ist permanent vor- “alles möglich”, betonen die beiden. “Das heisst aber handen – als Prozess, der sich verdichtet. nicht, dass wir alles zulassen.” Ihr Vorgehen sei in der Den beiden ergeht es in der Auseinandersetzung mit letzten Zeit eher klassischer geworden. “Das Material dem musikalischen Material nicht anders als einem wird mehr ausgearbeitet und ausgekostet, bekommt Komponisten. Während dieser über Monate Motive also einen thematischen Zweck.” Daraus hat sich auch aufs Notenblatt bringt, sie in neue Zusammenhänge ein bewussterer Formen-Charakter ergeben. Rhyth- setzt, Sounds erfindet und Tönungen notiert, treffen mische und melodische Aspekte haben wieder eine sich Studer/Frey in grosser Regelmässigkeit, um zu klarere Bedeutung bekommen. Das schätzen – mit improvisieren und die Aufnahmen ihrer Sessions Verlaub – auch die Hörenden. ´ gemeinsam zu hören, zu diskutieren und zu analysie- ren. Dieses Arbeitsprinzip, zu dem auch die Selbst- kritik gehöre, sei immer klarer und schärfer geworden, sagt Daniel Studer. “Dadurch konnten wir uns auf eine gemeinsame Vision unserer Musik fokussieren und daran schleifen.” Anders als ihr Debütalbum vor vier Jahren ist “Zwei” ein reines Kontrabassalbum ohne Elektronik gewor- den. Die Musik ist reich an komplexen Figuren, klang- Peter K Frey: “Zunehmend versuchen wir, so vieles als lichen Spezialitäten, mikrotonalen Organismen, dyna- möglich zuzulassen, also nichts auszuschliessen. mischen Bögen. Man muss diese Musik nicht erleiden, Dabei ist nicht das Zitieren oder Bedienen von Stilen KONTRABASSDUO STUDER-FREY sondern kann sie wie eine Klangexpedition geniessen. gemeint, sondern vielmehr das Weiterforschen an den Zweierlei PD/ZVG Das spricht für die Qualität des Duos. Der Prozess der grundlegenden Elementen der Musik.” (Unit Records / MV) letzten Jahre hat die musikalischen Möglichkeiten Neben aufgewühlteren Passagen formen sich immer

FOTOS: erweitert und den Sinn für das Notwendige geschärft. wieder faszinierende Klangflächen am Rand der Stille.

RETO ANNELER – IN DER PAPPPUPPE STECKT DER GROOVE

zeuger Claudio Strüby entstanden: Er hat mir gesagt, JNM: Wie dem auch sei: Deine Papppuppe geht er fände meine Stücke irgendwie “hybrid". Anfänglich ziemlich ab. Sie groovt. wusste ich nicht, was er mir damit sagen wollte. So RA: Ja, das Stück spiegelt die Dynamik wider, die in komponierte ich – nur für ihn – das Stück Hybrid. Ein unserer Band herrscht. Meine Kollegen Stefan Rus- Song mit zweierlei Ausstattung, wenn wir so wollen, coni, Christian Weber und Claudio Strüby haben es vergleichbar mit einem Auto, das sowohl mit Strom wirklich gut gespielt, auch wenn es überhaupt nicht als auch mit Benzin fährt. leicht zu handhaben ist. Sowieso finde ich die JNM: Autos fahren auf der Strasse. Du dagegen Zusammenarbeit mit ihnen sehr erfrischend und inspi- gehst auf dem Trottoir ... rierend. RA: ... mit Autos habe ich nicht viel am Hut (lacht). JNM: Angenehm erfrischend ist auch dein Spiel am Aber eigentlich möchte ich nicht die Titel entschlüs- Altsaxofon. Gibt es Momente, in denen du einen seln. Mir gefällt es, wenn sich die Leute ihre eigenen Sturm entfachst? Vorstellungen von meiner Musik machen. Natürlich RA: Klar, wenn sich die Gelegenheit bietet, bin ich habe ich mir bei der Komposition der Stücke und der auf jeden Fall für Ausbrüche zu haben. Grundsätzlich Gestaltung des Covers Gedanken gemacht. Wenn ich aber liegen mir Soli à la Candy Dulfer nicht. Ich bin aber die Details dazu verraten würde, würde es den eher der Typ, der den warmen Sound sucht. Besonders Charme verlieren. in der jetzigen Formation könnte ich es mir nicht JNM: Eines musst du mir aber trotzdem verraten: anders vorstellen. Das Stück Papppuppe hat etwas von Michael JNM: Wirst du weitere Projekte mit dieser Band Jackson in sich vergraben. machen? RA: Das stimmt. Meine Frau war ein grosser Fan von RA: Unbedingt, keine Frage. Mit meinem jetzigen ihm. Vor Jahren – in der Zeit, als wir uns kennenlern- Ensemble verstehe ich mich hervorragend. Wir werden ten – hatte sie eine lebensgrosse Kartonfigur von ihm bestimmt nochmals von uns hören lassen. ´ Es ist ein Gang durch die vielfältigen Aus- in ihrem Zimmer stehen. Nach Jacksons Tod kompo- drucksebenen des Jazz und Pop von heute, nierte ich dann das Stück Papppuppe. Für lange Zeit gepaart mit Stilfiguren aus der Klassik des merkte niemand den Zusammenhang. Nicht einmal 20. Jahrhunderts: Das Debütalbum “Trottoir" meine Band, ich musste sie darauf aufmerksam des Altsaxofonisten Reto Anneler setzt auf machen. bewusst eingesetzte Zufälligkeit, Zwölfton- JNM: Hat dich das enttäuscht? reihen und ungerade Metren, welche sich mit RA: Keineswegs, im Gegenteil. Ich hatte den Song starken Melodien und Grooves vermischen. bewusst so komponiert. Ich wollte vermeiden, dass es Von Luca D'Alessandro wie ein Nachruf daherkommt. JNM: Wieso? JNM: Reto Anneler, Hybrid titelt das erste Stück auf RA: Ich weiss nicht, irgendwie würde mich das stören, deiner CD. wenn sich meine Musik zu offensichtlich und plump RA: Bei der Komposition von Hybrid habe ich auf die an Pophits orientieren würde. RETO ANNELER Wahl eines Tongeschlechts verzichtet, das Stück ist JNM: Du hattest aber ein ganz anderes Motiv: ein Trottoir weder Dur noch Moll. Ich habe die Terz ausgelassen, persönliches. Reto Anneler (as), Stefan Rusconi (p), Christian Weber (b), sodass die Band die Möglichkeit hat, den Sound auf RA: Das stimmt. Deshalb wollte ich es auch so ver- Claudio Strüby (dr) beide Seiten hin zu interpretieren. stecken, dass man als Hörer nicht das Gefühl be- (Unit Records / MV) JNM: Was hat dich zu dieser Stilfigur bewogen? kommt: “Mann, jetzt kommt der auch noch mit einem RA: Das Ganze ist aus einer Bemerkung von Schlag- Michael Jackson Cover." 62 JAZZ JNM_5_2010_63_New 1.9.2010 10:16 Uhr Seite 63 NEW PROJECTS PHRASEOLOGIE UND BANDORGANISMUS – DIE NEUE CD LLYRIA VON NIK BÄRTSCH'S RONIN

Bei aller Vielfältigkeit ihrer Einflüsse lässt die Musik von RONIN stets eine eigene Handschrift erkennen. Zwar haben Elemente aus unterschiedlichsten musi- kalischen Welten in sie Eingang gefunden – von Funk über neue Klassik bis zu den perkussiven Klängen der japanischen Ritualmusik –, doch diese Formen werden nicht postmodern nebeneinander gestellt oder zitiert, sondern verschmelzen zu einem neuen Stil. Das Er- gebnis ist eine groovende, klanglich und rhythmisch hochdifferenzierte Musik, zusammengesetzt aus weni- gen Phrasen und Motiven, die immer wieder neu und abwechslungsreich kombiniert und überlagert werden. RONIN schafft so eine Ästhetik, die auf allen Ebenen musikalischer Äusserung durchgehalten ist. Komposi- tion, Phrasierung, Klanggestaltung, Musizierhaltung und Stückdramaturgie bilden gemeinsam ein Ganzes, dessen sämtliche Teile aufeinander bezogen sind. www.nikbaertsch.com www.myspace.com/nikbaertschsronin ´ ZVG

FOTO: NIK BÄRTSCH’S RONIN Seit 2001 arbeitet Nik Bärtsch zusammen balen Dialog. An solchen Montagen essen und spielen “Llyria” mit Björn Meyer (Bass), Kaspar Rast die Musiker zusammen. RONIN als sozial-musikali- Nik Bärtsch (p), Björn Meyer (b), Kaspar Rast (d), Andi Pupato (Drums), Andi Pupato (Perkussion) und scher Organismus kreiert so mit der Zeit selbstständig (Perc), Sha (as, b, bcl+ kbcl) Sha (Altosax und Bass- und Kontrabass- eine eigene Phraseologie und geht ungezwungen, aber (ECM / Phonag) klarinette) im Zen-Funk-Quintett RONIN konsequent seinen Weg. Obwohl die meisten Stücke an seiner “Ritual Groove Music” weiter. von Nik Bärtsch genau auskomponiert sind, ist live Der Zürcher Komponist und Pianist ent- nicht mehr auszumachen, was komponiert, interpre- wirft eine Musik, die einer durchgehenden tiert oder improvisiert ist. Die richtige Spannung und Jeden Montag 21.00 Uhr Ästhetik folgt: mit minimalen Mitteln die passende Dramaturgie eines Stücks spürt die Band im EXIL in Zürich, www.exil.cl maximale Wirkung zu erzielen. aus dem Moment heraus auf. So überlistet der Band- 01.10.: New Morning Paris (FRA) 02.10.: Südpol Luzern (CH) Von Michel Mettler Organismus die Komposition und sich selbst. 04.10.: EXIL CD-TAUFE Zürich (CH) So arbeitet RONIN höflich, aber radikal und langfristig 05.10.: Treibhaus Innsbruck (AUT) RONIN spielt neben Tourneen und Einzelkonzerten angelegt am gemeinsamen Phrasieren, das nicht 06.10.: Club Ampere München (D) seit sechs Jahren jeden Montagabend im eigenen notierbar ist. Es kann nur erreicht werden durch Trai- 07.10.: Roxy Ulm (D) Club in Zürich ein Konzert – seit 2009 im Club EXIL, ning, Geduld und Respekt: durch die Fähigkeit zur 08.10.: Paradox Tillburg (NL) der von Nik Bärtsch mitbegründet wurde. Dieses lang- gemeinsamen Resonanz. Dann aber entstehen wie von 09.10.: Enjoy Jazz Festival Mannheim (D) fristig angelegte Experiment fördert und fordert eine selbst geflügelte Phrasen, kuriose musikalische Wen- 10.10.: Weltecho Chemnitz (D) stetige musikalische Entwicklung. Sie entsteht aus dungen voller Leben, Ghostnotennetze und rhythmische 15.10.: Cay Club Tokyo (JAP) 16.10.: Pit-Inn Tokyo (JAP) dem Zusammenspiel, dem achtsamen Zuhören, dem Pointen. 26.11.: Jazzfestival Timisoara (ROM) kritischen und auch ironischen musikalischen und ver-

ROLI FREI – AM ENDE DES TUNNELS: “LA VITA È BELLA”!

“La vita è bella” eröffnet die CD “Strong” drei Songs pro Tag. Das war eine neue Erfahrung für 1989, dann suchte Frei zehn Jahre nach einer Aus- von Roli Frei, ein lange erwartetes und gross- Frei, der so noch nie zuvor Aufnahmen gemacht hatte, drucksmöglichkeit für diesen ausserordentlichen Mo- artiges Comeback. Der Titel von Roberto mit relativ wenigen Proben und vor allem auch mit ihm ment, bis für ihn schliesslich alles stimmte. Ein inte- Benignis mutigem Film ist “nur” Zitat im nahezu unbekannten Musikern, Patrick Sommer (b), ressantes Novum ist auch “Voice of my heart”, das ur- Eröffnungssong des in jeder Beziehung star- Peter Wagner (keys), Sämi Baur (dr) sowie Pascal sprünglich einen brasilianisch-portugiesischen Text ken Albums, aber es könnte das neue Lebens- Biedermann (g), der durch seine Initiative diese CD hatte. Auch hier stimmt die Mischung wieder. Frei ist gefühl sein, das die Stimme der legendären überhaupt erst ermöglicht und schliesslich auch pro- und bleibt sich selber. Der wunderschön dramatisierte Kunstrockband Circus, das Markenzeichen duziert hat. Als weitere Musiker wirkten auf je zwei Titelsong “Strong” ist ein Bekenntnis zu einem neuen der Lazy Poker Blues Band und heute von Songs HP Nauta (g), der jahrzehntelange Partner Weg. ra ´ Soulful Desert ausstrahlt. Robert Schweizer (b) und Nadia Leonti (voc) mit.

Zuversichtlicher als je blickt die konkurrenzlos beste Das Album ist von einem musikalischen Reichtum, der Stimme der Schweizer Pop-, Rock-, Blues- und Soul- dem breiten Spektrum von Freis ebenso geschmeidi- Szene in die Zukunft, nach schwerer Zeit mit körper- ger wie facettenreicher Stimme entspricht. Blues, lichen Beschwerden. Roli Frei hat das Glück, von Country, Folk und schlicht guter Pop tragen zu einem einem Kreis aktiver und treuer “Friends” umgeben zu wunderschönen Klanggemälde bei, dessen Rückgrat sein, die ihn nicht nur in seiner schweren Zeit, son- natürlich der Gospel und der Soul sind. dern auch bei der Realisierung dieser neuen CD unter- stützten, die er am 21. Mai in einem einmaligen Roli Frei bleibt geprägt von seiner Jugend und sieht ROLI FREI & SOULFUL DESERT Konzert im Gundeldingerfeld in Basel vorstellte sich heute wieder dort, wo er schon mit zwanzig “Strong” begonnen hatte. Das heisst für ihn, dass seine Musik (Sound Service 240410-2) Im November 2009 verschickte Roli Frei den Musikern von den Emotionen her kommen muss. Das führt bei ganz einfache, nüchtern gesungene Einspielungen sei- ihm auch zu einem ganz eigenen Zugang zu den ner neuen Songs auf Kassette. Danach trafen sie sich Songs, die nicht vom Text her kommen, sondern von zu drei kurzen, intensiven Proben in Basel und gingen der musikalischen Seite her. So beschreibt er in dem zwei Monate später ins Studio. Die Sessions began- für ihn wichtigen, autobiografischen Song “Father” Konzert: nen mit einer lockeren Probe, darauf folgten gut zehn ein einziges persönliches, religiöses Erlebnis in einer AVO SESSION Basel, 25.10.2010, Tage der Aufnahme, mit der Einspielung von einem bis Begegnung mit seinem verstorbenen Vater. Das war 20.00 Uhr (Opening Act für Sheryl Crow) 63 JAZZ JNM_5_2010_64-70 31.8.2010 9:36 Uhr Seite 64 KONZERT-TIPPS JAZZCLUB AARAU BADEN BLUES CLUB AVO SESSION DUO FATALE WWW.JAZZCLUBAARAU.CH WWW.BLUUSCLUB.CH FESTSAAL MESSE BASEL WWW.DUOFATALE.CH

4000 BASEL BERN BERN

Im Höfli: Konzertlokal: BASEL music-video-Art-project: opsonization BADEN AARAU 16. September 2010 Fjord, Schmiedestrasse 12/14, 5400 WWW.AVO.CH elektro-akustisch-visuelle-3-D-Surround- 18:15h h: Baritone 5 Baden Inspirationen vom Klang des menschli- 20:15 h: Andeas Schaerer - Bänz Oester Konzertbeginn jeweils 20:00h chen Körpers, concept, music & visuals 21:45 h: Contreband 30.9.2010, 20:00h 22.10.: Jamiroquai und Roy Ayers by Duo fatale Theater Tuchlaube, Aarau Martin Baschung & Big B Tonic (CH) 23.10.: Robert plant and The Band Of JOPO: 21. Oktober 2010: Red Planet Joy und Justin Adams &Juldeh Camara elec, Ingeborg Poffet: acc, voc, elec, 18. November 2010: 25.10.: Sheryl Crow und Roli Frei & Thomas G. Schoch: tp, corn, fl-horn, elec Christi Dorans bunter Hund The Soulfoul Dessert 16. Dezember 2010: Fabian Müller Trio KULAK JAZZ, WWW.KULAK.CH 26.10.: Ray Davies und Razorlight live-Performances: ALLE KONZERTE IN DER 27.10.: Morcheeba with Skye und Do 16.09. bis Sa 25.09. STANZEREI BADEN Sananda Maitreya & The Nudge Nudge (20.09. ausverkauft) 29.10.: Mary J. Blige und Justin Nozuka Unternehmen Mitte, Safe, Basel 30.10.: Mary J. Blige und Jones PIANO DI PRIMO 24.9.2010, 20:15h “The Who TRIO Sa 4.12.2010 FranzK., Reutlingen (D) 31.10.: Joe Jackson und Joy Denalane elektro-akustisch-visuelle-3-D-Surround- AL PRIMO PIANO 29.10.201 , 20:15h 07.11.: Element Of Crime und The Tim Collins Quartet Inspirationen vom Klang des menschli- UNTERE KIRCHGASSE 4 2Raumwohnung chen Körpers. Basierend auf originalen 26.11.20120, 20:15h 09.11.: Gino Paoli und Luca Carboni 4123 ALLSCHWIL / BL Fernando Tarres Quintet medizinischen Aufnahmen verfremden sie 10.11.: Anastacia und Ritschi elektronisch Bilder und Audiospuren, Samstag, 18. September 2010, 11.11.: Jessy Norman und legen eigene Kompositionen für 20.00h Tom Principato & Powerhouse Flügelhorn, Bassklarinette, Accordeon, LES JARDINS MUSICAUX - STANZEREI BADEN 13.11.: Jamie Cullum Dan Bàu und Stimme über und Dianne Reeves ALLSCHWIL Kammertrio Basel

Herzschlagmodifikationen. concept, BÜLACH BRUGGERSTR. 37 14.11.: Mariza und Eliane Elias 5400 BADEN music & visuals by duo fatale, Res. WWW.STANZEREI-BADEN.CH SCHLOSSHOF BIRDS EYE SCHULWEG 3 Root Down Festival WIM, WERKSTATT FÜR 8479 ALTIKON 21.9.: 20:15h: Scope, 21:30h: Root KOHLENBERG 20 IMPROVISIERTE MUSIK, BERN WWW.SCHLOSSHOF.CH Down The complete works Part I „The 4051 BASEL WWW.WIMBERN.CH Dawn“ WWW.BIRDSEYE.CH ATIKON 22.9.: 20:15h: P-Train & Lamine Konzertbeginn jeweils 20:30h DO 9. September, 20:00 Uhr Jobareth, 21:30h: Root Down The com- Reservationen: T 061 263 33 41, Kontrabass-Duo Frey-Studer und MILK 10.9.2010: Sebass plete works Part II „The Root“ 17.9.2010. Swiss Indian Orchestra [email protected] FR 24. September, 20:00 Uhr 23.9.: 20:15h: Lotus Crash, 21:30h: Root Detailprogramm: www.birdseye.ch Jürg Wickihalder solo und 1.10.2010. Adrian Frey Trio Down The complete works Part III „The 29.10.2010: Helix Fr 3. und Sa 4.9., 20.30 und 21.45 Uwe Oberg Lacy Pool Master“ Cojazz featuring Alice Day FR 15. Oktober, 20:00 Uhr 5.10.2010: Radar Suzuki 25.9.: 20:30h: Namusoke, 21:30h: Root 26.10.2010: Schlossgeister Di 7. und Mi 8.9., 20.30 bis ca. 22.45 Franziska Baumann/Denis Beuret und Down CD-Taufe Friedli-Fontanilles-Stulz Diatribes (Genf) feat. Hannah Marshall 10.12.2010: SCIENCE FICTION THEATER 26.9.: 19:00h: Co Streiff und Irène 21.1.2011: The Jury Gagarin Band Do 9.9., 20.30 bis ca. 22.45 (cello) Schweizer, 20:30h: Root Down The com- Cuarteao plete works Part IV „The Rain“ Fr 10. und Sa 11.9., 20.30 und 21.45 Alexandra Grimal Quartet Di 14. und Mi 15.9., SPEICHERGASSE 4 20.30 bis ca. 22.45 Uhr 3000 BERN Dani Blanc Quartet WWW.BEE-FLAT.CH Do 16.9., 20.30 bis ca. 22.45 ¨ Marc Perrenoud: piano Türöffnung: 19.30 Uhr / Fr 17. und Sa 18.9., 20.30 und 21.45 Konzertbeginn: 20.30 Uhr Samambaia SO 04.09.10 Katzenjammer [Norway] Di 21. und Mi 22.9., Power Folk - Saisonstart bee-flat / 20.30 bis ca. 22.45 PROGR-Fest Adrian Mears Electric Trio SO 12.09.10 The Dead Brothers [CH] Do 23.9., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Funeral Songs – Album Release Tour Fischbacher-Känzig-Dudli Trio SO 19.09.10 Infinite, Stade & Oy Fr 24. und Sa 25.9., 20.30 und 21.45 [CH/GB] Jorge Rossy Quintet featuring Chris Jazz Connected – Electronic Sounds vs. Di 28. und Mi 29.9., Weirdo Rap 20.30 bis ca. 22.45 Uhr SO 26.09.10 Tumi & The Volume [South In Zusammenarbeit mit der Africa] Jazz Connected – Groovy Afro Hip DÜBENDORF Hochschule für Musik, Abteilung Jazz Hop – Album Release Tour DKSJ Exchange Nights: ‘Best of Swiss SO 03.10.10 Samuel Blaser 4tet feat. Jazz Bachelors’ Marc Ducret [CH/France/USA] 28.9., 20.30 Uhr: BA-Projekt Jazz – Post Bop – Album Release Tour Hochschule der Künste, Bern SO 10.10.10 Schule der Unschuld [CH] 28.9., 21.45 Uhr: BA-Projekt Jazz Connected – Spoken-Word-Jazz – BASEL Hochschule Luzern – Musik Album Release Concert 29.9., 20.30 Uhr: BA-Projekt SO 17.10.10 Imaz'Elia [France] Conservatoire de Lausanne World Women Voices – Folk Imaginaire 29.9., 21.45 Uhr: BA-Projekt Zürcher MI 20.10.10 Aloan Unplugged [CH] Hochschule der Künste Songs & Chansons – Acoustic Songs Do 30.9., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr SO 24.10.10 Harald Haerter's Gabriel Rivano Trio Intergalactic Maiden Ballet Gabriel Rivano: bandoneón [CH/Germany] Julio Azcano: guitar Jazz – Space Funk Fusion Daniel Pezzotti: cello MI 27.10.10 Schneeweiss & Rosenrot Fr 1.10. und Sa 2.10., [CH/Denmark/Germany] 20.30 und 21.45 Jazz Connected – Electro Acoustic Jazz – John Aram Quintet featuring Andy Album Release Tour Scherrer SO 31.10.10 IsWhat?! [USA] Jazz Connected – Jazz'n'Hop BLUES NOW!

SUDHAUS BASEL BERN BEJAZZ CLUB BURGWEG 15, 4058 BASEL VIDMARHALLEN WWW.BLUESNOW.CH BERN-LIEBEFELD

WWW.BEJAZZ.CH FRAUENFELD 21. Sept.: Dave Sepcter & The Bluebirds feat. Freitag, 15. Oktober, 20:30 Uhr Sharon Lewis Miniatur Orchester 13. Okt.: Donnerstag, 21. Oktober, 20:30 Uhr Tad Robinson Band featuring Eva Kesselring Quintett – CD-Taufe! Alex Schultz Freitag, 22. Oktober, 20:30 Uhr 4. Nov.: Cojazz feat. Alice Day Johnny Moeller Band plus Donnerstag, 28. Oktober, 20:30 Uhr Special Guest (USA) Pedra Preta – CD-Taufe "Your Choice"! 30. Nov.: Freitag, 29. Oktober, 20:30 Uhr Matt Schofield Band Co Streiff – Russ Johnson Quartett Donnerstag, 4. November, 20:30 Uhr Vidmar 676 – Band t.b.a. Donnerstag, 11. November, 20:30 Uhr Romano Ricciardi Quintett JNM_5_2010_64-70 1.9.2010 10:19 Uhr Seite 65 KONZERT-TIPPS Freitag, 12. November, 20:30 Uhr 6. – 9.10.: Claus Reichstaller Jazz 4tet Giovedì 21 ottobre 2010 Uptown Big Band feat. Kirk Lightsey RSI Lugano – Studio 2 Donnerstag, 18. November, 20:30 Uhr Jazzclub Sternen KULTURSCHEUNE LIESTAL 20.30 BOJAN Z - TETRABAND Alex Wyssmann Twilight Trio «Classic» KASERNENSTRASSE 21A Mercoledì 27 ottobre 2010 Freitag, 19. November, 20:30 Uhr 1. Set 21:00 / 2. Set 22:15 / 4410 LIESTAL RSI Lugano – Studio 2 20.30 ROBERTA BERN Silvio Cadotsch Odem 3. Set 23:30 GAMBARINI QUARTETTO Freitag, 26. November, 20:30 Uhr 6. – 9.10.: WWW.KULTURSCHEUNE.CH Mercoledì 17 novembre 2010

Omri Hason Modus Quartett – CD-Taufe! Christian Havel & Band feat. Carole LIESTAL Chiasso, Cinema Teatro 20.30 Donnerstag, 2. Dezember, 20:30 Uhr Jazzclub Piano Bar Fr 10.9., 19.30, 20.30 und 21.30 Uhr DAVE DOUGLAS & KEYSTONE Vidmar 676 – Band t.b.a. «Trio Nights» Wiesner/Buser – Musik mit Saiten und Venerdì 26 novembre 2010 Freitag, 3. Dezember, 20:30 Uhr 1. Set 21:00 / 2. Set 22:15 / Platten Urs Wiesner (Vibraphon) und RSI Lugano - Auditorio 20.30 Chris Gall Trio feat. Eni 3. Set 23:30 André Buser (e-Bass). CHRISTIAN WALLUMROED Donnerstag, 9. Dezember, 20:30 Uhr 2. – 5.10.: Harold Mabern Trio Sa 18.9., 20.30 Uhr ENSEMBLE Adrian Frey Tri 6. – 9.10.: Anthony Wonsey Trio „Changes“ – The Song is You Freitag, 10. Dezember, 20:30 Uhr Jazzclub Piano Bar Keller La Velle (voc), Thomas Dobler (vib), Uptown Big Band 2. – 6.10.: jeweils ab 21 Uhr: Françis Coletta (g), Reggie Johnson (b) Freitag, 17. Dezember, 20:30 Uhr «Jam Sessions» und Sangoma Everett (dr) JAZZKANTINE LUZERN, Aaron Goldberg Trio 7.10. ab 19 Uhr «generations So 17.10., 17.00 Uhr HSLU – MUSIK ABT. JAZZ Night» Abschlusskonzert des Masterclass gli staccati -– Bläserquintett GRABENSTR. 8, 6004 LUZERN Workshops 2010 Fränzi Badertscher (Flöte), Ingo Baltzer Grosser Saal Eisenwerk (Oboe), Martin Frey (Klarinette) Johannes WWW.JSL.CH/KANTINE JAZZCLUB BÜLACH «The Future and Past» Jöhri (Fagott) und Hanspeter Lieberherr (Horn) JAZZINN IM GRAMPEN 8.10.: 19 Uhr generations Band 2010 LUZERN DI 28.9.2010, 20.30 h ALLMENDSTRASSE 1 unter der Leitung von Adrian Mears Fr/Sa 22./23.10., je 20.30 Uhr Jazzkantine Eric Alexander Quartet Pepperongino – Blues, Jazz und Swing Jam Session 8180 BÜLACH Stadtcasino Frauenfeld Edy Riesen (voc, Blues harp, perc), Hans MI 29.9.2010, 20.30 h WWW.JAZZBUELACH.CH «TKB Gala Night» Gino Suter (viol), Eric Vuille-Gautier (g, Jazzkantine Bodhran), , Heinz Widmer (g) und DKSJ Exchange Night ‘

BÜLACH 9.10.: 19 Uhr Konzert-Reservationen Don Ellis Tribute Orchestra Matthias Zimmermann (b, voc) Best of Swiss Jazz Bachelors’ (Mo-Fr bis 16.00 Uhr) Fr 29.10., 20.30 Uhr Isabelle Ritter - Elisas Reise Tel. 043 411 37 36 Tobias Preisig – „Chapter Two“ Simon Girard – Clochard Crew Tobias Preisig (viol), Stefan Rusconi (p), DO 30.9.2010, 20.30 h Freitag, 17. September 2010, 17. FRICKTALER BLUES André Pousaz (b) und Michi Stulz (dr) Jazzkantine 20.15 Uhr FESTIVAL 2010 Sa 13.11., 20.30 Uhr DKSJ Exchange Night Keep That Groove Going FRICKS MONTI Shirley Grimes and Joe McHugh – Irish ‘Best of Swiss Jazz Bachelors’ Red Holloway & Bernhard Pichl Trio Traditional Quartet Jérôme Jeanrenaud Trio Freitag, 1. Oktober 2010, 20.15 Uhr FRICK KAISTENBERGSTR. 5, 5070 FRICK Shirley Grimes (voc, g), Joe McHugh JTrio Ziegler – Jeger – Till Denmark’s Jazz Legend FRICKS-MONTI.CH (Uilleann Pipes & Whistles), Wolfgang DI 5.10.2010, 20.30 h Jesper Thilo with Dado Moroni Trio Zwiauer (b) and Veronika Stalder (violine, Jazzkantine Freitag, 15. Oktober 2010, 21.10., 21:00h: viola and voc) Student Concert Night 20.15 Uhr Hendrix und Caruso mit Band MI 6.10.2010, 20.30 h The Master of Swing 22.10., 21:00h: Jazzkantine Ken Peplowski Quartet Doug MacLeod/Erya Lyytinnnen & Band Christy Doran's Bunter Hund Freitag, 28. Oktober 2010, 23.10., 21:00h: Walt’s Blues RETE DUE CONCERTI DI 12.10.2010, 20.30 h 20.15 Uhr Box/Richard Bargel / Klaus „Major“ “TRA JAZZ E NUOVE MUSICHE” Jazzkantine Greate Voice and Band Heuser (Ex BAP) (einziges Konzert RSI LUGANO RADIO STUDIO Zoo.On Sandy Patton with J.M. Rhythm Four in der Schweiz!) MI 13.10.2010, 20.30 h Freitag, 12. November 2010, LUGANO Jazzkantine 20.15 Uhr Octopus Giovedì 7 ottobre 2010

Groovin’ Trombones LUGANO Twobones AMR RSI Lugano – Auditorio Stelio Molo SUDE DES ALPES 20.30 DORADO SCHMITT QUARTET 10, RUE DES ALPES,1201 GENÈVE In omaggio a Django Reinhardt JAZZ IN DÜBENDORF GENF WWW.AMR-GENEVE.CH (1910-1953) 8700 DÜBENDORF Toutes les soirées (concerts et jam WWW.JAZZINDUEBI.CH sessions) débutent à 21 h 30, sauf indication différente – Ouverture des 02 Sep portes une heure auparavant. Full House » Pasta & Piano Special Märtkafi, Usterstrasse 10 14.9. : MEMOIRES VIVES (18h) & JAM 16 Sep 17.9. : INSUB META ORCHESTRA Duo Witschi - Käch » Pasta & Piano 18.9. : ULLMANN SWELL QUARTET Märtkafi, Usterstrasse 10 21.9. : MEMOIRES VIVES (18h) & JAM 01 Okt DÜBENDORF 24.9. : DOMENIC LANDOLF TRIO Thierry Lang Trio » International bekannter 25.9. : MICHAEL FLEINER Y Top Act 1 SU SEPTETO Kulturzentrum Obere Mühle INTERNACIONAL 28 Okt 27. – 30.9.: SOMA TRIO (CAVE) Rebecca Spiteri & The Sophisticats" » 28.9. : MEMOIRES VIVES (18h) & JAM Pasta & Piano Special 3.10. à 20 h 30 : Märtkafi, Usterstrasse 10 MARCUS STRICKLAND TRIO 12 Nov 5.10. : MEMOIRES VIVES (18h) & JAM trè » International bekannter Top Act 2 Kulturzentrum Obere Mühle FESTIVAL JAZZCONTREBAND 25 Nov DU 8 AU 24 OCTOBRE Die Lange Nacht der Pianos » der Klassiker schlechthin... 12.10. : MEMOIRES VIVES (18h) & Märtkafi, Usterstrasse 10 JAM 15.10. : LES VENDREDIS DE L' ETHNO : LES DEXTERS GENERATIONS 2010 18. - 21.10. : ERNEST PLATINI QUARTET (Cave) 2. – 9.10.2010 26.10. : MEMOIRES VIVES (18h) & JAM 8500 FRAUENFELD 29.10. : LA CAVE 12 ET L'AMR PRÉSENTENT : HUNTSVILLE VorStadttheater «The Art of the Duo», CONCERTS A L'AMR / jeweils ab 19:00h SUD DES ALPES: 2.10.: Hilaria Kramer & Jean- 8.10. : EMILE PARISIEN QUARTET Christophe Cholet 9.10. : RAAGA TRIO 3.10.: Andy Scherrer & Oliver Tabeling 16.10. : DOUBLE CONCERT : 4.10.: Tobias Preisig & Stefan Aeby JOURNAL INTIME FRAUENFELD5.10.: Samuel Blaser & Pierre Favre CHRISTY DORAN'S "BUNTER HUND" Jazzclub Eisenbeiz 17.10. : DOUBLE CONCERT «Expansion of the Duo» DÈS 20 H 30: 1. Set 21:00 / 2. Set 22:15 / LUNATIC TOYS 3. Set 23:30 STRATUS SUR LE PLATEAU 2.10.: Kramer-Cholet-Malherbe-Papaux 22.10. : DOUBLE CONCERT 3.10.: Andy Scherrer & Oliver FRÉDERIC FOLMER « BORDER JAZZ » Tabeling Trio GUILLAUME PERRET - MILES OKAZAKI 4.10.: Tobias Preisig „Flowing Mood“ - DAMION REID ENSEMBLE 5.10.: Samuel Blaser 23.10. : CAROLINE Jazzclub Terrasse 24.10. à 20 h 30 : CRAIG TABORN TRIO «Modern Art» 1. Set 21:00 / 2. Set 22:15 / 3. Set 23:30 2. – 5.10.: Beat Kaestli & his New York Band JNM_5_2010_64-70 31.8.2010 9:36 Uhr Seite 66 KONZERT-TIPPS DO 14.10.2010, 20.30 h 23.45h Nathan & The Zydeco Cha-Chas Freitag 3. September Jazzkantine Casineum Club Stage: Michael Gassmann's "Fearless Five" 4. DKSJ All-Star-Projekt der 23.00h The Winklepickers JAZZCLUB Q4 Ambient-Groove-Jazz Schweizer Jazzschulen mit Pierre Audétat 01.30h Ronnie Baker Brooks SEMINARHOTEL SCHÜTZEN Freitag 10. September “An Interaction Between Image & Sound” Sonntag, 14.11.2010 BAHNHOFSTRASSE 19 Beat Keller's 10 Vom 11. bis 15. Oktober 2010 ist 2. Blues Brunch, Hotel Schweizerhof Super-Half-BigBand-Jazz diese aussergewöhnliche Band in Luzern, Luzern 4310 RHEINFELDEN Freitag 17. September

LUZERN Basel, Bern, Lausanne und Zürich live zu 10:30 Uhr WWW.JAZZCLUBQ4.CH Marc Ducret Quartet – GJP-TIPP! erleben. 12:00 Uhr Avantgard-NY-Downtown-Jaz DI 19.10.2010, 20.30 h Mavis Staples 13.9. 20 15.h, Benny Golson Quartet Samstag 25. September Jazzkantine Benny Golson ts, Kirk Lightsey p, Reggie «Yolanthe und Marie» Mûr Johnson b, Sangoma Everett dr Musik & Literatur: Heinrich Heine MI 20.10.2010, 20.30 h 18.10. 20.15h, J.M.Rhytm four feat. Jazzkantine OLD TIME JAZZ CLUB MEILEN RHEINFELDEN Sandy Patton vocal Buenos Aires WWW.OLDTIMEJAZZCLUB.CH 31.10. 19.00h, Lindy Huppertsberg & DI 26.10.2010, 20.30 h WitchCraft Feat. Stafford Hunter KULTUR IM BAHNHOF / Jazzkantine 23.9.2010, Milano Hot Jazz, Löwensaal JAZZSCHULE ST. GALLEN

Pilot-80 21.10.2010, New Orleans Hot Shots, BAHNHOFPLATZ 2 WÄDENSWIL

MI 27.10.2010, 20.30 h MEILEN Löwensaal Jazzkantine 18.11.2010, Dutch Swing College Band, JAZZCLUB RORSCHACH 9000 ST. GALLEN Spelterini Löwensaal SEERESTAURANT 16. September, 20 Uhr CHURERSTRASSE 28 Tobias Preisig Quartett 9400 RORSCHACH 23. Oktober, 20 Uhr JAZZ CLUB LUZERN DANCE INN / ROOTS WWW.JAZZCLUB-RORSCHACH.CH Ensemble Kaboul (Ethno, Afghanistan/Ch) POSTFACH 7435 ZUKUNFTSFABRIK 5. November, 20 Uhr 9542 MÜNCHWILEN TG 03.09.2010 - Tommy Schneller Band Sonic Calligraphy feat. Coco Zaho & Wu CH-6000 LUZERN 7 17.09.2010 - Bentzon Brotherhood Na (Jazz / Ethno, China/Ch) TEL 0041/41 240 75 88 WWW.ROOTS.CH 01.10.2010 - Boo Boo Davis WWW.JAZZLUZERN.CH RORSCHACH 22.10.2010 - Power of Funk Konzertbeginn jeweils 21:00 Uhr, 12.11.2010 - Peter's Playstation LEROYAL Grand Casino Luzern/Casineum Türöffnung: 20:0 Uhr 26.11.2010 - Faffy Martins Band Haldenstrasse 6 Samstag, 4. September 2010 10.12.2010 - The Trio of Oz feat. Omar GRAND-RUE 28 12.09. 19.00 Uhr Nicolas Simion Group Philipp Fankhauser (CH) Hakim and Rachel Z 2710 TAVANNES Mister CH-Blues 26.09. 10.30 Uhr Milano Hot WWW.LEROYAL.CH WINTERTHUR Jazz Orchestra Freitag, 1. Oktober 2010

MÜNCHWILEN The Animals & Friends (UK) 03.10. 19.00 Uhr Lars Lindvall Tentet 04.09.2010, 20:30 10.10. 19.00 Uhr Lyambiko & Band The good old Sixties KAMMGARN SCHAFFHAUSEN Samstag, 23. Oktober 2010 BREAKFAST ON A BATTLEFIELD 15.10. 19.30 Uhr Buddha’s Gamblers BAUMGARTENSTRASSE 19 Adrien GUERNE (ts), Gael ZWAHLEN (g), 31.10. 19.00 Uhr Trio Roditi- Erja Lyytinen & Band (Fin) TAVANNES DIE Newcomerin der Bluesszene! 8200 SCHAFFHAUSEN Lionel GAFNER (b), Lionel FRIEDLI (dr). Ignatzek-Rassinfosse 18.09.2010, 20:30 KKL Luzern, Europaplatz 1 Samstag, 20. November 2010 WWW.KAMMGARN.CH John Lee Hooker jr. (USA) ELINA DUNI QUARTET www.kkl-luzern.ch Elina DUNI (voc), Colin VALLON (p), Bänz 07.11. 19.00 Uhr Grammy Nominee & Blues Award Winner Freitag, 10. September, Tür: 21 Uhr, Beginn: 22 Uhr OESTER (b), Norbert PFAMMATER (dr). The Big Chris Barber Band 20.11.2010, 20:30 12.11. 19.30 Uhr Sonny Rollins FUNKY BROTHERHOOD & FREDA GOODLETT UNITRIO MUSIG IM OCHSEN Samstag, 11. September und Fred BOREY (ts), Damien ARGENTIERI HOTEL OCHSEN Sonntag, 12. September (ham), Alain TISSOT (dr) 16. LUCERNE BLUES FESTIVAL SEETALSTR. 16, 5630 MURI DERVISH (IRL)

MURI Samstag, 11. September und 5. – 14. NOVEMBER 2010 WWW.OCHSEN-MURI.CH SCHAFFHAUSEN Sonntag, 12. September JAZZCLUB THALWIL Samstag, 6.11.2010 SCREAMING HEADLESS TORSOS (USA) Sonntag, 5. September 2010, 20:30 Freitag, 15. Oktober 2010, Tür: 20.15, HOTEL SEDARTIS FORUM Hotel Schweizerhof Luzern Juan Rozoff (France) / Prince aus Paris 19:00 Uhr, 20:00 Uhr Beginn: 21 Uhr BAHNHOFSTRASSE 16 LUZERN Sonntag, 12. September 2010, 20:30 SCOTTISH FOLK NIGHT mit Rachel Hair JT Lauritsen & The Buckshot Hunters Thomas Enhco Trio (France) / der neue WWW.JAZZCLUBTHALWIL.CH with special guest Billy Gibson Trio und Maeve MacKinnon & Band WOHLEN Klavier & Geigen Virtuose aus Paris Dienstag, 26. Oktober 2010, Tür: (freier Eintritt) Freitag, 17. September 2010, 20:30 Sommerpause bis 11.9. 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr THALWIL Sonntag, 7.11.2010 Torun Eriksen (No) / Der Soul des hohen 11.9., 20:30h: NICOLAS SIMION Blues Brunch, Hotel Seeburg Luzern YELLOWJACKETS GROUP – TRANSYLVANIAN JAZZ Nordens Freitag, 29. Oktober 2010, 10:30 Uhr, 12:00 Uhr Sonntag, 26. September 2010, 20:30 2.10., 20:30h: JESPER THILO (DK) & Lou Pride Tür: 20.15 Uhr, Beginn: 21 Uhr DADO MORONI TRIO (IT/USA) Hafdis Huld (Island) / Entwaffnender ERIC SARDINAS (USA) Mittwoch, 10.11.2010 Charme von der Vulkan Insel 30.10., 20:30h: BUDDHAS GAMBLERS Grand Casino Luzern, Casineum Samstag, 30. Oktober feat. ERNST GERBER(Schützenhalle Donnerstag, 21. Oktober 2010, 20:30 BREITBILD 20:00 Uhr Dota und die Stadtpiraten (D) / Zum vier- Thalwil, Dorfstr. 651) 23:00 Uhr Donnerstag, 4. November 2010, 17.12., 20:30h, JCT All Stars Christmas ten Mal in Muri! Tür: 19.45 Uhr, Beginn: 20.30 Uhr Bryan Lee & The Blues Power Band Sonntag, 24. Oktober 2010, 20:30 Concert Eröffnungskonzert Festival TUCK & PATTI (USA) Veronika's Ndiigo (CH) / Das dunkle Blau Donnerstag, 18. November 2010, (freier Eintritt) des Nachthimmels » Donnerstag, 11.11.2010 Tür: 20.15 Uhr, Beginn: 21 Uhr Sonntag, 31. Oktober 2010, 20:30 SUDEN AIKA (FIN) JAZZCLUB USTER Grand Casino Luzern, Panoramasaal Will Vinson (USA) feat. Aaron Parks, 17:30 Uhr Samstag, 20. November 2010, MUSIKCONTAINER Orlando Le Fleming & Clarence Penn /The Tür: 20.30 Uhr, Beginn: 21.30 Uhr 19:00 Uhr (Hauptbühne Panoramasaal) Promises Quartet » ASYLSTR. 10, 8610 USTER 19.00h Guy Davis CRAZY DIAMOND (CH) - Pink Floyd Samstag & Sonntag, Tribute WWW.JAZZCLUBUSTER.CH 20.15h Lou Pride USTER 6. & 7. November 2010, 20:30 Uhr Freitag, 17. Dezember 2010, 21.45h Dave Specter & The Bluebirds Gretchen Parlato (USA) / Der neue Stern feat. Jimmy Johnson & Sharon Lewis Tür: 20.15 Uhr, Beginn: 21 Uhr Türöffnung 19.30 Uhr oder eine am Stimmen-Himmel » BLUEGRASS JAMBOREE! BLUEGRASS Stunde vor Konzertbeginn 23.30h JT Lauritsen & The Buckshot Sonntag, 14. November 2010, 20:30 Hunters with special guest Billy Gibson UND AMERICANA MUSIC FESTIVAL FR 24.9. 20.30h Gerald Clayton (USA) / Der mit: Michael Cleveland & Flamekeeper Screaming headless torsos Casineum Club Stage: Tastenderwisch 01.00h Lynwood Slim feat. Kid Ramos (USA), Jeff and Vida (USA), Shotgun David "Fuze" Fiuczynski Freitag, 12.11.2010 Party (USA) FR 1.10. 20.30 Uhr Grand Casino Luzern, Panoramasaal Chapter Two 17:30 Uhr UPJAZZ IM KIB, FR 29.10. 20.30 Uhr ZÜRICH 19:00 Uhr (Hauptbühne Panoramasaal) KULTUR IM BEAULIEU SEISER KURVE Flo Reichle Pedra Preta 19.00h Tia Carroll & Hard Work DO 4.11. 20.30 Uhr 20.30h The Nighthawks PREHLSTR.13, 3280 MURTEN RESTAURANT CULTURESCAPES - CHINA-KLÄNGE: with Hubert Sumlin WWW.UPJAZZ.CH SINS MEXICANO/EINHORN WOHER & WOHIN 22.00h Mavis Staples 5643 SINS Young Talents / Old Masters 23.45h Ronnie Baker Brooks Samstag 18. September 2010 Fr 11.11. 20.30 Uhr Casineum Club Stage: MURTEN 21.00 Uhr WWW.SEISERKURVE.CH Theo Bleckmann Ben Monder 23.00h Walt’s Blues Box Pierre-Luc Vallet Quartet FR 19.11. bis SO 21.11. Samstag 9. Oktober 2010 21.00 Uhr Samstag, 18. September 2010 PIANO-PAM! 01.30h Dave Specter & The Bluebirds African-Night mit Black Earth Band feat. Jimmy Johnson & Sharon Lewis Daniel Schenker Quartet - Jardim KONZERTE IM QBUS USTER Botânico (Ghana) 20.00 Uhr FR 19.11. 20.30h Samstag, 13.11.2010 Samstag 23. Oktober 2010, 20.00 Uhr 1. Blues Brunch, Hotel Schweizerhof Samstag 6. November 2010 1. Tamriko Kordzaia und 20.30 Uhr 19 Jahre Seiser Kurve mit Philipp MONDRIAN Quartet Luzern Fankhauser 10:30 Uhr Heiri Kaenzig - Buenos Aires 2. Aki Takase – Lucas Niggli Duo 12:00 Uhr Samstag 11. Dezember 2010 SA 20.11. 20.30h Tia Carroll & Hard Work 20.30 Uhr 3. Dominik Blum Solo Samstag, 13.11.2010 Walter Jauslin Quintet 4. Irene Schweizer Solo GAMBRINUS JAZZCLUB SO 21.11. 11h Grand Casino Luzern, Panoramasaal GARTENSTRASSE 13 17:30 Uhr qtopia sonntagsmatinée & 19:00 Uhr (Hauptbühne Panoramasaal) 9000 ST.GALLEN PAM-PIANO-FESTIVAL 19.00h Super Chikan and WWW.GAMBRINUS.CH 5. PIANOMANIA The Fighting Cocks SO 21.11. 2015h 6. WEISS vertont KAURISMÄKI 20.30h Lynwood Slim feat. Kid Ramos Donnerstag 2. September – 22.00h Bryan Lee & The Blues FR 3.12. 20.30 Uhr Eintritt frei, Kollekte THALI Power Band Etwas Andres «Gulliver’s Travelzz» Jazz-Rock Soundcollagen mit Electronics 66 ST.GALLEN JAZZ JNM_5_2010_64-70 1.9.2010 10:27 Uhr Seite 67

FR 10.12. 20.30 Uhr 23. – 24.09.10 Netnakisum Five on Fire FR 17.12. 20.30 Uhr 30.09. – 01.10.10 Jon Sass / Shilkloper Duo State-of-3 feat. Juli Fabian 07. – 08.10.10 „GREASY!“ 14. – 15.10.10 JAZZLAKE ZÜRICH Dave Feusi & WADIN JAZZ CLUB IM THEATER The Groove Gang TICINO, SEESTRASSE 57 21. – 22.10.10 Daniel Schenker Quartet 8820 WÄDENSWIL 28. – 29.10.10 WWW.JAZZLAKE.CH Trio Agarapé Im Bereich Komposition Jazz unterrichtet an der Mi 22. September, 2030 Uhr Antonello Messina Trio Hochschule Luzern – Musik ab September 2010 neu: MI 27. Oktober, 2030 Uhr WIDDER BAR

WÄDENSWIL JOCHEN BALDES KOBAL HOTEL WIDDER Mi 17. November, 2030 Uhr RENNWEG 7 Ed Partyka (USA) Nils Wogram - Root70 8001 ZÜRICH WWW.HOTELWIDDER.CH Masterclasses sind fester Bestandteil des JAZZ IN WINTERTHUR: 12.10.10 Dr. Lonnie Smith Trio Studiengangs Komposition. Sie umfassen fünf ALTE KASERNE, 19.10.10 Jacky Terrasson Trio mehrtägige Unterrichtsblöcke pro Studienjahr TECHNIKUMSTRASSE 8, 8402 26.10.10 Paula Morelenbaum WINTERTHUR 09.11.10 Heiri Känzig Buenos mit dem Gastdozierenden. Im Studienjahr Aires Tango 2010/11 ist dies: Samstag, 18. September 2010 16.11.10 Roberta Gambarini 20:15 Uhr Vijay Iyer piano solo KULTURCLUB LEBEWOHLFABRIK John Hollenbeck (USA) JAZZ AM MITTWOCH: FRÖHLICHSTRASSE 23 WINTERTHUR THEATER AM GLEIS, UNTERE CH - 8008 ZÜRICH Studienbeginn 2010/11 VOGELSANGSTRASSE 3, 8401 WWW.LEBEWOHLFABRIK.CH September 2010 WINTERTHUR WWW.JIW.CH Dienstag, 5. Oktober, ab 18h: "Groove Combo" Anmeldeschluss Mittwoch, 22. September 2010 Donnerstag, 7. Oktober, 20h: 20:15 Uhr "Floriano Inacio Trio 15. Juni 2010 Domenic Landolf Trior feat. Rodrigo Botter Maio": Dienstag, 12. Oktober, ab 18h: Mittwoch, 27. Oktober 2010 "Jenny Chi & ChiBossa" Aufnahmeprüfungen 20:15 Uhr Donnerstag, 14. Oktober, ab 19h: Anfang Juli 2010 Feigenwinter 3 "Hotclub de Zurich": Zigeunerjazz- Jamsession Dienstag, 19. Oktober, ab 18h: www.hslu.ch/musik Roberto Bossard Trio: WOHLEN "New Wine in Old Bottles" “1. ALLRAD & MUSIC FESTIVAL“ Donnerstag, 21. Oktober, 20h: 3. – 5.9.2010 "Töbi Tobler (Hackbrett) - Ficht Tanner (Kontrabass)" WWW.ALLRAD-MUSIC- Dienstag, 26. Oktober, ab 18h Samira FESTIVAL.CH Mall Quintet

WOHLEN Donnerstag, 28. Oktober, 20h: Freitag, 3.September 2010 Marco Zappa Trio: "Beatles-Musicaldente" Fabienne Louves & Band, CH Dienstag, 2. November, ab 18h: Fools Garden, D Eva Katz Trio Norbert Stein Canned Heat, USA Donnerstag, 4. November, 20h: Joan Jett & The Black Hearts, USA "Leon Duncan’s C-Breeze" Popa Chubby & Band, USA Dienstag, 9. November, ab 18h: Samstag, 4.September 2010 "Swingin " Headwater, CAN Donnerstag 11. November, 20h: Two Tons of Steel, USA Elmar Kluth Trio feat. Paul Batto jr. Mustang Sally, USA Dienstag, 16. November, ab 18h: Rosanne Cash & Band, USA "Lady sings the blues" Los Texmaniacs, USA, feat. Rick Trevino, ZÜRICH Donnerstag, 18. November, ab 19h: USA Seefeldstubete mit Thomi Erb Sonntag, 5.September 2010 Dienstag, 23. November, ab 18h: Kummerbuben, CH Raphael Jost & Band Marc Sway & Special Guest Ritschi, CH Donnerstag 25. November, 20h: Trio Polo Hofer, CH John Kay & Steppenwolf, Doppelbock mit Christine Lauterburg USA Dienstag, 30. November, ab 18h: "Deu Choro" SMEILEY'S BERNINASTR. 43, 8057 ZÜRICH WIM WERKSTATT FÜR WWW.LIVEBLUES.CH IMPROVISIERTE MUSIK WWW.SMEILEYS.CH MAGNUSSTR. 5, 8004 ZÜRICH WWW.WIMMUSIC.CH ZÜRICH Freitag, 3. September The Machine Do 02.09.10 20.30Uhr Freitag, 10. September Billiger Bauer: das 15. Jahr... U & C Blues Rock Boogie So 05.09.10 20 - 21Uhr Freitag, 17. September Sonus - WIM on Air: Vinyl Series Vol. 35 Sugarpuffs Vinyl Series Vol. 43 "Alex von Freitag, 24. September Schlippenbach" Eric Lee Eine Sendung von und mit Christian Freitag, 1. Oktober Wolfarth, Radio LoRa 97.5 oder Mick Pini 88.1.Mhz. Freitag, 8. Oktober Di 07.09.10 19.00Uhr Smells Vintage WIM-Apéro zur Saisoneröffnung 20.30Uhr Swiss Improvisers Orchestra So 12.09.10 20.15Uhr Silent Sitting Bulls JAZZ IM TRATTORIA & SOUL twopool 31 SEEFELDSTRASSE 5 Di 14.09.10 20.15Uhr 8008 ZÜRICH Daniel Studer – b, Katharina Klement - p Di 21.09.10 20.15Uhr Norbert Stein Donnerstag & Freitag ab 21.00 Uhr – p, Dominique tenor saxophone Girod – b, Christian Wolfarth - dr Michael Heupel Eintritt frei So 26.09.10 20.15Uhr 09. – 10.09.10 20 Nicolao Valiensi euphonium John Ward Trio Bellatrice Work in Progress Serie XXX featuring Sarah Peng Distorted Vocal Jazz PATA Christoph Haberer drums, wavedrum 16. – 17.09. Di 28.09.10 20.15Uhr 10 Denis Beuret – btb, Nathalie Zweifel – p, Buchers Organ-Grinder Dominic Frey - dr PATA MUSIC · Eiserweg 14a · D-51503 Rösrath · [email protected] Tel. +49-(0)2205-86865 · Fax +49-(0)2205-913920 Postversand, Download, Hörbeispiele, Katalog, Info unter www.patamusic.de JNM_5_2010_64-70 31.8.2010 9:36 Uhr Seite 68 KONZERT-TIPPS Di 05.10.10, 20.15 Uhr ULRICH GUMPERT – GÜNTER BABY STEVE LACY: JÜRG WICKIHALDER Eva Ayllon Claudia Ulla Binder - p, Urs Leimgruber – SOMMER: DAS DONNERNDE LEBEN SOLO / ULRICH GUMPERT - GÜNTER Mo 29.11.10, 20.00, Volkshaus Zürich sax, Gerry Hemingway - dr Ulrich Gumpert: Piano BABY SOMMER Diego El Cigala So 10.10.10, 20.15Uhr Günter Baby Sommer: Drums 2.10.2010: K.O.S. CREW DANCEHALL Mi 1.12.10, 20.00, Kaufleuten Zürich twopool 32 Sonntag, 3. Oktober 19h MOOD The Earth Wind & Fire Experience feat. Al Di 12.10.10, 20.15Uhr MONK’S CASINO DAS GESAMTWERK 3.10.2010: 25 JAHRE INTAKT McKay AllStars Mersault & Nate Wooley VON THELONIOUS MONK RECORDS: MONK'S CASINO So 5.12.10, 18.30, KKl Luzern, ZÜRICH Di 19.10.10, 20.15Uhr Alexander von Schlippenbach: Piano 4.10.2010: ARTIST IN RESIDENCE Konzertsaal Magda Mayas - p (D), Tony Buck - dr Rudi Mahall: Bassclarinet RETO SUHNER: EIGENMANN-MENEZES Monty Alexander & Jacky Terrasson Di 26.10.10, 20.15Uhr Axel Dörner: Trumpet / COLOURS Tell Jan Roder: Bass 5.10.2010: ZKB JAZZPREIS: SONAR So 31.10.10, 17Uhr Uli Jennessen: Drums ENSEMBLE Tastressen + 6.10.2010: SCIENCE FICTION THEATER STILLER HAS TOUR So 31.10.10, 20.15 "PIMP TOWN" Bellatrice - Work in Progress Serie XXXI 7.10.2010: TAGES-ANZEIGER ACT: Mi 01.09., 20.00 h Distorted Vocal Jazz ZÜRICH, EXIL SAMUEL BLASER QUARTET Heerbrugg SG: Kino Madlen DEUTSCHLAND So 03.10.10 20Uhr HARDSTR. 245, 8005 ZÜRICH 8.10.2010: ZKB SPECIAL: DOBET Fr 17.09., 20.30h Sonus - WIM on Air WWW.EXIL.CL GNAHORÉ Willisau LU: Rathausbühne Eine Sendung von und mit Jean-Pierre 8.10.2010; REAL FUNK FOR VV: Papeterie Imhof, Willisau Tel. 041 – 970 14 34 Reinle, Radio LoRa 97.5 oder 88.1.Mhz. 4.9.2010, 22.00 h REAL PEOPLE Di 05.10.10, 20.15 Uhr 9.10.2010: BALKANKARAVAN: TONI Sa 18.09., 21.00h

Juan Rozoff (F) Urban Funk TOURNEEN Claudia Ulla Binder - p KITANOVSKI & CHERKEZI ORCHESTRA Basel: Petersplatz (550 Jahre Uni Basel) 6.9.2010, 21.00 h / 22.30 h Unifest Urs Leimgruber - sax Nik Bärtsch's RONIN 9.10.2010: BALKANKARAVAN Gerry Hemingway - dr 10.10.2010: MARTY EHRLICH Fr 24.09., 20.15 h Zenfunk-Workingspirit Biglen BE: Kulturfabrik So 10.10.10, 19Uhr 9.9. THE BRIDGE: Steff La Cheffe RITES QUARTET

Do 07.10., 20.30 h KONZERTE twopool 32 11.9. RE'ELLE: Re'elle 11.10.2010: HIROMI Di 12.10.10, 20.15Uhr 12.10.2010: ARTIST IN RESIDENCE Köniz BE: Kulturhof Schloss

13.9.2010, 21.00 h / 22.30 h ZÜRICH Mersault & Nate Wooley RETO SUHNER: QUARTETT EAST/ Sa 09.10., 21.30 h Nik Bärtsch's RONIN Pontresina GR: Grand Hotel Kronenhof Di 19.10.10, 20.15Uhr Zenfunk-Workingspirit WEST / MARC MÉAN TRIO Magda Mayas - p (D) 17.9. Atom 14.10.2010 Tony Buck - dr (AUS) 20.9.2010, 21.00 h / 22.30 h ZURICH JAZ: ORCHESTRA & PEPE Di 26.10.10, 20.15Uhr Nik Bärtsch's RONIN LIENHARD - SWING NIGHT HANS THEESSINK & TERRY Tell Zenfunk-Workingspirit 15.10.2010: CD-TAUFE LOUFONQ / EVANS EUROPA TOUR So 31.10.10, 17Uhr 27.9.2010, 21.00 h / 22.30 h SARAVAH SOUL tastressen + Nik Bärtsch's RONIN 15.10.2010: REAL FUNK FOR REAL So 31.10.10, 20.15Uhr PEOPLE 10 YEARS PARTY Mo.11.10. 8001 Zürich, El Lokal Zenfunk-Workingspirit Di. 12.10. A-6830 Rankweil, Altes Kino Bellatrice - Work in Progress Serie XXXI 28.9. Junip (S), Elias Araya (drums), 16.10.2010: TUMI AND THE VOLUME Distorted Vocal Jazz 16.10.2010: B.LOCO Mi. 13.10. 8500 Frauenfeld, Eisenbeiz, José Gonzalez (vocals & guitar), Tobias Fr. 15.10. 3113 Rubigen, Mühle Hunziken Winterkorn (keyboards) JUBILÄUMSPARTY - PENG! 17.10.2010: MICHAEL WERTMÜLLER Sa. 16.10. D-79539 Lörrach, Burghof, 30.9. THE BRIDGE: Marco Polo (USA), Bowl of Blues Ruste Juxx (USA), Torae (USA) "SKETCHES AND BALLADS" JAZZBARAGGE WEDNESDAYJAM 18.10.2010: TROMBONE SHORTY & So.17.10. 5702 Lenzburg, Baronessa 4.10.2010, 21.00 h / 22.30 h weitere Infos unter: www.theessink.com MEHRSPUR MUSICCLUB Nik Bärtsch's RONIN ORLEANS AVENUE WALDMANNSSTR. 12 Zenfunk-Workingspirit 19.10.2010: ARTIST IN RESIDENCE RETO SUHNER: QUINTETT "INTERVALS" 8001 ZÜRICH / STRÜBY'S CARGO FEAT. NILS BEAT KÄSTLI’S EUROPEAN TOUR WWW.JAZZBARAGGE.CH WOGRAM MOODS IM SCHIFFBAU 20.10.2010: ROLF KÜHN: & TRI-O 1. Oktober "All that Jazz" Bozen, It 15. 9. 21:00h SCHIFFBAUSTR. 6 8005 ZÜRICH 21.10.2010: THE INTERGALACTIC MAI- 2. – 5. Oktober generations Festival SAISONSTART WWW.MOODS.CH DEN BALLET Frauenfeld Elina Duni Quartet 22.10.2010: MARACA 6. Oktober Kunsthaus Interlaken Elina Duni, voc, Colin Vallon, p, Patrice 22.10.2010: REAL FUNK FOR REAL Konzertbeginn jeweils 20:30h ausser Interlaken Moret, b, Robert Pfammatter, dr PARTY - PICK UP THE FUNK 7. Oktober Gambrinus, St. Gallen jeden Mittwoch WednesdayJam, Sonntags 19:30h 23.10.2010: RENAUD GARCIA-FONS 3.9.2010: LDDC "RIMASSAFAR" 8. Oktober Mahogany Hall, Bern Beginn 21:00h, Bar 18:00 – 02:00h "LINEA DEL SUR" 11. Oktober Shared Night @ B-Flat, freier Eintritt! PLATTENTAUFE AFTERPARTY MIT DJ 23.10.2010: HIGH LEVEL "OLD JERMAINE & L-WAY Berlin, D SCHOOL & NEW GOOD HIPHOP" 13. Oktober Le Pirate, Rosenheim, D 4.9.2010: K.O.S. CREW 24.10.2010: INSPIRACIÓN FLAMENCA DANCEHALL MOOD 14. Oktober (tbc) Bayrischer Hof, 25.10.2010: BALKANKARAVAN PRE- Muenchen, D JAZZNOJAZZ FESTIVAL ZÜRICH 10.9.2010: DONKEY KONG'S SENTS: KAFANA - TANZTHEATER MULTI SCREAM 15. Oktober Birdland 59, Ettlingen, D THEATERHAUS: GESSNERALLE 8 MEETS BALKAN MUSIC 16. Oktober Jazzkeller Frankfurt, D 10.9.2010: REAL FUNK FOR REAL 26.10.2010: IDÉE MANU EWZ UNTERWERK PEOPLE: KEEP THA FUNK ALIVE 21. Oktober Enjoy Jazzfestival, 28.10.2010: CO STREIFF - Mannheim, D Cafe Prag ZKB JAZZCLUB: GESSNERALLEE 9 11.9.2010: ZKB SPECIAL: RUSS JOHNSON QUARTET 8001 ZÜRICH SEPTETO SANTIAGUERO 29.10.2010: KALLES KAVIAR WWW.JAZZNOJAZZ.CH 11.9.2010: A LO CUBANO! 29.10.2010: REAL FUNK 12.9.2010: JOSÉ MANUEL LEÓN REAL FOR REAL PEOPLE SCIENCE FICTION THEATER 13.9.2010: BALKANKARAVAN MITTWOCH 27.10.10 30.10.2010: MARTIN JONDO & BAND PRESENTS: KAFANA - TANZTHEATER 30.10.2010: ALI BABA SOUNDSY- 9.9.2010, 20.00 h, 15.Jazzmeeting Wayne Shorter Quartet MEETS BALKAN MUSIC John Scofield Trio STEM: I FEEL GOOD (PART 3) TOURNEEN Berlin, NBI Kulturbrauerei D 14.9.2010: MERCADANTE & BATTAG- 31.10.2010: BARBARA BALZAN 18.9.2010, 18.00 h, 30-Jahre-Jubiläum, Marc Perrenoud Trio LIA "TACHAR NOSTALGIAS" DONNERSTAG 28.10.10 QUARTET & PAOLO FRESU Rote Fabrik, Zürich ZÜRICH 15.9.2010: ZKB JAZZPREIS: SARAH 6.10.2010, 20.30 h, MOODS, Zürich Esperanza Spalding Chamber BUECHI THALI Music Society 8.10.2010, 21.00 h, KAFF, Frauenfeld 16.9.2010: CD-TAUFE: 9.10.2010, 21.00 h, Nouveau Monde, Monty Alexander & the Harlem SILVIO CADOTSCH ODEM ALL BLUES KONZERTE Kingston Express Fribourg 17.9.2010: EMASHIE AFROSOULFUSI- 7.12.2010, 21.00 h, KUGL, St.Gallen Dan Berglund’s Tonbruket ON 2010 ABSCHLUSSKONZERT Fr 1.10.10, 20.00, Kaufleuten Zürich Jazzkantine 10.12.2010, 21.00 h, Schlosshof, 17.9.2010: REAL FUNK FOR REAL Sophie Zelman Altikon Neil Cowley Trio PEOPLE: IN MY GROOVE Mi 6.10.10, 20.00, Kaufleuten Zürich FREITAG 29.10.10 18.9.2010: BALKANKARAVAN: BOBAN I Maceo Parker Tower of Power MARKO MARKOVI ORKESTAR Sa 9.10.10, 20.00, Grossmünster Zürich Seven 18.9.2010: BALKANKARAVAN Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble CHRISTIAN WOLFARTH Max Herre 19.9.2010: CHRISTIAN ZEHNDER SCHWEIZ Di 12.10.10, 20.00, Volkshaus Zürich Céu SCHMELZ John Mayall 12. September 19:00 WIM, Zürich Christian Scott 20.9.2010: RABIH ABOU-KHALIL & Mi 13.10.10, 20.00, Kaufleuten Zürich "twopool" 31. JazzBaragge ARTE QUARTETT Sharon Jones & the Dap-Kings 16. September 20:00 Mullbau, Luzern SAMSTAG 30.10.10 22.9.2010: RODRIGO BOTTER MAIO & Do 14.10.10, 20.00, Kaufleuten Zürich "Wiesendanger-Girod-Wolfarth" The Crusaders JAZZ VIA BRASIL GROUP Hindi Zahra 21. September 20:15 WIM, Zürich Blood, Sweat & Tears 23.9.2010: FESTIVAL ALTE MUSIK: 27.-30.10.10, Theaterhaus Gessnerallee "Wiesendanger-Girod-Wolfarth" Rusconi CYRILL SCHLÄPFER "DIE WALDSTÄTTE" und ewz-Unterwerk Selnau Zürich 08. Oktober 23:45 Jazzwerkstatt, Fred Wesley and the New JBs 24.9.2010: TAGES-ANZEIGER ACT: Zürich jazznojazz Festival Restaurant Viadukt, Zürich Ms. Brändi (ZHdK-Jazz) FETSUM - BERGITTA VICTOR Fr 12.11.10, 19.30, "twopool" JazzBaragge 24.9.2010: REAL FUNK FOR REAL PEO- KKl Luzern, Konzertsaal 10. Oktober 19:00 WIM, Zürich PLE: ROOT DOWN KONZERTE Sonny Rollins "twopool" 32. 25.9.2010: SCHIFFBAUFEST - 10 Mi 17.11.10, 20.00, Kaufleuten Zürich 12. Oktober 20:15 WIM, Zürich INTAKT RECORDS FEIERT JAHRE SCHIFFBAU Mother’s Finest "Mersault" & Nate Wooley 26.9.2010: CHRISTIAN MUTHSPIEL'S Mo 22.11.10, 20.00, 16. Oktober 22:00 Area Sismica, I - DAS 25-JÄHRIGE JUBILÄUM YODEL GROUP Kongresshaus Zürich Forli 2. UND 3. OKTOBER 2010 27.9.2010: MEDESKI MARTIN & WOOD Orquesta Buena Vista Social Club "Malatesta-Wolfarth" 29.9.2010: GABRIELA BERGALLO & feat. Omara Portuondo 21. Oktober 19:00 Musikforum, Das Programm im Moods: REMOLINO ENSEMBLE Di 23.11.10, 20.00, Volkshaus Zürich Luzern "Tell" Samstag, 2. Oktober, 20h 30.9.2010: CHRISTY DORAN'S Youssou N’Dour 24. Oktober 21:00 Cave 12, AKI TAKASE SPIELT DUKE ELLINGTON BUNTER HUND So 28.11.10, 19.00, Tonhalle St. Gallen Genf "Tell" Aki Takase: Piano 1.10.2010: LAURA LÓPEZ CASTRO Mo 29.11.10, 20.00, Kultur- 26. Oktober 20:15 JÜRG WICKIHALDER: HOMMAGE AN Y DON PHILIPPE Casino Bern WIM, Zürich "Tell" STEVE LACY. GAST: ULRICH GUMPERT 1.10.2010: REAL FUNK FOR Di 30.11.10, 20.00, Stadtcasino Basel 29. Oktober 21:00 Jürg Wickihalder: Soprano Saxophone REAL PEOPLE Fr 3.12.10, 20.00, Tonhalle Zürich Instant Chavirés, F - Paris "Tell" Gast: Ulrich Gumpert: Piano 2.10.2010: 25 JAHRE INTAKT Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu RECORDS: AKI TAKASE / HOMMAGE AN So 28.11.10, 20.00, Kaufleuten Zürich 68 JAZZ JNM_5_2010_64-70 1.9.2010 10:31 Uhr Seite 69 KONZERT-TIPPS Ingolstadt, Munich Swing Orchestra & 25.9.2010, 20:00h The Funny Valentines FuZe plays the Blues 24. INTERNATIONALES Fr. 17.9.: Jacky Terrasson Trio JAZZCLUB SINGEN IM David Fiuczynski’s KIF JAZZFESTIVAL VIERSEN Sa. 18.9.: Engelbert Wrobel´s Hot Jazz 4 KULTURZENTRUM GEMS Screaming Headless Torsos 24. - 26.SEPTEMBER 2010 Fr. 24.9.: Helen Schneider „Dream A D-78224 SINGEN David Fiuczynski (fretted and fretless gui- Little Dream“ MÜHLENSTR. 13 tar), Freedom Bremner (voc, mouth trom- Festhalle, D-41747 Viersen Sa. 25.9.: Vibratanghissimo - Tango bone), Daniel Sadownik (perc), David www.jazz-festival-viersen.de meets Jazz „DJ“ Ginyard (b), Louis Cato (dr) Fr. 1.10. : Hugo Siegmeth Ensemble – 10.09., 20.30. WDR Fernsehen, 3 sat, WDR Hörfunk & Emil Parisien Quartett ORF Wien Passacaglia Di. 5.10.: Steve Coleman & Five 23.09., 20.30 Elements Achim Kaufmann/Valdi Kolli/ JAZZCLUB LUSTENAU Freitag, 24.09. 14.10., 20.30

Fr. 8.10: Salomon – Godard – Dani ÖSTERREICH JAZZHUUS Bühne 1: Marty Ehrlich/James Zollar/Hank Aziza Mustafa Zadeh Sa. 9. 10.: Charles Davis Quintet RHEINSTRASSE 21 Fr. 15.10.: Pablo Held Trio Roberts/Michael Sarin

DEUTSCHLAND WDR Big Band «Mingus Projekt» Sa. 16.10.: Kevin Mahogany 16.10., 14.00 A-6890 LUSTENAU Paul Zauners Blue Brass feat. Donald Jazz für Kinder Smith Do. 21.10 Jazz im Audi Forum OESTERREICH Ingolstadt 31.10., 20.30 Uhr Odean Pope & New York All Star Group Glenn Ferris "Ferris Wheel" Bruno WWW.JAZZCLUB.AT «Odean´s List» "INTERNATIONAL STRIDE PIANO SUMMIT" Rousselet/Ernie Odoom Bühne 2: 11.11., 20.30 SAMSTAG, 11. September 2010, Heiner Wiberny, saxophone & Rainer Fr. 22.10.: Don Menza & Harald 20:00 h, Freudenhaus im Millenniumpark Rüschenbaum Trio RUSCONI Trio Brüninghaus, piano 27.11., 20.30 Lustenau ("schaulust"), im Rahmen der Matthias Schriefl Trio Fr. 29.10.: Joscho Stephan Quartet "Jazztage Lustenau" Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu KONZERTE Samstag, 25.09. Sa. 30.10.: Frank Harisson – Davide Jazzorchester Vorarlberg Petrocca Trio feat. Joo Kraus (Stadthalle Singen, www.reservix.de) Bühne 1: 09.12., 20.30 Freitag, 1. Oktober 2010, 21:00 h, KONZERTE Steve Coleman «Five Elements» - Fr. 5.11.: Tom Harrell Quintet Jazzhuus Sa. 6.11.: VEIN feat. Glenn Ferris Christian Muthspiel/Frank Tortiller/Georg New York Breinschmid JAZZODROM »Dexter Calling« New York Do. 11.11.: Jazz im Audi Forum Andreas See – sax, Gerd Rahstorfer - trp, Tom Harrell, Eric Alexander, George Ingolstadt flh, Helmar Hill – piano, Christian Wendt Cables, Lonnie Plaxico & Billy Drummond- Count Basie Orchestra – b, Alex Pohn - dr Klaus Doldinger Projekt feat. Uwe Fr. 12.11.: John Scofield Trio PROFILE FESTIVAL Freitag, 15. Oktober 2010, 21:00 h, Ochsenknecht Sa. 13.11.: Yaron Herman Trio IM SPIELBODEN, Jazzhuus, im Rahmen der "Jazztage Bühne 2: Fr. 19.11.: Johannes Enders New York Lustenau" Quartet feat. Don Friedman FÄRBERGASSE 15

Ack van Rooyen & Paul Heller Quintett DEUTSCHLAND Kevin Mahogany - The Coltrane-Hartman Benny Lackner Trio, New York Sa. 20.11.: Mullen-Nieberle Sextet RHOMBERGFABRIK Fantasy Sonntag, 26.09. Junior´s Open Do. 25. 11.: Charles Lloyd Quartet A-6850 DORNBIRN Freitag, 5. November 2010, 21:00 h, Kinderprojekt mit Laia Genc, Fr. 26.11.: Carla Bley Trio Jazzhuus Musiktheaterstück über Jazz WWW.SPIELBODEN.AT Ana Paula da Silva Quartet Major Dux mit Sebastian Gahler Freitag, 19. November 2010, 21:00 h, 24.9.2010, 20:00h Jazz for Kids: Ali Haurand u.v.a. JAZZTONE JAZZ CLUB 56 Jazzhuus Landesjugendjazzorchester, NRW für und mit ernst – Soloperformance OSM – Oberstädtler Stubenmusig LÖRRACH nach Lyrik von Ernst Jandl Pelemele ÖSTERREICH Freitag, 3. Dez. 2010, 21:00 h, WWW.JAZZTONE.DE Christian Muthspiel (tb, pi, voc, Jazzhuus electronics, toys) Duo Fritz Pauer Trio & special Guests Carol KONZERTE Freitag, 24. September mit KASPAR Christian Muthspiel – Franck Tortiller Alston & Heinz von Hermann BIRDLAND JAZZ CLUB EWALDS EXORBITANTEM KABINET Christian Muthspiel (tb, pi, voc, electro- Freitag, 17. Dezember 2010, 21:00 h, NEUBURG nics, toys), Franck Tortiller (vibes) Jazzhuus AM KARLSPLATZ A 52 Christian Muthspiel’s Yodel Group Weihnachtsjazz: Base Jazz Trio plus Christian Muthspiel (tb, pi, voc, electro- Werner Grabher D-86633 NEUBURG A.D.DONAU nics,), Gerald Preinfalk (reeds), Matthieu WWW.BIRDLAND.DE Michel (tp, flglh), Franck Tortiller (vibes), Jerome Harris (e-b), Bobby Previte (dr) Sa. 11.9.: Dusko Gojkovich Oktett KONZERTE Do. 16.9.: Jazz im Audi Forum

The best contemporary blues Live in concert: Dave Specter & www.bluesnow.ch The Bluebirds featuring Sharon Lewis Dienstag, 21. September 2010 Tad Robinson Band featuring Alex Schultz Mittwoch, 13. Oktober 2010

Einziges Konzert in der Johnny Moeller Band Schweiz Donnerstag, 4. November 2010 gratis dem ÖV Mit Konzert! für zum bezogene gültig Im Vorverkauf sind Tram, Matt Schofield mit TNW-Gebiet Konzerttickets und Rückfahrt im ganzen Hin- Bahn (2.)(SPEZ)(V) Bus und Band am Veranstaltungstag Dienstag, 30. November 2010 Sudhaus Basel Burgweg 15 Türöffnung 19.15 Uhr 20.15 Uhr

Vorverkauf: www.starticket.ch Partner: Basler Zeitung, Birkhäuser + GBC, Bodega zum Strauss, BVB, 0900 325 325 CHF 1.19/min oder an der Abendkasse Glutz Kommunikation, Hilton Basel Hotel, Marcel Graf Treuhand, Wirtschafts-Testat JNM_5_2010_64-70 31.8.2010 9:36 Uhr Seite 70 RADIO/TV-TIPPS SCHWEIZER RADIO DRS 2 WWW.DRS.CH RADIO SWISS JAZZ WOCHENPROGRAMM WWW.RADIOSWISSJAZZ.CH 3.9. 22.35 Jazz live Nicolas Masson Parallels am Jazz Festival Schaffhausen 2010 Montag Freitag 3.9. 23.30 Jazz classics Matthieu Michel “Yves” (1989) 13.00 “Diese Woche in der Musikjury“ 09.00 “Diese Woche in der Musikjury“ 4.9. 23.00 Jazz Collection (W) Woody Shaw mit Daniel Schenker (W) (W) 7.9. 20.00 Jazz Collection Oscar Pettiford mit Kalli Gerhards 15.00 –17.00”Jazz, Soul & Blues 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 7.9. 21.00 Jazz aktuell Made in Switzerland“: 2 Stunden Made in Switzerland“: 2 Stunden 10.9. 22.35 Jazz live Roberta Gambarini am Musik aus der Schweiz Musik aus der Schweiz Jazz Festival Basel 2010 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 10.9. 23.30 Jazz classics Hank Jones “The Trio” (1955) ab 22.00 “Jazz Night“ ab 22.00 “Jazz Night“ 11.9. 23.00 Jazz Collection (Z) Oscar Pettiford mit Kalli Gerhards 14.9. 20.00 Jazz Collection B.B.King mit Martin Schäfer Dienstag Samstag 14.9. 21.00 Jazz aktuell 17.9. 22.35 Jazz live KOJ Piffkaneiro am 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues Jazz Festival Schaffhausen 2010 Made in Switzerland“: 2 Stunden Made in Switzerland“: 2 Stunden 17.9. 23.30 Jazz classics ZAP “ZAP” (1993) Musik aus der Schweiz Musik aus der Schweiz 18.9. 23.00 Jazz Collection (Z) B.B.King mit Martin Schäfer 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 18.00 “Diese Woche in der Musikjury“ 21.9. 20.00 Jazz Collection Sam Rivers mit Omri Ziegele ab 22.00 “Jazz Night“ (W) 21.9. 21.00 Jazz aktuell 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 24.9. 22.35 Jazz live Mary Halvorson Trio Mittwoch ab 22.00 “Jazz Night“ am Jazz Festival Willisau 2010 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 24.9. 23.30 Jazz classics Mary Osborne Made in Switzerland“: 2 Stunden Sonntag “A Girl And Her Guitar” (1959) Musik aus der Schweiz 09.00 – 11.00 “Jazzmatinée“: die 25.9. 23.00 Jazz Collection (Z) Sam Rivers mit Omri Ziegele 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” besten Jazz, Soul und Bluestitel, 28.9. 20.00 Jazz Collection Kenny Garrett mit Nicole Johänntgen 21.00 Die Radio Swiss Jazz ausgewählt von den Hörerinnen und 28.9. 21.00 Jazz aktuell Hitparade Hörer von Radio Swiss Jazz 1.10. 22.35 Jazz live Jean-Paul Brodbeck Group ab 22.00 “Jazz Night“ 11.00 “Diese Woche in der Musikjury“ am Jazz Festival Schaffhausen 2010 (W) 1.10. 23.30 Jazz classics Herbie Hancock “Thrust” (1974) Donnerstag 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 2.10. 23.00 Jazz Collection (Z) Entfällt 09.00 Die Radio Swiss Jazz Made in Switzerland“ : 2 Stunden 5.10. 20.00 Jazz Collection Steve Swallow mit Patrick Sommer Hitparade Musik aus der Schweiz 5.10. 21.00 Jazz aktuell 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 8.10. 22.35 Jazz live Phall Fatale am Jazz Festival Willisau 2010 8.10. 23.30 Jazz classics Fredy Studer “Seven Songs” (1991) Made in Switzerland“: 2 Stunden ab 22.00 “Jazz Night“ 9.10. 23.00 Jazz Collection (Z) Steve Swallow mit Patrick Sommer Musik aus der Schweiz 12.10. 20.00 Jazz Collection “On Green Dolphin Street” 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” mit Lauren Newton und Hans Feigenwinter 21.00 Diese Woche in der Musikjury 12.10. 21.00 Jazz aktuell ab 22.00 “Jazz Night“ 15.10. 22.35 Jazz live Michael Gassmann Fearless Five am Jazz Festival Schaffhausen 2010 15.10. 23.30 Jazz classics Steve Lacy/Enrico Rava “The Forrest And The Zoo” (1966) 16.10. 23.00 Jazz Collection (Z) “On Green Dolphin Street” mit WDR FERNSEHEN Montag, 11.10., 3.32h: Lauren Newton und Hans Feigenwinter James Morrison AVO Session 2009 19.10. 20.00 Jazz Collection Harry Sweets Edison mit Sandro Häsler 07.09.2010, 00:15h Montag, 11.10., 4:29h: 19.10. 21.00 Jazz aktuell Best of Echo Jazz 2010 Marc Sway Blues Cruise 2009 22.10. 22.35 Jazz live Nicolas Masson Parallels Highlights der Preisgala vom 5. Mai 2010 Montag, 11.10., 5:24h: am Jazz Festival Willisau 2010 aus der Jahrhunderthalle, Bochum Mudphis Blues Cruise 2009 22.10. 23.30 Jazz classics Joe Henderson “Inner Urge” (1964) 14.09.2010, 00:30h 23.10. 23.00 Jazz Collection (Z) Harry Sweets Edison mit Sandro Häsler Jazzline: Three Fall SWR FERNSEHEN 26.10. 20.00 Jazz Collection Zoot Sims mit Beat Blaser Aufzeichnung der 30. Leverkusener 26.10. 21.00 Jazz aktuell Jazztage 2009 aus dem Forum, Leverkusen 6. September 2010, 1.35 Uhr 27.10. 22.35 Jazz live Wayne Shorter Quartet am 21.09.2010, 00:15h SWR Sommer-Jazz-Festival: Jazzline: Karl Seglem Quintet Jazz Masters 2010 (7/8) Jazznojazz Festival Zürich 2010 Céu, José James. Camille O'Sullivan 28.10. 22.35 Jazz live Esperanza Spalding Chamber Music Society 13. September 2010, 1.30 Uhr und Monty Alexander & The Harlem SF/3SAT SWR Sommer-Jazz-Festival: Kingston Express am Jazznojazz Festival Jazz Masters 2010 (8/8) 29.10. 22.35 Jazz live Seven und Tower Of Power am Montag, 11.10., 1:40h: Pink Martini. Gretchen Parlato Jazznojazz Festival Zürich 2010 Kevin Costner and Modern West, Caravan Palace 29.10. 23.30 Jazz classics Entfällt AVO Session 2009 30.10. 22.35 Jazz live The Crusaders und Blood, Sweat & Tears Montag, 11.10., 2:37h: am Jazznojazz Festival Zürich 2010 Snow Patrol, AVO Session 2009 30.10. 23.00 Jazz Collection (Z) Entfällt

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