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Das Schweizer & Magazin Nov./Dez. N r . 6 /2018 S Schweiz CHF 11.00 / Deutschland € 5.90 / Österreich € 6.10

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Blues ‘ ‘ NN 'M'MOOrere

Wayne Shorter Diana Krall/ Tony Bennett Simon Spiess Ronin Label / Gerry hemingway Kaos Protokoll Mud Morganfield Gene Perla OM Franco Ambrosetti Dave Keyes Günter Baby sommer Tomas Sauter Fee Stracke Wolfgang Peter Schärli Bernd Alois Zimmermann Muthspiel Riccardo del Fra Manuel troller

Special: Jazzhochschulen der Schweiz

JNM_06_18_01_Cover_Wolfgang Muthspiel_lay.indd 1 29.10.18 09:53 helvetia.ch/wertsachen

Les Paul. Stratocaster. Keine Misstöne.

FI_CH_CC_INS_JazzNmore_A4_18-10.inddJNM_06_18_02-03_EDI_Inhalt.indd 2 1 22.10.1829.10.18 22:0110:15 EDITORIAL INHALT Liebe Leserinnen und Leser, 3 Editorial/Inhalt/Impressum 4 Flashes bereits wieder haltet Ihr die letzte Ausgabe des Jahres in 7 reviews 14 Previews den Händen und ich hoffe, wir konnten im vergangenen Jahr 20 – Where The River Goes erneut mit vielen interessanten Interviews und Geschichten, 23 Promo: Helvetia Versicherung den unzähligen CD-Besprechungen und "News you can use" 24 Wayne Shorter dem Anspruch als modernes und zeitgemässes Jazz & Blues 27 OM Magazin gerecht werden. 28 Diana Krall/Tony Bennett 30 Günter Baby Sommer 32 Simon Spiess Auch die vorliegende Ausgabe bietet viel Spannendes. Die 33 Special: Jazzhochschulen der Schweiz Coverstory von Steff Rohrbach präsentiert den Ausnahme- gitarristen Wolfgang Muthspiel, der soeben sein neues 57 New Projects: Franco Ambrosetti – Peter Schärli – auf ECM veröffentlicht hat; Jürg Solothurnmann beschreibt Kaos Protokoll – Fee Stracke – Tomas Sauter – die unge­brochene Schaffenskraft des 85-jährigen Wayne Manuel Troller – Riccardo Del Fra Shorter und sein neustes Werk "Emanon"; Günter Baby Som- BLUES’n’roots mer wird anlässlich seines 75. Geburtstages von Pirmin 61 Mud Morganfield Bossart porträtiert und Christof Thurnherr hat eine Story über 62 Dave Keyes den Saxophonisten und Querdenker Simon Spiess geschrieben. 64 HÖRBAR Blues In den New Projects warten mit ihren neusten Produktionen 68 Ronin Label Franco Ambrosetti, Peter Schärli, Fee Stracke, Tomas Sauter, 69 Anthony Braxton/Gerry Hemingway das Kaos Protokoll, Riccardo Del Fra und Manuel Troller auf. 70 Gene Perla Neue Musik Das aktuelle Special widmen wir der Jazzausbildung in der 72 Bernd Alois Zimmermann Schweiz, denn erstmals werden hier alle Jazzschulen und 74 Hörbar Neue Musik Hochschulen zusammen vorgestellt. Mit einer kritischen Einführung zum Thema "Aus- oder Verbildung" von Bruno 76 Hörbar jazz Spoerri hat Steff Rohrbach in Zusammenarbeit mit Christian 90 Hörbar Special: Sakoto Fujii 90 Trouvailles: Erroll Garner Steulet, Pirmin Bossart und Frank von Niederhäusern die 91 lesbar Ausbildungsstätten porträtiert und die umfangreiche und infor- 93 Sehbar: Klingende Bilder mative Sonderbeilage produziert. 94 Unsung heroes – Crachan Moncur III 95 Farewells Zum Jahresende möchte ich mich ganz herzlich für Euere 96 koONZERT-tipps – Club- und Festival-programme Treue bedanken; ohne die vielen Abonnements wäre eine 102 Radio-/TV-Programme Titelbild: Wolfgang Muthspiel, Foto: Peewee Windmüller Zeitschrift wie JAZZ’N’MORE kaum realisierbar. Ein grosser Dank geht ebenso an alle Inserenten und Partner. Ihr alle leistet einen wertvollen Beitrag für die Schweizer Kultur. IMPRESSUM Verlagsadresse: JAZZ’N’MORE GmbH, Birmensdorferstrasse 20, PF 308, CH-8902 Urdorf Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen Mitarbeitern. Telefon: +41 44 912 08 03 Ihr leistet einen tollen Job und ohne Euer Herzblut wäre ein E-Mail: [email protected], website: www.jazznmore.ch Herausgeber: Peewee Windmüller Magazin wie JAZZ’N’MORE nicht möglich. Kreation/Produktion: Theres Windmüller, Creative Director Redaktionsleitung: Peewee Windmüller Redaktion Jazz: Christof Thurnherr, Ruedi Ankli, Pirmin Bossart, Nun wünsche ich Euch allen einen Luca D’Alessandro, Gino Ferlin, Silvano Luca Gerosa, Tom Gsteiger, besinnlichen Ausklang des Jahres und Reiner Kobe, Thomas Meyer, Georg Modestin, Christian Rentsch, Steff Rohrbach, Jürg Solothurnmann, Phil Stöckli, Dorothea Gängel frohe Feiertage sowie alles Gute im Chefredaktion Blues: Marco Piazzalonga kommenden Jahr. Redaktion Blues: Cla Nett, Heinz Sollberger Mitarbeiter dieser Ausgabe: Angela Ballhorn, Michel Esterman, Florian Bissig, Rudolf Amstutz, Hanspeter Vetsch, Meinrad Buholzer, Euer Peewee Windmüller Christan Steulet, Frank von Niederhäusern, Bruno Spoerri Fotos: Francesca Pfeffer, Dragan Tasic, Robert Reding, Luca D'Alessandro, Peewee Windmüller Lektorat: Christof Thurnherr Korrektorat: [email protected] Anzeigenleitung: Peewee Windmüller, [email protected] Telefon: +41 44 912 08 03 Koordination: international media solutions IMS AG, 9434 Au Druck: Ostschweiz Druck AG, 9300 Wittenbach ISSN 1424-9375 Printed in

Einzelverkaufspreis Schweiz: CHF 11.–, Jahresabo: (6 Ausgaben) CHF 50.– exkl. 2,5 % MwSt., Jazz’n’more dankt für die Unterstützung durch die Fachstelle Kultur des Kantons Zürich Studenten-/Schülerabo: CHF 25.– exkl. 2,5 % MwSt. und Stadt Zürich Kultur Einzelverkaufspreis D: € 5.90 / A: € 6.10 Jahresabo: (6 Ausgaben) € 30.00 (zzgl. Versand € 5.00) Für eingesandte Manuskripte, Leserbriefe, Tapes, CDs und Fotos wird keine Haftung übernommen. Das Urheberrecht für den gesamten Inhalt liegt, sofern nicht anders angegeben, beim Verlag. Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages erlaubt. Es gelten unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen.

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Chet Baker – Anniversary Edition 1988–2018 (Le Chant du Monde/MV) ”Ella & Louis”: neuer Jazz-Club in Mannheim gut, auch wenn hier einmal mehr schmerzlich klar wird, dass selbst ein aufwendig aufberei­ teter digitaler Klang weit hinter einem vielleicht leicht knisternden, aber dafür umso greifbare- ren analogen abfällt. Der Kern der Neuausgabe – eine ähnliche Ausgabe brachte das Label Le Chant du Monde bereits 2010 auf den Markt – liegt buchstäblich im mittig eingehefteten 40- Zum 30. Todestag Chet Bakers erscheinen seitigen Begleitbüchlein, dessen Lektüre zwar die vollständigen Studioaufnahmen der Jah- durch diese Einbindung nicht gerade bequemer re 1952–1959 neu gemastert und mit aus- wird, das aber neben zwei lesenswerten Ein­ führlichen Begleittexten versehen in zwei führungs-Essays alle wünschenswerten Details Sets auf insgesamt 20 CDs. "The Thrill Is der Aufnahmesessions enthält. Gone" und "Rebel At Work" sind zusammen Die aktuelle Neuausgabe will nicht ein Kompen- eine wertvolle und vor allem preiswerte Er- dium aller bekannten Baker-Platten sein. Zum gänzung für jeden Liebhaber dieser Golde- einen beschränkt es sich auf die Studio-Aufnah- nen Ära des Jazz. men, womit einzelne hörenswerte Meilensteine Chet Baker war so etwas wie der James Dean hier nicht vertreten sind. Dafür sind die Stücke

des Jazz. Ähnlicher Jahrgang, ähnliches Charis- hier chronologisch nach Aufnahmedatum ange- : PD/ZVG ma, viel Talent und früher Erfolg, ausgeprägter ordnet, was auch der grösste Unterschied zur oto Hang zur Selbstzerstörung, aber – im Gegensatz Ausgabe von 2010 ist. Wer die Platten des Sa- F zu seinem schauspielenden Leidensgenossen – xophonisten bereits kennt, bekommt also einen Mitte September öffnete ein neuer Jazz- weniger Pech hinter dem Steuer. Um solche bio- neuen Blick auf das kreative Schaffen des Sa­ Club in Mannheim seine Pforten. Im Herzen graphischen Details kümmert sich die Neuveröf- xophonisten. Allerdings wird die Chronologie – der süddeutschen Musik- und Industrie- fentlichung allerdings kaum. Hier geht es um die zumindest im ersten Set – aus schwer nachvoll- stadt soll ”Ella & Louis” im Keller des Kon- Musik, den Inhalt, und das macht bereits die ziehbaren Gründen – durchbrochen, indem die gresszentrums Rosengarten zu einem Treff- Aufmachung der beiden boxähnlichen Verpa- bislang noch nicht veröffentlichten Aufnahmen punkt von Jazzfans werden. Oberbürger- ckungen in CD-Format klar. Die CDs sind relativ auf den letzten beiden CDs zusammengefasst meister Kurz sprach von einem ”wichtigen unscheinbar gestaltet und in platzsparenden wurden. Wenn schon chronologisch, warum nicht Signal für die Musikstadt”. ­Fächern verstaut. Die Tonqualität ist durchwegs konsequent? Christof Thurnherr ”Der Jazz ist nicht tot, aber die Zeit verrauchter, runtergekommener Clubs ist eben vorbei”, heisst es im Umfeld des Konferenzzentrums, dessen Weihnachten mit Mr. Geschäftsführer Johann W. Wagner und Bas- Nur noch wenige Wochen dauert es bis zum tian Fiedler den neuen Club unterstützen. Flugs grössten Fest unseres Kalenderjahres! Noch wurde eine GmbH gegründet mit Teilhabern aus nicht das passende Geschenk für die/den der heimischen Wirtschaft, die als Sponsoren Liebste(n) gefunden? Noch nicht auf die ad- zur Seite stehen. ”Die Idee trage ich schon lange äquate musikalische Untermalung der per- mit mir herum”, sagt Thomas Siffling mit einem sönlichen kleinen Julfeier gestossen? Ab- Blick auf das Basler ”bird´s eye” oder das Wiener hilfe bei solch schwerwiegenden Problemen ”Porgy und Bess”, leuchtende Vorbilder für ”Ella schafft nun kein Geringerer als der Altmeis- & Louis”. Auch wenn Ella Fitzgerald und Louis ter der Gitarre, . darf natürlich nicht fehlen, entpuppt sich aber Armstrong für eine abgeschlossene Epoche des Zusammen mit Keyboarder Simon Climie hat Mr. als waschechte Techno-Nummer (!), die man so Jazz stehen, will künstlerischer Leiter Siffling, Slowhand ”Happy X-Mas” (Polydor/Universal) auf einem Clapton-Album nie erwartet hätte. selber Jazzmusiker und erfahrener Organisator produziert, ein gut 56-minütiges Album mit 14 Im Studio mit von der Partie waren ein Dutzend von Konzerten mit einem Händchen für das Weihnachtssongs quer durch alle Stilrichtun- alte Kumpels, darunter Bassist Nathan East, Aufspüren junger Talente, mit dem Programm gen. Dabei ist es E.C. gelungen, grösstenteils Drummer Jim Keltner, Gitarrist Doyle Bramhall ”nicht nur die Tradition bewahren, sondern auch ohne Schmalz und übertriebenen Pathos zu agie- II oder der Multiinstrumentalist Dirk Powell. Neugierde auf das Neue, den Jazz des 21. Jahr- ren und auch überstrapazierten Klassikern à la Background singen Claptons Ehefrau Melia und hunderts wecken und dem Jazz zu neuer gesell- ”White Christmas” oder ”Silent Night” einen fei- Tochter Sophie, dazu dürfen hier und dort auch schaftlicher Bedeutung verhelfen.” Sämtliche nen, souligen Touch einzuhauchen. Doch Eric Chor und Strings nicht fehlen. Und für die sym- Stilistiken sollen berücksichtigt werden, von zeit- wäre nicht Eric, würde er nicht auch den einen pathischen Cover-Illustrationen, angeführt vom genössischem Jazz über gepflegten Pop bis zu oder anderen Blues-Kracher ins Programm schmug- zufrieden lächelnden Weihnachtsmann, zeich- traditionellen Spielformen. Zunächst will Siffling geln. Lloyd Glenns ”Lonesome Christmas” je- net ebenfalls E.C. verantwortlich. Das legendäre jedoch das Publikum mit ”moderatem Jazz” in denfalls würde auch einem gut Graffiti ”Clapton is God” aus dem London der den Keller locken. Später will er es mit ”Ella & anstehen und Johnny Moores ”Merry Christmas frühen 1960er-Jahre kann nun getrost abge­ Louis” auf die ”europäische Landkarte, vielleicht Baby” glänzt als einer jener typischen Clapton- ändert werden in ”Clapton spielt Christkind”! sogar auf die Weltkarte des Jazz” schaffen. Slowblues mit griffigem Gitarrensolo. Mr. Slow- Schöne Weihnachten allerseits! Jeden Montag und Dienstag wird Live-Jazz ge- hand nimmt sich in diesem Setting aber auch die Marco Piazzalonga boten, Donnerstag bis Samstag wird der Club Freiheit für witzige Experimente: ”Jingle Bells” Happy X-Mas, E.C. xxx (Polydor/Universal) zur Lounge-Bar mit gängigem Klavier-Jazz, dar- geboten von Studenten der lokalen Musikhoch- Groove Now – Die Erfolgsgeschichte geht weiter schule und der Pop-Akademie. Die 200 Plätze im ”Ella & Louis” laden allzeit zu Entdeckungen ein. Die Basler Konzertserie Groove Now, einst Ziel, die spannendsten und wichtigsten interna­ Reiner Kobe unter dem Namen Blues Now ins Leben ge- tionalen Künstler auf den Gebieten Blues und www.ellalouis.de rufen, ist aus dem Schweizer Musik-Kalen- Soul zu verpflichten. Wir wollen nicht einfach der nicht mehr wegzudenken. Seit knapp beliebige Blues- und Soulmusiker präsentieren, neun Jahren brachte Groove Now für rund die gerade auf Tournee sind oder kostengünstig Jazzasconaradio.ch 70 Konzerte das Beste aus Blues, Soul, zu haben sind. Vor allem auch dank der tollen Americana & Roots Music in unser Land. Partnerschaft mit der BLKB können wir diese Nicolas Gilliet, Programmdirektor des Ascona Jazz- Jan Garbarek Rick Estrin & The Nightcats gastierten am Rhein- Idee seit 2010 erfolgreich umsetzen. Für dieses festivals, hat ein Webradio lanciert. Es werden vor knie, Mike Zito ist beinahe schon Stammgast, Engagement kann man der BLKB nicht genug allem Konzerte des Jazz Cat Clubs Ascona und des Sugaray Rayford gab sich die Ehre, Sue Foley danken.” Jazzfestival Ascona, aber auch Songs vor allem aus trat mehrmals auf, aber auch Curtis Salgado, Des Weiteren gab Groove Now bekannt, dass der historischen und aktuellen Jazz-Szene New Group Johnny Rawls, Sugar Ray & The Bluetones, Vic- ihre sämtlichen Konzerte im Jahr 2019 in der Orelans gespielt. Unbedingt reinhören! pd/pw tor Wainwright, Trampled Under Foot oder Sa- Halle 7 im Gundeldingerfeld, Dornacherstrasse Magischer Hymniker mantha Fish gehörten zu den Top Names bei 192, Basel, stattfinden werden (www.halle-sie- www. smartradio.ch/jazzasconaradio Groove Now. ben.ch). Die Unsicherheit im Zusammenhang Gleich zwei interessante Nachrichten erreichten mit einem Pächterwechsel im altehrwürdigen At- Jazz Classics – Tonhalle Maag Zürich 18/19 uns nun diesen Sommer. Zum einen die Bestäti- lantis hat den Vorstand dazu bewogen, diese gung, dass der Hauptsponsor der Veranstaltung, Lösung zu wählen. Damit wird dem Rechnung 8.11.18 die Basellandschaftliche Kantonalbank BLKB getragen, dass die Planung von Groove Now für 9.3.19 ­ihren Vertrag für weitere drei Jahre (2019 – die nächsten Jahre schon definiert ist. Die Ter- 2021) verlängert hat. Dazu Patrick Kaiser, der mine und das beeindruckende Programm sind 1.4.19 Präsident und musikalische Leiter von Groove bereits auf der Website aufgeschaltet. 27.4.19 Now: ”Unser Konzept verfolgt seit Beginn das www.groovenow.ch Marco Piazzalonga 4­ JAZZ

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Jazz-Ästhetik all’italiana im Vormarsch , Complete Live at the Cafe Montmartre In der italienischen Jazz-Szene fällt mir zur Selbst die Gruppe Hobby Horse macht einen (Essential Jazz Classics/Inakustik) Zeit ein neuer Hang zu liebevoll gepflegter Schritt Richtung Ästhetisierung. Das Trio um Ästhetik auf. den in Italien lebenden Amerikaner Dan Kin- Daran ist man eigentlich fast schon gewohnt zelman (ts, cl, electronics) – der schon zahlrei- durch die markante Präsenz der Trompeter En­ che Arrangements für Enrico Rava schrieb –, Joe rico Rava und Paolo Fresu, beide eher dem me­ Rehmer (b, electronics) und Stefano Tamborri- lodischen Element zugetan. Interessanterweise no (dr, electronics) hat ein gleichzeitig sperri- fallen mir aber diesmal Cracks auf, die beson- ges und – allerdings nur vordergründig – leicht ders live eher der freien Szene zuzurechnen sind. zugängliches Album produziert. Der einzige So etwa Mirko Signorile, unter den Musikern Schwachpunkt ist eine Endlosschlaufe von gut des Labels auand ein sehr alternativ geprägter 20 Minuten im letzten Stück, dies nach nur ge­ Pianist. Nun hat er gemeinsam mit Francesco rade etwas mehr als 30 Minuten spannender Ponticelli (b) und Enrico Morello (dr) das lufti- Performance mit Electronics, die nicht Überhand ge und farbige Album ”Trio Trip” entworfen und nehmen. Ruedi Ankli für einmal dem Bauch den Vorzug vor dem Hirn gegeben. Das expressionistische Resultat lässt CDs: sich hören und natürlich auch geniessen. ➤ Mirko Signorile: Trio Trip (auand) Den amerikanischen Cellisten Hank Roberts ➤ Roberts-Vignato-Mirra-Pacorig-De Rossi: muss man hier wohl kaum vorstellen. Auf ”Pipe Pipe Dream (Cam Jazz) Im Frühjahr ist Cecil Taylor 89-jährig ge- Dream” spielt der bekannte Avantgardist ge- ➤ Raffaele Casarano & Danno feat. storben. Der Pionier freier Spielweisen, der meinsam mit dem aufstrebenden Filippo Vignato Palle Danielsen, Manu Katché und Eric Legnini: 1956 seine ersten Aufnahmen machte (mit (tb), dem Geheimtipp Pasquale Mirra (vibes), Oltremare (Tûk) Steve Lacy), arbeitete ab 1961 regelmässig ­Giorgio Pacoric (p, keys) und Zeno De Rossi (dr), ➤ Hobby Horse: Helm (auand) mit dem Altsaxophonisten Jimmy Lyons ein Album, das durch gute Kompositionen eben- und dem Schlagzeuger Sunny Murray (spä- so besticht wie durch ein feines Interplay. In ter ersetzt durch Andrew Cyrille) im Trio, ”Pictures” entpuppt sich Roberts als authenti- das er Unit nannte. scher Singer-Songwriter, mit der magistralen Diese einzigartige Unit ist nun wiederzuhören Posaune Vignatos im Rücken. auf einer Doppel-CD, die die gesamten Aufnah- Dieses Album könnte auch über Italiens Grenzen men von 1962 aus dem Café Montmartre in Ko- Wellen werfen, so wie jüngst ”Oltremare” von penhagen enthalten. Der bislang auf zwei LPs Raffaele Casarano (ss, as) und Danno (voc), das veröffentlichte Mitschnitt erscheint erstmals auf vielleicht dank Palle Danielsen (b), Manu Katché CD, zusammen mit drei langen, unveröffentlich- (perc) und Eric Legnini (p) in Nordeuropa sehr ten Bonus-Tracks aus Stockholms ”Golden Circ- gut ankommt, vielleicht auch wegen der zu­ le” (die Unit wurde um den schwedischen Bas- gänglichen Ästhetik und den – zum Thema Mig- sisten Kurt Lindstrom erweitert). Darunter befin- ration – engagierten Titeln. Casaranos Sound lag det sich ”Flamingo”, ein Standard, den der Pia- schon früher auf einer sphärisch-melodischen nist nie mehr aufgenommen hat. Es sollten noch Ebene, dies ganz im Einklang mit Paolo Fresus drei Jahre vergehen, bis es wieder zu Aufnah- Label Tûk, das immer erfolgreicher in die Welt men mit dieser brillanten Cecil Taylor Unit kam. (-musik) exportiert – und sich dort integriert. Reiner Kobe

Do 6.12.18, 20.00, Volkshaus Zürich Charlotte Gainsbourg Die Star-Chanteuse nochmals live in Zürich!

NEU Di 5.2.19, 20.00, Kaufleuten Zürich Jacob Collier Multi-Instrumentalist und Jazz-Genie Freitag Mittwoch Dienstag 30.11.18 12.12.18 22.1.19 Di 26.3.19, 20.00, Kaufleuten Zürich 20.00 Uhr 20.00 Uhr 19.30 Uhr Tonhalle Maag Neumünster KKL Luzern Trombone Shorty Zürich Zürich Konzertsaal & Orleans Avenue «Piano Summit» New Orleans Supafunkrock So 14.4.19, 20.00, Kaufleuten Zürich Jan Garbarek Nils Landgren , Cyrus Chestnut, 4 Wheel Drive «Christmas with my friends» Benny Green, Dado Moroni Landgren-Wollny-Danielsson-Haffner Group An Evening With 2 Pianos Magischer Hymniker Sa 20.4.19, 20.00, Theater 11 Zürich Einziges Konzert in der Deutschschweiz Tedeschi Trucks Band Jazz Classics – Tonhalle Maag Zürich 18/19 weitere Neumünster-Konzerte 2019 Jazz Classics – KKL 18/19 Funky American Roots-Rock & Soul 8.11.18 Bobby McFerrin 30.1.19 Mario Batkovic 2 6.11.18 Chick Corea piano solo So 5.5.19, 19.00, Hallenstadion Zürich 9.3.19 Hiromi piano solo 13.3.19 Youn Sun Nah 14.3.19 Billy Cobham Crosswinds Project 1.4.19 Mare Nostrum 22.3.19 Cristina Branco 17.5.19 Trio Joe Bonamassa 27.4.19 Dianne Reeves 8.5.19 Michel Camilo The Guitar Event of the Year VORVERKAUF: www.allblues.ch Alle weiteren Konzerte: www.allblues.ch www.ticketcorner.ch /AllBlues.Konzerte

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Jazzaar sucht junge Musikerinnen ImageCampus, die neue, spannende Leuthards Vermächtnis und Musiker Sendung für Fotografie & More Die soeben abgelaufene Vernehmlassung Wer sich für Fotografie und Anverwandtes zum Entwurf eines Bundesgesetzes über interessiert, muss unbedingt die Sendun- elektronische Medien (BGeM) zeigt, wie gen auf imagecampus.ch anschauen. tiefgreifend das Konsumverhalten durch die Fotografen, Art-Direktoren, Filmschauspieler und Digitalisierung umgekrempelt wurde. Regisseure, Kunstsammler und viele mehr neh- Das Bedürfnis, die staatliche Medienförderung reding men auf der roten Couch Platz und stellen sich neu zu organisieren, ist gross. Doch wie sich an den Fragen der Moderatorin Nina Havel. Zwi- der Vielfalt der eingegangenen Kritik am Entwurf obert schen den Talks werden die neusten Produkte zeigte, bietet sich heute nicht einfach ein neues : R rund um das Thema Fotografie vorgestellt, von Bild mit verschobenen Parametern. Die heutige oto

F der Kamera bis zum Studiolicht und spezifischen Medienlandschaft ist mit nichts Bisherigem zu Das bekannteste Aargauer Jazzfestival ”jazz- Computerprogrammen. vergleichen und den Autoren des Entwurfs fehlte aar” sucht auch dieses Jahr wieder junge Die Sendungen werden im Studio in Zollikon offenbar das tiefere Verständnis, welche Miss- Musikerinnen und Musiker für zwei inter­ aufgezeichnet und anschliessend auf image- stände die einzelnen Betroffenen unter so grund- nationale Produktionen im April 2019. Die campus.ch ausgestrahlt. Ab Mitte November ist legend veränderten Vorzeichen plagen können. Projekte unter den vielversprechenden Na- die Sendung mit dem Jazzfotografen Peewee Dabei ist die Ausgangslage noch relativ fass- men ”Ron Carter Night” und ”Abraham” Windmüller zu sehen. Mit ihm spricht Nina Ha- bar: Die periodisch geäufneten Gebühren-Töpfe sind erneut von Helen Savari und Fritz K vel über seine Fotos, aber auch über den Job als sind so unter den verschiedenen Medien-Produ- Renold speziell für diese Anlässe kompo- Herausgeber von JAZZ’N’MORE. zierenden zu verteilen, dass die Teilnahme am niert worden. Für Interessierte besteht die Möglichkeit, im medialen Austausch nicht ungebührlich verzerrt Für das Swiss Youth Jazz Orchestra (SYJO) ­Studio dabei zu sein und die Sendungen live zu und die gesamtheitliche Qualität – sprich: die ­werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die er­leben. Bei Interesse einfach eine E-Mail an Vielfalt – möglichst gefördert wird. Weniger ein- Instrumente Trompeten, Posaunen, Tenor-Saxo- [email protected] mit dem Betreff "Tickets" fach ist es dagegen, für diese Verteilung ein phone, Alt-Saxophone, Klavier, Gitarre, Piano, senden. Verfahren einzurichten, das der neuen Entwick- Schlagzeug/Perkussionen gesucht. Weiter Informationen zu allen Sendungen lung – insbesondere der Digitalisierung – ge- Für das Swiss Youth World-Music Ensemble auf: www.imagecampus.ch recht wird. Einer der Schwachpunkte des Ent- (SYWE) werden Gesang (Sopran, Alt, Tenor, Ba- wurfs lag darin, dass er den Inhalt mit dem ge- riton/Bass), Flöte/Alto Flöte, Flöte/Bass Flöte, Peewee Windmüller wählten Mittel der medialen Vermittlung ver- Klarinette, Bassklarinette, Trompeten, Alt Saxo- und Dave Feusi wechselte. Denn zwar ist es Fakt, dass immer phone, Euphonium, Posaune, Tuba, Gitarre, Pia- mehr User immer öfter das Internet nutzen, um no, Perkussion, Nahöstliche Instrumente (Du- sich mit Information zu versorgen. Dies bedeu- duk, Oud etc.) gesucht. Im ”Bandstand Learning tet allerdings nicht gleichzeitig, dass die Produk- with Role Models”-Projekt proben die jungen tion von Inhalten von den herkömmlicheren Ka- Musikerinnen und Musiker während einer Wo- nälen abgekoppelt worden wäre. Das zeigt sich che mit internationalen und nationalen Musikern u.a. daran, dass viele qualitativ hochstehende als Coaches (u. a. Ron Carter, Antonio Hart, Carl Beiträge noch immer nicht exklusiv digital zu- Allen, Gil Goldstein, Thommy Smith, Billy Cob- gänglich sind. ham) und geben am Schluss zusammen mit ih- Es bleibt zu hoffen, dass ein neuer Versuch, die ren Master zwei Konzerte in Aarau. Medienförderung den aktuellen Erfordernissen

Jugendliche im Alter zwischen 16 und 26 Jah- indmüller anzupassen, am heutigen Stand der Diskussion

ren können sich bis zum 6. Januar anmelden. Die W ansetzt. Denn beispielsweise die Bedürfnisse der Teilnahme an dieser lehrreichen Woche ist kos- Musikschaffenden sind klar formuliert, wie aus tenlos. pd/pw rwin der Vernehmlassungsantwort des Berufsver- Weitere Infos und Anmeldung unter : E bands der freischaffenden MusikerInnen aller oto

www.jazzaar.com F Sparten, SONART, zu lesen ist: Anerkennung der Kultur als Teil des Service Public, klarere Ver- pflichtung der staatlichen Kanäle zu Förderun- Montreux Jazz Talent Awards – Den Jazz von morgen ausgezeichnet gen des heimischen Musikschaffens, (auch) Be- Das präsentiert die kühne Mixes aus psychedelischen Klängen und rücksichtigung von Kulturschaffen, das nicht Preisträger der diejährigen Montreux Jazz orientalen Rhythmen serviert. Der Dritte im Bun- audio-visuelle Medien nutzt. Denn wertvolle Kul- Awards. Ausgezeichnet werden der franzö- de, Jalen N’Gonda, wurde während seines Jazz- tur ist nicht nur, was unterhaltsam flimmert. sische Solokünstler Højde, die türkische studiums von der Popkultur zu sei- Christof Thurnherr Gruppe Islandman und der Amerikaner Ja- nem bewegenden Soul inspiriert. www.sonart.swiss len N’Gonda. Letzterer gewinnt den Fair- HØJDE gewinnt den PARMIGIANI MONTREUX mont European Tour Award, der ihm eine JAZZ SOLO KEYS AWARD im Wert von 3'000 Focusyear Basel Tournee durch vier europäische Metropolen CHF und eine Uhr der Marke Parmigiani, IS- ermöglicht. An der Nomination der Finalis- LANDMAN gewinnt den SHURE MONTREUX Wie bereits in diesem und im letzten Jahr ten waren die Künstler Aloe Blacc, Richard AWARD im Wert von 5'000 CHF können sich auch für 2019 hochtalentierte Bona, Derrick Hodge und Bugge Wesseltoft und Audio-Equipment der Marke Shure, JALEN Musikerinnen und Musiker für das Focus­ beteiligt. N’GONDA gewinnt den FAIRMONT EUROPEAN year bewerben, welches am Jazzcampus in Elektronische Improvisationen, berauschender TOUR AWARD. Dieser Sonderpreis ermöglicht Basel angeboten wird. Neo-Soul, frenetischer Funk und innovatives Be- es dem Künstler, an vier Tourdaten in den Fair- Das Focusyear ist ein europaweit einzigartiges, atboxing: Diesen Sommer haben die 16 Kandi- mont-Hotels der AccorHotels-Gruppe in London, einjähriges Vertiefungsjahr unter der künstleri- daten das Publikum im oftmals übervollen Hou- Barcelona, Hamburg und Montreux aufzutreten. schen Leitung Wolfgang Muthspiels. Die Musi- se of Jazz begeistert. Das Nachfolge­format der An einem Schlüsselmoment in ihrer Karriere kerinnen und Musiker, die dafür selektioniert Montreux Jazz Competitions öffnet den Wettbe- profitieren die Gewinner der Montreux Jazz Ta- werden, arbeiten als Band zusammen, die jede werb für verschiedene Stilrichtungen, insbeson- lent Awards nicht nur vom umfangreichen Netz- zweite Woche von so renommierten Coaches dere elektronische Musik. Monatelang hat das werk des Montreux Jazz Festivals, sondern auch wie Jeff Ballard, Ralph Alessi, Malcom Braff, Programmteam seine unterschiedlichen Netz- von der Unterstützung und künstlerischen Be- Anat Coehn, , Ingrid Jensen, werke aktiviert und in internationalen Trends gleitung durch die Montreux Jazz Artists Foun­ Guillermo Klein, Gretchen Parlato, Jorge Rossy, dem Jazz von morgen nachgespürt. dation, die massgeblich an der Programmgestal- Miguel Zenon, Kurt Rosenwinkel, Joey Sanders, Während des Festivals haben das Programm- tung diverser internationaler Institutionen und Kendrick Scott oder Gerald Clayton betreut wer- team und die Publikums-Jury die Auftritte der Veranstaltungen beteiligt ist. pw/pd den. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen er­ 16 Kandidaten bewertet. Nach dem Festival wur- halten mit der Focusyear Band die Möglich- den die Konzertvideos an das aus Aloe Blacc, keit, sich ein Jahr lang ausschliesslich auf die Richard Bona, Derrick Hodge und Bugge Wes- Musik zu konzentrieren. Regelmässige Auftritte seltoft bestehende Artists Committee geschickt im Jazzcampus Club, eine Club- und Festival- und zusammen die finale Entscheidung getrof- tournee sowie Recordings im Jazzcampus run- fen. den das Programm ab. pd/pw Mit ihrem geografischen (Frankreich, Türkei, Anmeldeschluss ist der 31.12.2018, USA) und musikalischen Hintergrund verkörpern alle Details und Bewerbungsunterlagen die drei Gewinner die Vielfalt der heutigen Jazz- unter www.jazzcampus.ch landschaft. Das Herzstück der elektro-akusti- schen Projekte von Højde und Islandman ist die Improvisation. Mit Brio verbindet Ersterer Klavier und Electronica-Maschinen, während der zweite Islandman 6­ JAZZ Want to perform in a band with

JNM_06_18_04-06_FL.indd 6 extraordinarily talented28.10.18 22:24 musicians coached by internationally renowned masters of the scene? Reviews

Generations 2.0, Frauenfeld, 29.9. – 6.10.2018 Die 11. Ausgabe von Generations – In- ternational Jazzfestival Frauenfeld war sowohl musikalisch als auch vom Pub- likumsandrang her ein Erfolg. Dominik Deuber, der neue Künstlerische Leiter, hat dabei den Spagat zwischen der Be- wahrung von Bewährtem und dem sti- listischen Neustart auf hohem Niveau und zugleich bemerkenswert unange- strengt geschafft.

Zwanzig Minuten, nachdem das zweite Set in der Piano Bar hätte beginnen sollen, tauchte Ari Hoenig auf der Bühne auf. Typische Arro- ganz eines aus New York eingeflogenen Stars? Fehlanzeige. Der Schlagzeuger hatte unbe- dingt ein paar Takte der Band des Saxophonis- ten Donny McCaslin hören wollen und sich im Laufschritt in den Club Dreiegg und zurück bewegt. Die Episode scheint bedeutungslos angesichts eines Festivals, das während acht T­ agen mehr Maria Schneider mit der der Studierenden als 50 Konzerte in temporär zu Jazzclubs um- funktionierten Lokalen, dem Stadtcasino und Erstmals gab es ein Composers Project für jun- dem Eisenwerk bot. Doch sie spiegelt vieles ge Schweizer Jazzkomponistinnen und -kom- von dem, was der Jahrgang Generations 2018 ponisten. Maria Schneider büschelte das Ma- war: Musik für das Publikum in schierem Über- terial gemeinsam mit den Teilnehmenden und mass, doch auffallend war vor allem das Inter- pflügte es, wenn nötig, ebenso gemeinsam mit esse der Musiker an der Musik anderer Musi- ihnen um. Das Resultat war am zweitletz- ker. ten Festivalabend im Casino zu hören, an dem eine aus Teachers und Stu­dierenden zusam- mengesetzte Big Band in fliegend wechseln- der Besetzung spielte. Der Superlativ sei für einmal erlaubt: grandios. Dass vier der fünf Kompositionen von Musikerinnen geschrieben worden waren und am Festival bemerkenswert viele Frauen auftraten, nennt Dominik Deuber charmant einen ”geplanten Zufall”. Das grosse Finale im Casino gehörte Maria Schneider, t Reding ­ihren Kompositionen und der von ihr geleiteten r Big Band, die wiederum aus Lehrenden und Lernenden zu einem harmonierenden Klang- körper geformt worden war. Michael Arbenz Fotos: Robe

Füllhorn der Highlights Offene Türen für offene Ohren Generations 2018 ist Geschichte. Trotzdem Maria Schneider, McCaslin, Hoenig und mehr: der Verweis auf Highlights: Der Saxophonist Manches hatte bei Generations 2018 den ge- Adam Pieronczyk vereinte im Dreiegg in wech- meinsamen Nenner New York. Das ist ein selnden Besetzungen die grosse polnische Bruch mit der Tradition des vormaligen Künst- Jazztradition mit einer mindestens so grossen lerischen Leiters Roman Schwaller, der auf Gegenwart, wobei ausgerechnet die Super- seine Freunde aus Deutschland und seiner starcombo mit Miroslav Vitous (b) und Trilok Wahlheimat Wien setzte. Deuber wollte diesen Donny McCaslin Gurtu (perc) abfiel. Der New Yorker Saxopho- Schnitt und hat ihn fair, aber hart durchgezo- nist Donny McCaslin und sein Quartett liefer- gen. Ausser dem sichtlich unverzichtbaren Ad- Mehr Bewerbungen denn je ten im Dreiegg ein selten stimmiges Beispiel rian Mears ist von den einstigen musikalischen Dreh- und Angelpunkt des Weckens von all­ dafür, dass sich Electronic-Powerplay und Dauergästen niemand mehr dabei. Dies nicht seitiger Aufmerksamkeit waren Dominik Deu- Feinsinn vertragen können. Und der New Yor- zum Nachteil des Festivals, wenn es einem ber, der neue Künstlerische Leiter, die Gram- ker Drummer Ari Hoenig brachte selbst das jüngeren Publikum zugänglicher sein will und my-dekorierte New Yorker Big-Band-Leaderin sonst ziemlich schwatzhafte Publikum in der für die Masterclasses Talente mit offenen Oh- Maria Schneider und der in der Region Basel Piano Bar zum Staunen ohne Worte. Dass sich ren sucht. sesshafte australische Posaunist (und, by the selbst ein Mix aus Jazz und Flamenco (inklusi- Wie es mit Generations weitergeht? ”Wir ste- way, Didgeridoo-Meister) Adrian Mears, der ve Tänzer-Solist!) ins Festival einpassen lässt, hen erst am Anfang”, sagt Dominik Deuber, die Masterclasses leitete. Sie sind, für das sprach im Club Terrasse für die Klasse der der als langjähriger Assistent Schwallers ein ­Publikum wenig wahrnehmbar, ein zentrales Band um den Saxophonisten Antonio Lizana – Intimkenner des Festivals ist und als Managing Element des Festival-Konzepts, das der aus und die Geschmacksicherheit von Dominik Director der von Pierre Boulez gegründeten­ Frauenfeld stammende Tenorsaxophonist Ro- Deuber. Lucern Festival Academy über ein weltweites, man Schwaller und der Anwalt Robert Fürer Eine Art Festival im Festival waren die Konzerte auch in die klassische Musik reichendes Netz- für den Generations-Start 1998 entwickelt ha- im Eisenwerk, an denen im Theater jeweils ein werk verfügt. Deubers Ziele sind hoch ge- ben. 160 hochbegabte junge Jazzmusikerin- Pianist solo und danach in der Eisenbeiz mit steckt, aber nicht unrealistisch: Er will eine nen und -Musiker – mehr denn je – aus aller seiner Band auftrat. Eine kleine Sternstunde bessere Verankerung in der Schweizer Jazz- Welt haben sich um einen Platz beworben. 26 gelang dabei dem 82-jährigen Joe Haider, der Szene inklusive der Einbindung der Jazz-Fach- von ihnen wurden eingeladen und von Welt- ebenso ernsthaft wie verschmitzt auftrat und hochschulen, er will die Aufmerksamkeit für klasse-Jazzern in Räumlichkeiten der Kantons- dabei nicht nur als Pianist, sondern auch als das Festival, ”die es objektiv betrachtet ver- schule Frauenfeld freundlich, aber sehr her- Anekdotenerzähler gute Laune verbreitete. dient”. Sein Leitsatz nach dem erfolgreichen ausfordernd in für sie bisher unbekannte Di- Start lautet: ”Think big”. Wir sind vorfreudig mensionen katapultiert. gespannt. Hanspeter Vetsch 7­ JAZZ

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Donaueschinger Musiktage 2018, 18. – 21.10.2018

r Bei ihren männlichen Kollegen konnte man in einem ”Modus der Angst und der Scham”

nne eher mal feststellen, dass ihre Musik in Schön- entstanden, aus einer Rat­losigkeit heraus –

Bru heit versank oder aber ein Konzept sich auf und das ist ihnen auch anzumerken. Sie lies- Überlänge ausdehnte. Erfreulich war dort al- sen einen ratlos und nachdenklich zurück – äs- alf

/R lenfalls der Georgier Koka Nikoladse: Er thetisch gescheitert, ein seltsames, aber viel- k n ­animierte das Klangforum Wien in ”21.10.18” leicht irgendwie heute auch nötiges Fragezei- fu

nd mittels interaktiven Pales zu einer conducted chen in einer Kulturlandschaft. Nein, so kann

ru improvisation, die denn auch wie eine virtuo- man wohl kaum mit dieser Problematik umge-

est se frei-gelenkte Improvisation klang. Aber so hen. w

d genau abgestufte, abwechslungsreiche und Die beiden Höhepunkte (neben dem Hermann- Sü farbige Klänge wie im Kammerklavierkonzert Meier-Revival, auf das ich in der letzten Num-

WR/ der Polin Agata Zubel oder der Kroatin Mirela mer hingewiesen habe): zum einen die ”splin- S Ivicevic (”Case White”) erlebte man auch da ters of ebullient rebellion” der Schwedin Mal- selten. in Bång. Es gelang ihr, die gute alte Schreib- Brigitta Muntendorf Die deutsche Brigitta Muntendorf bot mit ”Bal- maschine in den Orchesterklang zu integrie- Irgendwann wird es hoffentlich nicht Foto: obs/ lett für Eleven” eine Mischform zwischen Kon- ren, neue Schichten freizulegen, Brüche einzu- mehr notwendig sein, lobend zu er- zert, Theater, Performance, Video und was komponieren – und dabei doch auch eine emo- wähnen, dass bei einem Festival ein auch immer, frech, tragisch, verwirrend und tionale, widerstandskräftige Musik zu schaf- Drittel der Werke von Komponistin- schliesslich rätselhaft – und doch weckte sie fen. Zum anderen das Musiktheater ”Thinking nen stammte. damit die Aufmerksamkeit. Mut bewies Isabel Things” von Georges Aperghis, eine beunru­ Noch ist es nicht selbstverständlich: Die Mundry (die in Zürich Komposition unterrich- higende und hochkomplexe Auseinanderset- nächsten Tage für Neue Musik Zürich bringen tet) mit gleich zwei neuen Stücken: ”Mouha- zung mit Mensch/Roboter. Die Schnittstelle gerade eines, die Münchner Konzertreihe Mu- nad” für Chor verwendet den Bericht eines Sy- zwischen Körper und Maschine war als solche sica viva gar keines. Insofern sind die Donau­ rienflüchtlings, ”Hey!” transformiert den bizar- schmerzhaft zu spüren. Mehr über diesen eschinger Musiktage vorbildlich. Und noch er- ren, aber realen Dialog eines Amokläufers und Komponisten demnächst in diesem Magazin. freulicher war es diesmal, wie frisch, lebendig eines aufgebrachten Bürgers in Musik(?) für Thomas Meyer und mutig gerade die Werke von Frauen wa- Stimmen und Ensemble. Die Komponistin sag- ren. te in der Pressekonferenz, die Stücke seien ­

Groove Now: John Nemeth & The Blue Dreamers, 21./22.9.2018, Atlantis Basel Seine sehr solide Bauweise bewies Fool” oder Al Simmons’ ”Ain’t Too Old” fügten das Atlantis im September an den bei- sich nahtlos in den kompakten Set ein. Ne- den Abenden mit John Nemeth und meth liess es sich auch nicht nehmen, ausgie- seinen Blue Dreamers. big seine überragenden Harmonica-Künste an Die amerikanischen Showbiz-Ausdrücke ”We’re der Chromatischen sowie der Diatonischen un- gonna tear the House down” oder ”Let’s raise ter Beweis zu stellen. Ein spezielles Lob ge- the Roof” fanden sich bestätigt anhand der bührt den Machern von Groove Now, welche Energie, der Dynamik, der Spielfreude, dem zusätzlich zu Nemeth’ Roadband den Gitar­

Druck und auch der Lautstärke, mit der die risten Bob Welsh und die drei London Horns y e brillante Blues- und Soultruppe zu Werke ging. einfliegen liessen. Die Horns zeigten sich be- r s F

Aber für Letzteres gab es ja Ohrenstöpsel. sonders bei den Soul-lastigen Nummern als la o c

John Nemeth, zum dritten oder vierten Mal das Salz in der Suppe, während Welsh – an- i N /

schon in Basel gastierend, hat sich seit seinen sonsten mit Elvin Bishop unterwegs – und der G ZV

Anfängen damals in Idaho zu einem der füh- reguläre Gitarrist Matthew Wilson sich auf / renden weissen Soulsänger gemausert. Dazu grandiose Art gegenseitig die Bälle in Form D kommt sein Flair, ”Catchy Songs” schreiben zu von spontanen und innovativen Gitarrenlicks John Nemeth können. Die packenden Live-Versionen von zuspielten. Foto: P ”Elbows On The Wheel”, ”Sooner Or Later”, Mit dem Auftritt von Anson Funderburgh’s Te- wird dabei mit Greg Izor (voc, harp), Big Joe ”Said Too Much”, oder ”Love Me Tonight” leg- xas Rhythm & Blues Revue wird Groove Now Maher (dr, harp) und Christian Dozzler (keys) ten davon Zeugnis ab. Doch auch nicht alltägli- am 23./24.11. im Atlantis Basel das Konzert- eine veritable All Star Formation auf die Bühne che Covers, etwa Otis Rushs ”Three Times A jahr 2018 beschliessen. Gitarrist Funderburgh bringen. Marco Piazzalonga

Blues Top Bop Festival Lugano 30.8. – 2.09.2018 Die Tessiner Sommerfestivals besit- Paddy Milner und Deanna Bogart beim sams- konnten da eigentlich nur die Queen Of Detroit zen alle einen ureigenen Reiz. Beim täglichen Boogie Woogie Blowout für einen Blues Thornetta Davis sowie die Divas Red- Magic Blues sind es die Landschaft der absoluten Festival-Highlights verantwort- emption feat. Paul Smith mit ihrem Modern und die urtümlichen Dorfplätze, beim lich. Sowieso: Blues Top Bop steht immer auch Gospel Sound. Intensiven Power einer anderen Jazz Ascona ist es die Ambiance am für ein familiär-lockeres, sym­pathisches Zu- Art setzte Mr. Sipp alias Castro Coleman in Lungolago, während sich beim Blues sammensein aller Musiker, sowohl auf, als Szene: Der Gewinner der International Blues To Bop in Lugano – erst noch kosten- auch hinter der Bühne. Nicht nur die geplanten Challenge 2014 untermauerte seinen inten­ los – ein ”Soulful Mood” auf den Alt- gemeinsamen Auftritte, auch spontane Jams siven, packenden Southern Rhythm'n'Blues stadtplätzen entwickelt. in den verschiedensten Zusammensetzungen mit langen solistischen Ausflügen ins Publi- Kommt dann noch ein abwechslungsreiches erzeugten wieder eine Frische und Lebendig- kum. Feinen Chicago Blues kredenzte die Slam und ausgewogenes Programm dazu, ist das keit, wie sie anderswo selten aufzukommen Allen Band, während der britische Gitarrist Glück des Music Lovers perfekt. vermag. Duncan McKenzie die Unplugged-Freunde ver- Die 30. Ausgabe des Blues To Bop Festivals Deanna Bogart, die ebenso brillante Saxopho- wöhnte. brachte wiederum einige alte Bekannte an die nistin wie Pianistin, spannte in ihrem Set den Das sonntägliche Konzert mit mitreissendem Gestade des Ceresio. Allen voran den Keyboar- stilistischen Bogen extrem weit und verblüffte Gospel auf der Piazza Cioccaro setzte den tra- der Dave Keyes aus New York, der schon seit einerseits mit jazzigen Passagen, andererseits ditionellen Schlusspunkt eines rundum be- einigen Jahren quasi als Scout oder Musical mit souligen, gar poppigen Balladen. Zu den geisternden Festivals. Bleibt zu hoffen, dass Director des Events fungiert. Neben seinen ei- Publikumslieblingen in Lugano zählt schon trotz dem Tod des Gründers und Artistic Direc- genen Auftritten begleitete Keyes mit viel Esp- länger auch Kyla Brox, die junge, stimmgewal- tors Norman Hewitt der Event weitergeführt rit mehrere der angereisten Künstler und zeig- tige Tochter des englischen Bluespioniers Vic- wird. Marco Piazzalonga te sich zusammen mit seinen Tastenkollegen tor Brox. In Sachen Gesangspower mithalten 8­ JAZZ

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Jazz Festival Freiburg, 15. – 23.9.2018 Nach dem grossen Zuspruch des Publi- kums im vergangenen Jahr waren die Organisatoren des diesjährigen Frei- burger Jazz-Festivals ganz zufrieden. Eine Mischung aus bedeutenden Na- men und jungen Talenten, die es zu entdecken galt, rückten die Schwarz- waldstadt in den Mittelpunkt. Das Eröffnungskonzert von DePhazz, das sein 20. Jubiläum feierte, lockte ein vorwiegend junges Publikum ins Jazzhaus. Die Lounge- Musik des Heidelberger Quintetts liess frei-

lich jeglichen Jazz-Anspruch hinter sich. Mehr o ll i

Jazz brachten die Bands Liberetto und Mare z d

Nostrum, auch wenn hier vielfach Folklore auf ra o

dem Programm stand. Lars Danielsson, Bassist D

aus Schweden, pflegt die hohe Kunst nor­ /M. G

discher Melancholie. Volksliedhafte Themen /ZV werden ohne Brüche interpretiert, nur gele- D gentlich bringt Schlagzeuger Magnus Öström Michael Wollny Trio einen Hauch Esbjörn Svensson hinein; der auf- Foto: P fallend agierende Pianist Grégory Privat fügt Lauf des anderthalbstündigen exquisiten Kon- rän, dass Herkunft und Titel der Stücke keiner- karibische Akzente hinzu. Das ähnlich gela­ zerts immer wieder geschieht. Er entwirft lei Rolle mehr spielen. Und, nicht minder wich- gerte Trio Mare Nostrum sah zwar einen aus- höchst eigenwillige Klangbilder zwischen Im- tig: die Rolle von Solist und Begleiter ist aufge- verkauften Saal im E-Werk, vermochte aber pressionismus, Romantik und . Erste hoben wie einst beim legendären allenfalls Bekanntes zum Besten zu geben. experimentelle Klänge greifen die beiden mu- Trio vor über einem halben Jahrhundert. Herausragend dann anderntags das schon sikalischen Partner kreativ auf. Christian We- Insgesamt macht das Michael Wollny Trio Wochen vorher ausverkaufte Michael Wollny ber entlockt seinem Kontrabass mit dem Bo- ­einen eigenständigen Jazz jenseits gängi- Trio. Der deutsche Superstar brachte den de­ gen vokale Töne, versteht ihn aber auch zup- gen Mainstreams und fern aller Klischees. Es finitiven Höhepunkt des einwöchigen Festi- fend zum Klingen zu bringen, Eric Schaefer greift auf verschiedene Genres zurück, auf vals. Der Pianist, der vor Kurzem, man glaubt bringt diverse Perkussions­instrumente zum die Überschaubarkeit von Pop-Motiven, auf es kaum, 40 wurde, hat in wenigen Jahren ei- schrillen Klingeln. So sind die Übergänge der Dekonstruktionstechniken Neuer Musik sowie nen steilen Aufstieg erlebt: vom Hoffnungsträ- einzelnen verschachtelten Stücke stets flies- freien Umgang des Jazz mit dem musikali- ger des deutschen zum Leistungsträger des send. Vieles mündet in hef­tige Klanggewitter, schen Material. Aus der Flut der gegenwärti- europäischen Jazz, mithin zu einem der profi­ getragen von allseitigen Interaktionen. Es ent- gen Klavier-Trios ragt es einsam heraus, was liertesten Pianisten überhaupt. Umstandslos faltet Motive, variiert das Tempo und ver- man vom abschliessenden israelischen Trio greift Wollny ins Innere des Flügels, was im schiebt die instrumentalen Akzente so souve- Shalosh nicht behaupten kann. Reiner Kobe

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44. Jazz Festival Willisau 29.8. – 2.9.2018 – Die Globalisierung des Jazz zur Universalmusik 25 Gruppen präsentierte das diesjäh­ zu gehen, neue Klänge und modernere rhyth- rige Willisauer Jazzfestival innert fünf mische Konzepte zu erkunden. Tagen. Einige Notizen von Christian Noch unbefangener wildern die sechs Musiker Rentsch und Primin Bossart. von Young Mothers im Dschungel der aktuel- Seit acht Jahren nun leitet Arno Troxler das len Musiken zwischen Rap, Indie-Rock, Metal, Jazzfestival Willisau, mit zunehmend eigen- Punk, Elektronik und Jazz. Auch sie brauchen ständiger Handschrift und einem überzeugen- einige Minuten Anlaufzeit; aber kaum ist die den Konzept. Im Zentrum stehen nicht mehr Betriebstemperatur erreicht, entwickelt die wie einst die grossen Namen des europäischen Band einen mitreissenden Sog, dem man sich Free Jazz und der amerikanischen Great Black nur schwer entziehen kann: Eine ungebärdige, Music, Arno Troxler setzt vor allem auf Musi- rohe Musik, die zwischen extremen Kontrasten kerinnen und Musiker, die sich weniger an der oszilliert; wuchtige Passagen mit zornig her- Tradition orientieren als vielmehr die Gegen- ausgebrüllten Raps, Saxophon-Ausbrüchen, wart neu vermessen und kartografieren wollen, ätzenden Gitarrenriffs wechseln abrupt mit die eine stilistisch weitgehend globalisierte schon fast verzärtelten Rockballaden-Grooves Jaimie Branch Universalmusik spielen, in der Jazz viel eher und vergrübelten Saxophon-Linien über lufti- eine Haltung als ein musikalisches Genre meint. gem Vibraphongeklingel. Und trotzdem: Bei Dass dies nicht allen, vor allem nicht den tra­ aller waghalsigen Mixtur verliert sich die Musik ditionellen Willisau-Habitués gefällt, versteht nie im postmodernen Nirwana der Beliebigkeit, sich, zumal Troxlers Programm wenig Zuge- sondern behält immer ihre Stringenz und klare ständnisse an konventionelle Hörgewohnhei- Zielgerichtetheit. Zweifellos einer der Höhe- ten macht punkte des Festivals.

Oliver Lake Erregungskurven dieses Klangzellen-Geflüs- ters, bevor sie sich – wie in einem sinnlichen Spiel – wieder glätten. Das Trio mit Jean-Paul Celea (b), Emile Parisi- en (ss) und Wolfgang Reisinger (dr) fokussiert sich auf Stücke von Ornette Coleman. Doch der eloquente Sound kommt eher einer Ver- r edelung in europäisch-klassischer Manier gleich

Meie und droht, Colemans Musik die quengelnde l e Seele auszublasen. Drei famose Instrumenta-

arc listen und die Grenzen der Virtuosität: Schnell kann sich – vor allem bei Parisien – das endlo- Fischermans Orchester se Fabulieren erschöpfen und das Zuhören er- Fotos: M müden. So begann denn das diesjährige Festival etwa Jazz ist, was Spass macht Gleich zweimal ist der Zürcher Trompeter Sil- mit dem Trio des Luzerner Saxophonisten Zu den Höhepunkten gehört auch das elfköpfi- van Schmid programmiert: Zunächst spielte er Christoph Erb. Das Trio mit Jim Baker (Synthe- ge Fischermanns Orchester um den Schlag- in intimem Rahmen mit der Formation Wood & ziser, Piano) und (Schlagzeug, zeuger Thomas Reist und den Saxophonisten Brass von Hans Kennel. Das Kammermusik- Perkussion), zwei Kollegen, mit denen Erb seit Lino Blöchlinger. Was vor zehn Jahren gleich- Quartett des Jazz-Volksmusik-Pioniers mit einem Atelier-Aufenthalt in Chicago zusam- sam als strassenmusikalische Chaostruppe Blechbläsern/Alphorn und Cello bringt alpine menarbeitet, spielt eine über weite Strecken entstand, ist inzwischen neben dem allerdings Einflüsse und Jazz auf der Basis der Naturton- statisch wirkende, eher schwer zugängliche weitaus konventionelleren Zürich Jazz Or- reihe reibungsvoll in Harmonie. Unisono-Pas- Musik. Es geht um multiphone und sonstwie chestra und der Big Band von Sarah Chaksad sagen und Solis, schlichte Melodien und poly- ungewöhnliche Saxophonklänge und es geht das derzeit spannendste Grossorchester der phone Stimmungen sowie die Naturjuuz-Ge- um Reibung zwischen Saxophon und den Syn- Schweizer Szene: Ein spielfreudiger Haufen sänge der Cellistin Cégiu bringen Emotion in thesizer-Sounds. So entstehen sublime Klang- brillanter Musiker, deren musikalische Spann- die Musik. bilder in allen Stadien der Zerfranstheit, Brü- weite man so definieren könnte: Jazz ist, was Eine eigenständige Gegenwart-Jazz-Variante chigkeit und Gequältheit. Nur hin und wieder Spass macht. Angesiedelt in der weiteren Tra- gelingt Silvan Schmid mit dem disziplinierten nähert sich die Musik kurzen melodischen dition von Sun Ra, Willem Breuker, dem italie- Kollektiv-Sound seines eigenen Quintetts, das Fragmenten oder bricht für Momente in rasen- nischen Instabile Orchestra oder dem französi- mit jungen Zürchern Musikern besetzt ist. Mit de Linien aus, um sich sogleich wieder zurück- schen La Marmite Infernale, spielen die Luzer- Trompete, Saxophon, Cello, Tuba und Schlag- zunehmen. Man kann das interessant finden, ner Fischermänner eine kräftig swingende und zeug werden ausgefeilte Patterns zu einem warm werden liess einen diese Musik kaum. groovende Musik mit zuweilen lüpfigen The- Flow mit sanften Ecken und Kanten gewoben. Ganz anders das Quartett der jungen Trompe- men und frisch-frech-fröhlichen Bläserarran- Nach "back to the Roots" klingt das Oliver Lake terin Jaimie Branch, auch sie aus Chicago. Sie gements, die den Musikern gehörigen Auslauf Organ Quartet, das den Schlusspunkt unter gehört zweifellos zu den Entdeckungen des bietet. Grandios vor allem der Enthusiasmus, das Festival setzt. Die beiden Altsaxophonisten Festivals. Auch diese vier Musiker begannen die Leidenschaft, mit der die Musiker das Pub- Oliver Lake und Bruce Williams geben mit ih- mit abstrakt anmutenden Klangfiguren, aber likum von den Stühlen riss. cr ren scharfen Linien eine expressive Frontlinie bald schon sorgten der Schlagzeuger Chad Emotion und Virtuosität und sorgen für ein paar heftige Solis. Der mit Taylor und der Bassist Jason Ajemian ordent- Ganz und gar gegenwärtig klingt die elektro- Soul und Funk durchwirkte Jazz hinterlässt lich für einen zügigen Drive. Branch orientiert akustische Geräusch- und Klangimprovisation ­einen vergleichsweise konventionellen, wenn sich unüberhörbar an der Spielweise und den des Duos Spill. Magda Mayas (Clavinet, p) und auch soliden Gesamteindruck, zu dem insbe- Spielkonzepten der -Gruppen der Tony Buck (dr) weben eine abstrakte Matrix sondere auch die cleveren Einlagen des locker späten 60er-Jahre, aber sie ist respektlos und aus kühnen Klangpartikeln und Mikrostruktu- groovenden Hammond-Organisten Jared Gold selbstbewusst genug, um auch eigene Wege ren. Mit zunehmender Dauer steigern sich die beitragen. pb 10­ JAZZ

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25. Fricktaler Blues Festival 24.-26.10.2018

James Armstrong Thornbjörn Risager and The Black Tornados

Mit einem fulminanten und abwechslungsreichen Pro- gramm feierte das Fricktaler Blues Festival sein ”Viertel- jahrhundert”. Star der Veranstaltung im soundmässig bes- tens dafür geeigneten Kinosaal von Fricks Monti war der mehrfache Blues Award Winner Doug MacLeod. Doch auch die anderen Acts standen dem begnadeten Singer/Song- writer in nichts nach. Die Ehre, das Jubiläumsfestival zu eröffnen, fiel einer Dame zu, welche seit vielen Jahren rund um den Globus tourt und mit ihrem faszinieren- den Fingerpicking Style die Bluesfans begeistert. Die Australierin Fiona Boyes glänzte in ihrem Solo-Set mit einer Auswahl an Eigenkompositio- nen von ihrem letzten Album ”Voodoo In The Shadows”, gespickt mit sorgfältig ausgewählten Nummern aus der Bluesgeschichte. Als Höhe-

Doug MacLeod

punkte ihres gut 60-minütigen Konzertes brachte die herzliche und bo- denständige Lady from Down Under jeweils eine drei-, sowie eine vier- saitige Cigar Box Guitar zum Einsatz. Ebenso locker nahmen anschliessend James Armstrong und seine Band den bluesigen Faden auf und führten das Publikum in elektrische Blues- gefilde. Trotz seiner auch schon 61 Jahren hat sich der stark von B.B. Für das Herbstsemester 2019 suchen wir für den und Freddie King beeinflusste Gitarrist und Sänger eine gewisse Spitz- bübigkeit bewahrt, was sich z.B. in witzigen Songs à la ”Grandma Got A Fachbereich Musik, Studienbereich Jazz eine/n New Friend” ausdrückte. Doch auch ernstere Themen – die Situation in den USA oder sein persönliches Befinden – liess Armstrong in ”Waiting On The World To Change” und ”Blues Been Good To Me” aufblitzen. Dass er als Zugabe ein No Go, nämlich das viel zu überspielte ”Sweet Home Chicago” anstimmte, sei ihm verziehen. Dozent/in Composition / Von Anfang an stellte Doug MacLeod 48 Stunden später augenzwin- Contemporary Jazz mit kernd klar, dass all sein Material auf eigenem Mist gewachsen sei. Falls er für jemanden im Saal ”Sweet Home Chicago” spielen solle, müsse Leitungsfunktion 40-60% dieser ihm einen Fünfziger auf die Bühne bringen. Und schob nach, dass alle, die auf den Song verzichten könnten, einen Zehner drauflegen sol- len! Dies war der Startschuss für den von A bis Z mitreissenden Auftritt eines der faszinierendsten Roots-Künstler der Gegenwart. MacLeod, dieser gewiefte Storyteller mit Tiefgang und Humor, nahm seine Zuhö- Als international vernetzte/r Jazz-Komponist/in rer mit auf eine zeitlose musikalische Reise durch America’s Finest. verfügen Sie über eine reiche Erfahrung im Zur Freude von Veranstalter Philipp Weiss zeigte sich der rein schweize- Schreiben und Arrangieren, auf der Bühne und im rische Abend als der bestbesuchteste des dreitägigen Events. Die Studio und auf den diversen aktuellen medialen Bluesaholics schlossen einen denkwürdigen Bogen zur ersten Ausgabe des Festivals damals, und ”Marc Amacher und Philipp Gerber brachten Plattformen. Wenn Ihnen zudem das Unterrichten fast schon einen kabarettistischen Touch in ihren Set. Eine Stunde auf Hochschulniveau vertraut ist, dann senden Sie Spielzeit war eigentlich zu kurz für die beiden (O-Ton Philipp Weiss).” uns Ihre Online-Bewerbung bis zum 15.12.18 via Den würdigen Abschluss eines Festivals ohne den geringsten Durch- hänger zelebrierten Thorbjörn Risager, der Däne mit der rauchigen www.bfh.ch/jobs. Whiskystimme, und seine in hunderten von Gigs gestählte Truppe ”The Black Tornado” anhand von griffigen Songs mit grossem Wiedererken- nungswert im soulig-rockigen Bereich. Marco Piazzalonga www.fricks-monti.ch

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JNM_06_18_07-13_REV.indd180927_inserat_jazznmore_a4.indd 13 1 29.10.1827.09.18 10:2016:50 Previews

unerhört! Festival Zürich, 23.11. – 2.12.2018

T heiler und Alexander Hawkins. ”Ich bin Cecil Taylor nie begegnet, aber meinen Kopf hat er ver- schiedentlich umgekrempelt”, leitet Alexander Hawkins seinen Essay zur Klangsprache, Poesie und Bewegung von Taylors musikalischem Kosmos im Programmheft ein. Das Large Ensemble der Hochschule Luzern- Musik tritt zweimal in Erscheinung, einmal mit r

e Fred Frith, das andere Mal mit Chris Wie- ff

e sendanger, der Improvisation, zeitgenössischen f Jazz und klassische Komposition geschmackvoll a P zu verschmelzen weiss. Die Workshop Band der ZHdK erarbeitet ein Repertoire mit dem grandiosen

ancesc Berliner Schlagzeuger Christian Lillinger. Der Po- r saunist Nils Wogram ist mit Root 70 (Hayden Chisholm as, Matt Penman b, Jochen Rue- Sylvie Courvosier Julian Sartorius ckert dr) vertreten: Eine herausragende Band, die Fotos: F seit Jahren Qualität liefert. Mit 23 Konzerten an zwölf verschiedenen Im Theater Rigiblick begegnen sich sechs Jahre Gute Kontraste bieten jeweils die Wochenend­ Austragungsorten geht das diesjährige un- nach dem ersten Zusammentreffen im New Yor- konzerte in der Roten Fabrik. Nach dem Auftakt erhört! während zehn Tagen über die Büh- ker Club Stone die Pianistin Sylvie Courvoisier am Freitag mit dem Trio Motion Picture (siehe nen. Ein Festival des zeitgenössischen Jazz, und der Schlagzeuger Julian Sartorius (dr). An- oben), spielt der mit Son of Kemet bekannt gewor- das allen Power hat, das Publikum anzure- schliessend lassen der nigerianisch-amerikani- dene Londoner ”Shooting Star” Shabaka Hut- gen, herauszufordern und zu beglücken. sche Schriftsteller und Fotograf Teju Cole und chings (sax, cl) ein Solokonzert, bevor das Trio eine Band Wörter, Bilder und Klänge aufeinan­ Heinz Herbert auch am unerhört! endlich mal die Ausführlich wie noch nie präsentiert sich das Pro- dertreffen. Cole hat für unerhört! ein neues Pro- Hauptbühne besetzt. Diesmal mit Lionel Friedli grammheft des unerhört! 2018: Mit seinen diver- gramm mit Bildern und Texten zur Schweiz (”Sha- am Schlagzeug, stellen sie ihr brandneues Album sen Essays und einem Interview (Teju Cole) weist dow Point”) entwickelt. Musikalisch im Spiel sind ”YES” vor. es darauf hin, dass unerhört! nicht nur Ohren hat, Sylvie Courvoisier, Julian Sartorius und der Einen hochkarätig-zeitgenössischen Perkussions- sondern auch die Lust und den Drang verspürt, englische Trompeter Tom Arthurs, der seit die- Akzent setzt am Samstag das Duo Robyn Schul- Musik mitzudenken, sie zu befragen und sich von sem Jahr die Jazzausbildung an der Hochschule kowsky (dr, perc) und Joey Baron (dr). Dann ihrem ästhetischen Spektrum gedanklich heraus- der Künste Bern (HKB) leitet. powern sich Gitarrist Marc Ribot und Ceramic fordern zu lassen. Spartenübergreifend ist auch der Auftritt der dä­ Dog (Shazad ismaily b, Ches Smith dr) durch Die 17. Ausgabe von unerhört! beginnt in Winter- nischen Künstlerin Malene Bach (visuals) mit ihr neues Programm ”YRU still here?”. Abge- thur (Alte Kaserne) mit dem jungen europäischen Lotte Anker (saxes) und Jakob Riis (laptop, schlossen wird der Abend mit der neuen Zürcher Trio Punkt.Vrt.Plastik (Kaja Draksler p, Pet- processing), die mit ”Motion Picture” erstmals ihre Band District Five: Die Musiker Xaver Rüegg ter Eldh b, Christian Lillinger dr). Anschlie- Bild-Musik-Performance in der Schweiz aufführen. (b), Tapiwa Svosve (as, synth, electr), Vojko ssend steht das experimentelle Jazzquartett des Text/Stimme und Musik treffen im Duo des deut- Huter (g, synth/electr) und Paul Amereller (dr) dänischen Schlagzeugers Peter Bruun mit Kas- schen Erzählers Christoph Hein und des deut- vertiefen ihren urban gereiften Sound, zu dem par Tranberg (tp, cornett), Marc Ducret (g), Si- schen Schlagzeugers Günter Baby Sommer auch die Elektronik gehört, durch ihre intensive mon Toldam (moog, juno 60) und Peter Bruun aufeinander. Sommer hat schon mit Günter Grass Auseinandersetzung mit der Jazztradition. (dr, moog) auf der Bühne. oder Rafik Schami literarische Texte musikalisch Abgeschlossen wird das unerhört! am Sonntag- Nach seiner Beschäftigung mit dem Werk von Juli- mitgestaltet. Der Pionier der Free Music in der ehe- abend im Moods. Sängerin Elina Duni und Pianist us Eastman interpretiert das Kukuruz Quartett maligen DDR ist am unerhört! auch noch mit dem Marc Perrenoud präsentieren ihr gemeinsames – die vier PianistInnen Philip Bartels, Duri Col- Trompetenstar Till Brönner im Duo zu hören. neues Quintett Aksham, das als lyrisches Kol­ lenberg, Simone Keller und Lukas Rickli – in Im Gedenken an den dieses Jahr verstorbenen Pia- lektiv funktioniert. Zum Finale entern die Freaks der Schlosserei Nenniger ein neues Programm. Es nisten Cecil Taylor (1929–2018) haben die un- um den französischen Bandleader, Violinisten, beinhaltet Kompositionen von Mary Jane Leach, erhört!-Macher zwei interessante Hommagen an Keyboarder und Sänger Théo Ceccaldi die Büh- Julia Amandy Perry, Simone Keller und Sarah Ayo- diesen bahnbrechenden Radikalen der frei kom­ ne. Die Musik ist rockig, witzig, anarchisch und tomiwa Pitan. Ein Streifzug quer durch afrika- ponierten Musik programmiert: Zum einen mit den präzise in einem. Pirmin Bossart nisch-amerikanische und zeitgenössisch europäi- Pianistinnen Sylvie Courvoisier und Irène sche Musikauseinandersetzungen. Schweizer, zum anderen mit den Pianisten Yves Weitere Informationen: www.unerhoert.ch

PAM! Festival ”HÖRMAL!”, 16.11. – 18.11.2018 55. CD + Schallplattenbörse in Bern am 15.12.2018 6. Internationales Festival kürzlich verstorbenen Michel Seigner und von Al- für aktuelle Musik in Uster fred Zimmerlin interpretiert. Joke Lanz an den Turntables und mit seiner Stimme sowie Chris- Wieder einmal zeigt sich, dass weniger tian Weber am Bass werden im Anschluss für viel durchaus mehr sein kann. Das Ustermer Kontrast sorgen. PAM! Festival findet alle zwei Jahre statt Sowohl am Freitag wie auch am Samstag wird das und die Zeit, die dabei jeweils für die Kura- Programm neu mit einer Late-Night-Performance tierung einer neuen Ausgabe zur Verfügung abgeschlossen, bei der die Bühne in der Bar für steht, wirkt sich sichtlich positiv auf die Schweizer Neuentdeckungen frei gemacht wird. Qualität des Programms aus. Am Sonntag beschliessen eine Matinee und am Unter der künstlerischen Leitung von Lucas Nigg- Abend (18:00 und 21:00 Uhr) die Vorführung des Das ist rekordverdächtig! Bereits zum 55. li und Florian Kolb stehen am zweiten Novem- Films "Der Klang der Stimme" von Bernhard We- Mal öffnet die Berner Schallplattenbörse ber-Wochenende Musiker auf dem Programm, die ber das verheissungsvolle Programm. ihre Tore. Im legendären Eventlokal Ster- viel Ungehörtes versprechen. Das liegt nicht unbe- Christof Thurnherr nensaal in Bern Bümpliz hat die Börse ein dingt daran, dass Unbekannte auftreten werden, neues Zuhause gefunden. Es werden wie sondern dass sich das Festival als Bühne für aktu- Infos unter www.pam.nu immer Tausende Vinyls und CDs angeboten elle Musik im Grenzbereich von Neuer Klassik, Ba- und die Hand wechseln. rock, Worldmusic, Improvisation, Performance und Im Besitz von Vinyl zu sein, hat sich gerade bei den Tanz versteht. jüngeren Besuchern zu einem Trend entwickelt, Den Auftakt macht am Freitag unter dem Titel weshalb auch der Publikumsandrang stets grös- "Agua brotando de una piedra negra" das Duo Sò- ser wird. Die Schallplattenbörsen sind mittlerwei- nia Sánchez (Tanz) und Agustí Fernández (p). le chillige Treffpunkte für coole junge DJs, Samm- Fernández gilt in seiner Heimat Spanien als führen- ler und Entdecker geworden. Dieser beliebte Event der Vertreter des Modern Creative und der Neuen findet traditionsgemäss zwei Mal pro Jahr, im Improvisationsmusik, die naturgemäss in einer Frühling und Spätherbst, statt. symbiotischen Beziehung zum ausdrucksstarken All jene, die sich kurz entschlossen für ein ”cooles Modernen Tanz stehen. Die anschliessende Forma- Vinyl” als Geschenk entscheiden, werden sicher an tion Piffalamozza ist ein Quartett, das ursprüng- der Börse fündig. Peewee Windmüller eding

lich aus einem Bachelorprojekt der ZHdK entstan- r 55. Berner Schallplattenbörse t

den war und auf spannende Weise und Ba- r 15.12.2018, 10 – 17:00h im Sternensaal, rock, Contrane und Gesualdo vereint. Bümplizstrasse 119, 3018 Bern Den Samstagabend eröffnen Alexander Haw- Weitere Infos unter kins (p) und Lucas Niggli (dr), auf welche Petra Lucas Niggli www.bernerschallplattenboerse.ch

Rohner folgt, die am Klavier solo Werke des erst Foto: Robe oder unter +41 76 309 25 45 ­14 JAZZ

JNM_06_18_14-19_PRE.indd 14 29.10.18 10:23 W alt’s Blues Box Feat. The Upperclass Windmachine Guest: Richard Köchli, 24.11.18 t h nec hk isc r F

k PROGRAMM ic

r NOVEMBER/DEZEMBER 2018 eding r t g/Pat r v MI 07.11. JAZZCAMPUS SESSION 20:30 Opener Band: «Yumi Ito Orchestra» Yumi Ito (comp/voc/p), Marina Tantanozi (fl), Richard Koechli Walter Baumgartner Sam Barnett (as), Enrique Oliver (ts/bcl), Foto: Pd/Z Foto: Robe Victor Darmon (vl),Hugo Van Rechem (va), Was geschieht, wenn sich zwei Swiss Blues Liebe zu den Wurzeln des Blues & Folk – und er- Joachim Flüeler (clo), Esther Sévérac (harp), Kuba Dworak Award Winner mit Band und einer ganzen hielt dafür 2013 den renommierten Swiss Blues (b), Izabella Effenberg (vb), Phelan Burgoyne (dr) Horn Section spontan treffen und zusam- Award. men Musik machen? Es entsteht ein dyna- Groovige Beats, Chords und Bläsersätze im Zu- FR 09.11. BUCHBASEL misches Musik-Potpourri, bestehend aus sammenspiel mit den Roots-Instrumenten, Blues 20:30 BABELSPRECH.LIVE: grooviger, swingiger, folkiger und funkiger Harp und Bluesgitarre, versprechen ein spannen- SOUNDLABOR – LYRIK, JAZZ Blues- und Rootsmusic, dessen Mix am des, druckvolles, und dennoch intimes Panorama UND LIVE-ILLUSTRATION Samstag, 24. November 2018 im Kulturhof der Blues Musik – ein Abend, der für jeden Musik- u.a. mit Charlotte Lang (sax), Kira Linn (sax), Daniel McAlavey (p), Silvan Joray (g) beim Schloss Köniz (BE) genossen werden liebhaber und jede Musikliebhaberin etwas zu bie- kann. ten hat! Peewee Windmüller SA 10.11. BUCHBASEL Walter Baumgartner, Sänger, Mundharmonica- Walt’s Blues Box: AB 11:00 u.a. mit Markus Ramseier, spieler und Blues Award Winner 2016, hat mit sei- Walter Baumgartner: harm, voc, Martin Zingg, Ivana Sajko, Thomas Sarbacher, Norbert Gs- ner Band Walt’s Blues Box eine eigene Art der Elias Bernet: B3, keys, voc, Bernhard Egger: dr, trein, Meret Matter, Guy Kneta Verbindung von modernem und traditionellem Joel Allison: b, Markus Schelling: g Blues gefunden, was auch auf den bisher vier ein- The Upperclass Windmachine – The Horn Section: MI 14.11. JAZZCAMPUS SESSION gespielten Alben zu hören und zu geniessen ist. Silvan Kiser: tp, Roman Weissert: sax, 20:30 Opener Band: «Jordi Pallarés Quartet» mit Als Gast stösst der vielfach ausgezeichnete Ri- Raffale Lunardi: sax Enrico Le Noci (gt), Iannis Smalls (p), Nadav Erlich (b), Jordi chard Köchli, Sänger und Gitarrist dazu. Koechli Special Guest: Richard Köchli: g, voc Pallarés (dr) arbeitet seit 28 Jahren als Gitarrist, Singer-Song- Samstag 24.11.18 Kulturhof, Schloss Köniz writer und Buchautor und mit seinen aktuellen Al- DO 15.11. MSJ SESSION ben beweist der Roots-Musiker respektvoll seine Infos unter www.kulturhof.ch 20:30 Die monatliche Werkschau der Musikschule Jazz MI 21.11. JAZZCAMPUS SESSION Jazz Onze +, 7. – 11.11.2018 20:30 Opener Band: «Salome Moana» Salome Moana (voc/comp), Bereits zum 31. Mal findet in Lausanne das chedelische auf und das britische Trio Mammal David Cogliatti (p), Marc Mezgolits (bg), Jazz Onze + statt: Das Programm ist ge- Hands mit einer Musik, die von Esbjörn Svenssons Marton Juhasz (dr) spickt mit zahlreichen Highlights von Vin- E.S.T und Garbareks Saxophon beeinflusst ist. cent Peirani über Jan Garbarek, Femi Kuti, Als wunderbares Schlussbouquet sind die Sänge- DO 22.11. FOCUSYEAR BAND 19 Rava/Lovano und Avishai Cohen bis zu Ma- rin Madeleine Peyroux mit ihrer Band, das 20:30 COACHED BY deleine Peyroux, Wolfgang Muthspiel und Wolfgang Muthspiel Quintet (mit Matthieu Alexandra Hamburger(USA/voc/fl), Song-Yi Jeon (COR/voc), dem SFJAZZ Collective. Michel, Colin Vallon, Larry Grenadier und Jeff Santi de la Rubia (E/ts), Vinicius Gomes (BRA/g), Ganze 31 Konzerte stehen im fünftägigen Pro- Ballard und Songs des neuen "Where The Marc Mezgolits (A/bg) Chase Kuesel (USA/dr), gramm des diesjährigen Lausanner Festivals, das River Goes") und das SFJAZZ COLLECTIVE aus Iago Fernández (E/dr) eine schöne Mischung von Schweizer (u.a. HEMU, San Francisco (u.a. mit David Sánchez, Miguel EJMA) und internationalen Projekten präsentiert. Zenón und Robin Eubanks) angesagt. MI 28.11. JAZZCAMPUS SESSION Es beginnt mit einem "Tribute to " Das Ganze findet im Salle Paderewski (Casino de 20:30 Opener Band: «Bachthaler/Koch/Bürgin: Trio und einer Musik, die – wie einige andere Konzerte Montbenon), in der BCV Concert Hall der HEMU of Song!» mit Ursus Bachthaler (strat), Roberto Koch (b), Beni Bürgin (dr) auch – bei freiem Eintritt zu geniessen ist. Schon und Räumen der EJMA im Flon statt. am ersten Tag stehen mit Vincent Peiranis Li- Steff Rohrbach DO 29.11. MSJ SESSION ving Being Quintet (mit Emile Parisien), Jan 20:30 Die monatliche Werkschau der Galega Brönnimanns Trio mit Moussa Cissok- www.jazzonzeplus.ch Musikschule Jazz ho (Senegal) und Omri Hason (Israel), der Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu sowie Femi MI 05.12. JAZZCAMPUS SESSION Kuti & The Positive Force weitere vielverspre- 20:30 chende Konzerte im Programm. Toll auch der Donnerstag: Julian Lage mit Jorge DO 06.12. FOCUSYEAR BAND 19 Roeder, das HEMU-Orchestra feat. Bänz Oes- 20:30 COACHED BY BILLY CHILDS Alexandra Hamburger(USA/voc/fl), Song-Yi Jeon (COR/voc),

ter, Marem und Nehrun Aliev, das Enrico Rava r Quintet feat. Joe Lovano, das seit zehn Jahren e Santi de la Rubia (E/ts), Vinicius Gomes (BRA/g), ll bestehende Schweizer Post-Jazz-Quartett The ü Marc Mezgolits (A/bg) Chase Kuesel (USA/dr), Great Harry Hillman und "der futuristische m Iago Fernández (E/dr) Sound und unersättliche Groove" von Knower, MI 12.12. MSJ SESSION

einem Quintett aus den USA um das Duo Gene- ee Wind 20:30 Die monatliche Werkschau der vieve Artadi (voc) und Louis Cole (dr). w Musikschule Jazz Auch am Freitag und Samstag erwartet eine ge- ballte Ladung guter Musik das Publikum. Der Julian Lange DO 13.12. MSJ SESSION Nachfrage wegen gibt das Avishai Cohen Quar- Foto: Pee 20:30 Die monatliche Werkschau der tet (mit dem Schlagzeuger Ziv Ravitz) gleich zwei Musikschule Jazz Konzerte, Ganesh Geymeier's Kailasha – der Saxophonist erhielt 2018 einen Swiss Award – ist DI 18.12. MSJ CHRISTMAS VOICES mit Lionel Friedli (dr) zu hören, der kubanische Pia- 20:30 mit Schülerinnen Petra Vogels nist Omar Sosa mit Yilian Canizares (vln, voc) und die französosch-schweizerische (Lausanner) MI 19.12. JAZZCAMPUS SESSION Gruppe Lady Bazaar, die in diesem Jahr auch 20:30 schon am Montreux-Festival aufgetreten ist, mit einer Mischung aus Jazz, Soul und Funk. Ähnlich ist der Mix von Ghost-Note des Perkussionisten

Nate Werth und des Schlagzeugers Robert G

Sput Searight, auf deren neuem Album auch Ka- /ZV masi Washington spielt. Das amerikanische Duo D Paris Monster wartet mit Rock- und groovigen Madeleine Peyroux Barbetrieb ab 20 Uhr Rhythmen, verzerrten 70er-Keyboards bis ins Psy- Foto: P Tickets: jazzcampus.com/club

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EUPHORIUM 2018 Leipzig, 16./17.11. und 9./10.12.2018 Tage für Neue Musik Zürich, 14. – 18.11.2018 Internationales Mini-Festival für Jazz und Ostdeutschland leibhaftig zu erleben – treten vier zeitgenössisch improvisierte Musik. Eine international zentrale Akteure der jüngeren Gene- Vokalstimmen singen gegen Kaskaden von musikalisch-theatralische Installation des ration erstmalig in Leipzig auf! Perkussionsklängen an – ein unmögliches Projektensembles EUPHORIUM–freakestra Unternehmen, in denen die Stimmen nur zu Migration und Integration im naTo in naTo, Karl-Liebknecht-Str. 46, Leipzig scheitern können. Leipzig. Konzertbeginn jeweils 20:00h Und doch war es gerade das, was Cornelius Car- Grosse Aufregung um zeitgenössisch improvi­ 16.11.: dew einst in seinem grossen Konzeptstück ”The sierte Musik – diese musikalisch-theatralische Ins- – John Dikeman (ts), Elan Pauer (gp, perc), Great Learning” faszinierte: hier in diesem 2. Pa­ tallation bildet ein mehrteiliges experimentelles Christian Lillinger (dr, perc) ragrafen das Bild buddhistischer Mönche, die sich Forum: neben der klanglichen Innovierung wird die – John Dikeman (ts), Elan Pauer (gp, perc), an einem Wasserfall im liturgischen Gesang üben. performative Qualität einer kinetisch-skulpturalen John Edwards (db), Ingebrigt Haaker Flaten (db), Cardew schrieb das Werk 1968–1971 für das Praxis erweiterten Instrumentalspiels akzentuiert. Christian Lillinger (dr, perc) ”Scratch Orchestra”, eine einzigartige Gruppie- Im Mittelpunkt der systematischen Bearbeitung 17.11.: rung, in der sowohl Laien als auch Profis mitwirk- verschiedener Instrumental-Konstellationen ste- – Elan Pauer (gp, perc), Christian Lillinger (dr, perc) ten und zahlreiche Konzeptstücke rea­lisierten. Er hen Prozesse personaler Migration und sozialer – John Dikeman (ts), Elan Pauer (gp, perc), wünschte sich dafür eine ”unbegrenzte Anzahl von Integration. Sie werden musikalisch beispielhaft Christian Lillinger (dr, perc) Sängern und Schlagzeugern”. Der ganze Zyklus für analoge alltagsgesellschaftliche Kommunikati- 9.12.: soll nun zum Abschluss der diesjährigen Tage für onen modelliert. Die Mitwirkenden speisen sich – (gp, perc), (db), Neue Musik Zürich erklingen. Zwei bis drei Stun- mehrgenerationell aus der professionellen Inter­ – Baby Sommer (dr, perc) Rudur Zidong (e-org), den dürfte die Aufführung dauern. Mehrere En- nationalen Szene. Im Zentrum steht eine Aktuali- Christian Wolfarth (dr, perc), sembles wirken mit – und natürlich sind auch Laien sierung und Weiterentwicklung des Schaffens so- Antonin Gerbal (dr, perc) als ”Stein-SpielerInnen” willkommen. Bitte mel- wohl eines mit Ernst-Ludwig Petrowsky und 10.12.: den! Peter Brötzmann erarbeiteten Free-Jazz-Quin- – Akira Sakata (as, cl, voc), Elan Pauer (gp), Gegen einen Wasserfall ansingen: Ein schöneres tetts als auch des Triospiels von Günter Baby John Edwards (db), John Eckhardt (db), Bild könnte es für das Festivalmotto nicht geben: Sommer. Neben einer dezidiert grandiosen Pre- Christian Lillinger (dr, perc) ”Bekenntnismusik”. Da dürfen Werke von christ- miere – die japanische Saxophon-Legende Akira Weitere Infos unter www.euphorium.de lich und/oder politisch und humanistisch gepräg- Sakata (Yosuke-Yamashita-Trio) war nie zuvor in ten Komponisten wie , Jacques Wild- berger, Younghi Pagh-Paan oder Mark André nicht fehlen – oder die Musik des 2017 verstorbenen . Sein Kammerkonzert ”Die Seele muss Schweizerischer Jugendmusikwe bewerb vom Reittier steigen” basiert auf einem Text des Concours Suisse de Musique pour la Jeunesse palästinensischen Dichters Mahmoud Darwisch Concorso Svizzero di Musica per la Gioventù und ist ein tiefgreifender Friedensappell. Aufge- Concurrenza Svizra da Musica per la Giuventetgna führt wird es hier vom 25 Jahre alten Collegium Novum Zürich und dem Ensemble Contre- champs aus Genf. Ein anderes Highlight: ”Trans” von Karlheinz Stockhausen, ebenso traumartig wie transzen­ dental, hinter einem Gazevorhang zu spielen. In der Maag-Halle erklingt es mit dem Ton­halle-Or- chester, das ausserdem Musik von Matthias Pint- scher und Philippe Leroux bringt. Schön, dass J Z&P weitere Zürcher Ensembles bei den Tagen mitwir- ken, so ”Arc-en-Ciel” von der ZHdK und erst- Online-Anmeldung mals das Zürcher Kammerorchester. Ausser- . . – . .  dem sind das Klangforum Heidelberg, das Ex- perimentalstudio des SWR, das Quatuor Di- (mit Live-Video) otima und das fulminante Trio Catch zu Gast. Come-Together Thomas Meyer .–. .  Programm: www.stadt-zuerich.ch/kultur/ Lausanne, Ecole de Jazz et de/index/veranstaltungen/tfnm.html Für ”The Great Learning”: de Musique Actuelle cardew–[email protected]

Suisse Diagonales Jazz 2019 12.1. –17.2.2019 Unter diesem Motto findet vom 12. Januar bis 17. Februar 2019 erneut das Festival Su- isse Diagonales Jazz statt. Das Ziel, zehn Bands in allen Landesteilen auftreten zu lassen und somit nicht nur musikalische Grenzen zu überschreiten, hat sich in den letzten Ausgaben als sehr erfolgreich be- wiesen. 70 Konzerte in 26 Locations mit zehn Bands, eine Herausforderung der speziellen Art. Die Organi­ satoren um Carine Zuber konnten für die Bands er- neut eine sehr homogene Programmierung erstel- len. So spielen in der Ausgabe 2019 das AA Trio, District Five, Kali, Lea Maria Fries’ 22° Halo, das Louis Billette Quintet, MaxMantis, das Nolan Quinn Quintet, Omni Selassi, Shane Quartet und die Band Woodoism in den unter- schiedlichsten Locations. Die Bands könnten unterschiedlicher nicht sein, von Straight-Ahead über Electronic, zeitgenössi- scher Klassik mit Rock bis zu Knorzen und Knistern ist alles vertreten. Auch die Locations bestechen durch ihre Unterschiedlichkeit, vom ”Kleinstclub” bis zum renommierten Jazzclub, von der Gross- stadt bis ins kleinste Kaff, Hauptsache es bereitet dem Publikum Spass. Jazz über alle Landesteile, sjmw.ch/ Genres und Stile hinweg, vorbildlich! Peewee Windmüller

Alle Infos unter www.diagonales.ch

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24. Lucerne Blues Festival, 10. – 18.11.2018

Im wiederum äusserst abwechslungsrei- Clubs und Bars tingeln, bevor ihre Karriere bei Alli- Hours Past Midnight im Casineum. Des Weite- chen Programm des diesjährigen Lucerne gator endlich Fahrt aufnahm. Zwar hat sie mittler- ren sind gebucht: Barrence Whitfield & The Blues Festivals überstrahlt ein Name alle weile das Label gewechselt und sich ein wenig Savages, The Rumours sowie Ro- anderen Künstler. Der Sänger und Harmoni- vom traditionellen Blues gelöst, doch ihr souliger ckin’ Johnny Burgin. Die traditionelle ab­ ca-Virtuose Curtis Salgado wird sich heuer Rootsrock vermag gehörig einzuheizen. Annie schliessende Zydeco Party bestreiten Geno Dela- am Vierwaldstättersee die Ehre geben. Wei- Mack? Nie gehört. Aber wenn man Annies gos- fose & French Rockin’ Boogie. tere Big Shots, beim von den Strukturen her pel-gefärbte Stimme einmal erlebt hat, wird man Marco Piazzalonga unveränderten Event, sind Janiva Magness, sie nie wieder vergessen. Die Sängerin und Song- Infos unter www.bluesfestival.ch R.J. Mischo, Anthony Geraci, Johnny Tu- writerin aus Rochester, Minnesota, hat mit ihrer cker und Geno Delafose. letzten EP ”Tell It Like It Is” ganz gehörig Staub Curtis Salgado blickt auf eine lange und faszinie- aufgewirbelt. rende, aber nicht einfache Karriere zurück. Er The Gents wuchs im Nordwesten der USA auf und begeister- R.J. Mischo wird dieses Jahr so etwas wie der te sich früh für Soul und Jazz. Tief beeindruckt von ”Artist in Residence” sein. Der in Kalifornien wohn- einer Little-Walter-Platte griff er schliesslich selber hafte, routinierte Sänger und Mundharmonica­ zur Harmonica. Während mehrerer Jahre war Cur- spieler wird nicht nur am 10.11. das Eröffnungs- tis Mitglied in der Robert Cray Band, später sang er konzert und tags darauf den ersten von drei Blues- für Roomful Of Blues und für Carlos Santana. Aus- Brunchs bestreiten, er hat seinen Spot am Freitag serdem freundete er sich mit einem gewissen John im Hauptprogramm und wird sicherlich im Casi- Belushi an, den er für den Blues und dessen Ge- neum an der einen oder anderen zu schichte begeistern konnte: Curtis Salgado stand bewundern sein. Anthony Geraci zählt zu den Pate bei der Gründung der Blues Brothers. führenden Pianisten der Blues-Szene und ist be- Als dann seine Solo-Karriere so richtig ins Rollen kannt als Tastenmann in der Band von Sugar Ray kam, wurde bei ihm Leberkrebs diagnostiziert – Norcia. Geraci wird die Boston Blues All Stars mit einer restlichen Lebenserwartung von ein paar im Gefolge haben. Man darf gespannt sein, wen er Curtis Salgado Monaten. Dank dem Engagement von Freunden aus der florierenden Bostoner Blues Community aus dem Business (Steve Miller, Bonnie Raitt, Ro- alles rekrutieren wird. bert Cray, Taj Mahal, Little Charly Baty u. v. m.) Johnny Tucker ist eine Art ”Living Legend”. Ak- konnte Geld gesammelt und im letzten Moment tiv seit Jahrzehnten, mit allen bekannten Kolle- eine Spenderleber organisiert werden. Wieder ge- gen schon zusammengespielt, aber trotzdem den nesen, katapultierte sich Salgado mit packenden Durchbruch nie geschafft (nie gesucht?). Bis jetzt. Live-Auftritten und hervorragenden Alben auf Alli- Vor Kurzem erschien Tuckers Album ”Seven Day gator Records in den Blues Olymp. In Luzern wird Blues”, welches doch tatsächlich die Charts stürm- er am Donnerstag zusammen mit seinem Gitarris- te. Als Special Guest wird Tucker den Ausnahme­ ten Alan Hager als Acoustic Blues Duo sein letz- gitarristen Kid Ramos dabeihaben. tes, preisgekröntes Album ”Rough Cut” live aufle- Unbedingt zu erwähnen gilt es auch die James ben lassen, sowie am Samstag mit voller, elektri- Hunter Six. Der Brite Hunter beweist seit gerau- g

scher Besetzung die soulige Seite seines Schaf- mer Zeit, dass gute Soulmusik auch auf der Insel v fens ausloten. gang und gäbe ist. Als Newcomer präsentiert das Ladies First Lucerne Blues Festival ausserdem den Sänger und Auch die Sängerin Janiva Magness musste trotz Human Rights Aktivisten Rev. Sekou. Als Schwei- Annie Mack

fantastischer Stimme lange Jahre durch kleine zer Vertreter gastiert die Genfer Formation Three Fotos: Pd/Z

Jazzdor 2018, Strassburg, 9.11. – 23.11.2018 "Radiophonic Spaces" Ausstellung keinen Stillstand kennt, beweist er mit seinem ­neuen Quartett mit alten Gefährten (darunter Bru- 24.10.2018– 27.1.2019 no Chevillon). Der nur ein Jahr jüngere Kollege , der am 23. November den zwei- ”Radiophonic Spaces” – Kunst fürs Ohr zu wöchigen Anlass beschliesst, zählt ebenso zu den hundert Jahre Radio im Museum Tinguely in Top-Namen wie David Murray, der mit seinen Basel 63 Jahren noch recht jung wirkt. Bewiesen hat er Besuchende des Museums Tinguely in Basel tau- dies mehrfach mit seinem Infinity Quartet, das chen ab dem 24. Oktober in eine Klangwelt ein: den Song-Poeten Saul Williams in seinen Reihen Das Museum macht 100 Jahre Radiogeschichte hat. mit einem Hör-Parcours erlebbar. 14 Themenwo- Eine Reihe renommierter Pianisten ist in Strass- chen widmen sich Aspekten vom Kurzwellenradio burg ebenfalls zu Gast. Alexander Hawkins, bis zu Hörspielen. Shooting Star des britischen Jazz, verwischt trick- Die Ausstellung ”Radiophonic Spaces”, die bis reich die Grenzen von Abstraktion und Melodie. zum 27. Januar offen ist, verortet als künstlerische Michael Wollny dürfte dies ebenso gelingen. Installation Radiogeschichte im Museumsraum. Das Festival folgt konsequent der Karriere des Beim Besuch trägt man während des Hör-Par- deutschen Shooting Stars, der mehrfach in ver- cours' Kopfhörer und ein speziell programmiertes schiedenen Kontexten Gast war. Landsmann Pab- Smartphone mit und aktiviert mittels Bewegungen g

v lo Held hat in seiner Heimat mehrfach für Furo- jeweils bestimmte Aufnahmen. re gesorgt, da er klassische Klaviertechnik mit Laut Museum ist man dabei eine Art ”menschliche der Freiheit des Jazz zu verknüpfen versteht. Auch Sendersuchnadel”: Man bewegt sich – vergleich- Archie Shepp der Österreicher David Helbock zielt mit seinem bar mit dem Suchen am Radiogerät – physisch im Foto: Pd/Z Trio in eine ähnliche Richtung. Die Avantgardistin Raum, bis man bei einem Beitrag stehen bleibt und Auch mit seiner 33. Ausgabe geht Jazzdor Myra Melford hat sich mit Joelle Léandre und zuhört. wieder zahlreiche Projekte an. Das Strass- Nicole Mitchell zum Tiger Trio zusammen­ Abseits des Hör-Parcours kann man die aus- burger Jazz-Festival, einzigartig im Elsass, getan. Die ”drei musikalischen Raubtiere” (Pro- schnittweise angetroffenen Werke in Ruhe ganz ist sich treu geblieben in Eigenständigkeit grammheft) werden mit ihrem einzigen Auftritt anhören; eine ”Mindmap” speichert sie unterwegs. und Kreativität. So sind in der ersten No- in Frankreich bereits als ”Ausnahmeereignis” ge- Man kann dann auch gezielt nach Inhalten oder vember-Hälfte 17 französische, neun euro- feiert. Personen suchen. Überdies wird zu Ausstellungs- päische und fünf amerikanische Projekte Nach wie vor beliebt im Nachbarland sind Gitarris- aktivitäten ein ”Radio Tinguely” betrieben, dessen im Programm, das des Weiteren in verschie- ten. Einmal mehr stellt sich Marc Ducret solo vor Sendungen später als Podcast online greifbar sind. denen Konzerten einen Überblick bietet und John Scofield wird mit seiner exzellenten über das aktuelle Jazzgeschehen. Combo 66 am 9. November das Festival eröffnen. Alle Infos unter www.tinguely.ch Zwei besondere Projekte seien hervorgehoben. PS: Die Schweiz ist mit Lucia Cadotsch's be- Das Kapital, Trio des deutschen Saxophonisten kannten Billie-Holiday-Songs vertreten und dem Daniel Erdmann, lotet die Musik Hanns Eislers omnipräsenten Sänger und Performer Andreas aus, zusätzlich mit 60 Gästen des Strassbur- Schaerer (mit Biondini, Niggli, Kalima). ger Konservatoriums-Sinfonieorchesters an Reiner Kobe seiner Seite. In einem Ciné-Konzert stellt Pianist Francois Raulin eine Mini-Oper vor, zu Jean Ep- www.jazzdor.com steins Film ”La Belle Nivernaise”, der das Milieu der Seine-Schiffer schildert. Ein Urgestein des französischen Jazz ist Michel Portal. Dass der 83-jährige Bläser nach wie vor

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16. Minifestival, 8. – 10.11.2018 Festival Jazz Linard, Lavin, 2. – 16.11.2018 In der Bernau in Köniz, Ortsteil Wabern, fin- Für das zweite Set sind der Bassklarinettist Dome- det vom 8. bis 10. November 2018 die in- nic Landolf und der Bassist Marc Mezgolits zwischen 16. Ausgabe des Minifestivals zuständig. Mit dieser im Jazz eher unüblichen Inst- statt. Auf kleinem Raum stellen insgesamt rumentenkombination schaffen die beiden unge- sechs Duoformationen Projekte vor, die wöhnliche Klangwelten, die so manchen Interpre- zum Teil explizit für das Festival konzipiert tationsspielraum zulassen. Luca D'Alessandro wurden. Das Minifestival ist eine Co-Produktion Die Mehrheit der teilnehmenden Ensembles ist in der beiden Vereine Bernau und BeJazz. der Schweizer Jazz-Szene beheimatet und nimmt Bernau – Kultur im Quartier, g

zuweilen Bezug auf regionale Besonderheiten. Seftigenstrasse 243, 3084 Wabern v Etwa The Outer String von Werner Hasler (tp, electronics) und Carlo Niederhauser (vlc), die Infos www.bejazz.ch und www.bernau.ch am 8. November den Auftakt zum Festival bilden Vincent Glanzmann, Gerry Hemingway mit ihrem Programm "Out Too", eine Hommage auf Foto: Pd/Z die wildromantischen Fels-, Bach- und Waldland- Wenn der Arvensaal des Hotel Piz Linard schaften von Krauchthal bei Bern. zum Jazzclub wird und im Schopf die Nacht Auf The Outer String folgt ein binationales Duo: den Morgen küsst, dann ist wieder Jazz Li- Der italienische Pianist und Schlagzeuger Emanu- nard am Dorfplatz von Lavin. ele Maniscalco und der britische Schlagzeuger Ein familiäres Festival mit klingendem und interna- und Komponist Phelan Burgoyne stellen "Di­ tionalem Line-up. Kuratiert von Patrick Kessler und vertimento" vor. Diese im Mai erschienene EP folgt inspiriert von Luca Sisera treten dieses Jahr Bands o

keinem bis ins letzte Detail vorgegebenen Sche- r wie NYX oder das Duo Chico Freeman/Heiri ma, vielmehr bilden die kompositorischen Grund- Känzig (beide Bands am 2.11. im Schopf), das lagen reichlich Platz für ungezwungene, im Mo- Saadet Türköz/Nils Wogram Duo (3.11. im ment entstehende Klangfantasien. essand Schopf) oder der Violoncello-Spieler Vincent Al '

Der zweite Konzertabend startet mit einem Konzert D Curtois zusammen mit dem Drummer Julian

von Philip Zoubek (p) und Hayden Chisholm ca Sartorius (3.11. im Arvensaal) auf. Das Schlag- (as). Beide sind sie experimentierfreudige Charak- u zeugduo Vincent Glanzmann mit Gerry Hem- tere, unter anderem bekannt im Zusammenhang Rea Dubach mingway tritt am gleichen Abend wie die Band

mit ihrer Mitarbeit im Slowfox Trio, einem Ensemb- Foto: L ”First Strings On Mars” mit den Violinisten Florian le um den Kölner Bassisten . Willeitner und Ingmar Jenner sowie dem Bas- Auf Zoubek-Chisholm folgen zwei Solistinnen, sisten Georg Breinschmid auf (9.11.). Am 10.11. Sängerin Rea Dubach und Violinistin Lara Schu- wird es mit den ”alten Herren” , Bar- ler. Ihre Arbeit basiert auf der sorgfältigbedach- ry Guy und Paul Lytton sehr Impro-lastig. Ro- ten Verknüpfung von Lied und Klang. mantischer wird bestimmt das anschliessende Der letzte Konzertabend ist komplett in Schweizer Konzert des eingespielten Duos mit der Sängerin Hand. Saxophonist Donat Fisch und Schlagzeu- Lisette Spinnler und dem Pianisten Christoph ger Christian Wolfarth bestreiten das erste Set. Stiefel. Den Abschluss am 16.11. gestalten die Unter dem Namen Circle & Line arbeiten sie seit Saxophonistin Co Streiff mit einem Solokonzert

nunmehr zwanzig Jahren erfolgreich zusammen. G sowie das Peter Schärli Trio feat. Glenn Ferris

Sie kommen gänzlich ohne "verbindendes" Harmo- /ZV mit ihrem Programm ”Purge”. Dass ein solches nieinstrument aus, was sie nicht abhält, verschie- D Programm überhaupt gestaltet werden kann, ist denste Musikrichtungen zu erkunden, um diese Hayden Chisholm dem Verein Linard sowie der Mitfinanzierung der

dann in den Jazzkontext zu setzen. Foto: P Gemeinde Zernez zu verdanken. Peewee Windmüller Das gesamte Programm Christmas Sessions 2018, 29.11. – 2.12.2018 findet sich unter www.pizlinard.ch Vom 29. November bis zum 2. Dezember fin- Den dritten Konzertabend bestreitet der Berliner den in Biel die Christmas Ses­sions 2018 Sänger und Songwriter Abel Tawil, der im Zu- Lucerne Piano Festival, statt, eine viertägige Konzertreihe, die von sammenhang mit dem Popmusikprojekt "Ich + Ich" 17. – 25.11.2018 MiniFestival 2018 Pop bis Rock, von Blues bis Soul eine Viel- von 2003 mit Musikerin und Pr­ oduzentin Annette eine Co-Produktion von Bernau und BeJazz zahl von Genres berücksichtigt und unter- Humpe auf sich aufmerksam machte. Tawil ver- Die tastenfokussierte Herbstausgabe des schiedliche Zielgruppen anspricht. tritt ein urbanes Lebensgefühl: Er ist ein talentier- Lucerne Festival hat in den zwei Jahrzehn- Den Auftakt der Konzertreihe bildet die Manfred ter Geschichtenerzähler und punktet mit einer ge- ten des Bestehens ihre eigene Rezeptur ge- DoDo 8.8. NovemberNovember Mann's Earth Band. Seit 1971 verfolgt die bri­ winnenden Soulstimme. Sein Album "So schön funden, und seit fünfzehn Jahren gehört der tische, vierköpfige Gruppe einen blues- und pro- anders" von 2017 hat nicht zu Unrecht den Weg an Jazz, gleichsam ”Off-Stage”, mit dazu. gressivrockigen Ansatz. Sie blickt auf eine be­ die Spitze der deutschen Charts gefunden. Abel In den Luzerner Bars spielen so auch diesen No- 20.30:20.30: (vc) wegte Geschichte zurück mit häufigen Wechseln. Tawil wird von der Luzerner Rockband Dada Ante vember wieder acht ”Barpianisten” (darf man sie Dem Ensemble bis heute erhalten geblieben sind Portas unterstützt. so nennen?) auf: Ehud Asherie und Jon Davis Keyboarder und Leader Manfred Mann und Gi- Den Abschluss der Konzertreihe macht ein Duo aus aus den USA, Jörg Hegemann, Chris Hopkins (( )) tarrist Mick Rogers – sofern man dessen Austritt Italien: Roby Facchinetti und Riccardo Fogli, und Thilo Wagner aus Deutschland, David Ru- 22.00:22.00: pp von 1975 bis 1983 ausklammert. Mitglieder der ersten Stunde der in Italien hoch osch und Robi Weber aus der Schweiz und als Am 30. November ist Blues und Soul aus Schwei- angesehenen und inzwischen aufgelösten Beat-, einzige Frau Julia Siedl aus Wien. Das Festival im zer Hand angesagt: Philipp Fankhauser teilt sich Pop- und Rockband "I Pooh". Mit im Gepäck führen Festival – die Musiker sind am 20. November alle die Bühne mit dem Aar­gauer R'n'B-Spezialisten die ­beiden ihr aktuelles Duo-Album "Insieme" auch im KKL zu hören – erfreut sich seit Langem Seven. Ihr Plan an den Christmas Sessions ist die (Sony) sowie eine ganze Reihe von Liedern aus den grosser Beliebtheit. FrFr 9.9. NovemberNovember Schaffung einer modernen, aber doch an den Ur- Glanzzeiten der Pooh. Zu erwarten sind "Tanta Daneben gibt es Meisterkurse mit Andreas Haef- sprung des Blues und Souls erinnernde Musik. Voglia di Lei", "Pensiero" und "Uomini Soli". Für liger und (zeitgenössisch) Nicolas Hodges, Vor- Letztes erhielten "I Pooh" 1990 am Sanremo-Mu- träge mit Michael Meyer, Rezitals etwa von Pio- 20.30:20.30: (p)(p) sikfestival den ersten Preis. tr Anderzewski, Grigori Sokolov, András Luca D'Alessandro Schiff, Igor Levit und den beiden Dozenten, dazu die Debuts von Haochen Zhang, Schagha- 22.00:22.00: Christmas Sessions 2018 jegh Nosrati und Federico Colli. Beim Tasten- Kongresshaus Biel, Zentralstrasse 60, tag (18. Nov.), an dem sich alles mit dem und um 2501 Biel den Tanz dreht, spielen Sergej Redkin, Varvara 29.11.2018, 20.00 Uhr: und Bertrand Chamayou viel Russisches und Manfred Mann's Earth Band Französisches, aber der Letztere auch John Cage (Support: Shadox) am präparierten Klavier. Und schliesslich mixt ein SaSa 10.10. NovemberNovember 30.11.2018, 20.00 Uhr: Exzentriker der Orgel seine Registerfarben noch Philipp Fankhauser & Seven ins Festival: Der US-Amerikaner Cameron Car- 01.12.2018, 20.00 Uhr: penter – der Organist mit dem Irokesenschnitt – 20.30:20.30: ((saxsax)) Adel Tawil & Dada Ante Portas präsentiert seine Version von Bachs ”Goldberg- 02.12.2018, 19.00 Uhr: Roby Facchinetti & Variationen” und eine Bearbeitung der 2., ”Roman- Riccardo Fogli (Support: Roberto De Luca) tischen” Sinfonie seines Landsmanns Howard 22.00:22.00: Hanson, aus der einst Melodien in den SF-Streifen g

v www.christmas-sessions.ch ”Alien” eingingen. Carpenter O-Ton: ”Die Orgel kennt nur Beherrschung oder Unterwerfung.” Thomas Meyer jeweils ab 19 Uhr: leichtes Herbstmenu Philipp Fankhauser www.lucernefestival.ch Foto: Pd/Z ­18 bernau, seftigenstr. 243, 3084 Wabern JAZZ www.bernau.ch – [email protected]

JNM_06_18_14-19_PRE.indd 18 29.10.18 10:23 Previews THE JAMES BROWN TRIBUTE SHOW Soul, Funk and Groove at its best! sikern wie ”Sex Machine” oder ”Cold Sweat” welt- weite Hits produziert. Als Resultat hat er damit die Vorlage für unzählige moderne R’n’B-, Hip-Hop-, BigBeat- oder House-Tracks geschaffen. Einige in der Szene etablierte Musi- ker um die Hausband des Solothurner Drummers und Produzenten J.J. Flueck, haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem Godfather of Soul mit ei- nem Tribute Respekt zu zollen. Die Formation mit Exponenten wie dem von Brothertunes und GMF bekannten Sänger Rich Fonje oder den Bläsern der Schweizer Funk-Urväter Grand Mothers Funck, dem grossartigen Posaunisten René Mosele und dem Saxophonisten Dave Feusi, interpretieren im Rahmen der James Brown Tribute Show die grös­ sten Hits. Daneben präsentiert die Band aber auch unbekanntere, jedoch nicht minder interessante Songs aus dem Repertoire von James Brown. Sat- te Schlagzeug-Rhythmen treffen auf knackige Basslines und groovende Hammond-Melodien, e l souliger Gesang und kantige Shouts runden das Ganze ab. Ein wahres Feuerwerk an Rhythmen und Emotionen, welches den Godfather of Soul für zwei Stunden auferstehen lässt. Die eindrucksvolle Band ist nunmehr g/Rene Mose

v seit über zehn Jahren unterwegs, um den Geist, die SoulVision Allstars featuring: Rich Fonje – vocals / Dave Feusi – sax / Fabienne Hoerni – sax Musikalität und die Energie dieser prägenden Ära René Mosele – trombone / Matthew Savnik – organ, keys | Sam "the Kungfu Man" Siegenthaler – guit um James Brown aufleben zu lassen. ■ Pascal P Kaeser – bass | J.J. Flueck – drums, musical director Foto: Pd/Z Er hat die moderne Club-Musik geprägt wie Die hochkarätige Band hat sich um- Tourdaten: kein anderer. The hardest orking man in gehend in die Herzen und Seelen der Funk & Soul- 21.12.18 Moods, Zürich showbusiness, the Godfather of Soul: Mr. Liebhaber gespielt und gilt als wohl bester Funk- 27.12.18 Galicia, Olten James Brown. Die Soul Vision Allstars – die Tipp der Schweiz. ”The great stuff will never die”, 28.12.18 Dachstock, Bern (Reitschule) Funk-Protagonisten der Schweiz – zollen sondern entwickelt sich weiter und begeistert auch 29.12.18 le singe, Biel ihm seither auf höchstem Level Tribut. Nach die nächste Generation. 04.01.19 Gaswerk, Seewen seinem Tod 2006 formierte sich eine ”The Bereits im Laufe der 1950er- und 05.01.19 Chollerhalle, Zug James Brown Tribute Show”, nicht als Co- 1960er-Jahre hat James Brown mit seinen Bands 11.01.19 Hotel Wetterhorn, Hasliberg verband, sondern um das Andenken an den von The Flames bis zu den JBs die Rhythmik und 26.01.19 Atlantis, Basel (tbc) grossartigen Entertainer und Musiker zu den Flavour der schwarzen Dancemusic komplett www.soulvision.ch bewahren. umgekrempelt, neu interpretiert und mit den Klas- MiniFestival 2018 eine Co-Produktion von Bernau und BeJazz DoDo 8.8. NovemberNovember 20.30:20.30: WernerWerner HaslerHasler ((trp/elektronikatrp/elektronika)) CarloCarlo NiederhauserNiederhauser ((vcvc)) 22.00:22.00: PhelanPhelan BurgoyneBurgoyne ((drdr)) EmanueleEmanuele ManiscaloManiscalo ((pp))

FrFr 9.9. NovemberNovember

20.30:20.30: HaydenHayden ChisholmChisholm (sax)(sax) PhilipPhilip ZoubekZoubek (p)(p) 22.00:22.00: LauraLaura SchulerSchuler ((vv)) ReaRea DubachDubach ((voc)voc)

SaSa 10.10. NovemberNovember

20.30:20.30: ChristianChristian WolfahrtWolfahrt ((drdr)) DonatDonat FischFisch ((saxsax)) 22.00:22.00: DomenicDomenic LandolfLandolf ((bclbcl)) MarcMarc MezgolitsMezgolits ((bb)) jeweils ab 19 Uhr: leichtes Herbstmenu

bernau, seftigenstr. 243, 3084 Wabern www.bernau.ch – [email protected]

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Mit Wolfgang Muthspiel am Bach: Where The River Goes Nach ”” 2016 mit Brad Mehldau, , Larry Grenadier und hat Wolfgang Muthspiel eben sein neustes ECM-Opus mit fast identischem Quintett veröffentlicht. Passend zum CD-Titel sprach JNM darüber mit ihm am Rhein. Von Steff Rohrbach

Meist mit Hut oder Schirmmütze, winters Grace” auch schon auf Tournee mit dabei war anderen. Das gibt es so ja nur im Jazz. Auch auch mal mit Kappe: Wolfgang Muthspiel und mir sehr gefiel. was sich harmonisch abspielt und sich verän- trägt als einer der weltweit profiliertesten Gi- JNM: Wie unterscheiden sich ihre Persön- dern kann, selbst wenn ein Akkordsymbol da- tarristen, als Bandleader, Komponist, Label- lichkeiten in deiner Musik? steht: Es liegt alles in der Hand der Musi- chef a. D., Professor und Focusyear-Leiter – WM: Es sind natürlich beides ganz grosse ker, in der Unmittelbarkeit, im Momentum, ein beides in Basel – wahrlich viele Hüte. Drummer. Eric setzt am Schlagzeug vielleicht hochkomplexer Vorgang, der letztlich völlig etwas stärker einen Kontrapunkt zum Ge­ intuitiv geschieht, auf den man sich aber le- JAZZ’N’MORE: Bei deinen vielen Hüten: schehen, was der Musik in meinem Fall, wie benslang vorbereitet. Das ist für uns Musiker Wann kommst du überhaupt zum Kompo- ich meine, ganz gut bekommt. Er kreiert in total faszinierend und beglückend. nieren und passiert das vor allem aus dem seinem Spiel gewissermassen fast architekto- JNM: Du hast dich für die Trompete und Üben heraus? nisch etwas dazu oder dagegen, während Bri- nicht für ein Saxophon in der Band entschie- Wolfgang Muthspiel: Es geschieht eigentlich an eher derjenige ist, der sich auf die Schwin- den. ständig, mein iPhone ist voll von spontanen gungen von mir und der Musik einstellt und WM: Aus ästhetischen Gründen. Der Entscheid Aufnahmen. Es passiert in einer fliessenden einlässt. Eric lässt einen bestimmten Zugriff hat aber auch mit Ambrose Akinmusire zu tun, Zone von Spielen, Üben und Schreiben, die walten und sich vom ganz Introvertierten, das für den ich jetzt zum zweiten Mal geschrie- ich mehr oder weniger täglich betrete. meine Musik haben kann, kaum beeinflussen, ben habe. Mir gefällt der Ton der Trompete in JNM: In der Masterarbeit von Martin Scha- er nimmt es nicht auf wie Brian. Insofern hat der klanglichen Verbindung mit der E-Gitarre berl hegst du 2004 den Wunsch nach einer das mit Eric eine gute Energie ergeben. extrem gut – und ganz besonders der durch- "wirklichen", einer fixen Band von langer JNM: Täuscht der erste Eindruck, dass dei- lässige Wunderton von Ambrose. Ich liebe Dauer und mit vielen Proben. Ist die Wor- ne Musik noch nachdenklicher geworden sein lyrisches, aber auch sein risikofreudiges, king Band anderen Zielen gewichen? ist? dieses Inside-Outside-Spiel, das songartig, WM: Meine Ensembles ändern sich immer WM: Nachdenklich ist meine Musik wohl oft, nicht abstrakt meine Stücke fast in einer Ge- wieder, aber es gibt einen Pool von Musikern, aber für mich ist sie energetischer, weniger genwelt führen kann, und was er über das mit denen nun schon eine lange Kontinuität introvertiert und hat viele ganz unterschiedli- Ursprüngliche hinaus (er)findet. Ich bewun- herrscht, etwa mit Larry Grenadier, Brian Bla- che, im Moment und in der Gruppe entstan- dere, wie er in vielen Momenten völlig furcht- de, Jeff Ballard, Scott Colle. Mit denen habe dene Entwicklungen. los überraschende, teilweise auch witzige ich schon Hunderte Konzerte gespielt. JNM: Wenn du das Energetische ansprichst: Entscheidungen fällt. In seinem Solo im Stück JNM: Du hast Brad Mehldau, Ambrose Ihr habt das Album räumlich voneinander "For Django" etwa, nach dem von Bates-Kom- Akinmusire, Larry Grenadier und Eric Har- getrennt, also nicht "Old School" aufgenom- positionen beeinflussten Thema, dem Klavier- land im Voraus die Stücke geschickt, dann men. Entsteht dabei nicht eine andere Ener- Gitarren-Duo, wo in einer Schostakowitsch- habt ihr mal kurz geprobt und aufgenom- gie oder Spannung? artigen Harmonik der Faden wiederaufge- men? WM: Bass und Schlagzeug waren akustisch nommen wird, bewegt er sich zuerst ganz in WM: So ist es. Diese Musiker sind natürlich abgetrennt, Brad, Ambrose und ich waren dieser Welt, alsbald spiralförmig nach aus- super schnell im Erfassen und Erlernen neuer aber im selben Raum. Das heisst: Nach dem sen und umkreist es wie ein Planet, ohne die Stücke. Und da wird jeweils auch sehr effek- jeweiligen Take sind keine Änderungen oder Grundatmosphäre des Stücks zu zerstören: tiv geprobt, damit alles zeitlich hinkommt. Ausbesserungen möglich. extrem inspirierend, beglückend. Ein heikles JNM: Bei ”Rising Grace” hast du die Songs JNM: Es gibt mit dem siebenminütigen Unterfangen, man kann so dagegen spielen, mit Hans Feigenwinter und einer Studen- "Clearing" einen aus der Gruppenimprovi- dass das Stück tot ist, oder man kann mit der tenband konzertant ausprobiert – hast du sation entstandenen Song auf der CD – han- Idee so kreativ umgehen, dass das Stück im- für ”Where the River Goes” darauf verzich- delt es sich wirklich um instant composed mer besser wird. Das beherrscht Ambrose tet? Musik, vollkommen ohne thematische Vor- einfach unglaublich. WM: Keineswegs. Ich hatte das Quintett beim gabe? JNM: Mehldaus bekannt romantisches Pia- Schreiben für die Focusyear-Band und bei WM: Ja, "Clearing" ist total free, ein gemein- nospiel, begründet in seiner Liebe zur deut- Konzerten mit ihr stets im Hinterkopf, etwa sames "Schreiben", der höchste Punkt über- schen Romantik, passt ebenfalls zu deiner bei "Django" (Bates gewidmet) und ”Descen- haupt, der leider manchmal verwechselt wird Gitarre, zumal auch bei dir klassische Musik dants”. mit "irgendwas machen". Da geschehen sehr eine grosse Rolle spielt. JNM: ”Rising Grace” spieltest du mit dem viele Dinge, die man kaum erklären und über WM: Total, sein Spiel ist stark von klassischer Drummer Brian Blade ein, das neue, im Feb- die man nur schwerlich sprechen kann. Auch Literatur beeinflusst, und es gibt zahlreiche ruar in Südfrankreich aufgenommene Al- einer Komposition muss man trauen und sich gemeinsame Favoriten, Lieblingsstücke und bum mit Eric Harland. Hatte der Wechsel von ihr leiten lassen – oder eben dem Mo- Aufnahmen der Klassik, die wir beide sehr terminliche oder musikalische Gründe? ment, dem, was man hört, nachgehen: ”Whe- schätzen. Klavierstücke von Brahms, vor allem WM: Einerseits hat es Brian tatsächlich zeit- re The River Goes”. Man steuert mit, ergreift die Balladen, aber auch Richard Strauss und lich nicht gepasst. Andererseits war es aber manchmal die Initiative, hängt sich wo an Bach. Ich habe als Jugendlicher die Bach- so, dass Eric nach den Aufnahmen zu ”Rising oder überlässt das Feld auch mal ganz den Lautenstücke rauf und runter gespielt, und ­20 JAZZ

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Wolfgang Muthspiel Brad hat kürzlich ”Three Pieces After Bach” zu setzen. Dadurch wird der Sound grösser als 1965 in Judenburg in der Steiermark geboren, be- veröffentlicht. So gibt es viele geteilte Lieben, wenn, was auch schön sein kann, bloss mit gann Wolfgang Muthspiel in einer musikalischen es ist zwar nicht der Grund, ihn zu engagieren, Besen zart untermalt wird. Familie sechsjährig mit der Geige, wechselte mit aber unsere DNA stimmen erstaunlich über- JNM: Mit Larry Grenadier arbeitest du ja vierzehn zur Gitarre, absolvierte die Musikhoch- ein. Hinzu kommt natürlich dieser Touch, sein schon lange. schule Graz in der Begabtenklasse und fand in Pat Anschlag, ein besonderer, und andererseits WM: Erstmals, als er zur Band Gary Burtons Metheny sein grosses Idol. 1986 ging er mit einem seine Rhythmik, in der er sehr flexibel und stiess, in den 1980er-Jahren. Wir spielten zwei Berklee-Stipendium nach Boston und übernahm 1988 den – seit Methenys Abgang zwölf Jahre ­genau ist und wunderbar mit dem Drummer Jahre in dieser Band und seither immer wie- zuvor verwaisten – Gitarrenpart bei Gary Burton. spielt, gewissermassen seine Anti-Brahms- der und in unterschiedlichster Besetzung, et- Von 1995 bis 2002 lebte er in New York, arbeitete Seite. Die ist bei ihm auch extrem stark. Es wa in Trios mit Brian Blade, Jeff Ballard, Don mit Rebekka Bakken eher popmässig, mit Trilok sind diese beiden Pole, die er zusammen- Alias oder Andy Scherrer, in Hunderten Kon- Gurtu, Brian Blade, Youssou N’Dour, Maria João, bringt, für mich eine "mission accomplished", zerten. Larry hat handwerklich eine unglaub­ Dave Liebman, Peter Erskine, Paul Motian, Marc etwas, das die Klassik nicht hat und etwas, liche Kreativität und ein totales Verständnis Johnson, Bob Berg, Gary Peacock, Larry Grenadier und vielen mehr. 1997 wurde er in Österreich mit das der Jazz nicht hat. für die Rolle. Man fühlt sich mit ihm so wohl dem renommierten Hans-Koller-Preis ausgezeich- JNM: Und Harlands Akzente unterstützen und aufgehoben. Er unterstützt, treibt die Mu- net, 2003 gar als ”European Jazzmusician of the ihn innerhalb dieser Pole. sik aber auch weiter, wenn er glaubt, es sei Year”. 2002 kehrte er nach Wien zurück und seit WM: Einesteils, andernteils verkörpert Eric ei- nötig. 2005 ist er ein äusserst feinfühliger und prägen- nen eigenen Kosmos innerhalb des Gesche- JNM: Was du ja auch an Brian Blade so zu der Dozent in Basel: engagiert, weitsichtig, initia- hens und getraut sich, selbst in einer intimen schätzen weisst. tiv und von Studierenden und Kollegium gleicher- massen geliebt. Passage mal richtig reinzuhauen und in die- WM: Brian hat dem Schlagzeug in der Jazz­ ser introvertierten Musik einen Gegenpunkt geschichte etwas Neues, eine neue Stimme ­21 JAZZ

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hinzugefügt, was nicht auf jeden noch so tol- land bestimmt seinen Rhythmus, später wird ihr len Drummer zutrifft. Er zählt zu den Musikern, Groove leiser, Akinmusires Trompete und Grena- diers gestrichener Bass steuern aus dem Kontext die mir viel bedeuten, weil sie die Musik im- heraus auf eine andere Ebene und bereiten Muth- mer wieder neu, von null an sehen und "in­ spiels Gitarre das Feld für wenige, den Song gera- terpretieren" und nicht in eine Kategorie ste- dezu krönende Töne zu einem Schluss hin, in dem cken, die sie für sich vielleicht mal definiert die Trompete noch kurz grüsst. Where The River Goes ist kein lautes, kein schrei- haben. So kann ich meine Musik, die ich ja endes Album, aber eines, das Lautstärke verträgt. auch ganz neu geschrieben und gefunden WOLFGANG MUTHSPIEL Mehrmaliges Hören belohnt zudem, wer sich je- habe und die auch ein Destillat aus vielem Where The River Goes weils einer einzelnen Stimme hingibt und sich dann ist, in die besten Hände legen und mit Musi- Wolfgang Muthspiel (g), Ambrose Akinmusire (tp), die Musik in ihrer ganzen Grösse nochmals gönnt. Brad Mehldau (p), Larry Grenadier (b), Eric Harland (dr) Auf der Tour sind Colin Vallon, Matthieu Michel kern ohne vorgefertigte Ideen so spielen, dass (ECM 2610/MV) und Jeff Ballard für Mehldau, Akinmusire und Har- es wirklich nur ein Jetzt gibt. land dabei. Das ergibt eine andere Chemie – ma- JNM: Auf Tournee gehst du jedoch mit Colin gisch wird die Musik bleiben. Wetten? Bis auf Brian Blade, den Eric Harland so vollwertig Vallon, Matthieu Michel, Larry Grenadier wie wirkungsvoll und einfühlsam ersetzt, haben und Jeff Ballard. Abgesehen davon, dass Nächste Konzerte sich im Februar dieselben Musiker im südfranzösi- Wolfgang Muthspiel Quintet dies natürlich alles andere als Ersatzspie- schen Studio getroffen, die schon auf dem letzten 02.11. Utrecht, Tivoli Vredenburg ler sind: Du hast das bereits bei ”Rising Album, Rising Grace, mit von der Partie waren. 03.11. Minden, Jazzclub Minden Sechs Muthspiel-Songs wurden eingespielt, eine Grace” praktiziert, bewähren sich solche 05.11. Hamburg, Elbphilharmonie Mehldau-Komposition und ein gemeinsames Stück 06.11. Paris, Jazzclub Nubia Wechsel wirklich? aufgenommen: hingebungsvoll, mit grosser Zärt- 07.11. Brüssel, BOZAR, Centre For Fine Arts WM: Es ist eine andere Band, sie wird anders lichkeit – alles, das Album trägt zu Recht seinen 09.11. Tübingen, Sudhaus klingen, es sind aber Musiker, die ich überaus Titel, alles im Fluss, der sich unablässig verändert: 10.11. Lausanne, Jazz Onze Plus Festival 11.11. Salzburg, Jazzit schätze. Mit Colin habe ich kürzlich erstmals Mal wird er breiter, an manchen Stellen tiefer, mal fliesst er schnell, Wirbel entstehen, anderswo wird 12.11. Salzburg, Jazzit konzertiert und war begeistert. Matthieu ken- 13.11. Basel, Offbeat, Volkshaus es ruhiger. Es ist ein Fliessen, das zum Sprudeln 15.11. Wien, Konzerthaus ne ich schon lange, auch vom Vienna Art wird, zum Rinnen, zum Schnellen, zum Wogen, ­Orchestra. Er ist aussergewöhnlich und einer zum Rauschen, zum Strömen, zum Gleiten und ja, Diskographie (Auswahl) ➤ ­jener seltenen Musiker, die ausschliesslich auch zum Fliegen und Fallen. Rising Grace (Mehldau, Akinmusire, Jeder der fünf Musiker steuert mal mehr, mal we­ grenadier, Blade) ECM 2016 nach dem Gehör spielen. niger und lässt sich treiben, jeder hat Raum, über- ➤ Vienna, World (Wolfgang Muthspiel, g/voc Aber natürlich: Es ist nicht möglich, Brad raschende und zuweilen kräftige Akzente zu set- und div. Musiker) Material 2015 ➤ Driftwood (Grenadier, Blade) ECM 2014 Mehldau als Sideman für eine grössere Tour zen und dennoch, fast wie ein Wunder und typisch ➤ Travel Guide (Ralph Towner, Slava Grigoryan) zu gewinnen, der hat so viele eigene Projekte, für Muthspiel, entsteht ein austariert dichter ECM 2013 Sound, ein intensiver Strom, der klingt und swingt mit denen er tourt. Doch es ist gross­artig, ➤ Drumfree (Andy Scherrer, Grenadier) und im Fluss geheimnisvoll seine Farben wechselt. Material 2011 dass er die Einladung zur Aufnahme ange- Die Gruppenimprovisation klingt wie komponiert: www.wolfgangmuthspiel.com nommen hat. ■ Mehldau setzt die ersten, klassischen Töne, Har-

JOANNA KULIG TOMASZ KOT

«Ein wunderbarer Film, der Erinnerungen an die frühen Werke von Milos Forman, Jirí Menzel und François Truffaut wachruft.»

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DER BREITENGRAD DER LIEBE

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”Wie versichere ich mein Instrument richtig."

Wir kennen die normale Hausratversicherung, mit der wir unser Mobiliar versichern. Wie aber versichere ich ein wertvolles Instrument, wie eine Vintage-Stereoanlage, wie eine Schallplat- tensammlung? Zeit, sich mit einem Experten darüber zu unterhalten. JAZZ’N’MORE sprach mit dem Versicherungsfachmann der Helvetia Versicherungen, Hansjürg Freund, über die optimalen Möglichkeiten. Freund ist neben seinem Beruf Akkordeonspieler und Cellist und gehört seit Jahren zu der Stammformation der Streichmusik Alder, Urnäsch.

JAZZ’N’MORE: Herr Freund, die meisten Sammlungen haben, welche in die Hunder­ ­eingeleitet und allenfalls ein Experte beige­ Menschen haben eine normale Hausrat­ tausende von Franken gehen. zogen werden kann. versicherung, meistens kombiniert mit ei­ ner Haftpflichtversicherung, was deckt eine HF: In solchen Fällen empfiehlt sich ein per- JNM: Bieten Sie besondere Versicherungen solche Police alles ab? sönliches Gespräch mit dem Versicherungs- für Studenten und Jugendliche an? berater. Wir verfügen bei der Helvetia Ver­ Hansjürg Freund: In der Hausratversiche- sicherung über die entsprechenden Exper- HF: Für sie gibt es sehr interessante Ange­ rung sind Ereignisse wie Brand- und Wasser- ten, welche den Wert einschätzen können. bote. Wohnt ein Student noch zu Hause bei schäden sowie Diebstahl gedeckt. In der Haft- Handelt es sich jedoch um ein ganz spezielles den Eltern, kann das Instrument in deren Ver- pflichtversicherung sind Schäden gegenüber Objekt, sagen wir eine Stradivari oder eine sicherung integriert werden, wohnt er aber Dritten versichert. historische Schallplattensammlung, ziehen nicht mehr bei den Eltern, kann eine kosten- auch wir externe Fachleute bei. Wir sprechen güns­tige Zusatzversicherung abgeschlossen JNM: Wie verhält es sich bei besonders hier aber von Ereignissen, welche finanziell werden, unabhängig davon, ob die Eltern bei wertvollen Sachen, z. B. einem Instrument abzugelten sind. Etwas komplizierter wird es, der Helvetia versichert sind. Unsere Versi­ oder einer Vintage Stereoanlage, kann ich wenn ein ideeller Wert versichert werden cherungsberater können hier sicher eine opti- diese einfach auf den deklarierten Wert soll. Zum Beispiel eine Schallplattensamm- male Lösung anbieten. versichern oder benötige ich da eine Zu­ lung mit Raritäten, die nicht mehr ersetzbar satzversicherung? sind. Da empfehlen wir, vorgängig mit unse- JNM: Herr Freund, vielen Dank für das ren Experten zu sprechen und einen Wert ­informative Gespräch. ■ HF: Da müssen wir ein wenig differenzieren. festzulegen. Zu erwähnen ist aber auch zum Bei der Hausratversicherung ist das gängige Beispiel der Diebstahl eines einzigartigen Ins- Inventar für die oben genannten Schäden ge- truments. Da verfügen wir über ein hervor­ deckt. Bei einem wertvollen Instrument wird ragendes internationales Netzwerk, mit wel- eine sogenannte Wertsachen-Versicherung chem wir in der Lage sind, eventuelle Verkäu- empfohlen, da das Instrument ja nicht nur zu fe des Diebsgutes aufzudecken. Dies passiert Hause gespielt wird. Bei dieser Versicherung vor allem in der Kunstbranche, gilt aber auch sind auch Transportschäden, Beschädigung für seltene Instrumente, irgendwann tauchen durch Unachtsamkeit oder durch Fehlbedie- diese meistens wieder auf dem Markt auf. nung versichert. Diese Police ist separat zur Hausratversicherung. Für Musikanlagen, z. B. JNM: Wir haben bis jetzt immer von einem Verstärker, PAs oder Lautsprecher können Totalschaden gesprochen, wie verhält es ­sogenannte technische Versicherungen ab- sich mit einem Teilschaden resp. einer Be­ geschlossen werden welche die gleiche De- schädigung des Objektes? ckung haben wie die Wertsachenversiche- rung. HF: Vergütet wird die Wiederherstellung, Haben Sie Fragen zu Ihrer Versicherung sprich Reparatur bis zum entsprechend ver­ oder wünschen Sie eine Beratung? JNM: Wie verhält es sich bei wertvollen sicherten Wert. Es empfiehlt sich aber, im Hansjürg Freund freut sich über Ihre Stereoanlagen oder Schallplattensammlun­ Schadenfall den Versicherungsberater zu Kontaktaufnahme unter [email protected] gen? Ich kenne Leute, die Anlagen oder kontaktieren, ­damit die richtigen Schritte ­23 JAZZ

JNM_06_18_23_Helvetia.indd 23 28.10.18 22:27 Interview Wayne Shorter Beyond category Mit 85 ist der Tenor- und Sopransaxophonist Wayne Shorter immer noch aktiv und vielseitig interessiert und überrascht sogar mit der Veröffentlichung des umfangreichen intermedialen Opus ”Emanon”. Anstatt eine übliche Würdigung zu verfassen, sprach Jürg Solothurnmann (*1943) mit dem Zürcher Saxophonisten und Hochschuldozenten Christoph Grab über Shorters Instrumental- und Kompositionsstil.

Grab, geboren 1967, entdeckte Wayne Shor- ter erst in dessen Phase bei Weather Report: ”Als Erstes beeindruckte mich die Fusion-Auf- nahme Atlantis (1985). Ich ging dann rück- wärts und entdeckte Wayne mit dem Miles Davis Quintet, und danach erst die Blue-Note- Aufnahmen unter eigenem Namen und mit den Jazz Messengers. Sein Saxophonstil hat mich weniger beeinflusst als seine Harmonik und ganz besonders, wie er mit seinen The- men bei Miles die Grundlagen für etwas Neu- es gelegt hat. Mit Kompositionen lenkte er die Gruppen-Improvisation in andere, unkonven- tionelle Bereiche.” Jürg Solothurnmann: Shorters Sound ist so- gleich erkennbar, aber wie klang er einst und wie heute? Christoph Grab: Am Anfang spielte er Hard- bop ohne ein echter Insider zu sein. Da war immer etwas, das über die Klischees hinaus- strebte, etwas Besonderes, das an die Ober- fläche drängte. Als Student hat Shorter in den 1950er-Jahren mit Coltrane geübt, und dieser Einfluss ist zweifellos der wichtigste. Bei Auf- nahmen wie ”Live in Paris” der Jazz Messen- gers erreichte er auch eine ähnliche Intensität und Dichte wie sein Vorbild. Aber dann gibt's markante Unterschiede: Während Coltrane immer komplexer und virtuoser jeden einzel- nen Akkord ausreizte, spielte Shorter immer öfter mit ganz einfachen melodischen Figuren und vielen Pausen. Da ist er näher bei Miles Davis. So hat sich Shorter wie viele Musiker anfangs der 1960er-Jahre zunehmend gegen die ständig wachsende Virtuosität im Jazz entschieden. JS: Schon in den 1960er-Jahren beschränkt er sich oft auf eine kurze Phrase, schiebt sie herum und transformiert, verlängert und kürzt sie, eigentlich ein kompositorischer Prozess, mit dem er thematisches Material auslotet. CG: Ja, er denkt eher linear im Gegensatz zu Coltrane, der mit Arpeggien ein stark auf die Harmonik bezogener vertikaler Improvisator war. Bei Shorter hat die Melodik Priorität. JS: Seine Stakkato-artige Phrasierung, die eventuell auch von Rollins angeregt ist, wurde ausgeprägter, als er mit Weather Re- port elektrischen Funk-Jazz zu spielen be- gann. Und schon bei Davis fand eine starke Öffnung statt – bis an die Grenze der Tonali- tät – und doch blieb er immer noch gesang- lich! CG: Ja, gerade in den freien time-no-chan- ges-Stücken mit Miles (wie ”Orbits” und ”Do- ­24 JAZZ

JNM_06_18_24-25_Shorter.indd 24 29.10.18 10:24 Interview

lores”) kam ihm seine melodische Fantasie ähnlich schon vorher gehört zu haben – und JS: ... und Hancock spielt das dritte Solo sehr entgegen. Da hatten Harmonien und fixe doch ist es typisch Shorter. ­linear ohne Akkordbegleitung. Formen für die Improvisation nur noch ganz CG: Ich glaube, dass er die Melodie zuerst mal CG: In dieser freien Phase gibt es eben oft ­ beschränkte Bedeutung. Die Kompositionen gesungen und notiert und erst später harmo- keine fixen Harmonien mehr. Auch Begleitun- gaben nur noch Motivmaterial und vielleicht nisiert hat. Das ist bei ihm die übliche Vorge- gen werden nach Gehör erfunden. die Stimmung für die Improvisationen vor. hensweise, nicht umgekehrt. JS: Für die elektrische Phase Shorters steht JS: Hat Shorter, als er 1970 mit Zawinul JS: Seine Ballade ”Infant Eyes”, die er für unser Beispiel ”Plaza Real” (1983). Die Weather Report gründete, im Fusion-Jazz seine neugeborene Tochter geschrieben hat Platte ”Procession” ist die erste der neuen seine Spielweise unverändert beibehalten? (von ”Speak No Evil”, Shorters dritter Blue- Besetzung von Weather Report nach Jaco CG: Sie hat einfach gepasst. Die Neigung zu Note-Aufnahme von 1964), ist natürlich Pastorius. Der All Music Guide kommen- kurzen Floskeln hat sich vielleicht noch ver- noch viel gesanglicher ... tiert Shorters Stück: ”The most interesting stärkt. Das passte ausgezeichnet zur den ro- CG: ... und sie ist harmonisch noch moderner tune he had come up with in a long time.” ckigen Grooves. Auf die orchestralen Klänge als ”This Is For Albert”. Da reiht er modale CG: Das Stück hat einerseits eine eingängige, von Zawinuls Keyboards setzte er Akzente Klangflächen aneinander, Farben zum Teil ohne eher diatonische Melodik und aktuelle Funk- und farbige Tupfer, ohne sich als Solist gross funktionalen Bezug. Das Lied strahlt trotz- Rhythmik, aber ist harmonisch und formal auszubreiten. Das Kollektiv stand bei Weather dem eine grosse Wärme aus. Es ist unge- sehr komplex. Und es hat – wie für Weather Report im Vordergrund. wöhnlich, zweimal neun Takte lang. Nun wagt Report typisch – etwas Orchestrales. Es wirkt JS: Manchmal wirkt er eher wie ein mit- er allmählich mehr und geht weg von den u. a. mit José Rossys Concertina sehr klang- spielender Gast ... Formen mit vier- und achttaktigen Abschnit- bewusst. Typisch für diese damalige Fusion- CG: ... und trotzdem ist sein Saxophon bei ten. Die Melodie entwickelt sich aus einer Musik ist eher wenig Platz für Soli. Das Ar­ Weather Report ein wichtiger Aspekt des Band- Idee, die immer wieder anders abgewandelt rangement und nicht die Improvisation oder Sounds. Ohne Shorter wäre für mich die Band wird, sehr folgerichtig, sodass man die Anor- Jam Session dominierte. Auch Shorter hatte zu clean. Shorter bringt mit seiner emotiona- malität gar nicht bemerkt. Dazu kommt die Lust, etwas Kompaktes, Komplexes zu ma- len, artikulierten Stimme ein sehr humanes Tiefe, mit der das Stück gespielt wird. chen. ”Plaza Real” ist für mich eine Vorstufe zu Element ins Ganze. JS: Das hängt auch zusammen mit seiner Shorters späteren Aufnahmen wie ”Atlantis” JS: Kennzeichnend ist auch, dass er viel grossen Gabe, selbst über komplexe Har- und ”High Life”. Danach wandte er sich wie- mehr Sopransaxophon spielte, vermutlich moniefolgen noch lyrisch spielen zu kön- der einer freieren Spielauffassung zu. weil er sich damit gegen die anderen Ins­ nen ... JS: Diese Phase repräsentiert das Thema trumente besser abhob, denn live war Wea- CG: ... er singt und kann einen erzählerischen ”Masquelero” von ”Footprints Live!" (2002). ther Report sehr laut. Spielt der über 70-jäh- Gestus beibehalten. Er verliert sich nie im Ge- CG: ”Masquelero” ist frei, aber anders als vor rige Wayne Shorter anders? strüpp mit vielen Noten. 1970 bei Davis. Da bleiben vom Thema nur CG: Grundsätzlich nein. Er wirkt auf mich JS: ”Orbits” stammt von der Platte ”Miles das Quartintervall und die phrygische iberi- noch geheimnisvoller als vorher, aber alles ist Smiles”, wo die Wende des Miles Davis sche Modalität und dann wird die Geschichte noch da. Nach dem Electric Jazz mit oft fixier- Quintet zur Abstraktion wirklich beginnt. intuitiv weitergesponnen. Das Stichwort ist ten Arrangements von Weather Report hat er Und Shorter hat daran mit seinen diversen ”instant composing”. Dieses lockere Band- sich jetzt mit dem Quartett eine Umgebung Themen grossen Anteil. konzept probieren heute viele zu überneh- geschaffen, die viel flexibler ist. Auch hier sind CG: Miles äusserte sich ja einige Zeit zuvor men. Shorter und seine Kollegen Danílo Pérez, das Orchestrale und das Kollektive wichtig, über Ornette ziemlich abschätzig. Interes­ John Patitucci und Brian Blade kennen sich aber alles ist luftiger und freier. santerweise ist er aber Mitte der 1960er-Jah- in- und auswendig und werden in der Musik JS: Er spielt oft auch rauer und andeutend re zum gleichen Punkt gekommen: time-no- zu einem Organismus. Ohne Egoismus ist mit einer brüchigen Abgeklärtheit. changes. Das Thema gibt eine Stimmung vor, man offen für alle und alle Einfälle. Wenn ei- CG: Diese Tendenz höre ich aber schon seit gefolgt von freier Improvisation. Diese klingt ner etwas anspielt, sind die anderen in einer den Anfängen. Er suchte vermutlich nie die anders, chromatischer als bei Ornette, doch Minisekunde dabei. Auch das Free-Jazz-Ge- perfekten Linie, sondern die ultimative Aussa- das Konzept ist ähnlich. bot, nichts zu übernehmen, was andere be- ge. Er steht irgendwie über den Kriterien wie JS: Ungewöhnlich hat das schnelle Thema reits bringen und in unterschiedlichen Schich- exakte Intonation und Phrasierung. Er sagte ”Orbits” 28 Takte. Es beginnt quasi mit ei- ten zu spielen, ist aufgehoben. So werden ja immer, er wolle seine Seele durchs Instru- ner ersten Phrase ohne Shorter, der erst in gemeinsam Strukturen und Spontankomposi- ment spielen. Das hat er im heutigen Quartett der Antwort dazukommt. tionen gebaut. Die vier betreten die Bühne zur vollen Blüte gebracht. Es geht um die Es- CG: Ja, es dreht sich ganz mysteriös. Die an- und legen mit Lust und ohne Vorgaben ein- senz, nicht um schmückende Zutaten. deutenden Figuren lassen sich nicht klar in fach los. Stücke werden so zum Vehikel des JS: Gibt es Saxophonisten, deren Individu- Formenteile trennen. Ausdrucks der Befindlichkeit im Jetzt. Was alstil deutlich von ihm beeinflusst ist? JS: Das Thema spinnt sich intuitiv weiter, Shorter und Perez spielen mag, oft wie ar­ CG: Interessanterweise kenne ich keinen, der wobei das beschränkte Tonmaterial ge­ rangiert tönen, aber das meiste ist instant wie der heutige Shorter klingt. wendet wird. Es dreht sich stark um ein composing oder instant arranging, an jedem JS: Lass uns über ein paar repräsentative Vierton-Motiv ... Abend anders. Themen sprechen. Da ist mal ”This Is For CG: ... und die Quarte – zwei aufeinanderge- JS: Darin ist eine Abgeklärtheit und Huma- Albert” (auf Art Blakey’s ”Caravan”, 1962). schichtet – ist wichtig. Quarten durchbrechen nität wirksam, zu der Shorter im Verlauf Warum hast du dieses Thema gewählt? die herkömmliche Melodik und Terz-Harmo- seines Lebens – erfahren und erlitten – all- CG: Einerseits, weil ich es viel gespielt habe, nik. Auch die Melodie von ”Orbits” signali- mählich gefunden hat. Kein Protest, keine andererseits steht es als Beispiel für Shorter siert: weg vom Hardbop. – Aber es wäre auch Aggressivität und keine Abschottung ... Be- zwischen Hardbop und einer moderneren Spra- interessant zu hören, wie es klingt, wenn sie reit, zu nehmen, was und wie es kommt. che. Es enthält noch konventionelle Kadenzen, wirklich über die Harmonien des Themas im- Wahrscheinlich der Einfluss seiner bud­- aber bereits auch Polychords und Teile mit provisiert hätten. dhistischen Überzeugung. ndmüller Pedalnoten, die den moderneren Jazz à la Han- JS: Nur das erwähnte Viertonmotiv taucht CG: Er hat eine Freiheit ohne Dogmen gefun-

ee Wi ee cock und Corea vorwegnehmen. Die Form ist manchmal in Miles Solo auf und als Ab- den. Grundsätzlich wird nichts ausgeschlos- w aber noch konventionell AABA mit 32 Takten. schluss der beiden Bläsersoli ... sen. Jede Art von Rhythmen und auch Wohl- JS: Die Melodie ist wie oft bei Shorter ein- CG: ... als Signal, weil eine feste Form weg- klang liegen drin ... Er steht darüber und darf

Foto: Pee Foto: fach und gesanglich und man meint, sie fällt ... alles machen. ­25 JAZZ

JNM_06_18_24-25_Shorter.indd 25 29.10.18 10:24 ner-Konzertaufnahmen extemporieren Shor- Emanon ter (meistens auf dem Sopransax), Danilo Pé- rez, John Patitucci und Brian Blade kühn, lust- Emanzipatorische Message voll und frei, aber gerüstet mit vielerlei Erfah- Nach der Veröffentlichung der CD ”Without A Net” präsentierte rungen, wobei sie sich ganz lose auf Themen Wayne Shorter 2013 in der New Yorker Carnegie Hall Stücke für Shorters beziehen. Shorters Hang zu Frag- sein Quartett und das Orpheus Chamber Orchestra. Vier davon mentierung und ausgesparten Lücken ist im nahm er danach im Tonstudio auf. Gefördert vom neuen Blue- Alter noch ausgeprägter. Er überlässt die Ini­ Note-Präsidenten Don Was wurde daraus das spezielle Projekt tiative weitgehend seinen Kollegen, aber in- terveniert in entscheidenden Momenten ent- ”Emanon”. Von Jürg Solothurnmann schlossen. Sein Instrument spricht und jubelt drei LPs. Eine digitale Version von ”Emanon” wie eine humane Stimme und treibt das Ge- gibt es nicht. Die SF-Story (dem Schreiben- schehen mit erstaunlicher Energie und Lei- den nicht zugänglich) entstand mit vielen spi- denschaft auf die Spitze. Allerdings zerfallen rituellen, politischen und sozialen Bezügen die zwischen vier und 28 Minuten langen Er- rund um Shorters Idee eines "Multiversums", eignisse manchmal in eine Folge von Episo- bestehend aus verschiedenen unterschiedli- den. ■ chen und nebeneinander existierenden Wel- ten. Shorter ist notorisch dafür, im Gespräch ver- A look at the art of Emanon – Randy DuBurke schiedene Gebiete miteinander zu vermen- gen: Musik aller Art, seine buddhistische Ori- Emanon heisst der Protagonist einer Story von entierung, Politik, Literatur, bildende Künste Shorter, selbst ein Fan von Märchen, Mythen usw. So ist die Figur des Emanon auch glei- und Science-Fiction, was diverse Titel seiner chermassen inspiriert von Ralph Ellisons Ro- Stücke und Platten schon lange ausdrücken. man ”Invisible Man” und unterschiedlichen Die Story wurde vom afroamerikanischen Co- Comic-Helden. Shorter: ”Sie verlieren ihre mix-Zeichner und Buch-Illustrator Randy Du Macht und Identität und werden menschlich, Burke (Malcolm X, Yummy, Wonder Woman) sodass ein menschliches Wesen das gleiche künstlerisch umgesetzt. ”Emanon” umfasst in wie Superman und alle anderen tun muss.” der Standard-Ausgabe das Hard-Cover-Buch, Die Musik hat etwas Unerschrockenes. Die dazu die Musik und auf zwei weiteren CDs Li- vier langen Orchesterstücke, in die das Quar- Wayne Shorter ve-Aufnahmen des Shorter Quartet im Londo- tett an verschiedenen Stellen improvisato- Emanon (Hardcover Book mit 3 CDs) ner Club ”The Brabican”. Die Deluxe-Ausgabe risch interveniert, erinnern an die polytonale Wayne Shorter Quartet & Orpheus Chamber Orchestra offeriert in einem Schuber zusätzlich noch Filmmusik der frühen Moderne. In den Londo- (Blue Note/Universal)

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JNM_06_18_24-25_Shorter.indd 27 29.10.18 10:24 Portrait Tony Bennett/Diana Krall Tänzeln mit den Gershwins Wie damals bei Ella Fitzgerald scheint auch dieses Mal die Luft erfüllt von Klasse, Eleganz und Demut.

”Love Is Here to Stay” als Albumtitel ist denn auch Programm. Live im Studio eingespielt, widerspiegelt es die Eindrücke vom ”Rainbow Room” perfekt. Während sein letztes Album ”Cheek to Cheek” (2014) mit Lady Gaga eher die Protagonisten ins Zentrum stellte, domi- nieren hier einzig die Gebrüder Gershwin. Die zwölf Songs sind ein Lehrstück im kultivierten Umgang mit dem American Songbook. Die mittlerweile etwas raue, brüchige Stimme Bennetts schafft es immer noch, in Liedern wie ”S’Wonderful”, ”I’ve Got Rhythm” oder ”I’ve Got A Crush On You” in den Textzeilen Unerwartetes freizulegen, während Krall mit ihrer Phrasierung geradezu zwischen den Zei- len nach Unerhörtem forscht. Würde man die beiden mit Salz und Pfeffer vergleichen, die gemeinsam dieses Gericht – mit einigen Pri- sen des begleitenden Trios — perfekt ab- schmecken, so würde schnell mal klar, dass die beiden die Rollenverteilung immer wieder und völlig überraschend auf eine Art umkeh- Foto: PD/ZVG ren und ironisch brechen, dass die Gershwins Kurz nach seinem 92. Geburtstag und zum 120. von George Gershwin, ohne Zweifel ihre Freude daran gehabt hätten. hat Tony Bennett gemeinsam mit Diana Krall und dem Bill Charlap Trio die Gershwin-Hommage ”Love Is Here To Stay” veröffentlicht. Im ”Rainbow Room” merkt man Kralls Körper- Ein Album voller Klasse und Eleganz, das im Rahmen einer Platten- haltung an, wie ungewohnt es für sie ist, nicht taufe im ”Rainbow Room” in New York City vorgestellt wurde. am Klavier zu sitzen. Und so dreht sie sich um und sagt zu Bill Charlap: ”Hey Bill, darf ich mir Von Rudolf Amstutz mal dein Instrument ausleihen?” und demons- triert anschliessend mit ihrer Version von ”But Wenn die Betuchten der Stadt den ”Rainbow Krall an der Seite von Bennett. Doch mit ”Love Not For Me”, wie viel unerforschtes Terrain Room” hoch oben im 65. Stock des Rockefel- Is Here to Stay” präsentieren sie nun eine sich in einem Klassiker noch ausmachen lässt, ler Centers für Hochzeiten oder andere Anläs- Hommage an George und Ira Gershwin in vol- wenn man die Komposition atmen lässt und se buchen, dann ist die Absicht klar: In schö- ler Albumlänge und dies pünktlich zum 120. dann einfach umsetzt, was sie einem erzählt. nen Nächten erstrahlt durch die übergrossen Geburtstag von George, der 1937 viel zu früh Eine bessere Duettpartnerin hätte Bennett Fenster die Skyline Manhattans in ihrer gan- mit 38 verstarb. nicht finden können. Und als wären dies und zen Pracht und das Empire State Building das daraus resultierende Album nicht schon scheint zum Greifen nah. Exklusiver, mondä- Die Atmosphäre im ”Rainbow Room” mit sei- Erlebnis genug, zeigt sich ganz am Ende – ner und schillernder lässt sich ein Event kaum ner runden Architektur, den Tischen und man hätte es nicht erfinden können – doch zelebrieren. Stühlen, und dem Publikum, das für den An- tatsächlich noch das Empire State Building lass feinstes Tuch aus der Garderobe geholt in seiner ganzen Pracht! ■ Doch an diesem schwülen und feuchten Sep- hat, erinnert spätestens dann, als Bennett und temberabend hängen die grauen undurch- Krall die Bühne betreten, an Ella Fitzgeralds dringlichen Wolken tief und lassen die Fenster Auftritt am Berner Jazzfestival 1984. Mit dem wie Milchglas erscheinen. Es ist, als hätte sich Swing des Bill Charlap Trios im Rücken tän- die Stadt als Hauptdarstellerin bewusst zu- zeln die beiden Sänger mit den Worten Ira rückgezogen, um der angesagten Prominenz Gershwins auf eine spielerische Art, die ei- mit ihrer Abwesenheit Ehre zu erweisen. nen gleich vergessen lässt, dass diese Klassi- ker schon unzählige Male von ebenso unzäh­ Tony Bennett/Diana Krall Tony Bennett, vor Kurzem ins 93. Lebensjahr ligen Protagonisten durchexerziert wurden. Love Is Here To Stay eingetreten, verbindet mit Diana Krall eine fast Tony Bennett (voc), Diana Krall (voc), Bill Charlap (p), zwanzigjährige Freundschaft. Im Jahre 2000 Es mag dieses aussergewöhnliche Setting Peter Washington (b), Kenny Washington (dr) tourten sie gemeinsam durch die USA und sein, vielleicht aber auch die laute Welt draus- (Verve/Columbia/Universal) sie waren auch schon zuvor gemeinsam im sen, 65. Stockwerke tiefer, oder die politisch Studio. Sowohl auf ”Playin’ With My Friends: unruhigen Zeiten, mit denen das Land kämpft, Bennett Sings the Blues” (2001) wie auch auf dass sich dieses kaum 30 Minuten dauern- www.dianakrall.com ”Duets: An American Classic” (2006) sang de Konzert wie ein Paralleluniversum anfühlt. www.tonybennett.com ­28 JAZZ

JNM_06_18_28-29_Krall_Bennet.indd 28 28.10.18 22:28 Shai Maestro The Dream Thief ECM Shai Maestro piano Jorge Roeder double bass Ofri Nehemya drums

„Tiefe Konzentration strahlt diese Musik aus. Sie fließt durch eine große Bandbreite an Emotionen, wobei die feine, zarte Spielweise Maestros auf „The Dream Thief∑ besonders großen Raum bekommt. Ein traumhaftes Album!∑ (Mauretta Heinzelmann, NDR)

ECM 2616 CD / LP

Wolfgang Muthspiel Where The River Goes

Wolfgang Muthspiel guitar Ambrose Akinmusire trumpet Brad Mehldau piano Larry Grenadier double bass Eric Harland drums

„Where The River Goes ist als Metapher für die eindring ­ liche Poesie eines musikalischen Verfahrens besonders treffend: weil das Bild eines (unkorrigierten) Flusslaufs zum einen das Natürlich_Organische dieser höchst kunstvollen Musik assoziiert, zum anderen aber auch ihre Offenheit: Keith Jarrett La Fenice die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Spielen.“ (Peter Rüedi, Die Weltwoche ) Keith Jarrett piano ECM 2610 CD / LP „Herzstück von La Fenice ist eine Jakob Bro Bay Of Rainbows namenlose Suite mit acht spontan erfundenen Stücken, die den gesamten Jakob Bro guitar Thomas Morgan double bass Kosmos von Jarretts grosser Kunst Joey Baron drums wiedergeben. ( …) Gegenläufige Melo dien jagen sich, Jarrett spielt „Wir erleben staunend Jakob Bro mit Thomas Morgan und Joey Baron im Juli 2017 live im in intensiv, abenteuerlich, hochkomplex. New York. Fünf Kompositionen, eine anders und schöner Der helle Wahnsinn!∑ als die andere, ins Ätherische gehoben von dieser fabel­ (Stefan Künzli, Aargauer Zeitung) haften Gruppe. Das Jakob Bro Trio auf einem Gipfel seines Könnens.∑ (Karl Lippegaus, WDR) ECM 2601/02 2_CD ECM 2618 CD / LP

Andrew Cyrille Lebroba

Wadada Leo Smith trumpet Bill Frisell guitar Andrew Cyrille drums

Lebroba markiert die erste gemeinsame Zusammen ­ arbeit dreier Musiker, die ihr ECM Debüt bereits in den 70er Jahren gaben.

ECM 2589 CD / LP

Florian Weber Lucent Waters

Ralph Alessi trumpet Florian Weber piano Linda May Han Oh double bass Nasheet Waits drums www.ecmrecords.com „Florian is one of the most creative piano players I have ever played with. His music is totally free. He has got the Distribution Schweiz: texture, the feeling, just beautiful. I am very touched by Musikvertrieb Record Division this music.∑ (Lee Konitz) ECM Newsletter Schweiz über: ECM 2593 CD [email protected]

JNM_06_18_28-29_Krall_Bennet.indd 29 28.10.18 22:28 Portrait

Günter Baby SommerFree Music au

Der ostdeutsche Schlagzeuger und Free Music Pionier Günter Baby Sommer spielt auf seinem aktuellen Album mit dem Trompeten-Liebling Till Brönner zusammen. Die Konstellation provoziert die ”Jazzpolizei”, aber sie passt zum offenen Geist des 75 Jahre alt gewordenen Protagonisten: Stets erfinderisch und konsequent hat Günter Baby Sommer den zeitgenössischen europäischen (Free-)Jazz mitgeprägt. Von Pirmin Bossart

”In den Rezensionen in den USA und in Japan che Sendung Jazzhour des amerikanischen wird die Musik beschrieben. In Ländern wie Radiosenders Voice of America, der damals Frankreich, Belgien oder England wundert den ganzen sozialistischen Ostblock beschall- man sich vielleicht über die Kombination des te. ”Das war der Bazillus.” Sommer begann, Duos. Aber in Deutschland gehen sofort die die amerikanischen Jazzer und Schlagzeuger ideologischen Grabenkämpfe los.” Günter Ba- zu kopieren. Er nennt Namen wie Gene Krupa, by Sommer klingt sehr entspannt, als er den Buddy Rich, Ed Blackwell, Philly Joe Jones, Tonfall der Reviews zu seinem neuen Album Art Blakey. Später wurde Schlagzeuger Stu kommentiert. Ist er ein Verräter von Prinzipien, Martin sein Hero. ”Ich habe ihn kopiert und ko- wenn er als ”Urgestein des europäischen piert, bis hin zur Aufstellung seiner Trommeln Avantgarde-Jazz” mit einem ”erfolgsverwöhn- und Becken.” ten, weichgespülten Pop-Jazzer” zusammen- spielt? Oder will der ”alte Sack endlich mal Individuelle Klangwerkstatt Kohle machen”, wie das in deutschen Landen Der Auftritt mit dem Friedhelm Schönfeld Trio gelegentlich bemerkt wurde? Mitte der 1960er-Jahre an einem Festival in Prag wurde zu einem Schlüsselerlebnis. Som- er

Melodie und Freiräume mer entdeckte, dass am gleichen Abend Stu ff e ”Baby’s Party” ist ein Album, das mit weich­ Martin spielte. Es war ein Schock. ”Was sollte f gespültem Pop-Jazz überhaupt nichts zu tun ich nur spielen? Ich hatte ihn so inkorporiert. hat. Sommer und Brönner treten in einen Dia- Es war der entsetzlichste Moment in meiner log, der von Anfang an fliesst und die ver- ganzen Laufbahn.” Das Konzert sei schreck- schiedenen Mentalitäten verbindet. Mit Aus- lich gewesen, und auf der Heimfahrt wurde

nahme von ”Danny Boy” (Frederic Weatherly) ihm zutiefst klar, dass es so nicht weiterge- Foto: Francesca P und ”In a Sentimental Mood” (Duke Ellington) hen konnte. ”Ich fühlte mich wie ein Dieb, der sind alle elf Tracks Kompositionen von Som- die reifen Früchte von einem Baum stiehlt, schen und harmonischen Anteilen im Spiel.” mer. Es sind strukturelle oder motivische den er selbst nicht gepflanzt und gegossen Dass er mit seinem eigenwilligen Schlag­ Kernzellen mit grossen Freiräumen, in denen hat.” Sommer hörte auf, die Amerikaner zu werk-Ensemble auf einem guten Weg war, sich Melodien, harmonisches Denken und lo- kopieren und begann, sich auf die freie Szene erfuhr er 1979 in Donaueschingen. ”Als der ckeres Free-Spiel pointiert und abwechs- in Europa um Peter Brötzmann, , Schlagzeuger John Betsch auf einem hyper- lungsreich verbinden, einander hinterfragen, Alexander von Schlippenbach, Pierre Favre, modernen Industrie-Schlagzeug seinen Sound- herausfordern und beflügeln. ”Baby’s Party” Tony Oxley oder Evan Parker zu fokussieren, check machte, war ich hinter dem Vorhang ist eine Platte, die man genau deswegen ger- der er sich bald zugehörig fühlte. daran, meine armseligen Dinger zusammen- ne mehrmals auflegen wird, weil sie gut ins Mit seiner besonderen Klangsprache behaup- zubauen. Da tauchte er plötzlich auf. Er war Ohr geht und trotzdem ihre anspruchsvolle- tete sich Sommer schnell als eigenständiger von meinem Schlagzeug total begeistert und ren Kanten, Finessen und Freiheiten hat. Instrumentalist und Musiker. Er hatte sich früh wollte unbedingt darauf spielen.” Beide Musiker kennen und lieben die Jazz­ eine individuelle ”Klangwerkstatt” zusammen- geschichte, allen voran die Bebop- und Hard- gebaut. Zum einen orientierte er sich mit den Taktlos-Baby und bop-Protagonisten, denen ein Till Brönner in Pauken, Röhrenglocken, Gongs, Konzert-Toms Intakt-Sommer leichtfüssiger Eleganz, aber auch Kontraste und kleinen Marimbas am Orchesterinstru- Als wichtige Plattform für das Wahrnehmen suchend, seine Reverenz erweist, von Clifford mentarium eines Schlagwerkers. Zum anderen von Günter Baby Sommer gilt das Taktlos-Festi- Brown und Chet Baker bis zu Lee Morgan und erweiterte er das Schlagzeug-Ensemble mit val des Vereins Fabrikjazz Zürich. An der ers- Miles Davis. ”Ich schätze die Flexibilität, die allerhand kuriosen Objekten vom Flohmarkt ten Ausgabe gehörten neben George Lewis, Neugier und die Offenheit von Till Brönner und mit Sachen, die er auf der Strasse fand. Joëlle Léandre, Peter Kowald, Irène Schwei- und seine technisch-musikalischen Fähigkei- Daraus baute er seine eigenen Klang-Utensili- zer oder Maggie Nichols auch die ostdeut- ten als Trompeter”, sagt Sommer. Er könne en. Er benutzte Abfallrohre, Haushaltgegen- schen Musiker Günter Baby Sommer, Conny sich wie ein Fisch im Wasser durch die Jazz- stände, Orgelpfeifen, Maultrommeln oder in- Bauer, Johannes Bauer, Heinz Becker, Uwe geschichte bewegen. Was ihn speziell faszi- tegrierte kleine Instrumente aus der ausser- Kropinski, und Helmut "Joe“ Sachse zum Line- niert: ”Im Duo mit mir bleibt er anderthalb europäischen Kultur in sein Instrumentarium. up. Die europäischen MusikerInnen formier- Stunden dran, das verdient alle Hochachtung. ”Das war alles aus der Not geboren. Ich hörte ten sich in freien Konstellationen für die Kon- Und er kann mit seinem Instrument Geschich- sehr früh Klänge und Musik in meinem Kopf, zerte. Ein Mitschnitt dieses Festivals ist das ten erzählen, die mir sehr gefallen.” wie ich sie mit den in der ehemaligen DDR Irène Schweizer Album ”Live at Taktlos”, auf Günter Sommer, das ”Free-Urgestein”, der sei- angebotenen Instrumenten nicht umsetzen dem auch Sommer mitspielt: Es war die erste nen Beinamen dem New-Orleans-Drummer konnte”, sagt Sommer. ”Also half ich mir sel- Produktion von Intakt Records (Intakt CD 001). "Baby" Dodds verdankt, hat sich die Meister ber, baute mir ein eigenes Schlagzeug zusam- Sommer ist auf einem weiteren Album zu hö- der Jazzgeschichte auf seinem Instrument men und entwickelte so meine Klangspra- ren, das mit einer dieser ersten Taktlos-Bands ebenfalls einverleibt, bevor ihn die eigene che.” Mit diesem Instrumentarium hat Som- eingespielt wurde. Sie hatte 1988 in Moers Klangsprache in die neuen Freiräume der eu- mer sehr früh Melodien und Harmonien kre- einen Glanzauftritt. Der Live-Mitschnitt er- ropäischen Free-Szene führte. Mit dem Jazz iert. ”Ich empfinde mich nicht als Timekee- schien auf ”The Storming of the Winter Pala- in Berührung brachte ihn die mitternächtli- per, sondern als Musiker mit vielen melodi- ce”. Das Album wurde mit dem Preis der ­30 JAZZ

JNM_06_18_30-31_Sommerindd.indd 30 29.10.18 10:31 Portrait y Sommeric aus der Klangwerkstatt

im Trio vertreten – bis zur aktuellen Produkti- on mit Till Brönner. Neben FMP ist Intakt Re- cords zum prägendsten Label für seine Musik geworden. ”Wichtige Aufnahmen hat er gerne bei uns herausgegeben”, sagt Landolt. Förderer und Brückenbauer Patrik Landolt schätzt nicht nur den Musiker Günter Sommer, seine besondere Klanglich- keit und das Rebellische, sondern auch seine Eigenart als Mensch. ”Er ist ein Kommunikati- onsgenie. Ich kenne niemanden, der mit den verschiedensten Leuten so wahnsinnig gut umgehen kann.” In der Zeit seiner Professur und als Prorektor an der Musikhochschule Carl Maria von Weber Dresden hat Sommer einige junge Talente gefördert, allen voran den Schlagzeuger Christian Lillinger, der sein Schüler war. Mehr denn je wird er zum Men- tor einer jungen Generation, die ihn um Rat fragt oder ihn als Musiker dabeihaben will. Sommer nimmt diese Rolle gerne wahr. ”Ich habe ziemlich starke und gut funktionierende musikalische Beziehungen zu jungen Musi- kern, zwei bis drei Generationen nach mir. Das ist wunderbar.” Eine wichtige Schiene in Günter Baby Som- mers Schaffen ist seine musikalische Ausein- andersetzung mit literarischen Texten. Er ar- beitete mit Christa Wolf und Christoph Hein zusammen und trat in eine längere künstleri- sche Kooperation mit Günter Grass. Dessen Musik und Politik deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Werk ”Grimms Wörter” führt Sommer mit der ”Ich war anfangs der 1980er-Jahre viel in Autorin und Spoken Word Lyrikerin Nora ”Jazz/Improvisation ist die Musik, die auf gegen- ­Berlin und bald darauf einige Male mit Irène Gomringer auf. Wichtig sind dem Schlagzeu- wärtige politische Ereignisse am schnellsten rea- Schweizer in der ehemaligen DDR unter- ger das neue Programm mit Christoph Hein gieren kann”, sagt Günter Baby Sommer. ”Ich wegs”, sagt Patrik Landolt, Mitgründer von ”Verwirrnis” (demnächst am Unerhört), sein kann am Morgen Zeitung lesen und am Abend auf der Bühne mit meiner Musik Stellung beziehen. Taktlos und Leiter von Intakt Records, zu sei- ketzerisches Programm ”Heine wie neu” oder Das geht mit einer klassischen Komposition nicht.” nen Connections mit der ehemaligen DDR- das Programm mit Texten von Hans Fallada. Nach dem Fall der Mauer seien die politischen Underground-Szene. Landolt konzentrierte sich Eine aktuelle Band, die ihm am Herzen liegt, Angriffsflächen verschwunden und habe sich die in den 1980er-Jahren mit dem Taktlos und ist das Quartetto Trionfale mit , Jazzmusik neu orientieren müssen, stellt Sommer fest. Der Osten nähere sich langsam dem Westen mit dem Label dezidiert auf europäische Jazz- Gianluigi Trovesi und Antonio Borghini. Auch an. ”Vieles wird gleich glattgebügelt und harm- und ImpromusikerInnen. Er realisierte meh­ arbeitet er regelmässig mit Studierenden zu- los gemacht.” Der Trend nach Unterhaltung und rere CDs mit dem Zentralquartett, in dem sammen oder unterhält ein Duo mit dem jun- Wohlgefälligem habe zugenommen. ”Von 100 Stu- Günter Baby Sommer seit 45 Jahren mitspielt gen Saxophonisten Antonio Lucacu. Das Fazit dierenden an der Musikhochschule sind es drei, ­denen man eine künstlerische Entwicklung voraus- und über das dieser sagt: ”Wir sind die Alt­ drängt sich auf: Günter Baby Sommer, auf­ sagen kann. Der Rest geht ins Dienstleistungsge- vorderen, die Pioniere und Revolutionäre des gewachsen im ehemaligen Arbeiter- und Bau- werbe oder in den Unterricht. Es sind sehr wenige Jazz in der ehemaligen DDR.” Das Zentral- ernstaat, erntet die Früchte jenes Baumes, heute, die unerbittlich ihre Dinge machen und da- quartett adaptierte auf der Suche nach spe­ den er vor fast 50 Jahren – doch noch – sel- mit auch gegen das Wohlstandsgefühl des Bürger- ■ tums treten.” zifisch europäischen Roots auch mittelalter­ ber gepflanzt und gegossen hat. Wie sieht es heute aus? Ist die Zeit der politischen liches Liedgut in seine freien Spielweisen, Aufmüpfigkeit und des Widerstands im Jazz vor- etwa auf der CD ”11 Songs – Aus Teutschen bei? Sommer hat von den Studierenden in den letz- Landen” (Intakt, 2006). Sommer: ”In unserer ten Jahren oft gehört, sie könnten machen, was Szene fanden sich alle ein, die unangepasst sie wollten, es habe keine Wirkung. ”Ich habe ihnen jeweils geantwortet: Wenn ihr vor der eige- waren und die mit der staatlich verordneten nen Haustüre keine Anknüpfungspunkte für eure Kulturpolitik Probleme hatten. Wir wollten Musik findet, dann schaut euch den Zustand von weg vom Gleichschritt des anderen.” Mutter Erde an, dann habt ihr ein Thema!” Intakt bot auch Hand für eines der ausser­ Der zunehmende Rechtsrutsch in Deutschland Günter Baby Sommer/ könnte zu einem neuen Kristallisationspunkt für gewöhnlichsten Werke von Günter Sommer, Till Brönner eine politisch bewusstere Haltung und für eine ”Songs For Kommeno”. Eingespielt mit grie- Baby’s Party ­radikalere Musik werden, glaubt Sommer. ”Wenn chischen Musikern (Stimme Savina Yanna- Günter Baby Sommer (dr), Till Brönner (dr) (Intakt Records/intaktrec.ch) es junge MusikerInnen gibt, die nicht nur den tou), verarbeitet Sommer das 1943 erfolgte schnellen Erfolg wollen, sondern auch ein politi- sches Bewusstsein haben, dann haben sie genau Massaker der deutschen Wehrmacht an der jetzt die Chance, mit ihrer Musik dem rechtsge- Zivilbevölkerung in Kommeno, von dem er bei 01.12., 15.00 Uhr, Theater Neumarkt richteten Nationalismus und der Fremdenfeindlich- einem Besuch des Dorfes erfahren hatte. Christoph Hein – Günter Baby Sommer ”Verwirrnis” keit etwas entgegenzustellen und für demokrati- Sommer ist seit Bestehen von Intakt Records 02.12., 16 Uhr, AZ Bürgerasyl-Pfrundhaus, sche und humanistische Werte einzustehen.” Günter Baby Sommer – Till Brönner regelmässig mit Alben als Solist, im Duo oder ­31 JAZZ

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Foto: PD/ZVG/Rene Mosele PD/ZVG/Rene Foto: Simon Spiess Trio "Manchmal muss man sich neu erfinden"

Zusammen mit dem Bassisten Bänz Oester und dem Schlagzeu- als Mensch. Das ist inspirierend und motivie- ger Jonas Ruther erkundet der Saxophonist Simon Spiess auf rend. Und Ruthers Perkussion, die er selbst als "Towards Sun" die Grenzen der eigenen Kreativität – allerdings "Drums & Cymbals" beschreibt, ist in vielen nicht, um vor ihnen kehrtzumachen, sondern um sie zu durch- Passagen federleicht, so als bringe er nur ge- rade da die nötigen Tupfer an, um das Ge- brechen. Von Christof Thurnherr samtbild zu vervollständigen. ❙❙❙ Das Trio kann als eine Art Standard-For- vielfältig aufzutrennen und neu zusammenzu- mation im Jazz bezeichnet werden. Was macht setzen. Der Perkussion kommt dadurch eine ❙❙❙ Auch wenn die Besetzung des Jazz-Trios den Reiz beispielsweise einer Besetzung von fast schon schmückend akzentuierende Rolle altbekannt erscheint, so klingt sie hier doch Saxophon, Bass und Schlagzeug aus? Für Si- zu. Technisch liege das – trotz dieser volatilen frisch und modern. Man könnte sich die Stü- mon Spiess ist in jeder Formation vieles mög- Rollenverteilung immer klarer Drang nach vor- cke mit anderer Instrumentierung vorstellen, lich, wenn man seine Mitmusiker gut kennt ne – sicherlich an den vielen Bassvamps, die vielleicht weil einiges andeutungsweise ver- und ihnen vertrauen kann. Trotzdem hat eine die meisten Stücke der CD stützen. Sie bilden traut klingt. Er sei mit sehr viel verschiede- Kleinformation wie das Trio für ihn besondere das solide und repetitive Grundgerüst, an ner Musik aufgewachsen, erklärt Spiess. Und Reize. "Das Trio ist eine harte und manchmal dem sich die Mitmusiker und auch der Hörer auch wenn er inzwischen gemerkt habe, dass auch unbequeme Besetzung", antwortet Si- leicht festhalten können und das allen immer Jazz "mein grosse Liebe ist, weil sie für mich mon Spiess. "Jeder einzelne Musiker trägt da- zeigt, in welche Richtung sich ein Stück fort- die vollkommenste Musik ist, bin ich immer rin sehr viel Verantwortung." Und das verlan- bewegt. "Es kann aber auch daran liegen, offen für andere Musik – solange sie gut ist." ■ ge von allen Beteiligten, dass sie sich nicht dass wir uns stets gegenseitig fordern und darauf beschränken, ihr Instrument konventi- weiterbringen möchten. Mit unserer Musik onell zu spielen. "Ich persönlich möchte stetig wollen wir neue Orte entdecken, sodass sie gefordert sein – musikalisch wie auch phy- auch für uns selbst spontan bleibt und das sisch." Das Trio fordere permanente Aufmerk- Zusammenspiel aufregend bleibt." Die Impro- samkeit, man könne sich nie wirklich zurück- visation spiele dabei ebenfalls eine sehr wich- ziehen und auch wenn man sich "voll gehen- tige Rolle. Dass bei den weiten Ausschwei- lasse", müsse man den Weg zurück immer fungen die Grundgedanken der Kompositio- rasch wieder finden, seinen Teil mitzutragen. nen nie verloren gehen, sei die Folge des tie- Simon Spiess Trio Neben der ständigen Bereitschaft erfordere fen Vertrauens, das sich die drei Musiker er- Towards Sun dies vor allem Kreativität, die die eigenen spielt hätten. "Jeder von uns kann sich wirk- Simon Spiess (ss, ts), Bänz Oester (db), Jonas Ruther (dr, cymbals) Grenzen oft überschreite. "Manchmal muss lich weit aus dem Fenster lehnen." (Unit/Membran) man sich dafür neu erfinden." ❙❙❙ Das Trio ist eine wunderbar transparente ❙❙❙ Die Kompositionen auf "Towards Sun" – Grösse, in der alle Persönlichkeiten gebüh- sieben Stücke von Spiess und zwei von Oester rend zur Geltung kommen. So verdient Bänz Konzerte – sprühen von einem inneren Drive, der die Oesters Bass zusätzlich aus anderen Gründen 06.11.18 Radio Télévision Suisse – nicht nur wegen seinem meist tragenden “Espace JazzZ”, Lausanne Musik selbst da vorwärtstreibt, wo sie ruhige 12.11.18 Isebähnli, Baden Passagen durchschreitet. Das Titelstück bei- Part in den Stücken – besondere Aufmerk- 20.11.18 Bird’s Eye, Basel spielsweise wird mindestens zu Beginn rhyth- samkeit. "Bänz tanzt auf vielen Hochzeiten. Er 21.11.18 Bird’s Eye, Basel misch fast alleine durch den Bass getragen, hat dadurch sehr viel Erfahrung – als Musiker, 06.12.18 Bejazz, Bern 30.01.19 Jazz im Seefeld, Zürich über dem das Saxophon eine luftige Melodie als Sideman und in seinen eigenen Formatio- www.simonspiesstrio.com im Bluesschema vorzeichnet, um sie dann nen als Bandleader sowie ganz grundsätzlich ­32 JAZZ

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Jazzhochschulen der Schweiz

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 33 29.10.18 10:40 JAZZ‘N‘MORE stellt erstmals die Orte ins Zentrum, an denen in der Schweiz Jazz unterrichtet wird: ein Überblick über die Jazz- schulen mit ihrer Basisarbeit sowie die Jazzabteilungen und -insti- tute der Hochschulen.

Vor rund zwei Jahrzehnten ist der Jazz in den Schweizer Musik- hochschulen angekommen. Endlich. Von der "Negermusik" über die "Musik von Existenzialisten, Halbstarken und Intellektuellen" bis zur "Kopfmusik": Der Jazz, den es als Singular wohl nie gab, hatte viele Gegenstimmen und brauchte lange bis zur gesellschaft- lichen Akzeptanz. Eine stattliche Zahl von Jazzschulen focht jah- relang einen Existenzkampf, um Kurse und später auch eine Be- rufsausbildung anbieten zu können. Es hat sich gelohnt.

Bern (1967 gegründet), Luzern (1972), Zürich (1977), Lau­sanne (1984) und Basel (1986) wurden schliesslich Teil der jeweiligen Musikhochschulen. Zusammen mit Pirmin Bossart, Frank von Niederhäusern und Christian Steulet präsentieren wir diese fünf Hotspots. Ebenso werden die allgemeinen Jazzschulen mehr oder weniger umfangreich vorgestellt. Sie leisten allesamt eine so wert- volle wie unverzichtbare Aufbauarbeit und sorgen dafür, dass in Musikschulen und Konservatorien ein adäquates Angebot für Junge besteht, die Freude an der Musik haben und sich mit ihrem Instrument oder der Stimme Richtung Jazz oder Pop entwickeln möchten.

Einleitend wirft Bruno Spoerri einen historischen Blick auf die Jazzausbildung in der Schweiz bis hin zur angeblichen Akademi- sierung des Jazz.

Von Steff Rohrbach

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 34 29.10.18 10:40 Jazz-Aus- oder Verbildung? Auch wenn die erste Schweizer Jazzschule, die Zukunft hatte, erst 1967 in Bern entstand: Die Geschichte der Jazzausbildung begann in der Schweiz bereits Mitte der Dreissigerjahre. Ganz unumstritten war sie von Anbeginn bis heute nicht. Mit Grund? Von Bruno Spoerri

Es ist etwa fünfzig Jahre her, da erklärte mir ein junger Gitarrist, er weigere sich, die Notenschrift zu erlernen, da diese seiner Kreativität schade. Viele Jazzmusiker gaben damals vor, Naturtalente ohne irgendwelche Ausbildung zu sein, "wir spielen einfach das, was wir fühlen". In renommierten Büchern über Jazz wurde ernsthaft die Ansicht vertreten, dass die grössten Talente völlig auf sich gestellt zu ihrem Können kamen. Dennoch wagten es schon früh einige Unverbesserliche, zum Mindesten die Har- monik des Jazz zu analysieren und zu unterrichten. Der heutige Leser solcher Schriften wird sich allerdings wundern: 1953 noch sprach man von "aus negrischer Volksmusik hervorgegangener" Musik und von "Neger-Tonleitern", unterschied zwischen Pseu- do-Sweet-, Hot- und Cool-Jazz und meinte: "Die kompositori- sche Erfindungsgabe kann nicht gelehrt werden." D/ZVG P Heinz Bigler (links), Bern 1967

1935 startete in Zürich vermutlich der erste Versuch einer Foto: regulären Jazzausbildung in der Schweiz. Walter Baumgartner, Leiter der "Magnolians" und Zürcher Sekundarlehrer, gab an Es folgten weitere Gründungen: 1970 im Conservatoire der Musikakademie Zürich eine Einführung in die Jazzmusik. populaire de musique in Genf, 1972 folgte Luzern, 1977 Zürich, Die Jazzabteilung der Musikakademie, etwas später umgetauft in 1982 St. Gallen, 1983 Martigny-Lausanne, dann Montreux, Basel, Abteilung für moderne Tanzmusik, hielt sich in der sogenannten Fribourg, Lugano. Vor allem Luzern grenzte sich von der Berner Dilettantenabteilung, zu der der Jazz offensichtlich gehörte, bis Schule ab, die eher der Tradition verpflichtet war, und bot eine in die späten Fünfzigerjahre, dann entschlief sie offenbar sanft. Ausbildung für eine mehr an Rock und Freejazz orientierte Kli- An anderen Orten, vor allem Genf und Basel, waren es einzelne entel an. mutige Lehrer, die Jazz in ihren Unterricht einbezogen. Ab 1998 wurden die Jazzberufsabteilungen in die neuen Das Zürcher Amateur Jazz Festival gab den pädagogischen Fachhochschulen integriert. Kaum war diese Neuorganisation ei- Bemühungen neuen Auftrieb. Der Pianist Francis Burger, einer nigermassen durchgeführt, begann eine generelle Studienreform der ersten Protagonisten des Bebops in der Schweiz, gründete im Zeichen des "Bologna-Prozesses", die ein europäisch vergleich- 1959 gleich zwei Jazzschulen, in Basel und Zürich. Als Lehrer bares Ausbildungskonzept zum Ziel hatte. Man wollte die Durch- kam vor allem eine Reihe von "musikalisch und pädagogisch qua- lässigkeit zwischen Jazz und Klassik und den Austausch zwischen lifizierten" Amateuren zum Einsatz. Einige dieser Lehrer zogen den Ausbildungsstätten verbessern und nahm in Kauf, dass An- sich allerdings bald zurück und mussten ersetzt werden, dann ka- liegen der Jazzausbildung unter dem Gewicht der traditionellen men administrative Probleme. Nach einigen Jahren musste Burger Konservatorien weniger berücksichtigt wurden. aufgeben. Er schrieb daraufhin einen Fernkurs für Harmonieleh- re, der noch bis in die Neunzigerjahre vertrieben wurde. Seit ihren Anfängen sind die Jazzschulen einen langen Weg gegangen – von Stätten einer engen Auffassung des Jazz zu breit Der Saxophonist Heinz Bigler war der erste Schweizer Jazz- angelegten Ausbildungen mit Öffnung zur Pop-, Rock-, Weltmusik musiker, der sich an der in Boston er- und zur freien improvisierten Musik ohne Jazzrhythmik. folgreich um ein Stipendium bewarb. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz gründete er zusammen mit Toni Hostettler in Bern Der eingefleischte Jazzer mag bedauern, dass dadurch die 1967 die erste Jazzschule. Entscheidend für das Niveau dieser Konzentration auf die Tradition des Jazz geschwächt wurde, neuen Schule war, dass sie die bewährten Lehrpläne und Lehr- gleichzeitig aber entstand dadurch eine Generation junger Leute, mittel des Berklee College of Music übernahm und damit einen für die Stilgrenzen nur noch marginal bestehen und die univer­- kontinuierlichen Ausbildungsgang bis zum Abschluss anbieten sell einsetzbar sind mit ihrer breiten Ausbildung in traditioneller konnte. 1974 wurde die Schule in eine Berufsschule und eine all- Hinsicht plus improvisatorischem Können. Der brillante Pianist gemeine Schule gegliedert, 1977 anerkannte der Regierungsrat des einer Hardbop-Band, der am Morgen vor dem Festival-Auftritt Kantons Bern das Diplom der Berufsschule – damit hatte sich die noch eine Ländlergruppe begleitet hatte, die singende Cellistin, Schule einen Status erkämpft, der demjenigen eines Konservato- die solo mit elektronischen Geräten auftritt – das sind nicht mehr riums entsprach. 1982 hatte die Schule etwa zwanzig Lehrer und Ausnahmeerscheinungen. "Jazz-Patriarchen", wie sie herablassend dreihundert Studierende und galt als eine der teuersten, aber auch genannt werden, wehren sich gegen diese Verbreiterung oder eben der besten Europas. Verwässerung des Jazzunterrichts. Nur noch kreative Selbstver-

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 35 29.10.18 10:40 wirklichung ohne Besinnung auf die Tradition, Vernachlässigung des Grundrepertoires, Heranzüchtung von "Look-at-me-Musikern" sei gefragt. Joe Haider, der ehemalige Leiter der Jazzschule Bern, meint: "Wenn einer Jazz spielen will, soll er in einer klassischen Ausbildung sein Instrument erlernen, dann die Platten seiner Jazz-Helden anhören, nachspielen und einen eigenen Ausdruck finden. So wie wir das damals gemacht haben, als es noch keine Jazzschulen gab." Oder Tom Gsteiger: "Vieles, was heute unter Jazz läuft, hat mit Jazz nicht mehr zu tun als eine fade Hors-sol-To­- mate mit einer saftigen Ochsenherz-Tomate von Pro Specie Rara." Ja, man sollte die Kunstakademien in die Luft sprengen. Heinz Bigler beim Unterrichten Es ist schon etwas dran an diesen Vorwürfen: Wenn ich mir hochgelobte CD-Veröffentlichungen junger Talente anhöre, die mit dem Anspruch antreten, einen ganz neuen Weg gefunden zu haben, hebe ich oft den Hut und grüsse alte Bekannte. Auf dem Umweg über ihre Lehrer erkenne ich Nachfahren von Lee Konitz, Lennie Tristano, Dave Brubeck oder auch Jünger von De- bussy und Ravel. Als alter und deshalb nicht unbefangener Hö- rer vermisse ich oft den Bezug der Improvisation zur Thematik des gespielten Stücks. Und ich wundere mich über Solisten, die sogar beim Improvisieren über ein Bluesschema in die Noten star- ren. Jam Session an der Waldmannstrasse

Nur: war das nicht früher auch schon so? Wir hatten im- mer die Kolosse und in ihrem Schatten die Zwerge. Neu ist, dass die heutigen Zwerge instrumentaltechnisch weit präziser, virtuo- ser spielen als ihre Vorbilder, im Quadrat ohne die Stringenz seiner Eskapaden. Ich höre Soli mit einer Aneinander- reihung von Lehrbuch-Phrasen – und dann erinnere ich mich verschämt an frühere Hörerlebnisse, genauso mit unmelodischen Partikeln, allerdings technisch weniger perfekt gespielt. Ich erin­ nere mich an Jam Sessions vor 50 Jahren mit Einsteigern, die vor allem laut und lang nervten, die harmonische Abläufe und kor- rekte Taktzahlen vermieden und dies dann Free Jazz nannten – und von denen man bald nichts mehr hörte.

Wenn der Jazz sich nicht ständig weiterentwickelt und neue D/ZVG

Einflüsse integriert hätte, gegen den Widerstand derjenigen, die P : die bisherige Musik verteidigten, wäre er schon lange mausetot. s Francis Burger (rechts) 1952 Foto Vielleicht liegt das Problem darin, dass diese Musik immer noch Jazz genannt wird und nicht "Let’s do what I like".

Und: Früher war man Nur-Jazzmusiker, heute ist man Auch-Jazzmusiker. Die Clubs mit Monatsengagements, längere Tourneen, Einnahmen aus Tonträgern sind verschwunden und damit auch ein grosser Teil der Romantik des "Life on the road". Wer nicht vielseitig ist, hat keine Überlebenschance. Bruno Spoerri (*1935) ist einer der bekanntesten Jazzmusiker der Schweiz, der sich besonders auch Nun also: Geben wir den heutigen Ausbildungswegen eine mit Filmmusiken, elektronischer Chance, wundern uns über Auswüchse und Abwege wie die Be- und Computermusik hervorgetan schallung von Halbhartkäse mit Jazzmusik und freuen uns über und den Jazz nie als beengenden neue Formen der kollektiven Zusammenarbeit, über spannende Begriff gelebt hat. Als Saxophonist Ausflüge in die Improvisation mit Elektronik, über den Mut zu spielte er mit George Gruntz, Hans Kennel, , Reto neuen Abenteuern. Weber, Christy Doran u. v. m. Zeit- weise war er auch journalistisch tätig und bis 2004 unterrichtete er in Luzern Jazzgeschichte. 2005 gab er "Jazz in der Schweiz, Ge- schichte und Geschichten" mit CD- ROM heraus, ein Standardwerk.

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 36 29.10.18 10:40 Hochschule der Künste Bern – Jazz 1967 war die Swiss Jazz School Bern die erste autonome Jazzschule in Europa. Heute ist sie in die Hochschule der Künste Bern (HKB) integriert. Mit Tom Arthurs wirkt seit diesem Jahr ein junger Leiter, der mit seiner Begeisterung der Jazz- ausbildung neue Impulse gibt. In den nächsten Jahren soll die HKB Teil eines neuen Campus Bern werden. Von Pirmin Bossart

Aufgang D/ZVG P

d ro un d n ssa e al D' ca : Lu s HKB/SJS Eingangsbereich Schulungsbereich Foto

❚ Eigerplatz 5 a in Bern. Die Räumlichkeiten des "Studienbereichs ❚ Das hat auch mit der Auswahl des Lehrkörpers zu tun, in dem Jazz" liegen über einer Coop-Filiale im ersten Stock eines Beton- sich das Spektrum der Stile und die Spielarten vom traditionel- baus. Rundum pulsiert das städtische Berner Leben. Schön un- leren bis zum zeitgenössischen Jazz spiegeln. Zu den bekannten geschminkt und bodenständig, denkt man, und deutet das als Musikern, die viel unterwegs sind, gehören Namen wie Django ein gutes Zeichen für die Musik, die hier entsteht. Bates, Andreas Schaerer, Colin Vallon, Thomas Dürst, Ronny Schon kommt schwungvoll Tom Arthurs um die Ecke. Seine Graupe, Dejan Terzic, Matthieu Michel, Patrice Moret, Tomas Offenheit und sein Enthusiasmus wirken ansteckend. Und man Sauter oder Marc Stucki. Andy Scherrer gehörte lange ebenfalls denkt, was man kürzlich im "Bund" über den neuen Leiter ge- zu den prägenden Lehrern. Auch im Bereich Komposition sind lesen hatte: "Alles in allem gibt es viele Anzeichen, die darauf namhafte Dozenten wie Frank Sikora, Martin Streule, Christoph hindeuten, dass sich Arthurs als Glücksfall für die Jazzausbild- Baumann oder Dieter Ammann tätig. ung in Bern herausstellen dürfte. Er ist nicht nur äusserst umtrie- ❚ "Unsere Dozenten sollen ein hohes künstlerisches Niveau mit- big und vielseitig interessiert, sondern auch enorm kontaktfreu- bringen und starke Persönlichkeiten sein. Das war in unserer Mu- dig, international vernetzt und überaus sympathisch." Arthurs sik schon immer wichtig", sagt Arthurs. Er weiss auch, das gute scheint sich in Bern sehr wohlzufühlen. "Ich bin hier an einem Lehrpersonen nicht immer jene sind, die einen grossen Namen tollen Ort gelandet und meiner Vorgängerin Valérie Portmann haben. Wichtig ist ihm eine gute Mischung mit ganz verschie­ sehr dankbar für das, was sie in den letzten Jahren realisiert hat. denen Einflüssen. Von dieser breiten Palette könnten sich die Es sind spannende Leute hier, die Stimmung ist ausgezeichnet." ­Studierenden bedienen und mit der Zeit ihre individuelle Stim- me entwickeln. "Das ist, wie es auch im sonstigen Alltag und in Lehrkörper mit breitem Background der Gesellschaft mit ihren Tausenden an Möglichkeiten funktio- ❚ Seit Februar 2018 leitet der englische Trompeter und Musikwis- niert." Während die fest angestellten Dozenten aus dem europäi- senschaftler Tom Arthurs (38) die Jazzausbildung an der HKB. schen Raum stammen, werden für Masterclasses auch mal amerika- Er ist nicht gekommen, um alles anders zu machen, sondern um nische Musiker verpflichtet. mit seinem Background und seinen Ideen den Studierenden zu helfen, ihren Weg zu finden. "Ich liebe es, wie hier die verschie- Neue Dozentin für Jazzgeschichte densten "tastes" nebeneinander existieren. An den Diplomkon- ❚ Für nächstes Jahr hat Arthurs den englischen Saxophonisten zerten hörte ich traditionellen Jazz, Impro, elektronische Projekte, Evan Parker eingeladen, der in verschiedenen Konstellationen mit , folkige Einflüsse, sogar einen Gospelchor. Diese Breite den Studierenden arbeiten wird. Auch Namen wie Ralph Alessi kommt von den verschiedenen Einflüssen, die an dieser Schule fallen, wenn der Leiter von Musikerpersönlichkeiten spricht, die möglich sind. Das ist eine Ausrichtung, die wir beibe­halten und er gerne mal an seiner Schule hätte. Jetzt freut er sich, dass er vielleicht sogar noch weiterentwickeln möchten." die SWR2-Jazzredaktorin Julia Neupert nach Bern holen konnte.

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 37 29.10.18 10:40 Sie wird Jazzgeschichte unterrichten und ist damit weit und breit schlicht zum Angebot gehören, eine weitere Wahl ermöglichen, eine der wenigen Frauen, wenn nicht die erste, die das macht. um ihre musikalischen Interessen zu verfolgen." Vor allem wird sie einen starken Fokus auf das Thema Musik und ❚ Noch sind diverse Proberäume und andere Räumlichkeiten, in Gesellschaft legen, daneben aber auch die Jazzgeschichte aufar- denen die Jazz-Studierenden ein- und ausgehen, an verschiedenen beiten, mit einem klaren Schwerpunkt auf der europäischen Tra- Standorten in der Stadt verteilt. Das wird sich ändern, sobald der dition ab 1960. Campus Bern realisiert ist. Geplant ist, die verschiedenen Abtei- ❚ Das Thema "Musik und Gesellschaft" ist ganz im Sinne von lungen der HKB und weitere Fachhochschulen in einem grösseren Tom Arthurs. Als Musikwissenschaftler hat er seine Dissertation Bauvorhaben auf dem Areal Weyermannshaus Ost zusammenzu- beim Musiksoziologen Simon Frith abgeschlossen und sich darin führen. In der langen Tradition der Jazzausbildung in Bern wird mit der freien Szene in Berlin beschäftigt. Arthurs begreift Mu- das eine weitere Etappe sein, die eine Herausforderung bedeutet sik auch als soziales Konstrukt und als Mittel einer erweiterten und die Schule auf eine Weise prägen wird, wie das zum heutigen Kommunikation. "Was bedeutet es, Musikerin oder Künstler zu Zeitpunkt noch nicht absehbar ist. sein in der heutigen Gesellschaft? Als Musikerinnen und Musi- ker müssen wir auch überlegen, was wir machen. Jeder und jede Eine lange Tradition wird hier seine eigene Antwort finden. Das sind spannende Aus­ ❚ In der Jazzausbildung hat Bern Pionierarbeit geleistet. Die einandersetzungen." Sie dürften auch in der Jazzausbildung in "Swiss Jazz School" war sehr lange Zeit die einzige Ausbildungs- Bern an Gewicht zunehmen. stätte für Jazz in der Schweiz. Gestandene Musiker wie Christoph Baumann, Peter Schärli, Bänz Oester, Hämi Hämmerli, Jürg So- Viel Freiheit – mehr Aufmerksamkeit lothurnmann, Samuel Rohrer oder Christoph Grab haben hier ❚ Tom Arthurs, der als Musiker mit Leuten wie , ihr Rüstzeug geholt. Die Schule entstand 1967 auf Initiative der John Taylor, Jack DeJohnette, John Surman, oder Berner Musiker Heinz Bigler und Tony Hostettler und wurde in Steve Beresford gearbeitet hat, sieht seine Rolle in Bern darin, den Anfängen durch das Freizeitwerk der Coop Bern getragen. Zu die Studierenden so zu unterstützen, dass sie ganz viele verschie- den ersten Lehrern gehörten Joe Haider, Isla Eckinger und Peter dene Strömungen und Hintergründe kennenlernen können und Giger. Bigler leitete die Schule bis Mitte der 1970er-Jahre, dann es schaffen, daraus ihren persönlichen Weg zu entwickeln. "Ver- folgten Vince Benedetti, Fritz Pauer, Joe Haider, George Robert glichen mit anderen sind wir eine eher kleine Schule. Im Durch- und Valérie Portmann. schnitt haben wir im Fachbereich Jazz rund 90 Studierende. Das ❚ Mit der Professionalisierung der Berufsausbildung wurde die hat auch seine grossen Vorteile. Wir können uns im Programm Berufsabteilung der Swiss Jazz School 1998 der neu geschaffenen viele Freiheiten leisten und den einzelnen Studierenden mehr Hochschule für Musik und Theater angegliedert. Daraus ging Aufmerksamkeit und Hingabe schenken." Klein aber fein, sagt 2003 die Hochschule der Künste Bern (HKB) hervor. Die HKB Arthurs mit einem Lächeln, und wenn es nach ihm geht, soll es bietet Bachelor- und Masterstudiengänge an, während die allge- auch so bleiben. meine Swiss Jazz School Laien und Jugendliche ausbildet und die ❚ In der Abteilung Musik der HKB werden als Bachelor-Studien- talentiertesten von ihnen auf den Übertritt an die HBK vorbe­ gänge neben Jazz auch Klassik, Musik und Medienkunst sowie reitet (siehe separater Artikel). Musik und Bewegung (Rhythmik) angeboten. Jazzstudierende können den Master in Music Performance, Music Pedagogy oder "Great music that hits you!" Composition and Theory abschliessen. Die Integrierung verschie- ❚ 2008 war Tom Arthurs von London nach Berlin gezügelt. Die dener Studiengänge und Kunstbereiche unter dem Dach der Impro-Szene und die reduktionistischen Spielweisen, die damals HKB hat auch zur Folge, dass die interdisziplinäre Zusammenar- in Aufschwung kamen, zogen ihn an. "Berlin war in dieser Zeit beit an Stellenwert gewonnen hat. Es gibt sogar ein eigenes Ins- the place to be." Vier Jahre widmete er seiner Doktorarbeit, da- titut, in dem diese Verknüpfungen verschiedener Künste studiert neben spielte er viel oder arbeitete an Kompositionsaufträgen für und mit dem Master of Arts in Contemporary Arts Practice abge- BBC. "Nach zehn Jahren Berlin war für mich der richtige Zeit- schlossen werden können. punkt gekommen, eine andere Aufgabe zu suchen. Da kam für mich der neue Job in Bern gerade richtig." ❚ Jedes Semester gibt es eine Woche, in der die Studierenden ❚ Arthurs erlebt die Schule und ihr Umfeld als sehr "open min- an einem interdisziplinären Projekt arbeiten. Auch die Syner- ded". Die einzelnen Abteilungen seien sehr interessiert, mitein- gien innerhalb der Abteilung Musik zwischen Jazz und Klassik ander zu arbeiten. "Da spüre ich viel gute Energie." Der Leiter haben sich verstärkt. "Bei unseren Konzertreihen laden wir auch wünscht sich für seine Studierenden, dass sie an der Schule wei- Klassiker ein. Zudem wird im Bereich Klassik auch Improvisati- terhin viel "love and attention" erfahren und das breite Angebot on angeboten." Toll findet Arthurs die Arbeit der künstlerischen nutzen, um für sich weiterzukommen. Dann könnten sie in die Musikvermittlung an der HKB von Barbara Balba Weber. "Sie Welt hinausgehen, "to do something that makes a difference". Vor organisiert beispielsweise Konzerte an speziellen Locations, etwa allem aber, schiebt er mit einem Lächeln nach: "To make some in Wohnzimmern. So können neue Publikumssegmente direkt great music that hits you!" angesprochen werden."

Zukunft Campus Bern ❚ Eine regelmässige Zusammenarbeit besteht mit dem Sonar- raum oder dem Café Kairo. Für die Diplomkonzerte können ein kleiner Club und das Auditorium an der Ostermundigen- strasse genutzt werden, wo die Klassik zu Hause ist. Im laufen- Hochschule der Künste Bern den Semester ist ein Projekt mit Helvetiarockt geplant. Im nächs- Studienbereich Jazz Eigerplatz 5a ten Frühling geht ein Big-Band-Projekt über die Bühne (Leitung 3000 Bern 14 Django Bates), an dem neben Bern auch die Jazzschulen von www.hkb-jazz.ch Barcelona und Lille beteiligt sind. "Sieben MusikerInnen jeder Schule bilden eine Band, erarbeiten ein Programm und gehen auf Anmeldefrist BA Musik Jazz Tour." Stärker ausbauen möchte Arthurs den Bereich Live-Electro- sowie MA-Studiengänge: 15. März 2019 nics. "Wir möchten unseren Studierenden mit diesen Kursen, die

38 Unser Ziel: die perfekte Übertragung von Tonsignalen - im Studio, auf der Bühne, bei Ihnen zuhause. www.vovox.com

SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 38 29.10.18 10:40 Die SJS – eine Schule für alle Grooves Die Swiss Jazz School Bern SJS ist das kantonale Kompetenz-Zent- Laut von Wattenwyl wurden alle An- gebote der SJS in den letzten Jahren so an- rum für alle musikalischen Ausbildungen, die sich auf Jazz und art- gepasst, dass sie den sehr unterschiedli- verwandte Genres fokussieren. Neben einer breiten Talentförderung chen Bedürfnissen der Studierenden entge- bereitet sie auch gezielt auf die Hochschule vor. Von Pirmin Bossart genkommen. "So ist es heute möglich, sich sein ganz persönliches Programm zusam- Die Swiss Jazz School feierte 2017 ihr Im SemiPro sind rund 130 Personen men zu stellen. Dies kann zum Beispiel nur 50-jähriges Bestehen. Sie war die erste auto- eingeschrieben. Das Spektrum reicht von Ju- aus Einzelunterricht am Instrument oder nome Jazzschule ganz Europas. In der lan- gendlichen, die ihre erste musikalische Aus- Klassenunterricht in Gehörbildung-Theo- gen Zeit seit ihrer Gründung hat die Schu- bildung beginnen, über ältere Leute, die rie-Rhythmik bestehen." le ihre didaktischen und pädagogischen schon immer mal Jazz studieren wollten, In jedem Semester werden etwa 20 Konzepte laufend verbessert und der Ge- bis zu Berufstätigen oder klassisch ausge- stilistisch und inhaltlich unterschiedliche genwart angepasst. "Heute ist die SJS eine bildeten Musikern oder Lehrpersonen, die Ensembles/Workshops in diversen Niveaus moderne Institution, die das Know-how für sich weiterbilden möchten. Der 6-semestri- angeboten. Versierte Band-Coaches legen alle groovebetonten, zeitgenössischen Stil- ge Studiengang kann berufsbegleitend be- den Fokus nicht nur auf die Vermittlung der richtungen vermittelt, also auch für Pop sucht werden. Als Package in den ersten nötigen Skills, sondern auch auf den ge- und Rock, Funk und Reggae, Blues und eins bis zwei Semestern bietet es eine gute meinsamen Spass an der Musik. Von Wat- Hip-Hop, Latin und Afro Beats", sagt Ste- Grundlage für den prüfungsfreien Übertritt tenwyl: "An den halbjährlich stattfinden- wy von Wattenwyl, der die Schule seit 2011 ins PreCollege. Wer alle sechs Semester im den Konzerten können die Studierenden leitet. SemiPro absolviert hat, erhält ein Zertifikat. Bühnenerfahrung sammeln, sich näher ken- Das Angebot der SJS läuft auf drei Das PreCollege ist ein Intensivkurs nenlernen und austauschen. So entstehen Schienen: SemiPro als Talentförderung für von zwei Semestern, in welchem Studieren- Freund- und Seilschaften, die auch ausser- alle Altersstufen und die Hochschulvor- de mit Berufsambitionen auf die Aufnah- halb der Schule Bestand haben und viel- bereitung PreCollege sind Kernbereiche, meprüfungen an den Schweizer Jazz-Hoch- leicht zum wertvollsten gehören, was eine dazu die Talentförderung Jugendlicher, die schulen vorbereitet werden. Die sieben Jazzschule bieten kann." jährlich rund ein Dutzend 14- bis 18-Jäh- Lektionen pro Woche werden donnerstags riger absolviert. "Unter 25 Jahren bezahlt und/oder freitags angeboten. "Wir waren Hochschule der Künste Bern man mit Wohnsitz im Kanton nur etwa die die ersten in der Schweiz, die 1991 mit den www.sjs.ch Hälfte des auch sonst moderaten Schulgel- PreCollege-Ausbildungen begonnen haben. Anmeldefristen PreCollage: des ", sagt von Wattenwyl. Unser Modell wird inzwischen auch von 15. November 2018, 15. April 2019, 15. November 2019 anderen Hochschulen angewendet."

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39 Unser Ziel: die perfekte Übertragung von Tonsignalen - im Studio, auf der Bühne, bei Ihnen zuhause. www.vovox.com

SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 39 29.10.18 10:41 HSLU Luzern steht vor einem Generationenwechsel Luzern hat bis heute die grösste Jazzhochschule der Schweiz. Sie hat dank ihres breiten Spektrums einen ausgezeichneten Namen. 2020 soll das "Institut für Jazz und Volksmusik", das noch bis 2019 von Hämi Hämmerli geleitet wird, mit den anderen Musik-Abteilungen im Neubau der Musikhochschule Luzern unter einem Dach vereint sein. Von Pirmin Bossart

● Das Institut für Jazz und Volksmusik der Hochschule Luzern – Musik hat die jüngere Generation der Schweizer Jazzmusike- rinnen und -musiker entscheidend mitgeprägt. Zeitweise schien es, jeder zweite "erfolgreiche" Schweizer Jazzmusiker habe seine Ausbildung in Luzern absolviert. Das zieht sich bis heute durch. "Wenn ich etwa an das letztjährige Schaffhauser Jazzfestival denke, war eine grosse Mehrheit der Bands mit ehemals in Lu- zern Studierenden besetzt. In Willisau ist es das Gleiche. Auch am Suisse Diagonales Jazz ist Luzern immer sehr gut vertreten. c i as

Überhaupt: Die Quote unserer Alumni, die sich profiliert haben, T n ga

ist relativ hoch." Für den langjährigen Leiter Hämi Hämmerli ist a

das eine Freude und auch eine Genugtuung. Er lächelt. "So vieles Dr to: HSLU Eingang Hochschule Luzern Foyer (visual) können wir nicht falsch gemacht haben." Fo

Steigende Nachfrage seit 1972 ● Der Grundstein für die Jazzausbildung in Luzern wurde 1972 gelegt. Es war das Jahr, in dem auch die Luzerner "electric jazz freemusic"-Formation OM ihren Höhenflug startete. "Damals begannen die vier Musiker Bobby Burri, Christy Doran, Frasi Emmenegger und Peter Sigrist, junge und erwachsene Jazzinte- ressierte auf ihren Instrumenten in Theorie, Rhythmik, Gehör­ bildung und Workshops zu unterrichten", wie Erich Strasser, Prä- sident des Vereins Jazz Schule Luzern festhält. Die Schule wurde als Verein organisiert. Bald gesellte sich Marcel Bernasconi zu den vier Gründern und kümmerte sich nebst seiner Unterrichtstätig- keit um die administrativen Belange der Jazz Schule Luzern. Das Doppelmandat übte er während 18 Jahren aus. Bereits im Grün- dungsjahr verzeichnete die Schule 60 Schülerinnen und Schüler. Die Nachfrage stieg kontinuierlich, sodass 1977 schon 20 Lehr- D/ZVG P :

personen für den Unterricht verantwortlich zeichneten. Mitte der s Hochschule Luzern Neubau (visual)

Neunzigerjahre lag die Schülerzahl bei über 400. Foto ● 1990 erfolgte die Gründung des Berufsstudiums an der Jazz Schule Luzern. Zwei Gebäude im Süesswinkel und an der Gra- Fachhochschule brachte Sicherheit benstrasse (beide in der Altstadt Luzerns) wurden gemietet und ● Als der an der Swiss Jazz School Bern ausgebildete und in der zu Schulungsräumlichkeiten umgebaut. Mit der Jazzkantine be- Szene gut verankerte Kontrabassist Hämmerli 1995 die Leitung kam Luzern als erste Jazzschule der Schweiz einen eigenen Club, der Jazzberufsschule Luzern übernahm, boomte die Ausbildung in dem neben Diplomkonzerten, Workshop-Aufführungen auch wie nie zuvor. Der ganze Prozess zur Professionalisierung der Konzerte von internen Bands (Studierende, Dozenten) sowie Jazzausbildung in Luzern sei entscheidend von Marianne Doran, Anlässe externer Veranstalter über die Bühne gingen. Schon seit der Geschäftsführerin, vorangetrieben worden, sagt Hämmerli. Jahren stehen praktisch alle Konzerte in der Jazzkantine auch als "Ohne sie gäbe es die Schule in der heutigen Form nicht." Mit Stream und als Podcast zur Verfügung. Wenn nicht gerade ein dem Fachhochschule-Status habe man eine finanzielle Sicherheit Konzert gestreamt wird, laufen im Random-Modus während 24 bekommen. Als positiv wertet Hämmerli die mit dem Zusammen- Stunden CDs von Dozierenden der Jazzhochschule: schluss entstandene Zusammenarbeit zwischen den Instituten. http://audio-hslu.ch/jazzkanal/. "Es läuft hier so vieles zwischen den Instituten Klassik und Jazz, ● 1999 erhielt die Jazz Schule Luzern den Fachhochschul-Status. wie das aus meiner Sicht an keiner anderen Schule in der Schweiz Gleichzeitig wurden die drei Musikinstitute Jazz Schule Luzern, der Fall ist." Konservatorium und Akademie für Schul- und Kirchenmusik zur ● Bis heute ist das "Institut für Jazz und Volksmusik", wie die heutigen Hochschule Luzern HSLU – Musik zusammengeführt. heutige Bezeichnung offiziell lautet, die grösste Jazzschule der In diesem Prozess wurde der ehemalige Trägerverein Jazz Schule Schweiz geblieben. In Luzern studieren zwischen 110 und 130 Luzern zum Förderverein umfunktioniert. Heute zählt er rund Personen Jazz. Weitere 20 bis 30 sind im PreCollege am Lernen, 200 Mitglieder. Er betreibt unter anderem einen Studierenden- das ebenfalls dem Institut angegliedert ist (s. separater Artikel). fonds. Mit dem Ausbau der Studierenden-Zahlen wurde auch das Team

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 40 29.10.18 10:41 der Dozierenden sukzessive erweitert. Heute unterrichten 40 bis anzubieten, mutmasst der Leiter und verweist darauf, dass immer 50 Dozierende in Luzern. Sie stammen grossmehrheitlich aus der wieder ehemalige Studierende (Adrian Stern, Lea Lu) auch in ganz Schweiz oder dem europäischen Raum. "Wir ziehen es vor, Do- andern musikalischen Bereichen ihren Weg machen würden. Dass zierende zu haben, die vor Ort wirken und nicht nur sporadisch Luzern die progressivste oder gar avantgardistischste Schule sei, eingeflogen werden. Solche Leute sind näher am Geschehen und als die sie lange gegolten hat, möchte Hämmerli so nicht mehr können so viel mehr bewirken." Als Beispiel nennt Hämmerli betonen. "Die anderen Schulen haben aufgeholt." Eine Kon- den US-Schlagzeuger Gerry Hemingway, "ein Glücksfall für uns", kurrenz sei schon da, sagt er, angesprochen auf den modernen der seit seiner Umsiedlung nach Luzern auch im ausserschuli- Ausbau der Schulen in Basel und Zürich. "Aber da beklage ich schen Jazz-Umfeld präsent und engagiert ist. mich nicht." Ein paar Massnahmen wurden dennoch ergriffen. So gehen Studierende sporadisch an die Kantonsschulen, um den Improvisation ist ein Schwerpunkt Jugendlichen ein Fenster zum Jazz zu öffnen. "Das ist ein span- ● Das Team der Dozierenden besteht aus hochkarätigen Instru- nendes Programm, das wir gerne noch mehr entwickeln würden." mentalisten und Musikern, die alle aufzuzählen sich in Anbe- ● Als grossen Vorteil der Jazzausbildung in Luzern nennt Häm- tracht der langen Liste erübrigt. "Es sind Leute, die auch selber merli ihre ausgezeichnete Vernetzung. Regelmässig werden mit eigene Bands und Projekte haben und in der Szene entsprechend dem unerhört!-Festival in Zürich Projekte realisiert. International verankert sind." Als Spezialität streicht Hämmerli hervor, dass in läuft zum Beispiel eine Zusammenarbeit zwischen den Schulen den Hauptfächern für jedes Instrument mehrere Lehrpersonen Lausanne, Stuttgart, Linz, Graz und Luzern, an denen jedes Jahr angeboten werden können. Wer Schlagzeug studiert, kann von mehrere Studenten eine übergreifende Band bilden, ein Repertoi- Marc Halbheer, Gerry Hemingway, Norbert Pfammatter oder re einüben und gemeinsam auf Tour gehen. Die Schule Luzern Dominik Burkhalter profitieren. Auch die Piano-Studierenden ha- ist auch Mitglied der International Association of Schools of Jazz ben mit Chris Wiesendanger, Christoph Baumann, Hans Feigen- (IASJ), mit Hämmerli im Vorstand. An den jährlichen Meetings winter und Jean-Paul Brodbeck vier Dozierende zur Verfügung. mit Workshops und Konzerten sind auch Studierende beteiligt. Je drei unterrichten Saxophon (John Voirol, Roli von Flüe, Nat Auf regionaler Ebene bestehen regelmässige Kooperationen mit Su) und Gitarre (Kalle Kalima, Frank Möbus, Roberto Bossard), dem Luzerner Theater und dem Jazz Club Luzern. je zwei Gesang (Susanne Abbuehl, Sarah Buechi) und Trompete ● Als einzige Hochschule der Schweiz hat Luzern eine Abteilung (Peter Schärli, Mats Spillmann). Besonders stark ist Luzern im Be- Volksmusik aufgebaut, an der in Kombination mit Jazz- und Klas- uzern Foyer (visual) reich der "frei" improvisierten Musik, wo mit Gerry Hemingway, sikfächern Bachelor- und Masterabschlüsse möglich sind. Sie trägt Christoph Baumann, Hans-Peter Pfammatter und Urban Maeder zu einer weiteren Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen gleich vier Dozenten eine Vielfalt von Erfahrungen einbringen. musikalischen Disziplinen bei. Als neue Leiterin der Abteilung ● Es sei wichtig, dass die Dozierenden ganz verschiedene Hinter- Volksmusik wirkt seit diesem Jahr die Jodel-Expertin Nadja Räss. gründe mit sich brächten, sagt Hämmerli. "Möglichst verschiede- Hämmerli hofft, dass mit ihr ein neuer Schwung die Volksmu- sik-Ausbildung beflügelt. Ein stärkeres Gewicht in der Jazzausbil- dung soll der Bereich der elektronischen Musik (live electronics) erfahren. "Da möchten wir ein wenig ausbauen und noch mehr in die Tiefe gehen."

Neue Schule ab 2020 ● Der nächste Quantensprung für die Jazzschule Luzern steht im Herbst 2020 an: Dann werden alle Institute und Abteilungen der Hochschule Luzern – Musik in einem Neubau in unmittelba- rer Nachbarschaft des Südpols zusammengeführt. Sie wird über einen Jazzclub mit 150 Plätzen verfügen – genannt "Knox" –, ei- nen multifunktionalen Saal (Black Box) und einen Kammermu- siksaal mit 300 Plätzen. Schaltstelle und Meeting Point ist eine grosse Bibliothek mit Arbeitsplätzen ("Hub"). Mit insgesamt 500 Club Jazzkantine Studierenden soll die Schule auch am neuen Ort ungefähr gleich gross sein wie heute. ne Welten, quer durch die aktuellen Szenen, das ist immer gut. ● Hämmerli wünscht sich, dass mit der Integration unter einem So können die Studierenden selber erfahren, was ihnen liegt, und Dach der heute so familiäre Betrieb im Institut Jazz und Volks- sich entsprechend die Inputs holen, die sie brauchen oder wollen, musik weitergepflegt werden kann. "Ich gehe auch davon aus, um sich in ihrer Musik weiterzuentwickeln." Mit dem Gitarristen dass unsere sehr gute Vernetzung und die vielen internationalen und Dozenten Christy Doran ist letztes Jahr ein Gründer der Jazz- Kontakte weiterbestehen und im besten Falle noch ausgebaut schule Luzern in Pension gegangen. Es sind noch andere alters- werden können." Ansonsten hofft er auf viele spannende Studie- bedingte Wechsel erfolgt: Für Lauren Newton ist neu Sarah Bue- rende und auf einen frischen Wind mit der neuen Leitung. "Wer chi am Unterrichten und für den Perkussionisten Willy Kotoun weiss, vielleicht geht das einmal in eine Richtung, die wir uns wurde mit Dario Sisera ein Nachfolger gefunden. Mit Christoph heute noch nicht vorstellen können." Hämi Hämmerli ist noch Baumann und Peter Schärli stehen weitere bewährte Kräfte vor bis Sommer 2019 Leiter des Instituts Jazz und Volksmusik. Die der Pension. "An der Schule ist ein Generationenwechsel im Nachfolge ist noch nicht bestimmt. Gang. Der Lehrkörper wird sich in den nächsten Jahren stark er- neuern." HS LU Institut für Jazz und Volksmusik Mariahilfgasse 2a Diversität und gute Vernetzung 6004 Luzern ● Für Hämi Hämmerli ist die Diversität die Grundphilosophie www.hslu.ch/de-ch/musik/themen/jazz/ der Jazzausbildung in Luzern. "Es sollen alle Formen von Jazz Die Anmeldefristen für alle Studiengänge und improvisierter Musik gleichberechtigt nebeneinanderstehen des Instituts für Jazz und Volksmusik und gleichwertig angeboten und gefördert werden." Die Jazzaus- Hochschule Luzern – Musik laufen bis zum 28. Februar 2019 bildung in Luzern habe wahrscheinlich das breiteste Spektrum

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 41 29.10.18 10:41 PreCollege Hochschule Luzern – Musik Das PreCollege-Angebot der Hochschule Luzern-Musik bietet eine umfassende Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung zum Bachelor- Studiengang am Institut Jazz und Volksmusik. Von Pirmin Bossart

Jugendliche, die sich für eine Jazz- Be- haben (Matura, Berufsmatura usw.). Das Studienbetreuung PreCollege Musik Lu- rufsausbildung interessieren, finden in Lu- Vorstudium besteht aus den drei Kompo- zern, sind es jedes Jahr rund 60 Personen zern ein gut ausgebautes PreCollege-Ange- nenten instrumentales/vokales Hauptfach, (Jazz und Klassik), die am PreCollege ein- bot. Früher war dafür die Allgemeine Ab- Ensemblespiel und Theorie/Gehörbildung. geschrieben sind. teilung der damaligen Jazzschule zuständig. Studierende, mit deren Heimatkantonen ein Die Nachfrage sei grundsätzlich gross Diese wurde im Zuge der Fachhochschul- Abkommen besteht, zahlen 800 Franken und die Ausbildung komme gut an, sagt Ar- bildung ausgedünnt, passte nicht mehr ins Semestergebühren. Für alle anderen kostet net. "Die PreCollege-Absolvierenden wer- Bologna-System und wurde 2011 als Pre- das einjährige Vorstudium rund 13'000 bis den durch das Angebot motiviert, an der College neu zum Leben erweckt. 14'000 Franken. Aus diesem Grund wurde Hochschule Luzern – Musik weiterzustu- An der Hochschule Luzern – Musik mit den "Vorbereitungskursen" ein Zusatz- dieren. Das ist auch für uns ein Gewinn." gibt es im PreCollege-Angebot den Vorkurs angebot geschaffen: Studierende, die aus Die Nachfrage sei tendenziell steigend, sagt und das Vorstudium. Der Vorkurs dauert sogenannten Nicht-Abkommenskantonen Arnet. Einzige Bremse sei die Finanzierung drei Jahre und bereitet berufsbegleitend stammen, können zu einem relativ günsti- respektive die Sparpolitik der Kantone. auf die Bachelor-Aufnahmeprüfung an der gen Preis am Theorieunterricht teilnehmen "Obgleich die strenge Sparpolitik der Kan- Hochschule Luzern oder einer anderen (Musiktheorie/Gehörbildung, zum Teil Work- tone eine besondere Herausforderung dar- Musikhochschule vor. Er richtet sich an shops), aber ohne Hauptfach (Instrumen- stellt, soll das PreCollege-Angebot langfris- Jugendliche in Ausbildung (Gymnasium, talunterricht). Die Inhalte dieser "Vorberei- tig gestärkt und ausgebaut werden." Fachmittelschule, Berufslehre). Der Vorkurs tungskurse" sind als Vorbereitung für jede endet grundsätzlich mit der Bachelor-Auf- Aufnahmeprüfung an Schweizerischen Mu- HS LU Institut für Jazz und Volksmusik nahmeprüfung. sikhochschulen geeignet. Das Vorstudium dauert ein Jahr und Das PreCollege Luzern verfügt über www.hslu.ch/de-ch/musik/studium/ ist eine Vollzeitausbildung. Es ist für jene die gleichen Dozierenden, die auch an den precollege/vorbereitungskurse-vs-vk/ Studierenden gedacht, die in der Regel Bachelor- und Masterstudiengängen un- Anmeldeschluss: schon eine Grundausbildung abgeschlossen terrichten. Laut Lea Arnet, Administrative jeweils 28. Februar 2019

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 42 29.10.18 10:41 ZHdK: Die Musik-Manufaktur in der Kulturfabrik Mit rund 2‘400 Studierenden gehört die Zürcher Hochschule der Künste ZHdK zu den grössten Kunsthochschulen Europas. Die Abteilung Jazz und Pop zählt um die neunzig Studierende. Von Frank von Niederhäusern

Aufnahmesaal D/ZVG P : s ZHdK – Zürcher Hochschule der Künste Konzertsaal Innenbereich Foto

❚ Mittagszeit auf dem Toni-Areal. Im Erdgeschoss, das hier Ebene wurde Teil der Hochschule Musik und Theater Zürich (HMT). 3 heisst, herrscht angeregtes, ja lautstarkes Treiben. Die Eingangs- Zugleich konnte sie noch zentralere Räumlichkeiten an der Wald- halle der umgebauten Milchfabrik in Zürich West säumen gleich mannstrasse nahe des Bellevues beziehen. Dort fand sich sogar mehrere Mensas und Cafeterias: alle rappelvoll. An unzähligen Platz für "The Club", die schuleigene Jazzbar, wo allabendlich Tischen sitzend, an Theken gelehnt oder die imposanten Treppen Gigs stattfanden. 2006 wurde neu ein Studienlehrgang Pop an- besetzend, verpflegen sich Studierende, Dozenten und Hausper- geboten, sodass die einstige Jazzschule in der 2007 konzipierten sonal einer der grössten Kunsthochschulen Europas. ZHdK als Abteilung Jazz und Pop integriert wurde. ❚ Das Toni-Areal hat seinen Namen von der einstigen Toni-Mol- ❚ Wer in der Eingangshalle keinen Platz findet, packt sein Tablett kerei, die im Zürcher Industriequartier von 1977 bis 2000 Roh- und fährt mit dem Lift den Turm hoch. Bei schönem Wetter lockt milch zu Milch-Spezialitäten verarbeitete – etwa zum bekannten die Dachterrasse im 8. Stock, doch auch auf Ebene 5 laden der Toni-Joghurt: "das im Glas". Nach langjährigem Umbau zogen Kaskaden-Innenhof und diverse Nischen in Foyers und Galerien 2014 gleich zwei Hochschulen ein: die Zürcher Hochschule der zum entspannten Mittagessen. Auf Ebene 5 ist auch das Depar- Künste (ZHdK) und die Zürcher Hochschule der Angewandten tement Musik untergebracht, und tatsächlich findet sich an einem Wissenschaften (ZHAW). Alleine die ZHdK zählt aktuell rund Ecktischchen Direktor Michael Eidenbenz im Gespräch mit Stu- 2‘400 Studierende und rund 650 Dozentinnen und Dozenten dierenden. Gregor Hilbe, Abteilungsleiter Jazz und Pop, öffnet und bietet Studiengänge an in Art Education, Design, Film, Fine sämtliche Türen – vom einfachen Übungsraum bis hin zu den Arts, Tanz, Theater, Transdisziplinarität – und Musik. Zum Depar- Konzertsälen auf anderen Etagen. Obwohl sich die 60 Jazz- und tement Musik gehören die Abteilungen Klassik, Kirchenmu- 30 Pop-Studierenden als kleine Manufaktur in der gigantischen sik, Schulmusik, Musik und Bewegung, Tonmeister sowie die Kulturfabrik fühlen, sind sie dauernd im ganzen Campus unter- Kombiabteilung Jazz und Pop mit aktuell rund 90 Studierenden. wegs. Gregor Hilbe (siehe auch Interview) grüsst nach allen Sei- ten; man kennt sich quer durch die Departemente, was Ausdruck Von den Anfängen bis zur Transdisziplinarität jener gelebten Transdisziplinarität ist, auf welche die ZHdK mit ❚ Jazzunterricht gibt es in Zürich schon lange. Doch die Anfänge Stolz verweist. Im Leitbild betont sie den "Kontext kultureller, waren weit gemütlicher. Eine Handvoll Musikerinnen und Musi- gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Verantwortung". ker lancierte 1976 die Jazzschule und konnte im Gemeinschafts- ❚ Die Jazz- und Pop-Abteilung der ZHdK im Toni-Areal bietet zentrum Buchegg in Zürich-Nord Holzbaracken mieten. Die Bachelor- und Master-Studiengänge an und positioniert sich stark Amateur-Schule zog 1990 ins Jugendkulturhaus Dynamo an der in den Bereichen Performance, Producing, Komposition & Song- Limmat, wo es auch Konzerträume gab. 1999 erlangte die Jazz- writing. Zentral ist auch der pädagogische Bereich, der praxis- schule Zürich – nicht zuletzt dank des enormen Engagements von orientiert und individuell gestaltbar ist und bei Studienabschlüs- Hans Peter Künzle, Schulleiter seit 1987 – Hochschulstatus und sen ein sehr hohes Qualitäts-Niveau nachweisen kann. Das enge

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 43 29.10.18 10:41 Mutter schob mir Platten von oder Ahmad Jamal hin und meinte: "Hör mal rein!"

JNM: Offenbar hatte sie Erfolg? GH: Ja, zum Studieren reiste ich nach Graz, wo ich meinen Weg vertiefen konnte.

J NM: In der Folge warst du intensiv und international als Schlagzeuger aktiv. Wann kam das pädagogische Interesse dazu? GH: Das wuchs langsam. Nach einem Konzert mit dem Vienna Art Orchestra in Basel fragte mich Bernhard Ley, Leiter der Jazz- schule Basel, ob ich Interesse hätte, einen Lehrgang in Producing mitzukonzipieren. Ich sagte begeistert zu und bot bald Work- shops an für alle interessierten Studierenden. Daraus ist dann der Masterstudiengang Producing/Performance gewachsen. D/ZVG P : Musikclub Mehrspur s

Foto JNM: Diesen hast du am Jazzcampus Basel bis 2016 geleitet. Dann kam der Wechsel an die ZHdK. Was hat dich als Basler Netzwerk mit den Zürcher Veranstaltern Moods, Exil und vie- nach Zürich getrieben? len anderen sowie Partnerschaften mit vielen Persönlichkeiten im GH: Von Basel aus verfolgte ich die Entstehung dieses transdis- Schweizer Music Business garantieren eine ideale Plattform, um ziplinären Hauses hier mit grossem Interesse. Deshalb war die zukünftige Karrieren nachhaltig aufzubauen. Der hauseigene Mu- Verlockung gross, mich um die Nachfolge von Hans Peter Künzle sic Club Mehrspur mit über 270 Konzerten pro Saison fördert zu bewerben. Es war der richtige Schritt, denn die ungemeine Dy- mit seinen zahlreichen Auftrittsmöglichkeiten die jungen Talen- namik der ZHdK erfahre ich nun im täglichen Leben. Musizieren te. Die internationale Vernetzung der ZHdK und die zahlreichen geschieht hier in Relevanz zur gesamtkulturellen Landschaft. Dies Möglichkeiten der Transdisziplinarität dieses grossen Hauses bie- fördert für die Studierenden aller Departemente und Abteilungen ten den Studierenden einmalige Entwicklungschancen. jene virtuose Exzellenz, die wir anstreben. ❚ Der Lehrkörper liest sich wie das "Who is Who" der Zürcher Sze- ne. Da finden sich alte Hasen aus der Gründerzeit der Jazzschu- J NM: Das klingt wunderbar. In einem NZZ-Interview hast du le wie Bassist Rätus Flisch, Vokalistin Marianne Racine oder der die ZHdK aber mal prosaisch als "Fabrik" bezeichnet ... Drummer Tony Renold, namhafte Vertreter der Generation "50+" GH: Das ist sie auch, aber in positivem Sinne. Für die Studie- wie Saxophonist Christoph Grab oder Pianist Chris Wiesendan- renden ist der Umgang mit dieser Vielfalt nicht immer ganz ein- ger, aber auch jüngere Cats wie Bassist Dominique Girod, Song- fach zu bewerkstelligen. Es gilt, eine Balance zu finden zwischen writer Tobias Jundt, Komponist Martin Streule oder Producer Austausch und Konzentration. Den meisten gelingt es aber, vom Domenico Ferrari. lebendigen Umfeld hier zu profitieren. ❚ Der Lift fährt lange abwärts, dann verkündet eine smarte Stim- me die Ebene 1, die den Labyrinth-Charakter aller Etagen noch JNM: Kann man diese Vielfalt – eben die Transdisziplinarität intensiviert, weil sie unterirdisch liegt. Nebst Werkstätten, Pro- – als Besonderheit der ZHdK im Vergleich etwa zum Basler bebühnen und Filmstudios finden sich auch Dutzende von Mu- Jazzcampus sehen? sik-Übungsräumen. Auch die Seele der Jazz- und Pop-Studieren- GH: Auch der Jazzcampus lebt und fördert die Vielfalt, aber auf den liegt im Fundament der Zürcher Kulturfabrik: Mehrspur, der andere Weise. Etwa durch eine Internationalisierung im Bereich schuleigene Jazzclub, der in Grösse, Ausstattung und Programm- der Performance. In Zürich dominiert der pädagogische Studi- dichte dem nahen "Moods" kaum nachsteht. Hier spielen Stu- engang, wobei gerade für die Musik-Vermittlung wichtig ist, dass dierende, Dozierende und Gäste aus dem In- und Ausland. Hier Pädagoginnen und Pädagogen am Werk sind, die aus den Szenen entstehen auch Bands, die Bestand haben wie "District Five". kommen und auch im gesamten kulturellen Umfeld vernetzt sind. Gitarrist Vojko Huter, Bassist Xaver Rüegg, Drummer Paul Ame- reller und Saxophonist Tapiwa Svosve haben – noch als Studie- JNM: Heute spricht man von Alleinstellungsmerkmalen. rende – 2017 den renommierten ZKB-Jazzpreis gewonnen und Wenn man die ZHdK nicht nur mit Basel vergleicht, sondern damit einen Gig am Jazznojazz-Festival. Im Frühling 2018 hat auch mit den Hochschulen in Luzern, Bern, Lausanne: Was das Quartett sein Debutalbum "Decoy" auf Intakt Records veröf- ist euer Alleinstellungsmerkmal? fentlicht. Entstanden ist alles auf dem Toni-Areal in Zürich-West, GH: Die gemeinsame Abteilung Pop und Jazz, die seit 13 Jahren Kreis 5 – oder eben District Five. auf sehr gutem Weg ist und die Studierenden täglich vor berei- chernde Herausforderungen stellt. Und dann natürlich die be- "Im Toni-Areal kreieren wir reits angesprochene Transdisziplinarität. Das Toni-Areal umfasst eine grosse kulturelle Kraft" zwei Hochschulen mit Abteilungen, die zuvor unter 35 Dächern Elf Fragen an Gregor Hilbe, in und um Zürich funktionierten. Diese Bündelung kreiert eine Leiter der Abteilung Jazz und Pop der ZHdK grosse kulturelle Kraft.

JAZZ’N’MORE: Du hast dich früh in deinem Leben der Musik JNM: Hand aufs Herz: Funktioniert der Austausch zwischen zugewandt. Hättest du damals gedacht, dass du dereinst als all diesen Instituten auch wirklich? Jazz-Professor wirkst? GH: Ja, es gibt sogenannte Z-Module, die diesen Austausch ins- Gregor Hilbe: Nein, niemals! Aber Jazz war in unserer Familie titutionalisieren. Für die Studierenden gehören sie zum Pflicht- ein Thema. Schon meine Grosseltern waren sehr jazzaffin. Mein programm. Onkel war Klarinettist und spielte nach dem Krieg oft im Jazz- keller Frankfurt. Meine Mutter führte mich aktiv zum Jazz hin. JNM: Kannst du Beispiele nennen? Als Teenager hatte ich Funk im Kopf, Ska und New Wave. Meine GH: "Pop-Design" etwa, wo Musik auf Gestaltung und Kunst

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 44 29.10.18 10:41 trifft. Ein sehr beliebtes Modul. Das Schöne ist, dass die Studie- mentale, handwerkliche und historische Grundausbildung eben. renden mittlerweile solche Module kreieren. Ein junger Gitarrist Mir ist sehr wichtig, dass diese Theorie stets im angewandten aus der Romandie hat kürzlich das Modul "Darstellung und Im- Kontext stattfindet. Wenn Christoph Grab etwa Harmonielehre provisation" angeregt, das dann auch realisiert wurde. Dort traf gibt, dann geschieht das mit dem Instrument in der Hand, mittels darstellende Kunst auf Musik mit Live-Painting, Live-Improvisati- Improvisation und anschliessender Analyse. Zu dieser musikali- on, Tanz etc. Wenn nach solchen Modulen dann spartenübergrei- schen und kulturellen kommt auch die pädagogische Reflexion. fende Performances in einer unserer Kaskaden stattfinden, wird Dies gab es in dieser Form noch nicht, als ich in Graz studier- der spezielle Spirit der ZHdK spürbar. te. Die Akademisierung im Sinne einer vertieften Reflexion und Kommunikation ist ein grosser Gewinn. JNM: Dies bedingt aber eine Offenheit der Studierenden. Kommt es vor, dass ihr Bewerbende ablehnt oder an andere Hochschulen verweist, die euch diesbezüglich nicht überzeu- gen? GH: Ja, wobei die Interessierten selbst sehr genau wissen, was sie wollen und sich an den entsprechenden Hochschulen bewerben.

Zürcher Hochschule der Künste JNM: Die Akademisierung von Kunst im Allgemeinen und Pfingstweidstrasse 96 Jazz im Speziellen sorgt noch immer für Diskussionen. Dem Postfach,CH-8031 Zürich Jazz haftet die Aura der intuitiven Musik an. Welches ist dein www.zhdk.ch akademischer Ansatz, um diese Musik zu unterrichten? Anmeldefrist: 15. März 2019 GH: Natürlich verbinden sich heute zwei Wege, Musiker zu wer- Eignungsprüfungen: den: die Strasse, sozusagen die Szene, sowie der künstlerische Jazz, Praxis: 8.–18. April 2019 Kontext der Hochschule. Als Hochschule bieten wir eine Platt- Jazz und Pop, Theorie: form, wo man sich mit konzentrierten Informationen versorgen 30. April 2019 kann, einen Ort, an dem kulturelle Reflexion stattfindet. Und Pop, Praxis: 29. März 2019, 1.–3. April 2019 natürlich bieten wir grundlegende Skills: die musikalische, instru-

Pre-College Musikschule Konservatorium Zürich Das Pre-College der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) bietet besonders begabten jungen Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit, sich auf die Aufnahmeprüfung einer Musikhochschule vorzubereiten. Es werden die Bereiche Pop/Rock/Jazz und Klassik angeboten. Von Pirmin Bossart

"Das Pre-College Pop/Rock/Jazz ten auf dem Weg ins musikalische Berufs- dernfalls raten wir ihnen, weiter intensiv blickt auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte leben." Zum wöchentlichen Programm ge- zu üben und sich später nochmals für zurück. Über 140 junge Künstlerinnen und hören 90 Minuten Haupt­fachunterricht, 40 die Prüfung anzumelden." Künstler haben bis heute über dieses Ge- Minuten Nebenfach, vier Lektionen The- Musikschule Konservatorium Zü- fäss den Sprung an eine Musikhochschule orievorkurs (Theorie, Gehörbildung, Sol­ rich ist mit rund 23'000 Schülerinnen geschafft", sagt Martin Lehner, Leiter Pop/ fège, Rhythmus & Bewegung). Wahlweise und Schülern die grösste Musikschule Rock/Jazz MKZ. werden auch Musikgeschichte, Musikphy- der Schweiz und eine der grössten Mu- Das Pre-College ist in der ehema- siologie oder Projektmanagement ange­ sikschulen Europas. Sie wird als eigene ligen Jazzschule Zürich entstanden und boten. Ebenso besteht Gelegenheit zur Dienstabteilung des Schul- und Sport- heute in Musikschule Konservatorium Zü- Teilnahme an Workshops, Engagements in departements der Stadt Zürich geführt. rich integriert, wo es Teil der Begabten- Bands und diversen Ensembles, für Wett- Bei MKZ arbeiten über 600 diplomierte förderung ist. Es besteht eine Zusammen- bewerbsteilnahmen, Konzerte oder regel- Musiklehrerinnen und Musiklehrer. Der arbeit mit dem Konservatorium Winter- mässige Feedbackgespräche mit Mentorin- Unterricht wird an rund 160 Standorten thur. Das Programm dauert ein bis zwei nen und Mentoren. in allen Schulkreisen und Quartieren der Jahre. Anhand der Eintrittsprüfung und Jährlich absolvieren rund 20 Jugend- Stadt Zürich angeboten. Das Bildungsan- der Wünsche einer jeweiligen Person wird liche das Pre-College, sechs bis acht davon gebot von MKZ ist sehr breit und offen eine massgeschneiderte, ganz auf die per- im Bereich Pop/Rock/Jazz. "In der Regel für alle Musikrichtungen. sönlichen Bedürfnisse ausgerichtete Kon- schalten die Interessierten ein Zwischenjahr zeption des Pre-Colleges erstellt. Wöchent- ein zwischen dem Matura-Abschluss und licher Unterricht auf dem Instrument und dem Beginn des Studiums. Andere kom- in Ensembles bilden die Basis, wobei die men schon vor der Matura zu uns, das ist "Nachwuchs-Cracks" von langjährigen Do- sehr unterschiedlich", sagt Lehner. Ganz zentinnen und Dozenten persönlich und junge Leute, die sehr talentiert seien, könn- Musikschule Konservatorium Zürich Kanzleistr. 56 intensiv während ein bis zwei Jahren be- ten schon früher einsteigen. Für das Pre- 8004 Zürich gleitet werden. College muss eine Eignungsprüfung abge- www.precollege.ch Auf Module verzichtet das Curri­ legt werden. "Dort eruieren wir das Niveau culum des MKZ ganz bewusst. Lehner: "Die und schätzen ab, ob wir sie in einem Jahr Der Einstieg ist semesterweise möglich, Verantwortlichen erachten es als essenziell, so weit bringen können, dass sie die Auf- Anmeldung bis 15. April 2019 bzw. 31. Oktober 2019 fürs folgende Semester junge Menschen möglichst eng zu beglei- nahmeprüfung zum Bachelor schaffen. An-

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 45 29.10.18 10:41 Basler Juwel: Der Jazzcampus Seit 2014 findet die Basler Jazzausbildung an einem einzigartigenO rt statt: Von der Stadtperipherie mitten in die Basler Altstadt, in den neuen, architek- tonisch und funktional äusserst gelungenen Jazzcampus gezogen, wurden Musikschule Jazz der Musik Akademie und Institut Jazz der Hochschule für Musik FHNW definitiv zum international wahrgenommenen Kompetenzzent- rum. Von Steff Rohrbach

Jazzcampus Eingangsbereich Jazzcampus Aufnahmesaal

Das rund um die Uhr nutzbare Musikhaus Der Club als Herz und Fenster zur Stadt ● Der Jazzcampus von Buol&Zünd an der Utengasse 15 ist ein ● Der Club fasst 150 Plätze. Hier findet der Grossteil der jährlich Juwel. Das ästhetisch, architektonisch und funktional überzeu­ rund 150 Veranstaltungen statt: Workshop-, Semester-, Schluss-, gende Gebäudeensemble wurde mit Unterstützung zweier pri- Bachelor- und Masterkonzerte, die Auftritte der Focusyear Band, vater Stiftungen explizit für die Bedürfnisse der Jazzausbildung die offene wöchentliche Jazzcampus- und die MSJ-Session. Hier gebaut. Es fügt sich nahtlos und unauffällig in den Strassenzug stehen Studierende und Dozierende gemeinsam auf der Bühne, ein, erhielt 2016 den Schweizer Architektur-Award im Bereich hier werden Projekte erstmals öffentlich gezeigt, der Club ist ein ­öffentlicher Bauten und lässt keine Wünsche im Zusammenhang Labor für Experimente und kooperiert mit diversen Basler Festi- mit Jazzunterricht und -studium offen. Das Ensemble wurde auf vals. Mit anderen Worten: Der Club ist das Fenster zur Stadt und dem Fussabdruck dessen errichtet, was zuvor Jahrhunderte an die- gewissermassen das Jazzcampus-Herz. Er sorgt mitunter für eine sem Ort stand: Um den Innenhof gruppieren sich vier bis zu fünf gesunde Balance zwischen konzentriertem Arbeiten und einem Stockwerke umfassende Gebäude mit insgesamt 49 ausgesprochen offenen, kommunikativen Geist durch Gäste, die Konzerte be- atmosphärischen Musikräumen, die mit einer hervorragenden, in suchen. Finden solche statt, wird, was sonst als Aufenthaltsraum die Innenarchitektur integrierten Akustik ausgestaltet sind. Stu­ dient, zur lebendigen Veranstaltungsbar. dierende können die Musikzimmer rund um die Uhr nutzen, von kleinen Labs bis zu grossen Ensembleräumen, die nach ausgiebi- Musikschule Jazz der Musik Akademie Basel gen Testphasen eines Musterraums einheitlich und vollkommen ● Seit 2008 gehört die Jazzschule zur Musikschule der Musik mit natürlichen, schönen Materialien gebaut wurden. Akademie Basel. Heute nutzen rund 300 Musikschülerinnen und ● Neben einem grossen Bewegungsraum im Untergeschoss liegt -schüler, Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Angebot der der Performancesaal, der sich auch für szenische Projekte, laute Musikschule Jazz MSJ. und elektronische Musik eignet und einem 120-köpfigen Publi- ● Erst 1986 entstand in Basel eine Jazzschule – aber nicht nach kum Platz bietet. Der konzertant nutzbare Aufnahmesaal, hervor- Berklee-Vorbild. Der Gitarrist Bernhard Ley, bis heute treibende ragend auch für akustische Instrumente, fasst um die 100 Plätze: Kraft der Jazzausbildung in Basel, brachte von seinem Studium zwei Regieräume dienen sowohl der Ausbildung als auch profes- in Graz andere Vorstellungen mit: Ein Kompetenzzentrum für sionellen Recordings. Die Bibliothek über den Verwaltungsräum- den Jazz – nichts weniger war sein Ziel. Zusammen mit einem lichkeiten im perfekt restaurierten Altbau bietet neben Fachlitera- Dutzend Verbündeter fiel der Anfang bescheiden aus: In zwei Kel- tur, Musikdokumenten und einem kleinen George-Gruntz-Archiv lerräumen des Jugendkulturzentrums Sommercasino wurde mit auch eine willkommene Rückzugsmöglichkeit. Ein angrenzendes Unterricht begonnen, finanziert durch das Schulgeld der Schü­ Wohnhaus mit Gästewohnung und Wohngemeinschaften für Stu- lerinnen und Schüler. "1991 erhielten wir die Schulbewilligung dierende rundet das Raumangebot ab. Damit nicht genug. und ergänzten das Kursangebot mit einer vom Schweizerischen

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 46 29.10.18 10:41 Stiftung Habitat entstanden 2008 Pläne für einen Neubau an der Utengasse, mitten im alten Kleinbasel. Von Anfang an wurden alle einbezogen: Schulleitung, Dozierende, Architekten, Akusti- ker, Klimatechniker, die nötigen Fachleute. 2014 wurde das Juwel bezogen, Musikschule Jazz der Musik-Akademie Basel und das heutige Institut Jazz der Hochschule für Musik, die Teil der Fach- hochschule Nordwestschweiz FHNW ist, sind räumlich weiterhin vereint. ● Seit Sommer 2016 leitet der Bassist Kaspar von Grünigen die Musikschule Jazz. "Wir pflegen bewusst die Tradition, unser Jazzbegriff ist aber ein offener und schliesst das weite Feld der Popmusik mit ein." Als spezialisierte Schule für Laien bietet die Musikschule Jazz sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht und Fächerkombinationen für Erwachsene an, fördert Talente (TaF) und bereitet mit dem PreCollege auf das Jazzstudium vor. Ent- standen sind auch Angebote für Kinder- und Jugendbands und für Schulklassen. ● Das PreCollege ist ein gemeinsames Angebot der MAB-Musik- schulen und der Hochschulen für Musik der FHNW, Vorausset- Jazzcampus Club zungen für die Teilnahme sind Begabung und der klare Wunsch, Musik zu studieren. Musikpädagogischen Verband SMPV anerkannten Berufsabtei- ● TaF und PreCollege laufen in festen Strukturen und mit be- lung." Die Direktoren-Konferenz Schweizerischer Jazzschulen gleitender Beratung. Neben instrumentalem oder vokalem Haupt- DKSJ und ein Trägerverein wurden gegründet, 1996 an der Rei- fach stehen Ensemblespiel, Improvisation und Musiktheorie im nacherstrasse ein grösseres Domizil in einem Industriegebäude Zentrum. bezogen. ● Einer Initiative, die noch auf Alain Veltin zurückgeht und von ● Die Überführung der Berufsabteilungen der Jazz- in die Hoch- Kaspar von Grünigen mit Engagement und Fingerspitzengefühl schulen hiess 1999/2000 Integration in die Musik-Akademie Ba- weitergetragen wird, ist das Jugendjazzorchester.ch entsprungen, sel MAB; räumlich blieben "allgemeine" Jazzschule und Berufs- das landesweit Kreise zieht und auf Resonanz stösst. schule zusammen. Ley wurde Leiter der Berufsabteilung, der Pia- nist Alain Veltin übernahm die Leitung der Jazzschule, die 2008 Teil der Musikschule Basel der MAB wurde. Es war wohl die Ret- Jazzcampus tung der Jazzschule, ohne neue Trägerschaft, ohne Beatrice Oeris Utengasse 15 Stiftung Levedo und eine je hälftige Finanzierung von privater 4058 Basel www.jazzcampus.com/de/musikschule und staatlicher Seite hätte es kaum eine Zukunft gegeben, zumal in einem für Familien und Jugendliche bezahlbaren Rahmen. Aufnahmeprüfungen TaF Jazz und PreCollege Jazz: ● Inzwischen war es auch an der Reinacherstrasse zu eng gewor- Anmeldeschluss 2. März 2019 den und auf Initiative der von Beatrice Oeri mitgegründeten Prüfungsdatum 6. April 2019

Institut Jazz der Hochschule für Musik In Basel wird Internationalität grossgeschrieben – weder aus werbetechnischen Gründen noch aus Grössenwahn: Nur Diversität und die Mischung aus lokalen, nationalen und weltweiten Jazzimpulsen haben den Kristallisationspunkt Jazz- campus überhaupt ermöglicht. Von Steff Rohrbach

● Im Herbst 2018 ist der Jazz mit Bernhard Ley als Leiter in- lokal und global, ohne die aus diesem Miteinander entstehen- nerhalb der Hochschule für Musik der Fachhochschule Nordwest- de Diversität wäre die Jazzausbildung in Basel auf der Strecke ge- schweiz FHNW zum autonomen Institut geworden – als drittes blieben und hätte schweizweit keinen Sinn ergeben." und gleichberechtigt neben der Klassik und der Schola Canto- rum Basiliensis. Institutionalisierte Kooperationen und Synergien Die Dozierenden mit beiden Instituten entsprechen dem heutigen Selbstverständnis ● Zu den Dozierenden am Jazzcampus gehören Musikerinnen eines ganzheitlichen Musikstudiums und lassen gleichzeitig Spiel- und Musiker aus dem In- und Ausland, wobei sich ihre Präsen- raum für Neues wie etwa das "Laboratorium für frei improvisierte zen unterscheiden. Diejenigen aus der Schweiz haben in der Re- Musik", einer Initiative Studierender aus dem Jazz- und Klassik- gel wöchentlich sich wiederholende Pensen, die anderen arbeiten bereich. Rund 90 junge Musikerinnen und Musiker studieren im in mehreren jährlichen Blöcken. Dieses System bewährt sich und Institut Jazz, hinzu kommen momentan sieben Bandmitglieder entspricht der Realität des Musikerlebens: einerseits die konti- im Programm "Focusyear", das 2017 gestartet wurde. nuierliche Arbeit, andererseits aber auch konzentrierte Phasen, ● "Es war immer mein Ziel, nicht bloss eine weitere Jazzschule wie sie etwa neue Projekte, Tourneen oder Aufnahmesessions ver- zu gründen, sondern einen Ort, an dem die grösstmögliche Kre- langen. Alle Dozierenden, Musikerinnen und Musiker bringen ativität entstehen kann, einen kleinen Ort, der gleichzeitig die die Praxis in den Unterricht und auf die Clubbühne. grosse Welt bedeutet, weil sich hier alles um diese eine, in sich ● Der Kreis der Dozierenden umfasst derzeit Jeff Ballard, Julio unendlich vielfältige Musik dreht, die wir Jazz nennen", erzählt Baretto, Michael Beck, Daniel Blanc, Malcolm Braff, André Bu- Bernhard Ley mit leuchtenden Augen. "Ohne die Mischung von ser, Michael Chylewski, Daniel Dettwiler, Aydin Esen, Hans

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 47 29.10.18 10:41 Feigenwinter, Larry Grenadier, Tom Gsteiger, Gina Günthard, Vic Hardt, Arne Huber, Walter Jauslin, Johanna Jellici, Michael Jeup, Guillermo Klein, Domenic Landolf, Gerd Lang, Lars Lind- vall, ­Lionel Loueke, Ann Malcolm, Benedikt Mattmüller, Adri- an Mears, Lester Menezes, Matthieu Michel, Peter-Christian Miest, Christoph Mohler, Wolfgang Muthspiel, Marion Namest- nik, Bänz Oester, Uli Rennert, Jorge Rossy, Andy Scherrer, Sascha Schönhaus, Lisette Spinnler, Mark Turner, Chris Walton, Günter Wehinger, Urs Wiesner, Qiming Yuan und Patrik Zosso. ● Die Internationalisierung kam sukzessive. Was die Dozierenden an Background, Personalstilen und Einflüssen mitbringen, durch welche "Oral Academy" sie musikalisch sozialisiert wurden, fliesst im Jazzcampus ein. Dass etwa Jorge Rossy, Wolfgang Muthspiel und Guillermo Klein in Boston durch Herb Pomeroys Schule ­gingen, der Berklees beste Big Band leitete und noch mit Char- D/ZVG P :

lie Parker, Stan Kenton oder zusammengearbei- s Jazzcampus Innenhof

tet hatte, macht sich nicht in erster Linie durch Licks und Tricks, Foto Phrasierungen und Tradition bemerkbar. Vielmehr stehen Hal- tung, Hören, Konzentration auf musikalische Prozesse und Hin- renden werden fachlich kompetent betreut, zudem besteht mit gabe für die Musik, stehen Basics im Mittelpunkt, die für Studie- dem Elektronischen Studio der Hochschule für Musik eine enge rende geeignet sind, den Weg zur eigenen Stimme, zum eigenen Zusammenarbeit. Ton und Ausdruck, zur eigenen Musik zu finden. Focusyear und Ausblick Studierende aus aller Welt ● Initiiert und künstlerisch geleitet von Wolfgang Muthspiel ● Die Studierenden kommen aus der Schweiz und ganz Europa, startete 2017 mit dem Focusyear ein neues Exzellenz-Programm aus Südamerika, Australien – eine bunte Mischung spannender, ausserhalb des Hochschulrahmens, aber mit einer enormen Aus­ motivierter junger Menschen. Die musikalischen Richtungen, die strahlung darauf, auf den ganzen Jazzcampus und weit darüber sie später einschlagen, manifestieren sich nicht selten bereits bei hinaus: ein einjähriges Vertiefungsjahr für hochtalentierte Musi­ der Themenwahl von Bachelor- und Masterprojekten. Diese um- kerinnen und Musiker, die sich weltweit bewerben können, um fassen die ganze Palette von eher traditionellem bis experimen- ein ganzes Jahr als Focusyear-Band zusammenzuarbeiten und in tellem Jazz, mit Einflüssen elektronischer, klassischer oder zeit­ jeder zweiten Woche von wechselnden Koryphäen betreut zu wer- genössischer, Pop-, Latin- oder ethnischer Musik – oder stehen im den. Zwei Musikerinnen und sechs Musiker waren erstmals pri­ Zusammenhang mit Interdisziplinärem. Bandformate sind vom vilegiert, ein Jahr so in Basel zu arbeiten, hatten alle zwei Wochen Duo bis zur Big Band anzutreffen und die Gruppen bleiben oft einen Auftritt im Club, spielten auch sonst in diversen Bands und weit über das Studium hinaus und selbst bei unterschiedlichsten haben in der Szene zusätzliche Feuer entfacht. Für das laufende Lebensmittelpunkten zusammen. Jahr wurden zwei Musikerinnen und fünf Musiker für die Fo- cusyear-Band selektioniert. Die Coaches tragen bisher Namen wie Producing/Performance – Dave Holland, , Becca Stevens, Joshua Redman, der besondere Studiengang Ambrose Akinmusire, Adrian Mears, Seamus Blake, Dominique ● Im dreijährigen Bachelorstudium werden praxisnah die Fun- Girod, John Hollenbeck, Django Bates, Nils Wogram, Dave Lieb- damente für die ganzheitliche Entwicklung einer künstlerischen man, Marilyn Mazur oder Norma Winston. Persönlichkeit gelegt. Auch wenn der Kanon der Jazztradition die Grundlage bildet, steht von allem Anfang an die Förderung der ● "Mit dem neuen Ort ist unser Ansehen in der Stadt enorm eigenen musikalischen Identität im Mittelpunkt. Nach dem Ba- gestiegen, vom Stadtmarketing bis zu den Zünften; die Ausstrah- chelor bietet das Institut Jazz zwei Masterstudiengänge an: Wie lung, die vom Jazzcampus ausgeht, spornt weiter an." Bernhard an anderen Hochschulen kann der Master of Arts in Musikpäd- Ley, der so unermüdlich wie erfolgreich für die Jazzausbildung agogik Jazz erworben werden mit dem Ziel, ein hohes und mög- in Basel gekämpft hat und in seiner Arbeit auch heute kein Jota lichst eigenständiges künstlerisches Niveau und gleichzeitig die nachlässt, wird mit Jahrgang 1955 in absehbarer Zeit eine Nach- Fähigkeit zu entwickeln, Jazz zu unterrichten. folge erhalten müssen. Schwer vorstellbar, dass dies nahtlos ge- ● Speziell ist hingegen der Studiengang "Master of Arts in Musi- schehen kann. Und dennoch ist zu hoffen, dass eine neue Lei- kalischer Performance – Jazz Producing/Performance". Er ist aus tung dann mit demselben Esprit, demselben grossen Herz und der Tatsache entstanden, dass nicht zuletzt durch neue Techno- der­selben fast kindlichen Freude am Jazz und den Facetten der logien Prozesse wie Komposition, Realisation, Produktion und Jazzausbildung das Werk weiterführen wird. Mit dem Jazzcampus Performance zunehmend ineinanderfliessen und dass sich der und dem Institut Jazz, immerhin, könnte die Basis kaum besser Alltag von Musikerinnen und Musikern laufend verändert: vom sein. Musik schreiben und entwickeln über das Aufnahmestudio bis zur Bühne und allem dazwischen. Wer will, dass die eigene Musik Jazzcampus so klingt, wie sie soll, benötigt dazu entsprechendes Know-how. www.jazzcampus.com ● Der Studiengang verbindet künstlerische Kreativität mit heuti- Studienjahr 2019/2020: gen Technologien im analogen wie im digitalen Bereich. Er wird Informationstag 16. Januar 2019 mit den Modulen Performance, Komposition und Realisation Anmeldefrist 2. März 2019 angeboten, davon kann ein Schwerpunkt gewählt werden, die Aufnahmeprüfungen 1. bis 15. April 2019 anderen beiden Module sind Kombinationsfächer. Die Studie-

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 48 29.10.18 10:41 Der Jazzunterricht in Lausanne: EJMA und HEMU In der Westschweiz begann der institutionalisierte Jazzunterricht etwas später als in der Deutschschweiz, wo die ersten Schulen schon Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre gegründet worden waren. Von Christian Steulet

EJMA i cc u l r a C h ep s D/ZVG/Jo P Atrium EMJA Foto: Foto:

❚ In der Romandie ist die Zahl der Musikerinnen und Musiker kleiner, ebenso wie der Markt, was sowohl die Absatzzahlen für Tonträger als auch die Auftrittsmöglichkeiten betrifft. Trotzdem wurden in Genf (Association pour l’encouragement de la musique Club Chorus improvisée AMR) und in Lausanne (Association Musique Ac­tion Lausanne MAL, dann Onze Plus) schon früh erste kollektive Musikateliers gegründet, die als erfolgreiche Wegbereiter wichtige zieren. Er wurde 1999 im Quartier du Flon eingeweiht, das da- Funktionen übernehmen konnten. Die Ateliers des Vereins AMR mals im Aufbruch war und heute zum kulturellen Zentrum Lau- sind heute institutionalisiert. In Lausanne bildete sich erst zehn sannes geworden ist. Jahre später eine formelle Organisation, die sich dem Jazz und ❚ Nach dieser Pionierzeit wurde der Jazzunterricht akzeptiert und der populären Musik widmete. erhielt für die musikalische und didaktische Landschaft der West- schweiz einen sinnbildlichen Charakter. Der Unterricht wurde Ecole de Jazz et de Musique Actuelle (EJMA) mit Zertifikaten formalisiert, die Lehrer publizierten häufig ihre ❚ Nach der Gründung einer ersten EJMA im Wallis 1983 be- eigenen Methoden und realisierten künstlerische Projekte mit gann Christo Christov ein Jahr später auch in Lausanne. Kräfti- zahlreichen Partnern. Diese rasche Entwicklung hat zur Grün- ge Unterstützung fand er bei Jean-Claude Rochat, einflussreicher dung anderer Musikschulen im Kanton Waadt geführt, die heute Waadtländer Politiker, begnadeter Pianist und nebenbei verant- von einem neuen legislativen Rahmen profitieren: Ihre Anerken- wortlich für den Jazzclub CHORUS. Das Projekt wurde jenseits nung ist gewährleistet. der Richtungskonflikte realisiert, die damals die Jazz-Szenen ❚ Seit 2010 hat sich der Unterricht in der EJMA auf drei Säu- spalteten. So vereinte der Musikunterricht der EJMA (fast) alle len reorganisiert: eine subventionierte Sektion (Schülerinnen und Traditionen, die aus der afroamerikanischen Musikkultur hervor- Schüler von 4 bis 25 Jahren), die sich um den Basisunterricht gegangen waren. Die Schule vereinigte eine neue Generation von kümmert, eine Pré-HEM-Sektion, die auf den Eintritt in die Mu- Musikerinnen und Musikern, die ihre eigene Didaktik in einer sikhochschulen vorbereitet, und eine selbsttragende Abteilung Mischung aus Blues, Gospel, Rock, Chanson und Jazz vorschlu- für Erwachsene, die 38 Prozent der Schülerinnen und Schüler gen. umfasst. Die EJMA verwaltet auch ein öffentliches Dokumenta- Die Nachfrage im Bereich des alternativen Musikunterrichts war tionszentrum – die "Ejmathèque" –, die partnerschaftlich mit der damals gross, weil die Konservatorien Jazz und populäre Musik Bibliothek des Konservatoriums und der Musikhochschule Laus- als Fremdkörper betrachteten. Basierend auf diesen Erfahrungen anne zusammenarbeitet. Diese Mediathek ist die einzige ihrer Art gelang es mit viel Lobbyarbeit, einen eigenen Neubau zu finan- in der Westschweiz.

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 49 29.10.18 10:41 ❚ Diversität und Austausch sind zwei zentrale Aspekte der EJMA zum Beispiel. Die EJMA wird von Julien Feltin geleitet, der 2015 – nebst den fachlichen: Die Erfolgsquote der Pré-HEM-Sektion Nachfolger von Stefano Saccon wurde. bei den Aufnahmeprüfungen in Musikhochschulen erreicht denn ❚ Das EJMA-Gebäude ist zum pulsierenden, zum "klingenden auch nahezu 100 Prozent. Zur Zeit sind 25 Studierende in die- Bienenstock" geworden, wo wöchentlich Tausende Menschen ein- ser Abteilung eingeschrieben, die eigenständige Projekte reali- und ausgehen. sieren und im lokalen und regionalen Musikleben gut integriert sind. Dazu hat die EJMA auch ein eigenes Kulturprogramm ent- wickelt und profitiert von einem reichen Netzwerk von Clubs, Festivals und Museen der Region: Montreux Jazz Festival, Le Mehr Informationen unter: www.ejma.ch Bourg, CHORUS, Musée de l’Hermitage und Musée de l’Elysée Anmeldefrist Pré-HEM: 6. Mai 2019 Aufnahmeprüfungen: 7./8. Juni 2019

Haute Ecole de Musique Vaud Valais Fribourg (HEMU) – Site du Flon à Lausanne Die Abteilung Jazz der Musikhochschule Lausanne startete 2006 und teilte damals die Musikstudios mit der EJMA. Dieses Provisorium fand 2014 mit der Einweihung zweier neuer Gebäude neben der EJMA ein Ende. Von Christian Steulet

❚ Die neuen Häuser brachten neue Musikstudios, Verwaltungs- denten immatrikuliert: 15 im Pop und 72 im Jazz. Die gesamte büros und einen Konzertsaal im Untergeschoss, die "BCV Con- Musikhochschule Lausanne zählt heute 500 Studierende mit 39 cert Hall". Die Abteilung Jazz wurde bis 2015 von George Robert verschiedenen Nationalitäten, wobei Italien und Frankreich als geleitet, der nach langer und schwerer Krankheit 2016 gestorben Nachbarländer am zahlreichsten vertreten sind. ist. Dieser neue "Site du Flon" wurde 2016 mit der Gründung einer neuen Abteilung "Musiques Actuelles" bereichert – Musik- Enge Zusammenarbeit zwischen Jazz und Pop arten, die man im deutschsprachigen Raum als "Pop" bezeichnet. ❚ Die Jazz- und Pop-Abteilungen der Musikhochschule Lausan- Aktuell sind in beiden Abteilungen 87 Studentinnen und Stu- ne arbeiten eng zusammen, um den Studierenden eine möglichst

PLAY YOUR OWN THING!

Studieren an der grössten Jazzschule der Schweiz.

PreCollege/Bachelor/Master Informationen und Anmeldung Hämi Hämmerli, Besuchen Sie uns … Leiter Institut für Jazz und Volksmusik … in der Jazzkantine Luzern, [email protected], unserem eigenen Clublokal, www.jsl.ch T +41 41 249 26 54 … auf unserem eigenen Internet-Radiokanal http://audio-hslu.ch … am Info-Tag vom 28. November 2018 50 www.hslu.ch/musik

SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 50 29.10.18 10:41 vollständige und diversifizierte Ausbildung zu bieten. Gemäss den sistée à l’ordinateur (MAO)" von Sébastien Kohler ausgebildet. Zielen der spezialisierten Hochschulen ist diese Ausbildung im Der Bereich "Musique à l’image" kooperiert eng mit der "Ecole Hinblick auf die Herausforderungen des aktuellen Musikmarktes Cantonale d’Art de Lausanne (ECAL)". Seit 2017 ist einer der konzipiert. In der Ausgabe 1/18 von Jazzthing erklärte Thomas aktuellen Preisträger des Schweizer Musikpreises, der Bassist und Dobler, pädagogischer Leiter der Abteilungen Jazz und Pop: "Un- Komponist Marcello Giuliani, verantwortlich für Sounddesign sere Studierenden sollen von Anfang ihrer Ausbildung an bei uns und Popkultur. Um diese breite Palette von Ausbildungen zu ent- Praxiserfahrungen sammeln und schnell ins Berufsleben einge- wickeln, arbeitet Laurence Desarzens, Leiterin des "Site du Flon", führt werden." Dieses Ziel erfordert ein gutes Netzwerk mit loka- an einem neuen Projekt, dem Studio Flon 4, das 2019 eingeweiht len, regionalen und europäischen Kulturakteuren. In diesem Sinn wird. Dort werden die Studierenden von einer höchst qualitativen wird die Priorität zum einen auf Partnerschaften gelegt, die eine Infrastruktur profitieren, um Musik aufnehmen, verarbeiten und langfristige Betreuung ermöglichen, zum anderen auf den Aus- produzieren zu können. tausch mit anderen Schweizer Musikhochschulen, zum Beispiel ❚ Die stilistische Diversität, die zur "Hausmarke" des "Site du mit der Pop-Abteilung Zürichs oder der DKSJ. In der Agenda des Flon" geworden ist, widerspiegelt sich in den zahlreichen Work- Produktionsbüros des "Site du Flon" stehen jährlich mehr als 160 shops, die in den zwei letzten Jahren stattfanden. Sie wurden von Konzerte und Veranstaltungen. Einige der prominenten Jazz- und Pierre Favre (Drummer, Perkussionist, Komponist), Piers Faccini D/ZVG P : s Eingang und Konzertsaal Foto

HEMU Popmusiker der Schweizer und der Europäischen Musikszenen sind in Lausanne als Dozenten tätig: zum Beispiel Jean-Pierre Schaller (Bass), Marcel Papaux und Cyril Régamey (Schlagzeug), (Autor, Komponist), François Jeanneau und Seamus Blake (bei- Susanne Abbuehl (Gesang), Bänz Oester (Kontrabass), Francis des Saxophonisten), Wynton Marsalis (Trompeter, Komponist), Coletta und Vinz Vonlanthen (Gitarre), Patrick Muller und Emil Hervé Sellin (Pianist, Komponist), Sylvain Luc und Nguyen Lé Spanyi (Klavier), Robert Bonisolo (Saxophon), René Mosele (Po- (beides Gitarristen und Komponisten), den Journalisten Thomas saune), Jean-François Baud und Matthieu Michel (Trompete). Blondeau, Simon Reynolds und Didier Varrod, dem Bassisten ❚ Die stilistische Vielseitigkeit der Ausbildung geniesst Priorität und Komponisten Björn Meyer, den Bassisten Christian Weber an der Musikhochschule Lausanne. Diese didaktische Ausrichtung und Etienne M’Bappé und dem Schlagzeuger Félix Sabal-Lecco ist noch stärker geworden mit der Gründung der Pop-Abteilung, geleitet. Diese Aufzählung ist aber nicht vollständig. die junge Musikerinnen und Musiker mit anderen Horizonten ❚ Wie dargestellt, sind die Abteilungen Jazz und Pop der Musik- empfängt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Geschichte der hochschule Lausanne in einem ständigen Weiterentwicklungspro- populären Musik und ihrer Herkunft im Bachelorstudiengang zess, der in neue Projekte mündet. Die Studierenden spielen re- weniger wichtig wäre. Die Studierenden lernen Standards ken- gelmässig im Rahmen von Festivals der Westschweiz (Montreux, nen und müssen sich mit den Entwicklungen befassen, die zur Cully, Onze Plus) und auf lokalen und regionalen Bühnen. Es heutigen Musiklandschaft geführt haben. Ein spezieller Akzent werden aber auch spezielle Projekte in Zusammenarbeit mit ande- wird zudem auf Forschungsarbeiten gelegt, die zu Bachelor- und ren Institutionen entwickelt – etwa mit Museen, anderen Hoch- Masterdiplomen führen. Diesbezüglich wird eine vertiefte Ausei- schulen, Ecole Polythechnique Fédérale de Lausanne (EPFL). Sie nandersetzung mit ihrer eigenen Praxis verlangt, etwa im Bereich interpretieren sowohl historische Repertoires als auch neue per- der Musikpädagogik. Diese Arbeit wird vom "Institut Romand de formative Musik. Ihre Diplomarbeiten sind auch im Rahmen der Pédagogie Musicale (IRPM)" unterstützt – eine weitere Abteilung Radiosendung JAZZZ (RSR/Espace 2) live zu hören. der HEMU –, deren Animatoren ebenfalls im "Site du Flon" ar- ❚ Basierend auf den Synergien zwischen der EJMA und der beiten. HEMU ist somit das Unterrichtszentrum "Flon" in Lausanne zu einem der wichtigsten musikalischen Praxis- und Didaktikzentren Musikmanagement und Diversität der Schweiz geworden. ❚ Seit einigen Jahren gibt es auch in der HEMU Jazz & Pop von Lausanne eine Ausbildung in Management und Musikmarkt, die HEMU – Site du Flon Jazz in Zusammenarbeit mit der "Fondation Chanson et Musique et Musiques Actuelles Côtes-de-Montbenon 26 Actuelle (FCMA)" angeboten wird. Dort werden die Studieren- 1003 Lausanne den mit Fragen der Kommunikation, der digitalen Welt, von Mehr Informationen unter: www.hemu.ch Autorenrechten im Bereich Musik und der komplexen aktuellen Konzertlandschaft konfrontiert. Im Bereich Studio- und Musik- Anmeldefrist für Aufnahmeprüfung: voraussichtlich 1. März 2019 aufnahme werden sie von Philippe Weiss und in "Musique as-

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 51 29.10.18 10:41 reich Rock/Pop spielen und improvisieren lor-Studiengang vorbereitet. Das Studium über Jazzkompositionen, Jazzmusiker ma- beinhaltet Unterricht auf dem Hauptins- chen sich mit Pop und Rock vertraut. "Die- trument oder Gesang, dem Nebeninstru- se Cross-Style-Methode des Studierens ist ment, in Bandworkshop und Theoriefä- eine Spezialität von uns", sagt Schulleiter chern. Alle Fächer können an einem Un- Albert Landolt. "Sie führt zu einer breiten terrichtstag absolviert werden. Der Studien- Grundausbildung aller am Programm Be- gang Bachelor of Arts (Hons) Music ist von WIAM – teiligten und wird seit 17 Jahren von den der Middlesex University London validiert. Akademie für JazzRockPop Studierenden sehr geschätzt." Neu: Studiengang Master of Arts Am Winterthurer Institut für aktuelle Flache Hierarchien in Musikpädagogik Musik (WIAM) kann seit August 2018 Prägend für die Ausbildung am WIAM sind Erstmals seit diesem Semenster bietet WIAM zusätzlich zum Bachelor of Arts (Hons) auch die flachen Hierarchien. Studierende den Studiengang Master of Arts in Mu- Music erstmals der Studiengang Mas- haben jederzeit Zugang zu Unterrichtenden sikpädagogik an. Der Master ist von der ter of Arts in Musikpädagogik belegt sowie der Schulleitung. Dozierende und Ka­laidos-Musikhochschule und damit von werden. Von Pirmin Bossart Studentenvertreter werden in Entschei- einer vom Bund akkreditierten Musikhoch- Das 1997 gegründete WIAM ist eine Aka- dungsprozesse miteinbezogen. "Das gute schule national und international aner- demie zur Ausbildung professioneller Mu- Klima ist ein wichtiger Nährboden für Un- kannt. siker und Musikerinnen sowie Musik-Päd- terrichtserfolg." WIAM hat insgesamt 32 Dozierende, na- agoginnen und -Pädagogen. Derzeit sind Das Institut befindet sich vier Minuten vom tional und teilweise international renom- am WIAM gegen 100 Musikstudierende Bahnhof entfernt, mitten in einem leben­ mierte Musiker, die über eine Fülle von aus der ganzen Schweiz eingeschrieben. digen Quartier mit Gastronomie, Kultur Unterrichtserfahrung verfügen. Die An- Sie belegen das einjährige Vorstudium, den und Schulen. Die über 20 Unterrichtsräu- zahl der Unterrichtenden scheine im Ver- Bachelor- oder Masterstudiengang sowie me sind mit zeitgemässer Infrastruktur aus- hältnis zu den Studierenden hoch zu sein, das berufsbegleitende Teilstudium mit Ab- gestattet. Band- Workshops und Abschluss- sagt Landolt. "Dies hat damit zu tun, dass schluss Fähigkeitsausweis I. konzerte finden im schulinternen Konzert- gewisse Instrumente nur von wenigen Stu- WIAM ist eine der wenigen Musikakade- raum mit Bühne statt. Teilweise werden dierenden belegt, aber trotzdem von quali- mien in der Schweiz, in der Popmusik und sie auch in externen Clubs durchgeführt fizierten Dozierenden unterrichtet wer- Rock sowie Jazz gleichermassen unterrich- (Albani, Esse). Im Aufnahmestudio finden den." tet werden. Das Programm kann mit Fo- Recordingkurse und Bandaufnahmen statt. WIAM kus auf Pop/Rock oder Jazz abgeschlossen Im Vorbereitungsjahr werden Musiker und Untere Vogelsangstrasse 7 werden. Die Lektionen werden stilüber­ Musikerinnen gezielt auf die Aufnahme- 8400 Winterthur greifend unterrichtet: Studierende im Be- prüfung in den allgemeinbildenden Bache- www.wiam.ch

Pre-College Infoveranstaltung Dienstag, 29. Januar 2019 | 19 Uhr Musikzentrum Florhofgasse, Kleiner Saal Florhofgasse 6 | 8001 Zürich www.precollege.ch

Die fokussierte Vorbereitung auf ein Musikstudium in den Bereichen Pop/Rock/Jazz oder Klassik.

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 52 29.10.18 10:41 Jazzschulen Romandie und Tessin

Kalaidos In der Zeitspanne einer Generation sind Jazzunterricht Fachhochschule in der Westschweiz und im Tessin zahl- in St. Gallen Zürich reiche Jazzschulen gegründet worden. Ihre heutige Ausrichtung und ihr di- Die ehemalige Musik- und Jazzschule Die Kalaidos Fachhochschule Schweiz – daktisches Angebot kennzeichnen sich St. Gallen heisst heute Musikzentrum die Hochschule für Berufstätige – bietet durch eine grosse Diversität aus. St. Gallen. Hier wird neben Klassik und laut ihrer Homepage zwei Studiengänge Von Christian Steulet Volksmusik auch Jazz unterrichtet. Von im Bereich Jazz & Pop an. Pirmin Bossart Von Steff Rohrbach Die einen Schulen konzentrieren sich auf Das Musikzentrum St. Gallen blickt auf Der Bachelor of Arts FH in Musik mit Ver- eine klare stilistische Richtung – sei es eine lange, traditionsreiche und bewegte tiefung in Jazz und Popular Music ermög- Jazz, Rock oder Pop – die anderen öffnen Geschichte zurück. In den Sechzigerjahren licht den Studentinnen und Studenten ein eine breite Palette, die von der Musik bis wurde das Musikzentrum – damals noch zeitlich und örtlich flexibles und individu- Theater, Tanz und weiteren performativen Musik- und Jazzschule genannt – als erste alisiertes Berufsstudium in Jazz & Pop Mu- Künsten reicht. Von der Struktur her sind Musikschule auf dem Platz St. Gallen ge- sic. Aus einem internationalen Netzwerk diese Schulen entweder autonome Vereine gründet. Seit jeher war und ist die Schule von Dozierenden wählen Studierende be- wie die AMR in Genf oder Teil eines Kon- unter dem Dach der Klubschule Migros vorzugte Dozenten und Dozentinnen aus servatoriums wie in Neuchâtel und Frei- Ostschweiz organisiert. und bestimmen Studiendauer, Lektionsfre- burg. Andere haben sich als öffentlich-pri- Heute geben in den drei Fachbereichen quenz und Prüfungszeitpunkte weitgehend vate Stiftung etabliert, wie die EJMA in Klassik, Jazz und Volksmusik rund 40 qua- selbst. Über die genauen Studieninhalte Lausanne, die Ecole des musiques actuel- lifizierte Lehrpersonen ihr Wissen und können sich Interessenten im Studienfüh- les (ETM) in Genf oder Ton sur Ton in La Können an musikbegeisterte Jugendliche rer der Website informieren. Chaux-de-Fonds. Nachfolgend werden sie und Erwachsene aller Niveaustufen – vom Der Master of Arts FH in Musikpädagogik in der chronologischen Reihenfolge ihrer Anfänger bis zum angehenden Musikstu- mit Vertiefung in instrumentaler/vokaler Gründung kurz präsentiert. denten – weiter. Und dies an bester Lage Musikpädagogik mit Schwerpunkt Jazz in den Gebäuden des Bahnhofs St. Gallen. und Popular Music bereitet die Studentin- Neben Einzelunterricht bieten die Lehr- nen und Studenten optimal und in engem AMR/CPMDT Genève kräfte zahlreiche Möglichkeiten an, um in Kontakt zu ihren späteren Berufsfeldern Gruppen zu musizieren: Workshops, Kam- auf eine Tätigkeit als Musik-Pädagogin oder 1973 schlossen sich viele Musikerinnen mermusik, Ensembles. Ausserdem können -Pädagoge vor. Sie bestimmen weitgehend und Künstler aus Genf und der Region Kenntnisse in Musiktheorie, Komposition den Studienverlauf und die Studiendauer zu einem Verein zusammen, mit dem oder Arranging erworben oder vertieft wer- selbst. Auch hier gibt die Website über die Ziel, neue Auftrittsorte zu finden, ver- den. Die Schule entwickelt laufend neue genauen Studieninhalte Auskunft. schiedensten Anlässen zu organisieren Tagesworkshops – auch Weiterbildungsan- und die Musikerziehung im Bereich gebote für Musiklehrpersonen – zu inter- Kalaidos Musikhochschule Jazz, traditioneller und improvisierter essanten Themen. Einzelne Jazzworkshops Jungholzstrasse 43 Musik zu entwickeln. 8050 Zürich laufen schon seit Jahrzehnten mit densel- [email protected] Die "Association pour l’encouragement de ben Teilnehmern. www.kalaidos-music.ch la musique improvisée (AMR)" wurde rasch In St. Gallen werden sämtliche Jazz rele- auch zu einer politischen Kraft in der Stadt vanten Fächer angeboten. Claude Diallo Genf. Sie kämpfte unter anderem für die präsentiert seine persönliche Jazz-History, Errichtung eines permanenten Musikzent- spielend am Klavier. Neben Komposition, rums mit Übungslokalen und Konzertsaal. Songwriting, Complete Vocal Technique, Anfang der 1980er-Jahre wurde dieses En- Basiskurs Bühnentechnik (Hardstudios Win- gagement mit Räumlichkeiten in der ehe- terthur), Notationskurs mit Sibelius, Im- maligen Bibliothek des Quartier des Pâquis pro-Shops, Pop-Rock-Workshop oder dem belohnt. Seither ist das vierstöckige Haus Trombone-Workshop gehört ganz neu auch No 10, Rue des Alpes –"Sud des Alpes" Sounddesign zu den Angeboten. Ebenso genannt – zu einer Hochburg des städti- ist man daran, die Reihe "Masterclass im schen kulturellen Lebens geworden. Jähr- Bahnhof" aufzubauen. Ausserdem bietet lich werden dort mehr als hundert Kon- die Konzertreihe "Musik im Bahnhof" re- zerte, Jam Sessions und ein internationales gelmässig Jazzkonzerte. Jazzfestival organisiert. Dazu kommt das Open Air Festival "L’AMR aux Cropettes", Musikzentrum St.Gallen das während fünf Tagen lokale Talente auf Bahnhofplatz 2 zwei Bühnen präsentiert. Christian Rentsch 9001 St.Gallen www.musikzentrum-sg.ch nennt dieses Abenteuer ein "kreatives musi- kalisch-soziales Projekt": "Wohl nirgendwo Die fokussierte Vorbereitung auf ein Musikstudium in der Schweiz ist der Austausch über die Grenzen von Generationen und Stilen hin- in den Bereichen Pop/Rock/Jazz oder Klassik. weg so lebendig wie in der AMR, spielen die grossen Namen so uneitel mit Frisch-

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 53 29.10.18 10:41 lingen und aufstrebenden Talenten, Main- Sektion Jazz Département Jazz du stream Jazzer mit Free-Spielern und Elek- du Conservatoire Conservatoire de Musique troniktüftlern" (In: "Dreissig Jahre Hart- Fribourg (COF) de Neuchâtel (CMNE) näckigkeit: die Genfer AMR und das Sud des Alpes"/Schaffhauser Jazzgespräche Edi- Die Jazzsektion des Konservatoriums Das Musikkonservatorium von Neuen- tion 03, 2010). Freiburg wurde schon 1979 unter der burg ist eine fast hundertjährige Institu- Bereits 1975 haben verschiedene Musiker Federführung des Pianisten und Kom- tion, die an zwei Ausbildungsstandorte der Gründergeneration (Olivier Magnenat, ponisten Max Jendly gegründet. angesiedelt war: Der eine befand sich in Jacques Siron, Maurice Magnoni und an- Sie hat sich stetig entwickelt und empfängt Neuchâtel, der andere in La Chaux-de- dere) einen gezielten Unterricht in Form heute 400 Studierende. Mehr als 4'000 Fonds. wöchentlicher Ateliers von zwei Stunden Musikerinnen und Musiker bilden sich ins­ Das Musikkonservatorium ist seit 2007 kan- vorgeschlagen. Da werden fünf bis sieben gesamt am Konservatorium Freiburg aus. tonal anerkannt und spezialisiert auf Ins- Teilnehmerinnen und Teilnehmen mit der Die Sektion Jazz bietet zwei Ausbildungen trumental- und Vokalmusik. Aus Spargrün- Basis der kollektiven Improvisation kon- an, die eine für Amateure mit anschliessen- den wurde 2017 der Standort der Musik- frontiert. Diese Ateliers sind offen für alle dem Zertifikat, die andere als Vorberufs- hochschule Neuchâtel vom Kanton ge- Interessierten und werden von einem Mu- schule mit maximal vier Jahren Unterricht schlossen, was heftige Proteste auslöste. Lei- siker geleitet, der in der Szene gut etabliert und anschliessendem Diplom auf der Basis der wurde kürzlich dieser Entscheid vom ist. Somit hat die AMR einen didaktischen eines persönlichen Projektes. Staatsrat bestätigt, obwohl eine Volksini- Prozess eingeführt, der sowohl Anfänger Die Sektion Jazz des COF arbeitet intensiv tiative die Beibehaltung einer beruflichen und erfahrene Musikerinnen zusammen- mit lokalen und regionalen Kulturakteuren Musikausbildung in Neuchâtel verlangt. schliesst. Die Basisidee war, mit einem wie zum Beispiel dem Jazzclub "La Spira- Seit 2009 verfügen Studierende und Dozie- solchen kollektiven Prozess schneller und le" in der Unterstadt Freiburg zusammen rende über ein brandneues Gebäude neben besser zu lernen. Für den individuellen Un- und holt regelmässig berühmte Jazzmusi- dem Bahnhof, wo 1800 Leute musizieren terricht (Theorie und instrumentale Kurse) ker zu Workshops: Adam Nussbaum, Marc können. Insgesamt sind 2'100 SchülerInnen gibt es seit dreissig Jahren eine enge Zusam- Copland, Dave Liebman und viele andere. und Studierende am Konservatorium ein- menarbeit zwischen AMR und dem Con- Neben individuellem Unterricht (Schlag- geschrieben. servatoire Populaire de Musique, Danse et zeug, Bass, Gesang, Gitarre, Klavier und Das Jazzdepartement des CMNE richtet Théâtre (CPMDT), einer Institution, die Saxophon) sind die Dozenten auch aktiv sich an Erwachsene, die sich weiterbilden seit den 1930er-Jahren als Alternative zum im kollektiven Unterricht mit speziellen möchten und an Junge, die sich auf das klassischen Konservatorium aktiv ist. Kursen in Ear Training, Theorie, Jazzkultur Studium an einer Musikhochschule vorbe- Nach langen Erfahrungen mit den Ateliers und Big Band. reiten. Die Ausbildung erfolgt auf drei hat sich die AMR in den Neunzigerjahren Schienen: individueller Instrumentalunter- reorganisiert und das Angebot auf drei Säu- www.fr.ch/cof/culture-et-tourisme/musique/ richt, kollektiver Unterricht in der Jazzspra- len gestellt: erstens ein Basisunterricht mit culture-musicale-jazz che und kleine Workshops mit drei bis Ateliers, zweitens die "filière certificat" mit sechs Studierenden. Zusätzlich sind sie in einer Supervision der Schülerinnen und die Big Band eingeladen, die Steve Muri- Schüler und abschliessendem Diplom und Ecole des musiques set leitet. Neu wird auch die Möglichkeit drittens die "Ecole Pro Jazz", die 1997 von actuelles (ETM) angeboten, sich parallel im Jazz und in der der AMR und dem CPMDT gegründet klassischen Musik auszubilden. worden ist. Da können die Studierenden 1983 in Genf durch den Gitarristen Ga- zwei oder vier Jahre lang einem Unterricht bor Christov gegründet, hat sich die www.cmne.ch/enseignement/departement- folgen, der die Türe zu den Musikhoch- Ecole des Technologies Musicales (ETM) jazz/bienvenue-au-departement-jazz/ schulen öffnet. Die Ateliers wurden mit der – wie sie früher hiess – als erste Rock- Zeit vielfältiger, das Angebot reicht vom schule der Westschweiz Anfang der Modern über Latin Jazz, Blues und Rock, 1990er-Jahre etabliert. Département Jazz et von Solopiano und Gesang bis zur Big Es folgte eine rasche Entwicklung und Öff- Musiques Actuelles de Ton Band. Dazu gehören auch spezielle the- nung des Unterrichtes sowohl hinsichtlich sur Ton La Chaux-de-Fonds matische Ateliers, im laufenden Jahr zum zeitgenössischer Musikströmungen wie Hip- Beispiel " und Ragas", "Miles Hop als auch elektronischer Musik. Durch Das "Centre des Métiers des Arts de la Second Quintet", "Early Bop" oder "Do diese Diversität hat sich die ETM auch Scène et du Spectacle Ton sur Ton" wur- Brazil". mit der Jazztradition befasst: Sie bietet de 2001 als private Stiftung gegründet. verschiedene Ateliers, die eine Brücke zwi- Es ist als regionales Zentrum organisiert, das www.amr-geneve.ch schen Blues, Jazz und Pop schlagen. Die sich verschiedenen künstlerischen Ausbil- www.cpmdt.ch Schule ist heute von Stefano Saccon gelei- dungen widmet. Diese Interdisziplinarität tet und Teil der Confédération des Ecoles ist einmalig in der Schweiz. Sie zeigt sich Genevoises de Musique (GEGM), die als in der Abteilung "Arts sans Frontières", die Koordinationsstelle des Musikunterrichtes Vermittlungsprojekte und Netzwerkarbeit im Kanton Genf seit 2010 Zukunftsvisio- zwis-chen mehreren Kulturakteuren des nen entwickelt. schweizerischen und französischen Juras im Bereich Theater, Zirkus und "Arts de www.etm.ch la Rue" betreibt. Dazu gehören Jazz, Pop, www.cegm.ch Theater, Tanz und Zirkuskünste. Die Ton sur Ton Stiftung ist in einem Gebäude be- herbergt, das über mehrere Praxisstudios und Säle verfügt. Dazu gehört auch ein Theatersaal mit 480 Plätzen. Mehr als 500 Studierende sind dort in Ausbildung.

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 54 29.10.18 10:41 Das Département Jazz et Musiques Actu- elles wird von achtzehn Dozierenden ani- miert, die einen individuellen Unterricht für folgende Instrumente anbieten: Bass- Impressum: gitarre, Schlagzeug, Beatbox, Gesang, Key- JAZZ'N'MORE GmbH board und Klavier, Flöte, Gitarre, Saxo- Birmensdorferstrasse 20, CH-8902 Urdorf phon und Violine. Diese Angebote werden Special: mit theoretischen Kursen, Workshops und Jazzschulen der Schweiz Masterclasses ergänzt. Somit ist das Projekt Herausgeber: Peewee Windmüller vergleichbar mit der EJMA in Lausanne. Redaktionsleitung: Steff Rohrbach Autoren: Pirmin Bossart, Das Département ist als Vorberufsschule Frank von Niederhäusern, anerkannt, die Studierenden das nötige Steff Rohrbach, Bruno Spoerri, Wissen vermittelt, die an einer Musikhoch- Christian Steulet schule ihr Studium fortsetzen wollen. Fotos: Dragan Tasic, Luca D'Alessandro und div. Bilder zur Verfügung gestellt www.tonsurton.ch Gestaltung: Theres Windmüller

Sec tion Jazz du Conservatoire de Musique Montreux

Montreux war die erste Jazzschule im Kanton Waadt und ist seit 1999 eng mit dem Jazzfestival Montreux verbunden. Aktuell sind rund 200 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben. Die Schule bietet sowohl Einzel- und Gruppenunterricht als auch theoretische Fächer und Ear Training.

www.conservatoire.ch

Scuola di Musica Moderna Lugano (SMUM)

Die Scuola di Musica Moderna Lugano (SMUM) ist 1994 dank der finanziellen Hilfe der Stadt Lugano und des Erzie- hungs-, Kultur- und Sport Departements des Kantons Tessin entstanden. Mit Sitz in Lugano und Losone ist die SMUN heute die wichtigste Ausbildungs- stätte für Jazz und moderne Musik im Kan- ton Tessin. Sie deckt alle Niveaus der Mu- sikausbildung: Anfängerkurse, Weiterbil- dungskurse für Erwachsene und eine Vor- berufsschule. Sie wird von Guido Parini und Giorgio Meuwly geführt, die von einem Verein mit prominenten Musikern (Franco Ambrosetti, Billy Cobham unter anderen) unterstützt wird. Die PreCollege Abteilung der SMUM, Mit- glied der DKSJ, arbeitet ständig an der Aus- bildung junger MusikerInnen, um den An- sprüchen der Musikhochschulen gerecht zu werden. Diese Ausbildung dauert maximal vier Jahre und beinhaltet sowohl theore­ tische Kurse (Jazzgeschichte, Ear Training und rhythmische Musiklehre) als auch Ins- trumentalunterricht mit verschiedenenWork- shops (u.a. Repertoire, Improvisationstech- nik). Seit ihrer Gründung wurden mehr als 2000 junge MusikerInnen ausgebildet.

www.smum.ch

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 55 29.10.18 10:41 ABO

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SPEC_Jazzschulen der Schweiz_Layout_NEU.indd 56 29.10.18 10:41 JNM_06_18_57-60_NP.indd 57 lich, transparent, echt. echt. transparent, lich, S seiner in Haltung diese sich reflektiert sich schelmischen gegen uns sen globales unser dass den, dichten sich sich dichten darf. gen dem tung und und tiefschürfender wie nurgisch-humorvoller Peter leben.” zu sich es lohnt dafür schon Planeten. unserem an können haben Freude noch Generationen kommenden die auch damit einsetzen. Frieden und Verhältnisse te humane eine terhin meinen mit ich kann Vielleicht mache. Jahreszeiten die W meiner in sich widerspiegeln S die sauberen seiner Hinter perfider. mer gerät. I mandem. nem mei zwischen Verbindung eine gibt Es danken. L darf. bereiten Freude eine M Glück sönliches gegenüber. ben ” Rohrbach Von Steff Projekt. neuen nem sei zu Schärli Peter schreibt läuft”, Welt der in was registriere, Ich Klängen. mit nur ”AlsMusiker beschäftige ich mich nicht dass ich mein mein ich dass Z Studio ins mo am Jazz-Festival von von Jazz-Festival am Sanre von Jazz-Festival am VomLive-Gig C der auf neuen vier drei stammen sinfonische z Orchester sinfonischen einem mit brosetti Am Franco dass Mal, erste das nicht ist Es S V Ankli Von Ruedi men. nung nicht gesucht, aber gerne angenom ehrgeizigen Musikern hat er diese Begeg n de I u eb u o ub ol ch ch m ch Peter Schärli Peter Franco Ambrosetti auf sinfonischen Pfaden sinfonischen auf Ambrosetti Franco en an r Vorgeschichte dieser C dieser r Vorgeschichte sammenarbeitet. Im Gegensatz zu vielen r einigen Jahren hatte er für das das für er hatte Jahren r einigen che Eindrücke von heilen und unheilen unheilen und heilen von Eindrücke che W en gelernt habe, habe ich der der ich habe habe, gelernt en weizer weizer lim kommt sie daher, einfach, geläutert, ehr geläutert, einfach, daher, sie kommt lim sch, weil ich anderen mit meinem meinem mit anderen ich weil sch, derungen durch mein mein durch derungen M A n letzten Jahren ist mir noch klarer gewor klarer noch mir ist Jahren n letzten L el S eben und meiner meiner und eben us D ache mir meine Gedanken, habe eine Hal eine habe Gedanken, meine mir ache us ch t liebloser, unmenschlicher, brutaler. K er ' er - onz iker. iker. ärli ist und war schon immer ein so pa- so ein immer schon war und ist ärli D I M L mm rü heilige' heilige' ab A W en erten all jenen jenen all erten cken der präzisesten präzisesten der cken uf el unit erscheinen. unit el I erhin: erhin: ah A A schen, der Gesellschaft, dem dem Gesellschaft, der schen, A L n se nahmen gemacht. gemacht. nahmen I rt l rt rr eb ch m ch uf rnehmungen, wie ich sie auf den den auf sie ich wie rnehmungen, M angements, die zusammen mit zusammen die angements, hetzer und Populisten wehren, wehren, Populisten und hetzer en mit mit en us D K auern ein ein auern W iner wohltuend verschmitzt- wohltuend iner ” ap M ache nicht nur für mein per- mein für nur nicht ache ik. ik. S el T A us italismus funktioniert im funktioniert italismus an he he t wollen, sich für gerech- für sich t wollen, m di M I ikmachen schadet nie schadet ikmachen remo im im remo ch b ch S M N us L M ys D A ea us eb rektesten äussert sie sie äussert rektesten

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N Foto: PEeewee Windmüller Foto: PD/ZVG/Priska Ketterer den den die um mir geht Es vertonen. Bilder keine mache, ich ” der ligurischen ligurischen der und Umgebung Genueser seiner von neuen, – mit ren, ohne äusseren äusseren ohne ren, beim beim s und einstürzte so einfach stürzte, k und geübt und geübt gebracht, Papier zu ken Gedan hat lassen, wirken sich auf Umgebung die A N T berührender –ein treffender sicherer, voller, Ein den und dringt aussen nach ments den nach im sich Universum. Universum. M nicht sehr motivierten – lokalen – lokalen motivierten sehr nicht war 1938 ein sehr erfolgreicher ”Jazz- erfolgreicher 1938 sehr war ein Conti, Jazzern als Pflicht der mit Gleichschritt im sozusagen Gelegenheit, die A anderes. ein sein und wurde dann zum zum dann wurde und ge aber was arrangiert, traditioneller etwas sind ” gelhorn; C neuen dieser jenes zwar dem dem aners co wunderschön interpretierte ” cal- auch anderem (unter sik Franco inspirierten einem mit ersten seiner einem von K schrieb. gements O M chenden anspre und abgerundeten die wie Vergnügen, beiden sind. hören ben eingeladen. ter ter- D rade passt: passt: rade und Francos ” Francos und N dem dem im Bereich der italienischen Unterhaltungsmu- der italienischen im Bereich 2013 der verstorbenen Ferrio, Gianni von der Zeit der D ­in ow W chen in den den in chen o o om te uf ie ie er erfahrene erfahrene er un w un unz rc spirierter spirierter us as mponiert. mponiert. n. en lier lier nahmen für das Fernsehen machte, hatte er hatte machte, Fernsehen das für nahmen hester- D S drei übrigen übrigen drei K simo simo ik ist eine unvorstellbare unvorstellbare eine ist ik S position von Freddie Hubbard von 1962 von – Hubbard Freddie von position T S is Eigenkomposition ”Un uomo disabitato” disabitato” uomo ”Un Eigenkomposition is irigent irigent M ong ” ong I la n ich komponiere, will ich nicht wissen, was was wissen, nicht ich will komponiere, n ich ongs einzuspielen, die auf der neuen C neuen der auf die einzuspielen, ongs o mp ar ar T ex !” us d. ng. ng. S om Jobim, seine letzte letzte seine Jobim, om A T S tett zu einem zu einem tett ch on seiner seiner on A mb rovisieren und auch beim beim auch und rovisieren ical der der ical N W I ch uf A ’m T I unz ang Hutters der Zeit ausgesetzt, hat ausgesetzt, Zeit der Hutters ang S ch b ch K T D he he I in M uf rosetti ihre ihre rosetti nahmen beweisen. ärli für für ärli n ei on es N an A er er T A dungen und Geraden seines seines Geraden und dungen as nahmen, für deren vier er die die er vier deren für nahmen, T S S od od ac i ist auch die die auch i ist ls ls S siner siner K ll ll K g, den dieser seiner Frau widmet. widmet. Frau seiner dieser den g, n ro D eginne aus dem dem aus eginne il an T simo simo nem zweiten zweiten nem A hi ür m ür üs hdem die die hdem as as li in the the in li A S M it der umtriebige umtriebige der mpeter, mpeter, D rr riss, kam er zurück nach nach zurück er kam riss, S p” von 1941 Fran von p” von das und na, Fattorini und Valeri die sie die Valeri und Fattorini na, mi elsong ” elsong us T te inspirierten inspirierten te er er us ec angements – wie erwähnt aus erwähnt – wie angements W A ro R R sage oder Geschichte, keine keine Geschichte, oder sage les”, ein beliebter beliebter ein les”, S it den den it uf ep ik die die ik N oc hzigerjahre ” hzigerjahre A mpete, dort, wo das das wo dort, mpete, ad ta unz uf A trag. trag. ertoire dieses dieses ertoire hen in Genua, hat sich im sich hat Genua, in hen K ioaufnahmen – stammen –stammen ioaufnahmen S ndard; ndard; uf takt mit ”Crisis” ist eine eine ist ”Crisis” mit takt A D om A ol S i hatte i hatte tritt mit dem – leider – leider dem mit tritt lb T , n rr W M i auf, mit spürbarem spürbarem mit i auf, ky T S he he ponist für für ponist I en für Blue Blue für en angeur und und angeur ri D ch l ch ur das das ur el S A in or ”, ein luftiger und ”, luftiger ein ebfeder hinter den den hinter ebfeder im ch L mb t verändern? t verändern? N fonikern und den den und fonikern K S N andi-Brücke ein andi-Brücke K ui ur ea in asse entstehen, entstehen, asse S ic M ension, wie das das wie ension, A ritt nahmen die nahmen ritt D om za” des Brasili rosetti am Flü am rosetti T on fonie- t mb hts zu skizzie zu hts K ut as rness of You” rness R he he O W om position vor position zende zende gs. gs. au simo simo rc M rosetti und rosetti A ei M S Yearling”, S ponieren. ponieren. m erfüllt. m erfüllt. hester ist ist hester be us lls lls L ch in O O on N eg nds ist ist nds I ik, um ik, A rc rc I a). a). lager” lager” ns ot A M N nn g aus M rr ende ende A hes hes D ar unz e –, us tru en an be S ere ere

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T D field. field. nahmen weisen in die Zukunft. En- Zukunft. die in weisen nahmen er (b) und (b)und er üsste ihr nur zuhören wollen.” wollen.” zuhören nur ihr üsste it tett, in dem dem in tett, eJ g ist eine hörenswerte Ballade aus Ballade hörenswerte eine g ist T T Gregory Hutchinson(dr) W is, ” is, el stammen von einem leicht mo leicht einem von stammen el ri uchlaube D A R ohnette, ohnette, o mit Jan Jan o mit ay en en mb (unit/Membran) D A ne Horvitz, Horvitz, ne A an D A rosetti auf dem S

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­57 New Projects Kaos Protokoll – Kein Jazz und doch nichts anderes Stücke dieser dritten CD von Kaos Protokoll sehr stark geprägt, was ”Everyone Nowhere” zu einer sehr persönlichen Platte mache. ”Ich habe das Gefühl, bei jener Musik ging es vielmehr um eine Sound-Ästhetik, als um die Komposition [verstan- den als der Vorgang des Zusammensetzens]. Das Gefühl, der Mood steht im Zentrum, und so ent- standen auch unsere aktuellen Stücke.” Und so ist es unter Umständen nur die überaus breite Palette an Persönlichem, das die vier – mit dem Spoken Word Artist Mr. Are Dot als Gast: fünf – Musiker in die Stücke bringen und sie ober- r flächlich betrachtet als Jazz-fremd erscheinen ve

lo lassen. Da ist zum Beispiel Pink Floyd der frühen C

e 1980er-Jahre, die gleich im Opener ”Flash Frame” n

e in Form der quirligen Synthesizer-Sequenz deut- lich durchscheinen. Sodann erinnern die Struk­

/ZVG/G turen einiger Tracks an Genesis in der Urbeset- D zung. Und wer will, hört aus den kühl-syntheti- schen Sounds Nils Petter Molvaer aus den 90er-

Foto: P Foto: Jahren. Ob nun alle diese Einflüsse tatsächlich Nicht selten passt aktuelle Musik in keine wird ”Everyone Nowhere” im Pressematerial be- dem Jazz fremd, oder ihrerseits lediglich moder- Schublade. Dass für sie erst ein Gefäss ge- schrieben, von ”Modern Spiritual Jazz” ist die ne Interpretationen von Errungenschaften des schaffen werden muss, ist eines ihrer über- Rede. Solche Begriffs-Schöpfungen sind Versu- Jazz sind, kann offen bleiben. Sie machen indes zeugendsten Qualitätsmerkmale. che, die Vielschichtigkeit einer modernen Musik einmal mehr klar, wie unzulänglich Kategorisie- Von Christof Thurnherr in Worte zu packen. Immerhin dienen sie als hilf- rungen sein können. ■ Nicht nur dem Hörer und Kritiker, sondern auch reicher Einstieg ins Gespräch, und Bene Wieland, dem Künstler selbst fällt die Selbstbeschreibung Bassist und Leader von Kaos Protokoll ergänzt oft schwer. Auch wenn sich – wie bei der neuen sofort: ”Mit solchen Bezeichnungen möchten wir Veröffentlichung von Kaos Protokoll – die Musik ausdrücken, dass wir gar nicht unbedingt im widerstandslos in die Gehörgänge windet, bleibt Jazz-Kontext gesehen werden wollen. 'Jazz' als doch erfreulich lange unklar, wonach denn da Kategorisierung wird unserer Musik sicher nicht dieses Neue klingt. Erste Hinweise ergeben sich gerecht.” allenfalls aus der Zusammensetzung einer For- Tatsächlich hat der Begriff ”Jazz” bekanntlich so- mation. Da sind Saxophone und eine Bassklari- wohl eine öffnende und eine einschränkende Kon- nette, die sich naturgemäss vom auditiven Hinter- notation. Jede begriffliche Umschreibung weckt Kaos Protokoll grund abheben. Da sind der E-Bass und ein relativ Erwartungen, die naturgemäss nicht erfüllt wer- Everyone Nowhere traditionell zusammengesetztes, wenn auch mo- den, wenn es sich eine Musik zur Aufgabe ge- Bene Wieland (db, moog), Luzius Schuler (keys, effects), dern gestimmtes Schlagzeug. Und da sind ver- macht hat, das Bekannte zu überwinden. Und Simon Spiess (s, b-cl), Flo Reichle (dr, electronics) schiedene Keyboards, ergänzt mit Electronics und doch macht Kaos Protokoll vieles, was im Grunde (Prolog Records/Godbrain, Broken Silence, Believe Digital) Effekten. Daraus ergibt sich zumindest schon genommen Jazz ist. Da ist zum Beispiel die Im- mal, dass Kaos Protokoll Jazz nicht traditionalis- provisation, die nicht nur live eine zentrale Rolle tisch versteht. spielt. Oder das Selbstverständnis einer Spiritua- Weitere Hinweise kann das Begleitmaterial einer lität, wie sie in der Musik Coltranes der 1960er- 18.11. Moods, Zürich Veröffentlichung bringen. Als ”Post Future Beats” Jahre anklang. Letztere habe die Komposition der www.kaosprotokoll.com Fee Stracke – Musikalische Sitzgelegenheiten Vermutlich machen sich nicht viele Men- rahmen zu konzipieren oder die Thonet-Stühle, schen Gedanken, wie ein Stuhl oder ein die aus der neuen Möglichkeit, Holz zu formen, Hocker klingen könnte. Dabei scheint eine entstanden sind. Menge Musik in Möbelstücken zu stecken: ”Beim Komponieren habe ich mir Vorgaben ge- Die Berliner Pianistin und Komponistin setzt, um zu anderen Sachen zu kommen, als Fee Stracke hat auf ihrer CD ”Instrumental wenn ich – wie sonst – aus dem Bauch heraus ge- Chairs” akribisch und mit viel Spass Möbel schrieben hätte.” erforscht. Von Angela Ballhorn So standen – unterstützt von einem Recherche-

Der Weg dahin war ungewöhnlich: ”Beim Banff- und Kompositionsstipendium sowie einer Studio- as Workshop 2012 hatte mir Dave Douglas andere Förderung des Berliner Senats – Museumsbesu- rmok

Möglichkeiten zu komponieren aufgezeigt, zum che und Studien von Bauplänen, Prospekten, Ka- e S

Beispiel eine Bergkette als Melodie zu verwen- talogen oder Anträgen an. ”Gustav Hassenpflug e l i

den. Ich finde es reizvoll, Aussermusikalisches als hatte in der Nachkriegszeit einen Antrag für sein v o

Vorgabe zu nehmen. Auf meiner übermüdeten Baukastenprinzip geschrieben: Möbel für den D Rückreise begann ich am Flughafen in den Stuhl- kleinen Mann zum Nachkaufen. Das, was heute /ZVG/

reihen Rhythmen und Melodien zu erkennen. Das IKEAs Ivar und normal ist, war damals ganz neu.” D war der Startpunkt.” Die Idee hinter einem Möbelstück diente Fee Stra- Bei einer Vernissage in Berlin attestierte der cke auch als Inspiration. ”Der Wunderhocker von Künstler Götz Loepelmann der Pianistin, dass ihre Wera Meyer-Waldeck ist ein Kindergartenmöbel, P Foto: Stücke wie Möbelstücke seien, die der Ausstel- der abgerundet ist und somit Schaukel sein kann. lung dienten und den Raum füllten. ”Er erzählte Das lässt dem Kind viel Freiraum für Fantasie.” Bei mir von Erik Saties Musique d'ameublement. So der Umsetzung half Fee Stracke eine gut agieren- formte sich die Idee, mich mit Musik und Möbeln de Band mit Berit Jung am Kontrabass, Hampus zu befassen. Bei den Möbelstücken, die ich aus- Melin am Schlagzeug und dem Gitarristen Daniel «Eine heroische Geschichte gewählt habe, stehen immer interessante Ideen Meyer. Warum zwei Akkordinstrumente, die Fra- dahinter.” ge wurde der Pianistin häufiger gestellt. Meyer voller Humor, Spannung Fee Stracke besuchte Museen und Archive, um kennt sie aus der Improvisationstheater-Szene, in und Abenteuer.» Objekte zu untersuchen und Konzepte der Gestal- der beide musikalisch unterwegs sind. ”Ich mag Fee Stracke ter zu verstehen. Die Kompositionen sind von den Gitarre, habe selber als Kind Gitarre gespielt. Ich Instrumental Chairs Massen, Materialien und Formen der Warteraum- spiele sehr reduziert und verwende selten dicke Fee Stracke (p), Daniel Meyer (g), Berit Jung (b), Traversen aus dem Flughafen, dem Ulmer Hocker, Voicings, mag das Einfache. Im Grunde ist meine Hampus Melin (dr) dem Stahlrohr-Freischwinger und dem Kaffee- Band eine Art Trio, bei dem Gitarre und Klavier (unit/Membran) hausstuhl aus Bugholz inspiriert. wie ein Instrument sind. Alle Möbelmelodien sol- Gewöhnliche Sachen neu denken, das haben die len singbar sein, mit den einfache-ren Linien als ausgewählten Möbelstücke gemeinsam: Marcel Ausgangsmaterial hat man auf der Bühne mehr Breuers Idee, seinen Freischwinger aus Fahrrad- Möglichkeiten und mehr Spass.” ■ www.feestracke.com ­58 JAZZ AB 1. NOVEMBER IM KINO

JNM_06_18_57-60_NP.indd 58 29.10.18 10:33 *WAW_InsD_210x148_jazz.indd 1 JNM_06_18_57-60_NP.indd 59 *WAW_InsD_210x148_jazz.indd 1 « AB 1. NOVEMBER IMKINO Eine heroische Geschichte Geschichte heroische Eine voller Humor, Spannung A chen pi und der der und pi M wird.chen rückter die ist fällt dem mit Produktion D V vor. Meisterstück ein Sauter Tomas rist Gitar der legt Nearby” Faraway ”The Mit chen chen wichtigsten wichtigsten aufgespannte dahinfliegenden leichtfüssig kurze zwei auf bis der und Gitarristen Bieler den auf nämlich deutet Einiges erraten. zu vermutlich es ist für sämtliche sämtliche für nb er k er o T it v it n Modestin Georg T eginn grossen grossen eginn om änzelnde Grooves, sangliche Melodien sangliche Grooves, änzelnde und Abenteuer.» on der Partie sind der Bassist Bassist der sind Partie der on W M reative reative as as ald versetzt, wo das das wo versetzt, ald elodielinien. Echo Magazine S ound, der einen in einen frühmorgendli S T au K en S la K ter. ch I T orist orist mp op ngqualität, auf die das das die auf ngqualität, it weizer Jazzern der (inzwischen) (inzwischen) der Jazzern weizer el verantwortlich zeichnet: die zeichnet: verantwortlich el W f hinter der neusten Catwalk- neusten der f hinter rovisationsrahmen, die sangli die rovisationsrahmen, W üs D W T er om ste man dies nicht, so wäre wäre so nicht, dies man ste it as t legt: Hier ist es ein ent ein es ist Hier t legt: el ” el K enic enic beim Hören weiter auf ol T L lektivimprovisationen lektivimprovisationen he F he ic

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Foto: PD/ZVG/Yoshiko Kusano L S A K A standene thematischen dem Groove. einen noch l eine ist ‘Evolutions’ sprünglichen. Handyaufnahmen dienen mir dann als als dann mir dienen Handyaufnahmen ich die oft sehr fluiden fluiden sehr oft die ich Voice dem mit beite i zu notieren; nichts lange möglichst mich, mühe die ich, anderen Bei auf. mente Frag einzelne nehme und Computer dem mit bei ein oder Groove ein nie, gedacht sind. S seiner Entstehung der Bei I eine weder gibt Es habe. geschrieben Hauptmelodie die nur ich der bei ” doch lässt können”. gestalten meine die Generation, der so und, den an ler K dessen von und gehören Generation mittleren dass ich ich dass dann diese diese dann andere eine jemand vor, dass auch es zu kommt und ab und nerhalb der notiere. Grooves ektivimprovisation, die nach dem dem nach die ektivimprovisation, c mp M uz ev om au au uf ” uf lb h improvisiere möglichst unbefangen und ar- und unbefangen möglichst h improvisiere ei um um ius ius in Chesham am am Chesham in rovisation.” ter seine Gitarre mit einem mit Gitarre einem ter seine ter unterschiedliche unterschiedliche ter positionen.” ne ne T S he F he S ie d ie L S M M ch ie T tü K he us us blingsmusikern gezählt werden; ferner S ulers ulers cke, die ganz klar vom Groove her her Groove vom klar ganz die cke, ient als als ient lan I R de araway araway K au ik funktioniert im im funktioniert ik men, men, ik organisch zu entwickeln. entwickeln. zu organisch ik L I ho om de ea gwolke ist eine freie gemeinsame D e weiterverfolgen, statt meiner ur meiner statt e weiterverfolgen, ter seinen seinen ter des, ebenfalls Vertraute Vertraute ebenfalls des, ie e für einen Groove hat und wir und hat Groove einen e für der, ”zwei ”zwei der, positionen sehr Freiheiten, viele positionen R D

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CRÉATION ORIGINALE : Foto: PD/ZVG New Projects Manuel Troller und die Amplituden des Verschwindens Mit dem Trio Schnellertollermeier stösst Gitarrist Manuel Troller weit über die Schweiz hinaus auf Beachtung. Sein ers- tes Soloalbum ”Vanishing Points” ist nicht minder ein Beispiel dafür, wie konsequent sich dieser Musiker mit der flüchtigen Sound-Materie beschäftigt. Von Pirmin Bossart b i

Schnellertollermeier ist ein eingeschworenes Trio, e nl

das mit Minimal-Essenzen, Pattern-Rhythmik, Dy- e

namik und Intensität arbeitet. Sound wird Form, rt Form wird Sound. Als Solist habe er bewusst eine he Sc

Hinwendung zu kleineren Amplituden gesucht, t a sagt Manuel Troller. ”Die Stücke steuern nicht auf e klare Höhepunkte zu, sondern bewegen sich eher ZVG/B

in Wellen und Zuständen.” / Sein und Entschwinden D Seine Gitarre, gekoppelt mit Effekten, ist eine o: P Soundmaschine, aber gleichzeitig ein sehr be- Fot wusst gehandhabtes Instrument, mit dem der Support von Marc Ribot. Er sammelte Material, Das Solospiel führe unvermeidlich zu einer grund- Musiker denkt und lenkt, Impulse absorbiert und das oft nur aus kleinen Skizzen oder bestimmten legenden Auseinandersetzung mit sich selber, selektioniert. So kreiert er, sehr formbewusst und Klängen bestand. ”Wenn mich etwas davon sel- sagt Troller. Und das mache den Prozess auch so präzise, aus dem Experimentieren heraus eine ber überrascht und mein Interesse länger und im- interessant. ”Ich meine zumindest, dass mich dies Musik mit einer eigenen Dringlichkeit, hinter wel- mer wieder geweckt hat, habe ich daran weiter- auf jeden Fall weitergebracht hat. In Bezug zur cher das Ego, das sich gemeinhin produzieren gearbeitet oder diese Ideen bewusst sehr offen Klarheit in Ideen, aber auch in Bezug zur Haltung will, verschwindet. Troller: ”Mir gefällt es zurzeit, gelassen und versucht, ein Minimum an Material als Künstler.” ■ wenn Musik für sich stehen kann, wenn das Ego zu fixieren, mit dem ich freier umgehen kann.” eines Künstlers hinter die Musik tritt und meine Hingabe und Kontrolle Entscheidungen in den Stücken vielleicht gar nicht Mit 18 Minuten Länge ist ”Wormhole” ein zentra- mehr als solche wahrgenommen werden.” les Stück des Albums. Ein tickendes Monstrum Der Titel ”Vanishing Points” zielt auf diese Intenti- mit repetitiver Grundmatrix und atmosphärischen on. Etwas schaffen, das eine Atmosphäre hat und Variationen und Verdichtungen. Andere Stücke Emotionen reflektiert, aber gleichzeitig auch dem wie ”Hologram”, ”Untitled #3” oder ”Vanishing Flüchtigen und Geheimnisvollen Raum gibt, die Point” enstanden improvisatorisch im Studio oder ein Musikerlebnis erst richtig lebendig machen, aus minimalen Skizzen. ”Bei 'Hologramm' hatte ich weil den Zuhörenden nichts aufdiktiert wird. Trol- die Gitarre spontan anders gestimmt und ledig- Manuel Troller ler hat sich auch den Sound seiner Spielweisen lich einen Klang im Kopf, den ich verwenden woll- Vanishing Points genau überlegt. ”Heute wird oft sehr offen bis te.” Manuel Troller (g) harsch gemischt. Ich wollte einen detaillierten Das Stück ”As Long As You Do What They Say” (Three:Four Records) und plastischen Klang, der satt und warm ist, zu- beginnt mit einem Industrial Puls, in den sich gleich Brillanz hat und der leise schon präsent ist. ­entschlüpfende Klänge und motorische Salven Den man auch – wenn man Lust darauf hat – auf- mischen. Perkussive Sound-Skelette eines Musi- drehen kann, ohne dass es wehtut.” kers, der in einer Gleichzeitigkeit von Hingabe und 15.11. Solo – Record Release, Helsinki, Zürich Troller begann vor drei Jahren, solo zu spielen – Kontrolle seine Sprache weiterentwickelt. Auch 15.12. Solo – w. Charles Hayward, Le Bourg, Lausanne unter anderem beflügelt von einem Auftritt als Neugier und Lust sind stets im Spiel. www.manueltroller.com Riccardo Del Fra – Moving People ten Touren durch Europa und nach Japan beglei- Schlagzeilen aus den News oder als nackte so­ tet. Angekommen im Zenit der traditionellen eu- ziologische Fakten betrachtet werden könnten, in ropäischen Jazz-Szene zieht er um nach Paris, wo einen sehr persönlichen Kontext stellt und damit er u. a. mit Barney Wilen, Bob Brookmeyer und sich, und auch den Hörer, als direkte Betroffene in Toots Thielemans zusammenarbeitet. die Geschichten miteinbezieht. Ein anderer würde sich auf den Lorbeeren aus­ Die meisten Kompositionen steigen achtsam be- ruhen, alle paar Jahre wieder ein altgedientes Li- schwingt in ein Thema ein und führen dann über

e ne-up zusammenstellen und die treuen Fans mit einen dramatischen Mittelteil auf eine alternative einer weiteren Tranche bedienen. Nicht so Del Betrachtungsweise. Es sei ein Album, das voll und ass

c Fra, denn die Musik ist nicht das Einzige, was ganz von Empathie geprägt sei, kommentiert Del

Du ihn umtreibt. Bereits während seiner Ausbildung Fra seine Kompositionen. Indem er diese Themen zum professionellen Musiker studierte Del Fra aufgreift und so explizit zum Gegenstand einer

stian parallel an der Sapienza Soziologie. Und es ist musikalischen Diskussion macht, will er ganz of- ri

h diese zweite, alternative Ebene, mit der Welt in fensichtlich wachrütteln, auf Missstände auf- Kontakt zu treten, die ihm inzwischen so wichtig merksam machen. Damit nutzt er sehr wirkungs-

/ZVG/C geworden ist, dass sie aus jedem Ton seiner aktu- voll die viel zu selten bedachte Funktion von Mu- D ellen Kompositionen spricht. sik. Denn was will gute Musik anderes, als Men- Der Titel ”Moving People” wird in seiner ganzen schen zu bewegen. ■

Foto: P Foto: Vieldeutigkeit erkundet und die zehn Kompositio- Auf ”Moving People” wirft der italienische nen beleuchten sehr viele brennende Themen des Bassist Riccardo Del Fra einen empathi- Hier und Jetzt. Da ist die Hektik, die das heutige schen Blick auf die Menschen und ihr Le- Leben prägt – und die so treffend im das Cover ben in der heutigen Welt. zierenden Gemälde ”Por La Calle” des argentini- Von Christof Thurnherr schen Malers Ricardo Mosner wiedergegeben Riccardo Del Fra, Jahrgang 1956, kam viel herum wird. Da sind – auf einer dramatischeren Ebene – in der Welt des Jazz. Seine musikalische Lauf- die Flüchtlingsströme, die beispielsweise in Stü- bahn begann er am Konservatorium in Frosinone. cken wie ”The Sea Behind” oder ”Children Wal- Riccardo Del Fra Bereits in seinen frühen Jahren als Bassist spiel- king (Through a Minefield)” thematisiert werden. Moving People te er nicht nur mit zahlreichen italienischen Grös- Und überall schwingt die Hoffnung mit, dass Tomasz Dabrowski (tp), Jan Prax (ss, as), Rémi Fox (ss, bari-s), sen wie Enrico Pieranunzi, Maurizio Giammarco, ­Störendes beseitigt, dass Leid gelindert werden Carl-Henri Morisset (p), Jason Brown (dr), Riccardo sondern stand auch mit Legenden wie Art Farmer, kann. Titel wie ”Around the Fire”, der auf die Re- Del Fra (db, arr, comp), special guest: Kurt Rosenwinkel (g) Dizzy Gillespie, Art Blakey, Sonny Stitt, Lee Ko- flextionen eines lodernden Feuers in den Augen (Cristal Records/Belive) nitz, Horace Parlan und vielen anderen auf der einer versammelten Menge Bezug nimmt, oder Bühne. 1979 wird Chet Baker auf Del Fra aufmerk- ”Cieli Sereni”, der der CD einen versöhnlichen sam und es folgen neun aufregende Jahre an der Ausklang gibt, sprechen Bände. Spannend ist da- Seite des Saxophonisten, den er auf ausgedehn- bei, wie Del Fra diese Themen, die auch als www.riccardodelfra.net ­60 JAZZ

JNM_06_18_57-60_NP.indd 60 29.10.18 10:33 ‚ , Blues n ROOTS

des Kennedy Centers im Jahr 1997. Alle wa­ ren sie versammelt: Muddys letzte Ehefrau, Verwandte, Freunde, ehemalige Mitmusiker, doch Larry blieb aussen vor, ihn hatte nie­ mand auf der Liste. ”Die Kennedy Center-Sa­ che hat mich angestachelt, mein musikali­ sches Erbe anzutreten. Ich begann, unter dem Namen Jr. in Clubs auf der Westside aufzutreten, tat mich mit Rick Kre­ her, dem Gitarristen der letzten Band meines Vaters zusammen, sang an den Muddy Wa­ Mud ters Tribute Shows in Westmont und produ­ zierte ”Fall Waters Fall”, mein Debutalbum.”

Danach überschlugen sich die Ereignisse: Morganfield 2009 trat Mud Morganfield zusammen mit seinem Halbbruder Big Bill Morganfield am Son Of The Chicago Blues Festival auf und tourte durch den amerikanischen Süden, bevor Europa ihn Hoochie Coochie Man in die Arme schloss. Severn Records nahm in

Foto: PD/ZVG Foto: unter Vertrag und veröffentlichte ”Son of the Trotz einer Monsterreise von drei Tagen mit Umwegen und Verspätungen zeigte sich Seventh Son” und ”For Pop: A Tribute to Mud­ dy Waters”, welche sofort in die Blues-Charts Larry ”Mud” Morganfield Ende Juni bei seiner Ankunft in Bellinzona erstaunlich frisch vorstiessen. und frohgemut. Der älteste Sohn der prägenden Blues-Ikone Muddy Waters freute sich zu sehr auf seinen Auftritt an den Blues Sessions, um Müdigkeit durchscheinen zu las- ”Ich bin schon als Kopie bezeichnet worden. sen und war gerne bereit, mit JAZZ’N’MORE über sein Leben, seine Musik und natürlich Das hat mich verletzt. Ja, ich singe viele Songs über seinen Vater zu plaudern. Von Marco Piazzalonga meines Vaters, aber wer sonst hat das grös­ sere Recht oder die Verpflichtung dazu, als Es sind nicht nur die Mimik, die Bewegungen. sein Sohn? Doch ich bin nicht Muddy Waters, Es ist die Stimme, die einen umwirft. Larry Into The Music ich bin Mud Morganfield!” ■ ”Mud” Morganfield spricht und singt genau Seit er sich erinnern kann, klopfte Larry auf wie Muddy Waters. Dabei ist der Sohn gross­ allem Verfügbaren herum. Muddy überrasch­ teils ohne seinen Vater aufgewachsen. Es ist te ihn schliesslich mit einem Schlagzeug. ”Ich ein offenes Geheimnis, dass Muddy ein ”Wo­ wollte unbedingt Drummer werden, die Mu- manizer” war, ein ”Mannish Boy”, der schöne sik steckte in mir. Was ich weniger mochte, Frauen liebte. Zwar legal verheiratet mit Ge­ waren die Begleiterscheinungen des Musiker­ neva, hofierte Muddy in Chicago längere Zeit daseins. Das Unstete, das Kommen und Ge­ Mildred McGhee, welche ihm am 27. Septem­ hen, welches ich bei meinem Pop erlebt hatte. ber 1954 den gemeinsamen Sohn Larry ge­ Obwohl meine Mutter immer für mich da war, Mud Morganfield bar. Larry erinnert sich: ”Bis ich sechs oder fehlte mir ein Vater.” Larry wechselte später They Call Me Mud sieben war, wohnten wir in einem Apartment­ vom Schlagzeug an den Bass, dachte aber Mud Morganfield (voc, b), Rick Kreher (g), Billy Flynn (g), haus auf der South Side, Höhe 46. oder 47. (noch) nicht an eine professionelle Karriere. Er Studebaker John (harm), Sumito Ariyoshi (p), E.G. McDaniel (b), Melvin Carlisle (dr) plus guests & horns Strasse, welches der Chess Familie gehörte. arbeitete als Truck Driver, gründete eine Fami­ (Severn Records) Einige der Chess Artists wohnten dort. Jody lie und spielte ab und zu mit lokalen Bands Williams, Willie Mabon, Hubert Sumlin. Ich den Sound seiner Generation: , war aber zu jung, um den musikalischen As­ The Temptations, Johnny Taylor, Isaac Hayes. Diskographie pekt zu verstehen. Das waren einfach Freunde ➤ Fall Waters Fall (2008) von meinem Pop. Ihn selber sah ich, wenn er Becoming Mud ➤ Son of the Seventh Son (Severn/2012) müde von den Tourneen zurückkehrte. Als ➤ For Pops: A Tribute to Muddy Waters Morganfield (Severn/2014) meine Mutter und er sich dann trennten, zo­ ➤ They Call Me Mud (Severn/2018) gen wir weg. Doch konnte ich Pop immer an­ Ausschlaggebend dafür, ins Blues Biz einzu­ www.mudmorganfieldblues.com rufen.” steigen, war eine Muddy Waters Tribute Show ­61 JAZZ

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Dave Keyes asic Mr. Human Jukebox Foto: Dragan T Foto:

Nicht nur verblüfft Dave Keyes mit seinem breit gefächerten, äusserst unterhaltsamen Repertoire querbeet durch alle Sparten der amerikanischen Musik. Der Pianist aus New York City unterhielt ausserdem am Rande des Blues To Bop Festival Lugano eine illustre Schar Interessierter mit einer spannenden, gut einstündigen musikalischen Reise durch die Geschichte des Blues. Dies wiederum rief natürlich JAZZ’N’MORE auf den Plan. Hier ein Auszug aus dem Gespräch mit einem der faszinierendsten Rootsmusic-Künstler. Von Marco Piazzalonga

JNM: Beeindruckt an deiner Geschichte der Bluesmusik hat nicht aber schon nach wenigen Monaten und wollte den Bettel hinschmeis- nur dein historisches und musikalisches Wissen. Die Gabe, 150 Jah- sen. Meine Mutter jedoch fand einen Lehrer, der mir die populären Hits re Black Music kompakt und überblickbar zusammenzufassen, so- jener Tage schmackhaft machen konnte. Ich glaube, ”Downtown” von wie eine adäquate Songauswahl dazu treffen und diese kommentie- Petula Clark war der erste Song, den ich lernte (lacht). Im Alter von ren zu können, muss man zuerst besitzen. W.C. Handy, Bessie Smith zwölf Jahren dann wechselte ich zu einem Pianisten, der eher aus oder Muddy Waters drängen sich ja auf, Blind Willie McTell oder der Jazz-Ecke kam. Er brachte mir das Improvisieren bei und steuerte Tampa Red nicht unbedingt, aber unter dem Strich ging es komplett mich in die richtige Richtung. Ausserdem genoss ich in der High auf. School ­einen ausgezeichneten Musikunterricht und spielte Piano und DK: In dieser Form eine solche Story of the Blues zu präsentieren, war Trompete in der Schulband. eigentlich auch für mich Neuland. Ich habe versucht, das Ganze am ”Call and Response”-Faktor aufzuhängen, d. h. die Grundlagen zu er- JNM: Und neben der Musik? Wie war es, zu jener Zeit im Big Apple klären, anschliessend nach Jahrzehnten vorzugehen und dazu jeweils aufzuwachsen? ein oder zwei Songbeispiele vorzustellen. Für die Einführung habe ich DK: It was fun! New York war und ist ein kultureller Schmelztiegel. mir ein paar Sätze notiert, anschliessend war es ein freier Flug (lacht)! Meine Eltern schleppten mich überallhin mit. Als Kind war ich zwar Klar habe ich in Interviews schon ausführlich über meine verschiede- nicht immer begeistert davon, ich wollte Basketball spielen, ich wollte nen musikalischen Einflüsse diskutiert, aber als reine Präsentation ... Baseball spielen! Aber all die verschiedenen Einflüsse! In jenem Alter nein, noch nie! Am nächsten kam dem vielleicht die Konzerttour, die bekommst du natürlich noch nicht alles auf die Reihe, doch im Unter- ich kürzlich durch China machen durfte. Das Motto hiess ”Rocking the bewusstsein saugst du es auf. Heute weiss ich, dass es unheimlich Blues”. Da kommentierte ich nicht – die Zuschauer verstanden ja kein wichtig war für meine Entwicklung. Englisch – sondern spielte mich einfach durch die verschiedenen Ären durch. Ich startete mit einem Jelly-Roll-Morton-Song, sprang zu einer Back To The Roots Duke-Ellington-Nummer, dann kamen Chuck Berry, The Beatles, Mud- JNM: An welchem Punkt wurden Blues und Rootsmusic wichtig für dy Waters. Dazwischen streute ich eigene Songs. Das Konzert basierte dich? auf dem Blues, doch wir landeten schliesslich bei Michael Jackson. DK: Das geschah schon zu meiner High-School-Zeit. Ich hörte mir Jazz Und ganz zum Schluss stimmte ich einen chinesischen Popsong an. Zu Radio Shows an, wo z. B. Count Basie gespielt wurde. Als ich 14 oder Beginn waren die Leute reserviert und staunten, aber die Connection 15 war, erlebten wir ein Ragtime-Revival, und das fand ich cool. Ich war schnell gemacht. Ja, alle sangen ganz begeistert ”What’d I Say” sah Willie ”The Lion” Smith, oder mehr dem Jazz zugewandt, Earl mit: ”Hey – hey, ho – ho” usw.! Hines und Eubie Blake. Künstler wie sie öffneten mir die Augen für Pia- nomusik. Zu diesem Zeitpunkt spielte ich auch schon in Bands, in lo­ JNM: Wie sieht deine eigene Geschichte aus, worauf basiert deine kalen Rock-Formationen, wurde auf Leon Russell aufmerksam, ent- musikalische Karriere? deckte Ray Charles. Und dann kaufst du ja auch Alben, z. B. von den DK: Ich bin mittlerweile sechzig Jahre alt und stamme aus New York Allman Brothers, schaust dir aufgeregt die Credits an, und fragst dich, City. Meine Eltern liebten Musik, machten Musik, aber nicht im grossen wer ist bloss dieser McKinley Morganfield oder dieser Blind Willie Stil. Mit sieben erhielt ich klassischen Piano-Unterricht, hasste diesen McTell? Oder nehmen wir die mit ihren Country-Wurzeln ­62 JAZZ

JNM_06_18_62-63_Keyes.indd 62 28.10.18 22:42 JNM_06_18_62-63_Keyes.indd 63 Foto: Dragan Tasic wi de ge ti To Fes Bop Blues des Initiant verstorbene kürzlich leider der Hewitt, Norman habe. entdeckt richtig Gospelmusik die Lugano in hier erst eigentlich ich dass ist, etwa Lustig spielen. zu Stilarten verschiedener Musikern verschiedenen mit genossen, unheimlich immer es habe Ich beschreiben. Worten kurzen in es ich würde etwa So darunter. ten Schich ergänzende mehr viel mischt Jazz Punkt. zurück. und minante cher. Du hast Grundakkord, Subdominante, Grundakkord, wieder Do- einfa ist Blues denke, Ich einzugehen: Blues-Jazz-Frage die auf um zum Nachdenken angeregt – in einer konzeptmässigen Weise. Doch sehr doch mich hat gestern Aufgabe meine Ja, Akkorden. den in lours” Cou ”Extra die anders, sind ”Voicings” die spielen, anders komplett ihn mag Er Blues. ein noch immer ist vorgetragen, Peterson Oscar von York die Music Clubs unsicher. New in machten wir und Hause zu mir bei er wohnte kam, Staaten die in jeweils er Wenn Persönlichkeit. eine Mensch, feiner ein war Norman ent Zusammenarbeit diese sich hat So mit! Horns Bringe Band. ren grösse einer mit aber wieder, du kommst Jahr Nächstes sagte: und zu mich auf Festivals des Ende am 1993 Norman an. kam mich er fragte so und mitzubringen jemanden wieder darauf Jahr im ihn, bat Norman education! my of part It’s lernen. Gospelpiano-Playern anderen von viel konnte kennen, Gospelmusiker grossartige Lugano in hier ich lernte Jahre die Über Form. grundlegende sehr eine besitzt ähnlich, sehr Blues dem ist Gospel Gerade spielen. jedermann mit ich konnte konnte, spielen ihr mit ich wenn merkte, Ich geöffnet. Augen meine mir hat Das wechsel. Akkord Keine Stil. von Musik, von Art lineare sehr eine war der. Es wie- antwortete ich und Zeile, nächste ihre kam Dann Piano-Lick. einem mit antwortete ich me” und called Lord The ”Oh, wie Zeile eine sang Sie faszinierend. war es Und Sure! sagte: Ich wollte. begleiten sie ich ob mich, fragte Norman Sinne. dem in Songs keine aber hatte Sän die sich befand Darunter Carolina. North aus Foundation Maker Music der Revue eine Norman präsentierte sein, gewesen es muss 1996 1995 hier, oder Besuche ersten meiner einem An haben. zu bei tor. Ausserdem produzierst du Commercials und Musicals. du spielstu. JNM: Deine Vielseitigkeitäussertsich auchin anderen Projekten, DK: ­T von BluesTo Bopgeworden. Wiefandest duzumersten Malins JNM: Mittlerweile bistduzueiner ArtScoutoderMusical Director DK: JNM: Absolut beeindruckend ist dein riesigesRepertoire an Songs! The DK: Rock’n’Roll. klassischem Blues,nach Jazz,nach Country, nachGospeloder nischen Rootsmusicauf.Jenach Interpretation klang esehernach angespielt hast,zeigtestdu dieengen Zusammenhänge deramerika- rück: Indem duden gleichen Bluesmehrmalsauf verschiedene Art JNM: Dasbringtuns zudeinergestrigen Stunde BluesHistoryzu- es mir! schen BluesundJazzliege.Erhat lautgelachtundgemeint:Sagdu Sinn. Ihn habe ich einmal gefragt, wodenn die dünne Grenze zwi- JNM: BeiBostonund Piano kommteinemnatürlich AlCopleyinden erleben. zu live Zeit Bostoner meiner während ”Fess” Glück, das einmal sogar hatte Ich Konsorten. und Longhair – Professor Freund machte mit dem bekannt mich schliesslich New-Orleans-Piano Ein Blues-Szene. gute sehr eine besass Boston spielen. zu Blues mehr und mehr begann, und College das dort besuchte Boston, nach sein ”Big Boss Man”. Nach meinem High-School-Abschluss zog ich z. entdeckst Und zurück. Weg den gehst und te Musikgeschich- die in dich vertiefst Du Robbins. Marty – Stichwort essin? vals, legte grossen Wert darauf, jedes Mal eine Gospelgruppe da- Gospelgruppe eine Mal jedes darauf, Wert grossen legte vals, ckelt, eine Zusammenarbeit, die zu einer Freundschaft geworden ist. ist. geworden Freundschaft einer zu die Zusammenarbeit, eine ckelt, rgelassen hatte, kam 1992 mit dem Pianisten Bob Hall ans Festival. rin rin Ein befreundeter New Yorker Drummer, der sich in England nie England in sich der Drummer, Yorker New befreundeter Ein Jahre! der Laufe im zusammen einiges kam es Ja, herzlich) (lacht mal wir 12-Takt-Blues, Ein sagen wollte: aufgreifen ich Was Genau. ­ Be H (Gelächter) ssie Mae Brooks. Sie sang einfach drauflos, sehr ”downhome”, ”downhome”, sehr drauflos, einfach sang Sie Brooks. Mae ssie u m

a. indenBands von an Juke b ox PopaChubbyundvonRonnie Spec-

B. J B. immy Reed und und Reed immy - - - ­ ­ ­ ­ - -

was ich weiss und kenne: Love and Loss! Loss! and Love kenne: und weiss ich was schreibe, Ich sind. uns unter mehr nicht die Freunde, über oder den, Älterwer- das über mache Gedanken mehr mir ich dass Sinne, dem in zwar Und ist. geworden persönlich sehr Album dieses dass auch, de tendiert viel stärker in Richtung Gospel als sein Vorgänger. Unter an Unter Vorgänger. sein als Gospel Richtung in stärker viel tendiert Healing” ”The atwist”. with ”Blues es nenne Ich sein. innovativ muss verästeln, sich sie muss sein, zu eigenständig um wachsen, zu um doch Bluesform, klassische die mag Ich Dreh. speziellen einen weils zierens. Musi des Art diese geniesse Ich arbeiten. zu Ensemble 20-köpfigen einem mit cool, ist Es um. Theater grösseres ein in wir ziehen jahr Früh nächstes auf an, erstmals es lief Sommer Letzten Promoter. und &Roll-DJ Rock grössten vielleicht dem Freed, Alan von Leben dem auf basiert Dieses beschäftigt. Man” &Roll ”Rock Musical dem mit ich bin Zurzeit liess. hochleben Stoller Mike und Leiber Jerry von Musik die Joe’s Cafe”, welche ”Smokey Show ausgezeichnete Grammy einem DK: JNM: Noch ein Wort zu deinemneuen Album ”The Healing”? DK: ➤ www ➤ Au rem singt bei einer Nummer ein 30-köpfiger Chor mit. Ich denke denke Ich mit. Chor 30-köpfiger ein Nummer einer bei singt rem feat. Walt’s Blues Box RootsInTheBlues(2009) TheHealing(2017)➤ www.kulturhof.ch Kulturhof beim Schloss Köniz, Köniz (BE) Sa, 24. November 2018, 20:30Uhr Die Songs auf ”The Healing” wurzeln im Blues, besitzen aber je aber besitzen Blues, im wurzeln Healing” ”The auf Songs Die Ja, ich fungierte als Bandleader und Musical Director für die mit mit die für Director Musical und Bandleader als fungierte ich Ja, sge .davekeyes.com wä Guest: hlte D iskographie Richard Köchli David J.Keyes(b),FrankPagano(dr, voc),StephenRushton (dr), Rob Papparozzi(harm)plusfriends,guests,horns&choir h Uprls Windmachine Upperclass The Dave Keyes(keys,voc),PopaChubby, ArthurNeilson(g), RightHereNow(2013) (www.davekeyes.com) Dave Keyes The Healing Blues

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Coast Blues mit viel Swing und Boogie, Rumba und Jazz'n'more-tipp Slow Blues. Die hohe Qualität und die Frische der Vorstellung ist auch durch international renommier- te Fachjurys anerkannt worden. Die Detonics haben 2016 die ”Dutch Blues Challenge” gewonnen und durften die Niederlande bei den ”European Blues Challenge” vertreten. Hier haben die fünf Holländer 2017 das Halbfinale der ”International Blues Chal- Paul Collins lenge” in Memphis erreicht. Zu Gast waren sie an Out Of My Head unzähligen Blues Festivals rund um den Globus. Die Paul Collins (voc, g, dr), Paul Stingo (b) Songs sind oft vom klassischen 12-Takt-Bluesmus- (Alive Natural Sound Records) ter losgelöst und finden so zu einem eigenständigen Songcharakter mit viel Melodie, die auch als Soul- Heuler funktionieren würden. Auf diesem Album Scott Sharrard ”Out of My Head” ist ein halbstündiges Feuerwerk, bluest und jamt die Band nicht einfach wild drauflos, Saving Grace das nach anno 1964 klingt. Ein in die Jah- sondern versteht es sehr musikalisch, die reine At- Scott Sharrard (voc, g) plus The Hi Rhythm of Memphis, ren gekommenes Rock’n’Roll-Album, das es in der mosphäre des ”Blues” ihren Songs einzuhauchen. The Swampers of Muscle Shoals, Horns & Guests Art heute gar nicht mehr gibt: einfache Melodien Michel Estermann (We Save Music) mit klassischem Songwriting, laute, hallende 6- und 12-saitige Rickenbacher-Gitarren, 60er-Pop-Harmo- nien und ganz viel Ringo. Paul Collins nimmt seit Scott Sharrard? Da war doch was? Richtig! Kein an- 1979 in unterschiedlichsten Formationen Alben auf. derer als der Gitarrist und Musical Director aus Greg Da waren ”The Nerves”, ”The Beat”, ”The Breaka- Allmans letzter Band gibt sich mit diesem überzeu- ways” und ”Paul Collins’ Beat”. In einem unverfälsch- genden Soloalbum, seinem fünften insgesamt, die ten und puren Sound beschreitet Collins auf seinem Ehre. Die Vorgabe: Southern Rock, Soul, Rhythm- neuen Album frohgemut und furchtlos die Wege der ’n’Blues. Die Werkzeuge: hochklassiges Songwri- Byrds, der Everly Brothers und der Beatles. Das me- ting, starke Gitarrenarbeit, mitreissender Gesang, lodiöse, harmonische und rhythmische Geheimnis spannende Arrangements mit packenden Bläsersät- der Beat-Musik lüftet Collins im 90 Sekunden langen Delta Moon zen, Dynamik, Frische, Spielfreude. Und wie Scott ”Go”. Das Feuerwerk ist nach acht Songs dann auch Babylon Is Falling Sharrard selber sagt: ”Passion and Heart – wie Greg zu Ende und drei abschliessende Songs bringen Tom Gray (voc, lapsteel, keys, harm), Mark Johnson (g, voc), sie zeit seines Lebens in sich trug!” Zwei sich hervor- Ruhe und Melancholie. ”Out of My Head” ist nicht Franher Joseph (b, voc), Marlon Patton, ragend ergänzende Sessions – eine in den histo­ neu. Aber es ist herrlich, neue Songs in altem Kleid Vic Stafford & Adam Goodhue (dr) rischen FAME Studios in Muscle Shoals mit Musi- zu hören und sich der unsterblichen Liebe eines (www.deltamoon.com) kern der legendären ”Swampers”, eine in den Electra- Mannes zum Rock’n’Roll hinzugeben. phonic Studios in Memphis mit der Hi Records Michel Estermann Rhythm Section – ein gewiefter Co-Produzent in der Vor rund einem Jahr haben wir an dieser Stelle Delta Person von Scott Bomar, dazu Gäste wie Taj Mahal Moon als ”äusserst unterhaltsame Party-Band mit oder Bernard Purdie: Sharrard kann aus dem Vollen Niveau” bezeichnet. Die Party-Band nehmen wir zu- schöpfen und sein immenses Talent so richtig schei- rück. Der leichtfüssige Groove und die gute Unter- nen lassen. Atemberaubend seine auf dem Ver- haltung sind zwar geblieben, doch mit ”Babylon Is mächtnis von Duane Allman aufbauende Slide-Gi­ Falling” hat die Südstaatentruppe einen gewaltigen tarre in ”Faith to Arise” und dem zusammen mit Schritt nach vorne getan. Der immer noch sehr me- Greg Allman geschriebenen ”Everything a Good Man lodiöse Sound ist variabler geworden, die Arrange- Needs”, beeindruckend sein Gesang etwa beim Titel- ments unvorhersehbarer (lies: interessanter), der stück, der Gospel-Ballade ”Saving Grace”, dem Billy F. Gibbons Gesang selbstsicherer, und die wunderbar sich ge- Swamp Pop-Southern Soul-Hybrid ”Angeline” oder The Big Bad Blues genseitig umspielenden (Slide-)Gitarren klingen fre- dem Ohrwurm ”She Can’t Wait”. Hier ist ein Künstler Billy F. Gibbons (g, harm, voc), James Harman (harm), cher (lies: innovativer). Simpel-klassische Zugaben- auf dem Weg nach ganz oben. Highly Recommen- Joe Hardy (b), Elwood Francis (g, harm), rocker wie etwa ”Might Take a Lifetime” sind die ded! Marco Piazzalonga Greg Morrow & Matt Sorum (dr), Mike Flanigin (keys) Ausnahme geworden. Es dominieren clevere, dyna- (Concord/Universal) mische, der Ami würde sagen: ”well-crafted Songs” mit überdurchschnittlichen Texten. Und haben Delta Moon auf ihrem letzten Album mit dem ”Death Let- ”Geniesst es, Jungs, lasst es möglichst krachen und ter Blues” Son House die Ehre erwiesen, so ziehen denkt dran: Ich will eure Amps rauchen sehen!” Et- sie dieses Mal den Hut vor einem anderen ihrer Idole: was in dieser Art mag Billy Gibbons zu seinen Kum- Blind Willie Johnson’s ”Nobody’s Fault But Mine” pels gesagt haben, als er unlängst mit ihnen zusam- verzückt in einem neuen, rhythmisch fast schweben- men Foam Box Recordings in , TX, betrat, den Kleid. Shine on, Delta Moon! Marco Piazzalonga um dieses Album einzuspielen. Mit dem mitreis­ senden, seiner Frau Gilligan Stillwater zugeschriebe- nen Gitarren-Boogie ”Missin’ Yo Kissin’” startet Billy Jere miah Johnson Ana Popovic standesgemäss seinen gut 40-minütigen Trip in den Straitjacket Like It On Top ”Big Bad Blues”. Dieser Song, eine Art Weiterent- Jeramiah Johnson (g, voc), Benet Schaeffer (dr), Ana Popovic (g, voc), Akil Thompson (g), wicklung des ZZ-Top-Klassikers ”La Grange”, stimmt Frank Bauer (s, voc), Tom Maloney (b, g) Mike B. Hicks (keys, voc), Eric Ramey (b), Marcus Finnie (dr), ideal darauf ein, was im Folgenden aus den Boxen (Ruf Records/MV) Tommy Sims (dr, b) u. a. dröhnen wird – erdige, handgemachte Gitarren- und (ArtisteXclusive Records) Harmonica-Knaller der groovigen Sorte. Dabei lässt Billy in seiner gewohnt smarten Art einerseits die Die Western-Serie ”Jeremiah Johnson” mit Haupt- gute alte Chess-Records-Zeit mittels der Muddy Wa- darsteller Robert Redford hat eigentlich nichts zu tun Unsere Protagonistin möchte gerne an der Spitze ters-Hits ”Standing Around Crying” und ”Rollin’ And mit der nun erschienenen Musik aus St. Louis. Ein- sein, so jedenfalls der Titel ihres neusten Konzeptal- Tumblin’” sowie der Bo-Diddley-Nummern ”Bring It zig vielleicht, dass im Film ständig gerauft wird, ein bums. Diese Position hat Ana Popovic längst er- to Jerome” und ”Crackin’ Up” aufleben. Andererseits Hobby, bei dem Jeremiah sicher mithalten könnte. reicht, als mehrfache Preisträgerin, weltbeste Rock- flicht er in selbst geschriebenen Shuffles und Ro- Johnson stammt aus St. Louis am Mississippi, wo es Blues-Gitarristin und Sängerin, die in diesen Män- ckers charmant Jimmy Reed- und Elmore-James-Zi- von Musikclubs nur so wimmelt. Die Hammerstone’s nerdomänen aufhorchen lässt. Der vierfache Gram- tate ein. Und der eine oder andere Song würde Bluesbar ist ein Zentrum der Szene und just da ge- my-Gewinner Keb 'Mo’ als Produzent, sowie als durchaus auch einem ZZ-Top-Album gut anstehen. lang ihm der Durchbruch. Mit dem Song- und Al- Gäste Kenny Wayne Shepherd und Robben Ford Good time Music well done! bumtitel ”9th & Russel”, einem archaischen Blues, stehen der Lady bei. Weitere Herrschaften, die sich Marco Piazzalonga startete er hier 2009 seine steile Karriere und ge- die Klinke in die Hand geben, sind u. a. B.B. King, wann einen ersten grossen Preis (der St. Louis Blues Buddy Guy, Jeff Beck, Bonamassa, Taj Mahal oder Detonics Society Challenge). Auf der neusten und aktuellen Eric Gales, was die sechsköpfige Stamm-Bandmit- Raise Your Bet CD ”Straitjacket” beweist J.J. seine Standhaftigkeit. glieder hörbar inspiriert. Die zehn Songs sind lyri- Kars von Nus (voc, harp), Jeremy Aussems (g), Produzent Mike Zito (Royal Southern Brotherhood, sche Ansichten einer Frau im Hier und Jetzt und dies Raimond de Nijs (p, org), Mathijs Roks (dr), René Leijtens (b) Cyril Neville, Devon Allman u. v. m.) bedient beim natürlich in herrlicher Bluesmanier. Der Track ”Sexy (Naked) letzten Song, Alvin Lees ”Rock'n'Roll Music to the Tonight”, ein satter Funk-Rockblues, in dem sich World”, grandios die Rhythm’n’Leed-Gitarre. Her- Kenny an der B3 und Keb an der Gitarre austoben, ausragend ist auch ”Keep on Sailing”, auf dem Jere- beweist, wie Fiery-technisch versiert Popovic ist. Den Prostitution, illegale Casinos, schwarz gerbrannter miahs Zuneigung zu Clapton durchklingt. Abschied versüsst uns die Dame mit der gefühlvol- Whisky und Al Capone. Wenn diese Band aufspielt, Heinz Sollberger len Ballade ”Honey I’m Home”. Heinz Sollberger bleiben keine Füsse stehen. Energievoller West ­64 JAZZ

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Frank Bey Tony Joe White Elvin Bishop's Big Fun Trio Back In Business Bad Mouthin’ Something Smells Funky 'Round Here Frank Bey (voc), Tom Hambridge (prod, dr, voc), Rob McNelly (g), Tony Joe White (voc, g), Bryan Owings (dr), Steve Forrest (b) Elvin Bishop (g, voc), Bob Welsh (p, g, org), Marty Sammon (keys), Tommy MacDonald, Adam Nitti (b) (Yep Roc Records/H’Art) Willy Jordan (cajon, voc) plus Horns & Backing Voc (Alligator Records/TBA Phonag) (Nola Blue Records) Tony Joe White ist eine Ikone der amerikanischen Roots Music. 75 Lenze zählt der Mann mittlerweile. Blues and Big Fun? Ja, geht denn das zusammen? Ob und wie lange Frank Bey ”Out of Business” war, Wurden viele seiner Songs (”Polk Salad Annie”, ”Rai- Blues ist doch traurig, ewig jammernd und langwei- sei mal dahingestellt. Jedenfalls glänzte der einst ny Night In Georgia”, ”Steamy Windows” etc.) von lig! Oh ja, noch heute gibt es Leute, die Obiges un- mit Otis Redding tourende Sänger aus Georgia in unzähligen Stars aus allen musikalischen Genres in- terschreiben würden. Doch dank Persönlichkeiten à den letzten sechs Jahren mit drei feinen Alben, auf terpretiert – selber zog er sich immer mehr in seinen la Elvin Bishop, Hound Dog Taylor, Rick Estrin und welchen er von der Anthony Paule Band gekonnt un- atmosphärischen Swamp Sound zurück. Minimalis- Konsorten nimmt die Zahl der Ignoranten stetig ab. terstützt wurde. Ausserdem sind Bey’s dynamische tische Gitarrenparts, nuschelnder Gesang, vielleicht Gitarrist und Sänger Elvin Bishop, einst gross ge­ Auftritte anno 2014 am Blues Festival Baden mit eine Rack-Harmonica, und wenn es hochkam, mal worden an der Seite von Michael Bloomfield in der derselben Formation noch in bester Erinnerung. Nola ein Bass oder ein Schlagzeug. Auf ”Bad Mouthin’” Paul Butterfield Blues Band, hat mit Bob Welsh und Blue Records hat Frank nun mit Tom Hambridge zu- erinnert sich Tony Joe seiner Jugend im ländlichen Willy Jordan die idealen Kumpane gefunden, um sammengebracht, und dieses musikalische Pairing Louisiana, an den Blues, welcher die einzige Musik Spass zu haben, viel Spass. Und dies musikalisch birgt souligen Zündstoff. Der clevere, routinierte Pro- war, die es weit und breit zu hören gab: ”Ich denke, wie textlich. Die mit viel Esprit geschriebenen oder duzent und der versatile, sensible Interpret scheinen es war an der Zeit, ein Blues-Album aufzunehmen. interpretierten Songs verströmen Lebensfreude, Pep wie für einander geschaffen. Bey macht sich die vor- Selbst habe ich mich immer als Bluesman gesehen. und das schlichte Vergnügen, zusammen Musik ma- nehmlich von Tom Hambridge, Richard Fleming, Jeff Der Blues ist die Realität, und alles, was ich je ge- chen zu dürfen. Der vergessene Fats-Domino-Song Monjack oder Kevin Frieson geschriebenen Songs macht habe, versuchte ich stets so real wie möglich ”Another Mule”, ”That’s the Way Willy Likes It”, mühelos zu eigen. Er überzeugt in treibenden Shuff- zu halten (O-Ton).” Neben einigen alten Schlacht- ”Bob’s Boogie” oder die Houserockin’-Version des les (”Back in Business”) ebenso wie in Balladen rössern aus seiner eigenen langen Karriere besinnt Soul-Klassikers ”Higher And Higher” verströmen un- (”Take It Back to Georgia”, das zu Herzen gehende sich White auf ureigenste Art seiner Vorbilder Char- bändig positive Vibes. Auch wenn heiklere Themen ”Half of It”). Der Slowblues ”Yesterday’s Dreams” lie Patton, Lightnin’ Hopkins, Jimmy Reed, Big Joe angesprochen werden, wie etwa gewisse politische ganz zum Schluss ist sowieso erste Sahne, und auch Williams oder John Lee Hooker und kreiert eine fast und gesellschaftliche Entwicklungen in den USA, wenn es mal eher ins Poppige geht (”Ain’t No Rea- schon magische Stimmung. ”Zeitlos” mag das tref- geschieht dies pointiert und sarkastisch, nicht hoff- son”), rettet Frank Bey die Sache mit seinem ehrli- fende Wort für dieses feine, absolut unkommerzielle nungslos klagend. Der Titelsong meint dazu lako- chen Approach und seiner einzigartigen Stimme Album sein. Marco Piazzalonga nisch: Der ”funky”-Gestank kommt aus Washington souverän vor dem Abdriften ins Seichte. Dieses Al- D.C.! What Else? Have Fun, Big Fun! bum dürfte ausser der soeben erhaltenen Goldme- Nach Redaktionsschluss erreicht uns die traurige Marco Piazzalonga daille an den Global Music Awards mühelos noch Nachricht, dass Tony Joe White am 24. Oktober ge- weitere Auszeichnungen einfahren. storben ist. Wir werden in der kommenden Ausgabe Marco Piazzalonga einen ausführlichen Nachruf publizieren.

Diese zwei Persönlichkeiten sind, neben anderen, Bruno Spoerri Musiker, swissjazzorama bereit im Patronatskomitee mitzuwirken: Jazzforscher, Buchautor. Schweizer Jazz-Musikerinnen und -Musiker werden heute weit über proswissjazz die Landesgrenzen hinaus hoch geschätzt. Die Vorgeschichte ihrer heutigen Erfolge ist zwar in un- zähligen Dokumenten und Ton- KICKOFF-KONZERT trägern dokumentiert, jedoch noch sehr lückenhaft aufgearbeitet. Das ZUR GRÜNDUNG swissjazzorama hat in seiner Sammlung einen grossen Teil des DER STIFTUNG wertvollen Materials, das auf kei- nen Fall verloren gehen darf, ge- PROSWISSJAZZ speichert; nun muss konzentriert Freitag, 9. November, 20.00 Uhr Pius Knüsel Direktor Volkshochschule Zürich AG. an der Auswertung gearbeitet wer- Musikcontainer Uster (Asylstrasse 10) Jazz führt wie keine andere Musik durch das 20. Jahrhundert. In den. Diese Arbeit kann ein Verein Auf der Bühne treffen sich zwei ihm ist die Erinnerung an die grossen Umbrüche und Umschich- nicht bewältigen, die Umwandlung Generationen bekannter tungen bewahrt, in ihm lebt die Durchdringung der weissen und in eine Stiftung ist daher dringend Schweizer Jazzmusiker: schwarzen Kultur fort. Der Jazz hat auch die Schweiz verändert, nötig, um den Fortbestand der nicht allein, aber immer als Soundtrack von Öffnung, Austausch, Institution und die Erhaltung der Jan-Paul Brodbeck p “Youngsters” Aufbruch. Deshalb braucht die Schweiz das swissjazzorama, diesen Bestände zu sichern und – vor Heiri Känzig b Florian Weiss tb Spiegel ihrer jüngeren Geschichte. Sie erkennt sich darin als Teil allem – eine klare Ausrichtung auf Elmar Frey dm Silvan Schmid tp einer weit grösseren Geschichte, zu der ihre eigenen Musikerinnen die Hauptaufgabe, die Dokumen- und als Gäste Niculin Janett as und Musiker Wichtiges beigetragen haben. Auch diese Leistungen tation und Förderung des “Old Cats” dokumentiert nur das swissjazzorama. Schweizer Jazz zu ermöglichen. Mario Schneeberger as Moderation Bruno Spoerri ts Inserat-Sponsor Hans Kennel tp swissjazzorama (Büro, Archiv und Shop) geöffnet: Paul Haag tb Di–Fr 10.00–12.00 Uhr und 13.30–17.00 Uhr Der Abend verspricht besten Jazz! Individuelle Besuchszeiten nach Absprache

swissjazzorama Ackerstrasse 45 CH-8610 Uster Telefon +41 (0)44 940 19 82 [email protected] www.jazzorama.ch www. jazzdaten.ch ­65 JAZZ

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Alex Schultz an der Gitarre und dem Ausnahme- musikalische Hansdampf-in-allen-Gassen aus San Drummer James Gadson zubereitet, greift auf all die Francisco mit bürgerlichem Namen heisst, ist ein Ingredienzen zurück, die wir von ihm so schätzen. Da Phänomen. Ohne jegliche stilistischen Scheuklap- ist der knisternde Swing eines Jimmy Smith, gepaart pen wird munter drauflos musiziert. Dabei entwi­- mit dem bissigen Funk der Meters, gut abge- ckelt der Singer-Songwriter-Produzent-Arrangeur- schmeckt mit dem Memphis Soul eines Booker T. Designer und, ah ja, auch Multiinstrumentalist einen und dessen MG’s. Die auf dieser Basis entstande- schulbübischen Charme und Witz, ob er nun über nen sieben Nummern – vornehmlich Instrumentals ”Buley’s Farm”, ”Brimstone Joe”, ”Ham And Eggs” Mat Walklate – machen Appetit auf mehr. Anspieltipps: das mäch- oder ”The Language of Love” singt. Nichts scheint Sea Of Blues tig groovende ”Chunky Thighs” oder das leicht jaz- ihm heilig, alles klingt spontan, unerwartet, dabei hat Mat Walklate (harm, voc, g, fl, perc), Paolo Fushi (g, b), zig-balladeske ”Get Down With It”. Marco Piazzalonga Pledge doch alles selbst per Overdubs eingespielt. Tom Attah (g), Bo Lee (b), Adam Dawson (dr, perc), Crazy, aber clever: Dieses Album ist unglaublich ver- Justin Shearn (keys) einnahmend! Marco Piazzalonga (digital release, available on iTunes, Amazon etc.)

Mat Walklate, Harmonica-Maestro aus , kurz angespielt England, überzeugt mit einer vielseitigen, reifen und äusserst erfrischenden Produktion, welche nur auf digitalen Kanälen im Handel erschienen ist. Im Zent- Von der rührigen Publicity Firma Blind Raccoon rum steht ganz klar die Harmonica in all ihren Er- in Memphis haben uns wieder einige spannen- scheinungsformen. Chromatische, Diatonische Bass- R uss Green de neue Produktionen erreicht: und Chord-Harmonicas, allesamt werden sie brillant City Soul LAURIE MORVAN, ihres Zeichens versierte Gitar- in Szene gesetzt von einem der führenden britischen Russ Green (voc, harm), Giles Corey (g), Marvin Little (b), ristin und Sängerin aus Long Beach, Kalifornien, Könner auf diesem Instrument. In ”Playing With Ricky Nelson (dr), Vince Agwada (g), Joe Munroe (B3) hat sich für ihr sechstes Album die Dienste von Myself Boogie” bedient Walklate mittels Overdub- (Cleopatra Records) Tony Braunagel und der Phantom Blues Band als bing gleich derer sechs davon! Zwar bilden die Produzent resp. als Studiomusiker gesichert. ”Gra- Blues-lastigen Songs den umspannenden Rahmen, vity” besticht durch zwölf fein ausgearbeitete doch tauchen querbeet Einflüsse aus allen mögli- Es tut sich was in Chicago. Da weht ein frischer Wind Songs aus Morvans Feder, zusammengehalten durch chen Richtungen auf. Ska- und Reggae-Rhythmen über den Lake Michigan. Mit Russ Green erscheint das kraftvolle Gitarrenspiel der IBC-Finalistin von offenbaren ”Modest Man” resp. ”Dubbed And Bur- neben dem Heer an Saitenzupfern wieder einmal ein 2008 (www.lauriemorvan.com). Aufgefallen: Das ning”, Gospel verströmt das Medley um ”Rivers of Verfechter der Bluesharp auf der Szene. Und dieser atmosphärische ”The Man Who Left Me”. Jordan”, ein Mississippi Hill Country Feeling erzeugt schaut über den Tellerrand des traditionellen, fest­ Seattle ist der Stomping Ground von MICHELE Walklate mittels zweier Bambusflöten, und schlicht gefahrenen, (oft zu sehr) sich selbst feiernden Chica- D’AMOUR & THE LOVE DEALERS. Viel Abwechs- abgerockt wird da und dort ebenfalls. Dazu lässt es go Blues hinaus. Russ Green, geboren auf der West lung bieten die durchwegs selbst komponierten sich Mat nicht nehmen, trotz cleverer, kompakter Side Chicagos, verbrachte erst eine Zeit bei der Ar- Tracks auf ”Wiggle Room” (www.cdbaby.com). Tra- Arrangements auch als Solist mal so richtig auszu- mee und absolvierte anschliessend ein Filmstudium, ditioneller Stop-Time-Blues, Balladen, eine Dosis fahren. Marco Piazzalonga bevor ihn die Musik packte. Unter dem Einfluss von Rock hier, eine Prise Jazz da, angereichert mit Blä- Sugar Blue und begeistert von Jim Hendrix’ Sound sern und getragen von einer Stimme, die sich im begann Green neben seiner Arbeit als Filmemacher Setting offensichtlich pudelwohl fühlt. sein musikalisches Talent auszuleben. Von John Pri- Sehr produktiv zeigen sich KATHY AND THE KILO- mer und Lurrie Bell gefördert, tauchte sein Name auf WATTS. Ihren Texas Roadhouse Blues hat die Trup- Platte erstmals beim Chicago Blues Harmonica Pro- pe seit ihrem letztjährigen Album ”Let’s Do This ject auf. ”City Soul”, Russ Greens Debutalbum, Thing” noch verfeinert. Mit der Nachfolge-Scheibe schafft nun den Spagat, zwar die Tradition zu würdi- ”Premonition of Love” schlagen Kathy Murray und gen, aber auch modern und offen für die verschie- ihre Band ein aufregendes neues Kapitel auf, wobei densten Einflüsse zu sein. Soul, Funk, Rock finden sie gekonnt mit den verschiedensten Blues-Ver- ihren Weg in Greens von intensiver Harmonica-Ar- satzstücken jonglieren, um einen eigenen, auf die Raphael Wressnig beit bestimmte Songs, welche textlich durchaus verspielte Stimme ihrer Leaderin zugeschnittenen Chicken Burrito auch ernste Themen wie Armut, Ausbeutung, Ob- Sound zu kreieren (www.cdbaby.com). Raphael Wressnig (keys, voc, perc), Alex Schultz (git), dachlosigkeit oder Missbrauch ansprechen. Ein mehr Von Texas nach L.A. hat es TERESA JAMES ver- James Gadson (dr, perc) als ansprechender Start. Marco Piazzalonga schlagen. Mit ihren RHYTHM TRAMPS überzeugt (ZYX/Pepper Cake) die Sängerin und Pianistin auf ruhige und relaxte Art. Ihr ”Here in Babylon” besticht durch coolen, Blind Lemon Pledge aber nie unterkühlt klingenden Blue-eyed-Soul. Die Verständlicherweise ist es viel angenehmer, mit ei- Evangeline Tempi sind praktisch durchgehend zurückhaltend, nem schmucken Gitarrenköfferchen von Gig zu Gig Blind Lemon Pledge (alle Instrumente) bilden aber die ideale Grundlage für knisternde zu reisen, als sich mit dem Gewicht einer Ham- (cdbaby.com) Stimmungen und aussagekräftige Texte (www.cd- mond-B3-Orgel plus einem Leslie herumzuplagen. baby.com). Trotzdem ist es ewig schade, dass in Sachen Manchmal trifft man an privaten Einladungen un- Rhythm’n’Blues hier in Europa nicht vermehrt die- Frage: Ist es möglich, Garagenrock, Field Hollers, verhofft interessante Menschen, die sich als feine sem faszinierenden Instrument gefrönt wird. Dass After Hours Jazz-Balladen, Rockabilly, Retrofolk, Musiker – erst noch mit Schweizer Wurzeln – ent- es, und wie es geht, zeigt der österreichische Tas- New Orleans, Delta Slide, Rhythm’n’Blues, Latin puppen. So geschehen mit dem New Yorker Char- ten-Wizard Raphael Wressnig seit Jahren schon mit ­Percussion, Country-Pop, Vaudeville und lie Widmer, der uns sein Album in die Hand drück- grossem Erfolg. Sein schmackhafter Chicken Burri- unter einen Deckel zu kriegen? Kein Problem, wenn te: Der ausgebildete Sänger widmet sich nicht nur to, den er hier zusammen mit seinem alten Kumpel man Blind Lemon Pledge ist. James Byfield, wie der erfolgreich dem klassischen Gesang, er ist Front- man der Gruppe SUB-URBAN. Die knapp 24-mi- nütige, sieben Songs umfassende CD ”Everybody Knows” des instrumental sehr beschlagenen Sex- tetts präsentiert einen packenden Mix aus Soul, Rock, Jazz und Hip-Hop, welcher sehr eigenstän- dig aufgesetzt ist und sowohl die sozialkritischen Texte als auch die variantenreiche Stimme Charlie Widmers in den Mittelpunkt stellt (www.suburban- band.com). Von der schwedischen Bluesrock-Formation BLACK RIVER DELTA erschien dieser Tage die 4-Song-EP ”Bottleneck Sessions”, auf welcher das Trio blue- sig-traditionell, soundmässig abgespeckt und mit viel Südstaaten-Atmosphäre aus den Boxen schallt (www.blackriverdelta.net). And last but not least: Für die Freunde gepflegten Vinyls die frohe Kunde, dass das grossartige, preis- gekrönte Album ”Break the Chain” des Singer- // Songwriters DOUG MCLEOD (www.referencere- cordings.com – in JNM 1/2018 schon als CD be- sprochen) jetzt auch als Doppel-LP erhältlich ist. // Marco Piazzalonga ­66 // JAZZ //

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Ronin Rhythm Records Gue rilla, aber richtig

Drei spannende Platten veröffentlichte Ronin Rhythm Records allein im laufenden Jahr. Das kleine, aber feine Zürcher Label versteht sich als etwas anderes als bloss eine weitere Adresse im Jazz-Business. Von Christof Thurnherr

❫❫❫ Der Weg eines Musikers hin zu Anerken­ wirklich entsprach, andererseits, um einen selber persönlich weiterbrächten. "Ronin Rhythm nung ist bekanntlich lang und nicht selten wichtigen Schritt weg vom Musiker hin zu ei­ Records bringt mir auf jeden Fall mehr als der steinig. Zwischen den ersten Gehversuchen in ner eigenen 'Brand' zu machen. Für einen Zugriff auf eine Adressliste und der Kontakt der Öffentlichkeit und einem gefestigten Platz Künstler sei es existenziell wichtig zu erken­ zu Auftrittsmöglichkeiten." im Business, vielleicht sogar einem Vertrag nen, was er selber machen könne und für bei einem international renommierten Label, welche Aspekte seines Schaffens er sich bes­ ❫❫❫ Eine solche Zusammenarbeit setzt voraus, liegt oft eine lange Durststrecke. Dabei weder ser auf andere verlässt, meint Bärtsch. Ein dass die gegenseitigen Interessen nicht nur Willen oder Mut zu verlieren und vor allem Label ist in diesem Sinn eine Organisation, 'geschäftlicher Natur' sind, ein Punkt, den seinen eigenen künstlerischen Impulsen treu unter welcher sich die Arbeit besser organi­ Bärtsch und Oliveras unabhängig voneinan­ zu bleiben, sind wohl die grössten Heraus­ sieren und aufteilen lasse. der ansprechen. "Bevor es zu einer Zusam­ forderungen, die sich einem aufstrebenden menarbeit kommt, höre ich mir sehr genau an, Künstler in den Weg stellen, sich dabei die pas­ ❫❫❫ Wie vielfältig und herausfordernd es sein was da gemacht wird; und es muss passen. senden Partner ins Boot zu holen, geradezu kann, ist an einer Schule wohl schwierig zu Erst dann beginnt das Gespräch darüber, was essenziell. vermitteln. Der kommerzielle Erfolg ist nur ein jemand von Ronin Rhythm Records braucht." Aspekt, der im Idealfall auch nicht im Zentrum Die drei aktuellen Veröffentlichungen des La­ ❫❫❫ Nik Bärtsch zählt heute zum exklusiven steht. So hatte auch Bärtsch nicht die Absicht, bels sprechen so auch eine klare und wenn Kreis der international bekannten Schweizer ein neues Business aufzutun, als er sich ent­ nicht einheitliche, so doch nahe verwandte Jazzer. Er ist einer dieser überschaubar weni­ schied, sein Label für andere Musiker zu öff­ Sprache. Die Formation Hely des Pianisten gen, die alle Abschnitte dieser Durststrecke nen. "Es geht mir um die Musik. Drum ist das Lucca Fries und des Drummers Jonas Ruther kennen. Und auch seine Karriere – vom Zür­ was wir machen total 'Guerilla'", schmunzelt füllt auf "Borderland" die Leinwand mit repe­ cher Konsi über erste eigene Veröffentlichun­ er. Es geht ihm vielmehr darum, dass er seine titiven Mustern und zurückhaltend gesetzten gen bis hin zum Vertrag bei ECM – verlief Erfahrungen teilen möchte. "Ich glaube, dass Akzenten – vielerorts nur einzelne Töne und nicht ohne Unebenheiten. Er habe sicher an ich jungen Musikern und Musikerinnen eini­ wenige harmonische Wechsel – und füllt trotz vielen Stellen Glück gehabt, gibt er zu beden­ ges an Know-how weitergeben kann." weniger Effekte auch grosse Flächen. Der ken. Bei anderen habe ihm ein klares Ziel und Klang des Trios Kali, mit Raphael Loher (p), eine nüchterne Einstellung geholfen, die Wei­ ❫❫❫ Ramon Oliveras mit seiner Band Ikarus ist Urs Müller (g) und Nicolas Stocker (dr), gleicht chen für das Kommende richtig zu stellen – einer dieser jungen Künstler, für die Ronin feingliedrigen Makro-Strukturen mit Details, was ihn aber auch nicht davor bewahrt habe, Rhythm Records ein idealer Partner sein kann. die in immer filigranere Tiefen eintauchen las­ einiges recht hart lernen zu müssen. Darauf angesprochen, was er aus seiner Sicht sen. Und die im Dezember erscheinende So­ von einem Label brauche, antwortet er: "Mir lo-Veröffentlichung des Perkussionisten Ni­ ❫❫❫ Bärtsch hat viele Anekdoten auf Lager, von hilft, dass Nik auf allen Ebenen in mein Projekt colas Stocker vereint die Erkundung des seinem für Schweizer Verhältnisse doch recht involviert ist. Es ist für mich wichtig, dass ich Klangs verschiedenster Idiophone mit gradli­ ausserordentlichen Weg. Im Nachhinein klingt ein Gegenüber habe, das mir hilft, meine ei­ nigen, aber teilweise auch aus unerwarteten vieles nostalgisch; im Augenblick sind die zu genen Ideen zu reflektieren und auf den Punkt Patterns wachsenden Grooves. ■ treffenden Entscheidungen zentral. So grün­ zu bringen." Über eine ähnliche musikalische dete er Ronin Rhythm Records einerseits, weil Orientierung schaffe das Label darüber hin­ es kein Label gab, das seinen Bedürfnissen aus auch Beziehungen in der Szene, die ihn www.roninrhythmrecords.bandcamp.com

He ly Kali Nicolas Stocker Borderland Riot Solo Lucca Fries (p), Jonas Ruther (dr) Raphael Loher (p), Urs Müller (g), Nicolas Stocker (dr) Nicolas Stocker (perc) (Ronin Rhythm Records/roninrhythmrecords.bandcamp.com) (Ronin Rhythm Records/roninrhythmrecords.bandcamp.com) (Ronin Rhythm Records/roninrhythmrecords.bandcamp.com)

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gleichen.” Er spricht von ”Wunderlichkeit” (whimsicality), von ”lebensbejahender Mehr­ dimensionalität” und von einem ”kollektiven Abenteuer”. Das Quartett habe nie zwei Mal dasselbe Set gespielt, sondern man habe sich vor jedem Konzert getroffen, um aus der di­ cken Notenmappe neue Sets zusammenzu­ stellen, hält Hemingway fest. Und dann holt er diese Notenmappe aus seinem Archiv. Da gibt es relative kurze und konventionell notier­ te Stücke, aber auch eine Partitur, die sich über fünfzig Seiten erstreckt, sowie diverse Formen grafischer Notation.

Strapazierter Goodwill Dass diese Band nicht viel geprobt hat, will man kaum glauben. Hemingways Äusserun­ gen kann man entnehmen, dass für Braxton eine lebendige und spannungsvolle Umset­ zung des Materials wichtiger war als extre- me Präzision. Dieses Quartett bot ihm dafür optimale Voraussetzungen: Die Musiker kann­ ten die frühen Stücke, waren schnell im Er- fassen neuer Stücke und die Freiräume für Improvisation nutzten sie mit einer atembe­ raubenden Mischung aus Dringlichkeit und Eloquenz. Hemingway sagt: ”Braxton war klar, dass das Quartett eine sehr spezielle Maschi­ ne war.” Und so brachte er seinen Bandmit­ enberg gliedern sehr viel Wohlwollen und Dankbar­ os Lebensbejahende R keit entgegen. Diese wiederum waren bereit, on Mehrdimensionalität der Band eine hohe Priorität einzuräumen und auf anstrengende Tourneen mitzugehen, die

: PD/ZVG/J Hemingway als chaotisch bezeichnet, um hin­

oto zuzufügen: ”Viele Gigs waren in logistischer F und finanzieller Hinsicht schrecklich.” Die Zusammenarbeit mit dem Musikvisionär Anthony Braxton hat beim Schlagzeuger Gerry Hemingway tiefe Spuren hinter- ■■ Hierzu muss man wissen, dass der in lassen. Wir haben Hemingway in Luzern besucht, um mit ihm den 1970er-Jahren als neuer Jazz-Heilsbrin­ über Braxton zu sprechen. Von Tom Gsteiger ger gefeierte Braxton den Goodwill, den ihm ein grosser Teil der Jazzwelt entgegenbrach­ ■■ Bei ”Footprints” denken Jazzfans sofort frühen Aufnahmen des Quartetts spielt John te, im Laufe der Jahre arg strapazierte, indem an Wayne Shorter und bei ”Sophisticated Lindberg Bass). er in gewissen ambitionierten Werken auf Lady” an Duke Ellington. Als Meister der Abs­ Konfrontationskurs mit der Jazzästhetik ging traktion und der Systematik arbeitet Anthony (herausragendes frühes Beispiel aus dem Braxton bei der Benennung seiner Kompositi­ Neue Dimensionen Jahr 1978: Komposition 82 ”For Four Orches- onen mit Nummern. Zuweilen werden den ■■ Im Juni 1991 nahm diese Formation für tras”). Hemingway gibt in diesem Zusammen­ Nummern Buchstaben beigefügt, wenn es das Schweizer Label Hat Hut Records in Willi­ hang zu bedenken, dass der Begriff Jazz so­ sich um eine in sich geschlossene Werkserie sau bei einem Konzert und im Studio zwei wieso viel zu eng für das Schaffen Braxtons handelt. Zu fast jeder Komposition gibt es Doppelalben auf – die Hälfte davon, nämlich sei – dieser habe schon immer in grösse- Diagramme und Zeichnungen, die zum Bei­ ”Quartet (Willisau) 1991, Studio”, wurde kürz­ ren Zusammenhängen gedacht. Seit einigen spiel an chemische Formeln erinnern. Was lich neu herausgebracht (hatOLOGY 7351/2). Jahren arbeitet Braxton in erster Linie an der steckt da dahinter? Das hätte auch Graham Bei diesem Quartett war es üblich, dass meh­ Fertigstellung eines Netzwerks von zwölf Lock gerne gewusst, doch Braxton blieb ihm rere Nummern auf unterschiedliche Weise Opern. ■ die Antwort schuldig. (sequenziell, synchron ... ) miteinander kombi­ niert wurden – so heisst zum Beispiel ein ■■ Lock zählt zu den intimsten Kennern des Track auf der zweiten Willisau-CD 23C + 32 + riesigen Braxton-Œuvres: Mit ”Forces in Moti­ 105B (+30). Klingt alles ganz schön kompli­ on: Anthony Braxton and the Meta-Reality of ziert. Wer auf Schubidu- und Tralala-Musik Creative Music” hat der Brite 1988 ein erhel­ steht, sollte tatsächlich einen grossen Bogen lendes Buch vorgelegt, das seit Kurzem in ei­ um Braxton machen. Wer dagegen bereit ist, ner überarbeiteten Jubiläumsedition vorliegt sich eingehender mit Braxtons schier uner­ (Dover Publications). In diesem Buch kommt schöpflicher Kreativität zu befassen, wird in auch Gerry Hemingway zu Wort: Der Schlag­ neue ­Dimensionen des Denkens und Fühlens Anthony Braxton Quartet zeuger gehörte mit der Pianistin Marilyn Cris­ vorstossen. (Willisau) 1991, Studio pell und dem Bassisten Mark Dresser zu ei­ Anthony Braxton (reeds), (p), ■■ Mark Dresser (b), Gerry Hemingway (d) nem vom multiplen Holzbläser Braxton ge­ Hemingway sagt: ”Das musikalische Er­ (hatOLOGY/Outhere) leiteten Quartett, dessen Aufnahmen einen lebnis, das ich mit Braxton hatte, ist mit kei­ Gipfel der Creative Music markieren (auf den nem anderen musikalischen Erlebnis zu ver­ ­69 JAZZ

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Gene Perla Go Stone Alliance

Es gibt Menschen, die man unbedingt einmal kennenlernen möchte. Für mich ist Gene Perla so ein Mensch. Die Band Stone Alliance war für mich das, was heute Rihanna für meine Nichte bedeutet. Das Gene Perla Trio featuring Viktorija Gecyté trat anlässlich seiner Zehn-Jahr- Jubiläumstournee zum vierten Mal in der ”Schüür” in Bülach

auf. Von Gino Ferlin : PD/ZVG oto F

Fast wäre aus Gene Perla ein einer Probe ein. Die Probe verlief gut und dern Jazz, Latin und Funk – als Don Alias Wirtschaftsingenieur geworden. Glücklicher- McLaughlin war interessiert, doch ich ent- starb. ”Er war ein begnadeter Conga-Spieler weise entschied er sich, seine Spuren in mu- schied mich, weiterhin bei Elvin Jones zu und Drummer. He was The King of the Con- sikalischem Boden zu hinterlassen. Allerdings ­bleiben. Ich wusste, dass er noch einen Key- gas”; das bestätigen auch Ausnahme-Perkus- ist er nicht ”nur” als Musiker unterwegs, son- boarder suchte und so erzählte ich ihm von sionisten wie z. B. Alex Acuña und Giovanni dern auch als engagierter Lehrer (an zwei Jan Hammer. Nun ja, he got the Job!” Der Rest Hidalgo (siehe neue CD Don Alias ”Heartbeat Universitäten) im Fach Music-Business, Pro- ist Musikgeschichte. ”Oder mein Zusammen- Tour”). Wie bei Weather Report, wo Shorter duzent und Label-Inhaber (PM Records). Er ist treffen mit Miles: Don Alias, der gerade mit und Zawinul das melodische Zentrum bilde- also ein richtiger Entrepreneur, wie er im Bu- Miles an 'On the Corner' arbeitete, lud mich ten, war auch Stone Alliance um zwei Instru- che steht. Während seines Studiums am Ber- ins Studio ein. Alle (Hancock, McLaughlin, mentalisten aufgebaut. ”Stone Alliance was klee College of Music wechselte er von sei- Liebmann, Corea etc.) waren da. Nur einer Don and me. We (Steve Grossman, Marcio nem Anfangsinstrument Posaune zum Bass. fehlte: Michael Henderson. Der Bassist war Montarroyo, die japanische Band Junko Sumi, In dieser Frühzeit (1964) traf er in der Latin- unauffindbar und Miles schäumte vor Wut. Kenny Kirkland, Jerry Bergonzi, Bob Mintzer, band ”Los Muchachos” auf den Perkussionis- Don meinte dann zu Miles, dass zufällig ein Jan Hammer u. a.) played on top of Don’s ten Don Alias. Der Beginn einer langen Freund- Bassist in the room sei und seinen Bass (ich rhythm carpet." schaft ... hatte am Abend einen Gig) dabei habe. Miles war einverstanden und er begann mir die Seit zehn Jahren ist Gene Perla Es folgte eine Zeit, in der er sich ­ganzen Basslinien vorzusingen (!) und immer mit seinem GO Trio feat. die bezaubernde, mit Gigs in der Big Band von Woody Herman, ­wieder rief er 'don’t swing' (!!!). What a sessi- stimmgewaltige Viktorija Gecyté unterwegs dem Thad Jones & Mel Lewis Orchestra, bei on! Unforgettable!” Wie Don Alias auf den ”On – leider mit zu seltenen Gigs in der Schweiz. Willie Bobo und mit der divinen Sarah Vaug- the Corner”-Aufnahmen spielt, ist schlicht Letztes Jahr erschien auf dem Label PM-Re- han die Sporen abverdiente. Dann folgten magisch. cords die CD ”Viktorija Gecyté – No Detour zwei ”Lehrjahre” mit dem grossen Master- Ahead” (siehe Hörbar 6/17). Damals mit da- Drummer Elvin Jones. ”Zur dieser Zeit war Jan Das Ende der aussergewöhnli- bei auf ihrer CD waren auch die beiden auf- Hammer mein Mitbewohner. Eines Tages rief chen, kultigen Fusion Band Stone Alliance strebenden US-Musiker Sean Gough (p) und mich John McLaughlin, der gerade eine neue kam 2006 – nach einer ca. 50 Jahre dauern- Joe Arkin (dr). Kürzlich war Gecyté Special Band zusammenstellte, an, und lud mich zu den Reise durch sämtliche Gefilde des Mo- Guest der hr-Big-Band. ­70 JAZZ

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Bei den Schweizer Konzerten PM Records hat soeben drei neue CDs veröffentlicht: erhältlich unter pmrecords.com übernimmt der vielschichtige und ideale Be- gleiter, Elmar Frey die Drums. Ausserdem ist Richtung Coltrane. Die Solos von Grossman und Perla seit den 1990er-Jahren Mitglied des Liebman sind eine Klasse für sich. Der Titel ”A Time For Love” (Mandel & Webster) ist ein gefühlvolles Fine Wine Trios (nomen est omen ... ) mit Ri- Solo für Liebman auf der Flöte. Auf ”Children Mer- chard Wylands am Piano, ”Rosso di Montalci- ry Go Round” kommt vor allem Steve Grossman no” und Bobby Kappan an den Drums ”Terra- zum Zug. Auch er weiss, wo der Bartli den Most bianca Campaccio Riserva”. holt. Auf ”Simone” (Frank Foster) wechseln sich Liebman am Sopran und Grossman am Tenor ab, Und dann gibt es ja noch das unterstützt von den typischen Elvin-Jones-Drum- Connaisseur-Label: PM Records! ”Where Jazz rolls. Endlich hört man auch Gene Perla, der bei Is Supposed To Be”, von Perla 1972 gegrün- Don Alias den übrigen Titeln viel zu leise eingemischt wurde Heartbeat Tour det. Mittlerweile sind etwa 46 CDs lieferbar. und der ein treibendes Basssolo hinlegt. So geht es Don Alias (dr, perc), Michael Brecker (ts), Randy Brecker (tr), die ganze CD weiter. Zum Schluss ”Three Card Releases beispielsweise von Elvin Jones, Nina Gil Goldstein (arr, kb), Alex Acuna (dr, perc), Mitch Stein (g) u. a. Molly” (Elvin Jones), ein ”Schmankerl” mit einem Simone, Steve Grossman, David Liebman, (P.M. Records PMR-035/pmrecords.com) genialen Solo von Elvin. SPITZE! Carlos ”Patato” Valdes, Gene Perla gehören zum vielseitigen Katalog, ebenso wie alle Auf- Stone Alliance W O W! Holy Smoke! That’s It! Grooviger geht’s Galvanic Ignition nahmen von Stone Alliance (mittlerweile sie- nimmer! Wer schon immer wissen wollte, wie sich Gene Perla (eb), Don Alias (dr, perc), Mitch Stein (g) ben CDs) mit verschiedenen Gästen wie dem Michael Brecker in einem Latin-Umfeld behauptet: (P.M. Records PMR-38/pmrecords.com) grossartigen brasilianischen Trompeter Mar- Ganz einfach, der bläst alle an die Wand, wie der cio Montarroyos. Wolf das Haus der kleinen Schweinchen. Nur schon der zweiteilige erste Track ”Tribute to Al- Auf meine Frage hin, was er ei- Der erste Track ”Like a Moose” (Mitch Stein) ist freeka” rechtfertigt den Kauf dieser CD. Sein Solo zugleich der Beste. Könnte ein Track sein von einer nem jungen Musiker empfehlen würde, ant- ist von einem anderen Planeten. Die ganze CD ist Miles-Produktion. Mitch Stein hat da einen gehöri- wortete Perla: ”Finde etwas, was dir am Her- ein Feuerwerk an Latin, Jazz und Funk. Alias und gen Scofield intus. Beim zweiten Track ”Para Los zen liegt und schmeiss dich voll rein.” So ein- die ganze Percussion-Gang plus Band in absoluter Papinos” (irgendwas mit Gemüse) (Orlando Lopez) fach ist das. Das Gespräch beendet er mit ei- Höchstform. Eine Jam-Session der Superlative! hat er sich noch ein bisschen Santana zur Brust Kaufen, nicht einfach irgendwo gratis runterladen nem Witz: ”Fragt in NY ein Typ einen Taxifah- genommen. Perkussion und Bass machen aus die- (klauen). Diese Perlen findet man nur bei den unab- sem Stück einen richtigen Latin-Fetzer. Auch Mitch rer, wie er in die Carnegie-Hall komme. Der hängigen Labels wie PM. Stein legt hier so richtig schön los. Auf ”Uncle Je- Taxifahrer überlegt kurz und sagt dann: Mit mima” (Don Alias) kommt nach einem knalligen viel, viel üben!” ■ Elvin Jones Jazz Machine Eröffnungssolo von Stein noch eine leider zu kurze Live at Carnegie Hall Bass-Drums-Einlage. Die CD ist mit 27:24 Minuten Elvin Jones (dr), Steve Grossman (ts), (5 Tracks) ein wenig zu kurz geraten. Trotzdem Fu- David Liebman (ts, ss, fl), Gene Perla (db) sion auf hohem Niveau. Last but not least: Ein grosses Dankeschön an das (P.M. Records PMR-043/pmrecords.com) ganze Team von der ”Schüür” in Bülach. Sie über- raschen immer wieder mit ausgesuchten Konzerten die Metropole Bülach. Nächster Gig von ”GO” steht schon fest: Juni 2019. Chapeau! Schon der erste Track ”A Brite Piece” (Liebman) lässt erahnen, woher der Wind weht – nämlich aus

Jazzaar Festival Orchestras aUsschreiBUNG

Mit internationalen Guest Artistes! 2 Produktionen: 07. – 17. April 2019 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 26 Jahren können sich unter Ron Carter & The SYJO www.jazzaar.com anmelden und sich so durch ein Vorspielen für die Directed by Christian Jacob (USA) Teilnahme in einem der beiden Orchestern qualifizieren. Das Vorspielen findet am 26. Januar 2019 in Aarau statt. – Ron Carter - b (USA) – Antonio Hart - as (USA) Die zwei Ensembles werden im April von internationalen ‘Guest Artistes’ betreut – Tony Kadleck - tp (USA) und proben eine Woche in Aarau um anschliessend zusammen aufzutreten. – Vincent Gardner - tb (USA) – Donald Vega - p (USA) Für das Swiss Youth Jazz Orchestra (SYJO) werden TeilnehmerInnen – Carl Allen - d (USA) für die folgenden Instrumente/Stimmen gesucht: Trompeten, Posaunen, Tenor Saxophone, Alt Saxophone, Klavier, Gitarre, Abraham (SYWE) Piano, Schlagzeug/Perkussionen Directed by Fritz K Renold (CH) Für das Swiss Youth World-Music Ensemble (SYWE) werden – Lydia Renold - voc (CH) TeilnehmerInnen für die folgenden Instrumente/Stimmen gesucht: – Steven Bernstein - tp (USA) – Igor Butman - ts/ss (RUS) Gesangs (Sopran, Alt, Tenor, Bariton/Bass), Flöte/Alto Flöte, Flöte/Bass – Tommy Smith - ts/ss (SCT) Flöte, Klarinette, Bassklarinette, Trompeten, Alt Saxophone, Euphonium, – Mehmet Ali Sanlikol - multi inst. (TU) Posaune, Tuba, Gitarre, Piano, Perkussion, Nahöstliche Instrumente – Sharon Renold - eb/voc (CH) – Gil Goldstein - acc (USA) (Duduk, Oud, Zurna, etc.) – Kabir Sehgal - ab (USA) – Billy Cobham - d (USA) Teilnahmegebühr: Kostenlos! Anmeldung unter www.jazzaar.com Anmeldefrist ist der 5. Januar 2019.

JNM_06_18_70-71_Perla.inddAusschreibung 2_jazzaar_2019.indd 71 1 29.10.1822.10.18 10:3616:08 Ode an die Freiheit NOVEMBER Jazzelemente bei Bernd Alois Zimmermann IN ZUSAMMENARBEIT MIT WEEKLY JAZZ DO 1. MARC JENNY TRIO Bernd Alois Zimmermann, der vor hundert Jahren geboren wurde, «THE HOLY BREATH» war einer der wenigen modernen klassischen Komponisten, die den Jazz wahrnahmen und ihn auf adäquate Weise in seine Werke FR 2. UND SA 3. CANNONSOUL einband. Von Thomas Meyer «REMEMBERING CANNONBALL ADDERLEY FEAT. RENATO CHICCO» Nicht bloss Kompositi- komponierte Zimmermann 1966 sein Stück DI 6. UND MI 7. BASTIAN STEIN QUARTET onsschüler seien sie gewesen, so wie das in ”Die Befristeten”, das zu einem grossen Teil den offiziellen Biographien stehe, sondern Jün- auf Improvisationen beruht. Es handelt sich DO 8. SARAH BUECHI ger, die ihren Meister bewundert hätten. So um eine Ode an die Göttin der Freiheit, dies «CONTRADICTION OF HAPPINESS» erzählte der Trompeter Manfred Schoof kürz- freilich in Form eines Totentanzes. Und so mag FR 9. UND SA 10. LUCA STOLL QUARTET lich beim Musikfestival Bern. Der daneben er auch das kurze freie Leben der improvisier- DI 13. UND MI 14. REMEMBERING GEORGE ROBERT sitzende Pianist Alexander von Schlippen- ten Musik als ein befristetes verstanden ha- bach nickte zustimmend. Das Wort ”Jünger” ben. Canettis Stück schildert eine utopische, FEAT. DADO MORONI erstaunt bei zwei der wichtigsten deutschen aber im Kern höchst autoritäre Gesellschaft, DO 15. TOMAS SAUTER Free Jazzer. Sie waren sicherlich damals En- in der jeder Mensch das Lebensalter kennt, «THE FARAWAY NEARBY» de der 50er-Jahre nach Köln gekommen, weil das er erreichen wird, und dieses sogar als FR 16. UND SA 17. MARIA MENDES QUARTET es dort eine äusserst rege Jazz-Szene gab. An Namen trägt. der Musikhochschule aber lernten sie in ei- Für das Manfred Schoof- IN ZUSAMMENARBEIT MIT MARTINU° FESTTAGE nem Kurs über Filmmusik Bernd Alois Zim- Quintett schuf Zimmermann hier ein kompo­ SO 18.* DAVID DORUŽKA° TRIO mermann kennen, der ihnen eine völlig neue sitionstechnisch hybrides Werk: Während er Welt eröffnete, bis hin zu Literatur und bilden- die Tonhöhenverläufe strengen seriellen Ge- «AUTUMN TALES» n der Kunst. setzmässigkeiten unterwarf, räumte er den a Bernd Alois Zimmermann, Musikern vor allem in rhythmischer Hinsicht

DI 20. UND MI 21. SIMON SPIESS TRIO es Kili geboren 1918 in Bliesheim bei Köln, gehörte weitreichende improvisatorische Freiheiten nn DO 22. CHRISTY DORAN’S zu jener Generation, der durch das Naziregi- ein. Das war ungewöhnlich, wie Schoof er- a «SOUND FOUNTAIN» me und den Krieg eine frühe Entfaltung ver- zählt: ”Ich weiss noch, dass damals beispiels- IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM sagt blieb. Als er in der jungen Bundesrepub- weise gesagt wurde [NB: unter klassischen ZENTRUM FÜR AFRIKASTUDIEN lik startete, fand er zwar Arbeit als Musiker, Musikern]: Wenn die Jazzmusiker mit ihrer

FR 23. UND SA 24. MANDLA MLANGENI AND FRIENDS fühlte sich jedoch unfertig und studierte wei- Improvisation dazukommen, kann es ja pas- Foto: PD/ZVG/H LAST MINUTE DATE ter. Und als er sich schliesslich mit diesem sieren, dass mir die Autorität als Komponist DI 27. NILS WOGRAM «ROOT 70» Rüstzeug aufmachte, drängten bereits jünge- aus der Hand genommen wird ... Sie hatten LAST MINUTE DATE re Kollegen wie zum Beispiel Karlheinz Stock- Angst um ihre Autorenschaft als Komponisten MI 28. PETER SCHÄRLI: «PEACE NOW!» hausen ins Rampenlicht. Zimmermann, der und fürchteten, dass die Jazzer nun ihr Werk älteste der jungen Generation, wie er selber mitgestalteten.” DO 29. WIESENDANGER – RÜEGG – sagte, kam sich bald schon überholt vor. Als Zimmermann gab zwar BURGOYNE TRIO ”eine sehr rheinische Mischung von Mönch Spielanweisungen, nach denen sich die Mu­ FR 30.11. PAUL HANSON QUINTET und Dionysos” bezeichnete er sich selber, er siker richteten, aber sie konnten auch ihre ei- UND SA 1.12. FEAT. WILLIAM EVANS sei ”widerborstig” und sitze ”ständig zwischen gene Spontaneität ins Spiel einbringen. ”Er den Stühlen”. hat gesagt: Die Jazzer wissen schon, wie sie Das war freilich auch sei- das zu machen haben, er hat uns vertraut, DEZEMBER ne Chance. Die Avantgarde interessierte ihn empfand das Idiomatische und das Authenti- zwar brennend, aber er betrachtete sie mit sche als Bereicherung. Er hat keine Angst vor DI 4. UND MI 5. NOAM WIESENBERG QUINTET kritischer Distanz. Er musste nicht im Innova­ dem Jazz gehabt – im Gegenteil! Er war un- DO 6. ADEMIR CÂNDIDO QUARTETO tionszirkus mitmischen, sondern erinnerte sich glaublich geöffnet und dem zugetan, was wir «RHYTHMS OF BRAZIL» auch jener Musiken, die mittlerweile als dé- angeboten haben.” Nur an gewissen, ihm be- FR 7. UND SA 8. ALEX CORRÊA QUINTET modé galten: Strawinskys etwa oder des Jazz. sonders wichtigen Stellen, habe Zimmermann Er liebte Jazz. Als er für darauf bestanden, dass genau nach Noten DI 11. UND MI 12. TRIO einige Monate nach Rom umzog, gehörten gespielt wurde. ”Er hat sich ganz und gar auf DO 13. BACHTHALER – KOCH – BÜRGIN Platten mit Ella Fitzgerald und Lennie Trista- uns eingelassen und dann aber auch ver- «TRIO OF SONG» no ebenso ins Gepäck wie Bach, Mozart und sucht, uns auf seine Weise auf das hin zu len- FR 14. UND SA 15. SARAH CHAKSAD ORCHESTRA Wagner. So erzählt seine Tochter Bettina Zim- ken, was er wollte”, fügt Schlippenbach an. mermann in ihrer kürzlich erschienenen, äus- Aufgeführt wurden ”Die DI 18. UND MI 19. MATTHIAS TSCHOPP QUARTET serst lesenswerten Biographie. ”Das vertrug Befristeten” damals von Schoof, Schlippen- DO 20. MONCEF GENOUD «SONGS» sich miteinander, biss sich nicht, weder im bach, dem Klarinettisten/Saxophonisten Gerd FR 21. RED SUN FEAT. NGUYÊN LÊ Leben noch im Werk. Jazz und ‘Jazziges’ – Dudek, dem Bassisten Buschi Niebergall und mal als Groove, mal als Episode innerhalb ei- dem Schlagzeuger Jackie Liebezeit, einem BIS 4. JANUAR 2019 WEIHNACHTS- UND NEUJAHRS- nes grösseren Stücks, bis zum kompletten jungen, dynamischen Ensemble, das Jazzge- PAUSE Jazz-Stück – durchzieht fast das gesamte Opus schichte schrieb. Es war das Lebensgefühl meines Vaters, in unterschiedlichen Gewich- des Jazz, der gesteigerte Rhythmus und die KONZERTZEITEN 20.30 – CA. 22.45: tungen.” Energie, die Zimmermann, darin nun Diony- Gelegentlich streute er sos, faszinierten. So schrieb er: ”Es darf wohl 1. SET 20.30 – CA. 21.30 UND 2. SET 21.45 – CA. 22.45 Zitate von Jazz-Combos ein, so etwa im Finale nicht als übertrieben gelten, wenn man von TÜRÖFFNUNG: 45 MIN VOR KONZERTBEGINN seiner Oper ”Die Soldaten” oder im ”Requiem Jazzern annehmen kann, dass sie über ein DI BIS DO 14.– CHF, FR/SA PRO SET (2) 12.– CHF für einen jungen Dichter”. Für ein Hörspiel besonderes Gefühl für Rhythmus und damit ERMÄSSIGT: DI BIS DO 8.– CHF, FR/SA PRO SET (2) 8.– CHF (*19.00 UHR) FÜR MITGLIEDER, UNTER 25-JÄHRIGE, ARBEITSLOSE, SOZIALHILFEEMPFÄNGER, nach Elias Canettis gleichnamigem Drama insgesamt über ein besonderes Zeitgefühl AHV-/IV-EMPFÄNGER, ASYLBEWERBER KOHLENBERG 20, CH-4051 BASEL, TEL. NR.: 061 263 33 41 www.birdseye.ch

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verfügen. Eine Komposition, die es unter- tige Bewegung. Mit dem Aufkommen radika- gestellt sein, ob der schon so oft zitierte Wi- nimmt, sich in Zeiten zu bewegen, denen man lerer Strömungen wie der seriellen Musik und derspruch zwischen beiden Richtungen über- bisher eine bestenfalls utopische Realität der Aleatorik verlor diese Jazznähe jedoch an brückbar ist.” ­zugeschrieben hat (Zeiten gewissermassen Aktualität. Zimmermann wusste um auf dem Meeresgrund), muss sich solchen Nicht so bei Zimmermann, die Schwierigkeiten. Bewusst verlangt er für Gefühls vergewissern: Unter Wasser gibt es der, obwohl er mit der Zwölftontechnik arbei- sein Konzert die Solisten einer Jazz-Band andere Zeitproportionen als auf der Erde. Die tete, weiterhin am Jazz interessiert blieb. Über und die Streicher eines Sinfonieorchesters. Er Zeit erhält dort eine andere Dauer; die Dauern die meisten seiner klassischen Zeitgenossen wünschte sich eine gewisse Jazzerfahrung werden länger, die Kürzen kürzer.” hob ihn hinaus, dass er nicht einem bereits der Musiker, damit das Ergebnis nicht, wie er nach einer Aufführung schrieb, ”zickig” klin- ge. Nach diesem ersten Versuch schrieb er an den Dirigenten Ernest Bour, es wäre ihm ein Bedürfnis, wenn das Stück mit Mitgliedern der Kurt-Edelhagen-Band zu einer ”echten Ur- aufführung” gebracht würde. Zwölftontechnik verbin- det sich mit jazzigen Spielformen wie Riffs und Walking Bass. Darüber hinaus soll die ”Melancholie und Ekstase des Jazz in die Satzweise eines sinfonisch-konzertanten Werks eingebunden werden.” Das verbindende Mo- ment trotz trennender stilistischer Richtun- gen liegt nach meinem Dafürhalten in der ge- meinsamen Wurzel des Ausdrucksbemühens, welches in seelische Tiefenschichten hinab- reicht, wie sie in dem Negrospiritual jenseits allen ‘Commercial-Jazz’ berührt werden: Angst n a und Hoffnung, Trauer und Freude eines menschlichen Herzens, welches sich aus dem ausweglosen Rätsel des menschlichen Da- nnes Kili a seins voll kindlichen Vertrauens in die geöff- neten Arme des göttlichen Erlösers wirft.” Ein humanistisches An- liegen also, Ausdruck eines Engagements:

Foto: PD/ZVG/H Ursprünglich sollte das Konzert den Titel Solches ”Zeitgefühl” hat- etwas älteren Jazzstil nachhing, sondern sich ”Darkey’s Darkness” tragen; das Wortspiel te für Zimmermann mehrere Bedeutungsebe- immer wieder mit den aktuellsten Trends aus- gefiel dem Komponisten, aber als man ihn da- nen. Es war nicht nur die jeweils gegenwärti- einandersetzte – so auch mit dem Free Jazz rauf hinwies, dass ”Darkey” eine eher abfälli- ge Epoche, hier also jene des Kalten Kriegs der 1960er-Jahre. Ihrerseits wurden auch die ge Bezeichnung für einen Schwarzen ist, än- und der atomaren Bedrohung, die in seinen Jazzmusiker selber, so erzählte Schlippen- derte er ihn wieder. Denn auch dieser Ebene Werken spektakulär aufscheint. In seiner Mu- bach in Bern, von ihm angeregt. Noch Jahre trug er früh Rechnung: ”Das Werk wurde un- sik ging es ihm um eine ”Kugelgestalt der Zeit”. später hat er im Zusammenhang mit dem ter dem Eindruck des (leider auch heute im- Als einer der Ersten verband er verschiedene Zimmermann zitiert, mer noch bestehenden) Rassenwahns ge- Stile, Strawinsky mit Bach und Messi­aen, den nämlich die ”Utopie einer befreiten Musik”, schrieben und will in der Verschmelzung von Jazz mit der Zwölftontechnik, er arbeitete mit die dieser im Jazz sah. drei stilistisch scheinbar so heterogenen Ge- Zitaten, collagierte und entwarf so diese Ku- Jazz und Freiheit, das war staltungsprinzipien gleichsam einen Weg der gelgestalt, in der unterschiedliche Zeitschich- eine ideelle Verbindung, die Zimmermann of- brüderlichen Verbindung zeigen.” Das Stück ten gleichzeitig präsent sind, so auch mehre- fenbar stark beschäftigte. Sie findet sich be- war auch ein Widerspruch gegen die Katast- re rhythmische und metrische Ebenen – was reits 1954 in seinem Trompetenkonzert ”No- rophen deutscher Geschichte. ■ die Aufführung seiner Musik nicht gerade er- body knows de trouble I see” [sic], in dem er leichterte. den bekannten Negro Spiritual thematisch verarbeitete. Der Spiritual sei, so Zimmer- ”Nobody knows mann, ”gleichsam der geometrische Ort des de trouble I see” [sic] gesamten Werkes. Das Konzert ist ein­sätzig Zimmermanns Begeis- und in seiner ineinandergreifenden Form terung für den Jazz reichte jedoch weiter knüpft es, wenn man diesen Vergleich recht zurück, vor die Begegnung mit Schoof und begreifen will, an die Technik des Choralvor- Schlippenbach. Er war durchaus nicht der spiels an, wobei an Stelle des Chorals das Einzige, der sich für die damals in Deutsch- Negrospiritual tritt. Es ist eine weit verbreitete ➤ Bettina Zimmermann: Con tutta forza. land noch kaum gesellschaftsfähigen Mu- Meinung, dass der Jazz in dem Moment das Bernd Alois Zimmermann. Ein persönliches Porträt. sikrichtungen Jazz und Blues interessierte. Stigma der Echtheit verliert, wo das Prinzip Berlin, Wolke Verlag, 2018 (ISBN 978-3-95593-078-3) CDs: Unter den Neoklassizisten finden sich bereits der Improvisation verlassen wird. Indessen ist ➤ Nobody knows de trouble I see früh Jazz-Annäherungen. Das berühmteste in der Entwicklung des Jazz selbst ein Weg Håkan Hardenberger, Trompete; Beispiel war Strawinskys ”Ebony Concerto” beschritten worden, der das fixierte Notenbild Leitung: Heinz Holliger; Philips Alison Balsom, Trompete; Leitung: Lawrence Renes (Warner) (1945) für Woody Herman. Die frühen 1950er- an die Stelle der Improvisation setzt. An diesem ➤ Monologe für zwei Klaviere; Susanne Huber, Jahre versuchten zunächst daran anzuknüp- Punkte der Entwicklung setzt nun der Versuch André Thomet, Klavier (Wergo) fen. In Donaueschingen erklang 1954 Rolf der Verbindung des Jazz mit der sogenannten ➤ Requiem für einen jungen Dichter; Leitung Gary Bertini (Wergo) Liebermanns ”Concerto for Jazz Band”. Und ‘Kunstmusik’ ein. Es ist das Bezeichnende an ➤ Die Befristeten, u. a.; Manfred Schoof-Quintett mit dem , wie ihn Gunther Schul- diesem Versuch, dass er von beiden Seiten (LP, antiquarisch) ler prägte, formierte sich schliesslich sogar her unternommen wird, sowohl vom Jazz als DVD: Die Soldaten; Oper Zürich; eine eigenständige, durchaus zukunftsträch­ auch von der ‘Kunstmusik’ her. Es mag dahin- Leitung: Ingo Metzmacher (Unitel Classica) ­73 JAZZ

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seits ist es aber auch ein schönes Beispiel für die Universalität, welche die Musik im Allgemeinen und der Jazz im Speziellen anstreben. Georg Modestin

Ame Sèche Leonard Bernstein Walter Faehndrich (viola, voice), Christy Doran (g), Symphonie No. 2 ”The Age of Anxiety” Remo Schnyder (sax), Samuel Wettstein (synth) Krystian Zimerman (p), Berliner Philharmoniker; (Leo Records) Leitung Simon Rattle (Deutsche Grammophon 483 5539/Universal) Mason Bates Wie einzelne Bewegungen eines anfangs- und end­ The (R)evolution of Steve Jobs losen Kontinuums fügen sich die 13 namenlosen The Santa Fe Opera; Leitung: Michael Christie Er war ein Eklektiker, wie man so sagt – gewiss! Bei Tracks dieses Albums zu einem grossen Ganzen. (Pentatone PTC 5186 690/MV) Leonard Bernstein, dem grossen Dirigenten und Auch dieses ist wiederum nur ein Ausschnitt des­ Komponisten, klingt bei aller Eigenständigkeit man­ sen, was ImprovisatorInnen tausendfach anpeilen ches nach anderem, vor allem immer wieder nach und in raren Momenten auch zustande bringen: Ei­ Im Prolog erleben wir, wie der Vater dem Zehnjäh­ Strawinsky, Schostakowitsch oder nach Jazz. So in nen Stein zu heben und darunter das krabbelnde rigen zum Geburtstag einen eigenen Bastelraum in der grandiosen 2. Sinfonie mit dem Titel ”The Age Leben sichtbar zu machen. Einer, der schon viel Er­ der Garage schenkt: ”a place to make things”, wor­ of Anxiety”, die er 1949 auf das gleichnamige Ge­ hellendes überlegt und geschrieben hat zum Thema auf der Sohn meint: ”A fine place to start” – was dicht von W.H. Auden schrieb und die von ”der Improvisation, ist der Bratschist Walter Faehnd- dann bekanntlich tatsächlich zum Ausgangspunkt Orientierungslosigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg rich (www.musicforspaces.ch), der seit den 1980er- einer Weltkarriere wurde. Das ist sie: die (lang er­ und der Überdeckung der sozialen Vereinzelung mit Jahren mit installativen Klang- und Raum-Perfor­ wartete?) erste Oper über den Apple-Mitgründer einem betäubenden Rausch” jener Zeit handelt – mances das Wesen von musikalischen Landschaf­ und CEO: ”The (R)evolution of Steve Jobs”. Der US- einem Thema, das keineswegs passé ist. Dem So­ ten auch ganz praktisch erforscht. Seine von ihm amerikanische DJ und Komponist Mason Bates hat loklavier kommt darin eine zentrale Rolle zu. Der initiierte Formation ”âme sèche”, in der auch Gitar­ sie nun geschrieben. Ausgehend vom Jahr 2007, in polnische Pianist Krystian Zimerman, der das Stück rist Christy Doran in einem ganz anderen Impro- dem Jobs das iPhone präsentierte, wird die Biogra­ einst mit Bernstein spielte, kam nun auf sein Ver­ Kontext zu erleben ist, lotet in faszinierenden Mini­ phie in mehreren Rückblenden erzählt. Nicht nur sprechen zurück, es zu dessen 100. Geburtstag mal-Fluktuationen und Interaktionen musikalische das Technologische und Geschäftliche kommen zum wieder aufzugreifen. Und es lohnt sich. Nicht nur, Räume aus. Hellwach sind die Musiker, auch wenn Zug, sondern auch das Privatleben, was Gelegen­ weil die Aufnahme mit den Berlinern unter Simon sie mal im Hintergrund raunen. In dieser impro­ heit für einige lyrische Szenen gibt. Entstanden ist Rattle hochkarätig ist, sondern auch wegen dieses visierten Kammermusik verbündet sich das akus- eine typische US-Oper in der John-Adams-Nach­ farbigen, wechselvollen, kontrastreichen, theatra­ tisch-elektrisch-elektronische Klangspektrum mit folge mit einer zuweilen uninspirierten Stimmfüh­ lischen und oft auch ironischen Stücks. Es ist wohl feinst gewobenen Partikeln und Motiven einer un­ rung, etlichen filmmusikalischen Einsprengseln, auch ein Porträt des Komponisten. Thomas Meyer ruhig-ruhigen Textur. Unruhig ist der Weg, der sich pluraler Stilistik und wellenförmiger Dynamik, frisch pausenlos ändert. Ruhig sind die Musiker, die ihn und raffiniert gesetzt, etwas kitschig und manch- gehen. Klang, Form und Dynamik vibrieren in eine mal witzig und oft originell in der Instrumentation. gemeinsame Richtung. Ankommen wäre tödlich. Thomas Meyer Pirmin Bossart

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Roland Dahinden An Imaginary Talk With Charlie Parker Dario Calderone (b), Gareth Davis (bcl), Koen Kaptijn (tb), QUATUOR DEBUSSY Peppe Garcia (perc), (comp) Claude Debussy ... et le jazz. Preludes for a quartet (Hat Hut/Outhere) VLADYSLAV SENDECKI & Quatuor Debussy mit Jacky Terrasson (p), ATOM STRING QUARTET Vincent Peirani (acc), Franck Tortiller (vib) u. a. Le jardin oublié/My Polish Heart (Harmonia Mundi HMM 902308/MV) Blitzschnelle Interaktionen und Kurz-Exploits, die Vladyslav Sendecki (p, comp), Dawid Lubowicz (vl), man auch als Bebop-Phrasen deuten könnte, sind Mateusz Smoczynski (vl), Michal Zaborski (viola), die einzigen Artikulationen, die konkret an Charlie Krzysztof Lenczowski (vc) Heuer jährt sich zum hundertsten Mal der Todestag Parker erinnern mögen. Die fünf Kompositionen fal­ (Neuklang NCD 4198/In-Akustik) von Claude Debussy, einem Monument der abend­ len zunächst mit ihrem methodischen Raster auf, in ländischen Musikgeschichte und Grenzüberschrei­ dem phonologische, morphologische und seman­ ter zwischen der Spätromantik und der einsetzen­ tische Parameter der Beschäftigung mit Charlie Am 13. Dezember 1981 wurde in der damaligen den Moderne. Insbesondere im harmonischen Be­ Parker ausgelotet werden. Musikalisch sind das so Volksrepublik Polen das Kriegsrecht verhängt, die reich riss er die Fenster und Türen weit auf und abenteuerlich schweifende wie präzise verzahnte unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc wurde (wie­ brachte bis dahin ungehörte Klangeindrücke her­ Mikrostrukturen, Texturen, Klanglichkeiten. Hervor­ der) verboten, und Tausende von Menschen gingen vor. Gründe genug, um zahlreiche Debussy-Alben ragend auch der Space und die Reduktion, die der ins Exil. Unter den aus politischen Gründen Ausrei­ auf den Markt zu bringen, von denen ”Claude De­ latenten Blitz-Energie entgegenstrahlen. Am An­ senden war auch der 1955 im südpolnischen Gorli­ bussy ... et le jazz” eines der unerwartetsten sein fang stand eine Auftragskomposition, die der Po­ ce (deutsch: Görlitz) geborene Vladyslav Sendecki, dürfte. In der Tat sind die Berührungspunkte zwi­ saunist und Komponist Roland Dahinden für den ein pianistisches Wunderkind, das sich – vom Jazz schen dem französischen Komponisten und dem Bassklarinettisten Gareth Davis und sein Quartett infiziert – auf der Szene seiner Heimat etabliert Jazz gering – allenfalls könnte man das eine oder schrieb. Er sei hingesessen und habe Schritt für hatte. Nach Sendeckis Emigration in die Schweiz andere vom Ragtime inspirierte Stück anführen. Schritt einen imaginären Dialog mit Charlie Parker, und später nach Deutschland griffen auch internati­ Doch darum geht es bei der vorliegenden Produkti­ einem seiner ”heroes”, geführt, sagt Dahinden in onale Top-Acts auf seine Dienste zurück; seit 1996 on nicht: Vielmehr gilt es, der inneren Freiheit, mit den sehr lesenswerten Liner Notes von Andy Hamil­ ist er auch der Pianist der NDR Bigband in Ham­ der sich Debussy musikalischer Konventionen ent­ ton. Dahinden, der länger bei Anthony Braxton stu­ burg. Mit dem aus seinem Heimatland stammenden ledigte, eine neue Bühne zu geben, indem seine dierte und sein Assistent wurde, bewegt sich als Atom String Quartet hat er sich mit einer Formation Musik mit dem Jazz konfrontiert wird. Dies ge­ ­risikofreudiger Posaunist und kühner Komponist zusammengetan, die genauso wie er selbst zwei schieht auf eine äusserst achtsame Weise: Von den seit Jahren auf der Schnittstelle von Improvisation Herzen in der Brust trägt, eines, das der Klassik zu­ vierundzwanzig Préludes für Piano solo, die der und Kom­position. Hört man sein aktuelles Werk, geneigt ist, und eines, das für den Jazz schlägt. Die Komponist zwischen 1909 und 1912 in zwei Bü­ das in gra­fischer und konventioneller Notation ge­ fünf Musiker changieren übergangslos zwischen chern veröffentlichte, sind zwei Handvoll ausge­ schrieben wurde, taucht man ein in die Unmittel­ den beiden Welten, der Jazz-Groove ist ihnen eben­ wählt und für ein klassisch besetztes Streichquar­ barkeit der offenen Komposition. Sie braucht bei­ so vertraut wie die klassische Formsprache. Dazu tett adaptiert worden. Der sachte Wind der Freiheit des: Komplexe Partituren, die eine mögliche Archi­ kommt noch eine Ahnung von polnischer Volksmu­ geht von den ausgewählten Jazzern vom Kaliber tektur vorgeben, und den improvisatorischen Geist sik. Das aus dieser Verbindung entstandene Album eines Jacky Terrasson oder Franck Tortiller aus, die des Quartetts, der sie baut. Pirmin Bossart ist einerseits eine Hommage des Leaders, der das sich behutsam zwischen den fein gestrichenen Programm massgeblich, aber nicht ausschliesslich Klanggespinsten bewegen und ihre Akzente setzen. kompositorisch prägt, an seine Heimat. Anderer­ Georg Modestin ­74 JAZZ

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KALEIDOSCOPE STRING QUARTET Morton Feldman Lisa Streich Reflections We, like Salangan Swallows ... , plus Werke von Pietà Simon Heggendorn (vl, comp), Ronny Spiegel (vl), Pauline Oliveros, Earle Brown u. a. Lucerne Festival Academy; ensemble recherche; David Schnee (viola, comp), Sebastian Braun (vc) The Astra Choir; Leitung: John McCaughey Vokalensemble Kölner Dom; ut insieme vocale-consonante u. a. (Traumton 4665/traumton.de) (New Music Records 80794-2/www.newworldrecords.org) (Wergo WER 6425 2/Tudor)

Morton Feldman Das Kaleidoscope String Quartet veröffentlicht mit Atlantis Sie schreibt geistliche Musik, auch wenn sie keine ”Reflections” sein drittes Album seit dem Platten­ Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt; Leitung: Lucas Vis Worte vertont, und sie bleibt dabei nicht bei Äus- debut im Jahr 2011. Von der Besetzung des Erst­ (Hat Hut 206/Outhere) serlichkeiten, sondern dringt in die physische Natur lings ”Magenta” sind noch Simon Heggendorn und des Glaubens ein, die sich dann in Musik äussert. David Schnee übrig geblieben, auf dem im Jahr Die 1985 geborene schwedische Komponistin Lisa 2014 aufgenommenen Folgealbum ”Curiosity” ist Leider ist die zeitgenössische Musik weniger gut Streich, die vergangenes Jahr einen Komponisten­ auch Ronny Spiegel mit von der Partie. Aufschluss­ mit aussergewöhnlichen Chorwerken bestückt als preis der Ernst von Siemens Musikstiftung erhielt, reich ist die Aufteilung der kompositorischen frühere Epochen. Und doch gibt es auch hier man­ ist damit eine Ausnahme in ihrer Generation: Keine ­Verantwortung: Stammen auf ”Magenta” sämtliche ches zu entdecken: etwa die wortlosen Werke von stilistischen oder medialen Grenzüberschreitungen, Stücke aus der Feder von Heggendorn, sind auf Morton Feldman mit ihren so simplen Überschrif- keine Dekonstruktionen stehen im Vordergrund – ”Curiosity” auch zwei Stücke zu hören, für die David ten ”Voices and Instruments” oder ”Chorus and In­ vielmehr religiöse Ausdrucks-, ja Bekenntnismusik. Schnee verantwortlich zeichnete. Die Diversifizie­ struments”. Nur sein ”The Swallows of Salangan” ”Das Bekenntnis ist ein Dank an das Leben, so ehr­ rung ist auf der neusten Produktion noch verstärkt basiert auf einem Text (von Boris Pasternak). Wie lich, so schamlos und liebend als möglich”, sagt sie worden: Nebst zwei Nummern von Heggendorn und oft bei Feldman drehen sich die Akkorde wie in ei­ dazu. Kreuzesgestalten sind ständig präsent in ihrer einer Nummer von Schnee erklingen fünf Auftrags­ nem imaginären Raum, schwebend, abgehoben, Musik: im Orchesterstück ”Segel” ebenso wie in kompositionen, die gewissermassen ”ausser Haus” zeitlos. Eine wundersame und exquisite Klangwelt, ”Pietà” für motorisiertes Cello und Ensemble oder vergeben wurden. Das Ergebnis ist ein berau­ die der Astra Choir aus hier vorstellt. Es dem ”Stabat” für 32 Stimmen in vier Chören. Ge­ schendes Fest der Klänge und Rhythmen: Von Ge­ ist sinnvoll, von Feldman in andere Klanglichkeiten wiss erinnert man sich dabei an andere religiöse org Breinschmids ”kakanischem” Vexierspiel aus hinüberzuwechseln. So hin zu Stücken von Pauline Komponisten aus dem Ostseeraum, und doch: Die mehr oder weniger bekannten Melodien, das sich Oliveros, Earle Brown, Warren Burt und anderen. Tonsprache Streichs ist nicht epigonal, sondern so wohl nur ein Wiener ausdenken konnte, über Nik Oliveros’ ”Sound Patterns” von 1961 etwa verwen­ von eigener Klanglichkeit: zuweilen hart, ja gehäm­ Bärtschs rhythmische Überlagerungen zu Mathias det diverse Mund- und Atemgeräusche – es war mert, dann auch weich, ja süss, ohne je ins Kitschi­ Rüeggs – richtig, der Mathias Rüegg! – (nicht nur) das Stück, mit dem die vor zwei Jahren verstorbene ge zu verfallen. Vor allem jedoch hat sie ein Senso­ Walzerspektakel. Dass das Kaleidoscope String Musikerin damals bekannt wurde. rium für die Stille und das Leise. ”Agnel” etwa für Quartet ansatzlos zwischen Klassik, Jazz und Folk In diesem Zusammenhang sei auch auf drei Orches­ Chor, Objekte und Elektronik ist von ungemeiner zu changieren vermag, ist mittlerweile bekannt: Auf terwerke Feldmans hingewiesen, die unter dem Titel Zartheit. ”Stabat” wirkt wie ein wunderschöner ”Reflections” hat seine Kunst einen neuen Höhe­ ”Atlantis” wieder als Reedition bei Hat Hut erhält­ zeitloser Strom. Thomas Meyer punkt erreicht. Fünf Punkte mit Ausrufezeichen! lich sind. Thomas Meyer Georg Modestin Wire_42_2018_hathut.qxp__ 10.08.18 15:35 Seite 1

CHRISTOPHER FOX KARLHEINZ MORTON FELDMAN STOCKHAUSEN ATLANTIS ROLAND DAHINDEN TOPOPHONY DAVID TUDOR RADIO- TALKING WITH CHARLIE WDR SINFONIEORCHESTER PIANO SINFONIE-ORCHESTER AN IMAGINARY TALK ILAN VOLKOV HISTORIC FIRST FRANKFURT WITH JOHN BUTCHER & RECORDINGS CONDUCTED BY CHARLIE PARKER THOMAS LEHN OF THE KLAVIERSTÜCKE LUCAS VIS AXEL DÖRNER & I–VIII & XI

hat(now)ART 172* hat(now)ART 206* hat(now)ART 208* hat(now)ART 211*

Samuel Blaser with Marc Ducret MICHAEL FINNISSY Peter Bruun CHORALVORSPIELE FRITZ HAUSER Taktlos Zürich 2017 ANDERSEN-LIEDERKREIS JULIET FRASER LABORATORIO & MARK KNOOP SOLO PERCUSSION

hat(now)ART 212* hat(now)ART 216* hatOLOGY 743 hatOLOGY 747 Markus Eichenberger & Daniel Studer Matthew Shipp Suspended Symbol Systems Mike Westbrook Starcross Bridge

Luzia von Wyl Ensemble Throwing Coins

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weghören

bedingt hörbar

hörbar gut Màrio Costa Jowee Omicil Oxy Patina Love Matters! Màrio Costa (dr, electronics), Marc Ducret (g), Jowee Omicil (ss, as, fl, co, voc), Jonathan Jurion (p, rhodes), unbedingt reinhören Benoît Delbecq (p, synth, electronics) Jean-Philippe Dary (p, keys, el-b), Michel Alibo (el-b), (Clean Feed 492/cleanfeed-records.com) Laurent-Emmanuel Tilo Bertholo (dr) (Jazz Village/MV) unüberhörbar spitze Der portugiesische Drummer Màrio Costa hat bei Cleanfeed Records bereits zwei Alben mit der Band Unfassbar – ähnlich einem Chamäleon schleicht sich Jazz'n'more-tipp von Hugo Carvalhais eingespielt, auf ”Particùla” Jowee Omicil durch die Stile, überquert scheinbare gemeinsam mit dem französischen Sopran-Saxo- Grenzen und entwischt, noch bevor er richtig ent- phonisten Emile Parisien. Dieser holte ihn in sein deckt wurde. Der 41-jährige Multiinstrumentalist Quintett Sfumato, zu dessen Dauergästen auch (Saxophone, Flöten, Kornett, Klarinette) ist in sei- ­Joachim Kühn und Vincent Peirani gehören. Für ner unvoreingenommenen Offenheit so ein biss- dieses erste Album als Bandleader konnte Costa chen der Miles der Gegenwart. Als er vor einem zwei andere absolute Spitzenmusiker der französi- Jahr ”Let´s Bash!” veröffentlichte, liess er in einem schen Jazz-Szene gewinnen. Es ist eine ungewöhn- Nebensatz verlauten, dass die fünftägige Aufnah- liche Besetzung, ohne Bass und mit zwei Instru- mesession Material für sieben Alben ergeben hät- menten, die nicht selbstverständlich kompatibel te. Dem kommt er nun mit ”Love Matters!” einen sind, vor allem nicht, wenn sie von zwei Musikern Schritt entgegen. Die dreizehn Kompositionen wur- gespielt werden, die sich mit ihrer hoch entwickel- den mit denselben Musikern im Oktober 2015 im ten, eigenen Sprache auf einem einsamen Niveau legendären Studio ”La Buissonne” eingespielt – bewegen. Das ungewöhnliche Experiment ist ge- quasi eine Liveaufnahme. Was vordergründig nach Donat Fisch Quartett lungen. Die Wechselwirkung zwischen – vor allem einem stilistischen Mischmasch (Musik aus Afrika, Live am Jazzfestival Willisau mit elektronischen Mitteln erzeugtem – Sphären- Haiti, Jamaika, aber auch Monk und Mozart) klingt, Donat Fisch (ts, as), Andy Scherrer (ts), Bänz Oester (b), sound und knisternden Begegnungen überzeugt. ist in der Tat Omicils Identität und Verständnis von Norbert Pfammatter (dr) Wie Joachim Kühn in den Liner Notes schreibt: modernem Jazz. Omicil bleibt ein begnadeter En- (QFTF 059/qftf.net) ”This is Jazz of today – with the Zeitgeist”. Bis auf tertainer mit tiefer Verwurzelung im karibisch-af­ ”Aluminium Foil” (Ducret) hat Costa alle Komposi­ rikanischen Erbe. Ob Mozart als Funker (”Mozart tionen selber geschrieben. Entstanden ist ein star- BasH”), Klarinette und ein herrlich zupfend- und Wenn Donat Fisch, Andy Scherrer, Bänz Oester und kes Album, bei dem es sich lohnt, sich beim wieder- slapender Alibo (”Be Kuti”) oder venezolanischer Norbert Pfammatter auf der Bühne stehen, dürfen holten Anhören auf einen der drei Musiker zu kon- Traditional (”Duérmete mi niño”) – dieses gelunge- die Erwartungen hoch, sehr hoch sein. So gesche- zentrieren, beispielsweise im explosiven ”Erosion” ne, mitreissende Album ist eine nie versiegende, hen am Jazzfestival Willisau 2013, an dem die nun- auf Ducrets einzigartige Technik achtet, dann auf sprudelnde Quelle von Inspiration und Lebensfreu- mehr in CD-Form veröffentlichten Aufnahmen eines das enigmatische Spiel Delbecqs in ”Illusion” oder de. Silvano Luca Gerosa Konzerts mitgeschnitten wurden, das nach einhel- auf die originelle Perkussion Costas, insbesondere liger Kritikermeinung eine musikalische Sternstun- im Solo von ”Patina”. Ruedi Ankli de war. Die vier genannten Musiker verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, die sich in einer gewachsenen gegenseitigen Vertrautheit niederge- schlagen hat, welche in dieser Form vielleicht nur eine Gruppe gemeinsam auftretender Hochseilar- tisten kennt. Die Grundformation ist Fisch im Trio mit Norbert Pfammatter und Bänz Oester, zum Quartett erweitert um Andy Scherrer, der Donat Bobby Sanabria Fischs Lehrer an der Berner Jazzschule war. Die Multiverse Big Band beiden Meister agieren in seltener Eintracht, tat- West Side Story Reimagined kräftig unterstützt von zwei synchronen Spitzentän- Nicole Mitchell (Jazzheads/jazzheads.com) zern an Bass und Schlagzeug. Die Musik oszilliert Maroon Cloud zwischen einem abstrakten Ansatz, der visuelle As- Nicole Mitchell (comp, fl), Fay Victor (voc), Aruan Ortiz (p), soziationen an Paul Klee oder Joan Miró weckt, und (vc) Das Musical ”West Side Story” als Latin-Version einer geradezu volkstümlich anmutenden Sanglich- (For Practically Everyone Records) scheint ein Pleonasmus zu sein, denn kaum ein mo- keit. In dieser Hinsicht erinnert die Musik von Do- dernes Werk enthält so viele Anteile von lateiname- nat Fisch, von dem sämtliche Kompositionen stam- rikanischer Musik wie Leonard Bernsteins Meister- men, an diejenige von Ornette Colemans klassi- Einem grösseren Publikum bekannt wurde die Kom- werk. Die Frage, warum die West Side Story ein schem, gleichfalls pianolosen Quartett. Donat Fisch ponistin und Flötistin Nicole Mitchell vor allem ”Latin Jazz Treatment” braucht, drängt sich auf. ist ein konsequenter Künstler, der seine Musik rei- durch ihre Arbeiten mit der Grossformation Black Doch Schlagzeuger Bobby Sanabria hat Bernsteins fen lässt und ephemeren modischen Erscheinungen Earth Ensemble. Doch in ihrer mittlerweile dreis- Werk mit seiner Multiverse Big Band eine Bearbei- abhold ist: Die Musik dankt es ihm. Georg Modestin sigjährigen Karriere hat die Wahl-Kalifornierin auch tung verpasst, die es in sich hat. Die Doppel-CD immer wieder kammermusikalische Werke ge- zum 60. Jubiläum der Broadway-Uraufführung wur- schrieben. ”Maroon Cloud” wurde 2017 live in de live im New Yorker Dizzys Club eingespielt. Als Hubert Nuss Brooklyn aufgezeichnet und bringt Mitchell mit ih- Zuhörer bekommt man die volle Wucht der Arran- Standards and Other Stories rer langjährigen Partnerin, der Cellistin Tomeka Reid, gements mit: Die 20 Tracks sind alle instrumental Hubert Nuss (p) John Goldsby (b), John Riley (dr) sowie dem Pianisten Aruan Ortiz und der Sängerin bearbeitet und liefern in 80 Minuten Spielzeit ful- (Pirouet/Edel:Kultur) und Spoken-Word-Artistin Fay Victor zusammen. minante Bläsersätze und bestechende Rhythmus- Maroon im Titel bezieht sich auf jenen afrikani- konstellationen. Hier ist natürlich vor allem Bobby schen Stamm, der sich einst mit allen Mitteln der Sanabria als Drummer gefragt. Zusammen mit Ar- Standards und andere Geschichten (sprich: Eigen- Sklaverei widersetzte. Das Album als Ganzes ist rangeur Jeremy Fletcher, der für den Hauptteil der kompositionen) erzählt Pianist Hubert Nuss mit sei- ”a lyric poem to the human gift of imagination and Titel verantwortlich ist, hat er sich viele Gedanken nem Trio auf ungewöhnliche Weise. Auf seinem its ability to foster resistance in dystopian times.” gemacht. So hat Sanabria Bernsteins Rhythmen fünften Album gibt sich das bestens eingespielte Auch hier sind die afrofuturistischen Referenzen, ”korrigiert”, wenn ursprünglich mexikanische Per- Trio ganz unspektakulär. ”Body and Soul” kommt die Mitchells Arbeiten dominieren, nicht zu über­ cussion-Figuren, die bei ”America” so charakteris- leise daher, die übrigen vier Standards, weniger hören. In dieser intimen Formation, in der bewusst tisch sind, so gar nicht zu den Sharks aus Puerto bekannte Themen und Melodien von Monk, Han- auf das Schlagzeug verzichtet wurde, verdichtet Rico passen wollen. Diese und weitere Infos sind im cock oder Bill Evans, erzeugen ebenso weiche Mitchell moderne Komposition, freie Improvisation, aufwendig gestalteten Booklet nachzulesen. Jeder Klangbilder. Hubert Nuss will den Hörer, der sich Spoken Word, Blues und Soul zu einem grossan­ Song ist ein wilder Ritt mit starken Bläsersätzen, nach und nach auf das sensible Spiel einlässt, nicht gelegten Plädoyer für den Widerstand. ”Maroon furiosen Blechsoli, Candombé- und Clave-Rhythmen erschrecken. Er ist ein Pianist, der mit melodischen Cloud” entwickelt sich von der anfänglich sperrig oder auch Swing-Elementen. Leonard Bernstein mit Finessen arbeitet und sein Handwerk glänzend ver- wirkenden Klangstruktur allmählich zu einem tief seiner Begeisterung für lateinamerikanische Rhyth- steht. Vordergründige Effekte gibt es hier nicht. im Blues verankerten Mantra, dem sich kein auf- men hätte an dieser grandiosen Bearbeitung sicher Reiner Kobe merksamer Hörer entziehen kann. Rudolf Amstutz seine grosse Freude gehabt. Angela Ballhorn ­76 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 76 28.10.18 22:46 Shai Maestro Pago libre & friends The Dream Thief got hard Shai Maestro (p), Jorge Roeder (b), Ofri Nehemya (dr) Alpentöne Blasorchester (ABO), Arkady Shilkloper (horn, (ECM/MV) alphorn), Florian Mayer (viol). John Wolf Brennan (p, melodica, comp), Tom Götze (b), Christian Zehnder (voc), Christy Doran (g), Patrice Héral (perc) Die Karriere des Pianisten Maestro hat mit dem (Leo Records/leorecords.com) vorliegenden ECM-Debut einen weiteren grossen und verdienten Schritt genommen. Der musikali- sche Tausendsassa hat eine neue Heimat gefunden. ”got hard” ist stilistisch ein bunter Mix aus mo­ Einerseits spielt sein Trio mit Ofri Nehemya am derner Blasmusik, Jazz, Volksmusik, weltmusikali- Schlagzeug – der Ziv Ravitz ersetzt – und Jorge schen und improvisatorischen Infusionen. In der Roeder am Bass so harmonisch zusammen wie nie über 70-minütigen Komposition treffen swingende zuvor. Andererseits passt Maestros Ästhetik der Orchesterpassagen, Obertongesang, Jodel, funky schimmernden Akkorde und der magisch fesseln- Jazz, Alphorn, elektrische Gitarre, Groove und Ex- den Dynamik perfekt zu ECM. Die musikalische periment aufeinander. Gerade drei Monate hatte Entwicklung des israelischen Pianisten ist erstaun- John Wolf Brennan zur Verfügung, um für das se- lich: Während die letzte CD "The Stone Skipper" mi-professionelle Alpentöne Blasorchester (ABO) seine ungeschliffene, kreativ-experimentelle Suche eine Komposition zu schreiben und zu proben. Es nach der eigenen Identität widerspiegelte, hat er wuchs innert Kürze zu einem Grossklang-Unterneh- sich hier neu erfunden. Die osteuropäischen Flos- men. Die Uraufführung am Alpentöne 2017 wurde keln sind verschwunden, und an ihre Stelle ist eine mit Begeisterung aufgenommen. Nun ist das von reife Lyrik mit zurückhaltender Introspektion getre- Radio SRF aufgezeichnete Konzert auf CD erschie- ten. Maestro beginnt mit einer wunderbaren Solo- nen. Brennan, schon immer ein vielseitiger, ideen- version "My Second Childhood". Er malt vorwie- reicher und produktiver Komponist und Musiker, gend von seiner dunklen Klangpalette, wodurch verschränkte das 25-köpfige Orchester (Leitung seine Melodien noch reiner erscheinen. Die sieben Michel Truniger, Philipp Gisler) mit seinem Quartet Eigenkompositionen und zwei Cover-Songs fügen Pago Libre, den Musikern Christy Doran und Patrice sich nahtlos zu einem kohärenten Ganzen zusam- Héral sowie sechs Dudelsack- und Fiddlespielern. men. Der dekonstruierte Standard "These Foolish Schon mit der eröffnenden ”FunPhare for the Com- Things" fungiert als Einleitung zu "What Else Needs mon Sense” kann das ABO seine Vielseitigkeit zwi- to Happen", einer dunklen Reflextion zum Thema schen Alpen-Swing und Fellini-Walzer ausspielen. der Schiessereien an amerikanischen Schulen. Die Das Folk-Jazz-Quartet Pago Libre bringt mit funky daruntergelegte Rede Obamas zum Thema unter- Linien und jazziger Leichtigkeit gute Kontraste ins streicht die tragische Dringlichkeit des Appells. Ins- Klangbild. Als Solisten glänzen der russische Alp- gesamt ein zeitloses Album, das viel mit wenig Tö- hornspieler Arkady Shilkloper, Patrice Héral, Christy nen zu sagen hat. Ein klanglicher Leckerbissen. Doran und Stimmkünstler Christian Zehnder. Phil Stöckli Pirmin Bossart

Justin Brown Nyeusi Samuel Martinelli Justin Brown (dr, perc, Fender Rhodes), Fabian Almazan Crossing Paths (Fender Rhodes, Wurlitzer, MoPho), Jason Lindner (Moog, Samuel Martinelli (dr), Claudio Roditi (tp, flh), Prophet), Mark Shim (wind controller), Burniss Travis (b) Marcus McLaurine (b), Tomoko Ohno (p) (Biophiliac Records/Fully Altered Media) (Prestige Music)

Die samtweich gedämpften Schlagzeugsalven, die Ein im wahrsten Sinne des Wortes cooles Album rasanten und immer wieder ausreissenden Melo- wird hier vom brasilianischen Schlagzeuger Samu- dielinien und der Bass, der oft eine der Leadstim- el Martinelli vorgelegt: moderner Straight-ahead- men sekundiert, rücken die 13 Stücke in die Nähe Jazz, swingig, aufgebaut nach dem klassischen des Fusion Jazz der 1970er-Jahre. Allerdings sind Thema-Impro-Thema-Muster. Acht Stücke umfasst Browns Kompositionen weniger ausschweifend als das Werk, davon zwei Überarbeitungen: Sonny die Ergüsse von damals, die meisten sogar kürzer ­Rollins' "St. Thomas" und Dizzy Gillespies "Birks' als drei Minuten. Viele Ideen werden als Fragmente Works". Die übrigen Titel stammen aus Martinellis stehen gelassen, enden teilweise abrupt und sind eigener Feder und nehmen teilweise Bezug auf hier nur gerade roh editiert zu einem Album zusam- ­Personen aus seinem privaten Umfeld: "Song For mengefügt. Die Form des Beat Tape ist vielsagend, Carina" zum Beispiel ist seiner Ehefrau gewidmet, denn Brown ist bekannt aus dem innovativen Brain- "Bob's Blues" seinem Freund Bob Wyatt. Für die feeder-Umkreis – neben Ambrose Akinmusire, Thun- Ausführung der Melodielinien hat sich Martinelli dercat, Flying Lotus usw. – und der Titel "Nyeusi" einen Landsmann ins Boot geholt: den Jazztrom­ (Swahili für 'schwarz') zeigt die deutliche Politisie- peter und Flügelhornist Claudio Roditi aus Rio de rung, von der aktuell die Musik einiger Künstler Janeiro. Roditi ist kein Unbekannter auf dem inter- wieder geprägt ist. Das Album wird in einer auf- nationalen (Latin-)Jazz-Parkett, hat er doch in den wendig produzierten Origami-artigen Hülle vertrie- 1980er-Jahren mit Paquito D'Rivera die Bühne ge- ben, in der allerdings 'nur' ein Download-Code und teilt und später in den Big Bands von Dizzy Gillespie kein physischer Tonträger steckt. Dies sei ein State- und Jimmy Heath mitgewirkt. Eine weitere beson- ment gegen die "Schädlichkeit von Plastik für unse- dere Persönlichkeit im Ensemble Martinellis ist To- re Umwelt". Vielleicht ist die Zeit langsam wieder moko Ohno: Die aus Japan stammende Pianistin reif dafür, aufzustehen und gegen Althergebrachtes spielt, seit sie vier Jahre alt ist. Im Zuge ihrer Karri- zu demonstrieren. Vielleicht passiert diesmal mehr ere hat sie mit Jerome Richardson, Wynton Marsa- als beim letzten Versuch vor bald fünfzig Jahren. lis und Benny Golson zusammengearbeitet. Christof Thurnherr Luca D'Alessandro

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Enrico Pieranunzi & Jan Hammer Jacques Schwartz-Bart Thomas Fonnesbaek Seasons Pt. 1 Hazzan Blue Waltz Jan Hammer (keys) Jacques Schwartz-Bart (ts), Grégory Privat (p), Enrico Pieranunzi (p), Thomas Fonnesbaek (b) (7jazz/7us media) Stéphane Kerecki (b), Arnaud Dolmen (dr), David Lins (perc), (Stunt Records/sundance.dk) Darren Barrett (tp) (Yellowbird Enja/jazzrecords.com) Unterdessen ist er 70 Jahre alt. Und bleibt, was er Enrico Pieranunzi ist: ein Phänomen. Jan Hammer, aus der Tschechien Wine and Waltzes stammender Pianist, Ausnahmekeyboarder, hoch- Ein 'Hazzan' des Saxophons – so beschrieb ein (Cam Jazz/camjazz.com) dekorierter Hitkomponist und Filmmusiker (”Miami Rabbi den Saxophonisten Jacques Schwartz-Bart. Vice”), hat nach einer Dekade seiner Plattenabsti- Als Hazzan wird der (singende) Kantor einer Syna- nenz ein Ende gesetzt. ”Seasons Pt. 1” ist eine Zu- goge bezeichnet. Für den Jazzer Schwartz-Bart, der Enrico Pieranunzi ist ein begnadeter Geschichten­ sammenstellung musikalischer Skizzen, die er in den letzten zehn Jahren konsequent seinen kari- erzähler. Aktuell hat er sein Herz dem Walzer ver- schon lange mit sich rumträgt. 13 Titel haben es auf bischen Wurzeln nachgegangen ist, steht 'Hazzan' schrieben, zumindest lassen dies die Titel der letz- das Album geschafft. Hammer sagte einmal, dass als Symbol für seine eigene jüdische und schwar- ten beiden CDs erraten, beide Live-Aufnahmen von Genregrenzen dazu da seien, überschritten zu wer- ze Identität. Geboren in Guadeloupe als Sohn von 2017. Im Duo mit dem dänischen Kontrabassisten den. Seine aktuelle Musik beschreibt er als ”fil- zwei politischen Schriftstellern zollt der 55-Jährige Thomas Fonnesbaek hat er in Gustav’s Bistro in misch” oder als ”Popsongs ohne Worte”. Es lassen seinem verstorbenen Vater Tribut. Dazu benutzt er Kopenhagen ein Programm aufgenommen, das nur sich auch Elemente von Progressive Pop, Fusion uralte jüdische liturgische Lieder, die er auf dem anfänglich romantisch wirkt. Gegen Ende entwi- Jazz oder New Age ausmachen. Seit einem halben Hintergrund von Jazz und afrokaribischen Rhyth- ckelt sich das Set mit zwei Standards und seiner Jahrhundert aktiv, beispielsweise mit Jeff Beck, Al men kunstvoll arrangiert. Unterstützt wird er von thematischen Eigenkomposition ”Blue Waltz” zu Di Meola oder im Mahavishnu Orchestra schöpft einer Band, die solistisch und als Einheit überzeugt. einem äusserst spannenden Schlagabtausch mit Hammer aus dem Vollen. Da treffen Hip-Hop- Die rhythmische Flexibilität, mit der sich die Mu­ Fonnesbaek. ”Tales From the Unexpected” – eben: Grooves (”Cyclone”) auf Südamerikanisches (”Suite sikerin und aus der vorgegeben Form bewegen, Erzählungen aus dem Unerwarteten! – steht dabei Latin”) oder Miami-Soundtrack (”April”, ”New Tempiwechsel völlig selbstverständlich vorneh- sinnbildlich für die unglaubliche improvisatorische World”). Eine Rückkehr zu seinen klassischen Wur- men, oder die Solisten beflügeln, ist einzigartig. Der Kreativität des Römers. Auch das abschliessende zeln stellt die ergreifende ”Suite European” dar. Opener "Shabbat Menuka Hi" erinnert an frühere ”Wimp” ist ein Highlight. Einfach unglaublich und phänomenal: Hammer hat Alben Schwartz-Barts, wo die Melodie durch Ge- In der aktuellen Serie ”Wine and Jazz” des Römer alles (einzig mit seinen Tasteninstrumenten) allein sang und Saxophon unisono auf dem Fundament Labels Cam (vgl. JAZZ’N’MORE 5/2018) ist ein eingespielt. Die Streicher klingen dabei so echt, eines karibischen Grooves vorgetragen wird. Es ganzes Album voller Walzer – allesamt aus der Fe- dass man vergeblich (im nicht existierenden Book- folgt ein virtuoses Solo von Schwartz-Bart, das sich der von Pieranunzi! – erschienen. ”Vintage Jazz” let) nach Angaben zum Orchester sucht. bis in die Stratosphären hochschaukelt. Nach dem sozusagen, natürlich auf hohem Niveau, zwar nicht Silvano Luca Gerosa Ausgangsthema schaltet die Rhythmusgruppe vom so intensiv wie im oben beschriebenen Duo mit 6/8-Groove um ins Double Time, um auf der Klimax dem Dänen, dafür introspektiver, vielleicht auch abrupt zu enden. Schwartz-Bart hat es wieder ge- ­etwas der Umgebung angepasster: cave à vin obli- schafft, ein völlig eigenständiges Werk zu schaf- ge! Der Titelsong des dänischen Konzerts ist die fen. Er etabliert sich damit nicht nur als Saxophon- einzige Überschneidung mit dem Konzert in der Koloss, sondern als internationaler Musiker mit ei- Weinkellerei Bastianich von Cividale im Friaul und ner eigenen und sofort erkennbaren Persönlichkeit. bietet die Gelegenheit zu hören, wie gekonnt Piera- Unbedingt empfehlenswert. Phil Stöckli nunzi den gleichen Song zweimal grundverschie- den interpretiert. Als Anspieltitel sei auch ”Fellini’s Waltz” erwähnt, eine Hommage an den grossen Filmemacher, die längst zu den grossen Kompositi- Frontton & Gerry Hemingway onen Pieranunzis zählt und hier einen weiteren Hö- Drives Me Crazy hepunkt markiert. Ruedi Ankli Yosvany Quintero (saxes, cls), Pelayo F. Arrizabalaga (turntables, tone generator), Dominik Dolega (litphone, vib, perc, elctr), Gerry Hemingway (dr, voc) (Unit/Membran) Kris Davis & Craig Taborn Octopus Ein Geräuschteppich, dessen Maschen aus elektro- Kris Davis (p), Craig Taborn (p) akustischen Sound-Textilien improvisatorisch inein- (Pyroclastic Records) ander verwoben werden, eröffnet das Album, be- vor auf ”Cuts on the Corner” auch die rhythmisch- groovende Seite dieses Quartetts zum Klingen Das erste Zusammentreffen der beiden Pianisten Rainer Böhm kommt. Eigentlich handelt es sich um ein Trio, das Kris Davis und Craig Taborn fand auf Davis’ Album hydor – Piano Works XII auf dem vorliegenden Album mit dem Schlagzeu- ”Duopoly” statt und hinterliess bei beiden einen so Rainer Böhm (p) ger Gerry Hemingway einen prominenten Gast ver- begeisterten Eindruck, dass im Herbst 2016 eine (ACT/MV) pflichten konnte. Wie prägend dieser den kollek­ gemeinsame US-Tournee folgte. ”Octopus” ist das tiven Klangstrom pushen, zerteilen und dynamisie- Live-Dokument dieses Aufeinandertreffens zweier ren kann, machen beispielsweise ”Convulsion”, ”Do atemberaubender Improvisatoren. Beide haben zwei Der in unterschiedlichen Projekten tätige, auf bis- It” oder der rabiatere Schlusstrack ”Ascension And Kompositionen beigesteuert und diese ergänzt mit lang 60 Alben vertretene Rainer Böhm ist erstmals Fall” deutlich. Raffiniert setzt er auch seine Stimme Carla Bleys ”Sing Me Softly of the Blues” und Sun solo zu hören, ganz auf sich allein gestellt. Der Ti­- ein, die man als Klangquelle erst entdecken muss. Ras ”Love in Outer Space”. Die Radikalität, mit tel des neuen Albums des Kölner Pianisten, der am Turntablist Pelayo bringt mit Kürzest-Schnipseln ­welcher sie die Strukturen reduzieren, um Freiräu- Montreux-Wettbewerb solo zu hören war, bezieht und Sprachfetzen seine feine Klangspur in den Im- me zu schaffen, die Virtuosität, mit der sie sich Töne sich auf Wasser (altgriechisch: hydor) und eine pro-Jazzflow. Eigenwillige Klänge steuert auch Do- zuwerfen, die Rhythmik ausloten und die Stille als Woge, wie sich das Bild von Hermann Rudorf nennt. minik Dolega mit seinen Steinklang-Instrumenten dynamischen Kontrapunkt ihres Dialoges einzu­ Doch von Strömen und Fliessen will der Pianist (Lithophonen) und Live-Elektronik bei. Überhaupt setzen wissen, ist beeindruckend. Obwohl beides nichts wissen. Nachdem er im Titelstück mit hartem ist die vielschichtige und sorgfältige Klanglichkeit hochintelligente Solisten, laufen Davis und Taborn Anschlag Melodien und Rhythmen vermischt, auch ein hervorstechendes Merkmal aller 13 Tracks, die nie Gefahr, sich in emotionsloser Kopfmusik zu ver- mit repetitiven Strukturen liebäugelt, sind die übri- auf ”Drives Me Crazy” versammelt sind. Dazu zäh- lieren. Im Gegenteil: Es gelingt ihnen selbst in kom- gen elf Stücke durchaus unterschiedlich gestaltet, len auch die wunderbar ruhigen Bassklarinetten- plexesten Momenten, der Musik eine lyrische Quali- jedes für sich mit eigenem Kosmos ausgestattet. und Vibraphon-Fantasien, wie sie auf dem längsten tät zu entlocken. Der Titel ”Octopus” ist Programm: Barock und Bebop finden sich ebenso wie Impressi- Track ”Senseless Ceremony” zu hören sind. Das Al- ein einzelnes, sich in der Form wandelndes orga­ onismus, Romantik und Klassik. Rainer Böhm ist ein bum ist mit seinen traumartigen Soundscapes aus nisches Lebewesen. Die Dialoge zwischen der Pia- Meister seines Faches, der unterschiedliche Genres sinnlichen und abstrakten Momenten ein Vergnü- nistin und dem Pianisten verschmelzen immer wie- organisch zusammenbringt und aufkommenden gen, das nicht bloss in den Ohren zwirbelt, sondern der zu einem grossen Ganzen, das sich in der Folge Wohlklang allerdings immer wieder aufbricht. tiefere Schichten des Hörens anpeilt. in permanent wechselnder Gestalt von allen Seiten Reiner Kobe Pirmin Bossart zeigt. Rudolf Amstutz ­78 JAZZ

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“IF I WOULD PICK A TRUMPET PLAYER, I WOULD PICK FRANCO. HE CAN PLAY ANYTHING, I LIKE HIM.“ ~MILES DAVIS

JNM_Inserat_Ambrosetti_210x145mm.inddJNM_06_18_76-89_HB.indd 79 2 24.10.1828.10.18 16:5522:46 HÖRBAR fügt – und das, obwohl jeder der vier Bläser eige- einmal mehr, warum er einer der gefragtesten Mu- Jazz'n'more-tipp ne Kompositionen beigetragen hat. Was die Musik siker ist, er unterstreicht die interessante rhythmi- des Quartetts vor allem abwechslungsreich und sche Begleitung der Gitarre und ist mehr Soundma- tatsächlich unterhaltsam macht, sind die vielen be- ler als Timekeeper. Jaak Sooäär spielt mit grossem wusst oder unbewusst gesetzten Zitate, mit denen Gitarrensound und interessanten Solostrukturen. die Posaunisten ihre Herkunft, ihre Orientierung Von diesem Trio möchte ich gerne mehr hören! und ihre persönlichen Vorlieben durchklingen las- Angela Ballhorn sen. Christof Thurnherr

Johannes Enders Rocket Men Endorphin Twerk & Travel in Space Johannes Enders (ts, ss), Jean-Paul Brodbeck (p), Butcher Brown Valentin Mühlberger (keys), Philipp Püschel (tp), Phil Donkin (b), Howard Curtis (dr) Camden Session Bertram Burkert (g, b), Paul David Heckhausen (perc, (Yellowbird Enja YEB-7790/Soulfood) DJ Harrison (keys), Marcus Tenney (s, tp), Morgan Burrs (g), electronics), Lasse Golz (s, reeds), Felix Dehmel (dr) Andrew Randazzo (el-b), Corey Fonville (dr) (JazzLap/Broken Silence) (Gearbox/Edel:Kultur) Johannes Enders hat ein Faible für körpereigene Substanzen, besonders wenn es um die Musik sei- Welche Töne bleiben von der Erde, wenn sie einmal nes Quartetts geht: 2011 veröffentlichte er mit Es gibt sie also noch, die Alben, die man im End- nicht mehr ist? Dieser Frage ist das Sextett Rocket ”Billy Rubin” ein erstes Meisterwerk, drei Jahre los-Loop hören kann, die einen ungemein antrei- Men um den Hamburger Keyboarder Valentin Mühl- später bestätigte er dessen Klasse mit ”Mellowto- ben, die für gute Stimmung sorgen, von denen man berger und den Leipziger Trompeter Philipp Püschel nin”. Nun folgt – unverschlüsselt – ”Endorphin”. Was nicht genug kriegt und die nie langweilig werden. nachgegangen. Die Antwort ist auf "Twerk & Travel der Öffentlichkeit damals nicht bekannt war, ist der ”Camden Session” des fünfköpfigen Kollektivs But- in Space" verewigt, eine auf rein musikalischer Ebe- Umstand, dass vor allem der erste Albumtitel auf cher Brown ist ein solches Album. Wenn auch nur ne überarbeitete Variante der beiden Voyager Gol- Enders mitunter kritischen Gesundheitszustand an- vier Titel umfassend und eine knappe halbe Stunde den Records, die 1977, beladen mit Bild- und Ton- spielte. Folgt man diesem Gedanken, ist nunmehr lang, so dokumentiert dieses in Mark Ronsons Zelig material der Erde, an Bord der beiden Raumsonden Entwarnung angesagt, werden doch die Endorphine Studios aufgenommene und live in London durch Voyager 1 und Voyager 2 ins All geschickt wurden. zu den sogenannten Glückshormonen gezählt. En- das legendäre Vollanalog-Verfahren von Gearbox "Twerk & Travel in Space" beinhaltet ziemlich viel ders’ Glück teilen der Basler Pianist Jean-Paul Records mitgeschnittene Album das energiegela- von dem, was heute an Stilen bekannt ist. Identifi- Brodbeck, ein alter Vertrauter des Leaders, der seit dene Spiel einer überaus tighten Band mit selten zieren lassen sich karibische Elemente, Ausschnit- ”Billy Rubin” mit von der Partie ist, sowie der briti- gehörtem, atemberaubendem Interplay (beispiels- te aus den asiatischen und europäischen Kulturräu- sche Bassist Phil Donkin und der amerikanische weise in ”Fiat”). Irgendwo zwischen Hip-Hop, Acid men. Rockige Töne und elektronische Schwingun- Schlagzeuger Howard Curtis. Beide sind neu und Jazz und Garagen-Punk-Funk und gleichzeitig mit gen gehen Hand in Hand. Sie fügen sich zu einem ersetzen Milan Nikolic und Billy Hart. Diese Wech- einer omnipräsenten Liebe für Vergangenes und ei- soliden Ganzen zusammen. Eine besondere Stim- sel haben insofern keine grösseren Auswirkungen, nem deutlichen Bewusstsein für die Jazzgeschich- mung vermittelt "Rio Doce", ein im Dub-Rhythmus als das Quartett nach wie vor bzw. wiederum traum- te, sorgen die fünf jungen, überaus talentierten gehaltenes Stück, welches mit Vocal Samples von wandlerisch sicher agiert. Die Songs stammen ein- Musiker für Verblüffung – allen voran DJ Harrison, nordbrasilianischen Ureinwohnern – aus der Ge- mal mehr ausnahmslos von Enders, der seinem Ruf der eigentlich Devonne Harris heisst und für die gend des Rio Doce – verfeinert wurde. Rocket Men als grosser Melodiker gerecht wird. Bei der Wieder- Kompositionen verantwortlich zeichnet, wunderbar haben mit diesem Album ein wunderbares, dem gabe fällt er durch seine Abgeklärtheit auf, die kei- Rhodes spielt und auch vor Effektgeräten nicht zu- Zeitgeist entsprechendes, ausserordentlich breit nem etwas zu beweisen braucht. Die innere Ruhe, rückschreckt (”Street Pharmacy”). Überraschend ist gefächertes Musikresümee geschaffen. Bravo! die aus der Musik spricht, wird von allen vier Prota- auch Marcus Tenney, der auf den Saxophonen und Luca D'Alessandro gonisten getragen und ist doch nirgends spür-, ja der Trompete gleichermassen virtuos soliert. In erlebbarer als bei Enders luftig weichem Ansatz. ”Camden Square” verwöhnt Morgan Burrs mit war- Dies bedeutet nicht, dass das ganze Album in kon- mem Jazzgitarrensound und in bester Soulmanier. templativer Sanglichkeit verharren würde. Neben Ein herrliches Album! Silvano Luca Gerosa den lyrisch verschatteten Weisen gibt es durchaus auch lebhafte, gar humorvolle Momente, die alle mit derselben gewachsenen Grandezza dargeboten werden. Georg Modestin

Tony Kofi and The Organisation Point Black Tony Kofi (s), Pete Whittaker (keys), Simon Fernsby (g), Pete Carter (dr) Sooäär/Yaralyan/Ounaskari (The Last Music Company) A Shooting Star Jaak Sooäär (g), Ara Yaralyan (b), Markku Ounaskari (dr) (O-Tone/Edel:Kultur) Als sich Tony Kofi vor acht Jahren der vom Gitarris- Vertigo Trombone Quartet ten Simon Fernsby gegründeten Band The Organi- The Good Life sation anschloss, hat sich deren Klangbild entschie- Nils Wogram (tb, melodica, voc), Andreas Tschopp (tb, perc), Diese CD ist ein länder- und kulturenübergreifendes den gewandelt. Den britischen Multiinstrumentalis- Bernhard Bamert (tb), Jan Schreiner (b-tb, tuba) Projekt: Gitarrist Jaak Sooäär kommt aus Estland, ten, 2008 als ”bester Instrumentalist” mit dem BBC (nwog records/Edel:Kultur) Bassist Ara Yaralyan aus Armenien und Drum- Jazz Award ausgezeichnet, hatte schon 1993 der mer Markku Ounaskari aus Finnland. Vor allem Jaak Hammond-Sound gepackt – damals als Mitglied Sooäär als eine der umtriebigsten Kreativkräfte aus der Jazz-Hip-Hop-Gruppe US 3. Nun konnte er ihn Vier Mal das gleiche Instrument und doch eine der Tallinner Jazz-Szene hätte noch viel mehr mit Pete Whittaker weiter verfeinern. Die Kombi­ klangliche Vielfalt, wie sie einige heterogener be- ­Aufmerksamkeit verdient. Vielleicht ändert sich das nation von The Organisation mit der bluesigen so- setzte Formationen oft vermissen lassen. Allerdings ja durch dieses Album. Den Titelsong ”A Shooting wie jazzigen und souligen Seite des Hammond-Ka- sind es nicht die neu in den Bandsound aufgenom- Star” hatte Sooäär zu einer Meteorerscheinung nons passt perfekt zu Kofis Herangehensweise. Ur- menen 'Nebeninstrumente' – die perkussiven Bei- ­Anfang des Jahrtausends geschrieben und für das sprünglich als Altsaxophonist bekannt geworden, gaben, die vierstimmigen Sprecheinlagen oder Wo- Trio neu bearbeitet. Das sehr lyrische, ruhige Album konzentriert sich der heute 51-Jährige auf das Ba­ grams Obertongesang –, die für Abwechslung sor- hat eine gute Mischung an Stücken: Eigenkomposi- ritonsaxophon, das mit der Hammond-Orgel unge- gen. Vielmehr sind es die strukturellen Entwicklun- tionen, Stücke des Bassisten, die Bearbeitungen wöhnliche Klangerlebnisse bietet – im Stil des Soul gen der Stücke, beispielsweise im treffend getauf- armenischer Volkslieder sind, und zwei Kompositio- Jazz der späten 1960er-Jahre. Im Mittelpunkt steht ten "Trombone Party" der Wechsel von der mehr- nen von Johann Sebastian Bach, die sich wunder- stark rhythmisch betonte Musik, die sich soulig und stimmigen Hektik zur Unisono-Entspannung, die für bar in den Kontext einfügen. Sooäär hat sich zwei bluesig an Elementen aus Funk, Latin und Bebop viel Spannung im Verlauf der Stücke sorgen. Den tolle Mitmusiker gesucht, Bassist Yaralyan hat ei- orientiert. Des Weiteren stehen Stücke von Woody titelgebenden Kern der CD bildet eine vierteilige nen voluminösen Ton am Instrument und seine lyri- Shaw, George Russell, Duke Pearson und Pepper Suite, die sich allerdings nahtlos zwischen die drei schen Arco-Phrasen in den Volksliedern beeindru- Adams auf dem Programm des Quartetts. vorgehenden und die fünf angehängten Stücke ein- cken. Drummer Ounaskari belegt auf diesem Album Reiner Kobe ­80 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 80 28.10.18 22:46 mit seinem Trio auf Welttournee. Zuvor machte er sich als Pianist von Christian McBride einen Namen. "Facing Dragons" zeigt ein musikalisches Chamä­ leon, das in so vielen musikalischen Stilen über- zeugt und doch seinen eigenen noch nicht gefun- den hat. "Fight for Freedom" ist eine Komposition im Stile von Art Blakey mit den typischen Bläser­ sätzen. Sands wagt sich mit einer Erroll Garner- Joe Lovano & Dave Douglas schen Solo-Einleitung an den Beatles-Klassiker Sound Prints "Yesterday". "Sangueo Soul" entführt den Hörer Scandal nach Kuba, wobei der Latin Groove kaum einen still Joe Lovano (ts, ss), Dave Douglas (tp), Lawrence Fields (p), sitzen lässt. Sands und Gitarrist Afiune liefern sich Linda Oh (b), Joey Baron (dr) einen beherzten Schlagabtausch, und die Leiden- PROGRAMM (Greenleaf Music) schaft und Spielfreude wird definitiv spürbar. Auf NOVEMBER/DEZEMBER 2018 "Sunday Mornings" wird dann eine bluesige Gos- pel-Atmosphäre zelebriert. Beim Anhören der Plat- MI 07.11. JAZZCAMPUS SESSION Vor zehn Jahren trafen sich Joe Lovano und Dave te wird der Anschein geweckt, man höre sich ein 20:30 Opener Band: «Yumi Ito Orchestra» Douglas erstmals im SFJazz Collective und taten musikalisches Portfolio des Pianisten an, das mög- Yumi Ito (comp/voc/p), Marina Tantanozi (fl), sich dann zu einem Quintett zusammen, das sich lichst viele Stile abbilden will. So wie "Rhodes to Sam Barnett (as), Enrique Oliver (ts/bcl), in Anlehnung an Wayne Shorters Titel ”Footprints” Meditation" schwere- und ziellos umherdriftet, fragt Victor Darmon (vl),Hugo Van Rechem (va), Sound Prints nannte. Nach dem Debutalbum 2013 man sich, wohin die Reise des übertalentierten Pia- Joachim Flüeler (clo), Esther Sévérac (harp), Kuba Dworak liegt jetzt die zweite CD vor, die ebenso Shorters nisten wohl führen wird. Das vorliegende Album ist (b), Izabella Effenberg (vb), Phelan Burgoyne (dr) Musik würdigt. Selbstredend spielen der Saxopho- ein klarer Beweis dafür, dass Sands noch auf der FR 09.11. BUCHBASEL nist und der Trompeter, unterstützt von einer bril- Suche ist. Phil Stöckli 20:30 BABELSPRECH.LIVE: lanten Rhythmusgruppe, von Shorter beeinflusste SOUNDLABOR – LYRIK, JAZZ Eigenkompositionen. Wie zuvor sind auch zwei Titel UND LIVE-ILLUSTRATION (”Fee Fi Fo Fun” und ”Juju”) des grossen Vorbilds u.a. mit Charlotte Lang (sax), Kira Linn (sax), neu arrangiert. Das Ganze findet Platz im Kosmos Daniel McAlavey (p), Silvan Joray (g) der beiden Bläser, die sich in zupackendem Hard- bop gegenseitig befruchten und anstacheln. Die SA 10.11. BUCHBASEL Sound Prints bieten eine einzigartige Hommage an AB 11:00 u.a. mit Markus Ramseier, Martin Zingg, Ivana Sajko, Thomas Sarbacher, Norbert Gs- Wayne Shorter, die mehr ist als eine reine Beweih- trein, Meret Matter, Guy Kneta räucherung. Reiner Kobe Geir Sundstøl MI 14.11. JAZZCAMPUS SESSION Brødløs 20:30 Opener Band: «Jordi Pallarés Quartet» mit Erland Dahlen (dr), David Wallumrod (Moog, Prophet, Arp), Enrico Le Noci (gt), Iannis Smalls (p), Nadav Erlich (b), Jordi Sanskriti Sheresta (tabla, voc), Mats Eilerstesn (b, voc), Pallarés (dr) Jo Berger Myhre (Fender, Moog), Nils Petter Molvaer (tp), Geir Sundstøl (g) DO 15.11. MSJ SESSION 20:30 Die monatliche Werkschau der (Hubro/hubromusic.com) Musikschule Jazz MI 21.11. JAZZCAMPUS SESSION Initialzündung Sie sind selten, die Alben, bei denen die klaren Er- 20:30 Opener Band: «Salome Moana» Be Aware wartungen so gründlich unerfüllt bleiben, und die Salome Moana (voc/comp), Christian Zünd (dr), Dominik Eberle (g), sich trotzdem schon beim ersten Hören tief einnis- David Cogliatti (p), Marc Mezgolits (bg), Pirmin Schädler (org, rhodes) ten. Erwartungen schüren auf dieser dritten Veröf- Marton Juhasz (dr) (Unit/Membran) fentlichung des norwegischen Gitarristen Sundstol DO 22.11. FOCUSYEAR BAND 19 zum einen die illustre Schar an Musikern, mit Dah- 20:30 COACHED BY JIM BLACK len, Wallumrod, Berger Myhre und nicht zuletzt Alexandra Hamburger(USA/voc/fl), Song-Yi Jeon (COR/voc), Da war der Nachname des Schlagzeugers Pro- Molvaer. Daneben vereint die Combo ein Instru- Santi de la Rubia (E/ts), Vinicius Gomes (BRA/g), gramm, Christian Zünd nennt sein Orgeltrio Initial- mentarium, das von der Schlitztrommel über die Marc Mezgolits (A/bg) Chase Kuesel (USA/dr), zündung. So einen Bandnamen für das Erstlings- Drummachine und vom Prophet 5 bis zur Dulcimer Iago Fernández (E/dr) werk zu verwenden, hat was und weckt gewisse reicht und dann auch noch durch allerlei Exotisches ­Erwartungen. Zünd und seine Mitstreiter Dominik wie beispielsweise Tablas ergänzt wird. Schliess- MI 28.11. JAZZCAMPUS SESSION 20:30 Opener Band: «Bachthaler/Koch/Bürgin: Trio Eberle an der Gitarre und Orgelspieler Pirmin Schäd- lich lassen Stücke wie "Warszaw/Alabama", zusam- of Song!» mit Ursus Bachthaler (strat), Roberto Koch (b), Beni ler stellen auf ihrer EP (vier Kompositionen) ihr mengesetzt aus Kompositionen von Bowie/Eno und Bürgin (dr) Verständnis eines Orgeltrios vor. Die vier Stücke Coltrane, die Fantasie geradezu ins Kraut schies- besitzen eingängige, schlichte Melodien, wie zum sen. Was dann aber auf die Trommelfelle trifft, ist DO 29.11. MSJ SESSION Beispiel der Titelsong, der so funky ist, als habe eine komplett entspannte, anheimelnd-fremde Ver- 20:30 Die monatliche Werkschau der James Brown Pate gestanden. In den Kompositio- mengung von Country und Ambient,­ von kargen Musikschule Jazz nen passt die fauchende und röhrende Hammond- spacigen Sounds mit erdigen Ethno-Klängen. Sund- MI 05.12. JAZZCAMPUS SESSION orgel super, die Gitarre mischt sich perfekt mit den stols Formation wirkt trotz der vielen Bekannten als 20:30 glockigen Sounds des Fender Rhodes, und das Band – jeder trägt bloss bei, niemand schert aus, Schlagzeug köchelt ein ganz eigenes Gebräu. Die alle sind deutlich präsent, niemand steht im Weg. DO 06.12. FOCUSYEAR BAND 19 Mischung aus Rock und lyrischen, ruhigen Elemen- Christof Thurnherr 20:30 COACHED BY BILLY CHILDS ten in dem Trio ist schön ausgewogen, das Trio Alexandra Hamburger(USA/voc/fl), Song-Yi Jeon (COR/voc), zündet gut! Angela Ballhorn Santi de la Rubia (E/ts), Vinicius Gomes (BRA/g), Wojtek Justyna Treeoh! Marc Mezgolits (A/bg) Chase Kuesel (USA/dr), Get That Crispy Iago Fernández (E/dr) Wojtek Justyna (g), Alex Bernath (d), MI 12.12. MSJ SESSION Diogo Carvalho (perc, synth), Daniel Lottersberger (b) 20:30 Die monatliche Werkschau der (Isolde Records/Heartselling) Musikschule Jazz DO 13.12. MSJ SESSION Mit seiner Band, die etwas lärmig ”Treeoh!” benamt 20:30 Die monatliche Werkschau der ist, hat der junge polnische Gitarrist Wojtek Justyna Musikschule Jazz schon eine Weile an der Präzision des gemeinsa- DI 18.12. MSJ CHRISTMAS VOICES Christian Sands men Zusammenspiels gefeilt. Knackig und trocken 20:30 mit Schülerinnen Petra Vogels Facing Dragons groovt das hier, und dazwischen sorgen entspann- Christian Sands (p, Fender Rhodes, Hammond), Caio Afiune (g), tere Passagen dafür, was heute wohl 'chillige' Stim- MI 19.12. JAZZCAMPUS SESSION Keyon Harrold (tpt), Jerome Jennings (dr), Yasushi mung heisst. Das Funk-Trio mit dem österreichi- 20:30 Nakamura (b), Roberto Quintero (perc), Marcus Strickland (ts) schen Bassisten Daniel Lottersberger und dem deut- (Mack Avenue/MV) schen Drummer Alex Bernath ist auf dieser Studio- aufnahme erweitert um den portugiesischen Per- kussionisten Diogo Carvalho, der auch den Moog- Das Talent des 29-jährigen amerikanischen Pianis- Synthesizer bedient. Justynas Themen gefallen zu- ten Sands ist unbestritten. So wurde er 2018 zum weilen mit einer Eckigkeit, die ein klein wenig an "Creative Ambassador" des Erroll Garner Jazz Pro- den Klischees des Genres ritzen, die hier ansonsten Barbetrieb ab 20 Uhr ject ernannt und ist seit einigen Jahren erfolgreich recht brav wiedergekäut werden. Florian Bissig Tickets: jazzcampus.com/club

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JNM_06_18_76-89_HB.indd 81 28.10.18 22:46 HÖRBAR ”Submarine” (mit Hip-Hop-Beat) zitiert er quasi sich Ohr behalten, der das alles suitenartig verbindet. Jazz'n'more-tipp selbst, gehörte er doch in den 1970er-Jahren zu Doran setzt einzelne und mehrere Gitarristen zu- den Pionieren des Fusion. Klassische Einflüsse so- sammen wie Register eines Orchesters ein. Neben wie ein gereifter Sinn für Form und Ästhetik zeigt er rockigen Herzstücken wie ”Gunslinger” und vor in ”Shadow Dance”, während er mit Fats Wallers ­allem das 13-minütige ”Bad News Baby” – die vi- ”Ain´t Misbehaving” auch den Bezug zur Tradition talste und abwechslungsreichste Komposition – herstellt, welche letztlich auch für ihn prägend war. kommen auch feinere Saiten zum Tragen, in denen Ein stimmiges, sehr sorgfältig produziertes und illus- experimentierfreudig Flageoletts und wandernde triertes Album, das sogar noch Liner Notes umfasst ­Motive klanglich ausgeweidet und in Wechselwir­- – wie in den guten alten Zeiten. Silvano Luca Gerosa k­ung gebracht werden. Das Werk war 2016 im Südpol Luzern uraufgeführt worden. Nun liegt die Komposition auch auf CD vor. Sie ersetzt das Live- Ereignis nicht, dafür bringt sie den vollen Sound und lässt das Werk vertieft geniessen. Pirmin Bossart

Thelonious Monk Mønk (p), Charlie Rouse (ts), John Ore (b), Frankie Dunlop (d) (Gearbox/Edel:Kultur) Mike Freeman ZonaVibe Venetian Blinds Mike Freeman (vibes), Guido Gonzalez (tp), Ian Stewart (b), Nachdem sich die Fans von John Coltrane früher Roberto Quintero (cong, guiro), Joel Mateo (dr, perc) dieses Jahr über die Erstveröffentlichung einer (VOF Recordings) Szun Waves ­Studiosession freuen konnten, kommt nun eine neu New Hymn to Freedom aufgetauchte Aufnahme von Thelonious Monk in Luke Abbott (synths), Laurence Pike (dr), Jack Wyllie (s) die Plattenläden – so es denn noch welche gibt. Bei "Venetian Blinds" geht es nicht um "Jalousien" (The Leaf Label/Indigo) Eine Sensation ist diese nun allerdings nicht gera- oder musikalische Scheuklappen, sondern um fei- de. (Eine Sensation wäre eine neue Aufnahme mit nen Latin-Jazz, der sich beim genauen Hinhören Coltrane oder Johnny Griffin gewesen.) Das Konzert nicht ausschliesslich dem afro-karibischen Schema Leaf begann Mitte der 1990er-Jahre als Label für am 5. März 1963 in Kopenhagen wurde vom Däni- zuordnen lässt. Im Lead steht der aus Omaha (Ne- eine schon damals recht heterogene Auswahl von schen Rundfunk aufgenommen, um ein paar Tage braska) stammende Vibraphonist Mike Freeman, Musikern, die am ehesten unter der Bezeichnung später ausgestrahlt zu werden. Darauf verschwand der in bemerkenswerter Symbiose mit dem Trom- Alternative Electronica zusammengefasst werden das Tonband angeblich und tauchte erst jetzt auf peter Guido Gonzalez in der Frontlinie die Genre- konnten. Inzwischen hat sich das musikalische wundersame Weise wieder auf. Das Line-up ist be- grenzen überwindet. Konkret: Gemeinsam verlei- Spektrum stark verbreitert und umfasst vieles, was kannt, mit Monks routiniertem Frontmann Charlie hen sie dem Ganzen einen gehörigen Swing-Touch. vielleicht einen Bezug zur elektronischen Musik hat, Rouse am Tenorsaxophon und John Ore und Fran- Das Savoir-faire verdankt Freeman nebst seinem das aber nicht mehr nur in diese oft sterile Schub­ kie Dunlop an Bass und Schlagzeug. Rouse soliert natürlichen Talent auch den zahlreichen Erfahrun- lade passt. Erstaunlicherweise hat sich dabei die reichlich lang und sein krächzender Ton ist zuweilen gen, die er beispielsweise im renommierten, in New musikalische Ausrichtung des Labels nicht weit von schlecht intoniert. Doch der schmissige, vorwärts- York ansässigen Spanish Harlem Orchestra sam- den Ursprüngen entfernt. Noch immer sind es treibende Swing ist da, und so viel kann auch vom meln durfte, das unter der Leitung des puerto-rica- Bands mit einer starken Live-Präsenz, die auf vielen ganzen Quartett gesagt werden. Monk improvisiert nischen Pianisten Oscar Hernandez steht und seit Veröffentlichungen auch auf den Tonträger gebannt für seine Verhältnisse flüssig und zupackend, die dessen Gründung 2002 in der Latin-Szene für sei- werden konnten. Das Trio Szun Waves klingt stark Bricolage seiner Selbstzitate ist dicht – aber etwas nen geradlinigen, orchestralen karibischen Dance- nach ungeleiteter Improvisation. Die dominante nie zuvor Gehörtes ist nicht auszumachen. Die Set- Sound ein hohes Ansehen geniesst. Dass diese Er- Rolle der Synthesizer flechten aber auch in die frei- liste entspricht ganz den vergleichbaren Konzert- fahrung auf das vorliegende Album abfärbt, er- esten Passagen immer wieder rhythmische Mus- programmen, die in die Jazzgeschichte eingegan- staunt nicht – und ist durchaus nicht als Makel zu ter ein, die vom wuchtigen Schlagzeug unterstützt gen sind. Die Monk-Originals ”Bye-Ya”, ”Nutty” und werten. Fazit: Vier Noten für dieses gut gelungene, werden und mit denen eigentlich ungebändigte ”Monk’s Dream” werden ergänzt von ”I’m Getting kreative Produkt. Luca D'Alessandro Klänge zu groovigen Formen finden. Mit der lyri- Sentimental Over You” sowie einer stride-artig hop- schen Einzelstimme des Saxophons erhalten die senden Solo-Version von ”Body and Soul”. Die Per- Kompositionen eine Persönlichkeit und damit den formance des Thelonious Monk Quartet ist über ersehnten warmen Kontrast zur kühlen Ästhetik der weite Strecken vergleichbar mit der Platte ”Monk’s Tasten. Christof Thurnherr Dream”, welche die vier Männer wenige Monate zuvor im New Yorker Columbia-Studio aufgenom- men hatten, und an der Klangqualität ist nichts auszusetzen. Keine Sensation also, aber als Erwei- terung des verfügbaren Monk-Tonarchivs natürlich ipso facto eine erfreuliche Draufgabe. Florian Bissig Christy Doran 144 Strings for a Broken Chord Christy Doran (comp), John Voirol (conducting) Gitarre: Walter Beltrami, Manuel Büchel, Glauco Cataldo, Samuel Blaser Christy Doran, Lucia D’Errico, Dave Gidsler, Christopher Early in the Mornin' Guilfoyle, Franz Hellmüller, Laurent Méteau, Urs Müller, Yves Samuel Blaser (tb), Russ Lossing (p, rhodes), Masa Kamaguchi Reichmuth, Florian Respondek, Simon Rupp, Philippe Emanuel (db), Gerry Hemingway (dr) Schäppi, Philip Schaufelberger, Nicoals Stettler, Urs Vögeli, (Outnote Records/Outhere Music) Christian Winiker, Christian Zemp, Gael Zwahlen. Bass: Martina Berther, Franco Fontanarrosa, Andi Schnellmann, Wolfgang Zwiauer, Schlagzeug: Lukas Mantel Bob James Trio Seit 2009 veröffentlicht der in New York lebende Espresso (Between The Lines/Double Moon Records) Schweizer Posaunist und Arrangeur Samuel Blaser Bob James (p, rhodes), Michael Palazzolo (b), Billy Kilson (dr) Tonträger mehr oder weniger im Jahrestakt. 2018 (Evosound/Proper) ist er gleich auf vier Produktionen mitvertreten. Die 17 Solisten kommen auf ”144 Strings for a Broken jüngste, "Early in the Mornin'", ist gemeinsam mit Chord” zum Zug. Aber es sind nicht (nur) die Solis- dem US-amerikanischen Produzenten und Kompo- Geboren an Weihnachten 1939, noch aktiv – und ten, die dieses Monster-Werk von Christy Doran nisten Robert Sadin entstanden. Im Quartett mit wie! Wer Bob James vor einigen Jahren mit seinem ausmachen: Es ist die Gesamtheit von 20 elektri- Russ Lossing an den Tasteninstrumenten, Masa Fusion-Quartett Fourplay am Zürcher Jazznojazz schen Gitarristen, vier Elektrobassisten und einem Kamaguchi am Kontrabass und Gerry Hemingway gesehen und gehört hat, konnte sich davon über- Schlagzeuger, die hier musikalisch einen Pflock ein- am Schlagzeug performt Blaser zehn Titel, die sich zeugen, dass dieser Mann keine halben Sachen schlagen. ”144 Strings For a Broken Chord” ist ein am Blues, an den Worksongs und der Countrymusik macht und unheimlich präsent ist. Ihn naserümp- orchestrales Gitarrenereignis. Spätestens seit den orientieren. Wobei an dieser Stelle zu betonen ist, fend in die Smooth-Jazz-Ecke zu verbannen, wird Zeiten mit der Band ”Red Twist & Tuned” Arrow hat dass das Album alles andere als traditionell daher- diesem grossartigen Musiker und Komponisten kei- Doran zunehmend als Komponist aufhorchen las- kommt: Sämtliche Titel sind dem heutigen Zeitgeist neswegs gerecht. ”Espresso” ist sein erstes Studio- sen. Auf dem vorliegenden Album führt er seine In- entsprechend ausgekleidet. Sie haben einen urba- album als Leader seit 2006. Im Trio und fast aus- teressen und Spezialitäten zusammen. Doran hat nen Touch und verlaufen rhythmisch und melodisch schliesslich am Piano beweist James, dass er die- den grossen Klangkörper und seine Protagonisten nicht immer geradlinig. "Early in the Mornin'" ist ein ses Instrument in all seinen Facetten begriffen hat. genau studiert, die Musik in zahlreiche Patterns, bemerkenswert detailreiches Album, bei dem es Es sind nicht nur die starken Melodien (”Promena- solistische Einsätze und thematische Sequenzen sich lohnt, aufmerksam zuzuhören und die Eindrü- de”), mit denen er punktet. Mit ”Mister Magic” oder aufgeteilt und gleichzeitig den grossen Bogen im cke auf sich wirken zu lassen. Luca D'Alessandro ­82 JAZZ

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Fre d Frith Trio Cécile McLorin Salvant Marcin WASILEWSKI Trio Closer to the Ground The Window Live Fred Frith (el-g, keys), Jason Hoopes (el-b, b), Cécile McLorin Salvant (voc), Sullivan Fortner (p, org) Marcin Wasilewski (p), Slawomir Kurkiewicz (b), Jordan Glenn (dr, perc) (Mack Avenue 1132/MV) Michal Miskiewicz (dr) (Intakt/intaktrec.ch) (ECM/MV)

Die auf Haiti geborene, in Miami aufgewachsene Vom ersten Ton an ist klar, da haben drei ungemein Cécile McLorin Salvant ist noch keine 30 Jahre alt, Manchmal sind Zufallsprodukte wie diese CD Stern- Freude daran, gemeinsam zu musizieren. Über un- singt aber mit einer Reife und Meisterschaft, über stunden. Fans des polnischen Klaviertrios hatten gezählte Alben hinweg experimentierte Gitarrist die viele in diesem jugendlichen Alter noch nicht schon lange lautstark nach einem Live-Album ge- Fred Frith mit ungewohnten Klängen, improvisierte verfügen. Im Duo mit ihrem Piano-Partner Sullivan fragt – umso passender, dass der Auftritt des Trios und lärmte – und erforschte dabei immer wieder Fortner interpretiert die zweisprachige Sängerin am Jazz Middelheim in Antwerpen vor zwei Jahren unerhörte Räume. Gemeinsam mit Bassist Jason 17 Love-Songs. Die Songs ”lesen” sich wie ebenso für das Flämische Radio mitgeschnitten worden Hoopes und Drummer Jordan Glenn spielte er be- viele Kapitel einer einzigen Geschichte, einige da- war. Die Qualität – vielleicht durch die Unbeküm- reits ”Another Day in Fucking Paradise” ein, ”Closer von live eingespielt, wie ”Ever Since the One I mertheit, nicht zu wissen, dass aufgenommen wur- to the Ground” ist nun die Weiterentwicklung der Love’s Been Gone” oder das abschliessende ”The de – gab den Ausschlag, das Album zu veröffentli- damals gefundenen Spielfreude. Noch organischer, Peacocks”. Wie der Eröffnungssong, ”Visions” von chen. Marcin Wasilewski sagt, dass ein 4'000-köp- noch verzwackter, noch groovender als der Vor­ Stevie Wonder, stammt dieser Song (von Norma figes Publikum wie in Antwerpen der Musik des gänger wird hier auf höchster Komplexität gerockt. Winstone und James Rowles) aus den 1970er- Trios doch eine andere Energie gegeben habe. Das Die einzelnen Tracks fliessen ineinander über und Jahren. Die meisten Titel sind Standards, aber nicht Material der CD unterscheidet sich nicht sehr vom die Wechsel der Soli über Gitarre zu Bass und zu die geläufigen, sondern wie schon auf ”For One to Studioalbum ”Spark of Live”. Auch da fanden sich den Drums geschehen ebenso nahtlos. In den här- Love” (2015) sucht die Sängerin ihre Interpreta­ die zwei Cover-Versionen ”Message in a Bottle” von testen Passagen erinnert das Fred Frith Trio an tionen in diversen Etappen der Jazzgeschichte, in The Police und Herbie Hancocks ”Actual Proof”. Live Massacre, bei dem Frith gemeinsam mit Bill Las- Musicals – mit ”Somewhere” einmal mehr in Bern- und ohne Gedanken an Tracklängen haben alle drei well das letzte Mal freie Improvisation und kompro- steins Musical ”West Side Story” – oder in der Musiker die Gelegenheit, ihre volle Kreativität ein- misslosesten Rock zu einem neuen Ganzen zusam- französischen Cabaret-Szene der 1920er-Jahre, zubringen. Dass vor allem die Rhythmusgruppe viel menschweisste. In den luftigeren Momenten fin- wie bei Damias ”J’ai l’cafard”. McLorin Salvant Zeit hat, sich in den Stücken einzugrooven, ist den die drei aber auch Zeit für feinste Ironie, die ­ schrieb auch den Text von ”A clef”, der einzigen Ei- grossartig. Slawomir Kurkiewicz geht in ”Actual an die Frühzeit Friths bei Henry Cow erinnert. Und genkomposition, selber: ein starker Song! Eigent- Proof” so los, dass man gar nicht an einen Kontra- doch: Nostalgie gibt's auf ”Closer to the Ground” lich wünschte man sich mehr dieser eigenen Ge- bass denken mag. Drummer Michal Miskiewicz wir- keine zu hören, dafür ist der Vorwärtsdrang dieses schichten, denn, wie Vincent Peirani über sie sagte: belt durch die verschiedensten Metren und Pianist Trios dann doch zu gross. ”It’s a bloody great fee- ”Sie hat die Gabe, singend Geschichten zu erzäh- Marcin Wasilewski fliegt über dieses Fundament. ling”, meint Frith zu diesem Projekt. Als Zuhörer len, und man folgt ihr, selbst wenn man ihre Spra- ”Live” ist eine weitere Bestätigung, dass die drei möchte man ihm erwidern: ”The pleasure is all che nicht versteht.” Ruedi Ankli Polen eines der besten Klaviertrios Europas sind. ours.” Rudolf Amstutz Angela Ballhorn

NEW ALBUM MOVING PEOPLE Cristal Records - Sony Music Entertainment / Edel:Kultur Riccardo del Fra double bass, composition Special Guest : Kurt Rosenwinkel guitar Jan Prax sax tomasz dabrowski trumpet Rémi Fox sax Carl-henri Morisset piano Jason Brown drums LIVE: 15.11.18 KARLSRUhE | JAzzCLUB - 16.11.18 hANNOVER | PAVILLON 17.11.18 BERLIN | PIANOSALON - 22.11.18 MEtz | LES tRINItAIRES 29 & 30.11 - 01.12.18 PARIS | SUNSIdE JAzzCLUB - 01.02.19 NEUBURG | BIRdLANd 02.02.19 PARIS | RAdIO-FRANCE - 05.04.19 BOURG SUR GIRONdE 14.04.19 COPENhAGEN | MONtMARtRE - 25.04.19 hEILBRONN | CAVE 61 Moving People, the inspired suite of Riccardo del Fra 27.04.19 SChWERIN - 11.05.19 LAUSANNE | ChORUS ted Panken through motion and emotion, the beautifully melodic world Booking: [email protected] of Riccardo del Fra, a composer of great sensitivity and lyricism All the concerts: www.riccardodelfra.net Jean-Paul Ricard www.cristalrecords.com

5.jaunePubsuisse.inddJNM_06_18_76-89_HB.indd 1 83 16.10.1828.10.18 14:24 22:46 HÖRBAR Stefon Harris Landgrens Projekt/Formation ”Christmas With My Sonic Creed Friends”, bestehend aus vier Sängerinnen, Piano, Stefon Harris (vib, marimba), Casey Benjamin (as, ss, vocoder), Gitarre und Bass. Deren aktuellster, sechster Ton- James Francies (p), Joshua Crumbly (b), Terreon Gully (dr) träger löst mindestens die Stilfrage brillant: Die (Motema MTM0238/Motema) 16 im Dezember 2017 aufgenommenen Songs de- cken die Stile Klassik, Gospel, Soul, Blues, Pop und Jazz ab. Die ganz unterschiedlichen Stimmen sor- Der 1973 in Albany, New York, geborene Stefon gen in ihrem stimmigen Mit- und Nebeneinander Harris, hat sich als einer der interessantesten Vibra- Dexter Gordon Quartet für angenehme (aber nicht beliebige) Abwechslung. phonisten der Jazz-Szene etabliert. Das mit seiner Tokyo 1975 In ”Christmas Is” wird einmal mehr deutlich, dass eigenen Gruppe Blackout eingespielte Album ”So- Dexter Gordon (ts), Kenny Drew (p), der 62-jährige Landgren auch ein ganz grossartiger nic Creed” bestätigt diesen Eindruck: Auf dieser CD Niels-Henning Ørsted Pedersen (b), Albert ”Tootie” Heath (dr) Sänger ist, während Jonas Knutsson ein wunderba- taucht Harris in den Jazz der 1950er- und -60er- (Elemental 5990428/MV) res Soprano bläst. ”Come One, Come All” ist eine Jahre ein, nicht um die historischen Sounds zu re- tiefschwarze Soulnummer, in der das dunkle Timb- konstruieren, sondern um sie in die Gegenwart zu re von Sharon Dyalls Stimme herrlich zur Geltung überführen. Zu seinen Favoriten gehören Bobby kommt. Am ergreifendsten bleibt dann aber trotz Timmons, Horace Silver, Wayne Short, Abbey Lin- Woody Shaw Quintet allem doch Bachs ”Wie soll ich dich empfangen” coln und Bobby Hutcherson. Wo es geboten Tokyo 1981 oder Mendelssohns ”Hark! The Herald Angels Sing” scheint, wird den ehrwürdigen Nummern ihre Ge- Woody Shaw (tp, flh), (tb, perc), Mulgrew Miller (p), – Weihnachten ist und bleibt eben auch ein Fest der mütlichkeit ausgetrieben, die Rhythmen werden Stafford James (b), Tony Reedus (dr) Tradition. Silvano Luca Gerosa durchwegs härter und knalliger, die Melodien la­ (Elemental 5990429/MV) konischer. Man mag diese neue Tonsprache mögen oder nicht – auf jeden Fall spricht aus der Überset- zung der Respekt vor den Älteren. Ein Thema für Dexter Gordon (1923–1990) ist eine der wichtigs- sich ist und bleibt freilich der Einsatz des Vocoders. ten Figuren nicht an, sondern hinter der Schwelle Georg Modestin zum modernen Jazz. Er gehörte zu den ersten Teno- risten, welche das neue Idiom des Bebop übernah- men; später beeinflusste er Sonny Rollins und John Coltrane, von denen er sich wiederum inspirieren liess. Insgesamt vierzehn Jahre seiner über vier Jahrzehnte andauernden Laufbahn verbrachte er Nicola Conte presents als Expatriate in Europa, hauptsächlich in Paris und Cosmic Forest – The Spiritual Sounds of MPS Kopenhagen, wo er sich – so wie auch andere schwar- (MPS Records/Edel:Kultur) ze Jazzer seiner Generation – geachteter fühlte als in den Vereinigten Staaten. 1976 kehrte er schliess- lich ”heim”, wo er mit Ehrungen reich bedacht wur- Den Auftakt macht eine zuckersüsse Version von MMEQ - Mezza Milzow de und einen versöhnlichen Karriereherbst erlebte. "Maiden Voyage" und weist damit den Weg, den European Quartet Die hier erstmals veröffentlichten Mitschnitte von diese neue Kompilation alter Aufnahmen aus dem Bringing it Back einem Konzert in Tokyo vom 1. Oktober 1975 fallen Hause MPS für 82 Minuten einschlägt. Eine geisti- David Milzow (ss, ts, bs), Vittorio Mezza (p, rhodes), in die Zeit kurz vor Gordons Rückkehr in die USA. ge Patenschaft von Coltranes "A Love Supreme" Sebastian Hoffmann (el-b), John Berta (dr, perc) Seine Band war bestens eingespielt, war sie doch (wie in den Liner Notes behauptet) ist hier zwar (Unit/Membran) zuvor in dieser Besetzung während Wochen in eher nicht anzunehmen. Und – Gott sei Dank! – ­Kopenhagen aufgetreten. Gordon spielte in Tokyo äussert sich die Spiritualität in den folgenden Stü- kraftvoll und robust auf, so wie man es von ihm ge- cken auch nicht an vielen Stellen so oberflächlich Vier Personen, acht Instrumente, die sowohl das wohnt war, und liess auf Henry Mancinis ”Days of wie im ersten Stück mit verträumtem Chorgesang akustische als auch – wenn auch in diskreter Weise Wine And Roses” auch seine lyrische Seite auf- und esoterischem Text. Aufgereiht sind hier viel- – das elektrische Spektrum abdecken. Unter der scheinen. Eine besondere Erwähnung verdient Ken- mehr durchaus auch als weltliche Schmuckstücke Leitung des italienischen Pianisten Vittorio Mezza ny Drew, der von 1964 an bis zu seinem Tod 1993 zu geniessende Perlen aus dem Schwarzwälder Ar- und des deutschen Saxophonisten David Milzow in Kopenhagen lebte und der auf den vorliegenden chiv. Dexter Gordon und Slide Hampton, George ist "Bringing it Back" entstanden, ein zügiges und Aufnahmen zeigt, weshalb er Gordons Lieblingspia- Gruntz, Tony Scott, Dave Pike – sie alle haben Mu- grooviges Jazzalbum, das mit angenehmen Harmo- nist war. Sechs Jahre nach Gordon, am 7. Dezem- sik gemacht, die erleuchtende Erfahrungen bringen nien und durchdachten Melodien überzeugt. Die ber 1981, gastierte der Trompeter und Flügelhorn- können und zwar jeder auf seine eigene Weise. Soloparts kommen nicht zu kurz und fügen sich gut spieler Woody Shaw in Tokyo. Shaw, der 1989 im "Timbales Calientes" der MPS Rhythm Combinati- ins Gesamtschema ein. "Bringing it Back" ist ein- Alter von nur 44 Jahren verstarb, war ein grandio- on & Brass, natürlich unter der Leitung von Peter fach zu verstehen. Es kommt gänzlich ohne Schnör- ser Musiker, der das Pech hatte, gleichsam zur Un- Herbolzheimer, treibt den willigen Hörer durch mit- kel und Abstraktheiten aus. Luca D'Alessandro zeit geboren zu sein. Er war zu jung, um die gros-­ reissende Perkussion in Trance. "Never Let It End" sen Umwälzungen mitzuprägen, die der Jazz in den des Albert Mangelsdorff Quartett dagegen wiegt 1940er- und 1960er-Jahren erlebte, und als zu den Hörer in samtweiche – eher substanzassistierte Botticelli Baby Beginn der Siebzigerjahre seine reiche Aufnahme- – ausserweltliche Sphären. Das Archiv von Hans Junk tätigkeit einsetzte, hatte sich die Aufmerksamkeit Georg Brunner-Schwer hat eben für jeden etwas zu Marlon Bösherz (b, voc), Maria Trautmann (tb), des Publikums dem Progressiven Rock und der Fu- bieten. Christof Thurnherr Alexander Niermann (tr), Jakob Jentgens (s), sion zugewandt. Umso willkommener sind die vor- Tom Hellenthal (dr), Jörg Buttler (g), Lukas Sziegoleit (p) liegenden Mitschnitte, die einen Shaw in benei- (Unique Records/Cargo) denswerter Form dokumentieren: seinen rhythmi- schen Drive, seinen schönen, glockenartigen Sound und sein kompositorisches Flair. Georg Modestin Diese Band passt in keine Schublade. Und genau das ist ihr Konzept. Sieben Musiker haben sich ge- sucht, gefunden und ihren eigenen Stil entwickelt, der Jazz, Punk, Gipsy, Blues und höchst rasante Balkan-Beats vereint. Mittelpunkt der Band ist Mar- Get The Blessing lon Bösherz, der mit druckvollem Bass und rotziger Bristopia Stimme ganz auf die Marke ”handgestrickt” setzt. Clive Deamer (dr), Jake McMurchie (s, electronics), Weitab des Mainstreams geben die Musiker mit ei- Jim Barr (b), Peter Judge (tr, electronics) ner unüberhörbaren Energie Gas, trotzig, mit viel (Kartel Music/Indigo) Druck und doch gefühlsecht. Die Blechbläser bril- lieren mit wohlarrangierten Parts in teils atembe- Nils Landgren raubendem Tempo, sie sind bei Botticelli Baby kein Christmas With My Frinds VI Die Band Get The Blessing wurde 1999 vom Bas- glänzendes Beiwerk, sondern ein Herzstück des Nils Landgren (tb, voc), Sharon Dyall & Jeanette Köhn & sisten Jim Barr und dem Drummer Clive Deamer, treibenden Sounds. Das Klavier kommt mal klim- Jessica Pilnäs (voc), Jonas Knutsson (s), Johan Norberg (g, der bereits für Robert Plant und Radiohead am pernd, mal krachend daher. Glanzpunkte setzen die Kantele), Ida Sand (voc, p), Eva Kruse (b) Schlagzeug sass, gegründet. ”Bristopia” ist ihr Soli, die den Musikern Gelegenheit geben, zu zei- (ACT/MV) sechstes Album und gleichzeitig eine Reverenz an gen, was sie einzeln am jeweiligen Instrument kön- ihre Heimatstadt Bristol. Für ihr Debutalbum ”All nen. Kein Wunder, ist Botticelli Baby fester Be- Is Yes” im Jahre 2008 erhielt die Band glatt den standteil der deutschen Musik- und Partyszene, von Weihnachten steht schon bald wieder vor der Tür BBC Jazz Award und gilt seitdem als ”Schwerge- Berlin über Hamburg bis Frankfurt und Düsseldorf. und damit auch die Frage nach der adäquaten Mu- wicht der zeitgenössischen Jazz-Szene”. Die vier Der Sound packt jeden, reisst mit und geht direkt sik. Der Nachteil von Weihnachtsmusik ist, dass Musiker sind jedoch keineswegs Jazz-Puristen. in die Beine – ganz frei und ohne Schublade. man sie in der Regel höchstens einen Monat im Dem musikalischen Hintergrund der beiden Grün- Dorothea Gängel Jahr hören mag. Seit zwölf Jahren besteht Nils der Barr und Deamer verdankt Get The Blessing die ­84 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 84 28.10.18 22:46 rockige Note. Judge und McMurchie steuern die- sem Mix aus Jazz und Rock eine Note experimen- Jazz'n'more-tipp teller elektronischer Musik bei. Das Ganze noch mit einem Schuss Punk angereichert, werden Einflüsse von Ornette Coleman über Tortoise bis hin zu Blon- die hörbar. Richtig leicht geht das Gesamtpaket nicht in die Ohren und wird auch nicht jedem gefal- len. Egal. Dass vier Musiker nach 18 Jahren noch immer mit einer solchen grossen Spielfreude und Lust am Experimentellen kreative, spassige und in- telligente Musik machen beweist, welch Freigeist ­ in ihnen steckt. Und lässt uns entspannt auf ihr nächstes Werk warten. Dorothea Gängel

John Scofield 05.11. / 12.11. / 19.11. Combo 66 ARTIST IN RESIDENCE John Scofield (g), (dr), Vicente Archer (b), Gerald Clayton (p, org) MARC MÉAN (Verve 678 021/Universal) 06.11.

John Scofield ist 66. Und er hörte als Jugendlicher VINCENT PEIRANI Carlos Bica & Azul in den 1960er-Jahren zunächst Blues, darunter

Azul Live In Ljubljana auch den Klassiker ”Route 66”. So viel zur Zahlen- 09.11. Carlos Bica (b), Frank Möbus (g), Jim Black (dr) mystik des Titels. Blues ist für Scofield in jedem CAROLINA KATÚN FEAT. (Clean Feed/cleanfeed-records.com) Jazz-Stück vorhanden, auch im Bebop und im Free Jazz. Zwei Jahre nach dem ironisch gestalteten BUGGE WESSELTOFT ”New Country For Old Man” hat Scofield eine neue Bassist Carlos Bica leitet mit seinem Trio Azul ei- Crew um sich und seinen Dauer-Partner, den Drum- 18.11. CD-TAUFE ne der beständigsten Bands im europäischen Jazz. mer Bill Stewart, versammelt. Am Kontrabass wirkt «EVERYONE NOWHERE» Quasi unverändert in der Besetzung spielen die drei der leicht old fashioned wirkende Vicente Archer, seit 1996 zusammen und haben seither sechs CDs an den Keyboards der junge Gerald Clayton. Die KAOS PROTOKOLL veröffentlicht. Die neu veröffentlichte Live-Aufnah- beiden Newcomer sind Entdeckungen Stewarts 20.11. CD-TAUFE «REFLECTIONS» me stammt vom Ljubljana Jazzfestival aus dem Juli und sie bieten den Senioren einen starken Konter- 2015. Bica ist ein grosser Lyriker und Romantiker part. In diesen neun Songs, allesamt aus der Feder KALEIDOSCOPE STRING in seinen Kompositionen, gerne greift der Kontra- Scofields, sitzt jeder Ton, und keiner ist zu viel! Das bass in die Melodiebögen der Gitarre ein, spielt mit swingt vom ersten bis zum letzten Song und holt QUARTET warmem, holzigem Ton starke Linien, in denen ge- das Publikum live – wie diese Combo im Mai am schickt gesetzte Pausen den Tönen Platz zum At- offbeat Festival Basel bewies – von den Stühlen. 22.11. IN DER JOHANNESKIRCHE men lassen. Dazu kommt der grosse Sound von Selbstironisch der Auftakt ”Can’t Dance” – denn KIT DOWNES SOLO Möbus‘ Gitarre, die mit Effekten wunderbar in den der Maestro kann es tatsächlich nicht; da-für lässt akustischen Sound integriert ist. In Azul pendelt die er aber tanzen. ”Combo Theme” ist ein imaginärer TOBIAS PREISIG SOLO Gitarre von Blues über Country & Western bis hin zu Soundtrack im Geist von Henry Mancini. ”Icons At Rocksounds. Kongenial unterstützt werden die bei- the Fair” ist eine unglaubliche Hommage an Herbie 03.12. / 09.12. / 19.12. den durch ein wahres Energiebündel, Drummer Jim Hancock, der auf ”The New Standard” ”Scarbo- ARTIST IN RESIDENCE Black. Die dynamischen Bögen, die das Trio auf- rough Fair” von Simon and Garfunkel aufnahm, das baut, sind beeindruckend – von pianissimo bis hin er in bester Manier à la Miles Davis modifizierte. FRANTZ LORIOT zu lauter, voller Energie fast in Rockband-Qualität Scofield lässt hier Hancock und Davis über den be- 04.12. mit eingängigen Hooklines und Kopfnicker-Momen- rühmten Hit des Duos in Dialog treten: sublim! ten. Das Trio des portugiesischen Bassisten ist ein ”Willa Jean” ist seiner Nichte gewidmet, ein weite- ALY KEÏTA – JAN GALEGA Plädoyer für Beständigkeit in Besetzungen – dieses res tanzbares Stück, ”Uncle Southern” seinen On- traumhafte Zusammenspiel kann sich nur im Laufe keln in Louisiana. Und noch eine Hommage sticht BRÖNNIMANN – LUCAS von langer Zusammenarbeit entwickeln. Die Live- hervor: ”King of Belgium” ist keinem geringeren als Aufnahme aus Ljubljana in guter, sehr direkter dem grossen belgischen Bluesman und Mund­ NIGGLI Klangqualität unterstreicht das. Angela Ballhorn harmonicaspieler Toots Thielemans gewidmet, den 06.12. Scofield sehr verehrt. Ruedi Ankli ANDREAS SCHAERER – Raphael Jost Moosedays LUCIANO BIONDINI Raphael Jost (voc, p), Raphael Walser (db), Jonas Ruther (dr), Christoph Grab (ts), Florian Egli (as, fl), Lukas Thöni (tr, flh), 10.12. CD-TAUFE «FOOL’S DANCE» Lukas Wyss (tb), Nils Fischer (bars, bcl) CHRISTOPH GRAB'S (/jazzrecords.com) RAW VISION

Der 1988 im Thurgau geborene Raphael Jost kann 11.12. DOPPELKONZERT & CD-TAUFE zweifellos als Ausnahmetalent bezeichnet werden. Er ist Sänger, Pianist, Songwriter, Arrangeur und Earshot BJÖRN MEYER SOLO Bandleader und hat bereits 2015 für sein Debut- Tell No One NICOLAS STOCKER SOLO album den Swiss Jazz Award gewonnen. Seine Arabella Sprot (ts), Robert York (el-g), Mathias Ruppnig (dr), Wurzeln hat Jost im Pop, die Welt des Jazz eröff­ Tom Berkmann (db) 16.12. CD-TAUFE «RUNNING MAN» nete sich ihm erst mit der Entdeckung Jamie Cul- (Unit/Membran) lums. "Moosedays" ist ein sehr persönliches Album COWBOYS FROM HELL mit hauptsächlich Eigenkompositionen. Jost er- zählt Geschichten aus seinem Leben mit warmer, Eine "demokratische Art" des Musizierens prakti- 20.12. «MILES AHEAD» eingängiger Stimme. Im Gepäck hat er eine Bläser- ziert das Quartett Earshot. Wenngleich die Ausfüh- Section aus fünf herausragenden Solisten, die mal rung der neun Eigenkompositionen in "Tell No One" ZJO FT. MATTHIEU MICHEL vereinzelte Farbtupfer setzen, mal massiv wie eine unter der Leitung der britischen Tenorsaxophonistin 27.12. Big Band klingen. Das Fundament legt die Rhyth- Arabella Sprot und des britischen Gitarristen Ro- musgruppe, die mühelos zusammenspielt und ei- bert York steht, verfügen die zwei weiteren Mitglie- ERIKA STUCKY nen eingängigen Pop-Jazz auf hohem musikali- der des Ensembles über die Kompetenz und die schen Niveau liefert. Das alles klingt sehr reif, nahe- Befugnis, sich gleichberechtigt in das Geschehen 30.12. zu abgeklärt. Und so wünscht sich vielleicht der einzubringen. Das Resultat ist eine groovig-ange- eine oder andere Hörer ein wenig mehr Mut zum nehme Jazz-Ambiance. Rhythmisch und melodisch IIRO RANTALA Experiment, zur Interpretation, was ja gerade das ist das gesamte Werk in sich sehr stimmig, lebhaft Vorbild Cullum so lustvoll zelebriert. Die Fähigkei- im Klang, fliessend in der Umsetzung. Ein gelunge- ten hierzu hätten sowohl Jost als auch seine Entou- nes Werk in jederlei Hinsicht. Luca D'Alessandro rage mühelos. Dorothea Gängel www.moods.club

JNM_06_18_76-89_HB.indd 85 28.10.18 22:46 HÖRBAR tarre, die mit gezielten Stromstössen, aber auch Rainey an den Drums in diesem schier unerschöpf- Jazz'n'more-tipp mal in ausufernder Jam-Intensität (”Yongari vs. Bul- lichen Improvisations-Kosmos als feinfühliger Über- gasari”) zum Einsatz kommt. Laswell dekoriert sein wacher und Navigator fungiert. Es ist deshalb zu Basspulsen mit quellenden Elektro-Effekten. Ma- empfehlen, sich nach dem ersten Staunen das Al- hanthappa bläst so souverän und ausgefeilt, mit je- bum gleich noch einmal anzuhören und sich dabei nem indischen Timbre, wie wir es von seinen Al- einzig auf Rainey zu konzentrieren. Und überhaupt: ben kennen. Ein eigenwilliges World-Fusion-Album, Hier tun sich bei jedem Wiederhören neue faszinie- das mit experimenteller Rocklust und Improvisation rende Türen auf. Rudolf Amstutz aufgeladen ist, und trotz seiner klanglichen Fülle eine ruhige Aura entfaltet. Pirmin Bossart

Francesco Bearzatti & Federico Casagrande Lost Songs (Live at Abbazia di Rosazzo Winery) Francesco Bearzatti (ts, cl), Federico Casagrande (g) The Necks (Cam Jazz 7932-2/camjazz.com) Body The Swiss Youth Jazz Orchestra Chris Abrahams (p, key), Tony Buck (dr, perc, g), Transatlantic Rhapsody Lloyd Swanton (b) Die beiden Musiker gehören zu den zahlreichen The Swiss Youth Jazz Orchestra, Frank Greene (tp), (Fish of Milk/Northern Spy Records) italienischen Jazz-Emigranten. Sie wohnen seit vie- Tom "Bones" Malone (tb), Bill Pierce (ts, ss), Kabir Sehgal (b), len Jahren in der Nähe der Bastille in Paris und Gil Goldstein (kb, acc), Michael Baker (dr) kennen sich nicht nur als Musiker ausgezeichnet. (Shanti Records/shanti-music.com) ”Body” ist das 20. Album des australischen Kult- Nach diversen Auftritten im Duo ist dies nun ihre Trios. Die drei Instrumentalisten, die seit über 30 erste gemeinsame CD, live aufgenommen im Rah- Jahren zusammenspielen, haben sich darauf spezi- men der Serie ”Wineries” von Cam Jazz (vgl. JNM Erneut ein Live-Mitschnitt vom Finale des Jazzaar alisiert, mit minimalistischen Motiven und rhythmi- 5/2018). Diese Songs stammen allesamt aus der Festivals. Am 21. April 2018 wurde im Aarauer schen Patterns in langen Bögen einen hypnotischen Feder von Bearzatti, kleine Bijous und eine gute Kongresshaus das Ergebnis eines einwöchigen Sog zu entwickeln. Gewöhnlich manifestiert sich Gelegenheit, die Qualitäten dieses ausdrucksstar- Übungsprozesses unter der Leitung von Festival- diese Dynamik als ein einziges, lang gezogenes und ken Poeten auf Tenorsax und Klarinette zu genies- Gründer Fritz Renold vorgetragen. Das Swiss Youth vielschichtig schillerndes Crescendo, das in den sen. Es sind ”Lost Songs”, weil sie bisher unvoll- Orchestra, bestehend aus einer handverlesenen besten Momenten wie eine Katharsis wirkt. Auch endet oder in Schubladen darauf warteten, endlich Auswahl von Jungmusikern, probte in nur einer auf ”Body” wird zunächst ein ruhig atmender Orga- in Form ”geblasen” zu werden. ”Nirvanina” ist ein Woche zusammen mit Berufsmusikern Kompositio- nismus zum Leben erweckt, mit repetitivem Piano- wunderschöner Auftakt, nach einem fein ziselierten nen von Renold und Gil Goldstein zum Thema Geklingel und wunderbaren Basspulsen. Nachdem Intro durch Casagrande zaubert Bearzatti auf sei- ”Transatlantic Rhapsody”. Ein Dialog zwischen ver- diese Sequenz immer meditativer wird, bricht bei nem Tenorsax Variationen zu einer wunderbaren schiedenen Jazz-Welten, europäischer Folklore und 24:46 überraschend ein neuer Kosmos auf: Eine Melodie. Stark auch ”Bear’s Mood”. Den Titel hat populärer Musik. Da sind glanzvolle Soli zu hören elektrische Gitarre (Tony Buck) kommt ins Spiel und Bearzatti wohl in Anlehnung an ”Monk’s Mood” von Bill Pierce am Tenorsaxophon, Tom ”Bones” katapultiert den atmosphärischen Flow in eine mo- gewählt. Wir erinnern an das wunderbare Album Malone an der Posaune oder Michael Baker am nochrom-energetische (Post-)Rockfuhr, wie man sie ”Monk’n’Roll”, das er 2013 mit seinem Quartett Schlagzeug. Gil Goldstein beweist bei der irischen von The Necks noch nie gehört hat. So monoton der ­Tinissima eingespielt hat. Auch ”In a Soap Bubble” Hymne ”Celtic Warrior” seine enorme Variabilität Groove erklingt, so vielschichtig weitet sich der ist ein Song mit verführerischer Melodie. ”African sowohl am Piano als auch am Akkordeon und liefert Sound mit elektrischen Frequenzen und melodi- Kids” verarbeitet das pädagogische Engagement sich beim Duke-Ellington-Standard ”In a Sentimen- schen Pianofiguren zu einem massiven Power-Pa- des Musikers in Afrika. Das Duo kreiert mit diesen tal Mood” mit Felix Piringer am seltenen Electro­nic- ket. Nach 15 Minuten dünnt der Rock-Schock aus neun ”verlorenen Songs” in einer knappen Stunde Wind-Instrument einen spannenden Dialog. Insge- und mündet in ein dunkles Raunen und Dröhnen mit der Perfektion einer Studio-Aufnahme eine ein- samt harte Kost, die dem jungen Orchester in knap- von sphärischen Ambient-Drone-Landschaften. Ei- zigartige Atmosphäre in den Weinkellern der Abba- per Zeit viel abverlangte. Man verzeiht daher den ne grosse Ruhe kehrt ein, ein friedliches Schweben zia von Rosazzo im Friaul, der Heimat Bearzattis. einen oder anderen Ausrutscher, erfreut sich an und Ausglimmen. Sanft scheint der ”Body” in ei- Ruedi Ankli afrokubanischen Rhythmen, Balkanklängen, Tango- nen neuen Aggregatzustand hinüberzugleiten, von fetzen und französischen Musettes. Dorothea Gängel dem man noch nicht weiss, wie er sich anfühlt, wenn er seine Fülle erreicht haben wird. Pirmin Bossart

Barker/Kaiser/ Laswell/Mahanthappa VWCR Mudang Rock Noise Of Our Time Simon Barker (dr), Henry Kaiser (g), Bill Laswell (b), (s, cl), Nate Wooley (tp), Sylvie Courvoisier (p), Babak Nemati Quartet Rudresh Mahanthappa (as). Gäste: Soo-Yeon Lyuh (haegum), Tom Rainey (dr) Safar – die Reise – the Journey Tania Chan (p), Danielle DeGruttola (cello) (Intakt/intaktrec.ch) Babak Nemati (g, comp), Carles Peris (ts, bcl, fl), (Fractal Music) Fridolin Blumer (b), Olaf Ryter (dr) (Unit/Membran) Obwohl sich die vier Protagonisten aus verschie- Das Cover zeigt einen koreanischen Schamanen im densten Formationen bereits bestens kannten, ka- traditionellen Kostüm, der am Meer steht und ein men sie im Rahmen einer sechstägigen Residenz Elektrisch und impulsiv nimmt uns dieses Al- Ritual ausführt. Auf der Innenhülle steht geschrie- von Ken Vandermark im New Yorker The Stone bum mit auf eine musikalische Reise in den Iran. ben: ”the music is inspired by rhythms and Spirit 2016 erstmals in dieser Form zusammen. Das Re- ”Intro Teherean”/”Teheran” ist eine fantastische Er- oft he Korean shamanic tradition.” Der koreanisch- sultat war so beeindruckend, dass das Quartett öffnung, die weiteren Stationen heissen Zürich, schamanische Bezug kommt vom kalifornischen gleich ein Studio buchte, um ein Album aufzuneh- Shiraz, Genf-Winterthur und Isfahan. Gitarrist Ba- Gitarristen Henry Kaiser, der sich seit Jahren mit men. Dieses ”sich gegenseitig bestens kennen, aber bak Nemati ist in Teheran geboren und in der der Mudang-Tradition der koreanischen Schama- nicht in dieser Form”, macht die Spannung dieser Schweiz aufgewachsen. ”Safar” ist das dritte Al- nen beschäftigt. Noch stärker scheint der (hörbare) sechs Kompositionen aus (je drei von Vandermark, bum des Quartets. In Nematis Kompositionen sind Einfluss des australischen Schlagzeugers Simon Wooley und Courvoisier). Die langjährige Duo-Ar- die orientalischen Skalen hörbar, gleichzeitig spielt Barker zu sein, der sich schon 2001 bei einem län- beit von Wooley und Vandermark macht sich in er eine rockige Fusion-Jazz-Gitarre, was zu inter­ geren Aufenthalt in Korea intensiv mit den traditio- stupenden Dialogen hörbar, in denen die Töne in essanten Kontrasten führt. Die vier Musiker finden nellen Trommelsprachen auseinandergesetzt hat. rasanter Geschwindigkeit fliegen, bis Courvoisier sich in wachen Interaktionen und sind auch solis- Mit ”Mudang Rock” darf man sich auf eine 75-mi- die beiden zum Trio erweitert, sie neu aufmischt, tisch kompetent. Der Sound ist ein vitales Konglo- nütige Reise mit vier ausgezeichneten Instrumenta- hinterfragt und in neue Richtungen lenkt, und sich merat aus komponierten Strukturen und freierem listen gefasst machen, die uns in ein oft exotisch plötzlich ein anderes Duo herauskristallisiert und Spiel, in dem sich Jazz und Rock, World und Fusi- vibrierendes Klanguniversum tauchen und viel Ab- erneut von dannen fliegt. Man könnte ob dieser on, Melodie und Drive in guter Spannung halten, wechslung bieten. Kaiser spielt eine verzerrte Gi­ komplexen Jongliererei fast vergessen, dass Tom sodass man dranbleibt. Pirmin Bossart ­86 JAZZ

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Raul Midón Arve Henriksen Erb/Vatcher If You Really Want The Height of the Reeds Yellow live Raul Midón (voc, g), Metropol Orkest, Vince Mendoza (cond) Arve Henriksen (tp, voice), Eivind Aarset (g/electronics), Christoph Erb (ts, ss), Michael Vatcher (dr) (Mack Avenue/MV) Jan Bang (samples, programming), (Veto Records Exchange) Jez Riley French (field recordings) (Rune Grammofon/runegrammofon.com) Eigentlich ist der Sänger, Gitarrist und Vokalartist Konsequent schraubt sich Christoph Erb in die Ein- Raul Midón eine One-Man-Show. Dass seine neue geweide der Improvisation, ohne Gewalt und virtuo- CD mit grosser Orchesterbesetzung aufgenommen 2017 war Hull an der Ostküste Englands die Kultur- se Scharmützel, aber mit Kraft und Intuition. Der in wurde, ist besonders, und weckte Befürchtungen, hauptstadt des Vereinigten Königreichs. Die Hafen- Luzern wirkende Saxophonist (erb_gut, Lila, Veto) Midóns Posaunenimitationen könnten im grossen stadt pflegt ein enges Verhältnis zu Skandinavien, tritt auf seinem neuen Album in Dialog mit dem US- Line-up untergehen. Die Sorge war unbegründet, deshalb erstaunte es nicht, dass für ”The Height of Drummer Michael Vatcher (Michael Moore, Tristan die beiden Grammy-Gewinner Midón und das Met- the Reeds” mit Arve Henriksen, Eivind Aarset und Honsinger, , Ken Vandermark). Vat- ropole Orkest ergänzen sich wunderbar. Das hollän- Jan Bang drei Norweger angefragt wurden, eine cher ist von Anfang an mit seinem unregelmässigen dische Rundfunkorchester hat schon durch viele Klanginstallation zu komponieren, die die Besuche- Puls, dem reduzierten Getrommel und den synkopi- Produktionen auf sich aufmerksam gemacht, be- rinnen und Besucher über die eineinhalb Kilometer schen Kurz-Eruptionen ein aufmerksamer Mitspie- sonders die Kooperation mit Snarky Puppy liess lange Humber Bridge begleitet. Der Erfolg war so ler. Erb bläst lange Linien, trillert, vibriert und er- aufhorchen. Raul Midón bekam erst für seine letzte gross, dass die Musik dazu nun – mit kleinen Modi- zeugt ohne nervöse Hektik ein Energiefeld, in dem CD einen Grammy. Für ”If You Really Want” haben fikationen – auch als Platte erschienen ist. Die Feld- immer auch die nuancierten Klänge und Phrasie- Dirigent/Arrangeur/Produzent Vince Mendoza und aufnahmen des Briten Jez Riley sorgen mit Wind, rungen seiner Saxophone entscheidend zur Span- Midón eine Auswahl der besten Stücke getroffen Wasser und dem Knarren von Balken für die Einbet- nung beitragen. Die vier Tracks mit einer Gesamt- und zusätzlich noch vier neue Kompositionen im tung in die Natur, während Aarset und Bang eine spielzeit von 44 Minuten offenbaren eine konzise Grossformat dazugenommen. Der Orchestersound elektronische Atmosphäre in luftiger Höhe erschaf- Auseinandersetzung mit Space und Intensität, die ist überwältigend, Big Band plus Streicher, Holz­ fen, die als Tanzfläche für Henriksens Trompete sich vom ersten Klang an in einer Mischung aus bläser und Harfe legen natürlich einen ordentlichen dient. Ergänzt wird dieser imaginative Soundtrack konzentrischen Kreisen und schillernden Wellenli- Klangteppich. Vince Mendoza, der zwar im Presse- (bevorzugt unter Kopfhörern genossen) mit subtilen nien entfaltet, aber solide eine Richtung einschla- text, aber nicht auf der CD als Arrangeur genannt Einsätzen des Orchesters und des Chors der Opera gen, die immer vertrauter wird. ”Yellow live” wurde ist, hat guten Geschmack und weiss, wie er Raul North und Solisten, die Gedichte des Norwegers im April 2016 in Gelben Haus in Luzern aufgenom- Midón trotz 40-köpfigem Orchester im Vorder- Nils Christian Moe-Repstad zitieren. Es erstaunt men, einem Hort von Kunstschaffenden und Musi- grund behält. ”Pick Up Somebody”, eine funky Ver- nicht, dass das 42-minütige Werk auf so grosses kern quer durch die Sparten. Erb und Vatcher, die sion mit Streichern, und ”Sunshine” mit wirbeln- Echo gestossen ist: Dramaturgisch subtil und von zuvor nur wenig zusammengespielt haben, lassen den lateinamerikanischen Rhythmen sind die High- erhabener Schönheit ist ”The Height of the Reeds” sich aufeinander ein und nehmen ein Album auf, lights. Allerdings hätten auch die tollen Solisten ein wahrer Leckerbissen für das offene Ohr und das das sie aus dem Moment heraus fortlaufend er- des Metropole Orkest eine namentliche Nennung innere Auge. Rudolf Amstutz schaffen. Respekt. Pirmin Bossart auf der CD verdient. Angela Ballhorn

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JNM_06_18_76-89_HB.indd 87 28.10.18 22:46 HÖRBAR Vasconcelos. Seit 1990 gehört Bob Mintzer dazu, schen mit dem venezolanischen Bassisten und dem 2015 in Bern mit George Robert zu hören, ohne australischen Posaunisten zusammenbleibt, wird nachhaltige Spuren zu hinterlassen. Die CD klingt sie uns noch viel Vergnügen bereiten. Steff Rohrbach weit mehr nach gefälligem Jazz als nach Rock, Pop oder – trotz der Grammy nominierten Brazil-Lady Beyond Borders Band Lucianan Souza als Gast – wirklich nach Latin. Zu It Just Happens Letzterem und dem Album insgesamt fehlt das feu Fadhel Boubaker (oud), Niko Seibold (as, ss), Jonathan Sell (b), sacré: Mitreissend ist das alles nicht, und es ent- Dominik Fürstberger (dr) Antonio Adolfo steht nie ein magischer Moment. Steff Rohrbach (Hout Records/houtrecords.com) Orquestra Atlantica Encontros Antonio Adolfo (p, com, arr) plus Orquestra Atlantica Nach 2013 das zweite Album des seit sieben Jah- (AAM Music) ren bestehenden Quartetts, das seine Kompositio- nen ebenso reifen lässt wie den Gruppensound. Mehrmalige Konzerte und Aufenthalte in Mitteleu- Antonio Adolfo ist in Brasilien ein respektierter Pia- ropa und Tunesien weisen darauf hin, dass die Band nist, Komponist, Lehrer und Buchautor und spielt an Orient und Okzident gleichermassen und we- seit vierzig Jahren Tourneen quer durch die Welt. sentlich mehr als exotisches Interesse bekundet. Mit dieser Aufnahme erfüllt sich der 71-Jährige Das ist durchaus hörbar. Gut – fast zu gut – geölt den lang gehegten Traum einer Big-Band-Aufnah- Karin Hammar Fab 4 und alles fein aufeinander abgestimmt: So selbst- me. Das Orquestra Atlantica wurde 2012 in Rio de Circles verständlich fliessen die zwei Welten ineinander. Janeiro gegründet und interpretiert neun Werke Karin Hammar (tb), Andreas Hourdakis (g), Niklas Fernqvist (b), Die arabische Laute und der Jazz – Anouar Brahem aus Adolfos Feder. Die Arrangements sind kunst- Fredrik Rundqvist (dr) macht Schule. Landsmann Fadhel Boubaker, der voll präpariert und widerspiegeln Brasiliens attrak- (Prophone Records/Naxos) die Musikhochschule in Tunis mit einer Arbeit unter tive Kombination aus Jazz Harmonik und Brasiliani- dem Titel "Interkultureller Austausch zwischen Jazz scher Rhythmik. Sei es Miles Davis "Milestones" und der Musik der Maqam" abschloss, beschäftigt oder Adolfos grösster Hit "Sa Marina" aus dem Die schwedische Posaunistin Karin Hammar stellt sich kompositorisch mit der arabischen und west­ Jahr 1967, der weltweit unter dem Namen "Pretty mit "Circles" ihr inzwischen viertes Album als Band- lichen Welt gleichermassen, gibt in Tunis auch Kur- World" bekannt geworden ist – die Band spielt äus- leaderin vor. Inspiriert sind die acht Eigenkomposi- se zu "Jazz-Fusion" und "Instant Composing". Klar, serst präzis und homogen zusammen. Die Rhyth- tionen (plus ein Neuarrangement von Nina Simones dass er mit seinem Instrument das wesentliche Par- men des vorwiegend aus Adolfos Eigenkompo­- "For Women") von Modern Jazz, Salsa, Bossa, Bop füm dieses Sounds liefert, wobei Seibolds Saxo- si­tionen bestehenden Repertoires reichen von Sam- und Swing, wobei hier auch Einflüsse aus dem nä- phonmelodien den Duft sehr schön aufnehmen und ba, Baião, Bossa nova, Frevo oder Capoeira bis heren Umfeld Hammars zu spüren sind, etwa jene weitersprühen. Jonathan Sell, der in Mannheim stu- hin zu Jazzwalzer, Balladen und afrobrasilianischen der norwegischen Flügelhornspielerin Hildegunn dierte und Dominik Fürstberger, letztes Jahr erfolg- Grooves. Ein lebendiges Album von hoher Qualität. Øiseth und des schwedischen Posaunisten und reicher Masterabsolvent in Basel, bauen ein rhyth- Phil Stöckli Sängers Nils Landgren. Der Titelsong "Circles" ist misch sehr verlässlich tragendes Gerüst, auf dem eine Zufallskomposition, entstanden in einer Back- die beiden anderen wunderbar zu turnen und sich stage-Kammer der Malmö Arena kurz vor der Show ihren Melodien hinzugeben wissen. Steff Rohrbach des schwedischen Songwriters und Gitarristen Thomas Eriksson, besser bekannt unter dem Künst- lernamen Orup. Karin Hammar ist eine verspielte, Philipp Schaufelberger versierte Musikerin, die mal zügig durch die Me­ lodien schlängelt, dann wieder lyrisch-ruhige Töne Philipp Schaufelberger (g) anschlägt. Dabei interagiert sie mit einem bemer- (Wide Ear Records/wideearrecords.ch) kenswert flexiblen dreiköpfigen Gitarren-Bass- Felipe Salles Schlagzeug-Ensemble, das im Bereich des skandi- Interconnections Ensemble navischen Jazz ein ausgezeichnetes Renommée Gitarre solo, aufgenommen live in der Kirche St. The Lullaby Project geniesst und sich deshalb zu Recht, in der Kombi­ Helena in Bonn. Schaufelberger bespielt sein Inst- (Tapestry Records/sallesjazz.com) nation mit Hammar, mit dem Label "Fab 4" schmü- rument kreativ, aber nie provokativ. Er klingt dabei, cken darf. Luca D'Alessandro wie man es von der Gitarre gewohnt ist, betritt aber doch keine ausgetretenen Pfade. Sechs Eigenkom- Felipe Salles hat ein grossformatiges Werk vorge- positionen und zwei Standards (von Monk und El- legt: Sein 18-köpfiges Interconnections Ensemble lington) bieten viel Raum, in dem sich Schaufelber- verbindet lateinamerikanische, insbesondere brasi- gers Kreativität breit entfalten kann. Die nicht ganz lianische und klassische Elemente. Eine besondere saubere Aufnahme mit dem einen oder anderen Mischung also, die durch ihre interessante Orches- ­urbanen Nebengeräusch trägt das Ihre zum Feeling trierung besticht. Das Ensemble spielt fünf Wie­ von Spontaneität bei. Christof Thurnherr genlieder, die der Komponist und Saxophonist Fe­ lipe Salles seiner Mutter und seinen Kindern ge­ widmet hat, und drei Tangos. Salles verwob Frag- mente, die aus brasilianischen Wiegenliedern stam- Niko Seibold men, in seinem ”Lullaby Project”. So bewegt und Seibolzing vielschichtig, wie die Kompositionen sind, kann Niko Seibold (as, ss), Raphaël Rössé (tb, euph), man sich nicht recht vorstellen, dass die Musik beim Roberto Koch (b), Frederik Heisler (dr) Einschlafen helfen kann, doch zum Anhören ist die (Hout Records/houtrecords.com) Verschmelzung verschiedenster Elemente gross­ artig. Die voluminöse Band besticht durch klangli- che Geschlossenheit und tolle Solisten, doch die Das Album, schon vor zwei Jahren aufgenommen, Michael Formanek Elusion wahre Kunst besteht darin, zum Beispiel die Rhyth- beginnt mit einem funkig frischen "Riff Raph", das Quartet musgruppe, die mit Klavier, Gitarre und Vibraphon an Steve Coleman denken lässt, als er Mitte der Time like this eigentlich harmonisch überbesetzt ist, so zu set- 1980er-Jahre mit seinen Five Elements erstmals in Michael Formanek (b), Tony Malaby (ts, ss), Kris Davis (p), zen, dass das Arrangement durchsichtig bleibt. Das Willisau auftrat. Was keinesfalls ein Makel ist – im Ches Smith (dr, vibes) meistert Felipe Salles mit Bravour. Seine kompo­ Gegenteil. Auch die folgenden Songs entfalten teils (Intakt/intaktrec.ch) sitorische Durchlässigkeit zwischen den Bläsersät- eine beträchtliche Energie, wunderbare Dialoge und zen erinnert an die tolle Maria Schneider. Ein gros- Unisono-Passagen der beiden Bläser, in denen das ses Werk auf orchestraler Ebene! Angela Ballhorn herrliche, stark vom Bass Scott LaFaro beeinfluss- In einer Zeit wie dieser, will uns Michael Formanek te Spiel Roberto Kochs und das ebenso omniprä- vermitteln, ist vieles möglich. Der amerikanische sente wie kreativ unterstützende Schlagwerk Fred Bassist hat ein neues Quartett zusammengestellt, Yellowjackets Heislers ein starkes Interplay ergeben. Seibolds seinen Vollzeit-Job am Konservatorium Raising Our Voice ­Saxophon zuzuhören macht Freude, der Ton ist voll aufgegeben und ist nach New York umgezogen. Lucianan Souza (voc), Bob Mintzer (s), Russel Ferrante (p, keys), und stark und warm und besonders, was er lyrisch Nebenbei ist er auch von ECM weg- und zum Label Dane Alderson (b), William Kennedy (dr) auf dem Sopran zu sagen hat, ergibt eine grossar­ Intakt gegangen. Dort liegt nun das Debutalbum (Mack Avenue/MV) tige Nummer. Seine durchdachten, ungezwungen seines Elusion Quartet vor mit sieben neuen Stü- leicht und stimmig wirkenden Kompositionen ver- cken. Es ist überaus vielseitig gestaltet, getragen raten einen differenzierten Gestaltungswillen mit von einem kammermusikalischen Gestus. Aller- Mit der Fusion-Band, Anfang der 1980er-Jahre um gutem Gespür für Dramaturgie. Bis auf einen klei- dings sind die Stücke durchsetzt mit relativ freien den Gitarristen Robben Ford und den Keyboarder nen Schönheitsfehler in Form eines Tracks, den ein Improvisationsabschnitten, die sich aus Quellen Russel Ferrante entstanden, spielten temporär auch "beat program" unnötig dominiert. Trotzdem: Wenn von Ragtime bis Avantgarde speisen. Der Opener mal Peter Erskine, Terri Lyne Carrington und Naná diese in Basel gewachsene Band der beiden Deut- ”Down 8 up 5” zieht mit den Piano-Ostinati von Kris ­88 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 88 28.10.18 22:46 HÖRBAR Davis den Hörer ins musikalische Geschehen hin- formulierten Blues wirkt dieses extraordinäre Duo ein. Die weiteren Stücke gemahnen teils an Free in sechs Iverson- und zwei Turner-Songs sowie in Jazz, teils an archaische Prinzipien des Jazz. Dass Warren Marshs "Dixie’s Dilemma" durchwegs un- all das so gut funktioniert, ist nicht nur dem ge- aufdringlich und schafft, ungekünstelt und ohne schlossenen Zusammenspiel geschuldet, das es sonderlich virtuose Kapriolen, schlicht rundum gro- im Grunde seit 2013 als Trio gibt und nun durch sse Kunst. Steff Rohrbach Tony Malaby zum Quartett erweitert wurde, sondern auch der Autorität des 60-jährigen Bassisten, der mit grossem, wandlungsfähigen Ton alles zusam- Lee Konitz/Dan Tepfer menhält. Reiner Kobe Decade Lee Konitz (s), Dan Tepfer (p) (Verve/Universal)

Ihr erstes Duo-Album nahmen Dan Tepfer und Lee Konitz, der eine damals 26, der andere 81 Jahre alt, Christoph Grabs RAW VISION vor einem Jahrzehnt auf. Der Pianist, der 2006 Fool's Dance nach New York zog, verstand sich von Anfang an Christoph Grab (s), Ronny Graupe (g), Thomas Luescher (p), glänzend mit dem wesentlich älteren Saxophonis- Raphael Walser (b), Maxime Paratte (dr) ten. Die neue CD enthält Stücke aus verschiedenen Ibrahim Maalouf (QFTF/Galileo Music Communications/qftf.net) Phasen der Zusammenarbeit in der vergangenen Levantine Symphony Nr. 1 Dekade und wurde teilweise im Mehrspurverfahren Ibrahim Maalouf (tp, p, keys), Francois Delporte (g), in Konitz´ Appartement aufgenommen. Auffallend, Frank Woeste (p), Stéphane Galland (dr) Christoph Grabs Quintett RAW VISION vereint Ge- dass alle Stücke – ausser dem Klassiker ”Body And plus Paris Symphonic Orchestra, Children’s Choir gensätze. Hinter jeder Ecke lauert eine Überra- Soul” – freie Improvisationen sind, selbst die drei- (Universal Music) schung und nie weiss man, welche unerwartet teilige ”9/11 Suite”, die die beiden am Jahrestag Wendung die vielschichtigen Stories als nächstes der Katastrophe 2015 spielten. Amüsant, dass so- nehmen. Man könnte jedes der acht Stücke neh- gar Computerspiele mit zu den Improvisationen Nachdem sich Ibrahim Maalouf zuletzt mit der men. "Lamento" beispielsweise taumelt ständig beitrugen. ”Ich habe immer wieder”, berichtet Lee ägyptischen Diva Oum Kalthoum und der Chanson- zwischen einem unstillbaren inneren Drang nach Konitz im Booklet ”mit grosser Begeisterung die Sängerin Dalida beschäftigte, geht er jetzt, höchst Aktion und der gelähmten Akzeptanz des Übels hin Aufnahmen angehört. Sie klingen jedes Mal wie ambitioniert, noch Grösseres an. Der libanesisch- und her und verkörpert damit überzeugend den neu.” Dem ist zuzustimmen. Reiner Kobe französische Trompeter hat einen riesigen Ehrgeiz wahren Zwiespalt des Themas. Oder die coole Film- entwickelt und eine Art Symphonie komponiert. Die Noir-Atmosphäre von "Duke's Mood" kippt unver- Hör-/Sehbar aus sieben Sätzen bestehende ”Levantine Sym­ sehens in das unbeschwerte Ständchen des Tanzor- phony Nr. 1” reflektiert, der Name sagt es, die in chesters, um gleich wieder ins verrauchte Hinter- der vom östlichen Mittelmeerrand über den Nahen zimmer zur klandestinen Partie Poker zurückzukeh- bis zum Mittleren Osten reichenden Gegend herr- ren. RAW VISION scheint aus den Augenwinkeln schende Musik und Kultur. Das im Frühjahr in Wa- immer nach der Avantgarde zu schielen und ist shington mit einem Sinfonieorchester unter der doch offensichtlich tief verwurzelt in der Tradition, Leitung des Dirigenten Michael Rossi uraufgeführte allerdings einer Tradition, die selbst noch heute als Werk ist nun in leicht veränderter Form auf CD er- Avantgarde gilt. Verwirrt? Was für den Hörer bleibt, schienen. Maaloufs Quartett zur Seite stehen das ist Musik, die durch ihren selten nachlassenden von ihm selbst dirigierte renommierte Paris Sym- Druck aufwühlt und trotzdem gleichzeitig ent- phonic Orchestra und der Kinderchor der Pariser spannt. Christof Thurnherr Blues Caravan 2018 Oper. In die Sinfonie fliessen hier Elemente aus Mike Zito – Vanja Sky – Bernard Allison klassischer Musik, Jazz und Weltmusik ein, vorwie- DVD+CD, NTSC, 16:9, codefree, 138 Min. gend aus besagter Region. Maaloufs Viertelton- (Ruf Records 1260/MV) trompete im orientalischen Flair trägt wesentlich zur atmosphärischen Stimmung bei. Auf die ”Le- Die Blues-Caravan-Ausgabe 2018 wird aus zwei vantine Symphony Nr. 1” muss nicht unbedingt die Gründen in Erinnerung blieben. Zum einen präsen- Nr. 2 folgen. Reiner Kobe tierte die Konzertreihe die beiden sich grossartig ergänzenden Gitarristen Mike Zito und Bernard Alli- son. Zum andern diente die Tour als feine Erinne- rung an Bernards Vater, den legendären Luther Alli- Sknail son, welcher vor genau 20 Jahren starb. Mutation Live aufgezeichnet am 27. Januar dieses Jahres im Billie Byrd (voc), Nya (voc), Yannick Barman (tp), Café Hahn in Koblenz (D), enthält dieser Konzert- Stéphane Chapuis (bandoneon), Philippe Ehinger (b-cl), mitschnitt 19 Songs auf DVD sowie 12 Tracks auf Guy-François Leuenberger (p), Alain Dessauges (db), CD. Gewohnt überdurchschnittlich bei Ruf Records Cyril Regamey (dr) sind Kameraführung, Schnitt und Ton. Getragen von (Unit/Membran) der routinierten Rhythmusgruppe, bestehend aus Mark Turner – Eithan Iverson dem Drummer Mario Dawson aus Bernard Alli- Temporary Kings sons Roadband und dem seit Jahren zuverlässigen, Mark Turner (ts), Eithan Iverson (p) Das Dazwischen war schon immer ein wichtiger brillanten Blues-Caravan-Bassisten Roger Inniss, (ECM 2583/MV) Ort in der Musik von Sknail. Wenn sich grundsätz- merkt man den Frontleuten an, dass die Aufnahmen lich fremde Elemente wie elektronisch generierte zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Tour gemacht Clicks'n'Cuts und 'natürliche' Instrumente treffen wurden. Zito und Allison z. B. zünden noch nicht Wer Mark Turner und Ethan Iverson mit Ben Street (neu ist das Bandoneon prominent vertreten), zei- ganz das sich gegenseitig steigernde Gitarren-Feu- beim Billy Hart Quartet gehört hat, wird diese erste gen sich immer auch die Abgründe, die sich tren- erwerk, wie ein paar Monate und 30 Gigs später Disk des Duos mit grossen Erwartungen in den nend zwischen den so unterschiedlichen Klängen an ihren Schweizer Konzerten im April geschehen. Player schieben – und auch in dunkleren Tagen sei- auftun. Oft hindert diese Kluft den Blick darauf, was Auch die kroatische Sängerin und Gitarristin Vanja ne helle Freude haben. Die kammermusikalische, aus dem Nebeneinander wirklich entstehen könn- Sky, quasi als ”Azubi” mit dabei, wirkt noch ein we- selbstverständlich, ja fast lakonisch wirkende Zwie- te. Sknail dagegen nimmt sich diesem Abgrund an, nig unsicher, lässt aber ihr Potenzial vermuten. sprache dieser beiden grossartigen Musiker faszi- dringt ein und fördert die Formen und Stimmun- Der Eröffnungsnummer mit sämtlichen Protagonis- niert vom ersten bis zum letzten Ton. Schon das Er- gen der Stücke aus deren undurchdringlichen Tie- ten auf der Bühne folgt Vanja Skys kurzer, auf gän- öffnungsstück, Iversons "Lugano" – dort wurde das fen zutage. Der Crossover zwischen Clubsounds gigen Rock-Schemata aufgebautes Set, in wel- Album aufgenommen – ist an poetischer Melan- und der rauchigen Atmosphäre eines traditionellen chem die junge Kroatin vor allem gesanglich zu ge- cholie kaum zu übertreffen und offenbart die Grun- Jazzclubs wurde schon oft versucht, zu oft mit dem fallen weiss. Mike Zito anschliessend beweist zu sei- dierung des ganzen Albums, dessen Impetus frei- Resultat zweier parallelen, aber sich kaum berüh- nen technischen und stimmlichen Qualitäten auch lich nicht Schwermut zelebriert, sondern eher so renden Klangwelten. Sknail gelingt es, diese Brücke sein beeindruckendes Flair fürs Schreiben griffiger etwas wie einer heiteren Nachdenklichkeit ent- zu schlagen. Und das ohne vorzuschreiben, ob das Songs, bevor Bernard Allison schliesslich in seinen springt. Eines der Geheimnisse des Klavierspiels Resultat nun als Tanzmusik mit jazzigen Anleihen Part einen Hauch Stevie Ray Vaughan einwebt. Das Iversons liegt, dieses Album verrät es besonders oder als Jazz mit neuelektronischen Mitteln zu hö- gemeinsame Schlussfurioso dann ist Luther Allison schön, in der absoluten Gleichzeitigkeit und Äqui- ren ist. Christof Thurnherr mit einer Auswahl von dessen besten Songs (”Bad valenz von Seele und Intellekt, während Turner sein News Is Coming”, ”Life Is a Bitch”, ”Move From the Tenor mit einer Leichtigkeit und einem in allen La- Hood”, ”Serious”) gewidmet, bevor die Party mit gen bestechend vollen Ton spielt. Ob in vertrackten Hound Dog Taylor’s Gassenhauer ”Give Me Back Dialogen oder einem mehr angedeuteten als aus- My Wig” zu Ende geht. Marco Piazzalonga ­89 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 89 28.10.18 22:46 HÖRBAR-special Satoko Fujii – Month Marathon zum 60. Geburtstag ”Eigentlich ist mein ganzes Leben eine Übung für die freie Improvisation”, sagt Satoko Fujii, unter den japanischen Jazzmusikern gegenwärtig die produktivste und hervorstechendste Persönlichkeit. Neben Soloauftritten schafft sie es immer wieder, auch in Europa und den USA Klein- und Grossformationen zu gründen und sie periodisch mit neuen Inputs zu beleben. Von Jürg Solothurnmann Die einstige Schülerin Paul Bleys nimmt unter- Eine weitere kooperative Kleinformation ist Kira schiedliche Rollen ein und integriert als Pianistin Kira, ein Quartett von Fujii und Tamura mit dem ak as

und Komponistin ein breites Spektrum zwischen Australier Alister Spence (fender rhodes, electro- S notierter Komposition und Sun-Ra-artiger Unbere- nics, Präparationen) und Ittetsu Takemura (dr) mit u chenbarkeit und klanglich zwischen Folklore, Free der lebhaften CD ”Bright Force” (Libra). Kompo- ur Bop, Cecil Taylor und Hard Core Elektronik. Dabei sition definiert hier die kontrastierenden Eigen- bewahrt sie ihre Identität, denn sie hat eine eigene schaften der wechselnden Szenen stark, was zu-

Art, die Ideen immer auf den Punkt zu bringen. Das sammen mit dem teilweise explosiven Spiel aller : P US-Magazin ”Cadence” hat sie mal als ”Duke El- dramatische Wirkung hat. Eine surreale Ruhe er- oto lington des Free Jazz” gepriesen. 2018 begeht sie zeugt Fujiis fantastische Suite ”Luna Lionfish”. Alis- F D/ZVG/T aus Anlass ihres 60. Geburtstags (am 8. Oktober) ter Spence mit seiner eigenen avantgardistischen wobei Tamura alle Register seines Könnens zieht. monatlich mit einer neuen CD-Release. Art, das E-Klavier zu spielen, und Takemura sind Die Zusammenarbeit Fujiis mit den US-Bassisten Nahe bei energetischem Free Jazz und etwas abs- echte Entdeckungen. Joe Fonda begann vor zwei Jahren. Auf dem hoch- trakt klingt ”Live at Big Apple in Kobe” (Libra) Satoko Fujii (prepared p) erscheint auch im Duo mit gelobten Erstling ”Duet” folgt nun ”Mizu” (Long des Quartetts Mahobin, in dem Fujii und ihr Gatte Spence auf der CD ”Intelsat” (Allstar Spence Mu- Song Records) mit drei Live-Tracks, die assoziativ Natsuki Tamura (tp, flh) mit der Dänin Lotte Anker sic). Die raunenden, läutenden Sounds zu Beginn frei viele Gebiete streifen. Die ebenbürtigen Partner (saxes) und der US-Japanerin Ikue Mori (electro- der Konzertaufnahme von 2017 lassen ganz andere entzünden sich aneinander und führen lustvolle en- nics) spielen. Beim allerersten Auftritt wurde An- Instrumente vermuten. Furchtlos machen sich die ge Dialoge mit fast überschäumendem Flow. Mit kers Material kollektiv ausgestaltet. Beginnend mit beiden verschiedener Quellen zunutze und kreieren fettem Ton hat Fonda oft solistisch die Initiative und quirligen leisen Geräuschen erklimmt der 42-mi­ orchestrale Klangwelten, die etwas von Cecil Taylor, spricht auf seinem Bass. Fujii greift heftig in die nütige ”Rainbow Elephant” in mehreren Stufen ei- Sun Ra und Zawinul haben. Faszinierend ist dabei Tasten und Saiten und spinnt mit Stamina lange nen Höhepunkt, mysteriös eingefärbt von Moris wieder die thematische Geschlossenheit der impro- ­Linien, aber kann sich auch mit raffinierten Beglei- Sounds. visierten Szenen, die je den Namen eines Saturn- tungen und avantgardistischen Sounds zurückneh- Starke erzählerische Musik. Das seit 2000 beste- Mondes tragen. men. Das gekonnte Spiel mit Dynamik und Dichte hende japanisch-französische Quartett Kaze (Wind) Ein weiteres Debut bedeutet die CD ”1538” (Libra) schafft zusätzliche Spannung. wird mit der neuen CD ”June” (Circum Disc) zum des Trios This Is It! mit Tamura (tp), Fujii und Ta- Auf der CD ”Triad” (Long Song) treffen sich Fujii Sextett Trouble Kaze mit je zwei gleichen Instru- kashi Itani (perc), einer Reduktion des vorherigen und Fonda (fl, b) mit dem Lacy-beeinflussten Mai- menten: Tamura und Christian Pruvost (tp), Sato- Quartetts. Fujii, die immer bisher ungehörte Musik länder Gianni Mimmo (ss). Die fünf ”lyrischen Abs- ko Fujii und Sophie Agnel (p) und Didier Lasserre sucht, tritt hier auch als Komponistin und Arran- traktionen” schöpfen frei viele Alternativen aus. und Peter Orins (dr). Die fokussierten fünf kollekti- geurin deutlich hervor. Die Kollegen führen ihre Auch wenn es z. B. im episodenreichen ”Birthday ven Spontankompositionen beginnen mit geheim- komplizierten Themen organisch und natürlich wei- Girl” turbulent und dicht wird, dominiert subtile nisvollen Sounds und passieren geduldig diverse ter. Dunkle Geräuschwolken wechseln ab mit spar- Kammermusik-Qualität. Das grazile, reine Saxo- klangliche und dynamische Transformationen. Wie samen und tonalen lyrischen Momenten, scharfen phon mischt und ergänzt sich mühelos mit Fonda aus einem Guss. Linien und abstrakten pointilistischen Sprüngen, und Fujii, die oft Pfeffer ins Ganze streut. ■

Trouvailles – Eine mitternächtliche Sternstunde gabte im Swing, es gab Berührungspunkte mit dem die zeitlichen Umstände von Garners Gastspiel hin- Bebop, doch im Herzen blieb er bei seiner ersten weist – der Auftritt begann tatsächlich um Mitter- Liebe. Allerdings war er kein konventioneller Vertre- nacht, im Anschluss an ein vorausgegangenes klas- ter des Swing, sondern entwickelte einen Ansatz, sisches Konzert. ”Nightconcert” bedeutet aber nicht, der nicht anders als den ”Garner-Stil” bezeichnet dass Garners Performance speziell verschattet oder werden kann – freilich um den Preis, dass Letzterer gar schlafmützig gewesen wäre. Im Gegenteil: Die auf dem Stammbaum des Jazz einen nicht mehr Aufnahmen sind eine Wucht, und Garner präsen- weitergewachsenen Seitenast darstellt. tiert sich zu später Stunde in Höchstform. Beglei- Kennzeichen des Garner’schen Stils waren die tet wurde er vom Bassisten Eddie Calhoun, der sich rhythmische Raffinesse, die sich aus der Unabhän- zu Beginn der Fünfzigerjahre seine Sporen im Trio gigkeit der beiden Hände ergab, und Garners Witz von Ahmad Jamal verdient hatte, der seine Bestim- und Spiellust, die ihn mit dem Publikum Katz und mung aber bei Garner fand, dem er zwischen 1955 In den Fünfziger- und Sechzigerjah- Maus spielen liess. Den Stücken stellte er weit aus- und 1966 treu blieb, sowie von Kelly Martin, der als ren war Erroll Garner der populärste holende Einleitungen voran, die seine Zuhörerin- ausgesprochen vielseitiger Schlagzeuger der Det- Jazzpianist weit und breit. Dieser nen und Zuhörer – oft aber auch seine Mitmusiker! roiter Szene galt. Calhoun und Martin blieben in Ruhm hat die Zeit nicht überdauert – – im Unklaren darüber liessen, welche Nummer unterstützender Funktion im Hintergrund, die Büh- zu Unrecht. Von Georg Modestin denn folgen würde. Das Anstimmen des eigentli- ne gehörte in erster Linie Erroll Garner. chen Themas löste die Spannung, was sich – in Li- Auf der Europa-Tournee, auf der sich das Trio zum Es gibt die ewig Verkannten, die spät oder erst pos- ve-Mitschnitten schön zu hören – jeweils in freudi- Zeitpunkt des Auftritts in Amsterdam befand, hatte tum Entdeckten und auch die wieder Vergessenen. gem Szenenapplaus niederschlug. Garner bereits regelmässig Säle in Grossbritannien Zu Letzteren zählt unzweifelhaft der 1921 in Pitts- Umso unverständlicher ist es, dass die hier vorlie- gefüllt; nach den Niederlanden stand noch Skandi- burgh geborene und 1977 in Los Angeles an Lun- genden Aufnahmen vom 7. November 1964 bei ih- navien auf dem Plan. Auf alle Fälle hatte sich der genkrebs verstorbene Erroll Garner. In den Fünfzi- rer selektiven LP-Erstveröffentlichung – man kann Pianist im Concertgebouw empfohlen. Das Amster- ger- und Sechzigerjahren zählte er zu den belieb- es nicht anders nennen – verstümmelt wurden, d. h. damer Publikum sprach auf seinen freudvollen, ver- testen Jazzpianisten überhaupt, das ”Most Happy der Vorspiele beraubt. Und umso verdienstvoller ist spielten und gleichzeitig kraftvollen Jazz an, wobei Piano” (so der programmatische Titel einer 1957 es, dass das Programm, das Erroll Garner am be- sich die elektrisierte Atmosphäre jenes Mitter- erschienenen LP) wurde zu seinem Markenzeichen. sagten Datum im ehrwürdigen Concertgebouw in nachtskonzerts in den Mitschnitten erhalten hat. ■ Garner, aus einer musikliebenden Familie stam- Amsterdam dargeboten hat, nun auf Initiative des mend, eignete sich das Klavier in jungen Jahren Erroll Garner Jazz Project, das Garners Nachlass Erroll Garner nach Gehör an und entwickelte seine eigene, unver- betreut, restauriert vorgelegt wird – vollständig, ein- Nightconcert kennbare Spielweise, die bis zum Schluss keiner schliesslich der Vorspiele notabene. Die Neuedition (Mack Avenue MAC 1142/MV) Partituren bedurfte. Sozialisiert wurde der Hochbe- erscheint unter dem Titel ”Nightconcert”, was auf ­90 JAZZ

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Bait Jaffe Sticky Fingers – Klezmer Orchestra 1993–2018: Wie Jann Wenner und der Sej a Mentsch Musikgeschichte geschrieben haben Sascha und David Schönhaus (Hg.) von Joe Hagan Jetfire Records, Rodersdorf 2018, Rowohlt Verlag, Reinbek 2018, 671 Seiten 80 Seiten mit beigelegter CD, CHF 70.00 (ISBN 978-3-498-03037-7) Das unmittelbarste Wort zur Klezmer Gruppe Bait Jaffe (übersetzt: ”schö- Schonungslos offen erzählt Joe Hagan die Geschichte von Jann Wenner nes Haus”) stammt von Hannah, der zehnjährigen Tochter des Bassisten und dessen Pop-Magazin Rolling Stone. David Schönhaus: ”Die Band lässt sich beschreiben wie eine Landschaft. Schon im Vorwort betont der einstige Mitarbeiter des Magazins, bekannt für David (Papa) ist die Erde. Sascha ist eine Blume, Andi ist die Sonne, und investigativen Journalismus, in dieser Biographie, dass Herausgeber Wenner Niculin ist die Luft ...” Abgedruckt ist die Charakterisierung, von der hier ”stets bemüht (war), seine jüdischen Wurzeln und seine latente Homosexuali- nur der Anfang wiedergegeben werden kann, im Jubiläumsbuch, mit dem tät zu verbergen.” Er nennt Wenner zudem ”einen kleinen Barbaren, dessen sich die Gruppe anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens selbst beschenkt Gier nach Geld, Drogen und Sex drohte, seinen scharfen Intellekt zu überho- hat. len.” Letztendlich dominierten die neuen Werte Sex, Drugs and Rock'n'Roll. Die an der Seite von David Schönhaus Genannten bilden das aktuelle Line-up, Und: Pop verquickte sich mit Politik. nämlich Davids Bruder, der Saxophonist und Klarinettist Sascha Schönhaus, Zum 50-jährigen Bestehen des Rolling Stone, der nach dem ersten Monterey der auch den Löwenanteil der Kompositionsarbeiten besorgt, der Geiger und Pop-Festival 1967 erschienen ist, ist im Frühjahr diese Biographie auf Deutsch Mandolinenspieler Andreas Wäldele sowie der Pianist und Akkordeonist Nicu- veröffentlicht worden. Biograph Hagan, ausgestattet mit Wenners Segen und lin Christen. anderthalb Millionen Dollar als Vorschuss, führte mehr als 100 Stunden Ge- Der mit Fotographien und Notenbeispielen reich bebilderte Band ist ein Erinne- spräche mit Wenner, ingesamt hat er 250 Personen interviewt, Mitstreiter, rungsalbum: Er enthält einerseits Reminiszenzen an die Bandgeschichte, dar- Freunde, Kollegen, Liebhaber. Zum Schreiben zog sich der Autor in ein Schwei- unter zahlreiche Zeugnisse der Musiker selbst sowie weiterer Zugewandter; gekloster zurück, um schliesslich fast 700 Seiten Text vorzulegen. Herausge- andererseits – und das gibt ihm seine historische Tiefe – enthält das Buch ei- kommen ist ein Sittengemälde der Babyboomer-Generation, der auch Wenner, nen Rückblick auf die wechselvollen, ja tragischen Geschicke der Familie inzwischen 71 Jahre alt, angehört. Und: es ist mehr als bloss ein interessantes, Schönhaus, die aus dem weissrussischen Minsk stammt. Die Grosseltern der aufregendes Leben. Hagan gelingt ein umfassendes Bild der Zeit, detailreich, Bandgründer emigrierten nach der Oktoberrevolution nach Berlin, wo die Fami- anschaulich und unterhaltsam, oft gespickt mit ironischem Unterton. Dem Pro- lie von der nationalsozialistischen Judenvernichtungspolitik erfasst wurde. Mit tagonisten Wenner hat all das nicht gefallen. einer gehörigen Portion Unverfrorenheit, sehr viel Glück und selber gefälsch- Innerhalb eines Jahrzehnts, auch dies erfährt der Leser, wurde die Auflage des ten Papieren gelang Cioma Schönhaus, dem Vater der Musiker, 1943 die Flucht Blattes Mitte der 1980er-Jahre auf eine Million verdoppelt. Nun hielt Dekadenz in die Schweiz. Seine Geschichte lässt sich in den 2004 unter dem Titel ”Der Einzug. "Nach dem Aktienrückkauf startete Wenner eine umfangreiche Werbe- Passfälscher” erschienenen Memoiren nachlesen. kampagne, um die Auflagenhöhe maximal auszuschlachten”, schreibt Hagan. Aus dem nun veröffentlichten Erinnerungsalbum wird deutlich, wie sehr die ”Die einfache Message: Die Leser des Rolling Stone waren keine kiffenden Familiengeschichte das Schaffen der Gebrüder Schönhaus emotional, kulturell, Hippies mehr, sondern eher statusorientierte Yuppies wie Jann Wenner, die aber auch konkret musikalisch geprägt hat: Sascha Schönhaus schreibt von nach Geld und Sportwagen griffen. Auf der linken Seite stand ein Fransen tra- den vielen Liedern, die der Vater in Gedanken mitgenommen habe: ”Es war das gender Hippie, auf der rechten ein mit Aktentasche bewaffneter Geschäfts- Einzige, was er auf seiner Flucht mittragen konnte. Diese Musik zu bewahren mann. Das war Jann Wenners wahres Coming-out." Aus dem Rolling Stone, und gleichzeitig auch weiterzuentwickeln und ihr neues Leben einzuhauchen, mittlerweile nach New York umgezogen, war ein richtiges Medienunternehmen ist unser Weg, das Feuer weiterzutragen.” Die beigelegte CD ”Sej a Mentsch” geworden, dem bald auch andere Zeitschriften gehörten, für Familien oder dokumentiert den doppelten Ansatz: Das Bewahren mit dem Bezug auf die jü- Männer etwa. Sein Promi-Klatschblatt US Weekly erzielte 90 Millionen Dollar dische Tradition und auch das Weiterentwickeln. Auf dem Album ertönen folkig Jahresgewinn. anmutende Melodien und Rhythmen, die neue Fenster aufstossen. Georg Modestin Ingesamt ist Joe Hagan ein Psychogramm Jann Wenners und seiner Epoche gelungen. Die Verdienste des Rolling Stone werden herausgestellt, die Ikone der Popkultur angemessen gewürdigt. Der Leser kann sich freuen, Gründer Wenner weniger. Reiner Kobe

Frank Zappa von Ingo Meyer (in Zusammenarbeit mit Wolfgang Cremer, Frank Zappa) Always a Pleasure Reclam Verlag, Stuttgart 2018. Begegnungen mit Cecil Taylor 102 Seiten, 10,00 € Von Meinrad Buholzer (ISBN 978-3-15-020459-7) 148 Seiten, CHF 29.00 Eigenverlag, Ebikon, [email protected] Mit wenigen Worten viel sagen, will die preiswerte Reihe ”100 Seiten” aus (ISBN 978-3-033-06872-8) dem Reclam-Verlag. Personen aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissen- schaft stehen auf dem Prüfstand. Es geht um ”Konstruktion eines differen- Der Hinschied des Pianisten Cecil Taylor am 5. April dieses Jahres bewog zierten Bildes”, wie Ingo Meyer angesichts Frank Zappas sagt. Der Autor, den Luzerner Journalisten Meinrad Buholzer zur Durchsicht seines Archivs Germanist von Haus aus, hat sich des musikalischen Bürgerschrecks ange- und der Verfassung einer chronologischen Aufzeichnung. nommen und ist dabei auf höchst beachtliche Erkenntnisse gestossen. Seit dem legendären Auftritt Taylors beim Jazz Festival Montreux 1974 zählt Auf besagten 100 Seiten werden Zappas Schaffen und Bedeutung in Produk­ er zu Taylors Bewunderern. Bis 2015 trafen sie sich immer wieder, auch bei tionsästhetik und Werkentwicklung kritisch dargestellt. Der aus einer Einwan- besonderen Ereignissen wie einer Studioproduktion in Villingen und bei der dererfamilie in den USA stammende Musiker, ”ein Aussenseiter ohne stabile Abdankung für Jimmy Lyons. Gegliedert in Stationen und Intermezzi ist das Freundschaften”, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, ehe er mit 18 Ergebnis eine 148-seitige Kombination von Erinnerungen, Reportage und Be- zur Gitarre griff und durch Edgar Varèse ein ”Erweckungserlebnis” hatte. Der schreibung, Interview-Transkriptionen und Zitaten und Diskussion der Äus­ französische Komponist inspirierte ihn zu eigenen Stücken, deren erstes 1966 serungen Dritter – Musikern, Analytikern und Kritikern – alles zum Phänomen auf ”Freak Out” dokumentiert ist. Bald hatte Zappa mit seiner Rockmusik ein Taylor. So erhält man nicht nur ein Bild, wer Taylor als Mensch und Musiker war ”eigenes Idiom” geschaffen. und was in prägte und bewegte, sondern auch, wie ihn sein Umfeld wahrnahm. Anhand zahlreicher Platten- und Textbeispiele wird dies nachgewiesen. Das Eingelassen in seine private Welt, zeichnet Buholzer mit nachsichtigem Humor erste Doppel-Album der Rockgeschichte, geschaffen von Zappa, reiht sich in einen mitteilsamen, neugierigen und manchmal grosszügigen Menschen, der ein sperrig-komplexes Werk ”dieses innovativen Geistes”. Bei den Wortspie- gerne am Klavier grosse Monologe hielt, anstelle der manchmal demonstrier- len, Verballhornungen, Verstümmelungen auch fremdsprachlicher Einspreng- ten schwierigen Schroffheit. Unter den vielen Details werden auch vermeintli- sel, An-spielungen auf Lokalitäten und Personen der Öffentlichkeit – Zappa hat che Fakten korrigiert, die sich die Presse immer wieder abgeschrieben hat. immerhin 1'200 Stücke geschrieben – gibt es ”keine autobiographisch zuver- Programmiert von seiner fordernden Mutter investierte Taylor enorme Energie lässigen Selbstdeutungen". in seine Musik, doch ihn interessierten auch Tanz, Poesie, Architektur und Abschliessend wird auch Zappas Verhältnis zum Jazz beleuchtet, ausgehend Kunst. Und immer wieder hörte er respektvoll ganz anderen MusikerInnen zu. von seinem Spruch, der Jazz rieche schlecht. So wie der exzentrische Musiker Er war ein Verteidiger der afroamerikanischen Kultur, jedoch nicht militant, und Einflüsse von Soul, Funk, Metal und klassischer Moderne verarbeitete, so hat gestand auch anderen zu, diese Musik verstehen und spielen zu können. Der er es auch mit dem Jazz getan. Meyer verweist auf die Alben ”Hot Rats”, Pianist mit europäischen, afrikanischen und indianischen Vorfahren hielt von ”Waka/Jawaka” und ”Grand Wazoo”. Nicht von ungefähr hat sich Zappa mit Akademien und Politikern wenig: Im Ghetto habe er mehr gelernt als am Kon- Musikern umgeben, von denen viele eine Nähe zum Jazz hatten, allen voran servatorium. Musik sei für die nach wie vor diskriminierten Afroamerikaner ”a George Duke. Vom ”solid jazz background” ist immer wieder die Rede. Ob die- kind of political education”. ser Zappa nun ein Genie war, wie der Autor abschliessend rhetorisch fragt, ist Bei Buholzer steht der Mensch Taylor im Zentrum, nicht Analysen seiner Musik. strittig. Jedenfalls hat er der Rockmusik, liest man, einen ”Komplexisierungs- Ein anschauliches Buch, leicht zu lesen und mit einigen Informationen, die auch schub verordnet” und Brücken gebaut zu den Errungenschaften der klassischen den meisten Insidern neu sein dürften. Jürg Solothurnmann Moderne. Seine Botschaft gilt: ”Habt so viel Spass wie möglich.” Reiner Kobe ­91 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 91 28.10.18 22:46 lesbar Offenbarung wird. Vom Blues gebissen, macht er sich auf nach Chicago, um mehr zu erfahren. Er heuert bei Bob Koesters als Handlanger an und lernt die Chicago-Blues-Szene von der Pike auf kennen. Zusammen mit einer Handvoll Gleichgesinnter, darunter Jim O’Neal und Amy van Singel, grün- det Bruce 1970 die noch heute wegweisende Zeitschrift ”Living Blues”. Doch es treibt ihn weiter. Als sich Delmark nicht interessiert zeigt, Iglauers Lieblingsband Hound Dog Taylor & The Houserockers aufzunehmen, kratzt der Soul, R&B, Funk – Youngster anno 1971 jeden verfügbaren Dollar zusammen, um die Platte selbst Photographs 1972 –1982 zu produzieren. Und er schafft das Kunststück, als Neuling der Branche eines Bruce W. Talamon der prägendsten Alben des Chicago Blues zu veröffentlichen. Dies ist der An- von Reuel Golden (Ed.), fang der Alligator-Records-Erfolgsgeschichte mit einem Katalog von mittler- TASCHEN Verlag, 380 Seiten, 50,00 € weile rund 360 Alben von illustren Künstlern wie Shemekia Copeland, Albert (ISBN 978-3836572408) Collins, Johnny Winter, Luther Allison, Koko Taylor, J.J. Grey, Lonnie Brooks, Buddy Guy, James Cotton, Charlie Musselwhite, Professor Longhair u. v. m. Höchst interessant wird die Erzählung jeweils, wenn Iglauer auf spezifische Konzerte, Touren oder Aufnahmesessions zu sprechen kommt. Die Protago­ nisten erwachen durch die Stories und Anekdoten zum Leben, sei es in guten Momenten auf und hinter der Bühne, sei es in schwierigen Situationen, wie z. B. beim schweren Zugunglück in Norwegen mit der Son Seals Band. Auch heikle Themen spricht Iglauer an: Rassismus, schlechte Business-­Ent- scheidungen, toughe Auseinandersetzungen, zerbrochene Freundschaften, Trennungen. Er nennt auch Verkaufszahlen, Gagen, Verträge und Vorschüsse beim Namen und nimmt in Sachen Musikindustrie kein Blatt vor den Mund. Eher düster aus Sicht der Künstler und kleinen Players bewertet er die neus- ten Tendenzen wie Streaming und Download. Spannend, flüssig und mit viel Herzblut geschrieben sowie mit 30 faszinie- renden schwarz-weissen Bildern garniert, lockt ”Bitten By The Blues” nicht nur als Pflichtlektüre für jeden Blues-Aficionado. Wegen der menschlich-ge- sellschaftlichen, der musik-historischen und nicht zuletzt der musik-geschäftli- chen Komponente ist dieses spannende Buch allgemein wärmstens zu empfeh- len. Marco Piazzalonga

Die Fotos in diesem neuen opulenten Bildband aus dem Hause Taschen zeigen die beiden Welten, zwischen denen die grossen Stars oszillieren. Da ist auf der einen Seite das grelle Licht der Scheinwerfer, das den Musiker auf seine eindimensionale Rolle als Performer reduziert. Und da ist auf der an- deren Seite das Private, die Ruhe abseits der Bühne, in der sich die Person hin- ter der Maske, fernab des Publikums als das geben kann, was sie ist. Dazu Bruce W. Talamon, der Urheber dieser vielen faszinierenden Zeitfragmente im Vorwort: "Ein Konzert zu fotografieren ist nicht besonders schwierig. Die Schwierigkeit besteht darin, das Vertrauen der Künstler zu gewinnen." Und Bob Dylan – A Year an a Day dadurch dem Publikum das zugänglich zu machen, was die Scheinwerfer so Bildband von Daniel Kramer gründlich ausblenden. Hardcover, 280 Seiten, 50,00 € Im Idealfall fallen dann die Masken und Marvin Gaye, Al Green, Michael Jack- TASCHEN Verlag son, Chaka Khan, Donna Summer, Sly Stone oder George Clinton blicken nicht (ISBN 978-3-8365-7100-5) mehr bloss durch die Linsen eines Objektivs auf eine Silber-Emulsion, sondern sie kommunizieren mit dem Menschen, der die Kamera bedient. Solche Bilder werden zum Zeugnis einer persönlichen Beziehung. Sie machen einen Bild- band über Soul, R&B und Funk zwischen 1972 und 1982 zu einem Portrait ei- nes einzigen Menschen – nämlich des Fotografen – inmitten der Grössen jener musikalisch unerreichten Ära der Popmusik. Und sie erklären, warum Talamon zu Recht als einer der bedeutendsten Contemporary Black Photographers ausgewählt und zur Mitgestaltung des Official Inaugural Book zur Amtsein- führung Barack Obamas 2009 eingeladen wurde. Die vielfach sehr eindrücklichen und hochwertig reproduzierten Bilder sind fast ausnahmslos mit kurzen persönlichen Erinnerungen Talamons ergänzt. Seine Arbeit erhält eine besondere Würdigung im einführenden Interview, das die afroamerikanische Schriftstellerin und Human-Rights-Aktivistin Pearl Cleage mit ihm geführt hat, und die Zeittafel zu seinem Leben und seinem Schaffen rundet den gewichtigen Bildband ab. Christof Thurnherr Als der Fotograf Daniel Kramer Dylan zum ersten Mal begegnete, war der 23 Jahre alte Sänger noch weitgehend unbekannt. Bei jenem ersten Treffen in Woodstock schien Dylan vor der Kamera noch unsicher und unruhig, das änderte sich im Laufe der Jahre. Von 1964 bis 1965 entstand aus Kramers aussergewöhnlicher Nähe zu Bob Dylan auf Tournee, bei Konzerten und hinter der Bühne eines der faszinierendsten Fotobücher eines Musikers und eine packende Dokumentation von Dylans Durchbruch zum Superstar. Zu den Highlights gehören das Konzert mit Joan Baez im Lincoln Center, die Recording Sessions zu ”Bringing It All Back Home” und das inzwischen legen- däre Konzert in Forest Hills, als der umstrittene Wechsel Dylans zur E-Gitarre Bitten By The Blues – die unablässige Weiterentwicklung deutlich machte. The Alligator Records Story Dieser Bildband lebt von der einzigartigen Sprache der Fotografie Kramers. Von Bruce Iglauer und Patrick A. Roberts Seine Aufnahmen sind geprägt von der Nähe, aber auch von der Distanz zu The University of Chicago Press, Chicago & London, 2018, Dylan. Kramer versteht diese subtile Art in seine Fotos einfliessen zu lassen und 325 Seiten, englisch kreiert damit eine Art Geborgenheit, nimmt mit auf eine Zeitreise und, was (ISBN-13:978-0-226-12990-7) wohl das Bemerkenswerteste ist, gibt dem Betrachter das Gefühl, dabei gewe- sen zu sein. Man fühlt sich am Konzert präsent, spürt in den Fotos der Recor- ding Session das Knistern und die Anspannung, aber auch die Lockerheit und Dies ist die Geschichte eines Bluesfans, der sich eher zufällig zu einem der die Spielfreude der Akteure. Oder die Intimities, ein nachdenklicher Dylan beim wichtigsten und smartesten Label-Bosse des Blues Business mauserte. Und Schachspiel, beim Shoppen von Schuhen, Zeitung lesend auf dem Bett, oder es ist auch eine Story des Blues während der letzten knapp 50 Jahre. Fer- beim Billardspiel, Kramer hat die ihm eigene Betrachtungsweise genutzt, Fotos ner beschreibt das Buch die rasante Entwicklung der Musikindustrie in den von grösster Intimität mit distanziertem Respekt zu vereinen. letzten Jahrzehnten. Und nicht zuletzt steht ”Bitten By The Blues” als lie- ”Dylan – A Year an a Day” enthält eine kuratierte Auswahl von fast 200 Bildern, bevolle Hommage an all die grossartigen Künstler, welche Alligator Re- darunter auch nicht verwendete Fotos von Coveraufnahmen zu den Alben cords geprägt und zum führenden Blues-Plattenlabel gemacht haben. ”Bringing It All Back Home” und ”Highway 61 Revisited”. Ergänzt werden die Bruce Iglauer, Jahrgang 1947, ist ein der Folkmusic zugeneigter Theaterstu- Bilder mit Anekdoten aus Kramers Archiven und einer Einleitung von Bob San- dent aus Michigan, als ein Konzert von Mississippi John McDowell für ihn zur telli. Peewee Windmüller ­92 JAZZ

JNM_06_18_76-89_HB.indd 92 28.10.18 22:47 COLD WAR (ZIMNA WOJNA) Sehbar Klingende Bilder

Krieg wird auf den unterschied- lichsten Schauplätzen geführt. Und überall klingt er anders.

Polen 1949. Auf der Suche nach Sängerinnen für eine Volksmusikrevue im vom Krieg gezeichne- ten Osten kreuzen sich die Wege von Wiktor, dem Leiter des Ensembles, und von Zula, die als Sängerin und Tänzerin vorspricht. Das Mazurek Ensemble (inspiriert vom realen Ma- sovsze Ensemble), das mit traditionellem Volks­ liedgut durch das Land tingelt, weckt die Aufmerk- samkeit des Politbüros und wird zu Propaganda- zwecken nach Moskau, Berlin und Paris entsandt. Wiktor überredet Zula, bei erster Gelegenheit unter- zutauchen und im Westen ein neues Leben zu be- ginnen, doch lässt sie ihn am vereinbarten Treff- punkt vergeblich warten. Ihre Liebe ist allerdings stärker als der eiserne Vorhang, der ihre Leben von Mazowsze (named after an area of Poland)C olwas foundedd Wa in 1949r by the Polish composer Tadeusz nun an trennt, und so ist ihre Trennung der Beginn Sygietyński and his wife, the actress Mira( ZZiminska.imn Theya wentvoi inton thea Polish) countryside to collect folk songs, for which Sygietyński then made new arrangements. Ziminska re-worked their einer leidenschaftlichen Beziehung, die Zeit, Raum lyrics and made the costumes (inspired Filmby traditional von Pawelpeasant outfits Pawlikowski, from different regions). The und alle politischen und sozialen Gräben zu über- original impetus was a genuine interest 2018,in the traditions 89 Min. and the P/d, music f – a little along the lines of dauern scheint. what Woody Guthrie was doing in the UnitedMit Joanna States – andKulig, Pawlikowski Tomasz alsoKot, mixed Borys in Szycdetails from Der Regisseur Pawel Pawlikowski zeigt mit wunder- the work of Marian and Jadwiga SobieskiAb – another 29.11.18 couple of im musical Kino ethnographers who schönen vereinnahmenden Bildern das Leben auf travelled the land and made direct recordings like the ones made by Wiktor and Irena in the film. dem erst neuen und darum trotz der streng gesetz- ten Grenze noch sehr undefinierten Grat zwischen And just as the fictional Mazurek ensemble is in the film, the Mazowsze was co-opted by the Ost und West, zwischen Kommunismus und Kapita- Communist government, who saw it as a useful propaganda tool. The songs of the people were lismus, zwischen Gefühl und Gesinnung. Kein Film- pitted against the decadent art of the bourgeoisie – jazz or 12-tone music. ‘Mazowsze did tour all bild erscheint überflüssig, die Dialoge haken sich Warsaw Pact capitals and go to Moscow,’ Pawlikowski says, ‘and they did dance in front of Stalin tief ins Gedächtnis ein. So erklärt Zula ihre ehema­ and sing a number called The Stalin Cantata’. ligen Konflikte mit dem Gesetz: "Er verwechselte mich mit meiner Mutter. Mein Messer zeigte ihm Though Pawlikowski began his career in documentaries and is always rigorous in his non- den Unterschied." ornamental approach to filmmaking, he doesn’t replicate the historical facts, but makes music stand for much of what the story contains: sex and exile, passion and transposition. Die Kühle und Ungewissheit des Aufbruchs wird Pawlikowski, who has played himself, listened to all the tunes sung by the Mazowsze kontrastiert durch die schwarz-weisse Stimmung, die an vielen Stellen an Klassiker der Nouvelle Va- gue wie zum Beispiel "L'assenceur pour l'échaffaud" erinnert. Auch wenn die Musik in der Geschichte nur eine Nebenrolle zu spielen scheint, so erzählt "Anatomy of Pawlikowski sehr vieles über die Klänge – und de- ren Abwesenheit. Die traurigen Volkslieder der bäu- erlichen Sängerinnen werden zum Symbol eines Lebens, das nicht verloren werden will; der Jazz des Westens ist das Sinnbild der Freiheit; und die Stille Melancholy" einer romantischen Flussfahrt steht als Sinnbild all dessen, was sich ein Liebespaar zu sagen hat und doch nicht kann. "Zimna voina" wurde in Cannes für die Palme d'Or OUT NOW! nominiert und mit dem Preis für Beste Regie ausge- zeichnet. Christof Thurnherr

Woman at War Ebenfalls in Cannes, an der Semaine de la cri- tique, erregte der isländische Film "Woman at War" Aufsehen. Der Comedy-Thriller erzählt die Geschichte der fünfzigjährigen Halla, die als Undercover-Umwelt- aktivistin die lokale Aluminium-Industrie in Atem hält. Als sich endlich eine Chance ergibt, ihren langegehegten Kinderwunsch durch die Adoption eines Neugeborenen zu erfüllen, wird sie vor ihre grösste Entscheidung gestellt. Mit trockenem Humor (die Filmmusik spielt bis­ weilen als urchige Blaskapelle im Bildhintergrund mitten in der isländischen Tundra), tritt "Woman at War" als würdevoller Nachfolger in die grossen Fussstapfen von Filmen wie "101 Reykjavik" oder "Noi Albinoi" und zeigt, wie eindrücklich in den un- wirtlichsten Gegenden kreativ gewerkelt wird. Christof Thurnherr

Woman at War Film von Benedikt Erlingsson, 2018, 90 Min. Isl/d, f Ab 1.11.18 im Kino

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Grachan Moncur III Mit seinen Kompositionen für vier bahnbrechen- de Alben für das legendäre Label Blue Note zählte der 1937 geborene Posaunist Grachan Moncur III in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre zu den herausragenden Innovatoren des zeitge- nössischen Jazz. Danach wurde es allerdings immer stiller um Moncur III, der nach wie vor unter uns weilt. Von Tom Gsteiger Foto:pd/zvg

in grosser Teil seines Lebens wurde über- die Jahre 1963 und 1964 ins Zentrum rücken! te der Stücke von ihm, auf ”Destination Out” E schattet von Gesundheitsproblemen und In dieser Zeit konnte er für das Label Blue sind es mit ”Love and Hate”, ”Esoteric” und zermürbenden Urheberrechtsstreitigkeiten – Note 13 seiner zutiefst eigenwilligen Stücke ”Riff Raff” gar drei Viertel der Stücke. Für und so wurde aus einem Hoffnungsträger des aufnehmen. seine eigenen Alben ”Evolution” (21. Novem- Jazz ein Mann fast ohne Hoffnung. In einem ber 1963) und ”Some Other Stuff” (6. Juli Interview mit allaboutjazz.com berichtete der ie vier Alben, auf denen diese Stücke zu 1964) hat Moncur III alle Stücke selbst kom- sechsfache Familienvater Grachan Moncur III D hören sind, tragen zu Recht visionäre Titel poniert: ”Air Raid”, ”Evolution”, ”The Coaster”, 2003 von den Höhen und Tiefen in seinem wie ”One Step Beyond” (I), ”Destination Out” ”Monk in Wonderland” respektive ”Gnostic”, Le-ben. Etwa davon, wie ihm das französische (II), ”Evolution” (III) und ”Some Other Stuff” ”Thandiwa”, ”The Twins”, ”Nomadic”. Die Titel Avantgarde-Label BYG nichts bezahlte für die (IV). Als Posaunist betrat Moncur III zwar kein der Stücke lassen sich in mysteriöse Ge- Alben ”New Africa” und ”Aco Dei de Madru- Neuland, doch als Komponist bewegte er sich schichten umwandeln. Als gnostischer Noma- gada”, die er 1969 aufnahm (”New Africa” auf beeindruckende Weise zwischen unge- de bewegte sich Moncur III zwischen Geister- geniesst inzwischen Kultstatus). Moncur III wöhnlichen Formen und grossen Freiräumen. stadt und Wunderland, und er begegnete den spricht in diesem Zusammenhang von einem Zur Umsetzung seiner unorthodoxen Ideen esoterischen Zwillingen, die ihn nach Thandi- Desaster. In den folgenden Jahren schuf Mon- war er auf ausdrucksstarke und risikofreudige wa führten. Tatsächlich ging Moncur III in cur III mit ”Echoes of Prayer” (JCOA, 1974) Musiker angewiesen – und die gaben sich ja diesen Jahren als gemässigter Avantgardist zwar noch ein viel zu wenig beachtetes Meis- damals bei Blue Note sozusagen die Klinke in einen ganz eigenen Weg in Äquidistanz zum terwerk des orchestralen Jazz, doch das reich- die Hand. Neben Moncur III sind auf den vier Free Jazz und zum Modern Jazz. Und so klingt te bei Weitem nicht, um sich auf der Szene zu Alben folgende Musiker zu hören: Der Altsa- seine mal grüblerisch-mysteriöse, mal angrif- behaupten. So wurde Moncur III an den Rand xophonist Jackie McLean (I-III), der Vibrapho- fig-dringliche Musik auch heute noch total gedrängt. Dabei hatte alles so verheissungs- nist Bobby Hutcherson (I-III), die Schlagzeu- unverbraucht, tiefschürfend und spannend. voll begonnen. ger Tony Williams (I, III, IV) und Roy Haynes Im Gegensatz zu Andrew Hill, der ja ebenfalls (II), der Trompeter Lee Morgan (III), der Tenor- nach einer gloriosen Blue-Note-Phase zuneh- rachan Moncur III wuchs in einem musi- saxophonist Wayne Shorter (IV), der Pianist mend in Vergessenheit geriet, war Moncur III G kalischen Milieu auf, sein Vater war Jazz- Herbie Hancock (IV) sowie die Bassisten leider kein spätes Comeback vergönnt. ■ bassist (er ist auf Aufnahmen der Sängerinnen Eddie Khan (I), Larry Ridley (II), Bob Cranshaw Billie Holiday und Mildred Bailey zu hören), (III) und Cecil McBee (IV). sein Onkel Al Cooper feierte in der Swing-Ära als Leader der Savoy Sultans Erfolge. Bereits ie Alben ”One Step Beyond” (30. April während der Schulzeit schloss Moncur III D 1963) und ”Destination Out” (20. Septem- Freundschaft mit Jackie McLean, der ihn eini- ber 1963) entstanden zwar unter dem Namen ge Jahre später zum Label Blue Note bringen des extrem expressiven Altsaxophonisten Ja- sollte. Sein erstes festes Engagement erhielt ckie McLean, doch Moncur III kann mit Fug Moncur III in der Band von Ray Charles, mit und Recht als eine Art Co-Leader ­bezeich- der er bis 1962 auf Tour war. Wer sich mit net werden: Auf ”One Step Beyond” stammt dem Schaffen von Moncur III befasst, muss mit ”Frankenstein” und ”Ghost Town” die Hälf-

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Erfolge wandte er sich dann aber der Tanzmusik zu. Ähnlichkeiten – z. B. Wechselspiel, Polyrhythmik Ab 1959 machte er verstärkt einträgliche Unter­ und Tonleitern –, denen er in lokalen Stilen begeg- haltungsmusik in Fernseh-Shows wie ”Der grosse nete, benutzte er bei musikalischen Begegnungen Wurf” von Hans-Joachim Kulenkampf oder ”Dalli als gemeinsamer Nenner. Er spielte z. B. mit High- Dalli” von Hans Rosenthal sowie bei zahlreichen life- und Gnaoua-Musikern, aber immer mit der Auf- Schlagerproduktionen. Zuletzt trat Jochen Brauer fassung, dass Jazz die fortschrittlichste, die ”black mit einem Swing-Quartett in Mannheim auf, wo er classical music” ist. So ergaben sich reizvolle Stil- am 2. Oktober 89-jährig starb. Reiner Kobe Dialoge, aber selten eine Stilverschmelzung und schon gar nicht eine Evolution von Westons Klavier- Jerry Gonzales, 1949 – 2018 stil. Afrikanismen in den Stücktiteln wie ”Zulu” oder ”Bantu Suite” sind darum kein musikalisches Indiz, Er gilt als Pionier des Latin Jazz. Mit zwei sondern eher eine respektvolle Widmung. Weston Instrumenten, Trompete und Perkussion, war nannte sich "America's African Musical Ambassa- Jerry Gonzales angetreten, jener Spezies mit dor". Für seinen Verweis auf die Werte, Würde und ­brodelnden, anspruchsvollen Arrangements zu Freiheitsanliegen Afrikas – nicht seiner Probleme neuem Ansehen zu verhelfen. und Krisen – ist Weston in Europa, Afrika, USA und Geboren am 5. Juni 1946 als Sohn puerto-ricanischer Japan mehrfach ausgezeichnet worden. Otis Rush, 1934 – 2018 Einwanderer in der Bronx, studierte Gonzales an der CD-Tipps: Uhuru Africa/Highlife (Grossformationen, New York University Trompete. Beeinflusst von Mi- Arr. Melba Liston, 1960/63; The Spirit of Our Ance- Einen Grammy Award, einen Platz in der Blues les Davis und Lee Morgan fand er rasch Engage- stors (Grossformation & D. Gillespe & D. Redman, Hall Of Fame, Rang 53 in der Top-100-Liste des ments bei vielen Jazz- und Salsa-Grössen. 1970 1991); Ancient Future (solo, 2001); Spirit! The Po- Rolling Stone Magazins – auf den ersten Blick holten ihn Dizzy Gillespie, dann Eddie Palmieri in wer of Music (Quintett & Gnaoua-Musiker, 2003) scheint Otis Rush eine erfolgreiche Karriere gelebt ihre Bands. Ende des Jahrzehnts gründete Jerry Jürg Solothurnmann zu haben. Gonzales zusammen mit Bruder Andy am Bass die Doch der begnadete Gitarrist litt Zeit seines Lebens Fort Apache Band. Er sah in ihr eine ”musikalische Edwin Calhoun ”Ed” King unter Rückschlägen in Form von Label-Mauschelei- Zweisprachigkeit”, die die erwähnte Erneuerung 1949 – 2018 en, schlechten Management-Entscheiden, und sei- prägte, nämlich den Jazz mit afrokubanischen Rhyth- nem eigenen, introvertierten Charakter, den er einzig men aufzumischen. Der erste grosse Erfolg wurde Die Leadgitarre von ”Sweet Home Alabama” ist auf der Bühne zu überwinden schaffte. An einem mit ”Rumba para Monk” gefeiert. Im Jahr 2000 ver- für immer verstummt. Ed King verstarb am 22. guten Tag, darin waren sich seine Jünger Eric Clap- legte Jerry Gonzales seinen Wohnsitz nach Madrid, August 2018 in Nashville, TN. ton, Peter Green, Jimmy Page, oder Stevie Ray wo er ein neues Kapitel seiner Karriere aufschlug. Der am 14. September 1949 in Kalifornien geborene Vaughan einig, spielte Otis Rush jeden an die Wand. 2004 kündete das Flamenco-Album ”Jerry Gonzales Gitarrist feierte seine ersten Erfolge mit der Psyche- Geboren am 29. April 1934 im kleinen Flecken Phil- y los ­piratas del flamenco” davon. Am 1. Oktober delic-Rock-Band Strawberry Alarm Clock. Auf Tour adelphia, Mississippi, zog Rush Ende der 1940er- erlag Jerry Gonzales 69-jährig einer Rauchgasver- lernte er die Band Lynyrd Skynyrd kennen und trat Jahre nach Chicago, wo er mit seinem speziellen giftung nach einem Wohnungsbrand. Reiner Kobe nach dem zeitweiligen Ausstieg von Leon Wilkeson Gitarrenstil – er spielte linkshändig, ohne die Sai- bei dieser als Bassist ein. Auf dem ersten Album ten umzuspannen – und seinem unter die Haut ge- Randy Weston, 1926 – 2018 ”pronounced leh-nerd-skin-nerd” spielte er ausser henden Gesang Furore machte. Für Cobra Records in einem Song (”Mississippi Kid”) nur Bass. Als Leon landete er mit dem später von Led Zeppelin gecover- Der Pianist und Bandleader Randolph E. ”Randy” zur Band zurückkam, blieb Ed King im Line-up und ten ”I Can’t Quit You Baby”, sowie mit dem von John Weston verstarb am 1. September 92-jährig in wechselte zur Gitarre. Damit prägte er die charak­ Mayall und Eric Clapton übernommenen ”All Your Brooklyn, NYC. teristische 3-Gitarren-Phallanx entscheidend mit. Er Love” bald schon zwei Mega-Hits. Als Cobra Pleite Der freundliche Riese mit seinem ansteckenden La- tauschte seine Gitarre gegen eine schärfer klingende ging, wechselte Rush zu Chess, wo es ihm gelang, chen war – meist westafrikanisch gekleidet – eine Fender Stratocaster ein, da er sonst im Humbucker- mit ”So Many Roads” einen weiteren Klassiker zu auffällige Erscheinung. Bereits in den 1960er-Jah- Sound seiner beiden Mitgitarristen Rossington & zelebrieren. Aber sowohl die Chess Brüder wie auch ren hatte er sich auf Spurensuche in Afrika und im Collins hoffnungslos untergegangen wäre. Ed King Don Robey später mit seinem Duke Label liessen Vorderen Orient gemacht. Schon sein Vater hatte war der Mitkomponist von ”Sweet Home Alabama”, Otis’ Karriere in der Luft hängen. Sam Charters ihn gelehrt, als ein ”in Amerika geborener Afrikaner” der bis heute inoffiziellen Hymne der Südstaaten. nahm ihn schliesslich für seine wegweisende ”Chi- auf die eigene Subkultur stolz zu sein. Denn dass die Seine prägnanten Lead Licks machen den eigentli- cago – The Blues – Today” -Serie auf. Alben für At- ”Black Music” anders klingt, hat mit ihren Ursprün- chen Kern des Songs aus und werden noch heute lantic/Cotillion und das französische Black & Blue gen zu tun und nichts mit Primitivität. von Hunderttausenden von Nachahmern kopiert. Label litten an Produktionsmängeln und Capitol liess Mit Jahrgang 1926 wuchs Randy mit der Swing- Nach dem Album ”Nuthin’ Fancy” stieg er aufgrund ein hervorragendes Album in seinen Lagern verstau- und Bebop-Generation auf und seine Haupteinflüsse des in der Band massiv grassierenden Drogenkon- ben. Jahre später erschienen diese Aufnahmen un- und Idole wurden Ellington und Monk, der auch sein sums und wegen Differenzen mit dem neuen Ma­ ter dem vielsagenden Titel ”Right Place, Wrong Mentor war. Über den R'n'B kam er zum Jazz und nager aus und entkam so vielleicht einem frühzeiti- Time” auf Bullfrog Records unter begeistertem Ap- spielte mit Cecil Payne und Kenny Dorham. Schon gen Tod, da ein Teil der Band, darunter sein Nachfol- plaus der Blues-Szene. auf seinen ersten Platten profilierte er sich auch als ger Steve Gaines, bei einem Flugzeugabsturz 1977 Delmark schliesslich tat das Naheliegende: Die Komponist von Themen, von denen einige wie ”Little ums Leben kamen. Bei der Reunion der Band 1987 ­Firma veröffentlichte anno 1978 ”So Many Roads”, Niles” und ”Hi-Fly” zu Jazz-Standards wurden. war Ed King wieder dabei, musste aber 1996 infolge einen mitreissenden Live-Mitschnitt aus Japan, wo Herzproblemen erneut pausieren und wurde dann Rush regelmässig grosse Erfolge feiern konnte. hinausgeworfen, was zu jahrelangen gericht­lichen Doch es sollte wiederum lange Jahre (inkl. eines Streitigkeiten führte. 2006 wurde er zusammen mit ­vorübergehenden Rückzugs aus der Musik-Szene) seinen früheren Mitstreitern in die Rock’n’Roll Hall dauern, bis Otis Rush ein nächstes Ausrufezeichen of Fame aufgenommen. Ed King hat den Sound der zu setzen vermochte. ”Ain’t Enough Comin’ In” un- frühen Lynyrd Skynyrd massgeblich mitgeprägt und ter der Leitung von John Porter plus Musikern der mit seinem einzigartigen Gitarrenspiel irgendwo Phantom Blues Band bereitete 1994 den Boden. zwischen Blues, Country und messerscharfem Rock, Altmeister Willie Mitchell in seinen Royal Studios in dem Südstaatenrock für immer seinen Stempel auf- Memphis schliesslich bannte vier Jahre später das gedrückt. Cla Nett mit einem Grammy belohnte ”Any Place I’m Going” auf Band. Doch im Gegensatz zu einem Buddy Guy Hamiet Bluiett, 1940 – 2018 gelang Otis der Durchbruch nicht. Er erlitt 2003 ei- nen Schlaganfall und musste seine Karriere an den Mit Hamiet Bluiett verliert die Jazzwelt einen Nagel hängen. Ein von seiner Krankheit gezeichne- ihrer eindrücklichsten Baritonsaxophonisten in ter, aber strahlender Otis Rush durfte am Chicago der Nachfolge von Gerry Mulligan und Pepper Blues Festival 2016 erleben, wie Bürgermeister Adams. Rahm Emmanuel den 12. Juni zum ”Otis Rush Day” Bluiett spielte das behäbige Instrument bevorzugt in erklärte. Marco Piazzalonga der Tenorlage. Er übertrug das expressive Spiel John Auch auf Platten war afrikanische Musik in den Coltranes mit virtuoser Überblastechnik auf die hö- Jochen Brauer, 1929 – 2018 1950er-Jahren noch kaum zugänglich, Einwanderer heren Register des Baritonsaxophons. wie der nigerianische Trommler Babatunde Olatunji Hamiet Bluiett, geboren am 16. September 1940 in Jochen Brauer war ein musikalisches Allround- fanden grosses Interesse. Dass sich die New Yorker Brooklyn/Illinois, spielte mit vier Jahren unter Anlei- talent, wie man es im aktuellen Jazz kaum mehr Szene das Afrikanische zuerst über die verwandten tung seiner Tante, einer Chorleiterin, Klavier, mit vorfindet. Stile ihrer immigrierten afrolateinischen Kollegen neun Klarinette, das Bariton kam ein Jahr später da- Am 25. Januar im sächsischen Görlitz geboren, stu- aneigneten, ist im Jazz bis heute spürbar. Gillespies zu. Aus der Black Artists Group in St. Louis, einem dierte er von 1943 bis 1948 Saxophon, Klarinette, ”Night in Tunesia” hat z. B. mehr mit Kuba als mit Zusammenschluss junger Künstler, hervorgegangen, Komposition und Cello. Ende des Jahrzehnts trat Nordafrika zu tun. Zu den eigentlichen Quellen dran- studierte Bluiett an der Southern Illinois University er regelmässig bei Jazz-Matineen in seiner Heimat- gen nur wenige vor wie etwa Art Blakey. 1963 reis- und spielte in einer Navy-Band. 1969 zog er nach stadt auf und wurde Mitglied des legendären Tanz- te Weston nach Nigeria und besuchte 1967 mit ei- New York, wo er mit Charles Mingus und Sam Rivers orchesters von Klaus Henkels beim Sender Leipzig. ner US-Kulturdelegation West- und Nordafrika. Von arbeitete und die damalige Loft-Szene bereicherte. 1950 stellte Brauer, nun in den Westen des geteil- 1968–73 lebte er in Marokko. Dazwischen hielt er Auf seinem ersten eigenen Album 1976 ”Birthright” ten Deutschlands übergesiedelt, ein eigenes Quar- sich längere Zeit in Europa und auch in der Schweiz spielte Bluiett ein 40-minütiges Bariton-Solo, das tett, bzw Sextett zusammen, das auch beim Deut- auf und machte auch hier die Gnaoua-Musik der den grössten Einfluss von Harry Carney erkennen schen Jazz Festival in Frankfurt auftrat. Brauers Berber bekannt. liess. Ein Jahr später tat sich der Musiker mit drei ­Gesangs- und Instrumentalgruppe spielte Cool Jazz Weston reiste immer als Musiker und Botschafter Gleichgesinnten zum World Saxophon Quartet zu-

Fotos: PD/ZVG und jazzbeeinflusste Tanzmusik. Trotz künstlerischer des Jazz, nicht als analytischer Forscher. Formale sammen, das ohne Rhythmusgruppe auskam. Mit ­95 JAZZ

JNM_06_18_94_FW.indd 95 28.10.18 22:48 Farewells David Murray, Julius Hemphill und Oliver Lake zu touren. Die Louisiana Blues Hall Of Fame nahm spielte der Saxophonist die kompliziertesten Ar- ihn 1998, die Blues Hall Of Fame in Memphis u rangements, in denen sich verschiedene musikali- nahm ihn 2012 auf. Martin Scorsese verewigte Jazz in Aarau sche Phänomene mischten, von Unisono-Passagen den Swamp-Blueser 2004 in seiner Doku ”Light- Restaurant Spaghetti Factory in Bop-Manier bis zu strukturierten Passagen oder ning in a Bottle”. Im November 2016 spielte Lazy ara Metzergasse 8, 5000 Aarau Free-Jazz-Ausbrüchen. Bluiett konnte mit durch- Lester einen umjubelten Auftritt am Lucerne Blues A www.jazzliveaarau.ch dachten Basslinien oder Klappengeräuschen eine Festival, wo er all seine alten Hits erklingen liess. Er Konzertbeginn jeweils 15:30h komplette Rhythmusgruppe ersetzen. Das sensati- erlag einem Krebsleiden. Marco Piazzalonga 03.11.: Marc Hunziker Trio onelle Quartett, bestand über zwei Jahrzehnte und 17.11.: Reto Suhner Quartett legte 20 Alben vor. Anfang des neuen Jahrhun- Erich Kleinschuster, 1930 – 2018 01.12.: Switalo Jazz 15.12.: Straymonk derts zog sich Hamiet Bluiett krankheitsbedingt Mit Erich Kleinschuster ist einer der letzten nach St. Louis zurück, wo er Anfang Oktober mit 12.01.: Alessandro d'Episcopo Trio Pioniere des modernen Jazz in Österreich 26.01.: Martin Dahanukar New Quartet Reiner Kobe 78 Jahren starb. von uns gegangen. Der Posaunist mit der 09.02.: Martin Lechner & Band Strickmütze starb am 12. September 88-jäh- 23.02.: Martin Auer Quintett Big Jay McNeely, 1927 – 2018 rig in seiner Geburtsstadt Graz. 09.03.: Márcio de Sousa Quintett Plays Ellington Cecil James ”Big Jay” McNeely war in der Erich Kleinschuster, am 23. Januar 1930 in Graz 23.03.: Slidestream Vor-Rock’n’Roll-Zeit der Act, auf den kein geboren, wurde 1958 Profimusiker, nachdem er Künstler gerne folgte. Mit seinem expressi- sein Studium von Posaune und Jura (!) abgeschlos- La Marotte ven Saxo-phonspiel und seiner Bühnenshow sen hatte. Er begann seine Karriere im Österreichi- Centralweg 10, 8910 Affoltern a. Albis

nahm er voraus, wofür Jahrzehnte später im schen Rundfunkorchester und spielte in diversen A.A. www.lamarotte.ch Rock die ”Guitar-Slinger” standen. Combos. Bekannt wurde Kleinschuster mit der In- Zu seinen Bewunderern zählten u. a. Jimi Hendrix ternational Youth Band beim Konzertbeginn jeweils 20:15h und Clarence Clemons. Auf den Knien, auf dem 1958, wo er mit zahlreichen Jazzgrössen in Kon- 01.11.: Matthias Tschopp Quartet Rücken, über den Bartresen spazierend, durch die takt kam, da­runter Louis Armstrong und Miles Da- 07.11.: Grassroot

tern 08.11.: The Saints Quartet

Hintertür hinaus und zur Vordertür wieder in den vis, ”der mich stilistisch stark geprägt hat” (O-Ton l 15.11.: Remembering George Robert Club hinein – ständig sein Instrument röhrend, Kleinschuster). Der Posaunist wurde anschliessend o feat. Dado Moroni brachte McNeely jeden Saal zum Kochen. Am 29. Mitglied im Orchester von Johannes Fehring, einer 18.11.: Menno Daams & Roberto Bosshard Trio

April 1927 in Watts, Los Angeles geboren, prägte Art Kaderschmiede des österreichischen Jazz, war ff 22.11.: Thomas Dobler & Dani Solimine 23.11.: From Yesterday to Pennylane, er in den späten 1940er-Jahren unter dem Ein- aber nebenbei im Erfahrungsaustausch mit wich- A fluss von Lester Young und Illinois Jacquet den tigen zeitgenössischen Jazzern, darunter Dusko Die Beatles & Astor Piazolla ”Honkin’”-Saxophonstil sowie den aufkommenden Goykovich, Albert Mangelsdorff, Joe Zawinul, Mel 29.11.: LaMarotte Swingtett 06.12.: Grassroot Rhythm'n' Blues. Seine ersten Aufnahmen spielte Lewis oder Aladar Pege. Eine Zusammenarbeit mit 13.12.: Straymonk er mit dem Orchestra ein. Fatty George und Friedrich Gulda bahnte sich an. Die Spitze der Charts erklomm Big Jay 1948 mit 1965 wurde Kleinschuster Gründungsmitglied des n bau 4, Werkplatz ”The Deacon’s Hop” auf Savoy Records. Über die Instituts für Jazz in Graz, im Jahr darauf stellte er o schaerholzbau, Altbüron

Jahre nahm McNeely für mehr als ein Dutzend ver- ein eigenes Sextett zusammen. Daneben engagier- r schiedener Firmen auf, darunter Federal, Aladdin, te er sich in wichtigen Grossformationen wie der www.schaerholzbau.ch Imperial, Vee-Jay, Swingin’, Warner Brothers oder Clarke/Boland-Bigband, dem Friedrich Gulda Euro- ü Konzertbeginn jeweils 20:00h Cleopatra Blues. Mit Little Sonny Warner am Ge- Jazzorchester, der George Gruntz Concert Jazz

tb 17.11.: Christy Doran’s Sound Fountain

sang glückte ihm mit ”There Is Something on Your Band, Peter Herbolzheimers Rhythm Combination l 01.12.: Peter Schärli „Peace Now!“ Mind” ein weiterer Top-5-Hit, welcher im Laufe der and Brass sowie Hans Kollers Free Sound. 1969 A 15.12.: Phosphoros Ensemble, Jahre von unzähligen Künstlern erfolgreich geco- wurde Kleinschuster Leiter des Instituts für Jazz

vert wurde. Trotz des abflauenden Interesses am am Konservatorium Wien, zwei Jahre später Re- n Kulturcinema Arbon daktor beim Rundfunk und Dirigent der ORF Big- ursprünglichen­ Rhythm'n'Blues und der Tatsache, o dass die Gitarre das Sax als Lead- und Show-Instru- band. Zahlreiche Produktionen und Platten ent- Farbgasse, 9320 Arbon ment weitgehend verdrängt hatte, genoss Big Jay standen und in einer regel­mässigen TV-Serie wur- b www.kulturcinema.ch r McNeely stets eine gewisse Nachfrage für seine den Solisten wie Jimmy Heath, Phil Woods, Lee Konzertbeginn jeweils 20:30h Musik. Zwar musste er vorübergehend einen Day Konitz, Dexter Gordon oder Benny Bailey präsen- A 16.11.: Kovacevic & Lenzin "Swingin Balkan Soul" Job suchen, doch ab den 1980er-Jahren tourte er tiert. Mit einem Quintett gastierte Kleinschuster 11.01.: Le Rex wieder bis ins hohe Alter und liess es sich jeweils mit der Mani Planzer Bigband bei den Luzerner nicht nehmen, sein Horn auf dem Rücken liegend Festwochen 1981. Danach wandte er sich ver-stärkt Jazz Cat Club zu honken. 1994 erschien die von Jim Dawson der Ausbildung junger Musiker zu und gründete als na Teatro del Gatto, Via Muraccio 21

verfasste Biographie ”Nervous Man Nervous: Big Plattform für Nachwuchstalente 1991 das Austrian o Jay McNeely and the Rise of the Honkin’ Tenor Jazz Orchestra. CH – 6612 Ascona Sax!” Am 16. September nun verstarb in Moreno In den letzten Jahren hatte sich Erich Kleinschuster www.jazzcatclub.ch sc Valley, Kalifornien, einer der faszinierendsten Pio- als aktiver Musiker zurückgezogen, doch als Orga- Montag 12. November 18 Yellowjackets niere der schwarzen Musik nach langer Krankheit. nisator des Grazer Jazzsommers blieb er bis zuletzt A Montag 3. Dezember 18 Quincy Jones Presents: Marco Piazzalonga dem Jazz erhalten. Ebenso gültig bleibt sein Credo: Alfredo Rodriguez Trio ”Musiker müssen ihr Handwerk verstehen, es ist Montag 21. Januar 19 Judith Hill Montag 11. Februar 19 Rita Payes & Joan Chamorro Trio Lazy Lester, 1933 – 2018 eine unabdingbare Notwendigkeit, sein Instrument zu beherrschen, alles andere ist Lüge und auf Zufall Mit Lazy Lester verstarb am 22. August die- n aufgebaut.” Reiner Kobe Bluus Club Baden ses Jahres der letzte Vertreter der vom Ca- e Nordportal – Fjord

jun-Sound beeinflussten, goldenen ”Swamp- d Blues”-Generation aus dem ländlichen Loui- Louis Mermet, 1939 – 2018 Schmiedstr. 12/14, 5400 Baden a siana. www.bluusclub.ch Seine Plakate waren stets grafisch, aber auch B Neben Slim Harpo, Lightnin’ Slim, Whispering künstlerisch von grosser Klasse. Seine von Konzertbeginn 20:00h Smith, Tabby Thomas, Katie Webster und Loneso- ihm entworfenen Figuren, u. a. das National- 29.11.: SaRon Crenshaw me Sundown prägte Lazy Lester in den 1950er- und Versicherungs-Nashorn ”Nasi” und der BVBär 13.12.: Hans Theessink 1960er-Jahren dieses spezielle Blues-Genre mit gehörten für eine ganze Generation zum seinen Aufnahmen für das Excello Label. Geboren Basler Stadtbild. Jazz in Baden am 20. Juni 1933 in Torras, Louisiana, als Leslie Neben dem Beruf war Mermet aber auch ein gross- Im Stadtbistro Isebähnli Carswell Johnson, rutschte Lazy Lester eher per er Jazzliebhaber und ab ca. 1955 einer der gefrag- Bahnhofstrasse 10, 5400 Baden Zufall in eine ­Musikerkarriere. Selbst ein Feier- testen Bassisten Basels. Er spielte mit den Back- abend-Sänger und -Mundharmonicaspieler, wollte stairs Pipers, den New Cool Juniors, der Modern www.jazzinbaden.ch es das Schicksal, dass er in einem Bus neben dem Jazz Group Basel, der Big Band von Bruno Spoerri Konzertbeginn jeweils 20:15h Excello-Artist Lightnin’ Slim (Otis Hicks) zu sitzen 05.11.: Dominic Egli’s Plurism und den Birdlanders, später auch mit Pepe Lien- 12.11.: Simon Spiess Trio kam, der gerade zu Plattenaufnahmen ins Studio hard und Mani Planzer. Seine Kollegen waren u.a. 19.11.: Philipp Eden Trio von J.D. Miller fuhr. Lester begleitete ihn und durf- der Posaunist Isla Eckinger, der Pianist Urs Ram- 26.11.: Thomas Sauter te einspringen, als Slims gebuchter Bluesharper seyer und der Saxophonist Mario Schneeberger. nicht auftauchte. Dies führte dazu, dass Lester ei- Dass seine musikalische Tätigkeit ihn auch im Be- l Baloise Session nerseits von Miller als Allround-Studiomusiker en- rufsleben beeinflusst hat, davon zeugt folgende Eventhalle Messe Basel, 4051 Basel gagiert wurde, der von Gitarre, Bass, Harp bis Per- Aussage: "Die Ideen kommen mir oft nachts", sag- cussion alles spielen, andererseits aber auch selbst te er. "Am nächsten Tag werden sie dann umge- ase www.baloisesession.ch Platten veröffentlichen durfte. setzt, täglich mindestens eine Zeichnung, heute B Konzertbeginn jeweils 20:00h Zu Lazy Lesters Excello-Hits, welche u. a. von den noch." Auf dem neusten Werk ragt eine Blume aus 02.11.: Tribalistas / Maria Gadu Kinks, den Fabulous Thunderbirds, Dwight Yoakam einem Saxophon heraus. "Sax mit Blumen" – na 05.11.: Ms. Lauryn Hill / Marius Bear oder Anson Funderburgh gecovert wurden, zählen logisch. Bloss etwas fehlt auf diesem Plakat: Da 06.11.: Walking On Cars /LP ”I’m a Lover Not a Fighter”, ”I Hear You Knockin’” steht kein Name eines Blumengeschäfts. "Ich hab und ”Sugar Coated Love”. Als der Erfolg schliess- es noch nicht verkauft, mal sehen, vielleicht möch- lich ausblieb, zog Lester nach Michigan und arbei- te es ja jemand ... ", sagt Mermet. Zündet sich eine tete als Handwerker. Nicht zuletzt das Interesse in Zigarette an und lächelt in sich hinein. (Martina Europa an seiner Musik brachte Lazy Lester in die Rutschmann/TagesWoche vom 18.10.2012). Szene zurück. Er spielte für Blue Horizon, Alligator, Am 26. September ist Louis Mermet kurz vor sei- Antone’s und Telarc Alben ein und begann wieder nem 79. Geburtstag gestorben. Peewee Windmüller ­96 JAZZ

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 96 28.10.18 22:49 Konzert-Tipps l l Remembering George Robert featuring 09.12. 19.30 Uhr 15.04.2019: GROOVE NIGHT Groove Now Konzerte Dado Moroni The Ex (Holland) / Support: Massicot (CH) 29.04.2019: GALA NIGHT SJO präsentiert Atlantis, Klosterberg 13 Do 15.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr ern 16.12. 19.30 Uhr JugendJazzOrchester.ch mit Christian ase ase

Tomas Sauter, The Faraway Nearby B Carte Blanche Florian Favre 2: Tête à tête Muthspiel (comp/dir)

B 4051 Basel B Fr 16. und Sa 17.11., 20.30 und 21.45 Uhr 19.12. 19.30 Uhr 06.05.2019: LATIN NIGHT www.groovenow.ch Maria Mendes Quartet Lolasister (CH) 13.05.2019: TRIBUTE NIGHT Konzertbeginn wenn nicht In Zusammenarbeit mit 23.12. 19.30 Uhr Toshiko Akiyoshi & Francy Boland anders vermerkt 20:30h MARTINU FESTTAGE The Great Harry Hillman (CH) / Support; 20.05.2019: GROOVE NIGHT Tad Robinson – Darell Nulish Band So 18.11., 19.00 Uhr nOx.3 & Linda Oláh (FR) 27.05.2019: Saisonschluss GALA NIGHT 23.11.: Anson Funderburgh’s 1 Set, ca. 60 – 80 Minuten ohne Pause 30.12. 19.30 Uhr feat. Miguel Zenon (as) Texas Rhythm & Blues Revue David Doružka Trio Autumn Tales Simon Baumann (CH) 24.11.: Anson Funderburgh’s Di 20. und Mi 21.11., „Sous les értoiles“ Les Amis Texas Rhythm & Blues Revue 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Konzerte SJO Saison 2018/19 Simon Spiess Trio Rathausgasse 63, 3011 Bern Jazzcampus Do 22.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Location: Bierhübeli Bern www.lesamis.ch Utengasse 15, 4058 Basel Christy Doran's Sound Fountain Neubrückstr. 43, 3012 Bern Fr 23. und Sa 24.11., 20.30 und 21.45 Uhr www.swissjazzorchestra.com Konzertbeginn jeweils 19:00h www.jazzcampus.com/club Mandla Mlangeni and Friends Martin Dahanukar, tp, Dimitri Howald, g, Di 27.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Konzertbeginn jeweils 20:00h Philippe Moll, b plus Gäste Konzertbeginn wenn nicht Nils Wogram Root 70 Alle Konzerte mit dem 05.11./ 12.11./19.11./ 26.11./ anders angegeben jeweils 20:30h Mi 28.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr SWISS JAZZ ORCHESTRA 03.12./10.12./ 07.01./ 14.01. MI 07.11. JAZZCAMPUS SESSION Peter Schärli: Peace Now! 29.10.2018: TRIBUTE NIGHT Carla Bley 20:30 Opener Band: «Yumi Ito Orchestra» Do 29.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr 05.11.2018: LATIN NIGHT Mahogany Hall FR 09.11. BUCHBASEL Wiesendanger – Rüegg – Burgoyne Trio 12.11.2018: TRIBUTE NIGHT Horace Silver 20:30 BABELSPRECH.LIVE: Fr 30.11. und Sa 1.12., 19.11.2018: GROOVE NIGHT Klösterlistutz 18, CH-013 Bern SOUNDLABOR – LYRIK, JAZZ 20.30 und 21.45 Uhr 26.11.2018: GALA NIGHT www.mahogany.ch UND LIVE-ILLUSTRATION Paul Hanson Quintet feat. William Evans feat. Pete McGuinness (voc/tb/dir)

SA 10.11. BUCHBASEL 03.12.2018: LATIN NIGHT ern Fr. 02.

AB 11:00 u.a. mit Markus Ramseier, Monkey Jam im Fumare 10.12.2018: TRIBUTE NIGHT B Hinderem Berg Martin Zingg, Ivana Sajko, feat. Guillermo Klein (comp/arr/dir) Sa. 03. PA Thomas Sarbacher, Norbert Gstrein, Gerbergasse 30, 4001 Basel 17.12.2018: GALA NIGHT So. 04. Salsa-Tanz & Bar mit salsa namá Meret Matter, Guy Kneta Konzertbeginn jeweils 21:00h, feat. Sandy Patton (voc) Mo. 05. Stompin' at Mahogany Hall MI 14.11. JAZZCAMPUS SESSION anschl. Jamsession 14.01.2019: LATIN NIGHT Do. 08. Lukas Brügger Jazz Orchestra - 20:30 Opener Band: «Jordi Pallarés Quartet» 08.11.: Yuri Storione Trio 21.01.2019: GROOVE NIGHT home and beyond DO 15.11. MSJ SESSION 22.11.: tba 28.01.2019: GALA NIGHT Fr. 09. 51 Fifty One Blues Band 20:30 Die monatliche Werkschau der 06.12.: tba feat. Matthieu Michel (tp) So. 11. Philipp Moll Sunday 12PM Jazz – Musikschule Jazz 20.12.: tba 04.02.2019: LATIN NIGHT Special Guest: Adrian Mears, Posaune MI 21.11. JAZZCAMPUS SESSION 11.02.2019: TRIBUTE NIGHT Mo. 12. PA | 20:30 Opener Band: «Salome Moana» Rest. Parterre One Charles Mingus Mo. 12. entreBERNeur DO 22.11. FOCUSYEAR BAND 19 18.02.2019: GROOVE NIGHT Mi. 14. Open Mic – Eintritt frei 20:30 COACHED BY JIM BLACK Klybeckstr. 1b 25.02.2019: LATIN NIGHT Sa. 17. PDT - Jubiläumskonzert MI 28.11. JAZZCAMPUS SESSION 4057 Basel 04.03.2019: GALA NIGHT "25 Jahre PDT" 20:30 Opener Band: «Bachthaler/Koch/ feat. Scott Robinson (sax) So. 18. Bowler Hats Bürgin: Trio of Song!» Sonntags-Jazzbrunch von 10 – 14:00h 11.03.2019: TRIBUTE NIGHT So. 18. Salsa-Tanz & Barmit salsa namá DO 29.11. MSJ SESSION 25.11.: Ben Zahler’s Songgoing Duke Ellington mit John Aram (dir) Mo. 19. Monday Blues Dance 20:30 Die monatliche Werkschau der 16.12.: X-mas Brunch mit Jasmin Albash 18.03.2019: GROOVE NIGHT Fr. 23. SPH Bandcontest Musikschule Jazz 25.03.2019: TRIBUTE NIGHT Stan Mo. 26. Longstreet Jazzband "Back to MI 05.12. JAZZCAMPUS SESSION BeJazz Club Kenton's Cuban Fire 1968" 20:30 01.04.2019: LATIN NIGHT Di. 27. Party mit den Suspenders! DO 06.12. FOCUSYEAR BAND 19 Vidmarhallen, Könizstr. 161 08.04.2019: TRIBUTE NIGHT Mi. 28. Jubiwoche Tag 3 ern 20:30 COACHED BY BILLY CHILDS 3097 Bern-Liebefeld feat. Guillermo Klein (comp/arr/dir) Do. 29. Phanee de Pool & Electromuse MI 12.12. MSJ SESSION B www.bejazz.ch 20:30 Die monatliche Werkschau der Musikschule Jazz 01.11. Beck / Landolf / Rossy DO 13.12. MSJ SESSION «Chromophilia» 20:30 Die monatliche Werkschau der 02.11. Sarah Buechi Septett www.lamarotte.ch Musikschule Jazz 15.11. Dimitri Howald «Ilja» DI 18.12. MSJ CHRISTMAS VOICES 16.11. Christy Doran’s Sound Fountain Einziges Konzert 20:30 mit Schülerinnen Petra Vogels 22.11. Schönhaus Express MI 19.12. JAZZCAMPUS SESSION feat. Lisette Spinnler in der Schweiz 20:30 23.11. Uptown Big Band «Kurt Bläsi – Agent wider Willen» Off Beat Konzerte 30.11. Tomas Sauter «The Faraway Nearby» 06.12. Simon Spiess Trio «Towards Sun» Basel 07.12. Schnyder, Schnyder, Schnyder & JAZZ www.offbeat-concert.ch Schnyder spielen Eggimann BAR JAZZ EXTRA en 13.12. Cuarteto Zisman 13.11., 20:15h, Volkshaus Basel: 14.12. Ben Zahlers Songgoing d Wolfgang Muthspiel All Star Quintet «Quietly Cold» Centralweg 10 · 8910 Affoltern a. A. a feat. Larry Grenadier & Jeff Ballard 20.12. Red Sun feat. Nguyên Lê

B 29.11., 20:15h, Musical Theater Basel: «Eastern Sonata» Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu 21.12. Albin Brun Trio & Isa Wiss 11.12., 20:00h, Martinskirche Basel: «Lied.Schatten» SO. 16. DEZ CHRISTMAS MEETS CUBA Nils Landgren Vocal Ensemble „Christmas With My Friends“ Turnhalle im PROGR, Bern Beginn 17:00 Uhr Klazz Brothers & Cuba Percussion Speichergasse 4 / 3011 Bern www.bee-flat.ch Bar /Abendkasse Bruno Böhmer Camacho: Piano | bird’s eye Jazzclub ab 16:00 Uhr Kilian Forster: Bass | Tim Hahn: Schlagzeug | Kohlenberg 20, 4051 Basel 04.11. 15 Uhr Alexis Herrera Estevez: Timbales, Bongos | www.birdseye.ch Vincent Peirani – Living Being Eintritt Fr. 40.– Elio Rodriguez Luis: Congas «Night Walker» (FR) Mitglieder Fr. 30.– Sonntag und Montag geschlossen 04.11. 19.30 Uhr Weltbekannte Weihnachtsmelodien ge- (ausser Spezialanlässe) Vincent Peirani – Living Being Reservation Konzertbeginn wenn nicht anders «Night Walker» (FR) paart mit dem Temperament kubanischer vermerkt jeweils 20:30h 07.11. 19.30 Uhr www.lamarotte.ch Rhythmen und sinnlichen Jazzharmonien Do 1.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Billie Bird (CH) / Support: Colour of Rice oder per Telefon Der Verein "Weekly Jazz", 2008 von Rolf 11.11. 19.30 Uhr bringen Weihnachtsstimmung auf die Caflisch initiiert, macht verschiedene Jazz- Kutiman Orchestra (Israel) 044 760 52 62 Stile, jazzverwandte Musik-Genres und ge- 14.11. 19.30 Uhr Zuckerinsel und Latin Grooves in die euro- schichtliche, gesellschaftspolitische The- FAKA (South Africa) päischen Konzertsäle. «Jauchzet, froh- men zum Jazz in Form von Konzerten, Festi- 18.11. 19.30 Uhr locket» – mit Salsa, Merengue und Son. vals, Workshops u.v.m einem breiteren Pub- Aline Frazão (Brasil) likum zugänglich 21.11. 19.30 Uhr Echo Klassik – Jazz Award – Grammy- Marc Jenny Trio The holy breath Carte Blanche Florian Favre 1: Mutations Fr 2. und Sa 3.11., 20.30 und 21.45 Uhr 25.11. 19.30 Uhr Nominierung – Hollywood ... Cannonsoul, Remembering Cannonball Laake (FR) / Support: Namaka (CH) Adderley featuring Renato Chicco 28.11. 19.30 Uhr Di 6. und Mi 7.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Yellow Bird (D / CH / USA) Bastian Stein Quartet 02.12. 15 Uhr Do 8.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Freie Sicht aufs Mittelmeer (CH) Sarah Buechi, Contradiction of Happiness 02.12. 19.30 Uhr Fr 9. und Sa 10.11., 20.30 und 21.45 Uhr Freie Sicht aufs Mittelmeer (CH) Luca Stoll Quartet 05.12. 19.30 Uhr Di 13. und Mi 14.11., Schaerer – Bondini: 20.30 bis ca. 22.45 Uhr La Scintilla Nell'Ombra (CH / IT)

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 97 28.10.18 22:49 Konzert-Tipps Fr. 30. Boris Pilleri's Jammin' feat. Freda Sa 3.11., 19.00h Villa Felber ne Goodlett Festival Onze + Lausanne Gasandji – Solo – «Das Geheimnis

ern Sa. 01. Skinny Jim Tennessee & Hauptstr. 220 7. – 11.11.2018 der afrikanischen Stimme»

B special guests 8272 Ermatingen www.jazzonzeplus.ch Sa 3.11., 21.15h So. 02. Philipp Moll Sunday 12PM Jazz – Merry Christmas Everyone Lisette Spinnler Quartet feat. Michael Flury 30. Ausgabe! Special Guest: Mike Maurer Dani Felber Big Band feat. Lisa Doby, Ken san 07.11. So 4.11., 17.00h atingen Mo. 03. Stompin'-Special mit dem Red Hot Norris & Andrea Tofanelli u 18:00h, Atrium de L’EJMA: Kaleidoscope String Quartet

Serenaders Orchestra Konzertbeginn jeweils 20:00h a A Tribute To John Scofield Fr 9.11., 20.30h

01. – 08.12. täglich (03.12. Ausverkauft) L

Di. 04. Folkclub Bern Revival / 2 rm 19:00h, BCV Concert Hall: Claudio Bergamin Quintett

Mi. 05. Open Mic special E Vincent Peirani Living Being Quintet Fr 30.11., 19.00, 20.00, 21.00 & 22.00h Do. 06. Party für ehemalige und aktive La Spirale 21:00h, Salle Paderewski: Little Chevy «MahoganerInnen» Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu Fr 7.12., 20.30h Fr. 07. PA | Place du Petit-St-Jean 39 20:30h, Les Docks: Jan Galega Brönnimann Shirley Grimes – «Hold On ...»

Sa. 08. Juraya unplugged | rock rg 1701 Fribourg / Moussa Cissokho / Omri Hason So 16.12., 17.00h So. 09. Salsa-Tanz & Bar | mit salsa namá www.laspirale.ch 22:00h, Les Docks: Ensemble ApérOHR & Misagh Joolaee Mo. 10. entreBERNeur | meet-up Femi Kuti & The Positive Force ou Sa. 15. Anshelle - Tourabschluss "VII" Konzertbeginn jeweils 20:30h 08.11.: o Lugano-Besso So. 16. SwingStringS 02.11.: Cell’Art Sound 18:00h, Atrium de L’EJMA: Rooster Mo. 17. Monday Blues Dance ib 03.11.: Harold Lopez Nussa Trio 19:00h, BCV Concert Hall: Julian Lage Trio Auditorio RSI, Via Canevascini 5 Do. 20. Swiss Ramblers Jazzband r 09.11.: Nuit Du Conte 19:30h, Salle Paderewski: HEMU Jazz Or- 6903 Lugano Bess gan – Weihnachtskonzert F 10.11.: Théatre D’Improvisation chestra feat. Marem & Nehrun Aliev & www.rsi.ch Fr. 21. Serej | mundart 16.11.: Thomas Brothers & Corea Bänz Oester

Latin Jazz 5tet 21:00h, Salle Paderewski: Lu 11.11., 20:30h: Enrico Rava Quintet Le Singe 17.11.: Les Filles Du Facteur / Oh My Dear Enrico Rava Quintet feat. Joe Lovano feat. Joe Lovano 23.11.: Charlotte Grace 21:00h, Espace de Jazz: 23.11., 20:30h: JAMES BRANDON iel Untergasse 21, 2502 Biel/Bienne 24.11.: Jochen Rueckert Quartet The Geat Harry Hillman LEWIS TRIO & ANTHONY PIROG B www.lesigne.ch 30.11.: Shai Maestro Trio 22.30h, Espace de Jazz: Knower 07.12.: Jamsession Du Conservatoire 00:00h, Espace de Jazz: Limited Brothers Jazz in Bess 01.11., 20:30h: Yagwud Sessions 08.12.: Phane De Pool 09.11.: 03.11., 21:00h: Hervé Samb 14.12.: Billie Bird 18:00h, Atrium de L’EJMA: via Besso 42a, 6900 Lugano 09.11., 21:00h: Carrousel 15.12.: Thierry Lang Heritage Trio Hommage à Chucho Valdés www.jazzinbess.ch 10.11., 21.00h: The Two 05.01.: Petit Nouvel An Avec DJ Evershed 19:00h, BCV Concert Hall: 15.11., 20:30h: Lara Stoll 18.01.: Carrousel Avishai Cohen Quartet 10.11., 21:00h: Peter Schärli Trio 16.11., 21.00H: Tombazobi 25.01.: District Five Quartet 19:30h, Salle Paderewski: feat. Glenn Ferris 17.11., 21:00h: James Taylor Quartet 26.01.: Max Mantis Ganesh Geymeier’s Kailasha 14.11., 18:00h: Aperi-Jazz 21.11., 20:30h: David Murray Quartet 01.02.: Yonathan Avishai Quartet 21:00h, Salle Paderewski: 17.11., 21:00h: Samule Blaser Trio feat. Saul Williams 02.02., 16:00h/18:00h/21:00h: Huit Heurs Omar Sosa & Yilian Canizares 24.11., 19:30h: Jam Session 22.11., 20.39h: Gypsy Dynasty Ne Font Pas Un Jour de Rainer Fassbinder 21:00h, Espace de Jazz: Lady Bazaar mit Michele Caiati Trio 23.11., 21:00h: Juerg Halter 03.02., 15:00h/17:00h: Huit Heurs Ne Font 22.30h, Espace de Jazz: Ghost Note 07.12., 21:00h: Lorenzo de Finti Quartet feat. Fredy Studer und Roberto Domeniconi Pas Un Jour de Rainer Fassbinder (1972) 00:00h, Espace de Jazz: DJ Pharoah 12.12., 18:00h: Aperi-Jazz 24.11., 21:00h: Mali 00:00h, La Datcha: Natan Niddam & 21.12., 21:00h: Jesse van Ruller Trio 30.11., 21:00h: Puts Marie AMR Genève Nicolas Bircher 29.12., 19:30h: Jam Session 01.12., 21:00h: Puts Marie 10.11.: mit Olmo Antenzana Trio

02.12., 21:00h: Boubacar Traoré enf 10, rue des alpes, 1201 Genève 16:00h & 18:00h, Atrium de L’EJMA: 06.12., 20:30h: Yagwud Sessions Paris Monster G www.amr-geneve.ch Blues Festival Luzern 07.12., 21:00h und 23:00h: 19:00h, BCV Concert Hall: Mammal Hands 9.11.–18.11.2018

L’Orage & Duck Duck Grey Duck Konzertbeginn wenn nicht anders 19:30h, Salle Paderewski: ern 08.12., 21:00h: Elina Duni angegeben jeweils 21:30h Wolfgang Muthspiel Quintet www.bluesfestival.chh 09.12., 18:00h: Ambäck Jeudi 1 à 21h : Festival Fusions, 21:00h, Salle Paderewski: 12.12., 20:30h: Dejan Terzic «Axiom» Dans Le Cadre Du Festival Nuits Du Monde, SFJAZZ Collective uz 09.11., 19:30h, Mall of Switzerland Ebikon: 15.12., 21:00h: Bubi Eifach L’imaginaire Du Chant Diphonique Mongol : 21:00h, Espace de Jazz: Lalibela Express L R.J. Mischo 16.12., 18:00h: Gigi Moto Le Souffle Des Steppes 22.30h, Espace de Jazz: Kutiman Orchestra 10.11., 20:00h, Hotel Schweizerhof Luzern: 20.12., 20:30h: Der Weg von Vendredi 2 à 21h30 : Antonio Farao Trio 00:00h, Espace de Jazz: Voilaaa DJs R.J. Mischo Roger Köppel. Von Daniel Ryser. Feat. Ira Coleman and Jeff Tain Watts 00:00h, La Datcha: Adriano Koch Solo 15.11., 19:00h, Grand Casino: 22.12., 21:00h: James Gruntz Samedi 3 à 21h30 : CHRIS SPEED TRIO 11.11.: Curtis Salgado & Alan Hager 28.12., 21:00h: Max Lässer Jeudi 8 à 21h : Festival Fusions, Dans Le 17:00h, Salle Paderewski: 15.11., 20:15h, Grand Casino: Annie Mack 29.12., 21:00h: The James Brown Cadre Du Festival Nuits Du Monde, Quand Madeleine Peyroux 15.11., 21:45h, Grand Casino: Tribute Show La Canzone Popolare Croise Le Bel Canto : The James Hunter Six Compagnia Trallalero, La Squadra Genovese Festival Jazz Linard 15.11., 23:30h, Grand Casino: Rev. Sekou JazzInn Bülach Vendredi 9 à 21h30 : 16.11., 01:00h, Grand Casino Casineum: vin Hotel Piz Linard, 7543 Lavin Alterszentrum Im Grampen DAVE LIEBMAN & MARC COPLAND Johnny Tucker Samedi 10 à 21h30 : TRYGVE a www.pizlinard.ch 16.11., 19:00h, Grand Casino: R.J. Mischo

SEIM HELSINKI SONGS QUARTET L 16.11., 20:30h, Grand Casino: Anthony lach Allmendstrasse 1, 8180 Bülach www.jazzbuelach.ch Vendredi 16 à 21h30 : 02.11. Geraci & The Boston Blue All Stars PETER EIGENMANN TRIO 18:30h, im Schopf: Mirjam Hässig, voc, 16.11., 22:00h, Grand Casino:

Bü Konzertbeginn jeweils 20:15h Samedi 17 à 21h30: Jacques Demierre : electr, Jarona Höhener, tp, electr, Michael Jainva Magness 02.11.: Michel Pastre Quintet fet. Présentation De Abécédaire-Abc Book & Cina, dr, electr 16.11., 23:45h, Grand Casino: Danny Doriz – The Lionel Hampton Project Concert Du Trio Dörner-Kocher-Demierre 20:00h: Centa Pronta im Arvensaal Barrence Whitfield & The Savages 16.11.: Patrick Bianco Quintet feat. Dado Vendredi 23 et Samedi 24 à 21h30 : 21:3 0h, im Schopf: Chico Freeman, sax, 16.11., 23:00h, Grand Casino Casineum: Moroni & Jim Rotondi – Remembering CARTE BLANCHE À CEDRIC GYSLER « Heiri Känzig, b Three Hours Past Midnight George Robert QUANTACT » 03.11. 17.11., 01:30h, Grand Casino Casineum: 30.11.: Lilly Martin & Band – Minetta Lundi 26 au Jeudi 29 à la cave à 20h30 : 18:30h, im Schopf: Saadet Türköz, voc, Rockin’ Johnny Burgin 16.12.: Tina Brown & The Gospel Messen- SUN ON A TREE Nils Wogram, tb 17.11., 19:00h, Grand Casino: gers Chicago – Gospel Night Samedi 1er décembre à 21h30 : LINELEIN 20:00h: Centa Pronta im Arvensaal Rockin’ Johnny Burgin 11.01.: Piano Summit feat. Louis Mazetier & 21:30h., im Arvensaal: Vincent Courtois, vcl, 17.11., 20:30h, Grand Casino: Johnny Bernd Lhotzky – Face to Face s Müsick, Jazz in Glarus Julian Sartorius, dr Tucker with Special Guest Kid Ramos

u 09.11. 17.11., 22:00h, Grand Casino: Weekly Jazz @ Marsöl Bar Kunsthaus Glarus, Glarus 18:30h, im Schopf: Vincent Glanzmann, dr, Curtis Salgado www.kfm.gl Gerry Hemmingway, dr 17.11., 23:45h, Grand Casino: Obere Plessurstrasse 17 03.11.: 20:00h: Centa Pronta im Arvensaal Geno Delafose & French Rockin’ Boogie 7000 Chur lar Dominic Eglis „Plurism“ feat. Feya Kuti 21:30h, im Arvensaal: Frist Strings on Mars 17.11., 23:00h, Grand Casino Casineum: www.weeklyjazz.com G 17.11.: Swinging Ladies 10.11. The Ragtime Rumours 08.12.: Keita Brönnimann Niggli 18:30h, im Schopf: Parker/Guy/Lytton-Trio 18.11., 01:30h, Grand Casino Casineum: Konzertbeginn jeweils 20:30h 20:00h: Centa Pronta im Arvensaal Anthony Geraci & The Boston Blue All Stars 08.11.: 10 Jahre WEEKLY Jazz: 21:30h, im Arvensaal: Surprise Act z i Kulturhof Köniz Christoph Stiefel & Lisette Spinnler Jazz Club Luzern 15.11.: Bucher Jenny Caflisch / 16.11. Port Almond (NOR) n Schloss Köniz 18:30h, im Schopf: Co Streiff Solo Postfach 7435, CH-6000 Luzern 7 22.11.: Marco Santilli & The Gershwins Muhlernstrasse 11, 3098 Köniz 20:00h: Centa Pronta im Arvensaal Tel 0041-412407588

29.11.: An Evening with Christian Müller Kö www.kulturhof.ch 21:30h, im Arvensaal: Peter Schärli Trio www.jazzluzern.ch 06.12.: Around Richie Beirach feat Glenn Ferris 13.12.: The Music of Steely Dan 03.11., 20:30h: Freda Goodlett, Sandra Grand Casino Luzern/Casineum Rippstein, Maja Remensberger & mChris- Kulturscheune Liestal KKL Luzern/Konzertsaal Jazz in Dübendorf toph Heule – «Colors Of Gospel» 26.11. 19.30 Uhr Chick Corea Piano Solo 16.11., 20:00H: Könizer Jazznight mit Kasernenstrasse 21a Grand Casino Luzern/Casineum Märtkafi/Subito m«Jazzeral» Und «Groovity» 4410 Liestal 04.11. 19.00 Uhr Martin Lechner Band

Usterstr. 10, 8600 Dübendorf 24.11., 20:30H: Walt’s Blues Box mit Wal- estal www.kulturscheune.ch 02.12. 19.00 Uhr Hector Martignon Quartet ter Baumgartner & Richard Köchli Feat. The i 16.12. 10.30 Uhr New Harlem Ramblers Essen ab 19 Uhr, Konzert 20:30 Uhr Upperclass Windmachine L Do 1.11., 19.00h 02.11.: Lily Horn is Born, Annette Kitagawa: Björn Meyer – Solo – Jazzkantine Luzern as, ss, Susanne Müller: as, ss, Fabienne Ho- «The Electric Bass in Acoustic Space» erni: ts, Lisette Wyss: bs Fr 2.11., 19.00h Grabenstr. 8, 6004 Luzern 30.11.: Salome Moana, Salome Moana: Weinert-Hülsmann-Weinert – www.jazzkantine.com voc, David Cogliatti: p, Marc Mezgotis: e-b «Acoustic Contemporary Trio Music» Konzertbeginn wenn nicht anders 18.01.: iSinguSwing, Karin Grimm: voc, angegeben: 20:30h Pius Larcher: p, Felix Müller: e-b Di. 6.11.2018, Open Space Students Place:

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 98 28.10.18 22:49 Konzert-Tipps Di. 13.11.2018, Open Space Students BAR CAFFÈ PEDENOSSO (SO, ) Mi. 14.11.2018, Christy Doran’s SOUND 08. 12. 2018 17:00 concert 18.11.: 11:30 Eine Matinée Für Sao, Bernau ch Do. 15.11.2018, Big Band Hochschule Lu- CASA HASLER Poschiavo (GR, Switzerland) Benefiz Für Frauen Auf Der Flucht ern Seftigenstr. 243, 3084 Wabern 18.11.: 19:00, Cd-Taufe

zern plays the music of Bob Brookmeyer TERESA RIEMANN dr, p, voc, ri Ed Partyka, Leitung VINCENT PERNOLLET g, b, drawings www.bernau.ch «Everyone Nowhere» Kaos Protokoll ü 19.11.: Artist In Residence Marc Méan uz Di. 20.11.2018, Open Space Students Place abern Minifestival 2018 Z Flagrant Délit Improvisation, L Di. 27.11.2018, Dimension Ensemble der Jazzclub Ja-ZZ Rheinfelden 08.11. Dominik Alig // Sunbeam Industrial Jazz W Hochschule Luzern Musik mit Chris en Wiesendanger, Leitung Hotel Schützen Kulturkeller Emanuele Maniscalco & Phelan Burgoyne 20.11.: Cd-Taufe «Reflections» Im Rahmen von unerhört 2018 – d Bahnhofstrasse 19 09.11. Rea Dubach & Laura Schuler // Kaleidoscope String Quartet ein Zürcher Jazzfestival Hayden Chisholm & Philip Zoubek 21.11.: Jazzbaragge Wednesday Jam

el CH-4310 Rheinfelden Nikola Gross (s), Chris Sommer (s), Simon 10.11. Circle & Line: Donat Fisch & 22.11.: 20:00 In Der Johanneskirche, Boss (g), Kenneth Niggli (p,keyb.), Vito Ca- www.ja-zz.ch Christian Wolfarth // Tobias Preisig Solo Experimental donau (b), Noah Weber (dr), Chris Wiesen- Konzertbeginn jeweils 20:00h Domenic Landolf & Marc Mezgolits Kit Downes Solo Jazz danger (Komposition, Leitung, Keyboard) Freitag 23. November 2018 20:00 22.11.: Mkz Förderpreis Pop/Rock/Jazz: Mi. 28.11.2018, Stubete Frank Muschalle Quartett (D) Moods Jazzclub Final 2018 Samstag 22. Dezember 2018 20:00 ch 23.11.: Cd-Release

Do. 29.11.2018, Fred Frith & Improvisati- heinf onsensemble der Hochschule Luzern Musik Old Rivertown Jazzband (CH) Schiffbauplatz, 8005 Zürich «Juheminee» Frank Powers R Im Rahmen von unerhört 2018 – ein Zür- ri www.moods.club 24.11.: John Parish

cher Jazzfestival Jazzclub Jazzclub Q4 Rheinfelden ü 25.11: 19:00 Cd-Release «Ripples» Malia 02.11.: Dunkelbunt 26.11.: Sly & Robbie Meet Hotel Schützen Kulturkeller Z 02.11., 23:00 Electro Swing Party Nils Petter Molvær & Eivind Aarset Konzerthaus Schüür Bahnhofstrasse 19 03.11.: Huun-Huur-Tu 27.11.: Yellow Bird Feat. Lucia Cadotsch CH-4310 Rheinfelden 03.11.: 23:00 Party: 28.11.: Unerhört! Tribschenstr. 1, 6005 Luzern K.o.s Crew Dancehall Mood Jazzbaragge Wednesday Jam www.schuur.ch www.jazzclubq4.ch 04.11.: 19:00 Too Many Zooz 29.11.: Support: Sacha Love Voodoo-Blues 01.11. Slam & Howie And The Reserve Man Konzertbeginn jeweils 20:15h 05.11.: Artist In Residence Marc Méan Cd-Release «Murder» Andrea Bignasca – Support: Black Market Cadillac 12.11.: Steve Wilson Quartet, Uri Caine p, Tundra Lo-Fi Ambient Electronica, Der Whi- Rock/Pop/Blues 01.11. Noche Cubana Ugonna Okegwo b, Ulyssess Owens Jr. dr te Rauschen Psychedelic Electronica/Techno 30.11.: Marinah 02.11. Disco Royal by Andy Wolf 19.11.: Ron Carter Quartet, Ron Carter b, 06.11.: Vincent Peirani 08.11. Baba Shrimps Rene Rosnes p, Jimmy Green ts, Payton 07.11.: Jazzbaragge Wednesday Jam Commihalle 08.11. Noche Cubana Crossley dr 08.11.: John Scofield's «Combo 66» Feat. 09.11. Dub Spencer & Trance Hill 03.12.: Frank Vignola Quartet , Frank Vigno- Vicente Archer, Gerald Clayton & Stampfenbachstr. 8, 8001 Zürich 10.11. Beyond160: Noisia (DJ-Set) la g, John di Martino p, Boris Kozlov b, Bill Stewart www.comercio.ch/commihalle 13.11. Khalid Bounouar Vince Cherico dr 09.11.: Carolina Katún 14.11. Motorpsycho Feat. Bugge Wesseltoft Konzertbeginn wenn nicht anders 15.11. Leech – Support: Muffx Mühle Hunziken Konzert AG 10.11.: Electro-Arab Night, Ammar 808 angegeben jeweils 20:00h 15.11. Noche Cubana Gnawa-Raï-Electro-Trance, Acid Arab (Live) 04.11., 12:00h: Jazzarmonics Mühle Hunziken, 3113 Rubigen Electroarab/Oriental Acid-House, 05.11.: Swingin’ Monday 16.11. Mudhoney gen 16.11. DJ Fish&Fish www.muehlehunziken.ch Alma Negra Electronic/World 12.11.: Big Band Connection

17.11. Nazareth bi Donnerstag, 1. November BEN POOLE 11.11.: 19:00, Anaïs 19.11.: Lilly Martin & Band 17.11. Rock am Tresen 5 mit DJ Joe Freitag, 2. November NIK WEST 12.11. Artist In Residence Marc Méan 26.11.: Rea Som 18.11. Tschutte: Schweiz – Belgien Samstag, 3. November FAMARA Sombre Experimental/Improvised Music, 03.12.: Swingin’ Monday

21.11. Me + Marie Ru Sonntag, 4. November Who Trio Jazz/Free 10.12.: Regi Sager & Special Edition 22.11. Noche Cubana RANDY BRECKER & BILL EVANS 13.11.: Antonio Sánchez & Migration 17.12.: Starlight Jazz Orchestra 22.11. Biscuits From Mars (Plattentaufe) – Samstag, 7. November FISH 14.11.: Jazzbaragge Wednesday Jam 07.01.: Swingin’ Monday Support: The Free Electric Band Freitag, 9. November TOBIAS CARSHEY 15.11.:Aaron Parks & Little Big 14.01.: Pools 23.11. GReeeN – Support: Iriepathie Samstag, 10. November ELIANE MÜLLER 16.11.: Support: Lawrence, Bernhoft 23.11. Invasion Vol. 8 Mittwoch, 14. November DANA FUCHS 17.11.:Steve Coleman And Five Elements 24.11. Omnium Gatherum Donnerstag, 15. November STEVE HILL 17.11.: 23:00, Party: Afrobeats Explosion 29.11. CoreLeoni Freitag, 16. November NAZARETH 29.11. Noche Cubana Samstag, 17. November 30.11. Blockflöte des Todes ROSE ANN DIMALANTA TRIO 30.11. Bravo Hits Party – Vol. 88 Sonntag, 18. November TRUMMER Jazz in Dübendorf Mittwoch, 21. November NIKKI HILL 35 Jahre Jazz in Dübendorf 8600 Dübendorf Donnerstag, 22. November CORE LEONI www.jazzinduebi.ch www.jazzinduebi.ch o Snack Bar Incontro Freitag, 23. November AINSLEY LISTER Samstag, 24. November SLAM HOWIE Palazzo dei Congressi Donnerstag, 29. November DAN BAIRD 2. November 2018 Via Municipio 2, 6600 Muralto Freitag, 30. November TEN YEARS AFTER ab 19 Uhr

ralt Ab 13.8, 20:00h wieder jeden Montag Jam-Sessions Märtkafi/Subito Dübendorf Blues’n’More Mu Musig im Pflegidach Gaswerk Lily Horn Is Born Bahnhofstr. 180b, 6423 Seewen Annette Kitagawa: Altsax/Sopransax

Nordklosterrain 1, 5630 Muri ewen Susanne Müller: Altsax/Sopransax

ri www.gaswerk-eventbar.ch www.murikultur.ch/ e Konzertbeginn jeweils 20:30h Fabienne Hoerni: Tenorsax musik/musig-im-pflegidach/ S 16.11.: Marc Amacher Lisette Wyss: Baritonsax Konzertbeginn jeweils 20.30h 30.11.: Dr.Feelgood Mu 04.11.2018 Sachal Vasandani feat. Taylor Eigsti, Josh Ginsberg & 30. November 2018, ab 19 Uhr Märtkafi/Subito Dübendorf Jeremy Dutton (USA) n KLEINABERFEIN 11.11.2018 Marquis Hill Blacktet feat. Centrum dkms Salome Moana Josh Johnson, Jeremiah Hunt, Auf dem Damm 17 (Gallusplatz) Salome Moana: Gesang Jonathan Pinson and Joel Ross (USA) David Cogliatti: Piano 18.11.2018 Jochen Rueckert Quartet 9000 St.Gallen Danny Ziemann: Bass featuring Mark Turner, Lage Lund & galle www.kleinaberfein. Orlando LeFlemming (USA) . Marton Juhasz: Schlagzeug Freitag, Samstag & Sonntag t 18.11., 15:00h: Lucs Niggli solo / Duo Lucus Niggli – Sylvie Courvoisier Projekt NEWVELLE. MURI. #5 S 23.-25.11.2018 Marta Gomez - 02.12., 17:00h: Jan Galega Brönnimann – Andres Rotmistrovsky DUO (CO/USA) Moussa Cissokho – Omri Hason 02.12.2018 Dadalon feat. 18. Januar 2019, ab 19 Uhr Märtkafi/Subito Dübendorf Daniel Dor & Alon Albagli (USA) Swissjazzorama und Freitag, Samstag & Sonntag Jazzclub Uster NEWVELLE. MURI. #6 Doppel-Pasta & Piano 07.- 09.12.2018 Gadi Lehavi feat. Musikcontainer Shachar Elnatan, Romeu Tristão & Daniel Uster Asylstrasse 10, 8610 Uster iSinguSwing Dor (I/USA) www.jazzclubuster.ch Karin Grimm: Gesang | Pius Larcher: Piano | Felix Müller: E-Bass 13.01.2019 David Friedman's Generations Quartet (D/USA) 09.11., 20:00h: Stiftungskonzert proswiss- jazz, Jean-Paul Brodbeck, p, Heiri Känzig, b, Elmar Frey, dr, und Guests „Old Cats“: Nice Ground Band

o Felix Gerber: Sopransaxophon - Altsaxophon - Klarinette | Richi Degonda: Piano Uncool Jazz Mario Schneeberger, as, Bruno Spörri, ts, Hans Kennel, tp, Paul Haag, tb Heinz Rütter: Gitarre | Rolf Bender: Bass | John E. Rampa: Schlagzeug Casa Hasler, Via da la Pesa 234, „Yougsters“: Florian Weiss, tb, Silvan iav 7742 Poschiavo, Bar Caffè Schmid, tp, Niculin Janett, as, Moderation: 21. – 23. März 2019 (vormerken) Pedenosso, Sondrio/Italien Pepe Lienhard 23.11., 20:00h: SALOME MOANA BAND, 8. Jazztage Dübendorf www.uncool.ch 09.12., 11:30h: RBQ – DAS RENE BONDT sch 09. 11. 2018 21:00 concert QUINTETT, BAR CAFFÈ PEDENOSSO (SO, Italy) 15.12., 20:00h: MATTHIEU MICHEL QUIN-

Po 10. 11. 2018 17:00 concert TET „WHISPERS“ CASA HASLER Poschiavo (GR, Switzerland) 09.03.19: Nicolas Masson Quartet Reservation: ticketino.ch | [email protected] DANIEL MARQUES guitar 05.04.19: Lada Obradovic Project 07. 12. 2018 21:00 concert Wir bedanken uns bei: Kanton Zürich Fachstelle Kultur | Migros Kulturprozent | Kulturkommission der Stadt Dübendorf | JAZZ‚N‘MORE GmbH ­99 JAZZ

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 99 28.10.18 22:49 Konzert-Tipps 02.12., 16:00h, AZ Bürgerasyl Pfrundhaus, Theater Stok, Zürich (CH) Unerhört Festival Zürich: Günter Baby Sommer – Till Brönner ch WIM Werkstatt für 14.12.2018 23.11. – 2.12.2018 02.12., 19:00h, Jazzclub Moods, Zürich: improvisierte Musik ri Diverse Spielorte AKSHAM / Théo Ceccaldi ‘Freaks’ ri Magnusstrasse 5, 8004 Zürich Vincent Peirani „Living Being“ ü ü Zürich und Winterthur www.wimmusic.ch rneen Z CH Mehrspur Z 04.11.: Bern, Bee-flat www.unerhoert.ch 01.11., 20:30h: Billiger Bauer: u 05.11.: Bern, Bee-flat 23.11., 19.30 Uhr, Jazz in Winterthur, Musikklub Toni-Areal Not For Nothing 05.11.: Zürich, Moods im Schiffbau

Alte Kaserne: Kaja Draksler – Petter Eldh – Förrlibuckstr. 109, 8005 Zürich Omri Ziegele – sax, voc, Jürg To 07.11.: Lausanne, BCV Concert Hall Christian Lillinger ‘Punkt.Vrt.Plastik’ / www.mehrspur.ch Wickihalder – sax, Gabriela Friedli – p, Jan 16.11.: Göttingen, Göttinger Jazzfestival Peter Bruun’s ‘All Too Human’ Schlegel – e-b, Marco Käppeli – dr, Dieter 24.11., 20:00h, Schlosserei Nenninger 01.11. 20:00 Mothership Ulrich – dr, Signalhorn Tomas Sauter Zürich: Kukuruz Quartet ‘Homunculus' Caledonia Unplugged 02.11., 20:15h: Werkstattkonzert 1. Set, Compositions by Mary Jane Leach, 02.11. 20:30 Freshly Squeezed Tassos Tataroglou – Mikroton-Trompete «The Faraway Nearby» Julia Amanda Perry, Simone Keller, Ska-Dub-Reggae 21:00h: Werkstattkonzert 2. Set, Dominik 15.11.18 Bird’s Eye, Basel, 20h30 Sarah Ayotomiwa Pitan 06.11. 20:00 Weird Beard & Jam Night Blum – e-b, Norbert Stammheimer – sax, 22.11.18 Jazz in Sarnen, Hotel Kreuz, 26.11., 20:00h, Theater Rigiblick, Zürich: 08.11. 20:00 Specific Ocean & Pop Jam Tatiana Heuman – dr Sachseln, 20h30 Sylvie Courvoisier – Julian Sartorius/ 09.11. 20:30 Zurich Jazz Orchestra 09.11., 20:15h: Werkstattkonzert 1. Set, 23.11.18 Esse, Winterthur, 20h15 Teju Cole’s ‘Shadow Point’ with Sylvie 10.11. 21:00 Dangerwolf Production Part I Christian Zemp – g, Elio Amberg – sax 26.11.18 Isebähnli, Baden, 20h15 Courvoisier, Tom Arthurs, Julian Sartorius 13.11. 20:00 Marcio de Sousa 21:00h: Werkstattkonzert 2. Set, 28.11.18 Villa Schneckenmann, Zürich, 27.11., 19:00h, Museum Rietberg, Zürich: Quintett & Jazz Jam Carlo Costa – dr 19h00 Susanne Abbuehl / Matthieu Michel Duo 16.11. 20:00 Lukas Brügger Jazz Orchestra 16.11., 20:15h: Werkstattkonzert, 30.11.18 Bejazz, Bern 20h30 28.11., 18:00h: Kulturhaus Helferei Zürich: 17.11. 22:00 The Legendary Nozez Sebastian Strinning – sax, Frantz Loriot – 01.12.18 Farel Haus, Biel, 21h00 Hommage à Cecil Taylor: Silvie Courvoisier/ All Start Night Part II Bratsche, Daniel Studer – b, 27.04.19 Jazz in Zweisimmen, Zweisimmen Irène Schweizer 20.11. 20:00 Reto Anneler Stille Benjamin Brodbeck – dr 20h30 28.11.,19:30h, Jazz im Seefeld, GZ Post & Jam Night 23.11., 20:15h: Werkstattkonzert, Riesbach, Zürich: Nils Wogram Root 70 / 21.11. 20:00 Movember Charity Special Sascha Henkel – g, Tobias Delius – sax, Shirley Grimes „Hold on....“-Tour Chris Wiesendanger ‘Dimension-Ensemble’ 24.11. 20:30 Black Sea Dahu / Christian Weber – b der Hochschule Luzern – Musik Tobias Carshey 30.11., 20:15h: Werkstattkonzert 1. Set, 09.11.2018: Stäfa, Rössli 28.11., 21:00h unerhört!@JazzBaragge 27.11. 20:00 Trio Imaginaires & Jam Night Claudia Cervenka – voc, 10.11.2018: Frutigen, Badi Lounge Wednesday Jam im Moods Zürich 29.11. 20:30 Unerhört! Festival: Raimund Vogtenhuber – electr 16.11.2018: Ueberstorf, 29.11., 18:00h: Kulturhaus Helferei Zürich: ch Christan Lillinger & ZHdK Band 21:00h: Werkstattkonzert 2. Set, Schloss Ueberstorf HOMMAGE À CECIL TAYLOR 30.11. 20:30 Voxid & ETH Big Band Ryoko Ono – sax, Jonas Labhart – sax, Mi- 23.11.2018: Nidau, Kreuz Alexander Hawkins – Yves Theiler ri 01.12 20:30 Rogerio Botter Maio Trio chel Barengo – dr 24.11.2018: Murten, Kib Kulturzentrum

29.11., 20:30h, Mehrspur Musikclub, ü 04.12. 20:00 Vibe & Jam Night Im Beaulieu z

Zürich: Christian Lillinger & Workshop Band Z 07.12. 20:30 Hairdryer / Spendet of Doom 01.12.2018: Brig, Kellertheater i AllBlues Konzerte der ZHdK 08.12. 20:30 Arbajo Jairus & 07.12.2018: Liestal, Kulturscheune 30.11., 19:30h, Rote Fabrik, Clubraum Them Lovers / Tshanda Römerstrasse 155 08.12.2018: Zürich, Herzbaracke Zürich: Fred Frith & Improvisationsensemble 14.12. 20:30 Straymonk CH-8404 Winterthur 12.12.2018: Biglen, Bären der Hochschule Luzern – Musik / Malene 15.12. 20:30 Speed Special / www.allblues.ch Bach – Lotte Anker – Jakob Riis ‘Motion Basement Roots Peter Schärli Picture’ / Shabaka Hutchings Solo / 18.12. 20:00 The Sad Pumpkins - chwe 07.11. Neumünster-Konzerte Abonnement, Trio Heinz Herbert ‘YES’ Sad Christmas & Jam Night Neumünster Zürich Peter Schärli Big Trio featuring Sandy Patton 01.12., 15:00h, Theater am Neumarkt, 21.12. 20:30 Konfi Tensman / S 07.11. Ladysmith Black Mambazo and Glenn Ferris Zürich: Christoph Hein - Steiner & Madlaina Neumünster Zürich Seon, Konservi, 2. November, 20:30 Günter Baby Sommer ‘Verwirrnis’ 07.11. Morcheeba Volkshaus Zürich Birrwil, Bären, 8. November, 20:30 01.12., 19:30h, Rote Fabrik, Clubraum 08.11. Jazz Classics Zürich – Peter Schärli Trio

Zürich: Joey Baron – Robyn Schulkowsky / erte Tonhalle Maag Zürich Peter Schärli tp, Hans Peter Pfammatter p, Marc Ribot’s Ceramic Dog / District Five 08.11. Bobby McFerrin Thomas Dürst b z 02.12., 11:00h, Jazzclub Moods Zürich: Tonhalle Maag Zürich Zürich, Lebewohlfabrik, 30.Oktober, 18:00 Block 47C n 09.11. Punch Brothers Peter Schärli Trio featuring Glenn Ferris Neumünster Zürich Lausanne, Chorus, 3. November, 21:00

Ko 12.11. Neue Konzerttermine für Stephan Lugano, Jazz in Bess, 10. November, 21:00 Eicher & Martin Suter «Song Book» Zürich Lavin, Jazz Linard, 16. November, 21:00

PARTNER: MEDIENPARTNER: 13.11. Alpha Blondy & Solar System Peter Schärli: «Peace Now!» Special Guest: Elijah Salomon (ZH) Basel, bird‘s eye, 28. November, 20:30 Volkshaus Zürich Aarau, Theater Tuchlaube, 30. November, 18.11. Goran Bregovic & his Wedding & 20:00 Funeral Band Altbüron, bau 4, 1. Dezember, 20:00 Théâtre du Léman Genève Luzern, Jazzkantine, 13. Dezember, 20:30 20.11. Angélique Kidjo - «Remain In Light» Genf, AMR, 15.Dezember, 21:00 Kaufleuten Zürich 26.11. Chick Corea piano solo Patrick Bianco Remembering KKL Luzern, Konzertsaal 29.11. Charlie Winston Kaufleuten Zürich George Robert feat. Dado Moroni 30.11. Jan Garbarek Group & Jim Rotondi Tonhalle Maag Zürich rneen

06.12. Charlotte Gainsbourg u 09.11. Jazzkeller Esslingen, Webergasse Volkshaus Zürich 22, 73728 Esslingen am Neckar, 20:30 09.12. UB40 Kaufleuten Zürich 10.11. Birdland Jazz Club, Am Karlsplatz A 10.12. UB40 Théâtre du Léman Genève To 52, 86633 Neuburg, 20:30 12.12. Nils Landgren 12.11. Jazzclub Domicile, Brunnenstrasse 26.09.18 «Christmas with my friends» 4, 75172 Pforzheim, 20:30 Kirche Neumünster Zürich 13.11. Jazzclub Bird’s Eye, Kohlenberg 20, LUCAS NIGGLI SOLO PERCUSSION 13.12. Mariza KKL Luzern, Konzertsaal 4051 Basel, 20:30 «ALCHEMIA GARDEN» 14.12.2018 Gregor Meyle 14.11. Jazzclub Bird’s Eye, Kohlenberg 20, Lucas Niggli, dr & perc Kaufleuten Zürich 4051 Basel, 20:30 15.11. La Marotte, Centralweg 10, 8910 LUCIA CADOTSCH «SPEAK LOW» Sarah Chaksad Orchestra Affoltern am Albis, 20:15 Lucia Cadotsch, voc | Otis Sandsjö, ts | Petter Eldh, b 16.11. Jazz im Grampen, Allmendstrasse 1, 14.-15.12.18 - Basel, Bird's Eye 8180 Bülach, 20:15 31.10.18 19.01.19 - Festival Arosa Sounds 17.11. Jazzclub Chorus, Av. de Mon-Repos OMRI ZIEGELE «WHERE’S AFRICA» 25.01.19 - Basel, Tinguely Museum 3, 1005 Lausanne, 21:00 Omri Ziegele, as, fl & voc | Yves Theiler, keys | Dario Sisera, dr & perc rneen 18.11. Jazz im Chutz, Landhausquai 3,

u Zurich Jazz Orchestra 4500 Solothurn, 10:30 28.11.18 CO-PRODUKTION UNERHÖRT! FESTIVAL www.zjo.ch

To PABLEL O H D TRIO NILS WOGRAM ROOT 70 09.11., 20:30h: Mehrspur Musikclub, Zü- Nils Wogram, tb | Hayden Chisholm, as | Matt Penman, b | Jochen Rückert, dr rich, Thema „Inner Voice“ 17/11/2018 Aachen / DE - Klangbrücke 20.12., 20:30h: Moods, Zürich Pablo Held Trio CHRIS WIESENDANGER Thema „Birth Of The Cool“ 09/02/2019 Frankfurt / DE - Alte Oper «DIMENSION-ENSEMBLE» HSLU 27.12., 20:00h: Theater Rigiblick Thema Pablo Held Trio Nikola Gross, sax | Chris Sommer, sax | Simon Boss, g | Kenneth Niggli, p & keys „Miles oder die Pendeluhr aus Montreux“ 10/02/2019 Meschede / DE - Alte Syna- Vito Cadonau, b | Noah Weber, dr | Chris Wiesendanger, comp & keys goge Pablo Held Trio Florian Weiss Woodoism 16/03/2019 Otelfingen / CH - Mühle 19.12.18 Otelfingen Pablo Held Trio JAZZNOJAZZ, Zürich (CH) GAMUT KOLLEKTIV 01.11.2018 Silvan Schmid, tp | Tapiwa Svosve, as | Tobias Pfister, ts | Philipp Eden, p OM Vojko Huter, g | Xaver Rüegg, b | Paul Amereller, dr Jazzclub Kammerlichtspiele, Klagenfurt 02.11.2018 07.12. Schorndorf, Manufaktur 20:30 ESSE, Winterthur (CH) 08.12. Ulm, EinsteinHaus 21:00 07.11.2018 10.12. Linz, Galerie Maerz 20:00 Rechberg 1837, Zürich (CH) 11.12. Wien, Porgy&Bess 20:30 WWW.JAZZIMSEEFELD.CH 10.11.2018 12.12. Graz, Stockwerk 20:30 Schmidechäuer, Burgdorf BE (CH) 14.12. St. Johann, Musik Kultur 20:00 17.11.2018 15.12. Dornbirn, Spielboden 20:00 IMMER AM LETZTEN MITTWOCH DES MONATS, KONZERTE AB 19:30

Grill ab 18:30 (Essen selber mitbringen) Getränkeverkauf an der Bar

Eintritt Fr. 5.- (& Kollekte) Seefeldstr. 93, 8008 Zürich

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 100 28.10.18 22:49 Konzert-Tipps 18.12. Zürich, Misterioso Jazz Club 20:30 d 20.12. Luzern, Jazzkantine 20:30 Hans Theessink Club Puschkin Leipziger Strasse 12 Jazzclub Singen im Di.04.12. CH-Luzern, Hotel Schweizerhof, Kulturzentrum GEMS Marcela Arroyo Dankner Music & Talk (solo) 20:00h lan D-01097 Dresden Mi.05.12. CH-8401 Winterthur, rneen www.clubpuschkin.de Mühlenstr. 13, D-78224 Singen 10.11.18 Chexbres / Caveau Du Cœur D’or Esse Musicbar (solo) 20.15h www.jazzclub-singen.de 11.11.18 Bern / Ono Bern Do.06.12. A-6830 Rankweil, Konzertbeginn jeweils 20:00h 16.11.18 Zug / Gewürzmühle Altes Kino (Hans Theessink & 03.11.2018 Solitary Experiments & Konzertbeginn jeweils 20:30h tsch

Tou 18.11.18 Winterthur / Esse Musikbar Michael Köhlmeier) 20:00h Special Guest: Rroyce 08.11., 20:30 Uhr:

08.12.18 Olten / Next Stop Olten, Fr.07.12. CH-6083 Hasliberg, u 09.11.2018 Vitja “Mistaken Tour 2018” Stephan Crump´s "Rhombal Quartet" Lichtspiele Hotel Wetterhorn (solo) 21:30h 11.11.2018 Vincent Gross | 29.11., 20:30 Uhr: 15.12.18 Reinach Ag / Theater Am Bahnhof Sa.08.12. CH-7233 Jenaz, Möwengold Tour 2018 Timo Vollbrecht "Fly Magic Quartett" 17.01.19 Zürich / Musikclub Röslischüür Landhaus (solo) 21:00h De 15.11.2018 Haller 13.12., 20:30 Uhr: 18.05.19 Montreux / Ancienne Poste Des So.09.12. CH-Rubigen, 17.11.2018 Tonbandgerät – David Helbock´s Random Control Trio" Planches Mühle Hunziken (solo) 21:00h Record Nie Pause Tour 24.05.19 Affoltern Am Albis / La Marotte Do.13.12. CH-Baden, 24.11.2018 Capitano | Hi! Zwei! Jazztone Lörrach Bluus Club (solo) 20:00h 15.12.2018 Die Kammer | Seas KUU! „Lampedusa Lullaby“ Jazz Club 56 Lörrach „Goldschatz“ Jazzinstitut Darmstadt Beim Haagensteg 3 05.12.: Dornbirn, Spielboden D-79541 Lörrach-Brombach 06.12.: Dresden, Tonne ( & Timothy Jaromir) Gewölbekeller 06.12.: Krefeld, Jazzkeller 01.11.2018 CH-Meilen, Glück Bessunger Strasse 88d www.jazztone.de 07.12.: München, Unterfahrt 20.10.2018 CH-Basel, Bar Royal Konzertbeginn jeweils 20:30h 08.12.: Villingen, Jazzclub 24.10.2018 CH-Samedan, Galeria Riss D-64285 Darmstadt d Freitag, 2. Nov. 20.30 Uhr Konzert (Vvk) 13.12.: Bremen, Schwankhalle 17.11.2018 CH-Wetzikon, Sofa Konzerte www.jazzinstitut.de Bert Joris & The Big Sound Orchestra 14.12.: Marburg, Jazzclub Cavete 23.11.2018 CH-Buchrain, Canapé Konzerte Freitag, 9. Nov. 20.30 Uhr Konzert (Vvk)

15.12.: Köln, Schauspiel Köln 29.04.2018 DE-Aachen, Domkeller Konzertbeginn jeweils 20:30h lan Ferenc & Magnus Mehl Quartet (Fummq) 07.10.2019 CH-Stäfa, Musig i de Beiz bis 30. September 2018: Freitag, 16. Nov. 20.30 Uhr Konzert (Vvk) Kaleidoscope Quartet Ausstellung: local art 2: Johannes Mössinger Quartet Feat. Christy Doran’s Sound Fountain Zech/Henning und der JazZ – Andy Hunter & Adam Nussbaum 02.11.18 20:00 Zug, Theater Casino Herbsttour 2018 Skulpturen/Zeichnungen Freitag, 23. Nov. 20.30 Uhr 04.11.18 17:00 Liestal, hear&now Festival 02.11.JazzTalk: tsch Schallplattenabend 07.11.18 19:30 Dessau, Marienkirche Christy Doran, git&comp, STEPHAN CRUMP’S RHOMBAL In Memoriam Ali Haurand mit 08.11.18 20:30 München, Bar Gabanyi Franco Fontanarrosa, b & comp, 09.11.Konzert: HUND & HYBRIS u Werner Büche. 10.11.18 20:00 Hamburg, Halle 424 Lukas Mantel, dr & comp 16.11. Konzert: JAN KLARES 1000 Freitag, 30. November 20.30 Uhr

20.11.18 20:30 Zürich, Mi. 14.11. Jazzkantine Luzern CH, 20.30h 23.11. Konzert: De Konzert (Vvk) Moods Plattentaufe Fr.16.11. BeJazz, Bern CH, 20.30h STEPHANIE WAGNERS PLAYGROUND Charles Davis & Captured Moments 22.11.18 20:30 Biel, Farel Bistro Sa. 17.11. Jazz im bau4, Altbüron CH, 20h 30.11. Session: TBA Freitag, 7. Dez.: Dirik Schilgen 18.01.19 21:00 Arosa Sounds Do.22.11. Bird’s Eye, Basel CH, 20.30h 07.12. JazzTalk: ANKE HELFRICH „Jazz Grooves“ 31.01.19 20:00 Thun, Café Bar Mokka Fr. 23.11. Bastion, Kirchheim 14.12. Konzert: AMMONIAPHONE Freitag, 14. Dez.: The Sugar Foot Stompers unter Teck DE, 20.30h 21.12. Session: WEIHNACHTS Freitag, 21. Dez.: Julian Moehring Jochen Rueckert Quartet Sa. 24.11. Alti Chäsi, Gysenstein, CH, 21h JAM OUTLINE 18

Mark Turner, tenor sax Lage Lund, d Jazztime Ravensburg guitar Joe Martin, bass Jochen Rueckert, drums , composition www.jazztime-ravensburg.de November 13 20:00 Jazzclub, Marburg, Trans4Jazz Festival lan 07.11., 20:00h, Konzerthaus: November 14 20:30 Jazz-Schmiede, Al Di Meola Opus Duesseldorf, Germany 08.11., 20:00h, Linse Wgt: November 15 12:30 Jazz-forum, Mike Stern Band Hochschule für Musik, Mainz, Germany 09.11., 20:00h, Konzerthaus: November 16 20:00 Roter Saal im Schloss, tsch Avishai Cohen “1970

Braunschweig, Germany u 10.11., 20:00h, Konzerthaus: November 17 20:30 Odeon, Goeppingen, Jonah Nilsson “Dirty Loops Germany 11.11., 16:00h, Ev. Stadtkirche: De November 18 20:30 Musig im Pflegidach, Matthias Eick Muri, Switzerland 11.11., 19:00h, Zehntscheuer: Kinga Glyk 20 21:00 Jazzkeller, Frankfurt, Germany 22.11., 20:00h, Zehntscheuer: Thursday, November 22 20:00 Casino, Rose Ann Dimalanta Trio Wittlich, Germany 01.12., 20:00h, Zehntscheuer: Nikolausjazz November 23 20:00 Jazz zirkel/ mit: Essichessenz & The Chive Sisters Bistrot Paris, Weiden, Germany 08.12., 20:00h, Linse Wgt: November 24 20:30 La Spirale, Martin Auer Quartett Fribourg, Switzerland Friedenskirche Jan Galega Brönnimann Hegelstrasse 16 Jan Galega Brönnimann bcl, ss, Moussa D-40882 Ratingen iCal Cissokho Kora, voc, Omri Hason Oriental eastPLUGGED 16 Percussion, Hang 07.11.: Festival Onze plus Les Docks (CH) Freitag, 09. November 2018 |20:00 Uhr | 14.11.: Bielefeld (D) WDR3 live Konzert A Novel of Anomaly 15.11.: Göttingen Apex (D) Andreas Schaerer [voc] | Kalle Kalima [g] | 28.11.: Wädenswil Jazz in Wädenswil (CH) Luciano Biondini [acc] | Lucas Niggli [dr] 29.11.: Kehl Stadthallenbühne (D) 01.11.: Ilanz (CH) Cinema Sil Plaz Burghausener Jazzherbst 02.12.: St. Gallen (CH) Klein aber Fein 04.12.: Zürich(CH) Moods D - 84489 Burghausen 06.12.: Lambach Rossstall www.b-jazz.com 07.12.: Raab Kunst und Kultur 08.12.: Glarus (CH) Kunsthaus Samstag, 3. November 2018, 20 Uhr, Theo Croker & DVRK FUNK Ikarus Samstag, 10. November 2018, 20 Uhr, Andreas Schaerer & A Novel of Anomaly, 08.11. Schlot, Berlin DE Jazzkeller 09.11. Kulturnhalle, Leipzig DE Freitag, 16. November 2018, 20 Uhr, 10.11. Kulturladen St.Georg, Hamburg DE Unterbiberger Hofmusik, Jazzkeller rneen 11.11. HiKK, Aurach DE Samstag, 17. November 2018, 20 Uhr,

u 12.11. Kofferfabrik, Fürth DE Indra Rios Moore Quartett, Jazzkeller 19.11. Exil Club, Zürich CH Sonntag, 18. November 2018, 10.30 Uhr,

To (100th concert anniversary) Frühschoppen Brass Hüpfern, Jazzkeller 08.12. Z88, Kreuzlingen CH Samstag, 24. November 2018, 20 Uhr, triosence, Jazzkeller off&out 50-Jahre Tour Sonntag, 13. Januar 2018, 16 Uhr, Big Band Burghausen, Stadtsaal Urs C. Eigenmann, keys, Edith Chischè, sax, AlexSteiner, g, Marc Ray Oxendine, b, Jazz Circle Viersen Beat Fraefel- Haering, dr WWW.MEHRSPUR.CH FÖRRLIBUCKSTRASSE 109 TONI AREAL 29.11.: Kulturkeller Flawil Weberhaus Viersen-Süchteln 30.11.: Storchen St.Gallen Hochstrasse 10, D-41747 Viersen 01.12.: Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell www.jazzbox.com/jazz-circle- viersen 16.11.2018 20.00 Uhr Hayden Chisholm 14.12.2018 20.00 Uhr Alvorada ­101 JAZZ

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 101 28.10.18 22:49 Radio-/Fernsehtipps d Jazzclub Leipzig Jazz & Globale Musik, Schweizer Radio SRF 2, www.drs.ch Radio Swiss Jazz – Im Liveclub Telegraph Wochenprogramm Dittichring 18 – 20 01.11. 20-24 Jazz Live Live vom Jazznojazz Festival Zürich: Clayton-Hamilton Jazz Orchestra featuring Cécile www.radioswissjazz.ch D-04109 Leipzig McLorin Salvant, Lisa Simone Annina Salis/ www.jazzclub-leipzig.de Jodok Hess Jazz for Dinner tsch Konzertbeginn jeweils 20:30h 02.11. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) entfällt täglich 19:00 - 21:00

u 06.11. die naTo 20.30h: HMT-Stage-Night 02.11. 22.05 Late Night Concert entfällt Jazz Made in Switzerland 13.11. die naTo 20.30h: HMT-Stage-Night 03.11. 17.06 Jazz Collection (Z) James Brown mit Roman Hosek Jodok Hess 10.11. Liveclub Telegraph 20.30 h: Drei Stunden Musik aus der Schweiz De reich Luca Sisera ROOFER LAN 03.11. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser täglich 14:00 - 17:00 15.11. Liveclub Telegraph 20:00h: 06.11. 20.00 Jazz & World aktuell … Roman Hosek Ketil Bjørnstad » 06.11. 21.00 Jazz Collection Joni Mitchell mit Annette Zemp Jodok Hess Jazz Matinée 20.11. die naTo 20.30h: HMT-Stage-Night 09.11. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) Roman Hosek Die besten Jazz, Soul und Bluestitel, aus- 27.11. die naTo 20.30h: HMT-Stage-Night 09.11. 22.00 Late Night Concert Gregory Porter am gewählt von den Hörerinnen und Hörer Jazz Festival Montreux 2018 Roman Hosek von Radio Swiss Jazz Jazzclub Lustenau 10.11. 17.06 Jazz Collection (Z) Joni Mitchell mit Annette Zemp Jodok Hess Sonntag 09:00 - 11:00 Rheinstrasse 21 10.11. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser 13.11. 20.00 Jazz & World aktuell … Jodok Hess Jazz Night täglich 22:00 - 07:00 A-6890 Lustenau 13.11. 21.00 Jazz Collection (W) The Bad Plus mit Chris Wiesendanger Annina Salis www.jazzclub.at 16.11. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) ... Jodok Hess Montag 16.11. 22.05 Late Night Concert Chick Corea am 12.5.2018 Konzertbeginn jeweils 20:30h 14:00 - 17:00 - Jazz Made 02.11.: Marian Petrescu & Wawau Adler – im Cinema Teatro Chiasso Jodok Hess in Switzerland from Django Reinhardt to Oscar Peterson 17.11. 17.06 Jazz Collection (Z) The Bad Plus mit Chris Wiesendanger Annina Salis 16.11.: The Mozzarellas 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner 17.11. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser Öster 30.11.: Eric Alexander & Swiss-Italian 22:00 - 07:00 - Jazz Night Jazz Allies 20.11. 20.00 Jazz & World aktuell … Roman Hosek 21.12.: Floriano Inacio Junior Quintett 20.11. 21.00 Jazz Collection Fred Wesley mit Nils Wogram Jodok Hess Dienstag 23.11. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) … Roman Hosek 14:00 - 17:00 - Jazz Made 23.11. 21.00 Late Night Concert Joao Bosco & Hamilton DeHolanda in Switzerland am Jazz Festival Montreux 2018 Jodok Hess 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner 24.11. 17.06 Jazz Collection (Z) Fred Wesley mit Nils Wogram Jodok Hess 22:00 - 07:00 - Jazz Night 24.11. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser 27.11. 20.00 Jazz & World aktuell … Annina Salis Mittwoch 27.11. 21.00 Jazz Collection Randy Newman mit Markus Wicker Eric Facon 14:00 - 17:00 - Jazz Made Um 30.11. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) … Annina Salis in Switzerland 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner 30.11. 21.00 Late Night Concert Django Bates am 11.10.2018 22:00 - 07:00 - Jazz Night im Teatro Sociale Bellinzona Roman Hosek Donnerstag ge 01.12. 17.06 Jazz Collection (Z) Randy Newman mit Markus Wicker Eric Facon 14:00 - 17:00 - Jazz Made 01.12. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser in Switzerland 04.12. 20.00 Jazz & World aktuell … Roman Hosek 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner 04.12. 21.00 Jazz Collection Holly Cole mit Gabriela Krapf Jodok Hess 22:00 - 07:00 - Jazz Night 07.12. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) Roman Hosek zo 07.12. 22.00 Late Night Concert Maria Schneider Workshop am Freitag Jazz Festival Generations 14:00 - 17:00 - Jazz Made Frauenfeld 2018 Roman Hosek in Switzerland 08.12. 17.06 Jazz Collection (Z) Holly Cole mit Gabriela Krapf Jodok Hess 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner gen 08.12. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser 22:00 - 07:00 - Jazz Night 11.12. 20.00 Jazz & World aktuell … Jodok Hess Samstag 11.12. 21.00 Jazz Collection Bob Dorough mit Martin Schäfer Annina Salis 14.12. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) ... Jodok Hess 14:00 - 17:00 - Jazz Made in Switzerland 14.12. 22.05 Late Night Concert Tribute to Randy Weston am 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner ? Jazz Festival Montreux 2018 Roman Hosek 22:00 - 07:00 - Jazz Night Adressänderungen an 15.12. 17.06 Jazz Collection (Z) Bob Dorough mit Martin Schäfer Annina Salis 15.12. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser Sonntag [email protected] 18.12. 20.00 Jazz & World aktuell … Roman Hosek 09:00 - 11:00 - Jazz Matinée 18.12. 21.00 Jazz Collection Keith Richards mit Luc Montini Jodok Hess 14:00 - 17:00 - Jazz Made 21.12. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) … Roman Hosek in Switzerland 21.12. 21.00 Late Night Concert Jamie Cullum am 19:00 - 21:00 - Jazz for Dinner Jazz Festival Montreux 2018 Jodok Hess 22:00 - 07:00 - Jazz Night Radio RaBe 22.12. 17.06 Jazz Collection (Z) Keith Richards mit Luc Montini Jodok Hess Empfang: in der Region Bern 22.12. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser auf 95,6 MHz, DAB+ oder auf 25.12. 20.00 Jazz Special Aretha Franklin live Eric Facon www.rabe.ch/empfangen 25.12. 21.00 Jazz Collection entfällt Crisscross, die Sendung mit 28.12. 21.00 Jazz & World aktuell (Z) Maria Schneider Special Annina Salis Jürg Solothurnmann 28.12. 21.00 Late Night Concert Maria Schneider am Sendezeit: 23:00h – 24:00h Jazz Festival Generations Frauenfeld 2018 Annina Salis 08.11. – CD-News 29.12. 17.06 Jazz Collection (W) Joni Mitchell Covers mit Urs Vögeli Annina Salis/ 22.11. – Satoko Fujii Month Marathon Beat Blaser 06.12. – McCoy Tyner 80 29.12. 22.05 Late Night Jazz Beat Blaser 20.12. – In Memoriam 2018 www.jazznmore.ch RTS Espace 2 Mo-Fr 106.00-18.00, SRF 2 Kultur Vorabend jeden Montag von 22:40h bis 24:00h: www.jazznmore.ch émission JazzZ mit Yvan Ischer und Ivor Malherbe www.jazznmore.ch www.jazznmore.ch Radio.fr WOP BOP A LOO BOP jeden Montag von 20 - 23 Uhr auf Radio fr. BLUES SPECIALAls Livestream und als Podcast auf www.radiofr.ch

­102 JAZZ

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 102 28.10.18 22:49 Showtime im Marians Jazzroom Dienstag – Donnerstag 1. Show: 19.30 Uhr, 2. Show: 21.30 Uhr Freitag und Samstag 1. Show: 19.30 Uhr, 2. Show: 22.00 Uhr

Jazz, Blues & Soul im legendären Marians Jazzroom

30. Oktober – 3. November 2018 RONNIE FOSTER Legendärer Funk & -Organist!

6. – 10. November 2018 DEE DANIELS QUARTET Vielseitige, gefragte und packende Sängerin!

13. – 17. November 2018 VANESSA RUBIN QUARTET Aussergewöhnliche, klassische Jazz-Sängerin!

20. – 24. November 2018 BYRON STRIPLING QUARTET Einer der mitreissendsten Trompeter des Traditional Jazz!

26. November 2018 11. – 15. Dezember 2018 MARIANS TRADITIONAL NIKKI & JULES Mitreissender Blues & Jazz mit dem gefragten JAZZBAND Quintett aus Frankreich! Zibelemärit-Special! Mitreissender Traditional Jazz vom Feinsten! 18. – 22. Dezember 2018 TINA BROWN & THE 27. November – 1. Dezember 2018 GOSPEL MESSENGERS DAMON FOWLER Authentischer Gospel & Spirituals mit der Swamp Blues und Roots mit dem aufsteigenden Sänger, umwerfenden Gruppe aus Chicago! Gitarristen und Lap-Steel-Gitarristen! 27. – 29. sowie am 31. Dezember 2018 4. – 8. Dezember 2018 AL COPLEY QUINTET FRANK VIGNOLA & THE Feuriger Swing, Boogie Woogie & Blues- JOHN DI MARTINO TRIO Jahreswechsel mit dem Publikumsliebling! Der beliebte Gitarrenvirtuose ist zurück mit neuem Trio! Tickets: www.starticket.ch Werden Sie Mitglied des JBC-Member-Clubs

Für CHF 350 (1 Person) bzw. CHF 450 (2 Personen) pro Jahr kommen Sie in den Genuss dieser Vorteile: - Gratiseintritt für 2 Personen zu allen regulären Konzerten, Ermässigungen Internationales Jazzfestival Bern - Gratiseintritt für 4 Personen zum exklusiven JBC-Member-Apéro (Konzert) am Samstag

Tickets: www.starticket.ch Informationen: www.mariansjazzroom.ch

JNM_06_18_96-104_Kon.indd 103 28.10.18 22:49 Cowboys From Hell Cowboys From

HIGHLIGHTS 08.11. JOHN SCOFIELD 17.11. STEVE COLEMAN 20.11. KALEIDOSCOPE STRING QUARTET 26.11. SLY & ROBBIE MEET NILS PETTER MOLVÆR & EIVIND AARSET 06.12. ANDREAS SCHAERER – LUCIANO BIONDINI 16.12. COWBOYS FROM HELL 17.12. DAVID HELBOCK’S RANDOM/CONTROL 27.12. ERIKA STUCKY 30.12. IIRO RANTALA 03.01. VALI MAYER: BASS SO LOW

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18_10_MoodsInserat_Jazznmore_210x297_V.indd 1 17.10.2018 14:42:52 JNM_06_18_96-104_Kon.indd 104 28.10.18 22:49