Bürogemeinschaft Bitparade
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02/2018 Kollaboratives Arbeiten mit Office-Suiten Titelthema Bürogemeinschaft Bitparade 26 Damit beim Austausch von Office-Dokumenten im Unternehmen alle Rädchen ineinandergreifen, buhlen inzwischen mehrere Anbieter von Office-Suiten mit Kollaborations-Features um Kunden. Cloud- oder On- Premise-Lösungen sollen die Arbeit im Team erleichtern. Erik Bärwaldt www.linux-magazin.de Arbeitsplatzrechnern keine Anwendun- gen installieren und betreuen, zugleich wartet de facto auf jedem modernen Computersystem ein Webbrowser. Als Nachteil schlägt eine potenziell geringere Zuverlässigkeit der Installation zu Buche: Fällt der Server aus, ist es nicht möglich, neue Dokumente anzulegen. Zusätzlich gibt es rein Cloud-basierte Programme, bei denen sowohl die Ap- plikationen als auch die Datenspeicher in der Cloud liegen. Der Vorteil: Server vor Ort zu installieren erweist sich we- gen der vielen Abhängigkeiten oft als umständlich und fehlerträchtig. Solche Clouddienste nutzen die Anwender hin- gegen als SaaS (Software as a Service, [2]). Dabei fällt die Installation einer Servervariante auf Systemen vor Ort weg © alphaspirit, 123RF © alphaspirit, (On Premise) – die Betreiber verwalten die Dienste komplett zentral. Dokumente im Unternehmen per E-Mail- Client-Server-Strukturen halten Daten, Anhang von Mitarbeiter zu Mitarbeiter die ein Team gemeinsam bearbeitet, Neuland zu schieben, das empfinden viele Team- auf einem Server vor. Auf den Clients worker heute zu Recht als „so 90er“. Kein tummeln sich die entsprechenden Appli- Geht es um das Bearbeiten von Texten, Wunder: Office-Suiten ermöglichen ganz kationen, die dank des Mapi-Protokolls Tabellen und Präsentationen, spielen neue Formen kooperativer Arbeit, oft (Messaging Application Programming Groupware-fähige Lösungen noch nicht über die Cloud- oder Vor-Ort-Server. Der Interface, [1]) die gemeinsame Arbeit an so eine Rolle wie bei traditionellen kolla- Artikel richtet seinen Blick auf den recht den Dokumenten ermöglichen. Software- borativen Aufgabenstellungen: Projekt- unübersichtlichen Markt, der sich hierzu seitig implementierte Groupware-Funk- management-, PIM- oder CRM-Systeme entwickelt hat. tionen erlauben es, die Daten simultan legen bereits länger den Fokus auf Ko- zu nutzen. Zu den Beispielen für solche operation – als Einzelplatzversionen gibt Konzepte Anwendungen zählen Terminkalender, es sie teilweise nicht mehr. Adressverwaltungen oder Projektma- Am Rückstand in Sachen Teamwork Wie kollaboratives Arbeiten in der Pra- nagement-Software. im Büro arbeiten jedoch speziell unter xis aussieht, dafür gibt es keinen ein- Beim anderen Ansatz halten Web-basierte Linux zahlreiche Anbieter. Sie liefern heitlichen Ansatz. Die unterschiedlichen Lösungen Daten wie auch kollaborative Office-Suiten aus, die fit für den Ein- Methoden spiegeln sich auch in den Softwarepakete zentral auf einem selbst satz in Arbeitsgruppen sind. Einer der IT-Infrastrukturen wider. Grundsätzlich betreuten Server vor. Die Anwender Knackpunkte dabei: Arbeiten Anwender lässt sich aber zwischen einer Client- greifen über einen Webbrowser auf den in Umgebungen mit einem Spektrum an und Server-basierten kollaborativen Ar- Dienst zu. Dieses Konzept punktet vor Betriebssystemen, sollen die Team-Funk- beitsumgebung und Web-basierter Zu- allem mit einem geringeren administra- tionen nicht nur einfach sein. Mitarbeiter sammenarbeit unterscheiden. tiven Aufwand: Admins müssen auf den wollen auch ohne Umstände Dateien mit 02/2018 Titelthema ihren Kollegen tauschen. Beim Konvertie- ren zwischen den Dateiformaten wollen sie nicht auf Qualität verzichten. E Collabora Online Bitparade Hinter dem Team-orientierten Namen Collabora Online (Abbildung 1) verbirgt 27 sich ein alter Bekannter: Bei der Enter- prise-Office-Lösung aus Cambridge in Großbritannien [8] handelt es sich um ein angepasstes Libre Office, Entwickler www.linux-magazin.de haben es für die Arbeit in der Cloud auf einem Server modifiziert. Collabora Online genießt Langzeitunter- stützung und ist plattformübergreifend erhältlich. Kostenpflichtige Supportleis- tungen gewährt der Hersteller über ver- schiedene Servicepartner weltweit. Da- rüber hinaus bieten die Briten mit der Collabora Online Development Edition (Code) eine weitere vom Collabora Office Core abgeleitete Lösung für Teamarbeit an, die ebenfalls Web-basiert arbeitet. Abbildung 1: Ein funktionell abgespecktes Libre Office mit Teamwork-Komponenten ist Collabora Online. Letztlich erlauben beide Varianten ihren Nutzern, Dokumente auf den Clients im komplette Office-Suite an. Sie glänzt im pakete und Hilfetexte. Weitere Varianten Webbrowser anzulegen und zu bearbei- Vergleich zum freien Original primär für andere Systeme stellt Collabora nicht ten. Das klappt, ohne dass die User die mit Verbesserungen an den Konvertie- zum Download bereit [11]. Office-Suite lokal auf den Desktop-Syste- rungsfiltern, wandelt also Dokumente men installieren müssen. besser in verschiedene Formate um. Funktionsmonster Die Development Edition ist jedoch im Derzeit steht Version 5.1 in einem gut Gegensatz zu Collabora Online von eher 680 MByte umfassenden Debian-Paket Im Vergleich zu einem lokal installierten experimentellem Charakter. Die Firma für 64-Bit-Hardware bereit. Interessierte Office-Paket bieten die Online-Varianten empfiehlt sie daher auch nicht für den stoßen zudem auf zusätzliche Sprach- einen deutlich verringerten Funktions- produktiven Einsatz in Unternehmen. Sie steht als Docker-Image für den Einsatz im Bemerkenswert Heimbüro bereit und dient eher zu Test- Neben herkömmlichen Groupware-Office-Sui- sie in einer Desktop-Variante, deren effektive zwecken [9]. Wer die beiden Pakete nut- ten, die das gesamte Spektrum der Büroarbeit Nutzung jedoch ein kommerzielles Konto beim zen möchte, braucht als Voraussetzung mit Texten, Tabellen und Präsentationen abde- Software-Entwickler erfordert. Die Texte las- eine Owncloud-, Nextcloud-, Pydio- oder cken, unterstützt Linux noch mehrere kleine sen sich Cloud-basiert und in verschlüsselter Seafile-Infrastruktur. Projekte, die Teilaufgaben lösen. Form auf den Servern des Herstellers ablegen. Als drittes Paket vertreibt die Firma die Besonders hervorzuheben sind dabei Etherpad Auf diese Weise machen Nutzer sie auch ande- Collabora Cloudsuite. Die stellt eine Kom- Lite [3] und Ethercalc [4]. Sie widmen sich ren Anwendern zugänglich. bination aus Online- und Desktop-Editor der kollaborativen Arbeit mit Texten und Ta- Prezi [6] ist eine in der neuen Version auf dar. Sie beinhaltet eine lokale Installation bellen. Beide Projekte arbeiten plattformüber- HTML 5 aufbauende und bei Anwendern recht von Collabora Office in Verbindung mit greifend und Web-basiert. Sie legen die ein- beliebte Online-Präsentationssoftware. Sie der Cloudvariante. So macht sie Doku- zelnen Texte oder Tabellen in Pads auf einem stellt ein virtuelles Whiteboard bereit und er- mente am Arbeitsplatz verfügbar und Webserver ab. Jeder Nutzer, der die jeweilige laubt den Zugriff von bis zu zehn Benutzern. schiebt sie simultan auf Smartphones URL kennt, kann an dem Text mitarbeiten. Die Die Software ist kostenpflichtig im Abonne- oder Tablets. Für die Cloudsuite gibt es Beiträge der unterschiedlichen Nutzer heben ment erhältlich und bietet keine nativen Linux- ebenfalls eine Demo [10]. diese Programme farblich hervor. So geht auch Applikationen zum lokalen Bearbeiten oder bei mehreren Anwendern, die simultan an ei- Abspielen von Präsentationen. nem Text oder einer Tabelle arbeiten, nicht der Dafür gibt es Sozi [7], ein freies Plugin für Offline Überblick verloren. Inkscape, das Prezi in seiner Funktion stark Die Software Celtx [5] gestattet kollaborati- ähnelt. Es benötigt jedoch im Gegensatz zu Für den Einsatz ohne Server bietet der ves Arbeiten an Drehbüchern und schießt sich älteren Prezi-Varianten nicht Adobes Flash- Hersteller mit Collabora Office außer- somit auf die Medienproduktion ein. Es gibt Technologie, sondern generiert SVG-Grafiken. dem eine auf Libre Office basierende 02/2018 Titelthema Bitparade 28 www.linux-magazin.de Abbildung 2: Im rechten Fensterbereich sieht der Anwender alle wichtigen Daten zum Bearbeitungsstand eines Dokuments. umfang in allen Bereichen an. Entspre- in allen Dokumenten über »Einfügen | Zugleich präsentiert das Online-Office chen die Editiermöglichkeiten auch bei Kommentar«. In einem Extrafenster gibt ihm diese Funktionen in der Listenan- anspruchsvollen Layouts noch weitge- er dann einen kurzen Kommentar ein, sicht am rechten Bildschirmrand, wo ein hend denen eines Libre Office, muss sich der nach einem Klick auf »Speichern« per Mausklick aufklappender Bereich der User bei den Formatieroptionen stark im Hauptfenster rechts vom eigentlichen wartet. So sieht er sofort alle relevanten einschränken. Dokument auftaucht. Die Kommentare Daten zum Bearbeitungsstand des aktu- Als Papierformate akzeptieren die On- der verschiedenen Mitarbeiter erscheinen ellen Dokuments (Abbildung 2), ohne line-Varianten lediglich DIN A4 und A5 alle untereinander. Das erlaubt es, ähn- sich durch unübersichtliche Menü-Hier- sowie die amerikanischen Letter- und lich wie bei der Kommentarfunktion von archien klicken zu müssen. Legal-Größen. Auch das Formatieren ein- offline genutzten Office-Paketen, Anmer- gefügter Tabellen stößt schnell an Gren- kungen leicht dem zugehörigen Kontext E Google Docs zen. Bei den Import- und Exportformaten im Dokument zuzuordnen. fehlen einige der weniger gebräuchlichen Änderungen in den Dokumenten verfolgt Suchmaschinenriese Google verwebt sein Dateiformate. Ein User kann Dokumente