100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. 3

Inhaltsverzeichnis

04 Vorwort Breitensport 96 Mastersrudern 06 Grußworte 52 Facetten des Wanderruderns 104 Ruderfreundschaft mit dem 12 Rückblick auf 100 Jahre 58 Geesthachter Herbstregatta Meißner Ruderclub „Neptun“ 30 Ehrenmitglieder 64 Freitagssportler 110 Dank an Förderer 31 Vorsitzende von 1912 bis 2012 111 Projektgruppe 100-Jahr-Feier 32 Vereinsleben 66 Leistungsrudern 68 Eichkranz-Achter 1963 Kinder- und Jugendrudern 72 Die (Ruder-)Zwillinge Mira 38 Ein Querschnitt und Sonja van Daelen 44 Ruderjugend im Wettkampf 84 Daniel Holert 92 Jahrgangsmeisterschaften 4 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Vorwort

Neben der Gestaltung des Festaktes und des Rahmenprogramms sowie der Planung des Budgets war die Erstellung einer Festschrift einer der Arbeitsschwerpunkte, den sich die „Projektgruppe 100-Jahr-Feier“ im Februar 2011 gesetzt hat.

Gestellt von gegenwärtigen aktiven und fördernden Mitgliedern, von ehemaligen Mitgliedern und Freunden des Vereins, aus dem Nach- lass verstorbener Mitglieder sowie ergänzt aus weiteren Quellen stand schließlich eine Fülle an Materialien zur Verfügung. Lothar Kokoschka Zeitzeugen konnten befragt werden. Persönliche Textbeiträge zu ein- zelnen Aspekten des Vereinsgeschehens sorgten für sprachliche Viel- falt. Soweit hierbei eine redaktionelle Bearbeitung erfolgte, wurde auf Beibehaltung der grund- sätzlichen Darstellungen Wert gelegt.

Die daraus entstandene, hier vorliegende Festschrift kann natürlich nicht in umfassendem Sinne hundert Jahre Vereinsgeschichte dokumentieren. Wenn sie hier und da beim Leser selbst Erlebtes in Erinnerung ruft, jüngeren Generationen vermitteln hilft, dass nur eine funktionie- rende Gemeinschaft das Bestehende bewahren und die Zukunft sichern kann, und wenn sich der externe Leser ein treffendes Bild über die Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. machen kann – dann hat die Schrift ihren Zweck erfüllt.

Ich danke an dieser Stelle allen, die direkt oder indirekt zu deren Zustandekommen ihren Bei- trag geleistet haben. Genannt seien hier besonders Helmuth Wagner als Verantwortlicher der Arbeitsgruppe Festschrift und Hans-Georg Priesmeyer u.a. für das arbeitsintensive Einscannen und Bearbeiten der vielen Fotos als Vorbereitung für die grafische Gestaltung der Festschrift.

Vorsitzender des Vorstands 5 6 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Grußworte

Liebe Sportlerinnen und Sportler, liebe Gäste, die Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. kann in diesem Jahr auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Zu diesem Jubiläum gratulie- ren wir der Gruppe und seinen Mitgliedern im Namen der Stadt Geesthacht recht herzlich.

Peter Groh Dr. Volker Manow Rudern – eine Sportart für Jung und Alt, für Bürgervorsteher Bürgermeister Mann und Frau. In verschiedenen Arten, wie z.B. dem Fitnessrudern oder dem Wanderrudern bie- tet die Rudergruppe eigentlich für jeden eine angemessene Betätigung, unabhängig von dem eigenen Lebensalter und dem Stand der körperlichen Fitness. Rudern kann man auch fast das ganze Jahr über, nur einige Naturgewalten zwingen die Sportlerinnen und Sportler zu einer Pause. Doch selbst dann kann mit dem Indoor-Rudern Abhilfe geschaffen werden. Rudern ist eine Ganzkörper-Sportart und erfordert unter anderem Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer und Teamgeist. Ein sehr schöner positiver Aspekt des Rudersports ist, dass dieser Sport im Einklang mit der Natur ausgeübt werden und man von der Wasserseite aus ganz viele neue Eindrücke über seine Umgebung und die Natur gewinnen kann. Auch kann man Rudern als Einzelkämp- fer im Einer oder als Mannschaftssport z.B. im Achter ausüben, je nachdem, für welche Boots- klasse man sich entscheidet und was einem persönlich am meisten zusagt.

Ein wichtiger Teil der Arbeit wird auch in der Jugendförderung gesehen. Diese Arbeit hat sich schon oft als erfolgreich erwiesen und einige Talente haben auf Landesebene als auch auf nationaler oder internationaler Ebene Erfolge erzielt. Wir hoffen, dass es weiterhin gelingen wird, junge Menschen für diesen Sport zu begeistern, Talente zu erkennen und diese erfolg- reich zu fördern. 7

Die Rudergruppe trifft sich jedoch nicht nur zum Training oder zum Wettkampf, auch viele gesellige Stunden verbringen die Mitglieder miteinander, und so werden nicht nur auf sport- licher Ebene Freundschaften und Verbindungen geknüpft.

Unser Dank gilt all den Personen, die die Rudergruppe geleitet haben, dem Vorstand, allen Trainern und allen anderen, die sich uneigennutzig in den Dienst der Rudergruppe und damit auch der Allgemeinheit gestellt haben.

Wir wünschen der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. eine gute und erfolgreiche Zukunft.

Peter Groh Dr. Volker Manow Bürgervorsteher Bürgermeister 8 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Grußwort zum 100jährigen Bestehen der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Zum 100 jährigen Bestehen möchte ich der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. im Namen aller Verbandsvereine und auch des Präsidiums des Deutschen Ruderverbandes meine herzliche Gratulation aussprechen und beste Grüße übermitteln.

Ein hundertjähriges Bestehen gibt Zeugnis davon, dass in der Rudergruppe Geesthacht Siegfried Kaidel von 1912 e.V. eine engagierte und gute Vereinsarbeit geleistet wurde und wird. Trotz gro- Vorsitzender des Deutschen ßer sozialer und politischer Veränderungen ist der Verein nach wie vor ein Fundamt des Ruderverbandes Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Der Weg von der am 1.Oktober 1912 gegrün- deten Ruderabteilung des Turnspielvereins Geesthacht („Rudergruppe des T.S.V. Geesthacht“) bis zur heutigen Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. zeigt eine stetige Weiterentwicklung des Rudersports in Geesthacht auf.

Die Vielfalt unseres schönen Rudersports spiegelt sich in der Angebotsvielfalt der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. wider. Freizeit- und Leistungsruderer finden gleichermaßen gute Trainingsbedingungen und fühlen sich im Bootshaus direkt am Stromkilometer 583 der Elbe sehr wohl. Auch in den Bereichen des Frauen-, Master- und Jugendruderns sind schon frühzeitig entscheidende Aktivitäten aufgenommen worden. Die Rudergruppe Geest- hacht von 1912 e.V. erfreut sich ebenfalls, neben den vielen sportlichen Veranstaltungen, einer steten Geselligkeit in seinem Klubhaus.

Nach 100 Jahren geht der Blick natürlich auch in die Zukunft und mit der Ausrichtung des Vereins ist eine gute Weichenstellung erzielt. Gerade in der schnelllebigen Zeit unserer Tage gilt es, bei aller Bereitschaft zur Weiter- entwicklung, die stabile Basis einer guten Tradition zu bewahren.

Mit Ihrer Unterstützung leisten Sie, liebe Mitglieder der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. einen unschätz- baren Beitrag für die Entwicklung Ihres Vereins. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen im Namen aller Mitglieder des Deutschen Ruderverbandes die Fortsetzung Ihrer erfolgreichen Arbeit.

Grafenrheinfeld, im Juli 2012

Siegfried Kaidel Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes 9

Grußwort des Kreissportverbandes Herzogtum Lauenburg e. V.

100 Jahre Rudersport mit der Geesthachter Rudergruppe, dies Ereignis, diese Geburtstag wollen wir heute feiern. Im Namen des Kreissportverbandes Herzogtum Lauenburg e. V. spreche ich der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e. V. meine besten Glückwünsche aus.

Ihr Wirken für die Ruderer in und um Geesthacht wird von allen Seiten anerkannt und Detlef Rodust geschätzt. Ihr Jubiläum zeigt, wie stabil ein Traditionsverein auch nach 100 Jahren sein 1. Vorsitzender kann.

Eine Auswahl von Rudermöglichkeiten, wie das Feierabendrudern, das Wanderrudern, das Master- und Leistungs- rudern oder auch das Indoorrudern hat Ihr Verein im Angebot. Dies zeugt von Flexibilität in einer sich unentwegt wandelnden Zeit. Stolze 140 Mitglieder von jung bis alt bestätigen dies.

Die Rudergruppe gibt all denen ein Zuhause, die sich dem Rudersport verschrieben haben sowie die besondere Tradition einer solchen Vereinigung und die Geselligkeit gerne pflegen. Die Ruderer in Geesthacht vereinen ganze Generationen unter einem Dach: Rudern ist ein Sport für jedes Alter.

Aber auch der sportliche Ehrgeiz steht bei Ihnen im Vordergrund. Eine ganze Reihe von Titeln und viele gewon- nene Wettkämpfe in all den Jahren zeugen davon. Unterstützt wird dies durch eine gute Vereinsführung, die es nie versäumt hat, durch neue Sportanlagen und immer modernes Sportgerät den Sportbetrieb voranzubringen.

Wir nehmen dies Jubiläum zum Anlass, uns bei all jenen zu bedanken, die ihre Freizeit und ihr Können dem Verein gewidmet haben, um dies schöne Fest begehen zu können. Unser Dank gilt den zahlreichen Männern und Frauen, die sich ehrenamtlich für den Verein einsetzen, den engagierten Übungsleitern und Trainern des Vereins, seinen Sportlern und nicht zuletzt allen Familien, die die Aktivitäten im Verein mit großem Engagement unterstützt haben.

Der Kreissportverband Herzogtum Lauenburg gratuliert der großen Ruderfamilie zu diesem besonderen Jubiläum und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Detlef Rodust 1. Vorsitzender 10 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Grußwort des Ruderverbandes Schleswig-Holstein e.V. zum 100-jährigen Jubiläum der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. Der Ruderverband Schleswig-Holstein und seine Mitgliedsvereine freuen sich über das 100-jährige Jubiläum der Rudergruppe Geest- hacht von 1912 e.V. und gratulieren sehr herzlich zu diesem beson- deren Ereignis. 100 Jahre wird die Rudergruppe Geesthacht durch Reinhart Grahn ehrenamtliches Engagement geleitet, stellvertretend für alle Vorstands- Vorsitzender Ruderverband mitglieder der Vereinsgeschichte sprechen wir dem derzeitigen Vorsit- Schleswig-Holstein zenden, Lothar Kokoschka, und seiner Crew unseren besonderen Dank für diese Leistung aus.

Die Wurzeln des Vereins bildet der Freizeitsport. Junge Lehrer aus dem Thüringischen waren von der Elbe so fasziniert, dass sie beschlossen, den Strom nicht unnütz an Geesthacht vor- beifließen zu lassen, sondern ihn mit Sportbooten zu beleben. Das Ruderrevier ist abwechs- lungsreich und vielseitig nutzbar. Sonntagsfahrten flussauf- und flussabwärts, Wanderfahrten in den niedersächsischen, schleswig-holsteinischen und in den Hamburger Raum werden vom Bootshaus gestartet. So können die Mitglieder der Rudergruppe Geesthacht in erlebnisreicher Flussland-schaft unseren äußerst gesunden Rudersport ausüben.

Als zweite Säule des Vereins kam sehr schnell die Geselligkeit hinzu. Die Rudergruppe pflegt ihr Vereinsleben im Laufe des Jahres mit Festen und Zusammenkünften mit Tradition: Som- mer- und Wintersonnenwendfeuer, Damen und Herrenabende mit festlichem Essen und inter- nen Spielabenden. 11

Angesichts der schwierigen Umfeldbedingungen sind die leistungssportlichen Erfolge der Rudergruppe Geesthacht äußerst bemerkenswert. An erster Stelle sind natürlich die Zwillings- schwestern Sonja und Mira van Daelen zu nennen. Von 1997 bis 2001 nahmen sie ununter- brochen an den U23- bzw. A-Weltmeisterschaften teil. Ihre größ-ten Erfolge waren dabei der Sieg bei den U23-Weltmeisterschaften 1998 in Ioannina im Zweier ohne Steuermann und ihre Vizeweltmeisterschaft 1999 in St. Cathrines im ungesteuerten Vierer. Weitere Meilensteine in der leistungssportlichen Erfolgsgeschichte der Rudergruppe Geesthacht setze Daniel Holert mit seinen drei U23-WM Teilnahmen 2005, 2006 und 2007, wobei er zweimal U23-Vizewelt- meister im Achter wurde. Aktuell ließen die nationalen U17-Titel 2011 von Isa Harden und Larina Hillemann aufhorchen.

Die Rudergruppe Geesthacht bringt sich mit ihrem Vereinsmitglied Jutta Schapitz aktiv in die Vorstandsarbeit des Ruderverbandes Schleswig-Holstein ein. Unter der Leitung von Jutta Schapitz wurde ein Freizeitsportteam gegründet, das wesentliche Impulse im Freizeitsport und Vereinsservice im Ruderland Schleswig-Holstein setzt.

Der Ruderverband Schleswig-Holstein wünscht der Rudergruppe Geesthacht viel Erfolg im zweiten Jahrhundert der Vereinsgeschichte und der Vereinsführung immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel beim Steuern des Vereinsschiffes.

Reinhart Grahn Vorsitzender Ruderverband Schleswig-Holstein 12 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Rückblick auf 100 Jahre

die ersten 25 Jahre 13

Blick auf das Bootshaus am Uferweg der Achter „Rhein“ im Frühjahr 1921 auf der Frauen sind von Beginn an in der RGG aktiv Elbe, die heutige Elbuferstrasse Elbe vor Geesthacht

Der Vorsitzende des Geesthachter Turnspielvereins, Die Gründer und ersten Mitglieder sind die Herren Hell- Friedrich Zabel, hat im Frühjahr 1912 die Idee, die fritz, Henicke, Kipcke, Dr. Ritter, Roßteutscher, Rich. Vereinsaktivitäten auf die Elbe und den Wassersport Schmidt, W. Schulz, Svensson, Weseloh, Friedrich und auszudehnen. Dieser Vorschlag wird von den Damen Wilhelm Zabel sowie Fräulein E. Mohrmann – die spä- und Herren des TSV mit Begeisterung aufgenommen tere Frau Roßteutscher – und Frau Wensthoff. Erstes und umgehend von Friedrich Zabel und seinem Kol- Schülermitglied ist Paul Flügge. Paul Schmidt, damals legen Hermann Roßteutscher in die Tat umgesetzt. Es in der Klempnerlehre in Bergedorf, stößt einige Monate wird berichtet, dass die Kaufgesuche für ein geeignetes nach der Gründung zur der neuen Abteilung, deren Lei- Boot im Hamburger Fremdenblatt und in der Zeitschrift ter Hermann Roßteutscher wird. „Wassersport“ erfolglos waren. Vereinsunterlagen sind nur noch seit 1937 vorhanden. Zabel und Roßteutscher versuchen einen neuen Anlauf Sie liegen beim Registergericht in Lübeck. Dort findet bei dem Hamburger Ruder-Club Favorite Hammonia. sich auch ein Hinweis darauf, dass im Zuge der Neu- Dort haben sie mehr Glück, denn es wird ihnen ein Gig- ordnung des Großraumes Hamburg im Jahre 1937 die vierer in Aussicht gestellt. Akte RGG neu angelegt wurde. Seither verliert sich die Spur unserer Vereinsgründung. Am 1. Oktober 1912 – also gut ein halbes Jahr nach- dem die Idee geboren war – erfolgt die Gründung einer Ruderabteilung des Turnspielvereins mit dem Namen „Rudergruppe des T.S.V. Geesthacht.“ 14 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Pachtvertrag im Original Das Bootshaus in Blickrichtung Vor dem neuen Bootshaus 1922 (v.l.: Emil Krümmel Holert, E. Kröger, W. Schmidt, Willi Lenz, Reinhold Heinz, Willi Holert)

Das erste Boot der Ruderabteilung – der in Aussicht Drachen“ steht. Dieses Bootshaus muss im 1. Weltkrieg gestellte gebrauchte Gigvierer – trifft am 26. 0ktober dem Bau des Bahngleises nach Krümmel weichen. Der 1912 in Geesthacht ein und muss in der Veranda von Standort wird auf das Privatgrundstück des Nachbarn Petersens Hotel gelagert werden, weil es noch kein Hevecke verlegt. 1919 wird zwischen Herrn Hevecke Bootshaus gibt. und der RGG ein Pachtvertrag geschlossen.

Die Finanzierung stellen die Mitglieder durch „Sonder- In alten Berichten aus der Geschichte der RGG heißt es: beiträge“ sicher. Glücklich ist man darüber, dass sich „Bis Ende August 1914 wird frisch-fröhlich gerudert. auch ein Rennruderer vom Ludwigshafener Ruderverein Aber für das Jahr 1915 verzeichnet das Fahrtenbuch den Geesthachtern anschließt und den Anfängern die nur noch vier Fahrten, dann steht mit großer Schrift im technischen Feinheiten des Ruderns beibringt. Fahrtenbuch das eine Wort: KRlEG.“

Am 12. Mai 1913 beginnen dann die Ruderfahrten, an Am 28. Juli 1914 hatte der Erste Weltkrieg begonnen. denen auch schon eine ganze Reihe jüngerer Mitglieder teilnehmen können. Nach dem Krieg finden sich die Ruderer unter Hermann Roßteutscher schnell wieder zusammen. Dank des Das erste Bootshaus wird 1913 errichtet. Der Standort freundschaftlichen Verhältnisses zur Favorite-Hammo- war etwa dort, wo heute in der Grünanlage am Schiff- nia können von dort zwei neue Boote erworben werden, bauerweg in Richtung Krümmel die Plastik „Junge mit der Zweier „Trave“ sowie der Achter „Rhein“. 15

Im Jahr 1937 feiert die Rudergruppe ihr 25-jähriges Bestehen

In Hohnstorf angekommen

Die Anschaffung dieser Boote macht den Bau eines Dusche, die über eine Wassertonne auf dem Dach ver- größeren Bootshauses erforderlich. Dessen Standort sorgt wird. Und es kann zu Wohnzwecken genutzt war ebenfalls in Höhe der heutigen Grünanlage an der werden. Elbuferstraße. Die Ruderinnen und Ruderer im TSV bleiben eine Dieses 1922 eingeweihte Bootshaus wird in den fol- „Ruder-Gruppe“, bis im Jahre 1921 der selbstständige genden Jahren ständig umgebaut und erweitert, zuletzt Verein unter dem Namen Rudergruppe Geesthacht von unter Beteiligung der Mitglieder „Heini“ Kuchenbecker 1912 e.V. in das Vereinsregister beim Bergedorfer Amts- und Erich Wimmer 1956 / 57. Es bietet Umkleideräume, gericht eingetragen wird. Gleichzeitig ruft der Verein eine Damen- und Herrentoilette und eine provisorische seine Damenabteilung ins Leben. 16 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Gemischte Ruderteams sind seinerzeit nicht erlaubt. zwei Mannschaften der Geesthachter am Dauerrudern „Wenn Roßteutscher mitbekam, dass in unserem Boot auf der Alster. ein Mädchen saß, dann war der Deubel los“, erinnert sich einer der drei Söhne von Paul Schmidt, Eberhard, Der Beginn des dritten Jahrzehnts ist für den kleinen in späteren Jahren. Verein nicht leicht. Gute Rennruderer hatten aus beruf- lichen Gründen den Ort verlassen, und an Nachwuchs 1925 erringen die Geesthachter auf einer internen fehlt es fast völlig. „Nur die Damenabteilung rudert Regatta in Lauenburg ihren ersten Sieg. rege“, heißt in einem Bericht aus dieser Zeit.

1926 nehmen sie an der ersten Regatta des neu gegrün- In den folgenden Jahren gelingt es Hermann Roßteut- deten Regattaverbandes Unterelbe teil. 1927 veranstal- scher, vielen seiner Schülerinnen und Schüler in der tet die RGG anlässlich ihres 15. Stiftungsfestes ihre erste Rudergruppe eine Alternative zu den Organisationen eigene Regatta. der nationalsozialistischen Zeit zu bieten.

Zur Verbesserung der Rudertechnik wird 1928 auf dem Bernhard Sacks, Walter von Dein, Hermann, Wolfgang Grundstück des Vorsitzenden Hermann Roßteutscher und Eberhard Schmidt, die drei Söhne des Klempner- ein Ruderbecken gebaut. meisters Paul Schmidt, der über 50 Jahre Mitglied war, gehören zu den Kindern und Jugendlichen, die er für Schrift- und Bilddokumente aus den Zwanzigerjahren den Rudersport begeistern kann. Sie alle sind langjäh- geben Einblicke in ein gut organisiertes, reges Vereins- rige Vereinsmitglieder geblieben. leben. Es werden Kränzchen und Bälle veranstaltet. Auf der internen Regatta in Lauenburg 1935 kommt zum Die Verbindung zu befreundeten Hamburger Vereinen, ersten Mal ein Damenboot der RGG – ein Doppelzweier besonders der Favorite Hammonia, dem ebenso traditi- mit Steuerfrau – zu einem Sieg. onsreichen Ruder-Club Allemannia von 1866, und den benachbarten Lauenburgern, später auch den Boizen- 1936 macht die RGG zum ersten Mal Schlagzeilen burgern, wird durch gemeinsame Wanderfahrten und in der Presse: Der so genannte „Tiedemann-Vierer“ Treffen gepflegt. gewinnt gegen die hoch favorisierten Hamburger Ver- eine den „Hindenburg-Gedächtnis-Preis“, der bei einer Wanderrudern und Langstreckenrudern werden inten- Lang streckenregatta von Lauenburg nach Geesthacht siv gepflegt. Im Jahre 1926 nehmen drei RGG-Mitglie- zum dritten Mal ausgefahren wird. der an einer Neckar-Rhein-Wanderfahrt des AAC Ham- burg teil, und im Herbst 1928 beteiligen sich erstmalig 17

Eine Fahrt nach Artlenburg (1935)

Die Ergebnisse der Regatten aus Anlass des 25-jährigen Aus dem damaligen Fahrtenbuch geht hervor, dass das Bestehens der Rudergruppe finden sich in der „Geest- Rudern in den letzten Kriegsjahren nur sehr einge- hachter Zeitung“ vom 27. September 1937 (im Berge- schränkt möglich war. Disziplin, Eifer und Kraft für das dorfer Museum). Gäste aus Wittenberge, Boizenburg sportliche Geschehen im Verein hatten in den Kriegs- und Hamburg waren dabei. wirren verständlicherweise sehr nachgelassen.

Bearbeiter: H.-G. Priesmeyer 1945 gibt Hermann Roßteutscher das Amt des 1. Vorsit- zenden an Claus Knoop ab. Von 1937 bis 1962 Dessen erste Amtsjahre sind ganz dem Wiederaufbau Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind die Doku- der RGG gewidmet: Boote müssen wiederbeschafft, die mente spärlich. So ist vermerkt, dass ein Wassersport- Anordnungen der Militärregierung befolgt werden, und verein von der Rudergruppe übernommen wird. Mit viel man wartet auf die Freistellung des Vereinsvermögens. Liebe und Geduld bringen die „alten Hasen“ den Neu- Während des Krieges waren auch in Geesthacht lingen das Rudern auf dem Rollsitz bei. Dabei kommt Zwangsarbeiter, Verschleppte, Deportierte und Kriegs- ganz besonders das Ruderbecken, das auf dem Grund- gefangene zur Arbeit u. a. in den Rüstungsfabriken ein- stück des Vorsitzenden Roßteutscher gebaut worden gesetzt. Nach Kriegsende hatten freigelassene polni- war, zum Einsatz. sche Zwangsarbeiter das Bootshaus aufgebrochen und schwere Schäden angerichtet. Auch die Boote waren mit schweren Steinen zerstört worden. 18 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Anlegen am Pegel Geesthacht (etwa in Höhe des jetzigen Freibades)

Siegerurkunde von der Elbe Regatta im Jahr 1947

Ein klarer Sieg, wie ihn sich jeder wünscht

1946 ist alles soweit repariert, dass wieder ein Ruder- Die Jahre des Wiederaufbaus sind für die RGG mit dem betrieb stattfinden kann. Namen des langjährigen zweiten Vorsitzenden, Dr. Kurt Jens, verbunden. Er organisiert und leitet die Regatten. 1947, zum 35. Stiftungsfest, kann wieder eine eigene Bis in die Achtzigerjahre hilft er trotz seines schlechten Regatta ausgefahren werden. Es gibt Siege für die RGG Gesundheitszustandes mit Freude bei der Ausführung im Altherren-Gigboot und im Ersten und Zweiten Vierer. der jährlich stattfindenden Langstreckenregatta. Von da an führt die RGG fast in jedem Jahr bis in die Sechzigerjahre ihre eigene Regatta im Hafen oder im Der Vorsitzende Claus Knoop stirbt im Jahr 1950. Her- Schleusenkanal durch. mann Roßteutscher übernimmt daraufhin noch einmal für zwei Jahre den Vorsitz. 19

1952 wird Alfred Holert zum 1. Vorsitzenden gewählt. 1956 / 1957 wird die Elbuferstraße von Geesthacht nach Tesperhude gebaut. Um vom Bootshaus mit den Boo- In den Fünfzigerjahren nimmt das Interesse am Ruder- ten zur Elbe zu kommen, müssen ab diesem Zeitpunkt sport wieder zu, und es finden sich wieder junge Rude- nicht nur die Bahngleise, sondern auch die neu gebaute rinnen und Ruderer ein, die mit viel Freude bei der Straße überquert werden. Sache sind. 1961 wird der Kaufmann im Getränkehandel, Heinrich Es wird deutlich, dass neue Boote gebraucht werden, Dittmer, 1. Vorsitzender. dass das Bootshaus inzwischen zu klein ist, dass ein Begleitboot fürs Training benötigt wird. Und dass vor Unter ihm erfährt das Rennrudern einen enormen allen Dingen mehr Geld erforderlich wäre, um bundes- Aufschwung. weit den Anschluss zu halten. 1961 erringt eine von Dittmer trainierte Vierer-Mann- Trotz dieser Mängel ist der Ruderbetrieb unter den Trai- schaft mit Joachim Dubber, Jobst Zilles, Hans-Jürgen nern Seestädt und Preuss in den Fünfzigerjahren sehr Gehrmann und Rüdiger Henning auf einer DRV-Regatta lebendig. Es gibt eine Schüler-Rudergruppe des Gym- zum ersten Mal einen Sieg für die RGG. nasiums und eine der Realschule, und neue Boote wer- den angeschafft. 20 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Regattaleiter Dr. Kurt Jens Regatta im Geesthachter Hafen – die Steuerfrau: „Migge“ Knoop, auf Schlag: Frauen im Wettkampf Marlen Holert, dann Hille Schmeckthal, Hilke Lenz und Evi Lentzsch im Jahr 1955

1962 – zum fünfzigjährigen Jubiläum – bringt eine 1962, zum fünfzigjährigen Vereinsjubiläum, ist Grund- Mannschaft im gesteuerten Zweier mit Joachim Dubber, steinlegung der von dem Architekten Bruno Timm, Hans-Jürgen Gehrmann und Stm. Knut Meyer-Urban dem 2. Vorsitzenden, entworfenen Anlage. Am 06. Juni von einer DRV-Regatta in Hannover einen Sieg in der 1963 erfolgt die Einweihung des neuen „Ruderdorfes“, Seniorklasse nach Geesthacht. wie die ganze Anlage von einem langjährigen Mit- glied genannt wird. 125.000 DM hat das Bauvorhaben Noch unter dem Vorsitz von Alfred Holert waren Bemü- gekostet. hungen gelaufen, ein größeres Bootshaus näher am Wasser zu bauen. 1961 kann ein geeignetes Grundstück Dittmer kümmert sich nicht nur um die Ausbildung und am Edmundsthaler Bogen erworben werden. das Training der Rennruderer, den Bau und die Einrich- tung des neuen Hauses, die Gestaltung der Fünfzigjahr- Bearbeiter: H.-G. Priesmeyer feier, den Bau einer neuen Steganlage, er geht auch unkonventionelle Wege beim Schülerrudern. Schüler- gruppen des Gymnasiums und der Realschule werden Von 1962 bis 1987 in das Vereinsleben integriert.

Dank der Hilfe von Land, Kreis und Stadt entsteht Im Jahr 1968 übernimmt Fritz Sturm das Amt des 1. Vor- 1962 / 63 ein neues Klubhaus mit einer Bootshalle und sitzenden von Heinrich Dittmer. Sein Ziel ist es, das einem Anbau für eine Wachstation der DLRG, die sich Altherrenrudern und das Wanderrudern wieder mehr finanziell am Bau beteiligt. zu beleben. Das besondere an diesem Vorsitzenden: Er 21

Kommando „Steigt ein!“ Der siegreiche Zweier mit Steuermann Abriss des alten Bootshauses (vorn liegend) (v.li. Stm. Knut Meyer-Urban, Hans-Jürgen Gehrmann, Joachim Dubber)

hat nie in einem Ruderboot gesessen! „Ich schipperte das füllt eine dicke Akte und macht dem im Verein mit schon als Junge in einem Segelboot und dabei bin ich Behördenangelegenheiten betrauten Kassenwart Hel- geblieben“, verrät er dazu dem Reporter der Geesthach- muth Wagner eine Menge Arbeit. ter Zeitung. In fast den ganzen Siebzigerjahren sind Jugendliche 1970 bis 1973 ist wieder ein Lehrer, Klaus Hartz, Vor- mit ihren Trainern Klaus Hartz und Karl Heinz „Heini“ sitzender des Vereins. Kuchenbecker, zwei ehemaligen Trainingsleuten von Heinrich Dittmer, auf Regatten in ganz Deutschland zu Auf seine Inititive hin wird 1972 der Bau eines Tennis­ finden. platzes auf dem Grundstück hinter der Bootshalle angestrebt. Einem langwierigen und umfangreichen Von 1973 bis 1982 ist der Apotheker, Hornist in Orches- Antragsverfahren setzt erst der Innenminister als tern von Liebhabern klassischer Musik und begeisterte oberste Bauaufsichtsbehörde mit der Versagung der Regattaruderer Lothar Schumann 1. Vorsitzender. Genehmigung ein Ende. Von 1974 bis 2005 führt die Rudergruppe Geesthacht Im gleichen Jahr wird der Elbuferwanderweg angelegt. nach seiner Idee und unter seiner Regie jedes Jahr im Die Planung der Stadt Geesthacht sieht vor, den Weg Herbst eine Langstreckenregatta durch, an der viele elbseitig am Vereinsgrundstück vorbeizuführen. Sogar benachbarte Vereine teilnehmen. Nicht nur des guten eine Brücke über die Bucht wird angedacht. Die Umset- Kuchens wegen, den es nach gefahrenen Rennen im zung dieser Pläne kann aber abgewehrt werden. Auch Klubhaus gibt. 22 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Der erste Spatenstich für das neue Klubhaus Das Klubhaus ist fertig „Nordpfeil“ zu Wasser ist ein großes Ereignis (v.l.: H. Dittmer, Bruno Timm, Ilse Timm, Dr. Jens, Erich Wimmer)

Die Achtzigerjahre bringen bauliche Veränderungen mit Mit seinem Ingenieurwissen und praktischen Können sich. 1981 feiert die RGG die Einweihung eines Erwei- ist er bei den in seine Amtszeit fallenden verschiedenen terungsbaus der Bootshalle von 180 qm auf fast 300 qm. Bauvorhaben in seinem Element. Beispielgebend steht Der Bootspark war erfreulicherweise in den vergange- er für die von ihm in der Festschrift zum 75-jährigen nen Jahren sehr angewachsen. Besonders das Skiffru- Jubiläum 1987 getroffene Aussage: „Die Rudergruppe dern im Jugendbereich hatte stark zugenommen. lebt von der Gemeinschaft der Mitglieder, die sich, um rudern zu können, vielfältigen Verpflichtungen stellen: Erhard Hoffmann und Wolfgang Herrnkind hatten die Bau und Erhaltung von Klubhaus, Bootshalle, Stegan- komplette Planung und Installation der elektrischen lage, Pflege der Boote und des Hauses“. Anlagen übernommen. In Eigenarbeit unter Federführung von Klaus Hüttler Einen weiteren „Großauftrag“ in Sachen Elektrik bringt wird 1986 auf dem Gelände der ehemaligen Menzer- der Einbau einer Sauna in den dadurch kleiner werden- Werft eine schwimmfähige und damit grundsätzlich den Damen-Umkleideraum. hochwassersichere neue Steganlage gebaut, denn Eis und Hochwasser hatten die erste feste Anlage zerstört. 1982 übernimmt Hans-Otto Boie das Amt des 1. Vor-­ Das Entrosten der Schwimmkörper ist eine körperlich s­itzenden. schwere und äußerst staubige Angelegenheit. 23

So sah unsere Steganlage in den Jahren Hochwasser und Eisgang drücken den Gäste bei unserer 75-Jahrfeier im Jahr 1987 1960/61 noch aus neuen Steg bis auf Höhe des Klubhauses (15.01.1987)

Hans-Jürgen Koops macht sich mit Unterstützung sei- Von 1987 bis 2012 ner Söhne daran, unterhalb des Klubhauses die Rampe für den Steg herzustellen. Mit Vorschlaghammer und anderem Werkzeug werden Spundbohlen in den Unter- 1987 feiert die Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. grund eingerammt, die zuvor ausgehobene Baugrube ihren 75. Geburtstag. mit etwa sechs Kubikmeter Beton verfüllt. Das Fest wird in den eigenen Räumlichkeiten begangen. Als der nagelneue, schöne Steg dann Anfang 1987 bei Dazu müssen viele Helfer die Bootshalle herrichten. Mit Hochwasser und Eisgang doch – aus seiner Veranke- einer aufwändigen Grundreinigung wird begonnen, um rung gerissen – auf Höhe des Klubhauses liegt, moti- anschließend alles zu schmücken und das Gestühl für viert Jürgen Ponick die Mitglieder in seiner und ihrer den Kommers aufzustellen. Verzweiflung mit den Worten: „Es wird gearbeitet, bis auch der Rest wieder heil ist!“. Und von den Frauen Dank der guten Verbindung über Jürgen Ponick zum versorgt mit heißer Suppe, hat man den Schaden mit Kernkraftwerk Krümmel, seinem Arbeitgeber, werden vereinten Kräften wieder behoben. uns Stühle und Tische von dort kostenlos zur Verfügung gestellt. Ebenso kostenneutral hat uns eine dort tätige Bearbeiter: Lothar Kokoschka Gerüstbaufirma auf dem Platz zwischen Bootshalle und Klubhaus ein großes Zelt aufgestellt für den Fall, dass uns der Wettergott einen Streich spielen sollte, was Gott sei Dank nicht eintrifft. 24 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Viele weibliche Mitglieder treffen sich schon sehr früh Etwas später werden einheitliche Bestecke und Geschirr am Morgen des 29. August 1987, um Kanapees für den für sechzig Personen angeschafft, wofür allen Spendern Empfang vorzubereiten. Es ist eine gut gelaunte Gruppe sehr großer Dank gilt. Nun wird auch zum jeweils ersten um Gustel Boie, die trotz der vielen Arbeit auch ihren Mittwoch eines Monats das „Pizzaessen“ im Klubhaus Spaß hat. eingeführt.

Die Festveranstaltung mit einer beeindruckenden Fest- 1992 wird Ilse Meyn als erste Frau zur 1. Vorsitzenden rede von Heinrich Dittmer und anschließendem Sekt- gewählt. frühstück wird ein voller Erfolg, wie sich aus den Reak- tionen der Teilnehmer ablesen lässt. Eine Tombola mit Zuvor hat sie neben den Vorsitzenden Lothar Schumann, Verlosung gehört auch dazu. Viele Mitglieder kommen ihrem Bruder, sowie Hans-Otto Boie im geschäftsfüh- am Abend noch einmal zusammen, um in der zu einem renden Vorstand die Funktion der stellvertretenden Vor- „Festsaal“ mit Tischen und Stühlen sowie Sektbar und sitzenden inne. Büfett umgestalteten Bootshalle ausgiebig zu feiern und zu tanzen. Bei ihrem Eintritt in den Verein 1969 bringt Ilse Meyn Erfahrungen als Sportlehrerin mit. Die Sportart Rudern Dann wartet wieder der normale Vereinsalltag. ist ihr praktisch jedoch nicht vertraut. Das bleibt nicht so. Nach Sammlung der notwendigen Kenntnisse auch Im Klubraum wird 1989 der Kachelofen durch eine Gas- als Regatta- und Wanderruderin nutzt sie diese in Ver- zentralheizung ersetzt, mit der dann endlich auch die bindung mit ihren pädagogischen Fähigkeiten, um Duschräume geheizt werden können. Bis auf den von Anfang der Achtzigerjahre gemeinsam mit Sieglinde einer Fachfirma herzustellenden Gasanschluss führen Davids und Peter Rentel in die Ausbildung und das Trai- die Mitglieder sämtliche Gewerke in Eigenarbeit aus. ning der Kinder und Jugendlichen einzusteigen. Es wird Dafür werden im Einzelfall schon mal viele Urlaubstage eine erfolgreiche Zeit mit den Dank weiterer Mitstreiter geopfert. höchsten Mitgliederzahlen der Vereinsgeschichte (mehr als 175 Mitglieder). Die Frauen machen sich daran, den Klubraum neu zu gestalten. Viele fleißige Hände sorgen für neue Gardi- Der Klubraum wird immer schöner, denn er bekommt nen, Tischdecken und Lampen. In beige / braun, wie es einen neuen, von Jan Davids gebauten Tresen mit allem, in dieser Zeit modern ist und außerdem gut zur vorhan- was dazugehört. Das nun aus der – Dank Karin Ponicks denen Holztäfelung passt. Verhandlungsgeschick zu einem äußerst günstigen Preis erworbenen – roten Zapfanlage frisch gezapfte Bier schmeckt allen viel, viel besser.

25

Der nächste größere Umbau besteht 1996 in dem Anschluss des Klubhauses an die öffentliche Abwas- seranlage. Auch dies ist nur Dank vieler fleißiger Helfer zu schaffen. Endlich ist man die mit Geruchsproblemen verbundene Klärgrube los.

Nachdem die DLRG aus dem Anbau der Bootshalle aus- zieht, wird im Vorstand beschlossen, in den Räumlich- keiten den schon länger ersehnten Kraftraum einzurich- Ergometer mit Elbblick in unserem Fitnessraum „Muckibude“ ten. Nach vielen Um- und Einbauten durch Zaid Rieck, Paul Tüger, Manfred Wilkens und wieder Jürgen Ponick kann dieser im Jahr 2000 in Betrieb genommen werden. Für eine Erstausstattung werden die meisten Geräte aus der Auflösung des Fitnessraumes des KKW Krümmel übernommen. In späteren Jahren ergänzt durch Rude- Lothar Kokoschka, in der Geesthachter Stadtverwal- rergometer, Rudersimulatoren und ein Gerät zur Stär- tung Grundsatzsachbearbeiter für Betriebswirtschaft kung der Arm- und Beinmuskulatur. Zum Teil gespendet mit dem Spezialgebiet Kostenrechnung, wird zum Vor- von „Heini“ Kuchenbecker. sitzenden des Vorstandes mit den Aufgabenbereichen Vereinsverwaltung, Organisation, Repräsentation und Und der zivilisatorische Fortschritt in der RGG macht Öffentlichkeitsarbeit gewählt. In den Sechzigerjahren nicht Halt. Die Nutzung des früher auf dem heutigen erfolgreicher Regattaruderer, ist er seit 2001 regelmä- Parkplatz aufgestellten Flüssiggasbehälters wird aus ßig als Mastersruderer aktiv. Sicherheits- und Kostengründen aufgegeben und durch einen Anschluss an das Erdgasnetz ersetzt. An einem Wochenende Mitte September 2008 geht die Rudergruppe Geesthacht „fremd“! 2002 gibt sich der Verein eine neue Struktur. Es gibt jetzt einen Vereinsrat, dem vier von der Mitgliederver- Die Stadt Geesthacht veranstaltet anstelle des bisher sammlung zu wählende, gleichberechtigt geschäfts- in der Innenstadt durchgeführten Stadtfestes nun ein führende Vorstände für die Bereiche Vorstandsvorsitz, Elbfest mit Musik, Spiel, Spaß und Sport für die ganze Finanzen, Sport und Technik sowie von diesen berufene Familie. Die Attraktion im Bereich Sport ist ein von der Fachbeiräte (die früheren „Warte“) angehören. Dazu „Lauenburgischen Landeszeitung“ im Hafenbecken gehört auch der aus deren eigenen Reihen gewählte präsentiertes zweitägiges Drachenbootrennen über die Vertreter der Vereinsjugend. 26 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Rowing Dragons im Rennen

Distanzen von 200 m und 50 m. Es haben 26 Freizeit- Teams gemeldet. Bei jeder Wettfahrt treten zwei Boote gegeneinander an. Die besten acht erreichen das Vier- telfinale, in dem nach dem K.O.-System die Endlaufteil- nehmer ermittelt werden. Das gemischte RGG-Team aus Frauen und Männern, Jung und Alt, erkämpft sich den Platz im Endlauf der Langstrecke und siegt dort gegen eine reine Männertruppe der Firma Fette aus dem Nach- barort Schwarzenbek. Damit ist sie qualifiziert für das große Finale über 200 m gegen das Siegerboot über die kurze Distanz. Es wird die Fette-Truppe. Die erwischt den schnelleren Start und kann einen knappen Vor- sprung ins Ziel retten. Noch 10 m mehr, dann ... Es hat Spaß gemacht, und einen Pokal als Langstreckensieger darf man auch mit nach Hause nehmen. Wir machen 2010 wieder mit!

Das Jahr 2009 wird sehr arbeitsintensiv. 27

Die elbseitige Front des Klubhauses Viele Hände haben mitgeholfen, unser Klubhaus zu erhalten während der Sanierung

In mehreren Sitzungen des Vereinsrates reifen die Über- Nachdem entschieden ist, dass die dunkle Deckenver- legung und der Entschluss, statt einer ursprünglich kleidung im Klubraum durch eine helle ersetzt wird, ent- angedachten Sanierung einzelner Elemente im Fens- wickeln Susanne Müller, Karin Ponick und Dörte Grandt terbereich des Klubhauses gleich den „großen Wurf“ Vorstellungen für eine weitere Modernisierung. Kon- zu wagen, und eine „Runderneuerung“ durchzuführen. kret: Auch die Wände werden weitgehend hell gehalten, neue Deckenlampen mit modernem Design angeschafft. Erhard Hoffmann als zuständiger Vorstand Technik Eine Schrankwand zur Aufnahme des Geschirrs und von und sein Vorgänger im Amt, Jürgen Ponick, beraten Unterlagen des Vereinsrates wird passgerecht aufge- sich intensiv mit einer Fachfirma und bereiten die Auf- stellt. Vor Ort selbst genähte Vorhänge sorgen ebenfalls tragsvergabe vor. Diese umfasst letztlich die Erneue- für eine aufgehellte Atmosphäre. rung der gesamten Fensterfront, die Wärmeisolierung der Decke sowie den Austausch der Eingangsfassade Neben der Bauleitung und Arbeiten in allen Bereichen des Klubhauses. Während der Bauphase drängt es sich übernimmt Erhard Hoffmann zusätzlich die fachge- dann auf, auch die zunächst verschobene Erneuerung rechte Ausführung elektrischer Installationen. Unter- des Daches gleich mit zu realisieren. Und schließlich stützung erhält er von insgesamt 33 Helferinnen und gibt es einen neuen Belag sowie eine neue Verkleidung Helfern, die für Arbeiten am Fundament 376 Stunden für den Balkon. und für Arbeiten am Klubhaus 594 Arbeitsstunden leis- ten. Mit den rd. 1000 ehrenamtlich geleisteten Stun- den zeigen die meist schon in reifem Alter befindlichen Mitglieder nicht nur bis manchmal an die Grenze der 28 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Belastung gehenden manuellen Einsatz, sondern es Für die Kinder und Jugendlichen ist dies mittlerweile in werden auch wertmäßig im fünfstelligen Euro-Bereich der Zeit von Oktober bis April Pflicht. Den Erwachsenen liegende Leistungen erbracht. ist es wärmstens empfohlen, zumal die von manchen gehegte Befürchtung einer Einschränkung der Bewe- Mit über 20 bis zu rd. 100 Stunden sind daran insbeson- gungsfreiheit wirklich keine berechtigte Grundlage hat. dere Friedhelm Bendlage, Hans-Otto Boie, Jan Eckhard Davids, Manfred Hempel, Karl Heinz „Heini“ Kuchenbe- Die Fenster in den Umkleide- und Duschräumen werden cker, Rolf Piehl, Karin und Jürgen Ponick, Helga Riebow, komplett erneuert. Der Herren-Umkleideraum erhält Paul Tüger und Helmuth Wagner beteiligt. 163 Stun- eine neue Wandverkleidung, der Duschraum wird neu den stehen allein für Erhard Hoffmann selbst zu Buche, gefliest. Die Spender Manfred Wilkens und „Heini“ wobei alle in der Organisation aufgelaufenen Zeiten gar Kuchenbecker führen die Arbeiten überwiegend selbst nicht mal erfasst sind. durch.

Angefallene Kosten: rd. 67.000 Euro. Finanziert über die In die Bootshalle hält in Form des elektronischen Fahr- Bausparkasse sowie mit Zuschüssen der überörtlichen tenbuches moderne Technik Einzug. Nach normalen Sportverbände und der Stadt Geesthacht. anfänglichen Schwierigkeiten haben sich alle Ruder- freundinnen und Ruderfreunde damit arrangiert. Die elektrische Beheizung des Kraftraums ist zu kost- enträchtig und auch nicht optimal, weshalb in weiterer Im Februar 2011 wird zur Vorbereitung der 100-Jahr- Eigenleistung mit fachlichem Rat eines Heizungsbau- Feier der RGG eine im wesentllichen aus dem Vereins- meisters eine Rohrleitung von der Heizungsanlage im rat bestehende und durch Helmuth Wagner und Hans- Klubhaus zum Kraftraum verlegt wird. Den Einsatz von Georg Priesmeyer verstärkte Projektgruppe gebildet. In viel Muskelkraft unterstützt das Mitglied Volker Schulz einem Projektplan werden Meilensteine benannt, die durch den Einsatz eines Baggers und Rüttlers. auf dem Weg zu einem Gelingen der Feier zu erreichen sind. Vier Arbeitgruppen befassen sich mit den The- Ein wichtiges Thema dieser Jahre ist regelmäßig die men Festakt, Rahmenprogramm, Festschrift und Bud- Sicherheit auf dem Wasser, und hier insbesondere die get. In monatlichen Treffen wird besprochen, inwieweit Anschaffung und die Benutzung von Rettungswesten. gestellte Aufgaben umgesetzt sind. Finanziert aus Spenden des Rotary-Club Geesthacht – Hohes Elbufer sowie einzelner Mitglieder gibt es inzwi- Alles, was im Jahr 2012 im Verein geschieht, steht unter schen eine für drei Vierer-Besatzungen ausreichende dem Eindruck der Zahl „100 “. Ausstattung mit solchen Westen, die sowohl von Kin- dern und Jugendlichen als auch von Erwachsenen ange- Die Fensterfronten des Klubhauses sind umlaufend mit legt werden können. Zahlen aus vereinsfarbenem Kartonpapier versehen. Und auf der Glasfront des Eingangsbereichs ist für 29

Der neue „GeestAchter“ wird zu Wasser getragen (Anrudern am 15. April 2012)

jeden Passanten gut sichtbar, warum das so ist. „100 Die Taufe führt das jüngste Mitglied Sophiya Hara- Jahre RGG 1912 – 2012“, ist da großbuchstabig zu lesen. mus durch auf den den Namen „GeestAchter“. Eine gemischte Juniorenmannschaft hat anschließend das Vor hundert Jahren wurde die Rudergruppe Geesthacht Vergnügen der Teilnahme an der Jungfernfahrt. von 1912 e.V. gegründet! Und es gibt noch weiteren Zuwachs im Bootsbestand. Zum Anrudern Mitte April 2012 hat die RGG wieder Unser Ehrenmitglied und Vorstand Sport Karl Heinz einen Achter. „Heini“ Kuchenbecker erwirbt von einem anderen Mit- glied den privat gefahrenen Einer und schenkt ihn dem Wie der Spender berichtet, war dieser Achter im Jahr Verein, ganz im Sinne des Vereinszwecks, zur weiteren 1988 von der VEB-Yachtwerft Berlin in Kompositbau- Nutzung im Jugendrudern. weise gebaut worden für die damaligen Ruderer der international sehr erfolgreichen Nationalmannschaft Wie von den Vereinsgründern gewollt, haben die Mit- der DDR. glieder auch im 100sten Jahr „die Elbe nicht ungenutzt an Geesthacht vorbeifließen lassen“. Über mittlerweile Gespendet hat das Boot einschl. neuer Rollschienen, mehr als drei Generationen üben sie auf diesem schö- Rollsitze und Ruderschuhe der Inhaber der weltweit nen, durch Witterungseinflüsse oder zunehmendem agierenden Geesthachter Firma Schröder Ser- Schiffsverkehr manchmal auch schwierigen Revier vice, unser Mitglied Ronald Schröder. In einer seiner unseren wunderbaren Sport aus. Werkhallen haben mehrere Mitglieder mit seiner Unter- stützung das gebrauchte Boot überholt und mit einem neuen Schutzanstrich versehen. Autoren: Lothar Kokoschka, Karin Ponick 30 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Ehrenmitglieder

Hermann Schmidt † Wolfgang Schmidt Karl Heinz „Heini“ Joachim Dubber Knut Meyer-Urban Mitglied seit 1933 Mitglied seit 1946 Kuchenbecker Mitglied seit 1959 Mitglied seit 1962 Mitglied seit 1954 31

Unsere Vorsitzenden

Hermann Roßteutscher Claus Knoop Alfred Holert Heinrich Dittmer Fritz Sturm 1912 – 1945 und 1945 – 1950 1952 – 1961 1961 – 1968 1968 – 1970 1950 – 1952

Klaus Hartz Lothar Schumann Hans-Otto Boie Ilse Meyn Lothar Kokoschka 1970 – 1973 1973 – 1982 1982 – 1992 1992 – 2002 seit 2002 32 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Vereinsleben

Neben der sportlichen Betätigung, als dem sich aus dem Vereinszweck ergebenden Hauptanliegen, ist für die ­Mitglieder natürlich auch das gesellige Bei­ sammensein, die Pflege außersportlicher Kontakte und ­Freundschaften, Bestandteil einer sinngebenden Vereinszugehörigkeit.

In den ersten Jahrzehnten nach Gründung des Vereins Klubhaus – Klubraum, Treppenaufgang, Sauna, Umklei- wurden im Zeitabstand von fünf Jahren Stiftungsfeste deräume – wurde dem Thema entsprechend dekoriert. gefeiert. Das war in Geesthacht neben dem Schützen- Einige Mitglieder der RGG sollen sich sogar Kostüme fest, das allerdings jährlich stattfand, ein gleichrangiges aus dem Fundus des Thalia-Theaters geliehen haben. gesellschaftliches Ereignis. Fünfzehn RGG-Ehepaare wollten ihre Tanzkünste ver- Die Stiftungsfeste fanden in einem Geesthachter Gast- bessern. Zu diesem Zweck engagierten sie die Tanz- haus mit Saalbetrieb und Live-Musikkapelle statt. Die schule Stresow aus Lauenburg. Der Clubraum wurde Garderobe war in den ersten Jahren der damaligen Zeit für diese Abende freigeräumt. Mit viel Ehrgeiz, Geläch- entsprechend: Anzug für die Herren, und langes Kleid ter und „Pass-doch-aufs“ ging es im Walzer-, Tango- für die Damen. oder Rumbaschritt durch den Klubraum. Höhepunkt war dann natürlich der Abtanzball im Cocktailkleid und Viele Jahre wurde der Jahreswechsel im Klubhaus mit- Anzug – siehe oben unter „Stiftungsfest“. einander verbracht. Mit Kaltem Büfett, Wein und Sekt, Musik per Schallplatten feierte und tanzte man gemein- Heute treffen sich die Mitglieder und ihre Freunde zu sam ins „Neue Jahr“. anderen Veranstaltungen.

Unvergesslich sind die Kostümfeste, die bis 1971 statt- Begonnen wird das Jahr mit dem internen Spiele-Abend: gefunden haben, u. a. unter dem Motto: „Die Ritter Bei Skat, Kniffeln oder Knobeln geht es mit viel Ehrgeiz im Mittelalter“ und „Asterix und Obelix“. Das ganze und Einsatz um Hauptgewinn oder Trostpreis. 33

Persönliche Eintrittskarte für Claus Knoop Der Ort des Festballs zum Stiftungsfest: Fasching mit Heinrich Dittmer, zum Festball der Rudergruppe Geesthacht im Petersens Hotel in der Sielstrasse (heute Ilse Timm und dem Architekten des Jahr 1921 genutzt als Wohnhaus) Klubhauses, Bruno Timm

Ende Februar werden die Frauen am so genannten Eine Live-Musikgruppe spielt Irish-Folk und plattdeut- „Damenabend“ von den RGG-Männern mit Matjes, Pell- sche Lieder, in der Bootshalle ist ein größeres, von den kartoffeln, Speckstibbe, Soße nach Hausfrauenart usw. Mitgliedern bestücktes Büfett aufgebaut. Es werden verwöhnt. Spiele gespielt und Lothar Kokoschka trägt Besinn- liches vor: Ende März dann die Männer am „Herrenabend“ in gleicher Weise von den RGG-Frauen. Zu diesen Ver- „Die Sonne hat ihren höchsten Punkt erreicht und mit anstaltungen haben wir in begrenztem Umfang Gäste dem längsten Tag des Jahres beginnt offiziell der Som- aus befreundeten Vereinen und dem öffentlichen Leben. mer. In Geesthacht war Sonnenaufgang (wenn auch nicht sichtbar) um 4:49 Uhr, sommerzeitbereinigt um Das Fest der Sonnenwende am 21. Juni und 21. Dezem- 3:49 Uhr. Sonnenuntergang wird um 21:53 Uhr sein, ber ist seit vielen, vielen Jahren fester Bestandteil des eigentlich 20:53 Uhr. RGG-Kalenders. Mit Erlaubnis der Ordnungsbehörde wird stets ein Sonnenwendfeuer entzündet. Am Fest der Sommersonnenwende wird der Triumph des Lichts gefeiert. Es ist die Zeit der leuchtenden Hel- Während des Zusammenseins am Feuer im Juni wird im ligkeit, der Sommerfeste und der langen Abende auf der Regelfall draußen gegrillt. Terrasse (sofern man hat) bei einem Glas guten Weines (sofern man hat) zusammen mit guten Freunden (...).“ 2003 allerdings wird das Fest zur Sommersonnen- wende verbunden mit dem 40-jährigen Bestehen des „Ruderdorfes“. 34 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Weinfest oder Sommerfest – einen Anlass Das ganze Bootshaus wurde zur ...und auch die „Burgmaiden“ durften nicht zum Feiern gibt es doch immer ritterlichen Burg! fehlen

Jetzt wird nicht groß meditiert, jetzt wird einfach gelebt, Schon immer verbanden die Menschen mit der Wärme geliebt und genossen. des Feuers die Förderung der Gesundheit und Frucht- barkeit von Mensch, Tier, Pflanze. Zum anderen stand Das wichtigste irdische Sinnbild für das Licht und die es sinnbildlich für die Flamme, die die gefährliche Dun- Wärme der Sonne ist das Feuer. Und so zieht sich das kelheit vertreibt, die Opfer verzehrt und alles Schädli- Brauchtum der Feuerfeste wie ein roter Faden durch alle che verbrennt – also auch für die Abwehr und Schutz Überlieferungen, die mit dem Jahreskreis zu tun haben. vor allem Bösen. Von allen Feuerfesten war vielleicht die Sommersonnen- wende das am meisten verbreitete. Und es ist erstaun- Mit der Idee einer flächendeckenden Segnung war frü- lich, wie sich die aus diesem Anlass gepflegten Bräuche her das Herabrollen von brennenden, mit Stroh umwi- ähneln von der Bretagne und Spanien bis nach Russland ckelten Rädern von den Höhen in die Täler verbunden. und Ungarn, von Skandinavien bis zum Mittelmeerraum Es symbolisierte aber gleichzeitig den Abstieg der und Nordafrika. Sonne, der ja mit dem Mittsommerfest allmählich und fast unmerklich wieder einsetzt. Der Jahreskreis und das Mittsommerfest gehören eben nicht einer Nation (was manche auch schon mal glaub- Und dies ist auch der Anknüpfungspunkt für die Bedeu- ten) oder einer politischen Richtung oder Religion. tung, die das Fest der Sommersonnenwende in heutiger Wir haben es vielmehr zu tun mit einem archetypischen Zeit haben kann: (urbildlichen), tief bedeutsamen Ritual, das seit Jahrtau- senden feierlich begangen wird. 35

Die Einladung zum Treffen mit Asterix Dörte Grandt, Karin Ponick, Joe Kruse, …und die „Herren“ langen zu... und jeder (1980) Susanne Müller, Andrea Harden, Hille Piehl wird satt!

Es markiert den Höhepunkt des Sonnenjahres, den Einige Jahre haben uns Karin und Jürgen Ponick drau- Beginn der lebensbejahenden, fruchtbildenden Som- ßen (in der zum Feuer hin geöffneten Bootshalle) mit merzeit, in der die Natur ihre Gaben verschwenderisch frisch zubereiteten Kartoffelpuffern verwöhnt. Die verschenkt – und gleichzeitig leitet es unmerklich schon Idee zu diesem „Riefkoke-Essen“ hatten sie von einem wieder Ende und Abschied ein. Besuch bei Ruderfreundinnen und Ruderfreunden vom Düsseldorfer Ruderclub Germania mitgebracht. Das Eine ist im Anderen enthalten. Nichts ist von Dauer, das Rad dreht sich unaufhaltsam weiter. Ein Sommerfest (meist im Juli) beginnt schon am Nach- mittag mit Kaffee und von unserem Mitglied Bäcker- Jeder Abschnitt des Jahres oder des Lebens trägt bereits meister Jörg Zimmer sowie unseren Vereinsfrauen sein Ende und den Beginn von etwas Neuem in sich. gespendetem Kuchen. Anschließend wird bei verschie- Sich das bewusst zu machen bedeutet auch: Lebe in denen Wettbewerben für Jugendliche und Erwachsene der Gegenwart, genieße den Moment, ohne dich daran um Sieg oder Spaß gespielt. festzuklammern. Das Fest endet am Abend mit dem gemeinsamen Grillen. Der Versuch, das Jetzt festzuhalten ist ohnehin zum Seit einigen Jahren stellen unsere Mitglieder Schlach- Scheitern verurteilt. Er vergeudet nur Kraft.“ termeister Jens Voß und Jörg Zimmer die „Hardware“ – meist als Spende – zur Verfügung. Die Vereinsfrauen Im Dezember wird nach dem Abbrennen des Sonnen- steuern Salate u. a. bei. wendfeuers drinnen (im Klubhaus) eine Feuerzangen- bowle serviert. 36 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Sommersonnenwende Wintersonnenwende Sommerfest

Seit 2004 gibt es Ende November eine Saisonabschluss- Elbuferwanderweg von Tesperhude zum „Sandkrug“ feier, in deren Rahmen wir sportliche Erfolge der in Schnakenbek. Dort gestärkt durch einen kräftigen zurückliegenden Saison noch einmal Revue passieren Eintopf geht es zurück ins Klubhaus zur gemeinsamen lassen, Mitglieder für langjährige Vereinstreue ehren Kaffee­tafel mit Torten und Kuchen. oder auch außerordentlichen Einsatz für die Gemein- schaft und besondere „Nettigkeiten“ würdigen. Nach Jeden ersten Mittwoch im Monat findet das „Pizza- gemeinsam vertilgten Würstchen mit Kartoffelsalat lau- Essen“ im Klubhaus statt. In der Rudersaison gegen schen wir z. B. gern Berichten über schöne Rudererleb- 20.00 Uhr, außerhalb der Rudersaison gegen 19.00 Uhr. nisse. Vor dem Auseinandergehen wird immer das Lied Die Pizzas, oder auch etwas Anderes, werden telefo- vom aufgehenden Mond angestimmt. nisch bestellt, es wird gemeinsam gegessen, dabei wird geklönt, oder es werden Tagesereignisse diskutiert und Erfreulich, dass das verfolgte Ziel, im Rahmen die- das Weltgeschehen zurecht gerückt. ser Veranstaltung in lockerer Runde Jung und „Älter“ zusammenzubringen, bis dato recht gut erreicht wurde. Viele Jahre gab es zum ersten Pizzaessen des Jahres alter- Ebenso sind die Eltern unserer Kinder und Jugendlichen nativ ein von Karin und Jürgen Ponick (nach „Geheim- gern dabei. rezept“) zubereitetes Labskaus mit Spiegelei, Rollmops, Bismarckhering, Rote Bete und Gurke. Mit Nachschlag! Ein fester Termin ist seit vielen Jahren die von Dörte Die zu diesem Termin stets erhöhte Teilnehmerzahl Grandt organisierte Wanderung am 3. Advent auf dem belegt, welch ein Genuss uns da geboten wurde. 37

Abschluss eines Sommerfestes an der Elbe

Auf dem Weg zum Sandkrug

Fazit zum 100-jährigen Bestehen:

Wenn sich auch die Art und Weise der Feste und Zusam- menkünfte verändert haben, bleibt das Leben im Verein, das Miteinander außerhalb des Sports, eine wichtiger Baustein für den Zusammenhalt im Verein.

Autoren: Lothar Kokoschka, H.-G. Priesmeyer 38 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Kinder- und Jugendrudern

Ein Querschnitt 39

Melanie, Gustel und Elke

Gustel Boie, Elke Kaufmann und Melanie Wallschläger – Durch eine Leine mit dem Steg verbunden, konnten Mutter, Tochter und Enkelin – haben über ihre Erfah- dann die ersten Wendemanöver und eine Erkundung rungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fol- der Bucht vorgenommen werden – bis die Leine lang- gendes berichtet: sam gelöst wurde.

Nach der Satzung der Rudergruppe Geesthacht hat das Dabei kam der eine oder die andere, angetrieben von Kinder- und Jugendrudern einen hohen Stellenwert. der leichten Strömung, gelegentlich nicht von allein Alle bisher in diesem Bereich tätigen ÜbungsleiterIn- aus den Büschen am Ufer frei oder machte nach einer nen und TrainerInnen haben sich mit ganzem Herzen Kenterung unmittelbare Bekanntschaft mit dem Wasser und großem Engagement für diese ehrenamtliche Tätig- der Elbe. Diese Form des Wasserkontaktes kann beim keit eingesetzt. Rudern jedoch immer mal vorkommen, und so wird der Umgang damit bei passenden äußeren Bedingungen sogar geübt. Ruderausbildung Wenn dann der Bewegungsablauf schon einigermaßen Jedes neue junge Mitglied bekam zunächst eine kleine gut klappte, konnten die Neu-Ruderer die Elbe schon Einführung in die Bootskunde. Den ersten Wasserkon- mal aufwärts einen Kilometer weit erkunden, oder in takt gab es anschließend im Trimmi. Oder für Mutige einem Mannschaftsboot noch weiter hinauf befahren. gleich in einem Trainings-Kinder-Einer. Nach einigen Wobei – der Situation angemessen – die Begleitung Wackelübungen, um ein erstes Gefühl für das Boot zu durch ein Motorboot sowie das Tragen von Rettungs- bekommen, erfolgte der erste Ruderschlag. westen die Sicherheit gewährleisten. 40 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Ausbildung im Boot

Wanderfahrten Vor den Landesmeisterschaften in Bad Segeberg stan- den Teilnahmen an der Großen Bremer Ruderregatta Viel Spaß hatten wir mit den Kindern und Jugendli- sowie der Regatta in Otterndorf auf dem Programm. chen auf Wanderfahrten, die neben dem allgemeinen Diese sind immer ein Campingerlebnis, bei dem das Rudern stattfanden. Meist nach Planung und Vorberei- Wetter schon mal den Spaßfaktor beeinträchtigt. Vor tung durch Ilse Meyn ging es nach Neuruppin, Mölln, allem der Schlamm auf der bei starkem Regen aufge- Ratzeburg, Lanze und Scharnebeck. Oder wir machten weichten, als Zeltlager und Sattelplatz dienenden Wiese auch mal nur eine kurze Fahrt zum Tesper Hafen. Dort in Otterndorf ist legendär. Dem Spaß an der Leistungs- wurden die Boote an Land gelegt und in Tespe die Bade- messung und einem fröhlichen und kameradschaftli- anstalt aufgesucht. chen Miteinander stand das jedoch nicht im Wege.

Wer sich dann in Bad Segeberg beim schleswig-hol- Streben nach Erfolg steinischen Landesentscheid bzw. den Landesmeister- schaften durchsetzen konnte, durfte den Landesruder- Von Ende April bis Anfang Oktober stehen für die Ruder- verband beim Bundeswettbewerb oder den Deutschen jugend in jedem Jahr viele Regatten an. In Lübeck auf Jahrgangsmeisterschaften vertreten. der Wakenitz ist meist Start in die Saison. Hier zeigt sich schon, wer im Winter fleißig und gut trainiert hat. Bis dorthin war es für jeden ein harter Kampf, der meist selbst im Schlaf weiter ging – mit Lachen, trüber Stim- mung oder auch mal mit einer kleinen Träne … 41 42 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

…. und immer schön den Durchblick behalten!

Nach der Regattasaison stand für alle erst einmal die Aber auch einige Wettkämpfe standen im Winter an. große Sommerpause im Ruderjahr an, bevor es im So kehrten die Jugendlichen stets mit guten Ergeb- August und September mit kurzen Sprintwettkämp- nissen von Laufwettbewerben aus Ratzeburg, Sege- fen u. a. in Lauenburg, Wilhelmsburg, Friedrichstadt berg oder Lübeck nach Hause zurück. Beim alljähr- oder der Jungen- und Mädchenregatta im Rahmen der lich stattfindenden Ergo-Cup stellten sie sich in Lübeck Norddeutschen Meisterschaften in Hamburg-Allermöhe der norddeutschen Konkurrenz. Immer verbunden mit weiterging. der Überwindung des eigenen „toten Punktes“. Und beim Schwimmwettkampf in Hamburg-Harburg haben unsere jugendlichen Ruderinnen und Ruderer in jedem Aktivitäten im Winter Jahr bewiesen, dass sie auch gut schwimmen können. Einige Pokale von diesen Wettkämpfen schmücken den Sobald der Steg abgebaut war, ging es in den Kraftraum, Glasschrank im Klubraum unseres Vereins. wo auf Ruderergometern an der Ausdauer gearbeitet wurde. Zum Programm gehörte zudem Krafttraining an Hanteln und Geräten. Einmal in der Woche ging es dann in die Halle zur Koordinationsschulung und zu verschie- denen Spielen. 43 44 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Ruderjugend im Wettkampf

In der Rudergruppe Geesthacht haben wir jedes Kind und jeden Jugendlichen stets in seiner Individualität angenommen, und uns um eine entsprechend angepasste Betreuung und Förderung bemüht.

Neben dem reinen Bedürfnis, sich bewegen zu wollen Seit den 1960er-Jahren, besonders durch Integration und Neues auszuprobieren, zeigte sich bei den meisten der bis Mitte der 1970er-Jahre existierenden Schüler- von ihnen der natürliche Drang und Wunsch, Leistung ruderriegen des Gymnasiums und der Realschule in das zu erbringen und sich untereinander und in Wettkämp- Vereinsleben der RGG, wurde das Kinder- und Jugend- fen mit anderen zu messen. rudern deutlich belebt. Der Sportlehrer Klaus Hartz, selbst ein guter Ruderer, verstand es, eine ganze Reihe Sport und Wettkampf bereiten Spaß und Freude. Sie der Schülerinnen und Schüler für den Ruderwettkampf sind Teil unserer Kultur. So überrascht es nicht, dass zu begeistern. In der Trainingsgestaltung und auf Regat- nach jüngeren deutschlandweiten Untersuchungen 85 ten stand ihm stets Heinrich Dittmer zu Seite. % der Sportangebote von Vereinen wettkampf- und leistungsbezogen sind. Im Sommer 1967 taufte das Gymnasium als viertes schuleigenes Boot den Einer „Silberpfeil“. Und für die Zu dieser Kultur gehört die Förderung der sozialen Realschule war nach jahrelang unerfüllt gebliebenem Kompetenz. Die Kinder und Jugendlichen lernen, sich Wunsch die von der Schülerin Heike Schmidt vollzo- in eine Trainingsgruppe bzw. Mannschaft einzuglie- gene Taufe des Gig-Vierers „Warthe“ eine Premiere. dern, mit Tolerenz und Vertrauen umzugehen, sich an geregelte Abläufe zu halten und für ein gemeinsames Ziel zu engagieren.

45

Jan Ole Muchow 2012 Christopher Joe Kruse 2012

In den 1970er-Jahren bis etwa 1982 war „Heini“ Ab 1984 war Renate Hüttler dazugestoßen, und sie Kuchenbecker, anfangs noch gemeinsam mit Klaus übernahm bis 1994 die Position der Trainerin. In dieser Hartz, Trainer für die leistungswilligen Kinder und Zeit gelang es ihr, etliche junge Ruderinnen und Rude- Jugendlichen. Unterstützt durch den Jugendwart Wolf- rer auf Podestplätze bei Landesentscheiden, Landes- gang Herrnkind, der sich zudem als guter Koch erwies, meisterschaften, Bundeswettbewerben und auf Deut- besuchte man mit beachtlichem Erfolg Regatten in der schen Juniorenmeisterschaften zu bringen. ganzen Bundesrepublik. Nachdem Renate Hüttler ihre Trainertätigkeit been- Die „gelernte“ Sportlehrerin Ilse Meyn übernahm in den det hatte, fanden sich die früheren Leistungsruderin- 1980ern die Aufgabe der Ausbilderin und führte diese nen Elke Kaufmann und Andrea Braatz bereit, diese zu fast zwanzig Jahre fort. In Doppelfunktion fungierte sie übernehmen. zeitweilig auch als Trainerin. Seit 2004 ist „Heini“ Kuchenbecker mit großem Ein- Mit Hilfe von Sieglinde Davids und Peter Rentel, später satz und respektiert von seinen Trainingsleuten wieder von Gustel Boie und Jutta Schapitz, konnte in diesen „im Geschäft“. Unterstützung erhält er in den folgenden Jahren eine recht große Gruppe von Mädchen und Jun- Jahren vor allem durch die Aktiven Melanie Kaufmann, gen betreut werden. Uwe Bendlage trug nach Erlan- Marcel de Lannoy und Felix Harden. gung der Übungsleiterscheine ebenfalls sein Teil zu einer guten Ausbildungsarbeit bei. 46 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Wettkampfmäßiges Rudern erfordert, sollen „Plätze auf dem Treppchen“ das Ziel sein, ein wöchentlich mehr- maliges Training und damit einen relativ hohen Ein- satz an Freizeit. Die heutige Schulwelt und vielfältige neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung haben zu einer Reduzierung des Einsatzes von Freizeit auf ein- zelne Schwerpunkte geführt. Es spricht daher für eine gute Arbeit der Trainerinnen und Trainer, wenn sich 47 48 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

die Kinder und Jugendlichen über mehrere Jahre den In den höheren Leistungsklassen ist es heute allenfalls rudersportlichen Anforderungen stellen. Enden mit dem noch Großvereinen möglich, Boote mit reinen Vereins- Übergang in eine berufliche Ausbildung bzw. ein Stu- mannschaften zu besetzen, die reelle Siegchancen besit- dium, ggf. verbunden mit einem Ortswechsel, die meis- zen. Daher ist es seit geraumer Zeit Standard, bereits im ten „Ruderkarrieren“, so ist das der Normalfall. Junior-B-Bereich Renngemeinschaften mit Ruderinnen und Ruderern aus mehreren Vereinen zu bilden, die hier mithalten können. 49

So haben seit anderthalb Jahrzehnten auch besonders Die Rudergruppe Geesthacht will auch künftig das ihr talentierte Ruderinnen und Ruderer der RGG in Renn- Mögliche tun, leistungswillige Kinder und Jugendliche gemeinschaften auf Vereinsebene oder in Auswah­ soweit zu fördern, dass diese ihre Anlagen optimal ent- lbooten des schleswig-holsteinischen Ruderverbandes wickeln und nutzen können. Voraussetzung dafür ist die die Chance genutzt, zu überregionalen Regattasiegen finanzierbare Vorhaltung wettkampfgeeigneten Boots- und sogar Meisterehren zu gelangen. materials und Gewinnung von kompetenten Ausbilde- rinnen und Ausbildern sowie von Trainerinnen und Trai- nern, die mit Ihnen kontinuierlich daran arbeiten.

Autor: Lothar Kokoschka 50 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. 51 52 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Facetten des Wander­ruderns

Als 1983 zum achtzigsten Geburtstag von Dörte Grandts Vater, dem früheren Vorsitzenden Fritz Sturm, u. a. Ilse Meyn und Gustel Boie als RGG-Abordnung anwesend sind, sagt er zu diesen: „Seht doch mal zu, dass ihr Dörte über- redet, wieder zu rudern.“ Gesagt, getan.

Im Juli d.J. tritt Dörte nach einer Familien- und Berufs- Wanderrudern ist eine der Attraktionen des Ruderns. pause dem Verein erneut bei. Dann geht alles ganz Als Wanderruderfahrt gelten Strecken über 30 km. schnell: Schon für den August 1984 hat sie eine Wan- derfahrt – ihre erste – geplant. „Mit Null Ahnung!“, wie Berichte und Unterlagen über das Wanderrudern in den sie später einmal bekennt. Die Mitglieder sind dennoch Anfangsjahren des Vereins sind nicht mehr vorhanden. der Meinung: Die kann das! Und so wird Dörte im glei- Lediglich in den „Mitteilungen der Rudergruppe Geest- chen Jahr erstmals zur Wanderruderwartin gewählt. hacht von 1912“, Nr. 1 vom März 1931, findet sich die Bemerkung, dass die Ruderwarte dem Wanderrudern Daraus werden letztlich zwanzig Jahre, die Dörte Grandt „in diesem Jahr ihr ganz besonderes Interesse“ wid- dieses Amt in der Rudergruppe Geesthacht wahrnimmt. men werden. Es gelingt ihr, diesen Zweig der sportlichen Aktivitäten wieder zu beleben und weiter auszubauen. Einer der Aber durch Bilder mit Untertiteln wissen wir, dass schon größten Freunde dieser Form des Rudersports in unse- in den Zwanziger- und Dreißigerjahren Wanderruder- rem Verein, Rolf Meyn, merkt einmal an: „Seit Dörte ist fahrten unternommen wurden, und zwar in der näheren die Geschichte (das Wanderrudern) sozusagen auf eine Umgebung, wie auf der Neetze, Ilmenau und natürlich höhere Stufe gehoben worden.“ auf unserer Elbe.

Hier nun Dörtes Bericht, der natürlich nur ein Extrakt Freundschaftstreffen in Hoopte mit Ruderern der Favo- der über die lange Zeit von ihr in etlichen prall gefüllten rite Hammonia fanden oft statt. Ordnern gesammelten Materialien über die durchge- führten Wanderfahrten sein kann: 53

Dörte Grandt, während der Wanderruderfahrt im Mai 2004 nach Feldberg / Mecklenburg

Transportmittel der Ruder- boote waren zum Teil Fracht- kähne oder – wie hier – die Fähre

Manchmal nutzte man auch Pferdefuhrwerke 54 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Vor dem Ruderhaus in Hoopte 55

Barken-Wanderfahrten – wie hier im Kleine „Panne“ auf der Eider Detlef Schlüter ermöglichte uns auch Kirch- Teufelsmoor – konnten wir auf der Mosel, boot-Wanderfahrten wie hier auf der Schlei, Weser, Lahn und Elbe durchführen. aber auch auf der Maas, dem Bodensee, dem Genfer See, Schweizer Seen und dem Rhein.

Auch Bemerkungen über ein Treffen zwischen Schweri- Seit Mitte der Siebziger beteiligten sich Geesthachter ner und Geesthachter Ruderern liegen uns vor. Besuche Ruderer an der vom Hamburger Kanuverband ausge- aus Boizenburg fanden öfter statt. 1926 nahmen drei schriebenen Hitzacker-Rallye, d.h. 60 km von Hitzacker Geesthachter mit dem AAC / HH an einer Fahrt auf dem nach Geesthacht. Das Interesse an dieser Fahrt war stets Rhein und dem Neckar teil. sehr groß (hunderte Kanuten, sehr viele Ruderer), da das rechte Elbufer zur damaligen DDR gehörte und die Übrigens: Schon eine Rudertour vom Geesthachter Fahrt immer sehr spannend war in puncto Vopos, etc. Bootshaus nach Tesperhude und zurück (8 km) nannte Nach 1990 flachte das Interesse ab, da uns ja dann auch man eine Wanderfahrt. Erstaunlich! Heute dagegen ver- die vielen traumhaften Gewässer der neuen Bundeslän- langt der DRV 30 km als Eintagesfahrt und mind. 40 km der offen standen. für eine Mehrtagesfahrt. Einen Entwicklungsschub gab es seit Mitte der 80er- Fahrten in den Kriegs- und Nachkriegsjahren – Fehl-­ Jahre. Auf Gewässern wie Elbe-Lübeck-Kanal, Wake- anzeige! nitz-Ratzeburger See, Ilmenau, Eider und Treene, Ems, Hase, Jümme in Vierern, Aller, Hamme und Wümme in In den Fünfziger- und Sechzigerjahren wurden Tages- einer gemieteten Barke, wurde gerudert. bzw. Wochenendfahrten mit Zelten in der näheren Umgebung gemacht. Neetze, Reihersee, Ilmenau … Durch Teilnahme an DRV-Wanderfahrten und DRV- Wanderruderertreffen wurden viele Freundschaften und Bekanntschaften geschlossen. Gepflegt wurde und wird 56 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

… auch „Rasmus“ kam nie zu kurz

Geesthachter Jungs am Nil (Kairo 1976) („Fiete“ Wölms, Hans-Jürgen Koops, Klaus Hartz, „Heini“ Kuchenbecker und Lothar Schumann)

vor allem die Freundschaft zum sehr aktiven Wanderru- Seit 1990 pflegen wir sehr intensiv eine Freundschaft derer Detlef Schlüter vom Ruderclub Germania Düssel- zu Ruderern und deren Familien in Meißen. 22 Tref- dorf. Er gründete 1981 einen Club im Club, und zwar fen zu Pfingsten haben zwischenzeitlich stattgefunden. den Alde Büdels Club mit vielen Germanen im gestan- Wir haben die nähere und weitere Heimat der Meiße- denen Alter, denen sich im Laufe der Jahre interessierte ner kennen gelernt und sie die unsere, denn neben dem Ruderer aus ganz Deutschland anschlossen. Sportlichen kommt die Kultur nicht zu kurz.

Wie schon erwähnt, eröffneten sich uns seit 1990 viele Auf vielen Fahrten wurden wir von Nichtruderern neue Ruderreviere im Osten. Wochenfahrten wurden begleitet, entweder mit eigenem Programm per Fahr- organisiert, z. B. Schwerin-Geesthacht, Mecklenburgi- rad oder aber auch als „Marketenderinnen“. sche Seenplatte mit Station Zechlinerhütte, Peene von Dahmen bis Usedom, auf der Elbe von Bad Schandau Erwähnt werden muss noch, dass im Laufe der vielen nach Geesthacht, Dahme-Gewässer, Berliner Seen und Jahre Geesthachter an Fahrten im Ausland teilgenommen Kanäle, Krakow am See, Saale-Unstrut, Feldberger haben, und zwar in Ungarn, CSSR, Ägypten, Dänemark, Seen, etc. 57

… oder in internationaler Besetzung auf Andrea Harden Grillen am Ufer der Unstrut: dem Tennessee River (Oak Ridge, TN 2001) Selbst gebraten schmeckt alles (Hans-Georg Priesmeyer und Kollegen) noch besser

Holland, Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz, Öster- Seit dem Jahr 2008 liegt die Organisation unserer jähr- reich, Litauen, Finnland, den USA und Polen. lichen Wanderfahrten in den Händen von Andrea Har- den. Für eine gute Tagesleistung zaubert Andrea auch Seit über 20 Jahren beteiligen wir uns an der Ausschrei- schon mal eine besondere Belohnung aus ihrer Tasche. bung des DRV für den Fahrtenwettbewerb – mit mitt- Es gelang ihr, das Wanderrudern so zu gestalten, dass lerem Erfolg. auch unsere junge Generation Gefallen daran findet.

„Ruderer“ bedeutet natürlich auch „Ruderinnen“, zumal unser Verein einer der ersten „gemischten“ Vereine in Deutschland ist. (Bereits 1921 ruderten Damen in der RGG)

Autorin Dörte Grandt 58 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Geesthachter Herbstregatta

Der Anfang lag ja weit zurück – warum sollte in ­Geesthacht die Tradition nicht weitergeführt werden. Doch! In den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts begann dann das Unternehmen „Herbstregatta“.

Erst klein, aber mit folgendem größeren Zuspruch und noch relativ ruhig: die wenigen Sportboote im Herbst, nach 10 Jahren Aktivität war‘s eine Institution, die dann ein paar Segler, die wenige Berufsschifffahrt, die weni- noch mehr als 20 Jahre gepflegt wurde und insgesamt gen Dettmer-Tankschiffe mit ihren gewaltigen Bugwel- 32 „Aufführungen“ erlebte. len. Und die Jungs waren jung! AH nannten sich da schon die MDA 27 und MDA 32. Wie war das alles so? Die Elbe vor Geesthacht und stromaufwärts bot (und bietet) doch ein schönes Ruder- Zur 2. Regatta waren es dann schon 7 Vereine mit 13 revier gerade auch für eine Langstrecke. Das sollte es Booten. Es war das Jahr der Weltmeisterschaft für den werden – eine LANGSTRECKEN-REGATTA – möglichst Hamburger Einer und P.M. Kolbe. So stand es auch auf lang. Und 1974 wurden auch tatsächlich noch 12 km der Urkunde. Aber die Strecke musste aus zeitorgani- gerudert – 6 km gegen den und 6 km mit dem Strom. satorischen Gründen auf 8 km verkürzt werden und so Start und Ziel am Bootshaus an der Elbuferstraße. So blieb es auch bis zur letzten Regatta. sollte es sein. Was war nötig? Kontakte zu befreundeten Vereinen, eine Ausschreibung, Ruderer, Boote, Helfer, 1976 gingen 16 Boote an den Start. Die Urkunde 1977 Streckenposten, Zeitnehmer, Stegaufsicht, Urkunden, zeigte das alte Plakat der Regatta der RGG vom 2.Okto- Pokale, eine Siegerehrung. ber 1927! Es war also eine Art Jubiläums-Regatta. 50 Jahre vorher war da schon was los in der RGG, sogar Und 1974 kamen die Jungs aus Harburg und zeigten mit Blasmusik und so! den Geesthachtern gleichmal, wie man erfolgreich in die Elbewellen greift. Und zu der Zeit war die Elbe ja 59

Nun sprach sich wohl was rum in den Nachbarverei- Die AH wurden wirklich älter, es wurden Rennen aus- nen. Und es gab immer mehr Rennen, aus AH‘s wurden gegeben bis MDA 65! Auch war dann MIXED gefragt ältere AH‘s, die Damen kamen 1979 dazu. und nicht nur GIG, sondern auch DOPPELVIERER. Und früher ging‘s so oder nach Telefonanruf. 1996 hatten Die siegenden Mannschaften erhielten Pokale. Wer drei- wir eine schriftliche schifffahrtspolizeiliche Erlaub- mal gewann, durfte den Pokal behalten. Ideell wertvoll nis zur Durchführung einer Regatta. Geholfen hat das war er mit vielen Vereinsgravuren. Die Siegerehrung nichts, aber die DLRG hat uns immer irgendwie gehol- wurde ein besonderer Teil der Regatta – mit einer gewis- fen – manchmal auch mit Zusatzwellen. sen Spannung erwartet. Vorher gab‘s Kuchen Marke Eigenbau – heiße Vitamine sollten die Sportler stärken. Nette Gäste kamen von ganz weit her – es waren Ruder- bekanntschaften. 1990 aus Bratislava (Rudi Holzer und Nicht so gute Wetterverhältnisse wurden einfach igno- Mannschaft), 1996 Ruderer aus Kiew. riert. Nur einmal,1981, musste die Regatta erst vor Ort abgesagt werden. Es war gerade eine Rekordbeteili- NICHTIRAININGSLEUTE – einfach so – konnten schon gung, alle waren gekommen, aber die Durchführung lange mitmachen, auch mal ein Zweier – wer auf der auf der Elbe damals war nicht zu verantworten. Regatta rudern wollte, der sollte auch!

Bis an die 30 stieg die Zahl der teilnehmenden Boote – Kritisch wurden die Zeitnehmer beobachtet. Den Ziel- 10 Vereine kamen. Immer war Harburg dabei – unver- durchlauf kündigte eine Hupe oder ein Hornsignal über gessen Peter Conrad, ihr Steuermann und Organisator! die Elbe an. Es waren manchmal erstaunlichkleine Zeit- unterschiede im Streckenergebnis. Immer war flie- Dann kam regelmäßig Lübeck über die Bekanntschaft gender Start mit theoretischer Startzeit – aber so wie mit dem,,AR Chef“ H.O. Kuhlmann und Carsten Groth geplant ließ die Elbe das selten zu. (Steuerfrau Frau Groth). Favorite Hammonia aus Ham- burg, die Preetzer, die Oldenburger, natürlich Lauen- Oberste Prämisse war: Unmut äußern – ja, aber nie burg, Bergedorf, Lüneburg, Bardowick, Mölln, Renn- was übel nehmen! Das klappte all die Jahre. Viele Hel- gemeinschaften wurden gefahren. fer trugen zum Gelingen der Regatta bei. Ihnen allen gebührt noch nachträglich viel Dank! Das Bootshaus Unser besonderer AH war Hans Großkopf – wie viele an der Elbuferstraße war immer gut gefüllt bis über- Boote hat er gesteuert! Als es ihn nicht mehr gab, gab‘s füllt, die Straße auf langer Strecke gesäumt von den aber den Hans-Großkopf-Pokal, vergeben als Wander- Wagen der Vereine, der Sattelplatz hinter der Bootshalle pokal für besondere Ereignisse auf der Regatta: z. B. reichte kaum. größte Menge Wasser im Boot, oder gar „abgesoffen“, stärkste Teilnehmerzahl u. a. 60 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Viele Angehörige der Aktiven kamen mit nach Geest- hacht – wie es hieß, wegen des Kuchens und der besonderen Siegerehrung. Es gab die Urkunden, hand- koloriert, meist ein Bild vom Fluss oder anderem inter- essanten Gewässer und die Pokale und die gebackene RGG vom Vereinskameraden Zimmer. Dazu kamen die besonderen Preise: z. B. das Gurkenfass („nicht sauer sein“) für die Mannschaft, die zeitlich nur ganz knapp einen 2. Platz errudert hatte. Die Flasche Port oder Sekt, was Besinnliches oder Spritziges, Schwarz- brot und Marmelade für die Kraft, die berühmte Ritter Sport, und Pflegemittel für die geschundene Muskula- tur. Manch lockerer Spruch wurde da auch zur Freude aller losgelassen. In 12 Monaten kamen zwischendurch immer mal Ideen für die nächste Siegerehrung. Und dann kamen noch die Gedichte zum Ende des Abends und zum Abschied.

Erst als Versuch zögerlich, dann mal weggelassen (Pro- test, Protest), dann waren sie fester Bestandteil. Ein Jahresrückblick, ein Ausblick, jahreszeitbezogen, gern Hermann Hesse zitiert, auch Erich Kästner und viele andere. Das hören wollen war besonderes Lob. 2006 war dann die Luft raus.

Hat alles seine Zeit? Muss wohl so sein! Die Einen sind gerade gestartet, die Anderen haben die 8 km gleich geschafft!

Autor Lothar Schumann 61 62 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

30 Jahre Lothars Langstrecken­regatta 63

Dreißig Jahre sind vergangen, Da wird gelacht, da wird gescherzt, da hat alles angefangen - die Schwielen sind schon ausgemerzt. auf die Elbe rauf und runter Persönliche Geschenke sind dran, die Ruderer, sie wurden munter Mensch, hat das wieder gut getan!! und folgten Lothars Regattaidee – manchmal fiel schon der erste Schnee. Und wenn fast schon alles vorbei ischt, dann wirds noch einmal richtig lyrisch. Es erklang das Horn, der Start war geglückt – Lothars Gedichte sind eine Wucht. durch diese Wellen? – ihr seid verrückt!! Was hat er heute nur ausgesucht? Doch nachher dann bei Kuchen, Wurst und Bier kommen die Kräfte zurück zu dir. Dreißig und mehr haben wir schon gehört, doch nun bist du dran Lothaa, Die Wende, die Wende, sie hat manche Tücke - denn nun wirst du zum Höraa. kein einziges Boot brach an der Boje in Stücke. Von einer CD ein Hörgenuss - Doch wer zu weit fährt, der rudert zu viel und denke dabei, das sagen wir hier: und kommt dann erst spät oder gar nicht ins Ziel. LOTHAR, LOTHAR – WIR DANKEN DIR!!! Aus Lübeck, Mölln und OIdenburg aus Bergedorf und Lauenburg kommen Männer und auch Frauen, um nach dem Stress in Wind und Wellen, den Geist auch wieder aufzuhellen. Wo geht das besser, wo wirds so richtig heiter? Autorin Bei Lothars Siegerehrungsfeier. Susanne Müller 64 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Freitagssportler kommen seit 36 Jahren fit durch den Winter!

Als ich 1976 das Wintertraining für Jugendliche und Erwachsene in der kleinen Sporthalle des Otto-Hahn- Gymnasiums von Heini Kuchenbecker und Lothar Schumann als Trainer übernahm, konnte ich nicht ahnen, dass diese Trainingszeit auch 2012 noch regelmäßig meinen Freitagabend bestimmen würde.

Für die meisten Menschen ist der Freitagabend zwischen der koordinativen Fähigkeiten und die Ausbildung der 20.00 und 22.00 Uhr zur Kulturpflege oder Entspannung rhythmischen Bewegungsabläufe; entsprechend betäti- reserviert; nicht so für die eifrigen RGG-Freitagssport- gen wir uns viel nach musikalischen Vorgaben. Neben ler. Für uns ist die sportliche Betätigung und die Pflege einer ausgiebigen Gymnastik bestimmt ein allgemeines der Kameradschaft am Freitagabend der ideale und Kraft- bzw. Kraftausdauertraining den Trainingsabend, unverzichtbare Einstieg in das Wochenende. Besonders wobei meistens alle großen Muskelgruppen angespro- beliebt sind die „Schnittchenabende“ als Ausklang des chen werden. Zum Ausklang des Sportabends kommt Trainings, wenn ein Aktiver Geburtstag hat. der spielerische Aspekt nicht zu kurz: Nachdem wir frü- her gerne Fußball, Basketball und Tchoukball gespielt Das Besondere an dieser Trainingsgruppe ist die bunte haben, dominiert jetzt – dem Alter sei es geschuldet – Mischung der Teilnehmer / innen. Die Altersspanne das Hallenhockeyspiel die letzte halbe Stunde. der Sportlerinnen und Sportler liegt zwischen 15 und 75. Dennoch ist für jeden etwas im Angebot und alle Scherzhaft stellen wir gerne fest, dass sich der eine können sich ihrem Leistungsvermögen entsprechend oder andere beim Training schont, damit er dann beim aktiv beteiligen. Großen Wert lege ich auf die Schulung Hockey so richtig aufdrehen kann. 65

Ingo Spiegelhalder

Im Frühjahr 2009 wurde unser Trainingseifer auf eine Seit nunmehr 15 Jahren trifft sich eine kleine „Trocken- harte Probe gestellt, weil wir die geliebte kleine Sport- ruppe“ der Freitagssportler auch in den Sommermo- halle der OHG verlassen – hier wurden provisorische naten zum Laufen und Hockeyspielen, sodass wir das Klassenräume installiert – und eine neue Bleibe finden ganze Jahr über aktiv sind. mussten. Gemeinsam mit der Jugendgruppe wurden wir in die neue Sporthalle an der Westerheese in Grün- Im November 2011 beteiligten sich wieder 30 Läuferin- hof einquartiert, wo wir uns nie so richtig wohl gefühlt nen und Läufer am mittlerweile 31. Elbelauf von Glüsing haben. Wir waren es einfach nicht gewohnt, eine große zum Bootshaus, wo wir uns abschließend bei einem Halle mit zwei weiteren Sportgruppen zu teilen, die sich gemütlichen Kaminfeuer, Chili con Carne und Freibier auch noch über unsere Musik zur rhythmischen Gym- erholten. Diese von mir organisierte Laufveranstaltung nastik beschwerten. Nach intensiver Suche und vielen ist aus der Freitagssportgruppe heraus entstanden und Anfragen fanden wir schließlich in der Sporthalle der wird mittlerweile auch durch Walker komplettiert. Berufsschule am Dösselbuschberg eine neue Bleibe, in der wir uns mittlerweile auch sehr wohl fühlen. Obwohl Heini Kuchenbecker unsere Trainingsgruppe immer wieder mit Jugendlichen auffüllt, würden wir gerne, dem demografischen Faktor zum Trotz, noch mehr Aktive beim Freitagssport begrüßen. Wie wärs? – schwitzen statt sitzen! 66 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Leistungsrudern

Wie der Chronik zu entnehmen ist, beteiligen sich ­ Ruderer und auch Ruderinnen der RGG schon in den 1920er- und 1930er-Jahren sowie bereits wieder ab 1947 und in den 1950er-Jahren erfolgreich an vorwiegend regionalen Regatten über kurze und lange Distanzen.

Es schmälert in keinster Weise den Wert und die Aner- Hierunter fallen kennung für diese unter den jeweils gegebenen Bedin- • Deutsche Jahrgangsmeisterschaften U 17 gungen mit viel Begeisterung, Freude und entspre- (15 – / 16-Jährige) chendem Trainingsfleiß erbrachten Leistungen, wenn • Deutsche Juniorenmeisterschaften U 19 unter dem obigen Titel nachfolgend ausschließlich (17- / 18-Jährige) Teilnahmen an nach den Regeln des Deutschen Ruder- verbandes (DRV) und des Weltruderverbandes (FISA) • Deutsche Jahrgangsmeisterschaften U 23 ausgetragenen Meisterschafts-Wettkämpfen über die (19- / 22-Jährige) Distanzen von 1500 und 2000 Meter und die hierbei (frühere Bezeichnung: Eichkranzrennen) erzielten größten Erfolge erwähnt werden. • Deutsche Meisterschaften • U 23 – Weltmeisterschaften (frühere Bezeichnungen: Nations-Cup und World Rowing Under 23 Regatta) • Weltmeisterschaften (für nicht olympische Bootsklassen seit 1996 im Olympiajahr eigene WM) 67

Erfolge im Leistungs- und Hochleistungsrudern mit dem Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Verwirk- Ziel, Siege oder sehr gute Platzierungen auf Regatten lichung leistungssportlicher Ambitionen des einzelnen und Meisterschaften zu erringen und sich für Auswahl- Sportlers oder der einzelnen Sportlerin, ob im Einer mannschaften der Verbände zu qualifizieren, haben oder in einem Mannschaftsboot, ist stets eine zeitge- ihre Grundlage im Regelfall in einer soliden rudertech- mäße theoretische und praktische Anleitung sowie die nischen Ausbildung und einem stufenweisen, altersge- motivationserhaltende und -steigernde persönliche rechten Aufbau konditioneller und physischer Fähigkei- Ansprache durch den Trainer oder die Trainerin. ten ab dem Kinder- und Juniorenalter.

Unser Verein bietet die Möglichkeit hierzu durch die satzungsmäßige Regelung seines Zwecks und sei- ner Aufgabe. Danach war und ist dies die Förderung des Rudersports für alle Altersgruppen; insbesondere jedoch des Jugendruderns. Und neben dem Angebot zum Freizeitrudern gibt es eben auch die allein von der Motivation des Einzelnen getragene Möglichkeit zu sportlicher Betätigung in Form des Leistungsruderns. Autor: Lothar Kokoschka 68 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Eichkranz-Achter 1963

Heinrich Dittmer, passionierter Riemenruderer und seinerzeit auch 1. Vorsitzender der RGG, findet Anfang der 1960er-Jahre für seine Idee der gezielten Entwicklung des Bereichs Rennrudern zum einen Förderer und kann zum anderen jungen Ruderern die – damals noch allgemein übliche – schriftliche Verpflichtung abgewinnen, sich einem regelmäßigen, harten Training unter seiner Anleitung zu stellen. 69

Die Vereinsmitglieder Erich Wimmer, Betreiber der Hotels „Fährhaus Ziehl“, und Hermann Schmidt, selbst ehemaliger Ruderer und Eigentümer einer Klempnerei, sorgen mit von ihnen gestifteten neuen Booten, einem Rennvierer und einem Rennzweier, für die materiellen Voraussetzungen.

Dittmer war überzeugt von den neuartigen Trainings- methoden, die der „Ruderprofessor“ Karl Adam in Ratzeburg entwickelt und mit den von ihm trainierten Mannschaften in nationale und internationale Erfolge umgesetzt hatte. Inbesondere das Intervalltraining auf dem Wasser im Sommer und das Zirkeltraining zum Kraftaufbau in der Halle im Winter haben Dittmers Trai- ningsleute noch gut in Erinnerung.

1963 dann ein erster Höhepunkt in der Erfolgsbilanz unseres kleinen Vereins. 70 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Ein von Dittmer unter gelegentlicher Oberaufsicht von Der Ratzeburger RC bot das Boot zum Verkauf an, und „Kalli“ Adam trainierter Renngemeinschafts-Achter mit Dank der Großzügigkeit des Chefs der in Geesthacht den Geesthachter Ruderern Eike Beyer auf der Schlag- ansässigen Norddeutschen Teppichfabrik, Hubertus position und Ewald Schneider erringt den Sieg im Eich- Rösel, bekommt es die RGG zum Geschenk. Neu getauft kranz-Rennen in Mainz gegen sieben Mitkonkurrenten. wird es daher auf den zu einem schnellen Achter pas- senden Produktnamen „Nordpfeil“. Der Renngemeinschaft gehören außerdem Ruderer des Ratzeburger Ruder-Club (RRC) sowie des Bergedorfer Für einen Geesthachter ist der schöne Erfolg die persön- Ruder-Klub (BRK) an. Namentlich H.U. Schwarz (RRC), lich größte sportliche Enttäuschung seiner Laufbahn als Klemens Kortha (RRC), Dirk Schreyer (RRC / Achter- Ruderer. Unser Ehrenmitglied Karl Heinz Kuchenbecker Olympiasieger von 1968), Egon Böttcher (RRC), Jürgen war ursprünglich Mitglied des Achters. Das große Ziel Koops (BRK) und Dietrich Berkemeyer (RRC). Gesteu- vor Augen, muss er wegen eines operativen Eingriffs ert wurde das Boot durch Lingolf von Lingelsheim seine Hoffnungen jedoch begraben. Zwei Jahre Ruder- (RRC / langjähriger Bootsmeister des DRV). pause erzwingt die Erkrankung.

Auf der Titelseite des „Rudersport“ (Heft 21 vom 26. Während dieser Zwangspause fungiert „Heini“ als Aus- Juli 1963) wird unter dem Foto der siegreichen Mann- bilder sowie als Trainer-Assistent von Heinrich Dittmer schaft berichtet, dass dieses Rennen zur Ermittlung des und dem Sportlehrer der Realschule und ehemaligen besten deutschen Jungmann-Achters ein Höhepunkt der Trainingsmann von Dittmer, Klaus Hartz. Diese führen Regatta war. Zum ersten Mal trägt sich damit eine Renn- in den 1960er-Jahren viele Jugendliche und junge Män- gemeinschaft in die Liste der Eichkranzsieger ein. ner zu schönen Regattaerfolgen im Einer, in den Zwei- ern und Vierern sowie im Achter. Vielleicht hat die Mannschaft zusätzlich beflügelt, dass es sich bei dem von ihr gefahrenen Boot um den sog. „Macon-Achter“ handelt. Denn in diesem wurde 1959 bei den Europameisterschaften in Macon / Frankreich Rudergeschichte geschrieben. Der aus Ruderern der Renngemeinschaft Ditmarsia Kiel und Ratzeburger RC bestehende und von Karl Adam trainierte deut- sche National­achter gewann das Rennen mit fast 50 m Vorsprung. Die Geburt des „Deutschlandachters“, der 1960 auch die olympische Goldmedaille in Rom errin- gen konnte. Autor: Lothar Kokoschka 71

Die siegreiche Mannschaft (v.l. Dietrich Berkemeyer, Ewald Schneider, Hans-Jürgen Koops, Egon Böttcher, Dirk Schreyer, Klemens Korta, H.U. Schwarz, Eike Beyer und Stm. Lingolf von Lingelsheim 72 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Die (Ruder-) Zwillinge Mira und Sonja van Daelen (gesprochen: van Daalen)

Mira und Sonja van Daelen haben seit Geburt eine enge Beziehung zum Wasser. Vater Björn, ein wettkampferprobter Langstreckenschwimmer, führt zu dieser Zeit eine Tauchschule am Roten Meer in Jordanien. Als die Familie Mitte der 1980er-Jahre nach Geesthacht zieht, suchen die Zwil- linge ihre sportliche Herausforderung auch erst einmal beim Schwimmen. Aber irgendwie ist das nicht so das Richtige. 73

Mit Trainerin Renate Hüttler am Steg Mira und Sonja sind Deutsche Vizemeisterinnen 1993 im Doppel­ zweier der A-Juniorinnen. Trainerin Renate Hüttler (mit Startnummer in der Hand) freut sich mit ihnen über den Erfolg Ihre Mitschülerin Karen Meyn, die Mutter ist Vorstands- Der Leichtgewichtsklasse seit 1994 entwachsen und seit mitglied der RGG, rät ihnen: „Wenn ihr Lust auf was 1995 den U 23 zugehörig, errudern sich Mira und Sonja Spannendes habt, kommt doch mal zum Rudern!“ Als in ihrer angestammten Bootsklasse 1996 und 1997 sie es tun, werden sie – nach eigenen Worten – „auch jeweils die Vizemeisterschaft. Hinzu kommen 1995 in gleich verhaftet“. Die Trainerin Renate Hüttler erkennt Renngemeinschaft mit Ruderinnen der RG Hansa Ham- sofort das doppelte Talent. burg sowie 1996 aus Berlin und Frankfurt eine Silber- bzw. eine Bronzemedaille im Doppelvierer. Zwischen- Bereits ein Jahr nach dem Beitritt zur RGG nimmt mit zeitlich stellen sie sich auf verschiedenen Regatten mit dem Sieg bei den schleswig-holsteinischen Landesmeis- Siegen und guten Ergebnissen schon einmal internati- terschaften 1990 im Leichtgewichts-Doppelzweier der onaler Konkurrenz. 14-jährigen Mädchen die bis heute erfolgreichste Lauf- bahn von Ruderinnen und Ruderern unseres Vereins Trotz der Anforderungen des Abiturs und des gemein- ihren Anfang. In der Folgezeit kommen etliche Regat- sam aufgenommenen Studiums der Ökotrophologie tasiege, regelmäßige Titel bei Landesmeisterschaften rudern Mira und Sonja in ihrem dritten Jahr als B-Seni- und jährliche Podestplätze bei Deutschen Juniorenmeis- orinnen 1997 bei den Jahrgangsmeisterschaften erneut terschaften und Deutschen Jahrgangsmeisterschaften zu Silber. Zudem verbuchen sie noch einen dritten Platz hinzu. Und es geht sogar noch weiter! im Doppelvierer mit Partnerinnen aus Kiel und Ulm. Nach dieser Leistung nominiert sie der DRV, zur gro- ßen Freude auch von Landestrainer Thomas Affeldt und Nachfolger Mark Amort, für die Vertretung der deut- schen Farben beim Nations-Cup in Mailand. 74 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Die dort von Mira und Sonja angepeilte Finalteilnahme Auswahlachtern nur knapp unterlegen lautet das Resü- wird durch einen klaren Vorlaufsieg gegen die Doppelz- mee: „Es war ein hervorragendes Rennen und hat rich- weier aus Norwegen, Schweden, England und Frank- tig viel Spaß gemacht!“ reich direkt erreicht. Und mit dem Erringen des drit- ten Platzes im Finale hinter Rumänien und Ungarn geht Im Regattabericht des „Rudersport“ (Nr. 13 / 98) zu der zuvor still gehegte Traum von einer internationalen den Jahrgangsmeisterschaften ist vermerkt, dass „das Medaille in Erfüllung. durch konstante Saisonergebnisse noch am ehesten favorisierte Boot der Rudergruppe Geesthacht unge- Dieser Erfolg wird naturgemäß mit einem Empfang im wohnte Probleme mit den rauhen Wasserverhältnissen heimischen Klubhaus an der Elbuferstraße mit vielen hatte und überhaupt nicht aus den Startlöchern kam. Gästen groß gefeiert. Trotz eines Rückstands bei der 500-Meter-Marke von fünf Sekunden gaben sich die Zwillinge jedoch zu kei- Während der Planungen für die Saison 1998 entsteht ner Phase des Rennens auf. Erst auf den dritten 500 durch Mark Amort, beinflusst auch von Entwicklungen Metern fanden sie über den Kampf zurück ins Rennen im Bereich Skullen des DRV, die Idee, dass Mira und und fuhren dann abschließend einen beeindruckenden Sonja es einmal im Zweier ohne probieren sollten. Endspurt.“ Nach Zielfotoentscheid dann der Lohn für diese Einstellung: Mira und Sonja siegen mit sechs Hun- Trotz der einmal vom ehemaligen Trainer Thomas dertstelsekunden vor zwei Potsdamer Booten. Affeldt getroffenen Feststellung, durch die gleich pro- Sie sind Deutsche Jahrgangsmeisterinnen! portionierten Körper sei ein fast schon idealer Gleich- lauf des Bootes fast naturgegeben, haben die beiden am In einem Artikel der örtlichen Presse wird über das Anfang durchaus Gewöhnungsbedarf an die „kippligere mögliche Geheimnis dieser Mobilisierung letzter Reser- Variante“ des Zweierruderns. Das Bootstraining besteht ven später die Vermutung angestellt, „ein drohendes demzufolge zunächst nur aus Technik-Einheiten. Kraft Gewitter könnte Schlagfrau Mira zu ungeahnten Kräften und Ausdauer werden durch entsprechende Übungen verholfen haben.“ an Land erarbeitet. Gerade einmal drei Monate bleiben Zeit bis zu den Jahrgangsmeisterschaften. Dass Mira und Sonja in Renngemeinschaft mit Rude- rinnen aus sieben anderen Vereinen auch im Achter die Mittlerweile in den Bundeskader aufgenommen, testen Meisterschaft erringen, ist dann noch das i-Tüpfelchen Mira und Sonja die neu erworbenen Ruderfertigkei- auf ihrem Erfolg. ten schon mal erfolgreich auf internationalen Regatten in Köln, Duisburg und Ratzeburg. Auch bei den Deut- Der Sieg im Zweier ohne führt zur erneuten Nominie- schen Meisterschaften gehen sie an den Start. In Renn- rung als Vertreterinnen des Deutschen Ruderverban- gemeinschaften im Vierer ohne und Achter. Den beiden des beim Nations-Cup, diesmal ausgetragen im grie- chischen Ioannina. 75

Mira und Sonja 1998 im Zweier ohne nach Mira (auf Schlag) und Sonja in der Start- Sonja und Mira 1998 mit der Goldmedaille der Siegerehrung als Jahrgangsmeisterinnen phase schon gut mit im Rennen beim Nations- für ihren ersten internationalen Titelgewinn Cup in Ioannina

Dort treffen Mira und Sonja im Vorlauf u. a. auf die Gold und Weltmeistertitel für Mira und Sonja! Boote aus Rumänien, Italien, Frankreich und Polen. Sie entscheiden das Rennen für sich. In diesem sind bereits Verdienter Lohn für neun bis zehnTrainingseinheiten die stärksten Nationen am Start. Ersichtlich daraus, dass pro Woche mit dem Trainingsschwerpunkt in Ratzeburg sich die identischen Mannschaften im Endlauf wieder- bei Mark Amort, wo die Ruderakademie zur Zweitwoh- finden. Aus den anderen Läufen hatte sich lediglich der nung wird. 3855 bzw. 3834 Ruderkilometer sind am russische Zweier für den Endlauf qualifizieren können. Jahresende im Fahrtenbuch für Mira und Sonja erfasst.

Das russische Boot versucht dem Rest des Feldes mit Die „Lübecker Nachrichten“ zitieren die Beiden in einem Blitzstart den Schneid abzukaufen und setzt sich ihrer Berichterstattung über ihren grandiosen Erfolg deutlich an die Spitze. Bei 500 Meter liegen Mira und mit deren eigener Analyse: „Der Start ist nicht unsere Sonja mit 4,7 Sekunden Rückstand auf Platz vier. Auch beste Phase. Dafür fahren wir sehr konstant und können bei 1000 Meter sind die Russinnen noch 3,2 Sekun- auf den letzten Metern, wenn die Konkurrenz manchmal den vor, das deutsche Boot schon auf Platz drei. Nach einbricht, noch zusetzen“. Da war doch schon mal was? Ende der dritten Teilstrecke beträgt der Rückstand, Bei den Jahrgangsmeisterschaften?! In den folgenden inzwischen ist der zweite Platz erobert, nur noch eine Jahren wird man genau diese Renngestaltung wieder- Sekunde. In einem unwiderstehlichen Endspurt wird holt erleben. das russische Boot überholt und mit 2,1 Sekunden Vor- sprung der Sieg eingefahren. 76 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Außerdem verraten Mira und Sonja, wie bewegend es die Stärke von Mira und Sonja auf dem letzten Stre- für sie bei der Siegerehrung war, dass ihretwegen die ckenabschnitt über den Sieg zu ihren Gunsten, nach- Nationalhyme abgespielt wird. dem sie noch vor dem letzten Kilometer drei Sekunden zurückliegen. „Zu Hause“, bei den Mitgliedern der RGG, ist der Jubel über diesen bislang größten Erfolg in der Vereinsge- Bei den Deutschen Meisterschaften in Köln starten Mira schichte riesengroß. Man freut sich für diese bescheiden und Sonja gemeinsam mit den Dresdnerinnen Sandra auftretenden, sympathischen jungen Frauen aufrichtig Goldbach und Marita Scholz im Vierer ohne. Sie dis- über das Erreichte. Bereits am Hamburger Flughafen tanzieren das favorisierte Quartett aus dem A-Achter bereiten den „Torpedo-Twins“, wie sie in einem Bericht und vier weitere Boote deutlich und werden Deutsche des schleswig-holsteinischen Ruderverbandes bezeich- Meisterinnen! net werden, zahlreiche Fans den verdienten lautstarken Empfang mit Transparenten und rotem Teppich. Und im Als Mitglieder des B-Achters des DRV gewinnen sie in mit Fahnen und Plakaten geschmückten Klubhaus steigt der Auseinandersetzung mit dem Nationalachter nach eine große U-23-Siegerparty mit vielen Ruderfreunden einer guten Leistung zusätzlich die Silbermedaille. Und und Ruderfreundinnen sowie Sponsoren. als Zugabe wird im Zweier ohne gegen Paarungen aus der Besatzung des A-Achters der vierte Platz errudert. Die Umstellung vom Skullen auf das Riemenrudern hat All diese Ergebnisse machen einen erstaunlich nahtlos sich als „goldrichtige“ Entscheidung erwiesen. geglückten Übergang in die offene Klasse deutlich.

Nun steht mit dem altersbedingten Übergang in den Für den DRV Anlass genug, Mira und Sonja internatio- Senior-A-Bereich der über 22 Jahre alten Athletinnen im nal beim Weltcup in Wien im Auswahlachter einzuset- Jahr 1999 die nächste Umstellung bevor. Mira und Sonja zen, wo hinter Rumänien, Weißrussland und Kanada der sind sich in realistischer Betrachtung dieser Anforde- vierte Platz erreicht wird. rung darüber im Klaren, dass „es jetzt für uns noch här- ter wird. Denn in der A-Klasse ist die Konkurrenz noch Eine weitere Nominierung gibt es für den letzten Welt- stärker. Wir wollen erst mal den Anschluss schaffen.“ cup der Saison auf dem Rotsee in Luzern, der Traum- Regattastrecke einer jeden Ruderin und eines jeden Eine erste Standortbestimmung bringt die vom DRV für Ruderers. Im Vierer ohne gelingt in der Besetzung der seine Kaderruderer und Kaderruderinnen angesetzte Deutschen Meisterschaft mit fast fünf Sekunden Vor- jährliche Frühjahrsüberprüfung auf der Leipziger Lang- sprung ein klarer Sieg vor dem zweiten deutschen strecke über sechs Kilometer. Siebzehn Zweier ohne der Boot, Australien, Großbritannien, Schweiz und den Frauen haben gemeldet. Wieder einmal entscheidet Niederlanden. 77

Das Rennen geht in die entscheidene Phase

Dies sowie die Ergebnisse eines im Bundesleistungs- Streckenhälfte müssen sie diese beiden Boote jedoch zentrum in Saarbrücken absolvierten Ergometer-Tests ziehen lassen. Deutschland bei 1000 Metern nun mit überzeugen den Verband. Er schickt die vier jungen einer knappen Sekunde hinter den Osteuropäerin- Damen in dieser Bootsklasse bei den Weltmeisterschaf- nen auf dem zweiten Platz, und es läuft immer besser. ten im kanadischen St. Catharines an den Start. Schlag für Schlag verkürzen die Ruderinnen von Trainer Mark Amort den Abstand und übernehmen schließlich Die Ruderfachpresse sieht schon im Vorfeld gute Chan- zum Ende des dritten Viertels mit 49 Hundertstel die cen auf den Gewinn einer Medaille, obwohl Großbritan- Führung. Kopf an Kopf geht es über die nächsten 250 nien, das man in Luzern hinter sich lassen konnte, mit Meter. einer komplett veränderten Besetzung antreten wird. Gegen die USA und Gastgeber Kanada haben die Vier Im Endspurt gewinnen dann die physisch stärke- zuvor noch nie gerudert. Dabei ist noch Weißrussland ren Weißrussinnen wieder die Oberhand, und im Ziel mit vier Ruderinnen aus dem Nationalachter, der in beträgt der Rückstand von Mira, Sandra, Marita und Wien zweiter war. Sonja 2,04 Sekunden. Die Boote aus den USA, Großbri- tannien und Kanada folgen in weiteren Abständen von Nach dem Start finden die Britinnen am besten in ihren drei bis neun Sekunden. Rhythmus, und sie liegen bei der ersten Zeitnahme vor den Weißrussinnen und den Deutschen. Schon vor der Das ist die Silbermedaille und Vize-Weltmeisterschaft!

78 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Die Vizewelt- meisterinnen 1999 im Vierer ohne mit ihrem Trainer Mark Amort

Bei der Rückkehr gibt es am Flughafen das diesem Erfolg angemessene große Willkommen mit rotem Teppich, großformatigem Transparent und mit Ahorn – dem Symbol der kanadischen Flagge – aufgebundenen Blumensträußen.

Offiziell wird es dann zwei Wochen später auf einem Empfang in den Räumlichkeiten des Informationszent- rums des Kernkraftwerks Krümmel. Erschienen ist dazu mit Marita Scholz auch eine der Mitstreiterinnen von Mira und Sonja. Alle drei noch in den vor ihrem tol- len Rennen gemeinsam in „Redwood“ gefärbten Haa- ren. Eingeladen sind außer den Vereinsmitgliedern zahlreiche Sponsoren, mit deren Unterstützung das „Unternehmen WM-Teilnahme“ für unseren kleinen Verein mit seinem begrenzten finanziellen Spielraum überhaupt nur möglich wurde. Die Danksagung hierfür übernimmt der Bürgermeister Peter Walter, dem selbst 79

ein Riesendank dafür gebührt, unsere Vorsitzende Ilse Auf Grund dieser ernüchternden Erfahrung wollen es Meyn bei der Suche und Ansprache dieser Sponsoren in Mira und Sonja in 2001 noch einmal im Zweier ohne außerordentlichem Maße unterstützt zu haben. versuchen. Trainer wird Hans-Peter Schmidt, unter des- sen Anleitung sie in Ratzeburg mit großem Fleiß und Im Jahr 2000 stehen die Olympischen Spiele in Sydney sehr konzentriert ihre Ruderarbeit noch einmal verbes- auf dem Wettkampfkalender. Mira und Sonja können sern können. Auf der Leipziger Frühjahrs-Langstrecke sich trotz ruderisch zum Teil besserer Leistungen als über sechs Kilometer werden sie mit nur einer halben der einiger Mitbewerberinnen nicht für einen Platz im Sekunde Rückstand Zweite. Und beim Frühtest des DRV Auswahlachter qualifizieren, weil „wir im Kampf gegen über 2000 Meter in Köln unterliegen sie im Finale erst die Rudermaschinen (Ergometer) körperlich nicht mit- im Schlussspurt einer Renngemeinschaft aus Berlin und halten konnten“. Marita Scholz dagegen wechselt in den Saarbrücken mit knappen zwei Zehnteln. Kader für den Achter, sodass für den Vierer ohne eine neue Partnerin neben Sandra Goldbach gewonnen wer- Topfit und optimistisch fahren Mira und Sonja vier den muss. Wochen später erneut nach Köln. Diesmal stehen die Deutschen Meisterschaften an. Als Hauptkonkurren- Mit Yvonne Weckesser aus Frankfurt wird Ersatz gefun- tinnen beim Kampf um den Titel entpuppen sich die den. Was das Saisonziel anbelangt, die erneute erfolg- ehemalige Teamkollegin Sandra Goldbach aus dem reiche Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Zagreb, Vizeweltmeisterboot 1999 mit ihrer Partnerin Maya läuft es aber leider nicht so wie erhofft. Nach holpri- Tucholke, die man in Leipzig hinter sich lassen konnte. ger Qualifikation auf der internationalen Regatta in Bei schwierigen Wasserverhältnissen bietet sich ein Ratzeburg wird zwar auf dem Rotsee-Weltcup gegen Rennverlauf, wie man ihn von den Twins kennt. Noch die Niederlande und Australien ein Sieg für den DRV 600 Meter vor dem Ziel liegen sie über eine Bootslänge eingefahren. Bei den Deutschen Meisterschaften, wo zurück, holen dann Schlag für Schlag auf. Doch ganz es gegen die nationale Konkurrenz gerade zum vierten reicht es nicht mehr. Das Duett aus Dresden und Leipzig Platz reicht, folgt jedoch ein kleiner Euphoriedämpfer. rettet sich ins Ziel. Die Vizemeisterschaft bringt keine Und das vierwöchige Trainingslager in Ratzeburg kann Vorentscheidung in der Frage, welcher Zweier wohl nicht verhindern, dass in Zagreb mit dem dritten Platz für die Weltmeisterschaften in Luzern nominiert oder im Vorlauf lediglich das B-Finale und dort als Zweite womöglich im Achter sitzen wird. nach der Ukraine und vor Russland und China insge- samt nur der achte Platz errudert wird. Beim Weltcup im spanischen Sevilla bringt der DRV Mira und Sonja im Zweier ohne an den Start, Goldbach und Tucholke sitzen im Achter. Von Hans-Peter Schmidt 80 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

glänzend eingestellt, meistern Mira und Sonja Vorlauf Zur Vorbereitung geht es ins Trainingslager nach Bran- und Hoffnungslauf als Zweite bzw. als Siegerinnen sou- denburg, für das der Bundestrainer Ralf Holtmeyer verän. Hier sind bis auf die Frauen aus Übersee bereits einen umfangreichen, aber auch abwechslungsreichen alle Hochkaräter am Start, die auch bei den Weltmeis- Trainingsplan ausgearbeitet hat. Ein weiteres Trainings- terschaften ein Wörtchen mitreden wollen. lager folgt in Breisach, und unter Anleitung von Hans- Peter Schmidt gibt es in Ratzeburg den letzten Schliff. Im bei unangenehm heißen Temperaturen um die 40 Grad ausgetragenen Finale liefern sich die Weißrus- Gegenüber der Presse verrät Mira vor der Abreise nach sinnen und Rumänien, mit einer Olympiasiegern des Luzern die mit Sonja vereinbarte Marschroute für die Vorjahres an Bord, einen Zweikampf um die Spitze. erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft der Senio- Dahinter von Anfang bis Ende ein ganz enger Fight mit ren in einer olympischen Bootsklasse: „Das Halbfinale wechselnden Positionen zwischen den Britinnen und ist Pflicht, der Endlauf wäre die Kür.“ Mira und Sonja, den letztlich das britische Boot knapp mit sieben Zehnteln für sich entscheidet. Trotzdem ist In dem vom Veranstalter herausgegebenen Regattaheft dies ein hervorragender Einstand auf der Weltbühne des wird den Weltcup-Gewinnerinnen aus Weißrussland Zweier-ohne-Ruderns der Frauen. und den Titelverteidigerinnen aus Rumänien die Favo- ritenrolle zuerkannt. Ein Eingreifen in das zwischen die- Als nächstes Ziel für die deutschen Boote wird das Welt- sen beiden Booten zu erwartende harte Duell um den cup-Finale in München ausgerufen. Neben den Anfor- Sieg wäre allenfalls noch von den Booten aus Großbri- derungen des Studiums mit zu schreibenden Klausuren tannien, Kanada und Australien vorstellbar. stehen nun bis zu zwölf Trainingseinheiten pro Woche im Leistungszentrum in Ratzeburg auf dem Programm. Zu dem nach dieser Einschätzung verbleibenden sechs- Die Aussicht auf eine WM-Teilnahme gibt die Kraft, all ten Finalplatz gibt es keine Aussage, welcher der acht dies zu bewältigen. Die Zielstellung für München lau- weiteren an den Start gehenden Zweier ohne dafür am tet: Finalteilnahme ist Pflicht. Über einen zweiten Platz ehesten in Frage kommt. im Vorlauf und einen dritten Platz im Halbfinale wird dies erreicht. Auf ihrer bei heftigem Gegenwind beson- Mira und Sonja beantworten diese Frage auf ihre Weise. ders benachteiligten Außenbahn ist dann im Finale der In ihrem Vorlauf belegen sie hinter den Britinnen sicher insgeheim angestrebte Podestplatz nicht zu realisieren. den zweiten Platz vor Russland und den USA. Damit Trotzdem gibt es Grund zum Jubeln. Der DRV nominiert haben sie Teil 1 ihrer „Mission“ erfüllt. Nun geht es um Mira und Sonja für die WM. den Einzug ins Finale. 81

Mira und sonja freuen sich über ihr gut gerudertes Weltmeisterschaftfinale 2001 im Zweier ohne

Dafür muss im Halbfinale mindestens der dritte Platz erreicht werden. Rumänien und Australien werden nicht zu bezwingen sein, und diese Mannschaften beenden das Rennen denn auch in dieser Reihenfolge. Mira und Sonja gelingen super erste 500 m mit zweitbes- ter Durchgangszeit. Ab der 1000-Meter-Marke rudern sie auf Position drei mit einem schon komfortablen 3-Sekunden-Vorsprung auf das chinesische Boot, das alles daran setzt, den Deutschen diesen Rang streitig zu machen. Mit ihrem besten Saisonrennen in 7:11,67 min. lassen sich Mira und Sonja ihr Traumergebnis jedoch nicht mehr nehmen und bleiben auch im Ziel mit gut zwei Sekunden vor den ärgsten Verfolgerinnen.

Das Finale ist geschafft! Teil 2 der „Mission“ erfüllt. Willkommen in der Weltspitze! 82 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Welch eine Riesenfreude und ein bisschen berechtigter Dem geschäftsführenden RGG-Vorstand Ilse Meyn und Stolz, auch bei den daumendrückenden und sich zur Jürgen Ponick gelingt es mit Unterstützung des Trainers Anfeuerung heiser rufenden Eltern und mitgereisten Hans-Peter Schmidt sowie Mira und Sonja und deren Vereinsmitgliedern. Eltern, mit dem Eigentümer der Firma Raesch Quarz- glas, Herrn Frithjof Raesch, einen Sponsor zu finden. In dem bei besten äußeren Bedingungen ausgetrage- Dieser zeigt sich bereit, die enormen Trainingslager-, nen Finale am 25. August 2001 bestimmen nach ver- Regatta-, Fahrt- u. a. Kosten wesentlich zu übernehmen, haltenem Start die Rumäninnen ab der Streckenhälfte solange für Mira und Sonja die reale Chance gegeben das Geschehen. Die schnell startenden Weißrussinnen ist, ihr Ziel zu erreichen. und Britinnen kämpfen um den zweiten Platz. Letztere können ihr Tempo nicht durchhalten und werden von Dann der Gau. Mira erleidet zu Hause einen schweren Kanada und Australien abgefangen. Gold für Rumänien, Bandscheibenvorfall, dem nur operativ beizukommen Silber für Weißrussland, Bronze für Kanada – und nach ist. Es ist klar, dass dies einen längeren Ausfall bedeu- einem technisch gut anzusehenden und mit ganzem tet. Unklar ist, ob es denn mit dem Hochleistungsrudern Einsatz gefahrenen Rennen: überhaupt jemals wieder gehen wird. Wohl eher nicht. Die Kraftelemente im Training dürften zum Hindernis Mira und Sonja sind WM-Sechste im olympischen werden. Zweier ohne der Frauen! Sonja ohne ihre Schwester? Nein! Sie entschließt sich, Als sie sich unter Land auf der dafür vorgesehenen Bahn erst einmal für ein Jahr eine Auszeit zu nehmen und in ausrudern, kann man die beiden strahlen sehen, wie nur Ruhe das Studium abzuschließen. Auch für Mira steht sie strahlen können. So sieht es also aus, wenn nach dies an. Beide machen ihren Abschluss und kümmern allen vorangegangenen Anstrengungen ein erträumtes sich um die beruflichen Perspektiven. Ziel tatsächlich erreicht werden konnte. Zwei zielstrebig und hart erarbeitete, tolle Karrieren In der heimischen Rudergruppe Geesthacht wird der im Hochleistungsrudern mit schönen Erfolgserlebnis- Erfolg mit einem Empfang im Klubhaus gefeiert. Vater sen gehen zu Ende. Aber nicht die Leidenschaft für den Björn van Daelen hat in Luzern fleißig gefilmt und führt Rudersport. Mira ist so weit genesen, dass sie und Sonja Mitgliedern und Gästen die Aufnahmen vor. für die RG Hansa Hamburg seit einigen Jahren auf Mas- tersregatten in verschiedenen Bootsklassen an den Start Und es gibt ein neues Ziel: 2004. Olympische Spiele. gehen. Da kann man dann als Zuschauer wieder das Kontinuierlich weiter verbessern. Internationale Renner- freudige „Huuu!!!“ vernehmen, wenn die eigene Boots- fahrung auf oberstem Niveau sammeln. Den Sprung in spitze mal wieder als erste die Ziellinie überquert hat. eines der Auswahlboote schaffen. Autor: Lothar Kokoschka 83 84 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Daniel Holert

Als Neunjährigem gilt Daniels erstes sportliches Inter- esse dem Judosport. Über ein Jahr ist er dabei, als es ihm wegen bestimmter Bedingungen im Umfeld keine Freude mehr macht.

1995 gibt dann sein Vater Franz Peter, als Schüler selbst Bei einem Ergometer-Wettkampf auf Landesebene einmal Landessieger im Gig-Doppelvierer und Teilneh- erreicht Daniel eine der besten Zeiten. So wird der mer an „Jugend trainiert für Olympia“, den Anstoß für Landestrainer Mark Amort auf ihn aufmerksam. Durch eine – zu diesem Zeitpunkt natürlich überhaupt nicht dessen Zusammenwirken mit der Heimtrainerin Elke absehbare – sehr erfolgreiche Laufbahn im Rudersport. Kaufmann und den Trainern Björn Lötsch und Lars Kol- „Geh doch mal zur Rudergruppe. Das Rudern hat mir termann kommt Daniel 2002 in ein Junior-Doppelvierer- auch sehr viel Spaß gemacht.“ Projekt des schleswig-holsteinischen Ruderverbandes. Nach Erfolgen bei Regatten in Lübeck, München und Daniel probiert es aus, und es gefällt ihm. Die Ausbil- Köln wird bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften derin Ilse Meyn bringt ihm die ersten „Schritte“ bei 2003 wegen des kurzfristigen Krankheitsfalles eines und behält ihn auch in der Folgezeit noch eine Weile in Bootspartners der Medaillenrang leider verpasst. ihrer Gruppe. Er findet noch heute bestehende Freund- schaften vor allem mit Till und Julian Müller, die jahr- Auf dem Ruderergometer wird Daniel Landesmeister und gangsmäßig ein Jahr älter bzw. jünger sind als er. Weil schleswig-holsteinischer Rekordhalter. Auf Antrag des deshalb nur gelegentlich gemeinsam auf den regional Landesverbandes wird er in den D / C-Kader des Deut- besuchten Regatten gestartet werden kann, fährt Daniel schen Ruderverbandes aufgenommen. Mit Udo Sonnen- hauptsächlich und erfolgreich im Einer. berger von der Lübecker RG rudert Daniel bis Ende des Jahres erstmals im ungesteuerten Riemenzweier. 85

In der neuen Saison 2005 rudert Daniel den Riemen- zweier mit Richard Nagel vom Der Hamburger und Germania Ruderclub. Karsten Timm betreut die beiden als Trainer. Beim Langstreckentest des DRV in Leipzig gelingt der Sieg bei den U 23-Ruderern.

Nach abgelegtem Abitur und erfolgter Aufnahme in den Bundeskader C sowie die Sportfördergruppe zieht Daniel nach Dortmund und kommt dort in die Trainings- gruppe von Thomas Affeldt. Nach mehreren Regatta- siegen in Essen, Ratzeburg und Duisburg erlangt er in

Siegerehrung Jahrgangsmeisterschaft 2005 im Vierer ohne Stm. Großbooten erstmals Meisterehren. (Daniel ganz rechts, neben ihm nach links seine Mannschaft mit Timm Baur, Philipp Nahrun, Florian Eichner) Im Achter gewinnt Daniel bei den Deutschen Jahrgangs- Auf Empfehlung des Landestrainers bildet Daniel 2004 meisterschaften die Goldmedaille und zudem im Vierer mit Tim Wöltjen von der RG Hansa Hamburg eine neue ohne Steuermann die Silbermedaille! Trainingsgemeinschaft im Riemenzweier. Neben dem Training unter Rita Hendes und Christian Müller in Auf Grund dieser Leistungen nominiert der Deutsche Hamburg sowie dem Stützpunkt Ratzeburg steht erst- Ruderverband den 94 kg schweren 2,02-Meter-„Hünen“ mals die Teilnahme an einem Trainingslager des DRV für einen Platz im Achter bei den U 23-Weltmeister- in Sabaudia / Italien auf dem Programm. Regattateilnah- schaften in Amsterdam. Nach konzentrierter letzter Vor- men und Ergometerwettkämpfe einschl. der Teilnahme bereitung im Ratzeburger Leistungszentrum reist die an Deutschen Meisterschaften gehören zum Programm Mannschaft selbstbewusst zu den Titelkämpfen an. Sie der weiteren Auslotung und Entwicklung physischer will zeigen, dass der Weg zur Goldmedaille nur über sie und technischer Fähigkeiten. führt. Nach deutlichem Vorlaufsieg wird – bei Schie- bewindunterstützung – im Halbfinale mit 5:30,43 min. Ein Gespräch mit dem U 23-Bundestrainer Thomas eine U 23-Weltbestzeit über die 2000-Meter-Distanz Affeldt führt zur Bewerbung bei der Sportfördergruppe aufgestellt, die erst 2011 von einem USA-Boot verbes- der Bundeswehr mit der Perspektive, im Bundesleis- sert werden kann. tungszentrum Dortmund trainieren zu können. Erste Qualifikationen für den Bundeskader C stehen auf dem Im Finale will es dann bei starkem Gegenwind nicht so Programm. Ein erster Einsatz in einem Verbandsachter recht klappen. Die Mannschaft findet nicht den opti- beim internationalen „Koninklijke Holland Beker 2004“ malen Bootslauf, der sie bisher so stark gemacht hatte. auf der in Amsterdam mit dem Erreichen des Nach einem fulminanten Start muss sie sich auf dem vierten Platzes hinter Auswahlbooten der Niederlande zweiten Streckenabschnitt von den Rumänen einholen sowie aus Neuseeland und Australien. 86 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Finallauf Amsterdam 2005 (Daniel 5. v.l.) Vorbereitungsregatta in Ratzeburg 2006 (Daniel 3. v.r.)

lassen. Und auf ihrem normalerweise stärksten Teil- Platz für Neues, neue Ziele, zu machen. Es wird gesagt, stück, den dritten 500 Metern, ziehen auch die Italiener dass es die Niederlagen sind, die einem das menschli- vorbei. „Im Endspurt haben wir dann alles Menschen- che Maß geben. Und auch, dass im Labor der Niederla- mögliche versucht, uns zu wehren, dabei jedoch leider gen die Sieger geboren werden.“ unseren Rhythmus verloren und die Kanadier haben uns auch noch mit 33 / 100 Sekunden Vorsprung Bronze Nach abgeschlossener Grundausbildung bei der Bun- weggeschnappt“, kommentiert Daniel dieses Gesche- deswehr in Nienburg und anschließender Stationie- hen. Das ist natürlich schon ein herber Wermutstrop- rung in Warendorf ist Daniel vollwertiges Mitglied der fen, und der Frust in der favorisierten Mannschaft ist Förderkompanie und kann in 2006 unter Profi-Bedin- entsprechend groß. gungen am Bundesstützpunkt Dortmund trainieren. Gewohnt wird am Ort in einer Sportler-WG. Mit dem Bei einem Empfang zu seinen Ehren im Klubhaus wür- Ulmer Raimund Hörmann (jr.) findet sich ein neuer digen die Mitglieder der Rudergruppe Geesthacht die Zweierpartner. nach so kurzer Zugehörigkeit zur nationalen Spitze erreichten tollen Erfolge. In Hinblick auf die verpasste Das regattalose Winterhalbjahr hält diverse Trainings- WM-Medaille findet der Vorsitzende für Daniel die auf- maßnahmen am neuen Wohnort Dortmund sowie im munternden Worte: „So banal es sich anhört – das Ver- Ausland bereit. Ein erster Langstreckentest über sechs lieren gehört zum Leben! Man muss sich den unschö- Kilometer bringt das neu formierte Duo auf einen soli- nen Gefühlen von Enttäuschung, Trauer und Wut stellen. den Mittelfeldplatz, und somit wird weiter zusammen Daraus wachsen Stärke und Charakter, die es erlauben, gearbeitet. Bei einem Radtrainingslager auf Mallorca 87

werden für den Aufbau der Grundlagenausdauer in einer Woche schon mal 1000 km „gefressen“. Eine manchmal recht zähe Sache, aber trotzdem schöne Abwechslung zum Rudersport, wie Daniel befindet. Im kroatischen Sibenik und anschließend im italienischen Sabaudia, bei motivierender Anwesenheit des „richti- gen“ Deutschlandachters, folgt die Wasserarbeit. Daniel erhält die Gelegenheit, in dem Auswahlachter mitzuru- dern und erlebt ein ganz neues Gefühl von Dynamik und Bootsdurchlauf.

Pro Woche zwölf Trainingseinheiten sind ab jetzt regel- Siegerehrung 2006 (v.l. Stm. Peter Puppe, Falk Müller mäßig zu absolvieren. (s), Thomas Protze, Raimund Hörmann, Andre Slavik, Felix Feldhaus, Daniel Holert, Max Bandel, Jan Müller) Nach einigen vorbereitenden nationalen und internatio- Nach einem Vorlaufsieg in der Bestzeit beider Läufe nalen Regatten stehen wieder die Deutschen Jahrgangs- mischt der deutsche Achter im Finale im Konzert der meisterschaften auf dem Terminplan. Im gesteuerten Favoriten kräftig mit und liegt jederzeit auf Medaillen- Vierer fährt Daniels Mannschaft einen deutlichen Sieg kurs. Bis zur 1000-Meter-Marke noch auf Rang drei hin- vor der nationalen U 23-Konkurrenz ein. Und auch im ter den Schnellstartern aus Kanada und den im Vorjahr Achter ist seine Mannschaft nicht zu bezwingen. siegreichen Rumänen, ist bei 1500 Meter schon der zweite Platz erobert. Die Abstände zwischen diesen drei Daniel ist zweimaliger Deutscher Meister und gewinnt Booten betragen jeweils nur rd. zwei Sekunden. Gegen zwei Goldmedaillen! die zum Ende stark aufkommenden Italiener wird nach einem starken Schlussspurt der Traum wahr. Damit hat sich Daniel erneut einen Rollsitz im „klei- nen Deutschlandachter“ erkämpft, und er darf hoffen, Mit einer Sekunde hinter Kanada und einer knappen aus dem belgischen Hazewinkel die ersehnte WM- Sekunde vor Italien wird das deutsche Boot mit Daniel an Medaille mit nach Hause zu bringen. Die unmittelbare Bord Vize-Weltmeister und gewinnt die Silbermedaille! Wettkampfvorbereitung mit der Einübung vieler techni- scher Details erfolgt wiederum auf Ratzeburger Gewäs- „Ich bin auf den letzten 500 m direkt in den Tunnel geru- sern rund um die Ruderakademie im Kreis Herzogtum dert und habe von dem Überqueren der Ziellinie und Lauenburg. dem ersten Jubel nur wenig mitbekommen, weil ich so derartig ausgepumpt war. Aber dann nach ein wenig Erholung war der Jubel umso größer. Trainer Thomas 88 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Das Ziel von Daniel für 2007 ist natürlich wieder ein Platz im Auswahlachter. Die Vorbereitung im Winter- halbjahr auf seine letzte U 23-Saison gleicht der des Vorjahres. Bei Starts auf internationalen Regatten im Vierer ohne Steuermann sowie im Achter sitzen in den gegnerischen Booten regelmäßig Ruderer des A-Kaders, gegen die man sich relativ gut „verkauft“.

Auf den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften geht es dann wieder gegen die eigene Altersklasse. Und zwar mit super Ergebnissen. Zunächst wird im Vierer ohne

Passend zur Silbermedaille überreicht der Vorsitzende des Vor- der zweite Platz herausgerudert. Das ist die Vizemeis- stands der RGG an Daniel ein silberfarbenes Ruderblatt zur Erinne- terschaft, belohnt mit der Silbermedaille. Noch besser rung an seinen ersten international bedeutenden Titel läuft es im Achter. Aus dem Vizeweltmeisterachter sind Affeldt hat uns super betreut, und die Mannschaft hat hier noch vier Mann dabei. Ein klarer Start-Ziel-Sieg geschlossen alles umgesetzt, was an diesem Tag mög- bringt die Deutsche Meisterschaft und die Goldmedaille! lich war“, berichtet Daniel überglücklich nach dem Erringen seiner ersten WM-Medaille. Für Daniel bedeuten diese Ergebnisse zudem die erneute Achter-Nominierung für die U 23-WM, dies- Die Mannschaft hat übrigens ihr Boot „Klinsis Rache“ mal ausgetragen im schottischen Strathclyde. Die letzte getauft – und im Vorlauf wie auch im Finale wird Ita- Vorbereitung in Ratzeburg wird turbulent. Nach hefti- lien, im Gegensatz zum Halbfinale bei der Fußball-WM gen Regenfällen ist die Hälfte der Besatzung erkältet, mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann, geschlagen. Die was permanente Umbesetzungen im Boot erforderlich finden diese ganz und gar nicht ernst gemeinte Aktion macht. Daniel ist glücklicherweise eine gesetzte Größe. aber gar nicht so lustig. Im Vorlauf sind es die Esten, die dem deutschen Boot Mit einem Konfettiregen, begleitet durch den Lärm auf den ersten 500 m eine knappe Bootslänge abnehmen von Ratsche, Schellenbaum und Tröte, gibt es im mit und die führende Position bis zur 1500-Meter Marke schwarz-rot-goldenen und vereinsfarbenen weiß-roten verteidigen können. Daniel und Co. schieben sich Zen- Bändern geschmückten Klubhaus durch die Mitglieder timeter um Zentimeter heran und passieren schließlich der Rudergruppe Geesthacht den gebührenden Emp- bei 1600 Metern die Konkurrenten um den Sieg. Der fang für einen zweimaligen Deutschen Meister und geht am Ende mit der schnellsten Zeit aller Läufe an frischgebackenen Vize-Weltmeister. die deutsche Auswahl. Und auch im Halbfinale gelingt 89

Halbfinale Strathclyde 2007 (Daniel 3. v.l.) Siegerehrung Strathclyde 2007 (v.l. Maximilian Reinelt, Ruben Ane- müller, Daniel Holert, Felix Feldhaus, Stm. Arman Lahouti, Sebastian Kasielke, Max Brandel, Thomas Protze, Marco Neumann) auf der zweiten Streckenhälfte die Übernahme der Füh- zurück. Doch auf Höhe der Tribüne kommt der DRV- rung, diesmal vom australischen Achter, die bis ins Ziel Achter immer stärker auf – in einem Herzschlag-Finale mit der besten Zeit beider Läufe gehalten wird. fehlen zur Goldmedaille am Ende gerade einmal 39 Hundertstelsekunden! Bei schwierigen Bedingungen mit kabbeligen Wellen und auffrischenden böigen Winden gehen die Boote aus Estland gewinnt, Australien wird Dritter. Großbritannien Estland, Deutschland, Australien, USA, Polen und Groß- als Sieger des zweiten Halbfinales vor Estland landet britannien ins Finale. hinter den USA und Polen auf dem für diese Mannschaft vor heimischer Kulisse sicherlich sehr enttäuschenden Diesmal setzen sich die Australier gleich an die Spitze letzten Platz. des Feldes und behaupten diese bis zur zweiten Zeit- nahme bei 1000 Meter. Dahinter eine halbe Sekunde Daniel und drei weitere Mitstreiter aber werden zum zurück die Esten. Das deutsche Boot hat sich nach zweiten Mal in Folge Vize-Weltmeister, die vier ande- dem vierten Platz auf der ersten Teilstrecke zu die- ren und der Steuermann gewinnen zum ersten Mal eine sem Zeitpunkt an die dritte Stelle vorgearbeitet. Auf WM-Silbermedaille! dem dritten Abschnitt setzen sich die Esten mit einem sehr starken Spurt mit mehr als einer Länge vor Aust- „Natürlich hätte ich lieber die Goldmedaille gehabt, ralien und Deutschland ab. An der 1500-Meter-Marke aber es war ein tolles Rennen mit einem spannenden liegt das Boot mit Daniel an Bord 1,3 Sekunden hinter Endspurt. Und da wir nach 500 Metern noch nicht ein- Australien und schon fast 3 Sekunden hinter Estland mal in den Medaillenrängen waren, haben wir Silber 90 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. 91

gewonnen und nicht Gold verloren. Estland ist im Finale In einer Mail vom Oktober 2008 teilt Daniel dem Vorsit- einfach besser gefahren“, zeigt sich Daniel als fairer zenden der RGG mit, dass er nach einem Gespräch mit Verlierer. Eine Enttäuschung wegen der schlechten Thomas Affeldt seine Leistungssportkarriere beendet Startphase schwingt verständlicherweise dennoch mit. und sich voll auf das Studium konzentriert. Hauptstu- Anständig gefeiert hat die Mannschaft nach dem gan- dium und das viele Training sind nicht mehr miteinan- zen vorherigen Leistungs- und Erfolgsdruck trotzdem. der vereinbar. Und ohne Partner im Zweier ist man halt auch nichts im Riemenbereich. Die Mitglieder des Heimatvereins sind der Meinung, dass das eine ganz besondere Leistung war, die der In der Saison nutzt Daniel das Angebot, in einem Ach- Achter da abgeliefert hat. Und mit donnerndem Beifall, ter des Osnabrücker Rudervereins an der Henley Royal lauten Daniel-Rufen und schrillen Rasseln begrüßen sie Regatta teilzunehmen. Und mit „alten“ Weggefährten Daniel und seine Freundin Nathalie Kappes im Klubhaus tritt er bei der Studenten-WM im serbischen Belgrad an, am Elbufer, das wie im Vorjahr in den Deutschland- und auf der im Vierer ohne der fünfte Rang erreicht wird. Vereinsfarben geschmückt ist, zu einer lockeren, stim- Riesenspaß macht ihm die Teilnahme an der Ruder- mungsvollen Feier. Bundesliga. Als Mitglied des Achters des Hamburger und Germania RC belegt er in diesem Wettbewerb 2009 Im Bundesleistungszentrum ist zum Jahresende hin den zweiten Platz. alles darauf ausgerichtet, im Kleinboot sämtliche Kade- rathleten auf den aktuellen Fitnesszustand zu überprü- Nun steht das 1. Staatsexamen an. Sportlich fit hält fen, bevor es ins winterliche Trainingslager geht. Daniel sich Daniel heute, 2012, mit Krafttraining und Einhei- muss dabei in seinem ersten Jahr als Senior-A-Ruderer ten auf dem Ergometer. Wenn es zeitlich und organisa- allerdings mit dem nicht so geliebten Einer vorlieb neh- torisch passt, rudert er auch noch gern im Achter (z. B. men, weil sich in der olympischen Saison 2008 für ihn in Wanne-Eickel), oder er steigt in den Einer. kein Zweierpartner findet. So sichert er sich im Test erst einmal die weitere Zugehörigkeit zum Bundeskader B.

Es steht eine wichtige Entscheidung an. Darüber, welche Ziele für die Zukunft verfolgt werden. Für den nächsten olympischen Zyklus das Leben schwerpunktmäßig auf das Erreichen eines Platzes in einem der deutschen Aus- wahlboote ausrichten? Oder sich verstärkt dem Studium widmen, und die Grundlagen für den späteren Broter- werb schaffen? Autor: Lothar Kokoschka

92 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Jahrgangsmeisterschaften

Junior B (U 17 = 15-/16-Jährige) und Junior A (U 19 = 17-/18-Jährige)

1980 München JF B Leichtgewichts-Einer – 3. Platz

1980 München JF A Leichtgewichts-Einer – 2. Platz

Elke Boie (li.) Andrea Gebert Trainer: Karl Heinz Kuchenbecker Trainer: Karl Heinz Kuchenbecker 93 1986 Duisburg JF B Leichtgewichts-Einer – 3. Platz

1988 Köln JF A Leichtgewichts-Doppelzweier – 2. Platz

Silke Hüttler Silke Hüttler (re.) mit Partnerin Sylvia Bartel (Waltrop) Trainerinnen: Ilse Meyn und Renate Hüttler Trainerinnen: Ilse Meyn und Renate Hüttler

1988 Köln 1990 München JM B Einer – 3. Platz JM A Einer – 3. Platz

Volker Schulz Volker Schulz (r.) Trainerinnen: Ilse Meyn und Renate Hüttler Trainerinnen: Ilse Meyn und Renate Hüttler 94 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

2005 Duisburg 2006 Essen JM B Leichtgewichts-Doppelvierer mit Steuermann JM B Leichtgewichts-Doppelvierer mit Steuermann 1. Platz und Deutsche Meisterschaft – 3. Platz

Stefan Mühl (Mitte) mit v.li. Malte Kirschstein (Lübeck), Johann Marcel de Lannoy (2. v.re.) mit v.li. Lars Hartig (Friedrichstadt), Hartwig (Kiel), (St.)Yannic Corinth (Friedrichstadt), Arne Grimm Lennart Geerdes (Flensburg), Butz Möbus (Reinfeld), (Lauenburg), Trainer: Björn Lötsch und Lars Koltermann (St.) Merle Fenner (Flensburg), Trainer: Lars Koltermann

2011 Brandenburg / Havel 2011 Brandenburg / Havel JF B Vierer ohne Steuerfrau JF B Doppelvierer mit Steuerfrau 1. Platz und Deutsche Meisterschaft 1. Platz und Deutsche Meisterschaft

Isa Harden (li.) mit v.li. Nora Evers (Eutin), Veronika Mohr, (St.) Larina Aylin Hillemann (re.) mit v.li. Anna Calina Schanze, Anna Calina Schanze (beide Ratzeburg) Veronika Mohr (beide Ratzeburg), Nora Evers (Eutin), Trainer: Marc Swienty Charlotte Wesselmann (Flensburg), Trainer: Marc Swienty 95

2012 Essen 2012 Essen JF B Doppelvierer mit Steuerfrau – 2. Platz JF A Achter – 3. Platz

(St.) Larina Aylin Hillemann (re.) mit v.li. Sarah Winkelmann (St.) Larina Aylin Hillemann (re.) mit v.li. Frauke Hacker, Theresa (Bealau), Annemieke Schanze,Veronika Mohr, Anna Calina Schanze Saß, Hanna Krüger (alle LRV M-V), Christiane Estel (Halle), Laura (alle drei Ratzeburg), Trainer: Marc Swienty Prieß (LRV M-V), Lisa-Marie Reinhardt (Magdeburg), Levke Gill (Lübecker FRK), Nela Kubik (Preetz), Trainer: Marc Swienty 96 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Mastersrudern

Unter diesem Begriff wird im Deutschen Ruderverband und vom Weltruderband FISA das wettkampfmäßige Rudern in verschiedenen Altersklassen A bis H bzw. J verstanden.

Beginnend mit dem Mindestalter von 27 Jahren rudert angelegt. „Alte Herren“, die noch Lust verspürten, sich man für neun Jahre in der ersten Kategorie A. Jede mit anderen alten Herren zu messen, traten im Ruder- Ruderin und jeder Ruderer muss dann 27 Jahre bzw. wettkampf gegeneinander an. Wegen der nach und darf bis 35 Jahre alt sein. Den folgenden Kategorien B nach zunehmenden Beteiligung auch von Frauen wurde und C gehört man jeweils sieben Jahre an, den weiteren der Begriff „Veteranen“-Rudern eingeführt. Und die Kategorien D bis J fünf Jahre. Bezeichnung „Masters“ übernahm der Deutsche Ruder- verband vom Weltruderverband FISA, der sie seit 1990 Ab der Altersklasse B ist ein Mindestdurchschnittsalter verwendet. (MDA) maßgeblich. So kann z.B. ein Zweier der Alters- klasse D, für den das MDA 50 Jahre beträgt, im Extrem 1973 richtet die FISA in Wien eine erste weltweite aus einem 27-jährigen und einem 73-jährigen Ruderer Regatta für die Altersklassenruderinnen und -ruderer bestehen. als Test-Event aus. Nach dem mit rund 700 Meldungen aus 10 Ländern für Viele überraschenden Erfolg wird Eine offizielle Regelung zur Begrenzung des Altersun- diese Regatta in den folgenden Jahren regelmäßig in terschieds – etwa auf zwei Altersklassen – wäre hier in eine jeweils andere Stadt in einem anderen Land ver- verschiedener Hinsicht sinnvoll und geboten. geben. Die Teilnehmerzahlen und die Anzahl der Ren- nen entwickeln sich besonders ab 1992 enorm. 2007 in Entwickelt hat sich das Mastersrudern aus dem in den Zagreb sind Teilnehmer aus 49 Ländern vertreten, und 1970er-Jahren einen stetigen Aufschwung nehmen- in Wien 2009 wird auf 8383 Rollsitzen gerudert. den Altherrenrudern. Und so war es ursprünglich auch 97

In den Jahren, in denen die World Masters Regatta in Ehrgeiz und Siegeswillen kann ein mit unsauberen Mit- Übersee stattfindet, gibt es seit 1997 für Europäer, die teln herbeigeführter „Erfolg“ letztlich niemals zu einer daran aus unterschiedlichen Gründen nicht teilneh- wirklichen inneren Zufriedenheit mit der erbrachten men können oder wollen, eine Ersatzveranstaltung. Die Leistung führen. „Euro-Masters-Regatta“ wird dann regelmäßig auf der Olympia-Regattastrecke von 1972 in München-Ober- Im Übrigen gebührt aus welchen Gründen auch immer schleißheim ausgetragen. Leistungsschwächeren gleicher Respekt wie dem Leis- tungsstarken. Sie bereiten sich im Rahmen ihrer Mög- Die national bedeutendsten Masters Regatten sind das lichkeiten und Zielsetzungen auf den Wettkampf vor „DRV-Masters-Championat“ sowie die „German Mas- und ermöglichen durch ihre Teilnahme des öfteren, ters Open“. dass überhaupt Rennen und volle Starterfelder zustande kommen. Die Intensität, mit der die Mastersruderei betrieben wird, hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte Beschrieben hat das mal sehr schön Lothar Schumann zunehmend in leistungssportliche Dimensionen entwi- in seinem Festschriftbeitrag zum 75-jährigen Jubiläum: ckelt. Zum Mitrudern um vordere oder vorderste Platzie- Und wir haben so manches Mal dafür gesorgt, dass die rungen ist – sofern solch ein selbst gesetzter Anspruch Sieger sich doch mächtig anstrengen mussten. Richtig besteht – eine rund ums Jahr angelegte Vorbereitung hinterher gefahren sind wir nie – das war immerhin ein und entsprechend angepasste Lebensweise erforder- Ziel, welches wir auch erreicht haben. Und so verbissen lich. Für die Entwicklung und Erhaltung von Ausdauer, trainiert wie manch andere Veteranenmannschaft haben Kraft und Schnelligkeit sind dann mehrmalige wöchent- wir bestimmt auch nicht. liche Trainingseinheiten sowohl in den Wintermonaten als auch in der Regattasaison allgemeiner Standard. Und einen wichtigen anderen Aspekt des Masters­ ruderns hat Lothar ebenfalls angesprochen: Es ist schon Auf den Regattaplätzen ist zu vernehmen, dass manche, ein schönes Gefühl, Plätze im In- und Ausland zu ken- und dies nicht nur in den jüngeren Altersklassen, sogar nen, auf denen man immer irgendwelche Freunde und täglich „am Werke“ sind. Es gibt in diesem Zusammen- Bekannte und noch dazu Gleichgesinnte findet und hang auch immer mal wieder Mutmaßungen, manche wiederfindet. „Hallo, Ihr auch hier – wie gehts“ – und Leistungen kämen wohl nicht allein auf natürlichem wenn Jahre zwischen den Treffen liegen, der Kontakt ist Wege zustande. immer wieder schnell da. Und das Beruhigende: Je älter die Teilnehmer, desto mehr rückt das Kämpferische am Für die Altherren-, Veteranen- und Mastersruderinnen Sport in die zweite Reihe – nicht, dass es keine Bedeu- und Mastersruderer der Rudergruppe Geesthacht darf tung mehr hat! Letzteres definitiv ausgeschlossen werden. Bei allem 98 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Internationale Veteranen Regatta 1980 auf der Amstel in Amster- Internationale Veteranen Regatta 1990 auf dem See in Zagreb dam. Vierer mit Stm. - MDA 36 Jahre / Streckenlänge 1000 Meter / Jugoslawien. Vierer mit Stm. - MDA 45 Jahre / Streckenlänge 1000 (v.li. Hans-Jürgen Koops (Jg. 1938), Lothar Schumann (Jg. 1940), Meter (beim Einstellen des Leihbootes v.li. Siegfried Wölms, Stm. H. Siegfried „Fiete“ Wölms (Jg. 1940), Paul Tüger (Jg. 1938), Stm. nicht Moritz, Paul Tüger, Lothar Schumann und Hans-Jürgen Koops) bekannt

Vornehmlich im Vierer sind Lothar und seine Mitstrei- Einen besonderen sportlichen Erfolg dieser Beziehun- ter Paul Tüger, „Fiete“ Wölms und Hans-Jürgen Koops gen kann 1984 Heinrich Dittmer feiern. Auf der FISA in Sachen Rudern (und natürlich auch Freundschaft) Veteranen Regatta in Gent / Belgien siegt er in Rennge- in Ägypten, Ungarn, der Tschechoslowakei, der DDR, meinschaft mit Lübecker und Hamburger Ruderern im in Holland und Dänemark, auf der Eider und auf dem Vierer und Achter. Neckar unterwegs – sie finden, dass der Kuchen auf dem Regattaplatz in Bremen am besten schmeckte und „Heini“ Kuchenbecker, der ursprünglich den Vierer mit der Gegenwind in Otterndorf am stärksten war, aber Lothar Schumann „gegründet“ und u. a. mit ihm Regat- das Boot war neu und die Motivation unheimlich stark ten bestritten hat, wechselt 1983 mit seinem neuen und es klappte. Dass Fassbier in Prag nach der Regatta Arbeitsplatz in Lauenburg aus Zeitgründen auch seine war unglaublich süffig und der Kaffee in Budapest eine Mitruderer. echte Überraschung. Mit den Lauenburgern Wolfgang Stein, der es als Junior 1979 entsteht eine „Sektion Geesthacht“ der Lübecker zu nationalen Ehren brachte, und Jürgen Plagemann, Veteranenruderer. Dem Lübecker Veteranenboss Hans- Europameister, Weltmeister und Olympiazweiter im Otto Kuhlmann verdanken die Geesthachter viele schöne Achter, sowie Ralf Kruse aus Mölln und anderen „Hoch- Reisen nach Ungarn und in die CSSR. Auch Dresden karätern“ fährt er fortan in starken Mannschaften, die und Schloss Pillnitz waren gemeinsame Stationen. viele Siege im Vierer und Achter erringen können. 99

Der Achter mit Heinrich Dittmer (Jg. 1921) am Siegersteg (3. v.li.) Die siegreiche Achtermannschaft trägt ihre Steuerfrau auf Händen (v.li. Hermann Plagemann, Ralf Kruse, Ernst Rühl (Wetzlar), Wolfgang Stein, Steuerfrau Jill Legg (USA), Günter Dönges (Wetzlar), Jürgen Pla- gemann, Michael Clemens (Neuss), „Heini“ Kuchenbecker (Jg. 1937)

Die Mastersruderei führt ihn auf Regattaplätze in Ost- Die Wiederholung ist geplant für die World Masters und Westeuropa, Nordamerika und Australien. Bled / 1997 am anderen Ende der Welt in Adelaide / Austra- Jugoslawien 1985, Glasgow / Schottland 1988, Buda- lien. Der Start gelingt gut, die Führung ist erobert – da pest / Ungarn 1996, Sevilla / Spanien 1999 sind einige passiert es! Nach etwa 400 Metern springt die Dolle auf Stationen der Teilnahme an den vom Weltruderver- und dieser so erfahrene Ruderer nimmt nach der unver- band FISA veranstalteten World Veterans bzw. Masters meidlichen Kenterung ein unfreiwilliges Bad. Danke. Es Regatten. war war nett, hier zu sein!

Seinen größten Erfolg im Mannschaftsboot feiert „Vor der Haustür“ in Hamburg-Allermöhe 2004 been- „Heini“ 1991 beim Sieg im Achter auf der World Mas- det „Heini“ seine internationalen Auftritte mit Starts im ters Regatta in Miami / USA. Einer und natürlich noch mal im Vierer ohne Steuer- mann mit seinen langjährigen Weggefährten. Und weil das Siegen so viel Spaß macht, hängt „Heini“ 1992 in Köln gleich noch mal einen World-Masters-Sieg Bei einem weiterern RGGler stößt das Mastersrudern dran. Diesmal allerdings solo, im Einer. auf Interesse. Uwe Bendlage entschließt sich 1993 im Einer an den Start zu gehen.

Im norddeutschen Raum nimmt er in den folgenden Jah- ren an Regatten in Lübeck, Ratzeburg, Hamburg, Bre- men, Otterndorf, Schwerin und Brandenburg teil.

100 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

„Heini“ Kuchenbecker in der Startphase bei der World Rowing Uwe Bendlage (Jg. 1960) voll konzentriert vor dem Start bei der Masters Regatta in Hamburg 2004 World Rowing Masters Regatta in Hamburg 2004

International stehen die World Masters Regatten in meine persönliche Bestzeit! Jedes Mal, wenn ihm das Wien / Österreich 1993, Budapest / Ungarn 1996, Ade- wieder gelingt, ist es die Bestätigung für den Sinn der laide / Australien 1997, München 1998 auf seinem Einer- dafür absolvierten Trainingseinheiten. Programm. Nach einer Pause zur Pflege anderer Interes- sen, wie etwa mehreren Aufenthalten im Himalaja, juckt Besonders genießt Uwe die Atmosphäre auf den inter- es wieder. Und Racice / Tschechien 2002, Vichy / Frank- nationalen Regattaplätzen und das Kennenlernen der reich 2003, Hamburg 2004 sowie Strathclyde/Schott- besuchten Städte und Länder. land 2005 vervollständigen die World-Masters-Tour. Im Jubiläumsjahr feiern Susanne Müller und Lothar Als Steuermann wird Uwe 1994 für einen „Kreisach- Kokoschka ihre zehnjährige ununterbrochene Teil- ter“ engagiert, der sich – besetzt mit Ruderern aus Rat- nahme an den World Masters Regatten bzw. an den zeburg, Mölln, Lauenburg und Geesthacht – am Vesta wegen der Nichtteilnahme in Übersee ersatzweise aus- Veterans Head in London beteiligt. getragenen Euro-Masters-Regatten 2006 und 2010 in München. Da Uwe von der Körpergröße her gegenüber den meist „langen Kerls“ in seiner Gegnerschaft von vornherein nicht um den Sieg mitrudern kann, ist der olympische Gedanke vom „Dabeisein“ seine maßgebliche Motiva- tion. Und das Ziel: Im nächsten Rennen verbessere ich 101

Susanne Müller (Jg. 1955) und Lothar Kokoschka (Jg. 1950) im Rennen bei der World Rowing Masters Regatta in Hamburg 2004

Nach Racice 2002 reisen sie als Neulinge in diesem Lothar möchte den ganzen Aufwand mit den weiten Rei- „Geschäft“ noch, um ein einziges Rennen im Mixed- sen auch nicht mehr für nur ein Rennen im Mixed-Dop- Doppelzweier zu bestreiten. Den Sieg vor Augen gibt es pelzweier betreiben und entschließt sich deshalb, auch kurz vor dem Ziel Bojenberührungen und die englisch- im Einer an den Start zu gehen. Trotz nicht optimalem schweizerische Kombination zieht vorbei. Sehr beein- Bootsmaterial kann er in Vichy schon ganz gut mithal- druckend ist die spätere Geste von Sarah Springman ten. Ein Jahr später in Hamburg gelingt in einem neuen (siehe Wikipedia) aus dem Siegerboot, die Susanne eine Boot ein erster Sieg, dem weitere in Zagreb / Kroatien ihrer bei sieben Starts in gleicher Anzahl gewonnenen 2007, München 2010, Poznan / Polen 2011 und Duisburg Medaillen als Anerkennung für den guten Wettkampf 2012 folgen. und als Trost für das erlittene Pech schenkt. Im Mixed-Doppelzweier haben Susanne und Lothar Bei dieser Regatta trifft Susanne ihre frühere Schul- mehrfach das Pech, den Lauf zu erwischen, in dem das freundin aus Lübeck, Susanne Heimann, wieder, und es insgesamt schnellste Boot den Sieg einfährt und ihnen wird verabredet, sich zu treffen und gemeinsam im Dop- als den Zweitschnellsten aller Läufe die Erinnerungsme- pelzweier zu rudern. Das wird mit dem Start in Vichy daille verwehrt bleibt. Oder dass, wie zuletzt in Duisburg 2003 in die Tat umgesetzt und in all den folgenden Jah- 2012, im Endspurt nur 26 Hundertstel fehlen. ren beibehalten. 102 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Lothar Kokoschka im Rennen bei der World Rowing Masters Regatta in Hamburg 2004

Durch die im Laufe der Jahre verbesserte Rudertech- Susanne und Lothar haben im Winterhalbjahr nik, die gewonnene Rennerfahrung sowie die erar- 2000 / 2001 mit einem regelmäßigen, zielgerichteten beitete Leistungsfähigkeit werden andere Ruderin- Training für das Masters-Rennrudern begonnen. Mitt- nen und Ruderer auf die beiden aufmerksam und lerweile sind daraus viele Trainingsjahre geworden mit bekunden ihr Interesse an der Bildung gemeinsamer durchschnittlich drei Einheiten pro Woche. Belohnt Bootsbesatzungen. worden ist das neben den erfolgreichen Besuchen der World Masters Regatten durch etliche gute Rennen und So kommt es dazu, dass zusätzlich auch Rennen im Siege bei nationalen Regatten, wobei die beim „DRV- Frauen-Doppelvierer, im Männer-Doppelzweier und Masters-Championat“ und den „German Masters Open“ Männer-Doppelvierer (mit einem Sieg in Trakai / Litauen natürlich wegen der allgemein stärkeren Konkurrenz 2008) sowie im Mixed-Doppelvierer bestritten werden. besonders zählen. Das artet manches Mal in Stress aus, weil z. B. unter Zeitdruck Boote umgeriggert und ausprobiert werden Schaun wir mal, wie lange es noch Spaß macht. müssen oder versprochenes Bootsmaterial dann doch nicht genutzt werden kann. Der sonst eigentlich trotz Und ob vielleicht auch andere Mitglieder der RGG Gefal- aller Anstrengungen immer vorhandene Spaß an der len daran finden. Ruderei geht da vorübergehend schon mal verloren. Autor: Lothar Kokoschka 103

Auch Weltmeisterinnen können sich über Masterssiege freuen. Mira und Sonja van Daelen 2004 in Hamburg. 104 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V

Das Clubhaus in Meissen Ruderfreundschaft mit dem Meißner Ruderclub „Neptun“ 1882 e.V. 105

Dörte Grandt und Ruth Wundratsch bei der Übergabe unseres Barbara Meinert und Karen Meyn vor ihrer Elbtour im gesteuerten Gastgeschenks Gig-Zweier

Das Ereignis mit der größten Bedeu- Wassersportmöglichkeiten wir nur vom Hörensagen tung war in den letzten 25 Jahren für wussten. Jetzt bot sich die Möglichkeit, dies alles zu die Geesthachter Ruderer die Wieder- sehen und zu erleben. Unsere Zeitung berichtete dar- über und diese Absicht wurde auf diesem Wege bis vereinigung unseres Landes: Die Elbe in das ferne Meißen bekannt. Der Zufall spielte dabei wurde wieder 585 km lang! eine glückliche Rolle. Im traditionsreichen Meißner Das Clubhaus in Meissen Ruderclub gab es Interesse an einem Austausch. Und Dabei half jedes Mal, dass Geesthacht seit 1990 einen so konnten wir bereits zu Pfingsten 1990 auf der Elbe freundschaftlichen Stützpunkt im Meißner Ruderclub bei Meißen rudern und die Stadt kennen lernen. Seit- „Neptun“ gewonnen hat, über den zunächst berichtet her besuchen wir einander gegenseitig in jährlichem werden soll. Wechsel, und es sind enge persönliche Freundschaften entstanden. Dörte Grandt und Ruth Wundratsch, die Begründerin- nen der langjährigen Freundschaft zwischen dem Meiß- ner Ruderklub „Neptun“ von 1882 e.V. und der Ruder- Elbtour im Zweier gruppe Geesthacht von 1912 e.V. von Rolf Meyn An einem Sommertag im Jahr 1994 trafen sich drei Im Jahr 1989 beschloss man im Verein, aktiv nach Kon- durchtrainierte Ruderinnen der RGG mit gut gepackten takten in dem Teil unseres Landes zu suchen, von des- Rucksäcken und einem kleinen Zelt auf dem Bahnhof sen herrlichen Flüssen und Seen und wunderbaren Bergedorf zur Fahrt nach Meißen. 106 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

einer Unterkunft. In Torgau fanden die Frauen einen gastfreundlichen Ruderverein, in Wittenberg einen Campingplatz. Vor Magdeburg, nach 111 geruderten Tageskilometern, begegnete ihnen, wie ein Geschenk des Himmels, ein Einerfahrer, der sich als Vorsitzen- der des dortigen Rudervereins entpuppte und sie ein- lud, in seinem Verein zu übernachten. In Tangermünde musste wiederum ein Campingplatz bezogen werden. Hinter Havelberg wagten es unsere drei Ruderinnen sogar, „wild“ zu zelten. Da keine Einkaufsmöglichkeit bestand, mussten sie mit der Notverpflegung vorlieb nehmen. Irgendwo hatte sich in diesen Tagen noch ein viertes Besatzungsmitglied an Bord geschlichen, ein reiselustiger grüner Frosch, der aber nach zwei Tagen Ilse Meyn, ihre siebzehnjährige Tochter Karen und wieder verschwand. Mit Dömitz war der letzte Ort vor deren gleichaltrige Ruderkameradin Barbara Meinert Geesthacht erreicht. Hier leistete sich die Zweiermann- hatten sich vorgenommen, von Meißen bis Geesthacht schaft den Luxus, in einer kleinen gemütlichen Pension zu rudern. Der Ruderclub „Neptun“ hatte sich dan- zu übernachten. Nach einem guten Frühstück bereitete kenswerterweise bereit erklärt, für dies Unternehmen es keine Schwierigkeit, den „Heimathafen“ Geesthacht einen Doppelzweier zur Verfügung zu stellen. Nach zu erreichen. einem sehr herzlichen Empfang durch Ruth und Lothar Wundratsch und einer guten Nachtruhe im Vereinshaus In sieben Tagen hatten unsere drei Frauen über 500 km begann das Abenteuer. zurückgelegt – wahrlich keine schlechte Leistung. Das Wetter hatte an allen Tagen mitgespielt – Sonne von Genau festgelegte Etappen gab es nicht. Die Frauen morgens bis abends. Erreicht werden konnte diese Leis- wollten rudern, soweit die Elbe sie an einem Tag trug tung nur, weil man konsequent nach jeweils 12 km die und ansonsten „die Seele baumeln lassen.“ Steuerfrau wechselte. Hans Georg Priesmeyer, der ohnehin eine Dienstreise Schiffsverkehr gab es auf dem ersten Teil der Stre- nach Sachsen unternehmen musste, hat dann das Boot cke kaum. Doch viele Störche verschönten die herr- wohlbehalten nach Meißen zurück gebracht. liche Natur an beiden Flußufern. Einmal begegnete den Ruderinnen ein recht verschmutztes Exemplar. Barbara Engler geb. Meinert erinnert sich so an die Vielleicht war dieser Storch deshalb ein Einzelgän- Fahrt: ger. Ging der Tag zur Neige, stellte sich die Frage nach 107

Was ich noch weiß, ist, dass die Tour im Sommer 1994 Im Jahr 2001 fand sich dann eine Gruppe von Ruderin- stattfand (vermutlich Beginn der Sommerferien, also nen und Ruderern, denen der Gedanke, einmal die Elbe im Juli). Vielleicht gibt es noch das Fahrtenbuch von von der tschechischen Grenze bis nach Haus kennen zu damals? Dann hätte man den Bootsnamen (ein ziem- lernen, ebenfalls faszinierend erschien. lich breiter, gesteuerter Zweier) und die genauen Daten. Die Fahrt müsste ca. eine Woche gedauert haben, und gestartet sind wir in Meißen (ich glaube, da hatte Ilse Elbfahrt der RG ­Geesthacht von Kontakt zum Ruderverein). Übernachtet haben wir in Bad Schandau nach Geesthacht, Rudervereinen oder im Zelt (auf Campingplätzen oder 5.7. – 18.7.2001 direkt am Ufer). Nach meiner Erinnerung war die längste Tagesstrecke über 110 km (so was merkt man Ein (nicht immer) objektiver Bericht sich :-). Auf dem Rückweg ist uns ein Geesthachter von Ursula Tietze (Auszug aus Ursulas Fahrtenbericht) Vierer entgegen gerudert und hat uns in Lauenburg am Steg empfangen. Rolf war bestimmt dabei, und ich Teilnehmer: glaube Dörte Grandt, vielleicht auch Hans und / oder Dörte Grandt (Fahrtenleiterin), Heini Kuchenbecker, Gustel Boie – vielleicht hat von denen jemand ein Foto? Sieglinde und Jan Davids, Hille und Rolf Piehl, Gus- Mehr fällt mir leider nicht ein. Aber es war auf jeden Fall tel und Hans Boie, Ursula Tietze, Hans Stein, Jürgen eine sehr schöne Wandertour. Ponick, Henriette Lemke (bis zum 14. 07.), Hans-Georg Priesmeyer (11.07. bis 15.07.) Hans Georg Priesmeyer hatte beim Rücktransport des Als Gast: Rolf Austermann (Papenburger Ruder-Club) Bootes noch ein besonderes Erlebnis: Als Begleitung am 06.07. und 07.07. vom Meißner Weil die Autobahn zwischen Berlin und Dresden damals Ruder-Club: noch in einem bedauernswerten Zustand war – auf der Hansjörg und Stefan Drechsler, Rolf Hubert, Reinhard Überholspur gab es sogar dicke Schlaglöcher -, musste Eisermann, Manfred Haustein (06.07.), Heinz Kinzel- er seine Fahrgeschwindigkeit dem anpassen. Das Boot mann (07.07.) sollte schließlich heil zurück. Er erinnert sich: „Plötzlich höre ich im Verkehrsfunk den Hinweis auf einen sich Vorbereitung der Fahrt aufbauenden Stau, der durch ein langsam fahrendes So etwas hat es schon lange nicht mehr gegeben: Wan- Fahrzeug verursacht würde. Und ich hatte mich schon derruderwartin Dörte Grandt plant eine 13-tägige Wan- ziemlich gewundert, warum mich kaum ein Auto über- derfahrt, fast die gesamte Elbe lang, nämlich von Bad holte. Der nächste Rastplatz war dann meiner und ich Schandau (Elbkilometer 9) bis nach Geesthacht (km konnte sehen, dass ich wirklich ein Verkehrshindernis 583). Insgesamt sollen mit Abstechern an die 590 km gewesen war.“ zurückgelegt werden!

108 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Schon Wochen vorher wird akribisch geplant: Tagese- Frauen sich mit Hansjörg in die Stadt zum Shoppen tappen werden festgelegt, Hotels gebucht und Ruder- begeben. Die Autorin trudelt gegen 16 Uhr vor Ort ein, vereine wegen der Bootelagerung angeschrieben. Wei- und Dank modernster Technik (Handy) verabredet man terhin ist geplant, die ODER wieder in Stand zu setzen. sich um 19 Uhr im Hotel. Dörte bangt und kann nicht schlafen: Hoffentlich klappt alles.... Gegen 20 Uhr wird dann weiter in der Innenstadt hung- rig das Restaurant „Zum Goldenen Anker“ gestürmt, wo Donnerstag, d. 05.07. – Ankommen in Meißen für uns in der umgebauten Schmiede ein Tisch reser- Es ist soweit! Dank Heini und Co. ist es gelun- viert ist. Die Speisekarte birgt eine gen, die ODER in Gang zu kriegen, wenn auch Überraschung: Sie ist komplett in quasi in letzter Minute. Die letzte Lackierung sächsisch geschrieben! So kann zu ist getrocknet, sämtliche Dollen eingestellt, die fast jeder Portion was „Grienes“ Rollsitze passen alle... Im letzten Moment kann (etwas Grünes = Salat) bestellt wer- auch die Teilnehmerzahl von ca. 13 Personen den. Die Kellnerin versucht, nicht in Form von Rolf Austermann aus Papenburg Verständliches zu übersetzen, kann gesichert werden. Dann kanns ja losgehen! sich aber ein Grinsen nicht ver- 12 Leute machen sich früh morgens in drei kneifen. Rolf A., Rolf P. und einige Autos auf ins Sachsenland. Die Autorin hat andere ordern wegen großen Hun- sich vorm Aufladen der Boote gedrückt und ist gers „‘ne Fuhre Schrott“ (= ver- schon im Zug vorgefahren. Heinis Auto zieht schiedene Sorten Fleisch). Das den Hänger mit den Booten GEESTHACHT Wort „Schrott“ soll uns im ande- und ODER bis nach Meißen, wo noch zwei weitere ren Zusammenhang noch länger begleiten. Das Essen Boote (ein Zweier und ein Vierer) vom dortigen Ruder- braucht Zeit, und so haben wir das erste Mal Gelegen- club dazugeladen werden. heit, das köstlich sächsische Bier zu probieren. Die auf- getragenen Portionen (Soljanka eingeschlossen) sind Am frühen Nachmittag kommen die Autofahrer in dann recht schnell verdrückt. Meißen an. Das Gepäck wird im Hotel Elbdamm, fast direkt neben dem Meißner Ruderclub, abgeladen, wo Das Fazit dieses ersten Tages: Dies war ein gelungener die nächsten drei Tage das Quartier sein soll. Nach Auftakt! Wir verdrücken uns recht schnell ins Hotel und einer kurzen Erfrischung fahren die Männer nach Bad in die Betten, da wir nächsten Tag früh raus wollen. Schandau, um die Boote aufzuriggern, während die 109 GEESTHACHT Pfingsten 2009 Gelebte Wiedervereinigung Rudergruppe trifft sich zum 20. Mal mit Sportlern aus Sachsen Seit 1990 unternehmen die Sportler immer zu Pfingsten gemeinsame Ausflüge und Bootstouren.

Von Kai Gerullis Geesthacht. Sie ruderten im gleichen Wasser, 500 Elbkilo- meter voneinander entfernt. Doch über Jahrzehnte waren gemeinsame Touren oder Wett- fahrten undenkbar – die hässli- che Grenze zwischen beiden deutschen Staaten verhinderte jeden persönlichen Kontakt zwischen der Rudergruppe Geesthacht und dem Meißner Ruderclub Neptun. Als im November 1989 die Berliner Mauer fiel, wuchs auf beiden Seiten die Neugier. So zog es auch die Geesthachter Ruderer mit dem Ziel, eine Part- nerschaft aufzubauen, gen Os- ten: Nach einem ersten zaghaf- Aus einem ersten Treffen entstand eine langjährige Partnerschaft ten Schriftverkehr – Telefonate in die noch existierende DDR waren schwierig und teuer – machten sich Pfingsten 1990 Zum 20. Mal treffen sich die Sportler der Rudergruppe Geesthacht und des Meißner Ruderclubs acht Geesthachter auf den Weg Neptun über Pfingsten. Für ein Erinnerungsfoto stellten sie sich gestern am Boot „Meißen“ auf – es nach Sachsen. Sie legten den wurde vor zwei Jahren zu Ehren der engen Verbundenheit auf den Namen getauft. Foto: Gerullis Grundstein für eine langlebige Tradition. An diesem Wochen- ten die Sachsen dann Geest- wir bei unseren Ausflügen auch Mit einer kleinen Rückschau ende treffen sich rund 40 Rude- hacht – mit köstlichem Rade- den Wiederaufbau der Dresd- auf die vergangenen Besuche rer aus Meißen und Geesthacht berger Pils im Gepäck. Eine Tra- ner Frauenkirche beobachtet“, feiern die Ruderer an diesem zum 20. Mal. dition war geboren. Immer sagt Dörte Grandt (72). Wochenende die Partnerschaft. „Wir waren damals neugie- abwechselnd treffen sich die Trotz aller kleinen Unter- „Für uns ist die langjährige rig, wollten unbedingt einen Ruderer fortan zu Pfingsten in schiede zwischen Ost und West Freundschaft zwischen unse- Verein aus der DDR näher ken- Geesthacht oder Meißen. Ge- entdeckten die Ruderer, dass ren Vereinen ein Stück gelebte nen lernen“, erzählt Ruderer meinsam ging es ins Elbsand- die sportlichen Probleme über- Wiedervereinigung“, sagt Pries- Hans Georg Priesmeyer. Über steingebirge, ins Alte Land oder all gleich sind. „Wenn Arbeit meyer. Eine Einschätzung, die die Jahre ist zwischen den Ver- in den Spreewald. Selbstver- ansteht, packen bei uns leider von beiden Seiten geteilt wird. einen dann eine echte Kame- ständlich ging es bei jedem oft immer nur die selben Leute „Wir freuen sehr, dass die radschaft entstanden. „Damals Treffen auch gemeinsam aufs an“, sagt Rolf Hubert aus Mei- Geesthachter das genau so se- galt in Meißen noch die Ost- Wasser. ßen. Ein Umstand, den auch hen“, sagt Rolf Hubert. Er hofft, Mark“, erinnert sich die Geest- „Das Schöne ist, dass wir bei die Geesthachter kennen. Ei- dass die enge Freundschaft hachterin Dörte Grandt (72). den Besuchen immer in den Fa- nen kuriosen Unterschied ent- noch lange bestehen bleibt. „Wir haben deshalb die Autos milien wohnen“, so Priesmey- deckten die Sportler in der Ru- „Leider haben viele junge Leu- vollgeladen mit Essen und Ge- er. So erlebten die Ruderer auch dertechnik: „In der DDR wurde te, die nach 1990 geboren sind, tränken, die Meißner haben hautnah, wie Deutschland das Ruder rechts vor links gezo- nicht so ein Gefühl dafür, wie sich um die Unterkunft geküm- Stück für Stück zusammen- gen, bei uns war es umge- wichtig diese Verbindung ist“, mert.“ Ein Jahr später besuch- wuchs. „Ganz nebenbei haben kehrt“, so Priesmeyer. sagt Rolf Hubert. 110 100 Jahre Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V.

Dank an die Förderer

In Form von Geld- und Sachspenden haben neben­ • Firma Geestra-Bau stehende Förderer zur Finanzierung der Erstellung die- • Firma Walter Förster GmbH ser Festschrift beigetragen. • Firma Wilfried Sadler Die dadurch bedingte Entlastung unseres Vereinsbud- • Firma Ars Vivendi gets kommt unmittelbar dem uns wichtigen Anliegen • Firma Elvers & Co. KG des Kinder- und Jugendruderns zugute, da die hierfür zur Verfügung stehenden Mittel nur begrenzt verringert • Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg werden mussten. • Rotary Club Geesthacht – Hohes Elbufer • Firma CTS Glasfasertechnik Dafür von den Kindern und Jugendlichen sowie dem Vorstand der Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. • Firma Harms & Köster Bau GmbH ein riesengroßes: Dankeschön!!! • Firma Bäckerei Dittmer • Stadtwerke Geesthacht • Firma Buhck & Co. KG 111

Projektgruppe 100-Jahr-Feier

v.li.: Dörte Grandt, „Heini“ Kuchenbecker, Susanne Müller, Lothar Kokoschka, Erhard Hoffmann, Manfred Wilkens, Karin Ponick, Helmuth Wagner, Hans-Georg Priesmeyer (nicht im Bild: Jan Eckhard Davids, Andrea Harden, Ursula Tietze) Rudergruppe Geesthacht von 1912 e.V. Elbuferstraße 31 21502 Geesthacht Tel.: 04152 / 4113 (Klubhaus) E-Mail: [email protected]

www.rggeesthacht.de