1866 · 2016 ❱ GruSSworte {2}

❱ Einleitung {13}

❱ Sport {27}

❱ Bootshaus und Boote {93}

❱ Geschichte {121}

❱ Menschen {147}

❱ Ausblick {181} Grussworte

❱ GruSSworte {2} 2 | Grußworte

GruSSwort DES Ersten Bürgermeisters

Liebe Mitglieder und Freunde des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«,

150 Jahre RC Allemannia sind der Beweis dafür, dass der Rudersport in unserer Stadt seinen festen Platz hat. Als einer der größten und traditionsreichsten Ruderclubs in Ham- burg ist er nicht nur Treffpunkt für Freunde des Breitensports. Der Verein ist ebenso für seine Nachwuchsförderung und zahlreiche Erfolge im Leistungssport bekannt.

Olaf Scholz Grußworte | 3

Hamburg als Stadt am Wasser bietet dafür Und jedes Mal ist der Blick anders, je nach ideale Bedingungen. Auf der , den Jahreszeit, Sonnenstand und Wetterlage. Kanälen und Fleeten sieht man von früh Beim Rudern kann man die Stadt immer bis spät viele Wassersportbegeisterte, die wieder neu entdecken. die Faszination für das Rudern teilen. Als Mitglied des RC Allemannia und aktiver Im Namen des Senats der Freien und Ruderer kann ich diese Leidenschaft gut Hansestadt gratuliere ich dem verstehen. RC Allemannia herzlich zum 150-jährigen Jubiläum und wünsche allen Mitgliedern Der Blick vom Wasser aus ändert die weiterhin sportlichen Erfolg! Pers­pektive auf unsere Stadt. So lässt sich am deutlichsten nachvollziehen, dass Hamburg am Wasser gebaut ist; dass die Wasser­wege einst für den Wirtschaftskreis- lauf erschlos­sen wurden und bis heute so genutzt werden. Olaf Scholz Erster Bürgermeister 4 | Grußworte

GruSSwort des Vorsitzenden des deutschen ruderverbandes

Zum 150-jährigen Jubiläum möchte ich dem Ruder-Club »Allemannia von 1866« aus Hamburg im Namen aller Verbandsvereine und auch des Präsidiums des Deutschen Ru- derverbandes meine herzlichste Gratulation aussprechen und beste Grüße übermitteln.

Durch die Abspaltung von dem Ruder-Club »Emilie« gründeten elf Herren am 7. Februar 1866 die »Allemannia von 1866«. Die Inspiration für diesen Namen des neuen Clubs bekamen die Gründer ungewöhn- licher Weise durch einen im Hamburger Hafen liegenden Dampfer, dessen aufstre- bende Reederei das Vorbild für die Ruderer Siegfried Kaidel symbolisieren sollte: Ein neuer Ruderclub erwacht und findet schnell zu beeindru- ckender Größe. Bemerkenswerte Anekdote in diesem Zusammenhang ist der Besuch des späteren Kaisers Wilhelm II. elf Jahre nach Gründung und der damit verbunde- nen Ruderfahrt auf der Alster.

Auch bei Wettkämpfen war der Ruder-Club »Allemannia von 1866« stets erfolgreich vertreten, so dass Julius Franck im Jahre 1900 bereits den 100. Sieg für den Club einfahren konnte. Grußworte | 5

Ein wichtiger Abschnitt begann in der Ver- Anlässlich der 150-jährigen Vergangenheit einsgeschichte mit dem Bezug des eigenen soll der Blick in die Zukunft nicht fehlen, Bootshauses am Ferdinandstor. Der Grund- und mit der Ausrichtung des Vereins ist stein für das selbstständige Arbeiten und eine gute Weichenstellung für eine nach- Rudern wurde somit endgültig im Jahr 1905 haltige Vereinsarbeit und sportliche Erfolge gelegt. Der Wunsch, darauf aufzubauen und erzielt. Anlässlich dieses Jubiläums verdient als Club weiter zu wachsen, war groß. Doch der Ruder-Club »Allemannia von 1866« durch die Zerstörung des Bootshauses im mitsamt seinen haupt- und ehrenamtlichen Jahre 1943 musste ein herber Rückschlag Mitarbeitern und seinen Mitgliedern eine hingenommen werden. Elf Jahre später ganz besondere Anerkennung und Würdi- konnte in einem neuen Bootshaus und mit gung sowie einen besonderen Dank für den neu angeschafftem Material der Ruderbe- geleisteten Beitrag für unsere Rudergemein- trieb allmählich wieder in die gewohnten schaft. Bahnen zurückfinden. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen im Herauszuheben in der Leistungssportbilanz Namen aller Mitglieder des Deutschen Ru- ist besonders die erfolgreiche Teilnahme an derverbandes die Fortsetzung Ihrer erfolg- den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta reichen Arbeit. durch Roland Opfer, der einen bemerkens- werten sechsten Platz im Doppelzweier Hannover, im Februar 2016 errudern konnte. Doch nicht nur ehrgeizige Ruderer finden den Weg über die Alleman- nia zu großen Erfolgen, auch der seit 2013 als Bundestrainer des Deutschen Ruderver- bands tätige Marcus Schwarzrock war als sportlicher Leiter bei dem Hamburger Club Siegfried Kaidel tätig. Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes 6 | Grußworte

GruSSwort des Präsidenten des Hamburger sportbundes

Im Namen des Hamburger Sportbundes gratuliere ich allen Mitgliedern des Ruder- Clubs »Allemannia von 1866« herzlich zum 150-jährigen Vereinsjubiläum.

Auf dieses Jubiläum können der Vorstand und die Mitglieder stolz sein, da sie es ge- schafft haben, den Verein zu dem zu ma- chen, was er heute ist: Einer der traditions- reichen Hamburger Rudervereine. In dieser Tradition drückt sich eine hundertfünfzig- jährige, tiefe Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem Ruderverein aus. Dieses Zusam- mengehörigkeitsgefühl hat den Verein auch über schwierige Zeiten gebracht, so zum Dr. Jürgen Mantell Beispiel die Zerstörung des Bootshauses in den Bombennächten des Juli 1943. Grußworte | 7

Doch durch viel Einsatz und ehrenamtli- Der Hamburger Sportbund ist dem Vor- chen Arbeiten der Mitglieder konnte ein stand des Ruder-Clubs »Allemannia von neues Domizil errichtet werden, das heute 1866« und allen ehrenamtlichen Tätigen sicherlich zu den schönsten Vereinsheimen dankbar, dass sie sich für den Verein und Hamburgs zählt. den Sport in Hamburg engagieren. Ich wün- sche Ihrem Verein, dass sich die Mitglieder Die Gründung Ihres Vereins geht einher mit auch zukünftig mit der gleichen Motivati- einer klaren wettkampfsportlichen Orien- on den Herausforderungen und Aufgaben tierung, die bis heute in vielen Meistertiteln stellen, wie sie es in den vergangenen 150 oder dem Team der Ruder Jahren bereits getan haben. resultieren. Mit mittlerweile über 700 Mit- gliedern hat Ihr Verein eine große breiten- Mit freundlichen Grüßen sportliche Basis, die den RC Allemannia zu einem der größten Rudervereine Hamburgs macht. Ihr Verein steht mit seinem Jubiläum exemplarisch für die Leistungsfähigkeit des Dr. Jürgen Mantell gemeinnützigen Sports in Hamburg. HSB-Präsident 8 | Grußworte

Grusswort des Vorsitzenden des Allgemeinen Alsterclubs/ Norddeutschen Ruderer-bundes

Mit dem Ruder-Club »Allemannia von 1866« feiert in diesem Jahr einer der ältes- ten und zugleich lebendigsten Hamburger Rudervereine sein 150-jähriges Jubiläum. Gegründet in einer Zeit, in der das deut- sche Kaiserreich noch nicht bestand, hat der Jubilar im Laufe seiner Geschichte in besonderer Weise die Veränderungen und Katastrophen seiner Zeit erleben müssen. Zwei Weltkriege und die damit verbunde- nen menschlichen und materiellen Ver- luste mussten überwunden, das Bootshaus mehrfach neu gebaut werden. Dass am Ende immer wieder die Allemannia in neuem Glanze und mit alter Kraft entstand, ist Jürgen Warner einem außerordentlichen Clubgeist mit aus- geprägter Kameradschaft zuzuschreiben. Grußworte | 9

Für die Hamburger Ruderszene hat die Engagement danke ich im Namen des AAC/ Allemannia als einer der traditionsreichen NRB noch einmal sehr herzlich! großen Alstervereine eine besondere Bedeu- tung: Immer schon dem Rennrudersport Ich gratuliere dem Ruder-Club »Alleman- leidenschaftlich verbunden, brachte sie in nia von 1866«, seinem Vorstand und allen den vergangenen Jahrzehnten viele höchst Mitgliedern im Namen aller Hamburger erfolgreiche Leistungssportler und Trainer Ruderinnen und Ruderer sehr herzlich zu hervor, die ganz wesentlich zur heutigen diesem Jubiläum und wünsche ihnen und führenden Rolle Hamburgs im deutschen uns viele weitere schöne Ruderjahre. Rudersport beitrugen. Basis dafür war und ist eine dauerhaft starke und engagierte Jugendarbeit.

Aber auch auf anderen Feldern wie Breiten- sport und Wanderrudern zeigt die Alleman- Jürgen Warner - Vorsitzender nia Flagge: Es gibt wohl kaum ein europä- Allgemeiner Alster-Club / isches Gewässer, das nicht bereits durch Norddeutscher Ruderer-Bund Allemannen berudert worden wäre!

Dem Allgemeiner Alster-Club/Norddeut- scher Ruderer-Bund und seiner Arbeit stand die Allemannia von Anbeginn sehr nahe. Eine große Anzahl persönlicher Mitglied- schaften von Allemannen belegt dies ein- drucksvoll. Immer wieder stellten sich auch Allemannen dem AAC als Vorsitzende zur Verfügung; erinnert sei hier an die großen Namen A.O. Schumacher, Georg Frank, Klaus Harder und Egon Drube. Für dieses 10 | Grußworte

GruSSwort DES VORSITZENDEN des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«

Liebe Allemannen, liebe Freunde der Allemannia,

hätten sich unsere Gründerväter vor 150 Jahren vorstellen können, dass aus ihrer Idee und ihrem Geist einer der größten und erfolgreichsten Ruderclubs Deutschlands entsteht?

Hätten sie sich vorstellen können, dass die durch sie gegründete Allemannia zwei Weltkriege übersteht und heute an einem anderen Ort als zur Gründung mit einem eigenen modernen Bootshaus, direkt am südlichen Alsterufer residiert? Dirk Heinike Hätten sie sich vorstellen können, dass der Rudersport in der Gründungsstadt der Alle- mannia heute die erfolgreichste Sportart für die Stadt ist?

Hätten sie sich vorstellen können, dass ihre Allemannia nach wie vor eine große Anzahl von Leistungssportlern hat, die mit Smart Phones und Tablets ihre Trainingszeiten und Trainingspläne kommunizieren und jede andere Kommunikation über diese Geräte ausführen? Grußworte | 11

Hätten sie sich vorstellen können, dass ab Ich wünsche der Allemannia, dass diese 1968 Kinder in ihrer Sportart auch bei uns Tugend auch in den nächsten Jahrzehnten rudern und viel wichtiger, hätten sie sich andauert und unseren Ruderclub das blei- vorstellen können, dass Frauen rudern, ben lässt, was er heute ist: wenn auch in ihrer Allemannia (noch) nur vereinzelt und nicht als Mitglieder. Ein unaufgeregter, einmaliger Club mit tollen, interessanten und facettenreichen Ich kann Ihnen die Fragen nicht beantwor- Mitgliedern, die sich immer wieder erneu- ten und wir können keinen der 11 Herren ern und dessen Grundlage es ist und bleibt, mehr fragen, aber ich denke sie haben sich dass Sport grenzenlos ist und verbindet. gewünscht, dass es so eintrifft. Mit diesem »Spirit«, auf der Grundlage des War es Weitblick, Enthusiasmus oder in der Vergangenheit Geleisteten und des einfach nur Zufall, dass diese Herren die Wirkens zukünftiger Ausbilder, Trainer, Grundlage für eine jetzt 150 Jahre währende Vorstände und Mitglieder werden wir alle Tradition legten. Ich glaube von allem etwas. eventuellen Widrigkeiten der Zukunft – Alles weitere für die so gute Entwicklung auch die allgemein abnehmende Sportbe- der Allemannia haben viele Mitglieder, be- reitschaft – meistern, da bin ich ganz sicher. geisterte Vorstände, großzügige Sponsoren und immer wieder sehr erfolgreiche Sport- Ich wünsche »meiner Allemannia« dafür ler getan. alles erdenklich Gute und einen positiv strahlenden Blick in die Zukunft. Heute hat unser Ruderclub Einfluss, Größe, Tradition und große sportliche Leistungen erreicht. Dieses war möglich durch eine herausragende Tugend: Unser Sport macht gemeinsam stark und verbindet. Dabei un- Dirk Heinike terstützen die Älteren die Jüngeren. Vorsitzender des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«

Einleitung

❱ Rudern in der schönsten Stadt der Welt {14} 14 | Einleitung

Rudern in der schönsten Stadt der Welt

Prolog: Impressionen einer Ruderwoche Über die Herausforderung, dieses Thema anzugehen Montag, 2. Januar, 10 Uhr: Wir müssen keiner geregelten Erwerbstätigkeit mehr Wie soll man die nahezu gigantische Fülle nachgehen, wir sind alle zwischen sechzig von wunderbaren Möglichkeiten darstellen, und fünfundachtzig Jahre alt. Welch ein den Rudersport in der schönsten Stadt der herrlicher Montag! Wir rudern nach Win- Welt und insbesondere in unserer Alle- terhude, haben heute keinen Gegenverkehr mannia auszuüben? Soll man Alster, Bille im Alsterlauf und genießen die Stille im und Elbe – dazu die vielen Alsterkanäle – fahlen Morgenlicht. Eine Schleppbarkasse vollständig aufzählen, landschaftlich oder sehen wir im Dunst auf der Außenalster, die fahrtechnisch erklären? Das kann schnell stört uns aber nicht. Am Leinpfad leuchten langatmig und langweilig werden. Ich habe vereinzelt noch Tannenbäume und Lichter- mich daher entschieden, Ruder-Erlebnisse girlanden von den Balkonen. Erst bei der auf unseren Hamburger Gewässern in Hudtwalckerstraße kommt etwas Leben auf. Reportageform darzustellen, in der Hoff- Wer nicht arbeiten muss, der schläft heute nung, sie für den geneigten Leser erlebbar noch mal aus. Wir haben Besseres zu tun! zu machen. Dazu wähle ich sieben beliebige Vielleicht sind es die letzten eisfreien Ru- Tage zu unterschiedlichen Jahreszeiten und dertage in diesem Winter. Die Luft ist doch diversen Tageszeiten aus. Ich nehme mir da- recht eisig. Wir sind zwar nicht mehr richtig bei die Freiheit, einige Details zu verändern, schnell, aber das Boot läuft, das Wasser damit sie allgemeiner werden. Diese Episo- glitzert schon ein wenig, und ein leckeres den erlebte ich selbst so oder ähnlich in den Frühstück – mit Blick auf die Alster – war- bald fünf Jahrzehnten meines Allemannen- tet im Club auf uns. Welch ein erfüllendes Daseins. Rentnerleben! Das Rudern hält uns fit. Herz, was willst du mehr? Einleitung | 15

Der »Boston-Achter« mit Harald Sobisch, Dr. Henning Glein, Fritz Hermann Fromme, Wolfgang »Jule« Stein, Uwe Solheid, Joachim »Dich« Wolgast, Jürgen Plagemann, Karsten Beck und Günter Düse 16 | Einleitung

Dienstag, 14. März, 6 Uhr 15: Leichter Ruderclub zu sein, die ersten Schläge. Am Wind aus Südost, es ist noch dunkel. Im Firmament bald ein schwacher rötlicher warmen Büro wäre es jetzt angenehmer. Wir Streifen. Unser dampfender Atem lässt den warten noch auf den Steuermann, armer Achter nach der fünften Steigerung wie eine Kerl, er wird frieren müssen. Wir machen mit Kohle befeuerte Lokomotive aussehen. schon mal das Boot klar: Steuer einhängen, Wir sind längst hellwach. Die Stadt aber Positionslampe einschalten, Riemen einle- schläft noch. Undenkbar, jetzt im warmen gen. Alle acht Ruderer hüpfen am Steg auf Bett zu liegen! Die Kiste läuft, der Übergriff und ab, um sich warm zu halten. Endlich beträgt bei Schlagzahl 32 noch gut einen gibt unser Steuermann, dick eingemummelt, Meter! Jeder zeigt maximalen Einsatz, denn das Kommando: »Ein Bein ins Boot, setzt wir sind der Boston-Achter und wollen ab!« Nach großer Überwindung, so früh im auch in diesem Jahr dort einen guten Platz RCA-Bundesliga Einleitung | 17

machen, in der Stadt, die unserem Ruder- Fußgängerbrücke des Fähranlegers Raben- revier nicht unähnlich ist. Der Steuermann straße und wollen das Schlimmste abwet- ist zufrieden. Zum Dank lässt er vor dem tern. Das Boot, ein Doppelvierer, schlägt Anlegen wenden, damit wir den Sonnenauf- leider allmählich voll. Wir müssen hier gang auf der Außenalster in vollen Zügen schleunigst weg! Mit aller Kraft prügeln wir genießen können. Welch ein Start in den das Wasser, bis wir das rettende Bootshaus Arbeitsalltag! erreichen, springen sofort aus dem vollge- schlagenen Boot, ziehen es aus dem Wasser Mittwoch, 19. Juni, 19 Uhr: Wir sind und stellen uns unter. Ist das ein Wetter- klatschnass vom Schweiß, die Luftfeuchtig- schauspiel über der schönsten Stadt! Hier keit beträgt über 90 Prozent, die Schwüle das pechschwarze, blitzdurchzuckte Inferno drückt, kein Lüftchen rührt sich. Wann über uns bis zum Hafen, nördlich über Win- wird es endlich kühler? Wir waren heute im terhude und Eppendorf jedoch strahlend Stadtparksee. Am liebsten wären wir gleich blauer Himmel. dort ins Wasser gesprungen. Aber wir hatten keine Badesachen dabei. Ersatzweise haben Donnerstag, 21. Juli, 15 Uhr: Wir sind heute wir in der »Reling« ein kühles Bier gezischt. fast alle (gern) im Skiff gekentert. Das war Jetzt schwitzen wir umso mehr! Dem Steu- so erfrischend! Nun sind wir Jungs dabei, ermann werden Steigerungen verweigert. Er eine ausgewachsene Wasserschlacht anzu- meint - unter Hinweis auf den Himmel - wir zetteln. Zwölf Jungs, die es mal so richtig würden gleich um Steigerungen betteln. Tat- krachen lassen! Wasserkübel werden auf die sächlich, er ist schwärzer als jede tropische Terrasse geschleppt – auf Opfer müssen wir Nacht. Ein noch entferntes Grollen kündet nicht lange warten. Wir raufen und werfen von dem, was uns gleich erwartet. Und dann uns gegenseitig in die Alster. Einer fährt bricht die Hölle los: Sturmböen peitschen mit seinem Fahrrad auf dem Steg, will uns das Wasser zu Brechern hoch, Hagelkörner zeigen, wie dicht er an der Kante fahren entwickeln sich zu Kleinkalibergeschossen, kann, bis er dann doch im Bach liegt, und Blitze durchzucken die Atmosphäre. Sicht wir ihm helfen müssen, das Fahrrad wieder höchstens 25 Meter! Wir legen uns unter die zu bergen. Bei so viel Übermut entscheidet 18 | Sport Sport | 19 20 | Einleitung

der Trainer, dass wir noch einmal in die Boote müssen, um ein Sicherheitstraining zu absolvieren. Na gut, ärgern wir eben die Stehpaddler…

Freitag, 5. August, 20 Uhr: Zu später Stunde sind wir mit zwei Rennvierern bis zur Ohlsdorfer Schleuse gerudert. Eigentlich sollte es ganz gemütlich werden, so schön nach Feierabend noch mal ins Boot und das Wochenende einläuten. Eigentlich… Wie heißt es so treffend? Ein Boot ist ein Boot, zwei Boote aber ergeben eine Regatta! Ab Skagerrakbrücke ging es los, gnadenlos bis zur Kennedybrücke. Die Beine taten weh, die Augen brannten, die Hände sind jetzt voller Blasen, der Hals trocken, der Kopf sagt immer öfter »NEIN«, angetrie- ben von des Steuermanns Parolen doch noch »JAAA«! Jetzt aber ist es einfach nur g-e-n-i-a-l! Denn jetzt sitzen wir in der Pole-Position, nämlich auf unserer Terras- se, chillen und lassen den gut gekühlten Gerstensaft die Kehle hinunterrinnen. Über uns die fauchenden Heißluftballons, die von der Moorweide gestartet sind. Etwas später wird auf der schon dunklen Seite der Alster das Feuerwerk des Sommerdoms gezündet. – Mann, geht’ uns hier gut! Einleitung | 21 22 | Einleitung

Sonnabend, 7. September, 7 Uhr 30: Zehn so? Egal, Hauptsache genug! Dazu diverse Ruderer sind wir und wollen mit unserer XXXL-Steaks, den Griller natürlich etc. pp. Barke eine Wanderfahrt auf der Elbe bis zur Die Barke nimmt alles auf, auch die beiden Hetlinger Schanze machen, dort zelten und Steuerleute. Und schon geht’s ab durch die Sonntag zurückrudern. Wie viele Fässer Rathaus- und die Schaartorschleuse auf die des edlen Tropfens brauchen wir denn Elbe. Diese überqueren wir, nehmen den Reiherstieg, um so den Ellerholzhafen zu erreichen, beobachten, wie bei Buss/Hansa eine Lokomotive auf einen Heavylift-Carrier der Reederei SAL verladen wird. Dann wei- ter durch den Roßhafen mit gleichlauten- dem Kanal zum Waltershofer Hafen, wo die riesigen Containerschiffe bei der HHLA und bei Eurogate ihre Boxen laden und löschen. Wir wirken so mickerig dagegen! Auf der Norderelbe zieht uns der Ebbstrom zügig am »Alten Schweden« und an Teufelsbrück vorbei. In lassen wir uns am Süllberg vorbeitreiben, öffnen unsere Ge- tränkefässer und sind voller Vorfreude auf das Grillen auf dem Hans-Kalb-Sand, genau dem Willkommhöft gegenüber. Warum dip- pen die drüben die Flagge nicht und spielen auch nicht das Hamburg-Lied? Wahrschein- lich wirken wir wie Strandpiraten – und so fühlen wir uns auch. Nach dem Grillfest dösen wir am warmen Elbstrand. Wir haben noch genug Zeit, die Tide läuft noch min- destens zwei Stunden elbabwärts. Einleitung | 23

Sonntag, 20. Oktober, 9 Uhr: Unser Chef- Blätter satt einsetzen, arrogant sitzen (wie coach hat uns Trainingsleute ins Leistungs- der Trainer es uns immer wieder vorbetet), zentrum Allermöhe einbestellt. Eigentlich satter Durchzug, ausheben und g-l-e-i-t-e-n. wäre ich gestern gern länger auf der Party So macht Rudern Spaß! Vorfreude wandelt geblieben. Ging aber nicht. Wir müssen sich in Dauerfreude. So läuft das Boot! Von heute zeigen, was in uns steckt. Ansonsten wegen Grabesstimmung in Transsilvanien. wäre das letzte Trainingshalbjahr nahezu Dracula kann uns mal! Hier tobt das Leben! umsonst gewesen. Verdammt kalt für die Tolles Wetter, tolle Bedingungen, tolles Jahreszeit! Die Dove-Elbe sieht aus wie flüs- Hamburg – »Supergeil«! ... (wie der gleich- siges Blei, die fetten Wiesen dampfen ihre lautende Sommerhit 2014). Feuchtigkeit ab, Nebel wabert übers Wasser, und die Krähen produzieren mit ihrem kehligen Geschrei eine Art Totensonntags- Fazit Stimmung. Zu allem Überfluss nervt uns noch ein ganz feiner Nieselregen. Man hat Rudern ist eben das Allerschönste für nicht unbedingt das Gefühl, noch in Ham- uns, was man sich überhaupt vorstellen burg zu sein, eher schon in Transsilvanien kann – in dieser herrlichen Stadt an jedem oder so. Ist es hier einfach nur ätzend oder Wochentag, egal in welchem Monat, egal schon wieder romantisch? Egal, wir kon- zu welcher Tages- oder gar Nachtzeit, egal zentrieren uns auf die Wasserarbeit; heute unter welchen Witterungsbedingungen. im Zweier ohne Stm. Einfahren in Richtung Und am besten natürlich im Ruder-Club : 6,5 km hin und dann diesel- »Allemannia von 1866« – der Pole-Position be Strecke zurück, anschließend zweimal an der Alster. tausend Meter auf der Regattastrecke für die Stoppuhr. Mein Kumpel und ich fah- Andreas Förster ren schon so einige Jahre zusammen, wir müssen uns in diesem kippeligen Boot kaum noch abstimmen, nur Schnauze hal- ten und konzentrierte Wasserarbeit leisten, 24 | Einleitung Einleitung | 25

Sport

❱ Unsere Perspektiven und Herausforderungen im Leistungssport {28}

❱ GroSSe Regatten | GroSSe Siege {34}

❱ Trainer der letzten 25 Jahre {46}

❱ Breitensport {54}

❱ Wanderrudern {60}

❱ Betriebssport {66}

❱ Die »Jung-allemannia« {68}

❱ Mastersrudern {76}

❱ Rudern zur besten Tageszeit {86} 28 | Sport

Unsere Perspektiven und Herausforderungen im Leistungssport

Die Förderung des Leistungssportes steht dazu beigetragen, neue Mitglieder zu gewin- in der Satzung unseres Ruder-Clubs Alle- nen und so die demografische Entwicklung mannia als eine der wesentlichen Aufgaben. unserer Club-Gemeinschaft deutlich zu Diese Förderung wurde unabhängig von verbessern. durchaus berechtigten kritischen Diskussio- nen zu keiner Zeit reduziert und hat sich bei Vor meinem Ausblick auf den Ruder-Leis- der Entwicklung unserer Clubgemeinschaft tungssport in der Zukunft möchte ich hier maßgeblich bewährt. Dies wird auch daran kurz auf die jüngste Vergangenheit zurück- deutlich, dass unsere Gemeinschaft immer blicken. wieder durch ehrenamtliches und finan- zielles Engagement einzelner Mitglieder Nachdem in den 70er Jahren und Anfang gestärkt worden ist, die vielfach ihre Bin- der 80er Jahre noch einmal eine ganze dung über den Leistungssport zu unserem Reihe von leistungssportlichen Erfolgen im Ruder-Club gefunden haben. Erwachsenenbereich in der Allemannia, insbesondere im Leichtgewichtsbereich, Unabhängig davon sind durch den Leis- erzielt werden konnten, wurden, wie auch in tungssport auch Freundschaften entstanden, nahezu allen Hamburger Ruderclubs, in den die vielfach lebenslang, manchmal auch 80er Jahren und zu Beginn der 90er Jahre über große Distanzen, halten. Das zeigt, nur noch Erfolge im Nachwuchsbereich wie wertvoll unser Sport, insbesondere die erzielt. Rennruderei, für unsere Gemeinschaft ist. Diese Entwicklung resultierte im Wesentli- Trotzdem muss man heute feststellen, chen daraus, dass der Bundesleistungsstütz- dass der Leistungssport allein nicht mehr punkt Dortmund schon in den 80er Jahren ausreicht, um die Herausforderungen der mit hauptamtlichen Trainern und professi- Zukunft angemessen zu meistern. So hat onellen Strukturen talentierte Sportler am sich insbesondere im letzten Jahrzehnt die Leistungsstützpunkt konzentrierte. Alle Professionalisierung des Breitensports und Anstrengungen und Bemühungen, dieser des Wanderruderns entwickelt. Dies hat Konzentration entgegen zu wirken, konnten Sport | 29 30 | Sport

RCA-WM-Teilnehmer 2014

nur in einigen wenigen Bootsgattungen den Berlinern und Hamburgern gelingen.

Erst mit Einführung professioneller Struktu- Dieser Status ermöglichte den Hamburger ren, d.h. mit Einstellung des hauptamtlichen Athleten und Trainern eine deutliche Ver- Landestrainers Bernd Nennhaus im Jahre besserung der leistungssportlichen Rah- 1992 und Peter Saborowski in unserem menbedingungen. Darüber hinaus wurde Ruder-Club Allemannia sowie später Mar- im Jahr 2005 unser langjähriger Vereins- kus Schwarzrock, konnten über eine konse- trainer Markus Schwarzrock zum leitenden quente Entwicklung der Nachwuchssportler Bundestrainer am Bundesleistungszentrum in den Erwachsenenbereich hinein neben Hamburg/Ratzeburg. Der Nachfolger von nationalen Erfolgen auch wieder internatio- Markus Schwarzrock, Tim Schönberg, nale Erfolge errungen werden. begann sehr schnell mit dem Aufbau einer eigenen Nachwuchstrainingsgruppe, die So gelang es Markus Schwarzrock erstmalig insbesondere im Leichtgewichtsbereich der in der jüngeren Zeit des RCA, mit Roland Junioren und später im Seniorenbereich auf Opfer einen Sportler für die Olympischen nationaler und teilweise auch auf inter- Spiele von Atlanta 1996 und darüber hin­ nationaler Ebene unsere Allemannia und aus eine ganze Reihe von Allemannen für den Deutschen Ruderverband dominant verschiedene Weltmeisterschaften zwischen vertreten hat. So konnte im Jahr 2012 der 1996 bis 2004 zu qualifizieren und dort Ruder-Club Allemannia als erfolgreichste Medaillen zu errudern. Diese hervorragen- U23-Trainingsgruppe die Fellgen-Medaille de Arbeit von ihm und auch von anderen bei den Jahrgangsmeisterschaften in Essen Hamburger Trainern führte dazu, dass der gewinnen. Auch Tim Schönberg wurde Rudersport eine von vier Kernsportarten am 2013 zum Bundestrainer des Deutschen Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig- Ruderverbandes ernannt, während Markus Holstein mit dem Bundesleistungszentrum Schwarzrock Cheftrainer des Deutschen Hamburg-Allermöhe wurde. Ruderverbandes wurde. Sport | 31

Insgesamt lässt sich aufgrund der positiven Was bedeuten diese Entwicklun- Entwicklung der letzten Jahrzehnte feststel- gen für den zukünftigen Leis- len: Nur mit professionellen Strukturen, wie tungssport in der Allemannia? sie über den Olympiastützpunkt Hamburg/ Schleswig-Holstein abgebildet werden, mit Zunächst können unseren talentierten sportmedizinischer Betreuung, Unterstüt- Athleten durch die richtigen Rahmenbedin- zung bei der Karriereplanung und durch gungen, das Leistungszentrum in Allermöhe Unterstützung von Bundes- und Landes- sowie die Nähe zu anderen leistungssport­ trainern sowie der Zusammenarbeit von orientierten Ruderclubs und dem Olympia- Vereinen der Region und darüber hinaus, Stützpunkt sportliche Erfolge ermöglicht können nationale wie auch internationale werden. Erfolge erzielt werden. Gleichzeitig beobachten wir aber sowohl auf Aufgrund dieser Arbeit und ihren internati- Landes- als auch auf Bundesebene eine Stag- onalen Erfolgen auch bei den Olympischen nation der finanziellen Förderung, anders Spielen in Athen 2004, Peking 2008 und als in vielen anderen Ländern. Zudem zeigt London 2012 ist es den Hamburger Rude- sich, dass nur noch wenige talentierte und rern gelungen, gemeinsam mit Schleswig- erfolgreiche Nachwuchstrainer den Beruf als Holstein – neben Berlin und Dortmund hauptamtliche Trainer anstreben, im Gegen- – einer von drei Leitstützpunkten des satz zur Nachwendezeit, als Berufstrainer Deutschen Ruderverbandes bis zum Jahr aus den neuen Bundesländern zu einer Pro- 2020 zu werden. fessionalisierung des Rudersports verhalfen. Insbesondere die finanzielle Ausgestaltung der Trainerposition, aber auch berufliche Perspektiven führen in der Regel zu einer anderen Berufsorientierung.

Lasse Werder & Christopher Wetekamp 32 | Sport

Schließlich steigt der Wettbewerb der 4. Heranführung ehemaliger Leistungs- Sportarten untereinander auch am Stand- sportler als Ausbilder und Trainer ort Hamburg derart, dass mit kurzzeitig oder an die Vorstandsarbeit in unserer ausbleibenden Erfolgen auch eine deutliche Allemannia. Verschlechterung des Status Quo und damit der finanziellen Ausgestaltung einhergehen Mein Fazit für unsere Allemannia lautet: kann. Die Rahmenbedingungen sind ausgespro- chen gut, nur unsere Bemühungen um den Um die über 20 Jahre durch eine Vielzahl Leistungssport und unsere Athleten dürfen von Erfolgen erreichte Gesamtsituation zu keiner Zeit nachlassen, da andere Lan- beneiden uns bundesweit Vereine und desverbände, Vereine und Sportarten versu- Landesverbände. Die Herausforderung für chen aufzuschließen, um damit Fördermittel unsere Allemannia sind im Wesentlichen und andere finanzielle Mittel zu erlangen. die nachfolgenden Themen: Auch in anderen Sportarten und Vereinen kann man beobachten, wie sich konsequen- 1. Bindung von erstklassigen Trainern und te, über Jahrzehnte lange erfolgreiche Arbeit Kinderbetreuern an unserem Club auszahlt.

2. Bildung von großen Nachwuchstrai- Jan Eutert ningsgruppen mit sportlichen Erfolgen, Spaß am Sport und Bindung an die Allemannia

3. Förderung von hochtalentierten Alle- mannen im Bundesleistungszentrum Hamburg/Ratzeburg Sport | 33

Gold und Bronze im Achter NDM 2015 34 | Sport

GroSSe regatten – GroSSe Siege

Olympische Spiele

1996 Atlanta · USA · Olympiastrecke SM 2x 6. Platz Roland Opfer 2012 London · GBR · Olympiastrecke SM 4- LG Teiln.

Weltmeisterschaften

2002 Sevilla · ESP · SM 8+ LG Silber , , Martin Raeder 2003 Mailand · ITA · SM 8+ LG Gold Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder 2009 Poznan · POL · Maltasee SM 4x LG Silber Lars Wichert 2010 Hamilton · NZL · Lake SM 8+ LG Gold Lars Wichert 2010 Hamilton · NZL · SM 4x LG Gold Lars Wichert 2011 Bled · SLO · Bleder See SM 2- LG Bronze Lars Wichert 2012 · BUL · Regattastrecke SM 8+ LG Gold Lars Wichert 2013 Chungju · KOR · Regattastrecke SM 4- LG Teiln. Lars Wichert 2014 · NED · SM 8+ LG Gold Can Marc Temel, 2014 Amsterdam · NED · Bosbaan SM 4- LG 8. Platz Lars Wichert 2014 Amsterdam · NED · Bosbaan SM 2- LG Teiln. Christopher Wetekamp, Lasse Werder 2015 Aiguebelette · FRA · Lac de Aiguebelette SM 8+ LG Gold Torben Neumann, Can Marc Temel 2015 Aiguebelette · FRA · Lac de Aiguebelette SM 4- LG Teiln. Lars Wichert

Weltmeister in Neuseeland: Lars Hartig, Linus Licht-

schlag, Lars Wichert und Jonathan Koch Sport | 35

Felix Reimann gewinnt mit Jonas Schütze- berg, Felix Övermann und Karim Djamshidi GOLD im Leichtgewichts-Doppel- vierer bei der U23-WM in Hazelwinkel.

* U-23 Weltmeisterschaften *) offizielle Bezeichnung seit 2005, vorher »Match des Seniors«, »Nation- 1997 Mailand · ITA · Idroscalo SMB 4x Silber René Nennhaus, Kai Olbrich Cup« oder »World 1997 Mailand · ITA · Idroscalo SMB 4x LG Gold Florian Puls Under 23 Regatta« 1998 Ioannina · GRE · Pamvotida-See SMB 4x LG Silber René Nennhaus, Kai Olbrich, Sönke Osmann 2000 Kopenhagen · DEN · Bagsvaerd-See SMB 4x LG Silber Joachim Drews 2001 Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 4x LG Gold Joachim Drews 2003 Belgrad · SRB · Save SM 4+ Gold Konstantin Drews 2004 Poznan · POL · Maltasee SM 8+ Gold Konstantin Drews 2005 Amsterdam · NED · Bosbaan SMB 4x LG Bronze Felix Reimann 2006 Mechelen · BEL · SMB 4x LG Gold Felix Reimann 2008 Brandenburg · GER · Beetzsee SMB 4x LG Bronze Arne Falkenhorst 2009 Racice · CZE · Ruderkanal SMB 4x LG Silber Arne Falkenhorst 2010 Brest · BLR · Regattastrecke SMB 2x Silber Sebastian Peter 2011 Amsterdam · NED · Bosbaan SMB 2x Silber Sebastian Peter 2012 Trakai · LTU · Galvesee SMB 2- LG Bronze Can Mark Temel 2013 Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 4- LG 5. Platz Can Mark Temel, Torben Neumann 2013 Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 2- LG 6. Platz Jonas Briese, Lasse Werder 2014 Varese · ITA · Lago di Varese SMB 4- LG 4. Platz Lasse Werder, Christopher Wetekamp 2015 Plovdiv · BUL · Ragattastrecke Ersatz Teiln. Christopher Wetekamp

36 | Sport

Rowing World Cup Luzern

1996 Luzern · SUI · SM 2x Bronze Roland Opfer 2002 Luzern · SUI · Rotsee SM 8+ LG Silber Christian Dahlke, Joachim Drews 2003 Luzern · SUI · Rotsee SM 8+ LG Gold Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder SILBER bei der Uni- versiade 2015 im leich- 2004 Luzern · SUI · Rotsee SM 8+ LG Gold Christian Dahlke ten Männer-Vierer ohne 2004 Luzern · SUI · Rotsee SM 2- LG Bronze Joachim Drews Steuermann. , Stefan Wal- lat, Torben Neumann und Schlagmann . Rowing World Cup München

2001 München · Olympiastrecke SM 4x LG Gold Joachim Drews 2002 München · Olympiastrecke SM 8+ LG Silber Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder

Universiade

2015 Chungju · KOR · Regattastrecke SM 4- LG Silber Can Marc Temel, Torben Neumann

Studenten-Europameisterschaft

2013 Poznan · POL · Maltasee SM 4x LG Gold Jonas Briese, Yannik Olsson 2013 Poznan · POL · Maltasee SM 8+ LG Gold Jonas Briese, Yannik Olsson

EUC-Gewinner: Yannik Olson, Konstantin Steinhübel, Jonas Briese und Ingo Voigt Sport | 37

Junioren-Weltmeisterschaften

2014 Hamburg · Allermöhe JM 4+ 5. Platz Max Reichel 2015 Rio de Janeiro · BRA JM 8+ Bronze Max Reichel Max Reichel auf Schlag Lagoa Rodrigo de Freitas im 4+ JWM 2014

Henley Royal Regatta

1999 Henley / GBR · Themse SM 4x Gold René Nennhaus, Sönke Osmann 2015 Henley / GBR · Themse SM 4x Teiln. Jonas Briese, Lasse Werder, Florian Reinecke, Jan Hinrich Krumwiede 38 | Sport Deutsche Großboot-Meister 2005 im Männer-Vierer: Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer

Deutsche Meisterschaften

1996 Essen · Baldeneysee SM 2x Gold Roland Opfer 1996 Essen · Baldeneysee SM 1x Silber Enno Ulrichs 1996 Essen · Baldeneysee SM 4x LG Silber Christian Dahlke 1997 Duisburg · SM 1x LG Gold Christian Dahlke 1997 Duisburg · Wedau SM 4x Bronze Kai Olbrich 1997 Duisburg · Wedau SM 4x LG Bronze Florian Puls 1998 Duisburg · Wedau SM 4x LG Gold Christian Dahlke 1998 Duisburg · Wedau SM 8- LG Gold Ole Bauer 1998 Duisburg · Wedau SM 4x Silber Kai Olbrich, René Nennhaus, Sönke Osmann 1999 Köln · Fühlinger See SM 8- LG Gold Ole Bauer 1999 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Silber Kai Olbrich, Christian Dahlke 1999 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Bronze Ole Bauer 1999 Köln · Fühlinger See SM 4x Bronze René Nennhaus, Sönke Osmann 2000 Berlin · Grünau SM 1x Bronze Sönke Osmann 2000 Berlin · Grünau SM 4+ Bronze Felix Niemeyer 2000 Berlin · Grünau SM 4x LG Bronze Joachim Drews 2001 Köln · Fühlinger See SM 4x LG Gold Joachim Drews 2002 Berlin · Grünau SM 8- LG Gold Martin Raeder, Christian Dahlke 2003 Ratzeburg · Küchensee SM 8- LG Gold Martin Raeder, Christian Dahlke, Joachim Drews 2003 Ratzeburg · Küchensee SM 4x LG Silber Martin Raeder 2003 Ratzeburg · Küchensee SM 4x LG Bronze Christian Dahlke, Joachim Drews 2004 Berlin · Grünau SM 2- LG Gold Joachim Drews 2004 Berlin · Grünau SM 8- LG Gold Christian Dahlke 2004 Berlin · Grünau SM 4- Bronze Jan Müggenburg, Konstantin Drews 2005 Salzgitter SM 4- Gold Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer Sport | 39

Can Temel und Torben Neumann bei den Kleinbootmeisterschaften in Köln 2014

2005 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Silber Joachim Drew 2006 Berlin · Grünau SM 4- Gold Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer 2006 Berlin · Grünau SM 8+ Bronze Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer, George Byrne, Joachim Drews, Ole Behling, Alexander Chmelnizkij, St. Nelson Reichert 2007 Münster · Aasee SM 8+ Gold Felix Reimann, Georg Byrne, Christian Dahlke, Ole Behling, Joachim Drews, Konstantin Drews, Henner Pohl, Felix Niemeyer, St. Nelson Reichert 2008 Eschwege · Werratalsee SM 2x LG Silber Arne Falkenhorst, Lars Wichert 2013 Duisburg · Wedau SM 2- LG Gold Lars Wichert 2013 Duisburg · Wedau SM 2- LG Silber Can Marc Temel, Torben Neumann 2013 Münster · Aasee SM 4- LG Gold Christopher Wetekamp, Jannik Olsson, Lasse Werder, Jonas Briese 2014 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Gold Lars Wichert 2014 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Bronze Can Marc Temel, Torben Neumann 2014 Eschwege · Werratalsee SM 4- LG Gold Torben Neumann, Jonas Ningelgen, Lars Wichert, Lasse Werder 2014 Eschwege · Werratalsee SM 4+ Silber Florian Reinecke, Jan Hinrich Krumwiede, Marcel Bogumil, Jan Altrup, J. Domnick 2014 Eschwege · Werratalsee SM 8+ Bronze Jonas Briese, Paul Weidenmüller, Jan Altrup, Fokke Beckmann, Lars Wichert, Florian Reinecke, Torben Neumann, Can Mark Temel, J. Domnick 2015 Brandenburg · Beetzsee SM 2- LG Gold Lars Wichert 40 | Sport Essen 2010: Sebastian Peter siegt zusammen mit Eric Johanesen im U23-Doppelzweier

U-23 Meisterschaften

1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x Gold Rene Nennhaus, Kai Olbrich 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x LG Gold Florian Puls 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 1x Silber Christian Reinhardt 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x Silber Christian Reinhardt 1998 Berlin · Grünau SMB 4x Gold Kai Olbrich, René Nennhaus, Sönke Osmann 1998 Berlin · Grünau SMB 2x Silber René Nennhaus, Sönke Osmann 1999 Brandenburg · Beetzsee SMB 4+ Silber Felix Niemeyer 1999 Brandenburg · Beetzsee SMB 1x LG Bronze Joachim Drews 1999 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ Bronze Felix Niemeyer 2000 München · Olympiastrecke SMB 4x LG Gold Joachim Drews 2000 München · Olympiastrecke SMB 4+ Gold Felix Niemeyer 2000 München · Olympiastrecke SMB 8+ Gold Felix Niemeyer 2004 Essen · Baldeneysee SMB 4- Silber Jan Müggenburg, Konstantin Drews 2004 Essen · Baldeneysee SMB 8+ Bronze Jan Müggenburg, Konstantin Drews 2005 Duisburg · Wedau SMB 4x LG Gold Felix Reimann 2006 Essen · Baldeneysee SMB 4x LG Gold Felix Reimann 2007 Brandenburg · Beetzsee SMB 2x LG Silber Arne Falkenhorst 2007 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ LG Silber Arne Falkenhorst 2008 Köln · Fühlinger See SMB 2x LG Gold Lars Wichert 2008 Köln · Fühlinger See SMB 4x LG Gold Arne Falkenhorst 2008 Köln · Fühlinger See SMB 4x LG Silber Lars Wichert 2008 Köln · Fühlinger See SMB 8+ Bronze Ole Behling, Hendrik Döpper 2009 Duisburg · Wedau SMB 2x Silber Sebastian Peter 2009 Duisburg · Wedau SMB 4x Silber Sebastian Peter 2009 Duisburg · Wedau SMB 4x LG Bronze Arne Falkenhorst 2010 Essen · Baldeneysee SMB 2x Gold Sebastian Peter Sport | 41 42 | Sport

Siegerehrung im Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann (Brandenburg 2014)

2010 Essen · Baldeneysee SMB 2x LG Bronze Jonas Briese, Can Marc Temel 2011 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x Silber Sebastian Peter 2011 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x LG Bronze Nils Störmer 2012 Essen · Baldeneysee SMB 2- LG Gold Can Marc Temel 2012 Essen · Baldeneysee SMB 4- LG Gold Yannik Olsson 2012 Essen · Baldeneysee SMB 4x LG Gold Torben Neumann 2012 Essen · Baldeneysee SMB 8+ LG Gold Yannik Olsson, Can Marc Temel 2012 Essen · Baldeneysee SMB 1x LG Silber Nils Störmer 2012 Essen · Baldeneysee SMB 1x LG Bronze Torben Neumann 2012 Essen · Baldeneysee SMB 4- LG Silber Jonas Briese 2013 Köln · Fühlinger See SMB 4- LG Gold Torben Neumann, Can Marc Temel 2013 Köln · Fühlinger See SMB 2- LG Gold Torben Neumann, Can Marc Temel 2013 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Gold Yannik Olsson, Lasse Werder, Jonas Briese, Torben Neumann, Can Marc Temel 2013 Köln · Fühlinger See SMB 2- LG Silber Lasse Werder, Jonas Briese 2013 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Silber Christopher Wetekamp 2013 Köln · Fühlinger See SMB 2- LG Bronze Yannik Olsson 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 4- LG Gold Christopher Wetekamp, Lasse Werder 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ LG Gold Christopher Wetekamp, Lasse Werder 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 4- LG Bronze Jascha Ningelgen 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ LG Bronze Jascha Ningelgen 2015 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Silber Jascha Ningelgen 2015 Köln · Fühlinger See SMB 4x LG Bronze Christian Reimann 2015 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Bronze Jonas Ningelgen

Sport | 43

Ruderergometer-Meisterschaften

Weltmeisterschaften

2013 Boston · USA · 2000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka 32. C.R.A.S.H.-B. - Sprints

Europameisterschaften

2013 Kettwig · 2000 m LM 3. Platz Lars Wichert 2014 Kettwig · 2000 m MM H WR Bernhard Strocka 2014 Kopenhagen · DEN · 2000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka 2015 Amsterdam · NED MM H 1. Platz Bernhard Strocka

Deutsche Meisterschaften

2010 Lübeck · 1000 m MM G 2. Platz Bernhard Strocka 2011 Kettwig · 1000 m MM G 1. Platz Bernhard Strocka 2012 Lübeck · 1000 m MM G 2. Platz Bernhard Strocka 2013 Kettwig · 1000 m MM H WR Bernhard Strocka 2014 Lübeck · 1000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka 2015 Kettwig · 2000 m LM 3. Platz Lars Wichert Berlin · 1000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka

44 | Einleitung Einleitung | 45 46 | Sport

Die Trainer der letzten 25 Jahre

Viele große nationale und internationale Er- ningslager auf die bevorstehende Saison folge haben die zahlreichen Leistungssport- vorbereiteten, ein Skilanglauftrainingslager ler in den vergangenen Jahren unter der in Norwegen durchgeführt, an dem auch Flagge des Ruder-Clubs »Allemannia von ambitionierte Breitensportler aus dem Club 1866« errungen. Dies ist nicht zuletzt auf teilnahmen. die Leistungssport-Trainer unseres Clubs zurückzuführen. Die Gruppe der Leistungssportler war zu der Zeit im Vergleich zu den heutigen In den Jahren 1990 bis 1993 trainierte Jens Verhältnissen relativ klein. Damals fand der Graefe eine kleine Juniorengruppe in der Übergang aus der Juniorengruppe von Jens Allemannia, die nach Aussage vieler Mit- Graefe in den Männerbereich und damit die glieder den Grundstein für eine bis heute erfolgreiche Trainingsgruppe des Clubs bildete. Diverse Titel und Medaillen auf deutschen Juniorenmeisterschaften waren die Wurzel der sportlichen Erfolge im Män- nerbereich.

Im Jahr 1991 wurde Peter Saborowsky (besser bekannt als Sabo) Trainer im Club. Sabos Trainingsmethoden kamen nicht nur aus dem Lehrbuch, sondern waren auch ge- prägt von seiner generellen Begeisterung am Sport sowie seinen eigenen Erfahrungen als erfolgreicher Rennruderer. Hierbei gelang es ihm auch häufig, nicht nur die Trainings- leute für seine sportlichen Aktivitäten zu begeistern. So wurde zum Beispiel, als sich andere Trainingsgruppen im Rudertrai- Peter Saborowsky Sport | 47

Zusammenführung mit der existierenden und beide gewannen in ihren Bootsklassen Männertrainingsgruppe statt. Dies war der die Goldmedaille. Christian Dahlke und Beginn einer für viele Beteiligte unvergess­ Ole Brauer nahmen im selben Jahr an der lichen Zeit, in der Freundschaften fürs Männer-Weltmeisterschaft in Tampere, Leben entstanden sind. Finnland, teil.

Christian Dahlke ruderte damals im leich- Nach der erfolgreichen Saison 1995 über- ten Männer-A-Bereich. Hier errang er unter gab Sabo die Trainingsgruppe an Marcus anderem 1992 die Bronzemedaille im Lgw Schwarzrock, der vom RC Süderelbe in die 8+ bei der WM in Montreal. Der seiner- Allemannia wechselte. Ob und in welcher zeit im Vorlauf aufgestellte Weltrekord hat Höhe eine Ablösesumme gezahlt wurde, ist bis heute noch Gültigkeit. Ole Brauer und bis zum heutigen Tage ungeklärt. Der da­ Roland Opfer gingen bei den leichten und malige Leistungssportvorsitzende Michael Enno Ulrichs bei den schweren Männer-B Olbrich verweigert hierzu weiterhin die an den Start. 1994 wurde Christian Dahlke Aussage. in Hamburg Deutscher Meister im Lgw. 2- und konnte bei der Weltmeisterschaft in Marcus war in der Allemannia kein Un- Indianapolis, USA, in derselben Bootsklasse bekannter, da er schon als Trainer im RC den 4. Platz errudern. Im gleichen Jahr ge- Süderelbe viele große Erfolge feiern konnte. wann Kai Olbrich die Silbermedaille auf der Hierzu gehörten unter anderem der Sieg Juniorenweltmeisterschaft in München. bei der Deutschen Jugendmeisterschaft und die Silbermedaille bei der Junioren- Wie in den Jahren zuvor gelang es Sabo Weltmeister­schaft im Doppelzweier von Kai 1995, seine Trainingsleute in verschiede- Olbrich 1994. nen Renngemeinschaften zum Erfolg zu führen. So fuhren unter anderem Roland Mit Marcus erhielten auch mehr die Lehr- Opfer im Doppelzweier und Enno Ulrichs buch geprägten Trainingsmethoden Einzug im Doppelvierer zum Nations-Cup (U23 in die Trainingsgruppe der Allemannia. Weltmeisterschaft) in Groningen (NL) Seine Vorstellungen von Teamgeist führten 48 | Sport

bereits einige Wochen nach seinem Amtsan- er mit Roland Opfer und seinem Partner tritt zur Bronzemedaille auf den Norddeut- Sebastian Meyer (RC Breisach) sowie schen Meisterschaften im 8+. Ein Ergebnis, diverse Medaillen bei Weltmeisterschaften das ohne die überragenden Leistungen des und U23-Weltmeisterschaften. Erwähnens-

Gewinner der Bronzemedaille Steuermanns Ronald »Stöpsel« Bohmgahren wert sind auch die Silbermedaillen von Kai im 8+ bei den Norddeutschen nicht denkbar gewesen wäre. Olbrich, Rene Nennhaus (1997 & 1998) und Meisterschaften 1994 Marcus Schwarzrock noch als Allemanne

Durch sehr versierte Trainingspläne und Sönke Ossmann (1998) im 4x bei der U23 die enge Zusammenarbeit mit dem Olym- WM sowie Florian Puls im Lgw 4x 1997. piastützpunkt Hamburg Schleswig-Holstein Außerdem gewann Felix Niemeyer 1998 und der Ruderakademie in Ratzeburg stieg Silber im 2+ auf der Junioren-WM. die Zahl der Erfolge unter Marcus stetig an. Als die größten Erfolge sind unter anderem zu nennen der 6. Platz bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta im Doppelzwei- Sport | 49

In diesen Jahren war der stets erfolgreiche Während dieser erfolgreichen und auf- von der Universität Hamburg zur College- regenden Jahre wuchs die Zahl der Trai- Regatta in Taiwan entsandte Achter maß- ningsleute der Allemannia immer weiter geblich von Sportlern aus der Allemannia an, so dass zum Teil bis zu 20 Junioren und geprägt. Männer Leistungssport betrieben. In dieser Zeit gewann das Leichtgewichtsrudern, insbesondere im Riemenbereich, in der Trainingsgruppe immer mehr an Bedeu- tung. Höhepunkte waren auf internationaler Ebene die 2003 und 2004 gewonnen Silber- bzw. Goldmedaillen im Lgw 8+ mit Chris- tian Dahlke, Martin Raeder und Joachim Drews an Bord. Marcus war der an den DRV entsandte Trainer dieses Flaggschiffs. Außerdem ging auf nationaler Ebene in den Jahren 2004 und 2005 der deutsche Meister- titel im 4- an die Allemannia.

Im Jahr 2005 entschied sich Marcus, dem Ruf nach Ratzeburg als Bundestrainer Ru- dern/Skullen der B-Senioren zu folgen und Nicht zuletzt ist der einzigartige Erfolg bei seinen Dienst beim RCA zu quittieren. Mar- den Norddeutschen Meisterschaften im Jahr cus hat seine Karriere als Trainer beim DRV 2000 zu nennen, bei dem die Allemannia fortgesetzt und ist mittlerweile Cheftrainer alle Männer-Bootsklassen gewinnen konnte. des Deutschen Ruderverbandes. Dieser Ein Ereignis, dass es in der Geschichte der Schritt wäre ohne die gesammelten Erfah- NDM bis heute noch nie gab und aller rungen und die außergewöhnlichen Charak- Wahrscheinlichkeit nach nie wieder geben tere in der Trainingsgruppe der Allemannia wird. undenkbar gewesen. 50 | Sport

Tim Schönberg Sport | 51

In den Fußstapfen von Marcus folgte Tim Sicherlich könnten hier noch viel mehr Er- Schönberg als Cheftrainer der Allemannia. folge und Anekdoten aus den vergangenen Tim war schon unter Marcus erfolgreicher Jahren berichtet werden, an die wir uns alle Leistungssportler und Juniorentrainer im immer gerne erinnern. Die vorangegange- RCA. Durch diese guten Voraussetzungen, nen Ausführungen geben nur einen kleinen gepaart mit eigenen Ideen und Methoden, Rückblick auf einige der großen Erfolge der gelang es Tim, die Arbeit als Trainer im Leistungssportler der Allemannia und die Club erfolgreich fortzusetzen. So gewan- Trainer, die diese Erfolge maßgeblich mitge- nen die von ihm seit dem Juniorenalter staltet haben. betreuten Trainingsleute Goldmedaillen auf Weltmeisterschaften (Torben Neumann und Ole Brauer, Kai Olbrich, Can Temel im Lgw 8+ in Amsterdam 2014). Dr. Enno Ulrichs 2013 folgte auch Tim dem Ruf des DRV. Er ist seitdem am Bundesstützpunkt Hamburg/ Ratzeburg für die schweren U23 Riemen- Männer zuständig.

Der derzeitige Trainer Sven Carstens über- nahm 2013 seine Aufgabe. Sven sieht sich besonderen Herausforderungen ausge- setzt, da die erfolgreichen Senioren bei den jeweiligen Bundesstützpunkten trainieren. Dementsprechend liegt der Fokus auf Nachwuchsarbeit im U19 Bereich. Auch Sven konnte hier an die erfolgreiche Arbeit anknüpfen. So wurde 2014 Max Reichel deutscher Jugendmeister im 4+ und 5. auf der JWM in Hamburg. 52 | Sport

Christian Dahlke Sport | 53 54 | Sport Breitensport

»Breitensport« ist ein gängiger Begriff rudersportlichen Aktivitäten in unserem im allgemeinen Sportleben, doch welche Club. Üblicherweise finden sich Mitglieder Vorstellungen verbinden sich damit? Am am Steg ohne vorherige Verabredung zu weitesten hat der DSB 1975 die Begrifflich- einer Mannschaft für eine Ausfahrt zu- keit gefasst: »Jegliche sportliche Tätigkeit, sammen, und unsere Ruderwarte, die die die nicht wettkampfmäßig betrieben wird«. Stegaufsicht führen, sorgen dafür, dass jeder Kritisch ist hierzu anzumerken, dass man einen Platz im Boot findet. sich heutzutage natürlich auch als Breiten- sportler an Wettkämpfen beteiligen kann, Ein Problem, gerade auch im Breitensport, was am häufigsten im Mannschaftssport besteht darin, dass besonders mitglieder- der Fall ist (z.B. Rudern), aber ebenso gut starke Vereine oftmals unter einer hohen selbstverständlich auch als Einzelkämpfer Fluktuation, vor allem bei ihren neuen (z.B. , und natürlich Rudern). Im Mitgliedern, leiden, weil es diesen anfangs Gegensatz zum Leistungssport und insbe- schwerfällt, Zugang zur großen Clubge- sondere zum Hochleistungssport dient der meinschaft zu finden und sich zu integrie- Breitensport hauptsächlich der individuellen ren, so auch in der Allemannia. Wirksame körperlichen Ertüchtigung (Fitness) wie Abhilfe konnte bei uns durch die Bildung auch ganz generell dem »Spaß am Sport«. von Gruppen (Kreisen, Zirkeln) geschaffen werden, die sich regelmäßig (meist zweimal Wie in den meisten Sportvereinen hat auch wöchentlich, morgens oder abends) zum in der Allemannia der Breitensport eine Rudern treffen. Diese Gruppen, zu denen große Bedeutung erlangt, auch wenn er als neue Mitglieder Zugang finden, haben sich Begriff in der Satzung expressis verbis nicht als sehr stabil erwiesen und sind aus dem auftaucht, sondern – anders als die »Pfle- Clubleben nicht mehr wegzudenken. Um ge des Rennsports« als hervorgehobenes zu verhindern, dass sich »Clubs im Club« Ziel – mit »körperliche Ertüchtigung seiner bilden und ein Eigenleben führen, wo­ Mitglieder durch die Ausübung des Ruder- runter der Zusammenhalt des Clubs leiden sports« als weiterer Zweck umschrieben könnte, sieht das Konzept die Benennung wird. Gleichwohl bildet er das Rückgrat der sogenannter Gruppenkapitäne vor, die sich Ein glücklicher, ambitionierter Breitensportler: Sport | 55 Ronald »Stöpsel« Bohmgahren

von Auslandsregatten (USA, Kanada) zum Ziel gesetzt hatten, heute jedoch eher das »gepflegte Rudern« ohne besondere Regatta­ ambitionen bevorzugen. Gegenwärtig gibt es rund 20 solcher Gruppen.

Dass Breitensport Wettkampf und damit Leistungssport keinesfalls ausschließt, zei- gen die vielen Mastersregatten, die in großer Zahl – vielfach als Langstreckenregatten – im gesamten Bundesgebiet ausgeschrieben mehrmals im Jahr unter dem Vorsitz des werden. Auch Allemannen – sowohl ehema- Breitensportvorstands treffen und aktuelle lige Trainingsleute als auch Kameraden, die Fragen und Probleme des Clubs erörtern. in jungen Jahren nie Hochleistungssport be- Auf diese Weise wird eine ständige Kommu- trieben haben, aber Spaß am Wettkampf fin- nikation zwischen Vorstand und Mitglie- den – machen von diesen Möglichkeiten in dern gewährleistet. Dieses Konzept hat sich Hamburg und im Hamburger Umfeld regen inzwischen bestens bewährt. Gebrauch. Sie bilden ad hoc-Mannschaften, trainieren für eine bestimmte Regatta und Die älteste und zugleich größte Gruppe gehen danach wieder auseinander. sind die Sonnabend-Morgenruderer (die übrigens nach einem strengen Reglement Daneben gibt es eine Reihe von Kameraden, geführt wird und mittlerweile auf rund 30 die sich im hochambitionierten Regattasport Kameraden angewachsen ist). Andere sind engagieren. Die Rede ist von der vor einigen z.B. die Rentner-Ruderer und der ebenfalls Jahren gegründeten Ruderbundesliga (RBL) seit langem bestehende »Bullentisch«. Eben- im Rahmen der Zweiten Wettkampfebene, falls zu nennen ist der Bostonachter, eine die man, wenn man so will, als Zwischen- Gruppe ambitionierter ehemaliger Trai- lösung zwischen Hochleistungssport und nings­leute, die sich vornehmlich den Besuch leistungsorientiertem Breitensport ansiedeln 56 | Sport Sport | 57

könnte, und die jungen ehrgeizigen Kame- raden die Möglichkeit eröffnet, sich unter Trainingsbedingungen am Rennsport zu be- teiligen, ohne den Maximalanforderungen des Spitzensports genügen zu müssen.

Ausgefahren werden acht auf Vereinsmann- schaften beschränkte Sprintregatten im Jahr an verschiedenen Regattaplätzen auf einer ca. 350 m langen Rennstrecke. Inzwischen gibt es zwei Ligen und die Allemannia ist – als einziger Club – in beiden vertreten, in der 1. Liga sogar höchst erfolgreich! Nicht unerwähnt bleiben soll, dass unser Ru- derkamerad Bernd Strocka mit 72 Jahren – derzeit als einziger Allemanne – in einer Hamburger Renngemeinschaft als World- Masters-Champion und darüber hinaus auf Ergometermeisterschaften als Welt- und Eu- ropameister in seiner Altersklasse zu hohen Ehren gekommen ist.

Eine andere Gruppe mit ähnlich hohen Am- bitionen ist die unserem Club angeschlos- sene HSBA, deren Mitglieder (Damen und Herren) jedes Frühjahr unter professioneller Betreuung von Christian Dahlke gegen die Bremer Jakobsuniversität sehr erfolgreich 58 | Sport

ihre 2000-Meter-Rennen auf der Außen­ nachdem, ermöglicht durch großherzige alster austragen. Spender, in der Allemannia seit den acht- ziger Jahren das Barkenrudern eingeführt Eine für den Breitensport typische Kategorie wurde, das inzwischen in vielen weiteren ist das Wanderrudern, das in Deutschland Ruderclubs Nachahmung findet. Es erfüllt auf eine lange Tradition zurückblicken die Allemannen mit Stolz und Dankbarkeit, kann. Fern jeglicher ehrgeiziger Ambitio- dass sie nunmehr, wiederum dank einer nen, es sei denn, man strebt einen der vielen großmütigen Spende, über sogar zwei dieser Wanderfahrtenpreise an, allen voran den wunder­schönen, geräumigen Boote verfü- Äquatorpreis mit geforderten 42.000 km, gen können. gehört es mit seinen eher beschaulichen Fahrten durch unsere herrlichen Fluss- und Alles in allem: In der Allemannia ist der Seenlandschaften in Nah und Fern zu den Breitensport höchst lebendig. Mit seinen beliebtesten Breitensportarten, weil es wie unterschiedlichen Facetten kommt er den kaum eine andere das Gemeinschaftserleb- vielfältigen Bedürfnissen unserer Mitglie- nis der Kameraden untereinander fördert der entgegen, nicht zuletzt auch dank eines und ganz einfach dazu angetan ist, im ge- großen Bestands an modernen Booten aller ruhsamen Dahingleiten der Boote Leib und Bootsgattungen. Dieser wird ergänzt durch Seele in Einklang zu bringen. eine Vielzahl von Sportgeräten wie Ruder­ ergometer und Spinningräder sowie einen Allemannen schätzen das und sind je- gut ausgerüsteten Fitnessraum, was das Ru- des Jahr vom Frühjahr bis zum Herbst in dern in der Allemannia so attraktiv macht vielen Regionen Deutschlands wie auch im wie nie zuvor. europäischen Ausland unterwegs – kaum ein Land, das sie nicht auf dem Wasser Harald Sobisch bereist haben, bis hin zum heute russischen Teil des fernen Ostpreußens und auf der litauischen Memel. Die Beliebtheit des Wanderruderns hat noch zugenommen, Sport | 59 60 | Sport

Wanderrudern

Wann in unserem Club die ersten Wander- die Pflege des Rennruderns.« Das hat aber fahrten durchgeführt wurden, ist nicht mehr die Entwicklung des Wanderruderns und festzustellen, stand doch in der Clubsatzung die Freude daran nicht aufgehalten, auch und steht eigentlich auch heute immer noch: wenn es am Anfang vielleicht nur Ausfahr- Philips Wanderfahrt auf dem Vierwaldstätter See »Der Zweck des Clubs … ist insbesondere ten im Stadtgebiet waren. Sport | 61

Vor dem Ersten Weltkrieg wurden aber öffnete. Die Organisation lag dabei viele schon deutsche Gewässer berudert mit Jahre in den Händen unserer Kameraden weiter entfernten Zielen, wie z.B. Berlin. Harald Klinger und Peter Koch. Auch soll es mal eine Wanderfahrt von der Wartburg (Werra) bis nach Helgoland ge- Ausgezeichnet hat sich aber auch über geben haben, dabei natürlich der letzte Teil mehrere Jahre unser Wanderruderwart per Dampfer. Jürgen Kiene, der weit über hundert Wan- derfahrten organisierte. Auf einer dieser Nach dem Krieg begann dann eine sehr Fahrten von Lauenburg nach Hamburg, die aktive Zeit: Waren es anfangs Wochenend- inzwischen auch Ruderern anderer Vereine fahrten nach Hoopte an der Oberelbe, teils offenstand, hatte er einmal 120 Teilnehmer, mit großen Teilnehmerzahlen und Zeltüber- unter anderem auch unseren damaligen nachtungen, kam bald der Wunsch, Ham- DRV-Boss Manfred Ganzer. Dieser nahm burg zu verlassen und frei nach Wilhelm diese Resonanz zum Anlass, von da ab jähr- Busch »hier sind wir ja sowieso und schön lich ein Wanderrudertreffen für alle deut- ist es auch anderswo« Neuland zu erobern. schen Ruderer zu veranstalten.

Und das ist es auch, was uns Wanderru- Nach einigen ruhigeren Jahren bekam das derer antreibt: Unsere Heimat und andere Wanderrudern ab 1980 einen erneuten Auf- Länder vom Wasser aus kennenzulernen, trieb mit der Stiftung unserer ersten Barke mit gemeinschaftlichen Erlebnissen Kame- »MESSINA« durch unseren Kameraden Rolf radschaften aufzubauen und dabei neue Biebow. Neue Gruppen bildeten sich, wie Freunde zu gewinnen. z.B. die »Eppendorfer« (mit dem Stifter), die »DONRU«, die »Tresenrunde«, die »DDR« Besonders machte sich dabei die Philips- (Die DienstagsRunde) und später der Gruppe verdient. In über 60 Fahrten von »Bullentisch«, die regelmäßige Fahrten mit 1958 bis heute wurden ganz Deutschland diesem einmaligen Boot machten. Hatten und umliegende Länder besucht, teils auch, wir noch einige Mängel an der ersten »MES- indem man sich für andere Clubmitglieder SINA« festgestellt, so ersetzte der Stifter sie 62 | Sport

nach kurzer Zeit schon durch die »MES- noch teilweise per Waggon auf Reisen. Die SINA II«. Diese verloren wir dann durch erste Barke wurde anfangs in einem Segel- einen Unfall in Schweden. Aber auch hier flughangar bei Marktheidenfeldt (in der fand sich mit Erich Jungnickel ein neuer Mitte Deutschlands) abgestellt, um größere Stifter, der die Differenz zum Restwert plus Transportwege zu vermeiden. Das wurde Versicherungszahlung aufstockte. Und so schnell wieder aufgegeben, nachdem man wurde 1988 die »MESSINA III« angeschafft, feststellte, dass auch weite Fahrten mit dem die uns noch heute, nach einer größeren Trailer kein Problem darstellten. Grundrenovierung, viel Freude macht. Heute hat sich unser Aktionsgebiet enorm Aber auch in normalen Wanderbooten wer- erweitert. Halb Europa wurde inzwischen den Fahrten durchgeführt. Und da es dazu von uns erobert. Unsere Ziele waren ganz immer guter Organisatoren bedarf, seien Skandinavien, Österreich (Donau), die hier einige Namen, stellvertretend für alle Schweiz (Vierwaldstätter See, Biel), Irland Fahrtleiter, besonders aufgeführt: Dr.Gernot (Shannon), Schottland (Caledonian Chan- Schmalfeldt, Eckard Helms, Jürgen Jeschke, nel), England (Themse), Frankreich (Doubs Jens Martens, Ingo Matthies u.v.a.m. Dank und Soane, Meuse, Lot und Garonne, Breta- allen! gne, Charente und Loire), Portugal (Duoro - hier kam unsere Barke per Fischtrawler zu- Anfangs waren die Bootstransporte noch rück), Holland (Rhein, Maas und Friesland), recht abenteuerlich. Es gab für das Wan- Italien (Comer See). Seit der Öffnung des derrudern keinen speziellen Hänger und Ostens Polen (Masuren), Tschechien (Elbe so wurden zunächst die Boote per Wag- und Moldau) und, dank der hervorragenden gon oder teilweise sogar mit Schiffen der Ortskenntnisse unseres Kameraden Ulrich Schlesischen-Dampfer-Compagnie unseres Busch, die baltischen Gewässer (Memel, Clubkameraden Hans Kreuschner verladen. Königsberg u. a.). Erst später gab es einen eigenen Wanderru- derhänger und für die Barken je einen Spe- Die Wiedervereinigung Deutschlands zialtrailer. Aber auch dann gingen die Boote eröffnete uns fantastische neue Ruderre- Sport | 63

viere, wobei West-Berlin schon immer ein wir uns heute als der Club mit dem bes- attraktives Ziel war, speziell dank der guten ten Bootsmaterial für Wanderfahrten in Übernachtungsmöglichkeiten in den dorti- Deutschland rühmen. gen Clubs. Und das heißt: Nutzt diese Gelegenheit! Mit der Stiftung unserer zweiten Barke »ALLEMANNIA« durch unseren Kame- Jürgen Kiene, Peter Koch, raden Wolf-Günter Schmitt 2007 dürfen Ingo Matthies 64 | Sport Sport | 65 66 | Sport

Betriebssport

Im Jahre 1950 – also kurz nach dem 2. Zunächst waren diese Betriebssportler keine Weltkrieg – wurde der Betriebssportverband Mitglieder in der Allemannia, aber Mitte Hamburg gegründet. Das Motto war – wie der 1960er Jahre wurden sie dann – mit wir auch vom heutigen Sportsenator hören: Datum ihres Eintritts in die jeweilige Be- »Betriebssport sorgt für Bewegung und Aus- triebssportgruppe – als Mitglieder des Clubs gleich im Job – und stärkt gleichzeitig den aufgenommen. Teamgeist im Unternehmen.« Die Firmen unterstützten aus diesen Gründen – also Im Jahre 1954 nahmen die Betriebssportler auch zu ihrem Nutzen – die sportlichen Ak- zum ersten Mal an einer Internen Regatta tivitäten ihrer Mitarbeiter. Eine »Win-win- der Allemannia in einem speziell für sie win-Situation« nennt man das heute, denn ausgeschriebenen Rennen teil. Von ganz auch die Ruderclubs hatten etwas davon. wenigen Ausnahmen abgesehen, die als Leistungssportler im Club trainierten, übten Schon vor dem Krieg hatte es Betriebs- sie ihren Sport als Breitensport aus. sportruderer in der Allemannia gegeben. Unser alter Freund Wilhelm Jacob sen. war Die erste vom Betriebssportverband ver- Lehrling bei der Commerzbank und hat – anstaltete Regatta fand 1956 statt; ausge- noch im Bootshaus am Ferdinandstor – als richtet von der Norddeutschen Bank (heute Morgenruderer gewirkt. Er war einer der Deutsche Bank). Die Strecke am östlichen letzten unter uns, die das alte Bootshaus Alsterufer endete am Bootshaus des RCA. noch kennen gelernt hatten und über den Teilnehmer waren die Norddeutsche Bank, frühen Betriebssport in unserer Allemannia DEA, Philips und die Hamburger Kredit- etwas wussten. bank (später zunächst Dresdner Bank und jetzt Commerzbank). Drei der teilnehmen- Bald nach der Gründung des Verbandes im den Ruderriegen waren der Allemannia an- Jahre 1950 gab es Ruderriegen der Betriebs- geschlossen, eine der Favorite . sportgruppen in der Allemannia; die der Sieger im 1. Vierer war eine Mannschaft der Deutschen Bank war wohl die erste. Bald Philips - Ruderriege. Bis in die Gegenwart kamen DEA, Philips und Hapag-Lloyd dazu. finden diese Firmensportregatten jährlich Sport | 67

Betriebssportregatta auf der Außenalster auf der Alster statt mit breiter Beteiligung von Firmensportlern aus Deutschland und – gelegentlich – mit internationaler Beteili- gung.

Diese ersten Regattaerfahrungen bewirkten, dass viele Firmensportler Spaß am Kräfte- messen mit anderen Ruderern bekamen, was dann – nach der Übernahme in die normale Mitgliedschaft – dazu führte, dass die Firmensportler mit anderen Allemannen zusammen für Regatten im Mastersbereich trainierten und an DRV-Regatten teilnah- men.

Zu erwähnen ist auch, dass die Betriebs- sportler mit der Veranstaltung von Bällen und Festen viel zum gesellschaftlichen Leben im RCA beitrugen, und als beson- der Haspa. Es gibt drei feste Rudertermine ders wichtiger Beitrag ist die regelmäßige in der Woche. Geplant ist die Beteiligung an Ausrichtung von Wanderfahrten zu nennen, drei Regatten jährlich. Diese Ruderer sind die sich großer Beliebtheit im Kreis aller keine Mitglieder des RCA, es sei denn, sie Allemannen erfreuen. erklären für sich die Mitgliedschaft in der Allemannia. Heute ist die Zusammenarbeit mit den Betriebssportgemeinschaften auf eine neue Ulrich Busch vertragliche Basis gestellt. Jörg Lehnigk betreut die Ruderer von Hapag-Lloyd, Mercedes-Benz, Peek & Cloppenburg und 68 | Sport

Die »Jung-Allemannia«

Spielend leicht rudern lernen, das ist das Kinderrudern Ziel in der »Jung-Allemannia«, unserer Jugendabteilung. Hier rudern die Kinder (11 Die Kindergruppe umfasst derzeit 25 Kin- bis 14 Jahre) und Junioren (15 bis 18 Jahre). der, die an drei Tagen in der Woche trainie- ren können. Die drei Trainer (Jonas Donner, Die Jung-Allemannen werden in drei Olaf Nagel und Arne Basner) ermöglichen unterschiedlichen Trainingsgruppen von hierbei eine individuelle Betreuung der 10 erfahrenen Trainern mit Leistungssport­ bis 20 Kinder, die an einem Trainingster- erfahrungen betreut. Neulinge bekommen min vor Ort sind. Die Kinder trainieren das die Grundlagen der Rudertechnik vermit- ganze Jahr über, im Winter ergänzen ein telt, Fortgeschrittene werden auf die Regat- Hallentraining, das Ruder-Ergometer, das ten vorbereitet. Der Spaß an der Bewegung Schwim­men und das Laufen das Rudertrai- und in der Gruppe steht neben dem sportli- chen Erfolg auf den Wettkämpfen ganz oben auf der Liste. In der »Jung-Allemannia« bekommen die Jugendlichen wichtige Eigenschaften, wie zum Beispiel Teamfähig- keit, Zielstrebigkeit und Selbstständigkeit, für ihre Zukunft mit auf den Weg.

Im Nachwuchsbereich startet die Jugendab- teilung des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« gut aufgestellt in die nächsten 150 Jahre Clubgeschichte. Sport | 69

ning auf der Alster und den Kanälen. Ein Die ganzjährige Wettkampfteilnahme führt Jugendlager bereitet neben dem Wintertrai- beim Kinderrudern in der Allemannia zu ning die Jungs auf die Saison vor. Doch der einem starken Teamgeist. Von April bis Juli Spaß steht bei ihnen an erster Stelle! Daher stehen am Wochenende häufig Regatten auf bietet die Kindergruppe neben den regulä- dem Programm, auf denen Anfänger sowie ren Trainingseinheiten weitere tolle Freizei- Fortgeschrittene sich überwiegend regional taktivitäten an. Im Sommer sieht man die mit anderen Ruderern derselben Altersklas- Kinder beim Baden und Grillen, im Winter se messen. be­suchen sie den Weihnachtsmarkt. Zusätz- lich bringen DVD- oder Konsolenabende Für Neueinsteiger lässt sich jederzeit ein und erlebnisreiche Ausflüge Freude in die Probetraining vereinbaren. Gruppe. Teve Knüppel und Benjamin Zeisberg 70 Sport | gewannen 2014 zusammen den Kinder- Bundeswettbewerb (Bild) und wurden 2015 in ihrem ersten Juniorenjahr bereits Deutsche Jahrgangsmeister bei den B-Junioren

Junioren-Leistungssport

Im nächst höheren Altersbereich, bei den Junioren, geht es dann zwar immer noch mit sehr viel Spaß, aber auch schon deutlich ambitionierter zur Sache.

Die Junioren-Leistungssportgruppe be- steht aus ca. 15 Jugendlichen, die sich dem Wettkampfsport verschrieben haben. In der Regel wachsen die Jungen aus der Kinder- gruppe in die nächsthöhere Altersklasse hinein, es sind aber jederzeit auch Neuzu- gänge herzlich willkommen. Trainiert wird die Gruppe vom Club-Cheftrainer Sven Carstens und Co-Trainer Johannes Grün.

Altersmäßig unterteilen sich die Junioren in zwei Bereiche. Die 15- bis 16-Jährigen sind die so genannten B-Junioren. In diesem Altersbereich wird ca. fünfmal pro Wo- che trainiert, das Ziel sind die Deutschen Jugendmeisterschaften im Sommer. Zur Vorbereitung auf diese Meisterschaften besuchen sie während der Frühjahrssaison von März bis Juni verschiedene regionale und auch überregionale Regatten, in deren Verlauf sich die Aktiven Wettkampferfah- rung und auch die Qualifikation für die Sport | 71 72 | Sport

Startanlage der Regattastrecke in Allermöhe

Deutschen Jugendmeisterschaften holen. Trainern geleitete Training an. Es können hier alle sportlichen Träume bis hin zur Ergänzend finden den Winter hindurch WM-Teilnahme Wirklichkeit werden. Wettkämpfe auf dem Ergo, aber auch z.B. im Laufen oder Schwimmen statt, denn allge- Trainiert wird in diesem Altersbereich in meinathletisches Training steht zu dieser der Regel täglich, am Wochenende auch Jahreszeit im Vordergrund. Das Rudern zweimal am Tag, um die entsprechenden wird auf der Alster und zum Teil auch im Grundlagen für die angestrebten Erfolge Leistungszentrum in Hamburg-Allermöhe zu legen. Highlights im Jahresverlauf sind trainiert. neben den Wettkämpfen auch die Trai- ningslager, die der Club seinen Aktiven zur Die A-Junioren umfassen die 17- bis 18-jäh- optimalen Vorbereitung anbietet. Im Winter rigen Jungs. Hier geht es natürlich zumeist geht es bei solchen Gelegenheiten auch mal um nationale Ehren, es gibt aber auch die zum Ski-Langlauf, während im Haupttrai- Chance, sich über entsprechende Leistungen ningslager im März in möglichst sonnigen für internationale Titelkämpfe zu qualifizie- Gefilden dann eindeutig die ruderspezifi- ren. Die Allemannia bietet für alle Zielstel- sche Vorbereitung auf die neue Saison im lungen das entsprechende, von qualifizierten Vordergrund steht. Sport | 73

Junioren-Breitensport danken. Das Ganzjahrestraining umfasst neben dem Ausdauertraining auch regelmä- Die Junioren-Breitensportgruppe ist die ßige Einheiten im clubeigenen Kraftraum. Freizeitgruppe der 15- bis 18-Jährigen. Etwa Außerdem veranstaltet die Gruppe gesellige 10 Ruderer werden von Jonas Christiansen gemeinsame Aktivitäten. Beispiele hierfür betreut. An zwei Trainingsterminen trifft sind Kinobesuche und das traditionelle Fuß- man sich im Ruder-Club. Neben der sport- ballspielen am Silvestermorgen. lichen Betätigung steht das Treffen unter Freunden und das gesellige Miteinander im Arne Basner Vordergrund. Anfänger und Fortgeschrit- Vorsitzender der »Jung-Allemannia« tene nehmen auch wie die anderen beiden Jugendgruppen an Regatten teil, jedoch nicht mit einem verstärkten Wettkampfge- 74 | Sport Sport | 75 76 | Sport

Mastersrudern

Was sich vor 25 Jahren noch Altherren- gometer-Meisterschaften über 1000 m (seit Rudern bzw. Altersklasserudern – um das 1996) und Europameisterschaften über 2000 weibliche Geschlecht miteinzubeziehen – m (seit 2003) sowie die jährlichen Welt- oder international geschlechtsneutral Vete- meisterschaften in Boston (seit 1981). Hier ranen-Rudern nannte, ist heute das Mas- werden für alle Alters- und Gewichtsklassen tersrudern und Teil des Ressorts Wettkampf (schwer und leicht) nationale und internati- im Deutschen Ruderverband. Die FISA hat onale Rekorde geführt. eine eigene Kommission eingerichtet, deren Ziel es u.a. ist, das Mastersrudern in all sei- Auch in der Allemannia gab es immer ge- nen Formen national und international zu standene Herren, die ihre Leistungsfähigkeit verbreiten und zu fördern. Geblieben ist das im Boot bei fortgeschrittenem Alter unter Mindestalter von 27 Jahren im laufenden Beweis stellen wollten: Kalenderjahr (Kategorie A), die Einteilung nach Altersklassen, inzwischen bis K (Min- Die Chronik bezeugt, dass 107 Alleman- destdurchschnittsalter 85 Jahre und älter), nen vom Anbeginn des Altherrenruderns jedoch keine Einteilung in Gewichtsklassen. anno 1911 bis 1991 um ruderische Ehren 1000 m-Wettkämpfe und Langstrecken- kämpften und 271 Siege erringen konnten. Rennen gibt es in allen Bootsklassen. Eine In Hamburg gab es bereits 1932 eine Alther- weitere Variante sind Mixedwettbewerbe, ren-Regatta mit Rennen in verschiedenen bei denen die Mannschaften je zur Hälfte Altersklassen. 1911 war es für die Alleman- aus Frauen und Männern bestehen müssen. nia ein Sieg in Kiel und weitere 15 Siege Die ständig steigenden Teilnehmerzahlen kamen zwischen den Weltkriegen hinzu. in Mastersrennen, insbesondere auf spe- Allein in den 50er Jahren waren es 46 Siege ziellen Mastersregatten, zeugen von einer auf deutschen Regattaplätzen. großen internationalen Beliebtheit des Wettkampfruderns bis ins hohe Alter. Im Und die Allemannia zeigte sich nicht nur in Winter hat jeder Master die Möglichkeit, der internationalen Masterszene, sondern an Wett­kämpfen auf dem Ruderergometer gewann mit dem ambitionierten Achter teilzunehmen. Es gibt Deutsche Ruderer- (Mindestdurchschnittsalter 52 Jahre) in der Sport | 77

Besetzung Kurt Rossmann, Kurt Barkmann, Mannschaft außerordentlich erfolgreich. Günther Lüth, Olaf Olbrich, Dr. Herbert Laut Regatta-Statistik des DRV begann die Schultz, Otto Fritz, Werner Hansen und große Zeit des Altherren-Rennruderns in Harald Klinger das »Criterium d`Europe der Bundesrepublik allerdings erst Mitte der Aviron Veteran« 1970 in . 70er Jahre.

Von der »Alten Garde« der Allemannia waren Olaf Olbrich und Harald Klinger bald die einzigen, die dem Wettkampfrudern treu geblieben waren. Gleichgesinnte fanden sie im Lübecker Ruderklub, mit denen sie in Renngemeinschaft für die Allemannia wei- tere Siege erringen konnten. Während den »Alten« Mitstreiter fehlten, gab es bei den

Der Allemannen-Achter von 1970 jüngeren Masters zu dieser Zeit ein erfreuli- ches Anwachsen der Gruppe, die zudem den Aber auch das ist Mastersrudern: Der 38jäh- Ehrgeiz hatte, sich auch auf internationalen rige Achter mit Jürgen Burmester, Egon Veteranen-Regatten zu messen. Besonders Heino Ramm, Horst Drube, Jürgen Düse, Werner Hansen, Harm beliebt waren Starts auf der jährlich im Olbrich, Heinz Lübken, Heinicke, Erich Jungnickel, Wolf Lange, Oktober statt findenden »DE HOOP«-Vete- Bernhard Strocka im 4- (MA 27) auf der Regatta Karl-Wilhem Mannig und Kurt Münz be- ranen-Regatta in Amsterdam. 1978 in Amsterdam vorzugte im selben Jahr die Mosel-Regatta in Bernkastel, nicht zuletzt des Weines wegen. 1971 verjüngte sich die Altherren- Fraktion des RCA mit den Olbrich-Zwil- lingen Horst und Michael, Heinz Lübken (Barzi) und Joachim Wolgast (Mindestalter 27 Jahre). Nicht nur als Vierer, sondern auch in Achter-Renngemeinschaften war diese 78 | Sport Sieg der Allemannen Heinz Lübken, Horst Olbrich, Michael Olbrich, Bernhard Strocka in Rgm. mit dem Harburger RC ( MDA 38) auf dem 8. FISA-Veteranen- Treffen in Heidelberg 1981

Zwischenzeitlich (1974) hatte die FISA ausschließlich für Masters Veteranentreffen etabliert, die heute als WORLD MASTERS Regatten bezeichnet werden. Sie finden alljährlich in einem anderen Land statt, Für die älteren Master in Norddeutschland davon alle fünf Jahre in Übersee. Europäer bleibt aus den 80er Jahren ihr damaliger haben in diesen Jahren die Möglichkeit, auf Veteranenboss Hans-Otto Kuhlmann aus den Euro-Masters auf der Olympia-Strecke Lübeck unvergesslich. Ihm war nicht nur die in München zu starten. Obgleich man auf wettkampfmäßige Ruderei wichtig, sondern diesen Regatten weder Weltmeister noch vielmehr die sportliche Begegnung, insbe- Europameister werden kann, sondern bes- sondere mit den Veteranen der damaligen tenfalls Abteilungssieger, sind dies bis heute Ostblockstaaten. So war er einer der Initia- die attraktivsten Mastersregatten. Auch toren, der, wie er es nannte, »Freundschafts- hier wollten die Master der Allemannia ein Sportbegegnung der AH« 1982 in Budapest. Wörtchen mitreden. Gestartet wurde in Mit ebenso viel Herzblut warb er für eine Nottingham (1979), Kerteminde (1980) und Teilnahme an dem 10. FISA-Veteranen- Heidelberg (1981). treffen in Prag im darauf folgenden Jahr. Dies sollte erstmals die Gelegenheit bieten, Veteranen-Ruderern der DDR zu begegnen. Auf beiden Veranstaltungen waren auch Allemannen vertreten.

Der auf der FISA WORLD MASTERS Regatta in Kerteminde gestartete Allemannen-Achter (MDA 43) mit Heinz Lübken, Horst Olbrich, Michael In den Altersklassen von MA 27 bis MDA Olbrich, Bernhard Strocka, Dieter Rakete, Joachim Wolgast, Karsten Ebeling, Henning Gleim, Stm. Werner Damm lässt die Saison mit der 60 brachten es Allemannen in diesem Jahr- Regatta in Amsterdam ausklingen. zehnt auf 52 nationale und 22 internationale Siege.

Womit die »Alten« sich in den 70er Jahren arrangieren mussten, war bald auch bei den Sport | 79

»jüngeren« Master der Fall: Aus den unter- die Mehrheit der Aktiven hatte ein Alter schiedlichsten privaten Gründen und rück- zwischen 50 bis 70 Jahren erreicht. Es sei er- läufiger Begeisterung traten viele vom Wett- wähnt, dass bis heute die erfolgreichste »rei- kampfrudern zurück. Dadurch war auch ne« Allemannia-Mastercrew, der sogenann- diese Gruppe zunehmend auf die Bildung te »Olbrich-Vierer« mit Olaf Olbrich, Hans von Renngemeinschaften angewiesen. Part- Jürgen Buschbeck, Harald Klinger, Jürgen ner fand man in Vereinen wie der Favorite Koebke und Steuermann Hardy Suchel ist Hammonia, dem Harburger Ruderclub und und gleichzeitig die älteste und am längsten weiterhin dem Lübecker RK. Die Situation bestehende Mannschaft. Der »Olbrich-Vierer« beim der Master stellte sich in diesen Vereinen Training auf der Außenalster ähnlich dar. Es bildeten sich schlagkräftige Mannschaften, die auch auf den wichtigen Mastersregatten wie den FISA World Mas- ters konkurrenzfähig waren. Beispielsweise kamen so Ronald Bohmgahren und Bern- hard Strocka 1985 auf den World Masters in Toronto in Renngemeinschaft mit der Favorite Hammonia, dem Rendsburger RK und Ratzeburger RC (MDA 38) sowie Harald Klinger und Jürgen Koebke auf den Euro-Masters 1997 in München in Rennge- meinschaft mit der Heilbronner RG Schwa- Die Seele des »Olbrich-Vierers« aber war ihr ben, dem Ratzeburger RC, der Mainzer RG Coach Pilo Schümann, ein unermüdlicher und dem Lübecker RK (MDA 70) jeweils im Motivator, dem nicht nur »sein« Vierer am Achter zu Erfolgen. Herzen lag, sondern jeder Allemanne, von dem er meinte, ihn für’s Mastersrudern Auch in den 90ern war das abnehmende gewinnen zu können. Dennoch konnte auch Interesse an 1000 m-Regatten im RCA nicht er die Entwicklung bei den Masters im RCA zu übersehen. Es fehlte der Nachwuchs und nicht rückgängig machen. 80 | Sport Der 70jährige Bernhard Strocka wird von seinem 27jährigen Clubkameraden Lars Wichert 2013 auf den 10. Euro Open, der ersten offiziellen Europameisterschaft der FISA, in Essen-Kettwig, gecoacht und zu einem neuen Weltrekord in der Altersklasse 70-74 getrieben

Wem inzwischen die Lust an 1000 m- Wolgast, Jürgen Plagemann, Heinz Lübken Rennen vergangen war, aber noch nicht (Barzi) sowie Steuermann Werner Damm vom ruderischen Wettkampf lassen konnte, gab sich den Namen »Bostonachter«, der wechselte zum Langstreckenrudern. Hier mit geänderter Besetzung, aber reduzierter fanden sich genügend Gleichgesinnte, um Aktivität bis heute besteht. Weitere heraus- mit reinen RCA-Mannschaften auf Regatten ragende Regatten für diese Crew waren in zu starten. London, Philadelphia und Chattanooga.

Der MDA 60-Achter auf der Langstreckenregatta »Quer durch Berlin« 1999 mit Harald Gleim, Uwe Zeidler, Stm. Werner Damm, Jürgen Plambeck, Hubert Terfort, Eggert Knoop, Bernhard Strocka, Heinz Lübken und Harald Sobisch

Langstreckenregatten, auf denen es auch Der Bostonachter beim »Head of the Charles« im Oktober 2000 in Boston Startmöglichkeiten für Master gab, erlebten bald einen regelrechten Boom in der Alle- Internationale 1000 m-Masterregatten mannia und es wurden Herausforderungen wurden nach der Jahrtausendwende lange auf internationaler Ebene gesucht, die oben- Zeit nur noch von den Allemannen Harald drein in möglichst großer Ferne stattfinden Klinger und Bernhard Strocka besucht. Ha- sollten. So startete 1999 ein RCA-Achter in rald Klinger konnte in den folgenden zehn Henley und in gleicher Besetzung im darauf Jahren noch diverse Siege mit nationalen folgenden Jahr in Boston. Diese Crew mit und internationalen Renngemeinschaften Henning und Harald Gleim, Günter Düse, feiern und beendete seine Master-Karriere Harald Sobisch, Jürgen Plambeck, Dick 2007 in Zagreb, wo er als 82jähriger und Sport | 81 82 | Sport

Die siegreiche Mannschaft im Gig-Achter (MDA 50) auf der Dove Elbe Rallye 2014 in Bergedorf mit Kai Stephan, Helge Peters, Joachim Dietz, Boll Reimann, Andreas Förster, Lars Knüppel, Stefan Fuchs, Uwe Zinnert und Stm. Ronald Bohmgahren

erster Allemanne in einer Extra-Zeremonie als »Octo« (80jährige und ältere Teilneh- mer) geehrt wurde.

Ab der Wintersaison 2009/2010 hatte Bernhard Strocka für sich auch den Wett- kampf auf dem Ruderergometer entdeckt. Bis 2015 konnte er viermal die Deutsche Ruderergometer-Meisterschaft und dreimal die Europameisterschaft gewinnen. 2013 gelang es ihm, neue Weltrekordzeiten in Die Durststrecke, was das Flaggezeigen der seiner Altersklasse über 2000 m und 1000 m Allemannia auf den nationalen und inter- aufzustellen und vier Wochen später diese nationalen Mastersregatten betrifft, hatte Erfolge mit der Weltmeisterschaft in Boston ihr vorläufiges Ende ab etwa 2010. Es hatte zu krönen. sich eine Crew aus 50jährigen gebildet, die Erfolge auf Langstreckenregatten suchte.

Die auf Mastersregatten, ob national oder international, übliche 1000 m-Strecke wurde von der etwa zehnköpfigen »Baumeister- Gruppe« bevorzugt, die sich sowohl für Achterstarts in der Alterskategorie B (MDA 36) als auch C (MDA 43) formieren konnte. Ihren bisher größten Erfolg feierte diese Truppe auf der 5. Euro Masters Regatta 2014 in München auf der Olympia-Regattastrecke von 1972. Sport | 83

Der siegreiche Alleman- nenachter (MDA 43) mit Clemens Schröder, Jörg Niggemeyer, Frank Leja, Thomas Engelke, Rolf Walzel, Christoph Zeiz, Ingo Hammwöhner, Gavin Genge und Steuerfrau Lisa Paukstadt auf der 5. Euro Masters Regatta 2014 in München

Es bleibt zu hoffen, dass die zunehmende Achter von 1960 Prof. Hans Lenk oder des Begeisterung für das Mastersrudern in der Ruderlehrers Karl Adam wie »Nicht gewin- Allemannia anhält und Verstärkungen eines nen ist kein Scheitern!« zu eigen macht. Das Tages auch aus den Reihen unserer Bundes- Glücksgefühl erfährt man durch die er- liga-Achter dazu stoßen. brachte Eigenleistung als Teil seiner Mann- schaft. Obendrein gibt es nach dem Rennen Die vermeintlich unschlagbaren riesigen auch keine Gegner mehr, sondern nur Renngemeinschaften sollten niemanden Gleichgesinnte und nicht selten entwickeln abschrecken, denn erst auf den großen nati- sich beim gemeinsamen Bier neue Renn- onalen und internationalen Mastersregatten gemeinschaften oder was noch besser ist, erlebt man »prickelnde« Regatta-Atmo- langanhaltende Freundschaften. Wer lange sphäre mit Ampelstart, Albano-System und dabei ist, genießt zudem das gemeinsame dem Bord-an-Bord-Kampf in voll besetzten Älterwerden. Feldern. Dr. Bernd Strocka Jedes Rennen hat aber auch ein schönes Danach, nämlich dann, wenn man sich als Mastersruderer ein Motto wie »Rudern ist mehr als Siegen« des Olympiasiegers im 84 | Sport Sport | 85 86 | Sport

Rudern zur besten Tageszeit

Morgenrudern in der Allemannia damals und heute

Die guten Ruderbedingungen auf der Zweier mitzurudern. Im Übrigen stehen zumeist morgendlich glatten Außenalster auch unsere Klinkereiner zur Verfügung«. waren für Regatta-Ruderer schon immer attraktiv. Die Schlafräume im 1905 bezoge- Morgenrudern am Sonnabend – nen Bootshaus am Ferdinandstor wurden wie es begann damals von Leistungsruderern genutzt, um schon in den frühen Morgenstunden trai- Nach dem Verlust unseres Bootshauses im nieren zu können. Kriegsbombardement am 29.07.1943 fanden Sport und Clubleben behelfsmäßig zunächst Dass einige Jahre später das Morgenrudern beim Polizeibootshaus am Isekai, später auch für die Breitensportler interessant wur- bei der Bootswerft Wüstenberg (mit kalter de, zeigt ein Aufruf von Lucas Kranich im Dusche!) in am Alsterlauf statt. »Alsterspiegel« aus dem Jahre 1936 mit dem Genau in diese Zeit fällt auch die Gründung Titel »Morgenrudern auf der herbstlichen der traditionsreichen und bis heute sehr Alster«: aktiven Sonnabendmorgen-Rudergruppe. Dabei ist Günther Schmidt »ein Mann der »Die Zahl der Morgenruderer im Herbst ist ersten Stunde«, der Dank seiner sportlichen bei unserer ›Allemannia‹ seit vielen Jahren Aktivität auch heute noch gesund und fit an eine ganz annehmbare, auch in diesem Jahr, jedem Sonnabendmorgen im Boot zu finden aber im Verhältnis zu den allemannischen ist. Von ihm stammt der folgende Rückblick: aktiven Ruderern junger und alter Jahres- klassen doch noch eine viel zu geringe. »Die Deutschen sind fleißig – das galt insbe- Daher richten wir ständigen Morgenrude- sondere in den frühen 50er Jahren. Man war rer an die jetzt ruderisch abseits stehenden mit dem Wiederaufbau nach dem Kriege Kameraden den freundschaftlichen Ruf, beschäftigt und arbeitete selbstverständlich die Genüsse des Morgenruderns mit uns auch am Sonnabend (48 Stundenwoche). zu teilen. Ab etwa ½ 7 Uhr bis gegen ½ 8 Rudern am Sonnabendmorgen war undenk- Uhr findet sich immer eine Möglichkeit, bei bar!« einer Mannschaft im Achter, Vierer oder Sport | 87

Für fünf junge Mitglieder des Ruder-Clubs Sei es aus Anerkennung oder heimlichem »Allemannia von 1866« war das nicht so. Neid, die Fünfergruppe wurde bald als »Pro- Sie beschlossen, sich jeden Sonnabend früh kuristenvierer« bezeichnet. morgens bei der Bootswerft Wüstenberg zu versammeln und zu rudern. … Die ent- So begann in unserem Club die Ruderei am scheidende Voraussetzung dafür war, dass Sonnabend in Hamburg, denn eine gleiche ihre Arbeitgeber das sportliche Vorhaben Sonnabendmorgen-Verabredung gab es abnickten, und das taten sie. damals nirgendwo.

Die fünf jungen Recken waren: Gerd Bei- Nach und nach, durch gelegentliche Vertre- ser (»Biene«), Klaus Harder (»Laatsch«), tungen und besonders durch den Umzug H.J. Lehner (»Der König«), K.W. Man- der Allemannia zur Gurlittinsel gefördert, nig (»Männe«), Juniorchef, und Günther wurden es immer mehr Teilnehmer, denen Schmidt (»Gummihacke«), ebenfalls Juni- die hier geltenden Grundprinzipien gefielen: orchef. Klare Regeln, Disziplin, Kameradschaft, sportliches Rudern, Mannschaftseinteilung Pünktlichkeit war und ist eine ganz wesent- ohne Diskussion, gemeinsames Frühstück, liche Voraussetzung für die Morgenruderei. Offenheit gegenüber Neulingen. Deren Einhaltung stand von Anfang an un- ter einem guten Stern: »Gummihackes« Va- Mit zunehmender Beteiligung entstand der ter förderte nicht nur die sportliche Aktivi- Name »Ehrenmänner«, der für viele Jahre tät des Sohnes, sondern überließ ihm hierzu ein Synonym für sportliches Rudern und auch noch seine Limousine. So fuhr dieser gute Stimmung am Sonnabend war. In den von St. Pauli zu »Männe« nach Eimsbüttel, frühen sechziger Jahren wurde dann auch dann zu »Biene« in die Bismarckstraße und eine Anwesenheitsstatistik eingeführt, die zu »Laatsch« nach Eppendorf, um pünktlich noch mehr Ansporn zu stetigem Erscheinen bei Wüstenberg anzukommen. »Der König« bedeutete. hatte einen eigenen Wagen (!). 88 | Sport

Das Besondere an dieser Gruppe ist nach Schon wegen der sehr unterschiedlichen wie vor: Teilnehmer aller Altersgruppen Berufsgruppen finden sich dann beim (25-85 Jahre) treffen sich verlässlich jeden gemütlichen Frühstück – mit Alsterblick! Sonnabend zum Morgenrudern, wobei – vielfältige an- und teils auch erregende ihre Anzahl schwankt: Üblicherweise und Gesprächsthemen, wobei viel gelacht wird trotz natürlicher Abgänge zwischen 25 und und Humor ein steter Begleiter ist. Geburts- 30, sind es aktuell sogar 40! Dabei ist noch tage und Jubiläen werden selbstverständlich immer eines der Gründungsmitglieder, entsprechend gewürdigt. Günther Schmidt, unter den häufigsten Teilnehmern zu finden, und alle folgen dem Die Sonnabendmorgen-Gruppe ist zwar die von Joachim Ringelnatz geprägten Motto: traditionsreichste, aber schon seit langem nicht mehr die einzige Morgenruderer- »Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine Gesellschaft in unserem Club. und er fördert durch Vereine auch noch die Geselligkeit.«

Die hier erwähnte Geselligkeit erhöht ganz sicher den Genuss am Morgenrudern: Um Punkt 7 Uhr werden nach Bootseinteilung durch Walter Lange zumeist Achter und Sechser gerudert. Wer unpünktlich ist, »be- schenkt« die Kameraden mit einer Flasche Sekt, und Beleidigtsein wird auf gleiche Weise sanktioniert. Sport | 89

Die Dienstag-Donnerstag-Morgen- Die »Rentnergang« am Montag- ruderergruppe morgen

Seit 1980 treffen sich dienstags und don- Diejenigen, die als jung gebliebene Rentner nerstags kurz vor 6 Uhr in der Frühe bis nicht mehr berufstätig sind und einen späte- zu 40 Allemannen, die vor der Arbeit noch ren Morgenrudertermin bevorzugen, treffen etwas für ihre Fitness tun möchten, wobei sich seit Mai 1999 am Montagvormittag um nicht wenige von ihnen auch sonnabends 10 Uhr zum gemeinsamen Rudern. Die Mit- dabei sind. glieder J. Burmester, H. Heinike, W. Lange, B. Rosenbaum und C.-A. Soetbehr gründe- Nach einem guten Frühstück im Club ist ten diese Gruppe. Heute gehören ihr mehr dann für einen ereignisreichen Tag genü- als 20 Ruderer an. Ihr 10-jähriges Bestehen gend Kraft getankt. Die aktivsten Ruderer beging die Gruppe mit einem Törn zum dieser Gruppe (J. Beyer, P. Heise, W.-G. historischen Lotsenschoner »Elbe 5« im Ha- Schmitt) sind mittlerweile mehr als 2ooo fen, eine angemessen-maritime Würdigung mal dabei gewesen. dieses Jubiläums. 90 | Sport Sport | 91

Der Morgen im Jahreskreislauf Die hier beschriebene Morgenidylle in (U. Schuldt 2001): unserer sonst so lebhaften Großstadt zeigt sehr gut die beschauliche Seite des Mor- »Wer erlebt den Verlauf der Jahreszeiten so genruderns, die ich als Mitglied der Sonn- sichtbar und hautnah wie ein Morgenrude- abendmorgen-Ruderergruppe wahrhaft zu rer? schätzen weiß. Aber auch sportlicher Ehr- geiz mit maßvollem Wettbewerb zwischen Wer erlebt noch die Sonnenaufgänge, die den den Mannschaften kommt nicht zu kurz. Tag zum Sommer hin immer früher aufstehen Als ganz besonders positiv aber empfinde lassen? Wer beobachtet noch bewusst, wie es ich den generationsübergreifenden Zusam- im späteren Verlauf des Jahres morgens im- menhalt, wie er wohl in kaum einer anderen mer länger dunkel bleibt, die Tage also immer Sportvereinigung unserer Größenordnung kürzer werden? anzutreffen ist.

Wer spürt noch, wie es vom Frühjahr zum Natürlich bedarf der frühe Termin einiger Sommer hin draußen schon frühmorgens be- Überwindung und Disziplin, bietet aber vor ständig wärmer wird und es sich vom Herbst allem für Berufstätige eine gute Gelegenheit, an dann wieder abkühlt, bis schließlich Eis den Sport verlässlich in den Tagesablauf zu sich auf den Gewässern bildet?« integrieren.

So wird das Morgenrudern auch in Zukunft für Breitensportler jeden Alters attraktiv sein und einen bedeutenden Baustein im vielfältigen Angebot unserer Allemannia darstellen.

Dr. Boll Reimann

Sport | 93 Bootshaus & Boote

❱ Bootshäuser einst und jetzt {94}

❱ Verlängerung des Erbbaurechts bis 2054 {98}

❱ Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert {100}

❱ DER Bootspark {106}

❱ ein kurzer AbriSS der bootsbaukunst {112} 94 | Bootshaus und Boote

Bootshäuser einst und jetzt von der Hütte zum Palast

Mit der Hütte war nach Wikipedia in der fanden in wechselnden Gaststätten statt, zu ursprünglichen Bedeutung ein mit ein- dieser Zeit im Clublokal »Casematte«, Als- fachen Mitteln erstellter Bau gemeint, als terarkaden 12-13. Für den Durst nach dem Zufluchts- oder Aufbewahrungsort vor der Rudern gab es eine »unsichtbare« Bar in Witterung. Später konkretisiert sich das einem Gemeinschaftsraum, in dem Kame- Wort auf Gebäude im eigentlichen Sinne raden aller am Ferdinandstor beheimateten gleichbedeutend mit Schuppen. Clubs zusammenkamen.

Vom NRV gemietete Bootshallen am Ferdinandstor 1884 – 1904 ->

Bootshaus am Ferdinandstor ––>> Aufnahme von Weihnachten 1931

Solche Schuppen dienten unseren Gründern 1905 folgte der Bau des ersten eigenen von 1866 bis 1904 als Lager für ihre achtru- Bootshauses der Allemannia, gemeinsam derige Gig »Concurrent«, die zehnruderige mit dem Hamburger Ruderverein und dem Gig »Allemannia« und andere. Sie wurden NRV auf dem Gelände am Ferdinandstor. von befreundeten Firmen angemietet, z.B. 1866 an der Fontenay, 1868 am Hofweg, Dieses Bootshaus war für damalige Ver- 1878 an der Gertrudenstraße und schließ- hältnisse schon luxuriös, aber schon 1911 lich 1884 in dem 1880 vom NRV gebauten tagte eine neue Bootshausbaukommission Bootshaus am Ferdinandstor (für 700 Mark mit Georg Frank, die den nächsten Schritt, p.a.). Mitgliedertreffen und Versammlungen einen Palast, plante (Palast nach Wikipedia: Bootshaus und Boote | 95

ein, meist in einer Stadt erbauter, schloss- Die Baukosten waren inzwischen auf 25 ähnlicher und repräsentativer Prachtbau). Mio. Mark gestiegen. Dieses Bootshaus wur- Nur so konnte man dieses gigantische de 1926 durch einen Steg von 550 qm aus Bauvorhaben mit sechs Bootshallen und dem neuen Baustoff Eisenbeton sowie 1932 Gesellschaftsräumen für 1.200 Personen durch einen Bootshallenanbau erweitert. nennen. Aber der Ausbruch des 1. Weltkrie- ges verhinderte den Bau. Unser Bootshaus mit dem 1932 angebauten Schuppen »Hamburg«

Nach dem Krieg wurde die Planung von Ge- Im Juli 1943 versank das Bootshaus durch org Frank wieder aufgegriffen. Die kühnen Bombenangriffe in Schutt und Asche, Pläne aus der Vorkriegszeit wurden aber nur der Bootssteg blieb erhalten. Anfangs revidiert. Trotzdem wurden die Baukosten bestand noch Hoffnung auf einen Wieder- immer noch mit 3,32 Mio. Mark veran- aufbau, doch musste der Rest nach dem schlagt. Anfang 1922 war Baubeginn und Krieg dem Bau der Neuen Lombardsbrücke nach durch Streiks, Materialmangel und (heutige Kennedybrücke) weichen. Inflation verzögertem Bauablauf konnte am 23. März 1923 Einweihung gefeiert werden. 96 | Bootshaus und Boote

Damit aber war man nicht zufrieden, die Allemannia wollte wieder an die Alster zu- rück. Wieder war es Georg Frank, der diese Nach einer zeitgenössischen Pläne ab 1951 eisern verfolgte, mit dem Zeichnung die Überbleibsel Ergebnis der Zuweisung unseres jetzigen am Ferdinandstor nach der Bombennacht, im Hintergrund Grundstücks auf der Gurlittinsel im No- die Lombardsbrücke und das vember 1952. Dann ging es zügig voran, der Esso-Haus erste Pfahl wurde am 8. Mai 1953 gerammt, Richtfest war am 17. Oktober und am 28. 1947 wurde ein neuer Anfang bei der Boots- März 1954 wurde der Ruderbetrieb aufge- werft Wüstenberg am Lattenkamp gemacht nommen. und 1949 dort ein Holzbootschuppen erstellt. Nach einigen An- und Umbauten in den Jahren 1959, 1974, 1986 und 1991 zur 125. Wiederbeginn beim Bootsbauer Wüstenberg - Jahr-Feier wurden Anfang dieses Jahrhun- rechts der von uns erbaute Bootsschuppen derts wieder Pläne geschmiedet. Die fünfzig Jahre alte Technik streikte öfters, die Raum- aufteilung entsprach nicht mehr einem wirtschaftlichen Betrieb. Daher wurde unser Clubhaus 2009/10 saniert und erweitert, womit wir dann wieder bei einem repräsen- tativen Prachtbau (Palast) waren.

Zu den Hintergründen und dem Ablauf des Umbaus siehe »Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert« ab Seite 100.

Peter Bohnsack Bootshaus und Boote | 97 98 | Bootshaus und Boote

Verlängerung des Erbaurechts bis 2054

Im Jahr 1954 schloss der Vorstand der Das erste Angebot der Stadt war die Verlän- Allemannia mit der Stadt Hamburg einen gerung des Erbbaurechtsvertrags für weitere Erbbaurechtsvertrag und legte damit die 50 Jahre bis 2054 gegen eine Einmalzahlung Basis für den Neubau unseres heutigen von 485.000 DM. Alternativ bot die Stadt Clubhauses auf der Gurlittinsel, das am uns den Abschluss eines sogenannten Sport- 28. März 1954 eingeweiht werden konnte. rahmenvertrages an, der folgende Eckpunk- Der Vertrag hatte eine Laufzeit bis zum 30. te beinhaltete: Juni 2004. Bereits 1994 nahm der damalige Vorsitzende Jürgen Plambeck die Gespräche »» Übergabe unseres Clubhauses mit der Liegenschaft zur Verlängerung des (Neuwert rd. 3 Mio. DM) Erbbaurechts auf. Diese Verhandlungen wurden später durch seinen Nachfolger »» Laufzeit für weitere max. 25-30 Jahre Manfred Riechers fortgeführt und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. »» Im Falle einer vorzeitigen Kündigung hätte der Club nur den Zeitwert ersetzt bekommen.

»» Zahlung einer Pacht von 5.000 DM p.a, entsprechend 250.000 DM in 50 Jahren

Damit wäre es zwar günstiger geworden als bei einer Verlängerung des Erbbaurechts. Doch die Nachteile überwogen und so wurde diese Alternative verworfen und man konzentrierte sich auf die Verlängerung des Erbbaurechtsvertrages. In langwierigen und mühsamen Verhandlungen mit der Liegenschaft versuchte der Vorstand, den zu zahlenden Einmalbetrag auf ein erträgliches Bootshaus und Boote | 99

Maß zu senken. Flankierend führte Manfred Auf Vorschlag des Vorstands beschloss die Riechers eine Vielzahl von Gesprächen und Hauptversammlung am 26.02.2002 diesen Korrespondenz, u.a. mit den Bürgermeis- Betrag durch freiwillige Spenden zu decken, tern Henning Voscherau und Ortwin Run- was auch gelang. de, Innensenator Hartmut Wroklage, dem Oppositionsführer Ole von Beust sowie den Mit diesem tollen Verhandlungsergebnis Präsidenten des Hamburger Sportbundes gelang es Manfred Riechers, der Allemannia Werner Hackmann und Jürgen Dankert. für weitere 50 Jahre den besten Standort an der Außenalster zu sichern. Er bekam dafür Es gelang schließlich, den zu zahlenden Ein- von der Hauptversammlung »Standing malbetrag auf 161.756 DM bzw. € 82.704,53 ovations«. zu senken. Da der Vorstand bereits Rück- stellungen gebildet hatte, waren noch Manfred Riechers, Dr. Stefan Janssen € 20.000 durch die Mitglieder zu decken. 100 | Bootshaus und Boote

Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert Der Umbau 2009/10

Nachdem 2004 klar war, dass wir unser Es gab im Vorfeld spannungsgeladene Aus- Boothaus bis 2054 sicher nutzen könnten einandersetzungen verschiedener Ansichten und 2006 mit der Wahl eines neuen Vor- zur Ökonomie-Verpachtung, Raumnutzung standes, insbesondere durch den Vorsitzen- und -gestaltung, die sogar zu einem tem- den Dirk Heinike und den Leiter Finanzen porären Rücktritt des gesamten Vorstandes Jan Eutert, ein neues Team die Führung bei der ordentlichen Hauptversammlung übernahm, konnte das Projekt »Fit für die im Februar 2008 und einer außerordentli- Zukunft« aufgenommen werden. Das betraf chen Versammlung im Juni 2008 führten. nicht nur die Neuausrichtung des Leistungs- Schließlich einigten sich die Mitglieder des und Breitensports sowie der Finanzen, Ökonomie- und Bauausschusses auf einer sondern auch und besonders den Umbau Sitzung im August 2008 in den Geschäfts- des Bootshauses. räumen der Firma Plambeck in Norderstedt auf Ziele der Baumaßnahmen:

»» Senkung der Energiekosten durch um- fangreiche technische Sanierung,

»» völlige Sanierung der nicht mehr ge- nehmigungsfähigen Küche sowie der Sozialräume im 1. Stock,

»» räumliche Vernetzung von Club- und Barraum sowie Saal, um unterschiedli- chen Bedürfnissen der Gruppen gerecht zu werden. Bootshaus und Boote | 101

Insgesamt sollte unser Clubhaus auch attraktiver für neue Mitglieder sowie für die Vermietungen durch den Pächter werden.

Diese Ziele stellten alle Vorstands- und Bau- ausschussmitglieder vor eine große Heraus- forderung, die 2008 durch den Tod unseres Ehrenmitglieds Jürgen Plambeck noch größer wurde. Er hatte sich für die umfang- reiche Sanierung sehr stark gemacht.

Es waren nämlich zusätzlich die besonderen Vorstellungen des Hamburger Oberbau- direktors Prof. Jörn Walter im baulichen Sonderbereich der Außenalster mit den finanziellen Möglichkeiten und den Be- dürfnissen der Allemannia in Einklang zu bringen. Daher zeigte sich schon in dieser Phase, dass die ersten Kostenschätzungen und Finanzierungsmodelle nicht haltbar waren. Es wurden Dimensionen, die am An- fang für alle Beteiligten unvorstellbar waren. Ging man anfangs von einem Volumen von 820.000 € aus, so war man inzwischen bei Kosten von 1.400.000 €. Rave + Oschkinat Architekten 102 | Bootshaus und Boote

Mit der großen Überzeugung, etwas Weg- Die detaillierte Durchführung der Baumaß- weisendes und Nachhaltiges für unsere Al- nahmen wurde insbesondere zwischen dem lemannia erfolgreich umsetzen zu können, Architekten, unserem Baufachmann Peter wurden die Arbeiten in den verschiedensten Bohnsack und Dirk Heinike abgestimmt Bereichen fortgesetzt. So konnten der Vor- und konsequent umgesetzt. Die finanzielle stand sowie die Mitglieder des Bauausschus- Absicherung, wie ses und Ehrenmitglieder Peter Bohnsack und Manfred Riechers die Mitgliedschaft im »» Erstellung eines Gesamt-Finanzierungs- Rahmen einer Präsentation mit den Archi- konzeptes, tekten V. Rave – P. Oschkinat derart begeis- tern und überzeugen, dass dieses Projekt auf »» Einwerbung von Spenden und Zuschüs- der Jahreshauptversammlung 2009 nahezu sen, einstimmig beschlossen wurde. »» Durchführung einer Mitgliederumlage, aufgeteilt in drei Tranchen

»» sowie die Preisverhandlungen mit den Gewerken

wurde maßgeblich mit Manfred Riechers in Zusammenarbeit mit Jan Eutert durchge- führt.

Für den Umbau wurden im Herbst 2009 als erstes die Boote vollständig – hauptsächlich nach Allermöhe – ausgelagert und gleichzei- tig die Schränke aus den Umkleideräumen entfernt. Dankenswerterweise durften die aktiven Allemannen über den Winter Boote Bootshaus und Boote | 103

und Umkleideräume in den Nachbarclubs Leider zeigte sich der Winter 2009/2010 an der Alster nutzen. besonders kalt und lang, so dass eine frist- gemäße Durchführung der Baumaßnah- Nachdem das Obergeschoss unseres Club- men immer unwahrscheinlicher erschien. hauses vollständig entkernt worden war, trat Nur durch umfangreiche, leider sehr teure zu Tage, dass die Bausubstanz zusätzlichen Heizungsmaßnahmen konnten alle Termine Instandhaltungs- und Sanierungsbedarf eingehalten werden. Am 30. Mai 2010 eröff- zeigte, so dass bereits bei Aufnahme der neten einige hundert Mitglieder mit ihren Tätigkeiten eine weitere Kostensteigerung Familien voller Stolz und Freude mit einer absehbar war. Das alte Treppenhaus wurde großartigen Bootstaufe das neue Boothaus. vollständig entfernt und durch ein neues ersetzt. Darüber hinaus wurde das Boots- haus über dem ursprünglichen Gymnastik- raum erweitert und hier der heutige Tresen und der Clubraum eingerichtet. Die damit gewonnenen Flächen im hinteren Clubhaus- bereich wurden für einen völlig neu gestal- teten, genehmigungsfähigen und modernen Küchen- und Sanitärbereich genutzt.

Die baulichen Maßnahmen wurden durch umfangreiche energetische Maßnahmen wie Wärmetauscher, Vollwärmeschutz, isoliertes Kupferdach, Schalen-Decken-Ausschäu- mung, Isolierverglasung sowie neue Heiz- und Warmwasseraufbereitungstechnik ergänzt. 104 | Bootshaus und Boote

Die Ernüchterung kam dann, als sich erwies, dass die Kosten der Gesamtbau­ maßnahme die Planung mit ca. 200.000 € überschritten, die jedoch durch einen erhöhten Vorsteuerabzugsbetrag, Zuschüsse vom HSB und Spenden kompensiert werden konnten.

Auch wenn am Ende eine unglaubliche Bau- summe in Höhe von 1.600.000 € entstanden ist, so können wir heute als Mitgliedschaft insgesamt feststellen, dass es richtig und gut gewesen ist, dieses großartige Projekt gemeinsam zu verwirklichen.

Mit der Fertigstellung des neuen Clubhauses im Jahr 2010 ist uns damit ein ganz wesent- licher Baustein in der Gesamtgestaltung der Allemannia gelungen.

Jan Eutert Bootshaus und Boote | 105 106 | Bootshaus und Boote

Der Bootspark

Hamburg, An der Alster 47a, auf der Breitensportbooten findet sich meist edles Westspitze der Gurlittinsel, ragt das nahezu Holz, wobei auch hier zunehmend Kunst- schneeweiße Gebäude des RC »Allemannia stoff Einzug hält. Daraus folgt meist eine von 1866« empor. Dieses strahlt insbeson- Gewichtseinsparung, die sowohl dem Lauf dere nach seiner Grundsanierung im Jahre des Bootes im Wasser als auch dem allge- 2010 eine besondere Eleganz aus und ist meinen Handling an Land zu Gute kommt. sicher immer wieder eine Topadresse im deutschen Rudersport. Der gläserne Ein- Die Mitglieder des RC Allemannia dürfen gang empfängt seine Gäste in einer hellen sicher voller Stolz behaupten, einen der in Halle, der Weg des Nichtruderers führt dieser Breite modernsten und bestgepflegten zumeist direkt nach oben in die Gastrono- Bootsparks in der deutschen Ruderland- mie mit seiner traumhaften Terrasse an der schaft zu besitzen. Dieses wird untermauert Alster. durch die, teilweise auf höchster Ebene erzielten, zahlreichen Erfolge unserer Leis- Den Aktiven jedoch zieht es geradezu durch tungsruderer, der großen Freude am Brei- die Tür mit dem Bullauge hinein in die tensport auf der Alster oder insbesondere Bootshalle des RC Allemannia. Wenn die auch auf Wanderfahrten sowie dem allge- rund 700 Mitglieder in ihren unterschiedli- meinen Mitgliederzuwachs. chen Alters- und Gemeinschaftsstrukturen auch die Seele des Clubs sind, hier unten Hat der RCA in seiner nunmehr 150-jäh- findet sich das Herz des RC Allemannia. Auf rigen Geschichte vieles an Tradition und knapp 400 qm ruhen in diversen Wand- und Überlieferung aus alten Tagen bewahrt, so Bodenlagern, mobilen Rollgestellen sowie ist davon in der Bootshalle nicht viel zu absenkbaren Deckenhaltern Boote aller Ka- sehen. Wer hier Boote aus den Anfängen tegorien. Auf bis zu vier Ebenen findet sich des Rudersports sucht und zum Beispiel ein hier alles, was den erfolgreichen Rudersport klassisches Klinkerboot entdecken möchte, ausmacht. Die Materialien variieren, bei der wird enttäuscht. Kaum ein Boot ist hier den hochmodernen Rennbooten überwiegt älter als 10 Jahre, ein steter Erneuerungspro- eindeutig Kunststoff, bei den klassischen zess sowie die Nutzung neuer Materialien Bootshaus und Boote | 107

und Bootsbaueigenschaften sorgen immer Der Bootspark des RC Allemannia umfasst wieder für den Austausch diverser Boote. derzeit folgende Bootsgruppen : Dieses gilt ebenfalls für die Komponenten Ausleger und Skulls / Riemen. Der Holzrie- 15 Renneiner men, der vor wenigen Jahren noch Standard 8 Rennzweier Kombi war, hat heute eher historischen Wert und 3 Rennzweier wurde im RCA nahezu komplett durch Car- 5 Rennvierer – bon Big-Blades ersetzt. Auch die Ausleger 1 Renndoppelvierer + unterliegen einem ewigen Entwicklungspro- 2 Rennachter + zess. Stahlrohr ist seit Ewigkeiten verpönt, 4 Übungseiner Alustrebenwerk wird wiederum durch 6 Kindereiner futuristisch anmutende Flügelausleger er- 3 Trimmi setzt. Dieses ist insbesondere bei dem hohen 5 Open Water Einer (Maas) Anschaffungswert für Boote und Zubehör 2 Übungszweier absolut keine Selbstverständlichkeit und 2 Open Water Zweier bedarf großer finanzieller Anstrengungen 1 C-Zweier + (Kombi) und Aufwendungen, die ohne die teilweise 1 C-Doppeldreier - / Doppelzweier + selbstlose Mithilfe von Gönnern, Sponsoren 2 C-Doppelvierer + und Erblassern nicht möglich wäre. Ihnen 1 C-Vierer + allen gilt hier unser besonderer Dank und 1 E-Doppelvierer + Respekt. 1 E- Vierer + ( Kombi) 2 C-Doppelsechser + 1 C-Doppelachter + 1 C-Doppelachter + ( Kombi) 2 C-Achter + 2 Wanderbarken ausgelagert 3 Motorboote 108 | Bootshaus und Boote Bootshaus und Boote | 109 110 | Bootshaus und Boote

Daraus ergibt sich eine Gesamtruderplatz- Wer in unserem Bootslager steht und in den anzahl von: 205 Booten nicht allein das Material zur Aus- übung seines Sports sieht, sondern tiefer in Der Gesamtwert des derzeit bestehenden die Faszination des Ruderns eintaucht, der Bootsparks liegt bei ca.: € 600.000 spürt vielleicht diesen besonderen Geist, der von den ihn umgebenden Booten ausgeht. Exemplarisch seien hier folgende Anschaf- Trotz der bereits erwähnten Moderne der fungswerte genannt: Boote sind diese doch häufig Bestandteil einer langen Kette von Titeln, Tränen und »» C-Doppelachter: Triumphen im Rudersport. Einige Boote ca. € 36.000 sind stete Weiterentwicklungen für be- stimmte Mannschaften bzw. Einzelruderer, »» Rennachter: die teilweise von Kindheit an auf Regatten ca. € 50.000 die Farben der Allemannia erfolgreich vertreten haben. Auch wenn die Boote nicht »» Wanderbarke Holz, inkl. Trailer/Zubehör: mehr dieselben sind, so zeugen sie teilweise ca. € 60.000 doch von den Geschichten der Ruderer, von Schweiß, Training und Erfolg, oder auch einfach von Geselligkeit und gemeinschaft- lichen Erlebnissen und Freundschaften. Somit trifft hier wieder die bereits erwähnte Seele des Clubs auf das Herz der Allemannia und hält dieses am Schlagen.

Ebenfalls finden sich hier Erinnerungen an eine Vielzahl der Verstorbenen, die in enger Verbundenheit mit »ihrem« Club entspre- chende Hinterlassenschaften einbrachten und heute noch in Form von Bootsnamen in Bootshaus und Boote | 111

fester Erinnerung sind. In der Bootshalle er- der sicher große Chancen in seiner Arbeits- innern Pokale, Bilder und Zeitungsberichte platzgestaltung aufweist, vom Aussterben an die Geschehnisse, die alle ein Gemeinsa- bedroht ist und es schwerfällt, entsprechen- mes haben: »Man saß zusammen im Boot.« den Nachwuchs zu finden. Hierin besteht auch die Brücke zwischen Historie und Tradition auf der einen Seite Seien wir uns also alle dessen bewusst, und der Moderne des neuzeitlichen RCA welchen Schatz wir dort in unseren Hallen auf der anderen, die diesen besonderen Club hüten und bewahren ihn uns durch Umsicht für mich ausmacht. und Verantwortungsbewusstsein, damit wir uns jeden Tag wieder an der Ausübung Um all diese Werte und Grundlagen für unseres herrlichen Sports erfreuen dürfen. diesen wunderschönen Sport aufrecht zu erhalten, bedarf es natürlich auch qualifi- Frank Wolgast zierter und pflegender Hände. Sie finden sich in den Bootsmeistern, die mit bis zu drei Mann in Teilzeitengagements in ihren heiligen Hallen wirbeln und über mangeln- de Auslastung nicht klagen können. Alles, was rund um den Ruderbetrieb an Schäden und Verschleiß anfällt, wird hier liebevoll mit Zauberhand wieder gerichtet. Lackier- arbeiten an Boot und Blatt, das Richten von Auslegern und Rollsitzen, das Reparieren schwerer Kollisionsschäden und nicht zuletzt schlicht die technische Betreuung von Leistungsruderern und Amateuren: all das ist ihr Aufgabengebiet und wird mit viel Hingabe verrichtet. Eigentlich ist es verblüffend, dass dieser qualifizierte Beruf, 112 | Bootshaus und Boote

Ein kurzer Abriss der Bootsbaukunst 200 Jahre Rennrudern

Als das Rudern im späten 18. Jahrhundert sehr schnell spezielle Renn-Ruderboote. zunächst in England schick und gesell- Diese waren aber immer noch ca. einen schaftsfähig wurde, dauerte es in diesem Meter breit, so dass man, mit den Ruderern wett- und wettbewerbsbegeisterten Land versetzt auf einem festen Brett sitzend, die nicht lange, bis die ersten Bootsrennen Dollen jeweils auf der gegenüberliegenden ausgetragen wurden. Schnell wurden die Seitenwand des Bootes, dem Dollbord, Ruderboote technisch verbessert, um sich anordnete. bei diesen Rennen Vorteile zu verschaffen. Damit war der Wettbewerb frühzeitig ein Die Renn-»Böte« wurden damals »Werrys« Treiber der technischen Entwicklung von und, mit etwas höherer Bordwand, »Gigs« Rennbooten. Ausschließlich um Rennboote genannt. soll es in dieser Betrachtung gehen. Das ers- te Sportruderboot erblickte 1824 in England Technisch war es ein weiter Weg, von diesen das Licht der Welt. grobschlächtigen Booten in 200 Jahren zu den filigranen Leichtbaukonstruktionen Die frühen Regatten wurden noch mit heutiger Rennboote zu gelangen. Die we- konventionellen Transport-Booten gefah- sentlichen Felder dieser Entwicklung sollen ren, welche weit über einen Meter breit, im Folgenden kurz betrachtet werden. in Klinkerbauweise, schwer (Gigvierer ca. 150 kg, Gigachter ca. 440 kg) und entspre- chend langsam waren. Diese Boote waren für die damals noch übliche Austragung von Rennen auf offener See und in breiten Flussläufen mit Wellen geeignet. Sie hatten höhere Bordwände, Riemen, bis zu fünf Meter lang und in die Seitenwände einge- schlagene Pflöcke dienten als Dollen. Als die Rennen zunehmend in geschützteren Gewässern ausgetragen wurden, entstanden Bootshaus und Boote | 113

1. Gewichtssparende, strömungs- günstige Konstruktionen

Dass eine Bootsform mit hohem Verhält- nis von Länge zu Breite günstig ist, wurde schon 1834 dokumentiert und ist bis heute eine Schiffbauer-Binsenweisheit (»Länge läuft«). Ferner erkannte man schnell, dass die Boote möglichst leicht sein müssen, um die widerstandsbeeinflussende Eintau- chung des Bootes zu reduzieren. Schon im Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es, das Gewicht eines Vierers von 150 kg auf 65 kg zu reduzieren durch die Verminderung der Anzahl der Spanten, deren Ausführung teils in Leichtmetall sowie die Ausführung der Bootshaut in dünnem Holzfurnier. Sogar mit wasserfest getränktem Papier für die Außenhaut wurde früh experimentiert. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen dann die ersten Kunststoffboote auf. Un- ter anderem arbeitete hier die Bootswerft Empacher pionierhaft mit der BASF zusam- men. Aber erst in den 80er Jahren gelang es, mit dem Kunststoff-Bootsbau erstens das Gewicht der Holzboote zu unterschreiten und zweitens schwarze Zahlen zu erzielen. Bis dahin war das aus dünnem Zedernsperr- holz gefertigte Boot das Maß aller Dinge. 114 | Bootshaus und Boote

2. Anordnung des Kiels im Boot 3. Anordnung von Auslegern

Ab 1840 wurde der Bootskiel der Rennboote Da die Boote zur Minimierung des Wider- auf die Boots-Innenseite gelegt. Das brachte standes immer schmaler wurden, konnten eine erhebliche Reduzierung des Widerstan- die Dollen nicht mehr auf der Boots-Sei- des aufgrund der geringeren Verwirbelung tenwand fixiert werden (»Inrigger«): Der des anströmenden Wassers. Die fehlende Ausleger wurde bereits ca. 1830 in England stabilisierende Wirkung eines Außenkiels in eingeführt (»Outrigger«). Querrichtung nahm man bei Rennbooten mit ihren geübten Besatzungen in Kauf. Bootshaus und Boote | 115

4. Rollsitz bzw. heute üblich ist. Ein neuer Ruderstil, die bewegliche Ausleger sogenannte »Fairbain«-Technik, nutzte die durch den Rollsitz mögliche Körperbewe- Die wirksamste Steigerung der Rudereffizi- gung nun besser aus. In den 1930er Jahren enz, d.h. der möglichst kompletten Ein- wurde damit experimentiert, die Beinkraft bringung der gesamten Muskelkräfte des mittels der Anordnung von Stemmbrett Ruderers ins Wasser, stellt die Einführung und Auslegern auf einem Rollschlitten bei des Rollsitzes dar. Über 30 Jahre sollten im wiederum festem Sitz ins Wasser zu über- Wettbewerbsrudern vergehen, bis 1857 in tragen. Mit dieser Anordnung der Boots- Amerika der erste »Sliding Seat«, damals werft Empacher siegte Peter-Michael Kolbe noch auf Kufen, vorgestellt wurde . Damit 1986 bei der Weltmeisterschaft. Dennoch konnten die Beinmuskeln in die Ruder- erfüllte diese Technik nicht die in sie gesetz- bewegung einbezogen werden, aus dem ten Erwartungen. Wie man im Bild unten Rudern wurde nun eine Ganzkörperbewe- sehen kann, brachte diese eine komplizierte gung. Gut funktionieren tat die Idee des Anordnung der Schlitten-Rollbahnen mit Sliding Seat jedoch erst mit der Einführung sich. Schließlich wurde diese Technik von des auf Rollen gleitenden Sitzes, wie er noch der FISA verboten.

Ausleger und Stemmbrett in Rollschlitten-Anord- nung mit festem Rollsitz für Peter-Michael Kolbe (Weltmeister 1986) Foto: Empacher 116 | Bootshaus und Boote

5. Computerunterstützte Gesamt- Optimierung von Bootsstruktur und Kräftefluss

Der technische Fortschritt in der Ruder- bootstechnik im 20. Jahrhundert ist, wie im Flugzeug-, Rennwagen- und Yachtbau, gekennzeichnet vom Siegeszug des extrem leichten, festen und gleichzeitig steifen, kohlefaserverstärkten Kunststoffs (CFK). Dieser Werkstoff ermöglichte das Weglas- sen ganzer Elemente wie der Spanten im Bereich des Ruderplatzes. Zur Befestigung der Ausleger sind die Spanten dort bis zum Waschbord hochgeführt. Moderne Ausleger werden inzwischen in einem Stück herge- stellt und auf dem Boot strömungsgünstig über seine gesamte Breite geführt. Damit steigern diese Strukturelemente die Festig- keit des oberen Bootskörpers, der Ruderer verfügt über mehr Platz im Boot und die Ausleger kommen weniger schnell in Kon- takt mit Wellen und Spritzern. Die Redu- zierung des Windwiderstandes der Ausleger bringt weitere Zehntelsekunden. Inzwischen werden Ausleger ebenfalls komplett aus Kohlefasermaterial hergestellt durch „Ba- cken“ in einer Autoklave, einem speziellen Ofen ohne Luftzufuhr. Bootshaus und Boote | 117

Einzig die Befestigungen sind bis heute aus vergleichsweise schweren Edelstahlschrau- ben. Die Anordnung als »Druckausleger«, also hinter dem Ruderplatz und ohne aufzu- fangendes Kippmoment der Dolle, hat sich dabei als gewichts- und ablaufmäßig opti- mal herausgestellt. Die Boots-Außenhaut besteht heute aus zwei dünnen Schichten Kohlefasergelege, zwischen die eine ca. zwei Millimeter dünne Honeycomb-Wabenmatte einlaminiert wird. All das wird nach wie vor von Hand in eine Negativform hineinge- bracht und später als fertige Schale heraus- gelöst. Stellen höherer Belastung werden mit modernen »Finite-Elemente«-Methoden wie im Großschiffbau ermittelt. Dort wird z.B. an den Auslegerfixpunkten das Material entsprechend verstärkt. Aufgrund dieser optimierten Struktur sind moderne Renn- boote allerdings empfindlich gegen Stöße und Schläge.

Blick in das Innere einemodernen Bootes

Spant- und Außenhaut-Struktur mit Wabenkern, wenige Millimeter dick…

Fotos: Empacher 118 | Bootshaus und Boote

Weiteren Gewichtsreduzierungen hat die Weitere Gewichtseinsparungen wären FISA mit ihren Reglements allerdings einen technisch machbar. Sinn dieser FISA-Regel Riegel vorgeschoben. So gibt es für jede ist jedoch die Begrenzung der Bootsher- Rennbootsklasse Minimalgewichte, die stellkosten, um auch weniger vermögenden nicht um ein Gramm unterschritten wer- Sportverbänden auf der Welt die weitere den dürfen. Bei Einern sind dies heute 14 Teilnahme an den Ruderwettbewerben zu Kilogramm, bei Achtern 96 Kilogramm. Die ermöglichen. nackte Bootsschale eines Renn-Einers wiegt dabei nur sieben bis acht Kilogramm!

Schnitt durch ein modernes CFK-Rennboot Foto: Empacher Bootshaus und Boote | 119

Dennoch bleibt eine Vielzahl von Detail- erlaubt, zu den nichtrudergetriebenen »Hu- Optimierungen. Schließlich konzentriert man Power Boats« oder den Waterbikes, die sich die weitere Entwicklung des Systems ebenfalls Techniken entwickeln und Regat- »Mensch – Boot« auf die möglichst per- ten austragen. Dort sind bereits seit länge- fekte Anpassung des Ruderplatzes an den rem Boote mit dynamischen Auftriebshilfen Ruderer. Die Ruderblätter haben heute vertreten. Das bedeutet, Tragflächen werden bekanntlich eine größere, asymmetrische unter das Boot gebaut, die dieses ab einer Fläche – »Big Blades«. Das Maß des In- gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser nenhebels ist praktisch konstant bei ca. 85 heben. Die heute erzielten Regatta – Ge- Zentimetern für Skulls und Riemen. Der schwindigkeiten von über 20 km/h (2000 m Außenhebel wird jedoch sorgfältig an die in weniger als 6 Minuten) reichen für solche Biometrie (Körpermaße, Kraft) der jeweili- dynamischen Auftriebsmittel im Wasser aus. gen Ruderer angepasst. Auch Bootsformen Interessante Probleme gäbe es da zu lösen, werden im Detail bis heute noch verfeinert. z.B. die Frage, wie der Ruderer in effizien- Namhafte Bootswerften erstellen drei bis ter Position sein Blatt ins Wasser bekommt Auslegervarianten: vier modifizierte Bootsformen pro Jahr und bei »geliftetem« Bootskörper. Jedenfalls Aluminiumrohr, testen diese mit Hilfe der immer leistungsfä- könnte dies einen erheblichen Zuwachs Druckstreben und higeren Computer-Berechnungen. Bis heute an Geschwindigkeit bringen aufgrund des Flügel-Auslager wird allerdings – ganz wie im Großschiffbau reduzierten Wasserwiderstandes. Aber auch – ein großes Geheimnis aus den genauen ohne solche Entwicklungssprünge werden Formen (Linienriss) der Unterwasserschiffe die Bootswerften und ihre Designer – im gemacht. engen Kontakt mit den Biometrie-Wissen- schaftlern, den Sportlern und ihren Trai- Was haben die Techniker in den kommen- nern – dem Gesamtsystem Mensch–Boot den Jahrzehnten denn noch im Köcher mit kleinen, fein abgestimmten Schritten – natürlich immer vorausgesetzt, dass die weiterhin und kontinuierlich zu neuen Ge- FISA mitspielt? schwindigkeitsrekorden verhelfen.

Hier sei einmal ein Blick über den Zaun Dr. Hans-Dieter Ehrenberg

Geschichte

❱ Die Gründerjahre {122}

❱ Die Allemannia in der nationalsozialistischen Zeit {130}

❱ Chronik 1991 - 2016 {142}

❱ Mitgliederentwicklung {145} 122 | Geschichte Die Gründerjahre

Wir schreiben das Jahr 1865. Die Einwoh- Damit schien alles klar, bis plötzlich in einer nerzahl Hamburgs betrug etwa ein Zehntel zu Protokoll gegebenen, aber nicht überlie- der heutigen und erst zwei Jahre zuvor war ferten Zuschrift vom 1. Februar 1866 eine die Zollgrenze nach Altona gefallen. In Mehrheit der Mitglieder des RC »Emi- Hamburg gab es zahlreiche kleine Ruder- lie« die Trennung von den jungen Leuten clubs mit teilweise nur einem Boot, z.B. den forderte. Nunmehr eskalierte die Situation. RC »Emilie« von 1862 mit einer zehnrude- In »Gieses Alsterkeller« am Jungfernstieg rigen Gig aus Eichenholz namens »Moni- gründeten die »jungen zornigen Männer« – tor« (benannt nach einem Panzerschiff im elf an der Zahl – einen eigenen Ruderclub. amerikanischen Bürgerkrieg). Mit diesem Dieses denkwürdige Ereignis fand am 7. schweren Boot war gegen die Konkurrenz Februar 1866 statt, dem Datum, an dem wir naturgemäß nur schwer anzukommen. Im noch heute alljährlich mit einem Jubiläum- August 1865 fanden auf der Alster Regat- sessen die Gründung unseres Ruderclubs ten statt, die damals noch »Concurrenz« feiern. hießen. Bereits zwei Rennen waren ver- lorengegangen. Das wollte eine Gruppe Nach ihrem Gründungsbeschluss standen junger Männer unter Führung von Johannes die jungen Leute vor der Frage, welchen Reis, dem späteren 1. Vorsitzenden des RC Namen der neue Club tragen sollte. In der Allemannia, nicht auf sich sitzen lassen. In damaligen Aufbruchsstimmung des auf- der folgenden Generalversammlung des RC keimenden Industriezeitalters spielte der »Emilie« am 13. Oktober 1865 stellten sie stürmisch wachsende interkontinentale den Antrag auf Anschaffung eines zweiten, Seeverkehr besonders in der Hafenstadt leichteren, für Regattazwecke besser geeig- Hamburg eine große Rolle. Die Reederei neten Bootes, eine achtruderige Gig, die den »Hamburg-Amerikanische Packetfahrt- Namen »Merrimac« tragen sollte. Schnell Actien-Gesellschaft« (HAPAG) hatte gerade fanden sich Mitglieder, die das neue Boot, von der Werft »C. & A. Day« ihr viertes wie damals üblich, in einer Renninteressen- Dampf-/Segelschiff für den zunehmen- gemeinschaft separat vom Club finanzieren den Verkehr auf der Nord­­atlantik-Route und beschaffen wollten. übernommen und dieses auf den Namen Geschichte | 123 124 | Geschichte

»Allemannia« (mit zwei.l) getauft. Mit einer nia« geschrieben, wurde im August 1965 im Länge von 98 Metern vermochte dieser Beisein von Mitgliedern unseres Clubs von Neubau neben der Fracht bereits 760 Passa- der Werft übernommen. giere aufzunehmen, die meisten davon als Auswanderer im damals üblichen Zwischen- Warum taufte die HAPAG überhaupt ein deck. In den Tagen der Gründung lag das Schiff auf diesen Namen? Zum einen pflegte Schiff der »Packetfahrt«, wie die HAPAG die HAPAG damals gern Schiffe nach Volks- damals respektvoll genannt wurde, gerade stämmen oder Landstrichen zu benennen. im Hamburger Hafen. Die erste »Alleman- Namen wie »Holsatia«, »Westphalia«, nia« war bis 1880 im Dienst, danach folgten »Rugia« oder »Cimbria« belegen das. Das noch vier Schiffe gleichen Namens. Das »Reallexikon der Germanischen Altertums- vorläufig letzte Schiff, nun korrekt »Aleman- kunde« (2. Auflage 1973/2007) sagt hierzu Geschichte | 125

aus, dass die Bezeichnung »Alemannen« im zung aus dem Jahr 1878, die lediglich zwölf ­3. Jahrhundert für einen besonders aktiven Paragraphen umfasste, denen folgendes und aus verschiedenen Einzelstämmen Leitwort vorangestellt war: »Der Ruder- neu entstandenen, für alle offenen Stamm Club ›Allemannia‹ hat die Veranstaltung stand. Damit wohnte diesem Namen schon von Ruder-Vergnügungen und Betheiligung in der Aufbruchs- und Gründerzeit des 19. an Ruder-Regatten zum Zweck und besteht Jahrhunderts etwas prinzipiell Positives und aus Senior- und Juniormitgliedern.« Die Progressives inne. Andererseits nahm das Pflege des Rennruderns, wie es in der heu- den Allemannen oder Alamannen zuzu- tigen Satzung steht, war also von Anfang an rechnende Stammesgebiet im 5. Jahrhundert eines der Hauptziele unseres Clubs. Im Ori- einen großen Teil des heutigen Südwest- ginal urkundlich verbrieft sind für unseren deutschland und der Schweiz ein, und damit Club jedoch die Rechte einer juristischen war der Name »Allemannia« oder »Aleman- Person durch Senatsverfügung vom 4. April nia« früh ein Synonym für »Deutschland«, 1894. Danach genießt er die Rechtsstellung so wie es heute noch im Französischen eines rechtsfähigen Vereins und unterliegt (»Allemagne«) und in zahlreichen anderen insoweit nicht dem Vereinsgesetz. Die Sprachen als Wortstamm verwendet wird. Urkunde befindet sich im Hamburgischen Staatsarchiv. Die Gründer des Ruder-Clubs Allemannia folgten damit wohl einem ähnlichen An- Wie ging es nach der Gründung der Al- sinnen wie die Gründer des bereits beste- lemannia weiter? Das bei der Bootswerft henden Alster-Ruderclubs »Germania« von Schütt in Auftrag gegebene Boot, das nun 1853, der 1934 mit dem »Der Hamburger nicht mehr »Merrimac« heißen sollte, son- Ruder Club« (DHRC), gegründet 1836, zum dern den für Hamburg passenderen Namen heutigen »Der Hamburger und Germania »Concurrent« erhielt, war termingerecht Ruder Club« fusionierte. zum 1. April 1866 abgeliefert worden. Da dieses Boot mit rund zweihundert Kilo- Eine Gründungsurkunde liegt leider nicht gramm für damalige Verhältnisse recht vor, stattdessen eine erste »revidierte« Sat- leicht war und sich für Elbtouren weniger 126 | Geschichte

eignete, wurde gleich noch ein weiteres, gründeten Allgemeinen Alster-Club (AAC) schwereres Boot, eine zehnruderige Gig, als Regattaverein für den Ruder – u n d zunächst angemietet und später käuflich er- Segelsport, vor allem wegen dessen man- worben. Es hatte den Namen »Allemannia« gelnder Unterstützung bei der Einführung erhalten und war ebenfalls auf Regatten, so- moderner Ausleger-Bootstypen, sorgten für gar recht erfolgreich, eingesetzt worden. Die einen stetigen Rückgang der Meldeergeb- erste Regatta, an der dieses Boot teilnahm, nisse. Das führte Ende der sechziger Jahre fand am 26. August 1866 statt. Während das zu einer ernsthaften Krise im Hamburger erste Rennen mit sechsruderigen Gigs gegen Rudersport. zwei Gegner auf der neuen, nunmehr 3700 m langen Strecke mit Start und Ziel am Uh- So kam es schließlich auf Betreiben der drei lenhorster Fährhaus infolge einer Kollision seinerzeit bedeutendsten Clubs, darunter an der Wendemarke verloren ging, konnte der Allemannia, zur Gründung eines neuen man im zweiten Rennen mit achtruderigen Regattaverbandes, des Norddeutschen Gigs gegen ebenfalls zwei Konkurrenten – Regatta-Vereins (NRV) mit der Folge, dass so der ausführliche Bericht – »haushoch« von nun an zwei Regattaverbände neben- gewinnen. Es war der erste Sieg in der Ge- einander existierten, die jeweils separate schichte der Allemannia. Regatten durchführten – bis 1884, als man sich auf gemeinsame Regatten einigte. Erst Noch bis 1864 waren die Regatten im Drei- ab 1931 widmete sich der NRV ausschließ- eckskurs mit zwei Wenden an der Fontenay lich dem Segelsport. und vor der Gurlittinsel bei einer Gesamt- länge von 3725 m durchgeführt worden, was Auch an der Allemannia war die Krise nicht sich aber schon damals, vor allem wegen der spurlos vorüber gegangen. Die sportli- Kollisionsgefahr an den Wenden, als zuneh- chen Erfolge blieben zunächst bescheiden, mend problematisch erwiesen hatte. die Mitgliederzahlen stagnierten. Es gab deshalb mehrfach Bestrebungen, sich mit Dieser Umstand, aber auch die sich aus- anderen Clubs zusammenzuschließen, allen breitende Unzufriedenheit mit dem 1844 ge- voran eine Fusion mit dem 1854 gegrün- Geschichte | 127

deten RC »La Favorite-Cäcilie«, der aber wird, die Mitgliederzahl zu vervierfachen. der künftige Vorsitzende der Allemannia, Kein Wunder, dass bei so viel Aufwind die A.O. Schumacher (ab 1885 Vicepräsident, sportlichen Erfolge nicht ausblieben: 70 zum ab 1886 Präsident für neun Jahre) vehement Teil erstklassige Siege waren in seiner Ära entgegengetreten war. Bis 1869 waren nur errungen worden. Damit war die Alleman- vier Siege in verschiedenen Bootstypen nia aus ihren Gründerjahren endgültig her- erungen worden. Aber man hatte sich mit ausgewachsen und konnte mit Zuversicht in vier Booten (Concurrent, Allemannia, die Zukunft blicken. Basilisk – ein sog. Sechser-Race-Wherry – und Johanna, eine gestiftete sechsruderige Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Gig) ein gutes Rüstzeug zugelegt. Danach Harald Sobisch stieg die Mitgliederzahl auf 33 an. Bis 1885 wurden weitere sechs Siege eingefahren, darunter der erste Sieg in einem Ausleger- Rennvierer mit glatter Außenhaut. Zu besonderen Ehren war das Boot Allemannia gekommen, als Prinz Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm II.), der mit seinen Eltern Kronprinz Friedrich Wilhelm (später der 99 Tage-Kaiser Friedrich III.) und dessen Ge- mahlin zu einem Besuch in Hamburg weilte, Rudergast in der zehnruderigen Gig war.

Schumacher, der auch Vorsitzender des AAC war und von 1900 bis 1902 Präsident des DRV, war es gelungen, die »Allemannia« mit Umsicht und Tatkraft wieder in ruhige- res Fahrwasser zu steuern, den Club finan- ziell zu konsolidieren und, wie berichtet 128 | Geschichte Geschichte | 129 130 | Geschichte

Die Allemannia in DER nationalsozialistischeN Zeit (1933 – 1945)

Mit der Machtübernahme Hitlers am 30. besetzt worden war, wurde nach einer vor- Januar 1933 begann für Deutschland eine läufigen Satzungsänderung im November »neue Zeit« – auch für den Sport und damit 1933 das Wahlverfahren auf das Führerprin- auch für die Allemannia. Anhand der in zip umgestellt. Danach wurde der nun so unserem Archiv vollständig erhaltenen betitelte Clubführer satzungsgemäß weiter- Alsterspiegelsammlung aus jener Epoche hin gewählt, obwohl alle anderen Vorstands- wie auch der bis Kriegsbeginn vorliegenden mitglieder (künftig Beiräte genannt) von Vorstandsprotokolle können wir uns noch diesem »bestimmt« wurden. Dazu erklärte heute ein gutes Bild davon machen, wie Georg Franck im Januarheft des Alsterspie- unser Club diese Zeit erlebt hat. gel 1934: »Für mich bedeutet die Metamor- phose vom Vorsitzenden zum Clubführer Schon damals gehörte die Allemannia zu nur ein neues Gewand im Sinne und Geist den größten deutschen Ruderclubs, von der Zeit. Ein Führer darf kein Diktator, kein denen – wie von allen Sportclubs und gesell- Autokrat sein. Durchsetzen muss er sich schaftlichen Gruppierungen – erwartet wur- mit dem, was dem Wohl des Clubs dient. de, dass sie sich in »treuer Gefolgschaft dem Beschlüsse sollen hervorgehen aus gemein- Führer und seiner Bewegung« anschließen samer Beratung mit den Kameraden, welche würden. ihm durch gleiche Liebe, Verantwortungs- gefühl und Erfahrung innerlich verbunden Der Vorstand der Allemannia allerdings sind. Erhaltet mir diese Gefolgschaft auch ging z.B. die verordnete Einführung des als Eurem Führer zum gemeinsamen Werke Führerprinzips eher hanseatisch ruhig an, für das Wohl der Allemannia und damit für auch wenn ihm keine Wahl blieb, den neuen Volk und Vaterland!« (Hervorhebung vom politischen Vorgaben zu folgen, wollte er Verfasser) nicht die Existenz des Clubs gefährden. Nachdem noch im September 1933 der Im Nachhinein kommt uns unter den Vorstand »mangels genauer Richtlinien« mit damaligen Zeitumständen die Auffassung Georg Franck als 1. und Hans Kreuschner »Ein Führer darf kein Diktator sein« recht als 2. Vorsitzenden traditionell gewählt und mutig vor. Auch die Deutung des Club- Geschichte | 131

Georg Frank bei der Übergabe des Bundes-Verdienstkreuzes, 1955

führers lediglich als »neues Gewand« des Vorsitzenden wie auch die Forderung nach gemeinsamer Beschlussfassung lassen ver- muten, dass Georg Franck kein überzeug- ter Nazi war. Darauf deutet auch hin, dass er im September 1935 – nach einjähriger Vorankündigung – sein Amt als Clubführer aus »persönlichen Gründen« niedergelegt hatte. Er wurde anschließend spontan zum Ehrenvorsitzenden gewählt, der er bis über das Kriegsende hinaus blieb.

Nicht nur der einzelne Verein wurde gleichgeschaltet, sondern auch die gesamte Sportstruktur: Im Sommer 1934 wurde der »Deutsche Reichsbund für Leibeserziehung« gegründet, in dem der Rudersport nur ein »Fachamt« unter vielen war. Die bisherigen Verbände, also auch der Deutsche Ru- derverband, galten ab 1.Oktober 1936 als aufgelöst. Am 21.12.1938 wurde durch den Führererlass Adolf Hitlers (Führererlasse wirkten wie Gesetze!) der »Reichsbund der Leibeserziehungen« direkt der NSDAP unterstellt mit der Aufgabe, Leibeserziehung als »völkische Erziehung« durchzusetzen. Was das konkret bedeutete, formulierte der sog. Dietwart der Allemannia anlässlich des Kriegsausbruchs ganz unverblümt. Einen 132 | Geschichte

Dietwart gab es seit 1934 in jedem Verein, der (seit 1920) und hinter Adolf Hitler«. So seine Aufgabe war »die Überwachung der war es nur folgerichtig, dass bereits im Ok- weltanschaulichen Schulung«. Dieser hier tober 1933 gemäß Vorstandsbeschluss in der forderte »kernige und zuverlässige Jung- Allemannia der »Deutsche Gruß« verbind- mannen mit freudiger Einsatzbereitschaft lich eingeführt wurde. Nicht ohne Stolz wird für höhere Aufgaben der Allgemeinheit im Alsterspiegel berichtet, dass sich am 1. auszubilden«. Man brauchte ja politisch Mai, dem »Fest der nationalen Arbeit«, 130 zuverlässige Soldaten und Fachkräfte für die Allemannen (mehr als alle anderen Ruder- Beherrschung der zu erobernden Gebiete im clubs zusammen aufbrachten) – die Club- Osten, wobei »Fachkräfte« als ein Euphe- fahne hinter der Hakenkreuzflagge – am mismus zu betrachten ist für Personen, die Aufmarsch beteiligten. Und mehr als 250 für die Ausbeutung der Gebiete und Ver- Mitglieder (von insgesamt 1200 Hamburger nichtung der dortigen Bevölkerung zustän- Ruderern) stellten das Hauptkontingent für dig waren. die »Gefallenen Ehrung« am 9. November 1933. Angesichts der tiefgreifenden politischen Umwälzungen in Deutschland konnte es Natürlich erschöpfte sich die nationale nicht ausbleiben, dass auch Allemannen, Begeisterung der Mitglieder nicht in Auf- wie große Teile der Bevölkerung insgesamt, märschen, sondern fand ihren Ausdruck von der anfänglichen Woge der Begeiste- z.B. auch in regelmäßig wiederkehrenden rung über die »neue Zeit« erfasst wurden. Beiträgen im Alsterspiegel, die vornehmlich In einer Entschließung der Hauptversamm- der Verherrlichung des Nationalsozialismus lung am 5. Mai 1933 bekennen sich die und seines Hauptprotagonisten Adolf Hitler Mitglieder zu den Zielen der »nationalen dienten, wovon auch die jungen Ruderer Erhebung« und stellen sich »getreu der während ihrer Trainingsverpflichtung nicht Gesinnung und Tradition unseres Clubs in verschont blieben! Dankbarkeit und Begeisterung hinter unsere Regierung, hinter Reichspräsident von Hin- Schwerwiegender als diese Begebenheiten denburg an der Spitze unserer Ehrenmitglie- war eine weitere Satzungsänderung, eben- Geschichte | 133

falls im November 1933, weil diese auf einen Ob in der Allemannia ein solches Vorge- aggressiven Eingriff in die Mitgliederschaft hen praktiziert wurde bzw. ob es überhaupt hinauslief. Es ging darum, dass das Ehren- jüdische Mitglieder gab und gegebenen- gericht ein Mitglied zum sofortigen Austritt falls wie viele, erschließt sich aus den noch auffordern und im Falle seiner Weigerung vorhandenen Archivunterlagen nicht mit sofortiger Wirkung ausschließen konn- (Vorstandsprotokolle liegen erst ab April te. Schon ab dem Frühjahr 1933 waren eini- 1935 vor). Auch Streichungen im Mitglie- ge andere Ruderclubs aus eigenem Antrieb derverzeichnis als Folge eines sofortigen dazu übergegangen, nichtarische Mitglieder Clubausschlusses sind nicht nachweisbar. aus ihren Reihen auszuschließen bzw. ihnen Es gibt keine einzige zwischen 1933 und die Aufnahme zu verweigern. War dieses 1936. Eine einzige dokumentarisch nach- eigenmächtige Vorgehen gegen nichtarische gewiesene Ausnahme bildet der Fall des im Mitglieder vom Reichssportführer noch als Sommer 1936 eingestellten Trainers Gelfort, vorläufige vereinsinterne Regelung »legiti- der mit einer Jüdin verheiratet war und miert«, wurde der Ausschluss jüdischer Mit- dies zunächst verschwiegen hatte. Nach der glieder durch die vom ihm im März 1935 Aufdeckung musste er entlassen werden, genehmigte Einheitssatzung für alle Sport- allerdings unter fristgerechter Fortzahlung vereine nun verbindlich vorgeschrieben. seiner Bezüge bis September 1936. Diese neue Satzung mit 131 Paragraphen (vgl.: die heutige umfasst ganze 21!) wurde Ein Einzelfall einer gezielt antijüdischen mit leichten Abänderungen den Mitgliedern Agitation blieb auch der Vortrag des Diet- der Allemannia auf der Hauptversamm- warts auf einem schwach besetzten Diet- lung am 3. Mai 1935 zur Kenntnis gebracht abend über »Das Problem der Zeit«, als und im Alsterspiegel komplett abgedruckt. er über das Judentum mit all den sattsam Danach konnte jeder »Unbescholtene«, der bekannten Verunglimpfungen polemisiert 17 Jahre alt und arischer Abstammung war, hatte. Über diese beiden Fälle hinaus gibt es Mitglied werden, nachdem ein Prüfungsaus- keine Hinweise für antijüdische Aktivitäten schuss zugestimmt hatte. des Vorstands und der Mitglieder. 134 | Geschichte

Ein weiteres Beispiel für die Bevormun- Sportdienstgruppe zu rudern. Der Club dung der Sportvereine bot die neue Be- nahm 40 von ihnen auf. flaggungsordnung von 1938. Aus den bis ins Kleinste geregelten Vorschriften ging Mit knapp 600 Mitgliedern und einem hervor, dass Vereinsflaggen nur noch auf Bestand von 65 Booten gehörte der Club da- dem Dach oder im Topp eines mit Rah und mals schon zu den größten in Deutschland. Gaffel ausgerüsteten Mastes gezeigt werden Gerudert wurde praktisch zu allen Tageszei- durften, während die Masten am Bootshaus ten, auch das Morgenrudern erfreute sich in ausschließlich der National- und der Reichs- der »Kameradschaft Morgenruderer« großer bundflagge vorbehalten waren. In Booten Beliebtheit. Besonders gepflegt wurde war das Führen von Clubflaggen nur noch das Wanderrudern, sowohl in die nähere als Wimpel oder Stander im Bug erlaubt, Umgebung, z. B. zu unserem Bootshaus in während am Heck nur die Wassersport- Geesthacht, als auch in fernere Gegenden flagge als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum im gesamten Reichsgebiet einschließlich Reichsbund (Handelsflagge mit eingewo- Ostpreußen. Den Mittelpunkt der Aktivitä- benem Anker) geführt werden durfte, nicht ten bildeten jedoch stets das Rudertraining die Reichsbundflagge selbst. und die regelmäßige Teilnahme an auswär- tigen Großregatten, besonders in Bremen, Der Sportbetrieb lief nach der Machter- Lübeck, Kiel, Schwerin, Hannover, Breslau, greifung zwar in gewohnter Weise weiter, Berlin-Grünau, Duisburg, Essen, Mannheim allerdings ruderten und trainierten jetzt sowie in Hamburg selbst. Außer der »Gro- auch HJ- und SA-Verbände im Club. ßen Hamburger« im Juli als Höhepunkt der Letztere waren während ihrer Trainingszeit Regattasaison wurden aber auch die Früh- vom SA-Dienst befreit. Zugleich diente das jahrs- und Herbstregatten, das Dauerrudern Bootshaus für diese als so genanntes »Schar- »Quer durch Hamburg« und natürlich die Lokal«. Der Vorstand setzte seine Forderung »Interne« bei jeweils großer Beteiligung durch, dass die Kosten vom AAC getragen besucht, soweit die Kriegsereignisse dies wurden. Für Angehörige der Marine-HJ erlaubten. Mit großem Aufwand wurde bestand der dienstliche Befehl, in einer das 70. Clubjubiläum am 1. Februar 1936 Geschichte | 135

gefeiert, dessen Festveranstaltung in der sondern beharrte in hartnäckigen Verhand- Hamburgischen Staatsoper stattfand, auf der lungen mit der Stadt auf einem Standort am Georg Franck die Festrede hielt und Hans Ferdinandstor im Vorfeld der verbreiterten Kreuschner anschließend im Kreise der auf Lombardsbrücke. Wegen des nahenden der Bühne angetretenen Trainingsleute die Krieges kam es zu keiner Entscheidung. feierliche Trainingsverpflichtung vornahm. Nach diesem Festakt begaben sich die über Nach dem Kriegsbeginn am 1. September Tausend Gäste in bereit gestellten Bussen 1939 bedeutete es für alle einen spürbaren zum Festball ins Uhlenhorster Fährhaus, der Einschnitt, dass die Schar der Aktiven we- bis in die Morgenstunden angedauert haben gen der zunehmenden Einberufungen zur soll. Wehrmacht nach und nach zu schrumpfen begann. Waren Anfang 1940 bereits 140 Zu erheblichen Irritationen führte im Allemannen eingezogen, schnellte schon ein Dezember 1938 die Mitteilung, dass die Jahr später die Zahl auf 240 hoch. Lombardsbrücke für den Gleisausbau der Deutschen Reichsbahn verbreitert und des- Eine denkwürdige Initiative des Vorstands halb alle fünf Bootshäuser am Ferdinandstor gleich nach Kriegsbeginn bedeutete die abgebrochen und anderer Stelle neu errich- Gründung des Kameradschaftswerks durch tet werden sollten. Gegen derartige städte- den Clubführer Hans Kreuschner, mit dem bauliche Maßnahmen war die Allemannia die Verbindung zu den Kameraden im Felde durch ein mit der Stadt früher abgeschlos- hergestellt werden sollte. senes sog. Loyalabkommen abgesichert, das eine volle Entschädigung und Wiedererrich- Durch Geld- und Sachspenden in Form tung ihres Bootshauses vorsah. In Betracht kleiner Päckchen, sog. »Liebesgaben«, sowie kamen Standorte wie Schwanenwykbucht, die Zusendung von Zeitungen, Zeitschriften das Harvestehuder Ufer gegenüber dem Uh- und natürlich des Alsterspiegels sollte die lenhorster Fährhaus und am Alsterufer in Verbundenheit der Allemannen mit den der Nähe des DHuGRC. Darauf ließ sich der »Feldgrauen« lebendig gehalten werden. Es Vorstand der Allemannia jedoch nicht ein, zeigt die Verbundenheit der Mitglieder, dass 136 | Geschichte Geschichte | 137

diese Aktion bis zum Kriegsende niemals Als das Bootshaus beim dritten Nachtan- erlahmte. Gleichzeitig wurde im Alsterspie- griff auf Hamburg am 29./30. Juli 1943 in gel eine Rubrik »Von unseren Soldaten« Trümmer gelegt wurde, und leider mit ihm eingerichtet, in der deren in Feldpostbriefen auch das Archiv, von dem nur die Teile übermittelten Grüße und Berichte regelmä- erhalten blieben, die sich in Händen von ßig veröffentlicht wurden. Darüber hinaus Mitgliedern befanden, hatte die volle Härte fanden natürlich stets auch Gefallenen- des Krieges auch die Allemannia erreicht. meldungen und Nachrufe ihren Platz im Allerdings war rechtzeitig ein Teil der Boote Alsterspiegel, der ab Mitte 1941 aufgrund nach Geesthacht, Schwerin und Breslau der Mängel der Kriegswirtschaft nur noch ausgelagert und ein nicht unerheblicher Teil hektographiert und in größeren Zeitabstän- des Bootszubehörs bei der Firma Lahmann den erschien. »bombensicher« eingebunkert worden. So blieben noch 29 Boote von insgesamt Am 2. Februar 1941 feierte die Allemannia 65 übrig. Doch was nützen Boote, wenn in festlichem Rahmen ihr 75. Stiftungsfest. das Bootshaus zerstört ist? Aber auch hier Dem Empfang im geschmückten Bootshaus, war die Schadensbilanz günstiger als bei zu dem auch ein Mitglied des Senats und den benachbarten Clubs, die alles verloren der Gaufachwart erschienen waren, folgte hatten. Der Bootssteg war nur verschüttet, im Hotel Atlantic – nach der Festrede des das Ruderbecken unversehrt geblieben und Ehrenvorsitzenden – ein Festbankett. Die der Duschraum nur abgedeckt worden. zu diesem Anlass erschienene, aus meh- Sofort ergriff der Vorstand die Initiative und reren Beiträgen bestehende Festschrift ist richtete an alle Allemannen einen Appell, erhalten. Auch das 77. Stiftungsfest konnte für den vorerst provisorischen Wiederauf- mit immerhin einhundert Teilnehmern in bau des Hauses zu spenden und – soweit in schlichterem Rahmen begangen werden Hamburg ansässig – sich für die Aufräum­ einschließlich eines der Zeit angemessenen arbeiten zur Verfügung zu stellen. Vom »einfachen Essens«, wiederum im Hotel At- Senat war die Zusicherung erwirkt worden, lantic.1944 fand keine Feier statt, vermutlich dass das Gelände nicht für andere Zwecke auch nicht 1945. beschlagnahmt würde und mit dem Wie- 138 | Geschichte

deraufbau in Selbsthilfe begonnen werden 1943 und 1944 teil, 1943 kurz vor aus Aus- dürfe. Es bedeutete daher einen herben bombung sogar mit einem Sieg im »Ersten Rückschlag, als plötzlich die NSKK-Motor- Achter«, dem vormaligen »Senatsachter«. brigade der SS das gesamte ausgebombte Nach der Ausbombung gewährte der Gelände für eigene Zwecke auf Dauer zu DHuGRC der Allemannia vorübergehend beschlagnahmen beabsichtigte. Nach inten- Asyl, später wurden die immer spärlicher siven Verhandlungen mit allen beteiligten besuchten Clubabende in den Ratsweinkel- Stellen, in denen sich besonders Georg ler verlegt. Die ganze Trostlosigkeit dieser Franck und Dr. Werner Heerwagen in seiner letzten Wochen und Monate erschließt Eigenschaft als Senatssyndikus hervorgetan sich noch einmal im letzten in der NS-Zeit hatten, und unter Einschaltung des Gaulei- erschienen Alsterspiegel vom Dezember ters gelang es, die drohende Beschlagnahme 1944, als der Clubführer »unseren Soldaten- endgültig abzuwenden. Ende 1944 musste Kameraden recht viel Soldatenglück in der der Clubführer allerdings vermelden, dass Endphase des Krieges« wünscht und in der infolge der dramatischen Kriegslage »der »Gewissheit« schließt: »Es muss und wird Bau nun ganz still liegt« und es nur noch uns gelingen, den Feind auf die Knie zu eine Arbeit gebe, die »Arbeit für den Sieg!« zwingen!« Georg Franck gab der vielleicht zweckopti- mistischen Hoffnung Ausdruck, dass »bei Die Bilanz dieses Wahnsinns für die Alle- entsprechend günstiger Kriegslage« die mannia: Bis zum Stichtag 31.12.1947 waren Arbeiten »mit aller Wahrscheinlichkeit im 68 gefallene und in Gefangenschaft verstor- Frühjahr wieder aufgenommen werden«. bene Kameraden zu beklagen, außerdem ein zerstörtes Bootshaus mit sämtlichem Unter den gegebenen Umständen war Inventar. Im Bestand waren damals 611 Mit- Rudern in Hamburg nur noch unter sehr glieder, 29 in Gefangenschaft, 31 Vermisste eingeschränkten Umständen möglich. und 45 (vermutlich zivile Mitglieder) ohne Gleichwohl nahm die Allemannia noch an Nachricht. Das Urteil des Clubmitglieds der »Großen Hamburger Regatta« im Juli W. Stamm in seinen »Gedanken zum Jahres- Geschichte | 139

wechsel« im ersten Nachkriegs-Alsterspiegel »Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott! Vivat, fiel lakonisch aus: »Das Jahr 1945 brachte cresceat, floreat Allemannia!« Der Boots­ uns das Ende des härtesten aller Kriege, den park bestand aus zehn Booten, darunter wir verloren und hart bezahlen müssen«. einem Rennachter und dem Renngigachter »John Engelbrecht«, drei Leihbooten der Die erste Nachkriegs-Mitgliederversamm- Schulbehörde und einer Trainingsbarkas- lung fand am 9. November 1945 statt, auf se, d.h. einem ehemaligen Schnellboot. Im der Hans Kreuschner einen umfassenden Frühjahr 1947 konnte die Allemannia einen Bericht über die beiden zurückliegenden umgebauten Bootsschuppen der Firma Jahre erstattete und anschließend Heinrich Wüstenberg mit Kantine sowie externer Biebow zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Duschkabine mit Umkleideraum als vor- Georg Frank blieb Ehrenvorsitzender. Das übergehendes Asyl in Besitz nehmen. Erst Kameradschaftswerk wurde bis auf weiteres mit dem Bezug des neuen Bootshauses auf für die noch in Gefangenschaft weilenden der Gurlitt-Insel 1954 – also fast zehn Jahre Kameraden weitergeführt. nach dem Krieg – endeten für die Alleman- nia die Folgen der nationalsozialistischen Am 9. Februar 1946 feierte die Allemannia Gewaltherrschaft. ihr 80. Bestehen im Restaurant Wendel in Wellingsbüttel mit 250 Mitgliedern und Harald Sobisch einem Essen gegen die Abgabe von Lebens- mittelmarken. An aufrüttelnden Worten mangelte es nicht. So verkündete W. Stamm noch im Jargon der soeben überwundenen Zeit: »Echt und treu, eisern, fanatisch und zielbewusst arbeiten wir am Wiederaufbau unseres Clubs ». Ziviler klang es in der Fest- rede unseres Ehrenvorsitzenden: 140 | Geschichte Geschichte | 141 142 | Geschichte

Chronik 1991 – 2016

1991 7. Februar: 125. Gründungsjubiläum 2000 September: Auf der Norddeutschen der Allemannia; aus diesem Anlass Meisterschaft gewinnen Ruderer richtet der Club am 2. Februar einen der Allemannia alle Männerrennen: Ball im Hotel Atlantic aus; am 5. Mai Einer, Doppelzweier, Doppelvierer, findet dann der Tag des Rudersports Zweier o.St., Vierer m.St. und Ach- in der Allemannia statt. ter. Es ist das erste Mal, dass Ruderer eines Clubs alle Rennen gewinnen 1992 16. August: Christian Dahlke ge- und es dürfte Jahre dauern, bis diese winnt bei den Weltmeisterschaften Leistung von uns oder einem ande- in Montreal die Goldmedaille im ren Club wieder erbracht wird. Leichtgewichtsachter (Weltbestzeit Oktober: Der später so genannte 5:30.240). »Boston-Achter« nimmt erstmals an der Langstreckenregatta in Boston 1996 August: Roland Opfer startet im teil (Rennboot). Es handelt sich da- Doppelzweier bei den Olympischen bei um eine Gruppe ambitionierter Spielen in Atlanta und belegt im Altherren-Ruderer aus der Diens- Finale einen beachtlichen 6.Platz. tagsrunde um Jürgen Plambeck, 26. November: Manfred Riechers Henning Gleim und Uwe Solheid. wird Präsident (bis 2006). Er folgt Jürgen Plambeck nach, der das Amt 2002 13. Juni: Verlängerung des Erb- nach acht Jahren niedergelegt hatte. pachtvertrages mit der Stadt bis 2054. Damit ist die Zukunft des 1999 September: Allemannia wird Nord- Bootshauses auf der Gurlittinsel für deutscher Meister im 8er in der Be­ weitere 50 Jahre gesichert. setzung Ole Brauer, Kai Olbrich, Felix Niemeyer, Roland Opfer, René Nenn- haus, Florian Puls, Sönke Osmann, Dennis Engelke und Steuermann Ronald (»Stöpsel«) Bohmgahren. Geschichte | 143

2003 1. September: Weltmeister Lgw. 8er 2006 Februar: Dirk Heinike wird Präsi- in Mailand mit Christian Dahlke, dent. Martin Raeder, Joachim Drews, 18. Februar: Ball im Hotel Atlantic (DHuGRC), Trainer aus Anlass des 140. Gründungsjubi- Marcus Schwarzrock. läums der Allemannia.

2004 Februar: Wahl der Hamburger 2007 27. Mai: Allemannia-Achter wird in Sportler des Jahres 2003 - Christian Münster Deutscher Meister in der Dahlke wird zum Sportler des Jahres Besetzung Felix Reimann, Geor- gewählt. ge Byrne, Christian Dahlke, Ole Behling, Joachim Drews, Konstantin 2005 Februar: Auf der Hauptversamm- Drews, Henner Pohl, Felix Niemeyer lung findet die letzte große Diskus- (Schlag), Nelson Reichert (Stm.), sion darüber statt, ob Frauen in den Trainer Tim Schönberg. Club aufgenommen werden sollen. Nach intensiver Diskussion stimmt 2008 Februar: Wahl der Hamburger eine knappe Mehrheit dagegen. Sportler des Jahres 2007 – der Dezember: Der langjähriger Chef- Meister-Achter der Allemannia wird trainer der Allemannia, Marcus Sieger in der Mannschaft. Schwarzrock verlässt den Club und wird Bundestrainer in Ratzeburg. 2009/2010 Seit Januar 2013 ist er Bundestrainer Bootshausrenovierung – beim Deutschen Ruderverband. Umgestaltung und Erweiterung der Gastronomie sowie Neubau eines kleinen Clubraums. 144 | Geschichte

Wiederholungs-Weltmeister im Leichtgewichts-Achter

2010 30. Mai: Wiedereröffnung des reno- 2013 17. Februar: Dr. Bernd Strocka wird vierten Bootshauses auf der Gurlitt- Weltmeister auf dem Concept2 (AK insel. 70-74). 7. Oktober: Lars Wichert wird Dop- pelweltmeister (Lgw.-Doppelvierer 2014 29. August: Bei der Weltmeister- und Lgw.-Achter) in Neuseeland. schaft in Amsterdam werden Can Temel und Torben Neumann Welt- 2012 18. August: Lars Wichert Weltmeis- meister im Lgw. Achter. ter Lgw. Achter in Plowdiw (Bulgari- en). 2015 4. September: Can Temel und Juni: Als erfolgreichste U-23-Trai- Torben Neumann werden erneut ningsgruppe in Deutschland wird Weltmeister im Lgw. Achter in die Allemannia mit der Fellgen- Aiguebelette, Frankreich. Medaille ausgezeichnet. 2016 7. Februar: 150. Gründungsjubiläum des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«. Geschichte | 145

Mitgliederentwicklung

Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder 2000 617 2008 567 2001 571 2009 564 2002 581 2010 572 2003 577 2011 627 2004 573 2012 671 2005 567 2013 679 2006 563 2014 683 2007 557 2015 701

Menschen

❱ Generationen in der allemannia {148}

❱ Gruppen im Club {152}

❱ Auswärtige Mitglieder {158}

❱ Studenten im Club – HSBA Rowing {162}

❱ Vorsitzende der letzten 25 Jahre {166}

❱ EhrenmitgliedER {172}

❱ Stiftung »125 Jahre Allemannia« {174}

❱ Mäzene {178} 148 | Menschen

Generationen in der Allemannia

Jede Gemeinschaft, die auf freiwilligem den Olympischen Ruderregatten in Atlan- Zusammenschluss beruht, lebt von ihrer ta (1966) und in London (2012) oder die Generationenfolge. Das gilt für viele Insti- Weltmeisterschaften in Sevilla (2002) und tutionen, auch im Sport und damit auch in Mailand (2003), wo mit Allemannen im der Allemannia. Dass unser Ruderclub seit Leichtgewichtsachter die Silber- und danach nunmehr 150 Jahren als einziger der großen die Goldmedaille errudert werden konnten. alten Hamburger Ruderclubs nicht durch Zusammenschluss mit anderen Vereinen Doch die Allemannia könnte nicht auf stol- unter ihrem Gründungsnamen aus kleinen ze 150 Jahre zurückblicken, wenn nicht zu Anfängen zu ihrer heutigen Größe gewach- allen Zeiten – in guten wie in schwierigen sen ist, verdankt sie nicht nur ihren groß- – fähige Männer mit Weitblick, Mut und artigen sportlichen Erfolgen, sondern auch Tatkraft am Steuer unseres Clubs gestanden der Einsicht, dass durch alle Generationen hätten. Schon seine Gründung unter ihrem hindurch die Pflege des Nachwuchses in ersten Vorsitzenden Johs. Reis kam ja unter unserem Club seit jeher einen hohen Stel- den Umständen, wie sie erfolgt war, einem lenwert eingenommen hat und die Jungen Husarenstück gleich. Verdiente Namen wie sich dem Namen unseres Clubs verpflichtet O.A. Schumacher, Dr. Oskar Sieveking und gefühlt haben. Georg Franck traten hervor, als es galt, die Grundlagen für den Aufstieg unseres Clubs Zu allen Zeiten gingen aus der Allemannia zu schaffen und ihn durch den 1. Weltkrieg Ruderer hervor, die als Einzelkämpfer oder und die folgenden schwierigen Jahre zu als kampfstarke Mannschaften großartige führen. Letzterem, vor allem aber Hans Siege erfochten und sich mit nationalen und Kreuschner ist es zu verdanken, dass die internationalen Meistertiteln schmücken Allemannia politisch weitgehend unbe- konnten. Unvergessen sind – um nur einige helligt und trotz des Totalverlustes ihres Höhepunkte zu nennen – die Beteiligungen Bootshauses 1943 ungebrochen durch den von Allemannen an den Ausscheidungs- 2. Weltkrieg kam. Während sich Männer kämpfen für die Olympischen Spiele in wie Heinrich Biebow und Hugo Weger Helsinki (1952) bzw. die Teilnahmen an in den Jahren des Wiederaufbaus – unser Menschen | 149

neues Bootshaus auf der Gurlittinsel konn- im Vorstand und damit die frühzeitige He- ten wir 1954 beziehen – besonders verdient ranführung an Führungsaufgaben im Club gemacht haben, stehen für die anschließen- sehr bald erkannt. Für 1910 sind »2 Junio- den Jahre der Konsolidierung, Moderni- ren« genannt; danach ab 1924 regelmäßig sierung und Zukunftssicherung vor allem als »Obmänner«, »Jugendwarte« und heute Dr. Werner Heerwagen, Egon Drube, Jürgen als Vorsitzende der Jung-Allemannia. Plambeck, Manfred Riechers und unser seit 2006 amtierender »Präsident« Dirk Heinike. So wichtig alle diese Leistungen und Aufga- ben für den Fortbestand unseres Clubs sind, So haben alle Generationen ihre Beiträge prägend für eine lange, im Idealfall lebens- zum Fortbestehen unserer Allemannia ge- lange Zugehörigkeit ist natürlich der Sport leistet. Woher rührt dieser Gemeinschafts- selbst, das eigene Wettkampferleben als geist, der die Allemannen durch alle Gene- Jugendlicher, sei es als Junior oder späterer rationen hindurch beseelt? Ein wesentlicher Senior. Längst wurde erkannt, dass eine pro- Grund liegt sicherlich in der Einsicht, dass fessionelle Ausbildung, aber auch geeignetes Generationenpflege eine engagierte Nach- und ausreichend verfügbares Bootsmaterial wuchspflege voraussetzt. Das wurde in der – unser Bootshaus ist buchstäblich randvoll Allemannia von Anfang an erkannt. Bereits gefüllt! – sowie die häufige Teilnahme an aus der ersten »revidierten« Satzung von Regatten die besten Voraussetzungen sind, 1878 (damals noch »Statut«) ist ersichtlich, junge Leute für den Rudersport zu begeis- dass es daneben eine besondere Satzung tern. Dass viele Mitglieder ihrem Sport (»Special-Institut«) für Junioren (bis zum treu bleiben und später als Erwachsene, oft 19. Lebensjahr) gab, in der Rechte und bis ins hohe Alter, als Breitensportler aktiv Pflichten der Jugendlichen festgelegt waren. bleiben, beweist, dass sich die Anfangsinves- Es gab sie nicht in allen Jahren danach, erst titionen in die Jugendarbeit lohnen. ab 1927, als erstmalig der Begriff »Jung-Al- lemannia« auftaucht, finden sich regelmäßig Gleichwohl, einen Automatismus, eine Ga- Satzungen für die Jugendabteilungen. Auch rantie: »Einmal Mitglied – immer Mitglied« hatte man die Bedeutung einer Mitwirkung gibt es nicht mehr. Wir hatten Jahre hoher 150 | Menschen

Fluktuation und Stagnation unseres Mitglie- blieben, sind vorbei. Unser Club ist so derbestands, als Eintritte und Austritte sich groß geworden, dass nicht mehr jeder gerade deckten. Berufliche Gründe, heute jeden kennt. Aus diesem Missstand mehr denn je, aber auch vermehrt andere haben wir Lehren gezogen und kleinere attraktive Sportarten, die plötzlich reizvoller Gruppen und Kreise (»Freundeskreise«) erschienen, waren und sind auch heute An- gebildet, denen sich jeder »Alteinge- lass, der Allemannia den Rücken zu kehren. sessene« und jeder Neuankömmling Um dem entgegen zu wirken, war die Mög- nach eigener Wahl anschließen kann. lichkeit geschaffen worden, ausgetretenen Sie werden von einem Gruppenkapitän Mitgliedern eine spätere Rückkehr unter geführt, der zugleich die Kommunikati- Anrechnung ihrer früheren Mitgliedszeit on mit dem Vorstand sicherstellt. Diese zu erleichtern. Viele haben davon Gebrauch Einrichtung hat sich inzwischen gut gemacht, was zeigt, dass einmal geknüpfte bewährt, die Fluktuation ist rückläufig. Bindungen an den Club nachhaltig sein können. »» Ein weiterer wichtiger Schritt ist die ge- regelte professionelle Betreuung unserer Dennoch bleibt die Frage, was wir tun Trainierenden durch engagierte kom- können, um generationenübergreifend den petente Trainer, nicht nur wie bisher Zusammenhalt unserer Mitgliedschaft zu im Leistungsport, sondern auch in der fördern. Einige Beispiele: zweiten Wettkampfebene wie etwa die Trainingsgemeinschaft der 2. Bundesliga »» Kein Mitglied soll sich selbst überlassen (RBL) oder in kleineren Trainingsgrup- bleiben. Die Zeiten, in denen neue Mit- pen im Breitensport. Ein weiteres sehr glieder orientierungslos ohne Anschluss erfolgreiches Beispiel bilden die Grup- Menschen | 151

pe der Hamburg School of Business So wurde die Möglichkeit geschaffen, Administration (HSBA) wie auch einige dass nach einem ausgeklügelten System Firmengruppen, die unter Anleitung während der Saison einmal im Monat unseres Ruderlehrers Christian Dahl- Trainingsleute und Breitensportruderer ke rudern und trainieren. Bewährt hat gemeinsam nach einem ausgeklügelten sich, dass jedes Neumitglied sich einer Besetzungssystem im Boot rudern. Auf gründlichen Ausbildung unterziehen diese Weise werden das gegenseitige muss. Der Erfolg: Es vergeht kein Tag in Kennenlernen und das Verständnis der Woche, an dem in der Allemannia füreinander noch besser gefördert. nicht gerudert wird – und das morgens Ähnliche »Kooperative« mit jeweils ab 6 Uhr! hälftiger Besetzung wurden vor einigen Jahren auch auf unserer »Internen« im »» Wo gerudert wird, wird auch gefeiert! sog. »Generationenvierer« ausprobiert. Ruderische Erfolge wollen anerkannt Es gibt keinen Grund, nicht auch diese werden! Ohne Anerkennung keine Möglichkeit wiederzubeleben. Motivation! Seit einigen Jahren erfreuen sich unsere Siegesfeiern am Ende der Alles in allem: Die Allemannia ist ein Saison großer Beliebtheit, auf denen die lebendiger Club! Wir sind auf gutem Wege, Ereignisse der Saison noch einmal in Trennendes zwischen den Generationen zu Wort und Bild für die Mitglieder Revue überwinden und das Miteinander neu zu passieren und die Älteren Gelegenheit beleben. haben, den Jüngeren für ihre Leistung Respekt und Anerkennung zu zollen. Unsere steigenden Mitgliederzahlen spre- Kein Wunder, dass der Festsaal unseres chen eindrucksvoll für diesen Erfolg. Gibt es Bootshauses jedes Mal bis an den Rand einen besseren Beweis, dass Rudersport le- gefüllt ist. bendige Clubgemeinschaften fördert, wenn man es nur richtig anpackt? »» Wichtig ist aber auch, zwischen den Generationen Brücken zu schlagen! Harald Sobisch 152 | Menschen

Gruppen im Club

Ziele der Gruppenkapitäne In einem Club mit der Größe der Alleman- nia ist es ganz natürlich, dass nicht jeder mit Wer sind die Gruppenkapitäne in der jedem rudert. Da müsste man/Mann ja circa Allemannia? Was machen sie? Und warum zweimal am Tag und jedes Mal mit einem überhaupt Kapitäne, ein Ruderboot ist doch anderen rudern. Somit ist ein sehr großer kein Schiff oder Flugzeug. Nun, was hat es Teil der Mitglieder in einer Rudergruppe or- mit den Gruppenkapitänen und ihren rund ganisiert. Das sind die Menschen, mit denen vierteljährlichen Treffen auf sich? man am häufigsten Sport und Gesellschaft Menschen | 153

im Club verbringt. Die Art der Gruppe ist planung bis hin zu den großen ganzheit­ dabei natürlich nicht vorgeschrieben. Es gibt lichen Fragen: Wie schaffen wir es, dass ein einige Gruppen, die sich sehr regelmäßig Club unserer Größe auch weiterhin familiär und in fester Runde treffen, und es gibt sol- und gemütlich bleibt? che Gruppen, die sich mehr locker und lose über Chats mithilfe des Smartphones verab- Sicher ist das auch mal anstrengend, aber reden. Gemeinsam ist aber allen Gruppen, unter dem Strich führt diese Runde dazu, dass sie sich einen Kapitän wählen. Nun ja, dass die Mitglieder immer im Bilde über er steuert kein Fahrzeug und ist auch nicht die aktuellen Geschehnisse des Clubs sind der große Vorturner der Gruppe, aber als und andererseits der Vorstand auch schnell Hamburger muss man sich mit ein bisschen einen Eindruck bekommt, wo denn in der Selbstironie auch einen solchen Titel geben Mitgliedschaft gerade der Schuh drückt. dürfen. Der Gruppenkapitän ist meist eine der am häufigsten anwesenden Personen Ins Leben gerufen wurde die Runde in und vertritt die Gruppe und ihre Interessen. ihrer heutigen Form von George Byrne auf Anregung unseres ehemaligen Vorsitzenden Nun denkt man sich häufig Grüppchenbil- Manfred Riechers. Lieber Manfred, vielen dung, »Club im Club« … und so weiter und Dank für diese großartige Idee! sofort. Aber das ist nicht der Fall! Und um dies zu verhindern, kommen die Gruppen- Arne Falkenhorst kapitäne im Schnitt alle zwei bis drei Mo- nate zu einer lockeren Runde zusammen. Aus dem Vorstand kommt der Vorsitzende Allgemeiner Sport dazu und es werden die aktuell anliegenden Themen besprochen. So geht es von den ganz kleinen Dingen, die aber meist zum größten Verdruss führen, wie dem kaputten Steglicht oder der nicht aufgestellten Vogelleine, über Termin­ 154 | Menschen

GruppenKapitäne

Zeiten Gruppe Kapitän Mo 10:00 Rentnerrudern Gerhard Koch Mo 18:00 Do 18:00 RCA Heroes Thomas Schüttfort Mo 18:30 Montagsrunde Daniel Drege, Sebastian Troch Di 06:00 Do 06:00 DiDo-Runde Marc Oliver Rosenquist Di 06:40 Do 06:40 Boston-Achter Harald Sobisch Di 15:00 Senioren Jan Behrens Di 16:30 Fr 16:00 Sa 10:00 Kindergruppe Jonas Donner, Arne Basner Di 17:30 Dienstagsrunde Günther Hansch Di 18:00 Clubsport/Anfänger Jonas Briese Di 18:00 Dienstagabend Hans-Jürgen Dursteler, Stefan Janssen Mi 17:00 Gernots Gernot Schmahlfeld Mi 18:00 Mittwochabend-Runde Karsten Burmester Mi 18:00 Junioren Breitensport Jonas Christiansen Mi 18:00 Startschuss Peter Stoll Do 10:00 Rentnerrudern Busch Günther Hansch Do 18:30 Bullentisch Jan Behrens Fr 18:00 Clubsport/Anfänger Jörg Lehnigk Sa 07:00 Sonnabendmorgen-Runde Walther Lange So 10:00 Sonntagsrunde Jens Martens, Ingo Matthies, Gernot Schmahlfeldt Menschen | 155

Gruppe Kapitän Gruppe Kapitän RBL Ruder Bundesliga Jan Altrup Allgemein Senioren Manfred Riechers RCA-Masters Gavin Genge Betriebssport Milan Wulf Freitagsrunde Ole Brauer Vorstand Gavin Genge Pik As Henry Bloch Koordination Christian Dahlke HSBA Niklas Werder, Cheftrainer Sven Carstens Johannes Grün Wanderruderwart Frank Wolgast

Der »Bullentisch«, Wanderfahrt Comer See, August 2013 156 | Menschen

RBL Ergocup 2014 Menschen | 157 158 | Menschen

Auswärtige Mitglieder

Mit ungebrochener Vitalität und Frische Hamburg angehören zu dürfen, mag gele- besteht unsere Allemannia nun seit 150 gentlich den Ausschlag geben. Jahren. Über diese lange Zeit haben sich Generationen von Ruderkameraden im- Am häufigsten sind es wohl die prägenden mer wieder für ihr Überleben, Gedeihen Erfahrungen aus der Trainingszeit, die und Wachsen in bewundernswerter Weise zu lebenslangen Zugehörigkeiten führen. eingesetzt. Ihre Erfolge wären jedoch kaum Mit ihren besonderen Herausforderungen möglich gewesen ohne den ungewöhnlichen bringen Rudertraining und Wettkampf eben Zusammenhalt und das starke Zugehörig- auch unvergessliche Erinnerungen mit sich keitsgefühl, welches die Allemannia trägt. und formen engste Freundschaften, die weit Wie stark dieses Empfinden ist, wird durch über die aktive Zeit hinaus nachschwingen. die große Zahl der Getreuen belegt, die Wie schön ist es dann, bei einem Wieder- bereits über 25 Jahre, teilweise sogar über 70 sehen über alte Zeiten reden zu können, in Jahre, ihrer Allemannia angehören. Es sind Erinnerungen zu schwelgen und so man- dies ein Drittel aller Clubmitglieder. chen Erfolg zu glorifizieren.

Der höchste Beweis von Anhänglichkeit Für die vielen anderen Kameraden, die wird jedoch von unseren 120 Kameraden lediglich sportlichen Ausgleich, Anschluss erbracht, die fern von Hamburg als »Aus- und Geselligkeit suchen, erweist sich die oft wärtige Mitglieder« leben. Das sind ein er- monierte und beklagte Cliquenwirtschaft staunliches Fünftel aller Clubmitglieder, die, der Allemannia als segensreich. Diese viel- obwohl abgeschnitten von der Hamburger fältigen Gemeinschaften bieten nicht nur für Clubgemeinschaft, ihre Zugehörigkeit zur jeden Geschmack etwas, sondern vermitteln Allemannia bewahren. Die meisten drücken ebenfalls durch Ausfahrten auf unserem damit sicherlich ihre Dankbarkeit für eine einmaligen Alsterrevier, auf Wanderfahr- schöne und erlebnisreiche Zeit im Club aus ten und ganz einfach durch Kameraderie und den Wunsch, auf diese Weise ihren erinnerungswürdige Rudererlebnisse und Dank abzutragen. Auch der Stolz, einem der wertvolle lange Freundschaften. Viele Ge- ältesten und traditionsreichsten Clubs in treue und so manche Auswärtige sind aus Menschen | 159

ihren Reihen hervorgegangen. Clubgeschehen oder Adressen, sondern ru- fen immer wieder den Club, die Kameraden Auswärtige schwelgen nicht nur in Erin- und unsere Erlebnisse wach. Insbesondere nerungen. Viele pflegen die Verbindung sind es die Würdigungen von persönlichen zu einstigen Kameraden über Jahrzehnte Gedenk- und Ehrentagen, die oft alte Freun- hinweg und finden immer wieder Gelegen- de vor uns erstehen lassen und liebgeworde- heit zusammen zu kommen. Die schönsten ne Erinnerungen zurückbringen. Momente ergeben sich dabei oft auf ge- meinsamen Wanderfahrten oder auch auf Die Herausforderungen, immer wieder fri- Regatten in der Heimat eines Auswärtigen. sches Blut für das Rudern und die Alleman- Weilt man in Hamburg, ist ein Besuch auf nia zu gewinnen, scheinen ständig größer zu der Gurlittinsel Ehrensache. Dort findet werden. In den vergangenen 25 Jahren hat man immer einen Platz in einem Boot und sich das Vergnügungsangebot weiter ver- Kameraden, mit denen man hinterher vor vielfacht. , und Radsport dem Panorama der Alster bei so manchem sind populärer Breitensport mit Massenan- Bierchen oft noch Stunden in angeregtem ziehungskraft geworden und bieten sich als Gespräch verbringen kann. Alternativen an. Dass die Allemannia diesen Herausforderungen bisher gewachsen war, Obwohl Gedrucktes immer stärker durch mag eine weitere Betrachtung der Daten digitale Medien verdrängt wird und wir unserer Auswärtigen belegen. Vom 20-jähri- bereits durch Website, Online Newsletter, gen Jungmitglied bis zum über 80-jährigen Facebook und anderes auch im fernsten Clubveteranen sind nämlich alle Generati- Winkel der Welt Zugang zu Clubinfor- onen vertreten. Ein Zeichen, dass das große mationen haben, sind Alsterspiegel und Erlebnis »Rudern in der Allemannia« sich Mitgliederverzeichnis noch immer die Jahr um Jahr wiederholt hat und Clubtreue maßgeblichen Informationsquellen. Ihre nicht nur eine Sentimentalität der Alten ist. Ankunft sind für Auswärtige erwartungsvol- le Momente. Für uns enthalten sie nicht nur Mit der digitalen Revolution erleben wir wesentliche Informationen zum aktuellen zurzeit eine gesellschaftliche Umwälzung 160 | Menschen

unvorhersehbaren Ausmaßes. Wird die Auswärtige Mitglieder - Zitate Allemannia auch auch die nächsten 25 Jahre überstehen? Trotz aller technischen, politi- »Die Idee, uns Auslands-›Allemannen‹ ins schen und gesellschaftlichen Veränderun- Licht des Alsterspiegels zu bringen, finde ich gen, Rudern hat bereits seit über 200 Jahren wirklich gut, denn damit wird unter Be- weltweit immer wieder junge Menschen fas- weis gestellt, welch tiefe Spuren das frühere ziniert und angezogen, unter ihnen oft die sportliche Zusammenleben im Club doch trefflichsten ihrer Generation. Auch unsere hinterlassen hat. Das Beitragsgeld spielt da- Allemannia hat davon profitiert und wir bei keine Rolle. Vielmehr ist es die Verbun- haben allen Grund anzunehmen, dass diese denheit zu unserem Club, die Erinnerung Anziehungskraft anhält. Mit ihrer in 150 an eine wunderbare Jugend und – nicht zu Jahren bewiesenen Anpassungsfähigkeit, ein vergessen – die Liebe zu unserer Heimat- wenig Glück, unserem Zusammenhalt und stadt Hamburg! …« – Heinrich (»Heiner«) Zugehörigkeitsgefühl sollte es der Alle- J. Meyer, Gran Canaria, Jg. 1939, Mitglied mannia gelingen, auch das nächste große seit 1953, AS 6/2001. Clubjubiläum in guter Form zu feiern. »… Insgesamt habe ich in der Allemannia Peter Okens, Kanada zehn aktive Jahre intensiv erlebt, die mich stark geprägt haben. Zum Dank bin ich dem Ruderclub als auswärtiges Mitglied treu geblieben, und zwar inzwischen über 60 Jahre …« – Claus Riebell, Frankfurt a. M., Jg. 1935, Mitglied seit 1950, AS 1/2015. Menschen | 161

»… warum ich der Allemannia trotz so »…Ein etwaiger Austritt aus dem Club ist vieler Jahre Abwesenheit treu geblieben noch nie ein Thema gewesen und wird es bin? Die Antwort ist einfach: Auf meinem mit Sicherheit auch niemals werden! Im Schreibtisch (den ich nicht mehr allzu oft Gegenteil: Ein Besuch im Club ist immer benutze) steht der Allemannia-Stander für einer der Höhepunkte meines alljährlichen 250malige Anwesenheit beim Sonnabend- ›Heimaturlaubs‹, …« – Andreas Sobisch, morgen-Rudern. Und wenn ich im Radio Shaker Heights, Ohio, USA, Jg. 1959, Mit- oder TV ›Hamburg‹ höre bzw. sehe, sieht glied seit 1973. mein geistiges Auge automatisch die Alster und damit das Clubhaus und das Frühstück »…warum ich immer noch der Allemannia nach dem Rudern am Sonnabendmorgen! treu geblieben bin, so ist es haupsächlich die …« – Manfred Hennefründ, Asunción, Hoffnung, doch eines guten Tages wieder Peru, Jg. 1931, Mitglied seit 1972, AS ins geliebte Hamburg zurückzukehren. – Es 4/2001. ist jedes Mal wieder eine Freude, in den jeweils aktuellen ›Alsterspiegel‹ zu gucken »… meine Treue zu unserer großartigen und ein bisschen Alsterluft zu schnuppern!« Rudersport-Gemeinschaft, … , ist in der – Michael Zwerg, Dallas, Texas, USA, Jg. Dankbarkeit für die schönen, wenn auch 1970, Mitglied seit 1985. nur ganz wenigen Jahre begründet, die ich bei Euch verbringen konnte!« – Hansjörg Clauss, Bogotá, Kolumbien, Jg. 1937, gest. 2002, Mitglied 1957-2002.

»Wenn man wie ich die letzten (fast) fünf- undzwanzig Jahre im Ausland verbracht hat, dann ist die Mitgliedschaft in der Alleman- nia so ’was wie ein Rückfahrschein nach Hause. …« – Jörn Keck, Brüssel, Jg. 1938, Mitglied seit 1975. 162 | Menschen Studenten im Club – HSBA Rowing

Die Kooperation zwischen dem Ruder-Club »Allemannia von 1866« und der Hamburg School of Business Administration (HSBA) besteht nun schon seit vier Jahren. Das HSBA Rowing Team möchte sich an dieser Stelle gleichwohl noch einmal vorstellen. Im Club sind wir gut an den weiß-blauen Einteilern mit den orangefarbenen Streifen zu erkennen.

Alle Mitglieder des Teams sind Studenten der HSBA und studieren im Dualen System. Das heißt, dass sie fest in einem der Partner- unternehmen der HSBA angestellt sind und im ca. dreimonatigen Wechsel entweder im Unternehmen arbeiten oder in der Uni- versität büffeln. Abschluss des dreijährigen Studiums ist der Bachelor. Darauf aufbau- end kann an der HSBA auch der Masterab- schluss erreicht werden.

Neben diesem Programm aus Arbeit und Studieren darf natürlich der Sport nicht zu kurz kommen. Wir freuen uns daher, nun schon seit 2011 die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten in der Allemannia nutzen zu dürfen. Menschen | 163 164 | Menschen

Beim Hansa-Boat- Race 2015 gewinnen im Frauen-Doppelvierer Katharina Herzog, Iryna Sukennyk, Judith Mu- sau und Lisa von Holten mit 3 Längen Vorsprung.

Betreut werden wir über das Jahr hin- Seit 2008 treten die zwei Teams nun schon weg von Christian Dahlke, Sven Carstens jährlich gegeneinander an. Gab es zunächst und Johannes Grün. Der an Arbeits- und nur ein Rennen zwischen den Herren- Vorlesungszeiten angepasste Trainingsplan Achtern der Hochschulen, so kamen über umfasst an fünf Tagen in der Woche neben die Jahre mehr und mehr Bootsklassen Technikeinheiten auf dem Wasser auch hinzu: der gesteuerte Vierer der Herren, der Kraft- und Ausdauereinheiten. Doppelvierer und Doppelzweier der Da- men. Beim 2015er Hanse Boat Race wurde Den Höhepunkt der Saison bildet das Hanse als neueste Disziplin erstmals der Einer der Boat Race auf der Alster. Bei diesem Ren- Damen ausgefahren. nen tritt die HSBA gegen das Ruderteam der Jacobs University aus Bremen an. Das Nach mittlerweile acht Achter-Rennen steht Vorbild dieser Veranstaltung ist das »Boat es nun 5:3 für die HSBA! Race«, das berühmte Rennen zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge. Menschen | 165

HSBA-Kader 2015

Neben dem Hanse Boat Race versuchen Und auch sonst ist ein reger Austausch wir auch außerdem so viele Erfahrungen zwischen den Allemannen und den Studen- wie möglich zu sammeln: Neben kleineren ten entstanden: Sei es beim gemeinsamen Regatten wie dem Fari Cup, der Matjesre- Schwitzen auf dem Ergometer oder der gatta und diversen Uni-Turnieren stehen für gegenseitigen Unterstützung beim Auffüllen uns im Juli auch die Deutschen Hochschul- der Boote, wenn mal ein Mann fehlt. meisterschaften an. Hier können wir uns im direkten Vergleich mit anderen deutschen Wir freuen uns, dass wir uns über die letz- Hochschulen beweisen und bekommen ten Jahre hinweg auch abseits des Sportli- gleichzeitig einen Eindruck vom Niveau des chen in das Clubleben integrieren konnten, Hochschulsports. ob beim Kirschblütenfest, beim gemeinsa- men Grillen oder jeden Donnerstag beim Nach der Zeit im Team der HSBA muss die Frühstück: Die HSBA ist häufig vertreten. Ruderkarriere noch nicht ihr Ende finden. Im RBL-Kader des Clubs findet sich der eine Moritz Kurz oder andere ehemalige HSBAler wieder. 166 | Menschen

Vorsitzende der letzten 25 Jahre

Norderstedt) stammte. Ein Tischnachbar in der Gewerbeschule brachte ihn auf den Ge- schmack und so stand er eines Tages zusam- men mit seinem Freund Jost Behrmann in der Bootshalle. Jürgen begeisterte sich sofort für den Rudersport und verpflichtete sich 1957 auch zum Training. Mit acht Siegen schaffte er es in einem Jahr vom Jungmann zum Senior. Das Studium zum Bauingenieur und das gesellschaftliche Leben verhinder- ten weitere ruderische Erfolge.

Nach erfolgreichem Studium lernte Jürgen die Baupraxis mit Stationen in Hamburg, Köln, Mannheim und Zürich kennen, bevor er 1965 als dritte Generation in die familiäre

Jürgen Plambeck Bauunternehmung eintrat. Im gleichen Jahr heiratete er in Berlin seine Wintersport- Jürgen Plambeck freundin Katja und die Kinder Annette und Vorsitzender von 1988 bis 1996 Jan-Hinrich erweiterten später die Familie.

Viele Vorsitzende haben die Geschicke der Nach Einarbeitung in der Firma und den Allemannia gelenkt, aber Jürgen hat sicher- ersten Ehejahren konnte Jürgen ab Ende der lich nicht damit gerechnet, einmal für dieses 60er Jahre die Ruderei vermehrt reaktivie- Amt gewählt zu werden, als er 1955 mit 18 ren. In der »Dienstagsrunde« fand er seinen Jahren in den Club eintrat. Eigentlich war Platz und engagierte sich tatkräftig im Bau- für ihn eher ein Amt als Bauinnungsober- ausschuss von 1974-1983 sowie im Gesellig- meister bestimmt, da er aus einer honori- keitsausschuss von 1977-1980. In diese Zeit gen Bauunternehmung in Garstedt (heute fallen auch die ersten Wanderfahrten mit Menschen | 167

der Barke auf dem Main und dem Vierwald- und Zeit, zumal Jürgen zu Hause seit dem stätter See, sowie die Gründung einer RCA- Skiunfall seiner Frau Katja 1993 eine weitere Laufrunde in Norderstedt, die auch heute große Aufgabe zu bewältigen hatte. Nach nach über 40 Jahren noch besteht. dem Ende seiner Amtszeit 1996 übernahm Jürgen dann den Vorsitz der Stiftung. Jürgen hatte den Club also bereits mitge- prägt und daher war es eine logische Ent- Das Motto zur Einladung seines 50. Club- scheidung, ihm das Amt des Vorsitzenden jubläums war: »Dem Club zu helfen, den anzutragen. 1988 wurde er als Nachfolger Rudersport zu fördern und die Zukunft der von Erich Jungnickel und als erster Nicht- Allemannia zu stärken.« Das hat Jürgen Hamburger gewählt. Arbeit kam reichlich wahrlich getan! auf ihn zu, denn das 125-jährige Jubiläum stand 1991 vor der Tür und musste mit Die Planung für den Umbau unseres heuti- seinen vielfältigen Veranstaltungen organi- gen Clubhauses hat Jürgen als Mitglied des siert werden. Daneben wurde der Clubraum Bauausschusses von Anfang an ideenreich mit Schallschutzdecke und Parkettboden begleitet. Leider hat er die Vollendung sei- versehen, die Toiletten wurden neu gestal- ner Vorstellungen nicht mehr erlebt, er starb tet. Außerdem gründete er gemeinsam mit am 30. November 2008 viel zu früh mit 71 neun weiteren Mitgliedern und zwei Damen Jahren. verstorbener Allemannen die Stiftung »125 Jahre Allemannia«. Das Jubiläum wurde zu Peter Bohnsack einem ersten Höhepunkt seiner Amtszeit.

Durch das Stegemann-Erbe konnte dann ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen, der Bau eines Gymnastik- und die Erweiterung des Hantelraums. Die bau- und wasserrechtlichen Genehmigungen einzu- holen erforderten unvorstellbare Energie 168 | Menschen

Manfred Riechers nach über 35 Jahren liegt bei 99,7 %. Neben- Vorsitzender von 1996 bis 2006 bei hat Manfred die Prüfung zum Goldenen Sportabzeichen über 40mal abgelegt. Er Für die Allemannia war es ein bedeutender spielt zudem fast alle Club-Skatturniere mit Schritt, als Manfred dem Vorschlag der und belegt dabei meist die vorderen Plät- Wahlkommission zustimmte und für das zen, so dass seine liebe Frau Ilselore, mit Amt des Vorsitzenden des Ruder-Clubs der er seit über 50 Jahren verheiratet ist, mit kandidierte. Er hatte in seiner bescheidenen den Preisen auch die Familien ihrer beiden Art Bedenken und meinte, dass er als ehe- Töchter mit fünf Enkeln versorgen kann. maliger Leichtgewichtsruderer figürlich und Der Besuch aller sonstigen Clubveranstal- nach Siegen nicht unbedingt das Format tungen bereitet ihm viel Freude. mitbrachte, das dieses Amt erfordere. Dabei war er der ideale Kandidat, denn er kannte 1996 wurde Manfred in das Amt gewählt die Vorstandsarbeit als Leiter der Abteilung und es wurde eine große Zeit für die Al- Verwaltung von 1976-1982 und als Kassen- lemannia, so schreibt Jürgen Plambeck prüfer von 1992-1996 sehr genau und als anlässlich Manfreds 50jährigem Clubjubilä- Freund des scheidenden Jürgen Plambeck um 2004. Mit Herz, Engagement und weit- war ein kontinuierlicher Übergang gewähr- schauendem Sachverstand hat er mit seinem leistet. Team die Allemannia zu den Großen ge- führt. Sportlich war der Club auf nationaler Manfred, geboren 1936, war am 4. Mai 1954 und internationaler Ebene noch nie zuvor in die Allemannia eingetreten. Er trainierte so nachhaltig erfolgreich und Manfred war unter Otto Wille 1957 und 1958, ein Sieg meist persönlich zur Gratulation am Sieger- in Bremen und 1976 im Altherrenachter steg, ob im In- oder Ausland. in Leer waren die sportliche Ausbeute. Er gehörte dann zu den Gründungsmitglie- Ein weiterer bedeutender Erfolg in seiner dern der Dienstagsrunde, seit 1986 auch Amtszeit war die Verlängerung des Erb- regelmäßig zur Laufrunde und seit 1982 zur baurechtes bis 2054. Generationen von Dienstags-Barkenrunde. Seine Beteiligung Allemannen dürfen sich freuen, an einem Menschen | 169

Ehrung von Ulrich Busch (li) für seine Vorstandstätigkeit durch Manfred Riechers (re)

der schönsten Plätze an der Außenalster als Geschäftsführer eines bedeutenden das Besitzrecht zu haben und das zu einem Makler-Unternehmens war er dafür prä- moderaten Preis. Beharrlichkeit, Sachver- destiniert. Manfred kümmerte sich wieder stand und unerschütterlicher Wille, dieses um Spenden bei den Mitgliedern und den Ziel zu erreichen, haben den Erfolg möglich beteiligten Baufirmen sowie die Zuschüsse gemacht ohne den Club zu verschulden. Die für energetische Maßnahmen. Auch die Spendenaktion, die nach Vertragsabschluss Baubesprechungen besuchte er regelmäßig, folgte, war beispiellos. So konnte Man- bei teilweise minus 10 Grad war das keine fred nach 10jähriger Amtszeit (der bislang Freude. Am Erfolg dieser Umbau-Maßnah- längsten aller Vorsitzenden) den Vorsitz in me hatte Manfred einen großen Anteil und jüngere Hände abgeben. er wurde 2010 bei der Einweihung dafür gebührend gewürdigt. Aber rast- und ruhelos, wie er nun mal ist, ergab sich schnell eine neue Aufgabe. Nach wie vor ist Manfred als Mitglied des Der junge Vorstand hatte die Planung zum Ehrengerichtes, der Gruppenkapitäne sowie Umbau des Bootshauses beauftragt. Für der Ausschüsse für die Organisation »150 dessen Steuerung wurde ein Bauausschuss Jahre Allemannia« und der Festzeitschrift gewählt und Manfred war, wie nicht anders für den Club tätig. Sollten noch andere Auf- zu erwarten, eines seiner aktivsten Mitglie- gaben anfallen, Manfred macht das schon… der. Er war der kaufmännische Kopf des Ausschusses. Durch seine berufliche Lauf- Peter Bohnsack bahn als Versicherungskaufmann und später 170 | Menschen

Dirk Heinike Generationswechsel im Vorstand ein. Vorsitzender seit 2006 Der neue Vorstand entwickelte eine Strate- Dirk Heinike trat 1969 in die Jung-Alle- gie, um den Club zukunftsfähig auszurich- mannia ein. Zum Rudern hat ihn sein Vater ten. Dabei ging es u.a um eine Neuausrich- Harm Heinike gebracht, der selbst seit tung des Leistungs- und des Breitensports vielen Jahren Mitglied in der Allemannia ist. und der Finanzen, aber insbesondere auch Nach Banklehre und Studium der Betriebs- um den Umbau und die Sanierung unseres wirtschaftslehre ist er in das damals von sei- Bootshauses. Durch die Verlängerung des nem Vater geführte Familienunternehmen Erbpachtvertrages mit der Stadt war 2004 Arthur Heinike eingetreten. Mit unterneh- die hervorragende Lage an der Außenalster merischem Gespür richtete er das Unter- gesichert worden. Allerdings war das aus nehmen als Spezialist in der automatisierten den fünfziger Jahren stammende Clubhaus Werkzeugausgabe neu aus und sorgte für stark in die Jahre gekommen und war in vie- erhebliches Wachstum. Dirk ist zum zweiten lerlei Hinsicht sanierungsbedürftig, obgleich Mal verheiratet und Vater zweier Töchter, das Haus über die Jahre laufend instandge- denen er viel Aufmerksamkeit widmet. halten worden war. Neben der Planung und der Baugenehmigung galt es insbesondere Dirk hat sich neben der Ausbildung und die Finanzierung des Umbaus sicherzustel- der darauffolgenden selbständigen beruf- len. lichen Tätigkeit bereits frühzeitig in der Jungallemannia und später in verschiedenen Natürlich waren auch die Mitglieder von Positionen im Vorstand der Allemannia den Planungen zu überzeugen. Bei so gra- engagiert. Auf der Jahreshauptversammlung vierenden Veränderungen und insbesondere im Februar 2006 wurde Dirk dann als Nach- den zu erwartenden erheblichen finanziellen folger von Manfred Riechers zum Vorsitzen- Belastungen des Clubs gab es durchaus un- den der Allemannia gewählt. Gemeinsam terschiedliche Auffassungen in der Mitglied- mit dem auf verschiedenen Positionen neu schaft. Für sehr kontroverse Diskussionen besetzten Vorstandsteam leitete er einen sorgte unter anderem der Plan des Vor- Menschen | 171

stands, den Pachtvertrag für die Ökonomie Neuausrichtung des Clubs umzusetzen. des Clubs neu auszuschreiben. Der Vertrag mit dem Ehepaar Sagner war nach 17 Jahren In der Folge konnte die Zahl unserer ausgelaufen. Der Wechsel in der Ökonomie Mitglieder deutlich erhöht werden. Unser würde erhebliche Änderungen mit sich Bootspark ist auch dank großzügiger Spon- bringen. Der Vorstand und insbesondere soren sehr modern. Und auch im Leistungs- Dirk sahen diesen aber aufgrund der damit sport bewegt sich in der Allemannia einiges. zu erzielenden, deutlich höhere Pachtein- Ruderer und Trainer erringen sowohl auf nahmen als alternativlos an, die sowohl für nationalen als auch auf internationalen Re- die Finanzierung des Bootshausumbaus als gatten Erfolge, Trainingsleute unseres Clubs auch generell für die Zukunftssicherung der werden durch den Deutschen Ruderverband Allemannia unverzichtbar waren. in die verschiedenen Nationalmannschaften berufen und sind auf den jeweiligen Wett- Die Diskussionen auf der ordentlichen kämpfen sehr erfolgreich. Hauptversammlung im Februar 2008 waren aber so kontrovers, dass keine mehrheitliche Trotz seiner großen beruflichen Belastung Zustimmung zu den Plänen des Vorstandes hat Dirk Heinike in den letzten Jahren das erzielt werden konnte. Erst eine außeror- Amt des Vorsitzenden mit viel Weitsicht dentliche Mitgliederversammlung – zumin- und stets großem Engagement ausgefüllt. dest in den letzten 50 Jahren einmalig – im Hoffen wir, dass er dem Club noch lange in Juni 2008 brachte die letztlich von einer führender Position erhalten bleiben wird. breiten Mehrheit getragene Zustimmung für einen Umbau. Auch die Teilnahme an der Klaus Harder, Dr. Stefan Janssen Versammlung war »außerordentlich«. Das Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt. In den ausgiebigen Diskussionen um den Umbau zeigte Dirk sein großes Verhand- lungsgeschick, aber auch seinen Willen, den Umbau als wichtigen Meilenstein bei der 172 | Menschen

Ehrenmitglieder

Ehrenmitglieder der Allemannia sind Die derzeitigen Ehrenmitglieder sind: Mitglieder, die sich in besonderer Weise um Gerd Beiser, Werner Schümann, die Allemannia verdient gemacht haben. Sie Klaus Harder, Werner Töben, werden gemäß § 6 unserer Satzung von der Wolf-Günter Schmitt, Manfred Riechers, Mitgliedschaft oder vom Vorstand berufen. Peter Bohnsack, Ulrich Busch und Gerd Babrikowski. Unsere Ehrenmitglieder sind frei von Pflich- ten und müssen keine Mitgliedsbeiträge Sie waren über lange Jahre tätig im Vorstand bezahlen. In der Allemannia beteiligen sich der Allemannia, im Deutschen Ruderver- jedoch die meisten der Ehrenmitglieder band, im Allgemeinen Alster Club sowie in weiter an den verschiedensten Aufgaben im weiteren besonderen Funktionen. Unsere Club und zahlen ihre Beiträge als Spende. Ehrenmitglieder haben alle das Clubleben Die Gründe, sich weiter ehrenamtlich zu entscheidend geprägt. Sie bleiben Vorbild betätigen, liegen in der besonderen Verbin- und können in der Regel auf eine jahrzehn- dung dieser Mitglieder zur Allemannia. telange Mitgliedschaft zurückblicken.

In der Allemannia hat es als Ausnahmen drei Ehrenvorsitzende gegeben: Georg Frank, Dr. Werner Heerwagen und Julius (Pilo) Schümann.

Sie waren herausragende Persönlichkeiten, denen noch heute unser Dank gilt.

Manfred Riechers Menschen | 173 174 | Menschen Stiftung »125 Jahre Allemannia«

Wer sich mit der wirtschaftlichen Situ- den laufenden Clubhaushalt finanzieren, ation des Ruderclubs auskennt, dem ist hat es sich die Stiftung also zur Aufgabe bekannt, dass die Leistungen, die der Club gemacht, besondere Projekte des Clubs zu seinen Mitgliedern bietet, aus dem Bei- unterstützen. Dieses ist in den letzten Jahren tragsvolumen allein nicht zu finanzieren in erfreulichem Umfang gelungen, wie fol- sind. Erfreulicherweise stehen dem Club gende Zahlen verdeutlichen: neben Spenden engagierter Mitglieder auch Mieteinnahmen, Einnahmen aus der Stiftungsgründungskapital Ökonomie und nicht zuletzt Zuwendungen DM 125.00,00 € 63.911,49 der Stiftung Allemannia zur Verfügung. Gesamtkapital derzeit € 269.935,93 Diese zusätzlichen Einnahmen ermöglichen Zur Förderung des es der Allemannia, ihren Mitgliedern einen Ruderclubs verwendet € 199.932,32 Leistungsstandard zu bieten, der unter den Ruderclubs in Deutschland sicherlich außer- Es ist in den vergangenen Jahren also gewöhnlich ist. nicht nur gelungen, das Stiftungskapital zu vervierfachen. Die Stiftung konnte dem Die Stiftung Allemannia wurde 1991, im Club darüber hinaus auch einen Betrag zur Jahr des 125-jährigen Jubiläums, von einer Verfügung stellen, der nahezu das Dreifa- Reihe engagierter Mitglieder und, was che des ursprünglichen Kapitals ausmacht. besonders hervorzuheben ist, dem Club Das ist nur gelungen, weil viele Allemannen besonders verbundener Ehefrauen ver- von der Wichtigkeit der Stiftung überzeugt storbener Allemannen gegründet. Ziel war werden konnten. und ist es, ein Vermögen in der besonde- ren Rechtsform einer Stiftung aufzubauen, um dadurch die wirtschaftliche Situation des Clubs langfristig zu sichern und ihm laufend Mittel zur Finanzierung besonderer Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Wäh- rend die Beitragseinnahmen und Spenden Menschen | 175 176 | Menschen Menschen | 177

Aus den Erträgen der Stiftung wurden in Die Stiftung wird ehrenamtlich geführt, so den letzten Jahren finanziert: dass keine Verwaltungsaufwendungen die Erträge schmälern. Zudem ist sie als ge- »» Überholung der Gigboote mit einem meinnützig anerkannt. Das bedeutet, dass Aufwand von € 25.000 für sämtliche Zustiftungen und Spenden steuerlich abzugsfähige Spendenbescheini- »» Jährliches Trainingslager der Rennrude- gungen erstellt werden können. Die Stiftung rer mit einem Aufwand von € 15.000 tut dies auch für jeden Beitrag. Dieser Hin- weis mag für diejenigen von Interesse sein, »» Beschaffung des Gigvierers »Stiftung die demnächst einen runden Geburtstag, Allemannia« mit einem Aufwand von ein Firmenjubiläum oder etwas Ähnliches € 15.000 feiern. Da von einem bestimmten Alter an Fragen nach passenden Geburtstagsge- »» Anhänger für die Barke mit einem Auf- schenken Achselzucken provozieren, aber wand von € 12.000 viele Gäste dennoch gern sinnvoll schenken möchten, bietet es sich an, um eine Spende »» Beschaffung eines Motorkatamarans mit oder eine Zustiftung zugunsten der Stiftung einem Aufwand von € 8.000 Allemannia zu bitten. In der Vergangenheit haben viele Mitglieder Um diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu mit einem derartigen Spendenaufruf die können – im Jubiläumsjahr möchte die Stif- Stiftung unterstützt, was zu einem kräftigen tung u.a. die Beschaffung eines neuen Renn- Anstieg des Stiftungskapitals und damit Zweiers ermöglichen – ist sie auch weiterhin auch der Ausschüttungen an den Club ge- auf Spenden und Zustiftungen angewiesen. führt hat. Damit dies auch weiterhin für die Dieses gilt umso mehr, als die auf dem Kapi- Zukunft gelte, bittet der Vorstand der Stif- talmarkt erzielbaren Zinserträge seit einiger tung darum, diese auch weiter mit Spenden Zeit gegen null tendieren und das Geld, das zu unterstützen. der Stiftung anvertraut ist, natürlich nicht in Spekulationsgeschäfte investiert wird. Dr. Henning Gleim 178 | Menschen

Mäzene

Für ein ansprechendes Clubhaus, einen Es werden hier keine Namen genannt, aber attraktiven Bootspark, für handwerkli- die Zeugnisse großherziger finanzieller che Sorge um das Bootsmaterial, für den Unterstützung wirken in unseren Anna- Leistungssport mit Besuchen von Regatten, len nach und begegnen uns auch heute aber auch für Betreuer der Jugendarbeit und noch ständig. Vermächtnisse, Spenden für damit für die Nachwuchsförderung stand besondere Vorhaben, Mittel aus der Stiftung immer das Beitragsaufkommen der Mitglie- Allemannia sind unserer Gemeinschaft in der zur Verfügung. reichem Maße zugeflossen. Und es waren in erstaunlicher Zahl auswärtige Mitglieder, Wenn es aber um besondere Anlässe ging, die ihrer Bindung an unseren Club damit ei- war es für uns Allemannen ein Glück, dass nen bleibenden Ausdruck verliehen haben. der Club immer Gönner und Mäzene hatte, die mit ihren Zuwendungen sicherstellten, Ulrich Busch dass über das normale Beitragsaufkommen hinaus Mittel für besondere Aufgaben zur Verfügung standen.

Blick in den Ergoraum Menschen | 179

AusBLICK

❱ Gedanken zum 200. Jubiläum {182} 182 | Ausblick

Gedanken zum 200. Jubiläum im Jahre 2066

Im Jahre 2016 feiert der RCA seinen 150. krieg (Reichsmark gegen Deutsche Mark) Geburtstag, doch wie wird es in der und gegeben hat. Doch eine moderate jährliche um die Allemannia im Jubiläumsjahr 2066 Geldentwertung hat auch vor dem Jahres- aussehen? beitrag des RCA nicht halt gemacht, und dieser beträgt für normale Mitglieder EUR Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat 1.500,00. »History is inflationary« schrieben gesagt: »Wer Visionen hat, sollte zum Arzt schon vor über 50 Jahren die amerikani- gehen!« Nachdem ich trotz der zu erwar- schen Historiker W. und A. Durant. tenden Fortschritte in der Entwicklung von lebensverlängernden Medikamenten beim Die Verlängerung des ursprünglichen Festball anlässlich des 200jährigen RCA-Ju- Erbbaurechtsvertrages bis zum Jahre 2054 biläums im unter Denkmalschutz stehenden wurde Anfang des 21. Jahrhunderts von Festsaal des »Atlantic« weder das Tanzbein dem damaligen Vorsitzenden Manfred schwingen noch Champagner trinken Riechers mit dem Hamburger Senat ausge- werde, kann ich unbeschwert fabulieren und handelt. Dem Vorstand gelang es 2054 nicht werde auch nicht zum Arzt gehen. nur, diesen Vertrag bis 2104 zu verlängern, sondern er erhielt schon zu einem früheren Hamburg wird 2066 über 2 Mio. Einwoh- Zeitpunkt die Genehmigung der Stadt, das ner haben, der Speckgürtel um die Stadt ist Bootshaus zu vergrößern, um Platz für den ebenfalls gewachsen, und der RCA zählt sich ständig erweiternden Bootsbestand und ca. 800 Mitglieder. Die Statuten des Clubs Raum für die Umkleideräume der Frauen zu wurden geändert: Auch Frauen können nun schaffen. Eine positive Rolle bei dieser Ge- Mitglieder sein. Ohne die politischen und nehmigung spielte der umfangreiche Schul-, wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa Hochschul- und Betriebssport innerhalb des und im EURO-Raum näher in meine Prog- RCA. Finanziert wurde die architektonisch nosen einzubeziehen, sei angenommen, dass gelungene Erweiterung neben Darlehen es keine Währungsreform und keine große durch Umlagen, Spenden und Erbschaften. Geldentwertung, d. h. Inflation oder einen Währungstausch wie nach dem 2. Welt- Ausblick | 183 184 | Ausblick

Die Stiftung »Allemannia 125« feiert 2066 ihr 75jähriges Jubiläum und ist durch Spenden und Erbschaften auf ca. EUR 1,2 Mio. angewachsen, obwohl immer wieder Zuschüsse an den Club für neue Boote und auch für die Vergrößerung des Bootshauses geflossen sind.

Im Bootsbau hat es in den vergangenen 50 Jahren mit der Verwendung von für den Schiffs- und Flugzeugbau entwickelten Werkstoffen beachtliche Veränderungen ge- geben, die die Boote leichter und schneller machten. Holzboote gibt es nicht mehr, nur die Barke »RC Allemannia von 1866« wird Da die Allemannia schon immer stark im von einigen Mitgliedern als Oldtimer gehegt Leichtgewichtsbereich war, konnten meh- und gepflegt. Zu besonderen Anlässen wird rere Allemannen u. a. im »Deutschland-­ sie zu Wasser gelassen. Ansonsten gibt es für Doppelachter« olympische Medaillen Wanderfahrten drei Barken aus den neuen gewinnen, sogar die Goldmedaille. Gleiche Materialien. Erfolge wurden auf Europa- und Weltmeis- terschaften erzielt. Neben dem Breitensport spielt der Leis- tungssport im RCA weiterhin eine wichtige Bei der Ruderkleidung hat sich in 50 Jahren Rolle. Im Ruderprogramm der olympischen viel verändert, doch trotz der neuen Textil- Spiele hat es eine großartige Veränderung fasern sind die Farben weiterhin rot-weiß. gegeben. Sowohl bei den Frauen als auch Nur der traditionelle Clubpullover hat alle bei den Männern wurde im Leichtgewichts- Veränderungen überstanden und wird im bereich der Doppelzweier durch einen Winter und auf Wanderfahrten getragen, Doppel­achter ersetzt. vielleicht nicht mehr aus kratzender Schur- Ausblick | 185

ernfrühstück inzwischen aus gentechnisch veränderten Produkten zubereitet wird, schmeckt es den Ruderern genauso gut wie vor 50 Jahren, ohne gesundheitliche Gefah- ren.

Ich hoffe, dass recht viele Allemannen das 150. und auch das 200. Jubiläumsfest des RC Allemannia feiern werden.

Die sich ständig steigernde Lebenszeiter- wartung gibt hierzu berechtigte Hoffnun- gen. Diese Clubkameraden können dann die Festzeitschrift von 2016 heraussuchen und wolle, sondern aus Fleece oder ähnlichem prüfen, wie hoch meine Trefferquote war. »man made material«. Und wenn sie höher als 51 Prozent ist, gibt es bis dahin vielleicht die Kommunikati- Das gesellige Beisammensein nach dem onswege, um mir dies von der Alster in die Training oder der etwas gemütlicheren ewigen Jagdgründe zu übermitteln. Alstertour der Breitensportler wird wie in früheren Zeiten gepflegt. Ob für die Versor- Fred Nechels (Jahrgang 1935) gung mit Speisen und Getränken die Firma Brunckhorst weiterhin sorgt oder deren Nachfolger, sei dahingestellt. Neben Speisen und Getränken, die 2016 noch nicht auf der Karte standen, gibt es aber auch 50 Jahre später noch Bauernfrühstück und ein nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebrautes und frisch gezapftes Bier. Auch wenn das Bau- 186 | Ausblick Ausblick | 187 188 | Ausblick

IMPRESSUM

Redaktion: AUTOREN: Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Dr. Stefan Arne Basner, Ole Brauer, Peter Bohnsack, Janssen, Ralf Kockel, Manfred Riechers, Ulrich Busch, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Harald Sobisch, Monika Strocka Jan Eutert, Arne Falkenhorst, Andreas Förster, Dr. Henning Gleim, Klaus Harder, Layout Dirk Heinike, Dr. Stefan Janssen, Siegfried rowDESIGN Ralf Kockel Kaidel, Jürgen Kiene, Peter Koch, Moritz Kurz, Dr. Jürgen Mantell, Ingo Matthies, Druck: Fred Nechels, Peter Okens, Kai Olbrich, copy-druck, Hamburg Dr. Boll Reimann, Manfred Riechers, Olaf Scholz, Harald Sobisch, Dr. Bernd Strocka, © 2016 Dr. Enno Ulrichs, Jürgen Warner und Frank Wolgast

Fotos: Andreas Kayales (Kayales Photography), Arne Basner, Sven Bentien, Wilfried Brozait, Ulrich Busch, Sven Carstens, Joachim Dietz, Bootswerft Empacher GmbH, Andreas Förster, Günther Hansch, Hapag-Lloyd AG, Ralf Kockel, Wolfgang Marahrens, Oliver Quickert (rudern.de), Rave Oschkinat Architekten, Norbert Schmidt, Detlev Seyb (meinruderbild.de), Dr. Bernhard (Bernd) Strocka, Thomas Strub, Enno Ulrichs Die Mitglieder sind die Seele des Clubs – das Herz schlägt in der Bootshalle