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KLIMASCHUTZ IM 2010 – 2020

Stand August 2020 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 INHALT

VORWORT...... 5

1. EINLEITUNG...... 6

2. DIE BEDEUTUNG DES KLIMASCHUTZES...... 7

3. KLIMASCHUTZAKTIVITÄTEN IM LANDKREIS OSTALBKREIS ZEITLICHER ABLAUF...... 8

4. AKTIVITÄTEN DES ENERGIEKOMPETENZOSTALB E.V...... 9 4.1 Entstehung...... 9 4.2 Umstellung, Weiterentwicklung und Vernetzung des EKO seit 2010...... 9 4.3 Neue Aufgaben und Struktur...... 10 4.4 Generierung von neuen Einnahmen...... 11 4.5 Mitgliederentwicklung des EKO ...... 12 4.6 Beratungen des EKO von 2010 – 2020 ...... 13 4.7 Kommunales Energiemanagement...... 15 4.8 Schulprojekte des EKO...... 16 4.9 Regionale Wertschöpfung durch das EKO...... 17

5. MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG...... 19 5.1 Ausgangslage...... 19 5.2 Potenziale...... 19 5.3 Mögliche Maßnahmen zur Energieeinsparung/-Effizienz...... 20 5.4 Das Klimaschutzkonzept...... 22 5.5 Energieberichte und erneuerbare Energien der Landkreisverwaltung...... 24 5.6 KlimaForum...... 27 5.7 European Energy Award...... 28 5.8 Leitstern Energieeffizienz...... 30 5.9 Klimabündnis...... 30 5.10 ÖPNV...... 30 5.11 E-Mobilität...... 31

6. BEWERTUNG UND AUSBLICK...... 32

SCHLUSSWORT...... 33

LITERATURVERZEICHNIS...... 34

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 4 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 VORWORT

Sehr geehrte Damen und Herren, im Mai des Jahres 2010 hat der Kreistag des Ostalbkreises sich ein eigenes Klimaschutzziel gegeben und damit die Trägerschaft des Energieberatungszentrums „EnergiekompetenzOSTALB e.V. (EKO)“ mit Sitz in Böbingen übernommen.

Seit der Vereinsgründung im Jahre 2004 und verstärkt seit 2010 nimmt der gemeinnützige Verein EnergiekompetenzOSTALB e.V., kurz EKO genannt, die Aufgabe der regionalen Energie- und Klimaschutzberatung des Ostalbkreises wahr.

Die Herausforderungen des Klimaschutzes haben wie kaum andere Themen in den letzten zehn Jahren die Diskussion in der breiten Gesellschaft dominiert. Zuerst ein Randthema und heute das Zukunftsthema für die Menschheit überhaupt.

Aus diesem Grund hat das EKO das Steinbeis Transferzentrum Energiesysteme an der Hochschule unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Martina Hofmann gebeten, die Klimaschutzaktivitäten der Landkreisverwaltung in Verbindung mit dem EKO zusammenfassend darzustellen, um einen allgemeinen Überblick für den Zeitraum 2010 bis 2020 bekommen.

Für das EKO ist dieses Jahrzehnt prägend. Seit der Gründung des EKO-Energieberatungszentrums haben nahezu 20.000 Beratungsgespräche für die Bürgerinnen und Bürger des Ostalbkreises stattgefunden. Prägend in diesen zehn Jahren war auch das unerbittliche Eintreten unseres Landrats Klaus Pavel für die Gründung, den Erhalt und die Weiterentwicklung des Energiekompetenzzentrums in Böbingen. Dafür sei Ihm an dieser Stelle, auch im Namen der gesamten Vorstandschaft, gedankt.

Die nachfolgenden Ausführungen sollen Ihnen aufzeigen, welche Schritte der Ostalbkreis und das EKO in Richtung einer nachhaltigen und klimaschonenden Zukunft bereits gegangen sind.

Ralf Bodamer

Geschäftsführer EKO

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 5 1. EINLEITUNG

Das Weltklima beeinflusst wesentlich die Lebens- men zu deren Erreichung umsetzt. In diesem Be- bedingungen von Menschheit und belebter Natur. wusstsein hat der Kreistag in seiner Sitzung vom Die öffentlich geführte Diskussion über mögliche 18.05.2010 unter dem Motto „Der Ostalbkreis künftige Klimaänderungen, die zu einer beträcht- handelt bereits“ das folgende Klimaschutzziel be- lichen Veränderung des täglichen Wetters führen schlossen: könnten, hat alle Schichten unserer Gesellschaft „Der Ostalbkreis setzt sich zum Ziel, in den Städ- erreicht und beeinflusst in vielen Bereichen politi- ten und Gemeinden 50% des gesamten Energie- sches und wirtschaftliches Handeln, national wie und Wärmebedarfs bis zum Jahr 2025 über rege- global. Umfragen in allen 27 Mitgliedsstaaten nerative Energien zu decken.“ [2] der Europäischen Union haben ergeben, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung den Klimawan- Dies war allerdings nicht das erste Mal, dass der del als ernsthaftes Problem wahrnehmen. Damit Ostalbkreis in Sachen Klimaschutz aktiv wurde. wird der Klimawandel als insgesamt zweitgrößtes Das Klimaschutzziel war die konsequente Fort- Problem der Menschheit nach Armut, Hunger und schreibung der Aktivitäten, welche bereits 2002 Mangel an Trinkwasser betrachtet [1]. mit dem CO2-Minderungsprogramm gestartet wurden. Mit der Festschreibung dieses Zieles Diesen Sorgen hat sich der Ostalbkreis bereits im konnten somit intentional die Maßnahmen entwi- Jahr 2010 angenommen. Der Klimawandel kann ckelt und strukturiert werden. nur begrenzt und die Energiewende kann nur voll- zogen werden, wenn die öffentliche Verwaltung auf lokaler Ebene Ziele festlegt und Maßnah-

6 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 2. DIE BEDEUTUNG DES KLIMASCHUTZES

Seit den 1980er-Jahren sind anthropogene Kli- Die Verhandlungen und Festlegungen der Klima- maänderungen zunehmend im Fokus der Wissen- schutzziele erfolgen auf internationaler und natio- schaft. Die WMO (World Meteorological Orga- naler Ebene in verschiedenen Gremien. nization) und das UNEP (Umweltprogramm der Auch die EU, Deutschland und das Land Baden- Vereinten Nationen) gründeten 1988 den zwi- Württemberg haben sich selbst Reduktionsziele schenstaatlichen Sachverständigenrat für Klimaän- für den Energieverbrauch und den Treibhausgas- derungen (Intergovernmental Panel on Climate ausstoß, sowie Ausbauziele für erneuerbare Ener- Change, IPCC) als regierungsunabhängiges und gien gesetzt. Die gesetzten Ziele sollen immer wissenschaftliches Gremium, welches oft auch als unter der Voraussetzung verfolgt werden, dass Weltklimarat bezeichnet wird. Seine Aufgabe ist diese klima- und umweltverträglich sowie bezahl- es, regelmäßig die Erkenntnisse der weltweiten bar und somit auch wirtschaftlich sind. Klimaforschung zusammenzutragen und einen ob- jektiven, unabhängigen und umfassenden Bericht Bei der Umsetzung und Erreichung der Ziele neh- über die beobachteten Klimaänderungen zu er- men die Landkreise, Städte und Kommunen eine stellen, sowie die daraus resultierenden ökono- zentrale Rolle ein. Sie können wirksam Maßnah- mischen und sozialen Auswirkungen aufzuzeigen men zum Schutz des Klimas und zur Anpassung und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. an den Klimawandel ergreifen und lokal umset- zen. Zur Erfüllung der gesetzten Ziele haben Die 197 Vertragsstaaten der Konvention kommen die staatlichen Institutionen eine Reihe von Inst- regelmäßig zu UN-Klima-Konferenzen zusammen. rumenten entwickelt, die bei der Umsetzung der Ende 2015 fand in Paris die 21. UN-Klima-Konfe- notwendigen Maßnahmen unterstützend wirken. renz statt. Ziel war es, verbindliche Klimaschutz- Hierbei zählt über die Vorbildfunktion der Land- ziele für jedes der 195 teilnehmenden Staaten kreisverwaltung zum Ausbau der regenerativen festzulegen. Am 12. Dezember 2015 erklärten Energien hinaus auch die Etablierung einer star- die Vertragsstaaten verbindlich, die Erderwär- ken und unabhängigen Energieagentur [4]. mung deutlich unter 2°C zu halten und in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts klimaneutral zu wirtschaften. Jeder der Vertragsstaaten soll und muss zu diesem Ziel beitragen. Hierzu wurden im Vorfeld von den Vertragsstaaten die jeweils mögli- chen Länderbeiträge (INDCs: intended nationally determinded contributions) zum oben genannten Ziel abgefragt. Diese dort genannten Beiträge zur Dekarbonisierung der Wirtschaft reichen je- doch nicht aus, um die beschlossenen Ziele zu erreichen [3].

Weltweit werden Ziele und Handlungsfelder identifiziert und Maßnahmen entwickelt, um die Treibhausgasemissionen zu minimieren und damit dem Klimawandel und dessen Auswirkungen zu begegnen.

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 7 3. KLIMASCHUTZAKTIVITÄTEN IM LANDKREIS OSTALBKREIS ZEITLICHER ABLAUF

In der nachfolgenden Tabelle sind die bisherigen Klimaschutzaktivitäten des Ostalbkreises in chronologi- scher Reihenfolge dargestellt:

2002 ¾ Erstellung eines CO2 Minderungskonzepts durch die Energie-Agentur Lippe GmbH.

2004 ¾ Gründung des Vereins EnergiekompetenzOSTALB e. V.

2008 ¾ Fortschreibung des CO2 Minderungskonzepts durch die Universität (Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung); Beauftragung zur Erstellung einer Vorlage der Energiekonzeption, wie der Ostalbkreis vom bevorstehenden Klimawandel betroffen wird und wie darauf reagiert werden muss. ¾ Schaffung der Stelle eines Energiemanagers.

2011 – 2012 ¾ Erstellung des Klimaschutzkonzepts für den Landkreis durch K. Greentech GmbH.

2013 ¾ Beschluss zur Umsetzung der Maßnahmen/Vorschläge aus dem Klimaschutzkonzept (z.B. Beschluss zur Teilnahme am European Energy Award).

2015 ¾ Teilnahme am Sonderprogramm Gebäudesanierung zur Substanzerhaltung und Energieeinsparung.

2015 – 2018 ¾ Teilnahme am European Energy Award EEA.

2020 ¾ Beitritt zum internationalen Klimabündnis der Europäischen Kommunen in Partnerschaft mit indigenen Völkern.

8 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 4. AKTIVITÄTEN DES ENERGIEKOMPETENZOSTALB E. V.

4.1 ENTSTEHUNG Ostalbkreis die Geschäfts- und Betriebsfüh- rung des Energieberatungszentrums. – Zu diesem Zweck stellt der Verein EKO die Der Verein EnergiekompetenzOSTALB e. V. (EKO) Mitgliedsbeiträge und Sponsoringerlöse von wurde im Herbst 2004 als Gemeinschaftsprojekt derzeit jährlich etwa 50.000 € dem Ostalb- des Ostalbkreises, des Landes Baden-Württem- kreis zur Verfügung und ist auch künftig bereit, berg, der Kreishandwerkerschaft, der Architek- weitere Mitglieder zu werben und Sponsoren tenkammergruppe und der Gemeinde Böbingen zu gewinnen. gegründet. Mehr als die Hälfte der Gemeinden des Ostalbkreises, zahlreiche Handwerkerinnun- – Die Personal- und Sachkosten für den laufen- gen sowie Betriebe, Finanzdienstleister und Ge- den Betrieb sind durch den Ostalbkreis sicher- bäudeenergieberater wurden in den ersten Jahren zustellen, wobei mit Herrn Ralf Bodamer be- Mitglieder oder Fördermitglieder des Vereins. reits ein kompetenter Geschäftsführer aus dem Personalbestand der Landkreisverwaltung ge- Der Verein wurde mit dem Ziel, eine kostenfreie, funden werden konnte. Alle weiteren für den neutrale und unabhängige Erstenergieberatung Betrieb notwendigen Personalstellen werden für Bürger*innen des Ostalbkreises anzubieten, aus dem Stellenplan des Ostalbkreises ohne gegründet. Bei den durchgeführten Beratungen Stellenmehrung erfolgen, so dass durch die werden im Wesentlichen Themen wie die Sanie- Übernahme dieser Aufgaben keine neuen rung der Eigenheime, die Installation von erneuer- Stellen geschaffen werden [5]. baren Energien wie bspw. Photovoltaik oder auch der Austausch alter/bestehender Heizungen von Zur Erfüllung der o. g. Aufgaben standen 2010 den Hilfesuchenden nachgefragt. Bis heute ist die dem EKO insgesamt 3 Mitarbeiter/-innen in Voll- Beratung von Bürger*innen des Ostalbkreises die und Teilzeitbeschäftigung zur Verfügung. Kernaufgabe des EKO.

In den Jahren 2004 – 2010 bot das EKO vor- nehmlich Initalberatungen an, allerdings konn- te damit im Ostalbkreis kein größerer Bekannt- heitsgrad erreicht werden. In der Folge fanden 4.2 UMSTELLUNG, intensive Gespräche mit dem Verein Energieko- WEITERENTWICKLUNG UND mpetenzOSTALB e. V. zur Neuorientierung und VERNETZUNG DES EKO SEIT 2010 Neuausrichtung des Energieberatungszentrums statt. Das Energieberatungszentrum des EKO in Böbin- Nach den Gesprächsrunden und der Beschluss- gen nimmt seit 2010 die Aufgabe einer regio- fassung der EKO-Mitgliederversammlung am 26. nalen Energieagentur für den Ostalbkreis wahr. März 2010 wurden die folgenden konzeptionel- Damit ist es die einzige etablierte regionale Ener- len Eckpunkte beschlossen: gieagentur in der Region Ostwürttemberg. – Der Verein EnergiekompetenzOSTALB e. V. Das Portfolio wurde erweitert, so dass sich dort bleibt bestehen, fungiert künftig als sog. Trä- Bauherren, Handwerksbetriebe, Kommunen, Ar- gerverein. chitekten und Planer kostenlos, neutral und un- – Gleichzeitig überträgt der Verein EKO dem abhängig informieren können, welche aktuellen

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 9 AKTIVITÄTEN DES ENERGIEKOMPETENZOSTALB E. V.

Techniken, Produkte, Fördermöglichkeiten und de, die hälftig vom Land Baden-Württemberg und Trends es in den Themenfeldern Neubau, Sanie- den regionalen Energieagenturen getragen wird. rung, Modernisierung von Haus-, Heizungs- und Das EKO ist in beiden Zusammenschlüssen ein- Lüftungstechnik sowie der Energieeffizienz und gebunden. dem Einsatz von erneuerbaren Energieträgern gibt.

Ziele und Aufgaben des EKO sind insbesonde- re, Maßnahmen zur Reduzierung des Energiever- 4.3 NEUE AUFGABEN UND brauchs und die Nutzung von regenerativen Ener- gien im Ostalbkreis zu fördern. Dies soll durch STRUKTUR eine direkte und persönliche Informationsvermitt- lung, sowie durch Fortbildungsveranstaltungen Betrachtet man das EKO grundsätzlich als un- und durch die Begleitung von Projekten erfolgen. abhängige, neutrale und kompetente Beratungs- stelle für die Bürger*innen, die Kommunen und Das Zentrum des EKO ist ein neu gebautes Ge- Unternehmen des Ostalbkreises für alle Bereiche bäude nach dem Passivhausstandard in Böbin- in dem komplexen Themenfeld Energieeinsparung gen. Dieses gilt selbst als Anschauungsobjekt, und erneuerbare Energien, so muss sich das EKO bietet allerdings auch die Möglichkeit, Ausstel- auch seiner gesellschaftspolitischen Aufgabe im lungen durchzuführen sowie Räumlichkeiten für Ostalbkreis stellen. Diese Aufgabe begründet sich einen unabhängigen Informationsaustausch. im Ursprung darin, dass der globale Klimawandel Mittlerweile gibt es nahezu in jedem Land-/ und die geringer werdende Verfügbarkeit an fos- Stadtkreis in Baden-Württemberg eine regionale silen Energieträgern die Industriegesellschaften Energieagentur. Die meisten dieser regionalen letztlich zwingen werden, ihren Kohlendioxidaus- Energieagenturen haben sich in einer Interessens- stoß zu verringern. Diese begrenzte Verfügbarkeit gemeinschaft der regionalen Energie- und Kli- an fossilen Energieträgern wird auch im Ostalb- maschutzagenturen Baden-Württemberg (IG REA kreis Auswirkungen auf die Energiesicherheit und BW) zwanglos zusammengeschlossen, um mit die Energiepreise für die Bürger*innen haben. einer gemeinsamen Stimme sprechen zu können. Daher wird es weiterhin mit Hauptaufgabe des Am 30.11.2017 wurde der Verein IGrEA BW EKO bleiben, die Bürger*innen, die Kommunen e.V. gegründet, der 2019 in „Verband der re- und die Firmen im Ostalbkreis dahingehend kom- gionalen Energieagenturen Baden-Württemberg petent und unabhängig über Maßnahmen zur e.V.“ (rEABW) umbenannt wurde. Reduzierung des Energieverbrauchs und die ver- Ziel der rEABW ist es, die Umsetzung ener- mehrte Nutzung von erneuerbaren Energien zu gie- und klimaschutzpolitischer Ziele vor Ort zu beraten. Hierbei steht ebenfalls die Bewusstseins- fördern und auf Landesebene als einheitlicher stärkung und Weiterbildung im Fokus. politischer Ansprechpartner der regionalen Ener- Um dieser Aufgabe gerecht zu werden und auch gieagenturen stärker Gehör zu finden. um den Bekanntheitsgrad des EKO zu steigern, 19 Agenturen aus dem ganzen Bundesland, da- wird seit 2010 das ortsfeste, passive Umfeld runter das EKO aus dem Ostalbkreis, waren als verlassen und regelmäßig aktiv in den Städ- Gründungsmitglieder dabei. Die Mitgliedsbeiträ- ten und Gemeinden des Ostalbkreises für die ge werden durch den Verein EKO e.V. bestritten. Bürger*innen Beratungen angeboten. Damit er- reicht das EKO eine ausgeprägte Bürgernähe und Ebenso beteiligten sich die meisten regionalen kann somit sein Angebot verstärkt an den Bedarf Energieagenturen bis zur Gründung der rEABW anpassen und erweitern. an der gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit der re- gionalen Energieagenturen, für die eigens bei der Insbesondere die Aufklärungsarbeit galt es deut- KEA (Klimaschutz- und Energieagentur des Landes lich zu intensivieren. Hierbei spielten Planung Baden-Württemberg) eine Stelle geschaffen wur- und Durchführung von eigenen Informationsveran-

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staltungen im EKO und in Städten und Gemein- keit des EKO. Auch die personelle Unterstützung den des Landkreises eine wichtige Rolle. Das durch die Landkreisverwaltung konnte die Lücken Ziel, den Themenverbund Klimaschutz, Energie- nicht schließen. einsparung und erneuerbare Energien bei den Primär gilt es, neue Mitglieder zu gewinnen. Dies Bürger*innen und der Wirtschaft im Ostalbkreis ist nicht nur aus Sicht der Gesamtfinanzierung fest im Bewusstsein zu verankern, steht dabei im wichtig, sondern unter dem Aspekt der Netzwerk- Fokus. bildung äußerst bedeutsam. Neben ordentlichen Hierzu wurde ein Netzwerk mit allen in diesem Mitgliedern konnten vor allem viele Fördermitglie- Themenbereich engagierten oder tätigen Akteu- der aus dem Ostalbkreis im Sinne einer kreiswei- ren im Ostalbkreis aufgebaut. Ein unmittelbarer ten Vernetzung des Themenverbunds Klimaschutz Know-how Transfer aus Wissenschaft und Wirt- und Energieeinsparung gewonnen werden, um schaft zu den Planern, dem Handwerk und den die Verankerung des EKO in der Gesellschaft des Unternehmen wird damit zusätzlich gestärkt. Da- Ostalkreises zu stärken [5]. von profitieren letztlich auch die Bürger*innen, Ein weiteres Augenmerk wurde auf die Einzelbe- die Betriebe und Firmen im Ostalbkreis [5]. triebe gerichtet, diese als Mitglieder zu gewin- Ziel dieses Netzwerks ist es, durch den direkten nen, welche anschließend aus dem Netzwerk Wissens- und Wertfluss für die regional ansässi- eine Win-Win-Situation ableiten können und letzt- gen Betriebe einen Wettbewerbsvorteil zu schaf- endlich der wirtschaftliche Erfolg in der Region fen, gezielt Aufträge im Ostalbkreis zu vergeben verbleibt. und somit die regionale Wertschöpfung zu stei- Ferner wurden mit den Vor-Ort-Beratungen in den gern. Gleichzeitig wird hierdurch die bestehende Rathäusern der Kommunen des Ostalbkreises Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern im mehr Bürger*innen erreicht, so dass die Zahl der Ostalbkreis zurückgedrängt. regelmäßigen kostenlosen und neutralen energe- Um die neuen Aufgabenfelder des EKO zu er- tischen Erstberatungen gesteigert werden konnte. schließen und das EKO neu aufzustellen, mussten Eine solche energetische Erstberatung kann auch neue Stellen für die Energieberatung geschaffen von Bürger*innen gegen entsprechende Bezah- werden. Dabei wurde auch auf ehrenamtliche lung im tatsächlichen Objekt (z.B. Altbausanie- Energieberater gesetzt. Speziell die Öffnungs- rung) durch die Energieberater des EKO vorge- zeiten sollten bürgerfreundlicher werden. Hierfür nommen werden. Diese Beratung kann dann mit war die Einstellung von weiterem Personal unum- weiteren Zusatzleistungen wie z.B. der Thermo- gänglich. Dies bedeutete allerdings auch, dass grafie kombiniert werden. dadurch neue Einnahmenquellen aquiriert wer- Unabhängig von den oben aufgezeigten Ansät- den mussten, wobei die Neutralität und Unab- zen galt es bisher nicht genutzte Tätigkeits- und hängigkeit nicht gefährdet werden durfte. Geschäftsfelder zu erschließen, die es dem EKO ermöglichten, zusätzliche Einnahmen zu erzielen.

Dazu können beispielsweise Kommunen bei der qualifizierenden Teilnahme am European Ener- 4.4 GENERIERUNG VON NEUEN gy Award unterstützt oder die Einführung bzw. EINNAHMEN Verbesserung und Etablierung eines kommunalen Energiemanagements zur Erfassung und Bewer- tung des Energieverbrauchs kommunaler Liegen- Zu Beginn im Jahr 2004 bestand ursprünglich schaften durchgeführt werden. Zusätzlich können das Ziel darin, dass sich der Verein über Honora- somit Optimierungpotenziale aufgezeigt und ent- re für Beratungsleistungen und Mitgliedsbeiträge sprechende Maßnahmen beschrieben werden. von Kommunen und Institutionen selbst trägt. Die- se finanzielle Basis konnte jedoch nicht erreicht Im Vergleich zu den anderen Energieagenturen werden – ist aber essentiell für die Unabhängig- in Baden-Württemberg war auffallend, dass die

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im Ostalbkreis ansässigen Stadtwerke und Ener- der Verbraucherzentrale akkreditiert werden. gieversorgungsunternehmen eher zurückhaltend Dies bietet die Möglichkeit, die Beratungsqualität mit ihrem Engagement für das EKO haushalten. zum einen nach Außen zu transportieren und zum Diese Unternehmen wurden alle als Mitglieder im anderen stetig zu steigern (Vor-Ort Termine) sowie EKO und somit für das Netzwerk gewonnen. Sie gleichzeitig weitere Finanzierungsquellen für den verfolgen zwar nicht durchweg dieselben Ziele, Verein zu erschließen. Hierbei handelt es sich sehen sich jedoch gerne als Partner auf dem Feld im engeren Sinn um Fördergelder des Bundes, der erneuerbaren Energien. Hierbei darf auch da die Energieberatung der Verbraucherzentrale das Know-How dieser Unternehmen nicht außer über das Bundeswirtschaftsministerium gefördert Acht gelassen werden. Des Weiteren gelang es wird. dem EKO, neben den Stadtwerken auch die im Ostalbkreis ansässigen großen Finanzdienstleis- ter mit ihren assoziierten Baufinanzierern als Mit- glieder zu gewinnen.

Darüberhinaus wurde das Beratungszentrum als 4.5 MITGLIEDERENTWICKLUNG Seminar- und Weiterbildungseinrichtung angebo- DES EKO ten und dadurch entsprechende Einnahmen er- zielt. In diesem Zusammenhang wurde speziell In Folge der Neustrukturierung des EKO und der die Zusammenarbeit mit den Innungen, der Archi- damit verbundenen Aktivitäten konnten viele neue tektenkammergruppe sowie der Verbraucherzent- Mitglieder im Ostalbkreis gewonnen werden (s. rale intensiviert [5]. Abbildung 4.1). Dazu zählen neben zahlreichen Im Jahr 2018 konnten schließlich alle haupt- und Kommunen auch Architekturbüros, Innungen, Bau- ehrenamtlichen Energieberater des EKO, die die unternehmen, Energieversorger wie die EnBW energetischen Erstberatungen durchführen, bei ODR AG und die GEO sowie Finanzinstitute.

Abbildung 4.1: Entwicklung der Mitgliederzahlen des EKO seit 2010. (eigene Darstellung nach [6])

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Mit dem stetigen Wachstum konnte ein großes 4.6 BERATUNGEN DES EKO Netzwerk aufgebaut und ein gutes finanzielles Fun- VON 2010 – 2020 dament für das EKO geschaffen werden.

Die kommunalen Mitglieder des EKO konnten in Die sogenannten energetischen Erstberatungen den letzten zehn Jahren ausgebaut werden. Das des EKO sind neutral und unabhängig und sind ermöglicht zusätzlich eine verbessere Zusammen- für die Ratsuchenden kostenlos. arbeit für die Angebote der Beratungen in den Rathäusern des Ostalbkreises. Aufgrund des gemeinnützigen Vereinscharakters und der Mitgliederstruktur aus Kommunen, In- Kommunale Mitglieder des EKO sind: nungen, Planern, Handwerkern etc. werden die – Ostalbkreis Berater des EKO nicht gewerblich tätig und be- schränken sich auf das orientierende und leitende – Aalen Gespräch einer Erstberatung. – Böbingen Folgeaufträge für Planung und Umsetzung sowie – für gutachterliche Bewertungen werden durch das – Göggingen EKO nicht angenommen, um keinem „Freiberuf- ler“ eventuelle Aufträge streitig zu machen. – Durch dieses nicht-wirtschaftliche Interesse ist eine echte neutrale und unabhängige Beratung – erst möglich. – In den Jahren 2004 – 2010 lagen die Beratungs- – zahlen pro Jahr deutlich niedriger (360 – 570) – Mögglingen als im folgenden Jahrzehnt (s. Abbildung 4.2). Diese konnten mit der Festanstellung eines Ener- – gieberaters erheblich gesteigert werden. Darüber – (Fördermitglied) hinaus ist der Anteil an ehrenamtlichen Beratun- gen während der Zeit der Neustrukturierung des – EKO groß gewesen und beweist gleichzeitig auch – Riesbürg den solidarischen Zusammenhalt der Mitglieder – im Verein und das gemeinsame Fokussieren auf das Thema. – Bartholomä Bereits in 2011 konnte das EKO auf vier eigene – Hüttlingen haupt- und ehrenamtliche Energieberater zurück- – Mutlangen greifen, die alle von der Verbraucherzentrale zer- – Schwäbisch Gmünd tifiziert sind. Dies unterstreicht den neutralen und unabhängigen Beratungsansatz des EKO. – In 2013 verließen zwei Festangestellte das EKO – Wört auf eigenen Wunsch. Der Ausfall des einzigen – hauptamtlichen Beraters wurde zu großen Teilen – durch ehrenamtliche Mitarbeiter aufgefangen.

Der Schwerpunkt der Energieberatung liegt bei der Sanierung von Altbauten und Neubauvorha- ben, verbunden mit den jeweiligen Förderpro- grammen.

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Abbildung 4.2: Entwicklung der Beratertätigkeit des EKO von 2011 - 2019. [5]

Der Großteil der Beratungen wurde auf Messen – Lorch und Leistungsschauen sowie im Energieberatungs- – Neresheim zentrum des EKO in Böbingen durchgeführt. Die- ses ist unter der Woche vormittags besetzt. Die – Oberkochen Beratungstermine finden über den ganzen Tag – Schwäbisch Gmünd verteilt statt. Hier hat sich herausgestellt, dass Be- – Westhausen ratungstermine in den frühen Abendstunden und am Freitagnachmittag gut angenommen werden. Bedarfsorientiert und auf Anfrage finden Beratun- Seit Gründung des EKO wurden nahezu 20.000 gen auch in den folgenden Gemeinden statt: Beratungsgespräche geführt. – Gschwend Die Teilnahme an Messen und Leistungsschauen sowie die im monatlichen Rhythmus angebotene – Präsenz des EKO an Beratungsstützpunkten in der – Lauchheim Fläche des Ostalbkreises, wurde über das letzte Jahrzehnt beibehalten und zunehmend ausgebaut – Rainau (s. Abbildung 4.3). Regelmäßig finden Beratun- – Rosenberg gen außerhalb des EKO in folgenden Städten und Gemeinden statt: – Bartholomä – Unterschneidheim – Aalen

– Abtsgmünd In den monatlichen Beratungen werden nachmit- – tags drei bis vier Termine angeboten. Die Nach- frage ist über das Jahr betrachtet sehr hoch, spe- – Ellwangen ziell in den Städten Aalen, Schwäbisch Gmünd, – Hüttlingen Ellwangen und Bopfingen. Diese auswärtigen

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Beratungen werden teilweise von ehrenamtlichen tationen, einen abgestimmten individuellen Ener- Beratern durchgeführt. Immer wieder kam es vor, giebericht anzufertigen. dass keine Termine angeboten werden konnten, Zur Verbesserung der angebotenen Dienstleistung aufgrund der zu geringen Verfügbarkeit von eh- erwarb das EKO in 2014 eine optimierte Soft- renamtlichen Beratern. ware zur Bedarfserkennung. Aufgrund der verbesserten Personalsituation kön- Darüber hinaus wurden in 2010 im Rahmen des nen mittlerweile alle angebotenen Termine gesi- kommunalen Energiemanagements in Hüttlingen chert umgesetzt werden. Schulungen für den kommunalen Energiemanager durchgeführt sowie 2011 ein Heizungskonzept für drei Liegenschaften der Kommune Jagstzell erstellt. In 2014 wurden durch das EKO zudem 4.7 KOMMUNALES das Schönborn Haus in Ellwangen und die Ma- ENERGIEMANAGEMENT ckilohalle in Mögglingen auf Einsparpoteniale untersucht.

Im Rahmen des kommunalen Energiemanage- Da die Gemeinden Mögglingen und Böbingen ments (KEM) betreute das EKO von 2010 - 2015 sich in 2016 dazu entschlossen haben, das kom- regelmäßig die Kommunen Mögglingen und Bö- munale Energiemanagement aus Effizienzgründen bingen. Hierbei fanden kontinuierliche monatli- selbst fortzuführen und keine weiteren Gemein- che Verbrauchswerterfassungen und -auswertun- den Interesse an dieser Dienstleistung zeigten, gen statt, die es den Gemeinden ermöglichen, wurden anschließend alle Aktivitäten in diesem auf der Basis der erstellten jährlichen Dokumen- Bereich durch das EKO eingestellt.

Abbildung 4.3: Beratungsstützpunkte des EKO im Ostalbkreis. An rot markierten Standorten wird ein- mal pro Monat eine Beratung angeboten, an blau markierten Standorten nach Bedarf. [7]

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4.8 SCHULPROJEKTE DES EKO 2011 ¾ Schulklassenbesuch im EKO von Peutinger-Gymnasium Ellwangen, Das EKO hat früh erkannt, dass es wichtig ist, die Hariolf-Gymnasium Ellwangen, Verbraucher aufzuklären und zu sensibilisieren. Talschule Aalen- Wasseralfingen Insbesondere die frühe Konfrontation mit den The- ¾ Stand-by men Energie und Effizienz bereits in den Schulen Kirchheim Alemannenschule, Ellwan- zu etablieren, ist von großer Bedeutung. So wer- gen Teil 1 Peutinger-Gymnasium den die Kleinsten unserer Gesellschaft zum ver- antwortungsvollen Umgang mit Energie erzogen 2012 ¾ Stand-by und transportieren dies anschließend auch nach Ellwangen Eugen-Bolz-Realschule, Hause. Daher hat das EKO seit seiner Gründung Wört Konrad-Bilaski-Schule, Ellwan- regelmäßig viele Schulen im Ostalbkreis besucht, gen Teil 2 Peutinger-Gymnasium um mit den Schülern Projekte zur Energieeinspa- rung durchzuführen. Das Ziel ist es, die Schüler 2013 ¾ Stand-by zu sensibilisieren wo im Alltag Energie in Form Böbingen Schule am Römerkastell, von Strom und Wärme vorkommt und wie man sie Leinzell Realschule, Leintal- einsparen kann. Frickenhofer Höhe Grundschule mit Werkrealschule, Wasseralfingen Hierbei wird das etablierte und standardisierte Talschule, Lorch Hauptschule „Stand-by-Projekt“ durchgeführt. Dabei werden mit einem Messgerät die Stromverbräuche von 2014 ¾ Stand-by Alltagsgeräten gemessen und das Einsparpoten- Heubach Realschule, Schwäbisch zial aufgedeckt, wenn die Geräte komplett ab- Gmünd Uhlandschule, Böbingen geschaltet werden, statt in den Stand-by-Modus Schule am Römerkastell, Schwäbisch zu gehen. Gmünd Friedensschule Rehnenhof

Zusätzlich wurde das 50/50-Energieeinsparpro- ¾ 50/50 Ellwangen jekt durchgeführt. Bei diesem werden alle teil- „Ehoch4“-Ellwanger-Energie-Einspar- nehmenden Personen (Lehrkörper und Schüler) für Experiment (gemeinsam mit der den sparsamen Einsatz von Energie (Wärme und Energieagentur aus dem -Murr Elektrizität) sensibilisiert. Heizungen sollen nur Kreis): dosiert eingesetzt und frühzeitig abgestellt, das Eugen-Bolz-Realschule, Stoßlüften praktiziert und das Licht bei Verlassen Hariolf-Gymnasium, der Unterrichtsräume ausgeschaltet werden. Peutinger-Gymnasium

Notwendige Kleininvestitionen oder Reparaturen 2015 ¾ Stand-by werden in diesem Zusammenhang aufgedeckt Heubach Realschule, und mit Unterstützung des Schulträgers behoben. Lauchheim Deutschordenschule, Besonders aktive Schulen werden am Ende des Abtsgmünd Alemannenschule Jahres mit einer Prämie finanziell belohnt [8]. Hüttlingen, Ellwangen Hariolf- Gymnasium Die Schulprojekte werden zu 100% aus dem För- derprogramm Klimaschutz Plus des Landes Ba- ¾ 50/50 Ellwangen den-Württemberg gefördert, weshalb Sie für das „Ehoch4“-Ellwanger-Energie-Einspar- EKO eine zusätzliche Einnahmequelle darstellen. Experiment (gemeinsam mit der Energieagentur aus dem Rems-Murr Kreis): Eugen-Bolz-Realschule, Hariolf-Gymnasium, Peutinger-Gymnasium

16 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 AKTIVITÄTEN DES ENERGIEKOMPETENZOSTALB E. V.

4.9 REGIONALE 2016 ¾ Stand-by Heubach Mörikeschule, Böbingen WERTSCHÖPFUNG DURCH DAS Schule am Römerkastell, Heubach EKO Realschule, Schwäbisch Gmünd Adalbert-Stifter-Realschule, Heubach Rosenstein-Gymnasium, Durch die Beratertätigkeiten des EKO werden Schwäbisch Gmünd Mozartschule Anstöße zu Energieeffizienz und Sanierungen gegeben. Diese kommen häufig den regionalen ¾ 50/50 Ellwangen Unternehmen und Handwerksbetrieben zu Gute. „Ehoch4“-Ellwanger-Energie-Einspar- Das EKO erzeugt damit eine regionale Wert- Experiment (gemeinsam mit der schöpfung und stärkt die Wirtschaftsleistung des Energieagentur aus dem Rems-Murr Ostalbkreises. Kreis): Eugen-Bolz-Realschule, Die regionale Wertschöpfung kann nur mit einem Hariolf-Gymnasium, hohen Unsicherheitsfaktor bestimmt werden. In Peutinger-Gymnasium 2010 fragte das EKO bei anderen Energieagen- turen in Baden-Württemberg Ergebnisse zu be- 2017 ¾ Stand-by reits erfolgten Evaluierungsprozessen ab. Hieraus Heubach Realschule, Schwäbisch ergab sich, dass Investitionen, die nach erfolgter Gmünd Adalbert-Stifter-Realschule, Erstberatung getätigt wurden, in einer Bandbreite Aalen-Wasseralfingen Karl-Kessler- zwischen ca. 38.000 € und 45.000 € liegen. Schule, Schwäbisch Gmünd Auf alle durchgeführten energetischen Erstbera- Adalbert-Stifter-Realschule, tungen bezogen bedeutet dies, dass ein durch- Schwäbisch Gmünd Friedensschule, schnittliches Investitionsvolumen von ca. 15.000 Lorch Schäfersfeldschule, € losgelöst wird. Daraus kann abgeschätzt wer- Heubach Schillerschule, Heubach den, dass in 2011 durch die 458 persönlichen Mörikeschule Basisberatungen ein Investitionsvolumen von ca. 6,9 Millionen € im Ostalbkreis durch das EKO 2018 ¾ Stand-by generiert wurde. Heubach Realschule, Schwäbisch Gmünd Adalbert-Stifter-Realschule, In 2013 beschäftigte das EKO einen Bache- Heubach Schillerschule, Heubach loranten. Dieser befragte im Rahmen einer Tele- Mörikeschule, Ellwangen Peutinger- fonumfrage 100 zufällig ausgewählte Personen, Gymnasium, Unterschneidheim welche eine Erstberatung im EKO zu Gebäude- Sechta-Ries-Realschule, dämmungsmaßnahmen wahrgenommen hatten. Wört Konrad-Biesalski-Schule Von den Befragten waren bezüglich der im EKO erfolgten Erstberatung: 2019 ¾ Stand-by Heubach Realschule, Heubach – 92% zufrieden Schillerschule, Wört Konrad- – 5% geht so Biesalski-Schule, Ellwangen Hariolf- Gymnasium, Aalen Weitbrechtschule – 2% eher nicht – 1% nicht zufrieden

Nach diesen Erstberatungen haben 74% der Be- fragten eine oder mehrere energetische Sanie- rungsmaßnahmen parallel durchgeführt. Die da- bei durchschnittlich investierte Summe lag bei ca. 44.000 € je Auftrag. 94% der Aufträge gingen dabei an lokale Händler bzw. Handwerker.

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 17 AKTIVITÄTEN DES ENERGIEKOMPETENZOSTALB E. V.

Die Bundesrepublik Deutschland stellt über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Förderbank) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr- kontrolle (BAFA) staatliche Fördermittel für ener- gieeffizientes Bauen und Sanieren sowie zur Modernisierung von Haus- und Heizungstechnik in Verbindung mit erneuerbaren Energien (MAP- Marktanreizprogramm) zur Verfügung.

Aus dem Statusbericht kommunaler Klimaschutz des Landes Baden-Württemberg ist für das Jahr 2016 ersichtlich, dass im Ostalbkreis pro Ein- wohner 244,29 € Fördermittel generiert wurden. Somit sind in diesem Jahr über 76 Millionen Euro Fördergelder des Bundes in den Ostalbkreis ge- langt [9].

Das EKO-Energieberatungszentrum des Ostalb- kreises hat durch seine neutralen und unabhängi- gen Beratungsleistungen seinen Anteil an dieser Wertschöpfung beigetragen. Somit zeichnet sich wieder ab, dass das Engagement des Ostalbkrei- ses im EnergiekompetenzOSTALB e.V. nachhaltig Früchte trägt. Stellt man die generierten Förder- summen ins Verhältnis zum finanziellen Beitrag des Landkreises für das EKO, so bewegt sich die- ser im Promillebereich.

18 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 5. MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

5.1 AUS GA N GSL AG E Im Wärmesektor wurde unter Annahme derselben Effizienzsteigerung (Einsparungen von 20%) für das Jahr 2025 ein Anteil von 35% erneuerbare Bereits im Jahr 2002 beauftragte die Landkreis- Energien prognostiziert. Bei der Bereitstellung von verwaltung des Ostalbkreises die Energieagentur zusätzlichen Potenzialen erschien ein Anteil von Lippe, unter fachlicher Begleitung des Ministeri- 50% an erneuerbaren Energien zur Deckung der ums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, Wärmenachfrage möglich. Speziell der Wind- ein CO2-Minderungskonzept für den Landkreis zu kraft und der Biomasse als Energieträger wurde erstellen. Die dort getroffenen Aussagen basieren hier eine besondere Bedeutung zugestanden. auf der Datenlage aus dem Jahr 2000.

Als Ergebnis wurde dargestellt, dass bis zum Jahr 2020 im Ostalbkreis technisch mögliche Minde- rungspotenziale von 37% beim Endenergiever- brauch und von 41% bei der CO2-Emission vor- 5.2 POTENZIALE handen sind. Diese Reduzierungsmöglichkeiten beinhalten jeweils Einsparungen in den Sektoren Die im Bericht des IER aufgedeckten Potenziale der Energieerzeugung, des Verkehrs, der Haus- der erneuerbaren Energien im Ostalbkreis wur- halte, der öffentlichen Einrichtungen sowie von den in der Kreistagssitzung am 08.12.2008 Industrie, Gewerbe und Handel. vorgestellt. Hierbei wurde über die noch offenen Exemplarisch für die o. g. Minderungspotenzia- Potenziale diskutiert und wie diese am besten im le wurden in der Ausarbeitung 15 ausgewählte Ostalbkreis erschlossen werden können [10]. Projekte innerhalb des Ostalbkreises genannt und Die folgenden Potenziale wurden prognostiziert: deren beispielhafte Umsetzung und Bewertung in den einzelnen Gemeinden empfohlen. Windkraft Als weiterer Schritt wurde in 2008 durch das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Ener- Die Nutzung der Windkraft zur Energieerzeugung gieanwendung (IER) der Universität Stuttgart ein birgt das größte Potenzial im Ostalbkreis. Ein Bericht über das Potenzial erneuerbarer Energi- weiterer Ausbau der Windkraftnutzung ist daher en im Ostalbkreis erstellt. Dort wurde aufgezeigt, anzustreben. Hierbei sollte sich der Ostalbkreis welche Potenziale zur Strom- und Wärmeerzeu- im Zuge der Fortschreibung des Regionalplans gung für die einzelnen regenerativen Energieträ- verstärkt für die Ausweitung der Vorranggebiete ger vorhanden waren. für Windkraftanlagen einsetzen. Dies beinhaltet auch die Option des „Repowering“, was so viel Ausgehend von einer Effizienzsteigerung bzw. ei- bedeutet, dass innerhalb bestehender Vorrang- ner Reduktion des Strombedarfs könnten mit Hilfe gebiete die derzeitigen Windkraftanlagen durch der aufgezeigten Potenziale bei der Stromerzeu- leistungsfähigere, höhere Anlagen ersetzt wer- gung im Jahr 2025 rund 40% des Strombedarfs den. Aufgrund der Nutzung von höheren Anlagen im Ostalbkreis durch erneuerbare Energien ge- ist es auch denkbar, neue Vorranggebiete inner- deckt werden. Bei der Aktivierung von zusätzli- halb von geschlossenen Waldflächen auszuwei- chen Potenzialen im Ostalbkreis war sogar ein sen (Beispiel Windpark Hochschwarzwald) [11]. Anteil von fast 47% vorstellbar.

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 19 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

Biomasse tiefe Geothermie (Tiefen ca. 400 m und mehr) auf Grund von fehlenden geeigneten Gesteinsforma- Die Möglichkeit der regionalen Energieerzeu- tionen im Untergrund weniger sinnvoll ist, kann gung (Strom und Wärme) mit Biogasanlagen ist die flache Geothermie (Tiefe bis 100 m) durch- im Ostalbkreis ausreichend vorhanden. Hierbei aus Anwendung finden. Jede Art der geothermi- darf es aber keine Verdrängung der klassischen schen Nutzung ist gekoppelt an die Herstellung Landwirtschaft durch den alleinigen Anbau von von fachmännischen Bohrungen. Die Nutzung Energiepflanzen geben. Die Abwärme der Bio- der Geothermie ist grundsätzlich auch im Ostalb- gasanlagen soll dabei möglichst nicht ungenutzt kreis möglich, muss jedoch mit strengen Auflagen verpuffen, sondern sinnvoll z. B. über Nah- und bezüglich der geologischen Eignung des Unter- Fernwärmenetze verwendet werden. Eine direkte grundes und der technischen Ausführbarkeit ver- Einleitung von aufbereitetem Biogas in die Ver- bunden sein. Das theoretisch nutzbare Potenzial sorgungsnetze der Erdgasanbieter ist dabei zu liegt daher sicher höher als das technisch und betrachten. Auch die Möglichkeiten zur Herstel- wirtschaftlich umsetzbare. Auch eine Kombinati- lung von Biomassebrennstoff aus dem forstlichen on von Geothermie und dem Einsatz von Wärme- Bereich (Hackschnitzel, Pellets, Scheitholz) sind pumpen wäre möglich [11]. umfangreich nutzbar. Eine Einbeziehung der pri- vaten Forstwirtschaft eröffnet weitere Optionen Für die Stromproduktion aus regenerativen Quel- [11]. len kann der Ostalbkreis auf alle genannten Technologien zugreifen (s. Abbildung 5.1). Die Photovoltaik und Solarthermie größten Potenziale zur Gewinnung von regenera- tivem Strom liegen bei der Windenergie und der Die Nutzung der Sonnenenergie zur Strom- und Photovoltaik. Wärmeerzeugung ist im Ostalbkreis uneinge- schränkt möglich. Präferiert sollten die Photo- Abbildung 5.2 zeigt die noch offenen Potenziale voltaikanlagen auf Dachflächen oder bereits für die Deckung des Wärmebedarfs aus regene- vorgenutzten Flächen (Konversionsflächen etc.) rativen Quellen. Neben den nachwachsenden eingesetzt werden. Die Erstellung von Photovolta- Bioenergien (Holz, Stroh, Einsatz von Biogasan- ikanlagen auf manchen landwirtschaftlich genutz- lagen) stechen speziell die Nutzung der Solar- ten Flächen ist mit der Ständerbauweise ebenfalls thermie und die Geothermie hervor. Die Nutzung möglich. Hierbei sollte aber eine Doppelnutzung der Tiefengeothermie ist allerdings mit hohen Kos- entstehen und keine Konkurrenz zur Nahrungsmit- ten verbunden. telproduktion [11].

Wasserkraftwerke

Die Nutzung von Wasserkraftwerken in den Fließ- 5.3 MÖGLICHE MASSNAHMEN gewässern des Ostalbkreises wird als äußerst ZUR ENERGIEEINSPARUNG / gering bewertet. Trotzdem ist die Nutzung der Wasserkraft eigentlich die effektivste Art der Ge- -EFFIZIENZ winnung von regenerativer Energie. Daher soll- te, wo immer in Einklang mit den ökologischen Allgemein stellt die Einsparung von Energie bzw. Randbedingungen möglich, die Energiegewin- die effiziente Nutzung des Energieeinsatzes so- nung mittels Wasserkraft im Ostalbkreis gefördert wohl in den privaten Haushalten, als auch in den werden [11]. Liegenschaften von Kommunen, Gewerbe und In- dustrie ein großes Potenzial dar. Geothermie Auf diesem Gebiet bedarf es auch heute noch Die Nutzung der Geothermie zur Energiegewin- einer intensiveren Öffentlichkeitsarbeit und Bera- nung bedarf im Ostalbkreis einer sehr gründli- tung, um dieses Potenzial im Bewusstsein der Be- chen und detaillierten Betrachtung. Während die völkerung im Ostalbkreis zu verankern. Die Mehr-

20 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

ABBILDUNG 5.1: Potenzial zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien im Ostalbkreis. [4]

ABBILDUNG 5.2: Potenziale bei der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien. [4]

zahl der Gebäude im Ostalbkreis sind Jahrzente Ostalbkreises in Böbingen, welches durch den alt, ihr Wärmebedarf liegt häufig bei einem Viel- Verein EnergiekompetenzOSTALB e.V. getragen fachen eines sanierten Altbaus oder gar eines wird, einzubringen. neuen Gebäudes. Darüber hinaus sind die ver- bauten technischen Anlagen nicht mehr auf dem neuesten Stand. Auch hier wäre eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz möglich.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, be- schloss die Landkreisverwaltung im Jahr 2010, sich noch stärker im Energieberatungszentrum des

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 21 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

5.4 DAS KLIMASCHUTZKONZEPT – Die Wärmepotenziale lagen eher in der Ef- fizienzsteigerung (Gebäudesanierung, Pro- zessoptimierung). Dezentral können über Im Jahr 2012 wurde von der Firma K.Greentech Solarthermie- und Geothermieanlagen, so- GmbH das Klimaschutzkonzept des Ostalbkrei- wie Biomasse (Holz), bis 2025 etwa 25% ses erstellt. Das Ziel dieses Konzeptes war es, der Wärme im Landkreis erzeugt werden. die bestehende lokale Ist-Situation des Kreises zu – Im Sektor Verkehr sind über den Nahver- erfassen und darauf abgestimmte Vorschläge aus- kehrsplan hinaus dem Landkreis weitge- zuarbeiten, wie der Klimaschutz im Ostalbkreis hend die Hände gebunden. Hier sind die gestärkt und in den Mittelpunkt gestellt werden Kommunen gefordert. Koordinierend kann kann. der Landkreis Projekte zur Verkehrsmittel- Bei der Ist-Analyse wurde die Bevölkerungsgröße wahl sowie die Einführung von Elektromobi- und deren Wachstum, die Industriestandorte und lität anstoßen. Der überregionale LKW-Gü- Größen, die Wirtschaft, der allgemeine Gebäu- terverkehr kann nur sehr begrenzt gesteuert debestand, die Landnutzung und die geografi- werden. sche Lage des Kreises betrachtet. Darüberhinaus – Das Kreistagsziel von 50%-erneuerbarer wurden die öffentlichen Liegenschaften im Detail Energie in 2025 kann durch ein hohes En- analysiert. gagement erreicht werden. Der Stromsektor Die wesentlichen Erkenntnisse des Konzepts wa- wird den geringeren Anteil Erneuerbarer ren: Wärme kompensieren. – Investitionen in eine zukunftsfähige Energie- – In 2010 lag der CO2-Fußabdruck bei etwa versorgung bieten hohe lokale Wertschöp- 10 Tonnen pro Einwohner, dies entsprach in fungspotenziale, insbesondere bei finan- etwa dem Bundesschnitt. zieller Beteiligung der Bürger*innen und – Die regionale erneuerbare Stromerzeugung Unternehmen vor Ort. lag 2010 bei ca. 15% des Energiebedarfs des Ostalbkreises. Der Hauptanteil lag bei der Ausnutzung der Sonnenenergie, der In einer divergierenden Szenarioentwicklung Windenergie und der Biomasse. wurden anschließend die Potenziale des Ost- – Die Wärmeversorgung (Raum, Warmwasser albkreises aufgezeigt. Es gibt hierbei drei und Prozesswärme) erfolgte zu je 40 bis 50% Szenarien: das technisch mögliche, das wirt- durch Erdgas und Heizöl. Lediglich ca. 5% schaftlich tragbare und das tatsächlich mo- wurden dezentral erneuerbar in Solarthermie- bilisierbare. Hindernisse bei der Umsetzung und Geothermieanlagen gewonnen. sind beispielsweise die Flächenverfügbarkeit und die Windhöffigkeit bei Windkraftanlagen, – Die Potenziale der erneuerbaren Stromerzeu- aber auch die Marktpreise und Transportmög- gung im Ostalbkreis lagen im Schwerpunkt in lichkeiten von verschiedenen Energieträgern. der Windenergie und der Photovoltaik. Beide könnten in 2025 zu je ca. 30% und in Summe Die größten Potenziale waren bei der Photo- mit ca. 800 GWh zur Erzeugung beitragen, voltaik (Freifläche und auf Dächern) und der die Zubaugeschwindigkeit könne einen bun- Windkraft festzustellen. Besonders der Süden desweiten Spitzenplatz einnehmen. des Landkreises hatte hier bevorzugte Möglich- keiten. Doch auch die Nutzung der Biomas- – Die Stromeffizienz in Haushalten und Industrie se konnte nach Ergebnissen von K.Greentech orientierte sich maßgeblich an Bundestrends. deutlich gesteigert werden. Bis 2030 wäre bi- Hier galt es, durch Information und Aufklä- lanziell eine regenerative Stromversorgung des rung bei den Verbrauchern für Akzeptanz und Suffizienz zu werben. Landkreises möglich (s. Abbildung 5.3) [12].

22 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

Abbildung 5.3: Mobilisierbares Strompotenzial über alle erneuerbaren Energiearten. [5]

Abbildung 5.4: CO2-Ausstoß der Kreisgebäude des Ostalbkreises in den Jahren 2011 – 2015 in Abhängigkeit der Quelle (eigenproduzierter Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie Strom- bezug aus dem Stromnetz). [13]

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 23 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

Abbildung 5.5: Anteil von unterschiedlichen Energieträgern in den Jahren 2014 – 2018. [13]

5.5 ENERGIEBERICHTE UND Mit dem Betrieb der KWK-Anlagen mit Biogas, wäre eine weitere Reduktion des CO2-Anteils ERNEUERBARE ENERGIEN DER möglich, allerdings sind hier die Kosten im Ver- LANDKREISVERWALTUNG gleich zum Erdgas höher.

Am 14.05.2013 fasste der Kreistag den Grund- Der Geschäftsbereich Hochbau und Gebäude- satzbeschluss, den Strombezug der Kreisgebäu- wirtschaft des Landratsamts Ostalbkreis veröf- de ab dem Jahr 2016 zu 100% aus erneuerbaren fentlicht jährlich einen Energiebericht über die Energien zu decken. Die Mehrkosten des zerti- kreiseigenen Liegenschaften. Hierin sind die fizierten Ökostroms aus erneuerbaren Energien Energieverbräuche und deren Entwicklung auf- gegenüber dem konventionellen Strombezug be- gelistet. tragen dabei etwa 6.000 € pro Jahr.

In Abbildung 5.4 ist der CO2-Ausstoß der Die KWK-Anlagen des Landkreises sind die ein- Kreisgebäude im Zeitraum von 2011 – 2015 zigen CO2-Emittenten im Ostalbkreis zur Ver- dargestellt. Der stetige Anstieg des Stroms aus fügungstellung von elektrischer Energie für die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK), die die kreiseigenen Gebäude. Mit dem stetigen Anstieg Landkreisverwaltung angeschafft hat, ist gegen- von regenerativen Strombezugsquellen, konnte läufig zum Bezug elektrischer Energie aus dem die Kreisverwaltung seit 2016 eine CO2 neutra- deutschen Stromnetz. Der Ausbau der KWK führt le Stromversorgung ihrer Kreisgebäude erreichen zu einem steigenden CO2-Anteil, allerdings wird (Verlauf s. Abbildung 5.6). neben der Stromproduktion auch die entstehen- de Wärme für die Deckung des Wärmebedarfs Gleichzeitig mit dem Zukauf von regenerativem genutzt. Strom wurde die Eigenproduktion immer weiter

24 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

ABBILDUNG 5.6: Entwicklung des Anteils von erneuerbaren Energien zur Versorgung der Kreistagsge- bäude des Ostalbkreises. [13]

TABELLE 5.1: Sanierungen an Kreisgebäuden in den Jahren 2009 – 2015. [13]

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 25 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

TABELLE 5.2: Installierte Leistung und erzeugte elektrische Energie in kWh pro Jahr der bestehenden Photovoltaikanlagen auf den Schulgebäuden des Kreises. Die Flächen sind verpachtet an Dritte. [13]

TABELLE 5.3: Installierte Leistung und erzeugte elektrische Energie in kWh pro Jahr der bestehenden Photovoltaikanlagen auf den Kreisgebäuden die der Landkreis selbst betreibt. Ein Teil hiervon wird für die Deckung des Eigenstrombedarfs genutzt. [13]

26 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

gesteigert. Im Bereich der Wärmeversorgung Neben der Modernisierung stand die Wärmever- konnte im letzten Jahrzehnt der Heizölanteil auf brauchsreduzierung im Mittelpunkt. So wurden Null reduziert werden. Eine Substitution fand im die Sheddächer im Werkstattbereich des KBSZ Wesentlichen durch erdgasbetriebe BHKWs statt Schwäbisch Gmünd im Rahmen des Konjunktur- (s. Abbildung 5.5). programms II im Jahr 2009 erneuert, um die mit hohen Wärmeverlusten verbundenen einfachver- Auf den Kreisberufsschulzentren Aalen und glasten Oberlichtkonstruktionen durch mehrfach- Schwäbisch Gmünd sind seit dem Jahr 2006, verglaste und höherwertige Konstruktionen zu er- sowie auf der Jagsttalschule in Westhausen seit setzen. Die Dachsanierungen stellen notwendige dem Jahr 2010, große Dachflächen für den Be- Investitionen in die Gebäudeunterhaltung dar. In trieb von Photovoltaikanlagen an Dritte verpach- Tabelle 5.1 sind alle Sanierungen an Kreisgebäu- tet (s. Tabelle 5.2). Damit kommt die Kreisver- den von 2009 - 2015 aufgelistet. waltung ihrer Vorbildfunktion nach und stellt, wie im Klimaschutzkonzept empfohlen, prädestinierte Als positiver Nebeneffekt wird der Wärmever- Dachflächen zur Aufstellung von Photovoltaikan- brauch durch die Instandsetzung und Verbes- lagen zur Verfügung. Diese Anlagen speisen den serung der Wärmedämmung der obersten Ge- erzeugten Strom vollumfänglich in das öffentliche schossdecke reduziert. Allerdings bewegen sich Netz ein. die Einsparungen in einem Korridor von 5-10% des jeweiligen Gebäudeteils und dessen Wär- Mittlerweile ist der Eigenstromverbrauch von So- meverbrauch. Den Sanierungskosten stehen des- larstrom sehr wirtschaftlich und auch sinnvoller halb nur geringe monetäre Einspareffekte durch als die vollständige Netzeinspeisung. Neben verminderte Wärmekosten gegenüber. Die ener- den ökologischen Vorteilen der CO2-Vermeidung, getischen Dachsanierungen sind als notwendi- rechnen sich diese Anlagen durch die langfris- ge Investitionen zur Erhaltung der Funktion der tige Entlastung der Bewirtschaftungskosten von Gebäude und des Klimaschutzes zu betrachten gleichbleibend hohen Strombeschaffungskosten. und nicht primär unter Gesichtspunkten der Wirt- Aus diesem Grund wurden seit 2012 drei Ei- schaftlichkeit. genverbrauchsanlagen aufgestellt. Eine Beson- derheit stellt hier die Mitarbeiter-PV-Anlage auf dem Hauptgebäude in der Stuttgarter Str. 41 in Aalen dar. Insgesamt betreibt der Ostalbkreis seit 2018 acht eigene Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 184,5 kW (s. Tabelle 5.3). 5.6 KLIMAFORUM Im Jahr 2015 erzeugten die Photovoltaikanlagen 1.045.497 kWh Strom. Dies entspricht dem Jah- resverbrauch von ca. 261 Drei-Personen-Haushal- Seit dem Jahr 2009 veranstaltet der EUROPoint Ostalb und die Kreisverwaltung gemeinsam mit ten. Dadurch kann eine jährliche CO2-Reduktion von ca. 530 Tonnen erzielt werden. dem EKO und weiteren Mitveranstaltern jährlich das KlimaForum. Hierbei handelt es sich um eine Zusätzlich zum Ausbau der erneuerbaren Energi- Veranstaltungsreihe, die jedes Jahr Aspekte des en ist die Kreisverwaltung auch in der Sanierung Umwelt- und Klimaschutzes aufgreift und erörtert. ihrer Gebäude tätig. Neben der Modernisierung Im Landratsamt in Aalen werden dazu Vorträge werden dadurch hohe Energieeinsparungen er- verschiedener Redner angeboten, sowie Diskus- reicht. sionsrunden mit anerkannten Experten durchge- führt. In der Summe wurden rund 18.000 m² Dach- fläche energetisch saniert. Dabei wurden die In 2010 waren beispielsweise EU-Energieko- Vorgaben der jeweils aktuellen Energieeinspar- mmissar Günther Oettinger mit einer Videobot- verordnung und die technischen Vorgaben der schaft, sowie u. A. der Bundestagsabgeordnete Flachdachrichtlinie berücksichtigt. Roderich Kiesewetter beteiligt.

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 27 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

Das nächste Highlight war in 2011, als Franz 5.7 EUROPEAN ENERGY AWARD Untersteller (MdL) zum Thema „Die Energiewende in Baden-Württemberg als Baustein europäischer Klimaschutzpolitik“ gewonnen werden konnte. Am 17.12.2013 beschloss der Kreistag einstim- Neben den Energie- und Klimazielen auf Bundes- mig, dass der Ostalbkreis am European Energy und Landesebene wurden bei der Veranstaltung Award (EEA) für Landkreise teilnimmt. Dieser sys- auch die Ziele und Möglichkeiten auf Kreisebene tematische Prozess sollte als Instrument zur Umset- erörtert [14]. zung der Maßnahmen aus dem Klimaschutzkon- zept des Ostalbkreises eingesetzt werden. In 2015 war der Gastredner Prof. Dr. Marc Rin- gel von der Hochschule für Wirtschaft und Um- Dieser über maximal drei Jahre angelegte Prozess welt in Geislingen zum Thema „Energieeffizienz wird durch eine externe EEA-Beraterin begleitet in Unternehmen: Beitrag zu Klimaschutz und und fachlich unterstützt. Für den Ostalbkreis ist Wettbewerbsfähigkeit“. Hier wurden die direkten dies Frau Astrid Kloos vom Energiekompeten- Chancen des Klimaschutzes dargelegt und wie zOSTALB e.V.. Frau Kloos wurde hierfür extra im die regionale Wirtschaft gestärkt werden kann Vorfeld zertifiziert, um den Prozess adäquat zu [15]. begleiten.

2017 war das Klimaforum Ostalb mit mehr als Der EEA-Prozess beleuchtet und bewertet inner- 500 Besuchern „ausverkauft“. In diesem Jahr war halb der Landkreisverwaltung die Handlungsfel- der Wettermoderator Sven Plöger zu Gast in Aa- der und die Situation des Landkreises im Hinblick len. auf Energieeinsparung, Energieeffizienz sowie den Ressourcen- und Klimaschutz. Das Thema „Ressourcenschutz statt Abfall“ wurde 2019 vom Geschäftsführer der GOA und Mit- Die betrachteten Bereiche sind die Entwicklungs- glied des geschäftsführenden Präsidiums des Bun- planung und Raumordnung, die kommunalen desverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung Gebäude und Anlagen, die Ver- und Entsorungs- e.V., Henry Forster, vorgestellt. Er verwies auf struktur, die Mobilität, die interne Organsiations- die Schaffung neuer Produkte und wie die Abfall- struktur der Landkreisverwaltung, sowie die Kom- wirtschaft erst Jahre verzögert den entstehenden munikation und Kooperation. Abfall sinnvoll umsetzen kann. Darüber hinaus Der Beginn des rund dreijährigen EEA-Pro- wurden Untersuchungen von Schülern zum Thema zesses für die Ostalbkreisverwaltung fand am lokaler Feinstaubbegrenzung durch Mooswände 19.05.2015 in Form des Kick-Off-Treffens statt. an Hauptstraßen vorgestellt, sowie auch der Ver- Hierbei traf sich das eigens für den EEA Prozess einigung „Fridays for future“ die Möglichkeit ge- gegründete Energieteam. In diesen sind Vertreter geben, ihre Forderungen zu präsentieren [16]. aus allen betrachteten Bereichen benannt. Das KlimaForum bietet hiermit den Bürger*innen, In dem Workshop „Ist-Analyse“, der am Vereinen, Hochschulen, Wirtschaftsverbänden 08.10.2015 stattfand, wurde das Bewertungs- und auch der Politik die Möglichkeit, neue Ent- system an Hand von konkreten Bewertungsbei- wicklungen vorzustellen und sich fundiert aus- spielen aus den einzelnen Maßnahmenbereichen zutauschen. Es ist weit über die Landesgrenzen im Detail erläutert. Zudem wurde festgelegt, dass hinaus bekannt und kann jährlich mit jeweils an- auch die drei kreiseigenen Kliniken mit in den sehnlichen Besucherzahlen aufwarten. EEA-Prozess eingebunden werden.

In der Sitzung des Ausschussses für Umweltschutz und Kreisentwicklung vom 25.10.2016 wurden die ersten Ergebnisse der durchgeführten Ist- Analyse (1. internes Audit vom 10.05.2016) be- sprochen und das erarbeitete Energiepolitische Arbeitsprogramm (EPAP) mit 138 Maßnahmenvor-

28 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

Abbildung 5.7: Ergebnis der Bewertung der einzelnen Kriterienpunkte zur EEA Zertifizierung. [14]

schlägen in unterschiedlichen Priorisierungsstufen seite des European-Energy-Awards gelistet. Hierü- vorgestellt und beschlossen [17]. ber wurde am 23.10.2018 im Ausschuss für Um- weltschutz und Kreisentwicklung berichtet [17]. Am 18.04.2018 fand das externe Audit zur Zer- tifizierung des Ostalbkreises statt. Nach der Teilnahme an der Auszeichnungsver- anstaltung wurde beschlossen, dass das Energie- Durch die Überschreitung des 50%-Kriteriums team aus dem bestehenden Maßnahmenkatalog nach dem o. g. externen Audit mit 57,3% der (EPAP) gezielte Maßnahmen herausgreift und zur möglichen Punkte, hat sich der Ostalbkreis für Umsetzung bringt [18]. den European-Energy-Award zertifiziert. Insbe- sondere in den Kategorien „Interne Organisation“ Beispielhaft für einzelne kleinere Maßnahmen aus und „Mobilität“ weist der Ostalbkreis ein hohes dem EPAP sind hier das Regionalvermarkterportal Engagement auf (s. Abbildung 5.7). des Geschäftsbereichs Landwirtschaft, sowie die Vorgaben zur nachhaltigen Beschaffung und die Da zudem bei der Erstellung und Umsetzung des Erstellung eines Leitfadens für klimafreundliche energiepolitischen Arbeitsprogramms (EPAP) die Veranstaltungen zu nennen. im integrierten Klimaschutzkonzept des Ostalb- kreises aufgeführten Maßnahmen eingearbeitet wurden, ist mit der Zertifizierung zum EEA auch die entsprechende Vorgabe aus dem Kreistagsbe- schluss vom 17.12.2013 erfüllt.

Seit Anfang September 2018 ist der Ostalbkreis als „EEA-zertifizierter Landkreis“ auf der Internet-

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 29 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

5.8 LEITSTERN ENERGIEEFFIZIENZ Der Geschäftsbereich Nahverkehr im Landratsamt nimmt sich dieser Aufgabe an. Seine Aufgabe liegt insbesondere in der Planung, Organisation Das Land Baden-Württemberg führt seit 2014 und Finanzierung des ÖPNV. den Wettbewerb „Leitstern Energieeffizienz“ für Landkreise durch. Ziel des Wettbewerbs ist es, Weiter stehen die Genehmigungen für den Ver- dass Landkreise ihre vielfältigen Erfahrungen im kehr mit Bus, Taxi und Mietwagen und die Ab- Klimaschutz, verbunden mit der Energieeffizienz, wicklung der Schülerbeförderung für alle Schulen landesweit austauschen und vergleichen. im Ostalbkreis im Mittelpunkt der Arbeit.

Hierbei werden verschiedene innere und äußere Das Schienennetz folgt im Ostalbkreis den Haupt- Wirkungsbereiche der Landkreisverwaltung (wie verkehrsachsen und hat direkten Anschluss an das z.B. die Tätigkeit der regionalen Energieagentur) überregionale Fernverkehrsnetz. In Aalen bzw. miteinander verglichen und so auf noch offene Goldshöfe kreuzen sich die Schienenwege der Potenziale verwiesen. Remsbahn von Stuttgart kommend nach Nürn- berg. In Nord-Süd-Richtung wird der Ostalbkreis Der Ostalbkreis ist von Anfang an mit dabei und von Würzburg über Ellwangen und Aalen über konnte bereits in verschiedenen Einzelkategorien die - und Brenzbahn nach und vordere Plätze belegen. angebunden [19].

Die Strecken werden von RegionalBahnen und RegionalExpress-Zügen in einem dichten Takt so- wie von der zweistündlichen InterCity-Linie Karls- 5.9 KLIMABÜNDNIS ruhe - Stuttgart - Nürnberg bedient. In der Region Ostwürttemberg wurden in den letzten Jahren erhöhte Investitionen in Schienen- Aufgrund eines Beschlusses des Kreistages des strecken getätigt. Die Bahnhöfe auf der Rems-, Ostalbkreises vom 17.12.2019 ist der Ostalb- Jagst- und Brenzbahn sind größtenteils moderni- kreis im Jahr 2020 dem internationalen Klima- siert. Von 2016 bis 2022 wurden/werden die bündnis der Europäischen Kommunen in Partner- Bahnhöfe Aalen und Baden-Württembergs größ- schaft mit den indigenen Völkern beigetreten. ter Verknüpfungsbahnhof Goldshöfe modernisiert. Die Bündnispartner wollen gemeinsam die Ver- Das flächendeckende Liniennetz des Busverkehrs waltung zum Schutz der Umwelt und des Klimas verknüpft das ländliche Gebiet mit den Zentren ausrichten und streben eine CO2-neutrale Struktur des Kreises. Neben dem Umwelt- und Klimaschutz bis 2040 an. Hierfür werden den Partnern leicht wird damit eine gute Standortvoraussetzung für erhöhte Landesförderungen aus dem Förderpro- Wirtschaftsunternehmen geschaffen und die regi- gramm „Klimaschutz-Plus“ zugesagt. onale Wertschöpfung gesteigert.

Seit Dezember 2007 gibt es das OstalbMobil, die Fahrpreiskooperation des Ostalbkreises mit allen Verkehrsunternehmen inklusive DB Regio 5.10 Ö PN V AG, Go-Ahead BW und der SWEG. Das Ziel ist es, Bus und Bahnfahren einfacher und damit attraktiver zu machen. Der ÖPNV spielt für den Umwelt- und Klimaschutz eine zentrale Rolle, da speziell der motorisierte Es wird der Grundsatz verfolgt: Ein Fahrschein Individualverkehr eine erhebliche Belastung dar- für alle Verbindungen. Attraktive Tarifangebote stellt. Hierbei sind die Themen Umweltverträg- wie die Zeitkarten im Abonnement, SemesterTi- lichkeit, Pünktlichkeit, Taktung, Verfügbarkeit und cket und FirmenTicket führen zu steigenden Dau- Kosten zentral. erfahrgästen. Auch die 20% Rabatt gewährende

30 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 MASSNAHMEN DER LANDKREISVERWALTUNG

Chipkarte wird angenommen. Pro Monat werden 5.11 E-MOBILITÄT über 100.000 Fahrscheine über die Chipkarte verkauft. Seit dem 1. Januar 2020 ist OstalbMo- bil ein Verkehrsverbund aller Verkehrsunterneh- Bezugnehmend auf den Klimabeschluss vom Mai men unter Beteiligung des Ostalbkreises. 2010 soll der Ostalbkreis bei der E-Mobilität eine Vorreiterrolle einnehmen. Um die Flexibilität weiter zu steigern, wurde 2010 eine Vereinbarung zwischen dem Ostalb- Zwischenzeitlich hält die Landkreisverwaltung kreis und der DB Regio AG über eine kostenlose eine E-Ladestation am Hauptgebäude in Aalen Fahrradmitnahme in Zügen des Nahverkehrs auf sowie beim EKO in Böbingen vor. der Rems-, Jagst- und Riesbahn getroffen. Hier- mit findet auch eine Verknüpfung zwischen dem ÖPNV und dem klimafreundlichen Individualver- Auch innerhalb des landkreiseigenen Fuhrparks kehr statt [19]. werden vermehrt elektrisch betriebene Fahrzeuge beschafft. Dies reicht von E-Bikes über Hybrid- Der Radverkehr wird mit dem kontinuierlichen Aus- Fahrzeuge bis hin zu rein elektrisch betriebenen bau des Radwegenetztes gestärkt. Der Geschäfts- Dienstfahrzeugen. bereich Straßenbau hat bereits im Jahr 2012 ein Radwegekonzept mit einer Bestandserfassung, Auch im Rahmen des geplanten Neubaus für das Bewertung und Ausbauplanung erstellt und arbei- Landratsamt ist eine entsprechende Ladeinfra- tet kontinuierlich an der Umsetzung des Konzepts. struktur in Verbindung mit dem Einsatz von erneu- erbaren Energien vorgesehen. Zur weiteren Vorbildfunktion bietet die Landkreis- verwaltung seinen Mitarbeitern einen Zuschuss zum Jobticket an und setzt eine Mitfahrbörse auf, um den motorisierten Individualverkehr unter sei- nen Mitarbeitern zu reduzieren.

In der Umweltausschusssitzung vom 22. Ok- tober 2019 wurde zur Teilfortschreibung des Nahverkehrsplans im Linienbündel Aalen-Stadt ein Lenkungskreis aus Mitgliedern des Kreista- ges etabliert. In diesem Lenkungskreis haben die Kreistagsmitglieder die Möglichkeit, die Klimare- levanz bei der Fortschreibung des Nahverkehrs- plans einzufordern. Es wurde beschlossen, dass bei der Fortschreibung und bei Neuausschreibun- gen der Verkehrsleistungen im Ostalbkreis die Klimarelevanz besonders berücksichtig werden muss [20].

Zum 1. August 2020 wird der Geschäftsbereich Nahverkehr in Geschäftsbereich Nachhaltige Mobilität umbenannt und um die Tätigkeitsberei- che „Infrastrukturentwicklung“, „Radverkehr“ und „kombinierter Verkehr“ inhaltlich und personell er- weitert. Hiermit möchte der Landkreis alle nach- haltigen Mobilitätsformen gleichermaßen in ihrer Entwicklung fördern.

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 31 6. BEWERTUNG UND AUSBLICK

Aus den vorhergehenden Ausführungen ist er- erreichen, ist fraglich, zumal es für den Wärme- sichtlich, dass der Ostalbkreis ein Impulsgeber sektor derzeit keine zuverlässigen Aussagen und in Sachen Klimaschutz im Ostalbkreis ist. Hierin Datengrundlagen gibt. Dennoch ist die postitive liegt auch seine Stärke im Verbund mit dem EKO- Entwicklung Anlass, die Anstrengungen mit dem Energieberatungszentrum in Böbingen. Ziel fortzusetzen, eine weitere Reduzierung der CO2-Emissionen im Ostalbkreis und die Zunah- Da Klimaschutz auf Landkreisebene primär eine me des Anteils an erneuerbaren Energien beim kommunikative Aufgabe mit Vorbildfunktion ist, Stromverbrauch zu erzielen. darf der Ostalbkreis in seinen weit gefächerten Anstrengungen nicht nachlassen und muss in Zu- Die Trägerschaft des Ostalbkreises für das EKO- kunft weiterhin in den Handlungsfeldern, in de- Energieberatungszentrum ist daher nicht nur eine nen er Wirkung erzielen kann, seine Kompeten- Serviceleistung für die Bürger/Innen und Kommu- zen einbringen. nen, sondern ganz konkret Klimaschutz und Wirt- schaftsförderung. Die aktuellsten verfügbaren Zahlen über den Koh- lendioxidausstoß für den Ostalbkreis sind aus dem Jahr 2017. Sie beziehen sich ausschließlich auf den Energiesektor und die dadurch entstan- denen verursacherbezogenen Kohlendioxid-Emis- sionen. Im Schnitt emittierte jeder Bürger im Kreis direkt ca. 8,5 Tonnen CO2 pro Jahr. Der Durch- schnitt in Baden-Württemberg liegt bei 7,9 Ton- nen, weshalb der Ostalbkreis überdurchschnitt- liche Emissionen zu verzeichnen hat. Im Kreis selbst werden erhebliche Unterschiede erkannt. Diese sind u.a. von der strukturellen Situation wie der Ausprägung der Industrie beeinflusst. In der Kreisstadt Aalen mit einer ausgeprägten Indust- riestruktur liegt der Durchschnitt beispielsweise bei 12,7 Tonnen CO2, im ländlich geprägten hingegen bei 3,7 Tonnen CO2 pro Bürger und Jahr [21].

Die weitere Reduzierung der CO2-Emissionen im Ostalbkreis und die Zunahme des Anteils an er- neuerbaren Energien beim Stromverbrauch wei- sen für den Ostalbkreis in die richtige Richtung und zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen im Bereich Energieversorgung und Klimaschutz im Sinne der Energiewende Wirkung erzielen.

Ob dies letztendlich ausreichend ist, das selbst gesteckte Klimaschutzziel von 50% Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien bis 2025 zu

32 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 SCHLUSSWORT

Sehr geehrte Damen und Herren, als Herr Bodamer mich im Frühjahr 2020 um die Erstellung einer Dokumentation der Klimaschutzaktivitäten im Ostalbkreis über die letzten 10 Jahre bat, war ich sofort bereit diese Aufgabe zu übernehmen.

Ich selbst wirke seit 2012 an der Hochschule Aalen als Professorin für erneuerbare Energien und hatte in den vergangenen acht Jahren in vielfältigster Art und Weise Kontakt mit dem Landratsamt Ostalbkreis rund um das Thema Klimaschutz.

Die Aktivitäten des Landkreises, insbesondere die Rolle des EKO waren für mich schon immer etwas ganz Besonderes, wobei ich hier das persönliche Engagement des Landrats Pavel und seines direkten Führungskreises hervorheben möchte. Der Landkreis hat eine Verantwortung gegenüber der Zukunft seiner Bürger und wie man in diesem Bericht lesen kann, nimmt er diese Verantwortung als Vorbild in Sachen Klimaschutz definitiv wahr.

Das EKO als regionale Energieagentur ist seit vielen Jahren ein zuverlässiger Anlaufpunkt für alle, die sich um den Klimaschutz bemühen wollen. Ich bin sehr froh, dass der Landkreis diese Investition in die Zukunft getätigt hat und dies auch weiterhin unterstützt.

Wir können also festhalten, dass in den vergangenen 10 Jahren viel in Sachen Klimaschutz geleistet wurde. Den Verantwortlichen dafür, allen voran Landrat Pavel, bin ich dafür sehr dankbar.

Nun müssen wir aber auch einen Blick in die Zukunft wagen. Die Herausforderungen werden nicht kleiner und das Thema Klimaschutz wird von Jahr zu Jahr wichtiger und drängender.

Daher wünsche ich dem Ostalbkreis für die Zukunft nicht nur ein „weiter so“, sondern mehr als das. Der Klimaschutz und auch das immens wichtige Thema der Klimafolgenanpassung sollte einen noch größeren Stellenwert bekommen. Dies könnte dadurch erreicht werden, indem man die vorhandenen Netzwerke der regionalen Akteure im Klimaschutz, zu denen auch das EKO gehört, stärkt und deren Kompetenzen mittels einer Dachstruktur bündelt. Für diese Zukunft bin ich bereit, mich persönlich stark einzubringen. Lassen Sie es uns gemeinsam anpacken!

Martina Hofmann

Leiterin Steinbeis Transferzentrum Energiesysteme

KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 33 LITERATURVERZEICHNIS

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34 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 KLIMASCHUTZ IM OSTALBKREIS 2010 – 2020 35 IMPRESSUM/KONTAKT

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