HEIDELBERGER INSTITUTFUR¨ 90 80 0 0 INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG am Institut f ¨urPolitische Wissenschaft der Universitat¨ Heidelberg

KONFLIKTBAROMETER 2006 Krisen - Kriege - Putsche Verhandlungen - Vermittlungen - Friedensschl ¨usse

15. JAHRLICHE¨ KONFLIKTANALYSE HIIK

Das HEIDELBERGER INSTITUT FUR¨ INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG (HIIK) am INSTITUT FUR¨ POLITISCHE WISSENSCHAFT DER UNIVERSITAT¨ HEIDELBERG ist ein gemeinnutziger¨ eingetragener Ver- ein. Es widmet sich der Erforschung, Auswertung und Dokumentation innerstaatlicher und internationaler politi- scher Konflikte. Das HIIK ging 1991 aus einem u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstutzten¨ Forschungsprojekt KOSIMO (Konflikt-Simulations-Modell) hervor, welches von Prof. Dr. Frank R. Pfetsch (Universitat¨ Heidelberg) geleitet wurde.

Konflikt Konflikte sind Interessengegensatze¨ (Positionsdifferenzen) um nationale Werte von einiger Dauer und Reichwei- te zwischen mindestens zwei Parteien (organisierte Gruppen, Staaten, Staatengruppen, Staatenorganisationen), die entschlossen sind, sie zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Konfliktgegenstande¨ Territorium Sezession Dekolonisation Autonomie System / Ideologie Nationale Macht Regionale Vorherrschaft Internationale Macht Ressourcen Sonstiges

Konfliktintensitaten¨ Gewaltgrad Intensitats-¨ Intensitats-¨ Intensitats-¨ Definition gruppierung level bezeichnung 1 Latenter Eine Positionsdifferenz um definierbare Werte von nationaler Bedeutung ist Konflikt dann ein latenter Konflikt, wenn darauf bezogene Forderungen von einer Partei nicht- artikuliert und von der anderen Seite wahrgenommen werden. niedrig gewaltsam 2 Manifester Ein manifester Konflikt beinhaltet den Einsatz von Mitteln, welche im Vorfeld Konflikt gewaltsamer Handlungen liegen. Dies umfasst beispielsweise verbalen Druck, die offentliche¨ Androhung von Gewalt oder das Verhangen¨ von okonomischen¨ Zwangsmaßnahmen. mittel 3 Krise Eine Krise ist ein Spannungszustand, in dem mindestens eine der Parteien ver- einzelt Gewalt anwendet. 4 Ernste Als ernste Krise wird ein Konflikt dann bezeichnet, wenn wiederholt und organi- Krise siert Gewalt eingesetzt wird. gewaltsam hoch 5 Krieg Kriege sind Formen gewaltsamen Konfliktaustrags, in denen mit einer gewissen Kontinuitat¨ organisiert und systematisch Gewalt eingesetzt wird. Die Konflikt- parteien setzen, gemessen an der Situation, Mittel in großem Umfang ein. Das Ausmaß der Zerstorung¨ ist nachhaltig.

Die in dieser Publikation angegebenen Konfliktintensitaten¨ geben den hochsten¨ Intensitatsgrad¨ an, der im Laufe des aktuellen Jahres erreicht wurde. Somit kann beispielsweise auch ein Konflikt als ernste Krise klassifiziert werden, in dem in der zweiten Jahreshalfte¨ keine Gefechte mehr stattgefunden haben.

Das vorliegende Konfliktbarometer 2006 gibt den aktuellen Stand unserer Forschung wieder. Dadurch konnen¨ sich Abweichungen von Daten alterer¨ Ausgaben ergeben. Das HIIK ubernimmt¨ keine Haftung fur¨ die Richtigkeit der gedruckten Daten in dieser Veroffentlichung.¨

Redaktionsschluss: 1. Dezember 2006 Globales Konfliktpanorama 1

Globales Konfliktpanorama

Globale Entwicklung wesen ist. Sie hatte angedeutet, dass die niedrigste Zahl hochgewaltsamer Konflikte aller Zeiten im Jahr Im Jahr 2006 werden 278 politische Konflikte gezahlt.¨ 2005 nicht der Beginn eines Trends hin zu einer fried- Sechs davon sind Kriege und 29 ernste Krisen; damit volleren Welt gewesen ist, da acht Krisen in diesem werden insgesamt 35 Konflikte mit massivem Gewalt- Jahr zu hochgewaltsamen Konflikten eskalierten. Die einsatz ausgetragen. 83 Konflikte werden als Krisen Anzahl von Konflikten auf den nichtgewaltsamen In- klassifiziert, was bedeutet, dass nur gelegentlich Ge- tensitatsstufen¨ erhoht¨ sich von 156 auf 160 um vier. walt eingesetzt wird. Insgesamt werden 118 Konflikte Wahrend¨ manifeste Konflikte von 93 auf 100 anstei- mit Gewalteinsatz ausgetragen. Dagegen gibt es 160 gen, reduziert sich die Anzahl latenter Konflikte leicht gewaltlose Konflikte, die in 100 manifeste und 60 la- von 63 auf 60. Die Gesamtzahl von Konflikten steigt tente Konflikte unterschieden werden konnen.¨ von 274 auf 278, da funf¨ Konflikte 2005 geendet ha- ben und neun neue Konflikte im Jahr 2006 entste- Weltweite Konfliktintensitaten¨ 2006 im Vergleich zu hen. Dies verteilen sich wie folgt: In Europa sind 2005 2005 zwei Konflikte beendet worden. 2006 endet mit der

120 Unabhangigkeit¨ Montenegros der Sezessionskonflikt  2005 110  2006 → 100 zwischen Serbien und Montenegro [ Serbien und 100 93 90 Montenegro (Montenegro)]. Kein neuer Konflikt ent- 90 83 80 steht im Jahr 2006 in Europa. In Afrika haben 2005

70 63 drei Konflikte geendet, und drei neue entstehen 2006. 60 60 In den Amerikas ist 2005 kein Konflikt beendet wor- 50 den, es entstehen 2006 jedoch drei neue. In Asien 40 Anzahl der Konflikte 29 30 26 und Ozeanien ist 2005 ebenfalls kein Konflikt been- 20 det worden, 2006 endet jedoch einer. In dieser Re- 10 6 2 gion entstehen zwei neue Konflikte im Jahr 2006. 0 Manifester Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Im Vorderen und Mittleren Orient endet kein Konflikt, Konflikt dafur¨ tritt ein neuer auf. Von den neun neuen Kon- flikten werden lediglich drei nichtgewaltsam ausgetra- Im Vergleich zum letzten Jahr erhoht¨ sich die Anzahl gen, wahrend¨ vier als Krisen beginnen und zwei als der Konflikte, die auf der hochsten¨ Intensitatsstufe¨ ernste Krisen: Sudan (Nuer, White Army – SPLM/A) ausgefochten werden, signifikant von zwei auf sechs und Guinea- Bissau (MFDC-Sadio). Kriege. Diese sechs Konflikte sind Somalia (verschie- dene Rebellengruppen), Sudan (Darfur), Sri Lanka Anzahl laufender Konflikte von niedrigen, mittlerer (LTTE), (Taliban), Irak (Rebellen) und Is- und hoher Intensitat¨ 1945 bis 2006 rael (Hisbollah). Zwei dieser Kriege, Sudan (Dafur) niedrige Intensitat¨ und der Konflikt im Irak (Aufstandische)¨ sind auch 300 mittlere Intensitat¨ hohe Intensitat¨ ...... Gesamt ... im Vorjahr, wie bereits 2004, auf derselben Inten- .... 250 ...... sitatsstufe¨ gefuhrt¨ worden. Von den vier Kriegen, die ...... 200 ... 2005 nicht auf dieser hochsten¨ Intensitatsstufe¨ aus- ...... getragen worden sind, sind Afghanistan (Taliban) und ...... 150 ...... (Hisbollah) im Jahre 2005 ernste Krisen ge- ...... Anzahl der Konflikte 100 ...... wesen. Im Vergleich dazu sind die Konflikte in So- ...... malia (mehrere Rebellengruppen) und in Sri Lanka ...... 50 ...... (LTTE) 2005 mit einem relativ geringen Ausmaß an ...... 0 Gewalt ausgetragen worden. Die Anzahl ernster Kri- 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 sen erhoht¨ sich 2006 leicht von 26 auf 29. Insge- samt steigt die Anzahl von Konflikten auf den zwei hochsten¨ Intensitatsstufen¨ von 28 im Jahre 2005,b Zum Zweck der Langzeitanalyse werden die funf¨ Kon- der niedrigsten Anzahl seit Jahrzehnten, auf 35 im fliktintensitaten¨ zu drei Kategorien zusammengefasst: Jahre 2006. Die Anzahl der Krisen, die Konflikte mitt- Die zwei nichtgewaltsamen Stufen werden als Konflik- lerer Intensitat¨ darstellen, sind leicht zuruckgegan-¨ te niedriger Intensitat¨ verstanden, Krisen als mittlere gen – von der seit 1945 hochsten¨ Anzahl von 90 im Intensitat¨ und ernste Krisen und Kriege als Konflikte Jahr 2005 auf 83 im Jahr 2006. Wahrend¨ dies einer- hoher Intensitat.¨ Die Grafik oben zeigt auch die Ge- seits auf Deeskalationsprozesse zuruckzuf¨ uhren¨ ist, samtzahl der beobachteten Konflikte. Wie in der Gra- erkennt man andererseits, dass die sehr hohe Anzahl fik zu erkennen ist, hat sich die Anzahl der jahrlich¨ von Krisen 2005 ein klar erkennbares Warnsignal ge- beobachteten Konflikte mehr oder weniger 2 Konfliktbarometer 2006

Weltkarte: Konflikte hoher Intensitat¨ 2006

1 32

35 33 18 30 28 34 22 29 21 27 19 20

12 9 31 13 16 7 3 26 10 2 23 8 14 11 24 25 17 15 4 6

5

 Ernste Krisen  Kriege

Die Lander¨ mit Konflikten sind hier mit ihrer jeweils hochsten¨ Intensitat¨ eingefarbt.¨

Legende

Nr. Name und Konfliktgegenstande¨ Asien und Ozeanien - Ernste Krisen 18 Indien (Kaschmir) - Sezession Europa - Ernste Krisen 19 Indien (Naxaliten) - System / Ideologie 1 Russland (Tschechien) - Sezession 20 (Minderheiten) - Sezession Afrika s ¨udlich der Sahara - Ernste Krisen 21 (Balochen) - Autonomie, System / Ideologie, 2 Athiopien¨ (EPPF) - Nationale Macht Ressourcen 3 Athiopien¨ (Guji - Borena) - Regionale Vorherrschaft, 22 Pakistan (Waziristan) - Regionale Vorherrschaft Ressourcen 23 Philippinen (Abu Sayyaf) - Sezession 4 DR Kongo (Ituri-Milizen) - Andere 24 Sri Lanka (LTTE-Ost - LTTE) - Regionale Vorherrschaft 5 DR Kongo (Mayi-Mayi) - Nationale Macht, Ressourcen 25 Thailand (sudliche¨ Grenzprovinzen) - Sezession 6 DR Kongo (ex-RCD-G, FDLR, Interahamwe) - Nationale Macht Asien und Ozeanien - Kriege 7 Guinea-Bissau (MFDC-Sadio) - Regionale Vorherrschaft 26 Sri Lanka (LTTE) - Sezession 8 Nigeria (Niger Delta - Ijaw) - Ressourcen Vorderer und Mittlerer Orient - Ernste Krisen 9 Senegal (MFDC-Sadio) - Autonomie 27 Algerien (Islamistische Gruppen) - Nationale Macht, 10 Sudan (Nuer, White Army - SPLM/A) - Regionale System / Ideologie Vorherrschaft 28 Irak (al-Sadr-Gruppe) - System / Ideologie 11 Sudan (SPLM/A) - Nationale Macht 29 Israel (Palestinanser)¨ - Sezession, System / Ideologie, 12 Tschad (ethnische Gruppen) - Regionale Vorherrschaft Ressourcen 13 Tschad (verschiedene Rebellengruppen) - Nationale Macht 30 Israel - Libanon (Internationale Macht) - Territorium, Internationale Macht 14 Zentralafrikanische Republik (UDFR) - Nationale Macht 31 Jemen (Bewegung Glaubiger¨ Jugendlicher) - System / Afrika s ¨udlich der Sahara - Kriege Ideologie 15 Somalia (verschiedene Rebellengruppen) - Nationale 32 Turkei¨ (Kurden) - Sezession Macht Vorderer und Mittlerer Orient - Kriege 16 Sudan (Darfur) - Regionale Vorherrschaft 33 Afghanistan (Taliban) - Nationale Macht, System / Ideologie Die Amerikas - Ernste Krisen 34 Irak (Aufstandische)¨ - Nationale Macht, System / Ideologie 17 Kolombien (FARC) - Regionale Vorherrschaft, System / Ideologie 35 Israel (Hisbollah) - System / Ideologie Globales Konfliktpanorama 3 kontinuierlich von 74 im Jahre 1945 auf 78 im Jahr (Hisbollah)] gefuhrt,¨ die beiden ernsten Krisen finden 2006 erhoht.¨ Die meisten Konflikte sind Konflikte nied- in Afrika sudlich¨ der Sahara statt. riger Intensitat.¨ Bei Betrachtung der Konflikte hoher Intensitat¨ fallt¨ ein standiger¨ und zumeist gleichmaßi-¨ Laufende inner- und zwischenstaatliche Konflikte ger Anstieg von sieben 1945 auf 42 im Jahr 2004 auf, hoher Intensitat¨ 1945 bis 2006 der nur durch kurze Phasen der Deeskalation unter- 60 innerstaatlich brochen wird. Nach dem auffalligen¨ Ruckgang¨ des zwischenstaatlich vergangenen Jahres auf nur 28 steigt die Zahl 2006 50 ...... erneut auf 35 - wenn auch nicht auf den vorherigen 40 ...... absoluten Hochststand¨ - an. Dieser hochste¨ Stand ist ...... 30 ...... 1992 kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetuni- ...... on mit 46 Konflikten hoher Intensitat¨ erreicht worden. 20 ...... Anzahl der Konflikte ...... Vergleicht man die Graphen hoher und mittlerer Inten- ...... 10 ...... sitat,¨ ist eine diametrale Entwicklung im Anstieg und ...... Fall der Kurven zu beobachten. Nimmt die Anzahl der ...... 0 ...... hochgewaltsamen Konflikte zu, nimmt die der Konflik- 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 te mittlerer Intensitat¨ ab und umgekehrt. Dies deu- tet an, dass deeskalierende hochgewaltsame Konflik- te haufig¨ auf einem gewaltsamen Niveau verbleiben, Guinea-Bissau wird von sengalesischen Rebellen at- wahrend¨ Krisen haufig¨ zu hochgewaltsamen Konflik- tackiert [→ Guinea-Bissau (MFDC-Sadio)] und suda- ten eskalieren. In vielen Fallen¨ oszillieren einzelne nesische Janjaweed-Milizen uberqueren¨ die Grenze Konflikte zwischen den Stufen einer Krise und einer in den Tschad und greifen die Bevolkerung¨ an [→ ernsten Krise beziehungsweise eines Krieges. Tschad (ethnische Gruppen)]. Eine ernste Krise wird zwischen Staaten ausgefochten [→ Israel - Libanon], die ubrigen¨ 31 hochgewaltsamen Konflikte sind alle Analyse innerstaatlich - innerstaatlich. Von den 83 Krisen ist eine transnatio- zwischenstaatlich nal [→ Kenia (ethnische Gruppen)], 77 innerstaatlich und funf¨ zwischenstaatlich [→Armenien - Aserbai- Im Jahr 2006 werden insgesamt 196 innerstaatliche dschan; Bangladesch - Indien; Japan - Russland (Ku- und 76 zwischenstaatliche Konflikte gezahlt.¨ Die Ab- rilen); Nordkorea - Sudkorea;¨ Tschad – Sudan]. Von weichung der Summe inner- und zwischenstaatlicher den 100 manifesten Konflikten sind 64 innerstaatlich. Konflikte von der Gesamtzahl aller Konflikte ist dar- Nur hinsichtlich latenter Konflikte ubertrifft¨ die Anzahl auf zuruckzuf¨ uhren,¨ dass bestimmte Konflikte nicht in zwischenstaatlicher die innerstaatlicher Konflikte mit dieses Schema passen. 35 zu 24. Die Langzeitanalyse, fur¨ welche ernste Kri- sen und Kriege zu einer Gruppe zusammengefasst Anzahl der transnationalen, inner- und worden sind, zeigt deutlich, dass innerstaatliche Kon- zwischenstaatlichen Konflikte 2006 nach Intensitatslevel¨ flikte hoher Intensitat¨ von Beginn des Untersuchungs-

90 zeitraums an dominierten.  Zwischenstaatlich Innerstaatlich 80  77  Transnational 70 64 60 Regionale Entwicklungen 50

40 35 35 Mit insgesamt 90 Konflikten werden die meisten - et- 30

Anzahl der Konflikte 26 24 wa ein Drittel aller Konflikte weltweit - in Asien und 20 Ozeanien ausgetragen. Diese Region weist mit 38

10 5 5 auch die hochste¨ Anzahl von Krisen sowie mit 43 die 2 1 1 1 1 0 1 0 meisten nichtgewaltsamen Konflikte auf. Hinsichtlich Manifester Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Konflikt hochgewaltsamer Konflikte allerdings befindet Asien und Ozeanien sich nach Afrika sudlich¨ der Sahara Diese Konflikte, die transnational genannt werden und dem Vorderen und Mittleren Orient nur auf dem konnen,¨ sind dadurch charakterisiert, dass eine der dritten Platz. Afrika bleibt wie in den Vorjahren die Re- Konfliktparteien ein nichtstaatlicher Akteur ist, dessen gion mit der hochsten¨ Anzahl hochgewaltsamer Kon- Hauptoperationsbasis sich in einem anderen Land flikte. Mit 15 - sechs mehr als 2005 - werden in diesem befindet als der Gegner, der ein staatlicher oder nicht- Jahr fast die Halfte¨ aller hochgewaltsamen Konflikte in staatlicher Akteur sein kann. Von den sechs Kriegen Afrika gefuhrt,¨ wahrend¨ es sich hinsichtlich der Kon- und 29 ernsten Krisen sind ein Krieg und zwei erns- fliktgesamtzahlen mit 74 nur auf dem zweiten Platz te Krisen transnational: Der Krieg wird im Vorderen befindet. Mit 45 finden in Europa wie in fruheren¨ Jah- und Mittleren Orient zwischen der Hisbollah, die ih- ren die drittmeisten Konflikte statt, von diesen jedoch re Hauptbasis im Sudlibanon¨ ist, und Israel [→ Israel nur einer auf der Stufe eines hochgewaltsamen Kon- 4 Konfliktbarometer 2006

flikts. Dies ist insbesondere im Vergleich zum Vorde- zwei Stufen, 40 um eine. Von den elf Konflikten, die ren und Mittleren Orient bemerkenswert. um zwei Stufen eskaliert sind, haben sich sieben von einem latenten Konflikt zu einer Krise entwickelt und Verteilung aller Konflikte 2006 nach Region und zwei von manifesten Konflikten zu ernsten Krisen [→ Intensitatstyp¨ Senegal (MFDC-Sadio) und Israel - Libanon (interna- 110 tionale Macht)]. Zwei Krisen sind zu Kriegen eskaliert  Niedrige Intensitat¨ 100  Mittlere Intensitat¨ [→ Somalia (verschiedene Rebellengruppen) und Sri  Hohe Intensitat¨ 90 43 Lanka (LTTE)]. Von den 35 im Jahr 2006 hochge- 80 39 waltsamen Konflikten sind 14 laufende Konflikte im 70

60 Vorjahr nicht auf dieser Stufe ausgetragen worden.

50 33 38 27 Anderungen¨ der Intensitat¨ Anzahl 40 Anzahl der Konflikte 20 Eskalation um vier Stufen 0 30 18 20 15 6 Eskalation um drei Stufen 0 11 10 8 9 9 Eskalation um zwei Stufen 11 0 1 1 Afrika sudlich¨ der Asien und Vorderer und Europa die Amerikas Eskalation um eine Stufe 35 Sahara Ozeanien Mittlerer Orient Keine Veranderung¨ 177 Dort werden mit insgesamt 42 Konflikten drei weni- Deeskalation um eine Stufe 40 ger als im Jahr 2005 gezahlt,¨ aber neun von ihnen Deeskalation um zwei Stufen 6 sind hochgewaltsame Konflikte. Daher ist der Vordere Deeskalation um drei Stufen 0 und Mittlere Orient die Region mit der zweithochsten¨ Deeskalation um vier Stufen 0 Anzahl hochgewaltsamer Konflikte. Und in den Ame- rikas, die wie Europa eine geringe Anzahl hochge- Zwei sind manifeste Konflikte gewesen (siehe oben), waltsamer Konflikte in diesem Jahr aufweisen, wird doch zwolf¨ sind bereits als Krisen gezahlt¨ worden, eine signifikant niedrigere Gesamtzahl von Konflikten was bedeutet, dass die Gewalt sich lediglich intensi- ausgetragen, d.h. nur 27. Mit dieser Zahl bleiben die viert hat. Zwei andere hochgewaltsame Konflikte sind Amerikas die Region mit der niedrigsten Gesamtzahl im Jahr 2006 neu, d.h. sie sind bereits im Jahr ihres an Konflikten. Wird die Anzahl von Konflikten in Be- Entstehens hochgewaltsam. Insgesamt 46 Konflikte ziehungen zur Anzahl von Staaten gesetzt, wird noch sind deeskaliert, sechs davon um zwei Stufen, 40 um deutlicher, wie relativ friedlich die Amerikas und Eu- eine. Von den sechs Konflikten, die um zwei Stufen ropa mit durchschnittlich nicht einmal einem Konflikt deeskaliert sind, haben sich alle von gewaltsamen pro Land sind. Die Anzahl hochgewaltsamer Konflikte zu nichtgewaltsamen Konflikten entwickelt. Zwei sind pro Staat belauft¨ sich in diesen Region auf beinahe von einer ernsten Krise zu einem manifesten Konflikt Null. Hinsichtlich einer solchen Konfliktquote haben deeskaliert [→ Burundi (Hutu - Tutsi) und Kolumbi- Afrika und der Vordere und Mittlere Orient die trau- en (ELN)] und vier von einer Krise zu einem latenten rige Fuhrungsposition¨ gegenuber¨ anderen Regionen Konflikt. inne, allerdings in umgekehrter Rangfolge. Wahrend¨ Afrika in absoluten Zahlen die meisten hochgewaltsa- men Konflikte aufweist, hat der Vordere und Mittlere Konfliktgegenstande¨ Orient eine leicht hohere¨ Rate von ihnen per Staat. In- teressant ist der wechselnde Rang Asiens, wenn die 2006 werden die meisten Konflikte aufgrund ideo- relative statt der absoluten Konfliktzahl berucksichtigt¨ logischer Differenzen beziehungsweise mit dem Ziel wird. In Bezug auf die absolute Anzahl hochgewaltsa- der Veranderung¨ des politischen Systems (z.B. saku-¨ mer Konflikte bleibt Asien auf dem dritten Platz, aber larer Staat vs. Theokratie oder religiose¨ Differen- bezuglich¨ der relativen Gesamtzahl von Konflikten, zen) ausgetragen (73), wie auch schon 2005. Der bei denen Asien an erster Stelle steht, hat der Vorde- zweithaufigste¨ Konfliktgegenstand ist wie 2005 das re und Mittlere Orient mit fast 2,5 Konflikten pro Staat Streben nach nationaler Macht. Fast die Halfte¨ der die meisten. Afrika steht an zweiter, Asien an dritter ideologischen Konflikte und etwas mehr als die Halfte¨ Stelle, gefolgt von Europa mit immernoch nur fast ei- der Konflikte um die nationale Macht werden mit dem nem pro Staat. Die Amerikas sind die konfliktarmste¨ Einsatz von Gewalt gefuhrt.¨ In den meisten Fallen¨ Region. wird Gewalt nur vereinzelt eingesetzt, aber jeweils zehn der ideologischen und nationalen Machtkonflik- te sind hochgewaltsam. Sezession und regionale Vor- Dynamiken innerhalb einzelner Konflikte herrschaft, beides innerstaatliche Gegenstande,¨ sind sogar noch gewaltanfalliger,¨ sowohl 2006 als auch Von 2005 auf 2006 sind 177 Konflikte auf dersel- 2005. Beide werden in mehr als der Halfte¨ der Falle¨ ben Intensitatsstufe¨ verblieben. Insgesamt 46 Konflik- gewaltsam verfolgt und in fast einem Viertel der Falle¨ te sind eskaliert, davon elf um zwei Stufen, 35 um (Sezession) oder gar noch haufiger¨ (regionale Vor- eine. 46 Konflikte sind deeskaliert, sechs davon um herrschaft) hochgewaltsam. Autonomie, ebenfalls ein Globales Konfliktpanorama 5 innerstaatlicher Gegenstand, wird in einem Drittel der Putsche Falle¨ gewaltsam verfolgt, zweimal sogar mit hoher Gewalt. Im Unterschied zu 2005 werden in diesem Nach dem letztjahrigen¨ Ruckgang¨ der Zahl beobach- Jahr alle Konfliktgegenstande¨ - außer dem faktisch teter Putsche und Putschversuche von dem Hochst-¨ nicht mehr existierenden Gegenstand der Dekoloni- stand von zehn Putschversuchen im Jahr 2004 auf sation - in mindestens einem Fall mit dem Einsatz ho- drei erfolgreiche Putsche im Jahr 2005 finden 2006 her Gewalt verfolgt. Dies ist recht außergewohnlich,¨ nur zwei erfolgreiche Regierungsumsturze¨ statt. da internationale Macht und Territorium zwischen- staatliche Streitguter¨ darstellen und zwischenstaatli- Putsche und Putschversuche 1945 bis 2006 che Konflikte heutzutage meist ohne Gewalteinsatz 30 gefuhrt¨ werden. Putsche

25 ...... Haufigkeiten¨ von Konfliktgegenstanden¨ 2006 nach ...... 20 ...... Intensitatsgruppen¨ ...... 90 15 ......  Niedrige Intensitat¨ ...... Mittlere Intensitat¨ ......  ...... 80 Hohe Intensitat¨ ......  ...... 10 ...... 36 ...... 70 ...... 60 5 ...... 25 ...... Anzahl von Putschen und Putschversuchen ...... 36 ...... 50 ...... 0 12 ¨ aufigkeit 40 35 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

H 27 16 22 22 30 20 26

20 13 10 12 Beide sind in der Region Asien und Ozeanien zu be- 10 10 10 8 6 8 6 3 2 2 2 obachten gewesen. In Thailand ubernimmt¨ General 0 1 1 1 Dekolonisation Autonomie Vorherrschaft Internationale Ressourcen Territorium System / Ideologie Sonstige Sezession Macht Nationale Vorherrschaft Regionale Sonthi Boonyaratglin am 19. September nach Mo- naten politischer Unruhen erfolgreich die Macht. Un- terstutzt¨ von Koniig¨ Adulyadej wird eine Ubergangs-¨ regierung ein- und werden Neuwahlen fur¨ 2007 an- gesetzt [→ Thailand (Putschisten)]. Seit dem 2. No- vember droht das Militar¨ der Fidschi-Inseln wiederholt einen Putsch als Reaktion zu einem Gesetz der Re- gierung an, das den Putschisten von 2000 Amnestie Diese Ausnahme im Jahr 2006 ist auf den israeli- gewahren¨ wurde.¨ Am 5. Dezember schließlich uber-¨ schen Einmarsch in den Libanon [→ Israel - Liba- nimmt Commodore Frank Bainimarama die Kontrol- non] zuruckzuf¨ uhren,¨ der um internationale Macht le uber¨ das Land. Obwohl dieses Datum außerhalb und Territorium ausgetragen wird. Es ist zu beach- des Beobachtungszeitraums liegt, wird dieser erfolg- ten, dass Konflikten sehr oft mehr als ein Gegen- reiche Putsch hier berucksichtigt¨ [→ Fidschi (ethni- stand zugrunde liegt. Haufig¨ vorkommende Kombina- sche Gruppen)]. Im Allgemeinen werden in mehreren tionen sind Ressourcen zusammen mit Territorium, Fallen¨ Anschuldigungen uber¨ geplante Putsche nach nationaler oder internationaler Macht oder regiona- wie vor als Mittel zur Unterdruckung¨ der Opposition ler Vorherrschaft sowie System/Ideologie mit nationa- benutzt. Dies kann unter anderem in Burundi [→ Bu- ler oder internationaler Macht. Zwischen den einzel- rundi (Opposition)] sowie in Simbabwe [→ Simbabwe nen Regionen bestehen auffallige¨ Unterschiede in der (Opposition)] beobachtet werden. Haufigkeit¨ der Gegenstande.¨ In Europa ist Sezession der haufigste¨ Gegenstand, dicht gefolgt von Territori- Terrorismus um. System/Ideologie und nationale Macht, der welt- weit hochste¨ Gegenstand, kommt nur sehr selten vor. Terrorismus ist kein neues Phanomen.¨ Europa ist Die hohe weltweite Haufigkeit¨ dieser Gegenstande¨ seit Jahrzehnten mit dieser Art von Gewalt konfron- ist darauf zuruckzuf¨ uhren,¨ dass System/Ideologie der tiert worden, mit der ETA in Spanien oder der IRA haufigste¨ Gegenstand in den Amerikas, Asien und in Nordirland. Doch mit den Ereignissen des 11. dem Vorderen und Mittleren Orient ist und nationale Septembers 2001 scheint der Terrorismus eine neue Macht der haufigste¨ in Afrika. Und wahrend¨ der Ge- Qualitat¨ erreicht zu haben. Von fundamentalistischem genstand regionale Vorherrschaft haufig¨ in Afrika und religiosen¨ Glauben angetrieben, plant das transna- Asien vorkommt, ist er in Europa unbekannt, sowohl tionale al-Qaida-Netzwerk Angriffe - ublicherweise¨ 2006 als auch in den Vorjahren. Die unterschiedliche Selbstmordattentate - weit im voraus, um große Ef- Verteilung der Gegenstande¨ spiegelt auch den Um- fekte mit massivem Ausmaß an Zerstorung¨ und vie- stand wider, dass zwischenstaatliche Konflikte in Eu- len Opfern zu erzielen, die die großtm¨ ogliche¨ offentli-¨ ropa sehr viel verbreiteter sind als in Afrika und Asien, che Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen. Dies kann wo innerstaatliche Konflikte deutlich dominieren. auch dann erreicht werden, wenn die Angriffe nicht er- 6 Konfliktbarometer 2006 folgreich sind, wie besonders durch die gescheiterten Fuhrer¨ verurteilen diese Bilder als beleidigend und Anschlage¨ in Deutschland und Großbritannien in die- blasphemisch. In den folgenden Wochen eskaliert die sem Jahr deutlich wird. Am 31. Juli wird in der Nahe¨ Krise in vielen Landern¨ mit muslimischen Mehrhei- der deutschen Stadte¨ Hamm und und Monchenglad-¨ ten. Die Außenminister der Staaten der Arabischen bach ein Anschlagsversuch unternommen. Zwei mit Liga (AL) beschuldigen den danischen¨ Ministerprasi-¨ Sprengstoff gefullte¨ und in ortlichen¨ Zugen¨ platzier- denten, die Situation herunterzuspielen. Zahlreiche te Koffer detonieren aufgrund von Kontruktionsfeh- AL-Staaten ergreifen unilaterale Maßnahmen, etwa lern nicht. Am 21. August nehmen die deutschen Handelsboykotte. Zusatzlich¨ boykottieren viele ara- Behorden¨ die Libanesen Jihad Hamad und Yusuf al- bische Verbraucher Produkte aus Danemark,¨ Italien Haj Dib fest. Diese sind durch Videouberwachung¨ auf oder Großbritannien. Auf dem Hohepunkt¨ der Kri- den Bahnhofen¨ als diejenigen Personen identifiziert se im Februar 2006 kommt es bei Demonstrationen worden, die die Bomben in den Zugen¨ platziert ha- zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Flaggen eu- ben. Von beiden wird eine Verbindung zur radikalen ropaischer¨ Lander¨ werden verbrannt. Menschen aus Gruppierung Hizb ut-Tahrir angenommen, die im Ja- europaischen¨ Landern¨ oder mit christlichem Hinter- nuar in Deutschland verboten worden ist. Am 10. Au- grund sowie europaische¨ Botschaften sehen sich mit gust vereiteln die britischen Behorden¨ einen Terroran- gewaltsamen Ubergriffen¨ konfrontiert. Mehr als 100 schlag, bei dem zeitgleich Bomben in zehn zwischen Personen werden getotet,¨ noch mehr verletzt. Vier Ar- Großbritannien und den Vereinigten Staaten verkeh- gumente werden im Verlauf der Krise wiederholt vor- renden Flugzeugen detonieren sollten. Noch am sel- gebracht: Viele Politiker, Journalisten und Intellektuel- ben Tag werden 23 Personen im Zusammenhang le, insbesondere der europaischen¨ Demokratien, ar- mit dem Anschlag verhaftet. Sieben weitere Perso- gumentieren, dass eine Reaktion der danischen¨ Re- nen werden einen Tag spater¨ in Pakistan festgenom- gierung, wie sie sich mehrere arabische Lander¨ er- men. Am 11. August klagen die britischen Behorden¨ hoffen, einem zentralen Merkmal liberaler Demokra- elf Personen fur¨ den versuchten Terroranschlag an. In tien widersprechen wurde¨ - der Pressefreiheit. Auf Jordanien, wo al-Qaida im November 2005 Bomben- Grundlage dieses Arguments drucken auch weitere anschlage¨ auf Hotels der Hauptstadt Amman verubt¨ europaische¨ Zeitungen die Karikaturen ab. Anderer- hat, gelingt den Behorden¨ die Verhinderung eines seits vertreten viele Politiker und Journalisten oder weiteren Selbstmordanschlags gegen eine belebte Intellektuelle aus europaischen¨ und AL-Landern¨ den zivile Einrichtung, der angeblich von dem terroristi- Standpunkt, dass die Veroffentlichung¨ der Bilder Ach- schen Netzwerk geplant worden ist. Zwei Iraker und tung vor den religiosen¨ Traditionen des Islam vermis- ein Libyer werden noch am selben Tag im Zusam- sen ließen, negative Stereotype verbreiteten und Is- menhang mit der Verschworung¨ festgenommen. lamphobien in Europa schurten.¨ Schließlich veroffent-¨ licht Jyllands-Posten am 30. Januar eine Erklarung,¨ in der die Herausgeber sich fur¨ die durch die Ka- Karrikaturenstreit rikaturen verursachte Krankung¨ entschuldigen. Die- ser Schritt deeskaliert die Krise. Dennoch bleiben Am 30.9.05 veroffentlicht¨ eine danische¨ Zeitung der Spannungen zwischen Muslimen und nicht-Muslimen rechten Mitte, Jyllands-Posten, zwolf¨ Karrikaturen des bestehen sowie zwischen religiosen¨ und sakularen¨ Propheten Mohammed. Am 10.9.05 verlangen die Burgerinnen¨ und Burgern¨ europaischer¨ Lander.¨ Dies Fuhrer¨ von Danemarks¨ Islamischer Glaubensgemein- wird einmal mehr deutlich, als eine Rede von Papst schaft, dass sich Jyllands-Posten fur¨ seine Entschei- Benedikt XVI in Regensburg, Deutschland im Sep- dung, die Abbildungen zu veroffentlichen,¨ entschul- tember 2006 zu erneuten Spannungen fuhrt.¨ digt, da diese die religiosen¨ Gefuhle¨ zahlreicher Mus- lime krankten¨ und als blasphemisch aufgefasst wer- den wurden.¨ Zusatzlich¨ bitten zehn Tage spater¨ elf Botschafter muslimischer Lander¨ den danischen¨ Mi- Karikaturenstreit und missverstandliche¨ Zitatver- nisterprasidenten¨ Fogh Rasmussen um ein Treffen. wendung des Papstes als Beleg f ¨urden ”Kampf Dort sollen mogliche¨ Reaktionen der danischen¨ Re- der Kulturen”? gierung auf die Karikaturen erortert¨ werden. Zu die- Kommentar von Gerrit F. Schlomach ser Zeit demonstrieren bereits zahlreiche Menschen auf den Straßen von Kopenhagen und fordern eine Boykottaufrufe, Morddrohungen gegenuber¨ Papst Be- formelle Entschuldigung der Zeitung. Als die Versu- nedikt XVI. sowie Anschlage¨ auf Botschaften und Kir- che des Sprechers der Islamischen Glaubensgemein- chen scheinen Ausdruck der muslimischen Empfind- schaft scheitern, reist eine Delegation in den Vorde- lichkeiten gegenuber¨ dem Karikaturenstreit und der ren und Mittleren Orient, um sich unter anderem in missverstandlichen¨ Zitatverwendung des Papstes zu Agypten,¨ Syrien und dem Libanon mit Politikern, Jour- sein. Welche Zusammenhange¨ verbergen sich hin- nalisten und religiosen¨ Fuhrern¨ zu treffen. Bei diesen ter diesen verschiedenen Ereignissen mit so ahnli-¨ Treffen prasentiert¨ die Delegation ein Buch, das an- chen Reaktionen in der muslimisch-arabischen Re- geblich die in europaischen¨ Zeitungen veroffentlich-¨ gion? Wird ein Blick auf die veroffentlichte¨ Meinung ten Karikaturen des Propheten zeigt. Die religiosen¨ und die Bilder in arabischen Straßen geworfen, so Globales Konfliktpanorama 7 entsteht schnell der Eindruck, dass aus regionaler gefuhrt.¨ Die meisten Verhandlungen finden in Mol- Sicht spatestens¨ seit dem 11.9.2001 der ”Kampf der dau (Transnistrien) und Großbritannien (Nordirland) Kulturen” (These von Huntington) im vollen Gan- statt. In lediglich mindestens funf¨ der 35 hochgewalt- ge ist. Demnach wurde¨ von westlichen politischen samen Konflikte werden Gesprache,¨ gefuhrt,¨ insge- Fuhrern¨ keine andere nationale oder religiose¨ Grup- samt neun Runden - unter Konflikten ist der Krieg pe so haufig¨ mit Terrorismus und Gewalt identifiziert im Sudan (Darfur). Die meisten Gesprache¨ enden je- und als unmittelbare Bedrohung der westlichen Zi- doch ohne die Unterzeichnung eines Abkommens. vilisation dargestellt, wie Araber und Muslime. Da- neben wird stellenweise die Behauptung vertreten, Anzahl der Verhandlungen 2006 nach Intensitat¨ dass die Grunde¨ der wirtschaftlichen Ruckst¨ andigkeit¨ 60 in dem ”judisch-christlichem”¨ Hegemonialstreben zu  2006 suchen sei. Unter Hinweis auf doppelte Moral wird 50 48 dem Westen einerseits die Beleidigung des Prophe- ten unter dem Mantel der Meinungs- und Pressefrei- 40 heit vorgeworfen; andererseits fande¨ diese Freiheit ihr 33 Ende in offenkundigem Antisemitismus. Doch in der 30

Region sind durchaus auch ausgewogenere, wenn- 20 gleich leisere Stimmen zu vernehmen. Dazu lasst¨ Anzahl der Verhandlungen sich die von Scheich Al-Tamimi verfasste ”Amman 10 4 4 5 Message” aus dem Jahr 2004 zahlen,¨ die sich ge- 0 Manifester Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg gen die Selbstvollziehung der These von Huntington Konflikt richtet, Toleranz betont und die Friedfertigkeit des Is- lams in den Vordergrund ruckt.¨ In ahnlicher¨ Weise liest sich der offene Brief von 38 islamischen Fuhrern¨ an Papst Benedikt XVI., der explizit auf die Regens- Vertrage¨ burger Rede Bezug nimmt und die Chance des in- terreligiosen¨ Dialogs unterstreicht. Es scheint unbe- Insgesamt 23 Vertrage¨ oder Abkommen werden im streitbar, dass eine unvoreingenommene Analyse der Jahr 2006 uber¨ Konfliktregelung unterzeichnet, drei bisherigen Reden und Schriften des Papstes auf- davon in hochgewaltsamen Konflikten. Unter diesen grund von Plausibilitats¨ uberlegungen¨ ein ausgewo- Abkommen sind sechs Friedensvertrage,¨ einer da- generes Meinungsbild in der Region hervorgebracht von wird im Krieg im Sudan (Darfur) zwischen der hatte.¨ Aufgrund der Vielgestaltigkeit und der inne- Regierung und einer der wichtigsten Rebellengrup- ren Bruchlinien ist die Bezeichnung ”des Islams” als pen im Mai unterzeichnet. Allerdings gelingt es die- einer homogenen Konfliktpartei jedoch ganzlich¨ un- sem Abkommen nicht, die Kampfe¨ zwischen den ri- zureichend. Schließlich mussen¨ die regionalen auto- valisierenden Rebellenfraktionen zu beenden. In sie- ritaren¨ Systeme der wachsenden Unzufriedenheit in ben Konflikten werden Waffenstillstandsabkommen weiten Bevolkerungsteilen¨ und steigendem gewaltbe- unterzeichnet. Zwei von diesen betreffen auch hoch- reiten Fundamentalismus Tribut zollen. In Ermange- gewaltsame Konflikte, namentlich die zwei zusam- lung freier und der Multiperspektivitat¨ verpflichteten menhangenden¨ Konflikte Israel vs. Libanon und den Medien bestimmen Geruchte¨ die offentliche¨ Meinung Krieg Israel (Hisbollah). Das Abkommen ist von der und verstarken¨ vorab gebildete Meinungen. In dieser UN durch UN-Resolution 1701 vermittelt worden, das unubersichtlichen¨ Gemengelage wird deutlich, dass am 14. August in Kraft tritt. Weitere Abkommen betref- die Konstruktion einer ”Auseinandersetzung mit dem fen Verfahrensregelungen oder Konfliktgegenstande¨ Westen” nichts anderes ist als ein Ventil fur¨ regionale oder sind allgemeinerer Natur, wie Absichtserklarun-¨ und innerstaatliche Politik. gen und Prinzipienerklarungen.¨ Alles in allem erzie- len die zwischen den Konfliktparteien erreichten un- terschiedlichen Abkommen ungeachtet womoglicher¨ Deeskalationen keine endgultige¨ Beilegung der be- Maßnahmen der treffenden Dispute. Konfliktbearbeitung Internationale Organisationen Verhandlungen Am Ende des Jahres 2006 unterhalt¨ die Organisati- In mindestens 31 der 278 aktuellen Konflikte finden im on der Vereinten Nationen (UN) 18 Friedensmissio- Jahr 2006 zumindest einmalig Gesprache,¨ Verhand- nen. Darunter sind zwei politische Missionen, UNA- lungen und Konferenzen statt. Die Mehrzahl der Kon- MA in Afghanistan und das Integrierte UN-Buro¨ in Si- flikte, in denen die Parteien verhandeln, sind Krisen erra Leone (UNIOSIL), das im Januar 2006 die frie- und manifeste Konflikte. Es werden 33 Gesprachs-¨ denserhaltende Operation UNAMSIL ablost.¨ Abgese- runden in manifesten Konflikten und 48 in Krisen hen von UNIOSIL wird im Untersuchungszeitraum ei- 8 Konfliktbarometer 2006 ne weitere neue Mission in Gestalt der Integrierten erhoht¨ und setzt bis zu 1.191 Uniformierte in sie- UN-Mission in Osttimor (UNMIT) eingerichtet. UNMIT ben Missionen (UNAMA, UNIFIL, UNMEE, UNMIK, ubernimmt¨ am 25. August mit einem neuen, erwei- UNMIL, UNMIS, UNOMIG) im Jahr 2006 ein, anstel- terten Mandat das UN-Buro¨ in Osttimor (UNOTIL). le von bis zu 297 Deutschen in funf¨ Missionen im Es soll die Regierung bei der Stabilitatskonsolidie-¨ Jahr 2005. Eine allgemeine Beobachtung in Bezug rung, der Starkung¨ der Kultur demokratischer Herr- auf UN-Friedensmissionen ist, dass die internationa- schaft und der Forderung¨ des politischen Dialogs zwi- le Gemeinschaft den Blauhelmen robustere Manda- schen timoresischen Interessenvertretern unterstutz-¨ te gibt und ihre Anstrengungen in gewaltsamen Kon- ten. Alles in allem unterhalt¨ die UN mit UNMIT in Ost- flikten verstarkt,¨ z.B. in der DR Kongo (verschiedene timor und der UN-Militarbeobachtergruppe¨ in Indien Konflikte) und Israel - Libanon. Zu keiner Zeit in der und Pakistan (UNMOGIP) nur zwei friedenserhalten- Geschichte der Friedenserhaltung sind so viele UN- de Operationen in Asien und Ozeanien - eine mage- Peacekeeper gleichzeitig im Einsatz gewesen wie ge- re Ausbeute angesichts der Gesamtzahl an Konflik- genwartig.¨ Abgesehen von Friedensmissionen kann ten und hochgewaltsamen Konflikten. Im Gegensatz die UN auch Maßnahmen zur Erhaltung oder Wie- dazu stellt Afrika erneut die Region mit den meis- derherstellung des Friedens ergreifen, die nicht den ten UN-Missionen dar (ONUB in Burundi, UNOCI in Einsatz von Waffengewalt beinhalten. Zu derartigen der Elfenbeinkuste,¨ UNMIL in Liberia, MONUC in der Maßnahmen zahlen¨ Sanktionen. 2006 erhalt¨ die UN DR Kongo, UNMEE in Athiopien¨ und Eritrea, UNMIS Sanktionen gegen neun Staaten aufrecht: mit der El- im Sudan und UNAMSIL, die durch UNIOSIL in Si- fenbeinkuste,¨ der DR Kongo, Liberia, Ruanda, Sierra erra Leone abgelost¨ worden ist). An zweiter Stelle Leone, Somalia und dem Sudan gegen sieben afri- folgt der Vordere und Mittlere Orient mit funf¨ gleich- kanische Staaten; gegen die DVR Korea seit 2006 zeitigen UN-Missionen (die politische Mission UNA- sowie gegen al-Qaida und die Taliban und verbun- MA in Afghanistan, UNDOF auf den Golanhohen¨ zwi- dene Individuen und Gebilde. Außer der UN unter- schen Israel und Syrien, MINURSO in der Westsaha- halten einige Regionalorganisationen im Jahr 2006 ra, Marokko, UNIFIL im Libanon und UNTSO in Is- Feldmissionen, z.B. die Wirtschafts- und Wahrungs-¨ rael). Wie in fruheren¨ Jahren unterhalt¨ die UN drei gemeinschaft Zentralafrikas (CEMAC) in der Zentral- Missionen in Europa (UNFICYP auf Zypern, UNOMIG afrikanischen Republik sowie die Afrikanische Union in Abchasien, Georgien und UNMIK im Kosovo, Ser- (AU), die immernoch 7.000 Truppen im Sudan (Dar- bien) und mit der UN-Stabilisierungsmission in Haiti fur) im Einsatz hat, wahrend¨ ihre Mission in Burundi (MINUSTAH) eine in den Amerikas. Gegen Ende des der UN-Mission ONUB eingegliedert ist. In den Ame- Jahres sind 76.726 Uniformierte aus 110 verschiede- rikas unterhalt¨ die Organisation Amerikanischer Staa- nen Landern¨ 16 friedenserhaltenden Missionen (die ten (OAS) ihre Sondermission fur¨ die Starkung¨ der beiden politischen Missionen UNAMA und UNIOSIL Demokratie in Haiti, um die verschiedenen Wahlen nicht eingeschlossen) zugewiesen worden. Darunter im Jahr 2006 zu unterstutzen.¨ Die Organisation fur¨ Si- sind 66.086 Soldaten, was einen erneuten Anstieg cherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fuhrt¨ nach dem Ruckgang¨ auf 61.106 Soldaten aus 107 insgesamt acht Feldmissionen durch, sechs von ih- Landern¨ im Jahr 2005 bedeutet. Wahrend¨ nur zwei nen auf dem Balkan, eine in Moldau und eine in Geor- UN-Missionen in Asien aktiv sind, stellen asiatische gien. Auf dem Balkan unterhalt¨ auch die Europaische¨ Lander¨ das meiste Personal zur Verfugung.¨ Pakis- Union (EU) EUFOR in Bosnien-Herzegowina, die En- tan (mit 9.790 bis 10.154 Uniformierten im Jahresver- de 2004 die NATO-gefuhrten¨ Stabilisierungstruppen lauf), Bangladesch (mit 9.516 bis 9.655) und Indien (SFOR) abgelost¨ hat. Die Nordatlantische Vertrags- (mit 7.339 bis 9.276) stellten mit Abstand die meis- organisation (NATO) fuhrt¨ friedenserhaltende Missio- ten uniformierten Mitglieder von UN-Operationen. Im nen im Kosovo (KFOR) und in Afghanistan (ISAF). Vergleich zu 2005 hat Deutschland seinen Beitrag Globales Konfliktpanorama 9

Ubersicht:¨ Aktuelle UN-Missionen zur Friedenssicherung Missionsk ¨urzel Missionsname Beginn Land Europe UNOMIG UN-Beobachtermission in Georgien 1993 Georgien UNMIK Interimsverwaltung der Vereinten Nationen im Kosovo 1999 Serbien UNFICYP Friedenstruppe der Vereinigten Nationen in Zypern 1964 Zypern Sub-Saharan Africa UNMIS UN-Mission im Sudan 2005 Sudan UNMEE Mission der Vereinten Nationen in Athiopien¨ und Eritrea 2000 Athiopien¨ und Eritrea UNIOSIL Integriertes Buro¨ der Vereinten Nationan in Sierra Leone 2006 Sierra Leone MONUC Mission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik des 1999 DR Kongo Kongo ONUB UN-Mission fur¨ Burundi 2003 Burundi UNMIL UN-Mission in Liberia 2003 Liberia UNOCI Operation der Vereinten Nationen in der Elfenbeinkuste¨ 2004 Elfenbeinkuste¨ The Americas MINUSTAH UN-Stabilisierungs-Mission auf Haiti 2004 Haiti Asia and Oceania UNMOGIP UN-Beobachtergruppe in Indien und Pakistan 1949 Indien und Pakistan UNMIT Integrierte UN-Mission in Osttimor 2006 Osttimor and Maghreb UNIFIL UN-Interimstruppe in Libanon 1978 Libanon MINURSO UN-Mission fur¨ ein Referendum in Westsahara 1991 Westsahara UNAMA Unterstutzungsmission¨ der Vereinten Nationen in Afghanistan 2002 Afghanistan UNTSO UN-Mission zur Uberwachung¨ des Waffenstillstands im Nahen Osten 1948 Israel UNDOF UN-Beobachtertruppe der Vereinten Nationen fur¨ die Truppenentflech- 1974 Syrien tung

Autoritative Entscheidungen des IGH en gerichtlich gegen Uruguay vor und beantragt eine einstweilige Verfugung.¨ Der Fall betrifft Uruguays an- Drei neue Falle¨ werden 2006 an die Rechtssprechung geblichen Bruch der Verpflichtungen unter dem Statut des Internationalen Gerichtshofs (IGH) ubergeben¨ uber¨ den Uruguay-Fluss, den die beiden Lander¨ 1975 und kommen zu 26 bereits anhangigen¨ Fallen¨ hinzu. unterzeichnet haben und der 1976 in Kraft getre- Am 9. Januar reicht Dschibute eine Beschwerde ge- ten ist. Argentinien behauptet, dass der Bruch durch gen Frankreich wegen bestimmter Fragen gegensei- den Bau zweier Zellstoffmuhlen¨ am Flussrand zu- tiger Unterstutzung¨ in Kriminalfallen¨ ein. Dieser Fall stande gekommen ist, die angeblich Auswirkungen steht mit der Ablehnung Frankreichs in Zusammen- auf die Wasserqualitat¨ und die vom Fluss betroffenen hang, ein internationales Rechtshilfeersuchen aus- Gebiete haben. Am 13. Juli befindet der IGH, dass zufuhren.¨ Am 9. August stellt sich Frankreich hinsicht- die Umstande¨ keine einstweilige Verfugung¨ erfordern. lich der Beschwerde Dschibutis unter die Rechtsspre- Am 29. November beantragt Uruguay eine einstwei- chung des IGH. Am 26. April klagt Dominica wegen lige Verfugung,¨ weil organisierte Gruppen argentini- der Verletzung von Regeln in diplomatischen Bezie- scher Staatsburger¨ eine lebenswichtige Brucke¨ uber¨ hungen ein Verfahren gegen die Schweiz. Der Fall den Fluss blockiert haben und dadurch kommerziel- wird jedoch am 9. Juni auf Antrag von Dominica von len und touristischen Verkehr von Argentinien nach der Liste des IGH entfernt. Am 4. Mai geht Argentini- Uruguay absperren [→Argentinien - Uruguay]. 10 Konfliktbarometer 2006

Europa

In Europa werden 45 Konflikte beobachtet. Mit den Konflikten zwischen Liechtenstein - Deutschland sowie Ukraine (Opposition) haben zwei Konflikte bereits 2005 geendet. Durch die nichtgewaltsame Sezession Montenegros von Serbien wird ein weiterer Konflikt 2006 beigelegt. Wie 2005 werden in Europa zwolf¨ Konflikte mit dem Einsatz von Gewalt ausgetragen. Zwar deeskalierten zwei gewaltsame Konflikte des Vorjahres, doch uberschreiten¨ im Jah- resverlauf zwei andere Konflikte die Schwelle zur Gewalt. Die einzige ernste Krise bleibt der Konflikt in Russland (Tschetschenien). Mit zehn Konflikten stellt der Balkan weiterhin das instabilste Gebiet dar. Der Kaukasus bleibt ebenfalls eine fragile Region, wie der hochgewaltsame Tscheschenienkonflikt, die drei Krisen in Berg-Karabach (Armenien - Aserbaidschan), Georgien (Abchasien) und Georgien (Sudossetien)¨ sowie drei weitere manifeste Konflikte in Aserbaidschan und Georgien zeigen. Bei der Mehrzahl der Konflikte in Europa handelt es sich um innerstaatliche Konflikte, wobei Sezession und Autonomie die haufigsten¨ Konfliktggenstande¨ sind. In den zwi- schenstaatlichen Konflikten ist der verbreitetste Gegenstand Territorium, gefolgt von internationaler Macht.

Konfliktintensitaten¨ in Europa 2006 im Vergleich zu Haufigkeiten¨ von Konfliktgegenstanden¨ in Europa 2005 nach Intensitatsgruppen¨

30 2005 20   Niedrige Intensitat¨ 2006   Mittlere Intensitat¨ Hohe Intensitat¨ 25 24  23 15 4 20 11

15 10 9 ¨ 12 aufigkeit

11 11 H 8 10 9 7 Anzahl der Konflikte 6 5

5 2 2 1 1 1 0 0 1 1 1 1 1 0 0 Sezession System / Ideologie Dekolonisation Autonomie Vorherrschaft Regionale Vorherrschaft Internationale Ressourcen Sonstige Manifester Territorium Macht Nationale Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Konflikt

Ubersicht:¨ Konflikte in Europa 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Armenien - Aserbaidschan Armenien vs. Aserbaidschan Sezession, Territorium 1988 3 Aserbaidschan (Opposition) Opposition vs. Regierung Nationale Macht, Sytem / 2003 2 Ideologie Belarus (Opposition) Opposition vs. Regierung Nationale Macht, System / 1997 3 Ideologie Belarus - Polen* Belarus vs. Polen Internationale Macht 1994 2 Bosnien-Herzegowina Bosniaken vs. Kroaten Autonomie 1995 2 (Bosniaken - Kroaten) Bosnien-Herzegowina (RS - Republika Srpska vs. Sezession 1995 3 BKF) Bosniakisch-Kroatische Foderation¨ Danemark¨ - Kanada (Insel Danemark¨ vs. Kanada Territorium, Ressourcen 1973 1 Hans)* Frankreich (Korsika) korsische Nationalisten, FLNC vs. Sezession 1975 3 Regierung Frankreich (randalierende Randalierer vs. Regierung Sonstige (Soziale Lage) 2005 3 Jugendliche) Georgien (Abchasien) abchasische Separatisten vs. Georgien Sezession 1989 3 Georgien (Sudossetien)¨ sudossetische¨ Separatisten vs. Georgien Sezession 1989 3 Georgien (armenische armenische Minderheit vs. Regierung Autonomie 2004 2 Minderheit)* Georgien aserbaidschanische Minderheit vs. Autonomie 2004 2 (aserbaidschanische Regierung Minderheit)* Griechenland - Mazedonien* Griechenland vs. Mazedonien Territorium, Sonstige 1991 2 (Namensstreit) Europa 11

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Kaspisches Meer* Armenien vs. Aserbaidschan vs. Ressourcen, Territorium, 1993 1 Georgien vs. Iran vs. Kasachstan vs. Internationale Macht Russland vs. Turkei¨ vs. Turkmenistan Kroatien (Krajina, West- und kroatische Serben, militante Serben vs. Autonomie 1992 2 Ost-Slawonien) Regierung Lettland (russischsprachige russischsprachige Minderheit vs. Autonomie 1991 2 Minderheit) Lettische Regierung Mazedonien (albanische albanische Minderheit vs. Regierung Sezession 1991 3 Minderheit) Moldau (Transnistrien) transnistrische Separatisten vs. Sezession 1989 2 Regierung Rumanien¨ (ungarische ungarische Minderheit vs. Regierung Autonomie 1989 2 Minderheit) Rumanien¨ - Ukraine* Rumanien¨ vs. Ukraine Territorium, Ressourcen 1991 1 Russland (Opposition) Oppostion vs. Regierung System / Ideologie 2001 2 Russland (Tschetschenien) tschetschenische Rebellen vs. Sezession 1989 4 Regierung Russland - Georgien Russland vs. Georgien Internationale Macht 1992 2 Russland - Lettland* Russland vs. Lettland Internationale Macht 1994 2 Russland - Norwegen Russland vs. Norwegen Territorium, Ressourcen 1947 1 (Barentssee)* Russland - Ukraine Russland vs. Ukraine Territorium, Ressourcen 2003 2 Serbien (Kosovo) albanische Mehrheit im Kosovo vs. Sezession 1989 3 serbische Regierung Serbien (Presevo-Tal)* sudserbische¨ Gemeinden Presevo, Sezession 2000 2 Bujanovac und Medvedja, UCPMB vs. serbische Regierung Serbien (ungarische ungarische Minderheit in der Vojvodina Autonomie 1998 2 Minderheit)* vs. serbische Regierung Serbien und Montenegro Serbien vs. Montenegro Sezession 1997 ENDE 2 (Montenegro) Slowakei (ungarische ungarische Minderheit vs. Regierung Autonomie 1993 2 Minderheit) Slowenien - Kroatien* Slowenien vs. Kroatien Territorium 1991 2 Spanien (Baskenland) ETA vs. Regierung Sezession 1959 3 Spanien - Marokko Spanien vs. Marokko Territorium 1956 1 (Petersilieninsel)* Spanien - Marokko (Ceuta Spanien vs. Marokko Territorium 1961 1 und Melilla)* Spanien - Vereinigtes Spanien vs. Vereinigtes Konigreich¨ Territorium 1954 1 Konigreich¨ (Gibraltar)* Turkei¨ - Armenien Turkei¨ vs. Armenien Sonstige (Anerkennung des 1915 2 Volkermordes)¨ Turkei¨ - Griechenland Turkei¨ vs. Griechenland Territorium 1973 2 Ungarn - Rumanien*¨ Ungarn vs. Rumanien¨ Internationale Macht 1990 1 Ungarn - Slowakei Ungarn vs. Slowakei Internationale Macht 1993 2 (Minderheit)* Ungarn - Slowakei Ungarn vs. Slowakei Ressourcen 1989 1 (Ressoucen)* Vereinigtes Konigreich¨ Sinn Fein,´ IRA vs. Regierung, UUP, DUP, Sezession 1968 3 (Nordirland) UDA/UFF, LVF, Red Hand Defenders, Orange Volunteers, Real IRA Zypern (Nordzypern) Nordzypern vs. Republik Zypern Sezession 1963 2 Zypern - Turkei¨ Zypern vs. Turkei¨ Internationale Macht 2005 2

1 Konflikte mit einem * haben keinen eigenen Artikel 2 angegeben sind nur die Konfliktparteien, die fur¨ den aktuellen Zeitraum relevant sind 3 Intensitats¨ anderungen¨ im Vergleich zum letzten Jahr: bzw. Eskalation um einen, bzw mehr als einen Intensitatsgrad;¨ bzw Deeskalation um einen, bzw um mehr als einen Intensitatsgrad;¨ keine Anderung¨ 4 Intensitatsgrade:¨ 5 = Krieg; 4 = Ernste Krise; 3 = Krise; 2 = Manifester Konflikt; 1 = Latenter Konflikt 12 Konfliktbarometer 2006

Armenien - Aserbaidschan ner Beendigung der Repressionen gegen die Presse Nachdruck zu verleihen, treten am 30. Oktober sechs Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1988 Aktivisten der oppositionellen Zeitung Azadliq in den Konfliktparteien: Armenien vs. Aserbaidschan Hungerstreik. Konfliktgegenstand: Sezession, Territorium ap, kw Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan Belarus (Opposition) um den territorialen Status der Enklave Berg- Karabach dauert an. Die Enklave, ein international Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1997 anerkannter Teil Aserbaidschans, aber mehrheitlich Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung von Armeniern bewohnt, ist seit 1992 von armeni- Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie schen Truppen besetzt. Im Marz¨ und September 2006 verletzen beide Seiten vorubergehend¨ das beste- Der Konflikt zwischen der Opposition und der Re- hende Waffenstillstandsabkommen. Mindestens zwei gierung des weißrussischen Prasidenten¨ Alexander Soldaten werden getotet.¨ Armenien weigert sich nach Lukaschenko erreicht wahrend¨ der Prasidentschafts-¨ wie vor, die Besetzung von Berg-Karabach zu been- wahlen im Marz¨ einen Hohepunkt.¨ Im Vorfeld der den. Aserbaidschan verlangt den Abzug armenischer Wahlen ist der Wahlkampf der Oppositionskandida- Truppen als Vorbedingung fur¨ weitere Verhandlungen ten aufgrund der staatlichen Kontrolle der Medien und uber¨ den Status des Gebiets. Mehrere von der OSZE der Belastigung¨ von Oppositionsaktivisten stark ein- initiierte Treffen zwischen den Außenministern sowie geschrankt,¨ es herrscht ein Klima der Einschuchte-¨ den Prasidenten¨ der beiden Lander¨ fuhren¨ lediglich rung. Lukaschenko gewinnt die Wahlen vom 18. Marz¨ zu Teilabkommen. Allerdings werden Grundprinzipi- mit 82,6 Prozent der Stimmen. Wahlbeobachter der en festgelegt, die auf eine Langzeitlosung¨ abzielen, OSZE sowie der nationalen Oppositionsparteien er- darunter auch der Plan, ein Referendum uber¨ den klaren¨ jedoch, dass die Wahlen nicht demokratischen endgultigen¨ Status von Berg-Karabach abzuhalten. Standards genugten.¨ Der starkste¨ Prasidentschafts-¨ tw kandidat der Opposition, Alexander Milinkewitsch, Aserbaidschan (Opposition) verlangt Neuwahlen. Diese Forderung wird von meh- reren Tausend Demonstranten unterstutzt,¨ die in Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2003 Minsk mehrere Tage lang ihrem Widerstand gegen Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung den Wahlbetrug Ausdruck verleihen. Wahrend¨ der Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Sytem / Ideologie Proteste ereignen sich mehrfach gewaltsame Zusam- menstoße¨ zwischen Demonstranten und der Polizei. Der Konflikt zwischen aserischen Oppositionsgrup- Mehr als tausend Personen werden verhaftet. Einige pen und der herrschenden Partei des Neuen Aser- von den Verhafteten, die von der Polizei zusammen- baidschan (NAP) Prasident¨ Ilham Aliyevs wird fort- geschlagen worden sind, verschwinden. Aleksander gesetzt. Nach gewaltsamen Protesten in Zusammen- Kozulin, Oppositionsfuhrer¨ und Prasidentschaftskan-¨ hang mit den Parlamentswahlen im November 2005 didat, wird wegen Rowdytum und Aufwiegelung zu raumt¨ die Regierung Unregelmaßigkeiten¨ ein. Die am Massenunruhen zu funfeinhalb¨ Jahren Haft verurteilt. 13. Mai von einem neuen Zentralen Wahlkommittee in Im April wird auch Milinkevich fur¨ 15 Tage inhaftiert, zehn Wahlkreisen durchgefuhrten¨ Neuwahlen andern¨ nachdem er an einer nicht genehmigten Kundgebung die Mehrheitsverhaltnisse¨ im Parlament nicht. Von Ja- teilgenommen hat. Zahlreiche andere Aktivisten der nuar an ist die aserbaidschanische Opposition uneins Opposition werden ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt. und gespalten hinsichtlich der Frage ihrer Teilnahme ts an den Neuwahlen oder der Mitwirkung im Parlament. Bosnien-Herzegowina (Bosniaken - Kroaten) Trotz der Neuwahlen sieht die Opposition das Parla- ment weiterhin als illegitim an, nur Teile der Oppo- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1995 sition nehmen ihre Sitze im Parlament ein. Der Eu- Konfliktparteien: Bosniaken vs. Kroaten roparat bezeichnet die Neuwahlen als Verbesserung. Konfliktgegenstand: Autonomie Den Wahlkampf kennzeichnen standige¨ Kundgebun- gen der Opposition und Ubergriffe¨ der Polizei auf Die Bosniakisch-Kroatische Foderation¨ (BKF) in- Oppositions-Aktivisten. Prasident¨ Aliyev und seine re- nerhalb Bosnien-Herzegowinas (BiH) bleibt zwi- gierende NAP erhohen¨ den Druck auf unabhangige¨ schen romisch-katholischen¨ Kroaten und muslimi- und auslandische¨ Medien. Am 24. November stellt schen Bosniaken ethnisch gespalten. Am 19. Mai be- der großte¨ unabhangige¨ Radio- und Fernsehsender zeichnet der Hohe Reprasentant¨ Christian Schwarz- die Ubertragung¨ ein, nachdem die nationale Radio- Schilling die Pattsituation im Vereinigungsprozess der und Fernsehbehorde¨ sich geweigert hat, seine Lizenz ethnisch gespaltenen Stadt Mostar als unakzeptabel. zu verlangern.¨ Am selben Tag verurteilt ein Gericht Am 15. September ernennt er den deutschen Diplo- zwolf¨ oppositionelle Aktivisten, die an einer gewaltfrei- maten Norbert Winterstein zu seinem Sondergesand- en Demonstration fur¨ die Unabhangigkeit¨ der Medien ten, um die ortlichen¨ Autoritaten¨ bei Aktivitaten¨ zu un- teilgenommen haben. Um ihren Forderungen nach ei- terstutzen,¨ die auf eine Vereinigung der Stadt gerich- Europa 13 tet sind, und zwischen ihnen zu vermitteln. Infolge der Alija Izetbegovic, des Fuhrers¨ der Bosniaken wahrend¨ Wahl des bosnischen Kroaten Zeljko Komsic der mul- des Krieges. tiethnischen Sozialdemokratischen Partei (SDP) zum aog kroatischen Mitglied der dreiteiligen Prasidentschaft¨ Frankreich (Korsika) von BiH nehmen die Spannungen im Oktober zu. Die nationalistische Kroatische Demokratische Gemein- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1975 schaft (HDZ) protestiert gegen das Wahlergebnis, da Konfliktparteien: korsische Nationalisten, FLNC vs. Komsic nicht berechtigt sei, die Kroaten zu vertreten, Regierung da er auch von Bosniaken gewahlt¨ worden sei. HDZ- Konfliktgegenstand: Sezession Kandidat Ivo Miro Jovic droht, daß die Enttauschung¨ der Kroaten zur Sezession fuhren¨ konnte.¨ Kardinal Im Kampf um die Unabhangigkeit¨ Korsikas von Vinko Puljic, der katholische Erzbischof von Sarajevo, Frankreich verstarkt¨ die Nationale Befreiungsfront kritisiert das Wahlergebnis als eine Ungerechtigkeit Korsikas (FLNC) ihre Anschlage¨ auf Einrichtungen gegenuber¨ den bosnischen Kroaten. Am 11. Oktober der franzosischen¨ Regierung und Ferienhauser¨ von feuern unbekannte Tater¨ eine Antipanzerrakete auf Nicht-Korsen. Bei zahlreichen Bombenanschlagen,¨ eine Moschee in Mostar ab. Einen Tag zuvor ist ein die hauptsachlich¨ hohe Sachschaden¨ verursachen, romisch-katholischer¨ Friedhof geschandet¨ worden. kommen drei FLNC-Mitglieder ums Leben. Anhanger¨ der FLNC nehmen mehrere Personen in Geiselhaft, aog um ihre Bombenanschlage¨ durchfuhren¨ zu konnen.¨ Bosnien-Herzegowina (RS - BKF) Im Mai macht die FLNC mit mehreren gleichzeiti- gen Bombenanschlagen¨ in verschiedenen Orten der Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1995 Insel auf ihr 30-jahriges¨ Bestehen aufmerksam. Die Konfliktparteien: Republika Srpska vs. franzosische¨ Regierung reagiert auf die Anschlage¨ Bosniakisch-Kroatische Foderation¨ mit mehreren Festnahmen und Verurteilungen von Konfliktgegenstand: Sezession Anhangern¨ der FLNC. al Der Konflikt zwischen den beiden Entitaten¨ Bosnien- Frankreich (randalierende Jugendliche) Herzegowinas (BiH) dauert an. Angeheizt wird er ins- besondere durch die vom Ministerprasidenten¨ der Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2005 Republik Srpska (RS) Milorad Dodik gestellten Forde- Konfliktparteien: Randalierer vs. Regierung rungen nach einem Unabhangigkeitsreferendum¨ ana- Konfliktgegenstand: Sonstige (Soziale Lage) log demjenigen, das im Mai zur Unabhangigkeit¨ Mon- tenegros von Serbien fuhrte.¨ Am 26. September un- Der 2005 ausgebrochene Konflikt zwischen sozial be- terzeichnen die Prasidenten¨ und Ministerprasidenten¨ nachteiligten, meist aus Einwanderfamilien stammen- der RS und Serbiens ein Abkommen uber¨ beson- den Jugendlichen und den franzosischen¨ Behorden¨ dere Beziehungen und setzen sich damit uber¨ die wird gewaltsam fortgesetzt. Im Januar wird der 2005 Einwande¨ der wichtigsten bosniakischen politischen uber¨ 30 franzosische¨ Stadte¨ verhangte¨ Ausnahmezu- Formationen hinweg. Im Februar beginnt vor dem stand wieder aufgehoben. Trotz der bekundeten Nor- IGH die Verhandlung der Klage BiHs gegen Serbi- malisierung der Situation reißt die Serie der Gewalt- en und Montenegro bezuglich¨ Angriffs und Genozids. taten nicht ab. Innenminister Nicolas Sarkozy berich- Wahrend¨ zahlreiche Prozesse in Zusammenhang mit tet dem Parlament im Oktober, dass zwischen Januar dem Burgerkrieg¨ von 1992-95 gefuhrt¨ werden, befin- und September 2.890 Polizisten im Einsatz verletzt den sich die bosnisch-serbischen Verdachtigen¨ Rat- und 31.000 Autos in Brand gesetzt worden seien. Als ko Mladic und Radovan Karadzic weiterhin auf frei- sich die Vorstadtunruhen von 2005 im Oktober jahren,¨ em Fuß. Am 5. Januar fordert eine Schießerei na- steigt die Zahl der Gewalttaten erneut an. Minister- he der RS-Ortschaft Rogatica meherere Verletzte, prasident¨ Dominique de Villepin verspricht mehr Poli- als ein angeklagter bosnisch-serbischer Kriegsver- zeiprasenz¨ in den Vorstadten.¨ brecher sich der Verhaftung durch EUFOR-Truppen al widersetzt. Sowohl die EU als auch der Hohe Re- Georgien (Abchasien) prasentant¨ verleihen wiederholt ihrer Frustration uber¨ das Versagen BiHs, Verfassungsreformen mit dem Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1989 Ziel einer Starkung¨ der gesamtstaatlichen Institutio- Konfliktparteien: abchasische Separatisten vs. Georgien nen durchzufuhren,¨ Ausdruck. Die RS weigert sich Konfliktgegenstand: Sezession weiterhin, eine Polizeireform umzusetzen, welche die Polizeikrafte¨ beider Entitaten¨ integrieren soll. Immer- Die faktisch unabhangige¨ Republik Abchasien strebt hin genehmigt die Prasidentschaft¨ BiHs am 5. August weiterhin nach Sezession von Georgien, dessen Re- ein Armeereformgesetz. Unbekannte Tater¨ schanden¨ gierung sich um die Wiederherstellung der territo- am 4. Marz¨ einen muslimischen Friedhof in Banja Lu- rialen Integritat¨ bemuht.¨ Beide Konfliktparteien er- ka, der Hauptstadt der RS. Am 11. August beschadigt¨ halten bedeutende politische und wirtschaftliche Un- eine Bombe das Grab des ehemaligen Prasidenten¨ terstutzung¨ von außen: Abchasien von Russland und 14 Konfliktbarometer 2006

Georgien von den USA. Nach zahlreichen Beschwer- lautbart, dass sich darin 99 Prozent der Wahler¨ fur¨ den uber¨ die russische Unterstutzung¨ fur¨ Abcha- eine Sezession von Georgien ausgesprochen hatten.¨ siens de-facto Regierung verabschiedet das geor- Die EU, die USA und die OSZE lehnen dieses Refe- gische Parlament eine Resolution, die den Abzug rendum jedoch als undemokratisch und ungultig¨ ab. russischer friedenserhaltender Truppen aus Abcha- ilk sien fordert. Die Spannungen im Abchasien-Konflikt Kroatien (Krajina, West- und Ost-Slawonien) verschlimmern sich zusatzlich¨ durch die allgemei- ne Verschlechterung der georgisch-russischen Bezie- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1992 hungen [→ Russland - Georgien]. Am 22. Juli star- Konfliktparteien: kroatische Serben, militante Serben vs. tet Georgien eine Militaroperation¨ im Kodori-Tal, ei- Regierung nem kleinen georgisch-kontrolliertem Gebiet in der Konfliktgegenstand: Autonomie abtrunnigen¨ Republik Abchasien. Gemaߨ dem Mos- kauer Waffenstillstandsabkommen von 1994 sind jeg- Der Konflikt zwischen kroatischen Serbien und der liche Truppen aus diesem Gebiet verbannt. Obwohl Regierung in Kroatien dauert an. Im Dezember diese Operation gegen die Jager-Miliz,¨ die ehemals 2005 wird der mutmaßliche kroatische Kriegsver- Teil der georgischen Armee war, gerichtet ist, sieht brecher Ante Gotovina verhaftet und an das UN- Abchasien diesen Schritt als schwere Provokation Kriegsverbrechertribunal in Den Haag uberstellt.¨ Go- an. Abchasien entscheidet daher, nicht mehr an den tovina wird fur¨ den Tod von 150 Serben und die wochentlichen¨ Gesprachen¨ mit georgischen, russi- Vertreibung weiterer 150.000 wahrend¨ der kroati- schen und UN-Vertretern teilzunehmen. Am 13. Ok- schen Offensive in der Krajina von 1995 verantwort- tober verurteilt der UN-Sicherheitsrat mit der Resolu- lich gemacht. In der kroatischen Hauptstadt Zagreb tion 1716 die Entsendung georgischer Truppen. Eine und einigen Stadten¨ an der Adria protestieren Zehn- Woche spater¨ beginnt die abchasische Regierung auf tausende gegen seine Verhaftung. Vereinzelt kommt dem russischen Militarst¨ utzpunkt¨ in Gudauta ein Mi- es bei den Demonstrationen zu gewaltsamen Zwi- litarman¨ over¨ mit 2.000 Soldaten. Am selben Tag ruft schenfallen.¨ Der kroatische Ministerprasident¨ Ivo Sa- das abchasische Parlament Russland dazu auf, seine nader bekundet seinen Verstandnis¨ fur¨ die Gefuhle¨ ¨ Unabhangigkeit¨ anzuerkennen. der Offentlichkeit. Die EU bestatigt,¨ dass Kroatien eine aktive Rolle bei der Ergreifung Gotovinas ge- ilk spielt habe, und erklart,¨ dass damit ein Haupthin- Georgien (S ¨udossetien) dernis fur¨ Kroatiens EU-Beitritt beseitigt sei. Eben- falls im Dezember befindet ein serbisches Sonderge- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1989 richt 14 Personen schuldig fur¨ die Hinrichtung von na- Konfliktparteien: sudossetische¨ Separatisten vs. Georgien hezu 200 kroatischen Gefangenen in der Nahe¨ von Konfliktgegenstand: Sezession Vukovar 1991. Im Verlauf des Jahres 2006 ereig- nen sich mehrere ethnisch motivierte Zwischenfalle¨ Die abtrunnige¨ Region Sudossetien¨ setzt ihr Streben gegen kroatische Serben, besonders in Gegenden, nach Unabhangigkeit¨ von Georgien fort. Der interna- die vom Krieg 1991-95 stark betroffen waren. Am tional nicht anerkannte de-facto Prasident¨ Eduard Ko- 24.12.05 wird der Sitz der serbisch-orthodoxen Dioze-¨ koiti ruft wiederholt zur Errichtung einer politischen se in Sibenik in Brand gesteckt. Nach Angaben von Einheit mit Nordossetien, das Teil der Russischen Human Rights Watch sind zuruckkehrende¨ serbische Foderation¨ ist, auf. Trotz der Aufrechterhaltung gu- Fluchtlinge¨ nach wie vor Gewalt und Einschuchterung¨ ter Beziehungen zu Sudossetien¨ ist Russland bislang ausgesetzt. unverbindlich geblieben, was die Forderung nach An- aog erkennung von Sudossetiens¨ Unabhangigkeit¨ und ei- Lettland (russischsprachige Minderheit) nem Zusammenschluss mit Nordossetien betrifft. Am 15. Februar verabschiedet das georgische Parlament Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1991 eine Resolution, die eine Frist fur¨ den Abzug russi- Konfliktparteien: russischsprachige Minderheit vs. Lettische scher Truppen aus Sudossetien¨ setzt. Sudossetien¨ Regierung reagiert mit einem Aufruf an Russland, seine Trup- Konfliktgegenstand: Autonomie pen dort zu belassen. Im August beginnt Sudossetien¨ mit der Ausstellung eigener Passe.¨ Am 3. September Der Konflikt um die Rechte der russischsspra- beschießen sudosstische¨ Milizen einen Hubschrau- chigen Minderheit in Lettland dauert an. Obwohl ber, in dem sich der georgische Verteidigungsminis- 2005 fast 20.000 Personen erfolgreich die letti- ter Irakli Okruaschwili befindet. Zwar wird niemand sche Staatsburgerschaft¨ beantragt haben, haben verletzt, doch ist der Hubschrauber zur Landung ge- nach wie vor 19 Prozent der Einwohner den Sta- zwungen. Funf¨ Tage spater¨ werden vier Kampfer¨ tus von Nichtburgern.¨ Die meisten von ihnen sind bei Kampfen¨ zwischen georgischen Soldaten und ethnische Russen. Mehrere, insbesondere russisch- sudossetischen¨ Milizen an der sudossetischen¨ Gren- sprachige Organisationen sowie Russland kritisieren, ze getotet.¨ Am 12. November halt¨ Sudossetien¨ ein dass Nichtburgern¨ Rechte vorenthalten wurden.¨ Im Referendum uber¨ seine Unabhangigkeit¨ ab und ver- April lehnt das lettische Parlament den Antrag an, Europa 15

Nichtburgern¨ das Wahlrechts auf Gemeindeebene Moldau (Transnistrien) zuzuerkennen. Im Oktober reichen 50 Nichtburger¨ ei- ¨ ne Petition bei der OSZE ein, in der sie gegen ih- Intensitat¨ : 2 Anderung: Beginn: 1989 re Diskriminierung protestieren. Bei den Parlaments- Konfliktparteien: transnistrische Separatisten vs. Regierung wahlen am 7. Oktober erleidet die radikale russisch- Konfliktgegenstand: Sezession sprachige Minderheitenpartei Fur¨ Menschenrechte in Der Konflikt zwischen der Republik Moldau und der einem Vereinigten Lettland schwere Verluste. Die we- abtrunnigen¨ transnistrischen Region halt¨ an. Seit dem niger radikale Partei Zentrum fur¨ Harmonie, die sich 7. Marz¨ sind die Verhandlungen zwischen Moldau ebenfalls fur¨ die Rechte der Minderheiten in Lett- und Transnistrien wegen eines Streits uber¨ neue Zoll- ¨ land einsetzt, erhalt 14,4 Prozent der Stimmen. Sie vorschriften ausgesetzt. In einem von der transnistri- setzt sich dafur¨ ein, Russisch den Sonderstatus einer schen de-facto Regierung organisierten Referendum ¨ geschutzten¨ Minderheitensprache einzuraumen, for- am 17. September unterstutzen¨ 97,1 Prozent der dert aber nicht, dass Russisch eine offizielle Amtss- Wahler¨ die endgultige¨ Sezession Transnistriens von prache wird. Am 17. November verabschiedet der Moldau und einen spateren¨ Anschluss an die Russi- Europarat eine Resolution, die flexiblere Einburge-¨ sche Foderation.¨ Entgegen fruherer¨ Versicherungen ¨ rungsrechte in Lettland fordert und erklart, dass allen Russlands, samtliche¨ Truppen bis 2002 abzuziehen, ¨ standigen Einwohnern das Recht zur Teilnahme an sind nach wie vor 1.500 Soldaten in der Region sta- ¨ Gemeindewahlen eingeraumt werden solle. tioniert. Der moldauische Prasident¨ Wladimir Woro- kw nin fordert eine Ersetzung der russischen durch inter- Mazedonien (albanische Minderheit) nationale friedenserhaltende Truppen. Am 6. Oktober erkennt das russische Parlament das Referendum als Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1991 legitim an und fordert die internationale Gemeinschaft Konfliktparteien: albanische Minderheit vs. Regierung zur Anerkennung des Ergebnisses auf. Kein ande- Konfliktgegenstand: Sezession rer Staat und keine internationale Organisation er- kennt das Ergebnis des Referendums an. Der Leiter Der Konflikt zwischen der albanischen Minderheit in der OSZE-Mission in Moldau bezeichnet die Abstim- Mazedonien und der Regierung geht weiter. Am 31. mung als illegitim. Am 18. Oktober enden getrenn- Januar gibt die oppositionelle Demokratische Par- te Konsultationen internationaler Vermittler mit Dele- tei der Albaner (DPA) ihren Boykott auf und kehrt gationen beider Konfliktparteien in der ukrainischen ins Parlament zuruck.¨ Die anderen wichtigen Par- Stadt Odessa ohne Ergebnis. teien ethnischer Albaner – die Demokratische Uni- ag on fur¨ Integration (DUI) und die Partei der Demo- Rumanien¨ (ungarische Minderheit) kratischen Prosperitat¨ (PDP) – beginnen nach den

Wahlen vom 5. Juli einen Boykott des Parlaments. Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1989 ¨ Die Wahlkampfperiode wird durch Zusammenstoße Konfliktparteien: ungarische Minderheit vs. Regierung und Schießereien zwischen Anhangern¨ der DUI und Konfliktgegenstand: Autonomie der DPA gestort.¨ Obwohl die DUI die meisten alba- nischen Stimmen erhalt,¨ entscheidet sich der neue Der Autonomiekonflikt zwischen der ungarischen Ge- Ministerprasident¨ Nikola Gruevski von der natio- meinschaft in Rumanien¨ und der Regierung nimmt nalistischen Inneren Mazedonischen Revolutionaren¨ an Intensitat¨ zu. Die ungarische Minderheit ist sich Organisation-Demokratische Partei fur¨ die Nationa- in dieser Frage uneinig. Die Szekler,´ eine Gruppe le Einheit Mazedoniens (VMRO-DPMNE) fur¨ die DPA von 600.000 in Transsylvanien lebenden Ungarn, for- als Vertretung der albanischen Minderheit in seiner dern nicht nur kulturelle, sondern auch territoriale Au- Regierungskoalition. Daraufhin droht der Fuhrer¨ der tonomie. Der Nationale Rat der Szekler´ veroffent-¨ DUI und fruhere¨ Aufstandische¨ Ali Ahmeti mit der licht am 15. Marz¨ seine Forderungen, die unter an- Nichtanerkennung der neuen Regierung. Im August derem einen eigenen Prasidenten¨ und ein eigenes organisieren die DUI und die PDP Proteste, bei de- Schulsystem fur¨ die Szekler´ beinhalten. Die wich- nen Straßen blockiert und Fahrzeuge beschadigt¨ wer- tigste ungarische Partei in Rumanien,¨ die Demokra- den. Im September nehmen Gruevski und die albani- tische Union der Ungarn in Rumanien,¨ die Teil der sche Opposition Gesprache¨ auf und signalisieren ei- regierenden Koalition ist, hat bereits weitere Rech- ne Ruckkehr¨ zur Normalitat.¨ Im Jahresverlauf fuhren¨ te fur¨ die Ungarn erreicht, darunter die Einfuhrung¨ Bemerkungen des kosovarischen Ministerprasiden-¨ zweisprachiger Schilder. Dennoch wird der Entwurf ten Agim Ceku, in denen er die Legalitat¨ der Gren- eines neuen Minderheitengesetzes, das die ungari- zen zwischen Mazedonien und dem Kosovo in Frage sche Autonomie weiter gestarkt¨ hatte,¨ vom Parlament stellt, zu diplomatischen Spannungen. Diese Bemer- nicht akzeptiert. Rumanen¨ des gesamten politischen kungen schuren¨ Angste¨ vor einer Zunahme sezessio- Spektrums kritisieren die Forderung nach territoria- nistischer Tendenzen unter Mazedoniens albanischer ler Autonomie. Die Großrumanische¨ Partei, die eine Bevolkerung,¨ sollte der Kosovo unabhangig¨ werden. nationalistische, anti-ungarische Politik vertritt, stellt aog sich den Autonomieforderungen entschieden entge- 16 Konfliktbarometer 2006 gen und droht, die offentliche¨ Demonstration unga- tischen Fuhrung¨ ernannt worden. Am 10. Juli kommt rischer Autonomieforderungen im Marz¨ anzugreifen. der von Russland im Zusammenhang mit zahlreichen Ein Zusammenstoß zwischen rumanischen¨ Nationa- Anschlagen¨ - einschließlich der Geiselnahme in einer listen und ungarischen Szeklern´ kann nur durch die Schule in Beslan 2004 - gesuchte Kriegsherr Scha- Vermittlung des rumanischen¨ Prasidenten¨ verhindert mil Basayew in Inguschetien ums Leben. Er war En- werden. de Juni zum Vizeprasident¨ der separatistischen Re- otb¨ gierung ernannt worden. Russischen Kraften¨ zufol- ge wurde Basayew in einer Sonderoperation getotet,¨ Russland (Opposition) wahrend¨ tschetschenische Rebellen von einem Un- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2001 fall sprechen. Spater¨ im Juli fordern die Foderati-¨ Konfliktparteien: Oppostion vs. Regierung ven Sicherheitskrafte¨ (FSB) die tschetschenischen Konfliktgegenstand: System / Ideologie Rebellen zur Abgabe ihrer Waffen auf und bieten im Gegenzug eine Amnestie an. Angeblich stellen In Russia geht der Systemkonflikt zwischen oppo- sich mehrere hundert tschetschenische Kampfer¨ frei- sitionellen Medien und NRO auf der einen und der willig den Behorden.¨ Im August ordnet der russi- Regierung auf der anderen Seite weiter. Ende No- sche Prasident¨ Wladimir Putin die Vorbereitung ei- vember 2005 wird die beliebte Fernsehsendung von nes Teilruckzugs¨ russischer Truppen bis 2008 an. Olga Romanowa aus dem Programm genommen, Im Herbst raumen¨ die pro-russische tschetscheni- nachdem sie kritisch uber¨ den Freispruch des Soh- sche Regierung und das Regionale Operationshaupt- nes von Verteidigungsminister Sergej Iwanow in einer quartier der Antiterror-Operation ein, dass die Sicher- Strafsache berichtet hat. Am 22. Dezember sperren heitslage in Tschetschenien nach wie vor angespannt russische Behorden¨ die Radiofrequenzen der BBC sei und der tschetschenische Widerstand weiterhin und der Deutschen Welle, zweier auslandischer¨ Ra- eine ernste Bedrohung darstelle. Nach wie vor er- diosender. Im Beobachtungszeitraum werden zahlrei- eignen sich haufig¨ bewaffnete Zusammenstoße,¨ An- che Mordversuche an Oppositionsaktivisten und kri- schlage,¨ Entfuhrungen¨ und andere gewaltsamen Zwi- tischen Journalisten nicht von den staatlichen Auto- schenfalle,¨ die auch auf Nachbarrepubliken im Nord- ritaten¨ aufgeklart.¨ Im April tritt ein neues Gesetz in kaukasus ubergreifen.¨ Kraft, das strengere Registrierungsvorschriften und vl, jc die Offenlegung des finanziellen Hintergrunds von Russland - Georgien NRO vorsieht. Mehrere NRO beschweren sich uber¨ das neue Gesetz, berichten von ernsten Schwierig- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1992 keiten bei der Registrierung und bezeichnen es als Konfliktparteien: Russland vs. Georgien einen Angriff auf die Arbeit von Menschenrechts- Konfliktgegenstand: Internationale Macht gruppen. Proteste von Menschenrechtsaktivisten vor der Inkrafttretung des Gesetzes sind von Sonderein- Der internationale Machtkonflikt zwischen Russland satztruppen der OMON-Sicherheitskrafte¨ zerschla- und Georgien setzt sich fort. Dieser Konflikt erreicht in gen worden. diesem Jahr am 3. Oktober mit dem Abzug des russi- lo, jc, kw schen Botschafters aus der georgischen Hauptstadt Russland (Tschetschenien) Tiflis einen neuen Hohepunkt.¨ Zudem hebt Russland samtliche¨ Verkehrs- und Postverbindungen zu Geor- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1989 gien auf. Die Beziehungen der beiden Staaten zu- Konfliktparteien: tschetschenische Rebellen vs. Regierung vor durch Georgiens Orientierung in Richtung der Konfliktgegenstand: Sezession USA beeintrachtigt¨ gewesen. Im Mai verhangt¨ Russ- land ein Importverbot auf georgischen Wein und Mi- Der Konflikt zwischen der abtrunnigen¨ nordkaukasi- neralwasser, zwei der wichtigsten georgischen Ex- schen Republik Tschetschenien und Russland dau- portguter.¨ Am 8. Juli schließt Russland den einzigen ert an. Im Fruhjahr¨ 2006 verabschiedet der Europa- Grenzubergang¨ mit Georgien. Nach mehreren wech- rat eine Resolution, die das Vorgehen russischer Si- selseitigen diplomatischen Beschuldigungen und Ver- cherheitskrafte¨ in Tschetschenien verurteilt. Der Eu- stimmungen intensiviert sich der Konflikt am 28. Sep- ropaische¨ Gerichtshof fur¨ Menschenrechte verurteilt tember weiter, als die georgischen Behorden¨ vier rus- die russische Regierung mehrfach zu Schadenser- sische Militaroffiziere¨ festnehmen und sie der Spio- satzzahlungen in Fallen,¨ die mit dem Tschetschenien- nage beschuldigen. Russland schließt in der Folge Krieg in Zusammenhang stehen. Im Marz¨ wird der seine Botschaft in Georgien und setzt seine Truppen Sohn des ermordeten Prasidenten¨ Achmed Kadirow zur Verteidigung russischer Militarbasen¨ in Georgi- und derzeitiger Fuhrer¨ der Milizen, Ramzan Kadirow, en in Alarmbereitschaft. Es kundigt¨ zudem an, sei- Ministerprasident.¨ Im Juni wird Abdul-Khalim Saydul- ne Truppen entgegen eines im Marz¨ unterzeichneten layew Berichten zufolge von Sicherheitskraften¨ er- georgisch-russischen Abkommens nicht aus Georgi- mordet. Saydullayew ist 2005 zum Nachfolger von en abzuziehen. Im Oktober erhoht¨ Russland durch Aslan Maschadow im Prasidentenamt¨ der separatis- die Verfolgung und Abschiebung von mehr als 100 Europa 17 illegalen georgischen Arbeitskraften¨ den Druck auf religioser¨ und kultureller Statten¨ und wirtschaftliche Georgien. Zudem ruft Russland in Georgien lebende Fragen konzentrieren. Im Juli endet die siebte Ge- Russen dazu auf, das Land zu verlassen und stellt zu sprachsrunde¨ ergebnislos, wie bereits die meisten diesem Zweck Flugzeuge bereit. Russland zeigt keine zuvor. Am 24. Juli finden die ersten direkten Ge- Bereitschaft, auf die Aufrufe der EU und der NATO zur sprache¨ seit dem Kosovo-Krieg von 1999 zwischen Aufhebung seiner Sanktionen einzugehen. Stattdes- den kosovo-albanischen und serbischen Prasidenten¨ sen kundigt¨ der staatlich kontrollierte russische Gas- und Ministerprasidenten¨ statt. Da beide Seiten ihre Monopolist Gazprom eine Verdoppelung der Preise bekannten Positionen bekraftigen,¨ konnen¨ die Ge- an und kundigt¨ an, die Gaslieferungen am 1. Januar sprache¨ keinen Durchbruch erzielen. Am 20. Sep- 2007 einzustellen, sollte Georgien nicht zur Zahlung tember drangt¨ die internationale Kontaktgruppe er- der hoheren¨ Preise bereit sein. neut auf eine Klarung¨ der Statusfrage bis Ende 2006. luk Sie weist den UN-Sondergesandten Martti Ahtisaari Russland - Ukraine an, einen Vorschlag fur¨ den Status der Provinz aus- zuarbeiten. Ende September verabschiedet das ser- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2003 bische Parlament eine neue Verfassung, in der der Konfliktparteien: Russland vs. Ukraine Kosovo als integraler Teil Serbiens bezeichnet wird. Konfliktgegenstand: Territorium, Ressourcen Die serbischen Wahler¨ nehmen die neue Verfassung in einem Referendum mit knapper Mehrheit an. Die Der Territorial- und Ressourcenkonflikt zwischen ethnischen Albaner des Kosovo sind nicht zu diesen Russland und der Ukraine erreicht mit der Energie- Wahlen zugelassen gewesen. Im November vertagt krise im Januar eine neue Großenordnung.¨ Am 1. Ja- Ahtisaari die Vorlage seines Berichts uber¨ den kunfti-¨ nuar stellt der russische Gasmonopolist Gazprom sei- gen Status des Kosovo bis nach den fur¨ den 21.1.07 ne Gaslieferungen in die Ukraine vollstandig¨ ein. Am angesetzten serbischen Wahlen. Verschiedene Ge- 4. Januar willigt die Ukraine ein, den doppelten Gas- waltakte, von denen uberwiegend¨ die serbische Min- preis zu bezahlen und Gazprom nimmt seine Gaslie- derheit betroffen ist, werden im Kosovo verubt.¨ Da- ferungen wieder auf. Die Spannungen uber¨ die neuen bei werden mindestens 20 Personen verletzt. Am 28. Gaspreise dauern das ganze Jahr uber¨ an. Die Ukrai- November greifen Pro-Unabhangigkeitsdemonstran-¨ ne beschuldigt Russland, sein Gasmonopol fur¨ die ten Regierungs- und UNMIK-Gebaude¨ an. Ausubung¨ von politischem Druck auf seine Nachbarn auszunutzen. Im Oktober nehmen die beiden Lander¨ neue Verhandlungen uber¨ die offene Territorialfrage in jc der Krim auf. In Bezug eine Grenzziehung hinsichtlich der Insel Tuzla, die in der Kerchstraße liegt, erzielen die beiden Parteien keine Einigung. Serbien und Montenegro (Montenegro) ts Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ ENDE Beginn: 1997 Serbien (Kosovo) Konfliktparteien: Serbien vs. Montenegro Konfliktgegenstand: Sezession Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1989 Konfliktparteien: albanische Mehrheit im Kosovo vs. serbische Regierung Konfliktgegenstand: Sezession Im Konflikt innerhalb des Staatenbundes von Serbi- en und Montenegro halt¨ Montenegro ein Referendum Der Konflikt zwischen der albanischen Mehrheit im uber¨ die Zukunft der Union ab. Im Vorfeld der Volksab- Kosovo und Serbien uber¨ den Status der Provinz stimmung kundigt¨ Serbien an, eine Sezession Monte- dauert an. Im Dezember 2005 ubergibt¨ die UN- negros nur dann zu akzeptieren, wenn eine signifikan- Verwaltung UNMIK formal die Kontrolle an die Polizei- te Mehrheit der Montenegriner fur¨ die Unabhangig-¨ und Justizministerien des Kosovo. Kurz vor der ge- keit stimmten. Am 21. Mai votieren 55,5 Prozent der planten Aufnahme der direkten Statusgesprache¨ er- Montenegriner - nur wenig mehr als die erforderliche liegt der kosovarische Prasident¨ Ibrahim Rugova am Hurde¨ - fur¨ eine Loslosung¨ von Serbien. Am 4. Ju- 21. Januar einem Krebsleiden. Das Parlament wahlt¨ ni erklart¨ Montenegro seine Unabhangigkeit.¨ Einen Fatmir Sejdiu zum neuen Prasidenten.¨ Am 20. Febru- Tag spater¨ ratifiziert das Parlament Montenegros die- ar beginnt die erste Runde der von den UN geleiteten se Erklarung.¨ In Folge erklart¨ sich auch Serbien sei- Verhandlungen in Wien. Am 1. Marz¨ verkundet¨ der ne Unabhangigkeit.¨ Erst am 15. Juni erkennt Serbi- Ministerprasident¨ des Kosovo Kosumi seinen Ruck-¨ en Montenegro offiziell als unabhangigen¨ Staat an, tritt und wird von Agim Ceku ersetzt, einem ehema- nachdem viele andere Staaten dies bereits getan ha- ligen Kommandeur der Befreiungsarmee des Koso- ben. Am 22. Juni nehmen die beiden Lander¨ diploma- vo und derzeitiger Fuhrer¨ des Schutzkorps des Koso- tische Beziehungen miteinander auf. vo. Ab Mitte Marz¨ werden die Statusgesprache¨ fort- gesetzt, die sich z.B. auf die Situation ethnischer Serben im Kosovo, Dezentralisierung, den Schutz ap 18 Konfliktbarometer 2006

Slowakei (ungarische Minderheit) T ¨urkei- Armenien

¨ Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1993 Intensitat¨ : 2 Anderung: Beginn: 1915 Konfliktparteien: ungarische Minderheit vs. Regierung Konfliktparteien: Turkei¨ vs. Armenien Konfliktgegenstand: Autonomie Konfliktgegenstand: Sonstige (Anerkennung des Volkermordes)¨ Der 1915 an der armenischen Bevolkerung¨ des Os- Die Spannungen im Konflikt um kulturelle Autonomie manischen Reiches verubte¨ Genozid stellt nach wie und die Rechte der ungarischen Minderheit in der Slo- vor einen Hauptkonfliktgegenstand in den Beziehun- wakei halten an. Im Juni wird eine Regierungskoaliti- gen zwischen der Turkei¨ und Armenien dar. Infolge on mit der extremistischen, anti-ungarischen Slowa- diplomatischen Drucks durch die EU laßt¨ ein turki-¨ kischen Nationalpartei gebildet. Slowakische Extre- sches Gericht im Januar die Anklage gegen den turki-¨ misten veruben¨ im August mehrere Anschlage¨ gegen schen Autor Orhan Pamuk fallen, der wegen Belei- ethnische Ungarn und deren Institutionen. Angehori-¨ digung des turkischen¨ Staates angeklagt worden ist. ge der ungarischen Minderheit reagieren darauf mit Dies geht auf seine offentliche¨ Erklarung,¨ dass eine anti-slowakischen Graffitis an offentlichen¨ Gebauden.¨ Million Armenier wahrend¨ des Ersten Weltkrieges in Nach Gesprachen¨ zwischen Ungarn und der Slowa- der Turkei¨ getotet¨ worden seien, zuruck.¨ Die Turkei¨ kei kundigt¨ die slowakische Regierung an, politische bestreitet diesen Genozid weiterhin. Im Mai fuhren¨ Extremisten zu bekampfen¨ und sichert der ungari- Verhandlungen zwischen Armenien und der Turkei¨ zu schen Minderheit Schutz zu. keiner Annaherung.¨ Die beiden Lander¨ unterhalten weiterhin keine diplomatischen Beziehungen mitein- sd ander. Am 12. Oktober verabschiedet das franzosi-¨ Spanien (Baskenland) sche Parlament ein Gesetz, das die Negierung des armenischen Genozids zu einem Verbrechen erklart.¨ Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1959 In Folge verabschiedet das turkische¨ Parlament eine Konfliktparteien: ETA vs. Regierung Erklarung,¨ die das franzosische¨ Gesetz verurteilt. Konfliktgegenstand: Sezession stw T ¨urkei- Griechenland

Der Konflikt zwischen der Organisation Baskisches Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1973 Heimatland und Freiheit (ETA) und der Regierung Konfliktparteien: Turkei¨ vs. Griechenland uber¨ die Unabhangigkeit¨ des Baskenlandes dau- Konfliktgegenstand: Territorium ert an. Die ETA ist fur¨ eine Reihe von Bombenan- schlagen¨ verantwortlich, die Ende 2005 großen Sach- Griechenland und die Turkei¨ halten ihren jeweili- schaden anrichten. Zwischen Januar und Marz¨ 2006 gen Anspruch auf Souveranit¨ atsrechte¨ in der Ag¨ ais¨ verubt¨ die ETA weitere Bombenanschlage.¨ Zwei Per- aufrecht. Dieser Gegensatz droht nach der Kollisi- sonen werden bei einem dieser Anschlage¨ am 25. Fe- on eines turkischen¨ und eines griechischen Kampf- bruar in Vitoria leicht verletzt. Am 22. Marz¨ verkundet¨ jets in einer Nahkampfubung¨ am 23. Mai uber¨ der die ETA uberraschend¨ einen dauerhaften Waffenstill- ag¨ aischen¨ See zu eskalieren. Der griechische Pilot stand, der zwei Tage spater¨ in Kraft tritt und im kommt ums Leben, wahrend¨ der turkische¨ Flieger weiteren Jahresverlauf nicht gebrochen wird. Nach uberlebt.¨ Sowohl die Turkei¨ als auch Griechenland dieser Ankundigung¨ verlangt die Regierung von der entscharfen¨ rasch die durch den Zwischenfall auf- baskischen Organisation, ihre erpresserischen Me- kommenden Spannungen. Beide Außenminister kom- thoden aufzugeben. Ministerprasident¨ Jose´ Luis Ro- men uberein,¨ dass er nicht die Bemuhungen¨ beider dr´ıguez Zapatero signalisiert seine Bereitschaft zu Lander¨ zur Verbesserung ihrer Beziehungen beein- Friedensgesprachen.¨ Im Juli nimmt der baskische trachtigen¨ solle. Als vertrauensbildende Maßnahme Flugel¨ der regierenden spanischen Sozialistenpartei besucht der griechische Stabschef im Juli . Gesprache¨ mit der verbotenen baskischen Separa- Sein turkischer¨ Amtskollege nimmt eine Einladung, im tistengruppierung Batasuna auf, um eine politische November nach Athen zu kommen, an. Losung¨ zu finden. Die Verhandlungen werden von aj massiven Protesten hunderttausender Menschen in Vereinigtes Konigreich¨ (Nordirland) Madrid begleitet. Indessen wird strafrechtliche Verfol- gung von ETA-Mitgliedern fortgesetzt. Im November Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1968 2005 hat ein Verfahren gegen 56 vorgebliche ETA- Konfliktparteien: Sinn Fein,´ IRA vs. Regierung, UUP, DUP, Aktivisten begonnen. Ende 2006 wird von kleineren UDA/UFF, LVF, Red Hand Defenders, Zwischenfallen¨ berichtet. Dies betrifft z.B. einen Waf- Orange Volunteers, Real IRA fenraub durch den franzosischen¨ Zweig der ETA in Konfliktgegenstand: Sezession Frankreich sowie Drohungen der ETA, den Waffen- stillstand zu brechen. Der Konflikt um eine Sezession Nordirlands vom Ver- einigten Konigreich¨ geht weiter. Nach zahlreichen jrt Gesprachen¨ zwischen der britischen Regierung und Europa 19

Nordirlands fuhrenden¨ Parteien tritt am 15. Mai die initiierten Gesprach¨ uber¨ die Wiederaufnahme des Regionalversammlung zum ersten Mal seit drei Jah- stagnierenden Friedensprozesses erneut. Sie einigen ren wieder zusammen. Am 13. Oktober wird das sich auf vertrauensbildende Massnahmen zur Ver- St. Andrews-Abkommen erzielt, das eine graduel- besserung der Beziehungen zwischen den beiden le Wiedereinfuhrung¨ der nordirischen Selbstverwal- Entitaten¨ und zur Bearbeitung technischer sowie po- tung vorsieht. Der entscheidende Punkt des Abkom- litischer Fragen. Im November schlagt¨ die UN vor, die mens ist die Anerkennung der nordirischen Sicher- Umsetzung dieses im Juli erreichten Abkommens zu heitskrafte¨ durch die pro-irische Partei Sinn Fein.´ Sinn beschleunigen. Sie erklart¨ in einem Brief an Papado- Fein´ lehnt dies jedoch ab. Die Verantwortung fur¨ die poulos und Talat, dass die UN die Friedensgesprache¨ Polizeikrafte¨ und das Justizsystem soll bis Sommer im Falle zufriedenstellender Fortschritte wieder auf- 2007 an die nordirische Selbstverwaltung ubertragen¨ nehmen werde. Beide Fuhrer¨ begrußen¨ diese neue werden. Die fuhrenden¨ Parteien konnen¨ sich nicht Initiative. einigen. Dies geht auch auf den Umstand zuruck,¨ jc dass die pro-britische Demokratische Unionistenpar- tei (DUP) nicht zwischen Sinn Fein´ und Splittergrup- Zypern - T ¨urkei pen der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) unter- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2005 scheidet. Der britische und irische Ministerprasident¨ setzen den 26.3.07 als Frist fur¨ die Ruckkehr¨ einer die Konfliktparteien: Zypern vs. Turkei¨ Macht teilenden Regierung nach Stormont. Die para- Konfliktgegenstand: Internationale Macht militarische¨ Gewalt dauert an. Die langjahrige¨ Feh- Mit der Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen mit de zwischen den paramilitarischen¨ Freiwilligen Uls- der Turkei¨ im Oktober 2005 begann ein neuer Kon- ter Kampfern¨ (UVF) und Loyalistischen Freiwilligen flikt zwischen der Republik Zypern und der Turkei.¨ Kampfern¨ (LVF) geht weiter. Die IRA-Splittergruppe Am 12. Juni nimmt die EU formal die Verhandlun- Wahre IRA ubernimmt¨ die Verantwortung fur¨ eine Rei- gen mit der Turkei¨ auf. Zuvor hat Zypern seine For- he von Bombenanschlagen¨ in der Stadt Newry am 9. derung wiederholt, die Turkei¨ musse¨ zunachst¨ den August. zypriotischen Staat anerkennen und seine Hafen¨ und jb Flughafen¨ fur¨ den Verkehr aus Zypern offnen,¨ um die Zypern (Nordzypern) Zollunion der EU umzusetzen. Die EU-Außenminister beschließen, die Turkei¨ an ihre Verpflichtungen zu ¨ Intensitat¨ : 2 Anderung: Beginn: 1963 erinnern, und entscharfen¨ so die zypriotische Dro- Konfliktparteien: Nordzypern vs. Republik Zypern hung, die Gesprache¨ zu blockieren. Am 16. Juni be- Konfliktgegenstand: Sezession kraftigt¨ der turkische¨ Ministerprasident¨ Recep Tayyip Der Konflikt zwischen der Republik Zypern und dem Erdogan, dass die Turkei¨ ihre Position nicht andern¨ separatistischen Nordzypern, international nur von werde, bevor die EU nicht ihr Versprechen erfullt¨ ha- der Turkei¨ anerkannt, geht weiter. Am 21. Mai halt¨ be, die wirtschaftliche Isolation der turkischen¨ Zyprio- die Republik Zypern erstmals seit dem 2004 geschei- ten aufzuheben. Finnland, Inhaber der EU-Ratsprasi-¨ terten Referendum uber¨ eine Wiedervereinigung Par- dentschaft, versucht, die Turkei¨ von einer Aufhebung lamentswahlen ab. Prasident¨ Tassos Papadopoulos’ der Verkehrsblockade gegen Zypern zu uberzeugen¨ Diko-Partei gewinnt 18 Prozent der Stimmen. Seine und schlagt¨ vor, einen nordzypriotischen Hafen unter herrschende Koalition mit der kommunistischen Akel- UN-Verwaltung zu stellen und ihn so fur¨ Handel mit Partei wird bestatigt.¨ Auf die wichtigste oppositionel- der EU zu offnen.¨ Anfang November sagt die EU ein le Disy-Partei, die einen pro-Wiedervereinigungskurs Treffen zwischen turkischen,¨ zypriotischen und nord- vertritt, entfallen 30 Prozent der Stimmen. Am 3. zypriotischen Vertretern ab, da Finnland bekundet, Juli treffen sich die Fuhrer¨ der griechischen und nicht alle Parteien an einen Verhandlungstisch zu be- turkischen¨ Zyprioten, Papadopoulos and Mehmet Ali kommen. Am 20. November setzt die EU der Turkei¨ Talat, zum ersten Mal nach zwei Jahren, um uber¨ eine Frist bis zur ersten Dezemberwoche, ihre Ver- das Schicksal vermisster Personen zu sprechen. Funf¨ pflichtungen Zypern gegenuber¨ zu erfullen.¨ Tage spater¨ konferieren sie bei einem von der UN jc, sb 20 Konfliktbarometer 2006

Afrika s ¨udlich der Sahara

In Afrika sudlich¨ der Sahara werden 74 politische Konflikte ausgetragen. Dies ist dieselbe Anzahl wie im Jahr 2005, da drei Konflikte im Vorjahr beendet wurden und drei neue im Jahr 2006 entstehen. Bislang kann kein Konflikt 2006 als beendet erachtet werden. Unter diesen 74 Konflikten sind zwei Kriege: Somalia (verschiede- ne Rebellengruppen) und Sudan (Darfur). 13 weitere sind ernste Krisen. Damit werden 15 Konflikte mit hohem Gewaltniveau ausgetragen, wogegen es im Jahr 2005 nur neun waren. Dieser Anstieg ist großteils auf das Wie- derauftreten regionaler Konflikte zuruckzuf¨ uhren.¨ Regionale Konflikte zeichnen sich dadurch aus, dass Gewalt- konflikte nationale Grenzen uberschreiten¨ und ein System miteinander verbundener Gewaltkonflikte bilden, was zu transnationalen Regionen der Instabilitat¨ und humanitaren¨ Krisen fuhrt.¨ Im afrikanischen Kontext steht die- ses Phanomen¨ haufig¨ in Verbindung mit Destabilisierungsstrategien, mit denen Lander¨ aufstandische¨ Gruppen in Nachbarstaaten unterstutzen¨ oder sogar schaffen. Die bekanntesten jungsten¨ Beispiele solcher Regionalkon- flikte stellen die Burgerkriege¨ in Guinea, Liberia und Sierra Leone sowie in der Region der Großen Seen dar. Wahrend¨ allerdings diese spezifische Form regionaler Konflikte in Westafrika - zumindest bis zu einem gewis- sen Grad - eingedammt¨ worden ist, ist das Phanomen¨ im Grenzdreieck zwischen dem Sudan, dem Tschad und der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) von neuem aufgetreten. Es ist moglich,¨ dass auch am Horn von Afrika unter den Staaten Athiopien,¨ Eritrea und Somalia ein Regionalkonflikt entsteht. Nachdem der Burgerkrieg¨ in der westsudanesischen Provinz Darfur drei Jahre lang gewutet¨ hat, greift er in der jungsten¨ Vergangenheit auf die Nachbarstaaten des Tschad und der ZAR uber,¨ wo die Kampfe¨ zwischen Rebellentruppen und der Regierung sich zu voll entfalteten und hochgewaltsamen Auseinandersetzungen entwickelt haben. Wie auch im Falle seiner Vorganger,¨ beschuldigen die betroffenen Lander¨ ihre Nachbarn der massiven Unterstutzung¨ der Rebellentruppen. Ein weiterer Fall eines moglichen¨ Ubergreifens¨ von Gewalt konnte¨ in Somalia beobachtet werden. Im Verlauf des Vorruckens¨ der Miliz der Vereinigten Islamischen Gerichte (UIC) in Somalia werden Athiopien¨ und Eritrea zuneh- mend in den Konflikt verwickelt. Athiopien¨ interveniert auf Seiten der Ubergangsregierung¨ in Baidoa militarisch,¨ wahrend¨ von Eritrea angenommen wird, es unterstutze¨ die UIC-Milizen. Interessanterweise scheinen Ressourcen in diesen beiden Fallen¨ im Gegensatz zu den Regionalkonflikten der westafrikanischen und Region der Großen Seen keine entscheidende Rolle zu spielen. Die Situation in den von Regionalkonflikten betroffenen Regionen wird durch schwache Staatlichkeit verschlimmert: Die schwachen Staaten vermogen¨ weder, effektiv die Rebellen- truppen eindammen,¨ noch, Zusammenstoße¨ zwischen Bevolkerungsgruppen¨ zu verhindern. Ein anderes Ereignis von zentraler Bedeutung stellen die im Juli und Oktober abgehaltenen Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo dar. Entgegen aller Befurchtungen,¨ dass nach den Wahlen die Kampfe¨ wieder ausbrechen wurden,¨ gibt es gegen Anfang Dezember keine großeren¨ Zusammenstoße¨ zwischen den Kraften¨ um Prasident¨ Joseph Kabila, erklarter¨ Gewinner der Prasidentschaftswahlen,¨ und seines Rivalen Jean Pierre Bemba, welcher seine Bereit- schaft andeutete, seine Wahlniederlage anzuerkennen. Wie in der DR Kongo im Jahr 2006 gelten auch die fur¨ 2007 angesetzten Wahlen in Nigeria als entscheidender Test fur¨ die politische Stabilitat¨ des betreffenden Landes. Im Jahr 2006 fuhren¨ internationale, regionale und subregionale Organisationen friedenserhaltende Operationen in Afrika durch. Besonders aktiv sind die Vereinten Nationen, die sechs Missionen unterhalten. Allerdings wird die UN auch herausgefordert: Die Regierung von Burundi wunscht¨ den Abzug der friedenserhaltenden Truppen, da diese nicht langer¨ notwendig seien, wahrend¨ die Regierung der Elfenbeinkuste¨ die Friedenserhalter als Ko- lonialherren tituliert und pro-Regierungsmilizen gar ihre Stutzpunkte¨ angreifen. Unterdessen ist der Sudan nicht mit der Transformation von AMIS - der friedenserhaltenden Mission der Afrikanischen Union (AU) in Darfur - zu einer gemeinsamen AU- und UN-Mission einvestanden. AMIS ist in diesem Jahr die einzige laufende friedenser- haltende AU-Mission, obwohl die AU auch eine gemeinsame Mission mit der subregionalen Organisation Inter- gouvernementale Entwicklungsbehorde¨ (IGAD) nach Somalia entsenden soll. Die subregionale Organisation des Wirtschafts- und Wahrungsgemeinschaft¨ Zentralafrikanischer Staaten (CEMAC) unterhalt¨ Stabilisierungstruppen in der ZAR. Die EU entsendet zur Unterstutzung¨ des Wahlprozesses in der DR Kongo eine Militarmission.¨

Konfliktintensitaten¨ in Afrika 2006 im Vergleich zu 2005

40  2005  2006 35 30 30 26 25 21 20 20

14 15 13 13 Anzahl der Konflikte

10 8

5 2 1 0 Manifester Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Konflikt Afrika sudlich¨ der Sahara 21

Haufigkeiten¨ von Konfliktgegenstanden¨ in Afrika nach Intensitatsgruppen¨

30  Niedrige Intensitat¨  Mittlere Intensitat¨ Hohe Intensitat¨ 12 25  15

20

15 7 ¨ aufigkeit H 5 10 4 4 2 7 6 1 5 5 5 5 3 4 2 1 1 1 1 1 1 0 Territorium Sezession Dekolonisation Autonomie System / Ideologie Macht Nationale Vorherrschaft Regionale Vorherrschaft Internationale Ressourcen Sonstige

Ubersicht:¨ Konflikte in Afrika s ¨udlich der Sahara 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 (Cabinda) FLEC vs. Regierung Sezession 1975 3 Angola (UNITA) UNITA vs. Regierung Nationale Macht 1975 3 Aquatorialguinea¨ - Gabun* Aquatorialguinea¨ vs. Gabun Territiorium 1970 1 Athiopien¨ (Anyuak - Nuer)* Anyuak vs. Nuer Regionale Vorherrschaft, 2003 2 Ressourcen Athiopien¨ (EPPF) EPPF vs. Regierung Nationale Macht 1998 4 Athiopien¨ (Guji - Borena) Guji vs. Borena Regionale Vorherrschaft, 2005 4 Ressourcen Athiopien¨ (Ogaden)* ONLF vs. Regierung Sezession 1984 3 Athiopien¨ (Opposition)* CUD, UEDF vs. Regierung Nationale Macht 2005 2 Athiopien¨ (Oromo - Somali)* Oromo vs. Somali Regionale Vorherrschaft, 2005 1 Ressourcen Athiopien¨ (Oromo) OLF vs. Regierung Sezession 1974 3 Athiopien¨ - Eritrea Athiopien¨ vs. Eritrea Territorium 1998 2 Botsuana (Basarwa)* Basarwa vs. Regierung Ressourcen 1997 2 Burundi (Hutu - Tutsi) Hutu vs. Tutsi Nationale Macht 1962 2 Burundi (Opposition) FRODEBU, UPRONA vs. Regierung Nationale Macht 2006 NEU 3 Burundi (Palipehutu-FNL Rwasa-Fraktion der Palipehutu-FNL vs. Nationale Macht 2005 3 Rwasa) Regierung Burundi - Ruanda (Grenze)* Burundi vs. Ruanda Territorium 1960 2 DR Kongo (Hema - Lendu)* Hema vs. Lendu Regionale Vorherrschaft, 2000 2 Ressourcen DR Kongo (Ituri-Milizen) Hema-Milizen, Lendu-Milizen vs. Sonstige 2003 4 Regierung DR Kongo (MLC, RCD-G, MLC, RCD-G, UDPS vs. Regierung Nationale Macht, Ressourcen 1997 3 UDPS) DR Kongo (Mayi-Mayi) Mayi-Mayi vs. Regierung Nationale Macht, Ressourcen 1997 4 DR Kongo (ex-RCD-G, ex-RCD-G, FDLR, Interahamwe vs. Nationale Macht 1997 4 FDLR, Interahamwe) Regierung DR Kongo - Ruanda* DR Kongo vs. Ruanda Internationale Macht, 2002 2 Ressourcen DR Kongo - Uganda* DR Kongo vs. Uganda Internationale Macht, 1999 2 Ressourcen Elfenbeinkuste¨ (Guere - Guere vs. Dioula, Immigranten Regionale Vorherrschaft, 2004 2 Dioula, Immigranten)* Ressourcen Elfenbeinkuste¨ (Rebellen) FN, Gruppe der Sieben vs. Regierung Nationale Macht 1999 3 Gambia - Senegal* Gambia vs. Senegal Ressourcen 2005 1 Guinea (Guerze - Konianke)* Guerze vs. Konianke Regionale Vorherrschaft 2001 1 Guinea Bissau - Gambia* Guinea Bissau vs. Gambia Sonstige 2005 1 22 Konfliktbarometer 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Guinea-Bissau Guinea-Bissau vs. MFDC-Sadio Regionale Vorherrschaft 2006 NEU 4 (MFDC-Sadio) Guinea-Bissau (PAIGC)* PAIGC vs. Regierung Nationale Macht 1998 2 Kenia (Opposition)* Opposition vs. Regierung System / Ideologie, Nationale 1990 2 Macht Kenia (ethnische Gruppen) kenianische ethnische Gruppen vs. Ressourcen 1991 3 ugandische ethnische Gruppen Komoren (Regionen) Regionalregierungen von Anjouan und Autonomie 1997 2 Moheli vs. Zentralregierung auf Grand Comore Kongo-Brazzaville Ninja-Milizen, CNR vs. Regierung Autonomie 1997 2 (Ninja-Milizen)* Liberia (LURD, MODEL - Charles Taylor, Taylor-Anhanger¨ vs. Nationale Macht, Ressourcen 1999 2 Taylor-Anhanger)¨ LURD, MODEL Madagaskar (CMMR)* CMMR vs. Regierung Nationale Macht 2001 1 Mali (Tuareg) Tuareg vs. Regierung Autonomie 1989 3 Mauretanien - Senegal* Mauretanien vs. Senegal Ressourcen 2000 1 Namibia (Caprivi-Streifen)* CLA, DTA, UDP vs. Regierung Sezession 1998 2 Niger (verschiedene Tuareg-Rebellen vs. Regierung Autonomie, Ressourcen 1999 1 Tuareg-Gruppen)* Nigeria (Biafra) MASSOB vs. Regierung Sezession 1967 3 Nigeria (Christen - Muslime) Muslime, Haussa-Fulani vs. Christen, System / Ideologie 1960 3 Yoruba Nigeria (Nigerdelta - Ijaw) Ijaw vs. Istekiri, Regierung Ressourcen 1997 4 Nigeria (Nigerdelta - Ogoni)* MOSOP vs. Regierung Autonomie, Ressourcen 1990 2 Nigeria - Kamerun (Bakassi) Nigeria vs. Kamerun Territorium 1961 2 Ruanda (verschiedene Interahamwe, ex-FAR, FDLR vs. Nationale Macht 1990 2 Hutu-Rebellengruppen) Regierung Ruanda - Frankreich* Ruanda vs. Frankreich Internationale Macht 2004 2 Ruanda - Uganda* Ruanda vs. Uganda Internationale Macht, 2000 2 Ressourcen Senegal (MFDC-Sadio) MFDC-Sadio vs. Regierung, MDFC Autonomie 1982 4 Sierra Leone (AFRC, RUF, AFRC, RUF, SMG vs. Regierung Nationale Macht, Ressourcen 1991 2 SMG)* Simbabwe (Opposition) MDC, MDC–pro Senat, NCA, WOZA, Nationale Macht 2000 3 ZCTU, ZINASU vs. Regierung Somalia (Somaliland)* Somaliland vs. Regierung Sezession 1991 2 Somalia (verschiedene Warlords vs. Regierung Nationale Macht 1980 5 Rebellengruppen) Sudafrika¨ (KwaZulu-Natal) IFP vs. ANC Regionale Vorherrschaft 1990 3 Sudafrika¨ - Namibia* Sudafrika¨ vs. Namibia Territorium, Ressourcen 1991 1 Sudan (Darfur) SLM/A, JEM, NMRD vs. Regierung, Regionale Vorherrschaft, 2003 5 Janjaweed Ressourcen Sudan (Eastern Front) Eastern Front vs. Regierung Autonomie 2005 3 Sudan (Hotiya-Baggara - Hotiya-Baggara vs. Newiba-Aballa Ressourcen 2005 3 Newiba-Aballa)* Sudan (Nuer, White Army - Nuer, White Army vs. SPLM/A Regionale Vorherrschaft 2006 4 SPLM/A) Sudan (SPLM/A) SPLM/A vs. Regierung Nationale Macht 1989 4 Sudan - Uganda* Sudan vs. Uganda Internationale Macht 1994 1 Swasiland (Opposition) SFTU, PUDEMO, SWAYOCO vs. System / Ideologie 1998 2 Regierung Swasiland - Sudafrika*¨ Swaziland vs. Sudafrika¨ Territorium 1902 1 Tansania (Sansibar) CUF vs. Regierung Sezession 1993 3 (Opposition) UFC vs. Regierung Nationale Macht 2002 2 Tschad (MDJT)* MDJT vs. Regierung Nationale Macht 1998 1 Tschad (Opposition)* Opposition vs. Regierung Nationale Macht 1990 2 Tschad (ethnische Gruppen) afrikanische Volksgruppen vs. arabische Regionale Vorherrschaft 2003 4 Volksgruppen Afrika sudlich¨ der Sahara 23

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Tschad (verschiedene verschiedene Rebellengruppen vs. Nationale Macht 2005 4 Rebellengruppen) Regierung Tschad - Sudan Tschad - Sudan Internationale Macht 2003 3 Uganda (ADF, NALU) ADF, NALU vs. Regierung Nationale Macht 1987 3 Uganda (LRA) LRA vs. Regierung Autonomie, Ressourcen, 1987 3 Sonstige Zentralafrikanische Republik Patasse´ vs. Regierung Nationale Macht 2003 1 (Patasse)*´ Zentralafrikanische Republik UDFR vs. Regierung Nationale Macht 2005 4 (UDFR)

1 2 3 4 siehe erste Regionstabelle

Angola (Cabinda) se Eduardo dos Santos an, dass die ursprunglich¨ fur¨ 2006 angesetzten Wahlen aufgrund der schlech- ¨ Intensitat¨ : 3 Anderung: Beginn: 1975 ten Infrastruktur des Landes nicht vor 2007 abge- Konfliktparteien: FLEC vs. Regierung halten werden wurden.¨ Der Minister fur¨ Offentliche¨ Konfliktgegenstand: Sezession Verwaltung der UNITA, Alcides Sakala, beschuldigt daraufhin die regierende MPLA, Infrastrukturprojekte Der Konflikt uber¨ den zukunftigen¨ Status der olrei-¨ als politisches Werkzeug zum Stimmenfang zu benut- chen Provinz Cabinda bleibt trotz eines Friedens- zen. Im Oktober beginnen die UN ihr abschließendes abkommens zwischen einem cabindischen Verhand- Ruckf¨ uhrungsprogramm¨ fur¨ die verbleibenden 60.000 lungsfuhrer¨ und der angolanischen Regierung un- der ursprunglich¨ 400.000 wahrend¨ des Burgerkriegs¨ gelost.¨ Am 10. Juli kundigt¨ Antonio´ Bento Bembe, ein vertriebenen Fluchtlinge.¨ fruherer¨ Fuhrer¨ einer Fraktion der Front fur¨ die Befrei- ml ung der Enklave Cabinda (FLEC), an, dass FLEC die Waffen niederlegen wurde.¨ Der Verhandlungsfuhrer¨ Athiopien¨ (EPPF) des Cabinda Dialogforums (FDC) schließt sich die- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1998 ser Ankundigung¨ an. Das FDC ist eine Dachorgani- sation verschiedener FLEC-Fraktionen sowie wichti- Konfliktparteien: EPPF vs. Regierung ger zivilgesellschaftlicher Gruppen. Am 1. August un- Konfliktgegenstand: Nationale Macht terzeichnet Bembe ein Friedensabkommen mit der Der Machtkonflikt zwischen der Patriotischen Front Regierung. Jedoch wird dieses Abkommen von den des Athiopischen¨ Volkes (EPPF) unter der Fuhrung¨ meisten Mitgliederorganisationen der FDC sofort als von Meskerem Atalay und der Regierung fuhrt¨ im unakzeptabel abgelehnt. Zudem sprechen Vertreter Norden des Landes zu heftigen Kampfen.¨ Die EPPF, der FDC Bembe die Legitimitat¨ Bembes ab, in ihrem die den Sturz der Regierung von Meles Zenawi an- Namen ein Abkommen zu unterzeichnen. Im Oktober strebt, ist 1998 in Eritrea gegrundet¨ worden und hat wird von Zusammenstoßen¨ zwischen Polizeikraften¨ ihre Militaroperationen¨ in der nordathiopischen¨ Regi- und Demonstranten, die gegen das Friedensabkom- on von Amhara 2001 begonnen. Im Februar und Marz¨ men protestieren, berichtet. Die Regierung kundigt¨ werden Berichten zufolge 150 Menschen bei Zusam- daraufhin an, hart gegen diejenigen vorzugehen, die menstoßen¨ zwischen Regierungs- und Rebellentrup- den Friedensschluss nicht akzeptierten. pen getotet.¨ Im April und Juni kommen uber¨ 100 Sol- ml daten bei Rebellenangriffen auf Einrichtungen der Ar- Angola (UNITA) mee in der nordlichen¨ Gonder-Zone in der Amhara- Region ums Leben. Am 26. Juni behauptet die Regie- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1975 rung, 111 Rebellen im Verlauf von Militaroperationen¨ Konfliktparteien: UNITA vs. Regierung in derselben Region getotet¨ zu haben. Konfliktgegenstand: Nationale Macht rs Athiopien¨ (Guji - Borena) Der Machtkonflikt zwischen der regierenden Volksbe- wegung fur¨ die Befreiung Angolas (MPLA) und der Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2005 großten¨ Oppositionspartei, der Union fur¨ die Tota- Konfliktparteien: Guji vs. Borena le Befreiung Angolas (UNITA), wird weiterhin gewalt- Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft, Ressourcen sam ausgetragen. Auf lokaler Ebene ereignen sich in funf¨ Provinzen sporadisch gewaltsame Zwischenfalle,¨ Nachdem der Disput zwischen den Guji und den Bo- die gegen Mitglieder der UNITA gerichtet sind. An- rena im Vorjahr bereits 20 Todesopfer sowie 45.000 geblich sind Mitglieder der ehemaligen Zivilen Ver- Fluchtlinge¨ verursacht hat, eskaliert er 2006 zu ei- teidigungsorganisation und der Staatlichen Sicher- ner ernsten Krise. Der Konflikt wurzelt in der Grenz- heitsdienste beteiligt. Im Januar deutet Prasident¨ Jo- demarkation durch die Regierung 2003, die Teile 24 Konfliktbarometer 2006 des Borena-Distrikts den Guji zuteilt. Im Mai for- den Rebellen der Union Islamischer Gerichte (UIC) dern dreiwochige¨ Kampfe¨ zwischen den beiden eth- zu unterstutzen.¨ nischen Gruppen 150 Menschenleben. 90.000 Perso- mh nen werden vertrieben. Diese Zusammenstoße¨ in der Burundi (Hutu - Tutsi) sud¨ ostlichen¨ Oromiya-Region, rund um die Orte Sha- kiso, Arero und Yabello, beginnen angeblich, als die Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1962 Guji ihr Vieh ohne Erlaubnis auf Borena-Land treiben. Konfliktparteien: Hutu vs. Tutsi Im Juni beruhigt sich die Lage. Konfliktgegenstand: Nationale Macht mh Athiopien¨ (Oromo) Der Machtkonflikt zwischen den beiden großten¨ eth- nischen Gruppen des Landes, den Hutu und Tutsi, Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1974 deeskaliert zu einem nichtgewaltsamen Konflikt. Auf- Konfliktparteien: OLF vs. Regierung grund eines Regierungswechsels verlagert sich die Konfliktgegenstand: Sezession Gewalt in eine andere Konfliktkonstellation [→ Bu- rundi (Palipehutu-FNL Rwasa)]. Im August 2005 hat Der Konflikt zwischen der Oromo-Befreiungsfront eine deutlich Hutu-dominierte Regierung der ehe- (OLF) und der athiopischen¨ Regierung um den maligen Hutu-Rebellenbewegung des Nationalen Ra- zukunftigen¨ Status der Oromiya-Region wird weiter- tes fur¨ die Verteidigung der Demokratie - Krafte¨ fur¨ hin gewaltsam ausgetragen. Die OLF berichtet im die Verteidigung der Demokratie (CNDD-FDD) die Januar von Kampfen¨ zwischen ihren Kraften¨ und Amtsgeschafte¨ ubernommen.¨ Der Umstand, dass die Regierungstruppen in West-Oromiya. Sie beschul- wichtigste Tutsi-Partei, die Union fur¨ Nationalen Fort- digt die sudanesische Sudliche¨ Volksbefreiungsar- schritt (UPRONA), und die fruher¨ wichtigste Hutu- mee (SPLA) [→ Sudan (SPLM/A)], die athiopische¨ Partei, die Front fur¨ Demokratie in Burundi (FRODE- Armee wahrend¨ der Operation unterstutzt¨ zu haben. BU), in ihrer Opposition gegen Prasident¨ Pierre Nku- Weitere Zusammenstoßen¨ ereignen sich im selben runziza [→ Burundi (Opposition)] kooperieren, deu- Monat in den Distrikten von Ginir und Bale. Am 18. tet an, dass ethnische Zugehorigkeiten¨ an Bedeutung Januar stimmt Ministerprasident¨ Meles Zenawi ei- verlieren. Diese Parteien haben bereits in der Uber-¨ ner Untersuchung angeblicher Menschenrechtsver- gangsregierung zusammengearbeitet. Daruber¨ hin- letzungen im Staat Oromiya zu. aus verlassen zahlreiche Tutsi UPRONA und andere mh Tutsi-Parteien, um sich dem CNDD-FDD anzuschlie- Athiopien¨ - Eritrea ßen. Am 21.12.05 erweitert der UN-Sicherheitsrat das Mandat der friedenserhaltenden UN-Truppen ONUB, ¨ Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1998 empfiehlt aber in Ubereinstimmung mit dem Wunsch Konfliktparteien: Athiopien¨ vs. Eritrea der neuen Regierung deren Reduktion. Die ersten Konfliktgegenstand: Territorium Friedenserhalter verlassen am 28.12.05 das Land. Im Februar 2006 beginnt die letzte Demobilisierungs- Der Grenzdisput zwischen Eritrea und Athiopien¨ phase, die diesmal auch Armeeoffiziere betrifft. Uber-¨ bleibt ungelost.¨ Die friedenserhaltende Mission der einstimmend mit dem Friedensabkommen von Arus- UN, UNMEE, die nach dem Waffenstillstandsabkom- ha aus dem Jahr 2000 beabsichtigen die UN, ein men von 2000 an die umstrittene Grenze entsandt Kommittee fur¨ Wahrheit und Versohnung¨ sowie ein worden ist, ist zunehmenden Einschrankungen¨ durch Sondergericht fur¨ die Aufarbeitung der wahrend¨ des Eritrea ausgesetzt. Eritrea weist im Dezember 2005 langjahrigen¨ Burgerkriegs¨ verubten¨ Verbrechen ein- 180 UNMEE-Mitglieder aus, weitere funf¨ im Septem- zurichten. ber 2006. Obwohl Athiopien¨ Anfang 2006 Truppen hlm von der Grenze abzieht, bleibt die militarische¨ La- Burundi (Opposition) ge angespannt. Ein Treffen beider Lander¨ mit der Grenzkommission fuhrt¨ zu keinem Ergebnis. Im Juni Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 verlangert¨ der UN-Sicherheitsrat das Mandat der UN- Konfliktparteien: FRODEBU, UPRONA vs. Regierung MEE um vier Monate, reduziert jedoch ihre Starke.¨ Konfliktgegenstand: Nationale Macht Im Oktober stoßen 1.500 eritreische Soldaten in die Pufferzone vor und brechen die Waffenstillstandsre- Ein neuer Machtkonflikt bricht 2006 in Burundi aus. gelungen. Am 21. November weisen beide Konflikt- Die Konfliktparteien sind die jungst¨ gewahlte¨ Hutu- parteien einen Vermittlungsversuch der Grenzkom- dominierte Regierung unter Prasident¨ Pierre Nkurun- mission zuruck.¨ Die Beziehungen der Konfliktpartei- ziza und mehrere Oppositionsparteien. Der Disput en verschlechtern sich auch vor dem Hintergrund der ubergreift¨ ethnische Konfliktlinien, da die wichtigsten Entwicklungen in Somalia [→ Somalia (verschiede- Oppositionsparteien die großte¨ Hutu-dominierte Par- ne Rebellengruppen)]. Eritrea wirft Athiopien¨ vor, die tei der Front fur¨ die Demokratie in Burundi (FRODE- provisorische Regierung in Somalia mit Truppen zu BU) und die großte¨ Tutsi-dominierte Partei der Uni- unterstutzen,¨ wahrend¨ Athiopien¨ Eritrea beschuldigt, on fur¨ Nationalen Fortschritt (UPRONA) sind. UPRO- Afrika sudlich¨ der Sahara 25

NA war vor der Ubergansphase¨ in Burundi fur¨ etwa von 2006 kommt es weiterhin zu vereinzelten Zusam- 20 Jahre an der Macht. FRODEBU war wahrend¨ des menstoße¨ zwischen Rwasas Kampfern¨ und der Re- Transitionsprozesses die dominierende Hutu-Partei. gierungsarmee, insbesondere in der Rebellenhoch- In den Wahlen des Vorjahres ist FRODEBU der wich- burg Bujumbura Rurale. Armee und Polizei nehmen tigste Widersacher der jetzt regierenden Hutu-Partei zahlreiche angebliche Unterstutzer¨ Rwasas fest. Ei- des Nationalen Rates fur¨ die Verteidigung der De- nige von ihnen werden nach Angaben von Human mokratie - Krafte¨ fur¨ die Verteidigung der Demokra- Rights Watch wahrend¨ der Haft gefoltert oder getotet.¨ tie (CNDD-FDD) gewesen. FRODEBU und UPRONA Am 11. Marz¨ bietet Rwasa der Regierung Verhand- beschuldigen den CNDD-FDD und insbesondere den lungen an. Ende des Monats ladt¨ Tansania Burundi direkt vom Prasidenten¨ kontrollierten Nationalen Ge- offiziell zu Friedensgesprachen¨ nach Dar es Salaam heimdienst (SNR) haufiger¨ Verstosse¨ gegen die Ver- ein. Diese beginnen am 29. Mai mit sudafrikanischer¨ fassung und andere Gesetze sowie gegen die Men- Vermittlung. Wahrend¨ der Verhandlungen intensiviert schenrechte. Der SNR wird fur¨ außergerichtliche Hin- Rwasas Palipehutu-FNL-Fraktion ihre Angriffe fur¨ ei- richtungen von mindestens 28 Personen verantwort- nige Tage und beschießt auch die Hauptstadt Bujum- lich gemacht, viele von ihnen angebliche Unterstutzer¨ bura. Am 18. Juni schließen die beiden Parteien ei- von Rebellenbewegungen [→ Burundi (Palipehutu- ne vorlaufige¨ Waffenruhe und setzen eine Frist fur¨ FNL Rwasa)]. Anfang August werden zahlreiche Po- einen standigen¨ Waffenstillstand fur¨ den 1. Juli. Die- litiker und militarische¨ Fuhrer¨ unter der Anschuldi- se wird jedoch nicht eingehalten, da Rwasa auf der gung, einen Putsch zu planen, festgenommen. Dar- Auflosung¨ der nationalen Armee besteht, wahrend¨ unter sind der fruhere¨ Vizeprasident¨ Alphonse Marie Nkuruziza lediglich die Integration von Rwasas Kamp-¨ Kadege (UPRONA), der ehemalige Prasident¨ Domi- fern in die Streitkrafte¨ anbietet. Am 17. Juli werden tien Ndayizeye (FRODEBU) und weitere FRODEBU- erneut Verhandlungen aufgenommen, wahrend¨ derer Mitglieder, der ehemalige Hutu-Rebellenfuhrer¨ Alain Rwasas Kampfer¨ am 19. Juli Zivilisten angreifen. Da- Mugabarabona zusammen mit einigen Mitglieder sei- bei werden drei Personen getotet.¨ Am 7. September ner Partei, der er jetzt vorsteht, sowie Colonel Da- unterzeichnen die Parteien schließlich einen standi-¨ mien Ndarisigaranye. FRODEBU, UPRONA und wei- gen Waffenstillstand. Danach wird von keinen weite- tere Parteien protestieren gegen die Verhaftungen, ren Kampfen¨ berichtet. wahrend¨ die UN ihrer Sorge uber¨ Folterberichte Aus- hlm druck verleiht. Am 24. November vertagt der Oberste Gerichtshof die Verhandlung, nachdem die Beklagten DR Kongo (Ituri-Milizen) die Unparteilichkeit des Richters angezweifelt haben. Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2003 hlm Konfliktparteien: Hema-Milizen, Lendu-Milizen vs. Regierung Burundi (Palipehutu-FNL Rwasa) Konfliktgegenstand: Sonstige

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2005 Der Konflikt um die Entwaffnung mehrerer Milizen Konfliktparteien: Rwasa-Fraktion der Palipehutu-FNL vs. durch die Regierung in der Ituri-Provinz der DR Kongo Regierung wird auf der Stufe einer ernsten Krise ausgetragen. Konfliktgegenstand: Nationale Macht Die Regierung erhalt¨ Ruckendeckung¨ von der UN- Mission MONUC. Die Milizen konstituieren sich ent- Im August 2005 haben sich die Konfliktkonstellatio- lang der Ethnien der Hema und Lendu, in deren Dis- nen in Burundi verandert.¨ Ein Machtkonflikt mit ei- put um regionale Vorherrschaft und Ressourcen der ner Fraktion der Partei fur¨ die Befreiung des Hutu- Konflikt wurzelt [→ DR Kongo (Hema - Lendu)]. Nach Volkes - Nationale Befreiungsfront (Palipehutu-FNL) dem Abzug Ugandas, das Ituri bis 2003 besetzt hatte, ist nach der Wahl einer Hutu-dominierten Regierung fuhren¨ die MONUC und die neugeschaffene Armee entstanden. Die neue Regierung wird gefuhrt¨ von des Kongo, die Bewaffneten Krafte¨ der DR Kongo Prasident¨ Pierre Nkurunziza, dem Fuhrer¨ der ehe- (FARDC) ein freiwilliges und verpflichtendes Entwaff- maligen Hutu-Rebellenbewegung des Nationalen Ra- nungsprogramm in Ituri ein. 2006 werden die meisten tes fur¨ die Verteidigung der Demokratie - Krafte¨ fur¨ Kampfe¨ zwischen der Armee und verschiedenen Mili- die Verteidigung der Demokratie (CNDD-FDD), der zen ausgetragen. Im Marz¨ fluchten¨ im Verlauf von drei neuerdings regierenden Partei. Die Palipehutu-FNL Wochen 8.000 bis 10.000 Personen aufgrund einer ist in zwei Fraktionen zersplittert. Wahrend¨ ein Teil Warnung vor einem bevorstehenden Angriff eines Ar- der Palipehutu-FNL unter Jean Bosco Sindayigaya meekommandeurs. Der Angriff ereignet sich sudlich¨ ankundigt,¨ dass ihre Forderungen erfullt¨ seien und der Provinzhauptstadt Bunia. Die UN-Truppen sind sie daher ihren Kampf einstellen wurden,¨ setzt die mit heftigem Widerstand durch Elemente der Patrio- von Agathon Rwasa gefuhrte¨ Splittergruppe ihren tischen Widerstandsfront in Ituri (FRPI) und der Be- Kampf gegen die Regierung fort. Unmittelbar nach wegung fur¨ Revolution im Kongo (MRC) konfrontiert. seiner Amtseinfuhrung¨ verkundet¨ Nkurunziza seine Auch in Tcheyi, Hochburg der Front der Nationalis- Verhandlungsbereitschaft. Rwasa jedoch weist das ten und Fundamentalisten (FNI), ereignen sich Kamp-¨ Angebot zuruck.¨ Wahrend¨ der ersten Jahreshalfte¨ fe. Seit der Einfuhrung¨ des Entwaffnungsprogramms 26 Konfliktbarometer 2006 haben 12.515 Kombatanten in der ersten Phase und auf diese Wahlen geeinigt, die von den UN und der weitere 6.000 in der zweiten Phase ihre Waffen ab- EU stark vorangetrieben wurden. Letztere tragt¨ etwa gegeben. Andere Milizen weigern sich, ihre Waffen 70 Prozent der Kosten. Wahrend¨ des Wahlprozes- auszuhandigen¨ und bleiben der von Mathieu Ngudjo- ses gibt es einige bedeutende Ruckschl¨ age¨ und die lo gefuhrten¨ MRC und der von Peter Karim gefuhrten¨ Situation bleibt auch nach dem offenkundigen Sieg FNI treu. Obwohl Karim im Oktober in die nationale des regierenden Prasidenten¨ Joseph Kabila ange- Armee integriert wird, bleiben seine Manner¨ weiterhin spannt. Der Wahlkampf wird durch die andauernde in Ituri aktiv. Nachdem die Frist fur¨ den Plan zur Ent- Gewalt beeintrachtigt,¨ auch wenn diese auf niedri- waffnung und Einfugung¨ ehemaliger Kampfer¨ in die gem Niveau bleibt. Die Lage in den kriegerischen Gemeinschaft am 1. April endet, entsendet die Regie- Provinzen Katanga, Nord- und Sud-Kivu,¨ Ituri und rung 10.000 bis 20.000 Soldaten, die von 4.700 UN- Maniema wird von den Wahlen negativ beeinflusst, Soldaten unterstutzt¨ werden, um die Milizen zu ver- da ethnische Konfliktlinien instrumentalisiert werden. folgen. Die Starke¨ der Milizen betragt¨ nach Schatzun-¨ Auch Stammeskonflikte werden landesweit zur Wahl- gen 4.000 Kampfer.¨ Am 30. Juni wird ein neues Ul- mobilisierung missbraucht. Das Thema ”Congolite”´ ist timatum fur¨ die Entwaffnung festgelegt. Bis zum 27. ein Hauptwahlkampfmittel der von Jean-Pierre Bem- Juni kommen etwa 1.100 Kampfer¨ in den Ubergabe-¨ ba gefuhrten¨ Befreiungsbewegung des Kongo (MLC). Einrichtungen an, die Abgabefrist wird bis 15. Juli Er argumentiert, dass Kabila nicht Prasident¨ wer- verlangert.¨ Die Regierung unterzeichnet am 13. Juli den konne,¨ da er kein Kongolese sei. In der ersten mit der FNI sowie am 23. Juli mit der MRC Abkom- Wahlphase boykottieren der kongolesische Politikve- men, in denen sich die Milizen verpflichten, den Wahl- teran Etienne Tshisekedi und seine Partei, die Union prozess nicht zu storen.¨ Daruber¨ hinaus schaffen sie fur¨ Demokratie und Sozialen Fortschritt (UDPS), den einen Vorwand fur¨ die Milizen, in den DDR-Prozess Wahlprozess. Dennoch klagt er anschliessend vor einzutreten. Im Gegenzug wird den Anfuhrern¨ von dem Verfassungsgericht auf Aufnahme in die Kandi- FNI und MRC, Karim und Ngudjolo, jeweils der Rang datenliste. Das Gericht weist diese Klage mit der Be- eines Oberst in der FARDC sowie eine Ausweitung grundung,¨ die Frist sei bereits verstrichen, zuruck.¨ So- der Amnestie zugesagt. Im September meldet die Ar- mit kann die wichtigste zivile Partei nicht an den Prasi-¨ mee die Wiederbewaffnung und Wiederaufnahme der dentschaftswahlen teilnehmen. Alle anderen Kandi- Kampfe¨ durch einige Milizen. Besondere Besorgnis daten verfugen¨ uber¨ militarische¨ Unterstutzung.¨ Am der Armee erregt eine gut bewaffneten Gruppierung 23. Marz¨ willigt der Rat der EU in eine von der UN der Lendu-Miliz FNI besorgt, die sich offiziell zu einer vorgeschlagene Militarmission¨ zur Forderung¨ fried- politischen Partei wandelt. Am 7. Oktober totet¨ die Ar- licher Wahlen ein. Mit der Resolution 1671 erlasst¨ mee zwolf¨ FRPI-Kampfer.¨ Dabei wird sie durch von der UN-Sicherheitsrat am 25. April das Mandat, das Bangladesch gestellte MONUC-Truppen unterstutzt.¨ zwei Tage spater¨ von der EU angenommen wird. Am Der Milizfuhrer¨ Thomas Lubanga muß sich vor dem 1. Juni beschließt der Bundestag, deutsche Truppen ICC fur¨ die Anwerbung von Kindersoldaten und an- als Teil der Mission EUFOR RD Congo zu entsen- derer, ihm vorgeworfener Straftaten verantworten. Lu- den. Zusatzlich¨ unterhalt¨ die EU bereits die Polizei- banga, Grunder¨ und Anfuhrer¨ der Hema-dominierten mission EUPOL und die Mission EUSEC RD zur Re- Miliz Union der Kongolesischen Patrioten (UPC), er- form der kongolesischen Armee. Am 30. Juli werden scheint am 20. Marz¨ erstmals vor dem ICC. Er ist die Prasidentschaftswahlen¨ abgehalten. Kabila erhalt¨ im August 2005 in Ituri verhaftet und dann nach Den 45 Prozent der Stimmen; sein Hauptgegner, Bemba Hague uberstellt¨ worden. Am 28. November 28 willigt von der MLC, etwa 20. Dieses Ergebnis macht ei- der Anfuhrer¨ der FRPI, Cobra Matata, ein, bis zum ne Stichwahl erforderlich. Die zweite Runde wird fur¨ 11. Dezember am DDR-Programm teilzunehmen. den 29. Oktober terminiert. In der Hauptstadt Kins- pb hasa brechen am 21. August nach der Verkundung¨ der Ergebnisse Kampfe¨ zwischen den Truppen Bem- DR Kongo (MLC, RCD-G, UDPS) bas und Kabilas aus. Dabei werden mindestens 23 Personen getotet.¨ Bemba wird in seiner Residenz an- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1997 gegriffen, als er 15 auslandische¨ Botschafter zu Gast Konfliktparteien: MLC, RCD-G, UDPS vs. Regierung hat, die von der EUFOR evakuiert werden mussen.¨ Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen Es bleibt unklar, wer die Kampfe¨ begonnen hat. Die Rivalen einigen sich am 23. August auf einen Waf- Der Konflikt um die nationale Macht und Ressourcen fenstillstand. Bembas Hochburgen sind Kinshasa und in der DR Kongo bleibt gewaltsam. Wichtigste Ereig- der westliche Kongo, wahrend¨ Kabilas in Katanga und nisse sind die Verabschiedung einer neuen Verfas- dem ostlichen¨ Kongo zu finden sind. Die in der ers- sung und Wahlen. In einem Referendum nimmt die ten Runde unterlegenen Herausforderer, wie Azaria kongolesische Bevolkerung¨ am 18.12.05 einen Ver- Ruberwa von der Kongolesischen Sammlungsbewe- fassungsentwurf an, der Prasidentschafts-¨ und Par- gung fur¨ Demokratie - Goma (RCD-G) und Tshise- lamentswahlen fur¨ Juni vorsieht. Diese Urnengange¨ kedi, reichen eine Petition beim Obersten Gerichts- sind die ersten seit der Unabhangigkeit¨ des Kon- hof ein, um die Wahlen zu annulieren. Diese wird gos 1960. Die wichtigsten Konfliktparteien haben sich Afrika sudlich¨ der Sahara 27 zuruckgewiesen¨ und die Stichwahlen bleiben weiter- am 8. Mai der UN-Mission MONUC. Am 12. Mai ergibt hin fur¨ den 29. Oktober vorgesehen. Am 18. Septem- sich auch der wichtige Kriegsherr Kyungu Mutanga, ber protestieren die Unterstutzer¨ Bembas gewaltsam alias Ged´ eon,´ den UN-Friedenserhaltern. gegen die Zerstorung¨ von dessen Radio- und Fern- pb sehstationen. Die zweite Wahl findet wie vorgesehen statt. In Zusammenstoßen¨ zwischen Bembas und Ka- DR Kongo (ex-RCD-G, FDLR, Interahamwe) bilas Kraften¨ werden am 12. November vier Perso- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1997 nen getotet.¨ Die Polizei verhaftet am nachsten¨ Tag Konfliktparteien: ex-RCD-G, FDLR, Interahamwe vs. 337 Personen. Am 16. November erklart¨ die Wahl- Regierung kommission Kabila zum Sieger. Er hat 58 Prozent der Konfliktgegenstand: Nationale Macht Stimmen gewonnen, Bemba 42. Bemba fechtet das Ergebnis an, weshalb es bis zur Bestatigung¨ durch Der Konflikt zwischen den Dissidenten der Kongolesi- den Obersten Gerichtshof vorlaufig¨ bleibt. Am 20. No- schen Sammlungsbewegung fur¨ Demokratie - Goma vember wird ein Teil des Gerichtsgebaudes¨ nieder- (ex-RCD-G) von Laurent Nkunda, den Rebellen der gebrannt, wahrend¨ die Richter die Wahlbetrugskla- Demokratischen Krafte¨ fur¨ die Befreiung von Ruan- gen prufen.¨ Die Tater¨ bleiben unbekannt. Am 24. No- da (FDLR) sowie Interahamwe-Milizen einerseits und vember fordert Kabila den Abzug eines Teiles von der Regierung andererseits wird auf der Stufe einer Bembas Truppen aus Kinshasa, was zu neuerlichen ernsten Krise ausgetragen. Nkunda ist ein hoherer¨ Spannungen fuhrt.¨ Schließlich akzeptiert Bemba den Offizier der von Ruanda unterstutzten¨ RCD-G gewe- Wahlausgang, als der Oberste Gerichtshof Kabila sen und weigert sich, in die neue kongolesische Ar- zum neuen Prasidenten¨ erklart.¨ mee integriert zu werden. Die Kampfer¨ sind schwer pb zu erkennen und auseinanderzuhalten. Nach Anga- ben der UN stellt die Regierungsarmee die großte¨ Be- DR Kongo (Mayi-Mayi) drohung fur¨ die Bevolkerung¨ dar. Ende Januar vertrei-

Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1997 ben Kampfe¨ zwischen ex-RCD-G und Armee mehrere Tausend Personen in Nord-Kivu. Im Verlauf der hef- Konfliktparteien: Mayi-Mayi vs. Regierung tigen Gefechte muss sich die Regierungsarmee aus Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen einer Reihe von Orten zuruckziehen,¨ die von den Re- Der Konflikt zwischen der Mayi-Mayi-Miliz und der Re- bellen eingenommen werden. Etwa 7.000 Personen gierung der DR Kongo wird weiterhin auf der Stufe fliehen nach Uganda. Gegen Mitte Februar sind et- einer ernsten Krise ausgetragen. In der Jahresmit- wa 55.000 Person intern vertrieben. In Sud-Kivu¨ ver- te beruhigt sich die Situatoin. Der Konflikt findet in treiben Kampfe¨ zwischen der Armee und der FDLR der Provinz Katanga und insbesondere in der Provinz in Burhyni fast 15.000 Personen. Die Teilnahme der Maniema statt. Er greift auch auf den unruhigen Os- Menschen in Nord- und Sud-Kivu¨ an den kongole- ten des Kongo sowie auf die nordliche¨ und sudliche¨ sischen Wahlen wird von 3.000 UN-Soldaten gesi- Kivu-Provinz uber¨ [→ DR Kongo (ex-RCD-G, Inter- chert, die Wahlbeteiligung ist niedrig. Nahe der Pro- ahamwe, FDLR)]. Die Mayi-Mayi sind wahrend¨ des vinzhauptstadt Goma brechen am 6. August Kampfe¨ Burgerkrieges¨ mit der Regierung von Joseph Kabi- aus, in denen die Armee zahlreiche Opfer zu bekla- la verbundet¨ gewesen und haben im ostlichen¨ Kon- gen hat. Die Lage in Kivu wird negativ von den Ereig- go fur¨ sie gekampft.¨ 2004 hat sich der Konflikt zwi- nissen wahrend¨ der Prasidentschaftsstichwahlen¨ be- schen den fruheren¨ Verbundeten¨ um die Frage der eintrachtigt¨ [→ DR Kongo (MLC, RCD-N, UPDS)]. Entwaffung entzundet.¨ Seine Wurzel liegt im Gefuhl¨ pb der Mayi-Mayi, von Kabila betrogen worden zu sein, Elfenbeink ¨uste(Rebellen) der sie nicht an der Ubergangsregierung¨ beteiligt hat. Daruber¨ hinaus hat er sie offentlich¨ als Rebellen Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1999 denunziert, die bekampft¨ werden mussten.¨ Die Or- Konfliktparteien: FN, Gruppe der Sieben vs. Regierung ganisation CONADER, welche die DDR-Programme Konfliktgegenstand: Nationale Macht durchfuhrt,¨ bezahlt die fruheren¨ Kampfer¨ nicht, da die Weltbank ihre Finanzierung gestoppt hat. Mitte No- Der Konflikt zwischen den Rebellen der Neuen Krafte¨ vember 2005 startet die Armee eine Militaroperation¨ (FN) und der Regierung von Prasident¨ Laurent Gbag- zur gewaltsamen Entwaffnung der Rebellen in Nord- bo um die nationale Macht bleibt gewaltsam. Im Vor- Katanga. Etwa zum Jahreswechsel verursacht dies jahr haben sich die Konfliktparteien auf einen neuen durch die Flucht von Zehntausenden Personen eine Ministerprasidenten,¨ Charles Konan Banny, geeinigt, humanitaren¨ Krise. Heftige Kampfe¨ brechen vor allem der die Ubergangsregierung¨ fuhren¨ soll. Diese soll im Zentrum von Katanga aus. Die Mayi-Mayi attackie- den stagnierenden Friedensprozess in Gang bringen ren Dorfer,¨ im Gegenzug greift die Armee sie in den und im Oktober 2006 Prasidentschaftswahlen¨ orga- westlichen und nordlichen¨ Teilen an. Diese Zusam- nisieren. Haupthindernisse fur¨ die Durchfuhrung¨ der menstoße¨ fuhren¨ zu schatzungsweise¨ 150.000 Ver- Wahlen sind die stagnierende Entwaffnung und die triebenen. Etwa 200 Mayi-Mayi-Kampfer¨ ergeben sich Ausstellung ivorischer Ausweise, welche die Voraus- 28 Konfliktbarometer 2006 setzung fur¨ die Gewahrung¨ des Stimmrechts darstel- te mit einer rivalisierenden MFDC-Fraktion [→ Sene- len. Diese Prozesse mussen¨ abgeschlossen sein, be- gal (MDFC)] von senegalesischem Territorium ver- vor die Wahlen stattfinden konnen.¨ Die Rebellen for- trieben worden. Am 14. Marz¨ werden zwei Regie- dern, dass der Identifikationsprozess abgeschlossen rungssoldaten und eine unbekannte Zahl von Rebel- sein musse,¨ bevor sie ihre Waffen abgaben.¨ Die UN len in Scharmutzeln¨ zwischen der MFDC-Sadio und versuchen vergeblich, den Entwaffnungsprozess wie- der Armee getotet.¨ Etwa 7.500 Menschen fluchten¨ deraufzunehmen, in dem 42.000 Ex-Kombatanten der und zahlreiche Dorfer¨ werden zerstort.¨ Die Regierung FN, 5.000 Mitglieder der regularen¨ Armee und 12.000 von Guinea-Bissau kundigt¨ an, Stutzpunkte¨ von Sadi- Mitglieder von pro-Regierungsmilizen entwaffnet wer- os Rebellen auf ihrem Territorium zu zerstoren.¨ Ende den sollen. Im Juli blockieren die Gbagbo-loyalen Jun- April verebben die Kampfe.¨ gen Patrioten (YP) gewaltsam Straßen und halten kaa Personen von der Registrierung fur¨ die Ausweiskar- Kenia (ethnische Gruppen) ten ab. Eine Person wird getotet.¨ Die friedenserhal- tende UN-Mission UNOCI sowie franzosische¨ Frie- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1991 denstruppen werden ebenfalls von der YP ins Vi- Konfliktparteien: kenianische ethnische Gruppen vs. sier genommen. Nachdem die Internationale Arbeits- ugandische ethnische Gruppen gruppe, welche die Umsetzung des Friedensabkom- Konfliktgegenstand: Ressourcen mens uberwacht,¨ festellt, dass das Mandat des FPI- dominierten Parlaments ausgelaufen ist, bezeichnet In den nordlichen¨ Grenzregionen Kenias ereignen die FPI die UN als Kolonialmacht und organisiert vom sich weiterhin gewaltsame Zusammanstoße¨ zwi- 16. bis 19. Januar gewaltsame Demonstrationen ge- schen ethnischen Gruppen. Im Marz¨ 2005 greifen gen die UNOCI. Mehr als 1.000 Personen blockie- etwa 150 ethnische Pokot-Kampfer¨ aus Kenia den ren die franzosische¨ Botschaft und greifen Herrla- Bukwa-Distrikt im nordostlichen¨ Uganda an, mindes- ger der UNOCI an, ungehindert von den nationalen tens vier Zivilisten werden getotet.¨ Die ugandische Sicherheitskraften.¨ In einem Schusswechsel werden Armee treibt die Rebellen mit Helikoptern uber¨ die funf¨ Demonstranten durch UN-Truppen getotet.¨ Re- Grenze zuruck¨ und totet¨ zahlreiche von ihnen. In ei- gierungstruppen belastigen¨ wiederholt franzosische¨ ner Reihe gewaltsamer Uberf¨ alle¨ im April kommen Truppen in der Pufferzone, aus der erstere verbannt mindestens sieben Personen ums Leben und tausen- sind. Gbagbo selbst verlangt, dass UNOCI- und die de Rinder im Samburu-Distrikt werden gestohlen. Im franzosischen¨ Truppen das Land verlassen sollen. Mai toten¨ Kampfer,¨ die angeblich zu einer athiopi-¨ Als sich herausstellt, dass die Wahlen nicht wie ge- schen Miliz gehoren,¨ mindestens vier Zivilisten und plant 2006 durchgefuhrt¨ werden konnen,¨ schlagt¨ die stehlen 1.200 Rinderkopfe¨ in Grenzdorfern.¨ Auch im AU vor, dass Gbago ein weiteres Jahr im Amt blei- Marsabit-Distrik kommt es zu Zusammenstoßen¨ zwi- ben solle. Die UN-Resolution 1721 nimmt diesen Vor- schen den ethnischen Borana und Gabra. Im No- schlag an, fordert aber auch die Ubertragung¨ von vember fallen mindestens vier Menschen Zusam- mehr Macht an Banny, insbesondere hinsichtlich der menstoßen¨ zwischen ethnischen Gruppen im Rift-Tal Kontrolle der Sicherheitskrafte.¨ Am 2. November er- zum Opfer. Mehr als 30.000 Menschen werden durch klart¨ Gbagbo, nicht vollstandig¨ mit der Resolution die ethnischen Auseinandersetzungen vertrieben. ubereinzustimmen.¨ Der Machtkampf zwischen Gbag- tk bo und Banny intensiviert sich Ende November, als Komoren (Regionen) Gbagbo Staatsbeamte wieder einsetzt, die von Ban- ny im Zusammenhang mit dem Giftmull-Skandal¨ vom Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1997 September entlassen worden sind. Anfang Dezem- Konfliktparteien: Regionalregierungen von Anjouan und ber brechen gewaltsame, gegen Prasident¨ Gbagbo Moheli vs. Zentralregierung auf Grand gerichtete Demonstrationen in den Orten Toumodi, Comore Dabou und der Hauptstadt Yamoussoukro aus. Dabei Konfliktgegenstand: Autonomie werden zwei Personen getotet.¨ Der Autonomiekonflikt zwischen den Regionalregie- mg, hlm rungen von Anjouan und Moheli einerseits und der Guinea-Bissau (MFDC-Sadio) Zentralregierung auf Grande Comore andererseits wird weiterhin friedlich ausgetragen. Am 30. Marz¨ Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 wird eine 460 Mann starke AU-Mission in der Haupt- Konfliktparteien: Guinea-Bissau vs. MFDC-Sadio stadt Moroni stationiert, um freie und faire Wahlen Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft zu gewahrleisten.¨ Am 14. Mai wahlen¨ die drei In- seln der Komoren Ahmed Abdallah Mohamed Sam- Eine von Salif Sadio gefuhrte¨ Fraktion der Senega- bi mit 58 Prozent der Stimmen zum neuen Prasiden-¨ lesischen Bewegung fur¨ die Demokratischen Krafte¨ ten. Gemaߨ der foderalen,¨ zwischen den drei Inseln der Casamance (MFDC) uberschreitet¨ die Grenze rotierenden Prasidentschaft¨ der Union ersetzt Sam- nach Guinea-Bissau, wo beginnt, Regierungstruppen bi aus Anjouan am 26. Mai seinen Vorganger¨ Aza- zu bekampfen.¨ Sadios Fraktion ist durch die Gefech- li Assoumani, der Grande Comore vertreten hat. Es Afrika sudlich¨ der Sahara 29 handelt sich um die ersten friedlichen demokratischen Nigeria (Biafra) Wahlen. Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1967 ab Konfliktparteien: MASSOB vs. Regierung Liberia (LURD, MODEL - Taylor-Anhanger)¨ Konfliktgegenstand: Sezession

Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1999 Der Konflikt zwischen der separatistischen Bewegung Konfliktparteien: Charles Taylor, Taylor-Anhanger¨ vs. LURD, fur¨ die Verwirklichung des Souveranen¨ Staates von MODEL Biafra (MASSOB) und der Regierung eskaliert 2006. Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ressourcen MASSOB wird uberwiegend¨ von der Igbo-Bevolke-¨ rung in Nigeria unterstutzt.¨ 1967 hat die Ausrufung ei- Die Situation in Liberia bleibt ruhig. Der fruhere¨ Prasi-¨ nes unabhangigen¨ Staates Biafra durch die Igbos im dent Charles Taylor hat das Land 2003 verlassen und Sudosten¨ des Landes zu einem von Afrikas verhee- seine Milizen sind von der UNMIL entwaffnet wor- rendsten Burgerkriegen¨ gefuhrt.¨ Mehr als eine Milli- den. Selbiges gilt fur¨ die fruheren¨ Rebellen der Ver- on Menschen sind bis zur Niederlage der Separatis- einigten Liberianer fur¨ Versohnung¨ und Demokratie ten 1970 getotet¨ worden. Ralph Uwazurike wird im (LURD) und der Bewegung fur¨ Demokratie in Liberia November 2005 inhaftiert und wegen Landesverrats (MODEL), die sich zu politischen Parteien gewandelt angeklagt. Im Dezember 2005 fuhren¨ Proteste und haben. Der UN-Sicherheitsrat hebt die Embargos auf Streiks im Sudosten¨ zu Zusammenstoßen¨ zwischen Waffen und Holz auf. Am 29. September beschließt MASSOB-Aktivisten und der Polizei, bei denen zwolf¨ er zudem die Verlangerung¨ des UNMIL-Mandats bis Menschen getotet¨ werden. Die Unruhen zwischen 31.3.07. Derzeit sind in Liberia etwa 15.000 UNMIL- MASSOB-Unterstutzern¨ und Sicherheitskraften¨ set- Soldaten stationiert. Die Regierung ruft offiziell ei- zen sich im Juni und Juli in der Stadt Onitsha in der ne Wahrheits- und Versohnungskommission¨ zur Un- Region Anambra fort und fordern duzende Todesop- tersuchung der wahrend¨ des Burgerkriegs¨ verubten¨ fer. Der Gouverneur des sud¨ ostlichen¨ Staates Anam- Verbrechen ins Leben. Im Marz¨ fordert Liberia die bra verhangt¨ eine Ausgangssperre und veranlasst die Auslieferung Taylors an einen UN-Sondergerichtshof Regierung zur Entsendung weiterer Truppen. in Sierra Leone, wo Taylor fur¨ seine Verbrechen im de Burgerkrieg¨ Sierra Leones angeklagt worden ist [→ Sierra Leone (AFRC, RUF, SMG)]. Taylor versucht, Nigeria (Christen - Muslime) aus seinem Exil in Nigeria nach Kamerun zu fliehen, wird aber festgenommen. Wahrend¨ seines Exils hatte Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1960 sich Taylor wiederholt in die liberianische Politik ein- Konfliktparteien: Muslime, Haussa-Fulani vs. Christen, gemischt. Yoruba Konfliktgegenstand: System / Ideologie stu Mali (Tuareg) Der Konflikt zwischen Christen und Muslimen in den zentralen und nordlichen¨ Staaten von Nigeria bleibt Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1989 angespannt. Seit 2004 sind bei Zusammenstoßen¨ Konfliktparteien: Tuareg vs. Regierung mehr als 1.000 Menschen getotet¨ und etwa 200.000 Konfliktgegenstand: Autonomie vertrieben worden. Die Lage hat sich 2005 zwar ent- spannt, Ende Februar 2006 flammt jedoch neuerli- 14 Jahre nach dem Friedensabkommen flammt der che Gewalt auf. In Nord-Nigeria protestieren Musli- Konflikt zwischen Tuareg-Rebellen und der Regie- me gegen Karikaturen des Propheten Mohammed [→ rung 2006 erneut auf. Am 23. Mai greifen die vom Panorama: Karikaturenstreit]. Mindestens 40 Chris- fruheren¨ Oberstleutnant Hassane Fagaga gefuhrten¨ ten, darunter ein katholischer Priester, werden getotet¨ Rebellen Armee-Einrichtungen in den Orten Kidal, und 30 Kirchen in Brand gesetzt. Vergeltungsangriffe Menaka und Tessalit im Norden Malis an. Nachdem durch christliche Jugendgangs in Onitsha im Suden¨ die Regierungstruppen am nachsten¨ Tag die Kontrolle des Landes folgen. Mindestens 123 Personen wer- uber¨ die Region wiedererlangt haben, beginnen Ver- den getotet,¨ die meisten von ihnen Muslime. 50.000 handlungen zwischen den Konfliktparteien unter al- Menschen werden innerhalb von vier Tagen vertrie- gerischer Vermittlung. Ein am 3. Juli in Algier erziel- ben. Im September kommt es zu einer Reihe wei- tes Friedensabkommen bekraftigt¨ die territoriale Ein- terer sektiererischer Angriffe in Dutse, der Haupt- heit Malis. Im Gegenzug verspricht die Regierung, stadt des nordlichen¨ Staates Jigawa. Muslimische Ju- abtrunnig¨ gewordene Tuareg-Soldaten in die Armee gendgangs plundern¨ Laden¨ und brennen Kirchen nie- zu reintegrieren, das Militar¨ aus urbanen Gebieten der. Die Zusammenstoße¨ sind durch die angebliche abzuziehen, den Lokalregierungen mehr Macht ein- Blasphemie gegen den Propheten Mohammed durch zuraumen¨ und der Kidal-Region mehr Entwicklungs- Christen ausgelost¨ worden. Mindestens 1.000 Men- hilfe zukommen zu lassen. schen werden vertrieben. rs de 30 Konfliktbarometer 2006

Nigeria (Nigerdelta - Ijaw) gerianischen Truppen ihren Abzug vom nordlichen¨ Teil Barkassis abschließen. Entsprechend des Ab- ¨ Intensitat¨ : 4 Anderung: Beginn: 1997 kommens soll es bis funf¨ Jahre nach dem Ruckzug¨ Konfliktparteien: Ijaw vs. Istekiri, Regierung Nigerias auf der Halbinsel keine militarische¨ Prasens¨ Konfliktgegenstand: Ressourcen geben. Im September protestiert Nigeria gegen die Belastigung¨ verbleibender nigerianischer Einwohner Der Konflikt im Niger-Delta zwischen den Ijaw und der durch Truppen Kamerus. Eine von der UN unterstutz-¨ Regierung um die Verteilung der Olertr¨ age¨ bleibt ge- te Gemischte Kommission setzt ein Sonderkomittee waltsam. Zahlreiche Angriffe der Bewegung fur¨ die ein, das die Vorwurfe¨ untersuchen soll. Unterdessen Emanzipation des Niger-Delta (MEND) zwingen die fluchten¨ 7.000 der schatzungsweise¨ 300.000 Einwoh- Shell Royal Dutch Company am 17. Januar, vier ner der Halbinsel und verursachen Unruhe in Nigeria. Olplattformen¨ zu evakuieren. Mindestens 14 Soldaten und zwei Ol-Arbeiter¨ werden getotet.¨ Der Bomben- de anschlag auf eine Pipeline am 19. Februar verringert Ruanda (verschiedene Hutu-Rebellengruppen) die nigerianischen Ol-Exporte¨ vorubergehend¨ um 20 Prozent. Am 19. April diskutiert Prasident¨ Olesegun Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1990 Obasanjo mit gemaßigten¨ Fuhrern¨ des Niger-Deltas Konfliktparteien: Interahamwe, ex-FAR, FDLR vs. Regierung mogliche¨ Entwicklungsprogramme fur¨ die Region. Am Konfliktgegenstand: Nationale Macht 12. Mai toten¨ Rebellen mit zwei Autobomben min- destens drei Personen. In den ersten sieben Mona- Seit der Entwaffnung einiger der Hutu-Rebellen im ten nehmen MEND-Mitglieder insgesamt mehr als 50 Vorjahr wird der Konflikt zwischen der Regierung von Ol-Arbeiter¨ gefangen, lassen sie aber alle wieder frei. Paul Kagame´ und den Hutu-Rebellen der Interaham- Die Explosion von mehr als zehn Pipelines seit An- we, der Demokratischen Krafte¨ fur¨ die Befreiung von fang 2006 reduziert die taglichen¨ Ol-Exporte¨ Nigeri- Ruanda (FDLR) und der fruheren¨ Bewaffneten Krafte¨ as deutlich. Anfang August setzen MEND-Mitglieder von Ruanda (ex-FAR) gewaltlos fortgesetzt. Die Ent- ihre Angriffe auf Ol-Einrichtungen¨ als Reaktion auf ei- wicklungen im Land zeichnen sich vor allem durch ei- ne Gerichtsentscheidung, die Moujahid Dokubo-Asari ne Reihe von Verhaftungen ranghoher Offizieller aus, eine Kaution verweigert, fort. Dokubo-Asari, der Kopf die vom Internationalen Strafgerichtshof fur¨ Ruanda der Niger Delta Freiwilligen Volkskrafte,¨ ist im Sep- in Arusha, Tansania der Kriegsverbrechen beschul- tember 2005 wegen Landesverrats angezeigt wor- digt werden. Seit seiner Einrichtung hat das Tribunal den. Obasanjo reagiert mit dem Befehl zum sofor- 31 Urteile gefallt.¨ Am 14. September verhangt¨ Ge- tigen harten Durchgreifen, um den Angriffen und neralstaatsanwalt Martin Ngoga ein Ultimatum gegen Entfuhrungen¨ Einhalt zu gebieten. das Tribunal, gegen einige seiner Mitarbeiter tatig¨ zu de werden, die der Teilnahme am Genozid von 1994 be- schuldigt werden. Eine Woche spater¨ konnen¨ die Dif- Nigeria - Kamerun (Bakassi) ferenzen jedoch beigelegt werden. Die traditionellen

Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1961 Gacaca-Gerichte setzen ebenfalls ihre Verfahren ge- gen die breite Mehrheit der Verdachtigung¨ und Tater¨ Konfliktparteien: Nigeria vs. Kamerun des Volkermordes¨ fort. 55.000 Strafgefangene konn-¨ Konfliktgegenstand: Territorium ten zu gemeinnutziger¨ Arbeit anstelle von Haftstra- Der Konflikt zwischen Nigeria und Kamerun um die fen verurteilt werden. Die Zahl von Asylsuchenden in Halbinsel Bakassi ist offiziell beigelegt. Am 13. Juni Burundi steigt im Januar auf 8.000. Viele von ihnen einigen sich Kameruns Prasident¨ Paul Biya und Nige- scheinen geflohen zu sein, um den Gacaca-Gerichten rias Obasanjo, den 12 Jahre dauernden Grenzkonflikt zu entgehen. Am 10. April droht Burundi mit der Aus- zu beenden und die Halbinsel an Kamerun zu uber-¨ weisung aller Ruander, die keinen Fluchtlingsstatus¨ geben. Die Gesprache¨ sind unter der Vermittlung von erhalten haben. Zwischen 12. April und 13. Juni wer- UN-Generalsekretar¨ Kofi Annan in New York gefuhrt¨ den 5.206 Ruander zuruckgef¨ uhrt.¨ worden. Nigeria zieht seine Truppen vom nordlichen¨ tb ¨ Teil der Halbinsel, der reich an Olressourcen sein soll, Senegal (MFDC-Sadio) ab. Das Abkommen legt fest, daß die Ubergabe¨ in- nerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein muss. Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1982 In diesem Zeitraum mussen¨ sich Bewohner fur¨ die Konfliktparteien: MFDC-Sadio vs. Regierung, MDFC kamerunische Staatsburgerschaft¨ oder die Evakuie- Konfliktgegenstand: Autonomie rung nach Nigeria entscheiden. Das Bakassi Self De- termination Movement weist die Einigung zuruck,¨ da Nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens die Bevolkerung¨ mehrheitlich die Zugehorigkeit¨ zu Ni- 2005 erleiden die Hoffnungen auf ein Ende des geria befurwortet.¨ Sie erklart¨ die Halbinsel vor der 24 Jahre andauernden Konflikts 2006 einen ernsten Ubergabe¨ an Kamerun fur¨ unabhangig.¨ Am 14. Au- Ruckschlag.¨ Spannungen innerhalb des militarischen¨ gust werden durch die Justizminister die offiziellen Flugels¨ der Bewegung der Demokratischen Krafte¨ der Ubergabe-Dokumente¨ unterzeichnet, wahrend¨ die ni- Casamance (MFDC) verursachen eine neue Welle Afrika sudlich¨ der Sahara 31 der Gewalt in der sudlichen¨ Region des Senegal. gen die urbanen MDC-Hochburgen gerichtet. Am 15. Wahrend¨ die meisten Anfuhrer¨ der MFDC das Frie- Juni zerstort¨ die Polizei illegale Unterkunfte¨ in einem densabkommen akzeptieren, lehnt eine Gruppe un- Vorort von Harare. ter der Fuhrung¨ von Salif Sadio die Einhaltung ab. Im sk Marz¨ brechen in der Grenzregion zwischen Guinea- Bissau und dem Senegal Gefechte zwischen ver- Somalia (verschiedene Rebellengruppen) schiedenen militarischen¨ Flugeln¨ der MFDC aus. Mit- Intensitat¨ : 5 Anderung:¨ Beginn: 1980 te Mai greift Sadios militarischer¨ Flugel¨ die von Ma- Konfliktparteien: Warlords vs. Regierung gne Dieme gefuhrten¨ MFDC-Kampfer,¨ die das Frie- Konfliktgegenstand: Nationale Macht denabkommen unterstutzen,¨ in der Nord-Casamance an. Mindestens 100 Kampfer¨ kommen in dem inter- Der Konflikt um die nationale Macht in Somalia nimmt nen Konflikt ums Leben, 17 Dorfer¨ werden eingenom- an Intensitat¨ zu. Die Ende 2004 eingerichtete Fodera-¨ men. Die Gewalt intesiviert sich weiter, als die sene- le Ubergangsregierung¨ (TFG) von Prasident¨ Abdul- galesische Regierung am 17. August beschließt, eine lahi Yussuf Ahmed bleibt international anerkannt. Al- großangelegte Offensive gegen die MFDC-Sadio zu lerdings erstreckt sich die Kontrolle der von Minister- beginnen. Nach Schatzungen¨ des Roten Kreuzes flie- prasident¨ Ali Muhammad Gedi gefuhrten¨ Regierung hen im August zwischen 5.000 und 10.000 Menschen nur uber¨ die Stadt Baidoa und das Umland sowie ins angrenzende Gambia. uber¨ Puntland, die Heimatregion des Prasidenten.¨ de Somalias Hauptstadt Mogadishu erlebt die schwers- Simbabwe (Opposition) ten Kampfe¨ seit Jahren. Zwischen dem 18. Februar und dem 4. Juni werden etwa 400 Personen in hef- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2000 tigen Gefechten zwischen der Union der Islamischen Konfliktparteien: MDC, MDC–pro Senat, NCA, WOZA, Gerichte (UIC) und einer neugegrundeten,¨ sakularen¨ ZCTU, ZINASU vs. Regierung Kriegsherrenallianz, der Allianz fur¨ die Wiederherstel- Konfliktgegenstand: Nationale Macht lung des Friedens und Gegenterrorismus (ARPCT), getotet.¨ Die schwersten Kampfe¨ ereignen sich zwi- Der nationale Machtkonflikt zwischen der Oppositi- schen Mitte Mai und 3. Juni. Am 5. Juni verkundet¨ die on und der Regierung von Prasident¨ Robert Mu- UIC schließlich den Sieg uber¨ die Allianz. Bis 10. Juli gabe und seiner Simbabwe Afrikanischen Nationa- erlangt die UIC die Kontrolle uber¨ ganz Mogadishu. len Union–Patriotische Front (ZANU-PF) ist weiter- Von Mitte Juli an weitet die UIC ihre Kontrolle auf fast hin von sporadischen Gewaltakten gekennzeichnet. den gesamten Suden¨ des Landes aus, einschließ- Die starkste¨ Oppositionspartei Bewegung fur¨ Demo- lich der Piraten-Hochburg Haradere am 16. August, kratischen Wandel (MDC) spaltet sich Ende letzten dem wichtigen Hafen Kismayo am 25. September Jahres, als 26 Mitglieder entgegen dem Vetum des und der nur 60 km von Baidoa entfernten Stadt Bu- Parteifuhrers¨ Morgan Tsvangirai an den Senatswah- ur Hakaba am 23. Oktober. Dies wird weitestgehend len 26.11.05 teilnehmen. Anhanger¨ der Tsvangirai- ohne großere¨ gewaltsame Zusammenstoße,¨ sondern Fraktion greifen mehrfach Mitglieder der pro-Senats- durch die Verhandlung mit lokalen Milizen und mit Un- Fraktion an. Am 2. Juli verletzen Anhanger¨ der terstutzung¨ der Offentlichkeit¨ erreicht. Durch die Aus- Tsvangirai-Fraktion das Parlamentsmitglied Trudy weitung des von ihr kontrollierten Gebiets fordert die Stevenson mit einer Machete. Ende Juli bilden Op- UIC die TFG zunehmend heraus. Am 6. November positionsparteien, Kirchen und zivilgesellschaftliche sind UIC-Krafte¨ erstmals in Kampfe¨ mit den Truppen Gruppen eine breite Allianz gegen die Regierung, von Puntland verwickelt. Mitte November ziehen die genannt Rettet Simbabwe. Die Regierung setzt die UIC und die TFG Berichten zufolge ihre Truppen um gewaltsame Unterdruckung¨ der Opposition fort: An- Baidoa zusammen. Der Ausbruch heftiger Gefechte fang Marz¨ nehmen die Behorden¨ einen angebli- wird nur von starken Regenfallen¨ verhindert. Laut ei- chen Putschversuch als Vorwand, um mehrere MDC- nes UN-Berichts uber¨ das gegen Somalia verhang-¨ Mitglieder zu verhaften und ihre Buros¨ zu durchsu- te Waffenembargo wird die UIC militarisch¨ von Eri- chen. Zwischen Mai und August verhaftete die Po- trea, Libyen, Saudi Arabien und anderen unterstutzt,¨ lizei mehr als 100 Teilnehmer von Demonstrationen wahrend¨ die TFG sich auf enge Bande zu Athiopi-¨ der Oppositionsgruppen. Wahrend¨ eines Gewerk- en verlassen kann, das angeblich mehrere hundert schaftsprotests am 13. September werden mehr als Soldaten zur Unterstutzung¨ der TFG entsendet [→ 500 Demonstranten inhaftiert, viele Gewerkschafts- Ethiopia - Eritrea]. Die Arabische Liga und die re- anhanger¨ werden wahrend¨ des Marsches und in Haft gionale Organisation Intergouvernementale Entwick- von der Polizei verprugelt¨ und gefoltert und erleiden lungsbehorde¨ (IGAD) vermitteln Friedensverhandlun- dadurch schwere Verletzungen. Die Regierung ver- gen zwischen der UIC und der TFG in Khartoum, Su- folgt weiterhin ihre kontroverse Siedlungspolitik. Im dan, die ergebnislos bleiben. Eine der meistumstrit- Mai und Juni siedeln sie etwa 10.000 obdachlose Per- tenen Fragen ist die Akzeptanz friedenserhaltender sonen und Straßenhandler¨ von Harare in landliche¨ Truppen der AU im Land. Die TFG bitten um AU- Gebiete um. Diese Umsiedlungen sind vermutlich ge- Truppen, wahrend¨ die UIC sich dem stark widersetzt. 32 Konfliktbarometer 2006

Inmitten der eskalierenden Gefechte entstehen Span- schen Befreiungsbewegung/-armee (SLM/A) und der nungen innerhalb der Foderalen¨ Ubergangsinstitution¨ Islamischen Bewegung fur¨ Gerechtigkeit und Gleich- (TFI) uber¨ die angemessene Strategie, mit der Lage berechtigung (JEM) auf der anderen Seite. Im Ja- umzugehen. Am 14. November erzielt eine Delegati- nuar kundigen¨ JEM und SLM/A die Bildung einer on von Parlamentsmitgliedern unter Fuhrung¨ des Par- politisch-militarischen¨ Allianz an, genannt Allianz der lamentssprechers, Sharif Hassan Sheikh Adan, ein Revolutionaren¨ Krafte¨ des West-Sudan (ARFWS). Abkommen mit Vertretern der UIC in Mogadishu. Die- Die Janjaweed-Milizen greifen weiterhin Dorfer¨ und ser Vertrag wird jedoch von der Regierung abgelehnt, Fluchtlingslager¨ in Darfur an, insbesondere zwischen welche die Legitmitat¨ von Sheikh Adan zuruckweist,¨ Dezember 2005 und Februar 2006. Mindestens 20 im Namen der TFG zu verhandeln. Am 2. Dezem- Menschen kommen ums Leben und 70.000 fliehen. ber nimmt die UIC die Stadt Dinsoor, etwa 140 Kilo- Die schweren Gefechte zwischen der Armee der meter nordlich¨ von Baidoa gelegen, ein. Sheik Adan Zentralregierung, den Sudanesischen Verteidigungs- fordert am 3. Dezember den Abzug der athiopischen¨ kraften¨ (SAF), und verschiedenen Rebellen dauern Truppen, was von der TFG abgelehnt wird. Der UN- an. So greifen beispielsweise SLM/A-Rebellen die Sicherheitsrat stimmt am 6. Dezember einer gemein- von der Regierung kontrollierten Orte Rokoro am samen AU-IGAD Schutztruppe zu, die mutmaßlich 24.12.05 und Golo am 23.1.06 an. Diese Angriffe ver- in Baidoa stationiert werden soll, um den Sturz der letzen das Waffenstillstandsabkommen von 2005 und TFG zu verhindern. Die Mission erhalt¨ ein Mandat fur¨ fuhren¨ zu Gegenoffensiven des sudanesischen Mi- sechs Monate und soll eine militarische¨ Starke¨ von litars¨ und verbundeter¨ Milizen. Die folgenden Kamp-¨ 8.000 Mann umfassen. Das Mandat laßt¨ keine Betei- fe dauern bis April and und vertreiben mindestens ligung von Truppenkontingenten aus Nachbarstaaten 30.000 Menschen. Die Regierung, die SLM/A und an der Mission zu. Mehr als 30.000 Menschen sind die JEM fuhren¨ in Nigeria Friedensgesprache,¨ die durch die Kampfe¨ im Sommer vetrieben worden. von der AU vermittelt worden sind. Allerdings unter- cb zeichnen nur der Sudan und die von Minni Minna- S ¨udafrika(KwaZulu-Natal) wi gefuhrte¨ SLM/A-Fraktion am 5. Mai das Darfur- Friedensabkommen (DPA). Minnawi wird daraufhin Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1990 am 7. August zum Sonderassistenten des sudanesi- Konfliktparteien: IFP vs. ANC schen Prasidenten¨ ernannt, am 7. September erhalt¨ Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft er das Amt des Regierungschefs der neugeschaffe- nen Ubergangsregierung¨ von Darfur. Nach der Unter- Nachdem der Konflikt zwischen dem Afrikanischen zeichnung des DPA stellen Minnawis SLM/A und SAF Nationalkongress (ANC) und der Inkatha Freiheits- die Kampfe¨ gegeneinander ein. Abdelwahid Moha- partei (IFP) sich in den Vorjahren beruhigt hatte, neh- med al-Nur, der eine andere Fraktion der SLM/A fuhrt,¨ men die Spannungen im Verlauf der Regionalwahlen und der JEM-Fuhrer¨ Khalil Ibrahim lehnen eine Unter- wieder zu. Der Konflikt hat in den 1990er Jahren in der zeichnung des DPA ab, da es nicht ihre politischen Provinz KwaZulu-Natal tausende Leben gefordert. In und sicherheitsbezogenen Forderungen erfulle.¨ Da- den Wochen nach den Wahlen vom Marz¨ 2006 wer- her bilden sich neue Konfliktparteien heraus. Eine der den elf ANC-Vertreter getotet,¨ wobei ANC die IFP fur¨ SLM/A-Minnawi abtrunnige¨ Gruppe nennt sich G-19. diese Totungen¨ verantwortlich macht. Das Verhaltnis¨ Am 6. Juni grunden¨ die JEM, die G-19 und eine weite- zwischen den beiden Koalitionspartnern in der neu re der SLM/A-Minnawi abtrunnige¨ Fraktion die Natio- gegrundeten¨ ANC-IFP Provinzregierung verschlech- nale Erlosungsfront¨ (NRF), eine Dachorganisation fur¨ tert sich, nachdem der ANC erklart,¨ dass die Verbin- Rebellengruppen, die mit dem DPA unzufrieden sind. dung mit der IFP in der Legislative und Exekutive nur Am 25. Juli wird der Anfuhrer¨ einer weiteren SLM/A- auf dem Papier existierten. Fraktion, Abdel Wahid el-Nur, der den Beitritt zur NRF br verweigert hat, durch Feldkommandeure gesturzt¨ und Sudan (Darfur) durch Ahmed Abdelshaafie ersetzt. Intensive Kampfe¨ zwischen den SAF und den Rebellengruppen sowie Intensitat¨ : 5 Anderung:¨ Beginn: 2003 abtrunnigen¨ Fraktionen, die das DPA nicht unterzeich- Konfliktparteien: SLM/A, JEM, NMRD vs. Regierung, net haben, dauern an. Die SAF starten Ende August Janjaweed in Nord-Darfur eine großangelegte Luft- und Bode- Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft, Ressourcen noffensive gegen die NRF, durch die mindestens 20 Zivilisten ums Leben kommen. Daruber¨ hinaus ereig- Der Konflikt um regionale Vorherrschaft in der Region nen sich zwischen Juli und Oktober schwere Zusam- Darfur im Westen des Sudan wird weiterhin mit ho- menstoße¨ zwischen Rebellengruppen, die das DPA her Gewaltintensitat¨ ausgetragen. Als Folge des Krie- unterzeichnet haben, und solchen, die es nicht unter- ges sind bis gegen Ende des Jahres 2,2 Millionen zeichnet haben. So werden Anfang Juli z.B. mindes- Menschen geflohen und weitere 200.000 Personen tens 8.000 Menschen durch Kampfe¨ zwischen Min- sind getotet¨ worden. Konfliktparteien sind die suda- nawis und nicht unterzeichnenden SLM/A-Fraktionen nesische Regierung und die Janjaweed-Miliz auf der vertrieben. Auch zwischen Minnawis SLM/A und der einen Seite sowie die Rebellengruppen der Sudanesi- Afrika sudlich¨ der Sahara 33

NRF kommt es Ende Juli nahe der Stadt Kukul zu Zu- Sudan (Nuer, White Army - SPLM/A) sammenstoßen.¨ Allein im Juli werden schatzungswei-¨ ¨ se 25.000 Menschen vertrieben. Als die JEM Minna- Intensitat¨ : 4 Anderung: NEU Beginn: 2006 wis SLM/A angreift, werden Ende September mindes- Konfliktparteien: Nuer, White Army vs. SPLM/A tens elf Zivilisten im Ort Gereida getotet.¨ Die 7.000 Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft derzeit entsandten Soldaten der friedenserhaltenden Im Suden¨ des Sudan bildet sich ein neu- AU-Mission AMIS sind nicht in der Lage, die Situati- er Konflikt heraus, als die Sudanesische on zu kontrollieren. Vielmehr werden auch die AMIS- Volksbefreiungsbewegung/-armee (SPLM/A), inzwi- Truppen mehrfach angegriffen und einige Friedenser- schen die offizielle Armee des Sudsudan,¨ versucht, halter getotet.¨ Das Mandat der AMIS soll Ende des die Nuer zu entwaffnen. Die Entwaffnung von Mili- Jahres enden. Am 31. August entscheidet der UN- zen im Suden¨ ist im Umfassenden Friedensabkom- Sicherheitsrat, 20.000 UN-Soldaten nach Darfur zu men (CPA) zwischen der SPLM/A und der sudane- entsenden - unter Voraussetzung des Einverstand-¨ sischen Regierung von 2005 vorgesehen [→ Sudan nisses der sudanesischen Regierung. Trotz intensiver (SPLM/A)]. Gemaߨ des CPA ist die SPLM/A rechtlich Verhandlungen lehnt der Sudan jede direkte Beteili- dazu ermachtigt,¨ bewaffnete Gruppen im Sudsudan¨ gung der UN an der AU-Mission in Darfur ab. Am 1. zu entwaffnen. Im Januar versucht die SPLM/A, die Dezember erklart¨ die sudanesische Regierung, ledig- Nuer zu entwaffnen. Ein Teil dieses Stammes bildet lich mit technischer Unterstutzung¨ der UN fur¨ die AU- eine als Weiße Armee bezeichnete Miliz, welche auf Mission einverstanden zu sein, wahrend¨ sie weiterhin der Seite der Regierung wahrend¨ des Burgerkrieges¨ jede UN- oder gemeinsame UN-AU-Mission in Darfur die SPLM/A bekampft¨ hat. Viele junge Nuer widerset- ausschließt. Ebenfalls am 1. Dezember verlangert¨ die zen sich jedoch der Entwaffnung und werden dabei AU das Mandat der AMIS um ein weiteres Jahr. von der Weißen Armee unterstutzt.¨ Zahlreiche Ver- suche, auf dem Verhandlungsweg eine Losung¨ zu lh, hlm, rs erreichen, scheitern. Die folgenden intensiven Ge- fechte zwischen 3.000-Mann-starken SPLA-Truppen und der Weißen Armee im Marz¨ und Mai fordern Sudan (Eastern Front) die Leben von etwa 300 SPLM/A-Soldaten und mehr als 500 Nuern, darunter viele Zivilisten. Die Nuer er- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2005 klaren,¨ dass sie sich nicht gegen die Entwaffnung als Konfliktparteien: Eastern Front vs. Regierung solche wehren, aber die Art ihrer Durchfuhrung¨ ab- Konfliktgegenstand: Autonomie lehnen. Zudem benotigten¨ sie ihre Waffen, um sich gegen Uberfalle¨ auf ihr Vieh durch Nachbarstamme¨ zu verteidigen. Nachdem die sudanesischen Regierungstruppen und hlm die Ostliche¨ Front wahrend¨ der ersten Jahreshalf-¨ te in Kampfe¨ verwickelt gewesen sind, erzielen Sudan (SPLM/A) die Konfliktparteien ein Friedensabkommen in ih- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1989 rem Konflikt um eine Autonomie der ostlichen¨ Pro- Konfliktparteien: SPLM/A vs. Regierung vinzen des Sudan. Nachdem die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung/-armee (SPLM/A) gemaߨ Konfliktgegenstand: Nationale Macht des Umfassenden Friedensabkommens (CPA) von Nachdem der Konflikt zwischen der sudane- 2005 ihre Truppen aus dem ostlichen¨ Sudan abgezo- sischen Regierung und der Sudanesischen gen hat [→ Sudan (SPLM/A)], bemuhen¨ sich sowohl Volksbefreigungsbewegung/-armee (SPLM/A) 2005 die Regierung als auch die Rebellen, das dadurch deutlich deeskaliert war, intensiviert sich die Gewalt entstandene Machtvakuum zu fullen.¨ Im Januar und 2006 erneut. 2005 hatte sich der Konflikt durch die ¨ Marz¨ stoßen die Ostliche Front und die Regierungs- Unterzeichnung des Umfassenden Friedensabkom- truppen gewaltsam in den Orten Hamesh Koreb und men (CPA) im Januar 2005, die folgende Vereidi- Kassala im Staat Kassala nahe der eritreischen Gren- gung des Legislativen Ubergangsrates¨ des Sudsudan¨ ze aufeinander. Am 13. Juni beginnen unter Vermitt- im September 2005, die Einschworung¨ der Regie- lung Eritreas die Friedensgesprache,¨ die am 20. Juni rung des Sudsudan¨ im Oktober 2005 und schließlich zu einem Waffenstillstand fuhren¨ und schließlich am durch die Schaffng einer Ubergangsverfassung¨ fur¨ 16. Oktober in ein Friedensabkommen munden.¨ Der den Sudsudan¨ im Dezember 2005, begleitet von der Friedensvertrag, der dem CPA ahnelt,¨ sieht eine Re- Inkraftsetzung der neuen Nationalen Ubergangsver-¨ ¨ gierungsbeteiligung der Ostlichen Front auf regiona- fassung fur¨ den Gesamtsudan im September 2005, ler und nationaler Ebene vor. Zusatzlich¨ sagt die Re- beruhigt. Dennoch fuhrt¨ eine Klausel des CPA, die be- gierung der Region 600 Millionen US-Dollar an Ent- sagt, dass alle operativen Milizen im Sudsudan¨ sich wicklungshilfe zu. entweder auflosen¨ oder der SPLM/A oder der Bewaff- neten Truppen des Sudan (SAF) beitreten mussen,¨ in rs, dc diesem Jahr anscheinend zu mehreren gewaltsamen 34 Konfliktbarometer 2006

Zwischenfallen.¨ Am 8. Januar unterzeichnen die Ver- Dabei werden acht Personen verwundet. Eine wei- teidigungskrafte¨ des Sudsudan¨ (SSDF), eine fruhe-¨ tere Demonstration fur¨ zugunsten einer konstitutio- re pro-Regierungsmiliz unter Fuhrung¨ von Paulino nellen Demokratie, die der Jugendkongress Swasi- Matip, die Juba-Erklarung¨ uber¨ Einheit und Integra- land (SWAYOCO) Anfang August organisiert, wird von tion und verkunden¨ ihre Fusion mit den Truppen der der Polizei Swazilands mit Tranengas¨ und Gummige- SPLM/A. Allerdings setzen einige Splittergruppen der schossen unterdruckt.¨ Etwa zur gleichen Zeit grundet¨ SSDF ihren Kampf gegen die SPLM/A fort. Zahlreiche Mswati III. eine neue royalistische Partei. Im Septem- Zivilisten kommen bei Zusammenstoßen¨ im Februar ber legt die oppositionelle Dachorganisation Nationa- ums Leben. Schließlich gelingt es der UN-Mission im le Verfassungsversammlung (NCA) beim Oberen Ge- Sudan (UNMIS), die Parteien davon zu uberzeugen,¨ richt Einspruch gegen die neue Verfassung ein. die gegenwartigen¨ Kampfe¨ einzustellen. Es bleibt un- jk klar, ob die Splittergruppen unabhangig¨ agieren oder Tansania (Sansibar) den SAF beigetreten sind. Die SPLM/A beschuldigt den militarischen¨ Geheimdienst in Khartoum, die SS- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1993 DF zum Kampf gegen die SPLM/A ermutigt zu ha- Konfliktparteien: CUF vs. Regierung ben und das Friedensabkommen zu storen.¨ Zusatz-¨ Konfliktgegenstand: Sezession lich fordern Zusammenstoße¨ zwischen SPLM/A- und SAF-Truppen im Ort Rubkona im Staat Unity am 19. Der Sezessionskonflikt zwischen der Vereinigten Juli eine unbekannte Zahl an Opfern. Am 28. Novem- Burgerfront¨ (CUF) und der Regierung in Tansania ber prallen SPLA und SAF erneut im Ort Malakal in wird fortgesetzt. Bei Zusammenstoßen¨ von CUF- der oberen Nilregion aufeinander, nachdem eine pro- Anhangern¨ mit der Polizei in Sansibar am Wahl- Regierungsmiliz ein Militarlager¨ der SAF versperrt tag, dem 14.12.05, werden 20 Personen verletzt. Die hat, das anschließend von SPLM/A-Truppen gesturmt¨ Polizei beschuldigt CUF-Anhanger,¨ die Gewalt an- wird. Die resultierenden Zusammenstoße¨ zwischen gestiftet zu haben und nimmt mindestens 46 Per- der Miliz, den SSDF und der SPLM/A fordern mehr sonen fest. Etwa 60 Personen aus dem Ort Tum- als 150 Todesopfer. In den folgenden Tagen beruhigt batu im nordwestlichen Sansibar fluchten¨ in Folge sich die Lage, als hochrangige Offiziere der SPLA der mit der Wahl in Zusammenhang stehenden Zu- und der SAF sowie der UNMIS-Truppenkommandeur sammenstoßen¨ zwischen Anhangern¨ der regieren- in Malakal eintreffen. Hinsichtlich der Zukunft des den Revolutionaren¨ Staatspartei und der CUF ins na- olreichen¨ Staates Abyei lehnt die Regierung im Mai hegelegene Nungwi. Ab Anfang 2006 beruhigt sich den Schiedsspruch der unter dem CPA eingerich- die Lage. Im April reicht eine Gruppe Sansibari Kla- teten Abyei-Grenzkommission ab. Am 31. August ge beim Hohen Gericht von Sansibar ein, um den verlangert¨ der UN-Sicherheitsrat das Mandat der UN- Unionsvertrag zwischen Tansania und Sansibar fur¨ MIS, welche die Umsetzung des CPA mit einer Starke¨ ungultig¨ zu erlaren.¨ Die Klage wird im Oktober vom von 11.000 Soldaten uberwacht.¨ Gericht abgewiesen. te, hlm, rs tk Swasiland (Opposition) Togo (Opposition)

Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1998 Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2002 Konfliktparteien: SFTU, PUDEMO, SWAYOCO vs. Regierung Konfliktparteien: UFC vs. Regierung Konfliktgegenstand: System / Ideologie Konfliktgegenstand: Nationale Macht

Der eine Demokratisierung von Afrikas letzter ab- Der Machtkonflikt zwischen der Opposition und der soluten Monarchie betreffende Konflikt in Swasiland Regierung von Faure Gnassingbe´ deeskaliert. 2005 eskaliert erneut. Die neue Verfassung, die Konig¨ hat der Konflikt hunderte Todesopfer gefordert, etwa Mswati III. im Juli unterzeichnet, fuhrt¨ zu Speku- 40.000 Menschen sind aus Togo geflohen. Nach mo- lationen innerhalb der politischen Opposition, dass natelangen Verhandlungen schließen sechs von acht Oppositionsparteien legalisiert werden wurden.¨ Vom Oppositionsgruppen mit der Regierung am 3.7.06 ein 16.12.05 bis zum 25.1.06 veruben¨ unbekannte pro- Abkommen uber¨ Wahlreformen und die Einrichtung demokratische Aktivisten, vermutlich der Vereinig- einer Regierung der nationalen Einheit. Die großte¨ ten Demokratischen Volksbewegung (PUDEMO) zu- Oppositionspartei, die Union der Krafte¨ fur¨ den Wan- gehorig,¨ eine Reihe von Bombenanschlagen¨ auf del (UFC), die diesen Vertrag zunachst¨ abgelehnt hat, Schulen und Polizeistationen. Der Kongress Sudafri-¨ unterzeichnet nach einer Vermittlung durch Burkina kanischer Gewerkschaften (COSATU) organisiert am Faso am 21. August das Abkommen mit der Regie- 12. April Grenzblockaden, um die Legalisierung poli- rung. Am 16. September wird der Oppositionspolitiker tischer Parteien und ein demokratisch gewahltes¨ Ver- Yawovi Agboyibo zum Ministerprasidenten¨ und Re- fassungsforum zu fordern. Die sudafrikanische¨ Po- gierungschef der Regierung der nationalen Einheit er- lizei nimmt 25 Demonstranten fest und schießt mit nannt. Eine Hauptaufgabe der neuen Regierung liegt Gummigeschossen, um die Menge zu zerstreuen. in der Organisation der fur¨ Juni 2007 vorgesehenen Afrika sudlich¨ der Sahara 35

Parlamentswahlen. Trotz dieser Entwicklungen befin- form fur¨ Nationalen Wandel, Einheit und Demokra- den sich nach wie vor etwa 20.000 Fluchtlinge¨ außer tie (SCUD) sowie die von Mahamat Nouri gefuhr-¨ Landes. te Sammlungsbewegung fur¨ Demokratie und Freiheit rs (RDL). Nouri fuhrt¨ auch die FUC an. Die Rebelli- Tschad (ethnische Gruppen) on gegen Deby geht auf eine Meuterei von Solda- ten der Armee zuruck,¨ die zu den Rebellen uber-¨ Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2003 gelaufen sind, woraufhin die Prasidentengarde¨ auf- Konfliktparteien: afrikanische Volksgruppen vs. arabische gelost¨ worden ist. Ende 2005 kommt es in der Haupt- Volksgruppen stadt Ndjamena zu ersten schweren Kampfen¨ zwi- Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft schen Regierungs- und Rebellentruppen. Im Dezem- ber 2005 werden etwa 370 Kampfer¨ in einer Schlacht Der Konflikt zwischen arabischen Janjaweed-Milizen, in Adre an der sudanesischen Grenze getotet,¨ wo die beiderseits der Grenze zwischen dem Tschad Rebellen- und Regierungstruppen erneut im Marz¨ und dem Sudan opierieren, und schwarzafrikanischer 2006 aufeinander stoßen. Abakar Youssouf Mahamat Gemeinschaften im ostlichen¨ Teil des Tschad eska- Itno, der Generalstabschef der Armee, wird getotet.¨ liert. Der Konflikt hat 2003 begonnen, als sudane- Deby verkundigt¨ im Marz,¨ dass er einen versuchten sische Janjaweed grenzuberschreitende¨ Angriffe in Abschuss seines Flugzeugs uberlebt¨ habe. Am 22. Tschad-Regionen sudlich¨ von Adre´ verubt¨ haben. Marz¨ kommt es zu einer Schießerei in der Nahe¨ von Nachdem sich die Situation 2005 aufgrund starke-¨ Debys Residenz. Ende Marz¨ greifen Regierungstrup- rer militarischer¨ Grenzpatrouillen des Tschad sowie pen die SCUD im Osten des Landes an. Im April der Entsendung der AU-Mission AMIS auf der su- bewegt sich die FUC von der sudanesischen Gren- danesischen Seite der Grenze verbessert hat, ver- ze rasch westwarts¨ nach Ndjamena. Schatzungs-¨ schlechtert sie sich 2006 erneut. In Zusammenhang weise 200 Personen werden in der darauffolgenden mit dem eskalierenden Burgerkrieg¨ im Tschad [→ Schlacht in der Stadt getotet.¨ Unterstutzt¨ von der Tschad (Rebellen)], der sich intensivierenden Kamp-¨ franzosischen¨ Luftwaffe, wehren Regierungstruppen fe in Darfur [→ Sudan (Darfur)] und wiederholten den Angriff ab. Frankreich hat Truppen im Tschad sta- Anschuldigen des Tschad, dass der Sudan Rebel- tioniert und hat Deby wiederholt mit Luftaufklarung¨ lengruppen im Tschad unterstutze¨ [→ Chad - Su- unterstutzt.¨ Die Situation im Dreieck zwischen der dan], uberfallen¨ Janjaweed taglich¨ Grenzdorfer¨ im ZAR, dem Tschad und dem Sudan verschlechtert Tschad. Am 6. Januar greifen Janjaweed die Stadte¨ sich, als Rebellen aus dem Tschad die Grenze zur Borota, Ade und Moudaina im Osttschad an. Etwa ZAR uberschreiten,¨ wo sie Mitte 2006 von zentral- 80 Dorfer¨ in der Prafektur¨ Borota werden uberfal-¨ afrikanischen und franzosischen¨ Truppen angegriffen len und daraufhin von ihren afrikanischen Bewoh- werden. Im Juni besucht eine Delegation des UN- nern verlassen. Aufgrund der verminderten Armee- Sicherheitsrates die Darfur-Region des Sudan sowie prasenz¨ - uberwiegend¨ zum Kampf gegen die Rebel- den ostlichen¨ Tschad. Die Mission berat¨ sich mit Deby len von der Regierung entsandt - grunden¨ die Ein- und franzosischen¨ Vertretern uber¨ eine mogliche¨ UN- wohner von Modoya und Borota Selbstverteidigungs- Mission in den Tschad und Frankreichs Beitrag dazu. krafte.¨ Gemaߨ Menschenrechtsorganisationen gehen Nach einer Unterbrechung der Kampfe¨ wahrend¨ der nicht-arabische ethnische Gruppen im Tschad, z.B. Regenzeit greift die Armee die Rebellen im Septem- die Quaddai, Tama und Mimi, eine Allianz mit den ber in den Aram-Kolle-Bergen nordlich¨ der Stadt Abe- Janjaweed ein, um Angriffe durch sie zu vermeiden. che an. Im Oktober halten die Rebellen kurz die Orte Im November fordern die Kampfe¨ 200 Todesopfer im Goz Beida und Am-Timan etwa 600 km sudlich¨ von Kerfi-Gebiet sowie 123 Opfer in der Salamat-Region. Abeche. Die Armee erobert beide Orte zuruck.¨ Ende Im Konfliktverlauf sind etwa 68.000 Personen vertrie- November ereignen sich Gefechte in und um Abeche, ben worden. das als humanitare¨ Hilfszentrum fur¨ mehr als 200.000 rs Fluchtlinge¨ aus dem Sudan und als Stutzpunkt¨ der Tschad (verschiedene Rebellengruppen) franzosischen¨ Luftwaffe fungiert. Am 28. November beginnt das UNHCR mit der Evakuierung seines Per- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2005 sonals in Abeche, nachdem sich die Sicherheitsla- Konfliktparteien: verschiedene Rebellengruppen vs. ge weiter verschlechtert hat. Etwa 68.000 Menschen Regierung werden 2006 im Osten des Tschad vertrieben. Der Konfliktgegenstand: Nationale Macht Tschad wirft dem Sudan wiederholt vor, die Rebel- len zu unterstutzen.¨ Dies weist der Sudan zuruck¨ und Der interne Machtkonflikt zwischen verschiedenen beschuldigt seinerseits den Tschad, Rebellen in der Rebellengruppen und Prasident¨ Idriss Deby im Darfur-Region zu unterstutzen¨ [→ Chad - Sudan]. Am Tschad nimmt an Intensitat¨ zu. Die wichtigste Re- 18. Januar verkundet¨ die FUC, sie unterhalte freund- bellenbewegung ist die Vereinigte Front fur¨ Wandel schaftliche Beziehungen mit dem Sudan, erhalte je- und Demokratie (FUC), eine anti-Regierungsallianz, doch keinerlei militarische¨ Unterstutzung.¨ die mehrere Rebellengruppen umfasst. Unter diesen findet sich die von Yaya Dillo Djerou gefuhrte¨ Platt- pb 36 Konfliktbarometer 2006

Tschad - Sudan und NALU ihre Angriffe im Winter fort. Im Fruhling¨ zie- hen sich die Rebellen tiefer in ihre Verstecke zuruck,¨ Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2003 setzen ihre Angriffe auf Zivilisten aber fort. Konfliktparteien: Tschad - Sudan pb Konfliktgegenstand: Internationale Macht Uganda (LRA) Der Konflikt zwischen dem Sudan und Tschad uber¨ grenzuberschreitende¨ Militaroperationen¨ staatlicher Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1987 Sicherheitskrafte¨ sowie Unterstutzung¨ von Rebellen- Konfliktparteien: LRA vs. Regierung aktivitaten,¨ die gegen den jeweiligen Nachbarstaat Konfliktgegenstand: Autonomie, Ressourcen, Sonstige gerichtet sind, bleibt angespannt. Von Dezember 2005 an wird uber¨ die direkte Beteiligung sudane- Der Grad der Gewalt im Konflikt zwischen der Wider- sischer Truppen in grenzuberschreitenden¨ Ubergrif-¨ standsarmee Gottes (LRA) und der Regierung von fen sudanesicher Janjaweed-Milizen [→ Sudan (Dar- Yoweri Museveni nimmt ab. Im Januar totet¨ die LRA fur)] auf die Grenzregion Goungor des Tschad be- drei Personen. Der Friedensvertrag im Sudan vom richtet [→ Tschad (ethnische Gruppen)]. Am 18. Ja- Vorjahr nahrt¨ in Uganda Hoffnungen auf einen Sieg nuar bestatigt¨ Abdelwahid Aboud Makaye, ein Fuhrer¨ uber¨ LRA, die ihre militarische¨ Basis im Sudan ein- der Rebellengruppe Vereinigte Front fur¨ Wandel und gebußt¨ hat. Allerdings besteht weiter der Verdacht, Demokratie [→ Tschad (verschiedene Rebellengrup- der Sudan unterstutze¨ die LRA. Die LRA weicht dem pen)], dass seine Vereinigung sudanesisches Terri- ugandischen Militar¨ durch Teilverlegungen ihrer Ver- torium als Ruckzugsraum¨ nutze. Sudanesische Re- stecke vom Sudsudan¨ in die DR Kongo aus, worauf- gierungsstellen widersprachen. Am 23.12.05 erklart¨ hin Uganda starken Druck auf die DR Kongo ausubt.¨ Chad, sich mit seinem Nachbarstaat im Kriegszu- Die DR Kongo beginnt mit Unterstutzung¨ der UN- stand zu befinden. Sudan erwidert diese Kriegser- Mission MONUC eine Offensive zur Vertreibung der klarung¨ nicht, sondern bittet um Vermittlung. Durch li- LRA-Kampfer¨ aus dem Land. Der ICC stellt Haftbe- bysche Vermittlung schließen die Konfliktparteien am fehle fur¨ funf¨ LRA-Kommandeure aus, einschließlich 8. Februar das Abkommen von Tripolis. Darin ver- des LRA-Fuhrers¨ Joseph Kony. Sie sind aus dem pflichten sie sich, zu verhindern, dass ihr Territorium Amnestieangebot Ugandas an die Rebellen, die sich von Rebellenbewegungen als Ruckzugsraum¨ genutzt stellen, ausgeschlossen worden. Am 28. April be- wird und diese Aufstandischen¨ nicht zu unterstutzen.¨ schuldigt die DR Kongo Uganda, bei der Verfolgung Trotz des Ubereinkommens¨ beschuldigt Tschad konti- der LRA-Rebellen auf kongolesischen Gebiet einen nuierlich den Sudan, verschiedene Rebellengruppen Soldaten getotet¨ zu haben. Am 5. Mai beginnt Ugan- im Burgerkrieg¨ des Tschad zu unterstutzen,¨ der seit da eine Offensive im Norden, um die Region zu si- Marz¨ an Intensitat¨ zugenommen hat. In der Folge chern und Druck auf die LRA auszuuben.¨ Museve- bricht Tschad am 14. April zum zweiten Mal im Jahr ni erklart,¨ dass Kony und die anderen Kommandeu- 2006 die diplomatischen Beziehungen mit dem Su- re verhaften werden mussten¨ und der militarische¨ dan ab. Im August werden sie wiederaufgenommen. Sieg in greifbarer Nahe¨ sei. Uganda entsendet Si- Am 28. Oktober beschuldigt Tschad den Sudan, die cherheitspersonal in den Norden und intensiviert sei- Grenzdorfer¨ Bahai, Tine, Karyari und Bamina bom- ne diplomatischen Bemuhungen¨ zur Zusammenarbeit bardiert zu haben. Sudan dementiert die Angriffe. mit dem Kongo, der MONUC, dem Sudan und der pb, rs sudanesischen SPLA bei der Verfolgung Konys. Am 14. Juli werden Friedensgesprache¨ aufgenommen. Uganda (ADF, NALU) Am 26. August wird ein Abkommen zur Einstellung

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1987 der Feindseligkeiten unterzeichnet. Die Gesprache¨ sind vom Vizeprasident¨ des Sudsudan,¨ Riek Machar, Konfliktparteien: ADF, NALU vs. Regierung vermittelt worden. Nach andauernden Problemen mit Konfliktgegenstand: Nationale Macht den Anklagen und Fragen zur Versammlung von LRA- Der lang andauernde Konflikt zwischen den Alliier- Kampfern¨ wird am 1. November ein uberarbeiteter¨ ten Demokratischen Kraften¨ (ADF) und der Nationa- Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet. Mitte Novem- len Befreiungsarmee (NALU) auf der einen Seite und ber bietet die UN an, sich an der Uberwachung¨ des Uganda auf der anderen Seite dauert an. Seit Jah- Waffenstillstandsabkommens zu beteiligen. Die LRA- ren befinden sich die Ruckzugsbasen¨ der ADF und Fuhrung¨ verlangt die Aufhebung der Anklagen. NALU im Kongo. Etwa 1.000 Kampfer¨ halten sich in pb der Nordkivu-Region auf. Ihre Prasenz¨ ist einer der Zentralafrikanische Republik (UDFR) Grunde¨ fur¨ Ugandas Beteiligung in den beiden letz- ten kongolesischen Burgerkriegen.¨ Im Herbst 2005 Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2005 hat der Kongo eine Offensive zur Vertreibung fremder Konfliktparteien: UDFR vs. Regierung Rebellengruppen, auch der ADF und NALU, gestar- Konfliktgegenstand: Nationale Macht tet. Diese Offensive wird von der UN-Mission MONUC im Kongo unterstutzt.¨ Nach UN-Angaben setzen ADF Der Konflikt zwischen der Union Demokratischer Afrika sudlich¨ der Sahara 37

Krafte¨ der Einheit (UDFR) und der Regierung von Am 18. November erklart¨ der Prasident¨ von Gabun, Francois Bozize´ intensiviert sich und fordert etwa 100 Omar Bongo, dass die Afrikanische Wirtschafts- und Tote sowie 40.000 Fluchtlinge¨ und 55.000 intern Ver- Wahrungsgemeinschaft¨ (CEMAC) in den Konflikt ein- triebene. Die Kampfe¨ konzentrieren sich auf die nord-¨ greifen wurde.¨ Die CEMAC hat bereits 2003 Truppen lichen Prafekturen¨ Ouham, Ouham-Pende und Va- in das Land entsandt. 2006 belauft¨ sich die Zahl der kaga in der Nahe¨ der Grenze zum Tschad. Heftige Multinationalen Krafte¨ in Zentralafrika auf 300 Mann. Zusammenstoße¨ ereignen sich, als die Rebellen am Zusatzlich¨ entsendet der Tschad am 21. November 27. Januar eine militarische¨ Einrichtung in Grenznahe¨ ein Kontingent von 150 Soldaten zur Unterstutzung¨ zum Tschad angreifen. Am 29. Januar greifen Regie- der Regierung, wahrend¨ Frankreich einwilligt, logisti- rungstruppen in der Nahe¨ des Ortes Paoua Rebellen- sche Hilfe und Unterstutzung¨ bei der Aufklarung¨ zur gruppen an, was angeblich zahlreiche zivile Opfer for- Verfugung¨ zu stellen. In einer Gegenoffensive An- dert. Im der zweiten Jahreshalfte¨ intensiviert sich der fang Dezember erobern Regierungtruppen die Or- Konflikt. Am 30. Oktober nimmt eine Rebellengrup- te Birao, Sam Ouandja, Quadda und Ndele zuruck.¨ pe unter Fuhrung¨ von Florian Ndjadder-Bedaya den Nur Quadda-Djalle verbleibt unter Rebellenkontrolle. Ort Birao ein. Quadda-Djalle gerat¨ am 10. November Frankreich wird durch Luftangriffe seiner Streitkrafte¨ ebenfalls unter die Kontrolle von Rebellen. Die Regie- gegen Rebellenhochburgen direkt in diese Kampfe¨ rung bittet die Nachbarstaaten und Frankreich wie- verwickelt. derholt um militarische¨ Unterstutzung¨ und beschul- digt den Sudan, den Aufruhr angestachelt zu haben. rz 38 Konfliktbarometer 2006

die Amerikas

In der Region der Amerikas erhoht¨ sich die Gesamtzahl der beobachteten Konflikte von 24 auf 27. Im Vergleich zu 2005 werden die Konflikte insgesamt weniger gewaltsam ausgetragen. Dieses Jahr wird nur ein hochgewaltsamer Konflikt beobachtet [→ Kolumbien (FARC)]. Wahrend¨ viele politische Konflikte als solche deeskaliert sind, nimmt jedoch die Gewaltkriminalitat¨ zu - beispielsweise in Brasilien, Kolumbien, Guatemala und Haiti. Die angespannte Wirtschaftslage in Mittel- und Sudamerika¨ ist nach wie vor die Hauptursache fur¨ Instabilitat¨ in mehreren Staaten des Kontinents. In diesem Zusammenhang ist es nicht uberraschend,¨ daß zwei neue Konflikte in Mexiko beob- achtet werden. Die Unruhen in dem sudmexikanischen¨ Bundesstaat Oaxaca und die Wahlen in Mexiko bringen zwei neue Konflikte ans Licht. Somit ist Mexiko im Jahr 2006 das Land mit den meisten gewaltsamen Konflikten der Region. Der letztjahrige¨ Trend in den Wahlen setzt sich fort: Abgesehen von Kolumbien und Mexiko werden in weiteren Landern¨ Mittel- und Sudamerikas¨ Prasidenten¨ des linken Flugels¨ gewahlt¨ oder wiedergewahlt,¨ bei- spielsweise in Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador und Venezuela. Der in gewaltsamen Konflikten vorherrschende Konfliktgegenstand bleibt System/Ideologie. In Kolumbien nehmen die Konfliktintensitaten¨ der internen Konflikte ab oder verbleiben zumindest auf dem gleichen Niveau. Dies ist auf die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit allen Konfliktparteien seitens der Regierung zuruckzuf¨ uhren.¨ Die bislang zu verzeichnenden Fortschritte beinhal- ten die fortgesetzte Demobilisierung der Paramilitars¨ und die Aufnahme von Friedensgesprachen¨ mit der ELN. Zwischenstaatliche Konflikte werden weiterhin ohne den Einsatz von Gewalt ausgetragen.

Konfliktintensitaten¨ in Amerika 2006 im Vergleich Haufigkeiten¨ von Konfliktgegenstanden¨ in Amerika zu 2005 nach Intensitatsgruppen¨

20 2005 20   Niedrige Intensitat¨ 2006   Mittlere Intensitat¨  Hohe Intensitat¨

15 15

8

10 10 9 10 ¨ 8 8 aufigkeit 7 H

Anzahl der Konflikte 5 4 5 5 4 3 4 2 3 3 3 1 1 2 0 0 1 1 0 0 Dekolonisation Vorherrschaft Internationale Sonstige Territorium Sezession System / Ideologie Macht Nationale Manifester Autonomie Vorherrschaft Regionale Ressourcen Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Konflikt

Ubersicht:¨ Konflikte in die Amerikas 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Argentinien (Piqueteros) Piqueteros vs. Regierung System / Ideologie 2001 1 Argentinien - Iran Argentinien vs. Iran Andere 1994 1 Argentinien - Uruguay Argentinien vs. Uruguay Ressourcen 2006 NEU 2 Belize (Opposition)* Opposition vs. Regierung System / Ideologie 2005 1 Bolivien (Opposition)* Opposition vs. Regierung System / Ideologie, Autonomie 1983 2 Brasilien (MST) MST vs. Regierung Ressourcen 1995 3 Costa Rica - Nicaragua* Costa Rica vs. Nicaragua Territorium 1945 1 Ecuador (Opposition) Opposition vs. Regierung System / Ideologie 1998 3 Guatemala (PAC)* PAC vs. Regierung System / Ideologie 1960 2 Haiti (Opposition) Aristide-Anhanger¨ vs. Aristide-Gegner Nationale Macht 1986 3 Kanada (Quebec)* Opposition vs. Regierung Autonomie 1945 1 Kolumbien (AUC) AUC vs. Regierung Regionale Vorherrschaft, 1995 2 System / Ideologie Kolumbien (ELN) ELN vs. Regierung Regionale Vorherrschaft, 1964 2 System / Ideologie Kolumbien (FARC) FARC vs. Regierung Regionale Vorherrschaft, 1964 4 System / Ideologie Kolumbien (Guambianos)* Guambianos vs. Regierung Ressourcen 2005 1 Kolumbien - Venezuela * Kolumbien vs. Venezuela Territorium, Ressourcen 1945 1 die Amerikas 39

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Mexiko (APPO) APPO vs. Regierung System / Ideologie 2006 NEU 3 Mexiko (EZLN)* EZLN vs. Regierung Autonomie, Sonstige 1994 1 Mexiko (Opposition) Opposition vs. Regierung Nationale Macht 2006 3 Paraguay (Opposition) Opposition vs. Regierung Ressourcen 1989 3 Peru (Leuchtender Pfad) Leuchtender Pfad vs. Regierung Regionale Vorherrschaft, 1980 3 System / Ideologie Peru - Chile - Bolivien* Peru vs. Chile vs. Bolivien Territorium, Ressourcen 1964 1 USA - Kuba (Guantanamo)* USA vs. Kuba Territorium 1959 1 USA - Kuba (System) USA vs. Kuba System / Ideologie 1959 2 USA - Mexiko USA vs. Mexiko Andere 2001 2 Venezuela (Opposition) Opposition vs. Regierung Nationale Macht, System / 2000 3 Ideologie Venezuela - USA* Venezuela vs. USA System / Ideologie 2001 2

1 2 3 4 siehe erste Regionstabelle

Argentinien (Piqueteros) ber stellt ein Richter internationale Haftbefehle gegen Rafsandschani und seine Kollegen aus. Argentinien ¨ Intensitat¨ : 1 Anderung: Beginn: 2001 hegt den Verdacht, dass der Bombenanschlag eine Konfliktparteien: Piqueteros vs. Regierung Vergeltung fur¨ die Nichteinhaltung des Abkommens Konfliktgegenstand: System / Ideologie uber¨ eine nukleare Zusammenarbeit zwischen beiden ¨ ¨ Im Konflikt um die wirtschaftliche, soziale und poli- Landern durch den ehemaligen argentinischen Prasi- tische Ausrichtung des Systems wird keine Losung¨ denten Carlos Menem gewesen ist. zwischen den Piqueteros und der Regierung erreicht. Am 10. Januar werden die zwei ehemaligen Poli- eg zisten Alfredo Luis Fanchiotti und Alejandro Acosta wegen Mordes an zwei Piqueteros zu lebenslan- Argentinien - Uruguay gen Haftstrafen verurteilt. Die Opfer waren wahrend¨ einer Demonstration in der Hauptstadt Buenos Ai- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2006 res am 26.6.02 getotet¨ worden. Drei weitere Poli- Konfliktparteien: Argentinien vs. Uruguay zisten werden zu je vier Jahren Haft verurteilt, weil Konfliktgegenstand: Ressourcen sie ihre fruheren¨ Kollegen Fanchiotti und Acostawere wahrend¨ der Ermittlungen gedeckt haben. Im Jahres- verlauf kommt es vereinzelt zu Protesten gegen die Anfang des Jahres beginnt ein Konflikt zwischen Ar- schleppenden Ermittlungen in mehreren Fallen¨ von gentinien und Uruguay uber¨ den Bau zweier Zel- Polizeiubergriffen¨ aus den Jahren zwischen 2000 und lulosefabriken am Grenzfluss Rio Uruguay. Argen- 2002. tinien beschuldigt Uruguay, einen Vertrag uber¨ die eg Nutzung des Flusses zu verletzen. Das Abkommen legt fest, dass Projekte wie Zellulosefabriken von bei- Argentinien - Iran den Landern¨ gutgeheißen werden mussen.¨ Argentini-

Intensitat¨ : 1 Anderung:¨ Beginn: 1994 en befurchtet¨ eine starke Verschmutzung des Flus- Konfliktparteien: Argentinien vs. Iran ses und seiner Ufer durch die Anlagen. Als Uru- Konfliktgegenstand: Andere guay Anfang des Jahres die Bauarbeiten aufnimmt, blockieren argentinische Anwohner regelmaßig¨ eine Der Konflikt zwischen Argentinien und dem Iran ent- Brucke¨ uber¨ den Rio Uruguay. Am 15. Februar bekun- wickelt sich in eine neue Richtung. Er betrifft die det der argentinische Prasident¨ Nestor´ Kirchner sei- Ermittlungen um den Bombenanschlag auf die Ge- ne Unterstutzung¨ fur¨ die Aktivisten. Funf¨ Tage spater¨ meinsame Israelisch-Argentinische Stiftung (AMIA) kundigt¨ Uruguay an, die Organisation Amerikanischer von 1994. Am 26. Oktober reichen argentinische Staaten (OAS) um Vermittlung zu bitten. Im Marz¨ blo- Anklager¨ formal Klage gegen den ehemaligen ira- ckieren argentinische Protestierende den Transport nischen Prasidenten¨ Haschemi Rafsandschani und von Baumaterialien aus Chile. Am 4. Mai reicht Ar- sieben Mitglieder seines Kabinetts wegen Verwick- gentinien formal Beschwerde beim IGH gegen die Fa- lung in den AMIA-Anschlag ein. Zusatzlich¨ wird das briken ein, um das Projekt zu stoppen. Der IGH ent- Hisbollah-Mitglied Imad Fayed Moughnieh wegen der scheidet jedoch am 13. Juli, dass Uruguay den Bau Ausfuhrung¨ des Attentats angeklagt. Dies ist das ers- vorlaufig¨ fortsetzen darf, wahrend¨ das Gericht den te Mal, dass argentinische Offizielle offentlich¨ die ehe- Fall weiter pruft.¨ malige iranische Fuhrung¨ beschuldigen, fur¨ den Bom- benanschlag verantwortlich zu sein. Am 9. Novem- eg 40 Konfliktbarometer 2006

Brasilien (MST) Haiti (Opposition)

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1995 Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1986 Konfliktparteien: MST vs. Regierung Konfliktparteien: Aristide-Anhanger¨ vs. Aristide-Gegner Konfliktgegenstand: Ressourcen Konfliktgegenstand: Nationale Macht

Der Konflikt zwischen mehreren nichtstaatlichen Der Konflikt zwischen Brasiliens Bewegung Landlo- Gruppierungen um die nationale Macht wird wei- ser Landarbeiter (MST) und der Regierung um die terhin gewaltsam ausgetragen. Die rivalisierenden Durchsetzung einer Landreform geht weiter. Am 6. politischen Gruppen werden zunehmend kriminell Juni sturmen¨ etwa 700 Aktivisten der Bewegung fur¨ und spalten sich auf. Sie konnen¨ grob in Un- die Befreiung der Landlosen (MLST) das Kongress- terstutzer¨ und Gegner des fruheren¨ Prasidenten¨ gebaude¨ in der Hauptstadt Bras´ılia. Die MLST ist ei- Jean-Bertrand Aristide unterschieden werden. Aris- ne radikale Gruppierung innerhalb der MST. Die De- tide ist am 28.2.04 aus dem Amt entfernt worden. monstranten fordern eine Beschleunigung der Land- Seine Gegner sind unter anderem bewaffnete ehe- reform. Mit Arbeitsgeraten¨ bewaffnete Demonstran- malige Soldaten der Armee, die 1995 aufgelost¨ wor- ten stoßen im Kongressgebaude¨ mit Polizisten zu- den ist. Am 7.2.06 werden regulare¨ Parlaments- und sammen, 25 Personen werden verletzt, einige davon Prasidentschaftswahlen¨ auf faire Weise abgehalten. schwer. Das Gebaude¨ wird schwer beschadigt.¨ Etwa Im Vorfeld des Urnenganges wird uber¨ vereinzelte 400 MLST-Mitglieder und deren Anfuhrer¨ Bruno Ma- gewaltsame Zwischenfalle¨ berichtet. Am 18. Janu- ranhao˜ werden verhaftet. Prasident¨ Luiz Inacio´ Lula ar werden zwei Soldaten der UN getotet.¨ Nachdem da Silva verurteilt die Storung¨ als einen Akt von Van- der Stimmenanteil fur¨ Rene´ Preval´ laut der zweiten dalismus gegen die Demokratie. Hochrechnung von 61 auf unter 50 Prozent gesun- ken ist, fordern seine Unterstutzer¨ die Anerkennung mmk seines Sieges. Im Verlauf dieser Demonstrationen wird eine Person bei Zusammenstoßen¨ mit der Po- Ecuador (Opposition) lizei getotet.¨ Die UN-Truppen sind bemuht,¨ die Si- tuation zu beruhigen. Aufgrund der Streichung der Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1998 Leerstimmen wird Preval´ am 16. Februar mit 51 Pro- Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung zent der Stimmen zum Sieger erklart.¨ Gleichzeitig Konfliktgegenstand: System / Ideologie wird die UN-Mission MINUSTAH um sechs Monate verlangert.¨ Am 21. April wird die zweite Runde der Der Konflikt zwischen der außerparlamentarischen Parlamentswahlen abgehalten, wobei sich gewaltsa- Opposition und der Regierung wird gewaltsam fortge- me Zusammenstoßen¨ ereignen. Am 10. Juni wird die setzt. Am 20. Januar stoßen bei Protesten gegen die neue Regierung vereidigt. Am 15. Juli demonstrieren angekundigten¨ Erhohung¨ der Bustarife Hunderte von Tausende von Aristide-Anhangern¨ fur¨ die Ruckkehr¨ Protestierenden gewaltsam mit der Polizei zusam- ihres Anfuhrers¨ aus dem Exil. Nach einer Zeit rela- men. Duzende werden verletzt. Die Protestierenden tiver Stabilitat¨ nimmt die Gewalt im Herbst wegen un- fordern außerdem, den Vertrag mit der privaten US- geklarter¨ Fragen, etwa des Wiederaufbaus einer Ar- amerikanischen Ol-Gesellschaft¨ Occidental Petrole- mee und der Eingliederung von Aristides Gefolgsleu- um (OPC) zu beenden und verlangen die Ablehnung ten und Mitarbeitern in die offentliche¨ Verwaltung, er- eines Beitritts zum Freihandelsabkommen (FTA) der neut zu. Am 11. November werden zwei UN-Soldaten Amerikas. Am 22. Februar wird in Reaktion auf ge- in einer Schießerei getotet.¨ waltsame Proteste, bei denen Pipelines besetzt wer- mgm, jl den, ein eintagiger¨ Ausnahmezustand verangt.¨ Olar-¨ Kolumbien (AUC) beiter der staatlichen Petroecuador fordern bessere Arbeitsbedingungen und ein Ende der Korruption im Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1995 Unternehmen. Obwohl ein Abkommen mit der Regie- Konfliktparteien: AUC vs. Regierung rung erzielt wird, dauern die Proteste im Marz¨ an. Ein Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft, System / Ideologie weiterer Streik von Tausenden Arbeitern fuhrt¨ in drei Regionen zur Verhangung¨ des Ausnahmezustands. Der Friedensprozess zwischen den rechten Parami- Protestierende sperren die Hauptstraßen und fordern litars¨ der Vereinigten Selbstverteidigungskrafte¨ Ko- ein Referendum gegen das FTA. 14 Personen werden lumbiens (AUC) und der Regierung wird fortgesetzt. verletzt. Am 22. Marz¨ wird erneut der Ausnahmezu- Nach einer kurzen Unterbrechung des Prozesses stand in funf¨ Provinzen, einschließlich der Hauptstadt der Demobilisierung der AUC im Oktober 2005 ent- Quito, erklart.¨ Ein Student wird bei einem Zusammen- schließt sich die paramilitarische¨ Organisation nach stoß mit der Polizei am 8. April getotet.¨ Am 15. Mai erfolgreichen Gesprachen¨ mit der Regierung am kundigt¨ die Regierung den Vertrag mit der OPC. 17.11.05 schließlich, ihre Entwaffnung wiederaufzu- nehmen. Im Gegenzug verlangert¨ Kolumbien den cg Zeitrahmen, in dem die AUC-Mitglieder ihre Waffen die Amerikas 41 abgeben sollen. Im Ergebnis liefern viele ehemalige allerdings findet kein Gefangenenaustausch statt. AUC-Fuhrer¨ ihre Waffen aufgrund der Aussicht auf Prasident¨ Uribe bricht die Verhandlungen schließlich verkurzte¨ Haftstrafen gemaߨ dem Gesetz fur¨ Frieden am 20. Oktober ab, nachdem FARC-Rebellen einen und Gerechtigkeit ab. Zwischen Dezember 2005 und Bus in der Hauptstadt Bogota´ bombardiert haben, wo- Marz¨ 2006 legen 10.000 Kampfer¨ ihre Waffen nieder. durch mehr als 20 Personen verletzt wurden. Darauf- Insgesamt sind seit Beginn des Friedensprozesses hin greifen die FARC am 1. November eine abgelege- 2003 insgesamt etwa 30.000 AUC-Kampfer¨ entwaff- ne Polizeistation in der nordlichen¨ Provinz Cordoba´ net worden. Die laufende Enwaffnung der AUC wird an. 17 Polizisten und drei FARC-Kampfer¨ kommen von beiden Seiten ohne Anwendung von Gewalt um- bei dem Angriff ums Leben. Am 1. Dezember toten¨ gesetzt. FARC-Rebellen 17 Soldaten im Nordosten Kolum- jjh biens. Die FARC veruben¨ auch Anschlage¨ auf die lo- gistische Infrastruktur des Landes. Am 19. Mai treffen Kolumbien (ELN) sie das Elektrizitatswerk¨ von Kolumbiens wichtigstem

Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1964 Hafen Buenaventura. Konfliktparteien: ELN vs. Regierung jjh Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft, System / Ideologie Mexiko (APPO) Der Konflikt zwischen der Nationalen Befreiungsar- mee (ELN) und der Regierung deeskaliert deutlich. Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 Am 12.12.05 halten die beiden verfeindeten Partei- Konfliktparteien: APPO vs. Regierung en in Kuba vorlaufige¨ Gesprache¨ uber¨ Friedensver- Konfliktgegenstand: System / Ideologie handlungen ab. Beide Parteien verleihen ihrer Ab- sicht einer Konfliktlosung¨ Ausdruck. Zwischen Febru- ar und Marz¨ 2006 treffen sich erneut Regierungs- Zwischen der Volksversammlung der Volker¨ Oaxacas vertreter mit dem militarischen¨ Fuhrer¨ der ELN, An- (APPO) und der Regierung des Bundesstaats Oaxa- tonio Garcia, um die Vorbedingungen fur¨ Friedens- ca bricht ein Systemkonflikt aus. Am 1. Mai fordert die gesprache¨ zu diskutieren. Am 24. Februar setzt Ko- nationale Lehrergewerkschaft hohere¨ Lohne¨ und ei- lumbien Haftbefehle gegen zwei ELN-Fuhrer¨ aus. Die ne Verbesserung der sozialen Situation in den Schu- ELN kundigt¨ am 2. Marz¨ offiziell einen vorubergehen-¨ len. Der Gouverneur von Oaxaca, Ulises Ruiz Ortiz, den Waffenstillstand an. Kurz darauf lasst¨ die Rebel- reagiert nicht. Daraufhin besetzen am 22. Mai Lehrer lengruppe einen kolumbianischen Soldaten frei. Wei- das Zentrum von Oaxaca-Stadt. Am 14. Juni ereig- tere Gesprache¨ zwischen der ELN und der Regierung nen sich die ersten gewaltsamen Zusammenstoße.¨ In enden ergebnislos. Schließlich erklaren¨ am 26. Okto- den folgenden Wochen finden mehrere Demonstratio- ber Vertreter beider Seiten, dass formale Friedens- nen statt, die am 17. Juni in der Grundung¨ der APPO gesprache¨ im November und Dezember fortgesetzt durch 365 Basis-Organisationen resultieren. Darun- wurden.¨ ter sind indigene und Bauerngruppierungen, Gewerk- schaften, linksgerichtete Gruppen sowie Frauenverei- jjh nigungen. Die Intensitat¨ der Proteste nimmt daraufhin Kolumbien (FARC) zu, es werden mehrere Protestierende getotet.¨ Am 22. Oktober entscheidet sich die APPO zur Beendi- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1964 gung des Lehrerstreiks. Dennoch demonstrieren eini- Konfliktparteien: FARC vs. Regierung ge Mitglieder weiter. Sie beschuldigen Ruiz des Wahl- Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft, System / Ideologie betrugs und der Korruption und fordern seinen Ruck-¨ tritt. Am 28. Oktober entsendet die Zentralregierung Der Konflikt zwischen den Revolutionaren¨ Bewaff- Truppen nach Oaxaca, empfiehlt aber auch die Suche neten Kraften¨ von Kolumbien (FARC) und der Re- nach einer politischen Losung¨ des Konflikts. Truppen, ´ gierung bleibt hochgewaltsam. Prasident¨ Alvaro Uri- Helikopter und Polizisten raumen¨ das Stadtzentrum be Velez´ setzt den Kampf gegen die linksgerichte- von Oaxaca. Daraufhin verlagern sich die Proteste in te Rebellengruppe mit massivem Einsatz militarischer¨ die Universitat¨ von Oaxaca, wo sich die Kampfe¨ fort- Mittel fort. Die FARC, die mutmaßlich eine Starke¨ setzen. Am 6. November beschadigt¨ ein Bombenan- von etwa 16.000 Bewaffneten haben, veruben¨ Bom- schlag zwei Gebaude¨ in Mexico City. Eine unbekann- ¨ benanschlage¨ und Uberfalle.¨ Mindestens 76 Regie- te linksgerichtete Gruppierung ubernimmt¨ die Verant- rungssoldaten, 52 Polizisten und sieben Politiker wer- wortung und erklart¨ eine Verbindung zu der Situation den bei FARC-Angriffen im Jahresverlauf getotet.¨ Am in Oaxaca. Die APPO bestreitet jedoch jegliche Betei- 27.12.05 greifen FARC-Rebellen militarische¨ Einrich- ligung an den Bombenanschlagen.¨ Vielmehr erwagt¨ tungen der Regierung an. Dabei werden 29 Solda- sie, eine politische Partei zu werden. Die Zentralre- ten getotet.¨ Im Februar fliegt die Regierung Luftangrif- gierung erwagt¨ einen Abzug der Truppen aus Oaxa- fe gegen FARC-Stellungen in der Meta-Provinz. Von ca. Zeit zu Zeit signalisieren beide Seiten Bereitschaft zu Gesprachen¨ uber¨ den Austausch von Gefangenen, fs 42 Konfliktbarometer 2006

Mexiko (Opposition) Peru (Leuchtender Pfad)

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1980 Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung Konfliktparteien: Leuchtender Pfad vs. Regierung Konfliktgegenstand: Nationale Macht Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft, System / Ideologie

Zwischen der Oppositionspartei Partei der Demokra- Der Konflikt um regionale Vorherrschaft zwischen der tischen Revolution (PRD) und der regierenden Natio- Rebellengruppierung Leuchtender Pfad und der Re- nalen Aktionspartei (PAN) entsteht ein neuer Macht- gierung wird wieder gewaltsam ausgetragen. Die Re- konflikt. Im Vorfeld der Parlaments- und Prasident-¨ bellen werden des Drogenschmuggels beschuldigt. schaftswahlen organisieren oppositionelle Aktivisten Ende 2005 toten¨ Mitglieder des Leuchtenden Pfades gewaltsame Proteste. Am 9. Mai wird mindestens ei- acht Polizisten. In der Folge verhangt¨ der peruanische ne Person getotet,¨ als die Polizei hart gegen die De- Prasident¨ Alejandro Toledo am 21.12.05 in sechs Pro- monstranten vorgeht. Beide Parteien einigen sich am vinzen den Ausnahmezustand. Am 23.12.05 prallen 13. Juni auf freie und faire Wahlen. Nach den Wahlen Polizei und Rebellen erneut aufeinander. Der Leuch- erklaren¨ sich die beiden wichtigsten Kandidaten, Fe- tende Pfad beschießt einen Polizei-Helikopter und lipe Calderon´ (PAN) und Andres´ Manuel Lopez´ Obra- verletzt zwei Polizisten. Am 14. Oktober werden der dor (PRD), jeweils zum Sieger. Beide Parteien halten Grunder¨ des Leuchtenden Pfades, Abimael Guzman,´ am 4. Juli Demonstrationen ab. Die vorlaufigen¨ Er- und seine Lebensgefahrtin¨ Elena Iparraguirre in ei- gebnisse der Nationalen Wahlkommission sprechen nem erneuten Verfahren zu lebenslangen Haftstrafen fur¨ einen Sieg Calderons.´ Obrador ficht das Ergebnis verurteilt. Zehn weitere Mitangeklagte erhalten Haft- an. In den folgenden Wochen organisieren Anhanger¨ strafen zwischen 24 und 35 Jahren. Der Anfuhrer¨ Obradors eine Welle von Protesten und besetzen den des Leuchtenden Pfades, Comrade Artemio, bietet großten¨ Platz Zocalo´ in Mexiko-Stadt. Das Foderale¨ der Regierung am 26. November einen Waffenstill- Wahltribunal erklart¨ Calderon´ Anfang September zum stand an. Im Gegenzug fordert er Amnestie und eine Sieger. Obrador wird am 21. November zum Kopf ei- Verhandlungslostung.¨ Seit der Verhaftung Guzmans´ ner Parallelregierung ”gewahlt”.¨ Er erklart¨ zudem sei- 1992 sind nur wenige hundert Rebellen ubrig,¨ die im ne Absicht, Calderons´ Vereidigung am 1. Dezember Suden¨ und Sudosten¨ Perus operieren. zu verhindern. mgm fs USA - Kuba (System)

Paraguay (Opposition) Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1959 Konfliktparteien: USA vs. Kuba Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1989 Konfliktgegenstand: System / Ideologie Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung Konfliktgegenstand: Ressourcen Der Systemkonflikt zwischen den USA und Kuba wird ohne Gewalt fortgesetzt. Am 1. August ubergibt¨ der Der Konflikt zwischen der Bauernorganisationen und kubanische Prasident¨ Fidel Castro vorubergehend¨ der Regierung um Landverteilung und -reformen die Macht an seinen jungeren¨ Bruder Raul´ Castro. fuhrt¨ zu Demonstrationen und Streiks. Vereinzelt wird Infolgedessen mobilisiert Raul´ Castro Zehntausende Land besetzt und es kommt zu gewaltsamen Zwi- Reservisten und Milizen. Am nachsten¨ Tag werden schenfallen.¨ Im Mai demonstrieren etwa 20.000 Bau- die Milizen wieder demobilisiert. Er erklart,¨ dass alle ern gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung, in- Schritte zur Abwendung jeglicher US-Angriffe gegen dem sie regionale Niederlassungen der Verwaltung Kuba unternommen wurden.¨ Die USA verkunden,¨ fur¨ Agraranbau (DEAG) besetzen. Die Streiks und nach der Machtubergabe¨ keinen Anlass zu einer Straßenblockaden weiten sich auf 17 Departements Anderung¨ der politischen Strategie gegenuber¨ Ku- des Landes aus. Die Bauernorganisationen werfen ba zu haben. Sie erhalten ihr Wirtschaftsembargo paramilitarischen¨ Gruppen Folter und Angriffe vor. In- und die Verweigerung von Reisegenehmigungen auf- digene Minderheiten sind besonders von Landkonflik- recht. Am 3. August ermahnt US-Prasident¨ George ten betroffen. Im Mai verurteilt der Interamerikanische W. Bush die kubanische Bevolkerung,¨ aktiv die De- Gerichtshof fur¨ Menschenrechte Paraguay zum zwei- mokratie voranzutreiben. Im Juli empfiehlt eine Son- ten Mal wegen der Verletzung der Rechte der indige- derkommission der US-Regierung, den demokrati- nen Enxet im zentralen Departement von Prasident¨ schen Wandel in Kuba mit 80 Millionen US-Dollar zu Nicanor Duarte Frutos. unterstutzen.¨

gb mas die Amerikas 43

USA - Mexiko Ausdruck zu verleihen. Naxch Angaben von Men- schenrechtsgruppen sind 2005 etwa 500 Personen Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2001 bei dem Versuch, die Grenze illegal zu uberqueren,¨ Konfliktparteien: USA vs. Mexiko ums Leben gekommen. Konfliktgegenstand: Andere fs Venezuela (Opposition) Der Konflikt zwischen den USA und Mexiko um il- legale Immigration und einen Grenzzaun wird nicht- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2000 gewaltsam fortgesetzt. Schatzungsweise¨ 160.000 il- Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung legale Immigranten uberqueren¨ pro Jahr die Grenze Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie zu den USA. Am 17.12.05 diskutiert der US-Kongress den Bau eines Grenzzauns. Mexikos Prasident¨ Vicen- Der Konflikt um die nationale Macht und die Ausrich- te Fox protestiert gegen derartige Plane.¨ Die USA tung des Systems zwischen der Opposition und der strebt einen Schutz gegen illegale Zuwanderung an Regierung von Prasident¨ Hugo Chavez´ sowie die Po- und ist bereit, 1,2 Milliarden US-Dollar fur¨ das Projekt larisierung der Zivilgesellschaft dauert an. Der Kon- auszugeben. 6.000 bis 18.000 US-Soldaten sollen flikt wird ublicherweise¨ mittels offentlicher¨ Demonstra- die Grenze mit hochtechnisierter Ausrustung¨ uber-¨ tionen, Marschen¨ und gegenseitiger rhetorischer An- wachen. Mexiko intensiviert seine Proteste. Am 18. griffe ausgetragen. Im Vorfeld der Prasidentschafts-¨ Mai verkundet¨ Fox, dass ein Zaun das Immigrati- wahlen am 3. Dezember stoßen Sympathisanten des onsproblem nicht losen¨ oder die Beziehungen zwi- Oppositionskandidaten Manuel Rosales gewaltsam schen beiden Nationen verbessern wurde.¨ Am 10. mit Chavez-Anh´ angern¨ zusammen. Dabei werden Oktober reicht Mexiko offiziell Beschwerde ein, nach- mehrere Personen verletzt. Im November protestie- dem der US-Senat das Gesetz zum Bau des Zauns ren mehr als 100.000 Oppositionsanhanger¨ gegen verabschiedet hat. Fox vergleicht den Grenzzaun mit die Regierung. Chavez´ verkundet,¨ dass Mitglieder der der Berliner Mauer. Beide Kandidaten der mexikani- Opposition weder im Militardienst¨ noch in der nationa- schen Prasidentschaftswahlen¨ lehnen den Zaun ab. len Ol-Gesellschaft¨ Petroleos de Venezuela S.A. will- Die USA entsenden am 6. Juni 55 Soldaten an die kommen seien. Die Opposition beschuldigt Chavez´ Grenze. Am 9. November trifft sich der designier- der Gefahrdung¨ des Pluralismus sowie der Untergra- te mexikanische Prasident¨ Felipe Calderon´ mit US- bung der Rechtsstaatlichkeit und der Pressefreiheit. Prasident¨ George W. Bush, um seinen Bedenken gb 44 Konfliktbarometer 2006

Asien and Ozeanien

Asien und Ozeanien ist 2006 die Region mit den meisten Konflikten, gemessen an den absoluten Gesamtzahlen. Unter den insgesamt 90 politischen Konflikten werden ein Krieg und acht ernste Krisen gezahlt.¨ Tatsachlich¨ ist eine allgemeine Zunahme von Gewalt in der Region zu beobachten. Im Marz¨ bricht ein neuer Konflikt in Ostti- mor aus: Die Regierung entlaßt¨ 600 Soldaten, die uberwiegend¨ aus dem westlichen Teil des Landes stammen. Zwei Putsche werden verubt:¨ am 19. September in Thailandu und am 5. Dezember auf den Fidschi-Inseln. In Sri Lanka eskaliert der Sezessionskonflikt zwischen den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) und der Re- gierung zu einem Krieg, der fast eintausend Todesopfer fordert und 200.000 Zivilisten vertreibt. Innerstaatliche Aufstande¨ in Pakistan gegen die Regierung von Pervez Musharraf mit Beteiligung separatistischer Bewegungen in der nordwestlichen, an Afghanistan grenzenden Region Wasiristan sowie in der sudwestlichen,¨ an Afghanis- tan und Iran grenzenden Provinz Balochistan eskalieren zu ernsten Krisen. In der Pazifikregion sind gewaltsame Zusammenstoße¨ auf den Solomonen und auf Tonga zu verzeichnen. In Zentralasien werden Oppositionsparteien und Burgerbewegungen,¨ die die vollstandige¨ Demokratisierung ihrer Lander¨ fordern, von autoritaren¨ Regierungen behindert, die Medien werden zensiert. In Nordostasien verschlechtert der unterirdische Atomtest Nordkoreas am 9. Oktober die Beziehungen zu den USA, Sudkorea¨ und Japan. Allerdings beruhigen sich auch einige Konflik- te: Das 2005 zwischen Mitgliedern der GAM und der Regierung in Jakarta geschlossene Friedensabkommen in Banda Aceh, Indonesien, wird eingehalten. In Nepal wird das nationale Parlament im April nach einem vier Jahre wahrenden¨ Moratorium wieder eingesetzt und im November ein Waffenstillstand zwischen der neuen Koalitions- regierung und den maoistischen Rebellen geschlossen.

Konfliktintensitaten¨ in Asien und Ozeanien 2006 im Haufigkeiten¨ von Konfliktgegenstanden¨ in Asien Vergleich zu 2005 und Ozeanien nach Intensitatsgruppen¨

50 40  2005  Niedrige Intensitat¨ 2006 Mittlere Intensitat¨ 45   35  Hohe Intensitat¨ 12 40 37 38 30 35 25 30 29 26 25 20 18 8

¨ 5 aufigkeit

20 18 H 15 7 8 Anzahl der Konflikte 14 10 7 15 9 10 10 8 4 7 7 5 5 5 4 5 5 2 1 2 2 2 0 1 1 1 0 0 Territorium Macht Nationale Dekolonisation Autonomie Vorherrschaft Regionale Vorherrschaft Internationale Ressourcen Sonstige Manifester Sezession System / Ideologie Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Konflikt

Ubersicht:¨ Konflikte in Asien and Ozeanien 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Bangladesch (Awami-Liga) Awami-Liga vs. Regierung Nationale Macht 1991 3 Bangladesch (Chittagong PCJSS vs. UPDF Regionale Vorherrschaft 1997 3 Hill Tracts)* Bangladesch (JMB) JMB vs. Regierung Nationale Macht, System / 2005 3 Ideologie Bangladesch (PCJSS, PCJSS, UPDF vs. Regierung Autonomie 1971 2 UPDF)* Bangladesch - Indien Bangladesch vs. Indien Territorium, Ressourcen 1971 3 Bangladesch - Myanmar* Bangladesch vs. Myanmar Territorium, Ressourcen 1991 2 (Falun Gong)* Falun Gong vs. Regierung System / Ideologie 1999 3 China (Hui)* Hui vs. Regierung, Han andere 2004 2 China (Taiwan) Taiwan vs. China Sezession, Ideologie / System 1949 2 China (Tibet) tibetische Regierung im Exil, tibetische System / Ideologie, Sezession 1912 3 Separatisten vs. Regierung China (Xinjiang)* ETIM vs. Regierung Ideologie / System, Sezession 1990 3 China (pro-demokratische pro-demokratische Parteien Hongkongs Autonomie, System / Ideologie 1999 2 Parteien Hongkongs)* vs. Regierung Asien and Ozeanien 45

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 China - Indien* China vs. Indien Territorium, Internationale 1949 1 Macht China - u.a.* China vs. Vietnam u.a. Territorium, Ressourcen 1945 1 Fidschi (ethnische Gruppen) indigene Fidschis vs. Fidschis indischer Nationale Macht 1987 2 Abstammung Indien (ANVC) ANVC vs. Regierung Sezession 1995 2 Indien (Ayodhya)* Hindus vs. Muslime Regionale Vorherrschaft 1989 2 Indien (Bodos - Santhals)* NDFB vs. Santhals Autonomie 1994 3 Indien (Dimasa - Hmar)* DHD vs. HPC Sezession/Autonomie 1987 3 Indien (Gujarat)* Hindus vs. Muslime regionale Vorherrschaft 1987 1 Indien (KNF-S - KNF-Z)* KNF-S vs. KNF-Z Regionale Vorherrschaft 1995 3 Indien (Kaschmir) kaschmirische und pakistanische Sezession 1947 4 Separatisten vs. Regierung Indien (LTTE)* LTTE vs. Regierung Andere 1987 1 Indien (Manipur)* UNLF vs. MPLF vs. PLA vs. ZRA Sezession 1964 3 Indien (NSCN-K - NSCN-K vs. NSCN-IM Regionale Vorherrschaft 1988 3 NSCN-IM)* Indien (Nagaland)* NSCN vs. Regierung Sezession 1956 3 Indien (Nagas - Kukis)* NSCN vs. KNF Regionale Vorherrschaft 1947 2 Indien (Naxaliten) Naxaliten vs. Regierung System / Ideologie 1997 4 Indien (Sikhs) Sikhs vs. Regierung regionale Vorherrschaft, 1947 2 Autonomie Indien (Tripura) NLFT vs. Regierung Sezession 1980 3 Indien (ULFA, ATTF - ULFA, ATTF vs. Biharis, Bengalen regionale Vorherrschaft 1981 3 Biharis, Bengalen) Indonesien (Aceh) GAM vs. Regierung Sezession, Ressourcen 1953 3 Indonesien (Jemaah Jemaah Islamiyah vs. Regierung Nationale Macht 1981 2 Islamiyah)* Indonesien (Kalimantan)* Dayaks vs. Madurese regionale Vorherrschaft 1997 1 Indonesien (Molukken)* Muslime vs. Christen Regionale Vorherrschaft 1998 3 Indonesien (Papua)* OPM vs. Regierung Sezession, Ressourcen 1949 2 Indonesien (Sulawesi) Christen vs. Muslime Regionale Vorherrschaft 1998 3 Japan - China China vs. Japan Territorium, Ressourcen 1972 2 (Senkakus-Diaoyus-Inseln)* Japan - Russland (Kurilen) Japan vs. Russland Territorium, Ressourcen 1945 3 Japan - Sudkorea¨ Japan vs. Sudkorea¨ Territorium 1945 1 (Tokto-/Takeshima-Insel)* Kambodscha (CFF)* CFF vs. Regierung Ressourcen 2000 1 Kambodscha (FUNCINPEC, FUNCINPEC, SRP vs. CPP System / Ideologie, Nationale 1979 2 SRP) Macht Kambodscha (Khmer Khmer Rouge vs. Regierung System / Ideologie, Sonstige 1967 ENDE 1 Rouge)* Kasachstan (Opposition) Oppositionsparteien vs. Regierung System / Ideologie 2004 3 Kirgisistan (Opposition) Oppositionsparteien vs. Regierung System / Ideologie 2005 3 Laos (LCMD, CIDL)* LCMD, CIDL vs. Regierung System / Ideologie, Nationale 1975 3 Macht (KMM)* KMM vs. Regierung System / Ideologie 1998 2 Malaysia (ethnische Chinesen vs. Malayen Nationale Macht 1946 1 Chinesen)* Malaysia - Indonesien, Malaysia vs. Indonesien, Philippinen Regionale Vorherrschaft 1998 2 Philippinen (Einwanderer) Malediven (MDP)* MDP vs. Regierung System / Ideologie 2003 2 Myanmar (Minderheiten) ethnische Minderheiten vs. Regierung Sezession 1948 4 Myanmar (Opposition)* Opposition vs. Regierung System / Ideologie, Nationale 1982 2 Macht Nepal (Maoisten) CPN-M vs. Regierung System / Ideologie, Nationale 1990 3 Macht Nepal (Opposition) Oppositionsparteien vs. Regierung System / Ideologie 2002 3 46 Konfliktbarometer 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Nepal - Bhutan (Fluchtlinge)*¨ Nepal vs. Bhutan Sonstige 1985 2 Nordkorea - Sudkorea¨ Nordkorea vs. Sudkorea¨ Internationale Macht, System / 1945 3 Ideologie Nordkorea - USA, Sudkorea,¨ Nordkorea vs. USA, Sudkorea,¨ Japan internationale Macht, System / 1990 2 Japan Ideologie Osttimor (Opposition) Opposition vs. Regierung System / Ideologie 2006 NEU 3 Osttimor - Australien * Osttimor vs. Australien Ressourcen, Territorium 2002 1 Pakistan (Belutschen) paschtunische Milli-Awami-Partei, BLA, Autonomie, System / Ideologie, 1998 4 belutschische Stamme¨ vs. Regierung Ressourcen Pakistan (Sunniten - militante Sunniten vs. militante Schiiten System / Ideologie 1998 3 Schiiten) Pakistan (Waziristan) wazirische Stamme¨ vs. Regierung regionale Vorherrschaft 2004 4 Pakistan - Indien Pakistan vs. Indien Territorium, Internationale 1947 2 Macht Philippinen (Abu Sayyaf) Abu Sayyaf vs. Regierung Sezession 1991 4 Philippinen (MILF) MILF vs. Regierung Sezession, System / Ideologie 1977 3 Philippinen (MNLF)* MNLF vs. Regierung Autonomie 1969 2 Philippinen (NPA, CPP) NPA, CPP vs. Regierung System / Ideologie 1968 3 Salomonen (Opposition) Opposition vs. Regierung Ressourcen, Nationale Macht 1998 3 Singapur (Jemaah Jemaah Islamiyah vs. Regierung Ideologie / System 1999 2 Islamiyah) Singapur - Malaysia* Singapur vs. Malaysia Internationale Macht, 1963 2 Territorium, Ressourcen Sri Lanka (Buddhisten - Singhalesische Nationalisten, System / Ideologie 1948 3 Hinduisten, Muslime, konservativer buddhistischer Klerus vs. Christen)* Muslime, Christen, Tamilen Sri Lanka Hochlandtamilen vs. Regierung Regionale Vorherrschaft 1948 1 (Hochlandtamilen)* Sri Lanka (Jamiyathul Ulama Jamiyathul Ulama vs. Sufis regionale Vorherrschaft 1978 3 - Sufis)* Sri Lanka (LTTE - EPDP)* LTTE vs. EPDP Regionale Vorherrschaft 1996 3 Sri Lanka (LTTE - JVP)* LTTE vs. JVP Sezession 1976 2 Sri Lanka (LTTE - PLOTE)* LTTE vs. PLOTE Regionale Vorherrschaft 1979 3 Sri Lanka (LTTE) LTTE vs. Regierung Sezession 1976 5 Sri Lanka (LTTE, Tamilen - LTTE, Tamilen vs. SLMC, Muslime Regionale Vorherrschaft 1976 3 SLMC, Muslime)* Sri Lanka (LTTE-Ost - LTTE) LTTE-Ost vs. LTTE Regionale Vorherrschaft 2004 4 Sri Lanka (SLMC)* SLMC vs. Regierung andere 1981 2 Sri Lanka (singhalesische singhalesische Nationalisten, JHU, Ideologie / System 1948 2 Nationalisten)* konservativer buddhistischer Klerus vs. Regierung Tadschikistan (Opposition) Oppositionsparteien vs. Regierung System / Ideologie 1997 3 Thailand (Putschisten) Putschisten vs. Regierung nationale Macht 2006 2 Thailand (nordliche¨ ethnische Thais vs. nordliche¨ regionale Vorherrschaft 1955 1 Hugelst¨ amme)*¨ Hugelst¨ ame,¨ Stammesversammlung von Thailand Thailand (sudliche¨ muslimische Separatisten vs. Regierung Sezession 1784 4 Grenzprovinzen) Thailand - Kambodscha * Thailand vs. Kambodscha Territorium, Internationale 1954 1 Macht Tonga (Demokratisierung) HRDM vs. Regierung Ideologie/ System, Nationale 1970 3 Macht Usbekistan (IMU)* IMU vs. Regierung System / Ideologie, nationale 1991 3 Macht Usbekistan (Opposition) Opposition vs. Regierung System / Ideologie, nationale 2005 2 Macht Vietnam (KKNLF)* KKNLF vs. Regierung Sezession, System / Ideologie 2002 1

1 2 3 4 siehe erste Regionstabelle Asien and Ozeanien 47

Bangladesch (Awami-Liga) xmipur verhangt¨ wegen ihrer Beteiligung an den Bom- benanschlagen¨ vom 17.8.05 die Todesstrafe gegen ¨ Intensitat¨ : 3 Anderung: Beginn: 1991 drei JMB-Mitglieder und verurteilt weitere funf¨ zu le- Konfliktparteien: Awami-Liga vs. Regierung benslangen Haftstrafen. Abdur Rahman und Bangla Konfliktgegenstand: Nationale Macht Bhai reichen beim Obersten Gericht bedingte Antrage¨ ein mit der Bitte, die Erlaubnis zur Anfechtung des Der Konflikt zwischen der großten¨ Oppositionspar- Todesurteils zu erhalten. Der Registrator der Obers- tei Awami-Liga(AL) und der regierenden National- ten Gerichtshofs setzt die Todesstrafen der verurteil- Partei Bangladesch BNP um nationale Macht dauert ten JMB-Fuhrer¨ vorlaufig¨ aus. an. Von August 2005 an organisiert die AL zahlrei- che Demonstrationen und Streiks, die zu gewaltsa- bk, cs men Zusammenstoßen¨ zwischen deren Anhangern¨ Bangladesch - Indien und der Polizei fuhren.¨ Am 12. Februar kehrt die AL nach einjahrigen¨ Boykott ins Parlament zuruck,¨ kriti- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1971 siert jedoch weiterhin die Regierung und beschuldigt Konfliktparteien: Bangladesch vs. Indien sie der Korruption. Zudem fordert sie Wahlrechtsre- Konfliktgegenstand: Territorium, Ressourcen formen. Die funfj¨ ahrige¨ Amtszeit von Premierminis- ter Khaleda Zia endet am 28. Oktober. Danach soll- Der Konflikt zwischen Bangladesch und Indien uber¨ te eine Ubergangsregierung¨ bdas Land fur¨ 90 Tage, den Verlauf der Grenze und um Ressourcen wird bis zu den fur¨ Januar 2007 geplanten Wahlen, ver- fortgesetzt. Am 20. Marz¨ trifft sich die Premiermi- walten. Zia versucht jedoch, diesen Prozess zu ver- nisterin Bangladeschs, Khaleda Zia, in der indischen schieben. Daraufhin ereignen sich in der Hauptstadt Hauptstadt Delhi mit dem indischen Regierungschef Dhaka Zusammenstoße¨ zwischen der Opposition und Manmohan Singh, um uber¨ Handelsbeziehungen, il- Unterstutzern¨ der Regierung, bei denen mindestens legale Immigration und Schmuggel uber¨ die gemein- sechs Menschen getotet¨ und uber¨ 200 verletzt wer- same Grenze hinweg zu sprechen. Dies ist Ziahs den. Am 29. Oktober wird eine Ubergangsregierung¨ erster offizieller Besuch in Indien. Im Juni werden unter Prasident¨ Iajuddin Ahmend eingesetzt. in einem Schußwechsel zwischen indischen Grenz- bk, cs sicherheitskraften¨ und den paramiliarischen¨ Bangla- desh Rifles mindestens sechs Personen getotet.¨ Am Bangladesch (JMB) 7. Juli kommt eine gemeinsame Expertenkomission zusammen, um uber¨ die Starkung¨ der Wirtschafts- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2005 beziehungen zu sprechen, insbesondere hinsichtlich Konfliktparteien: JMB vs. Regierung des Energiemarktes und die Exploration und Produk- Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie tion von Ol¨ im Golf von Bengalen. Der Konflikt zwischen den Jamaat-ul-Mujahideen bk, cs (JMB) und Bangladesch dauert an. Meh- China (Taiwan) rere Mitglieder der JMB, die fur¨ die landesweiten Bombenanschlage¨ im Jahr 2005 verantwortlich ge- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1949 macht werden, werden 2006 verhaftet. Die JMB droht Konfliktparteien: Taiwan vs. China damit, Richter, Rechtsanwalte,¨ Staatsbedienstete und Konfliktgegenstand: Sezession, Ideologie / System Jpurnalisten umzubringen und Bombenanschlage¨ auf offentliche¨ Gebaude¨ zu veruben.¨ Die Regierung setzt Der Sezessionskonflikt zwischen Taiwan und China eine Belohnung von 152.000 US-Dollar auf Infor- dauert an. China betrachtet Taiwan weiterhin als ab- mationen aus, die zur Ergreifung des JMB-Fuhrers¨ trunnige¨ Provinz, wahrend¨ Taiwan sich selbst als die Sheikh Abdur Rahman und des Fuhrers¨ der Jagra- rechtmaßige¨ Chinesische Republik betrachtet. Am ta Muslim Janata Bangladesh (JMJB), Siddiqul Is- 28. Februar gibt Taiwans Prasident¨ die bevorstehende lam alias Bangla Bhai, fuhren.¨ Im November 2005 Auflosung¨ des Nationalen Vereinigungsrats bekannt, werden Sprengsatze¨ und Bombenbaumaterial der der eine mogliche¨ Vereinigung von Taiwan und Chi- JMB entdeckt. Dennoch attackiert die JMB offent-¨ na beaufsichtigen soll und ruft damit starken Pro- liche Gebaude,¨ [[233]] wodurch mehrere Personen test seitens Chinas hervor. Die USA, Taiwans wich- getotet¨ und verwundet werden. Am 2. Marz¨ wird Ab- tigster Verbundeter,¨ hat Taiwan von diesem Schritt dur Rahman in Sylhet verhaftet. Vier Tage spater¨ abgeraten. Im Marz¨ demonstrieren 45.000 Taiwaner wird Bangla Bhai nach Zusammenstoßen¨ mit Sicher- in der Hauptstadt Taipeh gegen ein neues Gesetz, heitskraften¨ im nordlichen¨ Distrikt Mymensingh fest- mit dem sich China bei der Wiedereingliederung Tai- genommen. Abdur Rahman gesteht, daß seine Ora- wans eine militarische¨ Option vorbehalt¨ sowie ge- nisation fur¨ eine Vielzahl von Angriffen verantwort- gen die Unabhangigkeitsbestrebungen¨ des taiwanesi- lich sei. Im Mai verurteilt ein Gericht in Jhalakati sie- schen Prasidenten.¨ Im August nimmt China diplomati- ben fuhrende¨ islamistische Militante zum Tode, da sie sche Verbindungen zu Tschad auf, woraufhin Tschad in einem Bombenabschlag in Jhalakati am 14.11.05 und Taiwan ihre diplomatischen Kontakte abbrechen. zwei Richter getotet¨ haben. Das Bezirksgericht in La- jd 48 Konfliktbarometer 2006

China (Tibet) Indien (ANVC)

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1912 Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1995 Konfliktparteien: tibetische Regierung im Exil, tibetische Konfliktparteien: ANVC vs. Regierung Separatisten vs. Regierung Konfliktgegenstand: Sezession Konfliktgegenstand: System / Ideologie, Sezession Der Konflikt zwischen dem Achic National Volunteers Council (ANVC) und der indischen Regierung geht Der Sezessionskonflikt zwischen der tibetanischen weiter. Der ANVC kampft¨ fur¨ einen unabhangigen¨ Exilregierung und tibetanischen Separatisten einer- Staat fur¨ den Garo-Stamm in Nordostindien. 2006 seits und der chinesischen Regierung andererseits wird eine gemeinsame Gruppe zur Uberwachung¨ des um den Status Tibets dauert an. Mehrfache Ersuchen Waffenstillstands von 2004 gebildet. Zudem finden des geistigen Oberhaupts der Tibeter, des Dalai La- zahlreiche Gesprache¨ mit Vertretern des ANVC statt. ma, um eine mogliche¨ Selbstbestimmung des Landes Am 28. Mai ersucht der ANVC bei der Zentralregie- bleiben erfolglos. Am 30. September eroffnen¨ chine- rung um die Aufhebung des seit 2000 bestehenden sische Grenzposten das Feuer auf eine Gruppe tibe- Verbots. Am 11. Juli wird der Waffenstillstand um tischer Fluchtlinge,¨ die sich auf dem Weg nach Nepal ein Jahr verlangert.¨ Verhandlungen der Konfliktpar- befinden. Nach Angaben der chinesischen Regierung teien uber¨ die Bedinungen der Entwaffnung am 28. handeltn die Grenzsoldaten in Notwehr. Im Ausland Septmeber bleiben ohne Ergebnis. Am 9. November finden Demonstrationen gegen Pekings Tibet-Politik verlangert¨ die Regierung das ANVC-Verbot. statt. kp jd Indien (Kaschmir)

Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1947 Fidschi (ethnische Gruppen) Konfliktparteien: kaschmirische und pakistanische Separatisten vs. Regierung Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1987 Konfliktgegenstand: Sezession Konfliktparteien: indigene Fidschis vs. Fidschis indischer Abstammung Der Konflikt zwischen militanten Separatisten des Konfliktgegenstand: Nationale Macht Staates Jammu und Kaschmir und der Regierung halt¨ an. Taglich¨ kommt es zu Zusammenstoßen¨ Der Konflikt um nationale Macht zwischen der indi- zwischen bewaffneten Aufstandischen¨ – vor allem genen Bevolkerung¨ und Gruppen indischer Abstam- Laschkar-e-Toiba, Hisb-ul-Mudschaheddin, Harkat- mung dauert an. Der lange wahrende¨ Konflikt ist ul-Mudschaheddin und Dschaisch-e-Mohammed – letztmals 2000 nach dem gescheiterten Versuch des und Sicherheitskraften.¨ Von April an nehmen die In- Geschaftsmanns¨ George Speight, die Regierung von filtrierungen indischen Gebietes entlang der Kontroll- Premierminister Mahendra Chaudhry zu sturzen,¨ um linie, die den pakistanisch verwalteten Teil Kasch- die Vorherrschaft der indigenen Bevolkerung¨ in der mirs von dem unter indischer Verwaltung trennt, zu. Landespolitik zu sichern, aufgeflammt. Am 2. Novem- Zudem ereignen sich wochentlich¨ zu Attentaten und ber bringt die Regierung unter Premier Laisenia Qara- Entfuhrungen¨ von Zivilisten durch Separatisten. Ins- se einen Gesetzesentwurf ein, der den Verschworern¨ gesamt werden 18 Granatangriffe verzeichnet, ins- von 2000 eine Amnestie gewahren¨ soll. Diese Ge- besondere in Srinagar, der Hauptstadt des Bundes- setze treffen auf den Widerstand des Militars.¨ Am 2. staats. Am 5. Februar wird der Abzug von 5.000 Sol- November droht der Chef der Streitkrafte,¨ Kommo- daten angekundigt.¨ Am 25. Februar eroffnet¨ der in- dore Frank Bainimarama, mit dem Sturz der Regie- dische Premierminister Manmohan Singh Gesprache¨ rung. Zwei Tage darauf kundigt¨ Qarase eine Ande-¨ uber¨ den zukunftigen¨ Status von Jammu und Kasch- rung des umstrittenen Amnestiegesetzes an. Den- mir. Die gemaßigte¨ All-Partei-Hurriyat-Konferenz ver- noch verandert¨ Qarase den Gesetzesvorschlag nicht. weigert die Teilnahme. Am 10. Marz¨ bekraftigt¨ Indi- Am 13. November bildet der Große Hauptlingsrat,¨ der en seine Position, daß Jammus und Kaschmirs un- Fidschis indigene Bevolkerung¨ vertritt, ein Vermitt- veraußerlicher¨ Bestandteil des Staates sei. Am 24. lungskomitee, das eine Ubereinkunft¨ zwischen dem Mai schlagt¨ Singh ein Friedensprogramm vor. Die Militar¨ und Qarase erreichen soll. Am 30. November Regierung beschuldigt am 8. September die Sepa- droht das Militar¨ abermals mit der Durchfuhrung¨ eines ratisten, insbesondere Laschkar-e-Toiba, in Verbin- Putschs innerhalb der nachsten¨ 24 Stunden, falls sei- dung zu Al-Kaida zu stehen. Am 20. September nen Forderungen nicht stattgegeben werden sollte. bietet Hisb-ul-Mudschaheddin einen Waffenstillstand Am 5. Dezember ubernimmt¨ Bainimarama die Kon- wahrend¨ des Ramadans an, fur¨ den Fall, dass Indi- trolle uber¨ das Land. Es wird keine Ausgangssperre en seine Truppenprasenz¨ verringere und gefangene verhangt.¨ Aufstandische¨ freilasse. Dies wird zuruckgewiesen.¨ Wahrend¨ die Regierung einen Ruckgang¨ der Infiltrie- ct rungen von Pakistan aus um 50 Prozent verkundet,¨ Asien and Ozeanien 49 behauptet der Chefminister von Jammu und Kasch- Streik, zu dem die Vereinigte Befreiungsfront von As- mir, Ghulam Nabi Azad, am 5. November, die Zahl sam (ULFA) wahrend¨ der Feiern zum Tag der Repu- habe sich seit dem Vorjahr verdoppelt. Seit Januar blik in Indien aufgerufen hat. Im Februar werden im haben ca. 500 Kampfer¨ die Kontrolllinie uberschritten.¨ Distrikt West Tripura drei Mitarbeiter der Gas Autho- yf rity of Ltd. von der NLFT erschossen. NLFT- Mitglieder toten¨ im April im Distrikt Karnamuni drei Indien (Naxaliten) Angehorige¨ der Sicherheitskrafte¨ und verletzen acht

Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1997 Zivilisten. Im Juni und Juli finden weitere Zusam- menstoße¨ zwischen der NLFT und den Sicherheits- Konfliktparteien: Naxaliten vs. Regierung kraften¨ statt, die mehrere Menschenleben fordern. Konfliktgegenstand: System / Ideologie ds Der ideologische Konflikt zwischen den Rebellen der Indien (ULFA, ATTF - Biharis, Bengalen) Naxaliten, die in der Kommunistischen Partei In- diens – Maoisten organisiert sind, und der Regie- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1981 rung bleibt in hohem Maße gewalttatig.¨ Naxalitische Konfliktparteien: ULFA, ATTF vs. Biharis, Bengalen Aufstandische¨ greifen regelmaßig¨ in landlichen¨ Ge- Konfliktgegenstand: regionale Vorherrschaft bieten Zentral- und Nordindiens Reprasentaten¨ und Institutionen des indischen Staats an. Laufend wer- Der Konflikt zwischen den Rebellen der Vereinten Be- den Dorfbewohner entfuhrt¨ und getotet.¨ Daruber¨ hin- freiungsfront von Asom (ULFA) und der Tripura-Tiger- aus dauern die Zusammenstoße¨ zwischen Naxaliten Krafte¨ (ATTF) einerseits und biharischen und benga- und paramilitarischen¨ Gruppen an. Die indische Re- lischen Zuwanderern andererseits um regionale Vor- gierung unterstutzt¨ die im Roten Korridor agierenden herrschaft dauert an. Am 26. Januar verkunden¨ die Paramilitars.¨ Am 24. Marz¨ greifen die Naxaliten ein ULFA und die ATTF einen Generalstreik. Im Februar Gefangnis¨ im Staat Orissa an und befreien 35 ihrer kommen bei einem Aufruhr im Distrikt Tinsukia zwei Unterstutzer.¨ Am 1. April bezeichnet Premierminister Polizisten und funf¨ Demonstranten ums Leben. Die Manmohan Singh den maoistische Aufstand als In- ULFA ruft daraufhin zu zwei weiteren Tagen General- diens großtes¨ Sicherheitsproblem. Am 24. April toten¨ streik auf. Im Mai verhaftet die Polizei in Westbenga- die Naxaliten in Bihar den Lokalpolitiker Ashok Kumar len vier ULFA-Mitglieder. Im Juni fordern Bombenan- Singh. Mitte Juli toten¨ sie 23 weitere Menschen im schlage¨ acht Todesopfer und 63 Verletzte. Im August Bundesstaat Chhattisgarh. Am 8. Oktober kommen werden bei einer von der ULFA verubten¨ Granatenex- mindestens 13 Paramilitars¨ bei einer Minenexplosion plosion im Distrikt Dhemaji mindestens 15 Personen ums Leben. verletzt. cb ds Indien (Sikhs) Indonesien (Aceh)

Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1947 Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1953 Konfliktparteien: Sikhs vs. Regierung Konfliktparteien: GAM vs. Regierung Konfliktgegenstand: regionale Vorherrschaft, Autonomie Konfliktgegenstand: Sezession, Ressourcen

Der Konflikt zwischen separatistischen Sikhs und der Der Konflikt zwischen der Bewegung fur¨ ein frei- indischen Regierung um regionale Vorherrschaft de- es Aceh (GAM) und der Regierung bezuglich¨ des eskaliert. Der Kampf der indischen Behorden¨ gegen Status der Provinz Aceh deeskaliert dank eines im die Organisation Babbar Khalsa International (BKI) August 2005 unterzeichneten Friedensabkommens. ist teils erfolgreich. Am 20. Marz¨ werden im Bundes- Nach Beginn des Truppenabzugs und der Freilas- staat Punjab mehrere BKI-Mitglieder verhaftet sowie sung von GAM-Mitgliedern im Gegenzug fur¨ die Ab- Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Am selben Tag gabe von Waffen werden im Laufe des Jahres weite- wird in der Hauptstadt Neu-Delhi Paramjeet Singh re friedensfordernde¨ Maßnahmen durchgefuhrt.¨ Am Bheora, der aktuelle Chef der BKI in Indien, nach ei- 16. April kehren neun GAM-Fuhrer¨ nach 30 Jahren nem Schusswechsel festgenommen. im schwedischen Exil nach Aceh zuruck.¨ Fur¨ den 11. as Dezember werden Wahlen auf Provinz-, Distrikt- und Indien (Tripura) Gemeindeebene angesetzt. Die Wahlen, die die ers- ten in der Provinz stattfindenden Wahlen sind, sol- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1980 len vom Asian Network for Free Elections (ANFREL) Konfliktparteien: NLFT vs. Regierung und der EU-Wahlbeobachtermission (EOM) uber-¨ Konfliktgegenstand: Sezession wacht werden. Am 15. November verpflichten sich die acht Kandidaten fur¨ das Amt des Gouverneurs Der Konflikt zwischen der Nationalen Befreiungsfront von Aceh auf einen friedlichen Wahlkampf. Dennoch von Tripura (NLFT) und der indischen Regierung dau- kommt es zu sporadischen Gewaltausbruchen.¨ Am ert an. Im Januar 2006 unterstutzt¨ die NLFT einen 23. Oktober totet¨ ein Polizist einen Mann, der in einem 50 Konfliktbarometer 2006

Regierungsgebaude¨ die indonesische Nationalflagge Kambodscha (FUNCINPEC, SRP) einholen wollte. Am 21. November wird ein Kandidat ¨ der Separatismusbewegung attackiert. Intensitat¨ : 2 Anderung: Beginn: 1979 Konfliktparteien: FUNCINPEC, SRP vs. CPP bb, yf Konfliktgegenstand: System / Ideologie, Nationale Macht Indonesien (Sulawesi) Der Macht- und Systemkonflikt zwischen der Sam Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1998 Rainsy-Partei (SRP) und der Nationalen Einheitsfront Konfliktparteien: Christen vs. Muslime fur¨ ein neutrales, unabhangiges,¨ pazifistisches und Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft kooperatives Kambodscha (FUNCINPEC) einerseits und der Kambodschanischen Volkspartei (CPP) an- Der Konflikt zwischen Christen und Muslimen uber¨ dererseits dauert an. Die CPP ist eine der Regie- die regionale Vorherrschaft auf der indonesischen In- rungsparteien. Der Konflikt intensiviert sich, als Sam sel Sulawesi dauert an. Am 29.10.05 werden drei Rainsy wegen Kritik an der Regierung in Abwesen- christliche Madchen¨ enthauptet. Drei weitere christli- heit zu 18 Monaten Haft verurteilt wird. Am 10. Febru- che Madchen¨ werden am 29. November erschossen. ar kehrt Rainsy aufgrund seiner Begnadigung durch Am 30. Dezember fordert Sprengsatz, der auf einem Konig¨ Norodom Sihamon aus seinem selbst gewahl-¨ von Christen frequentierten Markt detoniert, mindes- ten Pariser Exil zuruck.¨ tens sechs Todesopfer. In diesem Jahr kommen durch sg Bombenexplosionen am 6. und 10. September zwei Kasachstan (Opposition) Christen ums Leben. In der Folge werden vier Musli- me verhaftet. Am 20. September werden drei Christen Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2004 fur¨ ihre Beteiligung an der Ermordung von Muslimen Konfliktparteien: Oppositionsparteien vs. Regierung zwischen 1999 und 2002 hingerichtet. Die Exekution Konfliktgegenstand: System / Ideologie fuhrt¨ zu Krawallen seitens der christlichen Gemein- schaft. Am 23. Oktober wird Berichten zufolge eine Der Systemkonflikt zwischen den Oppositionspartei- Polizeipatrouille in der Stadt Poso von einer bewaff- en, die fur¨ demokratische Reformen in Kasachstan neten Gruppe angegriffen. Ein junger Muslim kommt eintreten, und der Regierung von Prasident¨ Nursultan dabei ums Leben. Infolge des Angriffs kommt es zu Nasarbajew wird fortgesetzt. Der Oppositionsfuhrer¨ gewalttatigen¨ Unruhen. Zwei Tage darauf wird eine Samanbek Nurkadilow wird am 12.11.05 getotet.¨ Am Kirche in Brand gesetzt und auf einem Markt sowie 13. Februar werden außerhalb der Stadt Almaty Alty- einem Busbahnhof detonieren Bomben. nbek Sarsenbaiuly, ein weiterer Oppositonspolitiker, yf sein Leibwachter¨ und sein Fahrer erschossen. Am 7. April bilden die beiden wichtigsten politischen Partei- Japan - Russland (Kurilen) en Asar und Otan auf Initiative von Nasarbajew und seiner Tochter Dariva eine Regierungskoalition. Am Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1945 selben Tag andert¨ Nasarbajew die Mediengesetze, Konfliktparteien: Japan vs. Russland um jegliche Kritik seitens der Opposition behindern zu Konfliktgegenstand: Territorium, Ressourcen konnen.¨ In der Hauptstadt Astana findet am 11. Okto- ber eine Massendemonstration fur¨ das Recht auf freie Der Streit zwischen Japan und Russland wegen der Meinungsaußerung¨ statt. Inselgruppe der Kurilen eskaliert zu einem gewaltsa- ac men Konflikt. Am 20.11.05 einigen sich der russische Kirgisistan (Opposition) Prasident¨ Wladimir Putin und der japanische Minis- terprasident¨ Junichiro Koizumi darauf, Spannungen Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 2005 zwischen beiden Landern¨ abzubauen. Russland bie- Konfliktparteien: Oppositionsparteien vs. Regierung tet Japan seine Unterstutzung¨ beim Bau einer Pipeli- Konfliktgegenstand: System / Ideologie ne in Nordostasien an. Im August veroffentlicht¨ Pu- tin jedoch Plane¨ zum Ausbau der Infrastruktur der Ein Jahr nachdem die Tulpenrevolution den ehema- Hauptinsel der Kurilen bis 2012. Am 16. August totet¨ ligen Prasidenten¨ Askar Akajew aus dem Amt ge- die russische Kustenwacht¨ einen japanischen Fischer fegt hat, dauern die Spannungen zwischen den Op- und nimmt drei weitere fest, die sich in das umstritte- positionsparteien, die demokratische Reformen ver- ne Gebiet begeben haben. Den japanischen Fischern langen, und dem neuen Prasidenten¨ Kurmanbek Ba- wird illegale Grenzuberquerung¨ und Schmuggel vor- kijew an. Im Januar tritt Parlamentsprasident¨ Ormun- geworfen. Das japanische Außenministerium verur- bek Tekebajew zuruck¨ und schließt sich der Oppo- teilt den Vorfall scharf und verlangt die Freilassung sition an. Im April tritt auch Industrieminister Almas- der drei Besatzungsmitglieder sowie die Ubergabe¨ bek Atambajew zuruck.¨ In der Hauptstadt Bischkek der Leiche. Zwei der Festgenommenen werden am verlangen Demonstranten von Prasident¨ Bakijew, ent- 30. August freigelassen. weder gegen Verbrechen und Korruption vorzugehen je oder sein Amt niederzulegen. Am 21. September be- Asien and Ozeanien 51 schuldigt das Parlament Bakijew, fur¨ die Festnahme Zwischenfalle¨ zwischen der CPN-M und den Sicher- des Oppositionsfuhrers¨ Tekebajew in Warschau, Po- heitskraften¨ an. Die im April gebildete neue Regie- len, verantwortlich zu sein. Tekebajew ist dort we- rungskoalition macht jedoch den Weg frei fur¨ einen gen Drogenbesitzes festgenommen worden. Im No- Waffenstillstand. Am 24. April kommen die Maoisten vember kommt es zu Massendemonstrationen, nach- der Aufforderung des neuen Premierministers Giri- dem Bakijew politische Reformen abgelehnt hat. Am ja Prasad Koirala nach, Blockaden von Stadten¨ auf- 6. November entlasst¨ Bakijew Innenminister Osmo- zuheben. Am 3. Mai tritt eine von der Regierung nali Guronow, um dadurch die Lage zu beruhigen. In angebotene Waffenruhe in Kraft. Die Regierung be- Bischkek ereignen sich am 7. November gewalttatige¨ ginnt am 13. Juni mit der Freilassung von Rebel- Zusammenstoße,¨ bei denen die Polizei Demonstran- len, die nach dem Antiterrorgesetz von 1998 fest- ten mit Tranengas¨ beschießt. Am 8. November kundi-¨ gehalten werden. Am 16. Juni kommt es zu ersten gen die Parlamentarier politische Reformen an, die Gesprachen¨ zwischen Koirala und dem Fuhrer¨ der die Machtfulle¨ des Prasidenten¨ einschranken¨ sollen. Maoisten Prachanda. Im Juli weist Prachanda die ac Mitglieder der CPN-M an, Gelderpressungen zu un- Malaysia - Indonesien, Philippinen (Einwanderer) terlassen. Zusatzlich¨ wird das parallele Gerichtssys- tem der Maoisten eingestellt. Am 8. August stimmen Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1998 beide Konfliktparteien einer Uberwachung¨ ihrer Ent- Konfliktparteien: Malaysia vs. Indonesien, Philippinen waffnung seitens der UN zu.Die beiden Seiten eini- Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft gen sich am 10. Oktober auf Wahlen zu einer ver- fassungsgebenden Versammlung bis Juni 2007 [→ Der Konflikt zwischen Malaysia und seinen Nachbar- Nepal (Opposition)]. Am 22. November wird das Frie- staaten Indonesien und den Philippinen uber¨ Ein- densabkommen unterzeichnet. wanderer, die auf der Suche nach Arbeit aus diesen yf Landern¨ nach Malaysia kommen, dauert an. Am 14. Juli kundigt¨ der Innenminister die Einberufung von Nepal (Opposition) 100.000 Reservisten an, um geschatzte¨ 500.000 ille- ¨ gale Migranten auszuweisen, welche etwa ein Viertel Intensitat¨ : 3 Anderung: Beginn: 2002 von Malaysias berufstatiger¨ Bevolkerung¨ darstellen. Konfliktparteien: Oppositionsparteien vs. Regierung Menschenrechtsgruppen kritisieren, daß die mit der Konfliktgegenstand: System / Ideologie Ausweisung betrauten Krafte¨ mit einer Reihe von Zwi- schenfallen¨ in Verbindung gebracht werden, bei de- Der Konflikt zwischen den parlamentarischen Oppo- nen Migranten verletzt oder getotet¨ wurden. sitionsparteien, die fur¨ eine vollstandige¨ Demokrati- tw sierung des Landes eintreten, und der nepalesischen Regierung Konig¨ Gyanendras eskaliert. Am 16. Janu- Myanmar (Minderheiten) ar wird uber¨ die Hauptstadt Kathmandu eine nachtli-¨ ¨ ¨ Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1948 che Ausgangssperre verhangt, um gegen den Konig gerichtete Kundgebungen und Streiks zu vermeiden. Konfliktparteien: ethnische Minderheiten vs. Regierung Die Polizei schießt auf Demonstranten und nimmt et- Konfliktgegenstand: Sezession liche fest, darunter auch Fuhrer¨ der Opposition. Am Der Konflikt zwischen sezessionistischen Rebellen- 8. Februar finden Kommunalwahlen statt, die ersten gruppen und der Militarjunta¨ in Myanmar verscharft¨ Wahlen im Land seit 1999. Nach den Wahlen wer- sich. Immer wieder kommt es seit November 2005 den die wahrend¨ der Proteste inhaftierten Opposi- zu Kampfhandlungen. Das Militar¨ fuhrt¨ weiterhin tionsfuhrer¨ freigelassen bzw. unter Hausarrest ge- Zwangsumsiedlungen durch, um die Kontrolle uber¨ stellt. Diese Maßnahme fuhrt¨ jedoch nicht zur Beru- die Operationsgebiete der Rebellengruppen zu ge- higung der Demonstranten, die Anfang April vier Ta- winnen und letztere zu isolieren. Im nordlichen¨ Ka- ge wahrende¨ Proteste inszenieren. Vier Wochen lang ren werden bis zu 20.000 Menschen vertrieben. Im ereignen sich in Kathmandu taglich¨ Zusammenstoße¨ September 2006 setzt der UN-Sicherheitsrat Myan- zwischen den Sicherheitskraften¨ und Tausenden von mar auf seine Tagesordnung. Anti-Monarchisten. Mindestens 16 Menschen werden dar erschossen, Dutzende verletzt und Hunderte verhaf- Nepal (Maoisten) tet. Alle Gesprachsangebote¨ seitens des Konigs¨ wer- den zuruckgewiesen.¨ Am 24. April setzt Konig¨ Gya- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1990 nendra das vier Jahre zuvor aufgeloste¨ Parlament Konfliktparteien: CPN-M vs. Regierung wieder ein und ernennt den ehemaligen Premiermi- Konfliktgegenstand: System / Ideologie, Nationale Macht nister Girija Prasad Koirala von der Nepalesischen Kongresspartei erneut zum Regierungschef. Koira- Der Konflikt zwischen der Kommunistischen Partei la bildet eine als Volksregierung bezeichnete Koali- Nepals – Maoisten (CPN-M) und der Regierung um tion und annulliert alle von Konig¨ Gyanendra seit Ok- nationale Macht sowie Ideologie deeskaliert. Anfang tober 2002 vorgenommenen Ernennungen. Am 18. des Jahres dauern die sporadischen gewalttatigen¨ Mai verabschiedet das Parlament eine Magna Char- 52 Konfliktbarometer 2006 ta, die ihm volle Gesetzgebungsgewalt und die Kon- koreas Weigerung, Informationen uber¨ sein Atompro- trolle uber¨ die Armee einraumt.¨ Der Konig¨ verliert sein gramm preiszugeben. Am 6. Juni verlegen die USA Vetorecht und erfullt¨ fortan nur noch eine reprasenta-¨ einen Flugzeugtrager¨ ins Japanische Meer und kundi-¨ tive Funktion. Am 10. Juni wird ein Komitee zur Unter- gen die Stationierung von Abfangraketen in Japan. suchung von Ubergriffen,¨ die von der vorigen Regie- Nordkorea testet am 4. Juli sechs Langstreckenra- rung an Demonstranten verubt¨ worden sind, gebildet. keten. In der Folge erlasst¨ der UN-Sicherheitsrat am Im Oktober einigt sich die Regierungskoalition mit Ne- 15. Juli eine Resolution zum Verbot des Imports und pals maoistischen Rebellen auf Wahlen zu einer ver- Exports raketentauglichen Materials nach Nordkorea. fassungsgebenden Versammlung bis Mitte Juni 2007 Am 19. September gibt der sudkoreanische¨ Außen- [→ Nepal (Maoisten)]. minister zu bedenken, dass die jungsten¨ Sanktio- yf nen von Nordkoreas als Provokationen interpretiert werden konnten.¨ Nordkorea gibt am 3. Oktober sei- Nordkorea - S ¨udkorea ne Plane¨ zur Durchfuhrung¨ von Atomwaffentests be- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1945 kannt. Ein unterirdischer Atomtest wird am 9. Okto- Konfliktparteien: Nordkorea vs. Sudkorea¨ ber ausgefuhrt.¨ Am 16. Oktober verabschiedet der Konfliktgegenstand: Internationale Macht, System / Ideologie UN-Sicherheitsrat die Resolution 1718 uber¨ finanziel- le und waffentechnische Sanktionen gegenuber¨ Nord- Der ideologische Konflikt zwischen Nordkorea und korea. Zugleich entfacht der Atomtest in Japan die Sudkorea¨ besteht weiterhin. Am 17.11.05 regt Sudko-¨ Debatte uber¨ die Schaffung eines eigenen Atompro- rea an, den Waffenstillstand von 1953 durch einen gramms. Am 22. Oktober kundigt¨ Nordkorea an, fur¨ Friedensvertrag zu ersetzen. Am 2. Marz¨ nehmen bei- den Fall der Aufhebung wirtschaftlicher Sanktionen de Parteien wieder Gesprache¨ auf, um Handelsver- weitere Atomwaffentests zu unterlassen. bindungen zu verstarken.¨ Der ehemalige sudkorea-¨ je nische Prasident¨ Dae-Jung kundigt¨ eine Reise nach Nordkorea fur¨ Juni an. Im Marz¨ fliehen funf¨ Nordko- Osttimor (Opposition) reaner auf der Suche nach Asyl in die sudkoreani-¨ sche Hauptstadt Seoul. Im April wird in Nordkorea ein Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 Sudkoreaner¨ entfuhrt.¨ Nordkorea stellt am 24. Mai die Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung Plane¨ fur¨ Tests einer grenzuberschreitenden¨ Zugver- Konfliktgegenstand: System / Ideologie bindung ein. Nach dem Bekanntwerden von nordko- reanischen Raketentests im Japanischen Meer am 4. Zwischen der Regierung und der Opposition, die Juli [→ Nordkorea – USA, Sudkorea,¨ Japan] stoppt hauptsachlich¨ aus entlassenen Militarangeh¨ origen¨ Sudkorea¨ seine Nahrungs- und Dungermittellieferun-¨ besteht, bricht ein Systemkonflikt aus. Im Marz¨ gen nach Nordkorea. Daraufhin bricht Nordkorea Fa- entlasst¨ Ministerprasident¨ Mari Alkatiri mit 600 Sol- milienzusammenfuhrungen¨ und bilaterale Gesprache¨ daten nahezu die halbe Armee Osttimors, nachdem ab. Am 1. August kommt es zu einem Schusswechsel sie gegen die Diskriminierung von Soldaten aus dem zwischen Grenzsoldaten, vermutlich nachdem zwei Westen des Landes protestiert haben. Am 24. April nordkoreanische Soldaten die entmilitarisierte Zone totet¨ die Polizei wahrend¨ eines Protestmarschs ent- betreten haben. Am 20. August beschließt das Par- lassener Soldaten in der Hauptstadt Dili zwei De- lament in Seoul aufgrund von schweren Regenfallen,¨ monstranten. In der Folge weiten sich die Demons- die zu einer humanitaren¨ Katastrophe fuhren¨ konn-¨ trationen gegen Alkatiri uber¨ das ganze Land aus, ten, die Wiederaufnahme von Nahrungsmittellieferun- begleitet von Zusammenstoßen¨ zwischen Demons- gen. Am 7. Oktober feuern sudkoreanische¨ Soldaten tranten und den Sicherheitskraften.¨ Der Außen- und 40 Warnschusse¨ ab, als nordkoreanische Soldaten Verteidigungsminister Ramos Horta bittet um Un- versuchen, die entmilitarisierte Zone zu betreten. terstutzung¨ durch auslandische¨ Truppen. Am 25. Mai je entsenden Australien, Neuseeland, Malaysia und Por- Nordkorea - USA, S ¨udkorea, Japan tugal 2.400 Soldaten. Am 7. Juni trifft Horta sich mit einer Delegation der aufstandischen¨ Soldaten. Zehn Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1990 Tage spater¨ ubergeben¨ jene den auslandischen¨ Frie- Konfliktparteien: Nordkorea vs. USA, Sudkorea,¨ Japan denstruppen eine geringe Menge an Waffen. Alkati- Konfliktgegenstand: internationale Macht, System / Ideologie ri tritt am 26. Juni zuruck.¨ Am 8. August wird Hor- ta ubergangsweise¨ zum Regierungschef ernannt und Der Konflikt zwischen Nordkorea auf der einen und es werden Wahlen fur¨ Mai 2007 angesetzt. Mitte den USA, Sudkorea¨ sowie Japan auf der anderen August legt ein Teil der kurzlich¨ entlassenen Solda- Seite um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm ten die Waffen nieder. Am 26. August ruft der UN- dauert an. Am 24.12.05 beginnen die USA und Japan Sicherheitsrat die UN-Mission UNMIT mit einem Man- ein gemeinsames Raketenprogramm. Am 9. Marz¨ dat von zunachst¨ sechs Monaten ins Leben. Die An- feuert Nordkorea zwei Kurzstreckentestraketen ins wesenheit auslandischer¨ Truppen und der UN fuhrt¨ Japanische Meer. Die IAEA beklagt am 13. Juni Nord- jedoch nicht zum Ende der gewalttatigen¨ Unruhen im Asien and Ozeanien 53

Land. Mindestens 25 Menschen kommen in den Kra- sterben im Stammesgebiet Orakzai Anfang Oktober wallen ums Leben. 23 Menschen. sdi yf, di Pakistan (Waziristan) Pakistan (Belutschen) Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2004 Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1998 Konfliktparteien: wazirische Stamme¨ vs. Regierung Konfliktparteien: paschtunische Milli-Awami-Partei, BLA, Konfliktgegenstand: regionale Vorherrschaft belutschische Stamme¨ vs. Regierung Konfliktgegenstand: Autonomie, System / Ideologie, Ressourcen Der Konflikt zwischen Stammen¨ und der pakistani- schen Regierung in der Region Waziristan besteht Der Konflikt zwischen der pakistanischen Zentralre- weiterhin. In Nord- und Sud-Waziristan,¨ die zur halb- gierung einerseits und den Stammeskampfern¨ der autonomen Provinz der Stammesgebiete unter Bun- Belutschen (Bugti, Marri und Mengal) sowie den desverwaltung (FATA) im Nordwesten des Landes Aufstandischen¨ der Befreiungsarmee Belutschistans gehoren,¨ kommt es wochentlich¨ zu schweren Zusam- (BLA) andererseits verscharft¨ sich. Dieser Konflikt in menstoßen¨ zwischen lokalen Stammesmilizen und der sudwestlichen¨ Provinz Belutschistan wird bereits der pakistanischen Armee. Die Mehrzahl der Stamme¨ seit 1998 gefuhrt.¨ Die Stamme¨ der Belutschen verlan- paschtunischer Herkunft lehnt die Prasenz¨ der von gen eine großere¨ Autonomie, einen Wechsel im politi- den USA unterstutzen¨ Truppen der Zentralregierung schen System sowie Zugang zu Bodenschatzen,¨ ins- ab. Pakistan beschuldigt die Stamme¨ Waziristans, besondere Erdgas. Im Dezember 2005 fuhrt¨ die pa- Kampfer¨ der al-Qaida und der Taliban aus dem be- kistanische Armee eine Großoffensive gegen Lager nachbarten Afghanistan zu unterstutzen.¨ Im Laufe mutmaßlicher aufstandischer¨ Belutschen durch. Die des Jahres veruben¨ die Aufstandischen¨ andauernd Belutschen reagieren darauf mit vermehrten Angrif- Raketenangriffe auf Armeekasernen und Kontroll- fen auf Armeeeinrichtungen, Sabotageakten gegen punkte. Ferner werden Bombenanschlage¨ auf Stra- Pipelines, Bombenanschlagen¨ sowie Anschlagen¨ auf ßen verubt¨ und mutmaßliche Regierungsspione er- Armeeangehorige.¨ Am 9. April erklart¨ die Regierung mordet. Im Marz¨ 2006 erreicht die Intensitat¨ der die BLA zur terroristischen Organisation und verbie- Kampfe¨ mit dem Angriff auf den Flugplatz Nord- tet sie. Zudem erhoht¨ sie ihre Truppenprasenz¨ von Waziristans und Telefoneinrichtungen ihren Hohe-¨ 80.000 auf 123.000. Am 13. Juli wird die BLA auch punkt. Am 12. April explodiert in der Stadt Bannu eine von der britischen Regierung als terroristische Orga- Bombe auf einem Marktplatz. Zwei Tage spater¨ erfolgt nisation eingestuft. Die gewaltsame Auseinanderset- eine weitere Bombenexplosion in Ghulam Khan und zung erreicht am 26. August einen vorlaufigen¨ Hohe-¨ am 25. April eine in der Stadt Mirali. Am 5. September punkt, als Nawab Akbar Khan Bugti, der Anfuhrer¨ des wird ein Waffenstillstand vereinbart, demzufolge ein Bugti-Stammes und einer der einflussreichsten poli- Teil der pakistanischen Truppen aus der Region ab- tischen Akteure der Provinz, bei einer Militaroperati-¨ gezogen werden soll. Die Vereinbarung fuhrt¨ jedoch on getotet¨ wird. Sein Tod ruft uberall¨ in Belutschis- zu keiner Deeskalation des Konflikts und die Kampf- tan Boykotte, Demonstrationen, Krawalle und Streiks handlungen dauern weiter an. Im Beobachtungszeit- hervor. Die Sicherheitskrafte¨ verhaften Hunderte Pro- raum kommen mindestens 500 Menschen ums Le- testierer. Aufgrund der fortgesetzten Militaroperati-¨ ben, sowohl Aufstandische¨ wie Sicherheitskrafte¨ und on kapitulieren zahlreiche Marri-Kommandeure samt Zivilisten. Truppen. Berichten zufolge kommen mindestens 400 sd Menschen ums Leben. Pakistan - Indien

tow Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1947 Konfliktparteien: Pakistan vs. Indien Pakistan (Sunniten - Schiiten) Konfliktgegenstand: Territorium, Internationale Macht

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1998 Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan um Kasch- Konfliktparteien: militante Sunniten vs. militante Schiiten mir und internationale Macht dauert an. Der gemein- Konfliktgegenstand: System / Ideologie same Dialog, der 2004 initiiert und nach dem Er- beben in Pakistan im Oktober 2005 verstarkt¨ wor- Der ideologische Konflikt zwischen militanten sunniti- den ist, wird weitergefuhrt.¨ Am 18. Januar verstandi-¨ schen und schiitischen Gruppen in Pakistan wird wei- gen sich beide Lander¨ darauf, keine weiteren Vertei- terhin gewaltsam ausgetragen. Mindestens 140 Men- digungsposten entlang der Kontrolllinie einzurichten. schen fallen der Gewalt zwischen den Religionsgrup- Außerhalb Kaschmirs werden Verkehrsverbindungen pen auf beiden Seiten zum Opfer. Am 11. April kom- entlang der indisch-pakistanischen Grenze geoffnet.¨ men bei einem Selbstmordanschlag auf eine religiose¨ Am 20. Januar wird die erste Buslinie durch den ge- Feierlichkeit in Karachi 57 Sunniten ums Leben. Bei teilten Punjab in Betrieb genommen. Nach uber¨ 40 Kampfen¨ zwischen militanten Sunniten und Schiiten Jahren werden zwei Bahnlinien zwischen dem indi- 54 Konfliktbarometer 2006 schen Rajasthan und der sudpakistanischen¨ Provinz in zwei neue Befehlsbereiche, einem fur¨ den Osten Sindh im Februar wiedereroffnet.¨ Am 3. Marz¨ pro- und einem fur¨ den Westen Mindanaos. In der Auf- testiert die indische Regierung gegen den Basha- teilung mit inbegriffen ist eine hohere¨ Truppenstarke¨ Damm, den Pakistan in Kaschmir bauen mochte.¨ Der insbesondere fur¨ den westlichen Befehlsbereich, der sozio-okonomische¨ Ansatz wird von Machtdemons- sich auf Abbu Sayyaf und andere bewaffnete Grup- trationen begleitet, so testet Pakistan etwa zwischen pen konzentrieren soll. Anfang September kommen Marz¨ und April eine Cruise Missile und eine Boden- wahrend¨ mehrere Tage andauernder Kampfe¨ auf Jolo Boden-Rakete. Am 5. Mai werden Gutertransporte¨ uber¨ 80 Mitglieder von Abu Sayyaf ums Leben. In Pa- uber¨ die Kontrolllinie erlaubt. Am 23. Mai endet die tikul sterben bei Zusammenstoßen¨ mit den Rebellen zehnte Verhandlungsrunde zwischen Indien und Pa- sechs Soldaten. Am 8. Oktober gewinnen die Kampfe¨ kistan uber¨ Truppenabzuge¨ vom Siachen-Gletscher in den Bergen der Insel Jolo an Intensitat.¨ Sechs Sol- ergebnislos. Andererseits beginnen zwei Tage dar- daten werden verwundet und eine unbekannte Zahl auf Gesprache¨ uber¨ ein weiteres umstrittenes Gebiet von Abu Sayyaf-Kampfern¨ kommt ums Leben. Bei ei- außerhalb Kaschmirs, den Sir Creek, einen schma- nem Hinterhalt durch Abu Sayyaf in der Inselprovinz len Streifen Sumpfland. Am 6. Juni wird eine weite- Sulu werden am 4. November drei Personen getotet,¨ re die Kontrolllinie uberquerende¨ Buslinie in Betrieb darunter ein Soldat und ein Aufstandischer.¨ Mitte No- genommen. Am 7. Juli testet Indien erfolglos eine vember sterben bei Kampfen¨ auf Jolo mindestens vier Boden-Boden-Rakete. Die Explosionen von Mumbai Soldaten und 19 Abu Sayyaf-Mitglieder sowie Dutzen- am 11. Juli wirken sich auf die bilateralen Beziehun- de andere werden verletzt. gen nachteilig aus, da die pakistanischen Geheim- sus dienste bezichtigt werden, die aufstandische¨ Gruppe Laschkar-e-Toiba, die mutmaßlichen Urheber des At- Philippinen (MILF) tentats, zu unterstutzen¨ [→ Indien (Kaschmir)]. Indien Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1977 setzt daraufhin weitere Friedensgesprache¨ aus. Pa- Konfliktparteien: MILF vs. Regierung kistans Prasident¨ Pervez Musharraf und der indische Konfliktgegenstand: Sezession, System / Ideologie Premierminister Manmohan Singh treffen sich erst im September. Am 11. November schließt Indien jegli- Der Konflikt zwischen der Islamischen Befreiungs- chen Kompromiss bezuglich¨ des Siachen-Gletschers front der Moro (MILF) und der Regierung um Se- aus. Am 15. November beleben neue Gesprache¨ die zession sowie System und Ideologie wird weiter- bilateralen Beziehungen von Neuem. Indien und Pa- hin gewaltsam ausgetragen. Am 25. Januar brechen kistan einigen sich darauf, im Kampf gegen den Ter- in Maguindanao Schießereien zwischen Teilen der rorismus miteinander Geheimdienstinformationen zu MILF-Basiskommandos und der paramilitarischen¨ Zi- teilen. Eine neue Hotline zwischen der pakistanischen vilen Freiwilligenorganisation (CVO) sowie der ortli-¨ Schifffahrtsbehorde¨ und der indischen Kustenwache¨ chen Einheiten der bewaffneten Burgerkr¨ afte¨ (CAF- wird eingefuhrt.¨ Zusatzlich¨ lauft¨ ein Abkommen zur GU) aus. In der Folge werden Soldaten der philippi- Verringerung des Risikos von durch Atomwaffen ver- nischen Streitkrafte¨ in die Region verlegt, die selbst ursachten Unfalle¨ an und beide Seiten loben die Um- in die Kampfe¨ verstrickt werden. Die bewaffneten setzung eines Abkommens uber¨ die Vorankundigung¨ Auseinandersetzungen fuhren¨ zur Evakuierung von von Flugtests von Raketengeschossen. Mitte Novem- fast 32.000 Zivilisten. Im Laufe der drei Vorjahre hat ber fuhren¨ beide Seiten erneut Raketentests durch. sich die Mehrzahl der Waffenstillstandsverletzungen yf zwischen den MILF-Basiskommandos einerseits und Philippinen (Abu Sayyaf) der CAFGU und CVO andererseits auf Clanfehden zuruckf¨ uhren¨ lassen bzw. ist mit diesen verknupft¨ ge- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1991 wesen. Am 18. Mai erklart¨ die Regierung einseitig fur¨ Konfliktparteien: Abu Sayyaf vs. Regierung Jolo einen siebentagigen¨ Waffenstillstand, um einen Konfliktgegenstand: Sezession Besuch seitens der Organisation Islamische Konfe- renz (OIC) zu ermoglichen¨ [→ Philippinen (MNLF)]. Der Sezessionskonflikt zwischen der der al-Kaida na- Am 28. Juni und den darauffolgenden Tagen toten¨ hestehenden islamistischen Gruppierung Abu Sayyaf MILF-Kampfer¨ bei Zusammenstoßen¨ in Maguindanao und der Regierung dauert auf dem Niveau einer mindestens 20 Mitglieder von der Armee gestutzter¨ schweren Krise an. Abu Sayyaf kampft¨ fur¨ einen un- Milizen und verletzen ca. zwei Dutzend Menschen. abhangigen¨ islamischen Staat im Westen Mindanaos Dabei kommt ein MILF-Kampfer¨ ums Leben und zehn und den sudlichen¨ Sulu-Inseln. Am 11. April kommen werden verwundet. Uber¨ 3.000 Einwohner fluchten¨ bei einem Gefecht in Zamboanga City zwei Mitglie- sich in Evakuierungszentren. Die im Februar auf- der von Abu Sayyaf ums Leben; vier weitere werden genommenen Friedensverhandlungen zwischen der verhaftet. Am 21./22. Mai fuhrt¨ Abu Sayyaf in Sulu MILF und der Regierung bezuglich¨ angestammter mehrere Angriffe durch, in denen vier Marinesolda- Gebiete kommen zum Stillstand, als die MILF die Un- ten getotet¨ werden. Ende Mai beginnt die Armeedivi- abhangigkeitsfrage¨ aufwirft, was von der Regierung sion des sudlichen¨ Befehlsbereichs mit der Aufteilung abgelehnt wird. Im Februar und Juli sprechen sich Asien and Ozeanien 55

Vertreter der Indigenen Volker¨ von Mindanao gegen am 12. September den australischen Hochkommissar die Aufnahme ihres angestammten Gebiets in das des Landes, wogegen Australien scharf protestiert. von der MILF proklamierte Bangsamoro-Heimatland ct aus. Singapur (Jemaah Islamiyah) sus Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1999 Philippinen (NPA, CPP) Konfliktparteien: Jemaah Islamiyah vs. Regierung Konfliktgegenstand: Ideologie / System Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1968 Konfliktparteien: NPA, CPP vs. Regierung Singapur kann einen wichtigen Erfolg im Kampf ge- Konfliktgegenstand: System / Ideologie gen den internationalen Terrorismus verbuchen. Ein mutmaßlicher militanter Fuhrer¨ wird von Indonesien Der Konflikt um System und Ideologie zwischen der nach Singapur ausgeliefert. Singapur wartet bereits Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP) und seit einiger Zeit auf die Gelegenheit, Mas Selamat Ka- ¨ ihres militarischen Flugels,¨ der Neuen Volksarmee stari zu verschiedenen Anklagen wegen Terrorismus (NPA), und der Regierung wird weiterhin gewalt- zu verhoren.¨ Kastari wird vorgeworfen, der Anfuhrer¨ sam ausgetragen. Am 21.12.05 erschießt die NPA des Arms der militanten Gruppe Jemaah Islamiyah ¨ wahrend eines Angriffs vier Soldaten und verletzt eine (JI) in Singapur zu sein. Frau. Ende Mai beginnt die Armeedivision des sudli-¨ sg chen Befehlsbereichs mit der Aufteilung in zwei neue Befehlsbereiche, einem fur¨ den Osten und einem fur¨ Sri Lanka (LTTE) den Westen Mindanaos. In der Aufteilung mit inbegrif- fen ist eine hohere¨ Truppenstarke¨ insbesondere fur¨ Intensitat¨ : 5 Anderung:¨ Beginn: 1976 den ostlichen¨ Befehlsbereich, der sich auf den Krieg Konfliktparteien: LTTE vs. Regierung gegen die NPA konzentrieren soll. Am 25. Juli neh- Konfliktgegenstand: Sezession men knapp 100 NPA-Rebellen rund 50 Zivilisten als Geiseln, die sie an einem Kontrollpunkt in Agusan del Der Sezessionskonflikt zwischen den Befreiungsti- Sur in ihre Gewalt gebracht haben. Zeitgleich wer- gern von Tamil Eelam (LTTE) und der Regierung hat den funf¨ Menschen bei der Explosion zweier Landmi- seit der Wahl von Mahinda Rajapakse zum neuen nen, die ein offentliches¨ Fahrzeug treffen, verletzt. Die Prasidenten¨ im November 2005 an Intensitat¨ zuge- Landminen werden von NPA-Rebellen, die mutmaß- nommen. Trotz mehrerer Friedensgesprache¨ in Genf lich die Besitzer offentlicher¨ Fahrzeuge zur Zahlung kommt es zu keiner Deeskalation. Im Gegenteil ver- von Revolutionssteuern erpressen wollten, angeblich schlechtert sich die Situation und es kommt zum er- als Vergeltung fur¨ die Nichterfullung¨ ihrer Forderun- neuten Ausbruch des Burgerkriegs.¨ Systematische gen, gezundet.¨ Angriffe und Anschlage¨ ereignen sich in den nord-¨ lichen und ostlichen¨ Teilen der Insel sowie in der sus Hauptstadt Colombo; zudem breiten sich die Angrif- Salomonen (Opposition) fe zum ersten Mal seit der Waffenruhe von 2002 wie- der auf andere Landesteile aus. Dies fuhrt¨ Mitte Ju- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1998 ni ein Angriff der LTTE auf einen Bus in Anuradha- Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung pura vor Augen, ebenso wie Mitte Oktober ein An- Konfliktgegenstand: Ressourcen, Nationale Macht griff auf einen Marinestutzpunkt¨ im Fremdenverkehrs- ort Galle. Dabei kommen 64 Zivilisten ums Leben. Der Konflikt um nationale Macht zwischen verschie- Die Regierung fliegt wiederholt schwere Luftangriffe denen politischen Fraktionen, die einander bei der auf LTTE-Gebiet. Im Juli und August startet sie zu- Kontrolle uber¨ die Regierungsmacht abwechseln, es- dem eine Bodenoffensive, um den von den Rebellen kaliert. Nach den Parlamentswahlen auf den Salo- versperrten Weg zu einem lebenswichtigen Wasser- monen am 5. April wird Snyder Rini zum neuen reservoir nahe der ostlichen¨ Hafenstadt Trincomalee Premierminister gewahlt.¨ Die Anhanger¨ seines Riva- freizumachen. Die nahegelegene strategisch wichti- len Job Dudley Tausinga beginnen daraufhin mit ge- ge Stadt Sampur wird von Regierungstruppen ein- walttatigen¨ Protesten, die sich vom 19. bis 21. April genommen. Dies stellt den ersten Gebietsverlust fur¨ zu Ausschreitungen ausweiten, von denen insbe- die LTTE seit der Waffenruhe von 2002 dar. Auch sondere das chinesische Viertel der salomonischen in Jaffna kommt es zu gewalttatigen¨ Auseinanderset- Hauptstadt Honiara betroffen ist. Im Gefolge der Aus- zungen. An einem einzigen Tag Mitte Oktober verlie- schreitungen werden auch einige Parlamentsmitglie- ren uber¨ 130 Soldaten und bis zu 200 LTTE-Kader der verhaftet. Australien erhoht¨ seine Militarpr¨ asenz¨ ihr Leben. Die Zivilbevolkerung¨ wird von den schwe- auf den Salomonen auf ca. 560 Soldaten. Nach- ren Kampfen¨ um Trincomalee und Jaffna stark in Mit- dem der geschaftsf¨ uhrende¨ Premierminister zuruck-¨ leidenschaft gezogen. Uber¨ 200.000 Zivilisten fliehen tritt, wird am 4. Mai Manasseh Sogovare sein Nach- und 200 kommen ums Leben. Mitte Oktober fordert folger im Amt. Der neue Premierminister verweist ein Selbstmordattentat auf einen Marine-Buskonvoi 56 Konfliktbarometer 2006 ungefahr¨ 100 Todesopfer, weitere 100 Soldaten wer- zu verscharfen.¨ Vor der Wahl gibt es verstarkte¨ Re- den verletzt. Sowohl die EU als auch Kanada setzen pressionsmaßnahmen gegen kritische Medien. Op- die LTTE auf ihre Liste terroristischer Vereinigungen. positionsmitglieder werden vor Gericht als angebliche Dies hat beispielsweise fur¨ die Arbeit der internatio- Terroristen zu langen Haftstrafen verurteilt. Laut dem nalen Sri Lankan Monitoring Mission (SLMM) weitrei- Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Rach- chende Konsequenzen. Die SLMM, die die Waffen- matullo Soirow sind an die 1.000 Menschen aufgrund ruhe von 2002 uberwacht,¨ muss vorubergehend¨ ihre ihrer politischen Ausrichtung verhaftet worden. Mitarbeiter aus den nordlichen¨ und ostlichen¨ Teilen df der Insel abziehen. Seit Jahresbeginn sind dem Kon- Thailand (Putschisten) flikt mindestens 1.100 Zivilisten zum Opfer gefallen und weit uber¨ 2.000 Kampfer¨ ums Leben gekommen. Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 Zudem sind Hunderttausende vertrieben worden. Konfliktparteien: Putschisten vs. Regierung ps Konfliktgegenstand: nationale Macht Sri Lanka (LTTE-Ost - LTTE) Die thailandische¨ Regierung unter Premierminister Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2004 Thaksin Shinawatra wird durch einen Putsch gesturzt.¨ Konfliktparteien: LTTE-Ost vs. LTTE Am 19. September nutzt General Sonthi Boonyarat- Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft glin die Abwesenheit des Premierminisers, der sich gerade bei der UN in New York aufhalt,¨ um die Macht Der Konflikt um regionale Vorherrschaft zwischen den in Thailand an sich zu reißen. Der Staatsstreich folgt Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) und der auf mehrere Monate von Massendemonstrationen, Splittergruppe LTTE-Ost, auch als Karuna-Fraktion bei denen Premierminister Thaksin der Korruption bekannt, eskaliert. Anfang 2006 ereignen sich nur bezichtigt und sein Rucktritt¨ gefordert wird. Im Fe- ein paar vereinzelte gezielte Anschlage¨ und Angriffe. bruar lost¨ Thaksin das Parlament auf und kundigt¨ Der schwerste Angriff, bei dem 17 Kampfer¨ sterben, fur¨ April Wahlen an. Thaksins politische Partei Thai findet Ende April statt. Im Laufe des Jahres nimmt Sek erringt 57 Prozent der Stimmen. Allerdings ge- die Gewalt bestandig¨ zu. Zwischenzeitlich kooperie- ben Millionen von Thailandern¨ Proteststimmen ab, ren die LTTE-Ost und die Regierung Sri Lankas und und die wichtigsten Oppositionsparteien verweigern unterstutzen¨ einander gegen die LTTE. Dies wird in die Teilnahme. Das Oberste Gericht erklart¨ das Er- der dritten Juliwoche beim Ausbruch offener Kampfe¨ gebnis fur¨ ungultig;¨ fur¨ Oktober werden Neuwahlen im Wasserkrieg“ in der Region Trincomalee im Os- angekundigt.¨ Konig¨ Bhumibol Adulyadej unterstutzt¨ ” ten Sri Lankas besonders deutlich [→ Sri Lanka (LT- den Staatsstreich. Es wird das Kriegsrecht verhangt¨ TE)]. Hier kampfen¨ paramilitarische¨ und militarische¨ und das Militar¨ ubernimmt¨ die gesetzgebende Ge- Einheiten der Regierung und der LTTE-Ost Seite an walt. Trotz Kriegsrecht kommt es in der Hauptstadt Seite gegen die LTTE. Auf beiden Seiten kommt es Bangkok zu Demonstrationen gegen den Putsch. Am zu schweren Verlusten. Aus der ostlichen¨ Inselhalf-¨ 1. Oktober wird General a.D. Surayud Chulanont zum te wird mehrmals von Entfuhrungen¨ und Ermordun- Ubergangspremierminister¨ ernannt. Im selben Monat gen junger Leute berichtet. Die UN beschuldigt beide wird eine provisorische Verfassung ausgearbeitet, die Konfliktparteien, Kinder zu rekrutieren. es den Anfuhrern¨ des Staatsstreichs, die sich Rat ps fur¨ Nationale Sicherheit (CNS) nennen, erlaubt, den Premierminister zu entlassen und auf die die neue Tadschikistan (Opposition) Verfassung ausarbeitende Kommission Einfluss aus- zuuben.¨ Fur¨ 2007 werden Wahlen angekundigt.¨ Am Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1997 28. November mildert die Ubergangsregierung¨ das Konfliktparteien: Oppositionsparteien vs. Regierung Kriegsrecht ab. Konfliktgegenstand: System / Ideologie yf Der Systemkonflikt um demokratische Reformen zwi- Thailand (s ¨udliche Grenzprovinzen) schen den Oppositionsparteien und der Regierung von Prasident¨ Emomali Rachmonow dauert an. Es Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1784 ereignen sich mehrere Angriffe auf Regierungsbe- Konfliktparteien: muslimische Separatisten vs. Regierung amte und Grenzeinrichtungen. Daraufhin ergreift die Konfliktgegenstand: Sezession Polizei Maßnahmen gegen mutmaßliche Mitglieder vermeintlicher terroristischer Vereinigungen. Im Vor- Der Konflikt zwischen muslimischen Separatisten und feld der am 6. November stattfindenden Prasident-¨ der Regierung bezuglich¨ der Sezession der sudlichen¨ schaftswahlen, bei denen der Amtsinhaber Rachmo- Grenzprovinzen Songkhla, Yala, Pattani and Nara- now siegt, findet eine verstarkte¨ Zensur von Medien thiwat eskaliert. Moslemseparatisten greifen mehre- statt. Im Juni werden neue Mediengesetze geplant, re Male mit Bomben und Feuerwaffen Personen und die es zum Ziel haben, die Bedingungen fur¨ die Zulas- Organisationen an, die den uberwiegend¨ buddhis- sung von nichtstaatlichen und auslandischen¨ Medien tischen thailandischen¨ Staat reprasentieren.¨ Dabei Asien and Ozeanien 57 kommen mindestens 700 Menschen ums Leben. Am laden sich am 16. November in Krawallen, bei de- 17. Januar wird das 2005 eingefuhrte¨ Notstandsge- nen mindestens acht Personen ums Leben kommen setz verlangert,¨ was jedoch nich zu einer Deeska- und Teile der Hauptstadt Nuku’alofa zerstort¨ werden. lation fuhrt.¨ Nach dem von Bhumibol Adulyadej ge- Die Regierung kundigt¨ daraufhin demokratische Par- billigten Militarputsch¨ General Sonthi Boonyaratglins lamentswahlen fur¨ 2008 an. Australien und Neusee- am 19. September wird eine neue Vorgehensweise land entsenden zur Stabilisierung der Lage insgesamt in dem gewalttatigen¨ Konflikt umgesetzt [→ Thailand 150 Soldaten nach Tonga. (Putschisten)]. Am 1. Oktober wird Sarayud Chula- ct nont zum neuen Premierminister ernannt. Er ver- sucht, mit den Separatisten zu verhandeln, wahrend¨ Usbekistan (Opposition) er zugleich die Unterstutzung¨ des Nachbarstaats Ma- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2005 laysia sucht. Am 5. Oktober kundigen¨ die militari-¨ Konfliktparteien: Opposition vs. Regierung schen Machthaber Gesprache¨ mit den Separatisten Konfliktgegenstand: System / Ideologie, nationale Macht an, die dennoch ihre Anschlage¨ fortsetzen. Am 17. Oktober werden zwei Regierunsgbeamte erschos- Der Systemkonflikt zwischen Oppositionsparteien sen. Am 22. Oktober werden bei einer per Mobiltele- und der Regierung des Prasidenten¨ Islam Abduganie- ¨ ¨ fon ausgelosten Bombenexplosion ein Soldat getotet witsch Karimow um demokratische Reformen verliert und mehrere andere Menschen verletzt. Am 4. No- an Brisanz. Nachdem im Vorjahr in Andijan im Ferg- vember werden drei Schulen niedergebrannt. Pre- hanatal bei einem Massaker an die 500 Staatsburger¨ mierminister Sarayud besucht am 16. November die ums Leben gekommen und uber¨ 1.000 nach Osch Region und ruft zum Frieden auf. Am darauffolgenden in Kirgisistan geflohen sind, dauern der Druck auf ¨ Tag kommt es zu drei Bombenanschlagen, bei denen die Oppositionsbewegung und Menschenrechtsver- ein Mensch ums Leben kommt und uber¨ 60 verletzt letzungen weiter an. Viele der Geflohenen ersuchen werden. 2006 um den Status als Fluchtling.¨ Am 23. Januar ver- ml langt die oppositionelle Sonnenscheinkoalition einen Tonga (Demokratisierung) offentlichen¨ Prozess fur¨ ihren verhafteten Anfuhrer¨ Sandschar Umarow. Zwei Monate darauf werden Um- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1970 arow, die Koordinatorin der Koalition Nodira Chido- Konfliktparteien: HRDM vs. Regierung jatowa und die Menschenrechtsaktivistin Muchtabar Konfliktgegenstand: Ideologie/ System, Nationale Macht Todschibajewa zu 10 Jahren Haft verurteilt. Im Febru- Die Bewegung fur¨ Menschenrechte und Demokratie ar schließt sich die Schweiz den von der EU einge- (HRDM) fordert seit 2001 eine Demokratisierung des setzten Sanktionen an. Am 03.10.05 hat die EU be- Konigreichs¨ Tonga, das vor allem vom Konigshaus¨ schlossen, Hilfsmaßnahmen zu reduzieren, ein Ko- und der Aristokratie beherrscht wird. Die Sicherheits- operationsabkommen auszusetzen und uber¨ Usbe- lage hat sich durch den Antagonismus zwischen der kistan ein Waffenembargo zu verhangen.¨ Die Sanktio- HRDM und den Eliten stetig weiter angespannt. Als nen werden am 13. November mit der Verlangerung¨ Konsequenz von Protesten 2005 wird am 13.02.06 des Waffenembargos und dem Reiseverbot fur¨ usbe- erstmals ein Burgerlicher¨ zum Premierminister Ton- kische Spitzenbeamte erneuert. Dennoch setzen sich gas gewahlt.¨ Das Land ist in den Wochen vor und einige EU-Lander,¨ darunter Deutschland, fur¨ eine Lo- nach dem Tod Konig¨ Taufa’ahau Tupous IV. am 11. ckerung der Sanktionen und mehr Dialog ein. September politisch paralysiert. Die Spannungen ent- df 58 Konfliktbarometer 2006

Vorderer und Mittlerer Orient

Die Region mit den meisten Kriegen ist im Jahr 2006 der Vordere und Mittlere Orient (VMO). Drei der sechs Konflikte hochster¨ Intensitat¨ werden in dieser Region ausgefochten. Ein Konflikt im Irak (Aufstandische¨ vs. Regie- rung) ist bereits 2005 als Krieg erachtet worden. Die Gewalt und Kampfoperationen nahmen 2006 weiter zu. Hinzu kommt die Eskalation des Konflikts in Afghanistan (Taliban vs. Regierung) zu einem Krieg, was auf ein Aufflammen der Gewalt und eine Ausweitung von Militaraktionen¨ hauptsachlich¨ im Suden¨ des Landes zuruckzuf¨ uhren¨ ist. Der zweite neue Krieg wird von Israel gegen die Hisbollah im Sudlibanon¨ (Hisbollah vs. israelische Regierung) aus- getragen. Obwohl die Anzahl der Auseinandersetzungen auf der hochgewaltsamen Intensitatsstufe¨ einer ernsten Krise um eine auf insgesamt sechs zuruckgegangen¨ ist, eskaliert der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon um zwei Intensitatsstufen¨ zu einer ernsten Krise. Dies ist das Ergebnis des israelischen Kriegs gegen die Hisbol- lah. Zudem eskaliert auch der Konflikt zwischen der Gruppierung des radikalen schiitischen Geistlichen Moktada al-Sadr und der Regierung im Irak zu einer ernsten Krise. Vier weitere Konflikte verbleiben auf dieser hohen In- tensitatsstufe:¨ Algerien (islamistische Gruppen), Israel (Palastinenser),¨ Jemen (Bewegung Glaubige¨ Jugend) und Turkei¨ (Kurden). Der Konflikt zwischen der mit al-Qaida verbundenen al-Sarkawi-Gruppe und der Regierung im Irak, der 2005 als ernste Krise ausgetragen worden ist, deeskaliert zu einer Krise. Die Gesamtzahl an Krisen, die sich durch den vereinzelten Einsatz von Gewalt durch zumindest eine der KOnfliktparteien auszeichnen, ist von acht auf sechs zuruckgegangen.¨ Mehr als die Halfte¨ der insgesamt 42 Konflikte im VMO werden nichtgewaltsam ausgetragen, davon sind 13 manifeste und 14 latente Konflikte. Der Großteil der Konflikte auf der untersten In- tensitatsstufe¨ sind zwischenstaatliche Dispute dar. Interessanterweise sind die Halfte¨ der Konflikte in der Region zwischenstaatlich, da der dritthaufigste¨ Gegenstand internationale Macht ist. In keiner anderen Region werden so viele Konflikte um internationale Macht ausgetragen. Wie 2005 haben die meisten Konflikte die Ausrichtung des politischen Systems bzw. Ideologie zum Gegenstand, gefolgt von nationaler Macht als dem zweithaufigsten¨ Streitgegenstand. Die Gesamtzahl der Konflikte im VMO ist leicht von 41 auf 42 angestiegen. Obwohl die Region nicht diejenige mit der hochsten¨ Anzahl an Konflikten ist, hat sie die hochste¨ Quote hochgewaltsamer Konflikte pro Land. Mehr als die Halfte¨ der Konflikte, namlich¨ 22, sind innerstaatlich. Insgesamt verbleiben 30 von 42 Kon- flikte auf derselben Intensitatsstufe.¨ Obwohl sechs Konflikte deeskaliert und sechs weitere eskaliert sind, ist die Region des VMO gewaltsamer als 2005. Mit zwei neuen Kriegen neben dem bereits existierenden Krieg und drei Eskalationen zu gewaltsamen und hochgewaltsamen Konflikten ist die Situation sehr fragil.

Konfliktintensitaten¨ im Vorderen und Mittleren Haufigkeiten¨ von Konfliktgegenstanden¨ im Orient 2006 im Vergleich zu 2005 Vorderen und Mittleren Orient nach Intensitatsgruppen¨

20 2005  30 Niedrige Intensitat¨  2006   Mittlere Intensitat¨ Hohe Intensitat¨ 25  15 14 14 13 12 12 20

10 15 ¨ aufigkeit

7 7 H 5 6 6 Anzahl der Konflikte 10 3 9 5 7 4 3 5 5 4 1 1 3 2 1 1 0 1 1 1 1 1 1 0 Sezession System / Ideologie Dekolonisation Autonomie Vorherrschaft Regionale Vorherrschaft Internationale Ressourcen Sonstige Manifester Territorium Macht Nationale Latenter Konflikt Krise Ernste Krise Krieg Konflikt

Ubersicht:¨ Konflikte in Vorderer und Mittlerer Orient 2006

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Afghanistan (Taliban) Taliban vs. Regierung Nationale Macht, System / 1994 5 Ideologie Agypten¨ (islamistische islamistische Gruppen vs. Regierung Nationale Macht, System / 1992 3 Gruppen) Ideologie Agypten¨ - Sudan* Agypten¨ vs. Sudan Territorium, Ressourcen, 1958 1 System / Ideologie Algerien (Berber)* Berber vs. Regierung Autonomie, System / Ideologie 1963 1 Algerien (Islamistische verschiedene religiose¨ Gruppen vs. Nationale Macht, System / 1919 4 Gruppen) Regierung Ideologie Vorderer und Mittlerer Orient 59

Name des Konflikts1 Konfliktparteien2 Konfliktgegenstande¨ Beginn And.¨ 3 Int.4 Bahrain (schiitische verschiedene schiitische Gruppen vs. Nationale Macht 1919 2 Opposition) Regierung Irak (Aufstandische)¨ Aufstandische¨ vs. Regierung Nationale Macht, Sytem / 2004 5 Ideologie Irak (PUK - DPK)* PUK vs. DPK Regionale Vorherrschaft, 1979 1 System / Ideologie Irak (al-Sadr-Gruppe) al-Sadr-Gruppe vs. Regierung System / Ideologie 2004 4 Irak (al-Sarkawi-Gruppe) al-Sarkawi-Gruppe vs. Regierung Nationale Macht, System / 2003 3 Ideologie Irak - Iran Irak vs. Iran Internationale Macht 1969 2 Irak - Israel* Irak vs. Israel System / Ideologie, 1948 1 Internationale Macht Irak - * Irak vs. Kuwait Territorium, Ressourcen 1961 1 Irak - Syrien* Irak vs. Syrien System / Ideologie 2003 1 Iran (Kurden) DPK, PJAK vs. Regierung Autonomie 1979 3 Iran (Reformer - iranische Konservative vs. iranische Nationale Macht, Ideologie / 1993 2 Konservative)* Reformer System Iran (Volksmudschahedin)* Volksmudschahedin vs. Regierung nationale Macht, System / 1965 1 Ideologie Iran - USA Iran vs. USA Internationale Macht, System / 1979 2 Ideologie Iran - VAE* Iran vs. VAE Territorium 1970 1 Israel (Fatah - Hamas) Fatah vs. Hamas Regionale Vorherrschaft 1994 3 Israel (Hisbollah) Hisbollah vs. Regierung System / Ideologie 1982 5 Israel (Palastinenser)¨ Islamischer Dschihad, Hamas, Sezession, System / Ideologie, 1920 4 al-Aksa-Brigaden, al-Fatah, PNA vs. Ressourcen Regierung Israel - Jordanien Israel vs. Jordanien Territorium 1967 1 (Westbank)* Israel - Libanon Israel vs. Libanon Territorium, Internationale 1967 4 (Internationale Macht) Macht Jemen (Bewegung Bewegung Glaubiger¨ Jugendlicher vs. System / Ideologie 2004 4 Glaubiger¨ Jugendlicher) Regierung Jemen (Islamischer Jihad)* Islamischer Jihad, Armee von Nationale Macht 1994 1 Aden-Abyan vs. Regierung Jordanien (militante Gruppe) militante Gruppe vs. Regierung System / Ideologie 2006 NEU 2 Jordanien - Israel (Wasser)* Jordanien vs. Israel Ressourcen 1945 1 Libanon (religiose¨ Gruppen) verschiedene religiose¨ Gruppen vs. Nationale Macht 1975 3 Regierung Libanon - Israel (Wasser)* Libanon vs. Israel Ressourcen 2001 1 Libyen - USA* Libyen vs. USA Internationale Macht, System / 1964 2 Ideologie Marokko (Westsahara) POLISARIO-Front vs. Regierung Sezession 1975 2 Mauretanien (Putschisten) Taya, Taya-Loyalisten vs. Regierung Nationale Macht 2003 2 Saudi Arabien (Islamisten) Islamisten vs. Regierung Nationale Macht, Ideologie / 1990 3 System Saudi Arabien (Reformer)* Reformer, Bewegung fur¨ Islamische System / Ideologie 2001 1 Reform in Saudi Arabien vs. Regierung Syrien - Israel* Syrien vs. Israel Territorium, Sonstige 1967 2 Syrien - Libanon Syrien vs. Libanon Internationale Macht 1976 2 Syrien - USA Syrien vs. USA Internationale Macht, System / 2003 2 Ideologie Turkei¨ (Kurden) PKK/KONGRA-GEL, TAK vs. Regierung Sezession 1920 4 Turkei¨ - Irak Turkei¨ vs. Irak Internationale Macht 1979 2 Turkei¨ - Iran* Turkei¨ vs. Iran Interntionale Macht 1979 2 Turkei¨ - Syrien* Turkei¨ vs. Syrien Internationale Macht 1983 1

1 2 3 4 siehe erste Regionstabelle 60 Konfliktbarometer 2006

Afghanistan (Taliban) Algerien (Islamistische Gruppen)

Intensitat¨ : 5 Anderung:¨ Beginn: 1994 Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1919 Konfliktparteien: Taliban vs. Regierung Konfliktparteien: verschiedene religiose¨ Gruppen vs. Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie Regierung Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie Der nationale Machtkonflikt zwischen den Taliban Der Konflikt zwischen der Salafisten-Gruppe fur¨ Pre- und der afghanischen Regierung von Prasident¨ Ha- digt und Kampf (GSPC) und der Regierung um na- mid Karzai bleibt gewaltsam. Das Land erlebt die tionale Macht und die Ausrichtung des politischen blutigste Phase seit dem Fall der Taliban im Jahr Systems geht unvermindert weiter. Der algerische 2002. Mehr als 3.700 Menschen werden seit De- Prasident¨ Abdelaziz Bouteflika hat 2005 eine sechs- zember 2005 getotet.¨ Schwere Kampfe¨ wuten¨ vor al- monatige Teilamnestie fur¨ diejenigen angeboten, die lem in den sudlichen¨ Provinzen. Die Militanten stei- berit sind, ihre Waffen niederzulegen. Die Amnestie gern aber auch ihre Aktivitaten¨ im Osten. Die terro- sieht eine Immunitat¨ fur¨ alle Rebellen vor, die keine ristischen Angriffe nehmen jedoch zunehmend Bal- Massaker, Vergewaltigungen oder Bombenanschlage¨ lungsraume¨ ins Visier. Am 7. Februar werden 13 auf offentliche¨ Orte verubt¨ haben. Das Amnestiean- Personen durch ein Selbstmordattentat in Kandahar gebot tritt am 28.2.06 in Kraft und lauft¨ am 31. Au- getotet,¨ die meisten davon Polizisten. Bei einem Rak- gust aus. Trotz dieser Entwicklungen bleibt das Ge- tenangriff auf eine Schule in der ostlichen¨ Provinz Ku- waltniveau hoch. Sicherheitskrafte¨ toten¨ am 17. Ja- nar am 11. April kommen mindestens sieben Kinder nuar Ahmed Zarabib alias Ahmed Abou El Baraa, ums Leben und 34 weitere werden verletzt. Im Mai einen hoheren¨ Kommandeur der GSPC, in Touja. Am sterben mindestens zwolf¨ Zivilisten bei einem Auto- 7. April werden 13 Zollbeamte in einem Hinterhalt um- unfall, der von einem US-Militarfahrzeug¨ verursacht gebracht. Zehn Gemeindegardisten kommen am 24. wird. Dies lost¨ gewaltsame Aufstande¨ in der Haupt- April bei einem Angriff in der Nahe¨ von el-Kassa in stadt Kabul aus: 2.000 Protestierende machen sich der Skikda-Region ums Leben. Im September erklart¨ ins Stadtzentrum auf und setzen Polizeifahrzeuge und die GSPC, dass sie al-Qaida beigetreten sei. Seit Ok- Kontrollposten in Brand. Die NATO beginnt wiederholt tober nimmt die Zahl der Rebellenangriffe wieder zu. Großoffensiven gegen die aufstandischen¨ Taliban im Bei zeitgleichen Bombenanschlagen¨ auf zwei Polizei- Suden.¨ Bei der jungsten¨ dieser Operationen, ”Medu- stationen nahe der Hauptstadt Algier sterben am 29. sa”, werden Mitte September 1.100 Taliban getotet.¨ Oktober drei Polizisten und 24 weitere werden ver- Am 5. Oktober ubernimmt¨ die NATO-gefuhrte¨ In- letzt. Dies sind die ersten Anschlage¨ auf Polizeistatio- ternationale Sicherheitsunterstutzungstruppe¨ (ISAF) nen seit funf¨ Jahren. Die Zusammenstoße¨ mit Guerril- die Verantwortung fur¨ Militaroperationen¨ in den ostli-¨ las finden normaler Weise in abgelegenen landlichen¨ chen Provinzen, die bislang unter US-Kontrolle ge- Gebieten statt. Am 11. November werden sieben Sol- standen haben. Bei einer anti-terroristischen Offensi- daten in einem Hinterhalt getotet,¨ 13 werden verwun- ve in der Provinz Kandahar werden am 24. Oktober det. bis zu 80 Zivilisten aus Versehen getotet.¨ Die sich verschlechternde Sicherheitslage untergrabt¨ grund- sz legende Entwicklungsbemuhungen¨ des Afghanistan- Bahrain (schiitische Opposition) Paktes, einem im Januar in London verabschiedeten funf-Jahres-Entwicklungsplans.¨ Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1919 Konfliktparteien: verschiedene schiitische Gruppen vs. th Regierung Konfliktgegenstand: Nationale Macht Agypten¨ (islamistische Gruppen)

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1992 Der manifeste Konflikt zwischen der schiitischen Op- position und der sunnitisch dominierten Regierung Konfliktparteien: islamistische Gruppen vs. Regierung um nationale Macht dauert an. Ende Dezember 2005 Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie wird der schiitische Geistliche Ayatollah Shaykh Mu- hammad Sanad verhaftet. Protestierende Schiiten, Nach den turbulenten Wahlen des Vorjahres geht die erfolgreich seine Freilassung fordern, werden in- der nationale Machtkonflikt zwischen islamistischen haftiert, doch Konig¨ Hamad ibn Issa al-Khalifa gibt Gruppen und der Regierung weiter. Bei drei Selbst- Mitte September ihre Freilassung bekannt. Die Ver- mordattentaten in der Bucht von Dahab werden am urteilung der Prostierenden kennzeichnet Ende 2005 24. April 24 Personen getotet.¨ Die Muslimbruder- den Anfang vereinzelter Zusammenstoße¨ zwischen schaft verurteilt die Bombenanschlage.¨ Die Polizei ubt¨ protestierenden Schiiten und der Polizei. Im Septem- Druck auf die mutmaßlichen terroristischen Gruppen ber 2006 stoßen Polizei und protestierende Schiiten, aus, indem sie am 19. Juni 31 Mitglieder der Muslim- die gegen das Vorhaben, das demographische Profil bruderschaft verhaftet. des uberwiegend¨ schiitschen Landes durch Einburge-¨ cha rungen zu andern,¨ demonstrieren, zusammen. An- Vorderer und Mittlerer Orient 61 fang Mai kundigt¨ die Nationale Islamische al-Wefaq vor dem irakischen Innenministerium in die Luft und Gemeinschaft, die von dem schiitischen Geistlichen totet¨ 16 Personen in einem blutigen Widerspruch ge- Shaykh Ali Salman gefuhrte¨ großte¨ Oppositionspar- gen den Ministerprasidenten,¨ der zuvor erklart¨ hatte, tei, ihre Teilnahme an den Parlamentswahlen an. Die- dass die Gewalt zuruckgehe.¨ Am 10. Oktober wird be- ser Schritt beendet einen vier Jahre andauernden richtet, dass innerhalb von weniger als einer Woche Boycott. etwa 300 Menschen bei Schießereien und Autobom- ts benanschlagen¨ im Großraum Bagdad getotet¨ worden sind. Ende Oktober werden innerhalb von vier Tagen Irak (Aufstandische)¨ etwa 400 Menschen im Irak getotet.¨ Daruber¨ hinaus kommen allein im Oktober mehr als 100 US-Soldaten Intensitat¨ : 5 Anderung:¨ Beginn: 2004 bei Zusammenstoßen¨ und in Hinterhalten ums Le- Konfliktparteien: Aufstandische¨ vs. Regierung ben. Mitte November sterben 135 Menschen durch Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Sytem / Ideologie Bombenanschlage¨ und in Schießereien. Am 25. No- vember erklaren¨ die US-Truppen, zehn Aufstandische¨ Der Krieg zwischen Aufstandischen¨ und der Regie- bei einem Angriff auf eine Bombenwerkstatt nordlich¨ rung um nationale Macht geht weiter. Die Aufstandi-¨ von Bagdad getotet¨ zu haben. Zusatzlich¨ zu der Ge- schen stoßen bei zahlreichen Gelegenheiten mit ira- walt zwischen den Aufstandischen¨ und der Regierung kischen und US-gefuhrten¨ Koalitionstruppen zusam- destabilisieren auch die zunehmenden Feindseligkei- men. Haufige¨ kleinere und großangelegte Militarope-¨ ten zwischen sunnitischen und schiitischen Gruppie- rationen gegen die Aufstandischen¨ stehen standigen¨ rungen die Sicherheitslage im Irak. Bei Bombenan- Hinterhalten und Anschlagen¨ der Aufstandischen¨ auf schlage¨ auf schiitische Pilger im Sudirak¨ und Polizei- Militarkonvoys¨ und Truppen gegenuber.¨ Daruber¨ hin- rekruten im Zentralirak anfang Januar werden min- aus veruben¨ die Aufstandischen¨ beinahe taglich¨ zahl- destens 120 Menschen getotet.¨ Am 28. Februar kom- reiche Bombenanschlage¨ auf irakische Armee- und men in einer Serie von Anschlagen¨ gegen Schiiten Polizeitrainingseinrichtungen sowie auf Moscheen, 58 Personen ums Leben. Am 7. Juli sterben 61 Per- Markte¨ und Regierungsgebaude.¨ Die Gefechte und sonen, die meisten von ihnen Iraner, die einen heili- Bombenanschlage¨ finden uberwiegend¨ im so ge- gen Schrein in Kufa besuchen. In der sudirakischen¨ nannten sunnitischen Dreieck im Zentralirak statt, Stadt Nadschaf kommen am 10. August 35 Men- im kurdisch dominierten Norden bleibt es verhalt-¨ schen bei einem Selbstmordattentat auf einen schi- nismaßig¨ ruhig. Dennoch zeichnet sich das gesamte itischen Schrein ums Leben. Mit 3.700 Toten erreicht Jahr durch das hochste¨ Gewaltniveau seit der Invasi- die Zahl der monatlischen irakischen Todesopfer im on durch US-gefuhte¨ Koalitionstruppen 2003 aus. Am Oktober eine Rekordhohe.¨ Der Großteil ist bei sektie- 10. Januar werden bei einem Bombenanschlag auf rerischen Anschlagen¨ getotet¨ worden. Am 7. Novem- das irakische Innenministerium, in dem sich gerade ber werden 22 Personen bei einem Schlagabtausch Minister mit dem US-Botschafter treffen, mindestens mit Morsergranaten¨ zwischen Schiiten und Sunniten 28 Polizisten getotet.¨ Am 13. Marz¨ totet¨ ein Selbst- in Bagdad getotet.¨ Am 13. November findet die Po- mordattentater¨ mit einer Lastwagenbombe mindes- lizei 46 Leichen, die um Bagdad herum innerhalb tens elf Personen an einem Militarposten¨ in der westli- eines Tages abgelegt worden sind. Mindestens 200 chen Stadt Falludscha, darunter ein US-Soldaten und Menschen werden am 23. November bei mehreren funf¨ irakische Polizisten. Mindestens 40 Menschen Autobomgenanschlagen¨ im schiitischen Viertel Sa- sterben, als Ende Marz¨ ein Selbstmordattentater¨ ei- dr City getotet,¨ 250 weitere werden verletzt. Es fol- ne Rekrutierungsstelle der Armee im Nordwesten gen Morserangriffe¨ auf sunnitsche Gebiete. Einen Tag des Landes angreift. Am 4. Mai kommen mindestens spater¨ greifen Bewaffnete ein sunnitisches Viertel von 13 Personen bei einem Lufangriff der US-Streitkrafte¨ Bagdad an, setzen Moscheen und Hauser¨ in Brand auf die irakische Stadt Ramadi ums Leben, nur ei- und toten¨ mindestens 30 Menschen. Die UN schatzt,¨ ne Stunde nachdem neun Menschen bei einem Bom- dass in einer Welle sektiererischer Gewalt jeden Tag benanschlag auf ein Gericht in der Hauptstadt Bag- 100 Iraker getotet¨ werden. Am 5. November wird der dad getotet¨ worden sind. Mitte Juni sterben bei uber¨ fruhere¨ irakische Prasident¨ Saddam Hussein im Ort den Irak verteilten Angriffen, uberwiegend¨ jedoch in Dujail wegen seiner Verbrechen gegen die Mensch- Bagdad, etwa 40 Personen. Ende des Monats grei- lichkeit zum Tode verurteilt. Es werden jedoch weitere fen US-Truppen mit Luftunterstutzung¨ ein Versteck Verfahren gegen ihn folgen. auslandischer¨ Aufstandischer¨ an. Zwolf¨ Militante wer- den getotet.¨ Bei Autobombenanschlagen¨ am 18. Ju- ho, sus li werden 78 Menschen in Kufa und Bagdad getotet.¨ Irak (al-Sadr-Gruppe) Funf¨ Tage spater¨ werden 20 Personen im nordlichen¨ Kurdengebiet und mindestens 62 weitere im Rest des Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2004 Landes getotet.¨ Anfang August kommen 20 irakische Konfliktparteien: al-Sadr-Gruppe vs. Regierung Soldaten, ein US-Soldat und ein britischer Soldat bei Konfliktgegenstand: System / Ideologie Zusammenstoßen¨ mit Aufstandischen¨ ums Leben. Am 28. August sprengt sich ein Selbstmordattentater¨ Der Systemkonflikt zwischen der Gruppierung des 62 Konfliktbarometer 2006 schiitischen Klerikers Moqtada al-Sadr und der Re- Irak (al-Sarkawi-Gruppe) gierung wird weiterhin gewaltsam ausgetragen. Die ¨ meisten Zusammenstoße¨ ereigneten sich in Sadr Ci- Intensitat¨ : 3 Anderung: Beginn: 2003 ty, einem Vorort der Hauptstadt Bagdad, sowie im Konfliktparteien: al-Sarkawi-Gruppe vs. Regierung schiitisch-dominierten Suden¨ des Irak. Obwohl al- Konfliktgegenstand: Nationale Macht, System / Ideologie Sadr an den letzten Wahlen teilgenommen hat, legt seine Miliz, die Mehdi-Armee, ihre Waffen nicht nie- der, sondern ubernimmt¨ Schlusselpositionen¨ in den Der Konflikt zwischen der Gruppierung um Abu genannten Gebieten. Der Gruppierung ist der Auf- Mussab al-Sarkawi, die al-Kaida-Beziehungen un- bau einer Infrastruktur dort bereits gelungen. Al-Sadr terhalt,¨ und der irakischen Regierung um die Er- strebt die Einrichtung eines islamischen Staates an. richtung eines islamistischen Staates dauert an. Die Am 7. Juli versuchen gemeinsame Truppen des Irak Gruppierung wird durch Angriffe und Verhaftungen und der USA, einen Anfuhrer¨ der Mehdi-Armee fest- durch irakische und US-gefuhrte¨ Koalitionstruppen zunehmen. Kampfe¨ brechen aus, bei denen neun Re- geschwacht.¨ Irakische Sicherheitskrafte¨ spuren¨ am bellen getotet¨ werden. Etwa zehn weitere Anhanger¨ 18. Februar Abu al-Faruq, eine hohere¨ al-Kaida-Figur der Mehdi-Armee werden am 23. Juli getotet,¨ als ira- im Irak, in der sudirakischen¨ Stadt Basra auf. Er kische und US-Soldaten ein Milizenquartier in Bag- wird am 25. September in einem Schusswechsel mit dad angreifen. Wahrend¨ eines Angriffs zur Verhaftung 200 britischen Soldaten getotet.¨ Am 7. Marz¨ ergrei- mutmaßlicher Mitglieder eines Todesschwadrons bre- fen irakische und Koalitionstruppen Muhammad al- chen am 8. August Kampfe¨ zwischen den Rebel- Ubaydi alias Abu Ayman im Suden¨ Bagdads, der ira- len und gemeinsamer irakischer und US-Truppen in kischen Hauptstadt. Am 8. Juni spuren¨ irakische und Bagdad aus. Am selben Tag kommen in heftigen US-Truppen den Fuhrer¨ der irakischen al-Kaida, al- Zusammenstoßen¨ in Sadr City drei Personen ums Sarkawi, auf und toten¨ ihn. Sein Nachfolger Abu Ham- Leben, 12 weitere werden verletzt. Am 28. August za al-Muhajir ruft Ende September zu Entfuhrungen¨ werden 25 Iraker bei einer Operation gegen schiiti- von Personen aus westlichen Landern¨ auf. sche Milizen in Diwaniya getotet.¨ Am 21. Oktober liefern sich bewaffnete Schiiten und Koalitionstrup- os pen in der Stadt Amara im Suden¨ des Irak Gefech- te. Nach zwei Tagen der bewaffneten Auseinander- Irak - Iran setzung nehmen die Koalitionstruppen die Stadt ein. Die al-Sadr-Gruppierung schließt politische Bundnis-¨ Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1969 se mit Nachbarlandern.¨ Am 22. Januar besucht al- Konfliktparteien: Irak vs. Iran Sadr den iranischen Prasidenten¨ Mahmoud Ahmadi- Konfliktgegenstand: Internationale Macht nejad und verspricht, dass seine Mehdi-Armee den Iran im Falle eines US-Angriffs unterstutzen¨ wurde¨ [→ Iran - USA]. Im Februar reist er zweimal nach Der Konflikt um internationale Macht zwischen dem Syrien und trifft sich mit dem syrischen Prasiden-¨ Irak und dem Iran besteht weiterhin. Zwischen 21. ten. Im Libanon bespricht sich al-Sadr mit hochran- und 30. April bombardieren iranische Truppen das gigen libanesischen Vertretern. Die Mehdi-Armee or- Grenzgebiet nahe des Ortes Hajj Umran und uber-¨ ganisiert Veranstaltungen zur Unterstutzung¨ der His- schreiten die Grenze zu nordirakischem Territorium. bollah in ihrem Krieg gegen Israel [→ Israel (Hisbol- Die iranischen Truppen zielen auf Camps und Verste- lah)]. Des weiteren ruft al-Sadr die irakischen Schi- cke der Kurdischen Arbeiterpartei/Kurdischer Volks- iten und Sunniten nach der Zerstorung¨ eines schiiti- kongress (PKK/KONGRA-GEL) in den irakischen Kur- schen Schreins im Februar dazu auf, sich nicht weiter dengebieten [→ (Kurds), Iran (Kurds)]. Die zu bekampfen.¨ Um Einheit zu zeigen, halten der schi- PKK/KONGRA-GEL unterhalt¨ angeblich Kontakte zu itische Klerus und die sunnitische Fuhrung¨ eine Wo- anti-iranischen kurdischen Kampfern.¨ Am 6. Mai ver- che nach dem Bombenanschlag auf den Schrein ge- leiht der Irak seiner Sorge uber¨ einen iranischen meinsame sunnitisch-schiitische Gebete in der sudi-¨ Truppenaufmarsch entlang der gemeinsamen Gren- rakischen Stadt Basra ab. Zuvor, am 11. Januar, hat ze Ausdruck. Am 12. September bietet der iranische sich der saudi-arabische Konig¨ Abdullah I. mit al-Sadr Prasident¨ Mahmoud Ahmadinejad dem Irak nach getroffen. Ziel der Begegnung ist die Beruhigung der Gesprachen¨ mit dem irakischen Ministerprasidenten¨ Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten im Irak Nouri Maliki seine volle Unterstutzung¨ bei der Sta- gewesen. bilisierung der Sicherheitslage im Irak an [→ Irak (Aufstandische),¨ Irak (al-Sadr-Gruppe)]. Der irakische Prasident¨ Dschalal Talabani nimmt am 21. November eine Einladung Ahmadinejads an, Wege zur Losung¨ der Gewaltproblematik im Irak zu diskutieren.

os sus, ho Vorderer und Mittlerer Orient 63

Iran (Kurden) Oktober, dass weitere Schritte zur Entwicklung des Nuklearprogramms unternommen worden seien. Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1979 rd Konfliktparteien: DPK, PJAK vs. Regierung Konfliktgegenstand: Autonomie Israel (Fatah - Hamas)

Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1994 Der Autonomiekonflikt zwischen der Demokratischen Konfliktparteien: Fatah vs. Hamas Partei Kurdistans (DPK) und der Partei fur Freies Le- ¨ Konfliktgegenstand: Regionale Vorherrschaft ben von Kurdistan (PJAK) einerseits sowie der Re- gierung andererseits wird nun gewaltsam ausgetra- Der Machtkampf innerhalb der Palastinensischen¨ Na- gen. Am 10. April verhaftet die Polizei sieben PJAK- tionalbehorde¨ (PA) zwischen der Palastinensischen¨ Mitglieder und beschuldigt sie der Anstiftung zu ethni- Befreiungsbewegung (Fatah) und der Islamischen schen Aufstanden¨ im Vorjahr, als 17 Personen in der Widerstandsbewegung (Hamas) beginnt, als Hamas iranischen Provinz West-Aserbaidschan getotet¨ wor- am 25. Januar die Wahlen zum Palastinensischen¨ den sind. Iranische Truppen bombardieren im April Legislativrat gewinnt [→ Israel (Palastinenser)].¨ Der Grenzgebiete nahe des Ortes Hajj Umran, bevor sie Sieg der Hamas fuhrt¨ zu einer Zunahme der Span- die Grenze zum Irak uberschreiten,¨ um Rebellenpo- nungen mit der Fatah von Palastinenserpr¨ asident¨ sitionen unter Beschuss zu nehmen [→ Irak - Iran]. Mahmoud Abbas. Am 28. Januar protestieren die Im Mai wird von zahlreichen grenzuberschreitenden¨ Fatah und ihre Anhanger¨ gegen Abbas und fuhren¨ Bombardierungen durch das iranische Militar¨ entlang den Sieg der Hamas auf die Korruption innerhalb der der nordostlichen¨ Grenze des Irak berichtet, die ge- PA zuruck.¨ Am 19. Februar wird Ismail Haniya, ein gen iranische kurdische Oppositionsgruppen, die Zu- Hamas-Fuhrer,¨ zum palastinensischen¨ Ministerprasi-¨ flucht im Kurdengebiet des Irak suchen, gerichtet denten gewahlt.¨ Im Kabinett der Hamas sind keine sind. Am 29. September wird eine iranisch-turkische¨ Mitglieder der Fatah, da diese sich weigert, der Re- Gas-Pipeline nahe des iranischen Ortes Bazargan in gierung beizuwohnen. Am 1. April und 8. Mai wer- die Luft gesprengt. Die iranische Polizei macht kur- den sechs Personen bei Kampfen¨ zwischen den bei- dische Separatisten fur¨ den Bombenanschlag verant- den Parteien getotet.¨ Am 25. Mai droht Abbas der wortlich [→ Turkei¨ - Iran]. Hamas mit einem Referendum uber¨ die palastinen-¨ ho, sus sische Staatlichkeit, falls die rivalisierenden Partei- en sich nicht einig wurden.¨ Die Kampfe¨ setzen sich Iran - USA im Jahresverlauf fort und eskalieren Anfang Okto- ber. Bei Protesten gegen die Hamas-Regierung in Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1979 der Frage unbezahlter Lohne¨ kommen zehn Men- Konfliktparteien: Iran vs. USA schen ums Leben. Die EU droht an, ihre finanzielle Konfliktgegenstand: Internationale Macht, System / Ideologie Unterstutzung¨ der PA einzustellen, sollte die Hamas- Regierung das Existenzrecht Israels nicht anerken- Der Konflikt um nukleare Rustung¨ und das politi- nen, der Gewalt abschworen¨ und der klaren Un- sche System des Iran zwischen dem Iran und der terstutzung¨ fur¨ den Nahost-Friedensprozess Nach- USA bleibt manifest. Am 2. Januar weist der Iran druck verleihen. Die USA fordert 50 Millionen US- einen Kompromissvorschlag, sein Uran fur¨ zivile Zwe- Dollar von der PA zuruck,¨ da sie nicht bereit sei, Ter- cke in Russland anzureichern, zuruck.¨ Am 10. Ja- roristen zu unterstutzen.¨ Am 11. November einigen nuar entfernt der Iran ungeachtet des Drucks aus sich beide Parteien auf einen neuen Ministerprasi-¨ dem Ausland internationale Siegel von einer nuklea- denten, Muhammad Shbeir. Zuvor hat Haniya seine ren Einrichtung. Die IAEA beschließt am 4. Febru- Bereitschaft signalisiert, zuruckzutreten,¨ wenn dies ar, den Iran wegen seines Nuklearprogramms dem den lahmenden¨ Hilfeboykott des Westens beenden UN-Sicherheitsrat zu melden. Laut Diplomaten der wurde.¨ Am 25. Mai bekundet Israel seine Bereitschaft, Un nimmt der Iran am 13. Februar die Anreiche- Fatah-Mitglieder mit Waffen und Ausrustung¨ zu un- rung von Uran wieder auf. Am 2. Juni einigen sich terstutzen.¨ Israel lehnt jegliche Verhandlungen mit der die USA, Großbritannien, Frankreich, China, Russ- Hamas-gefuhrten¨ Regierung ab, solange diese nicht land und Deutschland auf ein Paket von Anreizen Israels Existenzrecht anerkenne und sich vom be- und Sanktionen. Zwei Tage spater¨ erklart¨ der irani- waffneten Kampf distanziere. sche Prasident¨ Mahmoud Ahmadinejad, dass sein hl Land nicht bereit sei, uber¨ sein legitimes und legales Israel (Hisbollah) Recht zur Erzeugung von Nuklearenergie zu verhan- deln. Am 31. Juli verabschiedet der UN-Sicherheitsrat Intensitat¨ : 5 Anderung:¨ Beginn: 1982 die Resolution 1696, die dem Iran einen Monat Konfliktparteien: Hisbollah vs. Regierung Zeit einraumt,¨ die Urananreicherung einzustellen und Konfliktgegenstand: System / Ideologie sonst mit moglichen¨ Sanktionen droht. Der Iran erfullt¨ die Forderungen nicht und erklart¨ vielmehr am 25. Der Systemkonflikt zwischen der Hisbollah, die von 64 Konfliktbarometer 2006 libanesischem Territorium aus operiert, und Israel Mitte, Kadima. Durch die Auflosung¨ werden Neuwah- eskaliert zu einem Krieg. Der Ausloser¨ ist die len innerhalb von 90 Tagen erforderlich. Am 4. Janu- Entfuhrung¨ zweier israelischer Soldaten bei einem ar erleidet Scharon einen schweren Schlaganfall und grenzuberschreitenden¨ Uberfall¨ der Hisbollah am 12. fallt¨ ins Koma. Kadima gewinnt am 28. Marz¨ die israe- Juli. Israel beginnt in der Folge mit einer kombi- lischen Parlamentswahlen und Ehud Olmert wird zum nierten Luft-, Wasser- und Bodenoffensive gegen Ministerprasidenten¨ gewahlt.¨ Am 25. Januar geht die Hisbollah-Stellungen im gesamten Libanon [→ Is- Hamas aus den Wahlen zum Palastinensischen¨ Le- rael - Libanon]. Israel leitet die Operation mit mas- gislativrat (PA) als Sieger hervor. Am 19. Februar siven Luftangriffen gegen Ziele im Sudlibanon¨ und wird Ismail Haniya, ein Hamas-Fuhrer,¨ zum Minister- der libanesischen Hauptstadt Beirut ein. Am 19. Ju- prasidenten¨ der PA gewahlt.¨ Das Kabinett der Ha- li uberschreiten¨ israelische Bodentruppen die Gren- mas enthalt¨ keine Mitglieder der Fatah, der Partei von ze zum Libanon, um Raketenstellungen der Hisbol- Palastinenserpr¨ asident¨ Mahmoud Abbas. Die Fatah lah zu zerstoren.¨ Im Verlauf der Offensive werden z.B. lehnt ab, sich an der Regierung zu beteiligen [→ Israel am 27. und 28. Juli acht israelische Soldaten und bis (Fatah - Hamas)]. Die israelische Regierung reagiert zu 80 Hisbollah-Kampfer¨ bei heftigen Gefechten na- auf den Sieg der Hamas mit finanziellenSsanktionen. he des Ortes Bint Jbeil getotet.¨ Wahrend¨ israeliche Ein Steueraufkommen von 55 Millionen US-Dollar fur¨ Truppen mutmaßliche Hisbollah-Infrastruktur angrei- die PA wird zuruckgehalten,¨ wodurch diese in ernste fen, feuern die Militanten Tausende uberwiegend¨ un- finanzielle Note¨ gerat.¨ Die EU droht mit der Einstel- gelenkter Raketen auf israelische Stadte.¨ Kurz nach lung der finanziellen Unterstutzung¨ fur¨ die PA, soll- den ersten Angriffen versucht die UN, einen Waffen- te die Hamas-Regierung nicht das Existenzrecht Is- stillstand zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. raels anerkennen, der Gewalt abschworen¨ und ihrer Hierfur¨ soll die Hisbollah die israelischen Soldaten Unterstutzung¨ fur¨ den Nahost-Friedensprozess Aus- freilassen und Israel seine Militaroperationen¨ einstel- druck verleihen. Die USA fordert 50 Millionen US- len, wie UN-Generalsekretar¨ Kofi Annan am 19. Juli Dollar von der PA zuruck,¨ da sie keine Terroristen un- fordert. Die USA, Frankreich, Deutschland und weite- terstutzen¨ wolle. Am 17. April werden neun Israelis re Nationen betonen Israels Recht auf Selbstverteidi- bei einem Selbstmordattentat durch ein Mitglied des gung. Die USA beschuldigt Syrien, die Hisbollah zu Islamischen Dschihad in Tel Aviv getotet.¨ Nachdem unterstutzen¨ und den Libanon zu destabilisieren. Am acht Palastinenser¨ bei einem israelischen Luftangriff 11. August verabschiedet der UN-Sicherheitsrat ein- in Gaza ums Leben gekommen sind, hebt die Hamas stimmig die Resolution 1701. Danach sollen 15.000 li- ihre seit 2005 bestehende informelle Waffenruhe auf. banesische Soldaten zusammen mit weiteren 15.000 Der Konflikt intensiviert sich am 25. Juni, als israe- UNIFIL-Soldaten in den Suden¨ entsandt werden. Die lische Soldaten von Militanten entfuhrt¨ werden. Die israelischen Truppen sollen abziehen und die Hisbol- Entfuhrer¨ fordern die Freilassung inhaftierter Palasti-¨ lah entwaffnet werden. Zudem wird ein Embargo uber¨ nenser. Infolgedessen startet Israel seine großte¨ Of- die Hisbollah verhangt,¨ das alle auslandischen¨ Waf- fensive im Gazastreifen seit dem Abzug von 2005. fenlieferungen untersagt. Die Resolution wird sowohl Bis zu 300 Palastinenser¨ werden bei der Operati- von Israel als auch der Hisbollah angenommen. Am on getotet.¨ Daruber¨ hinaus nehmen israelische Trup- 1. Oktober erklart¨ die israelische Armee verkundet¨ pen bei Angriffen im Westjordanland acht palastinen-¨ ihren vollstandigen¨ Abzug aus dem Libanon fur¨ ab- sische Minister und 64 Mitglider des Parlaments und geschlossen. Die Angaben uber¨ getotete¨ Hisbollah- Hamas-Vertreter fest. Die EU beschuldigt Israel, un- Kampfer¨ reichen von 74 bis uber¨ 500. Auf israelischer verhaltnism¨ aßige¨ Mittel einzusetzen, wahrend¨ die UN Seite sind 44 Zivilisten und 119 Soldaten ums Le- von beiden Seiten ein Ende der Kampfe¨ fordert. 18 ben kommen. 900.000 Libanesen und 300.000 Israe- Palastinenser,¨ Milizionare¨ und Zivilisten, werden bei lis sind vor den Kampfen¨ geflohen. Zusammenstoßen¨ am 8. November getotet.¨ Die USA hl legt gegen eine von der Arabischen Liga eingebrach- Israel (Palastinenser)¨ te UN-Resolution, die das israelische Vorgehen ver- urteilt, ihr Veto ein. Am 26. November feuern militan- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1920 te Palastinenser¨ mindestens drei Raketen auf israeli- Konfliktparteien: Islamischer Dschihad, Hamas, sches Gebiet ab, wenige Stunden nach der unerwar- al-Aksa-Brigaden, al-Fatah, PNA vs. teten Erklarung¨ eines Waffenstillstands durch beide Regierung Seiten. Konfliktgegenstand: Sezession, System / Ideologie, Ressourcen hl Der Konflikt zwischen der Palastinensischen¨ Natio- Israel - Libanon (Internationale Macht) nalbehorde¨ (PA) und der israelischen Regierung um die Grundung¨ eines souveranen¨ palastinensischen¨ Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1967 Staates dauert an. Nach der Auflosung¨ der israeli- Konfliktparteien: Israel vs. Libanon schen Koalition des Likud und der Labor im November Konfliktgegenstand: Territorium, Internationale Macht 2005, lost¨ sich der israelische Ministerprasident¨ Ariel Scharon vom Likud und grundet¨ eine neue Partei der Der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon eska- Vorderer und Mittlerer Orient 65 liert in Folge der Entfuhrung¨ zweier israelischer Sol- ten und vier Mitglieder der Bewegung werden getotet.¨ daten durch die von libanesischem Territorium aus Am 24.12.05 greift eine 50-Mann-starke Gruppe der operierende Hisbollah am 12. Juli [→ Israel (Hisbol- Bewegung eine Polizeistation an. Dabei werden auf lah)]. Israel greift den Libanon aus der Luft, vom Bo- beiden Seiten mehrere Personen getotet¨ und zahl- den und von der See aus an. Offizielle Vertreter Is- reiche verletzt. Bis Anfang Februar 2006 kommt es raels erklaren,¨ dass die Angriffe ausschließlich gegen zu weiteren Zusammenstoßen¨ zwischen der Armee die Hisbollah und nicht gegen den Libanon gerichtet und den von dem Geistlichen Badr al-Din al-Houthi seien. Israel beschuldigt den Libanon, sein sudliches¨ gefuhrten¨ Glaubigen¨ Jugendlichen in der Saada- Territorium nicht zu kontrollieren und so der Hisbol- Provinz. Die Opferzahlen belaufen sich angeblich auf lah zu ermoglichen,¨ gegen Israel vorzugehen. Am 17. bis zu 60 Tote. Am 3. Marz¨ lasst¨ Prasident¨ Ali Ab- Juli werden mindestens 23 Menschen durch israeli- dallah Saleh im Rahmen einer Amnestie 627 Rebel- sche Luftangriffe im Sudlibanon¨ getotet.¨ Einen Tag len frei. Am 3. Juni werden drei Soldaten bei Zusam- spater¨ weitet Israel seine Luftschlage¨ in den Norden menstoßen¨ mit Anhangern¨ al-Houthis getotet.¨ Die Ar- aus und totet¨ mindestens 15 Personen in Tripoli. Et- mee greift am 18. August mit Panzern und schwe- wa 60 Zivilisten kommen am 20. Juli durch israelische rer Artillerie al-Houthi-Anhanger¨ im al-Masnaa-Gebiet Angriffe ums Leben. In den folgenden Wochen neh- der Saada-Provinz an. Am 11. November fuhren¨ Si- men die Angriffe an Intensitat¨ zu und israelische Bo- cherheitskrafte¨ eine Welle von Verhaftungen gegen dentruppen dringen am 22. Juli zum ersten Mal seit al-Houthi-Anhangern¨ im Maran-Distrikt der Saada- dem Abzug im Jahr 2000 auf sudlibanesisches¨ Terri- Provinz durch. torium vor. Am 26. Juli zerstoren¨ israelische Truppen einen Beobachtungsposten der UN. Dabei verlieren vier UN-Soldaten ihr Leben. Die USA blockiert eine rd Erklarung¨ des UN-Sicherheitsrates, die das israeliche Vorgehen verurteilt hatte.¨ Zudem weisen die USA, GB Jordanien (militante Gruppe) und Israel zunachst¨ die Aufrufe zu einem Waffenstill- stand zuruck.¨ Am 28. Juli treffen sich die Außenminis- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ NEU Beginn: 2006 ter der USA sowie europaischer¨ und VMO-Lander¨ in Konfliktparteien: militante Gruppe vs. Regierung Rom, um eine Waffenruhe zu diskutieren. Schließlich Konfliktgegenstand: System / Ideologie tritt am 14. August ein von der UN vermittelter Waf- fenstillstand als Teil der UN-Resolution 1701 in Kraft. Eine multinationale Einsatzgruppe uberwacht¨ die Ein- haltung der UN-Resolution. Diese sieht die Entsen- Zwischen einer militanten Splittergruppe, die erklart,¨ dung von 15.000 libanesischen Truppen in Begleitung zur Hamas zu gehoren,¨ und der Regierung Jordani- einer verstarkten¨ UNIFIL-Truppe von weiteren 15.000 ens entsteht ein neuer Konflikt uber¨ die Verhaftung Mann in den Sudlibanon¨ sowie den Abzug Israels vor. von etwa 20 mutmaßlichen Mitgliedern der militan- Die israelischen Truppen verbleiben jedoch bis zum 1. ten Gruppierung. Diese haben am 18. April mit dem Oktboer im Suden¨ des Landes. Abgesehen von klei- Vorsatz, einen terroristischen Anschlag zu veruben,¨ neren Zwischenfallen¨ bleibt der Waffenstillstand sta- Waffen nach Jordanien geschmuggelt. Der mutmaß- bil. Am 7. und 8. September hebt Israel seine Luft- liche Anfuhrer¨ der Gruppe, Ayman Naji Daraghmeh, und Seeblockade auf. Der Konflikt hat die Infrastruk- erklart,¨ Verbindungen zur Hamas zu haben und in Sy- tur des Libanon stark beschadigt.¨ Nach Angaben des rien ausgebildet worden zu sein, wo sich die Fuhrung¨ UNDP sind 35.000 Hauser¨ und Geschafte¨ zerstort¨ der Bewegung befande.¨ Bereits 1999 hat Jordanien und etwa 25 Prozent aller Brucken¨ beschadigt¨ wor- zahlreiche Hamas-Fuhrer¨ wegen ihrer Aktivitaten¨ des den. Mehr als 1.000 libanesische Zivilisten sind ums Landes verwiesen. Amman hat die Hamas seither Leben gekommen, 900.000 haben die Flucht ergrif- mehrfach beschuldigt, Anschlage¨ gegen Jordanien zu fen. planen. Am 19. April sagt die Regierung einen Be- such des palastinensischen¨ Außenministers ab und tz, ho, sus tritt dem Finanzboykott der USA gegen die Hamas bei Jemen (Bewegung Glaubiger¨ Jugendlicher) [→ Israel (Palastinenser),¨ Israel (Fatah - Hamas)]. Am 12. Mai strahlt die jordanische Regierung Gestand-¨ Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 2004 nisse der inhaftierten Militanten, die die Planung ei- Konfliktparteien: Bewegung Glaubiger¨ Jugendlicher vs. ne Terroranschlags im Land zugeben, aus. Die Ha- Regierung mas weist jegliche Beteiligung zuruck¨ und erklart¨ die Konfliktgegenstand: System / Ideologie Beschuldigungen und Gestandnisse¨ fur¨ unzutreffend. Am 3. November klagt der jordanische Staatsanwalt Der Systemkonflikt zwischen der Bewegung Glaubi-¨ drei der mutmaßlichen Aktivisten der Planung eines ger Jugendlicher und der Regierung wird gewaltsam Terroranschlag auf das Konigreich¨ an. fortgesetzt. Am 26.11.05 brechen erneut blutige Aus- einandersetzungen zwischen Sicherheitskraften¨ und der Bewegung Glaubiger¨ Jugendlicher aus. Elf Solda- ts 66 Konfliktbarometer 2006

Libanon (religiose¨ Gruppen) November verlangert¨ der UN-Sicherheitsrat die UN- Mission MINURSO um weitere sechs Monate. Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1975 gs Konfliktparteien: verschiedene religiose¨ Gruppen vs. Regierung Mauretanien (Putschisten) Konfliktgegenstand: Nationale Macht Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 2003 Der Konflikt zwischen verschiedenen religiosen¨ Grup- Konfliktparteien: Taya, Taya-Loyalisten vs. Regierung pen und der Regierung um nationale Macht wird fort- Konfliktgegenstand: Nationale Macht gesetzt. Der Konflikt wird durch die fragile politische Lage in der gesamten Region beeinflußt. Durch die Im August 2005 hat der Militarrat¨ fur¨ Gerechtig- Konflikte zwischen Israel und der Hisbollah [→ Israel keit und Demokratie das alte Regime von Prasident¨ (Hisbollah)] sowie Israel und dem Libanon [→ Israel Maaouiya Ould Taya gesturzt.¨ Die neuen Militarf¨ uhrer¨ - Libanon] wird das Land destabilisiert. Am 6. Febru- unter Oberst Ely Ould Mohamed Vall beginnen mit ar protestiert eine große Menge im christlichen Vier- dem Umbau des politischen Systems. Die Afrikani- tel nahe der danischen¨ Botschaft gegen die Karika- sche Union akzeptiert schließlich die neue Regierung turen des Propheten Mohammed [→ Panorama: Ka- und fordert nicht Tayas Wiedereinsetzung. Am 25. Ju- rikaturenstreit]. Die Demonstration beginnt zunachst¨ ni gelingt der Militarregierung¨ die Durchfuhrung¨ eines ¨ friedlich, wird dann jedoch gewaltsam. Unter ande- Referendum uber¨ die Anderung des politischen Sys- rem wird eine nahegelegene christliche Kirche ange- tems, bei dem sie die weitgehende Zustimmung der griffen. Drei Tage spater¨ verwandeln Hunderttausen- Bevolkerung¨ erhalt.¨ Zuvor sind zwei Offiziere der Ar- de schiitischer Muslime, einem Aufruf von Hisbollah- mee und einige dem Taya-Regime nahestehende Zi- Fuhrern¨ folgend, eine religiose¨ Zeremonie in eine vilisten verhaftet worden. Protestveranstaltung gegen die Karikaturen. Am 14. sl Februar versammeln sich Tausende in der Haupt- Saudi Arabien (Islamisten) stadt Beirut, um auf den ersten Jahrestag der Totung¨ des fruheren¨ libanesischen Ministerprasidenten¨ Ra- Intensitat¨ : 3 Anderung:¨ Beginn: 1990 fik Hariri aufmerksam zu machen [→ Syrien - Liba- Konfliktparteien: Islamisten vs. Regierung non; USA - Syrien]. Am 5. September wird nahe Si- Konfliktgegenstand: Nationale Macht, Ideologie / System don Samir Shehadeh, ein Ermittler im Fall des Hariri- Mordes, bei einem Bombenanschlag verletzt, vier sei- Der Konflikt um nationale Macht zwischen militanten ner Leibwachter¨ und Mitarbeiter kommen ums Leben. Islamisten, die mutmaßlich der al-Kaida angehoren,¨ Am 21. November wird Pierre Gemayel, ein fuhrender¨ und der Regierung wird weiterhin gewaltsam ausge- anti-syrischer Minister des Libanon und Fuhrer¨ der tragen. Am 12.12.05 wird Muhammad Suwail, eine maronitischen Christen, in Beirut getotet.¨ Die USA, der meistgesuchten Personen des Landes, nach ei- GB und die UN verurteilen den Mord. Syrien verneint nem Schusswechsel, bei dem funf¨ Polizisten getotet¨ jegliche Beteiligung daran. Mehr als 800.000 Men- werden, verhaftet. Am 24. Februar vereiteln Sicher- schen empfangen den Sarg Gemayels bei seiner An- heitskrafte¨ ein Selbstmordattentat mit einer Autobom- kunft in seinem Heimatdorf am 22. November. be auf eine saudische Oleinrichtung.¨ Al-Kaida hat zu Angriffen auf Oleinrichtungen¨ aufgerufen, um den ho Westen einige Monate lang zu treffen. Drei Monate Marokko (Westsahara) spater¨ toten¨ Polizisten funf¨ mutmaßliche militante Is- lamisten bei einem Schusswechsel in der Hauptstadt Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1975 Riad. Unter ihnen sind drei der meistgesuchten Per- Konfliktparteien: POLISARIO-Front vs. Regierung sonen des Landes. Am 30. Marz¨ verhaftet die Poli- Konfliktgegenstand: Sezession zei 40 mutmaßliche al-Kaida-Mitglieder. Am 23. Juni toten¨ Polizisten sechs mit al-Kaidia in Verbindung ste- Der Konflikt zwischen der POLISARIO-Front und Ma- hende Manner¨ bei einer Schießerei in Riad. Bei einer rokko um die Sezession der Westsahara bleibt un- weiteren Schießerei am 21. August werden zwei mut- gelost.¨ Am 21. April drangt¨ UN-Generalsekretar¨ Ko- maßliche Islamisten von Sicherheitskraften¨ getotet.¨ fi Annan Marokko, Gesprache¨ uber¨ eine Losung¨ des hl Konflikts mit der POLISARIO-Front zu fuhren.¨ Einen Syrien - Libanon Tag spater¨ lasst¨ Konig¨ Mohammed VI. 48 Personen frei, die wegen der Forderung nach Unabhangigkeit¨ Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1976 der Westsahara im Vorjahr inhaftiert worden sind. Konfliktparteien: Syrien vs. Libanon Dennoch scheitern alle Versuche einer durch die UN Konfliktgegenstand: Internationale Macht vermittelten Losung.¨ Am 3. November nimmt der UN- HCR die Fluge¨ zum Zweck von Familienbesuchen Der Konflikt zwischen Syrien und dem Libanon um zwischen den Sahrawi-Fluchtlingslagern¨ in Algerien internationale Macht geht weiter. Wahrend¨ die UN- und westsaharischem Territorium wieder auf. Am 18. Ermittlungen im Mordfall des fruheren¨ libanesischen Vorderer und Mittlerer Orient 67

Ministerprasidenten¨ Rafik Hariri fortgesetzt werden, kundigt¨ die USA an, funf¨ Millionen US-Dollar fur¨ die beginnen sich die Beziehungen der beiden Lander¨ Unterstutzung¨ pro-demokratischer Krafte¨ in Syrien zu normalisieren [→ Libanon (religiose¨ Gruppen)]. bereitzustellen. Wahrend¨ des Libanon-Krieges zwi- Am 12.12.05 wird der libanesische anti-syrische Po- schen Israel und der Hisbollah [→ Israel (Hisbollah)] litiker und Journalist Gibran Tueni bei einem Au- beschuldigt die USA Syrien, die Nahostkrise zur Wie- tobombenattentat in der libanesischen Hauptstadt dererlangung seines Einflusses im Libanon zu nut- Beirut getotet.¨ Der Anschlag ereignet sich Stun- zen. Am 12. September toten¨ syrische Sicherheits- den vor der Veroffentlichung¨ eines Bericht des UN- krafte¨ drei Attentater¨ wahrend¨ eines versuchten Auto- Sicherheitsrates uber¨ den Tod Hariris, in dem Syri- bombenanschlags auf die US-Botschaft in der Haupt- en mit dem Mord in Verbindung gebracht wird. Syri- stadt Damaskus. Am 1. November beschuldigt die en erklart,¨ der Anschlag zeitlich so geplant worden, USA Syrien, den Iran und die Hisbollah, den Sturz um Syriens Ruf kurz vor einer UN-Versammlung zu der libanesischen Regierung zu planen. beschadigen.¨ Trotz der Spannungen treffen sich der hl syrische Ministerprasident¨ Bashar al-Assad und sein T ¨urkei(Kurden) libanesischer Amtskollege Fuad Siniora am 28.3.06 erstmals seit Juli 2005. Im April einigen sich bei- Intensitat¨ : 4 Anderung:¨ Beginn: 1920 de Seiten auf die Aufnahme diplomatischer Bezie- Konfliktparteien: PKK/KONGRA-GEL, TAK vs. Regierung hungen. Die fortgesetzten Bemuhungen¨ des Liba- Konfliktgegenstand: Sezession non bei den Ermittlungen fuhren¨ am 3. Mai zu ei- ner Unterbrechung der Annaherung.¨ Am 5. Septem- Der Sezessionskonflikt zwischen der Kurdi- ber wird Oberst Samir Shehadeh, ein Ermittler im schen Arbeiterpartei/Kurdischer Volkskongress Hariri-Mordfall, bei einem Autobombenanschlag ver- (PKK/KONGRA-GEL) und den Freiheitsfalken Kur- letzt. Vier seiner Leibwachter¨ und Mitarbeiter werden distans (TAK) einerseits und der Regierung ande- getotet.¨ Wahrend¨ Israels Krieg gegen die Hisbollah rerseits geht unvermindert weiter. Mindestens zwolf¨ [→ Israel (Hisbollah), Israel - Libanon] unterstutzt¨ Sy- Menschen kommen Ende Marz¨ bei Starßenkump-¨ rien den Libanon politisch. Im November treten die fen in Diyarbakir ums Leben. Am 31. Marz¨ werden pro-syrischen Minister der libanesischen Regierung bei einer Bombenexplosion in Istanbul eine Per- zuruck,¨ um ihrer Forderung nach starkere¨ Einfluss son getotet¨ und 13 weitere verletzt. Der Anschlag Nachdruck zu verleihen. Am 21. November wird Pi- ist von der TAK, einer militante Splittergruppen der erre Gemayel, ein fuhrender¨ anti-syrischer Minister PKK/KONGRA-GEL, verubt¨ worden. Am 1. April ent- des Libanon, in Beirut getotet.¨ Syrien verneint jeg- sendet das turkische¨ Militar¨ 40.000 zusatzliche¨ Trup- liche Beteiligung. Zwei Tage spater¨ nehmen Zehn- pen an die irakische Grenze. Am 27. August explo- tausende an Gemayels Beerdigung teil. Menschen- dieren vier Bomben in Istanbul und Mamaris, min- massen versammeln sich in der Stadtmitte Beiruts destens 27 Menschen werden verletzt. Die TAK, die und verwandeln die Beerdigung durch das Tragen sich zu den Anschlagen¨ bekennen, drohen mit wei- von Flaggen und das Skandieren antisyrischer Paro- terer Gewalt. Am nachsten¨ Tag werden bei einem len in eine leidenschaftliche politische Kundgebung. Bombenanschlag nahe des Gemeinderatsgebaudes¨ Am 25. November gibt die libanesische Regierung ihr in Antalya drei Personen getotet¨ und 18 verletzt. Mitte endgultiges¨ Einverstandnis¨ zur Einrichtung eines in- September totet¨ eine Bombe in Diyarbakir elf Men- ternationalen Tribunals zur Anklage der Verdachtigen¨ schen. Am 27. September ruft der inhaftierte Chef im Hariri-Fall. der PKK/KONGRA-GEL, Abdullah Ocalan,¨ zu einem kv, ho Waffenstillstand auf. Die PKK/KONGRA-GEL erklart¨ daraufhin eine einseitige Waffenruhe, die am 1. Okto- Syrien - USA ber beginnt. Nichtsdestotrotz explodiert am gleichen Tag eine Bombe vor einem Krankenhaus in Mersin. ¨ Intensitat¨ : 2 Anderung: Beginn: 2003 Am 12. November toten¨ turkische¨ Sicherheitskrafte¨ Konfliktparteien: Syrien vs. USA drei kurdische Kampfer¨ im Sudosten¨ des Landes. Konfliktgegenstand: Internationale Macht, System / Ideologie dl T ¨urkei- Irak Der manifeste Konflikt zwischen der USA und Syri- en um Rustungskontrolle¨ und den US-Einfluss im Li- Intensitat¨ : 2 Anderung:¨ Beginn: 1979 banon dauert an. Die USA verlangt die Zusammen- Konfliktparteien: Turkei¨ vs. Irak arbeit Syriens mit der UN in ihren Ermittlungen im Konfliktgegenstand: Internationale Macht Mordfall des fruheren¨ libanesischen Ministerprasiden-¨ ten Rafik Hariri. Syrien verneint jedoch jegliche Be- Der Konflikt zwischen der Turkei¨ und dem Irak um in- teiligung [→ Syrien - Libanon; Syrien - Israel; Liba- ternationale Macht bleibt manifest. Am 5. Mai außert¨ non (religiose¨ Gruppen)]. Um Druck auf Syrien aus- der Irak Besorgnis uber¨ den Aufmarsch turkischer¨ zuuben,¨ ordnet US-Prasident¨ George W. Bush an, Truppen nahe seiner Grenze [→ Turkei¨ (Kurden)]. die Konten aller Personen einzufrieren, die mit der Am 1. Juli verkundet¨ die Turkei,¨ das Recht zur Uber-¨ Ermordung in Verbindung stehen. Am 18. Februar schreitung der irakischen Grenze zu haben, um mi- 68 Konfliktbarometer 2006 litante Kurden zu bekampfen.¨ Obwohl der Irak die den Uberf¨ alle¨ militanter Kurden zu unterbinden, poli- Turkei¨ davor warnt, militarisch¨ im Irak einzufallen, be- tische Parteien, die mit der Kurdischen Arbeiterpar- harrt die Turkei¨ am 17. Juli auf ihrer volkerrechtliche¨ teien (PKK/KONGRA-GEL) in Verbindung stehen, zu Rechtfertigung. Vier Tage spater¨ verurteilt die USA verbieten und sie als terroristische Organisationen einseitige Schritte seitens der Turkei.¨ Mitte Septem- einzustufen. Daraufhin kundigt¨ der Irak am 19. Sep- ber ruft der turkische¨ Ministerprasident¨ Recep Tayyip tember an, Buros¨ kurdischer Parteien zu schließen. Erdogan den Irak dazu auf, alle grenzuberschreiten-¨ dl KOSIMO 2.0 Das HIIK erfasst in seiner Datenbank Kosimo Informationen zu politischen Konflikten ab 1945. Seit 2003 fuhrt¨ es ein relationales Datenbanksystem, das den Datensatz von Kosimo 1 vollstandig¨ uberarbeit,¨ aktualisiert und er- weitert hat. Derzeit enthalt¨ Kosimo 2 Informationen zu weit mehr als 500 Konflikten in uber¨ 2.500 Teilphasen. Die neue Konzeption ermoglicht¨ die detaillierte Darstellung des Konfliktverlaufs in gewaltsamen und nichtgewaltsa- men Phasen anhand der systematischen Erfassung der Einzelmaßnahmen des Konfliktaustrags. Die Datenbank enthalt¨ zudem umfangreiche Angaben zur Struktur staatlicher und nicht-staatlicher Akteure, die in Jahreszeitrei- hen erfasst sind.

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Herausgeber: HIIK - HEIDELBERGER INSTITUT FUR¨ INTERNATIONALE KONFLIKTFORSCHUNG am Institut fur¨ Politische Wissenschaften, Universitat¨ Heidelberg, Marstallstrasse 6, D-69117 Heidelberg

Autoren (Gruppenleiter sind kursiv abgedruckt): Europa: Janine Conrad (jc), Katja Wezel (kw), Jana Banis (jb), Ozge¨ Tahiroglu Belloum (otb),¨ Sebastian Buciak (sb), Stefan Dobler (sd), Anja Geyer (ag), Alan Gotz¨ (aog), Alexander Jossifidis (aj), Ilja Kalinin (ilk), Lukasz Adrian Kowalczyk (luk), Anne Lubbers¨ (al), Larisa Okhotina(lo), Alexander Pinz (ap), Julia Ruckert¨ (jrt), Velina Rudarska (vl), Tobias Schafer¨ (ts), Steffen Wurtz¨ (stw), Tobias Wurtz¨ (tw) Sub-Sahara Afrika: Heidrun Lotta Mayer (hlm), Rudiger¨ Schwarz (rs), Christian Baukhage (cb), Peer Bohrnsen¨ (pb), Adrian Boos (ab), Thimna Bunte (tb), Daniel Cubelic (dc), David Epp (de), Tobias Etzkorn (te), Moritz Gentsch (mg), Laura Hauke (lh), Melina Heinrich (mh), Annette Kappler (kaa), Steffen Kassner (sk), Judith Kindinger (jk), Thierry Kuhn¨ (tk), Martin Lentzen (ml), Benjamin Rebenich (br), Sonja Schwalb (ssw), Stephanie Uther (stu), Rosemarie Zenker (rz) Amerika: Friedemann J. Schirrmeister (fs), Gregor Barie´ (gb), Claudia Gunther¨ (cg), Eva Gutjahr (eg), Jens Hofmann (jjh), Johannes Heckmann (jh), Michael Kirchmayer (mmk), Julia Leininger (jl), Michael Mannel¨ (mgm), Marianne Schlestein (mas), Miguel Zamorano (mz) Asien und Ozeanien: Yolanda Fernandez´ (yf), Christoph Trinn (ct), Christoph Bertolo (cb), Bernhard Bildstein (bb), Andreea Cristea (ac), Jan Deuter (jd), Stefan Diederich (sdi), Julienne Ernst (je), Dominik Frommherz (df), Stephan Giersdorf (sg), Dominik Imhof (di), Benjamin Krug (bk), Martin Lentzen (ml), Kerstin Probstel¨ (kp), David Rosch¨ (dar), Pascal Sadaune (ps), David Schenke (ds), Caja Schleich (cs), Arlo Schweizer (as), Suat Selcuk (sus), Carsten R. Vonnoh (cv), Thomas Wencker (tw), Tobias Wurtz¨ (tow) Vorderer und Mittlerer Orient: Holger Oswald (ho), Suat Selcuk (sus), Christian Arnold (cha), Ruben Dieckhoff (rd), Tina Hennecken (th), Hendrick Lehmann (hl), Daniela Leitner (dl), Sebastian Lingsch (sl), Gerrit Schlomach (gs), Tobias Selge (ts), Omar Sharaf (os), Klaus Frederik Vettel (kv), Thomas Zaelke (tz), Silke Zaulig (sz) zusatzliche¨ Autoren: Susanne Fischer Redaktion: Peer Bohrnsen,¨ Janine Conrad, Yolanda Fernandez, Alan Gotz,¨ Jens Hofmann, Pamela Jawad, Hei- drun Lotta Mayer, Holger Oswald, Suat Selcuk, Friedemann J. Schirrmeister, Rudiger¨ Schwarz, Katja Wezel Datenbank und Statistische Analyse: Julian-G. Albert, Lars Scheithauer, Nicolas Schwank Layout: Julian-G. Albert, Lars Scheithauer Konzeptionalisierung: Pamela Jawad, Nicolas Schwank Gesamtleitung: Pamela Jawad, Heidrun Lotta Mayer 90 80 0 0

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