SÜDOSTSTEIERMARK Eine regionalpolitische Studie zur Zukunft des Bezirks

Studie 1 | 2021

Herausgeber und Hersteller: Wirtschaftskammer Steiermark Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung Körblergasse 111-113 8010

Rückfragen: Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an das Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der Wirtschaftskammer Steiermark T +43 (0)316 601-796 E [email protected]

Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Simone Harder Mag. Robert Steinegger Christina Kaltenegger, MSc

Graz, 10. Februar 2021

INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTS- UND STANDORTENTWICKLUNG

VORWORT

„Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.“ Victor Hugo

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!

als Unternehmensvertreter liegt uns die wirtschaftliche Zukunft des Bezirks Südoststeiermark besonders am Herzen. Der rasche technologische Fort- schritt sowie die damit einhergehenden strukturellen Veränderungen in Gesell- schaft und Wirtschaft erfordern, dass wir unseren Blick nach vorne richten und die Entwicklungsmöglichkeiten für unseren Bezirk ausloten.

KommR Günther Johann Stangl Obmann der Regionalstelle Wir haben daher das Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der Südoststeiermark WKO Steiermark beauftragt, auf Basis wesentlicher volkswirtschaftlicher WKO Steiermark Kennzahlen die Stärken und Schwächen des Bezirks zu analysieren und die Chancen und Herausforderungen für die Zukunft aufzuzeigen. Auf Basis der Ergebnisse sollen wirtschaftspolitische Maßnahmen abgeleitet werden, um auch künftig unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu sichern. Die Südost- steiermark verfügt über eine solide Ausgangsbasis, nichtsdestotrotz gibt es Bereiche, in denen wir den sprichwörtlichen Hebel ansetzen müssen. Diese Studie sollte daher dafür genutzt werden einen Abstimmungsprozess im Be- zirk einzuleiten und dadurch die Südoststeiermark in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Mag. Josef Sommer Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Obmann-Stellvertreter der Regionalstelle Südoststeiermark WKO Steiermark

KommR Günther Johann Stangl Mag. Josef Sommer Regionalstellenobmann Regionalstellenobmann-Stv.

Thomas Heuberger Leiter der Regionalstelle Südoststeiermark WKO Steiermark

Thomas Heuberger Regionalstellenleiter

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INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG ...... 3

2 LAGE, ERREICHBARKEIT UND INFRASTRUKTUR ...... 6

2.1 Verkehrsinfrastruktur und Mobilität ...... 8 2.2 Schienen- und Straßenbereich: Bedeutende Projekte der überregionalen Erreichbarkeit ...... 13 2.3 Digitale Infrastruktur ...... 16

3 DEMOGRAFIE UND BILDUNG ...... 19

3.1 Demografische Entwicklung und Prognose ...... 19 3.2 Pendlerbewegungen ...... 21 3.3 Bildung in der Südoststeiermark ...... 24

4 ARBEITSMARKT, EINKOMMEN & KAUFKRAFT ...... 30

4.1 Arbeitsmarkt ...... 30 4.2 Einkommen ...... 33

5 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR, GRÜNDUNGEN UND ZUKUNFTSFELDER ...... 36

5.1 Wirtschaft und struktureller Wandel ...... 36 5.2 Strukturwandel und Zukunftsfelder ...... 41

6 TOURISMUS UND GESUNDHEITSSTANDORT ...... 47

6.1 Tourismus ...... 47 6.2 Gesundheits- und Lebensstandort ...... 51

7 HANDELSBEZIEHUNGEN MIT SLOWENIEN UND UNGARN ...... 53

8 STÄRKEN-SCHWÄCHEN-PROFIL...... 58

9 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN ...... 59

9.1 Wirtschaft und Innovation ...... 59 9.2 Demografie, Bildungs- und Lebensstandort ...... 60 9.3 Infrastruktur- und Mobilitätsoffensive ...... 61 9.4 Internationalisierung und Tourismus ...... 61

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...... 63

11 TABELLENVERZEICHNIS ...... 65

12 LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS ...... 66

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Gleichheitsgrundsatz

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde in der vorliegenden Studie bei den verwendeten Begriffen und Bezeichnungen auf eine geschlechtsspezifische Formulierung verzichtet. Wir möchten ausdrücklich fest- halten, dass die bei Personen verwendeten maskulinen Formen für alle Geschlechter zu verstehen sind.

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1 EINLEITUNG

Ausgangspunkt für die vorliegende regionalökonomische Analyse des Bezirkes Südost- Die Südoststeier- steiermark war ein Bezirksranking im Jahr 2018 unter allen österreichischen Bezirken, mark weist seit 2018 welches der Region ein äußerst schlechtes Zeugnis ausstellte. Bei diesem Ranking wur- eine positive Ent- wicklungsdynamik den insgesamt 19 Indikatoren aus vier verschiedenen Themenbereichen ermittelt und auf und konnte sich miteinander verglichen. In diesem Sinne wurden das aktuelle Niveau der jeweiligen Indi- im Bezirksranking katoren sowie deren Entwicklungsdynamik (relative Veränderung) herangezogen und 2020 der Pöch- im Anschluss ein Ranking der 94 österreichischen Bezirke erstellt. Im Zuge dessen wur- hacker Innovation den vier unterschiedliche zukunftsrelevante Themenbereiche beleuchtet: Demografie, Consulting GmbH Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Innovation sowie Lebensqualität. Das Ergebnis der Ana- auf Rang 70 verbes- sern. lyse sollte Aufschluss über die „Zukunftsfähigkeit“ der österreichischen Bezirke geben.

Der Bezirk Südoststeiermark belegte im ersten Zukunftsranking den unerfreulichen 91. Platz. Ausschlaggebend für diese überraschend schlechte Platzierung waren laut Pöch- hacker Innovation Consulting GmbH unterdurchschnittliche Ergebnisse in den Berei- chen Demografie und Lebensqualität. Dieser Befund liegt jedoch mittlerweile zwei Jahre zurück. Die Südoststeiermark weist seitdem eine positive Entwicklungsdynamik auf und rangiert im österreichweiten Pöchhacker-Dynamik Ranking sogar auf Rang 18. Aus- schlaggebend dafür, ist in erster Linie der Bereich Wirtschaft und Innovation. Zum einen verfügt die Südoststeiermark über überdurchschnittlich viele IKT-Beschäftigte, zum an- deren konnte, laut Zukunftsranking, die Unternehmensdichte und Gründungsintensität in den vergangenen Jahren gesteigert werden. 2020 belegt der Bezirk damit österreich- weit Rang 70. Damit konnte die Region rund um Feldbach und 20 Plätze im Vergleich zu 2018 gutmachen, auch wenn die Indikatoren im Bereich Demo- grafie und Arbeitsmarkt noch immer im unteren Bereich angesiedelt sind.

Die verwendeten Kennzahlen, auf denen das Pöchhacker-Zukunftsranking beruht, sind in Tabelle 1 (S. 4) ersichtlich. Das Zukunftsranking basiert insgesamt auf 36 Indikatoren, wobei diese thematisch in die oben genannten vier Bereiche untergliedert werden. Laut Pöchhacker Innovation Consulting GmbH orientierte sich die Auswahl der statistischen Kennzahlen „an bewährten internationalen und europäischen Rankings zur Wettbe- werbsfähigkeit und Entwicklungspotenzialen von verschiedenen Ländern und Regio- nen“ (Pöchhacker-Tröscher et al. 2020, S. 38). Im Zuge des Bezirksvergleichs werden die zugrundeliegenden Indikatoren nach den Dimensionen „Niveau“ (Abbildung der Ist- Situation auf Basis der aktuellsten verfügbaren Daten) sowie „Dynamik“ (Veränderung der Indikatoren im Zeitverlauf) analysiert.

Die Indikatoren-Auswahl und methodische Vorgehensweise mögen sich zwar an jene internationaler und europäischer Rankings orientieren, in einigen Teilbereichen stellt sich dennoch die Frage, ob die verwendeten Kennzahlen als alleiniger Maßstab für die Entwicklungspotenziale eines Standortes gesehen werden können. Beispielsweise kön- nen im Bereich „Lebensqualität“ die verwendeten Kennzahlen einen ersten Eindruck ver- mitteln, tatsächlich wird diese aber von weiteren Aspekten wie z.B. Erreichbarkeit, Wohnsituation, Umwelt oder auch Kultur- und Freizeitangebot wesentlichen mitbe- stimmt. So hat im Vergleich eine Analyse des Mathematikers Rudolf Taschner den Be- zirk in puncto Lebensqualität im Jahr 2013 auf Platz 2 aller österreichischen Bezirke gereiht,1 während derselbe Bezirk bei der „Lebensqualität“ bei der Studie von Pöch- hacker Innovation Consulting GmbH im hinteren Bereich rangiert.

1 Vgl. NEWS (2013).

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Tabelle 1: Zukunftsranking Themenbereiche inkl. Indikatorenset 2020 Sind 36 Indikatoren Säulen Niveau Dynamik* zur Bestimmung der Fertilitätsrate 2018 Veränderung 14/15-17/18 Zukunftsfähigkeit ei- nes Bezirks ausrei- Anteil junger Erwachsener (15-29 Jahre) an der Demografie Veränderung 15/16-18/19 chend? Gesamtbevölkerung 2019 Wanderungssaldo junger Erwachsener (15-29 Veränderung 14/15-17/18 Jahre) 2018 je Einwohner Arbeitsplatzdichte (Erwerbstätige je Einwoh- Veränderung 13/14-16/17 ner) 2017 Arbeitslosenquote 2019 Veränderung 15/16-18/19

Arbeitnehmerbruttoeinkommen pro Kopf 2018 Veränderung 14/15-17/18 Arbeitsmarkt Erwerbstätige mit tertiärer Ausbildung in % al- Veränderung 13/14-16/17 ler Erwerbstätigen 2017 Erwerbstätige mit Pflichtschulabschluss in % Veränderung 13/14-16/17 aller Erwerbstätigen 2017 Frauenerwerbsquote 2017 Veränderung 13/14-16/17

Gründungen je 1.000 Einwohner 2018 Veränderung 14/15-17/18 Erwerbstätige im Sektor der wissensintensiven Veränderung 13/14-16/17 Dienstleistungen in % der Erwerbstätigen 2017 Wirtschaft & Erwerbstätige im High-Tech-Produktionssektor Veränderung 13/14-16/17 Innovation in % der Erwerbstätigen 2017 Erwerbstätige im IKT-Sektor in % der Erwerb- Veränderung 13/14-16/17 stätigen 2017 Aktive Wirtschaftskammer-Mitglieder je 1.000 Veränderung 14/15-17/18 Einwohner 2018 Straftaten je 1.000 Einwohner 2018 Veränderung 14/15-17/18

Kindertagesstätten je 1.000 Einwohner 2018 Veränderung 14/15-17/18 Lebensqualität Arztpraxen/freiberufliche Ärzte je 1.000 Ein- Veränderung 13/14-16/17 wohner 2017 Kommunalschulden je Einwohner 2018 Veränderung 14/15-17/18

Erläuterung zum Dynamik-Ranking: Um statistische Schwankungen in einzelnen Jahren auszuglei- chen, wurden jeweils die Durchschnittswerte des Basisjahres und des darauffolgenden Jahres sowie des letztverfügbaren und des vorherigen Jahres gebildet. (S. 40, Pöchhacker-Tröscher et al. 2020). Quelle: Pöchhacker-Tröscher et al. 2020, S. 39.

Um ein aussagekräftigeres Bild über die Ist-Situation und das Zukunftspotenzial der Auf Basis einer Südoststeiermark zu erhalten, werden in der vorliegenden regionalpolitischen Studie volkswirtschaftli- chen Analyse ist es des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WKO Steiermark volkswirt- Ziel der vorliegen- schaftliche Kennzahlen analysiert, welche in weiterer Folge als Grundlage für die Ablei- den Studie die Stär- tung von Entwicklungsmöglichkeiten und wirtschaftspolitischen Handlungsempfehlun- ken und Schwächen gen dienen sollen. Im Detail werden dazu die statistischen Daten des Bezirkes Südost- der Südoststeier- steiermark mit jenen der drei steirischen Nachbarbezirke Weiz, Hartberg-Fürstenfeld mark aufzuzeigen und Leibnitz sowie in Teilbereichen mit dem Bezirk Jennersdorf im Südburgenland ver- und Entwicklungspo- tenziale abzuleiten. glichen und ergänzend dazu – sofern verfügbar – auch Daten der slowenischen Regio- nen Pomurska und Podravska herangezogen.

Die gegenständliche Studie legt dabei besonderes Augenmerk auf die Untersuchung möglicher wirtschaftlicher Zukunftsfelder, des Innovationspotenzials, der bestehenden Kooperationskultur, der Fachkräftesituation sowie standortrelevanter Rahmenbedin-

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gungen im Bezirk unter Berücksichtigung der überregionalen und grenzüberschreiten- den Wirtschaftsverflechtungen. Konkret sollen im Zuge der Analyse folgende Fragen beantwortet werden:

. Wo liegen die wirtschaftlichen Stärken und Schwächen der Südoststeiermark im Vergleich zu den angrenzenden Bezirken? . Was sind die wirtschaftlichen Zukunftsfelder des Bezirks mit Entwicklungspo- tenzial für etablierte Unternehmen, Unternehmensgründungen und Ansiedelun- gen? . Wie ist es um das Fachkräftepotenzial im Bezirk bestellt und was kann getan werden um das bestehende Potenzial bestmöglich zu nutzen? . Welche Infrastruktur ist für die Zukunftsfähigkeit des Bezirkes notwendig und wo besteht konkreter Handlungsbedarf?

Dementsprechend werden folgende Teilbereiche beleuchtet: 1. Erreichbarkeit und Infra- struktur, 2. Demografie und Bildung, 3. Arbeitsmarkt, Einkommen und Kaufkraft, 4. Wirt- schaftsstruktur, Gründungen und Zukunftsfelder, 7. Tourismus und Gesundheitsstand- ort sowie 8. Handelsbeziehungen mit Slowenien und Ungarn. Im Abschlusskapitel wer- den die Ergebnisse der Analyse in einem Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Profil zu- sammengefasst. Darauf basierend wird eine Handlungs- und Forderungsagenda für die Südoststeiermark abgeleitet, die als Grundlage für regional- und landespolitische Dis- kussionen dienen kann.

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2 LAGE, ERREICHBARKEIT UND INFRASTRUKTUR

Der Bezirk Südoststeiermark bzw. das Vulkanland sind statistisch gesehen ein Teil der NUTS-3-Region Oststeiermark mit den beiden weiteren Bezirken Weiz und Hartberg- Fürstenfeld. Die Oststeiermark wird gemäß WIFO als eine ländliche Region klassifiziert,2 die weder humankapitalintensive, noch sachkapitalintensive Charakteristika aufweist. Diese Einstufung trifft also auch für den Bezirk Südoststeiermark zu. Die Lage der Re- gion sowie die Tatsache, dass innerhalb der Region kein größerer, zusammenhängender Agglomerationsraum mehrerer Städte bzw. Gemeinden feststellbar ist, unterstreicht diese Einschätzung.

Der Gegensatz zwischen Zentrum und Peripherie im Bezirk Südoststeiermark wird auch dadurch ersichtlich, dass Feldbach mit über 13.000 Einwohnern die größte Stadt des Bezirkes darstellt und gemäß der Einstufung des Österreichischen Instituts für Raum- planung (ÖIR) zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum mit Fürstenfeld und Weiz zählt. Der Bezirksteil südlich von Feldbach mit den beliebten Kur- und Thermenorten Bad Glei- chenberg und Bad Radkersburg wird laut der Abteilung 17 des Landes Steiermark für Landes- und Regionalentwicklung als touristisches Naherholungsgebiet ausgewiesen.

Abbildung 1: Wirtschaftsstrukturelle Cluster Steiermark

Der Gegensatz zwi- schen Zentrum und Peripherie ist in der Südoststeiermark stark ausgeprägt. Mit Ausnahme von Feldbach gibt es keine maßgeblichen Agglomerationen im Bezirk.

Quelle: Neugebauer, W. et al. (2018), S. 11.

Der Bezirk Südoststeiermark hat zwei regionale Zentren: Feldbach im Norden und Bad Radkersburg im Süden. Teilregionale Versorgungszentren im nördlichen Bezirksteil sind Kirchbach in der Steiermark, St. Stefan im Rosental, Gnas, , , sowie . ist zwar kein teilregionales Zentrum, hat aber eine tagestouristische Vormachtstellung. Im ehemaligen Bezirk Bad Radkersburg sind

2 Vgl. WIFO (2016).

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die größeren Orte bzw. teilregionalen Versorgungszentren , , Hal- benrain, St. Peter am Ottersbach sowie .

Abbildung 2: Regionale Zentren und teilregionale Versorgungszentren Die regionale Identi- tät der Bevölkerung entspricht nicht der Verwaltungseinheit „Südoststeiermark“.

Quelle: Land Steiermark, Regionaler Mobilitätsplan (2018), S. 16.

Eine isolierte Betrachtung der Südoststeiermark als Region im engeren Sinn erweist sich als schwierig, da zum einen der Raum nördlich von Feldbach starke Verflechtungen mit den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld und Weiz aufweist und sich zum anderen der süd- westliche Bezirksteil stark an Leibnitz orientiert. Letzteres wurde auch durch die Auftei- lung der Gemeinde auf die angrenzenden Marktgemeinden St. Veit in der Süd- steiermark und Straß im Bezirk Leibnitz deutlich. Zudem grenzt der Süden des Bezirks an Slowenien und der Osten an das Burgenland bzw. Ungarn.

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Abbildung 3: Funktionelle Klassifikation der Steiermark – Strukturbild der Steiermark

Quelle: Land Steiermark (2020).

Auch die funktionelle Klassifikation der Steiermark untermauert diese Feststellung. Die Entwicklungsachse Weiz-Gleisdorf erstreckt sich bis in die Südoststeiermark hinein. Die Entwicklungsachse Graz-Maribor tangiert die Südoststeiermark im Westen. Augen- scheinlich ist wie bereits eingangs erwähnt, dass es trotz der beiden regionalen Zentren keinen größeren, zusammenhängenden Agglomerations- und Wirtschaftsraum in der Südoststeiermark gibt, obwohl Feldbach Potenzial dazu hätte.

2.1 Verkehrsinfrastruktur und Mobilität

Die infrastrukturelle Erreichbarkeit der Region für den motorisierten Individualverkehr ist Die infrastrukturelle durch das Fehlen einer direkten Autobahnanbindung eingeschränkt. Das verhältnismä- Erreichbarkeit des ßig gut ausgebaute Landesstraßennetz in der Region kompensiert diesen Umstand aber Bezirks für den mo- torisierten Individu- zum Teil. Die nördlich verlaufende Südautobahn (A2) bis Gleisdorf Süd und die nieder- alverkehr ist durch rangige B68 sind die wichtigsten Straßenabschnitte, um den größten Ballungsraum der das Fehlen einer un- Region, Feldbach, von Graz aus zu erreichen. Für die Erreichbarkeit von Riegersburg ist mittelbaren Auto- ebenso die A2 bzw. die B66 ab Ilz maßgeblich. Generell ist durch die B66 eine gute Nord- bahnanbindung ein- Süd-Erreichbarkeit des gesamten Bezirkes gegeben. Der südöstliche Zugang zur Region geschränkt. erfolgt über die A9 Pyhrnautobahn und die B69, welche für die Erreichbarkeit von Mu- reck und Bad Radkersburg (von Graz aus) wesentlich ist.

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Abbildung 4: Straßennetz Südoststeiermark

Die A2 im Norden und die A9 im Süd- Westen sind für die überregionale Er- reichbarkeit der Südoststeiermark maßgeblich.

Quelle: Land Steiermark (2020) – GIS – Download.

Tabelle 2: Erreichbarkeit größerer Orte ausgehend von Feldbach und Bad Radkersburg

Erreichbarkeit größerer Orte ausgehend von Feldbach im Umkreis von 15 Kilometern Autominuten Ort Entfernung in Kilometer (schnellste Route) 8 min 7,7 km Kirchberg an der Raab 12 min 10,9 km Riegersburg 13 min 9,8 km Gnas 14 min 13,0 km Fehring 14 min 10,8 km Bad Gleichenberg 16 min 12,7 km Eichkögl 17 min 13,2 km Erreichbarkeit größerer Orte ausgehend von Bad Radkersburg im Umkreis von 15 Kilometern Autominuten Ort Entfernung in Kilometer (schnellste Route) 7 min 5,7 km Klöch 10 min 9,3 km 15 min 13,6 km

Quelle: Google Maps, IWS-Darstellung.

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Die Erreichbarkeit von Feldbach, der fünftgrößten Stadt der Steiermark, ist verhältnis- Die interregionale mäßig gut, eine Aufwertung der B68 zu einer Autostraße ist aber mittelfristig anzustre- Anbindung zwischen ben. Die steirische Landeshauptstadt kann von Feldbach ausgehend in weniger als einer Feldbach und Bad Radkersburg ist aus- Stunde mit dem PKW erreicht werden, nach Gleisdorf (unter normalen Verkehrsbedin- baubar. gungen) und Fürstenfeld gelangt man in rund 30 Minuten. Zudem sind die meisten teil- regionalen Zentren sowie Riegersburg im Norden in 15 Autominuten oder weniger er- reichbar. Die interregionale Anbindung der zwei regionalen Zentren Bad Radkersburg und Feldbach untereinander ist hingegen mit 37 Autominuten als enorm lange einzustu- fen, was ein entscheidender Grund für das mangelnde, regionale Identitätsbewusstsein ist. Die Südoststeiermark ist somit aus verkehrsinfrastruktureller Sicht zweigeteilt.

Zur besseren Nachvollziehbarkeit der Erreichbarkeit von Feldbach und Bad Radkersburg ist diese in den nachfolgenden Abbildungen als Zeit-Raum-Karten (Isochronen) darge- stellt. Daraus wird deutlich, dass man von Feldbach sowohl nach Wien als auch nach Klagenfurt in etwa zwei Autostunden benötigt. Von Bad Radkersburg ausgehend ist die Erreichbarkeit von größeren Städten jedoch eingeschränkt: So ist beispielsweise die steirische Landeshauptstadt Graz bei guten Verkehrsbedingungen mit dem PKW in ei- ner Stunde und 11 Minuten erreichbar, während man vergleichsweise von Feldbach nach Graz rund 50 Minuten benötigt3. Die Erreichbarkeit von Ljubljana und Zagreb ist von Bad Radkersburg ausgehend zwar besser, aber mit knapp über zwei Stunden nicht maßgeblich attraktiv.

Abbildung 5: Erreichbarkeit von Feldbach innerhalb von 2 Stunden (Isochrone) Von Feldbach aus- gehend sind Wien und Klagenfurt in etwa zwei Stunden erreichbar.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES (2019).

3 Vgl. auch Google Maps – Abfrage unter guten Verkehrsbedingungen.

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Abbildung 6: Erreichbarkeit von Bad Radkersburg innerhalb von 2 Stunden (Isochrone) Von Bad Radkers- burg ausgehend muss deutlich mehr Zeit einkalkuliert werden, um in grö- ßere Städte zu ge- langen.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES (2019).

Ein Indikator, der die Abhängigkeit der Bevölkerung von Autos generell verdeutlicht, ist die PKW-Dichte bzw. der Motorisierungsgrad. In der Südoststeiermark und Hartberg- Fürstenfeld ist die Anzahl an PKW mit 696 bzw. 697 PKWs je 1.000 Einwohner steier- markweit am höchsten (siehe nachfolgende Abbildung). Die PKW-Dichte ist dabei seit 2011 in allen Bezirken – mit Ausnahme von Graz, wo diese stagniert – gestiegen. Die jährliche durchschnittliche Wachstumsrate der PKW-Dichte in der Südoststeiermark be- trug 1,3 %, am stärksten war die Zunahme jedoch in Murau mit 1,7 % pro Jahr.

Abbildung 7: PKW-Dichte im Bezirks- und Steiermarkvergleich 2018

Die Südoststeier- mark weist die zweithöchste PKW- Dichte im Bezirks- vergleich auf.

Quelle: Statistik ; Landesstatistik Steiermark; IWS-Darstellung.

Die Hauptachsen des öffentlichen Verkehrs bilden die S-Bahnlinien. Die S3 bzw. die stei- rische Ostbahn verbindet Fehring bzw. Feldbach mit Gleisdorf und Graz. Diese hat im

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Zeitraum 2007 bis 2015 an Bedeutung gewonnen. Das belegen mitunter die stark stei- genden Fahrgastzahlen von gut 5.000 auf mittlerweile mehr als 9.000, während andere Bahnlinien im wesentlichen konstante Fahrgastzahlen aufweisen.4

Abbildung 8: Steirisches Bahnnetz mit Fokus Graz und Südoststeiermark Die S-Bahnlinien bil- den die Hauptach- sen des öffentlichen Verkehrs. Während die steirische Ost- bahn steigende Fahrgastzahlen ver- buchen kann, hat die Bad Gleichenberger Bahn in Zukunft nur mehr eine touristi- sche Funktion.

Quelle: Land Steiermark, Regionaler Mobilitätsplan (2018).

Von Gleisdorf ausgehend kann Weiz über die S31 erreicht werden. Die Nutzung der Bad Gleichenberger Bahn wurde Ende 2020 für den planmäßigen Personenverkehr einge- stellt und sollte im Jahr 2021 in eine rein touristische Nutzung übergeführt werden. Pa- rallel zur Bahnlinie führt ein gut beschilderter Fahrradweg; die Fahrradmitnahme in allen Zügen sollte daher weiterhin möglich sein.

Abbildung 9: Eisenbahnverbindung zwischen Bad Radkersburg und Spielfeld

Quelle: Eisenbahnatlas Österreich (2010).

4 Land Steiermark, regionaler Mobilitätsplan (2018).

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Die Verbindung zwischen Spielfeld-Straß und Bad Radkersburg (Radkersburger Bahn) wird über die S51 von den ÖBB bedient. Geplant ist hier ein bedeutendes Attraktivie- rungskonzept, das die Verbindung von Bad Radkersburg und Graz in rund einer Stunde ermöglichen würde. Dies soll durch eine Beschleunigung und die Einbindung in die Ver- bindung Maribor – Graz erfolgen.

Trotz der vergleichsweise guten Schienenanbindung von Feldbach mit der Landes- Alternative Mobili- hauptstadt Graz ist das Angebot an alternativen Mobilitätsformen (insbesondere inner- tätsformen leisten regional) auszuweiten. Dies trifft vor allem auf die Nord-Süd-Erschließung des Bezirkes einen wesentlichen Beitrag zur Reduk- zu, wo de facto keine Schienenanbindung vorhanden ist. Anrufsammeltaxisysteme (so- tion der PKW-Ab- genannte MIKRO-ÖV-Lösungen) könnten zur Reduktion der privaten PKW-Abhängigkeit hängigkeit in einer beitragen, wenn sie professionell eingerichtet werden. Zur Bedienung der letzten Meile Region. sollte, wie im regionalen Mobilitätsplan erläutert, auch das Radnetz erneuert bzw. at- traktiver werden, da auch die Elektromobilität (E-Bike, E-Scooter etc.) die Reduktion der PKW-Abhängigkeit unterstützen kann.

2.2 Schienen- und Straßenbereich: Bedeutende Projekte der überregiona- len Erreichbarkeit

Im folgenden Abschnitt sind die wesentlichen Infrastrukturprojekte im Schienen- und Straßenbereich für die Südoststeiermark kurz zusammenfassend dargestellt. Nachfol- gende Abbildung veranschaulicht die Bedeutung der verkehrsinfrastrukturellen Ertüch- tigung der Region, die von den Hauptverkehrsachsen Pyhrnautobahn bzw. Südbahn im Westen und A2 bzw. (in Zukunft) S7 im Norden eingeschlossen ist.

Abbildung 10: Überregionale Projekte im Schienen und Straßenbereich Steiermark

Quelle: BMVIT – Rahmenplan ÖBB und ASFINAG 2018 bis 2023

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Steirische Ostbahn: Elektrifizierung der Bestandsstrecke bis Jennersdorf und Neutrassierung Graz-Gleisdorf

Die vollständige Elektrifizierung der steirischen Ostbahn (Bestandsstrecke) ist im Rah- Steirische Ostbahn: menplan 2021-2026, der gemeinsam zwischen den ÖBB und dem Bundesministerium Elektrifizierung der für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Ende Bestandsstrecke zwischen Graz und 2020 beschlossen wurde, vorgesehen. Laut Auskunft der Abteilung 16 des Landes Stei- Jennersdorf und ermark für Verkehr und Landeshochbau ist der Baubeginn frühestens 2023 angedacht. langfristige Integra- tion in die Koralm- Abbildung 11: Steirische Ostbahn: Neutrassierung und Einbindung in die Koralmbahn bahn.

Quelle: ÖBB Infrastruktur (2013).

Eine Aufwertung der Region Südoststeiermark würde sich neben der Elektrifizierung der Bestandsstrecke auch durch eine Einbindung der steirischen Ostbahn in die Koralm- bahn ergeben (siehe Abbildung 11). Das Projekt, das vom Bahnhof Messendorf nach Gleisdorf entlang der A2 verlaufend, einen Neubau mit einer Tunnellösung vorsieht, be- findet sich bei den ÖBB in Planung, ist aber bis 2023 noch nicht in den BMK-Ausbauplä- nen enthalten. Auch eine Anbindung von Feldkirchen und Raaba bzw. des Gütertermi- nals Cargo Center Graz ist hier berücksichtig. Die Vorteile wären folgende: . 50 % Fahrzeitverkürzung für den Personenverkehr in diesem Abschnitt . Reduzierung der Neigung auf max. 10 Promille . Eine direkte Anbindung an das Cargo Center Graz über die steirische Ostbahn . Eine Einbindung in die Koralmbahn und baltisch-adriatische Achse Damit dieses Projekt in Zukunft umgesetzt werden kann, sind die dafür notwendigen Flächen zu sichern.

Abbildung 12: TEN-T Korridore

Quelle: Europäische Kommission (2021).

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Aus internationaler Perspektive kann über die Verknüpfung der Koralmbahn mit der stei- Eine bessere Er- rischen Ostbahn eine Anknüpfung an den Mediterranen Eisenbahnkernnetzkorridor (vgl. reichbarkeit der Abbildung 12, grüne Linie) und somit eine Anbindung nach Budapest und der ukraini- Südoststeiermark kann durch einen schen Grenze erfolgen. gezielten Ausbau der Schienen- und Radkersburger Bahn: Attraktivierung der Graz-Anbindung und Lückenschluss Verkehrsinfrastruk- nach – Slowenien tur erreicht werden.

Die Radkersburger Bahn verbindet den Süden des Bezirkes Leibnitz mit Bad Radkers- burg. Eine Attraktivierung der Strecke von Spielfeld-Straß nach Bad Radkersburg steht bevor; damit sollten in Verbindung mit einer besseren Taktung Richtung Graz Fahrzeiten von Bad Radkersburg nach Graz in rund einer Stunde erreicht werden (derzeit rund eine Stunde und 15 Minuten).

Aufgrund von Bombardierungen im zweiten Weltkrieg wurde die Brücke nach Slowenien (Oberradkersburg – Gornja Radgona) zerstört; daher gibt es eine Lücke im Bahnnetz, die auch aus symbolischen Gründen zu schließen wäre. Hier sollte die Trasse ebenfalls langfristig gesichert werden, um eine weitere Verbauung zu verhindern.

Aufwertung der Strecke Feldbach – Wien durch Semmeringbasistunnel

Durch den Bau des Semmeringbasistunnels wird die Strecke Graz – Wien ab 2027 um rund 45 Minuten beschleunigt, dadurch ergeben sich auch für die Strecke Feldbach – Wien über Graz maßgebliche Verbesserungen. Eine Taktung der S3 mit der Railjet-Ver- bindung von Graz nach Wien ist anzustreben, um die Strecke Feldbach – Wien mit der Bahn als Alternative gegenüber dem Weg über Fehring – Wiener Neustadt aufzuwerten. Dadurch wäre eine Fahrzeit in unter drei Stunden möglich.

A9: Graz – Spielfeld

Die A9 bildet im Süden das Eintrittstor in den Bezirk Südoststeiermark. Durch die stän- dige Verkehrszunahme durch den Wachstumsraum Leibnitz gibt es vor allem im Ab- schnitt Graz – Kapazitätsprobleme, die sich mit der Zeit auch bis Spielfeld fort- setzen werden. Die ASFINAG arbeitet deshalb bis 2025 an einer Kapazitätserweiterung der Pyhrnautobahn zwischen Graz und Wildon, die ab 2026 Richtung Spielfeld fortge- setzt werden soll. Ein durchgängiger, dreispuriger Ausbau der Strecke Graz – Spielfeld in jede Richtung würde die Erreichbarkeit des südlichen Teils des Bezirkes Südoststei- ermark aufwerten.

B68: Ausbau zu einer sicheren Autostraße

Der Straßenabschnitt zwischen Gleisdorf und Feldbach (Abzweigung von der A2, B68) sollte schrittweise zu einer höherrangigen Autostraße mit mehr Verkehrssicherheit aus- gebaut werden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung zum Abschnitt Fladnitz – Saaz be- findet sich bereits im Verfahrensstatus. Im Falle eines positiven Bescheids 2021 könnte 2022 die Ausschreibungen und 2023 der Baubeginn erfolgen.5

5 Vgl. Kleine Zeitung (2019), siehe Link.

15 INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTS- UND STANDORTENTWICKLUNG

S7: Fürstenfelder Schnellstraße

Durch die S7 (siehe Abbildung 13) wird insbesondere die Anbindung der Südost- steiermark an Ungarn gestärkt. Die Gesamtfertigstellung soll laut ASFINAG 2023 erfol- gen. Derzeit steht jedoch eine Trassenverlegung im Raum, weil eine zu schützende Li- bellenart bei der ursprünglich zu verlaufenden Trasse heimisch ist.

Abbildung 13: Fürstenfelder Schnellstraße

Quelle: ASFINAG – interne Präsentation (Juli 2019).

2.3 Digitale Infrastruktur

Schnelle Datenleitungen sind eine Grundvoraussetzung für die digitale Transformation Die 30-Mbit/s-Da- in allen Branchen (von der Industrie über den kleinen Gewerbebetrieb bis hin zum Trans- tenrate gilt derzeit portsektor). Mit einem leistungsfähigen Internetanschluss ist es möglich, wissensinten- (noch) als Grenze zum „Next Genera- sive Tätigkeiten bzw. Dienstleistungen im B2B- und privaten Bereich auch außerhalb tion Access“. großer Ballungszentren anzubieten. Im Dienstleistungssektor wird damit der Absatz- markt in vielen Teilbereichen nicht mehr durch die geographische Nähe beschränkt. Dies ist mit ein Grund dafür, warum der Breitbandausbau in den Regionen zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Die 30 Mbit/s-Datenrate gilt dabei derzeit (noch) als Grenze zum „Next-Generation Ac- cess“. Mit mehr als 30 Mbit/s im Download funktionieren die meisten privaten und ge- schäftlichen Anwendungen über das Internet heute gut, wobei man erst ab einer Band- breite von 100 Mbit/s – etwa in einem Mehrpersonenhaushalt mit mehreren Smart-TVs – oder im industriell-gewerblichen Bereich von rund 200 Mbit/s mit symmetrischer An- bindung (= dieselbe Up- und Download-Geschwindigkeit) von „problemloser“ bzw. „frik- tionsfreien“ Datenverbindungen gesprochen werden kann. Längerfristig ist vor allem im produzierenden Bereich ohnehin von einer Gigabitfähigkeit als Erfordernis auszugehen.6

6 Bereits im Jahr 2017 bei einer von der WKO Steiermark durchgeführten Umfrage gaben 28 % aller befragten steirischen Unternehmen Datenraten von über 100 Mbit/s im Download als zeitgemäß an, für 23 % galt die 50 Mbit/s–Grenze bereits als „state of the art“.

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Die Steiermark hinkt anderen Bundesländern beim Ausbaustand der „Next Generation Die Steiermark hinkt Access“-fähigen Infrastruktur noch etwas hinterher. Innerhalb der Steiermark ist spezi- den anderen ell die Ost- bzw. Südoststeiermark unterdurchschnittlich ausgebaut; die nachfolgende Bundesländern beim Ausbaustand mit Abbildung gibt einen Einblick über den derzeitigen Versorgungsstand: Dunkelgrüne und „Next Generation grüne Flächen kennzeichnen jene Gemeinden, in denen 90 % und mehr aller Haushalte Access“ etwas einen Zugang zu Internetanschlüssen mit einer Mindestdatenrate von 30 Mbit/s oder hinterher. mehr vorfinden. In den hellgrünen Gemeinden haben drei Viertel aller Haushalte eine zeitgemäße Internetanbindung, in den gelben Gemeinden sind es nur die Hälfte aller Haushalte und in den rosaroten Gemeinden weniger als 30 %.

Abbildung 14: Anteil der Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s Bandbreite7

Quelle: Land Steiermark, A12 (2019).

Abbildung 15: Versorgungssituation Breitband Südoststeiermark, Stand Dezember 2019 Mit Ende 2019 wa- ren die Gemeinden Paldau, , Tieschen verhältnis- mäßig schlecht mit Breitband versorgt; (sehr) gut war hinge- gen die Versorgung in Feldbach, Bad Radkersburg, Klöch, Mureck und St. Pe- ter. Bad Gleichen- berg hat als bedeu- tende Tourismusge- meinde noch Aufhol- bedarf.

Quelle: Land Steiermark, A12 (2019).

7 Anzahl der Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s als Downloadgeschwindigkeit.

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Die vor rund zwei Jahren konstituierte Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturge- Mit einem regiona- sellschaft m.b.H. (kurz „Sbidi“) berät Gemeinden beim Ausbau digitaler Infrastrukturvor- len Masterplan soll, haben und wird selbst als Errichter von Glasfasernetzen in jenen Gemeinden aktiv, in wie in den anderen Regionen auch, in welchen ein marktmäßiger Ausbau derzeit nicht geplant ist. Für die Periode bis 2024/25 der Südoststeier- stehen dafür in der Steiermark rund 60 Mio. Euro an öffentlichen Mitteln zur Verfügung. mark eine Ausbau- 8 In Wertschöpfungsteilungsmodellen auf zwei oder drei Ebenen werden Pilotgemeinden planung für die in der Steiermark an das Glasfasernetz angebunden. nächsten Jahre in Angriff genommen In der Südoststeiermark haben die Gemeinden Tieschen und Pirching ein solches Mo- werden. dell im Fokus, 40 % der regionalen Bevölkerung haben hier bereits ihr Interesse an einem Glasfaseranschluss bekundet. Das Projekt in ist bereits in Um- setzung und sollte im Jahr 2021 fertig gestellt werden. In Tieschen sollte der Baubeginn im Jahr 2021 erfolgen. Die Gemeinden Hatzendorf (Nord), Paldau (Ost) sowie Kirchberg haben um eine Förderung bei der Breitband-Austria-Förderinitiative 2020 angesucht; auch hier stehen Ausbauprojekte bevor.

Gerade für die im Schnitt verhältnismäßig schlecht versorgten Haushalte bzw. Gemein- den der Südoststeiermark sind die Initiativen der Sbidi wertvoll. Es ist daher anzuraten, dass sich die Gemeinden aktiv mit dem Thema auseinandersetzen, untereinander ver- netzen und mit der Sbidi in Kontakt treten. Mit einem regionalen Masterplan wird, wie in den anderen Regionen auch, in der Südoststeiermark eine Ausbauplanung für die nächs- ten Jahre in Angriff genommen, indem Synergien aufgebaut und die Grabungskosten beim Glasfaserausbau gesenkt bzw. Förderungen abgeholt werden können. Die regio- nalen Masterpläne sind wertvolle Planungsgrundlagen für eine regionale Abstimmung mit den Providern und die schrittweise Umsetzung der Breitbandziele des Landes Stei- ermark.

Leistungsfähige Infrastrukturen für zeitgerechte Internetverbindungen sind ein bedeu- tender Standortfaktor, der mitunter noch immer unterschätzt wird. Sämtliche Branchen vom Dienstleister bis zum Industriebetrieb profitieren von schnellen Datenverbindun- gen, weil dadurch die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität steigt. Zudem tragen hochleistungsfähige Internetinfrastrukturen (in Form von Glasfaser) dazu bei, dass der Lebensstandard in einer Region langfristig verbessert wird (und zwar für alle Bevölke- rungsgruppen).

8 Entweder passive Infrastruktur, aktiver Netzbetrieb und Dienste im Bündel oder alle drei Ebenen ge- trennt: passive Infrastruktur, aktiver Netzbetrieb, Dienste.

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3 DEMOGRAFIE UND BILDUNG

Die demografische Entwicklung einer Region wirkt sich unmittelbar auf die regionale unternehmerische Dynamik aus. Der demografische Wandel schlägt sich in der Verfüg- barkeit von Arbeitskräften nieder, ein Arbeitskräftemangel kann wiederum zu einem li- mitierenden Faktor für unternehmerisches Wachstum werden, insbesondere in human- kapitalintensiven Branchen. Auspendelqualitative Distanzen vom Wohn- zum Arbeitsort sind darüber hinaus für viele Arbeitnehmer maßgebliches Entscheidungskriterium für die Wahl des Wohnsitzes (siehe dazu Kirschner et al. 2013).

Bis zum Jahr 1970 zählte die Steiermark zu den demografischen Wachstumsregionen, In der Steiermark mittlerweile liegt die durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme unter einem Pro- bestehen in puncto zent (2014 bis 2018: durchschnittlich +0,5 %). Hinzu kommt, dass in puncto demografi- Bevölkerungsent- wicklung deutliche scher Entwicklung deutliche regionale Disparitäten zu beobachten sind: Während sich regionale Disparitä- das Bevölkerungswachstum im Wesentlichen auf den Zentralraum Graz und die Bezirke ten. Leibnitz und Weiz konzentriert, verzeichnen die übrigen steirischen Bezirke bestenfalls eine gleichbleibende Einwohnerzahl. Zu den demografischen Verlierern zählen dabei insbesondere die Bezirke der Obersteiermark.9

3.1 Demografische Entwicklung und Prognose

In der Südoststeiermark ist die demografische Bilanz leicht negativ. Im Beobachtungs- Anders als die an- zeitraum 1991 bis 2018 sank die Bevölkerungszahl um insgesamt 1,7 %. Auch für die grenzenden Bezirke nächsten 20 Jahre wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang (insgesamt -4,7 %) prognos- Leibnitz, Weiz und tiziert. Die Vergleichsbezirke Hartberg-Fürstenfeld, Weiz und Leibnitz haben sich seit Hartberg-Fürsten- feld weist die Süd- den 1990er Jahren besser entwickelt als die Südoststeiermark. Vor allem Leibnitz und oststeiermark 1991 Weiz sind mit einem Plus von 14 % bzw. 12 % verhältnismäßig stark gewachsen und bis 2018 eine leicht zählen somit neben dem Zentralraum Graz zu den demografischen Gewinnern. In abso- negative Bevölke- luten Zahlen betrachtet, wohnen heute um rund 10.000 Menschen mehr in Leibnitz und rungsbilanz auf. Weiz als im Jahr 1991, in der Südoststeiermark ist hingegen die Bevölkerungszahl ge- ringfügig gesunken.

Eine (stark) negative demografische Entwicklung verzeichnen auch die angrenzenden Bezirke Jennersdorf sowie die slowenische Region Pomurska. Pomurska stellt darüber hinaus jene slowenische Region dar, die laut dem slowenischen Statistikamt am hef- tigsten vom demografischen Wandel betroffen ist.10 Etwas besser sieht es in Podravska (mit der größeren Stadt Maribor) aus – hier ist nur ein moderater Bevölkerungsrückgang feststellbar.

In der Südoststeiermark ist laut den aktuellen Prognosen von Statistik Austria auch Derzeit keine Trend- künftig mit keiner Trendwende zu rechnen, diese dürfte weiter an Bevölkerung verlieren. wende in Sicht: Die Ein Blick auf die erwarteten Bevölkerungszahlen für das Jahr 2040 zeigen, dass die ne- Südoststeiermark dürfte auch künftig gative Bevölkerungsdynamik anhalten dürfte (2018 bis 2040: -4,7 %). Darüber hinaus ist weiter an Bevölke- auch in Hartberg-Fürstenfeld mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen (2018 bis rung verlieren. 2040: -3,9 %), während sich das Wachstum in Leibnitz und Weiz (lediglich) abschwä- chen dürfte (siehe nachfolgende Tabelle).

9 Vgl. Friedl et al (2019). 10 Vgl. Statistical Office of the Republic of (2018).

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Tabelle 3: Bevölkerungsveränderung 1991 bis 2018 und Bevölkerungsprognose bis 2040

Bevölkerung 1991 bis 2018 Trend Regionen/Bezirke 1991 2018 VÄ in % bisher Südoststeiermark 87.516 85.991 -1,7%  Hartberg-Fürstenfeld 87.659 90.452 3,2%  Weiz 80.522 90.075 11,9%  Leibnitz 72.101 82.036 13,8%  Jennersdorf 18.045 17.112 -5,2%  Pomurska 131.219 114.776 -12,5%  Podravska 328.244 322.058 -1,9% 

Prognose 2018 bis 2040 Trend Regionen/Bezirke 2018 2040 VÄ in % erwartet Südoststeiermark 85.991 81.981 -4,7%  Hartberg-Fürstenfeld 90.452 86.914 -3,9%  Weiz 90.075 92.789 3,0%  Leibnitz 82.036 83.321 1,6%  Jennersdorf 17.112 16.892 -1,3%  Pomurska 114.776 n.a n.a Podravska 322.058 n.a n.a Quelle: Statistical Office of the Republic of Slovenia, Regions in Figures; Statistik Austria, ÖROK-Be- völkerungsprognose; IWS-Darstellung.

Abbildung 16: Bevölkerungsstand in den südoststeirischen Gemeinden 1991-2030

Die Südoststeier- mark weist deutliche regionale Unter- schiede in der Bevöl- kerungsentwicklung auf.

Quelle: Statistik Austria, ÖROK-Bevölkerungsprognose; IWS-Darstellung.

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Ähnlich wie in der steirischen Gesamtbetrachtung sind auch innerhalb des Bezirks Süd- Ein Trend zur Urba- oststeiermark regionale Unterschiede in der Bevölkerungsentwicklung zu erkennen. nisierung ist auch in Feldbach weist in der Betrachtung auf Gemeindeebene nicht nur die höchste Einwoh- der Südoststeier- mark zu erkennen. nerzahl auf, sondern auch eine der besten demografischen Entwicklungen seit 1991 Der positive Bevöl- (+11,3 %, siehe nachfolgende Tabelle). Ein Bevölkerungswachstum verzeichnen in der kerungstrend in Südoststeiermark zudem die Gemeinden Pirching am Traubenberg (1991 bis 2015: Feldbach dürfte sich +16,8 %), Bad Gleichenberg (+8,4 %), Kirchberg an der Raab (+8,3 %), Edelsbach bei Feld- auch künftig fortset- bach (+4,1 %), Kirchbach-Zerlach (+2,7 %), St. Stefan im Rosental (+1,8 %) und Eichkögl zen. (+1,5 %). In allen anderen Gemeinden ist hingegen ein Bevölkerungsrückgang zu be- obachten. Dieser Negativtrend dürfte sich in den kommenden Jahren weiter ausweiten. Bezugnehmend auf die aktuelle Bevölkerungsvorausschätzung bis 2030 dürften ledig- lich die Gemeinden Eichkögl (2015-2030: +2,2 %) und Feldbach (+2,9 %) eine positive demografische Entwicklung verzeichnen. Für alle übrigen südoststeirischen Gemeinden ist ausgehend vom Basisjahr 2015 eine Abnahme der Einwohnerzahl bis 2030 wahr- scheinlich. Die negativste Entwicklung dürften die Gemeinden Tieschen (-11,8 %), St. Anna am Aigen (-11,1 %) und (-10,0 %) verzeichnen (siehe nachfolgende Ta- belle). Unter Rücksichtnahme der aktuellen Trends und Prognosen lassen sich somit die Nähe zum Zentralraum Graz, die jeweils vorhandene Infrastruktur sowie die lokale wirt- schaftliche Dynamik als wesentliche Einflussfaktoren auf die demografische Entwick- lung auf kleinräumiger Ebene identifizieren.

Tabelle 4: Südoststeirische Gemeinden: Demografische Gewinner und Verlierer

Bevölkerung 1991 bis 2015 Trend Gemeinde 1991 2015 VÄ in % bisher Bad Radkersburg 3.731 3.092 -17,1%  Jagerberg 1.892 1.641 -13,3%  St. Peter a. Ottersbach 3.411 3.016 -11,6%  Bad Gleichenberg 4.883 5.292 8,4%  Feldbach 11.784 13.110 11,3%  Pirching a. Traubenberg 2.219 2.592 16,8% 

Bevölkerung 2015 bis 2030 Trend Gemeinde 2015 2030 VÄ in % erwartet Tieschen 1.287 1.135 -11,8%  St. Anna a. Aigen 2.371 2.109 -11,1%  Jagerberg 1.641 1.477 -10,0%  Eichkögl 1.256 1.284 2,2%  Feldbach 13.110 13.496 2,9% 

Quelle: Statistik Austria, ÖROK-Bevölkerungsprognose; IWS-Darstellung.

3.2 Pendlerbewegungen

Die Südoststeiermark zählt zu den Auspendlerbezirken in der Steiermark. Im Jahr 2017 Die Südoststeier- lag der Pendlerindex in der Gruppe der Erwerbstätigen bei 75 (siehe nachfolgende Ab- mark zählt zu den bildung), womit mehr aus- als eingependelt wird. Das steirische Ergebnis von 96 wurde Auspendlerbezirken in der Steiermark. dabei hauptsächlich von der Landeshauptstadt Graz in die Höhe getrieben: Mit einem Indexwert von 138 liegt diese klar an der Spitze des Bezirksrankings, gefolgt von Le- oben, wo sich die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort und Arbeitsort annähernd gleich hoch ist. Die Südoststeiermark zeigt eine vergleichsweise starke Auspendelbewegung in andere Bezirke. Ausgependelt wird dabei hauptsächlich in den Großraum Graz und nach Leibnitz. Eingependelt wird aus Leibnitz und dem benachbarten Burgenland. Nur

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Voitsberg und Leibnitz weisen niedrigere Ergebnisse und damit einen noch höheren Un- terschied zwischen den Erwerbspersonen am Arbeitsort und am Wohnort auf.

Gependelt wird in der Südoststeiermark nicht nur zu Erwerbs-, sondern auch zu Bil- In der Südoststeier- dungszwecken. Das Verhältnis von Schülern am Schulort zu Schülern am Wohnort legt mark wird sowohl zu nahe, dass verstärkt auch das Bildungsangebot in den umliegenden Bezirken genutzt Erwerbs- als auch Bildungszwecken wird. Der vergleichsweise niedrige Index (2017: 85) impliziert, dass mehr Schüler für ausgependelt. ihren Schulbesuch aus- als einpendeln. Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jah- ren, somit jene im Pflichtschulbereich, sind davon weniger stark erfasst. Ausgependelt wird überwiegend von Schülern der Sekundarstufe 2. Da im Bezirk grundsätzlich ein gu- tes Angebot an Schulen für kaufmännische und wirtschaftliche Berufe besteht (siehe dazu auch Tabelle 5, S. 28), liegt die Vermutung nahe, dass insbesondere die Lehran- stalten für höhere technische Berufe in den angrenzenden Bezirken für Jugendliche aus der Südoststeiermark attraktiv sind. Insbesondere im Raum Feldbach besteht diesbe- züglich kein vergleichbares Bildungsangebot.

Abbildung 17: Pendlerindex 2017, Darstellung für Erwerbspersonen und Schüler

Die Pendlerindizes für Erwerbstätige und Schüler liegen deutlich unter dem Steiermarkschnitt bei 75 (Erwerbstä- tige) und 85 (Schü- ler).

Erläuterung: Der Pendlerindex stellt das Verhältnis der Erwerbstätigen (Schüler) am Arbeitsort (Schulort) zu den Erwerbstätigen (Schülern) am Wohnort dar. Liegt der Pendlerindex über (unter) 100 wird mehr eingependelt (ausgependelt) als ausgependelt (eingependelt). Liegt der Wert bei 100 ist die Zahl der Personen am Arbeits-/Schulort gleich hoch wie jene am Wohnort. Quelle: Statistik Austria, Abgestimmte Erwerbsstatistik; IWS-Darstellung.

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Auch wenn die Südoststeiermark aufgrund der Pendlerbewegungen als Auspendlerbe- zirk einzustufen ist, verfügt diese aufgrund ihrer geografischen Lage über eine über- durchschnittlich hohe Anzahl an Einpendlern aus dem benachbarten Ausland (siehe nachstehende Abbildung). Insgesamt sind im Jahr 2017 4.707 Personen aus dem Aus- land zur Ausübung ihrer (selbständigen oder unselbständigen) Beschäftigung in die Südoststeiermark eingependelt, nur im Großraum Graz (Bezirke Graz und Graz-Umge- bung) war die Zahl der ausländischen Einpendler höher (Graz: 5.403; Graz-Umgebung: 4.914). Der Anteil der Einpendler aus dem Ausland an den Erwerbstätigen am Arbeitsort ist mit 14,6 % der höchste im Bezirksvergleich. Der steirische Durchschnittswert liegt vergleichsweise bei nur 5,1%. Verantwortlich für diesen auffällig hohen Anteil an Ein- pendlern aus dem Ausland sind neben der geografischen Nähe zu Slowenien der Fach- kräftebedarf im Tourismus und Gesundheitsbereich. In diesen beiden Wirtschaftsberei- chen ergeben sich wegen des bestehenden Mangels an hiesigen Fachkräften Jobmög- lichkeiten für ausländische Arbeitskräfte.

Abbildung 18: Einpendler aus dem Ausland 2017 nach Bezirken

Die Südoststeier- mark verfügt über eine überdurch- schnittlich hohe An- zahl an Einpendlern aus dem Ausland (2017: 4.707).

Quelle: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung; IWS-Darstellung.

Abbildung 19: Anteil ausländischer Einpendler an Erwerbstätigen am Arbeitsort 2017

Der Anteil der aus- ländischen Einpend- ler an den Erwerb- stätigen am Arbeits- ort ist mit 14,6 % der höchste in der Stei- ermark.

Erläuterung: Einpendler mit einem Hauptwohnsitz, der nicht in Österreich liegt. Quelle: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung; IWS-Darstellung.

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Betrachtet man die einpendelnden Personen hinsichtlich ihrer Herkunft bzw. der Staats- angehörigkeit (siehe nachfolgende Abbildung), lässt sich wenig verwunderlich erken- nen, dass der größte Anteil der ausländischen Einpendler in der Südoststeiermark aus Slowenien stammt (55,9 %). An zweiter und dritter Stelle rangieren Einpendler aus Un- garn (15,4 %) und Rumänien (8,0 %).

Abbildung 20: Ausländische Einpendler nach Staatsangehörigkeit 2017

Eingependelt wird überwiegend aus Slowenien (55,6 %), gefolgt von Ungarn (15,4 %) und Rumä- nien (8,0 %).

Quelle: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung; IWS-Darstellung.

3.3 Bildung in der Südoststeiermark

Im Jahr 2015 lag die Südoststeiermark mit 16.000 unter 20-Jährigen noch in etwa im steirischen Mittelfeld. An der Spitze der steirischen Rangliste lag traditionell der Groß- raum Graz mit signifikant höheren Werten (Graz 2015: 48.000, Graz-Umgebung 2015: 29.000). In den kommenden Jahren ist für die Südoststeiermark jedoch mit einem (wei- teren) Rückgang der unter 20-Jährigen in der Bevölkerung zu rechnen. 2050 sollen auf 13.000 unter 20-Jährige in der Südoststeiermark beheimatet sein.

Abbildung 21: Bevölkerungspyramide der Südoststeiermark und Steiermark

Die Generation der „Baby-Boomer“ und damit die zahlenmä- ßig größte Bevölke- rungsgruppe ist mittlerweile 50 Jahre und älter.

Anmerkung: Bevölkerung zur Jahresbeginn (Jänner 2019). Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsstand zu Jahresbeginn; IWS-Darstellung.

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Abbildung 22: Unter 20-Jährige in 1.000 Personen, 2015 und 2030 im Vergleich

Die Zahl der unter 20-Jährigen dürfte bis 2030 in der Süd- oststeiermark weiter sinken. Im Ballungs- raum Graz ist eine Zunahme zu erwar- ten.

Quelle: Statistik Austria, ÖROK-Bevölkerungsprognose; IWS-Darstellung.

Ausschlaggebend für diese negative Entwicklung der unter 20-Jährigen Bevölkerung dürfte neben der negativen Geburten-Sterbebilanz (2013 bis 2017: -741 bzw. -1,7 je 1.000 Einwohner11) auch eine negative Wanderungsbilanz sein. Betrachtet man die Wanderungsbewegungen der 15- bis 29-Jährigen in der Südoststeiermark und den um- liegenden Bezirken, zeigt sich ein einheitliches Bild: Die Zahl der Wegzüge dieser Bevöl- kerungsgruppe je 1.000 Einwohner übersteigt die Zahl der Zuzüge für den Betrachtungs- zeitraum zwischen 2013 und 2017. Die Differenz zwischen Zu- und Wegzügen ist jedoch im Fall der Südoststeiermark deutlich größer als in den Vergleichsregionen: So wander- ten im Jahresschnitt 21 Personen dieses Alters je 1.000 Einwohner mehr aus dem Be- zirk aus als ein. Die Salden für die Nachbarbezirke sind mit -12 (Hartberg-Fürstenfeld), -9 (Leibnitz) bzw. -6 (Weiz) je 1.000 Einwohner zwar ebenfalls negativ, aber deutlich höher. Die negative Wanderungsbilanz bei den Jungen dürfte somit die Überalterung der Be- völkerung in der Südoststeiermark weiter vorantreiben.

Abbildung 23: Wanderungsbewegung der 15 bis 29-Jährigen im Jahresdurchschnitt 2013- 2017

Die negative Wande- rungsbilanz der 15- bis 29-Jährigen treibt die Überalte- rung der Südoststei- ermark zusätzlich voran.

Quelle: Statistik Austria, Wanderungen; IWS-Darstellung.

11 Vgl. Friedl et al (2019).

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Wesentlich für die Wahl des Hauptwohnsitzes ist neben der Verfügbarkeit attraktiver Arbeitsplätze auch die jeweilige Infrastruktur. Für die Gruppe der 15- bis 29-Jährigen spielen dabei auch die vorhandenen Bildungseinrichtungen eine Rolle. Die allererste Stufe der Bildungslaufbahn eines Kindes ist der Besuch einer Kinderkrippe oder eines Kindergartens. Vor allem in Zeiten, in denen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im- mer entscheidender wird, ist die Verfügbarkeit derartiger Einrichtungen in der Nähe des Wohnortes ein ausschlaggebender Faktor für die Wahl der Niederlassung. Die nachste- hende Abbildung bildet die Ausstattung der Bezirke bzw. die Dichte an Kindergärten, Kinderkrippen und altersgemischten Gruppen ab: Hier wird die Bevölkerung zwischen 0 und 5 Jahren in Relation zur Anzahl der Kindertagesheime gestellt. Während in den Be- zirken Liezen, Murau, Voitsberg, Deutschlandsberg, Leibnitz und in Graz-Stadt zwischen 52 und 63 Kinder auf ein Kindertagesheim kommen, liegt die Südoststeiermark mit 67 Kindern zwischen 0 und 5 Jahren je Kindertagesheim im steirischen Mittelfeld (Durch- schnitt Steiermark: 67). Graz-Umgebung, Weiz und Bruck-Mürzzuschlag weisen im Be- zirksvergleich die höchsten Werte auf, was auf eine Unterversorgung in diesem Bereich schließen lässt.

Abbildung 24: 0-5 Jährige je Kindertagesheim (Kindergarten, Kinderkrippe, Altersgemischte Gruppen) In puncto Betreu- ungseinrichtungen für Kinder im Alter von 0 bis 5 Jahren besteht in der Süd- oststeiermark trotz durchschnittlich gu- ter Versorgung Po- tenzial nach oben.

Quelle: Land Steiermark, Statistik Austria; IWS-Darstellung.

Was die Kinderkrippeninfrastruktur betrifft, somit jene Betreuungseinrichtungen für unter 3-Jährige, liegt die Südoststeiermark mit 152 0- bis 2-Jährigen je Kinderkrippe über dem steirischen Durchschnitt von 130. Nur die obersteirischen Bezirke Liezen, Murau, Murtal und Bruck-Mürzzuschlag weisen noch höhere Werte auf, womit das Angebot an Kinderkrippen dort noch spärlicher ausfällt. Gerade das Vorhandensein von Betreuungsmöglichkeiten für unter 3-Jährige stellt sowohl für die Familien selbst als auch für die Wirtschaft einen relevanten Standortfaktor dar. So steht oft die fehlende Möglichkeit der Kinderbetreuung der Wiederaufnahme einer Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes bzw. nach Ende der Karenzzeit im Weg oder drängt Frauen in ungewollte Teilzeitarbeit. Um junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte in der Region zu halten sind berufliche Entwicklungsmöglichkeiten insbesondere für Frauen notwendig. Der Einfluss der Betreuungsinfrastruktur auf die Frauenerwerbstätigkeit ist empirisch vielfach belegt und daher ist es auch unter Aspekten der Wettbewerbsfähigkeit wichtig, verbliebene Defizite abzubauen.12

12 Vgl. Kirschner et al. (2019).

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Abbildung 25: Kinderkrippenlandschaft in der Steiermark, 0-2 Jährige je Kinderkrippe 2018/19

Quelle: Land Steiermark, Statistk Austria; IWS-Darstellung.

Ein weiterer wichtiger Indikator in diesem Zusammenhang ist die Kinderbetreuungsquote welche den Anteil der Kinder in Betreuungseinrichten an der Gesamtbevölkerung der jeweiligen Altersgruppe widerspiegelt. Während die Südoststeiermark hinsichtlich Kinderbetreuungseinrichtungen zwar durchschnittlich versorgt ist, liegt der Bezirk mit einer Kinderbetreuungsquote von 87 % in der Altersgruppe 3- bis 5-Jährigen (somit der Kindergartenkinder) am unteren Ende des Bezirkrankings gemeinsam mit Weiz. Der steirische Gesamtwert beträgt vergleichsweise 91 %. Deutlich niedriger als im Steiermarkschnitt ist auch die Betreuungsquote von Kindern in Kinderkrippen: In der Südoststeiermark liegt diese bei 6 % der Bevölkerung unter 3 Jahren, in der Steiermark besuchen hingegen ingesamt 12 % der 0- bis 2-Jährigen eine Kinderkrippe. In Graz sind es sogar 25 %. Die niedrigen Quoten in der Südoststeiermark deuten darauf hin, dass junge Mütter überdurchschnittlich lange dem Arbeitsmarkt fernbleiben und die Kinder erst spät in Kinderbetreuungseinrichtungen eintreten.

Abbildung 26: Kinderbetreuungsquoten 2018/19

Die Südost- steiermark weist eine vergleichsweise niedrige Betreuungsquote bei Kindern im Kinderkrippen- und Kindergartenalter auf.

Erläuterung: Die Kinderbetreuungsquote ist der Anteil der Kinder in einer Kinderbetreuungseinrichtung an der Bevölkerung der jeweiligen Altersgruppe und somit für Kinder in Kindekrippen die Altersgruppe von 0 bis 2 Jahren und für Kinder in Kindergärten von 3 bis 5 Jahren. Quelle: Landesstatistik Steiermark; Statistik Austria; IWS-Darstellung.

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Tabelle 5: Schulen der Sekundarstufe II und Tertiärstufe in der Südoststeiermark

Bildungseinrichtung Standort Die Bildungs- infrastruktur in der Polytechnische Schulen (PTS) Südoststeiermark ist PTS Feldbach Feldbach grundsätzlich gut, PTS Kirchbach Kirchbach-Zerlach im Bereich der PTS Mureck Mureck höheren technischen MS & PTS Straden Straden Bildung bestehen jedoch weiße Berufsschulen (BS) Flecken. LBS Bad Gleichenberg für Tourismus Bad Gleichenberg LBS Feldbach für kaufmännische Berufe Feldbach LBS Mureck für technische Berufe Mureck LBS Bad Radkersburg für kaufmännische Berufe Bad Radkersburg Berufsbildende mittlere Schulen (BMS) Hotelfachschule Gleichenberg Bad Gleichenberg FS Hatzendorf Fehring FS Schloss Stein – St.Martin Fehring FS Halbenrain - St. Martin Halbenrain Allgemein bildende höhere Schulen (AHS) Gymnasium im Vulkanland Feldbach Wirtschaftliche Privatgymnasium Bad Gleichenberg BORG Bad Radkersburg Bad Radkersburg BORG Feldbach Feldbach Berufsbildende höhere Schulen (BHS) Private Tourismusschule Gleichenberg Bad Gleichenberg BHAK/BHAS Feldbach Feldbach HBLW Feldbach Feldbach HBLW Mureck Mureck BAfEP Mureck Mureck HTL Bad Radkersburg – Außenstelle der BULME Bad Radkersburg Graz Gösting Gesundheits- und Krankenpflegeschulen Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Bad Radkersburg Bad Radkersburg Hochschulen FH Joanneum Bad Gleichenberg Bad Gleichenberg (Gesundheit und Management)

Anmerkung: Stand mit Oktober 2020. Quelle: Landesstatistik Steiermark; IWS- Darstellung.

In puncto Schulinfrastruktur verfügt die Südoststeiermark über 34 Volksschulen (VS), 16 Mittelschulen (MS) und seit Herbst 2020 auch über zwei AHS-Unterstufen (siehe Ta- belle 5). Des Weiteren gibt es vier Polytechnische Schulen (PTS), vier Berufsbildende Mittlere Schulen (BMS), fünf Berufsbildende Höhere Schulen (BHS), zwei AHS Oberstu- fen und vier Schulen im Gesundheitswesen. Auch eine Fachhochschule, die FH Joan- neum Bad Gleichenberg mit dem Schwerpunkt „Gesundheit und Management“, ist im Bezirk ansässig. Unter den BHS lassen sich eine Tourismusschule, eine Handelsakade- mie (HAK), zwei Höhere Bundeslehranstalten für Wirtschaftliche Berufe (HBLW) und eine Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) finden. Eine Höhere Lehranstalt für technische Berufe (HTL) mit Fokus auf Elektrotechnik, Informationstechnologie und Automatisierungstechnik besteht in Bad Radkersburg als Außenstelle der BULME Graz

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Gösting. In Anbetracht der Tatsache, dass insbesondere technisch ausgebildete Fach- kräfte eine für die Wirtschaft tragende Rolle spielen bzw. spielen werden, wäre – unter Berücksichtigung des bereits bestehenden Angebots im näheren Umkreis – ein weiterer HTL Standort in Feldbach anzudenken. Um im regionalen Wettbewerb nicht unterzuge- hen und die Nachfrage nach Fachkräften von Produktionsbetrieben im Technologiebe- reich bzw. von wissensintensiven Dienstleistern speisen zu können, wäre es sinnvoll, das Bildungsangebot der Regionen diesem Bedarf anzupassen. Technisch ausgebildete Fachkräfte werden bereits jetzt stark am Arbeitsmarkt nachgefragt und diese Nach- frage wird in Zeiten des technologischen Wandels eher zu- als abnehmen.

Abbildung 27: Bildungsstand der Bevölkerung, 2017

Ein überdurch- schnittlich hoher An- teil der Erwerbsper- sonen verfügt über einen Lehrabschluss bzw. eine Meister- prüfung (46 %) als höchste abgeschlos- sene Ausbildung. Im Bezirk finden sich jedoch vergleichs- weise wenig Akade- miker.

Quelle: Statistik Austria; IWS-Darstellung.

Betrachtet man abschließend den Bildungsstand der südoststeirischen Bevölkerung, so Südoststeirische wird deutlich, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Erwerbspersonen über ent- Studierende dürften weder einen Pflichtschulabschluss (18,1 %) oder einen Lehrabschluss bzw. eine Meis- nach Abschluss ih- res Studiums nicht terprüfung (46,0 %) als höchste abgeschlossene Ausbildung verfügt. Diese Anteile la- mehr in den Bezirk gen sowohl über dem steirischen Durchschnitt (Pflichtschule: 15,3 %; Lehre/Meisterprü- zurückkehren. fung: 39,1 %) als auch über den Werten der umliegenden Bezirke. Einzig im burgenlän- dischen Jennersdorf verfügte ein größerer Anteil der 15- bis 64-Jährigen über höchsten einen Pflichtschulabschluss (19,9 %); der Anteil der Erwerbsbevölkerung mit abge- schlossener Lehre bzw. Meisterprüfung war jedoch hier vergleichsweise gering (40,0 %). In Relation besitzen wenige Erwerbspersonen in der Südoststeiermark einen Hochschulabschluss: Konkret haben 8,6 % der 15 bis 64-Jährigen an einer Universität, Akademie oder Fachhochschule graduiert. Dieser Wert ist nicht nur im Vergleich zur ge- samten Steiermark (17,0 %) als niedrig einzustufen, sondern auch gleichzeitig der nied- rigste Wert der betrachteten Bezirke. Unter Berücksichtigung der negativen Wande- rungsbilanz der 15- bis 29-Jährigen legen diese Zahlen die Vermutung nahe, dass Stu- dierende nach Abschluss ihres Studiums nicht mehr in die Südoststeiermark zurückkeh- ren.

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4 ARBEITSMARKT, EINKOMMEN & KAUFKRAFT

Die Situation am steirischen Arbeitsmarkt hat in den vergangenen beiden Jahren massiv vom konjunkturellen Aufschwung profitiert. Die Zunahme der Beschäftigung gepaart mit einem Rückgang der beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen führte steiermarkweit zu sinkenden Arbeitslosenquoten. Gleichzeitig wurde aber durch das Konjunkturhoch das strukturelle Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt wieder deutlich sichtbar: Nachge- fragte und angebotene Qualifikationen stimmen nicht überein, was insbesondere in kon- junkturell guten Zeiten zu einem Fachkräfteengpass führt. Unabhängig von der Konjunk- turlage haben bestimmte Branchen schon seit Längerem das Problem geeignetes Per- sonal zu finden – so beispielsweise Unternehmen im Tourismus und IT-Bereich. Im ak- tuellen Kapitel wird die Arbeitsmarkt- und Einkommenssituation in der Südoststeier- mark dargestellt und auf die Fachkräftesituation im Bezirk näher eingegangen.

4.1 Arbeitsmarkt

In der Südoststeiermark waren 2019 5,2 % aller unselbständig Beschäftigten der Steier- mark beschäftigt, konkret sind das 27.035. Davon waren 2,2 % im Landwirtschaftssek- tor tätig – ein Anteil der sowohl über dem steirischen als auch dem österreichischen Durchschnittswert liegt (jeweils rund 1 %). Der Produktionssektor ist als Ganzes über- durchschnittlich beschäftigungsintensiv (33,8 %), wobei nur ein vergleichsweise kleiner Teil der unselbständig Beschäftigten (2,6 %) dem Technologiebereich des sekundären Sektors zuzuordnen ist. Der Dienstleistungssektor ist mit rund 64 % aller unselbständig Beschäftigten weniger stark ausgeprägt als im steirischen und österreichischen Durch- schnitt (Steiermark: 68,9 %; Österreich: 73,8 %). Der Anteil der unselbstständig Beschäf- tigten im Bereich der wissenschaftlichen Dienstleistungen ist mit 2,2 % ebenfalls niedri- ger als in Österreich und der Steiermark (jeweils rund 5 %). Als Tourismusbezirk rund um die Thermen Bad Gleichenberg und Bad Radkersburg sowie weiteren touristischen Angeboten (diverse Ausflugsziele wie die Riegersburg, kulinarische Angebote etc.) weist die Südoststeiermark im Tourismus einen überdurchschnittlich hohen Beschäfti- gungsanteil von 7,2 % auf (Steiermark: 4,8 %; Österreich: 5,9 %).

Abbildung 28: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftssektor 2019

In der Südoststeier- mark stehen eine re- lative Stärke im Tou- rismus und Lebens- mittelbereich einem eher schwach aus- geprägten Technolo- gie- und wissensin- tensiven Dienstleis- tungssektor gegen- über.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV; Arbeitsmarktdaten- bank des AMS und des BMASK); IWS-Darstellung.

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Die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Jahr 2019 betrug in der Südoststeiermark 5,4 % und lag somit unter der steirischen Quote von 6,0 %. Männer waren mit einer Ar- beitslosenquote von 5,9 % stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen (Frauenar- beitslosenquote: 4,8 %). Das kann zum Teil auch mit der hohen Saisonalität der Arbeits- losigkeit im Bezirk begründet werden (z.B. in der Baubranche). Innerhalb der Steiermark ist in der Südoststeiermark die Arbeitslosenquote am stärksten von den saisonalen Schwankungen betroffen: Während sich die Arbeitslosenquote im Jänner 2019 auf 9,7 % belief, war diese im Juni mit 3,7 % um 6 Prozentpunkte niedriger13.

Abbildung 29: Arbeitslosenquoten nach Bezirken 2019

In der Steiermark ist die Arbeitslosen- quote der Südost- steiermark am stärksten saisonalen Schwankungen un- terworfen.

Quelle: AMS, Arbeitsmarktdaten ONLINE; IWS-Darstellung.

Abbildung 30: Jugendarbeitslosigkeit nach Bezirken 2019

Die Jugendarbeitslo- sigkeit ist in der Südoststeiermark marginal höher als im steirischen Durchschnitt.

Quelle: AMS, Arbeitsmarktdaten ONLINE; IWS-Darstellung.

Knapp die Hälfte der südoststeirischen Arbeitslosen waren 2019 entweder jünger als 25 oder älter als 50 Jahre. Insgesamt gehörten 49,3 % der Arbeitslosen einer dieser beiden Altersgruppen an. Während sich in der Steiermark der Anteil arbeitsloser Jugendlicher auf insgesamt 10,8 % der Arbeitslosen bezifferte, war dieser in der Südoststeiermark

13 Vgl. Friedl et al (2019).

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mit 11,1 % nur geringfügig höher. In puncto Altersarbeitslosigkeit lag der Wert des Be- zirks ebenfalls über dem Steiermarkschnitt (34,0 %), hier allerdings wesentlich deutli- cher als im Fall der Jugendarbeitslosigkeit. In der Südoststeiermark waren 2019 38,2 % der Arbeitslosen über 50 Jahre alt, womit sich der Bezirk im steirischen Mittelfeld befin- det. Hier gilt es jedoch hinzuzufügen, dass der vergleichsweise niedrige Steiermark- schnitt vor allem auf die Bezirke Graz und Graz-Umgebung zurückzuführen ist. Rund 45 % aller steirischen Arbeitslosen sind dem Großraum Graz zuzuordnen – der Beschäf- tigungsanteil von Graz und Graz-Umgebung liegt hingegen vergleichsweise bei ca. 35 %.

Abbildung 31: Arbeitslosigkeit der über 50-Jägrigen im Bezirksvergleich 2019

In der Südoststeier- mark ist der Anteil an über 50-jährigen arbeitslosen Perso- nen überdurch- schnittlich hoch.

Quelle: AMS, Arbeitsmarktdaten ONLINE; IWS-Darstellung.

Diesen Arbeitslosenzahlen steht jedoch in einigen Branchen ein Fachkräftemangel ge- genüber. An diesem Umstand hat auch die Corona-Krise sowie die damit einhergehende steigende Arbeitslosigkeit nur wenig geändert. Der Fachkräftemangel bleibt nicht nur auf regionaler Ebene, sondern österreichweit eine besondere Herausforderung. Statis- tisch erfasst werden kann dieser mittels den Stellenandrangziffern, die abbilden wie viele Arbeitslose in der jeweiligen Berufsgruppe auf eine offene Stelle entfallen. Je nied- riger der Stellenandrang, desto prekärer ist die Fachkräftesituation und somit geringer die Chance für Unternehmen einen geeigneten Mitarbeiter mit den entsprechenden Qua- lifikationen zu finden.

In der Südoststeiermark waren 2019 vor allem technische Berufe von einer niedrigen Stellenandrangziffer gekennzeichnet. Die Berufsgruppen

. Sonstige medizinisch-technische Fachkräfte (m./w.) . Sonstige Techniker/innen für Maschinenbau . Schweißer/innen, Schneidbrenner/innen . Rohrinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen . Sonstige Techniker/innen für Datenverarbeitung . Sonstige Techniker/innen für Bauwesen . Elektroinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen . Sonstige Techniker/innen wiesen allesamt Stellenandrangsziffern kleiner 1 auf. Die Zahl der offenen Stellen in die- sen Berufsgruppen überstieg demzufolge die Zahl der fachspezifischen Arbeitssuchen- den im Betrachtungszeitraum.

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Ein erhöhter Fachkräftebedarf besteht außerdem im Tourismus und im Gesundheitsbe- reich: So waren im vergangenen Jahr im Durchschnitt 15,7 Stellen als „Gaststätten- köch(e)innen“ zu besetzen, wobei 15,5 Arbeitslose in diesem Bereich beim AMS gemel- det waren. Im Gesundheitsbereich wurden vor allem Arbeitskräfte in den Berufsgruppen „Diplomierte Krankenpfleger, -schwestern“ (Stellenandrangsziffer von lediglich 0,56) und „Nicht diplomierte Krankenpfleger/innen und verwandte Berufe“ (Stellenandrangs- ziffer von 2,11) benötigt. Vor allem im Gesundheitsbereich dürfet die Corona-Krise den Fachkräftemangel zusätzlich verstärkt haben.

Tabelle 6: Stellenandrang in der Südoststeiermark, Jahresdurchschnitt 2019

Mindestens 3 offene Stellen im Jahresdurchschnitt 2019 Bei Stellenandrang- ziffern kleiner 1,5 Stellenan- Arbeits- Offene Berufsgruppe kann grundsätzlich drang lose Stellen von einem Fachkräf- Nicht diplomierte Krankenpfleger/innen und verwandte Berufe 2,11 20,0 9,5 temangel gespro- Werbefachleute (m./w.) 1,89 6,9 3,7 chen werden. Händler/innen u. Verkäufer/innen v. Lebens- u. Genussmitteln 1,78 9,7 5,4 Buchhalter/innen 1,42 7,9 5,6 Kellner/innen 1,35 30,9 22,8 Sonstige Grobmechaniker/innen 1,31 4,3 3,3 Pflasterer/innen 1,17 4,0 3,4 Friseur(e)innen, Maskenbildner/innen 1,08 4,6 4,3 Kraftfahrzeugmechaniker/innen 1,05 9,3 8,8 Gaststättenköch(e)innen 0,99 15,5 15,7 Bautischler/innen 0,98 4,6 4,7 Platten-, Fliesenleger/innen 0,97 3,2 3,3 Sonstige Techniker/innen soweit nicht anderw. eingeordnet 0,83 5,2 6,3 Elektroinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen 0,79 12,4 15,8 Sonstige Techniker/innen für Bauwesen 0,77 3,3 4,3 Sonstige Techniker/innen für Datenverarbeitung 0,76 3,3 4,3 Dipl. Krankenpfleger, -schwestern 0,56 4,3 7,8 Rohrinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen 0,44 6,2 14,1 Schweißer/innen, Schneidbrenner/innen 0,35 2,0 5,8 Sonstige Techniker/innen für Maschinenbau 0,35 2,2 6,3 Sonstige medizinisch-technische Fachkräfte (m./w.) 0,19 1,3 7,0

Quelle: WKO, Fachkräfteradar.

4.2 Einkommen

2019 betrug das mittlere Bruttomedianeinkommen in der Südoststeiermark 2.282 Euro, Die Südoststeier- damit liegt der Bezirk deutlich unter dem steirischen Durchschnitt auf dem letzten Platz mark verfügt auch im Bezirksvergleich. Die Wirtschaftsstruktur ist dabei zu einem großen Teil für das nied- 2019 über das nied- rigste Bruttomedian- rige Einkommensniveau verantwortlich (siehe Kapitel 5). Die höchsten Einkommen wie- einkommen in der sen die industrieintensiven Bezirke Bruck-Mürzzuschlag (3.075 Euro) und Leoben Steiermark. (2.932 Euro) auf. Leicht überdurchschnittlich fiel hingegen in der Südoststeiermark das Einkommenswachstum seit 2008 aus: Mit +28,6 % lag der Zuwachs etwas über dem Steiermarkschnitt (+27,9 %).

Bei der geschlechterspezifischen Betrachtung des Bruttomedianeinkommens zeigt sich ein ähnliches Bild: Das mittlere Einkommen der südoststeirischen Männer war im Jahr 2019 steiermarkweit das geringste. Frauen verdienten in der Südoststeiermark zwar

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ebenfalls vergleichsweise wenig, der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld wies jedoch ein noch niedrigeres Bruttomedianeinkommen auf. In der gesamten Steiermark wuchsen die Ein- kommen weiblicher Erwerbspersonen seit 2008 stärker an als jene der Männer. Einzig in der Südoststeiermark überstieg die Wachstumsrate des Bruttomedianeinkommens der Männer die der Frauen geringfügig. Interessant ist, dass bei geschlechtsspezifi- scher Betrachtung der südoststeirischen Wachstumsraten ersichtlich wird, dass das Wachstum des Bruttomedianeinkommens der Männer (31,8 %) deutlich über dem stei- rischen Durchschnitt lag (Steiermark Männer: +25,8 %), wohingegen das Gesamtein- kommenswachstum nur leicht überdurchschnittlich ausfällt. Ein Grund dafür könnte in der zunehmenden Erwerbstätigkeit der Frauen liegen, zumal diese auch eher in Niedrig- lohnbranchen tätig sind.

Tabelle 7: Bruttomedianeinkommen nach Bezirken und Geschlecht 2019

Bruttomedianeinkommen in Euro Veränderung 2008/2019 Das Bruttomedian- Land/Bezirk Gesamt Frauen Männer Gesamt Frauen Männer einkommen der Männer wuchs seit Österreich 2.741 2.218 3.161 27,3% 31,2% 24,8% 2008 in der Südost- Steiermark 2.698 2.042 3.136 27,9% 30,9% 25,8% steiermark über- Bruck-Mürzzuschlag 3.075 1.997 3.637 28,3% 34,6% 27,1% durchschnittlich Leoben 2.932 2.058 3.473 29,4% 29,3% 29,3% stark; dennoch bil- det die Südoststeier- Murtal 2.833 1.954 3.290 31,0% 35,2% 28,9% mark hier weiterhin Deutschlandsberg 2.811 2.066 3.199 35,9% 35,8% 31,8% das steirische Graz-Umgebung 2.758 2.119 3.014 25,2% 34,6% 20,7% Schlusslicht. Graz (Stadt) 2.714 2.222 3.166 24,5% 27,6% 21,9% Voitsberg 2.600 1.899 2.962 29,2% 35,9% 28,8% Liezen 2.509 2.087 2.886 29,5% 37,5% 26,4% Weiz 2.508 1.818 2.941 26,0% 27,3% 26,1% Leibnitz 2.472 1.792 2.805 26,3% 27,7% 24,7% Murau 2.399 1.834 2.855 30,8% 38,6% 29,2% Hartberg-Fürstenfeld 2.306 1.753 2.797 24,7% 28,3% 24,8% Südoststeiermark 2.282 1.783 2.781 28,6% 31,1% 31,8%

Erläuterung: Das Bruttomedianeinkommen bezeichnet das mittlere Bruttoeinkommen. Eine Hälfte der Bruttoeinkommen liegt darüber, die andere Hälfte darunter. Quelle: WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV); IWS-Darstellung.

Abbildung 32: Kaufkraftindex 2018 nach politischen Bezirken

Die Kaufkraft je Ein- wohner ist die nied- rigste im Bezirksver- gleich. Beim Kauf- kraftindex je Haus- halt liegt die Südost- steiermark im guten steirischen Mittel- feld.

Quelle: AK Steiermark, Regionalstatistik 2019 (Rohdaten: HVSV); IWS-Darstellung.

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Die Kaufkraft der Südoststeiermark liegt 2018 in Abhängigkeit von der Betrachtung (je Haushalt oder je Einwohner) über bzw. unter dem Österreichschnitt (Index Österreich = 100). Zum einen ist der Kaufkraftindex je Haushalt (Südoststeiermark: 101,9) größer als in der Steiermark (98,7) und im Österreichschnitt, zum anderen ist der Kaufkraftindex je Einwohner (Südoststeiermark: 85,5) der kleinste im Bezirksvergleich. Die Diskrepanz zwischen der Kaufkraft je Haushalt und je Einwohner ist das Ergebnis von einem unter- durchschnittlichen Bruttomedianeinkommen in Kombination mit einer überdurch- schnittlich hohen Anzahl an Personen pro Haushalt. Im Jahr 2018 waren die südoststei- rischen Haushalte mit einer Anzahl von 2,74 Personen pro Privathaushalt vergleichs- weise groß – der steirische Durchschnitt liegt bei 2,35 Personen pro Haushalt.14

14 AK Regionalstatistik (2019).

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5 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR, GRÜNDUNGEN UND ZUKUNFTS- FELDER

Der traditionell landwirtschaftlich und gewerblich geprägte Bezirk Südoststeiermark – Die Südoststeier- bzw. die gesamte NUTS-3-Region Oststeiermark – hat in den letzten Jahrzehnten einen mark ist traditionell bedeutenden Strukturwandel absolviert. Anfang der 1990er Jahre waren noch über 20 % landwirtschaftlich 15 und gewerblich ge- aller unselbständig Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig , heute sind es nur noch prägt und verfügt knapp über 2 %. Der sekundäre Sektor (produzierender Bereich) ist mit einem Beschäf- noch heute über ei- tigtenanteil von einem Drittel der Gesamtbeschäftigung im Steiermark- und Österreich- nen hohen Beschäf- vergleich relativ beschäftigungsintensiv, während der Dienstleistungssektor mit Aus- tigungsanteil in die- nahme des Tourismus, der ein maßgebliches Stärkefeld darstellt, unterproportional aus- sen Bereichen. geprägt ist.

5.1 Wirtschaft und struktureller Wandel

Die Wirtschaftsstruktur der Südoststeiermark ist im Vergleich zur Steiermark kleinteilig: Die südoststeirische 97 % aller im Bezirk ansässigen Arbeitgeberbetriebe gehören der Gruppen Kleinst- oder Wirtschaft ist klein- Kleinbetriebe an. Im Jahr 2019 betrug der Anteil von Mittelbetrieben an der Gesamtzahl teilig strukturiert; die Mehrheit der Un- der Arbeitsgeberunternehmen 2,8 % und jener der Großbetriebe 0,3 %. 17,7 % der süd- ternehmen sind oststeirischen unselbstständigen Beschäftigten sind in einem Kleinstbetrieb mit maxi- Kleinst- oder Klein- mal 9 Beschäftigten tätig (Steiermark: 15,0 %). 28,3 % arbeiten in einem Kleinbetrieb betriebe. Rund 73 % (Steiermark: 21,8 %), 27,3 % in einem Mittelbetrieb (Steiermark: 21,4 %) und 26,6 % in der unselbständig einem Großbetrieb mit 250 und mehr Beschäftigten (Steiermark: 41,8 %). Beschäftigten sind in einem Klein- und Abbildung 33: Unselbständig Beschäftigte nach Betriebsgrößenklassen 2019 Mittelunternehmen tätig.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV); IWS-Darstellung.

Verglichen mit den umliegenden Bezirken ist der Dienstleistungssektor der Südoststei- ermark überdurchschnittlich beschäftigungsintensiv: 64,0 % der unselbstständig Be- schäftigten sind im tertiären Sektor tätig – in Hartberg-Fürstenfeld sind es 63,8 %, in Leibnitz 61,9 % und im industriell-gewerblich ausgerichteten Weiz nur 51,8 %. Der Anteil

15 Vgl. Wirtschaftsleitbild Steiermark

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der Gesamtsteiermark liegt bei 68,9 %. Die Beschäftigung im landwirtschaftlichen Sek- tor liegt mit 2,2 % über dem steirischen Durchschnitt (1,0 %). Unter den Vergleichsbezir- ken weist einzig Leibnitz einen höheren Anteil an Beschäftigten im Primärsektor auf (2,8 %). Der südoststeirische Produktionssektor zeigt mit 33,8 % folglich einen niedrige- ren Beschäftigungsanteil als die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld (34,0 %), Leibnitz (35,3 %) und der Industriebezirk Weiz (46,0 %).

Abbildung 34: Unselbständige nach Wirtschaftssektoren 2019

Verglichen mit den umliegenden Bezir- ken ist der Dienst- leistungssektor der Südoststeiermark überdurchschnittlich beschäftigungsin- tensiv.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV; Arbeitsmarktdaten- bank des AMS und des BMASK); IWS-Darstellung.

Regionale Spezialisierung im Detail

Um die regionale Spezialisierung der Südoststeiermark im Detail betrachten und die wirtschaftlichen Stärken analysieren zu können, wurde der Lokalisationsquotient be- rechnet. Dieser wird wie folgt gebildet:

퐵푥푦/퐵푥 퐿푄푥푦 = 퐵푦/퐵 wobei…

…퐵 für Gesamtbeschäftigung (= Beschäftigung in allen Regionen in allen Branchen) …퐵푥 für die Gesamtbeschäftigung in Branche 푥 …퐵푦 für die Gesamtbeschäftigung in Region 푦 und …퐵푥푦 für Beschäftigung in Branche 푥 in Region 푦 steht. Resultiert aus der Berechnung ein Wert kleiner 1, so ist der jeweilige Sektor in der Region unterdurchschnittlich vertreten. Bei Werten größer 1, liegt eine regionale Spezi- alisierung vor. Ergibt der Wert exakt 1, so liegt die Konzentration des jeweiligen Sektors im Durchschnitt aller Regionen (weder über-, noch unterrepräsentiert).

Die wirtschaftlichen Schwerpunkte der Südoststeiermark mit Lokalisationsquotienten deutlich größer 1 liegen in den Wirtschaftsbereichen Bauwesen, Beherbergung und Gastronomie sowie Handel. Besonders im Handel zeigt sich in der Südoststeiermark eine besondere Dynamik in Richtung Wirtschaft 4.0, wie man an den Unternehmen mylemon.at und Niceshops.com erkennen kann. Innerhalb des Bereichs Herstellung

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von Waren lässt sich zudem eine regionale Spezialisierung in der Erzeugung und Verar- beitung von Nahrungs- und Futtermittel sowie Getränken (Lokalisationsquotient: 2,9) ausmachen. Das Impulszentrum Auersbach nördlich von Feldbach widmet sich mitun- ter schwerpunktmäßig diesem Thema, das angesichts des Trends zu mehr Regionalität künftig weiter an Bedeutung gewinnen dürfte. Darüber hinaus finden sich im gesamten Bezirk Unternehmen, die in diesem Bereich – auch aufgrund der Vorleistungsverflech- tungen mit der Landwirtschaft – tätig sind bzw. sich aus diesem Sektor heraus entwi- ckelt haben. Darüber hinaus bestehen auch regionale Spezialisierungen in den Wirt- schaftsklassen Textilien und Bekleidung (Lokalisationsquotient: 1,8) sowie Leder, Le- derwaren und Schuhe (10,4). Das hohe Ergebnis im letztgenannten Bereich ist vor allem darauf zurückzuführen, dass hier die Unternehmensdichte österreichweit nur sehr ge- ring ausfällt und einer der Großproduzenten in Feldbach angesiedelt ist. Dieser beschäf- tigt rund ein Viertel aller in Österreich unselbständig Beschäftigten der Branche Leder, Lederwaren und Schuhe.

Abbildung 35: Lokalisationsquotienten nach Wirtschaftsbereichen 2019

Die Südoststeier- mark verfügt über eine relative Stärke im traditionellen Ge- werbe und Hand- werk sowie im Le- bensmittelsektor und der Urproduk- tion.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV); IWS-Berechnung.

Gründungsgeschehen

Im Jahr 2019 wurden in der Südoststeiermark 372 Unternehmen gegründet und damit weniger als in den Jahren zuvor. Betrachtet man das Gründungsgeschehen der Südost- steiermark und der Vergleichsbezirke seit 2012 lässt sich ein Aufwärtstrend in allen Be- zirken erkennen – alle weisen 2019 höhere Gründungszahlen auf als noch 2012. Ab 2016 (Südoststeiermark) bzw. 2017 (Hartberg-Fürstenfeld) gingen die Gründungszah- len jedoch wieder leicht zurück – ein Umstand der möglicherweise der damals anzie- henden Konjunktur und dem damit verbundenen Beschäftigungswachstum geschuldet

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ist. Die einzige Ausnahme bildet diesbezüglich der Industriebezirk Weiz: Hier wurden im Jahr 2019 638 Unternehmen gegründet, damit um gut 60 Neugründungen mehr als 2018 und rund 160 mehr als 2017.

Abbildung 36: Neugründungen Zeitreihe nach Bezirken 2012-2019

372 Unternehmen wurden 2019 in der Südoststeiermark neu gegründet.

Quelle: WKO Steiermark, Gründungsstatistik; IWS-Darstellung.

In puncto Gründungsintensität liegt die Südoststeiermark 2019 im steirischen Bezirks- ranking im Mittelfeld, konkret an 6. Stelle gleichauf mit dem Bezirk Graz-Umgebung. Mit einem Ergebnis von 7,4 war die Gründungsdynamik dennoch weniger stark ausgeprägt als im steirischen Durchschnitt (7,9). Dieser hohe Durchschnittswert ist aber im Wesent- lichen auf einen Bezirk zurückzuführen: Weiz weist gemessen an den aktiven Wirt- schaftskammermitgliedern signifikant höhere Neugründungszahlen auf als die übrigen Bezirke (Gründungsintensität: 10,8).

Abbildung 37: Gründungsintensität nach Bezirken 2019

Die Südoststeier- mark weist eine durchschnittliche Gründungsintensität auf.

Erläuterung: Stand zum 31.12.2019. Gründungsintensität = Neugründungen in Prozent des Standes an aktiven Kammermitgliedern. Quelle: WKO Steiermark, Unternehmensgründungsstatistik; IWS-Darstellung.

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Eine Gegenüberstellung der Gründungsintensitäten der Südoststeiermark, der umlie- genden Bezirke und dem steirischen Durchschnittswert von 2012 bis 2016 zeigt, dass die Gründungsintensität bis auf das Jahr 2015 immer über dem Wert der Gesamtsteier- mark lag. Vor allem das Jahr 2016 stellte ein gründungsstarkes Jahr dar: Die Grün- dungsintensität der Südoststeiermark war mit 9,9 die zweithöchste unter den steiri- schen Bezirken und wurde nur vom Murtal (12,5) übertroffen. Ab 2016 war die Zahl der Neugründungen rückläufig. 2018 und 2019 lag die Gründungsintensität unter den Ver- gleichsbezirken an letzter Stelle und ebenfalls unter dem steirischen Mittelwert.

Abbildung 38: Gründungsintensität nach Bezirken 2012-2019

Erläuterung Gründungsintensität: Neugründungen in Prozent des Standes an aktiven Kammermitglie- dern. Quelle: WKO Steiermark, Unternehmensgründungsstatistik; IWS-Darstellung.

Abbildung 39: Neugründungen nach Sparten 2019

Das Gewerbe und Handwerk sowie der Handel weisen in der Südoststeiermark 2019 überdurch- schnittlich hohe Anteile an Neugrün- dungen auf.

Erläuterung: Stand zum 31.12.2019. GH = Gewerbe und Handwerk, I = Industrie, H = Handel, TF = Tou- rismus und Freizeitwirtschaft, TV = Transport und Verkehr, IC = Information und Consulting. Quelle: WKO Steiermark, Unternehmensgründungsstatistik; IWS-Darstellung.

Überdurchschnittlich viele neugegründete Unternehmen fanden sich im Jahr 2019 in der Südoststeiermark in der Sparte Gewerbe und Handwerk (Südoststeiermark: 59,1 %; Stei-

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ermark: 55,2 % der Neugründungen). Ebenso war der Anteil der neugegründeten Unter- nehmen im Handel (Südoststeiermark: 28,8%, Steiermark: 23,2 %) höher als im Steier- markschnitt. Der wirtschaftlichen Schwerpunkte der Südoststeiermark spiegeln sich so- mit auch in der Gründungsaktivität wider. Die Anteile der neugegründeten Unternehmen in den Bereichen Transport und Verkehr (1,3 %) sowie Information und Consulting (5,6 %) lagen hingegen 2019 unter den steirischen Ergebnissen (Transport und Verkehr: 3,7 %; Information/Consulting: 12,0 %). In der Sparte Industrie konnte in der Südoststei- ermark gar keine Unternehmensneugründung verzeichnet werden.

5.2 Strukturwandel und Zukunftsfelder

Die Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt stellt auch die südoststeirische Wirt- In den kommenden schaft vor eine Herausforderung. In den kommenden Jahren ist mit Beschäftigungsef- Jahren ist mit Be- fekten aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung zu rechnen. Zum einen werden sich schäftigungseffek- ten aufgrund der Trends verstärken, welche bereits in der Vergangenheit beobachtet wurden – dabei ins- fortschreitenden Di- besondere der tendenzielle Beschäftigungsrückgang im sekundären Sektor. Zum ande- gitalisierung zu ren darf mit einer überdurchschnittlichen Dynamik bei den wissensintensiven, unterneh- rechnen. mensbezogenen Dienstleistern gerechnet werden. Es werden Arbeitsplätze abgebaut und Tätigkeiten durch computergestützte Systeme ersetzt werden, andererseits werden neue Aufgabenfelder entstehen. Die relativen Preise für Güter und Dienstleistungen wer- den sich ändern, was zu einer strukturellen Veränderung der Nachfrage führen wird und folglich zu einer steigenden Arbeitskräftenachfrage im Dienstleistungsbereich.16

Strukturwandel in der südoststeirischen Wirtschaft

Abbildung 40: Beschäftigungswachstum nach Sektoren 2008/2019, in Prozent

Im Vergleich mit den umliegenden Bezir- ken verzeichnet die Südoststeiermark ein überdurch- schnittliches Wachs- tum im Produktions- sektor, aber eine un- terdurchschnittliche Zunahme im Dienst- leistungssektor.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV; Arbeitsmarktdatenbank des AMS und des BMASK); IWS-Darstellung.

In der Südoststeiermark ist bis 2019 kein Beschäftigungsrückgang im sekundären Sek- tor zu beobachten: Seit 2008 hat die Aktivbeschäftigung in beinahe allen Sektoren zu- genommen. Die einzige Ausnahme im Bezirksvergleich bildet Hartberg-Fürstenfeld, wo

16 Vgl. Kirschner et al. (2019).

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im sekundären Sektor ein Rückgang von rund 4 % im Vergleich zum Jahr 2008 zu be- obachten ist. Die in der obenstehenden Abbildung dargestellte Zunahme im primären Sektor hat einerseits mit einer voranschreitenden Professionalisierung in der Landwirt- schaft zu tun, andererseits ist diese aber auch auf die Änderungen in der Zuordnung von Betrieben zu den NACE-Sektoren zurückzuführen. Betrachtet man die Beschäftigungs- entwicklung des sekundären und tertiären Sektors, so ist auffällig, dass Weiz und die Südoststeiermark im industriell-gewerblichen Bereich am stärksten an Beschäftigung aufbauen konnten. Das Wachstum des Dienstleistungssektors hinkt in der Südoststei- ermark hingegen den anderen Bezirken etwas hinterher, hier führt Weiz mit einer Zu- nahme von plus 30 % das Bezirksranking klar an. Aber auch die Südoststeiermark konnte den Beschäftigungsanteil im tertiären Sektor ausbauen (+9 % seit 2008), wenn- gleich nicht so deutlich wie es den anderen Bezirken gelungen ist.

Abbildung 41: Wirtschaftsstruktur Pomurska und Podravska, Vergleich 2008 und 2017

Quelle: Statistical Office of the Republic of Slovenia, Regions in Figures (2018).

Aus der Betrachtung der angrenzenden slowenischen Bezirke wird deutlich, dass die Region Pomurska einen stärkeren industriell-gewerblichen Sektor aufweist, während in Podravska mit der Hauptstadt Marburg der Dienstleistungsbereich ausgeprägter ist. Was den Strukturwandel dieser beiden Regionen betrifft, so zeigt sich, dass sich die Beschäftigungsstrukturen vor allem zugunsten des tertiären Bereichs verändert haben, während der Anteil der Beschäftigten in der Produktion sank und jener der Landwirt- schaft relativ stabil blieb.

Wirtschaftliche Zukunftsfelder

Wie sich die fortschreitende Digitalisierung auf einzelne Regionen nun tatsächlich aus- wirkt, hängt dabei zu einem großen Teil von der regionalen Wirtschaftsstruktur ab. Laut Kirschner et al. (2019) dürfte vor allem der produzierende Bereich negativ betroffen sein. Von einer negativen Betroffenheit ist vor allem auch in der Energie- und Wasser- versorgung, der Abwasserentsorgung und Abfallbehandlung, bei den Arbeitskräfteüber- lassern sowie bei Arbeitnehmern, die überproportional viele Routinetätigkeiten durch- führen, auszugehen. Vom digitalen Wandel profitieren könnten hingegen zahlreiche

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Dienstleistungsbranchen, wie zum Beispiel Medien, Telekommunikation, Informations- technologien und -dienstleistungen oder auch das Gesundheits- und Sozialwesen.17

Die nachstehende Abbildung zeigt die relative jährliche Veränderung der Beschäftigung in der Steiermark von welcher gemäß einer Studie der Joanneum Research Forschungs- gesellschaft (POLICIES) aufgrund der Digitalisierung auszugehen ist. Die unterschiedli- chen Wirtschaftsbereiche werden nach dem steirischen Durchschnittseinkommen je Beschäftigten im Jahr 2016 und der erwarteten Entwicklung der Beschäftigungsdyna- mik in vier unterschiedliche Quadranten eingeteilt. Negative Betroffenheit ist nicht gleichzusetzen mit negativen Wachstumsraten – eine negativ betroffene Branche kann demnach weiterhin positive Wachstumsraten erzielen, sie wächst jedoch langsamer als dies ohne die Durchsetzung neuer Technologien der Fall gewesen wäre.18

Abbildung 42: Zukunftsfelder gemäß Digitalisierungsstudie Joanneum Research

Von der Digitalisie- rung dürfte vor allem die Beschäftigung im produzierenden Bereich negativ be- troffen sein und zu- rückgehen.

Quelle: Kirschner et al. (2019).

Oben rechts finden sich jene Wirtschaftsbereiche, die ein überdurchschnittlich hohes Einkommen zahlen und positiv vom digitalen Wandel betroffen sind. Im Fall der Südost- steiermark profitieren hier vor allem die Zweige „Technologiebereich im produzierenden Sektor“ (2,6 % aller unselbstständig Beschäftigten im Jahr 2019), „Finanz- und Versiche- rungsdienstleistungen“ (2,0 %) und „wissenschaftliche Dienstleistungen“ (2,2 %) von po- sitiven Beschäftigungseffekten.

Im zweiten Quadranten (oben, links) befinden sich Wirtschaftsbereiche mit überdurch- schnittlichen Einkommen und negativer Betroffenheit. In diesen Bereichen sind die Sub-

17 Kirschner et al. (2019). 18 Ebenda.

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stitutionsrisiken vergleichsweise hoch. In diesen Quadranten fallen in der Südoststeier- mark unter anderem die Wirtschaftszweige „Herstellung von Metallerzeugnissen“ (2,6 % aller unselbstständig Beschäftigten im Jahr 2019), „Elektrotechnik und Elektronik“ (2,4 %), „Herstellung von Holz-, Flecht-, und Korkwaren“ (1,4 %) und „Energie- und Was- serversorgung, Entsorgung und Rückgewinnung“ mit 1,1 % aller unselbstständig Be- schäftigten.

Ebenfalls negativ vom digitalen Wandel betroffen sind jene Bereiche, die sich im unteren linken Quadranten befinden. Bei einem unterdurchschnittlichen Durchschnittseinkom- men je Beschäftigten sind die zu erwartenden Auswirkungen auf die Beschäftigungsdy- namik in diesen Sektoren ebenfalls negativ. So befinden die Branchen „Beherbergung und Gastronomie“ (7,2 % aller unselbstständig Beschäftigten im Jahr 2019), „Nahrungs-, Futter-, Getränkeherstellung und Tabakverarbeitung“ (6,2 %), „Herstellung von Leder, Le- derwaren und Schuhe“ (3,5 %) und unter anderem der Bereich „Verkehr und Lagerei“ (4,3 %) in diesem Quadranten – was aufsummiert einen großen Anteil der südoststeiri- schen unselbstständigen Beschäftigten darstellt. Zusätzlich sind 20,5 % aller unselbst- ständig Beschäftigten im Bereich „Handel, Reparatur und Instandhaltung von Kraftfahr- zeugen“ tätig – in diesem Bereich ist ebenso von einer negativen Betroffenheit der Be- schäftigungsdynamik auszugehen.

Der letzte Quadrant (unten rechts) beinhaltet jene Branchen, welche zwar unterdurch- schnittliche Einkommen bezahlen, jedoch positiv vom digitalen Wandel betroffen sind. In der Südoststeiermark sticht dabei vor allem das Bauwesen mit 12,8 % aller unselbst- ständig Beschäftigten (im Jahr 2019) hervor. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen und der Wirtschaftszweig „Erziehung und Unterricht“ fallen in diesen Quadranten; 21,3 % aller südoststeirischen unselbstständig Beschäftigten sind im Bereich „Öffentliche Ver- waltung, Unterrichtswesen, Gesundheits- und Sozialwesen“ tätig. Während der Bereich der öffentlichen Verwaltung dem zweiten Quadranten zuzuordnen ist und somit nega- tive Beschäftigungseffekte erwartet werden, sind diese in den Bereichen „Gesundheits- und Sozialwesen“ und „Erziehung und Unterricht“ durchaus positiv.19

Wissensintensive Dienstleistung und Technologiesektor: Status quo in der Südoststeiermark

In der Südoststeiermark ist ein vergleichsweise kleiner Anteil der unselbstständig Be- In der Südoststeier- schäftigten in wissensintensiven Dienstleistungsbetrieben tätig. Konkret haben 2,2 % mark besteht im ein Beschäftigungsverhältnis in dieser Branche. Verglichen mit den umliegenden Bezir- Technologiesektor und im Bereich der ken (Hartberg-Fürstenfeld: 3,2 %, Leibnitz: 3,3 %, Weiz: 3,5 %) sowie der Gesamtsteier- wissensintensiven mark (5,0 %) ist das der niedrigste Wert. Südoststeierische Betriebe der Informations- Dienstleistungen und Kommunikationstechnologie (IKT) weisen einen Beschäftigungsanteil von 0,3 % noch Ausbaupoten- auf – ebenfalls der vergleichsweise kleinste Anteil (Hartberg-Fürstenfeld und Weiz: zial. 0,7 %; Leibnitz: 1,4 %; Steiermark: 2,1 %). Im Bereich der Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen liegt der Beschäftigungsanteil mit 2,0 % in etwa im steirischen Durch- schnitt (2,3 %) und ist gleich hoch oder höher als jener der umliegenden Bezirke (Hart- berg-Fürstenfeld und Leibnitz: 2,0 %; Weiz: 1,4 %).

Der Technologiesektor im Produktionsbereich ist in der Südoststeiermark für einen re- lativ geringen Teil der Beschäftigung verantwortlich (2,6 %). Während der Steiermark- schnitt bei 9,0 % der Beschäftigung liegt, weisen neben der Südoststeiermark auch Hart- berg-Fürstenfeld (5,4 %) und Leibnitz (2,7 %) unter dem Durchschnitt liegende Werte auf.

19 Kirschner et al. (2019).

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Im industriell geprägten Weiz sind hingegen 14,0 % der Beschäftigten im Technologie- bereich der Produktion tätig.

Abbildung 43: Beschäftigungsanteile in wissensintensiven Sektoren 2019

Die Beschäftigungs- anteile im Bereich der „Zukunftsfelder“ fallen in der Südost- steiermark ver- gleichsweise niedrig aus.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV); IWS-Darstellung.

Abbildung 44: Durchschnittliche jährliche Entwicklung wissensintensiver Sektoren 2015-2019

Im Technologiebe- reich konnte die Südoststeiermark 2015-2019 ein durchschnittliches Beschäftigungs- wachstum von +3,8 % p.a. verbu- chen.

Quelle: Joanneum Research – POLICIES, WIBIS Steiermark (Rohdaten: HVSV); IWS-Darstellung.

Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten zwischen 2015 und 2019 zeigen ebenfalls ein interessantes Bild: Während alle Vergleichsbezirke im Bereich Informa- tions- und Kommunikationstechnologie (IKT) und im Technologiebereich der Produk- tion Beschäftigung aufbauen konnten, fällt die Entwicklung bei den wissensintensiven bzw. technischen Dienstleistungen sowie bei den Finanz- und Versicherungsdienstleis- tungen nicht einheitlich positiv aus. Die wissensintensiven Dienstleistungen verzeichne- ten im Betrachtungszeitraum in der Südoststeiermark einen durchschnittlichen jährli- chen Beschäftigungsrückgang von 1,3 % – in den Vergleichsbezirken und in der Ge- samtsteiermark konnten wissensintensive Dienstleister hauptsächlich Beschäftigung aufbauen, was die positiven Wachstumsraten bestätigen. Im Bereich Finanz- und Versi- cherungsdienstleistungen nahm in der Südoststeiermark die Beschäftigung leicht zu

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(+1,2 %), während alle übrigen Vergleichsbezirke sowie die Steiermark insgesamt Rück- gänge aufwiesen. Der Technologiebereich in der Produktion verzeichnet in allen Bezir- ken ein Beschäftigungswachstum. Die Südoststeiermark konnte ein jährliches Durch- schnittswachstum von +3,8 % verbuchen – damit ist die Entwicklung zwar positiv aber unterdurchschnittlich stark ausgeprägt (Steiermark: +6,4 %).

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6 TOURISMUS UND GESUNDHEITSSTANDORT

Mit insgesamt 22 Heilquellen, 2 Thermen- und Kurstandorten, 123 Buschenschenken, 224 Weinbauern, 4 Haubenlokalen, 14 Radrundfahrtrouten sowie 50 Museen und Sammlungen hat die Südoststeiermark Touristen einiges zu bieten.20 Während in der warmen Jahreszeit vor allem die Weinstraße eine Vielzahl an Besuchern in die Region lockt, können kulinarische Spezialitäten wie Zotter Schokolade, Vulkanland Schinken oder Mineralwässer (z.B. Long Life) das ganze Jahr über genossen werden. Zusätzlich stellt der Gesundheitstourismus mit den beiden Thermen in Bad Radkersburg und Bad Gleichenberg eine Kernkompetenz des Bezirks dar. Im nachfolgenden Kapitel werden sowohl der südoststeirische Tourismus als auch der Bezirk als Gesundheitsstandort beleuchtet, um ein Bild über den Ist-Zustand zeichnen zu können und etwaige Zu- kunftspotenziale aufzuzeigen.

6.1 Tourismus

Im Jahr 2017 konnten in der Südoststeiermark 1.139.856 Nächtigungen verbucht wer- 2017 konnten in der den, auf einen Einwohner kamen daher 13,2 Nächtigungen. Dieser Wert liegt klar über Südoststeiermark dem steirischen Durchschnittswert (10,3) und unterstreicht die Funktion des Bezirks als 1.139.856 Nächti- gungen verbucht Tourismusstandort. Im Vergleich mit den Umlandbezirken weist nur Hartberg-Fürsten- werden, nur Hart- feld mit der dazugehörigen Thermenlandschaft höhere Zahlen auf: Dort wurden 2017 berg-Fürstenfeld 1.473.063 Nächtigungen gezählt; mit 16,3 Nächtigungen je Einwohner liegt der Ver- nutzt das touristi- gleichswert nicht nur deutlich über dem Steiermarkschnitt, sondern ist auch signifikant sche Potenzial der höher als in der Südoststeiermark. Der Nachbarbezirk Hartberg-Fürstenfeld nutzt das Region noch besser. Tourismuspotenzial der Region somit besser als die Südoststeiermark. Leibnitz (6,3 Nächtigungen je Einwohner) und Weiz (4,7) konnten zwar in puncto Nächtigungszahlen in den vergangenen Jahren positive Entwicklungen aufweisen, blieben jedoch klar hinter der Südoststeiermark und Hartberg-Fürstenfeld zurück. Auch die slowenischen Ver- gleichsregionen können nicht mit den Ergebnissen von Hartberg-Fürstenfeld und der Südoststeiermark mithalten: Pomurska besitzt mit 8,6 Nächtigungen je Einwohner eine deutlich stärker ausgeprägte touristische Funktion als Podravska mit lediglich 2,0 Näch- tigungen je Einwohner.

Tabelle 8: : Nächtigungen je Einwohner 2017 nach Bezirk Nächtigungen je Region/Bezirk Einwohner Nächtigungen Einwohner Südoststeiermark 86.044 1.139.856 13,2 Hartberg-Fürstenfeld 90.539 1.473.063 16,3 Leibnitz 81.748 517.062 6,3 Weiz 89.760 423.793 4,7 Steiermark 1.237.298 12.729.114 10,3 Pomurska 115.477 996.161 8,6 Podravska 322.043 630.633 2,0

Quelle: Landesstatistik Steiermark; Statistical Office of the Republic of Slovenia.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Nächtigungen in der Südoststei- ermark und den umliegenden Bezirken seit 1990. Auffällig ist, dass in der Periode zwi- schen 1990 und 1999 mit +4,6 % eine überdurchschnittlich hohe Wachstumsrate erzielt werden konnten – der Bezirk gewann als Tourismusregion somit vor allem in den 90er

20 Vgl. Landesstatistik Steiermark 2017.

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Jahren an Beliebtheit. Zwar haben sich die Nächtigungszahlen auch in den zwei darauf- folgenden Perioden positiv entwickelt, die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsra- ten fielen aber mit +1,2 % (2000 bis 2010) und +0,7 % (2010 bis 2018) deutlich geringer aus. Der Tourismus in Hartberg-Fürstenfeld zeichnet ein ähnliches Bild: Während die Nächtigungszahlen insbesondere zwischen 1990 und 1999 angestiegen sind, war das Wachstum in den darauffolgenden Perioden moderat – zwischen 2010 und 2018 ist die Anzahl der Nächtigungen sogar um -0,5 % zurückgegangen. Der Bezirk Leibnitz kann seit 2000 hohe Wachstumsraten im Tourismus verbuchen (+4,6 % bzw. +4,3 %), Weiz verzeichnete zwischen 2010 bis 2018 erstmals wieder eine gemäßigte Zunahme (+1,1 %).

Abbildung 45: Nächtigungswachstum 1990-2018 nach Bezirk

Die Südoststeier- mark gewann als Tourismusregion vor allem in den 90er Jahren an Beliebt- heit.

Quelle: Landesstatistik Steiermark; IWS-Darstellung.

Abbildung 46: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen 1990-2018 nach Bezirk

Die Aufenthalts- dauer zeigt sich in allen betrachteten Bezirken rückläufig.

Quelle: Landesstatistik Steiermark; IWS-Darstellung.

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Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich in den vergangenen Jahren in allen be- Die Gäste der Süd- trachteten Bezirken sowie in der Steiermark insgesamt verkürzt (siehe Abbildung 40). oststeiermark ver- Der Trend geht hin zu häufigeren, aber dafür kürzeren Urlauben. Während im Jahr 1990 weilen überdurch- schnittlich lange im in der Südoststeiermark die Aufenthalte im Durchschnitt noch länger als 6 Tage betru- Bezirk. gen, verweilten Gäste 2018 nur mehr knapp 4 Tage im Bezirk. Dennoch liegt die durch- schnittliche Aufenthaltsdauer in der Südoststeiermark weiterhin über dem steirischen Durchschnitt (2018: 3,1 Tage). Die Südoststeiermark veranlasst somit Besucher nach wie vor zu längeren Aufenthalten in der Region (2018: 4,0 Tage) als in den Vergleichs- bezirken (Hartberg-Fürstenfeld und Weiz: 2,7 Tage; Leibnitz 2018: 2,2). Darüber hinaus begünstigt die überdurchschnittlich lange Aufenthaltsdauer die Entstehung zusätzlicher positiver Wertschöpfungseffekte in anderen Wirtschaftsbereichen (z.B. Handel, Gastro- nomie etc.)21.

Die Tourismusangebote in der Südoststeiermark genießen hauptsächlich unter Öster- Die Südoststeier- reichern an Beliebtheit. Während im Tourismusjahr 2018 rund 41 % der Nächtigungen in mark ist in erster der Steiermark auf Nicht-Österreicher entfielen, waren es in der Südoststeiermark nur Linie eine Touris- musdestination für 7 % – ein vergleichsweise sehr kleiner Anteil an ausländischen Gästen (siehe nachste- österreichische hende Tabelle). Urlauber aus dem Ausland bevorzugen in der Steiermark insbesondere Gäste. die Schigebiete in der Obersteiermark, wobei auch Leibnitz mit einem Ausländeranteil von 28 % der Nächtigungen einen in Relation zur Südoststeiermark hohen Wert auf- weist. Betrachtet man die Entwicklung seit 2010, so wird deutlich, dass der geringe An- teil an ausländischen Gästen in der Südoststeiermark Tradition hat. Zwar war der Aus- länderanteil an den Nächtigungen in den Jahren 2015 bis 2017 geringfügig höher, 2018 sank dieser aber wieder auf 7 % der Nächtigungen. Die Anteile der umliegenden Bezirke bzw. Regionen waren in den letzten Jahren signifikant höher. Die höchsten Anteile an ausländischen Urlaubern weisen die slowenischen Provinzen Pomurska und Podravska auf: Im Jahr 2017 waren für 44 % der Nächtigungen in Pomurska und 68 % der Nächti- gungen in Podravska Nicht-Slowenen verantwortlich, was für einen deutlich internatio- naler ausgerichteten Tourismus in Nord-Slowenien als in der südlichen bzw. südöstli- chen Steiermark spricht.

Tabelle 9: Ausländische Nächtigungsgäste in den Tourismusjahren 2010-2018

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Anteil der Nächtigungen von Ausländern an den Gesamtnächtigungen Südoststeiermark 7% 7% 7% 7% 7% 8% 8% 9% 7% Hartberg-Fürstenfeld 10% 10% 10% 10% 11% 11% 10% 12% 13% Leibnitz 28% 28% 29% 30% 33% 29% 29% 29% 28% Weiz 19% 19% 17% 17% 17% 19% 20% 22% 22% Steiermark 36% 37% 37% 38% 39% 39% 40% 41% 41% Pomurska 39% 38% 41% 41% 41% 40% 42% 44% k.A. Podravska 55% 60% 64% 62% 64% 65% 67% 68% k.A.

Quelle: Landesstatistik Steiermark, Statistical Office of the Republic of Slovenia.

Von den 1,1 Mio. Nächtigungen in der Südoststeiermark entfielen somit im Jahr 2018 Mehr als die Hälfte nur rund 82.000 auf ausländische Gäste. Die größte Gruppe an ausländischen Touristen der ausländischen sind dabei Deutsche, die mehr als die Hälfte aller Nächtigungsgäste ausmachen. Trotz Nächtigungsgäste kommen aus der räumlichen Nähe zu Slowenien und Ungarn ist das Potenzial an Gästen aus diesen Deutschland. beiden Ländern (und auch aus Kroatien sowie Italien) weiter ausbaufähig: Die zuletzt erzielten 3.700 Nächtigungen aus Ungarn und 3.000 Nächtigungen aus Slowenien sind

21 Siehe dazu etwa Laimer et al. (2014), Ein Tourismus-Satellitenkonto für Österreich Methodik, Ergeb- nisse und Prognosen für die Jahre 2000 bis 2015.

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vergleichsweise gering. Im Gegensatz zur Südoststeiermark konnte der Nachbarbezirk Hartberg-Fürstenfeld im Jahr 2018 knapp 13.000 Nächtigungsgäste aus Ungarn verbu- chen und daher deutlich mehr. Die Anzahl slowenischer Touristen war in Hartberg-Fürs- tenfeld mit knapp 2.400 jedoch niedriger als in der Südoststeiermark.

Der Zeitvergleich von 2010 bis 2018 zeigt vor allem bei den slowenischen Gästen in der Südoststeiermark einen klaren Aufwärtstrend (2010: 829 Nächtigungen, 2018: 3.036 Nächtigungen), welchen es zu nutzen gilt. Bei den ungarischen Gästen ist der Anstieg nicht so ausgeprägt.

Tabelle 10: Nächtigungen nach ausgewählten Herkunftsländern pro Jahr

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Die Südoststeier- mark zeigt 2010 bis Deutschland 48.275 45.839 45.275 46.646 47.521 44.277 45.218 47.955 46.767 2018 vor allem bei BY 23.680 22.363 22.351 23.031 22.931 20.487 21.618 22.133 22.591 den slowenischen NW 5.676 5.023 5.249 5.342 5.129 5.500 4.643 5.571 5.182 Gästen einen Auf- wärtstrend. BW 5.304 5.487 4.810 5.279 5.224 4.715 4.997 4.997 5.053 OD 3.211 3.695 3.966 4.164 4.631 4.174 4.298 5.268 4.749 MD 5.113 4.555 4.211 4.426 4.561 4.106 4.267 4.580 3.810 ND 4.155 3.207 3.182 3.145 3.481 3.399 3.366 3.985 3.721 BE 1.136 1.509 1.506 1.259 1.564 1.896 2.029 1.421 1.661 Ungarn 2.511 3.081 2.925 3.137 2.538 3.476 3.130 3.632 3.668 Slowenien 829 1.672 1.201 1.633 1.402 1.612 2.097 2.689 3.036 Italien 3.679 4.297 3.623 4.117 3.454 3.640 3.822 3.136 2.850 Polen 675 716 1.045 798 970 733 943 2.197 2.189 Niederlande 1.939 2.159 2.225 2.154 2.113 2.282 1.949 2.024 1.872 Tschechien 975 1.360 1.302 1.513 1.215 1.329 1.364 1.615 1.600 Kroatien 264 351 448 434 594 661 557 674 1.174

Abkürzungen: BY = Bayern, BW = Baden-Württemberg, BE = Berlin, MD = Mitteldeutschland, ND = Nord- deutschland. NW = Nordrhein-Westfalen, OD = Ostdeutschland. Quelle: Landesstatistik Steiermark.

Die Nächtigungen von inländischen Urlaubern sind wie folgt verteilt: Mehr als ein Drittel (38 %) kommt aus der Steiermark, gefolgt von Niederösterreich (15%) und Wien (13%). Der Rest verteilt sich auf die übrigen sechs Bundesländer, wobei Gäste aus Vorarlberg den geringsten Anteil ausmachen.

Abbildung 47: Inländische Nächtigungen nach Herkunftsländern 2018

Die Südoststeier- mark ist eine beliebte Destination für steirische Urlauber.

Quelle: Landesstatistik Steiermark, Tourismus; IWS-Darstellung.

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6.2 Gesundheits- und Lebensstandort

Im aktuellen Abschnitt wird die regionale Versorgung mit Allgemeinmedizinern, Zahn- medizinern und Fachärzten in der Steiermark bzw. den steirischen Bezirken dargestellt. Konkret wird dabei die Zahl der Ordinationen (Stand: Juli 2019) – nicht die der Ärzte – mit der Bevölkerung zu Jahresbeginn 2019 in Relation gestellt. Je weniger Einwohner auf eine Ordination entfallen, desto besser ist die medizinische Versorgung im Bezirk.

Allgemeinmediziner

Bezüglich der Dichte an Allgemeinmedizinern stellt die Südoststeiermark im Bezirksver- Hinsichtlich der gleich das Schlusslicht dar: Auf eine Ordination entfallen mehr als 1.500 Einwohner Dichte an Allgemein- (konkret 1.685). Der steirische Mittelwert liegt bei 1.034, jener der Südoststeiermark be- medizinern stellt die Südoststeiermark im findet sich somit weit über dem Durchschnitt, was für eine eher schlechte Versorgung Bezirksvergleich das im allgemeinmedizinischen Bereich spricht. Wenig überraschend verfügt der Ballungs- Schlusslicht dar. raum Graz über eine überdurchschnittliche Gesundheitsversorgung: Dort kommen auf eine Ordination 670 Einwohner, somit um über 1.000 weniger als in der Südoststeier- mark. Die umliegenden Bezirke der Südoststeiermark weisen ebenfalls eine unterdurch- schnittliche Allgemeinmedizinerdichte auf (Hartberg-Fürstenfeld: 1.276, Leibnitz: 1.115, Weiz: 1.291 Einwohner je Ordination).

Abbildung 48: Allgemeinmedizinerdichte 2019

Quelle: Ärztekammer Steiermark; IWS-Darstellung.

Zahnmediziner

Abbildung 49: Zahnmedizinerdichte 2019

Quelle: Zahnärztekammer Steiermark; IWS-Darstellung.

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Die Verfügbarkeit von Zahnmedizinern ist im Bezirksvergleich nur unwesentlich besser: Bezüglich der Ver- So bildet die Südoststeiermark zwar nicht das Schlusslicht, belegt aber nur Rang 8 im sorgung mit Zahn- medizinern belegt Bezirksranking. In der Südoststeiermark kommen auf eine Zahnarztpraxis 2.604 Ein- die Südoststeier- wohner, der steirische Durchschnitt liegt bei 2.100 Einwohnern je Ordination. Verglichen mark Rang 8 des mit den Umlandbezirken weist nur Hartberg-Fürstenfeld eine niedrigere Dichte auf Bezirksrankings. (2.746 Einwohner je Ordination), Leibnitz und Weiz erzielen hingegen bessere Ergeb- nisse (2.357 bzw. 2.510 Einwohner je Ordination). Die höchste Dichte an Zahnarztpra- xen hat abermals der Bezirk Graz: Hier entfallen 1.395 Einwohner auf eine Ordination.

Fachärzte

Die Facharztdichte berechnet sich aus den Einwohnern dividiert durch die Anzahl der verschiedenen Fachgebiete, welche in einem Bezirk zur Verfügung stehen. Ist ein Arzt in mehreren Ordinationen und mehreren Fachgebieten tätig, so fließt er mehrfach in die Berechnungen ein – einmal für jedes Fachgebiet in jeder Ordination.

Abbildung 50: Facharztdichte 2019

Quelle: Ärztekammer Steiermark; IWS-Darstellung.

Auch in puncto Facharztdichte bildet die Südoststeiermark das steirische Schlusslicht. Auch in Bezug auf 1.653 Einwohner kommen auf eine Facharztordination, während es im steirischen Mittel die Facharztdichte 831 sind. Murau schneidet mit 1.456 Einwohnern je Ordination ähnlich schlecht ab, Graz ist die Südoststeier- mark Schlusslicht. liegt im Bezirksranking abermals ganz klar an der Spitze (399 Einwohner je Ordination). Betrachtet man die benachbarten Bezirke zeigt sich, dass sich dort die Versorgung mit Fachärzten etwas besser darstellt. Hartberg-Fürstenfeld verfügt mit 1.225 Einwohnern je Ordination über die höchste Dichte, gefolgt von Leibnitz und Weiz (1.269 bzw. 1.291 Einwohner je Ordination).

Die hier dargestellte Arztdichte belegt den von den Medien häufig kolportierten Ärzte- mangel in den ländlicheren Regionen. Bis auf den Ballungsraum Graz, der über eine ver- gleichsweise gute Versorgung mit Ärzten im niedergelassenen Bereich verfügt, ist die Situation in den übrigen steirischen Regionen verbesserungsfähig. Insbesondere in der Südoststeiermark sind Maßnahmen notwendig, um auch künftig eine entsprechende medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

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7 HANDELSBEZIEHUNGEN MIT SLOWENIEN UND UNGARN

Die Steiermark ist ein wichtiger Außenhandelspartner von Slowenien und Ungarn. Spe- ziell durch die EU-Osterweiterung im Jahr 2004 konnten die Beziehungen zu diesen Nachbarländern ausgeweitet werden. Eine Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung vom Juni 2018 unter 8.600 steirischen Unternehmern hat ergeben, dass 17 % durch die EU-Osterweiterung gezielt ihre Handelsbeziehungen zu den neuen Mitgliedsländern ausweiten konnten.

Von den Ländern, mit denen die Wirtschaftsbeziehungen vertieft wurden, sind Slowe- nien und Ungarn führend. 68 % bzw. 60 % aller Profiteure der EU-Osterweiterung haben die Beziehungen mit Wirtschaftspartnern aus diesen Ländern intensiviert. Die Bestel- lung von Viktor Orban als Ministerpräsident von Ungarn im Jahr 2010 hat jedoch in man- chen Sektoren eine protektionistische Handelspolitik vonseiten Ungarns ausgelöst, so wurde beispielsweise die Firma Saubermacher vom Markt gedrängt. Die Außenhan- delsperformance mit Slowenien und Ungarn seit dem Jahr 2010 ist trotz der absolut hohen Handelsvolumina unter den MOEL durchschnittlich verlaufen. Die Wachstums- rate der Ausfuhren und der Einfuhren war zwar positiv, Länder wie Polen oder Rumänien hatten jedoch deutlich höhere Wachstumsraten, sodass z.B. Polen Slowenien auch von den absoluten Volumina heute nicht mehr weit nachhinkt bzw. bei einer Fortsetzung dieser Performance sogar als Ausfuhrland Nummer 1 der Steiermark unter den MOEL- Ländern ablösen wird.

Abbildung 51: Vertiefung der Geschäftsbeziehungen nach der EU-Osterweiterung

Seit der EU-Oster- weiterung haben die steirischen Unter- nehmen insbeson- dere mit Slowenien und Ungarn ihre Ge- schäftsbeziehungen vertieft.

Anmerkung: Angaben in Prozent der Befragungsteilnehmer im Juni 2018; Mehrfachnennungen mög- lich. Quelle: WKO Steiermark, IWS.

Die Außenhandelsstatistik der Statistik Austria nach so genannten KN2-Gütergruppen liefert Aufschluss darüber, welche Produkte vorwiegend zwischen der Steiermark, Slo- wenien und Ungarn gehandelt werden (Handelsvolumen) und in welchen Güterkatego- rien die Steiermark einen Überschuss bzw. ein Defizit mit diesen Ländern aufweist. Ge- mäß dieser Betrachtung und den Stärkefeldern der südoststeirischen Wirtschaft lassen sich Schlussfolgerungen ableiten, in welchen Sektoren die Südoststeiermark Potenziale

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für vertiefende Wirtschaftsbeziehungen mit Slowenien und Ungarn hat. Dazu ist es sinn- voll sich die Wirtschaftsschwerpunkte der Südoststeiermark in Erinnerung zu rufen (siehe Kapitel 5, regionale Spezialisierung, S. 38ff).

Tabelle 11: Ausfuhren und Einfuhren nach Ländern

Länder Ausfuhren Einfuhren  Wachstum Anteil  Wachstum Anteil p.a. gesamt an p.a. gesamt an 2010-2017 MOEL 2010-2017 MOEL Kosovo 15,3% 0,2% -5,8% 0,1% Estland 14,5% 0,3% 17,2% 0,2% Albanien 14,4% 0,2% 29,7% 0,3% Rumänien 12,5% 11,3% 6,8% 4,5% Polen 10,6% 15,6% 14,2% 15,7% Litauen 8,9% 0,6% 20,4% 0,5% Montenegro 7,3% 0,1% 42,0% 0,02% Slowakei 7,2% 10,9% 0,4% 12,0% Bosnien und Herzegowina 5,4% 1,7% 11,6% 3,3% Tschechische Republik 5,4% 12,8% 10,5% 18,3% Ungarn 5,3% 15,8% 2,2% 17,0% Bulgarien 4,3% 1,7% 21,2% 2,5% Slowenien 4,3% 16,3% 5,6% 16,3% Serbien 4,2% 2,1% 9,1% 2,3% Mazedonien 3,8% 0,2% -2,7% 0,2% Lettland 3,5% 0,4% 8,4% 0,1% Kroatien 1,8% 9,9% 7,5% 6,6% MOEL 5,9% 100,0% 5,7% 100% Quelle: Statistik Austria, Außenhandelsstatistik, IWS-Darstellung.

Aufschluss über die Wirtschaftsverflechtungen zwischen der Steiermark und Slowenien bzw. Steiermark und Ungarn liefern auch die in den nachfolgenden Abbildungen darge- stellten Handelsvolumina (Einfuhren und Ausfuhren) der Top-20 Sektoren sowie die je- weilige Handelsbilanz (Saldo von Ausfuhren und Einfuhren).

Abbildung 52: Top-20-Sektoren, Steiermark und Slowenien

Vor allem im Sektor Häute, Felle und Le- der wird seitens der Steiermark deutlich mehr nach Slowe- nien exportiert als von dort importiert.

Quelle: Statistik Austria, Außenhandelsstatistik; IWS-Darstellung.

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Im Handel zwischen der Steiermark und Slowenien sind vor allem für die Südoststeier- mark relevanten Sektoren betroffen: Leder, Erzeugnisse aus Holz, Fleisch und Fleisch- waren, Früchte, Nüsse, Gemüse und Pflanzen, Getränke und Milcherzeugnisse und Be- kleidung. Da in diesen Bereichen ein Exportüberschuss der Steiermark im Handel mit Slowenien besteht, ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach diesen Güterkate- gorien in Slowenien auch in Zukunft groß sein wird.22

Abbildung 53: Top-20-Überschusssektoren, Steiermark und Slowenien

Im Handel zwischen der Steiermark und Slowenien tun sich vor allem für die Südoststeiermark relevanten Sektoren hervor.

Erläuterung: Überschuss = Ausfuhren > Einfuhren, Salden in Mio. Euro. Quelle: Statistik Austria, Außenhandelsstatistik; IWS-Darstellung.

Neben diesen Güterklassen gibt es für die Südoststeiermark aber auch im Bereich tech- nologische und wissensintensiven Start-ups Chancen für Kooperationen. Slowenien setzt derzeit stark auf Digitalisierung und Innovation im Bereich der Klein- und Mittelun- ternehmen.23 Da sich die Themen Innovation, Forschung und Entwicklung, Start-ups und Kreativität in der Steiermark insbesondere auf den Großraum Graz konzentrieren, wäre es einen Versuch wert diese Themen auch in der Südoststeiermark – eventuell in Ko- operation mit slowenischen Partnern – besser zu positionieren (z.B. Veranstaltungen oder Konferenzen ähnlich wie im Bereich des aktiven Alterns).

Im Handel zwischen Steiermark und Ungarn (siehe nachfolgende Abbildungen) sind die für die Südoststeiermark relevanten Bereiche im ungarischen Absatzmarkt ebenso wie in Slowenien Produkte aus dem Lebensmittel- und Textilbereich. Dazu kommt noch der Bereich Abfallwirtschaft. Hinsichtlich Handelsvolumina finden sich in den Top-5-Kern- bereichen kernindustrielle Sektoren.

22 Ein Angebot speziell für exportinteressierte Unternehmer gibt es in Form einer Plattform namens „Expedire“ (siehe https://www.ic-steiermark.at/expedire/), die vom ICS Steiermark betreut wird. Hier können Kooperationspartner in Slowenien gefunden werden. 23 Vgl. Slowenische Handelskammer 2019, Vortrag im Rahmen der Alpe Adria Konferenz in der WKO Steiermark.

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Abbildung 54: Top-20-Sektoren, Steiermark und Ungarn

Im Handel zwischen Steiermark und Un- garn sind die für die Südoststeiermark Erläuterung: Überschuss = Ausfuhren > Einfuhren, Salden in Mio. Euro. relevanten Bereiche Quelle: Statistik Austria, Außenhandelsstatistik; IWS-Darstellung. im ungarischen Ab- satzmarkt ebenso Abbildung 55: Top-20-Überschusssektoren, Steiermark und Ungarn wie in Slowenien Produkte aus dem Lebensmittel- und Textilbereich.

Quelle: Statistik Austria, Außenhandelsstatistik; IWS-Darstellung.

Als Dienstleistungsexporte sind insbesondere slowenische und ungarische Gäste, die als Touristen die Steiermark besuchen, relevant. Das Potenzial ausländischer Touristen in der Steiermark ist insgesamt (und insbesondere in der Thermenregion) ausbaufähig, wie im vorangegangenen Kapitel 6 erläutert wird. Eine Erweiterung der Wellnessange- bote in der Thermenregion hin zu spezialisierten Gesundheitsdienstleistungen im Reha- und Präventionsbereich könnte den Gesundheitstourismus in der Thermenregion beflü- geln.

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Generell eignet sich die gute Lebensqualität und schöne Natur hervorragend für Aktivi- täten im Zusammenhang mit dem aktiven Altern. Dazu hat in der Vergangenheit eine Konferenz des Österreichischen Heilbäder- und Kurorteverbandes24 mit internationaler Beteiligung (vorwiegend aus Slowenien) in Bad Radkersburg stattgefunden.

24 Für nähere Informationen siehe folgenden Link: https://www.healthconference.eu/page-3641.

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8 STÄRKEN-SCHWÄCHEN-PROFIL

Die Südoststeiermark besticht vor allem durch eines – ihre Lebensqualität. Nicht zuletzt deshalb, sondern auch aufgrund diverser Angebote rund um Kulinarik, Handwerk, Well- ness und Gesundheit ist sie für viele inländische Touristen ein beliebtes Urlaubsdomizil. Diese Stärke sowie auch die Nähe zu Slowenien gilt es künftig verstärkt zu nutzen. Nicht nur im (Gesundheits-)Tourismus, sondern auch in Zukunftsbereichen wie den technolo- gieorientierten und wissensintensiven Dienstleistungen. Die bereits vorhandene (grenz- überschreitende) Kooperationskultur ist dabei ein besonderer Vorteil.

Tabelle 12: Stärken-Schwächen vs. Chancen-Herausforderungen in der Südoststeiermark

Stärken Schwächen

 Hohe Lebensqualität und attraktiver  Demografische Entwicklung: Wohnbezirk . Abwanderung der Jugend  Wirtschaftliche Stärken im traditionellen . Niedrige Akademikerquote Gewerbe und Handwerk, im Lebensmittel-  Infrastruktur sektor und in der Urproduktion . Digitale Infrastruktur  Nähe zu Slowenien und Ungarn . Distanz zwischen regionalen Zentren  Agglomerationsraum Feldbach mit Ent- (Feldbach, Bad Radkersburg) und Er- wicklungspotenzial reichbarkeit Bad Radkersburg  Tourismusdestinationen Bad Radkersburg . Bildungsinfrastruktur: weiße Flecken und Bad Gleichenberg im Bereich der höheren technischen  Ausgeprägte Kooperationskultur Ausbildung  Fachkräfteausbildung in der Region  Regionale Identität ≠ Verwaltungseinheit  Kein größerer Ballungsraum  Wissens- und Technologieintensive Dienstleistungen unterdurchschnittlich Die Lebensqualität, ausgeprägt die Nähe zu Slowe-  Niedriger Anteil ausländischer Touristen nien und die ausge- prägte Kooperati- Chancen Herausforderungen onskultur der Süd-  Internationalisierung  Betriebsnachfolge, viele Traditionsbe- oststeiermark sind . Nähe zu Slowenien/Ungarn nutzen triebe die Stärken, die es (z.B. im Export oder in der Bearbeitung  Struktureller Wandel (relativ langsame künftig zu nutzen gemeinsamer Schwerpunktthemen) Tertiärisierung – Potenziale im Dienstleis- gilt. . Ausländische Direktinvestitionen, Be- tungssektor nutzen) triebsansiedelungen forcieren  Fachkräftesituation  Tourismus  Zentrum-Peripherie-Divergenz (Feldbach . Restrukturierung als Gesundheitsre- versus Rest der Südoststeiermark) gion (Reha/Prävention/Ernährung)  Mangelnde regionale Identität der Bevöl- . Nachhaltigkeit als Thema kerung mit dem politischen Bezirk Südost- . Ausländische Touristen verstärkt als steiermark (Feldbach tendiert Richtung Zielgruppe ansprechen Norden, der Westen und Südwesten Rich- . Angebote abseits von Kur- und Ther- tung Leibnitz) mengästen entwickeln  Finanzielle Spielräume für Zukunftsinvesti- . Biosphärenpark tionen  Infrastruktur: . Trassensicherung steirische Ostbahn, Anbindung an Ungarn über S7 . Bildungsstandort ausbauen  Interkommunale Standortentwicklung  Lebensqualität

Quelle: IWS-Darstellung.

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Nichtsdestotrotz muss sich die Südoststeiermark – vielleicht auch stärker als andere steirische Regionen – einigen Herausforderungen stellen. Insbesondere die demografi- sche Entwicklung sowie der „Brain Drain“ junger gut ausgebildeter Fachkräfte bzw. Aka- demiker können die Südoststeiermark in der Entfaltung ihrer Potenziale hemmen.

9 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Auf Basis des Stärken-Schwächen-Profils der Südoststeiermark ergeben sich die fol- genden Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Entscheidungsträger und Politik:

9.1 Wirtschaft und Innovation

Die Digitalisierung der Wirtschaft und der damit einhergehende strukturelle Wandel hin Zukunftsfähige wirt- zu einer stärkeren Dienstleistungsorientierung vor allem auch im industriell-gewerbli- schaftliche Rahmen- chen Bereich erfordert die Schaffung zukunftsfähiger Rahmenbedingungen. In diesem bedingungen bei gleichzeitiger Stär- Zusammenhang gilt es kung der gewerbli- chen Basis sind in . die digitalen Kompetenzen der Unternehmer und Arbeitnehmer zu stärken, den Fokus zu rü- . die Breitbandstrategie und die Umsetzung des Masterplanes Breitband gemein- cken. sam konsequent weiterzuverfolgen, um auch ortsunabhängiges Arbeiten flä- chendeckend zu ermöglichen, . Maßnahmen gegen den „Brain Drain“ zu setzen und junge gut ausgebildete Fachkräfte und Akademiker in der Region zu halten, . Anreize zu schaffen, um qualifizierte Arbeitskräfte aus dem (benachbarten) Aus- land in die Südoststeiermark zu holen, . den Export von südoststeirischen Produkten bzw. Dienstleistungen weiter zu forcieren und das vorhandene Marktpotenzial auszuschöpfen, . den südlichen Bezirksteil für die ältere Generation weiter zu attraktivieren (vgl. Gesundheitsregion Bad Radkersburg) und als Standort sowohl für präventive als auch für rehabilitative Gesundheitsdienstleistungen zu positionieren und gleich- zeitig . eine Kreativ-/Innovationsszene in der Südoststeiermark (eventuell in Koopera- tion mit Slowenien) aufzubauen bzw. . junge innovative Start-ups gezielt zu unterstützen bzw. zu fördern (z.B. durch einen Regionalfonds).

Gleichzeitig ist es notwendig die bestehende starke gewerbliche Basis in der Südost- steiermark aufrechtzuerhalten und auszubauen. Das bedeutet:

. Künftig wird es noch wichtiger sein die Betriebsnachfolge gezielt zu unterstüt- zen, damit langjährige Traditionsunternehmen weiter bestehen bleiben. Neben der innerfamiliären Betriebsübergabe kann das auch bedeuten, gezielt ausländi- sche Investoren anzusprechen und Investitionsmöglichkeiten im Bezirk aufzu- zeigen. . In Zeiten einer negativen demografischen Entwicklung und der Wanderungsten- denz in Richtung Ballungsräume wird das sogenannte „Employer-Branding“ im Kampf um die besten Köpfe in der Südoststeiermark besonders entscheidend sein. Es ist notwendig gezielt Jobmöglichkeiten in der Region aufzuzeigen und regionale Unternehmen vor den sprichwörtlichen Vorhang zu holen. Das kann im Rahmen von Aktivitäten in Schulen oder bei Bildungs- und Berufsmessen, aber auch im Zuge von Praktika geschehen (z.B. könnte eine Praktikumsbörse für Studierende eingerichtet werden).

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Auf Gemeindeebene ist die interkommunale Zusammenarbeit weiter voranzutreiben, besonders wenn es um gemeinsame Projekte der Daseinsvorsorge (Schulen, Ärztezen- tren, Kinderkrippen etc.) und Betriebsansiedelung (Flächenentwicklungen) geht.

9.2 Demografie, Bildungs- und Lebensstandort

Die Corona-Krise hat den Bildungsbereich österreichweit vor neue Herausforderungen Das Betreuungs- gestellt und Defizite insbesondere in der digitalen Bildungsinfrastruktur sowie den digi- und Bildungsange- talen Grundkompetenzen aufgezeigt. Durch den voranschreitenden technologischen bot ebenso wie die Sicherung der Da- Wandel wird Lernen künftig flexibler und ortsunabhängig stattfinden können, das seinsvorsorge sind Thema „lebenslanges Lernen“ wird weiter an Bedeutung gewinnen. Die regionale Bil- wesentliche Stand- dungsinfrastruktur ist daher unter Berücksichtigung aktueller technologischer Erforder- ortfaktoren. nisse sowie des derzeitigen und künftigen Fachkräftebedarfs weiterzuentwickeln. Kon- kret sollte das Augenmerk besonderes auf folgende Bereiche gelegt werden:

. Der Strukturwandel bzw. die Digitalisierung der Wirtschaft lässt vor allem den Fachkräftebedarf im Bereich der (höheren) technischen Ausbildungen anstei- gen. Das südoststeirische Bildungsangebot ist in diesem Bereich jedoch noch ausbaubar. Hier gilt es gezielt Überlegungen mit der öffentlichen Verwaltung an- zustreben, in welcher Form künftig vor allem höhere technische Qualifizierungen im Bezirk angeboten werden könnten. . Das Bewusstsein für lebenslanges Lernen ist im Bezirk weiter zu heben. Durch eine arbeitsmarkt- bzw. wirtschaftsorientierte Qualifizierung sowie Weiterbil- dung gilt es das vorhandene Arbeitskräftepotenzial im Bezirk (wie z.B. Absol- venten von Gymnasien, Handelsakademien etc.) bestmöglich zu nutzen. Dem- entsprechend ist auch die Bildungs- und Berufsorientierung insbesondere an den weiterführenden höheren Schulen zu forcieren, um so Jugendliche und junge Erwachsene umfassend über berufliche Entwicklungsmöglichkeiten im Bezirk zu informieren. . Da die Südoststeiermark zu den Abwanderungsbezirken in der Steiermark zählt, könnte der Versuch gestartet werden, abgewanderten Südoststeirer Jobper- spektiven in der Region aufzuzeigen. Dadurch bestünde die Möglichkeit, dass aus dieser Gruppe gezielt Personen zur Bedeckungen des bestehenden Fach- kräftebedarfs bzw. zur Besetzung von Mangelberufen rekrutiert werden könn- ten.

Die Erwerbstätigkeit von Frauen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, gleichzeitig werden schrittweise traditionelle Rollenbilder aufgebrochen. Die Vereinbar- keit von Familie und Beruf ist daher verstärkt zu fördern. Das beinhaltet mitunter den Ausbau der Betreuungslandschaft für unter 6-Jährige sowie der Nachmittags- und Fe- rienbetreuung für Schulkinder im Bezirk. Angesichts der Corona-Krise und der dadurch entstandenen Notwendigkeit für „Distance Learning“ und „Homeschooling“ sollte unter anderen auch die Ferienzeit dazu genutzt werden, allfällige Bildungsdefizite durch ent- sprechende Förderangebote auszugleichen.

Ein wesentlicher Standortfaktor ist zudem die Daseinsvorsorge. Hier ist besonders der zunehmende Ärztemangel in den Fokus zu rücken. Um die medizinische Versorgung auch künftig gewährleisten zu können, könnten zusätzlich auch Gesundheitszentren geschaffen werden.

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9.3 Infrastruktur- und Mobilitätsoffensive

Das Thema „Nachhaltigkeit“ hat unabhängig von Gesundheits- und Wirtschaftskrisen Es bedarf umfassen- Hochkonjunktur. Dementsprechend wird es erforderlich sein alternative Mobilitätsfor- der Infrastruktur- men im Bezirk voranzutreiben. Dazu gehört die Schaffung von Voraussetzungen für und Mobilitätsmaß- nahmen von der For- elektrische Mobilität, die gezielte Verfolgung einer Radwegestrategie sowie die Attrak- cierung alternativer tivierung des öffentlichen bzw. mikro-öffentlichen Verkehrs (Stichwort: Anrufsammelta- Mobilitätsformen bis xisystem). hin zum Breitband- ausbau. Gleichzeitig ist die Schieneninfrastruktur zu verbessern. Folgende Maßnahmen sind dabei wesentlich:

. Zügige Elektrifizierung der Steirischen Ostbahn und langfristige Trassensiche- rung zur Anbindung an die Koralmbahn . Attraktivierung der Radkersburgerbahn durch eine Beschleunigung der Anbin- dung in Richtung Graz (bessere Taktung) mit dem Ziel eine Fahrdauer von einer Stunde auf der Strecke „Graz – Bad Radkersburg“ zu erreichen, sowie durch den Lückenschluss zwischen Bad Radkersburg und Oberradkersburg in Slowenien . Schienenverbindung „Feldbach – Bad Gleichenberg – Bad Radkersburg“ als Zu- kunftsvision für den Bezirk

Auch in puncto Straßeninfrastruktur besteht Ausbaubedarf – nicht nur im Sinne einer verbesserten infrastrukturellen Anbindung des Bezirks und somit zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Südoststeiermark, sondern auch zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Vor allem zu Stoßzeiten führen die Verkehrsströme zu Überlastungen der derzeitigen Straßeninfrastruktur. In Fokus rücken sollten daher vor allem die

. Der Ausbau der B68 – Feldbacher-Straße (Gleisdorf – Feldbach), . die Schaffung einer direkten Anbindung der B66 an die A2 Ilz West, . die dritte Spur bei der A9 südlich von Graz, . die zeitnahe Umsetzung der S7 Fürstenfelder Schnellstraße.

Damit die Südoststeiermark den „Digitalisierungszug“ nicht verpasst und künftig wirt- schaftlich wettbewerbsfähig bleibt, ist es erforderlich, dass dem Breitbandausbau be- sondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Eine zeitgemäße Internetverbindung ist die Grund- voraussetzung damit „Wirtschaft 5.0“ überhaupt gelingen kann. Dazu braucht es die ra- sche Umsetzung des regionalen Masterplans für den Ausbau der Breitbandinfrastruktur sowie eine Fortsetzung der Projekte der Sbidi auf Gemeindeebene.

9.4 Internationalisierung und Tourismus

Die unmittelbare Nähe zu Slowenien und Ungarn muss künftig stärker genutzt werden. Die geographische Das beinhaltet mitunter die bestehenden Chancen im Exportbereich (z.B. im Lebensmit- Lage der Südoststei- telsektor) gezielt wahrzunehmen, die Forcierung von ausländischen Direktinvestitio- ermark muss ein Vorteil werden. nen, sowie eine Vertiefung der grenzüberschreitenden Kooperationen mit Slowenien und Ungarn (z.B. im Rahmen von Veranstaltungen, Netzwerktreffen und der Start-up- Szene bzw. des Innovationsschwerpunktes in Slowenien).

Darüber hinaus bedarf es einer Tourismusstrategie für die Themen Gesundheit, Ernäh- rung, Nachhaltigkeit und Handwerk. Hierzu gäbe es folgende Möglichkeiten:

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. Forcierung der gläsernen Manufakturen zur Forcierung des „Handwerkstouris- mus“ . Erweiterung bestehender Angebote im Gesundheits- und Wellnessbereich für in- und ausländische Touristen; auch medizinische Dienstleistungen sind dabei in die Überlegungen einzubeziehen (speziell im Bereich Prävention und Reha) . Regionale Bewusstseinsbildung rund um den Biosphärenpark bzw. einer „Ent- schleunigungsregion“ für den Wander- und Radfahrtourismus, um die daraus re- sultierenden wirtschaftlichen Möglichkeiten nutzbar zu machen

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10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Wirtschaftsstrukturelle Cluster Steiermark ...... 6

Abbildung 2: Regionale Zentren und teilregionale Versorgungszentren ...... 7

Abbildung 3: Funktionelle Klassifikation der Steiermark – Strukturbild der Steiermark ...... 8

Abbildung 4: Straßennetz Südoststeiermark ...... 9

Abbildung 5: Erreichbarkeit von Feldbach innerhalb von 2 Stunden (Isochrone) ...... 10

Abbildung 6: Erreichbarkeit von Bad Radkersburg innerhalb von 2 Stunden (Isochrone) ...... 11

Abbildung 7: PKW-Dichte im Bezirks- und Steiermarkvergleich 2018 ...... 11

Abbildung 8: Steirisches Bahnnetz mit Fokus Graz und Südoststeiermark ...... 12

Abbildung 9: Eisenbahnverbindung zwischen Bad Radkersburg und Spielfeld ...... 12

Abbildung 10: Überregionale Projekte im Schienen und Straßenbereich Steiermark ...... 13

Abbildung 11: Steirische Ostbahn: Neutrassierung und Einbindung in die Koralmbahn ...... 14

Abbildung 12: TEN-T Korridore ...... 14

Abbildung 13: Fürstenfelder Schnellstraße ...... 16

Abbildung 14: Anteil der Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s Bandbreite ...... 17

Abbildung 15: Versorgungssituation Breitband Südoststeiermark, Stand Dezember 2019 ...... 17

Abbildung 16: Bevölkerungsstand in den südoststeirischen Gemeinden 1991-2030 ...... 20

Abbildung 17: Pendlerindex 2017, Darstellung für Erwerbspersonen und Schüler...... 22

Abbildung 18: Einpendler aus dem Ausland 2017 nach Bezirken ...... 23

Abbildung 19: Anteil ausländischer Einpendler an Erwerbstätigen am Arbeitsort 2017 ...... 23

Abbildung 20: Ausländische Einpendler nach Staatsangehörigkeit 2017 ...... 24

Abbildung 21: Bevölkerungspyramide der Südoststeiermark und Steiermark ...... 24

Abbildung 22: Unter 20-Jährige in 1.000 Personen, 2015 und 2030 im Vergleich ...... 25

Abbildung 23: Wanderungsbewegung der 15 bis 29-Jährigen im Jahresdurchschnitt 2013-2017 ...... 25

Abbildung 24: 0-5 Jährige je Kindertagesheim (Kindergarten, Kinderkrippe, Altersgemischte Gruppen) .... 26

Abbildung 25: Kinderkrippenlandschaft in der Steiermark, 0-2 Jährige je Kinderkrippe 2018/19 ...... 27

Abbildung 26: Kinderbetreuungsquoten 2018/19 ...... 27

Abbildung 27: Bildungsstand der Bevölkerung, 2017 ...... 29

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Abbildung 28: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftssektor 2019 ...... 30

Abbildung 29: Arbeitslosenquoten nach Bezirken 2019 ...... 31

Abbildung 30: Jugendarbeitslosigkeit nach Bezirken 2019 ...... 31

Abbildung 31: Arbeitslosigkeit der über 50-Jägrigen im Bezirksvergleich 2019...... 32

Abbildung 32: Kaufkraftindex 2018 nach politischen Bezirken ...... 34

Abbildung 33: Unselbständig Beschäftigte nach Betriebsgrößenklassen 2019 ...... 36

Abbildung 34: Unselbständige nach Wirtschaftssektoren 2019 ...... 37

Abbildung 35: Lokalisationsquotienten nach Wirtschaftsbereichen 2019 ...... 38

Abbildung 36: Neugründungen Zeitreihe nach Bezirken 2012-2019 ...... 39

Abbildung 37: Gründungsintensität nach Bezirken 2019 ...... 39

Abbildung 38: Gründungsintensität nach Bezirken 2012-2019 ...... 40

Abbildung 39: Neugründungen nach Sparten 2019 ...... 40

Abbildung 40: Beschäftigungswachstum nach Sektoren 2008/2019, in Prozent ...... 41

Abbildung 41: Wirtschaftsstruktur Pomurska und Podravska, Vergleich 2008 und 2017 ...... 42

Abbildung 42: Zukunftsfelder gemäß Digitalisierungsstudie Joanneum Research ...... 43

Abbildung 43: Beschäftigungsanteile in wissensintensiven Sektoren 2019 ...... 45

Abbildung 44: Durchschnittliche jährliche Entwicklung wissensintensiver Sektoren 2015-2019 ...... 45

Abbildung 45: Nächtigungswachstum 1990-2018 nach Bezirk ...... 48

Abbildung 46: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen 1990-2018 nach Bezirk ...... 48

Abbildung 47: Inländische Nächtigungen nach Herkunftsländern 2018 ...... 50

Abbildung 48: Allgemeinmedizinerdichte 2019 ...... 51

Abbildung 49: Zahnmedizinerdichte 2019 ...... 51

Abbildung 50: Facharztdichte 2019 ...... 52

Abbildung 51: Vertiefung der Geschäftsbeziehungen nach der EU-Osterweiterung ...... 53

Abbildung 52: Top-20-Sektoren, Steiermark und Slowenien ...... 54

Abbildung 53: Top-20-Überschusssektoren, Steiermark und Slowenien ...... 55

Abbildung 54: Top-20-Sektoren, Steiermark und Ungarn...... 56

Abbildung 55: Top-20-Überschusssektoren, Steiermark und Ungarn ...... 56

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11 TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Zukunftsranking Themenbereiche inkl. Indikatorenset 2020 ...... 4

Tabelle 2: Erreichbarkeit größerer Orte ausgehend von Feldbach und Bad Radkersburg ...... 9

Tabelle 3: Bevölkerungsveränderung 1991 bis 2018 und Bevölkerungsprognose bis 2040 ...... 20

Tabelle 4: Südoststeirische Gemeinden: Demografische Gewinner und Verlierer ...... 21

Tabelle 5: Schulen der Sekundarstufe II und Tertiärstufe in der Südoststeiermark ...... 28

Tabelle 6: Stellenandrang in der Südoststeiermark, Jahresdurchschnitt 2019 ...... 33

Tabelle 7: Bruttomedianeinkommen nach Bezirken und Geschlecht 2019 ...... 34

Tabelle 8: : Nächtigungen je Einwohner 2017 nach Bezirk ...... 47

Tabelle 9: Ausländische Nächtigungsgäste in den Tourismusjahren 2010-2018 ...... 49

Tabelle 10: Nächtigungen nach ausgewählten Herkunftsländern pro Jahr ...... 50

Tabelle 11: Ausfuhren und Einfuhren nach Ländern ...... 54

Tabelle 12: Stärken-Schwächen vs. Chancen-Herausforderungen in der Südoststeiermark ...... 58

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INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTS- UND STANDORTENTWICKLUNG

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68 Ein Produkt des IWS. Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WKO Steiermark

Körblergasse 111-113 | 8010 Graz Telefon +43 (0) 316/601-796 DW E-Mail: [email protected] Web: http://wko.at/stmk/iws

10. Februar 2021