Friedrich Sellows Abenteuerliche Reise in Brasilien – »Eine Beschäftigung, Worin Ich Das Glück Meines Lebens Finde«
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Friedrich Sellows abenteuerliche Reise in Brasilien – »Eine Beschäftigung, worin ich das Glück meines Lebens finde« Brasilien am Beginn des 19. Jahrhunderts: Für die fast unerschlossene Kolonie beginnt ein neues Zeitalter. Anfang des Jahres 1808 flüchtet der portugiesische Hof vor der Invasion Napoleons über den Atlantik und richtet seinen Regierungssitz in Rio de Janeiro ein. Der Bruch mit dem Mutterland zwingt die Kolonialherren, die über einhundert Jahre währende Isolationspolitik, mit der die Reichtümer Brasiliens vor fremden Zugriff geschützt wurden, aufzugeben. Die Grenzen und Handelshäfen Brasiliens öffnen sich der modernen Welt. Im Gefolge von Diplomaten, Militärs, Kaufleuten, Glücksrittern und Auswanderern kommen auch Naturforscher aus den verschiedensten Nationen in die bis dahin verschlossenen Gebiete zwischen Detailansicht von »Les vues du Brésil«. Gouache- Entwurf einer Panoramatapete von Jean Julien Deltil, Amazonas und Rio de la Plata. 1829. Dem in Potsdam geborenen Hofgärtnersohn Friedrich Sellow bietet sich die Chance seines Lebens – er kann beginnen, was seinem großen Förderer Alexander von Humboldt während dessen Südamerikareise versagt geblieben war: Die Erkundung Brasiliens. Vorbereitet durch Studien in Berlin, Paris und London erreicht er nach wochenlanger Schiffsreise im August 1814 Rio de Janeiro. Vor Ort hatte der 25-Jährige mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen – die Erlernung des Portugiesischen und der unbekannten Stammessprachen, die Gewöhnung an das tropische Klima,das unwegsame Gelände und die nicht zu unterschätzende Konkurrenz der anderen Sammler und Reisenden. Dennoch streifte er 17 Jahre lang als einer der Ersten durch den kargen brasilianischen Campo und die dunklen Regenwälder der Ostküste, oftmals im Alleingang. Kaum ein anderer Forscher seiner Zeit war länger als er unterwegs, kein anderer trug einen solch reichhaltigen Schatz an naturkundlichen Objekten zusammen. Sellow beobachtete, sammelte, zeichnete und protokollierte alles, was ihm begegnete. Mehr als hundert Kisten Material sandte er von seinen Reisen in die Museen und Gärten Europas, vornehmlich jedoch nach Berlin; von wo aus er angewiesen worden war, zu sammeln »so viel er bekommen kann, aus jenem Lande können wir alles brauchen«. bitte wenden Neugierig studierte Sellow auch die Kultur der indigenen Bevölkerung – der kannibalischen »Wilden«, als die sie in Europa gesehen wurden –, besuchte deren Siedlungen und Lagerplätze, um die »Leute zu sehen und wo möglich etwas von ihrer Sprache, welche ich für sehr interessant hielt, zu lernen«. Notizhefte und Tagebücher Sellows Sellow entdeckte eine Unmenge neuer Tiere, Pflanzen und sogar Knochen von Urweltgiganten, die vor langer Zeit die Steppen Südamerikas bevölkerten. Als gelerntem Gärtner lag ihm die Flora jedoch besonders am Herzen: Einige der vom ihm entdeckten neuen Arten tragen seinen Namen – wie der eigenartige Baumfarn Dicksonia sellowiana oder die Ananasguave Acca sellowiana mit ihren aromatischen Früchten. Spannend auch seine Methode, erstaunlich detailreiche Portraits der indigenen Bevölkerung zu zeichnen. Auch hierin ein Pionier, benutzt Sellow dazu oft die sogenannte Camera lucida, ein optisches Gerät, das als Vorform des Fotoapparats gilt. Damit gehören Sellows Zeichnungen zu den ersten außereuropäischen, die mit dieser Art von Zeichenhilfe angefertigt wurden. Natürlich wollte Sellow bei seiner Rückkehr die Ergebnisse seiner botanischen Funde selbst auswerten und veröffentlichen und wäre dadurch ähnlich bekannt geworden wie andere seiner Kollegen. Stattdessen nahm seine Entdeckungsreise ein jähes Ende: 1831 ertrank Sellow mit nur 42 Jahren in den Stromsschnellen am Oberlauf des Rio Doce. Die Ananasguave Acca sellowiana wurde von Sellow entdeckt und ihm zu Ehren benannt. bitte wenden So viel wir durch ihn über die brasilianische Pflanzen- und Tierwelt erfahren haben, so wenig ist über Sellow selbst bekannt: Es gibt kein einziges Portrait und durch seine Aufzeichnungen erfährt man nur wenig über ihn persönlich. Auch deshalb wurde dieser wichtige deutsche Naturforscher und Nachfolger Humboldts in Europa weitgehend vergessen. Erst seit kurzem werden Sellows im Berliner Naturkundemuseum aufbewahrten Tagebücher entziffert und transkribiert – und erweisen sich als ungeahnter Schatz. In Die Erkundung Brasiliens präsentieren die Herausgeber erstmals Ausschnitte aus den Tagebüchern und Texten Sellows. Der Band stellt seine Forschungsreisen in den Kontext anderer Expeditionen der Zeit und liefert opulentes Bildmaterial von Brasilien im 19. Jahrhundert. Eine Augenweide. Die Herausgeber würdigen damit die unglaubliche Leistung Sellows und liefern einen spannenden Einblick in die Erkundung eines Landes, das Europa seiner Üppigkeit, Fremdheit und Exotik wegen fasziniert wie kaum ein anderes. Inneres eines Hauses der Coroado-Indianer gezeichnet von Friedrich Sellow Hanns Zischler, Sabine Hackethal und Carsten Eckert (Hrsg.) Die Erkundung Brasiliens. Friedrich Sellows unvollendete Reise Verlag Galiani Berlin, ISBN 978‐3‐86971‐075-4 Großes Sonderformat, Prachtband, Lesebändchen, fester Einband 256 Seiten mit vielen vierfarbigen Abbildungen, aufwändig gestaltet von Hanna Zeckau Euro 39,99 (D) | sFr 52,00 | Euro 41,20 (A) bitte wenden Das Buch erscheint am 10. September 2013 Zu den Autoren: Hanns Zischler, Schauspieler, Autor und begnadeter Vorleser, veröffentlichte im Galiani Verlag zuletzt Der Schmetterlingskoffer und Berlin ist zu groß für Berlin. Sabine Hackethal arbeitet am Naturkundemuseum in Berlin. Sie beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Erforschung von Friedrich Sellows Leben. Carsten Eckert entschlüsselte die Tagebücher Sellows und bereitet für das Berliner Naturkundemuseum seinen Nachlass auf. Lesungen, Vorträge Premiere im Naturkundemuseum Berlin am 25. September. Mit Hanns Zischler, Sabine Hackethal und Carsten Eckert, Museum für Naturkunde, Invalidenstr. 43, Beginn: 19 Uhr Frankfurt a.M., 9. Oktober, (Buchmesse) OPEN BOOKS: mit Hanns Zischler, Alte Nikolaikirche am Römer, Beginn: 20 Uhr Berlin, 11. November, mit Sabine Hackethal und Carsten Eckert, Ibero-Amerikanisches Institut, Potsdamer Straße 37 München, 15. November, mit Hanns Zischler, Black Box im Gasteig, Beginn: 19 Uhr Hamm, 25. November, mit Hanns Zischler, Heinrich-von-Kleist-Forum, Beginn: 19.30 Uhr bitte wenden .