B e a n m e fi Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft (GSTF) 4 z . -K M o a n i z S e .1 rt aktuell 9 Verein Tibetfreunde Tibetische Frauenorganisation

Erscheint vierteljährlich Nummer 92 • Mai 2006 Preis: 5 Franken «Der Dalai Lama ist wie eine Wiedergeburt des Franz von Assisi»

Reise zu den Yaks in Uri Am 20. August besuchen wir die grösste Yakherde in der Deutschschweiz Seite 28

Gründung der Sektion Zen- tralschweiz der GSTF am 4. Mai in Luzern Seite 28 Tibetfest auf dem Lindenberg in Basel 18.-20.8 Seite 27

Seite Aus dem Inhalt

3 Tibetische Fahnen 4–6 Aktuell 4 Ramoche Restaurierung Peter Grieder vor der Stätte des Wirkens in seiner zweiten Karriere als Kurator des Tibet Instituts in abgeschlossen Rikon Foto: zVg 5 Tibetdemo in Peking Peter Grieder ist eng mit Tibet verbunden, mit seinen tibetischen Paten- 6 4. Gesprächsrunde in China kindern, durch seine langjährige Tätigkeit als Kurator des Tibet Instituts 6 «Singende Nonne»freigelassen sowie seine häufigen Reisen nach Tibet. Er ist einer der bedeutendsten 7–9 Wirtschaft und Ethik Vermittler des tibetischen Buddhismus in der Schweiz. Das Konzept der 7 Google tut Böses in China Wiedergeburt hält er für schlüssig, obwohl er kein Buddhist ist. Peter 8 Studenten für Menschenrechte Grieder sprach mit Daniel Aufschläger und Dana Rudinger über sein 9 Im Gespräch mit Migros &Co Leben, seine Einsichten und den Buddhismus. 10–13 Vom Aussterben bedroht Vom Inhaber und Leiter eines noblen Mode- immer wieder nach dem «Warum» fragte und 10 Sino-tibetische Allianz ist des hauses an der Zürcher Bahnhofstrasse zum beschieden bekam, dass ich nur glauben sollte. Tigers Tod Kurator im Tibet-Institut in Rikon und Leiter So war ich ein Suchender, dem sich mit der von Tibetreisen ist es ein langer Weg. Wie kam Lektüre eines zufällig erstandenen Bändchens 13 Tierfellverbrennungen in Tibet es zu diesem Wechsel? mit dem Titel «Sport und Yoga» eine Tür zu 14–15 Neue Hoffnung für tibetische einer neuen spirituellen Welt auftat. Ich Asylbewerber Schon als Kind verspürte ich eine Faszination besuchte danach in Zürich Kurse des Verfas- 16–17 Der Tod von H. Harrer für die asiatische Welt, gab es doch in unserem sers, des Yogis Selvarajan Yesdudian. 18–19 Verein Tibetfreunde Haus buddhistische Bronzestatuen, die mein Grossvater 1910 von einer Ostasienreise Aber dann ging es doch in die Welt des Han- 20–21 Tibetische Frauenorganisation zurückgebracht hatte. Ich war zudem ein etwas dels? 22–23 Kleine u. grössere Literatur unbequemer Konfirmand, der den Pfarrer 22 «Free Panchen Lama»T.Büchli Ja, ich musste schon früh in die Fussstapfen 23 Alai - (k)ein Autor aus Tibet meines Vaters treten, der starb, als ich erst 14 Auffahrtslager Jahre alt war. Statt des Gymnasiums absolvier- 23 Y. Sotrug gewinnt 1. Literaturpreis für Tibeter-Kinder te ich die Handelsschule, schnupperte danach 24 Tibet im Internet Vom 25. bis 28. Mai ein Jahr in der Bekleidungsbranche in Frank- 25 Pracht-Sammlung Jucker reich und lernte für ein weiteres Jahr die Die Biographie des Dalai Lama ist 26–28 Veranstaltungen Warenhäuser in den Vereinigten Staaten ken- 26 Tibet Songtsen House der rote Faden durchs Programm nen. Im Alter von 24 Jahren übernahm ich dann Organisator: Tibet Songtsen House die Führung des Modehauses Grieder & Co. 27 Tibet-Institut Rikon Siehe Seite 28 mit 250 Angestellten. Forts. S. 2 28 Zu den Yaks in Uri Empfanden Sie diese grosse Verantwortung Kurators frei. Spontan frage mich die damali- nicht als Belastung? ge Präsidentin des Stiftungsrates, Mathilde Kuhn, ob ich Interesse an dieser Aufgabe hät- Nein, ich hatte Freude an meiner Arbeit und te. Meine Frau meinte: «Da hast du doch das, brachte vor allem aus Amerika neue Ideen wonach du gesucht hast!» zurück, die ich auch umsetzte. Wir nahmen selbständige Boutiquen in unser Haus auf und Und waren die Anfänge ebenso anspruchsvoll boten ihnen die nötige Infrastruktur. Aber für wie zuvor als Chef eines Modehauses? mich war klar, dass ich in meinem Leben noch etwas anderes machen wollte als ein Mode- Es war schon ein Sprung ins kalte Wasser, haus zu führen. obwohl mir die buddhistische Welt nicht ganz fremd war. Eine der ersten Aufgaben war die Das ist manchmal einfacher gesagt als getan, Beurteilung einer Arbeit, die ein Schüler über wenn man derart in der Verantwortung steht das «Tibetische Totenbuch» im Rahmen des und zu Hause eine stetig wachsende Familie Wettbewerbs «Schweizer Jugend forscht» ver- hat. fasst hatte. Mit Hilfe der Mönche und der Lite- ratur konnte ich den wissbegierigen jungen Ich wusste damals noch nicht, in welche Rich- Menschen unterstützen. Interessant ist im tung es gehen sollte, aber die Dinge nahmen Übrigen, dass C. G. Jung 1936 das Vorwort zur ihren Verlauf, ohne dass ich allzu viel dazu deutschen Übersetzung des Totenbuches ver- beitrug. So fragte uns die Leiterin der «Tibet- fasste. Er schrieb, man wisse im Westen zwar Aktion» des Roten Kreuzes, Rosmarie nichts über den Tod und das Danach, aber Eini- Schwarzenbach, Mitte der sechziger Jahre, ob ges über das Leben vor der Geburt. So haben wir einen tibetischen Jungen, Kesang Lam- seiner Ansicht nach viele Kinder Prägungen, dark, über die Wochenenden zu uns nehmen die nur vorgeburtlich sein können; weltweit würden, um ihn mit unserem Leben vertraut zu tragen Kinder z. B. die Vorstellung eines bösen Peter Grieder in seinem Haus zwischen christlichen machen. Später ist er dann ganz zu uns gekom- Mannes, einer «Bölimaa»-Gestalt, in sich. Heligen und Buddha Foto: D. Rudinger men. Im Geschäft gingen wir eine Partner- schaft mit dem Detaillisten Bon Génie aus Apropos C. G. Jung. Sie haben auch am gleich- Genf ein, so dass ich zunehmend entlastet wur- namigen Zürcher Institut Seminare geleitet. Stationen im Leben von de und meinen Rückzug 1980 mit dem Verkauf Wie ist es dazu gekommen? Peter Grieder an die Genfer abschloss. Nach einem Vortrag über Buddhismus, den ich Peter Grieder wurde 1928 in Zürich gebo- Mit der Absicht, sich nun voll Tibet und dem in Zürich hielt, fragte mich der damalige Stu- ren, besuchte in der Stadt die Rudolf-Stei- Buddhismus zu widmen? dienleiter des C. G. Jung-Institutes, ob ich nicht ner-Schule und schloss die Handelsschule das «Tibetische Totenbuch» vorstellen würde. ab. Nach Lehr- und Wanderjahren in Nein, das kam scheinbar ganz zufällig. Ich Mein Vorschlag erschien ihm nicht nur abend- Frankreich und den USA übernahm er im brachte Kesang zu Lama Tenzin ins Tibet- füllend, sondern Stoff genug für einen ganzen Alter von 24 Jahren die Führung des Institut nach Rikon, damit er Tibetisch lesen Vortragszyklus. So begann eine veritable Kar- Modehauses Grieder & Co. an der Zürcher und schreiben lernte. Durch den Rücktritt von riere in einem ganz anderen Gebiet. Ich wurde Bahnhofstrasse. 1964 heiratete er Marina Thomas Hürsch wurde damals die Stelle des aus dem In- und Ausland für Vorträge angefragt Gschwind, die mit ihm fünf eigene Kinder und zu einem Buchprojekt motiviert. In den 25 und die beiden tibetischen Pflegekinder Jahren meiner Kuratortätigkeit stand ich vor Kesang Lamdark und Loten Dahortsang insgesamt 2400 Schulklassen. grosszog. Peter Grieder leitete das Mode- World Spirit Forum als haus bis 1980. Danach war er bis 2005 Gegenstück zum WEF Was begründet denn die Faszination des Budd- Kurator am Tibet-Institut und Dozent am Spirituell orientierte Menschen aus Politik hismus bei uns im Westen? C. G. Jung-Institut in Küsnacht und an den und Wirtschaft, Religion und Kultur, Wis- Volkshochschulen des Kantons Zürich. senschaft und Gesellschaft kommen im Der Buddhismus ist eigentlich keine Religion, Publikationen: Buddhismus, eine atheisti- World Spirit Forum zusammen, um denn er beruht nicht auf einem Glauben, son- sche Religion? Fotobildband: Tibet, Land Lösungen für globale Fragen zu finden dern baut auf der Erkenntnis und der Logik. zwischen Himmel und Erde, eine Reise und, wie es auf der Website der Organisa- Der Buddha sagte immer, dass man seine Wor- nach Innen. tion heisst, diese Welt in Fairness zum te danach beurteilen soll, ob sie logisch und Ausgleich zu bringen. Die im World Spirit damit folgerichtig und nachvollziehbar seien. gibt auch Konzepte im Buddhismus, die Wis- ForumWSF verbundenen Menschen wol- Der Buddhismus ist einsichtig wie unsere Wis- senschaftler hilfreich finden können. len sich vernetzen und von der Arbeit senschaft. So gibt es eine einfache Brücke zu Ich selbst sprach zum Beispiel einmal mit anderer, die um Nachhaltigkeit und Aus- unserer Geisteswelt. Das westliche Denken ist einem Biologen, der sich über den raschen gleich bemüht sind, lernen. Es geht darum, mit dem Buddhismus kompatibel. Der Budd- Ablauf der Evolution Gedanken machte. Im über Projekte und Initiativen, die das hismus ist sogar vereinbar mit dem Christen- Buddhismus gibt es die Vorstellung von einer Leben aller voranzubringen versuchen, tum, nicht aber umgekehrt. Zudem ist der tibe- «kosmischen Intelligenz» und die Idee, dass etwas in Bewegung zu setzen. Auf man- tische Buddhismus zwar komplex, dank seinen der Mensch schon vor der Evolution als Mög- cherlei Weise ist das World Spirit Forum volkstümlichen Aspekten wie Ritualen und lichkeit vorhanden war. Diesen Gedanken fand Teil einer beginnenden Veränderung des Gottheiten aber auch attraktiv. auch der betreffende Biologe befriedigend. Die Bewusstseins. In seinem Ansatz ist es ähn- «kosmische Intelligenz» findet ihren Ausdruck lich weltumspannend angelegt wie das Hat der Dalai Lama deshalb keine in Naturgesetzen, die es beispielsweise einem WEF . Dem finan- Berührungsängste vor unserer Wissenschaft, Tropfen ermöglichen, den Weg zurück ins ziell und weltanschaulich unabhängigen weil er sich durch deren Erkenntnisse nicht Meer zu finden. WSF geht es darum, den Führern aus Poli- bedroht fühlen muss? Oder nehmen Sie die Frage nach dem, was tik und Wirtschaft Gedankenanstösse zu vor dem Urknall, der ja der Beginn der Zeit ist, vermitteln, ihr Denken auf eine neue Der Dalai Lama sagt sogar, dass der Buddhis- war. Die Frage stellt sich im Buddhismus nicht, Bewusstheit hin zu beeinflussen. mus sich neuen wissenschaftlichen Erkennt- denn da existiert nur «die Zeit im Jetzt und der www.worldspiritforum.org nissen, die bestimmten Aussagen im Buddhis- Raum im Hier». mus widersprechen, anpassen müsste. Aber es Forts. S. 3

2 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Tibetische Flaggen in der Schweiz Von links oben im Uhrzeigersinn: Rathaus in Bülach, Vor dem Gemeindehaus in Oensingen, Wir danken fürs Mitmachen! In Dutzenden von Gemeinden wurde die tibetische Flagge auf Ihre Initia- Kirche in Zürich-Unterstrass, in Eglisau, am tive hin im Gedenken an den Tag des Aufstandes in Lhasa am 10. März 1959 gehisst. Gemeindehaus von Muttenz

Sie erwähnten die vielen Gottheiten im tibeti- Ja, denn der Buddhismus kennt keine Missio- von dem, was nach dem Tod kommt. Der Budd- schen Buddhismus. Aber der Buddhismus nierung. Die Suchenden müssen die Lamas hismus hingegen hat eine schlüssige Antwort: kennt doch keinen Gott? einladen, sie kommen nicht von sich aus zu Der Mensch ist in einen Kreislauf von Leben den Menschen. Der Dalai Lama betont zudem, und Tod eingebunden. Der Tod löscht unsere Das ist richtig. Die erste Lehre Buddhas war dass jeder bei seiner Religion bleiben soll, Taten aus dem vorherigen Leben genauso tatsächlich unheimlich karg und kam auch denn buddhistische Grundsätze sind auch mit wenig aus, wie der Schlaf die Taten des vorhe- ohne Gebete aus. In Vietnam, Thailand oder im anderen Religionen vereinbar, und allen Reli- rigen Tages wirkungslos macht. Es gibt ja auch japanischen Zen-Buddhismus kann man die gionen liegt die Liebe und das Streben nach bei uns Berichte von Menschen, die von Ausprägung des so genannten «Kleinen Weg- Erkenntnis zugrunde. Sympathisch macht den Nahtod-Erfahrungen erzählen oder sich an es» noch heute erleben. Aber ich denke, dass Dalai Lama auch, dass er jeden Menschen als Details aus ihrem früheren Leben erinnern der Buddhismus nie zu einer Weltreligion Individuum wahrnimmt. Er kann sich mit dem können. Ich sage zuweilen Christen, die mir geworden wäre, wenn er sich nicht vom Klei- Mann am Sessellift genauso über den Touris- diese Frage stellen, dass die meisten Leute nen Weg zum Grossen Weg gewandelt hätte. mus unterhalten wie mit dem Hüttenwart über wohl auch mehr als ein Leben benötigten, um Erst dank der Vorstellung von den Arhats oder die Wasserversorgung. ein guter Christ bzw. Christin zu werden. Bodhisattvas konnte der Buddhismus zu einer Volksreligion werden. Bodhisattvas sind Der Buddhismus scheint in seiner Aggressi- Das ist ja doch etwas beunruhigend, wenn man Wesen, die die Vollkommenheit erreicht onsarmut ideal zu sein für die Zukunft der Welt. dann zur Einstellung gelangt, dass der Benach- haben, aber aufs Eingehen ins Nirwana ver- Wie kann man den buddhistischen Prinzipien teiligte, den man trifft, an seinem Schicksal sel- zichten und aus Mitgefühl auf die Erde zurück- zu einer besseren Durchsetzung verhelfen? ber schuld ist, weil er ein schlechtes früheres kommen, um den weniger Vollkommenen auf Leben führte. ihrem Weg beizustehen. Und von Bodhisattvas Wir haben parallel zum Wirtschaftsforum in darf man sich ein Bild machen, sie verehren Davos dieses Jahr bereits zum dritten Mal das Das ist in der Tat so. Jedoch darf dies nicht zu und anbeten. World Spirit Forum in Arosa durchgeführt Überheblichkeit führen. Im Gegenteil: Wir (siehe Kasten). Die Tatsache, dass die Macht müssen einem solchen Menschen beistehen, Das gilt natürlich auch für den Dalai Lama, aus der Erkenntnis kommt und nicht aus den damit er und wir die Möglichkeit haben, Ver- der die Wiedergeburt von Avalokitesvara ist, Gewehrläufen, hat in Intellektuellenkreisen dienste zu sammeln. Es gibt auch die These, des Bodhisattvas des Mitgefühls. Resonanz gefunden, leider jedoch noch nicht dass die Tibeter deshalb ein so schweres Los bei den Machthabern in Politik und Wirtschaft. tragen, weil sie in der Vergangenheit kein gut- Deshalb ist es für mich nicht weiter erstaunlich, es Leben geführt haben. Natürlich belasten wenn der Dalai Lama beliebter ist als der Papst. Sie haben ein wichtiges Prinzip des Buddhis- sich die Chinesen durch ihre Untaten in Tibet Der Dalai Lama ist wie ein aus Liebe zu uns mus genannt, nämlich dasjenige der Wieder- ihrerseits mit einer ungewissen Zukunft. zurückgekehrter Franz von Assisi – der Papst geburt. Wie stehen Sie zu dieser für uns unge- hingegen wird gewählt. wohnten Idee? Was China anbetrifft, so erscheinen deren Repräsentanten in Sachen Tibet tatsächlich Ein Grund, weshalb der Dalai Lama so beliebt Bereits glauben 30 Prozent der Christen an nicht gutwillig. Sie ziehen die Schraube in Tibet ist, ist sicher auch seine Botschaft der Tole- eine Wiedergeburt. Unsere grossen Religio- weiter an und spielen in den Gesprächen mit ranz. nen bieten keine einleuchtende Vorstellung Vertretern des Dalai Lama auf Zeit, um ihren www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 3 Aktuell

Widersacher womöglich aus dem Weg zu haben. Geht diese Rechnung auf? Schweizer Ramoche-Restaurierung mit Erfolg da. Bundesrat Couchepin nannte anlässlich erneuert, das Dach der aufgesetzten Orhad- Nun, der Dalai Lama zeigt sich selber unsicher, seiner umstrittenen Tibet-Reise im Oktober Kapelle wasserdicht gemacht sowie der Pil- ob er wieder zurückkommt. Und wir müssen 2004 in Lhasa den Respekt für die religiösen gerumgang um die erwähnte Kapelle stabili- damit rechnen, dass die Chinesen einen eigenen Rechte als Grund für das ebenfalls nicht ganz siert wurde. Zur Festigung des Pilgerumgangs Dalai Lama ernennen werden, so wie sie es mit unumstrittene gemeinsame Restaurationspro- mussten in den darunterliegenden Stockwer- dem Panchen Lama getan haben. Doch ich sehe jekt des Ramoche-Tempels (wir berichteten ken zahlreiche morsche Holzpfeiler ersetzt eine starke Persönlichkeit, welche das Vakuum im TA Nr. 87). Der Vertragsabschluss für die- werden. Auf der Baustelle seien permanent für einige Zeit wird füllen können – bis vielleicht ses sino-schweizerische Projekt im Wert von 13 Arbeiter tätig gewesen, Han und Tibeter, im ein neuer Dalai Lama bereit steht. Und das ist der 200 000 Franken war denn auch der offizielle Auftrag einer Baufirma aus Chengdu, welche 16. Karmapa, den ich noch in seinem Stamm- Grund für seinen Tibetbesuch. Begleitet wur- die Bauausschreibung gewonnen habe. Inner- kloster Tsurphu in Tibet besucht habe und der de die Projektumsetzung von der Schweizer halb eines knappen halben Jahres sind die mir schon im Kindesalter sehr stark erschien. Es Tibetologin und Kunsthistorikerin Amy Hel- Arbeiten, die Amy Heller teilweise mit Dias ist bewundernswert, wie er als Vierzehnjähriger, ler, die auf Einladung von Martin Brauen vom dokumentierte, in traditioneller Bauweise, das ganze Leben unter dem Einfluss der Chine- Völkerkundemuseum am 4. Februar in Zürich gemäss der Expertin, zufriedenstellend abge- sen stehend, die Flucht nach Indien wagte. über das Ende September 2005 abgeschlosse- schlossen worden (unter anderem die schwie- ne Projekt berichtete. Frau Heller bezeichnete rige Bedachung mit wasserundurchlässigem Wie haben Sie selbst auf Ihren zahlreichen Ton). Amy Heller beauftragte den bauerfahre- Reisen Tibet erlebt? Interpellation von nen Rinpoche Miniak mit der wöchentlichen Rapportierung des Baufortschritts in die Von Mal zu Mal waren die Folgen der Sinisie- Nationalrätin Maya Graf Schweiz. Im März fand die offizielle Einwei- rung stärker zu beobachten. Viele Häuser sind in Nationalrätin Maya Graf (BL) stellte dem hung statt. den Städten abgebrochen worden und durch ge- Bundesrat in einer Interpellation verschie- sichtslose moderne Bauten ersetzt worden. Der dene Fragen zum Ramoche-Projekt und Akut gefährdeter Lukhang-Tempel tibetische Charakter Lhasas ging von Mal zu Mal dem Tibet-Engagement des Bundesrates. Wieso wurde der Ramoche-Tempel gewählt, verloren. Repression haben wir einmal direkt So möchte sie u.a. wissen, ob das Engage- der als Unesco-Schutzobjekt wohl kaum erlebt, als ein Mitglied der Reisegruppe einem ment zum Schutz des kulturellen Erbes in Finanzierungsprobleme gehabt hätte und des- lokalen Reiseführer Informationen über Tibet Tibet fortgesetzt wird, der Lukhang-Tem- sen Instandstellung wohl auch kaum so dring- aus dem Westen zusteckte. Nach einer Razzia pel als nächstes Projekt begonnen wird, lich war wie die vieler akut gefährdeter histo- durch den Geheimdienst haben wir nichts mehr und ob der Bundesrat die verschärfte rischer Bauten in Lhasa? Tatsächlich hat es von unserem Reiseleiter gehört. Um Tibeter Repression in tibetischen Klöstern verur- gemäss Amy Heller ein dringenderes Alterna- nicht zu gefährden, sollten Tibetreisende des- teilt und sich für die Respektierung der tivprojekt gegeben, nämlich die Restaurierung halb kein verbotenes Material mit sich führen. religiösen Traditionen und Rechte ein- der ebenso bedeutenden wie gefährdeten setzt. Wandbilder im Lukhang-Tempel hinter dem Wie sehen Sie die Zukunft Chinas, die auch das Potala. Da dieser aber von der Unesco nicht als tibetische Schicksal prägt? das Projekt als eine der zahlreichen Strategien Schutzobjekt anerkannt war, weil er der Park- zur Erhaltung von Kultur und Identität. behörde untersteht, durfte die Schweiz nach Ich bin überzeugt, dass sich China relativ Aussagen von Frau Heller die Gelder nicht schnell wandeln wird. Die Wirtschaft und der Leckes Dach und morsche Pfeiler dafür einsetzen. Angesprochen auf die Ein- Fortschritt werden das Land von innen her auf- Die vom Bund beauftragte Expertin beschrieb schätzung der Zerstörungen in Lhasa, bemerkt brechen. Ich erwarte im Besonderen von den die Restaurationsarbeiten des bereits mehr- Frau Heller, dass der Grossteil der historischen Olympischen Spielen in Peking eine Aufwei- fach reparierten Tempels, der etwa 500 Meter Stadt zerstört wurde, kein über die Zeit gül- chung des Systems. Ich bin erstaunt über die nördlich vom Barkor am Rande der Altstadt tiger Konservierungsplan besteht, den Be- Risikobereitschaft der Regierung, denn an der liegt und nach dem Jokhang als der wichtigste hörden in Lhasa der Verlust aber langsam be- Olympiade werden andere Lebensauffassun- Tempel in der Stadt gilt. Diese konzentrierten wusst werde. gen auf die chinesische Sicht des Lebens tref- sich auf das Dach, auf dem das Laternendach fen. Der Prozess der Öffnung lässt sich nicht umkehren, mit noch so viel Aufwand lässt sich China nicht mehr von der Welt abschotten. Punktuelle Hilfe einer mutlosen Schweiz desrätliche Ziel der Förderung religiöser Wir danken Ihnen für das interessante da. Zwar sind die Arbeiten des Ramoche- Rechte erscheint als Lippenbekenntnis, Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute. Projektes erfolgreich abgeschlossen wor- den. Doch brauchte es für dieses Projekt denn zur gleichen Zeit werden die Mönche wirklich eine bundesrätliche Initiative und in Lhasa einer gnadenlosen Repression aus- einen Besuch vor Ort, bei dem man sich des gesetzt. Eine freie Mönchsgemeinschaft Eindruckes touristischer Absichten nicht kann auch in Ruinen ein lebendiges religiö- ganz erwehren kann? Und leistete Bundes- ses Leben erhalten, unterdrückte Mönche rat Couchepin wirklich einen Beitrag zur können diese ihre Aufgabe auch im schön- Respektierung religiöser Rechte? Es hat sten Museum nicht erfüllen. Und apropos reichlich wenig herausgeschaut in Bezug Rechte: Gemäss tibetischer Tradition dürfen auf die Rettung von unmittelbar von der auch Kinder als Novizen in ein Kloster ein- Zerstörung bedrohter Kulturobjekte. Beim treten – im Ramoche Tempel ist das Mini- offenbar dringlicheren Lukhang-Projekt maleintrittsalter 18 Jahre. Man darf schaffte es nicht einmal das bundesrätliche gespannt sein, ob dieses Projekt eine Ein- Engagement, die Chinesen zu einer Unesco- malaktion war, oder ob Steigerungspotenti- Unterschutzstellung zu bewegen. Es wäre al vorhanden ist. Über den Sektoransatz, zudem äusserst verdienstvoll gewesen, also zum Beispiel nachhaltige Stadtent- wenn der Bundesrat den bestens für solche wicklung, kann sich Couchepin bei Kollegin Restaurationen ausgewiesenen Tibet Heri- Calmy-Reys Direktion für Entwicklung und tage Fund von Osttibet nach Lhasa geholte Zusammenarbeit informieren oder bei der hätte, nachdem dieser vor fünf Jahren von Stadt Zürich und ihren Kunming-Speziali- Lhasa verbannt worden war. Das hehre bun- sten.

4 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Aktuell

Wangpo Tethong protestiert Hungerstreik an der auf dem Tiananmen-Platz Olympiade in Turin

Wangpo Tethong trägt den Protest gegen die Olympi- schen Spiele in Peking ins Herz der chinesischen Haupt- stadt. «Hu, you can’t stop us - 2008-FreeTibet.org», heisst es auf dem Transparent Palden Gyatso, der langjährige politische Gefan- gene, nahm am Hungerstreik teil

TA Am 11. Februar haben zwei Tibeter zum Beginn der Olympischen Spiele in Turin einen Hungerstreik begonnen. Es handelt sich um Sonam Wangdu, den Präsidenten des Tibe- tischen Jugendkongress, sowie um den wurden in Tibet Personen wegen friedlicher 75jährigen ehemaligen politischen Gefange- Proteste gegen die Austragung der Spiele 2008 nen Palden Gyatso, der trotz seinem prekären zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Gesundheitszustand an der Aktion teilnahm. Aus Hongkong erklärte Tenzin D. Sewo, Vier Tage später schloss sich auch Tamding Präsident des Tibeter Jugendvereins in Euro- Choephel, der Vizepräsident der Tibeterge- pa und auch Mitglied der internationalen meinschaft in Italien, an. Die Hungerstreiker Olympia-Kampagne: «Im Mittelpunkt unse- appellierten an die Mitglieder des Internatio- rer Kampagne steht das Anliegen, die chinesi- nalen Olympischen Komitees die Entschei- sche Führung wie auch das Internationale dung der Vergabe der Spiele an China, zu über- Olympische Komitee daran zu erinnern, dass denken. TA Wangpo Tethong (43), Initiant der tibeti- mit der Durchführung der Spiele in Peking Zur Unterstützung des Hungerstreiks schen Olympia-Kampagne, rief am 8. März auch die Verantwortung verbunden ist, die drang eine Gruppe von Tibetern am 21. Febru- auf dem Platz des Himmlischen Friedens in dafür notwendigen Voraussetzungen im poli- ar auf das Gelände der chinesischen Botschaft Peking die politische Führung Chinas und den tischen Bereich zu schaffen. Das heisst: Die in Rom. Überraschte italienische und chinesi- in Peking tagenden Nationalen Volkskon- Menschenrechte müssen gewährleistet sein sche Sicherheitsleute wurden Zeugen, wie gress auf, in der Tibet-Frage endlich über die und das Recht der Tibeter, ihre Zukunft frei zu die Tibeter die Nationalfahne zeigten und die Bücher zu gehen und eine aufrichtige Lösung bestimmen, muss endlich respektiert wer- Nationalhymne sangen. Nach einer halben des Tibet-Konflikts zu suchen und umzuset- den.» Stunde waren die Tibeter wieder vom Gelän- zen. Im Hintergrund zeigte die Olympia Wangpo konnte den Sicherheitskräften de vertrieben. Countdown-Uhr vor dem nationalen Museum entkommen und via Hongkong in die Schweiz «884 Tage bis zur Eröffnung der Spiele 2008» zurückkehren, wo er und seine Mitstreiter am an, als er ein Transparent entrollte, auf dem zu Flughafen von rund 100 TibeterInnen begei- Billigstarbeiter aus China lesen stand «Hu, you can’t stop us! 2008-Fre- stert empfangen wurden. für Bauarbeiten in Turin eTibet.org». . Der Verein Menschenrechte Schweiz MERS «Viele Menschen auf der ganzen Welt Grosses Medieninteresse aus Bern teilt uns mit: sind besorgt über das, was in Tibet geschieht. Das Medieninteresse an der Aktion war Aus Kreisen von Mitarbeitenden des Ein dramatischer Kurswechsel der chinesi- erstaunlich gross und muss den chinesischen Schweizer Fernsehens, die an der Wintero- schen Führung ist dringend notwendig. Es ist Behörden einen kalten Schauer den Rücken lympiade in Turin 2006 vor Ort gewesen sind, höchste Zeit, dass die chinesische Führung hinunter gejagt haben angesichts der Wahr- wurde uns folgender Bericht zugestellt: «Für erkennt, dass am Anfang jeder politischen scheinlichkeit solcher Aktionen während der den Tribünenbau an den olympischen Spielen Lösungsfindung die uneingeschränkte Aner- Olympiade in Peking. Am 9. März erschien in in Turin sind zwischen 50 und 100 Chinesen kennung des Rechtes der Tibeter auf Selbst- der bedeutendsten Hongkonger Tageszeitung als Hilfsarbeiter eingeflogen worden. Ohne bestimmung stehen muss», sagte Wangpo South China Morning Post ein grosses Bild Arbeitsbewilligung wurden sie monatelang Tethong. von Wangpo, das ihn mit dem entrollten Trans- bei den Aufbauten für 8 Euro pro Tag scham- parent zeigte mit dem Titel «Mutiges State- los ausgenutzt. Bei der ersten Einreise wurden Einweihung von Medienleuten in Peking ment». Auch die Zeitungen in Taiwan zeigten sie zwar wieder nach China zurück geschickt, In seiner Funktion als Koordinator der Olym- grosses Interesse. Die Berichterstattung über aber die italienische Regierung hat nachträg- pia Kampagne des International Tibet Sup- die erste Tibet-Aktion auf dem Tiananmen lich eine Ausnahmebewilligung erlassen, port Networks traf Wangpo Tethong mit Platz war exzellent. Grosse Nachrichtenagen- damit diese billigen Arbeitskräfte erneut ein- Medienleuten in Peking zusammen und stell- turen wie DPA, Reuters, AP, AFP und auch die reisen durften. Während die meisten Helfer im te ihnen die Ziele der Kampagne vor. Es sei spanische EPA haben darüber geschrieben. In OK der Olympischen Spiele Turin eingeklei- wohl absehbar, sagte er, dass sich in den kom- Polen, Italien, Indien, den USA und vielen det wurden, mussten die Chinesen in Halb- menden zwei Jahren bis zur Olympiade der anderen Ländern sind Berichte erschienen. schuhen schuften und frieren. In Containern Protest verstärken werde, sollte sich in der Mehr Informationen: http://www.2008-Free- mit den Massen von ca. 6x4 Meter mussten bis Tibetfrage nichts Entscheidendes tun. Bereits Tibet.org zu 15 Chinesen hausen und schlafen. www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 5 Aktuell

Handgreiflich im Dienste Chinas auf dem Titlis und in Hamburg 4. ergebnislose sino- tibe- Wenn es bei uns chinesisch zugeht tische Gesprächsrunde TAVom 15. bis zum 23. Februar 2006 fand der vierte Besuch der tibetischen Verhandlungs- delegation inChina statt.Kelsang Gyaltsen und Lodi Gyari sprachen in Peking vor, allerdings ohne konkrete Ergebnisse nach Hause zu brin- gen. Am 22. Februar fand in der südchine- sischen Stadt Guilin ein eintägiges Treffen mit dem Vizeminister der Abteilung für Einheits- frontarbeit, Zhu Weiqun statt. Die mageren Resultate werden von der Delegation wie folgt kommentiert: «Als Ergebnis dieser Gespräche sind wir heute zu Tibeter und Tibetan- einem besseren und tieferen Verständnis der hänger begrüssen die jeweiligen Positionen und ebenso der weiter- chinesischen Skifah- hin bestehenden grundlegenden Differenzen rer auf dem Titlis Foto: VTJE gelangt. Diese Gesprächsrunde machte deut- lich, daß schon bei der Herangehensweise an die Problematik große Unterschiede bestehen. Dennoch fühlen wir uns dem Dialog weiterhin da. Es schickt sich nicht, Gäste aus China mit tionär des Deutschen Fussballbundes zur verpflichtet und hoffen, dass im Laufe der Zeit ihren eigenen Verhältnissen auf unserem Stelle und forderte auf, das Tun zu unterlassen. Fortschritte möglich sein werden. Unsere chi- Boden zu konfrontieren. Auch wenn dies eine Kurz vor Schluss des Spiels ein erneuter Ver- nesischen Gesprächspartner haben ihr Interes- der ganz wenigen Möglichkeiten ist, unsere such, vom Recht der Meinungsäusserungs- se an der Weiterführung des bisher geführten Botschaften den Adressaten, nämlich chinesi- freiheit Gebrauch zu machen. Die Aktion Dialoges zum Ausdruck gebracht. Sie äusser- schen Bürgern, Funktionären und Behörden- währte kaum eine Minute, bis die 20 Tibet- ten ebenfalls, sie seien fest davon überzeugt, mitglieder zu übermitteln. Da werden Rede- Aktivisten von 35 bis 40 privaten und staat- dass die bestehenden Hindernisse durch weite- und Demonstrationsfreiheit unterbunden; die lichen Sicherheitsleuten aus dem Stadion re Gespräche und Treffen überwunden werden chinesischen Besucher müssen sich fast wie zu gebracht wurden. Ja, die Kontrolle funktio- können.» Hause fühlen. nierte perfekt. Was waren das doch für glor- da. Wir alle warten darauf, dass die Chine- So geschehen beispielsweise auf dem Tit- reiche Zeiten, als die damalige Bundesrätin sen die Ernsthaftigkeit ihrer Bemühungen lis oberhalb Engelberg. Dort haben sich am Ruth Dreifuss dem über die Demonstration auf durch konkrete Handlungen belegen, wie Freitag, 3. Februar, ein Dutzend Schweizer dem Bundesplatz aufgebrachten chinesischen Erleichterungen in Tibet oder die Einstellung Tibetfreunde und Tibeter zusammengefunden, Staatschef Jiang Zemin Staatskundeunterricht der Hetze gegen den Dalai Lama. Solange dies um den besten 50 chinesischen Skiabfahrern erteilte! nicht geschieht, liegt der Verdacht auf der Hand, dass die Chinesen nur auf Zeit spielen, «Free-Tibet»-Transparente und Tibet-Fahnen PS: Am Samstag, 3. Juni findet um 17.30 Uhr um damit ihre grösste Propagandaübung, die am Streckenrand entgegenzuhalten. Während im Zürcher Letzigrund-Stadion ein Freund- Olympischen Spiele, ohne Störgeräusche über chinesische Kameras interessiert auf die schaftsspiel zwischen der Schweiz und China die Bühne zu bringen. Demonstranten schwenkten, warfen sich loka- statt. Eintrittskarten ab 28. April bei Ticket- le Helfer vor die Kameras und drängten die Corner. Die GSTF bemüht sich um die Geneh- Tibet-Aktivisten mit Körpereinsatz zurück. migung eines Infostandes. Das Demomaterial wurde beschlagnahmt, und der Titlis flugs zu Privatgrund erklärt, um der Abwehraktion einen legitimen Anstrich zu ver- Freiheit für eine der «singenden Nonnen» leihen. Zum Schmunzeln Anlass gab die Rückeroberung des Demo-Materials, das in Phuntsog Nyidrol hat China verlassen einem Materialschuppen lagerte: Der tibeti- sche Benjamin der Gruppe ging ganz offen Wie die Dui Hua Foundation von John Kamm im Gefängnis heimlich Lieder auf Kassetten zum Schuppen, und auf die Frage, was er wol- berichtet, durfte Phuntsog Nyidrol, eine der aufgenommen hatten. Nachdem eine Kassette le, sagte er nur, er habe den Auftrag, Material «singenden Nonnen» von Drapchi, China ver- aus dem Gefängnis geschmuggelt werden zu holen. Man liess ihn gewähren, und ohne lassen und in die USA ausreisen, nachdem ihr konnte, gewannen diese Lieder erhebliche Verluste kehrte die Gruppe ins Unterland Antrag auf einen Pass genehmigt worden war. internationale Beachtung. Im Zusammenhang zurück. Vielleicht erscheint in der 30teiligen Sie traf am 15. März 2006 auf dem Flughafen mit diesem Vorfall wurde Phuntsog Nyidrol Serie über die Schweiz am chinesischen Fern- von San Francisco ein und flog sogleich nach mit einer Haftverlängerung von acht Jahren sehen, die dieses Jahr ausgestrahlt wird, auch Washington weiter. bestraft. Infolge der Schläge, die ihr im ein Beitrag über die aktiven TibeterInnen in der Phuntsog Nyidrol (auch als Tseten Wang- Gefängnis verabreicht wurden, verschlech- Schweiz … mo und Phuntsog Nyidron bekannt), die aus terte sich ihr Gesundheitszustand dramatisch. dem Distrikt Lhundrup stammt und Gesangs- 1995 wurde sie mit dem Reebok Menschen- Spannendes Fussballspiel in Hamburg meisterin im Kloster Mechungri war, wurde rechtspreis ausgezeichnet. da. Am 12. Oktober 2005 stand in Hamburg ein am 14. Oktober 1989 in Lhasa verhaftet, weil 2004 wurde sie vorzeitig freigelassen, ganz besonderes Fussballspiel auf dem Pro- sie zusammen mit sechs anderen Nonnen stand jedoch weiterhin unter polizeilicher gramm: nämlich Deutschland gegen China. demonstriert hatte, während die Stadt unter Überwachung. Der Wiedereintritt in ein Klo- Diesen Anlass liessen sich Tibeter aus der Kriegsrecht stand. Der Mittlere Volksge- ster war ihr ebenso verwehrt wie der Kontakt Schweiz und Deutschland sowie ihre Freunde richtshof von Lhasa verurteilte sie am 25. mit der Presse oder mit Ausländern. Berichten nicht entgehen. Wäre es doch etwas ganz November 1989 wegen «konterrevolutionärer von ICT zufolge gab es bei ihrer Ankunft in Besonderes mit Tibet-Fahnen und einem chi- Propaganda und Volksverhetzung» zu neun den USA ein «ein ergreifendes Wiedersehen» nesischen Banner mit «Freiheit für Tibet» ins Jahren Haft. Sie verbüsste ihre Strafe im Drap- mit ihrer früheren Zellengenossin Ngawang chinesische Fernsehen zu kommen. Doch chi-Gefängnis. Sangdrol, die in den USA lebt. bereits nach dem ersten kurzen Entrollen beim Phuntsog Nyidrol gehört zu der Gruppe TibetInfoNet Abspielen der Nationalhymne war ein Funk- der «14 singenden Nonnen», die im Juni 1993 Übersetzung: Irina Raba, Adelheid Dönges

6 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Wirtschaft und Ethik

Der Macht und dem Geld erlegen …und scharfe Kritik im US-Kongress Google tut Böses in China Wegen ihrer willfährigen Mithilfe bei der Zen- sur in China stehen Google, Microsoft, Yahoo und Cisco immer stärker unter Druck. Im US- Kongress wurde ihr Verhalten jetzt als Beihil- fe zur Einschränkung der Menschrechte kriti- siert. Ein Verbot der Zensur-Kooperationen wird bereits diskutiert. Mit ungewöhnlich scharfen Worten griffen am 1. Februar Mit- glieder des Menschenrechtsausschusses des US-Kongresses führende amerikanische Technologie-Unternehmen an wegen deren Kooperation mit der chinesischen Regierung. Der auch seitens der Unternehmen unwider- sprochene Vorwurf: Die Unternehmen Micro- soft, Google, Yahoo und Cisco nähmen aktiv teil an der Zensur von Web-Inhalten und betei- ligten sich so an der Verletzung von Men- schenrechten. Mehrere Abgeordnete kündig- ten Gesetzesvorlagen an. Sie sollen amerika- nischen Unternehmen künftig untersagen, an solchen mit westlichen Rechtsvorstellungen nicht zu vereinbarenden Massnahmen teilzu- In Kalifornien protestieren Students for a Free Tibet gegen Google Foto: AP nehmen. Die bedeutendste Internet-Suchmaschine Google kooperiert mit China bei der Unterdrückung der Rede- und Meinungsfreiheit. Google hat im Januar 2006 angekündigt, in China seine Suchmaschine so einzurichten, Kommentar dass der Zugang zu Informationen über Tibet und anderen politisch hei- klen Themen wie Taiwan, die Proteste auf dem Tiananmen-Platz von Es zahlt sich aus, 1989, Menschenrechten usw. stark eingeschränkt bzw. verhindert wird. ethisch zu handeln da. Reihenweise helfen westliche Technolo- giefirmen beim unsittlichen, weil men- TA Free Tibet Campaign bedauert die Ankün- und dessen E-Mail-Service. Es gibt genügend schenrechtswidrigen Aufbau des «Great digung von Google, das unter dem politischen andere Suchmaschinen, die ebenso gut sind. Firewall» in China, der dem Regime die Druck Chinas eine Internet-Suchmaschine mit Free Tibet Campaign empfiehlt: www.dontu- Kontrolle und das Filtern unerwünschter zensurierten Begriffen einrichtet. Google sel- segoogle.co.uk, http://scroogle.org, Information erlaubt. Zudem ermöglicht das ber schätzt, dass von der Zensur etwa 1000 http://icerocket.com, http://clusty.com, System auch die Identifizierung von muti- Suchkategorien betroffen sind. Weiteren Ein- http://gigablast.com, http://snap.com, gen Menschen in China, die die Meinungs- schränkungen sind Tür und Tor geöffnet, ist http://exalead.com (alle auch mit www. mög- äusserungsfreiheit auf dem Netz ernst neh- die Liste mit den verbotenen Begriffen doch lich, Anm. d. Red.). Vorschläge zu alternativen men und – wenn aufgespürt – zu hohen Frei- nicht abschliessend und sind die Behörden Suchmaschinen von Michael Gerling: Jeder heitsstrafen verurteilt werden. Nun gesellt schnell bei der Intervention gegen missliebige Schritt bei Google wird gespeichert – um das sich das mächtige Internetunternehmen Informationen. zu vermeiden und trotzdem Google Sucher- Google zu diesen Helfershelfer der Diktatur, Googles Konkurrenten Yahoo und Micro- gebnisse zu sehen, benutzt man: www.scroo- obwohl es hohe moralische Standards auf- soft zensieren ihre Seiten bereits entsprechend gle.org. Ansonsten Alternativen, die sogar gestellt hat und für diese auch geschätzt den Wünschen der chinesischen Regierung. schon in Themen gegliederte Ergebnisse bie- wurde. Der Markt war zu verlockend – die «Mit der Absprache mit China zu Zensur und ten und im Grunde viel übersichtlicher sind: Manager erlagen der «Faszination China». Repression pervertiert Google das Firmen- www.metacrawler.de, Doch der Protest war immens, Google wur- motto ’Tue nichts Böses’», sagte Alison Rey- www.metacrawler.com, www.vivissimo.com de davon überrumpelt und ist auch heute nolds von Free Tibet Campaign. Free Tibet oder clusty nicht in der Lage, adäquat zu reagieren. Wie Campaign protestierte bereits bei Google gern würden die Google-Gründer wohl wegen seines Programms Google Earth, bei Tibetische Proteste… ihren China-Kotau rückgängig machen! dem das Wort Tibet nicht erkannt wird («Lha- Anlässlich des internationalen Aktionstages Denn der Verlust an Integrität und Glau- sa, Tibet» ergibt bei diesem Suchdienst kein gegen Google haben am 14. Februar Students benswürdigkeit – das höchste Kapital, das Ergebnis, wohingegen «Lhasa, China» akzep- for a free Tibet in Zusammenarbeit mit dem ein Unternehmen besitzt – wird auf den Wert tiert wird). Ein Protest von Taiwanesen, die Verein Tibeter Jugend in Europa eine Mahn- der Firma drücken. Zu Google gibt es, beanstandeten, dass Taiwan als eine «Provinz wache vor dem Zürcher Google-Sitz an der anders als zu Microsoft, viele Alternativen. Chinas» aufgeführt wird, bewirkte, dass der Freigutstrasse 12 organisiert. Der Geschäfts- Offensichtlich gehört auch Google zu umstrittene Begriff entfernt wurde. führer nahm ein an ihn gerichtetes Protest- den Unternehmen, die nur die Sprache des schreiben nicht entgegen; es musste am Emp- Geldes verstehen. Und da ist es geradezu Gegen die Menschenrechtsdeklaration fang abgegeben werden (immerhin: beim Chi- ironisch, dass sich Google zur Wertsteige- Google verletzt dabei nicht nur die eigenen na-Konsulat kommen wir jeweils nur bis zum rung in China mit Wohlverhalten besser ver- Wertvorstellungen, sondern trägt zu Men- Briefkasten). Nebst Zürich haben auch an 14 markten wollte und nun dafür im Westen schenrechtsverletzungen in China bei. Der weiteren Google-Sitzen Demonstrationen bestraft wird. Die Lehre aus der Geschichte: Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der stattgefunden, unter anderem in den Vereinig- Es zahlt sich aus, moralisch und ethisch zu Menschenrechte besagt: «Jeder Mensch hat ten Staaten, Australien, Indien, England, handeln. Glaubwürdigkeit und Integrität sind das Recht auf freie Meinungsäusserung… und Schweden und Italien. Ein Sprecher von Stu- schwer zu erwerben – wie auch die Firmen Informationen und Ideen mit allen Verständi- dents for a free Tibet sagte laut der britischen wissen, mit denen wir wegen ihrem China- gungsmitteln und ohne Rücksicht auf Grenzen Zeitung «Guardian», über 50 000 Protestbrie- Engagement im Dialog sind –, aber diese zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.» fe seien bei Google bis in der letzten Februar- Werte sind unglaublich schnell verspielt. Boykottieren Sie die Google-Suchmaschine woche eingegangen. www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 7 Wirtschaft und Ethik

«[email protected]» Gespräch mit Parry Leung, Studentenvertreter aus Hongkong da. Was stimmt bei dieser email-Adresse nicht? Richtig, es wird in China wohl kaum Tibet soll Status von Hongkong erhalten eine Adresse geben mit dem Namen «tibfree- dom». Wer das Mail öffnete, war selber Kapitalismus und Nationalismus blockieren schuld. Wie schon anlässlich des vorherigen Veränderungen Besuches der Gesandten des Dalai Lama Für Parry gibt es vor allem zwei grosse Pro- sahen sich Tibet-Unterstützer wiederum einer bleme. Das eine sind die bekannten politi- Virusattacke ausgesetzt. Sie erhielten mehrere schen Beschränkungen durch das kommuni- Mails eines Absenders «tibfreedom» mit einer stische Regime. Das andere Problem besteht chinesischen (!) Adresse des Internet-Provi- aber darin, dass die meisten Wanderarbeiter ders Yahoo («yahoo.com.cn»), das im Datei- ursprünglich Bauern waren. Durch ihre Her- anhang Informationen über den Besuch der kunft haben sie ein anderes Denken. Sie besit- Gesandten versprach, aber einen heimtücki- zen kein Bewusstsein, sich zu wehren. schen «Trojaner» enthielt. Irgendwie müssen Für Parry Leung ist nur eine Politik der sich die auf 30 000 geschätzten chinesischen kleinen Schritte, die von den Arbeitern aus- Internet-Polizisten ja beschäftigen und die geht, möglich. Für ihn gibt es im Wesentlichen teure westliche Software, die sie bei ihren zwei negative Entwicklungen in China, die Aufgaben unterstützt, amortisieren. einem schnelleren Wandel im Weg stehen: den Kapitalismus und den Nationalismus. Für grössere Veränderungen braucht es noch min- destens fünf bis zehn Jahre. In dieser Zeit ist es aber sehr wichtig, dass Informationsarbeit Protestbrief vor allem für die Wanderarbeiter geleistet an die Google-Chefs wird. Diese Arbeit wird dadurch erleichtert, Senden sie einen Brief an die Gründer von Parry Leung kämpft für Menschenrechte in dass die meisten Arbeiter Lesen und Schreiben China Foto: P. Hagmann Google: Larry Page und Sergey Brin oder können und bereits eigene Artikel schreiben an Google CEO, Eric Schmidt, Google Parallel zum World Economic Forum (WEF) und sich um die anstehenden Probleme zu Inc., 1600 Amphitheatre Parkway, Moun- fand auch dieses Jahr wieder die Kontrastver- kümmern beginnen. Die Arbeiter werden sich tain View CA 94043, California, USA, anstaltung «» statt. Am dadurch ihrer Stärke bewusst und finden aus fax: (650) 253-0001 Eröffnungstag des WEF verliehen die der heutigen Ohnmacht heraus.. Erklärung von Bern und Pro Natura zum zwei- Auch die Entwicklung in Richtung Bür- Musterbrief von Students for a Free Tibet: ten Mal die Public Eye Awards an die unver- gergesellschaft ist im Gang. Nur besteht hier- Dear ..., antwortlichsten Konzerne. Die diesjährigen für noch sehr wenig Raum, da alle Bewegun- I am outraged at Google's hypocritical Preisträger heissen Chevron, Walt Disney und gen, insbesondere nichtstaatliche Organisatio- decision to join hands with the Chinese die Bank Citigroup (mehr Infos unter nen (NGOs), stark kontrolliert werden. Aber government in its propaganda efforts. www.publiceye.ch). Der Gewinner in der mit dem bestehenden Rechtssystem besteht Google's decision to custom-build its Kategorie Soziales ist die Walt Disney Com- auf dem Papier bereits eine gute Grundlage search platform to Chinese authorities' pany. Der Unterhaltungsriese lässt sich in (mit Ausnahme bei den individuellen Freihei- specifications is more than just censors- südchinesischen Zuliefererbetrieben schwere ten). Das Entscheidende ist, dass dieses hip. It's active participation in the Chine- Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen zu Rechtssystem in der Praxis auch angewendet se government's efforts to repress and Schulden kommen und trübt damit sein fami- wird. Hierzu braucht es die Bürgergesell- undermine Tibetans, democracy advoca- lienfreundliches Image. Vorgeschlagen wurde schaft, d.h. Anwälte, Journalisten, Studenten, tes, people of faith, and anyone working der kalifornische Medien- und Spielzeugpro- Intellektuelle usw. for freedom and human rights. By censo- duzent von SACOM (Students and Scholars ring search results on critical topics such Against Corporate Misbehaviour) aus Hon- Westfirmen und NGO sind gefragt as «Tibet», you are promoting Beijing's gkong. Patrick Hagmann sprach mit dem Ver- Wir können die Bürgergesellschaftsbewegun- wildly distorted version of history and treter von SACOM, Parry Leung, in Davos. gen unterstützen: mit Geld, aber vor allem mit truth. This is indefensible. Under China's der Weitergabe von Erfahrungen. Hier sieht totalitarian regime, the internet is a criti- Von Hongkong aus für Recht in China Parry insbesondere den Weg über gemeinsa- cal tool for people seeking justice. Your Parry Leung arbeitet für zwei Organisationen. me Projekte mit nichtstaatlichen Organisatio- decision to help the Chinese government Die in Davos vertretene SACOM ist eine in nen. Primär in Hongkong und später auch im thwart this effort renders your motto Hongkong ansässige studentische Gruppe, die restlichen China. Wichtig sind aber auch die «Don't be evil» an ironic joke. sich auf Untersuchungen (Monitoring) im westlichen Firmen, die in China tätig sind. Please re-read your «Ten Things» com- Bereich Arbeitsrecht insbesondere für Wan- Diese können ihre Fabriken öffnen und Akti- pany principles and do the right thing by derarbeiter spezialisiert hat. Ausser in Hon- vitäten auf privater Basis zulassen (z.B. Arbei- ending your partnership with the Chinese gkong gibt es in China keine Organisationen, tergruppierungen und -ausschüsse). government. Sincerely, die sich für Menschen- und Arbeitsrechte ein- Für Parry brauchen die Arbeiter mehr setzen. Erlaubt sind einzig einige Gruppen im Informationen, eine bessere Ausbildung sowie Adresse von Google in Zürich: Freiguts- Umweltbereich (z.T. gibt es eine Zusammen- einen Halt in der Religion, wofür sich eine trasse 12, 8002 Zürich arbeit mit ). Seit 1989 sind zudem Rückkehr zum Buddhismus anbietet. Er unter- http://www.google.com/corporate/addres auch die meisten Studenten nur an Geld und stützt den Weg des Dalai Lama und sieht für s.html Karriere interessiert. Hier gibt SACOM Tibet denselben Status wie für Hongkong: Sales-Büro Deutschland; ABC-Strasse Gegensteuer und informiert über Missstände. eigene Gerichte, Regierung, Wahlen, Religi- 19; 20354 Hamburg; Telefon: +49 40-80- Die zweite Organisation, für die Parry tätig ist, on, Bildung und Wirtschaft, dagegen keine 81-79-000; Fax: +49 40-49-21-91-94 heisst Labour Action China (LAC). Sie eigene Armee und Aussenpolitik. Leider gibt Unter folgendem Link kann man bemüht sich besonders um die an der Silicose- es über die ungelöste Tibet-Frage in China kei- online protestierten: Erkrankung leidenden Schmuckarbeiter und ne objektiven Informationen. Für ihn ist es http://actionnetwork.org/campaign/ betreibt in China sogenannte Worker Service wichtig, dass man die Kräfte, wo möglich, googleaction/iidxs74z53nmb8? Center, in denen die (Wander-)Arbeiter bündelt. Gemeinsame Aktionen der Arbeiter- geschult und über ihre Rechte aufgeklärt wer- und Tibetbewegungen sind durchaus denkbar. den. Patrick Hagmann

8 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Wirtschaft und Ethik

Dialog mit Migros und der Spielwarenbranche Steiniger Weg zu gerechteren Arbeitsbedingungen in China Als Folge unserer Wirtschaftskampagne im Jahr 2005 fanden am 15. Februar 2006 zwei Treffen mit Vertretern der Migros (am Vormittag) sowie der Spielwarenbranche (am Nachmittag) statt. Die Nonprofit-Organisatio- nen wurden von VertreterInnen der GSTF, der Erklärung von Bern EvB, der Stiftung für Konsumentenschutz SKS, der Fédération romande des consommateurs FRC sowie der Arbeitsgruppe Basel von Terre des Hom- mes vertreten. Migros bemüht sich um Fairness Schweiz SVS, Franz Carl Weber FCW und Nach seiner Teilnahme an unserer Veranstal- Lego) konnte unseren Aktionen während der tung «Handel mit China – wo bleiben die Men- Hochsaison – Pressekonferenz am 6. Dezem- schenrechte?» im vergangenen August lud uns ber und den Aktionen am Menschenrechtstag Bernhard Moeri, Social Compliance Officer 10. Dezember (siehe TA Nr. 91) – nichts Gut- bei der Migros, ein, um uns über den Stand und es abgewinnen. die Überprüfung der Sozialverträglichkeit zu Der Präsident der SVS, Herr Gygax, informieren. Neben Moeri nahmen Johann betonte den kleinen Anteil des Detailhandels Züblin (Leiter Standards), sowie Fausta Bor- am Spielwarenverkauf; lediglich 40 Prozent sani (Projektleiterin Ethik/Umwelt) teil. des Spielzeugs gehen ausserhalb von Waren- Eingangs erläuterte Frau Borsani den rela- häusern und Grossverteilern über den Laden- tiv umfassenden BSCI-Verhaltenskodex tisch. Man solle sich besser auf die grossen und (Business Social Compliance Initiative, aktu- wenigen Lieferanten konzentrieren, denn rund Susi Lötscher von der GSTF-Sektion Basel verteilt ell 53 Firmen). Dieser gilt sowohl für den Non- 60 Prozent des Volumens entfällt auf die grös- Flyer an der Uhrenmesse in Basel Food- wie auch den Food-Bereich der Migros. sten sechs (Mattel, Lego, Ravensburger, Sim- Der Kodex soll auf das gesamte Sortiment aus- ba, Hasbro und Playmobil). Gemäss SVS soll Für die Staublungenopfer geweitet werden, d.h. für 2 000 Lieferanten in Zukunft der BSCI-Kodex verfolgt werden. mit rund 6 000 Produktionsbetrieben, die Mattel und Hasbro hingegen propagieren den in China jedoch nicht nur für die Migros produzieren. amerikanischen ICTI-Kodex, der jedoch nur Herr Moeri gab Einblick in die Durch- ungenügende Standards setzt. TAAnlässlich der Uhren- und Schmuckmesse führung der Sozialaudits. Bisher wurden die Darauf erläuterte der Vertreter von Lego in Basel («Basel World») gab es bereits im ver- meisten Audits in Indien und China und dort die bisherigen Anstrengungen mit eigenem gangenen Jahr Proteste in Basel gegen teil- hauptsächlich in den Bereichen Textil und Verhaltenskodex, Audits und Assessments. nehmende chinesische Schmuckfirmen, in Spielwaren durchgeführt. Zur Zeit stammen Bei FCW wurde mit der neuen Leiterin Pro- denen die Arbeiter ungeschützt arbeiten und rund 20 Prozent der Non-Food-Stückzahlen duct Management per Januar 2006 ein Verhal- sich eine tödliche Staublungenkrankheit aus China, mit steigender Tendenz. Eine Prü- tenskodex für die Lieferanten eingeführt. holen. Dank Unterstützung der China Labour fung ist für drei Jahre gültig, und oft gibt es Als «Spielwarenkoalition» präsentierten Organisation von Han Dongfang erkämpfen Beanstandungen mit Vorschlägen für Mas- wir wiederum unseren Forderungskatalog. einzelne Arbeiter Abfindungen, die sie aber snahmen und erneute Audits. Wichtig ist für Lego sicherte uns seine Stellungnahme zu und kaum mehr verwenden können, da sie vorzei- Migros, dass die Audits auch in der Landes- erklärte sich zum Dialog und zu gemeinsamen tig sterben. Dieses Jahr nahm auf der Seite der sprache durchgeführt werden. Neu wird auch konstruktiven Aktionen bereit. Auch von Protestierenden auch die Sektion Basel der eine unabhängige Verifikation zugelassen. FCW werden wir eine schriftliche Reaktion GSTF teil. In zwei Tagen haben Mitglieder der Die Abteilung Social Audit hat das letzte erhalten, weitere Gespräche sind geplant. Sektion, unterstützt durch die GSTF-Präsi- Wort bei Einkaufsentscheiden bei neuen (Frei- dentin Ruth Gonseth, 400 Flyers verteilt, auf gabe, Massnahmenplan oder Ablehnung) Weitere Schritte denen folgendes stand: sowie bei Anpassungen bei bestehenden Lie- Wir werden den Forderungskatalog aufgrund feranten. Migros betrachtet die Social Audits der Gespräche anpassen und an alle Beteilig- Jewellery made in China als betriebswirtschaftlich vorteilhaft und sieht ten in der Spielwarenindustrie verschicken. we demand auch klare Vorteile für die Lieferanten. Doch Bis Ende September 2006 soll jedes Unter- - no blood on diamonds ist die Migros der Meinung, ihre Entschei- nehmen die Massnahmen, die es ergriffen hat, - no risks for workers health dungsgewalt beschränke sich auf den Einkauf, dokumentieren; daraufhin werden wir die und es sei nicht ihre Aufgabe, auf die Politik Berichte auswerten. Die nächste Sitzung ist - no censorship on «google» Einfluss zu nehmen. für den 31. Oktober 2006 amgesetzt. Wir blei- Human Rights for China and Tibet Da die Migros auch ein massgeblicher ben am Ball! Patrick Hagmann Spielwarenhändler ist, stellten wir den Ver- Nathalie Fluri berichtet von durchwegs antwortlichen unseren Forderungskatalog vor. motivierenden Reaktionen. «Es gab etliche Auch im Bereich Spielwaren operiert die Menschen (Deutschland, Südamerika, Dubai, Migros mit dem BSCI-Kodex, da der Kodex Schweiz), die mit uns das Gespräch aufnah- des Weltverbandes der Spielwarenindustrie zu Yangzom Brauen spielt im men, und unser Öffentlichkeitsarbeit unter- wenig weit geht. US-Thriller «Aeon Flux» stützten. Also, auch diese spontane Aktion hat Fazit: Bis zu gerechten Arbeitsbedingun- Die Schauspielerin Yangzom Brauen (27), uns gezeigt, dass man mit relativ einfachen gen ist es noch ein langer Weg. Migros spielt ehemalige Präsident des Vereins Tibeter Mitteln und ein bisschen Zeit wirklich ein eine Vorreiterrolle. Aber das ist noch lange Jugend in Europa, spielt im Science-fiction- Sandkorn im Getriebe sein kann.» kein Grund sich auszuruhen, denn es gibt noch Streifen «Aeon Flux» die Gegenspielerin sehr viel zu tun. von Oscar-Preisträgerin Charlize Theron (30). Yangzom Brauen ist in Bern als Toch- Wenig Verständnis bei Spielwarenfirmen ter eines Ethnologen und einer tibetischen Am Nachmittag ging es weniger harmonisch Künstlerin aufgewachsen und lebt heute in Berlin. zu, denn die Branche (Spielwarenverband

www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 9 Vom Aussterben bedrohte Tierarten

Auf den Spuren der letzten Tiger (Erster Teil) Starke sino-tibetische Koalition macht dem Tiger den Garaus

Reiter mit Tigerfell in Osttibet, Mitte oben: Tiger- Tibeter im Osten stehen bereit zur Verbrennung und Leopardenfelle im Angebot in Lhasa von Tierfellen, links: Otterfelle im Dutzend stehen zum Verkauf Der indische Tiger ist vom Aussterben bedroht, unter anderem wegen der Nachfrage nach Tigerfellen und - organen in China und Tibet. TibetInfoNet verfolgte die geschmuggelten Tigerfelle auf ihrem Weg von den Natio- nalparks in Indien bis zu den Festen der Landbevölkerung in Osttibet und deckt in diesem zweiteiligen Bericht auf, wer die Hauptakteure bei diesem Handel sind: Tibeter am Rande der Exilgemeinschaften in Nepal und Indi- en sowie Organisationen, die als Dank für die geleisteten Dienste unter dem Schutz des chinesischen Regimes stehen. Der Bericht kommt zum Schluss, dass die chinesischen Behörden trotz des Verbots das Tragen von Tigerfellen zu Propagandazwecken und aus kommerziellen Gründen fördern, und dass der indische Tiger kaum eine Chance zum Überleben hat, wenn sie ihre Politik in den tibetischen Gebieten nicht ändern. Während einer Pressekonferenz in New Delhi Tigerprodukte aus Nationalparks in Süd- Eine wirksame polizeiliche Kontrolle im am 22. September 2005 präsentierten die und Zentralindien oder aus Bengalen gelangen Grenzgebiet ist infolge der hohen Bevölke- Wildlife Protection Society of India (WPSI) gewöhnlich über Kalkutta nach Siliguri in den rungsdichte, des weit verzweigten Strassen- und die in London ansässige Environmental Ausläufern des Darjeeling-Sikkim Himalaya. netzes und der Verbreitung des Schmuggels Investigation Agency (EIA) spektakuläre Bil- Wenn sie aus anderen Teilen Indiens kommen, sehr schwierig. Trotzdem ist es dort zu einer der von Tibetern in Chubas, die fast ganz aus besonders aus Rajasthan, werden sie meistens grossen Zahl von Beschlagnahmungen Tigerfellen genäht waren. Die beiden Organi- direkt nach Delhi befördert. Von diesen zwei gekommen. sationen informierten die internationalen Umschlagplätzen werden die Tigerprodukte Im Unterschied dazu hörte man nur von Medien darüber, dass die Felle von Tigern und auf drei verschiedenen Wegen nach Tibet wei- zwei Fällen von Beschlagnahmung in Tibet anderen vom Aussterben bedrohten Grosskat- tertransportiert. Die östliche Route beginnt in selbst. Das ist aus zwei Gründen überra- zen auf dem Markt von Lhasa offen zum Ver- Siliguri und setzt sich entweder via Darjee- schend. Zum einen kommen auf jener Seite der kauf angeboten werden. Die Filme und Bilder ling-Sikkim oder über Arunachal Pradesh Grenze alle Handelswege in Lhasa zusammen. aus den tibetischen Regionen Chinas gingen nach Tibet fort. Die zentrale Route verläuft Die wenigen Strassen verlaufen durch öde um die ganze Welt. Die Fotos und Berichte von Siliguri oder Delhi nach Nepal und von Landstriche, weshalb die Überwachung viel zeichnen ein Bild von wohlhabenden Tibetern, dort nach Tibet. Die westliche Route beginnt einfacher als in Nordindien oder Nepal wäre. die mit ihren «Modeansprüchen» zur Ausrot- in Delhi und wendet sich dann zum westlichen Zum anderen weist diese Grenzregion die tung der freilebenden Tiger in Indien beitragen Himalaya, von wo sie entweder beim nepa- höchste Konzentration an Sicherheitskräften könnten. lisch-indisch-tibetischen Länderdreieck oder in ganz Tibet auf – aus offensichtlichen strate- Die Erkundigungen, die TibetInfoNet ein- über Ladakh nach Tibet verläuft. gischen Gründen, aber auch um Tibeter an der zog und die in diesem Sonderbericht vorgelegt Die offene Grenzpolitik zwischen Indien Flucht nach Indien und Nepal zu hindern. Man werden, zeigen, dass die internationale Wahr- und Nepal begünstigt die Route über Nepal. versteht diesen Umstand besser, wenn man nehmung des Geschehens die Realität nur teil- Die Tigerprodukte werden, sobald sie Nepal sich mit den Strukturen, das heisst den Kurie- weise wiedergibt. Das vorliegende Dossier erreicht haben, üblicherweise in Boudha, der ren, Händlern und vor allem den Hintermän- stellt den Handel mit den Fellen in einen grös- wichtigsten Enklave ethnisch-tibetischer nern, beschäftigt. seren Zusammenhang. Bevölkerung im Kathmandu-Tal, gelagert. Die Händler, die ihre guten Beziehungen zu Kuriere und Händler Kaum Beschlagnahmungen in Tibet korrupten nepalischen Sicherheitskräften nut- Der Handel und Transport von Tigerproduk- Die Route, über die der makabre Handel mit zen, schmuggeln die Tigerprodukte daraufhin ten wird mittels eines Netzes aus drei Perso- Tigerprodukten verläuft, nimmt in der Nähe entweder über die Grenzortschaft Khasa am nengruppen betrieben: den Kurieren, welche einer der 27 indischen Nationalparks, in denen sino-nepalischen Friendship-Highway oder die Produkte zu den Umschlagplätzen oder in es Tiger gibt, ihren Anfang. Die Tiere werden durch die Region Mustang (tib. Lo) in West- die Nähe der Grenze bringen; den Händlern, von örtlichen Wilderern gejagt und an Ort und nepal nach Tibet. welche die Produkte laufend weiterreichen Stelle zerlegt, worauf die Teile nordwärts Die Wahl der Route hängt von der jeweils und sie über die Grenze schmuggeln (und sie transportiert werden. an der Grenze zu Tibet herrschenden Lage ab. auch vor Ort in Tibet verkaufen); und den Ver-

10 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Vom Aussterben bedrohte Tierarten

Prekäre Lage des Tigers Offiziell wird die Population der wildle- benden Tiger in Indien auf 3 500 geschätzt, aber einige Kommentatoren halten diese Zahl für zu optimistisch. Obwohl die Zah- len umstritten sind, stimmen die Umwelt- experten darin überein, dass der Tiger sich in einer prekären Lage befindet. Die gröss- te Bedrohung für ihn ist die steigende Nachfrage nach seinen Fellen und anderen Körperteilen in China. Auf die Pressekon- ferenz in Delhi hin berichtete die inter- nationale Presse einmütig, «die Beschlag- nahmung von Tiger-, Leoparden- und Fischotterfellen in grossen Mengen in Indien und Nepal lasse auf das Vorhan- densein eines hoch organisiertes Verbre- chernetzes schliessen, das hinter dem ille- galen Handel mit den Fellen steht». Der- artige Berichte liefern jedoch keine Details über besagte Netze. Die Felle sind aufgereiht zur öffentlichen Verbrennung in Osttibet Foto: TibetInfoNet brechersyndikaten, die den Handel organisie- geschäft, Transport, Hotels), stehen sie am ren, für die notwendige Deckung sorgen und Rand der Gesellschaft und werden wegen ihrer Dalai Lama schämt sich im Allgemeinen gute Beziehungen zu den Verbindungen zur indi-schen Unterwelt allge- für Tierfellträger Behörden in Tibet haben. Diese Syndikate mein gefürchtet. Diese Männer sind zum Teil da. Der Dalai Lama hat bereits vor einem sind auch für die Lagerung und die Verteilung auch in den illegalen Handel mit Antiquitäten Jahr eine Kampagne mit den Tierschutz- der Tigerprodukte an tibetische und nichttibe- oder in die Beschaffung falscher Reisedoku- organisationen Care for the Wild Interna- tische Zielpersonen zuständig. Ohne Zweifel mente verwickelt, möglicherweise in Indien tional (CWI) und dem Wildlife Trust of sind sie es, die am meisten von diesem Handel und Nepal auch in den Drogenhandel. India lanciert, um den Tibetern die Bedeu- profitieren. tung des Tierschutzes näherzubringen, Gelegentliche Festnahmen und Beobach- Verhaftung eines Händlers und sie im besonderen zum Schutz der aus- tungen in Indien und Nepal lassen darauf Tashi Tsering, alias Tsewang, ist ein repräsen- sterbenden Leoparden und Tiger aufzufor- schliessen, dass die Kuriere meist einzelne tatives Beispiel eines solchen Händlers. dern. «Wie Tibeter predigen Liebe und Aufträge erhalten. Sie sind mehrheitlich Anfang der neunziger Jahre wurde eine ganze Mitgefühl gegenüber allen Lebewesen, Nepali, aber gelegentlich beteiligen sich auch Menge von Fellen und anderen illegalen deshalb sind wir verantwortlich für den einige Inder und tibetische Flüchtlinge an die- Waren in seinem Haus in Majnukatila beschla- Schutz der wilden Tiere.» Durch Unwis- sem Geschäft. Ihre Rolle beschränkt sich dar- gnahmt, aber er konnte nach Nepal entkom- sen, Gier und mangelnden Respekt vor der auf, kleinere Teile der Ware zu schmuggeln, men. 1999 erlangte er Berühmtheit, als der Natur habe die wachsende Weltbevölke- wobei sie Fahrzeugreifen, Thermosflaschen indischen Polizei einer ihrer grössten Fänge rung bereits einigen Schaden an der Natur usw. als Verstecke verwenden. von Tiger-, Leoparden- und Fischotterfellen angerichtet und zahlreiche Tierarten zum Der Reiseweg der Kuriere wird von den gelang. Viele wiesen eine besondere Nume- Verschwinden gebracht. Eingängige und Händlern bestimmt, und falls die Beute es rierung auf, die darauf schliessen liess, dass sie scharfe Worte gebrauchte der Dalai Lama erforderlich macht, überwachen diese selbst Teil einer grösseren Lieferung waren; ausser- am Kalachakra in Amaravati in Inden im den Transport. Die meisten der Händler schei- dem trug jedes einzelne Stück noch die Signa- vergangenen Januar. Seine Worte waren so nen osttibetischer Herkunft zu sein, viele von tur von Tashi Tsering. Ein Jahr später tauchte unmissverständlich, dass sie jedem ein- ihnen besitzen auch Immobilien in Süd-Delhi Tashi Tserings Signatur in Siliguri in einer leuchteten und sie sich in Windeseile auch oder in Majnu-katila (eine tibetische Kolonie anderen Lieferung erneut auf, aber auch dies- in Tibet verbreiteten: «Wenn ihr nach Hau- in Nord-Delhi, die sich ausserhalb der Juris- mal konnte er entkommen – man sagt, das se zurückkehrt, denkt daran, dass ihr nie diktion der tibetischen Exilregierung befin- Indian Central Bureau of Investigation (CBI, Produkte von Wildtieren benützt, verkauft det) und in Boudha, wo die Schmuggelware indischer Geheimdienst) habe ihn nur um ein oder kauft.» Der Dalai Lama bekannte, vorübergehend gelagert wird. Die Händler rei- paar Minuten verpasst. dass er sich schäme Bilder von Tibetern zu sen oft nach Tibet, wo sie verschiedene Unter- Am 3. April 2002 erliess Interpol einen sehen, die sich mit Fellen und Pelzen nehmen betreiben (Import-Export, Touris- internationalen Haftbefehl gegen Tashi Tse- schmückten. mus, Transport usw.), und sie unterhalten aus- ring unter der Anschuldigung der Bildung gezeichnete Beziehungen zu den dortigen einer kriminellen Vereinigung und der Verlet- Behörden. Nachdem sie korrupte indische und zung des indischen Gesetzes zum Schutz der Staatsbürgerschaft; er verfügte über ausge- nepalische Zollbeamte geschmiert haben, Wildtiere, worauf er in den Untergrund ging. zeichnete politische Beziehungen in Nepal schaffen sie gemeinsam mit ein paar Helfern Ein grösserer Durchbruch gelang, als die und Tibet und arbeitete ausserdem mit dem die Ware nach Tibet. Dort wird sie entweder an Ermittler von indischen und nepalischen Syndikat in Nagchu (siehe unten) zusammen. verschiedene Läden verteilt, oder sie wird zu NGOs, dem «Wildlife Trust of India» (WTI) Bei den Tibetern in Indien und Nepal war er Umschlagplätzen nach China weiterbefördert. und dem «Wildlife Conservation Nepal» wegen seiner Kontakte zu indischen Gang- Natürlich stehen die meisten dieser Händ- (WCN) herausfanden, dass der in Delhi akti- stern und korrupten nepalischen Sicherheits- ler in einem gespannten Verhältnis zur tibeti- ve Tsewang mit Tashi Tsering identisch war. kräften gefürchtet. schen Exil-Verwaltung in Dharamsala, viele Dank einer Fotografie wurde seine Identifi- gehören sogar Organisationen an, die im Zwist zierung möglich. Am 11. Dezember 2005 Die Syndikate mit Dharamsala liegen. Sie haben indische konnte er schliesslich in Boudha verhaftet Zwei spezielle Syndikate konnten bei dem oder oft auch nepalische Pässe statt der übli- werden. Handel mit Produkten von Wildtieren als die chen Flüchtlingsausweise, und obwohl sie Tashi Tsering wird wahrscheinlich mit 15 Hauptakteure in Tibet identifiziert werden – durch ihre berufliche Tätigkeit mit der tibeti- Jahren Gefängnis bestraft werden. Obwohl er beide operieren unter dem Deckmantel von schen Exilgemeinschaft zu tun haben (Kredit- eigentlich Tibeter ist, hat er die nepalische Handelsgesellschaften und sind in Händen www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 11 Vom Aussterben bedrohte Tierarten

prominenter Tibeter. Die eine ist die Nagchu Import-Export Corporation (chin. Naqu Tangla Waimao), die in Nagchu im Norden Tibets ansässig ist und Büros in Hongkong und in Lhasa betreibt. Die andere ist der Dokham Cultural and Welfare Charitable Trust, der in Chengdu, Sichuan, registriert ist, aber seinen Hauptsitz in Hongkong hat und ausserdem über Büros in Kathmandu und Bangkok ver- fügt.

Staat und höchste Politiker involviert Der Manager der Nagchu Import-Export Cor- poration ist Nagchu Tsewang, der Bruder von Ragdi (chin. Raidi). Als ehemaliger Vize-Part- eisekretär der «Autonomen Region Tibet» (ART) und ehemaliger Vorsitzender des Volkskongresses von Tibet war Ragdi viele Jahre lang der höchstrangige Tibeter in der kommunistischen Hierarchie Tibets, ehe er im Mai 2003 zum zweiten Vorsitzenden des Nationalen Volkskongresses (NPC) ernannt wurde. Ragdi, der während der Kulturrevolu- Die Felle sind nach dem Aufruf des Dalai Lama aus dem Handel verschwunden tion eine Fraktion der Roten Garden anführte, gelangte in den achtziger Jahren an die Macht, genommen, jedoch bald wieder auf freien Fuss det sich in der Hand von Sangye Kyab, dem und konnte in der Zeit, als Hu Jintao Parteise- gesetzt. Anfang 1984 kehrte er für immer nach jüngeren Bruder von Shingkyong Lama. Von kretär in der «ART» war, seine Position festi- Tibet zurück, wo die chinesischen Behörden diesem Büro aus werden die Mitarbeiter in gen. Er selbst lebt nicht mehr in Tibet, aber er ihm einen begeisterten Empfang bereiteten. Indien und Nepal für ihre Operationen mit liess viele mächtige Freunde und Verwandte Er liess sich in Chengdu, Sichuan, in einer Kunstgegenständen und Wildtierteilen mit zurück. Die Nagchu Import-Export Corpora- vom United Front Department (chin. tong den notwendigen finanziellen Mitteln ver- tion ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an zhan bu, das Organ der Kommunistischen Par- sorgt. dem sowohl die Regierung Tibets als auch die tei Chinas, das für die Eingliederung von Zentralregierung in Peking Anteile haben, und parteifernen ethnischen und religiösen Grup- Vielseitige kriminelle Aktivitäten das die verschiedensten Geschäftsinteressen pen zuständig ist) zur Verfügung gestellten TibetInfoNet ist im Besitz einer Liste von zehn verfolgt. Vor einigen Jahren, als die Firma Residenz nieder. Zu diesem Organ stand er in Händlern, die dem illegalen Geschäft mit einen Bankkredit nicht zurückzuzahlen konn- besonders enger Beziehung, und zeitweise wilden Tieren nachgehen. Sie alle stehen in te und fast Bankrott gegangen wäre, haben ihr war er sogar Mitglied des Provinz-Volkskon- Verbindung mit wenigstens einem von den die Zentralbank und die Regierung mit gresses. Es heisst, er sei im Besitz eines Diplo- zwei genannten Syndikaten. Wie Tashi Tse- Zuschüssen aus der Patsche geholfen. matenpasses der VR China, und wenn er sich ring sind diese Händler reiche Geschäftsleute in der Öffentlichkeit zeigt, soll er stets von vier mit Kontakten zur südasiatischen Mafia. Die Schillernder «hinkender Lama» Leibwächtern begleitet sein. Angeblich soll meisten von ihnen wurden irgendwann einmal Der Dokham Cultural and Welfare Charitable Shingkyong Lama auch für den chinesischen festgenommen, aber dank der Zahlung von Trust wurde von Jigme Thinley gegründet, der Militär-Aufklärungsdienst gearbeitet haben. Schmiergeldern oder der Hilfe von einfluss- auch als Khatok Shingkyong Lama bekannt Er und seine Familie waren es auch, die reichen Anwälten wieder aus der Haft entlas- ist, und eine der schillerndsten Gestalten der dabei halfen, Thinley Thaye Dorje, den Jun- sen. jüngeren tibetischen Geschichte war, sowohl gen, der den Thron der Karma-Kagyu-Schule Sowohl für die Händler als auch die Syn- im Exil als auch in Tibet. Der Shingkyong des tibetischen Buddhismus beansprucht, dikate ist der Schmuggel von Tigerfellen nur Lama erlangte im Zusammenhang mit einem nach Indien zu bringen. Durch diese Tat wur- eine von vielen kriminellen Aktivitäten. Ein Unterschlagungsfall traurige Berühmtheit. Im de er zum Gegenspieler von Urgyen Thinley, direkter Zusammenhang besteht auch zu dem Lauf der Zeit wurde er zu einem lautstarken der vom Dalai Lama als der offizielle Karma- international verbotenen Handel mit Sha- Kritiker des Dalai Lama und der tibetischen pa anerkannt wurde. Schliesslich war er 1997 toosh, der Wolle der tibetischen Antilope, die Exilregierung, gleichzeitig war er der radika- an der Veröffentlichung und Verbreitung des auch als Chiru bekannt ist und zu einem der le Anführer von den «Dreizehn Siedlungen» Büchleins «Mongoose Canine» (wörtl. hündi- Symboltiere für die Olympiade 2008 in Peking (tib. tsogka choksum), einem Zusammen- scher Mungo) beteiligt, in dem der Dalai Lama erkoren wurde. Die Syndikate schaffen die schluss von 13 tibetischen Camps von Flücht- heftig angegriffen wird. Wegen seiner Anti- Wolle nun meistens auf der Strasse von Tibet lingen aus Osttibet, die sich an der Vormacht- Dalai-Lama Aktivitäten, seiner engen Bezie- nach Xinjiang, von wo aus sie mit kasachi- stellung der Zentraltibeter und der Gelugpa- hung zu den chinesischen Behörden und sei- schen Frachtflugzeugen nach Zentralasien Schule in der CTA (Central Tibetan ner dubiosen kommerziellen Tätigkeiten – geflogen wird und von dort via Pakistan und Administration) störten und sich der Autorität wozu noch eine teilweise physische Behinde- Delhi nach Srinagar gelangt. Gerichtsfälle Dharamsalas nicht fügen wollten. Dieser Ver- rung kam – wurde Shingkyong Lama in Tibet sowie Verhandlungen der indischen Behörden band wurde teilweise durch die inzwischen der «hinkende Lama im politischen Geschäft» und NGOs mit bekannten Aufkäufern in aufgelöste «Kommission für Mongolische (tib. chabsi tsongpa lama kang jog) genannt. Kashmir scheinen in letzter Zeit zu einem und Tibetische Angelegenheiten» in Taiwan Bis Ende 1990 war Shingkyong Lama ein Rückgang im Shatoosh-Handel geführt zu finanziert. häufiger Besucher in Kathmandu, wo er sich haben. Dies mag zum derzeitigen Aufschwung Im August 1982 reiste Shingkyong Lama mit anderen Dalai-Lama-kritischen Gruppie- im Tigerhandel als alternative Einkommens- zum ersten Mal nach Tibet, wo er sich enthu- rungen im Haus seines Bruders in Boudha traf. quelle beigetragen haben. siastisch über die Errungenschaften der Chi- Er gründete auch den Derge Welfare Trust in nesen äusserte. Weniger als ein Jahr später, als Chengdu mit Büros in Hongkong, Kathmandu Übersetzung: Adelheid Dönges; leicht gekürzt er von seiner zweiten Reise zurückkehrte, und Südindien, der in den Schmuggel von von DR wurde er mit zwei LKW-Ladungen voller anti- Wildtierprodukten und Antiquitäten ver- ker Statuen, Gold und anderen unerlaubten wickelt ist. Das Hauptbüro des Dokham Cul- Kunstgegenständen, die er aus Tibet tural and Welfare Charitable Trust in Hong- Lesen Sie die Fortsetzung in der nächsten geschmuggelt hatte, in Barabisi, Nepal, fest- kong (Chonqing Mansion, Kowloon) befin- Ausgabe

12 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Nervosität der Behörden und Verbote

Tierfellverbrennungskampagne Die Bürger von Kirti: Treu zu Staat und Dalai Lama in weiten Teilen Tibets «Jeder Bürger der Volksrepublik China trägt Verantwortung für den Schutz der Umwelt und der Wildtiere. Angesichts des aus dem Gleichgewicht geratenen Ökosy- stems fühlen sich die Menschen unsicher und bedroht. Zahlreiche zivilisierte Staa- ten auf der ganzen Welt schützen die Umwelt schon seit langem. Diese Bewe- gung hat nun auch in Tibet Einzug gehal- ten. An Orten wie Rebkong und Lhasa ist eine zunehmende Tendenz zur Verbren- nung von Tiger-, Leoparden-, Wolfs- und Fischotterfellen festzustellen. Analog Die chinesischen Behörden beobachteten dazu haben wir, gewöhnliche Bürger unse- mit zunehmendem Misstrauen und Nervosität, res Distrikts, eine ähnliche Aktion für den die sich in ganz Tibet verbreitenden Aktionen 14. Tag des Kirti-Gebetsfests geplant. Jeder, der daran teilnehmen möchte, ist zur Verbrennung von Fellen geschützter Tierarten. Sie vermuten nicht willkommen. ganz zu Unrecht, dass die Bevölkerung mit diesen Taten ihre Das Fell von Tieren ist der Schmuck Verbundenheit mit dem Dalai Lama ausdrückt. Der Dalai Lama geisselte von Narren. Wilde Tiere sind die Freunde am Kalachakra in Amaravati im Januar scharf das Tragen von Fellen der Menschen. Wenn es keine Käufer gibt, geschützter Tiere. Die Behörden reagieren mit Repression, stehen aber wird es auch keine Verkäufer mehr geben. sehr geschickt handelnden TibeterInnen gegenüber. Wenn es keine Verkäufer gibt, wird den Tieren kein Leid mehr geschehen. Das Leiden der Tiere kann niemandem Freude In Rebkong (Osttibet) haben die Behörden das me zu deklarieren und durch die öffentliche bringen. Wir erfreuen uns des Glücks. Verbrennen eines Stapels von Tierfellen im Ausstellung der Pelze vor dem Verbrennen Natürlich möchten auch die Tiere glück- Haupthof des Klosters Rongwo untersagt, andere Leute zur Nachahmung bzw. der Teil- lich sein.» ebenso wurden in Lhasa Verbrennungen ver- nahme an der Aktion zu bewegen. boten. Die Lage in der Gegend von Rebkong, wo eine grosse Zahl von Soldaten und Polizi- Tierfellverbrennungsverbot in Lhasa Da sie wissen, dass die chinesischen sten in den Strassen patroullieren, wird als Berichten zufolge soll die Lage in Lhasa um Behörden Tibeter, die «unter fremdem Ein- angespannt beschrieben. Die Behörden sind das Neujahrsfest herum gespannt gewesen fluss handeln» (chinesische Umschreibung nervös, weil die auf einen Aufruf des Dalai sein. Die Polizei setzte die Bewohner der Stadt für den Dalai Lama und exiltibetische Kreise), Lama zurückgehenden Verbrennungen prak- und die zur Pilgersaison angereisten Tibeter gewöhnlich mit Argwohn betrachten, haben tisch ganz Tibet erfasst haben. darüber in Kenntnis, dass jeder, der sich an die Organisatoren der Verbrennungsaktion die Ausserdem fällt die öffentliche Verbren- eventuellen Verbrennungsaktionen beteiligt, religiöse Natur des Ereignisses herunterge- nung mit dem Datum des Monlam Gebetsfe- strafrechtlich verfolgt wird. Die Studenten spielt. Obwohl es während des Winterfests, stes zusammen, einem der Hauptereignisse im wurden gewarnt, dass sie im Falle einer Teil- einer religiösen Zeremonie, stattfand, war der religiösen Jahreskreis der Tibeter. Die Behör- nahme von ihren Lehrinstituten relegiert wer- für die Aktion ausgewählte Ort nicht auf dem den sind aufgebracht, weil diese Angelegen- den. Das deutet auf den Verdacht der Behör- Gelände des Klosters Kirti, sondern in seiner heit im Zusammenhang mit dem Dalai Lama den hin, gerade junge Menschen würden sich unmittelbaren Nachbarschaft. Die Mönche steht. So war der harte Kurs, welchen die in vorderster Front an der Bewegung beteili- beteiligten sich nicht daran, sie blieben im Kader plötzlich an den Tag legten, eindeutig gen, etwas, was von unabhängigen Beobach- Kloster, wo sie ihre Gebetszeremonien abhiel- von Peking angeordnet worden. Informanten tern bestätigt wurde und im Widerspruch zu ten. Die Aktion war gut vorbereitet worden, von TibetInfoNet berichten, dass man neben der offiziellen wie auch anderweitigen Mei- und es wurde eine in tibetischer Sprache der Polizei auch Soldaten durch die Strassen nung über den angeblich schwindenden Ein- gedruckte Ankündigung (siehe Kasten), die in patrouillieren sehe, die nicht der Befehlsge- fluss des Dalai Lama auf die tibetische Jugend der international üblichen Terminologie für walt der Behörden vor Ort unterstehen. steht. Die Warnungen hatten ihre Wirkung, Umweltschutzfragen gehalten ist, verteilt. denn es kam diesmal zu keinen Fellverbren- Darin werden Schlüsselsätze aus offiziellen Nachhaltiger Einfluss des Dalai Lama nungen in Lhasa. Allerdings waren in der tibe- Quellen zu diesem Thema zitiert. Das Gedicht Aus ganz Tibet liegen Fotos und Informatio- tischen Hauptstadt auffallend wenige pelzver- am Schluss ist jedoch deutlich von religiöser nen vor, die ein recht gutes Bild von dem Aus- brämte Kleidungsstücke zu sehen. Aus inoffi- Literatur inspiriert. Die ortsansässigen Tibeter mass und den Umständen der Kampagne zur zieller Quelle verlautet, ein Tibeter, dessen beteiligten sich aktiv an der Verbrennung, Verbrennung von Tierfellen bieten, die seit Bekleidung mit Leopardenfell verbrämt war, bestritten allerdings vehement, dass diese einigen Wochen im Gange ist. Abgesehen sei an diesem Tag von Unbekannten verprü- irgend etwas mit dem Dalai Lama zu tun habe, davon, dass es sich hierbei um ein deutliches, gelt worden. und gestanden nur zögerlich deren religiöse wenn auch unausgesprochenes Zeugnis für Natur ein. Die Teilnehmer ermutigten die den anhaltenden Einfluss des Dalai Lama han- Geschicktes Agieren in Kirti anwesenden ausländischen Touristen dazu, delt, der ja den Anstoss zu dieser Kampagne Die Fellverbrennung in der Umgebung des Fotos zu machen und diese in ihren Heimat- gegeben hat, als er seine Missbilligung der Klosters Kirti erregte besondere Aufmerk- ländern zu zeigen und mit ihren Freunden dar- Unsitte des Tragens von Fellen von Wildtieren samkeit, denn es gibt eine Videoaufnahme über zu sprechen. Augenzeugen berichteten, zum Ausdruck brachte, entsteht der Eindruck, davon, die im Februar 2006 ausser Landes das Ausstellen der Felle vor dem Verbrennen dass die Tibeter den Balanceakt zwischen der gelangte und von www.phayul.com und ande- hätte, genau wie in Thangkor, eine starke Wir- öffentlicher Bekundung ihrer Gefühle und der ren Medien gezeigt wurde. Fotos und Zusatz- kung auf die Leute ausgeübt und viele zum gleichzeitigen Vermeidung einer Provokation informationen, die TibetInfoNet von einem Mitmachen bewegt. der chinesischen Behörden immer geschickter westlichen Touristen erhielt, der die grosse Übersetzung: Adelheid Dönges, Angelika bewältigen. Besonders bemerkenswert ist hier Verbrennungsaktion vom 11. Februar miter- Mensching, Bericht des TibetInfoNet, der das Bemühen, diese eigentlich religiös moti- lebte, vermitteln einen guten Einblick in die- Nachfolgeorganisation des Tibet Information vierte Bewegung als Umweltschutzmassnah- ses Ereignis. Networks, www.tibetinfonet.net www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 13 Zur Situation der tibetischen Asylsuchenden

Zwei wegweisende Urteile der Asylrekurskommission Neue Hoffnung für die «Asyltibeter» Die Situation der tibetischen Asylsuchenden schien lange blockiert. Einige hatten Asyl bekommen, andere eine vorläufige Aufnahme, die Pechvögel einen Nichteintretensentscheid (NEE). Und viele warten seit zwei und mehr Jahren auf einen Entscheid. Der folgende Bericht zeigt am Beispiel von Asylsuchenden im Kanton Bern, was NEE heisst und wie zwei neue Urteile der Asylrekurskommission tibetischen Asylsuchenden wieder Perspektiven geben. Die Urteile widerspiegeln die verstärkte chinesische Repression in Tibet und die erschwerte Lage für Tibeter in Nepal und teilweise auch Indien. Von Urs Haller

Ein Dezembertag in Grundbach am Fuss des Gurnigels. In der Stube eines Berner Oberlän- der Hauses wärmen sich rund ein Dutzend Per- sonen aus der Schweiz und aus Tibet, dazu drei kleine Kinder – und ein Journalist. Anlass der Versammlung ist die nahe gelegene Stafelalp, früher ein biederes Schulheim der Stadt Bern oberhalb von Wattenwil, mit prächtiger Aus- sichtslage auf Thunersee und Alpen. Doch mittlerweile ist die Stafelalp zum Reizwort geworden wie zuvor der Jaunpass. Der Kan- ton Bern betreibt hier sein sogenanntes Mini- malzentrum für Asylsuchende, die kein Blei- berecht mehr in der Schweiz haben und des- halb auf die verfassungsmässig garantierte minimale Nothilfe gesetzt worden sind: ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, die drin- gendste medizinische Versorgung – bis sie Deutschstunde in einem Thuner Altersheim für tibetische Asylbewerbende (möglichst bald) verschwinden. Was oft unter- tauchen heisst; denn die meisten haben weder Schelte über sich ergehen. Dann gings wieder den Hintergrund der Versammlung in Grund- Geld noch Papiere und somit nichts, womit sie auf die abgelegene Stafelalp, bis zum nächsten bach. Sie beschloss, Gesuche an den Migra- reisen und eine Grenze legal passieren kön- «Ausreisegespräch». tionsdienst des Kantons Bern einzureichen, nen. Gewisse Kantone hatten die Nothilfe für Den acht TibeterInnen ermöglichte der um das Zusammenbleiben der Tibetergruppe «Unkooperative» streichen wollen, doch das Verbleib im gleichen Minimalzentrum, eini- zu erwirken. Die Gesuche, darunter eines von Bundesgericht pfiff sie zurück. germassen über die Runden zu kommen: Lamtön, wurden zwar abgelehnt vor allem mit gemeinsame Sprache und Religion, Austausch der Begründung, man könne die Tibeter nicht Vegetieren im «Reizklima» der Erfahrungen, gegenseitige Hilfe, Schutz besser behandeln als alle andern. Jedoch wur- In diesem «Reizklima», 1000 Meter über für die beiden Frauen. Nun sollte die Stafelalp den die Männer nach Lyss und die zwei Frau- Meer, lebten auch fünf Tibeter, drei Tibeterin- per Ende Januar 2006 kostenbedingt geschlos- en mit dem Kind nach Konolfingen verlegt; nen und die dreijährige Tenzin. Wie die ande- sen und auch die Tibeter auf verschiedene Zen- eine völlige Isolation blieb ihnen also erspart. ren Insassen des Minimalzentrums hatten sie tren im Kanton verteilt werden. Dies bildete auf ihr Asylgesuch vorwiegend infolge Feh- lens jeglicher Identitätsausweise und nicht Bessere Chancen mit Deutschkenntnissen geglaubter Herkunftsangaben einen Nichtein- tretensentscheid des Bundesamts für Migra- uh. Um die Chancen der «Asyltibeter» zu hingegen nur mit einiger Überzeugungs- tion (BFM) erhalten. Dieses Schicksal teilten verbessern, bietet Lamtön Deutschkurse in kraft dazu, im Chor zu sprechen. Auf der sie mit über 40 anderen Tibeterinnen und Tibe- Zürich, Winterthur, Wil, Thun und Luzern andern Seite fallen den tibetischen Schü- tern in der Schweiz. Die Stafelalp war die ber- an; das Tibet Songtsen House ausserdem lerInnen spielerische Aktivitäten schwerer. nische Form der Nothilfe; sicher nicht die einen besonders stark besuchten Sonntag- Schule ist schliesslich etwas Ernstes… Die schlechteste im landesweiten Vergleich, aber nachmittagskurs in Zürich. Für den Raum Gruppenmitglieder unterstützen einander alles andere als ein Ferienlager. Sie ermög- Aarau wird noch eine Lehrerin oder ein Leh- wo immer möglich: Wenn jemand eine lichte knappes Überleben, um nicht zu sagen rer gesucht*. Die Lehrkräfte – einzelne spre- Anweisung nicht versteht, erklärt spontan Vegetieren in völliger Perspektivlosigkeit. chen auch Tibetisch – unterrichten ohne Ent- eine Klassenkameradin, die verstanden hat, Annahme einer Arbeit war verboten, der Aus- schädigung im Durchschnitt fünf bis zehn auf Tibetisch. Ein weiterer Punkt, an den gangsrayon minim, die ganze Übung eine Personen. man sich als Lehrperson gewöhnen muss, penetrante Dauereinladung zur sofortigen Eine Lehrerin hat ihre bisherigen Erfahrun- ist der grosse Respekt, der einem entgegen- Abreise. Die Spannungen im engen Zusam- gen so zusammengefasst: gebracht wird. Ich schaffe gerne eine menleben der vielen Nationalitäten, manch- «Erstaunlich und erfreulich ist, mit welch humorvolle und dadurch lockere Atmos- mal schwierigen Charaktere und unter solchen grossem Eifer und mit welcher Motivation phäre im Klassenzimmer, was mir mit Bedingungen waren mit Händen zu greifen. die SchülerInnen mitarbeiten – es herrscht Schweizer SchülerInnen auch meistens von Alle paar Wochen hatten die NEE (Fach- eine ganz andere Stimmung als in Schwei- Anfang an gelingt. In dieser Klasse brauch- jargon) beim kantonalen Migrationsdienst zer Erwachsenenklassen. Deutlich zeigen te das einige Zeit, und mir schien, dass dies (Fremdenpolizei) in Bern zum Ritual anzutra- sich Unterschiede bei den Arbeitsmethoden. vor allem auch mit der Vorstellung zusam- ben. Eine gestrenge Beamtin las ihnen dort die Beispielsweise sprechen die Tibeter von menhängt, dass Unterricht ernst, die Lehre- Leviten: «Weshalb sind Sie immer noch da? sich aus neue Wörter oder Sätze, die vorge- rin streng und die Antworten richtig sein Was haben Sie jetzt für Ihre Ausreise konkret lesen werden, im Chor laut nach – etwas, müssen.» unternommen?» Zerknirscht, eingeschüchtert was mich in der ersten Stunde ziemlich irri- * Auskunft bei Margrit Wuchert, 071-931 und wortkarg liessen die Tibeter die grimmige tiert hat. Eine Schweizer Klasse bringt man 32 27, [email protected]

14 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Zur Situation der tibetischen Asylsuchenden

Gelebtes Engagement uh. Über Freiwil- ligenarbeit sind schon viele schö- ne Worte verlo- ren worden. Was hier jedoch zählt, sind Taten. Einer, der die Ärmel sofort nach hin- ten krempelt und mit Herzblut zur Sache geht, ist Ruedi Jungen (55) aus dem Berner Ober- land: ein Sympathisant von Lamtön und ein Glücksfall für NEE-Pechvögel (NEE = Nichteintretensentscheid). Zufall oder nicht, Ruedi Jungen war in den letzten zwei Jahren Angestellter jener Firma, die unter anderem die Tibeterinnen und Tibe- ter mit Nichteintretensentscheid (NEE) im Rechtsberater Michael Guidon bereitet mit dem weggewiesenen Asylbewerber Ngodrup ein Wiederer- Auftrag des Kantons Bern mit Nothilfe wägungsgesuch vor, in der Mitte der Uebersetzer Fotos: U. Haller versorgte. Hier konnte er innerhalb der ARK-Urteil als Wende nannte Nachfluchtgründe und damit seine strengen und engen, aber doch interpre- Einige Tage später erschien in der Weih- Flüchtlingseigenschaft. Nachfluchtgründe tierbaren Grenzen des Auftrags auch den nachtsausgabe des «Tages-Anzeigers» ein entstehen erst infolge illegaler Ausreise und acht tibetischen «NEE» beim Überleben gross aufgemachter Artikel des Bundeshaus- bestehen in der begründeten Furcht, aufgrund helfen: zuerst im Minimalzentrum auf dem redaktors und Asylspezialisten Bruno Vanoni. der «Republikflucht» in der Heimat ernsthaf- Jaunpass, dann auf der Stafelalp. Mit sei- Dieser hatte die Szene in Grundbach beob- ten Nachteilen oder einer individuellen Ver- nem praktischen Sinn als gelernter Elek- achtet und die Tibeter befragt. Der Bericht folgung ausgesetzt zu sein. Als anerkannter tromonteur und Sozialpädagoge ent- beschrieb die Verhältnisse der NEE-Tibeter Flüchtling mit F-Ausweis wird der Beschwer- schärfte er mancherlei Probleme und liess sehr zutreffend und auch einfühlsam; in einem deführer vorläufig aufgenommen, hat das gesunden Menschenverstand und Hilfsbe- Folgeartikel äusserte sich auch alt-Regie- Recht zur Erwerbstätigkeit und erhält einen reitschaft walten, wo andere nur Dienst rungs- und -Nationalrat Bernhard Müller Flüchtlingspass. Die vorläufige Aufnahme nach Vorschrift kannten. Er verkörperte (SVP), ein Kenner der Himalaya-Länder, in kann später in eine definitive Aufnahme mün- eine Form der Nothilfe mit menschlichem unterstützender Weise. So viel öffentliche den, jedoch unter bestimmten Umständen Gesicht. Als der Kanton Bern das Mini- Aufmerksamkeit war den tibetischen Asylsu- auch widerrufen werden (z.B. wenn Tibet frei malzentrum Stafelalp aus Spargründen chenden bisher noch kaum zuteil geworden. würde…). Ende Januar 2006 schloss, verlor Ruedi Zeichen einer Wende? In der Tat, doch eine In beiden Fällen nahm sich die ARK die Jungen wie andere Betreuer seinen Job – solche hatte sich, kaum bemerkt, schon vorher Mühe, sich intensiv mit vielfältigen neuen und seither ist er arbeitslos. Was ihn nicht hin- auf juristischer Seite angebahnt. Die Asyl- zuverlässigen Quellen (u.a. stützt sich der Ent- dert, im Rahmen des Möglichen weiterhin rekurskommission, das höchste schweize- scheid auf die Expertenmeinung von Thierry seine Hand jenen zu reichen, die Hilfe rische Asylgericht, hatte im November 2004 Dodin, dem Leiter von Tibetinfonet) zur Situa- brauchen. und Dezember 2005 zwei Entscheide getrof- tion in Tibet, Nepal und Indien auseinander- fen, die für viele tibetische Asylsuchende zusetzen und die Asylpraxis der derzeitigen kannt werden und eine vorläufige, von Jahr zu Folgen haben sollten: Lage in diesen Ländern anzupassen. In den Jahr erneuerbare Aufnahme erhalten. ARK-Urteilen kommt auch die in den letzten Doch auch jene, die oft seit langer Zeit auf Fall 1: Chinesische Staatsangehörige Jahren verstärkte Repression in Tibet und die einen Asylentscheid warten, können aufgrund Im ersten Fall hatte die ARK die Beschwerde schlechter gewordene Lage der Tibeter in des ARK-Urteils vermehrt hoffen, als Flücht- eines 2001 eingereisten Tibeters gegen den Nepal und teilweise auch Indien zum Aus- linge anerkannt und vorläufig aufgenommen NEE des BFM gutgeheissen. Bei vielen der druck. zu werden. meist papierlosen Tibeter pflegte das BFM Heikler ist der Lage für tibetische Asylsu- festzuhalten, sie verheimlichten ihre wahre Doch noch Chancen für NEE chende, denen ein längerer Aufenthalt in Indi- Identität und seien deshalb «unbekannter Die beiden neuen ARK-Urteile verändern die en oder Nepal vor der Einreise in die Schweiz Staatsangehörigkeit». Damit war das Tor zum Situation mancher tibetischer Asylsuchender nachgewiesen werden kann; jedoch ist auch Nichteintretensentscheid offen. Die ARK hielt in der Schweiz positiv. Zwar muss man noch hier die Wegweisung vor allem nach Nepal demgegenüber fest, diese Leute seien sehr die neue Praxis des BFM abwarten; jedoch zumindest fragwürdig und bei beiden Ländern wohl Angehörige eines Staates, nämlich verzeichnet Lamtön seit Anfang 2006 ver- infolge Papierlosigkeit der Asylsuchenden Chinas, und das BFM habe das Gesuch in mehrt Asylentscheide vor allem in Form vor- derzeit schwierig oder nicht vollziehbar. Bezug auf Verfolgung in China und auf die läufiger Aufnahmen. Für «NEE» wie die acht Wegweisungsmöglichkeit nach China mate- unter Nothilfe darbenden Personen von der Erhöhter Beratungsbedarf riell zu prüfen. Stafelalp zeichnet sich ab, dass sie durch ein Nachdem die Situation für die Mehrzahl der Wiedererwägungsgesuch erneut ins Asylver- tibetischen Asylsuchenden in der Schweiz lan- Fall 2: Nachfluchtgründe fahren einbezogen werden können. Das heisst ge Zeit blockiert schien, haben die ARK- Im zweiten Fall hiess die ARK die Beschwer- ihr Status wird legalisiert, sie erhalten die übli- Urteile jetzt vieles ins Rollen gebracht. de eines 2002 eingereisten Tibeters gegen den che Unterstützung und können doch noch mit Dadurch ist der Beratungsbedarf bei den BFM-Entscheid teilweise gut. Zwar erschien der materiellen Prüfung ihres Asylgesuchs Betroffenen stark gestiegen: «Ich habe einen die von ihm geschilderte Verfolgungssituation rechnen. Auch wenn sie danach kein Asyl Brief vom BFM bekommen und soll zurück auch der ARK als nicht glaubhaft, so dass ihm erhalten, was wahrscheinlich ist, wird eine schreiben, weiss aber nicht, was und wie»; kein Asyl gewährt wurde. Jedoch anerkannte Wegweisung kaum vollzogen. Vielmehr dürf- «das BFM hat mir geschrieben, ich bekomme die Rekursinstanz entgegen dem BFM soge- ten sie in ihrer Mehrzahl als Flüchtlinge aner- kein Asyl und werde aus der Schweiz wegge-

www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 15 Zum Tod von Heinrich Harrer

Verständigungshilfe Tib/D Trauerbotschaft des Dalai Lama Lamtön Bern sucht Sprachkundige Tib/D für mündliche Übersetzung vor allem bei «Meine Gebete sind mit Dir und neu Eingereisten, die sich weder Deutsch noch Englisch verständigen können. Gele- Deiner Familie» gentliche Mitarbeit auf ehrenamtlicher Basis im Raum Bern. Meldungen bitte an Urs Haller, 031-952 62 35, [email protected] wiesen, und gleichzeitig heisst es, ich werde vorläufig aufgenommen – was gilt jetzt?» Mit solchen Fragen wird Lamtön fast täglich kon- frontiert. Dringendstes Anliegen ist für die Beratungsgruppe die Wiedereingliederung der Personen mit NEE in die normalen Asyl- strukturen, damit sie wieder eine Perspektive Heinrich Harrer zusammen haben. Für alle rund 40 Betroffenen wurden mit dem Dalai Lama, der ihn als Kind in Lhasa ken- deshalb im Februar/März Wiedererwägungs- nen lernte gesuche eingereicht.

Schlepperei und Migration Ende gut, alles gut? Schön wärs. Gab es letz- tes Jahr 50 Neueinreisen von Asyl suchenden TibeterInnen, nehmen die Zahlen vor allem Mehr als 400 Menschen waren am 14. Januar Planmässiger Bau des Tibet-Zentrums seit Anfang dieses Jahres wieder zu. Charles nach Hüttenberg gekommen, um Abschied Das Tibet-Zentrum in Hüttenberg wird nach Sarasin, Koordinator von Lamtön, vermutet, von Heinrich Harrer zu nehmen. Der Alpinist, Aussagen des Kärntner Politikers Haider und dass die Neuzugänge auf das frühere Niveau Forscher und Schriftsteller war vor einer der Betreiber des Projektes von Mitte Januar von 200–300 pro Jahr ansteigen werden. Die Woche 93-jährig im Krankenhaus Friesach gebaut. Das Projekt werde zwar kleiner aus- Attraktivität des Westens basiere auf Vorstel- verstorben. Neben den Spitzen der Kärntner fallen als geplant, aber der Spatenstich erfol- lungen und Träumen, die durch Fernsehen, Landespolitik, der Ehefrau Carina und Ver- ge wie vorgesehen im Mai. Nach Heinrich Filme, Begegnungen mit «reichen» Auslän- wandten nahmen zahlreiche Ortsbewohner Harrers Tod hatten viele befürchtet, dass dern und Exiltibetern sowie auf den Erfolgs- und Freunde an dem Begräbnis teil. Der Dalai das Tibet-Zentrum nicht mehr verwirklicht geschichten geschickt operierender Schlep- Lama hatte seinen Gesandten Kelsang Gyalt- werde. «Das Projekt steht und wir sind guter perbanden gefördert würden. sen nach Kärnten geschickt. Gyaltsen unter- Dinge, dass es ohne Behinderungen über die Der Lamtön-Koordinator rechnet vor: strich, dass mit Harrer der «letzte weltbekann- Bühne gehen kann, weil wir auch mit den Gemäss verschiedenen Quellen kostet der te Zeitzeuge eines freien Tibet» gestorben sei. Förderstellen des Bundes bereits eine Über- heimliche Transfer einer einzigen Person aus Er verlas eine Botschaft des Oberhauptes der einstimmung erzielt haben», so Haider. Das den Himalaya-Ländern in den Westen 8 000 - Tibeter in englischer Sprache. Er habe einen Hotel soll 130 Betten haben und das Zentrum 15 000 Franken; in Indien entspricht das der engen persönlichen Freund verloren, so der soll mehr als 200 Arbeitsplätze sichern. Auch 10–20-fachen Kaufkraft, also 80 000 bis 300 Dalai Lama, der ihm eine neue Welt eröffnet der Dalai Lama hat seine Unterstützung 000 Franken – eine horrende Summe, für habe, nämlich jene des Westens. Man sei Har- zugesagt, auch für das europäische Zentrum deren Bezahlung sich die Familien oft in hohe rer unendlich dankbar dafür, dass er so viel für tibetische Medizin, das im Rahmen des Schulden stürzen. Wenn jedoch ein Asylsu- Aufmerksamkeit für das Schicksal Tibets und Tibet-Zentrums errichtet werden soll. chender vom Monatslohn von 3 000 Franken seiner Bevölkerung erzeugt, so viel Liebe und ORF Kärnten, 12.1.06 (Kaufkraft ca. 30 000 Franken) 500 Franken Respekt für das Land empfunden hätte. «Mei- auf die Seite legen und heimsenden kann, löst ne Gebete sind mit Dir und Deiner Familie.» Dalai Lama im Mai auf Kärnten-Besuch dies dort monatlich eine Kaufkraft von rund Nach den Ansprachen ging es zum Fried- Zur Grundsteinlegung für das tibetische Zen- 7 500 Franken aus. Angesichts der Lebenshal- hof, wo in aller Stille die Einsegnung stattfand. trum in Hüttenberg reist das Oberhaupt der tungskosten in der Schweiz ist es zwar frag- Auf das Grab wurde übrigens ein Stein- Tibeter nach Kärnten. Der Dalai Lama wird im lich, ob diese Rechnung aufgeht. Die Geldge- brocken aus der Eiger-Nordwand gelegt, die Mai dieses Jahres zu Besuch Kärnten besu- ber bzw. Schuldenmacher erwarten aber einen Harrer am 24. Juli 1938 gemeinsam mit drei chen, wie das österreichische Bundesland steten Rückfluss von Geld aus dem Westen. Bergkameraden als erster Mensch bezwungen Kärnten bekanntgab. Der Friedensnobel- «Es ist davon auszugehen, dass die Schlepper hatte. preisträger soll den Spatenstich für das geplan- den Interessenten solche Zahlen und Rech- «Kleine Zeitung», 15.1.06 te tibetische Zentrum vornehmen. Das Tibet- nungen präsentieren. Über das Schlepperwe- Zentrum der Firma Rogner International Hotel sen selbst ist leider kaum etwas zu erfahren, Fortsetzung von der 1. Spalte Development soll insgesamt etwa 22 Millio- denn die Asylsuchenden halten dicht, wohl aus nen Euro kosten und wird vom Land finan- Angst um ihre und ihrer Angehörigen Sicher- gewarnt und von unbedachter Migration abge- ziell unterstützt. Im vergangenen Jahr reiste heit. Ich gehe davon aus, dass die Schlepper- halten werden. Zu diesem Zweck haben Mit- eine Delegation des Landes eigens nach banden gut organisiert sind, auch in der glieder von Lamtön vor einem Jahr in der exil- Indien, um die Pläne dem spirituellen Ober- Schweiz Ableger unterhalten, vor Gewalt tibetischen Zeitschrift «Tibetan World» (Del- haupt der Tibeter zu präsentieren. Der Dalai nicht zurückschrecken und die Asylsuchenden hi) eine Titelgeschichte über die Asylsituation Lama sagte seine Unterstützung für das Pro- massiv unter Druck setzen», vermutet Sarasin. in der Schweiz platziert. Das kann jedoch nur jekt, das ein Medizin- und Gesundheitszen- Lamtön setzt sich einerseits klar für die ein Anfang sein. Sarasin: «Meine Vision ist, trum in Harrers Heimatgemeinde vorsieht, zu. Rechte Asylsuchender ein, wehrt sich jedoch dass sich die Tibetorganisationen gemeinsam Kleine Zeitung online, 29.3.06 gegen die Rolle, ungewollt als verlängerter mit der Exilregierung sowie Hilfswerken und Tibetische Kulturwoche Arm von Schleppern hierzulande den anstän- den Schweizer Behörden um eine Verbesse- digen Teil des ausbeuterischen Transfers zu rung der Lebensbedingungen sowie um die Slovenj Gradec (Windischgraz in der Nähe betreuen. Potentielle Fluchtwillige in Tibet, Aufklärung der Tibeter in Tibet, Nepal und von Graz) organisiert vom 13. bis 23. Mai eine Nepal und Indien müssen über die gesetzli- Indien über die effektiven Lebensbedingun- tibetische Kulturwoche, mit Vorträgen, Kon- chen Aufnahmebedingungen in der Schweiz gen in der Schweiz sowie das Schlepperwesen zerten und einem grossen Mandala-Ritual, zu aufgeklärt, vor ökonomischen Illusionen bemühen.» dem auch der Dalai-Lama erwartet wird.

16 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Zum Tod von Heinrich Harrer

Auszüge aus einem Gespräch mit Heinrich Harrer Harrer-Museum «Alle wollen Geschäfte machen mit in Hüttenberg In Hüttenberg, im österreichischen Bun- einer Milliarde Menschen» desland Kärnten, steht das «Heinrich-Har- In Auszügen aus einem Gespräch, das der Journalist Paul Pantel mit rer-Museum». Das Museum bietet didak- Heinrich Harrer vor fast sechs Jahren geführt hat, zeigt sich der im tisch hervorragend aufgebaute Abtei- Januar verstorbene Tibetfreund pessimistisch für die Zukunft Tibets. lungen Tibet, Neuguinea, Ostafrika, Brasilien, Surinam und Borneo. Grund- Er sieht schwarz für die Einhaltung der Menschenrechte in Tibet, weil stock der Sammlungen sind Schenkungen dem Westen das Geschäft mit China wichtiger ist. von Heinrich Harrer. Eine Abteilung des Herr Harrer, was ist vom alten Tibet geblie- Ja, ich versuch natürlich und hab immer ver- Museums ist der Geschichte und den ben? sucht, auch bei «Sieben Jahre in Tibet», die Erfolgen seines Namenspatrons gewid- Hoffnung am Leben zu erhalten, dass irgend- met. Nachdem ich 1982 noch einmal in Tibet war, wann noch mal Vernunft waltet, dass man in habe ich dem Dalai Lama berichtet: Etwa 99 unserem Zeitalter nicht einfach ein Land mit Prozent aller Kulturgüter waren zerstört. Volk und Sitten total ausradiert. Ich habe ein- Gegenüber vom Potala auf dem Chakpori stand mal zum Dalai Lama gesagt: Ich versteh nicht, früher die Medizinschule mit einem wunder- dass du immer noch so nette und gute Worte schönen Tempel und kostbaren Bronzen und für deine Feinde findest, die das alles zerstört Figuren darin aus Jade und Halbedelsteinen. haben. Ich zerplatz manchmal vor Wut. Dar- Auch das war zerstört. Ich habe die Ruinen auf sagte er: Ja, und was machst Du dann, fotografiert, aber inzwischen haben die Chine- wenn du zerplatzt bist?

Im Westen wird der Dalai Lama geachtet und teils sogar verehrt, um Tibet selbst aber ist es still geworden.

Um Tibet ist es nicht still geworden. Es gibt jährlich 30 000 oder 40 000 Menschen, die den Kailash besuchen und den Potala in Lhasa bewundern. Aber warum es sonst still gewor- den ist, im von Ihnen gemeinten politischen Sinne, ist ganz klar: Als ich mit meinem Begleiter Peter Aufschnaiter damals in Lhasa den Stadtplan erstellt habe, gab es 25 000 Ein- wohner in etwa tausend Häusern, mittlerweile ist Lhasa eine grosse chinesische Stadt gewor- den mit rund 300 000 Einwohnern. Am Fuss Heinrich Harrer bei der Vorstellung seines Buchs «Der Rinpoche von Ladakh» vor 25 Jahren des Potala ist alles wegrasiert, da sieht man hundert rote Laternen an den Spielhallen und Bierbars, denn die chinesischen Soldaten, die am Dach der Welt nicht so gerne Dienst lei- den missachtet, weil das Geld eine grössere sten, weil es dort kälter ist als in Yunnan und Rolle spielt. Aber der Westen ist mitverant- den südlichen Provinzen, müssen unterhalten wortlich, dass die Chinesen so handeln. Ich werden, und deshalb wird der Ort weiter ver- denke immer daran, wie der Vorgänger des ändert. Nur zwei Prozent der alten Stadt wer- ehemaligen deutschen Bundeskanzlers den Mit dem Hollywood-Film «Seven Years in Tibet» den übrigbleiben. wurde Harrer, gespielt vom Frauenschwarm Brad Tibetern fünf Millionen Mark als Geschenk Pitt, einer neuen Generation bekannt mitgebracht hat, damit sie eine Schuhfabrik Wie sieht Tibets Zukunft aus? bauen können. Das war natürlich genau das Verkehrte, sen auch die Ruinen weggeräumt und einen Der Dalai Lama vertritt ja keine schlechte denn um die Schuhfabrik zu bedienen, muss- Fernsehmast aufgerichtet. Mir passiert es Politik, finde ich. Er ist ein toleranter Mann, ten wieder 50 chinesische Ingenieure nach schon, dass ich Briefe bekomme, worin kriti- der sagt: Eine vollständige Unabhängigkeit, Lhasa kommen. Dort sind Schuhe produziert siert wird, dass ich das anprangere. Jetzt hätten die gibt es eh nicht mehr. Er ist geneigt, dass worden nicht für die tibetischen Nomaden, doch so viele Tibeter auch etwas vom Fernse- China das Land aussenpolitisch und verteidi- sondern für die chinesischen Soldaten. West- hen. Ich bin natürlich der Verfechter des alten gungsmässig übernimmt, aber sie sollen es lich von Lhasa, wo die grossen schönen Wie- Tibet, nicht des Feudalsystems, aber von alten intern in Ruhe lassen, was aber auch nicht sen waren, haben sie die Färberei eingerichtet Sitten und Gebräuchen. Selbst wenn die Chi- mehr möglich ist. – ich habe Bilder, die das dokumentieren – und nesen alles zerstören und nur der Potala, der die giftigsten Stoffe laufen auf die Wiesen und unter Unesco-Schutz steht, erhalten bliebe, Was könnten und müssten westliche Politiker versickern im Trinkwasser. Bei uns würde das wird der ein Beweis dafür sein, dass die Tibe- tun, um Tibet zu seinem Recht zu verhelfen? die höchste Alarmstufe auslösen, aber dort ter kein Räubervolk waren und keine Bettler geschieht nichts. Sie wissen ja auch, wie das oder ausschliesslich Mönche, sondern ein Es gibt kein Rezept, niemand hat eines. Alle ist: In Genf gibt es jedes Jahr eine Menschen- hochkultiviertes Volk. Heute sind die Tibeter sind abhängig von der Wirtschaft und pous- rechtstagung und noch nicht ein einziges Mal aufgrund gezielter Umsiedlungen der Chine- sieren die Chinesen, alle wollen Geschäfte ist China verurteilt worden. Im Gegenteil, die sen eine Minderheit im eigenen Land. machen mit einer Milliarde Menschen. Auch Chinesen sind immer die, die Andere verur- wir Österreicher liefern ja Turbinen für die teilen. Trotz dieser Entwicklungen ist aus Ihren For- Kraftwerke, die die Natur zerstören. Das ist mulierungen nie Wut oder Aggressivität zu gar nicht aufzuhalten, China ist ein Riesen- lesen, eher Enttäuschung und Trauer. markt geworden, und die Moral und die Men- www.tibetfreunde.ch schenrechte geraten in den Hintergrund, wer-

www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 17 Verein Tibetfreunde

«Bildung und Wissen sind wie ein Instru- ment. Ob dieses Instrument auf konstruk- tive oder destruktive Weise gebraucht wird, hängt vom Charakter jeder Person ab. Ein Erziehungssystem, welches nur den modischen Strömungen frönt, kann manchmal mehr Probleme schaffen, als dass es löst. Eine optimale Wirkung wird erreicht, wenn ein Kind Eltern mit einem warmen Herz und einem Sinn für Verant- wortung hat und diese Haltung mit der auf den Verstand ausgerichteten Schulbildung kombiniert wird. Beides zu pflegen, zu disziplinieren und zu kontrollieren kann sehr aufbauend sein. Es ist meine Hoff- nung, dass in Zukunft nicht nur das tibeti- sche Erziehungssystem, sondern auch Erziehungssysteme in anderen Ländern ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklung Studenten des malerisch gelegenen Manjushri Learning Centers in Nepal menschlicher Wärme und Liebe richten.» Der Dalai Lama.

Patenschaften für tibetische Kinder einfühlsame Weise geführt werden, speziell mit Hilfe von Patenschaften. Die Deutsche in Nepal Tibethilfe finanzierte im Jahr 2004 den Bau Die meisten tibetischen Schulen in Nepal haben zum Schulgebäude noch eines schöneren und grösseren Essraums Unterkünfte für die Schülerinnen und Schüler, weil die Siedlungen zu sowie der Küche und des Vorratsraums. Eine Solarheizung ist besonders in den Winter- abgelegen und verstreut liegen und der tägliche Schulweg für die Kinder monaten sehr willkommen. zu lang und zu anstrengend wäre. Heute suchen wir Patinnen und Paten Die Kinder der Lophelling-Schule kann für SchülerInnen von der Lophelling Schule und für Schüler vom Manjus- man als glücklich bezeichnen, und sie haben hri De-Chen Learning Center. viele Möglichkeiten. Diese Schule hat auch Modellcharakter unter den in abgelegenen bezahlen; die Snow Lion Foundation bestrei- Die Lophelling Boarding Gebieten liegenden Schulen Nepals. Daher tet das ganze Jahr über alle Auslagen für die geht der aus tiefstem Herzen kommende Dank School, Manang/Nepal Schule. an alle Patinnen und Paten, die diese tibeti- Die Lophelling-Schule liegt an einem ruhigen Die Lophelling-Schule nimmt auch nepa- schen Kinder unterstützen. Sie werden die Platz im Flusstal von Manang, welches einge- lische oder ortsansässige Kinder aus armen ihnen gewährte Hilfe nie vergessen. rahmt wird von Hügeln und Gebirge sowie den Familien auf, die durch Gemeindevorsteher Bericht des Sekretariats der Snow Lion schneebedeckten Gipfeln des Annapurna- ausgesucht werden. Zur Zeit betreut die Foundation (übersetzt von G. Taureg) Massivs in Sichtweite. Die Schule wurde 1977 Lophelling-Schule 72 Kinder (37 Jungen und gegründet. Das Tibet-Office in Kathmandu 35 Mädchen) vom Kindergartenalter bis zur 3. Die folgenden drei Kinder der Lophelling- ersuchte die Deutsche Tibethilfe um den Bau Klasse, inklusive der nicht tibetischen Kinder. Schule wären sehr glücklich, eine Patin oder einer Schule, worauf ein Gebäude mit 12 Klas- Sie werden von sechs Lehrern unterrichtet. einen Paten zu bekommen: senzimmern errichtet wurde. Doch erst als Zwei Frauen betreuen die Kinder, dazu kommt andere Organisationen vor sieben Jahren Geld je eine Person, die für die Ordnung zuständig für den Bau der Unterkünfte für die Jungen ist, für das gesundheitliche Wohlbefinden Nyima Youdon, geb. 7.1.1998 und Mädchen sowie für die Küche und das sorgt und die Einkäufe erledigt. Zwei Köche Nyima Youdon, deren Vorratslager spendeten, kam Leben in die oder Köchinnen sorgen für eine gesunde Eltern in Pisang/Man- Schule. Zu Beginn waren es 20 Kinder, für die Ernährung. Zusammen sind es also 13 Perso- ang leben, hat noch zwei Lehrer, eine Frau als Ersatzmutter und nen, die um das Wohl der Kinder besorgt sind. einen jüngeren Bruder. zwei Köche sorgten. Durch die Vermittlung Wegen der schweren Schneefälle gibt es im Ihr Vater ist Nepali und des Vereins Tibetfreunde fanden die Kinder Winter zwei Monate Schulferien. arbeitet als Zimmer- Patinnen und Paten, die sie unterstützten. Nach Abschluss der 3. Klasse gehen die mann, während ihre Bevor der Grundstein für diese Schule Kinder in die Mt. Kailash-Schule nach Pokha- tibetische Mutter den gelegt werden konnte, war es für die tibetische ra, wo sie bis zur 7. Klasse bleiben können. Die Haushalt und die Kinder Gemeinschaft im Tal von Manang fast nicht Kinder werden in verschiedenen Fächern wie versorgt. Das Einkom- möglich, ihre Kinder in die weit entfernten Tibetisch, Englisch, Nepalisch, Rechnen men reicht nicht aus, um Schulgeld für Nyima Schulen nach Pokhara und Chialsa in Solok- sowie soziales und allgemeines Wissen unter- zu bezahlen. humbu zu schicken. Die Gründung der Schu- richtet. Auf dem Lehrplan stehen auch Fächer le im Tal von Manang hat das harte Leben der wie Sport und Spiele, Singen und Tanzen, Tsering Dolma, geb. 10.9.1999 Eltern um einiges erleichtert, und sie sind Zeichnen und Malen etc. Jedes Jahr werden für Obwohl Tsering Dol- glücklich, dass sie ihre Kinder in der Nähe besondere Anlässe wie dem Geburtstag des mas Vater als Koch in haben. Die Snow Lion Foundation fand Patin- Dalai Lama, an religiösen Festen, am Tag des der Lophelling-Schule nen und Paten speziell für diejenigen Kinder, Kindes und am Tag der Eltern verschiedene angestellt ist, reicht das deren Eltern aufgrund ihrer Armut die Schul- Aktivitäten organisiert. An speziellen Tagen Einkommen nicht aus, gebühren nicht bezahlen konnten. Sowohl der werden die lokale Bevölkerung und die Eltern das Schulgeld für seine Verein Tibetfreunde als auch andere Organi- eingeladen, um zusammen mit den Kindern zu kleine Tochter zu ent- sationen haben den Kindern immer wieder mit feiern, was immer sehr geschätzt wird. richten. Die Mutter Patenschaften geholfen. Wenn die Kinder ein- Durch die Unterstützung des Vereins kümmert sich um den mal in die Schule aufgenommen worden sind, Tibetfreunde sowie anderer Organisationen Haushalt und das andere Geschwister. Die müssen die Eltern nichts mehr für die Schule konnte die Schule erfolgreich wachsen und auf Familie wohnt in Manang.

18 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Verein Tibetfreunde

Pema Wangyal, geb. 6.2.1995 Ngawang Tsering «B», geb. 1986 Pema Wangyal wie auch Die Eltern von Nga- Benefizkonzert sein Bruder Tashi Tse- wang Tsering leben als ring gehen in die Bauern im Norden von mit Lophelling-Schule. Ein Nepal in Truhlo Shabru Iris Eggler, Sopran älterer Bruder verliess an der Grenze zu Tibet. Walter Stauffer, Klarinette die Lophelling Schule, Sie besitzen einige Hansjörg Kuhn, Klavier um in einem Kloster Kühe, von denen sie die weiter zu lernen. Die überschüssige Milch auf Werke von Schubert (z.B. Der Eltern leben als Selbst- dem Dorfmarkt verkau- Hirt auf dem Felsen) versorger in Manang. fen. Ein Geschwister Vom minimalen Einkommen können die hilft auf dem elterlichen Betrieb mit, zwei Schulgelder unmöglich bezahlt werden. Geschwister sind verheiratet und leben mit Donnerstag, 4. Mai 2006, 19.30 h Die Patenkinder der Lophelling Boarding ihren eigenen Familien. Trotz der vielen Mühe Konservatorium Bern, Kram- School in Manang betreut Frau Susanne God- und Anstrengung reicht das Einkommen nur gasse 36, grosser Saal li, In Böden 29, 8046 Zürich, Tel. 044 371 36 für das Lebensnotwendigste. Für seinen jüng- 00, E-mail: [email protected]. Der jährliche sten Sohn Ngawang Tsering wollte der Vater zugunsten tibetischer Unterstützungsbeitrag beträgt 420 Franken. eine gute Ausbildung, weshalb er ihn in das Flüchtlingskinder in Indien Sie beantwortet gerne ihre Fragen rund um Manjushri De-Chen Buddhist Learning Cen- Veranstalter: Tibetfreunde Bern eine Patenschaft. ter brachte. Dort gefällt es Ngawang Tsering, und er fällt durch seinen starken Willen auf. Das Manjushri De-Chen Buddhist Learning Center Ngawang Gyalpo, geb. 1989 Die Familie von Nga- haben meistens selber nur das Lebensnotwen- Die Fahrt auf der schlechten Strasse von Kath- wang Gyalpo lebt im dige und können deshalb wenig zur Unterstüt- mandu nach Pharping, wo man für 20 km eine abgelegenen und hoch zung beitragen. Ein Teilzeitjob bringt in Indi- Stunde Autoreise rechnen muss, ist anstren- gelegenen Shabru an der en nicht viel Einkommen und so ist es recht gend. Aber die Mühe lohnt sich, denn nach der Grenze zu Tibet, wo sie schwierig für die jungen tibetischen Studie- kurvenreichen Auffahrt ins erhöht liegende ein kleines Stück Land renden, ihr Wunschziel zu erreichen. Einige Pharping wird man mit einer grossartigen Aus- zur Selbstversorgung clevere Studentinnen und Studenten sind auf sicht ins Kathmandu-Tal und auf die Berg- bewirtschaftet. Ein älte- unsere Website gestossen und haben bei uns massive belohnt. Etwas oberhalb des Dorfes rer Bruder ist Mönch im angefragt, ob wir ihnen ein Stipendium Pharping liegt die Manjushri De-Chen Schule Tharling Kloster in gewähren könnten. am Hang. Kürzlich besuchte Rosmarie Meyer Kathmandu, während Aufgrund der grossen Nachfrage – unsere Patenschaftskoordinatorin – diese seine jüngeren Brüder in die örtliche Schule in beschloss der Vorstand des Vereins Tibet- Klosterschule und konnte nur Positives Shabru gehen. Durch die Vermittlung des freunde im November 2004, Studierende mit berichten: Die Schulanlagen seien sehr sauber, Vaters eines Manjushri De-Chen Schülers einem jährlichen Betrag von rund 500 Franken alles sei wohl organisiert und die Atmosphäre fand Ngawang Gyalpo Aufnahme am Budd- und maximal drei Jahre zu unterstützen. Die- sehr liebevoll; einzig die Platzverhältnisse hist Learning Center. In seinem Lebenslauf ser Betrag deckt längst nicht alle Ausgaben, würden langsam zu eng werden. steht, dass er grosses Interesse am Lernen habe doch er hilft, irgendwie über die Runden zu Seit Jahren vermittelt der Verein Tibet- und seine Fortschritte beeindruckend seien. kommen. Diese Art der direkten Hilfe spricht freunde Patenschaften für diese Klosterschule Informationen und Auskünfte über diese sich bei den Studierenden natürlich herum, (siehe auch unseren Bericht im Tibet Aktuell Patenschaften gibt Ihnen gerne denn mittlerweile haben 23 Tibeterinnen und Nr. 87 vom Januar 2005). Von den gegenwär- Tibeter bei uns um eine Kostenbeteiligung tig 50 Studenten geniessen 39 die Unterstüt- Herr Stéphane Beuchat, gebeten. Es sind Studenten aus verschiedenen zung durch unseren Verein. Nun suchen wir für Bärenfelserstrasse 28, Studienrichtungen, darunter sind auch zwei einige weitere Studenten ebenfalls noch liebe 4057 Basel, Tibeterinnen, die eine Ausbildung als Kran- Personen, die diese Klosterschüler finanziell Tel. 061 681 79 72, kenschwester machen und ein Student bildet unterstützen könnten. Hier ihre kurzen sich im Hotelfach aus. Der Wunsch nach Lebensläufe: E-mail: [email protected]. einem guten Studienabschluss ist sehr gross Die jährliche Unterstützung kostet 480 und die jungen Tibeterinnen und Tibeter sind Ngawang Younden, geb. Franken. Stéphane Beuchat hat vor, im Herbst überaus dankbar für unsere Unterstützung, die 18.11.1989 2006 diese Schule zu besuchen. sie direkt auf ihr Bankkonto erhalten. Der Schon seit längerer Zeit Der Verein Tibetfreunde dankt allen, die Mail-Kontakt ist lebhaft und es ist schön zu wartet Ngawang Youn- mit ihrem Engagement eine Patenschaft über- sehen, welche Mühen sie auf sich nehmen, um den auf eine Patin oder nehmen. eine gute Zukunft für sich und ihr Tibet auf- einen Paten. Vielleicht zubauen. hat er bald das grosse Die Lage der studierenden Wenn Sie Lust haben, in Kontakt mit einer Glück, dass er für die Studentin oder einem Studenten zu treten (via letzten Schuljahre Tibeterinnen und Tibeter Viele der tibetischen Studentinnen und Stu- E-mail in Englisch) und sie oder ihn ganz oder Unterstützung findet. denten, die uns um finanzielle Hilfe bitten, auch teilweise finanziell unterstützen wollen, Die Eltern von Nga- kommen aus Nepal, einige aber auch aus dann melden Sie sich bitte bei Gaby Taureg, wang Younden wohnen Nord- und Südindien und Bhutan. Manche der Tel. 062 751 02 93, E-mail: gtaureg@swis- in Jomsom/Nepal und sein Vater arbeitet als Schulen, die sie bis zu ihrem Abschluss sonline.ch. Sie gibt gerne unverbindlich Aus- Zimmermann und Pflüger, während die Mut- besuchten, gewähren einen finanziellen Bei- kunft über verschiedene Möglichkeiten. ter neben der Hausarbeit ein kleines Stück trag ans Studium, meistens hört die Unterstüt- Land bewirtschaftet. Ein Onkel brachte ihn zung aber nach drei Jahren Studium auf. Um zuerst in das Thukje Choeling Kloster nach auf dem umkämpften indischen Stellenmarkt Kathmandu, bevor er im März 2002 an die eine gute Chance zu haben, ist es notwendig, Manjushri De-Chen Klosterschule wechselte. das Studium fortzuführen oder sich z.B. in der Es wird berichtet, dass Ngawang ein aufmerk- Computertechnik weiterbilden zu lassen. Die www.tibetfreunde.ch samer Schüler sei und sehr intensiv lerne. Eltern und Verwandten der Studierenden

www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 19 Tibetische Frauen-Organisation in der Schweiz

Neues Gefängnis bei Lhasa

Weniger schlimm als Drapchi?

In der Nähe von Lhasa ist ein neues und grös- seres Gefängnis, worin Hunderte von Insas- sen, darunter auch Mönche, Nonnen und ande- re politische Häftlinge untergebracht sind, in Betrieb genommen worden. International Campaign for Tibet ICT erfuhr, dass eine gewisse Anzahl von politischen Gefangenen aus dem Gefängnis Drapchi in diese neue Anstalt verlegt wurde, die sich an der südli- chen Ausfallstrasse von Lhasa in Richtung Shigatse befindet. Die Chinesen bezeichnen die Anstalt als «Qushui Gefängnis». Obwohl es dort seit den sechziger Jahren bereits eine Haftanstalt gab, wussten ausländische Beob- achter bis jetzt nichts von ihrer Existenz. Ein ehemaliger politischer Gefangener, der das neue Gefängnis kennt, schilderte es ICT so: «Von aussen wirkt die Anlage sehr modern und viele der Einrichtungen sind neu. Aber innen ist sie äusserst hart und brutal für die Häft- linge – selbst im Vergleich mit Drapchi.» Der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Manfred Nowak, inspizierte während seines zweiwöchigen Aufenthalts in China auch die- se Anstalt. Er sagte, er habe dort mit Insassen gesprochen, die politischer Vergehen wegen inhaftiert sind. Aus einer Quelle aus Tibet ver- lautet, viele Gefangen würden dort in Isolati- onshaft gehalten, und zwar in besonderen Strafzellen, die wegen des Mangels an Tages- licht und den grässlichen Bedingungen auch Die Neujahrszeremonie ist eines der wichtigsten Feste in Tibet «finstere Zellen» genannt werden. Die Verle- gung in die neue Anstalt könnte auf das Bestre- ben der Behörden zurückzuführen sein, politi- Tibetisches Neujahrsfest sche Gefangene getrennt von den anderen Häftlingen in den bisherigen Haftanstalten von Lhasa zu halten, oder auch auf die räum- Man unterscheidet zwischen der Neujahrs- Behälter ist mit Glücksymbolen verziert. lich prekären Verhältnisse in Drapchi. zeremonie, die von Klöstern und Regierung Rechts wird er mit Gerste gefüllt und links mit Der gleiche politische Gefangene, der veranstaltet wird und der Neujahrszeremonie, einer Mischung aus Tsampa und Butter. Ger- jetzt im Exil ist, meinte: «In Drapchi kann man die von den übrigen Tibetern gefeiert wird. ste heisst auf tibetisch Dro, was auch «positiv» von den Zellen aus den Himmel und manch- Schon die Vorbereitung des Neujahrfestes heisst, und Tsampa ist der Hauptertrag der mal auch die Berge sehen. Aber in der neuen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das Neu- Bauern und Butter derjenige der Nomaden. Anstalt sind die Fenster so klein und so hoch jahrsgebäck (Kabse) muss zubereitet werden, Am Neujahrstag steht man sehr früh auf angebracht, dass die Zellen beklemmender und das Haus wird gereinigt, damit der und zieht sich festlich an. In Tibet holt jemand wirken.» Die Überwachung in der neuen Schmutz (als Symbol des Schlechten) nicht ins von der Familie Wasser von der Quelle und Anstalt sei sogar noch schärfer als in Drapchi. neue Jahr mitgenommen wird. Mit weissem lässt eine Glücksschleife und Rauchopfergabe Das Büro des UN-Sonderberichterstatters Mehl wird das Haus innen und aussen mit zurück. Allen Familienangehörigen wird mit für Folter erklärte, dass diese Haftanstalt neu Glücksymbolen verziert. Tschemar and Tschangpü Glück gewünscht. und die «Bedingungen viel besser als in Drap- Am Tag vor dem Neujahr wird der Altar Danach gibt es Tschangkö (warmer Reiswein chi» seien. Das Büro erklärte nicht, in welcher sehr üppig geschmückt. Als spezielle Opfer- mit Tsampa), Drotuk (Gerstensuppe), Butter- Hinsicht die Bedingungen besser sein sollen. gaben am Neujahr sollten folgende Esswaren tee, Dresi und Kabse. Offizielle Besucher in allen Gefängnissen in nicht fehlen: Das Festmittagsessen besteht aus Fleisch, Tibet werden streng von den Behörden kon- Derga (grosse Kabse in Eselsohrform), Butterkäse, Tsampa und verschiedenen trolliert, und es werden ihnen nur Einheiten Droso Tschemar, Dresi (gesüsster Reis mit Gemüsesorten. vorgeführt, die für den Besuch eigens herge- Rosinen), Lobü (Weizensprösslinge), Mit Gesang, Spielen und geselligem Bei- richtet wurden. In einer Stellungnahme, die Tschangpü (Reiswein), Tee, Butter, Salz, sammensein feiert die Familie den Neujahrs- nach seinem Besuch in Peking veröffentlicht Schafskopf, Tü (Käse mit Butter gemischt), tag. An diesem Tag sollten Streitigkeiten und wurde, hiess es: «In seinen Interviews mit Kabse und viele verschiedene Sorten von böse Worte vermieden, und die guten Charak- Häftlingen musste der Sonderberichterstatter Früchten und Süssigkeiten. Je reichhaltiger tereigenschaften hervorgehoben werden, eine Atmosphäre der Furcht und der Selbst- die Opfergaben, desto besser. Mit diesen damit diese das ganze Jahr andauern. zensur feststellen, wie er sie bei seinen bishe- Opfergaben bittet man die Götter um eine gute rigen Missionen noch nicht erlebt hatte.» Ernte im neuen Jahr und ein segenreiches Jahr Übersetzung: Adelheid Dönges, Angelika für alle Lebewesen. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Mensching Die Bedeutung von Droso Tschemar: Der das neue Hund-Jahr 2133

20 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Tibetische Frauen-Organisation in der Schweiz

TFOS-Veranstaltungen

17. Juni: TFOS-Sommerfest 5. November: Langlebepuja

Aus dem Jahresbericht des TCHR Fremd bestimmte Entwicklung fern der tibetischen Bedürfnisse Das ständig wiederkehrende Thema bei Pekings Diskurs über Tibet ist die «aktive» und «segensreiche» Rolle Chinas bei der Ent- wicklung der Region. Die chinesische Regie- rung betont, das «Recht auf Leben und Ent- wicklung» sei das «vordringlichste Bedürfnis des chinesischen Volkes», während sie «das Recht auf Lebensunterhalt als das wichtigste Winterlicher Menschenrechtsmarsch für Tibet Menschenrecht überhaupt» bezeichnet, «ohne TA Die heftigen Schneefälle über das Wochenende schafften tibetische Verhältnisse für den am welches alle anderen Rechte bedeutungslos» 6. März in Zürich gestarteten 5-tägigen Menschenrechtsmarsch nach Bern. Inmitten der China- seien. Euphorie setzten 35 Tibeter und Tibeterinnen ein Zeichen für die Menschenrechte. Sie erinner- Tourismus, traditionelle tibetische Medi- ten an die nach wie vor schlimme Menschrechtslage in Tibet und China. Der Marsch endete am zin, Abbau von Bodenschätzen, Holzwirt- 10. März in Bern, dem 47. Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes. Die offizielle Kundgebung schaft und traditionelles Handwerk wurden als zu diesem Jahrestag fand gleichentags in Genf vor dem Palast der Nationen statt, wo Mitte März die fünf Grundpfeiler der Industrie genannt, die Tagung der UNO Menschenrechtskommission begann. Mit den Marschierenden solidari- die in der so genannten «Autonomen Region sierten sich auch 45 Schweizer Gemeinden, indem sie die tibetische Nationalfahne hissten. Tibet TAR» entwickelt werden müssen. Das Nationalrat Mario Fehr, Präsident der überparteilichen Parlamentariergruppe für Tibet, «Western Development Programme» von erklärte: «Die Menschenrechtssituation im besetzen Tibet ist nach wie vor äusserst Besorgnis 1999 und weitere speziell für Tibet konzipier- erregend. Der Bundesrat muss deshalb alle seine Möglichkeiten nutzen, um sich für die Verbes- te Entwicklungsprojekte haben in bestimmten serung der Lage der Tibeterinnen und Tibeter und für deren Selbstbestimmungsrecht einzuset- städtischen Gebieten Tibets tatsächlich eine zen.» Die Organisatoren rufen die chinesische Führung auf, Hand zu bieten für einen substan- Verbesserung der Infrastruktur bewirkt. Für ziellen Dialog mit Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama. Darüber hinaus fordern sie die Respek- die diesbezüglichen Bemühungen sprechen tierung der Menschenrechte in Tibet sowie die sofortige Freilassung von Gedhun Choekyi die Investitionen zum 40. Jahrestag der Grün- Nyima, des 10. Panchen Lama und aller politischen Gefangenen. dung der «TAR» von 6,42 Mrd. Yuan in 24 Projekte, welche Landwirtschaft, Industrie, Kommunikation, Strassenbau, Bildung, Ener- gie und das öffentliche Gesundheitswesen wird sie auch als «Seifenblasenwirtschaft» de auch vom Präsidenten der Weltbank betreffen. Während einer nationalen Tibet- bezeichnet, «von der kaum etwas bis zum nor- bestätigt, der am 18. Oktober 2005 sagte, in konferenz wurde in den vergangenen fünf Jah- malen Bürger hinabsickert». Die Verarmung China gäbe es trotz des beeindruckenden Wirt- ren für die «TAR» eine jährliche Wachstums- der Tibeter ist eine Folge des vom Staat ver- schaftswachstums in den vergangenen zwei rate von 10,7% genannt. Auf dieser Konferenz ordneten Modernisierungsprozesses, denn sie Jahrzehnten 150 Millionen Einwohner, die in gab die chinesische Regierung auch ihren Ent- sind immer weniger in der Lage, an den vor- absoluter Armut leben. schluss bekannt, in den kommenden fünf Jah- handenen wirtschaftlichen Möglichkeiten ren in der «TAR» 31,2 Mrd. Yuan (ca. 3,76 teilzuhaben. Für jeden Yuan, den die Regie- Fremd bestimmte Mrd. US$) in 117 Projekte zu investieren. rung 2001 für die TAR aufgewendet hat, ver- «wirtschaftliche Entwicklung» zeichnete das Bruttosozialprodukt einen China behauptet, den wirtschaftlichen Rech- «Seifenblasenwirtschaft» Zuwachs von nur 0,47 Yuan. Dieser unterpro- ten und der Sicherung des Lebensunterhalts Im Gegensatz zu den zahlreichen offiziellen portionale Multiplikationseffekt ist seit den der Tibeter Priorität vor allem anderen ein- Berichten bietet die tatsächliche Lage der 50-er Jahren bezeichnend für Chinas Investi- zuräumen. Im 11. Fünfjahresplan ist bei- Tibeter ein anderes Bild: Tibet ist nach wie vor tionen in Tibet. spielsweise von «fairem, ausgewogenem und die ärmste Verwaltungseinheit Chinas. Von Die Vereinten Nationen warnten davor, nachhaltigem» Wachstum die Rede – dennoch welchem Blickwinkel aus man es auch immer dass die zunehmende Wohlstandsschere zwi- haben die Tibeter im Hinblick auf ihre Rechte betrachtet, die Tibeter sind arm, sie haben schen den städtischen und ländlichen Gegen- und ihre Bedürfnisse bisher keinen Nutzen einen sehr niedrigen Index für Humanent- den Chinas – übrigens eine der höchsten welt- von der von Peking verordneten Entwicklung wicklung, sie sind in allen Lebensbereichen weit – für die Stabilität des kommunistischen gehabt. Letzten Endes sind die Gründe hierfür systematischem Ausschluss, Entbehrungen, Staates bedrohlich werden könnte; die Regie- in der Verweigerung von Selbstbestimmung Diskriminierung und Marginalisierung ausge- rung bemüht sich hier Abhilfe zu schaffen. und echter Autonomie für die Tibeter zu setzt. Die mehr als 80 Prozent Tibeter, die als Obwohl China im Laufe der letzten 25 Jahre suchen. Wenn unter wirtschaftlicher Entwick- Nomaden und Bauern auf dem Lande leben, 250 Millionen Menschen der Armut entreissen lung politische Kontrolle verstanden wird, hat das Wirtschaftswachstum bisher nicht konnte, verdoppelte sich dem aktuellen geht die Bedeutung jeder echten und sinn- erreicht. Weil Pekings Ausgabenpolitik in Bericht des Entwicklungsprogramms der Ver- vollen Entwicklung in Tibet verloren. Zum Tibet auf die Städte konzentriert und nur man- einten Nationen (UNDP) zufolge die Einkom- Beispiel erfolgte der Bau der Qinghai-Tibet- gelhaft in die Ökonomie vor Ort integriert ist, mensdifferenz in diesem Zeitraum. Dies wur- Eisenbahn, die als ein Wunder der Ingenieur- www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 21 Kleine und grössere Literatur

kunst bezeichnet wird, eher aus politischen Trägerin des zweiten Preises des Panchen-Lama-Literaturwettbewerbs und eigennützigen Motiven, als dass sie zum Wohlergehen oder Fortschritt der Tibeter gereichen würde. In offiziellen Verlautbarun- Free Panchen Lama gen wurde die Notwendigkeit einer Eisenbahn im Hinblick auf die «Konsolidierung der Lan- Von Tselhamo Büchli desverteidigung» und die «Einigung der Nationalitäten» betont. Es war ein kühler Herbsttag und der Wind feg- Darüber hinaus brachte das städtisch ori- te über die Hochebenen Tibets. entierte rapide Wachstum und der damit ein- Völlige Ruhe lag über dem Land. Manch- hergehende Bevölkerungstransfer von chine- mal konnte ich hören, wie die Yaks muhten. sischen Immigranten den Tibetern gar keinen Ich sass vor dem Yakdungfeuer und schaute in Nutzen. Während die in Dharamsala ansässi- die hell aufleuchtenden, rotglühenden Flam- ge tibetische Regierung-im-Exil das Verspre- men, ich war mitten in meine Gedanken ver- chen der Chinesen, in den nächsten fünf Jah- sunken, als mich plötzlich die Stimme meiner ren von dem Landwirtschaftssektor keine Mutter ,«Gedhun Choekyi Nyima!» aus mei- Steuern zu erheben, begrüsste, warf sie den nen Träumen riss. Sie forderte mich auf, Was- örtlichen Behörden gleichzeitig vor, dass sie ser zu holen. Inzwischen roch es immer herr- den tibetischen Bauern und Nomaden dessen licher nach getrocknetem Schagambo und ungeachtet weiterhin eine Vielzahl von Steu- Zampa. Mein Vater war draußen und schaute ern und Gebühren aufbürdeten. zu den Pferden. «Schela zasong», rief meine Mutter. Ich kam mit dem Krug voll Wasser Die Preisträgerin Teure, ideologische angerannt und verschüttete die Hälfte auf dem Tselhamo Büchli statt allgemeine Bildung Weg. Er war ziemlich schwer für mich als Anhand der Berichte und mündlichen Aussa- sechsjähriger Knirps. Als mein Vater in das «Geboren bin ich in Nepal, wo ich eni- gen, die im Laufe des Jahres aus Tibet zu uns Khur (Zelt) eintrat, hielt meine Mutter gerade einhalb Lebensjahre verbrachte. Hier gelangten, kann das TCHRD keine Fortschrit- eine Andacht, weshalb ich den Krug nur halb leben meine drei Schwestern und meine te im Bildungswesen feststellen. Auf Grund voll füllte. Zum Glück machte mein Vater die- leibliche Mutter. Danach wurde ich von ortsbedingten Unterschieden ist die Lage ser Andacht ein Ende. Denn wie mich plagte adoptiert von meinen Schweizer Eltern allerdings nicht in jeder Region gleich. Wie auch ihn der Hunger. Thomas und Yangchen. Hier in der bereits in den vergangenen Jahren hat die Bil- Es war eigentlich erst Mittag, doch die Schweiz habe ich auch einen neuen Bru- dungspolitik den Kindern zu keiner freieren Sonne ging schon langsam unter. Es zogen der bekommen: den David Tensü der Wolken auf, und es schien, als würde es zu reg- und umfassendrn Entwicklung verholfen. auch so alt ist wie ich. Vor zwei Jahren nen beginnen. Ich zog mich zurück und mach- Obwohl Peking behauptet, die Ausgaben für ging ich für drei Monate nach Nepal den Bildungssektor in Tibet aufgestockt zu te ein Nickerchen, schon bald fiel ich in einen zurück. Es war ein umwerfendes Erleb- haben, bleibt in den meisten ländlichen Gebie- unruhigen Schlaf. Als ich durch einen Donner nis mit vielen neuen Erfahrungen und ten der Zugang zu qualitativ hochwertiger und erwachte, sass meine Mutter an der Bettkante breit angelegter Bildung ein unerreichbarer und sah mich besorgt an. Ihr Gesicht drückte Entdeckungen. Traum. grosse Sorge aus. Meine Mutter hatte schon Mein grösster Wunsch ist es, einmal Sän- Wie aus dem Beschluss des Bildungsmi- immer ein sehr feines Gespür. gerin zu werden, und zwar im klassischen nisteriums, «die ideologische und ethnische Gegen Abend zündeten wir Butterlampen Bereich. Singen ist meine Leidenschaft, Erziehung für Grund- und Oberschüler sowie an und machten Puja. Mitten in der Puja hör- daraus schöpfe ich meine Energie! die ideologische und politische Bildung der ten wir ein Krachen, die Pferde schnaubten Weitere Hobbys? Ich lese gerne, schreibe College-Studenten zu intensivieren», ersicht- unruhig, und etwas Bedrohliches bewegte sich E-mails und SMS, chatte im Internet und lich wird, wurde dem ideologischen Aspekt auf unser Khur zu. Plötzlich riss jemand schreibe gerne Gedichte.» bei der schulischen Bildung 2005 noch mehr unsanft die Gojö zurück. Meine Mutter schrie Gewicht beigemessen. Durch den umfangrei- vor Schreck auf. Blitzschnell zog mein Vater Felsen. Meine Eltern wurden vier Jahre später chen, fast ausschliesslichen Gebrauch der chi- einen Dolch hervor und wollte seine Familie von mir genommen und wahrscheinlich ge- nesischen Sprache in Handel und Verwaltung schützen. Mir lief ein eiskalter Schauer über tötet; ich weiss nicht, wo die Chinesen sie hin- wurde das Tibetische zur Sprache zweiter den Rücken, als ich mehrere grünschimmern- gebracht haben. Aber sicher nicht in die Frei- Klasse degradiert. Anlass zu grosser Sorge de Uniformen sah. Doch mein Vater hatte kei- heit. Meine Lage ist unbeschreiblich: Ich lebe bereiten ausserdem die verzerrte Darstellung ne Chance, gegen die gutbewaffneten Chine- in einem Loch, ohne Hoffnung, nochmals das der tibetischen Geschichte, die exorbitanten sen zu kämpfen. Sie stiessen meinen Vater bru- Tageslicht lebend zu sehen. Ich besitze einen Schulgebühren und der Mangel an qualifizier- tal in eine Ecke und zogen meine Mutter an den kleinen Tisch und einen Stuhl mit ungleichen ten Lehrkräften in ländlichen Gebieten. Haaren aus dem Khur heraus! Ich wusste Stuhlbeinen. Man gab mir Papier, um meine Übersetzung: Irina Raba, Adelheid Dön- nicht, wie viele Male sie meinem Vater in die Lage und mein Leben zu schildern. Aber viel- ges, Angelika Mensching Rippen schlugen. Doch es war schrecklich, ich leicht auch nur, damit meine Finger aktiv blei- Eine ausführliche Fassung des Jahres- weinte und schrie, doch das nützte nichts. Die ben. Ich habe schon längst aufgehört, die Tage berichtes des TCHRD finden Sie auf der web- chinesischen Polizisten waren kaltblütig und zu zählen, die Stille und das Alleinsein im site der IGFM Deutschland sowie auf unbarmherzig. Sie kannten kein Erbarmen. «Mauseloch» ist für mich Alltag, und nur sel- www.tchrd.org Mich schleppten sie mit eiserner Hand nach ten bekomme ich Besuch von Chinesen, doch draussen. Sie verbanden uns die Augen, so die sind alles andere als freundlich. Wenn es dass wir nicht sehen konnten, wohin sie uns zu regnen beginnt und die Tropfen wie Trom- Erfolgreicher Mustang-Abend in führten. Sie luden uns unsanft in einen Wagen meln auf dem Blechdach preschen, sehne ich Hünenberg organisiert und brausten davon. Nichts konnten wir mit- mich nach meinen Eltern. Irgendwann wurde Der Mustang-Abend vom 5. Februar war ein nehmen, nur das, was wir auf unserem Leib ich krank, aber als ich glaubte die Chinesen toller Erfolg. Es sind etwa 250 Leute nach trugen. Ich hatte zum Glück noch ein Wollgilet würden mir nicht helfen, hatte ich mich Hünenberg gekommen. Dank vielen Hel- an, aber meine Mutter und mein Vater froren fern und grosszügigen Spendern konnten getäuscht. Sie gaben mir Medikamente und wir 7000 Franken ohne jeglichen Abzug zur erbärmlich. frische Kleider. Eigentlich werde ich «gut» Schule in Mustang (von Lama Ngawang behandelt. So konnte ich ahnen, dass sie mich Kunga Bista) schicken! Vielen herzlichen Praktisch seit zehn Jahren verfolgt mich nicht töten wollen, sondern einfach als Gefan- Dank! Andrea Burch diese Erinnerung. Heute sieht mein Haus aus genen betrachten. wie ein Mauseloch, mein Bett wie ein karger Die Tage wurden länger, und ich fühlte

22 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Kleine und grössere Literatur

Tibet-Impuls- Ein Schriftsteller aus Osttibet gibt Literaturwettbewerb (keine) Auskunft Dies ist der letzte von drei Beiträgen des In Basel und Zürich las der aus Tibet-Impuls-Literaturwettbewerbs, der Osttibet stammende Schriftsteller letztes Jahr im August organisiert wurde. Alai aus seinem in chinesischer Den ersten Preis gewann Yeshy Tempa Sprache geschriebenen Roman Sotrug, den zweiten Preis teilten sich Tsel- «Roter Mohn» und beantwortete hamo Büchli und Rinzin Dotschung; ihre Fragen. Beiträge wurden in den letzten Nummern von Tibet aktuell abgedruckt. Um junge DR. Selbst die Frage, ob er sich als Tibeter füh- Tibeterinnen und Tibeter zu motivieren, le, konnte Alai nicht ohne Umschweife beant- sich mit tibetischen Themen einmal litera- worten. Die Antworten, die er anlässlich einer risch auseinander zu setzen und um ande- Lesung seines Romans «Roter Mohn» in re Kanäle für Tibet zu erschliessen, wurde Zürich gab, erinnerten im besten Fall an die der Literaturwettbewerb mit dem Thema «Radio-Eriwan-Witze» aus der Sowjetzeit, „Panchen Lama“ initiiert. Und zwar aus- die jeweils aus einer Frage und der Antwort schliesslich für tibetische Kinder und «Im Prinzip ja, aber ...» bestanden. Im schlech- Jugendliche oder solche mit tibetischen teren Fall erklärte sich der Schriftsteller für Wurzeln. nicht zuständig oder machte sich gar über die Wir bedanken uns noch einmal ganz herz- Frage lustig. lich bei allen TeilnehmerInnen und Spon- Wo der Unterschied liege zwischen tibeti- soren, die diesen Literaturwettbewerb scher und chinesischer Literatur, wurde ermöglichten. Alice Grünfelder gefragt. «Darüber sollen sich die Leute an den Universitäten auslassen, die sich damit ihr Brot verdienen wollen», spottete der Schrift- mich wie ein alter Mann. Dabei bin ich noch steller, der selbst kaum Tibetisch spricht. Auch in jungen Jahren. Aber sehr viel Platz, um mich hier wich er einer Frage aus, bei der es um sei- zu bewegen, habe ich ja nicht. ne Identität ging, und um die anderer Tibeter Eines Tages passierte das Unglaubliche: in China. Zeigt die «kulturelle Unterstüt- Ich durfte raus! Nicht in die Freiheit, aber in zung», die er mit seinem von Kritik am alten Der tibetische Schriftsteller Alai in Zürich einen kleinen Garten, der mir trotz seiner Tibet strotzenden Roman den jungen Tibetern Foto: Dana Rudinger Ödheit wie ein Park erschien. Dort durfte ich zu bieten behauptet, die einzig mögliche tibe- mich bewegen und meine Knochen aufwär- tische Identität? Die Tibeter – ein Volk von men. Es tat richtig gut, das Sonnenlicht zu brutalen Herrschern und gehorsamen Unter- sehen, und ich genoss es, als wäre es das letz- drückten? erlaubt ist. Nach der Zukunft Tibets und dem te auf dieser Welt. In meinem Innern begann Früher habe er sich, wie die Hauptfigur Einfluss der raschen wirtschaftlichen Ent- ich zu beten, so schöpfte ich neuen Mut und seines Romans, der «Idiot», auch gefragt, wer wicklung gefragt betonte er die Wichtigkeit Kraft. Dabei umspannte mich eine Wärme er sei. Wenn man jung sei, habe man den Ein- der Frage der Entwicklung, es sei wichtig, dass voller Liebe und Hoffnung. Natürlich konnte druck, es gebe auf alle Fragen Antworten. sich alle, auch er als Intellektueller, für den ich dieses Erlebnis niemandem erzählen, wem Wenn man sich aber die Frage, wer man sei, Fortschritt in Tibet einsetzten. Immerhin kriti- auch? Aber vergessen werde ich es nie. Mit der ständig stelle, könne man wohl wirklich zum sierte er die ökologischen Schäden, die die bis- Zeit ging es mir besser, und ich konnte auch Idioten werden, lachte Alai. Er jedoch wolle herige Entwicklung verursacht hat. Nun, wieder gerade laufen. Nicht dass die Chinesen intelligent handeln. Umweltragen darf man heute in China offizi- sehr nett zu mir gewesen wären, immer noch Intelligent – oder schlau? Er selbst wolle ell diskutieren. Man darf sogar einzelne Men- schauen sie mich mit Misstrauen und voller schreiben und sonst nichts. Schreiben – und schenrechtsverletzungen zugeben – wenn Hass an. damit Geld verdienen, den Eindruck wurde man gleichzeitig, wie Alai es tat, diese Men- Diese Blicke sind sehr verletzend und ein- man nicht los. Er wollte nicht wie seine Eltern schenrechte als westliche Erfindung abtut. fach unbeschreiblich böse. Übrigens, ganz werden, die in Armut lebten, sagte Alai, lieber Religion – die in seinem Roman kaum eine alleine bin ich nicht, ich habe Gesellschaft von wie sein Grossvater, der es als Händler zu Rolle spielt – sei kein literarisches Thema und zwei Mäuschen bekommen, die ich Ping und etwas gebracht hatte. Zu einer Fernsehserie ohnehin Privatsache, oder höchstens ein The- Pong getauft habe. Leider sind sie nicht sehr über seinen Roman hat er nicht nein gesagt, ma für Philosophen. Und als Machtinstrument gesprächig, aber doch unterhaltsam. Manch- obwohl er Fernsehserien nicht mag – anderer- gefährlich. mal, wenn ich gerade mit den zwei Haustieren seits bringen sie viel Geld ein, wie er bemerkt. Was hält er von Zensur wie bei der Such- am Spielen bin, schauen die Chinesen richtig Und Geld verdienen ist im heutigen China maschine Google? Vielleicht war diese Frage blöd rein, als hätte ich meinen Verstand ver- schliesslich keine Schande. doch zu starker Tobak für einen arrivierten chi- loren. Aber das denken sie jedes Mal. Auch sonst hielten sich die Antworten im nesischen Staatsbürger. «Wir alle hoffen, dass Mit der Zeit bekam ich auch besseres Rahmen dessen, was nach offizieller Lesart wir die Freiheit haben, unsere Gedanken zum Essen, ein Kissen und eine alte, übel riechen- Ausdruck zu bringen», antwortete er sibylli- de Wolldecke. Aber das erstaunliche daran nisch. war, sie hatte nicht mal Mottenlöcher. Fortsetzung der ersten Spalte «Muss man so angepasst sein, wenn man Ich weiss immer noch nicht, wo genau ich in einem diktatorischen System lebt?» fragte bin. Aber das werde ich nie erfahren. Schon wissen sich immer zu helfen, wenn es ums eine enttäuschte Besucherin nach der Veran- viele Male habe ich versucht, die Gegend oder Essen geht. Doch ich bekomme zum Beispiel staltung. Was soll man da sagen? Im Prinzip den Ort genau zu begutachten, doch nichts plötzlich 2 Tage kein Essen mehr. Zu reklamie- ja, aber ... habe ich erfahren. Ich weiss nicht mal, ob ich ren gibt es nichts, sonst setzt es noch was: Prü- Alais neuester Roman, der in den fünfzi- schon aus Tibet und in China bin. Eine Uhr gel und noch viel schlimmere Sachen. So was ger Jahren des letzten Jahrhunderts spielt, wird bekam ich auch nicht, so weiss ich nur unge- Unmenschliches gibt es wohl nur hier. Die Zeit sicher demnächst übersetzt werden. Wir sind fähr, wie spät es ist: so ca. zwischen Sonnen- vergeht so langsam, das ist wirklich eine Qual. gespannt. aufgang und Abendrot. Im Winter ist die Zeit Jeden Tag schöpfe ich neue Hoffnung, endlich sehr schlimm für mich, eigentlich ist es immer hier raus zu kommen. Doch ich bin überaus froh Alai, «Roter Mohn», Unionsverlag 2004. sehr kalt hier. Meine zwei Freunde Ping Pong überhaupt noch am Leben zu sein! Besprechung siehe TA Nr. 87 www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 23 Tibet im Internet (4) Virtueller Flug über Himalaya und Tibet richtshof entschied, dass auch ausländische Genozidklagen in Spanien zugelassen wer- den. Darauf appellierten die Tibet-Gruppie- rungen an die nächst höhere Instanz, welche die Klage entgegennahm. TibetInfoNet, 1.06 Historischer Tibetischer Pass aufgetaucht Tibeter in Indien haben eine halbe Million Rupien (15 000 Franken) gesammelt, um den ersten tibetischen Pass von einem nepalischen Antiquitätenhändler zu kaufen. Das Papier wurde von seinem Inhaber, Tsepon Shakabpa, in einem Anhang zu seinem Buch «Tibet – a Political History» (1966) veröffentlicht, ging aber danach verloren. Die tibetische Regie- rung stellte den Pass 1947 aus, der Visa-Stem- pel für den damaligen Finanzminister (1930–1950) von Grossbritannien, den USA, Frankreich und die Schweiz enthält. Lobsang Tsultrin, ein Spitzenbeamter der Tibetischen Zentraltibet mit dem Yamdrok-See im virtuellen Flug mit dem PC Fotos: CN Regierung im Exil, unterstreicht die Bedeu- tung des Passes: «Der Pass ist ein bedeutender Wer hat sich nicht schon über ungenaue oder werden, interessant wäre das für eine Doku- historischer Beleg dafür, dass verschiedene nicht existierende Karten geärgert? Oder mentation des langen Weges von Heinrich Länder Tibet als unabhängig anerkannten, was gewünscht, Höhenunterschiede oder Vegetati- Harrer und Peter Aufschnaiter («7 Jahre in die Visa-Einträge zeigen.» TibetInfoNet onszonen genauer zu sehen als auf traditionel- Tibet») von Indien nach Lhasa, oder für die len Karten? Und wie wäre es, in der dritten Fluchtroute des 14. Dalai Lama 1959 nach Neues Flüchtlingsaufnahme- Dimension vom Changthang via Yamdrok Tso Indien. Diese zusätzlichen Informationsange- zentrum in Kathmandu dem Tsangpo entlang und dann nach Kham zu bote gibt es heute aber noch nicht, und in der fliegen? wachsenden und aktiven Benutzergemein- Trotz den Wirren in Nepal und den schwieri- Ein Programm, mit dem man genau all das schaft sind bis jetzt keine Pläne zu erkennen, gen Beziehungen zwischen tibetischen Insti- (und noch mehr) tun kann, wird von der Raum- sich in diesem Gebiet zu engagieren. tutionen und den nepalischen Behörden wird fahrtorganisation NASAkostenlos angeboten. Was braucht man als normaler Benutzer, ein neues Flüchtlingsaufnahmezentrum für WorldWind ist ein Programm für Windows um WorldWind verwenden zu können? Einen Tibeter in Kathmandu gebaut, das wohl zu PC, das den Benutzer von einer Satelliten-Per- halbwegs modernen PC mit 3D-Grafikkarte einer Behebung der Überlastung des alten spektive aus auf irgendeinen Punkt auf der und genügend Leistung, 2-GB-Festplatte und Zentrums beiträgt. Ermutigend ist die Bedeu- Erde zoomen lässt. einen Breitband-Internet Anschluss. Die tung der Projektsponsoren: Waren es doch der Die Bilder der Erde in Echtfarben sind Installation und Bedienung sind bewusst ein- amerikanische Botschafter in Nepal, James beeindruckend. Auch topografische Daten fach gehalten, und benötigen keine speziellen Morairy, und der Chef des UN-Flüchtlings- wurden eingebaut. Dank all dieser Daten ver- Kenntnisse. hilfswerkes in Nepal, Abraham Abraham, die schiedener Shuttle-Flüge ist es sogar möglich, Download und weitere Informationen anfangs Januar den Grundstein für den neuen die Erde in visuell sehr ansprechender 3D- unter http://worldwind.arc.nasa.gov/ Bau legten. Der Botschafter betonte die engen Grafik zu erkunden. Man kann sich sowohl index.html Carsten Nebel Beziehungen des tibetischen mit dem ameri- frei über die Erde bewegen als auch einstellen, kanischen Volk. Die USAsind Hauptfinanzie- aus welcher Perspektive man die Landschaft rer mit Unterstützung der Exilregierung. betrachten will. Je nach Art der gewählten Gericht in Spanien lässt Kla- Anwesend waren auch die Mitarbeiter des Bildform (true color oder pseudo-color) und ge gegen Jiang Zemin & Co Lutheranischen Weltbundes, der für die Über- nach Gebiet kann man unterschiedlich weit zu wachung des Zentrums unter der Aufsicht des hineinzoomen, und obwohl Ladakh und Tibet UNHCR zuständig ist, seit die nepalischen verglichen mit Amerika in einer schlechten Ein spanisches Gericht nahm die Anklage Behörden das Büro des Dalai Lama in Nepal Auflösung angeboten werden, sind der Potala wegen Menschenrechtsvergehen von hohen im Februar 2005 geschlossen hatten. und Chakpori in Lhasa erkennbar. Faszinie- chinesischen Politikern in Tibet entgegen. Phayul, via TibetInfoNet render als Stadtkarten sind aber die Echt-Farb- Drei Tibetorganisationen beschuldigen den bilder der Salzseen, die als blaue, graue und früheren Präsidenten Jiang Zemin, den Ex- grüne Punkte im erstaunlich farbigen Hoch- Premierminister Li Peng, die früheren Partei- Erstes Eisenbahnunglück plateau zu finden sind. Auch die mächtige chefs in Tibet, Ren Rong, Yin Fatang und Chen in Tibet Kuiyan sowie den ehemaligen Sicherheitschef Himalaya-Kette mit den tiefen Tälern in Nepal Wie die indische Nachrichtenagentur PTI am Qiao Shi und «Familienplanungsminister» und der rasche Übergang in die Tiefebene Indi- 21. Januar mitteilte, sollen bei einem Zugun- Deng Delyun der Anordnung von Massakern ens sind eindrücklich dargestellt. glück auf der Strecke von Golmud nach Lha- und Folter in Tibet von den siebziger bis in die Das grösste Ärgernis ist, dass in Tibet nur sa eine Person getötet und acht weitere verletzt neunziger Jahre. Alan Cantos, der Koordina- wenige Orte eingetragen sind, und diese kon- worden sein. Der erste Eisenbahnunfall in tor der Klage, unterstrich die Bedeutung der sequent chinesische Namen tragen. Das Tool Tibet soll sich durch den Zusammenstoss Untersuchung der Klage: «Wir sind erfreut, lässt sich aber erweitern, so dass es Freiwilli- zweier Lokomotiven in der Nähe einer Eisen- dass dieser erste Schritt zur Gerechtigkeit für gen ermöglicht wird, eigene Zusätze anzubie- bahnstation, etwa 127 Kilometer von Lhasa das tibetische Volk erfolgt ist.» Die Klage wur- ten, z. B. mit korrekten tibetischen Namen. entfernt, ereignet haben. Die Ursache des de im September 2005 zuerst nicht entgegen- Auch können interessante Routen publiziert Unfalls werde noch untersucht; es wird genommen, bis der spanische Verfassungsge- und mit normalen Internet-Seiten verknüpft menschliches Versagen vermutet.

24 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Bedeutende Thangka-Sammlung versteigert – Inserat Verlust oder Gewinn für Tibetkunst-Interessierte? Spielzeugautöli gesucht

da. Ich suche Spielzeugautöli, mit denen Sie oder Ihre Kinder gespielt haben und die im Minimum 30 Jahre alt sind. Die mittel- alterlichen oder älteren Mitglieder mögen sich noch an die Dinky Toys, Corgi Toys, Tekno, Matchbox, Märklin und so weiter erinnern, die damals en vogue waren. Wür- de mich über einen Anruf (G: 043 259 40 08, P: 056 631 66 39) oder ein Mail an dani- [email protected] freuen.

Verwendung des Geldes mochte sich Frau Jucker nicht äussern. Vielleicht kommt ja ein Teil der Einnahmen wieder den TibeterInnen Kharamukha Chakrasamva- zugute, von denen manche nach der Flucht ra Mandala (Detail, Tibet gezwungen waren, ihren Besitz für wenig 16. Jh., Schätzwert 30000-- Geld zu verkaufen. 50000 USD * Hugo Kreijger, Kathmandu Valley Painting: The Jucker Collection, Serindia 1999 sowie Hugo Kreijger, Tibetan Paintings: The Jucker Collection, Shambhala 2001. Ende März wurde in New York die eine Leihgabe. Angesichts seines fortgeschrit- gemäss NZZ «bedeutendste tenen Alters beschloss das Ehepaar, sich von [Sammlung] ihrer Art in privaten seinen Thangkas zu trennen. Die Juckers boten Händen» versteigert. Die Samm- die Sammlung keinem Museum an, sondern lung gehörte Angela und Ernst sie wollten anderen Sammlern und allen Jucker, die in den sechziger Jah- Museen die Gelegenheit bieten, ihre Kollek- tionen zu vervollständigen, wodurch ihre ren angefangen hatten, Thangkas Sammlung auseinander gerissen wurde. Falls zu sammeln. Museen bei der Auktion zugegriffen haben, DR. Die Juckers kamen eher zufällig zu ihrer werden nun immerhin hoffentlich wenigstens Leidenschaft, als bei einem Tischgespräch mit einige der teilweise sehr seltenen Thangkas dem damaligen indischen Ministerpräsiden- der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer- ten Nehru – der erfolgreiche Chemiker Ernst den – wenn auch nie mehr die Sammlung als Mischa Jucker war für eine Vortragsreihe nach Ganzes. Indien eingeladen worden – ihr Interesse für Die Sammelleidenschaft erwies sich für Volkskunst geweckt wurde. Als Erstes erstan- die Juckers nebenbei als gute Investition, wur- den seine Frau und er für 36 Dollar ausge- de doch bei der Auktion die Schätzung um das rechnet ein tibetisches Mandala-Thangka: Dreifache übertroffen, so dass die Sammlung eine Liebe auf den ersten Blick. schliesslich für einen Gegenwert von elf Mil- Krishna Yamari Mandala aus der Jucker-Sammlung Ernst Jucker, der in einem Schweizer phar- lionen Franken verkauft werden konnte. Zur (Tibet 16. Jh. Schätzwert 40000–60000 USD) mazeutischen Unternehmen arbeitete, hatte Fotos: Katalog häufig geschäftlich in Indien zu tun, und bald war seine und seiner Frau Sammelleidenschaft Filme im Tibet Songtsen House so bekannt, dass, wie er sagt, «die Thangkas Angry Monky - Reflections on Der Dalai Lama: Mitgefühl – [...] bei unseren Besuchen schon auf uns war- Tibet Die Quelle des Glücks teten, wir brauchten nur noch auszuwählen». Filmreihe über Tibet aus verschiedenen Als Glücksfall erwies sich auch die Beziehung Perspektiven FR 7.7.06, 19.30 h, Rückblende: Seine Hei- ligkeit, der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso zu einem indischen Händler und späteren in Kooperation mit GSTF-Sektion Zürich spricht über «Mitgefühl – Die Quelle des Freund, der in Ernst Jucker im Traum einen FR 12.5.06, 19.30 h, («Schweizer Sicht»). Glücks», Öffentlicher Vortrag vom 7. August Dokumentarfilm, Schweiz 2005, Regie: Luc Bruder aus einem früheren Leben erkannte. 2005 im Hallenstadion Zürich Beamer-Pro- Schaedler, 97 Min.Gendun Choephel heisst Im Lauf der Jahre entstand – dank dem jektion, 115 Min. Am 6. Juli feiert Seine Hei- der streitbare Mönch, der sich 1934 vom guten Auge und dem sicheren Instinkt von ligkeit, der 14. Dalai Lama seinen Geburts- klösterlichen Leben abwendet und in die Angela und Ernst Jucker und der Unterstüt- tag und in einem Monat jährt sich sein ein- Moderne aufbricht. Er ist ein Rebell, der die drücklicher Besuch in der Schweiz. Aus zung durch Kenner – eine acht Jahrhunderte, Gemüter der tibetischen Obrigkeit erhitzt. diesen Gründen zeigen wir nochmals den alle Himalayaländer und zahlreiche unter- Ein reinkarnierter Lama, der auch die Frau- öffentlichen Vortrag, den der Dalai Lama im schiedliche Motive umfassende Sammlung en und den Alkohol liebt. Ein Freigeist, der ausverkauften Hallenstadion hielt. Die von über 300 Thangkas, die in Buchform seiner Zeit weit voraus ist und heute - Jah- Besucherinnen und Besucher, die eine Ein- dokumentiert wurde*. Das Sammlerehepaar re nach seinem Tod - zu einem Hoffnungs- trittskarte ergattern konnten, erlebten einen träger für ein freies Tibet geworden ist. Die hoffte, durch den Erwerb zur Rettung der Dalai Lama, der verständlich Einsichten cineastische Zeitreise nimmt die Lebensge- Kunstwerke vor dem Zerfall beizutragen, was zum richtigen Handeln vortrug und auch sei- schichte dieses unorthodoxen Mönchs zum ihm vermutlich auch gelang; sicher gehörte es ner humorvollen Seite freien Lauf liess. Anlass, um ein Bild von Tibet zu zeichnen, zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Doch war Trotz Unpässlichkeit – er hatte Halsschmer- das gängigen Klischees zuwiderläuft. Im zen – beantwortete er im Anschluss aus- die Betrachtung der Originale den Sammlern Anschluss an den Film steht der Regisseur führlich Fragen aus dem Publikum. Eintritt und ihren Gästen vorbehalten, denn unseres Luc Schaedler für Fragen und zur Diskus- frei (Kollekte) Wissens erhielt kein (Schweizer) Museum je sion zur Verfügung. Eintritt: Fr. 15.--.

www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 25 Veranstaltungen

Generalversammlung der GSTF von A bis G A wie Aktivitäten: Im Jahr der Belehrungen des Dalai Lama im Hallenstadion war die GSTF besonders aktiv. Neben dem Info-Stand Frischer Gesang der in der Halle 9, der unter der Leitung von Kinder der Tibeter- Yangchen Büchli massgeblich zur Aufbesse- schule Horgen rung der Finanzen beitrug, organisierte die GSTF zusammen mit anderen Vereinen den Jean-Pierre Saut- «Public Talk». In der gleichen Woche fanden hier, tatkräftig unter- an der ETH Zürich vier Abende zum Thema stützt von seiner «Handel mit China – wo bleiben die Men- Frau Ruth, verlässt schenrechte?» statt, mit unter Anderen Ulrich den Vorstand Schmid (NZZ-Korrespondent, vormals in Fotos: DR China), Han Dongfang (Menschenrechtsakti- vist aus Hongkong) und Jamyang Norbu. Auf Initiative der GSTF wurde Norbus Buch «Buying the Dragon’s Teeth» ins Deutsche übersetzt (Koordination: Uwe Meya). Die auf die Arbeitsbedingungen in China zu ach- Druck wurde so gross, dass sich Vertreter des Übersetzung wird demnächst auf die Websites ten, war erfolgreich. Die Wirtschaftskampa- Spielwarenhandels endlich zum Gespräch der beteiligten Vereine aufgeschaltet. Gesucht gne (Koordination: Patrick Hagmann) kon- bereit erklärten (siehe Bericht Seite 9). Wenig wird weiterhin ein Verleger. Aus Anlass der zentrierte sich im Folgenden auf die Spiel- Wirkung zeigten dagegen einzelne Briefe an Belehrungen erschien zudem eine 52-seitige zeugbranche mit dem Versand weiterer unsere Bundesräte. Sondernummer von «Tibet aktuell», die an Postkarten, einer Pressekonferenz am Im Winter 2005/06 fanden zudem zwei den Veranstaltungen verteilt wurde (Koordi- «Samichlaustag» und Aktionen vor Spiel- Benefiz-Diatourneen mit Manuel Bauer bzw. nation: Daniel Aufschläger). Die Postkarten- warengeschäften in Zürich, Bern und Basel Olaf Schubert statt. Nicht zuletzt wurde unter aktion zur Aufforderung von Firmen, besser am 10. Dezember (Menschenrechtstag). Der der Leitung von Dickie Shitsetsang die tibeti- sche Übersetzung der Statuten überarbeitet B wie bye-bye: Nein, ganz so dramatisch Veranstaltungsprogramm ist es nicht, denn Jean-Pierre und Ruth Saut- • • hier werden der GSTF erhalten bleiben, wenn auch nicht im Vorstand. Sie sowie der als Lam- Tibet Songtsen House bis Ende Juni tön-Leiter und Revisor zurücktretende Char- Albisriederstrasse 379, 8047 Zürich-Albisrieden, Tram 3, Tel.: 01/400 55 59 les Sarasin wurden mit einem herzlichen Dan- keschön und lautem Applaus aus ihren Ämtern DI 2.5. – 30.5.06 jeden Dienstag 19.00- FR 02.6.2006, 19.30 h, Die vier Schritte zur entlassen. Neu in den Vorstand gewählt wurde 20.30 h, ab DI 6.6.-4.7.06 jeden Dienstag Heilung von Körper und Geist, Vortrag von Werner Wenk, der auch als Kassier fungiert; 19.15-20.45 h Lu Jong – Tibetische Bewe- Lama Lobsang Thamcho Nyima. Tulku gungslehre mit Meditation, mit Karin Lama Lobsang wird erklären, wie man die neuer Revisor ist Markus Brunner, der bereits Waller. Vorkenntnisse sind nicht erforder- Grundprinzipien des Tibetischen Buddhis- bei der diesjährigen Revision im Einsatz war. lich. Die Abende können auch einzeln mus anwenden kann, um körperliche C wie Chilisauce: Die zu den ausgezeich- besucht werden, wobei eine regelmässige Gesundheit zu erlangen und Frieden im All- neten Vollkornmomos servierte Sauce erwies Teilnahme empfohlen wird. Eine Anmel- tag zu finden. Der in Tibetisch gehaltene sich selbst für tibetische Geschmacksnerven dung ist nicht notwendig. Kosten: Fr. 30.- pro Vortrag wird von Loten Dahortsang auf als Herausforderung; wehe denen, die sich Abend oder 5er-Abo für Fr. 120.- (jeweils vor Deutsch übersetzt. Eintritt: Fr. 15.– voll Vorfreude die unschuldig aussehende dem Kurs zu bezahlen) Flüssigkeit gleich löffelweise über die Momos FR 5.5.06, 19.30 h, Heilige Plätze in Zen- DO 15.6.2006, 19.30 h, Buddhistische gekippt hatten! Zum Nachtisch gab es, wie es Belehrungen und Meditation zum Thema traltibet, Ein Dia-Vortrag von Patrick die Tradition gebietet, Mangocreme. Hagmann. Sie werden nicht nur tibetische «mindfulness» mit dem Ew. Geshe Jam- pel Senge vom Tibet-Institut.Rikon. Die D wie Darbietungen: Neben der Folklore- Kultur vom Feinsten erleben, sondern auch gruppe, die gerne noch weitergetanzt und - eine Landschaft von besonderer Schönheit Belehrung wird in englischer Sprache geniessen können. Die Reise startet in Tset- gehalten und von Meditationsübungen gesungen hätte, und den Kindern der Tibeter- hang mit dem Yumbu Lakhang, der ältesten begleitet. Unkostenbeitrag: Fr. 20. – pro schule Horgen, die mit ihrem tibetischen Neu- Festung Tibets (aus dem 3. Jh. v. Chr) und Abend und Person. jahrslied überzeugten, trat diesmal auch die führt über das Kloster Samye (779), den Aerobicgruppe des Männerturnvereins Zufi- Potala-Palast in Lhasa, vorbei am Nam Tso DO 22.6.06, 19.30 Uhr Tibetische Medizin kon unter der Leitung von Andrea Scholl auf. Chukmo, dem 2.grössten Salzsee Tibets, – Was bedeutet Kranksein und wo liegen die Ein Zeichen der Modernität: Aerobic vor dem mit fantastischer Sicht auf die Nyenchen- Ursachen davon? Vortrag von Frau Dr. Dönckie Emchi, dipl. Tibetische Ärztin. Potala. Oder zumindest vor dessen Bild. Thanglha-Kette bis zum (noch) intakten E wie Ehrengäste: Nebst den VertreterIn- Gyantse. Eintritt: Fr. 15.--. Nach dem Vortrag steht Dönckie Emchi für ein Gespräch über praktische Fragen zur nen der befreundeten Vereine und Institutio- FR 12. bis SO 14.5.06 Während seinem Verfügung. Eintritt: Fr. 15.— . nen – sie mögen verzeihen, dass wir sie nicht Besuch in der Schweiz gibt Sogyal Rinpo- DO 22. + FR 23.6.06, jeweils 9 – 16.30h, gibt einzeln aufzählen –, waren die Präsidentin der che einen öffentlichen Vortrag in Zürich Frau Dr. Dönckie Emchi Gesundheitsbera- Grünen Partei der Schweiz, Ruth Genner, und und ein Seminar in Zumikon. Im tungen nach traditionell tibetischen Prinzipi- der Bundeshauskorrespondent des «Tages- Anschluss an das Seminar in Zumikon vom en im Tibet Songtsen House. Für die SA 13.5.06 empfängt Sogyal Rimpoche Anzeigers» Bruno Vanoni Ehrengäste an der Sprechstunden bitte vorgängig anmelden GV. Die Präsidentin bedankte sich im Namen Tibeter und Tibeterinnen. Das Thema und unter Telefonnummer 0043-22-4325594. Detailprogramm dazu finden Sie auf der GSTF für seine vielen Berichte zur Bezie- www.songtsenhouse.ch oder FR 30.6.06, 19.30 h, Tibetisch Essen. Bit- hung Schweiz–Tibet, insbesondere auch für www.rigpa.ch. Diese Veranstaltung wird ten bis 23.6.06 anzumelden und Rückruf- seinen im Dezember erschienenen eindrückli- gemeinsam von Rigpa Schweiz und Tibet nummer oder E-Mail-Adresse zu hinter- chen Artikel zur Situation der tibetischen Songtsen House durchgeführt und ist für lassen sowie anzugeben, falls vegetarisch. Flüchtlinge in der Schweiz. alle Tibeter und Tibeterinnen kostenlos. Für Fr. 20.- pro Person. F wie Finis, Schluss, Ende. Um zehn mus- die Teilnahme am Seminar bitten wir um sten die letzten sich angeregt unterhaltenden Anmeldung an [email protected] oder Tel. 044- Programm auf www.songtsenhouse.ch 463 33 53. Besucher dem Vormarsch der Aufräumequipe weichen. Dana Rudinger

26 I TA 92 Mai 2006 www.tibetfocus.com Veranstaltungen

A n k ü n d i g u n g Veranstaltungen imTibet-Institut Rikon GSTF Sektion Nordwestschweiz und Tibetergemeinschaft Basel Tibet-Institut Rikon, Wildbergstrasse, CH- Sa 17.6., 09:30–11:00 Uhr, Rauchopfer mit 8486 Rikon, www.tibet-institut.ch der Ew. Mönchsgemeinschaft. 1958 rekru- TIBET-FEST am Lindenberg Die Veranstaltungen finden im Kult- oder im tierte Dhotoe in Tibet Freiwillige für den Schulungsraum des klösterlichen Tibet- Kampf gegen die chinesische Armee. Zum vom 18.-20 August 2006 Instituts statt. Eine Anmeldung ist nicht Gedenken feiert der 1979 in der Schweiz (Pfarreizentrum St.Clara, Lindenberg 8, erforderlich. Der Unterricht erfolgt in gegründete Verein Dhotoe Chushi Gang- Basel) Deutsch oder mit deutscher Übersetzung druk ein Rauchopfer. Freiwillige Beiträge. Thema: Panchen Lama/Reinerlös zugun- aus dem Tibetischen. Ausnahmen sind So 25.6., 14:30–16:00 Uhr, Die Praxis des sten: Tibeter-Flüchtlingsempfangsstelle in unter der jeweiligen Veranstaltung ver- Medizinbuddha. Vorlesung des Ew. Tulku Kathmandu. merkt. Lama Lobsang Thamcho Nyima, tibeti- Mit Manuel Bauer (Verkauf von Fotos (ca. scher Arzt und Astrologe. Vortrag in engli- A4/A3-Formate) und Signieren seines Aktualisierte Informationen zu unseren Ver- scher Sprache mit Übersetzung ins Deut- Buches) anstaltungen finden Sie unter Telefon 052 sche. Anschliessend findet von Freitag und Samstag: Tibet-Bazar sowie 383 20 72 oder www.tibet-institut.ch 16:30–17:30 Uhr ein fakultativer praktischer Info-Stände, Gartenrestaurant mit tibeti- Weitere Auskünfte erhalten Sie unter Tele- Teil statt. Unkostenbeitrag Fr. 20.- und frei- schem Essen, Musik, Tanzgruppe etc. fon 052 383 17 29 oder info@tibet-insti- willige Beiträge für den praktischen Teil. Programm Vorträge/Flime: noch offen tut.ch Sonntag: Brunch/Vortrag tib. Werden Sie Gönner/in des Tibet-Instituts! Medizin/Sangsö Juli Gerne senden wir Ihnen unsere Unterlagen. Sa 1.7., 14:30–16:00 Uhr, Öffentliche Dringend benötigt werden Helfer! Bitte sich April Führung durch und um das Tibet-Institut melden bei Thubten Zahner, Tibet House, Sa 29.4., 14:30–16:30 Uhr, Die Lobprei- Rikon mit Loten Dahortsang. Unkostenbei- Spalenberg 46, 4051 Basel, E-Mail: tibet- sungen des Tschenrezig. Belehrung mit trag Fr. 15.- [email protected], Tel. 061 261 53 60, dem Ew. Lodro Tulku. Die Praxis von Ava- So 2.7., 10:00–17:00 Uhr, Lu Jong – Kör- Fax 061 261 53 66, Natel 079 356 68 21. lokiteshvara fördert Mitgefühl und Zunei- Und wer möchte Sponsor sein? perübungen der Mönche in den Bergen. gung und schafft Harmonie in uns sowie Tagesseminar mit Loten Dahortsang. Mit- unter unseren Mitmenschen. Unkostenbei- tagsverpflegung mitbringen. Kursgebühr: trag Fr. 20.- Fr. 120.- oder nach eigenem Ermessen. Treffen der Sektion Nord- Mai Do 6.7., 9:30–11:00 Uhr, Buddhistischer westschweiz der GSTF Sa 6.5., 14:30–16:00 Uhr, Öffentliche Feiertag: Geburtstag S.H. des XIV. Dalai Führung durch und um das Tibet-Institut Lama. Puja und Rauchopfer mit der Ew. 8. Mai, weitere Termine auf Anfrage Rikon mit Loten Dahortsang. Unkosten- Mönchsgemeinschaft. Freiwillige Beiträge. Immer 19.00 Uhr im «Scala», 4. Stock, Freie beitrag Fr. 15.- Di 11.7., 9:30–11:00 Uhr, Buddhistischer Strasse 89, Basel Sa 13.5. und So 14.5., jeweils 14:30–17:30 Feiertag: Zamling Chisang – Rauchopfer- Uhr, Der Ew. Lama Sherab Gyaltsen Ami- Tag. Puja mit der Ew. Mönchsgemeinschaft. pa Rinpoche: Erklärungen zu den 21 Freiwillige Beiträge. Tibet-Stammtisch für alle Taras nach Atisha und Initiation zur Grü- Sa 29.7., 9:30–11:00 Uhr, Buddhistischer Tibet-Interessierten Zürich nen Tara. In englischer Sprache mit Über- Feiertag: Choe-Khor Duechen – Buddhas setzung ins Deutsche. Freiwillige Beiträge. erste Lehrrede. Puja mit der Ew. Mönchs- Der Stammtisch der GSTF-Sektion Zürich So 21.5., 14:30–16:30 Uhr, Einführung in gemeinschaft. Freiwillige Beiträge. findet jeden Monat am ersten Dienstag ab die buddhistische Philosophie. 1. Teil: 19 Uhr statt. Tibet-Interessierte sind herzlich Das Zuhören und analytisches Nachden- willkommen. Für nähere Informationen ken über die Vergänglichkeit. Vortrag von August wenden Sie sich bitte an den Sektionsleiter Loten Dahortsang. Um die Entstehung der Sa 9.8., 9:30–11:00 Uhr, Buddhistischer Claus Soltermann unterschiedlichen Schulrichtungen des Feiertag: Kalachakra Gedenktag. Puja mit Im Restaurant Tibetasia, Quellenstr. 6, 8005 Buddhismus, den Aufbau und die Struktur der Ew. Mönchsgemeinschaft. Freiwillige Zürich, Tram Nr. 4 u. 13 bis Quellenstrasse, der Lehre zu verstehen, versuchen wir über Beiträge. 4. Station ab HB den Inhalt der ersten Sutras nachzudenken. 2. Mai, 6. Juni, 4. Juli, August: Ferien Wer die Lehre über die Vergänglichkeit ver- steht und mit der Technik der Meditation ver- Regelmässig innerlicht, der kann mit der Angst vor Armut, Täglich ausser am Sonntag, 7:00–07:45 Einsamkeit, Krankheit und Tod besser Uhr, Morgenmeditation mit der Ew. Mön- n

umgehen. Unkostenbeitrag Fr. 20.- chsgemeinschaft. e So 28.5., 14:30–16:30 Uhr, Einführung in Mittwoch (3. Mai und danach jeden zweiten   die buddhistische Philosophie. 2. Teil: Die Mittwoch bis 12. Juli), 19:00–20:30 Uhr, g    Verinnerlichung der Lehre der Vergänglich- Tibetische Umgangssprache und Schrift mit

keit durch die Technik der Meditation. Vor- dem Ew. Lama Tenzin. Beitrag Fr. 20.- n         !"#   $  % &  '(() trag von Loten Dahortsang. Die beiden Tei-

&  *  # $  & % + ! le können einzeln besucht werden. Unko- u      ,%  -   stenbeitrag Fr. 20.- Freitag (5. Mai und danach jeden Freitag bis  .   / ! 01)!223 28. Juli; ausser 9.6. und 21.7.), 19:30–21:00 t 4 56- 7* Juni Uhr, Bhavanakrama – Mittlere Stufen der 8!  & '69  ! l   ':!   ! '9)!22 Sa 3.6., 14:30–16:00 Uhr, Öffentliche Meditation. Unterweisung in Englisch

   ' 95 ;91 7* < ! 5()!22 Führung durch und um das Tibet-Institut mit dem Ew. Geshe Jampel Senge. Unko- a &.   95 ;9:   ! :-)!22 Rikon mit Philip Hepp. Beitrag Fr. 15.- stenbeitrag 15.-

    9 '(!29'! ! ! 5()!22 t  &#.= 91 ; 9( >=! ! 1-)!? So 11.6., 9:30–11:00 Uhr, Buddhistischer  % & ; 9(!20)! & ! 0()!? Feiertag: Saka Dawa – Buddhas Geburt, Sonntag (14. Mai und danach jeden Sonn- s @.&% .7 8# 0) !22-) ! Erleuchtung und Eingang ins Parinirvana.  &%&   tag bis 16. Juli; ausser 4.6. und 11.6.), Puja mit der Ew. Mönchsgemeinschaft.   6   %* 18:30–20:30 Uhr, Lamrim – Stufenweg zur n 0A  &%  #8! )1  4 Freiwillige Beiträge. Erleuchtung. Belehrung, Fragestunde

So 11.6., 20:00–21:30 Uhr, Vollmond- und Meditation mit dem Ew. Geshe Khe- a .     Meditation. Der Ew. Lama Tenzin führt uns dup Tokhang. Lamrim kann als Landkarte

. "  -0 $ :)-'  in die persönliche Praxis ein und wir medi- für den Weg zur Erleuchtung bezeichnet r &! )55 09' -9 0' $ ,,,!22.%*! tieren gemeinsam im Kultraum. Bitte Opfer- werden. Der Lehrtext wurde auf Bitten der gaben (z.B. Blumen oder Früchte) und Ker- Tibeter vom indischen Meister Atisha ver- e zen mitbringen. Unkostenbeitrag Fr. 15.- fasst. Unkostenbeitrag 15.- V

www.tibetfocus.com TA 92 Mai 2006 I 27 Veranstaltungen

Einladung zur Gründung der Sektion Zentralschweiz der GSTF An einem Treffen der Arbeitsgruppe Innerschweiz der GSTF mit weiteren Mit- gliedern des Vereins und Mitgliedern der Sektion Luzern der Tibeter Gemeinschaft haben die Anwesenden einstimmig beschlossen, am Donnerstag, 4. Mai, eine Sektion der GSTF zu gründen. Ort und Zeit: Hotel Anker, Pilatusstrasse 36, Luzern, 19.30 Uhr Neu: Tibet-Stammtisch der Sektion Zen- tralschweiz. An jedem ersten Mittwoch des Monats ab 19.30 Uhr im Hotel Anker, Pilatusstrasse 36, Luzern. 7. Juni, 5. Juli

Die Yaks im Urnerland fühlen sich wohl und vermehren sich prächtig Foto: H. Murer «Genial global» in Luzern genial global – 20 Jahre RomeroHaus Luzern. 12. – 14. Mai 2006: Die Sektion Luzern der TGSL und die Sektion Zen- Auf zur grössten tralschweiz der GSTF sind während der Yak-Herde drei Tage präsent mit einem Essens- Infostand. in der Deutschschweiz Auftritt von Soname Yangchen am Sonn- tag, 14. Mai. Weitere Informationen unter ins Urnerland am Sonntag 20. www.romerohaus.ch August 2006!

Am Sonntag, 20. August unternehmen wir einen Ausflug zu den Urner Yaks oberhalb Andermatt und unterhalb des Impressum Gemsstockes. Es sind alle TibeterInnen Spass und Spiel , Kultur und kreatives Arbeiten ist Publikationsorgan der GSTF (Gesellschaft Schwei- und TibetfreundInnen herzlich eingela- das Programm des Auffahrstlagers des Tibet Songt- zerisch-Tibetische Freundschaft), des Vereins den. Für die Bahnreisenden ist sen House Tibetfreunde und der TFOS (Tibetischen Frauen- Besammlung um 8 Uhr unter der gros- organisation in der Schweiz). Auflage: 4850 sen Uhr (Treffpunkt) im Hauptbahnhof Exemplare. ISSN-Nr. 1422-3546 Zürich (Abfahrt Interregio Locarno ab Auffahrtslager für Redaktion: 8.09 Uhr, umsteigen in Göschenen ab Tibeter Kinder 9.52 Uhr, Ankunft Andermatt 10.03 Von DO 25. - SO 28.5.06 findet das 3. GSTF: Daniel Aufschläger, da. (Gesamtkoor- Uhr; gleicher Interregio: St.Gallen: ab dination) Dorfstrasse 54, 8967 Widen, Tel. G. 043 Kinderlager für Tibeter Kinder statt 259 40 08; Email: [email protected] 6.44 Uhr, Flawil: 7.57 Uhr, Winterthur: Die Biographie S.H. des 14. Dalai GSTF: Dana Rudinger, DR. Redaktorin, Wehn- 7.33 Uhr und viele weitere Stationen). Lama soll als roter Faden durch das Autofahrer nehmen die Gotthardroute talerstrasse 566, 8046 Zürich, Tel. 044 372 09 67 Wochenend führen und den Kindern die Tibetfreunde: Gaby Taureg, 4803 Vordemwald, bis Andermatt und stellen das Auto auf grosse Bedeutung dieser Persönlichkeit dem grossen Parkplatz der Gemsstock- [email protected] Tel. 062 751 02 93, 079 257 vor Augen führen. Die 8 tibetischen 72 08, Fax: 062 751 47 38 bahn ab. Treffpunkt ist für Zug- und Glückssymbole werden vorgestellt und Autofahrer 10.30 Uhr Talstation Gems- Tibetische Frauenorganisation: Tseten Bhusets- deren Bedeutung erklärt. Die tibetische hang, Im Schnegg 19, 8810 Horgen, Tel. 044 725 71 stock im Gebäude mit Billet ausgestat- Schrift wird aufgefrischt und Alltagsritua- tet. 31, 079 684 85 75, bhusetshang@.ch, le am Altar mit einem Mönch aus dem Klo- Korrespondent in New York: Douglas Kremer ster Rikon zelebriert. Von einem Musiker Billette einfach (wer zurück wandert – einer Tanzgruppe werden verschiedene Druck: Mercantil Druck AG, 8953 Dietikon etwa 1.5 Stunden) bzw. retour bis Gur- tibetische Musikinstrumente vorgeführt Preise: Einzelnummer Fr. 5.–, Jahresabo schenenalp. Von da aus suchen wir die Fr. 25.– Erscheint 4-5 Mal jährlich. Inserate: ein- und erklärt. Yaks unter kundiger Leitung von Hans spaltige mm-Zeile: Fr. 0.57 Nebst dem reichhaltigen Programm Murer von der Yakhalter-Vereinigung. werden wir aber auch genügend Zeit für GSTF-Büro: Binzstrasse 15, CH-8045 Zürich Tele- Wir verweilen etwa drei Stunden auf Spiel und Spass haben. Wir freuen uns auf fon 044 451 38 38, Fax: 38 68, [email protected] der Alp. Tibetisches Picknick: Die Teil- Adressänderungen bitte umgehend an die Vereine das Wiedersehen mit vielen bekannten nehmenden sind gebeten, etwas mehr melden. Internet: www.tibetfocus.com Kindern, aber auch darauf viele neue Kin- mitzunehmen als sie selber benötigen, der kennen zu lernen! damit wir teilen können. Bitte Anmel- Teilnahmegebühr pro Kind: CHF dung auf beiliegendem Talon bis Ende 220.– * (inkl. Vollpension, Werkmaterial) Vorschau Juli. Bitte schriftliche Anmeldung bis spä- Tibet aktuell Nr. 93 erscheint Ende August testens 30. April 2006 an: info@songtsen- Redaktionsschluss: Ende Juni. Interview mit Wenn Wetter zweifelhaft: Über Durch- Kelsang Gyaltsen, Leiter des Tibet Bureau in führung gibt Christina Schierz, Tel. 043 house.ch oder Tibet Songtsen House, Albisriederstrasse 379, 8047 Zürich. Genf und Delgierter des Dalai Lama für den 477 03 58 ab 18 Uhr, Samstag, 19. Dialog mit China, Trauriges Los der Tibet- August Auskunft. Organisation: *Bei Finanzierungsschwierigkeiten oder mehreren Antilopen; Die Geschichte der ersten Gene- Kinder der gleichen Familie sind wir zu einem ration der tibetischen Adoptivkinder in der Sektion Zürich GSTF Gespräch bereit Schweiz; Lage der Nonnen u. v. m.

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