Als Es Hieß ,Dein Profi-Vertrag Liegt Zur Unterschrift Bereit
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Seite 12-13 Interview Akbar 24.11.2009 13:01 Uhr Seite 12 12 Isenburger Wie zufrieden sind Sie mit dem Saison- „Als es hieß ,Dein Profi-Vertrag verlauf und dem neuen Trainer Michael Skibbe? liegt zur Unterschrift bereit’ war Becker: Wir sind zufrieden, auch mit Cheftrainer Michael Skibbe. Er und die Mannschaft haben 44 Punkte als Saisonziel ausgegeben und er lässt offen- das ein tolles Gefühl“ siveren Fußball spielen. Das ist gut für die Zuschauer. Funkel hat seine Verdienste, aber der Fußball war Profi-Fußballer zu werden, ist für viele Jugendliche ein Traum. Der Neu-Isenburger deutlich defensiver. Skibbe fördert auch Talente. Es Marcel Titsch-Rivero hat es geschafft. Der 20-Jährige gehört seit kurzem zum Profi- sollte nicht vergessen werden, dass Spieler wie Jer- Kader von Bundesligist Eintracht Frankfurt. Sein „oberster“ Chef kommt ebenfalls maine Jones, Mimoun Azouagh oder Marko Marin aus Neu-Isenburg: Herbert Becker ist seit 2002 Aufsichtsratsvorsitzender der aus unserer Jugend stammen. Im Eintracht-Kader Eintracht. Murtaza Akbar sprach für den Isenburger mit beiden über Gänsehaut, stehen mit Oka Nikolov, Jan Zimmermann, Marco Russ und Patrick Ochs auch Spieler aus dem eigenen Saisonverlauf, Neuzugänge und Träume. Nachwuchs. Jetzt kommen neben Titsch-Rivero noch Sebastian Jung, Cenk Tosun, Juvhel Tsoumou und Marco Alvarez dazu. Aber von zehn Talenten schaf- fen es vielleicht zwei. Was passiert im Winter, der Kader ist groß, Trainer Skibbe fordert vehement Verstärkungen. Wer geht, wer kommt? Wie kann man Neuzugänge der Kategorie Lincoln von der Eintracht überzeugen? Becker: Das operative Geschäft ist Sache von Heribert Bruchhagen, dafür haben wir ihn als Vor- standsvorsitzenden und Sportdirektor geholt. Er wird uns in Abstimmung mit dem Trainer vortragen, was er in dem genehmigten finanziellen Rahmen in der Winterpause vorhat. Sollten die finanziellen Mittel nicht ausreichen, werden wir im Aufsichtsrat be- raten. Wenn wir am Ende der Saison auf Platz neun stehen, wäre das super. Für mehr, etwa Platz fünf, muss man 20 oder 30 Millionen Euro mehr pro Jahr in die Hand nehmen. Herr Titsch-Rivero, Herr Becker setzt auf Generationen im Einsatz für Eintracht Frankfurt: Mittelfeldspieler Marcel Titsch-Rivero (20) hat vor wenigen Sie. Fühlen Sie sich schon als echter Profi? Monaten seinen ersten Profivertrag unterschrieben; Herbert Becker (72) ist als Aufsichtsratsvorsitzender Chef- aufseher des Fußball-Bundesligisten. Fotos: Klaus Braungart Titsch-Rivero: Nein, ich würde mich erst ab 20 oder 25 Bundesliga-Spielen als Profi bezeichnen. Herr Titsch-Rivero, Sie standen beim Wie wurden Sie eigentlich entdeckt? Heimspiel gegen Hannover 96 erstmals im Herbert Becker (72), in Walldorf geboren, Titsch-Rivero: Bis zur C-Jugend habe ich bei der Kader von Eintracht Frankfurt. Wie war war von 1964 an Bürgermeister von Zeppe- Spielvereinigung 03 Neu-Isenburg gespielt. Dann bin es, als 40.000 Zuschauer bei der Nennung linheim, damals jüngster Bürgermeister der ich zur SG Rosenhöhe Offenbach gewechselt und der Aufstellung Ihren Namen riefen? Bundesrepublik. 1972 wurde er Erster Stadtrat habe auch in der Hessenauswahl gespielt. Damals Marcel Titsch-Rivero: Da bekommt man Gänse- von Neu-Isenburg. 1978 wechselte Becker als wurde ich bei einem Turnier von der Eintracht gesich- haut. Es ist ein totales Highlight, sich in diesem Vorstandsbeauftragter für externe Kontakte tet und bin in die B-Jugend zur Eintracht gewechselt. vollen Stadion aufzuwärmen, vor allem, wenn man zur Flughafen Frankfurt AG, der heutigen das zum ersten Mal erlebt. Es entsteht eine Vor- Fraport AG. Zu seinen Aufgaben gehörte Und wie ging es bis zum Profi-Vertrag freude auf den Moment, wenn das ganze Stadion unter anderem der Kontakt zu den Politikern weiter? deinen Namen ruft. während des Mediationsverfahrens. 2004 Titsch-Rivero: Wir sind in meiner letzten A-Jugend- ging Becker in Pension. Mitglied von Eintracht Saison mit der Eintracht Vierter in der Bundesliga Gegen Bayern vor ausverkauftem Haus zu Frankfurt ist er seit 1996. Das Amt des Auf- geworden. Anschließend musste ich mich in der U 23 spielen, ist eigentlich ein Traum. sichtsratsvorsitzenden übernahm Becker bei beweisen. Wir haben in der letzten Saison eine super Aber waren Sie im Nachhinein froh, nicht der Eintracht Frankfurt Fußball AG 2002. Seine Runde gespielt. Als ich damals auf dem Heimweg beim 0:4-Heimdebakel im Pokal dabei aktuelle Amtszeit läuft bis zum 30. Juni 2010. vom Trainingslager angerufen wurde und es hieß gewesen zu sein? Marcel Titsch-Rivero (20), in Frankfurt ge- Titsch-Rivero: Nein, weil es immer eine Heraus- boren, lebt seit seiner Kindheit in Neu-Isenburg forderung ist, gegen Bayern München zu spielen. und machte das Abitur an der Weibelfeld- schule in Dreieich. Seine Laufbahn als Fuß- Herr Becker, gegen Bayern hat die baller begann er bei der Spielvereinigung 03 Eintracht in der vergangenen Jahren Neu-Isenburg. Als C-Jugendlicher wechselte er fast immer klar verloren. zur SG Rosenhöhe Offenbach. 2005 holte ihn Wie kann sich das ändern? Eintracht Frankfurt, wo er für die U 17- und Herbert Becker: Die Bayern können wir nur schla- U 19-Jugendmannschaften in der Bundesliga gen, wenn die einen sehr schlechten und wir einen spielte. Seit 2008 gehört Titsch-Rivero dem sehr guten Tag haben. Unser Etat für Lizenzspieler Eintracht-Kader der U 23 an und ist Stamm- beträgt rund 26 Millionen Euro, die Bayern geben spieler in der Regionalliga Süd. Im Juli 2009 circa 165 Millionen Euro für die Spielergehälter aus. unterschrieb er seinen ersten Profi-Vertrag mit Herbert Becker: „Wir sind zufrieden mit Cheftrainer Das sagt vieles aus. Aber wir sehen in die Zukunft einer Laufzeit bis 2012 und gehört seitdem Michael Skibbe. Er hat 44 Punkte als Ziel ausgege- und setzen dabei auch auf unsere jungen Talente wie zum Bundesliga-Kader von Eintracht Frankfurt. ben und lässt offensiveren Fußball spielen. Das ist zum Beispiel Marcel Titsch-Rivero. gut für die Zuschauer.” Seite 12-13 Interview Akbar 24.11.2009 13:01 Uhr Seite 13 Isenburger 13 ‚Dein Profi-Vertrag liegt zur Unterschrift bereit’, war 1964 mit 27 Jahren der jüngste hauptamtliche Bür- Becker: Es stimmt, es ist nur ein Sprung zum Stadion, das ein tolles Gefühl. germeister der Bundesrepublik. In meiner Zeit wur- aber Neu-Isenburg ist auch ein wunderbarer und den in Zeppelinheim sämtliche Infrastrukturanlagen internationaler Wohnort. Die Verbindung der Ein- Haben Sie schon einen Berater? gebaut wie zum Beispiel Wasserwerk, Bürgerhaus tracht zu Neu-Isenburg ist eng. Die Stadt hat uns Titsch-Rivero: Nein, das macht mein Vater. Ich und Sportanlage. 1972 bin ich nach Neu-Isenburg früher schon Plätze im Sportpark oder einen Kunst- brauche keinen Berater, vielleicht später mal. gewechselt, dort war ich bis 1978 Erster Stadtrat. rasen fürs Training zur Verfügung gestellt. Becker (lacht): Das mache ich, wenn ich mal als Auf- sichtsratsmitglied bei der Eintracht aufhören sollte. Und wie kam Ihre Liebe zur Eintracht Herr Titsch-Rivero, spielen Sie noch privat zustande? Fußball, etwa mit Freunden zum Spaß? Marcel Titsch- Becker: Ich habe die Spiele immer gerne besucht, oft Titsch-Rivero: Ja, klar. Wir kicken zum Beispiel auf Rivero: „Es gibt mit meinem Sohn. Mit ihm habe ich das Rostock- dem Platz am Abendgymnasium im Buchenbusch. viele Eintracht- Spiel 1992 erleben müssen. Wer das mitgemacht Das war früher vor allem lustig, wenn wir mit ande- Spieler, bei denen hat, muss einfach Eintracht-Fan werden. Im Juli 1996 ren gespielt haben, die nicht wussten, dass ich bei ich mir etwas nach dem ersten Abstieg bin ich in den Verein ein- abschauen kann. der Eintracht bin. getreten. Ich habe später den ersten Sponsoring-Ver- Von Liberopoulos trag zwischen Eintracht Frankfurt und der Fraport mit die Ruhe am Ball. Wie war es, als Sie Ihr erstes Autogramm Caio oder Toski initiiert, unter anderem, weil wir gerade an die Börse gegeben haben? haben eine super gegangen waren, aber keiner den neuen Namen Titsch-Rivero: Ich habe zum ersten Mal Auto- Technik und Pirmin Fraport kannte. Als Fraport 2002 Hauptsponsor der grammkarten mit meinem Foto und meinen Daten. Schwegler spielt Eintracht wurde, hat mein Chef, Wilhelm Bender, Das ist schon klasse. Bei der Automobilmesse IAA sehr konstant.“ dann erwartet, dass ich in den Aufsichtsrat gehe. hatten wir eine Autogrammstunde. Da kamen auch Nachdem die Eintracht in eine AG umgewandelt zwei ehemalige Mitschüler, das war natürlich lustig. wurde, hat mich der Aufsichtsrat schließlich zu seinem Vorsitzenden gewählt. Was ist Ihr fußballerisches Ziel und Was sind die großen Unterschiede darüber hinaus Ihr Traum? zwischen dem Training in der Regional- Wollen Sie es bleiben? und in der Bundesliga? Eintracht-Präsident Peter Fischer und Titsch-Rivero: Mein Ziel ist, mich erst mal in der Bundesliga zu etablieren und mit der Eintracht eine Titsch-Rivero: Die Qualität der Mitspieler. Du kannst Ihr Ex-Chef Wilhelm Bender sind für Ihre Nachfolge im Gespräch? gute Rolle in der Bundesliga zu spielen. Und der einen schlampigen Pass spielen und die können Traum ist, irgendwann mal für den FC Barcelona zu trotzdem etwas damit anfangen. Alles läuft viel Becker: Das ist alles Spekulation. Ich werde mich spielen. Früher habe ich vom ersten Profi-Vertrag schneller, anfangs war es eine große Umstellung. äußern, wenn ich gefragt werde. Das gebietet der geträumt. Dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Man will zeigen, was man drauf hat, aber es ist bes- Respekt vor den Eigentümern. Alles entscheidet sich ser, erstmal das Einfache zu machen. Wenn man sich zwischen Januar und Ende März 2010. eingewöhnt hat, kann man auch mal komplizierte Dinge zeigen. Stichwort Fraport: Das Unternehmen ist in der Region wegen des Flughafenausbaus Sind Sie von den Kollegen sofort umstritten, auf der anderen Seite tut es angenommen worden? viel für die Region. Wie und wo fördert Titsch-Rivero: Ja, am Anfang muss man zwar noch Fraport speziell den Fußball? die Bälle fordern. Aber wenn die Kollegen sehen, Becker: Sportvereine fördert Fraport mit Trikot- oder dass man kicken kann, geht es schnell und man wird Geldspenden.