Umweltbericht

zur FNP-Neuaufstellung

- Vorentwurf -

Im Auftrag der Stadt Ennepetal

grünplan büro für landschaftsplanung Stand 11.07.2011 Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 2

Auftraggeber:

Stadt Ennepetal Bismarckstr. 21 58256 Ennepetal Ansprechpartner: Herr Höhl Herr Helterhoff Frau Zymla-Rieckmann

Projektleitung Umweltbericht:

Dipl.-Ing. (FH) Markus Liesen Landschaftsarchitekt AKNW

Willy-Brandt-Platz 4 44135 Dortmund Tel. 02 31/52 90 21 Fax 02 31/55 61 56 [email protected] Bearbeitung: Dipl.-Ing. (FH) Susanne Schellenberger Dipl.-Ing. (FH) Alexander Quante

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 3

Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG 9

1.1 Planungsanlass 9 1.2 Ziele und Inhalte des FNP 10 1.3 Ergebnisse des Scoping-Termins 12 1.4 Umweltrelevante Themenkomplexe im Zuge des Flächennutzungsplanverfahrens 14

2. RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND METHODISCHE VORGEHENSWEISE DER UMWELTPRÜFUNG 15

2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen 15 2.2 Methodische Vorgehensweise 19

3. RELEVANTE ZIELE FÜR DEN UMWELTSCHUTZ 21

3.1 BauGB 21 3.2 Fachgesetze 23 3.3 Regional- und Landschaftsplanung 28 3.4 Informelle Instrumente 32

4. BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTBEZOGENEN SCHUTZGÜTER 38

4.1 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 38 4.1.1 Schutzgebiete 38 4.1.2 Sonstige Festsetzungen des Landschaftsplans 40 4.1.3 Biotopkartierung des LANUV 41 4.1.4 Ausgleichsflächenkataster 43 4.1.5 Tiere 43 4.1.6 Pflanzen 46 4.1.7 Biologische Vielfalt 47 4.2 Boden 47 4.2.1 Geologie 47 4.2.2 Oberflächenformen 51 4.2.3 Bodentypen 52

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 4

4.2.4 Schutzwürdige Böden 53 4.2.5 Rohstoffvorkommen / Lagerstätten 54 4.2.6 Altlasten 55 4.3 Wasser 56 4.3.1 Fließgewässer 56 4.3.2 Grundwasser 66 4.3.3 Eignung für eine dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser 69 4.4 Klima und Luft 70 4.4.1 Allgemeine Klimasituation 70 4.4.2 Klimatope 70 4.4.3 Lufthygiene 73 4.5 Landschaft 75 4.5.1 Landschafts- und Ortsbild 75 4.5.2 Freizeit und Erholung 76 4.6 Mensch und menschliche Gesundheit 82 4.6.1 Lärm 82 4.6.2 Störfallgefährdung 84 4.6.3 Hochwassergefährdung 85 4.7 Kultur- und Sachgüter 85 4.7.1 Kulturgüter 86 4.7.2 Sachgüter 87 4.8 Wechselwirkungen 87

5. STANDORTBEZOGENE BEWERTUNG DER ZU ERWARTENDEN ERHEBLICHEN AUSWIRKUNGEN AUF DIE SCHUTZGÜTER 91

5.1 Leitlinien der FNP-Neuaufstellung 91 5.2 Prüfung von Alternativen 91 5.3 Wohnbauflächen, Gemischte Bauflächen und Gemeinbedarfsflächen 94 5.3.1 Bewertungsmethodik 94 5.3.2 Bewertung der Auswirkungen der Neuausweisungen auf die Schutzgüter 97 5.3.3 Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag und FFH-Vorprüfung W9 Voerde Nord 99 5.3.4 Beibehaltung der Darstellung von noch nicht genutzten Wohnbauflächen des alten FNP 101

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 5

5.3.5 Rücknahme von Wohnbauflächendarstellungen des alten FNP 102 5.4 Gewerbeflächen 103 5.4.1 Bewertungsmethodik 103 5.4.2 Bewertung der Auswirkungen der Neuausweisungen auf die Schutzgüter 103 5.4.3 Beibehaltung der Darstellung von noch nicht genutzten Gewerbeflächen und Mischgebieten des alten FNP 104 5.4.4 Rücknahme von Gewerbeflächendarstellungen des alten FNP 105 5.5 Sondergebiete 105 5.6 Umwidmung von Flächen ohne erhebliche Umweltauswirkungen 106

6. MÖGLICHKEITEN ZUR VERMEIDUNG UND ZUR VERRINGERUNG VON UMWELTAUSWIRKUNGEN UND ZUR KOMPENSATION VON EINGRIFFEN 108

6.1 Biotopfunktion 108 6.2 Flächengebrauch und -versiegelung 108 6.3 Lufthygiene und Lärm 109 6.4 Landschafts- / Ortsbild und Erholung 109 6.5 Handhabung der Eingriffsregelung 110 6.5.1 Überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung 110 6.5.2 Ziele künftiger Kompensationsmaßnahmen-Umsetzung 114

7. GESAMTSTÄDTISCHE ZUSAMMENFASSENDE WERTUNG DER ZU ERWARTENDEN ERHEBLICHEN AUSWIRKUNGEN AUF DIE SCHUTZGÜTER 115

7.1 Bewertung der Auswirkungen auf die Schutzgüter 115 7.1.1 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 115 7.1.2 Boden 116 7.1.3 Wasser 116 7.1.4 Klima und Luft 117 7.1.5 Landschaft 117 7.1.6 Mensch und menschliche Gesundheit 118 7.1.7 Kultur- und Sachgüter 118 7.2 Ausgewählte Indikatoren zur Beurteilung des Flächenverbrauchs im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung 119 7.2.1 Entwicklung der Siedlungsfläche im Stadtgebiet 119

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 6

7.2.2 Lage und Nutzung vorhandener Infrastruktur 120 7.2.3 Entwicklungsperspektiven der Zentren und Dörfer 121 7.2.4 Berücksichtigung der Leitbilder und Ziele formeller und informeller Pläne und Konzepte sowie Gesetze 121

8. BESCHREIBUNG DER WICHTIGSTEN MERKMALE DER VERWENDETEN TECHNISCHEN VERFAHREN BEI DER UMWELTPRÜFUNG SOWIE HINWEISE AUF SCHWIERIGKEITEN, DIE BEI DER ZUSAMMENSTELLUNG DER ANGABEN AUFGETRETEN SIND 123

8.1 Tiere 123 8.2 Klima und Luft 123 8.3 Mensch und menschliche Gesundheit 123

9. GEPLANTE MAßNAHMEN ZUR ÜBERWACHUNG DER ERHEBLICHEN AUSWIRKUNGEN BEI DER DURCHFÜHRUNG DES FLÄCHENNUTZUNGSPLANS AUF DIE UMWELT (MONITORING) 124

9.1 Maßnahmen der Stadt Ennepetal 124 9.2 Maßnahmen der Fachbehörden 125

10. ALLGEMEIN VERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG 126

11. LITERATUR 128

12. GESETZE UND RICHTLINIEN 129

13. UMWELTDATEN UND -INFORMATIONEN, GUTACHTEN, PLANUNGEN 130

KARTEN

ANHANG

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 7

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1: Bevölkerungsverteilung nach Altersgruppen aus dem Kommunalprofil der Stadt Ennepetal (www.it.nrw.de; Stand 26.05.2011) 10 Abb. 2: Ablaufschema einer integrierten Umweltprüfung (Darstellung plan-lokal / grünplan) 16 Abb. 3: Kulturlandschaften in Ennepetal - Auszug aus „Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in NRW“; Quelle www.lwl.org/walb- download/pdf/KuLEP/Teil2.pdf 2011-06-20 35 Abb. 4: Gesamträumliches Entwicklungsmodell der Stadt Ennepetal (Quelle: plan- lokal / grünplan) 36 Abb. 5: Ausschnitt aus der Biotopverbundkarte (Nr. 4) STÖB Ennepetal 42 Abb. 6: Geotop in Ennepetal (Auszug aus dem Geotop-Kataster NRW) 49 Abb. 7: Geotope in Ennepetal (Auszug aus dem Geotop-Kataster NRW) 50 Abb. 8: Ausschnitt aus der Karte Karstverbreitung in Ennepetal (Arbeitskreis Kluterthöhlen e.V.; Stand: März 2009) 51 Abb. 9: Oberflächennahe Rohstoffe in Ennepetal 55 Abb. 10: Referenzzustand, guter Zustand und Degradationsstufen (www.flussgebiete.nrw.de 2010-02-04) 58 Abb. 11: Wasserqualität im Bereich Ennepetal, Stand 2003 (www.uvo.nrw.de 2008- 07-02) 60 Abb. 12: Farbskala Strukturgüteklassen 60 Abb. 13: Strukturgüte der (Gewässerstrukturgütebericht NRW 2005) 61 Abb. 14: Gewässerstrukturgüte in Ennepetal (Quelle: www.gis3.nrw.de/ims/WRRL/viewer.htm 2009-07-23; verändert) 62 Abb. 15: Digitale Karte der hochwassergefährdeten Bereiche in NRW, LUA 2003 (Blatt , Ausschnitt) 66 Abb. 16: Trinkwasserschutzgebiete im Raum Ennepetal (www.uvo.nrw.de 2011-07-04 68 Abb. 17: Versickerungseignung des Bodens in Ennepetal (Eigene Darstellung) 69 Abb. 18: Auszug Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet Blatt 13 Schwelm- Breckerfeld 71 Abb. 19: Auszug aus der Karte 3 „Grünverbindungswege, Grün- und Erholung (STÖB), nördlicher Teil“ 77 Abb. 20: Auszug aus der Karte 3 „Grünverbindungswege, Grün- und Erholung (STÖB), südlicher Teil“ 77 Abb. 21: Flächenanteil der Nutzungstypen (STÖB Ennepetal; LANUV NRW 2007) 79 Abb. 22: Lärmkartierung des Straßenverkehrs Ennepetal www.umgebungslaerm.nrw.de 83 Abb. 23: Lärmkartierung für Schienenwege 24 h (www.umgebungslaerm.nrw.de ) 84 Abb. 24: Vorgehen bei der Flächenauswahl im FNP-Vorentwurf (eigene Darstellung) 92 Abb. 25: Zusammenfassende Darstellung der Betroffenheit der nachgewiesenen und potenziell vorkommenden planungsrelevanten Arten (Quelle: Ökoplan) 100

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 8

TABELLENVERZEICHNIS

Tab. 1: Umweltbelange im BauGB 23 Tab. 2: Ziele und allgemeine Grundsätze für die Schutzgüter in Fachgesetzen 28 Tab. 3: Planungsrelevante Arten Messtischblatt 4710; aus www.naturschutzinformationen-nrw.de/artenschutz/de/arten/blatt; 2011-06- 20) 46 Tab. 4: Tabelle der Geotope in Ennepetal (Stellungnahme Scoping) 50 Tab. 5: Fischgewässerklassifikation aus dem Entwurf des Bewirtschaftungsplans NRW für die 64 Tab. 6: Emissionen aller Emittentengruppen - Auszug aus dem Emissionskataster NRW 2004 74 Tab. 7: Empfindlichkeiten gegenüber Lärmimmissionen (Auszug TA-Luft) 82 Tab. 8 Im Rahmen der FNP Neuaufstellung geprüfte Alternativstandorte 93 Tab. 9: Bewertungskriterien zur Einschätzung der schutzgutbezogenen Konfliktintensität in Bezug auf eine bauliche Nutzung 96 Tab. 10: Beurteilung der Standorteignung anhand der Konfliktintensität 97 Tab. 11: Einschätzung der Standorteignung für die Neuausweisung von Wohnbauflächen 98 Tab. 12: Beibehaltung der Darstellung von Wohnbauflächen (gesamthaft oder in Teilen) 101 Tab. 13: Geplante Wohnbauflächenrücknahmen 102 Tab. 14: Einschätzung der Standorteignung für die Neuausweisung von Gewerbegebieten 103 Tab. 15: Beibehaltung der Darstellung von Gewerbe- bzw. Mischbauflächen 104 Tab. 16: Geplante Gewerbeflächenrücknahmen 105 Tab. 17: Überschlägige Bilanzierung des Bestandes (Stand: 11.07.2011) 112 Tab. 18: Überschlägige Bilanzierung der Planung 113 Tab. 19: Überschlägige Eingriffsbilanzierung 113 Tab. 20: Prüfung vorhandener Ziele und Leitbilder 122

KARTENVERZEICHNIS Karte 1: Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt Karte 2: Boden Karte 3: Wasser Karte 4: Landschaft und Erholung Karte 5: Kultur- und Sachgüter Karte 6: Konfliktintensität

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 9

1. Einleitung

1.1 Planungsanlass

Der Rat der Stadt Ennepetal hat am 19.06.2008 die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP) mit dem Planungshorizont 2025 beschlossen. Mit der Durchführung wurde das Büro plan-lokal in Kooperation mit grünplan und spb beauftragt. Die Gemeinden haben nach § 1 Abs. 2 BauGB die Bauleitpläne (FNP als vorbereitender Bau- leitplan) aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung der Gemeinde erforderlich ist. Dabei hat der FNP gem. § 5 Abs. 1 BauGB die Aufgabe, für das ge- samte Stadtgebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen. Der aus dem Jahre 1968 stammende FNP der Stadt Ennepetal mit seinen inzwischen 42 abge- schlossenen Änderungsverfahren bedarf, bedingt durch sich ändernde Rahmenbedingungen, wie die Abnahme der Bevölkerung, Wohnungsleerstände und absehbare Veränderungen der Anforderungen in den Bereichen Wohnungsbau und gewerbliche Entwicklung sowie das verän- derte Bewusstsein für den Schutz und die Erhaltung der Umweltqualität als Lebensgrundlage (um nur einige Teilbereiche zu nennen), einer Neuaufstellung.

• Lage und Kurzcharakteristik der Flächennutzungssituation Das Stadtgebiet liegt am südlichen Rand des Ruhrgebietes im Kreis Ennepe-. Die Stadt hat 30.788 Einwohner (Stand: 31.12.2009; Kommunalprofil der Stadt Ennepetal) und unterteilt sich in 9 Stadtteile. Diese Stadtteile sind folgende: Büttenberg, Oelkinghausen, Milspe, Alten- voerde, Voerde, Hasperbach, Oberbauer / Bülbringen, Rüggeberg und Königsfeld / Heide. Die drei größten Stadtteile Ennepetals sind Milspe, Voerde und Altenvoerde. Mit ihren 30.788 Ein- wohnern ist sie die viertgrößte Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis. In direkter Umgebung befinden sich die Städte Wuppertal im Südwesten, Schwelm im Westen, im Norden und Rade- vormwald im Süden. Die Bezeichnung Ennepetal geht auf den Fluss Ennepe und das durch den Fluss geprägte Tal zurück. Entstanden ist die Stadt erst 1949 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Milspe und Voerde. Die Stadtgeschichte ist eng mit der Metallproduktion bzw. -verarbeitung verbunden. In den ver- gangenen 400 Jahren wurden hier diverse Produkte wie Ambosse, Sensen und Pflugschare hergestellt. Heute sind viele dieser Produkte im „Straßen-Industriemuseum“ zu bestaunen.

Das Stadtgebiet Ennepetals erstreckt sich über 5.743 ha und liegt geografisch auf 7° 20´22´´ Länge und 51° 17´60´´ Breite. Topographisch liegt d ie Stadt zwischen 164-388 m über NN. Die Flächennutzung beinhaltet 4.554 ha Freifläche ohne Siedlungen, wovon wiederum 2.471 ha Waldfläche ist. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen der Stadt machen 1.189 ha aus. Der Nord-Süd-Durchmesser der Stadt beträgt etwa 10,5 km, der Ost-West-Durchmesser etwa 8,7 km.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 10

1.2 Ziele und Inhalte des FNP

Der Flächennutzungsplan als vorbereitender Bauleitplan ist ein behördenverbindliches Instru- ment zur Steuerung der Stadtentwicklung. Nach § 1 Abs. 5 BauGB sollen Bauleitpläne "eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützen- den Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die na- türlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch in Verantwortung für den all- gemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln". Im Verhältnis zum 1968 wirksam gewordenen Flächennutzungsplan haben sich wesentliche in- dustriell/gewerbliche und demografische Rahmenbedingungen verändert. Im Rahmen der Neu- aufstellung des FNP müssen daher vor allem folgende Handlungsfelder und Entwicklungsten- denzen Berücksichtigung finden:

• Demografische Entwicklung Der allgemeine Trend des demografischen Wandels (in NRW) ist auch in Ennepetal nachzuvoll- ziehen. Betrachtet man die Entwicklung der Bevölkerung der Stadt, so stellt man fest, dass sich heute der Hauptanteil der Bevölkerung im Alter zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr befindet und ein hoher Anteil von Einwohnern über 50 Jahren vorliegt (vgl. Abb. 1 unten). Mit der Ten- denz des Älterwerdens der Bevölkerung insgesamt, lässt sich erkennen, dass sich in den kom- menden Jahren das Feld der über 50jährigen und älter noch vergrößern wird. Hierdurch können sich auch veränderte Lebensbedingungen entwickeln. Es wird eine größere Anzahl wenig mobi- ler Menschen geben, die mehr Zeit zur Verfügung haben. Hierauf hat die die städtebauliche Entwicklung zu reagieren. (Quelle: www.it.nrw.de ; www.wegweiser-kommune.de 26.05.2011)

Abb. 1: Bevölkerungsverteilung nach Altersgruppen aus dem Kommunalprofil der Stadt Ennepetal (www.it.nrw.de ; Stand 26.05.2011)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 11

Der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) hat im Jahr 2008 eine neue Bevölkerungsvorausberechnung für den Zeitraum 2008 bis 2030/2050 erstellt. Im Falle des Ennepe-Ruhr-Kreises wird ein vergleichsweise starker Bevölkerungsverlust um -9,5% bis 2025 prognostiziert. Für die Stadt Ennepetal werden im Zuge des demografischen Wandels ebenfalls gravierende Einwohnerverluste prognostiziert. Bis zum Jahr 2015 sollen diese etwa -7%, bis zum Jahr 2020 ca. -12% und bis zum Jahr 2025 ca. -17% betragen, was in der Summe ein Verlust von ca. 5.500 Einwohnern bedeuten würde. Auf der Ebene der Flächennutzungsplanung können nur Rahmenbedingungen geschaffen wer- den, die auf die demografischen Entwicklungen reagieren, diese verlangsamen oder abschwä- chen wie z.B. durch die Schaffung eines attraktiven Lebens- und Wohnumfeldes für junge Fami- lien.

• Wohnbauflächenentwicklung Neben der Einwohnerzahl ist die Zahl der Haushalte eine weitere Determinante für den zu prog- nostizierenden Wohnbauflächenbedarf. Aufgrund verschiedener Faktoren wie z.B. steigende Anzahl an Singlehaushalten, höhere Mobilität in der Bevölkerung, mehr ältere Personen etc. wird allgemein von einem Rückgang der Haushaltsgrößen ausgegangen. Der Wohnsiedlungsflächenbedarfsberechnung wurde in Abstimmung mit der Bezirksregierung Arnsberg und dem Regionalverband Ruhr erstellt. Aufgrund des relativ hohen Wohnungsab- ganges wurde dieser Wert nach Angaben der Stadt Ennepetal in der Berechnung angepasst, was in der Summe zu einem annähernd doppelt so hohen Bedarf führte. War man ursprünglich von 4,9 ha Bedarf bis zum Jahr 2021 ausgegangen, so beträgt dieser in der aktualisierten Be- rechnung 9,8 ha. Reduziert durch den Wohnbaulandverbrauch in den Jahren 2008 und 2009 ergibt sich ein verbleibender Bedarf für die Jahre 2010 bis 2021 von rund 4,8 ha. Im Rahmen der Flächennutzungsplanneuaufstellung ist zu überprüfen, welche Reservepotenzi- ale der Stadt zukünftig mobilisiert werden können. Hierbei ist abzuwägen, ob die potenziellen Reserven geeignet sind ein marktgerechtes Angebot zu garantieren oder inwieweit neue Wohnbauflächen den heutigen Wohnansprüchen eher entsprechen.

• Gewerbeflächenentwicklung Neben dem zukünftigen Wohnbauflächenbedarf ist die Gewerbeflächenentwicklung ein wesent- liches Handlungsfeld zur Steuerung der Stadtentwicklung. Für die Abschätzung der zukünftigen Gewerbeflächenbedarfe wird die Berechnung mittels des Modells GIFPRO (Gewerbe- und Industrie-FlächenPROgnose) durchgeführt. Im Ergebnis ergibt sich ein geschätzter gewerblicher Flächenbedarf von ca. 2,5 ha pro Jahr. Für den gesamten Prognosezeitraum 2010 bis 2025 wurde ein Bedarf für Ennepetal von rund 38 ha an gewerbli- cher Baufläche ermittelt. Trotz großer Flächenreserven im FNP alt von ca. 23 ha besteht damit ein weiterer Flächenbedarf von rund 15 ha.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 12

• Natur- und Umweltaspekte Verschiedene Gesetzesänderungen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes machen eine stärkere Berücksichtigung der Umweltbelange in der Bauleitplanung notwendig. Die Aspekte zum Schutz der Umwelt und der Natur sind für die Stadt Ennepetal von besonderer Bedeutung. Etwa 79 % des Stadtgebietes sind Freiflächen, die unter anderem wichtige Funktio- nen für den Natur- und Biotopschutz erfüllen. Zu den herausragenden Gebieten zählen die drei Natura 2000-Gebiete, aber auch die zahlreichen Flächen des Biotopkatasters. Räumliche Pla- nungen müssen mit den Schutz- und Erhaltungszielen kompatibel umgesetzt werden, um diese wertvollen Biotope erhalten zu können. Ebenso müssen die Belange des Artenschutzes zunehmend auch in der Bauleitplanung Be- rücksichtigung finden. Mit der Novellierung des BNatSchG im Jahr 2009 sind auch die die Ein- griffsregelung betreffenden Vorschriften und das Verhältnis zum Umweltschadensgesetz modi- fiziert worden. So heißt es im § 19 BNatSchG: "Eine Schädigung von Arten und natürlichen Le- bensräumen im Sinne des Umweltschadensgesetzes ist jeder Schaden, der erhebliche nachtei- lige Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung des günstigen Erhaltungszustandes dieser Lebensräume oder Arten hat.“ Die §§ 44 und 45 BNatSchG definieren Vorschriften und Ausnahmen für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten.

Der für die Stadt namensgebende Fluss, die Ennepe, aber auch die vielen größeren und kleine- ren Gewässer, müssen bei der zukünftigen Planung genügend Beachtung finden, insbesondere sind die Aspekte des Hochwasserschutzes zu beachten.

Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens ist u.a. im Rahmen einer Schutzgutbetrachtung zu überprüfen, ob Darstellungen des FNP mit den definierten Zielen des Natur- und kollidieren.

1.3 Ergebnisse des Scoping-Termins

Die Stadt Ennepetal beabsichtigt den Flächennutzungsplan und damit gleichzeitig die verfah- rensbegleitende Durchführung der Umweltprüfung in einem kooperativ gestalteten Verfahren aufzustellen. Das soll v.a. zu einer Reduzierung des Abstimmungs- und Arbeitsaufwandes im Rahmen der Erarbeitung von Vorentwurf und Entwurf für alle am Aufstellungsverfahren Beteilig- te beitragen. Neben den in § 4 BauGB festgelegten formellen Verfahrensschritten zur Beteiligung der Behör- den ist ein zusätzlicher Verfahrensschritt erforderlich, der zum Ziel hat, den angemessenen Um- fang und Detaillierungsgrad für die Ermittlung der Belange von Natur und Umwelt für die Abwä- gung festzulegen. Die Art und Weise, wie der Träger des Verfahrens zur Festlegung des Unter- suchungsrahmens für die Umweltprüfung gelangt, lässt der Gesetzgeber offen. In der Regel wird zu diesem Zweck ein Scoping-Termin veranlasst. Dieser informelle Termin, zu dem sämtliche betroffenen Behörden und sonstigen Träger öffent- licher Belange eingeladen wurden, fand am 28.01.2009 im Rathaus der Stadt Ennepetal statt. Hierbei wurden die Rahmenbedingungen zur Neuaufstellung des FNP, das vorgeschaltete Ver- fahren zur Leitbildentwicklung, die Methodik der Umweltprüfung und deren Einbettung in das gesamte FNP-Verfahren erläutert. Im Rahmen der Einladung waren bereits ein Gliederungsvor- schlag für den Umweltbericht sowie die angefragten Datengrundlagen aufgeführt. Es erfolgten zwei schriftliche Stellungnahmen, zum Einen durch den Landesbetrieb Wald und Holz, mit dem grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 13

eine frühzeitige Abstimmung der jetzigen Waldsituation in der Stadt angestrebt wird, sowie zum Anderen eine Stellungnahme des Geologischen Dienstes zu den Schutzgütern Geologie, Bo- den und Wasser. Die Anwesenden wurden alphabetisch nach ihren Anregungen und Hinweisen zum jetzigen Zeitpunkt des Verfahrens abgefragt. Folgende Anregungen wurden schwerpunktmäßig vorgebracht:

- Mit der vorgeschlagenen Methodik und dem Inhalt der Umweltprüfung, sowie dem Glie- derungsvorschlag des Umweltberichtes besteht Übereinstimmung. - Besondere Beachtung der geologischen Situation in Ennepetal (Höhlenreichste Stadt), Karstvorkommen, Geotope und Höhlen (Kluterthöhle). - Darstellung der Waldflächen muss genau abgestimmt werden, nach dem Forstgesetz ist auch Wald geschützt der nicht dargestellt ist. - Besondere Beachtung der Vorkommen von Brut- und Zugvögeln in der Stadt mit ihren jeweiligen Verbreitungs- und Wandergebieten (Hinweise im STÖB). - Beachtung des Puffers von 300 m zum FFH-Gebiet „Gevelsberger Stadtwald“.

- Besondere Einbeziehung der Altlastenproblematik bei Flächenuntersuchungen und eine mögliche Versiegelungsauswirkung auf das Grundwassergefüge. - Derzeit laufende UVS zum Straßenbauvorhaben B 483n, möglicher Datenabgleich aller- dings noch keine konkrete Trassierung vorhanden.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 14

1.4 Umweltrelevante Themenkomplexe im Zuge des Flächennutzungsplan- verfahrens

Nach § 5 Abs. 1 BauGB ist "im Flächennutzungsplan für das Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den vor- aussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen (...)". In Zeiten von schrumpfender Bevölkerung und des demografischen Wandels, ist der FNP nicht mehr als reines Instrument zur Gewährleistung des Wachstums einer Gemeinde zu sehen, son- dern muss sich mit den vorgenannten Herausforderungen, wie z.B. mit dem Bevölkerungsrück- gang vorsorgeorientiert auseinandersetzen. Hierzu soll der FNP-Aufstellungsprozess ein Um- denken bzw. ein Behandeln von nicht ausschließlich FNP-bezogenen Themen bewirken.

Folgende umweltrelevante Themenkomplexe sind bei der Aufstellung des FNP zu behandeln:

Bauliche Entwicklung - Prüfung der Erforderlichkeit der Rücknahme im alten FNP nicht realisierter Flächen - Prüfung von Möglichkeiten der Innenverdichtung - Mobilisierbarkeit von Flächen

- Stärkung des Hauptsiedlungsschwerpunktes (Prinzip „Stadt der kurzen Wege“)

- Berücksichtigung der Erreichbarkeit (ÖPNV-Verfügbarkeit)

Gewerbliche Entwicklung

- Berücksichtigung der Mehrbelastungen (Lärm; Immissionen) der Menschen vor Ort durch an- fallenden Verkehr

- Berücksichtigung der Erreichbarkeit (überregionale Anbindung) - Sicherung von ausreichenden Flächengrößen für Gewerbeansiedlung bei größtmöglicher Re- duzierung der Zersiedelung der Landschaft

Umgang mit wertvollen Strukturen - Berücksichtigung der umweltrelevanten Schutzgüter nach § 1 Abs. 6 BauGB, z.B. der wertvol- len Biotopstrukturen bei der künftigen baulichen Entwicklungen - Sicherung siedlungsnaher Erholungsräume und deren Zugänglichkeit

- Prüfung artenschutzrechtlicher Belange bei Flächenwidmungen

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 15

2. Rechtliche Rahmenbedingungen und methodische Vorgehensweise der Umweltprüfung

2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen

Zur Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes ist gem. § 2 Abs. 4 BauGB eine Um- weltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermit- telt und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden. Der Umweltbericht ist ein gesonderter Teil der Begründung zum Flächennutzungsplan. Das Ergebnis der Umweltprüfung ist in der Abwägung zu berücksichtigen. In einer Erklärung zum Umweltbericht ist die Art und Weise, wie die Umweltbelange und die Ergebnisse der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung berücksichtigt werden und aus welchen Gründen der Plan nach der Abwägung mit anderen Planungsmöglichkeiten gewählt wird, darzulegen. Die Gemeinde legt dazu für den Flächennutzungsplan fest, in welchem Umfang und Detaillie- rungsgrad die Ermittlung der Belange für die Abwägung erforderlich ist. Die Umweltprüfung be- zieht sich auf das, was nach gegenwärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfme- thoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsgrad des FNP angemessenerweise verlangt werden kann. Der Detaillierungsgrad hängt nicht zuletzt vom Maßstab und der Genauigkeit des zu prü- fenden Planwerkes ab. Der Flächennutzungsplan stellt gem. § 5 BauGB für das ganze Gemein- degebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bo- dennutzung in den Grundzügen dar. Da der Flächennutzungsplan somit nur eine städtebauliche Leitlinie vorgibt und in seinen Darstellungen nicht parzellenscharf ist, kann auch die Umweltprü- fung nur diesen Detaillierungsgrad erreichen. Gemäß § 4 Abs. 1 BauGB sind die betroffenen Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Be- lange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, zu unterrichten und zur Äußerung auch im Hinblick auf den erforderlichen Umfang und Detaillierungsgrad der Umwelt- prüfung aufzufordern. Verfügen die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange über Informationen, die für die Ermittlung und Bewertung des Abwägungsmaterials zweckdienlich sind, haben sie diese Informationen dem Planungsträger zur Verfügung zu stellen.

In der folgenden Abbildung ist das FNP-Aufstellungsverfahren mit integrierter Umweltprüfung dargestellt (vgl. Abb. 2).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 16

(hier: RVR)

Abb. 2: Ablaufschema einer integrierten Umweltprüfung (Darstellung plan-lokal / grünplan)

Die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsschritte der Umweltprüfung als verfahrensbegleitendes In- strument fließen während des gesamten Verlaufs der Aufstellung des Flächennutzungsplans in dessen Erarbeitung ein und nehmen an allen formellen Verfahrensschritten teil.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 17

Die Flächennutzungsplanung hat entsprechend des § 1 Abs. 5 und 6 BauGB eine umfangreiche Aufgabenstellung, indem sie eine "nachhaltige städtebauliche Entwicklung, welche die sozialen wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen (...) miteinander in Einklang bringt", gewährleisten soll. Damit hat die Flächennutzungsplanung nicht nur die Siedlungsflächenent- wicklung zu steuern, sondern sie muss sich entsprechend des Gesetzesauftrages auch mit dem Schutz und der Entwicklung einer menschenwürdigen Umwelt, der natürlichen Lebensgrundla- gen sowie der städtebaulichen Gestalt und des Orts- und Landschaftsbildes auseinanderset- zen. Eine besondere Verpflichtung für die kommunale Bauleitplanung ergibt sich hierbei auch aus der so genannten Bodenschutzklausel des § 1a Abs. 2 BauGB. Danach soll die Gemeinde mit Grund und Boden sparsam und schonend umgehen und die Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen durch Innenentwicklung, Wiedernutzung von Brachen etc. begrenzen. Da- mit hat die Flächennutzungsplanung bei der Abwägung im Rahmen der Aufstellung des Flä- chennutzungsplans über Umfang und Lage künftiger Baugebiete und der Art und Maß der bau- lichen Nutzung zu entscheiden, muss aber auch die infrastrukturelle Ausstattung und die Um- weltbelange in einem umfassenden Kontext betrachten. Gemäß § 1 BauGB ist es die Aufgabe der Flächennutzungsplanung, eine nachhaltige städte- bauliche Entwicklung zu gewährleisten. Im Kern dieses Auftrages stehen deshalb gemäß § 1 Abs. 6 BauGB Planaussagen zu den Wohn- und Arbeitsstandorten der Bevölkerung. Die Umweltprüfung zum Flächennutzungsplan ist daher gemäß dieser gesetzlichen Zielvorgabe vor allem auf die Planinhalte auszurichten, die sich auf die künftige städtebauliche Entwicklung be- ziehen. Damit sind vor allem die zu erwartenden Umweltauswirkungen möglicher künftiger Sied- lungserweiterungen aber auch von Nachverdichtungen (Anm.: sofern auf Ebene der Flächen- nutzungsplanung darstellbar) sowie von Infrastrukturprojekten jeglicher Art aufzuzeigen und ei- ne Prüfung der Umweltverträglichkeit vorzunehmen. Aufgrund des zentralen städtebaulichen Entwicklungsauftrages hat die Flächennutzungspla- nung jedoch nur einen begrenzten Auftrag zur Entwicklung des Stadtgebietes aus Sicht des Umwelt- bzw. Naturschutzes. Verpflichtet ist die Flächennutzungsplanung zu einer möglichst umweltverträglichen Ausgestaltung der Siedlungsflächenentwicklung, also zu einem schonen- den Umgang mit Grund und Boden, einer weitgehend umweltverträglichen Standortwahl, d.h. zur Vermeidung voraussichtlich erheblicher Beeinträchtigungen sowie zum Ausgleich unver- meidbarer Beeinträchtigungen. Dagegen hat die Flächennutzungsplanung keinen umfassenden Entwicklungsauftrag zu anderen Umwelt-, Freiraum- und Naturschutzaspekten, wie z.B. bezüg- lich des Aufbaus eines Biotopverbundsystems oder der Entwicklung eines durchgängigen Frei- raumsystems. Der Muster-Einführungserlass zum Gesetz zur Anpassung des Baugesetzbuchs an EU- Richtlinien (EAG Bau-Mustererlass, Stand 12.07.2004) gibt für die Planungspraxis einen Orien- tierungsrahmen im Hinblick auf Methodik und Inhalt der Umweltprüfung vor. Der Katalog der städtebaulichen Belange nach § 1 Abs. 6 enthält im BauGB nunmehr in Num- mer 7 eine Aufzählung der für die Abwägung insbesondere zu berücksichtigenden Umweltbe- lange, die in der Praxis als eine Checkliste für die in der Umweltprüfung zu betrachtenden Be- lange genutzt werden kann. Es werden folgende Aspekte aufgeführt:

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 18

• Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungs- gefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt,

• die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeu- tung und der Europäischen Vogelschutzgebiete im Sinne des Bundesnaturschutzgeset- zes,

• umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt, • umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter,

• die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Ab- wässern, • die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie, • die Darstellungen von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechtes,

• die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechts- verordnung zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaf- ten festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden,

• die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 19

2.2 Methodische Vorgehensweise

Die in der Umweltprüfung zur Flächennutzungsplanung zu vollziehenden Arbeitsschritte lassen sich aus den o.g. Erfordernissen und der Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB ableiten und können folgendermaßen vereinfacht zusammenfassen werden:

1. Erfassung und Aufbereitung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festge- legten Ziele des Natur- und Umweltschutzes, die für den Flächennutzungsplan von Be- deutung sind;

2. Erfassung und Darstellung sämtlicher in der Diskussion befindlicher Vorstellungen zur Wohnbau- und Gewerbeflächenentwicklung, zur Weiterentwicklung der Infrastruktur und der sonstigen räumlich wirksamen fachplanerischen Vorhaben;

3. Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands, ein- schließlich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden;

4. Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung der Planung und bei Nichtdurchführung der Planung; 5. Diskussion von Standortalternativen bei erheblicher Beeinflussung der Gebiete durch Planungsabsichten (Umsetzung des Prinzips der Vermeidung und Minderung von Um- weltbeeinträchtigungen); 6. Überschlägige Ermittlung des durch die Planungsabsichten erforderlich werdenden Kompensationsumfangs und Darstellung der Ziele zur Umsetzung der Maßnahmen; 7. Prüfung der Verträglichkeit der Planungsabsichten nach § 34 BNatSchG (FFH- Verträglichkeitsprüfung). Abschließende Darstellung der Prüfergebnisse im Umweltbericht u. a. Aussagen zu Schwierig- keiten, die bei der Zusammenstellung der Angaben aufgetreten sind, Monitoring etc.

Die Umweltprüfung im Rahmen des Aufstellungsverfahrens des FNP hat zwei räumliche Be- trachtungsebenen:

Die standortbezogene Betrachtung

- Überprüfung der absehbaren Umweltauswirkungen von Siedlungserweiterungen bzw. Infrastrukturmaßnahmen etc. an Einzelstandorten.

- Optimierung der Standortwahl aus Umweltsicht mit dem Ziel konfliktfreier oder -armer Alternativen. - Vorschläge zur Minderung bzw. zur Kompensation von möglichen Eingriffen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 20

Die gesamtstädtische Betrachtung - Dokumentation von Art und Umfang der geplanten Siedlungserweiterungen; hierbei Überprüfung, ob die Stadt dem Grundsatz eines sparsamen Umganges mit Grund und Boden (§ 1a Abs. 2 BauGB) gerecht wird. - Vergleich von Innen- zu Außenentwicklung; hierbei Überprüfung der vorhandenen Baulü- ckenpotenziale und -reserven. - Überschlägige Einschätzung der gesamtstädtischen Umweltauswirkungen auf die einzel- nen Schutzgüter.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 21

3. Relevante Ziele für den Umweltschutz

Gemäß Nr. 1b der Anlage zum BauGB sind im Umweltbericht die in einschlägigen Fachgeset- zen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Be- deutung sind, und die Art, wie diese Ziele und die Umweltbelange bei der Aufstellung berück- sichtigt wurden, darzulegen. Damit soll eine Einordnung der mit dem Bauleitplan verfolgten konkreten städtebaulichen Ziele im Verhältnis zu den Belangen des Umweltschutzes ermöglicht werden. Zum Einen soll dadurch eine transparente Darstellungsweise gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit bewirkt werden, zum Anderen können die Umweltziele im Hinblick auf den Arbeitsschritt der Bewertung als Maßstab genutzt werden. Die Einschränkung auf die in den jeweiligen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele, die für den Plan relevant sind, verdeutlicht jedoch, dass keine überzogenen Anforderungen an die Bandbreite der beschriebenen Umweltziele zu stellen sind. Insbesondere sind keine interna- tionalen und gemeinschaftsrechtlichen Umweltziele darzustellen, da sich die Gemeinde grund- sätzlich darauf verlassen darf, dass diese in deutsches Fachrecht umgesetzt worden sind. In der Praxis wird es sich insbesondere um Ziele derjenigen Fachgesetze und Fachpläne handeln, die bei der Aufstellung des Bauleitplans im Hinblick auf § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe g BauGB heranzuziehen sind. Hierzu sind insbesondere die Ziele des Naturschutz-, Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechts zu zählen. Während die Ziele der Fachgesetze einen bewertungsrelevanten Rahmen rein inhaltlicher Art darstellen, geben die Ziele der Raum- und Fachplanungen über diesen inhaltlichen Aspekt hin- aus auch konkrete, räumlich zu berücksichtigende Festsetzungen vor. Neben diesen rechtlich bindenden Planungen werden auch informelle Planungen berücksichtigt, die zu unterschiedli- chen Themen oder Entwicklungsräumen aufgestellt wurden.

3.1 BauGB

Der Flächennutzungsplan soll „eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Er soll dazu beitragen, eine menschen- würdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwi- ckeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln“ BauGB § 1 (5). In der folgenden Tabelle sind die zu berücksichtigenden Belange zum Umweltschutz laut BauGB aufgeführt (vgl. Tab. 1).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 22

Schutzgut Baugesetzbuch zu berücksichtigende Belange / ergänzende Vorschriften Mensch, einschließ- § 1 (6) Nr. 1, 3 u. 7 zu berücksichtigende Belange: lich der menschli- siehe auch § 1 (5) - Die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und chen Gesundheit Arbeitsverhältnisse, - umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt, - die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwässern, - die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung. Insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, al- ten und behinderten Menschen, unterschiedliche Auswir- kungen auf Frauen und Männer sowie die Belange des Bildungswesens und von Sport, Freizeit und Erholung.

Tiere, Pflanzen und § 1 (6) Nr. 7 zu berücksichtigende Belange: die biologische Viel- siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, falt Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt, - die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vo- gelschutzgebiete im Sinne des Bundesnaturschutzgeset- zes, - die Vermeidung und der Ausgleich voraussichtlich erhebli- cher Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts in seinen in § 1 (7) Nr. 7 a BauGB bezeichneten Bestandtei- len (Eingriffsregelung nach Bundesnaturschutzgesetz).

§ 1a (2) ergänzende Vorschriften: - Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutz- te Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden.

Boden § 1 (6) Nr. 7 zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt.

§ 1a (2) ergänzende Vorschriften: - Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umge- gangen werden, - zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Maßnahmen sind die Möglichkeiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wie- dernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und andere Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen, - Bodenversiegelungen sind auf das notwendige Maß zu begrenzen, - landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden

Wasser § 1 (6) Nr. 7 u. 12 zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 23

die Landschaft und die biologische Vielfalt, - die Belange des Hochwasserschutzes.

§ 1a (2) ergänzende Vorschriften: - Bodenversiegelungen sind auf das notwendige Maß zu begrenzen. - landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden.

Luft § 1 (6) Nr. 7 zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt, - die Vermeidung von Emissionen, - die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsverordnung zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaf- ten festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden.

Klima § 1 (6) Nr. 7 zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt, - die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie.

Landschaft § 1 (6) Nr. 5 u. 7 zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt, - die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes.

Kultur- und Sachgü- § 1 (6) Nr. 5, 7 u. 8 zu berücksichtigende Belange: ter siehe auch § 1 (5) - Die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und

Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebau- licher Bedeutung, - die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes, - umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sons- tige Sachgüter, - der Sicherung von Rohstoffvorkommen.

Tab. 1: Umweltbelange im BauGB

3.2 Fachgesetze

Im Folgenden werden die in einschlägigen Fachgesetzen festgelegten Ziele des Umweltschut- zes dargestellt. Die Betrachtung der Zielvorgaben erfolgt schutzgutbezogen, da in den Folge- schritten die Bewertung der Auswirkungen der Planungen ebenfalls schutzgutbezogen durchge- führt wird.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 24

Dargestellt sind in der Tabelle 2 nur die in einschlägigen Fachgesetzen festgelegten Ziele und Grundsätze des Umweltschutzes. Der Begriff „Fachgesetze“ umfasst zunächst alle formellen Bundes- und Landesgesetze einschließlich der aufgrund von Landesgesetzen erlassenen Rechtsverordnungen, die Gesetze im materiellen Sinne sind. Als Gesetz im materiellen Sinn können auch kommunale Satzungen (z.B. Baumschutzsatzun- gen) relevant werden, was allerdings nur für die Ebene der verbindlichen Bauleitplanung und somit nicht für den FNP von Relevanz ist. Nicht als Gesetze gelten Verwaltungsvorschriften, wie die TA Luft und die TA Lärm (§ 48 BImSchG), die zwar aufgrund gesetzlicher Vorgaben erlassen wurden, die aber den Rechtscha- rakter normkonkretisierender Verwaltungsvorschriften haben. Keine Fachgesetze sind zudem die technischen Regelwerke, die durch DIN, VDI, VDE oder andere Einrichtungen zur Standar- disierung technischer oder verfahrensmäßiger Anforderungen erarbeitet werden (vgl. hierzu Bunzel, A: (2005): Umweltprüfung in der Bauleitplanung, S. 111-116).

Schutzgut Quelle Zielaussage Mensch, einschließ- Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: lich der menschli- Landschaftsgesetz NRW - Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes chen Gesundheit und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Men- schen auch in Verantwortung für die künftigen Generatio- nen im besiedelten und unbesiedelten Bereich (…) zu schützen (…).

Bundes-Immissions- Ziele sind u. a. schutzgesetz incl. - Schutz des Menschen, der Tiere und Pflanzen, des Bo- Verordnungen dens, des Wassers, der Atmosphäre und der Kultur- und Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen (Immissi- onen), - Vorbeugung hinsichtlich des Entstehens von Immissionen (Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Erscheinungen), - Bekämpfung von Umgebungslärm durch gemeinsame Konzepte. Tiere, Pflanzen und Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: die biologische Viel- Landschaftsgesetz NRW - Zur dauerhaften Sicherung der biologischen Vielfalt sind falt entsprechend dem jeweiligen Gefährdungsgrad insbeson- dere 1. lebensfähige Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten zu erhalten und der Austausch zwischen den Populationen sowie Wanderungen und Wiederbesiedelungen zu ermöglichen, 2. Gefährdungen von natürlich vorkommenden Ökosys- temen, Biotopen und Arten entgegenzuwirken, 3. Lebensgemeinschaften und Biotope mit ihren struktu- rellen und geografischen Eigenheiten in einer repräsentati- ven Verteilung zu erhalten; bestimmte Landschaftsteile sollen der natürlichen Dynamik überlassen bleiben. - Zur dauerhaften Sicherung der Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts sind insbesondere (…) wild lebende Tiere und Pflanzen, ihre Lebensgemein- schaften sowie ihre Biotope und Lebensstätten auch im Hinblick auf ihre jeweiligen Funktionen im Naturhaushalt zu erhalten (…). (…) der Entwicklung sich selbst regulierender Ökosysteme auf hierfür geeigneten Flächen Raum und Zeit zu geben.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 25

- Großflächige, weitgehend unzerschnittene Landschafts- räume sind vor weiterer Zerschneidung zu bewahren. Die erneute Inanspruchnahme bereits bebauter Flächen sowie die Bebauung unbebauter Flächen im beplanten und un- beplanten Innenbereich, soweit sie nicht für Grünflächen vorgesehen sind, hat Vorrang vor der Inanspruchnahme von Freiflächen im Außenbereich. Verkehrswege, Energie- leitungen und ähnliche Vorhaben sollen landschaftsge- recht geführt, gestaltet und so gebündelt werden, dass die Zerschneidung und die Inanspruchnahme der Landschaft sowie Beeinträchtigungen des Naturhaushalts vermieden oder so gering wie möglich gehalten werden (…). Bundeswaldgesetz (BwaldG) Ziele sind u.a.: / Landesforstgesetz (LfoG) - "...den Wald ...wegen seiner Bedeutung für die Umwelt...zu erhalten...und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung zu sichern..." (§1 BwaldG) - "...dass die biologische Vielfalt...und die Fähigkeit, gegen- wärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen zu erfüllen, erhalten bleibt..." (§1a LfoG)

Europäisches ökologisches Ziele sind u. a.: Netz „Natura 2000“ - Die Errichtung des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ ist zu fördern. Sein Zusammenhalt ist zu wahren und, auch durch die Pflege und Entwicklung eines Biotopverbunds, zu verbessern, - die besonderen Funktionen der Gebiete von gemeinschaft- licher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebie- te innerhalb des Netzes „Natura 2000“ sind zu erhalten und bei unvermeidbaren Beeinträchtigungen, soweit wie möglich, wiederherzustellen.

Biodiversitätskonvention Gleichrangige Ziele sind: - Die Erhaltung der biologischen Vielfalt, - die nachhaltige Nutzung der Bestandteile der biologischen Vielfalt, - die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile

Boden Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: Landschaftsgesetz NRW - Zur dauerhaften Sicherung der Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts sind insbesondere (… ) Böden so zu erhalten, dass sie ihre Funktion im Na- turhaushalt erfüllen können; nicht mehr genutzte versiegel- te Flächen sind zu renaturieren, oder, soweit eine Entsie- gelung nicht möglich oder nicht zumutbar ist, der natürli- chen Entwicklung zu überlassen (…). Beim Aufsuchen und bei der Gewinnung von Bodenschät- zen, bei Abgrabungen und Aufschüttungen sind dauernde Schäden des Naturhaushalts und Zerstörungen wertvoller Landschaftsteile zu vermeiden; unvermeidbare Beeinträch- tigungen von Natur und Landschaft sind insbesondere durch Förderung natürlicher Sukzession, Renaturierung, naturnahe Gestaltung, Wiedernutzbarmachung oder Re- kultivierung auszugleichen oder zu mindern.

Bundesbodenschutzgesetz Ziele des BBodSchG sind: incl. Bodenschutzverordnung - Der langfristige Schutz des Bodens hinsichtlich seiner / Landesbodenschutzgesetz Funktionen im Naturhaushalt, insbesondere als NW - Lebensgrundlage und -raum für Menschen, Tiere, Pflanzen,

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 26

- Bestandteil des Naturhaushalts mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen, - Ausgleichsmedium für stoffliche Einwirkungen (Grund- wasserschutz), - Archiv für Natur- und Kulturgeschichte, - Standorte für Rohstofflagerstätten, für land- und forst- wirtschaftliche sowie siedlungsbezogene und öffentliche Nutzungen, - der Schutz des Bodens vor schädlichen Bodenverände- rungen, - Vorsorgeregelungen gegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen, - die Förderung der Sanierung schädlicher Bodenverände- rungen und Altlasten sowie dadurch verursachter Gewäs- serverunreinigungen.

Wasser EG-Wasserrahmenrichtline Ziele sind: (EG-WRRL) - Schaffung eines Ordnungsrahmens für die europäische Wasserwirtschaft durch Ablösung sektoraler Richtlinien, - Erreichung eines guten Gewässerzustandes bzw. eines guten ökologischen Potenzials in allen Oberflächengewäs- sern sowie im Grundwasser.

Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: Landschaftsgesetz NRW - Zur dauerhaften Sicherung der Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts sind insbesondere (…) Meeres- und Binnengewässer vor Beeinträchtigungen zu bewahren und ihre natürliche Selbstreinigungsfähigkeit und Dynamik zu erhalten; dies gilt insbesondere für natür- liche und naturnahe Gewässer einschließlich ihrer Ufer, Auen und sonstigen Rückhalteflächen; Hochwasserschutz hat auch durch natürliche oder naturnahe Maßnahmen zu erfolgen; für den vorsorgenden Grundwasserschutz sowie für einen ausgeglichenen Niederschlags-Abflusshaushalt ist auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege Sorge zu tragen (…).

Wasserhaushaltsgesetz / Ziele sind u. a.: Landeswassergesetz - Sicherung der Gewässer als Bestandteil des Naturhaus- halts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, - Bewirtschaftung zum Wohl der Allgemeinheit, - Unterlassung vermeidbarer Beeinträchtigungen ihrer ökolo- gischen Funktionen, - die sparsame Verwendung des Wassers.

Hochwasserschutzgesetz Grundsätze sind u. a.: - Oberirdische Gewässer sind so zu bewirtschaften, dass so weit wie möglich Hochwasser zurückgehalten, der schadlo- se Wasserabfluss gewährleistet und der Entstehung von Hochwasserschäden vorgebeugt wird, - Gebiete, die bei Hochwasser überschwemmt werden kön- nen oder deren Überschwemmung dazu dient, Hochwas- serschäden zu mindern, sind zu schützen.

Luft / Klima Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: Landschaftsgesetz NRW - Zur dauerhaften Sicherung der Leistungs- und Funktionsfä- higkeit des Naturhaushalts sind insbesondere (…) Luft und Klima auch durch Maßnahmen des Natur-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 27

schutzes und der Landschaftspflege zu schützen; dies gilt insbesondere für Flächen mit günstiger lufthygienischer oder klimatischer Wirkung wie Frisch- und Kaltluftentste- hungsgebiete oder Luftaustauschbahnen; dem Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung insbesondere durch zu- nehmende Nutzung erneuerbarer Energien kommt eine be- sondere Bedeutung zu (…).

Bundes-Immissions- Ziele sind u. a. schutzgesetz incl. - Schutz des Menschen, der Tiere und Pflanzen, des Bo- Verordnungen dens, des Wassers, der Atmosphäre und der Kultur- und Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen (Immissi- onen), - Vorbeugung hinsichtlich des Entstehens von Immissionen (Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Erscheinungen).

Landschaft Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: Landschaftsgesetz NW - Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Men- schen auch in Verantwortung für die künftigen Generatio- nen im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maß- gabe der nachfolgenden Absätze so zu schützen, dass - (…) die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erho- lungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind; - Zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Land- schaft sind insbesondere 1. Naturlandschaften und historisch gewachsene Kultur- landschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenk- malen, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Be- einträchtigungen zu bewahren, 2. zum Zweck der Erholung in der freien Landschaft nach ihrer Beschaffenheit und Lage geeignete Flächen vor allem im besiedelten und siedlungsnahen Bereich zu schützen und zugänglich zu machen. Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich ein- schließlich ihrer Bestandteile, wie Parkanlagen, großflächi- ge Grünanlagen und Grünzüge, Wälder und Waldränder, Bäume und Gehölzstrukturen, Fluss- und Bachläufe mit ih- ren Uferzonen und Auenbereichen, stehende Gewässer, Naturerfahrungsräume sowie gartenbau- und landwirt- schaftlich genutzte Flächen, sind zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, neu zu schaffen.

Kultur- und Sachgü- Bundesnaturschutzgesetz / Ziele sind u.a.: ter Landschaftsgesetz NRW - Zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Land- schaft sind insbesondere 1. Naturlandschaften und historisch gewachsene Kultur- landschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenk- malen, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Be- einträchtigungen zu bewahren (…). - Beim Aufsuchen und bei der Gewinnung von Bodenschät- zen, bei Abgrabungen und Aufschüttungen sind dauernde Schäden des Naturhaushalts und Zerstörungen wertvoller Landschaftsteile zu vermeiden.

Denkmalschutzgesetz Grundsätze sind u. a.: - Denkmale sind zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen und wissenschaftlich zu erforschen,

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 28

- die Erhaltung und Nutzung der Denkmale und Denkmalbe- reiche sowie eine angemessene Gestaltung ihrer Umge- bung sind zu ermöglichen, - die Gemeinden haben die Sicherung der Bodendenkmale bei der Bauleitplanung zu gewährleisten.

Tab. 2: Ziele und allgemeine Grundsätze für die Schutzgüter in Fachgesetzen

3.3 Regional- und Landschaftsplanung

Die Regional- und Landschaftsplanung formuliert u. a. umweltrelevante Ziele. Eine Auswahl die- ser Ziele wird im Folgenden aufgeführt.

• Regionalplan (Gebietsentwicklungsplan – Stand textliche Erläuterung 31.03.2005 / graphi- sche Darstellung 15.06.2005) Das Stadtgebiet von Ennepetal liegt im Geltungsbereich des Regionalplans - Teilabschnitt "Oberbereich Bochum und Hagen". Dieser Regionalplan (ehemals Gebietsentwicklungsplan) wurde durch die Bekanntmachung im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein- Westfalen am 17.07.2001 genehmigt. Der Regionalplan legt die regionalen Ziele der Raumordnung und Landesplanung für die Ent- wicklung des Regierungsbezirks und für alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen im Plangebiet fest. In Nordrhein Westfalen übernimmt der Regionalplan darüber hinaus die Funkti- on eines Landschaftsrahmenplans (gem. § 5 Bundesnaturschutzgesetz) sowie eines forstlichen Rahmenplans (gem. § 7 Bundeswaldgesetz). Grundlage des Regionalplanes sind das Landes- entwicklungsprogramm sowie der Landesentwicklungsplan. Der Regionalplan besteht aus einer zeichnerischen Darstellung im Maßstab 1:50.000 und textli- chen Darstellungen (landesplanerische Ziele). Die textlichen Darstellungen werden hierbei als Ziele formuliert, die durch Erläuterungen begründet oder näher bestimmt werden. Folgende umweltrelevanten Ziele wurden allgemein formuliert (beispielhafte Auswahl):

1.1 Inanspruchnahme von Freiraum und nachhaltige Siedlungsentwicklung, Sicherung und Entwicklung eines Regionalen Freiflächensystems Ziel 1 (2) Dem Leitbild einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung ist auf gemeindlicher Ebene Rech- nung zu tragen, indem ein ausreichendes Angebot an Siedlungsflächen in konzentrierter, frei- raumschonender und -verträglicher Form vorgehalten wird. Nicht mehr erforderliche oder um- setzbare Siedlungsflächen sind für Freiraumfunktionen zu sichern.

1.3 Inanspruchnahme der dargestellten Siedlungsbereiche, bevorzugte Innenentwicklung und Wiedernutzung von Flächen Ziel 3 (2) Neue Bauflächen sollen an vorhandene Siedlungsflächen anschließen. Die Möglichkeiten der baulichen Innenentwicklung und Verdichtung, der Auffüllung von Baulücken sowie der Wie- dernutzung von Flächen sollen - soweit siedlungsstrukturell und naturräumlich sinnvoll - bevor- zugt genutzt werden .

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 29

1.4 Verstärkte Abstimmung der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung unter besonderer Be- rücksichtigung des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)

Ziel 4 (1) Neue Bauflächen der Gemeinden sollen im Interesse einer optimalen Ausstattung mit Infra- struktureinrichtungen räumlich auf bestehende oder geplante Einrichtungen ausgerichtet wer- den. Die Möglichkeiten einer verbesserten Nutzung und sinnvollen Erweiterung bestehender In- frastruktureinrichtungen sollen bei der Planung neuer Anlagen berücksichtigt werden.

1.5 Sicherung und Entwicklung von besonderen Orts- und Landschaftsbildern und charakteristi- schen Strukturen Ziel 5 (2) Siedlungs- und Freiraumbereiche, die das Orts- und Landschaftsbild in besonderer Weise bestimmen, wie charakteristische Dorfstrukturen oder Teilräume, die ökologisch wertvoll sind bzw. die durch entsprechende Maßnahmen aufgewertet werden können, sollen planerisch gesi- chert und in ihrer Funktion erhalten und entwickelt werden. (3) Im Übergangsbereich vom Siedlungsraum zum Freiraum sind Planungen erforderlich, die das Orts- und Landschaftsbild in sensiblen Teilräumen entsprechend sichern und entwickeln.

3.1 Freiraumentwicklung Ziel 16 (1) Wegen ihrer Nutz- und Schutzfunktionen, ihrer Erholungs- und Ausgleichsfunktionen und ih- rer Funktionen als Lebensräume für Pflanzen und Tiere sind die bestehenden Freiräume grund- sätzlich zu erhalten. Die noch vorhandenen großen, unzerschnittenen Freiräume sind vor weite- rer Zerschneidung und Fragmentierung zu bewahren. Die Inanspruchnahme von Freiraum ist auf den unbedingt erforderlichen Rahmen zu begrenzen. Unvermeidbare Eingriffe sind aus- zugleichen oder durch Ersatzmaßnahmen in ihren Folgen zu mildern.

3.2 Allgemeine Freiraum- und Agrarbereiche Ziel 17 (1) In den Allgemeinen Freiraum- und Agrarbereichen ist die landwirtschaftliche Nutzungsfähig- keit zu sichern .

Waldfunktionen Ziel 18 (2) Die Funktionen des Waldes im Immissionsschutz, Wasserschutz, Biotop- und Artenschutz, als Sichtschutz sowie im Hinblick auf seine Bedeutung für das Klima und den Boden sind zu er- halten und weiter zu entwickeln. Die Waldbewirtschaftung hat diese Schutzfunktionen zu si- chern. (3) Bei der Bewirtschaftung des Waldes ist auch seine Erholungsfunktion durch gezielte Maß- nahmen zu stärken. Bei hohem Besucherdruck sind Lenkungsmaßnahmen durchzuführen.

Freiraumfunktionen 3.4.1 Regionale Grünzüge Ziel 22 (1) Die zeichnerisch dargestellten Regionalen Grünzüge sind als wesentliche Bestandteile des regionalen Freiflächensystems zu sichern. Sie dürfen nicht für Siedlungszwecke und andere, dem Freiraum fremde Nutzungen in Anspruch genommen werden. Planungen und Maßnah- men, die ihre Aufgaben und Funktionen beeinträchtigen, sind grundsätzlich ausgeschlossen. (2) Die Regionalen Grünzüge sind durch Maßnahmen zur qualitativen, ökologischen Aufwertung des Freiraumes, zum Wiederaufbau von zerstörter oder beeinträchtigter Landschaft sowie durch die Vernetzung vereinzelt vorhandener ökologischer Potenziale zu entwickeln und zu verbes- sern.

3.4.2 Bereiche für den Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung (BSLE) grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 30

Ziel 23 (1) Zur Sicherung der ökologischen Funktionen soll die Nutzungsstruktur in den Bereichen für den Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung in ihrer jetzigen Ausprägung weitgehend erhalten bleiben. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen, die zu Beein- trächtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes führen können, sind zu unterlas- sen; wo erforderlich, ist auf die Verbesserung oder Wiederherstellung der ökologischen Leis- tungsfähigkeit hinzuwirken.

3.4.3 Bereiche für den Schutz der Natur (BSN) - Sicherung und Entwicklung der BSN Ziel 24 (1) In den Bereichen für den Schutz der Natur ist die naturnahe oder durch Extensivnutzung bedingte Ausprägung von Natur und Landschaft langfristig zu sichern und zu entwickeln. Sie sind durch Maßnahmen des Naturschutzes und eine dem jeweiligen Schutzzweck angepasste Nutzung zu pflegen und zu entwickeln oder einer ungestörten Entwicklung zu überlassen.

3.4.4 Gewässerschutz / Wasserwirtschaft Ziel 26 (Gewässerschutz) Die Funktion der Gewässer und ihrer Auen als natürlicher Retentionsraum ist umfassend zu si- chern bzw. soweit dies möglich ist, wiederherzustellen. Die natürlichen Gewässersysteme müs- sen ihre ursprüngliche Funktion als Lebensräume für Pflanzen und Tiere sowie im Einklang hiermit als Erholungs- und Erlebnisraum für Menschen bewahren bzw. wiedererlangen.

Ziel 28 (Vorsorgender Hochwasserschutz) (2) Bei geplanten Siedlungsflächen in natürlichen Überschwemmungsgebieten, die noch nicht durch verbindliche Bauleitplanung zu Siedlungszwecken in Anspruch genommen wurden, ist der Wiedereingliederung dieser Flächen in den Retentionsraum Vorrang vor anderen Nut- zungsansprüchen zu geben.

Zu diesen allgemeinen Zielen kommen noch spezifischere für die Landschaftsräume. Die Stadt Ennepetal liegt in nachfolgenden Räumen mit den jeweiligen angeführten Zielen: „Hagener Randhöhen mit Volmeschlucht“ - Erhaltung und Entwicklung naturnaher Wälder, naturnaher Talsysteme als Biotopverbundach- sen und aufgelassener Steinbrüche - Erhaltung und Entwicklung der gewässernahen Grünlandflächen - Erhaltung und Entwicklung naturnaher Wälder

„Verdichtungsraum Wuppertal-Hagen“ - Erhaltung und Entwicklung naturnaher Fließgewässerabschnitte - Erhaltung der Reste der Auenwälder, der Ufergehölze und des Auengrünlandes; Neuanlage von Ufergehölzen und Auengrünland; Einbau von Aufstiegshilfen - Erhaltung und Entwicklung naturnaher Bestandteile der Parks und Friedhöfe

• Landschaftsplan

Der Landschaftsplan aus dem Jahr 2001 gilt für das Gebiet der politischen Grenzen der Städte Ennepetal, Schwelm und Gevelsberg; in den Stadtgebieten nur für Flächen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile und des Geltungsbereiches der Bebauungspläne. Soweit ein Bebauungsplan die land- und forstwirtschaftliche Nutzung oder Grünflächen festsetzt, kann sich der Landschaftsplan unbeschadet der baurechtlichen Festsetzung auch auf diese Flächen erstrecken, wenn sie im Zusammenhang mit dem baulichen Außenbereich stehen. Entwicklungsziele für die Landschaft gem. § 18 LG NW geben über die Gewichtung der im Plangebiet zu erfüllenden Aufgaben Auskunft. Sie stellen jeweils Hauptziele dar, durch die un- tergeordnete Ziele und Maßnahmen nicht ausgeschlossen sind.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 31

Im Landschaftsplan sind folgende 4 Entwicklungsziele benannt:

 Entwicklungsziel 1: Erhaltung Erhaltung einer mit naturnahen Lebensräumen oder sonstigen natürlichen Landschaftselemen- ten reich oder vielfältig ausgestatteten Landschaft.

Konkret werden u.a. folgende Erhaltungsziele definiert: „die vorhandenen Wald- und Gehölzbestände zu erhalten, zu pflegen, zu ergänzen sowie neue Bestände anzulegen; Baumreihen und Alleen entlang von Straßen und Wegen zu pflegen und bei Abgängen nachzupflanzen; Bachläufe, Kleingewässer oder sonstige Feuchtgebiete in einem naturnahen Zustand zu erhalten und ausgebaute oder beeinträchtigte Bachläufe naturnah um- zugestalten; der Erhalt und Wiederherstellung der linearen Durchgängigkeit der Fließgewässer; Landschaftszersiedelungen zu verhindern und Eingriffe in Natur und Landschaft, die große Flä- chen in Anspruch nehmen, zu vermeiden sowie neu zu errichtende sowie vorhandene, unzurei- chend in die Landschaft eingebundene Gebäude landschaftsgerecht einzugrünen.“ Diese Zielsetzung bezieht sich räumlich u.a. auf den Klutert- und Finkenberg, Teile des Talrau- mes der Ennepe sowie Wald- und Landwirtschaftsflächen im nordöstlichen und südlichen Stadt- gebiet.  Entwicklungsziel 2: Anreicherung Anreicherung einer im Ganzen erhaltungswürdigen Landschaft mit naturnahen Lebensräumen und mit gliedernden und belebenden Elementen.

Diese Zielsetzung bezieht sich räumlich u.a. auf landwirtschaftliche Nutzflächen in Form von Grünland und Acker um die Ortslagen Herminghausen und Hillringhausen.  Entwicklungsziel 3: Wiederherstellung Wiederherstellung einer in ihrem Wirkungsgefüge, ihrem Erscheinungsbild oder ihrer Oberflä- chenstruktur geschädigten oder stark vernachlässigten Landschaft. Diese Zielsetzung bezieht sich auf eine Deponie südlich Gevelsberg, zwischen Gevelsberg und Ennepetal-Milspe sowie auf die Deponie westlich der Firma Jacob.  Entwicklungsziel 6: Temporäre Erhaltung Temporäre Erhaltung der jetzigen Landschaftsstrukturen bis zur Realisierung von Vorhaben durch die Bauleitplanung. Diese Zielsetzung bezieht sich u.a. auf geplante Siedlungserweiterungen nördlich von Bütten- berg, im Bereich Haspertal, bei Voerde südlich der Hagener Straße, westlich von Ennepetal- Milspe, Milspe-Homberge, westlich Oelkinghausen und Voerde-Nord. Die Teilziele 4 „Ausbau“ und 5 „Ausstattung“ sind in diesem Landschaftsplan nicht enthalten.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 32

3.4 Informelle Instrumente

Neben den formellen Instrumenten zur Steuerung der räumlichen Entwicklung treffen ebenso informelle Instrumente Aussagen zu den weiteren räumlichen oder städtebaulichen Perspekti- ven von Ennepetal. Auch wenn sie keine verbindliche Wirkung besitzen, können sie als Orien- tierungs- und Entscheidungshilfen dienen und formelle Instrumente ergänzen.

• Stadtökologischer Fachbeitrag (STÖB)

Der Stadtökologische Fachbeitrag (Stand Oktober 2007) wurde für einige Gemeinden von der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF), dem heutigen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) erarbeitet. Der Fachbei- trag soll als Arbeits-, Entscheidungs- und Planungshilfe für eine ökologisch orientierte Stadtent- wicklung dienen. Er stellt den landschaftsplanerischen Aspekt als fachgutachterlichen Grundla- genteil im baulichen Innenbereich dar. Der Stadtökologische Fachbeitrag verfolgt zwei Ziele, zum einen die „Erhöhung der Lebensqualität des Menschen in der Stadt“ und zum anderen die „Verbesserung der Lebensbedingungen für wildlebende Tiere und Pflanzen im Siedlungsbe- reich“. Die hauptsächliche Betrachtung liegt auf dem baulichen Innenbereich, allerdings wurden aus funktionalen Gründen die Übergangszonen zum baulichen Außenbereich mitbetrachtet. (vgl. www.lanuv.nrw.de/Bilder_und_Dokumente/PDF_Dokumente/Fachbeitraege_Abtei- lung_3/Kurzfassung_was_ist_STOEB.pdf)

Für die Stadt Ennepetal liegt seit Oktober 2007 ein solcher Stadtökologischer Fachbeitrag vor. Er setzt sich mit den Themen „Biotop- und Artenschutz“ sowie „Freiraumversorgung und natur- bezogene Erholung“ auseinander. Hierfür wurden allgemeine und fachbezogene Grundlagenda- ten analysiert und zu konkreten Maßnahmenvorschlägen, für die Verbesserung der Situation vor Ort, ausgearbeitet. Der Bericht nennt, unterstützt durch die Karten, „stadtökologische Quali- täten“ sowie „stadtökologisch benachteiligte Örtlichkeiten und Verhältnisse“ in Ennepetal. Ennepetal weist demnach folgende stadtökologische Qualitäten auf:

„• die Vielfalt der vorhandenen Biotope (bodenständiger Laubwald, Niederwaldrelikte, Reste der offenen Kulturlandschaft mit mäßig intensivem Grünland, Streuobstbestände, artenreiche He- cken oder Gebüsche, Klippen, kleine, schnell fließende und geröllreiche Flüsse, mit alten Bäu- men bestandene Friedhöfe, Grünanlagen unterschiedlichen Charakters vom Waldpark z.B. „Auf der Hardt“ bis zum Wiesental z.B. „Hülsenbecker Tal“), • die Pflege und Unterhaltung vieler Freiflächen im Siedlungsumfeld im Sinne des Biotop- und Artenschutzes sowie des Naturerlebens (z.B. „Am Schiefelbusch“, südlich Voerde nahe der Feldstraße, Gelände der Stiftung Loher Nocken), • die Durchgrünung vieler Wohnbereiche mit strukturreichen d.h. oft mit Obstbäumen oder an- deren Bäumen bestandenen Gärten oder mit vorhandenen Waldresten, • die Anbindung und gute Erreichbarkeit der wohnsiedlungsnahen Erholungsräume bei den meisten Wohnvierteln, • die gute Erschließung und die aufgrund ihrer landschaftlichen Abwechslung hohe Attraktivität fast aller wohnsiedlungsnahen Erholungsräume,

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 33

• geradezu typisch für Ennepetal: Siedlungswege „im Grünen“ – gefahrlose und damit „erhol- same“ innerstädtische Verbindungen für Fußgänger, • das Fließgewässernetz als wichtige durchgehende Achsen des innerstädtischen Biotopver- bundes, • die teilweise Ummantelung einzelner Siedlungsbereiche mit Freiraumbereichen – zungenarti- ge Freiraumkorridore und Biotopverbundflächen mit Anbindung an den Außenraum.“ Als benachteiligte Örtlichkeiten und Verhältnisse werden genannt:

„• Freiraumunterversorgung in einigen Stadtteilen, d.h. fehlende Erreichbarkeit geeigneter wohnbereichsnaher Erholungsräume, z.B. Bereiche in Häufgen, Voerde sowie ein Großteil von Büttenberg, • fehlende Zugänglichkeit oder Abriegelung durch Linien-Barrieren von potenziellen wohnsied- lungsnahen Erholungsräumen, hier insbesondere Büttenberg getrennt vom Mönkerberg und vom Zuckerberg, • mangelnde Erschließung von Erholungsräumen für den allgemeinen Erholungsverkehr durch fehlende Wegeschlüsse oder Erschließung lediglich mit Trampelpfaden, z.B. Wald südlich Wil- helmshöhe bei Halbachshäuschen, • kein durchgehendes Siedlungswegsystem „im Grünen“ sowie Verlauf der Siedlungswege in Versatzsprüngen, • teilweise Gefährdung wertvoller Biotope oder als Erholungsfreiraum geeigneter Flächen durch geplante Bebauung, z.B. südlich Homberge, bei „Brinkerfeld“ in Häufgen, am Brabandstaller Weg im Osten von Voerde, Flächen nahe des Busdepots in Oelkinghausen (Büttenberg).“

• Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (ILEK)

Das ILEK in Nordrhein-Westfalen ist ein Instrument, um auf die vielfältigen Probleme, mit denen sich die Regionen konfrontiert sehen, begegnen zu können. Zu diesen Problemen zählen unter anderem Abwanderung, demografischer Wandel, technische Infrastruktur und Zersiedelung. Übergeordnete Ziele sind:

• „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, • Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen,

• Kooperativer Umwelt- und Naturschutz,

• Erhaltung und Entwicklung vitaler und attraktiver Lebensräume.“ Mit dem Konzept soll auf die individuellen Potenziale der Städte und Regionen eingegangen und diese herausgestellt sowie weiterentwickelt werden. Die Impulse sollen von den Regionen selbst ausgehen. Das Konzept sollte aus den Punkten Stärken-Schwächen-Analyse, Visionen / Leitbilder, Kooperationen, aktive Personen und Beteiligungsverfahren sowie Öffentlichkeitsar- beit bestehen. Für das Funktionieren eines ILEK sind Raumbezüge zu berücksichtigen und ge- meinschaftliche Gemeindeübergreifende Ansätze zu finden. Die Projekte sollen dem Anspruch der Umsetzbarkeit gerecht werden. (Quelle: www.ilek.info ; 2008-06-24)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 34

Die Stadt Ennepetal hat zusammen mit der Stadt Breckerfeld und dem Ennepe-Ruhr-Kreis ein ILEK erarbeitet. Unterstützend hierbei war auch das Amt für Agrarordnung in Soest. Seit Sep- tember 2006 liegt das ILEK vor. Das Konzept hat zwei Schwerpunktbereiche herausgearbeitet. Dies ist zum einen der Komplex „Tourismus, Dorfentwicklung und Vermarktung“ und zum ande- ren „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Landentwicklung“. Die Gemeinschaft verfolgt bei dieser so genannten „integrierten Entwicklungsstrategie“ folgende Aspekte: -„die vielfältige Kulturlandschaft als besonderen Wert sowohl für die zukunftsfähige land- und forstwirtschaftliche Nutzung, den Biotopschutz, wie auch als Basis für Naherholung und land- schaftsbezogenen Tourismus betrachten, - die Strategie in Übereinstimmung insbesondere mit folgenden Entwicklungsansätzen steht, wobei jede Stadt ihr eigenes Profil behält, - Ausbau und Verbesserung der touristischen Infrastruktur (ortsübergreifende Wanderwege und Infrastruktur mit Beschilderung) und Schaffung von Impulsen für ein umfassendes touristisches Marketing der Region, - Verknüpfung von Land- und Forstwirtschaft, Natur- und Freizeitaktivitäten, Gastronomie, Hei- mat- und Kulturpflege im Rahmen des touristischen Regionalmarketings, - Sicherung der Grundversorgung in den ländlichen Ortsteilen u. a. durch Stärkung des bürger- schaftlichen Engagements (Gewinnung regionaler Promotoren), - Sicherung einer wettbewerbsfähigen Land- und Forstwirtschaft, - Holzenergienutzung in der Region durch Kooperation und Netzwerkarbeit sowie eine aktive Vermarktung durch die Waldbauern.“ (Quelle: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) - Region südlicher Ennepe-Ruhr- Kreis, Städte Breckerfeld und Ennepetal; September 2006)

• Konzept zur naturnahen Entwicklung der Ennepe im Bereich der Stadt Ennepetal (KNEF) Für den Verlauf der Ennepe im Stadtgebiet von Ennepetal wurde vom Planungsbüro Glacer aus Essen ein Konzept zur naturnahen Entwicklung erstellt. Diese im Dezember 2006 fertig gestellte Planung gibt eine Übersicht, wie die Ausgestaltung und Qualität der Ennepe ist. Außerdem wurde ein Maßnahmenkatalog mit Prioritätensetzung erarbeitet, um das Fließgewässer natur- naher zu gestalten. Somit soll auch ein Beitrag zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erfolgen und den Anforderungen dieser nach einem guten ökologischen Zustand bzw. einem guten ökologischen Potenzial nachgekommen werden. (Quelle: Konzept zur naturnahen Entwicklung der Ennepe im Bereich der Stadt Ennepetal; Dirk Glacer, Landschaftsarchitekt AKNW; Dezember 2006)

• Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen Die beiden Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland haben zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen ein Gut- achten zum Umgang mit Kulturlandschaft in der Landschaftsplanung erarbeitet. Dieser Kultur- landschaftliche Fachbeitrag wurde im November 2007 abgeschlossen (Korrekturfassung 2009).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 35

Für den Stadtbereich Ennepetal nennt das Gutachten die Täler der Ennepe und ihrer südlichen Zuflüsse als charakteristische Kulturlandschaft für die früh gewerbliche Orientierung (KLB 20.06 Ennepetal). Dieser kulturlandschaftlich wertvolle Bereich zieht sich entlang der Heilenbecke und der Ennepe. (Quelle: Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein- Westfalen, 2009)

Abb. 3: Kulturlandschaften in Ennepetal - Auszug aus „Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Lan- desplanung in NRW“; Quelle www.lwl.org/walb-download/pdf/KuLEP/Teil2.pdf 2011-06-20

• Leitbild Natur und Landschaft in Ennepetal

Vertreter von Verbänden und Gruppierungen des Themenfeldes Natur und Landschaft haben im Jahr 2003 ein Leitbild „zur Förderung der Natur und Landschaft für Ennepetal“ entwickelt. Dieses Leitbild sollte Bestandteil der Lokalen Agenda 21 werden. Die Präambel lautet „in An- lehnung an das Bundesnaturschutzgesetz sowie das Landschaftsgesetz NRW soll die Natur und Landschaft im besiedelten und unbesiedelten Bereich so geschützt, gepflegt und entwickelt werden, dass die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen und als Voraussetzung für seine Erholung in Natur und Landschaft nachhaltig gesichert wird“. Im Leitbild wird auf die Themen Artenvielfalt, schützens- werte Biotope und Geotope, Schutz der regionalen Kulturlandschaft, Förderung von mehr Grün im innerstädtischem Bereich, Flächennutzung und Bodenschutz, Gewässer, Abfall, Nutzung re- generativer Energien, Besucherlenkung und Freizeitnutzung sowie Umweltbildung eingegan- gen. Anhand von Beispielen zeigt das Zeitbild konkrete Ziele und Maßnahmen, wie bei den folgen- den Themen:

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 36

- Geotopschutz – schutzwürdige Karstlandschaften - verstärkte Öffentlichkeitsarbeit - Schutz der Karsterscheinungen an der Kahlenbecke - Schutz des Kalkvorkommens und der Oberfläche mit ihrem typischen Bewuchs (Kalkbuchen- wald) und Aufschluss am ehemaligen Bauamt Heinrichstraße

Flächennutzung und Bodenschutz - Alle versiegelten Flächen schränken erheblich die Funktionen des Bodens ein oder vernichten sie gar. Aus diesem Grund sollte ein besonders strenges Maß an die Planung von zukünftigen Bauflächen gelegt werden. Der Schwerpunkt sollte in einem ökologischen Flächenmanagement bestehen, in dem Flächenrecycling, Entsiegelung und Renaturierung vor Neuversiegelung ran- gieren. - Bodenverunreinigungen z.B. Altlasten sollten zügig und umfassend saniert werden.

• Leitbild Neuaufstellung FNP Ennepetal Der Erarbeitung des Flächennutzungsplans Ennepetal wurde die Entwicklung eines Leitbildes vorgeschaltet. Das Leitbild stellt den ersten Schritt einer aktiven Zukunftsplanung dar. Mit ihm soll eine langfristig angestrebte Entwicklung aufgezeigt werden und Prozesse zu dessen Errei- chung angestoßen werden. Nähere Angaben zum Leitbild für Ennepetal sind der Begründung zum FNP zu entnehmen.

Abb. 4: Gesamträumliches Entwicklungsmodell der Stadt Ennepetal (Quelle: plan-lokal / grünplan)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 37

Das Leitbild „Lebenswertes Ennepetal“ hat 4 Leitbildthemen und 3 Oberbegriffe mit diversen Unterpunkten für die Leitlinien und Ziele. Die Leitbildthemen sind folgende: • Starker Wirtschaftsstandort mit regionaler Kompetenz

• Gesunde Umwelt und intakte Landschaft mit hohem Freizeitwert • Starke Stadtteile mit hoher Wohn- und Lebensqualität

• Vernetzte Stadtteile mit differenzierter Funktions- und Aufgabenteilung

Bei der Leitbildentwicklung wurden unter anderem Leitlinien und Ziele für den Bereich Umwelt festgelegt, die nachfolgen aufgeführt sind:

Nachhaltige Sicherung einer gesunden Umwelt - Schutz der für den Biotop- und Artenschutz bedeutsamen Flächen, Schutz des Landschafts- bildes - Aufwertung der Fließgewässer als Rückgrat des Freiraumsystems

- Erlebbarmachen und aufwerten der Fließgewässer in den Siedlungsräumen und im Stadtbild - Ressourcenschonende Baulandentwicklung, Innen- vor Außenentwicklung und Nutzung von Brachflächen - Gewährleistung und Verbesserung der Zugänglichkeit zu den naturräumlichen Besonderheiten

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 38

4. Beschreibung und Bewertung der umweltbezogenen Schutzgüter

Die Erfassung und Bewertung der Schutzgüter basiert auf vorhandenen Karten, Gutachten oder sonstigen formellen und informellen Plänen. Eigene flächenhafte Kartierungen oder Erhebun- gen wurden im Rahmen der Bestandsdarstellung nicht durchgeführt. Die Beschreibung der Schutzgüter orientiert sich hierbei an § 1 Abs. 6 BauGB. Zu berücksichtigen sind insbesondere: - Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt - Boden - Wasser - Luft und Klima - Landschaft - Mensch und menschliche Gesundheit - Kulturgüter und sonstige Sachgüter - sowie deren Wirkungsgefüge

4.1 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt (Karte 1 "Tiere, Pflanzen und Biodiversität") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 werden folgende Datenquel- len verwendet:

- Daten des Biotopkatasters, Informationssystem des LANUV - Geschützte Biotope gem. § 62 LG NW, Informationssystem des LANUV

- Lebensraumtypen von gemeinschaftlichen Interesse (Biotoptypen), LANUV

- Biotopverbundflächen – besondere Bedeutung / herausragende Bedeutung, LANUV - Unzerschnittene Landschaftsräume, LANUV

- Fundortkataster, LANUV - Natura-2000 Gebiete, Informationssystem des LANUV - Landschaftsplan Raum Ennepetal-Gevelsberg-Schwelm des Ennepe-Ruhr-Kreises

4.1.1 Schutzgebiete

Schutzgebiete werden ordnungsbehördlich festgesetzt und sind somit für Jedermann verbind- lich. Sie gründen dabei auf naturschutzfachlichen Aspekten und beinhalten Schutzzwecke und –ziele. Schutzgebiete liefern somit wichtige Hinweise auf den biologischen oder ökologischen Eigenwert von Gebieten oder Biotopkomplexen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 39

• Natura 2000-Gebiete Natura 2000-Gebiete sind Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und basieren auf der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992 und der Vogelschutz-Richtlinie von 1979. Die europäi- sche Schutzkategorie hat die Aufgabe, ein europaweites zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten (NATURA 2000) sicherzustellen. Vorrangiges Ziel ist es, die in Europa vorhan- dene biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Für die Auswahl der Gebiete maßgebend ist das Vorkommen bestimmter Lebensräume und ausgewählter Tier- und Pflanzenarten. Für das Stadtgebiet von Ennepetal sind 3 Natura 2000-Gebiete gemeldet. Mit einer Gesamtflä- che von ca. 292 ha nehmen sie einen Flächenanteil von ca. 5 % an der Gesamtfläche von En- nepetal ein. Von besonderer Bedeutung ist das FFH-Gebiet „Ennepe unterhalb der Talsperre“ (DE 4710-301). Es stellt ein spezielles Mosaik aus naturnahen Fließgewässern, feuchten und mageren Wiesen und Weiden dar. Das Gebiet hat eine landesweite Bedeutung als Biotopver- bundfläche. Weitere Natura 2000-Gebiete sind folgende: DE-4610-301 Gevelsberger Stadtwald DE-4709-301 Wupper östlich Wuppertal

Bei der Prüfung der Verträglichkeit eines Vorhabens im Umfeld eines Natura 2000-Gebietes hat sich ein Bereich von bis zu 300 m um das Gebiet, der sogenannte Umgebungsschutz, als Krite- rium, ab wann eine FFH-Vorprüfung zu erfolgen hat, etabliert. Zurückzuführen ist diese Grenze von 300 m auf die Verwaltungsvorschrift zur Anwendung der nationalen Vorschriften zur Um- setzung der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-RL) und 79/409/EWG (Vogelschutz-RL) (VV-FFH). Diese Richtlinie, übernommen mit dem RdErl. d. Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft – III B 2 -616.06.01.10 v- 26.04.2000, beschreibt im Punkt 5.5.2 „Sollen bauliche Anlagen innerhalb des Mindestabstandes von 300 m errichtet werden, ist im Einzelfall zu prü- fen, ob tatsächlich eine erhebliche Beeinträchtigung des Gebietes vorliegen kann.“ sowie weiter im Punkt 6.2 „Abstände in der Bauleitplanung“, dass „von einer erheblichen Beeinträchtigung von Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung und von Europäischen Vogelschutzgebieten durch in Flächennutzungsplänen darzustellende Bauflächen im Sinne des § 1 Abs. 1 BauNVO / § 5 Abs. 2 BauGB ... bei Einhaltung eines Mindestabstandes von 300 m zu den Gebieten in der Regel nicht ausgegangen werden“ kann. Auch nach außer Kraft treten des Runderlasses am 31.12.2008 wird dieser 300 m Abstand aus fachlicher Sicht weiterhin in NRW als Grenze für ei- ne mögliche FFH-Vorprüfung als erforderlich angesehen.

• Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft gem. § 19 LG NW

Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft werden nach § 19 LG in Landschafts- plänen festgesetzt. Für den Untersuchungsraum sind diese im Landschaftsplan Ennepetal- Gevelsberg-Schwelm (Stand 2001) dargestellt. Es handelt sich hierbei insbesondere um Natur- schutzgebiete (§ 20 LG), Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 23 LG), Naturdenkmale (§ 22 LG) und Landschaftsschutzgebiete (§ 21 LG). Naturschutzgebiete (NSG) werden insbesondere aus ökologischen, wissenschaftlichen, natur- geschichtlichen, landeskundlichen oder erdgeschichtlichen Gründen sowie wegen der Selten- heit, besonderen Eigenart oder Schönheit einer Fläche oder eines Landschaftsbestandteils

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 40

festgesetzt. Im Stadtgebiet Ennepetals finden sich 9 NSG mit einer Gesamtgröße von etwa 492 ha. Überwiegend sind Bachtäler mit ihren Fliessgewässersystemen und begleitender Vegetation sowie Buchenwaldökosysteme unter Schutz gestellt. Hierzu zählen die NSG „Gevelsberger Stadtwald“ (ca. 250 ha im Stadtgebiet Ennepetal, insge- samt 501 ha), „Wupperschleife Bilstein-Daipenbecke“ (ca. 78 ha), „Tal der Ennepe“ (ca. 70,5 ha), „Bilstein“ (ca. 37 ha), „Tal der Brambecke“ (ca. 10,6 ha), „Hasper Bachtal“ (ca. 8,5 ha), „Poeter Siepen“ (ca. 6,6 ha), „Heilenbecker Tal“ (ca. 6,5 ha), oder die bekannte „Kluterthöhle und Bismarckhöhle“ (ca. 18,5 ha) sowie weitere kleinere NSG. Das Stadtgebiet von Ennepetal hat 40 geschützte Landschaftsbestandteile, die sich über das gesamte Gebiet verteilen. Hierzu zählt beispielsweise ein Altholzbestand mit über 130 Jahre al- ten Buchen und Eichen südlich der B 483 im Bereich der Stadtgrenze zu Schwelm. 7 Objekte sind mit besonderer natur- oder kulturhistorischer Bedeutung als Naturdenkmal (ND) im Stadtgebiet festgesetzt. Es handelt sich hier beispielsweise um folgende Einzelbäume: - Bergulme (Ulmus glabra; LP-Nr. 3.3.11) im Garten des Hauses Struckerberg Str. 92, - Rotbuche (Fagus sylvatica; LP-Nr. 3.3.20) im Heilenbeckertal, westlich Haus Hesterberg, - Sommerlinde (Tilia platyphyllos; LP-Nr. 3.3.32) südlich Königsfeld, Südseite des Gasthauses Der überwiegende Außenbereich der Stadt Ennepetal ist als Landschaftsschutzgebiet (LSG) ausgewiesen. LSG dienen der Erhaltung und Sicherung der natürlichen Erholungseignung und der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes gegenüber vielfältigen Nutzungsansprüchen an Na- tur und Landschaft. Der Bereich der LSG umfasst ca. 3.654 ha, das entspricht ca. 63 % des Stadtgebietes.

4.1.2 Sonstige Festsetzungen des Landschaftsplans

Neben den Schutzgebieten sind im Landschaftsplan (LP) Ennepetal-Gevelsberg-Schwelm Maß- nahmen zur landschaftsökologischen und -ästhetischen Entwicklung dargestellt und festgesetzt. Es handelt sich hierbei um: Zweckbestimmung für Brachflächen , die eine bestimmte Weise der Nutzung, Bewirtschaf- tung oder Pflege festlegt. In Ennepetal ist eine Fläche an der Heilenbecker Straße im Heilenbe- cker Bachtal mit einer Pflegeauflage belegt. Für die ca. 0,57 ha große Fläche ist eine Mahd alle 3-5 Jahre vorgesehen, mit Entfernen des Schnittgutes, da es sich bei der Fläche um eine Hoch- staudenflur auf feuchtem Untergrund handelt. Besondere Festsetzung für die forstliche Nutzung , die für eine Erst- bzw. eine Wiederauf- forstung bestimmte Baumarten vorschreiben oder ausschließen sowie eine bestimmte Form der Endnutzung untersagen. Für Ennepetal gibt es solche Einschränkungen für 5 Bereiche: - Waldfläche in Ennepetal (LP-Nr. 5.12; ca. 2,56 ha), oberhalb der Kluterthöhle, hier sollte eine Naturverjüngung oder Voranbau unter Schirm stattfinden, - Waldfläche in Ennepetal (LP-Nr. 5.13; ca. 5,24 ha), im Hülsenbecker Bachtal, hier ist entlang der Bachläufe beidseitig in einem Streifen von 20 m Breite nur eine einzelstammweise Nutzung erlaubt,

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 41

- Waldfläche aus Schwarzpappelhybriden (LP-Nr. 5.14; ca. 0,5 ha), am Oberlauf der Hülsenbe- cke westlich Willringenhausen, hier gilt kein Kahlschlagverbot sowie Wiederaufforstung ohne Pappel, - Waldfläche in Ennepetal (LP-Nr. 5.15; ca. 3,14 ha), nördlich Willringhausen, hier soll eine Wie- deraufforstung insbesondere mit Buche erfolgen, - Waldfläche in Ennepetal (LP-Nr. 5.16; ca. 17,36 ha), am Hohenstein, ehemalige Niederwald- fläche, - Waldfläche in Ennepetal-Oberbauer (LP-Nr. 5.17; ca.1.17 ha), am Nebenlauf des Hülsenbe- cker Baches, hier ist ausschließlich eine einzelstammweise Nutzung erlaubt. Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaßnahmen, die die Anlage, Wiederherstellung oder Pflege naturnaher Lebensräume vorsehen. Zudem kommen die Anlage, Pflege oder An- pflanzungen von Flurgehölzen, Hecken, Bienenweidegehölzen, Schutzpflanzungen, Alleen, Baumgruppen und Einzelbäumen. Weiterhin sind die Pflegemaßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung des Landschaftsbildes, insbesondere zur Erhaltung von Tal-Hangwiesen so- wie von Grünflächen in Verdichtungsgebieten zu nennen. Hier sind im Bereich Ennepetal zahl- reiche Maßnahmen vorgesehen.

4.1.3 Biotopkartierung des LANUV

Die Zielsetzung der Biotopkartierung NW ist aus dem § 1 Abs. 1 des Bundesnaturschutzgeset- zes und dem vergleichbaren § 1 Abs. 1 des Landschaftsgesetzes NW abzuleiten. Die im Rahmen der Biotopkartierung erhobenen Grunddaten versetzen das Landesamt für Na- tur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in die Lage, in ihrer Arbeit sowohl wissenschaftli- che, funktionale als auch ethische Ziele des Biotop- und Artenschutzes zu berücksichtigen und diese Belange gegenüber konkurrierenden Nutzungsansprüchen wirkungsvoll zu vertreten und durchzusetzen. • Biotopkataster Das Biotopkataster des LANUV katalogisiert schutzwürdige Lebensräume unterschiedlicher Größenordnung, die aufgrund einer naturnahen, vielfältigen oder seltenen Tier- und Pflanzen- welt besonders wertvoll und schützenswert sind. Mit diesen Informationen dient das Biotopka- taster als Entscheidungsgrundlage für die Ausweisung von Naturschutzgebieten und allgemein zur Minimierung von Eingriffen in ökologisch sensible Bereiche. Das Stadtgebiet von Ennepetal umfasst 101 schutzwürdige Biotopkomplexe, die in das Biotop- kataster aufgenommen wurden. Diese liegen zum größten Teil im Süden des Stadtgebietes ent- lang der Flüsse Hülsenbecke, Heilenbecke und speziell entlang der Ennepe. Aber auch im Nor- den des Stadtgebietes entlang der Grenze zu Gevelsberg ist in diese Kategorie zu finden. Ba- sierend auf den Untersuchungen des STÖB wurden viele Biotope innerhalb der Stadt auch durch das LANUV als Biotopkatasterflächen aufgenommen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 42

• Biotopverbund Um einen wirkungsvollen und nachhaltigen Flächenschutz von Lebensräumen zu garantieren ist es erforderlich, ein System von Schutzgebieten aufzubauen (Biotopverbundsystem). Die An- forderungen an ein solches System lassen sich wie folgt zusammenfassen. 1. Die Gesamtheit der Schutzgebiete soll alle Arten wildwachsender Pflanzen, wildleben- der Tiere repräsentativ erfassen. 2. Die räumlichen Verhältnisse, d. h. Größe und Abstand, sollen so bemessen sein, dass die Erhaltung lebensfähiger Populationen auf Dauer gewährleistet ist (Verbreitungsge- biet der Art). Für das Gebiet Ennepetal zeigt die untenstehende Abb. 5 einen Auszug aus der Karte 4 - Bio- topverbundsystem des STÖB detailliert die Kernflächen (dunkelblau gestreift) und die regiona- len Biotopverbundsysteme (graublau) auf.

Abb. 5: Ausschnitt aus der Biotopverbundkarte (Nr. 4) STÖB Ennepetal

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 43

Zu erkennen ist, dass der überwiegende Teil der regionalen Biotopverbundsystem-Flächen ent- lang der Fließgewässer, die Wander- und Ausbreitungskorridore darstellen liegt. Wichtige Kern- lebensräume für den Populationserhalt sind die zusammenhängenden Waldbereiche z.B. des Gevelsberger Stadtwaldes.

Beim Thema Biotopverbund geben die Daten der unzerschnittenen Landschaftsräume (ULR) des LANUV weitere Auskünfte. Diese so genannten ULR werden wie folgt vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW definiert. Unter ULR werden „Räume, die nicht durch technogene Elemente wie Straßen (mit mehr als 1.000 Kfz / 24 h), Schienenwege, schiffbare Kanäle, flächenhafte Bebauung oder Betriebsflächen mit besonderen Funktionen wie z.B. Verkehrsflugplätze zerschnitten sind“ kategorisiert. Dieses Aufzeigen der Räume, soll eine Übersicht des Zerschneidungsgrades insgesamt bieten und mögliche Aspekte für eine Zusam- menführung von Lebensräumen insbesondere unter dem Gesichtspunkt Wanderkorridore auf- zeigen. Für die Stadt werden die vier Kategorien der ULR unterschieden: Flächen unter 1 km² werden nicht in die Betrachtung mit einbezogen, in Ennepetal zählen 8 ULR dazu. Der Kategorie von 1-5 km² gehören 9 ULR in Ennepetal an, daneben befindet sich 1 ULR in der Kategorie 5-10 km² und 1 weiterer in der Kategorie 10-50 km². Für die Einschätzung bei den Schützgütern gilt, je höher die ULR-Kategorie ist, umso mehr Auswirkungen hat eine Inan- spruchnahme der Flächen, da sich hierdurch der jeweilige ULR verkleinert. Große zusammen- hängende Räume werden generell durch die Inanspruchnahme immer kleiner und seltener, so dass ein Erhalten dieser anzustreben ist. (vgl. Karte 1 „Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt“) (Quelle: www.lanuv.nrw.de)

• Geschützte Biotope (§ 62 LG) Im Rahmen der Biotopkartierungen durch das LANUV werden Biotope erfasst, die die Kriterien und den Wert eines nach § 62 LG NW geschützten Biotops erfüllen. Nach § 62 Abs. 3 LG NW werden die geschützten Biotope im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde in Kar- ten eindeutig dargestellt und nachrichtlich in den Landschaftsplan sowie in die ordnungsbehörd- liche Verordnung gemäß § 42a LG NW übernommen. Aktuell sind 61 Objekte als geschützte Biotope nach § 62 LG NW eingestuft. Diese nach § 62 eingestuften Biotope sind bislang noch nicht allgemein veröffentlicht. Sie liegen vorwiegend in nicht bebauten Bereichen. (Auskunft ULB; 2009-08-12)

4.1.4 Ausgleichsflächenkataster

Ein Ausgleichsflächenkataster liegt von Seiten der Stadt bzw. des Kreises nicht vor.

4.1.5 Tiere

Die Beschreibung des Arteninventars in der Stadt Ennepetal gründet auf der Auswertung der vorhandenen Biotopkatasterbögen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 44

(LANUV), den Angaben aus dem STÖB sowie der Standarddatenbögen zu den jeweiligen Natu- ra 2000-Gebieten; Artenangaben sind somit nicht vollständig und flächendeckend (vgl. Tab. 3).

• Vögel

Bei den Vögeln sind für das Stadtgebiet unter anderem der Eisvogel (Alcedo atthis), die Schlei- ereule (Tyto alba), die Waldohreule (Asio otus), der Schwarzstorch (Ciconia nigra) und die Klap- pergrasmücke (Sylvia curruca) nachgewiesen. (STÖB Karte 2 – Biotope und Arten, Schutzge- biete)

• Fledermäuse Im Stadtgebiet sind mehrere Fledermausarten in weiten Bereichen vertreten. So finden sich hier die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), das Große Mausohr (Großes Mausohr), die Teichfledermaus (Myotis dasycneme), die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) sowie die Was- serfledermaus (Myotis daubentonii).

• Amphibien

Im Naturschutzgebiet „Kluterthöhle und Bismarckhöhle“ mit seinen Kalkklufthöhlen, dem alten Buchenwald, welcher z.T. auf Kalkuntergrund stockt sowie den Felsklippen befindet sich der Lebensraum für den Feuersalamander (Salamandra salamandra). Zu finden ist der Feuersala- mander aber auch im Naturschutzgebiet „Bilstein“. Zudem sind der Bergmolch und der Faden- molch in Ennepetal nachgewiesen. Ein Fundort des Bergmolchs (Triturus alpestris) liegt im Na- turschutzgebiet „Freebach“; hier kommen auch die Erdkröte (Bufo bufo) und der Grasfrosch (Rana temporaria) vor. Der Fadenmolch (Triturus helveticus) wurde im Naturschutzgebiet „Hasper Bachtal“ erfasst.

• Reptilien

Im Naturschutzgebiet „Bielstein“ ist neben dem oben erwähnten Feuersalamander auch die Schlingnatter (Coronella austriaca) verzeichnet. Die Ringelnatter (Natrix natrix) hingegen ist im Natura-2000 Gebiet „Ennepe unterhalb der Talsperre“ sowie dem Naturschutzgebiet „Tal der Ennepe“ nachgewiesen.

• Libellen

Das Natura 2000 Gebiet „Ennepe unterhalb der Talsperre“ bietet u.a. Lebensraum für die Blau- flügel-Prachlibelle (Calopteryx virgo).

• Fische und Rundmäuler

Im Gewässersystem der Ennepe finden sich die FFH-Arten des Anhangs II Groppe (Cottus go- bio) und Bachneunauge (Lampetra planeri) als besonders geschützte Fischarten.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 45

• Streng geschützte Arten Mit der kleinen Novelle vom 12.12.2007 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) wurden die EU-Vorgaben zu den geschützten Arten und deren Anforderungen in der planerischen Pra- xis in nationales Recht endgültig umgesetzt. Es erfolgte eine begriffliche Angleichung der Ver- botstatbestände, welche innerhalb der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie definiert wurden. Au- ßerdem sind seit der Änderung des BNatSchG das Zugriffsverbot und die Ausnahmetatbestän- de neu definiert. Als Konsequenz der Anpassung geht hervor, dass nun der Erhalt der Populati- on einer Art und die Sicherung der ökologischen Funktion der Lebensstätten im Vordergrund stehen. (vgl. Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen, MUNLV, Dez. 2007) Relevant für die Eingriffsregelung im Zusammenhang mit den streng geschützten Arten ist auch der § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, welcher besagt, dass es verboten ist „wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“. Aus- nahmen von diesem Verbot regelt der § 45 Abs. 7 BNatSchG.

Die "streng geschützten Arten" sind in § 7 (2) Nr. 14 BNatSchG definiert. Es handelt sich um besonders geschützte Arten, die in · Anhang A der Verordnung (EG) Nr. 338/97 (EG-Artenschutzverordnung),

· Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie),

· einer Rechtsverordnung nach § 54 Abs. 2 (Bundesartenschutzverordnung) aufgeführt sind.

Nachstehende Tabelle zeigt die planungsrelevanten Tierarten für den Bereich des Messtisch- blattes Radevormwald, in dem auch das Stadtgebiet Ennepetals liegt unter Verwendung von Sachdaten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV).

Erhaltungszustand Gruppe Art Status in NRW (KON) Säugetiere Bechsteinfledermaus Art vorhanden S Braunes Langohr Art vorhanden G Fransenfledermaus Art vorhanden G Große Bartfledermaus Art vorhanden U Großer Abendsegler Art vorhanden U Großes Mausohr Art vorhanden U Haselmaus Art vorhanden G Kleine Bartfledermaus Art vorhanden G Rauhhautfledermaus Art vorhanden G Teichfledermaus Art vorhanden G Wasserfledermaus Art vorhanden G Zwergfledermaus Art vorhanden G

Amphibien Geburtshelferkröte Art vorhanden U Kammmolch Art vorhanden U

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 46

Reptilien Schlingnatter Art vorhanden U

Vögel Eisvogel sicher brütend G Gartenrotschwanz sicher brütend U- Habicht sicher brütend G Kiebitz sicher brütend G Kleinspecht sicher brütend G Mäusebussard sicher brütend G Mehlschwalbe sicher brütend G- Neuntöter sicher brütend G Rauchschwalbe sicher brütend G- Rotmilan sicher brütend U Schleiereule sicher brütend G Schwarzmilan sicher brütend S Schwarzstorch sicher brütend U+ Sperber sicher brütend G Turmfalke sicher brütend G Waldkauz sicher brütend G Waldohreule sicher brütend G

G = günstig; U = unzureichend; S = schlecht; unbek. = unbekannt Tab. 3: Planungsrelevante Arten Messtischblatt 4710; aus www.naturschutzinformationen- nrw.de/artenschutz/de/arten/blatt; 2011-06-20)

4.1.6 Pflanzen

• Potenzielle natürliche Vegetation Als potenzielle natürliche Vegetation wird diejenige Vegetation bezeichnet, die sich aufgrund der Standortgegebenheiten ohne menschlichen Einfluss einstellen würde. Hiernach wären in Ennepetal folgende Waldgesellschaften vorherrschend (Vegetation – potenzielle natürliche Ve- getation; Deutscher Planungsatlas Band Nordrhein-Westfalen): - Stieleichen-Hainbuchen-Auenwald der Berglandtäler, einschließlich bach- und flussbeglei- tender Erlenwälder auf Auenboden und Gleyen, stark wechselnde Bodenarten vom lehmigen Sand bis zum tonigen Lehm; periodisch, aber nur kurzfristig überflutet. Hauptbaumarten sind hier Stieleiche, Hainbuche und Bergahorn, im Uferbereich Schwarzerle, Bruch- und Mandel- weide; im Stadtgebiet an der Ennepe entlang vorkommend. - Artenarmer Hainsimsen-Buchenwald auf schwach und mittel basenhaltigen Braunerden und Ranker; Hauptbaumarten sind Traubeneiche, Stieleiche, Sandbirke gemischt mit Vogelbeere und Espe sowie Salweide und Faulbaum; im gesamten östlichen Stadtgebiet auftretend. - Artenarmer und artenreicher Hainsimsen-Buchenwald auf schwach und mittel basenhaltigen Braunerden und Rankern, teilweise podsolig, lehmiger Sand bis schluffiger Lehm. Auch hier stocken Traubeneiche, Stieleiche und Sandbirke, Vogelbeere und Espe, allerdings in Mi- schung mit Hainbuche, Hasel, Hundsrose, Salweide und Faulbaum. Anzutreffen sind diese im südwestlichen Stadtgebiet.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 47

Der STÖB beschreibt darüber hinaus, dass im Bereich der Kalklinsen, wie sie rund um die Klu- terthöhle am Unterhang anzutreffen sind, auch kleinflächig Perlgras-Buchenwald als typischer Kalk-Buchenwald auftreten kann. Im siedlungsnahen Raum um Ennepetal treten nach STÖB Ennepetal 2007 die Arten Hirsch- zunge (Asplenium scolopendrium), die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia agg.) und das Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) auf.

4.1.7 Biologische Vielfalt

Mit dem Begriff biologische Vielfalt oder auch Biodiversität versteht man gem. Bundesamt für Naturschutz und dem „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“: „- die Vielfalt an Ökosystemen oder Lebensräumen, - die Artenvielfalt – dazu zählen auch Mikroben und Pilze, die weder Pflanze noch Tier sind,

- die Vielfalt an genetischen Informationen, die in den Arten enthalten sind.“ (Quelle: www.biodiv-chm.de/Biolog/F1049980043 2008-07-03)

Die Konvention sieht einerseits den Schutz von Arten vor, diese sind Eigentum der Staaten und andererseits deren Nutzung. Die Konvention über die Biologische Vielfalt wurde von Deutschland am 12. Juni 1992 unter- zeichnet und mit dem Bundesgesetzblatt vom 21. Dezember 1993 ratifiziert.

Die Stadt Ennepetal hat eine Verantwortung für die biologische Vielfalt in ihrem Stadtgebiet, die über die Betrachtung der Tiere und Pflanzen hinaus berücksichtigt werden muss.

4.2 Boden

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Boden (Karte 2 "Boden") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet: - Bodenkarte 1 : 50.000

- Digitale Karten schutzwürdige Böden, NRW; Geologisches Landesamt NRW - Stadtökologischer Fachbeitrag LANUV - Stellungnahme zum Scoping vom Geologischen Dienst

- Aussagen zu Altlastenverdachtsflächen der Unteren Bodenschutzbehörde des Ennepe- Ruhr-Kreises - Unterlagen zu Höhlenvorkommen vom Kluterthöhlen e.V.

4.2.1 Geologie

Die Stadt Ennepetal liegt in der naturräumlichen Großlandschaft „Bergisches Land, “ und verfügt in weiten Teilen über einen erdgeschichtlich sehr alten (mitteldevonischen) Unter- grund, welcher mit grünen und grauen Grauwacken (-sandsteinen) und Tonschiefer (Sandstei-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 48

ne, Schluffsteine und geschieferte Tonsteine) ausgebildet ist. In den Randbereichen finden sich massive Bruchtektoniken. Diese sind Nordost-Südwest gelagert, wie das im Rheinischen Schie- fergebirge vorwiegend der Fall ist. Der Süden des Stadtgebietes bis zur Voerder Mulde offen- bart eine altersgestaffelte Schichtabfolge von Südost nach Nordweste hin. Nahe dem Rügge- berg und Oberbauer sind die ältesten Gesteine in Ennepetal vorzufinden. Es handelt sich hier- bei um sandig-schluffige Ton- oder Schluff- und Sandsteine der Hohenhöfer Schichten, die ei- nen Übergang vom Unter- zum Mitteldevon erkennen lassen. Das Gebiet nördlich von Rügge- berg und flächig Bereiche südwestlich von Oberbauer bestehen aus der Hobräcker Schicht, die aus blaugrauen und roten sandig-schluffigen, z.T. sogar kalkigen Tonsteinen bzw. Sand- und Schluffsteinen. Die im Vergleich zur Hobräcker Schichtfolge jüngeren Mühlenberg Schichten finden sich im nordwestlich zur vorher beschriebenen. Wie überwiegend im Stadtgebiet kom- men auch hier schluffig-tonige Sandsteine bzw. reine Schluff- und Tonsteine in einem schmalen Streifen vor. Die Brandenberg Schichten, die eine annähernde Struktur wie die Mühlenberg Schichten aufweisen finden sich im nördlichen bzw. nordwestlichen Bereich des Stadtgebietes. Ihrer Färbung ist im Gegensatz zu den Gesteinen der Mühlenberg Schicht allerdings rot. In die Brandenberg Schichten integriert liegt die Voerder Mulde, diese besteht aus sandig-schluffigen Tonsteinen bzw. schluffigen oder tonigen Sandsteinen. Die nördlichen Teile der Bergischen Hochfläche, welche sich westlich der Voerder Mulde erstrecken sind aus schluffigen Tonsteinen der Oberen Honseler Schichten. Im Bereich der Fließgewässer entdeckt man Material aus dem Holozän, also Material aus geologisch kurzer Vergangenheit.

In Ennepetal finden sich als geologische Besonderheit in kleinen Teilbereichen der Hobräcker sowie der Unteren und Oberen Honseler Schichten so genannte Kalklinsen. Tiefe Ausspülun- gen wie in Milspe haben zur Entstehung von Klufthöhlen geführt. Eine dieser Klufthöhlen ist die „Kluterthöhle“, die eine zentrale touristische Attraktion des Raumes darstellt. Neben den Kluft- höhlen ist besonders das angeschnittene vulkanische Ganggestein im Bereich Oberbauer und im äußersten Südosten des Stadtgebietes aus geologischer Sicht bemerkenswert. (Quelle: STÖB Ennepetal 2007; 3.2 Naturräumliche Grundlagen, S. 12ff; LANUV NRW)

Das Stadtgebiet von Ennepetal bildet einen wichtigen Bestandteil des GeoPark Ruhrgebiet. Die Kluterthöhle, die größte Besucherhöhle Deutschlands, stellt eine geowissenschaftliche Beson- derheit dar. Im Rahmen des GeoPark Ruhrgebiet, welche auf die Initiative zur Schaffung eines weltweiten GeoPark-Netzwerkes der UNESCO zurückgeht, ist das Ballungsgebiet Ruhrgebiet seit dem 01.06.2007 Träger dieser Auszeichnung. Ziele des nationalen GeoPark Ruhrgebiet sind: „• aktiver Schutz und Erhalt des im Ruhrgebiet einmaligen geowissenschaftlichen und montan- historischen Erbes • geologiebezogene Umweltinformation durch Erschließung, Schutz und Präsentation ausge- wählter Geotope • Darstellung der regionalen Geologie in Museen und Bildungseinrichtungen sowie Herausgabe von Publikationen; Koordination und Vernetzung vorhandener und neu zu schaffender geotou- ristischer Aktivitäten im Sinne der langfristigen Entwicklung eines themenbezogenen Ausflugs- tourismus als Beitrag zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung und zur Imageverbesse- rung des Ruhrgebietes“

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 49

Die Kluterthöhle ist mit ihren ca. 6 km Länge eine der größten Schau- und Naturhöhlen Deutschlands. Mit ihren unterirdischen Seen, Bächen und Fossilen, welche vor ca. 370 Millio- nen Jahren entstanden, bildet sie ein beeindruckendes Zeitzeugnis und Anschauungsort der Geologie. (Quelle: www.gd.nrw.de 2008-11-24; www.ennepetal.de )

Geotope Die Stadt Ennepetal verfügt über 11 Geotope; dies sind erdgeschichtliche Bildungen der unbe- lebten Natur, welche Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln. Unter dem Begriff ist ein breites Spektrum an Elementen gefasst, so kann ein Geotop bei- spielsweise eine auffällige Felsformation, ein Aufschluss von Gesteinen oder aber auch eine Höhle sein. Als schutzwürdig werden Geotope eingestuft, die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften aufweisen: - besondere erdgeschichtliche Bedeutung - Seltenheit

- Eigenart

- Schönheit Im Geotop-Kataster NRW sind die Geotope erfasst und nach ihre Schutzwürdigkeit eingestuft, für Ennepetal finden sich Höhlen, Landschaftsformen und Gesteinsaufschlüsse in stillgelegten Steinbrüchen, die alle als schutzwürdig eingestuft sind. Die Geotope werden durch den Natur- schutz geschützt, im Geltungsbereich der Stadt liegen sie zum Teil außerhalb des bebauten Be- reichs und sind als Naturdenkmale, Naturschutzgebiete oder Teile von Landschaftsschutzgebie- ten im Landschaftsplan festgesetzt. (Quelle: www.wikipedia.de 2009-01-23; Stellungnahme zum Scoping; Geologischer Dienst 2009-01-22)

Abb. 6: Geotop in Ennepetal (Auszug aus dem Geotop-Kataster NRW)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 50

Abb. 7: Geotope in Ennepetal (Auszug aus dem Geotop-Kataster NRW)

In der nachfolgenden Tabelle sind die Geotope mit ihrer Bezeichnung aufgelistet:

Kennung Objektbezeichnung GK-4610-001 Timpenhöhle südlich Gevelsberg GK-4610-002 Rentropshöhle nördlich Bahnhof Ennepetal GK-4610-003 Russenhöhle bei Milspe GK-4610-004 Bismarkhöhle bei Milspe GK-4610-005 Kluterthöhle bei Milspe GK-4610-007 Steinbrüche im Norden von Ennepetal-Meininghausen GK-4709-009 Straßenaufschluss in Wuppertal-Beyenburg GK-4709-014 Landschaftsform nordöstlich Beyenburg GK-4710-001 Höhle an der Heilenbecke im Südwesten von Ennepetal GK-4710-003 Natursteinfelsen „Hohenstein“ südöstlich Ennepetal GK-4710-004 Bergbaurelikt „Bilsteiner Berg“ westlich Oberbauer Tab. 4: Tabelle der Geotope in Ennepetal (Stellungnahme Scoping)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 51

Karstgebiete und Höhlen

In der Stadt Ennepetal sind 47 Karstphänomene (ohne Höhlen) bekannt, hierzu zählen bei- spielsweise eine Karstquelle, Trockentäler oder flächige Bachversickerungen. Einige dieser Phänomene sind aufgrund von Überbauungen oder Auffüllungen heute nicht mehr vorhanden. Wegen des einzigartigen Vorkommens der Karstphänomene im Stadtgebiet von Ennepetal ist damit eine besondere Verantwortung für den Schutz dieser verbunden.

Abb. 8: Ausschnitt aus der Karte Karstverbreitung in Ennepetal (Arbeitskreis Kluterthöhlen e.V.; Stand: März 2009)

4.2.2 Oberflächenformen

Das STÖB beschreibt die Oberflächenform im Stadtgebiet von Ennepetal als „Landschaft mit abgerundeten Kuppen und ebenen Plateauhöhen“. Diese Höhen stellen die Überreste des sehr alten Faltengebirges dar. Insgesamt liegt Ennepetal im Bereich zwischen ca. 164 und 388 m ü. NN. Neben den geschwungenen Hochflächen, die bis zu 300 Höhenmeter bemessen, finden sich j100 m tief eingeschnittene Fluss- und Bachtäler. Insgesamt verzeichnet das Gelände nach Osten hin einen Höhenanstieg. Im nördlichen Bereich der Stadt erstreckt sich die bewaldete Voerder Hesterhardthöhe auf 350 – 360 m, die durch mehrere Kerbtäler untergliedert wird. Eine Terrassenverflachung findet sich im Süden der Voerder Hochmulde. Rund um Königsfeld erstrecken sich Hochflächen und schmale Täler bis auf 360 Höhenmeter. Gegen Osten erreicht

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 52

die Märkische Hochfläche bei Oberbauer und Rüggeberg eine Höhe von annähernd 390 m. Diese Hochfläche wird mit „sanft gewölbte, wellige Geländeform mit randlichen Hängen und zahlreichen breiten und hoch angesetzten Quellmulden und Dellen“ beschrieben. (Quelle: STÖB Ennepetal 2007; 3.2 Naturräumliche Grundlagen, S. 12ff; LANUV NRW)

4.2.3 Bodentypen

Der Naturkörper Boden erfüllt als Standort für Natur- und Kulturvegetation, Lebensraum für Bo- denorganismen, Filter, Puffer und Transformator für Nähr- und Schadstoffe umfassende ökolo- gische Funktionen. Als Filterkörper und Fließwiderstand für Wasser steht er in engem Zusam- menhang mit dem Wasserhaushalt. Wasser fällt als Niederschlag auf den Boden und bestimmt als Oberflächen-, Sicker- und Grundwasser die natürlichen Prozesse im Boden wesentlich mit. Boden wie auch Wasser sind als Lebensgrundlage aller Organismen an sich schützenswert und unterliegen darüber hinaus zahlreichen gesellschaftlichen Anforderungen, wie z.B. Nahrungs- produktion, (Trink-)Wassergewinnung, Standort für Bebauung, Lagerstättenabbau, Entsorgung, Energiegewinnung, Erholung etc. Bodentypen sind durch eine charakteristische Abfolge von Bodenhorizonten gekennzeichnet, die spezifische bodenbildende Prozesse widerspiegeln. Die verschiedenen Bodentypen besit- zen je nach Bodenausgangsgestein, Bodenarten, Bodenwasser etc. unterschiedliche Eigen- schaften und Standortpotenziale. Der Hauptbodentyp im Stadtgebiet zählt zu den Braunerden. Braunerden sind tonig-schluffige Böden mit einer überwiegend mittleren Filterkapazität. In Ennepetal zählen zu ihnen sehr schutzwürdige sowie schutzwürdige Böden, dies zum Einen wegen ihrer Fruchtbarkeit und zum Anderen, weil es sich um flachgründige Felsböden, die ein besonderes Biotopentwicklungspo- tenzial aufweisen, handelt. Die Feuchtigkeitsstufen reichen von sehr trocken bis hin zu sehr frisch. Mit Ertragszahlen zwischen 10 und 55 liegt das Ertragspotenzial zwischen sehr gering bis mittel. Im Bereich der Innenstadt (Milspe / Voerde / Altenvoerde) stehen Parabraunerden an. Diese Böden sind tonig-schluffig und teilweise von besonderer Schutzwürdigkeit aufgrund ihrer Fruchtbarkeit. Das Ertragspotenzial liegt bei mittleren bis hohen bzw. sehr hohen Werten (Er- tragszahlen zwischen 40 bis max. 85). Parabraunerden sind frische bis sehr frische Böden mit einer mittleren Filterkapazität. Einen großen Anteil der Böden machen die Gleye aus, sie befinden sich in den tieferen Berei- chen an den Zuflüssen zur Heilenbecke und zur Ennepe. Es sind schutzwürdige Böden auf- grund ihres Biotopentwicklungspotenzials (Grundwasserböden). Ihre Ertragszahlen liegen zwi- schen 15 und 60, d.h. sie weisen ein sehr geringes bis hohes Ertragspotenzial auf. Die Gleye sind feuchte Böden mit einer hohen Filterkapazität.

Die Bereiche der Heilenbecke und der Ennepe werden von Braunauenböden, so genannter Ve- ga, gebildet. Dieser Bodentyp ist wie die vorherigen auch tonig-schluffig und als schutzwürdig eingestuft. Es handelt sich um sehr frische bzw. grundfeuchte Böden mit Ertragszahlen von 45 bis 75 (mittleres bis hohes Ertragspotenzial). An der Stadtgrenze zu Schwelm ziehen sich Bänder mit Nassgley nach Ennepetal. Es handelt sich hierbei um tonig-schluffige Böden, die besonders schutzwürdig aufgrund ihres Biotopent-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 53

wicklungspotenzials (Grundwasserböden) sind. Der Bodentyp weist Ertragszahlen von 15 bis 35 (sehr geringes bis geringes Ertragspotenzial) auf.

Kleinere, inselartige Bodentypen sind überwiegend Kolluvisole, auch diese Böden sind tonig- schluffig und teilweise schutzwürdig bzw. besonders schutzwürdige Böden aufgrund ihrer Fruchtbarkeit. Die Ertragszahlen liegen zwischen 30 und 75, d.h. sie haben ein geringes bis ho- hes Ertragspotenzial. Neben den oben genannten Bodentypen finden sich weitere meist kleinflächige Vorkommen von Braunerde-Gleyen, Pseudogleyen, Pseudogley-Braunerden, Pseudogley-Parabraunerden, Pseudogley-Kolluvisolen und Gley-Vega.

4.2.4 Schutzwürdige Böden

Der Bodenschutz wird durch das Bundes-Bodenschutzgesetz sowie das Landes- Bodenschutzgesetz rechtlich bestimmt. In der Landes- und Regionalplanung wird er vor allem als vorsorgender Bodenschutz realisiert, indem die Bodenfunktionen als bodenschutzrechtliche Belange in die Abwägung eingebracht und bei der regionalplanerischen Darstellung von Frei- räumen und Freiraumfunktionen berücksichtigt werden (Geologischer Dienst NRW - Schutz- würdige Böden 2004). Als Fachbeitrag Bodenschutz für den Gebietsentwicklungsplan hat das Geologische Landesamt NRW die Karte der schutzwürdigen Böden NRW erarbeitet, in der die ökologischen, sozioöko- nomischen und immateriellen Bodenfunktionen bewertet und dargestellt werden. Ziel des Bo- denschutzes ist es, die Art und den Zustand der Bodensubstrate und Bodeneigenschaften zu erhalten, aus denen sich die Funktionen des Bodens als natürlicher Lebensraum, landwirt- schaftliche Produktionsfläche und Archiv und Dokument der Natur- und Kulturgeschichte erge- ben. Hierbei wird die Schutzwürdigkeit in Klassen unterteilt und zwischen schutzwürdig, sehr schutzwürdig und besonders schutzwürdig differenziert. Als schutzwürdige, sehr oder besonders schutzwürdige Böden werden dargestellt:

• Böden mit Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte

Böden, die als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte schutzwürdig sind, sind meist Relikte al- ter Bewirtschaftungsformen wie z.B. Plaggenesche oder besondere naturräumliche / geologi- sche Erscheinungen. Sie sind i.d.R. regionale Besonderheiten und somit sehr selten. In der Stadt Ennepetal sind Böden mit Archivfunktion der Natur- und Kulturgeschichte nur kleinstflächig vorhanden. Sie treten in Form von sandig-lehmigen Braunerden, die aufgrund der Ausprägung als tertiären Gesteines besonders schutzwürdig sind, auf. Die Fläche mit schutz- würdigen Brauerden liegt im äußersten Süd-Westen des Stadtgebietes am Beyerburger Stau- see, an der Grenze zu Wuppertal und umfasst ca. 2,1 ha.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 54

• Böden mit Biotopentwicklungspotenzial für Sonderstandorte

Böden mit extremen Wasser- und Nährstoffangebot gelten als schutzwürdig, da sie abgrenzba- re Prozessräume definierter Mangel- und Überschusssituationen darstellen, die Voraussetzung für die Lebensgemeinschaften der Extremstandorte sind. Diese Prozessräume bieten Kulissen für die Biotopsicherung, -entwicklung und -regeneration (GLA 1998). Das Stadtgebiet weist im Bereich der Fließgewässer insbesondere an Heilenbecke, Ennepe und Hülsenbecke aber auch an den kleineren Zuflüssen Grundwasserböden auf. Diese Böden besitzen einen natürlichen Wasserhaushalt oder einen nur geringfügig abgesenkten Wasser- stand. Regional können Auenböden mit rezenter Überflutung vorkommen. Es handelt sich um Gleye, hierunter insbesondere Auen- und Nassgleye sowie einen Vegaboden (Braunauenbo- den). Besonders schutzwürdig ist der Nassgley, dieser Boden kommt an der Grenze zu Schwelm vor. Einen zweiten Sonderstandort stellen die extrem trockenen, flachgründigen Felsböden dar. Sie treten in Ennepetal entlang des Heilenbecker Tals auf.

• Böden mit natürlicher Bodenfruchtbarkeit

Böden mit hoher oder sehr hoher Bodenfruchtbarkeit werden auf Basis bodenphysikalischer Kennwerte und der Wasserverhältnisse beurteilt und ggf. bei landwirtschaftlich genutzten Böden durch die Wertzahlen der Bodenschätzung ergänzt und abgesichert. Diese Böden sind dem- nach als Vorrangflächen für die Landwirtschaft zu betrachten, wenn auch die klimatischen und topographischen Standortfaktoren diese Nutzung stützen. Andernfalls sind diese Böden als Forststandorte mit sicheren und hohen Erträgen einzustufen (z.B. bei hoher Hangneigung). Zu den schutzwürdigen Böden mit hoher Bodenfruchtbarkeit zählen im Stadtgebiet von Ennepe- tal die Pseudogley-Braunerden, Braunerden und Kolluvisole, die in weiten Bereichen auftreten. Oftmals sind sie kleinflächig über das Stadtgebiet verteilt, es sind aber auch drei zusammen- hängende größere Bereiche anzutreffen. Größere Bereiche befinden sich in Altenvoerde und in Voerde. Aber auch in der Nähe zu Rüggeberg und Ebbinghausen, in diesen Bereichen meist in Anschluss an die Grundwasserböden, d.h. in der Nähe zu Quellbereichen.

4.2.5 Rohstoffvorkommen / Lagerstätten

Rohstoffvorkommen sind quantitativ begrenzt und standortgebunden. Daher ist die Möglichkeit zur langfristigen Nutzung der heimischen Bodenschätze als begrenzte und nicht regenerierbare Ressource sicherzustellen. Durch irreversible Maßnahmen wie Siedlungs- und Verkehrswege- bau besteht die Gefahr, dass eine spätere Erschließung der Vorkommen nicht mehr möglich ist. Daher muss der Mineralgewinnung bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planun- gen und Maßnahmen ein besonderes Gewicht zukommen. Die in der nachfolgenden Abbildung dargestellten Vorkommen an heimischen, nicht energeti- schen Bodenschätzen zeigt für Ennepetal im Süd-Westen einen Bereich mit Sandstein bzw. Grauwackenstein. Beide Gesteinsarten gehören der Klasse der Sandsteine an; der reine Sand- stein stellt eine Verbindung zwischen überwiegend Quarzteilchen von einer Korngröße von 0,063 bis 2 mm dar. Die Grauwacke hingegen weist einen größeren Anteil an anderen Minera-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 55

lien auf. Bedingt durch die anderen Mineralienanteile ist der Stein meist dunkel aber wie Sand- stein auch relativ weich.

Abb. 9: Oberflächennahe Rohstoffe in Ennepetal (Gebietsentwicklungsplan, Regierungsbezirk Arnsberg; Karte 8)

4.2.6 Altlasten

Der Kreis Ennepe-Ruhr verfügt über Daten, welche Flächen in der Gemeinde Ennepetal mit Alt- lastenverdacht bzw. mit bestätigten Altlastenvorkommen belegt sind. Im Rahmen der FNP Erar- beitung wurden die möglichen zukünftigen Bauflächen einer Prüfung bezüglich möglicher Altlas- tenvorkommen gem. Kataster unterzogen. Auf Anfrage stellte die Untere Bodenschutzbehörde des Kreises am 25.05.2009 sowie Ende Juli 2010 eine Einschätzung der Altlastensituation für die in Kapitel 5 untersuchten Flächen zur Verfügung. Für die Fläche G 4.2 (Altenvoerde) wurde ein Altlasteneintrag (Kennung 446100068) aufgeführt. „Der Bereich wurde in den 1960er bis 1980er Jahren zur Ablagerung von Erdaushub und Bau- schutt verwendet. Teilbereiche der Altablagerung wurden fachgutachterlich untersucht. Es wur- den Auffüllungsmächtigkeiten von bis zu mehr als 12 m mithauptsächlich Kies, Sand, Schluff, Ton- und Sandsteinstücke sowie Bauschutt, Schwarzdecken, und Schlacke festgestellt. Teil- weise wurden hohe Gehalte an Nickel und Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) nachgewiesen. Die Fläche G 9 (Altenvoerde) streift die Altablagerung 46100051 "Haumülldeponie Hagener Straße". Die im Rahmen der Umweltprüfung nicht genauer untersuchte Fläche G 10 befindet sich auf der mit der Kennzeichnung 47100014 versehenen Altablagerung Deponie Jacob. Eine weitergehende Erfassung hinsichtlich der Altlastensituation von Bauflächen bzw. anderwei- tigen Flächen mit sensiblen Nutzungen wurde auf Ebene der Flächennutzungsplanung nicht vorgenommen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 56

4.3 Wasser

Das Schutzgut Wasser besitzt als Lebensgrundlage, Produktionsstoff und Transportmittel des Menschen eine überragende Bedeutung. Ebenso sind Flora und Fauna in ihren Lebensräumen auf eine intakte Wasserversorgung in Quantität und Qualität angewiesen. Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Wasser (Karte 3 "Wasser") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

- Gewässerstrukturgütekartierung NRW - Bodenkarte 1 : 50.000 - Digitale Karte der hochwassergefährdeten Bereiche in NRW 2003 (Landesumweltamt NRW)

- Gewässergütebericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2005 - Gewässerbewirtschaftungsplan NRW 2008 - Hochwassergefahrenkarte Hagen 2004/2005; Staatliches Umweltamt Hagen

- Karte der Grundwasserlandschaften in Nordrhein-Westfalen; Geologisches Landesamt NRW - Karte der Verschmutzungsgefährdung der Grundwasservorkommen Nordrhein-Westfalen; Geologisches Landesamt NRW - KNEF – Konzept zur Naturnahen Entwicklung der Ennepe

- Umweltdaten vor Ort; www.uvo.nrw.de - STÖB – Stadtökologischer Fachbeitrag der Stadt Ennepetal 2007

4.3.1 Fließgewässer

Das bedeutendste Gewässer in Ennepetal ist die namensgebende Ennepe. Sie durchfließt das Gemeindegebiet von Süd-Ost nach Nord-Westen. Ihr Verlauf hat das tief eingeschnittene und schmale Tal der Ennepe geschaffen. Das Gewässer gehört zum Einzugsbiet der Ruhr und zum wichtigsten Vorfluter der Volme. Sie und ihre größeren Nebenbäche, wie die Heilenbecke und der Hasper Bach, sind nur im Oberlauf verzweigt. In ihrem Verlauf ändert die Ennepe ihre Rich- tung; von Süd–Südost kommend schwenkt sie nördlich von Ennepetal in einem Bogen in östli- che Richtung. Die Gewässer im Gemeindebereich gehören überwiegend zum Gewässersystem der Ruhr, al- lerdings wird ein Teil, im Bereich um Bahrhäuschen und um Hagelsiepen sowie die Höhen um Königsfeld, zur Wupper hin entwässert. Das Ennepetal ist durch mitteldevonische Ton- und Sandsteine gebildet, das eingeschnittene Tal in dem die Ennepe fließt besteht am Grund aus holozänen Ablagerungen. Diese sandigen Lehme haben auch zur Bildung des braunen Auenbodens geführt. Der Verlauf der Ennepe wird im KNEF (Konzept zur naturnahen Entwicklung der Ennepe) als zum Einen durch Bebauung dominiert aber zum Anderen auch im südlicheren Teil als land- schaftlich geprägt, beschrieben. Im südlichen Teil herrscht eine geringe Nutzungsintensität auf den Flächen, in der nur vereinzelt Ackerwirtschaft betrieben wird. Der überwiegende Teil be-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 57

steht aus Grünländern. Die Hoflagen liegen vereinzelt in der Landschaft. Im Stadtbereich ist die Ennepe aufgrund der Bebauung teilweise verrohrt. Mehrere Einleitungen aus Entlastungen der Kanalisation werden im Siedlungsbereich vorgenommen. Die Ennepe bietet ihn ihren naturnaheren Bereichen einen Lebensraum für bodenständige Ge- hölze wie Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und Eschen (Fraxinus exelsior) aber auch Ufersäu- men mit Pestwurz (Petasites hybridus) und Mädesüß (Filipendula ulmaria). Hinzu kommen noch besondere Arten der Roten Liste wie die Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Faden-Binse (Juncus filiformis) und die Echte Brunnenkresse (Nastrum officinale). Weitere kleinere Fließgewässer sind die Heilenbecke, Gertebach, Hülsenbecke, Hasper Bach, Kahlenbecke, Holthauser Bach, Spreeler Bach, Brahmbecke, Behlinger Bach, Deipenbecke und die Uellenbecke. (Quelle: STÖB Ennepetal 2007; 3.2 Naturräumliche Grundlagen, S. 12ff; LANUV NRW; KNEF Ingenieurbüro Flick)

• Gewässerzustand Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die EU-Richtlinie für den Schutz des Wassers, hat das Ziel eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung zu erreichen. Die Wasserqualität soll gesichert und falls notwendig weiter verbessert werden, zudem dienen Oberflächengewässer als Lebens- räume für eine vielfältige Flora und Fauna. Um eine möglichst hohe Diversität zu erreichen und zu stärken sollen die Gewässer einen „guten chemischen Zustand“ und einen „guten ökologi- schen Zustand“ erreichen. Sind die Oberflächengewässer jedoch erheblich verändert bzw. künstlich angelegt worden, so gilt hier die Zielsetzung ein „gutes ökologisches Potenzial“ zu er- reichen. Das MUNLV geht davon aus, dass für ca. 40 % der Gewässer in NRW „ein guter öko- logischer Zustand“ erreicht werden kann, für die restlichen ca. 60 % wird das „gute ökologische Potenzial“ als Maßstab angesetzt. Verfügen die Gewässer heute schon über einen „sehr guten Zustand“ so gilt es das Gewässer vor einer Verschlechterung zu schützen.

Die unzähligen verschiedenartigen Erscheinungsformen der Gewässer spiegeln sich auch in den jeweiligen Lebensgemeinschaften im Gewässer wider. Hierdurch ist es notwendig, anhand beispielsweise der Größe, der Linienführung und der Zusammensetzung des Gewässerbodens (Kies, Lehm, abgestorbene Pflanzenreste, usw.) sogenannte Gewässertypen zu definieren. Somit steht jeder Gewässertyp auch für eine „typische“ Lebensgemeinschaft von Flora und Fauna. Um den „guten ökologischen Zustand“ erreichen zu können bedarf es eines Referenzzustan- des, anhand dessen ausgehend vom IST-Zustand der Gewässer Zielvorstellungen und Maß- nahmen definiert werden können, welche am Gewässer zu realisieren sind. Dieser Referenzzu- stand wurde für jeden Gewässertypen definiert. Der Referenzzustand geht davon aus, wie ein Gewässer ohne oder mit einer höchstens sehr geringen Einflussnahme des Menschen ausse- hen würde. Das Gewässer würde eine spezifische und meist artenreiche Biozönose aufweisen. Die Ermittlung des Referenzzustandes wurde anhand von vorhandenen Gewässertypen oder aufgrund von Annahmen und früheren Gegebenheiten definiert. Bei der Festlegung des Refe- renzzustandes werden ausschließlich irreversible anthropogene Veränderungen der Oberflä- chengewässer miteinbezogen, alles was theoretisch zurück gebaut werden kann wird als rever- sibel angesehen. Kosten, bestehende Nutzungen oder Realisierungschancen spielen bei der

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 58

Einstufung keine Rolle. Der Referenzzustand definiert für die Gewässer innerhalb einer be- stimmten Kategorie die typischen hydromorphologischen, biozönotischen und chemisch- physikalischen Verhältnisse, diese werden in den Fließgewässer-Typensteckbriefen und Fisch- gewässer-Typensteckbriefen beschrieben. Die Bewertung des ökologischen Zustandes wird durch eine fünfstufige Skala abgebildet. Nach- stehende Abbildung aus dem Bewirtschaftungsplan NRW (www.flussgebiete.nrw.de ) verdeut- licht die Einstufung nochmals.

Abb. 10: Referenzzustand, guter Zustand und Degradationsstufen (www.flussgebiete.nrw.de 2010-02- 04) Die EU-Richtlinie sieht die Erstellung von Bewirtschaftungsplänen vor, in diesen wird die Situa- tion der Gewässer beschreiben und konkrete Maßnahmen definiert. Ein Teilbereich bildet bei den Untersuchungen die sogenannte Allgemeine Degradation (= Gestalt des Lebensraumes Gewässer). Die Allgemeine Degradation, welche die Degradationsstufen abbildet beschreibt „die Auswirkungen verschiedener Einflussgrößen (z.B. Wehranlagen/Aufstauung, Uferverbau- ung, Begradigung, hydraulische Veränderungen, Nutzung im Einzugsgebiet) auf die Wirbello- senfauna (Makrozoobenthos)“. (vgl. WRRL-Bewirtschaftungsplanung – Runder Tisch Pla- nungseinheit Volme 12.02.2008; Bez. Reg. Arnsberg) Bislang basierte in NRW die Einschätzung des Zustandes der Oberflächengewässer auf der Beurteilung der Saprobie, diese wurde als „biologische Gewässergüte“ bezeichnet. Sie zeigt je- doch nur einen Teilaspekt des Zustandes des Gewässers als Lebensraum für Flora und Fauna. Der Fehlende Aspekt der Gewässerstruktur blieb bislang unberücksichtigt. Im Zuge der WRRL wird dies nun durch eine Gesamtbetrachtung ersetzt. Ein engeres Messnetz und die Systemati- schere Erfassung ermöglichen die Belastungen mit spezifischen Schadstoffen genauer aufzu- zeigen und mit entsprechenden Gegenmaßnahmen auf die Belastung zu reagieren. (Quelle: Bewirtschaftungsplan NRW, www.flussgebiete.nrw.de 2010-02-11)

Die Daten der Gewässergüte bilden einen Bestandteil der Untersuchungen im Rahmen der WRRL und fließen in die Untersuchungen für das Modul Saprobie mit ein. Die Wasserqualität

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 59

wird nun nicht mehr gesondert dargestellt, die Daten vorangegangener Messungen stehen je- doch zur Verfügung. Für das Stadtgebiet von Ennepetal zeigt die Darstellung „Ökologischer Zustand der Fließge- wässer – Makrozoobenthos – Modul Allgemeine Degradation“ des MUNLV (Stand 06.11.2008; www.flussgebiete.nrw.de), dass die Flüsse Heilenbecke, Ennepe und Hasper Bach im bebauten Bereich als „mäßig (gelb)“ eingestuft wurden. Diese nur mittlere Einstufung lässt sich insofern nachvollziehen, in dem die Bereiche Wasser- qualität und Gewässerstrukturgüte genau betrachtet werden.

(Quelle: www.flussgebiete.nrw.de/Dokumente/NRW/Bewirtschaftungsplan_2010_2015/Bewirtschaftungs plan/; Umweltbericht - NRW 2009, MUNLV www.umwelt.nrw.de)

• Wasserqualität

Die Ermittlung der Gewässergüte der Fließgewässer beruht auf der Grundlage biologischer und ergänzender chemisch-physikalischer Untersuchungen. Die Wasserqualität eines Gewässers hängt insbesondere von seinem Gehalt an organischen und anorganischen Substanzen (Nährstoffen) ab. Auf Grundlage des Saprobiensystems wird der biologische Verschmutzungsgrad (Saprobie) von Fließgewässern ermittelt und anhand der im Gewässer aufgefundenen Indikatororganismen (Saprobie) in Güteklassen eingeteilt. Im Ge- gensatz zu den biologischen Erhebungen dokumentieren die chemisch-physikalische Untersu- chungen die zum Zeitpunkt der Probennahme aktuelle Belastungssituation des Fließgewässers. Chemische Kenngrößen sind dabei die Verbindungen Ammoniumstickstoff, Nitratstickstoff, der

Sauerstoffgehalt und organische Summenparameter, wie BSB5 (biochemischer Sauerstoffbe- darf in 5 Tagen) und TOC (gesamter, in organischen Molekülen gebundener Kohlenstoff). Die Gewässergüte wird anhand von sieben Gütestufen (Klassen I-IV) bestimmt. Bislang basierte in NRW die Einschätzung des Zustandes der Oberflächengewässer auf der Beurteilung der Saprobie, diese wurde als „biologische Gewässergüte“ bezeichnet. Sie zeigt je- doch nur einen Teilaspekt des Zustandes des Gewässers als Lebensraum für Flora und Fauna. Der Fehlende Aspekt der Gewässerstruktur blieb bislang unberücksichtigt. Im Zuge der WRRL wird dies nun durch eine Gesamtbetrachtung ersetzt. Ein engeres Messnetz und die Systemati- schere Erfassung ermöglichen die Belastungen mit spezifischen Schadstoffen genauer aufzu- zeigen und mit entsprechenden Gegenmaßnahmen auf die Belastung zu reagieren. (Quelle: Bewirtschaftungsplan NRW, www.flussgebiete.nrw.de 2010-02-11) Die Daten der Gewässergüte bilden einen Bestandteil der Untersuchungen im Rahmen der WRRL und fließen in die Untersuchungen für das Modul Saprobie mit ein. Die Wasserqualität wird nun nicht mehr gesondert dargestellt, die Daten vorangegangener Messungen stehen je- doch zur Verfügung. Im Stadtgebiet von Ennepetal weisen die Fließgewässer die Kategorie I-II (gering belastet) und II (mäßig belastet) auf.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 60

Abb. 11: Wasserqualität im Bereich Ennepetal, Stand 2003 (www.uvo.nrw.de 2008-07-02) Die Kategorie I-II (gering belastet) steht allgemein für eine geringe Nährstoffzufuhr, diese kann sowohl organisch als auch anorganisch sein sowie für eine normale Sauerstoffzehrung. Der Saprobienindex liegt i.d.R. bei 1,5-1,8 mit einer Sauerstoffsättigung von 85-95 %. Die Gewässer sind meist mit einer hohen Artenvielfalt und Individuendichte ausgestattet. Für den sogenannten

BSB 5 (Erläuterung siehe oben) wird ein Wert zwischen 1,0 und 2,0 mg/l angesetzt. Der Ammo- niumgehalt geht bis max. 0,1 mg/l. Kategorie II (mäßig belastet) steht für eine mäßige Verschmutzung mit noch guter Sauerstoff- versorgung. Die Fließgewässer in dieser Kategorie weisen normalerweise eine große Artenviel- falt und Individuendichte auf. Hier liegt der Saprobienindex bei 1,8-2,3 mit einem Sauerstoffge- halt von mehr als 6 mg/l. Der BSB 5-Wert liegt zwischen 2 und 6 mg/l und der Ammoniumanteil bei bis zu 0,3 mg/l.

• Gewässerstrukturgüte

Mit der Strukturgüte eines Fließgewässers wird die Natürlichkeit des Gewässers bewertet. An- hand verschiedener Parameter zur Gewässersohle, Uferausbildung und Auenbereich wird beur- teilt, inwiefern das Fließgewässer dem jeweiligen Leitbild, also dem Idealtyp des Naturraumes, entspricht. Hierzu werden die Fließgewässer in definierten Abschnitten anhand verschiedener Parameter untersucht und in sieben verschiedene Güteklassen von 1 (naturnah) bis 7 (übermä- ßig geschädigt) eingestuft (Gewässerstrukturgütekartierung – StUA Lippstadt, Stand 2001).

Abb. 12: Farbskala Strukturgüteklassen (Quelle: www.wupperverband.de 2009-03-27)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 61

Strukturgüte Ennepe Gesamter Verlauf Der Gewässerstrukturgütebericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2005 gibt nur einen kleinen Einblick über die Strukturgüte der Ennepe. Abbildung 9 zeigt die summierte Anzahl der Einstu- fung aller (100 m langen) Kartierabschnitte für die Bereiche Sohle, Ufer und Umland.

Abb. 13: Strukturgüte der Ennepe (Gewässerstrukturgütebericht NRW 2005)

Es ist ersichtlich, dass unveränderte und gering veränderte Abschnitte in allen fünf Kartierberei- chen in annähernd gleich geringer Anzahl auftauchen. Somit lässt sich bereits hier feststellen, dass die Ennepe insgesamt eine deutliche Überprägung erfahren hat und natürliche bis natur- nahe Bereiche nur vereinzelt existieren. Die Dominanz der Gütestufen 4 – 7 (deutlich bis voll- ständig verändert) und die dazu stimmige niedrigste Anzahl bei den Stufen 1 – 3 beim Umland links- und rechtsseitig zeigt auf, dass die konkurrierenden Nutzungen oftmals bis an die Ufer reichen und eine naturnahe Aue äußerst selten ist. Das Gewässerumfeld der Ennepe ist somit am stärksten von Veränderungen betroffen. Zu beachten ist hierbei, dass es sich auf den ge- samten Verlauf der Ennepe bezieht und nicht nur auf den Teil des Gemeindegebietes von En- nepetal, denn die Ennepe ist bei ihrem Durchfließen des Gevelsberger Siedlungsbereiches ebenfalls ausschließlich in den Stufen 5 – 7 eingeordnet. Ebenso bedingt die Aufstauung der Ennepetalsperre für alle fünf Kriterien in ihrem Bereich die Stufe 7 (vgl. Abb. 10) und trägt so maßgeblich zum schlechten Zustand bei.

Ennepetaler Stadtgebiet Für den Verlauf auf Ennepetaler Stadtgebiet treten stark bis vollständig veränderte Bereiche in- nerhalb des Siedlungskerns auf. Im ländlich geprägten Raum flussaufwärts sind die Werte in einem besseren Bereich. Dominierend sind hier die Stufen 3 (mäßig belastet) und 4 (deutlich belastet), es treten aber auch geringe oder unveränderte Abschnitte auf. Die Uferbereiche selbst sind meist mindestens deutlich verändert. Überwiegend ist die Stufe 3 (mäßig verändert) im Uferbereich vorzufinden, jedoch sind ebenso vollständig veränderte Ufer keine Seltenheit.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 62

Allerdings zeigt sich, dass abgesehen von der Talsperre fast nur der Lauf der Ennepe durch den Siedlungskern diesen Ausbauzustand aufweist.

Abb. 14: Gewässerstrukturgüte in Ennepetal (Quelle: www.gis3.nrw.de/ims/WRRL/viewer.htm 2009-07- 23; verändert)

Zusammenfassend ist die Gewässerstrukturgüte der Ennepe außerhalb des Siedlungskerns mehrheitlich mäßig bis deutlich verändert (Stufen 3 und 4) und bietet demnach aber gerade in diesen Bereichen eine günstige Voraussetzung für weitere Verbesserungsmaßnahmen. In den verbauten Innenbereichen der Stadt sind aufgrund der Restriktionen lediglich Sohlverbesserun- gen durchführbar.

Strukturgüte Heilenbecke

Die Heilenbecke weist im ersten Viertel ihres Verlaufes hinter der gleichnamigen Talsperre überwiegend gering veränderte Bereiche auf, die vereinzelt von stark bis sehr stark oder voll- ständig veränderten Abschnitten abgelöst werden. Diese treten oftmals dort auf, wo sich in Ge- wässernähe bebaute Bereiche, häufig in Form von Gewerbe und Industrie, befinden und somit das Gewässer dieser Nutzung angepasst wurde. Im weiteren Verlauf in Richtung des Sied- lungskerns Ennepetal treten nur an zwei Stellen wenig veränderte Abschnitt auf, ansonsten überwiegen Abschnitte mäßiger Veränderung (Güteklasse 3) welche teilweise sehr stark bis vollständig veränderte Bereiche aufweisen. Im Siedlungsbereich von Ennepetal bis zur Mün-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 63

dung in die Ennepe ist die Strukturgüte nur noch in die Stufen 6 und 7 (sehr stark bis vollständig verändert) eingeordnet.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Strukturgüte der Heilenbecke stärker als bei der En- nepe wechselt, was auf die vereinzelten Industrie- und Gewerbestandorte entlang des Gewäs- sers zurückzuführen ist.

Strukturgüte Hasper Bach

Der im nordöstlichen Stadtgebiet verlaufende Hasper Bach ist anfangs in einem durchgängigen Bereich als unverändert bzw. wenig verändert eingestuft. Ab den Ausläufern der Ortschaft Ver- neis wechseln die Güteklassen häufiger, ab dem Ortsteil Hasperbach sogar fast immer pro Kar- tierabschnitt. Die eher dörfliche, dem Gewässer und seinem Tal folgende Bebauung führt zu keiner einheitlichen Veränderung wie im innerstädtischen Bereich bei der Ennepe, wohl aber zu einer gänzlichen Überprägung mit verschiedener Intensität. Gerade diese Wechsel können aber eine Verbesserung der Strukturgüte erleichtern, in dem die mäßig veränderten Abschnitte Tritt- steinfunktion für eine Verbesserung der schlechtesten Gewässerteile haben, wie bei den bereits erstellten Konzepten zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF) vorgeschlagen (vgl. Entwurf Bewirtschaftungsplan Nordrhein-Westfalen; Stand Nov. 2008).

Gemäß der Wasserrahmenrichtlinie wird zur biologischen Zustandsbeschreibung der Gewässer nunmehr auch die Fischfauna bzw. deren Abweichung vom idealtypischen Bestand genutzt. Der Entwurf des Bewirtschaftungsplans Nordrhein-Westfalen stellt für den Teilbereich der Volme (zu deren Einzugsgebiet die drei oben genannten Gewässer zählen) ein fehlendes Artenspektrum fest, wobei die Oberläufe durchaus Stellen mit angemessene Reproduktionsvoraussetzungen der Leitarten in Hinblick auf eine zukünftig gute Fischfauna-Bewertung aufweisen. Nachfolgende Tabelle enthält die genaue Typenklassifikation und zugehörige Arten für Ennepe, Heilenbecke und Hasper Bach 1:

Gewäs- Weitere Arten* Abschnitt Fischgewässertyp Leitarten ser  Schmerle (tA)  Döbel (tA)  Elritze (tA)  Äsche (tA) unterer Forellentyp Mit-  Bachforelle Ennepe Untere Ennepe  Hasel (tA) telgebirge  Koppe  Bachneunauge (N)  Meerforelle (W)  Lachs (W)

1 Alle weiteren nicht aufgeführten und der Volme zugehörigen Gewässer sind laut Entwurf des Bewirtschaftungsplans NRW dem Forellentyp zugeordnet. grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 64

 Hasel (tA)  Gründling (tA)  Dreistachliger Stichling (tA)  Barbe (tA)  Nase(tA)  Koppe  Ukelei (tA)  Elritze  Rotauge (tA)

 Döbel  Barsch (tA) Ennepetal bis Äschen-Typ  Bachneunauge (N) Mündung Volme  Bachforelle  Flussneunauge (N)  Schmerle  Meerneunauge (N)

 Äsche  Schneider (B)  Kaulbarsch (B)  Quappe (Q)  Meerforelle (W)  Aal (W)  Lachs (W)

 Schmere (tA)  Bachforelle Oberlauf bis Enne- oberer Forellentyp Mit-  Elritze (tA)  Koppe petal telgebirge  Bachneunauge (N) Heilbecke

unterer Forellentyp Mit- ab Ennepetal s. untere Ennepe telgebirge

Hasper oberer Forellentyp Mit- gesamter Lauf s. Heilbecke Oberlauf Bach telgebirge

* tA = typspezifische Art; B = Begleitart; W = Wanderfische; N = Neunauge; Q = Quappe Tab. 5: Fischgewässerklassifikation aus dem Entwurf des Bewirtschaftungsplans NRW für die Volme

(Quellen: Fischgewässertypen NRW (wiki.flussgebiete.nrw.de; Stand März 2008); Steckbriefe der Planungseinheiten in den nordrhein-westfälischen Anteilen, Teileinzugsgebiet Rhein/Ruhr (MUNLV Nov. 08); 2009-08-10)

• Überschwemmungsgebiete

Überschwemmungsgebiete sind Gebiete zwischen oberirdischen Gewässern und Deichen oder Hochufern sowie sonstiges Gebiet, das bei Hochwasser überschwemmt oder durchflossen oder das für Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht wird. Gemäß § 77 Wasserhaus- haltsgesetz (WHG) sind Überschwemmungsgebiete in ihrer Funktion als natürliche Rückhalte- flächen zu erhalten; so weit dem überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit entgegen- stehen, sind rechtzeitig die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Rückgewinnbare

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 65

Überschwemmungsflächen sollen so weit wie möglich wiederhergestellt werden, wenn überwie- gende Gründe des Wohls der Allgemeinheit nicht entgegenstehen.

Die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten gemäß § 112 Landeswassergesetz (LWG) konkretisiert die Überschwemmungsgrenzen nach Maßgabe bestimmter Jährlichkeiten und auf Grundlage geeigneter wasserwirtschaftlicher Verfahren und ist Voraussetzung für die Genehmi- gungsvorbehalte und Gebote der §§ 113 und 114 des Landeswassergesetzes. Die zuständigen Behörden für die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten sind gemäß Zuständigkeitsver- ordnung zum § 112 LWG die Bezirksregierungen in NRW, in diesem Fall die Bezirksregierung Arnsberg. Die "Überschwemmungsbereiche" werden gemäß den Handlungsempfehlungen der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO, 2000) so abgegrenzt, dass sie die Teile der Fluss- auen umfassen, die bei einem 100-jährlichen Hochwasser überflutet werden (HW100-Linie) und die im regionalplanerischen Maßstab darstellbar sind. Für das Stadtgebiet von Ennepetal liegen historische Daten der Preußischen Überschwem- mungsgebiete vor. Nach dem Hochwasserschutzgesetz von 1905 und dem Preußischen Was- sergesetz von 1913 wurden für Gewässer, von denen eine Hochwassergefahr ausgeht, Über- schwemmungsgebiete festgestellt und in dafür angelegte Pläne übertragen. Die kartierten Be- grenzungen stellten die Überschwemmungsgrenzen von historischen, extremen Hochwasserer- eignissen (wie z.B. das häufig verwendete Ereignis von 1890) dar. Die diesen Flächen zugrun- de liegenden Jährlichkeiten sind unbekannt. Gemäß Landeswassergesetz von Nordrhein-Westfalen (LWG) behalten diese festgesetzten, historischen Überschwemmungsgebiete weiterhin ihre Gültigkeit, bis sie ggf. durch Neuauswei- sungen ersetzt werden (Runderlass des Ministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 30.03.1972 - III A 5 - 607/11 - 594). Die preußischen Daten weisen Bereiche entlang der Ennepe, der Heilenbecke und des Hasper Baches als Überschwemmungsgebiete aus (s. fol- gende Abb.). Nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg wurden in den Jahren 2004/2005 die Über- schwemmungsgebiete (HQ100) der Ennepe und des Hasperbaches ermittelt. Diese sind jedoch noch nicht rechtskräftig festgesetzt. Die Überschwemmungsgebietsermittlung der Heilenbecke ist in Auftrag gegeben (Auskunft Bez. Reg. Arnsberg 15.09.2010). Die vorliegenden Daten zu den ermittelten, aber noch nicht festgesetzten Überflutungsgebieten (HQ100) sind in der Schutzgutkarte Wasser dargestellt. Bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans werden die abgegrenzten Bereiche aus der Hochwassergefahrenkarte für die Ennepe und den Hasperbach insofern berücksichtigt, dass hier keine weitere Siedlungsdarstellung erfolgt. Selbst die im bestehenden FNP im Bereich von Überflutungsgebieten dargestellten Siedlungsflächen, die noch nicht realisiert, in verbindliche Bauleitpläne umgesetzt bzw. planungsrechtlich durch Satzungen gesichert sind, dürfen nicht für Siedlungszwecke in Anspruch genommen werden, sondern sollen vorrangig als natürlicher Re- tentionsraum gesichert werden.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 66

Abb. 15: Digitale Karte der hochwassergefährdeten Bereiche in NRW, LUA 2003 (Blatt Hagen, Aus- schnitt)

• Stehende Gewässer

Neben der Talsperre Heilenbecke und einem Stauweiher der Ennepe weist das Stadtgebiet noch verschiedene kleine Gewässer auf. Ein weiterer großer Stausee, der aber nur zum Teil zur Stadt Ennepetal gehört, ist die Aufstauung der Wupper im Süd-Westen, im Ortsteil Königsfeld / Heide. Am Mühlhauser Berg im Bereich Heilenbecke befinden sich diverse Fischteiche.

4.3.2 Grundwasser

Grundwasser ist ein natürlicher Bestandteil des Wasserkreislaufs und steht als unterirdisches Sicker-, Haft- oder Porenwasser Flora und Fauna als Lebensgrundlage zur Verfügung. Ebenso kommt dem Grundwasser eine große Bedeutung als Rohstoff und für die Trinkwassergewin- nung zu.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 67

• Grundwassersituation

Der Grundwasserstand variiert im Laufe eines Jahres sowie im Vergleich trockener und feuchter Jahre. Grundwasserangaben geben also immer nur den mittleren Schwankungsbereich wieder. Für die Bestimmung der Grundwasserstufen werden neben den Profilmerkmalen weitere Para- meter wie Vegetation (Zeigerpflanzen), der gemessene Grundwasserstand unter Berücksichti- gung der Witterung und der Jahreszeit sowie die Messdaten der Grundwasser-Messstellen be- rücksichtigt (vgl. Arbeitsgruppe BK50: Allgemeine Informationen zur Bodenkarte 1:50.000, Kre- feld; 2001). Der überwiegende Teil des geologischen Untergrundes der Stadt Ennepetal besteht aus Lo- cker- und Festgesteinen, die ohne nennenswerte Grundwasservorkommen sind. Hier ist nur in Zonen tektonischer Störungen sowie Auflockerungsbereichen nahe zur Oberfläche mit starker Grundwasserführung infolge erhöhter Gebirgsdurchlässigkeit zu rechnen. Südöstlich von Voerde treten Festgesteine auf, die mit mäßig ergiebigen Grundwasservorkom- men zu bezeichnen sind. Als Kluftwasserleiter verfügen sie über eine mäßige Durchlässigkeit. (Quelle: Karte der Grundwasserlandschaften in Nordrhein-Westfalen; Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen 1980)

• Grundwasserüberwachung/-belastung

Das Grundwasser ist vielen Belastungen ausgesetzt. Insbesondere undichte Kanäle bzw. Haus- anschlüsse und Bodenbelastungen im Einzugsbereich können die Grundwasserqualität beein- trächtigen. Die Gefährdung der Verunreinigung des Grundwassers ist in weiten Teilen abhängig vom vor- herrschenden Untergrund. Je nachdem in wie weit der Boden Verschmutzungen selbst reinigen kann oder das Grundwasser leitet, muss mit einer potenziellen Gefährdung gerechnet werden. Einen Einblick über die Verhältnisse gibt die Karte der Verschmutzungsgefährdung der Grund- wasservorkommen in Nordrhein-Westfalen. Für das Stadtgebiet kann großräumig von einer Wechsellagerung von Locker- und Festgestein mit abdichtendem Gestein ausgegangen werden. Das heißt, dass eine Verschmutzung zwar in Teilbereichen eindringen kann, aber eine Verteilung der Verunreinigung verzögert wird. Abhän- gig von der Lagerung der Gesteinsvorkommen wird die Selbstreinigung als unterschiedlich be- wertet. Südöstlich von Voerde sind Bereiche mit geringer Filterwirkung anzutreffen. Der Untergrund be- steht aus klüftigen Festgesteinen, was eine Verunreinigung schnell hineingelangen lässt und diese sich ohne Hindernisse verbreiten kann. Die Selbstreinigungskraft wird als gering einge- schätzt. Ist jedoch bindiges Verwitterungsmaterial übergelagert, wird die Filterkapazität erhöht. Das anstehende Wasser im Bereich der Talsperre unterliegt einer hohen Verschmutzungsge- fährdung. (Karte der Verschmutzungsgefährdung der Grundwasservorkommen in Nordrhein- Westfalen; Geologisches Landesamt NRW; 1980)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 68

• Trinkwassergewinnung/Wasserschutzgebiete Nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und dem Landeswassergesetz (LWG) können von den Bezirksregierungen im Interesse der öffentlichen Wasserversorgung zum Schutz der Was- sergewinnungsanlagen Wasserschutzgebiete festgesetzt werden. Den unterschiedlichen Aus- wirkungen der Gefahrenherde nach Art, Ort, Dauer und Untergrundbeschaffenheit wird durch angemessene Nutzungsbeschränkungen Rechnung getragen. Die Gefahr für das genutzte Grundwasser nimmt - außer bei flächenhaften Einträgen – allgemein mit zunehmendem Ab- stand der Gefahrenquelle von der Trinkwassergewinnungsanlage ab. Ein Wasserschutzgebiet gliedert sich in der Regel in folgende Schutzzonen:

Fassungsbereich (Zone I) In diesem engsten Bereich um die Wassergewinnungsanlage und in ihrer unmittelbaren Umge- bung muss jegliche Verunreinigung unterbleiben. Eine Flächennutzung, gleich welcher Art, ist daher nicht zugelassen. Engere Schutzzone (Zone II) Sie wird in der Regel so festgelegt, dass die Fließzeit des Grundwassers vom äußersten Rand der Schutzzone bis zur Fassung mindestens 50 Tage beträgt. In dieser Zeit können Keime ab- sterben und seuchenhygienische Gefahren durch Krankheitserreger vermieden werden. Weitere Schutzzone (Zone III) Sie wird, wenn möglich, bis zur Grenze des Einzugsgebietes ausgedehnt und erfasst damit das gesamte der Fassung zufließende Grundwasser. Die Schutzbestimmungen sollen vor allem chemische Beeinträchtigungen verhindern, denn diese wirken sehr langfristig. Im Stadtgebiet von Ennepetal kommen mehrerer Trinkwasserschutzbereiche vor. Einen Über- blick der Lage und Größe der Gebiete gibt die nachfolgende Abbildung.

Abb. 16: Trinkwasserschutzgebiete im Raum Ennepetal (www.uvo.nrw.de 2011-07-04

Die Abbildung zeigt, dass die großen Trinkwasserschutzgebiete im Bereich der Heilenbecker Talsperre und der Hasper Talsperre liegen. An Trinkwassertalsperren wird der gesamte Was- serkörper als Zone I festgesetzt, um eine direkte Verschmutzung zu vermeiden. Unter Zone II fallen alle Bereiche, die oberirdische Zuflüsse zu den Talsperren beinhalten.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 69

Das Fassungsvermögen der Talsperren liegt bei der Heilenbecke bei 0,45 Mio m 3 und bei der Hasper Talsperre bei 2,05 Mio m 3.

4.3.3 Eignung für eine dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser

Die Sickerfähigkeit des Bodens für die Aufnahme von Niederschlagswassers setzt sich aus der Grundwasserstufe, der Staunässestufe, der Bezugstiefe und der gesättigten Wasserleitfähigkeit in dieser Tiefe, hier 2 m, zusammen. Unterschieden werden in der Betrachtung Böden die be- dingt geeignet, die ungeeignet und die zu nass für die Versickerung sind. Der überwiegende Teil der Fläche von Ennepetal ist ungeeignet für die dezentrale Versickerung. Diese Bereiche betreffen die Ortsteile Hasperbach, Voerde, Altenvoerde, Bülbringen / Oberbauer und Rügge- berg. Im Gegensatz weisen die meisten Bereiche um Milspe, Büttenberg, Oelkinghausen und Königsfeld / Heide gute Bedingungen für die dezentrale Versickerung auf. Die Bereiche entlang der Bäche und Flüsse sind zu nass für eine dezentrale Versickerung.

Abb. 17: Versickerungseignung des Bodens in Ennepetal (Eigene Darstellung)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 70

4.4 Klima und Luft

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Klima und Luft gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

- Statistiken des Deutschen Wetterdienstes: Niederschlagswerte 1961-90 - KNEF – Konzept zur naturnahen Entwicklung der Ennepe

- STÖB Ennepetal, LANUV - Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet des Kommunalverbandes Ruhrgebiet 1992 - Daten des Deutschen Wetterdienstes (www.dwd.de)

4.4.1 Allgemeine Klimasituation

Die Stadt Ennepetal liegt im nordwestdeutschen Klimabereich, welcher vom Meer beeinflusst ist. Das vorherrschende maritim geprägte Klima sorgt für relativ milde Winter und kühlere Som- mer. Die Sommer sind niederschlagsreich mit durchschnittlich 102,9 mm im Juni, 99,3 mm im Juli und 83,3 mm im August. Die Niederschlagsmengen wurden vom Deutschen Wetterdienst in einer Auswertung der Jahre 1961-90 ermittelt und geben einen gesamt Niederschlagswert für Ennepetal-Milspe von 1.119 mm pro Jahr an. Die Daten zeigen auch, dass der Winter am nie- derschlagreichsten ist, im Dezember werden 118,3 mm erreicht. Das Frühjahr und der Herbst sind, wie für das maritime Klima charakteristisch, die niederschlagsschwächeren Jahreszeiten. Die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur liegt bei etwa 7,5 °C, so dass sich eine Vegetati- onsperiode von ca. 220 Tagen ergibt. Allerdings gibt es auch klimatisch begünstigte Regionen, wie z.B. die Hesterhardthöhe und die nördlichen Randhochflächen, die 8,5 °C Jahresmitteltem- peratur aufweisen. (Quellen: KNEF- Konzept zur naturnahen Entwicklung der Ennepe; www.dwd.de ; STÖB Enne- petal 2007; 3.2 Naturräumliche Grundlagen, S. 12ff; LANUV NRW)

4.4.2 Klimatope

Nach LESER (1984) wird ein Klimatop als die kleinste klimaräumliche Einheit bezeichnet, die von einheitlich verlaufenden Prozessen bestimmt wird und eine einheitliche Ausprägung besitzt. Die Einteilung der Klimatope erfolgte auf Grundlage der Synthetischen Klimafunktionskarte Ruhrgebiet (1991) Blatt 13 Schwelm-Breckerfeld des Kommunalverbands Ruhrgebiet (s. Abb. Unten). Die einzelnen Klimatope werden durch das Relief sowie die Nutzung dominiert und in Gewässerklima, Siedlungsklima, Waldklima und offene Bereiche unterteilt.

Zusätzlich erfolgte eine Darstellung spezifischer Klimaeigenschaften, wie Kaltluftansammlun- gen, Kuppenzonen und Kaltluft im Talgrund. Das Stadtgebiet von Ennepetal liegt im Klimabezirk Bergisches Land und Sauerland in dem das Großklima stark durch das Relief beeinflusst wird. Kennzeichnend sind: Eine höhenabhängige

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 71

Temperaturabnahme, gut ventilierte Kuppenzonen, Kaltluft in Tälern sowie je nach Hangnei- gung und -richtung veränderte Einstrahlungsbedingungen.

Abb. 18: Auszug Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet Blatt 13 Schwelm-Breckerfeld

• Gewässerklima (bei den Talsperren und entlang der Heilenbecke, der Ennepe und dem Hasperbach) Wasserflächen haben einen stark dämpfenden Einfluss auf die Lufttemperaturschwankungen und tragen zur Feuchteanreicherung bei. Über Wasserflächen sind Ventilationsbedingungen günstig.

• Waldklima (weite Teile des Stadtgebietes) Im Vergleich zur offenen Landschaft werden die Strahlungs- und Temperaturschwankungen im Wald gedämpft, die Luftfeuchtigkeit ist erhöht. Im Stammraum herrscht Windruhe und eine grö- ßere Luftreinheit.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 72

• Siedlungsklima (gesamtes Siedlungsgebiet von Ennepetal) Die überwiegend locker bebauten und gut durchgrünten Wohnsiedlungen bewirken schwache Wärmeinseln, keine Austauschprobleme und meist gute Bioklimate.

• Sonstige Klimatope

Die sonstigen Klimatope unterteilen sich in Klimatope mit „spezifischen Klimaeigenschaften“ und mit „speziellen Klimafunktionen“. Die Begriffe werden wie folgt definiert: Spezifische Klimaeigenschaften: Eigenschaften, die einzelne Flächen erfahren.

Spezielle Klimafunktionen: Eigenschaften, die maßgeblich durch Flächeneigenschaften ausge- löst werden.

Spezifische Klimaeigenschaften: Hierzu zählen die Tallagen und die Kuppenzonen. • Tallagen (vor allem entlang der Heilbenbecke, der Ennepe und des Hasperbaches)

sind Kaltluftsammel- und -abflussbereiche abhängig vom Gefälle und dem Talquerschnitt.

• Kuppenzonen (z.B. im Bereich Homberge über Rüggeberg bis Herminghausen bzw. Schweflinghausen und Wiehenberg oder Meininghausen-Jellinghausen-Störingen- Voßwinkel und teilweise Voerde oder Voerde Richtung Oberbauer) werden relativ gut ventiliert und ragen häufig über die Bodeninversion hinaus.

Spezielle Klimafunktionen:

Trockene und nasse Deposition von Luftschadstoffen, lufthygienisch und klimatisch bedeutsamer Ausgleichsraum

Im Bereich Ennepetal ist dies die Filterfunktion der zusammenhängenden Waldflächen.

Luftaustausch Mittels Luftaustauschbahnen werden bodennahe Luftmassen auch aus größerer Entfernung z.B. aus unbelasteteren Regionen in Belastungsräume transportiert. Um einen möglichst guten Luftaustausch zu gewährleisten, sollten Luftaustauschbahnen im wesentlichen von größeren Hindernissen frei sein, d. h., keine dichtere Bebauung und keine massiven, hohen Einzelhin- dernisse aufweisen. In Ennepetal besteht die Luftaustauschfunktion insbesondere im Heilenbeckertal, im Ennepetal und im Hasperbachtal, wobei die Funktion innerhalb der Siedlung eingeschränkt ist.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 73

Lufthygiene Im Bereich der Lufthygiene wird in Ennepetal besonders auf die großen Gewerbe- und Indust- riebereiche eingegangen. Die Gewerbebereiche entlang der Ennepe unterhalb des Klutertber- ges zum Zentrum von Milspe hin sowie das Gewerbegebiet in dem Dorma ansässig ist, weisen eine erhöhte Schadstoff- und Abwärmebelastung, eine Aufheizung durch Flächenversiegelung und eine Windfeldveränderung auf.

4.4.3 Lufthygiene

Das 22. Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchV) sieht im Rahmen der Bauleitplanung den Einbezug der Immissionsgrenzwerte in Gebieten als abwägungsbeachtlichen Belang vor. Sind im Planungsraum durch Neuplanungen bedingte verstärkte Emissionen zu erwarten, so müssen die nach der 22. BImSchV erfassten Schadstoffe betrachtet werden, um eine Wahrung der Luft- qualität vor Ort zu gewährleisten.

• Emissionen

Emissionen sind luftverunreinigende Stoffe, die z.B. aus ortsfesten Anlagen, dem Straßenver- kehr und aus Hausbrandfeuerungen in die Atmosphäre eingeleitet werden. Luftverunreinigende Stoffe können als Partikel (z.B. Staub, Ruß), Gase (z.B. Kohlenmonoxid, Stickoxide, Schwefel- dioxid) oder Gerüche auftreten. Sie können aus definierten Quellen (Kamine, Abgasrohre) oder aus diffusen Quellen (Mülldeponien, Halden, Umfüllstationen, Werkhallenentlüftungen) in die Atmosphäre gelangen. Emissionen sind nach dem Stand der Technik (BVT) zu begrenzen. Be- einträchtigungen der Lufthygiene können vor allem im Umfeld von Gewerbegebieten und ent- lang der Hauptverkehrsstraßen auftreten (LANUV, Stand: 06.02.2008).

In nachfolgender Tabelle sind die Emissionen aller Emittentengruppen im Jahr 2004 für die Stadt Ennepetal dargestellt. Die Mengenangaben sind in kg/a bzw. für Dioxine/Furane als I-TE in mg/a angegeben.

Die Industrie in Ennepetal emittierte 2004 ca. 12.462.717 mg/a an Kohlendioxid. Der Verkehr stellt mit 53.727.879 mg/a den Hauptemittent an Kohlendioxid im Stadtgebiet dar. Weitere typi- sche, durch das Kfz emittierte Schadgase sind z.B. Kohlenmonoxid, Stickoxide und unverbrann- te sowie teilverbrannte Kohlenwasserstoffe. Der lufthygienisch relevante Wirkungsbereich ist abhängig vom Verkehrsaufkommen sowie vom Gelände, der vorherrschenden Windrichtung, dem Vorhandensein von Lärmschutzwällen und der Randbebauung. Pauschal wird von einem betriebsbedingten Schadstoffeintrag über den Luft- und Wasserpfad, in einer Ausdehnung von jeweils 50 m beidseitig ausgehend vom Fahrbahnrand ausgegangen (vgl. ELES-Arbeitshilfen NRW, 2010).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 74

Tab. 6: Emissionen aller Emittentengruppen - Auszug aus dem Emissionskataster NRW 2004 Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz: Emissionskataster Luft (www.gis.nrw.de/ims/ekatsmall2004/small/info.htm ) Stand: 02.06.2008

Anlagen, die in einem erhöhten Maße für umweltschädliche Einwirkungen verantwortlich sind, werden nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz geprüft und bedürfen einer Genehmigung. In der Anlage zur 4. Bundes-Immissionschutzverordnung (BImSchV) wird geregelt, welche An- lagen hierzu zählen. Dieser Katalog bestimmt 10 Obergruppen, unter welche die häufigsten Themenbereiche der tätigen Industrie eingeordnet sind. Eine Übersicht dieser nach dem 4. BImSchV aufgeführten Anlagen enthält das Emissionskataster, welches bei der LANUV ein- sehbar ist . In Ennepetal sind insgesamt 23 Anlagen nach BImSchV aufgeführt. Sie sind nur in den Bereichen Stahl, Eisen (Nr. 03) und Abfall (Nr. 08) tätig. Die Obergruppe Stahl und Eisen verzeichnet 16 Betriebe die im Gemeindgebiet ansässig sind. Der Bereich Abfall ist mit 7 Be- trieben verzeichnet.

• Immissionen Zur Bewertung der Luftqualität gibt die LANUV kontinuierlich Immissionsmessungen als „Jah- reskenngrößen der Luftqualität in Nordrhein-Westfalen“ heraus. Allerdings liegen momentan die Daten nur für größere Städte vor, so dass für das Stadtgebiet von Ennepetal keine Daten zur Verfügung stehen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 75

• Luftschadstoff-Screening NRW Das LANUV erstellt in Zusammenarbeit mit 81 Gemeinden ein Luftschadstoff-Screening, um die Belastung in den einzelnen Städten herauszufinden, damit bei weiteren Entwicklungen die Er- gebnisse als Grundlage miteinbezogen werden können. Diese Luftschadstoff-Screening zeigt, dass in Ennepetal gemessen wurde, allerdings bislang keine Berechnungen vorliegen. (Stand September 2010; www.lanuv.nrw.de/luft/ausbreitung/gemeinden.htm )

4.5 Landschaft

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Landschaft einschließlich der Eignung für die Erholung (Karte 4 Schutzgut "Landschaft und Erholung") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB wer- den folgende Datenquellen verwendet:

- - Freizeitkarte NRW - - Flächennutzungsplan Ennepetal

- - Landschaftsplan Ennepetal

- - Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen - - STÖB Ennepetal, LANUV

4.5.1 Landschafts- und Ortsbild

• Landschaftsbild Das Landschaftsbild in Ennepetal wird durch das bewegte Relief mit bewalteten Kuppenlagen, Grünlandwirtschaft in Hangbereichen sowie in Nord-Süd Richtung ausgerichtete Bachtäler be- stimmt. Die Tallagen im Norden des Stadtgebietes sind zudem Schwerpunkträume der Sied- lungsfläche. Der Waldanteil macht fast die Hälfte (43,0 %) der gesamten Stadtfläche aus. Diese Bereiche stellen wichtige Erholungs- und Ausgleichräume dar. Die landwirtschaftliche Nutzung dieses Landschaftsraumes ist aufgrund der hohen Niederschläge und der meist ungünstigen Topographie nur einschränkt möglich. Flächenmäßig kleinere landwirtschaftlich geprägten Flä- chen finden sich im nördlichen Anschluss an Voerde, um den Ortsteil Bülbringen / Oberbauer sowie in Teilen bei Büttenberg. Der Süden von Ennepetal hingegen ausgedehnte landwirt- schaftlich geprägte Bereiche auf. Diese liegen zwischen Milspe nach Süden zu Rüggeberg hin, von dort weiter zu der kleineren Ortschaft Herminghausen. Ebenso prägt die Landwirtschaft den Charakter rundum Schweflinghausen im Südosten. Von Oelkinghausen Richtung Süden nach Königsfeld / Heide und weiter zum Einen bis nach Hillringshausen und zum Anderen weiter ge- gen Südosten nach Bransel bis Ebinghausen ziehen sich weitere landwirtschaftlich geprägte Bereiche. Durch die Nähe der landwirtschaftlich geprägten Flächen zu den Siedlungskörpern, können diese Flächen für die Erholung der Bevölkerung genutzt werden. Im Gemeindebereich sind teilweise Streuobstwiesen zu finden, die durch ihre spezielle Ausprägung das Land- schaftsbild entscheidend mitprägen. - Der Wasserreichtum führt zu verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten. So wurden entlang der Gewässer Mühlen gebaut, die auch der Verarbeitung im Schmiedebereich dienten. Heute

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 76

haben vor allem die Talsperren eine herausragende Bedeutung der. Im Bereich der Ennepe und ihrer Seitentäler ist bis heute für die frühe gewerbliche Entwicklung des Großraumes zu erkennen. Als Teil der Kulturlandschaft „Niederbergisch-Märkisches Land“ ist die Region primär als Wirtschaftsraum definiert. Hier war im Tagebau Steinkohle abbaubar. Mit seiner langen Tradition der Metall- und Textilverarbeitung hatte der Raum einen wesentlichen Anteil an der Frühindustrialisierung in Nordrhein-Westfalen. In den Tälern der Ennepe und ihrer südlichen Zuflüsse wird die frühe gewerbliche Orientierung als Charakteristikum der Kultur- landschaft „Niederbergisch-Märkisches Land“ besonders anschaulich. Dieser Teilraum wird im kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Landesplanung in NRW als „Bedeutsamer Kultur- landschaftsbereich“ eingestuft (Quelle: Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landespla- nung in Nordrhein-Westfalen; LVR/LWL; 2009)

• Ortsbild Die Stadt Ennepetal besteht aus 9 Stadtteilen, welche durch die Stadtgründung am 1. April 1949 zu einer Stadt zusammengeschlossen wurden. Grundlage zu diesem Zusammenschluss bildete die wahrscheinlich schon um 800 n. Chr. vereinten Gemeinden Milspe und Voerde. Durch den Zusammenschluss wurde es ermöglicht die diversen gemeindlichen Aufgaben ins- besondere die Herausforderungen durch die zunehmende Industriebranche besser zu bewälti- gen. Die Entwicklung Ennepetals als Industriestandort hat sich bis heute weiter vollzogen. In den Talräumen von Hülsenbecke, Heilenbecke, Ennepe und Hasperbach siedelten sich Betrie- be an und prägen bis heute das Bild der Stadt. Aufgrund der Topographie sind die Siedlungsbe- reiche relativ kompakt und konzentrieren sich im Norden des Stadtgebietes. Einzelne kleinere Ortsbereiche sowie die Ortschaften Rüggeberg und Königsfeld / Heide finden sich neben ein- zelnen Hofstellen im Süden von Ennepetal. Aufgrund der gewässernahen Bebauung der vor allem gewerblich-industriellen Nutzung sind die Fließgewässer im Siedlungsraum heute kaum mehr wahrnehmbar.

Die Stadt verfügt über zahlreiche Baudenkmale, die sich über die Stadtteile Milspe, Altenvoer- de, Voerde, Bülbringen und Rüggeberg verteilen. Das Aussehen der Stadt ist von Gegensätzen geprägt, so stellt der historische Ortskern von Voerde mit seinen Fachwerkhäusern einen Kon- trast zu den großen Industrie- und Gewerbebereichen mitten in Milspe dar. Neben städtebaulich defizitären Bereichen wie der Eingangssituation von Milspe mit dem Rückfronten zur Durch- gangsstraße hat die Stadt insbesondere in den letzten Jahren begonnen, mehr ins Stadtbild und somit in die Qualität und Außendarstellung zu investieren, als Beispiel kann hier die Fuß- gängerzone benannt werden. (Quelle: www.ennepetal.de ; 2010-01-04)

4.5.2 Freizeit und Erholung

Freizeit und Erholung spielen in der heutigen Gesellschaft eine immer größere Rolle, z.B. zur Regeneration der Arbeitskraft oder zum Abbau von Stress. Das Freizeitverhalten drückt sich aus in dem Wunsch nach Ruhe und Erholung, Natur- und Landschaftserleben sowie nach sport- lichen Aktivitäten. Die Bedeutung und Akzeptanz erholungsrelevanter Freiräume wird u. a. be- stimmt durch

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 77

- die Entfernung zu den Wohngebieten, - die Zugänglichkeit, - den landschaftlichen Reiz (Vielfalt, Naturnähe, Ruhe etc.) - die Anbindung an das örtliche und überörtliche Fuß- und Radwegenetz - die Ausstattung mit Infrastruktur für die freiraumgebundene Erholung (Bänke, Spielmöglich- keiten, Informationstafeln etc.)

• Erholungsräume Der Stadtökologische Fachbeitrag (STÖB) definiert für die Stadt Ennepetal 14 Erholungsräume (vgl. hierzu Abb. 13 und 14) und erläutert diese. Die Erholungsräume werden nach Lage, Grö- ße, Nutzung, Einbindung, Bedeutung und Ausstattung beschrieben.

Abb. 19: Auszug aus der Karte 3 „Grünverbindungswege, Grün- und Erholung (STÖB), nördlicher Teil“

Abb. 20: Auszug aus der Karte 3 „Grünverbindungswege, Grün- und Erholung (STÖB), südlicher Teil“

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 78

Das STÖB ermittelt für jeden Raum einen Wert für die Erholung und dessen Naturerlebniswert. Nachfolgend die Erläuterungen aus den STÖB-Bögen: „Erholungsraum (Erh) 01: besondere Freiraumversorgungsfunktion, mittlerer Naturerlebniswert, an Wohnbereich angrenzender Erholungsraum am Siedlungsrand, abwechslungsreiche Land- schaftsstruktur. Erh 02: eingeschränkte Freiraumversorgungsfunktion, mittlerer Naturerlebniswert, hohes Ent- wicklungspotenzial. Erh 03: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, hohes Entwick- lungspotenzial. Erh 04: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, mittleres Ent- wicklungspotenzial. Erh 05: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, mittleres Ent- wicklungspotenzial. Erh 06: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, mittleres Ent- wicklungspotenzial, naturnaher Freiraum mit Anbindung über schmalen Freiraumkorridor zu be- nachbartem Erh 05. Erh 07: besondere Freiraumversorgungsfunktion, mittlerer Naturerlebniswert. Erh 08: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, hohes Entwick- lungspotenzial. Erh 09 (a/b): besondere Freiraumversorgungsfunktion, mittlerer Naturerlebniswert, mittleres Entwicklungspotenzial. Erh 10: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, hohes Entwick- lungspotenzial. Erh 11: nicht vorhanden. Erh 12: besondere Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, hohes Entwicklungs- potenzial. Erh 13: besondere Freiraumversorgungsfunktion, mittlerer Naturerlebniswert, hohes Entwick- lungspotenzial. Erh 14: herausragende Freiraumversorgungsfunktion, hoher Naturerlebniswert, mittleres Ent- wicklungspotenzial.

Einige Erholungsräume weisen kulturhistorische Besonderheiten auf. In den Räumen Erh 03, 04, 05 und 14 finden sich unter anderem alte Hoflagen und Häuser mit Fachwerk und Bruch- steinmauern. Bruchsteinmauerwerke lassen sich auch im Erh 08 bei Höfen und Häusern im ländlichen Bereich entdecken. Besondere historische Landschaftsmuster weisen die Räume Erh 08, 09 und 12 auf. Landschaftsbild prägende Obstwiesen stehen im Erh 07, 08, 09, 10 und 14. Besonderes Augenmerk sollte auch auf das Kulturdenkmal Kornkasten und den alten Dorf- friedhof im Erholungsraum 09 sowie auf das Wasserrad als Hammerantrieb im Erh 10 gelegt werden.

• Grünflächen

Grünflächen besitzen insbesondere für die tägliche, wohnungsnahe Erholung eine große Be- deutung. Je nach Größe, Ausstattung und Lage eignen sich Grünflächen für verschiedene Al-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 79

ters- und Nutzergruppen für Bewegungsaktivitäten, als Begegnungsstätten oder für eine ruhige kontemplative Freizeitnutzung. Die Stadt Ennepetal verfügt über insgesamt 21 Parks, Grünanlagen und Friedhöfe. Von diesen 21 Anlagen gibt es 10 größere Freiflächen, wie die Anlagen „Auf der Hardt“ in Milspe, den „Bür- gerpark“ in Voerde und „Am Wuppermannshof“ in Oelkinghausen. Kennzeichnend ist für diese 10 Anlagen, dass sie verhältnismäßig naturnah sind. Naturnah bedeutet hier, dass sie teilweise landschaftstypische Wiesen- bzw. Obstwiesenflächen aufweisen. Die verbleibenden 11 Objekte weisen meist eine Größe unter 1.000 m 2 auf und sind häufig bandartige Grünanlagen. Die Friedhöfe in Milspe und Voerde sind aufgrund ihres Strukturreichtums (ungedüngte Scherrasen, Strauchpflanzungen und alte Bäume) bemerkenswert. Nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die Verteilung der Nutzungsarten in Ennepetal im Jahr 2007. Auffallend sind die großen Anteile an Wald- und Kleingehölzen (45,40 %), der land- wirtschaftlichen Flächen (31,76 %) und der Grün- und Erholungsanlagen (1,82 %).

Abb. 21: Flächenanteil der Nutzungstypen (STÖB Ennepetal; LANUV NRW 2007) Die landwirtschaftlichen Flächen untergliedern sich in 413 ha Ackerland und etwa 1.380 ha Grünland. Die Ackerbereiche sind auf den Hochflächen zu finden, das größte zusammenhän- gende Gebiet an Ackerwirtschaft findet sich auf dem Königsfeld. Hingegen dazu sind die Grün- landbereiche sowohl auf den Höhenflächen als auch in den Talräumen anzutreffen. Die über- wiegende Zahl besteht aus (Mäh-)-Weidegrünland. Aber es finden sich auch (Feucht-)Wiesen wie beispielsweise an der Ennepe. Im Vergleich zu Acker werden ganzjährig grüne Wiesen und Weiden als“ naturnaher“ wahrgenommen und stellen darüber hinaus eine Aufwertung des Landschaftsbildes und des Erholungswertes dar. (Quelle: STÖB Ennepetal 2007; 4.1 Nutzungstypen; LANUV NRW)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 80

• Unzerschnittene Landschaftsräume Die Stadt Ennepetal verfügt über einen großen bislang in weiten Teilen wenig durch Verkehrs- wege und Siedlungsflächen beeinträchtigten unzerschnittenen Landschaftsraum (ULR-4610- 041). Dieser liegt im Südosten des Stadtgebietes und erstreckt sich auf einer Fläche von 16 qkm. Besonders aus Sicht des Biotopverbundes aber auch insbesondere aufgrund der Eignung als Erholungsraum ist dieser Bereich von Bedeutung. Er erstreckt sich von Homberge ostwärts entlang der Rüggebergerstrasse bis Rüggeberg, von dort nach Südwesten verschwenkende entlang der Severinghauser Strasse über die L 700 zur südlichen Stadtgrenze. Die östliche Grenze bildet die L 701 zwischen Voerde, Bülbringen und Oberbauer. Neben diesem liegt ein zweiter großer unzerschnittener Landschaftsraum (ULR-4709-009) im Süden von Ennepetal. Dieser 5 qkm umfassende Bereich erstreckt sich südlich von Milspe zwischen der Holthauser Talstrasse bzw. im Verlauf nach Süden der K 8 als westliche Grenze nach Osten bis zur L 700.

• Wege

Für die Erreichbarkeit attraktiver Erholungsbereiche oder Freizeitziele ist ein entsprechendes Wegenetz notwendig. Hierbei kommt Fuß- und Radwegen abseits des motorisierten Verkehrs eine besondere Rolle zu. Die Stadt Ennepetal ist durch ein großzügiges Wegenetz erschlossen. Auf dem Stadtgebiet ver- läuft ein Teil der Wege des Radverkehrsnetzes NRW. Daneben gibt es verschiedene Haupt- wanderwege, örtliche Wanderwege und ausgebaute Erholungswege. Im Bereich Ebbinghausen bzw. rund um Schlagbaum befindet sich ein ausgewiesener Reiterweg.

• Freizeitangebote

Freizeitangebote sind als Zielpunkte für die Feierabend- oder Wochenenderholung von großer Bedeutung. Hierbei handelt es sich meist um bauliche oder an Infrastruktur gebundene Einrich- tungen. Von herausragender Bedeutung für das Freizeitangebot sind die Kluterthöhle, das Straßen- Industriemuseum, das Gut Ahlhausen und die Ennepetalbahn. Bei der Kluterthöhle handelt es sich um die längste Naturhöhle Europas, sie umfasst eine Län- ge von 5 km. Die Höhle ist vom Deutschen Bäderverband als Heilhöhe anerkannt und Erho- lungsort für Asthmatiker. Die Bedeutung von Ennepetal als einstiger Schmiedestandort können Besucher im ersten 24- Stunden Museum dem „Straßen-Industriemuseum“ erleben. Hier finden sich auf einem Muse- umsweg, der durch die drei größten Stadtteile (Milspe, Altenvoerde und Voerde) läuft, alte In- dustriemaschinen. Das Gut Ahlhausen stammt aus dem Jahr 1678 und wurde im Baustiel des Frühbarocks erbaut und ist heute als Denkmal geschützt. Die Stadt verfügt darüber hinaus über das Freizeitbad Platsch, welches zu jeder Jahreszeit Schwimmbegeisterte anlockt sowie über eine Volkssternwarte im Vorderen Vosswinkel. Aufgrund der Topographie wurden viele Bereiche des Bergischen Landes, zu dem Ennepetal zählt durch Kleinbahnen erschlossen. Eine dieser Bahnen ist die Ennepetalbahn, die seit fast

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 81

40 Jahren ihren Dienst leistet. Die einstige Route führte von Hagen bis nach Gevelsberg-Haufe. Die Bahn, welche im Volksmund „Teckel“ genannt wird, verkehrt heute zwischen Hagen und Ennepetal-Altenvoerde und macht auf ihrer Fahrt auch Halt an der Kluterthöhle. Die waldreiche Landschaft rund um Ennepetal ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Tal- sperre und der Beyenburger Stausee aber auch das Hülsenbecker Tal sind durch ihre Spazier- und Wanderwege attraktive Ausflugsziele. (Quelle: www.ennepetal.de ; www.ruhrtalbahn.de ; www.ennepe-ruhr-tourismus.de )

• Waldflächen mit Erholungsfunktion Das Stadtgebiet von Ennepetal weist einen sehr hohen Anteil an Wald (ca. 43 % der Gemein- defläche, Landesbetrieb Information und Technik NRW Stand: 2009) auf. In unmittelbarer Nähe zur Stadt können weitreichende Waldgebiete für die Erholung genutzt werden, besondere Be- deutung hat hierbei der Klutertberg, der direkt vom Zentrum von Milspe aus erreichbar ist sowie das Hülsenbecker Tal.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 82

4.6 Mensch und menschliche Gesundheit

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Mensch einschließlich seiner Gesundheit gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

- Umgebungslärmkartierung nach Richtlinie 2002/49/EG v. 25.06.2002 LANUV - Lärmberechnung des Eisenbahn Bundesamtes

4.6.1 Lärm

Geräusche sind in der technisierten und mobilen Gesellschaft allgegenwärtig und nicht grund- sätzlich vermeidbar. Geräusche, die zu Störungen, Belästigungen oder Schäden führen kön- nen, werden mit dem negativen Begriff „Lärm“ bezeichnet. Aufgabe der Lärmbekämpfung ist es, das Ruhebedürfnis und Recht der Bevölkerung auf körperliche Unversehrtheit durch einen technisch und finanziell machbaren Schallschutz sicherzustellen. Die belästigende Wirkung von Lärm wird nur zu einem Drittel direkt durch die Lautstärke des Geräusches bestimmt, ein weiteres Drittel bestimmen soziologische Faktoren, während die aus- lösenden Faktoren für das letzte Drittel unbekannt sind. Die sechste Verwaltungsschrift, Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA-Lärm) vom 26. August 1998, zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchV), regelt unter Nr. 6 Immissi- onsrichtwerte die Beurteilungspegel für Immissionsorte außerhalb von Gebäuden. Nachfolgen- de Tabelle 7 gibt eine Übersicht der einzuhaltenden Lärmpegel. Mit Punkt 6.4 Beurteilungszei- ten definiert die TA-Lärm die Zeitspanne zwischen 6-22 Uhr als „Tag“ und die Zeit zwischen 22- 6 Uhr als „Nacht“. Eine Verschiebung von einer Stunde zur Tag- oder Nachtspanne hin ist mög- lich, allerdings ist eine Nachtruhezeit von acht Stunden zu gewährleisten.

Tab. 7: Empfindlichkeiten gegenüber Lärmimmissionen (Auszug TA-Luft)

• Umgebungslärmkartierung Die Umgebungslärmkartierung erfolgt aufgrund der EU-Lärmminderungsplanung mit der Richtli- nie 2002/49/EG v. 25.06.2002. Die Bevölkerung der Stadt Ennepetal ist den unterschiedlichsten Lärmquellen (Gewerbe, Ver- kehr, etc.) ausgesetzt. Für die Stadt liegt derzeit keine flächendeckende Lärmkartierung vor, so dass hier lediglich auf die Daten des MUNVLV, die in der nachfolgenden Abbildung ersichtlich sind, zurückgegriffen werden kann.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 83

Abb. 22: Lärmkartierung des Straßenverkehrs Ennepetal www.umgebungslaerm.nrw.de Die Abbildung zeigt einen erhöhten Lärmpegel entlang der B 7, auf Höhe des Heilenbecker Ein- kaufszentrums, ungefähr zwischen der Einmündung Friedrichstraße bis Einmündung Kirchstra- ße. Dies ist damit zu erklären, dass die B 7 die Haupteinfallstraße der Stadt darstellt und dort große Industrie- und Gewerbebetriebe angesiedelt sind. Hinzukommt der relativ enge Straßen- raum. Die Untersuchung geht von etwa 56 lärmbelasteten Wohnungen in diesem Bereich aus. Das Eisenbahn-Bundesamt hat zudem den Streckenverlauf der Bahnlinie von der Stadtgrenze zu Schwelm bis zur Stadtgrenze nach Gevelsberg untersucht. Hierbei wurden 51 betroffene Wohnungen festgestellt.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 84

Abb. 23: Lärmkartierung für Schienenwege 24 h (www.umgebungslaerm.nrw.de )

4.6.2 Störfallgefährdung

Die Forderung des Artikels 12 der Seveso-II-RL findet ihre Umsetzung in nationales Recht insbesondere im Baugesetzbuch und der dazu erlassenen Baunutzungsverordnung (planungs- rechtlicher Trennungsgrundsatz) und in § 50 Bundes-Immissionsschutzgesetz (immissions- schutzrechtlicher Trennungsgrundsatz). Danach sind bei raumbedeutsamen Planungen und

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 85

Maßnahmen - wie z.B. der Bauleitplanung - die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flä- chen so einander zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden. Zu den schutzwürdigen Gebieten zählen insbesondere öffentlich genutzte Bereiche und Gebäude, wichtige Verkehrswege, Freizeitgebiete und in Hin- blick auf den Naturschutz besonders wertvolle bzw. empfindliche Gebiete. Die Störfall-Kommission und der Technische Ausschuss für Anlagensicherheit beim Bundesmi- nisterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (SFK/TAA-Arbeitsgruppe "Überwa- chung der Ansiedlung") haben im Oktober 2005 den Leitfaden "Empfehlungen für Abstände zwischen Betrieben nach der Störfallverordnung und schutzbedürftigen Gebieten im Rahmen der Bauleitplanung - Umsetzung § 50 BImSchG" verabschiedet. Auf dieser Grundlage soll mit planerischen Mitteln sichergestellt werden, dass "unverträgliche Nutzungen einander in einem angemessenen Abstand zugeordnet werden." Für eine Erstbewertung werden die "Störfallanla- gen" nach den zum Einsatz kommenden Leitstoffen bestimmten Abstandsklassen zugeordnet. Die ermittelten "Achtungsgrenzen" definieren "Planungszonen", innerhalb derer aus Gründen einer langfristigen Vorsorge die Nachbarschaft zu einem Betriebsbereich bei räumlicher Pla- nung zu berücksichtigen ist. Im Rahmen der Behördenbeteiligung soll eine Abstimmung mit den betroffenen Unternehmen, die als Störfallanlagen bezeichnet sind, erfolgen. Ansonsten gelten für die Betriebe die Abstände nach Abstandserlass des Landes Nordrhein-Westfalen. In der Stadt Ennepetal sind keine Betriebe, von denen eine Störfallgefährdung ausgeht, ansäs- sig.

4.6.3 Hochwassergefährdung

Aufgrund der Lage der Stadt entlang der Fließgewässer Heilenbecke und Ennepe sowie des Hasper Baches, ist grundsätzlich mit Überschwemmungen zu rechnen. Allerdings liegen hierzu keine festgesetzten Überschwemmungsgebiete vor. Es gibt im Bereich dieser Fließgewässer mögliche Überschwemmungsbereiche, die aber bislang nicht rechtskräftig als Überschwem- mungsgebiete festgesetzt sind. Aus dem Jahr 2004 / 2005 stammen Hochwassergefahrenkarten des Staatlichen Umweltamtes Hagen für die Ennepe und den Hasperbach, deren Bemessungsgrundlage ein 100-jährliches Hochwasserereignis (HQ100) und ein Extrem-Hochwasser (HQExtrem) sind. Die dargestellten Überschwemmungsgebiete auf der Grundlage des HQ100 gelten laut Gesetz als Risikogebiete und werden dementsprechend nachrichtlich in den Flächennutzungsplan übernommen.

4.7 Kultur- und Sachgüter

Zur Beschreibung und Darstellung der Kultur- und Sachgüter (Karte 5 "Kultur– und Sachgüter") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

- Denkmallisten - Landschaftsplan Ennepetal - Flächennutzungsplan Ennepetal grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 86

- Homepage der Stadt Ennepetal (www.ennepetal.de) - Bau- und Bodendenkmaldaten der Stadt Ennepetal

4.7.1 Kulturgüter

Unter Denkmalschutzgesichtspunkten ist es ein Ziel, Kulturgüter dauerhaft zu erhalten und zu sichern. Nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmale im Lande Nordrhein- Westfalen (Denkmalschutzgesetz NRW) sind bei öffentlichen Planungen und Maßnahmen die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege angemessen zu berücksichtigen.

• Baudenkmale Baudenkmale sind Denkmale, die aus baulichen Anlagen oder aus Teilen baulicher Anlagen bestehen. Ebenso zu behandeln sind Garten-, Friedhofs- und Parkanlagen sowie andere von Menschen gestaltete Landschaftsteile. In Ennepetal sind momentan 73 Objekte als Denkmal ausgewiesen. Hierzu gehören Häuser, wie beispielsweise die Gutsanlage Ahlhausen, welche 1678 im Frühbarock erbaut wurde. Als Denkmal sind das Herrenhaus, das Gesindehaus und ein freistehendes Sonderhaus ausgewie- sen, sie zählen zu den ältesten urkundlich erwähnten Ansiedlungen im Stadtgebiet. Als weiteres Denkmal ist die Bergisch-Märkische Eisenbahnstrecke mit ihren technischen und baulichen An- lagen geschützt, aber auch die Heilenbecker Talsperre, welche die zweitälteste Talsperre Deutschlands ist. Sie wurde 1894-96 errichtet und weist zur Talseite eine Steinbrüstung mit gründerzeitlichen Liniendekor auf. Die Talsperre stellt ein Denkmal von überörtlicher Bedeutung dar. (Quelle: www.ennepetal.de 2008-12-10)

• Bodendenkmale Bodendenkmale sind bewegliche oder unbewegliche Denkmale, die sich im Boden befinden oder befanden. Als Bodendenkmale gelten Zeugnisse tierischen oder pflanzlichen Lebens aus erdgeschichtlicher Zeit, ferner Verfärbungen oder Veränderungen in der natürlichen Bodenbe- schaffenheit, die durch nicht mehr selbstständig erkennbare Bodendenkmale hervorgerufen worden sind. Im Stadtgebiet befinden sich 6 Bodendenkmale. Zu ihnen zählen das Erzbergwerk Bilsteiner Berg, der Flachsteich (nördlich Meininghausen), ein Hohlweg (östlich Voerde / Verlauf Roll- mannstraße) sowie drei Teile einer historischen Landwehr. (Quelle: www.ennepetal.de 2008-12- 10)

• Geowissenschaftlich schutzwürdige Objekte Unter dieser Bezeichnung werden wertvolle Landschaftselemente geschützt, die aus erdge- schichtlichen Gründen und wegen ihrer Eigenart, Seltenheit und Schönheit erhaltenswert sind. In Ennepetal zählt hierzu die Kluterthöhle, welche eine der größten Schau- und Naturhöhlen Deutschlands darstellt. Ihre unterirdischen Seen, Bäche und Fossilien entstanden vor ca. 370 Millionen Jahren.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 87

Ebenso besitzen historisch bedeutsame Landschaftselemente einen Wert als Kulturgut, sofern sie eine besondere kulturhistorische Funktion (z.B. Parkanlagen, Hohlwege) aufweisen oder bestimmte Bewirtschaftungsformen dokumentieren (z.B. Nieder- oder Mittelwaldnutzung).

4.7.2 Sachgüter Als Sachgüter können Flächen oder Objekte bezeichnet werden, die einer wirtschaftlichen Nut- zung unterliegen. Hierzu zählen insbesondere:

• Forstliche Nutzung Im Stadtgebiet von Ennepetal erfolgt auf 2.472 ha forstliche Nutzung, somit ist knapp die Hälfte (43 %, Stand: 31.12.2009) mit Wald bedeckt.

• Landwirtschaftliche Nutzung Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt derzeit in der Stadt 2.008 ha, was einem Flächenan- teil von 35 % entspricht.

• Abgrabungsflächen Rohstoffvorkommen als begrenzte und nicht regenerierbare Ressource besitzen eine besonde- re volkswirtschaftliche Bedeutung. In Ennepetal finden sich Grauwacken-/Sandsteine im südwestlichen Bereich von Königsfeld. (siehe hierzu Kapitel Rohstoffvorkommen / Lagerstätten)

4.8 Wechselwirkungen

Bei der Umweltprüfung handelt es sich um ein integratives Verfahren, das eine schutzgü- terübergreifende Betrachtung erfordert. Das bedeutet, dass die einzelnen Schutzgüter nicht iso- liert und zusammenhangslos nebeneinander bestehen, sondern es vielmehr Interdependenzen und Wechselwirkungen zwischen ihnen gibt. Die Umwelt ist daher nicht nur als Summe einzel- ner Schutzgüter zu verstehen, sondern als Wirkungsgefüge mit besonderem Wert. Ökosystemare Wechselwirkungen sind alle denkbaren funktionalen und strukturellen Beziehun- gen zwischen Schutzgütern, innerhalb der Schutzgüter (zwischen und innerhalb von Schutzgut- funktionen und Schutzgutkriterien) sowie zwischen und innerhalb von landschaftlichen Ökosys- temen, soweit sie aufgrund einer zu erwartenden Betroffenheit durch Projektauswirkungen von entscheidungserheblicher Bedeutung sind. Im Sinne der Definition sind im Folgenden planungs- relevante Beispiele für ökosystemare Wechselwirkungen dargestellt. • Wechselwirkungen zwischen separat betrachteten Schutzgütern, z.B. die gegenseitigen Ab- hängigkeiten der Vegetation von den abiotischen Standortverhältnissen (Geländeklima, Nähr- stoff-, Wasser- und Lufthaushalt von Böden), die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Tier- und Pflanzengemeinschaften im Ökosystem (z.B. Lebensraumansprüche spezialisierter Tierarten in Bezug auf Nahrungsflächen, Reproduktionszonen, Ruhezonen), Abhängigkeit spezialisierter Pflanzenarten vom Vorkommen bestimmter Tierarten (in Bezug auf Bestäubung und Verbreitung).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 88

• Wechselwirkungen innerhalb von Schutzgütern (zwischen und innerhalb von Wert- und Funk- tionselementen), z.B. innerhalb des Bodens als gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Bo- denart, Bodenwasser- und Bodenlufthaushalt, Niederschlagsinfiltrationskapazität, Sorptionsei- genschaften, Nährstoffgehalt und biotischer Aktivität. • Wechselwirkungen zwischen räumlich benachbarten bzw. getrennten Ökosystemen, z.B. in Form von Lebensraumbeziehungen von Tieren zwischen benachbarten und räumlich getrenn- ten Ökosystemen (Austausch und Verbreitung von Tieren, Wanderungen zwischen Teille- bensräumen - Jahreslebensräumen, Nahrungs- und Brutreviere), in Form von Wasser- und Stofftransporten im Zuge des oberflächigen und oberflächennahen Wasserabflusses in Hang- bereichen bzw. im Zuge von Grundwasserströmungen. • Wechselwirkungen zwischen Landschaftsstruktur und Landschaftsfunktionen, z.B. die Bezie- hungen zwischen Vegetationsstruktur, Gewässern und Relief und dem Landschaftsbild sowie der natürlichen Erholungsfunktion eines Landschaftsraumes. Aufgrund der Komplexität von Ökosystemen sowie der geringen allgemeinen Erkenntnisse stellt sich eine gesamtheitliche, ökosystemare Betrachtung in der Regel als schwierig dar. Im Rahmen dieser Untersuchung ist es deshalb nur möglich, die bekannten, landschaftsraumtypischen Wechselbeziehungen auf- zuzeigen, wie z.B. den Einfluss der Filterfähigkeit der Böden auf die Empfindlichkeit des Grundwassers oder die Bedeutung von Kaltluftbahnen für das Wohlbefinden der Menschen. Die schutzgutbezogene Berücksichtigung von ökosystemaren Wechselwirkungen erfolgt auf- bauend auf den planungsrelevanten Erfassungs- und Bewertungskriterien über die Funktionen der Schutzgüter. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die schutzgutbezogenen Erfas- sungskriterien im Sinne des Indikationsprinzips bereits Informationen über die funktionalen Beziehungen zu anderen Schutzgütern und Schutzgutfunktionen beinhalten. Somit werden über den schutzgutbezogenen Ansatz indirekt ökosystemare Wechselwirkungen erfasst. Die- ses gilt beispielsweise für die Speicher- und Reglerfunktion des Bodens, die u. a. im Hinblick auf die Filterfunktion der Grundwasserdeckschichten gegenüber dem Schadstoffeintrag in das Grundwasser erfasst wird. Im Baugesetzbuch werden die Anforderungen zur Berücksichtigung von Wechselwirkungen in § 1 Abs. 6 Nr. 7 formuliert. Danach ist zum Einen nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe a das Wir- kungsgefüge zwischen den Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft und Klima zu betrachten. Zum Anderen sind nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe i auch die Wechselwirkun- gen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes nach den Buchstaben a, c, und d zu berücksichtigen. Schließlich zeigt die Einbeziehung der umweltbezogenen Auswirkungen auch auf den Men- schen und seine Gesundheit, die Bevölkerung, Kultur- und Sachgüter, dass die Umweltprüfung nicht nur rein naturschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt, sondern in einem umfassenden An- satz eine Gesamtbetrachtung der Umweltbezüge der Planung ermöglicht. Im Folgenden wird das Wirkungsgefüge zwischen den abiotischen und biotischen Belangen des Buchstaben a) aufgeführt, in dem für jedes Schutzgut getrennt die bedeutendsten Beziehungen zu den ande- ren dargestellt werden. Dabei findet eine Beschränkung auf die wichtigsten Beziehungen statt. Diese sind, soweit möglich, im Zusammenhang mit der Ermittlung, Beschreibung und Beurtei- lung der jeweiligen Schutzgutfunktionen innerhalb des schutzgutbezogenen Ansatzes erfasst worden.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 89

Pflanzen • Abhängigkeit der Vegetation von den abiotischen Standorteigenschaften (Bodenform, Gelän- deklima, Grundwasserflurabstand, Oberflächengewässer) • Vegetation als Faktor des Bodenschutzes (Erosionsschutz) und des Klimaschutzes (bioklima- tische Bedeutung, Filterfunktion) • Vegetation als Lebensraum, Brutraum, Rückzugsraum für verschiedene Tierarten

Tiere • Abhängigkeit der Tierwelt von der biotischen und abiotischen Lebensraumausstattung (Vege- tation / Biotopstruktur, Biotopvernetzung, Lebensraumgröße, Boden, Geländeklima / Be- standsklima, Wasserhaushalt) • Spezifische Tierarten / Tierartengruppen als Indikator für die Lebensraumfunktion von Biotop- typenkomplexen

Boden • Boden als Standort für Biotope / Pflanzengesellschaften

• Boden in seiner Bedeutung für den Landschaftswasserhaushalt (Grundwasserneubildung, Re- tentionsfunktion, Filterfunktion, Grundwasserschutz, Grundwasserdynamik) Grundwasser • Abhängigkeit der Grundwasserergiebigkeit von den hydrogeologischen Verhältnissen und der Grundwasserneubildung • Abhängigkeit der Grundwasserschutzfunktion von der Grundwasserneubildung und der Spei- cher- und Reglerfunktion des Bodens • Grundwasser als Schadstofftransportmedium im Hinblick auf die Wirkpfade Grundwasser- Oberflächengewässer, Grundwasser-Pflanzen

Oberflächengewässer • Abhängigkeit der Selbstreinigungskraft vom ökologischen Zustand des Gewässers (Besiede- lung mit Tieren und Pflanzen) • Gewässer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Klima (Regionalklima, Geländeklima, klimatische Ausgleichsfunktionen)

• Abhängigkeit des Geländeklimas und der klimatischen Ausgleichsfunktion (Kaltluftabfluss u. a.) von Relief, Vegetation, Nutzung und größeren Wasserflächen • Bedeutung von Waldflächen für den regionalen Klimaausgleich (Klimaschutzwälder)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 90

Luft (lufthygienische Belastungsräume, lufthygienische Ausgleichsfunktion) • Bedeutung von Vegetationsflächen für die lufthygienische Ausgleichsfunktion (u. a. Immissi- onsschutzwälder) • Abhängigkeit der lufthygienischen Belastungssituation von geländeklimatischen Besonderhei- ten (lokale Windsysteme, Frischluftschneisen, Tal- und Kessellagen, städtebauliche Problem- lagen)

Landschaft • Abhängigkeit des Landschaftsbildes von den Landschaftsfaktoren Relief, Vegetation, Klima, Nutzung, Oberflächengewässer

Nachfolgend werden die Wechselwirkungen (gem. nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe i BauGB zwischen den abiotischen und biotischen Belangen und der Landschaft, dem Schutzgut Mensch sowie den Kultur- und Sachgütern aufgeführt.

Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima

• Beanspruchung der Landschaft durch Freizeitaktivitäten

• Geländeklima in seiner klimaökologischen Bedeutung für den Menschen

Mensch (Wohnen, Wohnumfeld, Freizeit)

• Abhängigkeit der Gesundheit und des Wohlbefindens von den lufthygienischen und klimati- schen Verhältnissen • Abhängigkeit der natürlichen Erholungsfunktion eines Raumes von den landschaftlichen Ge- gebenheiten (Vegetationsstruktur, Gewässern und Relief und dem Landschaftsbild) • Bedeutung der Landschaft / des Landschaftsbildes für die menschliche Erholung und das Wohlbefinden (Gesundheit)

Kultur- und Sachgüter • Kultur und Sachgüter und ihre kulturhistorische Bedeutung für die Freizeitgestaltung des Men- schen • Beeinträchtigungen von Kultur- und Sachgütern durch Luftschadstoffe

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 91

5. Standortbezogene Bewertung der zu erwartenden erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter

Beschrieben und bewertet werden Darstellungsänderungen im FNP-Vorentwurf, die potenziell zu erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter führen können. Kleinflächige Bestandsan- passungen und "Entfeinerungen" 2 werden in diesem Zusammenhang nicht einer Umweltprüfung unterzogen. Ebenso werden nachrichtliche Übernahmen, die bereits durch Genehmigungs- oder Planfeststellungsverfahren geregelt wurden, nicht einer weiteren Umweltprüfung unterwor- fen. Bestehende Reserveflächen des bislang gültigen FNP, für die noch kein gültiges Baurecht besteht, wurden in die Untersuchung der Umweltschutzgüter mit einbezogen.

5.1 Leitlinien der FNP-Neuaufstellung

Der Flächennutzungsplan bedarf als das perspektivische Instrument der Bauleitplanung der Aufstellung von Leitlinien. Diese sollen: - das Leitbild einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung konkretisieren,

- den Orientierungsrahmen für die siedlungsstrukturelle Entwicklung der Stadt Ennepetal vorge- ben und - die Wertungsmaßstäbe für die Bewertung der Verträglichkeit von Einzelflächen als auch der Flächenneuausweisungen in der gesamtstädtischen Betrachtung liefern.

Wie bereits im Kapitel 3.4 „Informelle Instrumente“ beschrieben, wurde der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes die Leitbildentwicklung für die Stadt Ennepetal vorgeschaltet. Das Leit- bild wurde mit der Projektgruppe und in öffentlichen Veranstaltungen mit der Bevölkerung von Ennepetal diskutiert. Bei der Neuausweisung von Flächen für die Stadt Ennepetal finden die in der Leitbildentwick- lung getroffenen Leitbildthemen und Leitlinien Eingang und dienen als Vorfilter für die zukünfti- ge Flächenentwicklung.

5.2 Prüfung von Alternativen

Im Rahmen der Erarbeitung des Vorentwurfs wurden Flächenalternativen untersucht und nach o.g. Leitlinien sowie unter städtebaulichen und umweltrelevanten Gesichtspunkten überprüft. Bei der mehrstufigen Prüfung wurden insbesondere berücksichtigt: - Städtebauliche Eignung - Umweltbelange - Vorhandene Reserveflächen - Realisierungschancen

2 Der Begriff "Entfeinerung" beschreibt ein Modell zur Straffung und Vereinfachung der Darstellungsinhalte grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 92

Abb. 24: Vorgehen bei der Flächenauswahl im FNP-Vorentwurf (eigene Darstellung)

Aufbauend auf dem Leitbild für die Stadt Ennepetal wurden potenzielle neue Siedlungsflächen betrachtet. Durch die räumliche Konkretisierung des Leitbildes konnten im Vorfeld bereits einige konfliktträchtige Standorte ausgeschlossen werden. Dem Vermeidungsprinzip folgend wurden die Flächen vorab nach folgenden Aspekten betrach- tet und ausgesondert: - Vermeidung von Flächeninanspruchnahme in Schutzgebieten (insbesondere Natura 2000- Gebiete, Naturschutzgebiete) - Vermeidung der Inanspruchnahme von Waldflächen

Mit dem Leitbild als Grundlage wurden im Rahmen des Umweltberichtes anschließend insbe- sondere folgende Flächen im Hinblick auf mögliche Auswirkungen auf die o. g. Schutzgüter un- tersucht:

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 93

Untersuchte Standorte

Lage Flächen-Nr. Größe in ha FNP-Status Voerde Zentrum Voerde W 3 3,1 Reservefläche FNP alt Milspe Homberge W 5 7,1 / 3,4 Reservefläche FNP alt Nördlich L 701 Bülbringen W 6 9,0 / 1,8 Reservefläche FNP alt Voerde Altenhöfinghoff W 7 2,4 Reservefläche FNP alt Voerde Nord W 9 5,8 Potenzialfläche FNP neu Finkenberg Voerde W 10 22,3 Potenzialfläche FNP neu Rüggeberg-Nottloher Weg W 11 1,3 Potenzialfläche FNP neu Altenvoerde - Zur Laube W 12 0,6 Potenzialfläche FNP neu Innenentwicklung Oberbauer Kohlstadt W 13.1 0,6 Potenzialfläche FNP neu Innenentwicklung Oberbauer Kohlstadt W 13.2 1,6 Reservefläche FNP alt Milspe Lahmenhäuschen W 15 0,3 Potenzialfläche FNP neu Erweiterung Hasperbach W 16 2,1 / 1,3 Reservefläche FNP alt Voerde – Breckerfelder Straße W 17 1,1 Reservefläche FNP alt Altenvoerde Steinbruch W 18 1,9 Reservefläche FNP alt Milspe – Am Werde W 19 1,1 Reservefläche FNP alt Bülbringen W 20 0,5 Potenzialfläche FNP neu Hasperbach Kochshaus W 21 0,7 Reservefläche FNP alt Altenvoerde Peddinghausstraße W 22 0,3 Potenzialfläche FNP neu Milspe Rottenberg W 23 0,5 Reservefläche FNP alt Büttenberg - Strückeberger Straße W 26 2,0 Potenzialfläche FNP neu Erweiterung Siedlung Heide W 33 0,4 Potenzialfläche FNP neu Ortsausgang Voerde - Haspetal W 34 0,9 Reservefläche FNP alt Oelkinghausen Süd G 1.4 14,0 Potenzialfläche FNP neu Östlich von Dorma G 2.2 2,2 Reservefläche FNP alt Oberbauer G 3 1,1 Teilw. Reservefläche FNP alt Innenentwicklung südlich L 702 Potenzialfläche FNP neu / G 4.2 1,5 (Milsper Straße) Altenvoerde teilw. Reservefläche Milspe Am Wunderbau G 5.1 0,8 Potenzialfläche FNP neu Milspe Heilenbecke G 5.2 3,1 / 1,2 Reservefläche FNP alt Nördlich B 483 Königsfeld G 7 10,4 Potenzialfläche FNP neu Voerde Dorma Süd G 8 3,7 Potenzialfläche FNP neu Voerde Haspetal G 9 2,6 Reservefläche Umwidmung Büttenberg - Strückeberger Straße G 26 15,7 Potenzialfläche FNP neu Büttenberg SO 1 1,8 Potenzialfläche FNP neu Tab. 8 Im Rahmen der FNP Neuaufstellung geprüfte Alternativstandorte

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 94

Eine detaillierte Einzelflächenbewertung der Flächen hinsichtlich zu prognostizierender Auswir- kungen auf die jeweiligen Umwelt-Schutzgüter ist den Steckbriefen (siehe Anhang) zu entneh- men.

5.3 Wohnbauflächen, Gemischte Bauflächen und Gemeinbedarfsflächen

5.3.1 Bewertungsmethodik

Für die Bewertung der zu erwartenden Auswirkungen werden die jeweils zur Verfügung stehen- den, umweltrelevanten Daten herangezogen. Die Interpretation dieser Daten liefert Aussagen zu den einzelnen Schutzgutausprägungen. Anhand der Schutzgutausprägung (im Sinne einer Empfindlichkeit) kann die zu erwartende Konfliktintensität bei einer baulichen Flächeninan- spruchnahme beurteilt werden (siehe Tabelle 9). Über die Summe der einzelnen Konfliktintensitäten kann die Konfliktdichte und Umwelterheb- lichkeit einer Darstellung ermittelt und abgeschätzt werden. Im Einzelfall kann das Konfliktpo- tenzial mit einem Schutzgut so hoch sein (z.B. die Inanspruchnahme eines geschützten Bio- tops), dass hier die Ausprägung eines Umweltbelanges / Schutzgutes bereits zum Ausschluss einer Darstellung führen kann.

Abweichungen bei der Anzahl der Bewertungskriterien zu den Schutzgütern sind auf die unglei- che Datenlagen zurückzuführen (vgl. Kap. 8). Die Schutzgüter besitzen aufgrund der lokal-spezifischen Gegebenheiten in Ennepetal eine un- terschiedliche Bedeutung. Die Bedeutung einzelner Schutzgüter wird an der Vielzahl der sie charakterisierenden Merkmale deutlich. Die Wahrscheinlichkeit der Betroffenheit einzelner Schutzgüter (z.B. beim Schutzgut Biotope, Pflanzen und Tiere höher als beim Schutzgut Klima) kann stark differieren. Insgesamt wurden 22 Wohnbauflächen untersucht und Bewertungen der zu erwartenden schutzgutbezogenen Umweltauswirkungen vorgenommen. Die Untersuchung umfasste sowohl potenziell neue Siedlungsbereiche und Alternativflächen als auch bestehende Reservegebiete aus den Darstellungen des bislang gültigen FNP. Einige der untersuchten Flächen wurden auf- grund ihrer aus städtebaulicher und/oder aus Sicht der Umweltbelange kritischen Bewertung nicht in den FNP übernommen. Kleinteilige Anpassungen und Abrundungen an bestehendes Planungsrecht im Innenbereich wurden im Rahmen der Einzelflächenbewertung im Sinne der Entfeinerung nicht betrachtet. Als Erheblichkeitsgrenze wurde 0,25 ha angesetzt. Flächen unterhalb dieses Wertes wurden im Rahmen der Umweltprüfung nicht untersucht (z.B. Flächen W 24, W 32). Als Alternativflächen wurden auch Bereiche untersucht, die aufgrund ihrer städtebaulichen und/oder umweltfachli- chen Einstufung später nicht in den FNP übernommen wurden (z.B. W 10, G 7, G 26)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 95

Schutzgut / Ausprägung Konfliktintensität Flächenverbrauch (kein Schutzgut im Sinne des BauGB) Wohnen Brachen, versiegelte Flächen; Innenentwicklung keine bis gering Arrondierung (Siedlungsrand) mäßig Außenentwicklung hoch Gewerbe (Infrastruktur) überregionale Anbindungen vorhanden / Komplett angebunden keine keine unmittelbare überregionale Anbindung / Infrastruktur vorhan- mäßig den keine Anbindung vorhanden (neue Infrastruktur notwendig) hoch Tiere und Pflanzen, Biodiversität Häufige und geringwertige Biotoptypen (Acker, Intensivgrünland) gering Seltenere Biotoptypen oder Biotope mit längerer Entwicklungsdauer mäßig (Gehölzbestände, Feuchtgrünland etc.) Schutzwürdige oder geschützte Biotope / Biotopverbundflächen hoch kein Vorkommen geschützter bzw. planungsrelevanter Tierarten gering mögliches Vorkommen von planungsrelevanten Tierarten (weiter- mäßig gehende Untersuchung notwendig) / Vorkommen angrenzend Vorkommen geschützter bzw. planungsrelevanter Tierarten hoch Boden Versiegelte oder stark gestörte Bodenverhältnisse keine bis gering Nicht gestörte bzw. weitestgehend ungestörte Böden oder punktuell mäßig schutzwürdige Böden (bis ca. 1/3 der Fläche) Flächig schutzwürdige Böden / sehr oder besonders schutzwürdige hoch Böden (ab ca. 1/3 der Fläche) Keine Altlastenverdachtsflächen vorhanden keine Punktuell, kleinflächig Altlastenverdachtsflächen vorhanden (bis ca. gering bis mäßig 1/3 der Fläche) Altlastenverdachtsflächen flächig vorhanden (ab ca. 1/3 der Fläche) mäßig bis hoch Wasser Grundwasserflurabstand hoch (> 20 dm), Filterkapazität des Bo- gering dens hoch bis mittel Grundwasserflurabstand mittel (> 8 dm – 20 dm), Filterkapazität mäßig des Bodens hoch bis mittel Grundwasserflurabstand gering (< 8 dm), Filterkapazität des Bo- hoch dens mittel bis gering Oberflächengewässer nicht vorhanden keine Oberflächengewässer im näheren Umfeld vorhanden (Schutzstrei- gering bis mäßig fen von 15m noch betroffen) Oberflächengewässer direkt betroffen / Quellbereich betroffen mäßig bis hoch

Überschwemmungsgebiete nicht betroffen keine nicht festgesetzte ÜSG betroffen gering bis mäßig festgesetztes ÜSG betroffen mäßig bis hoch Klima / Luft Flächen ohne besondere Klimafunktion für das Stadtgebiet (z.B. keine Siedlungsklima)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 96

Klimatische Ausgleichsräume (z.B. Freiflächen-, Grünflächen-, gering bis mäßig Waldklima) Flächen mit besonderen Klimafunktionen (z.B. Luftleitbahnen; Fil- mäßig bis hoch terfunktion) Landschaft (einschl. Erholungseignung) Flächen im Außenbereich / Siedlungsrand Bereiche, die nicht in Vorrangräumen für Erholung liegen keine Bereiche, die Vorrangräume für die Erholung am Rand in Anspruch gering bis mäßig nehmen Bereich, die in Vorrangräumen für Erholung **liegen mäßig bis hoch Innerörtliche Flächen untergeordnete stadtgliedernde Funktion gering stadtgliedernde Funktion (Bedeutung für die Freizeit) mäßig stadtbildprägende Funktion (attraktive Ausstattung mit Strahlwir- hoch kung) Mensch und menschliche Gesundheit Darstellung Wohnen Weitgehend störungsfreie Ruheräume / keine Immissionsbelastung keine zu erwarten, Lärmimmission im geforderten Bereich Gering bis mäßig durch Lärm belastete Räume (tags <= 59 dB(A), gering bis mäßig nachts <= 49 dB(A)) und in Teilen der Fläche darüber (bis 1/3) Lärmbelastete Räume (tags >= 59 dB(A), nachts >= 49 dB(A)), mäßig bis hoch grundlegende über dem geforderten Bereich für Lärmimmission (ab 1/3) Darstellung Gewerbe Grundbelastung stark emissionsbelasteter Standort keine Gering bis mäßig emissionsbelasteter Standort gering bis mäßig weitgehend emissionsunbelasteter Standort mäßig bis hoch Abstandserlass Puffer von > 300 m zu Wohnbauflächen gering Puffer > 100 bis = 300 m zu Wohnbauflächen mäßig direkt angrenzend <= 100 m zu Wohnbauflächen hoch Kultur- und Sachgüter Keine Bau- oder Bodendenkmale vorhanden keine Bau- oder Bodendenkmale angrenzend (Umgebungs- / En- gering bis mäßig semblesschutz) Bau- oder Bodendenkmale direkt betroffen hoch Wald Aufforstung, Stangenholz gering geringes bis mittleres Baumholz oder jüngerer Forst mit einzelnen mäßig Überhältern starkes Baumholz oder Mittelwald hoch Landwirtschaftsflächen Ackerflächen mit Bodenertragsklasse 1und 2 keine Ackerflächen mit Bodenertragsklasse 3 und 4 mäßig Ackerflächen mit Bodenertragsklasse 5 und 6 hoch Tab. 9: Bewertungskriterien zur Einschätzung der schutzgutbezogenen Konfliktintensität in Bezug auf eine bauliche Nutzung

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 97

Anhand der Summe der einzelnen Konfliktwerte kann die Konfliktintensität und nicht zuletzt eine Standorteignung hinsichtlich einer baulichen Flächennutzung eingeordnet werden.

Standorteignung Konfliktintensität

Konfliktarme Standorte gering Standorte, bei denen keine hohe Konfliktintensität bei den jeweiligen Schutzgütern zu erwarten ist Weitestgehend konfliktarme gering bis mäßig Standorte, bei denen überwiegend Standorte keine hohe Konfliktintensität vor- liegt, in Teilbereichen jedoch schon Beeinträchtigungen aufweisen Bedingt / mäßig konfliktarme mäßig Standorte, bei denen die Konfliktin- Standorte tensität nur bei einzelnen Schutz- gütern als hoch einzustufen ist (überwiegend geringe bis mäßige Schutzgutbetroffenheit) Mäßig konfliktträchtige mäßig bis hoch Standorte, bei denen in Teilen der Standorte Schutzgüter eine hohe Konfliktin- tensität vorliegt Konfliktträchtige Standorte hoch Standorte, bei denen die Konfliktin- (Überprüfung empfohlen) tensität bei der Mehrzahl der Schutzgüter als mäßig bis hoch zu bewerten ist (hohe Schutzgutbe- troffenheit) Tab. 10: Beurteilung der Standorteignung anhand der Konfliktintensität

5.3.2 Bewertung der Auswirkungen der Neuausweisungen auf die Schutzgüter

Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans sind Neuausweisungen von Wohn- bauflächen vorgesehen, die einzelflächenbezogen einer Umweltprüfung unterzogen worden sind. Hierbei wurden zehn Flächen untersucht, die bislang nicht im gültigen Flächennutzungs- plan dargestellt wurden. Eine detaillierte Einzelflächenbewertung hinsichtlich zu prognostizie- render Auswirkungen auf die jeweils betroffenen Schutzgüter ist den Steckbriefen (siehe An- hang) zu entnehmen. Die folgende Tabelle gibt eine kurze Übersicht über die neu dargestellten Wohnbauflächen und deren jeweiligen umweltrelevanten Konfliktpotenziale.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 98

Lage Flächen-Nr. Größe (ha) Konfliktpotenzial brutto (netto) Geringe Konfliktintensität Rüggeberg-Nottloher W 11 1,3 (0,98) Inanspruchnahme von schutzwürdigen Böden und Weg bislang ungestörten Bodenverhältnissen Oberbauer Kohlstadt W 13.1 0,6 (0,45) Inanspruchnahme von schutzwürdigem Boden und bislang ungestörten Bodenverhältnissen Bülbringen W 20 0,5 (0,38) Wasserschutzgebiet – Verringerung des Einzugs- bereiches im Bereich der Talsperre Erweiterung Siedlung W 33 0,4 (0,32) Inanspruchnahme von bisher offener Landschaft Heide mit teilweise Landschaftsschutz Mäßige Konfliktintensität Altenvoerde W 12 0,6 (0,45) Landschaftsschutzgebiet; Verlust eines Teiles der Zur Laube Biotopkatasterfläche und ggf. eines Nahrungshabi- tates einer streng geschützten Art Milspe Lahmenhäu- W 15 0,3 (0,23) Inanspruchnahme offener Landschaft mit Land- schen schaftsschutz und schutzwürdigen Böden bei wei- testgehend ungestörten Bodenverhältnissen Altenvoerde Pedding- W 22 0,3 (0,23) Inanspruchnahme einer Biotopkatasterfläche sowie hausstraße von Wald Mäßig bis hohe Konfliktintensität Büttenberg - Strücke- W 26 2,0 (1,5) Verlust der Erholungsfunktion und des Freizeitwer- berger Straße tes, flächige Beeinträchtigung eines gut strukturier- ten regionalen Grünzugs mit Landschaftsschutz Hohe Konfliktintensität Voerde Nord W 9 5,8 (4,35) Inanspruchnahme von bislang offener Landschaft mit wahrscheinlich wichtiger Funktionsbeziehung zum FFH-Gebiet sowie Lebensraum von planungs- relevanten Arten Finkenberg Voerde W 10 22,3 Großflächige Inanspruchnahme eines strukturrei- (nicht in FNP übernom- chen Landschaftsraumes mit unter Schutz gestell- men) ten Biotopen; ggf. Beeinträchtigung von Lebens- räumen planungsrelevanter Arten, Inanspruch- nahme schutzwürdiger Böden, Fläche dient der Frischluftzufuhr und der siedlungsnahen Erholung

Werte in Klammern = Nettowerte (minus 25 % Erschließungsanteil) Tab. 11: Einschätzung der Standorteignung für die Neuausweisung von Wohnbauflächen

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 99

5.3.3 Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag und FFH-Vorprüfung W9 Voerde Nord

Aufgrund der Hinweise durch den NABU sowie den Erkenntnissen aus dem Steckbrief, wurde für die Fläche W 9 Voerde Nord ein zusätzlicher Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag sowie eine FFH-Vorprüfung für das in räumlicher nähe befindliche FFH-Gebiet „Gevelsberger Stadtwald“ durch das Büro Ökoplan – Institut für ökologische Planungshilfe erarbeitet. Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag

Im Folgenden werden die Ergebnisse des vorliegenden Artenschutzrechtlichen Fachbeitrages (Ökoplan, Stand 01.04.2010) zusammenfassend dargestellt: „Der neuaufzustellende FNP sieht am nördlichen Rand des Ortsteils Voerde eine Fläche von 6,5 ha für Wohnbebauung vor. Bei Umsetzung des Planes können sich artenschutzrechtlich re- levante Auswirkungen auf europäische Vogelarten gem. Art. 1 der Vogelschutz-Richtlinie erge- ben. Als Grundlage für die Auswahl der planungsrelevanten Vogelarten im Untersuchungsge- biet dienten die Daten und mündlichen Mitteilungen von Herrn JELLINGHAUS (NABU Ennepe- Ruhr, Schreiben vom 24.05.2009). Diese wurden ergänzt durch eine Potentialanalyse der Bio- topstrukturen vor allem anhand einer Auswertung von Luftbildern.

Die im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen und potenziell vorkommenden Vogelarten wur- den einer artenschutzrechtlichen Untersuchung unterzogen. Das Ergebnis ist in der folgenden Abbildung aufgeführt.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 100

Abb. 25: Zusammenfassende Darstellung der Betroffenheit der nachgewiesenen und potenziell vorkommenden planungsrelevanten Arten (Quelle: Ökoplan) Unter Berücksichtung von Maßnahmen zur Vermeidung sowie Maßnahmen zur Wahrung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (CEF-Maßnahmen) werden für keine der im Unter- suchungsgebiet nachgewiesenen und potenziell vorkommenden europäischen Vogelarten gem. Art. 1 der Vogelschutz-Richtlinie die Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG erfüllt.“ Als Vermeidungsmaßnahmen benennt das Gutachten folgende Punkte:

- Bauzeitenregelung bei Gehölzrodung und Baufeldfreimachung - Reduzierung der Bebauung zur Vermeidung einer Riegelwirkung für durchziehende Vo- gelarten - Abpflanzung der Wohnbaufläche mit Gehölzen

Sowie als CEF-Maßnahmen (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen): - Extensivierung der Landbewirtschaftung als bestandserhaltende Maßnahme für die Feld- lerche - Schaffung von Gehölzstrukturen und Brachestreifen als bestandserhaltende Maßnahme für den Raubwürger Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse wird die Wohnbaufläche W 9 im FNP-Vorentwurf so dargestellt, dass eine Schneise zwischen Jellinghausen im Westen und der künftigen Wohnbau- fläche bestehen bleibt. Hierdurch soll der Eingriff gemäß der Vorgaben des Artenschutzrechtli- chen Fachbeitrags reduziert werden. Im weiteren Verfahren der FNP-Erarbeitung erfolgt zudem eine weiterführende Untersuchung mittels einer avifaunistischen Kartierung der Fläche. Hierbei wird eine Kartierung der Brutvögel und eine Rast- und Wintervögelerfassung vorgenommen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 101

FFH-Vorprüfung für das FFH-Gebiet „Gevelsberger Stadtwald“ (DE 4610-301)

Im Folgenden werden die Ergebnisse der FFH-Vorprüfung (Ökoplan, Stand 08.04.2010) zu- sammenfassend dargestellt: „Die Stadt Ennepetal hat die Neuaufstellung ihres Flächennutzungsplanes beschlossen. Der neuaufzustellende FNP sieht am nördlichen Rand des Ortsteils Voerde eine Fläche von 6,5 ha für Wohnbebauung vor. Dieser Flächenvorschlag liegt in weniger als 300 m Entfernung zum FFH-Gebiet „Gevelsberger Stadtwald“ (DE 4610-301). Beeinträchtigungen im Sinne des Artikels 6, Abs. 3 der Richtlinie 92/43/EWG (bzw. § 34 BNatSchG) waren im Vorfeld nicht auszuschlie- ßen. Mit der vorliegenden Vorprüfung wurde ermittelt, ob Tatbestände erfüllt sind, die eine FFH- Verträglichkeitsprüfung erforderlich machen. Da – auch unter Berücksichtigung von kumulativen Beeinträchtigungen – erhebliche Beein- trächtigungen von Schutz- und Erhaltungszielen für das FFH-Gebiet „Gevelsberger Stadtwald“ (DE 4610-301) bereits im Rahmen der FFH-Vorprüfung ausgeschlossen werden können, kann auf die Erarbeitung einer vollständigen FFH-Verträglichkeitsprüfung für das NATURA 2000- Gebiet verzichtet werden.“

5.3.4 Beibehaltung der Darstellung von noch nicht genutzten Wohnbauflächen des alten FNP

Auch Flächen, die bislang als Reserveflächen im alten FNP zur Verfügung standen und noch keinen Bebauungsplan bzw. keine bauliche Nutzung aufweisen, wurden im Verfahren überprüft. Einige wurden zurückgenommen bzw. in den Ausmaßen reduziert, ein Teil der Flächen wird je- doch auch im neuaufgestellten FNP wieder dargestellt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der aus dem alten FNP übernommenen Flächen und den umweltrelevanten Konfliktpotenzialen.

Lage Flächen-Nr. Größe in ha Konfliktpotenzial brutto (netto) Geringe Konfliktintensität Voerde W 3 3,1 (2,3) Verlust eines kleinen Teils einer Biotopkatasterfläche Oberbauer W 13.2 1,6 (1,2) Inanspruchnahme von schutzwürdigem Boden Geringe bis mäßige Konfliktintensität Milspe / Homber- W 5 (Teilflä- 3,4 (2,55) Beeinträchtigung des Quellbereichs möglich; Verlust ge che) bzw. Einschränkung eines attraktiven Naherholungs- bereiches

Mäßige Konfliktintensität Bülbringen / W 6 (Teilflä- 1,8 (1,4) Kleinflächige Inanspruchnahme bisher offener Land- Oberbauer che) schaft mit Landschaftsschutz; Verlust schutzwürdiger Böden und ungestörten Bodenverhältnissen Hasperbach W 16 (Teilflä- 1,3 (0,98) Inanspruchnahme bisher offener Landschaft mit che) Obstbäumen Tab. 12: Beibehaltung der Darstellung von Wohnbauflächen (gesamthaft oder in Teilen)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 102

5.3.5 Rücknahme von Wohnbauflächendarstellungen des alten FNP

Unter Berücksichtigung der geplanten Neuausweisungen von Siedlungsflächen und des verrin- gerten Bedarfs ist eine Rücknahme von derzeit im FNP als Siedlungsflächen dargestellten Be- reichen vorgesehen. Eine Umwidmung der Flächen überwiegend zu landwirtschaftlichen Flä- chen gründet u. a. auf - vorhandenen Reserveflächen und einer Neubewertung des Bedarfes, - mangelnder Realisierungschancen, - einer Neubewertung der Umweltbelange. In den verschiedenen Ortsteilen werden in unterschiedlichem Umfang dargestellte Wohnbauflä- chen aus dem bestehenden FNP zurückgenommen (siehe folgende Tabelle 13).

Lage Flächen-Nr. Größe in ha neue Darstellung im FNP Geringe Konfliktintensität Milspe Am Werde W 19 1,1 Landwirtschaft Geringe bis mäßige Konfliktintensität Voerde W 17 1,1 Landwirtschaft Breckerfelder Strasse Milspe Rottenberg W 23 0,5 Landwirtschaft Mäßige Konfliktintensität Altenvoerde Steinbruch W 18 1,9 Grünfläche Mäßige bis hohe Konfliktintensität Bülbringen Teil W 6 9,0 Landwirtschaft Hasperbach Teil W 16 2,1 Landwirtschaft Hasperbach Kochshaus W 21 0,7 Landwirtschaft / Wohnbaufläche (FNP alt Gemeinbedarfsfläche) Voerde Haspetal W 34 0,9 Gewerbefläche Hohe Konfliktintensität Milspe Homberge Teil W 5 7,1 Landwirtschaft Voerde Altenhöfinghoff W 7 2,4 Landwirtschaft Tab. 13: Geplante Wohnbauflächenrücknahmen

Betrachtet man die Darstellungen der Wohnbauflächen im neuen Flächennutzungsplan, so überwiegen die Rücknahmen mit insgesamt etwa 26 ha deutlich gegenüber den Neuauswei- sungen, die ca. 12 ha betragen. Die Werte berücksichtigen nicht kleinflächige Bestandsanpas- sungen und Umwidmungen auf bestehenden Standorten. Rücknahmen erfolgten insbesondere in Bereichen, die aus (umwelt-)planerischer Sicht kritisch eingestuft wurden. Im Hinblick auf das Konfliktpotenzial bezogen auf die Umweltschutzgüter werden 2 Flächen mit hoher Konfliktintensität aus den bisherigen FNP Darstellungen zurückgenommen (insgesamt

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 103

9,5 ha). Demgegenüber ist Fläche W 9 Voerde Nord mit 5,8 ha als Neuausweisung mit hoher Konfliktintensität neu dargestellt worden. Auch bei Flächen mit mäßig bis hoher Konfliktintensi- tät überwiegen mit insgesamt 12,7 ha die Rücknahmen. Neuausweisungen mit dieser Bewer- tungsstufe umfassen 2,0 ha (Fläche W 26).

5.4 Gewerbeflächen

5.4.1 Bewertungsmethodik

Die Bewertungsmethodik entspricht weitgehend der Vorgehensweise bei den Wohnbauflächen (vgl. 5.3.1). Ergänzt wird der Ansatz um ein Kriterium beim Schutzgut Mensch "Abstandserlass zu Wohnbauflächen", um die Immissionsproblematik ausreichend zu berücksichtigen. Insge- samt wurden neun Gewerbeflächen untersucht und Bewertungen der zu erwartenden schutz- gutbezogenen Umweltauswirkungen vorgenommen.

5.4.2 Bewertung der Auswirkungen der Neuausweisungen auf die Schutzgüter

Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans sind Neuausweisungen von Gewer- beflächen vorgesehen (siehe Tabelle 14). Es handelt sich hierbei zum Teil um Erweiterungen zu bestehenden Gewerbe- und Industrieflächen sowie um neue Gewerbeflächen.

Lage Flächen-Nr. Größe in ha Konfliktpotenzial Geringe Konfliktintensität

Oberbauer G 3 0,7 Reservefl. Inanspruchnahme bisher offener Landschaft und von Neuauswei- schutzwürdigem Boden mit weitgehend ungestörten sung auf 0,4 Bodenverhältnissen Geringe bis mäßige Konfliktintensität Milspe - Am Wun- G 5.1 0,8 Inanspruchnahme von Teilen einer Biotopkatasterflä- derbau che; Fläche liegt teilweise im 300m Puffer des FFH- Gebietes „Gevelsberger Stadtwald“ Mäßige Konfliktintensität Voerde - Dorma G 8 3,7 Inanspruchnahme bislang offener Landschaft mit Süd Landschaftsschutz; Beeinträchtigung des Land- schaftsbildes insbesondere von Bülbringen aus Mäßige bis hohe Konfliktintensität Oelkinghausen G 1.4 14,0 Großräumige Veränderung des Landschaftsbildes Süd durch Überbauung -> weite Sichtbarkeit; Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche und kleinflächig Wald Voerde - Haspetal G 9 2,6 Verlust eines strukturreichen Landschaftsraumes mit möglichen Vorkommen planungsrelevanter Arten; Be- einträchtigung / Verlust des Siepenbereiches möglich Tab. 14: Einschätzung der Standorteignung für die Neuausweisung von Gewerbegebieten

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 104

Bei der Fläche G 5.1 wurde auf der Ebene des FNP auf eine FFH-Verträglichkeitsprüfung ver- zichtet. Die Fläche liegt am östlichen Rand der Pufferzone des FFH-Gebietes und ist durch die B 7 und eine Gewerbefläche vom FFH-Gebiet räumlich und funktional getrennt. Ihre Biotopqua- lität ist durch Störeinflüsse der benachbarten Straße B 7, des Bahndamms und der angrenzen- den Gewerbebetriebe beeinträchtigt. Daher wird auf der FNP-Ebene keine Notwendigkeit gese- hen diese Flächen vorab zu prüfen. Jedoch sollte auf der nachfolgenden B-Plan Ebene eine Auswirkung auf das FFH-Gebiet überprüft werden. Die Fläche G 7 nördlich von Königsfeld an der B 483 wurde als neue Potenzialfläche untersucht und mit der Einschätzung „Mäßige bis hohe Konfliktintensität“ bewertet. Gleiches gilt für die Flä- che G 26 in Büttenberg - Strückeberger Straße. Beide Flächen finden keinen Eingang in die FNP Neuaufstellung (s. Steckbriefe).

5.4.3 Beibehaltung der Darstellung von noch nicht genutzten Gewerbeflächen und Mischgebieten des alten FNP

Folgende bislang noch nicht genutzte Reserveflächen aus dem bestehenden FNP werden in den neuen Darstellungen des FNP übernommen.

Lage Flächen-Nr. Größe in ha Konfliktpotenzial Geringe Konfliktintensität Voerde G 2.2 2,2 Inanspruchnahme bislang offener Landschaft schutz- würdigem Boden Altenvoerde G 4.2 1,5 Mögliche Steigerung der Emissionen im Gebiet Mäßige Konfliktintensität

Oberbauer G 3 0,7 Reservefl. Inanspruchnahme bisher offener Landschaft und von Neuauswei- schutzwürdigem Boden mit weitgehend ungestörten sung auf 0,4 Bodenverhältnissen Hohe Konfliktintensität Milspe Heilenbe- Teil G 5.2 3,1 Inanspruchnahme der Biotopkatasterfläche mit Vor- cke kommen von geschützten Arten, Beeinträchtigung des Bachlaufes und schutzwürdiger Böden Tab. 15: Beibehaltung der Darstellung von Gewerbe- bzw. Mischbauflächen

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 105

5.4.4 Rücknahme von Gewerbeflächendarstellungen des alten FNP

Insbesondere aus Gründen der Bedarfsänderungen und des Naturschutzes sowie vor dem Hin- tergrund des allgemein zu beachtenden sparsamen Umgangs mit Boden, erfolgt eine Rück- nahme von Gewerbeflächen, die bislang im gültigen FNP dargestellt wurden.

Ortsteil / Lage Flächen-Nr. Größe in ha neue Darstellung im FNP Oberbauer Teil G 3 0,1 Landwirtschaft Milspe Heilenbecke Teil G 5.2 1,2 Landwirtschaft Tab. 16: Geplante Gewerbeflächenrücknahmen

Die Fläche G 5.2 ist eine betrieblich gebundene Fläche, die aus ökologischer und topographi- scher Sicht für gewerbliche Entwicklungen ungeeignet ist. In Zusammenhang mit einem B- Planverfahren wurde die Rücknahme der westlichen Teilfläche (1,2 ha) empfohlen. Dazu wurde noch ein Teil der Fläche G 3 in Oberbauer zurückgenommen, diese wurde jedoch auf Grund ih- rer geringen Größe nicht einer gesonderten Umweltprüfung unterzogen. Beide Rücknahmebe- reiche werden im neuen FNP als „Fläche für die Landwirtschaft“ gekennzeichnet. Für den gesamten Prognosezeitraum 2010 bis 2025 wurde ein Bedarf für Ennepetal von rund 38 ha an gewerblicher Baufläche ermittelt. Aus der Flächenbilanzierung in der Begründung zum FNP wird deutlich, dass trotz großer Flächenreserven im FNP alt von ca. 23 ha, ein weiterer Flächenbedarf von rund 15 ha besteht.

Einer Neuausweisung von 16,2 ha Gewerbe- und Industrieflächen steht eine Rücknahme von etwa 1,3 ha gegenüber. Schwerpunkt der gewerblichen Entwicklung ist der Erweiterungsbereich Oelkinghausen Süd (ca. 14 ha).

5.5 Sondergebiete

Gemäß den Regelungen der §§ 10 und 11 BauNVO werden Sondergebiete für die Erholung, (insbesondere Wochenendhausgebiete, Ferienhausgebiete Campingplatzgebiete) sonstige Sondergebiete für großflächige Einzelhandelsbetriebe, Kur- und Klinikgebiete und andere spe- zielle Flächennutzungen ausgewiesen. Die neuen Darstellungen der Sondergebiete in Ennepetal entsprechen weitestgehend denen des FNP alt, der durch Änderungsverfahren im Hinblick auf die Sondergebiete schrittweise nachgeführt und in den entsprechenden Teilbereichen angepasst wurde. Gegenüber dem FNP alt wurden neue Darstellungen von Sonderbauflächen lediglich im Teilbereich „Klinik Königsfeld“ vorgenommen. Die bisherige Darstellung als Fläche für die Landwirtschaft entspricht nicht der realen Nutzung. Daher erfolgt eine Darstellung des vorhandenen Klinikbereiches als Sonderge- biet mit der Zweckbestimmung „Klinik“ im neuen FNP.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 106

5.6 Umwidmung von Flächen ohne erhebliche Umweltauswirkungen

Im Rahmen der Umweltprüfung werden die Nutzungsänderungen beschrieben und bewertet, bei denen erhebliche Auswirkungen auf die Umweltmedien prognostiziert werden können. Bei anderen Darstellungsänderungen bzw. Umwidmungen sowie kleinflächigen Darstellungsände- rungen im Zuge der Entfeinerung sind erhebliche Beeinträchtigungen der Umwelt nicht zu er- warten und werden nicht einer standortbezogenen Umweltprüfung unterzogen. Folgende Dar- stellungsänderungen / Umwidmungen sind i.d.R. nicht umwelterheblich:

Umwidmungen

Gewerbegebiete Gemischte Bauflächen, Grünflächen Wohnbauflächen Grünflächen, Flächen für die Landwirtschaft, Wald

Kerngebiete Gemischte Bauflächen Dorfgebiete Wohnbauflächen Flächen für den Gemeinbedarf Wohnbauflächen

Insbesondere folgende Darstellungsänderungen / Flächenumwidmungen werden im Flächen- nutzungsplan-Vorentwurf vorgenommen:  Dorfgebiete Dorfgebiete dienen der Unterbringung der Wirtschaftstellen land- und forstwirtschaftlicher Be- triebe, dem Wohnen und der Unterbringung von nicht wesentlich störenden Gewerbebetrieben sowie der Versorgung der Bewohner des Gebiets dienenden Handwerksbetrieben. Auf die Be- lange der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe ist vorrangig Rücksicht zu nehmen (§ 5 Bau NVO). Mit der Konzentration der Wohn- und Gewerbeflächen vorwiegend auf die großen Ortsteile und die kleinteiligen Arrondierungen wie in Rüggeberg, Heide, Bülbringen und Oberbauer bleiben die als Dorfbereiche gekennzeichneten Orte unberührt. Wie im bisher gültigen Flächennutzungsplan werden auch im FNP-Vorentwurf die Dörfer Her- minghausen, Schweflinghausen und Hillringhausen als Dorfgebiete dargestellt.

 Mischgebiete / Kerngebiete Mischgebiete dienen dem Wohnen und der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die das Wohnen nicht wesentlich stören. Kerngebiete dienen vorwiegend der Unterbringung von Han- delsbetrieben sowie der zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur (§ 7 Bau NVO). Bis auf einige kleinteilige Anpassungen an bestehendes Planungsrecht bzw. an die Bestandsi- tuation erfolgen keine weiteren Änderungen, so dass die Darstellungen des FNP alt auch für den neuen Flächennutzungsplan in großen Teilen noch ihre Gültigkeit haben. Umwelterhebliche Änderungen können sind daher nicht zu prognostizieren.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 107

 Flächen für den Gemeinbedarf Der Flächennutzungsplan hat die Ausstattung des Gemeindegebiets mit allen zur Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des öffentlichen und privaten Bereichs dienenden Einrichtun- gen und Anlagen darzustellen. Hierzu zählen u.a. Schulen und Kirchen sowie sonstigen kirchli- chen und sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Zwecken dienende Gebäude und Einrich- tungen sowie Flächen für Sport- und Spielanlagen. Für Bereich der Gemeinbedarfsflächen werden nur kleinflächige innerörtlicher Anpassungen der Darstellungen und planungsrechtlichen Einstufungen vorgenommen, so dass keine umwelter- heblichen Auswirkungen zu erwarten sind.

 Flächen für die Landwirtschaft und Wald, Grünflächen Im FNP werden etwa 29 ha bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen als Wohnbauflächen bzw. Gewerbliche Bauflächen dargestellt (vgl. 5.4 bzw. 6.6). Somit geht die weitere Siedlungs- entwicklung stark zu Lasten der Landwirtschaft. Im Rahmen der Rücknahme bisher im FNP alt dargestellter Wohnbau- und Gewerbeflächen werden ca.24,5 ha landwirtschaftliche Fläche von ursprünglich vorgesehner Siedlungsentwick- lung freigehalten. Diese Flächen werden bereits real als landwirtschaftliche Flächen genutzt. Zudem wurde die im FNP alt in Königsfeld vorgesehene Fläche für Abgrabung bzw. Aufschüt- tung zugunsten einer Fläche für die Landwirtschaft zurückgenommen. Neue Aufforstungsflächen werden nicht vorgesehen. Die Ausdehnung der Waldflächen wurde in Abstimmung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW angepasst. Hier hat sich gezeigt, dass vor allem bei bestehenden Waldgebieten weitere Flächen, sei es durch Aufforstung oder durch natürliche Sukzession, hinzugekommen sind. Diese nunmehr dargestellten Flächen sind damit an die reale Situation angepasst worden. Somit nimmt die dargestellte Waldfläche in En- nepetal in der Flächenstatistik zu. Die im FNP als Wald dargestellten Flächen machen ca. 43 % des Stadtgebietes aus, die landwirtschaftlichen Flächen nehmen rund 35% ein. Flächen, die als Wald gelten, werden durch die Gewerbeflächen-Ausweisungen G 1.4 und G 9 sowie die Wohnbauflächen W 22 (Peddinghauserstraße) und W 24 (Milspe) in Anspruch ge- nommen. Es werden keine neuen Grünflächen dargestellt. Eine Anpassung erfolgt kleinteilig aufgrund der realen Nutzung sowie der Anpassung im bestehenden Gewerbegebiet Oelkinghausen. Die Steinbruchfläche in Altenvoerde (W 18) wird aufgrund der Rücknahmen von Wohnbauflächen erstmalig als Grünfläche im FNP dargestellt. Größere Änderungen in der Ausdehnung der Grün- flächen gibt es im Bereich Hülsenbecke / Neuenhausen / Gut Ahlhausen, da hier die Waldflä- chen der IST-Situation angepasst wurden. Zudem erfolgte eine Reduzierung der Grünflächen im Bereich Haspetal im Zusammenhang mit der Gewerbefläche G 9 und im Bereich der Gewer- befläche 5.1 am Tunnel zu Gevelsberg. Detaillierte Angaben können den Steckbriefen ent- nommen werden.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 108

6. Möglichkeiten zur Vermeidung und zur Verringerung von Umwelt- auswirkungen und zur Kompensation von Eingriffen

6.1 Biotopfunktion

Vermeidung - Vermeidung der Inanspruchnahme von geschützten oder schutzwürdigen Biotopkomplexen

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Biotopverbundachsen /-strukturen

Verminderung und Kompensation - Erhalt prägender oder schutzwürdiger Biotopstrukturen (markante Einzelbäume, Gehölzstrei- fen etc.) im Rahmen der Bebauungsplanung - Einhaltung eines Mindestabstandes von angrenzenden, wertvollen Biotopverbundelementen (z.B. Siepen beidseitig mind. 15-25 m; Waldflächen 35 m) - Verwendung bodenständiger Gehölze im Rahmen der Bebauungsplanung - Neuanlage bzw. Optimierung von Biotopen in funktionalem Zusammenhang mit dem Eingriff

6.2 Flächengebrauch und -versiegelung

Vermeidung

- Reaktivierung von versiegelten Flächen, Brachflächen und Baulücken für bauliche Zwecke

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit Funktion als Archiv der Natur- und Kultur- geschichte

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit Biotopentwicklungspotenzial für Sonder- standorte - Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit natürlicher Bodenfruchtbarkeit

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Flächen mit Bedeutung für die Trinkwassergewin- nung - Vermeidung der Inanspruchnahme von Flächen mit Bedeutung als Retentionsflächen

Verminderung - Flächenschonende Bauweise durch Beschränkung der überbaubaren Fläche (GRZ)

- Verwendung versickerungsfähiger Materialien im Rahmen der Bebauungsplanung - Ortsnahe Regenwasserversickerung im Rahmen der Bebauungsplanung

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 109

6.3 Lufthygiene und Lärm

Vermeidung

- Vermeidung der Inanspruchnahme besonderer klimatischer Funktionsräume - Vermeidung von Flächenausweisungen in durch Luftschadstoffe belasteten Räumen

- Vermeidung von Flächenausweisungen in durch Lärmimmissionen belasteten Räumen

- Einhaltung der immissionsschutzrechtlichen Abstände u. a. zu Industrie- und Gewerbeflä- chen, Landwirtschaftlichen Betrieben etc.

Verminderung

- Aktiver Lärmschutz durch begrünte Lärmschutzwälle/-wände - Passiver Lärmschutz durch Einplanung eines Lärmschutzes an den Gebäuden im Rahmen der Bebauungsplanung - Lärmangepasste Gebäudestellung und Raumnutzung

6.4 Landschafts- / Ortsbild und Erholung

Vermeidung

- Vermeidung der Inanspruchnahme ortsteilprägender oder identifikationsstiftender Flächen und Strukturen

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Flächen in ausgewiesenen Erholungsräumen - Vermeidung von Verbauung attraktiver Blickachsen

Verminderung - Ortstypische Bauweise durch ggf. Reduzierung der Geschossflächenzahl (GFZ) sowie Gestaltungssatzungen im Rahmen der Bebauungsplanung - Verwendung ortstypischer Gehölzarten im Rahmen der Bebauungsplanung

- Anlage landschaftsgliedernder, prägender Elemente

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 110

6.5 Handhabung der Eingriffsregelung

Auf der Grundlage der Eingriffsregelung des Bundesnaturschutzgesetzes (§ 15 BNatSchG) müssen alle Eingriffe in Natur und Landschaft ausgeglichen werden. Gleiches gilt durch die ent- sprechenden Aussagen des Baugesetzbuches (BauGB) für die Inanspruchnahme von Freiraum im Rahmen der Bauleitplanung. Dementsprechend greift für die Neuausweisung von Wohnbau- und Gewerbeflächen die baurechtliche Eingriffsregelung. Aufgrund der wenig konkreten Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung kann das Kompensa- tionserfordernis lediglich überschlägig anhand von Durchschnittswerten und -größen ermittelt werden. Hierzu wird wie im Ennepe-Ruhr-Kreis üblich die NUMERISCHE BEWERTUNG VON BIOTOPTYPEN FÜR DIE BAULEITPLANUNG IN NRW, 2008 zugrunde gelegt.

6.5.1 Überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung

Zur Festlegung der Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen3 erfolgt eine Wertebilanzierung für den Geltungsbereich des Plangebietes bzw. des Eingriffsortes. Dazu wird eine Gegenüberstellung der Bewertung vor Beginn des Eingriffs und des zu erwartenden Zustandes nach seiner Been- digung angefertigt. In der Regel verbleibt dabei ein Defizit in Form von Biotoppunkten für die vom Eingriff betroffene Fläche. Anhand der Wertebilanzierung wird der Bedarf an Biotoppunkten für die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vor Ort bzw. an anderer Stelle ermittelt. Eine differenzierte Biotoptypen-Liste ist Grundlage für den Bewertungsrahmen. In dieser Liste wird jedem Biotop ein bestimmter Wertfaktor einer Skala von 0 bis 10 zugeordnet. Dabei stellt 0 den niedrigsten Wert (versiegelte Fläche ohne ökologische Funktion) und 10 den höchsten Wert (Biotop mit reicher Naturausstattung, Arten der "Roten Liste" u. ä.) dar. Die Verteilung der Wert- faktoren erfolgte nach Kriterien wie Natürlichkeit, Ausstattung, Seltenheit, Artenvielfalt und öko- logische Funktionen, weniger nach der Bedeutung für das Landschaftsbild. Bei der Wertebilanzierung ist grundsätzlich die Differenz zwischen dem Wertfaktor des Ist- Zu- standes und dem des geplanten Zustandes ausschlaggebend. Dies gilt sowohl beim Eingriff als auch bei den Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Durch die Kompensationsmaßnahmen muss ein umfassender Funktionsausgleich für den Na- turhaushalt und für die Gestaltung des Landschaftsbildes gewährleistet werden. Dies ist der Fall, wenn die errechnete Wertebilanz neutral ausfällt (keine Differenz zwischen den Biotop- punkten für den Eingriff und jenen für Kompensationsmaßnahmen). Die Bewertung der Biotoptypen erfolgt entsprechend der Biotoptypen-Liste, wobei die Bewer- tung in begründeten Fällen um maximal 1 Punkt von der Grundeinstufung abweichen kann. Zum Beispiel: - Brachen auf feuchten, nassen Standorten oder nährstoffarmen Sand und flachgründigen Kalk- böden + 1 - Gehölze bei Vorhandensein von mehrfachen Reihen und Streifen und / oder von Überhältern (ab Starkholzalter > 50 cm) mind. 1 Expl. Pro 50 m Heckenlänge + 1

3 Anm.: in der baurechtlichen Eingriffsregelung wird nicht zwischen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen unterschieden grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 111

- Dominanz von z.B. Brennnessel, Japanischem Staudenknöterich, Herkulesstaude, Kanadi- sche Goldrute - 1 - Wald aus Jungwuchs bis Stangenholz, BHD bis 13 cm mit einem Anteil > 70% - 1 Kriterien wie besondere Naturnähe, Strukturvielfalt, Gefährdung, Wiederherstellbarkeit u. a. sind in der Regel schon in der Biotoptypen-Liste berücksichtigt. Gemessen an den Kriterien Ersetzbarkeit, Seltenheit und Gefährdung wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass alle mit dem Wertfaktor 10 bewerteten Biotoptypen von einer Inanspruch- nahme verschont werden. Sollte dennoch eine Inanspruchnahme verfolgt werden, so ist für die Abwägung aller Belange eine detaillierte Untersuchung im Rahmen eines Landschaftspflegeri- schen Begleitplanes nach § 6 Abs. 2 LG NW oder sogar eine weiter gehende Umweltverträg- lichkeitsprüfung bzw. eine strategische Umweltprüfung zwingend erforderlich. Genese und Reifegrad dieser Ökosysteme beschränken ihre „Herstellbarkeit“ im Rahmen von Ersatzmaßnahmen auf Einzelfälle. Im Folgenden wird der durch die Siedlungsflächenerweiterungen erforderliche Kompensations- bedarf überschlägig ermittelt. Hierbei wird bei den geplanten Wohnbauflächen ein Versiege- lungsgrad von 0,4 und bei den Industrie- und Gewerbegebieten von 0,8 veranschlagt. Die Tabelle 17 stellt auf der Grundlage der Bewertung der vorhandenen Biotoptypen eine über- schlägige Bilanzierung der Bestandswerte aller im Flächennutzungsplan neu dargestellten zu- sätzlichen Wohn-, Misch-, Gewerbe- und Industriegebiete dar. Bei einer zugrundeliegenden Gesamtfläche von 526.000 m² ist ein Biotopwert von 1.429.365 Punkten ermittelt worden. Bei vollständiger Realisierung der Planung ist von einem zukünftigen Biotopwert der Gesamtfläche von 404.800 Punkten auszugehen (s. Tabelle 18). Die Differenz von 1.024.565 Wertpunkten ist in geeigneter Form zu kompensieren.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 112

Biotoptyp / Flächenwidmung Fläche Code Wert- Biotop- (gem. Biotoptypenliste Numerische Bewer- in m² faktor punkte tung von Biotoptypen für Bauleitplanung in NRW) Versiegelte Fläche 52.330 1.1 0 0 Teilversiegelte Fläche 2.000 1.3 1 2.000 Straßenbegleitgrün, Bankett 1.310 2.1 1 1.310 Acker, intensiv 146.280 3.1 2 292.560 Intensivwiese / -weide 151.865 3.4 3 425.595 Artenreiche Mähwiese 32.940 3.5 7 164.700 Obstwiese bis 30 Jahre 6.500 3.8 6 39.000 Obstwiese über 30 Jahre 185 3.9 7 1.295 Weihnachtsbaumkultur 11.680 3.11 3 35.040 Zier- und Nutzgarten ohne Gehölze oder mit < 25.400 4.3 2 50.800 50% heimischen Gehölzen Intensivrasen (Sportanlage) 14.500 4.5 2 29.000 Grünlandbrache 25.855 5.1 4 / 3 102.720 Wald / Vorwald 7.000 6.2 5 / 4 31.000 Wald / Vorwald 16.600 6.3 6 / 5 99.600 Hecke 370 7.1 2 740 Gehölzstreifen, Hecke 23.195 7.2 5 115.975 Einzelbaum, Baumreihe 960 7.3 3 2.880 Einzelbaum, Baumreihe 2.630 7.4 5 13.150 Siepen 4.400 8.2 5 22.000

Summe Bestand 526.000 1.429.365

Bestandswert aller im FNP dargestellten bisher uner- schlossenen Wohn-, Misch-, Gewerbe- und Industriege- biete (Neu- und Altdarstellungen) Tab. 17: Überschlägige Bilanzierung des Bestandes (Stand: 11.07.2011)

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 113

Biotoptyp / Flächenwidmung Fläche in Code Wert- Biotop- (gem. Biotoptypenliste Numerische Be- ha (m²) faktor punkte für m² wertung von Biotoptypen für die Bauleit- planung in NRW) Wohnbauflächen, Gemischte Bauflächen 23.30 und Flächen des Gemeinbedarfs (GRZ 0,4) (223.000) versiegelte Fläche 8,92 1.1 0 0 (89.200) Zier- und Nutzgarten ohne Gehölze oder mit 14,38 4.3 2 287.600 < 50% heimischen Gehölzen (143.800) Gewerbe- und Industriegebiete (GRZ 0,8) 29,30 versiegelte Fläche 23,44 1.1 0 0 (234.400) Intensivrasen, Staudenrabatten, Bodende- 5,86 4.5 2 117.200 cker (58.600)

Summe Planung 52,60 404.800 (526.000) Tab. 18: Überschlägige Bilanzierung der Planung Biotoppunkte Summe Planung 404.800

Abzüglich Biotoppunkte Summe Bestand 1.429.365

Punktwertdefizit - 1.024.565

Tab. 19: Überschlägige Eingriffsbilanzierung

Grundsätzlich wird bei den geplanten Wohnbauflächen ein Versiegelungsgrad von 0,4 und bei den Industrie- und Gewerbegebieten von 0,8 veranschlagt. Die nicht versiegelten Bereiche ge- hen als Zier- oder Nutzgärten bzw. Rasenflächen mit einem Biotopwert von 2 Punkten in die Bewertung ein. Durch die im Flächennutzungsplan-Vorentwurf vorgesehenen Siedlungsflächen-Ausweisungen entsteht ein überschlägiges Biotopwertdefizit von 1.024.565 Wertpunkten, welches im Falle ei- ner vollständigen Realisierung der Planung kompensiert werden müsste. Bei einer Aufwertung von 4 Punkten, die durchschnittlich durch Kompensationsmaßnahmen er- zielt werden kann, ergibt sich ein grob geschätzter Kompensationsbedarf von ca. 26 ha. Die grobe Bilanzierung ersetzt nicht die Eingriffsbilanzierung auf Ebene der verbindlichen Bau- leitplanung (B-Plan).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 114

6.5.2 Ziele künftiger Kompensationsmaßnahmen-Umsetzung Zum derzeitigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen, dass keine ausreichenden Kompensati- onsflächen durch die Stadt im Rahmen Ökokontos bereitgestellt werden können. Die Stadt ver- fügt über ein eigenes Ökokonto. In diesem sind derzeit zwei Flächen, Ennepetal-Burg und En- nepetal-Dürholt, die mit Maßnahmen aufgewertet werden. Von diesen beiden Flächen stehen noch insgesamt 380.087,5 Punkte zur Abbuchung zur Verfügung. Folgende Maßnahmen sind bereits in der Umsetzung:

- Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung o Umwandlung von Intensivgrünland in Extensivgrünland / Mähwiese mit Ter- minmahd o Umwandlung von Acker in Acker mit Verzicht auf chemische-synthetische Dün- gung und Verzicht auf Spritzmittel o Umwandlung von Intensivgrünland in Extensivgrünland mit Terminmahd und Erleninitialpflanzung o Umwandlung von Intensivgrünland in Mähwiese mit frühzeitiger Mahd o Umwandlung von Intensivgrünland in Extensivgrünland mit Beweidung

- Extensivierung der Bachaue o Bachaue -> Aufwertung mit Pflege durch Handmahd o Bachaue mit Adlerfarn überwachsen -> Aufwertung in Bachaue mit Reduzie- rung des Adlerfarns o Extensive Feuchtwiese mit Adlerfarn überwachsen -> Aufwertung in extensive Feuchtwiese mit Reduzierung des Adlerfarns und alle 10-15 Jahre einmalige Mahd gegen Verbuschung und zur Erhaltung der Feuchtwiese o Extensive Feuchtbrache mit Adlerfarn und mit Riesenbärenklau -> Aufwertung in extensive Feuchtbrache mit Redzierung des Adlerfarns und des Riesenbä- renklaus

- Anlage von o Hecken o Einzelbäumen o Naturnahen Waldrändern o Kleingewässern o Schonstreifen o Lerchenfenstern Um das verbleibende Biotopwertpunktdefizit bei vollständiger Realisierung der Planung ausglei- chen zu können, besteht in Zukunft ein zusätzlicher Bedarf an Kompensationsflächen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 115

7. Gesamtstädtische zusammenfassende Wertung der zu erwartenden erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter

7.1 Bewertung der Auswirkungen auf die Schutzgüter

7.1.1 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Durch die Ausweisung von Wohnsiedlungs- und Gewerbeflächen werden keine geschützten Bi- otope beansprucht oder erheblich beeinträchtigt. Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft gem. §§ 20 – 23 Landschaftsgesetz NW werden mit Ausnahme der großflächig vor- handenen Landschaftsschutzgebiete überwiegend nicht beansprucht. Drei Wohnbau- und zwei Gewerbeflächen beanspruchen meist nur in Teilen Flächen die im Bio- topkataster NRW bzw. im StÖB Ennepetal als Biotopkatasterflächen geführt werden. Hierbei handelt es sich oftmals um Übergangsbereiche von Offenland zu Waldflächen. Bei den durch neue Wohnbau-, Misch- und Gewerbeflächen beanspruchten Biotoptypen han- delt es sich überwiegend um Ackerflächen sowie intensives oder mesophiles Grünland mit ge- ringem bis mäßigem Biotopwert (ca. 30 ha).

 Artenschutz Bei den gewählten Standorten werden keine Habitate streng geschützter Arten populationsge- fährdend beansprucht oder zerschnitten. Die Fläche W 9 Voerde Nord soll aufgrund der Aussa- gen der FFH-Vorprüfung sowie des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrages weiter untersucht werden. Hierbei soll der Vogelzug und das Vorkommen von planungsrelevanten Arten geklärt werden, so dass vorgezogene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bzw. Einschränkungen in den Bauzeiten benannt werden können. Einige Flächen können für angrenzende Vorkommen von planungsrelevanten Arten Nahrungs- habitate darstellen, jedoch handelt es sich hier meist um Arten mit einem größeren Aktionsradi- us (Rotmilan, Waldohreule), die mögliche Betroffenheit muss auf der B-Plan-Ebene geklärt wer- den. Aufgrund der Biotopstruktur ist in den meisten Fällen das Vorkommen von Ubiquisten zu prognostizieren.

 Natura 2000-Gebiete FFH- und Vogelschutzgebiete werden nicht beansprucht, jedoch befindet sich die Wohnbauflä- che Voerde Nord (W 9) und die Gewerbefläche (G 5.1) innerhalb des 300 m-Puffers des FFH- Gebietes „Gevelsberger Stadtwald“ (DE-4610-301). Der Wert des Gebietes ergibt sich aus dem repräsentativen Vorkommen von Hainsimsen-Buchenwald, Erlen-Eschen- und Weichholz- Auwäldern. Diese Lebensraumtypen weisen charakteristische Tierarten auf, welche besondere Beachtung erfordern. Für die Fläche W 9 wurde bereits eine FFH-Vorprüfung durchgeführt, die keine Beeinträchtigung der Schutzziele feststellen konnte. Für die Fläche G 5.1 wird die Erar- beitung einer Vorprüfung im Rahmen des B-Planes empfohlen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 116

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und Biodiversität sind als mäßig zu beur- teilen, da es sich überwiegend um häufige Biotoptypen oder Biotope mit geringer Entwicklungs- dauer handelt, aber auch wertvolle Bereiche insbesondere aus Sicht des Artenschutzes betrof- fen sind. Speziell die Fläche W 9, mit ihrer Bedeutung für den Vogelzug und als Lebensstätte bzw. Nahrungshabitat ist nicht unproblematisch. Die weitergehenden Untersuchungen zu dieser Fläche werden Aufschluss über den Wert sowie weitere notwendige Maßnahmen geben. Allgemein gilt, dass weiterführende Vermeidungsmaßnahmen im Rahmen der Bebauungspläne zu ergreifen sind, um eine Minderung der Eingriffe zu erreichen.

7.1.2 Boden

Durch die geplanten Flächennutzungsänderungen würden bei einem angenommenen Versiege- lungsfaktor von 0,4 - 0,8 und vollständiger Realisierung der Plandarstellungen, ca. 32 ha zu- sätzlich vollständig überbaut. Auf diesen Flächen kann der Boden seine natürlichen Regler-, Speicher- und Filterfunktion nicht mehr erfüllen. Bei den beanspruchten Böden handelt es sich meist um Kolluvisol, Braunerde, Pseudogley- Braunerde, Gley, Parabraunerde, Braunerde-Gley, Vega und Pseudogley-Kolluvisol. Bis auf die vier letztgenannten stellen die anderen Bodentypen oftmals schutzwürdige Böden dar. Die im FNP dargestellten bisher unerschlossenen Bereiche an Wohnbau-, Misch- sowie Ge- werbeflächen weisen 21,9 ha schutzwürdige Böden auf. Von diesen 21,9 ha sind 2 Böden mit insgesamt 1,3 ha als besonders schutzwürdig (höchste Schutzkategorie) und 5 Böden mit 2,0 ha als sehr schutzwürdig (zweithöchste Schutzkategorie) eingestuft. Der Anteil der von der Ver- siegelung betroffenen schutzwürdigen Böden ist damit verhältnismäßig hoch.

Bei einem geringen Teil der dargestellten Flächen ist bereits eine Vorbelastung und Störung der natürlichen Bodenverhältnisse zu prognostizieren. Dies beschränkt sich auf die Fläche G 4.2 (Altlasteneintrag) und G 9 (mittelbare Nähe zu einer Hausmülldeponie).

Geotope werden nicht in Anspruch genommen. Durch die geplanten Rücknahmen (26 ha Wohnbauflächen, 1,3 ha Gewerbeflächen) können je- doch auch größere Flächenanteile von schutzwürdigen Böden funktional erhalten werden.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Boden sind erheblich, da die zusätzlichen Überbauung und Versiegelung (ca. 32 ha) zu einer Beeinträchtigung der natürlichen Bodenfunktionen führt. Der hohe Anteil betroffener schutzwürdiger Böden (ca. 49 %) liegt allerdings unter dem gesamt- städtischen Anteil dieser Böden von ca. 67 %. In Teilen sind die Bodenverhältnisse bereits überprägt.

7.1.3 Wasser

Bei den geplanten Nutzungsänderungen in Form einer angestrebten baulichen Nutzung werden Böden überbaut und versiegelt. Als Folge der Versiegelung sind eine Verringerung der Grund- wasserneubildung und ein verstärkter Oberflächenabfluss zu prognostizieren. Insgesamt kann eine Überbauung von ca. 32 ha (bei einer GFZ von 0,4 - 0,8) angenommen werden. Eingriffe in den Grundwasserhaushalt durch Einträge von Schadstoffen sind derzeit nicht zu prognostizie-

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 117

ren. Grundwassernahe Standorte finden sich auf der Fläche G 5.1 mit einem Grundwasser- schwankungsbereich von 8-13 dm sowie auf der Fläche G 9 mit einem Grundwasserschwan- kungsbereich von 4-18 dm. Staunasse Böden mit der Stufe 2 finden sich bei W 6, W 20, und G 4.2. Ein Trinkwasserscherschutzgebiet der Zone II (Hasperbach Talsperre) wird im Bereich Bülbrin- gen auf einer Fläche von ca. 600 m² durch Wohnbauland (W 20) in Anspruch genommen. Oberflächengewässer werden nur in geringem Umfang beeinträchtigt oder überbaut. Ausnahme bildet ein unbenannter strukturarmer Graben ohne dauerhafte Wasserführung (W 22) sowie ein Siepenbereich auf der Fläche G 9. Die Fläche W 6 wird mit einem ausreichenden Abstand zum angrenzenden Quelltal im FNP dargestellt. Erhebliche Auswirkungen auf den Bachlauf Kahlen- becke sind durch die Flächenausweisung G 5.2 zu erwarten. Bestehende oder ermittelte Überflutungsgebiete an Fließgewässern werden durch Neuauswei- sungen nicht beansprucht.

Die gesamtstädtischen Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser beschränken sich auf eine ge- ringe zusätzliche Verringerung der Grundwasserneubildung durch Versiegelung und Überbau- ung von etwa 32 ha. Die Erhaltung und die Einbindung des Kahlenbachs auf der Fläche G 5.2 sowie des strukturarmen Baches auf der Fläche W 22 und des Siepen auf der Fläche G 9 ist im B-Plan nach WRRL zu regeln.

7.1.4 Klima und Luft

Die klimatische Situation in Ennepetal wird durch die geplanten Flächennutzungsänderungen nicht wesentlich verändert. Die Siedlungsstruktur sowie das Relief gewährleisten eine gute Durchlüftung der Innenstadt- und Siedlungsgebiete. Kleinklimatisch ist durch die Neuauswei- sung von Wohnbauflächen mit einer Zunahme des Klimatops "Siedlungsklima" zu rechnen. Aufgrund des hohen Freiflächen- und Waldanteils mit Funktion für die Lufthygiene und Frisch- luftentstehung sind die gesamtstädtischen Auswirkungen marginal.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Klima sind gering. Aufgrund der vorhandenen günstigen klimatischen Ausgangssituation mit hohem Anteil an Frischluftentstehungsgebieten und durch das Relief begünstige Austauschbeziehungen im Stadtgebiet werden die Nutzungsänderungen vermutlich nicht klimarelevant.

7.1.5 Landschaft

Auswirkungen auf die Landschaft einschließlich seiner Eignung für die Erholung ergeben sich durch neue Bauflächen insbesondere im baulichen Außenbereich. Die baulichen Erweiterungen stellen überwiegend Arrondierungen oder Erweiterungen bestehender Siedlungsflächen dar. Eine Ausnahme hierzu bildet die Gewerbefläche Oelkinghausen (G 1.4). Aufgrund der vorlie- genden Topographie und der weithin sichtbaren Lage in einer Kuppezone ist eine Beeinträchti- gung des Landschaftsbildes zu erwarten. Da diese Fläche jedoch eine Erweiterung des bereits vorhandenen Gewerbegebietes Oelkinghausen darstellt, welches ebenfalls ins Landschaftsbild

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 118

bereits heute eingreift, ist heute schon eine Vorbelastung des Raumes vorhanden. Dieser Be- reich ist momentan ackerbaulich genutzt und weist kaum gliedernde Strukturen auf.

Durch die geplanten Siedlungserweiterungen werden keine Freiflächen mit besonderer Funktion für die Erholung und die Erhaltung des Landschaftscharakters überplant. Besonders charakteristische Ortsbilder, historische Ensembles oder dörfliche Strukturen werden durch die geplanten FNP Änderungen nicht verändert oder beeinträchtigt. Die Flächenauswei- sung W 6 (Bülbringen) liegt jedoch außerhalb des durch die bestehende Eingrünung geschlos- senen Ortsbildes. Innerstädtische Grünflächen werden nicht beansprucht. Eine Kleingartenanlage wird als Wohn- baufläche überplant (W 3), hierdurch gehen Kleingärten im Stadtteil Voerde verloren.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft auch als Vorraussetzung für die menschliche Erholung sind größtenteils gering. Die Fernwirkung des Gewerbegebietes Oelkinghausen beein- trächtigt heute schon das Landschaftsbild im westlichen Teilraum der Stadt, die Erweiterung mit der Fläche G 1.4 wird ebenfalls zu einer gewerblichen Überprägung beitragen. Somit liegt eine Beeinträchtigung des Schutzgutes vor, jedoch ist hierbei auch zu beachten, dass bereits heute das Landschaftsbild in Teilen durch das bestehende Gewerbegebiet beeinträchtigt wird. Durch die Fläche W 26 wird ein Teil eines regionalen Grünzugs gemäß Regionalplan in An- spruch genommen.

7.1.6 Mensch und menschliche Gesundheit

Die geplanten Siedlungsflächenerweiterungen befinden sich überwiegend nicht im näheren Um- feld von Hauptverkehrswegen. So befinden sich lediglich die Fläche W 6 (Bülbringen) in räumli- cher Nähe zur L 701 und zur dort ansässigen Firma, die Fläche W 15 Lahmenhäuschen an der Rüggeberger Straße sowie die Fläche G 4.2 an der Milsper Straße. In diesen Fällen können er- höhte Luftschadstoffwerte sowie Lärmbelastungen auftreten. Die Gewerbefläche G 5.1 am Ortseingang von Ennepetal liegt an der stark befahrenen B 7 und direkt am Tunnelausgang „Am Wunderbau“, hier ist mit einer erheblichen Belastung durch Lärm und Luftschadstoffe zu rechnen. Neuausweisungen im Bereich überflutungsgefährdeter Gebiete sind nicht vorgesehen.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit sind nur schwer zu prognostizieren (vgl. Kap. 7). Weitere standortbezogene Untersuchungen insbesondere zum Thema Lärm sind erforderlich; ggf. ist ein aktiver und nachrangig ein passiver Lärmschutz zu gewährleisten.

7.1.7 Kultur- und Sachgüter

Durch die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans und die geplanten Darstellungsänderun- gen werden keine Kulturgüter direkt beansprucht, beschädigt oder indirekt beeinträchtigt. Bau- oder Bodendenkmale sowie besondere kulturlandschaftliche Ensembles sind nicht betroffen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 119

Ennepetal verfügt über geologische Besonderheiten, deren genaue räumliche Lage nicht immer bekannt ist. Auf diese muss insbesondere bei den weiteren Bauleitplanverfahren ein besonde- res Augenmerk gelegt werden. Im Zuge der Neuausweisung von Wohnbau- und Gewerbeflächen werden landwirtschaftliche Flächen (Acker und Intensivwiesen / -weiden) in einem Umfang von ca. 29 ha beansprucht, die somit zukünftig in ihrer Funktion als Sachgut und Produktionsfläche nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Damit reduziert sich die landwirtschaftliche Nutzfläche in Ennepetal weiter.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter sind mit derzeitigem Kenntnisstand gering. Negativ zu bewerten ist die weitere Verringerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen um ca. 29 ha.

7.2 Ausgewählte Indikatoren zur Beurteilung des Flächenverbrauchs im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung

Eine an Nachhaltigkeit orientierte Stadtentwicklung hat neben den sozialen und wirtschaftlichen auch umweltschützende Anforderungen zu berücksichtigen. Bauleitpläne sollen nach § 1 Abs. 5 BauGB dazu beitragen, "eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Le- bensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln (...)". Der Handlungsspielraum der vorbereiten- den Bauleitplanung ist hierbei allerdings begrenzt. Einige Themenfelder wie Energie (z.B. Ener- gieverbrauch, Nutzung erneuerbarer Energien) oder Abfall (Bruttoabfallaufkommen der Haus- halte etc). sind durch eine Flächennutzungsplanung nicht steuerbar. Flächenbezogene Indikato- ren hingegen können zumindest Hinweise auf den "sparsamen Umgang mit Grund und Boden" (§ 1a Abs. 2) liefern.

7.2.1 Entwicklung der Siedlungsfläche im Stadtgebiet

Trotz schrumpfender Bevölkerungszahlen steigt der Flächenanteil der Siedlungs- und Verkehrs- flächen bundesweit weiter kontinuierlich an. Hierbei zeigt sich, dass demografischer Wandel nicht mit einer sinkenden Flächeninanspruchnahme einhergehen muss. Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung ist zu prüfen, inwiefern ein zukünftiger Siedlungs- flächenbedarf über bestehende Reserven gedeckt werden kann oder inwieweit neue Wohnbau- flächen im Flächennutzungsplan dargestellt werden müssen. Nach einer Prognose der Bezirksregierung Arnsberg wird für den Zeitraum 2007 bis 2021 ein Wohnbauflächenbedarf in Höhe von 9,8 ha in Ennepetal benötigt. Zur Berechnung der vorhandenen Wohnbauflächenreserven wurden Reserven in rechtskräfti- gen Bebauungsplänen, Baulücken im § 34-Bereich sowie bisher noch nicht umgesetzte Flä- chenpotenziale aus dem alten Flächennutzungsplan ausgewertet. Hiernach ergeben sich ge- samtstädtische Wohnbauflächenreserven von ca. 57 ha (brutto). Da hierbei nicht alle Flächen- potenziale aktivierbar erscheinen, sollen ca. 26 ha Wohnbauflächen der bisherigen FNP Dar- stellung zurück genommen werden. Die dargestellten Wohnbauflächen von ca. 43 ha setzen sich somit aus ca. 12 ha Neuausweisungen und ca. 31 ha Übernahmen aus dem bislang gülti- gen FNP zusammen (vgl. Begründung zum FNP).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 120

Stellt man die gesamten Darstellungen der Wohnbauflächen dem Bedarf gegenüber, so ergibt sich ein deutlicher Flächenüberhang, der gerundet ca. 33 ha beträgt. Eine bauleitplanerische Realisierung aller Flächen erscheint zum derzeitigen Zeitpunkt nicht notwendig und unwahr- scheinlich. Der mit der Bezirksregierung Arnsberg bzw. später mit dem RVR vereinbarten Tauschfaktor von 1:1,5 ermöglicht der Stadt eine Ausweisung von Flächen über ihren eigentli- chen Bedarf hinaus. Unabhängig von der Gesamtreserve sind demnach Neuausweisungen und Rücknahmen in einem Tauschverhältnis von 1:1,5 Flächenanteilen grundsätzlich möglich, was noch nichts über die Einzelflächeneignung aussagt, die von der Genehmigungsbehörde im Rahmen der landesplanerischen Abfrage im Einzelfall überprüft wird. Gewerbliche Bauflächen sind im derzeit gültigen FNP insgesamt 32 ha enthalten, von diesen sind jedoch nur ca. 18 ha kurzfristig verfügbar. Die Bedarfsberechnung der Bezirksregierung Arnsberg geht von einem Bedarf von ca. 38 ha aus. Um diese Bedarf gerecht zu werden sieht der FNP-Vorentwurf eine Neuausweisung von ca. 16 ha vor. Hierbei handelt es sich u.a. um be- triebsgebundene Flächen sowie Flächenerweiterungen bzw. -ergänzungen. Der Neuauswei- sung stehen im geringen Umfang Rücknahmen von 1,3 ha gegenüber. Hierbei handelt es sich zum Einen um eine Anpassung an die Gegebenheiten vor Ort und zum Anderen um eine Rück- nahme von nicht benötigten betriebsgebundenen Flächen. Bei der Ausweisung von ca. 16 ha sind nicht die betriebsgebundene Ausweisung der Firma Dorma mit ca. 6 ha enthalten.

Die Darstellungen von Flächen des FNP gehen weit über den prognostizierten Bedarf hinaus, so dass der Umgang mit Grund und Boden im Sinne der Bodenschutzklausel als wenig spar- sam zu erachten ist.

7.2.2 Lage und Nutzung vorhandener Infrastruktur

Im Zuge einer fortschreitenden Zersiedelung der Landschaft durch Siedlungs- und Verkehrsflä- chen muss sich eine nachhaltige Stadtentwicklung auch an dem Verhältnis von Innen- zu Au- ßenentwicklung messen lassen. Gegenwärtig werden in Deutschland jeden Tag über 100 ha freie Landschaft durch Zersiedelung und Versiegelung verbaut oder von Verkehrswegen zer- schnitten (Umwelt- und Naturschutzverbände, 2006). Vorteile einer bevorzugten Innenentwicklung sind nicht nur das Verhindern einer ausufernden Landschaftsinanspruchnahme, sondern insbesondere auch die Nutzung vorhandener verkehrli- cher, technischer sowie sozialer Infrastruktur. Aufgrund fehlender großflächiger Innenentwicklungspotenziale in der Stadt Ennepetal kann die- se Zielvorstellung nur ansatzweise erfüllt werden. Bei der weiteren baulichen Entwicklung wird seitens der Stadt Ennepetal folgende Priorisierung verfolgt: 1. Aktivierung vorhandener Baulücken-Reserven in bestehenden B-Plänen

2. Überprüfung vorhandener Flächenpotenziale im aktuellen Flächennutzungsplan 3. Moderate Neuausweisung von Bauflächen im direkten Siedlungszusammenhang

Das Ziel einer vorrangigen Innenentwicklung wird im FNP nicht vollständig erfüllt. Berücksichtigt werden muss allerdings der insgesamt reduzierte Anteil an Siedlungsflächen-Neuausweisungen sowie der relativ hohe Anteil an Flächenrücknahmen von ca. 26 ha bei den Wohnbauflächen und. 1,3 ha bei den Gewerbe- und Industrieflächen.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 121

Insgesamt sieht der FNP-Vorentwurf keine Flächen ohne Siedlungszusammenhang vor, somit können heute schon bestehende Infrastrukturen genutzt und gestärkt werden.

7.2.3 Entwicklungsperspektiven der Zentren und Dörfer

Die nachhaltige Sicherstellung der Entwicklungsperspektiven der Zentren und Dörfer im Zuge einer schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung ist ein Ziel im Rahmen des Leitbildes für Ennepetal. Hierbei sollen sich die Zentren und die Dörfer gemäß der Aufgabenverteilung, wie sie im gesamträumlichen Entwicklungsmodell der Stadt Ennepetal festgelegt wurde, entwi- ckeln. Grundgedanke ist hierbei die langfristige Sicherstellung der Infrastruktur, um stabile und mög- lichst gleichwertige Quartiere und Ortslagen zu gewährleisten. Im Zuge der Flächenneuausweisungen im FNP-Vorentwurf wurde eine Konzentration der Wohnbauflächen auf die zentralen Siedlungsbereiche sowie eine moderate Weiterentwicklung der kleineren Ortslagen gewählt. Da z.T. adäquate Flächenpotenziale nicht überall vorhanden sind und um die Zusammengehö- rigkeit von mehreren Ortsteilen herauszustellen, wurden räumliche Verflechtungsbereiche ge- bildet. Mit diesen Verflechtungsbereichen soll zudem die Funktionsbeziehung zwischen den ein- zelnen Ortsteilen verdeutlicht werden. Der Verflechtungsbereich besteht aus Büttenberg – Milspe sowie Milspe – Voerde. Hierbei bildet Milspe das Hauptzentrum, Voerde das Nebenzent- rum und Büttenberg das Grundzentrum.

7.2.4 Berücksichtigung der Leitbilder und Ziele formeller und informeller Pläne und Konzepte sowie Gesetze

Eine nachhaltige Stadtentwicklung ist u. a. daran zu messen, ob gesetzliche Vorgaben ein- gehalten werden und die Darstellungen mit den Zielen und Leitbildern anderer Pläne, Pro- gramme und Konzepte übereinstimmen. Das Stadtgebiet Ennepetals ist mit vielfältigen Entwicklungszielen formeller und informeller Plä- ne, Programme und Konzepte belegt. Für den Bereich Natur und Landschaft sind dies insbesondere der formelle Regionalplan als Landschaftsrahmenplan sowie der Landschafts- plan. Andere wichtige informelle Leitbilder für den Freiraum werden z.B. im Stadtökologischen Fachbetrag oder in diversen Leitbildern formuliert. Daneben ist zu überprüfen, ob den Zielen und Grundsätzen des BauGB und der zahlreichen Fachgesetze entsprochen wird. Insgesamt können keine massiven Konflikte zu anderen Planwerken oder Konzepten festge- stellt werden. Marginale Widersprüche ergeben sich bei den neu dargestellten Gewerbeflächen G 1.4 Oelkinghausen, der Fläche G 9 Voerde Haspetal und den Wohnbauflächen W 6 Bülbrin- gen und W 26 Büttenberg, bei denen teilweise der Regionalplan bzw. der Landschaftsplan an- dere Entwicklungen vorsieht. Es können keine Konflikte mit den Zielen anderer Fachgesetze wie dem Naturschutz-, Wasser- oder Forstgesetz festgestellt werden (vgl. folgende Tabelle).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 122

Gesetze Konflikt Ziele / Grundsätze BauGB nein

Fachgesetze nein

Plan / Konzept Konflikt Ziele / Leitbilder Mit der Fläche G 1.4 und G 9 werden Teile von Bereichen für den Schutz der Landschaft und landschaftsorientierten Regionalplan geringfügig Erholung berührt.

Die Fläche W 26 ist Teil eines Regionalen Grünzugs

Inanspruchnahme von Landschaftsschutzgebieten 6.2 Anlage oder Anpflanzung von Gehölzstreifen, -gruppen, Hecken, Einzelbäumen, Baumreihen, Obstbäumen, Ufer- gehölzen und Flurgehölzen gemäß § 26 Nr. 2 LG W 6 Bülbringen berührt in Teilen die Maßnahme 6.2.86:

Landschaftsplan mittel Gehölzstreifen, zweireihig unterbrochen an der Westseite der Bülbringer Straße – Anpflanzung auf einer Strecke von ca. 300 m G 1.4 Oelkinghausen berührt die Maßnahme 6.2.39: Obst- baumreihe westlich der Königsfelder Strasse, östlich des Martfelder Waldes - Anpflanzung auf einer Länge von ca. 140 m Mit einigen Flächen werden Teile von Biotopkatasterflä- STÖB geringfügig chen die im Rahmen des STÖB aufgenommen werden in Anspruch genommen (vgl. Steckbriefe)

ILEK gering

Leitbild Milspe gering

Leitbild Voerde gering

KNEF gering

Kulturlandschaftlicher Fach- gering beitrag

Leitbild Natur und Landschaft gering in Ennepetal

Leitbild Neuaufstellung FNP gering Tab. 20: Prüfung vorhandener Ziele und Leitbilder

Insgesamt stimmen die im FNP gewählten neuen Darstellungen mit den Leitbildern und Zielen formeller und informeller Pläne und Konzepte sowie Gesetzen weitgehend überein. Mögliche bestehende Zielkonflikte, die durch den Bestand verursacht und über bestehendes Baurecht abgedeckt sind, können nicht aufgelöst werden.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 123

8. Beschreibung der wichtigsten Merkmale der verwendeten techni- schen Verfahren bei der Umweltprüfung sowie Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Zusammenstellung der Angaben aufge- treten sind

Die Umweltprüfung bezieht sich auf das, was nach gegenwärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfmethoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsgrad des FNP angemessener- weise verlangt werden kann. Eine Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen und Beeinträchtigungen der Schutzgüter wurde in Form einer Konfliktanalyse vollzogen. Hierbei konnten fast ausschließlich qualitative Aussagen zu möglichen umwelterheblichen Beeinträchtigungen getroffen werden. Abgesehen von einzelnen Schutzgütern waren quantitative Beurteilungen nicht möglich; da der Detaillie- rungsgrad auf der Ebene der Flächennutzungsplanung eher gering ist, können meist nur grund- sätzliche Auswirkungsprognosen aufgezeigt werden. Schwierigkeiten bei der Prognose umwelterheblicher Auswirkungen gab es insbesondere bei den Schutzgütern "Tiere", "Klima und Luft" sowie "Mensch und menschliche Gesundheit" auf- grund einer lückenhaften Datenlage.

8.1 Tiere Im Rahmen des Umweltberichtes wurden keine Daten zu speziellen Tierarten erhoben. Die Be- urteilung der Auswirkungen der FNP-Darstellungen auf die Fauna gründen auf den Auswertun- gen des Biotop- und Fundortkatasters (LANUV), der Meldebögen der Natura 2000-Gebiete so- wie auf vorhandenen Kenntnissen über Vorkommen von Arten des lokalen Naturschutzes. Da eine vertiefende Untersuchung zum Artenschutz ggf. auf der Ebene der Bebauungsplanung zu erfolgen hat, kann die Datenlage auf FNP-Ebene als ausreichend beurteilt werden.

8.2 Klima und Luft Für die Stadt Ennepetal liegt kein gesondertes Klimagutachten vor, so dass auf die Daten der Synthetischen Klimafunktionskarte Ruhrgebiet zurückgegriffen werden musste. Somit konnten für die einzelnen Flächen nur Annahmen getroffen werden.

8.3 Mensch und menschliche Gesundheit Aussagen zum Schutzgut "Mensch und menschliche Gesundheit" beschränken sich auf die As- pekte - Belastungen durch Lärmimmissionen (gem. Umgebungslärmkartierung) durch Verkehrs- wege - Potenzielle Industrie-Emissionen gem. Umweltdaten vor Ort NRW des LANUV - Störfallgefährdung gem. Seveso II-Richtlinie

Flächenscharfe Planungshinweise auf Bauleitplanebene ergeben sich hiernach vielfach nicht, so dass nur Empfehlungen bzw. Hinweise auf mögliche Problemschwerpunkte gegeben werden können. grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 124

9. Geplante Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswir- kungen bei der Durchführung des Flächennutzungsplans auf die Umwelt (Monitoring)

Die Gemeinden müssen im Umweltbericht darlegen, welche Maßnahmen zur Überwachung der Umweltauswirkungen im Sinne von § 4c BauGB geplant sind. Die rechtliche Ausgestaltung bleibt hierbei jedoch offen, so dass bei der Durchführung ein großer Gestaltungsspielraum be- steht. Wie die Überwachung zu erfolgen hat, d.h. mit welcher Intensität, mit welcher Detailge- nauigkeit und mit welchem Aufwand, regelt das Gesetz nicht. Dies haben die Gemeinden nach sachgerechten Erwägungen und Berücksichtigung der nach § 4 Abs. 3 BauGB bestehenden In- formationspflicht der Behörden festzulegen (aus: Forschungsbericht Monitoring und Bauleitpla- nung, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung; 2006). Die geplanten Überwachungsmaßnahmen müssen geeignet sein, mit ihrer Hilfe erhebliche Umweltauswirkungen festzustellen oder zumindest Anhaltspunkte hierfür zu gewinnen. Die Stadt Ennepetal als kreisangehörige Stadt ist hierbei insbesondere auf die Informationen aus den zuständigen Fachbehörden angewiesen.

9.1 Maßnahmen der Stadt Ennepetal

 Baulückenkataster Das von der Stadt Ennepetal in Aufstellung befindliche Baulückenkataster schafft die Möglich- keit, vorhandene Wohnbaulandpotenziale in Größe und Lage zu erfassen und ggf. zu aktivie- ren. Es stellt damit ein Instrument zum Monitoring der Wohnsiedlungsentwicklung dar. Im Rah- men des Monitorings kann rückblickend parzellenscharf nachvollzogen werden, wie viele und welche Grundstücke in der Vergangenheit in den einzelnen Ortslagen vermarktet wurden. Aus der Analyse können Schlüsse zur Aktivierung der Flächen, Entwicklung einzelner Ortslagen so- wie Nachfragetendenzen gezogen und für zukünftige Wohnbaulandprognosen genutzt werden.

 Geologische Besonderheiten Die Kenntnisse über geologische Besonderheiten in Ennepetal sind nicht abschließend, bereits in der Vergangenheit wurden im Rahmen von Baumaßnahmen entdeckte Karstphänomene ein- bezogen und teilweise von Bebauung freigehalten. Bei weiteren Baumaßnahmen soll weiterhin ein besonderes Augenmerk auf die geologischen Besonderheiten gelegt werden und soweit möglich diese vor Überbauung und der damit einhergehenden Zerstörung verschont werden.

 Altlastenuntersuchungen Im Falle der Realisierung von Bauflächen auf den benannten Altlastenverdachtsflächen, sind Altlastenuntersuchungen durchzuführen. Diese sind in Umfang und Untersuchungstiefe mit der zuständigen Bodenschutzbehörde abzustimmen. Altlastenuntersuchungen werden einzelfallbe- zogen im Rahmen der Bebauungsplanverfahren durchgeführt und bei der jeweiligen Umweltprü- fung berücksichtigt.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 125

Zusätzliche Möglichkeiten des Monitorings werden seitens der Stadt Ennepetal im Zuge des weiteren Verfahrens geprüft.

9.2 Maßnahmen der Fachbehörden

Ein Großteil der zu erwartenden Umweltauswirkungen kann bereits durch bestehende Überwa- chungs- und Monitoringaufgaben der maßgeblichen Fachbehörden erfasst werden. Nach § 4c Satz 2 BauGB nutzen die Gemeinden die Informationen der Behörden bei der Überwachung. Die Behörden sind wiederum verpflichtet, die Gemeinden zu unterrichten, sofern nach den ih- nen vorliegenden Erkenntnissen die Durchführung des Bauleitplans erhebliche, insbesondere unvorhergesehene, nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt hat (aus: Forschungsbericht Mo- nitoring und Bauleitplanung, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung; 2006). Dies betrifft insbesondere: - Anlagenverursachter Lärm (Überwachung durch Immissionsschutzbehörde) anhand von Anlass-, Programm- und Regelüberwachungen - Anlagenverursachte Luftverunreinigungen (Überwachung durch Immissionsschutzbehörde) anhand von Anlass-, Programm- und Regelüberwachungen - Altlasten und Bodenverunreinigungen (Überwachung durch Bodenschutzbehörde)

- Trinkwasser- und Gewässergüte (Überwachung durch Wasserbehörde) - Hochwasserschutz (Überwachung durch Wasserbehörde)

- Beeinträchtigungen von Besonders geschützten Teilen von Natur und Landschaft (Überwa- chung durch Untere Landschaftsbehörde) - Umsetzung und Erfolgskontrolle von Kompensationsmaßnahmen (Überwachung durch Un- tere Landschaftsbehörde)

- Beeinträchtigung des Schutzzwecks oder der Erhaltungsziele von FFH-Gebieten und euro- päischen Vogelschutzgebieten (Überwachung durch Landschaftsbehörden) - Erhaltung von Boden- und Baudenkmalen (Überwachung durch Denkmalschutzbehörde)

- ...

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 126

10. Allgemein verständliche Zusammenfassung

Die Stadt Ennepetal hat durch den Aufstellungsbeschluss des Rates vom 19.06.2008 die Neu- aufstellung des Flächennutzungsplanes (FNP) veranlasst. Die nach § 2 Abs. 4 BauGB notwendige Umweltprüfung dient dazu, die voraussichtlichen erheb- lichen Umweltauswirkungen des Flächennutzungsplanes zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Das Ergebnis der Umweltprüfung ist in der Abwägung zu berücksichtigen. Der Um- weltbericht als zugehöriges Gutachten ist ein gesonderter Teil der Begründung zum Flächen- nutzungsplan. Schwerpunktmäßig betrachtet werden in diesem die Flächennutungsplanände- rungen, die zu erheblichen nachteiligen Beeinträchtigungen der Umwelt führen können. Dies sind vor allem Neuausweisungen bzw. Beibehaltung von Flächen aus dem alten FNP, die bis- lang noch nicht bauleitplanerisch umgesetzt wurden, von Wohnbauflächen und Gewerblichen Bauflächen. Die Stadt Ennepetal beabsichtigt mit der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans eine Aus- weisung von Wohnbauflächen mit einer Gesamtfläche von ca. 43 ha. Gleichzeitig sollen ca. 26 ha, der bislang dargestellten Flächenreserven, als nicht vermarktbare oder aus Umweltge- sichtspunkten nicht mehr realisierbare Wohnbauflächen zurückgenommen werden. Das Wohn- bauflächenangebot, bleibt trotz der Rücknahmen über dem berechneten Bedarf, was auf die vorhandenen hohen Flächendarstellung des alten FNP (Reserveflächen 57 ha) zurück zu füh- ren ist. Eine vollständige bauleitplanerische Realisierung aller im FNP dargestellten Flächen er- scheint zum derzeitigen Zeitpunkt nicht notwendig und unwahrscheinlich. Bei den Gewerblichen Bauflächen stehen den Neuausweisungen im Umfang von ca. 16 ha ebenso Rücknahmen von ca. 1,3 ha gegenüber. Mit den Neuausweisungen und den Übernah- men aus dem alten FNP wird der errechnete Bedarf von ca. 38 ha vollumfänglich ausgeschöpft bzw. leicht um ca. 1,3 ha überschritten. Die Standorte neuer Wohnbau- und Gewerbeflächen befinden sich bis auf wenige Innenent- wicklungsflächen im Anschluss an bereits bestehende Siedlungsteile, greifen jedoch in die offe- ne Landschaft ein. Hierbei handelt es sich meist um intensiv genutzte landwirtschaftliche Flä- chen (ca. 29 ha).

Bei den Neuausweisungen der Siedlungs- und Gewerbeflächen handelt es sich überwiegend um Flächen mit geringer, geringer bis mäßiger und mäßiger Konfliktintensität. Mit einer mäßigen bis hohen Konfliktintensität werden eine Wohnbaufläche und zwei Gewerbeflächen, insbeson- dere die Gewerbeflächenerweiterung Oelkinghausen eingestuft. Daneben erhält eine in ihrer Flächenausdehnung reduzierte Reservefläche an der Kahlenbecke die Einstufung „hohe Kon- fliktintensität“. Bei den Wohnbauflächen ist eine Fläche in Voerde Nord aufgrund ihrer Bedeu- tung für den Vogelzug und ihrer räumlichen Nähe mit hoher Konfliktintensität belegt. Für diese Fläche liegt bereites eine FFH-Vorprüfung sowie einen Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag vor. Die Erkenntnisse aus dieser Vorprüfung sollen im Zuge der weiteren Planung durch Kartierun- gen und Aufnahmen des Vogelzuges vertieft werden. Unter den untersuchten Rücknahmeflächen finden sich insgesamt drei Flächen mit der Einstu- fung „hohe Konfliktintensität“ (10,7 ha) und vier Flächen mit der Einstufung „mäßige bis hohe Konfliktintensität“ (12,7 ha).

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 127

Über das bei der Stadt Ennepetal vorhandene Ökokonto können die Eingriffe in die Biotopfunk- tionen nur in Teilen kompensiert werden. Für eine vollständige Kompensation bei der Entwick- lung aller neudargestellten Wohnbau- und Gewerbeflächen müssten jedoch weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 128

11. Literatur

ALBIG , A., HAAKS , M. UND PESCHEL , R. (2003): Streng geschützte Arten als neuer Tatbestand in der Eingriffsregelung. – Naturschutz und Landschaftsplanung 36 (4), S. 126 - 128.

BFN (1994): FFH-Richtlinie, Anhänge l, II, IV und V. Auszug für die Bundesrepublik Deutsch- land, Definitionsvorschläge und Ergänzungen. 3. Fassung, Stand Februar 1994.

BLAB , J. (1993): Grundlagen des Biotopschutzes für Tiere; Bonn-Bad Godesberg.

BUNDESAMT FÜR BAUWESEN UND RAUMORDNUNG (HRSG .) (2006): Monitoring und Bauleitplanung, Bonn.

BUNZEL , A. (2005): Umweltprüfung in der Bauleitplanung – Arbeitshilfe Städtebaurecht. Hrsg.: Deutsches Institut für Urbanistik, 156 S., Berlin.

BUNZEL , A. (2006): Monitoring in der Bauleitplanung, in: Naturschutz und Landschaftsplanung, 38. Jahrgang Heft 6.

BVB - BUNDESVERBAND BODEN E . V. (H RSG .) (2001): Bodenschutz in der Bauleitplanung - Vorsor- georientierte Bewertung; BVB-Materialien Band 6; Berlin.

GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN -WESTFALEN (H RSG .) (2001): Allgemeine Informationen zur Bodenkarte 1 : 50.000; Krefeld.

INSTITUT FÜR ÖKOLOGISCHE RAUMENTWICKLUNG E .V. (IÖR), DRESDEN (2005): Pilotvorhaben für ei- ne Strategische Umweltprüfung zur Flächennutzungsplanung. Forschungsvorhaben geför- dert durch die Stiftung für Bildung und Behindertenförderung, Stuttgart. 2. Zwischenbericht, Stand 31.03.2005. Dresden

KRAUTZBERGER , M. (2004): Umweltprüfung nach dem EAG Bau – Zur verfahrensrechtlichen Umsetzung europäischer Umweltrichtlinien im novellierten Baugesetzbuch, in: RaumPlanung 117, S. 233-238.

KRAUTZBERGER , M. (2004): Die Umweltprüfung im Bauleitplanverfahren nach dem EAG Bau 2004, in: UPR 11+12/2004, S. 401ff.

KRAUTZBERGER , M. / STÜER , B. (2004): Städtebaurecht 2004: Umweltprüfung und Abwägung, in: DVBl. 2004, Heft 15.

KVR (1992): Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet. Hrsg.: Kommunalverband Ruhrge- biet, Essen.

LANDESBETRIEB STRAßENBAU NRW (2010): Arbeitshilfen zum „Einführungserlass zum Land- schaftsgesetz für Eingriffe durch Straßenbauvorhaben (ELES) in der Baulast des Bundes oder des Landes NRW“.

LUTZ , K. / HERMANNS , P. (2004): Streng geschützte Arten in der Eingriffsregelung. Interpretation des neuen § 19 (3) Bundesnaturschutzgesetz. – Naturschutz und Landschaftsplanung 36 (6), S. 190 - 191.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 129

MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT , MITTELSTAND UND ENERGIE DES LANDES NORDRHEIN -WESTFALEN - LANDESPLANUNGSBEHÖRDE – (2005): Rohstoffsicherung in Nordrhein-Westfalen (Arbeitsbe- richt). Düsseldorf.

ÖKOPLAN (2010): FFH-Vorprüfung für das FFH-Gebiet „Gevelsberger Stadtwald“ (DE 4610-301) zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal, Fläche W 9. Berlin

ÖKOPLAN (2010): Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal, Ortsteil Voerde, Fläche W 9. Berlin

SCHRÖDTER , W. / HABERMANN -NIEßE , K. / LEHMBERG , F. (2004): Umweltbericht in der Bauleitpla- nung – Arbeitshilfe zu den Auswirkungen des EAG Bau 2004 auf die Aufstellung von Bau- leitplänen. Hrsg.: vhw Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung e.V. / Nie- dersächsischer Städtetag, 79 S., Bonn.

STADT DORTMUND / BKR AACHEN – STADT - UND UMWELTPLANUNG , (2002): Umweltplan Dortmund, Dortmund

UMWELT - UND NATURSCHUTZVERBÄNDE (2006): „Aktiv für Landschaft und Gemeinde“ – Leitfaden für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Rheinbach/Bonn.

12. Gesetze und Richtlinien

ABGR G - ABGRABUNGSGESETZ - GESETZ ZUR ORDNUNG VON ABGRABUNGEN in der Fassung vom 23. November, zuletzt geändert am 09.05.2000.

BAU GB – BAUGESETZBUCH in der Fassung vom 23. September 2004, zuletzt geändert am 24.12.2008.

BI MSCH G - BUNDES -IMMISSIONSSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUM SCHUTZ VOR SCHÄDLICHEN UMWELTEINWIRKUNGEN DURCH LUFTVERUNREINIGUNGEN , GERÄUSCHE , ERSCHÜTTERUNGEN UND ÄHNLICHE VORGÄNGE in der Fassung vom 26. September 2002, zuletzt geändert am 23.10.2007.

BN AT SCH G - GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE – BUNDESNATURSCHUTZ GESETZ vom 29.Juli 2009, BGBl I S., 2542, in Kraft getreten am 01.03.2010.

BW ALD G – BUNDESWALDGESETZ – GESETZ ZUR ERHALTUNG DES WALDES UND ZUR FÖRDERUNG DER FORSTWIRTSCHAFT in der Fassung vom 02. Mai 1975, zuletzt geändert am 31.10.2006.

DS CH G - DENKMALSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUM SCHUTZ UND ZUR PFLEGE DER DENKMÄLER IM LANDE NORDRHEIN -WESTFALEN vom 11. März 1980.

EU - EUROPÄISCHES PARLAMENT UND RAT (2000): Richtlinie 2000/60/EG vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (Wasserrahmenrichtlinie); Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 22.12.2000, S. L 327/1 - L 327/72.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 130

HOCHWASSERSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUR VERBESSERUNG DES VORBEUGENDEN HOCHWASSERSCHUTZES vom 03. Mai 2005, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2005 Teil I Nr. 26, S. 1224.

LB OD SCH G – LANDESBODENSCHUTZGESETZ FÜR DAS LAND NORDRHEIN -WESTFALEN in der Fassung vom 09. Mai 2000, zuletzt geändert am 05.04.2005.

LF OG - LANDESFORSTGESETZ FÜR DAS LAND NORDRHEIN -WESTFALEN vom 24. April 1980, zuletzt geändert am 16.03.2010.

LG NW - LANDSCHAFTSGESETZ NW - GESETZ ZUR SICHERUNG DES NATURHAUSHALTS UND ZUR ENTWICKLUNG DER LANDSCHAFT in der Fassung vom 21. Juli 2000, zuletzt geändert am 16.03.2010.

LI MSCH G – LANDES -IMMISSIONSSCHUTZGESETZ in der Fassung vom 18. März 1975, zuletzt geän- dert am 01.06.2004.

LWG - LANDESWASSERGESETZ – WASSERGESETZ FÜR DAS LAND NORDRHEIN -WESTFALEN in der Fassung vom 25. Juni 1995, zuletzt geändert am 16.03.2010.

RICHTLINIE 96/61/EG DES RATES VOM 24. SEPTEMBER 1996 ÜBER DIE INTEGRIERTE VERMEIDUNG UND VERMINDERUNG DER UMWELTVERSCHMUTZUNG

STÖRFALLVERORDNUNG (S EVESO II-RICHTLINIE ) – RICHTLINIE DES RATES 96/82/EG

UVPG - GESETZ ÜBER DIE UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG (UVPG) in der Fassung der Be- kanntmachung vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1757).

UVPG NRW – GESETZ ÜBER DIE UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG IM LANDE NORDRHEIN - WESTFALEN in der Fassung vom 29. April 1992, zuletzt geändert am 16.03.2010.

WHG - WASSERHAUSHALTSGESETZ vom 31. Juli 2009 (BGBI I S. 2585), geändert durch Artikel 12 des Gesetzes vom 11. August 2010 (BGBl. I S. 1163)

13. Umweltdaten und -informationen, Gutachten, Planungen

AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDSCHAFTSPLANUNG (1972): Deutscher Planungsatlas Band Nordrhein-Westfalen – Vegetation / potentiell natürliche Vegetation

BEZIRKSREGIERUNG ARNSBERG (2001); Regionalplan – Teilabschnitt „Oberbereich Bochum und Hagen“

EISENBAHN -BUNDESAMT (2007): Lärmkartierung der Schienenwege von Eisenbahnen des Bun- des – Haupteisenbahnstrecke mit einem Verkehrsaufkommen von > 60.000 Zügen/Jahr

GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN -WESTFALEN (H RSG .), (2006): Digitale Bodenkarte Nordrhein- Westfalen; Krefeld.

GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN -WESTFALEN (H RSG .), (1998): Digitale Karten Nordrhein- Westfalen - Schutzwürdige Böden / Oberflächennahe Rohstoffe; Krefeld.

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 131

GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN -WESTFALEN : Geotope in NRW (Auskunft vom 22.01.2009)

GEOLOGISCHES LANDESAMT NORDRHEIN -WESTFALEN (1980): Karte der Grundwasserlandschaften in NRW

GEOLOGISCHES LANDESAMT NORDRHEIN -WESTFALEN (1980): Karte der Verschmutzungsgefähr- dung der Grundwasservorkommen

GLACER , DIRK LANDSCHAFTSARCHITEKT (12/2006): Konzept zur naturnahen Entwicklung der En- nepe im Bereich der Stadt Ennepetal (KNEF)

ENNEPE -RUHR -KREIS (2000): Landschaftsplan „Raum Ennepetal / Gevelsberg / Schwelm – Text- liche Darstellungen und Festsetzungen. Schwelm.

HOCHSAUERLANDKREIS (2006): Berücksichtigung qualitativer Aspekte bei der Bewertung von Ein- griffen in Natur und Landschaft und von Ausgleich- oder Entwicklungsmaßnahmen. Mesche- de.

INSTITUT FÜR REGIONALMANAGEMENT (IfR, 09/2006): Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept - Region südlicher Ennepe-Ruhr-Kreis, Städte Breckerfeld und Ennepetal

KOMMUNALVERBAND RUHRGEBIET (1992): Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet – Karte Schwelm-Breckerfeld

LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN -WESTFALEN (1999): Screening der Geräuschbelastung in NRW, Essen.

LANDESAMT FÜR NATUR , UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ (LANUV, 2008): Umgebungslärm Kartierung der Stadt Ennepetal

LANDESAMT FÜR NATUR , UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ (LANUV, 2007): Stadtökologischer Fachbeitrag der Stadt Ennepetal (STÖB)

LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN -WESTFALEN (2001) Gewässergütebericht 2001, Essen.

LÖBF (2006): Auszug aus der Waldfunktionskarte NRW; Recklinghausen.

LANUV (2009): Fundortkataster Pflanzen und Tiere; Recklinghausen.

LANUV (2009): Infosystem Biotopkataster NRW; Recklinghausen.

LANUV (2009): Infosystem gesetzlich geschützte Biotope; Recklinghausen.

LANUV/MUNLV (2009): Infosystem Natura 2000; Recklinghausen.

LANUV (2009): Infosystem streng geschützte Arten; Recklinghausen.

LANUV (2009) Infosystem Unzerschnittene Landschaftsräume; Recklinghausen.

LANUV (2008): Luftschadstoff-Screening NRW. www.lanuv.nrw.de/luft/ausbreitung/gemeinden.htm

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 132

LANUV (2008): Numerische Bewertung von Biotoptypen für Bauleitplanung in NRW; Reckling- hausen

LVR / LWL (2009): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein- Westfalen.

MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ , LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN -WESTFALEN (2007): Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen – Vor- kommen, Erhaltungszustand, Gefährdung, Maßnahmen

MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ , LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN -WESTFALEN (2009): Umweltbericht – Nordrhein-Westfalen 2009

PESCH &P ARTNER (2001): Leitbild Innenstadtentwicklung Ennepetal – Milspe

STUA LIPPSTADT (2002): Hochwasser-Aktionsplan

VERTRETER DER VERBÄNDE UND GRUPPIERUNGEN ENNEPETAL IM BEREICH NATUR UND UMWELT (2003): Leitbild Natur und Landschaft in Ennepetal

WOLTERS PARTNER (09/2001): Planungsleitbild Ortsmitte Voerde – Stadt Ennepetal

grünplan - büro für landschaftsplanung Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Ennepetal Seite 133

Internetseiten www.biodiv-chem.de 2008-07-03 www.dwd.de 2008-07-03 www.gd.nrw.de 2008-11-24 www.ennepetal.de 2010-01-04 www.ennepe-ruhr-tourismus.de www.flussgebiete.nrw.de 2010-02-04 www.gis3.nrw.de/ims/wrrl/viewer.htm 2008-07-15 www.gis.nrw.de/ims/ekatsmall2004/small/info.htm Stand 02.06.2008 www.ilek.info 2008-06-24 www.it.nrw.de 2008-07-09 www.lanuv.nrw.de 2009-12-17 www3.lanuv.nrw.de www.lvr.de 2008-07-03 www.naturschutz-fachinformationssystem-nrw.de 2008-06-25 www.ruhrtalbahn.de 2008-06-24 www.tlug-jena.de/euum/eu_ind/gwg_erl.html 2008-07-02 www.umgebungslaerm.nrw.de 2009-06-23 www.umwelt.nrw.de 2010-02-05 www.uvo.nrw.de 2008-06-24 www.wegweiser-kommune.de 2010-01-07 www.wikipedia.de wiki.flussgebiete.nrw.de 2009-08-10

grünplan - büro für landschaftsplanung