Die Molluskenfauna Tirols

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Die Molluskenfauna Tirols © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at Die Molluskenfauna Tirols Von Hermann Riezler © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at Einleitung Der vorliegende Aufsatz ist der dritte Teil meiner anläßlich der Lehrbefähigung für Hauptschulen vorgelegten Hausarbeit „Die Molluskenfauna Tirols". Warum ich gerade diesen Teil der Öffentlichkeit über- gebe sei im Folgenden kurz begründet. Alles, was von den verschiedenen Forschern und Samm- lern auf diesem Gebiete in Tirol gearbeitet wurde, veröffent- lichten sie in zahlreichen größeren und kleineren Aufsätzen, die heute, man kann ohne Übertreibung sagen, in alle Winde zerstreut sind. Es besteht große Gefahr, daß diese Aufzeich- nungen in Verlust und Vergessenheit geraten. Um nur ein Beispiel zu bringen sind Gredlers Arbeiten und Sammel- berichte etc. weder im Museum, noch in der Universitäts- bibliothek, noch im Franziskanergymnasium in Hall voll- ständig, ja selbst die drei Bibliotheken zusammengenommen haben diese Arbeiten nicht vollzählig. Indem ich nun meine Arbeit über das ganze ehemalige Tirol ausdehne und die vielen Notizen und Aufzeichnungen bei dieser berücksich- tige, hoffe ich, einmal der oben angedeuteten Gefahr vor- gebeugt, und zweitens gleichzeitig dem Übelstande, daß über diesen Zweig der Zoologie keine Sammelarbeit be- steht, abgeholfen zu haben. Gleichzeitig kann ich feststellen, daß ich von allen Persönlichkeiten und von allen Stellen, die ich bei der Ab- fassung dieser Arbeit um Rat und Hilfe anging, immer weitgehendste Unterstützung gefunden habe. Es würde © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at zu weitführen, wollte ich alle hier namentlich anführen. Ich danke allen aufs innigste. Ganz besonderen Dank schulde ich aber Fräulein Luise Biasioli, das mir die Samm- lung ihres verstorbenen Vaters gerne und jederzeit zur Ver- fügung stellte, den Herren Universitätsprofessor Dr. Adolf Sperlich, Universitätsprofessor Dr. Adolf Steuer und Professor Dr. Karl Hofeneder für ihre Bemühungen um die Drucklegung dieser Arbeit und endlich Herrn Uni- versitätsprofessor Dr. Raimund Klebelsberg für seine Unterstützung, als es galt, das nicht kleine Manuskript in den Veröffentlichungen des Museums unterzubringen. H. Riezler. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at Zur Jlolluskenforschung in Tirol. Wann die erste systematische Sammeltätigkeit auf dem Gebiete der Mollusken in Tirol einsetzte, ist nicht bekannt. Den Reigen der Veröffentlichungen begann der Mailänder Villa Antonio im Jahre 1841. Als Begründer der tirolischen Conchylienforschung müssen aber Prof. Pelle- grine Strobl und sein Bruder Josef angesehen werden. Ersterer trug schon während seines Hochschulstu- diums in Innsbruck das erste Material für seine späteren Veröffentlichungen zusammen. Beide Strobl durchforschten in den Jahren 1847—1849 Tirol systematisch, und zwar Pelle- grine das Gebiet von Judicarien, den Nonsberg, das Ultental und das ganze Etschtal. Josef bereiste von Finstermünz weg das ganze Inntal bis nach Rattenberg mit Abstechern ins Halltal, Voldertal und Achental. Eine andere Exkursion unternahm er ins Fleimstal. Die Forschungsergebnisse erschienen unter den Titeln: „Delle conchiglie terrestri dei dintorni d'Innsbruck 1844", „Malacologia trentina 1851", „Beitrag zur Molluskenfauna Tirols 1855". Vieles blieb unveröffentlicht, stand aber späteren Forschern als Manu- skript zur Verfügung. G. B. Spinelli berücksichtigte in seinem im Jahre 1851 erschienenen „Catologo dei Molluschi" das Gebiet des Idro- und Gardasees. De Be11a übte seine Forscher- tätigkeit im Nonstal aus und legte deren Ergebnisse in der im Jahre 1852 herausgegebenen „Malacologia terrestri e fluviateli della Vale di Non." nieder, die dann im Jahre 1868 in den „Molluschi terrestri e fluviateli dei Anaunia nel Trentino" eine Wiedererneuerung erhielt. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 6 Im Trentino sammelten dann noch Francesco A m b r o s i aus Borgo, Fortunato Zeni aus Rovereto und Dr. Giovanni Bertolini aus Trient, die teilweise selber publizierten, gewöhnlich aber Strobl Beiträge lieferten. Im Jahre 1833 kam der bekannte Insekten- und Mollus- kensammler A n ton Stenz nach Gries a. B. und in der Folge noch öfters auf verschiedenen Wegen nach Tirol. Sein Ziel war gewöhnlich Bozen und dessen Umgebung. Die Ausbeute lieferte er in die Sammlungen der Wiener Conchyliologen Ziegler und Mühlfeld und in die des Prof. Roßmäßlers. Stenz entdeckte sehr viele Arten in Tirol. Den größten Anteil an der Durchforschung Tirols nach Mollusken hatte aber entschieden der Franziskanerpater, Prof. Vincenz Gredler. Er durchsuchte weitaus den größten Teil des ehemaligen Tirols. Seine systematische Forschertätigkeit begann er im Jahre 1852 mit der Durch- forschung des Eisacks- und des Pustertales samt deren Nebentälern. Im Jahre 1853 wanderte er durchs Sarntal ins Passeier imd von dort übers Timmeljoch ins Ötztal und weiter nach Reutte. Den Rückweg wählte er durchs Ober- inntal und Vintschgau. Die Sommerferien des Jahres 1854 fanden ihn im Fleimstal und am Enneberg. Neben seiner Berufsarbeit durchstreifte er den Bozner Talkessel und das Etschtal bis Salurn. Die Ergebnisse dieser Reisen ver- öffentlichte er in den Jahren 1856 und 59 unter dem Titel „Tirols Land- und Süßwasserconchylien". Im Jahre 1860 kam er auch nach Kufstein und Kitzbühel. Die weiteren Sammelergebnisse brachte er in drei Nachträgen 1869, 1872 und 1879 und dann in verschiedenen kleineren Sammel- berichten und Mitteilungen. Mit Beginn der Siebziger Jahre widmete er sich hauptsächlich der Beschreibung und Be- stimmung chinesischer Mollusken, die er in den Achtziger Jahren wiederum unterbrach und die Gebiete von Rovereto und des Idrosees, nach den von ihm besonders bevorzugten Clausiliden durchsuchte. Der letzte Bericht über tirolische Conchylien stammt aus dem Jahre 1905. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at Dem Nordtirol schenkte dann ganz besondere Auf- merksamkeit der Franziskanerpater und Gymnasialpro- fessor in Hall Julius Gremblich. Im Programm des Haller Gymnasiums veröffentlichte er in den Jahren 1879 und 1880 ein Verzeichnis der Nordtiroler Conchylien, das neben einer kurzen Beschreibung auch zahlreiche Fund- orte enthält. Gredler wie Gremblich verstanden es aus der Mitte ihrer Schüler eine ganz stattliche Zahl für die Mollusken zu interessieren und erhielten dadurch gewissenhafte und fleißige Zuträger; ihre Namen finden sich als Erstentdecker bei vielen Fundorten (Meister, Trojer, Äußerer, Mallau n, Paa, öllacher, Stapf u. a.) Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß auch die deutschen Conchyliologen Clessin, Märten s, Böttger, Kobelt, Hesse und Reuleux in Tirol Mollusken sammelten. Der Schweizer I m h o f f durchsucht« einige Tiroler Seen. In den Neunziger Jahren erschien von dem Religions- lehrer a. d. L.-B.-A. in Innsbruck Leonhard Wiede- m a y r, einem besonderen Freunde Gredlers, eine topo- graphische Beschreibung des Bades Obladis, die eine Reihe der dort gefundenen Schnecken enthält. Derselbe Malako- zoologe veröffentlichte auch im Jahre 1900 in der Zeitschrift des Ferdinandeums einen Aufsatz „Die Conchylien des Tales Kartitsch". Fast gleichzeitig gab Prof. Karl Proßliner in Bilin eine Beschreibung vom Bad Ratzes heraus, in der das von Gredler schon früher veröffentlichte Conchylien- verzeichnis dieser Gegend ergänzt wiedergegeben wurde. Es ist ganz selbstverständlich, daß die Tiroler Arbeiten des vorigen Jahrhunderts auch in den damals veröffentlichten großen Werken ihren Wiederhall fanden. So beschäftigten sich mit den Tiroler Conchylien Clessin in seiner Mollus- kenfauna von Österreich, Ungarn und der Schweiz, Küster in seinem Conchylienkabinett, Kobelt in seinem Katalog © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 8 der im europäischen Faunengebiete lebenden Binnencon- chylien, Roßmäßler in seiner Iconographie und Westerlund in seinem umfangreichen Werke „Fauna der in der paläarktischen Region lebenden Binnenchonchylien 1876—1890". Ein eifriger Sammler auf diesem Gebiete, der aber nicht veröffentlichte, war der im Jahre 1927 verstorbene Schul- rat Karl Biasioli, dessen Sammlung ich bei dieser Arbeit oft benützte. Biasioli, ein Schüler Gredlers, stand mit seinem ehe- maligen Lehrer und mit Clessin in andauernder Verbindung. Er durchstreifte Tirol noch gründlicher als Gredler es tun konnte. Seiner Forschertätigkeit verdanken wir nicht bloß die Kenntnis vieler neuer Fundorte, sondern auch eine bis zu seinem Tode andauernde gewissenhafte Überprüfung der bis dahin bekannten Verbreitungsgebiete. Seine Sammlung, die mehrere Tausend verschiedene Mollusken enthält, ist in Bezug auf Tirol vollständig. Durch ihn kam im Jahre 1910 der deutsche Conchyliologe Dr. Richard Schröder nach Tirol, der in den Ge- bieten von Kufstein, Bozen, Grödental, Riva, Primiero und Trient sammelte und auch die Ergebnisse mit einem im Jahre 1913 erschienenen Nachtrag der Öffentlichkeit übergab. Einige Jahre vorher durchsuchte der Münchner W. Blume das Wipptal und berichtete darüber in den Nachlichtsblättern der Deutsch, malakozoo. Gesellschaft. Bemerkt sei, daß auch Dr. Geyer, Stuttgart, in Tirol sammelte und mit Gredler und Wiedemayr in persönlicher Fühlungnahme stand. Während des Krieges und in der ersten Nachkriegszeit
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