Bücher und Handschriften des 13. bis 17. Jahrhunderts

Auktion in Basel am 30. Oktober 2015

Moirandat Company AG · Basel

AUKTION 12

Bücher und Handschriften des 13.-17. Jhs., zumeist aus einer schwedischen Sammlung

Auktion in Basel

Freitag, 30. Oktober 2015, ab 10.00 Uhr

im grossen Saal des »Schmiedenhofs« Eingang: Rümelinsplatz 4

unter Leitung der Gantbeamtung der Stadt Basel

Moirandat Company AG Rittergasse 33 - CH-4051 Basel Tel. 0041 61 273 36 65 - Fax. 0041 61 273 36 69 e-mail: [email protected] - www.moirandat.ch Versteigerungs-Bedingungen

1. Die Versteigerung erfolgt im Auftrag des Verkäufers, in dessen Namen und auf dessen Rechnung. 2. Die Versteigerung erfolgt in Schweizer Franken. Nebst dem Zuschlagspreis ist vom Käufer auf den Zuschlag- spreis ein Aufgeld von 16% zu entrichten. 3. Der Käufer hat auf das Aufgeld die schweizerische Mehrwertsteuer («MWST») in Höhe von 8% zu zahlen. Wird das Objekt aus dem Ausland eingeliefert oder von einem der MWST unterstellten schweizerischen Händler eingeliefert, ist die MWST auf den Zuschlag und das Aufgeld zu entrichten (Bücher 2,5%, Hand- schriften 8%); diese Objekte sind im Katalog mit einem «*» neben der Katalognummer bezeichnet. Anspruch auf nachträgliche Erstattung der MWST hat der Käufer einzig bei zollamtlich nachgewiesener Ausfuhr, wenn er binnen 4 Wochen nach der Versteigerung eine rechtsgültig abgestempelte Ausfuhrdeklaration beibringt. Er- folgt der Versand eines ersteigerten Objektes ins Ausland durch den Versteigerer gemäß Ziffer 9 nachfolgend, gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben und die MWST wird nicht in Rechnung gestellt. 4. Die Abgabe eines Gebots anlässlich der Versteigerung bedeutet eine verbindliche Offerte. Der Zuschlag er- folgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchstbietenden (den «Käufer»). Die Gantleitung entscheidet, ob und an wen ein Objekt zugeschlagen worden ist, und gegebenenfalls, ob ein neuer Aufruf stattzufinden hat. 5. Der Versteigerer hat das Recht, von Personen, die im Auftrage von Dritten in fremden Namen bieten, den Nachweis der Vertretungsbefugnis zu verlangen. Der Dritte, der als Stellvertreter auftritt, haftet mit dem Ver- tretenen solidarisch für die Erfüllung sämtlicher Verbindlichkeiten. 6. Für schriftliche Gebote erfolgt der Zuschlag eine Stufe höher als das letzte Gebot im Saal. Das schriftliche Gebot hat bei gleich hohem Gebot im Saal den Vorrang. 7. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme des ersteigerten Objektes. Das Eigentum und die Gefahr an einem er- steigerten Objekt gehen beim Zuschlag auf den Käufer über; Anspruch auf Auslieferung des ersteigerten Ob- jekts besteht erst nach vollständiger Bezahlung der Auktionsrechnung. 8. Die Rechnung aufgrund eines Zuschlages ist spätestens innert 7 Tagen nach Abschluss der Versteigerung zu bezahlen. Der Käufer haftet dem Versteigerer für allen aus der Nichtzahlung oder Zahlungsverzögerung ent- stehenden Schaden. Ist der Käufer in Zahlungsverzug, schuldet der Käufer auf den Rechnungsbetrag einen Verzugszins von 12% p.a. 9. Ein eventueller Versand eines ersteigerten Objektes erfolgt so rasch als möglich auf Gefahr des Käufers. Alle mit dem Versand verbundenen Kosten für Verpackung, Transport, Zoll und Versicherung trägt der Käufer. 10. Die Angaben im Auktionskatalog sind nach bestem Wissen und Gewissen und nach dem Stand der Forschung im Zeitraum der Abfassung der Katalogtexte gemacht, stellen jedoch keine Echtheitsgarantie dar. Die ange- botenen Objekte werden in dem Zustand versteigert, in dem sie sich im Augenblick des Zuschlags befinden. Jede Haftung für Rechts- und Sachmängel wird vom Versteigerer wegbedungen. Der Versteigerer setzt vor- aus, dass sich ein Kaufinteressent vor der Versteigerung, während der Ausstellung, selbst von der Echtheit und dem Zustand des Objektes überzeugt. 11. Der Versteigerer hat, im Einverständnis mit der Gantleitung, das Recht, die Nummernfolge des Kataloges zu ändern, einzelne Nummern wegzulassen, zu vereinigen oder zu trennen, Objekte zurückzuziehen und Gebo- te abzulehnen. 12. Dem Versteigerer unbekannte Bieter werden ersucht, sich vor der Auktion auszuweisen. Der Versteigerer hat das Recht, Sicherheiten und Referenzen von unbekannten Bietern zu verlangen. 13. Wenn ein schriftliches Gebot einen Widerspruch zwischen Nummer und Stichwort des Kataloges enthält, er- achtet der Versteigerer die angegebene Nummer als massgeblich. Schriftliche Gebote sind spätestens 24 Stun- den vor dem Beginn der Versteigerung einzuliefern (persönlich, postalisch, per Fax oder per Mail), ansonsten der Versteigerer keine Gewähr für die ordnungsgemäße Bearbeitung und Berücksichtigung des schriftlichen Gebotes übernehmen kann. 14. Gebote können nur mit einer Bieternummer abgegeben werden und müssen im Minimum 70% des im Auk- tionskatalog angegebenen Schätzwertes betragen. Telephonisches Bieten ist einzig nach schriftlicher Anmel- dung des Bietwunsches möglich, wobei die Anmeldung spätestens 48 Stunden vor dem Beginn der Verstei- gerung zu erfolgen hat. Der Versteigerer haftet nicht für das Zustandekommen und/oder das Aufrechterhalten von Telekommunikationsverbindungen während der Versteigerung. 15. Durch Abgabe eines Gebots anerkennt der Bieter explizit diese Versteigerungs-Bedingungen. 16. Im Übrigen gelten die ortsüblichen Gantbedingungen. Die vorliegenden Versteigerungs-Bedingungen unter- liegen Schweizer Recht. Erfüllungsort und ausschließlicher Gerichtsstand ist Basel-Stadt. Der Versteigerer ist aber berechtigt, ein Verfahren vor jedem sonst zuständigen Gericht anhängig zu machen.

4 Besichtigung am Geschäftsdomizil an der Rittergasse 33, CH-4051 Basel nach Vereinbarung vom 5. bis zum 27. Oktober 2015

Besichtigung im Auktionslokal Donnerstag, den 29. Oktober 2015 von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Versteigerung Freitag, den 30. Oktober 2015 ab 10.00 Uhr Nrn.1-125

Der »Schmiedenhof« liegt im Stadtzentrum in nächster Nähe der Hauptpost und des Marktplatzes. Sie erreichen ihn vom Bahnhof SBB aus mit der Trambahn Nr. 8 und vom Badischen Bahnhof DB aus mit der Trambahn Nr. 6 (Haltestelle Markt- platz). Gerne sind wir Ihnen bei der Reservation eines Hotelzimmers behilflich. Die Abbildungen und Zitate dienen lediglich der Orientierung der Kaufinteressenten; sie stellen keine Veröffentlichungen im Sinne des Urheberrechts dar. Alle Rechte an den zitierten Tex- ten und den Abbildungen bleiben den Inhabern der Urheber- rechte vorbehalten. Nachdrucke sind in jedem Falle genehmi- gungspflichtig. Die meisten Abbildungen sind verkleinert. Photoarbeiten: Randall Cook, Basel Katalogdruck: Druckhaus Müller GmbH, D-875305 Neuenbürg

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1* Biblia latina. Vermutlich französische Handschrift aus der zweite Hälfte des 13. Jahrhun- derts, mit schwarzer Tinte in winziger Schrift von einer Hand zweispaltig auf feinstes Jungfernpergament geschrieben. 550 Bl. Kollation: i-xxxvii20, xxviii10. Blattgrösse: 193 x 123 mm; Schriftspiegel: 130 x 78 mm. 51 bis 59 Zeilen und Kopfzeile; diese rot-blau ge- schrieben. Durchgehend regliert. Mit Hunderten von in Rot und Blau eingemalten Initia- len mit ausschlagendem Schmuck (teils den ganzen Schriftspiegel umfassend) und Tau- senden von kleinen Initialen, ebenfalls in Rot und Blau. Die Kapitelanfänge mit römischen Ziffern ebenfalls in Rot und Blau eingemalt, teils in den Seitenrändern. Brauner, blindge- prägter Lederband vom Beginn des 16. Jhs.; flacher Rücken mit fünf Bünden mit Streich- eisenfileten und kleinen floralen Stempeln, die Deckel mit Rollenstempelbordüre (weibli- che und männliche Halbfiguren), das grosse Mittelfeld mit dreieckigen ornamentalen Stempeln und Streicheisenverzierungen; mit alten ledernen Schliessbändern mit Messing- schliessen mit Oesen (Kapitale ausgerissen, berieben, einige wenige Wurmlöcher) (CHF 75’000.00)

Überaus sorgfältig geschriebene Vulgata-Bibel, eine sogenannte »Perlbibel«, so genannt wegen der minimalen Grösse der Buchstabenkörper, die nur etwa einen Milimeter ausmacht. Diese Art von sehr handlichen und erstaunlicherweise auch recht gut lesbaren Bibeln kamen um 1200 in Paris auf. Ebenfalls bezeichnend ist das ausserordentlich dünne und weisse Pergament, das für diese Bi- beln benutzt wurde. Mit zahlreichen zeitgenössischen Korrekturvermerken, diese teils angeschnitten.

7 Recht wenige Anmerkungen von späterer Hand durch den ganzen Band. Am Fuss des fünften und des sechsten Blattes drei kleine Zeichnungen, die wohl von einem späte- ren Leser herrühren. Sie zeigen alle schematische Archen. Die Innendeckel und Vorsätze ebenfalls völlig mit einem Index in roter und brauner Tinte beschrie- ben, ebenso die letzte Seite und das hintere Vorsatzblatt und der hintere Innendeckel. TEXT Fol. 1r: Prologus Fol. 4r: Genesis: »In principio creavit deus…« Fol. 24v: Exodus: »Hec sunt nomina filiorum…« Fol. 42r: Leviticus: »Vocavit autem Moysen…« Fol. 54v: Liber Numeri: »Locutus est Dominus…« Fol. 71r: Deuteronomium: »Hec sunt verba…« Fol. 86r: Josua: »Et factum est post mortem…« Fol. 95v: Liber Judicium: »Post mortem Josue…« Fol. 106r: Ruth: »In diebus unius iudicis…« Fol. 108r: Samuel I: »Fuit vir unus…« Fol. 123r: Samuel II: »Factum est autem…« Fol. 134v: Liber Regum I: »Et rex David senuerat …« Fol.148r: Liber Regum II: »Precaricatus est autem Moab…« Fol.160v: Liber Paralipomenon I: »Adam Seth Enoc…« Fol. 171v: Liber Paralipomenon II: »Comfortatus est ergo Salomon…« Fol. 184v: Esra: »In anno primo Cyris regis…« Fol. 187v: Nehemias: »Verba Nehemiæ filii Helchie…« Fol. 197r: Tobias: »Tobias ex tribu et civitate…« Fol. 200r: Judith: »Arphaxad itaque rex medorum…« Fol. 205r: Esther: »In diebus Assueri…« Fol. 209v: Hiob: »Vir erat in terra hus…« Fol. 218v: Psalterium: »Beatus vir qui non abiit…« Fol.243r: Liber Proverbiorum: »Parabole Salomonis filii David…« Fol. 250v: Ecclesiastes: »Verba ecclesiastes filii David…« Fol. 253r: Cantica canticorum: »Osculetur me osculo…« Fol. 254v: Liber Sapientiae. »Diligite justitiam qui…« Fol. 260v: Sirach: »Multorum nobis et magnorum…« Fol. 276r: Jesaias: »Visio ysaie filii Amos…« Fol. 295r: Jeremias: »Verba ieremie filii elchie…« Fol. 318v: Lamentationes: »Quomodo sedet sola civitas …« Fol. 320v: Baruch: »Et hec verba libri…« Fol. 324v: Ezechiel: »Et factum est in tricesimo anno…« Fol. 348r: Daniel: »Anno tertio regni ioachim…« Fol. 356v: Hosea: »Verbum Domini quod factum est…« Fol. 360r: Joel: »Verbum Domini quod factum est…« Fol. 361v: Amos: »Verba Amos qui fuit in pastoralibus…« Fol.364r: Abdias: »Visio abdiae hoc dicit…« Fol. 364v: Jonas: »Factum est verbum…« Fol. 365v : Micha: »Verbum Domini quod factum…« Fol. 367v: Nahum: »Onus ninive liber visionis…« Fol. 369r: Habakuk: »Onus quod vidit abacuc…« Fol. 370r: Sophonias: »Verbum Domini quo factum…« Fol. 371v:Aggeus: »In anno secundo Darii regni…» Fol. 372r: Zacharias: »In mense octavo anno secundo…« Fol. 376r: Malachias: »Onus verbi Domini ad israel…« Fol. 377v: Maccabi I: »Factum est postquam percussit…« Fol. 390v: Maccabi II: «Fratribus qui sunt per egyptum…«

8 Fol. 400v: Matthäus: »Liber generationis ihesu christi…« Fol. 414v: Markus: »Initium sancti evangelii ihesu christi…« Fol. 423r: Lukas: »Quoniam quidem multi coronati sunt…« Fol. 438v: Johannes: »In principio erat verbum…« Fol. 450r: Ad Romanos: »Paulus servus ihesu christi…« Fol. 455v: Ad Corinthios: »Paulus vocatus apostolus…« Fol. 464v: Ad Galathas: »Paulus apostolus non ab hominibus…« Fol. 466v: Ad Ephesos: »Paulus apostolus ihesu christi…« Fol. 468v: Ad Philipenses: »Paulus et Thimotheus servi…« Fol. 469v: Ad Colocenses: »Paulus apostolus ihesu christi…« Fol. 471r: Ad Thessalonicenses: »Paulus et Silvanus et Thimoteus…« Fol. 473r: Timotheus: »Paulus apostolus ihesu christi…« Fol. 475v: Titus: »Paulus servus dei apostolus…« Fol. 476v: Philemon: »Paulus vinctus christi ihesu…« Fol. 476v: Ad Hebreos: »Multipharie multisque modis…« Fol. 481r: Acta Apostolorum: »Primum quidem sermonem…« Fol. 496v: Jacobus: »Jacobus ihesu christi servus…« Fol. 497r: Petrus: »Petrus apostolus ihesu christi…« Fol. 500r: Johannes: »Quod fuit ab inicio…« Fol. 502r: Judas: »Judas ihesu servus…« Fol. 502v: Apocalypsis: »Apocalypsis ihesu christi..« ERHALTUNG Der weisse Unterrand des ersten Textblattes abgeschnitten. Schwache Feuchtigkeitsspur am Oberrand durchgehend, teils mit leichten Verwischungen bei den Kopfzeilen. Mit den üblichen ori- ginalen Löchern vom Spannen des unglaublich feinen Perga- ments. Einige Blätter mit kleinen Einschnitten und Ausschnitten. Einige Wurmlöcher zu Beginn und am Ende im unteren Rand. Die obere Ecke schräb abge- schnitten.

9 2* Handschriftenfragment. – Einzelblatt aus einem Missale, auf den Text »[ce]li doctor vene- rande in odoris mira fragrancia populorum currit frequencia ubi passim christi clemencia sana red- dit membra languencia sidus quondam oppressum nebula veri solis pandunt miracula gemma [sub terra latuit despecto iacens…]«. 1 Einzelblatt Pergament gr.-fol., beidseitig beschrieben, mit 7 Notensystemen mit vier Zeilen, die Linien in Rot gezogen, die Hufnagelnoten mit schwarzer Tinte geschrieben. Mit einer in drei Farben gemalten grossen Initiale und vier kleineren Initialen in Rot und Blau. Wohl Mittelitalien (Bologna ?), gegen 1400. (CHF 750.00)

10 3* Horae Beatae Mariae Virginis. Illuminierte lateinische Handschrift auf Pergament. Nord- frankreich (vielleicht Paris), letztes Viertel des 15. Jh. 126 Bl., die ersten 12 Bl. mit dem Ka- lender. Kollation: i-ii6, iii8,iv10[von 12; blanke 11 und 12 weggeschnitten],v-vi8,vii10[von 12; blanke 11 und 12 wegge- schnitten], viii-ix8,x6, xi-xvi8. Blattgröße: 170 x 120 mm; Schriftspiegel: 97 x 70 mm. Siebzehnzeilig, einspaltig mit dunkelbrauner Tinte beschrieben. Fol. 22v und 23r/v origi- nal weiss. Durchgehend mit roter Tinte regliert. Mit 12 grossen Miniaturen (ca. 90 x 60 mm) mit halbrund geschlossenen Bogen über grossen, über vier Zeilen gehenden illumi- nierten Initialen, und 2 kleineren Miniaturen. Alle Textseiten mit Bordüren an der Aussen- seite in der Höhe des Schriftspiegels; diese Bordüren aus locker stehenden Akanthusran- ken, Blumen und Früchten, teilweise mit Flüssiggold gemalt. Die Seiten mit den Miniaturen mit Bordüren auf allen vier Seiten; diese Bordüren mit denselben Akanthus- ranken, Blumen und Früchten, jedoch erheblich reicher ornamentiert, teilweise über far- big oder mit Flüssiggold gemusterten Gründen. Mit zahlreichen über eine oder zwei Li- nien geschriebenen, alternierend mit Flüssiggold und mit Blattgold verfertigten Initialen, alternierend auf blauem und rotem Grund. Hübsche, blau und mit Flüssiggold gezeich- nete Zeilenfüller. Auf den letzten ehemals weissen Seiten (fol. 125v und 126r) Gebeteintra- gungen in brauner Tinte von einem zeitgenössischen Vorbesitzer, dabei zwei Zeilen in Französisch. Lederband des 18. Jhs. mit goldgeprägten Rückentitel (»Heures«), die Deckel mit Teilen eines Einbandes des 16. Jhs. mit prachtvoller goldgeprägter Mittelarabeske be- zogen; gepunzter Goldschnitt (berieben und bestossen, unteres Gelenk und Rückdeckel mit Wurmfraßspur). (CHF 48’000.00)

Vollständiges Stundenbuch, geschrieben für einen Mann, wohl aus einem Pariser Atelier aus dem letzten Viertel des 15. Jhs., mit reichem Bild- und Bordürenschmuck.

11 TEXT Kalender mit Heiligennamen in brauner und roter Tinte, ohne speziell auffällige Heiligennamen (fol. 1r) Evangelienperikopen nach Johannes (fol. 13r, mit kleiner Miniatur im Rand, ca. 40 x 24 mm), Lukas (fol.14v), Matthäus (fol. 15v) und Markus (fol. 17r) »Obsecro te« für männlichen Gebrauch (fol. 18r, mit kleiner Miniatur, 45 x 38 mm, im Text) Horae BMV (fol. 23v) Ad Laudes (fol. 39v) De cruce (fol. 49r) Ad tertiam (fol. 57r) Ad sextam (fol. 61r) Ad nonam (fol. 65r) Ad vesperam (fol. 69r) Ad Completorium (fol. 73r) Pro Octava (fol. 79r) Litanei (fol. 90v) Officium defunctorum (fol. 95r) ILLUMINATION 1. Fol. 13r (in der Bordüre) Johannes der Evangelist mit dem Adler in einer Landschaft, im Hinter- grund eine Burg. 2. Fol. 18r (im Text): die gekrönte Maria mit dem Kind auf ihrem Arm. 3. Fol. 23r: Mariae Verkündigung; die Jungfrau kniet unter einem rot-grün ausgelegten Baldachin zur Linken, rechts der sich beugende Engel Gabriel, darüber in einem goldenen Strahlenbündel die Taube des Heiligen Geists; der Fonds des unbestimmt gelassenen Raums mit einem blauen, lilien- geschmückten Behang. Die Bordüre mit alternierend blau, rot und mit Flüssiggold gemalten ge- schwungenen Dreiecken, in den Ranken Erdbeeren und verschiedene Blumen. 4. Fol. 39v: Visitatio; links Maria, rechts Elisabeth, im Hintergrund eine Schlossarchitektur. 5. Fol. 49r: Kreuzigung; die Schmerzensmutter links vom Kreuz, rechts vom Kreuz Johannes. In den Bordüren mit Flüssiggold ausgemalte Herzen. 6. Fol. 56r: Taufe Christi; Jesus im Jordan in der Mitte, rechts der Apostel Johannes der Täufer, links der Engel mit dem Tuch, über der Szene die Taube des Heiligen Geistes; im Hintergrund rechts ein steiler Berg mit Burg. Die Bordüre mit in Flüssiggold ausgemalten Streifenmotiven, in den Ranken Blumen und Trauben. 7. Fol. 51r: Geburt Christi; die Szene vor dem Stall in Bethlehem, links die knieende Maria, rechts Joseph, in ihrer Mitte auf dem Boden das Kind, dahinter Ochs und Esel. In der Bordüre mit Flüs- siggold ausgemalte Herzen, darin verschiedene Blumen. 8. Fol. 57r: Verkündigung an die Hirten; in einer hügeligen Landschaft mit Fluss angesiedelt. Vorne links ein stehender Hirte, rechts vor ihm sein Hund, dahinter die Schafherde; auf einem Hügel sit- zend ein weiterer Hirte. Im Himmel die Erscheinung des Engels mit der Banderole. Im Hinter- grund eine Stadt auf einem Berg. Die Bordüre mit Akanthus- und Blumenranken sowie Erdbeeren. 9. Fol. 61r: Anbetung der Hl. Drei Könige; Maria links vor dem Stall sitzend, das Kind auf dem Schoss. Von rechts nähern sich die Drei Könige; im Hintergrund Stadt auf einem Berg. Die Bordü- re mit Akanthus, Blumenranken und Trauben und Beeren. 10. Fol. 65r: Darbringung im Tempel; am rechten Rand die knieende Maria, links der Priester unter einem roten Baldachin hinter dem weiss gedeckten Altar, das Kind auf diesem liegend. Die Bordü- re mit Akanthus und verschiedenen Beeren, in der Initiale Trauben. 11. Fol.69r: Die Flucht nach Ägypten; Joseph führt den Esel auf einem Weg nach links, Maria sitzt mit dem Kind auf dem Esel; darüber und über einem Baumstumpf fliegend ein teuflisches Wesen; im Hintergrund ein steiler, burgbewehrter Berg. Die Bordüre mit Akanthus und Blumenranken. 12. Fol. 73r: Marienkrönung; rechts kniet Maria vor dem unter einem roten Baldachin sitzenden Gottvater; rechts hinter Maria ein Engel, der ihr die Krone aufs Haupt setzt. Die Bordüre mit Krei- sen besetzt, in diesen Blumen und Trauben, der Fonds mit Akanthusranken. 13. Fol. 79r: Bathseba; im Vordergrund links die bis zu den Knieen im Wasser stehende Bathseba,

12 13 rechts, vor seinem Palast, König David. Die Bordüre zeigt ein Muster von alternierend rot, blau, braun und mit Flüssiggold ausgemalten Trapezen, besetzt mit verschiedenen Blumen und Beeren. 14. Fol. 95r: Eine Totenmesse; im Hintergrund links schwarzgewandete Trauernde, vor ihnen der mit einem blauen Tuch verdeckte Sarg, rechts davon, hinter einem Stehpult – auf dem ein geschlos- senes Buch liegt – drei Priester beim Singen der Liturgie. Die intrikate Bordüre mit geschwunge- nen Vierpässen, mit Blumenranken besetzt. ERHALTUNGSZUSTAND Durchgehend etwas fingerfleckig. Eine Anzahl von Bereibungen im Text durch den ganzen Band (fol. 26v, 47v, 53r, 58v, 59r, 62v, 63r, 67r, 76r, 80r, 81v, 82r, 83v, 84r, 85v, 88r, 89v, 90r, 91v, 92r, 93v, 94r, 96r, 97v, 98r, 99v, 100r, 101v, 105v, 106r, 107v, 108r, 109v, 110r, 111v, 112r, 113v, 114r, 115v, 116r, 117v, 118r, 119v, 120r, 121v, 122r). Vereinzelt kleine Verwischungen bei den Bordüren (fol. 34v, 49r). Das Weihnachtsbild (fol. 51r) stark beeinträchtigt, vermutlich durch Küssen der Kindsdarstellung. Fol.104v und 105r mit hässlichem Wachsfleck (?), der Fleck zieht sich am Schnitt etwas weiter, auf fol.116v und 117r, 119v und 120r sowie 123v und 124r tritt er erneut aber weniger gross, aber doch sehr störend auf.

14 4* Petrarca, Francesco. [Trionfi, mit Kommentar von Berardo Glicino]. (Am Schluss:) Bolo- gna, [Ugo Ruggeri und Donnino Bertocchi], 27. April 1475. Fol. Römische Type, 47 Zeilen; einspaltig gedruckt. 240 handschriftlich römisch fol. Bl., 3 unnum. Bl. Register (ohne La- genzählung; Fragmente der handschriftlichen Lagenzählung am Unterrand auf einigen Blättern; ohne das weisse Blatt am Schluss des Registers; Fol. CCXXVIII und CCXXIII beim Binden vertauscht). Mit einer mit Gold gehöhten Bordüre auf dem ersten Textblatt, einer weiteren illuminierten Bordüre am Unterrand des zweiten Textblattes und 14 reich mit Gold gehöhten und mit ausschlagendem Bandwerk illuminierten Initialen. Roter, ver- mutlich englischer Lederband des 18. Jhs. auf sechs Bünden mit goldgeprägtem Rücken- titel und reicher Rückenvergoldung, Deckel mit breiten goldgeprägten Bordüren, orna- mentalen Steh- und Innenkantenbordüren, Vorsätze mit Marmorpapier bezogen (berieben und etwas bestossen). (CHF 90’000.00)

ISTC ip0030000. GKW M31680. Goff P-380. ISTC und Goff weisen den 1476 gedruckten »Canzoniere« als zweiten Teil dieser Ausgabe der »Tri- onfi« aus, GKW hingegen führt die »Trionfi« als eigenständigen Druck auf. Bis auf ein weisses Blatt vollständiges Exemplar. Die Erstausgabe der »Trionfi« ist 1470 in Venedig erschienen. Die »Trionfi« entstanden seit 1351 und sind nebst dem »Canzioniere« das einzige in Italienisch geschrie- bene Dichtwerk Petrarcas (1304- 1374). »Molti problemi pone anche l’altra opera volgare del P., i Trion- fi, di quali non si possiede una re- dazione definitiva e di quali è in- certa anche la collocazione cronologica: forse il poeta li com- pose durante l’ultimo soggiorno avignonese. Essi sono un poema didattico-allegorico in sei parti: il trionfo dell’Amore, il trionfo della Pudicizia, il trionfo della Morte, il trionfo della Fame, il trionfo del Tempo e, infine, il trionfo dell’Eter- nità o Divinità. Il P. descrive una sua visione, in cui, guidato da un personnaggio sulla cui identità non si è concordi, vede vari personaggi storici sfilantivinti, dietro il carro trionfale di Amore, come negli an- tichi trionfali militari romani … I Trionfi rappresentano un ripiega- mento del poeta, sui temi, a lui sempre presenti, della vanità degli affetti, dell’inconsistenza dei diletti umani, dell’inutilità persino della sapienza umana, che pure è esalta- ta in diverse pagine dell’opera« (Dizionario enciclopedico della let- teratura italiana, IV, S.340).

15 Der bildliche Schmuck des Exemplars ist sehr bemerkenswert und qualitätsvoll. Das erste Textblatt mit der Widmung an Borso d’Este weist am Fuss drei mit Lorbeerkrän- zen besetzte Rundschilder auf, von denen die seitlichen Hasen in einer schönen Berg- landschaft zeigen, das mittlere ein Wappen mit gekreuzten Faszien und vier Lilien. Die Initiale »P« ist auf rotem Grund und weist ein sehr schönes Männerportrait auf. Am Fuss des zweiten Textblattes findet sich die Darstellung zweier auf Ästen sitzenden Pfauen, die ein Mittelmotiv mit Füllhör- nern und einem Heiligenportrait im Profil flankieren. Die illuminierten Initialen zeichnen sich aus durch ihr intrikates Band- werk. Ausserdem finden sich auf drei Blät- tern Vorzeichnungen für nicht ausgeführte Bordüren (LVI, CXV, CCXIII) in Bleistift. Bei vierzehn Blättern ist der breite untere Rand durch neuere Papierstreifen ersetzt – vermutlich befanden sich dort alte Biblio- theksstempel, wie sie sich auf der Rücksei- te des ersten und der Vorderseite des zwei- ten Blattes finden. Ärgerlicher Weise sind diese Papierstreifen bei allen jenen Blättern zu finden, die illuminierte Initialen aufwei- sen! Bei fol. CCVII und CCXL ist die unter- ste Zeile davon betroffen. Die letzten 20 Blätter weisen im Falz unterschiedlich gros- se alte Ausbesserungen mit Papierstreifen aus. Einige Randeinrisse, die ersten zwan- zig Bl. am Aussenrand unten etwas abge- schafft. Durchgehend etwas finger- und teils etwas schmutzfleckig. Auf einem Vorsatzblatt handschriftlicher Eintrag von Baron Per Hierta mit Verweis darauf, dass das Exemplar aus der Samm- lung von Lord Sunderland stamme.

16 5* Henricus de Segusio, genannt Hostiensis. [Summa Hostiensis super Decretalibus, Teile III und IV (von V Teilen) in einem Band]. (Auf dem letzten Blatt:) Augsburg, Ludwig Ho- henwang, ohne Datum (= 1477). Fol. Gotische Type für den Text, mit römischen Initialen, 33 Zeilen. 459 unnum. Bl. (ohne das letzte weisse Bl.; ohne Lagenzählung; das erste Blatt weiss, 287 bedruckte, unnumerierte Blätter, 1 weisses Blatt, 170 bedruckte, unnumerierte Blätter; ohne das letzte weisse Blatt). Mit zwei Textholzschnitten. Guter zeitgenössischer Lederband auf drei Bünden und über dicken Holzdeckeln, Rücken mit Streicheisen-Git- terwerk, die Deckel mit Streicheisenfileten und Einzelstempeln (Lamm Gottes, florale Stempel), der Seitenschnitt mit zwei in Farben gemalten Wappen (berieben; ohne die alten Messingschliessen; Kapitale ausgerissen; Fehlstelle im Bezug des Rückdeckels). (CHF 25’000.00)

ISTC ih00043000. GKW 12232. BMC II 359 (IB 6164). Goff H-43 (5 Exemplare, davon 4 inkomplett). Nicht bei Schreiber. Zweite Ausgabe von Henricus de Segusios »Summa«, die erste nördlich der Alpen gedruckte; zuvor 1473 in Rom erschienen.

17 Heinrich aus Susa, der wohl aus der Familie Bartolomei stammte, ist einer der bedeutendsten Ka- noniker des 13. Jh. Er wurde um 1200 im piemontesischen Susa geboren. Nach seiner Ausbilung zum Juristen an der Universität von Bologna, unterrichtete er an der Sorbonne und später in Eng- land. König Heinrich III. bediente sich seiner Dienste für eine diplo- matische Mission bei Papst Inno- zenz IV. Später wurde er Bischof von Sisteron (1244) und Erzbi- schof von Embrun in den franzö- sischen Alpen (1250); 1262 wurde er zum Kardinal von Ostia und Velletri erhoben, daher rührt sein Beiname »Hostiensis«. Seine »Summa super titulis De- cretalium« schrieb er zwischen 1250 und 1261, also während sei- ner Zeit in Embrun. Sie trug ihm den Ehrentitel »Monarcha juris, lumen lucidissimum Decreto- rum« ein. Die »Summa« wurde auch als »Summa aurea« bezeich- net. Sie blieb bis weit ins 17. Jh. populär wegen ihrer Brauchbar- keit. Im 15. Jh. erschienen nach der Römer Erstausgabe und der vorliegenden Zweitausgabe noch fünf weitere Ausgaben: eine in Strassburg (1478-79) und vier in Venedig (1480-1498). Ausgezeichneter Druck aus einer der seltensten frühen Augsburger Pressen. Ludwig Hohenwang betrieb seine Druckerei in Augsburg einzig in den Jahren 1476-1478, wobei er die meisten seiner wenigen Drucke nicht datierte. Komplette Exemplare mit allen fünf Teilen haben sich nur sehr we- nige erhalten, die meisten bekannten Exemplare sind wie das vorliegende Teilexemplare. ISTC ver- zeichnet alles in allem nur 57 Exemplare, von denen die meisten unvollständig sind. Im Handel kann ich nur drei Exemplare nachweisen: ein vollständiges im Katalog 40 von Jacques Rosenthal in München (1904), ein unvollständiges (Teile II-V) in den Katalogen 209 (1927) resp. 220 (1929) von Gilhofer und Ranschburg in Wien, sowie ein unvollständiges Exemplar bei Sotheby’s (1929, nur Teil I). Die beiden Holzschnitte – sie zählen zu den frühesten Augsburger Buchholzschnitten – zeigen beide Stammbäume, der erste zeigt die »Namensschilder« auf eine gekrönte Frauenfigur montiert, der zweite ist als wirklicher Baum gestaltet, an dessen Fuss sich ein Menschenpaar trifft. Sehr breitrandiges Exemplar. Einige wenig störende Wurmlöcher und Wurmspuren am Oberrand beinahe durch den ganzen Band, am Unterrand durch die letzten ca. 50 Blätter. Feuchtigkeitsspur am Oberrand in zwei Dritteln des Bandes. Trotz einiger Schäden ausgezeichnetes Exemplar, in seinem ersten Einband und mit schöner Schnittbemalung.

18 6* Michael Scotus. De procreatione et hominis phisionomiae. [Venedig, Jacobus von Fiviz- zano] 1477. 4°. Römische Type; 23 Zeilen. 77 nn. Bl. (ohne das letzte weisse Bl.; Lagenzäh- lung: a10, b-h8,i6,k1-5). Gesprenkelter Kalblederband des 18. Jhs. mit Rückenvergoldung (Kapitale etwas ausgerissen, Deckel fleckig und etwas verzogen). (CHF 24’000.00

Editio princeps. – ISTC im00551000. GKW M23301. BSB Ink M-376. Goff M-551. Klebs 899.1. Michael Scotus war ein Astronom, Philosoph und Mathematiker, der im 12. und 13. Jh. lebte, des- sen genaue Lebensdaten jedoch unbekannt sind; angeblich soll er aus Balwearie in Fifeshire stam- men. Nach Studien in Paris, Bologna und Palermo liess er sich in Toledo nieder. Das noch stark ara- bisch geprägte Toledo war einer der wichtigen Orte der Vermittlung arabischen Wissens in die westliche Welt. Michael übersetzte dort arabische und aristotelische Schriften. Dante besingt Mi- chael im 20. »Canto« seiner »Commedia«: »Quell’altro che ne’ fianchi è cosi poco, / Michele Scoto fu, che veramente / de le magiche frode seppe’l gioco«(V.115ff.; »Den du mit magern Hüften dort siehst schreiten /Michael Scotus war es, sehr behend / im Zauber und im Gaukelspiel vor Zeiten«). Michael Scotus schrieb den »Liber physiognomiae« – »scientia cuius est multum tenenda in secre- to eoque est magnae efficaciae, continens secreta artis naturae, quae sufficiunt omni astrologo« – auf Geheiss von Kaiser Friedrich II. Barbarossa. Das erste Buch ist ganz medizinisch, es handelt von den Geschlechtsunterschieden, dem Geschlechtsverkehr, der Schwangerschaft, in seinen letzten Kapiteln von den Tieren. Das zweite Buch behandelt die Komplexionen und ihre Anzeichen in den Träumen, das dritte die physiognomische Ausdeutung der menschlichen Gestalt von den Haaren bis zu den Zehen. »He was one of the greatest thirteenth-century scholars, and is represented on our list by Physiog- nomia, printed at , 1477, by Jacobus of Fivizzano. It at once became a popular book and was frequently reprinted before the end of the century, though not before 1480. There is a good deal more in it than physiognomy, and in the section on generation he has some very plain re- marks on the choice of a wife, propably appropriate and intentional, as it is said to have been written as a gift to Frederick II on the occasion of his marriage. The physiognomy is in- teresting, and has some observations on the temperaments and on the sig- nificance of dreams in persons of dif- ferent complexions with which Freud and the modern advocates of incuba- tion sleep would sympathize« (Osler, Incunabula Medica, 124). Gutes Exemplar. Eine Seite mit (am Rande geringfügig angeschnittenen) «Weiserhändchen«, eine Seite mit in etwa zeitgenössischer Annotation am Kopf (»In hoc sig(na)to In Aliquo m(em)bro Non Confidat«). Durchge- hend, speziell die Ränder geringfügig fleckig oder leicht gebräunt. Fliegen- de Vorsatzblätter mit Wurmlöchern. Besitzeintrag Per Hierta auf einem fliegenden Blatt.

19 7* . Divina Commedia. (Mit Kommentar von Cristoforo Landino und Wür- digung Dantes durch Marsilio Ficino). (Auf dem letzten bedruckten Blatt:) Florenz, Nic- colo di Lorenzo, 30. August 1481. Fol. Römische Type, Kommentar um die Verse gedruckt; 57 bis 60 Zeilen (inkl. Kopfzeile). 361 unnum. Bl. (statt 372 Bl.; Prooemium: 10 statt 14 Bl., ohne das erste und letzte weisse Bl. und ohne das erste und achte bedruckte Blatt; Infer- no: 153 Bl. statt 154, ohne das erste weisse Bl.; Purgatorio: 107 Bl. statt 108, ohne das erste weisse Bl.; Paradiso: 91 statt 96 Bl., ohne die beiden bedruckten Bl. 85/86[L1-2] und die letz- ten drei weissen Bl.). Mit einer in Rot und Schwarz eingemalten grossen Initiale zu Beginn des ersten Canto und zwei in den Text eingedruckten Kupferstichen (wiederholt) zu Be- ginn des zweiten und dritten Cantos. Pergamentband des späten 19. Jhs. Mit goldgepräg- tem Rückenschildchen (dieses lädiert). (CHF 28’000.00)

20 ISTC id00029000. GKW 7966. BMC VI, 628. Goff D-29. Mambelli 2311. Erste in Florenz gedruckte Commedia-Ausgabe, die erste mit dem sehr umfangreichen Kommentar von Cristofor Landino und der »Gratulatio« von Marsilio Ficino. Wie üblich nur mit zwei in den Text gedruckten Kupferstichen. Bis auf vier Textblätter und die weis- sen Blätter vollständiges Exemplar. »Niccolo di Lorenzo of Florence is the only printer thus far encountered that did not abandon copper engraving after the first attempt. He conceived the idea of the first illus- trated Dante. At the head of each of the one hundred cantos he planned for an engrav- ing. A magnificent folio resulted, but the illustrations give an almost perfect picture of the difficulties which he was not able to surmount. Of the one hundred engravings con- templated, only nineteen were finished. No copy is known to-day in which more than three of these are printed on the same page with the text, but in the bottom margin of the page – simply because the printer in setting up the type had forgotten to leave space for it! To-day, we invariably find it badly cropped. The balance of the nineteen engravings – and only a ferw copies contain this full number – are always pasted in. Some authorities have endeavoured to relate the engravings to Botticelli’s designs, and to attribute them to the Florentine engraver Baccio Baldini. The discovery of a real series of Botticelli drawings for Dante, now at Berlin, which must be dated after 1490, has made rather short shrift of this theory.« (Philip Hofer, Early Book Illustration in the Intaglio Medium, I, in: Print Collector’s Quarterly vol. 21, No. 1, 1934, S. 218ff.). «In most copies only the first and second plates are printed on the book’s own paper, the others being ommited altogether or separately printed and pasted on their places. In a few, of which this is one, the plate for Canto II is repeated at the head of Canto III. These illustrations influenced those of the and Venice editions of 1488 and 1491.« (Ka- talog Dyson Perrin, No. 23). Das vorliegende Exemplar weist dieselbe Eigentümlichkeit auf. Das vorliegende Exemplar wurde zu Beginn des 20. Jhs. mit 22 Faksimiles der origina- len Kupferstiche versehen. Sehr reizvoll ist an diesem Exemplar, dass die im Druck fehlenden Verse – die mit gros- sem Aufwand gemachte Ausgabe ist nicht sehr zuverlässig! – von einer zeitgenössischen Hand ergänzt wurden (Inferno Canto VI drei Verse, Canto XXX vier Verse; Purgatorio Canto XXXII sechs Verse und Paradiso Canto XVI vier Verse). Eine weitere Eigenheit dieses Exemplars ist, dass die Recto-Seite des zweiten Blattes des Purgatorio nicht bedruckt, die Verso-Seite hingegen korrekt bedruckt ist. Durchgehend fingerfleckig, ebenfalls zahlreiche Bräunungen und schwacher Stockflek- kenbefall. Das erste vorliegende Blatt stark fleckig, im Falz verstärkt und mit einigen Lö- chern. Einige weitere Blätter des Prooemiums im Falz verstärkt. Der Unterrand des er- sten Blattes des Inferno weggeschnitten und durch ein Faksimile des originalen Kupferstiches ersetzt; aussderdem Riss, im Falz unterlegt. Eine Reihe weiterer Blätter mit alten Ausbesserungen in den Rändern und an den Ecken. Auf einigen Blättern Besitzeintrag »Ex libris Nuti« oder »Io Franco Nuti«; ein Francesco Nuti ge- hörte zu den Spendern für das Dante-Monument in Santa Croce in Florenz.

21 Das apostolische Glaubensbekenntnis in deutscher Erstausgabe Im originalen Ketteneinband 8 Erklärung der zwölf Artikel des christlichen Glaubens. [Beginnend am Kopf des ersten Blattes verso:] In disem buoch findet der andechtig mensch ein gar nutzperliche materi. die ym wol dienet zuo dem hail seiner sele. Wann da ist begriffen ein lobliche andechtige vnd kunstreiche erklerung der zwoelff artickel des cristenlichen glaubens. mit schoenen fragen vnd leren. als der fleissig leser wol erkunden mag]. (Auf dem letzten Blatt:) Ulm, Konrad Dinckmut, 21. August 1485. Kl.-fol. (ca. 255 x 185 mm). Gotische Type, einspaltig gedruckt; 35 Zeilen und Kopfzeile. 162 unnum. Blätter (Lagenzählung: [4], A-t8,v6). Mit 12 blattgrossen Holzschnitten in Altkolorit sowie 13 ebenfalls alt handkolorierten Holz- schnittinitialen (ca. 42 x 42 mm). Durchgehend rubriziert und mit in Rot eingemalten In- itialen. Halblederband d.Z. über dicken Eichenholzdeckeln, der Lederbezug mit Streich- eisenverzierungen und Einzelstempeln (Kreuze, florale Elemente), Messingschliesse, an der Oberkante des Rückdeckels die schmiedeiserne Kette mit sieben Gliedern (Schäden am Lederbezug alt restauriert; Brandspuren am Oberrand des Vorderdeckels). (CHF 350’000.00)

ISTC ie00102000. GKW 09379. BM II, 534 (IB 9348). Goff E-102. Schreiber 4106. Erste und einzige typographische Ausgabe des 15. Jhs; zuvor waren drei (lateinische) Versionen als Blockbücher erschienen.

22 23 Das apostolische Glaubensbekenntnis ist das grundlegende christliche Bekenntnis, das seinen Ur- sprung im vierten Jh. hat. Nach katholischem Ritus besteht es aus zwölf Artikeln. Diese sind hier in lateinischer Version an den Beginn der deutschen Auslegungen gestellt. Gegenüber dem Anfang stehen die blattgrossen Holzschnitte, die alle ähnlich aufgebaut sind und sich an die Darstellungen der Blockbücher anlehnen. Auffällig sind die Landschaftsgründe, in die die Szenen gestellt sind. a) »Credo in deum patrem omnipotentem creatorem celi et terre« Der (ununterteilte) Holzschnitt zeigt Gott als Schöpfer mit dem Weltall und dem himmlischen Je- rusalem in der Mitte, darunter einen Propheten und den Hl. Petrus. b) »Et in ihesum cristu(m) filiu(m) eius unicu(m) d(ominu)m nostru(m)« Der (in zwei Teile unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Taufe Christi im Jordan, unten den Pro- pheten und den Hl. Andreas. c) »Qui conceptus e(st) de sp(irit)u sancto natus ex maria v(ir)gine« Der (in drei rechteckige Teile) unterteilte Holzschnitt zeigt oben die Verkündigung und das Weih- nachtsbild, unten den Propheten und den Hl. Jacobus Maior. d) »Passus sub Poncio Pylato crucifixus mortuus et sepultus« Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Kreuzigung und Grable- gung, unten den Propheten und den Hl. Johannes Evangelista. e) »Descendit ad inferna tercia die resurrexit a mortuis« Der (in drei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben Christus in der Vorhölle und die Auferstehung, unten den Propheten mit dem Hl. Thomas. f) »Ascendit ad celos sedet ad dexteram dei patris omnipotentis« Der (in drei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Himmelfahrt Christi sowie Gottvater und Christus als Weltenrichter, unten den Propheten und den Hl. Jacobus Minor. g) »Inde venturus e(t) iudicare vivos et mortuos« Der (in zwei Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben das Weltgericht mit Christus in der Mandor- la, unten den Propheten und den Hl. Philipp. h) »Credo in spiritum sanctum« Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben das sehr schöne Pfingstbild mit Maria in der Mitte, unten den Propheten mit dem Hl. Bartholomäus. i) »Sanctam ecclesiam catholicam« Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Sancta Ecclesia, davor sie- ben knieende Heilige, unten den Propheten mit dem Hl. Matthäus. j) »Sanctoru(m) communione(m) remissione(m) peccatoru(m)« Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Vergebung der Sünden durch den auf einem Thron sitzenden Priester, unten den Propheten und den Hl. Simon. k) »Carnis resurrectionem« Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Auferweckung der Toten durch zwei trompetende Engel, unten den Propheten und den Hl. Judas Thaddäus. l) »Et vitam eternam Amen« Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben das ewige Leben mit Maria und Jesus in der Mandorla, flankiert von einer heiligen Schar, unten den Propheten und den Hl. Mathias. Die Holzschnitte sind die ersten greifbaren Werke eines bis heute anonym gebliebenen, wohl Ulmer Künstler, der bis in die 90er Jahre aktiv war und für verschiedene Drucker bedeutende Illu- strationsfolgen schuf. E. Weil, Der Ulmer Holzschnitt, 1923, S. 73f. bemerkt zum Stil und der Eigen- art des von ihm »Meister der Glaubensartikel« getauften Holzschneiders: »Das System der xylo- graphischen Blockbuchausgaben ist nur in der Grundidee übernommen, eine Beziehung zu einer der drei erhaltenen Ausgaben desselben besteht nicht. Die ikonographische Bindung ist nur sehr schwach, Propheten und Apostel, die früher mehr erinnernd und zeichenartig je eine kleine Ecke in Halbfigur einnahmen, sind gewachsen und füllen als lebhaft diskutierende Männer die Hälfte des Blattes, die Spruchbänder flattern ohne Text und haben nur dekorativen Wert. Die grossen Holzschnitte – es ist nun auf den Vorgang Holls allgemein geworden, den Holzschnitt in der Grös-

24 25 se des Satzspiegels diesem gegenüberzustellen – und wirken etwas kahl … Weich und langgezo- gen legen sich seine Schraffen, und trotz des lebhaften Agierens der Hände der prophetischen Männer, trotz der flatternden Spruchbänder wirken diese Schnitte windstill und leblos. Die stren- ge Einteilung in oben und unten des Schnittes, die Einfassung in exakte, parallele, gleich starke Rahmenlinien, solche peinliche Sauberkeit unterstreicht nur diese Wirkung.« Das Kolorit ist mit Rot, Grün, Blau (alle in zwei verschiedenen Tönen), Gelb und Ocker sehr reich. Dieselbe Palette wurde für die Initialen verwendet. Einzelne Spruchbänder sind mit den Namen der Apostel in Rot beschrieben. Auf dem ersten Blatt der handschriftliche Kaufvermerk: »Das puoch kost mich viii Fl. 1503«.(NB:9 Gulden waren damals in etwa der Preis für ein Pferd!). Kleine, alte Ausbesserung im Rand des ersten Blattes. In den ersten vier Blättern im Unterrand zwei kleine Wurmlöcher. Brandspuren an der Oberkante der meisten Blätter. Feuchtigkeitsspur in den weissen Rändern in einem Grossteil der Blätter. Ausbesserung am Oberrand der letzten vier Blätter (bedingt durch die Befestigung der Kette). Trotz der genannten Mängel ein äusserst anspre- chendes Exemplar des überaus seltenen Buches, in seinem ersten und sehr schönen Einband mit Kette. Provenienz: Fairfax Murray – Jacques Rosenthal, München, Katalog 91, Nr.29.

26 27 9* [Dante Alighieri. La Divina Commedia col commento di Cristoforo Landino]. (Auf dem letzten Blatt:) Brescia, Bonino de Boninis, 31.III.1487. Fol. Römische Type; 64 Zeilen und Kopfzeile; der Text einspaltig gedruckt, der Kommentar um den Text gedruckt. 292 unnum. Bl. (statt 310; Lagenzählung: a2-3 und 6-7,b1-7, c-i8,k1,3-4 und 6, l-o8,p1-4 und 6-8,q8,r1-5 und 7-8, aa-mm8,nn4,A6,B8, C-K6,L2-3 und 4-5). Mit 63 (statt 68) Holzschnitten und einer Holz- schnittdruckermarke auf dem letzten Blatt. Pergamentband des 19. Jhs. mit goldgepräg- ten Rückenschildchen und etwas dekorativer Rückenvergoldung (geringfügig berieben und bestossen). (CHF 8’000.00)

ISTC id00031000. GKW 7968. Goff D-31. Wahrlich kein gutes Exemplar der ersten mit Holzschnitten illustrierten »Divina Commedia«, einer der berühmtesten frühen italienischen Holzschnittfolgen. Die Holzschnitte sind bis auf einen alle blattgross und mit schwarzgrundigen dekorativen Bordüren eingefasst. Die einzige frühere illu- strierte Dante-Ausgabe ist die angeblich von Botticelli mit Kupferstichen illustrierte Florentiner Ausgabe von 1481 (s. Nr.7). Die sehr ausdruckstarken und häufig von einem »horror vacui« ge- prägten Holzschnitte sind eigentümlich primitiv und illustrieren das »Inferno« und das »Purgato- rio« – und mit einem einzigen Holzschnitt vor dem ersten Canto das »Paradiso«. Aus mindestens zwei Exemplaren zusammengesetztes Exemplar. Es fehlen die ersten 8 Blätter mit dem Register, dem einführenden Kommentar von Cristoforo Landino und dem Vorwort von Mar-

28 silio Ficino. Anstelle des ersten Holzschnittes ist Blatt b8 mit Holzschnitt eingebunden. Ein Holz- schnitt (m7) mit Eckausriss unten, ein Textblatt (p4) mit grossem Textausriss oben. Einige Blätter mit Rissen, teils alt unterlegt. Eine Anzahl Blätter im Falz und an den Unterrändern unterlegt. Einige Blätter stark gebräunt und brüchig. Feuchtigkeitsspuren hin und wieder, sowie einige Wurmlö- cher. Einige Ränder ausgefranst. Alte Paginierung in Tinte. Zahlreiche Marginalien von alter Hand durch den ganzen Band. Auf dem Vorsatz längerer Eintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1902.

10* Ptolemaeus, Claudius. [Geographia; Bl. 2 recto:] Claudii Ptolemaei geographiae Liber pri- mus haec habet…. [Auf dem letzten Blatt:] Rom, Petrus de Turre, 4. November 1490. Im- perial-folio (Blattgröße: ca. 419 x 284 mm). Lateinische Type, 2 Spalten; 53 Zeilen und Kopfzeile. 174 unnumerierte Blätter, davon 115 Bl. Text und 27, von 54 Kupferplatten ge- druckte, doppelblattgrosse Karten und 5 weisse Blätter (Lagenzählung: a10, b-g8, h4, die 27 unbezeichneten Doppelblätter für die Karten in 7 Lagen [i-o8,p6], A-C8, D-E6,a-b8,c6), nämlich: 1 weißes Blatt, 60 unbezeichnete Blätter Text (Liber I-VIII), mit 4 eingedruckten Holzschnitt-Diagrammen (im Liber I), 1 weisses Blatt; 27 Karten; 1 weisses Blatt, 34 unnu- merierte Blätter Text (Registrum Alphabeticum super octo Libros Ptolomei), 1 weisses Blatt; 1 Blatt Register (Registrum super Tractatum de tribus orbis partibus), 20 unnume- rierte Blätter Text (De locis ac mirabilibus mundi, et primo de tribus orbis partibus), 1 weisses Blatt. Moderner flexibler Pergamentband mit durchgezogenen Bünden und Schliessbändern aus Wildleder (eines abgerissen); der untere Schnitt alt mit Tinte bezeich- net »Geographia Ptolemei«. (CHF 250’000.00)

BMC IV 133. Hain 13541. Goff P-1086. Nicolas Stevens, Ptolemy’s Geography, S. 42. Destombes Ca- talogue des cartes gravées au XVe siècle, 1952, Nr. 42-1-27. Campbell, The Earliest Printed Maps 1472-1500, 1987, S. 131ff. Komplettes Exemplar der zweiten Römer Ausgabe des Ptolemäus, mit dem Neuabdruck der 1478 bei Buckinck erstmals gedruckten, von Conrad Sweynheym, dem Erst- drucker Italiens, in Auftrag gegebenen und von einem unbekannten Künstler gestochenen Karten, alle im ersten Zustand (kenntlich z.B. bei der Italien-Karte [Destombes 42-7] an der Lage der Be- zeichnung von Brescia und der Bezeichnung des Gardasees und auf der Tabula nona [De- stombes 42-10] an der Lage der Bezeichnung »Bosphorus«). Alle Karten weisen als Kennzeichen des Neuabdrucks als Wasserzeichen den charakteristischen Hut auf. Nach der Aufstellung von Destombes finden sich die folgenden 27 Karten: [42-1] Mappa Mundi [42-2] Prima Europe Tabula (England, Irland) [42-3] Secunda Europe Tabula (Iberische Halbinsel) [42-4] Tertia Europe Tabula (Gallien) [42-5] Quarta Europe Tabula (Germanien) [42-6] Quinta Europe Tabula (Retia, Vindelicia, Noricum, Pannonia superior und inferior) [42-7]Sexta Europe Tabula (Italien und Korsika) [42-8] Septima Europe Tabula (Sardinien und Sizilien) [42-9] Octava Europe Tabula (Sarmatia Europae) [42-10] Nona Europe Tabula (Iaziges Metanaste, Dacia, Mysia inferior und superior, Tracia) [42-11] Decima et ultima Europe Tabula (Griechenland) [42-12] Prima Africae Tabula (Westliches Nordafrika) [42-13] Secunda Africae Tabula (Tunesien) [42-14] Tertia Africae Tabula (Libyen, Ägypten) [42-15] Quarta Africae Tabula (Libyen, Ägypten) [42-16] Prima Asiae Tabula (Kleinasien)

29 [42-17] Secunda Asiae Tabula (Sarmatia asiatica) [42-18] Tertia Asiae Tabula (Colchis, Iberia, Albania, Ar- menia maior) [42-19] Quarta Asiae Tabula (Palästina und Arabia de- serta) [42-20] Quinta Asiae Tabula (Assyria, Media, Susiana, Peridis, Parthia, Carmania deserta, Hyrcania) [42-21] Sexta Asiae Tabula (Arabia Felix, Carmania) [42-22] Septima Asiae Tabula (Margiana, Bactriana, Sog- diana, Scythia intra imaum montem, Sacarum Regio) [42-23] Octava Asiae Tabula (Scythia extra imaum mon- tem, Serica) [42-24] Nona Asiae Tabula (Aria, Paropanisades, Dran- giana, Arachosia, Gedrosia) [42-25] Decima Asiae Tabula (India intra Gangem Flu- vium) [42-26] Undecima Asiae Tabula (India extra Gangem flu- vium) [42-27] Duodecima et Ultima Asiae Tabula (Taprobana Insula) Die Karten sind von jeweils zwei Kupferplatten abgezogen. Die Bezeichnungen auf den Karten sind nicht gestochen, son- dern die Metall-Typen wurden in die Platten gehämmert. Die Karten alle mit schwachem Relief. Die Abzüge klar und kräf- tig. Alle Karten mit Plattenton, teils mit deutlichen Wischspu- ren. Die Wasserzeichen für den Text wie bei Destombes beschrie- ben (Fleur de Lys, Buchstabe »T« im Kreis, Leiter im Kreis) und ausserdem einige Blätter mit zwei gekreuzten Pfeilen und einer Schere als Wasserzeichen, das bei Destombes nicht ver- zeichnet ist. Bei den Karten findet sich als Wasserzeichen durchgehend ein Hut. Gutes, breitrandiges, neugebundenes Exemplar. Die ersten 28 Blätter mit Braunfleck in der oberen Ecke (zu Beginn stark, gegen Ende schwächer werdend). Vereinzelt unbedeutende Stockfleckchen in den weissen Rändern. Braunfleck in der Mitte der Karten durch einige Blätter gehend (wenig störend). Schwache Feuchtigkeitsspuren in den Oberrändern einiger Karten; das weiße Blatt nach den Karten etwas stärker stock- fleckig; schwache Feuchtigkeitsspur am Kopf und im Falz unten in den Textblättern nach den Karten. In den letzten 16 Blättern sehr geringfügige Wurmlöcher, diese in den letzten vier Blättern im Falz unten mit Papier geschickt unterlegt. Auf dem ersten Textblatt verblasster Besitzeintrag des 16. Jhs.: »Capilupardi et amicorum liber«; auf Blatt e8 handschriftlicher Eintrag wohl des 17. Jhs. Blatt A2 recto und A7 verso mit zeitge- nössischen handschriftlichen Einträgen.

30 31 11* Herodotus. Herodoti Halicar- nasei [Historiae] Libri Novem. Clio Liber primus. Euterpe Liber Secundus. Thalia Liber Tertius. Melpomene Liber Quartus. Terpsichore Liber Quintus. Erato Liber Sextus. Polyhymnia Liber Septimus. Vrania Liber Octauus. Cal- liope Liber Nonus. (Auf dem letzten Blatt:) Venedig, Johannes & Gregorius de Gregoriis, 8. März 1494. Fol. Römi- sche Type, 45 Zeilen und Kopfzeile. 8 unnum. Bl., 134 röm. fol. Blätter (La- genzählung: A8, a-d8, e-x6). Mit kolo- rierter Holzschnittbordüre auf dem er- sten Textblatt und koloriertem Titelholzschnitt, mit Gold gehöht. Mo- derner Halbschweinslederband (sign. Hedberg) mit goldgeprägtem Rücken- titel (CHF 18’000.00)

ISTC ih00090000. GKW 12323. Goff H-90. Von Lorenzo Valla ins Lateinische über- setzte und von Antonio Mancinelli heraus- gegebene Herodot-Ausgabe, die vor allem wegen ihres schwarzgrundigen Titelholz- schnittes und der Titelbordüre berühmt wurde. Der Titelholzschnitt zeigt den an seinem Schreibtisch sitzenden Dichter, der von einem Genius mit dem Dichterlorbeer gekrönt wird; im Studiolo befinden sich zwei Lesepulte, ein in die Wand eingelassener Bücherschrank und ein Büchergestell mit etlichen Büchern! Die Bordüre zeigt nebst äusserst eleganten Arabesken und Ziergefässen zwei Medaillons; dasjenige am Kopf mit der Darstellung von Pan, der einen Ziegenbock zum Opfer vorbereitet, das am Fuss mit der Darstellung von Herkules am Scheidewege. Der Holzschnitt und die Bordüre sind beide schwarzgrundig, durch die Kolorierung und Goldhö- hung wird der ästhetische Aspekt der Illustration stark verändert. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich hinter dem Monogramm »S.C.P.I.«auf dem Täfelchen im Hintergrund des Medaillons mit Hercules wirklich Stefano Pellegrini di Cesena (»Stephanus Caesanus Peregrinus invenit«) ver- steckt, wie dies Walter Crane in The Decorative of Book Illustration, 1896 annahm; Pellegrini arbei- tete zumeist in Kupferstich und in Bologna. Die erste lateinische Ausgabe der »Historiae« von Herdot (ca. 490/480-um 424 v.Chr.) erschien 1474 in Venedig, ebenfalls in der Übersetzung von Lorenzo Valla. Schwache Feuchtigkeitsspur im Aussenrand in den ersten ca. 40 und den letzten ca. zehn Blättern. Die Ränder durchgehend etwas stockfleckig. Einige Wurmlöcher (keine Wurmgänge) in den ersten 15 Blättern. Handschriftliche Anmerkungen und Anstreichungen durch den ganzen Band. Auf dem Titel ge- strichener, in etwa zeitgenössischer Besitzeintrag »Liber M rutgeri van den Eych de Venlo«, darunter ein weiterer Besitzeintrag »Liber dni Jacobi Baes alias …leger canonici xamten«. Auf dem Vorsatz längerer handschriftlicher Eintrag von Baron Per Hierta, Främmestad, mit Datum von 1899.

32 12 Biblia integra: summata: di | stincta: accuratius reeme[n]da- | ta: vtriusque testamenti cõncor- | dantijs illustrata. [Auf Blatt Mm8:] Basel, Johann Froben aus Hammelburg, 27. Oktober 1495. 8°. Gotische Type, zwei Spalten. 54 Zeilen und Kopfzeile. 508 unnum. Bl. (mit dem weissen Blatt nach Mm8; Lagenzählung: AA8,BB4, a-y8,A-Z8, Aa-Mm8,A-E8). Mit einem etwa blattgrossen Holzschnitt mit der Darstellung des Hl. Hieronymus im Ge- häuse (auf der Rückseite von Bl. BB4). Moderner Pergamentband mit goldgeprägtem Rük- kentitel und etwas dekorativer Rückenvergoldung (Deckel geringfügig verzogen). (CHF 6’000.00)

ISTC ib00598000. GKW 4275. Goff B-598. Van der Haegen 26.7. Schreiber 3470. Hieronymus, Ober- rheinische Buchillustration I, Nr. 90. Gutes, vollständiges Exemplar von Frobens zweiter Oktavbibel. Die erste war 1491, noch ohne die »Tabula Alphabetica Historiarum« von Gabriel Brunus OFM, erschienen; Froben übernahm für seine zweite Bibelausgabe diese »Tabula« aus der 1492 von Paganini in Venedig gedruckten Bibel. Der Hieronymus-Holzschnitt dürfte nach Hieronymus dem Basler »Meister des Verardus« zuzu- schreiben sein und liegt hier im ersten Druck vor. – Handschriftlicher Eintrag auf dem Titelblatt, ausserdem kleiner überkrönter Monogrammstempel; das Titelblatt mit einem Papierfalz neu ein- montiert. Der weisse Unterrand des zweiten Blattes alt ersetzt. Bl. m3 mit kleinem, alt geflickten Eckausriss. Vereinzelt Schmutzflecken; spätere handschriftliche Einträge in den Rändern einiger Blätter. Schnittbemalung etwas einziehend. Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris der Bibliothèque de St. Philippe; das Exemplar aus dem Katalog XL von Jacques Rosenthal, 1904, Nr. 1834.

33 13* Martyrologium. Viola Sanctorum. (Auf dem letzten Blatt:) [Strassburg, Johann Prüss], 8. Februar 1499. 8°. Gotische Type, einspaltig gedruckt; 35 Zeilen und Kopfzeile. 10 unnum. Bl., 123 fol. Bl. (ohne das letzte, weisse Blatt; Lagenzählung: [10], a8, b-c6,d-e4,f-g8, h-i4,k- l8,m-n6,o-p4,q-r8, s4, t-v6,x1-7). Mit einem Titelholzschnitt und einem weiteren Holzschnitt auf der Titelrückseite. Lederband des 18. Jhs. (Rücken erneuert) (CHF 4’800.00)

ISTC im00339000. GKW-M-21488. Goff M-339. Schreiber 4594. Van der Haegen I, 20, 34 (Exemplar ohne das Titelblatt mit den Holzschnitten). Letzte Ausgabe des 15. Jhs. unter dem Titel «Viola Sanctorum« bekannten Martyrologiums, des ka- lendarischen Verzeichnis der Heiligen der Kirche. Die »Viola sanctorum« geht auf das im 9. Jh. vom Mönch Usuardus aus Saint-Germain-des-Prés zusammengestellte Martyrologium zurück. Bis zum zweiten Vatikanischen Konzil wurde der entsprechende Martyrologiumseintrag in der täglichen Andacht zur Prim vorgetragen. Die Martyrologien waren entscheidend bei der Entwicklung des Kalenders, wie er in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. erstmals auftritt. Es brauchte den Buchdruck, um den Kalender populär zu machen! Die Aufzählung beginnt mit dem Januar, am Rand sind die Tage in einer laufenden Zählung fest- gehalten, wobei 363 Tage gezählt werden – Pfingsten und Weihnachten sind ausgelassen. Anders als der Kalender, der nur den Tagesheiligen festhält, gibt das Martyrologium häufig einen Abriss des Lebens und Leidens der Märtyrer. Die »Viola sanctorum« dürfte ein im Hinblick auf den Vertrieb im oberrheinischen Raum geschrie- benes Partikular-Martyrologium sein, denn sie nennt mit Nachdruck alle jene Heiligen, die auf dem Gebiet der Schweiz, in Süddeutschland und im Elsass speziell verehrten Heiligen, die in Usu-

34 ards Martyrologium fehlen. Prüss hatte bereits 1484 eine deutsche Ausgabe herausgebracht. Die Namen der Märtyrer sind zu Beginn im Register alphabetisch aufgeführt. Die beiden Holzschnitte eines anonymen Strassburger Meisters sind hier erstmals abgedruckt. Der Titelholzschnitt zeigt eine sehr schöne Verkündigung an Maria im Rosenkranz, der Holzschnitt auf der Titelrückseite zeigt die Steinigung des Hl. Stephanus. Zeitgenössische Marginalien in den Unterrändern einiger Blätter in lateinischer Sprache. Der Titel im Falz auf einen Papierstreifen montiert, ebenfalls das letzte Blatt. Kleine Fehlstellen im weissen Rand im Falz in den ersten zehn Blättern alt ausgebessert. Durchgehend etwas fingerfleckig und vereinzelt schmutzfleckig. Die ersten zehn Blätter alt ausgebessert. Besitzeintrag am Fuss des Ti- telblattes »Liber Hemmenrodensis« mit Bibliotheksstandort. Am Kopf des Titels ovaler Besitzer- stempel Josef Kaumann.

14 Lilius, Zacharias, Bischof von Sebaste. Orbis Breviarium, fide compendio ordineque captu, ac memoratu facillimum, felix et gratus legito. Donatus Zerbus, ioanni petro Phere- trio Rhauenn, Gaudere… [Venedig, Johannes und Gregorius de Gregoriis de Forlivio, nach 1500(?)]. Kl.-4°. Römische Type, 30 Zeilen. 98 unnum. Bl. (Lagenzählung:a6, b-m8,n4). Mit 2 schematischen Textholzschnitten und zahlreichen schönen Initialen auf Schrot- grund. Lädierter Pergamentband wohl des 17. Jhs. auf zwei Bünden (fleckig; Kapitale ein- gerissen; Kanten aufgeschürft). (CHF 7’500.00)

ISTC il00220000. GKW M18353. BMC(It) p.378. Goff L-220. Dritte Ausgabe, zuerst erschienen 1493 bei Miscomini. ISTC datiert auf «about 1505«. Der Verfasser Lilius stammte aus Vicenza und lebte im 15. Jh.; er war Kanonikus am Lateran und später Bischof von Sebaste in Armenien.

35 Für die Geschichte der Geographie und darstellenden Kartographie bemerkenswertes Werk. Die schematische »T«-Weltkarte zeigt die Erde noch im alten Weltbild, wie bei der Erstausgabe von 1493. Die hübschen Schrotgrundinitialen zeigen von Putti und Tieren und Fabelwesen umspielte Buch- staben. Anständiges Exemplar. Auf dem fliegenden Blatt verschiedene Besitzeinträge des 16. und 17. Jhs. Ein Registerblatt stärker stockfleckig, im Übrigen recht sauberes Exemplar, mit den üblichen Fin- gerspuren. Titel auf den unteren Schnitt gemalt.

15* Poetae Christiani Veteres. Vol. I & II (in 1 vol.; ohne vol. III). Venedig, Aldus, 1501[-1502]. 4°. I: 233 unnum. Bl. (Lagenzählung: [*8], ff-gg8,hh10, ii-xx8,yy10, hh-ii8,kk1-5,a10+8,b8+8, c10+8,d8+4; ohne die drei weissen Blätter k6 und d5/6); II: 294 unnum. Bl. (Lagenzählung: [*8], a-c8,d4,e-i8,k10, aa-dd8,ee6, ff-gg8,hh6,A-F8,G4,H-I8, K4, aaaaαα8+8, bbbbββ10+8, γγcccc8+8, δδdddd8+10, εεeeee4+4); am Kopf zeitgenössische Foliation 1-510. Anker-De- vise auf Blatt [*8]. Brauner italienischer Kalblederband d.Z. auf drei flachen Bünden, Rücken und Deckel mit schöner Blindprägung, die Deckel zu- sätzlich mit etwas Goldprä- gung, sehr schön gepunzter Schnitt (ohne die vier Schlies- sen; kleine Wurmlöcher; Kapi- tale ausgerissen; berieben und fleckig). (CHF 12’000.00)

Adams P-1685. Ahmanson-Murphy Coll. I, 31 und 46. Renouard, An- nales Alde, S. 24ff.: »Collection infi- niment rare et précieuse … le peu d’exemplaires qui restent, sont presque tous plus ou moins incom- plets«. Ein gutes Exemplar der ersten bei- den Bände der Sammlung von Tex- ten frühchristlicher Autoren, von denen eine ganze Anzahl hier erst- mals im Druck erscheint – eines der ambitiösesten Druckerzeugnisse von Aldus. Es liegen Schriften vor von Prudentius, Sedulius, Iuven- cus, Prosper Aquitanus und zahl- reichen anderen. Aldus wollte mit seiner Ausgabe christliche Autoren populär machen, sie vor allem als Lehrstoff an die Schulen und Uni- versitäten bringen, wie er in seinen beiden Vorreden darlegt. »The large-scale edition of the Christian Latin Poets seems to have been turned into a publisher’s

36 nightmare by this kind of enthusiasm. The first volume and the first half of the second were in print in January 1501, but the dedication of the second to Daniele Clari carries the date June 1502. Undat- ed works in Greek and Latin, with the quires differently marked, are added at the end of both vol- umes. The third volume was delayed until June 1504. The most probable explanation is that Aldus had originally planned a fairly modest edition of the shorter works of Sedulius, Juvencus, Arator and Prudentius which would have been contained in a single volume and now stand in the earli- est dated section. Then word got around, scholarly enthusiasm took over, and new material start- ed to flow in: first, a more complete manuscript of Prudentius from England, which upset the bal- ance of the volume; then the Greek works of John of Damascus, Cosmas and Epiphanius which were in due course translated, edited, and compounded with the first volume. This of course meant rounding off the second volume, so Piercandido Decembrio was deputed to edit and translate the Homerocentra and the two volumes were apparantly published together some eighteen months late … It was appropriate that the second volume of this confused series was the first to carry Aldus’ famous cipher of the dolphin and anchor, the symbol of the ancient proverb ‘Hasten slow- ly’ which Aldus has declared his motto as early as 1499 and seems to have expounded regularly to his friends. In 1502, it was in fact, a very neat appraisal of his position. He had achieved much.« (Martin Lowry, The World of Aldus Manutius, 1979, S. 148f.). Sehr qualitätvoller, aber restaurationsbedürftiger zeitgenössischer Venezianer Einband mit schö- ner Blind- und Goldprägung und speziell schön gepunztem Goldschnitt. In den breiten weissen Rändern einige wenige, zeitgenössische handschriftliche Einträge. Auf Blatt aaa1,hh1 und dem zweitletzten Blatt stark verblasster zeitgenössischer wiederholter Be- sitzeintrag »Iste liber est Monasterii SS. Servatoris Venetiae«. Bei vier Blätter ist der untere weisse Rand weggeschnitten und durch einen weissen Papierstreifen alt ersetzt ([*2], a1,A1 und [1]). Ohne fliegende Vorsatzblätter. Feuchtigkeitsspuren im Unterrand der Blätter vor und nach den ge- löschten Besitzeinträgen. Kleine Wurmloch im weissen Rand in einigen Lagen. Nur sehr geringfü- gig stockfleckig. Auf dem Innendeckel Besitzvermerk Per Hierta mit Datum 1907.

16 Passio domini || nostri iesu christi. –An- gebunden: Bernard de Clairvaux. Tractatus beati Bernhar||di de Planctu Marie vir||ginis. Ohne Ort, Drucker und Jahr (= Basel, Michael Furter, um 1502 ?). 8°. Goti- sche Type, 2 Spalten, 49 Zeilen und Kopfzei- le. 16 unnum. Bl. (Lagenzählung: A8,B8). Mit blattgrossem Titelholzschnitt. Neuge- bunden in einen Pappband, Deckel mit altem Pergament bezogen. (CHF 2’400.00)

VD16 P-878. ISTC ip00132500. GKW M29604. Zum Titelholzschnitt Schreiber 3736a. Populäre Darstellung der Passion Christi, die of- fenbar von Furter über mehrere Jahre in ver- schiedenen, nur in Details von einander abwei- chenden Ausgaben herausgebracht wurde. Unser Exemplar stimmt völlig überein mit dem Exemplar der Basler Universitätsbibliothek (Si- gnatur Inc. 659).

37 Es gibt Varianten, die auf der Titelrückseite einen Holzschnitt aufweisen, der den predigenden Hl. Bernhard zeigt; dieser fehlt hier. Furter verwendete den Titelholzschnitt mit der sehr eindrückli- chen Kreuzigung auch für seine »Expositio hymnorum« von 1504. Mit zahlreichen Unterstreichungen. Am Kopf etwas beschnitten (die Kopfzeile berührend). Durch- gehend finger- und stockfleckig. Im Handel kann ich nur drei Exemplare nachweisen: das Exemplar der Slg. Walter Ashburner, das Hoepli 1938 versteigerte (Nr. 125) und das Exemplar der Slg. Kurt Wolff, das Baer 1926 versteiger- te (Nr. 676: »Allen Bibliographen unbekannt. Nach Mitteilung der Kommission f.d. Ges. Kat. d. Wiegendrucke sind ihr nur 3 weitere Exemplare bekannt geworden«) sowie ein Exemplar bei Jacques Rosenthal, München, Katalog 40, 1906, Nr. 2899.

17 Rysicheus, Theodorus (eig. Dietrich Reisacher). In laudem sancti Hyvnis Oratio. (Auf dem letzten Blatt:) Augsburg, (Johann Othmar für) Johann Rynmann, 1502. Fol. 8 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: [I], II-VI, VII-VIII]). Mit blattgrossem Accipies-Holz- schnitt auf dem Titel und dem grossen, altkolorierten prächtigen bayrischen Wappen auf dem letzten bedruckten Blatt. Moderner Halbpergamentband, die Deckel mit Kleisterpa- pier bezogen. (CHF 4’000.00)

38 VD16 R-4014. Nicht bei Adams. Panzer VI, 132. Eine von nur zwei publizierten Schriften des Ingolstädter Rechtsgelehrten Theodor Rysicheus (gest. 1517), der in Ingolstadt Zivilrecht las und zu den Räten Herzog Georg des Reichen von Bay- ern-Landshut zählte; diesem ist die Schrift auch gewidmet. Rysicheus hielt seine Rede am Festtag des Hl. Ivo, des Patrons der Advokaten und Notare, in der Ingolstädter Akademie, am 19. Mai 1502 und zwar vor »tota professorum et studiosorum caterva«. Ingolstadt besass damals noch keine Druckerei, so musste das Werk – wie auch die ein Jahr zuvor erschienene Rede auf den Tod der Gemahlin des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, Margareta – zum Druck auswärts gegeben werden. Der schöne grosse Titelholzschnitt ist ein Wiederabdruck des zuerst 1497 in Brunschwigs »Chirur- gia« von Grüninger abgedruckten Accipies-Holzschnitt, der den unter einem reich geschnitzten Baldachin sitzenden Lehrer am Pult zeigt, vor ihm stehen vier Schüler. Der schöne Wappenholz- schnitt auf dem letzten bedruckten Blatt ist altkoloriert. Einige wenige nicht störende Wurmlöcher und – im Falz – ein kleiner Wurmgang. Hin und wieder etwas fleckig. Von grosser Seltenheit; von mir nur ein Exemplar im Handel nachweisbar: E.P. Goldschmidt, Lon- don, Cat. XVI, Nr. 11.

18 Nürnberg. - Reformacion der Kayserlichen Stat Nuremberg. Nürnberg, Hieronymus Höltzel, 1503. Fol. 10 unnum. Bl., XVIII Bl., CXX Bl. Mit einem blattgrossen, zeitgenössisch kolorierten Wappenholzschnitt auf der Titelrückseite. Sehr sorgfältig restaurierter Leder- band d.Z.: neugebundener Holzdeckelband auf vier Bünden mit dem originalen, reich blindgepressten Deckelbezug, die beiden Deckel mit den zehn originalen ziselierten Mes- singsbeschlägen, neue Schliessen mit den originalen Messingbeschlägen, moderne Vor- satzpapiere (der originale Lederbezug mit einigen Schäden und Fehlern, vor allem an den Kanten und an den Kapitalen). (CHF 12’000.00)

VD16 N-2026. Panzer DA 539. Muther 1162. Stobbe II, 297ff. Nicht bei Adams und in der British Li- brary. Erste Ausgabe des Nürnberger Stadtrechtes im 16. Jh.; zuvor wurde es 1484 von Koberger ge- druckt, dann in zwei (inoffiziellen) Ausgaben bei Schönsberger (1488 und 1498). Das Nürnberger Stadtrecht wurde auf Grund eines Ratsbeschluss von 1477 kodifiziert; 1479 lag diese erste Fassung im Manuskript vor. Es weist grosse Analogien zu den kaiserlichen Rechtsbüchern auf, etwa dem Schwaben- und dem Sachsenspiegel. Das Nürnberger Stadtrecht war das erste seiner Art, das ge- druckt wurde. Es wurde zum Vorbild für zahlreiche Städte besonders im süddeutschen Raum, etwa Esslingen, Eichstätt, Ulm usw. Diese zweite offizielle Ausgabe ist gegenüber der ersten erweitert. Das Nürnberger Stadtrecht weist ein wohlorganisiertes Rechtswesen auf und regelt vor allem das Prozessrecht, enthält aber auch interessante städtebauliche und feuerpolizeiliche Erlasse. Das Stadrecht regelt auch abgelege- nere Rechtsfälle gesetzlich, etwa das Glückspiel (»Spilgeltes außstendiges stendigs verpot und er- fordrung verloren spilgelts von den gewinnern durch die verlierer«). Der ausserordentlich schöne, anonyme Holzschnitt ist ganz im Stil von Michael Wolgemut, dem Lehrer Dürers, und ist dem des Erstdrucks sehr ähnlich. Er zeigt in der Mitte das überkrönte kai- serliche Wappen, flankiert von den Nürnberger Stadtheiligen Sebald und Laurenzius, darüber ein, eine Banderole haltender, Engel, am Fuss in der Mitte ein Engel mit den beiden Nürnberger Stadt- wappen: links das sogenannte grosse Wappen mit dem Adler mit dem gekrönten Männerhaupt auf blauem Grund, rechts das üblichere kleine Wappen, das gespalten ist und links die eine Hälfte des

39 schwarzen Reichsadlers auf goldenem Grund zeigt und rechts schräg in Silber und Rot geteilt ist. Über dem Holzschnitt der zeitgenössische Eintrag »1503 getruckt«. Ausgezeichnetes Exemplar, trotz einiger Mängel. Auf der Rückseite des ersten Textblattes Biblio- theksstempel alt mit einem Zettel überklebt. Schwache Feuchtigkeitsspuren und Leimschatten in den Rändern der ersten ca. acht und den letzten fünf Blättern. Von grosser Seltenheit. Siehe auch die Abbildung als Frontispiz.

40 19* Crescentiis, Petrus de. De Agricultura. Istoriato. (Auf dem letzten Blatt :) Venedig, o. Dr. 1504. Kl.-4°. 206 unnum. Bl. (Lagenzählung: A6, a-z8,&8, 8). Mit einem grossen Titelholz- schnitt, einem zweiten grösseren Holzschnitt mit dem Portrait des Verfassers und mit 46 kleinen Textholzschnitten. Pergamentband d. 17. Jhs. mit goldgeprägtem Rückenschild- chen (unteres Kapital ausgerissen, fleckig, etwas berieben, Ecken bestossen; oberes Ge- lenk geplatzt). (CHF 7’500.00)

Essling 843. Sander 2236. Nicht bei Adams und Mortimer. Eine der ersten im 16. Jh. in Italien gedruckten Ausgaben der zuerst unter dem Titel »Ruralia com- moda« 1471 gedruckten Anleitung zur Landwirtschaft des Bologneser Juristen Piero de’ Crescenzi (um 1235-1320). Dieser hatte seinen Traktat auf seinem Landsitz Villa del’Olmo ausserhalb Bolo- gnas in der Zeit seines »otiums« verfasst, zwischen 1305 und 1309. Das Werk ist in 12 Kapitel un- terteilt. Das erste handelt von der Anlage eines Landsitzes mit Landwirtschaft. Das zweite von den Eigenschaften der Pflanzen, das dritte vom Getreideanbau und dem Bau eines Getreidespeichers. Das vierte Kapitel behandelt den Weinbau und das Keltern, das fünfte die Baumkunde, das sech- ste den Gartenbau – diese beiden auch immer mit Hinweisen auf die medizinischen Anwendun- gen von Pflanzenprodukten. Im siebten Kapitel spricht Crescenzi von der Bewirtschaftung von Weid- und Waldland, im achten von der Anlage von Ziergärten, im neunten von der Tierhaltung und der Bienenzucht. Das zehnte Kapitel widmet er dem Jagen und Fischen – mit einem sehr merk- würdigen Abschnitt über die Elefantenjagd. Die beiden letzten Kapitel bringen eine Zusammenfas- sung und die nach Monaten aufgelisteten landwirtschaftlichen Tätigkeiten.

41 Die Ausgabe ist speziell wert- und reizvoll wegen ihrer sehr qualitätvollen Holzschnitten, die trotz ihrer Kleinheit eine Fülle von narrativen Details aufweisen. Der grosse Titelholzschnitt zeigt eine ideale Villa mit grossem Hof und angrenzenden Feldern, die weiteren Textholzschnitte zeigen alle Arten von landwirtschaftlichen Verrichtungen, Gärten, Tiere, Fischerei- und Jagdszenen usw. Die Holzschnitte sind wichtige ikonographische Quellen für das Aussehen eines italienischen Renais- sance-Landsitzes. Die Holzschnitte sind bereits in der Venezianer Ausgabe von Matteo Capodeca- sa von 1495 abgedruckt worden. Die Ränder durchgehend stockfleckig. Im Titelblatt kleines Loch sowie Besitzerstempel Giuseppe Martini, Lucca. Auf dem fliegenden Vorsatz diverse Einträge des 18. Jhs.

20 Gritsch, Conradus (und nicht Johannes!), Ord. min. Quadragesimale Religiosi devotique patris: fratris Joannis Gritsch Ordinis Minoru(m): materie vbertate ad Sermo(n)es de Te(m)pore et Sanctis cum Thematibus et Introductio(n)ibus accommodatissime p(er) Re- gistru(m) in libri calce seriatim ordinatu(m). O.O. und Dr. (Strassburg, Georg Husner), [auf dem letzten bedruckten Blatt:] 1505 »in Vigilia s(an)ctti Michaelis«. Fol. 239 unnum. Bl., 1 weisses Bl. (Lagenzählung: a-c8,d-z8.6,A-D8.6,E-M6). – Angebunden: Humbertus aus Romans. (Auf dem ersten Blatt:) Incipit Epistola fratris Magistri ordinis predicatoru(m) quam scripsit de tribus substantialib(us) religionis: et de quibusda(m) v(ir)tutib(us) Et p(er) totu(m) ordinem ad p(ro)vincias singulas eam misst. (Auf dem zweitletzten Blatt:) Hagenau, [Henrich Gran], 1508. Fol. 8 unnum. Bl. (Lage m8). Restaurierter Lederband des 18. Jhs. (Remboitage) mit blindgeprägten Deckelbordüren und etwas Rückenblindprä- gung (berieben, fleckig, Kanten etwas aufgeschürft; Rückdeckel mit Ausbesserung am Fuss). (CHF 2’400.00)

42 Zu 1: VD16 G-3375. Adams G-1275 (mit falscher Kollation). Einzige im 16. Jh. im deutschsprachigen Raum gedruckte Ausgabe der Sammlung von Fastenpre- digten des Conrad Gritsch (oder Grütsch, erwähnt 1423, gestorben 1475), der 1423 – nach Studien in Strassburg, Paris, Wien und Heidelberg – in den Franziskanerorden eingetreten war, später wirkte er als Lektor in den Ordenshäusern in Zürich, Mühlhausen und Fribourg, in den vierziger Jahren nahm er am Basler Konzil teil. Seine Predigtsammlungen – neben dieser hat er eine Samm- lung »Sermones de tempore« angelegt – wurden beide seinem Bruder Johann (gest. zwischen 1467 und 1470) zugeschrieben, der Stiftsherr an St. Peter in Basel und Professor für kanonisches Recht an der Universität war. Das »Quadragesimale« war im 15. Jh. sehr beliebt, zwischen 1475 und 1500 erschienen annähernd 30 gedruckte Ausgaben, ausserdem zirkulierten viele Abschriften. Zu 2: VD16 H-5886. Nicht bei Adams. Humbertus, der aus Romans bei Vienne gebürtig war, war einer der einflussreichsten Offizialen aus der Frühzeit des Dominikanerordens (Dominikus stirbt 1221); seit 1246 wurde er beauftragt, die Liturgie zu vereinheitlichen, sein Hauptwerk ist die Neuordnung des Lectionariums seines Or- dens, die er 1254 in Angriff nahm. Auf dem Titel des ersten Drucks Besitzeintrag eines Ambrosius Cistcher (?). Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris des Eustachius Egenolph Freiherr von Westernach.

43 21 Tomais, Pietro (Petrus Ravennatus). Sermo- nes Extraordinarii & pulcherrimi: cum multa rerum & Hystoriaru(m) copia: Clarissimi & excel- lentissimi Vtriusque iuris Doctoris. miranda me- moria præditi: Equitisque aurati splendiss. Petri Ravennatis Itali: quos diebus festius suis auditori- bus p(ro)nunciavit: assidentibus qua(n)doque Sere- nissimis Principus & Illustrissimis Saxoniaæ Duci- bus Fœderico Electore & Ioanne fratribus. (Auf dem zweitletzten Blatt:) Wittenberg, Hermann Tre- belius, 1505. Fol. 144 unnum. Bl. (Lagenzählung: A- Z6,Aa6). Mit 2 eingemalten Initialen und Rubrizie- rung in den ersten ca. 50 Blättern. Aus einem Sammelband ausgelöst und im 18. Jh. in einen Le- derband gebunden, die Deckel mit Fragmenten eines ehemals schönen Lederbands des 15. Jhs. mit blindgeprägten Einzelstempeln bezogen (Deckel- bezug mit zahlreichen Wurmlöchern, fleckig und berieben). (CHF 1’200.00)

VD16 T-1554. Nicht bei Adams. Pietro Tomais (um 1446-1508) lehrte nach Studien in Padua in Pisa und Padua, bevor er 1497 von Herzog Bogislaw X. von Pommern an die neugegründete Universität Greifswald berufen wurde, um seinem Institut den Glanz eines italienischen mnemonischen Genies zu verleihen. Petrus Ra- vennatus erregte bei seinen Zeitgenossen durch seine unglaublichen Gedächtnisleistungen höch- ste Bewunderung. Mit seinem 1491 erstmals in Venedig erschienenen »Phoenix« veröffentlichte Pe- trus Ravennatus auch die erste Anleitung, das Gedächtnis zu trainieren. 1502 berief Herzog Friedrich der Weise von Sachsen Petrus an die neugegründete Universität zu Wittenberg, wo im gleichen Jahr der Humanist Trebelius (eig. Surwyndt) seine Druckerei eingerichtet hatte, aus der bis 1505 einige Werke von Petrus hervorgingen; das vorliegende ist das einzig datierte Druckwerk von Trebelius. Beide, Trebelius und Petrus, verliessen Wittenberg wegen der 1506 dort wütenden Pest.

44 Die »Sermones extraordinarii« umfassen 24 Reden zu verschiedenen Fragen religiöser und mora- lischer Natur. In eleganter römischer Type gedruckt. Gutes Exemplar, einige Blätter etwas angeschmutzt, so na- mentlich der Titel und das letzte Blatt und ein weiteres Bl. Aus einem Sammelband ausgelöstes und in einen Lederband des 18. Jhs. eingehängtes Exemplar; die Deckel mit Fragmenten eines ehemals sehr schönen Lederbandes des 15. Jhs. bezogen. Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris des Eustachius Egenolph Freiherr von Westernach.

22 Wimpheling, Jacobus, et al. - Hic subnotata co(n)tinentur Vita. M. Catonis. Sextus Aure- lius de vitis Cæsarum. Beneventus de eadem re. Philippi Beroaldi & Thomæ Vuolphii Iu- nioris disceptatio / de nomine imperatorio. Epithoma rerum Germanicar(um) usque ad nostra tempora. (auf dem letzten Blatt:) Strassburg, Johann Prüss, 1505. Kl.-4°. 34 unnum. Bl., 41 fol. Bl., 1 Bl. (Lagenzählung: [A4], B4,C8, D-F4,G6,H4,I6,K4,L8, M-N4,O8,P4). Mo- derner Halblederband (etwas berieben). (CHF 2’800.00)

VD16 N-523. Adams N-172 (beide unter Cornelius Nepos). Ritter, Répertoire bibliographique des livres imprimés en Alsace, II, No. 1624. Erste Ausgabe, von grosser Seltenheit, enthält nebst einigen antiken Texten die erste auf Quellen basierende Geschichte Deutschlands, die »Epithoma« von dem aus Schlettstadt gebürtigen Jacobus Wimpheling (1450-1528). Bedeutsam ist v.a. auch, dass Wimpheling nicht nur politische Geschich- te schreibt, sondern auch Kulturgeschichte. So finden sich im Kapitel LXVIII »De Pictura & Plasti- ce« die ersten gedruckten Würdigungen dreier Künstler, nämlich Israel van Meckenem, Martin Schongauer und Albrecht Dürer (»Icones Israhelis Alemani p(er) universam Europa(m) deside- rant(ur) habenturque a pictoribus in summo p(raedica)cio. Quid de Martin Schon Colu(m)barien- sis dica(tur) / qui in hac arte fuit tam eximius ut eius depictae tabulae in Italia(m) in Hispanias: in Gallia(m): in Britannia(m) & alia mu(n)di loca abducantur …Eius discipulus Albert(us) türer & ipse alemanus hac te(m)pestate excellentissimus est & Nurenberge imagi(n)es absolutissimas de- pingit…«). Im Kapitel über die Architektur lobt er das Strassburger Münster. Besonders wichtig ist aber v.a. Kapitel LXV »De inventione celeberrime artis i(m)pressoriae«, wo Wimpfeling schreibt, dass Gutenberg seine welt- bewegende Erfindung nicht in Mainz, sondern 1440 in Strassburg getätigt und diese in Mainz vervollständigt habe. In Strassburg habe Martin Rusch Gutenbergs Kunst weitergeführt. Exemplar in der Variante ohne den blattgrossen Wappenholzschnitt von Thomas Wolff auf der letzten weissen Seite. Durchgehend stockfleckig, Vorsätze leimschat- tig und gebräunt. Etwas knapp beschnitten, mit etwas Verlust bei einigen Marginalien.

45 23* Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift auf Pergament. Köln, erstes Vier- tel 16. Jh. 136 Bl., die ersten sechs mit dem Kalender. Kollation: i-ii6, iii-viii8,ix1-9 [statt 12, die letzten drei weissen Bl. weggeschnitten],x1-11 [statt 12, das letzte weisse weggeschnitten],xi6,xii10, xiii6,xiv2-10 [das erste weg- geschnitten],xv6, xvi1-9 [das erste weisse weggeschnitten], xvii6, xviiii4. Blattgrösse: 165 x 128 cm; Schriftspiegel: 120 x 80 mm. Achtzehnzeilig mit schwarzer Tinte einspaltig geschrie- ben. Fol. 62r/v und das letzte Blatt original blank. Durchgehend rot regliert. Mit 22 gros- sen, mit flachen Rundbogen geschlossenen Miniaturen über grossen, über vier Zeilen ge- schriebenen Initialen. Der Kalender mit breiten Bordüren am Ober- und Unterrand und schmalen Bordüren an den linken Seiten. 153 Seiten mit breiten Bordüren mit Blumen- und Früchteranken am Ober- und Unterrand und schmalen, einzig mit poliertem Gold ge- höhten schmalen Bordüren mit Blattornamenten am linken Rand. Die 22 Prachtseiten mit den Miniaturen mit vierseitigen Bordüren und diese mit menschlichen Figuren. Alle Bor- düren mit poliertem Gold gehöht. Mit sehr zahlreichen, mit poliertem Gold ein- oder zweizeilig geschriebenen Initialen auf rot und blau alternierenden Gründen. Blau-rote Zeilenfüller mit poliertem Gold gehöht. Marmorierter Kalblederband von ca. 1700 mit rotem goldgeprägtem Rückenschildchen und reicher floraler Rückenvergoldung, Rot- schnitt. (CHF 200’000.00)

Ausserordentlich qualitätvolles Stundenbuch, wie die Eintragungen im Kalender zeigen für einen kölnischen Besitzer geschrieben, und wie der Stil der Miniaturen beweist, auch in Köln entstanden. Laut einem beiliegenden Brief von Karl Aldenhoven vom Wallraff-Richartz Museum in Köln ge- hört das Werk in den Umkreis des »Meisters der Heiligen Sippe«, des Hauptmeisters der Kölner Malerschule in den Jahren von etwa 1490-1515. Auf Grund von Kostümdetails setzt Aldenhoven das Werk in die ersten Jahre des 16. Jhs. Der Stil der Miniaturen ist zweifelsfrei kölnisch. Die Mo- dellierung ist reich und differenziert, wobei die Kleidung besser getroffen ist, als die doch etwas

46 schematisch modellierten Köpfe. In einem merkwürdigen Gegensatz zu den Miniaturen stehen vor allem die ausschlagenden Initialen auf den Miniaturseiten mit ihrem reichen, enggeflochtenen Bandwerk und ihrem »fetten« Goldbelag, die sehr altertümlich wirken; solche Initialen und auch die sehr feinen, lockeren Ranken finden sich etwa in flämischen Stundenbüchern aus der Zeit von 1470/1475, etwa den »Le Louchier Hours«, MS 2, Syracus University, George Arents Research Li- brary, abgebildet in: Gregory T. Clark, Made in Flanders. The Master of the Ghent Privileges. Turn- hout 2000 (Ars nova, Studies in Late Medieval and Renaissance Northern Painting and Illuminati- on; S.469, Abb.215). Aldenhoven betont, dass Kölner Miniaturen »merkwürdig selten« seien. Das Stundenbuch steht in jedem Fall weit über dem Durchschnitt der grossen Produktion. Ein Besitzer ist nicht namhaft zu machen: es findet sich kein Namenseintrag, kein Wappen. TEXT Kalender mit recht wenigen lateinischen Heiligennamen (fol. 1r), mit einem späteren, flüchtiger ge- schriebenen Eintrag für den Hl. Hubertus am 3. November, was – wie der Eintrag Eligius für den 1. Dezember – auf Köln verweist Evangelienperikopen (fol. 7r) Horae BMV ad matutinas (fol. 10v) Ad laudes (fol. 24r) Ad primam (fol. 32v) Ad tertiam (fol. 36r) Ad sextam (fol. 39v) Ad nonam (fol.42v) Ad vesperas (fol. 46r) Ad completorium (fol. 52r) Officium BMV ad vesperas (fol. 56v) Horae sanctae crucis ad matutinas (fol. 63r) Horae sancti spiritus ad matutinas (fol. 68r)

47 Busspsalmen und Litanei (fol. 72r) Agnus Dei (fol. 84r) Vigiliae mortuorum (fol. 87r) Fürbittegebete für Johannes den Täufer (fol.119r), den Hl. Christophorus (fol. 120r), den Hl. Georg (fol. 121r), den Hl. Sebastian (fol. 123r), die Hl. Katharina (fol. 124r), die Hl. Maria Magdalena (fol. 125r), die Hl. Margarete auf dem Drachen (fol. 126r), die Hl. Barbara (fol. 127r) O intemerata (fol. 127r) Officium missae BMV (fol. 131v). ILLUMINATION 1) Fol. 10v: Verkündigung an Maria: Maria rechts in einem Gemach unter einem grünen Baldachin an einem Lesepult sitzend, der Engel nähert sich von links, oben links Gottvater, der die Taube des Heiligen Geists aussendet. Die Wand mit einem Brokat bezogen, der Boden rot-orange gewürfelt. In der Bordüre am Fuss ein Engel, der zur Szene aufblickt. Die ausschlagende Initiale »D« mit rei- chem Bandwerk verziert und mit poliertem Gold belegt. 2) Fol. 24r: Visitatio: Die von links kommende Maria trifft Elisabeth in einer weiten hügeligen Fluss- landschaft. Im Hintergrund zwei turmbewehrte Städte. In der Bordüre ein Mann in anbetender Haltung zur Szene hinaufblickend. 3) Fol. 32v: Weihnachtsbild: Maria in der rechten Bildhälfte vor dem Stall in Betlehem (in dem eine grosse, reich verzierte Matratze liegt!), Joseph kniet vorne links, dazwischen das Kind am Boden in einer Strahlengloriole. Im Mittelgrund ein knieender Engel vor einem geflochtenen Hag, dahinter zwei Hirten. Im Himmel die Erscheinung Gott Vaters, der die Taube des Heiligen Geists aussendet. 4) Fol. 36r: Verkündigung an die Hirten: im Bildvordergrund die Schafherde, in der Bildmitte drei Hirten, der linke schlafend an einen Felsen gelehnt, der mittlere am Boden kauernd von hinten ge- sehen, der rechte stehend, mit der Linken auf die Engelserscheinung im Himmel weisend. Im Hin- tergrund hinter einem Fluss eine Hügellandschaft mit mauerbewehrter Stadt. In der Bordüre ein junger Adorant zur Szene aufblickend.

48 5) Fol. 39v: Anbetung der Heiligen Drei Könige: links im Stall, auf der Matratze ruhend, Maria mit dem Kind, rechts die Drei Könige. Im Himmel der wegweisende Stern. 6) Fol. 42v: Die Darbringung im Tempel: links Maria und Joseph, die das Kind auf den Altar in der Bildmitte heben, am rechten Rand der hohe Priester in grünem Gewand, einen Kelch mit den tuch- verhangenen Händen haltend. Dazu zwei weitere Priester und eine vornehm gekleidete Dame. Die Wände mit Brokat behängt, der Boden grün-grün gewürfelt. In der Bordüre ein Adorant mit Hut zur Szene aufblickend. 7) Fol. 46r: Der Bethlehemitische Kindermord. Unter einem grünen Baldachin thront Herodes zur Linken, rechts von ihm kniet eine junge Mutter mit ihrem verletzten Kind, auf das ein Häscher da- hinter mit seinem Schwert einhaut. Die Wand mit Quadraten unterteilt und mit Sternen ge- schmückt, der Boden rot-orange gewürfelt. 8) Fol. 52r: Die Flucht nach Ägypten. Am linken Rand schreitet Joseph, den Esel führend, auf dem Maria mit dem straff eingewickelten Kind sitzt. Im Hintergrund eine hügelige Flusslandschaft. In der Bordüre am Fuss ein Bauersmann, der zur Szene aufblickt. 9) Fol. 56v: Die Marienkrönung. Perspektivisch kompliziert angelegte Szene in einem über Eck ge- zeigten Gemach. Links kniet Maria, hinter ihr ein Engel en face, der die Laute spielt, rechts von Maria und von hinten gesehen, ein knieender Engel. Rechts auf einer steinernen Bank sitzt Chri- stus, links von ihm ein Thronsessel aus leuchtend rotem Holz geschnitzt und mit einem blauen Fut- ter belegt, das mit Lilien geschmückt ist. Vom Himmel kommend links ein Engel mit der Krone für Maria. Die Wand des Gemachs mit Brokat behängt, der Boden auf zwei Niveaus, das obere Niveau grün-grün gewürfelt, das untere rot-orange. In der Bordüre ein Engel von hinten zur Szene aufblik- kend. 10) Fol. 63r: Der Verrat des Judas. In der Bildmitte Christus en face, links von ihm Judas in einem leuchtend orangen Gewand, am linken Bildrand Petrus, der dem Malchus eben das Ohr abgehau- en hat. Am rechten Bildrand fünf Krieger, einer mit einer Laterne. Im Hintergrund die Stadt Jeru- salem. In der Bordüre ein Krieger mit Schwert, der sich mit dem Schild gegen die Szene oben schützt.

49 11) Fol. 68r: Das Pfingstbild. Maria unter den Aposteln, diese auf Stühlen oder Bänken sitzend. Über ihnen schwebt die Taube des Heiligen Geists in einem von blauen Wolken ausgehenden Strahlenkranz. Der Boden grün-grün gewürfelt. In der Bordüre ein von Hinten gesehener Engel, der zur Szene aufblickt. 12) Fol. 72r: Das Jüngste Gericht. In der Bildmitte auf einer goldenen Erdkugel schwebend der Schmerzensmann, vor ihm am Boden knieend links Maria, rechts Johannes. Im Himmel zwei Po- saune blasende Cherubim. Aus dem hellgrünen Boden steigen sechs Tote auf. In der Bordüre eine weinende nackte Frau. Die ausschlagende Initiale mit sehr schönem Bandwerk mit reichstem Gold belegt. 13) Fol. 87r: Eine Totenmesse. Im Vordergrund vier an einem Stehpult singende Priester und Mön- che vor dem blau behangenen Sarg, dahinter vier schwarz gewandete Trauernde, rechts der leere Altar. Im Hintergrund die gerade geschlossene Kapelle, die über Eck gezeigt wird. Der Boden mit zwei Niveaus: das obere rot-orange gewürfelt, das untere – interessanterweise – mit einem Rasen- stück! In der Bordüre ein zur Szene aufblickender Mönch. 14) Fol. 119r: Johannes den Täufer am Bildvordergrund auf einem Hügel stehend, links der Blick durch ein lichtes Wäldchen auf eine turmbewehrte Stadt, dahinter ein sanft geschwungener Fluss und Ausblick in weite Hügellandschaft. 15) Fol. 120r: Der Hl. Christophorus schreitet von rechts durchs Wasser, im Wasser ein grosser Fel- sen, in dessen Höhle ein Eremit steht. Im Hintergrund Ausblick auf ein Wäldchen und zwei Hügel- städte. 16) Fol. 121r: Der Hl. Georg kämpft hoch zu Ross gegen den vorne rechts sich befindlichen Dra- chen. Hinter diesem die Jungfrau, die ein Lamm an einer Leine führt. Im Hintergrund links eine imposante Schlossarchitektur, rechts der Ausblick auf das weite Meer mit zahlreichen Schiffen. 17) Fol. 123r: Der Hl. Sebastian ist links an einen Baum gebunden, rechts zwei Bogenschützen und eine königliche Figur. In der Bildmitte im Hintergrund ein Schloss auf einem Hügel. In der Bordü- re ein Bogenschütze. 18) Fol. 124r: Die Hl. Katharina von Alexandria in einer Felslandschaft stehend, unter ihren Füssen wohl der Kaiser Maximin, in ihren Linken hält sie das zerborstene Rad, auf dem sie auf Geheiss des Kaisers gefoltert wurde, in der Rechten das Schwert. Der Himmel mit Brokat »bezogen«. 19) Fol. 125r: Die Hl. Maria Magdalena in einer dem vorherigen Bild sehr ähnlich gestalteten Fels- landschaft, in ihrer mit dem leuchtend orangen Überwurf verhangenen Rechten das Salbgefäss haltend, in ihrer Linken ein Palmwedel. In der Bordüre ein Engel in Adorationshaltung. 20) Fol. 126r: Die Hl. Margarete auf dem Drachen stehend, in einem kostbar ausgelegten Gelass: der Boden blau-blau gewürfelt, der untere Teil der Wand mit einem geschnitzten Paneel verklei- det, der obere mit einer fein ornamentierten Goldtapete. In der Bordüre ein behelmter Krieger. 21) Fol. 127r: Die Hl. Barbara – wie die beiden anderen «heiligen Madeln« Katharina und Maria Magdalena – in einer Felslandschaft, rechts von ihr ein grosser dreigeschossiger Turm, der Himmel mit Brokat bespannt. In der Bordüre ein Krieger mit Schwert. 22) Fol. 131v: Die Himmelskönigin sitzt auf einer schräg in den Raum gestellten, mit einem rotge- musterten Tuch verhangenen Bank, das Kind auf dem Schoss. Von rechts naht ein Engel mit einem goldenen Gefäss. Links von Maria steht ein Laute spielender Engel. Die den Raum bildparallel ab- schliessende Mauer im untern Teil als rote Steinmauer gezeigt, darüber quadratische, goldgemu- sterte Platten. Der Fussboden mit blauen und goldenen Platten. ERHALTUNGSZUSTAND Die Handschrift an sich sehr gut erhalten, der ästhetische Eindruck jedoch durch die Beschneidung an allen drei Seiten beeinträchtigt (jeweils Verlust von etwa 3-5 mm.). Hin und wieder schwache Bereibungen im Text und an den Miniaturen, schwache Verwischungen im Text und an zwei Bor- düren. Auf dem Hinterdeckel Kollationsvermerk von Erwin Rosenthal, von dessen Hand auch die Blei- stiftfoliation stammt.

50 24 [Arnoldus von Tongern]. – [Hrsg. Jakob Wimpheling]. Avisamentum de concubinariis no(n) absolvendis quibuscu(m)que ac eorum periculis que plurimis. A theologis Colo- niensibus approbatu(m) cum additionibus sacratissimorum canonum. (Auf dem letzten Blatt :) »Vale ex Colonia. Anno dñi. M.d.vij« (=Augsburg, Hans Froschauer, 1507). Kl.-4°. 14 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-b4,c6). Mit blattgrossen Holzschnitt auf der Titelrücksei- te. Broschur des 19. Jhs. mit Kleisterpapierbezug, eingebunden in einen modernen Papp- band. (CHF 2’800.00)

VD16 A-3765. Diese Ausgabe nicht bei Goedeke I, S. 412, Nr. 60. Schmidt, Histoire littéraire de l’Al- sace I, 117. Möglicherweise zweite Ausgabe des erstmals 1504 in Köln erschienenen, von Wimpheling redi- gierten und edierten Traktats für das Zölibat. Der als Sattlersohn in Schlettstadt geborene Elsässer

51 Humanist Wimpheling (1450-1528) war ein entschiedener Gegner des Konkubinats beim Klerus. Wimphelings Redaktion machte aus der 1504 in Köln erschienenen, relativ harmlosen Studie eini- ger Juristen und Theologen der Kölner Universität eines der schärfsten Pamphlete gegen das Kon- kubinat. Das Problem beschäftigte die Juristen und die Kirche jahrzehntelang – bis Luther die Ent- scheidung herführte und den Klerus heiraten liess. Der Holzschnitt ist jenem nachempfunden, den der Meister DS für Wimphelings »De fide concu- binarum« von 1501 geschaffen hat. Er wird Ludwig Hohenwang von Ulm zugeschrieben und zeigt oben in der Mitte eine Pfarrsköchin am Eingang zur Hölle, am linken Bildrand drei Geistliche und Gelehrte, am rechten Rand drei weltliche Figuren: einen Türken mit Krummsäbel, ein Ritter und ein Bäuerlein. Durchgehend etwas gebräunt und unbedeutend stockfleckig. In den Rändern zahlreiche zeitge- nössische Marginalien – teils durchs Beschneiden beim Binden etwas beeinträchtigt. Wurmspuren in den Rändern durch das ganze Bändchen, meist alt mit Papier unterlegt.

25* Boethius, Anicius Manlius Torquatus Severinus. De Philosophiae Consolatione. (Auf dem letzten Blatt:) Florenz, Filippo Giunta, 1507. 8°. 64 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-h8; zeitgenössische Foliation in der rechten oberen Ecke der Blätter). Mit in Rot und Blau ein- gemalten Initialen, rubriziert. Lädierter Lederband d.Z. auf drei flachen Bünden, die Dek- kel mit schöner Flechtwerk- und floralen Bordüren (ohne die Schliessbänder, Ecken be- stossen, berieben, Kapitale ausgerissen). (CHF 2’400.00)

Edit CNCE 6542. BMC III, 763-662. Bei Adams B-2287 (die zweite Giunta-Ausgabe von 1513). Im Handel äusserst seltene Schulausgabe von Boethius’ bekanntestem Werk in der ersten von Gi- unta in einer sehr eleganten kleinen Kursivtype gedruckten Ausgabe, in einem zeitgenössischen italienischen Einband.

52 Die vier griechischen Passagen sind von einer sehr geübten zeitgenössischen Hand eingefügt; möglicherweise ist dies bereits in der Druckerei gemacht worden. Auf dem Titel längerer handschriftlicher Besitzeintrag von Daniel Carnerius aus Ingolstadt, mit Jahreszahl 1507, sowie drei weitere Einträge. Auf dem Innendeckel Kaufvermerk, dass das »liber rarissimus« an einer Bayreuther Auktion gekauft worden sei. Marginalien und Korrekturen von verschiedenen Händen durch den ganzen Band. Auf dem Erra- ta-Blatt der Vermerk »sunt omnia correcta«. Im Text einige Unterstreichungen und ornamentale Li- nienzüge. Etwas schmutzfleckig, im Ganzen jedoch sehr ansprechend.

26 Johannes Gerson. Christianissimi doc- toris Joannis de Gerson: sermo de pas- sione domini: Nuper e Gallico in lati- num traductus. (Auf dem letzten Blatt:) Strassburg, [Mathias Schürer], Mai 1510. 8°. 44 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4,b8,C-D4,E-F6, G-I4). Mit Titelholz- schnitt. Moderner Pergamentband. (CHF 750.00)

VD16 B-4699 (unter Bibel – Bibelharmonie). Diese Ausgabe nicht bei Adams. Zweite Ausgabe der lateinischen Überset- zung eines Sermons von Johannes Gersons (1363-1429), dem Kanzler der Pariser Sor- bonne, durch den damaligen Sekretär Jo- hann Geilers von Kaiserberg, Jacob Otter (ca. 1485-1547). Die Übersetzung erschien bereits 1509 ein erstes Mal, mit demselben Holzschnitt, bei Schürer; 1513 folgt eine dritte Ausgabe bei Schürer. Otter hatte 1509 ebenfalls den Sermo de Passione domini von Geiler von Kaisersberg übersetzt. Spä- ter wirkte Otter als Reformator in Aarau und Solothurn. Der Titelholzschnitt weist ein Monogramm »HG« auf; früher wurde dieser Hans Bal- dung Grien zurückgeschrieben, was heute allgemein nicht mehr akzeptiert wird. Durchgehend etwas stockfleckig. Ein Blatt mit Randeinriss. Ausbesserung im Titelblatt (von einem ersetzten Blattweiser).

27 . [Opuscula:] De Tranquilitate & Securitate animi. Lib. I. De Fortuna Romanoru(m) ex [P]lutarcho Lib. I. De Fortuna uel uirtute Alexandri. Lib. II. Basilii magni epistola de uita per solitudinem transigenda. (Auf dem letzten Blatt:) Rom, Giacomo Maz- zocchi, 22. Februar 1510. 8°. 56 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-C8,D-L4). Titel mit architek- tonischer Holzschnittbordüre, alt ankoloriert. Moderner Pappband. (CHF 500.00)

53 Adams P-1659. Sander II, 5779. Hübsche Römer Ausgabe dreier Teile aus Plutarchs »Moralia«. Die Widmungsvorrede ist an Sigismundo Fulgineo, den Sekretär Papsts Julius II., gerichtet. Die Über- setzung aus dem Griechischen besorgte Guillaume Budé. Der Brief Basilius des Grossen (330-379), Bischof von Caesarea, an Gregor von Nazianz ist nach dem ersten Plutarch-Teil eingebunden. Durchgehend etwas fleckig. Zeitgenössische An- und Unterstreichungen und Marginalien durch den ganzen Band. Einige Blätter stärker gebräunt und mit Feuchtigkeitsspuren.

54 28 [Dionysius Carthusianus]. Dyalogus christiani contra sarracenum. Paris, (Guillaume De- splains oder Raoul Couturier für) Guillaume Eustace, [ca. 1511-12]. 8°. Gotische Type, zweispaltig gedruckt ; 42 Zeilen und Kopfzeile. 35 fol. Bl., 1 Bl. (Lagenzählung : a-d8,e4). Mit 1 grossen Druckermarke auf Criblé-Grund auf dem Titel, 1 blattgrossen Holzschnitt auf der Titelrückseite und einer blattgrossen Druckermarke auf dem letzten Blatt sowie 20 unterschiedlich grossen Holzschnittinitialen. Moderner Pergamentband. (CHF 2’800.00)

ISTC id00243500 (6 Exemplare). GKW VII, Sp. 451. Goff, Supplement D-243a (nur das Exemplar in Harvard). Pettegree & Walsby 65139 (2 Exemplare). Erste Einzelausgabe dieser auf Anregung von Nikolaus von Kues verfassten Schrift gegen die mo- hammedanische Religion von Denis van Rijkel (oder Denis van Leuven; 1402/3 – 1471), der besser bekannt ist unter dem Namen Dionysius Carthusianus und der als einer der einflussreichsten und fleissigsten Theologen seiner Zeit gilt. Nach seinem Studium an der Kölner Universität trat er in die Kartause von Roermond ein. Später begleitete er Nikolaus von Kues auf dessen Visitationsrei- se durch die Niederlande. Die Einnahme von Konstantinopel (1453) durch die Osmanen bewirkte eine wahre Flut von anti-ottomanischen Schriften; die Schrift von Dionysius erschien postum erst- mals in einem Band mit Schriften von Torquemada (Turrecremata) und andern in Brüssel 1475. Der Holzschnitt auf der Titelrückseite zeigt die Übergabe des Werkes an den Papst. Die Drucker- marke auf dem Titel zeigt zwei Kentauren und einen Baum, an dessen Stamm Eustaces Zeichen hängt, die Druckermarke auf dem letzten Blatt zwei geflügelte Hirsche. Gutes, nur geringfügig fleckiges Exemplar.

55 29* Vitruvius Pollio, Marcus. [De Architectura libri X, latine]. Vitruvius iterum et Frontinus à Iocundo revisi repurgatique quantum ex collatione licuit. (Auf dem letzten Blatt:) Florenz, Filippo Giunta, 1513. 8°. 4 unnum. Bl., 188 fol. Bl. (falsch foliiert 187; fol. 144 doppelt foli- iert), 24 fol. Bl. (falsch foliiert 34), 24 unfol. Bl. (Lagenzählung: [4], A-Z8,AA4; a-c8; A-C8). Mit einer schönen Arabeskenbordüre auf dem Titel, 140 Textholzschnitten und einer Druckermarke auf dem letzten Blatt. Durchgehend rubriziert. Lädierter Lederband d.Z. auf drei Bünden, die Deckel mit schönen Einzel- und Rollenstempeln (Flechtwerk; Rose, Drache, Stern) und Streicheisenlinien, mit einer alten Messingschliesse; die Vorsätze mit Fragmenten einer liturgischen Handschrift des 13. Jhs. bezogen (oberes Gelenk geplatzt, alte genähte Reparatur auf dem Rückdeckel, berieben, eine Ecke stark abgeschafft). (CHF 4’800.00)

Adams 903. Fowler 394. Berlin, Kat. d. Ornamentstichslg. 1799. Edit 16 CNCE 28727. Erste Taschenausgabe des klassischen römischen Textes über alle Teile der Architektur, die fünfte überhaupt, mit denselben Holzschnitten wie die der 1511er Ausgabe in Folio, jedoch mit manchen Korrekturen gegenüber jener. Der Herausgeber, Fra Giocondo da , streicht im Widmungs- brief an Giuliano de’ Medici stolz heraus, dass er den Text gegenüber den ersten drei Ausgaben deutlich verbessern konnte. Fra Giovanni Giocondo (1433-1515) wurde von König Ludwig XII. nach Paris berufen, um den Pont Notre-Dame – mit zwei Reihen von 34 Häusern - zu gestalten, später berief ihn Papst Julius

56 II. nach Rom, wo er mit Sangallo und Raffael mit dem Neubau von St. Peter betraut wurde. Fra Gio- condo war ein eifriger Sammler von alten Schriften, so fand er in Frankreich einen Caesar-Codex, den er in Venedig drucken liess. Seine 1511 erstmals erschie- nene Vitruvausgabe, zu der er die Holzschnitte selbst zeichnete, wurde wegweisend für die gesamte Renaissanceepoche. Die Holzschnitte zeigen Säulen- ordnungen, Grundrisse, Idealfiguren, Mauertechni- ken, aber auch Maschinen, eine Orgel, nautische Ma- schinen usw. Durchgehend feuchtigkeitsrandig. Das Titelblatt im Falz auf Papierstreifen montiert. Durchgehend etwas fingerfleckig. Alte Blattweiser entfernt. Das Ti- telblatt und das letzte Blatt angestaubt. Wurmspuren in den ersten und letzten Blättern und den Vorsät- zen. Beide Vorsätze sind mit einem Fragment aus einer li- turgischen Handschrift des 13. Jhs. bezogen mit Neumen auf vierzeiligen Notensystemen, u.a. mit dem Eingangs-Antiphon für das Fest des Hl. Josa- phat (12. Nov.; »Propter testamentum domini et leges paternas …«). Der vordere Innendeckel mit Be- sitzeinträgen von Baron Per Hierta und Otto Smith.

30* [Brant, Sebastian. Navis stultifere Collectanea ab Jodoco Badio Ascensio vario carminum genere non sine corundem familiari explanatione constata] – Fragment von 96 Bl. aus min- destens zwei verschiedenen Pariser Ausgaben (eine davon Guy de Marnef 1515) mit 102 Nachschnitten nach den Basler Holzschnitten. Moderner Halblederband mit reicher Rük- kenvergoldung. (CHF 1’000.00)

Die meisten vorhandenen Blätter weisen römische Typen, einzig vier Blätter weisen gotische Typen auf. Das erste eingebundene Blatt ist ein Faksimile. Einige Blätter angerändert und mit handschrift- lichen Ergänzungen bei den Fehlstellen. Eine Anzahl der Holzschnitte ist alt koloriert. Durchge- hend finger- und schmutzfleckig, einige Feuchtigkeitsspuren.

Variantdruck 31 Rhodiginus, Ludovicus Caelius (d.i. Lodovico Ricchieri). Lectionum antiquarum Libri XVI. Basel, Johannes Froben, 1517. Fol. 40 unnum. Bl., 862 S., 1 Bl. (Lagenzählung: α8, β-δ6, aa-bb8, a-z6, A-Z6, Aa-Zz6, Aaa-Ccc6). Mit Holzschnittdruckermarke von Ambrosius Hol- bein auf dem Titelblatt, und zwei unterschiedlichen, beide aus vier Teilen zusammenge- setzten Holzschnittbordüren auf Bl. 2 und 3, die erste mit dem Monogramm von Urs Graf auf dem sonst leeren letzten Blatt weitere Druckermarke. Mit zahlreichen, unterschiedlich

57 grossen Holzschnittinitialen aus Kinderalphabeten von Hans Holbein. Schweinsleder- band d.Z. auf vier Bünden und über Holzdeckeln, die Deckel mit Rollenstempeln, zwei alte Messingschliessen (berieben, Deckelbezug etwas zerkratzt, Ecken bestossen). (CHF 2’400.00)

VD16 R-2164. Nicht bei Adams. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II, Nr. 175. Erste Basler Ausgabe, in der seltenen Variante mit nur zwei Holzschnittbordüren von Urs Graf, je- doch ohne die Titelbordüre mit antiken Autoren. Die Erstausgabe dieser Enzyklopädie war 1516 in Venedig bei Aldus erschienen. Frobens Schwiegervater Wolfgang Lachner hatte die Aldus-Ausga- be im September 1516 von der Frankfurter Buchmesse nach Basel gebracht und Froben – zusam- men mit dem jungen Oekolampad – gedrängt, das Werk in seinem Verlag herauszubringen. Rho- diginus (1469-1525), der eigentlich Lodovico Ricchieri hiess und sich nach seinem Geburtsort Rovigo nannte, unterrichtete nach Studien in Padua und Ferrara Griechisch und Latein in seiner Heimatstadt, später in Venedig, Bologna, Ferrara und Padua, bevor er 1515 Ordinarius in Mailand wurde. Sein grosses Werk ist Jean Grolier gewidmet; es behandelt alle möglichen Themen: Zoolo- gie, Botanik, Recht, Astronomie, Kosmologie, Mathematik, das griechische Theater, die orientali- sche Literatur, antike Philosophie usw. Angelegt ist das Werk hierarchisch und beginnt mit der Ent- stehung des Universums. Das Werk wurde sehr erfolgreich und bis weit ins 17. Jh. nachgedruckt. Rabelais zitiert es und Mon- taigne erwähnt es in seinem Reisetagebuch. Exemplar mit sehr zahlreichen, in sehr feiner, in etwa zeitgenössischer Hand- schrift in den ersten 130 Seiten, später nur noch vereinzelt Marginalien von derselben Hand. Auf dem Innendeckel kalligraphischer Besitzeintrag eines Le- onhardus Agricola mit Datum 1561 und Kaufvermerk darunter »1 fl 30 sh«. Dar- unter das gestochene Wappenexlibris von Franz Wilhelm Graf von Warten- berg. Auf dem Titel am Kopf Eintrag, dass das Exemplar 1621 von diesem Grafen Wartenberg dem Jesuitenkloster in Oettingen geschenkt wurde. Gutes Exemplar, breitrandig und im all- gemeinen sauber. Einige Feuchtigkeits- ränder. Das Titelblatt an der Aussenkan- te im weissen Rand ergänzt.

58 32* Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift mit Kalender in Französisch auf Pergament. Frankreich (vielleicht Lyon ?), erstes Viertel 16. Jh. 114 Bl.; die ersten 12 Bl. mit dem Kalender. Kollation: i7[statt 8, das erste weisse weggeschnitten],ii6, iii-vii8, viii-ix6,xxv8,xvi1. Blatt- grösse: 203 x 141 mm; Schriftspiegel: 105 x 63 mm. Siebzehnzeilig mit dunkelbrauner Tinte beschrieben, der Kalender zweispaltig, die Gebete einspaltig geschrieben. Fol. 13v, fol. 83v und fol. 114v original weiss. Durchgehend mit roter Tinte regliert. Mit 24 kleinen Minia- turen für den Kalender (37 x 47 mm), 12 blattgrossen, aus mehreren Szenen zusammenge- setzten Miniaturen mit Banderolen mit grossen, dreizeiligen illuminierten Initialen und 19 kleineren Miniaturen im Text (47-50 x 41 mm). Der Kalender eingeschrieben in architekto- nische Rahmen mit gotischen und Renaissance-Elementen. Alle Textseiten auf den Aus- senseiten mit Bordüren in Satzspiegelhöhe; die Bordüren mit Akanthusranken, Blumen und Früchten sowie Drolerien, teils mit Flüssiggold gemalt und auf goldenen oder farbi- gen Untergründen. Mit sehr zahlreichen, mit Flüssiggold und vereinzelt mit poliertem Blattgold gemalten Initialen, alternierend auf blauem und rotem Grund. Zeilenfüller mit Flüssiggold und vereinzelt mit Blattgold auf rot-blauen Untergründen. Sehr schöner dun- kelroter geglätteter Maroquinband d. frühen 17. Jhs. im »Du-Seuil«-Stil auf fünf Bünden, die Kompartimente mit reicher ornamentaler Rückenvergoldung, die Deckel mit dreifa- chen umlaufenden Fileten, in den Deckelmitten mit dreifachen Fileten gebildete Mittelpa- neele mit reizenden Eckstücken, ornamentalen Stehkantenbordüren, Goldschnitt (Ecken bestossen, Kanten und Bünde berieben, kleines Wurmloch im unteren Kapital). (CHF 240’000.00)

59 Ausserordentliches, reich illuminiertes und grosses Stundenbuch, wie das »Obsecro te« zeigt für einen Mann geschrieben. Aus den im Kalender hervorgehobenen Heiligen ist nicht auf einen spe- ziellen Ort zu schliessen. Von beachtlicher Qualität sind sowohl die grossen, meist zweiteilig und vereinzelt vierteiligen Miniaturen mit ihren reichen, mit Flüssiggold gemalten architektonischen Rahmen. Speziell reich sind die Bordüren in ihrer grossen Gestaltungsvariation mit Dreiecken, Quadraten, Rechtecken, Herzen, Kreisen, Trapezen usw., die als Untergünde dienen und in die rei- che Akanthusranken, Blumen- und Fruchtranken eingemalt sind; da tummeln sich 74 Vögel (dabei Reiher, Pfauen, Kauz, Pirol, Specht, Rotkehlchen), 51 Fabelwesen (teils zweigesichtige), 4 Bären oder hundeartige Tiere, 6 Löwen und 1 Schnecke. Unter dem Blumenschmuck finden sich Rosen, Nelken, Disteln, Margariten, Veilchen und Stiefmütterchen. Die Faktur der Bordüren und der Mi- niaturen ist elegant, zeugt aber gleichzeitig nicht von einer zu grossen Verfeinerung. Auffällig ist, wie stabil das Pergament ist, das verwendet wurde. Das Stundenbuch ist bestimmt im ersten Vier- tel des 16. Jhs. und könnte in Lyon entstanden sein. Die Betonung der Renaissance-Elemente in den architektonischen Rahmenleisten scheint mir auf Lyon als möglichen Entstehungsort zu weisen. TEXT Kalender mit französischen Heiligennamen in Braun und Rot (fol. 1r), ohne spezielle Heiligen. Evangelienperikopen nach Johannes (fol. 7r), Lucas (fol. 9r), Matthäus (fol. 10v) und Markus (fol.12r) Matutin (fol. 14r) Laudes (fol. 25r) Ad Primam (fol. 36r) Ad Tertiam (fol.41v) Ad Sextam (fol. 45r) Ad Nonam (fol. 48v)

60 Ad Vesperam (fol. 52r) Ad completum (62r) Busspsalmen und Litanei (fol. 66r) Officium defunctorum (fol. 84r) Obsecro te für männlichen Gebrauch (fol. 99r) Fürbittegebete an Gott (103r), Erzengel Michael (103v), Johannes Baptista (fol. 104r), Johannes Apo- stolus (fol. 104v), Apostel Petrus und Paulus (fol. 105r), Apostel Jacobus Maior (fol. 106r), den Hei- ligen Laurentius (fol. 106v), den Heiligen Sebastian (fol. 107v), den Heiligen Antonius (fol. 108r), den Heiligen Nikolaus von Bari (fol. 109r), Maria (fol. 109v), Maria Magdalena (fol. 110r), die Hei- lige Katharina (fol. 111r), die heilige Margarethe (fol. 111v), die heilige Barbara (fol. 112r) und die heilige Apollonia (fol. 118r). ILLUMINATION 1/2. Fol. 1r: Januar. Ein Edelmann sitzt an einem leinengedeckten Tisch, in seinem Rücken ein lo- derndes Kaminfeuer; von rechts nähert sich ein junger Bedienter mit einer Speise. Das Zodiak-Zei- chen des Wassermanns als Putto. Die architektonische Bordüre zeigt an der Aussenseite rechts eine Statue des Hl. Sebastian, eingestellt unter einen gotischen Baldachin. 3/4. Fol. 1v: Februar: Der Ackermann gräbt sein Feld um, im Hintergrund ein ummauertes Gehöft. Das Zodiak-Zeichen zeigt ein gegeneinander schwimmendes Paar Fische in einem Bach in einer herrlich weiten, hügeligen Landschaft. Die Bordüre zeigt links aussen die Statue vermutlich des Hl. Joseph, unter Baldachin. 5/6. Fol. 2r: März. Der Winzer schneidet seine Reben. Das Zodiak-Zeichen zeigt einen bildparallel nach links in einer Landschaft stehenden Widder. Die Bordüre zeigt rechts aussen die Muttergot- tes mit dem Jesuskind auf dem Arm, unter Baldachin.

61 7/8. Fol. 2v: April. Ein vornehm gekleideter Jüngling biegt das Knie vor einem am Boden sitzen- den Edelfräulein; die Szene spielt in einem »hortus conclusus«, den zahlreiche Blumen schmücken, im Hintergrund eine Stadtkulisse mit Rundturm. Das Zodiak-Zeichen zeigt den am Boden ruhen- den Stier vor einer Berglandschaft. In der Bordüre links der Evangelist Markus mit dem Löwen, unter einem Baldachin. 9/10. Fol. 3r: Mai. Ein Edelmann reitet auf seinem Schimmel, in der Rechten einen blühenden Baumast schwingend, in der weiten Landschaft im Hintergrund eine Burg auf einem Hügel. Das Zodiak-Zeichen zeigt statt des üblichen Zwillingsbrüderpaares Adam und Eva, die sich schamhaft hinter einen Busch kauern, dahinter eine weite Landschaft mit Fluss und Bergen. In der Bordüre rechts aussen den Heiligen Nikolaus von Bari. 11/12. Fol. 3v: Juni. Der Bauer mäht das Gras, im Hintergrund zwei grosse Burgen auf Hügeln. Das Zodiak-Zeichen zeigt einen bildparallel in der Luft schwebenden Krebs, im Hintergrund eine phantastisch überhöhte Hügelstadt. In der Bordüre aussen links die Statue des Hl. Johannes des Täufers, unter Baldachin. 13/14. Fol. 4r: Juli. Der Bauer erntet das Korn. Das Zodiak-Zeichen zeigt den am Boden ruhenden, mit Gold gehöhten Löwen vor einer hügeligen Landschaft. In der Bordüre rechts die Statue der Hl. Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, unter Baldachin. 15/16. Fol. 4v: August. Der Ackermann bringt die Wintersaat aus. Als Zodiak-Zeichen eine Jung- frau im goldenen Gewand, in der Linken einen goldenen Zweig haltend. In der Bordüre links aus- sen die Statue des Hl. Laurentius mit dem Rost, unter Baldachin (der Namenstag des Hl. Lauren- tius ist der 10. August – sein Name ist im Kalender nicht genannt!). 17/18. Fol. 5r: September. Der Winzer stampft im Bottich die Trauben. Als Zodiak-Zeichen hängt eine Balkenwaage am Oberrand des Miniaturfelds; im Hintergrund eine sehr fein ausgeführte Berglandschaft mit zwei Städten. In der Bordüre rechts aussen der Erzengel Michael mit dem be- siegten Drachen. 19/20. Fol. 5v: Oktober. Ein Treiber treibt Wildschweine aus einem Wald. Das Zodiak-Zeichen zeigt ein Skorpion auf einer Hügelkuppe, mit Ausblick rechts in die Tiefe auf einen Fluss. In der Bordü- re links aussen die Statue des Hl. Dionysius mit abgeschlagenem Haupt, unter Baldachin. 21/22. Fol. 6r: November. Der Bäcker schiebt Brote in den flammenden Ofen. Das Zodiak-Zeichen zeigt den Schütz bildparallel als nach links galoppierenden Kentaur, den Bogen gespannt und nach rechts zielend. In der Bordüre rechts aussen die Statue der Hl. Katharina, in den Händen ein Schwert und einen Palmwedel, am Fuss das zerborstene Rad, unter Baldachin. 23/24. Fol. 6v: Dezember. Ein Bauer schlachtet ein Schwein, seine Frau kommt mit einem Gefäss, um das Blut aufzufangen; die Szene spielt in einem Gehöft. Das Zodiak-Zeichen ist ein bildparal- lel nach links springender Steinbock. In der Bordüre links die Muttergottes mit dem Kind im Arm. 25. Fol. 7r: Vierteilige Miniatur, gegliedert durch eine Renaissance-Architrav-Architektur, in der Bildmitte links ein Schriftband. Im Feld oben links der in der weiten Landschaft sitzende Evange- list Johannes, ihm zur Rechten sein Adler; im Hintergrund mäandrierender Fluss und drei Städte; in den drei kleineren Bildfeldern oben rechts die Gefangennahme des Johannes, am unteren Rand sein Martyrium im Feuertopf, ein Knecht schürt das Feuer unter dem Topf mit einem Blasbalg; im Feld unten rechts eine Gruppe von Neugierigen. 26. Fol. 9r: Der Evangelist Lukas in einem hohen Lehnstuhl sitzend, links der am Boden ruhende geflügelte Stier. In der Bordüre links Erdbeeren, rechts ein Pirol. 27. Fol. 10v: Der an einem Schreibpult sitzende Evangelist Matthäus, am linken Rand der Engel. In der Bordüre links ein Vogel, rechts ein Fabelwesen mit Giraffenhals und zweitem Gesicht auf der Brust. 28. Fol. 12r: Der auf einem Hocker sitzende Evangelist Markus in einem engen Gelass, rechts von ihm der geflügelte Löwe. In der Bordüre links ein zweibeiniges Fabelwesen mit Giraffenhals und einem zweiten Gesicht auf seiner Brust, rechts ein Vogel. 29. Fol. 14r: Zweiteiliges Bild, in einer oben mit einem flachen Bogen abgeschlossenen Rundsäulen- architekur. In der oberen Hälfte die Verkündigung an Maria, sie links, rechts naht sich der Engel;

62 63 die Szene spielt in einem kostbaren Gemach, dessen Wände flache Porphyrpilaster und geschnitz- te Paneele aufweisen; durchs offene Fenster sieht man drei singende Engel. In der Mitte des Ge- machs eine Blumenvase auf dem rot-weiss gewürfelten Boden. Im untern Teil zwei auf dem Ge- sims stehende Putti, die das Schriftband halten, das die Szene teilt. 30. Fol. 25r: Visitatio, eingestellt in eine mit einem Dreieckgiebel bekrönte Säulenarchitektur, der Giebel seitlich mit Delphinen geschmückt. Maria steht in der Bildmitte in einer offenen, weiten Landschaft mit mäandrierendem Fluss und Hügeln, links von ihr die knieende Elisabeth. Am lin- ken Rand eine weibliche Assistenzfigur mit einem Buch in der Linken. 31. Fol. 36r: Weihnachtsbild, eingestellt in eine Architrav-Architektur, der Deckbalken bekrönt von einem Laubornament. In der obern Hälfte der Stall mit Ochs und Esel ganz links, in der Mitte Maria und Joseph, vor ihnen das Kind in der Krippe; am rechten Rand zwei Hirten. In der unteren Szene zwei Hirten und eine Hirtin links, im rechten kleinen Feld ein Dudelsackspieler. 32. Fol. 41v: Verkündigung an die Hirten, eingestellt in eine Säulenarchitektur mit flachem Deck- balken. Am Unterrand zwei am Boden liegende Hirten, in ihrer Mitte ein Hund; kunstvoll zieht sich der Weg in einem S-Bogen in die obere Hälfte, dort links eine Hirtin und ein Hirte am Boden sitzend, rechts davon ein knieender und ein stehender Hirte, der auf die Engelserscheinung im Himmel weist; in ihrer Mitte die Schafherde. Oben links auf einem Hügel ein Schafgehege und zwei weitere Hirten vor einer kleinen Hütte; rechts Ausblick in eine weite Flusslandschaft mit zwei Hügelstädten. 33. Fol. 45r: Anbetung der Heiligen Drei Könige. Zweiteiliges Bild, eingestellt in einen schlichten Goldrahmen. Am Bildunterrand zwei knieende Engel, die das Schriftband halten. In der oberen Hälfte die Anbetung, die Könige in der linken Hälfte, rechts die sitzende Maria mit dem Kind auf dem Schoss, hinter ihr Joseph mit einem Kelch. Ausblick in eine weite Landschaft, im Himmel der strahlende Stern. 34. Fol. 48v: Darbringung im Tempel. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Pfeilerarchi- tekur, oben abgeschlossen von einem Architrav mit Halbrundbogen, in den Zwickeln darüber Engel auf blauem Grund. Im unteren Bildteil zwei Putti, im oberen Teil die szenische Darstellung, am rechten Rand die knieenden Maria und Joseph, hinter ihnen zwei weitere Frauen, am linken Rand der Hohe Priester mit dem Jesuskind in den Armen hinter einem Altar, hinter ihm drei wei- tere Männer. Ausblick in eine wunderbare Apsis mit Muschelkalotte, die Wände gegliedert mit ko- rinthischen Wandpfeilern und roten Marmorpaneelen. 35. Fol. 52r: Der Bethlehemitische Kindermord. Zweiteiliges Bild, eingestellt in einen einfachen Bal- kenrahmen. Im oberen Teil, in einer üppigen Palastarchitektur mit Rundbogenfenstern mit Säulen, links die Gruppe des thronenden Herodes mit zwei Assistenzfiguren, in der Bildmitte eine knieen- de, schluchzende Mutter, vor ihr das getötete Kind, am rechten Rand eine Gruppe von Häschern mit Schwertern und Lanzen, mit aufgespiessten Opfern, am Unterrand zwei weitere mordende Häscher und zwei verzweifelnde Mütter. 36. Fol. 62r: Pfingstbild. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Säulenarchitektur, oben abgeschlossen mit einem stark gekröpften Architrav. In der oberen Hälfte die knieende Maria, um- geben von den Aposteln, rechts, von hinten durch einen Bogengang hereinkommend, die Taube des Heiligen Geistes mit flammenden Strahlen, die sich über die Szene ausgiessen. Im untern Teil zwei Engel, die das Schriftband halten. 37. Fol. 66r: König David. Vierteiliges Bild, eingestellt in eine polychrome Renaissance-Pilasterar- chitektur mit flachem Dreieckgiebel. Im grossen Bildfeld oben links der knieende König David in voller Rüstung, seine Harfe am Boden liegend, in einer felsigen Landschaft. Im kleinen Bildfeld oben rechts der Kampf Davids mit Goliath. Im kleinen Bildfeld unten rechts eine mit einem Mu- schelbogen geschmückte Pforte. Unten links Bathseba im Bade, ihre Scham mit einem durchsichti- gen Schleier bedeckend, in der Mitte des Bachs eine goldene Brunnenarchitektur, David blickt aus seinem Palast rechts auf die Szene, am linken Rand zwei Zuschauer in einem von geflochtenen Hecken begrenzten »hortus conclusus«. 38. Fol. 84r: Hiob wird von seinen Freunden getröstet. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renais- sance-Säulenarchitektur mit gekröpftem Architrav. Im oberen Teil links der auf dem Misthaufen

64 sitzende Hiob, den Satan versucht hatte, rechts nähern sich seine drei Freunde. Im Hintergrund schöne Stadtkulisse und Ausblick in eine weite Flusslandschaft. Im unteren Teil ein ruhendes To- tengerippe, den Schädel auf einen zweiten Schädel als Kissen aufgestützt. 39. Fol. 99r: Maria als Himmelskönigin. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Säulenar- chitekur, oben abgeschlossen durch einen Rundbogen. Im oberen Teil die in der Bildmitte thronen- de Madonna mit dem Kind auf dem Schoss, hinter ihr ein grüner, reich ornamentierter Behang, links und rechts eine Engelschar. Im unteren Teil zwei knieende Engel, die das Schriftband halten. 40. Fol. 103r: Der Gnadenstuhl. Der thronende Gottvater mit dem Crucifixus in den Händen, hin- ter ihm eine Schar von blauen und roten Cherubim. In der Bordüre links ein Pirol, in der Bordüre rechts ein Fabelwesen mit Vogelkopf, Löwenklauen und dem Hinterleib in einem Schneckenhaus. 41. Fol. 103v: Der Erzengel Michael im Kampf gegen den als Drachen gezeigten Satan in einer fel- sigen Landschaft. In der Bordüre links ein Fabelwesen mit Vogelkopf, Löwenklauen und dem Hin- terleib in einem Schneckenhaus. 42. Fol. 104r: Johannes der Täufer in einer felsigen Landschaft. In der Bordüre rechts ein Vogel. 43. Fol. 104v: Der Apostel Johannes mit dem Schlangenkelch in der Hand in einem engen Gelass. In der Bordüre links ein an einer Erdbeere pickender Vogel. 44. Fol. 105r: Die Apostel Petrus und Paulus in einer weiten Landschaft. 45. Fol. 106r: Der Apostel Jakobus major in einer felsigen Landschaft. 46. Fol. 106v: Der Heilige Laurentius mit dem Rost in einer weiten Flusslandschaft. 47. Fol. 107v: Der Heilige Sebastian an eine Säule gebunden, in einer weiten Flusslandschaft. 48. Fol. 108r: Der Heilige Antonius mit dem Schwein, in einer weiten Flusslandschaft. 49. Fol. 109r: Der heilige Nikolaus von Bari, in einem engen Gelass, der die drei ermordenten Kin- der zum Leben erweckt. 50. Fol. 109v: Visitatio. Maria nähert sich von links der auf einem goldenen Thron sitzenden Elisa- beth. 51. Fol. 110r: Die Heilige Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, in einer weiten Flusslandschaft. 52. Fol. 111r: Die Heilige Katharina mit Schwert und Palmwedel in der Hand, am Fuss das gebor- stene Rad, in einer weiten Landschaft mit Felsenburg im Hintergrund. 53. Fol. 111v: Die Heilige Margarethe auf dem Drachen in einem engen Gemach. 54. Fol. 112r: Die Heilige Barbara mit Palmwedel in der Hand und dem Turm in der Linken, in wei- ter Landschaft. 55. Fol. 113r: Die heilige Apollonia mit der Zange in der Hand und einem offenen Buch, in weiter Flusslandschaft. ERHALTUNGSZUSTAND Ausgezeichnet erhaltenes Stundenbuch mit nur wenigen Bereibungen und Schäden an Text und Bild. Das erste Blatt als ganzes etwas berieben, da ein Vorsatz weggeschnitten ist. Geringfügige Be- reibungen durch das Blättern in der unteren Ecke der ersten grossen Miniatur (fol. 7r). Kleine Wischspur im Text von fol. 22r, ebenso fol. 35v in der Bordüre. Zwei kleine Braunflecken in fol. 55v und 56r (vielleicht Wachsflecken ?), ebenso fol. 62v und 63r. Winzige Abplatzung im Bild von fol. 84r.

65 Auf Pergament gedruckt 33* Leo X. Papa. – Bulla Leonis. X. Co(n)firmation(is) privilegior(um): indultor(um) faculta- tu(m) et i(n)dulge(n)tiar(um) hospitali S. sp(irit)us in Saxia de urbe: et eius me(m)bris per plures Rom(anos) Pont(ifices) co(n)cessar(um) cu(m) extension(ibus) Bulle Sixti IIII. Ohne Ort, Drucker und Jahr (Rom ?) 1517. Gr.-8°. 14 unnum. Bl. (Lagenzählung: a8,b6). Mit Papstwappen und schwarzgrundiger Bordüre auf dem ersten Blatt. Sehr schöner Leder- band d.Z. mit breiten, goldgeprägten ornamentalen Bordüren und dem grossen, in Silber geprägten Kreuzzeichen des Hospitaliter-Ordens, mit angehängtem Wachssiegel in Blech- kapsel (ohne die alten Schliessbänder; etwas berieben; kleine Aufschürfung von der Blechkapsel herrührend). (CHF 7’500.00)

Von mir nicht nachweisbar. Über den KVK kein Exemplar auffindbar. Nicht bei Adams. Vereinigt drei Bullen Leos X., eine vom 9. März 1513, signiert von Cyprianus; eine vom 7. März 1515, signiert von Pietro Bembo, und eine vom 29. April 1517, gezeichnet von A. de Verdesoto. Die Bullen sind alle in Zusammenhang mit Zuwendungen an das Ospedale di Santo Spirito in Sas- sia ediert worden, eines der wichtigsten Pilgerhospize in Rom, das auf eine Gründung von König Ine von Wessex zurückgeht und ursprünglich für englische Pilger bestimmt war. Auf dem letzten Blatt langer handschriftlicher Eintrag eines Philippus Quintilianus de Civitate Ca- stellana, mit dessen Notariatszeichen (?). Sauber. – Wie alle diese Kleinschriften von grosser Seltenheit.

66 34* (Pseudo-)Bonaventura. Exe(m)pla sa- crae scripturae: vel Biblia Pauperum composita a Sancto Bonaventura Car- dinali. (Auf dem letzten Blatt:) Vene- dig, Bernardo de Vitalibus, 1518. 8°. 56 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-g8; Bl. g4 und g8 weiss). Mit einer kolorierten Holzschnittdruckermarke auf dem Ti- telblatt. Moderner, flexibler Perga- mentband. (CHF 3’500.00)

Edit 16 CNCE 6009 (mit 6 Bibliotheksnach- weisen in Italien). Nicht bei Adams. Offenbar äusserst seltene Ausgabe der nach Stichwörtern in alphabetischer Ord- nung angelegten Sammlung von Bibelstel- len als Anleitung für Prediger – das erste Stichwort heisst »De abstinentia«, es geht weiter mit »De amicitia«, »De avaritia«, »De angelis bonis« usw., bis hin »De zelo«. Das Werk wurde früh dem »Doctor Sera- phicus« zugeschrieben, dem Hl. Bonaven- tura (1221-1274), stellt aber möglicherweise eine Bearbeitung des ähnlich gelagerten Werkes von dessen Zeitgenossen dar, dem letzten lateinischen Patriarchen von Akkon, Nicolas de Hanapes (1225-1291), des zwischen 1260 und 1270 entstandenen »Liber de ex- emplis sacre scripturae«. Sehr reizvolle Druckermarke mit einem auf einem Ochsen reitenden Ritter mit gezogenem Schwert und den Initialen »ZMBB«. Zahlreiche Unterstreichungen in Rot. Ausführliche Marginalien einer zeitgenössischen Hand in Latein und Italienisch auf dem Titelblatt und der Titelrückseite, im Text und auf den beiden weis- sen Blättern. Auf dem Vorsatz Besitzeintrag von Baron Per Hierta.

35* Sickingen, Franz von. Ervoderung und verkundung: des Edeln un(d) vestn Francisco vo(n) Sickingen/ zuo Eberbürg / an und wider Provincial prioren und Conventen Predi- ger ordens teutscher nation un(d) sunderlichen Brueder Jacoben von der hochstraten / auch prediger ordens / von wegen und namen / des hochgelerten und weitberümbten hern Johann Reuchlins baider Rechten doctor / seiner erlangten Executorial halben tc. Ohne Ort und Drucker (1519). Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (a4). Mit 1 Titelholzschnitt. Geheftet. (CHF 3’500.00)

VD16 S-6307 (liest »vesten« in der zweiten Zeile). Goedeke II, 233, 2, 1. Einer von 2 Drucken aus dem Jahr 1519, dieser von VD16 Jörg Nadler in Augsburg zugewiesen. Wie alle Schriften von Franz von Sickingen (1481-1523) von grosser Seltenheit. Der Aufruf entstand in der Zeit der Vorbereitung des Kriegszuges des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg und auf Veranlassung Ulrich von Huttens. Sickingen machte sich zum Anwalt für

67 Reuchlin, seinen Heidelberger Lehrer, der einen vom Dominikanerorden zu Köln gegen ihn angestrengten Prozess wegen Haeresie gewonnen hatte; der Orden ver- weigerte sich jedoch, die ihm auferlegten Kosten zu zahlen. Erst Sickingens dezidier- ter Aufruf verhalf dem greisen Reuchlin (1455-1522) zu seinem Recht. Aus einem Sammelband ausgelöst. Durch- gehend etwas stockfleckig.

Die Steckelberger-Sammlung 36* Hutten, Ulrich von. [Epigrammata]. Hoc in volumine haec continentur Ulrichi Hutteni equ. Super infectione propinqui sui Ioannis Hutteni Equ. Deploratio. Ad Ludovicum Hut- tenum super interemptione filii Consolatoria. In Ulrichum Vuirtenpergensem orationes V. In eundem Dialogus, cui titulus Phalarismus. Apologia pro Phalarismo, & aliquot ad ami- cos epistolæ. Ad Franciscum Galliarum regem epistola ne causam Vuirtenpergen. Tueatur exhortatoria. (Auf dem letzten Blatt:) «Excusum in arce Stekelberk an. M.D.XIX. Mense VIIbri« (= Mainz, Johann Schöffer, 1519). Kl.-4°. 106 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-C4,D6, E-Z4, a-c4). Mit 2 Textholzschnitten und 6 schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Restau- rierter lackierter Lederband d.Z. mit goldgeprägtem Rückentitel, die Deckel mit schönen floralen Rollenstempeln, mit Schliessbändern (Rücken und Ecken erneuert). (CHF 3’800.00)

VD16 H-6408. Goedeke II, 230, 19. Benzing, Hutten 120. Kuczynski 1091. Einzige Ausgabe dieser Sammlung von Schriften und Reden Huttens (1488-1523), selten. Mit Ausnahme von Vor- und Nachwort sowie acht Briefen nehmen alle Schriften Bezug auf die Er- mordung von Huttens Vetter Hans durch Herzog Ulrich von Württemberg.

68 Unter den 15 Stücken gilt der »Phalarismus«-Dialog als der bedeutendste; es ist dies der erste von Hutten verfasste Dialog, der diese Gattung damit in die Literatur des deutschen Humanismus ein- führte. Der »Phalarismus« war 1517 ein erstes Mal erschienen, ebenfalls mit dem Hutten-Portrait unter dem Baldachin, das sowohl Hans Schäufelein als auch dem Petrarca-Meister zugewiesen wird, von dem der Holzschnitt mit der Ermordung Hans von Huttens stammt und hier zum ersten Mal abgedruckt wird. Ausser dem »Phalarismus« liegen alle Schriften in Erstausgabe vor. »Dass diese Sammlung nicht auf der Burg Steckelberg … gedruckt …, ist, beweist nicht nur die Schönheit des Druckes selbst, die sich in einer Stegreifdruckerei nicht erreichen liess, sondern auch ein in meinem Besitz befindliches Exemplar (mit Widmung Schöffers an Peutinger)« (Böcking, Hutten XXIV,1). Hutten wollten offenbar den Drucker vor allfälliger Verfolgung schützen, dass er ihn anwies, das Impressum so zu drucken. Die sehr schönen Initialen stammen aus dem von Hutten bei Schöffer edierten Livius und rühren von der Hand von Gabriel Zehender. Durchgehend feuchtigkeitsrandig, das Titelblatt angeschmutzt und sporfleckig sowie mit länge- rem Besitzeintrag, datiert 1750. Auf dem fliegenden Vorsatz Besitzeintrag Baron Per Hierta mit Datum von 1895.

69 37* [Widmann, Johann]. Behend vnd hüpsch Rechnung vff allen Kauffman- schafften. (Auf dem letzten Blatt:) Hag- nau, Thomas Anshelm, 1519. 12°. Titel- blatt und 151 Bl. (falsch numeriert: 154 Bl.; Bl. 93 durch altes handschriftliches Facsi- mile ersetzt). Mit einigen Textdiagram- men und kleinen Textholzschnitten. Auf dem letzten Blattschöne Druckermarke. Holzdeckelband d.Z., der Rücken mit ge- prägtem Schweinsleder bezogen, der Holzdeckel auf der Vorderseite mit einge- ritztem Besitzermonogramm »JT«, auf der Rückseite hübsche Kerbschnitzerei (ohne die Metallschliessen). (CHF 35’000.00)

VD16 W-2479. Vgl. Adams W-137 (Ausgabe 1526). Vgl. Smith, Rara Arithmetica 40 (zur Ausgabe 1508). Benzing, Hagenau, 54. Wie alle frühen Ausgaben von ausgesuchter Sel- tenheit. »Widmann’s arithmetic was the first great German textbook on the subject, alt- hough minor works had already appeared be- fore 1489. It is in the main a practical treatise, with good problems, and it set the standard for Germany much as Borghi’s book did for Italy.Among its noteworthy features is the use of the plus and minus signs for the first time in a printed work … as symbols of excess or de- ficiency in warehouse measures. The book is illustrated with pictures of showing mercantile cus- toms, and with geometric diagrams. Widmann acknowledges his indebtness to men like Sacrobos- co, although this work shows no dependence upon the Algorismus named« (Smith. S. 36ff., zur Zweitausgabe von Pforzheim, Anshelm, 1500). Eine der Illustrationen (fol.92) zeigt eine steinerne Brücke mit Rundbogen – angeblich die erste sol- che Darstellung. Fol.93 (m6) ist alt durch ein handschriftliches Facsimile ersetzt. Auf beiden Innendeckeln zeitgenössischer handschriftlicher Besitzeintrag »Jacob Tucher Am Mil(ch)marckt«, darunter das Datum 1519. Auf dem Titel ebenfalls alter Besitzeintrag Wolf Fried- rich Stromer. Einige Blätter gebräunt, im Ganzen jedoch gutes Exemplar – abgesehen vom durch ein Facsimile ersetzten Blatt – in einem hübschen Holzdeckelband.

38 Gellius, Aulus. Noctium Atticarum Libri XIX. (Auf dem letzten Blatt:) Basel, Andreas Cratander für Ludwig Hornken, 1519. Fol. 14 unnum. Bl., 106 fol. Bl., 22 unnum. Bl. Mit in Rot und Schwarz gedrucktem Titel mit einer aus einem Block bestehenden Holzschnitt- bordüre von Hans Franck und einer weiteren, aus vier Teilen zusammengesetzten Holz- schnittbordüre auf dem ersten Textblatt. Auf dem letzten Blatt Verlegermarke mit dem Wappen Hornkens und auf der Versoseite Cratanders Druckermarke. Mit zahlreichen

70 schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Moderner Halbpergamentband mit goldgepräg- tem Rückentitel, die Deckel mit Kleisterpapier bezogen (etwas fleckig und leicht berie- ben). (CHF 1’800.00)

VD16 G-1036. Nicht bei Adams. Panzer VI, 384. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II, Nr. 301. Erste Basler Ausgabe der von Aulus Gellius im 2. Jh. n. Chr. zusammengestellten Anthologie älte- rer antiker Texte, die dritte im deutschsprachigen Raum erschienene (nach 2 Strassburger Ausga- be, zuvor in Venedig und Paris erschienen). Cratander druckte die Ausgabe im Auftrag des ange- sehenen Kölner Verlegers Ludwig Hornken, der mehrfach in Basel drucken liess, so auch bei Petri. Cratander zog für die Herausgabe Beatus Rhenanus und Fabricius zu. Aulus Gellius hatte seine eklektische Sammlung älterer Texte in einem Athener Landhaus begon- nen – deswegen der Titel; das Werk ist in 20 Bücher abgeteilt, von denen sich das achte nicht erhal- ten hat. Die Themata sind sehr verschieden: Philosophie, Erziehung, Geschichte, Altertümer usw. Einige Texte wären ohne die Notierung durch Aulus Gellius verloren. Den ganzen Holzschnittschmuck – beide Titelbordüren, die Initialen und die beiden Verleger- und Druckermarken – weist Hieronymus Hans Franck zu. Die »Hercules Gallicus«-Bordüre auf dem er- sten Blatt erscheint hier zum zweiten Mal, nach dem Erstab- druck im »Dictionarium Grae- cum« von März 1519. Etwas knapp beschnittenes Ex- emplar. Titelblatt angeschmutzt. Einige nicht störende Wurmlö- cher. Fol. 36v mit grossem Tin- tenfleck. Feuchtigkeitsspuren in den oberen Aussenecken in den letzten ca. 25 Bl. Vorsätze stock- fleckig.

71 39 Erasmus, Desiderius, Roterodamus. [Adagiorum Chiliades ex quarta recognitione]. Basel, Froben, 1520. Fol. 26 meist unpag. Bl. Präliminarien, 791 S. Mit 2 Holzschnitttitel- bordüren und 1 Holzschnittdruckermarke, einigen Initialen und mehreren Zierstücken. Schweinslederband d.Z. über dicken Holzdeckeln, auf vier Bünden, die Deckel mit rei- cher Blindpressung (ohne die Messingschliessen, berieben und bestossen, einige Wurm- löcher, eine kleine Fehlstelle im Bezug des Rückdeckels). (CHF 3’500.00)

VD16 E-1936. Adams E-431. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II, Nr. 151. Erstausgabe der vierten Redaktion der Adagiensammlung, die mittlerweile 3443 Adagien umfasst, gegenüber der dritten Ausgabe also um 21 Adagien vermehrt ist. Erasmus hat die Ausgabe selbst besorgt. Vor- rede und Nachwort sind dieselben wie in der dritten Ausgabe. Die splendide Titelbordüre von Urs Graf wurde in der Ausgabe von 1515 erstmals verwendet; sie zeigt oben und seitlich die Portraits von 21 alten Philosophen und Dichtern, am Unterrand einen Hortus conclusus mit einem grossen Baum und vier Brunnen. Die zweite Bordüre ist von Ambro- sius Holbein und zeigt Kinder als »Genii artium liberalium«. Die schönen Initialen stammen aus dem Herkules-Alphabet von Hol- bein. Überaus reich zeitgenössisch an- notiertes Exemplar. Die Annota- tionen stammen alle von einer Hand und finden sich überall: auf dem Innendeckel und dem flie- genden Vorsatz, im Index, durch den ganzen Text, und speziell auf den letzten beiden Blättern und dem hinteren Vorsatz. Die Anno- tate auf den ersten und letzten Blättern sind meist knappe Hin- weise auf einzelne Adagien. Im Text sind häufig Hinweise auf Adagien ähnlicher Natur. Die Handschrift ist auffällig fahrig und weist sehr viele Kürzel auf. Leider nennt sich der Leser, der den Band kurz nach Erscheinen so fleissig durchgearbeitet hat, nir- gends! Die Ränder durchgehend etwas gebräunt, Bräunungen und einige Flecken hin und wieder. Schwa- che Feuchtigkeitsspur am Unter- rand durch einen grossen Teil des Bandes. Einige kleine, aber wenig störende Wurmgänge und -löcher. Kleiner Randeinriss im weissen Unterrand des ersten Blattes. Auf dem vorderen Innendeckel Besitzeintrag des Basler Mathe- matikers Nikolaus I. Bernoulli (1687-1759).

72 40* Luther, Martin. Von dem Bapstum zu Rome: widder den hochberumpten Roma- nisten zu Leiptzck D. Martinus Luther Au- gust. Vuittenberg. (Wittenberg, Melchior Lotter, 1520). Kl.-4°. 32 unnum. Bl. (das letz- te weiss; Lagenzählung: A-H4). Geheftet. (CHF 1’500.00)

VD16 L-7131. Benzing, Luther 655. Kuczynski 1407. Eine von elf Ausgaben aus dem selben Jahr, von Benzing als erste aufgeführt. Die Leipziger Dis- putation von 1519 mit Johann Eck und den Re- formatoren Luther, Melanchthon und Karlstadt legte die abweichenden Haltungen von Alt- und Neugläubigen offen, sie führte dazu, dass im Folgejahr Papst Leo X. den Bann gegen Luther aussprach. Und Luther schrieb seine drei gros- sen Schriften »An den Christlichen Adel«, »De Captivitate Babylonica« und »Von der Freiheit eines Christen Menschen«. Die vorliegende Schrift ist die direkte Auseinandersetzung mit Eck und der Leipziger Disputation. Aus einem Sammelband ausgelöst. Nur unbedeutend fleckig. Besitzvermerk auf der Rückseite des Titelblattes.

41* Bodenstein, Andreas, von Carl- stadt. Von geweychtem wasser un(d) saltz Doct. Andreas Carlstadt. wider denn vnuor- dienten Gardian Franciscus Seyler. [Leipzig, Valentin Schumann] 1520. Kl.-4°. 12 unnum. Bl. (das letzte leer; Lagenzählung: A-C4). Ge- heftet. (CHF 2’400.00)

VD16 B-6247. Kuczynski 395. Von VD16 als erster Druck aufgeführt, einer von vier Drucken aus dem selben Jahr. Luther war sehr angetan, dass sich Carlstadt in seiner Schrift gegen den Franziskaner Seyler so sehr ins Zeug legte, diesen auf die Schriftwidrigkeit des Ablas- ses hinwies und wie töricht es sei, auf geweihtes Wasser und Salz zu vertrauen. Stichsatz am Fuss des Titels. Aus einem Sammel- band ausgelöst, etwas angeschmutzt.

73 42* Luther, Martin. Widder die Bullen des End- christs: Doctor Martinus Luther. Vuittembergk [Melchior Lotter] 1520. Kl.-4°. 10 unnum. Bl. (La- genzählung: A4,B6). Moderner Pappband. (CHF 1’200.00)

VD16 L-7449. Benzing, Luther 728. Kuczynski 1415. Erste deutsche Ausgabe von »Adversus Bullam«; dies ist nicht eine genaue Übersetzung, sondern eine freie Bearbeitung des lateinischen Originals. Luther be- spricht darin die ersten 12 in der Bulle verdammten Sätze – im lateinischen Original werden nur sechs be- handelt. Die im ganzen heftige Schrift schliesst: »wird d(er) bapst diße bulle nit widerruffen un(d) vordamm- nen / datzu D. Ecke(n) mit seine(n) gesellen / solcher Bulle(n) folger / straffen / so sol niema(n)t dran zweyf- feln / der bapst sey gotis feynd / Christ(i) vorfolger / d(er) christe(n)heit vorstorer / un(d) der rechte End- christ. den bißher ist noch nie gehoret / das yemannt de(n) Christliche(n) glaube(n) offentlich beka(n)t / vorda(m)pt habe/ wie diße hellische vorfluchte bulle thut«. Aus einem Sammelband ausgelöst. Durchgehend feuchtigkeitsspurig und stockfleckig.

43* Luther, Martin. Das Magnificat Vorteutscht und außgelegt durch D. Martinum luther Aug. Vuittenberg. [Wittenberg, Melchior Lotter, 1521]. Kl.-4°. 44 unnum. Bl. (Lagenzäh- lung: a-l4). Moderner Halbpergamentband mit handgeschriebenem Rückentitel. (CHF 4’000.00)

VD16 L-5453. Benzing Luther 855. Kuczynski 1431. Erste Ausgabe dieser frühesten Bibelauslegung Luthers, die er für Herzog Johann Friedrich von Sachsen unternahm und noch vor seiner Reise an den Wormser Reichstag begonnen hatte; erst auf der Wartburg stellte Luther das Werk fertig. Dem Lobgesang auf Maria fügte Luther eine erste Übersetzung des Gebets von König Salo- mon bei. In der Widmung an Johann Friedrich dankt Luther für dessen Hilfe beim Kurfürsten, nachdem die Bannbulle Leos X. bekannt gewor- den war. Durchgehend Marginalien in roter und brauner Tinte von einer zeitgenössischen Hand. Kleiner Besitzerstempel am Fuss des Titels. Besitzein- trag von Baron Per Hierta auf dem, fliegenden Blatt, mit Datum von 1905.

74 44* Rhegius, Urbanus. Ain predig Von der hai- ligen junckfrauwen Catharina / Doctoris Urbani Regii Thuompredigers zu Aug- spurg / gepredigt im M.D.XXI. Iar. Augs- burg, Silvanus Otmar, 1521. Kl.-4°. 8 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-b4). Mit einer aus vier Teilen zusammengesetzten Titel- bordüre. Geheftet. (CHF 750.00)

VD16 R-1868. Kuczynski 2226. Liebmann D 31. Einzige Ausgabe der Predigt zum Fest der Schutzpatronin der Philosophen und Theolo- gen, gehalten am 25. November in Augsburg. Deutlich sind darin Luthersche Einflüsse zu er- kennen. Obwohl auf dem Titel noch Dompredi- ger genannt, hielt Rhegius die Predigt nicht mehr als solcher; bereits bei seiner Fronleich- namspredigt, wo er sich gegen das Ablasswe- sen wandte, kam es zu Spannungen mit dem Domkapitel, weswegen Rhegius gegen Ende Jahr sein Amt abgeben musste. Die sehr eindrückliche Titelbordüre zeigt am Kopf Gottvater sowie links und rechts Adam und Eva, am Fuss Medaillonportrait Kaiser Maximilians. Etwas stockfleckig.

45* Luther, Martin. Copia eyner Missive(n) edd(er) Sendebreves so Doctor Martinus Luther na sinem afscheyde to Wormbs to rugge an de Chorfor- sten. Forsten un(d) Ste(n)de des hilige(n) Romeschen Rickdages dar suluest vorsammelt geschreve(n) hefft. M.D.XXI. [Lübeck, Hans Arndes, 1521]. Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage A). Rotes Halblederbändchen mit goldgeprägtem Rückentitel. (CHF 2’500.00)

VD16 L-3691. Benzing, Luther 1042. Einzige niederdeutsche Ausgabe der im Original in Latein geschriebenen Missive Luthers, die im Original ein einziges Mal, in der wohl von Georg Spalatin gemachten deutschen Übersetzung hingegen 18 Mal gedruckt wurde. Luther schrieb seinen Brief am 28. April 1521 in Friedberg, zwei Tage nach seiner Abreise vom Wormser Reichstag. Er recht- fertigt darin sein Verhalten gegenüber den ihm dort gestell- ten Forderungen. Er dankt wiederholt für die Sicherung des freien Geleits und schickt den Reichsherold mit diesem Schreiben nach Worms zurück. Auf dem Innendeckel Exlibris William Jackson.

75 Aus der Kirchenbibliothek Felix und Regula in Zürich 46 Lactantius, Lucius Coelius Firmianus. [Opera]. Divinarum institutionum Libri VII. De ira Dei Liber I. De opificio Liber I. Epitome in libros suos liber acephalos. Phoenix. Carmen de dominica resurrectione. Carmen de passione Domini. [Auf dem vorletzten Blatt:] Basel, Andreas Cratander, 1521. Kl.-4°. 10 unnum. Bl., 433 S., 1 Bl. (Lagenzählung: a4,b6,c-z4,A- Z4,Aa-Ii4,Kk6). Mit Holzschnitt-Titelbordüre von Hans Holbein d.J., 10 Holzschnittleisten und 13 Holzschnittinitialen sowie einer Holzschnittdruckermarke auf dem letzten Blatt. Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden mit handschriftlichem Rückentitel, die Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln; Messingschliessen; auf dem Vordeckel Pergamentschild mit Bibliothekssignatur aufgeklebt (wurmstichig, Kratzspuren, berieben). (CHF 1’200.00)

VD16 L-38. Adams L-18. Hieronymus, Oberrheinische Buchill. 2, Nr. 372. Erste Basler Ausgabe der Werke des von Pico della Mirandola als »christlichen Cicero« benannten, aus Nordafrika stammenden Kirchenvaters Laktanz (um 250-um 320), der unter Kaiser Diokletian als Lehrer nach Nikomedia und später von Kaiser Konstantin als Lehrer seines Sohnes Crispus nach Trier berufen wurde. Der von Marcus Musurus herausgegebene Band enthält alle Werke des Laktanz bis auf dessen »De mortibus persecutorum«. Die Titelbordüre von Holbein d.J. ist aus einem Stock geschnitten und zeigt unter einem Dreiecks- giebel links Judith und rechts Lucretia, am Fuss das Signet Cratanders; sie erscheint hier das erste Mal. Die Leisten stammen nach Hieronymus von Franz Gerster. Durchgehend wurmstichig (keine Wurmgänge); zahlreiche Abklatschspuren (Text). Hin und wie- der schmutzfleckig. Alte Ausbesserungen im Falz hin und wieder. Seitlich Blattweiser aus rotge- färbtem Leder.

76 Auf dem Innendeckel zeitgenössischer, vierzeiliger Schenkungseintrag des Kaplans Johannes Murer für die Bibliothek der Zürcher Kirche Felix und Regula. Am Fuss des Titels Bibliotheks- und Tilgungsstempel

47* Luther, Martin. Eyn Sermon von dem unrechten Mammon Lu. Xvi. Doct. Mart. Luther. Wittemberg Anno. M.D.XXII. (Wittenberg, Rau-Grüninger, 1522). Kl.-4°.6 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4,B2). Mit schöner, aus einem Stock ge- schnittenen Titelbordüre von Lucas Cranach. Geheftet. (CHF 1’800.00)

VD16 L-6073. Benzing, Luther 1430. Koepplin/Falk Nr. 217. Eine von 10 Ausgaben des Jahres 1521 von einem der berühmtesten und po- pulärsten Sermone Luthers. Luther legt darin aus der Bibel dar, dass Reichtum seinen Besitzer zu guten Werken an seinem Nächsten ver- pflichte, und dass diese mit dem christlichen Glauben gepaart sein müssten, um vor Gott Bestand zu haben. Die Titeleinfassung ist eine der geist- vollsten und eigentümlichsten Schöp- fungen von Cranach. Nebst Tierkämp- fen (Bär gegen Rind, Hirsch gegen Hund, Vögel gegen Eule), einem Storch, der Frösche fängt, einem angeheiterten Trinker, den ein Insektenschwarm umfliegt, zeigt die Bordüre auch eine Druk- kerpresse! Aus einem Sammelband ausgelöst. Einige Wurmlöcher.

48* Luther, Martin. Ayn Sermon am tag unser Frawen Liechtmeß / gethon zuo Witemberg durch Doctor Marthin Luther. Im Jar MDXXIII. [Augsburg, Melchior Ramminger, 1523]. Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage A). Mit einer aus vier Teilen zusammengesetzten Titelbordüre und einem kleinen Titelholzschnitt. (CHF 1’800.00)

VD16 L-6084. Benzing 1746. In dieser Predigt befasst sich Luther ausführlich mit dem Erstgeburtsrecht – auf Grund von Lukas II. Die Bordüre ist aus drei ornamentalen Zierstücken und einer Hirschjagd zusammengesetzt. Etwas unfrisch.

77 49* Sallustius, Caius Crispus. Salustio con alcune altre belle cose, volgareggiato per Agostino Ortica de la Porta Genovese. (Auf dem letzten Blatt:) Venedig, Mar- chio Sessa und Piero de Ravani, 1523. 8°. 136 foliierte Bl. (Lagenzählung: A-R8). Mit einigen grösseren Initialen auf Criblé-Grund und der hübschen Druckermarke von Sessa mit der Katze auf dem letzten Blatt. Flexibler Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden (fleckig, berieben, Kanten etwas aufgeschürft). (CHF 1’200.00)

Edit 16 CNCE 30065. Bei Adams S-172 (eine der beiden Aus- gaben von 1518). Seitengetreuer Nachdruck nach der Erstausgabe von 1518 bei Bernardino de Vitali, wie diese von grosser Seltenheit. – Der Genueser Dichter Ortica della Porta widmet seine Über- setzung der Catilinarischen Verschwörung von Sallust Nico- lo Galarate. Durchgehend etwas stockfleckig, einige Feuchtigkreitsränder. Gelöschter Besitzeintrag über dem Titel. Im Text einige Marginalien einer zeitgenössischen Hand.

Früher Augenzeugenbericht 50 (Sturm, Caspar). Warlicher bericht wie vo(n) den dreyen Chuorfürsten und Fürsten / Nämlich Tryer / Pfaltz / unnd Hessen / weylandt Frantz von Sickingen überzogen / Auch was sich im selbigen mit eröberung seiner und anderer Schlösser / und sunst vo(n) tag zuo tag begeben / durch den Erenhalte(n) verzeichet. Ohne Ort und Drucker (= Mainz, Johann Schöffer) 1523. Kl.-4°. 15 (statt 16) unnum. Bl. (ohne das letzte Blatt; Lagen- zählung: A-C4,D1-3; das letzte Blatt durch Photokopie ergänzt). Mit aus zwei Stöcken zu- sammengesetztem Titelholzschnitt. Moderner Halbpergamentband. (CHF 2’400.00)

VD16 S-10019 (mit Verweis einzig auf das Münchner Exemplar). Nicht bei Adams. Eine von vier Ausgaben aus demselben Jahr, alle ohne Impressum, diese in der Variante mit 16 unnum. Bl. und nur mit dem aus zwei Stöcken zusammengesetz- ten Titelholzschnitt; Schöffer brachte im selben Jahr eine 20 Bl. umfassende Ausgabe heraus, die insgesamt 16 Holzschnitte aufwies – alle ebenfalls aus zwei Stöcken zusammengesetzt. Dem vorliegenden Exem- plar fehlt das letzte Blatt, das einzig drei Zeilen Text aufweist und einen kleinen Wappenholzschnitt. Diese Ausgabe scheint speziell selten zu sein. Über den KVK kann ich nur drei Exemplare nachweisen: dieje- nigen in München und Berlin sowie ein Exemplar in Strassburg. 1523 kam noch eine Ausgabe bei Silvan Otmar heraus, die als Titelholzschnitt den Tod Sickin- gens zeigt, und eine Ausgabe bei Gutknecht in Nürn- berg.

78 Caspar Sturm (1475-1552) war Reichsherold und hat in dieser Funktion 1521 Luther von der Wart- burg an den Reichstag in Worms geleitet. Als Augenzeuge machte er als pfälzischer Herold den so- genannten »Ritterkrieg« mit, den Feldzug der drei Kurfürsten gegen Franz von Sickingen (1481- 1523), in welchem letzterer den Tod fand. Sturm leitet seine Erzählung mit dem Bericht über die Eroberung von Kronberg im Taunus ein, es folgt der Bericht über die Brandschatzung von Kaisers- lautern und dann eine sehr genaue Darstellung dessen, was sich » von tag zu tag begeben«, wie er im Titel erwähnt: von dem Auszug des Kurfürsten Ludwig aus Heidelberg bis zur Zerstörung der eroberten Ebernburg am 12. Juli 1523. Durchgehend etwas fingerfleckig. Von grösster Seltenheit.

51* Luther, Martin. Das tauff buchlin verdeutscht durch Mart. Luther. Vuittenberg M.D.XXIII. [Wittenberg, Nickel Schirlenz, 1523]. Kl.-4°. 12 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzäh- lung: a-c4). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre aus der Werkstatt von Lucas Cranach. Geheftet. (CHF 3’800.00)

VD16 A-785 (unter »Agenda«). Benzing, Luther 1626. Kuczynski 1584. Erste Ausgabe, von grosser Seltenheit, die deutsche Übersetzung des katholischen Taufrituals, an dem Luther nur unbedeutende Änderungen vornahm. »Es hat einen dogmatischen Grund, dass Luther die Verdeutschung liturgischer Formulare beim Taufbüchlein beginnt. Er ist überzeugt, dass das Kindlein der Taufe mit Glauben entgegenkommt. Diesen denkt er sich als Frucht und Wir- kung des gläubigen Gebetes des Täufers und der Paten bei der Tauffeier. Sollten diese mit Erbnst mitbeten, dann müssen sie verstehen, was man redet und handelt. Die katholische Taufliturgie hatte damals einen festen Typus, zeigte aber in den einzelnen Diözesen manche kleinere Abwei- chungen. Luther legte … das in Wittenberg übliche Formular zugrunde, … kürzte nur die Wiederholungen und Weitschweifigkei- ten bei den Exorzismen … Ob das lange ei- genartige ‚Sintflutgebet’, dem wir bei ihm begegnen, das noch in keiner Taufliturgie vor ihm angetroffen ist, dann aber nicht nur im ganzen Gebiet des Protestantismus, auch z.B. in der Schweiz, Dänemark, England Aufnahme findet, sondern sogar in einer ka- tholischen Taufliturgie erscheint, von ihm selbst verfasst worden ist, oder ob es, wor- auf Inhalt und Ausdruck führten, schon äl- terer Herkunft ist, lässt sich bisher nicht si- cher ermitteln« (Köstlin/Kawerau I, 543). Die schöne Titeleinfassung mit den Wildleu- ten stammt nach Koepplin/Falk, Nr. 233 nicht von Cranach selbst, sondern ist ein Werkstattwerk. In ungewöhnlich grosser Type aufwendig gedruckt. Kleiner Ausriss im Rand des Titelblattes (vom Ablösen des Blattweiser beim Ausbin- den aus einem Sammelband?). Durchge- hend fingerfleckig.

79 52*Biblia cum summarioru(m) apparatu pleno quadruplicique repertorio insignita: cui ultra castigationem diligentissimam et signanter in vocabulario dictionum hebrai- caru(m)… (Auf dem letzten Textblatt:) Lyon, Guilbert de Villiers, 1524. 8°. 30 unnum. Bl., 500 Bl., 54 Bl. Indices (Lagen- zählung: aa-bb8,cc4,dd10; a-z8, A-Z8, AA- QQ8,RR4;A-D8,E6, F-G8). Mit 1 blattgrossen Textholzschnitt gegenüber dem Genesis- Anfang und 28 kleinen Textholzschnitten. Lederband d.Z. über Holzdeckeln auf drei Bünden, die Deckel mit Rollenstempelprä- gung (dabei eine Charitas-Spes-Fides- Rolle) und Streicheisenlinien (ohne die alten Messingschliessen, Kapitale ausgeris- sen, Kanten berieben). (CHF 2’400.00)

Baudrier XII, S. 412. Stuttgarter Bibelsammlung D-328. Nicht bei Adams und Darlow & Moule. Titelblatt in Rot und Schwarz gedruckt mit gros- ser Lilien-Druckermarke Der Holzschnitt auf dem letzten Blatt zeigt Hieronymus im Gehäu- se, mit dem Löwen. Der blattgrosse Holzschnitt zeigt Gottes Werk an den sechs Schöpfungsta- gen. Die übrigen kleinformatigen Holzschnitte sind sehr schematisch und zeigen meist Portraits, etwa der Evangelisten. Auf dem Titel längerer Erhaltvermerk, der die Bibel als Geschenk eines Eric Andrea an Johann Jacob Pastor mit Datum von 1608 aufweist. Nicht das beste Exemplar. Titel mit geflickten Riss im Falz. Durchgehend braun- und sporfleckig am Unterrand (teils mit Papierschäden), Schmutzflecken und Tintenspuren durch den ganzen Band, einige Anstreichungen und Marginalien sowie Weiserhändchen. In Bibliotheken häufig (aber meist inkomplett), im Handel jedoch selten. Ich kann im Handel nur ein – ebenfalls unvollständiges - Exemplar in Kat. V von Weiss & Co., München, 1929 nachweisen.

53* Hus, Jan. [Opuscula, pars prima (von 3)]. De Anatomia Antichristi, Liber unus. De myste- riis iniquitatis Antichristi, Fragmentum 1. De revelatione Christi, & antichristi, Fragmen- tum 2. De abolendis Sectis, & traditionib(us) hominu(m). Lib. 1. De unitate Ecclesiae, & scismate vitando. Liber 1. De Evangelica perfectione. Liber 1. De pernicie traditionum hu- manarum. Fragment. 3. De regno, populo, vita, & morib(us) Antichristi. Lib. 1 Item Frag- mentorum collectanea quædam. Cum indice summario contentorum. Appendix Othonis Brunnfelsii… [Strassburg, Hans Schott, 1524]. Kl.-4°. 8 unnum. Bl., 98 röm. Fol. Bl., 10 unnum. Bl. Mit 3 Textholzschnitten, 1 Zierstück und 9 Holzschnittinitialen. Moderner Lei- nenband. (CHF 2’500.00)

VD16 H-6162. Adams H-1201(ebenfalls nur dieser erste Teil). Kuczynski 3192.

80 Die Handschriften von Hus’ Werken erhielt Ulrich von Hutten aus Böhmen zugespielt; er leitete sie an den Humanisten und glühenden Lutheranhän- ger Brunfels in Strassburg zur Herausgabe weiter. Es ist nicht erstaunlich, dass die vorreformatori- schen Schriften von Hus, die alle stark den Gedan- ken von Wyclif verpflichtet sind, alle in den Jahren der heftigsten Reformationsauseinandersetzun- gen gedruckt wurden. Alle Schriften von Hus sind ausnehmend selten; alle drei Teile der »Opuscula« sind fast unauffind- bar; einige Bibliographen führen denn die drei Bände auch als eigenständige Einheiten. Gutes Exemplar. Das letzte Blatt angestaubt. Im Text einige Unterstreichungen. Auf dem etwas an- geschmutzten Titelblatt Besitzeintrag des frühen 16. Jhs. – »Ex bibliotheca patris M. Melchior Wid- mann«, am Fuss der Namenszug von David Fried- rich Strauss (1808-1874) mit Datum 1837, auf dem Innendeckel Exlibris Richard Zoozmann – von diesem auch auf dem letzten Blatt signiert und da- tiert 1903.

54* Luther, Martin. Die Ander epistel S. Petri / und eyne s. Judas gepredigt vnd auß- gelegt durch Mar. Luther. Wittemberg M.D.XXiiii. [Nürnberg, Hans Hergot] 1524. Kl.-8°. 49 unnum. Bl., 1 weisses bl. (Lagenzählung: A-E8,F4,G6). Mit einer aus einem Stock ge- schnittenen Titelbordüre. Moderner Pappband mit Inkunabelpapierbezug. (CHF 1’800.00)

VD16 L-4606. Benzing, Luther 1845. Luther hatte seine beiden Predigten über die Petrus-Briefe und den Judasbrief von Mai 1522 bis ins Frühjahr 1524 deutsch gehalten. Kaspar Cruciger schrieb sie nach, Martin Bucer verfertigte eine lateinische Übersetzung. Luther hält nicht mit seinen Bedenken an der Echtheit des zweiten Pe- trus-Briefes und des Judas-Briefes zurück – ein guter Beweis für seine wissenschaftliche Kritikfähigkeit. Gereinigtes Exemplar. Das Titelblatt im Falz geklebt. Einige Risse, und alte Ausbesserungen im Rand.

81 55 Luther, Martin. [Das newe testament deutsch. Marth . Lut.] (Am Schluß:) Wittenberg, Melchior Lotter d.J., 1525. 8°. 318 unnum. Bl. (statt 330 Bl.; es fehlen die Bl. A1-3 und 6-7, H8, r5,v1 und x1,4,5 und 8; [Lagenzählung: A-T8,V10, a-x8]). Mit 42 (von 44) hervorragenden, teils wiederholten Holzschnitten von Georg Lemberger (teils monogrammiert »GL« und da- tiert 1523, davon 4 Evangelisten-Holzschnitte, 19 Holzschnitte zur Apostelgeschichte und 19 [statt 21] Apokalypsen-Holzschnitte) und zahlreichen, teilweise geschmückten Holz- schnitt-Initialen. Lädierter, blindgeprägter Schweinslederband d.Z. mit Rollen- und Plat- tenstempeldekor auf den Deckeln (Vorderseite: Kreuzigungsdarstellung; Rückseite: Lu- ther-Portrait), mit Metallschließen (eine abgefallen; stark nachgedunkelt, fleckig und berieben, Rücken eingerissen, Rückenschildchen im 18. Jh. aufgesetzt). (CHF 30’000.00)

VD 16 B-4363 (ohne Exemplarnachweis). Pietsch, Bibliographie der Drucke der Lutherbibel, die von 1522 bis 1546 erschienen sind, Nr. *15 (nennt zwei Exemplare in Hamburg und Weimar). Nicht im Katalog der Stuttgarter Bibelsammlung. Panzer Annalen II 2624. Eine der seltensten Ausgaben des gesamten Luther-Schrifttums. In der Lagenzählung und Illustration übereinstimmend mit der ersten Lotterschen Okatvausgabe von 1524, jedoch mit erheblichen Satzvarianten; Pietsch geht von einem vollständigen Neusatz aus. Von Luthers Bibelübersetzung kam 1522 das Neue Testament zuerst in Folio-Format bei Lotter in Wittenberg heraus (»September-Testament«), mit großformatigen Holzschnitten von Lucas Cra- nach; noch im Dezember wurde es neu aufgelegt. 1523 folgte das Alte Testament. Die ersten Ausgaben des Neuen Testaments im handlichen und auch billigeren Oktav-Format er- schienen 1523 in Basel bei Adam Petri (3 verschiedene Ausgaben!) und Thomas Wolf (1 Ausgabe),

82 in Wittenberg erschien das Neue Testament in Oktavformat erst 1524 bei Lotter, mit den Holz- schnitten von Georg Lemberger, nach den Vorlagen von Cranach für die Folioausgabe. Diese Holz- schnitte fanden auch in der vorliegenden Ausgabe Verwendung. Lotter verwendete sie auch für seine dänische Ausgabe des Neuen Testaments. Die Holzschnitte fanden bis weit ins 16. Jh. bei ver- schiedenen Verlegern Verwendung. Georg Lemberger (ca. 1490-1540) war von Altdorfer und Wolf Huber beeinflußt und übernahm deren Landschaftsgestaltung auch in seine Holzschnitte. Besonders eindrücklich ist die Behand- lung der Landschaft in den Illustrationen zu den Apostelbriefen. Lemberger zeigt jeweils den Apo- stel, der einem »Briefträger« seinen Brief übergibt, der sich damit in die sehr detailreich gezeichne- te, meist waldige Berglandschaft aufmacht. Ebenfalls typisch für Lemberger resp. die Donauschule sind die weitausholenden Heiligenscheine. Dürer und dem direkten Vorbild Cranach ist Lember- ger bei den Apokalypsen-Holzschnitten am nächsten, die Evangelisten- und Apostelgeschichte-Il- lustrationen sind freier. Die vorliegenden Abzüge sind teilweise noch brillant, einige weisen bereits »Ermüdungsspuren« auf. Kein sehr gutes Exemplar. Es fehlen wie oben vermerkt 12 Blätter, dabei das Titelblatt und zwei Bl. mit Apokalypsen-Holzschnitten. Bl. A5 vor Bl. A4 gebunden. Durchgehend, teils stark fingerfleckig, zahlreiche Schmutzflecken, Randein- und -ausrisse. Feuchtigkeistspuren in den Außen- und Ober- rändern der ersten ca. 20 und den letzten ca. 50 Blätter. Vereinzelt kleine Wurmlöcher. Marginalien von verschiedenen zeitgenössischen Händen. Dreifacher Besitzeintrag eines Arnold Olthoff aus Halberstadt (Bl. H7r, d1r und r8v). Auf dem vorderen Innendeckel und dem fliegenden Vorsatzblatt bibliographische Anmerkungen.

56* Luther, Martin. Von Kauffshandlung und wucher. Mart. Luther. 1525. [Strassburg, Martin Köpfel, 1524]. Kl.-4°. 34 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-G4,H6). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre. Halblederband d. 19. Jhs. (CHF 2’400.00)

VD16 L-7279. Benzing, Luther 1942. Erweiterte Neuausgabe des »Sermons vom Wu- cher« von 1519, einer von vier Drucken aus dem- selben Jahr. Dies ist wohl der wichtigste natio- nalökonomische Text der Reformation; Luther legt darin seine konservative Haltung gegen- über Zins, Wucher und Bürgschaften dar. Luther lehnt den Handel nicht generell ab, aber er glaubt nicht, dass Geld sich selber vermehren solle. Der anonyme Holzschnitt zeigt am Kopf Gottva- ter mit der Taube des Heiligen Geistes, seitlich finden sich auf Postamenten Statuen von Paulus und der Figur des Wuchers. Einige wenige Unterstreichungen und Margina- lien einer zeitgenössischen Hand. Aus einem Sammelband ausgelöst. Zwei Blätter im weissen Rand alt ausgebessert. Durchgehend etwas unfrisch.

83 57* Luther, Martin. Wider die sturme(n)den Bawren Auch wider die reubischen und mördis- schen rotte(n) der andern Bawren. Marti. Luther. Wittenberg ...1525. [Erfurt, Matthes Maler, 1525]. Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage [IV]). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre. Geheftet. (CHF 2’800.00)

VD16 L-7482. Benzing, Luther 2147. Einer von mehr als 20 Drucken dieses äusserst heftigen Traktats Luthers aus dem Jahr 1525 – er ist das am weite- sten verbreitete Werk Luthers zum Bauernkrieg. Der Erstdruck war als Anhang zur dritten Ausgabe der »Er- mahnung zum Frieden« erschienen. Da diese kaum Be- achtung fand, schrieb Luther diese zornentbrannte Pre- digt, in welcher er die Fürsten aufforderte, die Aufrührer »zu stechen, schlagen und würgen«, da er sein reforma- torisches Werk in Gefahr sah. Durchgehend etwas fleckig.

58 Lichtenberger, Johann. Prognosticatio Ioannis Liechtenbergers, quam olim scripsit super magna illa Saturni ac Iovis coniunctione, quæ fuit Anno M.CCCC.LXXXIIII præterea ad eclipsum Solis anni seque(n)tis videlicet LXXXV in annu(m) adhuc usque durans M.D.LXVII. iam iteru(m), mendis qui- busdam haud modicis sublatis, quæ- que obscuri adeò & imperfecti erant sensus utcu(m)que restitutis, diligenter excussa. (Auf dem letzten bedruckten Blatt:) Ohne Ort und Drucker (= Köln, Peter Quentell), »Pridie nonas Iunii« 1526. Kl.-4°. LIX Bl. (ohne das letzte weisse Bl.; Lagenzählung: A-O4,P1-3). Mit Titelholzschnitt und 44 unter- schiedlich grossen Textholzschnitten. Moderner, flexibler Pappband, mit Deckelbezug aus einer liturgischen Handschrift des 16. Jhs. (CHF 12’000.00)

VD16 L-1592. Adams L-659. Zinner 1324. Eine der zahlreichen Ausgaben der zuerst 1488 in Heidelberg erschienen Vorhersagen des aus dem Unterelsass stammenden Astrologen Lichtenberger (um 1460?-1503), die bis weit ins 17. Jh. mehr als 50 Ausgaben erfuhren, die meisten in Deutschland und Italien.

84 Die stark von Endzeitängsten geprägte Zeit um 1500 – u.a. durch die Türkengefahr geschürt – be- günstigte die Wirkung von Lichtenbergers Pro- gnostication. Dieser wirkte eine Zeit als Hofastro- nome Kaiser Friedrichs III. Die vorliegende Ausgabe zeichnet sich aus durch die sehr eindrücklichen Holzschnitte, die sowohl Anton Woensam von Worms als auch Jörg Breu d. Ä. zugeschrieben werden. Auf dem Titel er- scheint das Portrait Lichtenbergers in Spitzschu- hen. Der nächstfolgende Holzschnitt zeigt Ptole- mäus, Aristoteles, Sibylla, Brigitta und Reynhardus unter einer Erscheinung Gottvaters – Lichtenberger fusst auf diesen Autoritäten; weite- re Schnitte zeigen Wunderdarstellungen, symbo- lische Tiere, »Tres mulieres praegnantes«, Heili- ge, usw. Ein besonders schöner Schnitt (fol. XLVI) zeigt die Verbrennung von Würfel- und Karten- spielen und das Ausziehen der weltlichen Kleider sowie das Scheren der Haare, wie sie eine Vorher- sage eines Theophilus beschreibt. Lichtenberger hat bereits einen Monat zuvor diese Prognosticationen mit denselben Illustra- tionen herausgegeben, jedoch mit Nennung sei- nes Namen im Kolophon. Gutes Exemplar, die Holzschnitte in kräftigen Abzügen. Durchgehend etwas fingerfleckig.

59* Keller, Michael. Ettlich Sermones von dem Nachtmal Christi / Geprediget durch M. Mi- chaelen Keller / Predicanten bey den Parfuossern zuo Augspurg. An vil orten so im Er- sten truck ubersehen ist Corrigiert / gepesse- ret und gemeeret. 1526. [Augsburg, Philipp Ulhart, 1526]. Kl.-4°. 32 unnum. Bl. (Lagen- zählung: A-H4). Mit Abendmahlsholzschnitt auf dem Titel. Geheftet (Ecken etwas mitge- nommen). (CHF 2’000.00)

VD16 K-657. Kuczynski 1164. Dritte Ausgabe. Keller (1500-1548) wurde nach Studien in Leipzig Kaplan im bayerischen Wasserburg; 1524 musste er Bayern wegen eines Predigtverbotes verlassen. Nach kurzem Aufenthalt in Wittenberg kam er nach Augsburg an die Franziskanerkirche, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Keller ist einer der fer- ventesten Verfechter von Zwinglis Abendmahls- lehre. In dieser umgearbeiteten Ausgabe kritisiert Keller nicht allein die katholische Kirche, sondern auch Luther. Etwas unfrisch.

85 60* Luther, Martin. Vier trostliche Psalmen An die Königyn zu Hungern aus gelegt durch Martinum Luther. Wittemberg. 1526. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Hans Barth, 1526. 8°. 56 unnum. Bl. (La- genzählung: A-G8). Mit einer aus einem Stock ge- schnittenen Titelbordüre und 1 Initiale. Moderner Pappband mit Inkunabelpapierbezug. (CHF 2’400.00)

VD16 L-6968. Benzing, Luther 2337. Erster Druck der Psalmenauslegung, die Luther für die Schwester von Karl V., Maria, die Witwe von König Lud- wig, der bei Mohacz gefallen war. Königin Maria neigte – zum Ärger der katholischen Theologen und dem Hof Karls V. - dem neuen Glauben zu und las Luthers Schrif- ten. Hier legt Luther die Psalmen 37, 62, 94 und 109 aus. Das Titelblatt im Falz auf das zweite Blatt geklebt. Zahl- reiche Marginalien in grauer Tinte von einer in etwa zeit- genössischen Hand, in deutscher Sprache.

61* Luther, Martin. Vo(n) der haubtsum(m)a Gottes gebots / darzuo vom mißbrauch und rechtem brauch des gesetz / Auß der Epistel Pauli. I. Timothei. I. Mar. Luth. Wittemberg. 1526. [Augsburg, Heinrich Steiner, 1526]. Kl.-8°. 32 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-D8). Mit einer aus vier Zierstücken zusammengesetzten Titelbordüre. Maroquinband (sign. Hans Asper) auf fünf Bünden mit goldgeprägtem Rückentitel, doppelten Stehkantenfileten, In- nenkantenbordüren, Vorsätze mit Marmorpapier bezogen. (CHF 2’400.00)

VD16 L-6650. Benzing, Luther 2219. Einer von vier Drucken aus demselben Jahr, bei VD16 als erster aufgeführt. Offenbar äusserst seltene Predigt über den ersten Brief Pauli an Timotheus, über die Hauptsummen des Gebots, nämlich die »Lyebe von raynem hertzen unnd von guot- tem gewyssen unnd von ungeferbetem glauben«. Durchgehend etwas fleckig, das Titelblatt unfrisch und mit Schwachstellen, die obere Ecke aussen fachgerecht restauriert. Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris von Gas- pard Ernest Ströhlin, Genf (Champel fec.).

86 62* Justinianus I. Volumen Justiniani solertissime revolutu(m) q(uo)d totius legalis sapie(n)tie exhibet co(m)plementum. Paris, Jean Petit, (1527). 4°. 7 unnum. Bl., 162 fol. Bl. (Lagenzählung §1-7, a-t8, v10; ohne ein weisses Blatt). Mit grosser Druckermarke auf Criblé- grund auf dem Titel und zahlreichen, unterschiedlich grossen Initialen auf Criblégrund. Durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt und rubriziert. Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden, die Deckel mit Rollenstempeln blindgeprägt (berieben und bestossen; ohne die alten Bindebänder; Rückdeckel mit kleinem Loch im Bezug und grossem Brandfleck). (CHF 750.00)

Moreau III, 1182 (nur drei Nachweise, keiner für Frankreich). Pettegree & Walsby 76121 (nur Ver- weis auf Moreau). Nicht bei Adams. Von Badius Ascensius herausgegebene Ausgabe der »Novellae constitutiones«, einer Sammlung von kleineren Rechtstex- ten, gedruckt von André Boucard für Jehan Petit; laut Vermerk auf der Ti- telrückseite ist dies die dritte Ausgabe von As- censius. Durchgehend in Rot und Schwarz und zweispal- tig gedruckt, der Kom- mentar um den Text ge- druckt. Auf dem Titelblatt formen die rot eingedruckten Initialen des Inhaltsverzeichnis das Wort »Complemen- tum«. Durchgehend etwas fin- gerfleckig, einige Blätter mit Schmutzflecken. Ein Blatt (LXIII) am Ober- rand mit einem Papier- streifen ergänzt. Auf dem Titelblatt hand- schriftlicher Besitzein- trag »CG Tessin«, also möglicherweise das Ex- emplar des schwedi- schen Staatsmannes Carl Gustaf Tessin (1695- 1770). Auf dem Vorsatz Besitz- eintrag des schwedi- schen Sammlers Baron Per Hierta mit Datum von 1896.

87 63 S. Ambrosius, Bischof von Mailand. Operum Tomus Quartus [Pars prima], continens explanatio- nes, hoc est ea quæ faciunt ad inter- pretationem divinarum scriptur- arum, veteris testamenti, denique novi (ohne Bde. 1-3 und ohne Teil 2 des vierten Bandes). Basel, Froben, 1527. Fol. 587 S. (Lagenzählung: A- Z6, Aa-Kk6,Ll8, Mm-Zz6,Aaa6,Bb4, Ccc6). Mit Holzschnittdruckermarke auf dem Titel. Mit zahlreichen Holz- schnittinitialen. Brauner Lederband d.Z. auf vier Bünden und über Holz- deckeln, die Deckel mit Einzel- und zwei Rollenstempeln (Blumenvase und Putto) (ohne die alten Messing- schliessen; Deckel mit Kratzspuren und einigen Wurmlöchern; Rücken mit goldgeprägtem Rückenschild- chen und Rückenvergoldung des 18. Jhs.). (CHF 400.00)

VD16 A-2180. Adams A-35. Erste Hälfte des vierten Bandes der vier Bände umfassenden Werkausgabe von Ambrosius, herausgegeben von Eras- mus von Rotterdam, mit dessen Vorre- de. Laut der bei Adams gegegeben Kol- lation fehlt nach der Lage Ll eine Lage »*« mit acht Blättern, ausserdem die ganze pars secunda. – Schöner deutscher Lederband d.Z. mit italienisch anmutender Blindprä- gung. Auf dem Titel Besitzeintrag von Kloster Diessen, auf dem Innendeckel dessen gestochenes Exlibris. Einige Feuchtigkeitsspuren in den Rändern; einzelne Wurmlöcher durch den ganzen Band, unbe- deutende Wurmgänge in den letzten ca. 30 Blätter im Unterrand.

64* Luther, Martin. Auslegung der Episteln und Evangelien vom Advent an bis auff Ostern. Anderweyt Corrigirt durch Martin Luther. Daruber ein new Register. M.D.XXVIII. Wit- temberg. (auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Michael Lotter, 1528. Fol. 13 unnum. Bl. (statt 14 Bl., ohne ein weisses Blatt am Ende des Registers), 354 römisch foliierte Bl. (falsch foli- iert »CCCXLIIII«). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Holzschnitt-Titeleinfassung. Reich blindgepresster Schweinsledereinband d.Z. auf vier Bünden und über dicken Holz- deckeln, Rücken und Deckel mit reichen Rollen- und Einzelstempeln geprägt, mit den bei- den alten Messingschliessen, hingegen ohne die ehemals an den Ecken angebrachten Messingbeschlägen (stark gebräunt oder braungefärbt, Ecken abgeschafft, kleine Fehlstel- le im Bezug des Rückens, Kratzspuren, Unterkanten aufgeschürft). (CHF 4’000.00)

88 VD16 L-3955. Benzing, Luther 1078. Eine von mehreren Ausgaben im selben Jahr. Neuausgabe der 1521 erstmals erschie- nen Luther Postille im Folioformat. Diese hat Luther als »sein bestes Buch« aposto- phiert. Für die Verbreitung des reformatori- schen Gedankengutes im ganzen deutschen Sprachraum waren die »Musterpredigten« Luthers von allergrösster Wichtigkeit, sie wurden vor allem von wenig theologisch gebildeten Predigern zur Vorbereitung ihrer Predigten genutzt. Durchgehend fingerfleckig – offensichtlich ein gut genutztes Exemplar! Feuchtigkeits- spur am Ober- und Seitenrand in einer Grosszahl der Blätter. Einige Wurmlöcher in den letzten Blättern, einige alt unterlegt. Auf den Innendeckeln und der Rückseite des letzten Blattes zeitgenössische und spä- tere handschriftliche Einträge. Am Fuss des letzten Blattes fünfzeiliger Eintrag datiert 1628: »Dis buch hat ein endt und was ich schrib das ist war denn wenn ich stürb so hat mir mein frau vergebe thun das ist war so war es gottes selbst redt und das sag ich gut deuds und nicht hinter rucks 1628 Jar zell ich«.

65* Gilles, Nicole. Les treselegantes: Tresveridiques & copieuses Annalles des trespreux: tres- notables: treschrestiens & tres excellens moderateurs des bellicqueuses Gaules. Depuis la triste desolation de la tresinclyte et tres fameuse cite de Troye Jusques au regne du tres ver- tueux roy Francois à present regna[n]t. Compillees par feu treseloquent & noble Hystorio- graphe en son viva[n]t Indiciaire et secretaire du roy & Co[n]treroleur de son tresor mai- stre Nicole gilles iusques au temps de tresprudent et victorieux roy Loys vnziesme. Et depuis additionnes selon les modernes hystoriens iusques en Lan Mil cinq cens vingt huyt veues & corrigees iouxte les premieres Imprimees. (2 Teile in 1 Band). [Auf dem letzten Blatt:] Cy fine le second volume des Annalles & Cronicques de , faictes recoligees par noble hom[m]e & sage maistre Nicolose gilles en son viva[n] notaire, secretaire du roy nostre sire & contreroleur de son tresor, augme[n]tees en la fin dud volume daucuns faictz & gestes des feuz roy Charles. VIII. & Loys XII. Que dieu absoulle. Ensemble aucunes cho- ses aduenues du regne du roy Fra[n]cois premier du nom iusq[ue]s en lan mil cinq cens & vinngt quatre. Et fut archeue dimprimer Lan mil cinq ce[n]s vingt & huyt le. V. iour Doc- tobre par Guillaume bossozel pour Jeha[n] petit libraire iure de l’uniuersite de Paris. [Paris, Guillaume Bossozel für Jean Petit, 1528]. Fol. Titel in Rot und Schwarz mit Drucker- marke (von Jean Petit) und Titelbordüre in Holzschnitt (diese aus 4 Teilen zusammenge- setzt), 1 Bl. »Proesme«, 4 nn. Bl. Inhaltsverzeichnis, 140 Bl.; 1 Bl. Zwischentitel in Rot und Schwarz mit Druckermarke (von Thielman Kerver) und (wiederholter) Titelbordüre, 3 nn. Bl. Inhalt, 134 S. Mit insgesamt 2 (wiederholten) Dedikationsholzschnitten, einer sechstei- ligen Holzschnittafel mit der Schöpfungsgeschichte und 6 schematischen Stammbaum-

89 Holzschnitten sowie hunderten von größeren und kleineren Initialen, die meisten auf Schrotgrund. Roter Halbchagrinband des 19. Jhs. (CHF 5’000.00)

Moreau III,1487. Pettegree &Walsby 22854. Brunet II, 1596f. Frühe (wohl dritte) Ausgabe der berühmten Chronik des Nicole Gilles (gest. 1503), hervorgegan- gen aus den »Grandes Chroniques de Saint Denis«: » ... cette dernière oeuvre, expression de la croy- ance historique du moyen âge, n’était plus en rapport avec l’état des esprits, agités par la crise mo- rale et intellectuelle de la Renaissance. Sans rompre absolument avec les traditions du passé, Nicole Gilles prit pour guide principal ces mêmes Chroniques de Saint Denis. Mais il en déduisit, d’une maniere plus nette et plus précise, les notions qui intéressaient le plus ses contemporains. Il mit en saillie, sous un jour plus saisissable, l’enchaînement et la filiation dynastique des règnes. Il exposa cette manière, non pas en latin, comme Gaguin et Paul Émile, mais dans une langue nationale, et dans un style plus jeune, plus vif et plus colorié que celui du lourd et gothique Jean Chartier, le der- nier historiographe du moyen âge. Il compila ces annales avec une véritable intelligence; ne se bor- nant pas à ce seul texte, mais le contrôlant par d’autres témoignages, de telle sorte que souvent il le rectifie et le complète, tout en l’abrégeant. Nicole Gilles, enfin, par un retour fréquent de la pensée vers les choses de son temps, en comparant le présent au passé, a su émouvoir les hommes de son époque. Il s’est montré pénétré du rôle de l’histoire, qui porte le miroir de l’humanité, et qui doit être, comme le disait déjà Cicé- ron, la maîtresse de la vie. Nicole Gilles, à ce titre, peut être regardé comme le premier de nos historiens. La France jusque là n’avait eu que des chroniqueurs« (Hoefer XX, Sp.541f.). - Gilles läßt allerdings auch die berühmten historischen Sagen nicht aus; so berichtet er vom Zweikampf von Roland und dem Riesen Ferragut, Episode von Roncesvalles, etc. Der Holzschnitt auf dem Widmungsblatt - er ist zu Beginn des Textes wiederholt - zeigt den Verfasser der seinem König sein Werk übergibt. Auf einer Tafel vereint fin- den sich Holzschnitte zu den sechs Schöp- fungstagen. Die weiteren Holzschnitte sind sehr schematisch und umfassen kleine Königsportraits und v.a. genealogische Ta- feln. Das Werk erlebte zahlreiche Auflagen und wurde bis 1621 nachgedruckt; ein Exem- plar der Ausgabe 1562 figurierte in der »li- brairie« von Montaigne, der in seinen »Es- sais« mehrfach auf die »Annales« von Gilles verweist. Gutes, durchgehend rot regliertes Exem- plar. Einige Seiten mit zeitgenössischen Marginalien und Unterstreichungen in brauner Tinte. Hin und wieder etwas flek- kig oder gebräunt. Bl. XV nach Bl. XVI ein- gebunden. Auf dem Innendeckel Exlibris Robert de Billy und ein weiteres Exlibris.

90 66* Terentius Afer, Publius. P. Terentii Comoediae sex, tvm ex Donati commentarijs, tum ex opti- morum, praesertim veterum, exemplarium col- latione, diligentius quàm vnquam antehac, emendatae. Aelii Donati antiqvissimi et cele- berrimi grammatici in easdem, quicunque ex- tant, commentarij, ex veteri codice manu des- cripto, graecis etiam repositis, accurate castigati. Calphvrnii in tertiam comoediam doctissima interpretatio. Eorvm, quae in comme[n]tarijs sparsim annotata sunt, index amplissimus. Paris, Robert Estienne, 1529. Fol. Titelblatt mit Druckermarke, 7 nn. Bl., 182 Bl., 22 nn. Bl. Indices. Stark lädierter Lederband des 17. Jhs. (Ecken stark bestoßen, Rücken meist fehlend, Deckel stark beschabt).(CHF 1’800.00)

Adams T-322. Moreau III, 1920. Pettegree & Walsby 87901. Nicht bei Renouard und Brunet. Frühe Aus- gabe der von Robert Estienne auf Grund eines Ma- nuskriptes von Aelius Donatus, das er aus dem Be- sitz seines Schwiegervaters Jodocus Badius erworben hatte, besorgten Ausgabe, in einer schö- nen, von Estiennes Vater Henri geschaffenen italia- nisierenden Type. Mit der Vita des Terenz von Aelius Donatus. Durchgehend mit Feuchtigkeitsspuren im Falz, im letzten Teil des Werkes auch im Oberrand. Der Titel etwas angestaubt und mit kleinem, quer-ovalen Stempel »H.M.«

67 Virgilius Maro, Publius. [Opera]. Bucolica Georgica Aeneis, cum Servii Commentariis. Adduntúrque Probi & Mancinelli in Bucolica & Georgica commentarii & donati in Aenei- da Fragmenta cum Io. Pierii castigationibus, Et lucida Iodoci Badii expositione: adduntur quoqúe post Georgica statim omnia que reperiri potuerunt Vergilii opuscula: Additurque Vergilii duodecimo, Tridecimus Mapphei Vegii Liber. Christophori La(n)dini, & Philippi Beroaldi, permuta etia(m) scitu digniss. habentur. Item appositae sunt non sine ingenti sumptu suo ubique loco. 2 Teile (in 1 Band). Paris, Ambroise Girault, 1529. Fol. 8 unnum. Bl., 161 fol. Bl., 1 Bl.; 6 unnum. Bl., 261 fol. Bl., 1 Bl. (Lagenzählung: †8, a-t8,v10;††6, AA-II8, KK6). Mit 2 in Rot und Schwarz gedruckten Titeln mit (wiederholter) Holzschnittbordüre von Urs Graf, 185 kleinen Textholzschnitten, zahlreichen, unterschiedlich grossen Holz- schnitt-Initialen sowie vier Druckermarken. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden mit reicher Blindpressung auf den Deckeln (Einzel- und Rollenstempel), ohne die alten Mes- singschliessen (berieben und bestossen). (CHF 2’800.00)

Moreau III, 1946. Pettegree und Walsby, French Books, 90363 (nur Verweis auf Moreau). Nicht bei Adams. Offenbar seltene Ausgabe der Werke Vergils. Moreau gibt für diese Ausgabe neben Girault noch fünf weitere Verleger an: Pierre Gaudoul, Poncet Le Preux, Jean Petit, François Regnault und Pierre Vidoué. Der erste Teil umfasst die Georgica und die Bucolica, der zweite Teil die Aeneis.

91 Beide Titel in Rot und Schwarz gedruckt; auch die Holzschnittbordüren weisen Rotdruck-Elemen- te auf! Kleines Loch im Falz des Titels (ohne Verlust bei der Bordüre), im Übrigen gutes Exemplar. Kleine Feuchtigkeitsspur im weissen Rand im Falz durch den ganzen Band. Hinterer Vorsatz herausge- löst. Auf dem Titel (am Fuss) und dem Innendeckel Besitzeintrag eines Andrea Conrad.

92 Exlibris Friderici Staphyli 68 Appianus Alexandrinus. De Civilibus Romanorum bellis historiarum libri quinque veterum collatione co- dicum à mendis accuratius quam antehac unqua(m) re- purgati summaque diligentia excusit. Quorum quidem lectio præter historiæ iucunditatem, ad intelligenda quædam obscuriora passim Ciceronis in operibus loca, plurimum lucis allatura est. Eiusdem Autoris Liber Illy- ricus & Celticus, Liber Libycus & Syrius Liber Parthicus & Mithridaticus. Index vocum & rerum. (Auf dem letz- ten Blatt:) Mainz, Johann Schoeffer, Idibus Augusti 1529. 4°. 13 unnum. Bl., 1 weisses Bl., 723 S. (Lagenzäh- lung: a-b4,c6, A-Z4, Aa-Zz4, Aaa-Zzz4, a-v4, x6). Mit Holzschnittbordüre auf dem Titel und Holzschnitt- druckermarke auf dem letzten Blatt sowie 11 grossen, schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Schweinsle- derband d.Z. auf drei Bünden über Holzdeckeln, die Deckel mit reicher Blindprägung mit Rollen- und Einzelstempeln, zwei Messingschliessen (eine restauriert; berieben und etwas zerkratzt). (CHF 4’500.00)

VD16 A-3163. Adams A-1344. Hoffmann I, 216: »Schöner u. fast splendider Druck und Papier. Sehr selten«. Erste in Deutschland gedruckte Ausgabe der »Rhomaika« Appians, der Geschichte der rö- mischen Kriege bis zum Ende der Republik. Mit der Vorrede von Pietro Demetrio Candido( 1399- 1477) an König Alfons von Neapel und Sizilien. Candido hatte die Übersetzung des ursprünglich in Griechisch geschriebenen Werks des im hadrianischen Rom lebenden Appian (nach 90 – nach 160) im Auftrag von Papst Nikolaus V. unternommen; er brauchte dazu ganze vier Jahre. Ausgezeichneter Druck von Johann Schöffer, dem Sohn des Peter Schöffer, des Druckergehilfen Gutenbergs, der die Offizin seines Vaters übernommen hatte. Im Kolophon unter der Druckermar- ke auf dem letzten Blatt nimmt Schöffer stolz auf Mainz als Wiege der Buchdruckerkunst Bezug: »Impressum Moguntiae in aedibus Ioannis Schoeffer, a cuius avo chalcographice olim in urbe mo- guntiaca primum inventa exercitatque est, anno M.D. M.D.XXIX. Idibus Augusti«. Über der Druckermarke findet sich der eigenhändige Be- sitzvermerk von Friedrich Staphylus (eigentlich Stapellage; 1512-1564); dessen zeitgenössisch koloriertes, gestochenes Wappenexlibris findet sich auf dem hinteren Innendeckel. Staphylus stammte aus Osnabrück, studierte zuerst in Padua dann in Wittenberg, wo er sich auszeichnete. Auf Empfehlung Melanchthons wurde er 1546 Professor der Theologie an der neugegründeten Königsberger Universi- tät, deren Verhältnisse er allerdings nicht bessern konnte und diese bereits 1548 wieder verliess. In Breslau konver- tierte er 1553 zum katholischen Glauben. Seit 1555 wirkte er in kaiserlichen Diensten, 1558 berief ihn der Herzog von Bayern als Rat nach Bayern und 1559 als mittlerweile Dok- tor der Theologie nach Ingolstatt an die jesuitische Hoch- schule. Da Staphylus sich unter seinem Wappen als »Caesa- reus et Bavaricus Consiliarius« bezeichnet, kann das Wappen frühestens 1558 gestochen sein. Durchgehend feuchtigkeitsspurig, teils stärker. Auf dem hinteren Vorsatz Sporflecken. Im übrigen gutes Exemplar.

93 69 Perottus, Nicolaus. Cornucopiæ seu Latinæ linguæ Comme(n)tarii locupletissimi, Nico- lao Perotto Sipontino pontifice autore, denuo ad veteris codicis, & scriptorum, unde mil- los deprompserat, fidem, diligentisdsime recogniti, cu(m) eiusdem libello, in Prefationem Plinii Secu(n)di, ad titum Verspasianu(m), & rursum in eum ipsum libellum, Cornelii Vi- tellii annotationibus. M. Terentii Varronis, de Lingua Latina libri tres, & totidem de analo- gia. Sexti Pompeii Festi librorum XIX. fragmenta. Nonii Marcelli compendiosæ doctrinæ ad filium, de proprietate sermonu(m), tractatus variis. Præterea Græcarum & Latinarum Dictionum index copiosissimus… Paris, (Nicolas Savetier für) Christian Wechel, 1529. Fol. 58 unnum. Bl., 754 Sp.; 16 unnum. Bl., 280 Sp., 1 weisses Bl. (recte: 380 Sp., Sp. 127-226 dop- pelt gezählt; Lagenzählung: αa6, Aa-Hh6,Ii4, a-z8,A-K8;A4,BB6,CC4, aa-mm8). Mit zwei (wiederholten) Holzschnittitelbordüren und zahlreichen, unterschiedlich grossen Holz- schnittinitialen auf Criblégrund. Der erste Titel in Rot und Schwarz gedruckt. Schöner, wohl französischer Lederband d.Z. auf vier flachen Bünden und über Holzdeckeln, die Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln; der Vorderdeckel oben mit der Blindprägung »Cornucopiæ« und der Jahreszahl »1532« (aus »1531 korrigiert), am Fuss die Initialen »IK«, die Stempel mit Spuren einer alten Silberprägung; mit 7 (statt 8) Messingbeschlägen (ohne die alten Schliessen; Rückenbezug fehlt; berieben und bestossen, Kanten abge- schürft). (CHF 1’800.00)

Nicht bei Adams und Brunet. Nicht bei Moreau und Pettegree & Walsby. Eine von fünf verschiedenen Ausgaben aus Frankreich aus dem selben Jahr 1529! Offenbar aber sehr selten, denn sie ist weder Moreau, noch Pettegree & Walsby noch den übrigen Bibliographen bekannt. Auffällig ist auch, dass beide Titel als Druckdatum 1529 angeben, dies Datum ist ebenfalls am Ende der Vorrede des Druckers Nicolas Save- tier gegeben: »anno Domini 1529 Calen. Februa«; das Kolophon auf dem letzten Blatt hingegen gibt als Druckabschlussdatum 1528. Und um die Kon- fusion zu vollenden steht am Fuss des ersten Titel- blatts ein handschriftlicher Eintrag »Micat ex Malis Virtus« mit der Jahreszahl »MDCXXVII«! Das um- fangreiche Werk von Perotto (1430-1480), der Bi- schof von Manfredonia (Siponto) und Gouverneur von Umbrien und Perugia war, ist eigentlich ein sehr ausführlicher Kommentar zu Martials »Liber spectacularum«; es entwickelte sich aber zur Auto- rität für die lateinische Grammatik und wurde bis weit ins 16. Jh. in allen Ländern nachgedruckt. Die Bordüre des ersten Titels weist einen Druck in Schwarz und Rot auf: die beiden seitlichen Köpfe, die beiden Delphinköpfe am Kopf und die Taube im Wappen Savetiers am Fuss des Titels sind in Rot ein zweites Mal eingedruckt. In etwa zeitgenössische Marginalien in einigen Blättern. Durchgehend leicht gebräunt. Schmale Feuchtigkeitsspuren in den Rändern hin und wie- der. Winzige Wurmspur in der untersten Aussen- ecke in den ersten 58 Blättern. Drei Bibliotheksstempel auf der Titelrückseite (ge- strichen).

94 70* Luther, Martin. Auff das Vermeint Keiserliche Edict Ausgangen im 1531 jare / nach dem Reichs tage des 1530 jars. Glosa. D. Mart. Luthers. Wittemberg. DM XXXI. (Auf dem letzten Blatt: Wittenberg, Nickel Schirlentz, [1531]). Kl.-4°. 28 unnum. Bl. (Lagenzäh- lung: A-G4). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre nach Lucas Cranach. Moderner Halb- pergamentband mit handgeschriebenem Rückentitel. (CHF 1’400.00)

Vd16 L-3891. Benzing, Luther 2925. Erste Ausgabe der heftigen Kritik Luthers am Edikt Kaiser Karls V. im Gefolge des Augsburger Reichstages von 1530; der Traktat ist in heftigen Worten geschrieben und richtet sich gegen alle Verräter und Meuchler, insbesondere aber gegen den »heubtschalk«, Paps Clemens VII. Die Titelbordüre, die ganz in Cranachschem Stil gehalten ist, zeigt das Mahl König Salomos oben und unten, seitlich sind Judith und Holofernes dargestellt. Durchgehend stark fleckig und feuchtigkeitsspurig. Der Titel ausgefranst und an den Rändern aus- gebessert, ebenfalls angegraut Auf dem Vorsatz Besitzeintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1896.

71* Bugenhagen, Johann. Von mancherley Christlichen sachen / tröstliche leren / sonderlich von beiden Sacramenten / nemlich / der Tauffe / und des leibs un(d) bluts Jhesu Christi / wider die irrigen Secten / gezogen aus der Lübeker / Hamborger und Brunswiger Or- denunge. Durch Johannem Bugenhagen Pomer. Wittemberg. M.D. XXXI. (Auf dem letz- ten Blatt:) Wittenberg, Hans Lufft, 1531. Kl.-4°. 132 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagen- zählung: A-Z4, a-k4). Moderner Pappband. (CHF 1’800.00)

VD16 B-9469. Kuczynski 331. Nebst einer niederdeutschen Ausgabe aus demselben Jahr einzige Ausgabe der bedeutenden Schrift, der Summe der reformatorischen Lehren des aus Pommern stammenden Bugenhagen (1485-1558). Bugenhagen hatte bereits 1528 die Braunschweiger Kirchenordnung verfasst und her- ausgegeben, der er 1531 – kurz vor dieser Schrift – die Lü- becker Kirchenordnung folgen liess sowie später die Hamburger Kirchenordnung. Später schuf er auch die Wittenberger Kirchenordnung. Das Singen in der Kirche ist immer wieder Thema der Ordnungen! Unbedeutende Feuchtigkeitsspur am Oberrand einiger Blätter, im übrigen gutes Exemplar. Anstreichungen und Marginalien in Deutsch von einer zeitgenössischen Hand durch den ganzen Band, auf dem weissen Blatt von derselben Hand ein Inhaltsverzeichnis.

95 72* Eutropius. Evtropii insigne volvmen qvo Romana historia vniversa describitvr, ex diuersorum authoru[m] monumentis collecta. Quanto uero maior codicu[m] sin- ceritas eo tempore fuit, quàm est hodie. Itaq[ue] non pauca leguntur hic emendati- us multo quàm in aeditionibus quorund- am historicorum quae uulgò circumferun- tur. Id docebit uel Sex. Aurelij Victoris libellus, ut de epitome Eutropij ad Valen- tem Aug. sileatur. Additae sunt Graeco- rum Imperatorum uitae de rebus in Orien- te & Constantinopoli, Persia, Arabiaq[ue] gestis, de quibus hactenus Latinis parum constabat. Quidam Annales Constantino- politanos appellant. Opus indignu[m] certè quod in tenebris tam diu delituerit. Pavli Diaconi Aquiliensis De gestis Lango- bardorum Libri VI. Basel, Froben, 1532. Fol. Titel mit Druckermarke, 3 nn. Bl. Prae- liminarien, 444 S. Mit zahlreicheren größe- ren Holzschnitt-Initialen. Pergamentband d. 19. Jhs. mit zwei goldgeprägten Rücken- schildchen (geringfügig fleckig). (CHF 1’800.00)

Nicht bei Adams. Vom berühmten und gelehr- ten Sigismund Gelenius besorgte Ausgabe der Historie des »magister memoriae« des Kaisers Valens (364-378 n. Chr.); Gelen war 1524 nach Basel gekommen, in Kontakt zu Erasmus von Rotter- dam getreten und von diesem als Mitarbeiter für Froben gewonnen worden - eine Stelle, die er bis zu seinem Tode 1554 innehielt. Als Herausgeber war er maßgeblich an der griechischen Erstausga- be des Flavius Josephus beteiligt (1544), die Eutropius-Ausgabe machte er im Zusammenhang der Ausgaben der Historien von Ammianus Marcellinus und von Livius. Die größeren Initialen entstammen einem Kinderalphabet, das wohl auf Holbein zurückgeht (vgl. Basler Holbeinkat. 1960, Nr. 411). Durchgehend, teils stark stockfleckig. In den Rändern kleine Wurmlöcher. Auf dem Titel handschriftlicher Besitzeintrag »Ex bibli[othe]ca Altemps[ia]na« und »Joannis Fran- cisci Politangeli«.

73 Themistios. Paraphrasis Themistii Peripatetici acutissimi, in Aristotelis Posteriora & Phy- sica. In libros item de Anima, Memoria & Reminiscentia, Somno & Vigilia, Insomniis, & Divinatione per somnum: Hermolao Barbaro Patririo Veneto interprete. Basel, Johann Walder, 1533. 4°.16 unnum. Bl., 675 S. (Lagenzählung: a-d4; a-z4,A-Z4, Aa-Zz4, AA-OO4, PP6). Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden, über Holzdeckeln, die Deckel mit reicher Blindprägung, 1 (von 2) alten Messingschliessen (berieben und fleckig, mit einer Anzahl von Wurmlöchern). (CHF 750.00)

96 VD16 T-707. Adams T-451. Zweite in Basel erschienene Ausgabe der Aristoteles-Paraphrasen von Themistios (um 317 - nach 388), einem der bedeutendsten Rhetoren der Spätantike, der – obwohl er dem paganen Glauben anhing – bei den christlichen Kaisern in höchstem Ansehen stand für seine panegyrischen Reden. Seine Aristoteles-Interpretationen sind sein philosophisches Haupt- werk, das weit in die Neuzeit hinein wirksam blieb. Auf dem Innendeckel zeitgenössischer Besitzeintrag »Ego sum principis Hernesti«; da sich auf der Titelrückseite der Stempel der Ernst-August-Fideicomiss-Bibliothek findet, liegt es nahe, im Stammbaum der Welfen nach dem Vorbesitzer zu suchen. In Frage kommen zwei: Ernst I. Herzog von Braunschweig-Lüneburg »der Bekenner« (1497-1546) und Ernst III. Herzog von Braun- schweig-Grubenhagen (1518-1567). Auf dem Titel Stempel »Ex Bibliotheca Ministerii Cellensis«. Zahlreiche Wurmlöcher, vor allem in den ersten ca. 150 Blättern, im übrigen gutes, sauberes Exemplar.

74 Aesopus. Esopus leben vnd Fabeln: mit sampt den Fabeln Aniani: Adelsoni / vnd etlichen schimpffreden Pogii. Darzuo vßzüge schöne fabeln vn(d) exempeln Doctors Sebastian Brant / alls klärlich mit schöne(n) figurn vn(d) register ußgestriche(n). (Auf dem letzten Blatt:) Freiburg i.Br., Johannes Faber, Februar 1535. Kl.-4°. 12 unnum. Bl. (Titel, Vorrede und Register), 173 fol. Bl. (statt 175; ohne Bl. 172-173), 1 Bl. (Lagenzählung: ♣8, ♣♣4, a-z8.4, A-E8.4,F1-3 und 6-8). Mit blattgrossem Titelholzschnitt, 325 (statt 330) kleinen Textholzschnit- ten und 1 Druckermarke auf dem letzten Blatt. Moderner Halbpergamentband. (CHF 7’500.00)

VD16 A-549. Goedeke I, 441, Nr. 3. Höchst seltene, zweite von Faber in Freiburg gedruckte deutsche Aesop- Ausgabe (nach der ersten von 1531). Enthält zuerst Aesops Vita (Fol. 1- XXVII), darauf die 80 Fabeln des Ro- mulus, der im Mittelalter Esopus ge- nannt wurde (Fol. XXVII-LVII), darauf die 17 »Alten Fabeln« (Fol. LVII-LXXIV), gefolgt von den 17 ech- ten aesopischen Fabeln (Fol. LXXIV- LXXX); danach folgen die 17 Fabeln des spätantiken Dichters Avianus (Fol. LXXX-XCI), darauf die 24 »Ge- sammelten Fabeln«, d.h. die Fabeln des spanischen Arztes Pietro Alfonsi, der ursprünglich Moses Sephardi hiess und Rabbi war, und Poggio Bracciolini (Fol. XCI-CXII). Alle diese vorstehenden Teile sind in der alten Steinhöwelschen Übersetzung wie- dergegeben, wie sie erstmals 1477 in Ulm erschienen ist. Der grössere zweite Teil umfasst die »fabeln, by- spylen und historien« von Sebastian Brant (1457/58-1521); diese waren 1501 erstmals in Strassburg als Fort- setzung der Steinhöwelschen Fabel- Übersetzung erschienen.

97 Der »B+K« monogrammierte und 1531 datierte Titelholzschnitt wird von Nagler, Monogrammi- sten, I, 1915 dem Basler Holzschneider Benedikt Kump zugewiesen; Nagler weist auch die kleinen, nur 3,5 x 4,5 cm messenden Textholzschnitte Kump zu. Es ist erstaunlich wieviel an »action« und Humor er in die kleinen Bilder fassen konnte! Kein allzugutes Exemplar – diese Art von Fabelbüchern in vernakulärem Deutsch waren immens populär und wurden viel gelesen! Randeinrisse in einer Anzahl von Blättern, manchmal den Text berührend. Durchgehend schmutz-und fingerfleckig und Feuchtigkeitsspuren. Kleiner Randaus- riss vom Titelblatt. Von grosser Seltenheit.

98 75* [Luther, Martin ?]. Ein frage des gantzen heiligen Ordens der Kartenspieler vom Karnöffel / an das Concilium zu Mantua. 1537. [Wittenberg, Nickel Schirlentz, 1537]. Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage A4). Geheftet. (CHF 2’800.00)

VD16 F-1971. Benzing, Luther 3257. Offenbar äusserst seltener Druck der für das von Papst Paul III. in Absprache mit Kaiser V. nach Mantua ein- berufene Konzil bestimmten, möglicherweise von Lu- ther verfassten satirischen Schrift; da die deutschen protestantischen Fürsten und Frankreich kein Interes- se an der Kirchenversammlung zeigten, wurde es zu- erst verlegt und schliesslich abgesagt. Das Karnöffel- spiel ist eines der ältesten Kartenspiele und dem Tarot verwandt; dabei ist der Karnöffel die Karte, die alle an- dern sticht – so auch den Papst und den Kaiser. Die Schrift schliesst: »Gegeben zu Rom / Ala Campa- na bey dem Campflor / hinder dem Turre denona / zwischen den andern Tabern / inn die Bulle cænæ Domini / hart fur dem Eclipsi des Concilii / durch den deudschen Pasquil / Protheum genant / Anno 1537. indictione nulla. Anno Pontifica- tus Pauli 4.« Durchgehend stockfleckig.

Die erste schwedische Vollbibel 76* Bibel. – »Gustav-Wasa-Bibel«. – [Biblia, Thet är all then Helgha scrifft på swensko. 6 Teile in einem Band. Upsala, Jürgen Richolff d. Jüngere, 1540-1541]. Fol. 716 foliierte Bl. (statt 760 Bl.; ohne die ersten sechs Blätter Präliminarien, 107 Bl. [statt 123 Bl.; B3-6,C1-5, D-E6,F1-2und 5-6, G-T6, V1-2 und 5-6,X4], 158 Bl. [Aa-Zz6, aa-bb6,cc8]; 78 Bl.[AA-NN6]; 138 Bl. [statt 140 Bl., Aaa-Kkk6, Lll1-2 und 5-6, Mmm-Yyy6, Zzz8], 88 Bl. [statt 90 Bl., Aaa-Ooo6,PPp1-2 und 4-5], 147 Bl. [statt 165 Bl.; A- Z6,Aa6,Bb1-5]). Mit 14 ganzseitigen Holzschnit- ten, 15 halbseitigen und 7 viertelseitengrossen Textholzschnitten (statt ?). Halblederband d. 19. Jhs. mit goldgeprägtem Rückentitel und etwas ornamentaler Rückenvergoldung (berieben). (CHF 12’000.00)

Collijn, I. Sveriges bibliografi intill år 1600, S. 88. Dar- low-Moule 8808. Erste Ausgabe der ersten schwedischen Vollbibel, veranlasst von König Gustav I. Wasa und nach die- sem so benannt. Schweden war erst seit 1523 von

99 Dänemark unabhängig geworden. Gustav I. Wasa wurde auf dem Reichstag von Västerås 1527 an Stelle des Papstes zum Oberhaupt der schwedischen Staatskirche bestimmt. Dies führte zu Span- nungen mit Rom, die bei der Einsetzung von Laurentius Petri – dem Bruder von Stockholms Re- formator Olaus Petri – zum ersten evangelischen Erzbischof von Upsala kulminierten und zum Bruch mit Rom führten. Die Reformation breitete sich danach in Schweden rasch aus, ab 1531 wurde in den Kirchen auf Schwedisch gepredigt. In diesem Zusammenhang steht der Auftrag des Königs an Olaus und Laurentius Petri sowie Laurentius Andreae, die ganze Bibel ins Schwedische zu übertragen. Zuerst wurde 1526 das Neue Testament übersetzt und herausgebracht, 1541 folgte dann die vorliegende Vollbibel, die sich eng an Luthers Bibelübersetzung hielt. Der Hauptteil der Übersetzungsarbeit wurde von Laurentius Andreae (um 1470 – 1552) gemacht, der auf dem Reichs- tag von Strängnäs 1523 Gustav Wasa zum schwedischen König ausgerufen hatte, dessen Sekretär er danach wurde, mit dem er sich aber bald überwarf. Diese Übersetzung war für die Normatierung der schwedischen Sprache von allergrösster Wich- tigkeit. Erst mit ihr gelang es, eine verbindliche Rechtschreibung in Schweden durchzusetzen. Die Gustav-Wasa-Bibel ist das umfangreichste im 16. Jh. in Schweden gedruckte Buch. Als Drucker hatte man den Lübecker Jürgen Richolff (1494-1573) berufen, der bereits 1526 das Neue Testament gedruckt hatte. Richolff kam einzig für diesen gewaltigen Druckauftrag nach Schweden zurück; die Drucklegung erstreckte sich über die beiden Jahre 1540-1541. Die Bibel gilt als typographisches Meisterwerk. Der Bildschmuck der Bibel ist von Georg Lemberger nach Vorlagen von Lucas Cranach d. Ä. ge- macht. Kein gutes Exemplar. Es fehlen 44 Blätter ganz, insbesondere zu Beginn und am Schluss. Einige vorliegende Blätter zum Teil herausgeschnitten. Zahlreiche Blätter mit alt geklebten Rissen, teils auch unterlegt, davon auch einige Holzschnitte betroffen. Durchgehend stark finger- und schmutz- fleckig. Seitlich etwas knapp beschnitten, mit etwas Verlust bei den gedruckten Marginalien. Handschriftliche Marginalien von verschiedenen Händen und aus verschiedenen Zeiten. Offensichtlich von grosser Seltenheit. Der Swedish Union Catalogue weist einzig 14 Exemplare in öffentlichen schwedischen Bibliotheken nach.

100 77 Galenus, Claudius. Operum Tomus Se- cundus / Tertius (ohne Bde. 1 und 4-10; in 1 Band). Basel, Froben, 1542. Fol. 4 unnum. Bl. 384 Sp.; 724 Sp., 1 Bl. (Lagen- zählung: α4, a-q6; a-z6, A-F6,G8). Mit vier Holzschnittdruckermarken auf den Ti- teln und den letzten Blättern beider Bde. Alt restaurierter Lederband d.Z. auf fünf Bünden und über Holzdeckeln, die Deckel mit einem Rollenstempel (Sün- denfall, eherne Schlange, Kreuzigung und Auferstehung; datiert 1536) blind- geprägt, 2 alte Messingschliessen und 7 (von 8) Messingkantenbeschlägen; In- nendeckel mit Fragmenten einer Perga- menthandschrift des 15. Jhs. bezogen (Rückenkanten und Ecken restauriert; Kratzspuren, einige Wurmlöcher, Kapi- tale ausgerissen, Kanten etwas aufge- schürft). (CHF 750.00)

VD 16 G-127. Adams G-35. Zwei Einzelbände aus der berühmten Fro- benschen Galen-Ausgabe von 1542, an der der junge Vesal mitgewirkt hatte, und die ein Nachdruck der Giunta-Ausgabe ist. Im zweiten Band werden die Schriften Galens über die Nahrungsmittel und die »guten und schlechten Säfte« der Speisen abgedruckt. Trotz der Restaurierungen und der Beeinträchtigungen sehr schöner Einband. Recht sauberes Exemplar, breitrandig. Mit zahlreichen Wurmlöchern und in der zweiten Hälfte des Bandes auch Wurmgang im weissen Unterrand. – Ausgeschiedene Doublette der Münchner Kö- niglichen Bibliothek.

78* Augsburger Konfession. – Confessio fidei exhibita invictiss. Imp. Carolo V. Cæsari Aug. In Comiciis Augustæ. Anno M.D. XXX. Addita est Apologia Confeßionis [per Philippum Melanchthonem] diligenter recognita. [2 Teile in 1 Band]. (Auf dem letzten Blatt:) Witten- berg, Georg Rhau, 1542. 8°. 64 unnum. Bl.; 187 unnum. Bl., 1 weisses Bl. (Lagenzählung: a-h8; A-Z8,Aa4). Mit 2 verschiedenen, je aus einem Stock geschnittenen Titelbordüren und 1 Wappenholzschnitt. Modener Halbschweinslederband (sign. Hedberg) mit goldgepräg- tem Rückentitel, alt gepunzter Schnitt. (CHF 1’200.00)

VD16 C-4714 und M-2510. Frühe Ausgabe von zwei der wichtigsten Texte der Reformation, dem Augsburger Bekenntniss und Melanchthons Auslegung der in der »Confessio« niedergelegten Glaubenssätze. Erstmals er- schien die Confessio separat 1530, zusammen mit der »Apologia« 1531 ebenfalls bei Rhau in Wit- tenberg wie die vorliegende, und es gibt 1531 auch einen deutsch-lateinischen Druck bei Rhau. Melanchthon überarbeitete seine »Apologia« mehrfach und übernahm Teile seiner »Apologia«

101 auch in den Text der »Confessio«, hier liegen beide Texte in ihrer ausführlichsten Form, der sogen. »Confessio Augu- stana variata«. Durchgehend feuchtigkeitsspurig in den Rändern. Beide Titelbordüren am Oberrand knapp beschnitten (Rand be- rührt und teils weggeschnitten). Alte Besitzeinträge auf dem Titel und unter dem Druckvvermerk am Schluss. Auf dem fliegenden Vorsatz Besitzeinträge von Baron Per Hierta mit Datum von 1885 und Otto Smith mit Datum von 1911.

79* Luther, Martin. Enchiridion piarum predicationum, cum Passionali, ut vocant, quibus accessit novum Calendarium cum Cisio iano vetere & novo, atque aliis quibus- dam, ut patet ex indice. Vuittembergæ. D. Marti. Luth. Anno M.D.XLIII. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Hans Lufft, 1543. 8°. 368 unnum. Bl. (Lagenzählung: α-γ8, ε8, ζ8, χ-λ8;A-Z8, a-n8). Mit 1 aus einem Stock ge- schnittenen Titelbordüre, 1 Sonnen- und Mondbahn-Holzschnitt sowie 50 kleinen bi- blischen Holzschnitten. Schöner polierter Lederband d.Z. auf drei Bünden, der Rük- ken reich mit ornamentalen Einzelstempeln geprägt, die Deckel mit einer 1532 datierten Rolle (mit Prudentia, Lucrezia und Venus) geprägt, der Vorderdeckel in der Mitte mit einer Platte mit Christus mit fahnenbewehr- tem Kreuz, auf einem Totengerippe ste- hend, darüber und darunter geprägt »Anno« und »1546«, der Rückdeckel mit Mittelplatte mit harfendem David, darüber und darunter florale Einzelstempel; ohne

102 die alten Messingschliessen (Ecken abgeschafft, kleine Aufschürfungen an den Kanten, ei- nige Kratzspuren, kleine Fehlstelle im Rückdeckel). (CHF 12’000.00)

VD16 L-4124. Benzing, Luther 1316. Dritte, gegenüber der Erstausgabe von 1522 stark erweiterte Ausgabe der lateinischen Fassung von Luthers »Betbüchlein«, die beste der vier Ausgaben (1529, 1532, 1543 und 1560), wie alle von gros- ser Seltenheit, speziell in einem so breitrandigen Exemplar und in einem datierten Einband. Zu Beginn steht der ganz in Rot und Schwarz gedruckte Kalender, gefolgt von der »Tabula Regio- num« und den Kapiteln »De usus Calendarii«, »De Luna« und »De mensibus«. Das wirkliche »Betbüchlein» umfasst das apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und dessen Paraphrase aus der Feder von Melanchthon und weitere exegetische Texte dazu, sowie wei- tere Glaubensbekenntnisse und Predigten über verschiedene Gebete. Das Passional Christi ist mit 50 sehr schönen Holzschnitten illustriert, die bereits in der Erstausgabe abgedruckt waren und die früher Hans Brosamer zugeschrieben wurden, neuerdings aber dem »Meister der Jakobsleiter« zu- gewiesen werden. Wobei einige Holzstöcke der früheren Ausgaben offenbar nicht mehr zur Verfü- gung standen, sie sind durch Werke eines anderen – und schwächeren – Künstlers ersetzt, z.B. die Abendmahlsdarstellung, das Himmelfahrtsbild etc. Durchgehend schwache Feuchtigkeitsspur im Oberrand. Mit den üblichen Fingerflecken. Einige wenige Marginalien. Titel am Oberrand mit bibliographischem Verweis, verschiedene Einträge auf dem hinteren Deckel und der Rückseite des letzten Blattes. Zwei Besitzeinträge des 17. Jhs. auf dem Innendeckel sowie die Besitzeinträge von Baron Per Hierta mit Datum von 1907 und Otto Smith mit Datum von 1911.

103 80* Sammelband mit 7 reformatori- schen Schriften in Kleinoktavformat aus den Jahren 1543-1557, teils illustriert. Re- staurationsbedürftiger Lederband d.Z. auf drei Bünden und über Pappdeckeln, die Deckel mit Rollenstempeldekor (Kanten teils aufgeschürft, Kapitale ausgerissen; ei- nige Wurmlöcher). (CHF 6’000.00)

a) Musculus, Andreas. Prophecey und Weissa- gung / unsers Herrn Jesu Christi / von dem zu- nahenden unglück uber Deutschland. (Auf dem letzten Blatt:) Frankfurt a.d.Oder, Johann Eichorn, 1557. 56 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: A-G8). Mit Titelholzschnitt und 1 weiteren Holzschnitt. – VD16 M-7203. Eine von zwei Ausgaben aus dem Jahr nach der Erst- ausgabe. b) Maior, Georg. Zwo Predig uber das Evange- lium / Johann. i. Im Anfang war das Wort / und das Wort war bey Gott / und Gott war das Wort etc. Mit einer Vorrede an ein Erbarn Radt / und Christliche gemeine der löblichen Stadt Northausen. Wittenberg, Veit Creutzer, 1552. 64 unnum. Bl. (die beiden letzten leer; Lagenzäh- lung: A-H8). - VD16 M-2214. c) Maior, Georg. Trostschrift sampt Auslegung des lieblichen Spruches Johan. 3. Also hat Gott die Welt geliebt etc. Allen Christlichen betrüb- ten Gewissen nützlich und tröstlich zu lesen. Wittemberg, Georg Rhaw Erben, 1554. 64 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-H8). Mit 1 Holzschnitt auf der Titelrückseite. - VD 16 M-2197. d) Menius, Justus. Vom Exorcismo. Das der / nicht als ein zeuberischer Grewel zuuerdamnen / sondern in der gewönlichen Action bey der Tauffe / mit Gott und gutem Gewissen / wol gehalten werden möge. Wittemberg, Veit Creutzer, 1551. 48 unnum. Bl. (die beiden letzten leer; Lagenzäh- lung: A-F8). - VD16 M-4586. e) Bugenhagen, Johann. Von den ungeborn Kindern und von den kindern / die wir nicht teuffen können / und wollten doch gern / nach Christus befehl / und sonst von der Tauff / etc. Witten- berg, Joseph Klug, 1552. 88 unnum. Bl. (das letzte leer; Lagenzählung: A-L8). Mit 1 Holzschnitt auf der Titelrückseite. - VD16 B-9450. f) Dietrich, Veit. Wie die Christen zur zeit der verfolgung sich trösten sollen / durch Vicum Diet- rich. Allen liebhabern Jesu Christi / zum Newen Jar. Nürnberg, Johann vom Berg und Ulrich Neu- ber, 1548. 72 unnum. Bl. (die beiden letzten leer; Lagenzählung: A-I8). Mit 1 Holzschnitt auf dem letzten bedruckten Blatt. - VD16 D-1674. g) (Anonym). Unsers Herren Jesu Christi gepurt / einreyten und urstend. M.D. XLIII. (Auf dem letzten Blatt:) Nürnberg, Georg Wachter, 1543. 40 unnum. Bl. (das letzte leer; Lagenzählung: A-E8). – VD16 U-179. Feuchtigkeitsspuren durch den ganzen Band. Einige unbedeutende Wurmlöcher.

104 81 Sophokles. [Graece:] Tragoediae septem, cum interpretationibus vetustis & valde utilibus. (Auf dem zweitletzten Blatt:) Frankfurt, Peter Braubach, 1544. 4°. 2 unnum. Bl., 193 Bl., 1 Bl. (mit einigen Folia- tionsfehlern; Lagenzählung: *2, a-z8,&10). Titel in Rot und Schwarz gedruckt. Mit ei- nigen grösseren schwarzgrundigen Initia- len, Holzschnittleisten am Kopf der sieben Stücke und Holzschnittdruckermarke mit Januskopf auf dem letzten, im übrigen weissen Blatt. Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden, auf dem Vorderdeckel da- tiert 1546; Deckel mit Rollen- und Einzel- stempeln; 1 (von 2) Messingschliessen (be- rieben und bestossen, Deckelbezug fleckig und etwas zerkratzt). (CHF 1’500.00)

VD16 S-7033. Adams S-1443. Hoffmann III, 598. Erste griechische Ausgabe bei Braubach in Frankfurt. Mit den breiten Scholien um den Tragö- dientext. Durchgehend etwas fleckig. Unterstreichungen und in etwa zeitgenössische Marginalien in einem Grossteil des Bandes. Längerer Eintrag des 19. Jhs. auf dem vorderen Innendeckel.

Nr. 82 Martin Luther, Betbüchlin

105 82* Luther, Martin. Betbüchlin / mit dem Calender und Passional / auffs new corrigiert vnd gemehret. D. Mar. Luther. M.D.XLV. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Hans Lufft, 1545. 8°. 8 unnum. Bl., 276 (statt 277) fol. Bl., 1 Bl. (ohne fol. 5; zahlreiche Foliationsfehler; La- genzählung: *8,A1-4 und 6-8, B-Z8, a-l8,m6). Mit 1 aus einem Stock geschnittenen Titelbordü- re, 2 astronomischen Holzschnitten und 49 biblischen Holzschnitten sowie einer Anzahl von Holzschnittinitialen. Moderner Halbschweinslederband (sign. Hedberg) mit goldge- prägtem Rückentitel. (CHF 2’500.00)

VD16 L-4109. Benzing, Luther 1306. Das deutsche »Betbüchlin« ist eines der populärsten Werke Luthers. Es erschien in mehr als 40 deutschen und niederdeutschen Ausgaben und einigen lateinischen Ausgaben, erstmals wurde es 1522 gedruckt. Im Verlauf der Jahre wurde es immer wieder erweitert, die vorliegende ist die letz- te zu Lebzeiten Luthers erschienene deutsche Ausgabe. Oben knapp beschnittenes Exemplar, das Titelblatt ebenfalls seitlich knapp beschnitten (die Bordü- re angeschnitten). Von den 50 Illustrationen zum Passional, die üblicherweise abgedruckt sind, fehlt hier die Heilung des Blinden. Es fehlt ein Blatt, nämlich Blatt A5 mit dem Kalenderblatt für den »Christmonat« (Dezember). Abweichend vom Münchner Exemplar (Digitalisat), ist der Titel hier nur in Schwarz und nicht in Schwarz und Rot gedruckt, ausserdem ist die Titelrückseite leer. Durchgehend stockfleckig. Stempel auf dem Titelblatt. Auf dem fliegenden Vorsatz längerer Besitz- eintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1906 und von Otto Smith mit Datum von 1911.

106 83* Colonna, Francesco (att.). La Hypnerotomachia di Poliphilo, cioè Pugna d’Amore in Sogno, dov’egli mostra, che tutte le Cose humane non sono altro che Sogno: & dove narra molt’ altre cose degne di cognitione. Ristampato di novo, et ricorretto con somma diligen- tia, à maggior commodo de i lettori. (2 Teile in 1 Band). Venedig, (Aldus), 1545. Fol. 234 unnum. Bl. Mit 2 Holzschnittdruckermarken (auf dem Titel und dem letzten Blatt) und ca. 169 Textholzschnitten (davon 10 ganzseitigen). Moderner, flexibler Pergamentband mit übergreifenden Kanten und mit goldgeprägtem Rückenschildchen und etwas Rückenver- goldung, die Deckel mit schöner Deckelvergoldung, der Vorderdeckel zusätzlich mit goldgeprägtem Titel, Goldschnitt. (CHF 40’000.00)

Olschki, Choix de Livres XII, 18441. Renouard, Annales Aldes, 13. Essling III 199. Sander 2057. Zweite Ausgabe eines der schönsten illustrierten italienischen Renaissancebücher. Das Werk ist ein – bis auf den Titel – seiten- und zeilengetreuer Nachdruck der wesentlich häufiger vorkommenden Ausgabe von 1499. Aldus’ Söhne übersetzten den Titel ins Italienische und versahen ihn mit dem Zusatz, dass »alles menschliche Tun nichts als ein Traum sei«. Die Rahmenhandlung schildert die Suche Polifilos nach der mystischen Liebesinsel Kythera, um sich dort mit seiner angebeteten Polia, die sich ihm laufend entzieht, zu verbinden. Die Erstausgabe von 1499 war kein sehr grosser Erfolg. Erst diese zweite Ausgabe wurde zum europäischen Bestseller. Insbesondere die französische Ausgabe wurde sehr erfolgreich und bis 1600 mehrfach aufge- legt. Die ins Detail gehenden Be- schreibungen von erfundenen Gärten wurden vielfach in Re- naissance-Gärten fruchtbar ge- macht. So mag es sein, dass der Monstren-Garten in Bomarzo, angelegt für Vicino Orsini, auf Anregungen aus der »Hypnero- tomachia« zurückgeht, ebenso der Garten Cosimos I. de’ Medi- ci in Castello, der von Francesco de’ Medici in Florenz sowie die Boboli-Gärten ebenda und der Garten der Villa Aldobrandini in Frascati. Eine der Abbildun- gen zeigt prominent einen von einem Elefanten getragenen Obelisken; Papst Alexander VII., der ein eifriger Leser der »Hypnerotomachia« war, hiess Gian Lorenzo Bernini ein ent- sprechendes Denkmal entwer- fen, das dessen Schüler vor der Kirche Santa Maria sopra Mi- nerva errichteten.

107 Trotz einiger Schäden ein gutes Exemplar. Der Titel und die ersten zwanzig Blatt mit Feuchtigkeits- spur im Rand seitlich und oben. Der Titel auch etwas angeschmutzt. Schwache Stockflecken hin und wieder. Feuchtigkeitsspur im Unterrand in den letzten ca. 50 Blätter. Der schlimmste Defekt ist die fehlende obere Blatthälfte von Blatt P8, die durch ein Faksimile ersetzt ist.

108 84* Luther, Martin. – Justus Jonas und Micha- el Coelius. Vom Christlichen abschied aus diesem tödlichen leben des Ehrwürdigen Herrn D. Martini Lutheri / bericht / durch D. Justum Jonam / M. Michaelem Celium / und ander die dabey gewesen / kurtz zusa- men gezogen. Gedruckt zu Wittemberg durch Georgen Rhaw. Anno M.D. XLVI. Kl.-4°. 15 unnum. Bl. (ohne das letzte weis- se; Lagenzählung: A-C4,D1-3). Mit 1 Holz- schnitt-Medaillonportrait des Meister MS. Moderner, reich blindgeprägter Lederband (sign. Hedberg, Stockholm) mit goldge- prägtem Rückentitel, Goldschnitt, in Schu- ber. (CHF 750.00)

VD16 J-905. Eine von zahlreichen Ausgaben des ersten Berichts über den Hinschied Luthers, dem dadurch hohen Wert zukommt, dass es sich um Berichte von Augenzeugen handelt. Johannes Aurifaber trug ebenfalls dazu bei. Allgemein gilt diese Wittenberger Ausgabe als die erste. Sie liegt in der Va- riante vor, die »Eisleben« auf Blatt A3r richtig ausgeschrieben zeigt (Zeile 7). Das sehr ausdrucksstarke Medaillonportrait in der Version mit den vielen Schraffuren im Gesicht, die später entfernt wurden. Der Titel am Aussenrand angerändert. Am Kopf etwas knapp beschnitten. Randausriss bei Bl. B4. Ei- nige Unterstreichungen im Text, auf einem Blatt (angeschnittener) Eintrag auf dem weissen Rand.

85* Luther, Martin. Einweyhung eines Newen Hauses zum Predigampt Göttlichs Worts erbawet / Im Churfürstlichen Schloß zu Torgaw. Durch / Doct: Mart: Luther. Gedruckt zuu Wittemberg / durch Georgen Rhaw / Im jar M.D.XLVI. Kl.-4°. 34 unnum. Bl. (Lagenzählung: A6,B-H4). Mit 1 blatt- grossen Holzschnittportrait nach Lucas Cranach. Moderner Leinenband (hinterer Gelenk geplatzt). (CHF 1’200.00)

VD16 L-4520. Benzing, Luther 3529. Erstausgabe, erst nach Luthers Tod von Caspar Creutzi- ger herausgegeben; im selben Jahr erweitert ein zweites Mal gedruckt. Johann Friedrich und Johann Wilhelm von Sachsen zugeeignet. Luther hatte die Predigt zur Einweihung der Kapelle in Schloss Hartenfels in Torgau 1544 gehalten; die Kapelle gilt als das erste als protestan- tische Kirche gebaute Gotteshaus. Durchgehend etwas stockfleckig. Unterhalb der Por- traits eine Anzahl von schwarzen Tintenstrichen, im Aussenrand kleiner Ausriss.

109 86* Papst Paul III. – Warhafftiger Abdruck der Artickel / welcher sich der Antechrist zu Rom der / Bapst / mit dem Jtzigen Keyser Karolo vergli- chen und vorbunden / belangende den uberzugk / auff die Evangelischen Stende / zu derselben wahren Religion Außdilgung unnd unterdrük- kung. M.D.XLVI. [Magdeburg, Michael Lotter ?, 1546]. Kl.-4°. 6 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4,B2). Umschlag. (CHF 800.00)

VD16 K-380. Einziger Druck dieser Schrift. Nachdem das Religions- gespräch in Regensburg 1546 keinerlei Fortschritte in den verhärteten Fronten zwischen Kaiser und Reich auf der einen Seite und den evangelischen Reichsständen auf der andern Seite gebracht hatte, entschied sich Karl V. zum Krieg gegen den schmalkaldischen Bund. Das Bündnis Karls V. mit dem Papst, auf das in dieser Schrift vehement hingewiesen wird, hatte allerdings nur kurze Dauer. Sauberes Exemplar, von grosser Seltenheit.

87* Wittenberg. – Academiae Witebergensis Leges quae bis quotannis publice recitantur. Additae sunt et Collagii Theologici, & Collegii Philosophici leges. Witebergae. Anno M.D. XLVI. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Joseph Klug, 1546). Kl.-4°. 28 unnum. Bl. (La- genzählung: A-G4). Moderner, stummer Pappband (etwas berieben). (CHF 2’800.00)

VD16 W-3732. Zweite Ausgabe der auf Philipp Melanchthon zu- rückgehenden Wittenberger Studienordnung, die offenbar zweimal jährlich öffentlich vorgetragen wurde. Deutsch-lateinischer Paralleldruck. Durchgehend finger- und etwas schmutzfleckig, teilweise gebräunt. Schwache Feuchtigkeitsspur am Oberrand. Offenbar von grösster Seltenheit.

110 88* Bibel. – Novum Testamentum graece: Τήσ καινήσ διάθηκησ άάντά. Novum Testamentum ex Bibliotheca Regia. Paris, Robert I. Estienne, 7. No- vember 1546. 12°. 528 S., 362 S., 1 Bl. Druckver- merk, 1 weisses Bl. Mit 1 Druckermarke auf dem letzten Blatt. Moderner Pergamentband mit über- greifenden Kanten und goldgeprägtem Rückenti- tel, Goldschnitt. (CHF 7’500.00)

Adams B-1657. Renouard 65:2. Fred Schreiber, Estienne Nr. 90. Darlow & Moule 4616. Erste Ausgabe des von Robert I. Estienne edierten Neuen Testaments in Griechisch, in der Variante mit dem Datum vom 7. November im Kolophon (statt »4 Non. Oct.« wie bei Adams B-1656), gesetzt in der klein- sten griechischen Type von Garamond, der sogenannten »grec du roi«; Garamond benützte Codices des griechi- schen Kalligraphen Angelo Vergecio, der in den Dien- sten des französischen Königs stand. Die »grec du roi« gilt als die eleganteste griechische Type des 16. Jhs. Diese erste Ausgabe ist allgemein bekannt unter dem Namen »O mirificam«, nach den ersten Worten des Vor- worts, das Estienne an König François I. richtet, diesen dafür preisend, dass er diese kleine Type für griechische Taschenbuchausgaben giessen liess. Estienne etablierte seinen Text auf Grund des Vergleichs der Complutensia und Erasmus’ Bibelausgabe. Das zweite Blatt im Falz montiert kurzrandiger – also wohl aus einem andern Exemplar beigebun- den. Durchgehend leicht stockfleckig.

89* Luther, Martin. Warnunge D. Martini luther: an seine lieben Deudschen / vor etlichen Jaren geschrieben / auff diesen fall / so die Feinde Christlicher Warheit diese Kirchen und Land / darinne reine Lere des Evangelii geprediget wird / wird / mit Krieg uberzie- hen und zerstören wollten. Mit einer Vorrede Philippi Melanthon. Wittenberg, Hans Lufft, 1547. Kl.-4°. 40 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: A-K4). Smaragdblauer Maro- quinband (sign. Hans Asper) mit goldgepräg- tem Rückentitel doppelten Stehkantenfileten, breiten Innenkantenbordüren.(CHF 1’500.00)

VD16 L-7352. Benzing, Luther 2915. Luthers Predigt war ursprünglich 1531 erschie- nen; angesichts des schmalkaldischen Krieges gab

111 Melanchthon diese 1546 erneut heraus und versah sie mit einer langen Vorrede. Noch im dreissig- jährigen Krieg wurde die Predigt nachgedruckt! Gutes Exemplar. Einige wenige Sporflecken. Auf der Rückseite des Titels gelöschter Stempel der Hamburger Bibliothek. Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris Gaspard Ernest Ströhlin.

90*(Anonym). Pasquillus, continens analysin, seu expositio- nem adverbii Interim, quæ est pars Indeclinabilis, a Satana & eius Squamis elaboprata ad animarum Interitum. Ohne, Druk- ker und Jahr (= Magdeburg, Chr. Rödinger, 1548?). Kl.-8°. 4 unnum. Bl. (Lage A). Moderner Pappband. (CHF 1’200.00)

VD16 P-838. Einzige Ausgabe dieser Satire gegen das Augsburger Interim, die sich gegen den Mainzer Weihbischof Michael Hedling, richtet, der mit seiner auf dem Augsburger Reichstag 1548 gemachten Behaup- tung, dass die katholische Kirche die einzig wahre Lehre vertrete, eine Anzahl von Spottschriften ausgelöst hatte. Thomas Kaufman hat in seinem Werk »Das Ende der Reformation: Die Madgeburger Herrgottskanzlei«, Tübingen 2003, S. 243ff., Erasmus Alberus (1500- 1553) als den gelehrten Verfasser des Pasquills vorgeschlagen. Der Pasquill parodiert eine donatistische Grammatikübung indem er das Wort »Interim« nach all seinen Bedeutungen befragt. Gebräunt. Das Erste Blatt am Kopf ausgefranst.

91* Aquila, Caspar (d.i. Kaspar Adler). Wider den spöttischen Lügner und unverschempten verleumbder M. Eßlebium Agricolam. Nötige verantwortung / und Ernstliche warnung / Wider das Interim. Apologia M. Casparis Aquilae Bischoff zu Salfeldt. M.D.XLVIII. [Magdeburg, Chr. Rödinger, 1548]. Kl.-4°. 6 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4,B2). Moderner Pappband. (CHF 500.00)

VD16 A-280. Eine von drei Druckvarianten aus demselben Jahr. Kaspar Adler (1480-1556), der in Italien Erasmus kennenge- lernt hatte, gilt als einer der bedeutendsten Mitarbeiter Lu- thers an dessen Bibelübersetzung. Die vorliegende Schrift ist die erste gegen das Augsburger Interim, gegen das er sich auch mit seinen »Christlichen Bedenken auf das Interim« äusserte, was Karl V. so empörte, dass er ein Kopfgeld von 5000 Gulden auf Adler aussetzte. Adler musste sich längere Zeit verstecken, kam später aber wieder auf seine Stelle als lutherischer Superintendent in Saalfeld. Durchgehend fleckig.

112 92* Boccaccio, Giovanni. Il Decamerone di M. Giovanni Boccaccio emendato secondo gli antichi essemplari, per giudicio & diligenza di piu autori, di nuovo ristampato & con somma diligenza & studio corretto, & in piu luog- hi revisto.Venedig, Gabriel Giolito de Ferrari, 1550. 12°. 12 unnum. Bl., 450 fol. Bl. (falsch foliiert 458; Lagenzäh- lung: *12,A-Z12, AA-OO12,PP6). Mit Portrait vor der Vita zu Beginn, je einem kleinen Holzschnitt zu Beginn jeder Giornata und zwei Druckermarken. Flexibler Perga- mentband mit durchgezogenen Bünden und handge- schriebenem Rückentitel (etwas fleckig; ohne die Schliessbänder). (CHF 2’800.00)

Edit 16 CNCE 6320 (mit nur 5 Bibliotheksnachweisen in Ita- lien). Kat. Hoepli, Bibliothèque Joseph Martini II, 1935, Nr. 31: »Jolie et rare édition«. Vide Gamba Nr. 175 (Anmerkung). Nicht bei Adams. Gleichzeitig mit einer Quartausgabe erschienen, von Giolito der »Delphina di Francia« gewidmet, das ist Catharina de’Medici. Herausgeber war Antonio Bruccioli; seine Ausga- be stand in Konkurrenz zur gleichzeitig von Ludovico Dolce und Girolamo Ruscelli bei Valgrisi erschienenen Ausgabe. Durchgehend etwas feuchtigkeitsspurig und fleckig. Auf dem Vorsatz Besitzeintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1896.

93 Pausanias. De tota Græcia Libri decem, quibus non solum urbium situs, locorumque in- tervalla accuratè est complexus, sed Regum etiam familias, bellorum causas & eventus, sacro- rum ritus, Rerum pub. status copiose descripsit: hactenus à nemine in linguam latinam conversi, nunque primùm in lucem editi: Abrahamo Loe- schero Interprete. Basel, Johannes Oporin, 1550. Fol. 6 unnum. Bl., 438 S., 25 unnum. Bl. Mit einer Holzschnittdruckermarke auf dem letzten Blatt. Schöner, französischer Lederband d.Z. auf vier Bünden und über Pappdeckeln, die Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln, die Vorsätze mit Fragmenten einer Pergamenthandschrift des 14. Jhs. bezogen (Ecken und Kapitalen restauriert, Kratzspuren). (CHF 3’500.00)

VD16 P-1075. Adams P-523. Hieronymus, Griechi- scher Geist aus Basler Pressen 295. Brunet IV, 454. Erste vollständige lateinische Ausgabe von Pausanias’ umfassender Beschreibung des alten Griechenlands, der bedeutsamsten Quelle für die Kenntnisse der To-

113 pographie, des täglichen Lebens, der Religion, der Gesetzgebung etc. des alten Hellas zur Zeit von Hadrian, Antoninus Pius und Marcus Aurelius. Die Übersetzung stammt von Löscher (1520-1575), der sich 1548/9 als magister artium in die Bas- ler Universitätsmatrikel eingetragen hatte. Seine Pausanias-Übersetzung widmet er Johann Jakob Fugger. Hieronymus: »In seiner der Widmung folgenden Vorrede an den Leser befasst er sich mit den Gründen und Problemen des Übersetzens allgemein und seiner Pausanias-Übersetzung im speziellen. Er habe sie sich vorgenommen, um den Fortschritt und Stand seiner Kenntnisse selber kennenzulernen, um den Stoff selber genauer und aufmerksamer beurteilen zu lernen und sich Er- fahrung zu erwerben. Darin sei Pausanias besonders reich. Was die biographischen Fakten betref- fe, referiere er vorhandene Untersuchungen; denn es sei wichtiger, einen Autor selber gründlich durchzuarbeiten als Zeit mit der Suche nach seiner Heimat zu verlieren. Dann müsse der Stil der Übersetzung passend gewählt werden. Oft sei der Text ihm durch seine Knappheit kaum verständ- lich gewesen. Doch das Werk, das so viele verlorene Dinge vor dem Vergessen rette, sei die Mühe wert. Worauf Löscher aus dem Inhalt und mit diesem aus der griechischen Geschichte und Mytho- logie referiert. Alles das und alle griechischen Kunstwerke finde der Leser in dem Werk dargestellt. Was seine Übersetzung betreffe, so sei es besser, Pausanias auf griechisch zu lesen, und er ziehe dies vor. Doch er habe ihn für diejenigen übersetzt, die keine Griechischkenntnisse besässen, und hoffe, diesen damit zu dienen. Er habe sich bemüht, verständlich zu sein, ausführlicher wo Pausa- nias in seiner Knappheit dunkel bleibe, nicht elegant, sondern textgetreu.« Durchgehend Feuchtigkeitsspur im weissen Aussenrand, manchmal den Text berührend. Auf dem Titel Besitzeintrag »GMajer«, am Fuss Datum 1550, von derselben Hand Verzeichnis der zehn Bücher und Verweis auf die Kapitelanfänge am Fuss des sechsten Blattes verso.

94 Josephus, Flavius. Le Premier Liure de Flauius Iosephvs de la Guer- re et Captivité des Ivifz: Mis en Fran- çoys par le Seigneur des Essars Nico- las de Herberay, commissaire ordinaire de l’artillerie du Roy. Paris, Jean Longis, 1550. 4°. 11 unnum. Bl., 107 fol. Bl., 1 Bl. Index, 1 Bl. mit der Druckermarke. Mit Titelholzschnitt und 16 etwa halbseitengrossen Text- holzschnitten (einige wiederholt), 1 Devisenholzschnitt und 1 Holz- schnittdruckermarke sowie 22 Holz- schnittinitialen. Neuerer Pappband, die Deckel mit einem Fragment aus einem Missale des 11. Jhs. bezogen (Rücken mit einigen Löchern). (CHF 4’500.00)

Pettegree & Walsby, French Books 31263 (nennt einzig drei Exemplare in Avignon, München und der Folger Shakespeare Li- brary in Washington). Nicht bei Brunet, Adams, nicht im und nicht in der Bibliothèque Nationale; ein Exemplar in Amiens.

114 Die den meisten Bibliogra- phen unbekannt gebliebene erste französische Überset- zung des 16. Jhs. von Flavi- us Josephus’ Chronik, das einzige was zu Lebzeiten des Übersetzers Nicolas Herberay Sieur des Essarts erschienen war; nach dem Tod des Essarts’ gaben seine Freunde 1553 alle sieben Bücher seiner Übersetzung heraus (siehe Nr. 98). Die vorliegende Ausgabe er- schien auch mit der Verlags- angabe von Sertenas. Dies ist nicht die erste französi- sche Übersetzung von Fla- vius Josephus – diese er- schien bereits 1492 bei Verard! Ausserordentlich schön von Estienne Groulleau für Jean Longis in einer klassischen Antiqua gedruckt, ge- schmückt mit ausserordent- lich schönen Holzschnittin- itialen auf weissem Grund mit einem Hintergrund von naturalistisch gezeichneten Blütenranken. Die ebenfalls sehr schönen Holzschnitte sind auch schon Jean Cou- sin (um 1522-1594) zuge- schrieben worden. Die Illu- strationen sind zusammengesetzt aus einem szenischen Holz- schnitt in der Mitte, der auf einer Art ornamentalem Po- dest aufruht und von Architraven übergeben ist, seitlich sind die Holzschnitte mit Blattranken mit Masken geschmückt (diese Ausstattung wurde für die Gesamtausgabe von 1553 übernommen). Zu Beginn Lobgedichte auf des Essarts von Claude Collet, François de Vernassal und de la Guillo- tière sowie die Vorrede des Essarts «Aux Lecteurs», am Schluss dieser seine spanische Devise «Acuerdo Olvido», die einen Ouroboros zeigt. Des Essarts ist vor allem für seine französische Übersetzung des »Amadis« bekannt geworden, die er auf Geheiss von François Ier unternommen hatte. Sehr gutes Exemplar, einzig die ersten vier Blätter mit Knickspuren und unbedeutenden Randlä- suren. Auf dem Innendeckel zwei gestochene Exlibris Johann Eustachius Freiherr von Westernach und zwei weitere Exlibris. Von grösster Seltenheit. Ich kann nur das Exemplar von E.P. Goldschmidt 1934, Kat. 31, Nr. 152 (mit Verlagsangabe Sertenas) und das Exemplar in Kat. 4 und 5 von Nicolas Rauch, 1952, Nr. 151 resp. 82, nachweisen.

115 95 Bibel. – Testamenti novi editio vulgata. Paris, Jolande Bonhomme, 1551. 12°. 458 fol. Bl., 13 unnum. Bl., 1 weisses Bl. Mit Einhorn-Druckermarke auf dem Titel und 127 Textholz- schnitten. Zeitgenössischer Pergamentband mit durchgezogenen Bünden und mit neue- rem Rückenschildchen (berieben, verfleckt). (CHF 1’800.00)

Nicht bei Pettegree & Walsby, nicht in der Stuttgarter Bibelsammlung und bei Darlow & Moule. Hübsche, von der Witwe von Thielmann Kerver herausgegebene Taschenausgabe des Neuen Te- staments mit sehr schönen Holzschnitten eines anonymen Künstlers. Von diesen entfallen 98 auf die vier Evangelien, 8 auf die Apostelakten und 21 auf die Apokalypse; die Briefe sind wie üblich nicht illustriert. Durchgehend etwas schmutz- und fingerfleckig, etwas stockfleckig und teils mit kleinen Feuchtig- keitsspuren, einige Seiten mit Tintenspritzern.

116 96* [Gelenius, Sigismund, Ed.]. Notitia Vtraqve cvm Orientis tvm Occidentis vltra Arcadii Honoriiqve Caesarvm Tempora, illustre uetustatis monumentum, imò thesaurus prorsum incomparabilis. Praecedit aute[m] D. Andreae Alciati libellus, De magistratib. Ciuili- busq[ue]; ac militaribus officijs, partim ex hac ipsa Notitia, partim aliunde desumptus. Cvi succedit descriptio urbis Romae, quae sub titulo Pub. Victoris circum fertur: & altera urbis Constantinopolitanae incerto autore, nunqua[m] antehac typis excusa, Imperialium uide- licet ac primariaru[m] sedium utriusq; Reipub. Svb iungitur Notitijs uetustus liber De Rebvs Bellicis ad Theodosium Aug. & filios eius Arcadium atq; Honorium, ut uidetur, scriptus, incerto autore. Item, ne quid de antiquo exemplari omitteretur, Disputatio Adria- ni Aug. & Epicteti philosophi. Basel, Froben, 1552. Fol. 108 nn. Bl. Mit Textholzschnitten auf 106 S. (davon einige blattgroße) und zwei Druckermarken (auf dem Titel und dem letzten, im übrigen weißen Bl.). Flexibler Pergamentband d. Z. mit durchgezogenen Bün- den (etwas fleckig, kleine Läsuren am Rücken). (CHF 2’800.00)

VD 16 N-1884. BMSTC German Books 747. Adams N-354. Erste Ausgabe des berühmten »Staatshandbuches«, entstanden kurz vor 410, nach der Trennung des römischen Weltreiches in ein Ost- und ein Westreich. Der aus Prag stammende Herausgeber Gelenius (1497-1554) benützte die einzige bekannte illustrierte ottonische Handschrift des Werkes, die im Schatz des Speyrer Doms aufbewahrt wurde; ein Teil der splendiden Holzschnitte geht auf die Illustrationen dieses seit 1552 verschollenen Codex zurück. Die »Notitia« verzeichnet sämtliche Hof-, Zivil- und Militärämter der beiden Reiche und bildet deren Insignien ab, sie verzeichnet den Standort der Truppen (und erlaubt so Erkenntnisse über deren Stärke zu Beginn des 5. Jhs.) und gibt auch eine Art von Rang- und Quartierliste ab. Unter den Holzschnitten - zwei sind »CS« mo-

117 nogrammiert; sie werden heute meist Conrad Schnitt zugewiesen - sind auch Abbildungen der Städte Rom und Konstantinopel, das Bild dreier Sibyllen, usw. Besonders reizvoll sind die Abbil- dungen von zahlreichen Büchern, dabei Beutelbüchern. - Der in Italien in Griechisch speziell aus- gebildete Gelenius »gehörte zum Kreis jener stillen, hochgebildeten Gelehrten, die mit ihrem Bie- nenfleiß die baslerische Buchproduktion des 16. Jh. in ihrer Vielfalt und Fülle erst möglich machten« (NDB VI, 173); er widmet seine Ausgabe dem seinerzeit in Basel weilenden berühmten Anatomen Andreas Vesalius. Außer den im Titel genannten Schriften enthält das Werk zu Beginn von Beatus Rhenanus eine »Illyrici provinciarum utrique imperio cum Romano tum Constantino- politano seruientis, descriptio«. In der an den Schluß gestellten anonymen Schrift über das Kriegs- wesen werden Kriegsmaschinen diskutiert und abgebildet. Die hübschen Initialen gehen auf Hans Holbein d.J. zurück. Außerordentlich breitrandiges Exemplar, sehr sauber. Handschriftlicher Namenseintrag auf dem Titel (»Gaule mp. Sedenz en parlem[ent]« ?).

Der erste schwedische Katechismus von Olaus Petrus 97* [Petri, Olaus. Een bönebook, ther hela catechismus mz Christi pino, korteliga vthi förfat- tat är, mz monga andra nyttiga och Cristeliga böner. Ock calendariu.] (Auf dem letzten Blatt:) Stockholm, Amund Laurentsson, 1553. 8°. Fragment von 138 Bl. (statt 190 Bl.; La- genzählung laut dem Swedish Union Catalogue »Libris« A-Z8, a-b8; vorliegende Blätter: Adas8.Bl.,B-C8,D3-6, 1 Bl. aus den Lagen E-G, I3-6,K2-8,L-M8,N1-6 und 8,O2-8, P-R8,S1-6 und 9,T1- 3 und 7-8,V-Z8, a-b8). Mit 50 Holzschnitten (statt ?). Halblederband des 19. Jhs. mit romanti- scher Rückenvergoldung (Kanten etwas berieben). (CHF 5’000.00)

Collijn, Sveriges bibliografi intill år 1600, vol. 2, S. 198ff. Swedish Union Catalogue LIBRIS- ID:13553234. Offenbar von allergrösster Seltenheit: der erste, vom schwedischen Reformatoren Olaus Petri ver- fasste Katechismus in schwedischer Sprache. Der Swedish Union Catalogue weist einzig zwei Ex- emplare in Upsala nach. Ansonst kann ich mit meinen Mitteln kein weiteres Exemplar in öffentli- chen Bibliotheken nachweisen.

118 Der Katechismus ist sehr reich illustriert mit einer Serie von blattgrossen und einigen kleineren Holzschnitten. Die blattgrossen Schnitte, die vermutlich aus einer norddeutschen Offizin ausgelie- hen oder gekauft sind (Rostock?), zeigen die komplette Passion Christi. Wahrlich kein gutes Exemplar. Alle Blätter sind oben und unten so beschnitten, dass die Foliation meist an- oder weggeschnitten ist, ebenfalls sind die Holzschnitte unten teils angeschnitten. Durch- gehend fingerfleckig – offensichtlich ein vielbenütztes Buch! Hin und wieder Tintenkritzeleien in den Rändern, Unterstreichungen im Text.

98* Josephus, Flavius. Les sept livres de Flauius Iosephus de la guerre et captivité des ivifz, tradvitz de grec, et mis en francoys par N. de Herberay Seigneur des Essars & commissai- re ordinaire de l’artillerie du Roy. Acuerdo Oluido. Paris, »pour Vincent Sertenas libraire tenant sa boutique au Palais, en la gallerie, par ou lon va à la Chancellerie, & au mont S. Hilaire, à l’Hostel d’Albret«, 1553. Fol. Titel mit großer Holzschnittdruckermarke, 5 nn. Bl., CCXXXVIII S., 1 Bl. Mit 145 schönen Textholzschnitten mit schönen, reich manieri- stisch ornamentierten Bordüren und Hunderten von hübschen Initialen mit floralem Dekor. Schaflederband des 19. Jhs. im Stil des späten 16. Jhs. mit rotem, goldgeprägten Rückenschildchen und etwas dekorativer Rückenvergoldung, Deckel mit dreifachen goldgeprägten und dreifachen blindgeprägten Deckelfileten, Stehkantenfileten, Rot- schnitt (berieben und etwas bestoßen, Deckel mit Kratzspuren). (CHF 4’500.00)

Nicht bei Adams und Brunet. Pettegree & Walsby 31264-31267 Ausserordentlich schön illustrierte Ausgabe. Sie weist dieselben Initialen und zum Teil dieselben Textholzschnitte auf wie die Ausgabe des »Premier Livre de la Guerre et Captivité des Juifz« von Paris 1550, die ebenfalls von Herberay herausgegeben und von Sertenas verlegt worden war (siehe Nr. 94). Die Initialen sind sehr schöne Antiqua-Buchstaben vor einem Hintergrund von naturali- stisch gezeichneten Blütenranken. Die Textholzschnitte sind zusammengesetzt aus einem szeni- schen Holzschnitt, der auf einer Art von festonbehangenem und teils mit Wappen geschmückten

119 Podest aufruht, oben sind die Holzschnitte von »Architraphen« bekrönt und seitlich mit Blatt- masken geschmückt. Die sehr qualitätvollen Holzschnitte wurden auch schon Jean Cousin (um 1522 - 1594) zugeschrieben. Gutes, breitrandiges Exemplar. Der Titel etwas angeschmutzt und im Falz neu montiert, der Ober- und Unterrand mit Papierstreifen er- gänzt. Das erste Textblatt etwas angeschmutzt, im übrigen wohl durchgehend, aber nur ge- ringfügig gebräunt oder stockfleckig. In den letzten ca. 20 Bl. kleine, unbedeutende Wurm- spur im Falz. Auf dem Innendeckel Exlibris Dr. P.A.Créhan- ge und ein weiteres Exlibris.

99 Josephus, Flavius. Antiquitatum Iudaicarum Libri XX. Adiecta in fine Appendicis loco Vita Iosephi ipsum conscripta, à Sigismundo Gelenio conuersi. De Bello iudaico libri VII. ex collatione Græcorum codicum per Sig. Gelenium castigati. Contra Apionem libri II. pro corruptissimis antea, iam ex Græco itidem non solùm emendati, sed etiam suppleti, opera eiusdem Gelenii. De Imperio Rationis, sive De Machabeis liber unus, à Des. Erasmo Rote- rodamo recognitus. Cum Indice accuratissimo. Basel, Froben, 1554. Fol. 4 unnum. Bl., 886 S., 1 weisses Bl., 16 unnum. Bl. Index (Lagenzählung: *4, a-z6, A-Z6,Aa6,Bb8, Cc-Zz6, Aaa- Ccc6,Ddd4, Eee-Ggg6,Hhh4). Mit 2 Holzschnittdruckermarken auf dem Titel und dem letzten Blatt sowie zahlreichen grossen, schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden und über dicken Holzdeckeln, die Deckel mit zwei verschiedenen Rollenstempeln (der eine mit Venus und einem Sternenwappen, die zweite mit einem wilden Mann) und Einzelstempeln; alte Messingschliessen (Ecken be- stossen, Bezug des Rückdeckel mit kleinem Loch, fleckig). (CHF 2’400.00)

VD16 J-962. Nicht bei Adams. Zweite Ausgabe der zuerst 1548 ebenfalls bei Froben erschienenen lateinischen Übersetzung des Sigismund Gelenius (1497-1554), dem aus Prag gebürtigen Humanisten, der nach Studien in Italien seit 1523 in Basel als Lektor bei Froben wirkte und mit Erasmus zusammen arbeitete. Gutes, wenngleich durchgehend leicht gebräuntes Exemplar. Kleiner Ausschnitt am Fuss des Titel- blattes.

120 100 [Maffei,] Raphael, Volaterranus. Com- mentariorum Urbanorum octo et triginta Libri, accuratius quam antehac excusi, præmissis eorundem Indicibus secun- dum Tomus ut ab autore conscripti fue- runt quibus accessit novus res ac voces in Philologia explicatas demonstrans, quo superiores editiones carebant hactenus. Item, Oeconomicus Xenophontis, ab eodem Latio donatus. Basel, Froben, 1554. Fol. 30 unnum,. Bl., 935 S. (Lagen- zählung: α-ε6, a-z6, A-Z6, Aa-Zz6, AA-II6). Mit Holzschnittdruckermarke auf dem Titel und dem letzten Blatt. Schweinsle- derband d.Z. auf vier Bünden und über Holzdeckeln, Deckel mit 4 verschiede- nen Rollenstempeln (Schliessen fehlen; Rücken weiss übermalt; Ecken bestossen, berieben und mit zahlreichen Wurmlö- chern, Kratzspuren). (CHF 3’000.00)

VD16 M-116. Adams M104. Sabin 43767-68. Dritte Basler Ausgabe des zuerst 1506 bei Be- sicken in Rom erschienen Werks von Raf- faello Maffei (1451-1522) aus Volterra, einer Art Enzyklopädie, die Papst Julius II. gewid- met und in drei Teile abgeteilt ist: Die Bücher II – XII behandeln Geographie, Bücher XIII-XXII die »Anthropologia« (womit Biographien berühmter Männer gemeint sind) und die Bücher XXIV- XXXVIII die »Philologia«, die ebenfalls sehr weit gefasst ist und im Wesentlichen naturwissen- schaftlichen und medizinischen Inhalts ist. Es gibt Abschnitte wie »De animalibus, ac primum de homine singulisque eius membris & morbis«, »De ratione & causis plantarum«, »De metallicis. De pigmentis. De lapidibus. De gemmis ac statuis. De aedificiis veterum & novorum…«, »De iustitia«, »De laudibus laboris« »De scientiis mathematicis: acprimum Arithmetica. Ac Harmonicis…«, »De optice & catoptice« usw. Am Schluss des Geographie-Abschnittes (hier S. 278) eine Erwähnung von Christoph Kolumbus und den spanischen Entdeckungen: »Huius itaque laudis æmuli nautæ His- pani, qui sub Ferdinandi regis auspiciis agunt, duce Christophoro Columbo, anno MCCCCXCVI à Gadibus solventes ad DCCC milliaria inter Zephyrum & austrum, unam ex fortunatis repere- runt…«. Gutes, sauberes Exemplar, jedoch mit einer ganzen Anzahl Wurmlöcher in den ersten dreissig und den letzten hundert Blättern.

101 Froissart, Jehan. Le premier – quart volume de l’Histoire et Cronique de Messire Iehan Froissart. Reveu & corrigé sus divers Exemplaires, & suyvant les bons Auteurs, par Denis Sauvage de Fontenailles en Brie, Historiographe du Trescrestien Roy Henry IIe de ce nom. (4 Bände in 2). Lyon, Jean de Tournes, 1559-1561. Fol. 10 unnum. Bl., 462 S., 17 unnum. Bl.; 6 unnum. Bl., 314 S., 3 unnum. Bl.; 6 unnum. Bl., 363 S., 2 unnum. Bl.; 6 unnum. Bl., 350 S., 3 unnum. Bl. (Lagenzählung: A6,B4, a-z6, aa-rr6, ss-tt4;A6, A-ZZ6, AA-CC6,DD4;A6,a- z6,A-G6,H4;A6, a-z6, A-F6,G4). Mit 4 wiederholten Doppelschlangen-Vignetten auf den

121 Titeln. Schöne, geglättete grünbraune Maroquinbände (sign. David) auf fünf Bünden mit reicher ornamentaler Rückenvergoldung und goldgeprägtem Rückentitel, die Deckel mit mehrfachen Goldfileten und breiten ornamentalen Bordüren, doppelten Stehkanten- fileten, ornamentale Innenkantenbordüren, Vorsätze mit Marmorpapier bezogen; Gold- schnitt (geringfügig berieben, zwei Gelenke ausgebessert). (CHF 5’000.00)

Adams F-1066. Brunet II, Sp. 1405. Tchémerzine V, 386. Pettegree & Walsby 21924. Eine der besten Ausgaben von Froissarts berühmter Chronik des Hundertjährigen Krieges; Froiss- art (um 1337-1405) begann seine Chronik, die auf Zeugenaussagen beruhte und nicht auf eigenen Erlebnissen, als junger Mann, während er am Hofe Edwards III. und seiner Gemahlin Philippa in weilte, erst gegen sein Lebensende konnte er sein grosses Werk abschliessen. Die Chronik wurde rasch populär und in zahlreichen Manuskripten verbreitet. Die vorliegende Ausgabe gilt als die textgetreuste, gleichzeitig gilt sie als eines der schönsten Druckerzeugnisse von De Tournes. Die Chronik ist in einer sehr eleganten römischen Type gedruckt. Der Philologen Denis Sauvage (um 1520-1587) gab nicht allein Froissarts Chronik neu heraus, sondern auch diejenigen von Nico- las Gilles und Philippe de Comines. Gewaschenes und abgepresstes Exemplar. Durchgehend etwas gebräunt, Spuren von Stockflecken.

122 102* Spangenberg, Cyriacus. Wider die böse Sieben / ins Teufels Karnöffelspiel. (Auf dem letzten Blatt:) Eisleben, Urban Gaubisch, 1562. Kl.-4°. 296 unnum. Bl. (Lagenzählung: [4], A- Z4, a-z4, Aa-Zz4, Aaa- Ddd4).Titel in Rot gedruckt und mit grossem satiri- schen Titelholzschnitt. Pappband mit Deckelbe- zug aus Pergament (Frag- ment einer liturgischen Handschrift mit Neumen- notation; stark nachgedun- kelt, Ecken aufgeschürft, einige Wurmlöcher). (CHF 2’000.00)

VD16 S-7727 oder 7728. Nicht bei Adams. Eine von vier Ausgaben aus demselben Jahr dieser Pole- mik gegen Papst Pius IV., an- lässlich der Wiedereinberu- fung des Tridentiner gegenreformatorischen Kon- zils. Spangenberg (1528-1604) hatte als 14jähriger die Uni- versität Wittenberg bezogen, wo er die spezielle Gunst Luthers und Melanchthons genoss; noch nicht 19jährig wurde er als La- teinlehrer an das junge Eislebener Gymnaisum berufen, 1550 wechselte er ins Predigtamt und wurde Nachfolger seines Vaters in Mansfeld. Die folgenden zehn Jahre waren seine fruchtbarsten als Schriftsteller und Prediger. »‚Wider die Bösen Sieben ins Teuffels Karnöffelspiel’ (Eisleben 1562) nannte er eine Heptade der kräftigsten litterarischen Invectiven ‘gegen des Satans Rottgesindlein’: von Papst Pius IV. und dem Bischof Stanislaus Hosius flankirt, läßt er den Dominikaner Limprici- us, die lutherischen Apostaten Frid. Staphylus und Steph. Agricola und den Kölner Buchdrucker Jaspar Gennep Revue passiren, und auch die vornehme Gestalt des längst im Grabe ruhenden Car- dinals Contarini bleibt nicht verschont von den Knüttelschlägen des eifernden Lutheraners, der nur ihm gegenüber nicht sofort die litterarische Polemik in persönliche Schimpferei umwandelt.« (ADB). Das Karnöffelspiel ist ist ein deutsches Kartenspiel des 15. Jhs., in welchem die oberste Karte der Karnöffel ist, der der Kardinal sein soll. Braunfleck am Oberrand durch etwa die Hälfte des Bandes. Schwache Feuchtigkeitsspur im Aus- senrand der letzten ca. 120 Blätter. Kleine Wurmlöcher durch den Einbanddeckel und die ersten ca. 10 Blätter am Oberrand. Hin und wieder Unterstreichungen in Tinte und Bleistiftnotationen. Auf dem Innendeckel Exlibris Richard Zoozmann, von dessen Hand Kaufvermerk auf dem flie- genden Vorsatz.

123 103*[Calvin, Jean]. Rudimenta fidei Christianæ, vel Rudis & elementaria quædam institutio: quam Catechismum veteres apparunt. Huic addita est Ecclesiasticarum precum formula. Graecè & Latine. [Genf], Henri Estienne, 1563. 12°. 352 S. Mit Druckermarke auf dem Titel. Biegsames Pergamentbändchen d.Z. mit durchgezogenen Bünden und überstehenden Kan- ten, handschriftlicher Rückentitel (Schliessbänder fehlen, fleckig, eine Kante lädiert). (CHF 8’000.00)

Nicht bei Adams. - Höchst seltene griechisch-lateinische Parallel- ausgabe der von Henri Estienne geschaffenen griechischen Überset- zung von Calvins Katechismus; die erste – heute unauffindbare – Ausgabe war 1551 erschienen und war das erste von Robert Estien- ne in Genf gedruckte Buch. Namenseintrag auf dem Titel. Feuchtigkeitsspuren im Rand.

104 Plutarch. Vitæ comparatæ illustrium Virorum, Graecorum & Romanorum. Ita digestæ ut temporum ordo seriesque contest, Hermanno Cruserio I.C. atque illustriss. Ducis Cliven- sis & Iuliacensis consiliario, Interprete elegantiss. ac fidelissimo. … Accesserunt his Indi- ces locupletissimi. Basel, Thomas Guarinus, 1564. Fol.6 unnum. Bl., 785 S., 35 unnum. Bl. (Lagenzählung: a6, a-z6, A-Z6, Aa-Zz6,AA6,BB8). Mit einer schönen Holzschnittdrucker- marke auf dem Titel (»Palma Guarini«) und auf dem letzten Blatt («Palma Isengrini«) sowie zahlreichen Initialen nach Hans Holbein d.J. Schöner Lederband d.Z. auf fünf Bün- den und über dicken Holzdeckeln, die Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln reich blindge- prägt, mit 8 messingenen Kantenbeschlägen (ohne die Messingschliessen; Kratzspuren; Ge- lenke angeplatzt, berieben). (CHF 900.00)

Nicht im VD16 und in Adams. BMSTC 707. Hoffmann III, 368. Hieronymus, Griechischer Geist aus Basler Pressen 105. Erste vom niederländischen Arzt, Juristen und Staats- mann Hermann Croeser (1510-1573) übersetzte Aus- gabe, selten. Bereits 1561 war bei Oporin eine Neu- übersetzung der Viten Plutarchs erschienen. Offenbar sollte Plantin die Übersetzung Croesers drucken, wurde aber durch die Oporinsche Ausgabe davon ab- gehalten. Die Croesersche Übersetzung erschien bei Guarinus 1573 ein weiteres Mal. Gutes, breitrandiges und sauberes Exemplar. Gegen Ende des Bandes hin und wieder wenige Wurmlö- cher. Feuchtigkeitsrand im Index, dort auch eine Schwachstelle im Papier alt mit einem Papierstreifen verstärkt. Auf dem Innendeckel Exlibris Bibliothek Nordkir- chen.

124 105 Staphylus, Friedericus (eig. Friedrich Stapel- lage). Vom letsten und grossen Abfall / so vor der zukunfft des Antichristi geschehen soll. In- golstadt, Alexander und Samuel Weissenhorn, 1565. 4°. 8 unnum. Bl., 175 fol. Bl., 1 weisses Bl. (Lagenzählung: ?-?4, A-Z4, a-y4). Grüngestri- chener, flexibler Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden (Schliessbänder feh- len; berieben, kleine Läsuren in den Kanten). (CHF 500.00)

VD16 S-8604. Nicht bei Adams. Die letzte Schrift von Staphylus (1512-1564), postum erschienen; sie gilt als sein geistiges Vermächtnis: »Dieser ‚Abfall’ sei das Luthertum, weil es vom Papst abgefallen ist. Das Papstthum aber habe alle Väter, Concilien und Akademien auf seiner Seite; bei ihm sei die wahre Kirche, während die Protestanten über ihrem Gewirr von Privatmeinungen nicht zu kirch- licher Einheit kommen. Ein Verständnis für die in der Reformation wirksam hervorgetretenen re- ligiösen Factoren hat St. nie besessen, wohl aber hat er nicht unterlassen, die epicureische Sicher- heit anzuklagen, in welcher sich katholische Prälaten und Mönche auch dann noch wiegten, als ihre Existenz aufs höchste bedroht war« (P. Tschackert in ADB 35, S. 461). Durchgehend feuchtigkeitsspurig, speziell der Oberrand, stockfleckig. Besitzeintrag auf dem In- nendeckel eines Pfarrer Neuer mit Datum von 1839; ein längerer Eintrag von dessen Hand auf dem fliegenden Blatt.

106Athanasius Magnus. Opera in quatuor Tomos distributa: quorum tres sunt à Petro Nanio Alcmaria- no, ad Graecorum exemplarium fidem iam primùm conversi, exceptis paucis antehac imperfectis ab eo denuo plenius & latinius redditis: quartus, Latina multorum interpretatione ferè totus seorsim emissus, nu(n)c in unum digestus & co(n)cinnatus. Index sub finem additus. Basel, Hieronymus Froben und Niko- laus Episcopius, 1566. Fol. 4 unnum. Bl., 730 S. (recte: 728 S.; mit zahlreichen Paginationsfehlern); 142 S., 1 weisses Bl., 12 unnum. Bl. Indices (Lagenzählung: ?4, a-z6,A-V6,X4,Y-Z6, aA-oO6). Mit 2 Holzschnittdruk- kermarken auf dem Titel und dem letzten Blatt sowie zahlreichen grossen, schwarzgrundigen Holzschnitt- initialen. Sehr schöner Lederband d.Z. auf fünf Bün- den und über dicken Holzdeckeln; die Deckel mit Rollenstempeln (Tugenden, Imperatoren) und Ein- zelstempeln (Eicheln, Löwen – mit Spuren einer ehe- maligen, jetzt oxydierten Vergoldung), Messing- schliessen (etwas berieben, unteres Kapital ausgerissen). (CHF 2’800.00)

125 VD16 A-3980. Adams A-2083. Hieronymus, Griechischer Geist aus Basler Pressen 466: »Athanasios (295-373) ist der berühmteste der Bischöfe Alexandrias, der bedeutendste Gegner des Areios. Zahl- reiche Jahre war er in seinem Kampf für die auf dem Konzil von Nikäa festgelegten Glaubenssät- ze von der Wesensgleichheit des Sohnes mit Gottvater gegen die Arianer gezwungen, im Exil zu leben. So sind auch die meisten seiner Schriften apologetischen und dogmatischen Inhalts, vor allem gegen die Arianer gerichtet … 1556 erscheint hier bei Froben und Episcopius eine teils völlig neue, teils nach einer Handschrift durchgesehene Übersetzung, der einzig im vierten Band von den Druckern für unechte Schriften alte Übersetzungen beigegeben worden sind. Übersetzer ist der Lö- wener Lateinprofessor, Nachfolger des Goclenius am Collegium Trilingue seit 1539, Petrus Nanni- us (Pieter Nanninck, 1500-1557) … Nannius, der selber griechische Handschriften, u.a. eine des At- hanasius, besessen hat, übersetzt den schwierigen Text u.a. nach einer entgegen seiner Klage immerhin sauber lesbaren Handschrift des 14. Jahrhunderts aus dem 1525 säkularisierten Basler Predigerkloster … Die Übersetzung dürfte dann erst zur Zeit der Niederschrift der Widmung des Nannius vom 20. August 1555 an seinen langjährigen Förderer und Mäzen, den Bischof von Arras (wo er ihm, zusätzlich zu einer jährlichen Pension, ein Kanonikat beschafft hat) und Kaiserlichen Rat Antoine Perrenot de Granvelle, vollendet worden sein, woran auch Krankheit mitschuldig ge- wesen sein dürfte«. Sehr gutes Exemplar in einem speziell schönen Einband mit Spuren einer alten Vergoldung. Feuch- tigkeitsspur im Oberrand einiger Blätter am Ende des Bandes. Auf dem fliegenden Vorsatz Besitzeintrag des Delfter Juristen Jacobus Dassegny: »sum Jacobi Das- segny utere quaesitis«, und Kaufvermerk am Kopf: »sumptus 2 fl. 9 sh«.

107 Cevallerius, Antonius Rodolphus (eig. Antoine-Rodolphe Chevalier). (Hebraice:) Pe- tah’ohel mo’ed. Rudimenta Hebraicæ Linguæ, Accurata methodo et brevitate conscripta. Eorundem Rudimentorum Praxis, quæ vivæ vocis loco esse possit. Omnia recognita & aucta ab ipso authore Ant. Rodolpho Cevallerio eius linguæ professore. De Hebraica Syn- taxi canones generales, nunc primum editi. Præfixa est epistola Hebræa doctissimi viri Ioan. Immanuelis Tremelii, qua operis totius utilita- tis copiose demonstratur. Genf, Henri Estienne »il- lustris viri Huldrichi Fuggeri typographus«, 1567. 4°. 8 unnum. Bl., 255 S. (von hinten nach vorne ge- zählt; Lagenzählung: ¶4,¶¶4,A-Z4, AA-Ii4). Mit Druckermarke auf dem Titel. Reich blindgeprägter Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden, die Dek- kel mit dem schwarzgeprägten Monogramm »WW« und der Jahreszahl 1575 zwischen Rollen- stempelbordüren, Mittelfeld mit Lutherportrait (vorne) resp. Melanchthonportrait (hinten) (einige Wurmlöcher, fleckig, berieben und bestossen). (CHF 1’800.00)

Adams C-1300. Renouard, Estienne, S. 128f. Möckli 66. Zweite Genfer, erste bei Estienne erschienene Ausgabe der »Rudimenta« von Antoine-Rodolphe Chevallier (1523-1572), dem aus der Normandie gebürtigen He- braisten, der nach seinem Studium an der Sorbonne, wo er den reformierten Glauben annahm, 1548 nach Eng- land kam, wo er zuerst Aufnahme bei Martin Bucer und darauf beim Erzbischof von Canterbury fand; im Jahr

126 danach liess er sich in Cambridge nieder, wo er bei eben dem Tremellius logierte, der die Vorrede zu seinem vorliegenden Werk liefern sollte. Auf Empfehlung seines Gönners Cranmer wurde Che- vallier Tutor der künftigen Königin Elisabeth, die er in Französisch und Hebräisch unterrichtete. Nach dem Tod Edwards VI. ging Chevallier nach Strassburg und weiter nach Genf, wo er ein Inti- mus von Calvin wurde, den er vor 1554 kennengelernt hatte. Später zog er wieder in die Norman- die. Den Hugenottenverfolgungen nach der Bartholomäusnacht entzog er sich durch Flucht nach Guernsey, wo er verstarb. – 1596 setzte Rom die Werke Chevalliers auf den Index. Das Besitzermonogramm des Vorderdeckels wird aufgelöst durch den Besitzeintrag auf dem hin- teren Innendeckel: »Sum Wolfgangi Erdwein Laurepolitani 1575« – einen Wolfgang Erdwein können wir nicht nachweisen; den Ort lesen wir als Lorch in Österreich. Darunter ein weiterer Eintrag eines »Bernhardus Chejmel alias Thalheuser Hessus«; ein solcher wirkte im 16. Jh. als Pfarrer in Weissenkir- chen. Auf dem vorderen Innendeckel gestochenes Exlibris einer Wiener Klosterbibliothek. Durchgehende Feuchtigkeitsspur am Oberrand. Durchgehende Wurmlöcher. Im Übrigen ange- nehm sauberes Exemplar.

108* Dante Alighieri. Dante con l’Espositione di M. Bernardino Daniello da Lucca. Sopra la sua Comedia dell’Inferno, del Purgatorio, & del Paradiso; nuovamente stampato, & posto in luce. Con privilegio dell’ Illustrissima Signoria di Venetia per anni XX. Venedig, Pierto da Fino, 1568. Kl.-4°. 6 unnum. Bl., 726 S. (statt 727, ohne das letzte Blatt; Lagenzählung: *6, A-Z4, Aa-Zz4, Aaa-Zzz4, Aaaa-Xxxx4, Yyyy1-3). Mit 3 blattgrossen Radierungen und 1 Textdiagramm in Holzschnitt sowie 1 (statt 2) Holzschnittdruckermarken. Flexibler Per- gamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden und mit handschriftlichem Rückentitel (ohne die Schliessbänder, verfleckt; Reste einer zeitgnössischen Beschriftung auf dem Vor- derdeckel). (CHF 900.00)

Edit 16 CNCE 1172. Adams D-104. Mortimer, Italian Books 149. Bis auf das letzte Blatt vollständiges Exemplar der ersten Daniello-Ausgabe. Die Radierungen zu Beginn der drei Abschnitte sind anonym und folgen den Holzschnittillustrationen der Torresano- Ausgabe von 1515.

127 Zahlreiche Marginalien von einer in etwa zeitgenössischen, sehr feinen Hand in den Rändern des »Inferno« mit Tinte. Die letzten vier, im Druck fehlenden Verse sind möglicherweise von derselben Hand auf den hinteren Innendeckel notiert. Besitzeintrag eines Zorzi (Giorgio) de Negri auf dem hinteren Innendeckel mit Datum von 1590, auf dem vorderen Innendeckel Besitzeintrag eines Andreas Suenonis sowie von Baron Per Hierta, mit Datum von 1896.

109 Calvin, Jean. Institutio christianae religionis. Genf, François Perrin, 1569. 8°. 15 unnum. Bl., 1 weisses Bl., 980 S., 66 unnum. Bl. (Lagenzählung: *-**8, a-z8,A-Z8, aa-tt8,vv4 ; *-***8). Druckermarke auf dem Titel. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden über Holzdeckeln, die Deckel mit kleinteiliger, reicher Blindprägung auf dem Vorderdeckel mit Medaillon- stempeln (Christus am Kreuz flankiert von Maria und Johannes, vier Evangelistenmedail- lons), Rollen- und Einzelstempeln (Astwerk mit Köpfen, Portraitrolle); ohne die alten Schliessen; Schnitt elegant gepunzt und braun eingefärbt (berieben und etwas fleckig, die Blindprägung abgeflacht). (CHF 750.00)

Erichson S. 31. Nicht bei Adams. Nach der 1559 von Calvin selbst besorgten grundlegenden Aus- gabe der »Institutio« gemacht, die als die bedeutendste systematische Aussage der reformatori- schen Theologie gilt. Calvin entwickelt in ihr ein doktrinales System, das mit den mittelalterlichen, etwa von Augustin, rivalisiert. Zeitgenössische Marginalien in roter Tinte in zahlreichen Blättern. Durchgehend etwas gebräunt und teils fleckig.

110* Colombo, Fernando. Historie … Nelle quali s’ha particolare, & vera relatione della vita, & de’ fatti dell’ ammiraglio D. Cristoforo Colombo suo padre: Et dello scoprimento, ch’egli fece dell’ Indie Occidentali, dette Mondo Nvovo, hora possedute dal Sereniss. Re Catoli- co: Nuovamente di lingua Spagnuloa tradotte nell’ Italiana dal S. Alfonso Vlloa. Venedig, Francesco de’ Franceschi, 1571. 8°. 20 nn. Bl., 247 gez. Bl. (ohne das letzte weisse Bl.). Mit Holzschnittdruckermarke auf dem Titel. Bieg- samer Pergamentband (neu gebunden). (CHF 9’000.00)

Sabin 14674. - Seltene erste Ausgabe von Alfonso Ul- loas (gest. in Venedig 1570) Übersetzung von Fer- nando Colons (1488-1539) Biographie seines Vaters, die nur im Manuskript erhalten war. Luis Colon, Co- lumbus’ »Playboy«-Enkel, der immer in Geldnöten war, verkaufte das Manuskript einem genuesischen Arzt, Baliano de Fornari; es ist heute verloren. Ullo- as Übersetzung rettete die Biographie, die viel Wert- volles über Columbus’ Entdeckungen enthielt, für

128 die Nachwelt. Fernando Colon war der zweite, uneheliche Sohn von Columbus und Beatriz Enri- quez de Arana. Er begleitete seinen Vater auf dessen vierter Reise in die Neue Welt. Von besonde- rer Bedeutung ist der auf S. 126ff. abgedruckte Traktat von Fran Ramon Panés »delle antichità de gl’Indiani, le quale egli, come huomo che sà la lor lingua, ha raccolte per commandamento dello Ammiraglio«; dies ist der früheste Bericht über amerikanische Ureinwohner und die früheste Probe der Arawaka-Sprache. Fernando Colon war Kosmograph; seine wohl bedeutendste Leistung ist aber der Ausbau der Bi- bliothek seines Vaters zu einer der wertvollsten Büchersammlungen ihrer Zeit. Bis zu 15’000 Titel waren in ihr. Heute ist die Bibliothek in geschrumpfter Form – es kam zu Rechtsstreitigkeiten – in der Kathedrale von Sevilla aufbewahrt. Besitzerstempel auf dem Titel (Vincenzo Botteon, Conegliano). Ausrisse – teils mit Textverlust – alt ausgebessert bei 8 Blättern. Feuchtigkeitsspuren in den Rändern. Kritzeleien in Tinte auf dem letz- ten Blatt. Schnitt tintenfleckig.

111 Lemnius, Levinus (eig. Lievens Lemmers). Occulta Naturae Miracula. Von den wunder- barlichen Geheimnisssen der Natur / und derselben fruchtbarlichen betrachtung / nicht allein nützlich / sondern auch lieblich zulesen. Aus dem Latein in die Deutsche sprache / auff bitt etlicher leute / gemeinem Vaterlandt zum besten gebracht / durch Jacobum Horscht / Der Artzney Doctorn. 4 Teile (in einem Band). Ohne Ort, Drucker und Jahr (= Leipzig, Hans Steinmann, 1572-1574). 4°. 118 Bl. (das letzte weiss); 128 Bl,. (das letzte weiss); 60 Bl. (das letzte weiss); 79 Bl. (das letzte weiss, ohne das zweite weisse Bl. am Schluss; Lagenzählung: A-O8,P6; Q-Z8, a-h8;A-G8,H4; J-R8,S1-7[st. 8]). Mit 1 gefalteten Holz- schnitttafel. Blindgeprägter Schweinslederband d.Z. über Kartondeckeln, mit reicher Blindprägung (Rollen- und Einzelstempel; ohne die Schliessbänder, Ecken bestossen, be- rieben und mit Kratzspuren). (CHF 750.00)

Durling 2778 (nur Bücher I-II). Mit keiner der bei VD16 L-1111-1114 verzeichneten deutschen Ausgaben übereinstimmend. Wohl erste vollständige in Deutschland er- schienene deutsche Ausgabe des seinerzeit überaus populären und in vielen Sprachen übersetzten und bis weit ins 17. Jh. hinein nachgedruckten Werkes des in seiner Hei- mat Zierickzee als Arzt wirkenden Lemnius (1505-1568), das zuerst 1559 in Antwerpen erschienen war. Lemnius hatte u.a. bei Vesa- lius studiert, in Padua wurde er zum Arzt promoviert; er war mit Dodoens und Con- rad Gessner befreundet. Lemnius hatte das Werk in erweiterter Form 1564 ein zweites Mal selbst herausgegeben. Das Werk enthält zahlreiche medizinische und pharmakologi- sche Traktate, so über den menschlichen Speichel, über Masern, die mit Rotwein ge- heilt werden können, überhaupt über den Weinbau, mit diätetischen Anregungen usw. – Die Tafel zeigt die zwölf Winde.

129 Durchgehend etwas gebräunt und unbedeutend fleckig. Auf der Titelrückseite übermalter Biblio- theksstempel (Herzogl. Bibliotheken Meiningen). Handschriftlicher Kaufvermerk auf dem Innen- deckel.

112 Valeriano, Pierio, Bolzano. Hieroglyphica, sive De sacris ægyptiorum, aliarumque genti- um literis Commentarii Ioannis Pierii Valeriani Bolzani Bellunensis, a Cælio Augustino Curione duobus Libris aucti, & multis imaginibus illustrati. Basel, Thomas Guarinus, 1575. Fol. 10 unnum. Bl., S. 1-12, Fol. 13-441, 25 unnum. Bl. Mit blattgrossem Titelportrait von Tobias Stimmer, ca. 300 Textholzschnitte und zwei Druckermarken auf dem Titel und dem letzten Blatt. Lädierter Schweinslederband d.Z. auf 5 Bünden und über Pappdeckeln, die Deckel reich blindgeprägt mit Rollen- und Einzelstempeln sowie zwei verschiedenen Plattenstempeln (Vorderdeckel: Fortuna, Rückdeckel: Justitia), der Vorderdeckel mit dem Besitzermonogramm »M N H F« und dem Datum »1607« (Ecken stark abgeschafft, berie- ben und zerkratzt, Rückdeckel fleckig, unteres Kapital ausgerissen). (CHF 2’400.00)

VD16 V-117. Adams V-52. Praz, Studies in Seventeenth-Century Imagery S. 521 (zur Erstausgabe von 1556). Kat. der Ber- liner Ornamentstichsammlung 4503 und 4504 (Ausgaben 1556 resp. 1687). Dritte Basler Ausgabe (nach 1556 und 1567), die zweite mit den beiden von Celio Curio Secondo hinzugefügten Bü- chern mit zusätzlichen emblematischen Holzschnitten; diese dritte Ausgabe ist seltener als die beiden früheren! Valerianos (1477-1558) umfangreiches Werk, das längst nicht nur Hieroglyphen behandelt, sondern alle Arten von anti- ken und mythologischen Symbolen und deren Bedeutung, wurde für mehrere Jahrhunderte eine der Hauptquellen für Schöpfer von Emblemen und Anleitung für bildende Künstler, die allegorische und symbolische Figuren schaffen woll- ten. Praz, S. 24: »The diffusion of hieroglyph- ics was also helped by the activity of Fra Urbano Valeriano Bolzanio … who was in contact with, among others, F. Colon- na and Giovanni de’ Medici (afterwartds Leo X.). His nephew Pierio Valeriano in 1556 published in Basle a weighty trea- tise upon the Hieroglyphica… In Valeri- ano’s book hieroglyphs are wedded to symbolism of mediaeval lapidaries and bestiaries, and of the Physiologus as- cribed to Epiphanius, a collection of

130 symbols suggested by animals (the stork, the pelican, the phoenix, etc.), which was itself of Alexan- drine provenance. Among the painters who drew motifs from hieroglyphs were Pinturicchio (Stanze Borgia), Leonardo (several sketches), Mantegna (Triumphs of Cesar), Giovanni Bellini (Al- legories), Dürer (Ehrenpforte of the Emperor Maximilian), Giorgio Vasari. The origin of the em- blem not only goes back to the hieroglyphs, but is to be traced, for the motto, to the devices, the fashion for which was fostered in Italy when the French occupied Milan in 1499…«. Offenbar wurde das Unterfangen zuerst 1556 in Florenz bei Lorenzo Torrentino in Angriff genom- men und die damals dort geschnittenen Holzstöcke nach Basel transferiert und dort durch Micha- el Isengrin vollendet. Das blattgrosse Titelportrait ist von Tobias Stimmer und wurde erstmals in der zweiten Ausgabe von 1567 abgedruckt; es ist ganz in italianisierendem Stil! Feuchtigkeitsspur am Oberrand durch den ganzen Band, leicht gebräunt und fingerfleckig. Auf dem Titelblatt Besitzeintrag »Est Conradi Bachmanni Ao. 1609«, von derselben Hand Schen- kungseintrag auf dem Innendeckel für ein Mitglied der Famile Wolff von Todenwarth, datiert 1623 sowie langes, 40zeiliges Gedicht auf eben diesen Eberhard Wolff. Bachmann (1572-1646) war Hi- storiker und Literaturwissenschafter, er unterrichtete in Marburg. Weiterer Eintrag von anderer Hand auf dem hinteren Vorsatz. Exemplar aus dem Besitz des württembergischen Ministers Eugen Freiherr von Maucler (1783- 1859), Schloss Oberherrlingen, mit dessen gestochenem Exlibris auf dem Innendeckel.

113 Aristoteles. [Opera selecta, graece; 7 Teile]. Frankfurt, Andreas Wechel, 1577. 4°. 180 S.; 97 S.; 53 S., 1 Bl.; 115 S.; 24 S.; 69 S.; 92 S. (Lagenzählung: A-Y4,Z2; a-m4,n2; aa-gg4; Aa-Oo4, Pp2; A-C4; AA-HH4,II1-3[statt 4; ein weisses Bl. herausgetrennt]; Aaa-Lll4,Mmm2). Reich blindgeprägter Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden über dicken Holzdeckeln, die Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln und zwei Plattenstempeln geprägt; auf dem Vorderdeckel das Por- trait Kaiser Maximilians II., auf dem Rückdeckel dessen Wappen; der Vorderdeckel mit dem Monogramm »GWR« über und der Jahreszahl »1578« unter dem Portrait; eine (von zwei) Messingschliessen (berieben und etwas zerkratzt; der Ortsname »Jena« später handschriftlich auf den Vorderdeckel geschrieben). (CHF 750.00)

131 VD16 A-3323. Eine der zahlreichen Schulausgaben einer Auswahl von Werken Aristoteles’, dabei «De Coelo«, «De Generatione et Corruptione«, «De Mundo«, «De Anima« usw. Offenbar das Exemplar eines zeitgenössischen Schullehrers, es weist auf sehr zahlreichen Seiten zum Teil ausführliche Anmerkungen und Anstreichungen auf – in schwarzer, roter und brauner Tinte; es sind mindestens drei verschiedene Hände erkennbar. In »De Coelo« auf einer Doppelsei- te drei sorgfältig eingemalte Diagramme in den Rändern. Auf dem Titel englischer Kaufvermerk des 18. Jhs. (kleiner Ausschnitt, wo der Name des Käufers geschrieben war). Durchgehend leicht fleckig. Titelblatt mit Rasierspur und kleinem Ausschnitt.

114 Macchiavelli, Niccolò. Les Discours de l’Estat de Paix et de Guerre, de Messire Nicolas Macchiavelli, secretaire & citoyen Florentin, Sur la première Decade de Tite Live, comprins en trois Livres. Ensemble, un livre du mesme auteur intitulé le Prince. Le tout traduit d’Ita- lien en François. Rouen, Nicolas Lescuyer, 1579. 12°. 608 S., 8 unnum. Bl. ; 174 S., 2 unnum. Bl. (Lagenzählung: a- z8,A-Z8, Aa-Dd8). Mit 2 Druckermarken auf den Titeln. Polierter olivfarbener Kalbslederband von ca. 1900 auf fünf Bünden, der Rücken mir reicher ornamentaler Goldprägung, die Deckel mit dreifachen goldgeprägten Fileten, doppelten Stehkantenfileten, ornamentale In- nenkantenbordüren, alt gepunzter Goldschnitt gering- fügig berieben und bestossen). (CHF 350.00)

Adams M-20 (mit [irrtümlichem ?] Datum 1578; Kollation übereinstimmend). Pettegree & Walsby, FrenchBooks 35778. Nicht bei Brunet. Hübscher Nachdruck der Übersetzungen von Macchiavellis »Discorsi« vom Paracelsisten Jacques Gohory (1520-1576), ge- nannt Gohory le Solitaire, die erstmals 1548 erschienen war, und des »Principe« in der Übersetzung von Gaspard d’Auver- gne, die 1553 erstmals erschienen war. Auf dem letzten Blatt der Besitzeintrag »Sum Caroli de St. Jure«; für einen Kanonikus Charles de Saint-Jure wurde in der Kathedrale von Metz ein 1656 datiertes Epitaph errichtet. Feuchtigkeitsspur in der unteren Aussenecke durch den ganzen »Principe«, im übrigen sauber.

115* Nürnberger Chronik. – »Nürmberger Chronica und beschreibung ettlicher geschichten, auch wie die Statt Ihren Ursprung und anfang bekommen, so sich nit allein vor der geburt Christy son- dern auch biß zu disen gegenwertigen unsernn zeiten In ermeltter Statt unnd sonsten Im Reich zum theils zugetragen, und Anno 1586 widerumb von Neuem außgeschriben worden«. Anonyme deutsche Handschrift auf Papier, das Vorwort datiert 8. November 1579. Fol. Titelblatt und 189 gezählte Blätter (geheftet in einer Zehnerlage und alternierenden 12er resp. 8er Lagen), durchgehend in Rot und Schwarz von einer Hand geschrieben. Mit einigen Kor- rekturen von fremder Hand. Pappband des 19. Jhs. (etwas berieben). (CHF 3’000.00)

132 Annalistische Aufzeichnungen eines anonymen Schreibers, ent- hält auch Abschriften von Akten- stücken (z.B. Kaufbrief für die Burg, fol.42), die Auflistung der in der Schlacht von Nürnberg 1502 gefallenen Nünberger, jedoch ohne Namen, sondern interessan- terweise nach Berufszugehörig- keit (fol. 82: »58 Duchmacher und Ferber, 15 Pauren, 13 Kauffleute, 11 Becken und Pfragner, 10 Büttner, 9 Goldschmide…«), usw. In der Vorrede an den »Freundli- chen lieben Leser« sagt der Schrei- ber, dass er diese »muehe und Ar- beit« auf sich genommen habe, um ein »kleines Chronicon von den ge- schichten und redlichen thaten obge- dachter Statt Nürmberg, sovil müg- lich und bewust mir zu schreiben ist gewesen«. Der Schreiber erwähnt nicht, auf welche Vorgänger er sich gestützt hat. Er erweist sich als gut informiert, hat also mit Be- stimmtheit Zugang zu älteren Chroniken und auch Akten ge- habt. Spezielles Interesse hat der Verfasser auch an ökonomischen Fragen, insbesondere an Fragen der Geldminderung und -meh- rung. Die Titel, die an den Rand ge- schriebenen Jahreszahlen und die Paginierung in Rot geschrieben, der Text in schwarzer Tinte. Fol. 10 ist ein Abschnitt von fremder Hand ausgestrichen und am Innenrand korrigiert worden. Hin und wieder einige Anmerkungen von verschiedenen etwas späteren Händen. Die letzten Aufzeichnungen sind vom 2. Juli 1577, es fehlen also vermutlich eine oder zwei Lagen am Schluss. Durchgehend fingerfleckig, auch stockfleckig und einige Bräunungen. Feuchtigkeitspur am Ober- rand beinahe durch den ganzen Band.

116* Amadis de Gaula. - Deß Streitbaren Helden Amadis auß Franckreich, Sehr schöne Histo- rien, Darinnen fürnemblich gehandelt wird, von seinem Vrsprung, Ritterlichen vnd Ewig- gedenckwürdigen Thaten, ... Alles auß Frantzösischer in vnser allgemein Teutsche Sprach transferiert ... dergleichen zuvor in Truck nie außgangen. (1.-13. Buch in 2 Teilen, in 1 Band). Frankfurt, Sigmund Feyerabend, 1583. Fol. 3 nn. Bl. (inkl. Titel in Rot und Schwarz, mit Vignette), 307 num. Bl. (statt 310 Bl.; ohne Bl. 300-302); 237 num. Bl. (num. 2-238; falsch numeriert 278 Bl.; ohne Bl. 1 [Zwischentitel] und mit zahlreichen Foliationsfehlern). Zwei- spaltiger Druck. Mit Druckermarke von Tobias Stimmer in Holzschnitt auf dem Titel

133 sowie sehr zahlreichen kleinen Textholzschnitten in der Art des Jost Amman und einem großen Wappenholzschnitt. Restaurierter Schweinslederband d. Z. mit reicher Blindprä- gung (dekorative Rollenprägung, in den Deckelmitten blindgeprägtes Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler in sehr schöner manieristischer Bordüre mit Blattmasken) und (barockem) rotem, goldgeprägten Rückenschildchen (unterer Teil des Rückens und Ecken modern ergänzt, Schließen fehlen; Kratzspuren und Schürfungen auf den Deckeln und an den Rändern). (CHF 5’000.00)

VD16 A- 2111. Goedeke II, 478, 25 (gibt versehentlich vierspaltigen Druck an). Faber du Faur 791. Kroker, Bibl. Soc. Teut. Lips. I, p.17f. Seebaß 770, Nr. 53. Erste deutsche Gesamtausgabe. Bis auf die fehlenden drei Blätter im ersten Teil (fol. 300-302) vollständiges und mit der Kollation bei Kroker übereinstimmendes Exemplar (ohne das weiße Bl. 4 der ersten Lage und ohne den Zwi- schentitel vor Teil 2). »This monumental folio edition has almost entirely disappeared. The Amadis made the German public acquainted for the first time with the knightly- courtly-erotic style. The middle-class virtue which has hitherto reigned su- preme in literature has ceded its place to the more colorful and suspenseful ethos of noble society, which seeks a more sublime form of life. The influen- ce of the work is described by the young Opitz in his Aristarchus with enthusiastic words ... The translation was sponsored by Duke Christoph of Württemberg who became acquainted with the novel in Paris and dispatched a translator thither ... Thus was created the first manual of courtly style« (FdF). - Eine Dramatisierung des Stoffes wurde bereits 1585 von Andreas Hart- mann unternommen, Händel nahm den Stoff für eine seiner großen Opern auf (1715), usf. Der Titel in der rechten oberen Ecke er- gänzt (mit etwas Buchstabenverlust); durchgehend kleinere Feuchtigkeits- spuren an den Rändern, ebenso durch- gehend etwas stockfleckig, teils ge- bräunt. Bl. 169 im ersten Teil mit tiefem Einriß. Das letzte Blatt fest aufgezogen und der unterste, weiße Rand wegge- schnitten. Einige Eckausrisse modern ergänzt. Einige Bl. vermutlich gewa- schen. Auf dem Titel Stempel »Château de la Roche Guyon«; dieses war Besitztum der Familie La Rochefoucauld.

134 117* Carion, Johannes. Chronicon Carionis expositum et auctum multis et veteribus et recen- tibus historii, in descriptionibus regnorum & gentium antiquarum, & narrationibus rerum Ecclesiasticarum & Politicarum, Grecarum, Romanarum, Germanicarum & aliarum, ab extraordio Mundi usque ad Carolum quintum imperatorem, a Philippo Melnchthone & Caspare Peucero. Ohne Ort (= Genf), Petrus Santandreanus, 1592. 8°. 44 unnum. Bl., 1080 S., 1 gefaltete typographische Tabelle. Schöner Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden und übergreifenden Kanten, mit handschriftlichem Rückentitel, Deckel mit drei- fachen Streicheisenfileten und floralen Mittel- und Eckstücken, Rotschnitt (ohne die alten Schliessbänder, etwas fleckig). (CHF 500.00)

Die Chronik des Bietigheimer Johann Nägelein, der sich latinisiert Carion nannte, erschien erst- mals in Deutsch 1533 in Wittenberg. Sie gilt als die erste Reformationschronik. Melanchthon und später sein Schwiegersohn Caspar Peucer bearbeiteten Carions Original und erweiterten die Chro- nik umfassend. Durchgehend etwas fleckig, einige Blätter mit Knitterspuren. Kleine Wurmspur im Bezug des Vor- derdeckels und den ersten vier Blättern sowie in den letzten ca. 100 Blättern im weissen Unterrand. Tilgungsstempel der Universitätsbibliothek Lund auf dem Vorsatz.

118 (Berg, Adam). New Müntz Buech Darinnen allerley groß unnd kleine / Silberne und Gul- dene Sorten / umb wichtiger Ursach willen also fürgestellt werden: Und etlich / der Rö- mischen Kayserlichen und Königklichen Mayestat / in derselben Königreichen / erblan- den und Fürstenthumben. Dann auch der Chur: und Fürsten / Fürsten / Preläten /Graven / Freyherren / sampt allen deß H. Römischen Reichs Müntz Stätten und Stän- den / deren außgangnen Münzen. Darneben auch Bäpstlicher Heiligkeit / und der König in Hispanien / Portugal / Franckreich / Navarra / Engellandt / Polln / Schweden / Den- nemarck / Schottlandt: Auch der löblichen Eydgenossen in Schweiz. Dann auch der Ita- liänischen Fürsten / sampt anderen Münz Stätt und Stände in Italien. Und dann wirdt auch ein Dialogus oder Gespräch / zwischen den Gelt und der Armut mit angehängt / sehr kurtzweilig zu lesen. Es wirdt auch neben disem allem / ein sonderbarer Tractat mit- einbracht / darinnen die jenigen Müntzen / so im Alten Testament gäng und geb gewest / welche so ordentlich berechnet und beschrieben werden. Darauß zusehen / wie man zur selben Zeit / mit Müntz und Gewicht gehandlet hat. Alles mit Römischen Kayserli- chen Mayestat gnädigstem Vorwissen und Bewilligung / auch derselbig außgangnen ins Reich publizierten Proclamata gemeß in Druck gegeben. (3 Teile in 1 Band). München, Adam Berg, 1597. Fol. 8 unnum. Bl. (davon 1 weiss), 80 num. Bl., 12 unnum. Bl., 12 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: *8,A-M6,N-O4; Aa-Bb6; a-b6). Mit ca. 600 in Holz ge- schnittenen Münzabbildungen, zahlreiche davon in zwei verschiedenen Farben zeitge- nössisch koloriert. Flexibler Pergamentband d.Z. (unter Benützung einer liturgischen Handschrift des 15. Jhs.; Kanten lädiert, ohne die alten Bindebänder; angeschmutzt). (CHF 2’800.00)

VD16 B-1802. Goedeke II, 277, Nr. 103 (für den «Dialogus»). Das vom Münchner Hofdrucker Adam Berg (gest. 1610) hier erstmals vorgelegte »Müntz Buech« gilt als das schönste numismatische Werk der deutschen Renaissance; laut Nagler, Monogrammi- sten, I, 566 soll Adam Berg die Holzschnitte zu diesem Werk selbst geschaffen haben.

135 Interessanterweise nimmt der allerkatholischste Drucker Berg in sein Werk den »Dialogus zwi- schen Gelt und Armut« auf, der aus der Feder des zwinglianischen Martin Schrot (gest. 1576) stammt! Gutes, wenngleich nicht fehlerfreies Exemplar. Ausriss aus dem weissen Rand an der Unterecke des zweiten Blattes (ohne Textverlust; alt ausgebessert); Ausriss an der oberen Aussenecke des er- sten Registerblattes (mit etwas Textverlust). Durchgehend etwas stockfleckig. Hin und wieder Feuchtigkeitsspuren im Falz und in den Rändern. Einige Wurmlöcher und ein Wurmgang in den letzten 12 Blätter im weissen Unterrand (alt ausgebessert). Auf dem Titelblatt Besitzeintrag eines Christoph Grüner mit Datum von April 1634.

119 Pindar. [Graece & Latine:] Olympia. Pythia. Nemea. Isthmia. Adiuncta est interpretatio Latina ad verbum. Genf, Paulus Estienne, 1599. 4°. 8 unnum. Bl., 126 S., 1 weisses Bl., S. 129-487, 2 unnum. Bl. (Lagenzählung: ¶4,¶¶4,A-Z4,AA-ZZ4, AAA-PPP4, QQQ2). Mit Druckermarke auf dem Titel. Flexibler Pergamentband d.Z. mit handgeschriebenem Rük- kentitel (Schliessbänder fehlen, geringfügig berieben und leicht fleckig). (CHF 750.00)

Adams P-1232. Hoffmann III, 98. Schreiber 268. Griechisch-lateinische Parallelausgabe, die einzige Estienne-Ausgabe im Quartformat (die früheren und die späteren Ausgaben waren in-16°), gleich- zeitig auch die einzige mit den alten griechischen Scholia. Die lateinische Übersetzung ist nach der Erstausgabe von 1560 gedruckt, der griechische Urtext erarbeitete Estienne mit Hilfe seines Schwa-

136 gers Isaac Casaubonus. Die Vorrede ist an den Humani- sten Jacques Bongars gerichtet. Dies ist vermutlich das erste von Paulus Estienne ge- druckte Werk, nachdem er die Druckerei von seinem Vater übernommen hatte. Durchgehend etwas stockfleckig. Schwache Feuchtig- keitsspur im Falz durch einen guten Teil des Bandes am Kopf und am Fuss. Sporflecken in den letzten Blättern.

Auf der Suche nach der Nordwestpassage 120* Veer, Gerrit de. Tre Navigationi fatte dagli Olan- desi, e Zelandesi Al Settentrione nella Norvegia, Moscovia, e Tartaria verso il Catai, e Regno de’ Sini, doue scopersero il Mare di Veygatz, La Nvova Zembla, Et un Paese nell’ Ottantesimo grado cre- duto la Groenlandia. Con una Descrittione di tutti gli accidenti occorsi di giorno à Naviganti, Et in particolare di alcuni combattimenti con Orsi Mari- ni, e dell’ eccesivo freddo di quei paesi, essendo nell’ ultima Navigatione restata la Nave nel ghiac- cio, onde li Marinari passorono infinite difficoltà, per lo spatio di diece mesi, e furono for- zati alla fine di passare con li Batelli trecento miglia di Mare pericolosissimo. Descrite in Latino da Gerardo di Vera, e Nuovamente da Giovanni Giunio Parisio Tradotte nella lin- gua Italiano. Venedig, Ieronimo Porro & Compagni, 1599. Kl.-4°. Titel mit gestochener Vi- gnette, 3 unnum. Bl., 79 fol. Bl. Mit 32 halbseitengrossen Textkupfern. Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden und handschriftlichem Rückentitel (geringfügig berieben und leicht fleckig). (CHF 7’500.00)

Adams V-317. Erste italienische Ausgabe, ein Jahr nach den französischen und lateinischen Aus- gaben, die beide der holländischen Originalausgabe von 1597 folgen. Gerrit de Veer berichtet von den drei Expeditionen, die William Barents in den Jahren 1594, 1595 und 1596 unternommen hatte, um die Nordwestpassage nach China zu finden. Boies Penrose schreibt dazu in seinem »Travel and Discovery in the Renaissance, 1420-1620«, 1967, S. 174: »Brunel’s travels led to the fitting out of a fleet in 1594, headed by Willem Barents, who ranks in history as one of the greatest Arctic naviga- tors. With Barents went Jan Huyghen van Linschoten, the cμelebrated traveler to the East. Their first venture took the Dutch the whole length of Novaya Zemlya, to its northern tip, after which Barents retraced his course to Vaigatz, and passed through the Kara Sea as far as the latitude of the Ob. The relative success of this voyage led to another the following year (1595), like the first com- manded by Barents with Linschoten as supercargo. The high hopes placed in this undertaking were not realized, for the ships could not fight their way through the straits between Vaigatz and the mainland, and were obliged to return to Holland, victims of the unusual severity of a season which had kept the straits packed with ice through the summer. Barents’s third and last was his greatest, ranking among the hardiest achievements of all Polar Exploration. Sailing in 1596, he set his course neither by the Northeast nor the Northwest Passage, but boldly across the Pole. In this wise he dis- covered Spitzbergen, but as he could not penetrate the pack-ice beyond, he abandoned his original idea, and steered once more for Nova Zemlya. After passing the farthest point of his 1594 voyage, Barents rounded the northern tip of the island, where his ship was crushed in the ice and he and his men were forced to spend the winter in great misery. The following spring the survivors set out on open boats and after incredible difficulties reached Russian territory. Barents perished during

137 the passage, and with him the driving force of Dutch exploration in this quarter, but his in- domitable spirit had enabled a party of men for the first time to winter far within the Arctic Circle, suffering from all the hardships inseparable from such a first experience«. In dieser Ausgabe wurden – anders als in der lateinischen und französischen Ausgabe – neue Sti- che verwendet Starker Braunfleck im weissen Rand der ersten ca. 24 Blätter. Einige Blätter am Rand alt verstärkt. Durchgehend fingerspurig.

121* Magnus, Johannes, Archiepiscopus Upsaliensis. Swea och Gotha Crönika. hwaruthinnan beskrifwes / icke allena the inriks Konungars lefwerne och namnkunnige bedriffter vthi theras eghit fosterland: Räknandes ifrån Magog Japhetson / Götha första Regent / intil then Stormächtige (Christeligh och höghlofligh i åminnelse) Konung Göstaff: Vthan och the vthländske Göthers loflighe Regimente och store Mandom / som the på mänga ortar vthöfwer wijda Werlden / och särdeles vthi Hispanien och Italien bedrifwit hafwe. Aldra- först på åthskillige tijder och rum vthgangen på latin, och nu på swenska vthålkat aff Erico Schrodero. Stockholm, Ignaz Meurer, 1620). Fol. 4 unnum. Bl., XVI S., 663 S., 13 unnum. Bl. Register. Stark lädierter Lederband d.17. Jhs. mit verwitterter Rückengoldprägung (mit einigen Wurmlöchern, berieben, Ecken bestossen: durch Feuchtigkeit aufgeweichte Dek- kel). (CHF 2’400.00)

138 Collijn, Sveriges Bibliografi 1600 – Talet, 558. Erste von Eric Schroder besorgte schwedische Ausgabe der ersten schwedischen Chronik des letz- ten katholischen Erzbischofs von Upsala, Johannes Magnus (1488-1544), dem Bruder von Olaus Ma- gnus, die im lateinischen Original postum 1554 in Rom erschienen war. Magnus war erst 1523 zum Erzbischof von Upsala erhoben worden, und dies gegen den Willen des Papstes. Als es zu Spannun- gen zwischen Gustav I. Wasa und Magnus kam – wegen dessen Haltung zur Reformation – wurde Magnus in diplomatischer Mission nach Russland entsandt. Von dort aus kehrte er nicht nach Schweden zurück, sondern ging wie sein Bruder ins römische Exil. Dort entstand seine Gotenchro- nik, für die er sich bei Jornandes’ »Getica« und Saxo Grammaticus bediente. Magnus’ Geschichte ist keine sehr verlässliche Quelle für die schwedische Frühgeschichte. So sind die ersten sechs Könige namens Erik eine reine Erfindung von Magnus! Auch sechs erfundene Karls kommen bei ihm vor. Auf Grund dieser erfundenen Könige ergibt sich die Zählung der schwedischen Könige Erik und Karl; so nannte sich Gustavs I. Wasa Sohn Erik XIV. und sein Sohn Karl wurde Karl IX. Kein gutes Exemplar. Die Bidung beinahe aufgelöst, der Buchblock vom Einband gelöst. Zahlrei- che Blätter im Falz gespalten. Ausriss vom Titel mit etwas Text- und Bildverlust, alt unterlegt. Durchgehend feuchtigkeitsspurig und fleckig.

Nr. 122 Officium Beatae Mariae

139 122 Officium Beatæ Mariæ, Dicendum à die post Purificationem usque ad Vesperas ante pri- mam Dominicam Aduentus, præterquam quod in die Annunciationis dicitur ut infra in Advuentu… Lateinische Handschrift auf Pergament, durchgehend mit schwarzer und roter Tinte geschrieben, Überschriften und Initialen meist in Gold. Süddeutschland oder Österreich, um 1630. 8° (19,4 x 13,2 cm). 2 unnum. Bl., fol. 1-53, 4 unnum. Bl., fol. 54-119, 1 Bl. Mit 12 äusserst feinen, blattgrossen Federzeichnungen. Schwarzer Maroquinband d. 18. Jhs. (?) auf fünf Bünden mit reichster floraler Rückenvergoldug, die Deckel mit breiten goldgeprägten Bordüren, ornamentalen Stehkantenbordüren; die Vorsätze mit Silberbro- katpapier bezogen; gepunzter Goldschnitt, in braunem Kalblederschuber mit etwas Ver- goldung (das Silberbrokatpapier oxydiert, der Maroquinband mit geringfügigen Wurm- frassspuren und Bereibungen, der Schuber berieben). (CHF 12’000.00)

Eine der Zeichnungen ist 1631 datiert, was einen Hinweis auf die Datierung des sehr fein ausge- führten Gebetbuches gibt. Die Federzeichnungen zeigen die folgenden Darstellungen: Verkündigung an Maria Heimsuchung Mariae Weihnachtsbild Beschneidung Jesu Anbetung der Heiligen Drei Könige Darstellung im Tempel Ruhe auf der Flucht Mariae Himmelfahrt Grablegung und Beweinung Christi König David als Harfenspieler Maria und Johannes unter dem Kreuz Ausgiessung des Heiligen Geistes über Maria und den Aposteln

140 141 Die anonymen Zeichnungen sind alle blattfüllend und in einfache Rahmen eingestellt. Am Fuss finden sich noch ganz manieristisch anmutende Kartuschen, von denen vier jeweils zwei Zeilen Text aufweisen. Die Darstellungen weisen zum Teil auffällige Burgarchitekturen als Hintergründe auf. Die äusserst fein von einer Hand ausgeführten Zeichnungen könnten auch Kopien nach einer Kupferstichfolge sein. Sehr sauber in der Erhaltung. Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris Rudolph Graf von Abensperg und Traun, »KK würcklicher Camerer«.

123 Aesop. Aesopi Fabulæ Æsopi Græcè & Latinè, nunc denuo selectæ: Eæ item quas Avie- nus carmine exprerssit. Accedit Ranarum & Muri- um pugna, Homero olim ascripta. Cum elegantis- simis in utroque libello Figuris, & utriusque Interpretatione plurimis on locis emendata. Ex decreto DD. Hollandiæ Ordinum in usum Schola- rum. Leyden, Johan Maire, 1632. 8°. 158 S., 1 Bl. (Lagenzählung: A-I8). Mit Holzschnittdrucker- marke auf dem Titel und 47 Textholzschnitten von Cornelis van Sichem. Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden (geringfügig berie- ben). (CHF 750.00)

Die bekannte Schulausgabe in Paralleltext, in der Übersetzung von Daniel Heinsius, die per Dekret 1625 in Holland und Westfriesland zur obligatorischen Schullektüre deklariert wurde und die mehr als 100 Jahre lang nachgedruckt wurde. Die sehr kräftigen Holzschnitte sind von Cornelis van Sichem und tragen zum Teil sein Monogramm. Durchgehend Feuchtigkeitsspur am Unter- und Aus- senrand. Bl. 39/40 am Kopf eingerissen, S. 81-86 mit feinen Nadelspuren.

Wappeneinband für Kardinal Spada 124* Courvoisier, Jean Jacques. - Sammelband mit vier seiner Werke, gedruckt in Antwerpen und Brüssel zwischen 1632 und 1644, unter dem Gesamttitel Oeuvres spirituelles du Re- verend Pere Jean Jacques Courvoisier Predicateur de l'Ordre des PP. Mineurs Dediées à Monseigneur l'eminentissime et reverebdissime Cardinal Spada, Protecteur de l'ordre des Minime. Tome Premier. Kl.-4°. Roter Maroquinband d.Z. über Holzdeckeln, der Rücken reich ornamental vergoldet mit Lilien als Mittelstücken, die Deckel mit breiten goldge- prägten ornamentalen Bordüren, im Mittelfeld das grosse Wappen des Kardinals Spada auf einem Lilienstreumuster, dreiseiiger Goldschnitt (ohne die Schliessbänder; berieben, Kanten etwas aufgeschürft; ein Teil des Rücken ausgerissen und geklebt). (CHF 2'400.00)

142 a) Le Throne Royal de Jesus Nazareen Roy des Affligez. Antwerpen, Cesar Joachin Trognes, 1644. Titel, gestochenes Frontispiz auf Pergament, 14 unnum. Bl., 398 S., 10 unnum. Bl. Register. Mit 15 gestochenen Passionsdarstellungen von Gallé nach Stradanus. b) Extases De la Princesse du Midy La Belle Nalceda au Palais du Sage Roy Salomon. En Paralleles des extases de la Princesse du Ciel, l'Ame Religieuse et Devote, au Palais du Mystique Salomon le Tres-adorable Sacrement de l'Eucharistie. Dediées à la Serenissime Princesse Isabelle Claire Eugé- nie Infante d'Espagne etc. Brüssel, Jean Pepermans, (1632). Gestochener Titel, 8 unnum. Bl., 1 ge- stochenes Portrait, 233 S. c) Octave nouvelle du Tres-Auguste Sacrement de l'Autel sur les Amours de Samson avec Dalile en Paralleles Des amours de Jesus avec son Eglise. Seconde Edition. Brüssel, Godefroy Schoevarts, 1643. Gestochenes Frontispiz in zwei Exemplaren: einmal auf Pergament gedruckt und alt hand- koloriert, einmal auf Papier, unkoloriert, 2 unnum. Bl., 400 S., 6 unnum. Bl. d) Le Prince immortel Tiré sur la vie & la fin glorieuse de son Altesse Royale Don Ferdinand d'Aus- triche, Infant d'Espagne, Cardinal De la Saincte Eglise Romaine, Archevesque de Tolede. Antwer- pen, César Joachin Trognes, 1642. Titel, gestochenes Frontispiz in zwei Exemplaren: einmal alt handkoloriert, einmal schwarz. 102 S., 1 Bl. Der Burgunder Courvoisier war sicher seit 1632 am Minoritenkloster in Brüssel; er galt als einer der grossen Prediger seiner Zeit. Der Band ist möglichwerweise ein Geschenkexemplar für Kardinal Bernardino Spada (1594-1661), der von 1623-1627 als Nuntius am französischen Hof wirkte. Durchgehend gebräunt und stockfleckig. Handschriftlicher Besitzeintrag von Baron Per Hierta auf dem Vorsatz.

125* Brahe. - (Widekindi, Johann, et al.). Imagines illustrissimæ Familiæ Braheæ. Comburi possunt libri, monumenta perire, Nostra mori possunt, & tua scripta mori, Insita vivæ vim quasi vocis habet. Visingsborg, »Typis Celsis: Com: Reg: Drotz: Typographi Johannis Kan- kelii«, 1673. Fol. Titelblatt, 1 Bl. Wappenholzschnitt, S. 2-41, 1 typographische Falttafel, 2 unnum. Blätter. 1 grosser, mehrfach gefalteter gestochener Stammbaum, 1 mehrfach gefal- tete gestochene Ansicht eines Grabes und 9 fest eingeklebte gestochene Portraits . Moder- ner polierter Kalblederband auf fünf Bünden mit goldgeprägten Rückenschildchen und etwas Rücken- und Deckelvergoldung, goldgeprägten Steh- und Innenkantenbordüren. (CHF 3'500.00).

143 Collijn, Sveriges Bibliografi 1600-Talet, 1017 (ohne Hinweis auf die Illustrationen). Offenbar äusserst seltene Genealogie des berühmten schwedischen Adelsgeschlechts Brahe, ent- standen zu Lebzeiten und wohl im Auftrag von Per Brahe dem Jüngeren (1602-1680), Graf von Vi- singsborg, seit 1641 «Reichsdrost« von Schweden, d.h. oberster Staatsbeamter. Visingsborg liegt auf der Insel Visingsö im Vättersee in Småland, im Süden Schwedens. Brahe hatte in seinem Schloss auch eine Druckerei installiert; als Drucker gewann er den aus Wolgast stammenden Johann Kan- kel, der sich nach einer Ausbildung in Danzig 1664 in Stockholm etabliert hatte. Die Druckerei in Visingsborg wurde 1666 eingerichet, sie blieb fünf Jahre über Per Brahes Tod hinaus aktiv. Nach Per Brahes Tod zog König Karl XI. die Grafschaft Visingsborg an die Krone. Die Exemplare des Druckes in schwedischen Bibliotheken zeigen keinen Hinweis auf die gestoche- nen Tafeln, die hier beigebunden sind. Die Portraittafeln zeigen fünf männliche und vier weibliche Mitglieder des Hauses Brahe. Die grosse Falttafel zuvor zeigt das Grabmal von Birgur Brahe und dessen Gemahlin Ingiburgis in der Kathedrale von Upsala, mit den beiden grossen Gisantfiguren, eingestellt in eine filigrane go- tische Architektur. Die bedeutsamste Abbildung ist die grosse »Arbor genealogica Brahea«. Zentral ist der als wirkli- cher Baum gestaltete Stammbaum, an dessen Stamm eine grosse und sehr detailreiche Karte der Grafschaft Visingsborg aufgehängt ist. Durchgehend etwas fleckig und gebräunt. Der Stammbaum mit einem Falzloch. Die Abbildung des Grabes mit Falzloch und teils unterlegt (mit Bildverlust an der unteren rechten Ecke. Die ge- stochenen Portraits in ausgezeichneten, brillanten Drucken. Auf dem Innendeckel Wappenexlibris.

144 Namensregister

Aesop 74, 123 Galenus, Claudius 77 Otter, Jacob 26 Alberus, Erasmus 90 Gaspard d’Auvergne 114 Alciati, Andreas 96 Gelenius, Sigismund 72, 96, 99 Paul III. Papa 86 Amadis de Gaula 116 Gellius, Aulus 38 Pausanias 93 Ambrosius 63 Gerson, Johannes 26 Perottus, Nicolaus 69 Andreae, Laurentius 76 Gilles, Nicole 65 Petrarca, Francesco 4 Appianus, Alexandrinus 68 Giovanni Giocondo da Verona 29 Petri, Laurentius 76 Aquila, Kaspar 91 Gohory, Jacques 114 Petri, Olaus 76, 97 Aristoteles 73, 113 Graf, Urs 31, 39 Pindar 119 Arnoldus von Tongern 24 Gritsch, Conradus 20 Plutarch 27, 104 Athanasius Magnus 106 Gutenberg, Johannes 22 Ptolemäus, Claudius 10 Aurelius, Sixtus 22 Hanapes, Nicolas de 34 Rhegius, Urbanus 44 Badius Ascensius, Jodocus 62 Heinsius, Daniel 123 Rhenanus, Beatus 38, 96 Berg, Adam 118 Henricus de Segusio 5 Rhodiginus, Ludovicus Caelius 31 Bernard de Clairvaux 16 Herberay, Nicolas de 94, 98 Rysicheus, Thodorus 17 Bernoulli, Nikolaus I. 39 Herodotus 11 Boccaccio, Giovanni 92 Holbein, Ambrosius 31, 39 Sallustius, Caius Crispus 49 Bodenstein, Andreas 41 Holbein, Hans 31, 46 Sauvage, Denis 101 Boethius, Anicius 25 Humbertus aus Romans 20 Schnitt, Conrad 96 Bonaventura 34 Hus, Jan 53 Schongauer, Martin 22 Brahe 125 Hutten, Ulrich von 35, 36, 53 Schroder, Eric 121 Brant, Sebastian 30, 74 Schrot, Martin 118 Breu, Jörg 58 Jonas, Justus 84 Sickingen, Franz von 35 Brosamer, Hans 79 Josephus, Flavius 94,98, 99 Sophokles 81 Bugenhagen, Johann 71 Justinianus I. 62 Spangenberg, Cyriacus 102 Bugenhagen, Johann 80 Staphylus, Fridericus 105 Keller, Michael 59 Staphylus, Fridericus 68 Calvin, Jean 103, 109 Kues, Nikolaus von 28 Stimmer, Tobias 112 Candido, Pietro Demetrio 68 Kump, Benedikt 74 Sturm, Caspar 50 Carion, Johannes 117 Cevallerius, Lactantius, Lucius 46 Terentius, Publius Afer 66 Antonius Rodolphos 107 Landino, Cristoforo 7, 9 Themistios 73 Coelius, Michael 84 Lemberger, Georg 55, 76 Tomais, Pietro 21 Colonna, Francesco 33 Lemnius, Levionus 111 Columbus, Christoph 100, 110 Leo X. Papa 33 Ulloa, Alfonso 110 Courvoisier, Jean Jacques 124 Lichtenberger, Johann 58 Cousin, Jean 94, 98 Lilius, Zacharias 13 Valeriano, Pierio 112 Cranach, Lucas 47, 51, 70, 76, 85 Luther, Martin 40, 42-43, 45, Valla, Lorenzo 11 Crescentiis, Petrus de 19 47-48, 51, 54-57, Veer, Gerrit de 120 Croeser, Hermann 104 60, 61, 64, 70, 75, 79, 82, 84-85, 89 Vesalius, Andreas 77 Curio, Celio 112 Virgilius, Publius Maro 67 Macchiavelli, Niccolò 114 Vitruvius Pollio, Marcus 29 Daniello, Bernardino 108 Maffei, Raphael 100 Dante Alighieri 7,9, 108 Magnus, Johannes 121 Widekindi, Johann 125 Dietrich, Veit 80 Maior, Georg 80 Widmann, Johann 37 Dionysius Carthusianus 28 Meckenem, Israe van 22 Wimpheling, Jacobus 22, 24 Donatus, Aelius 66 Melanchthon, Philipp 78, 87 Woensam, Anton 59 Dürer, Albrecht 22 Menius, Justus 80 Michael Scotus 6 Erasmus, Desiderius 39, 63 Musculus, Andreas 80 Eutropius 72 Musurus, Marcus 46

Ficino, Marsilio 7, 9 Nepos, Cornelius 22 Franck, Hans 38 Froissart, Jean 101 Ortica della Porta, Agostino 49