Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V. Mitteilungsblatt Heft 37/2010 Johann Strauss
NEUES LEBEN, Polka française für das Pianoforte op. 278 PN N.P. 13.065 Wien, Haslinger 1864. Landesbibliothek Coburg Mus. 1311
Das Titelblatt enthält eine gedr. Widmung am Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha. Es wurde uns liebenswürdigerweise von der Landesbibliothek Coburg zur Verfügung gestellt.
Johann Strauss widmete Herzog Ernst II. im Herbst 1863 die Polka „Neues Leben“, die Strauss persönlich in einer Prachthandschrift im Wiener Palais Coburg überreichte. Diese wurde dem Herzog nach Coburg übersandt. Für die Widmung bedankte sich Herzog Ernst 1864, als der Notendruck bei Haslinger erschien, mit der Verleihung der Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft.
Herausgeber: DEUTSCHE JOHANN STRAUSS GESELLSCHAFT e. V. Geschäftsstelle: Kurt Hinrichs, Creidlitzer Straße 68 96450 COBURG Tel. 09561 200758 Fax 09561 200757
Redaktion: Werner Abel Rüdesheimer Straße 28 64295 DARMSTADT Tel. 06151 664109
Ralph Braun Hahnweg 48 96450 COBURG Tel. 09561 790838
Druck: DCT GmbH Nicolaus Zech Straße 64-68 96450 COBURG Tel. 09561 83450 Fax 09561 834545
Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V.
seit 1975
1. Vorsitzender: Ralph Braun
Mitteilungsblatt 37 2010
2 Ralph Braun Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen bezüglich der angeblich aus der Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek entwendeten und 2008 Ralph Braun bzw. 2010 dem Kölner Auktionshaus Venator & Hanstein angebotenen Johann Strauss‐Autographen vor der Einstellung? ‐ Erhält der Anbieter die Partiturskizzen zurück?
30 Thomas Aigner Das einzige Gastspiel der Wiener Strausskapelle in Russland: Eduard Strauss 1894 in St. Petersburg
39 Peter Kemp Die Aufnahme von Johann Strauss‐Enkel in Großbritannien
48 Nada Bezić Strauss Operetten in Zagreb
56 Leif Johannisson 2. Advent ‐ Indigo – Die Göttin der Vernunft
64 John Diamond Indigo
69 Peter Kemp Die Göttin der Vernunft
77 Inge Röhre Es begann „An der Elbe“ (op.477) ‐ 35 Jahre Deutsche Johann Strauss Gesellschaft
83 Peter Ziegler Ein Wiener Maler erinnert sich an Johann Strauss und Alexander Girardi
87 Ingrid Scherney 150 Jahre Wiener Operette
89 Manfred Drescher Berichte über Operetten‐ und Opernaufführungen
Geschäftsstelle: Kurt Hinrichs, Creidlitzer Straße 68, 96450 Coburg Vorstand: Ralph Braun, Werner Abel, Inge Röhre, Dr. Michael Mahlert, Kurt Hinrichs, Georg Günther Bankverbindung: VR‐Bank Coburg Konto‐Nr. 810893 BLZ 783 600 00 Vereinsregister: Amtsgericht Coburg VR 667, Homepage http://www.djsg.de 1
Liebe Mitglieder, der in diesem Jahr aufgeflogene Diebstahl von Johann Strauss‐Autographen aus dem Tresor der Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek (seit 2006 Wienbibliothek im Rathaus) berührt unsere Gesellschaft wesentlich tiefer als bisher von mir angenommen. Unser früherer 1. Vorsitzender Prof. Norbert Linke wurde von 1981 bis heute zu einem intimen Kenner der Johann Strauss‐Handschriftenbestände der Musiksammlung dieser Bibliothek. Von 1981 bis zur Suspendierung des ehemaligen Leiters der Musiksammlung Univ.‐Doz. Dr. Ernst Hilmar im Jahr 1994 arbeitete Prof. Linke in der WStuLb bei seinen Strauss‐Forschungen eng mit Dr. Hilmar.
Zur Aufklärung bedarf es der Kenntnis der bislang verschwiegenen Hintergründe: Es muss das komplexe Feld der 16 Jahre lang vertuschten Affäre Dr. Ernst Hilmar einbezogen werden. Wie die Neue Presse Coburg am 13. 11. 2010 berichtete, ist es möglich, dass der Anbieter der aus der heutigen Wienbibliothek im Rathaus verschwundenen und im März d. J. von der Staatsanwaltschaft Köln beim Auktionshaus Venator & Hanstein beschlagnahmten Strauss‐ Autographen diese zurück erhält, da zivilrechtliche Ansprüche der Wienbibliothek nicht geklärt werden können, falls die Bibliothek keine Zivilklage erhebt. Neue Presse Coburg: „ ‚Aber wir brauchen einen Gerichtsbeschluss.‘ Eine Zivilklage will [Dr. Thomas] Aigner damit aber nicht angekündigt wissen, lieber formuliert er so: ‚Wir halten uns alle Möglichkeiten offen.‘ “ Die Wienbibliothek hat nie Anzeige erstattet. (Profil „Mister Marple. Strauss‐ Handschriften aus der Wiener Stadtbibliothek entwendet“, 17. Juli 2010).
Beginn der Affäre Dr. Hilmar: Schubert‐Forscher‐Nachlässe im Wiener Antiquariatshandel ‐ Revision in der WStuLb – Suspendierung von Dr. Ernst Hilmar
1993 waren ca. 120 der Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek gehörende Objekte zumeist aus den Nachlässen der Schubert‐Forscher Ignaz Weinmann und Otto Erich Deutsch im Wiener Antiquariatshandel aufgetaucht. Die kanadische Musikwissenschaftlerin Dr. Rita Steblin, Bibliothekarin im von Dr. Hilmar geleiteten „Internationalen Franz Schubert Institut“ (IFSI), erfuhr hiervon, eilte zum Antiquariat Löcker und Wögenstein und erwarb am 25. August 1993 diese Objekte. Dr. Steblin berichtete dies daraufhin dem Leiter der Handschriftensammlung der WStuLb, Dr. Walter Obermaier, und zeigte ihm ihr von Frau Renate Hilmar‐Voit (Ehefrau Ernst Hilmars) übergegebene Fotokopien aus dem der Bibliothek gehörenden Inventarband 1 des Ignaz‐ Weinmann‐Nachlasses, den Dr. Hilmar in seiner Wohnung verwahrte. Laut Prof. Linke wurde Dr. Ernst Hilmar dann 1994 wegen Überschreiten seines Ankaufsbudgets für die Musiksammlung der WStuLb vom Dienst suspendiert. Erst 1999 wurde Dr. Hilmar (von 1994 bis 1999 in Berlin lebend) mit vollen Pensionsbezügen in den Ruhestand verabschiedet. Die Wienbibliothek hat die ihr gehörenden Objekte aus den Nachlässen von Ignaz Weinmann und Otto Erich Deutsch von Dr. Steblin nie zurückverlangt. Sie befinden sich noch heute im Besitz von Rita Steblin. Auf Anfrage der Neuen Presse Coburg (9. November 2010) erklärte die
2 derzeitige Direktorin der Wienbibliothek, Dr. Sylvia Mattl‐Wurm, dass es sich bei diesen Objekten ausschließlich um Dubletten handle . Dem widerspricht Dr. Steblin. In der Wienbibliothek gäbe es 11 Schachteln mit durchnummerierten z. T. fehlenden Mappen aus dem Nachlass O. E. Deutsch. Eine dieser fehlenden Mappen besitzt Dr. Steblin. Diese Mappe wurde von der 1977 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Musikwissenschaftlerin Christa Landon mit „34 Textbücher“ beschriftet (hs.) und enthält u.a. Libretti zu Operetten über Franz Schubert mit handschriftlichen Anmerkungen von O. E. Deutsch. Wie aus dem Angebot des Antiquariats Löcker und Wögenstein hervorgeht, befanden sich unter den Objekten solche mit zahlreichen Anmerkungen von O. E. Deutsch. Dr. Steblin besitzt die ihr von Renate Hilmar‐Voit übergebene Fotokopie des kompletten Inventarbandes 1 Ignaz Weinmann‐Nachlass aus der Wohnung Dr. Hilmars.
Rechnung „Dr. Steblin 25.8.1993 Ign. Weinmann Konvolut – Schubert lt. Angebot 12.000“
„Konvolut F. Schubert aus dem Besitz des S.‐Forschers Ignaz Weinmann […]“ Antiquariat Löcker und Wögenstein Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rita Steblin 3
Zurückhaltende Berichterstattung in den Medien
Bis heute wurde in österreichischen und deutschen Medien mit Ausnahme der Österreichischen Musikzeitschrift und des Deutschlandfunk „Kultur heute“ (beide Male der Publizist, Musikkritiker und Kulturkorrespondent Frieder Reininghaus) nur über den Diebstahl der Strauss‐„Aschenbrödel“‐Autographen berichtet. Die Vorgänge, welche zur Suspendierung Dr. Hilmars und zur Gesamtrevision der Musiksammlung der WStuLb im Jahr 1994 führten, und jene um die 1993 im Wiener Antiquariatshandel aufgetauchten zahlreichen der Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek gehörenden Objekte aus den Nachlässen von Ignaz Weinmann und Otto Erich Deutsch wurden bisher nicht genannt. Erwähnenswert ist eine von Prof. Linke gegenüber der Neuen Presse Coburg am 9. November 2010 bestätigte Aussage mir gegenüber, Prof. Linke habe von Dr. Hilmar gehört, dass sich die Stadt Wien wiederholt erkundigt habe, auf welche Johann Strauss‐Autographen man seitens der Bibliothek verzichten könne, um hochrangige ausländische Staatsgäste beschenken zu können. Japan sei genannt worden. Dr. Hilmar habe dies erwähnt, als ihn Prof. Linke nach dem Grund gefragt habe, warum zahlreiche Blätter aus einem Skizzenbuch von Johann Strauss herausgetrennt seien.
Das Verschweigen der Affäre Dr. Hilmar, Widersprüche in öffentlichen Darstellungen der derzeitigen Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus Dr. Sylvia Mattl‐Wurm sowie Behauptungen des Herausgebers der 2002 erschienenen wissenschaftlichen Aschenbrödel‐ Partitur, Prof. Michael Rot, welche im Widerspruch zu Dr. Mattl‐Wurms Darstellung stehen, stellen die Frage „Warum?“.
Diese Widersprüche sowie die bisher allgemein unbekannten Hintergründe der Affäre aufzuzeigen, ist Ziel dieses Artikels. Dies möge zu Transparenz in der Angelegenheit beitragen und die seit Mitte der 1980er Jahre auseinandergesteuerte Wiener Johann Strauss‐Forschung zusammenführen helfen.
Musiksammlungsleiter Dr. Hilmar: Begründer des „Internationalen Franz Schubert Institut“ (IFSI) sowie des „Wiener Institut für Strauss Forschung“ (WISF)
Als Leiter der Musiksammlung der WStuLb verantwortlich für die größte Schubert‐ und Johann Strauss‐Handschriftensammlung der Welt leitete Dr. Ernst Hilmar bis zu seiner Abwahl als Generalsekretär im Jahr 2001 auch das von ihm begründete „Internationale Franz Schubert Institut“ (Büro in Schuberts Sterbehaus in der Wiener Kettenbrückengasse). 1987 gründete Dr. Hilmar die der WStuLb angegliederte „Arbeitsgemeinschaft Johann Strauss (Sohn): Thematisch‐bibliographisches Werkverzeichnis“, aus welcher sich 1989 das „Wiener Institut für Strauss Forschung“ (WISF) begründete. Die Abwahl von Dr. Hilmar als Generalsekretär des IFSI erfolgte laut wikipedia (Artikel Ernst Hilmar) „wegen zahlreicher Verstöße gegen die Vereinsstatuten“. Das IFSI musste am 13. April 2005 aufgelöst werden. „Das deutsche IFSI‐Konto war von Dr. Werner Bodendorff [Anbieter der Strauss‐Autographe] Ende 2003, dem Vorstandsbeschluss entsprechend, aufgelöst worden.“ Das von Dr. Michael 4
Lorenz und Dr. Thomas Aigner unterzeichnete Protokoll der letzten Vorstandssitzung des IFSI ist im Internet unter http://members.aon.at/michaelorenz/ifsi/ zu finden. Teilnehmer dieser Vorstandssitzung waren n.a. auch Norbert Rubey und Dr. Rita Steblin.
Seit der Beschlagnahme der Johann Strauss‐Autographe durch die Staatsanwaltschaft Köln im Frühjahr 2010 ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen Dr. Hilmar. Wie die Neue Presse Coburg von der Wiener Justizbehörde am 9. November 2010 erfuhr, wird das Ermittlungsverfahren gegen Dr. Hilmar wohl eingestellt.
Bereits ab 1981 hatten Prof. Linke und Dr. Hilmar dann viele Jahre in der Wiener Rathausbibliothek eng miteinander zum Thema Johann Strauss geforscht. Der Schwerpunkt der Forschungen von Dr. Hilmar lag bei Franz Schubert. Dr. Hilmar ermöglichte Prof. Linke tiefen Einblick in die Johann Strauss‐Handschriftenbestände der Bibliothek. Prof. Linke kennt wichtige Details zur Affäre Dr. Hilmar.
Der Anbieter der Aschenbrödel‐Partiturskizzen wurde ab 1992 zum engsten wissenschaftlichen Mitarbeiter von Dr. Hilmar
Der deutsche Musikwissenschaftler und Schubert‐Forscher Dr. Werner Bodendorff (geb. 1958) wurde ab der Zeit seiner Promotion 1992/1993 („Die kleineren Kirchenwerke Franz Schuberts“ Univ. Tübingen 1993) ein enger Mitarbeiter von Dr. Hilmar am IFSI. Nach Dr. Hilmars Pensionierung (1999) und im Anschluss an dessen Abwahl (2001) als Generalsekretär des IFSI wurde Dr. Bodendorff neben der Hugo Wolf‐Forscherin Dr. Margret Jestremski Dr. Hilmars engster wissenschaftlicher Mitarbeiter. Neue Presse Coburg 13. November 2010: „Beide Wissenschaftler, einer davon in höchsten Forschungs‐ und Musikkreisen anerkannt, kennen sich gut. Sie arbeiteten von 1992 bis 2001 im Internationalen Franz‐Schubert‐Institut (IFSI) in Wien zusammen. Das ist nicht nur auf offiziellen Seiten im Internet nachzulesen, sondern bestätigt auch Musikwissenschaftler Prof. Norbert Linke (Borken/Westfalen). Beide hätten gemeinsam geforscht, publiziert und gegenseitig ihre Veröffentlichungen besprochen, zuletzt 2007.“
Im Vorwort der 2003 erschienenen „Franz Schubert Dokumente 1801‐1830“ (1. Band Texte Addenda und Kommentar) schließt Herausgeber Dr. Hilmar die „ehemals im IFSI Verantwortlichen“ vom Dank aus und hebt Dr. Bodendorffs Bedeutung für diese Publikation hervor: „Mit Hilfe eines einzigen verläßlichen Mitarbeiters (Dr. Werner Bodendorff) konnte schließlich der Kommentar erstellt werden. Bedauerlicherweise gab es bei diesem Projekt keinerlei Unterstützung durch frühere präsidiale Mitglieder des Internationalen Franz Schubert Instituts (IFSI) […] Die ehemals im IFSI Verantwortlichen sind vom Dank auszuklammern. […] Ferner ist jenen Personen zu danken, die Recherchen auf sich genommen haben, um die Publikation zum Abschluß bringen zu können. Neben dem bereits genannten Dr. Werner Bodendorff sind dies namentlich Norbert Rubey (Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek/Musiksammlung), […] [und] Dr. Margret Jestremski […]“
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Publikationen von Dr. Bodendorff zu Franz Schubert: über Michael Holzer, einer der ersten Musiklehrer der Brüder F. Schuberts, in „Schubert durch die Brille“ Mitteilungen des IFSI Redaktion Ernst Hilmar, Schneider Tutzing 1992; über Karl Pichler in „Schubert durch die Brille“, Schneider Tutzing 1993; „Einige Anmerkungen zur Schubert‐Rezeption in Ödenburg“, in „Schubert durch die Brille“, Schneider Tutzing 1994; „Franz Schuberts Frauenbild dargestellt an seinen einstimmigen Frauenliedern mit Begleitung des Pianoforte“, Wißner Augsburg 1996; „Zur Inventarfrage bei Schubert Bericht von der Tagung ‚Schubert‐Aspekte‘“, Duisburg 1996; „Die kleineren Kirchenwerke Franz Schuberts“, Wißner Augsburg 1997; „Wer war Franz Schubert? : Eine Biographie“, Wißner Augsburg 1997; „Hvem war Franz Schubert? En Biografi“, Roskilde: Franz Schubert Selskabet Danmark 1997; Ernst Hilmar unter Mitarbeit von Werner Bodendorff „Bausteine zu einer neuen Schubert Bibliographie vornehmlich der Schriften von 1929‐2000“, in „Schubert durch die Brille“ Heft 25 S. 95‐302, Schneider Tutzing 2000; Ernst Hilmar (Mitarbeit Werner Bodendorff) „Franz Schubert Dokumente 1801‐1830 1. Band Texte Addenda Kommentar“, Schneider Tutzing 2003; „Franz Schuberts kvindebill de på baggrund af hans Frauenlieder“ Overs.: Ellen Marie Peters Overs.: Franz Schubert Selskabet Danmark Roskilde 2004; „Franz Schubert: die Texte seiner einstimmig und mehrstimmig komponierten Lieder und ihre Dichter Bd. 3: Die Texte der mehrstimmigen Lieder“, Georg Olms, Hildesheim, Zürich, New York 2006
Dr. Bodendorff Herausgeber wissenschaftlicher Partituren von Schubert‐Werken
Seit 1995 gab Dr. Bodendorf, der sich mir gegenüber bezüglich der von ihm angebotenen Johann Strauss‐Autographe als Laie darstellte, wissenschaftliche Partituren von 13 Schubert‐ Werken heraus (Carus Verlag Leinfelden‐Echterdingen). Dies setzte die Befähigung zur wissenschaftlichen Auswertung von Musikautographen voraus. Neben der Auswertung der Autographen gehören Recherchen zu Quellen‐Fundorten und die Erforschung der Provenienz des Autographs zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Ausgabe. Diesbezüglich einführende Unterweisung erhielt Dr. Bodendorff durch Dr. Ernst Hilmar, wie er im Vorwort seiner Dissertation schreibt: „Längere Wien‐Aufenthalte machten es möglich, vor Ort Quellenstudien mit Schuberts Autographen zu betreiben. Wertvolle Hilfe und Unterstützung bei den Handschriften bekam ich von dem Leiter der Stadt‐ und Landesbibliothek Wien, Herrn Universitätsdozent Dr. Ernst Hilmar.“
Der Carus‐Verlag bewirbt die von ihm 2003 verlegte Neuausgabe der großen Schubert‐ Messen mit dem Hinweis auf Dr. Bodendorffs besondere Qualitäten in der Auswertung von Werk‐Quellen: „Für die Neuausgabe der ‚großen‘ Schubert‐Messen haben die Herausgeber Manuela Jahrmärker und Werner Bodendorff das Quellenmaterial noch einmal eingehend und subtil untersucht. Das Ergebnis sind historisch‐kritische Urtextausgaben, die an zahlreichen Stellen von den bisherigen Ausgaben abweichen: nicht gravierend, aber in vielen sinnfälligen Details, vor allem der Dynamik und Artikulation (das ‚Schmerzenskind‘ der Schubert‐Editoren).“
Bezüglich der von Dr. Bodendorff angebotenen, wohl aus der Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek entwendeten Aschenbrödel‐Partiturskizzen betrieb Dr. Bodendorff
6 offensichtlich keinerlei Provenienzforschung. Nicht nachvollziehbar ist, dass Dr. Bodendorff, der 2008 nicht wusste, Teil wessen Werkes von Johann Strauss die in seinem Besitz befindlichen Partiturskizzen sind, nicht versucht hat, durch die Wienbibliothek abklären zu lassen, um welches Werk von Strauss es sich handelt. Die Wienbibliothek verfügt über die führenden Strauss‐Spezialisten der Welt. Man hätte die Skizzen dort leicht identifiziert.
Das von Dr. Bodendorff für die Schubert‐Messe in Es bereits 1996 verfasste und in der Neuausgabe von 2003 wieder abgedruckte Vorwort zeigt dessen Sorgfalt bei der Erforschung der Provenienz des in der „Wienbibliothek im Rathaus“ verwahrten Autographs dieser Messe.
Hg. Werner Bodendorff: Franz Schubert Messe in Es, Vorwort 1996/2003 Carus Verlag, Leinfelden‐Echterdingen
Beschreibung der Partiturskizzen im Auktionskatalog 113
Die Beschreibung der „Aschenbrödel“‐Skizzen im Auktionskatalog 113 von Venator & Hanstein (März 2010) ist in Anbetracht dieses weithin unbekannten und nach 1900/1901 nur einmal in einer Partitur publizierten Werkes bemerkenswert sachkundig und setzte die Kenntnis des Revisionsberichtes dieser wissenschaftlichen „Aschenbrödel“‐Partitur von 2002 (Neue Johann Strauss Gesamtausgabe) voraus. Derartig spezielle Kenntnisse bezüglich des Ballettes „Aschenbrödel“, wie sie in die Objektbeschreibung eingeflossen sind, hatte Dr. Bodendorff offensichtlich nicht. Wer half dem Auktionshaus? Wer ist der Autor der Objektbeschreibung? Ende November 2009, vier Monate vor Erscheinen des
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Auktionskatalogs, nannte Dr. Bodendorff mir gegenüber noch nicht einmal den Titel des Werkes: „Donauwalzer in einem Ballett mit Drehorgel verwendet“. Zu dieser Zeit befanden sich die Partiturskizzen angeblich in Österreich, wohl bei Dr. Hilmar, da dieser mir die Kopien der Autographen am 25. November 2009 aus Klagenfurt zugeschickt haben soll.
Die zwei großformatig und farbig vorne im Auktionskatalog abgebildeten mit „68“ und „69“ handschriftlich paginierten Aschenbrödel Partiturskizzen (Überleitungstakte zum Drehorgel Donauwalzer und die ersten zwei Takte desselben, s. Abb. S. 27) können als sehr sachkundiger subtiler Hinweis gelesen werden. Die im Rahmen der „Neuen Johann Strauss Gesamtausgabe“ 2002 erschienene wissenschaftliche Aschenbrödel Partitur Titel: „Rekonstruktion der Urfassung 1899“ gibt die von Josef Bayer für seine Vollendungsfassungen (1899, 1901) geschaffene Überleitung zum Drehorgel Donauwalzer wieder (s. S.27). Die im Auktionskatalog abgebildeten Partiturskizzen geben eine andere Überleitung wieder. Im Revisionsbericht der wissenschaftlichen Aschenbrödel Partitur (2002) heißt es: „Der Strauss’sche Nachlaß zu ‚Aschenbrödel‘ muß als verschollen gelten“ (S. 508).
Dr. Hilmar (Redaktion der IFSI Publikationsreihe „Schubert durch die Brille“) fügte eigenmächtig eine Fußnote und eine Abbildung in wissenschaftliche Aufsätze von IFSI Mitarbeitern ein: a.) 1991 veröffentlichte Dr. Rita Steblin in „Schubert durch die Brille“ Heft 6 ihren Aufsatz „Neue Gedanken zu Schuberts Totenmaske“. Ihren von Vancouver eingereichten englischsprachigen Aufsatz übersetzte Thomas Aigner ins Deutsche. Dr. Hilmar fügte in diesen Aufsatz eigenmächtig eine letzte Fußnote „8“ ein: „Eine dritte Haarlocke (1828) befindet sich in der Schubert Gedenkstätte Schloss Atzenbrugg.“ Diese „dritte Haarlocke“, welche dem Leichnam von Franz Schubert nachweislich bei der Exhumierung 1863 abgenommen wurde, ist Bestandteil des Nachlasses Ignaz Weinmann, in dessen Inventarband genauestens beschrieben verzeichnet, gehört der Wienbibliothek und wurde nicht inventarisiert. Bis heute ist sie als „Leihgabe von Ernst Hilmar, Wien“ in der Schubert Gedenkstätte Schloss Atzenbrugg ausgestellt. Im 1992 von Dr. Hilmar herausgegebenen Katalog der Schubert Gedenkstätte schreibt Dr. Hilmar auf S. 27 unter Nr. „28“: „Das seltene und hier unter Glas konservierte (und restaurierte) Exemplar von Schuberts Haupthaar wurde dem Komponisten am Sterbebett abgeschnitten.“ Dr. Steblin waren bis zur Veröffentlichung ihres Aufsatzes nur zwei Schubert Locken (von 1828) bekannt. Dr. Hilmar hatte die „zwei“ in ihrem Aufsatz in eine „drei“ geändert. b.) Das angeblich der Wienbibliothek gehörende nicht inventarisierte handschriftliche Leihgeberverzeichnis der Schubert Ausstellung 1897 war in der von Ernst Hilmar herausgegebenen Zeitschrift „Schubert durch die Brille“ als „in Privatbesitz aufgefunden“ zitiert worden [Brille 14, S. 106]. Eine Kopie einer Seite aus diesem Verzeichnis wurde von Dr. Hilmar laut Dr. Michael Lorenz eigenmächtig in einen Aufsatz von Dr. Lorenz eingefügt [Brille 24, S. 46].
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Genaue Beschreibung und Foto der Schubert‐Locke von 1863 sowie die Rechnung und das Angebot des Antiquariats Löcker & Wögenstein http://homepage.univie.ac.at/michael.lorenz/schubertlocke/
Im Anschluss an die in der Österreichischen Musikzeitschrift (9/2010) erschienene Replik von Dr. Mattl‐Wurm auf Frieder Reininghaus‘ Artikel „Johann Strauss auf Irrfahrt. Bestände aus dem Tresor der Wienbibliothek in Köln aufgetaucht“ (ÖMZ 7/8 2010) findet sich der Artikel „Perspektiven einer Schubert‐Forschung in Österreich“ der österreichischen Schubert‐Forscherin Univ‐Doz. Dr. Walburga Litschauer, in welchem Dr. Litschauer ausführlich auf die durch Dr. Hilmar verursachten Probleme für die österreichische Schubert‐ Forschung eingeht: „[…] der von Frieder Reininghaus im letzten Heft der Österreichischen Musikzeitschrift behandelte Fall des Dr. E. [gibt] Anlass für den folgenden Artikel, in dem zunächst die wechselvolle Geschichte des Internationalen Franz Schubert Instituts (ISFI) behandelt sei [Auflösung des IFSI im April 2005].“
Warum hat Dr. Bodendorff die in seinem Besitz befindlichen Strauss‐Autographe nicht der Wienbibliothek angeboten? In unserem ersten Telefonat, Anfang März 2008, schlug ich ihm vor, sich an die Wienbibliothek zu wenden. Er wies dies von sich, wie auch meinen Vorschlag, die Autographen über das führende deutsche Autographen‐Auktionshaus Stargardt (Berlin) zu verkaufen. Dr. Bodendorff bezog sich auf meine Frage nach seiner Preisvorstellung auf Ergebnislisten von Stargardt. Dr. Bodendorff arbeitete (auch) in der Musiksammlung der Wienbibliothek über Franz Schubert‐Autographen, wo Sammlungsleiter Dr. Aigner bereits bei meinem Anruf im März 2008 davon ausging, dass die von Dr. Bodendorff angebotenen Skizzen aus der Musiksammlung entwendet wurden. Wie mir Norbert Rubey am 20. April 2010 auf Anfrage telefonisch mitteilte, habe Dr. Hilmar nach Beschlagnahme der Autographen durch die Kölner Staatsanwaltschaft bei einer polizeilichen Vernehmung zugegeben, mir die Kopien der angebotenen Aschenbrödel‐Skizzen (November 2009) aus Klagenfurt geschickt zu haben. Im November 2009 hatte mir Dr. Bodendorff gemailt, dass sich die Autographen nicht mehr bei ihm, sondern bei einem österreichischen Auktionshaus befänden, von dem sie im Frühjahr 2010 versteigert werden sollten. Ich würde die gewünschten Kopien sämtlicher Autographen direkt vom Auktionshaus zugeschickt bekommen.
Das erste Angebot von Dr. Bodendorff
Bei seinem ersten Angebot der Autographen (27. Februar 2008 an Albrecht Tauer Kulturamt Coburg) wusste Dr. Bodendorff nicht, zu welchem Werk von Johann Strauss die auf jeder der neun Seiten hs. mit „Drehorgel“ bezeichneten Donauwalzer‐Partiturskizzen gehören:
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Mail von Dr. Bodendorff an Albrecht Tauer 27. Februar 2008:
„Lieber Herr Tauer, ich habe erfahren, daß Sie für die Belange der Johann Strauß Gesellschaft verantwortlich zeichnen und wende mich deshalb an Sie. Bei mir zu Hause liegen einige Strauß‐Autographe, die ich gerne veräußern möchte. Es handelt sich hierbei um mehrere mit Bleistift geschriebene Partiturskizzen, unter anderem auch vom berühmten Thema des Donau‐Walzers und anderen (Operetten‐)Werken. Ob es sich bei dem in der Partitur großzügig angelegten Thema um eine Frühfassung handelt oder ob diese in eine andere Komposition hätte miteinfließen sollen, kann ich nicht sagen. Hätten Sie eventuell Interesse daran? Wenn ja, kann ich Ihnen einige Kopien zukommen lassen.“
Albrecht Tauer leitete das Angebot am 6. März an mich weiter:
„Sehr geehrter Herr Bodendorff, für die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft bin ich nicht in der Vorstandschaft tätig. Ich leite die Kulturabteilung der Stadt Coburg und veranstalte das Johann Strauss Festival als auch jährlich die Neujahrskonzerte. Für die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft ist sicherlich Ihr Angebot von großem Interesse. Ich habe mir daher erlaubt, Ihre E‐Mail an den 1. Vorsitzenden, Ralph Braun, […] weiterzuleiten. Ich hoffe, Sie erhalten von dort in irgendeiner Form eine Nachricht.“
Anbieter der Autographe laut Dr. Thomas Aigner „deutscher Mittelsmann meines in aller Stille wegen Diebstahls entlassenen Vorgängers“
Da Dr. Bodendorffs Antworten in unseren Telefonaten Verdacht in mir weckten, informierte ich umgehend Dr. Thomas Aigner als Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek. Als Dr. Aigner den Namen Bodendorff hörte, reagiert e er aufgebracht: „Dr. Bodendorff war der deutsche Mittelsmann meines in aller Stille wegen Diebstahls entlassenen Vorgängers. […] Ein Beweis, dass die Aschenbrödel‐Autographen aus der Bibliothek entwendet wurden, ist sehr schwierig, da diese von der Bibliothek nicht inventarisiert wurden. […] In letzter Zeit sind im Berliner Antiquariat Dr. Werner Greve Bücher mit dem Stempel des IFSI aufgetaucht.“
Am 7. Juni 2008 übergab ich Dr. Aigner anlässlich eines von der tschechischen Johann Strauss Gesellschaft in Slavkov/Austerlitz veranstalteten Strauss‐Symposions die mir von Dr. Bodendorff zugesandten Kopien einer Auswahl der von ihm angebotenen Autographen. Zu meiner Verwunderung sagte mir Dr. Aigner daraufhin, dass die Wienbibliothek in dieser Angelegenheit vorerst leider nichts unternehmen könne. 10
Ein Jahr später, am 26. Juni 2009, zwei Tage vor Beginn des Coburger Johann Strauss Musikfestival 2009 und zweieinviertel Jahre nach dem Eingang der Aschenbrödel‐Skizzen in der Landesbibliothek Coburg, erhielt ich folgende Mail von Norbert Rubey:
„Sehr geehrter Herr Braun, nächsten Dienstag bin ich in Coburg, am Vormittag um 10.00 Uhr in der Landesbibliothek bei Herrn Mechthold, am Nachmittag um 15.00 Uhr freue ich mich auf Ihren Vortrag "Operette im Wandel". Ja, und vielleicht erlaubt es Ihre Zeit, dass wir uns am Dienstag auch kurz zu einem persönlichen Gespräch zusammensetzen. Ich würde mich sehr freuen!
Was mich weiters interessiert: Hörten Sie noch etwas von den Strauss‐Skizzen, die Ihnen Herr Dr. Werner Bodendorff im März 2008 zum Kauf angeboten hat? Haben Sie alle in Kopie? Hat Herr Bodendorff verkauft?
Sie erreichen mich heute bis 15.00 Uhr in der Wienbibliothek, am Wochenende bis Sonntag nachts unter den angegebenen privaten Adressen.“
Bei meinem Rückruf erfuhr ich von Dr. Aigner und von Norbert Rubey, dass Norbert Rubey auf den der LB‐Coburg überlassenen von der Wiener Stadt‐ und Landesbibliothek nicht inventarisierten Aschenbrödel‐Skizzen Ziffern von der Hand Prof. Fritz Raceks (früherer Leiter der Musiksammlung der WStuLb, gest. 1975) entdeckt hatte, welche beweisen würden, dass die Coburger Strauss-Manuskripte zum Bestand der Wienbibliothek gehören. Am 30. Juni über- gab die Leiterin der Landesbibliothek Coburg (Dr. Sylvia Pfister) dem hierzu dienstlich nach Coburg gereisten Norbert Rubey die der Coburger Bibliothek 2007 überlassenen Autographe.
Infolge der Anfrage von Norbert Rubey nahm ich erneut Kontakt zu Dr. Bodendorff auf und erkundigte mich, ob die Autographen inzwischen verkauft worden wären. Nach längerer Zeit erhielt ich Antwort. Dr. Bodendorff teilte mir im November 2009 mit, dass er die Autographen an ein österreichisches Auktionshaus geschickt habe, welches die Partiturskizzen angeblich Anfang 2010 versteigern wolle. Zu welchem Strauss‐Werk die Skizzen gehören, erwähnte Dr. Bodendorff immer noch nicht, nur, dass der Donauwalzer in einem Ballett (.J Strauss komponierte nur ein Ballett: Aschen brödel) ver wende t worden wäre und dass er „herausbekommen“ habe, dass „unter den Skizzen die letzten handschriftlichen Äußerungen von Strauß sein sollen“ (auch in Objektbeschreibung im Auktionskatalog erwähnt). Dies kann nur jemand wissen, der den Nachlass von Johann Strauss genau kennt. Dies sind Dr. Hilmar, Dr. Aigner und Norbert Rubey, ev. Prof. Linke. Woher kann Dr. Bodendorff behaupten: „teilweise lückenlos durchpaginiert von Johann Strauß“? Kann Dr. Bodendorff die Handschrift (Paginierungsziffern) von Johann Strauss identifizieren? Woher weiß Dr. Bodendorff, dass die von ihm angebotenen Strauss–Autographen der „größte zusammenhängende Konvolut von Strauss […], der in den letzten Jahren aufgetaucht ist“ ist.
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19. November 2009 „Lieber Herr Braun, entschuldigen Sie bitte, daß es so lange dauert. Ich hatte nämlich vor einiger Zeit die Autographe nach Österreich geschickt, weil sich ein Auktionshaus dafür interessiert. Und da dauerte es auch etwas länger mit den Kopien. Diese sind nun 1:1 kopiert worden und befinden sich auf dem Weg zu mir. Ich werde sie Ihnen postwendend zusenden, sobald ich sie habe. Wie damals vermerkt, handelt es sich hierbei um 31 Blätter (also 62 Seiten) handschriftliche Notenskizzen und Entwurfspartituren mit Bleistift, teilweise lückenlos durchpaginiert von Johann Strauß. Darunter befindet sich auch das Thema des Walzers An der schönen blauen Donau, den Strauß in einem Ballett mit der Drehorgel verwendete. In diesem Ballett wollte er offenbar das bekannte Thema nochmals in den Mittelpunkt stellen. Es sollen darunter, was ich bislang herausbekommen habe, die letzten handschriftlichen Äußerungen von Strauß sein. Bei den meisten Blättern handelt es sich u.a. um das 24zeiliges Notenpapier von "J.E.&Co." auf dem typischen Löwenwappen mit der Unterzeile "Protokoll. / Schutzmarke No. 8 / 24linig", aber auch einige Seiten mit 12zeiligem Notenpapier. Zum Preis: Ich hatte sie dort für 22.000 € angeboten. Das wäre pro Seite etwa 700 € fast geschenkt. Es ist immerhin auch der größte zusammenhängende Konvolut von Strauß, der in den letzten Jahren aufgetaucht ist. Nächste Woche haben Sie die Kopien in Händen. Ich maile Ihnen, wenn ich sie verschickt habe.“ 19. November 2009 „Lieber Herr Braun, ein leidiges Übermittlungs und Verständigungsproblem aus Österreich hat den Preis zu sehr in die Tiefe gezogen. Der Preis ist nicht 22.000 €, sondern die Verhandlungsbasis beläuft sich auf 29.000 €. Das sind 935 € pro Seite. Tut mir leid, aber etwas Spielraum wollen wir doch haben. Bedenken Sie, es sind vermutlich die letzten Skizzen vom guten alten Johann. Ich melde mich umgehend, wenn die Kopien da sind.“ 23. November 2009 „Lieber Herr Braun, mit heutiger Post gehen (leider nur sechs Seiten, in Österreich ist man wohl geizig) Kopien der Autographe in Richtung Coburg. Ich hoffe, es wird ausreichen, sie sehen aber dafür gut aus und es ist auch das allbekannte Donau Thema dabei.“ 23. November 2009 „Sehr geehrter Herr Bodendorff, vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich bin ab Mittwoch wieder in Coburg. Es würde also auch reichen, wenn Sie sie erst morgen abschicken. 12 Das Auktionshaus müsste Ihnen doch, wenn Sie es wünschen, einen kompletten Satz Kopien senden, da Sie doch der Einlieferer sind. Ich finde, es sieht schon ein wenig komisch aus, wenn es sich um einen Kaufpreis von 30.000 Euro handelt und ich nur sechs Seiten vorweisen kann.“
Kuvert, in welchem Ralph Braun am 23. November 2009 6 Seiten Partiturskizzen aus Plön von Dr. Bodendorff geschickt wurden.
24. November 2009 „Lieber Herr Braun, wie recht Sie doch haben. Ich habe mich auch gewundert. Wenn Sie es wünschen, würde ich die Damen und Herren noch einmal bitten, mir den vollen Satz zu schicken. […]“
25. November 2009 „Lieber Herr Braun, ich [habe] dort nochmals angerufen und meiner Verwunderung Luft gemacht. Die Kopien ‐ alle ‐ werden nun direkt an Sie geschickt. Ich hoffe, diese werden noch in dieser Woche eintreffen. Vielleicht klappt's noch dieses Jahr? Es wäre nicht schlecht, da die Autographe kommendes Jahr in den Katalog aufgenommen würden.“
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