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Lehrpfad Manternacher fiels Manternach

Lehrpfad Manternacher fiels da steckt tho T o l z, A wiewesch l eben drin! eben C F Marc R www.emwelt.lu L-2453 Luxemburg N N Lehrpfad Impressum Her © origine © origine géomorphologiques Cartes E Hist © D 2. [nom del’imprimerie] Dr www.mv-concept.lu La ( Malou Muschang, V A N otos d. edaktion erbesserung ami utorisation depublication21.03.2007 utorisation

iese Broschüre zuliebe auf 100% wurde derUmwelt aturabteilung aturverwaltung A und der A yout aturverwaltung) uck

T uflage, Luxemburg, 2010(2 ausgeber lle lle orishe Fotosorishe HIE lle lle T R HIE ech L ( PA N A A L U atura 2000Manternach , 112 ­­Ü te, insbesondere dieder Vervielfältigung, des dministration du rchiv) LU bersetzung sindvorbehalten. S , Marc P aul Kr T HIE emer & L, A C dministration delaGestionl’ 000 ­­­­­ adastr F rancine Michels E x e et dela e et emplare) S eiten T opogr aphie Luxembourg ( R ecy N achdrucks cling E au P apier gedr ACT uckt. )

Themenübersicht Lehrpfad Manternacher Fiels START das Empfanghaus „A Wiewesch“

1 A ltbäuerliche Strukturen 12 Der Mittelwald

Lehrpfad Manternacher Fiels (6 km) 2 Die Trockenmauern in der 13 Der Eichen-Hainbuchenwald Umgebung von Manternach 14 Geologie der Manternacher Fiels 3 Spontanvegetation 15 Aussichtspunkt in der 4 Lebensraum natürliches Manternacher Fiels Fließgewässer 16 Der Elsbeeren-Eichenwald Ausgangspunkt 5 Nährstoffkreislauf 17 Die alten Obstwiesen auf Abkürzung Richtung Weinberge 6 Lebensraum Totholz dem Lelliger Plateau

Naturschutzgebiet 7 Der Schluchtwald 18 Zeugen ehemaliger Bewirtschaf- Manternacher Fiels tungsweisen 8 Läerensmillen 19 Die Weinberge in der 9 Holzmillen Manternacher Fiels

10 Totholz als Element natürlicher 20 Die Dynamik der Syr und naturnaher Wälder 21 Kulturhistorische Elemente 11 Der Perlgras-Buchenwald 22 Seltene Tiere und Pflanzen im Naturschutzgebiet Manternacher Fiels 1

17 19 18 16 11 10 12 15 20 9 13 14

21 8 MANTERNACH 6 7 5 22

DEPART ­­­­­Centre 1 d’accueil 2 3 4

250m

© Origine Cadastre: droits réservés à l’Etat du Grand Duché de Luxembourg (2000) 1000m Inhaltsverzeichnis

Die Manternacher Fiels - ein Schutzgebiet 2 von nationaler und europäischer Bedeutung

Das Besucherzentrum der Naturverwaltung 8 „a Wiewesch“ in Manternach.

1 Altbäuerliche Strukturen 10 2 Die Trockenmauern in der Umgebung von Manternach 16 3 Spontanvegetation 18 4 Lebensraum natürliches Fließgewässer 22 5 Nährstoffkreislauf 26 6 Lebensraum Totholz 30 7 Der Schluchtwald 34 8 Läerensmillen 38 9 Holzmillen 42 10 Totholz als Element natürlicher und naturnaher Wälder 48 11 Der Perlgras-Buchenwald 52 12 Der Mittelwald 56 13 Der Eichen-Hainbuchenwald 62 14 Geologie der Manternacher Fiels 66 15 Aussichtspunkt in der Manternacher Fiels 70 16 Der Elsbeeren-Eichenwald 74 17 Die alten Obstwiesen auf dem Lelliger Plateau 78 18 Zeugen ehemaliger Bewirtschaftungsweisen 82 19 Die Weinberge in der Manternacher Fiels 84 20 Die Dynamik der Syr 94 21 Kulturhistorische Elemente 102 22 Seltene Tiere und Pflanzen im Naturschutzgebiet 108 Manternacher Fiels Der Schutz seltener Tier- und Pflan- 1. Richtlinie 79/409/EWG des europä- zenarten ist in den meisten Fällen ischen Rates vom 2. April 1979 über nur über den Schutz ihrer Lebensräu- die Erhaltung der wildlebenden me (Biotope) zu erreichen. Das Vogelarten (Vogelschutz-Richtlinie) Naturschutzgesetz vom 19. Januar 2004 regelt die Ausweisung von 2. Richtlinie 92/43/EWG des euro- Schutzgebieten und unterscheidet päischen Rates vom 21. Mai 1992 zwischen Schutzgebieten von inter- über die natürlichen Lebensräume nationaler, nationaler und kommu- sowie der wildlebenden Tiere und naler Bedeutung. Pflanzen(FFH oder Habitat Richt- linie) Die Schaffung kommunaler Schutz- gebiete wurde mit dem neuen Eine Liste gibt an, welche Lebens- Naturschutzgesetz erstmals möglich. räume, Pflanzen- und Tierarten als Lebensräume oder Landschaften, EU-weit bedroht anzusehen sind. die von nationaler Bedeutung sind, Dabei kommt es durchaus vor, dass können als nationale Natur- oder Lebensräume angegeben sind, die in Die „Manternacher Landschaftsschutzgebiete ausgewie- Luxemburg zwar recht häufig sind, in sen werden. Die Ausweisung erfolgt der Europäischen Union jedoch sehr Fiels“ - ein Schutzgebiet durch eine Großherzogliche Verord- selten oder nur kleinflächig vorkom- nung, die im „Mémorial“ veröffent- men (z.B. die Buchenwälder). licht wird. von nationaler und europäischer Bedeutung und europäischer nationaler “ - ein Schutzgebiet von Fiels „ Manternacher Die von nationaler und Die europaweit ausgewiesenen Neben der nationalen Gesetzge- Habitat- und Vogelschutzzonen bil­den europäischer bung haben die Mitgliedsstaaten das europäische Netz NATURA 2000. der EU zum Schutze der besonders bedrohten Tier- und Pflanzenarten Das Naturschutzgebiet „Manter- Bedeutung sowie seltener Lebensräume zwei nacher Fiels“ ist sowohl als nationales, Richtlinien verabschiedet, welche als auch als europäisches Schutzge- die Ausweisung von Schutzgebieten biet ausgewiesen. umschreiben:

2 – 3 Die Manternacher Fiels Lebensraumtypen vorkommen, die Die Ausweisung der Manternacher Fiels als auf europäischer Ebene selten sind: als nationales Naturschutzgebiet (réglement grand-ducal du 6 novembre Naturschutzgebiet 2009 portant désignation des zones spéciales de conservation) Durch die Großherzogliche Verord- nung vom Mai 2000 ist die Manter- 1. naturnahe Kalk-Trockenrasen nacher Fiels als nationales Natur- und deren Verbuschungsstadien schutzgebiet (Waldreservat; réserve an den Oberkanten der südexpo- forestière) ausgeweisen. Das Vorkom- nierten Muschelkalksteilwände men von ökologisch wertvollen und 2. S chlucht- und Hangmischwald am in Luxemburg seltenen Biotopen, wie Nordhang der Manternacher Fiels etwa der Schluchtwald, der wärmelie- 3. A uenwald unmittelbar entlang bende Eichenwald, der Orchideenbu- der Syr chenwald oder der Auenwald sowie 4. magere (nährstoffarme) Mähwie- seltener Pflanzen- und Tierarten sen oberhalb der Muschelkalksteil- prägt den hohen ökologischen Wert wände des Gebietes. Herzstück der Manter- 5. W aldmeister-Buchenwald an der nacher Fiels ist der an der nordexpo- südexponierten Flanke nierten Seite gelegende Schluchtwald, 6. O rchideen-Kalk-Buchenwald an der rund 57 ha umfasst und 24% der südexponierten Flanke der gesamten Schluchtwaldfläche 7. K alkfelsen und Felsspaltenvege- von nationaler und europäischer Bedeutung und europäischer nationaler “ - ein Schutzgebiet von Fiels „ Manternacher Die Luxemburgs darstellt. Damit ist er der tation (Hangschuttflächen) am flächenmäßige größte Schluchtwald Fusse der Muschelkalksteilwände in ganz Luxemburg. 8. feuchte Hochstaudenvegetation entlang der Syr.

Die Manternacher Fiels Durch die geringe forstwirtschaftliche als Naturschutzgebiet Nutzung befinden sich die meisten Waldgesellschaften innerhalb der von europäischer Manternacher Fiels in einem sehr na- Bedeutung turnahen Zustand. Solche naturnahen Waldbestände sind ökologisch sehr Die Manternacher Fiels ist aufgrund wertvoll und allgemein sehr selten. der Richtlinie 92/43/EWG des euro- päischen Rates vom 21. Mai 1992 über Das Naturschutzgebiet Manternacher die natürlichen Lebensräume sowie Fiels ist daher im Hinblick auf Natur- der wildlebenden Tiere und Pflanzen schutz von nationaler und als Teil von 4 – als FFH- oder Habitatschutzzone NATURA-2000 auch von europäischer 5 ausgewiesen worden, weil 8 Bedeutung. Die Ausweisung der Manternacher Fiels als N aturschutzgebiet Manternacher Fiels Naturschutzgebiet von nationaler und europäischer Bedeutung und europäischer nationaler “ - ein Schutzgebiet von Fiels „ Manternacher Die

Durch die Großherzogliche Verord- werden müssen. Hervorzuheben sind nung vom 6. Mai 2000 wird die in diesem Zusammenhang vor allem Manternacher Fiels als Naturschutz- der Verbot, wildwachsende Pflanzen gebiet ausgewiesen. Neben der zu pflücken, zu beschädigen oder zu Angabe der im Naturschutzgebiet zerstören sowie wildlebende Tiere zu liegenden Parzellen sind unter Artikel fangen oder zu töten. Zudem dürfen 6 – 3 die Vorschriften angeführt, die Hunde nur an der Leine durch das 7 im Naturschutzgebiet eingehalten Naturschutzgebiet geführt werden. Das Besucherzentrum Lebensraum werden einige kultur- Das Besucherzentrum „a Wiewesch“ historische Themen angesprochen. ist ein alter, im Herzen der Ortschaft Der didaktische Rundweg durch das Manternach gelegener und vollstän- Naturschutzgebiet „Manternacher dig restaurierter Bauernhof, der sich Fiels“ ist ein ökologischer und kultur- in unmittelbarer Nähe des Natur- historischer Lehrpfad. schutzgebietes „Manternacher Fiels“ befindet. Auf Initiative der Forstver- waltung und in Zusammenarbeit mit Kleine Wegweiser kennzeich- dem Umweltministerium wurden die nen den Verlauf des Lehrpfades. Gebäude „a Wiewesch“ in ein moder- nes Informationszentrum umgewan- delt, ohne jedoch den ursprünglichen Charakter des 1887 erbauten Bauern- hofes zu verlieren.

Der Lehrpfad Das Besucherzentrum Entlang des etwa 6 km langen, Lehr- pfades „Manternacher Fiels“, werden in Manternach Wiewesch“ „a der Naturverwaltung Das Besucherzentrum der Naturverwaltung anhand von 23 verschiedenen Themen die Besonderheiten im Naturschutz- gebiet erläutert. Neben der Beschrei- „a Wiewesch“ bung verschiedener Waldgesellschaf- ten, der Erläuterung über Nutzen und in Manternach Funktion naturnaher Waldgebiete und der Kennzeichnung der Syr als

Manternach Die Lehrpfade rund um Manternach werden 8 besonders gerne von Schulklassen besucht. – 9 Der Lehrpfad „Manternacher Fiels“ Bauern, den landwirtschaftlichen startet im Ortskern von Manternach. Betrieb aufzugeben. Die wenigen Das Dorf ist reich an alten Bauern- verbliebenen Betriebe müssen, um zu höfen, die mit ihren angelagerten überleben, ihre Produktion steigern Ställen, Scheunen und Schuppen und errichten Aussiedlerhöfe am 1 den innerörtlichen Charakter der Ortsrand.  Altbäuerliche Strukturen Ortschaft Manternach prägen. Die wenigsten der heute noch vorhan- Diese Verlagerung der landwirt- denen bäuerlichen Gebäude werden schaftlichen Tätigkeit vor die Tore der allerdings noch landwirtschaftlich Ortschaft, gekoppelt mit der Aufgabe genutzt. Mit Beginn der Industriali- vieler Betriebe, bedingt, dass die ehe- sierung und der Entwicklung Luxem- mals landwirtschaftlich genutzten burgs zur Dienstleistungsgesellschaft Gebäude heute ihren ursprünglichen verringerte sich der Anteil der in Zweck verloren haben und oft zu Ein- der Landwirtschaft tätigen Bevölke- zel- oder Ferienwohnungen umge- rung. Zudem zwangen die steigende baut werden. Auch das Besucherzen- Konkurrenz und der Preisverfall der trum „a Wiewesch“, oder etliche der landwirtschaftlichen Produkte viele auf den Fotos abgebildeten Gebäude

1 Altbäuerliche Strukturen

Altbäuerliche Bauten, wie hier die Scheunen und das Wohnhaus „a Wäissen“, Altbäuerliche Strukturen, wie hier der Schuppen „a Muerten“, bestimmen auch heute noch das 10 prägen auch heute noch den typischen Charakter der Ortschaft Manternach. Erscheinungsbild der Ortschaft Manternach. – 11 1  Altbäuerliche Strukturen

vor der Restaurierung nach der Restaurierung

Bei der Restaurierung des am Lehrpfad gelegenen Schuppens „a Suelesch“ wurde darauf geachtet, dass der altbäuerliche Baustil erhalten bleibt. Die Holzwand ist ein kulturhistorisches Element (ländliche Architektur) innerhalb der Ortschaft Manternach und trägt zur Strukturvielfalt bei (innerörtlicher Lebensraum für wildlebende Tiere). Der Erhaltung solcher altbäuerlichen Elemente kommt in der ländlichen Architektur eine besondere Bedeutung zu.

Ehemaliges „Café WEIS“. Wohnhaus und Nebengebäude prägen mit ihrer altbäuerlichen Architektur den Charakter des Dorfkerns.

wurden früher landwirtschaftlich Um die Gärten alter Bauern­häuser genutzt. Geschmackvoll restauriert wurden früher vielerorts Trocken- erhöhen sie heute die innerörtliche mauern als Grenzmarkierung Ästhetik und erhalten den bäuerli- errichtet. chen Charakter des Dorfkerns. Neben der kulturhistorischen Bedeu- Altbäuerliche Bauten prägen auch tung als Zeugen altbäuer­licher Archi- heute noch den Dorfkern und den tektur stellen die Trockenmauern nur Charakter Manternachs und sind als dann einen wichtigen Lebensraum Lebensraum vieler Tiere sehr wertvoll. für spezialisierte Tier- und Pflanzen- Besonders Vögel und Fledermäuse arten dar, wenn die Bauwerke nicht nutzen die Gebäude als Nist- und mit Pestiziden oder anderen Mitteln Schlafplatz. Neben der kulturhistori- „sauber“ gehalten werden. Pflan- schen Bedeutung haben alte, bäuer- zenbewuchs ist erwünscht und zu Ehemalige Schreinerei „a Keltesch“. liche Strukturen also auch einen erhalten. hohen ökologischen Nutzen. 12 – 13 1  Altbäuerliche Strukturen

Ehemaliger landwirtschaftlicher Hof „an Théilen“. Ehemaliger landwirtschaftlicher Hof „a Kueben“. Das kleine Nebengebäude diente früher als Hühnerstall.

Die Gebäude „an Théilen“ wurden früher als Bauernhof genutzt und sind heute Teil der altbäuerlichen Ehemaliger landwirtschaftlicher Hof „an Heesch“. 14 Strukturen in Manternach. – 15 Neben den innerörtlichen Gebäuden Tiergemeinschaft, deren Vorkommen sind vor allem die Trockenmauern als fast ausschließlich auf Trockenmau- Zeugen altbäuerlicher Tätigkeit in der ern begrenzt ist. Landschaft anzusehen. Sie dienen als Stützwand in Hanglagen, werden als Besonders an südexponierten Trocken- Mittel zur Terrassierung in Steilhän- mauern halten sich Eidechsen, gen errichtet oder markieren die Schmetterlinge, Bienen oder Hum- Grundstücksgrenze. meln mit Vorliebe auf. Im Innern der Trockenmauer herrschen jedoch das Jahr über mehr oder weniger konstante Temperaturen. Im Winter friert es nur selten in diesem Bereich und im Sommer ist es auch bei hoher Außentemperatur immer noch kühl 2 in der Umgebung von Manternach von in der Umgebung Trockenmauern  Die und frisch.

Aufgrund der Bedrohung durch Verfall und Vernichtung, sowie ihrer 2 ökologischen Funktion als Lebens- Die Trockenmauern Gleich hinter der Bahnüberführung führt der raum für viele Tiere und Pflanzen Lehrpfad an einer recht neuen Trockenmauer sind Trockenmauern als geschütztes vorbei. Biotop laut dem Naturschutzgesetz in der Umgebung Heute sind Trockenmauern jedoch vom 19. Januar 2004 anzusehen. nur noch selten zu finden. Besonders von Manternach die Intensivierung der Landwirtschaft und das Ersetzen der alten Trocken- mauern durch struktur- und form- lose, glatte Betonwände führten zu ihrem Rückgang. Lediglich in etlichen Weinbergen entlang der Mosel und vereinzelt in weniger intensiv bewirt- schafteten Gegenden des Landes sind letzte Relikte erhalten geblieben. Die strukturreichen Trockenmauern spielen im Naturhaushalt als Spezial- Trockenmauern sind Mauerwerke, die ohne Verwendung von Mörtel errichtet worden sind. Die standort eine wichtige Rolle. Die Trockenmauern sind sowohl aus für die Manternacher Trockenmauern benutzten Muschelkalksteine stammen aus der Umgebung extremen Standort- und Kleinklima- kulturhistorischen als auch aus ökologischen von Manternach. Die wenig bearbeiteten Steine bedingen das Entstehen von kleinen Hohlräumen Gründen zu erhalten, denn sie sind Zeugen und Spalten, die vielen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. verhältnisse bedingen das Entstehen altbäuerlicher Tätigkeiten und bieten vielen 16 – einer ganz besonderen Pflanzen- und Tieren einen wichtigen Lebensraum. 17 Pflanzen sind - abhängig von ihren standörtlichen Ansprüchen - in der Lage, ganz verschiedene Standorte zu besiedeln. Je nach genetischer Veranlagung besiedeln einige Arten 3  Spontanvegetation nährstoffreiche oder nährstoffarme Böden, sind an trockenen oder feuch- ten Stellen anzutreffen oder wachsen in stark besonnten oder beschatteten Arealen.

Orchideen wird man nie in Ackerflä- chen finden; die meisten einheimi- schen Farne wachsen in mehr oder weniger schattigen Wäldern. Pflan- zen haben demnach ihre artspezifi- schen Optimalstandorte, sogenannte Spontan aufkommende Vegetation belebt - wie ökologische Nischen, in denen sie hier: „a Steeken“ - jeden Innenhof. vorkommen.

Einige Grasarten, aber auch an- 3 spruchslose Kräuter besiedeln recht Spontanvegetation schnell kleine Risse oder Ecken, an denen sich Boden ablagert, oder wo Wasser das Keimen und Gedeihen von Pflanzen erlaubt. Solche Pflanzen, die sich von alleine an einem Stand- ort ansiedeln, zählt man zur Spontan- vegetation.

Die Spontanvegetation bildet zusam- men mit den altbäuerlichen Struktu- ren eine Einheit und hat neben der ökologischen auch eine historische Spontan aufkommende Vegetation zwischen den und kulturelle Bedeutung. Aufgrund Pflastersteinen und an der Hauswand. der zunehmenden Vernichtung der spontan aufkommenden Vegeta- Leitfäden erarbeitet, anhand derer Altbäuerliche Strukturen „a Classen“ mit spontan aufkommender Vegetation. tion im besiedelten Bereich, wer- die Spontanvegetation erhalten 18 – den seitens der Naturverwaltung werden soll. 19 3  Spontanvegetation

Am viel begangenen Zugangspfad zur Tür siedelt sich die Spontanvegetation nicht so schnell an. An dieser Stelle wachsen nach einiger Zeit Pflanzenarten, die unsensibel gegen Von Gräsern dominierte, und in vielen Fällen zu Bewachsener Gehweg. An dieser Stelle sind die oft gemähte Grünstreifen säumen die Straßen. Auswirkungen des Begehens auf die Vegetations­ Tritteinwirkung sind. An den weniger stark Die Beschattung und der hohe Feuchtigkeitsgrad Durch ein reduziertes Mahdregime (max. 2mal zusammensetzung besonders gut zu erkennen. frequentierten Stellen prägen anspruchslose unterhalb dieser Regenwasserrinne „a Schmatz“ im Jahr) würden sich vermehrt Kräuter ansiedeln Die Vegetation in der Mitte des Weges ist von Gräser und einige Kräuterarten die bedingen, dass an diesem Extremstandort ein und der ökologische Wert des Grünstreifens trittunempfindlichen Pflanzenarten geprägt. Vegetationszusammensetzung. Farn wächst, der typisch für feuchte, schattige könnte gesteigert werden. Entlang der Mauern haben sich vermehrt höher Wälder ist. wachsende Stauden angesiedelt.

Lässt man der Natur freie Hand, verwandelt sie strukturlose Fassaden in ökologisch wertvolle Areale Die spontan aufkommende Vegetation im Hof des Besucherzentrums „a Wiewesch“ hat eine 20 (hier: „a Pieren“). ökologische und kulturhistorische Bedeutung. Viele Bauerhöfe waren früher mit Pflastersteinen – 21 ausgelegt, zwischen denen sich anspruchlose Pflanzenarten spontan ansiedelten. Fließgewässer durchziehen als natür- liche Adern die gesamte Landschaft und erfüllen viele verschiedene Funktionen im Naturhaushalt. Sie wirken ausgleichend auf den Grund- wasserstand und den natürlichen Bodenwasserhaushalt. Aufgrund der höheren Kontaktfläche des Wassers mit der Luft ist der Sauerstoffgehalt in turbulent fließenden Gewässern Eintagsfliegenlarven nutzen die Syr als 4 natürliches Fließgewässer natürliches  Lebensraum (wie der Syr) erhöht. Ein hoher Sau- Lebensraum. erstoffgehalt fördert wiederum den Abbau der im Wasser gelösten orga- typische Fließgewässerbewohner. Die nischen Stoffe in ihre mineralischen Syr ist besonders in ihrem Teilstück Ausgangssubstanzen. Diese Fähigkeit zwischen Manternach und wird als „Selbstreinigungskraft der strukturreich und dient vielen Tieren Fließgewässer“ bezeichnet. als Lebensraum.

Natürlich verlaufende Flüsse und Das Nebeneinander von Steinen aller 4 Bäche stellen darüber hinaus einen Größen, im Wasser liegendem Tot- Lebensraum wichtigen Lebensraum für viele holz, von der Fließkraft frei gespülten Tiere dar. Besonders Fische, aber Baumwurzeln, Schlämmen und natürliches auch einige Insekten, Insektenlarven, Steilhängen am Ufer sowie Pflan- Schnecken oder Kleinkrebse sind zen im Auenbereich bedingt, dass Fließgewässer

Blick von der Syrbrücke flussaufwärts in Richtung „Steekenmillen“. 22 – 23 4 natürliches Fließgewässer natürliches  Lebensraum

Blick von der Syrbrücke flussabwärts auf die Schotterbank. Die Groppe: diese bodenorientierte Art ernährt sich von Kleinkrebsen und Insektenlarven. © Administration de la Gestion de l’Eau Manternach und Mertert findet die Sicht überaus wichtig, natürliche Groppe optimale Lebensbedingungen Gewässer in ihrem ursprünglichen verschiedene Tiere mit unterschied- allgemein in ihrem Bestand selten vor. Zustand zu erhalten um dem Eisvogel lichen Standort- und Lebensrau- geworden und nur noch vereinzelt auch langfristig einen optimalen mansprüchen auf engstem Raum in luxemburgischen Fließgewässern Der Steilhang am Ufer der Syr dient Lebensraum zu bieten. In der Umge- anzutreffen sind. Larven von Köcher-, anzutreffen ist. In der Syr zwischen dem ebenfalls seltenen Eisvogel als bung von Manternach ist der Eisvogel Eintags- oder Steinfliegen, aber auch Lebensraum. Dieser farbenprächtige, an der Syr, der nahe gelegenen „Wuel- im Wasser lebende Schnecken, Egel kleinfischfressende Vogel gräbt sich bertsbaach“ und der „Schlammbaach“ und die Larven der in Luxemburg sein Nest in senkrechte Steilhänge heimisch. geschützten Libellen sind typische, entlang von Gewässern. Vor allem aquatisch lebende Kleintiere der Syr. wegen der Verbauung vieler natür- Die Schotterbank, die sich in Längs- lich verlaufender Fließgewässer und richtung der Syr erstreckt, ist ein Neben den Insektenlarven nutzen der Befestigung ihrer Ufer ist der dynamischer Biotop, das durch den auch Fische und viele Vögel die Syr als Bestand des Eisvogels stark zurückge- schwankenden Wasserstand der Lebensraum. Die Groppe, ein scheu- gangen. Heute gilt er in Luxemburg Syr ständig verändert wird. Sie ist er Fisch, der in natürlich fließen- als selten und steht unter Schutz. Lebensraum für viele Kleintiere sowie den, sauberen Bächen und Flüssen für nässe- und nährstoffliebende vorkommt, ist als Besonderheit der Den Eisvogel zu schützen ist aller- Pflanzenarten und gehört, zusam- Syr anzusehen. Die Verbauung und dings nur möglich, wenn sein Lebens- men mit den Uferbereichen entlang Verschmutzung der Fließgewässer hat raum (ufernahe Steilhänge) erhalten der Syr, zu den amphibischen Lebens- Zum Nisten ist der Eisvogel auf gewässernahe jedoch dazu geführt, dass die Groppe wird. Es ist daher aus ökologischer räumen. 24 Steilufer angewiesen. – 25 Im Naturschutzgebiet „Manternacher Gebiete, die lichtdurchflutet sind, sich Fiels“ sind auf kleinstem Raum sehr schnell aufwärmen und zudem eine unterschiedliche Waldgesellschaften gewisse Bodenfeuchte haben, weisen anzutreffen. Neben der Exposition die größten Abbauraten organischen

und somit dem Kleinklima am Stand- Materials in seine mineralischen Aus- 5  Nährstoffkreislauf ort bedingen vor allem die Boden- gangsbestandteile auf und sind im und Lichtverhältnisse das Ausbilden Allgemeinen nährstoffreich. Deshalb verschiedener Waldgesellschaften wachsen in diesen Arealen die mäch- mit unterschiedlich ausgeprägten tigsten Bäume innerhalb der „Man- Strauch- und Krautschichten. Das ternacher Fiels“. Am nordexponierten Zusammenwirken von Temperatur, Hang des Naturschutzgebietes Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Nähr- „Manternacher Fiels“ laufen jedoch stoffgehalt und Lichtverhältnissen die Abbauprozesse nicht optimal ab. bestimmt in hohem Maße die Aufgrund seiner Exposition wird der Vegetationszusammensetzung der nordexponierte Hang nie direkt von verschiedenen Waldgesellschaften. der Sonne bestrahlt und ist daher im

5 Nährstoffkreislauf

Umstürzende Bäume reißen Löcher ins Kronendach, erhöhen somit den Lichteinfall und reichern 26 durch die Zersetzung ihres Holzes den Boden mit Nährstoffen an. – 27 5  Nährstoffkreislauf

Blick von der Syrbrücke flussabwärts auf die Schotterbank.

Die erhöhte Lichteinstrahlung durch das Abbrechen von Bäumen oder Baumkronen fördert das Wachstum der Kräuter, Sträucher und Jungbäume am Waldboden. bauenden Mikroorganismen. Die erlauben einen verstärkten Wuchs in der Strauchschicht verharrenden der Kraut- und Strauchschicht. Vergleich zum Südhang eher dunkel Wärme im Schluchtwald (siehe Sta- Jungbäume nutzen das frei gewor- Deshalb ist besonders an Lichtungen und kühl. Zudem reduziert das dichte tion 7). Werden nach Stürmen oder dene Nährstoffangebot sowie die die Auswirkung der einfallenden Kronendach der Bäume den Lichtein- sonstigen Störungen durch abbre- erhöhte Lichtmenge und konkurrie- Sonnenstrahlen auf Nährstoffverhält- fall. Das im Herbst auf den Boden chende oder abknickende Bäume ren mit verstärktem Längenwachs- nisse des Bodens und die Kraut- und fallende Laub der Bäume wird nicht größere Lücken ins Kronendach des tum um die frei gewordene Stelle im Strauchschicht sichtbar. vollständig abgebaut. Grund hier-­ Waldes gerissen, gelangt mehr Licht Kronendach. für sind weniger die Feuchte- oder auf den Waldboden. Diese Licht- Bodenverhältnisse als vielmehr menge erhöht die Temperatur und Die gesteigerten Abbauraten und die Minimumfaktoren Licht und die biologische Aktivität der ab- somit die freigesetzten Nährstoffe

28 – 29 Was im ersten Moment paradox Vielfalt der Totholzausprägungen, sei klingt, erweist sich bei näherem es nun in stehender oder liegender, Betrachten als Tatsache: in stark oder schwach verrotteter Totholz sichert Leben! Form, bedingt, daß viele verschiedene Tierarten das Totholz als Lebensraum 6 Totholz stellt im Wald einen der be- nutzen. Einige Arten – vor allem Totholz  Lebensraum lebtesten und ökologisch wertvolls- Käfer – haben sich so stark auf das ten Bereiche dar. Es entsteht durch Totholz spezialisiert, dass ihre Exis- das Absterben von Bäumen oder Äs- tenz direkt an das Vorkommen von ten, die aufgrund ihres biologischen Totholz geknüpft ist. Der prächtige, Alters, nach Blitzschlägen, Schäd- aber mittlerweile selten gewordene lingsbefall oder Windwurf nicht Hirschkäfer bspw. ist nur in tot- und mehr lebensfähig sind. Besonders die altbaumreichen Wäldern anzutreffen.

Neben den Käfern nutzen vor allem Vögel das Totholz als Nahrungs-, Nist- und Lebensraum. In tote, dickstäm- mige Altbäume hämmern Spechte mit Vorliebe ihre Höhlen hinein, die 6 Lebensraum von anderen Vögeln, wie Waldkauz oder Kleiber, sowie von Fledermäusen oder Hornissen genutzt werden. Etwa Totholz 25% der im Wald lebenden Tiere sind direkt oder indirekt auf das Vorkom- men von Totholz angewiesen.

Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) ist auf das Vorkommen von Tot- und Altholz in Wäldern angewiesen. 30 – 31 Schwarzspechthöhle Lehrpfad Manternacher Fiels

Den weitaus größten Anteil der Le- bewesen im und am Totholz machen allerdings die Pilze und die mit dem bloßen Auge unsichtbaren Mikroor- ganismen aus. Sie nutzen das abge- 6 storbene Holz als Nahrungsquelle Totholz  Lebensraum und bauen die Zellulose und das Pek- tin in die mineralischen Ausgangs- substanzen ab. Die auf diese Weise freigesetzten Nährstoffe stehen den Waldpflanzen wieder zur Verfügung. Pilze und Mikroorganismen spielen daher bei der Totholzzersetzung eine fundamentale Rolle.

Blick von der Syrbrücke flussabwärts auf die Schotterbank.

Viele verschiedene Pilzarten besiedeln das Totholz.

Tote Baumstämme dienen vielen Tieren als Lebensraum. Dieser unmittelbar entlang des Lehrpfades stehender Baum dient dem seltenen und im Naturschutzgebiet „Manternacher Fiels“ heimischen Schwarzspecht als Nahrungsstätte.

Doch auch größeren Tieren dient das Luxemburg nur noch an wenigen Or- Totholz als Lebensraum. Der Schwarz- ten vorkommt und heute in seinem specht bspw. ist auf das Vorkommen Bestand stark gefährdet ist. Extensive alter und toter Bäume angewiesen. oder von der menschlichen Nutzung Fehlen diese Elemente im Wald, ausgeschlossene Waldgebiete – wie findet auch der Schwarzspecht keine das Naturschutzgebiet Manternacher optimalen Lebensbedingungen. Fiels - spielen im Artenschutz eine Das Entfernen toter und die frühe wichtige Rolle und gelten als letzte Nutzung gesunder Bäume sind der Überlebensstätte seltener und ge- Grund, weshalb der Schwarzspecht in fährdeter Tier- und Pflanzenarten.

32 – 33 Das Entstehen einer Pflanzengesell- Ausprägungen in den Tälern der schaft wird, neben der menschlichen Schwarzen Ernz, der Syr, der Eisch, der Aktivität in Form von Land- oder Sauer, der Clerf und an den Seitentä- Forstwirtschaft, zum Großteil vom lern der Alzette vor. Der Manternacher 7

Ausgangssubstrat und den klimati- Schluchtwald ist der flächenmäßig  Der Schluchtwald schen Eigenschaften des Standortes Größte im Großherzogtum und bildet bedingt. Auf südexponierten Lagen das Herzstück des Naturschutzgebie- sind daher oft ganz andere Pflan- tes „Manternacher Fiels“. zen- und Tierarten anzutreffen als auf nordexponierten Flächen. Die Die feuchten Klimabedingungen im Exposition und somit die Intensität Schluchtwald bedingen, dass der der Sonneneinstrahlung spielt eine Muschelkalk viel schneller zersetzt wichtige Rolle bei der Pflanzenbesied- wird als am trockenen Südhang. lung eines Standortes. Der nährstoffreiche Boden und das Mikroklima erlauben das Gedeihen Der Schluchtwald entwickelt sich verschiedener Edellaubholzarten. Im nur an Sonderstandorten, die kaum Manternacher Schluchtwald wachsen besonnt und ganzjährig kühl und Eschen, Sommerlinden, Bergahorne feucht sind. In Luxemburg kommen und Bergulmen. Die Edellaubgehöl- Schluchtwälder nur in kleinen ze gedeihen hervorragend auf dem 7 Der Schluchtwald

Der Schluchtwald ist durch ein feuchtes und kühles Klima gekennzeichnet. Moose und Farne prägen die Pflanzenzusammensetzung am Boden 34 – 35 nährstoffreichen Boden und unter- drücken die sonst in den meisten luxemburgischen Wäldern dominie- rende Rotbuche bereits im Jugend- 7 stadium.  Der Schluchtwald

Neben der Baumschicht ist aus ökologischer Sicht vor allem die Krautschicht hoch interessant. Einige seltene Pflanzen unterstreichen die Wichtigkeit des Manternacher Schluchtwaldes im Hinblick auf den floristischen Artenschutz. Charakte- ristisch und in der Manternacher Fiels in großen Beständen vorkommend, ist die allgemein jedoch seltene Zweiblättriger Blaustern. Hirschzunge (Asplenium scolo- pendrium). Diese Pflanze ist, wie auch Die seltene Hirschzunge kommt im Schluchtwald Als weitere seltene Pflanzenart des lediglich auf die Frei- und Offenhal- andere Vertreter der Farne oder Moo- des Naturschutzgebietes „Manternacher Fiels“ vor. Schluchtwaldes ist vor allem der tung der Wanderwege. Der Wald wird se, an die Verhältnisse im Schlucht- zweiblättrige Blaustern (Scilla bifolia) sich selbst überlassen und kann sich wald angepasst. Der Lichtmangel, die das Wachstum der Hirschzunge, des- zu erwähnen. Auch diese Pflanze ungestört nach den vorherrschenden hohe Luftfeuchtigkeit und der hohe sen Blätter im Gegensatz zu anderen ist an die hier herrschenden klima- Standortbedingungen entwickeln. Kalkgehalt des Bodens begünstigen Farnarten ungeteilt sind. tischen Verhältnisse bestens ange- Solche naturnahe Waldparzellen sind passt. Der Blaustern ist ein allgemein in Luxemburg selten. Um die natür- seltener Frühjahrsblüher, der dem lich ablaufenden Prozesse in Wäldern Schluchtwald zwischen März und besser verstehen zu können, werden April vereinzelt hellblaue Tupfer vermehrt sogenannte „réserves fores- verleiht. tières intégrales“ (RFI) ausgewiesen, in denen die natürliche Entwicklung Ähnlich wie ein Waldbereich nahe und Dynamik der Wälder auch im der „honnert Traapen“, an denen der Hinblick auf Artenzusammensetzung Lehrpfad später noch vorbeiführen wissenschaftlich analysiert werden. wird, ist auch der Schluchtwald seit etwa 50 Jahren aus der waldbauli- chen Bewirtschaftung ausgeschlos- sen. Die menschlichen Eingriffe in Neben dem Hangschutt, dem Moos und den Farnen prägt das Totholz das Erscheinungsbild das Waldgebiet beschränken sich des Schluchtwaldes. 36 – 37 Siedlungen wurden im Mittelalter ren am typischen Relief gliedern sich überwiegend dort angelegt, wo die Bauwerke der ehemaligen Müh- Mühlen errichtet werden konnten. len harmonisch ins Landschaftsbild 8

Die neu entstandenen Strukturen der Manternacher Fiels ein und haben  Läerensmillen schufen eine Vielzahl an neuen zudem einen ästhetischen Reiz. Lebensräumen. Diese Strukturen bieten heute, nachdem die Nutzun- Heute sind die Überreste der Läerens- gen durch den Menschen eingestellt millen, oder die nahe gelegenen Bau- wurden, Ersatzlebensräume für eine werke der Holzmillen, des Aquädukts spezialisierte Pflanzen- und Tierwelt. oder des Stauwehrs als kulturhistori- In der heutigen, intensiv genutzten sche Bauwerke anzusehen und sind Kulturlandschaft sind diese ökologi- als gelungene Beispiele einer harmo- schen Nischen von großer Bedeutung nischen Integration von Gebäuden ins für die Artenvielfalt. Landschaftsbild aktueller denn je. Bei der Planung und beim Bau neuer Ge- Durch die Verwendung standorttypi- bäude gewinnt dieser Aspekt heute scher Steine (Muschelkalksteine) und immer mehr an Bedeutung. die Anpassung der Gebäudestruktu-

Ehemaliges Stauwehr 8 Läerensmillen

Sicht von der im Jahre 2004 restaurierten Syrbrücke auf die Überreste der „Läerensmillen“. Lediglich ein Teil des Stauwehres und die Reste des Mühlenkanals sind heute noch andeutungsweise zu erkennen. 38 – 39 8  Läerensmillen

Die „Läerensmillen“. Gemälde von J.P. BECKIUS aus dem Jahre 1925.

Im Jahre 2004 wurde der obere Teil der Syrbrücke erneuert. Die Stützpfeiler wurden Anfang des 19. Jahrhunderts aus den lokal vorkommenden Muschelkalksteinen erbaut und sind bis heute erhalten.

Über die Läerensmillen ist nicht viel LAMORT kaufte die Läerensmillen da- bekannt. Sie wurde wahrscheinlich mals für 7000 Franken. Die Läerens- erst nach 1824 erbaut und diente millen sollte jedoch in der Folgezeit als Getreidemühle bis sie um 1910 leer bleiben, wurde teilweise ausge- an Eugène LAMORT verkauft wurde. raubt und zerfiel. Ende der 1930er LAMORT war zu dieser Zeit ein Unter- Jahre gab es nur noch Ruinen. Heute nehmer, der entlang der Syr mehrere sind nur noch ansatzweise Überreste Mühlen errichten ließ und durch die der Staumauer und des Mühlenka- Herstellung von hochwertigem Pa- nals zu erkennen. pier im In- und Ausland Ruhm errang.

Die Ruinen der „Läerensmillen“ (um 1930). 40 – 41 Die Holzmillen war - wie auch die Abflusskanal gelangte das Wasser Läerensmillen - Teil eines großen dann wieder in die Syr. Neben der Er-

Mühlenkomplexes an der Syr zwi- haltung der kulturhistorischen Orte 9  Holzmillen schen Wecker und Mertert. Durch ein aus Gründen des Denkmalschutzes intelligent angelegtes Stau- und Ka- bieten diese Elemente als Sonder- nalsystem, das einige hundert Meter biotope einigen Pflanzen und Tieren flussaufwärts mit dem Stauwehr und einen Lebensraum innerhalb des dem Aquädukt beginnt und im Ober- Naturschutzgebietes Manternacher haus der Holzmillen endet, wurde das Fiels. starke Gefälle der Syr in der Manter- nacher Fiels genutzt.

Das Wasser des Kanals floss im Oberhaus in einen großen Schacht. Ein mächtiges Zubringerrohr leitete dann das Wasser mit starkem Gefälle vom Oberhaus unter der Straße hin- durch zum Unterhaus. Im Unterhaus befand sich die Turbine, die durch das heranschießende Wasser angetrieben wurde. Die Turbine wiederum trieb 9 eine Mühle an, mit der das Holz fein Holzmillen gemahlen und zur Papierherstellung aufbereitet wurde. Durch den Mündung des Zubringerkanals in das Oberhaus.

42 – 43 9  Holzmillen

Da die Überreste der „Holzmillen“ neben der kulturhistorischen auch eine wichtige ökologische Bedeutung als Speziallebensraum innerhalb des Naturschutzgebietes „Manternacher Fiels“ haben, ließ die Naturverwaltung die „Holzmillen“ teilweise restaurieren. Auf diese Weise konnten Sonderlebensräume geschaffen und erhalten werden. Überreste der „Holzmillen“.

44 – 45 FlieS S strecke des Wassers vom Stauwehr zur Holzmillen 9  Holzmillen

4

… zum Aquädukt. An der Holzmillen floss das Wasser durch einen...

1

2

Durch die Schließung der Schleusen im Stauwehr wurde das Wasser gestaut und gelangte durch den 5 Kanal unter der Eisenbahnbrücke hindurch…

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46 – 3 ... unterirdischen Kanal, trieb über eine Turbine die Holzmühle an und gelangte wieder in die Syr. 47 Natürliche und naturnahe Wälder Allgemein unterscheidet man 5 sind durch das Nebeneinander von verschiedene Phasen, die unter sich verschiedenen Wald- oder Baument- einen Kreislauf bilden. wicklungsphasen gekennzeichnet.

Phase Entwicklung Zeit (in Jahren) 1. Verjüngungsphase Keimen des Sämlings; Heranwachsen 0 - 80 zum jungen Strauch 2. Initialphase Entwicklung zum Baum 80 - 160 3. Optimalphase Entwicklung zum dickstämmigen 160 -240 Starkbaum 4. Alterungsphase Alterung des Baumes 240 - 320 10 5. Zerfallsphase Tot des Baumes und Zersetzung ab - 320 Wälder Element natürlicher und naturnaher als Totholz  des Holzes in seine mineralischen Bestandteile

verändert nach SCHERZINGER, W. 1996

10 Totholz Ökologisch sind die Terminal- und Zerfallsphase sehr wertvoll. Viele Waldtiere sind auf das Vorkommen als Element starker Altbäume und ausreichen- der Mengen Totholz angewiesen. In natürlicher und intensiv bewirtschafteten Wäldern werden die Bäume allerdings bereits in einem Alter zwischen 100 und naturnaher 150 Jahren geernet. Viele Bäume er- reichen daher nie die beiden letzten Wälder Phasen der natürlichen Entwicklung und fehlen vielen Tieren als Lebens- raum. In naturnahen Wäldern hinge- gen, wo - wie im Naturschutzgebiet Manternacher Fiels - die Holznutzung eingestellt worden ist, durchlaufen die Bäume alle natürlichen Ent- wicklungsphasen. Solche Wälder sind durch ein Nebeneinander von 48 – 49 10 naturnaher Wälder Element natürlicher und naturnaher als Totholz 

Im Naturschutzgebiet Manternacher Fiels sind aufgrund der seit langem ausbleibenden Waldnutzung viele verschiedene Totholztypen und -zer- setzungsphasen anzutreffen, die je nach Beschaffenheit und Struktur Sprösslingen, Jungbäumen, Stark- durch das Abfallen der Rinde gekenn- verschiedenen Tieren, Pilzen, Flechten bäumen und Totholz gekennzeichnet, zeichnet. Besonders in dieser Phase, und Moosen, aber auch vereinzelt wobei das Totholz als auffälligstes wo das Holz noch hart und der Baum jungen Pflanzen als Lebensraum Naturwaldmerkmal anzusehen ist noch nicht umgestürzt ist, zimmern dienen. Die Totholzmengen werden und in stehender oder in liegender Spechte ihre Höhlen oder suchen nicht aus dem Wald abtransportiert, Form auftritt. unter der Rinde nach Insektenlarven. sondern lediglich an den Fußwegen Mit der Zeit wird das Holz weicher. weggeräumt und erhöhen somit den Je nach Alter und Zersetzung des Tot- Die meisten noch stehenden Totbäu- ökologischen Wert des Waldes. holzes sind verschiedene Zerfallspha- me brechen aufgrund der fehlenden sen zu erkennen. Die erste Phase der Stabilität irgendwann zusammen Holzzersetzung beginnt mit dem Tod und erhöhen den Anteil des liegen- des Baumes und ist hauptsächlich den Totholzes.

50 – 51 Der Muschelkalk bildet den geo- Waldtypen entwickelt. Die Haupt- logischen Untergrund im Natur- waldgesellschaft am südexponierten schutzgebiet Manternacher Fiels. Das Hang bildet der Perlgras-Buchenwald. Gestein ist verhältnismäßig weich Die Übergänge zum Orchideen- Bu- und in der Grundfarbe hell. Obwohl chenwald, der durch das Vorkommen die geologischen Ausgangsbedin- von Orchideen gekennzeichnet ist, Buchenwald Der Perlgras-

11 gungen in der Manternacher Fiels sind fließend. Eine genaue räumliche  nahezu überall identisch sind (=> Abgrenzung ist daher schwierig. Muschelkalk), haben sich aufgrund wechselnder Standortbedingungen Perlgras-Buchenwälder sind typische (Temperatur, Feuchte, Nährstoffge- Waldgesellschaften auf kalkhaltigem halt des Boden, ...) ganz verschiedene Untergrund in Mitteleuropa. Neben der Buche, die in unseren Regionen als die konkurrenzstärkste und am weitesten verbreitete, wildlebende Baumart gilt, ist vor allem das 30 – 60 cm hohe Perlgras (Melica uniflora), das der Waldgesellschaft auch ihren Namen gibt, anzutreffen. Das typi- sche Waldgras kommt ausschließlich in Buchenwäldern auf kalkhaltigem 11 Untergrund vor. Neben dem Perlgras Der Perlgras- prägen vor allem das Efeu (Hedera helix), das Waldbingelkraut (Mer- Buchenwald curialis perennis), der Waldmeister (Galium odoratum) und der Aronstab (Arum maculatum) das Erschei- nungsbild des Perlgras-Buchenwal- des. Kalkbuchenwälder kommen in Luxemburg hauptsächlich entlang des Moseltals und an einigen Stellen in der Minette vor. Der Perlgras- Buchenwald ist demnach auf dem kalkhaltigen Untergrund im Natur- In Buchenwäldern auf kalkhaltigem Untergrund schutzgebiet Manternacher Fiels als wachsen hohe Bäume mit einem dichten typische und natürliche Waldgesell- Kronendach. Durch die starke Beschattung ist die Strauchschicht oft nur spärlich ausgebildet. schaft anzusehen. Solche Buchenwälder weisen dann ein „hallenähnliches“ Erscheinungsbild auf. 52 – 53 Buchenwald Der Perlgras-

11 

Junge Bäume mit natürlicher Verjüngung am Fuße der Muschelkalksteilwände

im Wald. Totholz wiederum gilt in natürlichen Wäldern als wichtiger Lebensraum für viele Vögel, Insekten und Pilze. Die neu entstandenen Hohlräume im Geröll bilden ihrer- Perlgras (Melica uniflora) Der Aronstab (Arum maculatum) kommt in seits neue Lebens- und Schutzräume Buchenwäldern auf kalkhaltigem Untergrund vor. für verschiedene Tiere.

An kleinen Lichtungen bildet sich Größere Lücken im Waldbestand wer- Die Gesteinsabbrüche haben deshalb durch den Lichteinfall eine üppige den allerdings auch dann geschaffen, entscheidende Auswirkungen auf Strauchschicht, in der die einzelnen wenn mächtige Brocken der angren- den Baumbesatz und die Waldzu- Jungbäume versuchen, die entstan- zenden Muschelkalkfelsen abbrechen sammensetzung am Fuße der Mu- dene Kronenlücke durch verstärktes und zu Tal rollen. Diese natürlichen schelkalksteilwände. Dickstämmige, Wachstum so schnell wie möglich zu Vorgänge schaffen sprungartig neue mächtige Altbäume sind auf dieser schließen. Umstürzende Bäume oder Verhältnisse im Wald. Neben der Fläche nur selten anzutreffen. Auch abknickende Kronen haben auch im- erhöhten Wuchsleistung der Unter- das geschlossene Kronendach des mer eine vitalisierende Wirkung auf hölzer entstehen neue Lebensräume. typischen Perlgras-Buchenwaldes ist Sicht auf die restaurierten Weinberge im die in der Strauchschicht verharren- Die abgebrochenen Bäume sterben aufgelichtet. Der Baumbestand wird Naturschutzgebiet „Manternacher Fiels“. den Jungbäume. ab und erhöhen den Totholzanteil fast ausschließlich von verhältnismä- 54 – ßig jüngeren Bäumen geprägt. 55 Betrachtet man die Bäume an der Wie kommt es, dass der Baumbe- Südflanke des Naturschutzgebie- stand an dieser Stelle so scharf und tes Manternacher Fiels entlang der eindeutig in zwei Gruppen eingeteilt Der Mittelwald Eisenbahnlinie, so fällt auf, dass der werden kann? 12  Bestand aufgrund der Gestalt der Bäume in zwei Gruppen eingeteilt Die Antwort ist nicht etwa in der werden kann. Vereinzelt kommen Wuchsleistung oder der unterschied- dickstämmige, mächtige Buchen, lichen Baumart zu suchen, vielmehr Eichen oder Hainbuchen mit tief war und ist die ehemals hier betrie- ansetzender, reich verzweigter und bene Waldwirtschaft für den speziel- voluminöser Krone vor. Die zweite len Waldaufbau verantwortlich. Baumgruppe ist allerdings aus dünn- stämmigeren Bäumen aufgebaut. Der Stamm ist lang gestreckt und weniger beastet. Die Kronen sind zu- dem wesentlich kleiner ausgebildet.

12 Der Mittelwald

Durch das mehrmalige Nutzen wurde die Entwicklung eines mächtigen Stammes verhindert. Mächtiger Baum des Mittelwaldes. 56 Diese Buche bildete durch mehrfachen Stockausschlag mehrere Stämme aus. – 57 Bei der sogenannten Mittelwaldnut- zung werden die jungen Eichen oder Hainbuchen im Alter von etwa 15-30 Der Mittelwald Jahren geerntet und zur Rohstoffge- 12  winnung genutzt.

Das milde Klima und der nährstoff- reiche Boden an diesem südex- ponierten Talfuß entlang der Syr begünstigten den Stockausschlag und erlaubten, dass die neu austrei- benden Bäume mehrmals geerntet werden konnten.

Doch nicht alle Bäume wurden auf diese Art genutzt. Einige Buchen und Eichen wurden absichtlich von der Nutzung ausgeschlossen. Diese Bäume wurden älter als ihre Nach- barn und konnten sich aufgrund der zeitweilig geringen Konkurrenz der Dieser durch den Menschen verur- nebenstehenden Bäume bestens sachte Eingriff in den Naturhaushalt entwickeln. bedingte ein lückiges Kronendach. Nur die nicht geernteten Bäume Die immer wieder genutzten und sorgten für dauerhaften Schatten- neu austreibenden Bäume hingegen wurf auf der Waldfläche. Der Wald- sind nie dazu gekommen, mächtige boden war zu dieser Zeit wegen der Stämme auszubilden oder starke Lichteinstrahlung neben den jungen Kronen zu entwickeln. Stattdessen Baumsprösslingen auch von Kräutern bildeten sie im Konkurrenzkampf um und Gräsern bewachsen. Die Licht und Platz lange, dünne Stämme aufkommende Krautvegetation wur- aus, mit kleinerer Krone. de von den häuslichen Nutztieren (hauptsächlich von den Schweinen) Die beiden mächtigen Bäume im Vordergrund wurden bei der Mittelwaldnutzung nicht geerntet Auch heute sind diese, früher mehr- abgeweidet. Der Mittelwald wurde und konnten mächtige Kronen ausbilden. Im Hintergrund sind jüngere Bäume zu erkennen, die langschäftig sind und nur eine kleine Krone besitzen. mals genutzten Bäume anhand ihrer daher sowohl forstwirtschaftlich als Gestalt eindeutig zu erkennen. auch landwirtschaftlich genutzt.

58 – 59 Der Mittelwald

12 

Nicht genutzter Baum der ehemaligen Mittelwaldwirtschaft. Die Krone setzt tief an; der Baum hat Totholz und Naturverjüngung (= strauchförmige Jungbäume) im ehemaligen Mittelwald. allgemein ein voluminöses Erscheinungsbild.

In diesem Teil des Naturschutzge­ en évolution libre“ bezeichnet wer- bietes Manternacher Fiels wird den, in dem sich nun auch die jun- seit langem keine Forstwirtschaft gen, ehemals regelmäßig genutzten mehr betrieben. Das Waldgebiet der Bäume entwickeln können. 60 – Manternacher Fiels kann als „forêt 61 Der Eichen-Hainbuchenwald ist eine leicht zu definieren. Beide Waldge- wärmeliebende Waldgesellschaft. sellschaften kommen nebeneinander Eichen vergesellschaften sich be- in der Manternacher Fiels vor und vorzugt mit Hainbuche. Im Natur- durchmischen sich stellenweise. schutzgebiet Manternacher Fiels sind zudem vermehrt Buchen im Eichen-

Hainbuchenwald anzutreffen. Klare Der Eichen- Hainbuchenwald

13 Grenzen zwischen dem Perlgras­  buchenwald und dem Eichen- Hainbuchenwald sind nicht immer

13 Der Eichen- Hainbuchenwald

Blick in den Eichen-Hainbuchenwald an der südexponierten Flanke des Naturschutzgebietes „Manternacher Fiels“. 62 – 63 Die prägenden Baumarten im Eichen-Hainbuchenwald Die naturnahen, seit langer Zeit Zudem begünstigte das warme Klima ungenutzten Eichen-Hainbuchen- an diesem Südhang die Ausbildung Bestände entwickelten sich mit der des Eichen- Hainbuchenwaldes und Zeit zu dunklen Hallenwäldern, die drängte die Buche in die Randberei- hinsichtlich ihrer Struktur und Schat- che zurück. Die durch die Einstellung

tigkeit dem Buchenwald ähnlich sind. der Niederwaldnutzung veränderten Der Eichen- Hainbuchenwald

13 Dies erklärt auch, wieso im Eichen- Standortbedingungen im Eichen-  Hainbuchenwald viele Pflanzenarten Hainbuchenwald begünstigen heute vorkommen, die eigentlich typisch jedoch die Verbreitung der Buche. für den Buchenwald sind. Häufig ist Betrachtet man die Naturverjüngung sogar die gleiche Kraut- und Strauch- (die jungen Bäume der Strauch- schicht in beiden Waldgesellschaften schicht), so stellt man fest, dass hier festzustellen. hauptsächlich Buchen wachsen. Die Buche wandert aufgrund der starken Die meisten Eichen-Hainbuchenwäl- Beschattung am Waldboden (Buche der wurden früher im Mittel- und = schattenertragende Baumart; Eiche Niederwaldbetrieb bewirtschaftet. = lichtliebende Baumart) vermehrt in Die Hainbuche ist als Charakterart den Eichen-Hainbuchenwald ein und der Eichen-Hainbuchenwälder be- verleiht der Waldgesellschaft einen kannt für ihr gutes Stockausschlag- immer buchenwaldähnlicheren vermögen. Sie spielte demnach bei Charakter. Anhand der knorrigen, groben und von Der Stamm der Hainbuche ist, ähnlich wie bei der Mittelwaldnutzung eine wichtige Längsrillen gekennzeichneten Borke sind die der Buche, glatt. Ein einfaches Erkennungs- Rolle und setzte sich unter dieser Be- Eichenbäume auch im Winter recht einfach zu und Unterscheidungsmerkmal ist die helle, erkennen. flammenartige Zeichnung, die am Stamm der wirtschaftungsform im Konkurrenz- Buche fehlt. kampf gegen die Buche durch.

64 – 65 Dieser Muschelkalkfelsen, die einer Quelle nahe der Ortschaft „Mëchelslee“, an der südexponierten Syren östlich von Luxemburg-Stadt Flanke der „Manternacher Fiels“, ist entspringt und auf dem Weg zur die größte überhängende Felswand Mosel durch Manternach fließt. im Naturschutzgebiet. Vor etwa 200 Durch die Erosionskraft des Flusses bis 250 Millionen Jahren bildete sich wurde permanent Material aus den aus marinen Sedimenten und unter Muschelkalkfelsen hinausgespült. Geologie der Manternacher Fiels

ganz bestimmten Umweltbedingun- Die Syr grub sich immer tiefer in das 14 gen der in der Manternacher Fiels Substrat ein. Nach und nach ent-  vorherrschende Muschelkalk. Große stand das Tal der Manternacher Fiels. Teile Mitteleuropas - so auch die Auch heute ist diese Erosions- und Gegend um Manternach - waren zu Gestaltungskraft der Syr noch an dieser Zeit vom Ur-Meer bedeckt. einigen Stellen sichtbar.

Nach dem Rückgang der Meere entstanden Flüsse und Bäche, die sich ihren Weg durch die damalige Landschaft bahnten. Einer dieser Flüsse war die heutige Syr, die aus

14 Geologie der Manternacher Fiels

Durch Frostsprengung brechen Felsbrocken aus Dieser Muschelkalkfelsen, die „Mëchelslee“, an den Muschelkalksteilwänden heraus, rollen zu der südexponierten Flanke der „Manternacher Tal und bilden die für die „Manternacher Fiels“ Fiels“, ist die größte überhängende Felswand im 66 – bezeichnenden Hangschuttflächen. Naturschutzgebiet. 67 Geologie der Manternacher Fiels

14 

Neben den Steilfelsen prägen vor allem die Breite Felsspalte am Südhang der „Manternacher Hangschuttflächen am Fuße der Steilwände Fiels“. das Erscheinungsbild des Naturschutzgebietes „Manternacher Fiels“.

Aber auch an den hangaufwärts gele- gefriert im Winter, dehnt sich aus genen Steilfelsen sind die Auswirkun- und sprengt den Felsen), aus dem gen der permanenten Verwitterung senkrecht emporragenden Muschel- des Muschelkalkes zu erkennen. Von kalkfelsen heraus, rollen bergab Zeit zu Zeit brechen Gesteinsbrocken, und bilden die für die Flanken der hauptsächlich durch Frostspren- Manternacher Fiels bezeichnenden gung (das Wasser in den Felsritzen Hangschuttflächen. Der Lehrpfad führt über die „honnert Trapen“ hinauf zum Aussichtspunkt.

68 – 69 An kaum einer anderen Stelle inner- halb der Manternacher Fiels hat man einen besseren Blick über das Natur- schutzgebiet und die umliegenden Landschaftsteile als gleich oberhalb der „honnert Traapen“. Aussichtspunkt in der Manternacher Fiels

15 

Aussichtspunkt auf der Oberkante der Muschelkalkfelsen an der südexponierten Talflanke des Naturschutzgebietes „Manternacher Fiels“.

15 Aussichts­­punkt in der Manternacher Fiels

Das Bild zeigt die Sicht in Richtung Süden. Der abflachende Bergrücken auf der entgegenliegenden Seite des Syrtales markiert das östliche Ende des Schluchtwaldes. Gleich hinter dem Wald schließt sich das Munschecker Plateau an, das - wie das Lelliger Plateau - intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Bei der im Hintergrund erkennbaren Siedlung handelt es sich um die direkt an der Mosel gelegene 70 – Ortschaft . Am östlichen Horizont ist bereits Deutschland zu erkennen. 71 Grevenmacher Munschecker Plateau

A ngaben zum Naturschutzgebiet „Manternacher Fiels“

Biotop: Waldreservat mit verschiedenen, zum Teil seltenen Waldge- sellschaften und etlichen, geschützten Tieren und Pflanzen (=> Kapitel 22) Größe: 132 ha Status: seit dem 6. Mai 2000 (règlement grand-ducal) unter Schutz Aussichtspunkt in der Manternacher Fiels Geologie: Muschelkalk 15 

Das Naturschutzgebiet „Manter- Netzwerkes (NATURA 2000), in dem nacher Fiels“ ist ein Baustein des die wichtigsten Naturschutzgebiete Europäischen Naturschutz- Europas vereint sind.

V erteilung der wichtigsten Waldgesellschaften Manternacher Fiels Lelliger Plateau im Herzstück der Manternacher Fiels

Da die Übergänge zwischen den Grafik nur einen groben Überblick Gesellschaften fließend sind, gibt die wieder.

72 – 73 Der Elsbeeren-Eichenwald befindet die Eichen und ihre Begleitgehölze sich im Naturschutzgebiet Manter- einen sehr untypischen Wuchs auf- nacher Fiels an den obersten Kanten weisen. Im Gegensatz zum Eichen- der südexponierten Muschelkalkfel- Hainbuchenwald, wo sich hohe, sen. Die geringe Bodenmächtigkeit mächtige Bäume mit großen Kronen und die damit verbundenen extrem ausgebildet haben, erreichen die 16

kargen und im Sommer warmen Bäume im Elsbeeren-Eichenwald nur Eichenwald  Der Elsbeeren- Standortverhältnisse sind für das Höhen von 10-15 m. Die Stämme sind Entstehen dieser, in Luxemburg nur oft kurz und verkrüppelt; die Kronen selten vorkommenden Waldgesell- setzen tief an. Der Elsbeeren-Eichen- schaft verantwortlich. Der nährstoff- wald hat daher ein eher buschartiges und wasserarme Boden bedingt, dass Erscheinungsbild.

16 Der Elsbeeren- Eichenwald

Kleine, verkrüppelte Eichen, Hainbuchen und Elsbeeren prägen das Erscheinungsbild dieser Waldgesellschaft. 74 – 75 16 Eichenwald  Der Elsbeeren-

Sicht vom nordexponierten Hang auf die südexponierte Flanke der „Manternacher Fiels“. Der Elsbeeren-Eichenwald stockt auf der Oberkante der Muschelkalksteilwände.

Der seltene Rotblaue Steinsame wächst nur an warmen Standorten.

Die extremen Standortbedingungen nicht minder interessanten Waldge- fördern die Entwicklung einer ganz sellschaft. Neben einigen Orchideen bestimmten Pflanzengesellschaft in – hauptsächlich Manns-Knabenkraut der Krautschicht. Besonders die sel- (Orchis mascula) und Purpur-Knaben- tenen Pflanzenarten unterstreichen kraut (Orchis purpurea) - wächst an die ökologische Bedeutung dieser, den Kanten der Muschelkalkfelsen in der Manternacher Fiels zwar nur auch der Rotblaue Steinsame (Litho- klein­flächig vorkommenden, doch spermum purpurocaeruleum). Die extremen Standortbedingungen sind für den niederigen, verkrüppelten Wuchs der Bäume verantwortlich. Der Wald hat an dieser Stelle ein buschartiges Erscheinungsbild.

Auf der linken Seite des Lehrpfades befindet sich der Elsbeeren-Eichenwald. Auf der rechten Seite geht er in einen niedrigen Buchenwald über.

76 – 77 17 auf dem Lelliger Plateau Obstwiesen auf  Die alten

Alte, heute nur noch extensiv ge- Doch genau diese hohe Sonnenein- nutzte Streuobstwiesen (auf lu- strahlung ist im Obstbau erwünscht, 17 Die alten xemburgisch: Bongerten) markieren wird doch die Obstqualität und in die Grenzzone des Lelliger Plateaus gewissem Maße auch die -quantität bevor die Muschelkalksteilhänge den dadurch gesteigert. Die Flächen an Obstwiesen Beginn der Manternacher Fiels kenn- den Oberkanten der Muschelkalkfel- zeichnen. Die Standortfaktoren an sen werden sowohl als Weide für das auf dem dieser Oberkante der Muschelkalkfel- Vieh, als auch als Obstwiese genutzt. sen bedingen, dass hier kein Acker- bau möglich ist. Einerseits weisen Lelliger Plateau die Flächen zum Teil sehr starke Neigungen auf, die das Ackern nahe- zu unmöglich machen; andererseits ist die Bodentiefe zu gering, als dass sich hier nennenswerte Erträge erzie- len lassen würden. Zudem bedingen diese Standortfaktoren, gekoppelt mit einer sehr starken Sonnenein- strahlung einen geringen Wasserge- Die Obstwiesen auf der oberen Kante der Muschelkalkfelsen bilden die Trennlinie halt und somit eine hohe Trockenheit Die Obstwiesen zu erhalten, heißt, sie zwischen dem Naturschutzgebiet „Manternacher Fiels“ und dem intensiv des Bodens. landwirtschaftlich zu nutzen und die Bäume landwirtschaftlich genutztem „Lelliger Plateau“. regelmäßig zu pflegen. Die Beweidung bewahrt 78 – die alten Obstwiesen vor der Verbuschung. 79 Mit Beginn der Intensivierung in der Landwirtschaft wurden solche, abseits vom Dorf gelegenen Weiden land- wirtschaftlich immer uninteressanter. Besonders die Futtermenge ist im Ver- gleich zu intensiv gedüngten Wiesen geringer. Die Beweidung und Nutzung der Obstwiesen wurde stellenweise sogar ganz eingestellt. Die einst blu- menreichen Weiden verbuschen und werden von Hecken überwuchert. 17 auf dem Lelliger Plateau Obstwiesen auf  Die alten Nur an Stellen, wo die landwirt- schaftliche Nutzung nach wie vor be- trieben wird, kann der Verbuschung entgegengewirkt werden. Eine regelmäßige Beweidung der Flächen Baumhöhlen sind Nistplätze für viele Vogelarten. und Pflege der Obstbäume trägt zum Erhalt dieses Biotops bei. Obstwiesen haben demnach neben der landwirtschaftlichen Funktion als Obstwiesen haben wichtige ökologi- Obstlieferant ebenfalls einen hohen sche Funktionen. Viele Schmetterlinge, ökologischen Nutzen und müssen in Sicht vom Lelliger auf das Munschecker Plateau. Im Tal liegt das Naturschutzgebiet „Manternacher Fiels“. Hummeln oder Bienen sind auf die ihrem typischen Charakter erhalten nektar- und pollenspendenden Blüten werden. Durch den geringen finanziellen Anreiz der Wiesenpflanzen und der Obstbäu- werden die Bongerten nur noch selten zur Obstproduktion genutzt. Viele me als Nahrungsquelle angewiesen. Streuobstwiesen sind daher heute in einem In intensiv genutzten Kulturland- sehr schlechten Zustand und werden früher oder später zusammenbrechen. schaften, in denen oft Strukturele- mente und Ruhezonen fehlen, stellen Dieser Verlust der Bongerten hat neben den Obstwiesen wichtige Rückzugsge- landschaftlichen Veränderungen verheerende Konsequenzen für die auf dieses Biotop biete dar. Besonders „Bongerten“ mit angewiesenen Tier- und Pflanzenarten. Altbäumen und Baumhöhlen werden Die Pflege und Neupflanzung von Obstbäumen von vielen Vögeln als Lebensraum ist daher ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Bongerten als landschaftsprägendes aufgesucht. Der in der Umgebung von und ökologisch wertvolles Element der Manternach heimische Grünspecht landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft. beispielsweise kommt hauptsächlich in alten Streuobstwiesen vor, in denen Die Obstwiesen stellen den Übergang zwischen er ausreichend Ameisen, seine Haupt- dem Lelliger Plateau und den steil abfallenden Muschelkalkfelsen der „Manternacher Fiels“ dar. 80 – nahrung, findet. 81 Die Manternacher Fiels wurde bis in mit der Natur zusammen. Vielerorts die zweite Hälfte des 20. Jahrhun- veränderte und nutzte man die derts landwirtschaftlich, forstwirt- natürlichen Standortgegebenheiten. schaftlich und weinbaulich genutzt. Auch heute sind die Überreste dieser Die Grünflächen auf dem Lelliger Arbeitserleichterungen noch zu er- Plateau und im Tal entlang der Syr kennen. Die durch den Menschen ver- dienten zur Futtergewinnung für das ursachten Eingriffe bedingten zwar Vieh; auf den Terrassen entlang der Veränderungen in der damaligen Na- Steilhänge wurden Trauben gelesen. turlandschaft, hatten jedoch - im Ge- gensatz zu vielen heutigen Eingriffen Will man die Arbeitsweise und die - eher geringe Auswirkungen auf die 18 Landschaft in der Manternacher Fiels biologische Artenvielfalt. Vielmehr Bewirtschaftungsweisen ehemaliger  Zeugen zu jener Zeit verstehen, muss man entstanden durch die Schaffung neu- sich in die damalige Zeit zurück- er Strukturen Ersatzlebensräume für versetzen. Die Arbeit war erheblich spezialisierte Pflanzen-und Tierarten. weniger mechanisiert und automati- Die damaligen Eingriffe haben heute siert. Die Menschen arbeiteten enger demnach eine ökologische und in gewisser Weise auch eine ästhetische Bedeutung. 18 Zeugen ehemaliger Bewirtschaftungs­ weisen

Trockenmauern wurden früher aus ortstypischen Muschelkalksteinen zur Abstützung und Abflachung des Hanges errichtet. Auf diese Weise konnte die Bodenerosion reduziert und die Arbeitsweise erleichtert werden. Als Sonderbiotop bieten Trockenmauern spezialisierten Pflanzen- und Tierarten einen wichtigen Lebensraum und haben somit einen hohen ökologischen Wert. Der aus standörtlichem Gestein gebaute Flache Muschelkalksteine wurden als 82 Abflusskanal ist auch heute noch vorhanden und Treppenelemente in steilen Anstiegen – wie hier – 83 funktionsfähig. bei den „honnert Trapen“ – genutzt. Die südexponierten Hänge im Na- 1184 Ruten (etwa 565 ar) an Weinber- turschutzgebiet Manternacher Fiels gen erweiterte sich in der Folgezeit. wurden bereits früh als günstige Hauptsächlich die Reblausepidemie Lagen für den Weinbau erkannt. Die reduzierte jedoch wieder die Anbau- im Jahre 1766 von den Weinbauern fläche in den 1920er bis 1930er Jahre. Manternachs im sogenannten „The- Die letzte Traubenlese datiert auf das resianischen Kataster“ angegebene Jahr 1957. Seitdem werden die Wein- Gesamtfläche von 14 Morgen und berge nicht mehr genutzt. 19 Die Weinberge in der Manternacher Fiels Weinberge  Die

19 Die Weinberge in der Manternacher Fiels

Die Weinberge in der „Manternacher Fiels“.

Eidechsen bewohnen die Trockenmauern in der „Manternacher Fiels“.

84 – 85 Neben der kulturhistorischen Bedeutung haben die Weinberge der Manternacher Fiels einen hohen ökologischen Nutzen. Besonders die Trockenmauern, die im Hang der Terrassierung dienen, bieten vielen Tieren einen wichtigen Lebensraum. In den nicht restaurierten und heute verbuschten oder von Fichten be- wachsenen Weinbergen wachsen sel- 19 tene Orchideen. Orchideen stehen im in der Manternacher Fiels Weinberge  Die Fokus des floristischen Artenschutzes und dürfen deshalb weder gepflückt noch beschädigt werden! Auf der Oberkante der Muschelkalkfelsen wächst der wärmeliebende Elsbeeren-Eichenwald, der durch ein buschartiges Erscheinungsbild Die Weinberge in der Manternacher gekennzeichnet ist. Fiels sind auch ein gutes Beispiel dafür, dass die ehemaligen Eingriffe des Menschen in die Naturlandschaft (hier: die Anlage von Weinbergen) eine Steigerung der Lebensraum- vielfalt innerhalb der Landschaft zur Folge hatten. Heute allerdings stellen menschliche Eingriffe oft eine Belastung, nicht selten sogar eine Zerstörung der Landschaft und ihrer Lebensräume dar. Die Flurbe- reinigung vieler Weinberge entlang der Mosel beispielsweise hat zwar eine Arbeitserleichterung zur Folge, zerstört jedoch nicht selten wertvolle und mittlerweile selten gewordene Lebensräume. Auf der rechten Seite des Bildes sind die restaurierten Weinberge zu erkennen. Auf den nicht restaurierten Weinbergsterrassen (linke Seite) stocken Bäume.

Restaurierte Weinberge in der „Manternacher Fiels“.

86 – 87 19 Die Weinberge in der Manternacher Fiels Weinberge  Die

Die nicht-restaurierten Weinberge in der „Manternacher Fiels“ sind mit Bäumen bewachsen. Am Ende dieses Waldweges befinden sich die neu angelegten Weinberge.

Nach der letzten Traubenlese wurden die Weinberge in den 1960er und 1970er Jahren mit Fichten bepflanzt.

Die Trockenmauern sind auch heute noch Die Weinberge der „Manternacher Fiels“ vor der Restaurierung. erhalten.

88 – 89 19 Die Weinberge in der Manternacher Fiels Weinberge  Die

In der Weinbaukarte von 1910 sind die Weinberge der „Manternacher Fiels“ eingetragen. Die letzte Traubenlese fand im Jahre 1957 statt.

90 – Traubenlese in der „Manternacher Fiels“(in den 1930er Jahren). 91 19 Die Weinberge in der Manternacher Fiels Weinberge  Die

Traubenlese in der „Manternacher Fiels“(in den 1930er Jahren).

92 – Traubenlese in der „Manternacher Fiels“(in den 1930er Jahren). 93 Der ökologische Wert einer Land- Wohl an keinem anderen Ort entlang schaft ist unter anderem von der Viel- ihrer etwa 31km langen Fließstrecke falt und der Intaktheit seiner Einzelle- prägt die Syr den Charakter der bensräume oder Biotope abhängig. Landschaft stärker als an dieser Stelle Je höher die Anzahl verschiedener zwischen Manternach und Mertert. 20 Biotope, desto höher ist die tierische Da das Ufer und das Flussbett an die-  Die Dynamik der Syr und pflanzliche Vielfalt. ser Stelle nicht verbaut sind, ändert sich der Verlauf der Syr mit der Zeit. Besonders nach Hochwasser sucht sich der Fluß ein neues Bett und spaltet sich in mehrere kleine Arme auf, die ihren Weg durch die Schotter- bänke suchen.

Die ständige Dynamik schafft immer wieder neue Strukturen, die von ganz verschiedenen Tieren und Pflanzen als Lebensraum genutzt werden. Am Randbereich hat sich durch Erosion ein Steilufer gebildet, in dem der seltene und im Naturschutzge- 20 biet Manternacher Fiels heimische Die Dynamik Eisvogel optimale Nistbedingungen der Syr vorfindet.

94 – 95 20  Die Dynamik der Syr

Das Nebeneinander von kleinen Stillwasserzonen, Steinen und Unterwasserpflanzen machen diesen Feuchte- und nährstoffanzeigende Pflanzenarten wachsen auf den Schotterbänken der Syr. Bereich der Syr als Lebensraum für viele Tiere interessant. Der natürliche und ungestörte Verlauf der Syr ist als Lebens- raum für viele Tiere und Pflan- zen von großer Bedeutung. Das Nebeneinander von Steilufer, Wasservegetation, Schotter- bänken mit den dazugehörigen Stillwasserzonen und der Au- enwald machen diesen Bereich zwischen Manternach und Mer- In den Stillwasserzonen leben beispielsweise vereinzelt aquatisch tert so wichtig für den floristi- Auch diese Pflanzen haben einen ökologischen Nutzen. lebende Schnecken. Das Foto zeigt eine Schlammschnecke. schen, besonders aber für den Viele Insektenarten nutzen sie als Futterpflanzen oder zum Sonnetanken. faunistischen Artenschutz.

96 – 97 20  Die Dynamik der Syr

Durch die Strukturvielfalt am Flussbett der Syr entstehen eine ganze Reihe verschiedener Kleinbiotope, die von vielen verschiedenen Tieren als Lebensraum genutzt werden. Schotterbänke sind amphibische Bereiche und stellen für viele Insekten und spezialisierte Den größten Anteil der in der Syr lebenden Tiere stellen die Insektenlarven dar. Besonders Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum dar. Eintagsfliegen-, Köcherfliegen- oder Steinfliegenlarven, vereinzelt auch die Larven der geschützten Libellen sind unter und an Steinen in der Syr zu finden.

Steilufer dienen dem seltenen Eisvogel als 98 Nistplatz. – 99 20  Die Dynamik der Syr

Die Syr im Winter.

Das Nebeneinander von verschiedenen Lebensräumen bedingt den hohen ökologischen Wert dieses Teilstückes entlang der Syr.

100 – Auenwald entlang der Syr. 101 Das Schloss der Papeierfabréck, zu der ebenfalls zwei Wasserkraftwerke gehörten, wurde zu einem Therapie- zentrum umgebaut. Die zwischen Manternach und Wecker gelegene Lompemillen wurde Anfang dieses Jahrhunderts wieder neu aufgebaut. 21 Eine Turbine wandelt, genau wie in Elemente  Kulturhistorische der Steekemillen und der Fielsmillen, die Fließkraft der Syr in elektrischen Strom um. Das Syrtal zwischen Wecker und Mertert war im 19. Jahrhundert stark In der Fellsmillen (ehemalige industriell geprägt. Nicht weniger als Bannmühle) wurde bis 1983 noch 10 Mühlen wurden mit der Wasser- Getreide gemahlen. Heute ist der kraft der Syr betrieben. Einige sind Betrieb eingestellt. Im Herzen des auch heute noch vorhanden; andere Naturschutzgebietes Manternacher liegen in Ruinen oder sind ganz ver- Fiels befanden sich die Holzmillen schwunden. und die Läerensmillen, die bereits ausführlicher erwähnt wurden. Am Von der Bunnsmillen und der Ostzipfel der Manternacher Fiels kurz 21 Schmelzmillen, die sich beide zwi- vor Mertert sich die Fausermillen und Kulturhistorische schen Manternach und Wecker be- die bereits angeführte Fielsmillen, die Elemente fanden, ist heute nichts mehr übrig. beide auch heute noch bewohnt sind.

102 – Das Aquädukt in der „Manternacher Fiels“. 103 21 Elemente  Kulturhistorische

Das Stauwehr im Herzen der „Manternacher Fiels“.

An allen Mühlen wurde das Was- Wasser unter der Straße Mantenach- ser durch einen Mühlenkanal zum Mertert hindurchgeleitet und Daß Teile der kulturhistorischen Elemente Wasserrad geleitet. Der imposanteste fließt weiter zur bereits erwähnten innerhalb der Manternacher Fiels, wie das Stauwehr, Teile des Wasserkanals und das und längste Mühlenkanal ist in der Holzmillen. Die an der Holzmillen Aquädukt auch heute noch funktionsfähig Manternacher Fiels zu bewundern. erreichte Höhendifferenz von etwa sind, zeigen diese Bilder die während eines Hochwassers im Jahre 2002 aufgenommen Am Stauwehr, das aus zwei Durchläs- 20m zur Syr wurde genutzt, um eine wurden. sen und einer mächtigen Staumauer Holzmühle anzutreiben. Die dabei besteht, wird das Wasser aufgestaut gewonnenen Holzfasern dienten als und in den Mühlenkanal geleitet. Rohstoff zur Papierherstellung. Dieser Kanal führt das Wasser unter der Eisenbahnbrücke hindurch zu Beim Bau dieses Kanals mit dem einem Aquädukt. Die Kanalbrücke Stauwehr und dem Aquädukt, aber im Naturschutzgebiet Manternacher auch beim Bau der Eisenbahnbrü- Fiels ist das einzige in dieser Form be- cken wurden ausschließlich standort- stehende Aquädukt des Großherzog- typische Muschelkalksteine verwen- tums und ist daher von besonderer det, die die Bauwerke harmonisch ins kulturhistorischer Bedeutung. Gleich Landschaftsbild der Manternacher hinter dem Aquädukt wird das Fiels integrieren.

104 – 105 21 Elemente  Kulturhistorische

Das Wasserhaus der „Holzmillen“ gehört zu den kulturhistorischen Elementen innerhalb der „Manternacher Fiels“ (siehe Karte Seite 105, Nr. 7). Die „Steekemillen“ ist bewohnt und wird als landwirtschaftlicher Hof genutzt (siehe Karte Seite 105, Nr. 6).

Die ehemalige „Lompemillen“ (siehe Karte Seite 105, Nr. 3) zwischen Manternach und Wecker wird zurzeit restauriert. Im holzverkleideten Nebengebäude befindet sich eine Turbine, mit der die Fließkraft der Syr in Das Schloss der ehemaligen, zwischen Manternach und Wecker gelegenen „Papeierfabréck“ dient heute elektrischen Strom umgewandelt wird. 106 als Therapiezentrum (siehe Karte Seite 105, Nr. 2). – 107 22 22 Seltene Tiere Manternacher im Naturschutzgebiet Fiels und Pflanzen Tiere  Seltene

Das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) Manns-Knabenkraut (Orchis mascula) und Pflanzen wächst in den Hecken am Randbereich der „Manternacher Fiels“. im Naturschutzgebiet Die Heterogenität und Variabilität mascula), dem Purpur-Knabenkraut der standörtlichen Bedingungen im (Orchis purpurea) und der Nestwurz Naturschutzgebiet Manternacher (Neottia nidus-avis) sind vereinzelt Manternacher Fiels Fiels bewirken, dass auf engstem das Große Zweiblatt (Listera ovata), Raum ganz verschiedene Pflanzen- das Weiße Waldvögelein (Cephalan- gesellschaften mit ihren typischen thera damasonium) und die Grün- Arten vorkommen. Neben vielen, in liche Waldhyazinthe (Platanthera der Natur recht häufig anzutreffen- chlorantha) im Naturschutzgebiet den Arten, beherbergt die Manter- Manternacher Fiels anzutreffen. nacher Fiels auch eine Reihe seltener Pflanzen und Tiere. Die Orchideen sind auf ganz be- stimmte Standortbedingungen Bei den seltenen Pflanzenarten sind angewiesen. Die Intensivierung der vor allem die Orchideen zu erwähnen. Landwirtschaft bedingte, dass viele Neben dem regelmäßig vorkommen- Orchideen heute nur noch sehr selten den Manns- Knabenkraut (Orchis in Wiesen und Weiden vorkommen. 108 – 109 22 im Naturschutzgebiet Manternacher im Naturschutzgebiet Fiels und Pflanzen Tiere  Seltene

Am kühl-feuchten Nordhang wächst die Die Akelei (Aquilegia vulgaris) kommt in Der Eisvogel (Alcedo atthis) findet entlang der Syr einen optimalen Lebensraum. Hirschzunge (Asplenium scolopendrium). der „Manternacher Fiels“ nur auf warmen Standorten vor. Auch aus faunistischer Sicht ist das Auch die Waldorchideen stellen ganz ist sie am Nordhang mit etlichen Ex- Gebiet um die Manternacher Fiels besondere Ansprüche an die Stand- emplaren vertreten. Betrachtet man sehr wertvoll. Etliche Insekten- und ortbedingungen. Die Boden- und Kli- allerdings ihr Vorkommen innerhalb vor allem die vielfältigen Vogelarten maverhältnisse in der Manternacher Luxemburgs und der angrenzen- unterstreichen die Wichtigkeit des Fiels sind optimal für das Gedeihen den Regionen, so zeigt sich, dass die Naturschutzgebietes im Hinblick auf verschiedener Orchideenarten. Hirschzunge nur vereinzelt an ganz den faunistischen Artenschutz. wenigen Orten wächst. Der Manter- Neben den prächtigen Orchideen, die nacher Bestand ist wohl der größte Neben einigen seltenen Specht- und übrigens wie alle hier angeführten Hirschzungenbestand des Landes, Greifvögeln kommen entlang der Pflanzenarten unter Naturschutz und womöglich der gesamten Region. Syr der Eisvogel (Alcedo atthis) und stehen und auf keinen Fall gepflückt die Wasseramsel (Cinclus cinclus) oder zertreten werden dürfen, sind Am sonnigen Südhang wächst die vor. Beide Arten sind auf natürliche im Naturschutzgebiet Manternacher seltene Akelei (Aquilegia vulgaris). Fließgewässer angewiesen und sind Fiels eine ganze Reihe anderer, sel- Die Pflanze kommt hauptsächlich aufgrund der Verbauung vieler Bäche tener Pflanzen anzutreffen. Die am auf warmen Standorten vor und ist und Flüsse heute in ihrem Vorkom- Nordhang regelmäßig vorkommende daher im Naturschutzgebiet Man- men selten geworden. Hirschzunge (Asplenium scolopen- ternacher Fiels auch nur an der stark 110 – drium) scheint auf den ersten Blick besonnten Südflanke anzutreffen. 111 nicht so selten zu sein, schließlich Plan national concernant la protection de la nature Carte 1: Zones protégées d'intérêt communautaire du réseau NATURA 2000

Zones protégées d'intérêt communautaire du réseau NATURA 2000

LU0002001 LU0001033 Légende

LU0001038 Zones spéciales de conservation (ZSC)

Zones de protection spéciale (ZPS) Die Natura 2000 - GebieteLU0001042 Luxemburgs LU0001043LU0002002 Plan national concernantLU0001003 la protection de la nature Carte 1: Zones protégées d'intérêt communautaireLU0002003 du réseau NATURA 2000

LU0001004 Zones protégées d'intérêt communautaire LU0001002 du réseau NATURA 2000

LU0002001 LU0001035 LU0001033 Légende réf: C1_PNPN_Natura2000_v1_2_MEV_PG ± LU0001006 Habitatschutztgebiet LU0001005 LU0001038 Zones spéciales de conservation (ZSC)

Zones de protection spéciale (ZPS) LU0001042 LU0001043LU0002002 LU0001003 LU0002003

LU0001004 Vogelschutztgebiet LU0001008

LU0002004 LU0001002 LU0001007 LU0001035 réf: C1_PNPN_Natura2000_v1_2_MEV_PG ± LU0001006 LU0001051 LU0001005

LU0001010

LU0001037 LU0001066 LU0001008

LU0002004 LU0001011 LU0001007 LU0001044 LU0001013 LU0001051 LU0001015 LU0001017

LU0001014 LU0001016 LU0001010 LU0001072

LU0001037 LU0001066 LU0002005 LU0001018 LU0001020 LU0001034 LU0001067 LU0001011 LU0001044 LU0001021 LU0001013 LU0001015 LU0001017

LU0001014 LU0001016 LU0001045 LU0001072

LU0002005 LU0001018 LU0001073 LU0001022 LU0001020 LU0001034 LU0001024 LU0001067 LU0001021 LU0002006 LU0001074 LU0001055 LU0001045 LU0001070

LU0001054 LU0001073 LU0001022 LU0001024 LU0002006 LU0001074 LU0001025 LU0001026 LU0001055 LU0001070 LU0001054 LU0001027 LU0001025 LU0001026 LU0001077 LU0001028 LU0001075 LU0001027 LU0002008 LU0002007 LU0002011 LU0001029 LU0001077 LU0001028 LU0001075 LU0002008 LU0002007 LU0002011 LU0001029 LU0002012 LU0001076 LU0001030 LU0002012 LU0002010 LU0002009LU0001076 LU0001030 LU0001031LU0001032 LU0002009LU0002010 LU0001031LU0001032

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