13. Jahrgang 2012 · Heft Nr.1

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13. Jahrgang 2012 · Heft Nr.1 ARCHIV-info 13. Jahrgang 2 012 · Heft Nr. 1 Editorial Dass unser Archivgut grundsätzlich von jedem In- ihrer Erwartungen von Bedeutung: Betrachtet man teressierten für Forschungen benutzt werden kann, für die letzten zehn Jahre unser Einzugsgebiet in ist das eigentliche Ziel unserer Arbeiten zur inhalt - Deutschland aufgeschlüsselt nach Bundesländern, lichen und technischen Aufbereitung der Bestän- dann rangiert erwartungsgemäß Bayern mit rund de. Was erwarten aber die Benutzer vom Archiv des 48 % an erster Stelle, gefolgt von Nordrhein-West - Deutschen Museums? Dieser Frage müssen wir uns falen, Baden-Württemberg und Berlin mit jeweils immer wieder stellen im Kontakt mit unseren Be- rund 7 %. Ausländische Benutzer machen 1 2 % der suchern im Lesesaal und bei der Beantwortung von Gesamtzahl aus. Unter den Herkunftsländern neh - Anfragen. men die USA den ersten Platz ein vor Österreich Ein Blick in die Benutzerstatistik verrät uns Eini- und der Schweiz, es folgen Italien, die Niederlande ges. In den letzten beiden Jahrzehnten lässt sich – und Frankreich. bei relativ konstanten Benutzerzahlen – eine deut - Was können unsere – zum großen Teil auswärtigen liche Verschiebung der Nutzerinteressen und For- – Benutzer vom Archiv des Deutschen Museums schungsthemen beobachten. Waren Ende der künftig erwarten? Dazu nur zwei Punkte: Unsere 1990er-Jahre die Luft- und Raumfahrt doku menta - wichtigste Serviceleistung besteht in der kompe - tion, die Firmenschriften und die Nachlässe die am tenten Beratung, indem wir auf Bestände hinwei - meisten benutzten Bestände, so haben in den ver - sen und Hilfestellung bei der Ermittlung von Ar - gangenen Jahren die Nachlässe, das Verwaltungs - chivalien geben. Gerade erfahrende Archiv be nutzer archiv und – mit etwas Abstand – die Archive von wollen allerdings die Gewissheit haben, Zugang Firmen und Institutionen die vorderen Plätze un - zu allen denkbaren Quellen zu erhalten, und im serer »Rangliste« eingenommen. Idealfall die relevanten Archivalien selbst recher - Die rückläufige Zahl an Benutzern, die sich im Lese - chieren. Dieses Angebot werden wir weiter ausbau - saal mit den Firmenschriften beschäftigen, ist auch en, indem wir künftig Informationen auch in Form darauf zurückzuführen, dass wir Anfragen zuneh - von Online-Findbüchern sowie komplett digitali - mend bereits schriftlich und durch mitgeschickte sierte Archivbestände im Inter- und Intranet zur Kopien erledigen können, wodurch sich ein Archiv - Verfügung stellen. besuch erübrigt. Bemerkenswert ist das ungebro - Die Erwartungen hinsichtlich Benutzerkopien zur chene Interesse an den Verwaltungsakten – unab - effektiven Arbeit im Lesesaal gehen sehr weit. Bis - hängig von größeren Projekten, wie dem Mu seums - her handhaben wir dies großzügig, indem unsere jubiläum 2003 oder dem Band »Das Deutsche Mu - Benutzer Papierkopien selbst anfertigen können, seum im Nationalsozialismus«. Dies hat mit der soweit dies konservatorisch vertretbar ist. Diese Pra - großen Vielfalt der Unterlagen zu tun, mit denen xis werden wir ebenso wie den Wunsch, Benutzer - sich neben der Museumsgeschichte insbesondere kopien mit einer Digitalkamera anzufertigen, auf auch die Geschichte von Exponaten bearbeiten las - den Prüf stand stellen – im schwierigen Spannungs - sen. Dass sich unser Sammlungskonzept im Be - feld zwischen Bestandserhaltung und Nutzer in te - reich der Nachlässe positiv auf die Benutzung aus - res sen. wirkt, bestätigt uns in der konsequenten Fort füh - r ung dieses Ansatzes. Neben den Forschungsthemen ist die regionale Her - kunft unserer externen Benutzer für die Analyse Wilhelm Füßl Matthias Röschner 1 Archivbestände Industrielle aus dem gesamten Montanwesen tätig, von denen – zum Teil unabhängig von direkten im Deutschen Museum Bezügen zu den Fachabteilungen – Brief wech sel vorhanden sind. Die Fachgebietsakten der Abt ei - Thema: Bergbau und Hüttenwesen lungen Bergbau (vor 1951: »Bergwesen«) und Hüt- Die Abteilung »Bergbau« auf der ehemaligen Koh - ten wesen (vor 1946: »Eisen- und Metall bearbei - leninsel ist für die Besucher des Deutschen Mu - tung«) sind von den Anfängen bis in die 1980er- seums nach wie vor eine der größten Attraktionen. Jahre im Archiv vorhanden. Bereits in der provisorischen Ausstellung im Alten Einige bedeutende Persönlichkeiten aus dem baye - Nationalmuseum wurde eine bergbauliche Abtei - rischen Bergbau sind in unseren Nachlässen vertre - lung eingerichtet. Sie bot einerseits reichlich tech - ten: Georg Wilhelm von Reichenbach (1801-1869) nische Anknüpfungspunkte für das globale Kon - und Joseph von Utzschneider (1763-1840) waren zept des Deutschen Museums, trug aber auch der mit einigen Projekten im Bergbau beschäftigt, wo - Tat sache Rechnung, dass sich die Montanindustrie von sich in unserem Archiv kleinere Konvolute er - gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem halten haben. Im Nachlass Ludwig von Ammons der führenden Wirtschaftszweige in Deutschland (1850-1922), Direktor am Ober berg amt München, ent wickelt hatte. Auch im Museumsneubau auf der sind unter anderem Manuskripte, Notizbücher und Insel waren die Fachgebiete, in denen die Grund- Gutachten überliefert. lagen und die Entwicklung der Bergbautechnik, des Ein für Bergbau und Hüttenwesen ausgesprochen Hüttenwesens und der Metallbearbeitung gezeigt wichtiger Quellenbestand ist die Plansammlung. wurden, seit 1925 flächenmäßig stark vertreten. Hier spiegeln sich die verschiedensten technik- und Ebenso vielfältig wie die Museumsabteilungen ist kulturgeschichtlichen Aspekte, insbesondere die die Überlieferung zum Thema Bergbau und Hüt - große Vielfalt von Maschinen, Ausrüstungs gegen - ten wesen im Archiv des Deutschen Museums. Die ständen und Instrumenten sowie von Anlagen und Bestände decken unter ganz verschiedenen Gesichts - Produkten wider. Enthalten sind hier beispielswei - punkten die klassischen Bergbauregionen und In - se frühe Pläne für Anlagen der Wasserhaltung – dustriestandorte (vor allem im deutschen Sprach - von Pferdegöpeln bis zu den Wassersäulen ma schi - raum) sowie die Geschichte der Ausstellung und nen des 19. Jahrhunderts. Skizzen und Pläne für Ex ponate im Deutschen Museum ab. die Bewetterung, für Bohr- und Förder vor rich tun - An erster Stelle sind die Verwaltungsakten zu nen - gen sowie für den Transport mittels Förderwagen nen, aus denen sich unter anderem die engen Be - und Eisenbahnen runden das Bild des Stein koh - ziehungen zur Montanindustrie sowie zu den Ver - lenbergbaus in seiner technischen Entwicklung ab. waltungen und Bildungsstätten des Bergbaus beim Die Bereiche Braunkohlen-, Erz- und Salzbergbau Aufbau der Abteilung nachvollziehen lassen. Oskar sowie das Hüttenwesen sind ebenfalls vertreten, so von Miller konnte in den Anfangsjahren mit dem durch technische Zeichnungen zu Kohlenpressen Direktor der Preußischen Geologischen Landes - und Gebläsemaschinen oder in Form von Bau plä - anstalt Karl Schmeisser einen erfahrenen Fach - nen, unter anderem der Königlichen Eisengießerei mann als Referenten für dieses Gebiet gewinnen, Gleiwitz, die kürzlich durch einen beachtlichen mit dem er einen regen Briefwechsel pflegte. Auch Neuzugang ergänzt wurden (vgl. ARCHIV-Info die Sachverständigen für die klassischen Berg bau - 12, 2011, H. 1, S. 5-6). Einen regionalen Schwer - bereiche, wie zum Beispiel der Leiter des Bayeri - punkt mit vielfältigen Facetten bildet der Salz berg - schen Oberbergamts Georg Attenkofer für den Salz - bau in Berchtesgaden und Reichenhall. bergbau, der Direktor der Bergschule in Bochum Die im Planbestand ebenfalls überlieferten Situ ati - Fritz Heise für den Kohlenbergbau oder der Pro - onspläne und Grubenrisse aus verschiedenen Re - fessor für Bergbaukunde an der Bergakademie Frei - gionen vermitteln anschaulich die mit dem Berg - berg Emil Treptow für den Erzbergbau haben gera - bau einhergehenden Veränderungen. Als frühe Bei - de beim Aufbau der Abteilung mit zahlreichen spiele seien eine Darstellung der Bergwerksanlage Briefen und anderen Dokumenten Eingang in das in Joachimsthal mit unterirdischen Schachtanlagen Verwaltungsarchiv gefunden. Für Experten von Fir - und den Förderhäusern aus der zweiten Hälfte des men aus dem Bereich der Eisen- und Metall - 16. Jahrhunderts genannt sowie eine aquarellierte verarbeitung trifft Ähnliches zu. Die Unternehmen Federzeichnung von Freiberg in Sachsen von 1700. Krupp, Thyssen, Borsig, Gutehoffnungshütte und Bemerkenswert ist auch die Darstellung des Auf - MAN gehörten über Jahrzehnte hinweg zu den bereitungsprozesses bei der Kohlenwäsche im ober - Korrespondenzpartnern des Museums. In dessen bayerischen Peißenberg, wo es ein großes Pech koh - Vorstand waren seit der Gründung einflussreiche len vorkommen gab. 2 Unter kultur- und alltagsgeschichtlichen Gesichts - Für den Bereich Schwerindustrie sei abschließend punkten sind die im Planbestand und im Bild ar - ein markantes Beispiel herausgehoben, das auch chiv in der Reihe »Technik im Bild« vorhandenen den engen Bezug zum Deutschen Museum ver deut - Fotografien interessant. Sie dokumentieren bei - licht: Eine übergreifende Recherche zu »Krupp« spielsweise den Stein- und Braunkohlenbergbau in bringt Archivalien in fast allen oben vorgestellten seiner geschichtlichen Entwicklung nach dem Stand Beständen zum Vorschein. Da gibt es im Ver wal- von etwa 1920 sowie das »Leben des Freyberger t ungsarchiv ein Schreiben von Gustav Krupp von Berg- und Hüttenmannes« oder die »Freyberger Bohlen und Halbach an das Deutsche Museum Berg mannstrachten« in der Mitte des 19. Jahr hun - vom Mai 1921, in dem er eine große
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