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ARCHIV-info

13. Jahrgang 2 012 · Heft Nr. 1

Editorial Dass unser Archivgut grundsätzlich von jedem In- ihrer Erwartungen von Bedeutung: Betrachtet man teressierten für Forschungen benutzt werden kann, für die letzten zehn Jahre unser Einzugsgebiet in ist das eigentliche Ziel unserer Arbeiten zur inhalt - Deutschland aufgeschlüsselt nach Bundesländern, lichen und technischen Aufbereitung der Bestän- dann rangiert erwartungsgemäß Bayern mit rund de. Was erwarten aber die Benutzer vom Archiv des 48 % an erster Stelle, gefolgt von Nordrhein-West- Deutschen Museums? Dieser Frage müssen wir uns falen, Baden-Württemberg und Berlin mit jeweils immer wieder stellen im Kontakt mit unseren Be- rund 7 %. Ausländische Benutzer machen 1 2 % der suchern im Lesesaal und bei der Beantwortung von Gesamtzahl aus. Unter den Herkunftsländern neh - Anfragen. men die USA den ersten Platz ein vor Österreich Ein Blick in die Benutzerstatistik verrät uns Eini- und der Schweiz, es folgen Italien, die Niederlande ges. In den letzten beiden Jahrzehnten lässt sich – und Frankreich. bei relativ konstanten Benutzerzahlen – eine deut - Was können unsere – zum großen Teil auswärtigen liche Verschiebung der Nutzerinteressen und For- – Benutzer vom Archiv des Deutschen Museums schungsthemen beobachten. Waren Ende der künftig erwarten? Dazu nur zwei Punkte: Unsere 1990er-Jahre die Luft- und Raumfahrt doku menta- wichtigste Serviceleistung besteht in der kompe - tion, die Firmenschriften und die Nachlässe die am tenten Beratung, indem wir auf Bestände hinwei - meisten benutzten Bestände, so haben in den ver - sen und Hilfestellung bei der Ermittlung von Ar- gangenen Jahren die Nachlässe, das Verwaltungs- chivalien geben. Gerade erfahrende Archiv be nutzer archiv und – mit etwas Abstand – die Archive von wollen allerdings die Gewissheit haben, Zugang Firmen und Institutionen die vorderen Plätze un- zu allen denkbaren Quellen zu erhalten, und im serer »Rangliste« eingenommen. Idealfall die relevanten Archivalien selbst recher - Die rückläufige Zahl an Benutzern, die sich im Lese - chieren. Dieses Angebot werden wir weiter ausbau - saal mit den Firmenschriften beschäftigen, ist auch en, indem wir künftig Informationen auch in Form darauf zurückzuführen, dass wir Anfragen zuneh - von Online-Findbüchern sowie komplett digitali - mend bereits schriftlich und durch mitgeschickte sierte Archivbestände im Inter- und Intranet zur Kopien erledigen können, wodurch sich ein Archiv - Verfügung stellen. besuch erübrigt. Bemerkenswert ist das ungebro - Die Erwartungen hinsichtlich Benutzerkopien zur chene Interesse an den Verwaltungsakten – unab - effektiven Arbeit im Lesesaal gehen sehr weit. Bis- hängig von größeren Projekten, wie dem Mu seums - her handhaben wir dies großzügig, indem unsere jubiläum 2003 oder dem Band »Das Deutsche Mu- Benutzer Papierkopien selbst anfertigen können, seum im Nationalsozialismus«. Dies hat mit der soweit dies konservatorisch vertretbar ist. Diese Pra - großen Vielfalt der Unterlagen zu tun, mit denen xis werden wir ebenso wie den Wunsch, Benutzer - sich neben der Museumsgeschichte insbesondere kopien mit einer Digitalkamera anzufertigen, auf auch die Geschichte von Exponaten bearbeiten las - den Prüf stand stellen – im schwierigen Spannungs- sen. Dass sich unser Sammlungskonzept im Be- feld zwischen Bestandserhaltung und Nutzer in te- reich der Nachlässe positiv auf die Benutzung aus - res sen. wirkt, bestätigt uns in der konsequenten Fort füh - r ung dieses Ansatzes. Neben den Forschungsthemen ist die regionale Her - kunft unserer externen Benutzer für die Analyse Wilhelm Füßl Matthias Röschner

1 Archivbestände Industrielle aus dem gesamten Montanwesen tätig, von denen – zum Teil unabhängig von direkten im Deutschen Museum Bezügen zu den Fachabteilungen – Brief wech sel vorhanden sind. Die Fachgebietsakten der Abt ei- Thema: Bergbau und Hüttenwesen lungen Bergbau (vor 1951: »Bergwesen«) und Hüt- Die Abteilung »Bergbau« auf der ehemaligen Koh- ten wesen (vor 1946: »Eisen- und Metall bearbei- leninsel ist für die Besucher des Deutschen Mu- tung«) sind von den Anfängen bis in die 1980er- seums nach wie vor eine der größten Attraktionen. Jahre im Archiv vorhanden. Bereits in der provisorischen Ausstellung im Alten Einige bedeutende Persönlichkeiten aus dem baye - Nationalmuseum wurde eine bergbauliche Abtei- rischen Bergbau sind in unseren Nachlässen vertre - lung eingerichtet. Sie bot einerseits reichlich tech - ten: Georg Wilhelm von Reichenbach (1801-1869) nische Anknüpfungspunkte für das globale Kon- und Joseph von Utzschneider (1763-1840) waren zept des Deutschen Museums, trug aber auch der mit einigen Projekten im Bergbau beschäftigt, wo- Tat sache Rechnung, dass sich die Montanindustrie von sich in unserem Archiv kleinere Konvolute er- gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem halten haben. Im Nachlass Ludwig von Ammons der führenden Wirtschaftszweige in Deutschland (1850-1922), Direktor am Ober berg amt München, ent wickelt hatte. Auch im Museumsneubau auf der sind unter anderem Manuskripte, Notizbücher und Insel waren die Fachgebiete, in denen die Grund- Gutachten überliefert. lagen und die Entwicklung der Bergbautechnik, des Ein für Bergbau und Hüttenwesen ausgesprochen Hüttenwesens und der Metallbearbeitung gezeigt wichtiger Quellenbestand ist die Plansammlung. wurden, seit 1925 flächenmäßig stark vertreten. Hier spiegeln sich die verschiedensten technik- und Ebenso vielfältig wie die Museumsabteilungen ist kulturgeschichtlichen Aspekte, insbesondere die die Überlieferung zum Thema Bergbau und Hüt- große Vielfalt von Maschinen, Ausrüstungs gegen- ten wesen im Archiv des Deutschen Museums. Die ständen und Instrumenten sowie von Anlagen und Bestände decken unter ganz verschiedenen Gesichts - Produkten wider. Enthalten sind hier beispielswei - punkten die klassischen Bergbauregionen und In- se frühe Pläne für Anlagen der Wasserhaltung – dustriestandorte (vor allem im deutschen Sprach- von Pferdegöpeln bis zu den Wassersäulen ma schi- raum) sowie die Geschichte der Ausstellung und nen des 19. Jahrhunderts. Skizzen und Pläne für Ex ponate im Deutschen Museum ab. die Bewetterung, für Bohr- und Förder vor rich tun- An erster Stelle sind die Verwaltungsakten zu nen - gen sowie für den Transport mittels Förderwagen nen, aus denen sich unter anderem die engen Be- und Eisenbahnen runden das Bild des Stein koh- ziehungen zur Montanindustrie sowie zu den Ver- lenbergbaus in seiner technischen Entwicklung ab. waltungen und Bildungsstätten des Bergbaus beim Die Bereiche Braunkohlen-, Erz- und Salzbergbau Aufbau der Abteilung nachvollziehen lassen. Oskar sowie das Hüttenwesen sind ebenfalls vertreten, so von Miller konnte in den Anfangsjahren mit dem durch technische Zeichnungen zu Kohlenpressen Direktor der Preußischen Geologischen Landes- und Gebläsemaschinen oder in Form von Bau plä- anstalt Karl Schmeisser einen erfahrenen Fach- nen, unter anderem der Königlichen Eisengießerei mann als Referenten für dieses Gebiet gewinnen, Gleiwitz, die kürzlich durch einen beachtlichen mit dem er einen regen Briefwechsel pflegte. Auch Neuzugang ergänzt wurden (vgl. ARCHIV-Info die Sachverständigen für die klassischen Berg bau- 12, 2011, H. 1, S. 5-6). Einen regionalen Schwer- bereiche, wie zum Beispiel der Leiter des Bayeri- punkt mit vielfältigen Facetten bildet der Salz berg- schen Oberbergamts Georg Attenkofer für den Salz - bau in Berchtesgaden und Reichenhall. bergbau, der Direktor der Bergschule in Bochum Die im Planbestand ebenfalls überlieferten Situ ati- Fritz Heise für den Kohlenbergbau oder der Pro - onspläne und Grubenrisse aus verschiedenen Re- fessor für Bergbaukunde an der Bergakademie Frei- gionen vermitteln anschaulich die mit dem Berg- berg Emil Treptow für den Erzbergbau haben gera - bau einhergehenden Veränderungen. Als frühe Bei - de beim Aufbau der Abteilung mit zahlreichen spiele seien eine Darstellung der Bergwerksanlage Briefen und anderen Dokumenten Eingang in das in Joachimsthal mit unterirdischen Schachtanlagen Verwaltungsarchiv gefunden. Für Experten von Fir- und den Förderhäusern aus der zweiten Hälfte des men aus dem Bereich der Eisen- und Metall- 16. Jahrhunderts genannt sowie eine aquarellierte verarbeitung trifft Ähnliches zu. Die Unternehmen Federzeichnung von Freiberg in Sachsen von 1700. Krupp, Thyssen, Borsig, Gutehoffnungshütte und Bemerkenswert ist auch die Darstellung des Auf- MAN gehörten über Jahrzehnte hinweg zu den bereitungsprozesses bei der Kohlenwäsche im ober - Korrespondenzpartnern des Museums. In dessen bayerischen Peißenberg, wo es ein großes Pech koh- Vorstand waren seit der Gründung einflussreiche len vorkommen gab.

2 Unter kultur- und alltagsgeschichtlichen Gesichts- Für den Bereich Schwerindustrie sei abschließend punkten sind die im Planbestand und im Bild ar- ein markantes Beispiel herausgehoben, das auch chiv in der Reihe »Technik im Bild« vorhandenen den engen Bezug zum Deutschen Museum ver deut - Fotografien interessant. Sie dokumentieren bei - licht: Eine übergreifende Recherche zu »Krupp« spielsweise den Stein- und Braunkohlenbergbau in bringt Archivalien in fast allen oben vorgestellten seiner geschichtlichen Entwicklung nach dem Stand Beständen zum Vorschein. Da gibt es im Ver wal- von etwa 1920 sowie das »Leben des Freyberger t ungsarchiv ein Schreiben von Gustav Krupp von Berg- und Hüttenmannes« oder die »Freyberger Bohlen und Halbach an das Deutsche Museum Berg mannstrachten« in der Mitte des 19. Jahr hun- vom Mai 1921, in dem er eine große Spende von derts. 500.000 Reichsmark ankündigt, in der Plan samm- Für die Geschichte der Ausstellungen im Deut- lung die originale Entwurfsskizze des »Dampf ham- schen Museum sind die im Planbestand und im so mers Fritz« von Alfred Krupp aus dem Jahr 1859 genannten »TA-Bestand« überlieferten Schautafeln oder im Handschriftenbestand die Urkunde über und schematischen Darstellungen zum Bergbau die Kruppstiftung für Büchergaben von 1928. Die- und zum Hüttenwesen aus den 1930er-Jahren eine se Archivalien werden übrigens gerade in der Son- wichtige Quelle. Gleiches gilt für die vereinzelten derausstellung »200 Jahre Krupp. Ein Mythos wird Grundrisspläne der Ausstellungsräume von 1920. besichtigt« gezeigt, die noch bis 4. November im Ruhrmuseum Essen zu sehen ist. Der Bestand der Firmenschriften ist für das Ver- ständ nis der eingesetzten Maschinen und der er- Matthias Röschner zeu gten Produkte im Bergbau und Hüttenwesen von hoher Bedeutung. Die Kataloge des Bochumer Vereins für Bergbau- und Gußstahlfabrikation vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts präsentieren zum Beispiel die ganze Pro dukt pa let- Projekte te von Zahnrädern und Kurbelwellen bis hin zu Kirchenglocken und Schiffsschrauben. Einen gu- Tag der Archive ten Eindruck vom Alltag unter Tage vermitteln die Utensilien, die in den Prospekten und Katalogen Am Samstag, den 3. März 2012, fand bundesweit der Zwickauer Firma Frieman & Wolf GmbH aus zum sechsten Mal der »Tag der Archive« statt. Die dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vorgestellt Initiative ging wie immer vom Verband deutscher werden, u.a. Grubenlampen, Akkumulatoren, Gru- Archivarinnen und Archivare (VdA) aus. In der bengasanzeiger. Die Salzgitter Maschinen-Aktien- Landeshauptstadt München, wo eine ausgespro - gesellschaft wiederum stellt in ihren Prospekten chen vielfältige und aktive Archivlandschaft exis - aus den 1960er-Jahren vor allem Bohranlagen vor. tiert, beteiligten sich insgesamt 29 Einrichtungen Große Unternehmen wie die verschiedenen Zwei- an 16 Standorten an dieser Veranstaltung. Als ge- ge von Krupp oder die Gutehoffnungshütte sind meinsames Motto hatten sie »Erinnern und Ent- mit jeweils mehr als 500 Firmenschriften vertreten. decken« gewählt. Für die Organisation zeichnete in Eine sehr wertvolle technik- und wirtschaftsge - diesem Jahr das Archiv des Deutschen Museums schichtliche Quelle sind die wissenschaftlichen Be- verantwortlich. richte aus der Reihe CIOS/BIOS, die die Al li ier- Den Auftakt bildete eine ungewöhnliche Ver an- ten nach dem Zweiten Weltkrieg auch über die staltung: Auf Anregung des Archivs der Hanns- Montanindustrie erstellten. Die Themen reichen Seidel-Stiftung hatte sich der Kabarettist Helmut von »Mining and Utilization of German Brown Schleich in den Nachlass von Franz Joseph Strauß Coal in the Cologne Area« über »Lead-Zinc-Cop- vertieft und aus Akten, Fotos, Ton- und Film do ku- per Mining in the Harz and […] in the Ruhr menten ein eigenes Programm »Strauß lass nach« Coalfield« bis hin zu übergreifenden Berichten gestrickt. Natürlich spielte der mit »Ratten und über »Krupp A.G. and Bochumer Verein«. Schmeißfliegen« beschriftete Ordner eine Rolle, Ein kostbares Manuskript zum Thema enthält der ebenso der Brief eines amerikanischen Künstlers, Bestand Handschriften: Der nach seinem früheren in dem er den Politiker um dessen Zehen- und Besitzer benannte »Ettenhardtsche Codex« stellt mit Fingernägel bat. Dass die Veranstaltung komplett zahlreichen Miniaturen das Berg- und Hütten- ausgebucht war, versteht sich von selbst. wesen im 16. Jahrhundert dar. Unter dem Titel Im Deutschen Museum präsentierten sich zum »Schwazer Bergbuch« hat ein Bergsachverständiger »Tag der Archive« in diesem Jahr sieben Ein rich tun - dieses Werk im Jahr 1556 verfasst. gen: Archiv des Herzoglichen Georgianums Mün -

3 chen, Archiv der Ludwig-Maximilians-Universität Ein Rekord! Noch nie zuvor hatten sich so viele München, Bayerische Staatsbibliothek, Max-Planck- Münchner Einrichtungen am »Tag der Archive« Institut für Psychiatrie – Historisches Archiv, Tech- beteiligt. Die Resonanz der Besucher war überwäl - nische Universität München – Historisches Archiv tigend. 3883 Besucher wurden insgesamt gezählt, TUM, Werner-Heisenberg-Archiv des Max-Planck- nahezu eine Verdoppelung gegenüber den Zahlen Instituts für Physik und das Archiv des Deutschen von 2010. Erstaunlich war, dass die Besucher lange Museums. Als Schwerpunktthema hatten sie sich blieben und aus dem geplanten Kurzbesuch oft ein »Bilder der Wissenschaft« gewählt. Unter diesem stundenlanger Aufenthalt wurde. Erstmals waren Motto wurden Filme, Fotografien und Bilder aus die Münchner Archive in Facebook vertreten. Auch den Archiven gezeigt. das Presseecho war hervorragend, die abschließen - Das Archiv des Deutschen Museums konzentrierte de Pressedokumentation – wie immer hat das Bay- sich dabei auf den vielfach preisgekrönten In du- er ische Wirtschaftsarchiv dankenswerterweise Pres- strie film »Forschung und Leben – Schöpfung ohne se konferenz und Presseaktionen koordiniert – dick Ende« (1956). Aus dem Film hatten wir einige kur- gefüllt. Die »Süddeutsche Zeitung« titelte: »Das Ar- ze Szenen ausgewählt, um die filmisch, musika - chiv lebt«. Und das »Münchner Feuilleton« hatte lisch und technisch hoch anspruchsvolle Kon zep- drei Seiten für den »Tag der Archive« reserviert. tion des Films zu verdeutlichen. Gezeigt wurde u.a. Wie hieß es dort unter anderem: »Archivare sind die berühmte Sequenz, in der die Produktion eines die Mediatoren im Streit der modernen Ge sell- Fadens in der Spinnwarze der Spinne zu beobach - schaft…« oder: »Archivare sind nicht von dieser ten ist, ein Vorgang, der für diese Produktion zum Welt«. Wir glauben, sie sind es doch! ersten Mal gefilmt werden konnte. Natürlich lös - Wilhelm Füßl ten wir in einer begleitenden Ausstellung auch das Rätsel auf, warum die Spinne trotz der hohen Wärmeausstrahlung der Filmlampen die Szene überlebt hat! Der Film hat eine besondere Beziehung zum Mu- Arbeitskreis Digitalisierung seum. Wissenschaftlich beraten hatte ihn der da- malige Museumskurator für Chemie, Dr. Rudolf Das »Deutsche Museum Digital« ist neben der bau - Sachtleben. Die Musik zum Film und die ganz lichen und inhaltlichen Erneuerung der Aus stel- unterschiedlichen Geräusche schuf Oskar Sala, ein lun gen ein zentrales Ziel der Zukunftsinitiative Pionier der elektronischen Musik, der mit dem Deutsches Museum. Durch die Digitalisierung soll durchdringenden Gekrächze von Tausenden Vö- unter anderem die Infrastruktur für die Er for- geln in Hitchcocks Klassiker »Die Vögel« berühmt schung und Kuratierung der Sammlungen ausge - geworden ist. Salas Instrument war das Trau to ni- baut, eine Forschungs- und Bildungsressource für um, von dem heute verschiedene Entwicklungs stu- die Gesellschaft geschaffen und die Visibilität der fen in der Musikinstrumentenabteilung stehen. vielfältigen Bestände des Deutschen Museum ge- Die Makro- und Mikroaufnahmen zum Film wie - steigert werden. derum stammen von Fritz Brill, ursprünglich Der Arbeitskreis (AK) Digitalisierung wurde vor Maler und Grafiker, später Inhaber eines Studios rund zwei Jahren eingesetzt, mit dem Auftrag, die zur »Photoanalyse«. Und schließlich wurde der Film vernetzte Internet-Präsentation der digitalisierten 1957 im Deutschen Museum uraufgeführt. Heute Bestände aus den Bereichen der Objekt samm lun- sind die Nachlässe von Sachtleben, Sala und Brill gen, der Bibliothek und des Archivs auf den Weg bei uns archiviert, weswegen man die Entstehung zu bringen und die dafür notwendigen Arbeits- des Films anhand verschiedener Archivquellen de- schrit te von der Erschließung über das Scannen und tailliert nachvollziehen kann. die Datenarchivierung bis hin zur Präsentation Da auch die Bayerische Staatsbibliothek, das His- beratend zu begleiten. to rische Archiv der TU München und das Werner- Der AK setzt sich zusammen aus je zwei Kollegen Heisenberg-Archiv des Max-Planck-Instituts für der Bibliothek, des Archivs, der Kuratorenschaft, Phy sik Wissenschaftsfilme zeigten, war unsere Film - des Sammlungsmanagements und der Technik. Aus ecke immer gut besucht. Nur zu den regelmäßigen dem Archiv sind Herr Füßl und Herr Röschner ver - Magazinführungen wurde es kurzzeitig leer. Das treten. Es finden monatliche Treffen statt, über Interesse an den Führungen war dabei so groß, deren Ergebnisse wir an die Museumsleitung in dass wir die Gruppen immer teilen mussten. Form von Protokollen berichten. Um die koordi - Als wir in der folgenden Woche Bilanz zogen, war nierenden Aufgaben auf mehreren Schultern zu das Ergebnis einzigartig. 29 teilnehmende Archive: verteilen, wechselt der Vorsitz des AK halbjährlich.

4 Auf dem Weg hin zum »DM Digital« haben wir Neues Archivfaltblatt uns zunächst über die Ziele und Grundsätze für die Digitalisierung am Deutschen Museum ver - Die Öffentlichkeit informieren wir über unser Ar- ständigt. Demnach umfasst die Digitalisierung chiv und seine Bestände nicht nur über die Web- auch die Dokumentation bzw. Erschließung der seiten, Publikationsfindbücher und das ARCHIV- Sammlungsbestände. Zentral sind für uns die info, sondern auch in Führungen, Vorträgen und Prinzipien des »Einmal-Digitalisieren« zum Schutz Präsentationen innerhalb und außerhalb des der Objekte und damit zusammenhängend die Not - Museums. Dabei hatten wir schon seit Längerem wendigkeit einer hohen Qualität der Ergebnisse, eine »Visitenkarte« unseres Archivs in Form eines um für zukünftige Verwendungsmöglichkeiten of- ak tuellen Faltblatts vermisst. Nach der Re no vie- fen zu sein. rung des Lesesaals schien der Zeitpunkt günstig, dieses Anliegen in die Tat umzusetzen. In einem ersten Arbeitspaket haben wir An for de- run g spapiere entwickelt, die sich mit dem Scannen Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit aller von Papier- und fotografischen Vorlagen beschäfti - Beteiligten konnte das neue Faltblatt innerhalb gen. Die genannten allgemeinen Grundsätze wur - weniger Wochen produziert und pünktlich zum den hierin ebenso aufgenommen wie ganz konkre - Tag der Archive am 3. März an die Besucher ver - te Vorgaben für den Scanvorgang mit dem Ziel, ein teilt werden. Um eine gleichmäßige Bildsprache »getreues visuelles Abbild« der Vorlage zu erstellen. küm merte sich Herr Becker, der Leiter des Fo to- Festgelegt sind z.B. Mindestanforderungen an die ateliers, indem er sämtliche Abbildungen eigens in - Formate und Metadaten der Ausgabedateien sowie s ze niert hat. Herr Füßl formulierte die Texte so, dass Hinweise zur Qualitätssicherung. Anerkannte Stan - sie sich passgenau in die Gestaltungsvorschläge von dards, so die Praxisregeln »Digitalisierung« der DFG, Frau Reiter (Abteilung Ausstellungsgestaltung) ein - sind in unseren Anforderungspapieren berücksich - fügen ließen. Frau Salm (Abteilung Werbung) be- tigt, die künftig von der Museumsleitung als Richt- gleitete umsichtig die einzelnen Arbeitsschritte. linien verankert werden sollen. Der Flyer besteht aus insgesamt zwölf Seiten, wo- Aus dem Vernetzungsgedanken hat sich der nächs - bei die Falzung die Kapiteleinteilung unterstützt. te Arbeitsschritt für den AK ergeben. Um eine ab- Die Titel- und Rückseite (mit den Grunddaten zum tei lungsübergreifende Präsentation der Digi tali sie- Archiv) sind illustrativ hinterlegt mit unserem Mar - r ungs er gebnisse zu realisieren, muss die Erschlie- kenzeichen, dem Plan Wilhelm Bauers zur He- ß ungs arbeit nach Standards erfolgen, die an natio - bung des Dampfschiffes »Ludwig«. Die Innen sei- nale und internationale Portale anschlussfähig sind. ten gliedern sich in eine Kurzvorstellung unseres Die eigentliche Vernetzung erfolgt technisch über Archivs mit seinen wichtigsten aktuellen Aufgaben ein gemeinsames Austauschformat. Um die Ar chiv-, und in eine Übersicht über unsere Bestände. Die Bibliotheks- und Sammlungsbestände inhaltlich Abbildungen geben ungewöhnliche Einblicke in zu vernetzen, ist eine abgestimmte Er schließ ungs- das Archiv und seine Bestände und bilden durch praxis bei Verwendung einheitlicher Referenzen ihre Anordnung eine exzellente Einheit mit den grund legend. Die einzelnen Teile der Objekt be- Texten. schrei bungen sollten künftig möglichst durch eine Das attraktive Design des Faltblatts möchten wir Normierung der ermittelten Angaben ergänzt wer - auch für die Neugestaltung anderer Informations- den. Die Erschließungspraxis im Archiv folgt die - und Werbematerialien nutzen. So ist das neue Ar- sen Grundsätzen zum größten Teil bereits durch chiv plakat bereits in Planung, die veränderte Neu- die Verwendung der GND (Gemeinsame Norm da- auflage unserer Archivbroschüre »Eine Schatz kam- tei der Deutschen Nationalbibliothek). Auch hier - mer stellt sich vor« mit ausführlichen Bestände be- für haben wir ein Papier erarbeitet, das in Kürze schrei bungen und vielen Archivalienbeispielen in ebenfalls über die Museumsleitung an die einzel - Vorbereitung. Wünschenswert wäre auch schließ - nen Bereiche als Arbeitsgrundlage weitergegeben lich noch ein kurzer »Imagefilm« über das Archiv, werden soll. der bei Präsentationen oder Tagungen gezeigt wer - Die Mindestanforderungen an die Erschließung den könnte. von Beständen, u.a. Pflichtfelder, werden wir uns Matthias Röschner als nächstes vornehmen. Matthias Röschner

5 Neue Projekte che Quelle inhaltlich gut zu dem Projekt »Deut- sche Biographie« passen. DigiPortA Wilhelm Füßl Im letzten Heft haben wir über die Bewilligung der beiden neuen Vorhaben »DigiPortA« und »Visual His tory« berichtet. Inzwischen ist das vom Archiv des Deutschen Museums gemeinsam mit acht Ko- operationspartnern beantragte Projekt zur »Digi ta- li sierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft« (Digi - Archiv Intern PortA) erfolgreich gestartet. In den ersten beiden Sit zungen ging es im Wesentlichen darum, eine ge- Sonderausstellungen mit meinsame Sprachregelung für die Feldinhalte zu Leihgaben aus dem Archiv des finden und Pflichtfelder bzw. fakultative Felder zu Deutschen Museums 2009-2012 definieren. Im Archiv des Deutschen Museums ist das Projekt ebenfalls gestartet (vgl. Personal nach- (Stand 01.07.2012) richten). Sonderausstellungen leben von authentischen Leih - gaben im Original. Daher prüfen wir Aus leih wün- sche in der Regel wohlwollend, zumal unser Ar- chiv und seine Bestände durch renommierte Aus- Deutsche Biographie stellungen und deren Begleitpublikationen für eine breite Öffentlichkeit visibel werden. Doch wie Am 23./24. Juli fand in München die Auf takt- bei der Benutzung von Archivgut insgesamt gilt sitzung zu dem von der Historischen Kommission auch hier der Grundsatz, dass die Erhaltung des und der Bayerischen Staatsbibliothek gemeinsam Originals Vorrang hat. Der Entscheidung über eine beantragten DFG-Projekt zur »Entwicklung eines Ausleihe gehen daher verschiedene Prüfschritte vor - zentralen historisch-biographischen Informations- aus: Die Bedingungen des Ausstellungsgebäudes systems für den deutschsprachigen Raum« statt. Ziel und des gesamten Umfelds müssen unseren An- ist, qualitativ hochwertige Internetressourcen mit forderungen genügen. In unserem Leihvertrag ge- Personenbezug aus verschiedenen Kul tur ein rich tun - hen wir detailliert auf die geforderten konservato - gen zusammenzuführen und der Öffentlichkeit zur rischen Bedingungen hinsichtlich des Transports, Verfügung zu stellen. Dabei soll fachwissenschaft - der Aufstellung, der Klimatisierung und der Be- lich erschlossenes und zertifiziertes Wissen zu Per- leuchtung ein. Für besonders wertvolle oder fragile sonen aus dem deutschsprachigen Raum im Vor- Stücke gelten spezifische Ausstellungsbedingungen der grund stehen. wie klimatisierte Vitrinen oder eine spezielle Be- Das Deutsche Museum ist neben den beiden An- leuchtung. Generell begrenzen wir die Aus stel- tragstellern, der Deutschen Nationalbibliothek, dem lungs dauer für Archivalien auf drei Monate. Dau- Deutschen Literaturarchiv, dem Bundesarchiv, dem ert eine Ausstellung länger, können Faksimiles als Deutschen Dokumentationszentrum für Kunst ge- Ersatz dienen. Archivalien, die in den letzten zehn schichte (Foto Marburg), dem Germanischen Na- Jahren bereits einmal ausgestellt waren, sind von tionalmuseum und dem Deutschen Rund funk ar- der Ausleihe ebenso ausgeschlossen wie besonders chiv Kooperationspartner im Projekt. Angestrebt gefährdete Stücke. Jedoch nutzen wir Leihanfragen ist eine über die »Allgemeine Deutsche Biographie bisweilen dazu, um Archivalien in schlechtem kon - (ADB)« und »Neue Deutsche Biographie (NDB)« servatorischen Erhaltungszustand restaurieren zu hin ausgehende »Deutsche Biographie«. las sen und für uns einen zusätzlichen Nutzwert zu Hausintern wurde festgelegt, dass in einem ersten erzielen. Am Rande sei erwähnt, dass es für uns Schritt unsere Bibliothek die personenbezogenen immer schwierig ist, wenn nach diesem recht auf - Einträge im rund 140.000 Einträge zählenden Ka- wendigen Ver fahren letztlich nur eine kleine Aus- ta log »Geschichtliche Zeitschriftenaufsätze« für das wahl der recherchierten und geprüften Stücke zur Projekt aufbereitet, die dann aus Projektmitteln mi t Ausstellung kommt. Normdaten angereichert werden. Das Archiv wird Dass wir trotz dieser Prämissen unser Archivgut im - zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen. Das Pro- mer wieder gerne ausleihen, zeigt die Auflistung der jekt DigiPortA mit seinem Pool von rund 33.000 Sonderausstellungen der zurückliegenden Jahre mit Porträts aus den Leibniz-Archiven würde als bildli - Leihgaben unseres Archivs. Hier ist besonders die

6 Ausstellung WeltWissen in Berlin hervorzuheben, • Ruhr Museum, Essen: »200 Jahre Krupp. Ein wo unter anderem ein Einsteinbrief aus dem Som- Mythos wird besichtigt«. 01.04.2012-04.11.2012. merfeld-Nachlass sowie die Werkstattzeichnung des Matthias Röschner Normal-Segelapparates von gezeigt wurden. Für die Kekulé-Ausstellung unserer Zweig- stelle Deutsches Museum stellten wir zahl - reiche Highlights aus seinem Nachlass zur Ver fü- gung, unter anderem eigenhändige Zeichnungen, seine Nobilitierungsurkunde, Originalfotografien Personalnachrichten und ein Porträtgemälde. Neueinstellung • Deutsche Kinemathek, Museum für Film und Fern sehen, Berlin: »Casting a Shadow. Alfred Hitch - Nach der Bewilligung des Drittmittelprojekts »Di- cock und seine Werkstatt«. 29.01.2009-10.05.2009. gi talisierung und Erschließung von Por trät be - • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München: »Helle ständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft Köpfe. Die Geschichte der Bayerischen Akademie (DigiPortA)« konnten wir zum 1. Mai 2012 die Stel- der Wissenschaften 1759-2009«. 23.03.2009- l e der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin mit Frau 13.07.2009. Dr. Angela Fabienne Huguenin besetzen. Es ge- lingt wohl selten, für eine Projektstelle jemanden • Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, zu finden, der von der Ausbildung und den For- Oldenburg: »100 Jahre, 100 Objekte. Eine Zeitreise schungsinteressen her sowie durch die berufliche durch die deutsche Kulturgeschichte des 20. Jahr- Qualifikation so einschlägige Voraussetzungen mit - hun derts«. 05.07.2009-04.10.2009. bringt. Als ausgebildete Kunsthistorikerin, Ro ma- • The Museum of Fine Arts, Houston/Texas: »The nistin und Archäologin hat sich Frau Huguenin in Moon: Houston, Tranquility Base Here. The Eagle ihrer Promotion mit der »Hässlichkeit in der Por- Has Landed«. 22.08.2009-31.01.2010. traitmalerei der Renaissance« beschäftigt, eine le - sens werte Arbeit, die praktisch zeitgleich mit ihrer • Freilichtmuseum Hagen: »Museumsreif. Als Hand - Einstellung im Verlag Dr. Kov aˇc erschienen ist – werk und Technik ins Freilichtmuseum kamen«. mit fast 600 Seiten eine wirklich umfassende Stu- 07.05.2010-31.10.2010. die zu einem ungewöhnlichen Thema. • Martin-Gropius-Bau, Berlin: »WeltWissen. 300 Dem Porträt ist sie auch beruflich verbunden ge- Jahre Wissenschaften in Berlin.« 23.09.2010- blie ben. Mehr als zwei Jahre lang arbeitete sie bei 09.01.2011. dem »Digitalisierungsprojekt Portraits« der Uni ver- • Museum für Fotografie, Berlin: »Mikrofotografie si tät Tübingen, in das die Bestände der Uni ver si- – Schönheit jenseits des Sichtbaren«. 01.10.2010- täts bibliothek und der Grafischen Sammlung des 09.01.2011. Kunsthistorischen Instituts eingeflossen sind. In so- fern sind ihr Porträterschließung und die im Pro- • Technische Sammlungen der Stadt Dresden: jekt DigiPortA notwendigen Normdateien geläu - »Mikrofotografie – Schönheit jenseits des Sicht ba- fig. Eine Verbindung zu unserem Haus kann man ren«. 23.02.2011-29.05.2011. auch in ihrer Tätigkeit für die Tübinger No bel- • Deutsches Museum, Bonn: »Kekulés Traum – Von preis trägerin Christiane Nüsslein-Volhard finden. der Benzolformel zum Bonner Chemiepalast«. Wir wünschen Frau Huguenin bei ihrer Arbeit alles 14.07.2011-26.02.2012 Gute! • Deutsches Hygienemuseum, Dresden: »Images of the Mind. Bildwelten des Geistes«. 23.07.2011- 30.10.2011. Umbesetzung • The Moravian Gallery, Brünn/Tschechien: Nach dem Ausscheiden von Herrn Herbert Stud- »Images of the Mind. The Mind in Images«. trucker hat zum 1. Januar 2012 Herr Wolf gang 08.12.2011-18.03.2012. Schinhan das Referat F II/9: Karten samm lung, • Senckenberg Naturkundemuseum, / Audiovisuelle Medien und Porträts (bei gleich- Main: »Alfred Wegener – 100 Jahre Kontinental- zeitiger Mitarbeit in der Plansammlung) übernom - drift«. 06.01.2012-31.12.2012. men. Für die Zeit bis zur Nachbesetzung seiner • Städtische Galerie im , München: bisherigen Stelle nimmt er die Aufgabe der Be nut- »Marcel Duchamp in München 1912«. 31.03.2012- zer betreuung weiterhin wahr. 15.07.2012. Wilhelm Füßl

7 IMPRESSUM

ARCHIV-info Archiv Herausgegeben vom Deutschen Museum.

Hinweise: Redaktion: Dr. Wilhelm Füßl (verantwortlich) und Dr. Matthias Röschner M.A. Das nächste Heft von »ARCHIV-info« erscheint im Dezember 2012. Anschrift: Deutsches Museum, Archiv 80306 München Tel. 089 /2179- 220, Fax 089 /2179- 465 E-Mail: archi v@ deutsches-museum.de

Die elektronische Version der früheren Hefte von ARCHIV- Druck: Deutsches Museum. info ist abrufbar unter: www.deutsches-museum.de/ Nachdruck nach Zustimmung der Redaktion mit archiv/veroeffentlichungen/archiv-info/ Quellenangabe und Belegexemplar gestattet.

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