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Stellungnahme der Deutsche Telekom AG zum Entwurf einer neuen Förderrichtlinie „Mobilfunkförderung“ des Bundes vom 22.07.2020

Der Mobilfunkausbau in Deutschland wird von den privatwirtschaftlichen Ausbauplänen der Mobilfunkbetreiber getragen. Die Telekom ist einer der wesentlichen Akteure dieses Ausbaus. Die Telekom investiert jedes Jahr über EUR 5 Mrd. in den Netzausbau in Deutsch- land – deutlich mehr als alle Wettbewerber. Dazu gehört der Bau von tausenden neuer Mobilfunkstandorte pro Jahr und Upgrades bestehender Masten. Zur Verbesserung der Netzabdeckung auch gerade in weißen Flecken kooperiert die Telekom auch mit den ande- ren beiden Mobilfunknetzbetreibern und Telefónica. Hinzu kommt der bundes- weite Ausbau von Glasfasernetzen im Festnetz. Dieser privatwirtschaftliche Netzausbau ist im Kern wettbewerblich getrieben. Die Tele- kom betreibt bereits heute ein hochleistungsfähiges Mobilfunknetz, mit ausgezeichneter Übertragungsqualität und einer Netzabdeckung der Bevölkerung mit LTE von bundesweit über 98 %. Die ambitionierte Ausbaupläne der Telekom verfolgen unter der Maßgabe „5G bis 2025“ das Ziel, diese Spitzenposition im deutschen Mobilfunkmarkt zu halten und 99% der Haushalte und 90% der Fläche mit 5G zu versorgen und so sowohl die Coverage unseres Netzes zu erhöhen als auch den stetig steigenden Erwartungen unserer Kunden an mobile Datenmengen und Übertragungsqualitäten zu genügen.1 Zusätzlich zu diesen wettbewerblichen Anreizen hat sich die Telekom, wie die anderen Mo- bilfunknetzbetreiber, zu hohen Versorgungsauflagen verpflichtet, die der Frequenzauktion 2019 zugrunde lagen. Im Mobilfunkgipfel 2018 haben sich die Mobilfunknetzbetreiber zu- dem zu einem Netzausbau verpflichtet, der sogar noch über diese Auflagen hinausgeht: Die TDG wird zusammen mit Vodafone und Telefónica bis Ende 2020 99% der Haushalte bun- desweit und bis Ende 2021 99% der Haushalte in jedem Bundesland erschließen. Darüber hinaus werden sie zusammen mit 1&1 insgesamt 1.400 neue Mobilfunkmasten in weißen Flecken eigenwirtschaftlich errichten. Schließlich hat sich die Telekom gegenüber einigen Bundesländern (Bayern, Hessen, Nord- rhein-Westfalen) i. R. von Mobilfunkpakten o. ä. zur eigeninvestiven Errichtung weiterer Standorte in den kommenden Jahren verpflichtet. Die Telekom begrüßt grundsätzlich die Initiative der Bundesregierung, zur Schließung von Versorgungslücken zusätzlich öffentliche Fördermittel zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht der Telekom ist dabei aber von zentraler Bedeutung, dass eine solche Förderung die pri- vate Ausbaudynamik nicht bremst. Die Ressourcen der Netzbetreiber sind durch den ge- schilderten privatwirtschaftlichen Netzausbau weitestgehend ausgelastet. Das gilt für die zu Verfügung stehenden Investitionsmittel ebenso wie für die personellen Ressourcen zur Ausbauplanung und den Baukapazitäten. Die Netzbetreiber stehen insoweit im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Kapazitäten vor großen Herausforderungen. Der private Mo- bilfunkausbau wird daher am besten durch ein Förderprogramm ergänzt, dass die Unter- nehmen beim Netzausbau entlastet, wie insbesondere im sog. Mietmodell des bayerischen

1 Vgl. hierzu auch den 8-Punkte-Plan der Telekom, abrufbar unter https://www.telekom.com/de/konzern/- details/5g-netz-fuer-unser-land-545416.

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Mobilfunk-Förderprogramms, bei dem die Gemeinden den Bau von Mobilfunkstandorten übernehmen und diese Standorte dann den Netzbetreibern vermieten. Auch jenseits eines solchen Betreibermodells muss ein effektives und wettbewerbsverträg- liches Förderprogramm jedenfalls die folgenden Kriterien aufweisen:  Private Ausbauressourcen dürfen durch Förderung nicht abgelenkt und damit fehlallokiert werden.  Private Investitionen müssen Investitionsschutz genießen und dürfen nicht durch geförderten Überbau entwertet werden.  Der Netzausbau sollte gestärkt werden; hierzu gehört insbesondere auch die prak- tische Unterstützung bei der Standortsuche und -akquise sowie der Vorhabenge- nehmigung. Vor diesem Hintergrund nimmt die Telekom2 zum Entwurf der Förderrichtlinie „Mobilfunk- förderung“ vom 22.07.2020 wie folgt Stellung: A. Stellungnahme zu zentralen Punkten

I. Zeitliche Streckung des Programms und Priorisierung von „Pure White Spots“

Wie bereits eingangs angeführt, muss eine wirksame Mobilfunkförderung die private Ausbaudynamik ergänzen und darf diese nicht ausbremsen. Die Mobilfunkförderung muss daher insbesondere die Netzausbauplanung der Mobilfunknetzbetreiber be- rücksichtigen. Die verfügbaren Kapazitäten für den Netzausbau werden durch die ei- genen Ausbauvorhaben der Mobilfunknetzbetreiber, die Versorgungsauflagen für 2022 und 2024 und die gegenüber dem Bund und den Ländern abgegebenen Aus- bauversprechen praktisch vollständig ausgelastet. Es muss daher unbedingt vermie- den werden, dass durch eine kurzfristige bzw. übereilte Gebietsfestlegung Förderge- biete deklariert werden, in denen mittelfristig – im Zeithorizont bis Ende 2024 – ein eigeninvestiver Ausbau erfolgen wird. Durch eine voreilige Festlegung von Förderge- bieten würden letztlich private Investitionen verdrängt und kommerzielle Investiti- onsanreize beeinträchtigt – was den Grundsätzen des Europäischen Beihilfenrechts diametral widerspricht.3 Die Netzausbauplanung der Telekom und der anderen Netzbetreiber zur Erfüllung der Versorgungsauflagen befindet sich in Entwicklung und wird erst 2023 bundesweit vollständig, d. h. auf der Ebene der Festlegung von einzelnen Ausbaugebieten, abge- schlossen sein. Bis in das Jahr 2022 sind die Kapazitäten der Telekom durch die bereits festgelegte Ausbauplanung gebunden. Der Zeithorizont der Förderrichtlinie ist daher

2 Die Stellungnahme erfolgt für die Deutsche Telekom AG und ihre Konzerngesellschaften, Telekom Deutsch- land GmbH (TDG) und Deutsche Funkturm GmbH (DFMG). 3 Ziff. 4 EU-Breitbandleitlinien.

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aus Sicht der Telekom in mehrfacher Hinsicht unrealistisch: weder können die Aus- baupläne der Netzbetreiber bereits im kommenden Jahr im Rahmen des vorbereiten- den Verfahrens nach Ziff. 8.2 Förderrichtlinie abschließend erkundet werden, noch können so kurzfristig Investitionsressourcen für Fördergebiete mobilisiert werden, noch ist ein Abschluss des Förderprogramms etwa bis Ende 2024 realistisch. Für eine Harmonisierung der Förderung mit den eigenfinanzierten Investitions- und Ausbauplänen der Unternehmen sind aus Sicht der Telekom die folgenden Anpassun- gen der Förderrichtlinie erforderlich:  Keine Förderung von Bestandsstandorten: Die Aufrüstung von bestehenden Mobilfunkstandorten, namentlich die Aufrüstung von 2G-Standorten auf hö- here Netzgenerationen, muss von der Förderung generell ausgeschlossen sein. Ein Upgrade von 2G auf 4G/5G ist eigeninvestiv von den Netzbetreibern abbildbar, und so auch von der TDG geplant.  Priorisierung von Gebieten ohne Mobilfunkversorgung („Pure White Spots“): Entsprechend der Grundsätze der EU-Breitbandleitlinien sollte die Mobilfunkförderung dort einsetzen, wo eine wettbewerbliche Erschließung mit Mobilfunk bisher überhaupt nicht stattgefunden hat und daher auch in näherer Zukunft wirtschaftlich nicht ohne Förderung stattfinden kann. In die- sen Gebieten ohne jegliche Sprach- oder Datenversorgung besteht eine Ver- sorgungslücke und ein Marktversagen wird hier in den allermeisten Fällen be- reits heute festgestellt werden können. Eine solche Priorisierung reduziert auch die wettbewerbsverfälschende Wirkung der Beihilfe, weil die bestehen- den 2G-Gebiete ganz überwiegend unter Wettbewerbsbedingungen aufge- rüstet werden können. Eine Staffelung der Förderung nach denjenigen Gebie- ten, die eine Förderung am meisten benötigen, verhindert daher auch einen geförderten Überbau bestehender Infrastrukturen. Das Beihilfenverbot aus Art. 107 AEUV schützt die Netzbetreiber vor einer solchen Entwertung ihrer eigenwirtschaftlichen Investitionen.4  Ramp-up-Phase für den Förderausbau: Vor dem Hintergrund der Kapazitäts- engpässe auf allen Ebenen (Netzbetreiber, TowerCos, Tiefbauunternehmen, Planer, Genehmigungsstellen) sollte der geförderte Ausbau mit einer Ramp- up-Phase zunächst mit geringen Anfangsmengen (bspw. x Standorte pro Jahr) einsetzen. So könnte das Förderprogramm 2022 mit ersten Ausschreibungen für z. B. x Standorte pro Bundesland starten. 2021 könnte die diesbezügliche Harmonisierung der Prozesse über alle Bundesländer und die Abstimmung der Anzahl der Standorte pro Bundesland (die sich z. B. am Anteil der Fläche des Bundeslandes an der Gesamtfläche Deutschlands orientieren könnte)

4 Eilmannsberger, in: Birnstiel/Bungenberg/Heinrich, Europäisches Beihilfenrecht, 2013, Art. 107 Abs. 1 Rn. 287.

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erfolgen. Eine solche Ramp-up-Phase würde in mehrfacher Hinsicht zum Er- folg des Förderprogramms beitragen: Das geplante Förderprogramm erfor- dert neue Formen der Kooperation zwischen den beteiligten Akteuren – ins- besondere was die Zusammenarbeit der TowerCos und der Mobilfunknetzbe- treiber mit der neu zu gründenden MIG angeht. Diese Zusammenarbeit muss sich erst etablieren und „einspielen“, bevor realistischerweise eine hohe An- zahl an neuen Standorten pro Jahr realisiert werden kann. Zudem verfügt die Telekom kurzfristig über keine maßgeblichen freien Ressourcen, um sich am Förderprogramm zu beteiligen. Dies dürfte für die anderen Mobilfunknetzbe- treiber entsprechend gelten. Bis ins Jahr 2022 hinein sind die Ausbauressour- cen für den Mobilfunkausbau aufgrund der ambitionierten, hohen Auktions- auflagen praktisch vollständig gebunden. Ein Ramp-up des Förderprogramms ab dem Jahr 2022 würde es den Unternehmen somit ermöglichen, den geför- derten Ausbau mittelfristig in der eigenen Planung zu berücksichtigen.  Die folgende zeitliche Abfolge wäre für ein Gelingen des Förderprogramms zielführend: (1) Die vorbereitenden Maßnahmen nach der Förderrichtlinie können zügig nach Inkrafttreten des Programms in Angriff genommen wer- den. Dabei erfolgt zunächst die Bestimmung der prioritär zu fördernden „Pure White Spots“, deren Ausbau in der Ramp-Up-Phase realisiert werden kann. (2) Ab 2022 startet der Ramp-up mit dem Ausbau der bisher auch nicht mit 2G versorgten Gebiete mit einer Anfangsmenge an Standorten, die es erlaubt, das neue Programm unter den Beteiligten zu etablieren. (3) Schließlich kön- nen dann ab 2023 auf der Grundlage des Fortschritts des eigenwirtschaftli- chen Ausbaus und der weiteren Ausbauplanung der Unternehmen die ver- bleibenden Fördergebiete bestimmt werden, die im Wesentlichen nach dem Abschluss der Ausbaumaßnahmen zur Erfüllung der Versorgungsauflagen ausgebaut werden können. In Konsequenz bedeutet dies, dass das Förderpro- gramm im geplanten Umfang bis Ende 2024 nicht umsetzbar ist. II. Effiziente Entlastung der Netzbetreiber durch die MIG

Der Erfolg und die Wettbewerbsverträglichkeit der Mobilfunkförderung hängt maß- geblich davon ab, dass die Netzbetreiber durch die MIG soweit wie möglich entlastet werden – andernfalls droht der geförderte Ausbau schlicht die knappen Ressourcen der Unternehmen abzulenken. Diese Verantwortung der MIG ist aus Sicht der Tele- kom im Entwurf der Förderrichtlinie noch nicht hinreichend klar geregelt:  Unterstützung durch die MIG nach Zuschlag erforderlich: Die Telekom be- grüßt die in Ziffer 8.2 Nr. 8 geregelte Unterstützung der Unternehmen durch Koordinierung der erforderlichen öffentlich-rechtlichen Genehmigungen. In der Sache handelt es sich hierbei um einen ganz wesentlichen Erfolgsfaktor für den zügigen Netzausbau, der aktuell viel zu häufig an einer schleppenden

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Genehmigungspraxis scheitert. Diese Unterstützung kann aber nur wirksam werden, wenn sie sich nicht auf das vorbereitende Verfahren beschränkt. Es ist unrealistisch, dass die MIG zu diesem frühen Zeitpunkt bereits die erfor- derlichen Genehmigungen abschließend vorbereiten bzw. koordinieren kann. Zu diesem Zeitpunkt liegt nämlich noch keine (konkrete) Planung vor und wichtige Punkte für die Genehmigung stehen noch nicht fest. Ohne eine ge- nehmigungsfähige Planung lassen sich Genehmigungsbehörden nach unseren Erfahrungen aber auf keine Aussagen ein. Es ist daher essenziell, dass die Un- terstützung der MIG bei den Genehmigungsverfahren im späteren Prozess- stadium erfolgt, namentlich nach Zuschlagserteilung, wenn die eigentliche Planung und Genehmigung stattfinden. Für die Erlangung der Genehmigun- gen sollte der Bund gegenüber den ausbauenden Unternehmen konsequen- terweise auch die Verantwortung übernehmen. Daher muss die Förderricht- linie um eine Bestimmung ergänzt werden, dass nachträgliche Kostensteige- rungen durch den Bund getragen werden, insoweit sie sich aus den Geneh- migungsanforderungen ergeben (bspw. die Kosten für Bodenuntersuchun- gen, die Suche alternativer Standorte oder sonstiger Auflagen oder Bedingun- gen).  Rücktrittsrecht für die Zuwendungsempfänger: Bund, Länder und Kommu- nen haben den Netzbetreibern in Deutschland wiederholt eine Beschleuni- gung der Genehmigungsverfahren für Mobilfunkmasten zugesagt mit dem Ziel, dass die Vorhaben binnen drei Monaten alle erforderlichen Genehmigun- gen erhalten. Der jüngsten Zusage im Rahmen des Mobilfunkgipfels am 16. Juni 20205 waren die Ankündigungen zur Beschleunigung der Genehmigungs- verfahren im Rahmen der Jahreskonferenz der Regierungschefinnen und Re- gierungschefs der Länder vom 23.–25. Oktober 2019 und der Ministerpräsi- dentenkonferenz vom 5. Dezember 2019 vorangegangen. Für diese Beschleu- nigung sollte der Bund die Verantwortung übernehmen und den Zuwen- dungsempfängern im Zuwendungsbescheid das Recht einräumen, vom Aus- bau des Gebiets Abstand zu nehmen, wenn sich die Genehmigung über den in Aussicht gestellten Zeitraum von drei Monaten hinaus verzögert.  Klare Aufgabenzuweisung für die MIG: In der Förderrichtlinie fehlt eine klare und verbindliche Aufgabenzuweisung an die MIG. Dazu gehört vor allem eine klare Benennung der MIG als externe Stelle in Ziff. 8.1 und ihre Verantwortung für die Durchführung des vorbereitenden Verfahrens nach Ziff. 8.2, nament- lich die Verantwortung der MIG für die Standortsuche (Nr. 6), Sicherung (Nr. 7) und die Vorhabengenehmigung (Nr. 8) sowie für die Sicherung der Erschlie- ßung und Elektrizitätsversorgung der Standorte.

5 Ziff. 6 der Erklärung zum Zweiten Mobilfunkgipfel.

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III. Angemessene Festsetzung der Entgelte für die Nutzung der Mobilfunkstandorte

Die Mobilfunknetzbetreiber übernehmen eigeninvestiv die (Kosten für die) Anbrin- gung der aktiven Technik auf den geförderten Masten. Die Festsetzung der Entgelte, die daneben von den Netzbetreibern für die Nutzung der Mobilfunkstandorte zu ent- richten sind, muss dem Rechnung tragen. Die Nutzungsentgelte müssen daher sehr moderat ausfallen. Nur dann wird es gelingen, dass möglichst viele geförderte Mas- ten von möglichst vielen Netzbetreibern jeweils mit aktiver Technik angebunden wer- den. Hierfür sind die folgenden Rahmenbedingungen entscheidend:  Die Nutzungsentgelte für die Mobilfunkstandorte sollten die Kosten des lau- fenden Betriebs des Standorts nicht übersteigen (d. h. die Kosten für Instand- haltung und Wartung). Entsprechend müssen die Kosten für die Mobilfunk- netzbetreiber (gilt nicht für andere Funkdienste wie beispielweise BDBOS und Rundfunk) sinken, sobald ein weiterer Mobilfunknetzbetreiber den Standort erschließt. In anderen Worten: die Kosten für den Standortbetrieb sind immer „pro Kopf“ auf die vorhandenen Mobilfunknetzbetreiber umzulegen. Ein sol- cher Kostenmaßstab sollte in Ziff. 2 der Förderrichtlinie aufgenommen wer- den und nicht der in Aussicht gestellten Veröffentlichung durch die Bewilli- gungsbehörde überlassen werden. Die MIG sollte diese Kosten mit den Stand- ortbetreibern (TowerCos) in standardisierter Form festlegen. Eine Beteiligung der BNetzA ist dabei nicht erforderlich und die Förderrichtlinie sollte fest- schreiben, dass die Kostenermittlung alleinige Sache des Fördermittelgebers ist.  Zudem sollte die MIG bei der Standortsuche vorzugsweise auf öffentliche Lie- genschaften zurückgreifen, die den ausbauenden Unternehmen entgeltfrei zur Verfügung gestellt werden sollen. IV. Vermeidung übermäßiger Komplexität

Das geplante Förderprogramm weist – insbesondere durch das mehrstufige vorbe- reitende Verfahren – eine hohe Komplexität auf. Diese ist in vielen Punkten wohl nicht vermeidbar und folgt aus der notwendigen Berücksichtigung der Ausbaupläne der Netzbetreiber. Eine über die notwendigen Verfahren der Gebiets- und Standor- termittlung hinausgehende Verzahnung mit Festnetzförderprogrammen oder -pro- jekten ist aber abzulehnen. Sie würde die ohnehin schon großen Komplexitäten von Festnetz- und Mobilfunkförderung weiter erhöhen, und im Zweifel den weiteren Aus- bau von Fest- und Mobilfunknetzen eher verlangsamen als beschleunigen. So kann es nicht erwünscht sein, dass ein geförderter FTTH-Ausbau sich z. B. durch langwie- rige Standortakquise- und Baugenehmigungsverfahren für den Mobilfunkausbau ver- zögert.

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V. Verhältnismäßige Anrechnung auf die Versorgungsauflagen

 Nach Ziff. 8.2 Nr. 2 Förderrichtlinie werden solche Gebiete nicht in die Förde- rung einbezogen, in denen die Mobilfunknetzbetreiber einen Ausbau zur Er- füllung von Versorgungsauflagen planen. Zugleich dürfen nach Ziff. 4.2 geför- derte Mobilfunkeinrichtungen nicht zum Nachweis der Erfüllung von Versor- gungsauflagen verwendet werden. Das Anliegen der Bundesregierung, dass die Mobilfunkförderung nicht gezielt für die Erfüllung von Versorgungsaufla- gen eingesetzt werden sollte, ist nachvollziehbar. Allerdings müssen beide Re- gelungen präzisiert werden, um negative Folgen für den Netzausbau und die Versorgungsqualität zu vermeiden. Zunächst ist festzustellen, dass gewisse Überlappungen der Versorgung zwischen den einzelnen Funkzellen grund- sätzlich erforderlich sind, um den reibungslosen Wechsel von einer Funkzelle zur angrenzenden zu gewährleisten und den Abbruch von Verbindungen (call- drops) zu vermeiden. Beim Ausbau bisheriger weißer Flecken ist zudem eine Überstrahlung auf solche Gebiete, die zur Erfüllung von Versorgungsauflagen erschlossen werden müssen, technisch-planerisch nicht zu vermeiden, bspw. wenn ein Verkehrsweg durch einen weißen Fleck führt oder diesen tangiert und dieser den Versorgungsauflagen unterliegt. Die vorgenannten Regelun- gen müssen daher wie folgt angepasst werden:  Ein kategorischer Ausschluss des entsprechenden Gebiets wegen einer sol- chen unvermeidbaren Überstrahlung hätte zur Folge, dass Fördergebiete ge- zielt so verkleinert bzw. zugeschnitten werden müssen, dass die Überstrah- lung unterbleibt. Weiße Flecken blieben dann unversorgt, nur um eine (ge- ringfügige) Überstrahlung zu vermeiden. Ziff. 8.2 Nr. 2 Förderrichtlinie muss daher dahingehend präzisiert werden, dass die Förderung zwar nicht gezielt der Versorgung von Gebieten mit Versorgungsauflagen dient, eine nicht ge- zielte und im Hinblick auf das Gesamtfördergebiet geringfügige Überstrahlung auf solche Bereiche die Förderung aber nicht ausschließt.  Dort, wo es faktisch zu solchen Überstrahlungen kommt, muss diese aber auch auf die Erfüllung von Versorgungsauflagen angerechnet werden können, jedenfalls wenn es sich um Auflagen handelt, die eine 100-prozentige Versor- gung fordern, wie dies für die Verkehrswege der Fall ist. Andernfalls wäre der Mobilfunknetzbetreiber gezwungen, den bereits abgedeckten Bereich dop- pelt zu versorgen. Ein solch unnötiger und vollkommen ineffizienter Mitte- leinsatz läuft aber dem zentralen Ziel, die Netzabdeckung zu verbessern, zu- wider, denn die entsprechenden Mittel fehlen dann unweigerlich für den Ei- genausbau an anderer Stelle. Auch mit Blick auf Natur- und Umweltschutzbe- lange kann der „doppelte Ausbau“ in solchen Konstellationen nicht ge- wünscht sein.

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B. Stellungnahme zum Entwurf der Förderrichtlinie im Einzelnen

I. Ziff. 1 und 4.2

Es fehlt eine Definition von Umfang und Gegenstand des im Falle einer Förderung verpflichtenden Open Access. Die Förderrichtlinie sollte zudem klarstellen (u. a. auch in Ziff. 2 a), dass eine Erschließung mit Glasfaser nicht Gegenstand der Förderung ist und daher die Glasfaser, die durch die Mobilfunkanbieter, die den geförderten Stand- ort erschließen, eigeninvestiv verlegt wird, nicht Gegenstand der Zugangsverpflich- tungen ist. Es muss daher also klar geregelt sein, dass die eigeninvestive Verlegung von Glasfaser in den mit Förderung verlegten Leerrohren keinen Anspruch auf Zugang zur unbeschalteten Glasfaser (dark fiber) gegen die Mobilfunkbetreiber begründet, sondern lediglich zu den geförderten Leerrohren. II. Ziff. 2

 Förderfähig sollte ausschließlich die Erschließung bzw. Errichtung neuer Standorte sein; die Förderung einer Aufrüstung vorhandener 2G-Standorte für die Anforderungen einer 4G-Versorgung (oder höher) muss ausdrücklich von der Förderung ausgenommen werden, da diese eigeninvestiv im Wettbe- werb aufgerüstet werden können.  Zudem sollte klargestellt werden, dass die Anbindung des geförderten Stand- orts mit Glasfaser nicht Gegenstand der Förderung ist. Gefördert werden sollte (jenseits des Mastes) lediglich die Leerrohrinfrastruktur, die entspre- chend so dimensioniert sein muss, dass alle Mobilfunknetzbetreiber diskrimi- nierungsfrei ihre eigene Glasfaser einziehen können. Damit wäre eine klare Verantwortungstrennung zwischen der passiven Trägerinfrastruktur auf der einen Seite und den (aktiven) Übertragungsmedien und -technik auf der an- deren Seite gewährleistet: die TowerCos stellen den Masten und den Zugang zu diesen Masten zur Verfügung – die Netzbetreiber wiederum erschließen diesen Standort mit Funktechnik und schließen diese Sendeeinrichtungen mittels Glasfaser an ihr Netz an. Die Glasfaseranbindung (teilweise) in den Verantwortungsbereich der TowerCos zu legen, widerspricht der gängigen Praxis des Netzausbaus und der dort etablierten Zuständigkeitsverteilung. Die TowerCos, die die Standorte zur ganz überwiegenden Zahl betreiben werden, haben auch in Bezug auf Verlegung, Wartung, Entstörung der Glasfaser keine praktischen Erfahrungen. Nicht zuletzt würde eine Förderung auch der Glas- faseranbindung denjenigen Netzbetreiber (TDG) benachteiligen, der in der Vergangenheit und aktuell deutlich mehr eigeninvestiv in die Glasfaseranbin- dung seines Netzes investiert (hat) und sich hierüber gegenüber seinen Wett- bewerbern in puncto Coverage und Versorgungsqualität positiv

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differenzieren kann. Dieser wichtige Differenzierer im Wettbewerb darf durch die Förderung der Glasfaseranbindung nicht verzerrt werden.  Es fehlen klare Vorgaben bzgl. der Ermittlung des „geeigneten“ Übergabe- punktes. Jedenfalls kann dies nicht bedeuten, dass dieser Punkt stets im nächstgelegenen Netz eines Netzbetreibers liegt. Ebenso wenig kann es be- deuten, dass dieser Punkt in gleicher Entfernung zu den Infrastrukturen der interessierten Netzbetreiber zu errichten ist. Durch beide Ansätze würden un- terschiedliche Ausbaugrade oder Glasfasergraphen der Marktakteure aus der Vergangenheit nivelliert. Hierdurch würde eine Wettbewerbsverzerrung bzw. eine Entwertung der privaten Investitionen insbes. der TDG eintreten, die über den größten Glasfasergraphen, und u. a. deshalb, das beste Mobilfunk- netz verfügt. Im Hinblick auf die geforderte Beschränkung der Förderung auf die Leerrohrinfrastruktur sollte zudem treffender von Zugangspunkt (statt „Übergabepunkt“) gesprochen werden.  Auch die Regelung, dass ein Übergabepunkt „geeignet“ [ist], wenn der Daten- verkehr der Mobilfunknetzbetreiber, die sich im vorbereitenden Verfahren zur Nutzung verpflichtet haben, diskriminierungsfrei abgeführt werden kann“ löst diese zentrale Frage nicht, da unklar ist, was unter einer „diskriminierungs- freien Abführung des Datenverkehrs“ zu verstehen ist. Hierunter kann in kei- nem Fall verstanden werden, dass der Datenverkehr von einem etwaigen Übergabepunkt im bestehenden Netz eines Netzbetreibers zu regulierten Ent- gelten abgeführt werden muss.  Einzig zielführend erscheint daher, wenn im Falle der Nutzung eines geförder- ten Masten durch mehrere Netzbetreiber eine dedizierte Leerrohranbindung vom Mast zum Netz jedes Netzbetreibers gefördert wird (wie im bayr. Mo- bilfunkförderprogramm), bis zu einer maximalen Länge von jeweils x km. Diese Lösung bietet gleich mehrere Vorteile: Sie ermöglicht grds. allen Netz- betreibern gleichermaßen die Nutzung der geförderten Masten. Komplexe Abstimmungen über den „geeigneten Übergabepunkt“ und die „diskriminie- rungsfreie Abführung des Datenverkehrs“ können entfallen.  Sollte dennoch die Glasfaseranbindung des Mastes in die Förderung einbezo- gen werden, wäre hilfsweise denkbar, dass der „angemessene Zugangs- punkt“ in einem „Reihum-Verfahren“ jeweils von einem Netzbetreiber be- stimmt wird, und entweder in seinem Netz liegt, oder – bei zu großer Entfer- nung zwischen bestehendem Netz und dem geförderten Masten – jenseits seines Netzes an einem von ihm zu bestimmenden Punkt. In jedem Fall liegt in diesem Szenario die Abführung der Datenverkehre von diesem Übergabe- bzw. Zugangspunkt unabhängig von der Art der Realisierung im kommerziel- len Verantwortungsbereich jedes Netzbetreibers selbst.

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 Weiterhin fehlt eine nähere Bestimmung, unter welchen Umständen (also bei welchen Kosten für die Anbindung oder welcher Anzahl versorgter Haushalte) ein Ausnahmefall vorliegt, der die Anbindung mit Richtfunk zulässt. III. Ziff. 3.1

Die Gebietskörperschaften sollten als mögliche Zuwendungsempfänger aufgenom- men werden, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv (in Form eines Betreiber- modells) an der Versorgung ihrer Gebiete zu beteiligen. IV. Ziff. 4.1

Die Auszahlung der Zuwendung sollte nach Baufortschritt, nicht erst nach Abschluss des Vorhabens erfolgen. V. Ziff. 4.2

 Die Fristen für die Aufnahme der Nutzung nach Bauabschluss sind insgesamt zu kurz bemessen: als Regelfrist sind hier sechs (nicht lediglich drei) Monate erforderlich; als Höchstfrist (auflösende Bedingung) ist ein Zeitraum von zwölf (statt acht) Monaten seit Genehmigungserteilung angemessen. Eine auflö- sende Bedingung für den Fall der verzögerten Genehmigungserteilung muss entfallen, da es nicht in der Einwirkungssphäre des Zuwendungsempfängers liegt, ob eine Genehmigung fristgemäß erteilt wird. VI. Ziff. 5

Es sind keine Gründe ersichtlich, weshalb die Förderung auf 90% der Kosten be- schränkt wird. Dies würde bedeuten, dass die TowerCo ein unwirtschaftliches Projekt übernehmen müsste, wenn die restlichen 10% nicht über Nutzungsentgelte der Netz- betreiber im Zweckbindungszeitraum erwirtschaftet werden können. Die Nutzungs- entgelte dürfen aber lediglich die laufenden Kosten decken, damit sie für die Netzbe- treiber ausreichend attraktiv sind (s. weiter oben). Der Fördersatz sollte daher stets 100% der förderfähigen Ausgaben betragen, bis zur Höhe der Wirtschaftlichkeitslücke der TowerCo. So sieht es im Übrigen auch die Fest- netzförderung vor. Es ist kein Grund erkennbar, warum dies i. R. d. Mobilfunkförde- rung nicht auch greifen sollte. Es ist aus den genannten Gründen sogar zwingend, damit ausreichend Anreize für die TowerCos einerseits, und die Netzbetreiber ande- rerseits bestehen, um sich i. R. d. Programms zu engagieren.

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VII. Ziff. 6

Entsprechend den Vorgaben der Breitbandleitlinien muss Bemessungsgrundlage für Rückforderungen der Gewinn sein, nicht die generierten Einnahmen. 6 VIII. Ziff. 8

 Im 4. Verfahrensschritt (Clusterung) sollten neben der Ausbauplanung auch die vorhandenen, freien Baukapazitäten berücksichtigt werden.  Im 5. Verfahrensschritt (Markterkundungsverfahren) kann – wie eingangs be- reits ausgeführt – eine Meldung von geplanten Standorten, die der Erfüllung der Versorgungsauflagen 2024 dienen, frühestens ab 2023 gefordert werden, weil die bundesweite Planung zum Erreichen der Versorgungauflagen erst dann abgeschlossen werden kann.  Betreffend den 8. Verfahrensschritt (Vorbereitung der Standortnutzung) sei angemerkt, dass der Mobilfunkausbau in Deutschland oftmals im kritischen, öffentlichen Diskurs steht. Zur Entlastung der Netzbetreiber sollte daher die MIG den Beteiligungsprozess mit der Kommune gemäß § 7a, 26. BImSchV vor der vertraglichen Bindung durchführen. Die Mobilfunkvereinbarung zwischen den Kommunalen Spitzenverbänden und den Mobilfunknetzbetreibern in der Fassung vom Juni 2020 stellt hierfür einen geeigneten Handlungsrahmen zur Verfügung.

C. Stellungnahme zu den „BNBest-Mobilfunk“ und den „ANBest-P“

 Die geplanten Verfahrensvorschriften für die Festlegung der Nutzungsent- gelte für die Masten sollten direkt in der Förderrichtlinie geregelt werden und mit den Unternehmen konsultiert werden. Sie müssen zwingend die oben un- ter III. beschriebenen Anforderungen berücksichtigen.  Das Erfordernis einer Vergabe von Aufträgen nach den Grundsätzen des Haus- halts- und Vergaberechts in Ziff. 2 „BNBest-Mobilfunk“ muss für Unterneh- men der Privatwirtschaft generell entfallen. Anders als in der bisherigen Breit- bandförderung des Bundes („BNBest-Breitband“) sind Zuwendungsempfän- ger nicht die Kommunen, sondern privatwirtschaftliche Unternehmen. In den „BNBest-Mobilfunk“ sollte daher jedenfalls klargestellt werden, dass eine Vergabe von Aufträgen ausreicht, die den Maßstäben des Einkaufs der Unter- nehmen im frei finanzierten Netzausbau entspricht. Eine darüber hinaus ge- hende Verpflichtung auf das Haushalts- und Vergaberecht ist nur für

6 Ziff. 78i) EU-Breitbandleitlinien.

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öffentliche Zuwendungsempfänger sinnvoll. Für die Mobilfunknetz- oder Standortbetreiber besteht ohnehin ein kaufmännischer Grundsatz, so wirt- schaftlich wie mögliche einzukaufen. Der sparsame Einsatz der Fördermittel wird bereits durch den Ausschreibungswettbewerb sichergestellt, der für alle Bieter den Anreiz setzt, möglichst geringe Kosten zu haben, um eine möglichst geringe Wirtschaftlichkeitslücke anbieten zu können. Eine darüber hinaus ge- hende Verpflichtung zur Ausschreibung von Aufträgen führt vielmehr zu un- nötiger Bürokratie und vermeidbaren Mehrkosten. Grundsätzlich sollten auch die Anforderungen an die Verwendungsnachweise nach Ziffer 4 BNBest-Mo- bilfunk (und Ziffer 6.1 ANBest-P) so gering wie möglich gehalten werden, um den Dokumentationsaufwand der Unternehmen nicht über das erforderliche Maß auszuweiten.  Im Übrigen sollten die folgenden Vorschriften der ANBest-P für nicht anwend- bar erklärt werden, da sie sachlich nicht zum geplanten Förderprogramm pas- sen: Ziffer 1.2, 1.3, 1.4.2 und Ziffer 2, die durch den Rückforderungsmechanis- mus bei übergroßem Gewinn bereits abgedeckt ist.  Schließlich sollte eine spezifisch auf das Programm abgestimmte Regelung ge- troffen werden, wie die Kosten gegenüber dem Zuwendungsgeber abgerech- werden. Das betrifft insbesondere die Frage, wann die Betriebskosten ab- gerechnet werden. Dabei ist z. B. zu beachten, dass Standortmietkosten erst nach Ablauf die Zweckbindungsfrist hinweg fällig werden können, also ggfs. nach Ende des Bewilligungszeitraums. Auch ist unklar, wie Eigenkosten des Unternehmens geltend gemacht werden können. Die AnBest-P und die BNBest-mittelbarer Abruf bilden das noch nicht ab.

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