Stellungnahme Der Deutsche Telekom AG Zum Entwurf Einer Neuen Förderrichtlinie „Mobilfunkförderung“ Des Bundes Vom 22.07.2020
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Stellungnahme der Deutsche Telekom AG zum Entwurf einer neuen Förderrichtlinie „Mobilfunkförderung“ des Bundes vom 22.07.2020 Der Mobilfunkausbau in Deutschland wird von den privatwirtschaftlichen Ausbauplänen der Mobilfunkbetreiber getragen. Die Telekom ist einer der wesentlichen Akteure dieses Ausbaus. Die Telekom investiert jedes Jahr über EUR 5 Mrd. in den Netzausbau in Deutsch- land – deutlich mehr als alle Wettbewerber. Dazu gehört der Bau von tausenden neuer Mobilfunkstandorte pro Jahr und Upgrades bestehender Masten. Zur Verbesserung der Netzabdeckung auch gerade in weißen Flecken kooperiert die Telekom auch mit den ande- ren beiden Mobilfunknetzbetreibern Vodafone und Telefónica. Hinzu kommt der bundes- weite Ausbau von Glasfasernetzen im Festnetz. Dieser privatwirtschaftliche Netzausbau ist im Kern wettbewerblich getrieben. Die Tele- kom betreibt bereits heute ein hochleistungsfähiges Mobilfunknetz, mit ausgezeichneter Übertragungsqualität und einer Netzabdeckung der Bevölkerung mit LTE von bundesweit über 98 %. Die ambitionierte Ausbaupläne der Telekom verfolgen unter der Maßgabe „5G bis 2025“ das Ziel, diese Spitzenposition im deutschen Mobilfunkmarkt zu halten und 99% der Haushalte und 90% der Fläche mit 5G zu versorgen und so sowohl die Coverage unseres Netzes zu erhöhen als auch den stetig steigenden Erwartungen unserer Kunden an mobile Datenmengen und Übertragungsqualitäten zu genügen.1 Zusätzlich zu diesen wettbewerblichen Anreizen hat sich die Telekom, wie die anderen Mo- bilfunknetzbetreiber, zu hohen Versorgungsauflagen verpflichtet, die der Frequenzauktion 2019 zugrunde lagen. Im Mobilfunkgipfel 2018 haben sich die Mobilfunknetzbetreiber zu- dem zu einem Netzausbau verpflichtet, der sogar noch über diese Auflagen hinausgeht: Die TDG wird zusammen mit Vodafone und Telefónica bis Ende 2020 99% der Haushalte bun- desweit und bis Ende 2021 99% der Haushalte in jedem Bundesland erschließen. Darüber hinaus werden sie zusammen mit 1&1 insgesamt 1.400 neue Mobilfunkmasten in weißen Flecken eigenwirtschaftlich errichten. Schließlich hat sich die Telekom gegenüber einigen Bundesländern (Bayern, Hessen, Nord- rhein-Westfalen) i. R. von Mobilfunkpakten o. ä. zur eigeninvestiven Errichtung weiterer Standorte in den kommenden Jahren verpflichtet. Die Telekom begrüßt grundsätzlich die Initiative der Bundesregierung, zur Schließung von Versorgungslücken zusätzlich öffentliche Fördermittel zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht der Telekom ist dabei aber von zentraler Bedeutung, dass eine solche Förderung die pri- vate Ausbaudynamik nicht bremst. Die Ressourcen der Netzbetreiber sind durch den ge- schilderten privatwirtschaftlichen Netzausbau weitestgehend ausgelastet. Das gilt für die zu Verfügung stehenden Investitionsmittel ebenso wie für die personellen Ressourcen zur Ausbauplanung und den Baukapazitäten. Die Netzbetreiber stehen insoweit im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Kapazitäten vor großen Herausforderungen. Der private Mo- bilfunkausbau wird daher am besten durch ein Förderprogramm ergänzt, dass die Unter- nehmen beim Netzausbau entlastet, wie insbesondere im sog. Mietmodell des bayerischen 1 Vgl. hierzu auch den 8-Punkte-Plan der Telekom, abrufbar unter https://www.telekom.com/de/konzern/- details/5g-netz-fuer-unser-land-545416. Seite 1/12 Mobilfunk-Förderprogramms, bei dem die Gemeinden den Bau von Mobilfunkstandorten übernehmen und diese Standorte dann den Netzbetreibern vermieten. Auch jenseits eines solchen Betreibermodells muss ein effektives und wettbewerbsverträg- liches Förderprogramm jedenfalls die folgenden Kriterien aufweisen: Private Ausbauressourcen dürfen durch Förderung nicht abgelenkt und damit fehlallokiert werden. Private Investitionen müssen Investitionsschutz genießen und dürfen nicht durch geförderten Überbau entwertet werden. Der Netzausbau sollte gestärkt werden; hierzu gehört insbesondere auch die prak- tische Unterstützung bei der Standortsuche und -akquise sowie der Vorhabenge- nehmigung. Vor diesem Hintergrund nimmt die Telekom2 zum Entwurf der Förderrichtlinie „Mobilfunk- förderung“ vom 22.07.2020 wie folgt Stellung: A. Stellungnahme zu zentralen Punkten I. Zeitliche Streckung des Programms und Priorisierung von „Pure White Spots“ Wie bereits eingangs angeführt, muss eine wirksame Mobilfunkförderung die private Ausbaudynamik ergänzen und darf diese nicht ausbremsen. Die Mobilfunkförderung muss daher insbesondere die Netzausbauplanung der Mobilfunknetzbetreiber be- rücksichtigen. Die verfügbaren Kapazitäten für den Netzausbau werden durch die ei- genen Ausbauvorhaben der Mobilfunknetzbetreiber, die Versorgungsauflagen für 2022 und 2024 und die gegenüber dem Bund und den Ländern abgegebenen Aus- bauversprechen praktisch vollständig ausgelastet. Es muss daher unbedingt vermie- den werden, dass durch eine kurzfristige bzw. übereilte Gebietsfestlegung Förderge- biete deklariert werden, in denen mittelfristig – im Zeithorizont bis Ende 2024 – ein eigeninvestiver Ausbau erfolgen wird. Durch eine voreilige Festlegung von Förderge- bieten würden letztlich private Investitionen verdrängt und kommerzielle Investiti- onsanreize beeinträchtigt – was den Grundsätzen des Europäischen Beihilfenrechts diametral widerspricht.3 Die Netzausbauplanung der Telekom und der anderen Netzbetreiber zur Erfüllung der Versorgungsauflagen befindet sich in Entwicklung und wird erst 2023 bundesweit vollständig, d. h. auf der Ebene der Festlegung von einzelnen Ausbaugebieten, abge- schlossen sein. Bis in das Jahr 2022 sind die Kapazitäten der Telekom durch die bereits festgelegte Ausbauplanung gebunden. Der Zeithorizont der Förderrichtlinie ist daher 2 Die Stellungnahme erfolgt für die Deutsche Telekom AG und ihre Konzerngesellschaften, Telekom Deutsch- land GmbH (TDG) und Deutsche Funkturm GmbH (DFMG). 3 Ziff. 4 EU-Breitbandleitlinien. Seite 2/12 aus Sicht der Telekom in mehrfacher Hinsicht unrealistisch: weder können die Aus- baupläne der Netzbetreiber bereits im kommenden Jahr im Rahmen des vorbereiten- den Verfahrens nach Ziff. 8.2 Förderrichtlinie abschließend erkundet werden, noch können so kurzfristig Investitionsressourcen für Fördergebiete mobilisiert werden, noch ist ein Abschluss des Förderprogramms etwa bis Ende 2024 realistisch. Für eine Harmonisierung der Förderung mit den eigenfinanzierten Investitions- und Ausbauplänen der Unternehmen sind aus Sicht der Telekom die folgenden Anpassun- gen der Förderrichtlinie erforderlich: Keine Förderung von Bestandsstandorten: Die Aufrüstung von bestehenden Mobilfunkstandorten, namentlich die Aufrüstung von 2G-Standorten auf hö- here Netzgenerationen, muss von der Förderung generell ausgeschlossen sein. Ein Upgrade von 2G auf 4G/5G ist eigeninvestiv von den Netzbetreibern abbildbar, und so auch von der TDG geplant. Priorisierung von Gebieten ohne Mobilfunkversorgung („Pure White Spots“): Entsprechend der Grundsätze der EU-Breitbandleitlinien sollte die Mobilfunkförderung dort einsetzen, wo eine wettbewerbliche Erschließung mit Mobilfunk bisher überhaupt nicht stattgefunden hat und daher auch in näherer Zukunft wirtschaftlich nicht ohne Förderung stattfinden kann. In die- sen Gebieten ohne jegliche Sprach- oder Datenversorgung besteht eine Ver- sorgungslücke und ein Marktversagen wird hier in den allermeisten Fällen be- reits heute festgestellt werden können. Eine solche Priorisierung reduziert auch die wettbewerbsverfälschende Wirkung der Beihilfe, weil die bestehen- den 2G-Gebiete ganz überwiegend unter Wettbewerbsbedingungen aufge- rüstet werden können. Eine Staffelung der Förderung nach denjenigen Gebie- ten, die eine Förderung am meisten benötigen, verhindert daher auch einen geförderten Überbau bestehender Infrastrukturen. Das Beihilfenverbot aus Art. 107 AEUV schützt die Netzbetreiber vor einer solchen Entwertung ihrer eigenwirtschaftlichen Investitionen.4 Ramp-up-Phase für den Förderausbau: Vor dem Hintergrund der Kapazitäts- engpässe auf allen Ebenen (Netzbetreiber, TowerCos, Tiefbauunternehmen, Planer, Genehmigungsstellen) sollte der geförderte Ausbau mit einer Ramp- up-Phase zunächst mit geringen Anfangsmengen (bspw. x Standorte pro Jahr) einsetzen. So könnte das Förderprogramm 2022 mit ersten Ausschreibungen für z. B. x Standorte pro Bundesland starten. 2021 könnte die diesbezügliche Harmonisierung der Prozesse über alle Bundesländer und die Abstimmung der Anzahl der Standorte pro Bundesland (die sich z. B. am Anteil der Fläche des Bundeslandes an der Gesamtfläche Deutschlands orientieren könnte) 4 Eilmannsberger, in: Birnstiel/Bungenberg/Heinrich, Europäisches Beihilfenrecht, 2013, Art. 107 Abs. 1 Rn. 287. Seite 3/12 erfolgen. Eine solche Ramp-up-Phase würde in mehrfacher Hinsicht zum Er- folg des Förderprogramms beitragen: Das geplante Förderprogramm erfor- dert neue Formen der Kooperation zwischen den beteiligten Akteuren – ins- besondere was die Zusammenarbeit der TowerCos und der Mobilfunknetzbe- treiber mit der neu zu gründenden MIG angeht. Diese Zusammenarbeit muss sich erst etablieren und „einspielen“, bevor realistischerweise eine hohe An- zahl an neuen Standorten pro Jahr realisiert werden kann. Zudem verfügt die Telekom kurzfristig über keine maßgeblichen freien Ressourcen, um sich am Förderprogramm zu beteiligen. Dies dürfte für die anderen Mobilfunknetzbe- treiber entsprechend gelten. Bis ins Jahr 2022 hinein sind die Ausbauressour- cen für den Mobilfunkausbau aufgrund der ambitionierten, hohen Auktions- auflagen praktisch vollständig gebunden. Ein Ramp-up des Förderprogramms ab dem Jahr 2022 würde es den Unternehmen somit