Deutscher Bundestag Drucksache V/3122 5. Wahlperiode
Bundesrepublik Deutschland Der Bundeskanzler Bonn, den 3. Juli 1968 I/3 - 26001 - 2453/68 II
An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages
Im Anschluß an mein Schreiben vom 15. Dezember 1967 *) übersende ich hiermit den
Schlußbericht der Kommission zur Untersu chung der Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz von Presseunternehmen und der Folgen der Konzentration für die Meinungs freiheit in der Bundesrepublik Deutschland (Pressekommission) .
Die Stellungnahme der Bundesregierung zu dem Bericht wird voraussichtlich Ende September 1968 zugeleitet werden. Federführend sind die Bundesminister des Innern und für Wirtschaft sowie das Presse- und Informationsamt der Bundes-- regierung.
Kiesinger
*) siehe Drucksache V/2403
Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache 14/3122
Die Kommission zur Untersuchung der Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz Berlin 61, 14. Juni 1968 von Presseunternehmen und der Folgen de Konzentration für die Meinungsfreiheit Mehringdamm 129 in der Bundesrepublik - Pressekommission —
An den Herrn Bundesminister des Innern Herrn Bundesminister für Wirtschaft Herrn Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Sehr geehrte Herren Bundesminister, Sehr geehrter Herr Staatssekretär:
Die Kommission zur Untersuchung der Gefährdung der wirt- schaftlichen Existenz von Presseunternehmen und der Folgen der Konzentration für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepu- blik — Pressekommission —, zu der die Unterzeichneten mit Schreiben vom 18. Mai 1967 berufen worden sind, hat ihre Untersuchung am 22. Mai 1968 beendet. Sie übergibt hiermit anliegend ihren Schlußbericht. Die dem Bericht zugrunde liegen- den Beschlüsse der Pressekommission sind mit Zweidrittelmehr- heit der Kommissionsmitglieder gefaßt worden. Die Kommissionsmitglieder Dr. Betz, Geubels und Hermann haben dem Bericht nicht zugestimmt und ihre abweichenden Meinungen begründet. Diese abweichenden Stellungnahmen sind im I., II. und III. Abschnitt des 3. Teiles dem Schlußbericht zugefügt. Das Kommissionsmitglied Dr. Wagner hat sich der Stimme enthalten. Seine Begründung ist im IV. Abschnitt des 3. Teiles dem Schlußbericht beigefügt. Die Pressekommission schuldet dem Leiter der ihr von der Bundesregierung beigegebenen Arbeitsgruppe, Herrn Regie- rungsdirektor Dr. Klaue, und seinen Mitarbeitern, Herrn Regie- rungsrat Kreis, Herrn Dipl.-Volkswirt Matschuck und Herrn Dipl.-Volkswirt Schlegel, für die von ihnen bei der Durchfüh- rung der Untersuchung und der Vorbereitung der Berichterstat- tung geleisteten Arbeit besonderen Dank.
Mit verbindlichen Empfehlungen
Dr. Eberhard Günther (Vorsitzender)
Dr. Altmann Dr. Ehmer Prof. Dr. Holzamer Dr. Betz Dr. Frey Oppenberg Dr. Bucerius Geubels Schröder Crous Herda Dr. Wagner Dürrmeier Hermann Wallenreiter Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Berichtigung zum vorläufigen Bericht der Pressekommission Drucksache V/2403
Seite 55: Versehentlich wurde die Konzentration GmbH anstatt mit der Gruppe 4 (Hannoversche Rundschau) in Übersicht 2 mit der Gruppe 3 (Mainzer Verlagsanstalt) in Verbindung gebracht.
Der Text auf Seite 55 mußte lauten: „Verbindungen der Konzentration GmbH bestehen ferner zur Gruppe 4 der Übersicht 2 (Hannoversche Rundschau)."
Die Pressekommission bittet, dieses Versehen zu entschuldigen. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Schlußbericht
von der Kommission zur Untersuchung der Gefährdung der wirtschaft lichen Existenz von Presseunternehmen und der Folgen der Konzentration für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik
- Pressekommission —
erstattet der Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland- Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag 5. Wahlperiode
Inhaltsverzeichnis
Seite ERSTER TEIL
Untersuchungsauftrag, Ausführung und Ergebnisse
I. Abschnitt: Einführung 11
II. Abschnitt: Allgemeine Bemerkungen zur Situation des deutschen Presse- wesens 13
1. Vorbemerkung 13
2. Die wirtschaftliche Lage der deutschen Presse 14
3. Die Konzentration im Pressewesen 15
4. Die Einflußnahme auf die Meinungsbildung durch Presseunternehmen 16
5. Die Vorschläge der Pressekommission 18
ZWEITER TEIL
Struktur und Entwicklung des deutschen Pressewesens; Maßnahmen zu seiner Aufrechterhaltung
I. Abschnitt: Die Ursachen der Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz von Presseunternehmen 21
A. Die wirtschaftliche Gefährdung durch die technische Entwicklung 21
1. Die Nachrichtenbeschaffung 22
2. Die Satzherstellung 22
3. Der Zeitungsdruck 22
4. Der Vertrieb 23
5. Zusammenfassung und Würdigung 23
B. Ökonomische Ursachen für die wirtschaftliche Gefährdung von Presse- unternehmen 24
1 . Ökonomische Eigenarten von Presseunternehmen 24
2. Die Abhängigkeit der Presseunternehmen von ihren Anzeigenein- nahmen 25 a) Die Abhängigkeit der Presse von konjunkturellen Schwankungen 25 b) Die Abhängigkeit der Presseverlage vom jeweiligen Werbewert ihrer Zeitung 26 c) Der Wettbewerb zwischen Zeitungen und Zeitschriften als Ursache der wirtschaftlichen Gefährdung der Tagespresse 27 d) Die Beziehungen zwischen dem Fernsehen/Hörfunk und der Tagespresse 28
3. Mehrprodukt-Unternehmen und Einprodukt-Unternehmen 29 a) Das Problem der Kapazitätsauslastung von Presseunternehmen 29 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Seite b) Risiko und Risikoausgleich bei Mehr- und Einprodukt-Unter- nehmen 29
4. Umsatzsteuersystem und Presseunternehmen 29
5. Weitere Gründe für die Gefährdung von Presseunternehmen 30 a) Der übersteigerte Wettbewerb innerhalb der deutschen Tages- presse 30 b) Das Management-Problem 31
II. Abschnitt: Die Konzentration im Pressewesen 31
1. Stand und Entwicklung der Konzentration im deutschen Pressewesen 32 a) Publizistische Einheiten und Nettozeitungsdichte 32 b) Die Auflagenkonzentration 33 c) Die Konzentration der Anzeigenumsätze 35
2. Die Eigendynamik des Konzentrationsprozesses 36 a) Abnehmende Markteintrittsschranken 36 b) Kosten-, Qualitäts- und Finanzierungsvorsprung des Großverlages 37 c) Anzeigenkonzentration und Finanzierungsvorsprung 38
III. Abschnitt: Folgen der Konzentration im Pressewesen für die Meinungs- freiheit 38
1. Das Problem 38
2. Die Stellung des Bürgers gegenüber der Konzentration im Pressewesen 40
3. Die Stellung des Journalisten gegenüber der Konzentration im Presse- wesen 41
4. Sonstige Wirkungen der Konzentration 41 a) Die Kontrollfunktion der Presse 41 b) Die Wirkung der Konzentration auf die im politischen Leben tätigen Personen 42
IV. Abschnitt: Darstellung von Lösungsmöglichkeiten zur Beseitigung der wirtschaftlichen Gefährdung von Presseunternehmen 42
1. Allgemeine Vorbemerkungen 42
2. Umsatzsteuerbefreiung für das 2. Halbjahr 1967 42
3. Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Anzeigenumsätze auf 5 % 42
4. Postgebühren 43
5. Investitionsrücklagen 43
6. Kredithilfen 44
7. Gründung eines Kuratoriums für Zeitungstechnik und Zeitungswirtschaft 44
V. Abschnitt: Darstellung von Lösungsmöglichkeiten zur Beseitigung der Folgen der Konzentration für die Meinungsfreiheit 44
1. Die Begrenzung der Marktanteile für Presseunternehmen 44
2. Die Erstellung eines Berichtes über Lage und Entwicklung der deutschen Presse 46 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Seite 3. Publizität für Besitzverhältnisse 47
4. Die Schaffung von Marktgegengewichten 48
DRITTER TEIL
Abweichende Stellungnahmen einzelner Kommissionsmitglieder
I. Abschnitt: Abweichende Stellungnahme des Kommissionsmitglieds Dr. Anton Betz 49
II. Abschnitt: Abweichende Stellungnahme des Kommissionsmitglieds Alfons Geubels 53
III. Abschnitt: Abweichende Stellungnahme des Kommissionsmitglieds Harald O. Hermann 55
IV. Abschnitt: Abweichende Stellungnahme des Kommissionsmitglieds Dr. Hellmuth Wagner 59 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Anlagen zu
Struktur der deutschen Tagespresse; Daten zu Stand und Entwicklung der Pressekonzentration in der Bundesrepublik Deutschland
Seite A. Redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse 62
1. Die Entwicklung der publizistischen Einheiten 62
2. Die redaktionelle und verlegerische Struktur 82 a) Zugehörigkeit der einzelnen Zeitungen zu den redaktionellen (publizistischen) Einheiten 82 b) Wirtschaftliche und juristische Verbindungen zwischen publi- zistisch selbständigen Einheiten (Verlagsgruppen und Mehr- Zeitungs-Verlage) 129
B. Auflagenkonzentration 132
1. Auflagenkonzentration bei Zeitungen 132 a) Auflagenentwicklung 132 b) Entwicklung der Zuwachsraten 147 c) Größen- und Wachstumsdifferenzen 149
2. Auflagenkonzentration bei Publikumszeitschriften 151
3. Auflagenkonzentration in Großverlagen und Verlagsgruppen 154
C. Entwicklung und Konzentration der Anzeigen- und Werbeumsätze 158
1. Allgemeine Bemerkungen 158
2. Entwicklung der einzelnen Werbemedien 158
3. Verteilung der Werbeumsätze auf Groß-, Mittel- und Kleinpresse 164
4. Umfangsstatistik 166
D. Kosten- und Erlösstruktur der deutschen Tagespresse 182
E. Ubersicht über die Konzentrationsvorgänge im deutschen Zeitungswesen 197
1. Überregionale Tageszeitungen 198
2. Regionale und lokale Tageszeitungen 198 a) Erscheinen eingestellt 198 b) Zusammenschlüsse 201 c) Kooperationen 208
3. Wochenzeitungen 214
4. Publikumszeitschriften 216 a) Erscheinen eingestellt 216 b) Zusammenschlüsse 217 c) Kooperationen 224 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Seite 5. Statistische Zusammenfassung 225 a) Zeitungen 225 b) Publikumszeitschriften 226
F. Selbsthilfe-Maßnahmen der Presse 227
1. Institutionen zur Altersversorgung 227
2. Institutionen zur Unterstützung der Verlage als Unternehmen 227 a) Die „Wirtschaftliche Genossenschaft der Presse eGmbH" (WIGO) b) „Standortpresse" und „Regionalpresse" 227 c) Die „Deutsche Presse-Agentur GmbH" (dpa) 228
3. Die Stiftervereinigung der Presse 228
4. Die Anzeigenringe 228
G. Die Struktur der ausländischen Tagespresse 230
1. Anzahl der Zeitungen im Ausland 230
2. Konzentrationsvorgänge 231
3. Zeitungsdichte und Auflagenentwicklung 237
4. Ergebnis 241
5. Staatliche Hilfsmaßnahmen zugunsten der Presse in europäischen Ländern 241
H. Allensbach-Analyse über die Wirkung örtlicher Monopole 242 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
ERSTER TEIL Untersuchungsauftrag, Ausführung und Ergebnisse
I. ABSCHNITT Dr, Wilhelm Ehmer, Lüdenscheid, Verleger der Lüdenscheider Nachrichten, Einführung Vorsitzender des Aufsichtsrates der Standortpresse GmbH; Der Deutsche Bundestag hat in seiner 109. Sitzung am 11. Mai 1967 die Bundesregierung aufgefordert, Dr. Erich Frey, Stuttgart, die angekündigte Untersuchung der Konzentration Justitiar der Industriegewerkschaft und der Meinungsfreiheit im deutschen Pressewesen Druck und Papier; so schnell wie möglich vorzunehmen und bis zum 1. Oktober 1967 einen ersten Bericht vorzulegen. Alfons Geubels, Frankfurt, Die Bundesregierung hat die Einsetzung einer Inhaber der Pressevertriebsgesellschaft mbH; Pressekommission beschlossen und ihr den Auftrag erteilt, Georg Herda, Frankfurt, Redakteur der Frankfurter Rundschau, a) die Ursachen für die Gefährdung der wirtschaft- Vorsitzender der Deutschen Journalistenunion lichen Existenz von Presseunternehmen in der Industriegewerkschaft Druck und Papier;
b) die Folgen der Konzentration im Pressewesen Harald O. Hermann, Bonn, für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Korrespondent mehrerer Tageszeitungen, Deutschland Mitglied des Vorstandes der Bundespressekonferenz; zu untersuchen und gegebenenfalls geeignete Vor- schläge zu unterbreiten. Am 17. Mai 1967 hat die Prof. Dr. Karl Holzamer, Mainz, Bundesregierung die personelle Besetzung der Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens; Pressekommission beschlossen und die Kommissions- mitglieder mit Schreiben vom 18. Mai 1967 gebeten, Dietrich Oppenberg, Essen, ihr Amt anzutreten. Der Vorsitzende der Presse- Verleger der Neuen Ruhrzeitung und der kommission wurde mit Schreiben vom 29. Mai Neuen Rheinzeitung, 1967 berufen. Der Pressekommission gehören fol- Sprecher des Deutschen Presserats, gende Mitglieder an: Vorsitzender des Vereins Regionalpresse;
Dr. Eberhard Günther, Berlin, Gerhard Schröder, Hamburg, Präsident des Bundeskartellamtes, Intendant des Norddeutschen Rundfunks; als Vorsitzender; Axel Cäsar Springer, Hamburg, Dr. Rüdiger Altmann, Bonn, Zeitungs- und Zeitschriftenverleger; Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelstages; Dr. Hellmuth Wagner, Köln, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Dr. Anton Betz, Düsseldorf, der Deutschen Industrie; Verleger der Rheinischen Post; Christian Wallenreiter, München, Dr. Gerd Bucerius, Hamburg, Intendant des Bayerischen Rundfunks, Verleger von „Die Zeit" und „Der Volkswirt", Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mitgesellschafter der Firma der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Gruner + Jahr GmbH & Co; der Bundesrepublik Deutschland.
Helmut Crous, Aachen, Redakteur der Aachener Volkszeitung, Die Pressekommission hat sich am 6. Juni 1967 in Vorsitzender des Deutschen Bonn konstituiert und danach noch weitere 9 Voll- Journalistenverbandes; sitzungen abgehalten.
Hans Dürrmeier, München, Das Kommissionsmitglied Axel Springer hat mi t Generaldirektor und Mitgesellschafter einem an den Bundesminister des Innern gerichteten der Süddeutschen Verlagsgesellschaft moll, Schreiben vom 8. September 1967 gebeten, von der Vorsitzender der Kommission des Deutschen Mitgliedschaft in der Pressekommission entbunden Presserats für Fragen der Konzentration zu werden. Eine Entscheidung über diese Bitte ist im deutschen Pressewesen; der Pressekommission nicht mitgeteilt worden. Herr Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Springer hat an der Arbeit der Pressekommission In einer Stellungnahme zu den Empfehlungen seit diesem Tage nicht mehr teilgenommen. (Drucksache V/2403, S. 143) hat die Bundesregierung ausdrücklich betont, daß die Presse als Institution in Der Anregung des Deutschen Bundestages und der einer gewissen Vielfalt erhalten bleiben muß, weil Bundesregierung entsprechend, hat die Pressekom- sie ein unersetzliches und unverzichtbares Mittel mission einen vorläufigen Bericht erarbeitet, der der Meinungsbildung sei. Dementsprechend hat sie nach dem Wunsche des Deutschen Bundestages bis eine Reihe der empfohlenen Maßnahmen bejaht. zum 1. Oktober 1967 vorgelegt werden sollte. Der In einigen Punkten hat sich die Bundesregierung vorläufige Bericht der Pressekommission wurde auf den Empfehlungen nicht anschließen können. ihrer 6. Sitzung am 8. November 1967 verabschiedet. Die Beschlußfassung erfolgte mit der nach der Ge- In der Vorbemerkung zur Stellungnahme gibt die schäftsordnung der Pressekommission erforderlichen Bundesregierung ihrer Erwartung Ausdruck, daß die Zweidrittelmehrheit aller Kommissionsmitglieder. Pressekommission ihre Arbeiten spätestens bis zum Insgesamt haben von den 17 Mitgliedern der Presse- 30. April 1968 abschließt. Da die Bundesregierung kommission 16 — zum Teil durch nachträgliche den Empfehlungen insbesondere hinsichtlich der Stimmabgabe — dem vorläufigen Bericht zuge- steuerlichen Erleichterungen und des Aufhaltens der stimmt. Konzentration nicht oder nicht in vollem Umfang gefolgt war, mußte die Pressekommission befürch- Der vorläufige Bericht enthält im wesentlichen das ten, daß der aus ihrem vorläufigen Bericht hervor- Tatsachenmaterial, das den Hintergrund der der gehende Konzentrationstrend sich infolge der Bundesregierung von der Pressekommission mit sprunghaft verlaufenden technischen und wirtschaft- Schreiben vom 14. September 1967 bereits übergebe- lichen Entwicklung weiter verstärken und beschleu- nen Empfehlungen bildete. Dieses Tatsachenmate- nigen werde. Sie war daher der Auffassung, daß der rial besteht aus einer Darstellung der redaktionel- ursprünglich veranschlagte Untersuchungszeitraum, len und verlegerischen Struktur der deutschen Ta- für den auch ein Teil der Empfehlungen konzipiert gespresse, der Auflagenkonzentration, der Entwick- war, abgekürzt werden mußte, weil die Lösung der lung und Konzentration der Anzeigen- und Werbe- anstehenden Probleme besonders dringlich gewor- umsätze und der Kosten- und Erlösstruktur der deut- den war. Trotz vielfältig geäußerter Bedenken hat schen Tagespresse. Beigefügt war eine Übersicht sich die Pressekommission entschlossen, unter Ver- über die Konzentrationsvorgänge im deutschen Zei- zicht auf weitere, zeitaufwendige Untersuchungen tungswesen, über die Selbsthilfemaßnahmen der ihre Arbeiten nochmals zu beschleunigen und der Presse und über die Struktur in der ausländischen Bundesregierung zu einem früheren Zeitpunkt als Tagespresse. Gemäß dem erklärten Wunsche der ursprünglich vorgesehen in einem Schlußbericht Bundesregierung wurde eine Würdigung der Ver- Wege zur Lösung der Probleme der deutschen hältnisse auf dem Gebiete des Pressewesens voran- Presse aufzuzeigen. gestellt. Hinsichtlich des Gegenstandes der Untersuchung Der vorläufige Bericht mußte auf endgültige Ergeb- wird an der im vorläufigen Bericht ausgedrückten nisse verzichten. Dazu fehlte aus zeitlichen Gründen Auffassung festgehalten, daß nur die Tagespresse die eingehende Durcharbeitung der Struktur und der und die Publikumszeitschriften zu betrachten sind. ökonomischen Tatsachen. Ebenso wurden die Emp- Der Untersuchungsauftrag ist klar mit der politi- fehlungen der Pressekommission unter dem Vor- schen Meinungsbildung verknüpft. Hierfür sind aber behalt abgegeben, daß der endgültige Bericht zu nur solche Publikationsorgane relevant, die zur anderen Ergebnissen führen könnte. politischen (einschließlich zur kulturpolitischen, wirt- schafts- und sozialpolitischen und religiösen) Bil- In den Empfehlungen der Pressekommission an die dung und Unterrichtung beitragen. Lediglich ein Bundesregierung vom 14. September 1967 wurde der Teil der empfohlenen Maßnahmen des vorläufigen Bundesregierung der Erlaß einer Reihe von Maß- Berichts der Pressekommission sollte auf solche nahmen nahegelegt, die sich zum Teil auf die wett- Tageszeitungen und Zeitschriften angewendet wer- bewerbliche Situation der Verlagsunternehmen, zum den, die vorwiegend der politischen (ein- Teil auf die wirtschaftliche Stärkung der inner- schließlich kulturpolitischen, wirtschafts- und sozial- betrieblichen Struktur der Verlagsunternehmen so- politischen und religiösen) Bildung und Unterrich- wie auf die Ausbildung und Altersversorgung für tung dienen. Außer Betracht bleiben daher nach wie Journalisten beziehen. Bei der Abgabe der Empfeh- vor reine Fachorgane, Anzeigenblätter, Kundenzeit- lungen wurde davon ausgegangen, daß der derzei- schriften u. ä. Publikationsorgane. tige Stand im deutschen Pressewesen bis zur Ab- gabe eines endgültigen Berichtes der Pressekommis- In der Erwägung, daß die Pressekommission als sion nicht verändert werden sollte. Weitere Ver- Ganzes von der Einzelarbeit möglichst befreit sein änderungen waren aber gerade nach Auffassung der müsse, hatte sie vier Ausschüsse eingesetzt. Diese Pressekommission zu befürchten. Die öffentlich- Ausschüsse hatten die Aufgabe, das Tatsachenmate- rechtlichen Rundfunkanstalten haben durch eine Er- rial zu sammeln, zu sichten, Einzelfragen zu klären klärung der Selbstbeschränkung sich von ihrer Seite und die Teile des Gesamtberichts vorzubereiten. dem Vorgehen der Pressekommission angeschlos- Für die Vorbereitung des vorläufigen Berichts und sen. Der vorläufige Bericht sowie die Empfehlungen der Empfehlungen an die Bundesregierung war ein an die Bundesregierung sind als Bundestagsdruck- fünfter Ausschuß eingesetzt. Für den endgültigen sache V/2403 erschienen. Bericht wurde ein Ausschuß Zeitschriften gebildet. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Zur Vorbereitung der Vollsitzungen und der Sitzun- von Presseorganen und freier Zugang zu den Presse- gen der Ausschüsse hat der Vorsitzende den Mit- berufen sind prinzipielle Folgerungen aus dem In- gliedern der Pressekommission insgesamt 145 Ar- stitut „Freie Presse". beitsunterlagen zur Verfügung gestellt. Zur Erfül- lung seiner Aufgaben bediente sich der Vorsitzende In ihrer Sonderstellung hebt sich allerdings die mit Zustimmung der Bundesregierung und der Presse als Wirtschaftszweig von anderen Wirt- Pressekommission einer Arbeitsgruppe, die aus An- schaftszweigen deutlich ab. In der grundsätzlich an- gehörigen des öffentlichen Dienstes besteht. erkannten Organisationsform unserer Wirtschafts- ordnung, der freien Marktwirtschaft, genießt die Auftragsgemäß sollte bei der Tatsachenfeststellung Presse einen institutionellen Schutz aus ihrer Auf- auf bereits vorhandenes Material zurückgegriffen gabe für das Staatswesen heraus, der in gleichem werden. Insbesondere sollten hierzu die Ergebnisse Maße keinem anderen Wirtschaftszweig zuteil wird. der Kommission zur Untersuchung der Wett- Deshalb hat die Pressekommission schon in ihren bewerbsgleichheit von Presse, Funk/Fernsehen und Empfehlungen vom 14. September 1967 an die Bun- Film (Michel-Kommission) sowie die Bestandsauf- desregierung ausgesprochen, daß aus der Sicht des nahme des Deutschen Presserates herangezogen wer- Artikels 5 GG die Herstellung einer Zeitung oder den. Die Heranziehung des Berichts der Michel-Kom- Zeitschrift mehr als ein industrieller Vorgang ist, mission hat sich als schwierig erwiesen, weil die „denn im demokratischen Staatswesen leistet die Ergebnisse dieses Berichts zum Teil auf anderen, Presse einen unentbehrlichen Beitrag zur Bildung nicht ohne weiteres vergleichbaren Bezugsgrund- der öffentlichen Meinung". lagen beruhen. Die Herausgabe der Erhebungen des Die Pressekommission hat den Hintergrund des Deutschen Presserates hat sich weiter verzögert. Für den Schlußbericht konnten die Länderberichte Artikels 5 GG schon bei ihren Empfehlungen vom jedoch verwertet werden. Nicht mehr verwertet 14. September 1967 beachtet. Die Abgabe dieses werden konnte der Sonderbericht der Michel-Kom- Schlußberichts mit den darin enthaltenen Lösungs- mission über die Wettbewerbsbeschränkungen zwi- vorschlägen ist die Veranlassung, mit aller Ein- schen Presse und Rundfunk in Berlin, der am dringlichkeit auf diesen Hintergrund zu verweisen. 30. April 1968 veröffentlicht worden ist. Alle vorgeschlagenen Maßnahmen sowohl wirt- schaftlicher als auch rechtlicher Art können von den Von den ursprünglich geplanten Untersuchungen Erfordernissen des Artikels 5 GG nicht gelöst wer- konnte aus Zeitgründen nur noch eine Meinungs- den. Gewisse Vorschläge, die vordergründig be- umfrage beim Institut für Demoskopie, Allensbach, trachtet mit der Organisationsform unserer Wirt- über die Stellung von Zeitungen in sogenannten schaftsordnung in Widerspruch stehen könnten, sind örtlichen Monopolen durchgeführt werden. Auf wei- aus der spezifischen verfassungsrechtlichen Stellung tergehende Untersuchungen mußte verzichtet wer- der Presse zu sehen. den. Nun kann allerdings die Presse als unersetzliches Die Pressekommission hat sich eine Geschäftsord- und unverzichtbares Mittel der Meinungsbildung nung gegeben. Diese Geschäftsordnung regelt den nicht isoliert betrachtet werden. Ebenso wie die formellen Ablauf der Vollsitzungen und der Aus- Presse gehört auch der Rundfunk und damit zugleich schüsse und die Rechte der Mitglieder. Die Mitglie- das Fernsehen zu den unentbehrlichen modernen der haben ihre Tätigkeit neben- und ehrenamtlich Massenkommunikationsmitteln, durch die Einfluß ausgeübt. Die Arbeitsgruppe des Vorsitzenden be- auf die öffentliche Meinung genommen und diese schaffte die notwendigen Unterlagen, bereitete die öffentliche Meinung gebildet wird. Auch der in Erhebungen und Untersuchungen vor, wertete das Struktur und Organisation nach der gegebenen Ver- Material aus, stellt es für die Pressekommission und fassungslage gegenüber der Presse verschieden or- deren Ausschüsse zusammen und wirkte an der ganisierte und als eigenes, selbständiges Medium Ausarbeitung des vorläufigen Berichts und des getrennte Rundfunk ist mehr als nur ein Medium der Schlußberichts mit. öffentlichen Meinungsbildung, er ist zugleich auch ein eminenter Faktor dieser Meinungsbildung der Öffentlichkeit. Die Pressekommission ist hierzu der Auffassung, daß die Unabhängigkeit der Medien II. ABSCHNITT voneinander aufrechterhalten bleiben sollte.
Allgemeine Bemerkungen zur Situation des Die Diskussion um den Bestand der deutschen Presse deutschen Pressewesens entspringt zum wesentlichen der Sorge, die verfas- sungsrechtlich geforderte Vielfalt von Meinungs- 1. Vorbemerkung trägern nehme ab und die Breite der Meinungen ver- ringere sich. Die Pressekommission teilt diese Sorge. Eine freie Presse ist ein unersetzliches und unver- Andererseits gibt die Entwicklung Anlaß zu der zichtbares Mittel der Meinungsbildung und ein We- Auffassung, daß sich eine gewisse weitere Verrin- senselement des freiheitlichen Staates, in dem sie gerung der Zahl von selbständigen Meinungsträgern eine wichtige Kontrollfunktion ausübt. Presseunter- — den publizistischen Einheiten — möglicherweise nehmen müssen sich im gesellschaftlichen Raum frei nicht wird vermeiden lassen. Um so mehr erscheint bilden können. Sie haben nach privat-wirtschaft- es erforderlich, daß neben den Meinungsträgern auf lichen Grundsätzen und in privatwirtschaftlichen dem Gebiet der Presse andere in ihrer Selbständig- Organisationsformen zu arbeiten. Freie Gründung keit erhalten bleiben, wobei dahingestellt bleiben Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode soll, ob diese anderen — die Rundfunkanstalten — stimmt, bei deren Vorliegen die „Vielfalt" gesichert aufgrund der verfassungsrechtlichen Anforderungen ist. Die Pressekommission hat ihre Aufgabe nicht in hinsichtlich ihrer Struktur zur Meinungsbildung in der Lösung dieser verfassungsrechtlichen Frage ge- der gleichen akzentuierten Weise beitragen können sehen. Sie ist jedoch der Auffassung, daß von Teil- wie die Presse. Es wird in diesem Zusammenhang sektoren der deutschen Presse abgesehen mit der beachtet werden müssen, daß das Entstehen größerer Zahl der jetzt noch bestehenden Meinungsträger das Wirtschaftseinheiten auf dem Gebiete der Presse aus verfassungsrechtliche Erfordernis der Vielfalt noch technischen und finanziellen Gründen unausweich- gegeben ist. Zur Erhaltung der jetzt noch bestehen- lich ist, wobei nach der Struktur der deutschen den Vielfalt beizutragen und Gefährdungen dort Presse eine Vielzahl von kleinen Unternehmen be- zu beseitigen, wo der Vielfalt Schaden droht oder stehen bleiben wird. Gegenüber Großverlagen, die drohen wird, sollen die in diesem Bericht gemachten periodisch mit ihren Publikationen Millionen Bürger Vorschläge dienen. erreichen, sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit ihrer ebenfalls großen Reichweite ein gewisses Dabei wurde nicht außer acht gelassen, daß aus dem Gegengewicht, wenn auch dieses Gegengewicht Vorhandensein vieler selbständiger publizistischer nicht überschätzt werden darf. Das gesprochene Einheiten nicht mit Sicherheit auf einen hohen Grad Wort und das ausgestrahlte Bild sind in ihrer Flüch- von Meinungsvielfalt geschlossen werden kann. Bei tigkeit nicht geeignet, in vollem Umfang das ge- der Auswahl und Kommentierung von Informatio- schriebene und dann bleibende Wort und das ge- nen wird die überwiegende Zahl der Publikations- druckte Bild zu ersetzen 1). organe wahrscheinlich um einen inhaltlichen Mittel- wert schwanken. Extremmeinungen werden jeden- Die Pressekommission hat festgestellt, daß im Vor- falls von der Mehrzahl der Publikationsorgane nicht dergrund der öffentlichen Diskussion die im Presse- vertreten werden. Um so mehr ist aber die Annahme wesen tätigen Großunternehmen stehen. Dagegen gerechtfertigt, daß eine große Zahl von Meinungs- wird der ebenfalls bedeutsamen Tatsache, daß zahl- trägern die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß dem reiche Regional- und Lokalzeitungen in ihrem Be- Staatsbürger eine vielfältige Information über Mei- reich praktisch eine Monopolstellung besitzen, im nungen und Tatsachen gegeben werden kann. allgemeinen weniger Beachtung geschenkt. Ca. 93 % der Leser dieser Standortzeitungen lesen keine wei- 2. Die wirtschaftliche Lage der deutschen Presse tere regionale oder überregionale Zeitung, weil durch diese das Informationsbedürfnis nach Nach- Die Pressekommission hält an ihrer im vorläufigen richten aus der engeren Umgebung nicht erfüllt Bericht geäußerten Meinung fest, daß die wirtschaft- werden kann. Bezogen jeweils auf die kleine politi- liche Lage der deutschen Presse unterschiedlich ist. sche Einheit — die Gemeinde oder den Kreis — in Es trifft nicht zu, daß es nur den kleinen und mittle- der Bundesrepublik erfüllen damit diese Zeitungen ren Verlagen oder bestimmten Gruppen von Ver- eine verantwortungsvolle Aufgabe. Soweit in diesen lagsunternehmen wirtschaftlich schlecht geht. Die Bereichen noch die Vielfalt der Meinungsträger wirtschaftlichen Ergebnisse sind nach den getroffe- vorhanden ist, sollte alles unternommen werden, nen Feststellungen stark unterschiedlich. Kleine, diese Vielfalt zu erhalten. In diesem Zusammen- mittlere und große Verlage arbeiten hinsichtlich ein- hang verdienen die Bezirksausgaben größerer re- zelner Objekte zum Teil mit Gewinn,- zum Teil mit gionaler Zeitungen besondere Beachtung. Mit ihren Verlust (vgl. Anlage S. 182 ff.). Lokalteilen erfüllen sie oft die Funktion der Stand- ortzeitung. Die Pressekommission hat zu diesen Fragen ihr Hauptaugenmerk nicht auf die Feststellung eines Bei ihrer Arbeit und bei den gemachten Lösungs- der Vergangenheit angehörenden Tatbestandes ge- vorschlägen hat sich die Pressekommission davon richtet, sondern versucht, die voraussichtlich in der leiten lassen, daß Artikel 5 GG nicht nur die Frei Zukunft entstehenden Belastungen der deutschen heit der Presse vom Staate sicherstellt, sondern dem Presse aufzuzeigen. Dies um so mehr, als sie gehal- Staat auch den Auftrag erteilt, die Existenz einer ten war, diesen Schlußbericht früher als ursprünglich freien und vielfältigen Pesse zu ermöglichen. Soll geplant der Bundesregierung vorzulegen, und eine der Bürger politische Entscheidungen treffen, muß er gesonderte Darstellung der vergangenen wirtschaft- umfassend unterrichtet sein, aber auch die Meinun- lichen Lage einen erheblichen Zeitaufwand erfordert gen kennen und gegeneinander abwägen können, hätte. die andere sich gebildet haben (BVerfGE 20, 162, 174). Diese Abwägung der Meinungen ist um so Presseunternehmen beziehen Einnahmen aus dem leichter und eher möglich, je mehr selbständige Mei- Vertrieb ihrer Presseerzeugnisse und aus der in nungsträger eine eigene Meinung artikulieren kön- diesen Presseerzeugnissen veröffentlichten Wer- nen. bung. Für Tageszeitungen hat sich das Verhältnis Erfordert der Begriff „Freiheit" für die Presse die der Einnahmen stark zur Werbung verschoben (vgl. Vielfalt von Meinungsträgern — denn ohne Vielfalt Anlage S. 132 ff.). Das bedeutet, daß die normale besteht keine Wahlmöglichkeit und ohne Wahlmög- Tageszeitung in großem Maße konjunkturempfind- lichkeit keine Freiheit — so ist damit noch nicht lich geworden ist. In der vergangenen Periode der diejenige absolute Zahl von Meinungsträgern be- abflauenden Konjunktur hat sich die werbende Wirt- schaft nicht antizyklisch verhalten. Dabei zeigte sich 1 ) vgl. die Meinungsumfrage in: Rundfunkanstalten und in verstärktem Maße die wirtschaftliche Empfindlich- Tageszeitungen, Band 4, herausgegeben von der ARD keit der für den demokratischen Staat unentbehr- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 lichen Presse gegenüber der Konjunktur in der Aus der Verbindung von hohem Finanzbedarf, der Bundesrepublik. Die Vergangenheit lehrt, daß ge- fair eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unter- rade in Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs das nehmen nur über den Kapitalmarkt zu decken ist, Gemeinwesen einer verantwortungsbewußten und und einer starken Konjunkturempfindlichkeit folgt ihre Kontrollfunktion ausübenden Presse bedarf. eine besondere wirtschaftliche Schwäche von Presse- Deshalb sollte sich nicht nur der Staat, sondern unternehmen. Abschwächende Konjunktur bringt auch die Wirtschaft ihrer Verantwortung für die weniger Einnahmen. Der Zwang zur Investition Presse bewußt sein. Die Werbungtreibenden geben besteht weiter. Werden Investitionen teilweise we- der Presse einen wesentlichen Teil ihrer Unabhän- gen einer Konjunkturschwäche ausgesetzt, entsteht gigkeit. Deshalb sollte auch die Wirtschaft die in Zeiten aufsteigender Konjunktur erhöhter Finanz- Werbekraft der Tageszeitungen noch stärker in den bedarf, um die Investitionslücke zu schließen. Ein- Dienst ihrer Verkaufswerbung stellen. nahmen aus der Periode der aufsteigenden Konjunk- tur kommen daher zur Bildung von Rücklagen kaum In diesem Zusammenhang hat sich verstärkt gezeigt, in Betracht. Dieser Zwang zur Nachholinvestition ist daß den kostenlosen Anzeigenblättern bedeutende deshalb so augenfällig, weil es auch in Zeiten einer Werbeeinnahmen zugeflossen sind. Hiervon sind sich abschwächenden Konjunktur noch genügend besonders die Regional- und Standortzeitungen be- Presseunternehmen gibt, die aus einer besonderen troffen, zumal auch die öffentliche Hand ihre Be- Markt- und Wettbewerbssituation heraus genügend kanntmachungen in den kostenlosen Anzeigenblät- große Gewinne erzielen, mit deren Hilfe sie durch tern veröffentlichen läßt. Die Pressekommission ist notwendige Investitionen ihre Wettbewerbsfähig- daher der Ansicht, daß der Staat Maßnahmen ergrei- keit verbessern. fen sollte, die den Tageszeitungen derartige Ein- nahmen erhalten. 3. Die Konzentration im Pressewesen Neben dieser wirtschaftlichen Entwicklung ist in der Einher mit der konjunkturellen Abhängigkeit geht Bundesrepublik eine starke Konzentrationstendenz ein steigender Finanzbedarf der Presseunternehmen. zu beobachten, die ebenfa ll s auf eine Reihe von Neue Druckverfahren, insbesondere in Richtung Gründen zurückzuführen ist. Eine Reihe von großen Farbdruck, neue Methoden der Nachrichtenübermitt- Verlagen hat grolle Marktanteile erworben. Die größ- lung und der Setztechnik erfordern zum Teil Investi- ten Presseunternehmen sind für Tageszeitungen, tionen, die die Finanzkraft der einzelnen, namentlich Sonntagszeitungen und Straßenverkaufszeitungen der kleinen und mittleren Verlage übersteigen. Die das Verlagshaus Axel Springer und — mit erheb- sich ständig verändernde Umwelt führt zu einem lichem Abstand — die Stuttgarter Zeitung Verlags- sich steigernden Informationsbedürfnis breiter Le- gesellschaft Dr. Eberle & Co, die Westdeutsche All- serschichten, das nur durch gesteigerte redaktionelle gemeine Zeitungsgesellschaft mbH, die Süddeutsche Leistung befriedigt werden kann. Diese Entwick- Verlag GmbH und die Frankfurter Allgemeine Zei- lung wird nicht zuletzt durch die Medien Hörfunk tung GmbH (vgl. Anlage S. 154 f.) ; für Zeitschriften und Fernsehen beschleunigt, die die Presse veranlas- (vgl. Anlage S. 156 ff.) sind es die Springer-Gruppe, sen, den Aktualitätsvorsprung von Hörfunk und die Bauer-Gruppe, die Burda-Gruppe, die Gruner Fernsehen u. a. durch umfassende Interpretation und + Jahr-Gruppe und die Ganske-Gruppe (jeweils Kommentierung der Information auszugleichen. In- in der Reihenfolge der Marktanteile).- Neben dieser formationen, die Hörfunk und Fernsehen in den Konzentration im überregionalen Rahmen ist eine Abendsendungen bringen, wollen vom Zeitungsleser weitere starke Konzentrationsbewegung auf dem am anderen Morgen ausführlich gelesen werden. regionalen und lokalen Sektor zu beobachten. Für Dies alles erfordert Ergänzung der Redaktionen den Bereich der regionalen Presse sind die „West- durch Spezialisten und Sachverständige und damit deutsche Allgemeine Zeitung", die „Hessische All- neue Kosten, wenn die Zeitungen im Konkurrenz- gemeine" und die „Nürnberger Nachrichten" zu kampf der Medien bestehen wollen. Dieser allge- nennen, die ihre Auflage beträchtlich steigern konn- meine Finanzbedarf wird verstärkt durch den der ten. Sehr bemerkbar macht sich die Konzentrations- modernen Industriegesellschaft eigenen Trend, tendenz im lokalen Bereich gemessen an der Netto menschliche Arbeitskraft durch maschinelle Aus- zeitungsdichte, wonach in 129 Landkreisen oder rüstung zu ersetzen. kreisfreien Städten der Bürger hinsichtlich der In- formation über Lokalpolitik und lokale Ereignisse Der Zwang zu derartigen Investitionen hat in der nur noch eine Zeitung zur Verfügung hat (vgl. Vergangenheit das Eigenkapital und die Kredit- Anlage S. 63). Für diese Konzentration ist eine Reihe fähigkeit namentlich kleiner und mittlerer Presse- für einzelne Unternehmen verschieden stark zutref- unternehmen überschritten. Deshalb finden sich Zei- fende Gründe maßgeblich. tungseinstellungen, Fusionen und Zusammen- schlüsse auch vorwiegend in der Größenklasse bis Im deutschen Pressewesen war in den letzten 10 Jah- zu einer täglichen Auflage von 100 000 bei Tages- ren eine zum Bevölkerungswachstum in Beziehung zeitungen (vgl. Anlage S. 197 ff. und S. 225). Aus gesetzte überproportionale Auflagensteigerung zu ähnlichen Gründen haben sich auf dem Sektor Zeit- beobachten, die vor allem die Straßenverkaufszei- schriften fünf große Unternehmen herausgebildet. tungen betrifft. An dieser Auflagensteigerung haben Es ist zu erwarten, daß der zukünftige Finanzbedarf überwiegend Großverlage teilgenommen. Etwa 80 % besonders durch den Einsatz moderner Setztechni- der Auflagensteigerung sind bei den Tageszeitun- ken und Druckarten mindestens gleichbleiben, wenn gen von über 100 000 Auflage täglich zu verzeich- nicht sogar sich noch verstärken wird. nen. Setzt man die Zahl der Tageszeitungen, die in Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode dieser Größenklasse zu finden sind, mit den verblei- Publikationsorgane sind um so größer, je mehr neue benden Tageszeitungen in Beziehung, so kommt Leserschichten erschlossen werden können, denn man zu dem Ergebnis, daß 8,3 % der Verlage 80 % sonst müßten bestehenden Publikationsorganen der Auflagensteigerung auf sich vereinigen, wäh- Marktanteile entzogen werden. Ein derartiger Pro- rend 91,7 % der Verlage sich den verbleibenden Rest zeß ist ungleich kostspieliger und langwieriger als von 20 % teilen (vgl. Anlage S. 132 ff.). die Erschließung eines zusätzlichen Leserkreises. Hinzu kommt der nicht zu unterschätzende Einfluß Hierbei ist zu berücksichtigen, daß ausgehend von der etablierten Unternehmen auf den der Zahl der Zeitungen die überwiegende Mehrzahl Vertrieb, der es neuen Unternehmen schwierig machen wird, sich sog. standortgebundene Tageszeitungen sind. Für am Markt durchzusetzen. diese Zeitungen kommt aus der Natur der Sache heraus nur ein bestimmter Leserkreis in Frage. Eine Prinzipielle Folgerung aus dem verfassungsrechtli- Steigerung der Auflage ist dort nur schwer möglich. chen Institut „Freie Presse" ist u. a. die freie Grün- Großverlage hingegen sind räumlich weniger gebun- dung von Presseorganen. Diese Forderung ist in den und können entweder durch Verdrängung von weiten Bereichen des deutschen Pressewesens nicht Wettbewerbern oder durch Erschließung neuer mehr durchsetzbar. Aber auch die weitere prinzi- Märkte (BILD-Zeitung) wesentliche Auflagensteige- pielle Folgerung aus dem Institut „Freie Presse", rungen erzielen. der freie Zugang zu den Presseberufen, ist nicht Eine ähnliche Erscheinung zeigt sich beim Zuwachs mehr in vollem Umfange in der Praxis gewährlei- der Werbeeinnahmen verteilt auf die einzelnen Auf- stet. Die Freiheit des Journalisten, ungehindert in lagengruppen. 67 % des Zuwachses an Werbeeinnah- Presseorganen seine Meinung frei vertreten zu kön- men für den Zeitraum von 1961 bis 1966 entfallen nen, ist durch das aus dem Eigentum des Verlegers auf die Zeitungen über 100 00 Auflage (vgl. Anlage folgende Recht, Richtlinien des von ihm herausgege- S. 164 ff.). benen Publikationsorgans zu bestimmen, begrenzt. Zu dieser Entwicklung kommt der schon in anderem Je kleiner die Zahl der zur Verfügung stehenden Zusammenhang hervorgehobene allgemeine wirt- Arbeitsplätze ist, um so geringer wird die Chance schaftliche Trend zur größeren Unternehmensein- für den Journalisten, überhaupt eine Anstellung zu heit. Dieser Trend wird im deutschen Pressewesen finden und auch bei Verlust einer Anstellung einen wesentlich durch den Investitionsbedarf unterstützt. neuen Arbeitsplatz zu erlangen. Auf der anderen Notwendige Investitionen haben finanzielle Grö- Seite werden Verleger um so eher geneigt sein, zum ßenordnungen, die für kleinere und mittlere Unter- Vorteil der Pressefreiheit profilierten Journalisten nehmen nur schwer zu erreichen sind. einen weiteren Spielraum einzuräumen, je leichter der Journalist eine neue Anstellung finden kann. Gleichlaufend mit dieser Konzentrationstendenz im Auch für den Journalisten als notwendigen Partner überregionalen und regionalen Sektor ist die Kon- bei der Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften zentration im lokalen Sektor zu beobachten. Durch gilt es deshalb, die Vielfalt von Meinungsträgern die Verschiebungen zwischen Auflage und Werbe- zu erhalten, die dazu beiträgt, den Anteil des Jour- einnahmen und den daraus folgenden Investitions- nalisten an der Pressefreiheit zu sichern. chancen folgt auch hier, daß ein bei einem dieser Aspekte eingetretener Wettbewerbsvorsprung sich sofort kumulierend auf die anderen auswirkt. Hö- 4. Die Einflußnahme auf die Meinungsbildung- durch here Auflage zieht höhere Werbeeinanhmen nach Presseunternehmen sich. Hierdurch wird die Möglichkeit höherer Inve- Die Bundesregierung hat der Pressekommission u. a. stitionen geschaffen. Die dadurch gesteigerte Wett- den Auftrag erteilt, die Folgen der Konzentration bewerbsfähigkeit hat erneut Rückwirkungen auf im Pressewesen für die Meinungsfreiheit der Bun- Werbeeinnahmen und Auflage. Auf der anderen desrepublik Deutschland zu untersuchen. Diesem Seite zieht Auflagenverlust oder Absinken der Auftrag liegt erkennbar die Unterstellung zugrunde, Werbeeinnahmen die Wirkungen in umgekehrter Presseunternehmen wirkten durch die von ihnen Reihenfolge nach sich. Unter diesen Bedingungen vertriebenen Publikationsorgane am Prozeß der haben besonders kleine und mittlere Ein-Zeitungs- politischen Willensbildung des Bürgers mit; die verlage zu leiden, die nicht in der Lage sind, einen politische Willensbildung könne also in einem von Gewinn- und Verlustausgleich zwischen mehreren den Presseunternehmen gewünschten Sinn beein- Objekten herbeizuführen. flußt werden. Nach Aufaassung der Pressekommission würde der Über den Grad der Meinungsbeeinflussung oder den Prozeß der Konzentration in allen Bereichen der Anteil an der Meinungsbildung durch die gesamte deutschen Presse weiter fortschreiten, wenn nicht Presse oder durch einzelne Publikationsorgane feh- durch gezielte Maßnahmen Einhalt geboten wird. len gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse. Ge- Dabei wird besonders zu beachten sein, daß von meinhin geht man lediglich als Ergebnis der Lebens- Ausnahmen abgesehen kaum Markteintrittschancen erfahrung davon aus, die Presse sei geeignet, am für neue Publikationsorgane bestehen, es sei denn, Meinungsbildungsprozeß mitzuwirken und die Mei- es handelt sich um bisher vorhandene Marktlücken nung der Bürger zu beeinflussen. Die Pressekom- („Eltern", „Es"). Mit der jetzt verbreiteten Auflage mission schließt sich dieser Auffassung an. von Publikationsorganen dürfte nach den herkömm- lichen Schätzungen der Leser pro Nummer eine Ob aus rein ökonomischen Marktdaten bereits eine gewisse Marktsättigung, bezogen auf den Bevölke- schlüssige Aussage über den Grad der Meinungs rungsstand. erreicht sein. Die Chancen für neue bildung und der Meinungsbeeinflussung folgt, er- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 scheint allerdings fraglich. Die ökonomische Macht mühte Wissenschaftler mit Sicherheit festzustellen eines Verlagsunternehmens wird an der Auflage vermag, ob in bestimmten Fällen eine Unterrichtung gemessen, die von einem Velagsunternehmen perio- über lokale Vorgänge unterblieben ist, die Behörden disch im Vergleich zu den anderen Presseerzeugnis- oder bestimmte Persönlichkeiten in einem ungünsti- sen verbreitet wird. Diese Auflage selbst sagt über gen Licht hätten erscheinen lassen. Nach Ansicht die — subjektiv gewollte und objektiv zugeschrie- der Pressekommission ist jedenfalls nicht auszu- bene — politische Intensität eines Publika- schließen, daß Verleger oder Chefredakteure von tionsorgans zunächst nur sehr wenig aus. Es gibt Zeitungen mit lokaler Monopolstellung in solchen Publikationsorgane, die vom Herausgeber gewollt Fällen gelegentlich glauben, ihre Kontrollfunktion eine starke Politisierung ihres Inhalts haben. Andere vernachlässigen zu können, weil die Möglichkeit, Publikationsorgane verzichten ganz oder zum Teil daß die betreffenden „heißen Eisen" von der Kon- auf politische Nachrichten. Hinzu kommt die Auf- kurrenz angefaßt werden, gar nicht gegeben ist. fassung der Leser von der Glaubwürdigkeit des Der Weg, den die deutsche Presse in der vergange- Organs. Eine Falschmeldung in einem kleineren nen Zeit genommen hat, muß Veranlassung sein, seriösen Publikationsorgan kann größere Wirkun- an diejenigen Jahre zu denken, in denen die Presse- gen haben als eine solche in einem Organ, das als freiheit beseitigt war. Der Pressekommission er- unglaubwürdig und unseriös gilt. Alle derartigen scheint es daher aus Verantwortung für das demo- Beispiele, die sich noch nach vielen Richtungen ver- kratische Staatswesen geboten, frühzeitig Maßnah- mehren ließen, lassen die Schwierigkeiten erkennen, men zur Sicherung der Pressefreiheit zu ergreifen. die effektive oder auch nur mögliche Einwirkung Hinzu kommt ein weiterer Gesichtspunkt. Die mo- von Presseerzeugnissen auf die politische Meinungs- derne Massengesellschaft ist in zunehmendem Maße bildung zu messen. öffentlichkeitsfreudiger und öffentlichkeitsbewußter Auf der anderen Seite löst mit Sicherheit ökonomi- geworden. Damit ist allerdings gleichzeitig die Öf- sche Macht, gemessen an der Auflagenziffer, Wech- fentlichkeitsabhängigkeit der Gesellschaft gestiegen. selbeziehungen zwischen dieser Auflagenziffer und Die Kontrollfunktion der Presse hat ein ungleich der Meinungsbildung aus. Es widerspricht der Le- größeres Gewicht erhalten. Die Öffentlichkeits- benserfahrung, eine Zeitung mit einer Auflage von abhängigkeit der Gesellschaft hat eine starke Öffent- einigen tausend Exemplaren täglich mit einer Zei- lichkeitsabhängigkeit der in der Gesellschaft poli- tung in der politischen Wirksamkeit gleichzusetzen, tisch tätigen Personen zur Folge. Sie stehen in einem die täglich hunderttausende oder gar Millionen früher nicht gekannten Maße sowohl in ihrem öffent- Exemplare in der Auflage erreicht. lichen Leben als auch in ihrer privaten Sphäre unter ständiger Beobachtung. Einzelpersonen werden oft Dabei steht insoweit bei der Beurteilung der Presse- Lob oder Tadel durch weit verbreitete Publikations- freiheit nicht der Gedanke des Mißbrauchs im Vor- organe nicht widerstehen können. dergrund, sondern der der Bewahrung der Freiheit, Bei der Betrachtung dieser Probleme hat, ausgehend die keine Freiheit mehr ist, wenn die Wahlmöglich- von der privat-wirtschaftlichen Struktur der deut- keit zwischen verschiedenen Publikationsorganen schen Presse, die Person des Verlegers im Vorder- fehlt. Die Sorge der Pressekommission ist, dem grund gestanden. Der Verleger hat nach dieser Bürger könnten in absehbarer Zeit durch fortschrei- privat-wirtschaftlichen Struktur das Recht, die poli- tende Konzentration nicht mehr genügend unabhän- tische Richtung seiner Zeitung zu bestimmen. Soll gige und über große Breitenwirkung verfügende dieses System aufrechlerhalten bleiben, kann die Publikationsorgane zur Verfügung stehen, aus de- Stellung des Journalisten vor allem dadurch ge- nen er sich frei seine Meinung bilden kann. Dies ist stärkt werden, daß ihm genügend und attraktive schon jetzt auf den Teilsektoren des Pressewesens Arbeitsplätze zur Verfügung stehen und ein Stel- für politische Wochenmagazine, Straßenverkaufszei- lungswechsel keine Nachteile mit sich zieht. Es wird tungen und für Sonntagszeitungen der Fall. Das eine der wesentlichen Aufgaben der Zukunft sein, gleiche gilt für diejenigen kreisfreien Städte und die Stellung des Journalisten durch Stärkung der Landkreise, in denen dem Bürger nur noch eine über materiellen Seite seiner Tätigkeit zu verselbständi- Lokalereignisse berichtende Zeitung zur Verfügung gen. steht. Im überregionalen Bereich wird allerdings zu berücksichtigen sein, daß die Wochenzeitungen un- Die Pressekommission geht bei ihren vorgeschlage- terschiedlichster Richtungen immerhin ein gewisses nen Maßnahmen von der bereits dargelegten An- Gegengewicht darstellen. nahme aus, daß eine große Vielfalt von Meinungs- trägern die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß dem Bür- Für die Annahme, daß Zeitungen ohne lokalen ger eine vielfältig gefächerte Information von Mei- Wettbewerb ihre Monopolstellung mißbrauchen, nungen und Tatsachen gegeben werden kann. We- haben sich jedoch keine Anhaltspunkte ergeben. gen des von der Bundesregierung erwarteten früh- Es scheint, als ob diese Lokalzeitungen aus der zeitigen Abschlusses der Kommissionsarbeiten Sicht des Lesers ihre publizistische Aufgabe ohne konnte die Frage nicht mehr geklärt werden, ob wesentliche Beeinträchtigung auch dann erfüllen, und inwieweit eine Vielzahl von Meinungsträgern wenn sie keinem örtlichen Wettbewerb durch andere in der Praxis geeignet ist, eine Vielfalt von Meinun- lokale oder regionale Zeitungen ausgesetzt sind 1). Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist allerdings 1)vgl. die im Auftrag der Pressekommission vom In- zu berücksichtigen, daß weder der einzelne Leser, stitut für Demoskopie Allensbach GmbH durchgeführte der ja im allgemeinen nur eine lokale Zeitung regel- Meinungsumfrage über die Stellung lokaler Monopol- mäßig liest, noch der um eine Inhaltsanalyse be- zeitungen vom 23. April 1968, Anlage S. 242 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode gen dem Bürger nahezubringen. Zu diesem Zweck Rücksicht auf ihre Größe gesund und unabhängig zu hätte eine langfristige Untersuchung durch wissen- erhalten. Das bedeutet, daß von Staats wegen eine schaftliche Institute stattfinden müssen. Das Problem Förderung, nicht aber eine Steuerung vorzunehmen hätte nur durch Auszählung verschiedener Einzel- ist. tatsachen und politischer Ereignisse über einen län- a) Die Konzentration im deutschen Pressewesen hat geren Zeitraum hinweg aufgehellt werden können. auf vielen Gebieten einen hohen Grad erreicht. So interessant eine solche Umfrageaktion für die Sie wird weiter fortschreiten und es muß befürch- Pressekommission und deren Arbeit gewesen wäre, tet werden, daß sie ein Maß erreicht, das den so mußte einmal wegen der Kürze der zur Ver- verfassungsrechtlichen Anforderungen an die fügung stehenden Zeit auf eine solche Untersuchung Struktur der deutschen Presse zuwiderläuft. verzichtet werden. Zum anderen bestehen Zweifel, inwieweit die zur Beantwortung anstehende Frage Die Pressekommission hält es daher für erfor- durch derartige, kommunikationssoziologisch-stati- derlich, die Höchstgrenze der Marktanteile von stische Untersuchungen lösbar ist. Presseunternehmen wie folgt festzulegen: Die Problematik der Vielfalt der Presse wird mit der aa) Die Gefährdung der Pressefreiheit, wie sie in Arbeit der Pressekommission mit Sicherheit nicht einer Vielfalt von Tages- und Sonntagszei- zu Ende gehen. Es wird deshalb in diesem Zusam- tungen ihren Ausdruck findet, beginnt bei menhang angeregt, die Bundesregierung möge ein einem Marktanteil eines Presseunterneh- oder mehrere Meinungsumfrageinstitute mit der mens von 20 % an der Gesamtauflage dieser Untersuchung dieses Komplexes beauftragen. Für Presseorgane. Die unmittelbare Beeinträchti- die zukünftige Behandlung der aus der Struktur der gung der Pressefreiheit ist nach Auffassung deutschen Presse sich ergebenden Fragen wird eine der Pressekommission bei einem Markt- solche Untersuchung weitere Aufschlüsse geben anteil von 40 % an Tages- und Sonntagszei- können. Es empfiehlt sich, für künftige Gesetzge- tungen erreicht. bungsvorhaben oder allgemein wirtschaftspolitische bb) Die Gefährdung der Pressefreiheit, wie sie in Maßnahmen rechtzeitig über wissenschaftliche Un- einer Vielfalt von Publikumszeitschriften terlagen zu verfügen. ihren Ausdruck findet, beginnt bei einem Marktanteil eines Presseunternehmens von 5. Die Vorschläge der Pressekommission 20 % an der Gesamtauflage dieser Presse- erzeugnisse. Die unmittelbare Beeinträchti- Die Pressekommission kann nach dem bisherigen gung der Pressefreiheit ist nach Auffassung Stand ihrer Erkenntnisse nicht die Feststellung tref- der Pressekommission bei einem Marktanteil fen, daß die Pressefreiheit in der Bundesrepublik von 40 % an Publikumszeitschriften erreicht. Deutschland schon jetzt beeinträchtigt ist. Die Pres- sefreiheit ist jedoch durch die bisherige Entwicklung, cc) Gibt ein Presseunternehmen gleichzeitig Ta- die sich ohne Gegenmaßnahmen voraussichtlich fort- ges- und Sonntagszeitungen und Publikums- setzen wird, bedroht. Es sind daher Maßnahmen er- zeitschriften heraus und erreicht dieses forderlich, die diese Bedrohung und den daraus Presseunternehmen auf einem der beiden entstehenden Schaden vom Staate abwenden kön- Sektoren einen Marktanteil von 20 %, sieht nen. Bei der Auswahl der Maßnahmen hat sich die die Pressekommission die Gefährdung der Pressekommission von folgenden Grundsätzen lei- Pressefreiheit auf dem anderen Sektor bei ten lassen: einem Marktanteil von 10 % als gegeben an. Erreicht ein Presseunternehmen auf einem Ohne Gegenmaßnahmen wird die Konzentration in der beiden Sektoren einen Marktanteil von absehbarer Zeit ein unzuträgliches Maß erreicht 40 %, tritt die unmittelbare Beeinträchtigung haben. Dabei kommt es sowohl auf den möglichen der Pressefreiheit nach Auffassung der Mißbrauch als auf die Freiheit an, zwischen mehre- Pressekommission auf dem anderen Sektor ren Publikationsorganen zu wählen. Die Konzentra- bei einem Marktanteil von 15 % ein. tion zerstört diese Wahlmöglichkeit und damit die Freiheit. Zum Schutze dieser Freiheit sind gesetz- b) Die Bundesregierung hatte in ihrer Stellung- liche Maßnahmen erforderlich. Bloße Appelle an die nahme zu den Empfehlungen die Presse als ein Einsicht der Beteiligten vermögen nicht den eigen- unersetzliches und unverzichtbares Mittel der dynamischen Prozeß der Konzentration aufzuhalten. Meinungsbildung bezeichnet. Die Pressekommis- Derartige in die Struktur des Pressewesens eingrei- sion ist der Auffassung daß durch die aufgezeigte fende Maßnahmen sollten mit zwei Gruppen anders- zu erwartende Entwicklung ständig die Frage artiger Vorschläge verknüpft werden: Erstens soll- erneut geprüft werden muß, ob die Presse in ten Einzelunternehmen in wirtschaftlich-finanzieller Zukunft dieser Funktion noch gerecht werden Hinsicht gestärkt werden. Namentlich kleinere und kann. mittlere Verlage sollten durch finanzielle Stärkung Der Bundesregierung wird daher vorgeschlagen, die Möglichkeit bekommen, dem Konzentrationspro- dem Deutschen Bundestag fortlaufend über die zeß zu widerstehen. So kann ihre Stimme im Inter- Lage und Entwicklung der deutschen Presse zu esse vielfältiger und differenzierter Informations- berichten. Dies könnte dergestalt geschehen, daß möglichkeiten erhalten werden. Zweitens sollten sie in gewissen Zeitabständen — mindestens Maßnahmen getroffen werden, durch die Markt- jährlich — einen Bericht über die Lage und Ent- gegengewichte gegen die bestehende Konzentration wicklung auf dem Gebiet der Presse vorlegt, in gefördert werden können, um Presseverlage ohne dem ihre Auffassung darüber enthalten ist, ob Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
die Presse allen ihren Funktionen im demokrati- für Presseunternehmen bilden, Beiträge für den schen Staatswesen noch gerecht werden kann. Kreditfonds zu leisten. Eingeschlossen in dieses Urteil sollte die Fest- stellung sein, ob die Pressefreiheit bedroht oder f) Der Selbsthilfe der Presse war im vorläufigen beeinträchtigt ist. Die Pressekommission hat da- Bericht ein breiter Raum eingeräumt worden. bei die Vorstellung, daß der Deutsche Presserat Die Pressekommission ist hierzu auch jetzt noch in Erfüllung seiner sich selbst gegebenen Auf- der Auffassung, daß Zeitungs- und Zeitschriften- gaben einen wesentlichen Teil der erforderlichen verleger billigerweise nur dann die Hilfe der Beiträge für diesen Bericht der Bundesregierung Öffentlichkeit für die Fortführung ihrer Auf- erstellen wird. gaben im demokratischen Staat erwarten kön- nen, wenn sie selbst alle ihre Möglichkeiten ge- c) Den Ländern wird empfohlen, die Landespresse- nutzt haben. Es ist daher nochmals an alle Be- gesetze entsprechend der für die Länder Bayern teiligten zu appellieren, durch an sich legale, und Hessen geltenden Regelung dahingehend zu jedoch überspitzte Wettbewerbsmaßnahmen nicht ergänzen, daß für die Eigentumsverhältnisse an den Bestand und die Vielfalt des deutschen Pres- den Publikationsorganen eine Öffenlegungs- sewesens zu gefährden. In diesem Zusammenhang pflicht besteht. wird in Übereinstimmung mit der Bundesregie- rung der Eintragung von Wettbewerbsregeln Hinzutreten sollte die Verpflichtung für Zeitun- nach § 28 GWB große Bedeutung beigemessen. gen und Anschlußzeitungen, die regelmäßig we- Die Bundesregierung wird gebeten, diese Ein- sentliche Teile fertig übernehmen, im Impressum tragung zu unterstützen und das Bundeskartell- auch den für den übernommenen Teil verant- amt zu veranlassen, die Prüfung der Wett- wortlichen Redakteur und Verleger des anderen bewerbsregeln beschleunigt vorzunehmen. Es Druckwerkes zu benennen. wird die Einrichtung des Kreditfonds für die d) Die derzeitige Struktur der deutschen Tages- deutsche Presse begrüßt. Mit Hilfe dieses Kredit- presse weist starke Größenunterschiede auf. Die fonds kann eine Reihe von Stützungsmaßnahmen Bundesregierung sollte daher nicht nur Maß- zur Erhaltung der Vielfalt durchgeführt werden. nahmen ergreifen, um die Konzentrationsbewe- Die Bundesregierung sollte dazu Bürgschaftsdar- gung aufzuhalten, sondern auch solche, die ge- lehen zur Verfügung stellen. eignet sind, leistungs- und wettbewerbsfähige Die Pressekommission empfiehlt weiterhin die Unternehmen als Marktgegengewichte entstehen Gründung eines Kuratoriums für Zeitungstechnik zu lassen. und Zeitungswirtschaft. Durch ein solches Kura- Für diesen Zweck wird es sich nicht vermeiden torium könnten Verlagsunternehmen in techno- lassen, einzelne Verlagsunternehmen in ihrem logischen und wirtschaftlichen Fragen beraten Wachstum zu begünstigen. Dies könnte durch und gefördert werden. Behörden und Parlamente gezielte Kredite zum Aufbau leistungsfähiger könnten sich dieses Kuratoriums in Fragen des Betriebe, durch Vergabe öffentlicher Aufträge Pressewesens bedienen. Das Kuratorium könnte an solche Unternehmen und gegebenenfalls durch auch die Verbindung der Medien untereinander verlorene Zuschüsse für Neugründungen von sowie zur Forschung und Wissenschaft pflegen. Publikationsorganen geschehen. Vor allem kleine und mittlere Presseunterneh- men werden zur Erhaltung ihrer Selbständigkeit e) Die Bundesregierung sollte durch finanzielle oder Existenzfähigkeit auf die Dauer nur dann in Maßnahmen vor allem kleine und mittlere Ver- der Lage sein, wenn es ihnen gelingt, sich an den lage stützen. Investitionsrücklagen und Kredit- immer komplizierter und schwieriger werdenden bürgschaften sind daher namentlich für kleine technologischen und wirtschaftlichen Entwick- und mittlere Verlage notwendig. Auch die Post- lungsprozeß anzupassen. Hierin werden sie be- gebühren sollten überprüft werden. Hinsichtlich reits durch eine Reihe von Verbänden und Or- der geltenden Mehrwertsteuer schlägt die Presse- ganisationen unterstützt. Es gilt jedoch, diese viel- kommission für die Anzeigenerlöse erneut eine fältigen Vorhaben untereinander abzustimmen, Senkung auf 5 % vor (vgl. S. 42 ff.) 1). sie zur Vermeidung unwirtschaftlicher Über- Es sollte jedoch der von der Bundesregierung in schneidungen transparent zu machen und ihnen ihrer Stellungnahme zu den Empfehlungen der dadurch insgesamt größere Wirksamkeit zu ver- Pressekommission gemachte Vorschlag von In- leihen. Das Kuratorium könnte auch einen we- vestitionsprämien alsbald verwirklicht werden. sentlichen Beitrag zur Ausbildung und Förde- Die Bundesregierung hatte ferner angekündigt, rung des journalistischen Nachwuchses leisten, daß sie prüfen wolle, ob und in welchem Umfang die Ausbildungs- und Fortbildungsprogramme steuerliche Erleichterungen denjenigen Unter- der verschiedenen schon bestehenden Institutio- nehmen gewährt werden können, die Beiträge nen könnten ausgetauscht und gegebenenfalls zum Kreditfonds für die deutsche Presse leisten. aufeinander abgestimmt werden. Die Pressekommission bittet die Bundesregie- In ihrer Stellungnahme zu den Empfehlungen rung, diese steuerlichen Erleichterungen zu ge- hatte die Bundesregierung angekündigt, sie wolle währen. Sie würden einen wesentlichen Anreiz prüfen, ob und in welchem Umfange Mittel für die Betriebsberatung kleiner und mittlerer Presse- 1) vgl. auch die steuerlichen Vergünstigungen in an- unternehmen bereitgestellt werden können. Der- deren europäischen Ländern, Anlage S. 241 ff. artige Mittel sollten dem Kuratorium für seine Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Arbeit zur Verfügung stehen. Die laufenden Ge- sonders für die Erhaltung der Alters- und Hinter- schäfte des Kuratoriums könnten nach Ansicht bliebenenvorsorge verbürgt werden. der Pressekommission vom Sekretariat des Deut- Den Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern, den schen Presserates vorgenommen werden. Rundfunkanstalten und den Journalisten soll g) Für die Erhaltung der Pressefreiheit in der Bun- nahegelegt werden, eine Verbesserung des be- desrepublik ist ein fachlich gut ausgebildeter und ruflichen Ausbildungstandes der Journalisten in seinen wirtschaftlichen Grundlagen gesicher- anzustreben, damit die Aufgaben der Journali- ter Journalistenstand unerläßlich. sten im demokratischen Staat, der politischen Bildung und Information zu dienen, Genüge ge- Im Vordergrund hat die Erhaltung der Arbeits- leistet werden kann. Gespräche zwischen dem möglichkeiten zu stehen. Diesem Ziel sollen auch BDZV und den Journalistenverbänden über kon- die für die Presseunternehmen vorgeschlagenen krete Richtlinien für die Volontärausbildung Maßnahmen dienen, denn es ist ein erklärtes werden von der Pressekommission begrüßt in Ziel dieser Maßnahmen, selbständige redaktio- der Hoffnung auf eine verbindliche Regelung. nelle Einheiten zu erhalten. Die Pressekommission begrüßt ebenfalls die An- Einhergehen mit der Sicherung des Arbeitsplat- kündigung des Presse- und Informationsamtes zes sollten Maßnahmen, die die arbeitsrechtliche der Bundesregierung, wonach für die nächsten Seite betreffen. Die Pressekommission appelliert zwei Haushaltsjahre ein bestimmter Betrag für deshalb an die Tarifpartner, den Manteltarifver- die Förderung der Fort- und Ausbildung der trag für die Redakteure mit dem Ziel einer grö- Journalisten bereitgestellt ist. Um eine sinnvolle ßeren Sicherstellung der Redakteure im Falle der Planung zu ermöglichen, sollten Beiträge auch für Veräußerung oder der Einstellung einer Zeitung die Zukunft etatisiert werden. zu verbessern, insbesondere durch die Sicherung der Ansprüche an das Versorgungswerk. Die h) Die Michel-Kommission hat in ihrem Bericht Pressekommission erinnert in diesem Zusammen- unter anderem einen Vorschlag zur Diskussion hang daran, daß ein Manteltarifvertrag bisher gestellt, der die Übertragung aller Anteile der nur von Zeitungsverlegern, nicht aber von Zeit- Rundfunkwerbegesellschaften auf eine Stiftung schriftenverlegern abgeschlossen worden ist. vorsieht. Als Stiftungszweck werden Aufgaben Darüber hinaus erscheint es aber erforderlich, außerhalb des Rundfunkbetriebs empfohlen. Die durch geeignete Maßnahmen die wünschenswerte Michel-Kommission selbst hat sich in diesem Fluktuation auch zwischen den Medien sicherzu- Zusammenhang ausdrücklich dagegen ausgespro- stellen, die bisher durch die unterschiedliche chen, die dieser Stiftung zufließenden Erträge Alters- und Hinterbliebenenversorgung weitge- des Werbefernsehens zum Ausgleich von Fern- hend blockiert wird. Solche Maßnahmen sollten sehschäden oder Subventionen im Bereich der aber auch die Voraussetzung dafür schaffen, daß Medien zu verwenden. Journalisten, die ihre Stellung wechseln, für eine Dieser Reformvorschlag bedeutet nach Ansicht angemessene Übergangszeit materiell ausrei- der Pressekommission keinen Beitrag zur Lösung chend gesichert werden, also nicht gezwungen derjenigen Fragen, die sich aus der Konzentra- sind, aus finanziellen Gründen einen neuen Ar- tion und ihren Wirkungen auf die Meinungsfrei- beitsplatz zu akzeptieren, der zwar sofort zur heit ergeben. Die Pressekommission- spricht sich Verfügung steht, ihren publizistischen Vorstel- daher gegen diesen Vorschlag aus. Im Falle sei- lungen aber nicht entspricht. ner Verwirklichung müßten die Rundfunkanstal- Unabhängig davon sollte zur Sicherung der Al- ten, um ihre eigenen Finanzbedürfnisse zu be- ters- und Hinterbliebenenversorgung jener älte- friedigen, Gebührenerhöhungen verlangen, die ren Journalisten, die durch Konzentrationsvor- erheblich über den zur Zeit diskutierten Anhe- gänge ihre Beschäftigung verlieren, von den Be- bungsbeträgen liegen. Außerdem stellt sich die rufsverbänden der Presse ein Härtefonds beim Frage, ob es zweckmäßig ist, auf diese Weise Versorgungswerk der Presse GmbH in der Form parafiskalische Kulturförderungshaushalte zu er- einer rechtsfähigen Stiftung errichtet werden, richten. Aufgabe des Werbefernsehens sollte es deren Anerkennung als gemeinnützige Einrich- jedenfalls nicht sein, Überschüsse für außerhalb tung anzustreben ist. Nutznießer des Fonds sol- des Rundfunkbetriebes liegende Zwecke zu er len auch hauptberufliche freie Journalisten sein, wirtschaften. Dagegen wäre es begrüßenswert, die ihre Alterssicherung nicht mehr oder nicht wenn etwa erzielte Überschüsse, die nicht für mehr in gleichem Maße wie bisher finanzieren Rundfunkbetriebszwecke im engeren Sinne be- können, weil ihre Mitarbeit an Zeitungen infolge nötigt werden, mehr als bisher zur Förderung der von Konzentrationsvorgängen stark beeinträch- Publizistik verwendet werden könnten. tigt wurde. Das Vermögen dieses Fonds sollte Die Pressekommission würde es ferner begrüßen, aus einer von allen Presseunternehmen in der wenn die Rundfunkanstalten — nachdem bereits Bundesrepublik aufzubringenden Umlage beste- die im Vorbericht abgegebenen Selbstbeschrän- hen und aus sonstigen Zuwendungen Dritter, kungen Ausdruck ihres Willens zur Zusammen- z. B. der Rundfunkanstalten. Die Bundesregie- arbeit mit der Presse, d. h. mit Verlegern und rung und die Länder sollten hierzu ebenfalls Bei- Journalisten, gewesen sind — sich bereitfinden träge entrichten. Es könnte auch daran gedacht würden, mit der Presse eine gemeinsame Kom- werden, daß staatlicherseits die durch die Kon- mission zur Erörterung aller beide Partner zentrationsvorgänge entstandenen Ausfälle, be- interessierenden Fragen zu bilden. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
ZWEITER TEIL Struktur und Entwicklung des deutschen Pressewesens; Maßnahmen zu seiner Aufrechterhaltung
I. ABSCHNITT Exemplaren gaben 1967 (IV. Quartal) mit 15,6 Mil- l ionen Exemplaren verkaufter Auflage rund 75 %, Die Ursachen der Gefährdung der die restlichen 427 Tageszeitungen mit 5,2 Millionen wirtschaftlichen Existenz von Presseunternehmen Exemplaren nur 25 % aller Zeitungen heraus (vgl. Anlage S. 150). Seit 1954 hat sich die Zahl der publizistischen Ein- heiten von 225 auf 156 im November 1967 verrin- An Konzentrationsvorgängen (Erscheinen einge- gert 1). Allein vom November 1967 bis Februar stellt, Zusammenschlüssen, Kooperationen) waren 1968 ging die Zahl der publizistischen Einheiten von 199 Zeitungen beteiligt, davon 1 überregionale Zei- 156 auf 150 zurück. Die Zahl der in der aktuellen tung, 184 Regionalzeitungen und 14 Wochenzeitun- politischen Berichterstattung selbständigen Mei- gen. Von den 184 Konzentrationsfällen der Regional- nungsträger hat sich somit ständig vermindert (vgl. presse waren 45 Zeitungseinstellungen, 81 Zusam- Anlage S. 83 f. und 62 ff.). menschlüsse und 58 Kooperationsfälle (vgl. Anlage S. 225). Vornehmlich den Lokalteil einer Zeitung lesen 84 % aller Leser 2). Der Umfang an Informationsmöglich- Diese Entwicklung, d. h. die Auflagenkonzentration, keiten, der den Lesern der Bundesrepublik Deutsch- der Rückgang von redaktionellen Einheiten, die sin- land hinsichtlich des lokalen Geschehens zur Ver- kende Nettozeitungsdichte, die Zahl der Zeitungs- fügung steht, findet in der Nettozeitungsdichte sei- einstellungen und Kooperationsfälle sowie die be- nen Ausdruck. Während 1954 in 85 von 558 Land- herrschende Stellung einzelner Verlage auf Regio- kreisen oder kreisfreien Städten nur eine Zeitung nalmärkten veranlaßten die Bundesregierung zu zur Wahl stand, gab es 1964 in 121 und 1966 in der Frage an die Pressekommission, ob die wirt- 129 Kreisen eine Nettozeitungsdichte von 1 3) (vgl. schaftliche Existenz von Presseunternehmen bedroht Anlage S. 63). Als Folge des im Laufe des Jahres ist und welche Ursachen dafür gegebenenfalls ver- 1967 eingetretenen Rückgangs an publizistischen Ein- antwortlich sind. heiten dürfte die Zahl der Landkreise mit einer Die Untersuchung dieser beiden Problemkreise hat Nettozeitungsdichte von 1 nochmals gestiegen sein. ergeben, daß die wirtschaftliche Lage der deutschen Die Auflage der Tageszeitungen hat sich seit 1958 Presseverlage unterschiedlich ist (vgl. Anlage von 16,4 Millionen Exemplaren auf 20,7 Millionen S. 182 ff.). Sowohl große als auch kleine Verlage ar- Exemplaren im IV. Quartal 1967 erhöht (vgl. Anlage beiten zum Teil mit Gewinn, zum Teil mit Verlust. S. 140). Im gleichen Zeitraum steigerten die Straßen- Eine Aufgliederung der Fälle, in denen Zeitungen verkaufszeitungen ihre Auflage von 4,9 Millionen fusioniert oder ihr Erscheinen eingestellt haben, läßt auf 8,0 Millionen Exemplare (63 %), dagegen konnte allerdings den Schluß zu, daß insbesondere bei Zei- die große Zahl der Abonnementszeitungen nur ein tungen mit einer Auflage bis zu 100 000 Exemplaren Wachstum von 1,2 Millionen Exemplaren (11 %) ver- die wirtschaftliche Gefährdung häufiger ist (vgl. zeichnen (vgl. Anlage S. 146). Im Rahmen des sprung- Anlage S. 225). haften Auflagenanstiegs der gesamten Tagespresse Die Ursachen für diese wirtschaftliche Gefährdung war eine starke Auflagenkonzentration zu beobach- sind vielfältiger Natur, so daß kein einheitlicher ten. Die 40 größten Tageszeitungen waren mit 80 % Grund angegeben werden kann. Vielmehr trifft eine am Gesamtwachstum beteiligt. Reihe von Gründen zusammen, die für einzelne Die drei größten deutschen Zeitungen („BILD", Fälle stärkere oder schwächere Bedeutung haben „BILD am Sonntag" und „Westdeutsche Allgemeine und sich auch zum Teil überschneiden oder kumulie- Zeitung") erstellen rund 34 % der Gesamtauflage. ren. In den nachfolgenden Ausführungen werden die 50 Zeitungen mit einer Auflage von über 100 000 wichtigsten Gründe dargestellt, ohne daß wegen der Vielschichtigkeit der Problematik einem der Gründe ein Vorrang gebührt. 1) dpa-Meldungen; Angaben der C. Gabler Werbegesell- schaft, München; W. J. Schütz: „Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse", in: Publizistik 1966 A. Die wirtschaftliche Gefährdung durch die 2) Bericht der Kommission zur Untersuchung der Wett- technische Entwicklung bewerbsgleichheit von Presse, Funk/Fernsehen und Film: Drucksache V/2120, S. 144, im folgenden als „Michel-Bericht" zitiert Für das herkömmliche Verlagsunternehmen ist der 3) W. J. Schütz; „Die Zeitungsdichte in der Bundes- Bedarf an technischer Ausstattung in den letzten republik Deutschland", in Publizistik 1966, S. 445 zwei Jahrzehnten ständig gestiegen. Für diese Stei- Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode gerung sind vor allem zwei Ursachen. verantwort- So besitzen beispielsweise bereits viele Zeitungs- lich: 1. der Zwang, namentlich für die Tageszeitung verlage einen Bildfunkempfänger. Mittels dieses den Aktualitätsvorsprung des Rundfunks auszuglei- Geräts können über Funk Bilder samt Begleittext chen und 2. den Bedürfnissen der Leser nach mehr, übermittelt werden. Während beim Bildfunkempfän- besserer und aktuellerer Information auch in quali- ger noch das Bild entwickelt, kopiert und klischiert tativer Hinsicht und äußerer Aufmachung nachzu- werden muß, sind bereits Geräte konstruiert wor- kommen. Diesen Anforderungen konnte nur durch den, mit denen fertige Bilder direkt empfangen wer- immer größeren Einsatz von technischen Hilfsmit- den können. Darüber hinaus wird es in naher Zu- teln begegnet werden. Der Einsatz dieser besseren kunft möglich sein, über Nachrichtensatelliten ganze und schnelleren technischen Mittel erforderte immer Zeitungsseiten beispielsweise aus den USA nach größere Investitionen und wegen der ständigen Europa und in umgekehrter Richtung zu senden. technischen Neuheiten einen zeitlich rasch auf- einander folgenden Kapitalbedarf. Dies bedeutet aber zugleich ein ständiges Ansteigen der rentab- 2. Die Satzherstellung len Betriebsgrößen. Der technische Fortschritt hat hier zu immer lei- Die Pressekommission ist auch zu dieser für einen stungsfähigeren und rationeller arbeitenden Ma- wesentlichen Teil der deutschen Verlagsunterneh- schinen geführt, die den bisherigen sowohl qualita- men geltenden Aussage der Auffassung, daß der tiv als auch quantitativ überlegen sind. Hand in Zwang zur Technisierung die Verlagsunternehmen Hand mit dieser Entwicklung ging eine ständig unterschiedlich getroffen hat. Hierfür ist in der fortschreitende Automatisierung des Maschinensat- Regel die Wettbewerbssituation des einzelnen Un- zes. Insbesondere die Einführung des sogenannten ternehmens verantwortlich zu machen. Teletype-Systems stellt eine wesentliche Neuerung dar. Über einen Perforator wird vor dem eigent- Insbesondere vier Sektoren können in technischer lichen Satz der Text auf einen Lochstreifen gestanzt Hinsicht unterschieden werden, auf denen die Un- und dort gespeichert. Mit Hilfe dieses Systems er- ternehmen zu zum Teil beträchtlichen Investitionen gibt sich die Möglichkeit, Texte auf Lochstreifen zu gezwungen waren und auch in Zukunft gezwungen übermitteln. Verstärkt rationell ist diese Methode sind: dann, wenn gleiche Texte an verschiedene Stellen 1. die Nachrichtenbeschaffung, versandt werden sollen. Dies ist der Fall bei: 2. die Satzherstellung, a) Zeitungen mit verschiedenen Druckorten, 3. der Druck und b) Zeitungen mit verschiedenen Bezirksausgaben, 4. der Vertrieb. c) der Mantelübernahme verschiedener Zeitungen, d) Lieferung von Nachrichten durch Nachrichten- agenturen. 1. Die Nachrichtenbeschaffung Um das Teletype-System mit seiner lochbandgesteu- In der Vergangenheit wurden Nachrichten für den erten Satzherstellung wirtschaftlich voll auszunut- redaktionellen Teil einer Zeitung vorzugsweise über zen, sind inzwischen Computer entwickelt worden, die Briefpost, Telegramme und das Telefon beschafft. die den Satzvorgang vollständig automatisieren. Besonders die Briefpost und der Telegrammverkehr Auf den Lochstreifen wird fortlaufend ohne Wort- haben heute an Bedeutung verloren und spielen nur und Zeilentrennung gestanzt, wobei zwischen noch eine untergeordnete Rolle. Aber auch das Tele- Teletype-Setter und die Setzmaschine der Computer fon tritt bereits gegenüber dem Fernschreiber in den geschaltet wird, der die entsprechenden exakten Hintergrund. Während eine Nachricht per Telefon Wort- und Zeilentrennungen vornimmt. In absehba- erst noch in ein Manuskript umgeformt werden rer Zeit wird die Setztechnik soweit fortgeschritten muß, kann sie mittels Telexverkehr direkt an die sein, daß auf ein mechanisches Setzen völlig verzich- Redaktion und häufig direkt in die Setzerei in Klar- tet werden kann (Fotosetzmaschinen). schrift übermittelt werden. Telexverkehr bedeutet mithin schnellere Nachrichtenübermittlung vom End- Während der Satz des redaktionellen Teils einer produkt her gesehen und Rationalisierung. Kaum Zeitung unter beträchtlichem Kapitalaufwand nahe- eine Zeitung kann daher auf den Fernschreiber zu vollständig automatisiert werden kann (Com- verzichten. puter arbeiten allerdings erst bei Zeitungen mit einem großen Textumfang rentabel), herrscht bei Die Tagespresse ist laufend bemüht, ihre Aktualität den Inseraten noch immer der Handsatz vor. Auf- zu verbessern. Das geschieht unter anderem auch grund seiner Eigenarten, speziell der Wünsche der deshalb, um gegenüber Hörfunk und Fernsehen auf Inserenten, wird diese Form wohl auch noch länger dem Gebiet der Nachrichtenverbreitung wettbe- erhalten bleiben, obwohl man sich auch hier bereits werbsfähig zu bleiben. Dieses Bestreben hat auf dem um eine Mechanisierung und Automatisierung be- Gebiet der Nachrichtenbeschaffung zu Umwälzungen müht. geführt, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Auf dem Sektor Nachrichtenbeschaffung wird es noch 3. Der Zeitungsdruck eine Fülle von technischen Einrichtungen geben, die zum Teil erhebliche finanzielle Belastungen für Nach wie vor ist der Hochdruck das am weitesten Presseunternehmen bringen werden. verbreitete Druckverfahren bei Zeitungen. Bei die- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 sem Verfahren liegen Buchstaben, Zeichnungen usw. Setzerei ca. 2 Millionen DM über dem Grund, d. h. sie sind erhaben. Alle mittle- Chemigraphie ca. 0,3 Millionen DM ren und großen Zeitungen arbeiten mit dem soge- nannten Rotationsdruck. Hierbei werden die Druck- Stereotypie ca. 0,6 Millionen DM platten auf Zylinder gegossen, die auf Rotations- Rotation mit Vierfarbendruck ca. 3 Millionen DM maschinen gespannt werden und eine kurze Druck- zeit garantieren. In Zukunft wird speziell der Wett- insgesamt ca. 6 Millionen DM bewerb mit den Zeitschriften dazu führen, daß viele Zeitungen verstärkt mit Vierfarbendruckmaschinen In dieser Aufrechnung sind nicht enthalten: arbeiten, um auf dem Anzeigensektor qualitativ wettbewerbsfähig zu bleiben. Bereits jetzt verwen- a) Computer bei der Druck- und Satztechnik, den einige deutsche Zeitungen das sogenannte „In- b) Fotosetzmaschinen, setting-Verfahren", welches „Die Welt" als erste Tageszeitung einführte. Bei diesem Verfahren wird c) Übertragung von Faksimile-Seiten, die vorher in einer Tiefdruckanstalt mit einer Farb- d) Rollenoffsetmaschinen, anzeige bedruckte Papierrolle so gesteuert, daß die Farbanzeige genau auf der Zeitung steht (Papier- e) neue Verpackungs- und Vertriebsapparaturen, bahnrückführ-Verfahren). Als neueste Anzeigenart f) Nachrichtenbeschaffung über Satelliten und stellte sich die „Schatten-Anzeige" (Shadow-An- g) Gebäudeneubauten. zeige) — ebenfalls von der Zeitung „Die Welt" eingeführt — vor, wobei mit Firmensymbolen inner- Unter Berücksichtigung der unter a) bis g) gemach- halb des redaktionellen Teils geworben werden ten Angaben erhöht sich der Kapitalbedarf für Neu- kann. Dagegen arbeiten kleinere Zeitungen häufig investitionen noch beträchtlich. noch mit alten Rotationsmaschinen, zum Teil aber auch mit der Buchdruckpresse. Bei Betrachtung des Investitionsbedarfs der deut- schen Presseverlage stößt man auf sogenannte In- Inwieweit sich das Offsetdruckverfahren — ein vestitionsschwellen, die numerisch jedoch nicht an- Flachdruckverfahren — bei den Zeitungen durchset- zugeben sind. Diese Schwellen resultieren aus der zen wird, ist noch nicht abzusehen. Bisher wird Tatsache, daß einzelne Maschinen (besonders Setz- diese Druckmethode erst bei einigen Zeitungen und und Druckmaschinen) bestimmte Kapazitätsgrenzen Zeitschriften angewendet. besitzen. Andererseits ist für jedes Unternehmen eine gewisse Mindestausrüstung unentbehrlich. Aus- 4. Der Vertrieb druck dessen ist ein im Pressewesen ständiges An- Der Vertrieb ist der am wenigsten mechanisierte steigen der rentablen Betriebsgrößen gewesen. Aus und automatisierte Teil der Zeitungsherstellung. Im beiden Komponenten: dem Auftreten von Investi- Vergleich zu den anderen Sektoren herrscht Hand- tionsschwellen und der Notwendigkeit einer be- arbeit vor. Der Einsatz moderner Verpackungs- und stimmten Mindestausrüstung ergeben sich zwei we- Sortiermaschinen, mechanischer Bänder und Ver- sentliche Ursachen für die wirtschaftliche Gefähr- ladeeinrichtungen erscheint unausweichlich. Der dung von Presseunternehmen. Zwang zum schnellen Versand erfordert größtmög- - Kleine und mittlere Verlage müssen, um nicht oder lichen Einsatz eigener Transportmittel. nicht noch mehr in Rückstand gegenüber Großverla- Namentlich die Tageszeitung wird von anderen Me- gen sowohl in qualitativer als auch aktueller Hin- dien beeinflußt. Wenn auch manche Anzeichen dar- sicht zu geraten, ihre technischen Ausrüstungen auf hindeuten, daß durch die schnelle Entwicklung modernisieren. Da bei dem herkömmlichen Rota- und Durchsetzung des Fernsehens die Leselust der tionsdruckverfahren nach Einbeziehung des Farb- Bevölkerung geweckt worden ist, muß die Zeitung druckes eine gewisse Grenze der technischen Ent- trotzdem ständig bemüht sein, den Aktualitätsvor- wicklung erreicht zu sein scheint, ist eine einmalige sprung des Fernsehens und auch des Hörfunks zu Umstellung auf moderne Druckmaschinen notwen- verringern, zumindest aber nicht größer werden zu dig. Dagegen ist die Technik auf den Sektoren Nach- lassen. Das ist ihr auf den Sektoren Nachrichten- richtenbeschaffung, Satz und Vertrieb noch lange beschaffung, Satzherstellung und Druckherstellung nicht ausgereift, so daß hier mit ständigen Neu- gelungen. Der Vertrieb hingegen benötigt gegen- investitionen zu rechnen sein wird. Es ist auf die wärtig fast genau die gleiche Zeit wie die vorgela- Investitionsschwellen und den Mindestaufwand zu- gerten Stufen zusammen. rückzuführen, daß mit sinkender Auflage der In- vestitionsaufwand gegenüber Zeitungen mit Groß- 5. Zusammenfassung und Würdigung auflagen relativ steigt, d. h. ein Verlag muß in gewissen Grenzen immer relativ mehr investieren Die Modernisierung veralteter Anlagen beziehungs- als der ihm an Größe (gemessen an der Auflage weise die Einführung grundsätzlich neuer Maschi- bzw. dem Umsatz) überlegene. Dagegen steht es mit nen und Geräte ist sehr kostspielig. Für einen Ver- der Kapitalkraft der Verlage genau umgekehrt, denn lag mit einer durchschnittlichen Auflage von mit zunehmender Auflage einer Zeitung steigt ihr 100 000 Exemplaren beträgt der Kapitalaufwand Umsatz und im Durchschnitt auch der Gewinn. ca. 6 Millionen DM: 1) Gemessen an Großverlagen sind die Eigenfinanzie
1) vgl. Michel - Bericht, a. a. O., S. 72 rungsmöglichkeiten der kleineren und mittleren
Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode
Verlage bedeutend ungünstiger. Durch Selbstfinan- lität eines Unternehmens und führen zu höheren zierung ist es diesen Verlagen nicht möglich, ihren technischen Herstellungskosten. Diese höheren tech- Investitionsbedarf zu decken. Sie sind auf die Kre- nischen Herstellungkosten stellen einen bedeuten- ditfinanzierung angewiesen. Jedoch sinkt mit ab- den Wettbewerbsnachteil und damit eine Ursache nehmender Auflage, d. h. mit abnehmendem Umsatz für die wirtschaftliche Gefährdung kleiner und mitt- die Kreditwürdigkeit. Entweder werden kleinen und lerer Verlage dar. Da im Verhältnis zu größeren mittleren Verlagen keine Kredite eingeräumt oder Presseunternehmen für diese Verlage nicht die Mög- nur zu schlechteren Bedingungen. Aus geringen lichkeit besteht, Rationalisierungsmaßnahmen vor- Eigenfinanzierungsmöglichkeiten und geringer Kre- zunehmen, versuchen sie zu Lasten der Qualität ditwürdigkeit resultiert die Tatsache, daß kleine ihrer Zeitungen die drohende Gefahr eines Ver- und mittlere Verlage nur in weniger starkem Um- lustes abzuwenden. Wie sich gezeigt hat, verringert fange als erforderlich ihre Anlagen modernisieren sich dabei vor allem die redaktionelle Leistung. können und mit veraltetem Material auskommen Diese Verlagerung zeigt deutlich die folgende Auf- müssen 1). Veraltete Anlagen mindern die Rentabi- stellung 2).
1964 1962 Anteil der Anteil der Anteil der Anteil der technischen technischen Redaktions Redaktions Größenklassen Herstellung 1) Herstellung kosten an den kosten an den an den Selbst an den Selbst Selbstkosten Selbstkosten kosten kosten in v. H. in DM in v. H. in DM in v. H. in DM in v. H. in DM
0 bis 20 000 (I) 35,6 3,15 12,1 1,07 37,0 4,02 12,2 1,33 20 000 bis 30 000 (II) 34,3 3,35 16,8 1,64 34,7 3,81 17,0 1,86 30 000 bis 50 000 (III) 22,9 2,65 15,7 1,49 28,2 3,09 16,1 1,76 50 000 bis 100 000 (IV) 23,4 2,66 17,6 2,00 22,5 2,96 16,8 2,21 100 000 bis 150 000 (V) 25,2 2,98 18,3 2,16 24,5 3,31 18,7 2,52 über 150 000 (VI) 19,4 2,55 15,2 2,00 19,1 2,85 15,0 2,24
1) ohne Papierkosten
Danach ist im Zeitraum von 1962 bis 1964 bei den Bei den Abonnementszeitungen verschlechterte sich Größenklassen I bis III, d. h. bis zu einer Auflage das Verhältnis im gleichen Zeitraum von 45 : 55 auf von 50 000 Exemplaren, der Anteil der Herstellungs- 35 : 65. Dagegen trat bei den Straßenverkaufszei- kosten an den Selbstkosten gestiegen, während tungen eine Verschiebung von 80 :- 20 auf 55 : 45 ein. oberhalb dieser Größenklassen der Anteil gesunken Die Zeitungen sind zunehmend abhängiger vom ist. Zusätzlich läßt sich aus der Aufstellung ersehen, Anzeigengeschäft geworden. daß mit steigender Auflage der Anteil der techni- schen Herstellungskosten an den Selbstkosten kon- Ursache hierfür ist in erster Linie das Zurückbleiben tinuierlich sinkt (Ausnahme Größenklasse IV). der Vertriebspreise hinter den nicht-anzeigenbezo- genen Kosten. Während die Vertriebspreise in dem angegebenen Zeitraum um ca. 40 % stiegen, erhöh- ten sich die nichtanzeigenbezogenen Kosten (Papier- B. Ökonomische Ursachen für die wirtschaft- kosten, technische Herstellung, Redaktion, Ver- liche Gefährdung von Presseunternehmen triebswerbung und Verwaltung) um mehr als 90 .%
1. Ökonomische Eigenarten von Presseunternehmen Der relativ geringe Anstieg der Verkaufspreise in- Presseverlage beziehen aus zwei Quellen ihre Er- nerhalb von 11 Jahren dürfte im wesentlichen auf löse, nämlich aus Vertrieb und Anzeigen. folgende Gründe zurückzuführen sein:
Für die Zeitungen insgesamt entwickelte sich das Der starke Wettbewerb der Presseverlage unter- Verhältnis von Vertriebs- zu Anzeigenerlösen von einander bewirkte eine Nivellierung des Preis- 50 : 50 (1956) auf 37 : 63 (1967). Differenziert nach gefüges auf dem Pressesektor. Regional- und Lokal- Zeitungstypen zeigen sich unterschiedliche Trends. zeitungen sind nach oben in ihrem Preisgestaltungs- spielraum durch die Existenz von überregionalen 1) Diese Beobachtungen werden durch den Michel-Bericht Zeitungen und Straßenverkaufszeitungen begrenzt. bestätigt, wonach in den Größenklassen bis zu einer Preisgrenzen der einzelnen Zeitungstypen erklären Auflage von 30 000 Exemplaren die Druckmaschinen über 40 Jahre alt sind, vgl. Michel-Bericht, a. a. O., sich durch unterschiedliche Qualitäten der Presse- S. 71. Nach Auffassung der Pressekommission gehen erzeugnisse, denn der Leser wird bereit sein, für die Schwierigkeiten der Umstellung bis hinauf zu einer Auflage von ca. 80 000 Exemplaren. 2 ) vgl. Michel-Bericht, a. a. O., Anlage 42, S. 322/323 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
eine umfangreichere, ausführlicher berichtende und vornehmen und sich prozyklisch verhalten. Dieses kommentierende Zeitung mehr zu bezahlen. Daher Verhalten spüren die Zeitungen zuerst, da bei ihnen müssen kleinere und mittlere Zeitungen Preisdiffe- Inserate sehr kurzfristig placiert werden. Dagegen renzen zu größeren Zeitungen hinnehmen, da sonst tritt dieselbe Wirkung beim Hörfunk, dem Fern- die Gefahr droht, daß Käufer auf andere Erzeugnisse sehen und den Zeitschriften erst mit Verzögerung übergehen. auf, da hier längerfristige Vorbestellungen einmal auf Grund des Nachfrageüberhangs und zum ande- Der gesamten Tagespresse sind Grenzen in der Preis- ren auf Grund der technischen Ausgestaltung von gestaltung durch die Konkurrenz zu anderen Nach- Farbanzeigen notwendig sind. richten verbreitenden Massenmedien gesetzt. Die starke Ausweitung des Fernsehens hat zu einer ver- Nochmals wurde die Abhängigkeit des Werbeauf- stärkten Nutzung von Presseerzeugnissen geführt, kommens von der Konjunkturlage im Aufschwung was sich in einem außergewöhnlichen Auflagen- deutlich. Mit dem Ansteigen der Aufträge bei der wachstum vor allem auch bei den Straßenverkaufs- Industrie, günstigerer Konjunkturprognosen und zeitungen in den letzten Jahren niedergeschlagen einem Ansteigen der Aktienkurse erhöhten sich die hat (vgl. S. 132 und Anlage S. 33 ff.). Hierbei haben Insertionsausgaben. Im IV. Quartal 1967 stieg das die kurzen und normalerweise nicht wiederholbaren gesamte Markenartikelaufkommen um 4,1 % gegen- Informationen, Nachrichten und Kommentare des über dem Vorjahr 1). Fernsehens in weiten Kreisen der Bevölkerung das Im gleichen Zusammenhang wie Konjunktur und Interesse geweckt, die empfangenen Anregungen in Werbeaufkommen stehen strukturelle Krisener- der Zeitung nachzulesen und zu vertiefen. Die Zei- tungen werden mit zunehmender Marktsättigung scheinungen und Werbeaufkommen. Strukturkrisen mindern in besonderem Maße die Werbeeinnahmen rechnen müssen, zumal das Auflagenwachstum lange der im Krisengebiet ansässigen Regional- und Lokal- Zeit über dem Bevölkerungswachstum lag. Aus die- presse. sem Grunde wird auch die Wettbewerbsintensität der Zeitungen untereinander zunehmen. Dieser zu- Nach den Ermittlungen der Pressekommission war nehmende Wettbewerb wird sich mehr in Auflagen- der Ausfall an Werbeeinnahmen bei den einzelnen verschiebungen als im Auflagenwachstum nieder- Zeitungen unterschiedlich. Objekte mit geringeren schlagen. Der Rahmen der Preisgestaltung für die Auflagen bekamen die Rezession in vollem Umfang Tagespresse ist daher stark begrenzt. Verstärkt wird zu spüren, während große Verlage zum Teil gerin- diese Limitierung durch die Stimulierung eines be- gere, zum Teil gar keine Einbußen zu verzeichnen deutenden Teils der Zeitungsnachfrage durch das hatten. Damit zeigte sich besonders der Zusammen- Fernsehen. Diese vom Fernsehen abgeleitete Nach- hang von Auflagenhöhe und Werbewert einer Zei frage könnte möglicherweise stark preiselastisch lung (vgl. Anlage S. 183 ff.). reagieren. Eine beträchtliche allgemeine Anhebung der Zeitungspreise könnte daher tendenziell von Die starke Konjunkturanfälligkeit bewirkt, daß mit einem gewissen Punkt an zu einem Rückgang der sinkender Ertragslage der Presseunternehmen Re- Nachfrage nach Tageszeitungen führen. Von dem bzw. Neuinvestionen aufgeschoben werden. Diese Kaufverzicht dürften in erster Linie die Abonne- Entwicklung ist regelmäßig in Wirtschaftsbereichen mentszeitungen betroffen werden. Eine Abbestel- zu beobachten, die über einen hohen Investitions- - lung des Abonnements und der Übergang zum Ein- bedarf verfügen, d. h. die sehr kapitalintensiv arbei- zelkauf oder zu einer Zeitung mit niedrigerem Preis ten, eine starke technische Entwicklung durchmachen ist in vielen Fällen zu erwarten. und daher kontinuierlich zu Modernisierungen und Rationalisierungen gezwungen sind. Im konjunktu- Die beiden angesprochenen Problemkreise (vgl. rellen Aufschwung müssen mit steigender Ertrags- S. 33) begrenzen den Spielraum der Gestaltung der lage zuerst die stornierten Reinvestitionen durch- Verkaufspreise sowohl für den einzelnen Verlag als geführt werden, so daß kaum ein Spielraum bleibt, auch für die gesamte Presse. Deshalb wird die Er- Rücklagen für später dringend notwendige Neu- tragssituation der Presse auch in Zukunft maßgeb- investitionen zu bilden. Jedoch werden — das hat lich vom Anzeigengeschäft bestimmt sein. sich besonders im wirtschaftlichen Abschwung ge- zeigt — nicht alle Verlage gleichmäßig von der Re- zession getroffen, vielmehr können viele Unterneh- 2. Die Abhängigkeit der Presseunternehmen von men ihre Ertragslage etwa auf der gleichen Höhe ihren Anzeigeneinnahmen halten oder weiterhin mit Gewinn arbeiten. Für a) Die Abhängigkeit der Presse diese Verlage besteht die Möglichkeit, auch in Zei- von konjunkturellen Schwankungen ten abgeflachter Konjunktur Re- und Neuinvestitio- nen vorzunehmen. Erkennen die Verleger diese Die gesamte Presse wird auf Grund ihrer starken Chance — und sie ist von vielen erkannt worden —, Anzeigenabhängigkeit mehr als andere Wirtschafts- erringen sie einen Vorsprung gegenüber ihren Kon- zweige von der allgemeinen Konjunkturlage be- kurrenten, den letztere nur mit Mühe oder gar nicht einflußt. Die starke Interdependenz zwischen der aufholen können. In diesem Vorsprung, der sich in Ertragslage der Presseunternehmen und der volks- der Zeit der abgeschwächten Konjunktur begrün- wirtschaftlichen Konjunktur ist in der Rezession
sichtbar geworden. Es hat sich gezeigt, daß die deut- 1 ) nach Angaben von Schmidt & Pohlmann (vormals schen Unternehmen bei abgeflachter Konjunktur an Kapferer & Schmidt), abgedruckt in Hinweisdienst der Werbung und den Stellenanzeigen Abstriche Nr. 102 vom 24. Januar 1968 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Bete, ist ein weiterer Grund für die Zunahme der Die Höhe der Tausenderpreise sagt jedoch noch Konzentration und der verstärkten wirtschaftlichen nichts über die Höhe der Anzeigenerlöse aus. Sind Gefährdung der Presseunternehmen zu sehen, die zwei Werbeträger vollständige Substitute, so kann unfähig wurden, notwendige Re -. und Neuinvestitio- für beide nur ein einheitlicher Preis bestehen. Er- nen vorzunehmen (vgl. S. 24 ff.). Allerdings sind in höht der eine den Preis, so verliert er nahezu den den Jahren guter und bester Konjunktur nicht un- gesamten Absatz. Die einzelnen Werbeträger unter- beträchtliche Gewinne erzielt worden. Vorausschau- scheiden sich aber hinsichtlich ihrer übrigen Werbe ende Unternehmen haben in diesen Jahren investiert Wertfaktoren. Daher sind sie im allgemeinen keine und Rücklagen gebildet. vollständigen Substitute, sondern nur begrenzt aus- tauschbar. Aus diesem Grunde können sie unter- Die Konjunkturanfälligkeit könnte durch eine Ver- schiedliche Raumpreise erzielen. Innerhalb einer besserung der Relation Vertriebserlöse zu Anzeigen- relativ homogenen Gruppe wird die Zeitung mit den erlöse gemindert werden, wenn sich Verkaufspreis- niedrigsten Tausenderpreisen das höchste Anzei- erhöhungen in beträchtlichem Ausmaß durchsetzen ließen. Diese Möglichkeit besteht für die Presse genvolumen besitzen. weitgehend nicht mehr, da zunehmende Marktsätti- Die Nachfrage nach Anzeigenraum reagiert zumin- gung, verschärfter Wettbewerb untereinander und dest innerhalb einer relativ homogenen Zeitungs- mit anderen Medien dem entgegensteht. Der gruppe preiselastisch, d. h. bei relativ geringen Abonnementspreis müßte durchschnittlich um 3 DM angehoben werden, um bei Abonnementszeitungen Preisänderungen wird sich die Nachfrage verschie- ein Verhältnis von 50 : 50 der Anzeigen- und Ver- ben. Daher steigen mit sinkendem Einheitspreis die triebserlöse zu erreichen. Anzeigenerlöse, weil das Anzeigenvolumen über- proportional zur Preissenkung wächst. Oder anders ausgedrückt: Mit steigender Auflage nehmen die b) Die Abhängigkeit der Presseverlage Anzeigenerlöse zu. vom jeweiligen Werbewert ihrer Zeitung Oh mit der Steigerung der Anzeigenerlöse auch Eine der Ursachen für die wirtschaftliche Gefähr- eine Steigerung der Anzeigengewinne verbunden dung von Presseunternehmen ist in den unterschied- ist, hängt von den Kostenverläufen der Zeitungen lichen Werbewerten der Zeitungen zu sehen. Der ab. Unter Umständen kann eine Auflagensteige- Werbewert wird bei der Presse zum bestimmenden Faktor für die Ertragslage eines Unternehmens. Er rung nur mit einer erhöhten redaktionellen Leistung setzt sich aus Faktoren wie Ansehen und Qualität erzielt werden. Außerdem wachsen mit dem Zei- des Blattes, Struktur und Kaufkraft seiner Leser, tungsumfang und dem Verbreitungsgebiet die An- Verbreitungsgebiet und der Höhe der Auflage zu- zeigen- und Vertriebskosten. Die Unternehmen sammen. Untersucht man die Beziehungen zwischen haben auch zu beachten, daß redaktioneller Teil und Anzeigenerlösen und Auflagenhöhe, ergeben sich Anzeigenteil in einem bestimmten Verhältnis der erhebliche Wettbewerbsvorteile der Großpresse. Da- Seitenzahlen stehen müssen. Größerer Anzeigen- bei sollen bei dieser Untersuchung die übrigen oben raum erfordert auch größeren redaktionellen Raum, aufgezählten Einflußgrößen konstant gesetzt wer- der in der Regel nur über erhöhte redaktionelle den. Kosten auszufüllen ist. Festzustellen- ist trotzdem, daß mit progressiven Anzeigenerlösen sich die Ge- Mit steigender Auflagenzahl ergibt sich eine starke Regression der Tausenderpreise. Dieser berechnet winnaussichten der Verlage wesentlich verbessern. sich für eine Fläche von 100 cm 2 und 1000 Stück Der Werbewert einer Zeitung wird danach in erster geprüfter Auflage. Bei einheitlichem Zeitungsformat Linie durch die Auflagenhöhe bestimmt, wenn auch genügt der Seitenpreis als Vergleichsgrundlage. Aus die anderen Faktoren einen gewissen Einfluß besit- der folgenden Tabelle geht hervor, daß der Raum- zen. Denn bei sinkendem Tausenderpreis steigt mit preis (Tausenderpreis) mit steigender Auflage sinkt: 1) zunehmender Auflagenhöhe der Werbeeffekt einer Anzeige. Deshalb besitzen Großverlage einen erheb- lichen Wettbewerbsvorsprung gegenüber kleineren Spalten Grund Grund Geprüfte Höhe und Raum zahl zeilen preis je und mittleren Verlagen. Für eine große Zeitung Breite preis Anzeigen breite n 1000 der Seite Zeile (DM) eine Werbekampagne zu planen, ist wesentlich ein- teil in mm (PJ) facher und billiger, als 70 kleine Zeitungen zu be schicken. Folgerichtig hat sich die Verteilung des 2,3 440X 310 15 22 10 19,76 Werbevolumens zugunsten der Großpresse verscho- 5,2 460X 350 15 22 18 15,73 ben. Der Anteil der Anzeigen am gesamten Anzei- 11,0 420X 280 6 46 35 6,92 genvolumen sowie die Anzeigenerlöse im Verhält- nis zur Auflagenhöhe bei überregionalen Zeitungen 42,5 440 X 310 10 29 60 4,87 und großen regionalen Zeitungen sind überpropor- 279,8 520 X 371 8 45 340 2,70 tional gestiegen. Besonders auf den Gebieten der überregionalen Markenartikelwerbung und der Fir- menwerbung mit Markenartikeln haben sich starke
1 ) vgl. Nussberger, U.: Anzeigenpreis — Regression und Verschiebungen zugunsten der Großpresse ergeben Konzentrationstendenz, in Publizistik 1966, S. 375 (vgl. S. 164). Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
c) Der Wettbewerb zwischen Zeitungen und stigt. Alle diese Faktoren verursachten eine nicht Zeitschriften als Ursache der wirtschaftlichen unbedeutende Anzeigenverschiebung zugunsten der Gefährdung der Tagespresse Zeitschriften. Dieser Prozeß wurde in der Vergangen- heit durch das sprunghafte Ansteigen des gesamten Verstärkt wird die Gefährdung der wirtschaftlichen Werbevolumens verschleiert und trat erst deutlich Existenz weiter Teile der Tagespresse durch den während der zurückgehenden Konjunktur hervor. Wettbewerb mit den Zeitschriften auf dem Anzei- Speziell an der Entwicklung der Anzeigenwerbung gensektor. Ein Wettbewerb auf anderen Sektoren bei den einzelnen Medien während der letzten fünf findet zur Zeit kaum statt, so daß die nachfolgende Quartale (IV. Quartal 1966 bis IV. Quartal 1967) läßt Betrachtung auf den Werbungswettbewerb be- sich der Trend zu den Zeitschriften ablesen. Während schränkt bleiben kann. im IV. Quartal 1966 die Markenartikelwerbung bei den Tageszeitungen bereits um 10,1 % gegenüber dem Die folgende Tabelle zeigt, daß der Tausenderpreis Vorjahr zurückging, konnten die Zeitschriften noch der Illustrierten im Durchschnitt noch niedriger ist einen kräftigen Aufschwung um 16,8 % verzeichnen. als bei großen Zeitungen: 1) Einschränkend muß allerdings darauf hingewiesen werden, daß ein Teil dieser Steigerung auf die von Geprüfte Seiten Preis der Tagespresse unterschiedlichen Placierungsge- Raumpreis Auflage inhalt je Seite (DM) wohnheiten bei den Zeitschriften zurückzuführen in 1000 in cm2 (DM) sein dürfte. Während in der Tagespresse sehr kurz- fristig inseriert werden kann, muß bei der Zeit- 1 727 793 26 160 1,91 schrift — ähnlich wie beim Hörfunk und besonders 1 654 803 24 320 1,83 beim Fernsehen — sehr viel längerfristig disponiert werden. Während der ersten drei Quartale des Jah- 1 435 755 21 120 1,95 res 1967 ging die Markenartikelwerbung bei den 1 302 803 20 160 1,93 Tageszeitungen gegenüber den entsprechenden Quartalen des Vorjahres weiter erheblich zurück 1 288 793 15 520 1,52 (I. Quartal = — 6,2 %, II. Quartal = — 10,1 %, 459 698 7 520 2,35 III. Quartal = —3,5 %). Dagegen war der Rückgang 282 802 5 200 2,30 bei den Zeitschriften sehr viel geringer, im II. Quar- tal war sogar eine Steigerung zu beobachten (I. Quartal = —0,4 %, II. Quartal = 4- 1,4 %, III. Quar- tal = — 0,1 %). Im konjunkturellen Aufschwung, der Der Werbewert der Zeitschriften setzt sich aus den bereits im III. Quartal einsetzte, konnten die Zeitun- gleichen Werbefaktoren zusammen wie der der gen im IV. Quartal mit einer Steigerung von 6,9 % Zeitungen. Auch hier bestimmt weitgehend die Auf- gegenüber einer Zunahme bei Zeitschriften um 3,3 %) lagenstärke die Höhe des Werbewerts, wenn auch erheblich aufholen 1 ). andere Faktoren, wie das „Splitting" (regionale Dif- ferenzierung der Werbung innerhalb einer ansonsten Aus der für Zeitungen und Zeitschriften während gleichen Zeitschrift) und der Farbdruck, eine wesent- der Rezession recht unterschiedlich verlautenden liche Rolle spielen. Daher sind die Zeitschriften auf Entwicklung läßt sich folgendes- schließen. Die wer- dem Teilgebiet der überregionalen Markenartikel- bende Wirtschaft hat in erster Linie bei den Zeitun- und Dienstleistungswerbung der schärfste Konkur- gen Abstriche an den Werbeetats vorgenommen, rent der Zeitungen. Verschärft wird das Konkurrenz- während die Zeitschriften nahezu ihr gesamtes In- verhältnis zwischen Zeitungen und Zeitschriften sertionsvolumen halten konnten. Unterstützt wurde durch den heftigen Anzeigenwettbewerb, den sich diese Entwicklung durch die bedeutend niedrigeren die Zeitschriften auf dem überregionalen Werbungs Tausenderpreise der Zeitschriften. Folgerichtig hat Sektor untereinander liefern. Dieser starke Wett- die Wirtschaft dann mit steigendem Optimismus im bewerb führt dazu, daß die Tausenderpreise niedrig Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung die gehalten werden, so daß die Zeitungen hinsichtlich vorgenommenen Abstriche an der Zeitungswerbung ihrer Preisgestaltung im Anzeigengeschäft begrenzt ausgeglichen und ihre Etats wieder kräftig erhöht, werden. gleichzeitig aber auch ihre Werbetätigkeit auf dem Zeitschriftensektor verstärkt. Für die werbungtreibende Wirtschaft haben die Zeit- schriften, speziell die Illustrierten, zunehmend an Alle Beobachtungen haben den Eindruck verstärkt, Attraktivität gewonnen, was sich in hohen absolu- daß die Publikumszeitschriften als Werbeträger zu- ten Wachstumsraten ihrer Werbeeinnahmen in den nehmend an Attraktivität gewonnen haben. Diese letzten fünf bis sechs Jahren niedergeschlagen hat Entwicklung ging eindeutig zu Lasten der Tages- (vgl. Anlage S. 163). Entscheidend hierfür waren in presse, was sich in starken Anzeigenverschiebungen erster Linie die hohen Auflagen, die eine große von den Zeitungen auf die Zeitschriften ausgedrückt Reichweite und damit einen bedeutenden Werbe- hat. Der Wettbewerb und die Verschiebungen auf effekt garantieren. Zusätzlich wurde diese Entwick- dem Werbesektor mit den Zeitschriften zugunsten lung durch die Möglichkeit der Farbanzeige auf der Zeitschriften stellen eine weitere ernst zu neh- gutem Papier und die im Verhältnis zu den Zeitun- gen besonders niedrigen Tausenderpreise begün- 1) zu den Zahlenangaben vgl.: Schmidt & Pohlmann (vorm. Kapferer & Schmidt), abgedruckt in: Hinweis- 1 ) vgl. Nussberger, U. a. a. O. S. 375 dienst Nr. 102 vom 24. Januar 1968, S. 2/3 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode mende Ursache für die wirtschaftliche Gefährdung Von Werbeagenturen wird erklärt, die Fernsehwer- von Presseunternehmen dar. bund eigne sich in der Hauptsache als Komplemen- tärwerbung, da der Erinnerungswert geringer als Die Preispolitik der Illustrierten hat seit 1961 zu bei Zeitungen und Zeitschriften sei. Mit einer An- einer starken Senkung der Tausenderpreise geführt. zeige in einer ausgewählten Zeitung bzw. Zeitschrift Diese sind im Vergleich zu den Tageszeitungen sei eine bestimmte soziale Schicht exakter zu erfas- — selbst zur Großpresse — merklich niedriger. Da- sen und anzusprechen. Außerdem könnten Anzeigen her müssen die Tageszeitungen bemüht sein, auf mit dem redaktionellen Teil so verbunden werden, dem Werbesektor stärker einen eigenen Charakter daß der Leser der Werbung nicht entgehen könne. zu entwickeln, um die Preisnachteile auszugleichen. Dagegen bestehe diese Möglichkeit mit der Fern- Dies gilt besonders für die Klein- und Mittelpresse, seh- und Hörfunkwerbung nicht, da diese in zusam- deren Anteil sowohl an der Markenartikel- als auch menhängenden Blöcken ausgestrahlt bzw. gesendet der Gesamtwerbung seit 1961 ständig gesunken ist. würde. Bei diesen beiden Medien sei es dem Hörer Im Gegensatz zur Klein- und Mittelpresse ist die bzw. Seher möglich, den Werbesendungen fernzu- Großpresse weniger von dem Anzeigenwettbewerb bleiben. Während der Leser also zwangsläufig mit mit den Zeitschriften bedroht. Sie konnte ihren An- der Anzeige in Berührung komme, entfalle dieser teil an der Markenartikelwerbung aller Tageszei- Zwang beim Fernsehen und Hörfunk. tungen kontinuierlich im Vergleich zu der anderen Tagespresse erhöhen. So besaßen die — gemessen Bei der Abwägung von Werbekosten und Werbe- am Werbeaufkommen aus Markenartikelwerbung — erfolg spielt besonders das exakte Erfassen und umsatzstärksten acht Tageszeitungen (alle über Treffen bestimmter sozialer Schichten eine maßgeb- 100 000 Auflage) am gesamten Markenartikelauf- liche Rolle. Unter diesem Gesichtspunkt hat eine kommen der Tageszeitungen mit 203,9 Millionen DM angesehene Automobilfirma ihr neues Programm mit einen Anteil von 30,9 % während die Klein- und Kraftfahrzeugen des gehobenen und höheren An- Mittelpresse (437 Zeitungen mit weniger als 100 000 spruchs in einer konzentrierten Werbekampagne Auflage) mit 244,5 Millionen DM einen Anteil von vorgestellt. Es erschienen großformatige, zum Teil 32,0 % besaßen (vgl. Anlage S. 165). vierfarbige Anzeigen in Illustrierten, Motor- und Automobil-Fachzeitschriften und in ausgewählten Tages- und Wochenzeitungen, während das Fern- d) Die Beziehungen zwischen dem sehen und der Hörfunk nicht beschickt wurden. Die- Fernsehen/Hörfunk und der Tagespresse ser Werbefeldzug kann als beispielhaft hinsichtlich Zwischen dem Fernsehen und der Tagespresse be- der gezielten Anzeige auf potentielle Käufer ange- stehen nach dem Michel-Bericht nur sehr lockere sehen werden. Wettbewerbsbeziehungen auf dem Markt der über- Der in erster Linie komplementäre Charakter der regionalen Werbung für Markenartikel und Dienst- Fernsehwerbung kommt besonders in den gesamten leistungen. Da die Werbezeit beim Fernsehen auf Werbeumsätzen zum Ausdruck. Im Zeitraum von 20 Minuten pro Wochentag begrenzt ist, begünstigt 1960 bis 1967 konnten alle Werbeträger kräftige diese Kontingentierung die Wettbewerber des Fern- absolute Wachstumsraten verzeichnen. Diese betru- sehens und mindert — soweit Konkurrenzbeziehun- gen durchschnittlich pro Jahr (vgl. Anlage S. 163) gen bestehen — den Wettbewerb. - bei den Zeitungen 133,2 Millionen DM Nach Ansicht der Michel-Kommission sind die Wett- bei den Zeitschriften 129,1 Millionen DM bewerbsbeziehungen zwischen Presse und Rundfunk auf den Gebieten der Information und der Unter- beim Fernsehen 60,6 Millionen DM haltung schwach. Rundfunk und Presse, insbeson- beim Hörfunk 10,3 Millionen DM dere Fernsehen und Tageszeitungen, ergänzen sich nach diesen Feststellungen publizistisch. Bei einer Betrachtung der prozentualen Anteile der Werbemittel an den Zuwachsraten des gesamten Auch auf dem Werbemarkt bestehen nach Ansicht Brutto-Werbeumsatzes ist eine erstaunliche Kon- des Michel-Berichts nur lockere Wettbewerbsbezie- stanz des gemeinsamen Anteils von Zeitungen und hungen zwischen beiden Medien. Weitaus intensiver Zeitschriften zusammen zu beobachten, wobei sich sei der Wettbewerb zwischen Zeitschriften, vor allerdings im Laufe der Jahre Verschiebungen zwi- allem Illustrierten und Zeitungen. Der Wettbewerb schen diesen beiden Werbeträgern ergeben haben. der Tageszeitungen untereinander sei weitaus ge- Aus diesen Fakten ist zu schließen, daß die wer- wichtiger als die relativ lockeren Wettbewerbsbezie- bende Wirtschaft mit der Einführung des Werbe- hungen zum Werbefernsehen. Die besonderen Wer- fernsehens ihre Werbeetats verlängert, d. h. zusätz- beeigenschaften des Fernsehens haben die Einfüh- liche Werbemittel bereitgestellt hat. Schließlich läßt rung neuer Marken durch die werbende Wirtschaft sich sogar eine gewisse stimulierende Wirkung des begünstigt. Hierin ist nach den Feststellungen der Werbefernsehens auf die Werbewirtschaft ablesen, Michel-Kommission eine der Ursachen der Ausdeh- ähnlich dem stimulierenden Charakter, den das nung der Werbung im ganzen zu sehen. Der Michel Fernsehen auf die Auflagenentwicklung gehabt hat Bericht kommt zu dem Ergebnis, daß die wirtschaft- (vgl. S. 25). Mit der Ausweitung der Markenartikel- lichen Probleme der Presse weder durch die Ent- werbung auf das Fernsehen wurde es für Firmen, wicklung des Fernsehens noch durch das Werbe- die mit Markenartikeln handeln, zusehends verlok- fernsehen erklärbar sind 1). kender, in der reginalen Großpresse zu inserieren,
1) vgl. Michel - Bericht, a. a. O., S. 182/83 um den Effekt der Herstellerwerbung im überregio- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 nalen Bereich für sich auf der regionalen Ebene aus- bewerbsintensität und Elastizität der Nachfrage un- zunutzen. terschiedliche Preise setzen. Zum anderen können sie Verluste einer Zeitung mit den Gewinnen aus Wenn das Fernsehen und der Hörfunk ein starker anderen Zeitungen kompensieren. Entsprechendes Wettbewerber der Presse (Zeitungen und Zeitschrif- gilt für die Herausgabe einer Zeitung in Verbindung ten) wäre, hätten speziell die Straßenverkaufszei- mit der Herausgabe zum Beispiel von Wochenzei- tungen und Zeitschriften Einbußen hinnehmen müs- tungen. sen, da sie über einen hohen Anteil der Marken- artikelwerbung an ihrem gesamten Werbevolumen Die Minderung des Unternehmerrisikos in so brei- verfügen. Diese Presseerzeugnisse konnten jedoch ter Form ist Einprodukt-Unternehmen nicht möglich. ihre Werbeumsätze bedeutend erhöhen (vgl. Anlage Sie können lediglich ihr Risiko durch Lohndruckauf- S. 165 und 160). Daher sind negative Einflüsse des träge, die die Anlagen so weit wie möglich ausla- Werbefernsehens auf die Presse sehr unwahrschein- sten, einschränken. Den jährlichen Erfolg oder Miß- lich und können sich auch — wenn überhaupt — nur erfolg eines Einprodukt-Unternehmens bestimmt je- auf einen verschwindend geringen Anteil in der doch allein die Zu- bzw. Abnahme der Auflagenzahl gesamten Markenartikelwerbung beziehen. des Objektes und damit eng in Zusammenhang die Höhe der Anzeigeneinnahmen.
3. Mehrprodukt-Unternehmen und Die Probleme der Kapazitätsauslastung und des Einprodukt-Unternehmen Risikoausgleichs haben in der Vergangenheit die Konzentrationsanfälligkeit der Presse gefördert, die a) Das Problem der Kapazitätsauslastung von sich besonders in horizontalen Kooperationsvorgän- Presseunternehmen gen niedergeschlagen hat. Bei allen Verlagen, unabhängig davon, ob es sich um Groß-, Mittel- oder Kleinverlage handelt, besteht 4. Umsatzsteuersystem und Presseunternehmen das Problem, die Maschinen auch außerhalb der für den Druck vorgesehenen Zeit auszulasten. Eine fiskalische Ursache für die in der Vergangen- heit zunehmend stärkere Konzentration des Presse- Presseverlage sind sehr kapitalintensive Unterneh- wesens stellte die Brutto-Allphasen-Umsatzsteuer men. Die Installierung von Setz- und Druckmaschi- dar. Die Produktionsstruktur der Zeitungsindustrie rien bedeutet, daß die Verlage relativ hohe Fix- ist sehr uneinheitlich gegliedert. Während große kosten besitzen. Für Einprodukt-Unternehmen, d. h. Verlage zum Teil stark vertikal integriert sind, sind Verlage, die nur ein Objekt herausbringen, ist die- kleinere und mittlere Verlage vielfach auf Fremd- ser Anteil am höchsten, denn die Maschinen sind nur bezug angewiesen. Diese Presseunternehmen wur- während der Setz- und Druckzeit dieses einen Er- den durch die Brutto-Allphasen-Umsatzsteuer be- zeugnisses ausgelastet. Folglich ist die Auslastung nachteiligt. Diese Benachteiligung, die den großen der Kapazitäten und die Rentabilität der Anlagen vertikal konzentrierten Verlagen entscheidende um so größer, je mehr Presseerzeugnisse verschie- Wettbewerbsvorteile brachte, ist durch die nun ein- dener Art ein Verlag herausbringt, denn mit steigen- geführte Besteuerung des Mehrwerts mit der Mög- der Produktionsmenge und zunehmender Zahl von lichkeit des Vorsteuerabzugs beseitigt. Objekten vermindert sich der Fixkostenanteil. Oder anders ausgedrückt: Mit steigender Produktmenge Die Gesamtbelastung eines Objektes durch die sinken die Stückkosten (Gesetz der degressiven Brutto-Allphasen-Umsatzsteuer errechnete sich aus Kosten). der Zahl der vorgelagerten Kaufakte, d. h. der durch- laufenen Wirtschaftsstufen, wobei die Steuerbela- Mehrprodukt-Unternehmen besitzen entscheidende stung mit steigender Zahl der Kaufakte zunahm. Wettbewerbsvorteile, denn die Vielzahl der Ob- Aus diesem Grunde konnte die Steuerbelastung bei jekte garantiert eine höhere Auslastung der bereit- gleichartigen Erzeugnissen differieren, wenn die stehenden Kapazitäten, eine größere Rentabilität der Produktions- und Handelsstruktur von zwei Unter- modernen Anlagen und somit sinkende Stück- nehmen unterschiedlich war. In der folgenden Auf- kosten. Dagegen sind Einprodukt-Unternehmen oft stellung ist dieser Zusammenhang verdeutlicht, wo- gezwungen, entweder Lohndruckaufträge beispiels- bei eine Ware mit einem gleichen Endverkaufspreis weise für Abendzeitungen, Wochenzeitungen, Illu- einmal über mehrere selbständige Wirtschaftsstufen strierte und andere Presseerzeugnisse zu bekom- und das andere Mal über einen vertikalen Konzern men, oder mit Verlagen derartiger Erzeugnisse zu hergestellt und vertrieben wird. Zugrunde gelegt kooperieren, um den Wettbewerbsvorsprung der wurde ein Steuersatz von 4 %. Mehrprodukt-Unternehmen auszugleichen. Dieses Beispiel zeigt deutlich die ehemals starke b) Risiko und Risikoausgleich bei Mehr- und Abhängigkeit der Steuerlast von dem Grad der ver- Einprodukt-Unternehmen tikalen Konzentration. Das Produkt wurde bei Durchlaufen aller Wirtschaftsstufen mit 34,— DM Gleichzeitig mit der Herausgabe mehrerer Objekte (11,3 %) und bei dem vertikal integrierten Konzern vermindert sich das Risiko des Unternehmers. Ein- nur mit 12 DM (4 %) bei gleichem Endverkaufspreis mal ist es Mehrprodukt-Unternehmen möglich, un- belastet. Diese Differenz stellte bei dem Konzern terschiedlichen Marktverhältnissen für einzelne Pro- Minderkosten und damit einen Gewinnfaktor dar. dukte Rechnung zu tragen, indem sie je nach Wett- Die Differenz erhöhte sich unter sonst gleichen Vor- Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Leserkreise einzudringen. Häufig findet dieser Kon- Umsatzsteuerbelastung kurrenzkampf unter verzerrten Bedingungen statt, selb- denn einige Großverlage setzen rücksichtslos ihre Verkäufe Preise ständige verti DM Wirt kaler finanzielle und wirtschaftliche Kraft ein. So hat schafts Konzern stufen besonders die Gewährung von Werbeprämien teil- weise jedes vernünftige Maß überschritten. Die Klein- und Mittelpresse ist gezwungen, ebenfalls 1. Vorlieferer an mit derartigen Prämien zu werben, um nicht bedeu- Produzenten ... 100,— 4,— — tende Leserkreise zu verlieren. Dieser übersteigerte, 2. Produzenten an mit Geschenken, Sach- und Buchprämien sowie un- Großhandel .... 200,— 8,— — entgeltlichen Jahresabonnements geführte Wettbe- 3. Großhandel an werb hat zu einer immer stärker werdenden Fluk- Einzelhandel ... 250,— 10,— — tuation der Leser geführt, wobei die größeren Ver- lage ihre Auflagen steigern konnten, während die 4. Einzelhandel an Konkurrenten verkaufen oder das Erscheinen ihrer Endabnehmer ... 300,- 12,— 12,— Zeitungen einstellen mußten. Auch Zeitungen, die von der wirtschaftlichen Struktur her durchaus ge Steuerlast absolut ... 34,— 12,— sund waren, wurden hiervon betroffen. in v. H.... 11,3 4,0 Eines der wettbewerblich intensivsten Ballungs- gebiete ist das Ruhrgebiet. In diesem Raum wurden allein von der größten deutschen Regionalzeitung, aussetzungen um so mehr, je höher die Verkaufs- der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", von No- werte (Umsätze) in den selbständigen Wirtschafts- vember 1966 bis Dezember 1967 sechs Zeitungen mit stufen waren. einer verkauften Gesamtauflage von 66 593 auf- gekauft. Die mit dem 1. Januar 1968 eingeführte Mehrwert- steuer wird ebenfalls von allen Wirtschaftsstufen 1. „Duisburger erhoben. Ihre Bemessungsgrundlage ist jedoch nicht Generalanzeiger" . im November 1966 21 523 der Bruttoumsatz, sondern die jeweilige Wertschöp- 2. „Generalanzeiger fung (der sog. Mehrwert). Der Mehrwert stellt den für Groß - Teil des Verkaufswerts dar, der auf unterschied- Oberhausen" im November 1966 8 057 lichen Leistungen des jeweiligen Unternehmens be- 3. „Herher Zeitung" im Dezember 1966 4 210 ruht. Von der Mehrwertsteuer werden insbesondere nicht die im Umsatz enthaltenen Kosten fremdbezo- 4. ,,Wanne-Eickeler- gener Materialien und Maschinen erfaßt. Die Steuer- Zeitung" im Dezember 1966 2 885 schuld wird daher in der Praxis vom Bruttoumsatz 5. „Westfälische ermittelt, von dieser die von den Lieferanten des Rundschau Bezirks Steuerschuldners bereits gezahlten Mehrwertsteuer- ausgabe für Stadt beträge abgezogen (Vorsteuerabzug) und so die und Land Reckling - sog. „Zahllast", d. h. die an das Finanzamt zu zah- hausen" im April 1967 10 062 lende Umsatzsteuer ermittelt. Der Vorsteuerabzug bewirkt, daß die Steuerbelastung für alle Erzeug- 6. „Ruhrwacht" im Dezember 1967 19 858 nisse auch dann gleich ist, wenn unterschiedliche 66 593 Produktions- und Handelsstufen vorliegen. Nicht nur die Höhe der Werbegeschenke, sondern auch die Preisgestaltung großer Zeitungen wirkt sich 5. Weitere Gründe für die Gefährdung auf kleine und mittlere Zeitungen aus. So halten von Presseunternehmen einige Verleger von großen Zeitungen bewußt die a) Der übersteigerte Wettbewerb innerhalb der Abonnementspreise niedrig, obwohl die Herstel- deutschen Tagespresse stellungskosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind (vgl. Anlage S. 182 ff.). Damit wird Die zunehmende Marktsättigung, die sich in abge- auch den Konkurrenten die Möglichkeit der Abonne- schwächten Auflagen-Wachstumsraten der Tages- mentspreiserhöhung genommen, so daß sie immer presse ausdrückt, hat den Wettbewerb der Tages- stärker anzeigenabhängig werden. Wie bereits an presse untereinander schärfer werden lassen. Das anderer Stelle ausgeführt (vgl. S. 26 ff.), besteht Bemühen, die letzten potentiellen Leser zum Zei- jedoch ein ursächlicher Zusammenhang zwischen tungskauf zu veranlassen und anderen Zeitungen Anzeigenerlösen und Auflagenhöhe, so daß in ver- Leser abzuziehen, hat zu Methoden geführt, die die stärktem Umfang die Klein- und Mittelpresse in Substanz vieler an sich gesunder Zeitungsverlage Schwierigkeiten gerät, während die betreffenden bedrohen. Der übersteigerte Wettbewerb findet be- Großverlage das Minus an Vertriebserlösen durch sonders in Ballungsgebieten und Großstädten statt, Anzeigenerlöse ausgleichen können. Im Rahmen der wo mehrere Zeitungen aufeinanderprallen. Hier füh- Preisgestaltung wird zusätzlich das Instrument der ren die großen Zeitungen einen scharfen Wett- Preisdifferenzierung gezielt in solchen Regionen ein- bewerb (zum Beispiel durch Anzeigensplitting) mit gesetzt, in die man neu oder verstärkt eindringen den kleinen und mittleren Zeitungen, um in deren möchte. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Diese Beobachtungen hatten die Pressekommission die wirtschaftliche Gefährdung der betroffenen veranlaßt, bereits in ihren Empfehlungen an die Presseverlage dar. Bundesregierung auf die Gefahr eines überspitzten Wettbewerbs für den Bestand der Presse hinzuwei- b) Das Management-Problem sen 1 ). In ihrer Stellungnahme zu den Empfehlun- gen hat die Bundesregierung daraufhin an die deut- Im Rahmen der ökonomischen Ursachen für die sche Presse appelliert, für einen fairen Wettbewerb wirtschaftliche Gefährdung von Presseunternehmen zu sorgen 2). Im weiteren Verlaufe der Arbeiten kommt dem Problem der Betriebsführung besondere der Pressekommission wurden erneut Klagen laut, Bedeutung zu. Die Pressekommission konnte aus daß einige Verleger großer regionaler Zeitungen den bereits beschriebenen Gründen keine eigenen ihre überspitzten Wettbewerbsmaßnahmen verstär- Betriebsprüfungen veranstalten. Sie war daher zu ken. Die Pressekommission vermutete, daß diese diesem Punkt auf erkennbare Marktdaten angewie- Verleger den eventuell erforderlichen gesetzlichen sen. Einen Anhaltspunkt für die Betriebsführung Maßnahmen zuvorkommen wollten. Daher hatte sie gaben die Ergebnisspannen, wobei nicht verkannt noch einmal die Bundesregierung gebeten, zu ihren wird, daß diese Spannen von einer Reihe der Presse- Empfehlungen schnell Stellung zu nehmen 3 ). Auch kommission nicht bekannter anderer Marktdaten der Deusche Presserat hat sich mit diesen Vorgän- beeinflußt sein können. gen beschäftigt und erklärt, daß der publizistische Wettbewerb unerläßlich sei, Überspitzungen jedoch Nach den Feststellungen der Pressekommission sind im Interesse einer freien und funktionsfähigen die wirtschaftlichen Ergebnisse ausgewählter Ver- Presse unterlassen werden sollten. Gegenwärtig lage stark unterschiedlich. Der Wirtschaftsprüfer stellt der seitens einiger Großverleger geführte Engelmann gab für die Jahre 1966 und 1967 folgende überhitzte Wettbewerb eine ernsthafte Ursache für Ergebnisspannen an:
Quartal I/1966 II/1966 III/1966 IV/1966 I 1967 II/1967 III/1967 IV/1967 DM/Stück
Gewinn 5,10 6,37 3,26 5,26 3,55 4,60 3,74 5,64 Verlust 2,85 2,71 4,48 2,71 2,71 3,01 3,54 1,34
Die Beobachtung der deutschen Tagespresse hat Zeitung und den Anzeigenraum. Dabei folgt speziell ergeben, daß eine große Zahl von Verlagen kein die Anzeigenwerbung rein ökonomischen Erwägun- ausgebautes Rechnungswesen mit einer Betriebs- gen. Die aus der bisherigen Unterlassung resultie- abrechnung besitzt. Dieser Mangel wurde besonders renden Auswirkungen auf die Presseunternehmen bei kleineren Verlagen festgestellt. Sie verfügen stellen zwar Ursachen ihrer wirtschaftlichen Gefähr- nicht über Unterlagen, mit denen einzelne Kosten- dung dar. Sie können jedoch nicht als allgemeines arten exakt den Kostenträgern zugeordnet werden Krisensymptom des ganzen Wirtschaftszweiges gel- können, so daß auch eine interne Überprüfbarkeit ten, denn die Unterlassung genauen Vorkalkulie- entfällt. rens ist nicht für den gesamten Wirtschaftszweig symptomatisch. Mangel in der organisatorischen Die Michel-Kommission stellte zusätzlich fest, daß Verlagsstruktur können auch nicht mit wirtschaft- es ihr im Rahmen ihrer Untersuchungen nicht mög- lichen Hilfsmaßnahmen beseitigt werden. Nur durch lich gewesen sei, Kosten und Erlöse genau dem Beratung seitens des Verbandes oder anderer Insti- Vertriebsgeschäft und dem Anzeigengeschäft zuzu- tutionen kann hier eine wirksame Abhilfe geschaf- ordnen. Viele Verlage seien nicht in der Lage, An- fen werden. gaben über Kosten und Erlöse aus Vertrieb und Anzeigen zu machen: „Auch die Aufteilung der An- zeigen nach Sparten (Markenartikel, Stellenanzei- gen u. ä.) lag — wenn überhaupt — nur nach An- II. ABSCHNITT zeigenflächen in mm-Abmessungen vor. Lediglich einige wenige Verlage erfassen die Erlöse der ein- Die Konzentration im Pressewesen zelnen Anzeigensparten" 4). Die Konzentration, d. h. die Veränderung der Grö- Weil einige Verlage keine Möglichkeiten geschaffen ßenstruktur von Unternehmen zugunsten der größe- haben, ihren Produktionsprozeß und die Rentabili- ren und zu Lasten der kleineren Unternehmen, kann tät ihrer Anlagen ständig zu überwachen, konnten an den Marktanteilen der Unternehmen und der sie sich nicht oder nur verspätet veränderten Markt- Zahl der Anbieter gemessen werden. Sie nimmt verhältnissen anpassen. Die ständige Überwachung immer dann zu, wenn die Zahl der am Markt tätigen der Kostenstruktur ist unerläßlich, weil jeder Zei- Unternehmen sinkt und/oder einzelne Unternehmen tungsverleger heute zwei Produkte anbietet: die wachsende Anteile am gesamten Absatz ihrer Bran- che auf sich vereinen. Als am Markt tätige Unter- 1 ) vgl. Drucksache V/2403, S. 6'7 nehmen werden dabei im allgemeinen juristisch 2 ) vgl. Drucksache V/2403, S. 143 3 ) vgl. Drucksache V/2403, S. 16 und/oder wirtschaftlich selbständige Unternehmens- 4) vgl. Michel-Bericht, a. a. O., S. 75 einheiten angesehen. Im Bereich der Presse ist die Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode juristische und/oder wirtschaftliche Selbständigkeit selbständigen Meinungsträger im Bereich der über- eines Verlages allerdings keine hinreichende Be- regionalen, aktuell-politischen Berichterstattung zu dingung dafür, daß ein selbständiger Meinungsträ- ersehen, wenn damit auch im Einzelfall eine Ver- ger besteht. Denn durch Artikel 5 GG wird eine ringerung der lokalen Berichterstattung einhergehen ausreichende Zahl (Vielfalt) selbständiger Informa- kann. Wenngleich die aktuell-politische Bericht- tions- und Meinungsträger als „für die Demokratie erstattung den für die Meinungsfreiheit relevanten unentbehrlich" gefordert 1). Dementsprechend ist Teil der Presseberichterstattung darstellt, kann die bei der Messung und der Beurteilung der Konzen- Information der Leser bezüglich des lokalen Ge- tration im Pressewesen aus dem Blickwinkel der schehens nicht gänzlich unberücksichtigt bleiben. Meinungsfreiheit heraus in erster Linie die publizi- Dies um so weniger, als die Lokalpresse in Deutsch- stische Selbständigkeit der Meinungsträger zu be- land in der Form von Bezirksausgaben und Heimat- rücksichtigen. zeitungen einen erheblichen Anteil am gesamten
Zeitungswesen einnimmt und diese starke lokale Eine Zeitung ist als publizistisch selbständig anzuse- Differenzierung auf ein spezifisches Informations- hen, wenn ihr politischer Hauptteil (Mantel) in einer bedürfnis der Leser trifft. So haben entsprechende eigenen Redaktion hergestellt wird (publizistische Erhebungen ein klares Übergewicht der Nutzung Einheit oder Vollredaktion). des lokalen Teils einer Zeitung vor den anderen
Teilen ergeben. Von den Lesern einer Tageszeitung
lesen den Lokalteil regelmäßig bis häufig 84 % 3). 1. Stand und Entwicklung der Konzentration
im deutschen Pressewesen Der Umfang an Informationsmöglichkeiten, die den a) Publizistische Einheiten und Nettozeitungsdichte Lesern in der Bundesrepublik Deutschland unter Berücksichtigung des lokalen Geschehens zur Ver- Die Zahl der publizistischen Einheiten im Bereich der fügung stehen, findet für die Presse in der Nettozei- Tagespresse ist seit 1954 stetig gesunken. Nach den tungsdichte seinen Ausdruck. Die Nettozeitungs-
Angaben von W. J. Schütz hat sie sich von 1954 dichte gibt an, unter wie vielen im redaktionellen (= 225) bis November 1967 (= 156) um fast ein Mantel unterschiedlichen Zeitungsausgaben die Ein-
Drittel verringert 2). Allein 1967 (November 1966 wohner eines bestimmten Gebietes ihre Auswahl bis November 1967) ging die Zahl der publizistischen treffen können. Einheiten von 175 auf 156 zurück, d. h. es wurden 19 Vollredaktionen aufgelöst (vgl. Anlage S. 62). Während 1954 in 85 von 558 Landkreisen oder Diese Entwicklung wird von dpa für die Zahl der kreisfreien Städten nur eine Zeitung zur Verfügung ihr angeschlossenen Vollredaktionen bestätigt. Der stand (Nettozeitungsdichte = 1), war dies 1964 überdurchschnittlich hohe Rückgang der publizisti- schon in 121 von 566 Kreisen der Fall. Gegen Ende schen Einheiten im Jahre 1967 hat seine Ursache des Jahres 1966 erschien bereits in 129 Kreisen nur zum Teil in der in diesem Zeitraum voll wirksamen eine Zeitung 4). Als Folge des 1967 eingetretenen konjunkturellen Abschwächung in der Bundesrepu- Rückgangs in der Zahl der publizistischen Einheiten blik. Daneben ist darin ein Anzeichen eines wach- dürfte die Zahl der Landkreise mit einer Nettozei- senden Konzentrationsprozesses zu sehen. So hat tungsdichte von 1 nochmals gestiegen sein. Im Ein- zelfall sind diese Zahlen jedoch nur ein Näherungs- sich die Zahl der publizistischen Einheiten nach eige- - nen Ermittlungen der Pressekommission nochmals maß für die regionale Struktur der Versorgung der seit Ende November 1967 bis Ende Februar 1968 um Bevölkerung mit verschiedenen Presseerzeugnissen. 6 auf 150 publizistische Einheiten verringert (vgl. Einmal wurde das Verbreitungsgebiet der einzelnen Anlage S. 83 ff.). Zeitungen in Übereinstimmung mit den Kreisgren- zen für den Erscheinungsort der jeweiligen Aus- Zwischen verschiedenen publizistisch selbständigen gabe angenommen. Zum anderen kann das Informa-
Zeitungsverlagen besteht außerdem eine verlege- tionsangebot im lokalen Bereich geringer sein als risch-wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb von durch die Nettozeitungsdichte ausgewiesen wird,
„Mehr-Zeitungs-Verlagen". Die Art der Verbindung weil einzelne Zeitungsausgaben eines Landkreises einzelner Objekte in Mehr-Zeitungs-Verlagen reicht ein gegeneinander abgegrenztes, d. h. sich nicht dabei von der Herausgabe mehrerer Zeitungen durch überschneidendes Verbreitungsgebiet haben. einen Verlag über den Konzernverbund mehrerer Verlage bis zu Minderheitenbeteiligungen (letztere Eine spezifische Aussage über das regionale Infor auch über Einzelpersonen). mationsangebot kann für die Abonnementszeitun
gen auf der Grundlage der Verbreitungsanalyse Der Pressekommission sind 30 an derartigen direk- ten oder indirekten Verflechtungen beteiligte Ver- lage bekannt, die insgesamt 14 Verlagsgruppen bil- 3) Quelle auch für die in diesem Abschnitt folgenden Zahlen: DIVO-Institut für Wirtschaftsforschung, So- den (vgl. Anlage S. 129 f.). zialforschung und angewandte Mathematik GmbH, Frankfurtt/Main, und Infratest GmbH & Co KG Markt- Aus der Entwicklung der Zahl der publizistischen forschung, Wirtschaftsforschung, Motivforschung, So- Einheiten ist exakt lediglich die Verringerung der zialforschung, München, Massenkommunikation, Er-
gänzung oder Konkurrenz, in Rundfunkanstalten und
1 ) BVerfGE 12, 205; 20, 162 Tageszeitungen, Bd. 4, herausgegeben von der ARD, 2) vgl.: „Zusammenfassung der Ergebnisse der vom Januar 1966; Zit.: DIVO/Infratest Deutschen Presserat durchgeführten Bestandsaufnahme 4) vgl. W. J. Schütz: „Die Zeitungsdichte in der BRD",
zur Struktur der deutschen Tagespresse" in: Publizistik (1966), S. 445 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
1967 1 ) gewonnen werden. Die Aufstellung im 2 % zu verzeichnen (Anstieg um 1,1 Millionen Exem- Anhang (Anlage S. 66 ff.) zeigt, daß auf regionalen plare = 5,3 %). Der Auflagenzuwachs um 6,8 Millio- Märkten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die nen Exemplare (IV/55 bis IV/67) entfiel demnach Heimatzeitungen und die Lokalausgaben größerer zu 84 % auf den Zeitraum vor dem IV. Quartal 1964 Zeitungen führend sind. Ferner ist ersichtlich, daß (Verhältnis der Zahl der Jahre in beiden Beobach- der Abstand zwischen der jeweils im Kreis führen- tungszeiträumen = 75 : 25) . den Zeitung zur nächstgrößten, gemessen am Grad der Haushaltsabdeckung, regelmäßig sehr erheblich Die relative Differenz zwischen der gedruckten und ist. Das Informationsangebot ist deshalb faktisch der verkauften Auflage ist mit ca. 11 % der verkauf- auch im lokalen Bereich noch wesentlich stärker auf ten Auflage seit 1950 relativ konstant geblieben, wenige Zeitungen konzentriert, als es die absoluten obwohl ein ständig zunehmender Teil der Auflage Zahlen für die in einzelnen Kreisen erscheinenden auf dem Wege des Einzelverkaufs abgesetzt wurde. Ausgaben vermuten lassen. Der Anteil des mit einem höheren Remittenden Risikos belasteten Einzelverkaufs erhöhte sich in den Jahren 1958 bis 1967 für alle Zeitungen von 33 % b) Die Auflagenkonzentration 2 ) auf 44 % (vgl. Anlage S. 135) . Wenn trotzdem der Die verkaufte Auflage von Tages- und Wochenzei- relative Überschuß der Druckauflage konstant ge- tungen (ohne die sog. Soraya-Presse) stieg von blieben ist, so spricht das für eine verbesserte Ab- 12,1 Millionen Exemplaren pro Ausgabe im satzplanung der Verlage. IV. Quartal 1950 auf 22,0 Millionen Exemplare im Die verkaufte Auflage der Wochenzeitungen ist IV. Quartal 1967 (II/67 sogar 22,6 Millionen). Die- gegenüber der gesamten Zeitungsauflage mit ser Steigerung um 81,8 % (= 9,9 Millionen) steht für den entsprechenden Zeitraum (1950 bis 1966) 3) nur 1,3 Millionen Exemplaren (IV/67) sehr gering. Auch das Wachstum um 0,3 Millionen (IV/63 bis IV/67) ein Bevölkerungswachstum um 17,3 % gegenüber (von 51,0 auf 59,8 Millionen Einwohner). Die Zahl nimmt sich gegenüber der Steigerung der Gesamt- auflage sehr bescheiden aus. Angesichts dieser Grö- der Erwachsenen (über 15jährige = potentielle Zei- ßenordnungen kann man bei den Wochenzeitungen tungsleser) stieg dabei relativ stärker, nämlich um nicht von einer Auflagenkonzentration sprechen, zu- 20,5 % (von 17,7 auf 21,4 Millionen), blieb damit aber immer noch erheblich hinter dem Auflagen- mal der Zuwachs auch noch ziemlich gleichmäßig auf die überregionalen und die lokalen Wochenzeitun- wachstum zurück. Betrachtet man den Zeitraum von gen verteilt ist (vgl. Anlage S. 137 und 138). 1958 bis 1967, so steht einem Auflagenwachstum der Tages- und Wochenzeitungen um 29,4 % (von 17,0 Der Anstieg der gesamten Auflage (Tages- und auf 22,0 Millionen) ein Bevölkerungswachstum um Wochenzeitungen) ist demnach auf die wachsende 9,3 % gegenüber. in diesem Zeitraum hat sich die Verkaufsauflage der Tageszeitungen zurückzufüh- Zahl der Erwachsenen mit einem Wachstum um 8,3 % ren. Deren verkaufte Auflage stieg von 1958 bis relativ geringer erhöht (vgl. Anlage S. 134). 1967 (jeweils IV. Quartal) um 26,2 % (von 16,4 auf Die Auflagen wuchsen in den einzelnen Jahren 20,7 Millionen Exemplare). Der relative Überschuß nicht gleichmäßig. Vielmehr ist eine fast stetige der Druckauflage über die Verkaufsauflage hat sich Abflachung der Wachstumsraten im Zeitablauf fest- bei Tageszeitungen in diesem Zeitraum- geringfügig zustellen. Nahm die Auflage 1956 (Quartalsvergleich von 10,5 % auf ca. 11 % erhöht, bei einem von 34 % auf IV/56 zu IV/55) noch um 1,5 Millionen Exemplare 44 % gestiegenen Anteil des Einzelverkaufs (vgl. (= 10 %) zu und wurde 1966 ein Wachstum um Anlage S. 140 und 141). 0,9 Millionen Exemplare (= 4 %) erreicht, so ging Die Auflage der Sonntagszeitungen (Sonntagsaus- die Auflage 1967 (ebenfalls im Quartalsvergleich) gaben der Tageszeitungen und aktuelle Sonntags- um 0,1 Millionen Exemplare zurück 4) (vgl. Anlage zeitungen) betrug dabei im IV. Quartal 1958 2,1 Mil- S. 133). lionen Exemplare. Bis zum IV. Quartal 1967 stieg Vom IV. Quartal 1955 bis zum IV. Quartal 1964, sie auf 3,7 Millionen Exemplare (II/67 sogar 4,0 Mil- dem Zeitraum, in dem das Fernsehen zusehends an lionen), d. h. um 81 %. Von den neun Sonntagszei- Bedeutung gewann (1964 gab es 8,5 Millionen Fern- tungen mit einer Auflage von 3,7 Millionen Exem- sehgenehmigungen 5), stieg die Auflage um plaren (IV/67) erscheinen drei mit einer Auflage 5,7 Millionen Exemplare (= 37,5 %), was einem jähr- von 3,2 Millionen bei einer Verlagsgruppe. Das ent- lichen Wachstum von mehr als 4 % entspricht. Vom spricht einem Marktanteil von 86,5 % (vgl. Anlage IV. Quartal 1964 bis zum IV. Quartal 1967 war nur S. 142 und 143). noch eine jährliche Wachstumsrate von weniger als Rechnet man die Sonntagszeitungen nicht zu den Tageszeitungen, so ergibt sich für die letzteren also 1) „Verbreitungsanalyse 1967 der deutschen Abonne- mentszeitungen", Herausgeber: ADW GWA, Regional- nur ein Wachstum von 19,0 %. Da die Gemeinsam- presse und Standortpresse. Die Verbreitungsanalyse keiten von Tages- und Sonntagszeitungen (aktuelle enthält die verkaufte Auflage jeder in den Land- Berichterstattung) schwerwiegender sind als die Un- kreisen und kreisfreien Städten der Bundesrepublik verbreiteten Haupt- und Nebenausgabe einer Tages- zeitung. 4) Im Jahresdurchschnitt lag die Auflage 1967 allerdings 2) vgl. Anlage S. 132 ff. noch geringfügig über der von 1966. 3) Für 1967 liegen noch keine Zahlen der Bevölkerungs- 5) Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Zahl der Seher statistik vor. über der Zahl der Genehmigungen liegt. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode terschiede zwischen beiden (unterschiedlicher Er- Tageszeitungsverlage bzw. Verlagsgruppen erreich- scheinungstag), sollten die Sonntagszeitungen zu ten mit den von ihnen herausgegebenen Objekten den Tageszeitungen gerechnet werden 1). (im IV. Quartal 1967) eine verkaufte Auflage von zusammen 10,4 Millionen Exemplaren und besaßen Innerhalb der Tageszeitungen stiegen die Auflagen damit einen Marktanteil von 50,2 % (vgl. Anlage der Straßenverkaufszeitungen besonders. Vom S. 155). Dabei hält allein das größte Verlagshaus mit IV. Quartal 1958 (4,9 Millionen) bis zum IV. Quartal 8,1 Millionen verkaufter Exemplare einen Markt- 1967 (8,0 Millionen) erhöhte sich ihre Verkaufs- anteil von 39,2 % (vgl. Anlage S. 154). Die Anteile auflage um 3,1 Millionen Exemplare, d. h. um 63 %. der vier nächstgrößten Verlagsgruppen liegen dem- Für die Abonnementszeitungen ergibt sich dagegen gegenüber bei 3,6 bis 2,4 %. Die überragende Stel- ein Wachstum um 1,2 Millionen (= 10,4 %). Diese lung des größten Verlagshauses wird zwar über- schon geringere Zunahme verteilt sich aber auf wiegend mit zwei Straßenverkaufszeitungen begrün- eine ungleich größere Zahl von Zeitungen. Bei den det, jedoch erreichen auch die Auflagen der übrigen Straßenverkaufszeitungen sind allerdings auch nicht fünf Zeitungen noch einen Marktanteil von 7,3 % alle Zeitungen gleichermaßen an der Entwicklung Das ist immer noch mehr als das Doppelte gegen- beteiligt. Die „BILD"-Zeitung hat im Vergleichszeit- über dem nächstgrößten Konkurrenten. raum einen Zuwachs um 1,3 Millionen Exemplare aufzuweisen. Das entspricht einem Anteil von 41,9 % Auf dem Zeitschriftensektor (vgl. Anlage S. 151 ff.) am gesamten Auflagenzuwachs der Straßenverkaufs- ist die Auflagenentwicklung ähnlich verlaufen wie zeitungen (vgl. Anlage S. 145 und 144). bei den Tageszeitungen. Dabei ist anzumerken, daß hier nur die Publikumszeitschriften in die Unter- Eine Konzentration des Auflagenwachstums auf Zei- suchung einbezogen werden. Sie unterscheiden sich tungen mit einer verkauften Auflage von über von den übrigen Zeitschriftenarten vor allem da- 100 000 Exemplaren (Großpresse) ist generell fest- durch, daß sie zustellen. Die 40 größten Tageszeitungen 2) waren an dem Anstieg der Gesamtauflage (von 1958 bis a) im Gegensatz zu den Fachzeitschriften sich nicht 1967) um 4,3 Millionen mit einem Anteil von an einen speziellen Leserkreis, sondern allgemein 3,5 Millionen oder 81 % beteiligt. an weite Bevölkerungskreise wenden;
Das absolut und relativ überdurchschnittlich hohe b) im Gegensatz zu den Kundenzeitschriften nicht Auflagenwachstum der Großpresse hat die ohnehin unentgeltlich verteilt werden. bestehende Auflagenkonzentration weiter verstärkt. Von 477 Tageszeitungen hatten im IV. Quartal 1967 Die folgende Einteilung ist von der Informations- 50 eine Auflage von mehr als 100 000 verkauften gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Exemplaren pro Ausgabe. Diese 50 Tageszeitungen Werbeträgern e. V. (IVW) übernommen worden. erstellten mit 15,6 Millionen Exemplaren ca. 75 % Diese Einteilung der Zeitschriften liegt auch dem der Gesamtauflage. Mit anderen Worten gaben 1967 Michel-Bericht zugrunde und wurde in ähnlicher 10 % aller Tageszeitungen 75 % der insgesamt ver- Weise auch in ausländischen Untersuchungen ver- kauften Auflage heraus. Auf die restlichen 427 Ta- wendet 4). geszeitungen entfielen mit 5,2 Millionen nur 25 % der gesamten Auflage (vgl. Anlage S. 150). Die Zahl der Publikumszeitschriften hat sich von 1956 bis 1967 (jeweils IV. Quartal) um 24 (von 264 Erst eine differenzierte Betrachtung innerhalb der auf 240) verringert. Im gleichen Zeitraum ist die Großpresse zeigt jedoch das ganze Ausmaß der verkaufte Auflage um 17,9 Millionen Exemplare Auflagenkonzentration im deutschen Pressewesen. (= 51 %) gestiegen. Diese Steigerung ist, abgesehen Die drei größten Tageszeitungen 3) mit einer Auf- von kurzfristigen Schwankungen, fast ausschließlich lage von jeweils über 500 000 Exemplaren repräsen- auf die Ausdehnung des Einzelverkaufs zurückzu- tieren mit 7,1 Millionen gut 34 % der Gesamtauflage. führen (vgl. Anlage S. 151). Ihr Anteil an der Gesamtzahl aller Tageszeitungen beträgt demgegenüber 0,7 %. Zwei der drei Objekte Von den 52,7 Millionen verkaufter Auflage im gehören zum gleichen Verlag. IV. Quartal 1967 entfielen auf die 14 größten Publi- kumszeitschriften (alle über 1 Million Exemplare) Die Herausgabe von mehr als einer Tageszeitung mit 22,3 Millionen ca. 42 % (vgl. Anlage S. 152). Von durch Verlage oder Verlagsgruppen beeinflußt die der Anzahl aller Publikumszeitschriften stellen sie Struktur des Pressewesens im Hinblick auf die Auf- demgegenüber nur 6 %. Die einzelnen Typen der lagenkonzentration beträchtlich. Die fünf größten Publikumszeitschriften sind an der Konzentration im Zeitschriftenwesen unterschiedlich beteiligt. Am geringsten ist der Konzentrationsgrad bei den Bun- 1 ) Von dieser Definition der Tageszeitungen ist die ten Wochenendblättern. Am weitesten fortgeschrit- Pressekommission auch bezüglich ihrer Vorschläge zur Marktanteilsbegrenzung ausgegangen. ten ist die Auflagenkonzentration in den Bereichen 2) Nach ihrer Verkaufsauflage IV/1967. Es handelt sich Mode- und Frauenzeitschriften. Dazwischen liegen dabei nicht um alle Tageszeitungen mit einer verkauf- die Illustrierten und die Rundfunkzeitschriften (vgl. ten Auflage von mehr als 100 000 Exemplaren, da für Anlage S. 152 und 153). zehn Zeitungen die entsprechenden Auflagenzahlen für den gesamten Zeitraum nicht verfügbar waren. 3 ) „BILD", BILD am Sonntag" und „Westdeutsche Allge- 4) z. B. in: „Report — Royal Commission on Publications", meine Zeitung" Ottawa 1961 Deutscher Bundestag 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Eine Sonderstellung nehmen die Jugendzeitschriften ein. Nach Zahl und Auflage der Objekte scheint die davon Marken Brutto artikelwerbung Konzentration hier gering zu sein. Da die überwie- werbe- gende Zahl der bedeutenden Jugendzeitschriften umsatz 1) Medium in % der in Brutto- jedoch von einer Verlagsgruppe herausgegeben absolut Millionen werbe wird, ist die Konzentration in diesem Bereich am DM stärksten. Dies zeigt, daß entsprechend der Situation -umsätze auf dem Markt für Tageszeitungen auch im Zeit- schriftenwesen der Grad der Konzentration nicht nur Zeitungen 2190,7 640,9 29,3 durch Zahl und Größe einzelner Objekte, sondern wesentlich durch die Zugehörigkeit mehrerer Ob- Zeitschriften 1 717,9 1.374,4 80,0 jekte zu einem Verlag beziehungsweise einer Ver- Hörfunk 134,5 134,5 100,0 lagsgruppe bestimmt wird. Fernsehen 557,6 557,6 100,0 Eine Zusammenstellung der fünf größten Verlags- Bogenanschlag 215,8 42,2 19,7 gruppen aus dem Bereich der Publikumszeitschriften (vgl. Anlage S. 156 f.) zeigt, daß das Verlagshaus insgesamt 4 816,5 2 749,6 57,1 Axel Springer auch auf dem Markt für Publikums- zeitschriften mit einem Marktanteil von 17,5 % füh- rend ist. Der Abstand zu den nächstgrößten Kon- kurrenten ist hier allerdings wesentlich geringer Die Bruttowerbeumsätze der Zeitungen haben von als bei den Tageszeitungen. Die fünf größten Ver- 991,4 Millionen DM im Jahre 1958 auf 2190,7 Millio- lagsgruppen, die Publikumszeitschriften herausge- nen DM im Jahre 1967 zugenommen, d. h. sie haben ben, haben zusammen einen Marktanteil von 56,0 %. sich mehr als verdoppelt (Zunahme 121 %). Da die Im Bereich der Tagespresse haben die fünf größten Bruttowerbeumsätze aller Werbemedien zusammen Verlagsgruppen zusammen einen Marktanteil von noch stärker, nämlich um 3146,4 Millionen DM 50,2 %, wobei jedoch allein auf das Verlagshaus (= 182 %) gestiegen sind, hat sich der Marktanteil Axel Springer 39,2 % entfallen. der Zeitungen auf dem Werbesektor verringert (von 59,4 % auf 45,4 ). Nach der absoluten Höhe der Insgesamt gesehen ist daher die Auflagenkonzen- Umsätze stehen die Zeitungen aber weiterhin mit tration im Bereich der Unterhaltungszeitschriften Abstand an der Spitze der Werbemedien. Auch be- nicht so weit fortgeschritten wie bei den Tageszei- züglich der absoluten durchschnittlichen Zuwachs- tungen. Bei einem Vergleich der Auflagenkonzen- raten sind die Zeitungen führend. Der im ersten tration in beiden Bereichen ist jedoch zu berück- Halbjahr 1967 während der konjunkturellen Ab- sichtigen, daß, abgesehen vom Verlagshaus Axel schwächung eingetretene Rückgang der gesamten Springer, nur zwei der fünf Verlagsgruppen neben Werbeumsätze konnte im zweiten Halbjahr wieder Publikumszeitschriften auch Zeitungen verlegen. Die vollständig ausgeglichen werden. Im Jahresdurch- Gruner + Jahr-Gruppe gibt im Verlag Gruner + schnitt konnten sogar alle Werbeträger positive Jahr GmbH & Co die Wochenzeitung „Die Zeit" Zuwachsraten verzeichnen (vgl. Anlage S. 163). (verkaufte Auflage IV/67 = 240 317) heraus. Eben- - falls eine Wochenzcitung, der „Rheinische Merkur" Bei isolierter Betrachtung der Markenartikelwer- (verkaufte Auflage IV/67 = 49 211), erscheint im bung verschieben sich die Ergebnisse zugunsten der Verlag Rheinischer Merkur GmbH, der zur Ganske- Zeitschriften. Sie führen hier die Rangliste der Gruppe gehört. Von den großen Verlagsgruppen der Medien an; und zwar sowohl nach der absoluten Bundesrepublik ist daher nur ein Verlagshaus auf Höhe der Bruttoumsätze als auch nach der Höhe beiden Märkten gleichzeitig in bedeutendem Umfang ihrer Zuwachsraten (ebenfalls absolut). Auf die Zei- vertreten. tungen entfällt weniger als ein Drittel (Viertel) der gesamten Markenartikelwerbung (Marktanteil 1961 c) Die Konzentration der Anzeigenumsätze = 32,4 %, 1966 = 23,3 %) (vgl. Anlage S. 160).
Die Bruttowerbeumsätze 1) der Werbemedien Zei- Die Zunahme der Bruttowerbeumsätze konzentriert tungen, Zeitschriften, Fernsehen, Hörfunk und Bo- sich - ähnlich wie das Auflagenwachstum - bei genanschlag haben sich von 1670,1 Millionen DM im den großen, d. h. auflagenstarken Zeitungen. Die Jahre 1958 auf 4816,5 Millionen DM im .Jahre 1967 gesamten Werbeumsätze der Tageszeitungen (ein- erhöht. Von den 4816,5 Millionen DM entfielen auf schließlich Stellen- und Familienanzeigen) stiegen die Werbung mit Markenartikeln 2707,6 Millionen von 1961 (- 1981,8 Millionen DM) bis 1966 DM. 1967 verteilten sich die Bruttowerbeumsätze (= 2919,1 Millionen DM) um 47,3 % 2). Der Zu- und die Markenartikelwerbung wie folgt auf die wachs von 937,3 Millionen DM verteilt sich auf einzelnen Medien (vgl. Anlage S. 163 und 160). die einzelnen Auflagengruppen der Tageszeitungen wie folgt (von 1961 his 1966; vgl. Anlage S. 164) :
1) Die Angaben beziehen sich nur auf die Wirtschafts 2 ) Nach Angaben von Schmidt & Pohlmann (vorm. Kapfe- werbung, d. h. ohne Stellen- und Familienanzeigen. rer & Schmidt)
Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode
2. Die Eigendynamik des Konzentrationsprozesses Zuwachs der Zahl Auflage Werbeumsätze der Zeitungen Ob der gegenwärtige Stand der Konzentration im absolut in % absolut in % deutschen Pressewesen bereits eine Beeinträchti- gung der Pressefreiheit im Sinne des Artikels 5 GG bis 20 000 34,1 3,7 384 70,2 ist, braucht an dieser Stelle nicht entschieden zu werden. Schwerwiegender als der augenblickliche 20 000 bis 100 000 ! 275,7 29,4 111 20,3 Zustand ist nämlich die vermutliche zukünftige Ent- über 100 000 627,5 66,9 52 9,5 wicklung zu bewerten. Ein Konzentrationsprozeß entwickelt oft eine Eigendynamik, von der eine 937,3 100,0 547 100,0 kumulierende Wirkung ausgeht und die das Brem- sen eines einmal angelaufenen Prozesses erschwert, wenn nicht gar von einem gewissen Punkt ab ver- hindert. Bezüglich der gegenwärtigen in der deut- Auf die 47 auflagenstärksten Tageszeitungen schen Presse - vornehmlich der Tagespresse - (= 9,5 % aller Zeitungen) entfielen demnach 66;9 % stattfindenden Konzentration gibt es verschiedene des absoluten Zuwachses im Anzeigengeschäft. Anhaltspunkte, die auf eine derartige automatische Demgegenüber fällt bereits die Gruppe der Zeitun- Verschärfung des Prozesses in der Zukunft hindeu- gen mit einer Auflage von 20 000 bis 100 000 Exem- ten. plaren zurück. Zu dem gleichen Ergebnis führt ein Vergleich der Marktanteile der einzelnen Größen- a) Abnehmende Markteintrittschancen gruppen in den Jahren 1961 und 1966: Die stetige Auflagensteigerung der Zeitungen -vornehmlich der Tageszeitungen -, die das Be- 1961 1966 völkerungswachstum bei weitem übertrifft, war nur auf der Grundlage einer ständigen Ausdehnung der Auflage Mar gesamte Mar gesamte ken Wer ken Wer Lesehäufigkeit der Bevölkerung möglich. Im Laufe artikel bung artikel bung der letzten Jahre hat die Marktsättigung zugenom- men, so daß eine derartige Expansion im Zeitungs- bis 20 000 16,7 14,6 7,0 11,0 absatz für die Zukunft nicht wahrscheinlich ist. Die 20 000 bis 100 000 30,1 27,4 30,0 28,0 Wachstumsrate der Zeitungsauflagen wird in stei- gendem Maße durch das Bevölkerungswachstum be- über 100 000 53,2 58,0 63,0 61,0 grenzt werden. Die relativ konstante Differenz zwi- schen der Druck- und der Verkaufsauflage von ca. 100,0 100,0 100,0 100,0 11 % in den Jahren 1956 bis 1967 deutet dar- auf hin, daß die Verlage bereits die Grenzen der Expansion zu spüren bekommen und ihre Druckauf- Wie aus der vorstehenden Übersicht hervorgeht, ist lagen daher sorgfältiger planen. Normalerweise wäre der Anteil der Kleinpresse (bis 20 000 Auflage) am bezüglich des Anteils der unverkauften Exemplare an der Druckauflage nämlich eine- Steigerung zu er- gesamten Werbeaufkommen gesunken. warten gewesen, denn der mit einem höheren Remit- tenden-Risiko belastete Einzelverkauf hat einen Das Ausmaß, in dem sich das Anzeigengeschäft der ständig wachsenden Anteil am Gesamtvertrieb ein- Tagespresse auf wenige große Zeitungen konzen genommen. triert, ist auch daraus ersichtlich, daß auf die acht umsatzstärksten Tageszeitungen (alle über 100 000 Die zunehmende Marktsättigung erschwert die Neu- Auflage) 1966 mit 203,9 Millionen DM 30,9 % der gründung von Zeitungen. Sieht man von eventuel- Umsätze aus der Markenartikelwerbung in Tages- len regionalen Marktlücken ab, so kann eine neue zeitungen entfielen (vgl. Anlage S. 165). Tageszeitung herkömmlicher Art nicht mehr neben den bestehenden am Markt erscheinen, indem sie einen neuen Kreis von Zeitungslesern erschließt. Bei den Publikumszeitschriften konnten die acht Sie muß sich bereits im Zeitpunkt ihrer Gründung umsatzstärksten 1966 mit 720 Millionen DM sogar gegen die Konkurrenten durchsetzen und diesen 53,1 % der gesamten Markenartikelwerbung in Zeit- Leser entziehen. Eine derartige Einführung ist un- schriften auf sich vereinen (vgl. Anlage S. 165). gleich kostspieliger und langwieriger als die Er- schließung eines zusätzlichen Leserkreises. Die hier angeführten Konzentrationstendenzen, der Rückgang in der Zahl der publizistischen Einheiten, Die Auflagensteigerung führt auch bei sinkender auf der lokalen Ebene die Verringerung der Netto Zeitungszahl zu einer wachsenden Zeitungsgröße. zeitungsdichte, die Auflagenkonzentration bei den Damit wird die Auflagenhöhe, bei der eine neu- gegründete Zeitung - von anderen Einflußfaktoren Tageszeitungen und die Ungleichheit der Werbe- abgesehen - anfängt rentabel zu arbeiten (Ren- umsätze innerhalb der Presse können nicht isoliert tabilitätsschwelle), nach oben verschoben. Wie groß voneinander betrachtet werden. Sie müssen in ihrem die Schwierigkeiten einer Neugründung auf dem wirtschaftlichen Zusammenspiel gesehen werden, in Zeitungsmarkt bereits sind, kann am Beispiel des dem sie sich gegenseitig kumulativ beeinflussen. „Mittag" ermessen werden. Von seiner Gründung Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
(1964) bis zu seiner Einstellung (1967) erforderte erfordert einen erheblichen Investitionsaufwand und die Zeitung einen Zuschuß, der auf ca. 3 Millionen setzt eine bestimmte Mindestnutzung voraus. Allein DM jährlich geschätzt wird, obwohl sie eine Auflage von der absoluten Unternehmensgröße her gesehen von ca. 300 000 Exemplaren erreicht hatte. ist deshalb die Anschaffung moderner Maschinen für kleine Verlage wegen ihrer geringen Finanzmittel Zusätzlich kann dem newcomer auf dem Zeitungs- erschwert. markt auch der Zugang zum Vertriebshandel er- schwert werden. Grossisten geraten leicht in die Die Modernisierung der technischen Einrichtung Abhängigkeit von Großverlagen, wenn ein hoher eines Verlages kann nicht in beliebig kleinen Inter- Teil ihrer Umsätze mit den Erzeugnissen eines vallen vollzogen werden. Sie erfordert die einmalige Großverlages erzielt wird. Je höher der Anteil eines Aufwendung eines Mindestkapitalbetrages, der bis Verlages ist, desto größeren Einfluß kann er auf die zu einer bestimmten Unternehmensgröße unabhän- Sortimentspolitik des Grossisten nehmen. Er kann gig von der zu erstellenden Auflage ist (Investi- einen Entzug des Vertriebsauftrages nicht riskie- tionsschwelle). Diese Schwelle des Mindestkapitals ren. Wenn wachsende Zeitungsgröße und Konzen- für Rationalisierungsinvestitionen erreichen kleine tration in Mehr-Zeitungsverlagen auch nicht zwangs- Verlage auf dem Wege der Selbstfinanzierung kaum. läufig zu einer Beseitigung der Marktzutrittsmög- Sie verfügen regelmäßig auch nur über sehr be- lichkeiten führen, so unterwerfen sie doch den auf grenzte Kreditmöglichkeiten. Hierin kann kein Aus- den Handel angewiesenen newcomer dem Wohlver- weg gesehen werden. Daneben ist es die mit Ratio- halten einiger bereits etablierter Verleger. Da die nalisierungsmaßnahmen meist verbundene Kapazi- Auflagenkonzentraton weiter fortschreiten wird tätsausweitung, die eine Modernisierung für klei- (siehe oben) muß auch dieser Bereich, unabhängig nere Verlage erschwert. Der Einsatz von Computern vom gegenwärtigen Stand der wirtschaftlichen Ab- und Foto-Setzmaschinen im Verlagswesen setzt Min- hängigkeit des Handels, in die Überlegungen ein- destauflagen voraus, die von kleinen Verlagen nicht bezogen werden. erreicht werden. Ohne die gesicherte Auslastung der Kapazitäten arbeiten die Anlagen nicht rentabel. b) Kosten-, Qualitäts- und Finanzierungsvorsprung Demgegenüber sind im Großverlag ungleich günsti- des Großverlages gere Voraussetzungen für Rationalisierungsinvesti- Zwischen dem Gewinn pro Monatsstück und der tionen gegeben. Für den Großverlag ist der notwen- Auflagenhöhe einer Zeitung konnte kein zwingen- dige Mindestkapitalbetrag leichter aufzubringen, da der Zusammenhang festgestellt werden 1). Aus den er sich im Verhältnis zum Erlös des Verlages (un- eigenen Unterlagen und dem Bericht der Michel abhängig vom Gewinn pro Monatsstück) wesent- Kommission 2) ergibt sich jedoch folgendes: lich geringer ausnimmt als beim kleinen Verlag. Die 1. Großverlage haben insgesamt höhere Kosten und Kreditfinanzierung ist dem Großverlag eher mög- Erlöse pro Monatsstück. lich. Zwar benötigt der Großverlag absolut mehr Kapital, um die erforderlichen Kapazitäten zu mo- 2. Die höheren Kosten sind vor allem auf die größe- dernisieren. Er hat aber die Möglichkeit zur stufen- ren Aufwendungen für redaktionelle Leistungen, weisen Rationalisierung. Der Einsatz der modern- Papierverbrauch (größerer Zeitungsumfang) und sten Anlagen stößt hier nicht auf das Problem der Anzeigenwerbung zurückzuführen. Mindestkapazitäten. 3. Im Bereich der technischen Herstellung haben - große Zeitungen erheblich niedrigere Kosten pro Mit dem Einsatz modernster Maschinen ist es Groß- Monatsstück als kleine. verlagen möglich, den Aktualitätsvorsprung der Me- dien Funk und Fernsehen zu verkürzen und den ei- 4. Die Selbstkosten der auflagenstarken Zeitungen genen Vorsprung gegenüber den kleinen Verlagen sind von 1962 bis 1964 relativ geringer gestiegen auszubauen. Es ist eine Verbesserung der Druck- der kleinen Zeitungen. Ihre Erlöse haben als die , qualität (z. B. auch Farbdruck) zu erreichen, die die sich relativ stärker erhöht. Zeitung für den Leser attraktiver macht. Schließlich Setzerei und Druckerei stellen die kapitalintensiv- können im Bereich der technischen Herstellung ein- sten Betriebseinrichtungen eines Presseverlages dar. gesparte Stückkosten für andere Zwecke (z. B. re- Auf beiden Sektoren der Zeitungsherstellung waren daktionelle Leistungen, inhaltlicher Qualitätsvor- in den letzten Jahren bedeutende technische Neue- sprung) eingesetzt oder zur Senkung der Vertriebs- rungen zu verzeichnen, die die Verlage zwingen, preise verwendet werden. Damit wird ein Wettbe- ihren Maschinenpark dem Stand der Technik anzu- werbsvorsprung der Großverlage geschaffen oder passen. Insbesondere die Einführung des Offset- und ein bestehender ausgeweitet, der über eine zuneh- des Farbdruckes sowie der Einsatz von Foto-Setz- mende Auflagenkonzentration bei diesen Verlagen maschinen und Computern werden auch noch in Zu- den Abstand zwischen Groß- und Kleinverlagen kunft bedeutende Rationalisierungs- und Neuinvesti- ständig vergrößert. Demgegenüber hat die Michel tionen erfordern. Kommission festgestellt 3), daß die kleinen Verlage Der technische Fortschritt hat zur Entwicklung von der technischen Entwicklung nicht so stark be- immer leistungsfähigerer Druckmaschinen geführt, troffen würden, da sie in der Lage seien, ihre ge- die den bisherigen sowohl quantitativ als auch quali- ringen Auflagen mit veralteten Maschinen herzu- tativ überlegen sind. Der Einsatz derartiger Anlagen stellen. Das mag als Momentaufnahme zutreffen. Eine Betrachtung der Entwicklung im Zeitablauf 1) vgl. „Vorläufiger Bericht . . .", a. a. O., S. 91 ff. 2) vgl. Michel-Bericht, S. 322 und S. 314 3 ) vgl. Michel-Bericht, S. 70/71 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode zeigt jedoch, daß sich der Abstand zu den übrigen über den Kapitalmarkt, denn die Kreditwürdigkeit Verlagen vergrößert. ist größer. Großverlage können mehr Kredite zu In diesem Zusammenhang ist der Risikoausgleich in günstigeren Konditionen aufnehmen, da das Risiko Mehr-Zeitungs-Verlagen von erheblicher Bedeu- für den Kreditgeber geringer ist. Die hier aufge- tung. Im Mehr-Zeitungs-Verlag ist es zumindest zeigten Faktoren wirken im Konzentrationsprozeß vorübergehend möglich, die Verluste einer Zeitung nicht nebeneinander und nacheinander, sondern mit dem Gewinn aus dem Verkauf der übrigen aus- gleichzeitig und kumulativ. Ist der Prozeß an einem zugleichen. Entsprechendes gilt für die gleichzeitige beliebigen Punkt in Gang gekommen, ist es schwie- Herausgabe von Zeitungen und Zeitschriften sowie rig, ihn wieder aufzuhalten. Zusammenfassend las- anderen Druckerzeugnissen in einem Verlag. Die sen sich die Auswirkungen bei den Großverlagen Verbindung der Zeitungsherstellung mit der Pro- wie folgt beschreiben: duktion anderer Druckerzeugnisse gibt zugleich die 1. ständige Verbesserung und Ausdehnung der Möglichkeit, die technischen Anlagen über die kurze technischen Anlagen, Zeit hinaus, die zur Zeitungsherstellung benötigt 2. damit größere Rentabilität und steigende Auf- wird, zu nutzen, ohne von Lohndruckaufträgen ab- lagenzahlen, hängig zu sein. Dies gewährleistet eine bessere 3. mit größerer Auflage höhere Vertriebserlöse und Ausnutzung der Anlagen und führt zu sinkenden ein. höheres Anzeigenvolumen, Stückkosten. für die Zeitungsherstellung. 4. mit höherem Anzeigenvolumen höhere Anzei- generlöse, c) Anzeigenkonzentration und Finanzierungsvorsprung 5. höhere Anzeigenerlöse ergeben größere Ge- winne, Die auflagenstarke Zeitung bietet dein Werbungs- treibenden zwei Vorteile. Einmal ist es organisato- 6. größere Gewinne bieten bessere Selbstfinanzie- risch einfacher, nur eine große Zeitung mit Anzeigen rungsmöglichkeiten und zunehmende Kreditwür- zu belegen als mehrere kleine. Die Anzeigenbele- d.igkeit (Finanzierungsspielraum) gung vieler kleiner Zeitungen kompliziert den Ab- 7. ein gestiegener Finanzierungsspielraum führt rechnungsverkehr und die Bezahlung. Die zwischen schließlich zu einer weitergehenden Verbesse- den einzelnen Zeitungen bestehenden technischen rung der maschinellen Anlagen unter Berücksich- Unterschiede im Format, in der Drucktechnik und tigung des technischen Fortschritts. den möglichen Zusatzfarben machen auch eine dif- ferenzierte Planung der Anzeigengestaltung not- Im Gegensatz dazu führen eine geringere Qualität, wendig. Zum anderen sinken die Tausenderpreise eine gering ere Aktualität, höhere Herstellungsko- mit steigender Auflage 1), d. h. sie sind bei großen sten und abnehmende Anzeigenerlöse bei kleineren Zeitungen regelmäßig niedriger als bei kleinen. Da und mittleren Verlagen zwangsläufig zu einer ver- innerhalb bestimmter Zeitungsgruppen die Nach- stärkten publizistischen Konzentration durch Fusio- frage nach Anzeigenraum preiselastisch reagiert, nen, Kooperationen und Einstellungen. Die dadurch werden mit sinkendem Tausenderpreis die Anzei- entstehenden lokalen Marktlücken können kaum generlöse steigen, denn das Anzeigenvolumen durch Neugründungen ausgefüllt werden, weil sich wächst überproportional zur Preisdifferenz. die Markteintrittsschranken durch zunehmenden Ka- pitalbedarf ständig erhöhen. - Als Folge der oben dargestellten Auflagenkonzen- tration auf Großverlage im Rahmen des Konzentra- tionsprozesses tritt eine verstärkte Konzen- tration der Azeigenerlöse auf die gleichen Verlage ein. Die Häufung der Anzeigenaufträge bei Groß- III. ABSCHNITT verlagen wird durch die hohen Ausgaben, die sie für die Anzeigenwerbung tätigen, zusätzlich geför- Folgen der Konzentration im Pressewesen dert. für die Meinungsfreiheit Die mit steigender Auflage ansteigenden Anzeigen- Die Bundesregierung hat der Pressekommission die erlöse bestimmen ihrerseits zu 60 % die Gewinne Frage nach den Folgen der Konzentration im Presse- der Großverlage (Verhältnis von Anzeigen- zu Ver- wesen für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepu- triebserlösen der Tagespresse ca. 60 : 40). Hierdurch blik Deutschland gestellt. verbessert sich die Ertragslage dieser Unternehmen erheblich. Höhere Gewinne wiederum räumen über den Weg der Selbstfinanzierung einen höheren 1. Das Problem Finanzierungsspielraum ein. Großverlagen ist es dadurch möglich, Rationalisierungs- und Neuinvesti- Zwischen Presse und Bürger bestehen für den de- tionen zunehmend aus eigener Kraft vorzunehmen. mokratischen Staat unentbehrliche Beziehungen. Die Mit steigender Größe und Finanzkraft wachsen Presse hat die Aufgabe, dem Bürger Informationen gleichzeitig auch die Finanzierungsmöglichkeiten und Meinungen zu vermitteln. Er soll sich auf Grund der übermittelten Informationen und Meinungen 1) Dies ist nicht mit der Progression der Anzeigen seine eigene Meinung bilden. Diese Beziehungen erlöse zu verwechseln, die wegen des überpropor- setzen voraus, daß der Bürger eine Mehrzahl von tional steigenden Insertions volumens trotz der Informationen und Meinungen vorgestellt bekommt. sinkenden Tausenderpreisen steigen. Dieser Voraussetzung ist zweierlei immanent: Ein- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 mal die Freiheit der Wahl zwischen verschiedenen Nun bedeutet allerdings „Freiheit" nicht zugleich Meinungen, also die Vielfalt, und zum anderen, daß die ständige Wahrnehmung der gegebenen Möglich- die zahlenmäßige Vielfalt von Meinungsträgern keiten. Der Bürger muß nicht nebeneinander meh- auch verschieden artikulierte Meinungen beinhaltet. rere Zeitungen lesen, um sich seine Meinung zu Dabei kann zwischen Information und Meinung nicht bilden. Der Begriff „Freiheit" statuiert lediglich die völlig getrennt werden, weil auch Informationsüber- Wahlmöglichkeit. Es genügt, wenn dem Bürger ge- mittlung durch Auswahl und Placierung zur Mei- nügend Publikationsorgane zur Verfügung stehen, nung werden kann. die er bei Bedarf kaufen und lesen kann. Diese Wahlmöglichkeit besteht nicht mehr, wenn eine Nach Auffassung der Pressekommision wird das große Anzahl von Bürgern einer Region nur noch diesen Beziehungen zugrunde liegende Denkmodell Publikationsorgane aus einem Verlagshaus bezie- des sich vielseitig informierenden Bürgers, von dem hen kann. Wahlmöglichkeit in diesem Sinne ist al- erkennbar auch das Bundesverfassungsgericht in lerdings nicht so zu verstehen, daß es genügt, wenn seiner Rechtsprechung zu Artikel 5 GG ausgeht, in der durch einen Großverlag ein sehr wesentlicher Anteil Praxis nicht voll bestätigt. Es kann jedenfalls für an der Auflage der deutschen Presse herausgegeben das Pressewesen nicht in der Breite davon ausgegan- wird und daneben noch eine Reihe von, gemessen gen werden, daß der normale Bürger sich aus ver- an der Auflagenziffer, bedeutungslosen Publika- schiedenen Publikationsorganen die Informationen tionsorganen kleinerer Verlage existiert. Es ist rich- und Meinungen beschafft, sie vergleicht und aus- tig, daß der Bürger im wörtlichen Sinne die Wahl- wertet und auf diesem Wege zu einer eigenen Mei- möglichkeit auch in diesem Falle behält. Der Bür- nung kommt; er wählt sich vielmehr das ihm zu- ger wird jedoch die übrig gebliebenen kleinen Pu- sagende Organ aus und vertraut sich ihm weitge- blikationsorgane nicht in den gleichen Rang erhe- hend an (vgl. Allensbach-Untersuchung, Anlage ben wie die des Großverlages. Die Suggestivwir- S. 252 Tabelle 23). Überwiegend wird hinsichtlich der kung der Größe führt dazu, daß die wörtlich aufge- politischen Information und Meinungen von dem faßte Wahlmöglichkeit aus der Sicht des Bürgers in Bürger nur eine Zeitung gelesen 1). tatsächlicher Hinsicht keine Wahl mehr bietet. Die „tägliche Abstimmung an den Kiosken" ist keine Wahl, sondern Ausfluß von Marktgeltung, der sich 1) Vgl. die von der Arbeitsgemeinschaft mittlerer Tages- der Käufer nicht entziehen kann. zeitungen e. V. (AMT) veranstalteten Teilnehmerlese analysen bei folgenden Tageszeitungen, wonach ca. Die nach Artikel 5 GG geforderte Vielfalt im Presse- 80 % der Leser dieser Zeitungen keine weitere Tages- zeitung lesen. Holsteinischer Courier, Neumünster; wesen folgt aus dem Begriff der „Freiheit", weil Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Rendsburg; Freiheit ohne Wahlmöglichkeiten zwischen mehre- Segeberger Zeitung, Bad Segeberg; Harburger Anzei- ren keine echte Freiheit ist. Nun bedeutet Vielfalt gen und Nachrichten, Hamburg-Harburg; Deister und von Meinungsträgern nicht zugleich Vielfalt von Weserzeitung, Hameln; Die Harke, Nienburg, Scha um Information und Meinungen. Es wird sich immer burger Zeitung, Rinteln; Deister-Leine Zeitung, Bar- eine gewisse Übereinstimmung namentlich hinsicht- singhausen; Schaumburg-Deister-Zeitung, Rollenberg; lich der Information finden. Dies liegt in dem Be- Neue Deister Zeitung, Springe; Schaumburg-Lippische streben, die aktuelle Nachricht möglichst zu objekti- Landeszeitung, Bückeburg; Hildesheimer Allgemeine vieren. Auch Meinungen werden- nach der Lebens- Zeitung, Hildesheim; Leine- und Deister Zeitung, Gro- erfahrung um einen inhaltlichen Mittelwert schwan- nau/Han., Cellesche Zeitung, Celle; Landeszeitung für die Lüneburger Heide, Lüneburg; Allgemeine Zeitung ken. Eine wesentliche Rolle spielt hier die Deut- der Lüneburger Heide, Uelzen; Burgdorfer Kreisblatt, sche Presseagentur, die an fast alle Redaktionen Burgdorf; Bremervörder Zeitung, Bremervörde; Osna- Meldungen liefert. E liegt an der Quantität der ein- brücker Tageblatt, Osnabrück; Ostfriesischer Kurier, gehenden Meldungen, daß schon bei der dpa eine Norden; Wilhelmshavener Zeitung, Wilhelmshaven; gewisse Prüfung des eingegangenen Materials statt- Delmenhorster Kreisblatt, Delmenhorst; Nordsee-Zei- findet. Hinzu kommt, daß die Redaktionen das von tung, Bremerhaven-Lehe; Remscheider Generalanzei- der dpa angelieferte Material nicht in vollem Um- ger, Remscheid; Solinger Tageblatt, Solingen; West- fange verwerten können und zu einer erneuten deutsche Rundschau, Wuppertal; Duisburger General- Sichtung gezwungen sind. Diese Gesichtspunkte ste- Anzeiger, Duisburg; General-Anzeiger für Bonn und hen indessen der Annahme, daß Vielfalt Freiheit Umgegend, Bonn; Buersche Zeitung, Gelsenkirchen- Buer; Recklinghäuser Zeitung, Recklinghausen; Min- bedeutet, nicht entgegen. Eine möglichst große Viel- dener Tageblatt, Minden; Haller Kreisblatt, Halle/ falt von Meinungsträgern erhöht die Wahrschein- Westf.; Lüdenscheider Nachrichten, Lüdenscheid; Iser- lichkeit, daß dem Bürger die Vielfalt von Informa- lohner Kreisanzeiger und Zeitung, Iserlohn; Meinerz- tionen und Meinungen zur Verfügung steht. hagener Zeitung, Meinerzhagen; Soester Anzeiger, Soest; Süderländer Volksfreund, Werdohl; Allgemei- Gemeinhin wird der Presse ein Einfluß auf den ner Anzeiger, Halver; Siegener Zeitung, Siegen; öffentlichen Meinungsbildungsprozeß unterstellt. Schwelmer Zeitung, Schwelm; Gevelsberger Zeitung, Ein wissenschaftlicher Nachweis der Intensität des Gevelsberg; Die Heimat am Mittag, Hattingen/Ruhr; Einflusses, d. h. der Wirkung, fehlt bisher. Es war Hellweger Anzeiger, Unna; Nürtinger Zeitung, Nürtin- beabsichtigt, in dieser Richtung eigene Untersu- gen; Oberhessische Presse, Marburg; Fuldaer Zeitung, Fulda; Dill-Zeitung, Dillenburg; Pirmasenser Zeitung, chungen zu betreiben. Durch die von der Bundesre- Pirmasens; Backnanger Kreiszeitung, Backnang; Böb- gierung gewünschte Verkürzung der Arbeitszeit linger Bote, Böblingen; Der Teckbote, Kirchheim u. mußten diese Untersuchungen, die einen größeren Teck; Haller Tageblatt, Schwäbisch-Hall; Schwarz- Zeitraum in Anspruch genommen hätten, unter- wälder Bote, Oberndorf. bleiben. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag 5. Wahlperiode
Nach Auffassung der Pressekommission kann die schen Gehaltes zurück. Dabei wird der eingetretene Frage nach dem Grade der Meinungsbeeinflussung Wandel bei den Illustrierten, die sich bemühen, durch die gesamte Presse oder durch ein bestimmtes selbst gestellte Aufgaben gegenüber dem Einzelnen Publikationsorgan für die hier gestellte Frage of- und der Gesellschaft zu erfüllen, nicht verkannt. fen bleiben. Es handelt sich nicht darum, ob ein Ver- Ihre Bedeutung für die Meinungsbildung liegt je- lagsunternehmen in der Lage ist, mit Hilfe der von doch mehr in ihrer langfristigen gesellschaftsbilden- ihm herausgegebenen Publikationsorgane eine miß- den Wirkung. Die Komponenten des Selbstverständ- bräuchliche Meinungsbeeinflussung zu betreiben. nisses der Illustrierten reichen von der Orientierung Diese Frage wird bei der Betrachtung der Konzen- und Aufklärung über die öffentliche Meinungsbil- tration und damit bei der Quantifizierung der Auf- dung bis zur Kritik und Kontrolle von Persönlichkei- lagenziffer für den Meinungsbildunggsprozeß in ten, Institutionen und Normen. Auch die von den den Vordergrund gestellt. Es handelt sich vielmehr großen Illustrierten konzipierte Funktion „prakti- darum, ob die Konzentration dem Bürger die Wahl- sche Lebenshilfe" will nicht nur die alltagsprak- möglichkeit zwischen mehreren redaktionell selb- tische Lebensberatung des Einzelnen sein, sondern ständigen Publikationsorganen nimmt. Diese Wir- auch als Aktion verstanden werden, durch die die kung hat aber die Konzentration; damit zerstört sie Illustrierte unmittelbaren Einfluß auf gesellschaft- die Freiheit des Bürgers in diesem Raume. Die Kon- liche Zustände und Vorgänge nehmen will 2). zentration bewirkt auf Grund der dargestellten öko- nomischen Tatsachen, daß immer weitere Verlags- unternehmen ihre Tätigkeit einstellen müssen. Die 2. Die Stellung des Bürgers gegenüber der Konzen- Vereinheitlichung der Berichterstattung durch kon- tration im Pressewesen zentrierte Verlagsunternehmen erhöht die schäd- Die Konzentration im Pressewesen nimmt dem Bür- lichen Wirkungen auf den Meinungsbildungsprozeß; ger die Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Publi- die Zerstörung der im Art. 5 GG geschützten Mei- kationsorganen. Einer verbreiteten Meinung zufolge nungs- und Informationsfreiheit des Bundesbürgers kann ein hoher Grad von Konzentration hingenom- verläuft progressiv. men werden, weil die moderne Gesellschaft dem Bürger genügend Informationsmöglichkeiten läßt. Hiervon unabhängig ist die Frage, ob man diesem Hierfür werden Rundfunk und Fernsehen genannt. oder jenem Teil der Presse größeren Einfluß auf Für den politischen Meinungsbildungsprozeß steht die Meinungsbildung zumißt als einem anderen die politische Information im Vordergrund. Von den Teil. Gibt es für die politische Meinungsbildung be- dafür dem Bürger insgesamt zur Verfügung ste- sonders relevante Teile des deutschen Pressewe- henden Informationsquellen nimmt die Tageszeitung sens, bedürfen sie des besonderen Schutzes im Sinne einer hervorragenden Platz ein. Danach folgen Rund- der verfassunsrechtlichen Institution „Freie Presse" funk und Fernsehen 3). Es muß daher untersucht Vom Inhalt, vom Selbstverständnis und von der werden, ob der nach den dargestellten ökonomi- Nutzung her stehen für die politische Meinungsbil- schen Daten bereits eingetretene und fortschreitende dung des Bürgers an der Spitze einer angenomme- Konzentrationsprozeß bei den Tageszeitungen ein nen Wertskala die Tageszeitungen. Zu den Tages- Regulativ durch die öffentlich-rechtlichen Anstalten zeitungen werden von der politischen Wirksamkeit finden kann. her die Sonntagszeitungen hinzugerechnet. Nach - Auffassung der Pressekommission sind die Straßen- Rundfunk und Fernsehen vermitteln Informationen verkaufszeitungen ebenfalls hinzuzählen. Dies er- in Form von Nachrichten, Hintergrunddarstellun- gibt sich aus Inhalt, Selbstverständnis und Wirkung gen, Kommentaren, Interviews und Reportagen zu der BILD-Zeitung 1), die zwar nicht von ihrer Größe, aktuellen Ereignissen. Insoweit überschneidet sich aber von ihrer Wirkung her beispielhaft für diesen das Informationsangebot mit dem der Tageszeitung. Zeitungstyp steht. Einen Aufschluß, inwieweit sich Rundfunk und Fern- sehen und Tageszeitungen als Mittler der politi- Nach der durchgeführten Allonsbach-Untersuchung schen Information ersetzen können, gibt die Nut- (vgl. Anlage S. 242 ff.) kommt damit die BILD-Zei- zung der politischen Information durch den Bür- tung der lokalen Zeitung nahe, die sich etwa in ger. gleicher Weise für den Leser ihres Wirkungsberei- ches verstanden wissen will und verstanden wird. An einem durchschnittlichen Tage werden 82 % der Auch für den Leser der Lokalzeitung ist sie eine In- erwachsenen Bürger nach Tageszeitungen, Rundfunk stanz, die sich um die wirtschaftlichen Belange im -und Fernsehen von politischen Informationen er kleinen und ein die Bedürfnisse und Probleme im lo- kalen kümmert. Auf diese Instanz der Lokalzeitung 2)Horst Holzer, Illustrierte und Gesellschaft, Zum politi- kann und will der Leser nicht verzichten. schen Gehalt von Quick, Revue und Stern, Freiburg, 1967 Demgegenüber treten die großen Publikumszeit 3 ) Quelle auch fur die in diesem Abschnitt folgenden schriften hinsichtlich ihres aktuellen tagespoliti- Zahlen: DIVO-Institut für Wirtschaftsforschung, Sozial- torschung und angewandte Mathematik GmbH, Frank- 1 ) Vgl. Qualitative Analyse der BILD-Zeitung, Hamburg, furt/M, und Infratest GmbH & Co. KG Marktforschung, 1966, durchgeführt im Auftrage der BILD-Zeitung vom Wirtschaftsforschung, Motivforschung, Sozialforschung, contest-Institut, Frankfurt/Main. Die repräsentativen München, Massenkommunikation, Ergänzung oder Erhebungen wurden vom infratest-Institut, München, Konkurrenz, in Rundfunkanstalten und Tageszeitun- vorgenommen. Das DIVO-Institut in Frankfurt Main gen, Bd. 4, herausgegeben von der ARD, Januar 1966; hat den speziellen Copy-Test für BILD durchgeführt. Zit.: DIVO/Infratest. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 reicht 1). In der Mehrzahl informierte sich der Bür- nungsäußerung ein. Die Verwirklichung des Rechts ger durch mehr als ein Medium. In 36 % der Fälle auf freie Meinungsäußerung wird durch die Kon- war das Fernsehen 'die zeitlich erste Informations- zentration eingeschränkt. quelle für ein bestimmtes politisches Ereignis, in 34 % der Fälle war es der Hörfunk und in 18 % der Das Verhältnis von Verleger und Redakteur, das Fälle erreicht die Tageszeitung die Bürger zuerst. in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist, Diese Zahlen zeigen den Aktualitätsvorsprung von war bisher nur einmal durch eine von beiden Sei- Rundfunk und Fernsehen. Die Nutzung der Tages- ten vereinbarte Regelung bestimmt, nämlich in der zeitung wird indessen dadurch nicht erkennbar be- Präambel zum Tarifvertrag zwischen Zeitungsverle- einträchtigt. Nur in wenigen Fällen ist der Informa- gern und Journalisten von 1926. Diese Präambel tionsprozeß mit der Erstinformation abgeschlossen. hatte folgenden Wortlaut: Der durch Rundfunk und Fernsehen empfangene „Die Zusammenarbeit von Verleger und Redak- Kurzimpuls der Information in den Nachrichten, der teur ist bedingt durch die Pflicht zur Wahr- sich auf einen Zeitraum von Sekunden zusammen- nehmung öffentlicher Interessen durch die Zei- drängt, wird von der Tageszeitung aufgefüllt und tung. Es darf vom Verleger auf den Redakteur erläutert. Die Informationsgewohnheiten des Bür- kein Gewissenszwang ausgeübt werden. Dem Re- gers zeigen, daß der Informationsimpuls das Infor- dakteur wird im Rahmen der mit dem Verleger mationsbedürfnis nicht deckt. Deshalb steht als wei- vereinbarten politischen oder wirtschaftlichen ter informierendes Medium die Tageszeitung an der oder kulturellen Richtlinien für die Redaktions- Spitze. 72 % der Fernsehteilnehmer und 79 % der Hör- führung die geistige Bewegungsfreiheit auch bei funkteilnehmer benutzen die Tageszeitung, um diese der Gestaltung des Textteils im einzelnen ge- Informationen zu erhalten. währleistet. Der Redakteur ist verpflichtet, das Gesamtinteresse und die Überlieferung der Zei- Allerdings ergeben die Erhebungen bei den Tages- tung im Auge zu halten. Die vertrauensvolle Zu- zeitungen, daß an der Spitze der Nutzung der Ta- sammenarbeit von Verleger und Redakteur be- geszeitung der Lokalteil steht. Hieraus folgt die dingt rechtzeitige gegenseitige Fühlungnahme, große Bedeutung der Lokalzeitung für die Bezie- insbesondere in allen Zweifelsfällen. Über die hungen zwischen dem Bürger und der kleinsten poli- Form dieser Fühlungnahme sind vertragliche Ab- tischen Einheit im demokratischen Staatswesen. Von machungen zulässig." den Zeitungslesern lasen regelmäßig bis häufig 84 % den Lokalteil, 60 % die politischen Meldungen, 43 % Die Pressekommission fordert die Berufsverbände Kommentare und Leitartikel und 37 % zeitkriti- der Verleger und der Journalisten auf, auf der Ba- sche Beiträge. Hieraus folgt, daß die Bedeutung der sis dieser Vereinbarung unter Berücksichtigung der Tageszeitung für den engeren Lebenskreis am größ- u. a. in den Landespressegesetzen niedergelegten ten ist. In diesem Bezirk findet allerdings eine Be- neueren Rechtsentwicklung ein Abkommen zu tref- richterstattung von Rundfunk und Fernsehen kaum fen, das für die notwendige Zusammenarbeit zwi- statt. schen Verleger und Redakteur einen Rahmen setzt. Es soll die Eigenverantwortung der Redakteure stär- Diese Zahlen zeigen außerdem, daß die Medien ken, einem Mißbrauch der publizistischen Rechte überwiegend nebeneinander genutzt werden, sich steuern und die Gefahren abschwächen, die sich aus also nicht in vollem Umfange ersetzen können. Dies einer fortschreitenden Konzentration und Koopera- gilt besonders für die Informationen über politisch tion für die Meinungsfreiheit ergeben können. erhebliche Vorgänge. Eine selbständige Stellung im Verhältnis zu Rundfunk und Fernsehen nehmen die Die Pressekommission würde es daher lebhaft be- Tageszeitungen auf dem Sektor Regional- und Lo- grüßen, wenn die bereits vorgesehenen Verhand- kalpresse wegen der großen Nutzung des Lokaltei- lungen zwischen den unmittelbar Beteiligten zu les ein. Rundfunk und Fernsehen können also die Ta- einer solchen Vereinbarung führen würden. Dabei geszeitung als Mittler der politischen Information sollte der Deutsche Presserat, der bereits Vorschläge nicht in vollem Umfange ersetzen. Der Bürger ist mit zu diesem Problem angekündigt hat, zur Mitbera- seinem Informationsbedürfnis deshalb der Konzen- tung herangezogen werden. Für den Fall, daß ein tration im Pressewesen in erheblichem Maße aus- solches Ergebnis nicht erzielt wird, müßte jedoch gesetzt. Er kann nicht ausweichen. Die Einschrän- nach Ansicht der Pressekommission eine entspre- kung seiner Wahlmöglichkeit durch die Konzentra- chende Regelung in einem Journalistengesetz ange- tion im Pressewesen führt zu einer Einengung sei- strebt werden. ner Stellung im demokratischen Staat. 4. Sonstige Wirkungen der Konzentration 3. Die Stellung des Journalisten gegenüber der Kon- zentration im Pressewesen a) Die Kontrollfunktion der Presse Die fortschreitende Konzentration im Pressewesen Im demokratischen Staate hat die Presse nicht nur betrifft nicht nur den Bürger, sondern auch den die Mittlerfunktion für den öffentlichen Meinungs- Journalisten. Die institutionelle Sicherung der bildungsprozeß. Sie ist zugleich in politischem Rau- Presse schließt das subjektiv-öffentliche Recht der me ein unentbehrliches Kontrollinstrument für die- -im Pressewesen tätigen Personen auf freie Mei sen Staat. Das Gefüge unserer pluralistischen Gesellschaft ist 1) DIVO/Infratest in zunehmendem Maße für den Bürger undurch- Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode richtiger geworden. Der direkte Kontakt zum Staate IV. ABSCHNITT als echtes demokratisches Element ist verlorenge- gangen. Zumeist fehlt dem Bürger auch Sachkunde Darstellung von Lösungsmöglichkeiten zur Be und die technische Möglichkeit, die Arbeit von Ex- seitigung der wirtschaftlichen Gefährdung von ekutive und Legislative zu durchschauen. Hier liegt Presseunternehmen eine wesentliche Tätigkeit der Presse, die dem Bür- ger die Fakten übermitteln soll, aus denen er sich 1. Allgemeine Vorbemerkungen sein Bild über das politische und sachliche Wirken der von ihm gewählten Vertreter schafft. Die Auf- Die Ertragslage der deutschen Presse ist unterschied- gabe der Presse ist es u. a., in dieser Richtung Fehl- lich. Nur einzelne Presseverlage sind wirtschaftlich ler aufzudecken und Kritik zu üben. gefährdet. Diese wirtschaftliche Gefährdung konnte besonders bei Zeitungen bis zu einer Auflage von Nach Auffassung der Pressekommission kann nur 100 000 Exemplaren festgestellt werden (vgl. Zwei- eine Presse, die eine gesunde Unternehmensstruk- ter Teil, I. Abschnitt und Anlage S.225). Obwohl auch tor hat, diese Aufgabe erfüllen. Es ergeben sich in dieser Gruppe die wirtschaftliche Situation einzel- sonst notwendig Verzerrungen. Diese Verzerrungen ner Verlage sehr unterschiedlich ist, erscheint für werden um so größer, je weiter der Abstand zwi- alle Presserzeugnisse, die vorwiegend der politi- schen den größten Verlagen und den verbleibenden schen Meinungsbildung dienen und die mit ihrer Verlagen in den Marktanteilen ist. Auflage 100 000 Exemplare nicht überschreiten, staatliche Förderung angezeigt. Diese Klassifizie- h) Die Wirkung der Konzentration auf die im poli- rung ist notwendig, weil es nicht möglich war, inner- tischen Leben tätigen Personen halb dieser Zeitungsgruppe eine weitere Spezifi- kation vorzunehmen. Lediglich die Vorschläge hin- Die moderne Gesellschaft zeichnet sich durch fort- sichtlich der Senkung der Mehrwertsteuer und der schreitende Öffentlichkeitsfreundlichkeit aus. Die Überprüfung der Postgebühren sollen ohne Aufla- Massenmedien dringen bis in die persönlichen Le- genbegrenzung gelten. Mit diesen Vorschlägen bensbereiche vor. Durch Presse, Rundfunk und Fern- glaubte die Pressekommission am ehesten zur Auf- sehen wird von im öffentlichen Leben stehenden rechterhaltung der Vielfalt im deutschen Presse- Personen förmlich Besitz ergriffen. Die der Mas- wesen beitragen zu können. sengesellschaft fehlende persönliche Kommunika- tion zwischen den im öffentlichen Lebenstehenden Personen und den Bürgern fordert andererseits die 2. Umsatzsteuerbefreiung für das 2. Halbjahr 1967 Mittlerrolle der Medien, die im öffentlichen Leben stehenden Personen vorzustellen und dem Bürger Die Pressekommission hat mit Genugtuung den Be- einen Eindruck von ihnen zu vermitteln. So sind schluß des Deutschen Bundestages zur Kenntnis z. B. politische Parteien darauf angewiesen, daß genommen, daß für das 2. Halbjahr 1967 eine Um- ihre Führungskräfte der Masse der Bürger, die kei- saizsteuerbefrciung für einen bestimmten Kreis von nen persönlichen Kontakt mehr haben können, be- Presseunternehmen ausgesprochen worden ist; lei- kannt werden und sich ihnen einprägen. Dies ge- der sind dabei Zeitungen mit Bezirksausgaben nicht schieht im wesentlichen durch die Presse, da auch berücksichtigt worden. hier die Charakterisierung der Person durch das ge- - schriebene Wort und durch das Bild tiefer in das Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Anzeigen- Bewußtsein des Bürgers eindringt und nachhaltiger 3. umsätze auf 5 % wirkt als die Vorstellung durch Rundfunk und Fern- sehen. Die deutsche Tagespresse ist in zunehmendem Maße anzeigenabhängiger geworden. Die Pressekommis- Die Schaffung der Kontakte zwischen den im öffent- sion schlägt der Bundesregierung deshalb erneut lichen Leben tätigen Personen und den Bürgern vor, auch für die Anzeigenumsätze von Tageszei- durch die Medien ist zwar eine wichtige Funktion tungen und Zeitschriften den halben Mehrwert- für das Staatswesen. Es wird aber auch eine Öffent- steuersatz einzuführen. Durch diese Änderung wür- lichkeitsabhängigkeit erzeugt, die nicht mehr auf den die Verhältnisse in der Bundesrepublik einer den Bürger ausgerichtet ist, sondern auf die ver- Reihe von europäischen Ländern angeglichen wer- mittelnden Medien, vornehmlich auf die Presse. Die den. So sind in Großbritannien, den . Niederlanden, im öffentlichen Leben tätigen Personen legen Wert in Norwegen, in Schweden und in der Schweiz die auf ein gutes Image in der sog. öffentlichen Mei- Zeitungen völlig von der Umsatzsteuer sowohl für nung. Je größer nun die Vielfalt der Publikations- Vertriebs- als auch für Anzeigenerlöse befreit; die organe ist, in denen sie der Öffentlichkeit vorge- dänische Presse braucht trotz formaler Umsatz- stellt werden können, je mehr Chancen also für eine steuerbelastung der Anzeigenerlöse im Ergebnis auch voneinander abweichende Vorstellung beste- keine Steuer zu entrichten, da ein Rückverrech- hen, um so geringer wird ihre Abhängigkeit von nungsssystem besteht; in Frankreich gilt der mittlere den Publikationsorganen sein. Sie sind wesentlich Mehrwertsteuersatz für Anzeigenerlöse. freier, als wenn sie auf die Publikationsorgane nur weniger Verlage oder gar auf einen einzigen Ver Durch die Senkung auf den halben Satz wird ins- g angewiesen sind. Hinzutritt die Möglichkeit, besondere eine Preiserhöhung bei-ta den Anzeigen- aus politischer Gegnerschaft persönlich abgewertet gruppen vermieden, die Privatkunden als Auftrag- zu werden, geber haben (Familienanzeigen, private Gelegen- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
heitsanzeigen, Stellengesuche, Behörden- und Par- 5. Investitionsrücklagen teienanzeigen) und die insbesondere für die Tages- presse von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die Modernisierung der technischen Anlagen stellt kleine und mittlere Verlage vor Probleme, die sie kaum aus eigener Kraft lösen können, da sie, gemes- 4. Postgebühren sen an ihrem Finanzbedarf, über zu geringe eigene Mittel verfügen (vgl. S. 23). Diesen Verlagen bei Die Presse hat sich aus einer Reihe schon darge- der Umstellung ihrer Anlagen zu helfen und damit stellter Gründe in immer stärkerem Maße der Post- die Pressestruktur zu stärken, ist das vordringliche dienste bedient. Dieser Trend wird sich bei erhöhter Anliegen der Pressekommission. Nutzung moderner Nachrichtenübermittlungsgeräte und des zu erwartenden technischen Fortschrittes Die Pressekommission schlägt daher der Bundesre- noch verstärken. Daher wird die Bundesregierung gierung vor, die steuerfreie Bildung von Investi- erneut gebeten, die finanziellen Auswirkungen der tionsrücklagen zu ermöglichen. Die Bildung steuer- Postdienste auf die Presse zu überprüfen. freier Investitionsrücklagen sollte an folgende Be- dingungen geknüpft sein: Die Pressekommission ist sich der Tatsache bewußt, a) Steuerfreie Investitionsrücklagen sollten nur daß die Deutsche Bundespost bereits auf Teilsek- Verlagen mit einer Gesamtauflage bis zu 100 000 toren der Postdienste kostenunterdeckend arbeitet Exemplaren für ein oder alle Objekte zugestan- und damit das deutsche Pressewesen unterstützt. den werden, wobei Bezirksausgaben nicht zusam- Die Senkung der Fernsprech- und Fernschreibge- mengerechnet werden. bühren würde viele Verlage in nicht unbedeuten- dem Maße entlasten. Die Pressekommission ver- b) Unabhängig von der Gewinnhöhe sollte der weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf die steuerfreie Rücklagenbetrag 300 000 DM jährlich bestehenden Sondertarife für die Presse in anderen nicht überschreiten. Ländern und auf die Empfehlungen der UNESCO. c) Investitionsrücklagen sollten nur zum Ausgleich Die überregionalen und großen regionalen Zeitun- von Verlusten beziehungsweise zur Finanzierung gen sind für ihren Vertrieb auf den Postzeitungs- von Rationalisierungs- oder Erweiterungsinve- dienst angewiesen. Dagegen wird er von der loka- stitionen verwendet werden, wenn keine Nach- len und anderen regionalen Presse nur in unbedeu- versteuerung eintreten soll. tendem Maße in Anspruch genommen. Die Presse- kommission ist der Auffassung, daß den erheblich d) Investitionsrücklagen sollten gewinnerhöhend unterschiedlichen Benutzungsgraden des Postzei- aufzulösen und nachzuversteuern sein, soweit tungsdienstes auch in der am 1. Januar 1967 erfolg- sie nicht spätestens mit Ende des fünften Ge- ten Novellierung nur ungenügend Rechnung getra- schäftsjahres nach Bildung der Rücklage für die gen worden ist. Sie meint, daß bei einer exakten unter c) bezeichneten Zwecke verwendet wor- Zurechnung der Kosten auf die Benutzer auf die Ta- den sind. geszeitungen der geringere Anteil des Defizits ent- e) Die Laufzeit dieser Maßnahme sollte zehn Jahre fällt. nicht überschreiten.
Die Pressekommission bittet daher die Bundesregie- Die Bundesregierung hatte in ihrer Stellungnahme rung, die Gebühreneinnahmen und Aufwendungen zur Empfehlung VI der Pressekommision folgendes der Deutschen Bundespost ausgeführt: „Wenn, wie die Pressekommission vor- geschlagen hat (VI), diejenigen Rücklagen steuer- a) für die häufiger als wöchentlich einmal erschei- frei gestellt würden, die von Zeitungs- und Zeit- nenden Zeitungen schriftenverlagen für Investitionen in ihren Druk- b) für die wöchentlich einmal erscheinenden Zeitun- kereien gebildet werden, so wäre damit den ge- gen und Zeitschriften fährdeten, vor allem also den kleinen und mittleren Verlegern, nicht geholfen. Denn Verlage, die ohne c) für die seltener als wöchentlich erscheinenden Gewinn oder gar mit Verlust arbeiten, sind außer- Zeitschriften stande, Rücklagen für betriebliche Investitionen zu zu überprüfen. Eine Aufgliederung der Gebühren- bilden. Die Steuerfreiheit für solche Rücklagen einnahmen und Aufwendungen nach diesen drei würde vielmehr nur dazu führen, daß gutgehende Gruppen wird nach Auffassung der Pressekommis- Verlage ihren Gewinn insoweit nicht zu versteuern sion ergeben, daß auf den Postvertrieb der Tages- brauchten, als er für Investitionen verwendet wird, zeitungen der geringste Anteil am Defizit des Post- wobei der Nutzen um so größer wäre, je gröber Ge- zeitungsdienstes entfällt und dieser Verlust durch winn und Rücklagen sind." 1 ) die starke Benutzung der rentablen Postdienste (Fernsprech- und Fernschreibverkehr) durch die Re- Der Pressekommission sind diese Zusammenhänge daktionen und Verlage der Tageszeitungen reichlich bekannt. Es sollte jedoch dabei nicht außer acht ge- aufgewogen wird. lassen werden, daß für kleinere und mittlere Ver- lage unabhängig von Gewinn und Rücklagen die Die Pressekommission bittet die Bundesregierung er- oben dargestellte (vgl. S. 23) Investitionsschwelle neut, eine Anpassung der Gebührensätze nach den besteht, wonach kleinere und mittlere Verlage nur sich daraus ergebenden Konsequenzen vorzuneh- men. 1 ) vgl. Bundestagsdrucksache. V/2103, S. 144 45 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode schwer aus ihrem Geschäftsumfang heraus ihren dung treten, die Forschungsergebnisse dieser Insti- notwendigen Investitionsbedarf befriedigen können. tute sammeln und in periodischen Veröffentlichun- Es erschien daher angemessen, die Bundesregie- gen namentlich den kleineren und mittleren Ver- rung in den aufgezeigten Grenzen erneut um Hilfe lagsunternehmen zur Verfügung stellen. Hierdurch zu bitten. Gerade kleine und mittlere Verlage kön- würden namentlich kleinere und mittlere Presseun- nen durch eine Rücklage von 300 000 DM in den ternehmen in ihrer Selbständigkeit und Existenzfä- steuerlichen Verlust geraten. higkeit gestärkt und könnten sich dem immer kom- plizierter und schwieriger werdenden technologi- schen und wirtschaftlichen Entwicklungsprozeß an- 6. Kredithilfen passen.
Neben Eigenmitteln können zur Finanzierung von Die laufenden Geschäfte des Kuratoriums könnten Investitionen auch Kredite herangezogen werden. nach Ansicht der Pressekommission vom Sekretariat Kleine und mittlere Verlage verfügen über keine des Deutschen Presserates vorgenommen werden. ausreichende Kreditbasis, so daß ihre Möglichkeiten Auf diese Weise würde die Gründung eines kost- der Finanzmittelbeschaffung auf dem Kapitalmarkt spieligen und umfangreichen eigenen Institutes ver- begrenzt sind. Diesen Verlagen sollten zinsverbillig- mieden werden. te Darlehen zur Verfügung gestellt werden. Die Pressekommission hatte bereits in ihren Empfehlun- gen der Bundesregierung vorgeschlagen, für kleine und mittlere Verlage Bundesbürgschaften zu gewäh- ren und gegebenenfalls das ERP-Programm heranzu- V. ABSCHNITT ziehen. Darstellung von Lösungsmöglichkeiten zur Be Die Pressekommission begrüßt die in der Stellung- seitigung der Folgen der Konzentration für die nahme der Bundesregierung enthaltene Zusage, Mit- Meinungsfreiheit tel aus dem ERP-Programm für die Presse bereitzu- stellen 2 ). Sie ist mit der Bundesregierung der Mei- Zur Abwehr der aus der fortschreitenden Konzentra- nung, daß die Kreditvergabe nur dann erfolgen soll- tion drohenden Gefahren hält die Pressekommission te, wenn „die Wettbewerbsfähigkeit des Unterneh- die im ersten Teil, II. Abschnitt, skizzierten Maß- mens nachhaltig gefördert wird". Die Bundesregie- nahmen für erforderlich. Dabei wird ein Teil der im rung sollte jedoch in besonderem Maße darauf ach- vorhergehenden Abschnitt aufgezeigten Maßnahmen ten, daß sich die Wettbewerbsfähigkeit eines Pres- wirtschaftlicher Art ebenfalls konzentrationshem- seunternehmens — jedenfalls für die hier zu unter- mende Wirkung haben. Die Maßnahmen sind nicht suchenden Fragen — auch in seiner redaktionellen voneinander zu trennen. Sie ergänzen sich. Durch Leistung ausdrückt. Um die zur Zeit vorhandene die Stärkung der wirtschaftlichen Lage der kleinen Vielfalt nach Möglichkeit zu vergrößern, zumindest und mittleren Verlage werden sie in die Lage ver- aber zu erhalten, sollte daher bei der Vergabe und setzt, den zukünftigen Anforderungen besser gerecht der Bemessung der Höhe von ERP-Krediten beson- zu werden und ihren wirtschaftlichen Bestand zu si- ders darauf geachtet werden, ob mit Hilfe dieser chern. Mittel eine Vollredaktion neu geschaffen, ausgebaut - oder erhalten werden kann. In Fällen, in denen kei- 1. Die Begrenzung der Marktanteile für Presseunter- ne dieser Möglichkeiten besteht, sollte die Kredit- gewährung zumindest von der Existenz beziehungs- nehmen weise dem Ausbau einer personell ausreichend be- Die Pressekommission hat die Frage einer gesetz- setzten leistungsfähigen Lokalredaktion abhängig lichen Begrenzung der Marktanteile für Presseunter- gemacht werden. nehmen geprüft. Dabei hat der Gesichtspunkt im Vordergrund gestanden, daß die Konzentration im deutschen Pressewesen nach dem derzeitigen Er- 7. Gründung eines Kuratoriums für Zeitungstechnik kenntnisstand ständig fortschreiten wird. und Zeitungswirtschaft Für die Konzentration im deutschen Pressewesen Es wird die Gründung eines Kuratoriums für Zei- zeichnen sich deutlich Schwerpunkte ab. Am meisten tungstechnik und Zeitungswirtschaft empfohlen. Das beteiligt sind die Tageszeitungen und hiervon die Kuratorium soll Untersuchungen über technologi- überregionalen Straßenverkaufszeitungen und Sonn- sche und wirtschaftliche Fragen bei Behörden oder tagszeitungen. Regional stark sind die Konzentra- anderen Institutionen anregen und bei der Beratung tionstendenzen bei den Tageszeitungen in Berlin, von Richtlinien, etwa zur Kreditvergabe, tätig wer- Hamburg, im Ruhrgebiet, in und um Nürnberg und den. Das Kuratorium soll sich allein auf die Fragen in einigen großen Städten der Bundesrepublik wie der Zeitungstechnik und Zeitungswirtschaft be- Kassel, Passau u. a. sowie die auffallend starke Ko- schränken. Das Kuratorium könnte mit den öffent- operation im Raum Stuttgart, Ulm und Tübingen. Bei lich-rechtlichen Rundfunkanstalten lose zusammen- den Publikumszeitschriften sind die auflagenstärk- arbeiten. sten Objekte bei einigen wenigen Verlagen konzen- Auf dem Gebiete der Forschung könnte das Kurato triert. rimu mit allen einschlägigen Instituten in Verbin- Betrachtet man die verschiedenen Gruppen von Pu 2 ) vgl. Bundestagsdrucksache V/2403, S. 146 blikationsorganen in ihrer Bedeutung für die Mei- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 nungsbildung im Sinne von Artikel 5 GG, führen die schränkungen der Marktanteile von Presseunterneh- Tageszeitungen. Die tägliche Übermittlung von ak- men vorzuschlagen: tuellen politischen Informationen und Meinungen a) Die Pressekommission sieht den Beginn der Ge- für den Leser ist geradezu Selbstzweck der Tages- fährdung der Pressefreiheit, wie sie in einer Viel- zeitungen. Allerdings darf die meinungsbildende falt von Tages- und Sonntagszeitungen ihren Kraft der Publikumszeitschriften nicht unterschätzt Ausdruck findet, bei dem Marktanteil eines Pres- werden. Die Zeitschriften, vor allem aber die illu- seunternehmens von 20 % an der Gesamtauflage strierte Presse, hat stark an politischer Bedeutung dieser Presseerzeugnisse als gegeben an. Die un gewonnen. Der politische Einfluß einzelner Zeit- mittelbare Beeinträchtigung der Pressefreiheit ist schriften wie „Spiegel" und „Stern" ist unverkenn- ihrer Ansicht nach bei einem Marktanteil von bar von großem Gewicht, auch und gerade in politi- 40 % bei Tages- und Sonntagszeitungen er- schen Tagesfragen. Von besonderer Bedeutung ist reicht. jedoch die langfristige gesellschaftsbildende Wir- kung aller Publikumszeitschriften. Dem Bürger wird b) In gleicher Weise sieht die Pressekommission ein Bild seiner Umwelt vorgezeichnet, das jenseits den Beginn der Gefährdung der Pressefreiheit der tagespolitischen Ereignisse in der Lage ist, lang- auf dem Sektor Publikumszeitschriften bei einem fristig seine Haltung und Meinung zu den gesell- Marktanteil eines Presseunternehmens von 20 % schaftspolitischen Fragen im weitesten Sinn zu prä- an der Gesamtauflage dieser Presseerzeugnisse gen und zu bestimmen. als gegeben an. Die unmittelbare Beeinträchti- gung der Pressefreiheit ist ihrer Ansicht nach bei Die Konzentration von hohen Auflagen bei den Pu- einem Marktanteil von 40 % bei Publikumszeit- blikumszeitschriften führt nicht nur zu publizisti- schriften erreicht. scher Macht, sondern auch zu starker ökonomischer c) Gibt ein Presseunternehmen gleichzeitig Tages- Macht. Hierdurch werden in noch stärkerem Maße und Sonntagszeitungen und Publikumszeitschrif- als bei den Tageszeitungen Großverlage in die Lage ten heraus, und erreicht dieses Presseunterneh- versetzt, über das Anzeigengeschäft und den Ver- men auf einem der beiden Sektoren einen Markt- trieb die Konzentration zu verstärken und die Viel- anteil von 20 %, sieht die Pressekommission die falt auch in diesem Bereich zu vermindern. Große Gefährdung der Pressefreiheit auf dem anderen Marktanteile beim Vertrieb geben Verlagen bei der Sektor bei einem Marktanteil von 10 % als gege- Verbreitung der bereits vorhandenen und neu her- ben an. Erreicht ein Presseunternehmen auf auszugebenden Zeitschriften einen Vorsprung, der einem der beiden Sektoren einen Marktanteil von anderen kleineren Verlagen nicht mehr einzu- von 40 %, sieht die Pressekommission die Be- holen ist. Der gleiche Vorsprung besteht aus dem einträchtigung der Pressefreiheit bei einem Verhältnis der Auflagenziffern und der Anzeigen- Marktanteil von 15 % auf dem anderen Sektor als einnahmen. gegeben an.
Von besonderer Bedeutung erschien der Pressekom- Bei der Ermittlung des Marktanteils für ein Ver- mission, daß Großverlage durch die Herausgabe von lagsunternehmen sollten die Auflagen abhängiger Tageszeitungen aktuelle politische Informationen Unternehmen, die unter der einheitlichen Leitung und Meinungen übermitteln und zugleich durch auf- des herrschenden Unternehmens- zusammengefaßt lagenstarke Publikumszeitschriften einen langfristi- sind (Konzernunternehmen im Sinne von § 18 Abs. 1 gen gesellschaftsbildenden Einfluß ausüben können. AktG), zusammengezählt werden. Das hätte auch Hier wird gleichsam auf zwei Ebenen auf den Bürger für die Auflagen rechtlich selbständiger, nicht von- meinungsbildend eingewirkt. einander abhängiger Unternehmen, sofern sie unter einheitlicher Leitung zusammengefaßt sind (Kon- Für das gesamte Pressewesen ist zudem zu beachten, zernunternehmen im Sinne von § 18 Abs. 2 AktG) daß es sich um einen reinen Binnenmarkt handelt. zu gelten. Die Sprachgrenzen machen einen internationalen Wettbewerb durch Ex- bzw. Importe unmöglich. Für Die gleiche Regelung wäre dort anzuwenden, wo es die Konzentration auf dem Pressemarkt gelten des- sich um zwar rechtlich selbständige, aber abhängige halb andere Maßstäbe als für die der übrigen Wirt- Unternehmen handelt, auf die ein anderes Unter- schaft. Eine Konzentration, die in der übrigen Wirt- nehmen unmittelbar oder mittelbar einen beherr- schaft zulässig, ja aus Gründen der internationalen schenden Einfluß, insbesondere durch Mehrheits- Wettbewerbsfähigkeit notwendig sein kann, ist auf beteiligung, ausüben kann. dem Pressemarkt unter diesem Gesichtspunkt noch Bei der Bemessung der Marktanteile sollte die IVW- keineswegs geboten. Statistik zugrunde gelegt werden. Die Kundenzeit- Ausgehend davon war die Pressekommission der schriften sollten bei der Berechnung der Marktan- Auffassung, daß es für die Aufrechterhaltung der teile außer Betracht bleiben. Sie werden unentgelt- Pressefreiheit notwendig ist, von einem bestimmten lich verteilt, ihre gesellschaftsbildende Wirkung Punkt der Entwicklung an dem Prinzip der Presse- ist gering und die schädlichen Wirkungen von freiheit den Vorrang vor dem Prinzip der unterneh- Marktmacht entstehen nicht in gleichem Maße, weil merischen Freiheit zu geben. Einwirkungen auf den Vertrieb nicht stattfinden können. Auch die Fachzeitschriften sollten nicht in Die Pressekommission hat sich daher entschlossen, die Berechnung einbezogen werden. Die gesell- der Bundesregierung die Einführung folgender be schaftsbildende Wirkung derartiger Publikations- Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Organe ist ebenfalls gering. Auch hier findet kein sich lediglich als zulässige Bestimmung von Inhalt Vertrieb über den Großhandel statt. Die Fachzeit- und Grenzen des Eigentums an Pressemitteln im schriften werden in der Regel im Abonnement be- Sinne von Artikel 14 Abs. 1 Satz 2 GG dar. Mit ihm zogen. ist weder ein Eingriff in Wesen oder Substanz des Eigentums noch ein Entzug von Eigentums- bzw. Die vorgeschlagenen Regelungen bedeuten nicht sonstigen Vermögensrechten verknüpft. eine Begrenzung der Auflage einzelner Publikations- organe ; kein Verlagsunternehmen kann den bezeich- Eigentum ist nicht schrankenlose Sachherrschafts- neten Rahmen mit einem einzigen Publikationsorgan befugnis; sie unterliegt vielmehr bestimmten ver- ausschöpfen. Hierfür fehlen die technischen und ver- fassungsrechtlich normierten Bindungen. Diesem Er- triebsmäßigen Voraussetzungen. Für den Einwand, fordernis wird die Begrenzung der Marktanteile für durch die Marktanteilsbegrenzung werde dem ein- Tageszeitungen gerecht. Denn mit ihr werden allen zelnen Bürger die Möglichkeit genommen, ein be- in Frage kommenden Presseunternehmen lediglich stimmtes Presseerzeugnis zu kaufen, das er lesen solche Beschränkungen ihrer Vermögensherrschaft möchte, ist damit kein Raum mehr. und ihres Vermögensgenusses auferlegt, die durch die Pflicht zur Erhaltung der Pressefreiheit des Die Pressekommission sieht in einer Begrenzung Artikels 5 GG legitimiert sind. Das Grundrecht des der Marktanteile für Tageszeitungen und Sonntags- Eigentums würde durch die allgemein angeordnete zeitungen und Publikumszeitschriften keinen Wi- gesetzliche Begrenzung seines Inhalts in seiner we- derspruch zur Pressefreiheit nach Artikel 5 Abs. 1 sensmäßigen Geltung sowie Entfaltung nicht stärker Satz 2 GG. In den Grundrechtsbestimmungen unse- und nicht in weiterem Umfange eingeschränkt rer Verfassung verkörpert sich eine objektive Wert- werden, als dies der sachliche Grund, der zu der ordnung. Das Grundrecht der Meinungsfreiheit Begrenzung führt, zwingend erfordert. würde auf weiten Gebieten wirkungslos gemacht werden, wenn zwar nicht der Staat, wohl aber wirt- Die Auswirkung der getroffenen Regelung kann den schaftliche und soziale Mächte und einzelne im pri- einen stärker treffen als andere. Dennoch liegt vaten Rechtsverkehr in der Lage wären, dieses hierin keine Enteignung, weil sich für den einzelnen Recht kraft ihrer wirtschaftlichen oder sozialen nur Schranken verwirklichen, die dem Eigentum an Machtstellung einzuschränken. So ist eine erweiterte Pressemitteln kraft der den Sachzweck erfüllenden Grundrechtswirkung der in Artikel 5 GG verbürg- gesetzlichen Inhaltsbestimmung von vornherein in- ten Freiheiten — unter Umständen auch gegenüber newohnen und hier nur im Einzelfall konkrete Ge- Presseunternehmen selbst — zu bejahen. In An- stalt annehmen. Derartige Eigentumsbindungen vor- sehung der Pressefreiheit gilt dies in besonderem zusehen, wird dem Gesetzgeber durch Artikel 14 Maße, weil gerade diese Institution durch ihre pri- Abs. 2 GG und durch das Bekenntnis zur sozial- vat-wirtschaftliche Struktur dem stärksten Angriff staatlichen Verantwortung in Artikel 2 Abs. 1 und von dritter Seite ausgesetzt sein kann. Historische Artikel 28 Abs. 1 GG sogar zur Pflicht gemacht. Erfahrungen, zum Beispiel im Falle Hugenberg, haben gelehrt, daß besonders marktstarke Presse- Die Pressekommission richtet ihren Vorschlag zur konzerne und die in ihnen verkörperte Macht eine Begrenzung der Marktanteile an den zuständigen potentielle Bedrohung der Freiheit der Presse dar- Gesetzgeber I n Bund und Ländern. - stellen, die jederzeit in eine reale Gefahr umschla- gen kann. Die Auflagenhöhen bieten hierfür einen entscheidenden Ansatzpunkt. 2. Die Erstellung eines Berichtes über Lage und Entwicklung der deutschen Presse Die vorgeschlagene Maßnahme ist kein verbotenes Sondergesetz im Sinne von Artikel 5 Abs. 2 GG. Die Presse bedarf wegen ihrer überragenden Be- Es handelt sich vielmehr um eine zum Schutze der deutung für den demokratischen Staat nicht nur Pressefreiheit erfolgende Beschränkung der Ge- einer ständigen Beobachtung ihrer wirtschaftlichen werbefreiheit und nicht um die Einschränkung der Srtuktur, Sonden auch ob sie ihre politische Funktion Pressefreiheit selbst oder um die Einschränkung der im Staate noch erfüllen kann. Es läßt sich nicht verfassungsrechtlich garantierten Institution „Freie ausschließen, daß eine wirtschaftlich gesunde Presse Presse". aus den Gegebenheiten des Marktes eine Struktur erlangt, die zu Zweifeln Anlaß gibt, ob die Presse Die Verwirklichung dieses Vorschlages bedeutet der ihr zugewiesenen politischen Aufgabe noch ge- einen Eingriff in die marktwirtschaftliche Ordnung. recht werden kann. Die im Rahmen der allgemeinen Handlungsfreiheit nach Art. 2 Abs. 1 GG mitumfaßte Freiheit wirt- Die Pressekommission ist in ihren Beratungen zu schaftlicher Betätigung ist jedoch nicht schranken- dem Ergebnis gekommen, daß zum Schutze der los, sondern nur innerhalb der Grenzen der verfas- Pressefreiheit in der Bundesrepublik Maßnahmen sungsmäßigen Ordnung geschützt. Sie muß deshalb ergriffen werden müssen. Ob diese Maßnahmen für dort enden, wo eine Beeinträchtigung der Presse- die deutsche Presse die anstehenden Probleme unter freiheit des Artikels 5 GG droht. dem Gesichtspunkt des Artikels 5 GG dauernd lösen können, erscheint nicht absolut sicher. Es dürfte sich Ein Widerspruch zur Eigentumsgarantie des Arti daher empfehlen, den politischen Problemen, die sich kels 14 GG besteht nicht. Eine gesetzliche Begren aus erkennbaren strukturellen Verschiebungen im zung der Marktanteile für Tageszeitungen stellt deutschen Pressewesen ergeben haben und noch Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 ergeben werden, größere Bedeutung als bisher zuzu- 3. Publizität für Besitzverhältnisse messen und nicht nur den Blick auf die wirtschaft- lichen Probleme zu lenken. Eine andauernde Beob- a) Das Bayerische und das Hessische Pressegesetz achtung des deutschen Pressewesens müßte die poli- erweitern die Vorschriften über die Nennung des tische Funktion der Presse im demokratischen Staat oder der verantwortlichen Redakteure, des Ver- aufhellen und zugleich eine Feststellung ermög- legers und Druckers in bedeutungsvoller Weise. lichen, ob die Presse die ihr zugedachte politische Sie führen eine Pflicht zur Offenlegung der Be- Funktion im Staate erfüllt. Das letztere bedeutet sitzverhältnisse an Zeitungen und Zeitschriften allerdings nicht mehr oder weniger, als daß inner- ein. Vierteljährlich müssen die Inhaber- und halb bestimmter Zeiträume jeweils neu eine Fest- Beteiligungsverhältnisse des Verlages in den stellung getroffen wird, ob auf Grund der dann von ihm herausgegebenen Zeitungen und Zeit- gegebenen Situation im deutschen Pressewesen die schriften bekanntgemacht werden (Bayern: § 8 Pressefreiheit in der Bundesrepublik im Sinne von Abs. 3; Hessen: § 5 Abs. 2). Das Land Bayern Artikel 5 GG noch gewährleistet ist. hat diese vom Gesetz verlangte Offenlegung in einer Verordnung vom 7. Februar 1950 um- Die Pressekommission schlägt daher vor, die Bun- schrieben. Danach müssen bei Einzelfirmen oder desregierung möge dem Deutschen Bundestag min- bei offenen Gesellschaften Name, Beruf und destens jährlich einen Bericht über Lage und Ent- Wohnort des Inhabers und alle Gesellschafter wicklung der deutschen Presse vorlegen. Die Be- genannt werden. Bei den Aktiengesellschaften richte der Bundesregierung sollten allerdings nicht müssen diese Angaben für alle Aktionäre ver- nur eine bloße Bestandsaufnahme der deutschen öffentlicht werden, die mehr als 25 O/o des Aktien- Presse enthalten. Ein Bericht über die Lage und die kapitals besitzen, sowie die Namen der Mitglie- Entwicklung müßte sowohl die wirtschaftliche Struk- der des Aufsichtsrates. Ist an einem Verlage tur als auch die Entwicklung mit den daraus zu eine andere Gesellschaft mit mehr als einem ziehenden politischen Konsequenzen aufzeigen. Viertel beteiligt, sollen mit Bezug auf sie die gleichen Angaben veröffentlicht werden. Die Pressekommission hat dabei die Vorstellung, Die Pressekommission schlägt den Ländern die daß der Deusche Presserat in Erfüllung seiner sich Ergänzung der Landespressegesetze nach dem selbst gegebenen Aufgaben durch den bereits ge- Muster des Bayerischen Pressegesetzes und sei- gründeten ständigen Sachverständigenausschuß zur ner Ausführungsverordnung vor. Zusätzlich wird Beobachtung des deutschen Pressewesens einen we- vorgeschlagen, nicht nur die Besitzverhältnisse in sentlichen Beitrag zu den Berichten der Bundes- jedem Publikationsorgan gerade an diesem Publi- regierung leisten kann. Die Bundesregierung wird in kationsorgan zu veröffentlichen, sondern gleich- gewissem Umfang auf eigene Erhebungen verzich- zeitig auch alle anderen Publikationsorgane, die ten können, wenn der Sachverständigenausschuß dem gleichen Eigentümer gehören oder kapital- des Deutschen Presserates auf der bisherigen Be- mäßig mit ihm verbunden sind. Nur so kann die standsaufnahme der deutschen Presse fußend seine Machtkonzentration im Pressewesen wirklich über- neuesten und vervollständigten Untersuchungs- zeugend sichtbar gemacht werden. Der Leser soll ergebnisse der Bundesregierung fortlaufend über- aus den Angaben über die Besitzverhältnisse er- gibt. sehen, wer u. U. die Meinungsäußerung der Zei- Die Bundesregierung sollte in ihren Berichten nicht tung oder Zeitschrift auf Grund seines wirtschaft- nur die wirtschaftliche Lage und Entwicklung der lichen Einflusses mitbestimmen kann. Zugleich deutschen Presse beschreiben. In den Berichten sollte soll ihm vor Augen geführt werden, in welchen insbesondere über die eingeleiteten Maßnahmen anderen gleichzeitig erscheinenden Publikations- gegen die Gefährdung oder Beeinträchtigung der organen der gleiche Einfluß besteht. Pressefreiheit Auskunft erteilt werden, die von dei Bundesregierung ergriffen worden sind. Die Berichte b) Das Hamburgische Pressegesetz schreibt in § 8 sollten auch die Vorstellungen der Bundesregierung Abs. 3 vor, daß Zeitungen und Anschlußzeitun- enthalten, wie sich abzeichnenden Gefahren begeg- gen, die regelmäßig wesentliche Teile fertig net werden soll. übernehmen, im Impressum auch den für den In den Berichten sollte nicht nur die Konzentration übernommenen Teil verantwortlichen Redakteur bei den Großunternehmen betrachtet werden. Be- und den Verleger des anderen Druckwerkes be- einträchtigungen und Bedrohungen der Pressefrei- nennen. Die Pressekommission schlägt die Er- heit sind außer auf wirtschaftlichem auch auf politi- gänzung aller anderen Landespressegesetze ana- schem Gebiet denkbar. So sollte die Bundesregie- log dieser Bestimmung des Hamburgischen rung auch ihr Urteil über die Aktivität bestimmter Pressegesetzes vor. Mindestens sollten jedoch in politischer Gruppen gegenüber der Pressefreiheit regelmäßigen Zeitabständen auf Grund einer in abgeben. Es ist aber auch daran zu denken, daß die Landespressegesetze einzuführenden gesetz- übermäßige Kooperation die Pressefreiheit beein- lichen Verpflichtung diejenigen Teile einer Zei- trächtigen kann. Die Vielfalt hinsichtlich der politi- schen Information wird ebenso beseitigt, wenn we- tung oder Anschlußzeitung kenntlich gemacht sentliche Teile der deutschen Tagespresse ihren werden, die regelmäßig von einer anderen Zei- politischen Teil von einer Zentralredaktion im Wege tung oder von einem anderen Verlag oder einer der Mantellieferung beziehen. sonstigen Institution übernommen werden. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
4. Die Schaffung von Marktgegengewichten gesunden innerbetrieblichen Wachstums einzelner Verlagsunternehmen dienen. In ihrem vorläufigen Bericht hat die Pressekommis- a) Die Pressekommission begrüßt die vielfältigen sion die Prüfung der Frage angekündigt, ob nicht Ansätze zur kooperativen Selbsthilfe im deut- neben direkten Maßnahmen gegen die Konzentra- schen Pressewesen. Auf diesem Gebiete ist zum tion gleichzeitig die Entstehung leistungsstarker und Teil für das gesamte Pressewesen Beispielhaf- den technischen Erfordernissen angepaßter Presse- tes geleistet worden. Es sind aber noch nicht alle unternehmen gefördert werden sollte. Die Konzen- Möglichkeiten ausgeschöpft worden. Das betrifft tration hat nur auf solchen Märkten schädliche Wir- insbesondere die Sektoren Satz, Druck, Vertrieb kung, wo sie auf keine oder nur wirtschaftlich und Anzeigen. Die Pressekommission regt des- schwache Wettbewerber trifft. halb an, ERP-Krediten Vorrang über den Aufbau solcher gemeinschaftlicher Hilfseinrichtungen zu Zwischen den auf dem Pressesektor arbeitenden geben. Dabei sollte besonders darauf geachtet Verlagsunternehmen bestehen starke Ungleichge- werden, daß gleichzeitig die publizistischen Ein- wichte. So ist zum Beispiel der Abstand zwischen heiten erhalten bleiben. dem größten Presseunternehmen und den nachfol- genden, gemessen an der Auflagenziffer der Tages- b) Einzelmaßnahmen zur Förderung eines gesunden zeitungen, ein sehr großer. Die den Großunterneh- betrieblichen Wachstums sollen dem erklärten men zufließenden Vorteile sind dargestellt (vgl. Ziele dienen, nicht nur die Vielfalt zu erhalten S. 37 f.). Sie sind so erheblich, daß die kleineren und möglichst zu erhöhen, sondern auch optimale Presseunternehmen den Abstand zu den größeren Betriebsgrößen zu schaffen, die geeignet sind, aus eigener Kraft nicht aufholen können. Deshalb wirtschaftliche und publizistische Marktgegen- sollten Maßnahmen getroffen werden, durch die gewichte darzustellen. Dabei ist es notwendig, Marktgegengewichte gegen die bestehende Konzen- die Vergabe von ERP-Krediten u. a. auf dieses tration gefördert werden können, um Presseverlage Ziel auszurichten. ohne Rücksicht auf ihre Größe gesund und unabhän- Um die Vielfalt im deutschen Pressewesen auf- gig zu erhalten. Das bedeutet, daß von Staats wegen rechtzuerhalten und die eingetretene Konzentra- eine Förderung, nicht aber eine Steuerung vorzuneh- tion abzuschwächen, sollten für Neugründungen men ist. von Publikationsorganen verlorene Zuschüsse gegeben werden. Der Deutsche Presserat könnte Die Förderung des Unternehmenswachstums in die- bei der Auswahl mitwirken. Bei der heutigen ser Richtung ist auf zwei Wegen möglich: Einmal Lage der deutschen Presse wird ein Startkapital selten ausreichen, um ein neues Publikations- können kleine und mittlere Unternehmen zu wirt organ am Markt einzuführen. Deshalb sollte in schaftlicher Kooperation und Konzentration diesen Fällen eine weitere gezielte Unterstüt- ermuntert werden. Dabei muß jedoch vermieden zung in Form von Druck- und Anzeigenaufträ- werden, daß nicht die Zahl der publizistischen Ein- gen mit dem Startkapital kombiniert werden. heiten weiter absinkt. Zum anderen sind gezielte Auf diesem Wege könnten wirtschaftlich trag- Einzelmaßnahmen denkbar, die der Förderung eines fähige Publikationsorgane entstehen. - Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
DRITTER TEIL Abweichende Stellungnahmen einzelner Kommissionsmitglieder
I. ABSCHNITT benserfahrung in der Presse in Übereinstimmung ge- bracht werden können. Abweichende Stellungnahme des Kommissionsmitglieds Dr. Anton Betz Ich möchte meine Stellungnahme auf einige Kom- plexe begrenzen und setze dabei die Kenntnis der Zu dem am 22. Mai 1968 von der Pressekommission im Vorbericht niedergelegten und im abschließen- verhandelten Schlußbericht habe ich als Mitglied der den Bericht zum Teil wiederholten wirtschaftlichen Kommission mit „Nein" gestimmt. Ich begründe Tatbestände voraus. Meine Bedenken richten sich meine Ablehnung mit der folgenden Stellungnahme; 1. gegen die verfassungsrechtlich und presserecht- ihr liegen die Arbeitsunterlage Nr. 125 sowie die lich falsche Sicht der Pressefreiheit, wie sie aus Beschlüsse über die Änderungsvorschläge (Arbeits- einer Anzahl von Darlegungen, Wertungen und unterlagen Nr. 140 und 141) zugrunde, die auf der Vorschlägen des Schlußberichts hervorgeht; Plenarsitzung vom 22. Mai 1968 gefaßt wurden. 2. gegen die Ausgestaltung der staatlichen Förde- Die Kommission ist wie ihre ausführliche Bezeich rung sog. „Marktgegengewichte", die unter be- nung als „Kommission zur Untersuchung der Ge- stimmten Verhältnissen auf staatliche Subven- fährdung der wirtschaftlichen Existenz von Presse- tionen für Presseerzeugnisse hinausläuft; sie unternehmen und der Folgen der Konzentration führt damit zu einem staatlichen Eingreifen in für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik" den wirtschaftlichen, d. h. zugleich auch in den bereits dartut — von der Bundesregierung berufen publizistischen Wettbewerb der Presse; worden, um bestimmte wirtschaftliche Tatbestände und, da diese Tatbestände im wesentlichen in der 3. gegen die Feststellung des Kommissionsbe- Konzentration gesehen werden, ihre Folgen für die richts, daß die Medien — Presse auf der einen Meinungsfreiheit zu untersuchen. Sie hat außerdem und Hörfunk/Fernsehen auf der anderen Seite — aus den festgestellten oder vermuteten Zusammen- unabhängig und getrennt bleiben sollen; eine hängen Vorschläge zugunsten der Presse entwickelt, Feststellung darüber ist weder von der Aufgabe aber auch Feststellungen zur allgemeinenen Situa- der Kommission her gefordert, noch von der tion der publizistischen Medien getroffen und Maß- Sachlage her in dieser Form zu rechtfertigen; nahmen zur Beobachtung und Steuerung der Ent- 4. gegen die globale Festsetzung von prozentualen wicklung empfohlen. Marktanteilen an bestimmten Auflagen als Grenze einer Gefährdung oder Beeinträchtigung Der im September 1967 von der Kommission ver- - der Pressefreiheit, obwohl dafür weder ziel- abschiedete vorläufige Bericht hatte sein Schwer- gerichtete Untersuchungen vorgenommen wur gewicht in Empfehlungen, die unter der Beteiligung den noch andere Begründungen als die einer zu- der Zeitungsverleger und anderer Mitglieder der fälligen Mehrheit der Meinungen angegeben Kommission erarbeitet, ausführlich diskutiert und werden können; dabei ist — neben der verfas- geeignet waren, die wirtschaftlichen Verhältnisse sungsrechtlichen Komponente der Gesichts der Presse durch geeignete Maßnahmen zu verbes- punkt der von all en publizistischen Medien sern. Diese Maßnahmen waren zu einem wesent- gebildeten Informationsmöglichkeit des Bürgers lichen Teil bereits in dem im Frühjahr 1967 ver- abschiedeten sog. „Sofortprogramm" des Bundes- ebenso zu kurz gekommen wie der im Vorbericht verbandes Deutscher Zeitungsverleger enthalten und in der Stellungnahme der Bundesregierung und entsprachen außerdem vielfach Regelungen, wie dazu zum Ausdruck gebrachte Grundsatz, daß sie in anderen Ländern des EWG-Raumes und dar- die Presse keine Ware im üblichen wirtschaft- über hinaus zugunsten der Presse, insbesondere der lichen Sinne ist. Tagespresse, bereits seit langem bestehen. Ich hatte mich zu dieser Frage bereits in der 9. Ple- Im Gegensatz zu diesem Vorbericht und insbeson- narsitzung der Kommission dahingehend geäußert, dere bei dem Versuch, den 2. Teil der gestellten Auf- daß auch ich mir eine politische Entschließung, nach gabe, die Untersuchung der Konzentrationsfolgen der kein Verlag mehr als die Hälfte der Auflage von für die Meinungsfreiheit zu erfüllen, kommt der Tages- und Sonntagszeitungen verbreiten sollte, abschließende Bericht zu einer Anzahl von grund- sätzlichen, die Pressefreiheit, die Meinungsfreiheit vorstellen könnte; ich wies aber auch darauf hin, und die gewerbliche Freiheit berührenden Vorschlä- daß jede derartige Überlegung nur in Verbindung gen und Forderungen, die meiner Überzeugung nach mit dem öffentlich-rechtlich organisierten und der weder mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Vielfalt ermangelnden Medium des Fernsehens ge- Deutschland noch mit meiner nahezu 50jährigen Le- sehen werden kann. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Zu 1: Grundgesetz und Pressefreiheit bei denen „Gefährdung" bzw. „Beeinträchtigung" der Pressefreiheit angenommen werden, sind Der Schlußbericht orientiert sich an kartellrecht- willkürlich gewählt; selbst wenn ein Verlag lichen Vorstellungen; mit der verfassungsrechtlichen 40 % der Gesamtauflage erreichen würde (was Grundlage der Presse steht er häufig in eklatantem etwas anderes ist, als wenn er 40 % aller Zeitun- Widerspruch. gen „kontrollieren" würde), wäre damit noch a) Der abschließende Bericht mißdeutet das Grund- lange kein „Meinungsmonopol" gegeben. Das hat recht der Pressefreiheit. Das zeigt sich besonders auch, obwohl in Berlin ein weit höherer Prozent- dort, wo gesagt wird, die Gewerbefreiheit der satz der Gesamtauflage der Tagespresse von Presse müsse gegenüber der Pressefreiheit zu- einem Verlagshaus herausgegeben wird, mit rücktreten. In Wahrheit kann die Pressefreiheit aller Klarheit die Kommission zur Untersuchung nicht gegen eine Gewerbefreiheit der Presse aus- der Wettbewerbsgleichheit zwischen Presse, gespielt werden; denn Pressefreiheit ist beides Funk Fernsehen und Film in ihrem Sonderbe- zugleich: publizistische und unternehmerische richt über Berlin festgestellt (S. 135, S. 157 des Freiheit. (Vgl. statt vieler: U. Scheuher, ZV + hektographierten Berichts). ZV, 1968, S. 31 ff.) e) Die „öffentliche Aufgabe", die die neuen Lan- b) Der Schlußbericht sieht den Informationsanspruch despressegesetze der Presse zusprechen, ist in- des Bürgers dadurch gefährdet, daß die Zahl der zwischen auch wissenschaftlich nicht als An- Vollredaktionen während der vergangenen Jahre spruch einer „vierten Gewalt", sondern als eine zurückgegangen ist. Sie verkehren damit den notwendige Funktion der demokratischen Gesell- eindeutigen Wortlaut der Verfassung in sein schaft erkannt worden. Dennoch wird sie an Gegenteil. Das Recht, „sich aus allgemein zu- einigen Stellen des Schlußberichts offensichtlich gänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten", so gesehen, als ob daraus doch Aufsichtspflich- enthält keine Vorschrift darüber, daß eine be- ten des Staates gefolgert werden könnten, z. B. stimmte Zahl von Quellen vorhanden sein muß. ob die Presse die ihr zugedachte politische Funk- Vielmehr liegt in der freien Ausübung des tion im Staate auch erfüllt. Es gehört zu den Rechts, die eine Zeitung zu beziehen bzw. zu Grundlagen einer freien Presse, daß sie in typo- kaufen und die andere nicht - von dem der logischer Vielschichtigkeit die der Demokratie mündige Bürger Gebrauch macht —, auch die immanente „Meinungsvielfalt" verkörpert und Möglichkeit der Auflagenkonzentration. sie in freier Verantwortung herstellt oder wie- dergibt. c) Der Schlußbericht spricht — ohne daß eine ver- fassungsjuristische Beratung oder Klärung statt- gefunden hätte — von einer „Gefährdung" und „Beeinträchtigung" des Grundrechts der Presse- Zu 2: Staatliche Förderung der Presse freiheit durch Konzentrationsvorgänge. Es besteht Der Schlußbericht folgert aus Artikel 5 GG, daß die- also die Vorstellung, die Pressefreiheit müsse ser nicht nur die Freiheit der Presse vom Staate (und könne) nicht nur gegen den Staat, sondern sicherstellt ; sondern dem Staat „auch den Auftrag auch gegen gesellschaftliche Kräfte, gegebenen- erteilt, die Existenz einer freien und vielfältigen falls also gegen die Presse selbst, geschützt wer- Presse zu ermöglichen". Soweit hieraus Folgerungen den. Dieser Auffassung liegt die These von der für einen „institutionellen Schutz" der Presse gezo- unmittelbaren Drittwirkung der Grundrechte zu- gen werden, wie es sowohl das BVG als auch das grunde. Diese These ist schon mit dem klaren OLG München seinerzeit getan haben, oder soweit Wortlaut von Artikel 1 Abs. 3 GG nicht verein- damit Förderungsmaßnahmen — wie verbilligte Kre- bar; sie läßt auch außer acht, daß die Presse dite, steuerliche Erleichterungen usw. — für alle gegen Bedrohungen durch gesellschaftliche Kräfte Zeitungen begründet werden, ist dagegen nichts durch die Landespressegesetze, durch die Straf- einzuwenden. Ich habe deshalb begrüßt, daß ein rechtsordnung und durch das zivilrechtliche De- Abänderungsantrag angenommen wurde, nach dem liktrecht geschützt wird. Weder das Bundesver- diese (Förderungs-) Maßnahmen Presseverlage ohne fassungsgericht noch die herrschende Auffassung Rücksicht auf ihre Größe gesund und unabhängig im verfassungsrechtlichen Schrifttum sind der halten sollen und dies bedeute, daß „von Staats These von der unmittelbaren Drittwirkung ge- wegen eine Förderung, nicht aber eine Steuerung folgt (vgl. statt vieler: Maunz-Dürig, Kommentar vorzunehmen ist". Leider sind die näheren Ausfüh- zum Grundgesetz, Anm. 128 ff. zu Artikel 1 rungen dazu ebenfalls durch Beschluß — in einer Abs. 3 GG). Form verblieben, die stärkste Bedenken erregen d) Im „Spiegel"-Urteil hat das Bundesverfassungs- muß. Denn hiernach „sollte die Bundesregierung gericht, freilich nur beiläufig, gesagt, es „ließe nicht nur Maßnahmen ergreifen, um die Konzentra- sich etwa auch an eine Pflicht des Staates den- tionsbewegung aufzuhalten, sondern auch solche, ken, Gefahren abzuwehren, die einem freien die geeignet sind, leistungsfähige und wettbewerbs- Pressewesen aus der Bildung von Meinungs- fähige Unternehmen als Marktgegen- monopolen erwachsen könnten". Die Beratungen gewichte entstehen zu lassen". Es wird klar in der Kommission haben nichts ergeben, was ausgesprochen, daß zu diesem Zweck „einzelne Ver- auch nur in die Richtung eines ,,Meinungsmono- lagsunternehmen" in ihrem Wachstum zu begün- pols" in der Presse weisen könnte. Die 20 % - und stigen wären, und zwar durch „gezielte Kredite die 40 %-Grenze für „Marktanteile" an Auflagen, zum Aufbau leistungsfähiger Betriebe, durch Ver- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 gabe öffentlicher Aufträge an solche Unternehmen sich die Pressekommission — zu meinem Bedau- (später verdeutlicht als Druck- und Anzeigenauf- ern - ab. Der abschließende Bericht zitiert nun träge) und gegebenenfalls durch verlorene Zu- einige Teilergebnisse und Wertungen des Michel- schüsse für Neugründungen von Publikationsorga- Berichts, wobei die Kommission nur zu einer Frage, nen". Ich halte die hier ausgesprochenen Gedanken der Überlegung, die Werbeerträge der Rundfunk- zur „Umverteilung der Marktgewichte" für rechtlich werbegesellschaften über eine Stiftung weitgehend und praktisch undurchführbar. Selbst die Mitwir- medienfremden Zwecken zuzuführen, (ablehnend) kung eines unabhängigen Gremiums — etwa des Stellung nimmt. (Ich bedaure übrigens, daß die Deutschen Presserates — könnte einen solchen sozu- Pressekommission nicht auch den zusätzlichen Ber- sagen „legalisierten Reptilienfonds" mit allen sei- lin-Bericht der Michel-Kommission herangezogen nen politischen und publizistischen Folgen für eine hat, obwohl er hektographiert vorlag [vgl. zu 1], da freie Presse nicht erträglicher machen. Es gibt Ver- er einige interessante Äußerungen gerade zu den leger und Journalisten, die schon bei Druckaufträ- von der Pressekommission erörterten Fragen ent- gen eines Verbandes oder einer Stadt Bedenken hält.) Dennoch durchzieht auch den Schlußbericht haben, daß gegenseitige Bindung entstehen könnte, der Pressekommission naturnotwendig die ständige von der bisherigen Diskussion über staatliche Konfrontation der Medien und der Einfluß, der von Pressesubventionen ganz zu schweigen. den jüngeren Medien Hörfunk und Fernsehen auf Arbeitsweise, Verbreitung und wirtschaftliche Ver- Aber abgesehen davon geht der Schlußbericht hier hältnisse der Presse, insbesondere der Tagespresse, auch an der Praxis der Durchsetzung einer Zeitung ausgeht. Die Probleme selbst sind, außer in einigen oder Zeitschrift vorbei. Der Erfolg bereits erschei- Abstimmungen, nicht. zum Austrag gekommen; ich nender und neugestarteter Zeitungen hängt vom kann deshalb meine Bedenken dagegen nicht zurück- Verlag und vom Leser ab, von der redaktionellen stellen, daß dennoch die globale Feststellung getrof- Leistung und der Werbekraft, und schließlich — bei fen werden soll, die Trennung beziehungsweise Un- der regionalen und lokalen Tagespresse — von der abhängigkeit der Medien voneinander sollte auf- Anpassung an einen bestimmten Verbreitungsraum. rechterhalten bleiben, zumal dafür die „gegebene Diese Leistungen und Verhältnisse „regulieren" Verfassungslage" herangezogen wird. Für diese den Zeitungsmarkt, und nicht künstliche Umvertei Feststellung besteht vom Auftrag der Kommission lung von Marktgewichten. Damit ist nicht ausge- her kein Anlaß; für eine reine Meinungsäußerung schlossen, daß Förderungsmaßnahmen auf der einen wäre der Kommissionsbericht nicht der rechte Ort. und Wettbewerbsregeln auf der anderen Seite un- Ich will auf die strittigen Fragen des Fernseh-Urteils erwünschten Konzentrationsbewegungen vorbeugen. des BVG nicht eingehen; die gegenwärtige Sachlage Wie sich die zu diesem Punkt geäußerten Vorstel- ist mir gut genug bekannt. Da aber das Fernseh lungen des Schlußberichts mit der an anderer Stelle Urteil die Möglichkeit privater Träger von Rund- betonten Kritik an Neugründungen vereinbaren las- funkveranstaltungen ausdrücklich bejaht und ein sen, die „in der Regel zu einer Umverteilung (nicht deutsches Bundesland bereits ein dementsprechen- zu einer Neuerschließung) der Werbeeinnahmen des Gesetz erlassen hat, dessen Inanspruchnahme be- führen" und damit zu „wirtschaftlich unangenehmen vorzustehen scheint, kann ich einer derartigen Fest- Auswirkungen", bleibt unerfindlich. Entscheidend legung nicht zustimmen, zumal sie in Nachbarlän- ist für die Presse und die Pressefreiheit, daß jeder- dern der Bundesrepublik (Schweiz, Niederlande) - zeit durch ein neues Organ neue politische, wirt- bereits praktizierte Kompromisse zwischen Fern- schaftliche, soziale oder religiöse Ideen im freien sehen und Pres seer ausschlösse oder wenigstens gesellschaftlichen Raum dargestellt und verbreitet -schwerte. Ich begrüße um so mehr den im Schluß- werden können. Die Sicherung des Anzeigenbestan- bericht ausgedrückten Wunsch, zwischen Rundfunk- des durch die Verhinderung von Neugründungen anstalten und Presse eine gemeinsame Kommission wäre für mich ebenso ein Verstoß gegen den Geist zur Erörterung aller beide Partner interessierenden (und Buchstaben) der Pressefreiheit wie deren staat- Fragen zu bilden. liche Subvention.
Zu 4: Marktanteile und Meinungsfreiheit Zu 3: Die Trennung der Medien Die im Herbst 1967 innerhalb der Kommission auf- An der Arbeit der Pressekommission haben Inten- geworfene Frage der „Marktanteilsbegrenzung" von danten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Zeitungen und Zeitschriften als angebliches Mittel teilgenommen. Trotz anfänglicher Bedenken gegen zur Erhaltung der Meinungsfreiheit oder der Presse- diese Teilnahme habe ich die offene Diskussion vie- freiheit führt noch einmal in die rechtliche und ler gemeinsamer, auch kontroverser Probleme voll sachliche Problematik der Kommissionsarbeit. So begrüßt und anerkannt. wenig es möglich ist, diese Frage theoretisch, ohne Ansehung der tatsächlichen Verhältnisse in der Bun- Die eigentlichen Wettbewerbsfragen zwischen Presse desrepublik anzugehen, so wenig darf sie mit dem und Rundfunkanstalten waren ja durch die „Kom- Blick auf ein Verlagshaus allein, unter Konkurrenz- mission zur Untersuchung der Wettbewerbsgleich- gesichtspunkten oder unter dem Eindruck vorder- heit von Presse, Funk/Fernsehen und Film" (Mi- gründiger tagespolitischer Bewegungen gesehen chel-Kommission) behandelt worden. Von der ur- werden. Die Formulierungen des Schlußberichts, wie sprünglich geäußerten Absicht, diesen Bericht gege- sie in der 10. Plenarsitzung der Kommission mit benenfalls fortzuführen oder zu ergänzen, wandte Mehrheit angenommen wurden, wollen feststellen, Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
daß — bei Tages- und Sonntagszeitungen - ein Presse und den formell zu ausgewogenem Mei- „Marktanteil" eines Verlages oder einer Verlags- nungsausgleich verpflichteten öffentlich-rechtlichen gruppe von 20 % eine „Gefährdung" der Pressefrei- Rundfunkanstalten (mit allen Schwierigkeiten sei- heit bedeutet und ein solcher von 40 % eine „Be- ner praktischen Verwirklichung), das Problem des einträchtigung" der Pressefreiheit. Bei den sog. Pu- inneren Zusammenhangs von aktueller Nachricht blikumszeitschriften werden die gleichen Prozent- und Meinungsbildung oder die psychologischen Dif- sätze angewandt, unter Verschärfung für den Fall, ferenzen der Aufnahmebereitschaft von Leser und daß eine Verlagsgruppe in beiden Sektoren Markt- Fernsehzuschauer usw. (vgl. die entsprechenden Ka- anteile hat. Meine Einwände verfassungsrechtlicher pitel der Denkschrift des BDZV „Pressefreiheit und Art habe ich dargestellt; danach kann weder die Fernsehmonopol", S. 38 ff., S. 82 ff. oder Silbermann, etwaige Erreichung der geschätzten Auflagengrenze Bildschirm und Wirklichkeit, Berlin/Frankfurt 1966). durch eine Gruppe von Zeitungen eines Verlages Das Fazit ist jedenfalls, daß bei dieser komplexen eine Beeinträchtigung der Pressefreiheit im Sinne Situation der Meinungsbildung von einer Gefähr- von Artikel 5 GG darstellen, noch würde dieses dung der Meinungsfreiheit auf dem Gebiet der geltende Verfassungsrecht den Erlaß von Gesetzen Presse nicht gesprochen werden kann; ihre Vielfalt ermöglichen, die derartige Einschränkungen verbind- ist zudem in der Bundesrepublik der vieler anderer lich festlegen würden. Die Verwirkung von Grund- demokratischer Länder trotz der Konzentrationsbe- rechten aber ist im Grundgesetz selbst geregelt; kein wegungen deutlich überlegen. Grundrecht darf zudem in seinem Wesensgehalt Daß der Vorschlag, die Pressefreiheit bei 40 % angetastet werden. Wenn die Pressefreiheit — laut „Marktanteil" eines Verlagshauses als beeinträchtigt BVG — für die freiheitliche Demokratie schlechthin anzusehen, eine Verschiebung des gestellten Pro- konstituierend ist, sollte jede Überlegung, diese blems — Folgen der Konzentration für die Mei- Freiheit zu begrenzen, schon wegen der möglichen nungsfreiheit — bedeutet, zeigt schließlich eine Folgen für das Grundrecht selber, auf das Sorgfäl- Überprüfung der statistischen Grundlagen einer sol- tigste abgewogen werden. Die Kommission hat aus- chen Prozent-Rechnung. Der „Marktanteil" soll von drücklich, mit wiederholtem Beschluß, „nach dem bisherigen Stand ihrer Erkenntnisse die Feststel- der addierten Gesamtauflage der Tagespresse (d. h. der lokalen, regionalen und überregionalen Abonne- lung nicht treffen" können, daß die Pressefreiheit ments- und Straßenverkaufs-Zeitungen) und der in der Bundesrepublik schon jetzt beeinträchtigt ist. Sonntagszeitungen errechnet werden. Die Unter- Die Kommissionsmehrheit hält sie allerdings für be- droht oder — in der jüngsten Terminologie — für schiede in Erscheinungsweise und Intensität sind im Schlußbericht zwar erwähnt worden, im Ergebnis „gefährdet", da ein „Marktanteil" von 20 % ja von einer Verlagsgruppe bereits seit längerem gehalten aber unberücksichtigt geblieben. Man weiß, daß wird — wenn man die rein statistische Zusammen- lokale und regionale, im Abonnement vertriebene zählung von Auflagen der verschiedensten Zeitungs- Zeitungen hohe Anteile von sog. Exklusivlesern typen und -kategorien für vertretbar hält. haben, die Straßenverkaufszeitungen aber überwie- gend von Doppellesern gelesen werden (bei der Nach der verfassungsrechtlichen Sicht muß also die BILD-Zeitung rund 2/3) und die Sonntagszeitungen publizistische Sicht und, damit zusammenhängend, erst recht. Schon deshalb ist zum Beispiel auch der auch die statistische Erfaßbarkeit publizistischer Zu- vergleichende Hinweis auf die Hugenbergpresse der sammenhänge zur Prüfung herangezogen werden. Ist ausgehenden Weimarer Zeit irreführend,- denn der nämlich die Pressefreiheit als solche nicht im Spiel, Hugenberg-Konzern verfügte — neben seiner ver- so könnte im Sinne der Aufgabenstellung der Kom- tikalen Verflechtung mit Nachrichtenagentur, An- mission nach einer etwaigen Beeinträchtigung der zeigenagentur, Filmwirtschaft u. ä. — über Hunderte Meinungsfreiheit gefragt werden. Bis auf eine für von lokalen Maternzeitungen in horizontaler und die Arbeit der Presse in Gebieten mit sog. lokalen deshalb besonders einflußreicher Konzentration. Zeitungsmonopol durchaus positive Allensbacher Allein die theoretische Überlegung, daß aus der Meinungsumfrage hat die Kommission in dieser einen großen Straßenverkaufszeitung des Springer Richtung keine speziellen Untersuchungen geführt, Hauses 100 Lokalzeitungen mit 40 bis 45 000 Auf- teils aus Zeitmangel, teils aus Bedenken gegen ihre lage werden könnte, ohne den Auflagenanteil, den Aussagekraft. Der wichtigste Gesichtspunkt ist ohne- „Marktanteil" zu verändern, zeigt meiner Meinung dies klar; an der Bildung freier Meinungen in der nach die innere Unhaltbarkeit einer solchen rein Öffentlichkeit nehmen all e publizistischen Medien statistischen Bewertung. Auf dem Gebiet der sog. teil, wenn auch in unterschiedlicher Wirkungsweise. Publikumszeitschriften, für deren Erfassung politi- Dieser Unterschied beschränkt sich zum Beispiel für sche und gesellschaftspolitische Begründungen her- Presse und Hörfunk/Fernsehen nicht auf den im angezogen werden, wird dieses Mißverhältnis noch Schlußbericht, der den jüngeren Medien nur ein deutlicher; die großen Illustrierten — in sich Muster „gewisses Gegengewicht" gegenüber der Presse zu- eines Konzentrationsvorgangs — werden mit Frauen- billigt, herausgestellten Hauptpunkt, daß „das ge- zeitschriften, Rundfunkblättern und vielen anderen sprochene Wort und das ausgestrahlte Bild in ihrer Organen addiert, die kaum etwas anderes verbindet Flüchtigkeit nicht geeignet" seien, „in vollem Um- als die Zusammenführung in einer IVW-Gruppie- fang das geschriebene und damit bleibende Wort rung. Auch hier scheint das federführende „Markt- und das gedruckte Bild zu ersetzen". Es gehören anteil-Denken" alle publizistischen Erwägungen aus- dazu vielmehr auch die strukturellen Verschieden- geschaltet zu haben; zudem sollte auch hier die heiten zwischen der „institutionell", als „Zeitungs- Erfahrung mitsprechen, daß viele dieser Organe persönlichkeit" für ihre Meinung eintretenden nebeneinander gekauft und gelesen werden und Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
— wenn es um Meinungsbildung ginge — mit allen müßten. Sie mußte darauf verzichten, weil ihr anderen Medien im Wettbewerb liegen. Gerade bei Zeit und Mittel nicht zur Verfügung gestellt wur- der überraschend angenommenen Zeitschriftenrege- den. lung haben offenbar rein wirtschaftliche Vorstellun- Sie hat sich, wie im Schlußbericht mehrfach be- gen von der „Ware" und der „Marktmacht" im Vor- tont, geholfen mit der Lebenserfahrung ihrer dergrund gestanden. Wenn das so ist und man ge- Mitglieder. Der Unterzeichnende stellt fest, daß wissen Zeitschriften - wofür manches spricht — Lebenserfahrung in manchen Fällen wissenschaft- einen stärkeren Waren-Charakter zumißt als etwa liche Erkenntnisse nicht ersetzen kann. Das trifft der politischen Tagespresse mit ihrer eindeutig insbesondere für das Gebiet der öffentlichen Mei- öffentlichen Aufgabe, dann sollte man sich diesem nungsbildung zu. Problem stellen. Mit einer Gefährdung oder Be- einträchtigung der Presse- oder der Meinungsfrei- 2. Die Kommission hat im Schlußbericht die Rele- heit von einem bestimmten Auflagenanteil ab ist es vanz der für ihre Untersuchungen herangezoge- jedenfalls nicht zu fassen oder gar zu lösen. nen Organe nach Auffassung des Unterzeichnen- Es ist nicht die Aufgabe dieser vom abschließenden den willkürlich getroffen. Sie hat neben der Ta- Bericht abweichenden Stellungnahme, die Vor- gespresse Publikumszeitschriften herangezogen, schläge der Kommission zu wiederholen, die ich für denen sie einen politischen Bildungscharakter gut und wesentlich halte, um einer übermäßigen zuerkennt. Dabei kann man selbst bei dieser Konzentration im Pressewesen entgegenzuwirken. Einengung darüber streiten, ob Organe wie z. B. Ich möchte aber unterstreichen, daß zu ihnen neben der „Merian" oder „Westermanns Monatshefte" steuerlichen oder postalischen Förderungsmaßnah- diese Charakterisierung verdienen. men für Zeitungen aller Größenordnungen eine Wenn die Kommission ihr Augenmerk darauf schärfere Begrenzung des übertriebenen Wettbe- gerichtet hätte, alles das heranzuziehen, was für werbs gehört sowie eine ständige Beobachtung der die Meinungsbildung im weitesten Sinne in weiteren wirtschaftlichen und publizistischen Ent- Frage kommt, hätte sie den Kreis der zu berück- wicklung von Presse, Hörfunk und Fernsehen. Die sichtigenden Zeitschriften wesentlich weiter zie- Arbeit der Kommission in diesen Bereichen erkenne hen müssen. Wollte sie bei der von ihr gewähl- ich an; die in der vorliegenden Stellungnahme be- ten Einengung bleiben, hätten nach Auffassung gründeten und weitere hier nicht ausgeführte Be- des Unterzeichnenden nur solche Zeitschriften denken haben es mir aber nicht ermöglicht, dem ab- berücksichtigt werden dürfen, die in ihrer Ziel- schließenden Bericht zuzustimmen. richtung der politisch unterrichtenden Tages- gez. Dr. A. Betz presse nahekommen wie z. B. „Christ und Welt", „Die Zeit", „Der Spiegel", „Rheinischer Merkur", „Bayern-Kurier".
3. Wenn es darum geht, eine möglichst große Zahl II. ABSCHNITT von selbständigen Meinungsträgern (publizisti- sche Einheiten) zu erhalten, so gibt es dafür Abweichende Stellungnahme eine Reihe von praktisch durchführbaren Mög- des Kommissionsmitglieds Alfons Geubels l ichkeiten:
1. Wer die Ursachen für die Gefährdung der wirt- a) Der Weg großer und größerer Regionalzei- schaftlichen Existenz der Presse und die Frage tungen, zu immer mehr Kopfblättern zu kom- untersuchen will, ob die Konzentration im Presse- men, müßte in das Gegenteil umschlagen, wesen Einfluß auf die Meinungsfreiheit in denn dieser Weg führt zur Beseitigung von Deutschland ausübt, muß sich nicht nur mit Ta- publizistischen Einheiten und weiterhin dazu, geszeitungen und Zeitschriften vornehmlich poli- daß immer mehr Staatsbürger einheitlich in- tischer Ausrichtung beschäftigen, sondern muß formiert werden. alle Medien in seine Betrachtung einbeziehen, Das könnte geschehen, indem die heute zur Information des Staatsbürgers die- a 1) die standortgebundenen Zeitungen sich nen. Wer den Einfluß veröffentlichter Meinung weitgehendst von der Notwendigkeit be- auf die öffentliche Meinungsbildung prüfen will, freien, in der ihre wirtschaftlichen Mög- muß um so mehr sich mit allem beschäftigen, lichkeiten übersteigenden Modernisie- was als veröffentlichte Meinung tagtäglich dem rung der Zeitungstechnik fortzufahren. Staatsbürger zugeleitet wird. Statt dessen sollten mehr und mehr Die Kommission hätte deswegen nach Auffas- standortgebundene Zeitungen die Her- sung des Unterzeichnenden in dem Moment, wo stellung entweder Gemeinschaftsdrucke- ihr die erforderliche Zeit zur gründlichen Prüfung reien oder aber sich anbietenden moder- dieser aufgezeigten Fragen nicht gegeben wurde, nen Druckereien großer Regionalzeitun- mitteilen müssen, daß sie dann die ihr gestellte gen anvertrauen. Dadurch würden Inve- Aufgabe nicht ordnungsgemäß erfüllen könnte. titionsmittel und der dafür erforderliche Die Kommission selbst hat darauf verwiesen, Zinsendienst gespart. Die freiwerdenden daß kommunikationssoziologische Studien er- Beträge könnten der Verbesserung der stellt und zur Beurteilung herangezogen werden redaktionellen Leistung zugute kommen. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
a 2) Die standortgebundene Zeitung müßte 4. Die Feststellung der Kommission, daß hohe starker als bisher dafür sorgen, die in Marktanteile einzelner Verlage beim Zeitungs- ihrem Verbreitungsgebiet in Frage kom- und Zeitschriften-Groß- und Einzelhandel für die mende Leserschaft mit ihrer Zeitung zu Meinungsvielfalt gefährlich seien, ist entschieden versorgen. Neben dem traditionellen zu bestreiten. Abonnement wird das intensive Angebot Die Kommission hätte Beweismaterial beiziehen der eigenen Zeitung im Verbreitungs- können dafür, daß der Handel, gestützt auf die gebiet durch Einzelverkaufsstellen viel- starken Marktanteile einzelner Häuser, vielen fach vernachlässigt. Der durchorganiserte anderen schwächeren Objekten Konditionen bie- Zeitungs- und Zeitschriften-Groß- und ten kann, durch die sie überhaupt im Angebot Einzelhandel könnte hier dazu beitragen, geführt werden können. Der Fortfall einzelner daß der im Verbreitungsgebiet einer marktstarker Anteile würde den Handel zu preis- standortgebundenen Zeitung wohnhafte lichen Konditionen gegenüber den vielen ande- Bürger durch das Angebot im kleinsten ren zwingen, die das Angebot dieser Objekte Flecken zum zusätzlichen Zeitungsleser ernstlich in Gefahr bringen müßten. wird.
Diese Erwägungen gelten im übrigen 5. Der Unterzeichnende kann aus mehreren Grün- entsprechend auch für die Regionalpresse. den heraus den Kernvorschlag der Kommission, bei bestimmten prozentual festgelegten Markt- b) Die von der Kommission festgestellte Tat- anteilen eines bestimmten Verlags von Gefähr- sache, daß in 129 Kreisen nur noch eine Zei- dung oder Einschränkung der Pressefreiheit zu tung vertreten ist, stimmt nur insoweit, als sprechen, mit der Folge, zur Auflagenbeschrän- der Bürger dieser Kreise über das lokale und kung einzelner Objekte oder gar zu Verkaufs- regionale Geschehen nur noch von einer Zei- auflagen für bestimmte Objekte zu kommen, tung informiert wird. Ihm stehen für alles nicht billigen. andere neben Rundfunk und Fernsehen die über das Bundesgebiet verbreiteten Boule- a) Die gewählten Prozentsätze von 20 und 40 % vardzeitungen (Kaufzeitungen) sowie das für Gefährdung und Einschränkung der reichhaltige Angebot der Publikums- und all- Pressefreiheit ermangeln jeder einleuchten- gemein unterhaltenden Zeitschriften und Wo- den Begründung. Der Unterzeichnende macht chenzeitungen zur Verfügung. darauf aufmerksam, daß in mehreren Sitzun- Würde aus diesem Angebotsbouquet ein oder gen der Kommission Prozentsätze von 5 bis das andere Objekt in Fortfall geraten, würden 50 % im Gespräch waren und die jetzt gefun- die Bürger dieser Kreise tatsächlich weniger denen offenbar einen Kompromiß darstellen, vielfältig informiert werden können, als es der wiederum in sich eine zwingende Be- der Fall ist. gründung vermissen läßt. c) Wenn die Kommission als einen Grund für Gerade bei diesem Vorschlag zeigt sich die die Verringerung selbständiger publizistischer Unbrauchbarkeit reiner ökonomisch-statisti- Einheiten die Verlagerung der Einkünfte auf scher Daten. Die Auflage einer regional bis die Werbung festgestellt hat, ist ihr Hinweis, lokal ausgerichteten Tageszeitung zusammen- daß die Vertriebspreise nicht angehoben wer- zuwerfen mit der Auflage einer bundesweit den könnten, dem Unterzeichnenden nicht verbreiteten Boulevardzeitung ist nicht ein- schlüssig genug. mal nach den gängigen Marktbegriffen er- laubt. Kommissionsmitglieder, die Repräsen- Die Anhebung von Abonnementspreisen tanten der standortgebundenen und der Re- wäre, wie die Vergangenheit immer wieder gionalpresse sind, haben mehrfach zum Aus- gezeigt hat, dann möglich, wenn insoweit die druck gebracht, daß die Austauschbarkeit in bestimmten Räumen miteinander konkur- einer regionalen oder standortgebundenen rierenden Zeitungen gleichmäßig vorgehen Zeitung mit einer bundesweit verbreiteten könnten. Daran hindert sie das Gesetz gegen Boulevardzeitung nicht denkbar ist. Diese Wettbewerbsbeschränkungen. Dem Unter- Feststellungen sachkundiger Kommissions- zeichnenden fehlt also im Vorschlagskatalog mitglieder hätten Konsequenzen auf die Wir- des Schlußberichts die Empfehlung zum kekraft dieser verschiedenen Informationsträ- Zwecke der Erhaltung der Vielfalt von Mei- ger auf die öffentliche Meinungsbildung ha- nungsträgern innerhalb der Presse, Abonne- ben müssen. mentspreisanhebungen nach Absprache durch- führen zu können und insoweit die Presse In diesem Zusammenhang nun auch noch Publikumszeitschriften einzubeziehen, ist dem von dem Verbot des § 1 GWB auszunehmen. Unterzeichnenden völlig unverständlich. Das gestiegene Informationsbedürfnis des Wenn der Schlußbericht der Kommission, um Staatsbürgers — das zeigt auch die in den zu diesem Zusammenhang kommen zu kön- letzten zehn Jahren gestiegene Auflage der nen, plötzlich von der gesellschaftsbildenden Zeitungen und Zeitschriften insgesamt — Bedeutung der Publikumszeitschriften spricht, würde eine Anhebung der Abonnementspreise so führt es — ungeprüft — kommunikations- verkraften. soziologische Aspekte ein, auf die die Kom- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
mission sonst mit Rücksicht auf ihre Lebens- III. ABSCHNITT erfahrung glaubte verzichten zu können. Abweichende Stellungnahme b) Der Unterzeichnende ist nicht bereit, Empfeh- des Kommissionsmitglieds lungen zu stützen, deren praktische Durch- Harald O. Hermann führung zu keinerlei greifbaren Ergebnissen führen kann. Die Pressekommission hat eine Reihe von Empfeh- Führt man die Empfehlung der Kommission lungen ausgesprochen, denen ich nicht zuzustimmen auf die Weise durch, daß von einem bestimm- vermag. Ich habe daher bei der Schlußabstimmung ten Organ nur eine bestimmte Zahl von den vorliegenden Bericht abgelehnt. Es liegt mir Exemplaren verbreitet werden darf, erreicht jedoch daran, möglichst eindeutig klarzustellen, auf man nicht — und das ist das Ergebnis einer weiche konkreten Punkte sich dieses Nein bezieht. langjährigen Berufserfahrung des Unterzeich- Deshalb mache ich im Folgenden von der Möglich- nenden -, daß der nicht mehr bediente Leser keit Gebrauch, meine abweichende Meinung kurz zu solchen Objekten greift, die unterauflagig darzulegen. und zu begründen. repräsentiert sind. Der Leser wählt das Ob- jekt, das seiner Vorstellung und seinem In- formationsbedürfnis am besten entspricht. Führt man die Empfehlung der Kommission Nicht zustimmen kann ich vor allem der Empfeh- etwa auf die Weise durch, daß bestimmte Ver- lung, die Bundesregierung selbst möge dem Deut- leger gezwungen werden, bestimmte Objekte schen Bundestag jährlich oder in noch kürzeren einzustellen oder abzugeben - niemand Abständen einen Bericht über die weitere Entwick- könnte einen Verleger ja zwingen abzugeben, lung der deutschen Presse vorlegen und darin gege- immer wäre ihm erlaubt einzustellen —, wird benenfalls Maßnahmen zur Sicherung der Meinungs- die dadurch entstehende Marktlücke eben freiheit vorschlagen. Daß die Bundesregierung sich nicht durch andere Informationsorgane eines dabei der Hilfe des Deutschen Presserates bedienen, anderen Typs ausgefüllt, sondern die Bezie also dessen fortgeschriebene Bestandsaufnahme herschaft des nicht mehr erscheinenden Or- ihren Untersuchungen zugrunde legen soll, ändert gans zwingt zur Herausgabe eines gleichen nichts an der Tatsache, daß sie in der Praxis gezwun- neuen Organs. gen sein wird, aus dem ihr zur Verfügung gestellten Unterlagenmaterial von sich aus — etwa in Form von Gesetzentwürfen — Konsequenzen zu ziehen. Der Unterzeichnende kann darüber hinaus die Das heißt, die Bundesregierung, die diese Presse- Feststellungen der Kommission, daß derzeit kommission doch wohl berufen hatte, weil sie Wert durch irgendwen oder irgendwas die Pressefrei- darauf legte, dem Parlament konkrete Empfehlungen heit gefährdet oder sogar eingeschränkt sei, nicht unabhängiger Sachverständiger vorzulegen, zu de- teilen. Er sieht darüber hinaus in einer pluralisti- nen sie selbst dann lediglich Stellung zu nehmen schen Gesellschaft und in einer freiheitlichen braucht, soll nun in Zukunft in eigener Zuständig- Demokratie überhaupt keine Gefahr für die Ge- keit und Verantwortung darüber befinden,- ob bzw. fährdung der Meinungsfreiheit. Seine Lebens- wann Eingriffe in den Bereich der Presse erforderlich erfahrung hat ihm gezeigt, daß eine solche Gefähr- erscheinen. dung nur dann eintreten kann, wenn es sich um Ein solches Verfahren würde meiner Ansicht nach autoritäre oder diktatorische Staatssysteme han- selbst dann, wenn man den guten Willen aller künf- delt, in denen veröffentlichte Meinung von hoher tigen Bundesregierungen durchaus voraussetzen Hand gesteuert wird. könnte, staatliche Einflußnahme auf die Presse er- möglichen, die deren Freiheit und Unabhängigkeit 18 Millionen Rundfunkteilnehmer, 14 Millionen auf die Dauer in Frage stellen müßten. Fernsehteilnehmer, 22 Millionen täglich verbrei- tete Zeitungsauflagen sowie über 50 Millionen Um nicht mißverstanden zu werden: ich halte es für verbreitete Zeitschriftenauflagen, dazu noch Bü- bedauerlich, daß ein Teil der deutschen Publizistik cher, Taschenbücher, Film und Schallplatte zei- und damit auch der Presse nicht bereit ist, sich mit gen eine Vielfalt und eine Buntheit an Informa- unserer jungen Demokratie zu identifizieren. Wäh- tionsangebot, wie es keine Zeit vorher gebracht rend einige publizistische Organe sich ungeniert hat. zum Sprachrohr antidemokratischer Kräfte machen, beanspruchen andere gewissermaßen einen Platz In einer Zeit, in der modernen Angebotssituatio- auf der „Zuschauertribüne", um von dort aus den nen entsprechend für das reichhaltigste Angebot erneuten Versuch, in Deutschland eine Demokratie auf der Straße durch einen bis zum letzten Flek- aufzubauen, als Unbeteiligte zu beobachten und zu ken durchorganisierten Handel gesorgt wird, von kommentieren. Gefährdung der Meinungsfreiheit oder Beschrän- kung im Informationsangebot zu sprechen, Wer, wie ich, diese Tatsache bedauert, muß sich scheint dem Unterzeichnenden absurd zu sein. allerdings darüber klar sein, daß die wünschens- werte Identifizierung mit der Demokratie nicht etwa gez. Geubels vom Staat her erzwungen werden kann und daß Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode sie dort, wo sie freiwillig erfolgt, keinesfalls im rates zu verfahren, der sich in seinen Empfehlungen Sinne eines Verzichts auf Kritik an den staatlichen zu den Konzentrationsvorgängen und zum Wett- Organen mißverstanden werden darf. Im Gegenteil: bewerb in der deutschen Presse vom 14. 2. 1968 gerade eine sich mit der Demokratie identifizierende bereiterklärt hat, die weitere Entwicklung im deut- freie Publizistik und Presse hat in diesem Rahmen schen Pressewesen ständig zu beobachten, Verleger wichtige Kontrollfunktionen mit wahrzunehmen, ist und .Journalisten auf sich abzeichnende Schwierig- also zu politischer Wachsamkeit und begründeter keiten hinzuweisen und der Bundesregierung bzw.
Kritik verpflichtet. dem Bundestag zu berichten, „ sobald Gefahren für die Pressefreiheit festzustellen sind, mit denen die Daraus ergibt sich aber meiner Ansicht nach zwin- Presse allein nicht fertig zu werden vermag". gend, daß die staatliche Exekutive, die ja von der freien Presse mit kontrolliert werden soll, keines- falls in eigener Zuständigkeit darüber entscheiden kann, ob dieser Kontrolleur in der Lage ist, seine II Aufgabe zu erfüllen. Von der Überzeugung ausgehend, daß jede staat- liche Einflußnahme auf die Presse deren Freiheit Die Bundesregierung sollte daher auf die ihr von und Unabhängigkeit gefährden kann, muß ich aber der Mehrheit der Pressekommission zugedachte auch gegen den Vorschlag der Kommissionsmehrheit Rolle verzichten und den Deutschen Presserat er- stärkste Bedenken anmelden, der geeignete staat- suchen, diese zu übernehmen. Dieses je zur Hälfte liche Förderungsmaßnahmen zur Schaffung von aus Verlegern und Journalisten bestehende, also Marktgegengewichten gegen die bestehende Kon- zweifellos sachverständige Gremium, das seine Un- zentration empfiehlt. abhängigkeit wiederholt eindrucksvoll unter Be- weis zu stellen vermochte, hat sich in seiner Ge- Um das hier gesteckte Ziel zu erreichen, müßte ent- schäftsordnung bereits vor mehr als zehn Jahren weder eine Art „Grüner Plan" für die Presse ange- auch die Aufgabe gestellt, die strukturelle Entwick- strebt werden, oder aber eine gezielte individuelle lung der deutschen Presse zu beobachten und frei- Wachstumsförderung, deren Aufgabe es wäre, die heitsgefährdende Konzern- und Monopolbildung ab- Größenunterschiede in der gegenwärtigen Struktur zuwehren. der deutschen Presse auszugleichen. Die erste dieser beiden Alternativen würde mehr oder weniger auf Zur Erarbeitung der von der Pressekommission vor- eine Förderung bzw. Subventionierung nach dem geschlagenen Berichte und konkreten Vorschläge zur „Gießkannenprinzip" hinauslaufen. Das aber ist Abwehr drohender Gefahren für die Meinungsfrei- bisher auch von der Presse selbst entschieden ab- heit, die dann von der Bundesregierung mit einer gelehnt worden. Die zweite Alternative wiederum eigenen Stellungnahme dem Deutschen Bundestag müßte, da objektive Kriterien für eine gezielte Ver- vorgelegt werden könnten, wird der Presserat um gabe von Förderungsmitteln an bestimmte Verlage so eher in der Lage sein, als er von sich aus be- nicht zur Verfügung stehen würden, jede Bundes- absichtigt, die notwendigen laufenden Untersuchun- regierung in Versuchung führen, ganz überwiegend gen einer Unterkommission zu übertragen, in der oder sogar ausschließlich das Wachstum solcher auch nicht der Presse angehörende unabhängige Presseorgane zu fördern, von denen sie eine Unter- Sachverständige vertreten sein sollen. stützung ihrer eigenen Politik -erwarten könnte. Daran würde wohl auch der Hinweis der Presse- Für wenig zweckmäßig halte ich es allerdings, die- kommission nichts ändern, daß von Staats wegen sen Bericht unter allen Umständen in einem festen eine Förderung, nicht aber eine Steuerung erfolgen zeitlichen Turnus vorzulegen. Der Zwang, selbst sollte. Beide Alternativen müßten somit letzten wenn keine neuen Tatbestände vorliegen, minde- Endes zu einer gewissen Abhängigkeit der geförder- stens einmal jährlich im Bundestag über die Situa- ten Presseunternehmen vom Staat führen. tion der Presse zu debattieren, könnte nämlich dazu führen, daß dieser oder jener Politiker in Ver- Zu der damit angeschnittenen grundsätzlichen Frage suchung gerät, aus einer augenblicklichen Verstim- steuerlicher Erleichterungen und wirtschaftlicher mung über bestimmte Zeitungen oder Zeitschriften Hilfen möchte ich wie folgt Stellung nehmen: die allgemeine Konsequenzen abzuleiten, die auf eine deutsche Presse hat zweifellos Anspruch darauf, Art Bevormundung der freien Presse hinauslaufen steuerlich und postalisch, also in bezug auf die von könnten. Andererseits müßte wohl damit gerechnet der Bundespost im Fernsprech- und Fernschreib- werden, daß bei solchen nicht ausreichend motivier- verkehr sowie im Postzeitungsdienst geforderten ten aber turnusmäßig vorgeschriebenen Debatten Gebühren, nicht schlechter gestellt zu werden, als auch wenig fundierte Forderungen nach wirtschaft- die Zeitungen und Zeitschriften in den anderen lichen Hilfsmaßnahmen und steuerlichen Erleichte- Ländern der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. rungen aus den Reihen der Presse selbst zur Spra- Weitergehende Erleichterungen und Hilfen sollten che kommen würden. Dadurch könnte in der Öffent- dagegen, wenn überhaupt, nur für einen begrenzten lichkeit der Eindruck entstehen, als handele es sich Zeitraum und zwar vor allem für Phasen wirtschaft- bei der Presse um ein veraltetes, mit der technischen licher Rezession ins Auge gefaßt und von dem Vor- Entwicklung nicht mehr schritthaltendes Medium, handensein objektiver Kriterien abhängig gemacht das ständig staatliche Hilfe benötigt. werden. Aber auch dabei müßte darauf geachtet werden, daß es nicht Aufgabe des Staates sein Aus all diesen Gründen würde ich es für besser kann, die zur Zeit existierenden Verlage um ihrer halten. nach dem Vorschlag des Deutschen Presse selbst willen durch wirtschaftliche „Talsohlen" zu Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122 schleusen. Derartige zeitlich begrenzte Hilfen, also Daß sich aus solchen lokalen Monopolstellungen vor allem zinsgünstige Kredite, sollten vielmehr nur Gefahren ergeben können, liegt auf der Hand. Die dort gegeben werden, wo bereits existierende, aus- Praxis zeigt, daß weder ein Mißbrauch der unange- baufähige oder neu zu schaffende leistungsfähige fochtenen Position als einziger örtlicher Zeitung zu Reaktionen eine tatsächliche Vielfalt der Informa- massiver und gezielter Einflußnahme auf das kom- tions- und Meinungsbildungsmöglichkeiten sowie munalpolitische Geschehen auszuschließen ist, noch die notwendige journalistische Kontrolle der öffent- die Möglichkeit, daß aus Rücksichtnahme auf be- lichen Angelegenheiten sicherzustellen vermögen. stimmte Persönlichkeiten der Lokalpolitik eine aus- reichende Unterrichtung der Leser über „heiße Da redaktionelle Leistungsfähigkeit jedoch wirt- Eisen" unterbleibt, die öffentliche Kontrollfunktion schaftlich gesunde Verlage voraussetzt, die auch in also vernachlässigt wird. der Lage sind, sich im fairen Wettbewerb durchzu- setzen und mit der technischen Entwicklung Schritt Die in dem Bericht zitierte Feststellung des Instituts zu halten, kommt es meiner Ansicht nach entschei- für Demoskopie Allensbach, daß die Bevölkerung in dend darauf an, alle staatlichen Eingriffe zu vermei- den Gebieten mit örtlichem Zeitungsmonopol über den, die geeignet sein könnten, die Entwicklung zu die Ausübung der öffentlichen Kontrollfunktion der besseren und moderneren Strukturen im deutschen Presse ebenso befriedigt zu sein scheint wie bei Pressewesen auf die Dauer zu blockieren. Bestehen einer lokalen Konkurrenz, stellt keinen Gegenbeweis dar. Der einzelne Leser, der ja meist nur eine lokale Zeitung regelmäßig liest, vermag nämlich im allgemeinen gar nicht festzustellen, ob III er in bestimmten Fällen über lokale Vorgänge wirk- Der Bericht weist zu Recht darauf hin, daß die zuneh- lich ausreichend unterrichtet worden ist. Er dürfte mende Konzentration im Pressewesen nicht nur für erst recht nicht beurteilen können, ob eine Unter- die beträchtliche Verringerung der Zahl der publizi- richtung nur deshalb erfolgte, weil die Möglichkeit stischen Einheiten verantwortlich zu machen ist. Sie bestand, daß die Konkurrenz die betreffenden „hei- hat darüber hinaus im Verlauf der letzten Jahre ßen Eisen" angefaßt hätte, oder ob sie bei Bestehen auf der einen Seite zu sehr starken Positionen eini- eines Lokalmonopols unterblieb, weil eine Konkur- ger Großverlage, genauer gesagt vor allem des renz gar nicht existierte. größten Verlagsunternehmens der Bundesrepublik, Damit stellt sich meiner Ansicht nach die Frage, was des Springer-Konzerns, geführt, während sich auf der getan werden kann, um in den Gebieten mit ört- anderen lokale Monopolstellungen gebildet haben, lichem Zeitungsmonopol den notwendigen publizi- so daß dem Bürger in rund 130 Stadt- und Landkrei- stischen Wettbewerb wieder herzustellen. Da es sen nur noch eine Zeitung zur Verfügung steht, die zweifellos nicht möglich sein wird, in allen betroffe- über lokale Ereignisse berichtet und diese kommen- nen Stadt- und Landkreisen Konkurrenzblätter neu tiert. zu gründen, müßte zumindest geprüft werden, oh, Leider hat sich jedoch die Kommissionsmehrheit bei sobald die technischen Voraussetzungen gegeben ihren Vorschlägen zur Abwehr der aus diesen bei- sind, zusätzliche regionale und schließlich auch den Entwicklungen resultierenden Gefahren so sehr lokale Hörfunk- und Fernsehprogramme- diese Auf- auf das zuerst genannte Phänomen konzentriert, daß gabe zu erfüllen vermögen. der Bericht dadurch meiner Ansicht nach zwangsläu- Eine von mir vorgeschlagene entsprechende Empfeh- fig „ Schlagseite" erhalten mußte. lung sollte von vornherein auf die Notwendigkeit Die sehr weitgehende Empfehlung, die Marktanteile hinweisen, diese intermediale Konkurrenzsituation von Großverlagen zu begrenzen, bezieht sich näm- auf den publizistischen Bereich zu beschränken, lich auf Bereiche, in denen der Bürger durchaus lokale Funk- und Fernsehwerbung also auszuschlie- noch die Möglichkeit hat, zwischen verschiedenen ßen, um die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Publikationsorganen zu wählen, in denen also auch noch bestehenden mittleren und kleineren Zeitungen noch von einem publizistischen Wettbewerb gespro- nicht etwa zu gefährden. chen werden kann. Das gilt sowohl für die über- regionalen Tageszeitungen des Springer-Verlages als Die Tatsache, daß sich selbst für diesen so vorsichtig formulierten Antrag keine Mehrheit fand, konnte auch für dessen lokale Blätter in Berlin und Ham- nicht ohne Einfluß auf meine Stellungnahme zu der burg. Die beiden zu diesem Konzern gehörenden Empfehlung bleiben, für Großverlage eine Begren- überregionalen Sonntagszeitungen stehen zwar im Bereich der Presse nur in einem sehr abgeschwäch- zung der Marktanteile einzuführen, da ich andern- falls ten Wettbewerb mit den Wochenendausgaben der vor der Notwendigkeit gestanden hätte, der übrigen Tageszeitungen, treffen aber in vollem Um- schon erwähnten, meiner Ansicht nach nicht zu fang auf die publizistische Konkurrenz von Hör- übersehenden „ Schlagseite" des Berichts zuzustim funk und Fernsehen. Von einer Monopolstellung im men. strengen Sinne des Wortes kann also selbst hier kaum die Rede sein. Tatsächliche Monopolstellungen IV besitzen dagegen die Tageszeitungen, die in rund 130 Stadt- und Landkreisen als einzige Lokalblätter lm übrigen handelt es sich meiner Meinung nach erscheinen. In ihrem lokalen Bereich gibt es nämlich bei der Empfehlung zur Begrenzung der Markt bisher keine Konkurrenz der anderen Medien. anteile von Großverlagen um den zwar gut gemein- Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
ten, aber auf allzu theoretischen Konstruktionen politischen Faktor, der meiner Ansicht nach keines- beruhenden Versuch, eine nicht nur möglichst per- falls unterschätzt werden darf. Und das gleiche gilt fektionistische, sondern zudem auch noch allgemein- für die Haltung jener Verleger kleinerer und mittle- gültige Lösung anzubieten. Um nicht den Eindruck rer Tageszeitungen in Großstädten und Ballungs- zu erwecken, als solle hier eine „Anti-Springer- gebieten, die glauben, jederzeit damit rechnen zu Empfehlung" ausgesprochen werden, wird ein gan- müssen, daß die „BILD-Zeitung" in ihre Bereiche zes System von Prozenthürden vorgeschlagen, das der lokalen Berichterstattung und vor allem des es ermöglichen soll, auch künftige denkbare Konzen- lokalen Anzeigengeschäfts einbricht. Eine Beruhi- trationsentwicklungen im Bereich von überregiona- gung der innenpolitischen Atmosphäre dürfte daher len Großverlagen rechtzeitig zu stoppen. nicht zuletzt davon abhängen, ob den zu Recht oder zu Unrecht Alarmierten die Gewißheit vermittelt Diesem Ziel dient offenbar vor allem die Festlegung werden kann, daß eine weitere Verstärkung der einer sogenannten Gefährdungsgrenze, die auf dem Marktposition dieses Konzerns nicht zu erwarten Sektor der Tages- und Sonntagszeitungen schon bei ist. 20 Prozent erreicht sein soll. Dabei bleibt aber mei- ner Ansicht nach unberücksichtigt, daß der Springer- Aus dem Gesagten ergibt sich aber wohl bereits, Verlag diese Grenze schon vor vielen Jahren er- daß ich in gesetzlichen Auflagenbeschränkungen reicht hatte, ohne daß die zuständigen Institutionen oder Entflechtungsmaßnahmen kein geeignetes Mit- der Presse selbst, des Staates und der Gesellschaft tel zur Erreichung dieses Zieles zu sehen vermag. konkrete Anzeichen für eine tatsächliche Gefährdung Sie wären meiner Ansicht nach sehr viel eher geeig- der Presse- bzw. Meinungsfreiheit festzustellen ver- net, neue erbitterte Diskussionen über die verfas- mochten. Da aber seit damals zahlreiche zusätzliche sungsrechtliche Zulässigkeit solcher staatlichen Ein- Hörfunk- und Fernsehprogramme ins Leben gerufen griffe heraufzubeschwören, denen dann gegebenen- worden sind, die mit regelmäßigen Nachrichten- und falls noch jahrelange Prozesse vor dem Bundesver- Magazinsendungen sowie Kommentaren das dem fassungsgericht folgen würden. Bürger zur Verfügung stehende Gesamtangebot an Informationen und Meinungen beträchtlich vergrö- Ich glaube daher, daß der dringend wünschenswerte ßert haben, wird wohl in Zukunft erst recht nicht Befriedungseffekt sich sehr viel schneller und bes- ohne weiteres von einer Gefährdung gesprochen ser auf pragmatische Weise erreichen läßt. Nachdem werden können, wenn irgendein anderer Verlag, Springer selbst kürzlich geäußert hat, er beabsich- dessen Auflage überwiegend im überregionalen Be- tige nicht, weiter zu expandieren sondern glaube, reich liegt, die 20-Prozent-Grenze erreicht. daß sein Verlag die optimale Größe erreicht habe, sollte es doch eigentlich möglich sein, mit ihm, etwa Zumindest mit einem Fragezeichen versehen möchte auf dem Boden des Presserates, eine entsprechende ich aber auch die Einbeziehung der Publikums-Zeit- Vereinbarung zu treffen, die allerdings verbind- schriften in das vorgeschlagene System der Prozent lichen Charakter haben müßte. Eine derartige Lö- Hürden. Angesichts des Zeitdrucks, unter dem ihre sung wäre im übrigen auch am ehesten geeignet, die Arbeit stand, konnte sich die Kommission nämlich drohende Frontenbildung im Bereich der deutschen mit diesem schwierigen und außerordentlich kom- Presse zu verhindern. - plexen Sektor, der schließlich vom „Spiegel" über die verschiedenen Illustrierten bis zur sogenannten Regenbogenpresse reicht, nur so kurz befassen, daß V ich jedenfalls zu keinem abgewogenen endgültigen Urteil zu kommen vermochte, das vor allem auch im Wenn mir trotz der dargelegten, meiner Ansicht nach Hinblick auf Unternehmen, die sowohl Tages- und gewichtigen Gründe die Ablehnung des Berichtes Sonntagszeitungen als auch Publikumszeitschriften der Pressekommission keineswegs leicht gefallen herausgeben, derart weitgehende Konsequenzen ist, so vor allem deshalb, weil darin auch zahlreiche rechtfertigen würde. Empfehlungen enthalten sind, die ich aus voller Überzeugung unterstütze. Das gilt insbesondere für Dagegen bin ich bereit, auf dem Sektor der Tages- die Vorschläge zur Kompetenzabgrenzung zwischen und Sonntagszeitungen die vorgeschlagenen 40 Pro- Verlag und Redaktion sowie zur wirtschaftlichen zent als Warnsignal zu akzeptieren, d. h. als Hin- und sozialen Sicherheit der Journalisten. Ich weiß, weis darauf, daß ein weiteres Expandieren des daß gegen manche der Anträge und Formulierun- Springer-Konzerns unsere Demokratie aller Voraus- gen, die ich dazu beitragen konnte, bei einigen sicht nach vor außerordentlich schwierige Probleme Kommissionsmitgliedern ursprünglich Bedenken be- stellen müßte. Dabei bin ich mir durchaus bewußt, standen. Um so mehr fühle ich mich verpflichtet, daß in der derzeitigen öffentlichen Diskussion neben den Betreffenden dafür zu danken, daß sie diesen einem verständlichen Unbehagen über die von die- Empfehlungen schließlich doch zustimmten im Geiste sem Verlagshaus erreichte gewichtige Marktposition einer fairen Partnerschaft, in deren Zeichen sich hoffentlich nicht nur die übrige Zusammenarbeit von auch manches eine Rolle spielt, was mit der Frage Verlegern und Journalisten in der deutschen Presse einer tatsächlichen Gefährdung oder gar Beeinträch- entwickeln wird, sondern auch das Verhältnis der tigung der Presse- und Meinungsfreiheit wenig zu verschiedenen publizistischen Medien zueinander. tun hat. Dennoch bilden z. B. die studentischen De- monstrationen gegen den Springer-Konzern einen gez. Hermann Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
IV. ABSCHNITT sen, daß ein zuverlässiges Urteil über die Notwen- digkeit der Marktanteilsbegrenzung nicht abgegeben Abweichende Stellungnahme werden kann. Hinzu kommt auch das bei unseren
des Kommissionsmitglieds Erwägungen außer Betracht gelassene starke Ge- gengewicht, das Rundfunk und Fernsehen auf die Dr. Hellmuth Wagner Meinungsbildung auch im politischen Bereich aus- üben. Nach aller Erfahrung bedarf es bei der Ver- ich bedauere sehr, daß es mir trotz Übereinstim- breitung dieser Meinungsträger meines Erachtens mung mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen für kaum näherer Darlegungen, daß das Wort in Ver- die wirtschaftliche Stärkung der Leistungskraft von bindung mit dem Bild die Meinungsbildung auch im Presseunternehmen nicht möglich war, dem Schluß- politischen Bereich vielfach stärker und nachhaltiger bericht der Pressekommission in der Plenarsitzung bestimmt, als es Tageszeitungen oder politische am 22. Mai 1968 zuzustimmen. Ich habe mich daher Zeitschriften vermögen. bei der Abstimmung über den Schlußbericht der Stimme enthalten. Ich halte jedoch die unsere Eigen- Bei dieser Lage erscheint es mir unangemessen, statt tumsordnung im Grundsatz berührenden, vom fest- konkreter Tatbestände schon die „abstrakte Gefähr- gestellten Tatbestand her nicht gestützten Anträge dung" zur Voraussetzung für die Festlegung von zur Begrenzung von Marktanteilen für einen so Höchstgrenzen für Markt- und Auflagenanteile zu schwerwiegenden und wegen seiner verfassungs- machen. Abgesehen von der sich daraus zwangsläu- rechtlichen Auswirkungen auch problematischen fig ergebenden stärkeren und nicht unbedenklichen Teil des Berichts, daß für mich demgegenüber andere Präsenz des Staates im Bereich der Presse, lassen Überlegungen zurücktreten mußten. sich vor allem kaum sachgerechte Maßstäbe für die insoweit vorgesehenen Maßnahmen finden. Dieser Darüber hinaus habe ich die Befürchtung, daß Maß- Weg sollte daher ausscheiden. nahmen der vorgesehenen Art, unbeschadet der Sonderlage, die durch Artikel 5 des GG geschaffen Im gegenwärtigen Zeitpunkt kommt es vor allem ist, möglicherweise doch Auswirkungen auf die darauf an, durch geeignete, der privatwirtschaftli- übrige Wirtschaft haben könnten. chen Form unserer Presseunternehmen angemessene Maßnahmen die Vielfalt der Presse weitgehend zu Für meine Haltung war wesentlich, daß die Kom- erhalten und zu stärken. Die Voraussetzungen soll- mission auf Grund sorgsamer Analyse und unter ten, wie im übrigen auch vorgeschlagen, in erster Berücksichtigung der gegenwärtigen Konzentration Linie in Maßnahmen zur Verbesserung der Finanz- nicht zu dem Ergebnis kam, die Pressefreiheit sei struktur der Presseunternehmen gesucht werden. beeinträchtigt. In diesem Zusammenhang muß die Denn es sind vorwiegend die Konsequenzen der an anderer Stelle getroffene Feststellung hervor- technischen Entwicklung, die kleineren Unternehmen gehoben werden, daß es keine gesicherten, wissen- zu schaffen machen. Ihnen sollte daher zuerst im schaftlichen Erkenntnisse über den Grad der Mei- steuerlichen Bereich und durch geeignete Kredithil- nungsbeeinflussung oder den Anteil an der Mei- fen zur Förderung von Investitionen begegnet wer- nungsbildung durch die gesamte Presse oder durch den. Diese Maßnahmen müssen durch Verbesserung einzelne Publikationsorgane gibt. Demzufolge er- der Wettbewerbslage ergänzt werden.- Kooperation schien es mit Recht mehr als fraglich, ökonomische in größeren Einheiten, Wettbewerbsregeln, zweck- D at en als meinungsbildend oder meinungsbeeinflus mäß ige Selbsthilfem a ßnahmen u. ä. sindshalb de zu send zu quantifizieren. Allein auf Grund dieser fördern. Erwägungen hätte man zum Ausdruck bringen müs gez. Dr. Wagner
Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Anlagen zu Struktur der deutschen Presse, Daten zu Stand und Entwicklung der Pressekonzentration in der Bundesrepublik Deutschland Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
A. Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse
1. Die Entwicklung der publizistischen Einheiten Publizistische Jahr Einheiten Die Anzahl der Zeitungen eines Landes kann nach verschiedenen Kriterien gewonnen werden. Aus 1954 225 dem Blickwinkel der Meinungsfreiheit heraus sollte 1955 221 die publizistische oder journalistische Selbständig- keit einer Zeitung im Vordergrund stehen. Wenn 1958 201 daher die Zahl der Zeitungstitel (Haupt- und Neben- 1961 192 ausgaben) im Gebiet der heutigen Bundesrepublik 1963 189 Deutschland sich von 2345 (1914) über 2889 (1932) und 1500 (1954) bis zu 1495 (1964) 1) entwickelt hat, 1964 183 ist daher über die Anzahl der in Deutschland zur 1966 175 Verfügung stehenden selbständigen Meinungsträger September noch nichts gesagt. 1967 158 Betrachtet man die Entwicklung der Zahl der ,,publi- November zistischen Einheiten", so ergibt sich das folgende 1967 156 Bild: A = Publizistische Einheiten (Politische Hauptre- Die Verringerung der publizistischen Einheiten hat daktionen) sich im Jahr 1967 erheblich verstärkt. Während von B = Ausgaben 1958 bis 1966 die Zahl der publizistischen Einheiten um 12,9 % zurückging, sank sie allein im Jahr 1967 um 10,8 %. Verkaufsauflage Jahr A * B ** in Millionen Die Zahl von 156 publizistischen Einheiten im No- vember 1967 hat sich nach den Ermittlungen der 1962 213 1 245 18,08 Kommission (Auswertung der Bestandsaufnahme 1965 191 1 244 19,81 des Deutschen Presserates sowie Fortschreibung an Hand der Konzentrationsfälle) bis zum Februar 1968 1966 181 1 239 20,15 um weitere 6 auf 150 Einheiten verringert.- 1. April 1967 158 1 216 20,45 Deutlicher als die Verringerung der Zahl der publi- 1. Juni 1967 157 — zistischen Einheiten zeigt die Abnahme der Netto Zeitungsdichte den Stand der Tagespresse. Die Netto-Zeitungsdichte gibt an, unter wie vielen im Quelle: * dpa-Meldungen und ** Angaben der C. Gab redaktionellen Mantel unterschiedlichen Ausgaben ler Werbegesellschaft, München der Einwohner eines bestimmten Gebietes seine Zeitungsauswahl treffen kann. Den Tabellen über Die Anzahl der von Schütz ermittelten Ausgaben die Zeitungsdichte auf den Seiten 63 und 64 der An- liegt regelmäßig über der Anzahl der Gabler-Stati- lage wurde die Verwaltungseinteilung der Bundes- stik 2 ), die die Zahl der im Anzeigenteil unterschied- republik Deutschland in Landkreise (bzw. kreisfreie lichen Ausgaben enthält, während Schütz die Zahl Städte) zugrunde gelegt, d. h. es wurde unterstellt, der Ausgaben nach redaktionellen Kriterien ermit- daß die Verbreitungsgebiete der einzelnen Zeitun- telt. Die Statistik von Schütz ist daher für die Arbeit gen in der Regel mit den Grenzen des jeweiligen der Kommission vorzuziehen. Ähnliches gilt für die Landkreises (bestimmt nach dem Erscheinungsort Zahl der publizistischen Einheiten, deren Entwick- der Zeitung) übereinstimmen. lung Schütz 3) wie folgt angibt: Konnte der Zeitungsleser im Durchschnitt 1954 noch 1) vgl. W. J. Schütz: „Die redaktionelle und verlegerische zwischen knapp drei örtlichen Zeitungen wählen, so Struktur der deutschen Tagespresse", in: Publizistik, blieb ihm 1964 nur noch die Wahl zwischen gut zwei 1966, S. 14 Zeitungen. Oder anders formuliert: 1954 erschien 2) Gabler-Nachrichten der C. Gabler Werbegesellschaft, in knapp einem Sechstel, 1964 in mehr als einem München Fünftel aller Kreise nur eine Zeitung. 3) W. J. Schütz, a. a. O., S. 14; sowie „Zusammenfassung der Ergebnisse der vom Deutschen Presserat durchge- Wegen des Bestehens überregionaler Zeitungen ist führten Bestandsaufnahme zur Struktur der deutschen keine Zeitung im Bundesgebiet ohne Konkurrenz Tagespresse". in der aktuellen überregionalen Berichterstattung. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Da die Betonung und Pflege lokalen Geschehens als wesentliches Merkmal der deutschen Presse anzu- sehen ist und die wichtigen Funktionen der regiona- len und lokalen Information und Anzeigenwerbung nicht von der überregionalen P re sse erfüllt werden können, wird die Netto-Zeitungsdichte zugleich auf die örtliche und überregionale Informationsmöglich- keit abgestellt.
Zeitun gen je Zahl der kreisfreien Städte/Landkreise Kreis Netto Dezember 1954 November 1964 Zeitungs- dichte absolut in v. H. absolut in v. H.
1 85 15,3 121 21,4 2 162 29,0 202 35,6 3 190 34,0 184 32,5 4 89 15,9 52 9,2 5 28 5,0 6 1,1
6 2 0,4 — —
7 — — — —
8 1 0,2 — — 9 — — 1 0,2
10 1 0,2 — —
Quelle: W. J. Schutz: Die Zeitungsdichte in der Bundesrepublik Deutschland, Publizistik, S. 445 (1966). „Durch die seit der Stichtagsuntersuchung 1964 einge- tretenen Änderungen in der Zeitungsstruktur, insbeson- dere den Rückgang der Zahl der „publizistischen Ein- heiten" von 183 (Dezember 1964) auf 168 (Dezember 1966) bzw. der Zahl der „Verlage als Herausgeber" von 570 auf 555 hat sich zwischenzeitlich auch die Zeitungsdichte - verändert. Neugründungen erhöhten in zwei „Ein-Zei- tungs-Kreisen" die Zeitungsdichte von 1 auf 2; in zehn weiteren Kreisen ist dagegen die Zeitungsdichte auf 1 zurückgegangen, so daß Ende 1966 129 Kreise eine Zei- tungsdichte = 1 aufweisen. Größere Städte mit nur noch einer örtlichen Zeitung (Zeitungsdichte 1) sind nunmehr Bremerhaven, Lüneburg, Stade, Oldenburg, Marburg, Wetzlar, Koblenz, Limburg, Mainz, Worms, Ulm, Tübin- gen, Augsburg, Straubing, Landshut, Passau, Rosenheim und Memmingen. Trotz einer Zeitungsdichte = 2 beste- hen darüber hinaus in Wiesbaden und Kassel faktische Monopole („Wettbewerb" nur zwischen zwei Zeitungen des gleichen Verlags bzw. der gleichen Verlagsgruppe) ", ebenda, S. 448. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Zeitungsdichte 1954
Kreisfreie Städte/Landkreise
ins- 1 davon mit Zeitungsdichte II gesamt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
RB Nordbaden 13 1 5 5 — 2 — — — — - RB Nordwürttemberg 22 5 7 8 1 1 — - — — RB Südbaden 20 — 4 11 3 1 1 - — — RB Südwürttemberg-Hohenzollern ! 17 1 13 2 1 — — — — Baden-Württemberg ... 72 7 29 26 5 4 1 — - — RB Mitelfranken 25 4 8 11 — 1 1 — — — RB Niederbayern 26 14 10 2 - — — - — RB Oberbayern 33 17 11 3 — 2 — — — RB Oberfranken 26 — 5 12 9 — - - — — RB Oberpfalz 24 3 10 11 - — - — — — — RB Schwaben 30 21 9 — — — — — — — — RB Unterfranken 27 1 12 10 4 Bayern i 191 60 65 49 13 3 1 — — — — Berlin 1 1 Bremen ... 2 1 — 1 – Hamburg ... 1 1 -
RB Darmstadt 14 3 6 4 1 — — — — RB Kassel 18 2 3 3 10 — —- — RB Wiesbaden 16 1 4 8 2 1 Hessen 48 3 10 17 16 2
RB Aurich 5 — 1 4 - — -- —-- — VB Braunschweig 9 — — 7 2 RB Hannover 11 2 - 5 4 RB Hildesheim 13 — 3 6 3 1 RB Lüneburg 12 3 6 2 1 VB Oldenburg 9 — 5 4 RB Osnabrück 9 — 2 7 RB Stade 8 5 3 Niedersachsen ... 76 10 20 35 10 1
RB Aachen 8 — 3 2 3 RB Arnsberg 25 — 4 9 8 4 RB Detmold 14 — — 10 3 1 — — — — RB Düsseldorf 23 — 4 5 10 4 RB Köln 9— 2 3 3 1 RB Münster 16 — — 3 9 4 Nordrhein-Westfalen ... 95 I — 13 32 36 14 RB Koblenz 12 2 5 5 RB Montabaur 4 1 2 1 — — — — — — — RB Pfalz 21 — 8 11 — 2 RB Rheinhessen 6 1 5 RB Trier 8 — 2 6 — — — . — — — Rheinland-Pfalz 51 4 22 23 — 2
Saarland ... (8) . (nicht gezählt) — Schleswig-Holstein ... 21 — 3 7 9 2 Bundesrepublik Deutschland 558 85 162 190 89 28 2 — 1 1
— 0,2 in v. H. — 100,0 15,3 29,0 34,0 15,9 5,0 0,4 0,2 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Zeitungsdichte 1964 (die „Insgesamt"-Angaben wie für 1954)
Zei Zei Kreisfreie Städte/Landkreise tungs tungs dichte dichte davon mit Zeitungsdichte . . . Ø Ø 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
1 7 4 1 6 10 6 2 8 10 6 11 2,6 2,1 15 36 20 1 11 12 — 2 — - — — - — 20 6 — — - 21 10 2 — - - 6 14 6 5 13 5 1 17 13
— 10 14 2 1 — — — - — 2,1 1,9 74 70 35 11 1 10,0 9,0 2,0 1,5 1 1
8,0 5,0 — — — — 1 — — — 1 - - 3 3 5 3 6 10 2 — - 2 6 5 2 1 3,1 2,6 8 19 10 7 4 — 2 3 — 2 7 - 2 — 7 2 — 4 6 3 4 6 1 1 3 2 4 - — 3 5 1 6 — 2 2,6 2,4 15 19 35 7 - - 3 4 1 — 5 17 3 — 3 9 2 1 10 7 5 — 5 2 2 — 5 8 3 3,5 2,7 1 31 47 16 4 3 5 1 2 1 — 8 12 1 2 4 — 4 4 2,5 2,3 7 21 22 1 3,0 — 1 6 1 3,5 3,2 — 4 9 8 Quelle:
2,7 2,3 121 202 184 52 6 — — — 1 — W. J. Schütz. die Zei- tungsdichte ..., a. a. O., 21,4 35,6 32,5 9,2 1,1 — — — 0,2 — S. 446, 447. Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode
Abweichungen in den vorstehend aufgeführten Wer- mentszeitungen, nicht dagegen die Straßenverkaufs- ten für die Netto-Zeitungsdichte gegenüber dem zeitungen. faktischen regionalen Zeitungsangebot können da- durch auftreten, daß die Verbreitungsgebiete einzel- Neben der Zahl der Ausgaben in den verschiedenen ner Ausgaben nicht auf den Landkreis des Erschei- Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland wird nungsortes begrenzt sind. In der folgenden Über- deren jeweilige Haushaltsabdeckung in % aller sicht wird deshalb die Netto-Zeitungsdichte nach der Haushalte des Landkreises ausgewiesen, um so die tatsächlichen Verbreitung der einzelnen Ausgaben Bedeutung der einzelnen Ausgaben darzulegen. Fer- (Haupt- und Nebenausgaben) dargestellt. Die Über- ner sind in den letzten beiden Spalten der Übersicht sicht basiert auf den Ergebnissen der „Verbreitungs- die Zahl der vertriebenen Hauptausgaben und der analyse 1967" 1). Sie enthält daher n u r die Abonne- Marktanteil der jeweils auflagenstärksten Haupt- ausgabe für jeden Landkreis aufgeführt. Alle An-
1 ) „Verbreitungsanalyse 1967 der Deutschen Abonne- gaben beziehen sich auf den Stand im IV. Quartal mentszeitungen", Herausgeber: ADW, GWA, Regional- 1966 (zusammenfassende Übersicht auf S. 81 der An- presse und Standortpresse lage).
Zahl der Ausgaben Marktanteil Kreis davon mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen- insgesamt von Haupt stärksten wenig er 1 % bis 6 bis 21 bis über ausgaben Hauptausgabe als 1 % 5 % 20 % 50 % 50 %
Schleswig-Holstein
Flensburg Stadt . 4 3 1 4 91,6 Kiel Stadt 6 2 3 1 6 (92,6) *) Lübeck Stadt 8 4 2 1 1 6 78,3 Neumünster Stadt 5 3 1 1 5 78,6 Eckernförde 5 4 1 4 73,3 Eiderstedt 3 2 1 3 91,5 Eutin 8 1 4 2 1 7 57,6 Flensburg 5 2 2 1 5 94,6 Lauenburg 6 1 3 1 1 6 - 50,1 Husum 5 1 3 1 5 90,6 Norderdithmarschen 6 1 3 1 1 6 81,7 Oldenburg 10 4 3 2 1 9 57,6 Pinneberg 11 3 5 3 11 25,0 Plön 5 1 3 1 5 92,6 Rendsburg 7 1 4 1 1 7 62,1 Schleswig 8 1 4 2 1 7 60,4 Segeberg 7 1 5 1 6 66,1 Steinburg 7 2 4 1 7 81,6 Stormarn 11 6 1 4 9 36,4 Süderdithmarschen 5 3 1 1 5 52,8 Südtondern 5 1 4 5 39,5
Hamburg
Hamburg 7 2 3 1 1 7 71,7
*) Hinzu kommt die „VZ Kieler Morgenzeitung" als Konkurrent, deren Auflagenzahl nach Verbreitungsgebieten ge- gliedert, jedoch nicht bekannt ist. Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Zahl der Ausgaben Marktanteil davon Kreis mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen von insgesamt Haupt stärksten weniger 1 bis 6 bis 21 bis über ausgaben Hauptausgabe als 1 % 5 % 20 % 50 % 50 %
Niedersachsen
Hameln Stadt 6 4 1 1 6 77,1 Hannover Stadt 8 3 2 1 2 8 54,6 Diepholz 5 I 3 1 1 5 83,4 Hoya 6 1 2 2 1 6 59,3 Schaumburg 7 1 2 3 1 7 50,0 Hameln-Pyrmont 8 3 3 1 1 6 83,1 Hannover 6 2 1 3 6 52,4 Neustadt am Rübenberge 5 1 3 1 5 47,5 Nienburg (Weser) 6 1 3 1 1 6 81,1 Schaumburg-Lippe 7 4 3 7 40,2 Springe 6 1 1 3 1 6 49,0 Hildesheim-Stadt 7 2 3 1 1 7 78,1 Alfeld-Leine 9 5 3 1 9 35,4 Duderstadt 3 1 2 3 48,9 Einbeck 5 2 1 1 1 5 68,8 Göttingen 5 1 2 1 1 5 78,4 Hildesheim-Marienburg 5 1 3 1 5 54,3 Holzminden 7 5 1 1 6 56,4 Münden 5 1 4 5 31,3 Northeim 10 2 5 2 1 10 43,3 Osterode/Harz 10 1 3 6 10 21,7 Peine 8 1 4 2 1 7 - 68,0 Zellerfeld 8 6 1 1 8 61,4 Celle Stadt 5 2 2 1 5 72,1 Lüneburg Stadt 4 3 1 4 84,2 Wolfsburg Stadt 5 3 1 1 5 72,6 Burgdorf 6 2 1 2 1 6 48,3 Celle 5 1 2 1 1 5 82,0 Fallingbostel 6 1 3 1 1 6 75,1 Gifhorn 8 2 4 1 1 6 79,4 Harburg 5 1 1 2 1 5 46,8 Luchöw-Dannenberg 3 2 1 3 93,9 Lüneburg 2 1 1 2 96,0 Soltau 4 2 1 1 4 83,8 Uelzen . 4 1 2 1 4 91,0 Cuxhaven Stadt 7 2 2 1 2 7 43,8 Bremervörde 6 1 3 2 6 47,5 Hadeln 5 4 1 4 87,7 Osterholz 7 1 2 3 1 7 35,7 Rotenburg/Hannover 5 4 1 5 85,4 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode
Zahl der Ausgaben -- Marktanteil Kreis davon mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen- stärksten insgesamt von Haupt weniger 1 bis 6 bis 21 bis über ausgaben Hauptausgabe als 1% 5% 20% 50% 50%
noch: Niedersachsen
Stade 6 1 2 2 1 6 62,1 Verden 7 4 1 2 7 49,2 Wesermünde 3 2 1 3 98,8 Osnabrück Stadt 7 2 3 1 1 7 70,8 Aschendorf-Hümmling . 3 1 1 1 3 98,7 Bersenbrück 7 4 2 1 5 67,6 Grafschaft Bentheim 4 2 1 1 4 72,3 Lingen 6 3 2 1 6 78,5 Melle 5 4 1 3 92,0 Meppen 4 2 2 4 63,3 Osnabrück 5 3 2 5 47,9 Wittlage 3 1 1 1 2 98,2 Emden Stadt 5 3 1 1 5 64,2 Aurich/Ostfriesland 6 2 2 1 1 6 60,6 Leer 9 2 4 2 1 8 55,4 Norden 8 2 3 2 1 8 61,9 Wittmund 3 1 1 1 3 84,3 Braunschweig Stadt 6 2 2 1 1 5 86,7 Goslar Stadt 6 5 1 6 87,0 Salzgitter Stadt 5 3 1 1 4 85,1 Blankenburg 5 3 2 5 43,8 Braunschweig 3 1 1 1 2 - 81,3 Gandersheim 11 2 5 4 10 34,5 Goslar 7 2 3 1 1 4 72,2 Helmstedt 8 1 4 2 1 6 67,3 Wolfenbüttel 11 1 7 3 8 44,1 Delmenhorst Stadt 6 2 3 1 6 86,8 Oldenburg Stadt 5 1 3 1 5 90,6 Wilhelmshaven Stadt 5 1 2 1 1 5 72,1 Ammerland 2 1 1 2 99,6 Cloppenburg 5 2 2 1 5 70,9 Friesland 6 3 1 1 1 6 66,3 Oldenburg 5 1 2 1 1 5 52,5 Vechta 4 2 1 1 4 89,0 Wesermarsch 8 3 3 1 1 8 60,9
Bremen
Bremen Stadt. 9 3 3 2 1 9 66,2 Bremerhaven Stadt 5 2 2 1 5 96,5 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Zahl der Ausgaben Marktanteil davon mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen- Kreis von stärksten insgesamtq Haupt wen iger 1 bis 6 bis 21 bis ! über ausgaben Hauptausgabe als 5 % 5% 20% 50% 50%
Nordrhein-Westfalen
Düsseldorf Stadt 7 1 3 2 1 7 53,0 Duisburg Stadt 6 1 3 1 1 6 73,8 Essen Stadt 7 1 3 2 1 7 58,9 Krefeld Stadt 6 1 2 2 1 6 65,4 Leverkusen Stadt 5 2 2 1 5 53,2 Mönchengladbach Stadt 4 2 1 1 4 79,9 Mülheim an der Ruhr Stadt 5 2 2 1 5 66,3 Neuß Stadt 5 1 2 1 1 5 82,6 Oberhausen Stadt 5 2 1 2 5 46,3 Remscheid Stadt 4 2 1 1 4 76,8 Rheydt Stadt 4 1 1 1 1 4 69,0 Solingen Stadt 4 2 1 1 4 85,8 Viersen Stadt 4 2 1 1 4 78,1 Wuppertal Stadt 6 1 3 1 1 6 75,4 Dinslaken 4 2 1 1 4 80,3 Düsseldorf-Mettmann 9 1 6 2 9 33,0 Geldern 5 4 1 5 94,4
Grevenbroich 7 1 4 1 1 5 83,5
Kempen-Krefeld 7 4 3 5 65,0 Kleve 5 1 2 1 1 5 77,2 48,9 Moers 5 2 2 1 5 - Rees 4 2 2 4 60,0
Rhein- Wupper Kreis . . . 13 1 9 3 11 51,8
Bonn Stadt 6 2 3 1 6 57,6 Köln Stadt 10 5 3 1 1 6 60,8
Bergheim (Erft) . 6 3 1 1 1 6 49,6
Bonn 7 3 2 1 1 6 59,2
Euskirchen 8 3 3 1 1 6 58,7
Köln 7 4 2 1 5 63,0
Oberbergischer Kreis 4 2 1 1 4 69,1
Rheinisch-Bergischer Kreis 9 4 3 2 6 52,0
Siegkreis 9 3 3 3 5 42,6
Aachen Stadt 6 1 2 2 1 6 48,2
Aachen 7 2 1 4 5 50,2
Düren 5 1 2 1 1 5 69,7
Erkelenz 5 1 1 3 5 41,8
Jülich 5 3 1 1 5 59,1
Monschau 2 1 1 2 70,5
Sehleiden 5 2 2 1 5 61,4 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode
Zahl der Ausgaben Marktanteil davon mit einer Haushaltsabdeckung der auflagen- Kreis davon von stärksten insgesamt 5% Haupt weniger 1 bis 6 bis 21 bis ausgaben Hauptausgabe als 1% 20% 50% 50%über
noch : Nordrhein-Westfalen
Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg 5 2 2 1 5 73,3 Bocholt Stadt 5 1 3 1 5 93,0 Bottrop Stadt 5 1 2 1 1 5 68,6 Gelsenkirchen Stadt 6 2 3 1 6 60,1 Gladbeck Stadt 4 2 1 1 4 76,3 Münster/Westf. Stadt 6 1 3 2 6 47,3 Recklinghausen Stadt 6 3 1 1 1 6 57,0 Ahaus 4 2 2 4 58,2 Beckum 6 3 2 1 6 52,9 Borken 5 1 2 2 4 95,7 Coesfeld 5 2 1 2 4 86,8 Lüdinghausen 8 2 3 2 1 7 43,9 Münster 5 3 2 5 52,3 Recklinghausen 8 5 2 1 6 47,1 Steinfurt 9 1 3 4 1 6 67,8 Tecklenburg 6 1 2 2 1 6 39,0 Warendorf 6 3 3 6 41,2 Bielefeld Stadt 6 1 2 3 6 35,3
Herford Stadt 5 2 1 2 5 55,1
Bielefeld 5 1 1 2 1 5 45,7 Büren 3 2 1 3 - 75,5 Detmold 6 1 2 2 1 6 53,8 Halle/Westf. 6 2 3 1 6 55,3 Herford 9 i 4 4 6 41,5 Höxter 6 1 4 1 6 84,1
Lemgo 6 3 3 6 41,4 Lübbecke 4 2 2 4 60,5 Minden 8 4 3 1 6 53,5 Paderborn 6 1 2 1 1 6 79,2 Warburg 4 3 1 4 87,8 Wiedenbrück 6 2 3 1 6 45,8 Bochum Stadt 7 1 4 1 1 7 74,3
Castrop Rauxel Stadt 5 1 1 2 1 5 39,0 Dortmund Stadt 6 1 2 1 2 6 45,2 Hagen Stadt 5 3 2 5 44,5
Hamm/Westf. Stadt 5 3 1 1 5 79,9 Herne Stadt 5 2 2 1 5 71,2 Iserlohn Stadt 5 2 2 1 5 75,0 Lüdenscheid Stadt 5 3 1 1 5 75,9 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Zahl der Ausgaben Marktanteil davon mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen- Kreis von stärksten insgesamt Haupt weniger 1 bis 20%6 bis 21 bis über ausgaben Hauptausgabe al s 1% 5% 50% 50%
noch : Nordrhein-Westfalen
Lünen Stadt 5 1 1 1 2 5 38,0
Siegen Stadt 5 2 2 1 5 72,1 Wanne Eickel Stadt 5 1 1 2 1 5 71,9 Wattenscheid Stadt 5 2 1 1 1 5 74,0
Witten Stadt 5 2 1 2 5 41,4 Altena 10 5 5 10 20,3 Arnsberg 4 2 1 1 4 65,2
Brilon 4 1 1 1 1 4 81,5 Ennepe-Ruhr-Kreis 11 2 6 3 10 36,6 Iserlohn 11 1 6 4 8 33,5 Lippstadt 5 2 2 1 5 77,0 Meschede 4 1 1 1 1 4 74,7 Olpe 5 2 2 1 5 69,0 Siegen 5 3 1 1 5 73,9 Soest 6 3 2 1 6 58,8
Unna 8 1 3 3 1 7 42,2 Wittgenstein 4 2 1 1 4 67,9
Hessen
Darmstadt Stadt 6 1 3 1 1 6 66,5 Gießen Stadt 5 3 2 5 47,3
Offenbach/M. Stadt 6 1 4 1 6 - 81,4 Alsfeld 6 4 1 1 6 70,6 Bergstraße 15 2 10 3 14 25,1 Büdingen 5 3 1 1 5 74,1 Darmstadt 7 2 2 2 1 6 55,0 Dieburg 10 8 2 10 33,7
Erbach 7 4 1 2 7 41,6
47,1 Friedberg 7 2 1 3 1 7 Gießen 5 3 2 5 47,7 Groß-Gerau 11 2 7 2 10 29,3
Lauterbach 6 3 1 2 6 36,5 Offenbach 9 3 2 3 1 9 40,9 Fulda Stadt 6 2 2 1 1 6 57,0 Kassel Stadt 5 3 1 1 5 96,2 Marburg a. d. Lahn Stad 4 2 1 1 4 82,9 Eschwege 4 1 1 1 1 4 71,2 Frankenberg 4 2 1 1 4 54,4 Fritzlar-Homberg 5 1 2 1 1 5 74,5
Fulda 3 1 1 1 I 3 85,5 Drucksache V/3122 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode
Zahl der Ausgaben Marktanteil davon mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen- Kreis von stärksten insgesamt Haupt nigerwe 1 bis 20%6 bis 21 bis über ausgaben Hauptausgabe als 1% 50% 5% 50%
noch : Hessen
Hersfeld 5 1 2 1 1 5 72,4
Hofgeismar 4 1 2 1 4 89,6
Hünefeld 5 3 1 1 5 59,7
Kassel 3 1 1 1 3 98,0
Marburg 4 2 1 1 4 97,3
Melsungen 4 2 1 1 4 75,0
Rotenburg 4 1 2 1 4 97,2
Waldeck 4 1 1 1 1 4 67,2
Witzenhausen 3 1 1 1 3 97,8
Wolfhagen 1 1 1 100,0
Ziegenhain 4 2 2 4 51,5
Frankfurt/M. Stadt 8 2 3 2 1 7 40,2
Hanau/M. Stadt 5 3 1 1 5 76,7
Wiesbaden Stadt 7 2 3 1 1 7 65,7
Biedenkopf 6 4 1 1 6 73,6
Dillkreis 5 1 2 2 5 59,0 Gelnhausen 5 2 3 5 40,7
Hanau 8 1 4 2 1 8 39,2
Lüneburg 5 1 3 1 5 90,5
Main-Taunus Kreis 11 2 6 3 11 33,5
Oberlahnkreis 4 2 1 1 4 76,5
Obertaunuskreis 9 2 1 6 9 - 21,3
Rheingaukreis 4 1 1 1 1 4 56,3
Schlüchtern 5 i 2 1 1 5 64,8
Untertaunuskreis 6 3 1 1 1 5 68,9
Usingen 4 2 1 1 4 73,0
Wetzlar 7 2 4 1 7 88,7
Rheinland-Pfalz
Koblenz Stadt 4 1 1 1 1 4 87,3
Ahrweiler 6 1 3 1 1 5 88,6
Altenkirchen 4 1 2 1 4 97,3
Birkenfeld . 5 1 2 1 1 5 70,3
Cochem 4 3 1 4 89,6
Koblenz 3 1 1 1 3 89,3
Kreuznach 8 1 5 1 1 7 52,8
Mayen 4 1 2 1 4 95,8
Neuwied 5 1 3 1 5 92,7
St. Goar 3 1 1 1 3 86,8
Simmern 2 1 1 2 98,3
Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/3122
Zahl der Ausgaben Marktanteil davon mit einer Haushaltsabdeckung davon der auflagen- Kreis von6 bis stärksten insgesamt 20% Haupt weniger 1 bis5% 21 bis über aus gaben Hauptausgabe als 1% 50% 50%
n o c h : Rheinland-Pfalz
1 2 1 4 48,6 Zell (Mosel) 4 Trier Stadt 5 2 1 1 1 5 80,3 Bernkastel 4 2 1 1 4 72,1 Bitburg 4 1 1 1 1 4 80,0 Daun 3 1 1 1 3 70,0 Prüm 3 1 1 1 3 70,0 Saarburg 5 1 3 1 5 64,5 Trier 3 1 1 1 3 85,1 Wittlich 3 1 1 1 3 78,4 Oberwesterwaldkreis 3 1 1 1 3 97,6 Loreleykreis 2 1 1 2 98,8 Unterlahnkreis 5 4 1 5 86,0 Unterwesterwaldkreis 4 3 1 4 89,2 Mainz Stadt 4 1 2 1 4 92,4 Worms Stadt 3 1 1 1 3 97,6 Alzey 3 2 1 2 98,7 Bingen 7 2 3 2 4 96,6
Mainz 5 2 1 1 1 4 63,0 Worms 2 1 1 2 99,0 Frankenthal (Pf.) Stadt 5 2 2 1 4 79,3 Kaiserslautern Stadt 6 1 3 1 1 4 95,2 Lindau i. d. Pf. 6 4 2 5 - 56,6 Ludwigshafen/Rh. Stadt . . 8 2 5 1 6 84,2 Neustadt/Weinstr. Stadt 7 2 2 2 1 6 79,1 Pirmasens Stadt 6 1 3 1 1 5 79,3 Speyer Stadt 5 3 2 4 55,5 Zweibrücken Stadt 6 1 3 2 5 61,3 Bergzabern 4 2 2 3 54,2 Frankenthal/Pf. 7 2 3 2 4 92,8 Germersheim 6 1 3 1 1 4 62,8 Kaiserslautern 6 2 3 1 3 98,3 Kirchheimbolanden 4 3 1 3 95,6 Kusel 7 6 1 4 87,1 Landau/Pf. 5 2 1 2 3 53,2 Ludwigshafen/Rh. 5 4 1 3 91,8 Neustadt/Weinstr. 8 2 3 2 1 5 81,4 Pirmasens 4 1 1 1 1 2 58,0 Rockenhausen 6 5 1 3 92,0 Speyer 6 1 1 2 2 4 52,6 Zweibrücken 3 1 2 2 57,9