Falscher Tauroggen- Mythos an Moskaus Strippen
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Heute auf Seite 3: Bundeswehr ohne Geschichte? ®$w £ffptroHmWatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 39 — Folge 29 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertrlebsstück.Gebühr bezahlt 16. Juli 1988 Parkallee 84/86. 2000 Hamburg 13 C5524C Widerstand?: Falscher Tauroggen- Mythos An Moskaus Strippen Am 12. Juli 1943 hatten sich etwa 300 bis 400 Männer — mit und ohne Uniform der deut• schen Wehrmacht — in dem mit schwarz• weiß-roten Fahnen drapierten Saal des Orts- Sowjets von Krasnogorsk versammelt. Unter seinem Präsidenten, dem kommunistischen Schriftsteller Erich Weinert, verabschiedete das „Nationalkomitee Freies Deutschland" einstimmig einen „Aufruf an die Wehrmacht und an das deutsche Volk", in dem zum Wider• stand gegen Hitler aufgerufen wurde. Während Jesco von Putkamer, aktives Mit• glied des Nationalkomitees, diese Veranstal-' Von den Sowjets vereinnahmt: Generalleutnant Walter von Seydlitz-Kurzbach, der kommunistische Schriftsteller Erich Weinert und Oberst tung als .eine Mischform von patriotischer Luitpold Steidel, einige der Initiatoren an der Strippe Moskaus Foto Ullstein Bürgerversammlung und marxistischer Par• teidebatte" bezeichnete, sah Graf von Einsie• del Sinn und Ziel in der Anstrebung einer poli• tischen Zusammenarbeit zwischen Rußland die er über der deutschen Front habe abwerfen und Deutschland, wobei er allerdings vergaß, lassen, seien nichts anderes als Mord an Deut• daß man nicht mehr in den Zeiten Bismarcks, schen gewesen". „Die Minister sollten Mäuse fangen" sondern in denen des Josef Stalin lebte, dessen Jetzt allerdings — 45 Jahre später — soll Partei die Revolutionierung der Welt auf Berlins Regierender Bürgermeister Diepgen H. W. — „Die Minister sollten Mäuse fan• hüpfen ließ, ja, er der Empörung über die Ver• ihre Fahnen geschrieben hatte. die Absicht haben, das „Nationalkomitee gen, um sich zu ernähren" — keineswegs ein gangenheit so freien Lauf gab, daß sie selbst Das „Nationalkomitee" wie auch später der Freies Deutschland" in eine „Gedenkstätte Satz aus einer Leserzuschrift anläßlich der Gromykos Stuhl umbrandete. Der Altveteran, „Bund Deutscher Offiziere" dienten als In• Deutscher Widerstand" in der Stauffenberg- letzten Diätenerhöhung unserer Abgeordne• heute auf den noch bedeutungslosen Posten strument sowjetischer Politik, das von den straße einzubeziehen. Diese Absicht hat den ten ; hier wird lediglich die Stimmung der Basis des Staatsoberhauptes der UdSSR abgescho• Altkommunisten Wilhelm Pieck, Walter Ul• verständlichen Protest der Heimkehrer aus so- wiedergegeben, die anläßlich der Allunions• ben, hat wenigstens die beruhigende Gewiß• bricht, Erich Weinert und anderen gesteuert wjetischer Kriegsgefangenenschaft hervorge• konferenz in Moskau zu verzeichnen war. Da heit, daß er seine Staatspension verzehren und war es Wladimir Kabaitse, der Leiter einer Ma• wurde. Deren Ziel wiederum war, die Front rufen. nicht, wie zu Stalins Zeiten, zur Verantwor• schinenbaufabrik, der auf die Verblödung der tung gezogen wird. Überhaupt, was so in der zum Einsturz zu bringen. Keineswegs aber, um Selbst wenn die Männer in Krasnogorsk (sowjetischen) Bürokraten hinwies, von denen Konferenz gegrummelt oder auf dem Roten dem „befreiten deutschen Volk" die Segnun• dem Phantom eines „Tauroggen-Mythos" auf• er meinte, sie „müßten alle erschossen werden, Platz vom Volksmund noch schärfer artiku• gen der Demokratie zu vermitteln, sondern, gesessen wären, könnte das nicht die Gleich• und die Minister sollten künftig Mäuse fangen, liert wurde, wäre unter Stalin und Breschnew wie Stalin es einmal dem jugoslawischen Alt• stellung mit den Opfern echten Widerstandes um sich zu ernähren". mit Arbeitslager oder gar mit Tod geahndet kommunisten Djilas gegenüber ausdrückte, rechtfertigen. Wir sollten es vermeiden, eine worden. um ihm seine Gesellschaftsordnung aufzuer• neue Geschichtslüge in die Welt zu setzen. Schon dieses Zitat beweist, daß Gorba• legen. H. O. tschows geschickte Regie die Zungen munter Nun sind, so wenigstens scheint es, die Fen• Wenn sogar deutsche Generale auf diesen ster weit geöffnet. „Perestroika" auf der ganzen plumpen Dreh hereingefallen waren, so phan• Linie. Oder doch nicht? Zwar will das Volk den tastisch ihre Vorstellungen auch gewesen sein Sozialismus Stalins nicht mehr mitmachen mögen, so beweist das nur ihre politische Ah- Neuss: und sehnt sich nach Meinungsfreiheit und nungslosigkeit und politische Indifferenz. Die Rechtstaatlichkeit; doch sollte man nicht Masse der deutschen Kriegsgefangenen in der übersehen, daß auch Gorbatschow an der Ein• Sowjetunion dagegen bewies besseres politi• heitspartei, der KPdSU nicht rütteln läßt. Nie• sches Gespür. Aber auch im Heimatkriegsge• Die Parole lautet „Aussiedler raus"man d sollte daher glauben, die angestrebte biet erzielte der im Dienste Stalins stehende Öffnung werde so weit gehen, das anstehende „Aufruf an das deutsche Volk" keine Wirkung. Ein Beispiel für Feindseligkeit gegenüber Landsleuten Nationalitätenproblem in einer Weise zu So haben weder das „Nationalkomitee" noch lösen, daß das zentral gelenkte kommunisti• Ein „Spieger-Leser fand soeben in einem empör• der „BDO" auf den Verlauf des 2. Weltkrieges den Aussiedlern durch die großen Fenster ins Pri• sche System zerfallen könnte. Auch die All• ten Leserbrief „ihre sofortige Anerkennung als Bun• vatleben schauen. Ein Neusser Journalist dazu mit unionskonferenz erbrachte keine „Beschluß• einen Einfluß genommen. Als der Kreml den desbürger... grotesk" und meinte, ihnen stehe grimmiger Ironie: „Es sollen ja schon Vorhänge er• lage", die Gorbatschow „grünes Licht" für „Objekten" keinen Sinn mehr beimaß, wurden „nicht mehr" zu „als eine einheitliche Unterstützung funden worden sein." Als letztes führt der Initiator sie (1945) aufgelöst. vom Sozialamt". In einer Filiale der „Hamburger dieser „Aussiedler-raus-Initiative", wie man sie einen Zerfall des kommunistischen Staaten• Der Lagerarzt von Friedland urteilte bezüg• Sparkasse" murrten die Angestellten über jene wohl nennen muß, nicht näher erläuterte „sozialpäd• bundes gegeben hätte. Neuankömmlinge in der Bundesrepublik: Die be• agogische Gesichtspunkte" ins Feld — was darun• lich des später heimgekehrten General von Es gibt auch keinen Grund, der zu der An• Seydlitz, „sein Verrat habe Tausenden von kämen „soviel Unterstützung, daß die jeden Tag die ter zu verstehen sei, verriet er den Eltern nicht und dicken Scheine abholen". auch telefonisch ließ sich das nicht klären: Der nahme berechtigen könnte, die Sowjetunion Soldaten das Leben gekostet, die Flugblätter, solle unter Gorbatschow sozusagen zurückge• Was hier spürbar wird, ist eine bundesrepublika• Schulpflegschaftsvorsitzende ist in Urlaub gefah• nische Feindseligkeit, die sich nicht gegen Auslän• ren. stuft werden. Eher —- so jedenfalls scheint es der oder Asylanten, sondern gegen Landsleute rich• In seinem Schreiben an die Eltern ist von „polni• uns—hat Gorbatschow erkannt, daß der in der tet: Gegen die Welle deutscher Aussiedler aus Ost• schen Aussiedlern" die Rede: Hans Rütten korri• UdSSR praktizierte Sozialismus abgewirt• Aus dem Inhalt Seite deutschland und Osteuropa. giert in einem Kommentar der „Neuss-Greven• schaftet hat. Das Volk hat die Sprüche der Par• broicher-Lokalzeitung" diese falsche Behauptung teischwätzer satt; was stattdessen erwartet Menschenrechte In Rumänien ... 4 Der j üngste Auswuchs dieser Feindseligkeit ist in — „hier geht es um Deutsche im Sinn des Artikels wird, ist eine erkennbare Hebung des Lebens• Kämpfe im Süden Angolas 5 Neuss zu registrieren: Dort hat der Vorsitzende der 116 des Grundgesetzes. Sie verlassen Polen, um in Schulpflegschaft der Gemeinschaftsgrundschule der Bundesrepublik ein neues, menschenwürdiges standards. Denn trotz der angekündigten Re• Fritz Kudnig - 100. Geburtstag ... 9 formen hat sich die Versorgungslage bisher 10 St. Peter in Rosellen unmittelbar vor Ferienbeginn Leben führen zu können". Ein solches menschen• Das politische Buch in einem Brief mit Datum vom 4. des Monats die El• würdiges Leben aber wird kaum möglich sein, wenn nicht gebessert. Vom Bett ins Klassenzimmer 11 den Aussiedlern aus den deutschen Ostgebieten — tern um eiligste Unterschriften gebeten—um einen Trotz allem: Gorbatschow segelt mit dem Skandal um Plan der Stadt Neuss zu verhindern, nach dem in sie sind zweifellos diejenigen, die am längsten, näm• Rückenwind der Hoffnung. Von einer lei• Schwangerschaftsberatungsstellen 13 einem nicht mehr genutzten Trakt der Schule rund lich bis heute, unter den Folgen des Zweiten Welt• 20 krieges direkt zu leiden haben — derartiger Haß, stungsstärkeren Wirtschaft erhofft man sich Das Werk des Grafen Zeppelin .. 30 Aussiedler untergebracht werden sollen. Dage• gen, so der Schulpflegschaftsvorsitzende, sprächen Egoismus, Ablehnung und Kleinkariertheit entge• auch die Steigerung des Lebensstandards. gewichtige Einwände: Beispielsweise könne man genschlagen. A.G. Helmut Schmidt, der als Wirtschaftsexperte 16. Juli 1988 — Folge 29 — Seite 2 Politik tos ttiprattabluti geltende frühere Bundeskanzler, meinte denn Aktuelle Diskussion: auch jüngst, die auf Gorbatschow zukommen• den wirtschaftlichen Probleme seien ungleich größer als sie sich für Chinas starken Mann Den Deng gestellt hätten. Kommt jetzt das Ausländerwahlrecht? Neben den wirtschaftlichen Schwierigkei• ten ist Gorbatschow mit dem Nationalitäten• Kommunale Ebene als erster Schritt — Was sagt das Grundgesetz dazu? ringe Zahl der Einbürgerungsantrage. Wer minde• problem konfrontiert, auf die Dauer wird man Eine seltsame Große Koalition