Bücher Am Sonntag / 31. August 2008
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Nr. 8 | 31. August 2008 Max Frisch Zwei Reden in New York | Ingeborg Bachmann – Paul Celan Herzzeit: der Briefwechsel | Robert Kagan Die Demokratie und ihre Feinde Franz Hohler über Peter von Matts Abschiedsvorlesung | Ruth Klüger Unterwegs verloren | Rezensionen zu Kurt Marti, Jacques Chessex, Nelly Mann, Paul Collier und anderen | Charles Lewinsky Zitatenlese Zuhause einkaufen und Vorteile geniessen. buch.ch – meine Buchhandlung! UBS Keyclub Partner Mit UBS Keyclubpunkten bezahlen. Miles & More Partner Prämienmeilen beim Einkauf sammeln oder einlösen. Kostenloser Geschenkservice Grusskarte und Geschenkpapier auswählen, Wunschadresse angeben und fertig! Inhalt Max Frisch (1911–1991) war einer der Grossen der Schweizer und der Vorlesungen deutschsprachigen Literatur des letzten Jahrhunderts. Nun, 17 Jahre in New York nach seinem Tod, werden erstmals zwei Vorlesungen veröffentlicht, die er 1981 an der New York City University gehalten hat. «Ich bin nicht und Zürich Schriftsteller geworden aus Verantwortung gegenüber der Gesellschaft», sagt er dort und grenzt sich schroff ab vom politisch engagierten Literaten. Mit Witz und Koketterie «vergnügt und belehrt», ja erheitert er das amerikanische Publikum. Den schwierigen Frisch, den sperrigen, jenen, der sich entzieht – den kennen wir. Weniger jedoch den unterhaltsamen und amüsanten Autor, als den ihn unser Rezensent Adolf Muschg in der Besprechung von «Schwarzes Quadrat» vorstellt (Seiten 4/5). Ebenfalls um eine kurzweilige Vorlesung, allerdings in Zürich, geht es Nr. 8 | 31. August 2008 ! Zwei Reden in New York | $ Herzzeit: der Briefwechsel | Die Demokratie und ihre Feinde # über Peter von Matts Abschiedsvorlesung | % Unterwegs verloren | Rezensionen zu ! im neuen Buch von Franz Hohler, «Das Ende eines ganz normalen " und anderen | " Zitatenlese Tages», das nächste Woche herauskommt. Wir drucken daraus das Kapitel, in dem der Solothurner Kabarettist die Abschiedsvorstellung des Germanisten Peter von Matt beschreibt (Seiten 14/15). Mit diesem Appetizer und dreissig weiteren Rezensionen über neue Max Frisch Werke dieses Sommers – solche aus der schönen Literatur wie auch aus (Seiten 4/5). der Welt des Sachbuchs – wünschen wir Ihnen viele anregende und Illustration von André Carrilho interessante Stunden. Urs Rauber Belletristik Kurzkritiken Sachbuch 18 Rochus Misch: Der letzte Zeuge. «Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter» 4 Max Frisch: Schwarzes Quadrat. 13 Michael Schroeder: Sappho von Lesbos Von Urs Rauber Zwei Poetikvorlesungen Von Geneviève Lüscher 19 Kurt Marti: Ein Topf voll Zeit Von Adolf Muschg Christiane Hoffmann: Hinter den Schleiern Von Klara Obermüller 6 Jewgenij Grischkowez: Das Hemd Irans Thomas Goetz: Poetik des Nachrufs Von Paul Jandl Von Geneviève Lüscher Von Stefan Hauser Richard Stark: Fragen Sie den Papagei Christoph Dejung: Widerspruch 20 Kirsten Jüngling: «Ich bin doch nicht nur Von Bruno Steiger Von Urs Rauber schlecht». Nelly Mann 7 Ruth Klüger: unterwegs verloren Dietmar Grieser: Die guten Geister Von Catherine Newmark Von Angelika Overath Von Urs Rauber Lamya Kaddor, Rabeya Müller: Der Koran 8 Ingeborg Bachmann − Paul Celan: Herzzeit. Von Monika Jung-Mounib Der Briefwechsel Essay 21 Dieter Thomä: Väter. Von Michael Braun Von Mathias Ninck 9 Jacques Chessex: Der Vampir von Ropraz 14 Spracherheller und Wortprophet 22 Arnold Hottinger: Die Länder des Islam Jacques Chessex: Pardon mère Von Franz Hohler Von Jürg Bischoff Von Stefan Zweifel 23 Gernot Böhme: Ethik leiblicher Existenz Lillian Birnbaum: Transition Sachbuch Von Manfred Koch Von Gerhard Mack Heinz Horat: Seelust 10 Susan Choi: Reue 16 Robert Kagan: Die Demokratie und ihre Von Jost Auf der Maur Von Nina Toepfer Feinde 24 Paul Collier: Die unterste Milliarde. Martha Grimes: Inspektor Jury lässt die Von Dieter Ruloff Warum die ärmsten Länder scheitern Puppen tanzen Von Peter Durtschi Von Pia Horlacher Ulrich Fellmeth: Pecunia non olet 11 Ursula Krechel: Shanghai fern von wo Von Geneviève Lüscher Von Stefana Sabin 25 Hans Sahl: Memoiren eines Moralisten. Das Exil im Exil Kurzkritiken Belletristik Von Urs Bitterli 26 Michel Cullin, Primavera Driessen Gruber: 12 Gerhard Polt: Drecksbagage. Bühnen- Douce France? monologe Von Fritz Trümpi Von Manfred Papst Das amerikanische Buch: Meredith Heinz Janisch: Der König und das Meer M. Brown über den «Frontiersman» Von Regula Freuler Daniel Boone Heidi. Nach Johanna Spyri, erzählt von Von Andreas Mink Peter Stamm Von Regula Freuler Agenda Federico Garcia Lorca: Die Gedichte Von Manfred Papst 27 China. Vergangenheit − Gegenwart − Zukunft Von Manfred Papst Kolumne Bestseller August 2008 MEDIACOLORS Belletristik und Sachbuch 13 Charles Lewinsky Die USA und der Westen sind herausgefordert durch die Agenda September 2008 Das Zitat von Ernst Rowohlt aufstrebenden Mächte Russland und China. Veranstaltungshinweise Chefredaktion Felix E.Müller (fem.) Redaktion Urs Rauber (ura.), Regula Freuler (ruf.), Geneviève Lüscher (glü.), Kathrin Meier-Rust (kmr.), Manfred Papst (pap.) Ständige Mitarbeit Urs Altermatt, Urs Bitterli, Andreas Isenschmid, Manfred Koch, Judith Kuckart, Gunhild Kübler, Charles Lewinsky, Beatrix Mesmer, Klara Obermüller, Angelika Overath, Stefan Zweifel Produktion Eveline Roth, Hans Peter Hösli (Art-Director), Patrizia Trebbi (Bildredaktion), Joëlle Prochazka (Layout), Ingrid Essig, Rita Pescatore, Benno Ziegler (Korrektorat) Adresse NZZ am Sonntag, «Bücher am Sonntag», Postfach, 8021 Zürich. Telefon 0442581111, Fax 0442617070, E-Mail: [email protected] 31. August 2008 XNZZ am Sonntag X3 Belletristik Poetik Zwei Vorlesungen, die Max Frisch 1981 in New York gehalten hat, erscheinen erstmals in Buch form. Ein dialektisches Kammerspiel, in dem man die Stimme Frischs lebendig wie zum ersten Mal hört «Es wird anstrengend für Sie» Darüber versuchte sich Frisch im No - Max Frisch: Schwarzes Quadrat. vember 1981 Rechenschaft zu geben, in Zwei Poetikvorlesungen. Suhrkamp, zwei Vorlesungen an der New York City Frankfurt a. M. 2008. 80 Seiten, Fr. 25.90. University. Sie sind ein Gastgeschenk; in Europa hätte er sich dies wohl nicht Von Adolf Muschg mehr angetan, unter Titeln wie «The Writers Journey from Impulse to Inspi- Frisch-Leser wissen es aus der «Skizze ration» oder «The Function of Litera- eines Unglücks». Es gibt eine Frage, die ture in Society» die Prämissen seiner keine Frau ihrem Partner stellen darf: Arbeit auszubreiten, als spräche sie Bist du sicher? 1981 hatte Frisch mit sei- nicht für sich selbst. Explizieren heisst ner zweiten Ehe auch die Westberliner banalisieren; aber es gehörte zum Aber- Adresse verlassen und lebte in Lower glauben jener Jahre, dass Sätze der Lite- Manhattan mit einer Partnerin, in der ratur verbindlicher würden, wenn man man Lynn aus «Montauk» erkennen ihre Verbindung mit einem literarischen wollte; daraus war doch «eine Geschich- Kontext zerrisse. te» geworden. «Dies ist ein wahrhaftiges Schroffer als in New York hat sich Buch, Leser», hatte er Montaigne zitiert. Frisch nirgends gegen das sogenannte ZÜRICH MAX FRISCH-ARCHIV Dann erschien «Blaubart», das Selbst- «Engagement» ausgesprochen: «Ich bin erheiterte Publikum für den wichtigsten verhör eines Autors: Was heisst «Wahr- nicht Schriftsteller geworden aus Ver- Punkt der Rede: Literatur ist Fremd- heit», in einem Kriminalfall, aber auch antwortung gegenüber der Gesellschaft.» sprache. Da die älteren Frisch-Zitate, mit im Fall der Kunst? Ist es überhaupt ihre Damit rennt er bei einem nichteuro- denen er operiert, von einem Native Sache, Antworten zu geben, oder kommt päischen Publikum offene Türen ein, Spea ker «in perfekter Aussprache» ge - sie ihrem Stoff, dem Menschen, nur mit darum ist er es sich schuldig, diese Bar- liefert werden, «damit wir uns hin und immer besseren Fragen bei? rikade mit historischem Respekt nach- wieder erholen können», verwenden die zubauen. Denn für andere welke Ever- Vorträge für ihren tieferen Sinn die greens, die er bei Amerikanern vermu- Didaktik des Witzes. Was so geläufig da - Max Frisch tet, hat er noch weniger übrig, etwa für herkommt, kann schon darum nicht Seminarkonstruktionen von Literatur, mehr stimmen. Jetzt blickt man in die die Suche nach ihrem Positiven oder gar Werkstatt des Autors. Quasimühsam Wie tot ist Max Frisch? Sehr tot, sagen die Erwartung von Tipps für ihre erfolg- arbeitet er an Passagen weiter, die längst jene Lehrer, die ihn nur knurrend im reiche Herstellung. «Um es sofort zu gelungen genug sind. Jetzt müssen sie Unterrichtsplan führen. Sehr fern, ist sagen: Ich habe keine Theorie.» sich das Licht später Einsicht gefallen vielleicht von den Anhängern des Anti- Damit hat er sich erst mal Luft ver- lassen und erscheinen darin lebendiger poden Dürrenmatt zu hören. Andere schafft – und Raum geschaffen für eine denn je. So «vergnügt und belehrt» der aber vermissen den 1911 in Zürich gebo- Bühne, auf der sich seine Inkompetenz- Redner gleichzeitig – und gehört auch zu renen und 1991 dort verstorbenen Max behauptung als Komödie inszenieren den seltenen Kunstrichtern, die (so Frisch dringend als politische Stimme. lässt. Das beginnt bei der Schwierigkeit, Hebbel über Schiller) das Gesetz, das Die beiden nun erstmals veröffentlich- die er mit dem Amerikanischen hat. «Es sie geben, gleich schon im Geben erfül- ten Vorlesungen aus dem Jahr 1981 sind wird anstrengend für Sie», warnte er len. Nur: Frisch, der Meister, weigert eine Reise durch sein Werk und gleich- seine Hörer. Sein Akzent tut scheinbar sich auch noch, ein Gesetz zu geben, er zeitig eine Selbstbefragung. nichts zur Sache,