Landratsamt Dillingen a.d. Donau

Gesundheitsbericht

Landkreis Dillingen a.d. Donau

2011

Herausgeber: Landratsamt Dillingen Große Allee 24 89407 Dillingen Tel.: 09071 51-0 Fax 09071 51-101

Internet: www.landkreis-dillingen.de E-Mail: [email protected] Gestaltung: INIFES Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie gGmbH, Haldenweg 23, 86391 Stadtbergen www.inifes.de Druck: nur als download verfügbar Stand: August 2011

Landratsamt Dillingen, alle Rechte vorbehalten

Autor des Berichts: Markus Holler, INIFES Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie gGmbH

Bei fachlichen Fragen wenden Sie sich bitte an: Dr.med. Uta-Maria Kastner Telefon: 09071 51-4041 E-Mail: [email protected]

Die Publikation wird kostenlos abgegeben, jede entgeltliche Weitergabe ist untersagt. Bei publizistischer Verwertung – auch von Teilen – Angabe der Quelle und Übersendung eines Belegexemplars erbeten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind vorbehalten.

______

Inhalt

Vorwort S. 03 Analyse der gesundheitlichen Versorgung S. 12

Hintergrund Mögliche sozioökonomische Ursachen und sonstige S. 04 Befunde S. 14

Sterblichkeit und Todesursachen S. 05 Zusammenfassung S. 17

Krebsinzidenz und -mortalität S. 11 Anhang S. 19

______

Vorwort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

es ist mir ein großes Anliegen, dass die Menschen im Landkreis Dillingen möglichst lange bei guter Gesundheit leben können. In den Berichten zur sozi- alen Lage Bayerns wurde 1998 und 2008 für den Landkreis Dillingen a.d.Donau eine gegenüber dem bayerischen Landesdurchschnitt seit vielen Jahren beobachtete erhöhte Gesamtsterblichkeit beschrieben. Diese Ergeb- nisse warfen bei mir und bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Fragen zur ge- sundheitlichen Versorgung im Landkreis und zum Verursachungsbeitrag des Kernkraftwerks Gundremmingen auf. Wiederholte Bürgeranfragen und eine breit gefächerte öffentliche Diskussion haben dankenswerterweise das Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit veranlasst, der Sache auf den Grund zu gehen. Im Jahr 2009 wurden zu dieser Thematik vier Datenanalysen durch externe Institute in Auftrag zu geben. Mit Hilfe dieser Analysen ist es jetzt gelungen, mögliche Ursachen für die erhöhte Gesamtsterblichkeit einzugrenzen und landläufige Mutmaßungen zur ursächlichen Rolle des Kern- kraftwerks Gundremmingen auszuschließen. Die Ergebnisse sind in einem umfassenden Fachgutachten des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) detailliert zusammengefasst.

In dem hier vorliegenden Gesundheitsbericht werden die verschiedenen untersuchten Aspekte der Sterblichkeit und ihre Verknüpfung mit der gesundheitlichen Lage und Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger des Land- kreises aufgezeigt und auf den Punkt gebracht. Die Daten machen deutlich, dass soziale und sozio-ökonomische Faktoren, wie fast überall, auch bei uns den größten Einfluss auf die Gesundheit und unsere Lebenserwartung haben. Denn Gesundheit entsteht im alltäglichen Lebensumfeld der Menschen, dort wo sie wohnen, leben und arbeiten.

An dieser Stelle danke ich allen Mitwirkenden an diesem Gesundheitsbericht und freue mich auf einen konstrukti- ven Dialog, den ich hiermit in Gang setzen möchte; mit Fachleuten des Gesundheits-, Sozial- und Bildungswe- sens und mit allen, denen die Gesundheit in unserem Landkreis ein Anliegen ist. Ziel dieses Dialogs muss es sein, auf die aufgezeigten Ursachen mit entsprechenden Gegenmaßnahmen zu reagieren, um die derzeit noch geringfügig erhöhte Sterblichkeitsrate in unserem Landkreis langfristig zu senken. Wir sind hier bereits auf einem guten Weg, da die neuesten Daten darauf hinweisen, dass sich die gesundheitliche Situation im Landkreis in den letzten Jahren verbessert hat und sich die Sterblichkeitsrate dem bayerischen Landesdurchschnitt nähert. Weite- re Anstrengungen sind jedoch notwendig für ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität in unserem Landkreis.

Ihr

Leo Schrell

Landrat

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

1. Hintergrund

Regionale Unterschiede in der in anderen Landkreisen im Süd- Sterblichkeit bzw. der Lebens- westen Bayerns. Dies bedeutet, 4. Analyse von Daten der Gesetz- erwartung sind seit langem be- die Sterblichkeit im Landkreis Dil- lichen Rentenversicherung für kannt und vielfach dokumentiert. lingen ist zwar nicht die höchste in den Landkreis Dillingen. Als Einflussfaktoren werden vor al- Bayern oder gar in Deutschland, Bearbeitung: Internationales lem (ohne bestimmte Reihenfolge) liegt aber deutlich über dem Institut für Empirische Sozial- die medizinische und soziale Ver- Durchschnittswert von Bayern und ökonomie (INIFES), sorgung, das Gesundheitsverhal- Schwaben. Die Frage nach den Stadtbergen. ten und dessen kulturelle Prägun- Ursachen ist sowohl für die Politik gen, Umweltfaktoren, die soziale als auch für die Bevölkerung von Einbindung und – als einer der be- großer Bedeutung: Das Thema Ergänzend zu diesen Arbeitspake- deutsamsten Aspekte, der mit vie- wurde bereits in einer Landtagsan- ten konnten auch Ergebnisse einer len anderen Faktoren zusammen- frage aufgegriffen und in einer an der Ludwigs-Maximilians-Uni- hängt – die sozioökonomische Si- Fernsehsendung des Bayerischen versität München durchgeführten tuation diskutiert. Die Lebenser- Rundfunks hinsichtlich eines mög- Masterarbeit einbezogen werden. wartung hängt demnach von meh- lichen Zusammenhangs zum reren Faktoren ab und ist auch ein Atomkraftwerk Gundremmingen Angesichts der Diskussion in der Wohlfahrtsindikator. diskutiert. Um mögliche Erklärun- Bürgerschaft gingen in die Analy- gen für die erhöhte Sterblichkeit zu sen auch Überlegungen dazu ein, Im Allgemeinen ist in Baden- finden, wurde das Landesamt für ob ein Zusammenhang zum Kern- Württemberg und Bayern die nied- Gesundheit und Lebensmittelsi- kraftwerk Gundremmingen plausi- rigste Sterblichkeit in Deutschland cherheit (LGL) vom Staatsministe- bel ist. Hauptanliegen der Analy- zu beobachten, was auf den hohen rium für Umwelt und Gesundheit sen war es aber, einen Überblick Lebensstandard und die Wirt- (StMUG) mit der Untersuchung der über die Situation zu geben und schaftskraft dieser Regionen zu- erhöhten Sterblichkeit im Land- verschiedene potentielle Ursachen rückzuführen ist. D. h., die Le- kreis Dillingen beauftragt. Vom zu beleuchten. Es handelt sich um benserwartung ist dort höher als in LGL wurden vier Aufträge zur Da- beschreibende Analysen und nicht anderen Regionen. Aber auch in- tenanalyse an externe und unab- um eine Analyse zum Wirkungszu- nerhalb von Bundesländern gibt es hängige Institute vergeben: sammenhang von kerntechnischen deutliche Unterschiede in der Le- Anlagen und Sterblichkeit bzw. benserwartung. Am höchsten ist 1. Sterblichkeit und Todesursa- Krebserkrankungen. Dazu wäre die Sterblichkeit in Bayern in den chen im Landkreis Dillingen. eine andere Art von Untersuchung Landkreisen im Nordosten Bay- Bearbeitung: Internationales notwendig. Zudem existieren be- erns, die an der ehemaligen Gren- Institut für Empirische Sozial- reits einige Studien zu diesem ze zu Ostdeutschland liegen. Dass ökonomie (INIFES), Thema. die Sterblichkeit dort höher ist, Stadtbergen. kann auf sozioökonomische Fakto- Aufgrund des Umfangs und der ren zurückgeführt werden, die aus 2. Krebsinzidenz und -mortalität fachlichen Tiefe der Analysen hat der langen Teilung Deutschlands im Landkreis Dillingen. der Landkreis Dillingen die Zu- resultieren. Bearbeitung: Bevölkerungsbe- sammenfassung der wichtigsten zogenes Krebsregister Bayern, Ergebnisse in einer Broschüre Im Landkreis Dillingen a. d. Donau Universitätsklinikum Erlangen. veranlasst, sodass Sie als Bürge- ist – wie z. B. die Berichte der rinnen und Bürger des Landkrei- Bayerischen Staatsregierung zur 3. Gesundheitliche Versorgung im ses Dillingen sich unkompliziert sozialen Lage in Bayern aus den Landkreis Dillingen. und dennoch möglichst umfassend Jahren 1998 und 2008 ergeben Bearbeitung: PMV Forschungs- über die Ergebnisse der Analysen haben – die Sterblichkeit höher als gruppe, Universität zu Köln. informieren können.

4

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

2. Sterblichkeit und Todesursachen

Ziel des Gutachtens zur Sterblich- Die Berechnungen basieren auf rung abhängt, können die rohen keit und zu den Todesursachen im Daten des Bayerischen Landesam- Sterberaten von Regionen mit un- Landkreis Dillingen a. d. Donau tes für Statistik und Datenverarbei- terschiedlicher Altersstruktur nicht war es, einen Überblick über die tung sowie des Statistischen Lan- ohne weiteres miteinander vergli- Sterblichkeit im Landkreis Dillin- desamtes Baden-Württemberg. chen werden. Dies ist erst durch gen und seinen Nachbarlandkrei- die sogenannte Altersstandardisie- sen seit 1960 zu geben. Zusätzlich Sterblichkeitsmaße rung möglich, wobei zwischen der zur Analyse nach Geschlecht wur- direkten und der indirekten Alters- den bestimmte Altersgruppen und Die Anzahl der in einem bestimm- standardisierung zu unterscheiden ausgewählte Todesursachen ge- ten Zeitraum in einer Region Ver- ist (siehe Infokasten). Am besten nauer betrachtet. Zum Vergleich storbenen (absolute Sterbefälle) ist für den Vergleich von mehreren wurden neben dem Landkreis Dil- reicht für einen Vergleich der Regionen die direkte Altersstan- lingen (DLG) in der Regel die Sterblichkeit nicht aus. Sie muss dardisierung geeignet. Da die di- Landkreise Günzburg (GZ), Augs- ins Verhältnis zur Anzahl der Men- rekte Altersstandardisierung aber burg (A), Donau-Ries (DON) und schen gesetzt werden, die in die- Daten voraussetzt, die für weiter in Heidenheim (HDH) sowie die Er- ser Region leben. Dafür wird die der Vergangenheit liegende Jahre gebnisse für Bayern (BY), Schwa- Anzahl der Verstorbenen in einem nicht verfügbar sind, muss zum ben und Baden-Württemberg (BW) Jahr (oder in mehreren Jahren) je Teil auf die indirekte Altersstan- verwendet. Darüber hinaus wurde 100.000 Einwohner berechnet (ro- dardisierung und für noch ältere die Verteilung der Sterblichkeit auf he Sterberate). Da die Anzahl der Jahrgänge auf rohe Sterberaten die Gemeinden in den Landkreisen Sterbefälle in einer Region aber zurückgegriffen werden. Dillingen und Günzburg analysiert. sehr stark vom Alter der Bevölke-

Altersstandardisierung

Bei der Altersstandardisierung wird die Sterblichkeit in der Untersuchungsregion auf eine Vergleichs - bzw. Standardbe- völkerung bezogen. Die direkte Altersstandardisierung gewichtet die rohen Sterberaten in den Altersgruppen der Untersuchungspopulation so, als hätte die Untersuchungsregion die gleiche Altersstruktur wie die Standardbevölkerung. Für diesen Zweck können verschiedene Standardbevölkerungen verwendet werden. Gewählt wurde die sogenannte alte europäische Standardbevölkerung, die in der Gesundheitsberichterstattung am üblichsten ist. Die resultierende Maßzahl ist die standardisierte Mortalitätsrate (MRst). Sie stellt eine fiktive Zahl dar, die nur dem Vergleich der Sterblichkeit in verschiedenen Regionen dient und nicht die tatsächliche Anzahl der Sterbefälle wiedergibt.

Die indirekte Altersstandardisierung geht den umgekehrten Weg: Die altersspezifischen Sterberaten der Standardbe- völkerung werden so gewichtet, als hätte die Standardbevölkerung den gleichen Altersaufbau wie die Untersuchungs- region. Als Ergebnis erhält man die erwarteten Sterbefälle. Diese werden ins Verhältnis zu den tatsächlich beobachteten Sterbefällen gesetzt, woraus sich die standardisierte Mortalitätsratio (SMR) ergibt. Ein Wert von 1 gibt an, dass die Sterblichkeit in der Untersuchungsregion gleich hoch ist wie in der Standardpopulation. Ein Wert von 0,95 würde eine um 5 % geringere Sterblichkeit und ein Wert von 1,05 eine um 5 % höhere Sterblichkeit angeben. Ein Nachteil der indirekten Altersstandardisierung ist, dass immer nur der Vergleich einer Untersuchungsregion zur Standardpopulation möglich ist. Die Sterblichkeit von mehreren Regionen kann nicht wie bei der direkten Altersstandardisierung direkt verglichen werden.

Eine weitere Maßzahl zur Beschreibung der Sterblichkeit ist die Lebenserwartung. Sie drückt den umgekehrten Sach- verhalt wie die direkt altersstandardisierte Sterberate aus, d. h. eine niedrige Sterblichkeit entspricht einer hohen Le- benserwartung.

5

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

Sterblichkeit im Landkreis Sterblichkeit jedoch in allen Regi- die Sterblichkeit im Landkreis Dil- Dillingen 1983 bis 2009 onen in ähnlichem Maß abge- lingen aktuell zwar noch erhöht, im nommen, d. h. die Lebenserwar- Vergleich zu manchen anderen In Abb. 1 ist die Sterblichkeitsrate tung ist angestiegen: bei Männern Regionen aber moderat ausfällt nach direkter Altersstandardisie- in Bayern seit 1995 um 4,0 Jahre (siehe Abb. 2). Insgesamt liegt die rung von 1983 bis 2009 darge- (DLG: 4,3 Jahre) und bei Frauen Sterblichkeit im Landkreis Dillin- stellt. Um zufällige Schwankungen um 2,5 Jahre (DLG: 2,2 Jahre). gen im Durchschnitt der Jahre zu verringern, wurden die Durch- Bei genauerer Betrachtung zeigt 2007 bis 2009 7,3 % über dem schnitte von drei Jahren berech- sich zudem, dass sich die Höhe bayerischen Vergleichswert. Damit net. Die Ergebnisse zeigen, dass der Sterblichkeit im Landkreis Dil- belegt der Landkreis Dillingen im die Sterblichkeit im Landkreis Dil- lingen seit 2007 wieder an die Vergleich mit den anderen Land- lingen höher als in den Vergleichs- Sterblichkeit in Bayern und den kreisen den 74. von 96 Plätzen. regionen ist. Im Vergleich zu Bay- anderen Regionen angenähert hat Sehr viele Landkreise (27 von 96) ern war die Sterblichkeit im (siehe auch Abb 7 im Anhang). liegen dagegen bis zu 5 % unter Zeitraum 1995 bis 2008 um 11,6 % Der Grund für diese positive Ent- dem bayerischen Durchschnitt. In erhöht, was in absoluten Zahlen wicklung ist unbekannt. einigen (9) ist die Sterblichkeit mit ca. 99 Sterbefällen mehr ent- 5 %-10 % oder gar 10 %-20 % un- spricht, als aufgrund des bayeri- Sterblichkeit in den 96 baye- terhalb des bayerischen Durch- schen Durchschnitts zu erwarten rischen Stadt- und Landkrei- schnitts (6) noch deutlich geringer. wären. Dies entspricht einer bei sen 2007-2009 Am niedrigsten ist die Sterblichkeit Frauen um etwa 1,5 Jahre und ei- im Landkreis Starnberg, in dem die ner bei Männern um etwa 1,6 Jah- Der Vergleich der jüngsten Ergeb- direkt standardisierte Sterblich- re verringerten mittleren Lebens- nisse mit den übrigen bayerischen keitsrate 20 % unter dem Landes- erwartung.1 Im Zeitverlauf hat die Stadt- und Landkreisen zeigt, dass durchschnitt liegt.

Abb. 1: Direkt altersstandardisierte Mortalitätsrate von 1983 bis 2009 Eine Sterblichkeitsrate von bis zu in 3-Jahres-Perioden (Männer und Frauen insgesamt) 5 % über dem bayerischen Durch- schnitt liegt in 18 Stadt- bzw. 900 Landkreisen vor, ebenso wie eine Erhöhung der Sterblichkeit in der 800 Größenordnung von 5 % bis 10 %, die 2007-2009 auch im Landkreis 700 Dillingen zu beobachten ist. Eben- falls in 18 Stadt- bzw. Landkreisen ist die Sterblichkeit mindestens 600 10 % höher als im Landesdurch- schnitt. Am höchsten ist die Über- 500 sterblichkeit mit 18,8 % im Land- kreis Kronach, der im Nordosten Bayerns liegt. 400 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 Bei einer Trennung der Ergebnisse bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 nach Männern und Frauen ändern sich die Ergebnisse leicht. Bayern Baden-Württemberg Schwaben Augsburg Dillingen Günzburg Donau-Ries Heidenheim

Quelle: Berechnung und Darstellung von INIFES nach Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung sowie des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg.

6

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

Abb. 2: Übersterblichkeit im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt Rohe Sterberaten 1960 bis in allen bayerischen Stadt- und Landkreisen 2007-2009 (Män- 1972 ner und Frauen insgesamt) Bei der Analyse der Sterblichkeit in den bayerischen Landkreisen ergibt sich für die Zeit vor 1974 das Problem, dass die für eine Al- tersstandardisierung notwendigen Daten nicht existieren. Daher muss auf die rohen Sterberaten zurückgegriffen werden, die jedoch von der Altersstruktur der Bevölke- rung abhängen und daher nicht vergleichbar sind. Eine zweite Schwierigkeit ergibt sich durch die 1972 in Bayern durchgeführte Ge- bietsreform, durch die sich die Fläche der untersuchten Landkrei- DLG se zum Teil deutlich verändert hat.

Um dennoch einen groben Hinweis auf die Vergleichbarkeit der rohen Sterberaten zu erhalten, wurden die altersstandardisierten Sterb- lichkeitsmaße ab 1974 mit den ro- hen Sterberaten verglichen. Da- raus ergeben sich – unter der Annahme, dass die regionalen Al- Abweichung vom bayerischen Durchschnitt in % tersstrukturen vor und nach 1974 > -20,0 - ≤ -10,0 (6) in etwa vergleichbar sind oder sich > -10,0 - ≤ -5,0 (9) > -5,0 - < 0,0 (27) vergleichbar entwickelt haben – > 0,0 - ≤ 5,0 (18) > 5,0 - ≤ 10,0 (18) Hinweise auf die Aussagekraft der > 10,0 - ≤ 19,0 (18) rohen Sterberaten. Demnach ist Quelle: Berechnung und Darstellung von INIFES nach Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statis- die altersstandardisierte Sterblich- tik und Datenverarbeitung. keit im Landkreis Dillingen höher als in Bayern, Schwaben und dem Sterblichkeit im Landkreis und zuletzt 2004-2006 waren vor Landkreis Donau-Ries, selbst Dillingen 1974 bis 1985 1983 nicht zu beobachten und wenn die rohen Sterberaten gleich stellen insgesamt die Ausnahme hoch sind. Beim Vergleich der Auch für den Zeitraum seit Mitte dar. Die Sterblichkeit im Landkreis Sterblichkeit in den Landkreisen der 1970er-Jahre bis 1985 ist von Dillingen lag – mit den genannten Dillingen und Günzburg kommen einer im Landkreis Dillingen erhöh- Ausnahmen – somit vor und nach die rohen und die standardisierten ten Sterblichkeit um ca. 6 % bis dem Störfall im Block A des Kern- Raten in etwa zum gleichen Er- 9 % über dem bayerischen Durch- kraftwerks Gundremmingen im gebnis. schnitt auszugehen (eine ähnliche Jahr 1977 auf ähnlich hohem Ni- Für den regionalen Vergleich der Größenordnung ist meist auch in veau. Von einem Zusammenhang rohen Sterberaten vor 1973 wur- der Zeitreihe von 1983 bis 2009 zu ist daher nicht auszugehen. den die Veränderungen durch die beobachten; siehe Abb. 7 im An- Gebietsreform, soweit dies mög- hang). So hohe Werte wie in den lich ist, berücksichtigt. D. h., so- Zeiträumen 1995-1997, 2001-2003 fern durch die Gebietsreform gan- 7

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

ze Stadt- bzw. Landkreise zusam- den verfügbar sein. Dennoch lässt Kernkraftwerk eine Häufung be- mengelegt wurden, wurden auch sich erkennen, dass – mit Aus- stimmter Arten von Krebs zu er- die rohen Sterberaten der Stadt- nahme des Zeitraums 1966/67 – warten ist, wurde zusätzlich aber kreise (SK) und Landkreise (LK) die rohen Sterberaten im Land- auch die Krebsinzidenz und bis 1972 unter Berücksichtigung kreis Dillingen im Vergleich zu -mortalität in einem gesonderten der Bevölkerungszahlen in die Bayern (Bayern=1) und Schwaben Gutachten analysiert (siehe Kapi- Gebietsstände nach 1972 umge- erhöht sind. Interessant ist auch, tel 3). rechnet. In Abb. 3 sind die Ergeb- dass die Sterblichkeit im Landkreis nisse im Verhältnis zu Bayern dar- Günzburg früher höher war, als im Sterblichkeit nach Alters- gestellt, d. h. der Wert 1 markiert Landkreis Dillingen. Ab der zwei- gruppen die Höhe der rohen Sterberate im ten Hälfte der 1970er-Jahre be- bayerischen Durchschnitt. Dabei gannen die rohen Sterberaten des Die Höhe der Sterblichkeit wurde ist zu beachten, dass der vor 1972 Landkreises Günzburg aber unter für die Altersgruppen „1 bis unter existierende Landkreis Wertingen das Niveau des Landkreises Dil- 65 Jahre“, „65 Jahre und älter“, zum Teil an den Landkreis Dillin- lingen abzusinken. „15 bis 45 Jahre“ und „45 bis 65 gen und zum Teil an den Land- Jahre“ verglichen. Die Auswahl der kreis Augsburg angegliedert wur- Gegen eine Erklärung durch das Altersgruppen liegt darin begrün- de. Nach heutigen Gebietsgrenzen 1966 in Betrieb genommene Atom- det, dass bei der Analyse der ist somit ein Teil der Sterberate kraftwerk spricht, dass das Prob- Sterblichkeit von jungen und klei- des Landkreises Wertingen dem lem der erhöhten Sterblichkeit bis nen Altersgruppen (z. B. 0 bis 1 Landkreis Dillingen und ein Teil zum Anfang der 1960er Jahre zu- Jahre, 1 bis 15 Jahre oder 15 bis dem Landkreis Augsburg zuzu- rückverfolgt werden kann. Auch 30 Jahre) aufgrund der geringen rechnen. Zu welchem Anteil dies lässt sich der Rückgang der Sterb- Anzahl an Sterbefällen bereits notwendig ist, kann nicht angege- lichkeit seit 2006 nicht durch das kleine Zufallsschwankungen zu ei- ben werden. Dazu müssten die Kernkraftwerk erklären. Da bei ei- ner deutlichen Veränderung der Daten für die einzelnen Gemein- nem Zusammenhang mit dem Ergebnisse führen. Um auch in den verwendeten Altersguppen Zufallsschwankungen möglichst zu Abb. 3: Vergleich der rohen Raten des Landkreises Dillingen mit Schwaben, den Landkreisen Wertingen, Günzburg und Donau- vermeiden, erfolgte die Analyse für Ries von 1960 bis 1971 (Bayern = 1, 2-Jahres-Durchschnitte) den Durchschnitt eines längeren Zeitraums (2001 bis 2009). Zusammenfassend lässt sich auf 1,10 Grundlage der Ergebnisse feststel- len, dass sich im Landkreis Dillin- gen in allen untersuchten Alters- 1,00 gruppen die höchste Sterblichkeit unter den Untersuchungsregionen (Regionen aus Abb. 1) zeigt. Ins- 0,90 gesamt ist die Sterblichkeit im Landkreis Dillingen in diesem Zeit- raum um ca. 12,1 % erhöht, was in 0,80 etwa 104 Sterbefällen mehr ent- 1960/61 1962/63 1964/65 1966/67 1968/69 1970/71 spricht, als aufgrund des bayeri- Dillingen (LK u. SK Dilingen) schen Durchschnitts zu erwarten Wertingen wäre. Von den untersuchten Al- Schwaben tersgruppen ist die Übersterblich- Augsburg (LK Augsburg, LK Schwabmünchen) keit der 45- bis 65-Jährigen mit Günzburg (LK u. SK, LK Krumbach) 6 % (bzw. mit 54 mehr Fällen als Quelle: Berechnung und Darstellung von INIFES nach Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statis- erwartet) am geringsten und unter tik und Datenverarbeitung. den 15 bis 45-Jährigen mit ca. 8

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

29 % (bzw. 8 Fällen mehr als er- 7 Todesfälle auf Neubildungen, 8 dafür eher in Frage als physikali- wartet) am höchsten. Im Durch- auf Krankheiten des Verdauungs- sche Umwelteinflüsse, die sich in schnitt der Jahre von 1992 bis systems, je 6 auf Folgen äußerer der Erhöhung von bestimmten To- 2000 sowie von 1983 bis 1991 fällt Ursachen und auf Ernährungs- desursachen niederschlagen müs- die Überhöhung der Sterblichkeit und Stoffwechselkrankheiten, 4 sten. in dieser Altersgruppe nicht so auf psychische und Verhaltensstö- hoch aus. Obwohl der Befund für rungen und 13 auf unklassifizierte Sterblichkeit in den Gemein- den Durchschnitt der Jahre 2001 Befunde zurück zu führen. den der Landkreise Dillingen bis 2009 zunächst aufhorchen und Günzburg 2001-2009 lässt, trägt die Übersterblichkeit in Zusätzlich wurden die Krankheiten der Altersgruppe von 15 bis 45 des Kreislaufsystems einer tiefer Neben der regionalen Sterblichkeit Jahren wenig zur Erklärung der untergliederten Analyse unterzo- auf Landkreisebene wurde die erhöhten Gesamtsterblichkeit bei, gen, da diese Todesursache gene- Sterblichkeit auch auf Ebene der da die Sterblichkeit in der älteren rell (auch in anderen Regionen) Gemeinden der Landkreise Dillin- Bevölkerung naturgemäß wesent- am bedeutsamsten ist und bereits gen und Günzburg untersucht, um lich höher ist. In der Altersgruppe eine zuvor durchgeführte Analyse Aufschluss über die Verteilung der ab 65 Jahren sind durchschnittlich des LGL ergeben hatte, dass die Sterblichkeit innerhalb der Land- 90 Sterbefälle mehr als erwartet Sterblichkeit durch Krankheiten kreise zu erhalten. Ein Problem zu beobachten. Im Vergleich zum des Kreislaufsystems im Landkreis dieser sehr kleinräumigen Analy- bayerischen Durchschnitt ent- Dillingen erhöht ist. Bei der ge- sen (viele Gemeinden haben we- spricht dies einer um ca. 13 % hö- naueren Analyse zeigt sich, dass niger als 1.000 Einwohner) sind heren Sterblichkeit. auch fast alle spezielleren Todes- die sehr geringen Fallzahlen und ursachen innerhalb der Krankhei- die daraus resultierenden hohen Sterblichkeit nach Todesur- ten des Kreislaufsystems im Land- Zufallsschwankungen in der Ver- sachen kreis Dillingen häufiger sind, als zu teilung der Sterbefälle. Daher wur- erwarten wäre. Ausnahmen sind de, wie bei der Analyse der Sterb- Ähnlich wie bei der Analyse nach die „Ischämische Herzkrankheit“ lichkeit nach Altersgruppen und Altersgruppen zeigt sich auch bei sowie die insgesamt sehr seltenen der Todesursachen, auch hier der der Analyse der Todesursachen „Anderenorts nicht klassifizierten Durchschnitt des Zeitraums von eine unspezifische Erhöhung der Krankheiten der Venen, der 2001 bis 2009 betrachtet. Gleich- Sterblichkeit, die fast alle Todes- Lymphgefäße und der Lymphkno- zeitig liegt dies aber auch in der ursachen betrifft. Die Zusammen- ten“ sowie „Sonstige und nicht nä- Datenverfügbarkeit begründet, da setzung der Todesursachen im her bezeichnete Krankheiten des für diese Zeitspanne detailliertere Landkreis Dillingen ist dabei un- Kreislaufsystems“, die im Land- Bevölkerungsdaten vorliegen als auffällig. D. h. die Bedeutung ein- kreis Dillingen nicht häufiger sind für frühere Jahre. Zudem sollten zelner Diagnosegruppen für die als in den Vergleichsregionen. nicht Durchschnitte von beliebig Gesamtmortalität entspricht wei- langen Zeiträumen als Grundlage testgehend derjenigen in den Ver- Insgesamt lässt sich aus der Ver- verwendet werden, da dadurch die gleichsregionen. teilung der Todesursachen Wahrscheinlichkeit steigt, bedeut- schlussfolgern, dass sich die er- same Veränderungen in Gemein- In den Jahren 2001 bis 2009 sind höhte Sterblichkeit im Landkreis den (z. B. Neubaugebiete, Ein- im Landkreis Dillingen durch- Dillingen nicht durch die Häufung oder Ausgemeindungen, Verände- schnittlich etwa 104 Sterbefälle von bestimmten Diagnosen erklä- rungen der medizinischen Versor- mehr zu beobachten, als dem ren lässt. Als Ursachen für die er- gung etc.) in den Analysezeitraum bayerischen Durchschnitt nach zu höhte Sterblichkeit kommen daher mit aufzunehmen. erwarten wäre. Wie in anderen vor allem Ursachen in Frage, die Die Karte in Abb. 4 unterscheidet Regionen auch, entfallen davon die gesundheitliche Situation im vier Gruppen die (soweit möglich) die meisten Sterbefälle (53) auf Allgemeinen beeinflussen. Die jeweils gleich viele Gemeinden Krankheiten des Kreislaufsystems. medizinische Versorgung oder so- umfassen. Die am hellsten schraf- Darüber hinaus sind z. B. weitere zioökonomische Faktoren kommen fierten Gemeinden gehören zu den 9 Abb. 4: Verteilung der direkt altersstandardisierten Sterblichkeit von Frauen und Männern auf die Gemeinden der Landkreise Dillin- gen und Günzburg im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2009

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

25 % mit der geringsten und die am dunkelsten schraffierten Ge- meinden zu den 25 % mit der Bissingen höchsten Sterblichkeit. Dabei fällt eine gewisse Häufung einer hohen

Zöschingen Sterblichkeit in den Städten ent- Lutzingen Syrgenstein Ziertheim lang der Donau auf. Es gibt jedoch Finningen Blindheim Schwenningen auch kleine Gemeinden mit einer Mödingen Bachhagel hohen Sterblichkeit sowie Ge- Höchstädt a.d. Donau Wittislingen Buttenwiesen meinden mit erhöhter Sterblichkeit, Haunsheim die nicht an bzw. in der Nähe der Medlingen Dillingen a.d. Donau Donau liegen. Dass die Lage zum Binswangen Lauingen (Donau) Kernkraftwerk Gundremmingen Wertingen dabei eine Rolle spielt ist – insbe- Bächingen a.d. Brenz Zusamaltheim Gundelfingen a.d. Donau sondere im Zusammenhang mit Villenbach Laugna Aislingen Holzheim den anderen Analyseergebnissen Gundremmingen Glött

– unwahrscheinlich. Beispielswei- se hängt die Höhe der Sterblich- Günzburg Dürrlauingen Winterbach Rettenbach keit in den Gemeinden statistisch mit der Gemeindegröße zusam- Röfingen men. Darüber hinaus sind die Kötz

Städte an der Donau von der Jettingen-Scheppach

Fließrichtung der Donau her gese- hen zwar unterhalb des Atom- Waldstetten kraftwerks Gundremmingen gele- gen, für viele andere Gemeinden Münsterhausen mit einer hohen Sterblichkeit, z. B. Neuburg a.d. Kammel Wiesenbach an der , gilt dies aber nicht. Ebenso kann nicht davon ausge- gangen werden, die Sterblichkeit Krumbach (Schwaben) in der Gemeinde Aislingen sei da- durch bedingt, dass sie in Haupt- windrichtung des Kraftwerks liegt, da dies nicht für andere östlich vom Kernkraftwerk gelegene Ort- schaften, aber einige andere Ge- Direkt altersstandardisierte Sterblickeitsrate meinden gilt. Die Häufung in den ≥ 418 - < 535 (15) Städten an der Donau kann vielfäl- ≥ 535 - < 597 (15) tige Ursachen haben. Beispiels- ≥ 597 - < 640 (16) ≥ 640 - < 951 (15) weise kommen auch die Sozial- struktur oder Arbeitsbedingungen als Ursache in Frage. Zudem fällt Quelle: Berechnung und Darstellung von INIFES nach Zahlen des Bayerischen Landesamtes für auf, dass die meisten Gemeinden, Statistik und Datenverarbeitung. in denen stationäre Pflegeeinrich- tungen ansässig sind, zu den 25 % 1 Durchschnittswerte einzelner Jahre nach der Gemeinden mit der höchsten Daten des Bundesamtes für Bauwesen und Sterblichkeit zählen. Raumordnung (INKAR 2010).

10

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

3. Krebsinzidenz und –mortalität

Die Anzahl von Krebsneuerkran- Sterblichkeit Die vor allem bei Lungenkrebs, kungen (Inzidenz) und die Sterb- Dickdarmkrebs und Leukämie zu lichkeit durch Krebs wurde anhand Die Auswertung zur Mortalität für beobachtende Erhöhung der Mor- von Daten aus dem bayerischen die Jahre 1998 bis 2008 ergab ei- talität von Männern kann grund- Krebsregister untersucht. ne statistisch bedeutsame Erhö- sätzlich durch zeitlich weiter zu- hung der Mortalität bei Männern in rückliegende Ursachen der Inzidenz Bezug auf bösartige Neubildungen Krebsentstehung (Lebensstilfakto- insgesamt (ohne nicht-melano- ren bei Dickdarmkrebs und Lun- Die Untersuchung der Krebsneu- tischen Hautkrebs), im Bereich des genkrebs bzw. Umweltfaktoren erkrankungen (Inzidenz) im Land- Dickdarms, Lungenkrebs sowie einschließlich ionisierender Strah- kreis Dillingen zwischen 2002 und Leukämien im Vergleich zu den lung durch kerntechnische Anla- 2007 ergab keine Auffälligkeiten. entsprechenden Referenzraten im gen bei Leukämie) bedingt sein. Aufgrund der Untererfassung der Regierungsbezirk Schwaben. Bei Für die Beteiligung von Lebensstil- Inzidenz im Untersuchungs- Frauen ist die Sterblichkeit durch faktoren spricht das Ergebnis, zeitraum können die Ergebnisse bösartige Neubildungen insgesamt dass die Darm- bzw. Lungen- aber nicht belastbar interpretiert nicht erhöht. Zwar ist bei einigen krebsmortalität lediglich bei Män- werden. Die unauffällige Häufigkeit Diagnosen wie Leukämien, Mela- nern, aber nicht bei Frauen im der Krebsneuerkrankungen kann nomen der Haut sowie Nieren- und Landkreis Dillingen erhöht war, da sowohl durch eine in Wahrheit Harnblasenkrebs eine höhere generell bei Männern ein im nicht erhöhte Krebshäufigkeit als Sterblichkeit zu beobachten, diese Durchschnitt deutlich höherer Ta- auch durch eine Untererfassung Ergebnisse sind aufgrund der ge- bakkonsum als bei Frauen ange- der Inzidenz verursacht sein. Un- ringen Fallzahlen statistisch aber nommen wird. tersuchungen zum mittleren Er- nicht gegen Zufallsschwankungen Ähnlich ist es bei Leukämien: Ob- krankungs- und Sterbealter erga- abgesichert. wohl radioaktive Strahlung am ben keine Auffälligkeiten. ehesten bei Leukämien als eine mögliche Ursache in Frage kommt, Abb. 5: Indirekt altersstandardisierte Krebsmortalität (SMR) im Land- spricht die bei Männern deutlicher kreis Dillingen im Vergleich zu Schwaben, Jahre 1998 bis 2008 als bei Frauen erhöhte Leukämie- (Schwaben =1) mortalität eher gegen die Hypo- these einer rein umweltbezogenen Alle Lokalisationen Ursache dieser Erhöhung. Bei ei- Leukämien ner ausschließlich umweltbeding- Melanom der Haut ten Ursache (z. B. ionisierende Harnblase Niere Strahlung aus kerntechnischen Dickdarm und Rektum Anlagen) wäre bei beiden Ge- Magen schlechtern eine Mortalitätserhö- Prostata hung in ähnlicher Höhe zu erwar- Bauchspeicheldrüse ten. Trachea, Bronchien und Lunge Darüber hinaus ist darauf hinzu- Brustdrüse (nur Frauen) Männer weisen, dass sich der bei Leukä- Eierstöcke Frauen Nervensystem mie (sowie der bei allen Lokalisa- Non-Hodgkin-Lymphome tionen) gefundene Erklärungsbei- Lippe, Mundhöhle und Rachen trag zur Sterblichkeit relativiert, Gebärmutterhals wenn das Phänomen der im Land- Gebärmutterkörper kreis Dillingen erhöhten Gesamt- 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 sterblichkeit erklärt werden soll. Die gesamte Übersterblichkeit be- Quelle: Bayerisches Krebsregister, Darstellung von INIFES. trug im Durchschnitt der Jahre

11

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

1998 bis 2008 im Vergleich zu somit nur einen kleinen Teil der Krebs werden nach dem Stand der Schwaben ca. 50 Todesfälle bei erhöhten Sterblichkeit aus. Durch Wissenschaft häufig Lebensstilfak- Männern und ca. 42 bei Frauen.2 alle bösartigen Neubildungen (oh- toren als mögliche Ursachen an- Nach den Berechnungen zur ne nicht-melanotischen Hautkrebs) genommen3, die zudem auch Ein- Krebssterblichkeit treten aufgrund zusammen, treten bei Männern im fluss auf andere Todesursachen von Leukämien bei Männern jedes Landkreis Dillingen jedes Jahr ca. haben können. Darüber hinaus Jahr 1,3 Sterbefälle mehr als er- 11,0 und bei Frauen ca. 1,5 mehr kommen als Ursachen der insge- wartet auf. Bei Krebs in Dickdarm Sterbefälle auf als zu erwarten wä- samt erhöhten Sterblichkeit auch bzw. Rektum sind es mit 4,7 Fällen re (vgl. Tabelle 1 im Anhang). Vor die medizinische Versorgung (Ka- sowie bei Krebs in Trachea, Bron- allem bei Frauen kann die erhöhte pitel 4) und sozioökonomische chien und Lunge mit ca. 3,5 Fällen Sterblichkeit somit nicht durch eine Faktoren (Kapitel 5) in Frage. deutlich mehr. Bei Frauen kommen höhere Krebsmortalität erklärt aufgrund von Leukämien im Jahr werden. 0,8 Todesfälle mehr vor, als auf- Unabhängig davon, wie die Erhö- grund des schwäbischen Durch- hung der Leukämien beurteilt wird, 2 schnitts zu erwarten wäre. Den müssen daher (sowie aufgrund der Die Berechnung erfolgte anhand der direkt altersstandardisierten Daten aus Kapitel 2 höchsten Anteil an der Übersterb- Ergebnisse aus Kapitel 2) andere und ist daher nur sehr grob mit den Ergeb- lichkeit durch bösartige Neubil- Ursachen als die Nähe zum Atom- nissen zur Krebsmortalität vergleichbar. dungen hat bei Frauen Magen- kraftwerk Gundremmingen für die 3 Eine Übersicht über Krebsarten und vermu- tete Risikofaktoren gibt der Bericht des RKI krebs mit 1,5 Fällen über dem erhöhte Gesamtsterblichkeit im „Krebs in Deutschland 2005/06“. Erwartungswert (siehe Tabelle 1 Landkreis Dillingen vermutet wer- im Anhang). Leukämien machen den. Bei den meisten Arten von

4. Analyse der gesundheitlichen Versorgung

Bei der Analyse der gesundheitli- dass die Rettungswege zu lange Daten zur medizinischen Ver- chen Versorgung wurden mehrere wären bzw. dass es zu lange dau- sorgung4 Arbeitsschritte unternommen. Zum ern würde, bis der Notarzt am Un- Einen wurden Fachleute zu ihrer fallort erscheint. Eine Nachfrage Im Vergleich zu den direkt an- Einschätzung befragt (Expertenin- beim Bayerischen Staatsministerium grenzenden Landkreisen hat der terviews), zum Anderen wurden des Innern hat ergeben, dass im Landkreis Dillingen (126) nach statistische Analysen der Diagno- Landkreis Dillingen in 90 % der Fälle dem Landkreis Donau-Ries (118) sedaten in der Krankenhausstatis- die 12-Minuten-Hilfsfrist eingehalten die zweitniedrigste Arztdichte tik sowie der ambulanten Versor- wird. (Ärzte je 100.000 Einwohner). Je- gung vorgenommen. doch hat sich mit Ausnahme des Eher kritisch wurde von den be- Landkreises Günzburg, in dem die Ergebnisse der Expertenin- fragten Expertinnen und Experten Arztdichte mit +5,8 % noch etwas terviews die Krankenhausversorgung be- stärker anstieg, die Anzahl der wertet. Offenbar kam es durch ei- Ärzte im Landkreis Dillingen zwi- Überwiegend wurde die gesund- nen Trägerwechsel in den 1990er schen 2003 und 2008 mit +5,3 % heitliche Versorgung von den Be- Jahren zu einem Vertrauensver- positiver entwickelt als in den fragten als ausreichend beschrie- lust. Seit 2004 ist aber wieder der Vergleichsregionen (BY: +3,9 %). ben. Allerdings wurde auch Bedarf Landkreis Träger der Klinik und Bei Betrachtung einer längeren an weiteren Fachärzten genannt die Versorgungsqualität wird in- Zeitreihe (1995-2008) zeigt sich, (Kardiologe, Diabetologe, Rheu- zwischen wieder als gut einge- dass die Arztdichte im Landkreis matologe, Dermatologe etc.). schätzt. Beklagt wurden lange Dillingen im Vergleich zu seinen Wartezeiten im Falle von CT/MRT- Nachbarlandkreisen sowie dem Zum Teil wurde angesprochen, Untersuchungen. bayerischen und baden-württem-

12

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

bergischen Durchschnitt von 1997 waren im Landkreis Dillingen 59 sich derartige Indikatoren erst mit bis 2004 die geringste unter die- Hausärzte je 100.000 Einwohner einiger Zeitverzögerung auf die sen Regionen war. Erst Seit 2005 ansässig (BY: 70). Insgesamt lie- Sterblichkeit auswirken. ist die Arztdichte im Landkreis gen die genannten Indikatoren zur Donau-Ries noch leicht niedriger. Arztdichte im Landkreis Dillingen Diagnosedaten der Kranken- im Vergleich zu allen bayerischen hausstatistik Die Anzahl der Allgemeinärzte im Stadt- und Landkreisen etwas un- Landkreis Dillingen ist im Jahr ter dem Durchschnitt. Dies gilt Aufgrund der plausiblen Annahme, 2008 geringer als in den Nachbar- auch für die Anzahl der Kinderärz- dass eine höhere Sterblichkeit mit landkreisen (DLG: 54; BY: 59) und te je 100.000 Kinder (DLG: 46 BY: einer höheren Erkrankungshäufig- ist zwischen 2003 und 2008 deut- 48) und die Dichte der Internisten keit zusammenhängt, wurde auch licher gesunken (DLG: -3,8 %, BY: (DLG: 12; BY: 22). Mit Ausnahme die Anzahl der vollstationären -1,8 %). der prozentualen Abnahme der Krankenhausfälle nach Diagnose- Die Dichte der Hausärzte hat sich Dichte der Allgemeinärzte haben gruppen analysiert. Auch zu die- seit 2003 zwar positiv entwickelt sich zwischen 2003 und 2008 die sem Zweck wurden altersstandar- (DLG: +1,8 %, BY: +0,3 %) den- Werte aber überdurchschnittlich disierte Maßzahlen gebildet. Die noch weist der Landkreis Dillingen verbessert, insbesondere bei Kin- Ergebnisse geben die Anzahl von im gesamten Zeitraum vom Jahr derärzten (DLG: +34,2 %, BY: Diagnosen an, ohne aber den 2000 bis 2008 den niedrigsten +12,1 %) und Internisten (DLG: Schweregrad einer Erkrankung zu Wert nicht nur im Vergleich zu den +22,2 %, BY: +8,0 %). berücksichtigen. Nachbarlandkreisen (siehe Abb. 6), sondern unter allen schwäbi- Darüber, ob darin ein Grund für Tatsächlich ist für die Bevölkerung schen Stadt- und Landkreisen auf. die in den letzten Jahren verrin- des Landkreises Dillingen im Nur im Jahr 2001 lag der Wert im gerte Sterblichkeit zu sehen ist, Durchschnitt der Jahre 2000 bis Landkreis Aichach-Friedberg (AIC) kann nur spekuliert werden. In der 2008 insgesamt eine höhere An- genauso niedrig (DLG: 64; Regel ist davon auszugehen, dass zahl von Krankenhausfällen zu AIC: 64; BY: 73). Im Jahr 2008 beobachten. Ähnlich wie bei der Analyse der Todesursachen zeigt sich jedoch nur eine unspezifische Abb. 6: Entwicklung der Anzahl der Hausärzte je 100.000 Einwohner von 2000 bis 2008 Erhöhung, die fast alle Diagnose- gruppen betrifft. Ausnahmen sind 75,0 lediglich „Infektiöse und parasitäre Krankheiten“, „Zustände mit Ur- 72,5 sprung in der Perinatalperiode“ 70,0 und „Faktoren, die den Gesund- 67,5 heitszustand beeinflussen sowie 65,0 zur Inanspruchnahme des Ge- 62,5 sundheitswesens führen“, an sich 60,0 aber keine Krankheiten sind. Somit 57,5 lässt sich feststellen, dass eine unspezifische Erhöhung der stati- 55,0 onären Behandlungen sowie der 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 meisten stationären Behandlungs- Bayern Baden-Württemberg Augsburg Dillingen a.d. Donau anlässe besteht. Es lässt sich je- Günzburg Donau-Ries doch nicht erkennen, dass der An- Heidenheim teil bestimmter Krankheitsbilder Quelle: INKAR 2010, Darstellung von INIFES. dabei ungewöhnlich hoch ist.

13

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

Ambulante Versorgungsdaten von stationären Krankenhausfällen Zusammenhang mit einer erhöhten der Krankenversicherung ist im Landkreis Dillingen etwas Sterblichkeit hindeuten. Zwar zei- größer (siehe oben). Auch Herz- gen sich überdurchschnittliche Be- Bei der Analyse der ambulanten Kreislauferkrankungen, sind in der fundraten bei einzelnen speziellen Behandlungsanlässe von AOK- untersuchten Population nicht häu- Diagnosen oder Behandlungsas- Versicherten konnte keine Erhö- figer. pekten, jedoch lässt sich darin hung dieser Fälle im Landkreis Dil- Insgesamt haben die Analysen kein Muster erkennen. lingen im Vergleich zu seinen keine ausgeprägten Auffälligkeiten Nachbarlandkreisen festgestellt in den ambulanten Behandlungs- 4 werden. Lediglich die Häufigkeit anlässen ergeben, die auf einen Datenquelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (INKAR 2010).

5. Mögliche sozioökonomische Ursachen und weitere Befunde

Sozioökonomische Faktoren gel- 2000, 2004 und 2008 deuten auf Berufen und einfachen Dienstleis- ten in der Forschung mit als wich- einen höheren Anteil von Gering- tungsberufen. Darüber hinaus sind tigste Faktoren zur Erklärung von qualifizierten und einen geringeren viele qualifizierte Berufsgruppen Unterschieden in der Gesundheit Anteil von Hochqualifizierten im im Landkreis Dillingen etwas we- und der Mortalität. Um Aufschluss Landkreis Dillingen hin. Auch Da- niger häufig vertreten als in den über regionale Unterschiede zum ten der Bundesagentur für Arbeit Nachbarlandkreisen. Gleiches gilt Einen im Hinblick auf soziale und über alle sozialversicherungs- andererseits aber auch für Hilfs- zum Anderen im Hinblick auf ren- pflichtig Beschäftigten des Jahres kräfte. Häufig liegt dabei insbe- tenbezogene Merkmale zu erhal- 2004 und andere Statistiken bestä- sondere der Anteil der Frauen im ten, wurden vor allem Daten der tigen diesen Befund. Differenziert Landkreis Dillingen niedriger als in gesetzlichen Rentenversicherung nach Geschlecht zeigt sich in der den anderen Untersuchungsregio- (GRV) verwendet. Die Statistiken Statistik der GRV vor allem ein nen. Obwohl diese Abweichungen umfassen zum Teil einen sehr hoher Anteil von Frauen ohne ab- eher klein sind, können sie in der großen Bevölkerungsanteil, je geschlossene Berufsausbildung Summe von Bedeutung sein. Beru- nach Datenbestand aber auch nur (DLG: 24,3 %, BY: 16,2 %, Schwa- fe gehen mit bestimmten Arbeits- Personen im Rentenalter. Da die- ben: 16,5 %). Für die erhöhte belastungen und sozioökonomi- se Altersgruppe für die Analyse Sterblichkeit ist dies deshalb von schen Merkmalen einher und es ist der Gesamtsterblichkeit aber am Bedeutung, da bereits eine Viel- bekannt, dass der Beruf Einfluss wichtigsten ist, sind die Daten aus zahl von Studien nachgewiesen auf die Lebenserwartung hat. Ein- der GRV gut für Analysen zu hat, dass höher qualifizierte Per- schränkend ist darauf hinzuwei- Sterblichkeitsunterschieden geeig- sonen länger leben. sen, dass für diese Analyse nur net. Die Daten für den Landkreis Daten aus dem Jahr 2008 zur Ver- Dillingen und seine Nachbarland- Der Berufsstruktur der Rentenzu- fügung standen und die Berufsan- kreise sowie für den bayerischen, gänge des Jahres 2008 zufolge gaben in den Daten der GRV mit schwäbischen und baden-württem- werden im Landkreis Dillingen in gewissen Unschärfen behaftet bergischen Durchschnitt wurden den letzten 5 Jahren vor Renten- sind. Der darin erfasste Beruf ist als Sonderauswertung von der eintritt viele Berufe mit hohen kör- der zuletzt vor der Rentenantrag- Deutschen Rentenversicherung perlichen Belastungen und dafür stellung ausgeübte Beruf, nicht der zur Verfügung gestellt und von den etwas weniger hochqualifizierte Ausbildungsberuf oder die am Bearbeitern weiter ausgewertet. Tätigkeiten ausgeübt. Am deut- längsten ausgeübte Tätigkeit. lichsten zeigt sich dies bei einfa- Soziale Merkmale chen manuellen Berufen (DLG: Ein weiterer in der Forschung dis- 16,5 %, BY 10,9 %, Schwaben: kutierte Einflussfaktor auf die Le- Die Auswertungen der Rentenzu- 11,3 %) sowie in schwächerer benserwartung ist die (kulturelle) gangsstatistik aus den Jahren Form bei qualifizierten manuellen Herkunft bzw. Nationalität. Die Zu-

14

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

sammensetzung der Bevölkerung Rentenbezogene Merkmale Das Renteneintrittsalter bei den nach Nationalitäten kann aufgrund männlichen Zugängen in Er- der durchgeführten Analysen und Der Anteil von Erwerbsminde- werbsminderungsrenten ist im dem Forschungsstand als Grund rungsrenten an den Versicherten- Landkreis Dillingen im Durch- für die erhöhte Sterblichkeit im rentenzugängen (Erwerbsminde- schnitt der Jahre 2000, 2004 und Landkreis Dillingen aber weitest- rungsrenten und Altersrenten) ist 2008 mit 50,9 Jahren unterdurch- gehend ausgeschlossen werden. im Landkreis Dillingen im Durch- schnittlich (BY: 51,8; Schwaben: schnitt der Jahre 2000, 2004 und 51,6). Noch etwas früher beziehen Wirtschaftskraft 2008 unauffällig (DLG: 21,3 %, allerdings männliche Rentenzu- Schwaben: 17,9 %, BY 18,1 %). Mit gänge aus dem Landkreis Donau- Eine im Rahmen der Analyse der den höchsten Werten fällt der Ries eine Erwerbsminderungsren- ambulanten Versorgungssituation Landkreis Günzburg auf (23,1 %). te (mit 50,7 Jahren). Hinsichtlich durchgeführte Sammlung von des Renteneintrittsalters bei Al- Rahmendaten sowie ein INIFES- Bei den Erwerbsminderungsdiag- tersrenten zeigen sich keine Auf- Arbeitspapier zur Region Donautal nosen, die für den gesamten Zeit- fälligkeiten. machten darauf aufmerksam, dass raum von 2004 bis 2008 betrachtet das Bruttoinlandprodukt (BIP) je wurden, gibt es jedoch auch im Rentenrechtliche Fachbegriffe

Einwohner bzw. die Wirtschafts- Landkreis Dillingen einige Auffäl- kraft im Landkreis Dillingen unter- ligkeiten. Bei Männern ist von den Die Höhe der jährlichen Entgelt- durchschnittlich ist. Noch etwas Nachbarlandkreisen die zweit- punkte ergibt sich (unter ande- niedriger war bis 2003 jedoch der höchste Rate von Erwerbsminde- rem) aus dem Verhältnis des Ein- entsprechende Wert des Landkrei- rungen je 100.000 aktiv Versicher- kommens des Versicherten mit ses Augsburg, der seither auf ei- ten aufgrund von Muskel-Skelett- dem Durchschnittseinkommen al- nem ähnlichen Niveau wie der Erkrankungen zu beobachten, was ler Versicherten. Ein Entgeltpunkt Landkreis Dillingen liegt (siehe vermutlich in Zusammenhang mit entspricht somit dem jährlichen Abb. 7 im Anhang). Im Vergleich hohen körperlichen Arbeitsbelas- verbeitragten Durchschnittsver- zu allen Kreisen Schwabens zeigt tungen steht (DLG: 88,3; HDH: dienst aller Versicherten. Die sich, dass der Landkreis Dillingen 106,7; BY: 75,3; Schwaben: 64,1). Summe der im Laufe eines Er- bei diesem Indikator aktuell den Recht eindeutig weichen unter den werbslebens gesammelten Ent- viertletzten Platz und Augsburg Erwerbsminderungsdiagnosen bei geltpunkte spiegelt näherungswei- den drittletzten Platz belegt. Bei Frauen im Landkreis Dillingen se das Arbeitslebenseinkommen Berechnung des BIP je Erwerbstä- Krankheiten des Kreislaufsystems von Versicherten wider und ist ein tigen am Arbeitsort sowie des BIP nach oben von den Vergleichsre- wichtiger Bestandteil der Formel je Arbeitsstunde der Erwerbstäti- gionen ab (DLG: 31,7; Bayern: zur Rentenberechnung. gen (Arbeitsproduktivität) schnei- 23,4, Schwaben: 20,3). Bei Män- det der Landkreis Augsburg aber nern sind bösartige Neubildungen Vollwertige Beitragszeiten sind deutlich besser ab, während der häufiger ein Erwerbsminderungs- Monate, in denen nur Beitragszei- Landkreis Dillingen auch bei die- grund als in den Nachbarlandkrei- ten vorliegen, d. h. in denen Bei- sen Indikatoren zusammen mit den sen (DLG: 57,8, Schwaben: 53,7). trage zur Rentenversicherung ge- Landkreisen Donau-Ries (bis Noch häufiger tritt diese Erwerbs- zahlt wurden bzw. als gezahlt 2004) bzw. Heidenheim (ab 2005) minderungsdiagnose aber im bay- gelten. die niedrigsten Werte aufweist. Bei erischen Durchschnitt auf (59,9). Betrachtung aller schwäbischen Für Frauen wie Männer lässt sich Bei den Versichertenrentenzugän- Stadt- und Landkreise zeigt sich im Landkreis Dillingen im Ver- gen im Landkreis Dillingen ist im aber, dass die Arbeitsproduktivität gleich zu den Nachbarlandkreisen Durchschnitt der Jahre 2000, 2004 des Landkreises Dillingen nur die höchste Rate an Ernährungs- und 2008 im Vergleich zu seinen leicht unterdurchschnittlich ist. und Stoffwechselkrankheiten fest- Nachbarlandkreisen sowie dem stellen (DLG: 11,8; Bayern und schwäbischen, bayerischen und Schwaben je 8,0). baden-württembergischen Durch-

15

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

schnitt die geringste Anzahl an verwendeten Daten aus der GRV gezogene Bewohner von Einrich- Entgeltpunkten je vollwertigem allerdings geringer aus (+6,2 %) tungen der Altenhilfe verursacht Beitragsjahr zu beobachten (DLG: als auf Basis der amtlichen Statis- wird, spricht jedoch, dass die 1,12; DON: 1,13; Schwaben: 1,12; tik (+8,2 %). Dabei ist darauf hin- Sterblichkeit auch in der jüngeren BY 1,15). Insbesondere gilt dies zuweisen, dass die Rentenversi- Bevölkerung erhöht ist. Zudem für die weiblichen Versichertenren- cherung nicht die gesamte zeigt sich im Durchschnitt der Jah- tenzugänge (DLG: 0,93; DON: Bevölkerung umfasst. re 2002, 2004 und 2006, dass im 0,98; Schwaben: 0,97; BY: 1,01). Landkreis Dillingen der Anteil von Bei Frauen ist auch der Renten- Weitere Befunde Bewohnern stationärer Einrichtun- zahlbetrag und die Summe der gen der Altenhilfe an der älteren Entgeltpunkte im Vergleich zu In der Diskussion um die erhöhte Bevölkerung im höheren Alter (ab Bayern und Schwaben unterdurch- Sterblichkeit wurde auch die Frage 60, ab 65 oder ab 75 Jahren) un- schnittlich, liegt aber im Landkreis aufgeworfen, ob die hohe Anzahl terdurchschnittlich ist (der Anteil Donau-Ries noch etwas niedriger. von Alten- oder Pflegeheimplätzen an der Bevölkerung ab 65 Jahren Dies deutet darauf hin, dass ins- im Landkreis Dillingen zu einer Er- beträgt z. B. in DLG: 3,9 %, besondere die weiblichen Versi- höhung der Sterblichkeit beiträgt. Schwaben: 4,6 %, BY: 5,1 %). Der chertenrentenzugänge im Land- In einem gewissen Umfang ist dies Anteil der Pflegebedürftigen der kreis Dillingen im Durchschnitt plausibel, da Bewohner von Ein- Pflegeheime sowie der Pflegehei- länger als in den Vergleichsregio- richtungen der Pflege und Behin- me mit vollstationärer Dauerpflege nen arbeiten mussten, um das dertenhilfe zum Einen bei schlech- ist im Landkreis Dillingen im gleiche Lebensarbeitseinkommen terer Gesundheit sein dürften als Durchschnitt der Jahre 2005, 2007 zu erzielen. Je vollwertigem Bei- die sonstige gleichaltrige Bevölke- und 2009 dagegen leicht über- tragsjahr haben sie ca. 8 % weni- rung und da zum Anderen der Zu- durchschnittlich (DLG je 0,9 %, ger verdient als Frauen im bayeri- zug aus einem anderen Landkreis Schwaben und BY je 0,8 %). In- schen Durchschnitt (DLG: 0,93; in ein Alten- oder Pflegeheim im wieweit dies zur Übersterblichkeit BY: 1,01). Landkreis Dillingen mit einem im Landkreis beiträgt, ist fraglich. Wohnortwechsel verbunden ist Um eine genauere Aussage zu Sterblichkeit und Sterbefälle dem Wohnort zu- treffen, müssten die Sterbefälle gerechnet werden. Dem Senioren- unter allen zugezogenen Heimbe- Zusätzlich zur Sterblichkeitsanaly- politischen Gesamtkonzept des wohnern sowie ihr Alter und ihr se mit den Daten der amtlichen Landkreises Dillingen zufolge leb- Geschlecht bekannt sein. Statistik, die zwischen zwei Volks- ten im Landkreis Dillingen im Jahr zählungen mit Bevölkerungs- 2009 215 Bewohner von Alten- Ein weiterer wichtiger Erklärungs- fortschreibungen arbeiten muss und Pflegeheimen (30,6 %), die in faktor für die Sterblichkeit ist das und daher (insbesondere in hohen den Landkreis zugezogen sind. Gesundheitsverhalten, für dessen Altersgruppen) einige Ungenauig- Hinzu kommen 121 (66,5 %) zuge- Analyse aber zumeist verlässliche keiten aufweist, wurde auch von zogene Bewohner von Behinder- Daten fehlen. Die im Rahmen der der Möglichkeit Gebrauch ge- teneinrichtungen mit Versorgungs- Schuleingangsuntersuchung erho- macht, eine Sterblichkeitsanalyse vertrag. Die Altersstruktur der benen Daten zum Body-Mass- mit den stets aktuellen Daten der Bewohner von Alten- und Pflege- Index (BMI) zeigen aber, dass im GRV durchzuführen. Auf Basis heimen sowie der Einrichtungen Landkreis Dillingen ein höherer dieser Ergebnisse kann ausge- der Behindertenhilfe ist dabei mit Anteil von Kindern erheblich über- schlossen werden, dass die erhöh- dem bayerischen Durchschnitt gewichtig (adipös) ist als in Bayern te Sterblichkeit im Landkreis Dil- vergleichbar. Sofern der Anteil der (2006/07: DLG: 6,1 %, BY: 3,5 %). lingen lediglich durch Fortschrei- zugezogenen Heimbewohner in Jungen sind davon häufiger betrof- bungsfehler in der Bevölkerungs- anderen Landkreisen niedriger fen (6,9 %) als Mädchen (5,2 %). statistik zustande kommt. Die ausfällt, ist ein gewisser Erklä- Im Landkreis Dillingen ist zudem Übersterblichkeit der 70- bis 85- rungsbeitrag zur erhöhten Sterb- die Inanspruchnahme an Früh- Jährigen im Vergleich zu Bayern lichkeit plausibel. Dagegen, dass erkennungsuntersuchungen für fällt im Jahr 2008 auf Basis der die erhöhte Sterblichkeit durch zu- Kinder (U3-U9) etwas geringer als 16

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

im bayerischen Durchschnitt. Die gleich zu Bayern dagegen über- Impfquote bei Kindern ist im Ver- durchschnittlich.

6. Zusammenfassung

Auf Basis der verfügbaren Daten spezifische Breitenwirkung haben. Männern im Vergleich zu Schwa- kann nicht beziffert werden, wel- Darüber hinaus ist bereits vor dem ben mehr Todesfälle durch Lun- che Faktoren wie stark zur Erklä- Störfall im Block A des Kernkraft- gen- und Darmkrebs sowie durch rung der erhöhten Sterblichkeit werks Gundremmingen im Jahr Leukämien, wobei letztere als beitragen. Aus den einzelnen Be- 1977 und der Inbetriebnahme des strahlenempfindlich gelten und da- funden ergibt sich jedoch ein Ge- Kernkraftwerks im Jahr 1966 von her am ehesten in Verbindung mit samtbild, aufgrund dessen einer erhöhten Sterblichkeit im kerntechnischen Anlagen gebracht Schlussfolgerungen über die mög- Landkreis Dillingen auszugehen. werden können. Bei anderen lichen Hauptursachen möglich Insgesamt sprechen diese Ergeb- Krebsarten gelten vor allem As- sind. Dabei ist zu bedenken, dass nisse gegen eine Verursachung pekte des Lebensstils als Risiko- auch mehrere Ursachen für das durch das Kernkraftwerk Gund- faktoren. Allerdings deutet der be- Phänomen der erhöhten Sterblich- remmingen, da sich dadurch die obachtete Geschlechtsunterschied keit im Landkreis Dillingen verant- bereits früher erhöhte Sterblichkeit bei der Sterblichkeit aufgrund von wortlich sein können. Wenn ein sowie die in den letzten Jahren zu Leukämien darauf hin, dass sie Erklärungsansatz als Hauptursa- beobachtende Annäherung an den nicht nur durch umweltbezogene che unplausibel erscheint, bedeu- bayerischen Durchschnitt nicht er- Faktoren erklärt werden kann. Zu- tet dies nicht zwangsläufig, dass klären lässt. Zudem müsste dann dem ist der Anteil der Sterblichkeit er überhaupt keinen Erklärungs- eine Häufung bestimmter Todes- durch Leukämien an der Gesamt- beitrag leistet. ursachen zu beobachten sein, de- sterblichkeit zu gering, um maß- ren Anzahl einen deutlichen Anteil geblich zur erhöhten Sterblichkeit Sterblichkeit, Todesursachen der Übersterblichkeit ausmacht. im Landkreis Dillingen beizutra- und Krebsmortalität Innerhalb des Landkreises Dillin- gen. gen zeigt sich zwar eine gewisse Die erhöhte Sterblichkeit im Land- Häufung hoher Sterberaten in den Insgesamt ist aufgrund dieser Er- kreis Dillingen zeigt sich in allen größeren Ortschaften an der Do- gebnisse davon auszugehen, dass Altersgruppen, bei beiden Ge- nau, die vom Kernkraftwerk Gund- Faktoren mit einer unspezifischen schlechtern und nahezu bei allen remmingen aus gesehen fluss- Breitenwirkung der Hauptgrund für Todesursachen. Die prozentuale abwärts liegen. Dies kann aber die erhöhte Sterblichkeit im Land- Abnahme der Sterblichkeit seit vielfältige Ursachen wie den Alten- kreis Dillingen sind. Dafür kommen 1983 entspricht aber in etwa der in oder Pflegeheimbesatz der Ge- vor allem die medizinische Versor- den Vergleichsregionen. Dabei meinden, die Struktur der Bevölke- gung sowie sozioökonomische As- fällt auf, dass sich die Sterblichkeit rung (Qualifikations- und Berufs- pekte in Frage. seit 2006 wieder deutlich an den struktur, Einkommen, etc.) oder bayerischen Durchschnitt angenä- ihre Lebensweise haben, die sich Medizinische Versorgung hert hat. Die Ursache dafür ist un- in größeren und kleineren Ge- klar. meinden unterscheiden können. Bei der Analyse der medizinischen Auf Grundlage dieser Ergebnisse Versorgung ergaben sich Hinweise Die Verteilung der Todesursachen ist es daher nicht gerechtfertigt, auf einige Probleme. In den Exper- ist unauffällig, d. h. die Sterblich- die höhere Sterblichkeit auf das teninterviews wurde auf die in der keit war für fast alle Todes- Kernkraftwerk zurückzuführen. Vergangenheit problematische Kran- ursachen erhöht. Die Ursache kenhausversorgung und evtl. längere bzw. die Ursachen für die erhöhte Bei der genaueren Analyse der Rettungszeiten hingewiesen. Eine Sterblichkeit müssen also eine un- Krebssterblichkeit zeigten sich bei Nachfrage beim Bayerischen

17

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

Staatsministerium des Innern hat qualifizierte Tätigkeiten. Darüber hin- nen Hinweise zu schlussfolgern, aber ergeben, dass im Landkreis Dil- aus liegen bei weiblichen Versicher- dass die Hauptursachen vermutlich lingen in 90 % der Fälle die 12- tenrentenzugängen im Landkreis Dil- in sozioökonomischen Faktoren und Minuten-Hilfsfrist eingehalten wird. lingen die Entgeltpunkte je ggf. auch in der medizinischen Ver- Dies schließt allerdings Versor- vollwertiger Beitragszeit ca. 8 Pro- sorgung zu sehen sind. gungsprobleme im Nachgang des zent unter dem Wert von Bayern, Rettungseinsatzes nicht aus. was auf ein unterdurchschnittliches Handlungsmöglichkeiten Einkommen in einer ähnlichen Grö- So belegt die Statistik eine unter- ßenordnung schließen lässt. Außer- Ziel des vorliegenden Berichts war durchschnittliche Arztdichte. Vor al- dem hat sich gezeigt, dass das Brut- einerseits die Zusammenfassung der lem zeigt sich im Landkreis Dillingen toinlandsprodukt (BIP) je Einwohner Analysen zur Sterblichkeit im Land- im Vergleich zu allen schwäbischen im Landkreis Dillingen vergleichswei- kreis Dillingen, die vom Bayerischen Landkreisen die geringste Verbrei- se gering ist. Staatsministerium für Umwelt und tung von Hausärzten. Seit 2003 gab Gesundheit (StMUG) bzw. dem Bay- es mit Ausnahme der Allgemeinärzte Auf Basis der Sterblichkeitsanalyse erischen Landesamt für Gesundheit aber Verbesserungen bei der Arzt- mit den Daten der GRV lässt sich und Lebensmittelsicherheit (LGL) in dichte, insbesondere bei Internisten schlussfolgern, dass ein gewisser Er- Auftrag gegeben wurden. Anderer- und Kinderärzten. klärungsbeitrag durch Verzerrungen seits sollte damit Öffentlichkeit her- in der Bevölkerungsstatistik zwar gestellt und ein Impuls für die Debat- Aus der Analyse der Versorgungsda- möglich ist, sich das Phänomen der te um die erhöhte Sterblichkeit ten ergab sich zum einen, dass es im erhöhten Sterblichkeit dadurch aber gegeben werden, deren Ziel nur die Landkreis Dillingen mehr Kranken- nicht erklären lässt. Auch ist es ins- Verringerung der erhöhten Sterblich- hausfälle gibt als in den Vergleichs- gesamt eher unwahrscheinlich, dass keit im Landkreis Dillingen sein kann. regionen, was ein Hinweis auf ein sich die erhöhte Sterblichkeit durch höheres Ausmaß ernster Erkrankun- den Alten- und Pflegeheimbesatz er- Auf Basis der Ergebnisse und der gen sein kann. Bei den zugehörigen klärt. Auch in anderen Landkreisen Größenordnung der beobachteten Diagnosen zeigten sich jedoch keine gibt es viele Alten- und Pflegeheim- Übersterblichkeit ist zu schlussfol- Auffälligkeiten. Analysen von AOK- bewohner und die Sterblichkeit im gern, dass der Blick dabei auch auf Daten zeigten weder im stationären Landkreis Dillingen ist in allen Alters- soziale und sozioökonomische As- noch im ambulanten Bereich Auffäl- gruppen erhöht. Für eine genaue pekte sowie die medizinische Ver- ligkeiten, die Aufschluss auf die Ur- Klärung müssten jedoch weitere Da- sorgung zu richten ist. Wenn die ge- sachen der erhöhten Sterblichkeit ten verfügbar sein. sundheitliche Situation verbessert geben können. werden soll, ist die Kenntnis von Un- Daneben konnte im Landkreis Dillin- terschieden in diesen gesundheit- Mögliche sozioökonomische gen ein höherer Anteil von erheblich lichen Rahmenbedingungen jedoch Ursachen und sonstige Be- übergewichtigen Kindern festgestellt nur ein erster Schritt. Ein Erfolg des funde werden als im bayerischen Durch- Projekts wäre es, wenn die Diskussi- schnitt. Daraus kann nicht auf die on über das Thema nicht bei den Er- Dass sozioökonomische Besonder- gesundheitliche Situation der älteren gebnissen stehen bleibt, sondern heiten des Landkreises eine Rolle für Generation geschlossen werden, es auch thematisiert wird, ob bzw. wie die erhöhte Sterblichkeit spielen, wird ist aber zumindest ein Hinweis da- Verbesserungen in diesen Bereichen der Tendenz nach durch einige Be- rauf, dass auch das gesundheitliche möglich sind. In jedem Fall muss die funde gestützt. Beispielsweise ist das Verhalten eine Rolle für die derzeit Angleichung der regionalen Sterb- Qualifikationsniveau im Landkreis erhöhte Sterblichkeit spielen könnte. lichkeit als ein langfristiges Ziel an- Dillingen etwas niedriger als in den Spätestens für die zukünftige ge- gesehen werden. Konkrete Maß- Vergleichsregionen. Der Berufsstruk- sundheitliche Situation und Sterblich- nahmen können sich erst mit tur der Rentenzugänge zufolge gibt keit ist dieser Befund aber von Be- deutlicher Zeitverzögerung auf die es im Landkreis Dillingen zudem vie- deutung. Sterblichkeitsrate auswirken. le Berufe mit hohen körperlichen Be- lastungen und etwas weniger hoch- Insgesamt ist aufgrund der gefunde- 18

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

7. Anhang

Abb. 7: Übersterblichkeit im Landkreis Dillingen im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt von 1983 bis 2009

20,0% Bayern 15,0% Baden-Württemberg 10,0% Schwaben 5,0% Augsburg

0,0% Dillingen

-5,0% Günzburg Donau-Ries -10,0% Heidenheim -15,0%

1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009

Quelle: Berechnung und Darstellung von INIFES nach Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung sowie des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg.

Abb. 8: Entwicklung des Bruttoinlandprodukts je Einwohner von 1992 bis 2008

40.000

35.000

30.000

25.000

20.000

15.000 1992 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Bayern Baden-Württemberg Schwaben, Regierungsbezirk Augsburg, Landkreis Dillingen a.d.Donau, Landkreis Günzburg, Landkreis Donau-Ries, Landkreis Heidenheim, Landkreis

Quelle: Darstellung von INIFES nach Zahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder.

19

Kommunaler Gesundheitsbericht: Sterblichkeit im Landkreis Dillingen a. d. Donau

Tab. 1: Krebsmortalität im Landkreis Dillingen a. d. Donau (Referenz: Schwaben)

Beobachtete Sterbe- Erwartete Sterbefälle je Übersterblichkeit je fälle je Jahr SMR Jahr (Ø Anzahl) Jahr (Ø Anzahl)

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Alle Lokalisationen ohne nichtmelanotischen Haut- 119,1 100,4 108,1 98,8 11,0 1,5 1,1 1 krebs Lippe, Mundhöhle und 3,5 1,1 4,1 1,0 -0,6 0,1 0,9 1,1 Rachen Magen 5,9 7,2 6,4 5,7 -0,5 1,5 0,9 1,2 Dickdarm und Rektum 19,7 12,4 15,1 13,3 4,7 -0,9 1,3 0,9 Bauchspeicheldrüse 6,5 7,0 6,3 6,9 0,1 0,1 1 1 Trachea, Bronchien und 25,8 7,1 22,3 8,1 3,5 -1,0 1,2 0,9 Lunge Melanom der Haut 1,7 1,6 1,5 1,3 0,2 0,4 1,1 1,2 18,6 18,4 0,3 1 Brustdrüse (nur Frauen) 1,5 1,5 -0,1 0,9 Gebärmutterhals 2,9 3,2 -0,3 0,9 Gebärmutterkörper 6,5 6,5 0,0 1 Eierstöcke 12,8 12,1 0,7 1,1 Prostata Niere 2,8 2,5 2,9 1,9 -0,1 0,5 1 1,2 Harnblase 3,5 2,3 3,1 1,9 0,4 0,4 1,1 1,1 Nervensystem 2,6 2,1 2,8 2,0 -0,2 0,1 0,9 1 Non-Hodgkin-Lymphome 2,9 2,5 2,7 2,9 0,3 -0,4 1,1 0,9 Leukämien 5,1 4,4 3,8 3,5 1,3 0,8 1,4 1,2 Quelle: Bayerisches Krebsregister, Berechnungen von INIFES.

20

www.landkreis-dillingen.de

Landratsamt Dillingen Große Allee 24 89407 Dillingen

Telefon: 09071 51-0 Telefax: 09071 51-101 E-Mail: [email protected]

Internet: www.landkreis-dillingen.de Druck: nur als download verfügbar