HESSEN SCHIENE Nr. 99 April - Juni 2015

• Taunusbahntunnel muss saniert werden • Elektrisch durch Bad Homburg? • HLB-Züge fahren bis Stadtallendorf 4:uzZKZ 04032 D: 2,80 Euro Seite 2

Karikatur: Jürgen Janson

Impressum Herausgeber Pro Bahn & Bus e.V. Erscheinungsweise: vierteljährlich Erhältlich bei den Bahnhofsbuchhandlungen Bad Redaktionell Friedrich Lang Kreuznach, Bad Nauheim, Darmstadt Hbf, Frankfurt verantwortlich [email protected] (M) Hbf, Frankfurt (M) Süd, Frankfurt (M) Höchst, Layout Jürgen Lerch Friedberg (Hessen), , Gießen, Göttin-gen, Hanau Hbf, Hbf, Kassel-Wilhelmshöhe, Kontakt Bahnhofstraße 102 Limburg, Koblenz Hbf, Mainz Hbf, Marburg, Offenbach 36341 Lauterbach (M) Hbf, Rüsselsheim, Wiesbaden Hbf Tel. & Fax (06641) 6 27 27 [email protected] Abonnement: Acht Ausgaben 18,00 Euro www.probahn-bus.org (Deutschland); 26,00 Euro (Ausland / Luftpost). AG Gießen VR 3732 Der Bezug ist für Mitglieder von Pro Bahn & Bus kostenfrei. Druck Druckhaus Gratzfeld, Butzbach Auflage 1400 Exemplare Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1. Dez. 2010 Mitarbeiter dieser Ausgabe: Hermann Hoffmann, Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmi- Friedrich Lang, Jürgen Lerch,, Horst Lorenz, Hans- gung des Herausgebers. Der Herausgeber ist Peter Günther, Michael Kolb, Michael Marinc, Jürgen berechtigt, veröffentlichte Beiträge in eigenen Schmied, Stefan Sitzmann, Lars Kühnemund, gedruckten und elektronischen Produkten zu Andreas Christopher verwenden und eine Nutzung Dritten zu gestatten. Eine Verwertung urheberrechtlich geschützter Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 01.06.2015 Beiträge, Abbildungen etc. ist unzulässig, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.

2 HS Nr. 99 Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Deutsche Bahn will auf Wachstumskurs gehen. Und das endlich auch in ihrem Kerngeschäft und nicht nur bei anderen Verkehrsträgern oder fernab von Deutsch- land. Bis zu 350 neue (oder reaktivierte) Regionalverkehrsstationen sollen weitere Fahrgastpotenziale erschließen. Im Fernverkehr sollen 20 bis 25 Bahnhöfe wieder zu Fernzughalten ausgebaut werden, darunter neben Großstädten wie Chemnitz und Heilbronn auch Mittelstädte wie Wetzlar und Siegen. Vom Halbstundentakt auf wichtigen ICE-Strecken ist die Rede und auch davon, dass Fernzugfahrten auch mit weniger als dreitägiger Vorverkaufsfrist wieder günstiger werden sollen. Die Deutsche Bahn scheint endlich einmal die richtigen Berater zu haben!

Einige Fragen bleiben offen. In Hessen kommt die Vorwärtsoffensive der Bahn zu einem Zeitpunkt, in dem die Aufgabenträger des Regionalverkehrs endlich daran gehen, ein landesweites Regionalexpressnetz („Hessenexpress“) mit annä- hernden Fernzugqualitäten aufzubauen. Dies geschieht ja nicht zuletzt vor dem Hintergrund des jahrzehntelangen Rückzugs der Bahn aus dem Fernverkehrs- markt abseits der ganz großen Magistralen.

Ein hohes Maß an Kooperation beim Fahrplan und auch beim Tarif ist ange- sagt, wenn das erweiterte Fernzugnetz der Deutschen Bahn neben dem RE-Netz in Hessen, Rheinland-Pfalz und anderswo erfolgreich sein will. Eine Situation wie auf der Main--Bahn, wo der Intercity zwischen Gießen und Frankfurt den regionalen Mittelhessen-Express regelmäßig in langsamere Fahrplanlagen ver- drängt und der Fernzug für die allermeisten Kunden wegen inkompatibler Tarife dennoch keine Alternative darstellt, darf sich anderswo nicht wiederholen.

Halbstundentakt auf großen Strecken und IC-Halte auch in Mittelstädten – das klingt sehr nach der Schweiz als Vorbild. Nichts liegt näher, als auch die vorbildli- che Kooperation der Schweizer Bundesbahnen SBB mit den Schweizer Verkehrs- verbünden in Tariffragen als Vorbild zu nehmen. Beim südlichen Nachbarn kann fast jeder Zug mit fast jedem Fahrschein genutzt werden, und auch die Angebote für tägliche Nutzer wie das Generalabonnement sind stimmig. Konkurrenz- situationen zwischen Nah- und Fernverkehr gibt es nicht, weil der Fernzug fast immer auch der „schnelle Teil“ des regionalen Grundangebotes ist. DAS ist unser Vorbild, DA wollen wir hin!

Wolfgang Klapdor, Vorsitzender Pro Bahn & Bus e.V.

HS Nr. 99 3 Buchfahrplan

Pinwand ...... 4 Tipps und Infos ...... 6

Verkehrserschließung im Bergpark Wilhelmshöhe ...... 7 20 Jahre Straßenbahnen auf Eisenbahngleisen in ...... 10

Änderungen bei den Buslinien im Raum Fulda ...... 14 Bildervergleich Früher / Heute am Beispiel Lauterbach-Süd ...... 7

HLB-Züge fahren bis Stadtallendorf...... 18 Vogelsbergbahn: Viele Verspätungen und zu kurze Züge ...... 20 Seilbahn Marburg: Konzeptstudie liegt vor ...... 21 Bad Laasphe zum kundenfreundlichsten Bahnhof Südwestfalens gewählt...... 22 Marburger Bahnhofsvorplatz nach Modernisierung fertig gestellt...... 24 Taunusbahntunnel bei Hasselborn muss saniert werden ...... 27

Elektrifizierung der Bad Homburger Stadtbusse und der Taunusbahn ...... 29 Ausbau der Main-Weser-Bahn im Schneckentempo ...... 34 Wann rollen wieder Züge über die Eiserne Hand? ...... 36

Umfangreiche Investitionen in Hessen geplant ...... 39 Was bringt die DB-Kundenoffensive für Hessen? ...... 42

Reisetipp: Frankfurter Tag der Verkehrsgeschichte ...... 44

Streckentelegramm ...... 46 Schlusslicht ...... 50

Titelbild: Im BW Hanau treffen eine Dampflok und ein durchfahrender ICE aufeinander. Am Frankfurter Tag der Verkehrsgeschichte (dieses Jahr am 14. Juni) sind solche Bilder wieder möglich. Rückseite: Blick in den Bahnhof Altenbauna. Links ist die Anschlussbahn des VW- Werks zu erkennen, rechts die nach Baunatal und weiter nach Naumburg führende Stammstrecke der Kassel-Naumburger Eisenbahn. Foto: Friedrich Lang Alle Fotos ohne Namensnennung: Jürgen Lerch

4 HS Nr. 99 Pinwand

Unsere Treffen vor Ort: Pro Bahn & Bus e.V. ist Mitglied im Deutschen Bahnkunden-Verband e.V.

Regionalverband Mittelhessen Unsere Aktiven vor Ort: Regionalleiter Jürgen Lerch Bismarckstraße 3, 35510 Butzbach Telefon (0 60 33) 1 60 47 Regionalverband Nordhessen [email protected] Regionalleiter Hermann Hoffmann Postfach 10 29 40, 34029 Kassel Regionalverband Rhein-Main Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9 Regionalleiter Gernot Hornik Feldgasse 5, 65510 Hünstetten Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Schienenverkehrs im Raum Marburg e.V. (AFS) [email protected] 1. Vorsitzender Michael Marinc Stadtgasse 27, 35216 Biedenkopf Bereich Südhessen und Rheinhessen Telefon: ( 0 64 61) 51 01, Fax: (0 64 61) - 92 39 71 Ansprechpartner: Wolfgang Klapdor [email protected] Zeppelinstraße 16, 67578 Gimbsheim Telefon 0177 788 118 2 Regionalverband Osthessen e.V. [email protected] Regionalleiter Marc Lerch Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach Zentrale, Geschäftsstelle Lauterbach Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach [email protected] Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 [email protected]

HS Nr.99 5 Tipps und Infos

Als Fahrgast in den Fängen Nahverkehr bei Straßenbau-Maß- von „Hessen-Mobil“ nahmen häufig igno- (fl) Seit August 2014 hat der mit ca. 2600 riert werden. Eine Einwohnern zweitgrößte Solmser Stadtteil Intervention der Oberbiel „bis auf Weiteres“ einen Groß- Stadt Solms blieb teil seines Bus-Linienverkehrs verloren. bislang ohne Erfolg. Normalerweise bedient werktags die Linie 125 Wetzlar-Beilstein den Ort in beiden Deutsche Bahn plant Fahrtrichtungen mit drei Haltestellen, er- gänzt um zweistündliche Fahrten der Li- Stationsoffensive nie 185 Wetzlar –Braunfels sowie um die (jl) Angesichts der Fernbuskonkurrenz legt vorrangig dem Schülerverkehr dienende die Deutsche Bahn den Vorwärtsgang ein. Linie 120. Seit dem letzten August funkti- Sie möchte in den nächsten Jahren rund 350 oniert nur noch die Fahrtrichtung Wetzlar Haltepunkte und Bahnhöfe neu eröffnen, – Beilstein/Braunfels uneingeschränkt. In an denen ein entsprechendes Fahrgast- der Gegenrichtung wird nur noch eine ein- potenzial besteht. Rund zwei Millionen zige peripher am Ortsrand gelegene Er- Bundesbürger bekämen einen Bahnan- satzhaltestelle von der Linie 125 angedient. schluss für Regionalzüge in ihrem Wohn- Die Linie 185 und damit etwa ein Drittel gebiet, falls alle Stationen gebaut würden. des Fahrtenangebotes nach Wetzlar entfällt Auch Gewerbeareale, Hochschulen, Ein- ganz und nur die Schülerlinie 120 fährt kaufszentren, Schwimmbäder und Kran- ohne Einschränkung. kenhäuser sollen besser für den Schienen- verkehr erschlossen werden. Die Stationen Hintergrund sind die laufenden bezie- sollen zumeist in kleinen oder mittelgroßen hungsweise auf Grund von Rechtsstreitig- Städten und auf dem Land liegen. keiten stagnierenden Bauarbeiten zum Ausbau der Bundesstraße 49. Um eine fer- Welche Stationen in Hessen in Frage tige Teilstrecke in Betrieb nehmen zu kön- kommen, hält die Bahn noch unter Ver- nen, hat die Straßenbauverwaltung „Hes- schluss. Der aufwändige Auswahlprozess sen-Mobil“ die Zufahrt aus Richtung beruht auf Simulationsrechnungen sowie Oberbiel nach Wetzlar gesperrt. Zunächst einer Grob- und Feinanalyse. Zum Zuge hatte „Hessen-Mobil“ die Zusage zum Bau kommen Haltepunkte, die deutlich mehr einer vorübergehenden Ersatzlösung ge- Einnahmen von neuen Bahnkunden brin- geben, diese aber nach wenigen Wochen gen als der Bau und Unterhalt der Statio- widerrufen. Die Mehrkosten für eine nen kostet. So sollen sich die Investitionen Schleifenfahrt der Buslinien durch Ober- von im Schnitt zwei Millionen Euro pro biel in Höhe von ca. 8.000 Euro pro Mo- Haltestelle schnell amortisieren. Die DB nat will das ehemalige Straßenbauamt aber geht davon aus, dass jede neue Station auch nicht übernehmen. Die Situation ist durchschnittlich 350 neue Fahrgäste pro Tag ein ganz schlechtes Beispiel dafür, wie die und 300 000 Euro Einnahmen im Jahr Interessen der Kunden im öffentlichen bringt.

6 HS Nr. 99 Nordhessen aktuell

Verkehrserschließung im Bergpark Wilhelmshöhe Förderverein Neue Herkulesbahn drängt auf Verhandlungen (hh, fl) „Um der Verkehrsprobleme im Bergpark Wilhelmshöhe Herr zu werden, muss die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 als Herzstück einer touristischen Erschließung des Weltkulturerbes jetzt endlich vorangetrieben werden“, sagt Wolfgang Kann, Vorstandsmitglied des Fördervereins Neue Herkulesbahn. Jahr für Jahr werden in Kassel dank des UNESCO-Welterbeprädikats immer neue Tourismusrekorde erzielt. Kehrseite dieses Erfolgs sind wachsen- ten und Naherho- de Autoschlangen, die sich durchs Druseltal lungssuchende in den quälen und einen Parkdruck erzeugen, der Bergpark. „Wer sich die Erlebnisqualität des Kasseler Wahrzei- bei den Besucherpro- chens doch sehr beeinträchtigt. gnosen um den Fak- tor 10 verschätzt, hat Als der Magistrat 2010 das Gesamter- natürlich auch nicht schließungskonzept für den Bergpark ver- die Verkehrsinfra- abschiedete, gingen die Verkehrsexperten struktur auf diesen Boom ausgerichtet, der von einem Besucherzuwachs von maximal dauerhaft auf hohem Niveau bleiben wird“, 30 Prozent in den kommenden zehn Jah- so Wolfgang Kann. Der Besucheransturm ren aus. Tatsächlich verdreifachte sich laut deutet gleichzeitig das enorme Fahrgast- Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) potenzial für die Straßenbahn an, das die Zahl derer, die die Wasserspiele besu- derzeit völlig brach liegt, weil Stadt und chen, und auch außer- halb der Sai- son und selbst im Winter kommen viel mehr Touris-

Heute kann man mit der Tram nur bis zur Station Wilhelmshöhe unterhalb des gleichnamigen Schloss fahren Foto: Dr. Heribert Menzel

HS Nr. 99 7 Nordhessen aktuell

Endstation Herkules der ehemaligen Herkulesbahn am 13. März 1965. Der Triebwagen TW15 setzt gerade um, während die Ausflügler zu einem Spaziergang in den Bergpark aufbrechen

Foto: Dr. Heribert Menzel

Land sich nicht den großen Wurf zutrau- Frankfurter Flughafen oder den Weiterbau en. der Autobahn A 44 kümmern, sondern könnte in Kassel modellhaft einen Impuls „Es sind jetzt genau vier Jahre vergan- für tatsächliche Nachhaltigkeit setzen. gen, seit die Kasseler Stadtverordneten- versammlung den Magistrat beauftragt hat, „Mit der Herkulesbahn werden jedes mit dem Land Hessen über die Finanzie- Jahr mehr Menschen zum Wahrzeichen rung einer Herkulesbahn zu verhandeln“, Kassels fahren als Passagiere von Kassel- erinnert Kann. In diesen vier Jahren ha- Calden je fliegen werden“, sind die Mitglie- ben die Blechlawinen viel Feinstaub und der des Fördervereins überzeugt. Eine Stickoxide, Staus und Lärm im schützens- Stadt, die einen so hohen Qualitätsan- werten Bergpark und im Kurbezirk Bad spruch an ihr kulturelles Angebot hat und Wilhelmshöhe produziert. sich ehrgeizig anschickt, Kulturhauptstadt Europas werden zu wollen, sollte ebenso „Warum aber nutzt ein grüner Stadt- beherzt die Vision der Wiederbelebung der baurat nicht die historisch einmalige politi- Herkulesbahn zur verkehrlichen Erschlie- sche Konstellation, um mit dem grünen ßung des weltweit einzigartigen Bergparks Verkehrsminister in Wiesbaden darüber zu angehen. sprechen, wie es gelingen kann, das groß- Wildes Parken am Herkules soll artige hessische Weltkulturerbe in Kassel eingedämmt werden mit einem maßgeschneiderten ÖPNV-An- gebot umweltfreundlicher als bisher zu er- Im vergangenen Jahr hatten die Muse- schließen?“ kritisiert der Förderverein. umslandschaft Hessen Kassel (MHK), die Verkehrsminister Tarek Al Wazir müsste Stadt Kassel mit Kassel Marketing und die sich einmal nicht nur um Lärmpausen am Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) ein

8 HS Nr. 99 Nordhessen aktuell

Der Bergpark Wilhelmshöhe hat seit Ausweisung als Unesco-Weltkulturerbe stark steigende Besucherzahlen

Konzept für den ausufernden PKW-Ver- kehr rund um den Herkules erstellt. In der Saison 2015 treten einige Neuerun- gen in Kraft. Demnach bewirtschaftet die Stadt Kassel ab 1. Mai die Parkplätze der MHK gemeinsam mit den öffentlichen Parkplätzen der Stadt Kassel entlang der K6 (Herkules-Zufahrtsstraße). tätseingeschränkte Fahrgäste vorgesehen Im Bereich des Parkplatzes Ochsenallee und soll für diese und Begleitpersonen, die und in der Nähe des Schlosses wird die sich entsprechend ausweisen können, kos- städtischeVerkehrsüberwachung künftig tenlos sein. Alle anderen Fahrgäste zahlen gegen das „Wildparken“, das vorzugsweise zwei Euro pro Person und Fahrt. entlang von Straßen und Gehwegen statt- fand, besser durchgreifen. Die StVO-Be- Pro Bahn & Bus unterstützt die Neue schilderung entlang des Schlossplateaus Herkulesbahn und tritt Argumenten wird überarbeitet, um den Besuchern entgegen, wonach sich der Straßenbahn- möglichst auf den ersten Blick deutlich zu betrieb wegen der starken Saison-Abhän- machen, dass in dem gesamten Bereich gigkeit angeblich nicht rechnet. Auf der zu entlang der Straße - während der Tage der verlängernden Linie 3 werden Fahrzeuge Wasserspiele - ein absolutes Halteverbot eingesetzt, die ansonsten am Wochenende besteht und Parken nur auf den ausgewie- stillstehen. Dabei kommen gegenüber dem senen Parkplätzen gegen eine Gebühr mög- Bus deutlich kapazitätsstärkere Fahrzeuge lich ist. zum Einsatz, die sich zudem noch dem Bedarf anpassen lassen. Denn die Kasseler Ein neues Kombi-Tagesticket gilt an den Verkehrsgesellschaft nutzt auch Triebwagen Wasserspieltagen zwischen Mai und Okto- in Doppeltraktion und in Kürze auch ber von 10.00 bis 16.00 Uhr und kostet sie- wieder Straßenbahnanhänger. Eine Seil- ben Euro pro PKW. Mit dem neuen Park- bahn oder eine andere vom Straßenbahn- ticket können die Besucher die Busse der netz isolierte Verkehrslösung hätte mit Si- Kasseler Verkehrsgesellschaft kostenlos cherheit höhere Fixkostenanteile als eine nutzen, die den Parkplatz mit dem Be- Straßenbahnstrecke, selbst wenn diese nur sucherzentrum am Herkules mit der End- saisonal stark nachgefragt wird. Genauen haltestelle Wilhelmshöhe verbinden. Der Aufschluss über die finanzielle Zuwen- bereits in der vergangenen Saison von der dungsfähigkeit für die Neue Herkulesbahn MHK zusätzlich angebotene parkinterne muss – wie bei anderen Großprojekten Shuttlebus fährt auch in diesem Jahr wieder. auch – eine formale Nutzen-Kostenunter- Der Niederflurbus ist vor allem für mobili- suchung bringen.

HS Nr. 99 9 Nordhessen aktuell

20 Jahre Straßenbahn auf Eisenbahngleisen in Baunatal (fl) Vor 20 Jahren, zum Fahrplanwechsel im Mai 1995, verlängerte die Kasseler Verkehrsgesellschaft KVG ihr Straßenbahn-Streckennetz bis nach Baunatal- Großenritte. Mit der Inbetriebnahme dieser quer durch Baunatal verlaufenden Tramstrecke wurde erstmals in der Region Kassel die Systemgrenze zwischen Straßenbahn und Eisenbahn überwunden, lange bevor der einprägsame Begriff „Regiotram“ für das später auf Strecken der Deutschen Bahn ausgedehnte Regi- onal-Stadtbahnsystem eingeführt wurde. Wegen des Pioniercharakters der Bauna- des Kasseler Straßenbahnnetzes. In Etap- taler Regional-Stadtbahn für Hessen und pen wurde Anfang der 1990er Jahre eine darüber hinaus wird in diesem Artikel die Verbindungsstrecke entlang der Alten- Strecke etwas genauer vorgestellt. Hessen- baunaer Straße bis in die Nähe des Bahn- weit betrachtet gebührt nach Ansicht des hofs Altenbauna der Kassel-Naumburger Autors allerdings der Frankfurter Lokal- Eisenbahn (KNE)eröffnet. Die Kassel- bahn AG das Verdienst, erstmals Straßen- Naumburger Eisenbahn führt von Kassel- bahn- und Eisenbahnbetrieb miteinander Wilhelmshöhe nach Naumburg. Bis 1977 verknüpft zu haben, wenngleich der Gü- wurde sie im Personenverkehr betrieben, terverkehr auf der heutigen Linie U3 in und dominierend war und ist aber der Güter- um Oberursel längst Geschichte ist. verkehr zum VW-Werk Baunatal.

Ausgangspunkt der Strecke in die noch Zwar endet der Güterverkehr heute am junge und vom Volkswagenwerk geprägte Bahnhof Altenbauna, dennoch wird auch Stadt Baunatal ist die Endstelle Mattenberg die weiter durch das Stadtgebiet von Baunatal führende Eisenbahnstrecke regelmäßig von Eisenbahnfahrzeu- gen befahren, und

Der Straßenbahn- abschnitt endet im Bahnhof Großen- ritte, wo sich die Werkstatt der HLB befindet

Foto: Friedrich Lang

10 HS Nr. 99 Nordhessen aktuell

Seit Inbetriebnahme der Baunataler Regional-Stadtbahnstrecke wird die alte Endstelle am VW- Werk nur noch sporadisch befahren, vor allem um die Wendestelle Mattenberg in den Spitzenzeiten zu entlasten. Foto: Friedrich Lang zwar von den Museumszügen des sehr rüh- breite Spalte zwischen Tür und Bahnsteig- rigen Vereins Hessencourrier einerseits und kante aufgetreten. von den Überführungsfahrten von und zur Dazu schreibt das Planungsbüro KVC Lokwerkstatt der Hessischen Landesbahn – KVV Bau- und Verkehrs Consulting Kas- in Baunatal-Großenritte andererseits. sel GmbH, das seinerzeit mit der Planung Der Mischbetrieb auf 3,3 Kilometern betraut war: „Das Gros der Haltestellen be- Länge ab Altenbauna (Haltestelle VW- kam an den Einstiegstüren einen Bahn- Werk) machte eine Reihe von technischen steigvorbau vorgelagert, der nur zum Ein- Sonderlösungen nötig, die später teilweise und Aussteigen betreten werden darf. Die- auch auf der benachbarten Lossetalbahn se Tasche weist jedoch nur eine Höhe von übernommen wurden. Die Strecke durch 11,5 cm auf und kann deshalb nicht wirk- Baunatal wurde, ebenso wie die Lossetal- lich als barrierefrei bezeichnet werden. Aus bahn, dem Fahrzeugprofil der Kasseler Sicherheitsgründen mussten die Bahnsteig- Straßenbahn angepasst. Da die Straßen- vorbauten mit gelb-schwarzen Warn- bahnfahrzeuge mit 2,3 Metern Breite deut- schraffierungen versehen werden. Warn- lich schmaler sind als Eisenbahnen, muss- schilder weisen Fahrgäste zudem darauf te für die Stationen, und dort insbesondere hin, bei Güterzugdurchfahrten zurückzutre- für die Kreuzungsstationen, eine technische ten. Eisenbahnfahrzeuge dürfen diesen Lösung her. Ansonsten wären unzumutbar Haltestellenbereich zum Schutz der Fahr-

HS Nr. 99 11 Nordhessen aktuell

In Baunatal-Mitte ist gut die auf- wändige Gleis- konstruktion erkennbar, die dazu dient, Eisenbahn- fahrzeuge und schmalere Straßen- bahnen auf einer Trasse entlang des Bahnsteigs fahren zu lassen.

gäste nur mit 20km/h passieren. (…) An duktiven Zugsicherung ausgerüstet. Sicher der Haltestelle Baunatal-Stadtmitte wurde zur Freude der Baunataler Fahrgäste, denn einem Bahnsteig ein Vierschienengleis vor- die INDUSI wurde nur in neuere Fahrzeu- gelagert. Die Tram verschwenkt auf das ge vom Typ NGT8 bzw. 8NGTW einge- äußere Gleis um den Bahnsteig barriere- baut. Die alten Niederflurwagen vom Typ frei anzudienen; Eisenbahnfahrzeuge NGT6C, mit denen die Kasseler Verkehrs- wechseln auf die Innenschiene um den der gesellschaft Anfang der 1990er ebenfalls EBO (Eisenbahn Bau- und Betriebsord- Pionierarbeit leistete, und zwar bei der Ein- nung) gebührenden Abstand von 1,65 m führung von niederflurigen Straßenbahnen, von der Bahnsteigkante einzuhalten.“ gelangen heute nicht mehr nach Baunatal.

Anders als bei den Kasseler Regiotram- Schon bald nach Inbetriebnahme der Strecken oder auch beim „Karlsruher Mo- Tram durch Baunatal reichte die im 15- dell“ waren fahrzeugseitig kaum Extra- Minutentakt verkehrende Linie 5 nicht lösungen vorzusehen. Denn die Kassel- mehr aus. Der Einbau einer weiteren Naumburger Eisenbahn konnte auf der Kreuzungsmöglichkeit auf der einspurigen Mischverkehrsstrecke problemlos mit der Eisenbahnstrecke an der Haltestelle Klein- Straßenbahn-Regelstromversorgung von gartenverein machte die Führung der Li- 600V Gleichstrom elektrifiziert werden. nie 2 ab dem Jahr 1999 als zusätzliches Für Baunatal hat die KNE zwei Straßen- Verkehrsangebot nach Baunatal möglich. bahnwagen beschafft (Nr. 474/475, DÜ- Heute verstärkt die Linie 7 die Baunataler WAG 1994), die freizügig im Kasseler Stra- Stammlinie 5, eine Linie 2 gibt es nicht ßenbahnnetz eingesetzt werden. Seit Ende mehr im Kasseler Netz. Mit der Linie 7 2013 sind die nach Baunatal gelangenden bestehen direkte Verbindungen zum Fern- Straßenbahnwagen allerdings mit der In- bahnhof Wilhelmshöhe. Wenn beide Lini-

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Im Jahr 2006 fuhren die Nie- derflurtriebwagen vom Typ NGT6C noch bis nach Großenritte. Wegen fehlender Zugbeeinflussung dürfen sie heute nicht mehr über die EBO-Strecke fahren.

Foto: Andreas Christopher

en verkehren, was an Werktagen zur ten, wenn er wüsste, dass er Kaufungen, Hauptverkehrszeit der Fall ist, ergibt sich Helsa, Hessisch Lichtenau und Baunatal ein ungefährer 7,5 Minutentakt nach Bau- mit dem als schnell und komfortabel emp- natal. fundenem Markenprodukt „Regiotram“ erreichen kann. Fragen nach der Antriebs- Zentrale Umsteigehaltestelle in Bauna- art , dem Fahrzeugtyp oder der Betreiber- tal ist die Station Baunatal Stadtmitte, an gesellschaft, die bei der Benennung der welcher zahlreiche Stadt- und Regionalbus- Linien nach Melsungen, Hofgeismar, Wolf- linien anknüpfen. Die theoretisch denkba- hagen und aktuell noch Treysa als „Regio- re Weiterführung der Tram über Baunatal- tram“ eine Rolle gespielt haben mögen, Großenritte hinaus erscheint aufgrund der sind für die Fahrgäste nachrangig. Karls- dünnen Bevölkerungsdichte allerdings we- ruhe ist diesbezüglich konsequenter und nig realistisch. Diese Strecke bleibt wohl auf bezeichnet alle aus der Stadt hinausführen- Dauer dem ausgesprochen stilvollen den Linien einheitlich als „S-Bahn“. Als Museumszug „Hessencourrier“ vorbehal- Regiotram werden in Kassel nur die Lini- ten. en bezeichnet, die mit Fahrzeugen nach EBO (großes Lichtraumprofil) betrieben Etwas unverständlich ist, warum im werden und den Kasseler Hauptbahnhof Raum Kassel nur ein Teil der Regional- berühren. Die Linien nach Baunatal und Stadtbahnlinien als „Regiotram“ bezeich- die Lossetalbahn gelten dagegen als Stra- net wird. Auch die Tram durch Baunatal ßenbahnen und werden mit kleinem Licht- und vor allem die Lossetalbahn erfüllen das raumprofil betrieben. Profil einer Stadt-Umlandbahn nach Karlsruher Prägung. Dem Gelegenheits- fahrgast würde es mehr Orientierung bie-

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Änderungen bei den Buslinien im Raum Fulda (mk) Zum Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember hat sich im Landkreis Fulda einiges im ÖPNV geändert. Einige Buslinien wurden gestärkt und ausge- baut; diverse Anbindungen am Samstagnachmittag verbessert. Mit vier Fahrten- paaren im 2-Stunden-Takt werden jetzt auch an Sonn- und Feiertagen Hilders und Tann mit Fulda verbunden. Der erfolgreiche Rhön-Rad-Bus fährt Ein Ersatzangebot, wie zum Beispiel An- nun ganzjährig auch am Samstag. Manche ruf-Sammeltaxis, wird nicht angeboten. Linienverbindungen am Samstagnach- mittag wurden etwas verbessert. Insgesamt Dennoch ist der Ansatz, die stark fre- haben aber die Verbesserungen für viele quentierten Linien auszubauen und beizu- Ortschaften einen faden Beigeschmack. behalten, begrüßenswert. Leider werden Insbesondere im Raum Hünfeld sind viele auf den Linien 35 und 90, die am Wochen- Samstagverbindungen komplett gestrichen ende durch die Rhön fahren, jeweils nur oder gekürzt worden. Das zur Verfügung vier Fahrten je Richtung, angeboten. Die stehende Geld wurde von der zuständigen Linie 30 fährt am Samstag im Stundentakt lokalen Nahverkehrsgesellschaft (LNG und bietet sieben Fahrtenpaare bis Hilders, Fulda) einfach von schwach ausgelasteten Samstag und Sonntag vier Fahrtenpaare bis Linien auf stärkere Linien umgeschichtet. Tann. Das kleine Städtchen Tann wird samstags auch durch die Linie 20 über Somit haben Orte wie Michelsrombach, Hofbieber angebunden. Großenbach, Haselstein und Mackenzell am Samstag kein ÖPNV-Angebot mehr. Da es von April bis Oktober durchaus abends lang hell ist und man Touristen mit den neuen ÖPNV-Ange- boten ansprechen will, ist das Angebot mit vier Fahrtenpaaren kritisch zu bewerten, da die Linien 30 und 90 relativ zeitig am Nachmittag ihre letz- te Fahrt beginnen.

Von Fulda direkt auf die Wasserkuppe: Die Linie 35 machts möglich Foto: Michael Kolb

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Auf den Gipfeln der Rhön wird man mit schönen Fernblicken belohnt Foto: Michael Kolb Die Linie 35 fährt seit einigen Jahren im tober eine fünfte Verbindung um 18:05 Uhr regelmässigen Takt und wird gut genutzt. anbieten würde. Von Montag bis Sonntag bindet sie die Orte Dietershausen, Weyhers, Poppenhausen Nach der Abfahrt am ZOB fährt der und die Wasserkuppe an. Am Wochenen- Rhön-Rad-Bus, wie die Linie 90 auch ge- de fahren ab Fulda ZOB um 10:10, 12:10, nannt wird, direkt in Richtung Götzenhof, 14:10, 17:10 Uhr Busse, welche nach 50 Mi- wo einst die stillgelegte Bahn nach Hilders nuten die Wasserkuppe erreichen. Drei- fuhr. Auf der einstigen Bahnstrecke befin- zehn Minuten nach der Ankunft geht es det sich nun ein attraktiver Fahrradweg. Die wieder zurück Richtung Fulda. Buslinie folgt über Hofbieber, Langen- bieber, Kleinsassen bis Hilders diesem Die Linie 90 Fulda - Wasserkuppe - Gers- Bahn-Radweg. Ab Hilders fährt der Bus feld fährt in einem großen Rundbogen gen Süden und über Wüstensachsen, durch die Rhön. Sie verkehrt vom 1. Mai Wasserkuppe bis zum Endpunkt Bahnhof bis 3. Oktober neu Samstag und Sonntag Gersfeld. In Gersfeld besteht Umstieg auf (mit Fahrradanhänger, bisher nur am Sonn- die Rhönbahn. Fast zeitgleich zur Abfahrt tag). Ganzjährig fährt die Linie nun auch in Fulda fährt die Linie 90 auch mit vier am Samstag, aber dann ohne Anhänger. Ab Fahrtenangeboten in Gersfeld ab (zwei- Fulda ZOB um 10:05 im 2-Stunden-Takt bis stündlich von 10:09 bis 16:09 Uhr). Auch 16:05 Uhr. Es wäre attraktiver, wenn man hier böte sich ein fünfte Verbindung um für die Sommermonate von April bis Ok- 18:09 Uhr an. Der Bus ab Gersfeld fährt

HS Nr. 99 15 Osthessen aktuell

Zugeparkte Wendeschleife auf der Wasserkuppe

Foto: Michael Kolb

dieselbe Route zurück Richtung Hilders mus fördern will. Auch hier fehlt ein fünf- und Fulda. So ist beispielsweise ein Um- tes Fahrtenpaar. In Hilders besteht je nach stieg von der Rhönbahn mit Fahrtziel Zeitlage wieder die Möglichkeit, auf die Li- Wasserkuppe möglich. In Hilders besteht nie 90 in Fahrtrichtung Hofbieber oder in außerdem die Möglichkeit, auf die Linie 30 Richtung Wasserkuppe und Gersfeld Bahn- umzusteigen. hof umzusteigen. Bedauerlicherweise funk- tioniert der Umstieg am Sonntag nur vom Die neue Linienführung der Linie 30 1. Mai bis 3. Oktober. Am Samstag ist der führt am Wochenende, ganzjährig, über Umstieg ganzjährig möglich. Der Umstieg Hilders bis nach Tann. Der „Rundlauf“ der in Gersfeld, von und auf die Rhönbahn ist Buslinie 30 beginnt am Samstag in Tann- das ganze Jahr möglich. Insbesondere ist Günthers um 9 Uhr und am Sonntag- dies interessant, weil von Montag bis Frei- morgen in Tann an der Rhönhalle bereits tag die Linie 37 ab Gersfeld auch im Win- um 9:07 Uhr. Sonn- und feiertags sind es ter von und zur Wasserkuppe verkehrt. jeweils vier Fahrtenpaare je Fahrtrichtung. Letzte Abfahrt ab Tann in Richtung Fulda Die Rhönbahn fährt an Samstagen ist um 15:07 Uhr. Um 16:10 Uhr startet in weiterhin ganzjährig im 2-Stunden-Takt. Fulda die letzte Möglichkeit, um nach Für die Bahnlinie Fulda-Gersfeld ist an Hilders und Tann zu fahren. Um 17:05 Uhr Samstagen ein ganzjähriger Stundentakt ist Ankunft in Tann und Ende des „Rund- schon lange mehr als überfällig. Immerhin laufs“. fährt die Rhönbahn, an Sonntagen, ab Mai bis Oktober von 8 bis 18 Uhr im Stunden- Diese Fahrten sind als letzte Fahrten zu takt. früh angesetzt. Insbesondere da diees ÖPNV-Angebot hauptsächlich den Touris-

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Kommentar: Grundangebot auch am Wochenende vorhalten Insgesamt lässt sich ein Resümee ziehen, dass ernüchternd ist: Es ist gut, wenn das sonntägliche Busangebot in der Rhön verbessert und aufgewertet wird. Aber leider viel zu halbherzig und unvollständig. Warum fährt die Linie 90 nicht auch an Sonntagen ganzjährig? Für welche Touristen soll eine letzte Abfahrt um 15:07 Uhr ab Tann interessant sein? Auf anderen Linien wurden, wie etwa in Großen- bach oder Michelsrombach, die kompletten Samstagsverkehre ohne Ersatz gestrichen, weil diese Linien nicht genug frequentiert wurden.

Ursache und Kern allen Übels ist, wie überall, das liebe Geld. Offenbar steht der LNG Fulda zu wenig davon zur Verfügung. Und wieder ist es die Politik, die gefordert ist, dafür zu sorgen, dass das Leben auf dem Land auch ohne Auto attraktiv sein kann. Auf schwach frequentierten Linien sollte über Anruf- Sammel-Taxen-Angebote (AST) nachgedacht werden, wie dies auch im Vogels- bergkreis möglich ist.

Das Stichwort heißt Daseinsfürsorge für die kleinen Leute. Laut Grundgesetz hat jeder Bürger im Rahmen der Daseinsfürsorge ein Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse. Dies betrifft beispielsweise die medizinische Versorgung, Schwimmbäder, Kindergärten oder auch ausreichend Arbeitsplätze und ein angepasstes ÖPNV-Angebot, das es den Bürgern eben ermöglicht, diese Einrichtungen zu erreichen. Nur ist gleichwertig eben nicht gleich.

Michael Kolb

Einfahrt zum Lauterbacher Südbahnhof im Wandel der Zeit: Links 1988, rechts 2015. Während das Holzwerk nach einem Brand wieder aufgebaut wurde, ist die Bahnlinie verschwunden Fotos: Stefan Sitzmann

HS Nr. 99 17 Mittelhessen aktuell

HLB-Züge fahren bis nach Stadtallendorf Verlängerung bis Kassel angestrebt (jl) Eine Pressekonferenz in einem Triebwagen der Hessischen Landesbahn (HLB) veranstaltete die Fahrplaninitiative Main-Weser-Bahn im Takt am 17. Dezember 2014 im Bahnhof Stadtallendorf. Mit an Bord waren die Bürgermeister von Marburg (Franz Kahle), Kirchhain (Jochen Kirchner) und Stadtallendorf (Christian Somogyi) sowie HLB-Pressesprecherin Susanne von Weyhe. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezem- Regionalexpress fahren zu lassen. Ab ber verkehren drei Zugpaare der HLB über Treysa würden die gleichen Züge dann alle Marburg hinaus bis nach Stadtallendorf. In Halte bis Kassel bedienen. Zukunft könnte sich das Angebot noch wei- ter verbessern: Ab Dezember 2015 über- Dies hätte für die Fahrgäste mehrere nimmt die HLB die heutigen Regiotram- Vorteile: Kirchhain, Stadtallendorf, Neu- Verkehre zwischen Treysa und Kassel und stadt und Treysa würden stündlich mit setzt dabei die gleichen Triebwagen ein wie Regionalexpresszügen bedient. Und das auf der Strecke nach Frankfurt. Die vier Umsteigen in Treysa würde für viele Fahr- neuen fünfteiligen Triebwagen sollen im gäste entfallen, welche über Treysa hinaus Laufe des Jahres geliefert werden. Die Idee Richtung Nordhessen fahren möchten. Die ist, beide Streckenabschnitte mit einem Zug Fahrplaninitiative ist zuversichtlich, dass zu verknüpfen. Damit wäre es möglich, die der Vorschlag umgesetzt wird. Der Nord- HLB-Züge von Frankfurt bis Treysa als hessische Verkehrsverbund (NVV) ist

Freuen sich über die Ver- längerung nach Stadt- allendorf (v.l.n.r.): HLB- Pressesprech- erin Susanne von Weyhe, die Bgm. Christian Somogyi und Dr. Franz Kahle sowie unter dem HLB-Logo Bgm. Jochen Kirchner

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Mehrere Rollstuhlfahrer demonstrierten auf dem Nachbar- bahnsteig, dass sie auch mit den neuen HLB-Zügen mitfahren möchten

ebenfalls an einer Realisierung interessiert, Stadtallendorf in Zukunft nur noch an den weil dann in Treysa der heutige Umsteige- Gleisen 1 und 2 halten, wo der Zugang mit zwang von der Regiotram Richtung einem Fahrstuhl schon heute möglich ist. Marburg entfallen würde. Statt ursprüng- lich dreiteiliger Triebwagen hat man Der Fahrplanwechsel im Dezember ist fünfteilige bestellt, welche mit 285 Sitzplät- nach Beobachtungen der Initiative erfolg- zen rund 100 Sitzplätze mehr bieten. reich verlaufen, bestätigt auch durch posi- tive Rückmeldungen von Fahrgästen über Begleitet wurde die Pressekonferenz von die jetzt stündlich schnellen Züge zwischen einigen Rollifahrern auf dem Bahnsteig Marburg und Gießen. Gleis 1/2. Sie riefen „ Wir wollen auch mit- fahren!“ und machten damit auf den Miss- Enttäuscht ist Dr. Franz Grolig von der stand aufmerksam, dass der Bahnsteig Gleis Fahrplaninitiative hingegen vom Wegfall 3 in Stadtallendorf keinen mobilitäts- der Regionalbahn, welche in Marburg gerechten Zugang hat. Die HLB-Züge ste- bisher um 16.21 Uhr abfuhr: „Unsere Zäh- hen im Endbahnhof Stadtallendorf rund lungen haben ergeben, dass dieser Zug in eine halbe Stunde, bis sie wieder Richtung der Hauptverkehrszeit nachmittags die Frankfurt zurück fahren. Die Durchfahrts- meisten Ein- und Aussteiger an den gleise Gleis 1 und 2 dürfen nicht so lange Zwischenstationen hatte. Der Zug fuhr auch durch einen stehenden Zug blockiert wer- schon vor 2009, als die HLB-Züge noch gar den, weshalb die HLB-Züge auf Gleis 3 aus- nicht vorhanden waren“. Die Fahrplan- weichen müssen. initiative erwartet deshalb, dass der gut be- Sollte die Verlängerung nach Treysa und setzte Zug spätestens zum nächsten Fahr- Nordhessen kommen, würden die Züge in planwechsel wieder eingesetzt wird.

HS Nr. 99 19 Mittelhessen aktuell

Vogelsbergbahn Viele Verspätungen und zu kurze Züge (hl) Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014 setzten verstärkt Unregelmä- ßigkeiten auf der Vogelsbergbahn ein. Sie haben bis Anfang März (Redaktions- schluss) ein Maß erreicht, welches nicht mehr ohne Widerspruch hingenommen werden kann. So wird in der heimischen Presse berich- tet, dass im aktuellen morgendlichen Schülerverkehr nach Gießen immer noch - in unregelmäßigen Abständen - nicht ge- nügend Triebwagen eingesetzt werden (statt drei nur eine Einheit). In der Folge sind bereits ab Grünberg alle Plätze besetzt. Ab Reiskirchen geht nichts mehr, wie auch die Gießener Allgemeine am 15. Januar 2015 be- richtete. Die dazu fallweise angekündigten Begleitbusse ab Großen Buseck sind aber und es beginnt ein eingeschränkter Fahrgast- auch nicht immer vorhanden. Weitere er- wechsel. Fahrgäste, die die Verstärkung nut- satzlose Zugstreichungen in diesen Zeitlagen zen wollen, stehen verteilt hinter dem bereits sollen auch keine Seltenheit gewesen sein. eingefahrenen Zug und warten auf den In anderen Zusammenhängen wurde nächsten aufschließenden Triebwagen aus auch von vergessenen Halten berichtet (man den Abstellanlagen. Fällt dieser aus, dann kann nur hoffen, dass kein Signal überse- gibt es für die Wartenden weder Informati- hen wird). Im nachmittäglichen Feierabend- on über Lautsprecher noch über die An- verkehr vergeht kaum ein Tag, an dem die zeigetafel am Bahnsteig, bestenfalls über Züge aus Fulda pünktlich in Gießen eintra- Zugbegleiter, wenn diese überhaupt an Bord fen, 10 - 15 Minuten Verspätung sind schon sind. Ansonsten hat der Reisende das Nach- fast die Regel. Dass dadurch auch nicht sehen. immer die Anschlüsse in Gießen erreicht Die Vereinbarung aus dem Verkehrs- werden, soll lediglich am Rande erwähnt vertrag, dass in jedem Zug Zugbegleiter vor- werden. Um bei einigen nachmittäglichen handen sein sollen, wird genau so wenig Verbindungen in Richtung Fulda ein ausrei- erfüllt wie die Weitergabe von Unregelmä- chendes Platzangebot anzubieten, sollen die- ßigkeiten durch Lautsprecherinformationen se Züge planmäßig ab Gießen bis nach Als- im Zug. Nicht zu vergessen sind auch zahl- feld durch einen zweiten Triebwagen ver- reiche ersatzlose, nachmittägliche Zugaus- stärkt werden. Auf diese Verstärkung wird fälle der Verdichter nach Mücke. Alle diese auch immer auf der Anzeigetafel am Bahn- Missstände wurden inzwischen allen zustän- steig hingewiesen. Das Prozedere muss man digen amtlichen Stellen bekannt gemacht. sich folgendermaßen vorstellen: Der Zug aus Somit darf man gespannt sein, wann sich Limburg kommend fährt am Bahnsteig ein endlich diese Situation dauerhaft bessert.

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Seilbahn Marburg: Konzeptstudie liegt vor (fl) Eine Konzeptstudie im Hinblick auf die technische Machbarkeit einer Seil- bahn vom Marburger Kernstadtgebiet zum Uni- und Kliniksviertel Lahnberge hat das auf Seilbahnen spezialisierte Ingenieurbüro Arno Schweiger im Dezem- ber 2014 vorgestellt. Für das vor Ort Schadstoff-emissions- station am westlichen Lahnufer, einer freie Massenverkehrsmittel Seilbahn be- Bergstation an der Uni-Klinik und zwei steht in Marburg ein hoher Bedarf. Einer Zwischenstationen (Winkelstationen) am Prognose der ebenfalls mit der Verkehrs- Ludwig Schüler-Park sowie im Gebiet zwi- erschließung der Lahnberge beschäftigten schen Kaiser Wilhelm-Turm und dem Aus- Planungsgruppe Nord zu Folge werden im sichtspunkt Spiegelslust. Letztere Station Jahr 2020 am Uni-Standort Lahnberge hätte eine hohe touristische Bedeutung, 10.500 Menschen tätig sein, aufgeteilt nach denn von diesem Ort besteht ein phantas- Studierenden und Mitarbeitern. Die Klinik tischer Blick auf Marburg. Zwischen der bringt es auf weitere 4.500 Beschäftigte und Talstation und der ersten Zwischenstation 1.500 Besucher bzw. Patienten pro Tag. würde die Bahn ähnlich wie die Wupper- Insgesamt wird mit 46.600 Personen-Weg- taler Schwebebahn hängend an einem ho- strecken pro Tag gerechnet! rizontal verlaufenden Schienenweg fahren.

Die Seilbahn kann mindestens 2.000 Um das umweltverträgliche Massenver- Personen pro Stunde und Richtung beför- kehrsmittel, das zugleich Touristenattrak- dern. Bei der Trassenwahl sind Aspekte des tion ist, zu verwirklichen, bedarf es einer Stadtbildes, des Denkmalschutzes, des Na- Investition von rund 50 Millionen Euro. turschutzes und natürlich auch technische Die Seilbahn wird derzeit stark diskutiert, Parameter zu beachten. Die Schweiger-Stu- ein Bürgerentscheid erscheint wahrschein- die empfiehlt eine Variante mit einer Tal- lich.

Ähnlich der Koblenzer Buga-Seilbahn (Bild) ist in Marburg eine Seilbahn auf die Lahnberge geplant. Dank ebenerdigem Ein- und Ausstieg ist die Mitnahme von Fahrrädern oder Kinderwagen problemlos möglich

HS Nr. 99 21 Mittelhessen aktuell Bahnhof Bad Laasphe zum kundenfreundlichsten Bahnhof Südwestfalens gewählt (mm) An der Preisverleihung am 23. Februar 2015 im Bahnhof von Bad Laasphe nahm eine große Zahl von Vertretern aus Politik, den Verbünden und den Bahn- kundenverbänden, aber auch viele interessierte Reisende bzw. Bürger aus Bad Laasphe und Umgebung teil. Anwesend war auch die gesamte Führungsspitze der Kurhessenbahn. Die Jury bestand aus Vertretern des bäude war in die Jahre gekommen und nie- Arbeitskreises Schienenverkehr Süd- mand wusste, wie es weiter gehen sollte. westfalen, des Verkehrsclubs Deutschland Mit dem Kauf des Gebäudes durch die Stadt (VCD) KV Siegen-Wittgenstein/Olpe und Bad Laasphe waren die Voraussetzungen von Pro Bahn – Regionalverband Ruhr. für eine grundlegende Sanierung geschaf- Alle Redner betonten, dass der Bahnhof fen. Inzwischen entsprechen das Bahn- Bad Laasphe ein herausragendes Beispiel hofsgebäude, die Bahnsteige und der Gleis- für einen kundenfreundlichen Bahnhof ist bereich modernen Standards und Komfort. und Vorbildcharakter für weitere Bahn- hofserneuerungen besitzt. Reisende und Besucher können sich im Bistro der Kurhessenbahn mit Proviant ver- Er ist mittlerweile zu einem Schmuck- sorgen oder im schönen Ambiente des stück geworden, denn das alte Bahnhofsge- Gastbereiches mit Blick auf das Gleisfeld Der Bahnhof Bad Laasphe wurde vorbildmäßig entsprechend den heutigen Ansprüchen an einen kundenfreundlichen Bahnhof modernisiert Foto: Peter Stephan

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Freuen sich über die Auszeichnung: (v.l.n.r.):Walter Schindler (VCD), Otto Wunderlich (Arbeitskeis Schienenverkehr Südwestfalen), Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann, Joachim Kuhn (Leiter Kurhessenbahn), Andreas Müller (Landrat des Kreises Siegen Wittgenstein) sowie vom VCD Achim Walder und Günter Linde Foto: Peter Stephan und den Busbahnhof mit einer vielfältigen viel befahrene, angrenzende Bundesstraße Auswahl an Getränken und Verzehr ver- überqueren, um den Bus oder die Bahn zu weilen. Ein Fahrkartenkauf am Schalter ist erreichen. Der Bahnhofsvorplatz wurde während der erfreulich langen Betriebszei- barrierefrei gebaut, das Außengleis ist ten der Strecke möglich, auch ein Univer- ebenfalls barrierefrei über den vom Fahr- sal-Automat für die beiden sich in Bad dienstleiter gesicherten Zugang zu errei- Laasphe überschneidenden Verbünde chen, Blindenleitlinien verbinden Bus- (RMV und ZWS) und für das Netz der DB haltestellen, Bahnsteige und das Bahnhofs- steht überdacht am Hausbahnsteig jeder- gebäude. zeit zur Verfügung. Modern und funktionsgerecht, der Um- Neben dem Bahnhofsgebäude wurde bau ist gelungen, so lautet das Urteil. Auch auch das Bahnhofsumfeld völlig neu gestal- die vorgelegte Planungssumme von 4,2 tet: Übersichtlich und sicher, mit kurzen Mio. Euro wurde nicht überschritten, alle Wegen. Nach dem Verlegen der drei Gewerke wurden sach- und fristgerecht aus- Bahnhofsgleise konnten drei Bushalte- geführt. Für diese gute Leistung wurde der stellen direkt neben den Gleisen mit un- Kurhessenbahn, der Stadt Bad Laasphe, mittelbarem Zugang zur Bundesstraße neu dem Zweckverband Westfalen-Süd und den errichtet werden. Reisende, insbesondere ausführenden Firmen großer Dank ausge- die vielen Schüler, müssen nicht mehr die sprochen.

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Marburger Bahnhofsvorplatz nach Modernisierung fertig gestellt (js) Bereits mehrfach hat die Hessenschiene über den Umbau des Bahnhofes Marburg Lahn berichtet, der sich über einen langen Zeitraum hingezogen hat. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Bahnsteige und Unterführungen fer- tig gestellt werden konnten, wurde in diesem Jahr auch der Bahnhofsvorplatz seiner Bestimmung übergeben. In den zurückliegenden Wochen wurden noch die beiden Dächer der Bussteige aufgebaut. Die Bussteige befinden sich in Insellage hofstraße zum Busbahnhof fahren, oder mittig auf dem Bahnhofsvorplatz. Während von der neuen Kasseler Straße. Die Ver- die Busfahrgäste sich auf der mittleren In- bindung aus der Bahnhofstraße ist jedoch sel aufhalten, wird diese von den Stadt- für den Pkw-Verkehr gesperrt. Auch Rad- bussen umfahren. Beidseitig sind je drei fahrer dürfen aus der Bahnhofstraße oder Haltestellen angeordnet. Für den Fahrzeug- vom Krummbogen kommend zum Haupt- verkehr auf dem gesamten Bahnhofsvor- bahnhof fahren. Damit die Radfahrer auch platz gilt eine Höchstgeschwindigkeit von vom Bahnhof in die Innenstadt gelangen 20 km/h. können, wurde eigens eine Ein-Richtungs- Am Donnerstag, dem 12. Februar 2015 Ampel (für Radfahrer) über die Bahnhof- wurde der neue Busbahnhof seiner Bestim- straße/Ernst-Giller-Straße angelegt, um mung übergeben. Die Busse können, aus diese verkehrsreiche Straße sicher zu über- der Innenstadt kommend, von der Bahn- queren. Busverkehr an der Mittelinsel des neuen Busbahnhofs in Marburg. Im Hintergrund befindet sich das im letzten Jahr sanierte Empfangsgebäude. Foto: Franz Grolig

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Pkw-Wendeschleife mit Taxistand am Nordeingang des Marburger Empfangsgebäudes. 26. Februar 2015. Foto: Jürgen Schmied

Der Bahnhofsvorplatz wird im Uhrzei- len Jahren zusammen mit dem „grünen gersinn befahren, dadurch entsteht sozu- Ampelmann“ ertönt. sagen ein Linksverkehr. Nur so ist der Ein- Der Taxistand befindet sich jetzt in der stieg von der Mittelinsel in die Busse mög- neuen Kasseler Straße, vor der Zufahrt zum lich. Für die Buslinien in Richtung Bahnhof- Busbahnhof. Die Taxis warten in der straße, Krummbogen und Innenstadt wur- Wendeschleife auf Höhe des Nordeingangs de an der Ausfahrt des Busbahnhofs eine auf ihre Fahrgäste. Der Seitenstreifen in der eigene Ampel aufgestellt, die ausschließlich Neuen Kasseler Straße, der zuletzt als Bus- den Linienbussen der Stadtwerke Marburg haltestelle für Regionalbusse diente, steht und des Landkreises Marburg-Biedenkopf nun den Taxis als Parkstreifen zur Verfü- zur Verfügung steht. Die Fahrer fordern das gung. Die Wendeschleife dient auch als Grün-Signal mittels eines Transponders an. Kiss- and Ride-Platz. Eine weitere Besonderheit des Busbahn- Vor dem Haupteingang des Bahnhofs- hofes sind drei Fußgängerampeln, die spe- gebäudes erstreckt sich eine weitläufige Flä- ziell für blinde und sehbehinderte Men- che, die Fußgänger zum flanieren einlädt. schen einen sicheren Weg zur Mittelinsel Diese setzt sich in breiten Bürgersteigen auf ermöglichen. Durch Knopfdruck wird das beiden Außenseiten des Busbahnhofs fort. Signal an der Ampel angefordert, die nur Da diesen Bereich der Bahnhofstraße nur ein Rotlicht für Autofahrer anzeigen kann. noch der Stadtbusverkehr, der Pkw-Ver- Der Fußgänger erhält ausschließlich ein kehr zu den DB-Mitarbeiter-Parkplätzen akustisches Signal, das bei den Fußgänger- und der Anliegerverkehr zu den dortigen ampeln im Marburger Stadtgebiet seit vie- Geschäftshäusern passiert, ist der gesamte

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Der neue Busbahnhof mit Blick Richtung Innenstadt, im Hintergrund die Elisabeth-Kirche Foto: Franz Grolig Platz verkehrsberuhigt. Die Zufahrt zum den Bussteig A3 fahren die Linien 3, 5, 10, DB-Parkhaus erfolgt über die Straße 15 und 20, sowie der AST-Verkehr ebenfalls Krummbogen. Mit dem neuen Bahnhofs- in Richtung Innenstadt. Vom dahinter lie- vorplatz erhält die Stadt Marburg ein mo- genden Bussteig A5 verkehren die Linien dernes und übersichtliches Eingangstor. 61, 72, 76, 383, 481, 482 des Regional- Die Kosten für den Umbau des Bahnhofes verkehrs durch die Innenstadt. Auf der mit seinem Umfeld erreichten eine Höhe rechten Seite der Insel befindet sich der von etwa 30 Millionen Euro. Der Verkehrs- Bussteig B2 für die Regionallinien 61, 72, knotenpunkt wird täglich von rund 15.000 75, 76, 481, 482 und N8express, die Stadt- Menschen frequentiert. auswärts verkehren. Der Bussteig B4 (rech- Vor dem Haupteingang des Bahnhofs- te Seite, Mitte) dient den Linien 5, 11 und gebäudes befindet sich auf der linken Seite 14 in Richtung Marbach und Michelbach, der Insel der Bussteig A1. Von dort verkeh- während am Bussteig B6 die Stadtbuslinien ren die Stadtbuslinien 1, 2, 4, 6, 7 und E2 1, 3, 4, 7 und 19 in Richtung Uni-Klinikum in Richtung Innenstadt. Vom anschließen- und Wehrda abfahren. HESSENSCHIENE-ABO für 18 Euro 2 Jahre druckfrisch nach Hause

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Taunusbahntunnel bei Hasselborn muss saniert werden (fl) Der Hasselborner Tunnel, zwischen Grävenwiesbach und Hasselborn am nördlichen Ende der Taunusbahn gelegen, bereitet Probleme. Das Bauwerk be- darf einer grundlegenden Sanierung, die ersten vorsichtigen Schätzungen zu Folge zwischen 8 und 13 Millionen Euro kosten wird. Wegen der besonderen Eigentumsverhältnisse gestaltet sich die Finanzierung der Bauarbeiten schwie- rig.

Die Taunusbahn gehört seit dem Jahr kosten an dieser privaten Strecke keine 1989 dem Verkehrsverband Hochtaunus geregelten Zuschüsse seitens des Landes (VHT), einem kommunalen Zusammen- oder des Bundes vorgesehen sind. Der schluss des Hochtaunuskreises und seiner Lahn-Dill-Kreis, in dessen Bereich die Kommunen. Seit dem Jahr 1999, dem Jahr beiden nördlichsten Stationen Hasselborn der Reaktivierung der Teilstrecke Gräven- und Brandoberndorf der Taunusbahn lie- wiesbach-Brandoberndorf, beteiligt sich gen, äußerte in einer Pressemitteilung sein auch der Lahn-Dill-Kreis am VHT. grundsätzliches Interesse am Erhalt des Tunnels: Zwischen den beteiligten Gebietskörper- schaften und dem Rhein-Main-Verkehrs- ´Landrat Wolfgang Schuster, Mitglied im verbund wird derzeit über die Verteilung Aufsichtsrat des RMV und Heinz Schrei- der Kosten für die Sanierung diskutiert. Ein ber, Erster Kreisbeigeordneter und für den Problem besteht darin, dass für die Bau- ÖPNV zuständiger Dezernent, stellen übereinstim- mend fest: „Der Lahn-Dill-Kreis und die Ge- meinde Walds- olms werden sich intensiv da- rum bemühen, dass die Taunus-

Der Hasselborner Tunnel ist in die Jahre gekommen

Foto: Uli Erle

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Das Tunnelgewölbe ist so undicht, dass sich im Winter lange Eiszapfen bilden

Foto: Uli Erle

bahn mit Startpunkt Brandoberndorf dauerhaft und in vollem Umfang wei- tergeführt wird.“

Sie und Bürgermeister Bernd Heine sehen das Land bzw. den RMV (re- gionaler Aufgabenträger für die Strecke Brandoberndorf-Friedrichs- Der Hasselborner Tunnel ist in die dorf-Frankfurt) in der Pflicht, einen Groß- Jahre gekommen teil der anfallenden Kosten für die Sanie- rung des Hasselborner Tunnels zu überneh- Erbaut von 1910 bis 1912, verband der men. Kreis und Gemeinde sowie der Hasselborner Tunnel Grävenwiesbach und Verkehrsverband Hochtaunuskreis würden Hasselborn über 70 Jahre lang. Der Ver- über den verbleibenden Finanzierungsteil kehr auf der Strecke wurde 1985 von der sprechen müssen.´ Deutschen Bundesbahn eingestellt und so- mit auch der Tunnel stillgelegt. Er wurde Der RMV entgegnete bereits, er be- 1998 wieder geöffnet und für die Taunus- trachte sich eher als Mieter im Tunnel. Es bahn von Grävenwiesbach nach Brand- beginnt also ein Poker um die Kostenan- oberndorf genutzt. Der Hasselborner Tun- teile bei dem Millionenprojekt. Einige po- nel ging 1999 in das Eigentum des Ver- litische Splitterparteien sprechen auch von kehrsverbandes Hochtaunus über. einer Aufgabe des Schienenverkehrs im Tunnel und der Umstellung auf Bus-Ersatz- Doch „Zwangspausen“ und der Zahn verkehr. der Zeit sind am Hasselborner Tunnel nicht spurlos vorbeigegangen. Schäden am Tun- Aktuell sind es ca. 500 Fahrgäste, die nel sind seit langem bekannt, viele Kubik- täglich aus dem südlichen Lahn-Dill-Kreis meter Wasser strömen täglich durch die ins Rhein-Main-Gebiet nach Frankfurt pen- Decke in den Tunnel. Nach einer Untersu- deln. Die Zahl mag gering erscheinen, die chung von 2012 für die dringend notwen- Prognose für den Reaktivierungsabschnitt dige Sanierung des Hasselborner Tunnels Grävenwiesbach – Brandoberndorf lag in im Streckenabschnitt zwischen Gräven- den 1990er Jahren aber sogar bei nur 300 wiesbach und Brandoberndorf fallen Kos- Fahrgästen. ten in Millionenhöhe an.

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Gunter Mackinger zu Gast in Bad Homburg Elektrifizierung der Bad Homburger Stadtbusse und der Taunusbahn (fl) Am 11. März 2015 fand in Bad Homburg eine Podiumsdiskussion zum Thema „Elektrifizierung der Bad Homburger Stadtbusse und der Taunusbahn“ statt. Eingeladen hatte die Fahrgast-Lobby Hochtaunus in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der Initiative Arbeit und Leben von DGB und VHS, dem Fahrgastverband PRO BAHN sowie den Gewerkschaften EVG und Ver.di. Hauptredner war der langjährige Ver- Weitere Podiums- kehrsdirektor der Salzburg AG, Kommer- teilnehmer der Veran- zialrat Gunter Mackinger. Als Verkehrs- staltung waren Bad direktor hatte Gunter Mackinger den Salz- Homburgs Oberbür- burger Verkehrsbetrieb auf einen stetigen germeister Michael Expansionskurs gebracht. Vor allem der Korwisi, Professor kontinuierliche Ausbau des Salzburger Trol- Walter Söhnlein und leybus-Systems, die Modernisierung und Er- Bernd Vorlaeufer-Germer von der Fahr- weiterung der Salzburger Lokalbahn und die gast-Lobby Hochtaunus und der Geschäfts- Revitalisierung der Pinzgauer Lokalbahn führer des Verkehrsverbandes Hochtaunus, brachten ihm international eine hohe Aner- Frank Denfeld. kennung bei. Heute arbeitet Gunter Mak- kinger bei der A.S.S. experts kurz ges.m.b.H. Gunter Mackinger stellte die geschicht- als Berater für Verkehrsprojekte. liche Entwicklung der verschiedenen elek- trischen Stadtverkehrsmittel wie Straßenbahn und Trolley- bus (O-Bus) dar und ging auf zahlreiche aktuelle Anwendun- gen ein. Mackinger plädierte dafür, die Systemgrenzen zwi- schen Eisenbahn und Straßen-

Noch vermittelt die Gmundener Straßenbahn das Fahrgefühl der 1950er Jahre. Damit ist bald Schluss, denn mit dem Bau der Verbindungsstrecke zur Lokalbahn Gmunden - Vorchdorf wird auch der Wagenpark verjüngt. Foto: Friedrich Lang

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Exquisite Bäderarchitektur und ein vor Ort emissions- freies Trolleybus- System - in Bad Homburgs Partner- stadt Marienbad passt das gut zusammen. Das kantige Fahrzeug vom Typ Skoda 14Tr verkehrt heute nicht mehr, es wurde durch zeitgemäße Niederflur- Trolleybusse ersetzt.

Foto: Friedrich Lang bahn zu überwinden und die beiden Ver- Straßenraum als Argument herhalten. kehrsmittel ihren Stärken entsprechend zu Gmund verlor seinen Innenstadt-Abschnitt kombinieren. im Jahr 1975 wegen des stetig ansteigen- Ein aktuelles Beispiel ist die Ver- den Autoverkehrs. knüpfung der städtischen Straßenbahn im Die oberösterreichische Stadt konnte oberösterreichischen Gmund mit der aber im Dezember 2014 den ersten Ab- meterspurigen Eisenbahn Gmund–Vorch- schnitt einer neuen Innenstadtquerung in dorf. Eine rund 650 Meter lange Neubaus- Betrieb nehmen, während es beim Bad trecke ermöglicht künftig den Übergang der Homburger U2-Lückenschluss vom Vorort Regionalzüge auf die städtische Straßen- Gonsenheim zum Bahnhof immer neue bahn und umgekehrt. Es entsteht ein Sys- Diskussionen und Verzögerungen gibt. tem „aus einem Guss“ mit hochmodernem Eine über den Bahnhof hinaus gehende Fahrzeugpark und optimaler Innenstadt- Wiederanbindung der Bad Homburger In- Anbindung, noch dazu in einem sensiblen nenstadt an die Schiene liegt ferner denn historischen Umfeld. je! Die Parallelen zu Bad Homburg sind Mackinger nannte zahlreiche Fakten zu augenfällig und wurden auch von Mackin- elektrischen Stadtbussen und erteilte ger angesprochen. Ebenso wie in Bad Batteriebussen eine deutliche Absage. All- Homburg wurde auch in Gmund der wich- eine die Oberleitung biete eine kontinuier- tigste Innenstadt-Abschnitt der städtischen liche und wirtschaftliche Stromzuführung. Straßenbahn vor rund 40 Jahren dem Au- Denkbar seien allerdings Kombinations- toverkehr geopfert. In Bad Homburg muss- modelle, wobei der Anteil der unter Fahr- te 1971 der Umbau der Straßenbahn zur leitung zurückgelegten Strecke nach derzei- U-Stadtbahn mit der angeblichen Unver- tigem Stand der Technik zwischen Zwei- einbarkeit von Hochbahnsteigen im dritteln und Dreivierteln der Gesamtstrecke

30 HS Nr. 99 Rhein-Main aktuell betragen müsse, damit die Batterien wirt- Batteriebus-Modelle seien das Ergebnis ei- schaftlich aufgeladen werden können. Gen- ner in Sachen E-Mobilität hoch motivier- auen Aufschluss darüber solle ein aktuel- ten und entsprechend subventionsfreu- les Projekt in der Trolleybus-Stadt Esslingen digen Politik. am Neckar geben. Immerhin ermögliche Oberbürgermeister Korwisi sagte, die die Kombination der beiden Systeme die Einrichtung eines Trolleybus-Systems sei fahrleitungsfreie Fahrt durch sensible für Bad Homburg keine Option. Er ließ sich Innenstädte. auch von Mackingers Seitenhieb nicht be- Die Elektrifizierung städtischer Buslinien eindrucken, wonach gerade in Bad Hom- lohnt sich laut Mackinger ungefähr ab vier burgs Partnerstadt Marienbad diejenige Gelenkbusfahrten pro Stunde (15-Minuten- Partei gewählt worden sei, die sich für den takt) oder ab sechs Solobusfahrten (10- Erhalt des Trolleybusses einsetzt. Gleich- Minutentakt). Auch für die Elektrifizierung wohl macht sich auch Korwisi in Bad von Regionalbahnstrecken nannte Mackin- Homburg Gedanken über die Antriebsart ger eine interessante Kennziffer. Im der künftigen Stadtbus-Flotte. Da bei den Stundentakt amortisierten sich die Kosten Dieselbussen, auch bei den Euro-6-Model- für den elektrischen Betrieb in 12 Jahren, len, die Feinstaubbelastung im Vorder- beim Halbstundentakt binnen sechs Jahren. grund stehe, denke man über Erdgasbusse Interessant waren Mackingers Ausführun- in der Kurstadt nach. Gunter Mackinger gen zu den Batteriebussen: „ Wenn sich der rechnete höhere Betriebskosten der Erdgas- Batteriebetrieb rechnen würde, dann müss- busse vor und wies auf die vergleichsweise ten LKW zu den ersten Anwendungen ge- hohe CO2-Belastung hin. E-Mobilität wird hören. Sie haben keine Türen, die sich alle nach Ansicht Korwisis in Bad Homburg auf paar Minuten öffnen, keine Innenraum- der Schiene verwirklicht, nämlich auf der beleuchtung, kaum Heizung und keinen zu verlängernden U2 und auf der Regional- Fahrkarten-Automaten.“ Es gebe aber kei- tangente West. nen einzigen batteriebetriebenen LKW im Der zweite Themenschwerpunkt des kommerziellen Betrieb. Die aktuellen Abends war die mögliche Teilelektrifi- Die Stadtbusse in Bad Homburg sollen zierung der Taunusbahn. Frank Denfeld auch weiterhin mit Diesel oder Erdgas vom Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) betrieben werden erwies sich als ein deutlicher Befürworter des Fahrdrahtes bis Usingen. Mackinger sprach sich aus ökonomischen und ökolo- gischen Gründen prinzipiell ebenfalls für den elektrischen Betrieb aus. Gleichzeitig plädierte er dafür, die Strecke gut zu nut- zen, denn auch für sich alleine betrachtet weniger wirtschaftliche Abschnitte dienten dazu, die Gesamtstrecke zu „füttern“ und die Fixkosten in ein positives Verhältnis zum Nutzen zu setzen.

HS Nr. 99 31 Rhein-Main aktuell

In Zukunft sollen die HLB-Züge nicht mehr in Friedrichsdorf enden, sondern von Friedberg nach Bad Hom- burg weiter fahren. Die S-Bahn soll bis Usingen verlängert werden

Hier zeigte sich eine weitere Parallele S-Bahnbereich ergebe sich ein ausgespro- zum Salzburger Land. Die Salzburger Lo- chen hoher Nutzen-Kostenfaktor in der kalbahn wurde im vergangenen Jahr um Größenordnung von Sieben. Der Autor drei Kilometer bis Ostermiething verlän- dieses Artikels fragt sich allerdings was pas- gert. Gerade einmal 2600 Einwohner wer- siert, wenn die Deutsche Bahn die nächste den dadurch direkt erschlossen. Die zuvor S-Bahn-Ausschreibung nicht gewinnen soll- im noch wesentlich kleineren Dorf Trim- te. Dann steht keine „kostenlose“ Fahrzeug- melkam endende Lokalbahn-Zweigstrecke reserve mehr zur Verfügung… Die entfal- erhält dadurch aber wieder einen besseren lenden Taunusbahn-Dieselzüge sollen zwi- Verkehrswert. Dank starker P+R-Nutzung schen Friedrichsdorf und Bad Homburg liegt die Fahrgastnachfrage bereits heute durch die zu verlängernde Regional- über der Prognose! Und in kürzester Zeit bahnlinie 16 von und nach Friedberg er- sei eine positive Entwicklung beim Zuzug setzt werden. Die Einführung des S-Bahn- neuer Einwohner festzustellen. Einen ähn- Betriebs bis Usingen werde einen Fahrgast- lichen Nutzen hat die Reaktivierungs- anstieg von 11.000 auf 17.000 bis 18.000 strecke Grävenwiesbach–Brandoberndorf Fahrgästen pro Werktag bewirken. für die Einwohnerentwicklung im südlichen Teile des Publikums und auch einige Lahn-Dill-Kreis und für das Gesamtsystem Podiumsteilnehmer nahmen eine kritische Taunusbahn. Position zur Teilelektrifizierung der Taunus- Frank Denfeld skizzierte die Eckdaten bahn ein. Im Fokus der Kritik stand der der Taunusbahn-Teilelektrifizierung. Für 20 Umsteigezwang in Usingen. VHT-Ge- Millionen Euro soll der Fahrdraht bis schäftsführer Frank Denfeld argumentier- Usingen gezogen werden. Durch die Nut- te dagegen, dass auch heute schon viele zung vorhandener Triebwagenreserven im Taunusbahn-Fahrgäste umsteigen müssten,

32 HS Nr. 99 Rhein-Main aktuell

Hier sollen in Zukunft S-Bahnen fahren: Streckenabschnitt der Taunusbahn zwischen Usingen und Neu-Anspach und zwar in Bad Homburg. Für viele Kun- tieren, den die Albtal-Verkehrsgesellschaft den entstünden dagegen neue umsteige- in den vorhandenen kleinprofiligen Tun- freie Verbindungen in die Frankfurter In- neln mit Hilfe fester Stromschienen einfüh- nenstadt. ren konnte. Das aus Sicht des Autors stichhaltigste Der Autor dieses Artikels gewann den Argument kam von Professor Walter Söhn- Eindruck, dass die S-Bahnverlängerung bis lein, der auf den weiterhin erforderlichen Usingen bei den Verantwortlichen als prin- großen Dieselfahrzeug-Fuhrpark hinwies. zipiell beschlossene Sache betrachtet wird. Denn aus dem nördlichen Streckenab- Umso mehr muss es jetzt darum gehen, den schnitt Usingen–Brandoberndorf, der nach Umsteigevorgang in Usingen zu optimie- den aktuellen Plänen keinen Fahrdraht er- ren und die Gesamtfahrzeiten erträglich zu hält, sollen zu den Hauptverkehrszeiten halten. Denn die S-Bahn ist auf Grund ih- weiterhin durchgehende Züge von und rer zahlreichen Halte kein schnelles Ver- nach Frankfurt angeboten werden. Die kehrsmittel im Vergleich zum Stadtexpress. dafür erforderlichen Fahrzeuge würden Und es muss zumindest mittelfristig auch über weite Teile des Tages sowie am Wo- für den Nordabschnitt eine elektrische Lö- chenende nicht genutzt. Aus dem Publikum sung her, denn „Dieselinseln“ sind immer kam die Anregung, den erneuerungs- unwirtschaftlich. Allerdings brauchen bedürftigen Hasselborner Tunnel im Rah- Hasselborn und Hundstadt auch keine S- men der Sanierung für den elektrischen Bahn-Vollzüge… Hier muss ein auf das Betrieb herzurichten. Dazu solle man sich Verkehrsaufkommen abgestimmtes Kon- am elektrischen Betrieb im Murgtal orien- zept eingeführt werden.

HS Nr. 99 33 Rhein-Main aktuell

Ausbau der Main-Weser-Bahn im Schneckentempo (jl) Seit 1996 wird über den Ausbau der Main-Weser-Bahn gesprochen, zwischen Friedberg und Frankfurt-West ist der Ausbau auf vier Gleise geplant. Doch bis heute wurde noch kein Meter neue Schiene verlegt. Woran liegt es? Die Hessen- schiene hat nachgefragt. Mit Einführung des Rhein-Main-Ver- Die Überlastung der Strecke hat Folgen kehrsverbunds 1995 wurde der S-Bahn-Takt bis nach Mittelhessen: So steht für den von 20 auf 15 Minuten verkürzt. Dies hatte Mittelhessenexpress alle zwei Stunden kei- auf der Main-Weser-Bahn mit der S-Bahn- ne schnelle Fahrplantrasse zur Verfügung. linie S6 Folgen: Nicht mehr alle S-Bahnen Der Zug hält deshalb zwischen Friedberg können in der Hauptverkehrszeit von / bis und Gießen auf allen Stationen sowie in Friedberg durchfahren, weil sie sonst an- Bad Vilbel. In Friedberg ergeben sich dere Regionalexpresszüge zu stark behin- dadurch lange Übergangszeiten zu den dern. So beginnt und endet fast jede zweite Anschlusszügen, ebenso in Bad Nauheim S-Bahn in Groß Karben. und Butzbach zu verschiedenen Buslinien. Der Fahrplan ist schlecht merkbar, weil die Trotzdem ist die Lücke zwischen zwei S- Züge jede Stunde zu anderen Abfahrts- Bahnen oft nicht groß genug, um auch noch zeiten verkehren. Regionalexpresszüge durch den Flaschen- hals Friedberg - Frankfurt-West ohne Behin- Im geplanten ersten Bauabschnitt von derung durchzufädeln. Die Strecke soll des- Frankfurt-West nach Bad Vilbel besteht auf halb zwei zusätzliche Gleise erhalten, um dem Gebiet des Wetteraukreises (Halte- die langsamen S-Bahnen von den schnel- punkt Berkersheim bis Bad Vilbel) bereits leren Zügen des Regional-, Fern- und Gü- seit mehreren Jahren ein bestandskräftiger terverkehrs zu trennen. Planfeststellungsbeschluss. Gebaut wurde

Zwischen Friedberg und Frankfurt-West nutzen S-Bahn (links) und die übrigen Züge (rechts oben) das gleiche Gleis. Die Bilder entstanden im Bahnhof Bad Vilbel

34 HS Nr. 99 Rhein-Main aktuell außer einer neuen Unterführung mit Zu- gang zu den Bahnsteigen in Bad Vilbel noch nichts. Zur Zeit finden im Bahnhof Bad Vilbel Arbeiten an den Nebengleisen statt, wobei unter anderem Schwellen ausge- tauscht werden. Für den Abschnitt Frankfurt-West - Stadt- grenze teilte das Regierungspräsidium Darmstadt auf Anfrage mit, dass „aufgrund der Klagen der Bürgerinitiative ’2 statt 4’ Ergänzungen zum Lärmschutz und Er- schütterungsschutz notwendig (sind), von werden derzeit auf Vollständigkeit geprüft. denen das vierte und bislang letzte Än- Sobald die als vollständig erachteten geän- derungsfahren nach Abschluss des An- derten Unterlagen vorliegen, wird die er- hörungsverfahren im letzten Dezember ab- neute Offenlage veranlasst. Nach dem der- geschlossen und dem Eisenbahn-Bundes- zeitigen Stand der Dinge rechne ich mit amt zur Entscheidung über die Plan- einer Offenlage frühestens nach den feststellung vorgelegt (wurde). Die anderen hessischen Sommerferien 2015. Belange aus diesem Bereich sind bestands- Ein Erörterungstermin wird erst nach kräftig abgehandelt“. dem Abschluss des Anhörungs- und Offen- Für den ersten Bauabschnitt besteht so- lageverfahrens für die geänderte Planung mit die Hoffnung, dass dieser in diesem Jahr anberaumt werden. Nach meiner bisheri- komplett planfestgestellt wird und damit gen Einschätzung wird das frühestens in Baurecht erlangt. Im zweiten Bauabschnitt 2016 der Fall sein“. wurde das Offenlegungsverfahren im Au- Der zweite Bauabschnitt wird also mit gust 2011 eingeleitet. Ottmar Henisch vom mehreren Jahren Verzögerung realisiert RP Darmstadt teilte zum Sachstand mit: werden können. Aber auch im ersten Bau- „Dazu sind eine Vielzahl von Stellungnah- abschnitt gibt es noch offene Fragen. So men und ca. 1600 Einwendungen vorge- sollte ein bestehender Bahnübergang in legt worden. Alle Stellungnahmen und Ein- Berkersheim durch eine Unterführung er- wendungen wurden der Vorhabenträgerin setzt werden. Diese wurde aber mit 30 Mio (DB ProjektBau GmbH) Ende 2011 zur Euro so teuer, dass jetzt eine Brücke über Kenntnisnahme und der Möglichkeit zur die Bahn geplant ist (Kosten der Brücke: Erwiderung vorgelegt. Rund 8 Mio Euro). Aufgrund der Vielzahl der eingegange- Es bleibt zu hoffen, dass die Um- nen Stellungnahmen und Einwendungen planungen zügig abgeschlossen werden, hat die DB ProjektBau GmbH umfangrei- damit nach der Planfeststellung sofort mit che Umplanungen und Änderungen vor- dem Bau begonnen werden kann. Auf- genommen. Dadurch wird eine erneute grund der stetig steigenden Fahrgastzahlen Offenlage der geänderten Unterlagen er- ist eine Kapazitätserweiterung in diesem forderlich. Die geänderten Planunterlagen Streckenabschnitt unbedingt notwendig.

HS Nr. 99 35 Rhein-Main aktuell Wann rollen wieder Züge über die Eiserne Hand? (hpg) Für die im Sommer 1986 in Wiesbaden gegründete historisch-technische Vereinigung „Nassauische Touristik-Bahn e.V.“ (NTB) scheint es nun nach fünf- jährigem Stillstand eine Zukunft zu geben. Von der bislang eher kritisch einge- stellten CDU-Stadtverordnetenfraktion der Landeshauptstadt wurde die Zustim- mung zur Gewährung von finanziellen Mitteln signalisiert. Bei einer Wanderung über die Gleise der Eine solche Wanderung wäre bis zum Aartalbahn vom Taunuskamm nach Wies- November 2014 nicht möglich gewesen, da baden-Dotzheim waren Vereinsmitglieder die im Eigentum der Stadt Wiesbaden ste- und Gäste am 1. März noch weniger hende ESWE Verkehr GmbH den hes- hoffnungsfroh. Rund 70 Teilnehmer hatten sischen Teil der Aartalbahn von der Deut- sich an diesem Sonntag an der Eisernen schen Bahn gepachtet hatte. Seit 2009 war Hand, mit 421 m über NN dem höchsten es den ehrenamtlichen Mitgliedern der Punkt der vor 125 Jahren eröffneten Stre- NTB nicht mehr gestattet, die Arbeiten zum cke, eingefunden. Freischnitt der Trasse durchzuführen. In weiten Abschnitten waren und sind die Gleisanlagen zugewachsen und un- passierbar. Erst die Übernahme der Infrastruktur durch die 2014 eigens gegründete NTB-Tochter „Aartal- bahn-Infrastruktur Gesellschaft mbH“ ermöglichte die Wiederauf- nahme der Vegetationsarbeiten als wichtige Voraussetzung für den Ein- satz von Arbeitszügen. Als kompe- tentes Eisenbahn-Infrastruktur-Un- ternehmen (EIU) hat sich die NTB die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE), Bonn, als Partner gewählt. Was die Vereinsmitglieder bislang geleistet haben, zeigte sich bei der Wande- rung auf eindrucksvolle Weise.

Ob es in Zukunft wieder einen touristischen Zugverkehr ins Aartal geben wird, hängt ganz wesentlich von den Entscheidungen der Stadtver- ordnetenversammlung in Wiesbaden ab. Eine Wandergruppe erkundete jetzt den Zustand der Strecke. 3 Fotos: Hans-Peter Günther

36 HS Nr. 99 Rhein-Main aktuell

Die Wandergruppe der Nassauischen Touristik-Bahn unter der "Seufzerbrücke", deren Namen und Zustand als Synonym für den hessischen Teil der Aartalbahn stehen kann. Zugesagte Mittel fehlen achten eines renommierten Büros erstellt, das diese Frage verneint. Die Kämmerei hat Die Stadtverordnetenversammlung der daraufhin eine Magistratsvorlage erstellt. Landeshauptstadt Wiesbaden hatte im Juli Während für die SPD-Fraktion damit die 2014 beschlossen, eine Million Euro in die Bedenken ausgeräumt sind, sieht deren Instandsetzung der Strecke zu investieren Koalitionspartner CDU noch weiteren Prü- und zudem pro Jahr 162.000 Euro an den fungsbedarf und verknüpft eine Zustim- Verein NTB für die laufenden Kosten zu mung mit weiteren Forderungen und Zusi- zahlen. Zum Vergleich: In den Vorjahren cherungen von Kämmerer Axel Imholz erhielt die ESWE-Verkehr durchschnittlich (SPD). über 300.000 Euro von der Stadt für die Aartalbahn. Der Beschluss im Sommer Brückenzustand besser 2014 sei nur unter Vorbehalt getroffen wor- den, erläuterte der verkehrspolitische Spre- Die Nassauische Touristik-Bahn kann cher der CDU-Fraktion Hans-Martin Kess- seit 2009 ihren Standort am Bahnhof ler. Denn die Stadt habe prüfen müssen, Dotzheim nicht mehr verlassen. Nach ver- ob der Zuschuss nach den EU-Beihilfericht- schiedenen Kollisionen an der Eisenbahn- linien möglicherweise als unzulässige Sub- brücke über die Flachstraße (Durchfahrt- ventionierung eingestuft werden könne. höhe 3,60 m) hatte ESWE-Verkehr diese Zur Klärung dieser Frage wurde ein Gut- für jeglichen Schienenverkehr sperren las-

HS Nr. 99 37 Rhein-Main aktuell

Nur ausnahmsweise - im Rahmen einer geführten Wanderung - war das Betreten der Gleise gestattet. Unternehmen des Vereins ist lediglich Pächter und die Stadt möchte den Neubau einer Straßenbrücke mit grö- ßerer Durchfahrtshöhe. Für die NTB war bereits der Neu- bau der Brücke über die B54- Magistrale in Taunusstein über viele Jahre eine hohe fi- nanzielle Belastung. 2008 sen. Doch obwohl bereits seit geraumer Zeit hatte der Rheingau-Taunus-Kreis die vom ein Planfeststellungsbescheid für einen Verein erbaute und 1994 in Betrieb genom- Neubau mit einer zukünftigen Höhe von mene kombinierte Eisenbahn- und Fuß- 4,50 Metern vorliegt, gibt es bislang weder gängerbrücke erworben. Ausschreibungen noch Vergaben. Eine jetzt im Auftrag der NTB durch den renommier- Die Aartalbahn-Wanderer, unter denen ten Brücken-Sachverständigen Prof. Dr. sich auch Politiker aus der Stadtverord- Karl Georg Schütz aus Kempten erfolgte netenversammlung und den Ortsbeiräten Prüfung kommt überdies zu dem Ergebnis, befanden, waren sich bei der abschließen- dass über die bestehende Brücke aus tech- den Kaffeepause im Dotzheimer Bahnhof nischer Sicht ein Bauzugbetrieb sofort und jedoch einig, dass den Mitarbeitern des ohne zusätzliche Verstärkungs- oder Repa- Vereins Nassauische Touristik-Bahn jede raturmaßnahmen aufgenommen werden nur denkbare Unterstützung zukommen kann, sobald die Betriebsgenehmigung der sollte, um möglichst bald wieder mit Zü- Eisenbahnaufsicht vorliegt. gen von Wiesbaden auf die Taunushöhen fahren zu können. Gegen die weitere Nutzung der alten Brücke wendet sich CDU-Mann Kessler, Seit einem Ortstermin mit hochrangigen denn die Stadt lege Wert auf die Realisie- Vertretern der DB Netz AG am 5. März rung der vorliegenden Neubauplanung der sind auch die Aussichten für eine Reakti- Brücke mit einer um 90 Zentimeter größe- vierung des seit 32 Jahren brach und unter ren Durchfahrtshöhe und nur dann könne dichtem Bewuchs liegenden Verbindungs- der städtische Zuschuss gewährt werden. gleises vom Wiesbadener Hauptbahnhof Inwieweit der Verein diesen Neubau stem- zum ehemaligen Haltepunkt Landes- men kann und sich vorher der Einsatz von denkmal gestiegen. Das wäre eine wichti- Bauzügen durchführen lässt, ist derzeit ge Voraussetzung für einen Zugverkehr ab noch offen. Die Strecke ist nach wie vor dem Hauptbahnhof zur Landesgartenschau Eigentum der DB AG, das Infrastruktur- nach Bad Schwalbach.

38 HS Nr. 99 Hessen aktuell

Umfangreiche Investitionen in Hessen geplant (db/lk) Anfang März stellte die Deutsche Bahn ein Maßnahmenpaket vor, wel- ches bis 2019 den Schienenwegen in Hessen zu Gute kommen soll. 1,8 Milliarden Euro stehen nach aktueller Planung in den nächsten fünf Jahren für die Modernisierung und Erneuerung von Stellwerken, Brücken, Tunnel, Gleisen, Weichen, Bahnhöfen und für das Bahnstromnetz zur Verfügung. Allein in 2015 stehen über 350 Millio- werden in den kommenden fünf Jahren 28 nen Euro bereit, mit denen die Bahn unter Milliarden Euro in die bestehende Infra- anderem rund 310 Kilometer Schienen, 120 struktur in Deutschland fließen, das sind Weichen und elf Brücken erneuert und zwei acht Milliarden Euro mehr als bisher. Da- elektronische Stellwerke baut. Für zahlrei- mit startet auch in Hessen das größte che Bahnhöfe sind Modernisierungsmaß- Modernisierungsprogramm für eine leis- nahmen vorgesehen. Für die Energie- tungsstarke, nachhaltige und moderne In- versorgung wird mit dem Bau von zwei frastruktur. neuen Unterwerken und 18 neuen Trafo- stationen begonnen. Die Mittel stammen Die Planungen sehen für den Oberbau aus der neuen Leistungs- und Finanzie- in diesem Jahr unter anderem umfangrei- rungsvereinbarung (LuFV II), in der sich che Gleiserneuerungen zwischen Fulda und Bund und Bahn auf das größte Moderni- Bad Hersfeld und zwischen Frankfurt- sierungsprogramm verständigt haben, das Raunheim und Frankfurt-Schwanheim vor. es je in der Infrastruktur gab. Insgesamt Rund sieben Millionen Euro werden hier

Umfangreiche Gleisbauarbeiten sind zwischen Fulda und Bad Hersfeld geplant. Im Bild ein ICE im Jahr 2011 bei Hünfeld

HS Nr. 99 39 Hessen aktuell

Zwischen Butzbach und Niederwöllstadt wird 2015 ein neues Stellwerk in Betrieb genommen. Die dazu gehörigen Signale lagen schon letztes Jahr zum Einbau bereit

investiert. Auf der südlichen Main-Weser- Schienenersatzverkehr vorgesehen. Bahn zwischen den Bahnhöfen Butzbach und Nieder-Wöllstadt beginnen die Gleis- Das in mehreren Bauphasen schon seit erneuerungen, einschließlich der Lärm- Dezember 2014 im Bau befindliche neue schutzarbeiten in Bad Nauheim ab Januar elektronische Stellwerk für den S-Bahn- 2016. Hier investiert die DB rund zwei Tunnel in Frankfurt wird bis Dezember Millionen Euro. Die Planungen für weite- 2018 fertiggestellt. Rund 90 Millionen Euro re Baumaßnahmen laufen. beträgt die Investitionssumme. Für die Bau- maßnahmen sind Totalsperrungen in den Ebenfalls in diesem Jahr werden zwei Sommerferien 2015 und in den Oster- und der vier neuen elektronischen Stellwerke Sommerferien 2016 mit einem besonderen gebaut und in Betrieb genommen. Für rund Betriebs- und Verkehrsprogramm notwen- 59 Millionen Euro entsteht in Friedberg ein dig. Das vierte neue elektronische Stellwerk elektronisches Stellwerk für den Strecken- entsteht in Haunetal für den Streckenab- bereich Nidderau (ausschließlich) - Assen- schnitt zwischen Bad Hersfeld und Burg- heim – Friedberg (Hess) und Nieder- haun und geht im Jahr 2018 in Betrieb. Die Wöllstadt (ausschließlich) – Friedberg Investitionssumme beträgt rund 39 Millio- (Hess) –Butzbach (ausschließlich). Die Bau- nen Euro. arbeiten von März bis Dezember haben keine verkehrlichen Auswirkungen auf den Investitionen in Ingenieurbauwerke wie Personenverkehr. Eisenbahnüberführungen oder Stützwände In Diez wird für rund 30 Millionen Euro sind ebenfalls vorgesehen. Die Planungen das elektronische Stellwerk „Untere Lahn“ sehen in den nächsten Jahren unter ande- für den Streckenabschnitt Koblenz– rem Brückenerneuerungen in Gelnhausen, Limburg gebaut. Während der Bauphase Offenbach und Darmstadt vor. In 2017 ist zwischen Juli und August kann es zum eine Stützwand- und Dammsanierung zwi- Ausfall von Zügen kommen. Hierfür ist schen Hochheim und Flörsheim für rund

40 HS Nr. 99 Hessen aktuell

Im Frankfurter Hauptbahnhof werden dieses Jahr weitere Bahnsteige erneuert

24 Millionen Euro geplant und die Sanie- arbeiten an, zum Beispiel Bahnsteig- rung der Main-Neckar-Brücke in Frankfurt. arbeiten. Dazu gehören neben Sanierungsarbeiten Ferner sind Arbeiten an der Energie- an der Brücke Gleiserneuerungen in Frank- Infrastruktur der DB geplant. Über 840 furt-Süd und Weichenerneuerungen an der Kilometer Bahnstromleitungen verfügt die Neckareinfahrt/Emser Brücke. Aufgrund Bahn in Hessen. Rund 42 Millionen Euro der erforderlichen Totalsperrung während werden in den nächsten Jahren für die Er- der Arbeiten an acht Wochenenden in der neuerung des Bahnstromnetzes ausgege- Zeit von Januar bis März 2017 wird es zu ben. Die Baumaßnahmen dienen zum lang- Fahrplanänderungen kommen. fristigen Erhalt der Versorgungssicherheit. Für zahlreiche Bahnhöfen in Hessen lau- Es werden 18 neue Trafostationen, die zur fen ebenfalls die Planungen für die Moder- Versorgung von bahnbetrieblichen Anla- nisierungsmaßnahmen der nächsten Jahre. gen erforderlich sind, mit Standorten in Sie beinhalten zum Beispiel den Bau von Frankfurt, Fulda, Hanau, Wetzlar, Darm- neuen Bahnsteigen, Bahnsteigdächern oder stadt, Gießen, Friedberg, Hann-Münden, auch den Neubau von neuer Bahnsteig- Mainz, Stromberg, Urmitz und Andernach ausstattung und Beleuchtung. Es sind un- gebaut und in Friedberg und in Frankfurt- ter anderem entlang der Main-Weser-Bahn Rödelheim entstehen weiterhin zwei neue die Bahnhöfe Borken, Friedberg und Wa- Unterwerke. bern, auf der Nibelungen-Bahn Lorsch und Der Fahrgastverband zeigt sich erfreut, Bürstadt und auf der Main-Neckar-Bahn dass umfangreiche Investitionen ins Bickenbach, Darmstadt Nord, und Darm- Schienennetz geplant sind. Insbesondere in stadt Süd. Ein Bahnhofsprojekt auf der den wichtigen Knotenbahnhof Friedberg Kinzigtalbahn ist der Bahnhof Schlüchtern. (Hess) sind dringend Investitionen in die In Frankfurt(Main) Hauptbahnhof und Unterführung und Bahnsteiganlagen Frankfurt (Main) Süd stehen ebenfalls Bau- (Barrierefreiheit) notwendig.

HS Nr. 99 41 Hessen aktuell

Was bringt die DB Kundenoffensive für Hessen? (fl) Die Deutsche Bahn präsentierte am 18. März 2015 ihre Strategie für den Fernverkehr in den kommenden 15 Jahren bis 2030. Der Kauf neuer ICE- und IC-Garnituren, die Inbetriebnahme einiger Streckenneu- und Ausbauten (NBS/ ABS) und auch die neue Konkurrenz durch die Fernbusse motivieren die Staats- bahn offenbar zu einer Vorwärtsstrategie, die an vielen Stellen bemerkenswerte „Züge“ aufweist. Für Hessen ändert sich indes nicht allzu viel, abgesehen von der Wiedereinführung des Fernverkehrs auf der Verbindung Frankfurt – Wetzlar – Siegen – Münster. Außerdem spricht die Bahn davon, den aber klar sein, dass im hessischen Korri- Halbstundentakt im ICE-Verkehr auf den dor (Göttingen) – Kassel – Fulda – Frank- nachfragestärksten Linien einführen zu furt – (Mannheim) Taktverdichtungen nur wollen. Aussagen zu einzelnen ICE-Linien nach entsprechenden Neu- und Ausbauten gab es am 18. März noch nicht, es dürfte vorstellbar sind. Während es aber für die im Bau befindlichen Neu- und Neues IC-Netz im Zielzustand 2030 Ausbaustrecken außerhalb Hes- sens feste Zeitpläne gibt, zum Bei- spiel für die NBS/ABS Nürnberg - Erfurt – Halle/Leipzig oder auch für Stuttgart 21 mit der NBS nach Ulm, sind die hessischen Projekte in einem viel früheren Stadium und zum Teil noch immer von Trassendiskussionen geprägt.

Immerhin- die Präsentation der als „Kundenoffensive“ bezeichne- ten Fernverkehrsstrategie kann als erster Baustein für ein von den Ver- kehrs- und Umweltverbänden immer wieder angemahntes Ziel- Fahrplankonzept gelten, anhand dessen sich der Bedarf für Neu- und Ausbauten bezüglich der Fahrzeiten und der Strecken- leistungsfähigkeit endlich punkt- genau ableiten lässt. Neu- und Aus- bauten sollten prinzipiell nach dem Grundsatz „so schnell wie nötig statt so schnell wie möglich“ erfol-

Grafik: Deutsche Bahn Deutsche Grafik: gen.

42 HS Nr. 99 Hessen aktuell

Auf dem neuen IC-Netz werden Doppelstockzüge verkehren. Ein erster Zug wurde zur Bahnmesse Innotrans im September 2014 in Berlin vorgestellt

Bei der ab 2019 geplanten Wiederein- Alternative darstellt, denn Verbund- führung der ehemaligen Interregiolinie 22 fahrscheine und regionale Angebote gelten Frankfurt – Wetzlar – Siegen – Hagen – im Fernzug natürlich nicht. Zwischen Gie- Münster als IC-Linie darf man auf die ßen und Frankfurt steigt mit der Einführung Haltepunktstrategie gespannt sein. Die weiterer Fernzüge der Druck für einen Deutsche Bahn nannte nur Wetzlar und Streckenausbau, ebenso wie zwischen Siegen als neue Halte. Alle weiteren ehe- Frankfurt und Mannheim und im Kinzigtal maligen Fernbahnhöfe wie etwa Dillenburg bzw. dem Bahndreieck Spessart. oder auch Bad Nauheim bleiben demnach außen vor. Angesichts des niedrigen Aus- Fazit: Mit der „Kundenoffensive“ der baustandards der Dill- und Ruhr-Sieg-Stre- Deutschen Bahn steigt gerade im „Durch- cke ist das sicher eine nachvollziehbare Ent- gangsland Hessen“ der Druck, die Trassen- scheidung, um wenigstens halbwegs akzep- diskussionen um den Korridor Fulda – table Reisezeiten für die Quell- und Ziel- Frankfurt – Mannheim endlich voranzu- region Siegen zu erzielen. bringen. Die Offensive ist auch ein Argu- ment, Darmstadt optimal und möglichst mit Offene Fragen bleiben auch bei der nördlicher und südlicher Einfahrt in den fahrplantechnischen und tariflichen Ein- bestehenden Hauptbahnhof bei gleichzei- bindung der neuen IC-Linie in das beste- tiger Schaffung einer schnellen Um- hende Regionalverkehrsnetz. Zwischen fahrungsmöglichkeit in das Schnellfahrnetz Gießen und Frankfurt drängen die Inter- einzubinden. Denn dichtere ICE-Takte las- cities der Linie Hamburg – Kassel – Frank- sen auch eine größere Differenzierung nach furt – Karlsruhe bereits heute regelmäßig metropolenverbindenden Schnelllinien den regionalen Mittelhessen-Express in und eher regional orientierten Verbindun- langsame Fahrplanlagen, ohne dass der IC gen in kleinere Großstädte zu. Der Markt für Regionalverkehrskunden eine wirkliche für beide Zugarten ist vorhanden.

HS Nr. 99 43 Reisetipp

Frankfurter Tag der Verkehrsgeschichte (fl) Einmal pro Jahr findet in Frankfurt am Main der „Tag der Verkehrsgeschichte“ statt. Organisiert wird er durch die drei im Eisenbahnforum Rhein-Main (EFRM) organisierten Vereine Historische Eisenbahn Frankfurt e. V., Frankfurter Feldbahn- museum e. V. und Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main e. V. Seit 2014 beteiligt sich auch die Museumseisenbahn Hanau, ebenfalls Mitglied des EFRM, an der Veranstaltung. Besucher haben einen Tag lang (dieses Jahr am 14. Juni 2015) die Möglichkeit, mit einem Kombiticket die einzelnen Museen und Ausstel- lungen zu besuchen sowie den Pen- delverkehr mit historischen Zügen, Straßenbahnen und Bussen zu nut- zen.

Im Verkehrsmuseum Frankfurt werden neben vielen Trieb- und Bei- wagen der Straßenbahn sowie Bus- sen und Sonderfahrzeugen unter an- Mehrere historische Straßenbahngarnituren derem ein Wagen der Pferdestraßenbahn, pendeln auf einer extra eingerichteten die zwischen 1872 und 1904 als Vorläufer Museumslinie der elektrischen Straßenbahn verkehrte, von der Kipplore bis zum Kleinbahn-Per- ausgestellt. Auch Frankfurts erster U-Bahn- sonenwagen, sowie die Ausstellungen in wagen des Typs „U1“, ist in der Fahrzeug- den Hallen und auf dem Gelände des sammlung zu sehen. Frankfurter Feldbahnmuseums dokumen- Über 50 Dampf-, Diesel- und Elektro- tieren die einstige Vielfalt dieses Verkehrs- lokomotiven, etwa 150 Wagen aller Art, mittels. Die Exponate sind teilweise über 100 Jahre alt.

Auf dem Betriebsgelände der Historischen Eisenbahn Frankfurt in der Intzestraße wird eine Eisen- bahnausstellung präsentiert. Zu se- hen sind neben Dampflokomotiven

2014 trafen am Tag der Verkehrs- geschichte im Museums-BW Hanau die Dampfloks 01 118 und 01 150 aufeinander

44 HS Nr. 99 Reisetipp

Das Straßenbahn- und das Feldbahnmuseum verbindet dieser Bus (Baujahr 1979) aus FVV-Zeiten u. a. auch historische Rei- sezug- und Güterwagen.

Im Rahmen des Tags der Verkehrsgesichte fin- det auch ein geführter Stadtrundgang durch die Geschichte der Frankfurter Eisenbahn statt. Die Füh- rung Bernhard Hagers von der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahn- museum und der Innenstadt pendeln geschichte umreißt die Zeit von 1839 bis Straßenbahnoldtimer der Verkehrsgesell- zur Gegenwart. schaft Frankfurt am Main. Ergänzt wird der Pendelverkehr durch historische Omnibus- Fahrten in historischen Zügen, se, die das Feldbahnmuseum, die Innen- Straßenbahnen und Bussen stadt und das Verkehrsmuseum mitein- ander verbinden. Als Startpunkt für eine Neben den Fahrzeugausstellungen ha- Tour eignen sich die einzelnen Museen ben die Besucher die Möglichkeit, in zahl- oder die Haltestellen Römer/Paulskirche reichen historischen Fahrzeugen zwischen bzw. Eiserner Steg. den einzelnen Veranstaltungsorten zu pen- deln. So verkehren voraussichtlich Züge der Infos unter: www.verkehrsmuseum.info Historischen Eisenbahn auf der Hafenbahn entlang des Mains. Durch den Rebstockpark können Be- sucher mit einem durch eine Dampflok gezogenen Personenwagen des Feld- bahnmuseums fahren. Zwischen dem Verkehrs-

Im Feldbahnmuseum Frankfurt kommen an diesem Tag zahlreiche Personen- und Güterzüge zum Einsatz

HS Nr. 99 45 stop+++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+

Uplandbahn Korbach - Brilon Wald NVV-Linie R4 Zug fährt gegen Baum (js) Am Freitag, dem 9. Januar 2015 wurde ein Triebwagen der Kurhessenbahn durch einen umstürzenden Baum auf seiner Fahrt von Korbach nach Brilon/Wald schwer be- schädigt. Der Unfall ereignete sich gegen 10 Uhr am Vormittag zwischen Eimelrod und Usseln. Während der Triebwagen- führer einen Schock erlitt, blieb der einzi- ge weibliche Fahrgast im Zug unverletzt. Die Frau wurde durch Helfer der Feuer- wehr zu ihrem Zielort Usseln gebracht. Die Feuerwehr aus Usseln beseitigte den Baum Im September 2014 fanden Arbeiten am von der Strecke und der Notfallmanager Haltepunkt Frankenberg-Goßberg an einer der Kurhessenbahn überprüfte den Scha- Stützmauer statt den am Zug. nochmals um 2,4 Millionen Euro erhöhen Edertalbahn werden. Die Summe wird jetzt mit 20,8 Millionen Euro veranschlagt. Das wird die Korbach - Frankenberg Kritiker wieder erzürnen. Anfangs wurden Arbeiten zur Streckenreaktivierung die Baukosten mit 14 Millionen kalkuliert, gehen voran bei Baubeginn wurde die Zahl auf 18,4 Millionen Euro angegeben. Die Strecken- (js) Die Bauarbeiten zur Reaktivierung der eröffnung ist für den 11. September vorge- Edertalbahn dauern derzeit noch an. Auch sehen, dazu sollen Bahnhofsfeste und Son- während der Wintermonate wurden die derzüge organisiert werden. Sanierungsarbeiten an den beiden Tunneln bei Itter ohne Unterbrechung fortgesetzt. Regionaltangente West mit Dagegen legten die Außenarbeiten an den Bahnsteiganlagen eine Winterpause ein. Ab neuen Mitgliedern März sollen auch diese Arbeiten fortgesetzt (hpg) Um Planung und Realisierung der werden, dann sollen auch die Gleisbau- Regionaltangente West (RTW) zu beschleu- arbeiten beginnen. nigen, ist das Land Hessen der RTW- Nachdem im Januar dieses Jahres die Planungsgesellschaft beigetreten. Dies teil- letzten Ausschreibungen abgeschlossen te Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek werden konnten, wurde bekannt, dass sich Al-Wazir am 26. November 2014 in Wies- die Gesamtkosten für die Reaktivierung baden mit: „Wir brauchen eine leistungsfä-

46 HS Nr. 99 ++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+++Str hige Schieneninfrastruktur im Rhein-Main- Gleis in Richtung Gießen/Frankfurt, das Gebiet, um für Pendlerinnen und Pendler nur über eine Fußgängerbrücke erreichbar den Umstieg vom Auto auf die Bahn at- ist. traktiver zu machen. Aber auch Unterneh- men legen heute viel mehr Wert auf eine Die Rahmenvereinbarung des Landes klimafreundliche Verkehrsanbindung. Sie Hessen mit der Deutschen Bahn Station & wird ein zunehmend wichtigeres Entschei- Service GmbH und den hessischen Ver- dungskriterium in der Standortauswahl", kehrsverbünden zur Umsetzung eines Pa- erklärte der Minister. ketes von Infrastrukturmaßnamen sieht ei- nen Zeitraum von 2011 bis 2019 vor, eine Neben dem Land Hessen sind auch Fortsetzung des Programms über diesen Eschborn, Schwalbach und Neu-Isenburg Zeitraum hinaus ist ungewiss. Daher sieht Mitglieder der Planungsgesellschaft gewor- der Zeitplan den Umbau des Marburger den. Die notarielle Beurkundung wurde im Südbahnhofs im Jahr 2018 vor. Vorher Aufsichtsrat und der Gesellschafterver- muss noch die Planung durchgeführt wer- sammlung im Landratsamt des Hoch- den. Für das Projekt ist eine Investitions- taunuskreises vollzogen. Damit wird die summe von etwa 2,5 Millionen Euro vor- Gesellschaft vom Land Hessen, dem Hoch- gesehen. Das Land Hessen soll 85% der taunuskreis, dem Main-Taunuskreis, dem Baukosten übernehmen, der RMV die Kreis Offenbach, den Städten Bad Hom- Hälfte der Planungskosten. burg, Eschborn, Schwalbach, Neu-Isenburg und Frankfurt sowie dem Rhein-Main-Ver- Bau von Schallschutzwänden in kehrsverbund (RMV) getragen. Butzbach Main-Weser-Bahn (jl) Im Rahmen des Programms „Lärm- sanierung an bestehenden Schienenwegen RMV-Linie 30 des Bundes“ baut die Deutsche Bahn Bahnhof Marburg-Süd soll modernisiert werden In Butzbach werden Löcher für die (js) Die Stadt Marburg, die Deut- Fundamente der Lärmschutzwand gebohrt sche Bahn und der Rhein-Main- Verkehrsverbund (RMV) werden einen Kooperationsvertrag aufset- zen, in dem sie die Modernisierung und den barrierefreien Umbau des Marburger Südbahnhofs vereinba- ren, so die Aussage von Bürger- meister Dr. Franz Kahle (Grüne). Die Planungen für einen barriere- freien Umbau des Südbahnhofes existieren bereits seit 20 Jahren. Diese betreffen hauptsächlich das

HS Nr. 99 47 stop+++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+

oder bereits abgeschlossen. Mit der Reali- sierung ist die DB ProjektBau GmbH be- auftragt. Nordmainische S-Bahn Frankfurt-Süd - Frankfurt-Ost - Hanau Hbf RMV-Linie RB55 Planfeststellung für Nordmainische S-Bahn läuft In Kirchgöns entstehen Lärmschutzwände auf beiden Seiten der Bahn (ac) Inzwischen ist auch für den auf Frank- insgesamt drei Schallschutzwände in furter Gemarkung liegenden Abschnitt der Butzbach. Sie liegen in Kirch-Göns im Strecke Frankfurt - Hanau das Plan- Bahnhofsbereich, in Butzbach-Nord nord- feststellungsverfahren für den Bau der westlich der Bahnstrecke an der Heinrich- „Nordmainischen S-Bahn“ eingeleitet wor- Schneider-Siedlung, in Butzbach östlich der den, nachdem dieses für den Abschnitt in Strecke an der Ludwigstraße und Wein- der Stadt Maintal (seit April 2014) und der straße sowie in Ostheim westlich der Stre- Stadt Hanau (seit August 2014) läuft. Die cke im Bahnsteigbereich. Die Schallschutz- Planunterlagen konnten ab dem 15. Janu- wände aus schallabsorbierenden Alumi- ar 2015 eingesehen und Einwände bis zum niumelementen werden größtenteils eine 15. Februar 2015 abgegeben werden. Höhe von 3 Metern über Schienenober- Der Frankfurter Abschnitt umfasst einen kante haben. Die Gesamtlänge der Schall- Tunnelabschnitt vom Bahnhof Frankfurt- schutzwände beträgt über 2,2 km. Die Bau- Konstablerwache zum Bahnhof Frankfurt- arbeiten sollen bis Oktober 2015 abge- Ost und ab dort eine oberirdische Führung schlossen sein. parallel zur bereits bestehenden Bahnlinie Seit 1999 wird die „Lärmsanierung an nach Hanau. Die Bahnstrecke wird somit bestehenden Schienenwegen des Bundes“ durchgehend viergleisig ausgebaut. Der von der Bundesregierung gefördert. Damit jetzige Bahnhof Frankfurt-Mainkur wird wurde erstmals die finanzielle Möglichkeit aufgegeben und stattdessen im Bereich geschaffen, Schallschutzmaßnahmen auch Ernst-Heinkel-Straße ein neuer Haltepunkt entlang vorhandener Schienenwege umzu- Frankfurt-Fechenheim errichtet. setzen. Aktuell stehen dem Programm jähr- lich Haushaltsmittel in Höhe von 100 Mil- Der geplante viergleisige Streckenaus- lionen Euro zur Verfügung. Bei der Lärm- bau kommt nicht nur dem Nahverkehr sanierung handelt es sich um eine freiwilli- zugute, sondern sorgt auch zur Trennung ge Leistung des Bundes. Bundesweit sind vom Regional-, Fern- und Güterverkehr aktuell in 1.550 Ortsdurchfahrten Lärm- und damit zu einer flüssigeren Abwicklung sanierungsmaßnahmen in Planung, Bau im Bereich des Knotens Frankfurt.

48 HS Nr. 99 ++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+++Str

In Hanau-Wilhelmsbad sollen in Zukunft S-Bahnen halten. Im Bild ein Regionalexpress Würzburg - Frankfurt Foto: Andreas Christopher

Hier einige nähere Einzel- heiten dazu:

- Stadtgebiet Frankfurt: Ab- zweig zweier eingleisiger Röhren vom Citytunnel - Hanau Hbf: Zusätzliche Bahnsteigkante in Höhe Grüne Straße, Vortrieb mittels am Bahnsteig Gleis 1/2, Nutzung von Tunnelbohrmaschine Richtung Frank- Gleis 5/6 neu auch für die S-Bahn, neues furt-Ost. Rettungsschacht in Höhe Fernverkehrsgleis durch Verlängerung Rückertstraße. Der Abzweig vom City- von Gleis 9 zum Durchfahrtsgleis. tunnel wurde bereits beim Bau des Tun- nels mit errichtet. Weitere interessante Einzelheiten hat die Deutsche Bahn auf der Internetseite - Frankfurt Ost: Neubau in 19 m Tiefe west- http://www.nordmainische-s-bahn.de/ lich des Bahnhofs, direkter Zugang zur zusammengefasst. U-Bahn, Ostportal in offener Bauweise

- Frankfurt-Fechenheim: Neubau eines 210 Taunusbahn m langen Mittelbahnsteigs in Höhe Ernst- Bad Homburg - Usingen - Heinkel-Straße. Der 1,3 Kilometer wei- ter östlich gelegene heutige Bahnhof Brandoberndorf Frankfurt-Mainkur wird aufgelassen. RMV-Linie 15 - Maintal West: Bahnsteigneubau etwa 250 S-Bahn bis Usingen kommt m östlich des heutigen Haltepunktes (jl) Ende März hat der Verkehrsverband Hochtaunus dem Vorhaben zugestimmt, - Maintal Ost: Neubau eines Mittelbahn- die Taunusbahn bis Usingen zu elektrifizie- steiges, Rückbau des Hausbahnsteigs ren und S-Bahnen einzusetzen. Sollte auch - Hanau Wilhelmsbad: Neubau eines der Kreistag des Hochtaunuskreis am 11. Mittelbahnsteigs, Rückbau des Bahnü- Mai dem Vorhaben zustimmen, steht einer berganges Burgallee und Ersatz durch Umsetzung des Projekts nichts mehr im eine Eisenbahnüberführung Wege. Eine Elektrifizierung bis Gräven- wiesbach kann nicht umgesetzt werden, - Hanau West: Modernisierung des Mittel- weil nicht genügend S-Bahntriebwagen zur bahnsteigs Verfügung stehen.

HS Nr. 99 49 Schlusslicht

Alte Damen in Hessen (fl) Der neue Bad Hersfelder Intendant Dieter Wedel wählt den Lauterbacher Bahnhof als Aufführungsort für eine Insze- nierung des Stückes „Der Besuch der alten Dame“ aus. Der morbide Charme des Bahnhofs und seiner Umgebung sei gut geeignet für das Stück, in dem es um den Verfall einer Stadt und um ein äußerst un- moralisches Angebot zu deren finanzieller Stilelementen, sozusagen. Gesundung geht. Dies berichtete der „Lauterbacher Anzeiger“ am 01.04.2015 Wobei der Frankfurter Ostbahnhof und lancierte damit einen Aprilscherz der durch die neue Nachbarin EZB derzeit ja besseren Sorte. Denn Aprilscherze sind schon ein wenig die Aura des großen Gel- immer dann gelungen, wenn die Leser- des zu spüren bekommt. Es wird gepinselt innen und Leser sie für glaubwürdig hal- und auch ein wenig betoniert, ganz so wie ten. beim Bruderbahnhof Güllen nach Ankunft der alten Dame mit ihrem scheinbar leicht Schauplatz des Theaterstückes ist eigent- zu entleerenden Füllhorn voller Geld… lich der fiktive Ort Güllen, „eine kleine Stadt, die in der Schweiz, aber auch überall Güllen ist in Deutschland oft zu finden, wie sonst in Mitteleuropa liegen kann“, wie der hier der Bahnhof Diez Foto: H.-P. Günther „Reclam Lektüreführer“ zu erklären weiß. Der Autor Friedrich Dürrenmatt selbst be- schreibt Stadt und Bahnhof am Anfang als „ruiniert“, „zerfallen“ und „verwahrlost“ – weist aber explizit auf das Vorhandensein eines verrosteten Stellwerks hin.

Nun kann man ein Schweizer Güllen nicht ohne weiteres mit einem Pendant in Deutschland vergleichen. Manche deutsche Stadt wäre glücklich, einen nach schweize- rischen Maßstäben „verwahrlosten“ Bahn- hof zu besitzen. Würde das Stück einen nach hiesigen Maßstäben „verwahrlosten“ Bahnhof erfordern, dann könnte es Dieter Wedel getrost an der Stammstätte der Bad Hersfelder Spiele aufführen lassen. Die Stiftsruine kommt manchem deutschen Bahnhofsgebäude ja schon recht nahe. Ein Frankfurter Ostbahnhof mit romanischen

50 HS Nr. 99 Broschüren und Schriften

Kursbuch der Deutschen Museumseisenbahnen Euro 6,50 In bewährter und kompakter Form werden die Museumsbahnen mit ihren Strecken, Betriebstagen, Fahrzeiten, Fahrpreisen und den eingesetzten Triebfahrzeugen vorgestellt. 166 Seiten, ca. 14 x 21 cm, gebunden. EK-Verlag, 2015. Damals auf Linie Euro 19,80 (Peter F. Linhart) Linienbusse der fünfziger und sechziger Jahre. Band 6 aus der Reihe „Stadtverkehr-Bildarchiv“. 96 Seiten, 125 Abbildungen, ca. 23 x 16 cm, gebunden. EK- Verlag, 2015.

Bei uns noch erhältlich: Güterverkehr an der Lahn Euro 39,80 (Ronny Michael Köppel / Thomas Schupp) Band 1 aus der Reihe Eisenbahnalltag zwischen Trier und Fulda. 164 Seiten, 151 großformatige überwiegend farbige Fotos, ca. 30 x 21 cm, gebunden. Eisenbahn Fachbuch Verlag, 2012.

Alle Preise zuzüglich Versandkosten. Folgende Listen können gegen Einsendung von 1,45 Euro Rückporto angefordert werden: Hauptliste mit Eisenbahnliteratur, Veröffentlichungen von Pro Bahn & Bus, Zugverzeichnisse, Fahrplananordnungen, DR Buchfahrpläne, sonstige Dienstvorschriften, Kursbücher, Fahrplanhefte (In- und Ausland) Pro Bahn & Bus Schriftenversand, Feldgasse 5, 65510 Hünstetten

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