Inforum Informationsdienst Für Politische Entscheider | Juli 2017 | Deutscher Derivate Verband (Ddv)
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
INFORUM INFORMATIONSDIENST FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDER | JULI 2017 | DEUTSCHER DERIVATE VERBAND (DDV) ppIN DER DISKUSSION ppDATEN & FAKTEN ppDATEN & FAKTEN Wir haben die Wahl | 1 – 2 Basiswerte | 8 Index für Discount-Zertifikate | 11 ppWAHLPRÜFSTEINE ppDDV-TRANSPARENZINITIATIVE ppKURZ & BÜNDIG 8 Antworten auf 8 Fragen | 3 – 8 DDV-Wertpapierprospekt | 9 – 10 Zitat des Monats, DDV-Links, Termine | 11 k IN DER DISKUSSION Liebe Leserin, lieber Leser, die Bundestagswahl Wir haben die Wahl steht vor der Tür, und viele Privatanleger möchten wissen, was die Parteien in der Steuer- und Finanz- politik künftig umsetzen wollen. Die Ant- worten der jeweiligen Abgeordneten auf unsere Fragen, die im Mittelpunkt dieser Ausgabe stehen, sind teilweise vorherseh- bar, manche überraschend, in jedem Fall erhellend. Sie zeigen aber auch, dass wir in der nächsten Legislaturperiode – ganz gleich welche Koalition in Berlin die Regie- rung bilden wird – noch eine Menge Über- zeugungsarbeit leisten müssen. Außerdem berichten wir von einem weite- ren Meilenstein zu mehr Transparenz und o Wahlen sind immer politische Weichenstellungen. Dies gilt in besonderer Verständlichkeit der Finanzprodukte. So Weise für die Bundestagswahl am 24. September. Ihr Ergebnis wird auch darüber hat der DDV als erster finanzwirtschaft- entscheiden, ob die Wertpapierkultur in Deutschland ein politisches Stiefkind bleibt licher Verband für einen Muster-Wert- und ob der Anlegerschutz künftig mehr freiheitliche oder mehr paternalistische papierprospekt das "Klartext-Siegel" der Züge trägt. Universität Hohenheim erhalten. Für die Anleger, die Vermögen aufbauen und für das Alter privat vorsorgen wollen, Wie immer interessiert uns Ihre Meinung, stehen die Zeichen nicht mehr auf Grün. Wie auch die Antworten der Abgeordne- und wir freuen uns über Ihre Rückmeldung ten auf den folgenden Seiten deutlich machen, formiert sich eine breite Front zur unter [email protected] Abschaffung der Abgeltungsteuer und die Anhänger der Einführung einer Finanz- transaktionsteuer sind Argumenten gegen diese Finanzmarktschädigungssteuer Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen kaum zugänglich. Beide steuerliche Vorhaben haben eine hohe politische Symbol- kraft, da sie vorgeben, ein Stück soziale Gerechtigkeit zu schaffen. In Wirklichkeit verfehlen sie ihre Ziele und sind gleichzeitig weitere Sargnägel für die Wertpapier- kultur in Deutschland. Dr. Hartmut Knüppel Geschäftsführender Vorstand des DDV INFORUM k IN DER DISKUSSION Mit dem Anlegerschutz sieht es nicht viel Zertifikatebranche als Vorreiter besser aus. Auch hier besteht die Gefahr, Was können unsere Branche und wir als Verband dafür tun, dass die politischen Weichen falsch gestellt dass das Korsett der staatlichen Regulierung nicht immer werden. Im Deutschen Bundestag gibt es enger geschnürt wird und dass die Anleger gleichzeitig wirksam immer mehr Abgeordnete, die einem paterna- geschützt werden? Der beste Weg ist sicherlich, im Rahmen der listischen Anlegerschutz und der Bevormundung Selbstregulierung vernünftige Spielregeln zu entwickeln, die dem auch bestens informierter Investoren das Wort Anleger wirklich nutzen und ihn nicht in seiner Wahlfreiheit ein- reden. Was fehlt sind Stimmen, die sich für die schränken. Transparenz ist dabei das A und O. Für die deutsche Vielfalt von Wertpapieren und für die Wahlfreiheit Zertifikatebranche besteht hier kaum Handlungsbedarf, denn in des Privatanlegers stark machen. Hier sehen wir Sachen Transparenz haben die Zertifikate-Emittenten ihre Haus- Handlungsbedarf. aufgaben gemacht und inzwischen wichtige Branchenstandards gesetzt: die Produktklassifizierung in Form der Derivate-Liga, die Kein Wohlstand ohne Risiko Festlegung der einheitlichen Fachbegriffe, die Muster-Produkt- Alle wichtigen politischen Entscheider in Deutschland sind sich informationsblätter für alle Zertifikatetypen, aussagekräftige – zumindest im Grundsatz – in dem Ziel einig, den Wohlstand Risiko kennzahlen für nahezu alle Zertifikate, die Zertifikate-Tests, der Bürger zu sichern und zu mehren. Dies geht bei der Nullzins- um dem Anleger die Auswahl eines Zertifikats zu erleichtern, die Politik der Europäischen Zentralbank aber nur, wenn die Bürger in Zertifikate-Indizes, mit denen sich die Branche dem Leistungs- nennenswertem Umfang in Wertpapiere investieren. Doch schon vergleich mit anderen Finanzprodukten stellt, und schließlich der hier gibt es die ersten politischen Irrlichter. Unter dem Motto Fairness Kodex, der für die Zertifikateemittenten ein Höchstmaß „Bloß kein Risiko eingehen!“ warnen selbsternannte Finanzexper- an Produkt- und Kostentransparenz festschreibt. ten vor dem Kauf von Aktien oder Zertifikaten und raten den Anle- gern, in schlecht verzinste Staatspapiere zu investieren, da diese ja so sicher seien. Nachdem die Inflation wieder Fahrt aufgenom- „Die Bundestagswahl 2017 entscheidet auch, men hat, heißt das nichts anderes als Vermögensvernichtung. So ob die Wertpapierkultur in Deutschland ein werden diejenigen, die absolute Sicherheit propagieren, selbst politisches Stiefkind bleibt.“ zum größten Sicherheitsrisiko für den Privatanleger. Kluge Politi- Dr. Hartmut Knüppel ker und Anlegerschützer hingegen wissen, dass nur Wertpapiere mit überschaubaren Risiken mittel- und langfristig gute Chancen Die bevorstehende Bundestagswahl kann mit die Weichen dafür bieten, Vermögen aufzubauen und fürs Alter vorzusorgen. stellen, dass die Wertpapierkultur in Deutschland wieder gestärkt wird. Damit sich alle politisch Interessierten ein Bild davon Vielfalt nutzt dem Anleger machen können, wie sich wichtige politische Akteure hier positi- Dabei bietet Deutschland für die Wertpapieranlage ausgezeich- onieren, haben wir den Finanzexperten der Parteien acht Fragen nete Voraussetzungen. Nirgendwo in Europa ist die Vielfalt der zu finanz- und steuerpolitischen Themen gestellt, die gerade für Wertpapiere so groß wie hier. Die Anleger können aus einem rie- Anleger von zentraler Bedeutung sind. Auch wenn wir natürlich sigen Produktuniversum von Aktien, Anleihen, Fonds oder Zertifi- nicht mit allen Antworten der Abgeordneten übereinstimmen, so katen auswählen. Gleichzeitig gibt es eine ganz Reihe von praxis- danken wir Antje Tillmann, Lothar Binding, Axel Troost, Gerhard erprobten Bewertungsinstrumenten und Orientierungshilfen, die Schick und Michael Theurer für ihre Zeit und den Anleger sicher durch die Produktlandschaft zu einem für ihn die Mühe, die sie sich mit den Antwor- geeigneten Wertpapier führen. ten gemacht haben. Sie haben ein Stück Klarheit geschaffen. In jedem Fall ist die Transparenz und Verständlichkeit der Pro- dukte für den Anleger entscheidend. Denn es gilt der allgemeine Grundsatz: Jeder Anleger sollte nur das Wertpapier kaufen, des- sen wesentliche Eigenschaften er auch wirklich kennt. Sich ausrei- chend zu informieren, ist eine Holschuld des Anlegers, das Wert- papier transparent und verständlich zu beschreiben, ist hingegen eine Bringschuld des Emittenten und des Wertpapierverkäufers. INFORUM JULI 2017 | DDV | Seite 2 k WAHLPRÜFSTEINE Antje Tillmann, MdB Lothar Binding, MdB Axel Troost, MdB Gerhard Schick, MdB Michael Theurer, MdEP Finanzpolitische Sprecherin Finanzpolitischer Sprecher Finanzpolitischer Sprecher Finanzpolitischer Sprecher Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Währung Wahlprüfsteine: 8 Antworten auf 8 Fragen Wofür soll der Haushaltsüberschuss genutzt werden? k I. (Schuldentilgung, Steuersenkung oder Investitionen) Tillmann, CDU / CSU: Wir werden auch Binding, SPD: Die SPD gibt Investitionen Troost, LINKE: DIE LINKE will die güns- nach 2017 auf neue Schulden verzichten. den Vorrang – zur rechten Zeit und in den tige Haushaltslage für mehr Investitio- Finanzielle Spielräume durch höhere Steu- geeigneten Branchen, denn gegenwärtig ist nen nutzen. Gleichzeitig fordern wir eine ereinnahmen wollen wir zu gleichen Teilen der größte Preistreiber z.B. im Bausektor die Reform der Einkommensteuer zugunsten nutzen für gute Konjunkturlage. Aus den Überschüs- geringer und mittlerer Einkommen. Unser ■ Investitionen in unsere Zukunftsfähig- sen im Bundeshaushalt sollen zusätzliche Tarif der Einkommensteuer sieht eine keit und Sicherheit, Zukunftsinvestitionen finanziert werden. deutliche Anhebung des Grundfreibetrags ■ Steuerentlastung und Außerdem sollen Arbeitnehmerinnen und (von derzeit 8.820 Euro auf 12.600 Euro ■ Schuldentilgung. Arbeitnehmer mit mittleren und kleinen pro Jahr) sowie ein Absenkung des Tarif- Einkommen sowie Familien bei Steuern verlaufs für mittlere Einkommen vor. Als und Abgaben entlastet werden. Dabei plant Faustregel gilt: Wer weniger als 7.100 Euro die SPD eine Steuer- und Finanzpolitik, die brutto pro Monat verdient, wird entlastet. nachhaltig ist und ohne neue Schulden aus- Wer mehr verdient, wird belastet. Durch kommt. die Mehrbelastung hoher Einkommen ist unsere Einkommensteuerreform insge- Schick, Grüne: Zuerst für Investitionen, denn die derzeitige samt aufkommensneutral. Finanzpolitik ist nicht nachhaltig. Wir zehren von der Substanz, die Infrastruktur verfällt. Gleichzeitig soll unsere wachsende Theurer, FDP: Der Bundesfinanzminister ist in der einmaligen Volkswirtschaft die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Situation, für Staatsanleihen keine Zinsen bezahlen zu müssen, die Aufnahme von Geflüchteten und die Bekämpfung des Klima- sondern sogar zeitweise Zinsen dafür zu bekommen, dass sich wandels angehen. Zweitens müssen wir die Bürger / innen ent- der Staat Geld leiht. Gleichzeitig wird im Bundeshaushalt ein lasten. Doch mit einer Veränderung des Steuertarifs