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III-195 derBeilagenXXII.GP-BerichtHauptdokument Restitutionsbericht 2003/2004 1 von48 2 von 48 III-195 der Beilagen XXII. GP - Bericht - Hauptdokument 2 Restitutionsbericht III-195 der Beilagen XXII. GP - Bericht - Hauptdokument 3 von 48 Restitutionsbericht 3 6. BERICHT DER BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG, WISSENSCHAFT UND KULTUR AN DEN NATIONALRAT ÜBER DIE RÜCKGABE VON KUNSTGEGENSTÄNDEN AUS DEN ÖSTERREICHISCHEN BUNDESMUSEEN UND SAMMLUNGEN Gemäß § 2 Abs. 3 des Bundesgesetzes vom 4. De- umfangreiches Material zur Entziehung und der Resti- zember 1998 über die Rückgabe von Kunstgegen- tution von Kunstgegenständen, das in den vergange- ständen aus den Österreichischen Bundesmuseen nen Jahren geordnet und sukzessive erschlossen und Sammlungen besteht eine jährliche Verpflichtung wurde. Die redigierten Dossiers werden dem gemäß zur Information des Nationalrates über die erfolgte § 3 des Kunstrückgabegesetzes beim Bundesministe- Übereignung von Kunstgegenständen. Ein erster Be- rium für Bildung, Wissenschaft und Kultur eingerich- richt wurde über die in der Zeit vom 19. Dezember teten Beirat weitergegeben, der Empfehlungen für 1998 bis 18. August 1999 vorgenommenen Rück- Übereignungen an die Bundesminister für Landesver- gaben gelegt, ein zweiter für die Rückgaben in der teidigung, für Wirtschaft und Arbeit sowie für Bil- Zeit vom 27. Oktober 1999 bis 28. November 2000, dung, Wissenschaft und Kultur abgibt. ein dritter für die Zeit vom 23. Jänner 2001 bis 1. Ok- Auf eine positive Entscheidung der zuständigen Res- tober 2001, ein vierter für die Zeit vom 10. April 2002 sortminister folgt in nahezu allen Fällen eine außer- bis 3. Dezember 2002, ein fünfter für die Zeit vom 11. ordentlich schwierige und langwierige Suche nach März 2003 bis 27. Jänner 2004. Alle fünf Berichte wur- den Rückgabeberechtigten, weil diese in der Regel den vom Nationalrat zur Kenntnis genommen. bereits Nachkommen des ursprünglichen Eigen- Ziel des Kunstrückgabegesetzes ist es, Kunstgegen- tümers in zweiter und dritter Generation sind und stände aus den Österreichischen Bundesmuseen und viele Verlassenschaften im Ausland abgehandelt wur- Sammlungen, die im Zuge oder als Folge der NS- den. In den meisten Fällen müssen Erbfolgedoku- Gewaltherrschaft in das Eigentum des Bundes gelangt mente aus aller Welt zusammengetragen werden, sind, an die ursprünglichen Eigentümer oder deren damit auf deren Grundlage ein Gutachten über die Rechtsnachfolger zurückzugeben. Zur Erfüllung die- Rechtsnachfolge erstellt werden kann. ses Gesetzesauftrages ist es notwendig, die Bestände Erfolge bei der Suche nach Rechtsnachfolgern konn- der Österreichischen Bundesmuseen und Sammlun- ten in erster Linie durch Unterstützung der Anlauf- gen systematisch und lückenlos auf ihre Provenienz stelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien erzielt zu überprüfen. Diese Aufgabe wird von der im Jahre werden. Allen Mitarbeiter/innen der Anlaufstelle, vor 1998 eingesetzten Kommission für Provenienz- allem Frau Erika Jakubovits und Herrn Dr. Ingo Zech- forschung wahrgenommen. Die Mitarbeiter/innen der ner, darf daher besonderer Dank ausgesprochen wer- Kommission sind in den einzelnen Bundesmuseen den. und Sammlungen tätig, wo sie die Inventare, die Ar- chivbestände und die Objekte selbst auf Provenienz- hinweise untersuchen, denen sie mit Hilfe einschlä- STAND DER PROVENIENZFORSCHUNG giger Datenbanken, Karteien und Akten aus öffentlichen Archiven nachgehen. Die Ergebnisse die- Die Arbeit der Kommission für Provenienzforschung ser Forschungen werden zu Dossiers zusammenge- ist vom plötzlichen Tode ihres Begründers und fasst und dem Büro der Kommission für Provenienz- langjährigen Vorsitzenden, Hofrat Univ.-Prof. Dr. Ernst forschung, das im Bundesdenkmalamt eingerichtet Bacher im April 2005 überschattet. Der ehemalige Ge- ist, zur redaktionellen Bearbeitung übermittelt. Das neralkonservator des Bundesdenkmalamtes, der die Bundesdenkmalamt verfügt in seinem Archiv über Kommission seit dem Frühjahr 1998 geleitet hat, war 4 von 48 III-195 der Beilagen XXII. GP - Bericht - Hauptdokument 4 Restitutionsbericht trotz schwerer Krankheit bis zuletzt unermüdlich und eine generelle Ausweitung des Überprüfungszeitrau- selbstlos im Dienste der Provenienzforschung tätig. mes notwendig sein werden. In diesem Zusammen- Die im vorliegenden Bericht und in den vorausge- hang sei darauf hingewiesen, dass gemäß § 1 Zif. 2 gangenen fünf Berichten referierten Ergebnisse der Kunstrückgabegesetz Kunstgegenstände zurückzuge- Provenienzforschung sowie die aus ihnen resultieren- ben sind, die rechtmäßig in das Eigentum des Bundes den Rückgaben wären ohne die Sachkenntnis und gelangt sind, jedoch zuvor Gegenstand eines nich- das persönliche Engagement von Prof. Dr. Bacher tigen Rechtsgeschäftes im Sinne des Nichtigkeits- nicht möglich gewesen. Ihm gebühren posthum Dank gesetzes BGBl. Nr. 106/1946 waren. Dafür gibt es und hohe Anerkennung. kein zeitliches Limit. Wie einzelne Rückgaben aus den letzten Jahren zeigen, können auch Erwerbungen aus jüngerer Zeit die Voraussetzungen des Kunstrück- THEMENFELDER UND AKTIVITÄTEN gabegesetzes erfüllen. Im Sinne eines raschen Handels zu Gunsten der Ge- Dem mit dem Abschluss der systematischen und schädigten war die Provenienzforschung stets auf die lückenlosen Überprüfung verbundenen gesteigerten Bearbeitung jener Fälle fokussiert, bei denen nicht Arbeitsaufwand wurde in einzelnen Bundesmuseen nur klare Hinweise auf eine Entziehung während (MAK – Österreichisches Museum für angewandte der NS-Zeit, sondern auch auf die ursprünglichen Kunst, Museum für Völkerkunde, Naturhistorisches Eigentümer gefunden werden konnten. Die sorgfäl- Museum, Österreichische Galerie Belvedere, Öster- tige Prüfung von Zweifelsfällen, von Gegenständen reichisches Theatermuseum, Technisches Museum) unklarer Provenienz sowie die Dokumentation der bereits durch eine gezielte Aufstockung der Mitarbei- Negativevidenz unproblematischer Erwerbungen sind ter/innen der Kommission Rechnung getragen. im Hinblick auf eine systematische und lückenlose Die Erstellung eines zusammenfassenden Berichtes Überprüfung der Bestände der Bundesmuseen und über die bisherigen Ergebnisse der Provenienz- Sammlungen unerlässlich. Es war Prof. Dr. Bacher forschung stellt im Sinne einer raschen Aufarbeitung nicht mehr vergönnt, das von ihm in Angriff genom- ein zentrales und vorrangiges Anliegen der Kommis- mene Vorhaben eines zusammenfassenden Berichtes sion dar. Ebenso sieht sich die Kommission aber auch über die bisherige Tätigkeit der Kommission für Pro- zu einer umfassenden Bearbeitung, Auswertung und venienzforschung zu Ende zu führen – diese Arbeit Zugänglichmachung der für die Provenienzforschung muss nun sein Nachfolger leisten. relevanten Materialien verpflichtet, was noch mit ei- In den Bundesmuseen und Sammlungen werden Vor- nigem Zeitaufwand verbunden sein wird. Hiebei geht bereitungsarbeiten für diesen zusammenfassenden es nicht nur um die Nachvollziehbarkeit der Recher- Bericht über die Provenienzforschung geleistet. Wie chenergebnisse durch sachgerechte Archivierung der schon im letzten Restitutionsbericht 2002/2003 er- in die Recherchen einbezogenen historischen Doku- wähnt, liegt hiefür eine umfangreiche, in Zusammen- mente, sondern darüber hinaus um die dauerhafte Er- arbeit mit der Anlaufstelle der Israelitischen Kultusge- schließung relevanten Archivmaterials auch für die meinde Wien erstellte Punktation vor, die eine zukünftige Provenienzforschung – innerhalb und einheitliche Darstellung der Provenienzforschung in außerhalb der durch das Kunstrückgabegesetz gezo- den einzelnen Häusern gewährleisten soll. Mit Hilfe genen Grenzen. dieses Leitfadens soll eine Charakterisierung der Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft Sammlungs- und Archivbestände gegeben sowie eine und Kultur plant die Einrichtung einer Objektdaten- transparente Darstellung der geleisteten Arbeit und bank in Zusammenarbeit mit der Anlaufstelle der ihrer Ergebnisse vorgenommen werden. Vorausset- Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Diese Daten- zung dieser Vereinheitlichung auf der Darstellungs- bank wird als Instrument zur Identifizierung bedenk- ebene ist eine weitere Vereinheitlichung und Standar- licher Objekte dienen. Inhalt dieser Objektdatenbank disierung der Provenienzforschung und ihrer werden nicht real existierende Objekte, sondern vir- Dokumentation. Ein wesentlicher Aspekt hiebei ist tuelle Objekte sein: Objektbeschreibungen aus ver- die Einhaltung verpflichtender Recherchenstandards schiedenen historischen Quellen, die miteinander und die Einführung eines verbindlichen Überprü- verknüpft und verglichen Aufschluss über die Ge- fungshorizontes. schichte entzogener Objekte geben. Damit soll dem Die Vorbereitungen für den zusammenfassenden Be- Problem Rechnung getragen werden, dass die Anga- richt über die Provenienzforschung zeigten wieder ben in den verschiedenen Quellen (Titel, Maße, Ent- einmal auf, dass die einzelnen Bundesmuseen und stehungsdatum etc.) oft stark voneinander abweichen Sammlungen jeweils unterschiedliche Zeitspannen für und es in vielen Fällen einer sachkundigen Schluss- die Überprüfungen vorgesehen haben. Die Gründe folgerung bedarf, um die Identität eines Subjektes hiefür waren zu Beginn der Arbeit der Kommission festzustellen. durchaus sachlich und sammlungsspezifisch. Aller- Aus den Restitutionsmaterialien des Archivs im Bun- dings weisen Einzelfälle der Provenienzforschung, die desdenkmalamt sollen als Bilddokumente u.a. das außerhalb des jeweiligen Recherchenhorizontes lie- so genannte Fotoinventar, die Property