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Geschichte der Amtsgerichte Bad Kreuznach und Stromberg Preußen Hessen Preußen Bayern Rheinland-Pfalz Die Wappen von Preußen, Hessen und Bayern symbolisieren die Landesteile aus denen Rheinland-Pfalz im Wesentlichen entstanden ist. Ein Beitrag zur Geschichte der Amtsgerichte von Gerhard Schwanke Impressum: Selbstverlag Gerhard Schwanke Flurweg 21, 55452 Guldental – 2008 Druck: W. Medinger GmbH, Wöllstein Alle Rechte beim Verfasser 2 Einleitung Die 125. Wiederkehr der Einrichtung der Amtsgerichte war der konkrete Anlass, die Geschichte beider Amtsgerichte aufzuzeichnen. Zum Jubiläum im Jahre 2004 habe ich bereits eine Kurzfassung der Geschichte des Amtsgerichts Bad Kreuznach erstellt. Die Amtsgerichte lösten die mit Einführung der französischen Gerichtsbarkeit im Jahre 1798 eingesetzten Friedensgerichte in den linksrheinischen Gebieten ab. Mit der Einsetzung der Friedensgerichte wurde auch die von der französischen Revolution und ihrem Vordenker Charles de Montesquieu („Vom Geist der Gesetze“) geforderte Gewaltenteilung verwirklicht. Davor wurde die Gerichtsbarkeit im Wesentlichen durch die von den jeweiligen Landesfürsten eingesetzten Verwaltungsbeamten ausgeübt. Nach der Gründung des Deutschen Reiches am 18.01.1871, mit der wenigstens einer der Forderungen der Teilnehmer des Hambacher Festes von 1832 und der Revolutionäre von 1848 nach einem geeinten Deutschland spät entsprochen wurde, ergab sich die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Gerichtszweige in den einzelnen Ländern zu vereinigen und neu zu organisieren. Mit dem Reichsgesetz über die Gerichtsverfassung vom 27.01.1877, dem Einführungsgesetz vom gleichen Tage, der Zivilprozessordnung vom 30.01.1877 und der Strafprozessordnung vom 01.02.1877 (RGBl 1877 S.41 ff.) wurde die Justiz grundlegend neu organisiert. Im Gegensatz zur heutigen Zeit in der die Gesetze im Schnellverfahren produziert und genauso schnell wieder geändert werden, hat man sich damals für die Neuorganisation der Justiz sechs Jahre Zeit gelassen. Die einzelnen Länder haben durch den Erlass von Ausführungsgesetzen die Neuorganisation umgesetzt. Wie unterschiedlich die Gerichtszweige waren, zeigt sich allein am Beispiel von Preußen.Bis zur Einführung der Amtsgerichte am 01.10.1879 gab es in den einzelnen Landesteilen von Preußen neben den Friedensgerichten eine Vielzahl von weiteren Gerichten, u.a. Stadtgerichte, Kreisgerichte, Appellationsgerichte, Fabrikengerichtsdeputationen, Handelsgerichte und Rügegerichte. Diese Gerichte wurden alle mit Wirkung vom 01.10.1879 aufgehoben (Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz vom 24.04.1878 (RGBl. 1878 S. 230 ff.). Nicht aufgehoben wurde jedoch die eigene Gerichtsbarkeit des Adels. Das Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz enthielt einen entsprechenden Vorbehalt (Adelsprivileg). Erst 1920 wurden in Preußen die Vorrechte des Adels und damit auch die eigene Gerichtsbarkeit aufgehoben (Gesetz über die Aufhebung der Standesvorrechte des Adels und die Auflösung der Hausvermögen vom 23.06.1920, Preußische Gesetzessammlung 1920 S.367 ff.). Nachdem die erste Gerichtsreform zum 01.01.1967 durchgeführt wurde, begann man auch die sehr unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen in den früheren preußischen, hessischen und bayerischen Landesteilen von Rheinland-Pfalz zu reformieren. Diesen umfassenden Gebietsreformen in der Verwaltung folgten jeweils weitere Gerichtsreformen, so dass heute Verwaltungs- und Gerichtsgrenzen deckungsgleich sind. Der in der französischen Zeit (1794 bis 1814) durch die Regierungskommissare eingeführte Verwaltungsaufbau blieb aber im Wesentlichen erhalten. Einen Teil der Reformen habe ich selbst miterlebt. Meine dienstliche Laufbahn begann am 04.04.1961 beim damaligen („preußischen“) Amtsgericht Stromberg. Meine erste Versetzung führte mich am 01.01. 1965 zum („hessischen“) Amtsgericht nach Wörrstadt. Wie Stromberg wurde auch Wörrstadt zum 01.01.1967 aufgelöst und dem Amtsgericht Bad Kreuznach bzw. Alzey zugeteilt. Auch bei den später aufgelösten Amtsgerichten Wöllstein und Ingelheim war ich beschäftigt. Zur Einführung des Mainzer Automationsunterstützten Grundbucheintragungsverfahrens (MAGB) war ich an weiteren verschiedenen Amtsgerichten des Landes Rheinland-Pfalz tätig. Nach der Wiedervereinigung wurde ich im Rahmen der Aufbauhilfe Ost an verschiedene Kreisgerichte (Amtsgerichte) des Landes Thüringen (u.a. Eisenach, Gotha, Gera) abgeordnet. Seit 1977 bin ich ununterbrochen als Rechtspfleger und seit 1995 als Geschäftsleiter beim Amtsgerichts Bad Kreuznach tätig. Nach 48 Jahren geht meine Dienstzeit am 31.12.2008 zu Ende. Bad Kreuznach im Dezember 2008 Gerhard Schwanke 3 Amtsgericht Bad Kreuznach Wohl kaum ein Amtsgericht in Rheinland-Pfalz hat im Laufe seiner Geschichte so viele Veränderungen erlebt wie das Amtsgericht Bad Kreuznach. Bis zur Einrichtung der Amtsgerichte am 01. Oktober 1879 bestand in Bad Kreuznach bereits ein Friedensgericht. Dieses war mit der Einführung der französischen Gerichtsbarkeit in den linksrheinischen Ländern durch Verordnung des Gouvernementskommissars Franz Josef Rudler, einem deutschsprachigen Elsässer aus Gebweiler und Richter am Kassationshof in Paris, im Jahre 1798 eingerichtet worden1,2,3. Damit wurde auch dem durch die französische Revolution verwirklichten Grundsatz der Gewaltenteilung entsprochen4. Amtsgericht Bad Kreuznach Viktoriastraße 38 1903 bis 1945 4 Durch das Reichsgesetz über die Gerichtsverfassung vom 27. Januar 1877 wurde das Gerichtswesen neu geregelt (Einführung der ordentlichen Gerichtsbarkeit, Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht und Reichsgericht)5. In der Verordnung des Preußischen Königs Wilhelm I. vom 26. Juli 1878 wurde in Ausführung des Reichsgesetzes über die Gerichtsverfassung u.a. Kreuznach als Sitz eines Amtsgerichts bestimmt. Der Bezirk des Amtsgerichts umfasste den damaligen Kreis Kreuznach mit Ausnahme der zu den Amtsgerichten Sobernheim und Stromberg gehörenden Gemeinden6. Lageplan des ehemaligen Amtsgerichts und des Gefängnisses mit eingezeichnetem Entwurf für eine neue Verkehrsführung Im Landgericht Koblenz, zu dessen Bezirk das Amtsgericht Bad Kreuznach damals gehörte, wurden die Einrichtung der Amtsgerichte und das Inkrafttreten der neuen Gerichtsorganisation am 01. Oktober 1879 gebührend gefeiert. Die damalige örtliche Zeitung berichtete, dass im königlichen Landgericht zu Koblenz zur Feier des Inkrafttretens der neuen Justizorganisation eine Plenarsitzung stattfand. Die Sitzung schloss mit einem lebhaften Hoch auf den Schöpfer des einigen Deutschlands, den Kaiser Wilhelm I.7 5 Wie so oft bei neuen Gesetzen gab es auch hier eine Ausnahme. In § 5 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetz wurde für die Landesherren, die Mitglieder der landesherrlichen Familien und die Mitglieder der Fürstlichen Familie der Hohenzollern eine Ausnahmeregelung getroffen (Adelsprivileg). Auf sie fand das Gesetz nur insoweit Anwendung, als nicht besondere Vorschriften der Hausverfassungen oder der Landesgesetze abweichende Bestimmungen enthielten8. Wie zuvor schon das Friedensgericht war auch das Amtsgericht im Stadthaus untergebracht. Wegen Raummangels musste eine Abteilung des neu gebildeten Amtsgerichts ihre Büros im Hause der Gaststätte Brenner an der Eisenbahnbrücke (Brückes 48) einrichten. Im Jahre 1883 wurden dann beide Abteilungen zusammengelegt und im Haus Golling in der Viktoriastraße 11 untergebracht9. „Königliches“ Gefängnis Gensinger Straße 10 (jetzt Dr.-Konrad-Adenauer-Straße) 1908 bis 1910 errichtet Erst 1903 wurde, wohl wegen des großen Raumbedarfs durch die Einführung des Grundbuchs, für das Amtsgericht Bad Kreuznach ein eigenes Gebäude in der Viktoriastraße 38 errichtet in dem auch die Amtsanwaltschaft untergebracht war. Es wurde am 02. März 1903 eröffnet. Aus dem gleichen Grund sind damals auch andere Amtsgerichte, wie z.B. Stromberg und Wöllstein, neu gebaut worden, was den gleichen Baustil vieler Amtsgerichte erklärt. Das Gebäude des Amtsgerichts in der Viktoriastraße 38 wurde bei einem Fliegerangriff am 02. Januar 1945 völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut. An dieser Stelle befindet sich heute das Berufsinformationszentrum. 6 Hinter dem Amtsgericht, in der damaligen Gensinger Straße 10, errichtete man in den Jahren 1908 bis 1910 das „Königliche Gefängnis“ (Justizvollzugsanstalt JVA). Im Gegensatz zum Amtsgericht überlebte das Gefängnis den zweiten Weltkrieg; allerdings mit einigen Beschädigungen. Unter anderem deshalb wollte man die Grundstücke hinter dem geplanten Justizgebäude (Seite 9) für den Bau eines neuen Gefängnisses erwerben. Das Vorhaben scheiterte jedoch an den hohen finanziellen Forderungen der Grundstückseigentümer. Badeallee 10 Sitz des Amtsgerichts 1945 bis 195 Auch die vorgesehene Erweiterung des Gefängnisses wurde nicht durchgeführt. Die Planungen der Stadt Bad Kreuznach für eine neue Verkehrsführung (Lageplan Seite 6) und die Reformen im Justizvollzug führten letztendlich zum Abriss des Gefängnisses in den 1970er Jahren Heute befindet sich dort u.a. der Verkehrskreisel der Straße Am Römerkastell. Nach dem zweiten Weltkrieg war das Amtsgericht wiederum in zwei Gebäuden untergebracht, Grundbuchamt, Vormundschaft, Nachlass, Konkurs und Zwangsversteigerung im Hause Brückes 36 und das übrige Amtsgericht (Strafsachen und Zivilsachen) in der Badeallee 10 / Ecke Salinenstraße25. Die Gebäude entsprachen in keiner Weise auch nur den bescheidensten Anforderungen. 7 Beide Häuser waren durch Kriegseinwirkung stark beschädigt. In der Badeallee 10 hatte man zudem noch zwei Notwohnungen für den Amtsgerichtsdirektor mit dem