Submarine :

Autor(en): Bleuler, Sascha Lara

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino

Band (Jahr): 53 (2011)

Heft 315

PDF erstellt am: 26.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-864237

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SUBMARINE THE BEAVER Richard Ayoade Jodie Foster

Teenager sind filmogen - ihre Leiden, in einer selbstbezogenen emotionalen Blase Manchmal gibt es Filme, die bewegen ihre Unschuld, ihr Durst nach sexuellen abspielt, einen amüsanten Unterton verleiht. sich ganz nah an der Grenze zum Scheitern, Erfahrungen und ihr ungezügelter Zynismus Der Anti-Held Oliver ist zugleich lächerlich an der Grenze zum Trash. Sie erwarten vom ihren Eltern gegenüber machen sie zu einer wie berührend, wenn er, einem Set-Designer Zuschauer, dass er eine vielleicht absurde, der faszinierendsten Protagonisten-Spezies gleich, sein Zimmer und sich selbst für den vielleicht aber auch lächerliche Voraussetzung überhaupt. Am unterhaltsamsten ist es, diese ersten Sex mit Jordana minutiös vorbereitet. akzeptiert. Das birgt immer auch die hormongesteuerten, linkischen und Richard Ayoade schafft es mit einer Gefahr, dass der Zuschauer sich gegen das übersensiblen Wesen anzuschauen, wenn man sensiblen Orchestrierung von Humor und Gesehene sperrt und das mühsam aufgebaute diese Leidenszeit bereits in sicherer Distanz Ernsthaftigkeit, seine Schauspieler zielsicher Konstrukt in sich zusammenfällt. Der weiss. Kein Wunder, gibt es seit jeher eine dorthin zu führen, wo er sie haben will: neue Film von Jodie Foster ist ein solcher Fall, grosse Anzahl von Coming-of-Age-Komö- zum Kern der Teenager-Leiden, der trotz und dass die Gratwanderung nicht vollends dien und Teenage-Trouble-Filme. Gus Van überspitzter Inszenierung zu berühren Schiffbruch erleidet, ist - wer hätte das Sants Filmografie beispielsweise zeugt mit vermag. Man merkt dem Jungregisseur seine gedacht - Hauptdarsteller Mel Gibson zu Filmen wie good will hunting, finding künstlerische Vergangenheit an; Ayoade verdanken. Der Grund: Ebenso ernsthaft wie FORRESTER, ELEPHANT und PARANOID drehte zuvor das Musikvideo zum finsteren drollig spürt er den Nöten seiner Figur nach park von einer fast unheimlichen Obsession Pubertäts-Song «Fluorescent Adolescent», und versucht damit - nach höchst umstrittenen für die jungen schönen Burschen und ihre Alex Turner von «Arctic Monkeys» komponierte Regiearbeiten und peinlichen den kokettierende Einsamkeit. im Gegenzug Originalsoundtrack Äusserungen in der Öffentlichkeit - so etwas wie Oliver Täte ist so ein Teenager, und für submarine. Der Spielfilmerstling wird ein Comeback. doch ist er irgendwie anders als die untadeligen von einem teils Video-Clip ähnlichen Kamerastil Gibson spielt Walter Black, den Helden anderer Teenie-Komödien. Der und formalen Manierismen getragen; erfolgreichen Geschäftsführer einer Spielzeugfabrik fünfzehnjährige Geek mit Pilzfrisur und Zeitlupe, Zeitraffer, Freeze-Frames und die und liebenden Familienvater, der wie Augenringen ist egozentrisch, liest Wörterbücher teils hektische Montage komplementieren aus heiterem Himmel von schweren Depressionen und zelebriert seine Aussenseiter- Olivers atemlose Voice-Over. heimgesucht wird. Nichts geht mehr. Melancholie beim abendlichen Spaziergang Obwohl der Zeitraum, in dem der Film Arbeitskonferenzen ziehen wie in Trance am Strand. Er macht sich Sorgen um die spielt, von den Machern bewusst nicht deutlich an ihm vorbei, zuhause liegt er den Rest des Gemütsschwankungen seiner verklemmten definiert wurde, erinnert Olivers bitterer Tages im Bett. Seine Frau Meredith, viel zu Eltern (brillant verkörpert von Noah Taylor Zynismus unweigerlich an J. D. Salingers blass dargestellt von der Regisseurin, und und ), zumal er Buch über ihre Holden Caulfield aus dem Fünfzigerjahre- der jüngste Sohn Henry reagieren anfangs spärlichen Beischlafaktivitäten führt. Kultbuch «The Catcher in the Rye». Auch der noch verständnisvoll und hilfsbereit. Der Seinem depressiven Vater, der als Meeresbiologe schreiende Achtziger-Look von Lebenscoach ältere Sohn Porter hingegen verachtet auch psychisch in den Tiefen eines Unterseebootes Graham mit seiner Frisur, gnadenlos nach seinen Vater und versucht verzweifelt, lebt, werden zu allem Übel von MacGyver, die VHS Kassetten, Festtelefone Gemeinsamkeiten zwischen ihnen zu finden und auf Graham, dem sexy Esoterik-Nachbarn, Hörner und die erholsame Abwesenheit von Handys selbstklebende Merkzettel zu schreiben - nur aufgesetzt. Und da wäre noch die kratzbürstige und Computer geben dem Film einen um sie dann abzureissen und wegzuschmeis- pyromanische Jordana mit ihren nostalgischen Grundton - eine tiefe Sehnsucht sen. Irgendwann setzt Meredith ihren Gatten unwiderstehlich traurigen Augen und dem roten nach diesen schmerzlich aufregenden Jahren, einfach vor die Tür. Für Walter Grund Kapuzenmantel. bevor die öde Routine der Erwachsenenwelt genug, sich aufhängen zu wollen. Doch kurz Wie in der gleichnamigen Romanvorlage uns benebelt und es ein für allemal vorbei ist zuvor findet er im Müll eine Biber-Handpuppe, von Joe Dunthorne führt uns auch in der mit Hormonschüben und Kuschelrock. die ihm fortan als Alter ego dient. Von Olivers literarische Gesprächspartnern sich direkt an Filmadaption Sascha Lara Bleuler verlangt er, Erzählstimme durch seine Abenteuer. Seine inneren das Stofftier in seiner linken Hand zu wenden. Monologe sind von entrückter Poesie, R: Richard Ayoade; B:R. Ayoade nach dem gleichnamigen Dann legt das Spielzeug los (im Original gespickt mit viel Teenager-Zynismus und Roman von Joe Dunthorne; K: Erik Wilson; S: Nick Fen- mit australischem Akzent) und schmeisst Schwarzem Humor, wobei der Unterschied ton, Chris Dickens; M: Andrew Hewitt, Alex Turner. D (R): den Laden mit Charme, Elan und Ideenreichtum. Craig Roberts (Oliver Täte), Yasmin Page (Jordana), Sally zwischen Erlebtem und Olivers Wahrnehmung Doch der Biber hat längst ein Eigenleben Hawkins (Jill Tate), Noah Taylor (Lloyd Tate), Paddy Con- diese offensichtlich ist. Es ist gerade stantine (Graham). P: Filmy, Red Hour Films, . angenommen - Walter wird ihn nicht Diskrepanz, welche Olivers Welt, die sich UK, USA 2010.97 Min. CH-V: RialtoFilm, Zürich mehr los...