Die Frauen in Der Französischen Revolution Nr. 33 : Bibliographie
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KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN Generaldirektion Audiovisuelle Medien, Information, Kommunikation, Kultur Fraueninformation Nr. 33 Die Frauen in der Französischen Revolution Bibliographie mm tm - Rue de la Loi, 200 · B-1049 Brüssel · Tél. 235.97.72 / 235.28.60 Wiedergabe nur mit Quellenangabe zulässig Bei Veröffentlichung erbitten wir ein Belegexemplar ©HIB IFIEAUJIM ΠΝ ©SIR IFIRAN2ÔSHSCHIN IRIVOLOTIION Bibliographie Yves Bessières und Patricia Niedzwiecki Institut de Recherche pour le Développement de l'Espace Culturel Européen (Forschungsinstitut für die Entwicklung des Europäischen Kulturraums) Januar 1991 INHALT Seite Vorwort 01 Das Urteil der Geschichte 02 Die Frauen und die Geschichte 03 Die Ursprünge der Frauenbewegung 09 Die Frauen und die politische "Frauenbewegung" 1 2 Die "Erklärung der Rechte der Frau" von Olympe de Gouges 1 4 Der Beitrag der Frauen zur Revolution 1 8 Die Zeit nach der Revolution 23 Lexikon 26 Zeittafel 31 Bibliographie 33 Erst anläßlich der Feiern zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution richteten die Historiker ihr Augenmerk auf die Rolle, die die Frauen bei diesem historisch bedeutsamen Ereignis gespielt haben. In der Geschichtsschreibung der Männer werden die Frauen häufig ins Abseits gedrängt, totge• schwiegen, einfach ignoriert. Mit der vorliegenden Studie soll ihnen ihr legitimer Platz in der Ge• schichte zurückgegeben werden. Fausta Deshormes La Valle — 1 VORWORT Keine andere Phase der Geschichte Frankreichs ist so umstritten wie die der Französischen Revolu• tion von 1789; sie war es damals, und sie ist es noch heute. Ein Beweis hierfür sind die kürzlichen veranstalteten Feierlichkeiten anläßlich des 200. Jahrestages und die damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen. Ohne Zweifel spüren wir noch heute die Auswirkungen dieses Ereignisses; es ist wie ein nicht zu Ende gegangener Weg, auf dem wir heute noch vorangehen, wenn wir von den Menschenrechten (den Rechten von Frauen und Männern) und von Freiheit sprechen, den Grundlagen der Rechtssysteme in den europäischen Demokratien. Die Völker haben aus der Französischen Revo• lution die Lehre gezogen, daß es nicht genügt, die Freiheit zu erobern; es bedarf auch jahrelanger schwerer Konflikte, um das Er-Leben der Freiheit in einer Gemeinschaft zu lernen. Die in den Wirren der Revolution entstandenen Begriffe Rechte und Freiheit führten zu einer be• stimmten Auffassung des "ich": Der Mensch ist eine Person, diese Person gehört einer Art an, einem Geschlecht; folglich ist eine Frau ein Mensch, der Rechte beansprucht, die für seine Person, seine Aufgabe und seinen Platz in der neu entstehenden Gesellschaft spezifisch sind. De facto allerdings übernehmen die Frauen schon bald eine Alibi-Funktion, denn als der freiheitlichen "Exzesse" Ange• klagte sind sie die ersten wirklichen Opfer der Revolutionstragödie: Sie erhielten alle Rechte und verloren sie auch gleich wieder, sobald sie die Zwänge des Ancien régime abgeschüttelt hatten, un• ter dem sie trotzdem gewisse Rechte erworben hatten. Nunmehr sind sie vollständig ihren Ehegat• ten untergeordnet, die durch den Sturz des Königs einem Kaiserreich den Boden bereiten, das für die Frauen noch viel größere Zwänge bereithält. 1989 war es sehr interessant, Parallelen zwischen der Revolution von 1789 und unserer Zeit am Ende des 20. Jahrhunderts zu ziehen, wobei in der Hauptsache die Unterschiede im "Recht" für Frauen und für Männer untersucht wurden. Knapp 20Ö Jahre nach ihrem Erscheinen haben wir die "Erklärung der Rechte der Frau" von Olympe de Gouges (1791) gründlich gelesen, mit der damals die Gesellschaft revolutionär in Frage gestellt wurde, und wir haben dabei feststellen müssen, daß bis heute noch eine Sozialgeschichte der Frauen nach der Französischen Revolution aussteht. Wir haben zu diesem Zwecke versucht, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine umfas• sende Bibliographie (mit fast 1.000 Titeln) zusammenzustellen, deren Hauptakzent auf der Sozial• geschichte der Frauen vom Ancien régime bis zum Kaiserreich liegt, und die zeigen soll, daß in der großen Geschichtsschreibung der Blick stets auf die Frauen gerichtet war, die die Revolution gehaßt haben; nur geringes Interesse galt den Frauen, die sich für die Ideale der Revolution eingesetzt ha• ben. 1989 erschienen zahllose Bücher und umfangreiche feministische Untersuchungen über die Fran• zösische Revolution. Wir wollten mit unserer Untersuchung auch nicht ergänzende Geschichts• schreibung betreiben; unsere Absicht war lediglich, mit unserer umfassenden Zusammenstellung von Untersuchungen, Dissertationen und sonstigen Büchern und Schriften einen bescheidenen Beitrag zum Thema Französische Revolution und ihre Vorgeschichte zu leisten. Aus diesem Grund ist unsere Studie auch absichtlich so spät veröffentlicht worden; wir wollten erst das Erscheinen mehrerer Tausend Bücher von 1986 bis 1990 und die Zusammenfassungen der rund 800 europäischen Kolloquien zu diesem Thema abwarten. Unser Ziel war es also nicht, die europäischen Auswirkungen der in der Revolution entstandenen Bewegungen zu untersuchen - ganz im Gegenteil! Wie in FRAUEN UND MUSIK (Sonderheft N° 22 von FRAUEN EUROPAS) wollten wir Stellung und Rolle der Frauen in der Geschichte darstellen. Wir haben uns vor allem auf Bücher konzentriert, die sich mit Themen wie Frauenbewegung und Po- — 2 — litik, Kunst und Kultur, Sitten und Gesellschaft sowie Religion beschäftigen. Damit wollten wir das Interesse der europäischen Wissenschaft wecken, die sich dann mit neuen Untersuchungen haupt• sächlich zum Beitrag der Frauen zur Französischen Revolution zu Wort melden soll. Wir hoffen, daß unsere Bibliographie allen weiterhelfen wird, die sich durch Textstudium in eine der bewegendsten Phasen der Geschichte eines Volkes und seiner Eroberung der Menschenrechte ver• tiefen wollen. DAS URTEIL DER GESCHICHTE Es existieren rund 1.500 Dokumente, die direkt von Revolutionszeugen verfaßt worden sind. Nur we• nige davon stammen von Frauen, zumal die 17.500 zum Tode durch die Guillotine verurteilten Frauen und Männer nicht immer ausreichend Zeit zum Schreiben ihrer Memoiren hatten und Abschieds• briefe nur äußerst selten ihren Empfänger erreichten. Daher freuen wir uns umso mehr über bei• spielsweise die Erinnerungen der Madame Roland, die ihre Zeit folgendermaßen beurteilte: "Alles in diesem immer noch revolutionären Leben ist Drama, Roman, Rätsel." Warum sollten wir uns da noch über widersprüchliche Aussagen wundern, die sich selbst noch in den Schriften der Augenzeugen der Geschichte finden? Die ersten Historiker der Französischen Revolution bemächtigten sich die• ser Dokumente voller leidenschaftlicher Urteile und Zeugenaussagen der Revolutionäre von 1789 (manchmal erst 70 Jahre später, kurz vor Ausbruch der Revolution von 1848); sie entdeckten dort vieles, das ihren eigenen idealen oder ihren politischen Sympathien dienen konnte. Zu Zeiten Michelets, eines der führenden Historikers der Französischen Revolution, gab es zwei Lesarten der Ereignisse: zum einen entstand die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Dokumen• ten; zum anderen gab es die psychologische Deutung der Tatsachen. "Man wußte alles, man wußte nichts, man wollte alles erklären, alles erraten, selbst in Belanglosigkeiten wurden tiefgreifende Ursachen vermutet", schrieb Michelet. Es ist also keineswegs verwunderlich, daß dieses Helden-Epos die Historiker der Restauration und der Juli-Monarchie inspiriert hat. Sie alle bringen in ihren Werken eine ausgesprochene Politik- Feindlichkeit zum Ausdruck, wie z.B. einerseits Burke oder Taine, kontra-revolutionäre Historiker, die die "Bande von Betrügern, Dieben, Mördern, den Abschaum der Gesellschaft" und alles, was sie vertreten, verabscheuen, oder andererseits Mortimer-Ternaux, der über die Revolution wie ein Ari• stokrat aus dem Jahre 1792 sprach, der nur die Terreur und ihre Machenschaften im Blick hat. In den Köpfen jener Zeit war die Revolution noch zu präsent, als daß sie nicht über die unmittelbare Zu• kunft Frankreichs hätte Aufschluß geben können. Warum bringt Michelet gerade 1847 die beiden er• sten Bände seiner "L'Histoire de la Révolution" heraus? Warum veröffentlicht im gleichen Jahr Lamartine die "L'Histoire des Girondins", Louis Blanc den ersten Band seiner "Histoire de la Révo• lution" und Alphonse Esquiros 1848 "L'Histoire des Montagnards"? Nun, wir stehen am Vorabend der Revolution von 1848, und diese Historiker sind mit der Geschichte und mit den Ereignissen in ihrem Land eng verwoben; sie ahnen, welch düsteres Schicksal einem Volk bevorsteht, das seine Vergangenheit vergißt und seine Narben verbirgt. — 3 — Die Historiker als Zeugen ihrer Zeit schreiben unter dem Eindruck der Ereignisse von 1847 die Ge• schichte der Revolution von 1789; damit drücken sie der neuen Revolution den Stempel der unver• meidlichen Erfolglosigkeit auf, und zwar einzig und allein durch die Geschichte der Politik, denn bis dahin hatte die Französische Revolution noch nie den Anlaß für eine Sittengeschichte gegeben. 1848 warf Balzac im Vorwort zu seiner "Comedie humaine" ihnen gerade das vor, denn sie ließen in ihren Schriften fast völlig etwas außer acht, das der eigentliche Motor der Revolution gewesen war: die Menge und das Volk, und hierbei überwiegend die Frauen, mit all ihren tragischen und menschli• chen Erlebnissen. Wer hat die Bastille erobert? "Das Volk, das gesamte Volk", so die Antwort Mi- chelets. Dasselbe Volk, in dem Taine ein "Tier, das sich auf einem purpurnen Teppich wälzt" sieht, besteht in der Mehrheit aus verzweifelten Frauen. Historisch gesehen ist