a40 | B1 mb mobilitätsband A40|B1 MOBILITÄTSBAND IMPRESSUM 32

Im Auftrag der interkommunalen Initiative der Städte Moers, , Mülheim an der , , , ,

••• Koordination + Konzeption ••• ••• Projektgruppe ••• ••• Layout •••

Stadt Bochum Stefan Oppermann, Stadt Moers Stadt Bochum Baudezernat Wolfgang Neuhoff, Stadt Duisburg Angelika Wozelaki Dr. Ernst Kratzsch Bernd Geisel, Stadt Mülheim an der Ruhr Stadtplanungs- und Bauordnungsamt Thorsten Kamp, Stadt Mülheim an der Ruhr Eckart Kröck Andreas Müller, Stadt Essen ••• Foto Titelbild••• Jens Hendrix Friedhelm Stärk, Stadt Essen Wolfgang Otto Dorothée Dahl, Stadt Bochum Michael Liebhold, Essen Dorothée Dahl Jens Hendrix, Stadt Bochum Margarete Bonnenberg, Stadt Dortmund Telefon.-Nr.: +49(0)234-9102501 Silke Schulz, Stadt Dortmund Email: [email protected] Michael Ott, Stadt Unna ISBN 978-3-8093-0269-8 Metropolregion Ruhr, Mai 2010 INHALTSVERZEICHNIS

Einführung und Vorwort • 4|5

Drei Stränge, eine lange Tafel und viele Beteiligte Kommunale Rahmenpläne entlang der A40 • 8|9 • 22|23

A40|B1 – Regionaler Masterplan Logistische Bedeutung der A40 • 10|11 • 26|27

A40|B1 – Gestalthandbuch Landschaft an der • 12|13 • 28|29

B1|A40 – Die Schönheit der großen Straße Stadtsilhouette und Stadtwahrnehmung • 14|15 • 30|31

Ost-West-Passagen im Ruhrgebiet Auftakt und Eingang • 18|19 • 32|33

Die Straße im Bau 75 km Hoffnung • 20|21 • 34|35 Einführung und Vorwort 4|5 4

Die A40|B1 ist das zentrale Verkehrsband des Ruhrge- Mit einer Streckenauslastung an Spitzentagen mit mehr Drei interkommunal bearbeitete Handlungsstränge dient als Einführungsband, stellt den Kontext dar, wirft bietes. Ihre historische Bedeutung hat die Verbindungs- als 100.000 Fahrzeugen erweist sich die A40|B1 als widmen sich dem vielfältigen Thema der A40|B1: einen Blick auf die Historie und zeigt die Perspekti- achse A40|B1 als eine der wichtigsten europäischen eine der höchst frequentierten Straßen Deutschlands. ven unterschiedlicher Beteiligter. Jede Anrainerstadt Handelswege – als Hellweg – erfahren. Im Verlauf der Gleichzeitig stößt das derzeitige Verkehrsaufkommen • „Regionaler Masterplan A40|B1“ betrachtet die A40|B1 aus einem anderen Blickwinkel. Geschichte haben sich mit dem Wandel der Region – wie die alltäglichen Staubildungen veranschaulichen • „Gestalthandbuch A40|B1“ Die Vielschichtigkeit des wichtigen Verkehrsbandes ebenso die Funktion, die Lage und das Gesicht dieses – an die Belastbarkeitsgrenzen der Trasse und ihrer • „B1|A40 Die Schönheit der großen Straße“ innerhalb der Region wird verdeutlicht. zentralen Verkehrsbandes erheblich verändert. Heute Nutzer. All diese Besonderheiten der Autobahn haben ist die A40|B1 zum täglichen Transitraum für einen dazu geführt, dass sich die Anrainerstädte intensiv mit Mit dieser Broschüre soll der Gesamtzusammenhang Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre! Großteil der Bevölkerung im Ruhrgebiet geworden. dem Thema auseinandergesetzt haben. des Projektes dargestellt und erläutert werden. Sie

GünterGüntter WusthoffWusthoff, Stadt Moers HelgaHl Sander,S d StadtS d Mühlheim M hlh i an der d Ruhr Dr. Ernst Kratzsch,Kratzsch, Stadt Bochum

Jürgen Dressler, Stadt Duisburg Hans-Jürgen Best, Stadt Essen Ullrich Sierau, Stadt Dortmund Ralf Kampmann, Stadt Unna

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„75 km Stadtraum mit Kunst zu bespielen ist eine große Herausforderung. Die Auswahl der Künstler und der Orte lässt erwarten, dass es nicht nur einen spannenden sechswöchigen Ausstellungszeitraum gibt, sondern dass darüber hinaus langfristig tragende Impul- se für die Entwicklung der angrenzenden Stadträume der A40|B1 gegeben werden. Die interdisziplinäre Herangehensweise macht den Reiz dieses Projektes aus.“

Dr. Brigitte Franzen, Direktorin Ludwig Forum „Ein wesentlicher Bestandteil des Kulturhauptstadt- projektes B1|A40 ist vor allem das Zusammenwirken „Seitens der Bundesebene wird interessiert in die im Arbeitsprozess aller Beteiligter, allen voran die acht Metropolregion Ruhr in Sachen A40|B1 geschaut. Anrainerkommunen, die Ministerien und ebenso die Dass sich acht Anrainerkommunen, der Straßenbau- Verbände. lastträger und viele weitere Akteure zusammentun, um Hier spielen Synergien aller Ressourcen die entschei- gemeinsam an und auf der Autobahn zu planen, ist ein dende Rolle, genauso wie alle Themen der Nachhaltig- Novum. Ich denke, die Förderung als Pilotprojekt der keit einen besonderen Fokus erhalten. Die B1|A40 ist Nationalen Stadtentwicklungspolitik ist in das interdiszi- eines der zentralen und wichtigen Projekte der Kultur- plinär angelegte Vorhaben gut investiert.“ hauptstadt mit großer Symbolkraft für die Zukunft.“ Dr. Ulrich Hatzfeld, Bundesministerium für Verkehr, Prof. Karl-Heinz Petzinka, Ruhr.2010 GmbH Bau und Stadtentwicklung Drei Stränge, eine lange Tafel und viele Beteiligte 8|9 Jens Hendrix, Stadt Bochum 8

Die künstlerisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung Metropolraum bedeutet und mit welchen Strategien die B1|A40 als Wirtschaftsstandort mit großer Außen- Förderung durch den Bund auf die an die Stadtauto- mit der B1 und ihrem umgebenden Mythos setzte früh man sie in lokale und regionale Strukturen integrieren wirkung, der zudem verkehrlich prima angebunden ist. bahn grenzenden Entwicklungsfl ächen. ein, exemplarisch stehen das Manifest der Künstler- kann. Die Veranstaltung hat ihr Ziel erreicht: Neben gruppe B1 [1969] um Günther Dohr, Friedrich Gräsel der inhaltlichen Auseinandersetzung wurde das Thema Um der räumlichen und thematischen Komplexität ge- 2. Das Gestalthandbuch A40|B1 wird mit Städte- und Kuno Gonschior, der „poetischen Dokumentar- platziert und die Relevanz einer interdisziplinären Be- recht zu werden wurde das Gesamtprojekt in Stränge bauförderung des Landes Nordrhein-Westfalen durch fi lm“ Diese furchtbare Straße [1996] der Filmemacher trachtungsweise herausgearbeitet. In der Folge wurde zerlegt, die neben ihrer zeitgleichen Bearbeitung auch die Büros orange edge, und Davids, Ter- Michael Lang, Matthias Grünewald und Vila Richter die Arbeit in unterschiedlichen Konstellationen fortge- inhaltlich eng vernetzt wurden. Die personelle Konti- früchte und Partner, Essen erstellt, um gemeinsam mit sowie die Ausstellung Transit. Brügge – Novgorod [1994] setzt, Konstanten waren die Kommunen, Straßen.nrw nuität seitens der Bearbeiter unterstützte den integra- dem Straßenbaulastträger Ausbau- und Erneuerungs- des Ruhrlandmuseums Essen, das die Straße durch die und das Büro orange.edge sowie die Unterstützung tiven Ansatz der Handlungsebenen. Letztlich konnten maßnahmen in einen abgestimmten Designkanon zu europäische Geschichte beschreibt. Anfang 2000 fand der Initiative StadtBauKultur des Landes NRW. die Städte für drei Stränge Aufträge vergeben: setzen und ergänzende Gestaltprojekte zu befördern. die A40|B1 Eingang in die Stadtentwicklungsdebatte. Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 1. Der Regionale Masterplan A40|B1 in Bearbeitung 3. B1|A40 – Die Schönheit der großen Straße als Zum Auftakt ging die Herbstakademie 2001 zum bestätigte den breiten Ansatz: Neben Verkehrs- und durch das Büro scheuvens + wachten, Dortmund zielt regionales Kunstprojekt mit rund 20 temporären Instal- Stadtraum B1 mit über hundert Studenten von 16 Stadtplanung rückten künstlerische Aspekte in den Vor- als Projekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik mit lationen wird von Markus Ambach Projekte, Düsseldorf Hochschulen den Fragen nach, was die Straße für den dergrund. Parallel entdeckte die Wirtschaftsförderung Finanzierung Städte Partner

Nationale Stadt- Regionaler Moers Straßen.NRW

entwicklungspolitik, „Städteregion Ruhr 2030“ Masterplan Ruhr.2010 Kommunen Duisburg scheuvens + wachten

Lenkungskreis Europäisches Haus der Mülheim an der Ruhr Stadtkultur Städtebauförderung Gestalt- Wirtschaftsförderung des Landes NRW, Essen handbuch Metropole Ruhr (wmr) Kommunen Gelsenkirchen orange.edge, dtp Bochum Regionalverbund Ruhr (RVR) Dortmund Ruhr.2010, Schönheit der externe Berater Kulturstiftung NRW, großen Straße Holzwickede Kommunen u. a. Unna Künstler u. a. Markus Ambach kuratiert. Die Finanzierung erfolgt insbesondere durch stitutionen als Partner in das Projekt eingebunden. Künstlergruppe B1 (1969) die Kulturhauptstadt Ruhr.2010, die Kunststiftung Neben dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Transit. Brügge-Novgorod (1994) Nordrhein-Westfalen sowie die Anrainerkommen. Stadtentwicklung, dem Ministerium für Städtebau und Diese furchtbare Straße (1996) Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Flankiert werden die Aktivitäten durch den medialen Europäischen Haus für Stadtkultur sind dies u. a. die Herbstakademie Herbstakademie & Höhepunkt der „Langen Tafel“ am 18.07.2010. Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr, der Regionalver- Kommunale Rahmenpläne Ruhr.2010 wird die Straße als regionalen Ort der Feier band Ruhr sowie die Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Zu Dortmund inszenieren, um so ein einprägsames Bild der Region den einzelnen Projektsträngen wurden externe Fach- Bochum seit 2001 jenseits der baulichen Ikonen zu schaffen. berater zu sektoralen und räumlichen Fragestellungen hinzugezogen. Qualitätssicherung sowie Verbesserung Durch die vielfältigen Aktivitäten greifen Festivalisie- von Akzeptanz und Kommunikation im Kunstprojekt GESTALTHANDBUCH rung und kurzfristige Events mit langfristig ansgelegten „B1|A40 – Die Schönheit der großen Straße“ gewähr- „Designrahmen“ für Investitions- und Entwicklungsstrategien ineinander. leistet der eingesetzte Kunstbeirat. Baumaßnahmen der A40|B1 Erste Gestaltprojekte wie der barcode in Bochum- Wattenscheid und das Wunder von Essen sind realisiert, Neben öffentlichen Projektvorstellungen und diversen aktuelle Baumaßnahmen auf der Autobahn basieren Fachveranstaltungen fand eine breite politische Beteili- bereits auf den Regeln des Gestalthandbuchs. Neben gung in den Anrainerkommunen statt. Im Rahmen der REGIONALER der interdisziplinären Herangehensweise werden so- öffentlichen Auslegung von Masterplan und Gestalt- MASTERPLAN mit verschiedene zeitliche Perspektiven bedient. Dies handbuch wurden Träger öffentlicher Belange um Entwicklungsprojekte erfordert neben einem straffen Projektmanagement Stellungnahme gebeten. Die Anregungen fi nden in den entlang der A40|B1 die Mobilisierung vieler Partner für das gemeinsame Planwerken Berücksichtigung. Vorgehen. Wenn nach 2010 die Kunstprojekte weitestgehend ab- Als Projekt der Stadtregion Ruhr erfolgt die Steuerung geräumt sind, haben sie hoffentlich dazu beigetragen, „B1|A40 – Die Schönheit des Vorhabens über den Lenkungskreis der Städteregi- einzelne Entwicklungsfl ächen in das Bewusstsein zu der großen Straße“ on Ruhr 2030, dem Zusammenschluss der Kernstädte heben und gezeigt, welche Potentiale die Straße und temporäre künstlerische des Ruhrgebietes. Im Rahmen der Arbeitsteilung hat der umgebende Stadtraum für die Kultivierung seiner Inszenierungen zur Ruhr.2010 die Stadt Bochum die Federführung für das Projekt Andersartigkeit und zur Außenwahrnehmung der Regi- übernommen. Die Bearbeitung erfolgt in der Arbeits- on bietet. Mit Gestalthandbuch und Masterplan liegen LANGE TAFEL gruppe A40|B1 mit Vertretern aller Kommunen. Voraussetzungen zur dauerhaften Entwicklung des der Ruhr.2010 am Verkehrsbandes und seines Umfeldes vor, die durch 18.07.2010 Neben den beauftragten Büros und dem Straßen- begleitende Kontrakte der Städte und der Straßenbau- baulastträger Straßen.NRW sind verschiedene In- verwaltung Umsetzungskraft entfalten können. A40|B1 – Regionaler Masterplan 10|11 Michael Hehenkamp | Prof. Rudolf Scheuvens, scheuvens + wachten, Dortmund

Der Ruhrschnellweg ist die zentrale Verkehrsachse des Ruhrschnellweg die Funktion eines „Schaufensters“ der und um eine Identität prägende Gestaltung an dem Im Zuge der Erarbeitung wurden verschiedene räum- Ruhrgebietes. Der Weg bildet eine der drei wesentli- Region Ruhr. Damit erfährt der Verkehrs- bzw. Stadt- Verkehrsband herbeizuführen. Mit dem Entschluss liche Sequenzen defi niert, deren individuelle Ge- chen Straßenpassagen, die sich in Ost-West-Richtung raum an der A40|B1 eine besondere Rolle sowohl zur der sieben Anrainerstädte, den Regionalen Master- staltungen schon heute unterschiedliche Charaktere einen Weg durch das Siedlungsgefl echt des Ruhrge- Imagebildung für die überregionale Außendarstellung plan A40|B1 zu erarbeiten, erfolgte ein wichtiger aufweisen und die jeweiligen Streckenabschnitte in bietes bahnen. Aufgrund der hohen Verbindungs- und als „Metropole im Werden“ wie auch für die Stiftung Schritt zur Umgestaltung dieses Mobilitätsbandes. Die besonderer Weise prägen. Neben der Sequenzbildung Verknüpfungsfunktion der Straße, der Vernetzung lokaler Identität für die ansässige Bevölkerung. Entscheidung erfolgte mit dem Ziel, aus einer integra- wurden mit einer Reihe von Leitlinien ein gemeinsa- lokaler Wohn-, Lebens- und Arbeitsumfelder, ist der tiven und interdisziplinären Betrachtung heraus – aus mer Handlungsrahmen für die künftige Entwicklung des Ruhrschnellweg essentiell für das Leben in der Metro- Im Zuge der verkehrstechnischen Optimierung des den Blickwinkeln der Stadtentwicklung wie auch der Stadtraumes entlang der A40|B1 aufgebaut: polregion Ruhr. In erster Linie besitzt die A40|B1 eine Ruhrschnellweges werden in den nächsten Jahren Verkehrsplanung – eine zielführende Gesamtperspek- erschließende Funktion für die – mit einer Dichte von eine Reihe von Sanierungs- und Erneuerungsvorhaben tive für die zukünftigen Gestaltung des Raumbandes • Erlebbarkeit der Stadtlandschaft fördern! annähernd 2000 Einwohnern pro km² – siedlungs- durchgeführt. Geplant ist der sukzessive Ausbau der bereitzustellen. Diese liegt nun mit dem Planwerk des • Stärkung urbaner Sequenzen! stärksten Lagen des südlichen Ballungsraumes und Fahrbahn auf sechs Fahrstreifen. Damit verbindet sich Regionalen Masterplans A40|B1 vor und beinhaltet die • Gestaltung der Auftaktbereiche! verbindet die Kernzentren der „Metropole Ruhr“. eine Reihe weiterer Modernisierungsmaßnahmen im umfassende Formulierung stadt- und regionalentwick- • Ausbildung zentraler Eintrittskorridore! direkten Umfeld des Straßenraumes, wie beispielswei- lungsrelevanter Strategien und Projekte ebenso wie die • Profi lierung der RegioZONEN! Lage, Funktion und Gesicht der Verkehrsader haben se die Erneuerung verkehrstechnisch notwendiger In- (Neu)Programmierung von Räumen und die Vernet- • Qualifi zierung von Standorten des Einzelhandels! sich im Verlauf der Geschichte erheblich verändert. genieurbauwerke. Insbesondere durch die Erneuerung zung mit dem Umfeld. • Nutzungsgerechte Entwicklung lärmsensibler Die Gestalt des A40|B1 ist dabei eng an den Wandel von Anlagen zum Schallschutz in den Randbereichen Lagen! des Ruhrgebietes geknüpft. So bündelt die Straße heu- der Straße – die aufgrund erhöhter Anforderungen in Im Fokus der Erarbeitung des regionalen Masterplanes • Zeigen markanter Stadtbausteine! te neben den „großen Stadtzentren“ eine Vielzahl neu- einer Höhe von 6 Metern zu errichten sind – wird die stand die Frage, wie dieser heterogene Stadtraum er Zentren rechts und links der Fahrbahn aus jüngerer Wahrnehmung des Stadtraumes beiderseits der Fahr- entlang des 75 Kilometer langen Verkehrsbandes Mit den Leitlinien sind Zielsetzungen verbunden, die Zeit – wie das RheinRuhrZentrum. Diese befi nden bahn erheblich beeinträchtigt. Dies birgt die Gefahr, derart gegliedert werden kann, dass das regionale Profi l eine einprägsame Gestaltung des Raumbandes herbei- sich häufi g an Standorten ehemals industriell genutzter dass bestehende Raumbilder entlang dieser Passage erkennbar, die angrenzende Siedlungsstruktur ables- führen sollen. Flächen. Aufgrund dieser hohen Vernetzungsfunktion künftig dem Blick entrückt werden. bar und die Orientierungswirkung verbessert wird. In besitzt das Band nicht nur eine große faktische, son- diesem Rahmen galt es, Handlungsansätze aufzuzei- Vorrangiges Ziel des Regionalen Masterplanes ist es, dern ebenso eine hohe symbolische Bedeutung. Von Mit dem Ausbau der A40|B1 verbindet sich jedoch gen, wie die einzelnen Anrainerstädte ihre Wahrnehm- die Wahrnehmbarkeit der polyzentrischen Struktur des der Straße aus werden vielfältige Einblicke in die „Me- ebenso eine Reihe von Potentialen, um das räum- barkeit verbessern und ihr eigenes spezifi sche Gesicht Metropolraumes Ruhr zu verbessern und die Über- tropole Ruhr“ ermöglicht. In diesem Sinne besitzt der liche Profi l entlang dieser Verkehrsader zu schärfen räumlich an dem Verkehrsband ausbilden können. gänge zwischen den angrenzenden Städten an der A40|B1 erlebbar werden zu lassen. Die in Nord-Süd- Die urbanen Sequenzen werden von Zonen unter- Darüber hinaus lag ein weiteres Handlungsfeld in der Im Zuge der Realisierung der Projekte wird es erfor- Richtung verlaufenden Regionalen Grünzüge, die die brochen, die weniger städtisch ausgeformt sind. Sie Identifi kation einzelner Standorte, die das Potential derlich sein, die Entwicklungen auf regionaler Ebene Siedlungskerne voneinander abgrenzen, bieten hierfür weisen eher den landschaftlichen Charakter typischer beinhalten, die Profi lbildung des Metropolraumes Ruhr abzustimmen. Die Formen der interkommunalen und ein Grundgerüst. Die Freihaltung von Blickbeziehun- Autobahnen auf, mit dem Unterschied, dass in gerin- prägend mitzugestalten. Mit dem Masterplan sind eine Institutionen übergreifenden Zusammenarbeit, die gen in diese Landschaftsräume bieten die Chance, die gen Abständen einzelne Standorte mit Ihrer Bebauung Reihe so genannter „RegioPOLE“ benannt worden, bei während der Erarbeitung des Masterplanes aufgebaut Ablesbarkeit der Stadtlandschaft zu verbessern. Insbe- auf sich aufmerksam machen. Meist weisen diese – wie denen die Aufwertung und das qualitative „Sichtbar- worden sind, gilt es zu verfestigen und weitere Partner sondere die naturräumlichen Zäsuren der Auenland- beispielsweise die Agglomerationsräume des Einzel- Machen“ vorhandener und künftiger Standorte ein in den Prozess einzubeziehen. Um einen nachhaltigen schaft von Rhein, Ruhr und Emscher bilden besondere handels – eine eher monofunktionale Nutzungsstruktur Schwerpunkt darstellt. Für deren Entwicklung wurde Impuls zur Profi lierung der A40|B1 auszulösen, wird Aufmerksamkeitsbereiche. auf. Je nach Funktion werden mit dem regionalen Mas- ein übergeordnetes Gestaltungskonzept erarbeitet. es darauf ankommen, das Handeln unterschiedlicher terplan A40|B1 für die jeweiligen Nutzungsschwer- Anhand vertiefender Untersuchungen wurde exem- Akteure aufeinander abzustimmen und das Band der Zur Stärkung der Verbindungsfunktion und um die punkte – wie Einzelhandel, Wirtschaft oder Wohnen plarisch aufgezeigt, wie die erarbeiteten Leitlinien und A40|B1 als neue gemeinsame Standortadresse der Verknüpfung des Verkehrsbandes mit den Innenstäd- – entsprechende Ziele für deren Entwicklung benannt. Planungsgrundsätze räumlich ineinander greifen. Metropole Ruhr zu etablieren. ten zu verbessern, defi niert der Masterplan zentrale Einfahrtskorridore zu den Stadtkernen. Die Ausbildung markanter Eingänge als Visitenkarten der Städte soll dazu beitragen, den Wiedererkennungswert dieser Stadteinfahrten zu verbessern. Ebenso bietet sich mittels markanter Gebäude, die rechts und links der Fahrbahn in den Blickwinkel rücken und die Identität der jeweiligen Orte eindrucksvoll prägen, die Möglich- keit, die Orientierung entlang des 75 Kilometer langen Streckenabschnittes zu fördern.

Eine Besonderheit innerhalb der Raumstruktur der großen Straße stellen diejenigen Raumsequenzen dar, in denen die Fahrbahn unmittelbar durch innerstädti- sche Bereiche an der vorhandenen Bebauungsstruktur vorbei geführt wird. Der Ruhrschnellweg nimmt in diesen Abschnitten den Charakter einer Stadtstraße an. In den letzten Jahren ist an einzelnen Standorten – wie der ADAC Hauptverwaltung in Dortmund – deutlich geworden, welches Potential einzelne Lagen an der A40|B1 für die Adressbildung besitzen. A40|B1 – Gestalthandbuch 12|13 Dr. Stefanie Bremer | Henrik Sander, orange edge, Gelsenkirchen | Peter Davids, Davids | Terfrüchte + Partner, Essen

Pimp up my highway Grundregeln. In diesen Regeln sind stadt- und ver- weisen oder um in monotonen Streckenabschnitten code A40“ ist ein Beispiel dafür, wie dieser Rahmen kehrsplanerische sowie betriebswirtschaftliche Belange für etwas Abwechslung zu sorgen. Anschlussstellen als ausgefüllt werden kann. Hier waren die Menschen zur Synthese gebracht worden. Dadurch erleichtert Übergänge vom Straßen- in den Stadtraum werden der Region und die Pendler der Straße aufgefordert, Schön sind sie nicht. Oft stören sie sogar. Ihr Bau ist das Handbuch die Arbeit in der verkehrsplanerischen rot markiert. durch bunte Farbstreifen auf einer Lärmschutzwand fast immer mit Konfl ikten verbunden. Dennoch sind Praxis. Die Grundregeln sorgen dafür, dass zukünftige eine Geschichte zur Region oder zum Verkehrsraum Autobahnen ein notwendiger Teil der modernen Stadt. Um-, Ausbau- und Pfl egemaßnahmen mit gestalteri- Auf der Anwohnerseite werden die Lärmschutzwände zu erzählen. Das Projekt wurde als Teil des deutschen Wer die räumliche Situation verbessern will, muss schen Aspekten verknüpft werden. Das, was in den grundsätzlich begrünt. Auch straßenseitig werden die Beitrags auf der Architektur Biennale in Sao Paulo prä- lernen mit der Autobahn als Stadtraum umzugehen. kommenden Jahren neu in die Straße investiert wird, Wohngebiete durch einen dichten Gehölzbestand sentiert. Auch der renommierte Art Directors Club hat Schon durch kleinere Maßnahmen kann dafür gesorgt soll etwas stadtverträglicher und schöner gemacht von der A40 abgeschirmt. Repräsentative Stadträume das Projekt 2010 als gelungenes Beispiel für Kommuni- werden, dass der Verkehrsalltag der Menschen erträgli- werden. dagegen werden durch einen offen gestalteten Stra- kation im öffentlichen Raum ausgezeichnet. cher gestalten wird. Wer dann noch etwas weiter ßenrandbereich – teils mit transparenten Lärmschutz- blickt, erkennt, dass in der großen Straße auch eine So haben sich die Beteiligten beispielsweise darauf wänden – sichtbar gemacht. Landschaftsfenster öffnen Mit dem Handbuch zeigen die Kommunen, wie man große Aufgabe schlummert: Über einzelne Stadtgren- geeinigt, dass bei zukünftigen Pfl anzmaßnahmen den Blick in angrenzende Freiräume. Als besonderes auch großmaßstäbliche Verkehrsräume wieder in die zen und Zuständigkeiten hinweg kann man der Region immer die gleiche Baumart im Vordergrund der Straße Gestaltungselement erzählen kurze Texte an ausge- Stadt re-integrieren kann. Der Verkehrsraum be- ein Gesicht geben. Dafür haben die Anrainerstädte verwendet wird, so dass im Laufe der Zeit über wählten Brücken von den Eigenheiten der Städte. kommt eine besondere Bedeutung. Die Straße wird zusammen mit dem Straßenbaulastträger das Gestalt- die Stadtgrenzen hinweg eine von Moers bis Unna Unter dem Titel „Ich bin einer von wir“ wird beschrie- als öffentlicher Raum zurückerobert und dabei wird handbuch A40|B1 erarbeitet. durchgängige Allee entsteht. Als Baumart wurde die ben, was die Menschen mit ihrer Region verbindet: die Gestaltung gleichzeitig als verkehrspsychologisches Säuleneiche ausgewählt – ein Baum, der hinreichend Das viele Grün, der gute Fußball oder die geographisch Instrument genutzt. Die A40|B1 verbindet die Kernstädte des Ruhrgebiets industriehart ist und gleichzeitig durch seinen schlan- zentrale Position mitten in Europa. Die Straße wird so zu einem Raum. Entlang der Autobahn wird der Struk- ken Habitus auch bei dem oft geringen Platzangebot zur Bühne der Metropolregion Ruhr. Die Gestaltung von Autobahnen ist eine neue, viel- turwandel der Region sichtbar. Auf einer fast 100 km der A40 gepfl anzt werden kann. Für die zukünftigen leicht nicht in allen Städten und Landstrichen offensicht- langen Strecke kann sich das Ruhrgebiet präsentieren Lärmschutzwände wurde Grün als Grundton festge- Das Gestalthandbuch setzt einen Rahmen, der die liche Aufgabe. Dass man sich im Ruhrgebiet seit einigen – zum Beispiel mit interessanten Stadtkulissen, neuen legt. Der helle Ton der Wände steht im Kontrast zum Strecke als Einheit erfahrbar macht. Gleichzeitig öffnet Jahren intensiv mit den vielen Autobahnen der Region Technologieparks und national bedeutenden Universi- dunklen Grün der Eichenblätter, so dass der Alleebaum das Handbuch Gestaltungsspielräume, um auf lokale beschäftigt, verweist auch darauf, dass das Ruhrgebiet tätsstandorten. dadurch besser zur Geltung kommt. Gleichzeitig Besonderheiten reagieren zu können. nun mal anders ist. werden die Lärmschutzwände an bestimmten Stellen Das Gestalthandbuch besteht im Kern aus sieben farbig gestaltet, um auf besondere Stadträume hinzu- Das von Straßen.NRW durchgeführte Projekt „Bar- Und das wird gut so. Vorher - nachher: Die Anwendung der Vorschriften aus dem Gestalthandbuch zu Allee, Lärmschutz, Mittelstreifen, etc. führen dazu, dass sich die Gestaltung des Straßenraums in Abhängigkeit von der Art des jeweils angrenzenden Stadtraums verändert. B1|A40 – Die Schönheit der großen Straße 14|15 Markus Ambach, Markus Ambach Projekte, Düsseldorf

B1|A40 – Eine Stadt entwirft sich selbst Protagonisten? Wie wirkt sich das Fehlen politischer Ruhr.2010 vom 12.06.2010 – 08.08.2010 mit um- Globallokal – Neue Nähen: RheinRuhrZentrum, Mül- Entlang der A40 hat sich im Schatten der Kernstädte Aufmerksamkeit auf die Gestaltung von Räumen aus? fangreichem Programmteil. heim an der Ruhr ein eigenwilliger Stadtraum generiert, der durch das Entwickeln sich andere Ökonomien unter diesen Gerade aus der unmittelbaren Nähe lokaler und glo- prognostizierte Verschmelzen der Ruhrstädte zur Me- speziellen „klimatischen“ Bedingungen? Bieten selbst Die große Erzählung baler Nachbarschaften ergibt sich entlang der großen tropole unvermittelt von der Peripherie zum Zentrum regulierte Räume auch übertragbare Lösungsvorschlä- Das Ausstellungsprojekt „B1|A40 – die Schönheit der Straße ein vielschichtiger, vitaler Stadtraum. Die Auto- gewendet wird. In dieser einmaligen Umkehrung wird ge für die Planung und welche Vermittlungsleistungen großen Straße“ zeigt die Autobahn als große Erzählung bahn als Transit verbindet sich mit lokalen Ereignissen die „Große Straße“ vom problematischen Verkehrs- sind hier notwendig? entlang von Themenschwerpunkten, die sich von der Stadt wie die Global Player mit lokaler Produktion. raum zum Boulevard der Ruhrmetropole. Duisburg bis Dortmund zu einer Choreografi e von An Rastplätzen, in Einkaufszentren und Wohngebieten Internationale Bedeutung sechs verschiedenen Spielorten verdichten. trifft aufeinander, was sonst getrennt ist – und fi ndet zu Analog dazu erscheinen Räume und Strategien im Um- Beispielhaft am Ruhrgebiet als einer der weltweit größ- erstaunlich leichtem Miteinander. Die Straße wird der gang mit urbanen Situationen im Fokus, die sich dezen- ten Städteagglomerationen stellt B1|A40 darauf folgen- Neue Landschaften – Neue Strategien: Autobahnkreuz große Vermittler und Pate globallokaler Begegnungen, tral im Schatten des öffentlichen Interesses generiert de Fragen zur aktuellen Stadtentwicklung im internatio- Kaiserberg, Duisburg Partner- und Freundschaften, zum städtischen Raum haben und bisher kaum beschrieben wurden. Nicht nalen Kontext und den künstlerischen Möglichkeiten in Durch das Verschmelzen der Ruhrstädte wird der Europas. nur transitorische Räume prägen dabei einen neuen diesem Diskurs: Wohin entwickelt sich Stadt zwischen Stadtraum A40 unvermittelt von der Peripherie zum Typus von Stadt zwischen Lebensraum, Mobilität und Dezentralität, Netzwerk und Metropole? Welche Zentrum, zum urbanen Boulevard der neuen Ruhrme- Roadmovie Ruhr – Neue Erzählungen: Dücker Weg, Flexibilität. Strategien der individuellen Raumaneignung Schnittmengen sind zwischen globalen und lokalen tropole. Im unsichtbaren Umfeld des Autobahnkreuzes Bochum und selbst regulierte soziokulturelle Biotope in den Strukturen möglich? Wie entwirft sich Stadt unter den Kaiserberg, wo das Fehlen des politischen und ökono- All diese Erfahrungen, Geschichten und Möglichkeiten Zwischenräumen von Stadt und Verkehrsinfrastruktur Bedingungen beschleunigter Aktualisierungsintervalle, mischen Interesses einen nahezu rechtsfreien Raum verschmelzen auf der Straße zur großen Erzählung, sind nur einige Phänomene, die diesen Raum um- akuter Landfl ucht und metropolem Identitätsverlust? entstehen ließ, sind längst ungeahnte neue Landschaf- zum „Roadmovie Ruhr 2010”, für das das Projekt das schreiben. Welche Formen der Teilhabe und Selbstverantwortung ten entstanden. Seine Anwohner haben gezeigt, daß Drehbuch schreibt. In diesen Film holt B1|A40 wirk- bietet die dezentrale Flächenstadt seinen Bewohnern? dieser schwierige Raum neue Chancen bietet. B1|A40 lich alle: die Besucher der Kulturhauptstadt, die Region, Das Projekt B1|A40 befragt diese Zwischenräume führt den Besucher zu diesen Orten und Menschen, die städtischen Nachbarn, die Menschen vor Ort. Sie und Raumgefüge auf ihre Strukturen und deren B1|A40 untersucht diese Fragen im interdiszipli- zeigt ihren endlosen Einfallsreichtum im Umgang mit alle sind Zuhörer, Komplizen, Macher und Erzähler Bedingungen hin: Wie generieren sich Räume jenseits nären Dialog mit Künstlern, Planern, Architekten, prekären Lebenssituationen und entwickelt mit ihnen einer Region, die sich entlang der „Großen Straße“ zielgerichteter Nutzungszuordnungen? Welche Räume Wissenschaftlern und Anliegern direkt im Kontext des Ideen für die neue, dezentrale „Metropole Ruhr“. neu erfi ndet. Sie denken gemeinsam diesen Stadtraum entstehen unter den Bedingungen weitgehender Stadtraums A40. Die Ergebnisse dieser Arbeit mani- weiter – als die neue große Mitte der Region. Unsichtbarkeit und relativer Selbstverantwortung ihrer festieren sich in einer Ausstellung zur Kulturhauptstadt Neue Wege – Neue Straßen: Entlang der großen Nachhaltigkeit Straße Im Verbund mit dem regionalen Masterplan A40 und Wie geht Planung auf die schwierigen Bedingungen dem Gestalthandbuch hat das Ausstellungsprojekt eines hochverdichteten Verkehrskorridors ein? Welche „B1|A40 die Schönheit der großen Straße“ die her- Gestaltungsmöglichkeiten bieten sich, wenn die Sicher- ausragende Aufgabe, langfristig und richtungsweisend heit bei 100 km|h im Vordergrund steht? Kann man über künstlerische Projekte nachhaltige Wirkungen auf zwischen Geschwindigkeit und Ort vermitteln? In ex- den Planungsprozeß für diesen und andere Stadträume emplarischen Projekten aus dem soeben entstehenden zu setzen. Als Projekt der Kulturhauptstadt Europas Gestalthandbuch der Stadtplanergruppe orange.edge Ruhr.2010 stellt es zudem ein Bindeglied zwischen zeigen sich Antworten auf diese Fragen als manifest diesen Aktivitäten und dem Planungsprozess der Kom- gebaute Umwelt. munen dar.

Formate Ziele Die Ausstellung umfaßt ein weites Spektrum an Ziel der Ausstellung ist nicht nur die Sichtbarmachung Äußerungsformen. Von Installationen, Interventionen, des bisher nahezu unentdeckten Stadtraums entlang Performances, Führungen, Fotografi schen Arbeiten der A40. Sie versucht zusammen mit den Menschen und Recherchen bis zu architektonischen Projekten vor Ort nachhaltig ein neues Bild der eigenen Identität und planerischen Umsetzungsstudien stehen inter- zu entwickeln, um langfristig ein neues Selbstbewußt- disziplinäre und progressive Ausstellungsformate im sein für die Region zu etablieren, die lange nach dem Vordergrund. Strukturwandel weiterhin einer unbestimmten Zukunft entgegen steuert. Entlang der sozialen und politischen Lokale Partner Erfahrungen der Protagonisten dieses ungewöhnlichen, Die Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit extrem schwierigen Stadtraums soll eine Diskussion den Anliegern vor Ort realisiert. Sie sind Partner, deren über dezentrale Stadtstrukturen, Selbstorganisation in eigene Entwürfe Teil der Ausstellung werden z. B. De- öffentlichen Räumen und die Wirkungsweisen politisch- likatfi sch Braun, Autobahnkirche Epiphanias Gemeinde kultureller Verhältnisse angestoßen werden, um den etc.. Damit schreibt sich B1|A40 intensiv und nach- Diskurs über Stadtentwicklungsfragen nachhaltig zu haltig in den Kontext der A40 ein und entwickelt mit verändern und in neue Richtungen zu lenken. den Anwohnern Konzepte, die auch für aktuelle und folgende Planungsprozesse relevant sein werden.

Martin Pfeifl e 16|17

„Bereits anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt 2010 sind erste Teilbausteine einer komplexen Erneu- erungsstrategie umgesetzt. Das enge Wechselspiel zwischen langfristig angelegter Planung und ersten kurzfristig sichtbaren Erfolge wird deutlich. Bleibt zu hoffen, dass auch nach 2010 das ambitionierte Projekt fortgesetzt wird. Besonders der stadtregionale Kon- trakt zwischen Straßenbaulastträger Strassen.nrw, den Städten sowie dem Land Nordrhein-Westfalen lässt auf noch viele gut gestaltete Straßenräume hoffen.“

Achim Dahlheimer, Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf „Sich an und auf einer Autobahn mit dem Thema Baukultur auseinander zu setzen, ist eine wichtige und spannende Aufgabe. Gut gestaltete öffentliche Räume sind eine Verbesserung unserer persönlichen Lebensqualität. Dies wird bereits im Kulturhauptstadt- jahr RUHR.2010 an ausgewählten Stellen sicht- und spürbar.“

Ulrike Rose, Europäisches Haus der Stadtkultur e. V. Ost-West-Passagen im Ruhrgebiet 18|19 Wolfgang Otto, Stadt Bochum

Die vorherrschende Bewegungsrichtung Ost-West Region die quasi „rechts und links des Weges“ liegt. genannt: Die Ruhr, die Bergisch-Märkische Eisenbahn- Achsen sowie benachbarte Handelsplätze und Produk- im Ruhrgebiet ist ganz trivial den vorherrschenden Diese fl uide Sichtweise des Begriffes wird natürlich trasse, der Rhein-Herne-Kanal, die Emscher, die A42 tionsstätten. Ganz bildlich haben sich am Hellweg im Höhenlinien und damit der Lage der Flüsse geschul- relativiert, wenn die Möglichkeit des Anhaltens besteht; als Emscherschnellweg, die Köln-Mindener Eisenbahn- Abstand einer damaligen Tagesreise die Ackerbürger- det. Sie hat dennoch überragende Bedeutung für die hier ist der Platz des Austausches, der Begegnung, des trasse, die A2, der -Datteln-Kanal bzw. Datteln- dörfer nach der Anlage von Kaiserpfalzen und be- Denkstrukturen der Menschen und ihre Bewegungs- Anknüpfens. -Kanal und die Lippe. scheideneren Übernachtungseinrichtungen zu Städten richtungen im Raum. Die Hauptachse, die Schlagader, und Marktplätzen entwickelt, die einer Vernetzung in das Rückgrat wird im Ruhrgebiet immer von einer Ost- Das Gebiet zwischen Ruhr und Lippe war immer Tran- Diese Abfolge orientiert sich an der Reihung natur- Nord-Süd-Richtung untereinander aber auch mit den West-Passage gebildet, deren seitliche Abzweige wer- sitraum und damit Umgebung einer Passage: räumlichen Zonen mit den bewaldeten Ruhrhöhen im metallverarbeitenden Betrieben im Bergischen Land den als Nebenäste wahrgenommen. Dieser Umstand An der Lippe schon zu römischer Zeit zur Befriedung Süden, der anschließenden fruchtbaren Lössbodenzo- und der Landwirtschaft im Münsterland bedurften. hat Auswirkungen sowohl auf mentale Zugehörigkeiten des germanischen Ostens zumindest bis zur Begeg- ne, der Auenlandschaft des Emscherbruchs und dem als auch auf Verkehrsbelastungen von Straßen.Wer hat nung mit Hermann. Vestischen Höhenrücken im Norden. Diese Schichten Nachdem die frühe Siedlungsentwicklung den Haupt- sich nicht dabei ertappt, lieber den Umweg über die Am Hellweg zur Christianisierung der heidnischen der Region von Süden nach Norden lassen sich auch achsen folgte, entwickelte sich die Verdichtung des verstopfte, aber bekannte A40 auf sich zu nehmen als Sachsen im Osten durch die Franken im Westen. in eine zeitliche Beziehung bringen mit der Abfolge der Raumes insbesondere in der Hochphase der Indust- nach unbekannten Straßen „quer durch“ zu suchen? Dort auch zum späteren Warenaustausch nicht nur des Besiedlung, der Industrialisierung des Raumes und der rialisierung ab Ende des 19. Jahrhunderts entlang der Namen gebenden Salzes sondern auch aller anderen Nordwanderung des für die Region so bedeutenden Nord-Süd-Verbindungen in die nördliche Tiefe. Als Dem verständlichen Drang nach einem Erklärungsmus- erdenklichen Waren zwischen dem fl andrischen Brüg- Bergbaus. Noch sichtbare Zeichen dieser Zeiten- Muster, als Raum strukturierendes Raster ist hier häufi g ter, einem Raster, einem Koordinatensystem zur Erfas- ge und dem russischen Nowgorod. schichtung sind die Vielzahl der Burgen im Ruhrtal, zu erkennen, dass die großen Industriebetriebe an den sung der unübersichtlichen Metropolregion kommen An der Ruhr zum Handel zwischen dem nördlichen heute vielfach neugenutzte Bauwerke frühindustriel- ost-westlichen Transportachsen liegen. Die Wohnsied- die Organisatoren der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 mit Rheinland und dem südlichen Westfalen. Seit dem ler Betriebe neben den Zentren der Großstädte am lungen des 20. Jahrhunderts, als besonders schönes der Einteilung des Ruhrgebiets in „Passagen“ entgegen: Mauerfall lässt sich die Bedeutung für den Transitver- Hellweg, gigantische Industriegebiete und vollständig Beispiel seien hier die gartenstädtischen Werkssiedlun- der Ruhrtal-, der Hellweg-, der Emscher- und der kehr in den osteuropäischen Raum insbesondere auf technisch überformte Landschaften an der Emscher gen genannt, orientieren sich eher an den Nord-Süd- Lippepassage. Damit ist die Hoffnung verbunden, den der A2 wieder nachvollziehen. bis hin zur Urbanisierung in die naturnäherer Lagen im Zufahrtsstraßen. Die zwischen den so entstandenen Raum auch für Erstbesucher „greifbarer“ und anschau- Übergang zum Münsterland an der Lippe. Siedlungsbändern liegenden Grünachsen in der ersten licher zu machen. Neben der A40 als Ruhrschnellweg bzw. Nachfolger Hälfte des 20. Jahrhunderts vom damaligen SVR|KVR des Hellwegs seien hier aber noch die wichtigsten Neben diesem rein verbindenden Element bestimmter als regionale Grünzüge aufgewertet, legen noch heute Passagen, im Wortsinn „Durchgänge“, führen über das weiteren Transportmedien für Güter und Personen in Zielpunkte, den Enden der Achse, verknüpft der ost- davon Zeugnis ab. Start und Ziel verbindende Transitband und durch die Ost-West-Richtung in der Abfolge von Süd nach Nord westliche Transitraum „unterwegs“ kreuzende kleinere Gleichwohl blieben die Ost-West-Achsen prägendes gebietsbewohnern sogar mit Widerwillen betrachtet, Trotz der Vielzahl an Brücken und Unterführungen ein Höchstmaß an verbindenden Elementen über die Element. Nach Übergang des Schifffahrtverkehrs auf bildet sie als Rückgrat und Hauptschlagader sowohl zerschneiden die Verkehrswege Siedlungen und Passagen hinweg entsteht, wie es ja auch historisch die Kanäle und Verlagerung des weiträumigen Transit- eine Passage über lange Distanzen als auch, und das Quartiere. Diese schon lang andauernde und sich in- deren Aufgabe entspricht, und so zumindest Trennwir- verkehrs auf die A42 und insbesondere die A2 wächst sogar vorwiegend, eine kurze und alltägliche Verbin- tensivierende Trennung führt sogar zu völlig konträren kungen weitreichend gemildert werden. noch die lokale und regionale Bedeutung der A40, die dung zwischen den kleineren Rippen oder Blutgefäßen, Entwicklungen beiderseits der Passage. Bei der A40 im täglichen Gebrauch immer schon als leistungsfähige die das alltägliche Leben erfordert. gibt es Stimmen, die den Ausdruck „Sozialäquator“ für Höchste Zeit auch, dass die große Bedeutung der A40 Stadtstraße für geringere Entfernungen in Benutzung die unterschiedliche soziale Entwicklung südlich und als moderner Hellweg für die Identität der Menschen war. Dieses vorherrschende Gebrauchsmuster in Bei aller Identität bildenden Kraft und verbindenden nördlich des Ruhrschnellwegs benutzen. im Ruhrgebiet sich in der Gestaltung des Verkehrswe- Verbindung mit den kurzen Abständen der Ausfahrten Funktion der Passagen sollen die negativen Auswir- ges und des von dort wahrnehmbaren Stadtraumes prägt das Bild der A40 als untypische „verstädterte“ kungen dieser in Nord-Süd-Richtung trennenden Hier gilt es, die aktuellen Anforderungen an Verkehrs- widerspiegelt! Autobahn. Nicht unbedingt geliebt, von vielen Ruhr- wirkenden Achsen nicht außer Acht gelassen werden. bänder des 21. Jahrhunderts so zu interpretieren, dass Unna Dortmund

Gelsenkirchen

Moers Oberhausen

Bochum Essen

Mülheim an der Ruhr Duisburg

AB CDEFG Die Straße im Bau 20|21 Michael Gebert, Straßen.NRW, Bochum

Was gibt es an der A40 für den Straßenbaulastträger Essen, hier begegnen sich auf vier baulichen Ebenen Umbenennung der Autobahn 1992 in A40 trägt dieser dem Ziel, bei etwas verringerter Geschwindigkeit den Besonderes im Vergleich zu anderen Autobahnen? die Bundesbahn, der städtische Verkehr, die A40 und nochmals gestiegenen Verkehrsbedeutung Rechnung. Verkehrsfl uss aufrecht zu erhalten („Verstetigung“). Seit die Stadtbahn. Eine Vielzahl von Anschlussstellen, zum acht Jahren sind zusätzlich an ca. 30 Anschlussstellen Die Straße wurde ursprünglich nicht als Autobahn Teil mit weniger als 1000 Meter Abstand, stellen hohe So ist es aus Sicht vieler Beobachter und Entschei- Zufl ussregelungen in Betrieb. Eine Ampel lässt über konzipiert, muss aber heute hinsichtlich des baulichen Anforderungen an den Verkehrsteilnehmer, verlangen dungsträger unerlässlich, die Verkehrsverhältnisse Rot-Grün-Steuerung bei dichtem Verkehr auf der A40 Zuschnittes und der verkehrstechnischen Ansprüche hinsichtlich der Verkehrsführung bei der Wegweisung durch den Ausbau der A40 zu verbessern. Die räum- die auffahrenden Fahrzeuge nur einzeln, d. h. dosiert, den Autobahnstandard erfüllen. Zwischen 1955 und und Markierung besondere Lösungen außerhalb der liche Enge im bebauten Raum, die Nachbarschaft zu in den durchgehenden Verkehr einfädeln und verhin- 1970 erhielt die alte, neun Meter breite Reichsstraße eingeführten Standards. sensiblen Räumen, die dem Wohnen, der Erholung dert so die Störung durch auffahrende Pulks, die in die R1 aus der Vorkriegszeit in verschiedenen Bau- und oder der Wirtschaft dienen, setzen aber jedem Aus- zu kleinen Lücken hineindrängen. Der „Stau aus dem Zeitabschnitten, zum Teil unter der Federführung Der zwischenzeitig erfolgte Ausbau der Nord-Süd- bauvorhaben planungstechnisch und auch planungs- Nichts“ durch erzwungene Bremsmanöver wird so der Städte, als Bundesstraße B1 einen vierstreifi gen Achsen im Ruhrgebiet führte weiteren Verkehr über rechtlich enge Grenzen. Daher verfolgt der Baulast- vermieden. Ein relativ geringer Aufwand erzeugt einen Querschnitt. In ihrer Verkehrsbedeutung war Sie die A59 in Duisburg und die A43 in Bochum auf den träger neben den Ausbauvorhaben auch andere Wege, bemerkenswerten Nutzen. Seit dem Anlagenbetrieb hauptsächlich eine regionale Hauptverkehrsstraße mit Ruhrschnellweg. 1977 wurde mit Ausnahme der Dort- um die Verkehrsabläufe zu optimieren. hat der Verkehr auf der A40 um 25% zugenommen, kommunalen Verbindungsfunktionen. Der weiträumige munder Abschnitte die B1 zur Bundesautobahn A430 gleichzeitig sind die Stauzeiten um 25% zurückgegan- Verkehr wurde über die Ruhrgebietstangenten A1, A2 umgewidmet. Die drei Ziffern wiesen Sie als regionale Neben der ständig verbesserten Information über gen, die Unfallzahlen haben sich um 30% verringert. und A3 geführt. Autobahn aus. Mit dem Anschluss des Verkehrs aus den Verkehrszustand, einem konsequenten Baustel- Trotzdem ist der Ausbau der A40 für den Landesbe- dem Raum Düsseldorf über die A52 in Essen-Frillen- lenmanagement auch für die kleinen Tagesbaustellen trieb die vorrangige Aufgabe. Der vorrangige Zuschnitt auf die kommunalen Be- dorf wuchsen die Verkehrsbelastungen auf Teilabschnit- im Rahmen der Streckenpfl ege und -reparatur ist die dürfnisse ist noch heute an den baulichen Besonder- ten über 100.000 Kfz pro Tag. Das war Anfang der Telematik das moderne Instrument, um aktiv und opti- Der Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen ist die heiten des Ruhrschnellweges erkennbar. Die Führung 80er Jahre eine Rekordzahl für vierstreifi ge Autobah- mierend in Verkehrsabläufe einzugreifen. Seit 1998 ist gesetzliche Grundlage für den Autobahnausbau und hat des öffentlichen Nahverkehrs im Mittelstreifen einer nen. In den Spitzenstunden des Berufsverkehrs wurde auf der A40 zwischen Mülheim an der Ruhr und Dort- im vordringlichen Bedarf folgende Abschnitte ausge- vier- oder gar sechsstreifi gen Straße ist für eine in den zentralen Bereichen der tägliche Verkehrskollaps mund eine Verkehrsbeeinfl ussungsanlage im Einsatz. wiesen: Stadtstraße nicht ungewöhnlich, für eine Autobahn zur Gewohnheit. Seit der Wiedervereinigung und der Über Wechselverkehrszeichen erhält der Autofahrer aber in dieser Dimension auf 10 km Länge zwischen damit erfolgten Öffnung für weiträumige Ost-West- warnende Hinweise über kritische Witterungsbedin- • AK Kaiserberg bis E-Frohnhausen (in der Vorplanung) Mülheim-Heißen und Essen-Kray bundesweit ein- Verkehre nimmt der Verkehr weiter zu, der Anteil an gungen oder Stauvorkommen, gesperrte Fahrstreifen • Ausbau AS GE-Süd (im Bau) malig. Der Ruhrschnellwegtunnel in Essen, seit 1970 Schwerverkehr auch mit Fernzielen außerhalb des werden frühzeitig angezeigt, Höchstgeschwindigkeiten • Ausbau AS GE-Süd bis BO-Stahlhausen (im Bau) unter Verkehr, unterquert nicht nur die Innenstadt von Ruhrgebietes wächst dabei überproportional. Die und Überholverbote für LKW regeln den Verkehr mit • Ausbau BO-Stahlhausen zum Autobahndreieck BO- Hinzu kommen in den nächsten Jahren bauliche Maß- Die Vielzahl der baulichen Maßnahmen an der A40 auf. Projekte wie Eichbaumoper, Die Schönheit der West (im Bau) nahmen innerhalb des bestehenden Querschnitts wie stellen beim Landesbetrieb einen besonderen Schwer- großen Straße, Still-Leben, Brückenbeschriftungen, • Ausbau DO-West bis DO-Mitte (im Bau) die Verlagerung der Anschlussstelle Frillendorf in Essen, punkt in der Aufgabenwahrnehmung als Mobilitäts- Barcode und Gestalthandbuch ermöglichen neue • Neubau DO-Mitte bis DO-Ost (Tunnel|Planfeststel- Lärmsanierungen in Mülheim an der Ruhr, Essen und dienstleister dar. Die „Begleiterscheinungen“ der Kul- Ansichten der A40 und führen die unterschiedlichsten lung) Bochum, die technische Aufrüstung des Tunnels in turhauptstadt zeigen auch für den Straßenbaulastträger Interessen und Aufgaben der Kultur, der Städte und • Ausbau DO-Ost bis Unna (Planfeststellung) Essen auf den neusten Standard. neue Wege beim Umgang mit Autobahn und Verkehr des Landesbetriebes auf einen gemeinsamen Weg. Kommunale Rahmenpläne entlang der A40 22|23 Dorothée Dahl, Stadt Bochum | Margarete Bonnenberg | Silke Schulz, Stadt Dortmund

Die Städte Bochum und Dortmund haben neben dem angestellt und der Blick auf den regionalen Zusammen- Gesamtraums zu erreichen. Mit dieser Entwicklung soll Dorstener und zur Herner Straße sowie der Ent- „Regionalen Masterplan A40|B1“ eigene Rahmenpläne hang geworfen. die Autobahn Schritt für Schritt zum Schaufenster der wicklungsbereich an der Kornharpener Straße. Für für den Bereich der A40|B1 im jeweiligen Stadtgebiet Stadt Bochum als Teil der Metropole Ruhr werden. diese strategischen Standorte wurden städtebauliche aufgestellt. Diese zeigen auf lokaler Ebene bei völlig Es werden in der „Rahmenplanung A40“ Strategien Ein besonderer Fokus wird in Bochum auf die Zufahr- Konzepte erarbeitet, die erste Entwicklungsimpulse unterschiedlicher Ausgangslage durchaus gemeinsame aufgezeigt, um eine Aufwertung der Räume entlang ten zur Innenstadt gelegt, die bereits im Konzept der erzeugen und eine Bochumer Handschrift für die Zielvorstellungen. der A40 zu erreichen. Ziel ist es, den Raum aus Cityradialen eingehend untersucht und beplant worden Qualifi zierung der baulichen Entwicklung an der A40 stadtplanerischer Perspektive zu steuern und eine dau- sind. Außerdem wurden für das Stadtgebiet Bochum skizzieren. Bochum erhafte Qualifi zierung sowohl einzelner Baumaßnah- vier Qualifi zierungsschwerpunkte festgelegt. Dies sind In Bochum ist der Stadtraum entlang der A40 von der men der öffentlichen und privaten Hand als auch des neben dem Bahnhof Wattenscheid, der Zugang zur Straße aus kaum sichtbar. Der Raum wird vor allem als Verkehrsraum wahrgenommen. Dieser ist geprägt durch Lärmschutzanlagen, Abstandsgrün, Brücken und Verkehrsschilder. Im Gegensatz zu Streckenabschnitten wie der Essener Skyline oder der Dortmunder Stadt- krone wirkt das Bochumer Teilstück der A40 monoton und wenig urban geprägt.

Der Bochumer Rahmenplan (orange edge, 2009) befasst sich mit der Einbindung der Stadtautobahn in den umgebenden Stadtraum und stellt sich damit einer wesentlichen Aufgabe für die städtebauliche Struktur der Stadt Bochum und des polyzentrischen Siedlungs- raums Ruhrgebiet. So sollen in Zukunft die vielfältigen Potentiale der Straße, die in ihrer Dichte, der Nähe umgebender Nutzungen und ihrem Identitätswert liegen, planerisch genutzt werden. Dafür wurde die Situation analysiert, konzeptionelle Überlegungen Dortmund lung der Straße wird als Chance zur positiven Die B1 quert das Dortmunder Stadtgebiet auf einer Länge von etwa 20 Kilometern. Als Bindeglied zwi- Darstellung der Stadt im Gesamtraum der Metro- schen der A44 im Osten und der A40 im Westen hat polregion Ruhr begriffen: Die B1 als „Schaufenster sie eine hohe Verkehrsbedeutung. Die aktuell durch- des Strukturwandels in Dortmund“. Dies gelingt geführten und geplanten Ausbauvorhaben zwischen insbesondere durch eine klare Gliederung des Stra- dem Kreuz Dortmund West inklusive Tunnelbauwerk ßenzuges in ablesbare und erlebbare Abschnitte mit und der B236 fördern die Leistungsfähigkeit dieser jeweils eigenem städtebaulichem Charakter, durch die im internationalen Maßstab bedeutenden Ost-West- bauliche Betonung der Stadteingänge und der Innen- Verkehrsverbindung. stadtzufahrten sowie durch die Weiterentwicklung der imposanten Allee. Die B1|A40 im Dortmunder Stadtgebiet ist jedoch mehr als eine bedeutende Verkehrsachse. Die impo- Beide Rahmenpläne entstanden in einem intensiven sante Platanen- und Lindenallee prägt sich den Durch- Dialog mit Institutionen, politischen Vertretungen reisenden als unverwechselbares Merkmal ein. Mit der sowie fachberührten Ämtern. In Dortmund hatten da- Westfalenhalle, dem Westfalenpark mit Fernsehturm, rüber hinaus Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, modernen Bürogebäuden und Hotels, der Stadtkro- ihre Anregungen im Rahmen einer Informationsveran- ne Ost sowie historischen Stadtvillen im Bereich der staltung und anschließender Ausstellung einfl ießen zu Gartenstadt reihen sich prominente Nutzungen und lassen. Mit den Rahmenplänen liegt eine Grundlage für attraktive Bauwerke an dieser Straße. Trotz der hohen einzelne Investitionsentscheidungen sowie für nach- Verkehrslast hat der Straßenzug seit vielen Jahren folgende Bebauungspläne vor, die die städtebauliche städtebauliche Qualitäten. Diese Qualitäten tragen of- Ordnung und Entwicklung entlang der B1|A40 regeln. fensichtlich dazu bei, dass das Umfeld der B1|A40 ein Die Inhalte wurden in das Gesamtkonzept „Regionaler attraktiver Investitionsstandort ist. Dies belegen aktuelle Masterplan A40|B1“ integriert. Bauvorhaben und zahlreiche Bauabsichten im Zuge der gesamten Ortsdurchfahrt. Den Beispielen aus Bochum und Dortmund folgend beabsichtigen weitere Kommunen, in naher Zukunft Die „Städtebauliche Rahmenplanung für die Bundes- eine Rahmenplanung für ihren Bereich der A40 zu straße 1 in Dortmund“ (pesch partner architekten erarbeiten. stadtplaner, 2003) hatte die Aufgabe, diesen zukünfti- gen Investitionen Richtung und Ordnung zu geben, die verkehrlichen und städtebaulichen Belange zu einem sinnvollen Leitbild zusammenzuführen. Die Entwick- 24|25

„Erwiesenermaßen kann eine gute Straßenraumgestal- tung die Aufmerksamkeit der Autofahrer und somit die Verkehrsicherheit erhöhen. Gleichzeitig nehme ich den Autobahnen damit etwas von ihrem Abstoßenden und Trennenden. Ich freue mich, dass es in der gemeinsa- men Initiative des Landes, des Straßenbaulastträgers, der Anrainerkommunen und vieler weiterer Partner gelungen ist, entsprechende Planungen und Maßnah- men zu initiieren. Nun gilt es, den eingeschlagenen Weg in den kommenden Jahren konsequent weiter zu gehen, sowohl auf dieser wie auch auf anderen Autobahnen.“

Michael Heinze, Ministerium für Bauen und Verkehr „Unser Projekt für 2010 ist die Eröffnung der ersten des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf Autobahnkirche in einem so dicht besiedelten Bal- lungsraum wie dem Ruhrgebiet – eine Raststätte für die Seele. Die denkmalgeschützte Epiphaniaskirche zusätzlich mit einer lichtkünstlerischen Inszenierung zu versehen, ist ein besonderes Highlight.“

Pfarrer Gehrt, Epiphaniskirche Bochum „Die A40 und ihr Umfeld motivierten schon weit vor dem Kulturhauptstadtjahr Künstler, Stadtplaner und Straßenbauer zusammen zu arbeiten und einen selbst- bewussten und eigenen Umgang mit ihrer „großen Straße“ zu fi nden. Die Kulturhauptstadt war ein wichti- ger Katalysator für diese Energie, die nun weit über das Festivaljahr hinaus weist. Ich drücke die Daumen, dass das Ruhrgebiet auch weiter so mutig darin bleibt, sich das automobile Stadtband B1 zu Eigen und nutzbar zu machen.“

Frauke Burgdorff, Montag Stiftung Urbane Räume Logistische Bedeutung der A40 26|27 Wolfgang Neuhoff, Stadt Duisburg

Von den drei das Ruhrgebiet in West-Ost-Richtung vergeht, an dem dieser Straßenzug nicht mehrfach in den Ruhrschnellweg kaum denkbar. Bezeichnend für Aber auch die unzähligen großen wie kleinen Ge- querenden Autobahnen hat die A40 bzw. die B1 den den Staumeldungen des Verkehrsfunks auftaucht. diese Straße ist, dass viele Fahrten lediglich über relativ werbegebiete entlang der Straße wollen mit Waren geringsten Anteil an Schwerlastverkehr. Betrachtet man kurze Distanzen stattfi nden. So wird die Straße bedingt versorgt werden, bzw. die hier produzierten Waren z. B. drei für die Beurteilung der Verkehrsbelastung Die auf der A40|B1 stark eingeschränkte Höchstge- auch durch den geringen Abstand der einzelnen Auf- wollen verteilt werden. Ebenso müssen die Einzelhan- typische Punkte der Straßen miteinander, so ergibt sich schwindigkeit ist zwar für den LKW-Fahrer nicht von und Abfahrten genutzt, um innerhalb einer Stadt von delszentren sowie Fachmarktzentren täglich von Tau- folgendes Bild: Bedeutung, ist andererseits aber für manchen PKW- einem Stadtteil in den nächsten zu gelangen. Dies senden größeren und kleineren LKW beliefert werden. Nutzer ein weiterer Grund den Ruhrschnellweg zu gilt natürlich nicht nur für den privaten PKW-Nutzer, Diese Standorte profi tieren vom Ruhrschnellweg nicht • A2 Höhe Oberhausen-Sterkrade : 127.000 Kfz/ umfahren, wenn dies möglich ist. sondern gleichfalls auch für den Warenverkehr. Wie nur durch die für die Kunden, sondern auch durch die Tag bei einem LKW-Anteil von 18,5% selbstverständlich benutzt auch der Paketbote diese für die Lieferanten gegebene gute Erreichbarkeit. • A42 Höhe Oberhausen-West: ca. 100.000 Kfz/ Andererseits zeigen die Zahlen aber auch, dass die Autobahn auf seiner Auslieferungstour und das mitun- Tag bei einem LKW-Anteil von 14 % A40|B1 von fast 10.000 Lastkraftwagen täglich befah- ter mehrmals hintereinander. Ohne den Ruhrschnell- Im Vergleich zu den beiden anderen die Metropole • A40|B1 Höhe Essen-Kray: 111.000 Kfz/Tag bei ren wird. Das sind immerhin fast soviel wie auf der als weg würde ein Grossteil des innerstädtischen bzw. Ruhr in West-Ost-Richtung querenden Autobahnen A2 einem LKW-Anteil von 8,7 % Nord-Süd-Transitstrecke bekannten Sauerlandlinie A45. kleinräumlichen Warenverkehrs über Stadtstraßen und A40 benutzen auffallend viele kleinere LKW und laufen und damit trotz der auf A40|B1 nur zu errei- Lieferwagen die A40|B1. Der Ruhrschnellweg ist nicht Diese Zahlen spiegeln jeweils den durchschnittlichen Die A40|B1 ist für den Ferngüterverkehr häufi g chenden relativ geringen Geschwindigkeit wesentlich die große Transitautobahn, sondern der Warenhighway Verkehr eines Werktages wieder. lediglich Anfang- oder Endpunkt. So sind zwar große länger unterwegs sein. für die Versorgung mehrerer Millionen Menschen und Teile der Duisburger Häfen oder der Hafen der Stadt unzähliger Betriebe der Region. Mit dem Wissen, dass die A40|B1 in weiten Teilen Mülheim an der Ruhr über die A40 angebunden, die Die Funktion der Straße als Warenverteilmagistrale noch vierstreifi g ist und die beiden anderen Autobah- weitere Fahrt fi ndet dann jedoch über A3 bzw. A42 wird auch durch die Häufung von Verteilzentren ent- nen durchgängig sechsstreifi g zu befahren sind, sind oder A2 ihre Fortsetzung. lang dieses Bandes deutlich. Angefangen im Westen mit diese Zahlen auch zu verstehen: die A40 bzw. die dem Verteilzentrum der Lebensmittelkette Edeka, dem B1 werden vom Transitverkehr gemieden, da dieser Der relativ geringe Transitverkehrsanteil auf dem Duisburger Postverteilzentrum, mit Auslieferungslagern Straßenzug bei schwächerer Dimensionierung und un- Ruhrschnellweg bedeutet, dass viele der rund 10.000 der Aldi-Kette in Mülheim an der Ruhr sowie Essen, gefähr gleicher Verkehrsbelastung deutlich stauanfälliger täglichen LKW-Fahrten der direkten Belieferung der an des Plus-Auslieferungslagers sowie dem der Firma ist, als die Autobahnen A2 und A42. Nicht ohne Grund A40|B1 gelegenen Städte bzw. Gewerbe- und Indus- Medion reihen sich von West nach Ost mehrere große trägt der sogenannte Ruhrschnellweg im Volksmund triebetrieben dienen. Die Belieferung der Städte und Verteilzentren an dieser Straße. auch die Bezeichnung „Ruhrschleichweg“. Kein Tag Betriebe mit Waren des täglichen Bedarfs wäre ohne

Landschaft an der Autobahn 28|29 Bernd Geisel | Thorsten Kamp, Stadt Mülheim an der Ruhr

Wer– heute die A40|B1 von Moers nach Unna oder fen. Die Querung des Rheins in Duisburg vermittelt gung im 19. und 20. Jahrhundert – und der Weitsicht tenzial, an dem man sich teilweise schamlos bediente. in umgekehrter Richtung befährt, hat nur selten und schon einen Eindruck von weiter Flusslandschaft, eine des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk, der bereits Heute sind manche Regionalen Grünzüge löchrig wie für wenige Augenblicke den Eindruck, sich mit dem Ahnung des hier beginnenden, sich nach Nordwesten in den 1920er Jahren das System der Regionalen ein Schweizer Käse, angefressen von Siedlungen aus Auto durch offene Grünräume, durch freie Landschaft ausdehnenden Niederrheins. Bei der Fahrt über die Grünzüge „erfand“. Denn schon damals, vor rund 90 den 1950er bis 1980er Jahren, zerfurcht und segmen- zu bewegen. Wahrnehmen wird er den unterschiedli- Ruhrtalbrücke in Mülheim fällt der Blick nicht nur in Jahren, war man sich der Bedeutung von Freiraum tiert von neuen Straßen und Autobahnen, morpho- chen Charakter der Straße: Zwischen Moers und dem eine liebliche Auenlandschaft, sondern auch auf die und Grün für die Lufthygiene und die Volksgesund- logisch verändert durch Deponien und Bergehalden, Dortmunder Westen und auch östlich von Dortmund Ausläufer des Bergischen Landes am fernen Horizont. heit bewusst. Die originär am wirtschaftlichen Erfolg überspannt von Starkstromleitungen – quer in sie ist er auf einer Autobahn, gleichgültig, ob dort blau- Und die „Gefällstrecken-Einfahrt“ nach Dortmund – ausgerichtete Standortpolitik der Kohle- und Stahlba- hineingelegt die in den 1960er Jahren zur Autobahn oder gelbgrundige Schilder den Weg weisen. Bei der von Westen kommend – geschieht unter deutlicher rone – und die damit verbundenen infrastrukturellen A430, später A40 mutierte Bundesstraße 1, von Stadtdurchfahrt von Dortmund ist er – trotz schmaler Wahrnehmung des hier recht tief eingeschnittenen Anforderungen – hatte das ehemals ländlich geprägte Mülheim an der Ruhr nach Westen die ehemalige Fahrspuren – auf einer großzügigen Allee, die von Emschertals, das auch den „Eintritt“ in die Dortmun- Gebiet zwischen Ruhr und Emscher zu einem Städte- B60, zwei Fernstraßen, die in ihren Stadtdurchfahrten vielen repräsentativen Bauten fl ankiert wird. der Innenstadt und die Wandlung der Straße zur Allee Industrie-Moloch heranwachsen lassen, dem eine angebaut und mit den örtlichen Straßennetzen vielfältig markiert. ordnende Struktur weitgehend fremd war. verfl ochten waren. Das spürt man noch heute. Auf der „freien Strecke“, der Autobahn, bleibt der Blick des Straßennutzers meist im Nahbereich hängen, fällt Wer den sich wiederholenden Duktus aus gebauter Das sollte sich mit den Regionalen Grünzügen ändern. Welch Glück, dass Ende der 1980er Jahre die IBA auf eine Vielzahl unterschiedlicher Lärmschutzwände, Stadt und Freiraum erkennen will, muss in die Luft. Von Festgemacht an gefährdeten „Restlandschaften“ sollten Emscherpark aus der Taufe gerufen wurde – und mit „nackt“, mit Graffi ti überzogen oder auch wohltu- oben wird deutlich, dass die 75 Kilometer Stadtraum, großzügige, in Nord-Süd-Richtung verlaufende, grüne ihr ein neues Bewusstsein für den herausragenden end begrünt. Vor, hinter oder anstelle der Wand das den die A40|B1 zerschneidend und verbindend Trennsäume zwischen den Städten und Industriezo- Stellenwert von Freiraum, Natur und Landschaft als unstrukturierte Begleitgrün, nur unterbrochen von durchquert, kein homogener „Siedlungsbrei“ sind, nen dem Revier Struktur geben, die Luft fi ltern, lokale den Siedlungsräumen ebenbürtige Kernelemente einer Tunneldurchfahrten in Essen, Bochum und Dortmund sondern eine bewegte, vielgestaltige, mitunter über- Identitäten bewahren, Raum bieten für Landwirtschaft, sich wandelnden, für künftige Herausforderungen fi t zu und der Troglage der Straße im Essener Westen. raschende Abfolge von bebauten Stadtquartieren, In- das eine oder andere Waldstück und die erste zaghafte machenden Industrieregion. dustrie- und Gewerbezonen und mehr oder weniger Naherholung. Zugegeben, punktuell gibt es Einblicke in den Frei- großzügigen Grünräumen. Mit dem Emscher Landschaftspark wächst ein welt- raum, aber die Behauptung, dass zehn größere, In den Wiederaufbau- und Wachstumsjahrzehnten weit beachtetes, einzigartiges Stück Zukunft. Längst freie Landschaftsräume (die Freiräume um Unna und Dass dies so ist, hat natürlich siedlungsgeschichtliche nach dem 2. Weltkrieg verblasste die Bedeutung der überspringt der Park die räumliche Grenze der IBA, Moers sowie acht Regionale Grünzüge) durchfahren Ursachen, resultiert aus den Standortpräferenzen und Regionalen Grünzüge jedoch zusehends, bot sich doch die im Süden durch die A40|B1 markiert war. Ein werden, dürfte ungläubiges Kopfschütteln hervorru- -anforderungen von Kohleförderung und Stahlerzeu- gerade hier ein Siedlungs- und Infrastrukturfl ächenpo- nicht immer leichtes Unterfangen. Dort, wo die Straße Fließgewässer und ihre Auenlandschaften zwangsläufi g Einziger Wermutstropfen: die Verlärmung von Parktei- überbrücken muss, ist Freiraum- und Biotopverbund len im näheren Umfeld der Straße. Aber auch diese relativ einfach. Das gilt für die großen, die A40|B1 dürfte zumeist lösbar sein: durch Abrücken autobahn- querenden Grünkorridore an Rhein, Ruhr und Em- naher Wege, also einer Parkinfrastrukturplanung in scher, letztere in den Regionalen Grünzügen A und Abstimmung mit den Anforderungen an die funktionale F. Hier lohnt sich eine Inszenierung dieser regional und gestalterische Aufwertung der Fernstraße. bedeutsamen Naturräume, wie es der Regionale Masterplan A40|B1 fordert. Die Hochlage der Straße Die A40|B1 soll ihre Nutzer aber nicht nur an der begünstigt die Schaffung interessanter, auch Identität sichtbar gemachten Landschaft vorbeiführen, sondern stiftender Blickbeziehungen in die freie Landschaft, hin auch als „Zubringer“ zu den Grünräumen fungieren, zu fernen Landmarken. gleichsam ihre „Fernerschließung“ gewährleisten. So soll beispielsweise im Regionalen Grünzug B, unweit Andernorts – und in den meisten Regionalen Grünzü- der Abfahrt Mülheim-Winkhausen, entsprechend den gen und Freiräumen um Unna und Moers – schafft die Plänen zum Ausbau des Emscher Landschaftsparks A40|B1 eine Zäsur, bildet eine für den Biotopverbund längerfristig einer neuer Parkeingang inszeniert werden, kaum überwindbare Barriere. Für die Besucher des mit Parkplatz zum Umstieg vom Auto aufs Rad, mit Landschaftsparks hat man aber zahlreiche Möglichkei- Parkinformationen und – wenn die geplante Land- ten geschaffen, die Barrieren (nicht nur der A40|B1) marke, ein begehbarer Turm, Realität werden sollte zu überwinden. Die Parkinfrastruktur nutzt einige – einem herrlichen Ausblick auf die Skyline von Essen, glücklicherweise nicht abgerissene Relikte aus der Zeit die immer noch zahlreichen Schlote von Duisburg von Kohle und Stahl, ehemalige Werksbahntrassen (mit und den Gasometer in Oberhausen am Rhein-Herne- ihren Brücken), die zu beliebten Rad- und Wanderwe- Kanal. Und im Nahbereich natürlich auch auf die gen umfunktioniert werden konnten. A40|B1, deren neue Ästhetik sich durch einen „Blick von oben“ erschließt. Für große Freiräume an der A40|B1 fordert § 7 der Grundregeln des Gestalthandbuches, dass diese im Wer in einigen Jahren die A40|B1 von Moers nach Bereich kreuzender Grünzüge und Flusstäler grund- Unna oder in umgekehrter Richtung befährt, wird sich sätzlich erlebbar gemacht werden. Mit einem opti- dem neuen Reiz der „metropole ruhr“ nicht entziehen schen Trick, der Ausbildung vegetativer Rippen, soll der können, wird hochschauen an markanten, architekto- Blick des Straßenbenutzers in die freie Landschaft ge- nisch anspruchsvollen Bauten in den MetroZONEN lenkt werden. Aus der Perspektive des Parkbenutzers und hineinschauen in die freien Landschaftsräume kaschiert diese schuppenartig gestaffelte Bepfl anzung der RegioZONEN, die einen Zwischenstopp, einen die Autobahn und den auf ihr fl ießenden Verkehr. Besuch allemal lohnen. Stadtsilhouette und Stadtwahrnehmung 30|31 Andreas Müller | Friedhelm Stärk, Stadt Essen

Unter einer Silhouette wird allgemein die Ansicht einer Doch neben diesen architektonischen Zeugnissen Stadt verstanden, welche sie mit ihren dominantesten der Industrievergangenheit prägen längst auch neue Bauten vor dem Horizont abzeichnet. Seit jeher lassen „Zeichen“ die Metropolregion als eine der größten sich Städte in der Betrachtung dieser „Himmelslinie“ und wichtigsten Wirtschaftsmetropolen Europas. Einige deuten. Sie verrät viel über eine Stadt, ihre Bedeutung, davon sind vom Ruhrschnellweg aus wahrnehmbar ihre Entwicklung oder auch, welches die treibenden oder haben ihren Standort sogar unmittelbar an der Kräfte ihrer Gründung oder Entwicklung waren und Straße. Der Fernsehturm Florian und die Westfalenhal- sind. Dieses gilt für die Städte der Planungsgemeinschaft le in Dortmund sind heute Leuchttürme der Zeit des A40|B1 und auch für die gesamte Region Ruhr. Wirtschaftswunders. Die ADAC Hauptverwaltung, das Inhouse und der gerade fertig gestellte Westfalentower, In der Vergangenheit wurden die Ansichten der Städte alle ebenfalls in Dortmund, stehen für das moderne des Ruhrgebiets, wie das Beispiel Dortmund zeigt, Bild des Ruhrgebiets. durch die Türme der Kirchen und der Befestigungsan- lagen geprägt. Mit dem Beginn der Industrialisierung In der Annäherung an das Essener Stadtzentrum ver- änderte sich dieses Bild jedoch dramatisch. Fabriken, dichtet sich das Bild der markanten Einzelbauwerke im Schornsteine, Hochöfen, Fördertürme und andere her- kompakten Cluster der Hochhäuser der Konzernzen- vorstechende technische Bauwerke machten deutlich, tralen. Seit Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhun- dass andere Kräfte begannen, die Städte zu formen. derts stehen die Hochhäuser als Symbol für wirtschaft- liche Größe und gründeten Essens Ruf als „Schreibtisch Heute haben die meisten dieser Bauwerke längst ihre des Ruhrgebiets“. Heute verleiht die weithin sichtbare ursprüngliche Bedeutung verloren. Die alten Hoch- Skyline der Hochhäuser nicht nur Essen sondern der ofenanlagen in Duisburg, die Jahrhunderthalle in Bo- gesamten Metropolregion Ruhr Profi l und Kontur. chum, die Zeche Zollern sowie das „U“ in Dortmund und nicht zuletzt die Schachtanlagen des Weltkulturer- Zur Schärfung und Qualifi zierung dieses Profi ls bes Zollverein in Essen sind Merkzeichen des Wandels liefern der Regionale Masterplan A40|B1 und das von der Montanregion zur Kulturhauptstadt Europas Gestalthandbuch A40|B1 wichtige Beiträge. RUHR.2010 geworden. Skyline Essen 2010 Auftakt und Eingang 32|33 Stefan Oppermann, Stadt Moers

Die A40 im Ruhrgebiet – was ist das eigentlich für ein Metropolregion Ruhr sowie auch die der Anrainerstäd- Unna beginnt für mich Sibirien und westlich von Duis- Autobahn auf 6 Spuren, die zahlreichen Sanierungs-, Gebilde? te zu stärken. Dies zu dem Zweck, die Funktion des burg ist die Welt zu Ende und alle fallen ins Urmeer“. Instandhaltungs- und Pfl egemaßnahmen sowie Eine rein technokratische Antwort klingt ungefähr so: Stadtraumes entlang des Ruhrschnellweges als „Schau- zukünftige städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen Die Bundesautobahn 40 – kurz A40 genannt – ver- fenster“ der Region zu verbessern. Was hat diese Erkenntnis mit der A40|B1 zu tun und bieten eine große Chance. Die Chance, bei gestalte- läuft von der niederländischen Grenze bei Straelen in mit den lokalen und regionalen identitätsstiftenden rischen und auch funktionalen Veränderungen entlang Weiterführung der A67 (NL) von West nach Ost durch Eine Annäherung zur Beantwortung der Frage, was Merkmalen, die im Regionaler Masterplan propagiert der Strasse eine wichtige Tugend der Planung in den den linken Niederrhein über den Rhein (Rheinbrücke ist und welche Bedeutung hat die A40 im Ruhrge- werden? Vordergrund zu rücken. Zugrunde liegt dieser Tugend Neuenkamp) quer durch das Ruhrgebiet nach Dort- biet, kann eher über eine metaphysische, emotionale Die Erfi ndung der Autobahn war im Sinne der da- die Idee vom „Menschlichen Maßstab in der Architek- mund, wo sie am Autobahnkreuz Dortmund West in oder auch humoristische Betrachtungsebene heraus maligen Ingenieurskunst keine rein zweckorientierte tur“. Dieses „Menschliche Maß“ ist eine rein subjektive der Nähe der Stadtgrenze zu Bochum in die auto- erfolgen. Neuerung, sondern ursprünglich eine Vision, die Wahrnehmungskategorie, es ist ein bestimmtes Gefühl bahnähnlich ausgebaute Bundesstrasse 1 und im weite- in der Fortbewegung nicht bloß die Überbrückung von Wohlproportioniertheit, von wahrnehmbaren ren Verlauf ab Holzwickede in die A44 übergeht. Die Bekanntermaßen liegt die A40 mitten im Ruhrgebiet der Distanz sah, sondern auch das Erleben und die Sinneseindrücken, von Orientierung im Raum so- A40 von Duisburg bis Dortmund-West und die B1 im – wo in Hochöfen Stahl geschmolzen wurde und Wahrnehmung des Augenblicks der Reise – modern wie von Heimatverbundenheit und von Neugierde. Stadtgebiet Dortmund bilden im Zusammenhang den an der „Bude“ und in den Schrebergärten ethnische ausgedrückt: Der Weg ist das Ziel. Der Regionale Masterplan und das Gestalthandbuch Ruhrschnellweg – das Mobilitätsband A40|B1. Kulturen im Schmelztiegel zusammen fanden. Der A40|B1 betonen diese subjektiven Wahrnehmun- Klebstoff dieser menschlichen Verbindungen basiert auf Das bedeutet, dass sich die Planer und Ingenieure gen des Menschen als Voraussetzungen für konkrete Eine sachlich sicherlich korrekte, aber keine befriedi- gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen sowie auf der Frage nach der Qualität der Wahrnehmung der Verbesserungen entlang der Strasse. Hier spielt die gende Antwort im Sinne des Regionalen Masterplanes ein gemeinsames Lebensgefühl – diese Attribute u. a. Umgebungssituation sehr bewusst waren. Es ging nicht „Philosophie“ der Planer, Ingenieure und sonstigen Ak- A40|B1. Dieser beschäftigt sich mit lokalen Profi len defi nieren den Begriff „Heimat“. nur darum, Fahrzeuge möglichst schnell von einem teure eine ausschlaggebende Rolle: Handelt es sich um der Anrainerstädte, mit regionalen Identitätsmerkma- Punkt zum anderen fahren zu lassen. Die Reise selbst Technokraten und Unempfi ndsame, denen abstrakte len und mit Differenzierungsstrukturen zur besseren Wenn es um „die Menschen des Ruhrgebiets geht“, war der Zweck und damit war u. a. gemeint: das Planungen vor Wahrnehmung und Sinnesempfi ndung Orientierung im Stadtraum der Metropolregion Ruhr. dann geht es um deren Gefühlswelten und Wertevor- möglichst harmonische und an ästhetischen Eindrücken geht, oder um sensible Beobachter und aufgeschlosse- Im Sprachduktus der Planer fi nden sich u. a. sinnge- stellungen. Der Kabarettist Frank Goosen hat in seinem reiche Wahrnehmen und Betrachten der umgebenden ne, einfühlsame Menschen, die verstehen, wie wichtig mäß folgende zentrale Formulierungen: Im Interesse Programm „Woanders is auch scheiße“ das Ruhrgebiet Landschafts- und Stadträume. die durch sie ausgelösten Veränderungen eines Stadt- des Regionalen Masterplanes steht eine identitäts- als Raum der Betrachtung einmal folgendermaßen und Landschaftsbildes im Einzelnen und auch in der stiftende Entwicklung und Gestaltung der zentralen abgegrenzt: „Südlich von Hattingen ist für mich Tirol, Die A40|B1 zwischen Moers und Unna wird nicht Gesamtschau für den Betrachter – ob Einheimischer Verkehrsachse, um die regionale „Erfahrbarkeit“ der nördlich von Dänemark, östlich von neu gebaut, aber die streckenweise Erneuerung der oder Gast – sein wird? Im Folgenden soll in diesem sachlichen Zusammen- entlang der A40|B1. Diese Spuren werden im Laufe Betrachtungsgegenstand und ein Verweilen ist nicht Literatur: hang auf den eigentlichen Titel dieses Textbeitrages der Zeit zur biografi schen und kollektiven Erfahrungs- möglich – außer man fährt bewusst von der Autobahn - Bundesautobahn 40 eingegangen werden. Es geht um die Stichwörter welt gehören. Sie alle signalisieren beim Betrachter oder der Bundestraße ab –, sondern die Rezeption Wikipedia – Die freie Enzyklopädie Auftakt und Eingang, Zugänge und Übergänge im Me- unbewusst Kontinuität, Vertrautheit, soziale und lokale wird im Vorbeifahren, in der Bewegung erfolgen. Zeit - Radio Heimat – Geschichten von zuhause tropolraum Ruhr. Diese Begriffe defi nieren eine grobe Zugehörigkeit und in der Gesamtschau auch regionale und Geschwindigkeit sind die begleitenden Faktoren Frank Goosen; Eichborn-Verlag, Januar 2010 räumliche Strukturierung des 75 km langen Verkehrs- Identität. Die Spuren sollen nicht zuletzt dem fatalen des Gesamterlebens der Straße. Ein Wahrnehmungs- - Wahrnehmen, Gestalten, Bauen – Ideenjournal für gebildes zwischen Moers und Unna. Verlust an ästhetischer Individualität und Unverwech- element löst am Weg das andere ab, eines soll mit ei- Architektur Autobahn – Natur und Wahrnehmung, selbarkeit der Städte und der Region entgegenwirken. nem anderen in Zusammenhang stehen und es oftmals Gerd-Lothar Reschke, Juni 1997 Die Defi nition soll hierbei auch nicht technokratisch Das konsequente Herausarbeiten von stadtspezifi schen auch vorbereiten. - Aktionsgruppe Kulturstraßen, Philosophie der ausfallen! Alleinstellungsmerkmalen der einzelnen Städte schafft Kulturstraße i. V. ehem. Kreisrätin Dr. Gisela Forster, Starnberg; Homepage, 2004 Das Verkehrsband ist bildlich gesehen räumlich Individualität, die Wiederkehr von gleichgearteten Im Auge des Betrachters erst wird die neue Wahr- strukturiert wie ein von zwei Seiten voll erschlossenes Gestaltungs- und Funktionselementen schafft regionale nehmung des 75 km langen Verkehrsbandes zwischen Haus. In Moers und in Unna gibt es jeweils ein reprä- Identität und die stringente Beibehaltung des Planungs- Moers und Unna entstehen. sentatives Eingangsportal. Nach dem Eingangsportal und Gestaltungsansatzes bewirkt ein Ausscheren aus Moers folgt ein langer Korridor, der mit der Rhein- dem Mittelmaß und der Beliebigkeit. Dabei defi niert brücke Neuenkamp endet und dort den Übergang in sich dieser Ansatz nicht über eine reine Dekoration, das Wohnzimmer beschreibt – in die Kernzone der Möblierung oder Funktionsausstattung der Stadt- und Metropolregion Ruhr. Von Unna aus folgt ebenfalls ein Landschaftsräume, sondern er betont das bereits latent langer Korridor, der mit dem Beginn der Dortmunder vorhandene Potenzial, um auch authentisch sein zu Allee an der B1 endet. Der baumbestandene Boule- können. vard in Dortmund beschreibt von Osten kommend den Übergang in das Wohnzimmer der Kernzone. In diesem Sinne verliert die A40|B1 ihre Funktion als Zwischen dem Eingangsportal Moers und dem Ein- reines „Trägerobjekt“ von „rasenden Verkehrsmitteln“ gangsportal Unna gibt es 41 Anschlussstellen, um in die und wird stattdessen zum vermittelnden Medium: angrenzenden Stadträume zu gelangen. Also bildlich Zwischen den Vorbeieilenden und dem ruhenden Be- gesehen 41 Möglichkeiten, um 41 Zimmer zu betre- trachtungsgegenstand, zwischen dem Ausgangsort und ten und deren Wohnfunktionen und gestalterischen dem Zielort der Fahrt, zwischen dem Gedankenlosen Wohnaccessoires zu erkunden. und dem Denkenden, zwischen dem Uninteressierten und dem neugierig Betrachtenden. Die Weiterentwicklung und Realisierung von vorge- schlagenen Maßnahmen des Regionalen Masterplanes Die subjektiv wahrgenommenen Betrachtungsgegen- und des Gestalthandbuches sollen wahrnehmbare stände werden unmittelbar am Wege, beim Eilen, Spuren hinterlassen im Stadt- und Landschaftsraum beim Fahren miterlebt. Ein Hingehen zu einem 75 km Hoffnung 34|35 Eckart Kröck, Stadt Bochum

12.000 km, rund 5 % aller Straßen in Deutschland, zeitschriften feierten die neuen Konstruktionen der und der weitere Ausbau der Autobahnen nur wenig Straßenkörper mit baulichen Nutzungen sollte die ne- sind Bundesautobahnen. Auf ihnen rollt etwa ein Spannbeton- und Hängeseilbrücken sowie die Anlage ändern. Der Stau wurde zur gefürchteten Zustandsbe- gativen Wirkungen der großen Straßen mildern oder, Drittel der Gesamtverkehrsleistung. Im Grunde ist eine der Kleeblätter in freier Landschaft mit eindrucksvollen schreibung für viele Streckenabschnitte. Mit der zuneh- so der damalige Anspruch, zu einem neuen Besseren Bundesautobahn eine lapidaren Einrichtung: Die vier Fotographien. In einer funktionalistisch geprägten Zeit menden Sensibilität für die Belastungen der Umwelt verkehren. Die kostenträchtigen Pilotprojekte konnten oder sechs Fahrstreifen werden konsequent so dicht konnte eine der reinen Funktion folgenden Bauaufga- und die Gefahren für die menschliche Gesundheit aus sich im Grunde nicht durchsetzten. Geblieben sind das und engmaschig über das Land verteilt, dass möglichst be, höchste Wertschätzung zuwachsen. Lärm, Staub und in den letzten Jahren dem Feinstaub, Wegpfl anzen und Eindämmen durch Lärmschutzwän- jede Stadt über einen eigenen Anschluss an das Netz verloren die Straßen ihre frühere uneingeschränk- de oder -wälle, als Regelfall der Konfl iktbewältigung. In verfügt. Alle Schilder auf den Straßen sind Blau, die An- Straßen können aber auch seit je her mit traumhaften te gesellschaftliche Wertschätzung. Nils Minkmar seinem Buch „Learning from Las Vegas“ führt Robert schlüsse kreuzungsfrei und in regelmäßigen Abständen Meeresblicken, ihrem besonderen Flair oder gran- drückt den Wandel in der Frankfurter Allgemeinen Venturi am Strip von Las Vegas vor, welche Konse- werden Automobil und Mensch mit dem Nötigsten diosen Alpenpanoramen faszinieren. Hier wird nicht Sonntagszeitung, am 4. März 2007, so aus: „Das quenzen aus einem ungefassten, weiträumigen Stra- versorgt. gerast, sondern das Fahrzeug gelenkt, das Fahren erste große Landsäugetier, das der Kombination aus ßenbild für die Architektur und damit wiederum für die genossen und Benzin getränkte Luft durchgeatmet. Erderwärmung, Emanzipation und demographischer Straßenräume entstehen. Die Qualitäten der traditi- Ihre funktionale Leistungsfähigkeit und historische Be- Als die schönsten Straßen in Deutschland gelten die Entwicklung zum Opfer fallen wird, ist nicht der Eisbär, onelle Straßenräume lassen sich durch Einzelarchitek- deutung ist legendär. 2009 präsentierte David Cerny Romantische Straße von Würzburg nach Füssen, die sondern der Automann“. Doch trotz veränderter Sicht- turen nicht schaffen und in einer Zeit, in der sich die in einer Ausstellung im Brüsseler EU-Ratsgebäude, als Deutsche Alleenstraße von der Ostsee bis zu den weise und den Anstrengungen zur Verbesserung der Kunst nicht als „Verhübscher“ unsere Umwelt versteht, Teil seiner Großskulptur Entropa, eine Hakenkreuz- Alpen oder die Deutsche Fährenstraße von nach Schienen- und Wasserwege, haben die Schnellstraßen nimmt auch kein noch so kreativer Kunstschaffender es ähnliche Anordnung von Autobahnen über dem Bremervörde. Ihnen gemeinsam sind die besonderen ihre logistische Funktion auch heute nicht verloren. mit der Autobahn wirklich auf. ausgesägten Umriss Deutschlands. Nicht nur im Aus- Qualitäten ihrer Ränder und Umgebung sowie der land werden wir für die schnellen Straßen bewundert weite Blick in die schöne Landschaft. Geblieben ist die Frage nach dem stadtverträglichen Was kann in dieser vermeintlich aussichtslosen Lage und mit ihr identifi ziert. Die Autobahnen liefern ein Umgang mit den unverzichtbaren Straßen. In der geschehen? Gibt es überhaupt einen Weg, sich mit wirkmächtiges Bild für den erfolgreichen Wiederauf- Heute ist die naive Begeisterung für die Wirtschafts- jüngeren europäischen Stadtbaugeschichte gab es dem schwierigen Thema erfolgversprechend zu be- bau und die wirtschaftliche Stärke der Bundesrepublik wunderbahn mit ihren modernistischen Verkehrs- dazu die unterschiedlichsten Ansätze: Die 600 m lange schäftigen? Deutschland. architekturen auf grünem Grund verfl ogen. Die gut Überbauung Schlangenbader Straße in , die ausgebauten Autobahnen können schon lange nicht Gestaltung des Boulevard Périphérique im Rahmen Etwa zur Jahrtausendwende begannen außerordent- Kein Wunder, dass nach dem zweiten Weltkrieg mehr in allen Bereichen die enorme Zunahme der der Planung für Grand Paris oder die „Deckellösun- lich große Optimisten (hier besonders: orange edge) jede neue Autobahnstrecke mit viel Aufmerksamkeit Verkehrsmengen bewältigen. Daran können neue Ver- gen“, etwa in Bochum-Grumme oder in München und engagierte, interdisziplinär agierende Gruppen in eingeweiht wurde. Die Ingenieur- und Architektur- kehrslenkungssysteme, Radiodurchsagen, Ferienpläne zum Bau des Petuel Parks. Die Zusammenführung der einem 10 Jahre währenden Arbeitsprozess mit der Untersuchung und Überplanung des Ruhrschnellwe- Spielfeld, um ihre Irritationsphantasien einzubringen, ges. Wenn die Verkehrswissenschaftler und Praktiker in für die Theoretiker aus dem Städtebau ein ergiebiges den Ministerien und Straßenbaubetrieben nicht erkannt Forschungsfeld und für die Praktiker beim Land und in hätten, dass eine lebendige, abwechslungsreich gestal- den Städten eine hohe und täglich neue Herausforde- tete Straße eine höherer Sicherheit für den Straßen- rung, mit immer wieder interessantem Erkenntnisge- verkehr bietet, wären aber auch diese Bemühungen winn. sehr schnell versiegt. Zudem hat das umfangreiche Bauprogramm für die A40|B1 die Gedanken kräftig Ein weiterer Umdeutungsprozess hat gerade erst befeuert und die Phantasien zu neuen CO2 freien und begonnen. Er ist die notwendige Voraussetzung für die leiseren Automobilen hat die Perspektive für die große Formulierung neuer Lösungsansätze zu einer neuen, Straße noch einmal erweitert. Dass die Europäischen urbanen Mobilitätskultur. Kulturhauptstadt Ruhr 2010 die drei Projekte: Gestalt- handbuch, Regionaler Masterplan und Die Schönheit der großen Straße von der ersten Bewerbung bis ins Jahr 2010 als ihr zentrales Leitprojekt anerkannte und kräftig unterstützte, hat weiteren Schub verliehen.

Im Grund ist es der Charakter der A40 selber, der die Motivation und Interpretationsvielfalt liefert, um sich mit dem vermeintlich Unmöglichen zu beschäftigen. Keine klassisch liebreizende schöne Straße, dagegen vielgestaltig durch den ständigen Wechsel aus Stadt- durchfahrten, Landschaftspassagen und den Strecken durch die ruhrgebietstypische Zwischenstadt, hat sie eine breite Bandbreite von unterschiedlichsten Eindrü- cken zu bieten. Die A40|B1 ist damit das prägnanteste und ergiebigste Schaufenster der Metropole Ruhr. Sie zeigt ihren heutigen Zustand, öffnet den Blick auf den fortwährenden Strukturwandel und vermittelt dem kundigen Leser die Geschichte dieses Sonderfalls der Europäischen Stadt. Aus dem vorindustriellen lanzen- breiten Hellweg auf dem Ruhrgebirge ist heute ein Kultobjekt geworden. Sie ist für die Künstler ein ideales Presse- und Informationsamt, Stadt Bochum 36| 36