Denkmalpflege in Niederösterreich Band 39

Lehm und Ziegel Lehm und Ziegel Vorwort

Die Liebe zur Heimat zeigt sich im Umgang mit unserer Geschichte. Die Denkmal- pflege ist ein besonders wichtiger Teil davon, wie wir mit der bewegten Vergangen- heit unseres Landes umgehen. Über 1.000 Kirchen, rund 150 Klöster, 450 Burgen, Schlösser und Ruinen sowie zahlreiche Häuser, Höfe, Industriegebäude und Klein- denkmäler gibt es in Niederösterreich: Ein Erbe, auf das wir zu Recht stolz sein können und das es für die nächsten Generationen als Zeugen einer bewegten Ge- schichte unseres Landes zu bewahren gilt.

Eine wichtige Verpflichtung, der wir in Niederösterreich mit großem Verantwortungs- gefühl nachkommen – jährlich werden über fünf Millionen Euro in die Restaurierung von Denkmälern investiert. Geld, das nicht nur den Kulturgütern zu Gute kommt, sondern auch der Wirtschaft, dem Tourismus und für den Arbeitsmarkt Impulse gibt.

Auch der vorliegende Band 39 der Broschüre „Denkmalpflege in Niederösterreich“, der sich dem Thema „Lehm und Ziegel“ widmet, ist ein hervorragendes Beispiel für das Bemühen des Landes im Bereich des Schutzes und der Pflege unserer Kultur- güter. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung für Kultur und Wissenschaft für das eingebrachte Engagement sowie allen, die zur Entstehung dieses Bandes beigetragen haben. Den Leserinnen und Lesern wünsche ich eine auf- schlussreiche Lektüre und viele interessante Einblicke in das reiche kulturelle Erbe des Landes Niederösterreich.

Dr. Erwin Pröll Landeshauptmann von Niederösterreich Lehm und Ziegel Gerhard Lindner und Ziegel schwierigist. der Umsetzung, inderöff speziell alsheutiger entlichen Beurteilung Baustoff fürLehm sogenanntenmodernenBaustoffbunt beworbenen, enzutun. Aber natürlichhatbeiunsdieserBaustoff nichtsmitdenÖNORM-zertifi und zierten weit wird ein angenommen,dassrund Viertel derMenschheit inLehmbautenwohnt! lange dieForschung undDenkmalpraxis sichdieserBauweise angenommenhat. Welt- es,dasshiernichtschon bauten einmalwarundteilweise auchnochist,dannwundert dicht inmanchenGebieten, vor allemim Wein- und derBestand anLehm- billigen, nurfüreinfacheLeuteüblichenBaumaterials schonverloren. für sichreklamieren, Hier zunehmendverwendet. hatdiesesBaumaterial denRuf eines de und Verputze wird fürNeubauten, baubiologischenAnspruch dieeinengewissen lich inseinerBedeutung wiederentdeckt.Lehmmitdiversen Zuschlagstoff enfür Wän- also schonausderregionalen Wertschöpfung seineBerechtigung wird bezieht, allmäh- auch heuteernstergenommenwerden, alseslandläufi güblichist. lebigkeit undeinfache,ökonomischeInstandhaltung waren wichtig,undsollten früher resultierenden Bautechnik überleben. Transportkosten, ständige Verfügbarkeit, Lang- erprobt, undsiekonntenurmitdenregional verfügbaren Baustoff enundderdaraus Traditionelle Baumethoden undihrBaumaterial wurden überJahrhunderte hinweg ihrer Verwendung auchzueinerNeubewertung derhistorischenBauweisen geführt. hat einNachdenken überdieökologischeundbiologischeQualität derBaustoff eund Neben der Technik gläubigen„Allesistmöglich“-Entwicklung derletztenJahrzehnte Editorial Wir widmenunsmitdiesemHeft daherdiesemTh in ema,wissend,dassesspeziell Im Bereich derDenkmalpfl egegibtes wenig Erfahrung. Wenn manbedenkt,wie Der Lehmbau,derausdemvor vorhandenen Ort Baumaterial entstandenist, Lehm und Ziegel

Bruno Maldoner, Wilhelm Schmid Restaurierbeispiel Zum traditionellen Lehmbau in Österreich – Eine Annäherung 6 Walpurga Oppeker, Helmut Hundsbichler Schönberg am Kamp, Margit Kohlert, Walter Schlenkert Kalvarienberg – Ensemble, Neue Dächer auf Baudenkmalen Restaurierung 40 und im historischen Ensemble 11

Barbara Benedikt Aktuelles aus der Denkmalpfl ege Der Kachelofen 15 in Niederösterreich 43

Patrick Schicht Margit Kohlert Ziegel in der Bauforschung 18 Das Landeskonservatorat 51 für Niederösterreich hat Burkhard Ellegast seinen neuen Amtssitz bezogen Die Ziegelbeschaff ung für das Stift Melk in den Jahren 101 bis 195 20 Landeskonservator Hofrat Dr. Peter König geht in Pension 52 Gerhard Lindner Lehm, das gesunde Baumaterial! 24 Tag des Denkmals - 2. 09. 200 53

Hermann Dikowitsch Veronika Pirker-Aurenhammer Renaissanceschloss Schallaburg Christus und die Apostel aus Spitz und seine Terrakotten 25 an der Donau – Ein Skulpturen- zyklus aus der Zeit um 1400 54 Franz Humer Ton – eines der wichtigsten Buchbesprechung 55 Materialien der römischen Antike 29 Ziegelsammlungen 56 Hasso Hohmann Dachlandschaften 33

Blick über die Grenzen

Alk Friedrichsen Die Ziegelfassade in der norddeutschen Denkmallandschaft 36 Zum traditionellen Lehmbau in Österreich – Eine Annäherung

Bruno Maldoner Während in den östlichen Bundesländern Erbes, denn die Tradition des Lehmbaus hat Wilhelm Schmid Österreichs noch bis vor wenigen Jahrzehnten weithin ein schlechtes „Image“. Wohl aus dieser viele aus Lehm gebaute Höfe und selbst ganze Einsicht heraus hat der österreichische Archi- Gösing am Wagram, Siedlungen bestanden, kommt heute derarti- tekt Josef Frank - einer der „Antiideologen der Burggasse, Lehmhaus gen Altbauten beinahe schon Seltenheitswert Moderne“ - das Bonmot geprägt: „Lehm ist kein mit spätbarocker zu. Lehmhäuser zählen zu den am meisten Baumaterial, sondern eine Weltanschauung.“ Giebelfassade bedrohten Objekten unseres baukulturellen Lehm ist ein elementarer Baustoff seit Urzeiten, und auch wenn wir heute Lehm vorwiegend in Form gebrannter Ziegel verwenden, lohnt es doch, an das elementare Material zu erinnern. Im Freigelände des Museums für Urge- schichte in Asparn an der Zaya befinden sich Bauten, die vor wenigen Jahrzehnten mit großer Sachkenntnis auf Basis archäologischer Fun- de errichtet wurden. Diese Rekonstruktionen illustrieren, dass Lehmbau seit Jahrtausenden bei uns heimisch ist. In der jeweiligen Art und Weise, wie ungebrannter Lehm als Baumaterial eingesetzt wurde, zeigen sich aber auch durch die Jahrhunderte deutliche regionale Unterschie- de, da die natürlichen Vorkommen spezifische Verarbeitungsmöglichkeiten nach sich ziehen. Unsere ländlichen Bauten aus Lehm bilden da- mit ein kulturelles Verbindungsglied zu Kulturen der Vorgeschichte und der Antike. Weil Lehm als wohlfeiler Baustoff auch noch zur Verfügung steht, wo sonst kein Baumaterial mehr erreichbar ist, wurden Lehmbauten mit Not und Spar- samkeit in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um ein dringend aufzuklärendes Miss- verständnis: Jüngste Entwicklungen beweisen, dass Lehm als Baumaterial alle zeitgenössischen Forderungen nach einfachen und dennoch dau- erhaften Bauweisen, gesundem Innenraumklima, Energieökonomie und Nachhaltigkeit voll zu erfüllen vermag, wenn er richtig eingesetzt wird. Daher begründet sich die in den letzten Jahren zu beobachtende Renaissance bei der Anwen- dung von ungebranntem Lehm als Baumaterial.

 setzung. Natürliche Lehme verhalten sich, ab- hängig von ihrer Zusammensetzung, ganz unter- schiedlich. Für die Verwendungsmöglichkeiten sind die Eigenschaften des Baustoffs entschei- dend, die sich aus dem Zusammenwirken von tonigen (von Menge und Art abhängig) und mi- neralischen Stoffen (von der Kornverteilung ab- hängig) ergeben. Bei der Aufbereitung des Ma- terials für seine Verwendung als Baustoff werden Zuschläge beigemengt, um die gewünschten technischen Eigenschaften zu erzielen. Weltweit finden wir in den verschiedenen Kulturen ungefähr zwanzig traditionelle Baume- thoden, welche die Bindungseigenschaften von Lehm für den Bau tragender Wände ausnützen und die sich in zwei prinzipielle Gruppen ein- teilen lassen: - Für die erste Gruppe ist das Einstampfen cha- rakteristisch. Bei dieser Bauweise entstehen Mau- ern von mindestens einem halben Meter Stärke. Großriedenthal, Unsere Vorfahren gaben ihre Erfahrungen mit Dabei stampft man den aufbereiteten Lehm fest Lehmhaus. Die vielen dem Baustoff meist nur mündlich weiter. Im in die beidseitig der Mauer angebrachte Schalung, Farbschichten an der ländlichen Raum findet man wohl kaum detail- wobei man die Schalung, dem Trocknungsfort- Aussenfront bezeugen lierte Beschreibungen zu Lehmbauverfahren. schritt entsprechend, mitzieht. die stetige Pflege in Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass un- - Für die zweite Gruppe ist das Aufschichten von der Vergangenheit. gebrannte Ziegel bei uns erst seit circa zwei Jahr- Lehmziegeln, Lehmsteinen oder „Lehmpatzen“ hunderten in Gebrauch sein dürften. Um Qua- markant. International hat sich dafür die Be- lität und Dauerhaftigkeit bei der Herstellung derartiger „Steine“ zu gewährleisten, sind einige Regeln zu beachten, wie in dem vor zwei Jahr- tausenden verfassten und Kaiser Augustus gewid- meten Werk „Zehn Bücher über Architektur“ des Vitruv nachzulesen ist. Diese antike Schrift- quelle ist aus vielen Blickwinkeln unverzichtbar. Der Autor bezieht sich nicht nur auf theoreti- sches Wissen, sondern auch auf eigene Erfahrun- gen als ausübender Architekt und Bauingenieur. Der Baustoff Lehm kann als „Naturmörtel“ gelten, in dem die mineralischen Bestandteile das Gerüst und der Ton das Bindemittel bilden. Lehm ist ein Verwitterungsprodukt von Gestein, das am Entstehungsort gelagert oder durch na- türliche Prozesse verfrachtet wurde. Er besteht Gösing am Wagram, aus einem Gemisch von Tonmineralen und san- Burggasse, Lehmhaus, digen bis hin zu steinigen Bestandteilen in einer Barockmalerei im örtlich oder regional spezifischen und durch die Obergeschoss geologischen Vorgänge bestimmten Zusammen-

 zeichnung „Adobe“ eingebürgert. Die Bauweise land üblichen „Wellerbau“, aber auch mit der verwendet in der Sonne bzw. an der Luft getrock- Stampflehmtechnik verwandt. nete Lehmziegel (nachdem der Lehm zuerst in Quaderstockmauerwerk besteht aus an der den „Model geschlagen“ wurde), die dann für Luft getrockneten Elementen (ca. 15/15/30 cm). den Bau von Mauern oder von Gewölben oder Der Lehm wird mit Pflanzenfasern - meist zer- Kuppeln (durch ausgefeilte Techniken mit oder kleinerten Strohhalmen - vermischt. Dies ge- ohne Lehrgerüste möglich) dienen. schieht auch bei der nächsten Bauweise. In Österreich trifft man auf fünf traditio- Lehmziegel sind die einheimische Variante nelle Lehmbauweisen, wobei bei alten Bauten, der bereits erwähnten Adobe-Technik. Sie wer- bedingt durch mehrmalige Instandsetzungen den an der Luft getrocknet, haben meist Abmes- und Umbauten und Erweiterungen, meist mehr- sungen von ca. 29/14/6,5 cm (österreichisches ere Bauweisen kombiniert auftreten. Deutlich Ziegelformat). Man findet manchmal die Initi- wurde diese Tatsache bei der 2004/2005 erfolg- alen des Produzenten in den Lagerflächen. ten Instandsetzung des „Brandlhofes“ in Radl- Massivlehmbau besteht aus lagenweise in brunn. Schalungen eingestampftem Lehm. Diese Stampf- Wuzlmauern: Dabei werden mit Getreide- technik wurde infolge französischer Entwicklun- Krems, fasern (Häcksel) durchmischte Lehmklumpen gen auch als „Pisé-Bauweise“ bekannt. („pisé de Gneixendorf, („Wuzln“) in ca. 50 cm hohen Schichten aufge- terre“ ist eine französische Wortschöpfung latei- Lösswand setzt. Die Methode ist eng mit dem in Deutsch- nischen Ursprungs und erstmals 1562 in Lyon

 Stettenhof, noch bis ins hin analysiert werden. Die Ursache von Schäden 20. Jh. verwendeter ist meist durch die Lage des Schadens am Bau- Ziegelmodel („S“ für werk zu erkennen. An den am meisten gefähr- Swoboda) deten Stellen sind Maßnahmen zur Vorbeugung besonders wichtig. Für die Instandsetzung dürfen nur Materi- alien verwendet und Maßnahmen gesetzt werden, die dem Lehmbau als Ganzes zuträglich sind. Daher scheiden nahezu alle im heutigen Bau- stoffhandel erhältlichen Bindemittel aus. Traditionelle Lehmbauten erweisen sich unter ungünstigen Umständen als sehr erosions- belegt). Die Stampflehmtechnik spielt bei mo- anfällig, weswegen sie oftmals in Misskredit ge- dernen Bauweisen eine besondere Rolle. kommen sind. Unter dem Blickwinkel des öko- Auch aus massiven Lehmstöcken heraus gearbei- nomischen Energieeinsatzes hat diese Eigenschaft tete Hohlräume wie Keller oder Erdställe zählen jedoch viele gute Seiten, denn bei Abbrüchen zum Massivlehmbau. entstehen weder Sondermüll noch unverrott- Lehmfachwerk und Lehmflechtwerk: Für den barer Bauschutt. Bau von Außen- und Innenwänden verwendete Der sachgerechte Umgang mit Lehmbau- man bereits in Urzeiten, wie eingangs erwähnt, ten muss heute wieder erlernt werden, nachdem mit Lehmmörtel verputztes Rutengeflecht. Eine die handwerkliche Überlieferung nahezu erlo- moderne Variante dieses Prinzips sind Holzrah- schen ist. Seminare für die baupraktische An- men mit Lehmausfachung. wendung von Lehmbaukonstruktionen sind Lehm verwendet man auch bei nicht tra- keineswegs auf die Universitätsebene beschränkt. genden Bauteilen für Estriche, Abdichthorizonte Wilhelm Schmid, Mitautor dieses Beitrags, führ- und Fußböden, für Dächer sowie in jüngster Stettenhof, Ansicht Zeit vermehrt als Verputzmaterial. einer Quaderstock- Bei der Instandhaltung und Reparatur von Lehm- mauer bauten ist besonders zu beachten, dass viele Schä- den ihre Ursache in unterlassener Pflege und/ oder im falschen Umgang mit dem Material ha- ben. Exponierte Teile von Lehmbauten wie Mau- erfuß und Mauerkrone sind besonders schadens- anfällig. Auf beste Instandhaltung von Dächern und den Schutz der Mauerfronten – oft durch Kalkschichten vom Mauerweissen – ist besonde- rer Wert zu legen. Der Mauerfuß muss stets frei und trocken sein. Hier ist wichtig, dass das Au- ßenniveau (z. B. bei Straßenbauarbeiten) nicht angehoben wird, um Erosionsschäden durch rin- nendes Wasser oder durch aufsteigende Feuchtig- keit zu vermeiden. Eine englische Volksweisheit fasst diese Tatsache im Satz zusammen: „Wenn ein Lehmhaus jahrhundertlang halten soll, muss es einen guten Hut und feste Stiefel haben.“ Auf- getretene Schadensbilder müssen sorgfältig auf ihre Ursache und – sekundär – auf Auswirkungen

 den wir ihn in Bildhauer- und Keramikateliers. Unwissenheit und daraus resultierende Unsicherheit im Umgang sind die größten Feinde des kulturellen Erbes an authentischen historischen Lehmbauten als weithin übersehe- nen Zeugen der Baukunst in unserem Land. Die Betrachtung ist auf mehreren Ebe- nen zu führen. Der authentische Charakter von Werken der Baukunst rührt, wie Eduard F. Sekler eindrucksvoll darlegt, nicht nur von deren Urhebern her: „Doch gibt es zwei Arten von Werken, bei denen die Gesetze des eigenen Seins für das Werk mehr umfassen als das, was auf der Echtheit und Tiefe der künstlerischen Empfindung und den daraus gezogenen künst- lerischen Konsequenzen beruht. Es sind dies die Werke von Architektur und Denkmalpflege. Bei beiden schließen die Gesetze des eigenen Seins zwingend Gesetzlichkeiten mit ein, die Gösing am Wagram, te schon vor etwa zwei Jahrzehnten an der Höhe- über die isolierte Existenz des Werkes hinausrei- Hof, Florianistraße ren Technischen Bundes-Lehr- und Versuchs- chen, die es einbinden in die gesellschaftlichen anstalt Krems solche Seminare für Lehrer ein, Zusammenhänge, denen es dienen muss.“ nachdem er sein Wissen und seine Erfahrungen Bauten geben nicht nur Heimat für ihre Bewoh- bei Gernot Minke an der Gesamthochschule in ner, sondern sie werden als Elemente der gebau- Kassel vertieft hatte. Seither werden Seminare ten Umwelt auch von der Öffentlichkeit „wahr- am Bauhof der HTL in Krems für Interessier- genommen“. Authentizität ist somit Ergebnis te abgehalten. Es gibt heute Spezialfirmen für von Aktion und materiellem Resultat! Die Alt- Lehmbau. Auch diese fördern die Weiterbildung bauten, und hier besonders die Lehmhäuser, in und führen die Technologie vor. Lehm ist ein unseren Dörfern und Städten verdienen daher Werkstoff, der Kreativität stimuliert. Daher fin- unsere besondere Fürsorge.

Radlbrunn, Brandlhof, Mauerfuß aus Natur- steinmauerwerk

10 Neue Dächer auf Baudenkmalen und im historischen Ensemble

Margit Kohlert In der Denkmalpflege steht die Erhaltung reich der Dachziegel abgewittert und dünner Walter Schlenkert alter Substanz im Vordergrund. Oft muss man geworden ist, schon bei geringer Belastung die aber zur Kenntnis nehmen, dass ein gealtertes Nase bricht und der Dachziegel von der Latte Baumaterial seine Funktion nicht mehr erfüllen rutscht. Die der Bewitterung ausgesetzten Teile kann. Wenn gebrannte Dachziegel, die durch des Dachziegels trocknen viel schneller ab, die ihre natürliche Schönheit, Langlebigkeit und abgedeckten Bereiche bleiben länger feucht Beständigkeit ungebrochene Bedeutung in und sind damit stärker vom Frost beansprucht. der Denkmalpflege besitzen, nicht mehr die Bei qualitativ hochwertigen Dachziegeln Dichtheit einer Dachhaut sicherstellen kön- sprechen wir hier trotz dieser Beanspruchung nen, ist das darunter liegende Bauwerk nicht von einer Lebensdauer weit über 100 Jahren. mehr gegen Witterungseinflüsse geschützt. Neu gefertigte Dachziegel weisen an der Mitunter wirken Dachflächen beim ersten Unterseite eine leichte Profilierung (Rillen) auf, Augenschein intakt, bei genauerer Kontrolle ist die eine Unterlüftung und somit gleichmäßige dann aber manchmal zu beobachten, dass bei Abtrocknung der Dachhaut gewährleistet. alten Doppeldeckungen im Überdeckungsbe- Bei unklarem Materialzustand können alte

Schloss Ernstbrunn, Dachsanierung mittels umgedeckten Altmaterials und neuen Dachziegeln

11 Historische Formate In Ostösterreich überwiegt im Wesentlichen bis ins 19. Jahrhundert das Format Wiener Tasche. Daneben sind noch wenige ältere Mönch- und Nonnendeckungen (z.B. Domi- nikanerkirche Krems) und gotische Spitzbiber (z.B. Pfarrkirche Pillichsdorf) erhalten. Im 19. Jahrhundert werden dann Deckungen mit Biberziegeln häufiger. Erst im 20. Jahrhundert kommen Einfachdeckungen mit Falzziegeln auf. Die industrielle Produktion, wie sie seit rund hundert Jahren üblich ist, brachte bei der Doppeldeckung einige Änderungen im Detail. Die scharfen Kanten eines handgeschlagenen Ziegels werden zur Vermeidung von Abplat- zungen bei der Handhabung und auch um dem steigenden Qualitätsanspruch gerecht zu werden, nun gerundet ausgebildet, wodurch sich in der Fläche andere Schatteneffekte ergeben. Auch war Ernstbrunn, Schloss, Dachziegel vor Wiederverwendung im Labor ei- der historische Ziegel oft verwunden und ein Detail eines Daches, ner genormten Frostprüfung unterzogen werden, wenig gekrümmt. Heute gültige Normen erlau- bei dem alte Dachziegel wobei eine vorgegebene Anzahl an Dachziegeln ben produktionsbedingte Abweichungen in der wieder verwendet und 150 Frost-Tauwechselzyklen ausgesetzt wird. Ebenheit und Maßungenauigkeiten nur mehr in mit neuem Material Manche Altmaterialien haben in natürlicher Um- geringem Ausmaß. Die im Zuge vieler Repara- ergänzt werden. gebung ihre Haltbarkeit bewiesen, scheitern turen historisch gewachsene Dachdeckung mit aber bei wirtschaftlicher Weiterverwendung am Ziegeln unterschiedlicher Materialstärke, Länge normgerechten Nachweis ihrer Tauglichkeit. Mit und Schnittform wie Rundschnitt, Segment- dieser Prüfung verbinden häufig Auftraggeber schnitt, Geradschnitt, ergeben eine plastische, und Ausführende die Frage der Gewährleistung. körperhafte, lebendige Dachfläche, wie sie mit Die Beurteilung des Zustandes eines Dach- Neumaterial kaum rekonstruiert werden kann. es obliegt dem Gewerbe, ergänzend dazu beur- Neudeckungen mit neuem Deckungsma- teilt der Denkmalpfleger die Bedeutung des his- terial stellen bei der Dachsanierung den häufigs- torischen Daches und wie sich eine Sanierung ten Fall dar. (Reparatur, Erneuerung) auf den architektoni- In Österreich gibt es einen großen Dach- schen Kontext auswirken wird. ziegelhersteller, der sich seit langem auch speziell Wenn festgestellt wurde, dass ein historisches mit historischen Dächern befasst und in laufen- Dach nicht mehr instand gehaltenwerden kann, der Diskussion mit der praktischen Denkmal- besteht die Möglichkeit einer Umdeckung. pflege Spezialformate, engobierte und glasierte Dabei werden sämtliche noch brauchbaren Alt- Dachziegel und Sonderanfertigungen für Bau- ziegel beim Abdecken gesammelt, gereinigt und denkmale produziert. Anhand von Musterflä- neuerlich aufgedeckt, fehlendes Material aus dem chen können die Anforderungen der Denkmal- Altstoffhandel oder aus Neuproduktion bezogen. pflege, handwerkliche Ausführungsvarianten Mit der Weiterverwendung des natürlich gealter- und künstlerische Wirkung definiert werden. ten Materials mit seiner in meistens weit über hundert Jahren entstanden Patina kann die über- Farben lieferte Erscheinung eines Daches weitgehend Für Neudeckungen von Baudenkmalen werden unverändert erhalten werden. üblicherweise naturrote Ziegel verwendet. Die

12 Krems, Steiner Tor, Farbe hängt neben der Brenntemperatur von Mittelteil bestehen- den im Ton enthaltenen Mineralien ab; hoher des Altmaterial im Eisengehalt führt zu roten Farbtönen, geringer Format Wiener Tasche, Eisenanteil oder auch höherer Kalziumanteil seitliche Türme neu ergeben gelbe Farben, hoher Mangananteil hergestellte Gotikbi- bewirkt eine dunkelbraune Färbung. Beim Bren- ber mit Engobe und nen entstehen durch den Temperaturverlauf im aufgerauter Oberfläche Tunnelofen die ziegeltypischen und für ein „le- bendiges“ Dachbild erwünschten Farbnuancen. In früheren Zeiten wiesen neue Zie- geldächer ein gewisses Farbspiel auf. Die ehemals holzbefeuerten Ringöfen brachten eine unterschiedliche Temperaturverteilung von der Mitte zu den Rändern mit sich, und damit stellten sich Farbunterschiede ein, die einen marmorierten Effekt auf der Dachflä- che ergaben. Die heutigen erdgasbefeuerten Öfen liefern homogen gebrannte und damit beinahe gleichmäßige Farben, wobei aber eine absolute Gleichfarbigkeit produktions- und materialbedingt nicht herstellbar ist. Um eine gewisse lebendige Farbverteilung in neuen Dachflächen zu erreichen, können bei Doppel- deckungen Dachziegel aus unterschiedlichen dardisiert glatten stellt die spezialisierte Ziegelin- Produktionsstandorten mit naturgemäß unter- dustrie auch aufgeraute Oberflächen zur Verfü- Horn, Rathaus, schiedlichen Brennfarben gemischt werden. gung, die entweder durch Bürsten (der noch umgedecktes Dach, feuchte Ziegel wird mit einer Bürste aufgeraut) bei dem die alten Oberflächen oder durch Schälen (ein feines Drahtseil zieht Ziegel großteils wieder Neben der Farbe trägt auch die Oberflächentex- eine dünne Schicht ab, die Oberfläche wird da- verwendet wurden. tur zur Wirkung der Dachfläche bei. Neben stan- bei von im Ton enthaltenen feinen Steinkörnchen aufgerissen) entstehen. Auf einem derartigen Dach wird eine raschere natürliche Patinierung begünstigt.

Künstliche Patinierungen In besonders begründeten Fällen ist eine Neu- deckung mit neuem Material erforderlich, doch soll dabei der neuwertige Eindruck reduziert werden. Wenn das Objekt in einem speziellen Zusammenhang mit anderen Objekten oder Bauteilen steht oder eine besondere Fernwir- kung hat, versucht man, die Neudeckung durch die Verwendung künstlich patinierter Ziegel an das Umfeld anzupassen. So wurde am Mittelteil des Turmes am Steiner Tor in Krems das 20 Jahre alte Altmate- rial belassen. Die auf den flankierenden Türmen

13 Glasuren hatten aufgrund chemischer Prozesse ihre Farbe verändert. Das neue Deckungsmate- rial erforderte nicht nur, die ursprünglichen Gla- suren möglichst originalgetreu nachzubilden, sondern auch für die maschinelle Produktion des Formats Biber mit abgeschrägten Vorder- kanten spezielle Werkzeuge anzufertigen, ver- bunden mit einer händischen Nachbearbeitung. Darüber hinaus hat die Ziegelindustrie spe- zifische Produkte entwickelt, um alte, in ihrer Struktur lebendig wirkende Dachflächen nach- zubauen. Dazu gehören bombierte Ziegel, Alt- stadttaschen, Altstadtbiber, oder das sogenannte „Tondach-Altstadtpaket“, das ein vielfach repa- riertes, historisches Dach mit Ziegeln unter- schiedlicher Längen und Formaten kopieren will. Für die Denkmalpflege steht die Erhaltung des Originals als Dokument für die historische Klosterneuburg, vorhandenen Gotikbiber waren für eine Weiter- Produktion, Handwerkskunst und Bautechnik Stiftskirche. Das Muster verwendung nicht mehr geeignet und wurden im Vordergrund. Wenn es aber um die Erhaltung wird nach einer Plan- deswegen durch extra angefertigte Ziegel in Ori- der überlieferten Erscheinung, einer bestimmten zeichnung gelegt. ginalformat, Originaldicke und in der Original- Wirkung und Atmosphäre oder der Einbindung Schnittform erneuert. Für diese originalgetreue in ein Ensemble geht, kann die Ziegelindustrie Nachbildung musste vom Dachziegelhersteller heute eine Vielzahl an Produkten anbieten, mit Tondach ein eigenes Werkzeug angefertigt wer- denen die überlieferte Erscheinung einer Dach- den. Um dem Dach die Wirkung des Neuen in fläche erhalten wird und die die Integration in seinem örtlichen Umfeld zu nehmen, wurden einen architektonischen Kontext ermöglichen. die Ziegel aufgeraut und dunkel antik engobiert. Klosterneuburg, Die optische Nähe der künstlichen Patina zu den Stiftskirche, Dach- Originalziegeln lässt sich an den aufgesetzten deckung um 1890, Gauben ablesen, die mit aus dem Altbestand ge- chemische Prozesse wonnenen Ziegeln eingedeckt wurden. zerstören die Farben Eine eigene Spezies stellen die in der Bau- der Glasur, ehemals kunst des Historismus und im 20. Jahrhundert grüne Glasuren sind besonders beliebten glasierten Dachziegel dar, weiß geworden. die eine farbige, sehr haltbare Glasur aufweisen. Das Nachstellen der originalen Glasurfarben ist eine aufwändige Prozedur, da Glasuren als auch Engoben aus natürlichen Rohstoffen zusammen- gesetzt sind und die endgültige Farbe erst durch den Brennprozess entsteht. Die aus dem späten 19. Jahrhundert stammende Dachdeckung der Basilika in Klosterneuburg musste im Vorjahr erneuert werden, da ein großer Anteil an Ziegeln nicht mehr ausreichend frostbeständig war und Undichtheiten in der Dachhaut zu Nässeschäden in der Bausubstanz führten. Manche originale

14 Der Kachelofen

Barbara Benedikt Der Kachelofen wird heute als alternatives Heiz- der bäuerlichen Öfen waren bis ins Spätmittelal- system wieder sehr geschätzt. Das bewusste Er- ter unglasiert, nur reiche Familien besaßen einen leben des Feuers entspricht dem Zeitgeist auf der vollständig gekachelten und verzierten Ofen. Suche nach den ursprünglichen Lebensformen. Als Höhepunkt des gotischen Ofentypus Neben dem Einsatz neuer Baustoffe gibt es eine gilt der auf das Jahr 1501 datierte Prunkofen in Rückbesinnung auf bewährte natürliche Materi- der Goldenen Stube der Festung Hohensalzburg. alien wie Holz und Lehm, die sich in verwandel- Im 16. Jahrhundert, von Südtirol ausgeh- ter Form wieder häufig in der zeitgenössischen end, wurde die Kacheloberfläche mit einer wei- Architektur finden. Es sind aber auch die ßen Zinnglasur überzogen, die als Malgrund für ökologischen Vorteile, welche für das verstärkte Hohensalzburg, Wiederauftreten des Kachelofens sprechen. Goldene Stube, Spät- Für die dekorative Außenseite kamen und gotischer Kachelofen kommen sowohl unglasierte als glasierte kerami- um 1501 sche Teile, aber auch andere nicht brennbare Ma- terialien wie Stein sowie Lehm zur Anwendung. Die Kachel verdrängte aber auf Grund ihrer wär- metechnischen Eigenschaften schnell die her- kömmlichen Baustoffe. Folgende Grundstruktur kennzeichnet den Kachelofen in seinem Aufbau: Im Zentrum be- findet sich der Feuer- oder Brennraum. Vom Brennraum horizontal oder direkt nach oben ver- laufend setzen die Heizgaszüge an. Prinzipiell liegt die Besonderheit des Kachelofens heiztech- nisch in der zeitlichen Trennung von Wärme- erzeugung und Wärmeabgabe. Der Kachelofen hat sich im Alpenraum entwickelt. Der Backofen in der Küche wurde zur angrenzenden Stube hin erweitert, aber noch von der Küche aus beheizt. Stubenöfen waren ge- mauert und verputzt oder aus Lehm gebaut. In weiterer Folge wurden in den Ofenmantel Ke- ramiktöpfe eingesetzt, um damit die Wärme ab- strahlende Oberfläche zu vergrößern. Vom eigent- lichen Kachelofen kann man erst sprechen, als man den Kacheln eine quadratische Form gab und direkt aneinander setzte. Ab 1500 hatte sich die in einem Model geformte Blattkachel mit an- modellierten Rändern durchgesetzt. Die Kacheln

15 bildliche Darstellungen diente. Die barocken Wien, das bereits in der Epoche des Rokokos ein Öfen des 17. Jahrhundert suchten eine neue richtungweisendes Zentrum war, behielt diese Stel- Monumentalität im Ganzen und man vermied lung auch im Klassizismus bei und die „Wiener kleinteilige Darstellungen. Die österreichischen Porzellanöfen“ fanden weite Verbreitung. Öfen dieser Zeit verloren weitgehend ihre Bunt- Kachelöfen sind neben ihrem künstleri- farbigkeit. schen Beitrag zur Raumgestaltung Gebrauchs- Im 18. Jahrhundert verliert der Kachel- objekte mit der Aufgabe Wärme zu spenden. ofen vorübergehend seine Sonderstellung und Kein Kachelofen kann unbeschadet Generatio- ordnet sich dem ihn umgebenden Ambiente als nen überdauern und gleichzeitig seiner Funk- Teil eines Gesamtkonzeptes unter. Der Hafner- tion gerecht werden. meister liefert den Aufbau, der plastische Schmuck Treten Schäden im oder am Kachelofen und die Reliefkacheln werden in Zusammen- auf, so kann dies vielerlei Gründe haben. Die Le- arbeit mit Bildhauern oder den Stuckateuren bensdauer eines Kachelofens bestimmt aber vor hergestellt. allem die Art und Weise des Aufheizens. Beim Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden jedem Aufheizen dehnt sich der ganze Ofen in die schweren, prunkvollen Barocköfen von den alle Richtungen je nach Temperatur recht unter- Schloss Hof, leichteren Rokokoöfen abgelöst, welche anstelle schiedlich aus. In der Fachsprache der Ofenset- Billardzimmer, des Sockels auf Metallfüße gestellt wurden. Tech- zer sagt man: „Der Ofen treibt“. Je geringer die barocker Überschlag- nisch gesehen zählen sie alle zur Sonderform der Ausfütterung des Feuerraumes ist, desto höheren ofen um 1725 Umschlag- oder Überschlagöfen. Die Hersteller Belastungen wird auch der Kachelmantel aus- dieses Ofentypus nannten sich „Erdpoussier“ gesetzt. Es treten feine Spannungsrisse auf, die oder „“Erdpossierer“, sie waren zunftfrei und als sich zuerst an der schwächsten Stelle, den Fugen, Kunsthandwerker tätig. Im Gegensatz zu den- zeigen. Die Höfischen Überschlagöfen des 18. aus in Modeln geformten Kacheln wurden Über- Jahrhunderts hatten meist nur eine geringe Aus- schlagöfen frei über ein Trägergerüst aufmodel- fütterung, damit sie zu bestimmten Anlässen liert. Nach dem Modelliervorgang wurde der schnell aufgeheizt werden konnten, waren da- Ofen in Teilbereiche zerschnitten und weiterbe- durch aber hohen Belastungen ausgesetzt. In arbeitet. Die wenigen Fugen wurden so verstrich- einem Handbuch für Baumeister aus dem Jahre en und der Glasurfarbe angepasst, dass der Ofen 1900 heißt es: „Der gut beratene Hausherr kauft wie aus einem Guss erschien. stets zwei Kachelöfen. Den einen lässt er im Zim-

Funktionsschema eines Kachelofens

16 mer aufbauen, das Material für den zweiten legt vorhandenen Kacheln aufgebaut, und / oder durch er auf den Dachboden, damit er beim Umsetzen Kacheln anderer Öfen ersetzt. Im Rahmen ei- immer genügend Kacheln zur Hand hat für ei- ner Restaurierung eines Kachelofens wird ver- nen gleich großen, neu versetzten Ofen.“ sucht möglichst viel der Originalsubstanz zu Der poröse Scherben des Kachelofens erhalten. Brüche an den Kacheln werden ver- nimmt, wenn dieser lange nicht beheizt wird die klebt und Risse gefestigt. Fehlende Teile werden Feuchtigkeit des Raumes auf. Beim Wiederan- nachmodelliert oder nachgegossen und der Gla- heizen muss diese Feuchtigkeit entweichen kön- suroberfläche angeglichen. nen. Das gelingt nur, wenn die Temperatur in Das Wiederaufsetzen eines historischen den Ofenwänden ganz langsam ansteigt. Ein zu Kachelofens muss mir großer Sorgfalt vorge- schnelles Anheizen kann die Feuchtigkeit in den nommen werden. In Fachkreisen werden unter- Poren zu Dampf werden lassen und durch die schiedliche Methoden der Wiedermontage dis- Volumenvergrößerung bis zum Bruch der Ka- kutiert, wobei die traditionelle Technik mit cheln führen kann. Lehm durch seine Reversibilität immer noch Kachelöfen wurden und werden oftmals die Bevorzugte ist umgesetzt, das heißt abgetragen und an einem Heute ist man allgemein dazu übergegan- anderen Ort wieder aufgestellt. Häufig gingen gen, historische Öfen durch Einbauten alter- beim Abtragen der Kachelöfen Teile zu Bruch nativer Heizsysteme wieder zu nutzen. Sie wer- oder wurden abgeschlagen. Beim Neuversetzen den in das Heizsystem integriert, durch einen wurden die Öfen vielfach den Gegebenheiten Temperaturfühler geregelt und so temporär, des neuen Standorts angepasst, aus den noch etwa bei Veranstaltungen zugeschaltet.

Überschlagofen aus Schloss Hof in den Ausstellungsräumen im MAK um 1960, vor Restaurierung (links)

Überschlagofen aus Schloss Hof nach Restaurierung und Wiedermontage 2005 (rechts)

17 Ziegel in der Bauforschung

Patrick Schicht Das Wort Ziegel ist ein landläufiger Sammelbe- belastete Bereiche eingesetzt wurden. Das griff für getrocknete bis hoch gebrannte kerami- Römische Imperium führte sie in Österreich sche Mauersteine, Klinker und Fliesen, gebrann- ein. Im Mittelalter sind zunächst an Klöstern te bzw. glasierte Dachziegel sowie gehärtete leh- Dachziegel nachzuweisen. Mauerziegel tauchen mige bis tonige Zuschlagstoffe in Mörtel und um 1200 erstmals wieder auf, es handelt sich Kunststein. Demnach können sie an Wänden, jedoch ausschließlich um nochmals versetzte Gewölben, Böden und Dächern aber auch an antike Stücke, die in der Nähe römischer Lager, Schmucktafeln und Fertigteilen vorkommen, etwa in Hainburg, Pottenburg und Rems, kurzum: Ziegel finden überall am Haus Ver- gemeinsam mit antiken Steinen eine neue Ver- Krems, Gozzoburg wendung. wendung finden. Doch schon um 1225 werden vor der Restaurie- Die Entwicklung des Ziegels beginnt bei von französischen Bauleuten an frühgotischen rung, Arkade mit den ersten Hochkulturen und hält bis heute an. Bauten, etwa in Wien an der Michaelerkirche Ziegelmauerwerk Bereits früh nutzte man nebeneinander gepresste sowie am Dominikanerkloster Ziegel verbaut, aus der Mitte des Luftziegel und gebrannte Ziegel, die für stärker es folgen die Westtürme des Stephansdoms und 13. Jhs. die Kremser Gozzoburg. Bald hält der Ziegel auch in der ländlichen Architektur Einzug, wie Ausgrabungen an der Kirche von Winzendorf und in der Burg von Lanzenkirchen belegen, parallel finden sich im Donauraum zahlreiche gestaltete Bodenfliesen. Um 1300 endet dieser erste Schub, die Türme von Kamegg und Hardegg sowie die Kapelle der Wiener Hof- burg zeigen nur mehr isolierte Einschübe. In der Folge bleiben Ziegel im Ostalpenraum auf wenige Formsteine und Gewände beschränkt, immerhin hält die Hafnerkunst aus dem Al- penraum kommend Einzug. Gleichzeitig wird jedoch am Mittelmeer und in Norddeutschland mangels verfügbaren Steinmaterials teils flächen- deckend mit reinen Ziegelbauten operiert. Für dort entwickelte verlässliche Datierungskri- terien sind für Österreich nicht anwendbar. Erst im fortschreitenden 15. Jahrhundert kommt mit dem Bedarf an großen Baukuba- turen für Kirchen, Städte und Festungen die Ziegeltechnik als Alternative nach Österreich zurück, wo sie sich daher zunächst an Monu- mentalbauten und in Städten durchsetzt. Im 16. Jahrhundert entwickelt sich das klassische

18 Allem voran gibt es derzeit keine allgemein gül- tigen Mauerwerkskataloge, da oftmals verschie- dene Datierungsansätze verwendet werden. Erschwerend sind zudem die kaum abschätzbar langen Laufzeiten von Bautechniken, der große Einfluss des vorhandenen Materials, die finanzi- ellen Mittel des Bauherren, regionale Traditionen und nicht zuletzt die bewusste Bezugnahme auf andere, ältere Bauweisen. Völlig ungeklärt ist die Bedeutung des so genannten „Provinzzuschlages“, da teilweise direkte Kontakte zu den europaweit innovativsten Baustellen nachgewiesen werden können, während andere, durchaus finanzkräfti- ge Bauherren die neuen Tendenzen erst verspä- Krems, Gozzoburg vor Mischmauerwerk, das lokal bis ins frühe 20. tet übernehmen. Nicht zuletzt schränkt die Brenn- der Restaurierung, Ar- Jahrhundert vorkommt. Die steigende Effizienz technik selbst allzu genaue Ziegelanalysen ein, kade mit Ziegelmauer- bei Herstellung und Verbauung ermöglicht je- schrumpfen Ziegel doch unregelmäßig, die Mo- werk aus der Mitte des doch ab dem 17. Jahrhundert den raschen Sie- deln sind nicht exakt gleich groß und auch die 13. Jhs., Detailansicht geszug von reinem Ziegelmauerwerk, das bis Zusammensetzung kann pro Mischung variieren. heute den Baumarkt dominiert. In den letzten Jahren haben sich naturwissen- Für die Forschung bringt die Analyse von schaftliche Datierungsmethoden entwickelt, die Ziegeln neben der oft überbewerteten zeitlichen für Österreich meist zu hohe Spannbreiten bieten Zuordnung wertvolle Rückschlüsse auf den Bau- und zudem exakte Rahmenbedingungen benö- stellenbetrieb, dessen Technologiestand und den tigen. Einsatz von spezialisierten Handwerkern sowie Als grundsätzliche Tendenz der Ziegelent- nicht zuletzt Kontakte zu anderen, eventuell wicklung kann immerhin festgehalten werden, überregionalen Bautraditionen. Die Mauerstruk- dass die hochmittelalterlichen Ziegel deutlich turen geben Einblick in die historischen Qua- kleiner sind und charakteristische Längsrillen litätswertigkeiten (Ornamentik, Farbvariation) aufweisen. Ab dem 15. Jahrhundert pendeln die und können in Materialwahl und Verlegetechnik Formate bei heutigen Größen, im 16. Jahrhun- Betonungen von Baukörpern sowie Bezugnah- dert werden daneben breitere Gewölbeziegel men auf bestimmte Bräuche und Vorbilder bele- entwickelt, im 17. Jahrhundert übergroße Fes- gen. Die Analyse des Mauerwerkes erfolgt über tungsformate. Im 19. Jahrhundert setzen sich Ziegelverband, Formate und Materialzusam- maschinell hergestellte Ziegel durch, die durch mensetzung, sowie Rahmenfaktoren wie Mau- Stempel mit Wappen oder Zeichen Hinweise erstärke, Schalenausbildung und Homogenität. auf ihre Herkunft und Zeitstellung geben. Besonderes Augenmerk liegt auf bautechnischen Burg Hardegg, mittel- Details wie Eckausbildungen, Sockelzonen, alterliche Bodenfliesen Gewölben, Gewänden und Gesimsen, die eine und Ofenkacheln nachvollziehbare Entwicklung erlebt haben. Eine strukturelle Beobachtung des Mörtels ermöglicht oft die Rekonstruktion der ursprünglichen Ober- fläche, sowie den Nachweis unterschiedlicher Bauphasen und eine zeitliche Grobeinordnung. Ebenso zahlreich wie die potentiellen Er- kenntnisse einer Mauerwerksanalyse sind die Einschränkungen und Fehlermöglichkeiten.

19 Die Ziegelbeschaffung für das Stift Melk in den Jahren 1701 bis 1965

Burkhard Ellegast Am 30. Juni 1702 begann man offiziell mit dem Neubau der Melker Stiftskirche. Schon mit 19. Mai 1701 war der Abbruch der alten Sakristei (heute Sommersakristei) erfolgt. Ab 1711 wurde mit dem Neubau der ganzen Klosteranlage an- gefangen. Verwendete man in den ersten Jahren hauptsächlich Steinmaterial, ging man etwa ab 1706 auf Ziegel über, die in verschiedenen Ziegeleien hergestellt wurden. Im 19. Jahrhun- dert setzte wieder eine stärkere Bautätigkeit ein, die zum Erwerb und Ausbau eines Ziegelofens in Roggendorf/Schrattenbruck geführt haben. Stift Melk, 1) Materialbeschaffung in den Anfängen Bodenziegel, 19. Jh. des Melker Stiftsneubaues Klarerweise brauchte man beim Bau entspre- chendes Baumaterial. Die Rechnungen des gebrochen wurden. Etwa ab 1707 lässt sich eine stiftlichen Bauamtes sind weitgehend (näm- deutliche Steigerung der Ziegelproduktion er- lich aus den Jahren 1701, 1706 und 1707, kennen. Die Steinproduktion wird eingestellt. 1710 bis 1736, 1738 und 1739 erhalten und Für das Jahr 1701 wird schon eine „obe- geben ein wenig Einblick über dessen Beschaf- re Ziegelhütte“ mit einem Ziegelofen gerichtet, fung. Nachdem Jakob Prandtauer die Bauleit- in der in diesem Jahr 29.000 Ziegel produziert ung übernommen hatte, kaufte man nicht wurden. Das dazu nötige Holz für den Ziegel- mehr alle Baumaterialien, sondern ging viel- ofen wird extra verrechnet. Gesamtausgaben: fach auf Eigenproduktion über: bei Kalk, Zie- 40 Gulden. geln, Mauersteinen und Sand. 1706 wurden 272.462 Ziegel produziert, Anfangs verwendete man großteilwei- für die 377 Gulden ausgegeben wurden: Das se Bruchsteine, die aus dem klostereigenen Holzhacken und Bringen wird zusammen mit Weingarten bei St. Georgen jenseits der Donau dem Holz für die Kalköfen verrechnet: Holzha- cker 173 Gulden, Holztransport 181 Gulden. Stift Melk, Mauer- Für das Jahr 1707 wird ein eigener ziegel, Stiftswappen Ziegelbrennerkontrakt erwähnt, es wird von März bis Dezember produziert, als Ausgabe werden 235 Gulden verzeichnet, Holzhacker- lohn 38 Gulden. Ab 1710 sind die Baurechnungen durch- gehend vorhanden. Sie gewähren eine gute Über- sicht über produziertes Material und Ausgaben. Für das Jahr 1710 wird ein Melker Untertan aus Aigen als Ziegellieferant erwähnt (Erhart Kirn-

20 2) Klostereigene Ziegelproduktion Jahr Ziegelproduktion Kosten Holzknechtlohn Als man mit der Verwirklichung des Konzepts 1713 382.931 623 80 zum Gesamtklosterneubau (1711) begann, wird 1714 409.664 751 91 wieder von einem neuen Ziegelofen gesprochen, 1715 724.429 1.186 256 der 1712 in der Einleitung zu den Baurechnungen nochmals genannt wird: „... ein ganz neuer Zie- 1716 622.523 904 247 gelofen gemacht, das Zieglhäusl erbaut.“ Im alten 1717 656.649 898 262 Ofen wurden (Friedrich Peyr) 304.300 Mauer- 1718 590.922 966 236 und Gewölbeziegel produziert (13 Brände), im 1719 563.564 734 310 neuen Ofen 287.500 Mauer- und Gewölbe- 1720 695.683 859 128 ziegel gebrannt (11 Brände), ferner 15.100 1721 353.521 506 144 Dachziegel, dafür wurden 1.001 Gulden aus- 1722 410.630 810 40 gegeben. 1723 370.788 633 100 Ab 1713 lässt sich ein normaler Produk- 1724 305.138 479 52 tionsbetrieb feststellen, der in 2 Ziegelöfen voll- 1725 318.163 523 60 zogen wurde. Als Ziegelbrenner werden genannt: 1726 450.200 673 77 der schon erwähnte Friedrich Peyr und ein Mat- 1727 376.200 632 70 thias Räbegger. In den folgenden Jahren ist im- 1728 470.200 642 98 mer wieder von diesen beiden die Rede. Es wer- 1729 399.500 599 79 den Mauer-, Gewölbe-, Gesims-, Pflaster- und 1730 264.700 417 47 Dachziegel erzeugt. Produktionsvolumen und 1731 258.400 387 51 Kosten werden aufgezeichnet. Getrennt von den 1732 113.200 169 22 Ausgaben für Ziegelbrenner werden die Aufwen- 1733 146.900 241 27 dungen für Holzhacker erwähnt, die in den klos- 1734 168.900 253 33 tereigenen Wäldern das Holz geschlägert haben. 1735 169.100 264 33 Den Transport zu den Öfen besorgten Kloster- untertanen, die damit ihren Robotdienst ableis- 1736 129.320 224 27 ten konnten. ∑ 1713-1736 9.351.255 14.373 2.570 In den Rechnungen wird ab 1728 immer ein verbliebener Rest an Ziegeln erwähnt. Offen- 1737 - fehlt - - - sichtlich hat man bewusst mehr produziert, um 1738 256.600 443 48 nicht in Materialnot zu geraten. 1739 270.500 674 48 Wenn man die Arbeiten am gesamten ∑ 1738-1739 527.100 1.117 96 Klosterbau bis 1736 im Wesentlichen als abge- schlossen ansieht, lässt sich für die Jahre 1713 1713-1739 9.878.325 15.490 2.666 bis 1736 eine Produktion von 9.351.225 Ziegeln feststellen, für die 14.373 Gulden aufgewendet Stift Melk, Ziegel- berger): Mauer- und Gewölbeziegel 15 Kreuzer, wurden. Das Holzschlagen kostete dem Stift für produktion von Dachziegel 18 Kreuzer. In diesem Jahr wurden diesen Zeitraum 2.570 Gulden. 1713-1739 154.300 Mauer-, Gewölbe- und Pflasterziegel Es fällt auf, dass bis 1720 relativ viele Zie- sowie 11.975 Dachziegel erzeugt. Ein Friedrich gel hergestellt, dann aber, von 1721 bis 1731, Peyr lieferte 15.500 Ziegel, es ist auch die Rede eine durchschnittlich niedrigere Anzahl erzeugt von einem neuen Ofen, in dem 142.500 Ziegel wurden. Von 1732 bis 1736 ist die Anzahl der gebrannt wurden. Gesamtkosten 435 Gulden, erzeugten Ziegel wesentlich geringer, man sieht, für 11 Ziegelbrände wurden 271 Klafter Holz dass die Arbeiten allmählich zu Ende gingen. geschlagen, die Kosten beliefen sich auf 54 Die Baurechnungen für 1737 fehlen, für Gulden. 1738 bis 1739 steigt die Ziegelproduktion

21 Karl (1875-1909) wurde der Trakt zwischen Ko- lomanisaal und Pulverturm neu errichtet. Zu all diesen Arbeiten wurden viele Ziegel benötigt, die im genannten Ziegelofen erzeugt wurden. Wann dieser Ziegelofen genau errichtet wurde, lässt sich nicht mit genauer Sicherheit sagen. Er wurde dann anfangs des 20. Jahrhun- derts verpachtet. Nach großen Schwierigkeiten mit den Pächtern wurde die Anlage 1965 ge- sprengt. Der letzte produzierte Ziegel stammt vom 10.9.1965. 4) Ziegelformen Es wurde schon gesagt, dass es Mauer-, Gesims-, Gewölb-, Pflaster- und Dachziegel gab. Alle her- gestellten Ziegel hatten einen Stempel, der den Produzenten angab. Stift Melk, Model wieder ein wenig, was wohl auf die Restaurie- Im heute bestehenden Stiftsbau finden für die Ziegel- rungsarbeiten nach dem Brand von 1738 sich verschiedene Stempel. Eindeutig lassen sich herstellung zurückzuführen ist. Ziegel der Zeit des barocken Neubaus (1702 bis 3) Der Standort der Ziegelbrennereien 1736) nachweisen. Sie sind mit CM (Closter Die beiden Ziegelöfen müssen im Bereich des Mölk) signiert, Mauer und Pflasterziegel mit Stiftes oder in dessen Nähe gestanden sein. Das diesem Kennzeichen sind erhalten. Die Bezeich- Holz wurde offensichtlich in den stiftsnahen nung STM (Stift Melk) findet sich bei Ziegeln Wäldern geschlagen und durch Untertanen in den Gebäudeteilen, die ab Mitte des 19. Jahr- nach Melk gebracht. Der genaue Standort der hunderts errichtet worden sind. Sie weisen auf Ziegelöfen lässt sich nicht mehr ausmachen. den Ziegelofen in Roggendorf/Schrattenbruck Später gab es einen Ziegelofen in der Nähe hin. Für diese Ziegel ist auch ein Model erhal- von Melk, in Roggendorf/Schrattenbruck. Am ten, eine Hohlform, zum Herstellen der Ziegel. 13. März 1813 hat das Stift von dem Besitzer Es gibt auch Ziegel, denen das Wappen der Schallaburg, Carl Freiherr von Tinti, um des Stiftes, die gekreuzten Schlüssel, einge- 750 Gulden den Ziegelofen in Roggendorf ge- Stift Melk, Boden- kauft. Am 3. Juli 1839 pachtete Abt Wilhelm ziegel, 1. H. 18. Jh. Eder ein Gebiet um diesen Ziegelofen, offen- sichtlich brauchte man mehr Platz. Abt Wilhelm Eder (1838-1866) musste in einer wirtschaftlich und politisch sehr schwie- rigen Zeit das Stift und dessen Kirche sanieren. Gleichzeitig wurden unter seiner Regierung auch andere bauliche Arbeiten gesetzt, z. B. der neue Abgang in die Gruft, der Gymnasialtrakt zwi- schen den beiden Babenbergertürmen, der Mel- ker Maierhof und das Spital mussten nach einem Brand (1847) neu gebaut werden. Unter seinem Nachfolger Clemens Moser (1867-1875) wurden die Räume über der heutigen Tischlerei und Kü- che neu gestaltet, wobei ebenfalls umfangreiche Arbeiten notwendig waren. Unter Abt Alexander

22 brannt sind, bei anderen findet sich die Signie- rung HM (Herrschaft Melk), ohne dass man nähere Angaben finden kann, wo und wann diese Ziegel erzeugt wurden. 5) Zusammenfassung Als man ernsthaft den Neubau der gesamten Melker Klosteranlage ins Auge fasste, muss der Beschluss gefallen sein, den Bau mit Ziegeln als hauptsächlichem Baumaterial aufzuführen. In der Barockzeit hat es zwei hauseigene Ziegelöfen gegeben, in denen die nötigen Ziegel gebrannt wurden. Als im 19. Jahrhundert die Bautätigkeit wieder zunahm, hat man einen eigenen Ziegel- ofen in Roggendorf/Schrattenbruck eingerichtet, der bis ins 20. Jahrhundert Bestand hatte. Der Autor dieser Zeilen hat den alten Ziegelofen bei Roggendorf/Schrattenbruck noch gekannt. Die Schwierigkeiten, diesen Ofen weiter zu betrei- ben, lagen in der Zeit. Kleinere Betriebe wurden unrentabel, große Ziegelfabriken traten an ihre Stelle. Das Tonziegelmaterial gehört ureigen zum Baukörper des Stiftes. Bei der Restaurierung des Stiftes (1978 bis 1995) blieb man trotz ver- lockender Angebote an Betonziegeln bei dem alten Tonmaterial und zwar nicht nur aus rein historischen Gründen. Tonziegel schienen na- türlicher und passender.

von oben nach unten: Stift Melk, Mauerziegel vom Dietmayr-Bau, CM (Closter Mölck)

Stift Melk, Mauerziegel aus der Mitte des 19. Jhs., STM (Stift Melk)

Stift Melk, Mauerziegel aus der Mitte des 19. Jhs., STM (Stift Melk)

Stift Melk, Mauerziegel, 19. Jh, ST (Stift)

Stift Melk, Mauerziegel, HM (Herrschaft Melk)

23 Lehm, das gesunde Baumaterial!

Gerhard Lindner Lehm wird seit Jahrhunderten, vermutlich Sie ist wichtig, da durch einen hohen Wert (45 - seit dem sich Menschen Behausungen und Schutz- 55%) die Feinstaubbelastung der Luft verringert, bauten errichtet haben, verwendet. Dabei spielt die elektrostatische Aufladung vermieden und neben der Verfügbarkeit die einfache Verarbeitung die Abwehrfähigkeit der Haut gesteigert werden und die gute raumklimatische Qualität dieses kann. Lehmwände sind massive Bauteile und da- Baumaterials eine entscheidende Rolle. Wir ver- mit ideale Wärmespeicher. Zusammen mit dem bringen die meiste Zeit unseres Lebens in Räu- Feuchteverhalten gibt Lehm die gespeicherte Wär- men, beim Wohnen, beim Arbeiten, und auch me, wie sie z. B. in Wintergärten genutzt wird beim Schlafen. Unser Wohlbefinden wird durch langsam und kontinuierlich wieder ab. Aber an- die gebaute Umwelt somit wesentlich bestimmt. ders als Massivbetonwände verhindert die Lehm- Entscheidende Faktoren dafür sind die Luftfeuch- wand extreme Temperaturunterschiede und Spi- te, die Raumlufttemperatur, die Temperatur der tzen an Kälte oder Hitze, da der Baustoff nicht Wand-, Decken- und Bodenflächen und die Zu- die hohe Dichte von Beton aufweist. Lehmbau- sammensetzung der Luft im Raum. Für all diese ten weisen sich durch eine angenehme Kühle Kriterien ist Lehm der ideale, durch seine Kon- im Sommer und eine, unterstützt durch eine sistenz und Zusammensetzung selbst regulieren- warme Wandoberfläche, wohlig empfundene de Baustoff, der uns seine Qualitäten ohne ener- Wärme im Winter aus. getischen Aufwand wie bei Klimaanlagen erfor- Lehm reinigt die Raumluft; er absorbiert derlich zur Verfügung stellt. die im Wasserdampf gelösten Schadstoffe. Da- Ideale Werte für die Luftfeuchtigkeit in her dürfen Lehmoberflächen nicht hermetisch Räumen bewegen sich um die 50%. Im Gegen- mit falschen Farben abgeschlossen werden. Ober- satz zu modernen Glaswänden können Lehm- flächenbehandlungen mit Kalk-, Kasein- oder wände Wasserdampf aufnehmen und so eine zu Leimfarben verändern die Qualität der Wand- hohe Feuchtigkeit wieder ausgleichen. Die Ge- oberfläche kaum und sind damit die idealen An- schwindigkeit der Wasseraufnahme aus der Luft striche, damit der Lehm wischfest wird, ander- übersteigt dabei bei weitem jene von Ziegel oder erseits seine Qualität behält. Holz. Umgekehrt gibt der Lehm auch Feuchtig- Lehm ist nicht der Baustoff mit den bes- keit wieder ab und reguliert damit die Raumfeuch- ten Werten bei Druckfestigkeit, bei Wärmedäm- te auf ideale Weise. mung, bei Langlebigkeit, Lehm ist auch empfind- Lehmhäuser haben über das Jahr gesehen lich gegen Durchnässung, aber Lehm ist der aus- die gleichmäßigste Luftfeuchtigkeit und die ide- geglichenste Baustoff den wir kennen. Mit ihm alsten Werte. Ausgetrocknete Schleimhäute, zer- lassen sich keine Wolkenkratzer errichten, aber rissene Holzmöbel sind hier nicht zu finden. Häuser mit den besten wohnklimatischen Wer- Aber auch Schimmel- oder Pilzbefall ist fremd ten. Und dies noch dazu zu ökologisch und öko- in Lehmbauten. Durch seine niedrige „Eigen- nomisch idealen Bedingungen. Und noch ein feuchte“ hat Lehm konservierende Wirkung für Argument spricht für Lehm: er ist recyclebar und angrenzende Baustoffe wie Holz und Metall. Die belastet nicht die Umwelt bei der Entsorgung. Luftfeuchtigkeit in Innenräumen ist durch un- Ein Kriterium, das in Zukunft eine größere Rol- sere Zentralheizungen fast immer zu gering. le spielen wird.

24 Renaissanceschloss Schallaburg und seine Terrakotten

Hermann Dikowitsch Schloss Schallaburg, dessen Gründung auf das Arkadenhof durch. Schloss Schallaburg wurde 11. Jahrhundert durch die Grafen von Schala zu- schließlich 1940 an die westfälische Familie rückgeht, blickt auf eine wechselvolle Geschichte Nagel-Doornick veräußert und in der Folge zurück. Den für die Denkmalpflege interessan- 1945 als deutsches Eigentum von der russischen testen Bereich bildet der Zu- bzw. Ausbau der Besatzungsmacht beschlagnahmt. 1955 ging diese Schallaburg durch Hans Wilhelm von Losenstein in die Verwaltung der Republik Österreich über (1546 – 1601). Unter seiner Herrschaft wurde und wurde schließlich 1967 durch das Land der bis in die heutige Zeit einzigartige Arkaden- Niederösterreich angekauft und im letzten Au- hof errichtet. Nach mehreren Eigentumsübergäng- genblick vor dem endgültigen Verfall gerettet. en erwarb die Familie Tinti im 18. Jahrhundert Es folgten Jahre der Bestandssicherung Schloss Schallaburg. Karl Wilhelm Freiherr von und Revitalisierung. 1974 wurde Schloss Schalla- Tinti (1829 – 1884), unter anderem Mitbegründer burg mit der Eröffnung einer großen Renaissance- und 1. Präsident der österreichischen Gesellschaft ausstellung zu neuem Leben erweckt. Seitdem vom Roten Kreuz, führte wesenliche Renovierungs- hat sich Schloss Schallaburg zu einem natio- arbeiten in den Jahren 1906 – 1908 im großen nalen und internationalen Ausstellungszentrum

Schloss Schallaburg, großer Arkadenhof

25 kostengünstig zugleich war. Einerseits war Ton relativ einfach zu formen, andererseits der Kostenaufwand wesentlich geringer als aus Stein gemeißelte Objekte. Auch ist gebrannter Ton ebenso dauerhaft wie Stein. Dennoch sind nur wenige Objekte der Terrakottenkunst bis in die heutige Zeit erhalten geblieben und der Arkadengang auf Schloss Schallaburg zählt zu den wohl schönsten Kostbarkeiten dieser Handwerkskunst in Europa. Für die Planung war dieser Bau eine große Herausforderung, da der Renaissancehof der Schallaburg nicht nur nicht regelmäßig rechteckig, sondern auch nach Norden hin abgesenkt ist. Trotzdem wurde eine einheitliche symmetrische Glie- derung des Ganges um den Hof erzielt. Der Arkadengang hatte keine Erschließungsfunk- tion, sondern rein repräsentative Zwecke. Die Architektur dieser Terrakottengalerie zeigt uns einerseits die Wandlung oberitalie- nischer Vorbilder in Arkadenform, andererseits aber Einflüsse der Deutschen Renaissance. Die Art der Kombination dieser Elemente sowie die neuartige Verwendung des aus Ton gebrannten Baustoffes machen die Einzigartigkeit dieses Ge- samtkunstwerkes aus. Die Motive von Fabelwe- sen, mythologischen Figuren, Göttern, Masken, Fratzen, Legenden, Musen mit den verschie- densten Attributen sowie die Fabel von Vater und Sohn mit dem Esel sind ebenso vertreten, wie eine Reihe römischer Imperatorenbildnisse und Wappen der Herren von Losenstein mit Schloss Schallaburg, den eingeheirateten Mitgliedern. Eine Vielzahl Arkadengang, Detail, von männlichen und weiblichen Büsten könnte Dialectica auf den ersten Blick eine familiäre Verbindung mit ethnologischen, kulturhistorischen und zu den Losensteinern bedeuten, es ist jedoch zeitgeschichtlichen Schwerpunktthemen kein solcher Bezug nachweisbar, denn was sowie in jüngerer Zeit zur Familienburg des würde wohl ein Türke, erkennbar an seinem Landes Niederösterreich entwickelt. Turban, unter den Ahnen der Familie Losenstein Der Arkadengang mit seinen aus über machen. Die Motive stammen aus Musterbü- 1.600 Einzelstücken zusammengesetzten Terra- chern niederländischer und nordwestdeutscher kottenteilen war ursprünglich ein selbständiger Künstler. Vor allem Heinrich Aldregrever hat Bauteil, der erst in den Folgejahren durch das für viele Darstellungen die Vorlagen geliefert. Vorziehen des Hauptdaches in das Gesamtge- Besonders schaurig stellt sich die Büste des so bäude einbezogen wurde. Im Mittelpunkt steht genannten „Hundefräuleins“, einem Hundekopf das Terrakottenmosaik als architektonisches in Frauenkleidung, dar. Der Sage nach hat ein Schmuckelement, was praktisch, rationell und Ritter Georg seinen Bruder ermordet, und als

26 ihn eines Tages das Jagdglück verließ, gab dieser des Bundesdenkmalamtes zu verdanken, welche auf ein Kruzifix einen Schuss ab. Noch in der- 1973 und 1974 die Restaurierung der Terra- selben Nacht gebar ihm seine Frau ein Mädchen kotten durchführten. Solche wurden aufgrund mit einem Hundekopf und Hundepfoten. Dieses mechanischer Beschädigungen, durch das klein- arme Geschöpf lebte angeblich noch 21 Jahre, klimatische Geschehen im Arkadenhof, an einem silbernen Kettchen gehalten, in einem Korrosionserscheinungen, starke Verschmut- unterirdischen Gang zur nächsten Burg. Der zung sowie stellenweise mehrfach aufgebrachte historische Kern für diese Sage fehlt jedoch. Ölfarbenanstriche verursacht. Vor allem der Die Errichtung des Arkadenganges fällt in Umstand, dass bei früheren Restaurierungs- die Zeit zwischen 1570 und 1573. Bauherr war arbeiten mit eiweißhältigen Stoffen und Ölen Hans Wilhelm von Losenstein, sein Gesamtpla- die Terrakotten eingelassen wurden, mit dem ner bzw. Architekt ist jedoch unbekannt. Dieser Ziel, diese witterungsbeständiger zu machen, war jedenfalls ein Fachmann, welcher inneren und wurde das Gegenteil, nämlich eine zerset- äußeren Ordnungsprinzipien folgend handelte. zungsfördernde Maßnahme durch Mikroor- Die mit hohem handwerklichen Können herge- ganismen bewirkt. Die als Schutzanstriche stellten Terrakotten dürften das Werk mehrerer gedachten Ölfarbenanstriche verursachten vermutlich sogar bodenständiger Hafner gewesen Schwund, Rissbildung und Abblätterungen. sein, zu denen ein Meister mit dem erhaltenen Die Zusammensetzung der Terrakotten der Monogramm „PR“ und auch ein Jakob Berne- Erstbauzeit (1573) sowie der in den Jahren 1906 cker, dessen Signatur ebenfalls zu finden ist, bis 1908 versetzten Terrakotten weisen dieselben gehören. Die Terrakotten selbst wurden aus dem Grundsubstanzen auf: Quarz, Kalifeldspat und Ton nahe gelegener Lehmgruben gefertigt, wobei Hämatit. Trotzdem zeigt ein Analysevergleich, jedes Einzelstück nicht im Abgussverfahren, dass die Terrakotten des 16. Jahrhunderts von sondern jedes für sich direkt vor Ort entstand. ihrer Struktur her wesentlich grobkörniger Dass sich Schloss Schallaburg in seinem ur- und teilweise inhomogener waren als jene von sprünglichen Glanz bis heute präsentieren kann, 1906/08. Bei der umfangreichen Restaurierung ist den großartigen Leistungen der Werkstätten 1973/74 stellte sich nun die Frage, ob als

Schloss Schallaburg, Arkadengang, Detail, männliche Büste mit Lorbeerkranz

27 Ergänzungsmaterialien neuerlich Terrakotta, wie Erst danach erfolgte nach einer genauen Be- dies unter anderem auch 1906/08 geschehen war, standserhebung die Ergänzung fehlender Teile oder Kunstharz mit entsprechenden Zusatzstof- dort, wo diese zur Komplettierung von Fehl- fen bzw. Kunststein verwendet werden sollten. stellen, und deren Behandlung ohne Erfindung Ein Neubrand von Formstücken kam aus ver- neuer Formen möglich war. Kunstharze zur schiedenen Gründen, vor allem wegen des erhöh- Verfestigung des korrodierten Altmaterials ten technischen Aufwandes, nicht in Frage. Mit wurde dort zum Einsatz gebracht, wo feine verschiedenen Kombinationen von Kunststein Risse und flächige Schuppungen gekittet werden hingegen existierte schon eine langjährige Er- mussten. Durch all diese Maßnahmen war es fahrung, welche für die Verwendung auf Schloss möglich, dass Schloss Schallaburg sich auch Schallaburg auch letztlich ausschlaggebend war. noch heute als eines der schönsten Renaissan- Dieses Material weist vor allem ein stabiles cepaläste nördlich der Alpen präsentiert. Verhältnis zum Untergrund sowie hervorragende Trotzdem sind nach den nun mehr als 30 Verarbeitungsmöglichkeiten auf. Durch Zugabe Jahre zurückliegenden Restaurierungsarbeiten von Erdfarben konnte eine Anpassung an die ver- weitere notwendig geworden. In Kürze wird schiedenfarbig gebrannten Terrakotten (von gelb Schloss Schallaburg einer neuerlichen Sanierung über verschiedene Rottöne bis schwarz) erfolgen. unterzogen werden. Vor allem werden die Aus- Vor dessen Einsatz wurde jedoch die gewählte stellungsräumlichkeiten in sicherheits- und Materialmischung ausgedehnten Testversuchen haustechnischer Hinsicht an internationale unterworfen. Unter anderem wurde eine Reihe Ausstellungsstandards angeglichen, um auch von künstlichen Belichtungs- und Bewitte- in den nächsten Jahrzehnten in eine hoff- rungsversuchen vorgenommen. nungsreiche Zukunft blicken zu können.

Schloss Schallaburg, Arkadengang

28 Ton – eines der wichtigsten Materialien der römischen Antike

Franz Humer Keramik- und Ziegelprodukte gehörten in der des Kunsthandwerks aus Terrakotta sowie diverse römischen Antike zu den wichtigsten Wirtschafts- Gerätschaften wie Webgewichte, Spinnwirteln produkten, deren Erzeugnisse man in unglaub- und Gusstiegel. Gefäßkeramik bildet in der Al- lichen Mengen benötigte. Dies ist sicher darauf tertumswissenschaft eine erstrangige archäolo- zurückzuführen, dass Ton ein vielseitig verwend- gische und historische Quelle, denn sie gehört barer Werkstoff ist. Zwei antike „Produktions- nicht nur zum häufigsten Fundgut, sondern ist sparten“ sind es, deren archäologische Reste uns meist noch gut erhalten und trägt nicht selten heute noch von der historischen Bedeutung die Stempel der Produzenten. dieses Werkstoffes vor 2000 Jahren berichten: Die Baukeramik hat bereits eine 6000jäh- Gefäßkeramik und Baukeramik. rige Geschichte hinter sich. In dieser Zeit wandel- Gefäßkeramik deckte nicht nur den Bedarf te sie sich von den ursprünglich luftgetrockneten an Küchen- und Tafelgeschirr, sondern war auch Lehmziegeln der alten Hochkulturen in Ägypten für die Vorratshaltung und als Transportbehälter und Mesopotamien zu den heute gebräuchlichen (Amphoren) sehr wichtig. Hinzu kamen Objekte Formen der gebrannten Ziegel. Die Römer ha-

Archäologischer Park Carnuntum, modell- hafte Vollrekonstruktion einer spätantiken Villa urbana im Freilicht- museum Petronell

29 ben die Ziegeltechnik maßgebend gefördert, wei- war, konnten die Ziegel aus der Form genom- terentwickelt und in drei Kontinenten weiter- men werden. Zum Trocknen vor dem Brand la- verbreitet. gen sie in Holzregalen und Schuppen, teilweise Denn militärische und private Ziegeleien aber auch direkt auf dem Boden, da nur so die stellten Mauerziegel, Dachziegel, Röhren und Abdrücke von Schuhsohlen und Tieren zu er- verschiedene Elemente für den Bau von Fußbo- klären sind. denheizungen her. Mit Ziegeln wurden vor allem Auskunft über die Herstellung von Ziegeln Dächer gedeckt: das römische Leistenziegel- geben vor allem die Herstellerstempel der Ziegel- dach besteht aus einer Kombination von tegula eien (Militäreinheit oder Privatpersonen). Denn (rechteckige Platte mit längsseitig aufgebogenen ein Buchstabenstempel war zugleich auch eine Leisten) und imbrex (halbrund gebogener Vor- Art Firmenmarke, die den Hersteller und den läufer unseres heutigen Mönchziegels, welcher Herstellungsort kennzeichnete. Offenbar wurde die Stoßfuge zweier aneinander geschobener mit den Stempeln (und den häufig zu beobach- Leistenziegel überdeckt). Diese Dachdeckung tenden Fingerwischzeichen) eine Art Buchführ- war im ganzen Römischen Reich verbreitet. In ung über die jeweilige Tagesproduktion ermög- vielen mediterranen Gebieten hat sich diese Art licht, etwa der, dass der erste und letzte Ziegel der Dachdeckung sogar bis heute erhalten. Auch einer langen zum Trocknen ausgelegten Reihe, unser Wort Ziegel kommt vom römischen tegu- oder jeder 10. oder 100. Ziegel, gestempelt wur- la. Daneben wurden römische Ziegel für Fußbo- de. Private Hersteller haben eher als militärische Archäologischer denheizungen und Wandverkleidungen benutzt. auf Stempel verzichtet und somit den Archäolo- Park Carnuntum, Bei der Herstellung wurden die Ziegel in gen häufig Anhaltspunkte für die Datierung ge- Abdrücke römischer Holzformen „geschlagen“ und der überstehende liefert. Mit Ziegelstempel versehen wurden vor Soldatenstiefel in Ton anschließend mit einem Holz „abgestrichen“. allem tegulae und quadratische Platten (laterculi), einer Ziegelplatte Sowie der Ton etwas getrocknet und geschrumpft die beim Hypokaustbau Verwendung fanden, seltener imbrices oder die rechteckigen Hohl- ziegel der Heizungen (tubuli). In der Carnuntiner Umgebung gab und gibt es mehrere Tonvorkommen. Bisher konn- ten archäologisch auch schon mehrere Areale untersucht werden, wo antike Tonverarbeitung stattgefunden hat: Brennöfen, Abfallgruben so- wie Halden mit Ausschussware und Fehlbränden bezeugen solche Produktionsstätten mehrfach in Bad Deutsch-Altenburg und Petronell-Carnun- tum (also dem Gebiet des antiken Carnuntum). Doch wurde Lehm auf römischen Baustel- len auch noch in ungebrannter Form verwendet. Denn wenn wir heute an die römische Antike denken, bestimmen normalerweise Bilder von verputzten und farbig bemalten Steinmauern sowie Marmortempel unsere Vorstellung. Dies ist vor allem daher erklärbar, dass die reichen Hinterlassenschaften des mediterranen Raumes möglichst viel an diesen wertvollen Baumateri- alien verwendeten. Und natürlich ist auch das archäologische Erbe Niederösterreichs (Carnun- tum, Mautern, St. Pölten etc.) vor allem durch

30 Die Ständerwände erhielten eine Ausfachung aus Flechtwerk und einen beidseitigen Lehm- bewurf als Oberfläche. Dadurch entstand wie vor 1600 Jahren eine Holzständerkon- struktion aus Holz mit Lehmausfachung. Der römische Architekt M. P. Vitruvius be- schreibt sehr ausführlich die unterschiedliche Be- schaffenheit der verschiedenen Bauholzarten und gibt Ratschläge für deren Anwendung; seine kons- truktiven und gestalterischen Ratschläge sind je- doch überwiegend dem Steinbau gewidmet, der schon in der Antike als höherrangige Bauart galt. Das beweist vor allem seine Bewertung des Fach- werks, der immer in Verbindung mit Lehm als Füllmaterial zu sehen ist: Craticii vero velim qui- dem ne inventi essent Fachwerk, wünschte ich, wäre nie erfunden worden (Vitruv, De architec- Archäologischer Reste von Steinfundamenten gekennzeichnet. tura II 8, 20.) Park Carnuntum, Dies liegt daran, dass Stein und Mörtel über Doch war in Carnuntum auch die Frage Holzständerkons- die Jahrhunderte sich erhalten haben, während interessant, in welcher Weise die gebrannten Zie- truktion mit Lehm- andere Baumaterialien (Holz, Lehm) durch die gel hergestellt worden waren. Da das römische ausfachung in einem Witterungsverhältnisse längst vergangen sind. Haus als voll funktionstüchtiges Modell im Maß- modellhaft rekonst- Doch obwohl im archäologischen Kon- stab 1:1 ausgeführt wurde, mussten natürlich auch ruiertem römischen text nur ganz wenige Befunde aus dieser Zeit die Tonfabrikate originalgetreu hergestellt werden. Wohnhaus des 4. Jhs. erhalten blieben, können wir doch sagen, dass Dafür wurde im Jahr 2006 an Ort und Stelle über n. Chr. (2006) Lehm im Wirtschafts- und Alltagsleben der dem originalen archäologischen Befund ein rö- römischen Provinz Pannonien ein wichtiger mischer Ziegelbrennofen rekonstruiert und be- Faktor war. Dies ist nicht als „provinzielle feuert. Bei diesem nachgebauten römischen Brenn- Rückständigkeit“ zu sehen (große Teile der ofen handelt es sich um einen unterzügigem Hauptstadt Rom, insbesondere die Wohn- Brennofen mit vorgesetzter Feuerung. Das quartiere, scheinen noch unter Kaiser Nero Feuer ist also nicht unter, sondern neben dem (54-69 n. Chr.) aus Holzbauten bestanden zu Brennofen, von dort wandert die Flamme weiter haben; so ist es zumindest den Schilderungen in den Hohlraum unter der Brennkammer (Höl- vom großen sechstägigen Stadtbrand im Juli le). In der Tenne (die tragende Decke zwischen 64 n. Chr. bei Tacitus zu entnehmen). Hölle und Brennkammer) sind viele Löcher, da- Auch bei einem in Carnuntum freige- mit die Flamme und die Hitze sich gleichmäßig legten römischen Wohnhaus des frühen 4. in der Brennkammer darüber verteilen. Die Hölle Jahrhunderts n. Chr. waren einige Innenwände mit einem Volumen von 2 m3 schützt die Tenne ursprünglich als Holz-Ständerkonstruktionen und das Brenngut über ihr vor übermäßiger Hitz- ausgeführt. Daher wurden diese in der rekons- einwirkung im Anfangsstadium des Brandes. truierten Ausführung ebenfalls wieder in dieser Feuchtigkeit muss langsam entweichen können, Technik ausgeführt. Im Rahmen der dortigen sonst kann es zu kleinen und mittleren Explosi- experimentalarchäologischen Maßnahmen onen im Ofen kommen (das Wasser beginnt zu wurden auch die Innenwände sowie alle weiteren kochen; wenn es verdampft wird das Volumen ver- Holzarbeiten, besonders die Dachkonstrukti- größert und es bauen sich große Spannungen auf). onen aus Altholz, das durchwegs noch mit der Brennöfen für Töpferwaren hatten in der Axt bearbeitet war, originalgetreu hergestellt. Regel ein Brennvolumen von 1 – 4 m3 und eine

31 geschlossene Decke, Brennöfen für Ziegel hatten haufen im praefurnium. Zwischen 400° und begehbare Brennräume mit bis zu 4x4m großen 600°C begann der Ofen eine Eigendynamik zu Brennkammern. Da diese jedoch mit Ziegeln entwickeln, die Temperatur stieg manchmal sprung- bis unter die Decke gefüllt wurden, konnten haft um 90°C an, um 2 Minuten später 140°C sie auch sporadisch mit fertig gebrannten Dach- abzufallen, was wohl auf die Faktoren Wind und ziegeln bedeckt werden. So konnte man durch unterschiedliches Holz zurückzuführen ist. Bei einfaches Verschieben der Abdeckung auch den 750°C in der Hölle war ein schwaches Glühen in Hitzefluss regulieren. Der Carnuntiner Ofen ist der Brennkammer erkennbar, die Temperatur dort mit ca. 2 m3 Brennvolumen ein kleiner Ziegel- lag bei 585°C. Dann stabilisierte sich die Tempe- brennofen. Aus Gründen der Authentizität wur- ratur, die Tenne glühte, erhitzte sich sehr schnell de lokaler Lehm aus Petronell verwendet. Insge- weiter und brachte auch die Platten darüber im- samt wurden für den Bau ca. 15 Tonnen Lehm mer mehr zum Glühen. Weitere vier Stunden Voll- sowie 5 Tonnen Sand benötigt. Der Lehm wurde feuer brachten die Brennkammer schließlich eben- zu 40% mit Sand und größeren Mengen Stroh falls auf die benötigten 950°C, in der Hölle jedoch gemagert, da er dadurch feuerfest und gleich- wurden über 1200°C gemessen. Dann wurde noch zeitig unempfindlicher gegenüber Rissbildung weitere 10 Stunden lang vorsichtig zugeheizt, da- wurde. Die Außenwände wurden manuell mit mit die Temperatur im Ofen nicht zu schnell sank. großen Lehmklumpen bis zu einer Höhe von Es dauerte weitere 30 Stunden, bis der Ofen aus- 1,6 m frei aufgebaut, das angeworfene Gemisch gekühlt war. Der Brand hatte insgesamt also etwa wurde durch Hämmern und Stampfen bestmög- 100 Stunden gedauert und ca. 4 m³ Holz ver- lich verdichtet. braucht. Die Heizkurve des Ofens wurde mit 20°C So konnten hier in Carnuntum erstmals pro Stunde veranschlagt. Um die mechanisch ge- seit dem Ende der Römerzeit in Österreich wie- bundene Restfeuchte vorsichtig auszutreiben, wur- der in originalgetreuer römischer Brenntechnik de im praefurnium ein sehr kleines Feuer entfacht Ziegel hergestellt werden, die voll „baufähig“ wa- und die Hölle für ca. 7 Stunden auf 60°C aufge- ren und in der daneben befindlichen Rekons- heizt. Damit war die Restfeuchte aus den Zie- truktion eines römischen Wohnhauses sogleich geln entwichen und die Heizkurve konnte gestar- verbaut, also ihrem „eigentlichen Schicksal“ zu- tet werden. Bei 280°C entstand ein kleiner Glut- geführt werden.

Archäologischer Park Carnuntum, funkti- onstüchtig rekonstru- ierter Brennofen im Areal des wiederher- gestellten römischen Wohnhauses (2007)

32 Dachlandschaften

Hasso Hohmann

Ein Teil der Grazer Dachlandschaft mit relativ großen Dachflä- chen, mit Dom, Schau- spielhaus und Burg

In Salzburg, Graz und auch in ganz Niederös- Flachdach, das leicht zu einem programmierten terreich wurden schon früh historische Dächer Bauschaden werden kann, was die Bauherren und Dachensembles als Wert erkannt, relativ aber vorher nicht wissen. Ungestörte historische früh Ensemblegesetze zu ihrem Schutz erlassen Ziegeldachlandschaften wurden zur Seltenheit. und es wurde auch flankierende mediale Moti- Alle früheren Stilepochen fanden über Jahr- vationsarbeit geleistet. So war die gut erhaltene tausende in unserer Klimazone Platz unter einem Dachlandschaft auch einer der Gründe für die steilen Dach, das zuerst mit Stroh, Holzschindeln Aufnahme des Zentrums von Graz in die oder Steinplatten, später mit Ziegeln gedeckt wur- UNESCO-Weltkulturerbe-Liste. de. Bis 1900 wurden in Graz fast alle Dächer mit Nach 1945 wurden “Tirolerdächer“, flach Ziegeln gedeckt. Gerade dadurch werden diese geneigte Satteldächer auf neue Häuser gesetzt. Dächer zu einer Gestaltklammer für Bauten der Heute wird das Thema Dach meist durch ein unterschiedlichsten Stilepochen. Flachdach gelöst. Es war weder die Liebe zu Tirol, noch die zum “Bauhaus“, das fast zu einer Ta- Erhaltung der Dachlandschaft buisierung des geneigten Daches geführt hatte. Heute sind neben dem Ziegel vor allem relativ Der billige Brettelbinder wurde aus Rest- oft Faserzement-Wellplatten und auch die kleinen hölzern genagelt und war in Kombination mit glatten Platten, aber auch Bleche, Betondach- großformatigen Welleternitplatten deutlich billi- stein und Teerpappen in unterschiedlichen Far- ger, als das Steildach mit einer Biberschwanz- ben und Formen auf Dächern zu finden. Holz- doppeldeckung. Noch günstiger wurde bald das oder Steinschindeln, meist Schiefer, findet sich

33 gen von Steildächern dem Ziegel den Vorzug geben. Die beste und sicherste Deckung ist dabei wohl die Ziegelbiberschwanz-Doppelde- ckung. Gerne werden Gewichtsprobleme gegen den Ziegel angeführt. Der Betondachstein ist aber deutlich schwerer und die maximalen Gewichtsunterschiede der Deckungsmaterialien machen bei der Berechnung eines Dachstuhles bei Berücksichtigung der maximalen Schnee- lasten und Windlasten nur um die 5% aus.

Alter von Deckungen Der Name des Faserzementproduktes “Eternit“ suggeriert ewige Haltbarkeit. Die Lebensdauer von Eternit lag aber nach Angaben von mehre- ren Dachdeckermeistern bei ca. 60 bis 70 und liegt heute bei 30 bis 40 Jahren. Im Rahmen einer an der TU Graz verfassten Dissertation von Kurt Rockenbauer jun. wurden 13 alte, dunkle bis fast schwarz aussehenden Ziegel von unterschiedlichen Grazer Dächern mit Hilfe des Thermolumineszensverfahrens von der Firma Ralf Kotalla in Deutschland datiert. Die Firma untersucht gewöhnlich Keramikgegenstände aus Museen auf ihr Alter. Bisher wusste man meist nichts Gesichertes über das Alter von Dachzie- geln. Bei der Kotalla-Untersuchung stellte sich heraus, dass viele der Dachziegel noch aus der Diese prominente Dach- nur noch selten. Außer dem nicht lasierten Errichtungszeit der jeweiligen Bauten stammten. fläche der “Alten Post“ Tonziegel und den seltenen Holzschindeln sind Alle untersuchten Ziegel waren über 100 Jahre am Grazer Schlossberg- praktisch alle anderen Deckungsmaterialien alt. Ihr Durchschnittsalter lag bei 300 Jahren. platz wurde inzwischen stark oder völlig Wasserdampf-sperrend. Da Das mit 580 Jahren höchste Alter hatte ein bedauerlicherweise bei fast allen Bauten im Innern durch Atmung, Ziegel vom Haus Sporgasse 10, das auch selbst durch neues Deckungs- Kochen, Baden etc. Wasserdampf entsteht, aus der Gotik stammt. Der Ziegel vom Osttrakt material ersetzt. führen sperrende Materialien insbesondere des Grazer Landhauses wurde auf ca. 1560 bei äußerer Abkühlung zur Kondenswasserbil- datiert, die Bauzeit war von 1557 bis 1564. dung unter dem Dach. Da diese regelmäßig Wenn man heute sieht, wie flott die alten auftritt, kommt es zu Fäulnisprozessen an den Ziegel von ihren Dächern in die Container flie- Dachlatten und später auch an den Sparren. gen, so sind sich ihre Eigentümer kaum bewusst, Der Tonziegel hingegen ist auf Grund dass ein alt aussehender Ziegel mit 300 Jahren seiner offenen Poren in der Regel nicht ganz Alter leicht doppelt so alt werden könnte. Ein wasserdicht wenn es lange regnet. Durchfeuch- neu gekaufter kann das kaum garantieren. Bei tungen durch Ziegel sind aber nicht proble- fast jedem Total-Ziegeltausch wird aber auch matisch, weil sie nicht regelmäßig auftreten ein Stück Ziegelgeschichte zerstört. Außerdem und schnell abtrocknen, solange der Dachstuhl wird Energie verschwendet und eine lebendige nicht ausgebaut ist. Man sollte daher schon aus Dachoberfläche mit einer Mischung aus alten haustechnischen Gründen bei Neueindeckun- und neuen, dunklen und hellen Ziegel wird zu

34 Auch Kaminköpfe können prägende Elemente der Dach- landschaft sein.

einer homogenen Ziegelfläche. Überklauben ist Unkontrollierte Sickerwässer und Abstickungen angesagt! Die neuen Ziegel sollten dabei eher am führen zu Fäulnis und struktureller Zerstörung. Rand der Ziegelfläche oder in unregelmäßigen Man sollte daher eher auf Dachausbauten ganz Partien angeordnet, nicht aber nach einem Mus- verzichten, von ihnen abraten oder sie verbieten, ter gleichmäßig über die Fläche verteilt werden. wenn es sich um wertvolle Dachböden handelt. Wenn dennoch ein Dachausbau unvermeid- Dachausbauten lich ist, so sollte man sich zu möglichst wenigen Ältere Bauten mit ihren Steildächern waren Dachhaut-Durchbrechungen entschließen und früher in der Regel nicht ausgebaut. Die Wär- jedenfalls für die Dachräume bei Dachflächen- meisolierung des Hauses lag über der obersten fenstern die Belichtungsregel von 1:10 aufheben, Geschossdecke, bestand meist aus Schlacke weil sie hier zu viel Licht ergibt und im Sommer und war zusätzlich mit Ziegeln abgedeckt - ein fast unlösbare Probleme mit der Aufheizung be- guter Brandschutz gegen den Dachstuhl. reitet. Es ist zu hoffen, dass auch in Zukunft in Die Regenisolierung lag davon getrennt Niederösterreich möglichst viele der historischen in den Dachschrägen. Inzwischen hat man das Kerne mit ihren Dachlandschaften überleben. Raumpotential dieser “Kaltdächer“ wiederent- Sie sind ästhetisch reizvolle Zeugnisse einer lan- deckt und nutzt es hemmungslos. Erfahrungen gen Geschichte. Hierzu ist auch weiterhin viel der letzten 60 Jahre mit Dachbodenausbau- Motivationsarbeit notwendig. ten haben aber ergeben, dass in der Regel ein Beim Grazer Priester- Dachausbau eine programmierte Zerstörung der seminar wurde leider Dachsubstanz in wenigen Jahrzehnten zur Folge im Zuge der Sanierung hat. Der kleine Abschnitt des Grazer Pries- wie so oft und unbe- terseminars, der nach 1945 ausgebaut wurde, dacht die alte Ziegel- hatte diesen Teil des 400 Jahre alten Dachstuhls deckung komplett er- bereits zerstört, als Anfang der 90er Jahre der neuert. riesige Gebäudekomplex saniert wurde. Etliche ähnliche Beispiele könnten aufgezählt werden. Nur sehr gut hinterlüftete und aufwendige Ausbauten haben eine gewisse Nachhaltigkeit.

35 Die Ziegelfassade in der norddeutschen Denkmallandschaft

Alk Friedrichsen

Anders als in Österreich bestimmt gründungen, in denen Ziegel erst in Deutschland, je weiter man nach für den Sakral- und bald auch für Norden kommt, der unverputzte den Profanbau eingesetzt werden. Mauerziegel, der auch Backstein ge- Dabei dominiert der Fachwerkbau, nannt wird, das Stadtbild. Die his- bei dem in einem tragenden Gerüst torische Architektur Norddeutsch- aus Holz die Zwischenräume mit lands steht damit zwischen den Stein- Ziegeln gefüllt werden. Damit kann bauwerken in Mitteleuropa und der man die Wände schlanker ausführen skandinavischen Holzbaukunst. und benötigt weniger teures Ziegel- Aus Mangel an lokalen, zum material. Während der Fachwerk- Bauen geeigneten Steinvorkommen, bau für kleinere Bauten typisch ist, herrschte in Norddeutschland zu- setzte man massives Ziegelmauer- nächst die Holzarchitektur vor. Sehr werk für repräsentativere Architek- wahrscheinlich waren es Mönchsor- turen und Monumentalbauten ein.

Blick über die Grenzen Blick den, die aus Südeuropa die Techni- In jenen Bereichen, in denen ken für die Ziegel- und Mörtelher- Backstein dem Holz als Werkstoff stellung und den Mauerwerksbau überlegen ist, wird er aber schon in im 12. Jahrhundert mitbrachten. der frühesten Zeit angewandt. Zum In diese Epoche fallen ein Beispiel verlangten die Bauvorschrif- Aufschwung bestehender Handels- ten einiger norddeutscher Städte, Lübeck, Marienkirche städte und wichtige Stadt-Neu- Ziegelmauern als Brandwände zwi- schen Gebäuden auszuführen. In Gegenden mit feuchtem Baugrund oder in Wassernähe werden auch Keller in Backstein eingewölbt. Auch im Wasserbau finden Ziegel Verwendung, dabei bedarf es aber großen Wissens über die Wahl des geeigneten Mörtels. Eine Hochzeit des Ziegelbaus ist die „Backsteingotik“, während der im Ostseeraum wichtige Kir- chen und Kathedralen in Backstein errichtet werden. Sie setzt bereits in der 2. Hälfte des 12. Jahrhun- derts, also noch in der romanischen Stilepoche ein und entwickelte sich zu einem Symbol der Hanse, dem mächtigen Städtebund an der Ost-

36 mehr fielen dem nachfolgenden Wirtschaftswunder zum Opfer. Deswegen sind heute überwiegend Backsteinbauten ab dem ausgehen- den 18. Jahrhundert erhalten. Im Zusammenhang mit der Ziegelarchitektur sind zwei Missver- ständnisse weit verbreitet. Das erste ist, dass die Wirkung einer Mauer nur von der Ziegelfarbe abhängt. Da- bei unterschätzt man, dass die Fugen etwa 10-15% der Sichtflächen aus- Hamburg, Sprinkenhof, Mauerwerksdetail machen, und ihre Farbe und Form einen wichtigen Einfluss auf die Ge- see. In der Backsteingotik setzen lo- samtwirkung haben. kale Handwerker Formen und De- Das zweite Missverständnis tails der Steinarchitektur phantasie- meint, dass Ziegelbauten material- voll und geschickt in Ziegel um und Hamburg, das Chilehaus, sichtig geplant gewesen wären. Aber entwickeln dabei eine ganz eigene, Detail der Fassade charakteristische Formensprache. Die in der Neuzeit zurückgedrängte Bauweise erlebt im 19. Jahrhundert mit der Neugotik einen neuen Hö- hepunkt, als prominente Architek- ten wie unter anderen Karl Fried- rich Schinkel auf die lokale mittelal- terliche Bautradition zurückgreifen. Für den Kenner des südeuro- päischen Barocks mutet es eigenar- tig an, dass die Gestaltung der Fassa- den im 18. Jahrhundert in Nord- deutschland meistens schlichter und strenger wurden. In dieser Zeit wa- ren die Stileinflüsse Skandinaviens und der Niederlande bestimmend. Über Ziegelherstellung, die Art und Form der Mörtelfuge und nicht zuletzt die Kunst des Mauer- werkverbandes aller Epochen gibt es umfangreiche kunsthistorische und technologische Untersuchun- gen, und Bauaufnahmen aus der Zeit ab 1880 stellen heute wichtige Quellen dar. Denn leider sind his- torische Bauwerke aus Backstein heute rar geworden. Viele wurden im Krieg zerstört, und noch viel

37 erst in den letzten Jahrzehnten aber der Idee der „Materialwahr- steines während der letzten 150 erkannte man, dass es neben unge- heit“ verpflichtet und entfernte die Jahre beruht auch auf seinen öko- fassten Backsteinfassaden über die meisten dieser historischen Fassun- nomischen Vorteilen: zum einen Jahrhunderte auch eine reiche Tra- gen und Schichtenfolgen radikal, löst die industrielle Produktion die dition von gestrichenen, übermal- um das „eigentliche“ Denkmal wie- handwerkliche Herstellung ab und ten oder geschlämmten Backstein- der freizulegen - eine Praxis, die schafft es damit, sehr große Mengen oberflächen gab. Die Denkmalpfle- noch bis ins 20. Jahrhundert anhielt. in einheitlichen Qualitäten herzu- ge des späten 19. Jahrhunderts war Dabei wurden Putzfassaden stellen. Zum anderen lösen die In- im Norden erst in der zweiten Hälf- genieurwissenschaften das Bauen aus te des 18. Jahrhunderts eingeführt, der Abhängigkeit von überlieferten französische Vorbilder aufnehmend. Erfahrungen und schaffen es damit, Seitdem besteht die Tradition der Ziegelsteine auch für neue Bauauf- verputzten Ziegelfassaden neben dem gaben nutzbar zu machen. Statt nur Sichtziegelbau, allerdings bleibt bei zusammen mit Holz konnten Back- letzterem die Backsteinoberfläche steine nun im Verbund mit Stahl, heute wirklich fast immer unbehan- Gusseisen und Beton eingesetzt wer- delt. Die neue Beliebtheit des Back- den. Diese Standardisierung der Ei- genschaften führte auch zu einem neuen Aussehen. Der Idealziegel von der Mitte des 19. bis in das ers- te Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts sollte nicht mehr bunt sein, wie sei- ne Vorgänger aus vorindustrieller Zeit, sondern möglichst einheitlich in Farbe und Form. Man bevor- zugte damals mittlere Rottöne, die heute wie dunkel gebrannt ausseh- en. Aber an ihrer düsteren Wirkung ist der Zahn der Zeit mehr schuld als der damalige Zeitgeschmack. Unter dem Einfluss der Arts and Craffts-Bewegung und der Re- formarchitektur wurden um die Jahr- hundertwende Fassadendetails der traditionellen Ziegelarchitektur wie- dereingeführt, wenn auch das Ideal einheitlicher Ziegel zunächst noch beibehalten wurde. Während des Jugendstiles entwickelte man kera- mische Fassadenplatten, die mit

Hamburg, das Chilehaus, 1922-1924, Architekt Fritz Höger

38 schillernden Glasuren und floralen Der Expressionismus war der verdeckten auch Schäden an Ziegeln Mustern auch den Backsteinbau be- letzte Baustil, in dem eine land- und schützten darüber hinaus auch einflussten. Wenige Jahre später führ- schaftstypische Bauform vorherrsch- die noch intakten Ziegel durch ihre ten expressionistische Baumeister te. Ende der 1920er Jahre führte in diffusionsoffenen Schichten. die Ziegelarchitektur zu einem neu- Norddeutschland die neue Sach- Realistisch muss man feststel- en Höhepunkt, indem sie unter an- lichkeit auch bei Ziegelfassaden len, dass heute der Wert selbst ältes- derem traditionelle Ziegelverbände wieder zum Streben nach großflä- ter Ziegel gering geschätzt wird und und neue Elemente der Baukeramik chiger Einheitlichkeit. dieses Baumaterial kaum jemals in verbanden. So wurden Farbglasuren Für die Denkmalpflege stellen den Genuss besonderer konservie- eingesetzt, Formsteine und sogar Ver- die älteren, noch rein handwerklich render Maßnahmen kommt. Im goldungen. Der Architekt Fritz Hö- hergestellten Ziegel ein großes Pro- Regelfall werden schadhafte Ziegel ger ging soweit, die Fassaden seines blem dar: oft wenig resistent gegen ausgebaut und durch ähnliche, mo- berühmten“ Chilehauses“ in Ham- heutige Umwelteinflüsse, ist es im- derne ersetzt. Dabei kann im bes- burg (errichtet 1922-24) in verbrann- mer noch schwierig, sie auf traditio- ten Fall nur mehr der optische Ein- ten und verformten Klinkern (d. h. nelle Weise zu sanieren. Die erwähn- druck bewahrt werden - die eigent- Backsteinen, die bis zur Verglasungs- ten Anstriche und Schlämmen ge- liche Substanz wird ausgetauscht grenze gebrannt wurden) ausführen nügten nämlich nicht nur dem je- und ist damit unwiederbringlich zu lassen. weiligen Zeitgeschmack, sondern verloren.

Berlin-Wedding, AEG Apparatefabrik, nach Plänen von Franz Schwechten und Paul Tropp (1888-1890)

39 Schönberg am Kamp, Kalvarienberg-Ensemble, Restaurierung

Walpurga Oppeker Auf Initiative der Marktgemeinde Helmut Hundsbichler Schönberg und unter Einbindung des örtlichen Dorferneuerungsver- eins begannen im Herbst 2005 in Koordination mit dem Bundesdenk- malamt umfassende Restaurierungs- arbeiten an einem bemerkenswerten Ensemble spätbarocker Kleindenk- mäler im Umfeld des Kalvarienbergs Stiefern (Leitung: Atelier Sebastian- Jan Bunia, Krems/D.). Dabei wur- den die diversen in Zogelsdorfer Sandstein skulptural ausgestalteten Werkgruppen des Ensembles je nach den evidenten Erfordernissen restauratorisch und konservatorisch

Restaurierbeispiel behandelt. Gemauerte Elemente er- hielten anstelle desolater jüngerer Putzschichten einen neuen Kalkputz Schönberg, Sandsteinstele, Detail, in historischer Technik (Sumpfkalk) Schadensbild vor der Restaurierung mit Grundierung al fresco. Nach Stieferner Pfarrarchiva- lien entstand 1735 von der Pfarre Stiefern aus der Berg Calvaria alhier in Gestalt eines Kreuzweges mit 14 Schönberg, Sandsteinstelen Stationen. 1765 erbrachte eine Um- als Kreuzwegstationen gestaltung jene 13 Stationskapellen in Form steingemauerter Breitpfei- burg zugeschrieben werden kann. ler mit aufgesetztem Segmentbogen, Eine bemerkenswerte Erwei- deren originale Mauerwerks-Sub- terung des Stieferner Bestandes zu stanz in acht Fällen erhalten ist. einem äußerst seltenen, nämlich „bi- 1783 wurden sie alle komplettiert lateralen“ Kreuzweg-Ensemble hat durch sehr qualitätvolle, 3 mahl an- sich dadurch ergeben, dass zwischen- gestrichene Bildreliefs aus Zogels- zeitlich auf den Stieferner Kalvarien- dorfer Kalksandstein. Ebenfalls aus berg hinauf von der Pfarre Schön- Eggenburger Stain und künstlerisch berg her ein Kreuzweg-Ast von elf herausragend ist die monumentale, Stationen angelegt worden ist, der vollplastisch als mehrfigurige Kreu- sich die restlichen Stationen XII bis zigungsgruppe gestaltete Station XII XIV mit dem Stieferner Kreuzweg von 1782, die allerdings nur unper- teilt. Die 1772 datierten Schönber- sönlich dem Stainmetz von Eggen- ger Stationen bestehen zur Gänze

40 aus Sandstein – elegante Stelen mit telten Wiener Taschen durch um- Der Wiedereinbau erfolgt unter aufgesetzten, oval ausladenden und laufende Abtropfkanten aus rost- Bedachtnahme auf den Schutz reliefierten Kreuzwegszenen in Ro- freiem Blech optimiert. Den obe- der Reliefs vor Feuchtigkeit und caille-Rahmung, die jeweils ein form- ren Abschluss bilden, nach Rost- Schadsalzen aus dem Inneren der schönes Steinkreuz bekrönt. schutzbehandlung, die originalen Baukörper. Konform mit dem grundver- schmiedeeisernen Kreuze. Mit dem Die denkmalpflegerischen schiedenen Design beider Typen Ziel, die Ästhetik der künstlerisch Schwerpunkte bei der Kreuzigungs- von Kreuzwegstationen sind die hochwertigen Reliefs zu verbessern, gruppe waren die statische Instand- Rohbau- und Werkstückmaße des wurde deren rezente, in Farbgebung setzung der durch korrodierende Ei- gesamten Stieferner Ensemble- und Qualität unbefriedigende senarmierungen gefährdeten Skulp- Teils in englischen Zoll dimensio- Polychromie abgenommen und turen, die Beseitigung der mit Ver- niert (2,541 cm), hingegen alle in fein lasierender Kalkmalerei sinterungen und Mörtelresten ange- Schönberger Anteile in Wiener erneuert. Ältere Ergänzungen der reicherten Oberflächenverschmut- Zoll (2,633 cm; Befund Dr. Franz Reliefs wurden belassen. zung sowie die anatomisch und äs- Perschl, Thallern). Die Abfolge der Bildprogramme ist bei beiden iden- Schönberg, Urlaubergruppe tisch. Beiden Kreuzwegen vorgela- gert ist, quasi als logischer Beginn, eine sog. „Urlaubergruppe“. Restau- riert worden ist nur eine: die künst- lerisch beeindruckendere, stilvoll überdachte und wie die Schönber- ger Stationen auf das Jahr 1772 datierte Schönberger Urlaubung. Durch fehlerhafte Eingriffe in der Vergangenheit, ungeeignete Materialien sowie Umwelt- bzw. Verwitterungseinflüsse haben sich an diesem Kalvarienberg- Ensemble zuletzt erhebliche Schäden summiert (z. B. Feuchtigkeitsstau und Ver- salzung in den Stieferner Statio- nen und Bildreliefs durch diffu- sionshemmenden Putz bzw. An- strich); manche Teile waren sogar akut in ihrem Bestand gefährdet (z. B. die Marienstatue der Kreu- zigungsgruppe). Die Diversität der vorgefundenen Schadens- bilder hat die konservatorischen Problemkreise und die restaura- torischen Anforderungen ent- sprechend komplex und diffizil gestaltet. Bei den 13 Stieferner Stations- kapellen wurde die erneuerte Dach- haut aus doppellagig eingemör-

41 thetisch korrekte Ergänzung, Festi- gung und Abdichtung zahlreicher Fehl- bzw. Schadstellen. Dem länger- fristigen Schutz dienen hier – wie auch an den elf Schönberger Kreuz- wegstationen und an der dortigen Urlaubergruppe – die Umrüstung von Eisen- auf Nirosta-Verzapfun- gen, eine pigmentierte Schlämm- schicht auf Sumpfkalk-Basis und ein hydrophobierender Überzug. Das Schadensbild der elf Schönberger Kreuzwegstationen (verschmutzte, rissige und redu- zierte Oberflächen, korrodierende Verzapfungen, offene Fugen, Fehl- stellen, unpassende Ergänzungen Schönberg, Kreuzigungsgruppe in Zement) erforderte ähnlich dif- Schönberg, Kreuzigungsgruppe aus Zogelsdorfer Sandstein, vor ferenzierte restauratorische Maß- aus Zogelsdorfer Sandstein, nach der Restaurierung nahmen. Die intakten Kunststein- der Restaurierung abformungen aus 1952 an Schaft und Kreuzteilen wurden belassen. amtes) erlaubt die liturgische Revi- An der Schönberger Urlauber- talisierung des Ensembles in beiden gruppe wurden, nach Festigung der involvierten Pfarren, andererseits geschwächten Oberfläche sowie aber auch dessen gebührliche Attrak- nach Abnahme aller lockeren und tivierung als Erlebnispunkt für den unpassenden Zementergänzungen Kulturtourismus. und -fugen, partiell Entsalzungs- kompressen angelegt. Sämtliche Schönberg, restauriertes Sandstein- Schönberg, Schäden am Fehlstellen sind formgerecht er- Relief Stiefern I, polychromiert in Stieferner Stationsbild I gänzt, alle Fugen und Risse fachge- lasierender Kalkmalerei recht verschlossen. Die Inschrift in der formschönen Kartusche wur- de dezent nachgezogen, der Metall- blech-Baldachin entrostet und kon- serviert, die Strahlenkränze zudem vergoldet. Ziel der Restaurierung des ge- samten Ensembles ist die mustergül- tige Bestandssicherung für ein soli- täres Stück kulturelles Erbe. Der er- hebliche Einsatz sowohl an Arbeit wie auch an Geldmitteln (von örtli- chen Donator/innen und Spenden sowie seitens der Marktgemeinde Schönberg, des Landes Niederös- terreich und des Bundesdenkmal-

42 Auf den folgenden Seiten informieren wir Sie über die wichtigsten derzeit laufenden Restaurierungen und die anstehenden Probleme im Bereich der Denkmalpflege in Niederösterreich.

Beiträge von Dr. Wolfgang Huber, Ing. Mag. Margit Kohlert, DI DDr. Patrick Schicht, Mag. Gorazd Živkovič, DI Oliver Schreiber, Ing. Bärbel Urban-Leschnig

Dürnstein, ehemaliges wurde ein Raumkonzept erarbeitet Augustiner Chorherren-Stift mit dem Ziel, die Kontinuität der Raumstruktur weitgehend zu belas- sen. Hinsichtlich der qualitätvollen Ausstattung mit Böden, Türen und Kachelöfen restaurierte man die bestehenden Bereiche und Ausstat- tungsstücke, schadhafte und fehlen- de Teile ergänzte man entsprechend dem Bestand. Die Raumschale wur- de nach den konservatorischen Vor- gaben behandelt, die zahlreichen barocken Stuckdecken restauriert und deren farbliche Fassung wieder

hergestellt. Insgesamt konnte ein Aktuelles Niederösterreich in aus der Denkmalpflege für die Denkmalpflege erfreuliches Ergebnis erzielt werden. W.H.

Friedersbach, Pfarrkirche Friedersbach, Pfarrkirche Hl. Lorenz, Innenrestaurierung und archäologische Untersuchung

Die westlichen Bereiche der ehema- Bereits durch ihre erhöhte und da- ligen Klosteranlage wurden für eine durch weithin sichtbare Lage inmit- neue Nutzung als Mietwohnungen ten des Waldviertels ist die Bedeu- mit hoher Ausstattungsqualität tung der Pfarrkirche von Frieders- adaptiert. Es handelt sich dabei bach schon von außen eindrucks- um das so genannte Alte Kloster, voll erlebbar. Mit ihren romanischen – einen mittelalterlichen, im 17. und gotischen Bauteilen (Kirche, Jahrhundert umgebauten hakenför- Karner, Pfarrhof) ist die wehrhaft migen Bauteil - und den Westtrakt ummauerte Kirchenanlage ein her- des großen Stiftshofes, der im vorragendes Denkmal mittelalter- Zuge der Barockisierung im ersten licher Kunst in Niederösterreich Drittel des 18. Jahrhunderts unter und urkundlich bereits 1159 ge- Propst Hieronymus Übelbacher zur nannt zugleich eine der frühesten vierseitigen, einheitlich gestalteten Pfarren des Waldviertels von hoher Anlage geschlossen wurde. Auf pfarr- und siedlungsgeschichtlicher Basis und unter Berücksichtigung Relevanz. Die gotischen Glasma- restauratorischer Untersuchungen lereien im Chor – sie stammen von

43 zwei Ausstattungsphasen um 1420 baren Kirche festgestellt, nämlich vom Anfang des 18. Jahrhunderts und von 1479 – sind zusätzlich von das romanische quadratische Chor- sowie das ehemalige Hochaltarbild großer kunsthistorischer Wichtig- joch mit der halbkreisförmig ge- Hl. Laurentius. Neben der Sanier- keit. schlossenen romanischen Apsis so- ung bzw. Neuverlegung der Tonzie- In den Jahren 2006 und 2007 wie das dazugehörige, dem heutigen gelböden wurden auch das Chorge- wurde das Kircheninnere einer auf Grundriss in den Außenmauern ent- stühl und die Kirchenbänke saniert zwei Bauetappen – Presbyterium sprechende Langhaus. sowie das Beleuchtungssystem er- und Langhaus - angelegten Restau- Die Raumschale wurde im Be- neuert. W.H. rierung unterzogen. Voraussetzung reich der Wand- und Gewölbeglie- war die restauratorische Befundung derung in Chor und Langhaus der Gainfarn, Pfarrkirche, von Raumschale und Ausstattung Baugeschichte entsprechend diffe- Innenrestaurierung und - da auch Sanierungen und Er- renziert behandelt. Im Zuge der Res- neuerungen an den Böden erfolgten taurierung des neogotischen Hoch- Im bereits vor 1136 genannten Ort - die archäologische Untersuchung altares rekonstruierte man die origi- wurde auf Grundmauern der nach des Chores und der anschließenden nale Polychromie von 1894 über 1312 errichteten Pfarrkirche um Langhausbereiche. Dabei wurden einer jüngeren Fassung. Ebenfalls 1740 ein barocker Großbau errich- die Ausmaße der ersten nachweis- restauriert wurden die Seitenaltäre tet, der sich bis heute mit barocker

Klosterneuburg, Stiftskirche

44 Laufe der Zeit stark verändert. wändig restauriert. Bei den umfang- Für die Erneuerung des Daches reichen Maßnahmen konnten an den hatte man nicht nur die ursprüng- frühneuzeitlichen Fassaden Sgraffito- lichen Glasurfarben nachzustellen, ornamente und Quaderungen frei- sondern auch das Ziegelformat, den gelegt werden. Im Inneren wurden Biber mit abgeschrägter Vorderkan- die monumentalen Gewölbe und ori- te, und das Verlegemuster zu rekons- ginalen Holzdecken des 16. und truieren, was hohe Ansprüche an 17. Jahrhunderts konserviert. Das den Ziegelhersteller und den Dach- schmucke Ensemble mit repräsenta- decker stellte. tivem Stiegenvorbau bildet nun Sämtliche Steinfassaden der wieder einen zentralen Punkt im Kirche reinigte man und behob in Ortsgeschehen. P.S. Gainfarn, Pfarrkirche diesem Zuge kleinere Schäden. Die künstlerisch hochwertigen Epitaphe Maria Schutz, Wallfahrts- Innenausstattung erhalten hat. Im und Steindenkmäler an der Südfas- kirche, Innenrestaurierung Zuge der nun erfolgten Innenres- sade wurden restauriert. M.K. taurierung wurden bei Grabungen Die weithin sichtbare Wallfahrtskir- des Bundesdenkmalamtes Reste der Leobersdorf, Mariazeller che in der Welterberegion Semme- romanischen und gotischen Vorgän- Gasse 11, Altes Halterhaus ring wurde ab 1728 in hochbarockem gerbauten dokumentiert, die zu Be- Stil errichtet. Das bereits in der Pest- funden am Ostwerk passen. Die Der kurz vor dem Abbruch gestan- zeit als wundertätig verehrte „Heili- Maßnahmen umfassten Trockenle- dene ehemalige Lesehof des Stiftes ge Bründl“ unter dem Hochalter er- gung, Ergänzung des Kehlheimer- Melk wurde nun als Heimatmuse- möglichte einen raschen Aufstieg bodens, Fensterreparatur, Restaur- um und Künstleratelier der NÖ- zum vielbesuchten Wallfahrtsort, ierung des originalen Chorgestühls Malakademie adaptiert. Der ins der bis heute seine Anziehungskraft sowie die farbliche Rückführung der Mittelalter zurück reichende kom- erhalten hat. Im Zuge einer umfas- 1776 aus ange- plexe Baubestand wurde 2004 un- senden Außenrestaurierung konnten kauften Seitenaltäre. Der nach Ent- ter Denkmalschutz gestellt und 1994/96 bereits Dach, Turmhelme, würfen von Josef Gerl und Martin 2006-08 von der Gemeinde auf- Fassaden sowie Schatzkammer res- Scheikel um 1767 errichtete Haupt- altar wurde vorsichtig gereinigt. Leobersdorf, Mariazeller Gasse 11 P.S.

Klosterneuburg, Stiftskirche, Dach- und Fassadensanierung

Im Zuge der Regotisierung durch Friedrich von Schmidt erhielt die Stiftskirche ein steiles, mit glasier- ten, in Rautenmuster verlegten Dachziegeln gedecktes Dach. Da durch die undichte Dachhaut Re- gen in den Kirchenraum eindrin- gen konnte, entschloss man sich zu einer Neudeckung des gesamten Kirchendaches. Die ursprünglichen Farben der Glasur hatten sich im

45 tauriert werden. Melk, Stift, Mineraliensaal, In den Jahren 2006/07 erfolg- Stuck und Ölgemälde te nun die Konservierung des In- nenraums. Bedingt durch die unter Die einstige Abtbibliothek, nunmehr dem Altar jahrzehntelang unkont- Mineraliensaal, besticht durch ihre rolliert versickernde Quelle mussten reiche Stuckausstattung und durch das Altargeviert trockengelegt und das beeindruckende barocke Decken- die dortigen Kunstwerke samt zen- gemälde von 1643. Das unsignierte traler Sandsteinbalustrade instand Gemälde zeigt über der Datierung gesetzt werden. An den Holzteilen eine historische Stiftsansicht. Die wie Altäre, Beichtstühle und Bänke Apostelfürsten Petrus und Paulus erfolgte die Bekämpfung des Ano- und die Patrone der Klosteranlage, bienbefalls. Ein besonderes Augen- Koloman und Leopold flankieren merk galt der qualitätvollen Stuck- das Stiftswappen; darüber schweben ausstattung, die wieder lesbar ge- Engel mit Palmzweigen und Lor- macht wurde. beerkränzen. Um das Hauptbild P.S. gruppieren sich 4 ovale Decken- bilder mit Blumenbuketts und jeweils zwei Blumenvasenbilder in den Fensternischen. Der noch nie Maria Schutz, Wallfahrtskirche überarbeitete Stuck musste stellen- weise gesichert, geringfügig ergänzt und lediglich gereinigt werden. Ver- gleichbar unberührte Stuckdecken Melk, Stift, Ölgemälde sind heute immer seltener anzutref- fen. Das Hauptgemälde befand sich und kittete die Fehlstellen aus. Nach hingegen in einem restaurierungs- Retusche und Schlussfirnis konnte bedürftigen Zustand, großteils von das Gemälde mit Leinwandlaschen früheren Dachschäden verursacht. an der Rückseite als zusätzliche Be- Feuchtigkeit an der Rückseite des festigung plan an der Decke mon- Bildes beeinflusste die Spannung tiert werden. der Leinwand und verursachte hän- Geringfügige Arbeiten waren gende „Taschen“. Um dem entge- an den Blumenbuketts-Bildern er- gen zu wirken hatte man früher die forderlich. Hingegen musste an den Leinwand an mehreren Stellen ein- Vasenbildern eine Spannrahmenver- fach an die Decke genagelt. Auch stärkung vorgenommen und die Mal- breit angelegte lokale Übermalungen schicht gefestigt werden. G.Ž. ohne Auskittung der Fehlstellen und der matt gewordene und fleckige Palterndorf, Firnisses beeinträchtigten stark das Wehrturm, Restaurierung Erscheinungsbild. Im Zuge der Restaurierung des- Der mächtige, im Zentrum Paltern- infizierte man das Bild gegen Schim- dorfs stehende Wehrturm war Teil mel, man entfernte beschädigte Lein- einer ehemals mit Wall und Graben wandprothesen, reduzierte Überma- umgebenen Wehranlage. Seine Ur- lungen, festigte die Malschicht, ver- sprünge reichen wohl ins 12. Jahr- stärkte die Leinwand an den Rändern hundert zurück, ab Mitte des 13.

46 Jahrhunderts gelangte er zu seiner neuen Daches orientierte man sich heutigen Erscheinung. Er wurde bewußt nicht an historisierenden im Liechtensteiner Urbar von 1414 Beispielen, sondern beschränkte sich erstmals urkundlich erwähnt („... auf die bautechnisch notwendige so ist daselb ein hof, do der turm Aufgabenstellung der langfristigen inlegt...“) und gehörte zu dieser Bestandssicherung. Zeit den Liechtensteinern. Der in Die einzelnen Turmgeschosse seiner Form nördlich der Donau dienen nunmehr im unteren Bereich heutzutage einzigartige Wehrturm für Ausstellungszwecke; die Ge- erfuhr im Laufe seiner Geschichte schichte der Bernsteinstrasse, des durch Kriegsereignisse mehrfach Deutschen Ordens sowie die damit Beschädigungen. Zuletzt wurde er eng verknüpfte Ortsgeschichte Pal- im Zuge der Kampfhandlungen terndorfs werden erläutert, zusätz- 1945 schwer beschädigt, nach Blitz- lich gibt es Raum für Wechselaus- schlag brannte er gänzlich aus. stellungen. Durch geringfügige Er- Durch Initiative der Gemein- höhung des neuen Dachstuhles ent- de konnten nunmehr eine Nutzung stand im obersten Turmgeschoss ei- für das Objekt gefunden und die ne überdachte Aussichtsplattform, dringend notwendigen Sicherungs- die einen herrlichen Panoramablick arbeiten und Instandsetzungen vom Steinberg über das Zayatal bis durchgeführt werden. Die hölzernen zu den „Kleinen Karpaten“ in der Pulkau, Karner Balkendecken der einzelnen Ge- Slowakei bietet. schosse wurden wieder hergestellt, 2006 sind die Außenfassaden Daches aus glasierten Ziegeln darü- statisch notwendige Verschließungen des Wehrturms restauriert worden, ber ein Holzschindeldach auf. Nach angeordnet sowie ein neuer Zugang wobei der Beibehaltung seines Al- einiger Zeit traten Probleme bei der zum südlichen Hocheinstieg ge- terswertes samt den Wunden seiner Wasserführung in den Zwickelbe- schaffen. In der Gestaltung des Vergangenheit höchste Priorität zu- reichen auf, da die Anbindungen un- gekommen ist. O.S. dicht wurden. Dabei nahmen die Palterndorf, Wehrturm Steine der spitzen Giebel erheblich Pulkau, Karner – Schaden. Frost und Regenwasser Außenrestaurierung beeinträchtigten auch die Figuren und Wassespeier beträchtlich. Südlich der auf einer Anhöhe über In den letzten Jahren kam es Pulkau liegenden Pfarrkirche steht vermehrt zum Abstürzen von Stein- inmitten des Friedhofes der Karner, teilen und zuletzt musste ein Was- ein turmartiger, zweigeschossiger serspeier zur Gänze abgenommen Quaderbau aus der 2. Hälfte des werden. 13. Jahrhunderts. Über dem Haupt- Derzeit werden Notsicherungs- geschoß mit seinem Säulenportal maßnahmen durchgeführt. Parallel und der Halbkreisapsis liegt das dazu arbeiten die ausführenden Pro- zwölfeckige Obergeschoß mit einem fessionisten mit den Werkstätten des Abschluss in Form von spitzen, mit Bundesdenkmalamtes eine Variante Figuren bekrönten Giebeln. In den der Sanierung und Restaurierung Zwickeln sind bemerkenswerte figür- eines Giebels inkl. Zwickelbereich liche Wasserspeier. aus, die dann für alle anderen Pro- Vor etwa 15 Jahren brachte blembereiche angewendet werden man zum Schutz des historischen soll. B.U.-L.

47 St. Georgen am Reith, mehreren spätmittelalterlichen und Farbfassungen ab der Entstehungs- Pfarrkirche Hl. Georg frühneuzeitlichen Bauphasen, später zeit nachweisen konnte, zeigten die wurden an der Südseite eine klassi- Architekturoberflächen der anderen Die Pfarrkirche liegt auf einem steil zistische Sakristei und um 1900 eine Bauteile, dass sie in den letzten Re- zur Ybbs abfallenden Felsplateau Maria-Lourdes-Grotte angebaut. Im novierungs- und Restaurierungspha- und dominiert den ehemaligen Jahr 2007 wurde die Fassade restau- sen weitgehend erneuert worden wa- Kreuzungspunkt wichtiger Handels- riert und die Turmhaube neu einge- ren. Ein vor Jahrzehnten eingebau- wege durch das Ybbstal und nach deckt. Während die Untersuchung tes, den Chor umfassendes Verschlie- Ybbsitz und Opponitz. Ihre bau- auf historische Farbgebung am West- ßungssystem mit horizontalen Eisen- liche Gestalt verdankt die Kirche turm eine intakte Abfolge sämtlicher bändern hat sich als nicht mehr funktionstauglich und erforderlich St. Georgen am Reith, Pfarrkirche Hl. Georg herausgestellt und konnte daher ent- fernt werden. Somit kommt nun die Form der gotischen Spitzbogenfenster klarer zur Geltung. Am Westturm wurden die erhaltenen Fassungen (Putzquader des frühen 16. Jahrhun- derts und zwei barocke Wandgemäl- de unterhalb der Schallfenster) do- kumentiert und unter einer Kalk- schlämme konserviert. Die freigelegte kleine Sonnenuhr an der Turmwest- seite dürfte gleichzeitig mit der über einer Lichtscharte des ehemaligen Treppenturmes entdeckten Datie- rung von 1714 entstanden sein. Man sanierte weiters die Türgewän- de und den umlaufenden Sockel aus Stein. Durch das Versetzung einiger Priestergrabsteine und Instandset- zung der Putzoberflächen gestaltete man den Eingangsbereich neu. G.Ž.

Seitenstetten, Stift, Mittelrisalit des Nordtraktes

Den viergeschossigen Nordtrakt mit dem repräsentativen Mittelrisalit er- baute man nach einem Projekt Jo- seph Munggenasts in den 1730er Jahren. Witterungsschäden an der Dachverblechung und der Fassade machten nun eine Sanierung erfor- derlich. Neben der Erneuerung der Dachhaut, Neufärbelung der Fassade und dem Neuanstrich der Fenster

48 der Ergänzung verloren gegangener Formteile hat man, wie schon im Jahre 1985, Abstand genommen und auch diesmal führte man nur konservatorisch unverzichtbare Er- gänzungen an den Skulpturen aus Sandstein aus und trug darüber ei- ne dünne, porenverfüllende Kalk- schlämme in gebrochenem Weiß auf. Die Skulpturen aus Untersber- ger Marmor hingegen erhielten eine Anfeuerung mit einer Paraloidlö- sung. G.Ž.

Steinparz, Wallfahrtskirche Hl. Maria

Stift Seitenstetten, Mittelrisalit des Nordtraktes Die außerhalb des Ortes im Wald in mehreren Bauetappen errichtete stellte die Restaurierung der Stein- Skulpturen stark beschädigt. Risse Kirche zeigt ihre Baugeschichte skulpturen auf dem Giebel einen und Krater im Stein wurden ge- durch ihre gelängte und gestaffelte Schwerpunkt dar. Die auf den Ge- schlossen, aufgewitterte Poren ver- Form. Dem 1857 begonnenen bälkecken des Hauptrisalits postier- füllt und Brüche angeböscht. Von Langhaus wurde 1870 im Osten ten beiden Puttenpaare wurden 1735 von Leonhard Sattler aus Steinparz, Wallfahrtskirche Hl. Maria Sandstein geschaffen. Die giebelbe- krönenden Statuen der Madonna mit Kind zwischen den Hll. Bene- dikt und Scholastika stammen hin- gegen von einem Mitglied der Fa- milie Spaz aus der Zeit 1665-69 und hatten sich bis zur Neugestal- tung der Kirchenwestfassade (1709- 11) am Portal der Stiftskirche be- funden. Diese lebensgroßen, künst- lerisch sehr qualitätvollen Figuren bestehen aus Untersberger Marmor. Die gehöhlten Rücken der Figuren weisen darauf hin, dass weite Trans- portwege bis nach Seitenstetten be- rücksichtigt wurden und daher das Gewicht so gering wie möglich aus- fallen musste. In den 22 Jahren seit der letzten Restaurierung haben starker biogener Bewuchs, Sinterab- lagerungen, Risse, Schollenbildungen und Wassereintritt in die Sockel die

49 ein Glockenturm hinzugefügt. niger die Strebepfeiler bekrönenden brachte Silikonharzschlämme soll Über der 1878 geweihten Rosa- Obelisken und der Restaurierung in Hinkunft einen besseren Schutz lia-Grotte wurde zwischen 1898- des obersten Turmgeschoßes. dieses Bauteils gewährleisten und 1904 der bestehende Westturm Manche Obelisken aus Wachauer ihn gleichzeitig in seiner überkom- errichtet und an Stelle des alten Marmor mussten erneuert wer- menen Steinsichtigkeit zeigen. Die Turmes die Sakristei gebaut. Die den. Massive Schäden waren beim Rieselputzflächen erhielten einen bautechnische Problematik lag in Turmaufsatz zu beheben, da hier Anstrich im Farbton des Margaret- der Überarbeitung und Reparatur der Margaretner Sandstein nicht ner Sandsteins. Die Strebepfeiler des stellenweise sehr schlechten ausreichend witterungsresistent hingegen sind im Farbton des Außenputzes, der Erneuerung ei- war. Die abschließend aufge- Wachauer Marmors gehalten. G.Ž.

Ausgewählte Fachliteratur zum Thema „Lehm und Ziegel“

Bender Willi, Lexikon der Ziegel, Honegger Magdalene, Ziegel, Bau- Rupp Erwin; Friedrich Günter, Vom AAL-Deckenziegel bis zum stein seit Jahrtausenden. Aus der Die Geschichte der Ziegelherstel- Zwischenwandziegel in Wort und Geschichte der Ziegelerzeugung in lung, 3. Aufl. 1993 (Hrsg. Bundes- Bild, Bauverlag: Berlin, 2. Auflage der Steiermark, Kleine Schriften der verband der deutschen Ziegelindu- 1995 Abteilung Schloss Trautenfels am strie e.V.) Steiermärkischen Landesmuseum Franz Rosemarie, Der Kachelofen. Joanneum, Heft 18, Liezen 1990 Schumann Dirk (Hrsg.), Baufor- Akademische Druck und Verlags- schung und Archäologie. Stadt- und anstalt Graz 1981 Rath Günther, Das historische Siedlungsentwicklung im Spiegel Dach. Entwicklungsgeschichte, der Baustrukturen, Berlin 2000 Hillebrand Karl, Volkskunst der Integration, Restaurierung am Bei- (mit zahlreichen Beiträgen zur Bau- Ziegelbrenner. Stempel, Symbole spiel der Stadt Graz, Graz 2004 forschung an Ziegelbauten) und Heilszeichen in Ton, Calway: München 1981

50 Das Landeskonservatorat für Niederösterreich taurierung und nehmen die im Denkmalschutzgesetz festgelegten hat seinen neuen Amtssitz bezogen Aufgaben wahr. Dazu gehört einer- seits die Feststellung, dass an der Er- Margit Kohlert haltung eines Objektes ein öffentli- ches Interesse besteht („Unterschutz- Seit dem Bestehen des Bundesdenk- so genannten Wappensaal und im stellung“) und andererseits die Er- malamtes befanden sich die Landes- Turmzimmer war. Im Rahmen der teilung von Bewilligungen zur Ver- konservatorate, jene mit der prakti- Restaurierungsarbeiten entdeckte änderung von Denkmalen (Restau- schen Denkmalpflege in den Bun- man einen Wandmalereizyklus, der rierungsmaßnahmen). Das Sekreta- desländern betrauten Abteilungen zu den ältesten profanen Fresken riat des Landeskonservatorates wird des Bundesdenkmalamtes, in den nördlich der Alpen zählt und von einer voll- und zwei teilzeitbe- jeweiligen Landeshauptstädten. überdies in einem ungewöhnlich schäftigen Mitarbeiterinnen betreut. Nur die Landeskonservatorate für gutem Erhaltungszustand ist. In den Räumen des Landeskonser- Burgenland und Niederösterreich Im Jänner 2008 bezogen vatorates befinden sich eine umfang- waren von Wien aus tätig. zwölf Mitarbeiter des Bundesdenk- reiche Fachbibliothek, Archive für Zu Beginn des Jahres ist nun malamtes die Räume im ersten Fotos, Pläne und Aktenbestände die mit der Denkmalpflege in Nie- Stock und nahmen den Dienstbe- mit umfangreichem Material zu äl- derösterreich befasste Abteilung des trieb auf. teren Restaurierungen. Von Krems Bundesdenkmalamtes nach Krems Das Landeskonservatorat wird vom aus werden jährlich rund 350 denk- übersiedelt und bezog neu adaptierte Landeskonservator für Niederöster- malpflegerische Projekte im Land Büroräume in der Gozzoburg. reich geleitet. Diese Funktion hat betreut werden. Das Gebäude zählt zu den Hofrat Dr. Peter König inne. Acht herausragenden Denkmälern Nie- Gebietsreferenten befassen sich mit derösterreichs. Die hochmittelalter- den Aufgaben von Denkmalschutz Landeskonservatorat für Nieder- liche Stadtburg hat ihren Namen und Denkmalpflege. Sie kommen österreich Bundesdenkmalamt von dem in der 2. Hälfte des 13. aus den Fachgebieten Kunstgeschich- Hoher Markt 11 - Gozzoburg Jahrhunderts hier ansässigen Stadt- te, Architektur und Bauingeneurwe- 3500 richter Gozzo, der wohl der Auf- sen und sind die ersten Ansprech- Tel. 02732/77788-0, Fax. -10 traggeber für den Ausbau und die partner für sämtliche Denkmale be- Parteienverkehr jeweils bemerkenswerte Ausstattung, be- treffende Themen. Sie beraten in al- Dienstag von 9-12 und 14-16 sonders der Wandmalereien im len Fragen der Sanierung und Res- nach telefonischer Anmeldung

Von links nach rechts: Mag. Gorazd Zivkovič DI Franz Beicht Dr. Wolfgang Huber Mag. Kurt Bleicher HR Dr. Peter König (Landeskonservator) HR Ing. Mag. Margit Kohlert (Landeskonservator-Stv.) DI DDr. Patrick Schicht Ing. Bärbel Urban-Leschnig Gabriele Zetka (nicht im Bild: Kerstin Enigl und Renate Schmid)

51 Landeskonservator Hofrat Dr. Peter König geht in Pension

Nach mehr als 37 Jahren Tätigkeit wissenschaftlichen Forschungen zur in der praktischen Denkmalpflege barocken Malerei, Plastik und ade- in Niederösterreich wird Landes- ligen Wohnkultur. Darüber hinaus konservator Dr. Peter König zu ist er seit Jahrzehnten Mitglied im Ende des Sommers 2008 seinen Redaktionskomitée der „Denk- Ruhestand antreten. malpflege in Niederösterreich“. In Peter König trat 1971 in das dieser Broschüre stellte er regelmäßig Bundesdenkamlamt ein und arbeite- wesentliche Themen der niederös- te von Anfang an in der praktischen terreichischen Denkmalpflege dar. Denkmalpflege im Landeskonserva- Nach 9 Jahren als Stellvertreter seines torat für Niederösterreich, zunächst Vorgängers übernahm Peter König als Gebietsreferent für das Viertel selbst im Jahr 2000 die Leitung unter dem Wienerwald und später der Denkmalpflege in Niederöster- für das Viertel ober dem Wiener- reich. In dieser Funktion hatte er wald, das Mostviertel. In diese Jahre die fachliche Verantwortung für die fiel eine große Zahl an Restaurier- Restaurierungen des Schlosses, der vorhaben an sakralen und profanen Gartenanlagen und der Ökonomie- Bauwerken. Er hatte wesentlichen gebäude von Schloss Hof, der Stifte Anteil an der Restaurierung der Herzogenburg, Altenburg, und viele Stifte Göttweig, Gaming, Seiten- andere anspruchsvolle Vorhaben. stetten und Melk, an herausragenden In die letzten Monate seiner aktiven Kirchen wie Sonntagsberg, dem Laufbahn fiel die Transferierung Dom von St. Pölten, bedeutenden des Landeskonservatorates aus der Burgen und Schlössern wie unter Zentrale in der Wiener Hofburg HR Dr. Peter König anderen Atzenbrugg, Pottenbrunn, nach Krems. Landeskonservator für Niederösterreich Plankenstein und Traismauer. Sein Schreibtisch war selbst in Über diese Einzeldenkmale hinaus der hektischen Zeit des Umzugs im- war ihm immer der städtebauliche mer geordnet. Und diese Ordnung Zusammenhang, in dem die von Gegenständlichem und Gedan- Objekte stehen, ein Anliegen. In ken, die er klar und verständlich mit- Duzenten Orten betreute er Fas- zuteilen in der Lage ist, zeichnet sein sadenrestaurierungsaktionen, und Wesen aus. Mit großer fachlicher seine besondere Aufmerksamkeit Kompetenz, Verständnis und Inter- erfuhren Stadtdenkmale wie z.B. esse geht er auf alle mit den Denk- Waidhofen/Ybbs. In diesen vielfäl- mälern Befassten zu und versucht, tigen Aufgabenfeldern fanden sich sie mit seiner Begeisterung für die immer wieder Aufgaben in seiner Sache mitzureißen. Dass er in we- Lieblingsdisziplin, der Barockkunst. nigen Monaten das Pensionsalter Die Restaurierungen von Schloss erreichen wird, ist kaum zu glauben Hof oder Schloss Salaberg boten angesichts seines intensiven täglichen dem promovierten Kunsthistoriker Einsatzes und seiner unveränderten ein weites Betätigungsfeld für seine Begeisterung für seine Arbeit.

52 Tag des Denkmals - 28. 09. 2008 Schule in Berndorf, die Sala terrena und die Gärten in Stift Altenburg European Heritage Days, Journees Européenes Du Patrimoine oder die Loretokapelle der Pfarr- kirche Straß im Straßertal, eine Nachbildung der Casa Santa von Wasser“ (Brücken, Mühlen, Schiff- Loreto. Wenige Tage vorher wird fahrt, Brunnenanlangen), „Irdisches eine eigene Veranstaltung für und Unterirdisches“ (Keller, Gräber, Schulen angeboten, um auch dem Grabungen) ist heuer „Kulturim- jungen Publikum sein baukul- port – Von italienischen Fresken turelles Erbe altersgerecht nahe und chinesischen Zimmern“ das zu bringen. In Niederösterreich Thema. Es nimmt Bezug auf das können Schulklassen am 24. europäische Jahr des Interkulturellen 09. etwa die Stadtmauern und Berndorf, Schule, maurisches Klassenzimmer Dialoges und wird die Aufmerk- Stadttürme von Hainburg an der samkeit auf die vielen Highlights Donau, einen Stadtmauerrundgang Der „Europäische Tag des Denk- des kulturellen Erbes lenken, die in und Wiener Neu- malschutzes“ ist eine vom Europa- ohne den intensiven künstlerischen stadt, das Schloss Kreisbach bei rat initiierte Aktion, die die An- Austausch zwischen heimischen Wilhelmsburg oder das Schul- liegen von Denkmalschutz und und fernen Kulturen und Religi- museum Berndorf besuchen. Denkmalpflege einer breiten Öf- onen nicht entstanden wären. fentlichkeit bekannt machen soll. In allen Regionen Niederöster- In Österreich liegen Planung und reichs wird am 28. September ein Hinweis Organisation dieser als „Tag des reichhaltiges Programm stattfinden. Das österreichische Programm Denkmals“ bezeichneten Veran- Unter den Objekten finden sich im Internet unter: www.bda.at staltung beim Bundesdenkmalamt. etwa die die Schlösser Eckartsau Für jedes Bundesland stehen Folder Bereits seit 1995 finden zu jährlich und Kreisbach, die Gartenpavillons mit dem genauen Programm zur wechselnden Programmschwer- von Schloss Obersiebenbrunn und Verfügung. Bitte beachten Sie, dass punkten im gesamten Bundesgebiet von Stift Melk mit ihrer bemerkens- aus organisatorischen Gründen eine Vielzahl von Veranstaltungen werten Freskenausstattung, der zu manchen Programmpunkten statt, beginnend bei einem offenen aus Emailtafeln bestehende Altar Anmeldungen erforderlich sind. Tag für sonst nicht öffentlich zu- des Nikolaus von Verdun in Stift Das Programm der einzelnen gängliche Denkmale, Vorträge, Klosterneuburg, die Stilklassen der europäischen Staaten im Internet Spezialführungen etc. Inzwischen unter: www.coe.int beteiligen sich alle europäischen Stift Melk, Gartenpavillon Staaten an dieser Aktion. Ziel ist es, Denkmäler und Ensembles einem großen Publikum näher zu bringen, das heißt, interessierte BesucherIn- nen mit den geschichtlichen und baugeschichtlichen Hintergründen vertraut zu machen, Funktion und Aufgabe des Denkmals in Vergangen- heit und Gegenwart zu erläutern so- wie Probleme seiner Erhaltung auf- zuzeigen. Nach den Programmschwer- punkten der letzten Jahre wie „Am

53 Ausstellung im Prunkstall des Belvedere Christus und die Apostel aus Spitz an der Donau Ein Skulpturenzyklus aus der Zeit um 1400

Veronika Pirker-Aurenhammer

Die Kulturlandschaft der Wachau – kord wesentlichen Anteil an der äs- schon früh durch Weinbau und thetischen Wirkung der raffiniert -ge Handel am Donaustrom zu einem stalteten Gewandfiguren haben. Der blühenden Wirtschaftsraum ent- gesamte Zyklus wurde in mehreren wickelt – birgt auch heute noch Kampagnen seit 2002 von den Res- bedeutende Kunstschätze aus dem taurierwerkstätten des Bundesdenk- Mittelalter. All das zu bewahren, ist malamtes restauriert, kunsttechnolo- die Aufgabe eines täglich vor neuen gisch untersucht und dokumentiert. Herausforderungen stehenden Das Belvedere präsentiert nun in aktiven Kulturgüterschutzes. Die Kooperation mit dem Bundesdenk- Hl. Johannes Evangelist Ausstellung widmet sich diesem malamt das Ergebnis dieses Projektes Thema und präsentiert die aktuelle in Form einer Studienausstellung im Besucherinformation Restaurierung eines Hauptwerks Schatzhaus Mittelalter im Prunkstall. 11. Juni bis 14. September 2008 gotischer Schnitzkunst der Region. Sie bietet erstmals Gelegenheit, die Unteres Belvedere, Schatzhaus Mit- Im Blickpunkt steht ein Christus- fünf jüngst restaurierten mittleren telalter, Schaudepot im Prunkstall Apostel-Zyklus des sog. ‚Schönen Skulpturen mit der Hauptfigur 1030 Wien, Rennweg 6 Stils’ aus der Pfarrkirche in Spitz. Christi aus nächster Nähe zu be- Täglich 10–12 Uhr Die Zwölf Apostel und die zentrale trachten, bevor sie im Herbst wieder Figur des Christus Salvator zieren zu ihren ‚Kollegen’ auf die Empore Katalog zur Ausstellung dort die Blendarkaden an der Brüs- nach Spitz zurückkehren. Bibliothek der Provinz tung der Westempore. Die Figuren- Die Restaurierung des Apostelzyklus ISBN 978-3-85252-952-3 reihe zählt zu den seltenen Beispielen wurde finanziert von der Pfarre Spitz Gebunden, 64 Seiten, € 14,90 von komplett erhaltenen Ensembles an der Donau, der Dözese St. Pölten, Erhältlich in den Shops des dieser Art im mitteleuropäischen dem Bundesdenkmalamt, der Öster- Belvedere, [email protected] Raum. Bemerkenswert sind nicht zu- reichischen Gesellschaft der Denk- letzt ihre künstlerische Qualität und malfreunde und aus Mitteln der Spitz, Pfarrkirche, die weitgehend erhaltenen mittel- Denkmalpflege des Landes Nieder- Mittelteil der Empore mit alterlichen Fassungen, deren Farbak- österreich. dem Christus-Apostel-Zyklus

54 Buchbesprechung

Gorazd Živkovicˇ

Klosteranlage. Die über Jahrzehnte aus gotischen Handschriften über laufende intensive Erforschung reformierte bzw. nicht reformierte der Geschichte des Stiftes und Klöster oder die Stiche von 1649 im Speziellen der Baugeschichte und 1702 über die Vorzustände der findet in der vorliegenden Pu- Gesamtanlage des Stiftes zählen da blikation ihren Niederschlag. schon zu den bekannteren Mo- In Anbetracht des Umstands, tiven. Vor allem die im zweiten Teil dass der letzte Bildband über das behandelte Baugeschichte kann an Stift vor 30 Jahren herausgegeben Hand von Prandtauerschen und wurde, war es höchste Zeit für Munggenastschen Skizzen und eine zeitgemäße und umfassende Entwürfen der Stiftskirche oder der Neuveröffentlichung. Das vorlie- Kuppelmalereien – Entwürfe von gende Buch präsentiert mit den Beduzzi, Ausführung von Rottmayr etwa 600 Farbabbildungen eine der – gut nachvollzogen werden. bedeutendsten barocken Kloster- Burkhart Ellegast versteht anlagen Österreichs. Dabei wird es deutlich zu machen, dass die sowohl der Geschichte des Klosters, verwirrende Vielfalt und beina- Das Stift Melk seiner Architektur und künstleri- he überschäumende Theatralik Burkhard Ellegast, schen Ausstattung als auch dem einem benediktinischen Grundsatz Im Eigenverlag des Stiftes Melk Leben im Stift Rechnung getragen. untergeordnet ist: „Ut in omni- 1. Auflage 2007, 420 Seiten Mit herausragendem Detailwissen bus glorificetur deus“ (Damit in ISBN 978-3-9502328-06 und übersichtlicher Systematik allem Gott verherrlicht werde). Verkaufspreis € 59,90 wurde für ein kulturinteressiertes Mitte und eigentlicher Sinn des Publikum eine Fülle relevanter ganzen Gebäudes ist die Kirche. Bei der Suche nach Publikati- Informationen aufgearbeitet Ihre Bedeutung, ihr theologisches onen über das Stift Melk stößt und in komprimiertem Umfang Konzept und ihre künstlerische man immer wieder auf den Autor wiedergegeben. Die Unterteilung Interpretation werden im eigent- Burkhard Ellegast. Als gebürtiger auf fünf Hauptkapitel bietet eine lichen Hauptkapitel, das von der Melker hat Altabt Burkhard das klare Übersicht, wobei die Gegen- Ikonographie des Stiftes Melk han- Stiftsgymnasium besucht und trat überstellung der Textpassagen mit delt, nachvollziehbar aufbereitet. nach Abschluss seiner Schulzeit in bildlichen Darstellungen überzeugt. Diesem Umstand verdankt das Stift ein. Sowohl seine langjäh- Sonst nur aus größerer Entfernung das Buch seinen anschaulichen rige Lehramtstätigkeit, als auch die sichtbare Details von Fresken, Reli- und umfassenden dokumen- vielfältigen Aufgaben im Konvent efs oder in üblichen Stiftsführungen tarischen Charakter, der es zu und im Orden haben ihn mit dem nicht zugängliche Gemälde sind einem exzellenten Nachschlag- Stift auf das Innigste verbunden. In in großen Abbildungen wiederge- werk über das Stift Melk macht. die 26 Jahre seiner Amtszeit als Abt geben und machen die Geschich- fällt die umfassende Restaurierung te des Stiftes anschaulich. Der der Stiftskirche und der gesamten Stiftsbrief von 1113, Illustrationen

55 Ziegelsammlungen in Niederösterreich

Eggenburg Langenlois Wullersdorf Ziegelmuseum 1. Europäisches Dachdeckermuseum Wullersdorfer Ziegelmuseum Bürgerspitalgasse „Fritz und Rupert Hatschek-Museum“ Hauptplatz/Abt-Karl-Straße, 3730 Eggenburg Landesberufsschule für das Baugewerbe, „Erzherzog Fertinant Keller“ Tel.: 02984/3400 Walterstraße 35 2041 Wullersdorf nach Vereinbarung 3550 Langenlois Tel.: 02951/8806 Tel.: 02734/2460 Jeder 1. So im Monat 14.00-17.00 Guntramsdorf Sa/So/Fei 9.00-14.00 Uhr sowie nach Vereinbarung Heimatmuseum Ernst Wurth oder nach Vereinbarung Alte Hauptschule, Schulgasse 2a Weitere Informationen zu den niederös- 2353 Guntramsdorf Trabenreith terreichischen Museen mit weiterführen- Tel.: 0699/11345189 Ziegelmuseum den Links unter www.noemuseen.at Di 9.00-12 Uhr, Mi 14.00-17.00 Trabenreith 24 Uhr, Sa 14.00-17.00 Uhr, an jedem 3754 Irnfritz-Messern Quelle: VOLKSKULTUR NIEDERÖS- 1. So im Monat 14.00-17.00 Tel.: 02986/6855 TERREICH GmbH, MUSEUMSMA- Uhr und nach Vereinbarung. nach Vereinbarung NAGEMENT NIEDERÖSTERREICH, Haus der Regionen, Donaulände 56, Kleinebersdorf Vösendorf 3504 Krems-Stein, Tel.: 02732/73999, Ziegel im Weinviertel Schloss Vösendorf, Ziegelausstellung [email protected] Kellergasse Kleinebersdorf 2331 Vösendorf 2114 Großrußbach Tel.: 01/6990311 Tel.: 02263/6755 April-Dezember Sa 14.00-17.00 Uhr, nach Vereinbarung Führungen nach Vereinbarung

Abbildungsnachweise

Innenteil Titelbild BDA, Archiv: S. 13, 16, 17, 18, 19, 43, 44, Großes Bild: Krems, Dachlandschaft (Foto: 45, 46, 47, 48, 49, 51, 52, 53, 54; Donau Niederösterreich/Gregor Semrad) B. Maldoner/W. Schmid: S. 6, 7, 8, 9, 10; Kleines Bild: AMC, Archäolog. Muse- Fa. Tondach: S. 11, 12, 14; um Carnuntinum (Foto: F. Humer) Akad. Druck- undVerlagsanstalt, Graz: S. 15; Bild Rückseite: Schallaburg, Arkadengang, Verlag für Bauwesen, Wiesbaden, Detail, Hundefräulein (Foto: H. Lackinger) Berlin 1991, K.H. Pfestdorf: S. 16; MAK - Museum für angewandte Kunst Wien: S. 17 (links) B. Benedikt: S. 17 (rechts); Stift Melk, Archiv: S. 20, 22, 23; Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H.: S. 25, 26, 27, 28 (Foto: H. Lackinger); Archäolog. Park Carnuntum: S. 29, 30, 31, 32 (Foto: F. Humer); ISG Graz, H. Hohmann: S 33. 34. 35; http:/commons.wikimedia.org/wiki/Image: Luebeck_StMarien_Rathaus.jpg: S. 36; A. Friedrichsen: S. 38, 39; http://commons.wikimedia.org/wiki/Image: AEG-Apparatefabrik_Wedding.jpg: S. 39; S. J. Burna/Krems: S. 40, 41, 42;

56 Bisher sind erschienen: Nachbestellung, Bezug

Band 1 Stift Dürnstein * Wenn Sie die Broschüre der Reihe „Denkmalpflege in Niederösterreich“ 2 Kleindenkmäler * noch nicht regelmäßig erhalten haben und die kostenlose Zusendung 3 Wachau * wünschen, senden Sie uns bitte die Antwortkarte ausgefüllt zu. 4 Industriedenkmäler * Verwenden Sie bitte die Antwortkarte auch für allfällige Mitteilungen, Anregungen und Adressänderungen. Schreiben Sie bitte an: 5 Gärten * 6 Handwerk * Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Landhausplatz 1, 3109 St. Pölten 7 Rückblicke - Ausblicke 8 Sommerfrische * oder senden Sie uns ein E-Mail an [email protected] 9 Denkmal im Ortsbild * bzw. senden Sie uns ein Fax unter 02742/9005-13029 10 Verkehrsbauten * 11 Elementares und Anonymes * Hinweis 12 Burgen und Ruinen * Vergriffene Broschüren können im Internet heruntergeladen werden unter: http://kultur.noe.at/denkmalbroschuere 13 Kulturstraßen * 14 Zur Restaurierung 1. Teil * 15 50 Jahre danach ✁ 16 Zur Restaurierung 2. Teil * 17 10 Jahre Denkmalpflege in Niederösterreich 18 Zur Restaurierung 3. Teil *

19 Umbauten, Zubauten * Bitte frankieren 20 Leben im Denkmal ausreichend 21 Speicher, Schüttkästen 22 Der Wienerwald * 23 Die Via Sacra 24 Blick über die Grenzen 25 Die Bucklige Welt 26 Die Wachau, UNESCO Weltkultur- und Naturerbe An Herrn Landeshauptmann Erwin Pröll Dr. Landhausplatz 1 Pölten 3109 St. 27 Südliches Waldviertel 28 Most- und Eisenstraße 29 Semmering UNESCO Weltkulturerbe 30 St. Pölten, Landeshauptstadt und Zentralraum 31 Waldviertel 32 Archäologie 33 Weinviertel 34 Gemälde 35 Holz 36 Menschen und Denkmale 37 Stein 38 Wallfahrten

Die mit * versehenen Titel sind vergriffen.

Kein Nachdruck vorgesehen! in „Denkmalpflege habe die Broschüre Ich noch nicht erhalten und Niederösterreich“ kostenlos und möchte diese in Zukunft zugesandt Verpflichtung ohne jede bekommen. Absender bitte in Blockbuchstaben Telefon

57 Spenden Autoren von Band 39 „Lehm und Ziegel“

Gelegentlich erhalten wir eine Nach- Mag.art. Barbara Benedikt Arch. Dipl.Ing. Gerhard Lindner richt über die Bereitschaft zu einer Wien, freiberufliche Restauratorin Architekturbüro Baden Zahlung für die Denkmalpflegebro- schüre. Hiezu dürfen wir feststellen, Mag. Hermann Dikowitsch Dr. Bruno Maldoner dass die Broschüre weiterhin kostenlos Geschäftsführer der Wien, BMfUKK erhältlich ist. Spenden zur Erhaltung Schallaburg KulturbetriebsgesmbH bedeutender Denkmäler sind jedoch Walpurga Oppeker sehr willkommen, beispielsweise für: Abt Dr. Burkhard Ellegast OSB Tulln Stift Melk Schloss Greillenstein Dr. Veronika Pirker-Aurenhammer Sparkasse Horn AG Arch. Dipl.Ing. Alk Friedrichsen Wien, Österr. Galerie Belvedere BLZ 20221 Hamburg, Architekt und Denkmalpfleger Konto-Nr. 11247 Dipl.Ing. DDr. Patrick Schicht Univ.-Doz. Dipl.Ing. Dr. Bundesdenkmalamt, Wallfahrtskirche Heiligenblut am Jauerling Hasso Hohmann Landeskonservatorat für NÖ Raiffeisenbank Region Melk Int. Städteforum Graz (ISG) Unterstützungsverein „Freunde der Ing. Walter Schlenkert Wallfahrtskirche Heiligenblut“ Mag. Franz Humer Gleinstätten, Firma Tondach BLZ 32 651 Archäologischer Park Carnuntum Konto-Nr. 460 22 31 Arch. Dipl.Ing. Wilhelm Schmid Dr. Helmut Hundsbichler Stettenhof und Wien, Prof. und Krems, Österr. Akademie der Wissen- ehem. Fachvorstand der Hochbauabt. schaften, Institut für Realienkunde HTL Krems

Ing. Mag. Margit Kohlert Mag. Gorazd Živkovič Bundesdenkmalamt, Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für NÖ Landeskonservatorat für NÖ

Ausstellungsempfehlung

Kartause Mauerbach silentium continuum - Architektur der Stille

6. Juni bis 2. November 2008 Fr. - So. von 10:00 bis 18:00 Uhr, Feiertage geöffnet

Kartause Mauerbach, 3001 Mauerbach T: 0043-1-9798808, F: 0043-1-9798808-90, E: [email protected]

58 Impressum

Herausgeber und Verleger Amt der NÖ Landesregierung Abteilung Kultur und Wissenschaft Leiter: HR Dr. Joachim Rössl Landhausplatz 1, 3109 St. Pölten

Broschürenbestellung [email protected] Tel. 02742/9005-13093 Fax. 02742/9005-13029

Redaktionskomitée Edith Bilek-Czerny Hermann Dikowitsch Friedrich Grassegger Martin Grüneis Werner Kitlitschka Margit Kohlert Peter König Andreas Lebschik Gerhard Lindner Christine Pennerstorfer Patrick Schicht Alexandre Pierre Tischer Elizabeth Umdasch

Koordination Edith Bilek-Czerny Gerhard Lindner, Architekturbüro in Baden

Layout Alexander Korab Design 1230 Wien

Hersteller Druckerei Janetschek, 3860 Heidenreichstein

Linie Informationen über denkmalpflegerische Vorhaben im Land Niederösterreich, in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, Landeskonservato- rat für Niederösterreich. Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. des Herausgebers darstellen.

St. Pölten, Juli 2008

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