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Auenmagazin

Magazin des Auenzentrums Neuburg a.d. Donau www.auenzentrum-neuburg.de

Heft 01/2010 Liebe Leserinnen und Leser, der frühere Reichtum der Auen und ihrer Gewässer ist leider vielerorts verloren gegangen. Die Vielfalt an Formen und Struktu- ren, die überraschende Vielzahl von Tieren und Pflanzen ist in den Auen Mitteleuropas nur noch selten anzutreffen. Der Mensch nahm und nimmt die Aue und ihre Gewässer für sich auf unterschiedlichste Weise in Anspruch, er übernahm die Rolle des Ge- stalters, wie sie früher den Flüssen zufiel.

Alle Bemühungen, heutzutage naturnahe Flussauen zu bewahren und wieder herzustellen, sind es deshalb nach Auffassung des Auenzentrums Neuburg a.d. Donau wert, in einem eigenen Magazin, einer breiten, interessierten Öffentlichkeit gezielt präsen- tiert zu werden. Anlässlich des Internationalen Donautages 2010 in Neuburg a.d. Donau werden in der ersten Ausgabe des Au- enmagazins drei Auenprojekte aus dem Einzugsgebiet der Donau vorgestellt, die sich besonders dem Erhalt und der Entwicklung naturnaher Lebensräume in der Aue widmen. Im Vordergrund stehen Lebensräume, deren Entwicklung durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung in der Vergangenheit begünstigt wurden, deren Existenz heute jedoch durch intensivere Nutzungsformen in Gefahr geraten ist. Diese Projekte tragen damit dazu bei die Vielfalt der Auen- und Gewässerökosysteme im Donau- Einzugsgebiet zu schützen und zu entwickeln, Lebensräumen zu vernetzen und die biologische Vielfalt zu erhalten.

Zukünftige Ausgaben des Auenmagazins werden sich weiteren Aspekten der Auen widmen, wie beispielsweise der Bedeutung der Auen bei Hochwasser oder der Landnutzung in Auen. Ich wünsche ihnen beim Lesen dieser ersten Ausgabe viele neue Er- kenntnisse und tiefgehende neue Eindrücke zu den vorgestellten Projekten.

Siegfried Geißler, Auenzentrum.

Inhalt Projektvorstellungen

Naturschutzgroßprojekt Regentalaue des Landkreises ...... 3 A. Stelzl Biogeographischer Knotenpunkt Isarmündung: Naturschutzgroßprojekt des Landkreises ...... 8 F. Schöllhorn Das Ecknachtal im Landkreis Aichach-Friedberg ...... 13 Th. Kaeuffer & H. Wessel

Kurzpräsentation Das Auenzentrum Neuburg a.d. Donau...... 18

Beiträge, die nicht ausdrücklich als Stellungnahme des Herausgebers gekennzeichnet sind, stellen die persönliche Meinung der Verfasser/innen dar. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder; aus der Veröffentlichung ist keinerlei Bewertung durch die Redaktion ableitbar!

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NATURSCHUTZGROßPROJEKT REGENTALAUE DES LANDKREI- SES CHAM Extensive Grünland– und Teichbewirtschaftung in einem Naturschutzprojekt

ALOIS STELZL

Mit derzeit 1427 ha ist das zwischen Cham und Pösing in Ostbayern gelegene Projektgebiet eines der größten Na- turschutzgebiete Bayerns. Überwiegend von Grünland bedeckt und mit zahlreichen amphibischen und aquatischen Biotopen ausgestattet, leistet es einen wertvollen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung, der durch intensive Inan- spruchnahme der Landschaft bedrohten Tier– und Pflanzenwelt im Donauraum, insbesondere als Brut– und Rastge- biet für Wiesenbrüter und Wasservögel. Auf Grundlage eines Pflege– und Entwicklungsplanes werden Ziele und Maßnahmen definiert. Neben der Grünlandpflege spielt die Bewirtschaftung der das Landschaftsbild prägenden Tei- che eine wesentliche Rolle. Mit der Sicherung dieses Talraumes für Ziele des Naturschutzes wird darüber hinaus ein Beitrag zur natürlichen Hochwasserrückhaltung für die Unterlieger im Donauraum geleistet.

Projektvorgeschichte

Die Bemühungen zur Einrichtung eines Schutzgebietes reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Jedoch erst 1986 konnten knapp 200 ha geschützt werden. Bevor der Landkreis Cham das Naturschutz- großprojekt 1989 startete, waren be- reits umfangreiche, überwiegend vogel- kundliche Daten der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern, Gruppe Cham, vorhanden. Der Landesbund für Vogelschutz und der Bund Naturschutz hatten bereits ökologisch wertvolle Flächen des Untersuchungsgebietes an- gekauft oder langfristig gepachtet.

Projektbeginn, Pflege- und Abb. 1: In weiten Mäandern durchzieht der Fluss die von Grünland geprägte Auenland- Entwicklungsplan schaft zwischen der Stadt Cham im Osten und der Ortschaft Pösing im Westen. Im Hinter- grund die Bergkette des Bayerisch-Böhmischen Grenzgebirges. (Foto: P. Zach, Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern) Das Naturschutzgroßprojekt mit Förde- rung durch Bundesmittel und Beglei- tung durch das Bundesamt für Natur- men, bspw. zur Förderung der sehr sel- sung konnten im Herbst 2009 noch mal schutz in Bonn konnte 1989 beginnen. tenen Buschnelke (Dianthus seguieri). ca. 1 Million € in Flächenankäufe (ca. Insgesamt standen für den Zeitraum Aufgrund dieser Planung wurden auf ei- 45 ha) investiert werden. Das von 1989 bis 2003 10 Millionen € zur ner 1,3 ha großen, ehemaligen Ackerflä- Projektgebiet besitzt nun eine Gesamt- Verfügung, die zu 75 % vom Bund, zu che, die obersten 30 cm Humus abgezo- größe von 1770 ha. Das im Januar 2010 15 % vom Freistaat Bayern und zu 10 % gen. Auf der so entstandenen Magerflä- durch die Regierung der Oberpfalz vom Landkreis Cham gegeben wurden. che wurden Samen und vorgezogene ausgewiesene Naturschutzgebiet hat Pflanzen der Buschnelke ausgebracht. eine Größe von 1427 ha. Somit ist es Am Anfang stand die Erarbeitung eines das derzeit größte Naturschutzgebiet umfangreichen Pflege– und Entwick- der Oberpfalz und eines der größten lungsplanes, der drei Jahre nach Pro- Projektgebiet und heutiger Schutz- Bayerns. Das gesamte Projektgebiet jektbeginn vorgelegt werden konnte. status liegt in einem [→] FFH- und SPA–Gebiet, Dieser beschreibt flächenscharf natur- große Teile des Gebietes stehen unter schutzfachlich notwendige Maßnah- Im Zuge der Naturschutzgebietsauswei- Landschaftsschutz. (Abb. 2) Der über-

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Abb. 2: Ausschnitt der Hinweistafel zur Darstellung des Nutzungsgefüges im Projektgebiet der Regentalaue mit vergrößerter Legende( Karten- grundlage: © Bayerische Vermessungsverwaltung http://www.geodaten.bayern.de, Datenaufbereitung: Landratsamt Cham (IkGIS-Cham) http:// www.landkreis-cham.de) wiegende Teil des Projektgebietes um- fasst die Regenniederung.

Kurze Gebietsbeschreibung und Lebensräume der Aue

Das Projektgebiet befindet sich zwi- schen Pösing und der Stadt Cham (Oberpfalz) im Naturraum der Cham- Furter Senke auf einer mittleren Höhe von ca. 360 m.ü.NN. (vgl. AßMANN & LIPSKY 1991). ZACH (1989) gibt für das Gebiet eine mittlere jährliche Nieder- schlagssumme von 716 mm, eine mitt- lere jährliche Temperaturdifferenz von 19 °C und eine Jahresmitteltemperatur von 7,9 °C an. Abb. 3: Bedingt durch die weitgehend natürliche Flussdynamik kommt es zur Zeit der Abb. 2 zeigt, dass innerhalb des Projekt- Schneeschmelze oder bei länger anhaltenden Niederschlägen regelmäßig zu Über- gebietes Wiesennutzung das Auenbild schwemmungen im gesamten Auengebiet. Die Aue dient dann als natürlicher Retentionsraum und als biologische Selbstreinigungsstrecke. (Foto: A. Stelzl) wesentlich prägt. Der Regen verläuft in auslandenden Mäandern durch die Nie- derung und überschwemmt diese noch gen werden insbesondere durch die verursacht, aber auch infolge von län- regelmäßig (Abb. 3). Überschwemmun- Schneeschmelze im Bayerischen Wald geren Starkregenniederschlägen.

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Das Bild der Auenlandschaft wird neben der Wiesennutzung von unterschiedli- chen Gewässertypen und den damit verbundenen Lebensräumen geprägt: Flusslauf, Bäche, [→] Altwässern mit vollständiger Verlandungszonation, Grä- ben. Eine besondere landschaftliche Prägung erhält das Projektgebiet durch die Anfang des 16. Jahrhunderts ange- legten Teiche des Rötelsee-Weiher- gebietes. Infolge der überwiegend ex- tensiven Nutzung und der natürlicher- weise einsetzenden [→] Verlandnungs- prozessen stellen sie heute eine wesent- liche Grundlage für die Vielfalt an Feuchtgebiets-Lebensräumen dar (Schwingrasenverlandung, breite Röh- richtzonen etc.) (Abb. 4). Aufgrund der Abb. 4: Das im frühen 16. Jahrhundert angelegte Rötelsee-Weihergebiet mit seinen an- besonderen Bedeutung der Bewirtschaf- grenzenden Verlandungszonen und [→] Streuwiesen bietet Lebensraum für eine Vielzahl sel- tung für die Lebewelt, welche sich im tener Tier- und Pflanzenarten, z. B. Moorfrosch (Rana arvalis), Schwarzhalstaucher (Podiceps Projektgebiet eingestellte hat, wird die nigricollis), Preußisches Laserkraut (Laserpitium prutenicum). Im Hintergrund die Stadt Cham. Bewirtschaftung der Teiche in diesem (Foto: P. Zach, Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern) Beitrag hervorgehoben dargestellt.

Teichbewirtschaftung

Die Teiche werden abwechselnd im Rhythmus von zwei Jahren abgelassen, so dass in der Regel immer einer der Rötelsee-Weiher befüllt ist. Die großen Fische werden entnommen und von den Anglerfreunden Untertraubenbach, ei- nem ortsansässigen Fischereiverein, ver- wertet. Dieser Verein arbeitet unent- geltlich im Auftrag und unter Aufsicht der unteren Naturschutzbehörde. Um für die Mitglieder einen gewissen Ertrag und Anreiz zu erzielen, werden im Frühjahr eine geringe Anzahl von einjährigen Spiegelkarpfen (Cyprinus carpio morpha noblis, Zuchtform des Abb. 5: Verstreut über die ganze Regentalaue wurden ca. 70 Biotopgestaltungen durch- Karpfens (Cyprinus carpio)) und Schleien geführt. Dabei handelt es sich überwiegend um seichte Mulden bis zu einer Größe von (Tinca tinca) eingesetzt. Grundsätzlich 2 5000 m . Diese Flächen wirken wie Magnete auf Vogel-, Libellen- und Amphibienarten. Auch werden sonst keine weiteren Fische bayernweit seltene oder verschollene Binsen und Seggen konnten sich auf diesen Flächen gesetzt. Es verbleiben die restlichen wieder ansiedeln. Zugleich dienen sie als Retentionsraum. (Foto: A. Stelzl) Kleinfische im Gewässer, das nach dem Abfischen gleich wieder gesteckt In diesem Abschnitt des Regens ist die ca. 14 Millionen m3 in der Aue ge- [aufgestaut, Anm. d. Red.] wird. typische Prägung des Auen-Ökosystems speichert. Der Gewässerlauf selbst fasst von der Dynamik des Wassers (Grund– ca. 1,4 Millionen m3. (Abb. 3) Erfolgt eine [→] Auswinterung, werden und Oberflächenwasser) und seine Fä- die Fische, welche überwiegend aus higkeit, Hochwasser zurückzuhalten Abb. 2 zeigt ferner, dass der für diese [→] Weissfischarten bestehen, überwin- noch zu beobachten. Nach stationären Auengebiete typische Auwald nur noch tert und im darauffolgenden Frühjahr Berechnungen des WWA in Resten vorhanden ist, meist als Wei- wieder eingesetzt. Das „Bewirtschaften“ werden bei fünfjährlichem Hochwasser den– und Schwarzerlensäume entlang der Teiche ist unumgänglich, da sich an maximal ca. 9 Millionen m3 und bei der Gewässerufer. sonsten ein sehr hoher Bestand des Gie- hundertjährlichem Hochwasser maximal bel (Carassius gibelio) aufbauen würde.

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Landkreis: ...... 386 ha Wasserwirtschaftsamt (beinhaltet Gewässerflächen): ...... 145 ha Bundesrep. Deutschland (ökologische Ausgleichsflächen): ...... 8 ha Landesbund für Vogelschutz in Bay. e.V. / World Wide Fund for Nature: ..... 39 ha Bund Naturschutz in Bay. e.V.: ...... 13 ha

Darüber hinaus wurden mit den dort wirtschaftenden Landwirten auf ca. 180 ha Privatflächen und 235 ha Land- kreisflächen Nutzungsvereinbarungen im Rahmen des Bayerischen Vertrags- naturschutzprogramms abgeschlossen.

Biotopgestaltende Maßnahmen, die überwiegend eine Wiederherstellung des ursprünglichen Auenreliefs aus Abb. 6: Die Aktivitäten des Bibers (Castor fiber) in Gräben und Bächen führen regelmäßig zu Buckeln und Seigen darstellen, wurden großflächigen Überschwemmungen. Da die betroffenen Flächen landwirtschaftlich genutzt und werden auf landkreiseigenen Flä- werden, hat dieser interessante Lebensraum nur selten langen Bestand. (Foto: A. Stelzl) chen ausgeführt. Sie stellen damit wei- tere, zusätzlich entstandene, wertvolle und wichtigen [→] Retentionsflächen dar.

Dadurch wurde eine Lebensraumauf- wertung für wiesenbrütende Vogelarten, wie z. B. Großen Brachvogel (Numenius arquata) und wiesennutzende Vogel- arten, wie den Weißstorch (Ciconia ci- conia) erreicht. Seltene Amphibien-, Reptilien- und Libellenarten (z. B. Moor- frosch (Rana arvalis), Gelbbauchunke (Bombina variegata), Laubfrosch (Hyla arborea), Ringelnatter (Natrix natrix), Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), Blaufügel-Prachtlibelle (Ca- Abb. 7: Bestandsentwicklung der Uferschnepfe (Limosa limosa) von 1972 bis 2009 in der lopteryx virgo), Grüne Keiljungfer Regentalaue (Bestandserhebung: P. Zach und A. Fischer) (Ophiogomphus cecilia)) finden in den wiedervernässten Bereichen Laich- und In einem Versuch, bei dem ein Teich werden, um den Verlust von jungen Eiablageplätze. Darüber hinaus be- über sechs Jahre nicht abgefischt wur- Wasservögeln zu minimieren. reichern die gestalteten Flächen durch de, setzte sich der Fischbestand am En- ihre artenreichen Pflanzengesellschaf- de zu 90 % aus Giebel zusammen. ten das Landschaftsbild. (Abb. 5 und Umsetzung auf landwirtschaftlich Abb. 6) Ein weiterer wichtiger Aspekt des genutzten Flächen regelmäßigen Abfischens ist die Auch der Naturerlebniswert für Be- Minimierung der Nahrungskonkurrenz Der Landkreis Cham und das Wasser- sucher der Regentalaue konnte dadurch durch Friedfische. Ferner ist für Arten wirtschaftsamt Regensburg haben seit in einigen Bereichen deutlich erhöht wie den Schwarzhalstaucher (Podiceps Beginn der Projektlaufzeit bis zum werden. Seit Beginn des Projektes nirgricollis) auch die Gewässereintrü- Jahresende 2009 im Projektkerngebiet zeigen sich bereits die ersten Erfolge. bung durch wühlende Fische von Nach- 431 ha Flächen erworben. (Landkreis Die Bestandszahlen der wiesenbrü- teil. Sie brauchen als Sichtjäger eine 386 ha, Wasserwirtschaftsamt 41 ha). tenden Vogelarten haben sich stabili- bestimmte Sichtweite unter Wasser. Die Insgesamt setzen sich die Flächen der siert, einige Arten zeigen eine leicht Bestände von Fischarten wie dem Hecht öffentlichen Hand und der Naturschutz- steigende Tendenz. (Abb. 7) (Esox lucius), sog. Raubfische, sollen verbände wie folgt zusammen: ebenfalls möglichst gering gehalten Einzelne Landwirte haben sich darauf

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eingestellt, den Aufwuchs der exten- Glossarbegriffe Streuwiese siven Flächen in ihrem landwirtschaft- lichen Betrieb sinnvoll zu verwerten. Altgewässer Streuwiesen sind eine vom Menschen Beispielsweise wird bei einem Schnitt- gestaltete extensive Grünland- zeitpunkt zum 1. September das Oberbegriff für Auen-Stillgewässer Nutzungsform. Streuwiesen dienen Schnittgut in einem Biohof zur Einstreu (Altarme, Altwasser, Qualmgewässer), nicht der Futtererzeugung, sondern der bei Kälbern und Bullen verwendet. Bei die durch natürliche (flussmorpholo- Gewinnung von Streu für die Ställe. Sie einem Schnittzeitpunkt zum 1. Juli wird gische) Prozesse oder künstliche Eingrif- treten an feuchten und nassen Stand- das Schnittgut überwiegend als Pferde- fe vom Fließgewässer morphologisch orten, z. B. in Bereichen mit Quellwas- heu genutzt. (teilweise) abgetrennt wurden. 1, 2 ser-Austritten, in Senken mit ver- mindertem Wasserabfluss oder in Moor- Im Zusammenhang mit der Ausnützung Altwasser gebieten auf. Streuwiesen werden nicht der verschiedenen Programme zeigte gedüngt und traditionell zumeist einer sich, dass es möglich ist, auch in, und Vollständig abgeschnittenes Altgewäs- Herbstmahd unterzogen, wodurch im mit einem Naturschutzgroßprojekt als ser, welches nur noch bei Überschwem- gewissen Umfang Nährstoffe entzogen, landwirtschaftlicher Betrieb erfolgreich mungen mit dem Fließgewässer in Ver- die Verfilzung und das Aufkommen von zu bestehen. bindung steht. 2 Gehölzen verhindert werden. 4

Auswinterung Verlandung Literatur

AßMANN, O. & LIPSKY, H. (1991): Errichtung Die Teichbodenfläche wird über den Allmähliche Auffüllung von Gewässern und Sicherung schutzwürdiger Teile Winterzeitraum nicht überstaut, so dass durch Ablagerung von Schwebstoffen von Natur und Landschaft mit gesamt- infolge von Gefriervorgängen im Teich- und Geschiebe (Anlandung), sowie staatlich repräsentativer Bedeutung - boden eine Bodenlockerung erzielt wer- durch Torf– und Humusbildung abge- Projekt: Regentalaue zwischen Cham und Pösing (Bayern, Oberpfalz).- Natur den soll, die zu einer verbesserten storbener Pflanzenteile infolge des ein- und Landschaft 66. Jhrg. H. 1 S. 47-52. Durchlüftung des Bodens führt, bevor setzenden Pflanzenwachstums. 5 der Teichboden erneut überstaut wird. ZACH, P. (1989): Das Rötelseeweihergebiet im Weißfische Landkreis Cham/Oberpfalz - ein natio- nal bedeutsames Vogelschutzgebiet FFH-Richtlinie (ImportantBird Area/092). Berichte der Einfache Einteilung der (Süßwasser-) Deutschen Sektion des Internationalen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) EU- Fische aufgrund ihrer Färbung. In der Rates für Vogelschutz H. 28 S. 87-100. Naturschutzrichtlinie von 1992 zum Regel werden hierunter silbrig-weiß Schutz und zum Erhalt von Lebens- (metallisch-) glänzende Fischarten aus [→]: Glossarbegriffe raumtypen, Tier- und Pflanzenarten. der Familie der Karpfenfische verstan- den. Retentionsfläche

Bezeichnung der Wasserwirtschaft für eine Fläche, in dem zeitweilig Wasser- oder Stoffrückhalt durch natürliche Gegebenheiten (Mulden, Senken, Vege- Unter Verwendung von: tation) oder künstliche Baumaßnahmen 1 HÜTTE, M. (2000): Ökologie und Wasserbau - (Dämme und Deiche) erfolgen kann. Ökologische Grundlagen von Gewässerverbauung und Wasserkraftnutzung. Berlin. Durch diesen zeitweiligen Rückhalt kön- nen Hochwasserabflussspitzen ge- 2 DEUTSCHER VERBAND FÜR WASSERWIRT- Kontaktanschrift: dämpft werden. Die Erhaltung dieser SCHAFT UND KULTURBAU (DVWK) E. V. (HRSG., 1996): Flußlandschaft - Ökologische Entwick- Funktion u.a. in den Auenbereiche stellt lungskonzepte (= Merkblätter zur Wasserwirt- Alois Stelzl eine Aufgabe des vorsorgenden Hoch- schaft 240) Bonn. Landratsamt Cham wasserschutzes dar. 3 3 SCHOLZ, M.; STAB, S.; DZIOCK, F. & HENLE, K. Untere Naturschutzbehörde (HRSG., 2005): Lebensräume der Elbe und ihrer Rachelstr. 6 SPA-Richtlinie Auen. (= Konzepte für die nachhaltige Entwick- 93413 Cham lung einer Flusslandschaft Bd. 4) Berlin. Tel. 09971/78592 (Special Protected Area, Vogelschutz- 4 BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT (2010): e-Mail: richtlinie) EU-Naturschutzrichtlinie von http://www.lfu.bayern.de/natur/fachinformationen /streuwiesen/index.htm (25.03.2010) [email protected] 1979 zum Schutz wildlebender Vogelar- ten und deren Lebensräume. 5 LAZOWSKI, W. (1997): Auen in Österreich - Stand: Mai 2010 Vegetation, Landschaft und Naturschutz. (= Mo- nographien Bd. 81) Wien.

Auenmagazin 01/2010 7 Schöllhorn, F. Biogeographischer Knotenpunkt Isarmündung 8-12

BIOGEOGRAPHISCHER KNOTENPUNKT ISARMÜNDUNG: NA- TURSCHUTZGROßPROJEKT DES LANDKREISES DEGGENDORF - Vielfalt und Eigenart eines Alpenflusses -

FRANZ SCHÖLLHORN

Das Naturschutzgroßprojekt Isarmündung liegt im Übergangsbereich von und Donau im Naturraum Dungau. Es befindet sich im Landkreis Deggendorf (Regierungsbezirk Niederbayern) zwischen den Städten Deggendorf und unmittelbar vor dem Aufstieg zum Bayerischen Wald. Das Projektgebiet hat eine Fläche von ca. 2930 ha und umfasst weite Auenflächen links- und rechtseitig der Isar von Isar-Fluss-km 0,0 – 8,7.

Abb. 1: Schutzgebiete und Projektbereiche Isarmündungsgebiet (Stand 22.02.2010, Kartengestaltung: Projektgruppe BayernNetz Natur/Büro PAN GmbH, Müchen 2010 u. eigene Ergänzung, Kartengrundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000: 7143, 7243, 7244 © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2010, http://www.geodaten.bayern.de)

Die Isarmündung bei Deggendorf zählt Mitteleuropas und wird als biogeneti- te Waldtypen und 514 ha Offenlandflä- zu den letzten großen naturnahen Mün- sches Reservat eingestuft. chen sind. Des Weiteren sind 3436 ha dungsgebieten Deutschlands. Mit Au- als Landschaftsschutzgebiet ausgewie- wäldern, zahlreichen Altarmen in natur- sen (vgl. Abb. 1 und Abb. 2). naher Ausprägung und seinen äußerst Schutzstatus artenreichen Magerrasen, Au- und Das Bundesprojekt unter Trägerschaft Streuwiesen stellt das Gebiet eine noch 808 ha des Isarmündungsgebietes sind des Landkreises Deggendorf lief von weitgehend intakte Überflutungsaue im als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Als 1989 bis 2001 und hatte zum Hauptziel Mündungsbereich eines Alpenflusses FFH-Gebiet sind ca. 1900 ha gemeldet, ein in Mitteleuropa einzigartiges Mün- dar. Es gehört zu den großen Raritäten wobei ca. 1400 ha meist schützenswer- dungsgebiet zu sichern und zu optimie-

8 Auenmagazin 01/2010 Schöllhorn, F. Biogeographischer Knotenpunkt Isarmündung 8-12

Abb. 3: Eigentumsverhältnisse in den Kernbereichen 1 – 20 des Bundesprojekts Isarmündung

1 bis 20. ten- und Lebensgemeinschaften in ihrer charakteristischen räumlichen Anord- Im Rahmen eines Pflege- und Entwick- nung. lungsplanes wurde 1989 ein zweiglied- riges Leitbild für die Flusslandschaft Typische Kulturlandschaftselemente, die Isarmündung aus naturschutzfachlicher gesichert werden sollen, sind außerhalb Sicht erarbeitet: der Deiche: Abb. 2: Das Isarmündungsgebiet erstreckt sich von Plattling bis Deggendorf auf einer Leitbild innerhalb der Deiche: Es soll − auetypische Magerrasen (Abb. 4) Länge von ca. 8 km (Luftbildaufnahme: Foto- eine möglichst weitgehende Annähe- − Streuwiesen auf unterschiedlichen atelier Weber) rung an eine Wildflusslandschaft ange- Aueniveaus strebt werden (Dynamik / Prozess- − Schneeheidekiefernwälder ren. Um dieses Ziel zu gewährleisten, schutz). Die Reaktivierung der Dynamik − lichte Eichentrockenwälder stand der Grunderwerb innerhalb von in der [→] rezenten Aue ist ein Ziel hier- − Auwiesen (mit Mäh- und Weidenut- 20 Kerngebieten (Projektgebietszone I = für. Dabei soll ein Mindestmaß von zung) 1460 ha) beim Projektmitteleinsatz im bettbildender Dynamik (Seitenerosion) Vordergrund. Den größten Kernbereich zugelassen werden. So sollen Nebenge- bildet die Überflutungsaue zwischen rinne entstehen und das Vorland soll Naturschutzfachliche Wertigkeit den Deichen (817 ha). Hier treibt der wieder stärker vernässt werden. Lang- des Gebiets Freistaat Bayern (Wasserwirtschaftsver- fristiges Hauptziel ist das gesamte Bio- waltung, WWA Deggendorf) den Grund- topspektrum einer Wildflusslandschaft Große zusammenhängende Auwald- erwerb aktuell noch weiter voran. Für zu erhalten bzw. in Teilen wieder zu flächen in einem Vorland von fast die Grundstücke außerhalb der Deichli- entwickeln. Wertvolle gefährdete Le- 1 km Breite: Das Isarmündungsgebiet nie tritt der Landkreis Deggendorf als bensräume sollen dabei ausgedehnt wird bestimmt durch den hohen Anteil Projektträger für den Ankauf der Grund- bzw. entwickelt werden. an Hartholzauwald mit natürlicher und stücke innerhalb von 19 unterschiedlich naturnaher Überflutungsdynamik und großen Kernbereichen auf. Ab 2010 Leitbild außerhalb der Deiche: Der Er- den ebenfalls noch vorhandenen Anteil läuft ein neues BayernNetz Natur-Pro- halt und die Entwicklung der bäuerlich an Weichholzauwald mit naturnaher jekt Isarmündung mit Förderung des geprägten extensiv genutzten Kultur- Überflutungsdynamik. Im Einflussbe- Bayerischen Naturschutzfonds in Höhe landschaft mit ihrem kleinräumigen reich der Donau sind unterhalb des Isar- von 487500 € für den Grunderwerb Standort- und Nutzungsmosaik soll mündungsgebiets im Jahresgang wech- wertvoller Kernbereichsflächen. Außer- gesichert und entwickelt werden. Ziel selnde Wasserstände bis zu 6 m zu beo- dem wurden von der Wasserversorgung hierfür ist die dauerhafte Sicherung der bachten (Abb. 5). Dies ist einmalig im Bayerischer Wald (WBW) knapp 48 ha großen kulturbedingten Vielfalt an Ar- Bereich der deutschen Donau. Beide Le- erworben.

Aktuelle Eigentumsverhältnisse

Innerhalb der Bundesprojektgebietsku- lisse sind aktuell 39,3 % (1152 ha) des Projektgebietes im Besitz der öffentli- chen Hand (Stand 2010). Die Kerngebie- te des Isarmündungsgebiets umfassen 1460 ha. Abb. 3 verdeutlicht die Eigen- Abb. 4: Wechseltrockene alluviale Halbtrockenrasen im Isarmündungsgebiet mit Sumpfgladi- tumsverhältnisse in den Kernbereichen ole (Gladiolus palustris, Foto: Landratsamt Deggendorf)

Auenmagazin 01/2010 9 Schöllhorn, F. Biogeographischer Knotenpunkt Isarmündung 8-12

© Foto Schmidt, LBV Archiv Abb. 8: Der Mittelspecht (Dendrocopos me- dius) ist auf alte, totholzreiche Wälder mit Abb 5: Altwasser bei Isarmünd, Wasserstandsschwankungen bis zu 6 m (Foto: Schmidt, ÖKON Eiche angewiesen. Im Isarmündungsgebiet GmbH) findet er diesen Lebensraum vor allem in Auwäldern der öffentlichen Hand, die exten- siv bzw. nicht bewirtschaftet werden. (Foto: Schmidt, LBV Archiv)

Abb 6: Die zwei einzigen Vorkommen der Abb. 7: Dunkle Akelei (Aquilegia atrata) Becherglocke (Adenophora liliifolia) in mit präalpinem Verbreitungsschwerpunkt © Foto Baumgartner Deutschland befinden sich in Südost-Bayern hier im Isarmündungsgebiet (Foto: Schoger- Abb. 9: Die Kreisgruppe Deggendorf des im unteren Isartal (Foto: Scheuerer) Ohnweiler) Landesbundes für Vogelschutz und die Re- gierung von Niederbayern unterstützen die Vorkommen des Halsbandschnäppers bensraumtypen, Weich- und Hartholz- samt kommen im Gebiet über 40 Pflan- (Ficedula albicollis) im Isarmündungsgebiet auwald, sind nach der europäischen zensippen vor, die deutschlandweit vom durch Artenhilfsmaßnahmen seit über 20 FFH-Richtlinie als prioritär schutzwür- Aussterben bedroht oder stark gefährdet Jahren erfolgreich. (Foto: Baumgartner) dig eingestuft und abhängig von einer sind. Es finden sich Pflanzen aus süd- aktiven, dynamischen Aue mit ausge- osteuropäischen Refugien, wie Becher- seltene Vogelarten: Etwa drei Viertel prägt wechselnden Wasserständen. glocke (Adenophora liliifolia, Abb. 6), der in Bayern beheimateten Brutvogel- Wiesen-Alant (Inula britannica), Arznei- arten kommen im Isarmündungsgebiet Biogeographischer Knotenpunkt: Das Haarstrang (Peucedanum officinale) vor. Die wohl bedeutendste Population Isarmündungsgebiet beherbergt ein ein- oder das Hohe Veilchen (Viola elatior), des Weißsternigen Blaukehlchens lebt zigartiges Spektrum an seltenen und aber auch Pflanzen aus dem voralpinen hier, neben 30 anderen bedrohten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Raum, wie Dunkle Akelei (Aquilegia Feuchtgebietsvogelarten. Weiterhin ist Dazu gehören bundesweit nur an der atrata, Abb. 7) oder das Rostrote Kopf- das Vorkommen von Mittelspecht (Den- Isar bzw. Donau vorkommende Arten, ried (Schoenus ferrugineus). drocopos medius, Abb. 8), Halsband- wie Becherglocke, Glanz-Wolfsmilch schnäpper (Ficedula albicollis, Abb. 9) oder die Donau-Kahnschnecke. Insge- Bedeutendes Brut- und Rastgebiet für als Brutvogel zu nennen, sowie Durch-

10 Auenmagazin 01/2010 Schöllhorn, F. Biogeographischer Knotenpunkt Isarmündung 8-12

werden sollten. Bisher wurde die Eintie- fung der Isarsohle durch Geschiebezu- gabe des Wasserwirtschaftsamtes Deg- gendorf überbrückt.

Außerhalb der Deiche erwarb der Land- kreis Deggendorf in den Kernbereichen 2 bis 20 ca. 342 ha. Auf diesen Flächen konnten in wesentlichem Umfang kul- Abb. 13: Aus dem Braunfroschkomlex, kom- turbetonte Biotoptypen, wie Streuwie- Abb. 10: Die Wasserralle ist [→] Zielart für men neben dem abgebildeten Moorfrosch sen und Halbtrockenrasen im Isarmün- das Isarmündungsgebiet und lebt sehr ver- (Rana arvalis) auch Springfrosch (Rana dal- dungsgebiet erhalten und entwickelt steckt im Bereich der Altwasser, die teilweise matina) und Grasfrosch (Rana temporaria) werden. Gesichert werden konnte auch vor. (Foto: Aßmann) auf Grund fehlender Dynamik strukturell in größerem Umfang Hartholzauwald stark verarmt sind. (Foto: Baumgartner) (ca. 60 ha) mit einer artenreichen gel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum, Krautschicht. Die Veränderung der Real- Abb. 12), Mopsfledermaus (Barbastella nutzung durch Optimierungsmaßnah- barbastellus), Niedergedrückte Federkie- men von Projektbeginn bis zu Projekt- menschnecke (Valvata pulchella) oder ende stellt Tab. 1 anschaulich dar. auch Fische, wie Streber (Zingel stre- ber), Schrätzer (Gymnocephalus schraetser), Zingel (Zingel zingel) und Bereits erzielte Erfolge Huchen (Hucho hucho). Positiv zu bewerten ist die großflächige Das Bundesprojekt wurde 2001 beendet. Umwandlung von Ackerflächen hin zu Insgesamt erwarb der Freistaat Bayern extensiv genutzten Streu-, Au- und Ma- © Foto Baumgartner innerhalb von Kernbereich 1 (Überflu- gerwiesen. Diese Flächen sind dauerhaft Abb. 11: Der Purpurreiher (Ardea purpurea) tungsaue) bisher 563 ha, damit sind gesichert und insbesondere auf mageren kam früher im Isarmündungsgebiet vor und 677 ha hier in öffentlicher Hand, d. h. und wechseltrockenen Standorten ist Zielart für die Isarsanierung, derzeit kann etwa 83 % der Fläche. Langfristig wird konnten großflächig Wuchsorte für bay- er hier nur im Durchzug beobachtet werden. der Erwerb von 100 % der Vorlandflä- ernweit gefährdete Pflanzenarten, wie (Foto: Baumgartner) che angestrebt, um eine Redynamisie- z. B. Pyramiden-Orchis (Anacamptis py- rung der Aue in Angriff nehmen zu kön- ramidalis, Abb. 14) geschaffen werden. nen. Gleichzeitig soll allerdings auch die Sohlerosion im Bereich der Isarmündung gestoppt werden. Momentan wird von Seiten der Wasserwirtschaft die Reali- sierung einer sog. „V-Rampe“ (zwei seit- liche Buhnen mit Tosbecken) in der Pla- nung favorisiert, die die Durchgängig- keit der Isar für Fische und Kleinlebewe- sen auch bei Niedrig– und Mittelwas- Abb. 12: Die Vogel-Azurjungfer (Coenagrion serstand garantiert und zu einer Stabili- ornatum) ist eine Art des Anhanges II der sierung der Gewässersohle entscheidend FFH-Richtlinie. Sie weist in Niederbayern beitragen könnte. Inwieweit sie unter (soweit bekannt) nur noch zwei räumlich den Randbedingungen der Unteren Isar weit voneinander getrennte Vorkommen auf. (Foto Lipsky) funktioniert, ist noch unklar und wird von Seiten der Wasserwirtschaft ge- meinsam mit der TU München und der zügler, wie See-, Fischadler (Haliaeetus Versuchsanstalt für Wasserbau in Ober- albicilla, Pandion haliaetus) und Purpur- nach derzeit geklärt. Für die im Leitbild reiher (Ardea purpurea, Abb. 11 ) und anvisierte Gewässerredynamisierung ist viele mehr. bei relativ hohen Uferrehnen eine Anhe- Abb. 14: Bestände der Pyramiden-Orchis bung bzw. Stabilisierung der Ufersohle (Anacamptis pyramidalis) konnten im Rah- Lebensraum für zahlreiche andere be- unumgänglich. Gleichzeitig ist die Ent- men des Bundesprojekts und mit Hilfe von Artenhilfsmaßnahmen der Regierung von drohte Tiergruppen: wie Biber (Castor fernung der Blockversteinung entlang Niederbayern stabilisiert werden. (Foto: fiber), Spring- und Moorfrosch (Rana der Isarufer anzustreben, wobei punktu- Dachs) dalmatina, Rana arvalis, Abb. 13), Vo- ell die Uferrehnen noch abgetragen

Auenmagazin 01/2010 11 Schöllhorn, F. Biogeographischer Knotenpunkt Isarmündung 8-12

Tab. 1: Biotopübersicht Bundesprojekt Mündungsgebiet der Isar (Vergleich Realnutzung 1993 cherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamt- bis Projektende 2001, SCHÖLLHORN 2010:106) staatlich repräsentativer Bedeutung - Biotoptyp Differenz zwischen Realnutzung Projekt: Mündungsgebiet der Isar.- 1993 und Realnutzung 2006 in Natur und Landschaft, 66. Jhrg. H. 1 S. den Kernbereichen 2 bis 20 38-46. Acker -93,88 ha Intensivgrünland -55,46 ha [→]: Glossarbegriffe Extensiv genutztes Grünland +141,00 ha Brache (Stilllegungsfläche) +4,11 ha Magerrasen +14,05 ha Hochstaudenfluren -5,58 ha Kontaktanschrift: Seggenrieder / Röhrichte +2,27 ha Franz Schöllhorn Weidengebüsche / Weidenwälder -0,07 ha Landratsamt Deggendorf Gebüsche und Hecken -0,44 ha Herrenstr. 18 Grauerlenbestand +0,02 ha 94469 Deggendorf Schwarzerlenbestand +0,47 ha Tel.: 0991-3100-287 Edellaubholzauwald / Umwandlung von Pappelpflanzungen in +13,08 ha e-mail: Edellaubholzwälder [email protected] Aufgelichteter Edellaubwald +1,42 ha Aufgelichteter Eichenwald mit Magerrasen +0,81 ha Internet: Laubholzaufforstung +3,69 ha www.infohaus-isarmuendung.de Fichtenaufforstung -0,28 ha Stand: Mai 2010 Pappelwälder / Pappelpflanzungen -9,65 ha Nadelholzbestände -15,39 ha Glossarbegriffe Sonstige Laubforste +2,54 ha Entwicklungsflächen an Gewässern auf kiesigem Rohboden +0,28 ha Aue, rezente

Teil der morphologischen Aue eines Die Sicherung und Regeneration von Weitere Perspektiven Flusses, der noch der Überflutung durch bestehenden Streuwiesen und großer Oberflächenwasser eines Flusses ausge- zusammenhängender artenreicher Hart- Im Rahmen eines BayernNetz Natur- setzt ist. 2 holzwälder, die teilweise von Druckwas- Projektes Isarmündung besteht von ser noch überströmt werden, ist mit 2010 bis 2015 die Möglichkeit ca. 30 ha Zielart dem Bundesprojekt gelungen. Die Erhal- naturschutzfachlich wertvolle Entwick- tung der genannten Vegetationsbestän- lungsflächen von Seiten des Landkreises Zielarten sind Tier- oder Pflanzenarten, de ist nicht selbstverständlich, da die zu erwerben. In den Händen der Was- die sich zur Ableitung von konkreten umgebende Aue ansonsten sehr intensiv serwirtschaftsverwaltung liegt es, eine Naturschutzmaßnahmen für die von acker- und waldbaulich genutzt wird. weitere Reaktivierung der Isarmündung ihnen besiedelten Lebensräume und zur Im Deichvorland konnte die Wasserwirt- in Form einer Entfernung der Blockver- nachfolgenden Kontrolle der Wirksam- schaft ca. 80 % der Fläche erwerben, so steinung voran zu treiben. keit dieser Maßnahmen eignen. Sie kön- dass die Renaturierung des Vorlandes in nen, müssen aber nicht gleichzeitig naher Zukunft möglich ist. Insgesamt lohnt sich der Einsatz für die Leitarten sein. Im Idealfall profitieren einzigartige Vielfalt und Eigenart des viele andere Arten von den auf die Ziel- In der extensiv genutzten Kulturland- Mündungsgebietes der Isar für den Frei- arten ausgerichteten Naturschutzmaß- schaft konnte auf ca. 40 ha für 3 Brach- staat Bayern. Immerhin ist es das einzi- nahmen, da sie ähnliche Lebensrauman- vogelpopulationen wieder Raum ge- ge in Mitteleuropa noch einigermaßen sprüche haben. Die Populationsentwick- schaffen werden. Außerdem konnte die intakte Mündungsgebiet eines Alpen- lung von Zielarten soll im Rahmen eines Waldstruktur durch Totholz (geschaffen flusses in die Donau. Monitorings verfolgt und dies mit den durch Biber und Windwurf) angereichert umgesetzten Maßnahmen in Beziehung werden, so dass auch in Zukunft eine Literatur gesetzt werden (Effizienzkontrolle). 6 bedeutende Population des Mittel- SCHÖLLHORN, F. (2010): Naturschutzgroßpro- spechts und des Halsbandschnäppers im jekt des Bundes „Mündungsgebiet der Unter Verwendung von: Isarmündungsgebiet ihren Lebensraum Isar“ - Projektbericht 2010 für Projekt- 6 DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEGE (HRSG., vorfinden wird. laufzeit (1989 bis 2001), unveröffent- 2009): Verbesserung der biologischen Vielfalt in licht. Fließgewässern und ihren Auen. (= Schriftenreihe des Deutschen Rats für Landespflege H. 82). Me- ZAHLHEIMER, W. (1991): Errichtung und Si- ckesheim.

12 Auenmagazin 01/2010 Kaeuffer, Th. & Wessel, H. Das Ecknachtal im Landkreis Aichach-Friedberg 13-17

DAS ECKNACHTAL IM LANDKREIS AICHACH-FRIEDBERG - ein Projekt im BayernNetz Natur -

THOMAS KAEUFFER & HILDEGARD WESSEL

Im intensiv bewirtschafteten Hügel- land des östlichen Landkreises Ai- chach-Friedberg bildet das Ecknach- tal die zentrale Biotopverbundachse. Selten gewordene Tier- und Pflan- zenarten finden hier einen Rück- zugsraum. Die Anliegergemeinden haben es sich zusammen mit Behör- den, Verbänden und Grundeigentü- mern zum Ziel gesetzt, diese Talaue mit ihrem Arteninventar zu erhalten und aufzuwerten. Mit einer Ausdeh- nung von etwa 620 ha und einer Länge von ca. 15 km ist das Eck- nachtal eines der wenigen Projekte im BayernNetz Natur, die das Tal eines Flusses von der Quelle bis zur Mündung umfassen.

Ziele und Organisation

Hauptanliegen des Projektes sind die Erhaltung der verbliebenen Nass- und Feuchtwiesen, Moore und Sumpfwälder sowie die naturnahe Entwicklung der Fließgewässer. Die für den Auenbereich charakteristischen Tier- und Pflanzen- gemeinschaften sollen gestützt und ihre Lebensbedingungen durch Pflege und Neuanlage von [→] Biotopen verbessert werden. Landwirtschaft und Natur- schutz versuchen hier gemeinsam, tra- ditionelle und umweltschonende Nut- zungen wie die extensive Wiesenwirt- schaft zu bewahren und weiter zu ent- wickeln. Gleichzeitig soll die Funktion des Ecknachtals als wichtiges Naherho- lungsgebiet im Landkreis gestärkt wer- den.

Begonnen hat das Projekt im Mai 1999 mit der Gründung des projektbegleiten- den Arbeitskreises. Hier sind vertreten: Abb. 1: Das Ecknachtal - Projektgebiet (Th. Kaeuffer) (Kartengrundlage: Geobasisda- ten © Bayerische Vermessungsverwaltung (http://www.geodaten.bayern.de) − die Kommunen Aichach, Sielenbach und Adelzhausen als Projektträger,

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− die Regierung von Schwaben, der Landkreis Aichach-Friedberg und die Fachbehörden für Naturschutz, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Forsten, Ländliche Entwicklung (bis 2008), sowie der Landschafts- pflegeverband Aichach-Friedberg und das Stadtbauamt Aichach, − die Projektgruppe BayernNetz Natur, − örtliche Vertreter aus Landwirtschaft und Flurneuordnung, Jagd und Fi- scherei, − Landwirte und Gebietskenner, − Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Umweltbeirat der Stadt Aichach.

Mittel für das Projekt kommen aus För- dergeldern der EU, von den Trägerge- Abb. 2: Quelle der Ecknach (Foto: H. Wessel) meinden, dem Landkreis Aichach- Friedberg, dem Freistaat, auch von Um- weltverbänden und dem Bayerischen Naturschutzfonds.

Das Projektgebiet umfasst mit gut 600 ha die Talaue der Ecknach von der Quelle bis zur Mündung in die Paar. Einige Seitentäler wurden einbezogen. Das Tal erstreckt sich über eine Länge von etwa 15 km. Im Tal liegen die Ge- meinden Adelzhausen und Sielenbach und ein Teil der Stadt Aichach. (Abb. 1)

Die Ecknach entspringt in einem erlen- schattigen Quellsumpf bei Landmanns- dorf westlich von Adelzhausen (Abb. 2). Im oberen Viertel ist sie begradigt. Da- nach schlängelt sie sich in zahllosen Windungen durch einen sich öffnenden Abb. 3: Talaue (Foto: H. Wessel) Talgrund mit farbenfrohen Wiesen (Abb. 3), bis sie - auf ihrem Weg zur Donau - die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus landgenutzten Auen und Niedermoor- in Aichach in die Paar mündet. cecilia), und den Dunklen Wiesenknopf- böden fließt die naturnahe Ecknach Ameisenbläuling (Phengaris nausithous), mit vielgestaltigem Ufersaum. einen seltenen Schmetterling. Entwicklungskonzept Das Entwicklungskonzept ist Grundlage, Alle erhobenen Bestandsdaten sind in Orientierungshilfe und Maßstab für Am Beginn des Projekts stand eine Rei- ein Entwicklungskonzept eingeflossen, sämtliche Arbeitsschritte und Gestal- he von Vorarbeiten, zu bewältigen nur das mit Förderung durch den Freistaat tungsmaßnahmen, die im Ecknachtal dank der vielen kenntnisreichen und Bayern und der Europäischen Union von ausgeführt werden. Das heißt: Wir ar- engagierten Freiwilligen im Arbeitskreis: den Ecknachtalgemeinden bei einem beiten uns am Entwicklungskonzept Informationsveranstaltungen und Orts- örtlichen Landschaftsplanungsbüro in entlang, soweit dies im Rahmen bewil- begehungen, Bestandsaufnahmen und Auftrag gegeben wurde. Dieses Ent- ligter Mittel und verfügbarer Flächen Kartierungen zu Struktur und Nutzung, wicklungskonzept war 2002 fertig. Es möglich ist. Gewässer, Flora, Fauna. Dabei hat sich beruht auf dem Leitbild, auf das sich herausgestellt, dass es im Ecknachtal alle im Arbeitskreis vertretenen Grup- eine Reihe von seltenen und überregio- pierungen geeinigt hatten: Flächen und Maßnahmen nal bedeutsamen Arten gibt, darunter eine vom Aussterben bedrohte Libelle, In einem offenen Talraum mit grün- Bei den Flächen ist dem Projekt ein

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glücklicher Umstand zu Hilfe gekom- men: In Teilen des Projektgebietes liefen Flurneuordnungsverfahren, die mittler- weile abgeschlossen sind. Während die- ser Verfahren ist es in größerem Um- fang gelungen,

− Pufferstreifen an die Gewässer zu legen und − Flächen zu sichern, sei es durch Kauf oder auch durch Pacht.

Insgesamt stehen dem Projekt im Tal- raum über 30 ha an Flächen zur Verfü- gung, hauptsächlich im Rahmen der Flurneuordnung erworben durch den Landkreis Aichach-Friedberg, die Ge- meinden Sielenbach und Adelzhausen, außerdem durch das Wasserwirt- Abb. 4: Gräben Tödtenried, BN-Fläche (2004, Foto: Th. Kaeuffer) schaftsamt Donauwörth und den Bund Naturschutz. Hinzu kommen noch eini- ge Flächen, die der Landkreis - etwa von der Kirche - gepachtet hat.

Seit dem Frühjahr 2000 werden fortlau- fend Gestaltungsmaßnahmen unter- schiedlicher Art ausgeführt, die mittler- weile allenthalben im Projektgebiet zu besichtigen sind:

− Bachläufe werden renaturiert, Fluss- ufer stellenweise abgeflacht. − Gräben werden aufgeweitet und zeitweise eingestaut (Abb. 4 und 5). − Tümpel und Seigen werden angelegt, vorhandene Stillgewässer aufgewer- tet (Abb. 6). − Querbauwerke werden durchgängig gemacht (Abb. 7). Abb. 5: Gräben Tödtenried, BN-Fläche (2005, Foto: H. Wessel): Auf einer vom Bund Natur- schutz (BN) erworbenen Fläche - 2,2 ha groß, mit zahlreichen Gräben zwischen schmalen Auch Anwohner und Besucher sollen Wiesenstreifen - wurde 2004 (Abb. 4) jeder zweite Graben aufgeweitet und der Aushub in den jeweils nächsten Graben gefüllt. Der Einstau an den neuen Gräben kann vor der Mahd Freude an diesem schönen Tal haben. abgelassen werden. Ergebnis: Das Wasser hat insgesamt mehr Platz, die Gräben sind als Le- Dafür haben die Gemeinden Sielenbach bensraum optimiert, und die Fläche ist leichter zu pflegen. und Adelzhausen vorhandene Flurberei- nigungswege ergänzt. So können Besu- cher jetzt mit schönen Ausblicken, aber Wo steht das Projekt heute? So steht das Projekt auf einer breiten in sicherer Entfernung von empfindli- Basis.: chen Flächen durch das ganze Tal wan- Wichtigste Stütze und Leitfaden ist das dern oder radeln. Schautafeln erklären Entwicklungskonzept, in dessen Erarbei- − Die Kommunen, voran die Bürger- dabei, was das Ecknachtal zu bieten hat tung der Arbeitskreis von Anfang an mit meister persönlich, geben dem Pro- (Abb. 8). Führungen, Wanderungen, die einbezogen war und dessen Zielsetzun- jekt Rückhalt. Zusammenarbeit mit Schulen und Aus- gen mittlerweile zu einem erheblichen − Die Stadt Aichach hat von Anfang stellungen machen das Ecknachtal für Teil erfüllt sind. an verwaltungstechnische Aufgaben Jung und Alt erlebbar. wie den Versand von Einladungen Bewährt hat sich die Zusammenarbeit und Protokollen übernommen. im Arbeitskreis, der sich nach wie vor − Landwirte bewirtschaften empfindli- zwei- bis dreimal im Jahr in nahezu che Flächen naturnah und bringen ursprünglicher Zusammensetzung trifft. bei geplanten Maßnahmen ihre Er-

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zum Teil weiter als extensives Grünland bewirtschaftet, zum Teil obliegt die Pflege dem Landschaftspflegeverband oder auch den Gemeinden. Viele Flächen werden seit Jahren regelmäßig gepflegt. Bei einigen hat sich die Instandhaltung noch nicht reibungslos eingespielt. An- dere Flächen, die jahrelang vernachläs- sigt waren, haben sich durch regelmäßi- ge Mahd erholt und prachtvoll entwi- ckelt (Abb. 9).

Gleichwohl hat die neue Kartierung der Artenvorkommen im Sommer 2009 ge- genüber den Daten aus dem Jahr 2000 erst begrenzte Veränderungen ergeben: Einzelne Arten sind neu aufgetreten, einige haben sich stabil gehalten. Einige haben kräftig zugelegt. Trotz aller Maß- Abb. 6: Schwemm, Adelzhausen: Auf einer Fläche der Gemeinde Adelzhausen wurden im nahmen konnten aber auch Verluste bei Januar 2009 zwei vernachlässigte rechteckige Teiche aus den 60er Jahren in eine natürlich einigen Arten nicht vollständig verhin- wirkende Weiherlandschaft verwandelt. (Foto: H. Wessel) dert werden. Beispielsweise ist der eine oder andere Trollblumenstandort (Trollius europaeus) - mit jeweils weni- gen Exemplaren - verloren gegangen, während neu gestaltete Flächen bisher nicht angenommen worden sind. Als gesichert können dagegen die Bestände von Orchideen und Akeleiblättriger Wie- senraute (Thalictrum aquilegiifolium) gelten.

Neu im Ecknachtal sind Wasseramsel (Cinclus cinclus), Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), Pirol (Oriolus oriolus) und Wespenbussard (Pernis apivorus), bei den Pflanzen die Echte Geißraute (Galega officinalis), seit eini- gen Jahren leider auch das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera).

Die Blauflügelprachtlibelle (Calopteryx Abb. 7: Sohlrampen Eitershofen: Bei Eitershofen am Unterlauf der Ecknach im Stadtgebiet virgo) ist nunmehr überall im Tal reich- von Aichach gab es seit den 50er Jahren zwei Abstürze, meterhoch und von keinem Fisch lich zu finden, Grüne Keiljungfer flussaufwärts zu bewältigen. Im November 2005 hat das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (Ophiogomphus cecilia) und Gebänderte diese Stufen rückgebaut und durch mehrere flache Sohlrampen ersetzt. (Foto: H. Wessel) Prachtlibelle (Calopteryx splendens) bevorzugen das untere Ecknachtal. Bei fahrung und ihr Wissen ein. Teilbereiche, etwa Gräben, Ufer- den Tagfaltern haben sich Dunkler Wie- − Der Landschaftspflegeverband bean- schwalben, Erfolgskontrolle, Schau- senknopf-Ameisenbläuling (Phengaris tragt Fördermittel, plant und organi- tafeln, Internetauftritt. nausithous) und Mädesüß-Schecken- siert Gestaltungsmaßnahmen. Einige falter (Brenthis ino) stabil gehalten. Neu Maßnahmen liefen über die Kom- Nach der jüngsten Übersicht vom Janu- im Gebiet ist der Schwarzkolbige Dick- munen, die Flurneuordnung und das ar 2010 können fast 9 % des Projektge- kopffalter (Thymelicus lineola). Insge- Wasserwirtschaftsamt. bietes als gesicherte Lebensräume gel- samt ist die Schmetterlingsfauna jedoch − Regierung und Fachbehörden halten ten. Gestaltungsmaßnahmen sind auf eher zurück gegangen. engen Kontakt zum Projekt. 29 Einzelflächen mit insgesamt ca. − Verbände und viele Einzelne küm- 32 ha zu verzeichnen, d. h. über 5 % der Fischbestand und Zusammensetzung der mern sich in Arbeitsgruppen um Projektfläche. Diese Flächen werden Arten sind gegenüber 2000 in etwa

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kann sich auf einen nach wie vor akti- ven Arbeitskreis stützen. So ist zu - fen, dass auch die noch anstehenden Aufgaben gelingen werden.

[→]: Glossarbegriffe

Kontaktanschrift:

Projektkoordinatorin: Hildegard Wessel Aichacher Str. 26 86559 Adelzhausen Tel.: 08258 / 449 e-Mail: [email protected] Abb. 8: Die erste von sechs Schautafeln wird enthüllt (Foto: Th. Kaeuffer) Projektbetreuung: Thomas Kaeuffer Landratsamt Aichach-Friedberg (Untere Naturschutzbehörde) Münchener Str. 9 86551 Aichach Tel.: 08251 / 92-152 Fax: 08251 / 92-30-152 e-Mail: [email protected]

Internet: http://ecknachtal.info

Stand: Mai 2010

Glossarbegriff

Biotop

Lebensraum einer Lebensgemeinschaft Abb. 9: ehemals vernachlässigte Fläche (Foto: H. Wessel) (Biozönose) aus Pflanzen und Tieren mit seinen typischen Umweltbedingungen. gleich geblieben. Nach wie vor gibt es Ausblick Das BNatSchG (2010) stellt in § 30 (1) neben Forellen (Salmo trutta) auch Ä- und (2) bestimmte Biotoptypen unter schen (Thymallus thymallus), und 2007 Viel ist in der bisherigen Laufzeit des besonderen Schutz. Im Bereich von wurden sogar wieder gesunde Fluss- Projekts für die Erhaltung, Sicherung Fließgewässern treten darunter insbe- krebse (Astacus astacus) gefunden. und Aufwertung des liebenswerten sondere folgende Biotoptypen auf: na- Ecknachtals erreicht worden. In nächs- turnahe und unverbaute Bach- und Während bei Laubfrosch (Hyla arborea) ter Zukunft wird es in erster Linie darum Flussabschnitte, Moore, Sümpfe, Röh- und Kreuzkröte (Bufo calamita) ein gehen, die Entwicklung gewässerbeglei- richte, Großseggenrieder, seggen- und Rückgang zu verzeichnen ist, haben sich tender Ufersäume voran zu bringen, das binsenreiche Nasswiesen sowie Quellbe- Teich- und Bergmolch (Lissotriton vul- Gewässer im gesamten Verlauf durch- reiche. 7 garis, Ichthyosaura alpestris), Erdkröte gängig zu machen und Quellen zu si- (Bufo bufo) und insbesondere der Gras- chern. frosch (Rana temporaria) so stark ver- Unter Verwendung von: mehrt, dass mancher schon von einer Das Projekt ist seit seinem Beginn vor 7 DEUTSCHER VERBAND FÜR WASSERWIRTSCHAFT Storchenfamilie im Ecknachtal träumt. über zehn Jahren stetig fortgeschritten. UND KULTURBAU (DVWK) E. V. (HRSG., 1999): Gewässerentwicklungsplanung - Begriffe, Ziele, Es findet Anklang und Förderung und Systematik, Inhalte (= DVWK-Schriften 126) Bonn.

Auenmagazin 01/2010 17 Das Auenzentrum Neuburg a.d. Donau 18-19

KURZPRÄSENTATION: DAS AUENZENTRUM NEUBURG A.D. DONAU

Das Auenzentrum dient der Forschung, der Information der Öffentlichkeit und dem fachlichen Erfahrungsaustausch zum Thema Aue und Fluss. Der Aufbau des 2008 eröffneten Auenzentrums besteht aus drei Säulen. Unter einem Dach kooperieren: Aueninstitut, Aueninformationszentrum und Auenforum.

Darüber hinaus werden auch regionale die Dynamisierung der Donauauen zwi- Projekte bearbeitet und auf nationaler schen Neuburg und informie- und internationaler Ebene beteiligt man ren. Hier kann man die Vielfalt eines der sich am Expertenaustausch. artenreichsten Lebensräume Mitteleuro- pas, die Donauauen, entdecken. Die Kompetenzen die Aueninstituts lie- gen in den Bereichen: In mehreren Themenräumen werden die wichtigsten Fragenkomplexe zur Aue − Geomorphologie angesprochen: − Hydrologie − Bodenkunde / Sedimentologie − Ökosystem Aue, − Vegetations– und Auenökologie − Regulierung und Renaturierung, Aueninstitut − Artenschutz / Naturschutz − Hochwasser, − Donauporträt. Als unabhängige wissenschaftliche Ein- Weitere Informationen zu Projekten, richtung wurde das Aueninstitut Neu- Themenfeldern, Kooperationspartnern burg am 01. Jan. 2006 gegründet. Trä- finden sie unter www.aueninstitut- ger ist der Landkreis Neuburg- neuburg.de Schrobenhausen, die Katholische Uni- versität (KU) Eichstätt-Ingolstadt und der Förderverein Auenzentrum Neuburg Aueninformationszentrum e. V.. Die Leitung des Aueninstituts hat die Stiftungsprofessur für Angewandte Das Aueninformationszentrum im Erd- Physische Geographie der KU Eichstätt- geschoss von Schloss Grünau und im Ingolstadt. Seit 2008 hat das Aueninsti- Donaupavillon an der Staustufe Ingol- tut Neuburg seinen Sitz im Schloss Grü- stadt möchte über den faszinierenden Weitere Informationen sind unter nau direkt am Rande des Donauau- Naturraum Fluss und Aue sowie über www.auenzentrum-neuburg.de zu fin- walds. den.

Aufgaben– und Forschungsschwerpunkt Öffnungszeiten: ist die Auen– und Gewässerökologie sowie die Renaturierungsmöglichkeiten Mo / Di: ...... geschlossen in unseren stark veränderten Auen. Die Mi - Fr: ...... o9:oo - 12:oo Uhr Forschungsarbeit konzentriert sich dabei ...... u. 13:oo - 18:oo Uhr zunächst auf die Donauauen vor Ort. Sa / So: ...... 1o:oo - 18:oo Uhr Von November bis März ist nur Sonn- tags von 1o:oo - 17:oo Uhr geöffnet.

Auenforum

Das Auenforum ist neben dem Auenin- stitut Neuburg und dem Aueninformati- onszentrum ein zentraler Teil des Auen- zentrums Neuburg. Seit November 2007 unterstützt das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) im Auftrag des Bayeri-

18 Auenmagazin 01/2010 Das Auenzentrum Neuburg a.d. Donau 18-19

schen Staatsministeriums für Umwelt men und Projekten in den Auen trieb eines Auenzentrums Neuburg und Gesundheit (StMUG) das Auenfo- − Posterbeiträge: Aufbereitung auen- − durch die Kooperation mit der Kath. rum personell mit einer Stelle, die dem spezifischer Themen in Posterform Universität Eichstätt-Ingolstadt in Auenprogramm Bayern zugeordnet ist. der Auenforschung und im ökologi- schen Hochwasserschutz Aufgabe des Auenforums ist der fachli- Förderverein Auenzentrum Neu- − durch die Einrichtung und den Be- che Erfahrungsaustausch über aktuelle burg e. V. trieb eines Aueninstituts Erkenntnisse zur Auenentwicklung, zur − durch Information der Öffentlichkeit nachhaltigen Auenutzung und zum au- Zusammen mit dem Spatenstich zum und der Fachwelt enverträglichen Hochwasserschutz. Das Projekt „Dynamisierung der Donauauen − durch die Förderung der Umweltge- Aueforum stellt für diesen Austausch zwischen Neuburg und Ingolstadt“ schichte eine Plattform für Fachleute aus Wis- durch den damaligen Umweltminister − durch die Förderung des Dialoges zu senschaft, Verwaltung und Verbänden wurde am 21. Nov. 2005 der Auenökologie und Hochwasser- dar und unterstützt die Umsetzung von „Förderverein Auenzentrum Neuburg schutz Auenprojekten. e.V.“ gegründet. − durch Konferenzen, Tagungen und Publikationen. Als Informationsmedien werden derzeit Neben zahlreichen Privatpersonen und entwickelt: Naturschutzverbänden sind die Städte Die zur Erreichung des Vereinszweckes Ingolstadt und Neuburg a.d. Donau, der benötigten Mittel werden durch Mit- − Internetplattform: Generelle Infor- Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gliedsbeiträge sowie die Einwerbung mation und aktuelle Themen sowie die Gemeinden Bergheim und öffentlicher Beihilfen und privater − Auenglossar: Zusammenstellung Weichering Gründungsmitglieder. Spenden und Sponsoren aufgebracht. wichtiger Fachbegriffe aus der inter- disziplinären Arbeit Zweck des Vereins ist die Förderung des − Grün-Blaue-Liste: Thematisch auf- Umweltschutzes und der Auenfor- gebaute Liste der Auen-Akteure schung, insbesondere − Auenmagazin: Information der brei- ten Öffentlichkeit zu aktuellen The- − durch die Einrichtung und den Be-

Der Druck der 1. Auflage (500 Exemplare) des Auenmagazins (Heft 01/2010) wurde durch Förderung der Volksbanken- Raiffeisenbanken der Landkreise Neuburg/Schrobenhausen-Eichstätt- und der Stadt Ingolstadt dankenswerterweise ermöglicht.

Volksbanken-Raiffeisenbanken der Landkreise Neuburg/Schrobenhausen-Eichstätt- Pfaffenhofen und der Stadt Ingolstadt

Auenmagazin 01/2010 19 Auenmagazin

Magazin des Auenzentrums Neuburg a.d. Donau www.magazin.auenforum.de

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Herausgeber: Auenzentrum Neuburg a.d. Donau Schloss Grünau D-86633 Neuburg a.d. Donau

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