Edigna Menhard Tilo Treede Von Der Idee Bis Zur Vermarktung UVK
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Edigna Menhard Tilo Treede Von der Idee bis zur Vermarktung UVK Verlagsgesellschaft mbH Praktischer Journalismus Band 57 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. ISSN 1617-3570 ISBN 3-89669-413-8 © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2004 UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · D-78462 Konstanz Tel.: 07531-9053-0 · Fax: 07531-9053-98 www.uvk.de Kapitel 1: Die Zeitschrift Glitzer und Glamour, Fakten und Faszination, Information und Unterhaltung, Bilder und interessante Geschichten – daran denken die meisten, wenn sie über Zeitschriften nachsinnen. Die Welt der Zeitschriften übt auf fast jeden eine außergewöhnliche Faszination aus. Kein Wunder: Die verschiedensten Hefte buhlen mit schillernden Titelbildern und reißerischen Schlagzeilen um die Auf- merksamkeit der Leser. Es gibt kaum ein Themengebiet, dem sich nicht ein Heft ausführlich widmen würde: Die trendbewusste Frau kann sich zwischen Dutzenden von Modezeitschriften entscheiden, politisch Interessierte werden von Nachrichtenmagazinen auf dem Laufenden gehalten, für den Bodybuilder gibt es eine spezielle Zeitschrift, ebenso für den passionierten Sportfischer. Das Interesse an Zeitschriften ist groß. Jeden Monat gehen Millionen Hefte über den Ladentisch und werden an Abonnenten verschickt. Diesem Interesse der Leserschaft steht allerdings ein sehr spärliches Wissen auf der Forschungs- seite entgegen. Die Zeitschriftenforschung wurde bislang unverhältnismäßig stark vernachlässigt. Während die Zeitung im Mittelpunkt zahlreicher wissen- schaftlicher Untersuchungen stand, beschäftigten sich nur wenige Wissenschaft- ler mit der schwierigen und unüberschaubar breiten Gattung der Zeitschriften. Zudem erschien es den Forschern wichtiger herauszufinden, wie Tageszeitun- gen mit ihrer aktuellen politischen Berichterstattung die öffentliche Meinung beeinflussen, und nicht, welche Rolle Zeitschriften dabei spielen. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den Ergebnissen der Zeitschriften- forschung und gibt einen Überblick über das Wesen und die Funktion des Printmediums. 1.1 Die schwierige Definition Was ist eine Zeitschrift? Den „Focus“, die Fernsehzeitschrift „TV Today“ oder das Jugendmagazin „Bravo“ vor Augen, weiß im Grunde genommen jeder, was eine Zeitschrift ist. Doch eine passende, allgemein gültige Definition zu finden, ist schwierig. Die Zeitschriftenforschung kann bis heute die Frage nicht zufrie- denstellend beantworten. Zu vielfältig und unterschiedlich ist das Angebot an © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2004 16 Die Zeitschrift Zeitschriftentiteln, so dass jede Definition unscharf und konturenschwach er- scheint. Wie sehr die Zeitschriftenforschung im Hintergrund stand, zeigt beispiels- weise auch die Definition des Statistischen Bundesamtes. In der Pressestatistik, einer Zählung, die von 1975 bis 1997 unter anderem den Konzentrationsgrad der deutschen Presselandschaft empirisch erhob, werden Zeitschriften mit einer so genannten Negativ-Definition abgegrenzt: „Zeitschriften sind alle periodischen Druckwerke mit kontinuierlicher Stoffdar- bietung, die mit der Absicht eines zeitlich unbegrenzten Erscheinens mindes- tens viermal jährlich herausgegeben werden, soweit sie keine Zeitungen sind.“ Zeitungen sind dagegen „alle periodischen Veröffentlichungen, die in ihrem re- daktionellen Teil der kontinuierlichen, aktuellen und thematisch nicht auf be- stimmte Stoff- oder Lebensgebiete begrenzten Nachrichtenübermittlung die- nen, also in der Regel mindestens die Sparten Politik, Wirtschaft, Zeitgesche- hen, Kultur, Unterhaltung sowie Sport umfassen und im allgemeinen mindes- tens zweimal wöchentlich erscheinen. Die Sonntagszeitungen, die die Nach- richtenlücke eines Tages schließen, werden hier einbezogen.“ Das Statistische Bundesamt unterschied die beiden Gattungen Zeitschriften und Zeitungen auf diese Art, um dadurch Presseerzeugnisse statistisch erfassen zu können und nicht, um einen wissenschaftlich korrekten Ansatz zu finden. Die Definition ist daher sehr pragmatisch, für Zeitschriftenforscher aber nicht zu- friedenstellend. Ein viel zitierter und diskutierter Ansatz kommt von dem Zeitschriftenfor- scher Emil Dovifat, der bereits 1967 eine allgemein gültige Definition suchte: „Die Zeitschrift ist ein fortlaufend und in regelmäßiger Folge erscheinendes Druckwerk, das einem umgrenzten Aufgabenbereich oder einer gesonderten Stoffdarbietung (Bild, Unterhaltung) dient. Danach bestimmt sich ihre Öf- fentlichkeit, ihre Tagesbindung, ihr Standort, die Mannigfaltigkeit ihres Inhalts und die Häufigkeit ihres Erscheinens.“ Bei dieser Definition wird die Zeitschrift zwar nicht mit einer Negativ- Definition abgetan, dafür ist sie aber so allgemein gehalten, dass sie nichts Kon- kretes bietet und den Begriff Zeitschriften gegen die Zeitung nur unklar abge- grenzt. Wie tagesgebunden ist die Zeitschrift? Wie häufig muss sie erscheinen? Wie mannigfaltig darf oder muss der Inhalt sein? Andere Wissenschaftler stehen jedoch vor den selben Problemen und Kriti- ken. Ernst Herbert Lehmann veröffentlichte beispielsweise folgende Definition: „ Eine Zeitschrift ist ein regelmäßig erscheinendes Druckwerk, das – mit der Absicht der unbegrenzten Dauer begründet – in seinem überwiegenden Teil E. Menhard, T. Treede, Die Zeitschrift Die schwierige Definition 17 nicht an die Geschehnisse des Tages gebunden ist oder nur die neuesten Er- eignisse eines Fachgebietes berücksichtigt. Die Einzelstücke sind inhaltlich und drucktechnisch mannigfaltig, doch zeigen sie – ebenso wie ihre fortlau- fende Reihe – eine durch geschlossene geistige Führung bewirkte innere und äußere Einheitlichkeit. Zeitschriften dienen meistens nur begrenzten Aufga- bengebieten, die Weite ihrer Öffentlichkeit ist daher verschiedenartig. Sie ent- sprechen in ihrer Gestaltung den Bedürfnissen eines oft weit verstreuten Le- serkreises und sind deshalb nur lose an ihren Standort gebunden.“ Medienforscher Karl Heinz Salzmann fand folgenden Ansatz: „Zu den Zeitschriften zählen – auch wenn sie im Titel als „Zeitung“, „Blatt“ oder „Archiv“ bezeichnet werden – alle periodisch erscheinenden Druck- schriften eines meist fachlich oder in der Darbietungsform umgrenzten In- halts, der nicht durch Nachrichten über das Tagesgeschehen bestimmt wird, sondern – bei aller Verfasservielfalt – das Wirken einer selbst gestellten Auf- gabe erkennen lässt. Zeitschriften wenden sich an oft weit verstreut wohnen- de, immer aber durch gemeinsame Interessensgebiete gebundene Leserkreise. Durch diese Begrenzung auf Teilbereiche geistigen Schaffens und der Be- richterstattung ist ihre schriftlich-bildliche Vermittlungstätigkeit nicht der all- gemeinen Tagesaktualität unterworfen. Ihr Wille, mit den Einzelstücken eine öffentliche Wirksamkeit auf unbegrenzte Dauer zu entfalten und sie als Teile eines einheitlich-vielfältigen Ganzen erkennen zu lassen, wird durch die in der Regel von Folge zu Folge fortgeführten Seitenzählung, die fortlaufende Nummerierung der Einzelteile und durch eine typographisch-drucktechnische Gestaltungskontinuität gekennzeichnet. Das publizistische Wollen der Zeit- schriften kann wirtschaftlich durch Anzeigen unterstützt werden, die bei Fachblättern der gezielten Werbung dienen. Ohne eng an den Standort der Verlage oder Druckereien gebunden zu sein, erscheinen die Einzelteile in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen von höchstens drei Monaten und sind – oft unter Beigabe von Titeleien, Inhaltsverzeichnissen, Jahres- und Bandregistern sowie Einbanddecken – jahrgangsweise oder in Sammelbänden zu vereinigen. Zeitschriften können außer im Abonnement auch im Buch- handel, wenn nicht im Handel befindlich, auch direkt und ausschließlich vom Herausgeber bezogen werden.“ Die Definitionen variieren zwar, im großen und ganzen haben sie aber folgen- des gemeinsam: Zeitschriften sind Druckwerke, haben einen eingeschränkten Leserkreis und sind nicht so aktuell wie Tageszeitungen. Der Inhalt ist auf be- stimmte Themen begrenzt und die Erscheinungsweise zwar regelmäßig, aber in größeren Abständen als bei der Zeitung. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2004 18 Die Zeitschrift 1.2 Der Unterschied zwischen Zeitung und Zeitschrift Da es aussichtslos ist, eine allumfassende, wissenschaftlich richtige Zeitschrif- tendefinition zu finden, versuchen einige Praktiker konkretere Ergebnisse zu erhalten, indem sie den Unterschied zwischen der Zeitschrift und der Zeitung herausstellen und zwar mit Hilfe der so genannten publizistischen Merkmale: Aktualität, Universalität, Publizität und Periodizität. Aktualität: Im Gegensatz zu täglich erscheinenden Zeitungen legen Zeitschrif- ten ihren Schwerpunkt nicht auf die Neuigkeiten des Tages. Trotzdem ist auch eine Zeitschrift aktuell, allerdings in Fachthemen. Man spricht von einer sekun- dären Aktualität in Fachfragen. Einzige Ausnahme: Wöchentlich erscheinende Hefte können hinsichtlich der Aktualität mit Wochenzeitungen konkurrieren. Universalität: Während das Themenspektrum der Zeitung sehr breit ist und Meldungen aus Politik, Wirtschaft, Sport und dem lokalen Geschehen veröf- fentlicht werden, beschränken sich Zeitschriften auf wenige Sachgebiete. Nach- richtenmagazine wie der Spiegel kommen jedoch an die Universalität von über- regionalen Zeitungen durchaus heran. Publizität: Sowohl Zeitungen als auch Zeitschriften wenden sich an die Öffent- lichkeit. Zeitschriften haben jedoch in der Regel eine viel kleinere