Simple Storys Deltapark Führen Drei Zeitschriften Das Wort „Freizeit“ Im Titel
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L E G E I P S R E D / R E G Ä L H C S R O G E R G Deltapark-Verlag-Geschäftsführer Schumacher (2. v. l.), Chefredakteur Wibbeke, Kolleginnen: „Erzähl mal, wie läuft’s?“ Sie wandern nicht ins Internet ab. Allen - VERLAGE falls testen sie ein zusätzliches Heft. Das Risiko, enttäuscht zu werden, ist gering, weil sich die Blätter in Namen und Mach - art zum Verwechseln ähneln. Allein bei Simple Storys Deltapark führen drei Zeitschriften das Wort „Freizeit“ im Titel. Die Regenbogenpresse bleibt von der Krise überraschend Während die Welt immer komplizier - verschont – trotz oder wegen ihrer Märchengeschichten? ter wird, erzählt die Yellow Press simple Storys mit wiederkehrenden Protagonis - ten. Vermeintliche Traumpaare wie He - as Schicksal hatte wieder erbar - dete er den Deltapark-Verlag, der seichte lene Fischer und Florian Silbereisen ste - mungslos zugeschlagen, und je il - Illustrierte, sogenannte Regenbogenhefte, hen im Wochentakt kurz vor der Hoch - Dlustrer die Opfer, desto erschüt - vertreibt. Von seinen acht Titeln verkauft zeit / Trennung / Elternschaft, und das ternder ihr Leid. Heidi Klum: rasend vor er monatlich mehr als eine Million Stück, seit Jahren, ohne dass irgendetwas davon Eifersucht. Helene Fischer: ein Junkie. Kioskpreis zwischen 49 und 95 Cent. je eingetreten wäre. Der Ex-Papst: todgeweiht. Mit Journalismus hat das nur entfernt Dass die Geschichten so gut wie nie ein - Schicksal – das war, was sich ein paar zu tun. Schumacher handelt mit Märchen, lösen, was die Schlagzeile verspricht, Menschen im Hamburger Deltapark-Ver - Träumen und Alpträumen, mit Geschich - scheint die Leser nicht zu irritieren. Wo - lag ausgedacht hatten für die Titelseiten ten von Prinzessinnen und Schlagerstars. möglich ist ihr Vertrauen in ihr Lieblings - ihrer Klatschblätter „Promi Welt“, „Frei - Damit ist er einer der jüngsten Akteure blatt unerschütterlich, nach dem Motto: zeit pur“ und „neue Pause“. Doch was einer Sparte, die von den Pleiten und Kri - Irgendwas wird schon dran sein. „Man als Riesendrama verkauft wurde, schnurr - sen im Zeitschriftengewerbe bislang weit - muss befürchten, dass viele beim Erschei - te im Heftinnern schnell zusammen. gehend verschont geblieben ist. nen des neuen Hefts altersbedingt schon Heidi Klum hatte einfach nur Knatsch Die Regenbogenpresse insgesamt hat wieder vergessen haben, wie sie in der mit ihrer Produktionsfirma, und das schon in den vergangenen Jahren nur mäßig an Vorwoche nach Strich und Faden verarscht vor mehr als zehn Monaten. Die Titelstory Auflage verloren. Die Zahl der Titel wurden“, sagt Medienanwalt Ralf Höcker, „Helene Fischer – Drogenschock“ in „Frei - wächst sogar, mittlerweile sind es über der auch Heidi Klum vertritt. zeit pur“ enthüllte, dass nicht die Sängerin 70. Allein die Wochentitel erreichen eine Die Grauzone zwischen Wahrheit und selbst, sondern nur ihr Duettpartner, der verkaufte Auflage von 6,5 Millionen. Erfindung ist groß. Zu Jahresbeginn etwa 60-jährige US-Star Michael Bolton, Gras Ausgerechnet der verlogenste Teil der schrieb die ehemalige Tennisspielerin geraucht habe. In seiner Jugend. Und der Printbranche ist wirtschaftlich einer der Steffi Graf auf ihrem Blog über ihre Vor - Beleg für „Unser Benedikt – Sterbedrama“, stabilsten. Als Marktführer stehen hinter sätze für 2013: Sie wolle die bestmögliche den Scoop von „neue Pause“: ein Schlag - den meisten Organen Großverlage, ihnen Balance zwischen Körper und Seele fin - anfall Anfang der Neunziger und der Aus - voran Bauer mit Nachkriegsgründungen den und freue sich auf die besonderen tausch eines Herzschrittmachers voriges wie „Das Neue Blatt“ und „Neue Post“. Momente mit ihrer Familie und Freun - Jahr. Außerdem „die erschütternden Be - Burdas „Freizeit Revue“ ist am Kiosk mit den. Falls jemand einen Tipp für ein ent - obachtungen“ seines Biografen: Der 86- 46,5 Millionen Euro Jahresumsatz die spanntes Leben habe, „bin ich für Anre - Jährige sieht und hört nicht mehr so gut. viertstärkste deutsche Zeitschrift. Die gungen offen“. Erfunden? Ein bisschen. Zurechtgebo - WAZ-Gruppe ist unter anderem mit Der Eintrag blieb weitgehend unbe - gen? Ziemlich. Ein gutes Geschäftsmodell „Frau im Spiegel“ vertreten. merkt, bis das Deltapark-Blatt „Promi ist es auf jeden Fall, das Klaus Schuma - Rund die Hälfte der Leser sind Frauen Welt“ ihn im April aufgriff und recht frei cher, 39, vor sechs Jahren für sich ent - über 60, die ihre Illustrierte teils seit Jahr - interpretierte. Titelzeile: „Steffi Graf. Ihr deckt hat. Mitten in der Printkrise grün - zehnten abonniert haben. Sie sind treu. Absturz in die Lebenskrise“. Aus dem 136 & '% ! 21/2013 Medien Blog-Eintrag wurde ein „verzweifelter Recherche? Schumacher grübelt einen Hilferuf“. Die Ankündigung, auf den Moment. Doch, Recherche sei wichtig. Körper zu achten, inspirierte die Redak - Einfacher geht es natürlich ohne. Wie tion zur Ferndiagnose: „Oh, oh – das vor einigen Wochen, als seine „Promi klingt verdächtig nach Burn-Out“. Welt“ berichtete, die norwegische Prin - Vielleicht, mutmaßte „Promi Welt“, ste - zessin Mette-Marit habe in Indien zwei cke aber mehr dahinter, Grafs Mutter habe Säuglinge aus einer Klinik entführt. In den Brustkrebs besiegt, „schrecklich, Wahrheit war sie lediglich bei der Geburt wenn die Krankheit wieder zugeschlagen von Zwillingen eines befreundeten Paares hätte“. Ihr Mann, Ex-Tennis-Profi Andre anwesend. Schumacher sagt, zu einzelnen Agassi, habe sie in der Vergangenheit stets Geschichten könne er sich nicht äußern. unterstützt. Und nun? „Steckt das Liebes - Mats Schönauer tut das um so frei - glück des Traumpaars etwa in der Krise?“ mütiger. Für ihn ist die Yellow Press der „Zuspitzen“, nennt Chefredakteur „Bodensatz des Journalismus“. Der Jour - Ingo Wibbeke, 52, diese Art der Bericht - nalistikstudent betreibt mit seinem Kom - erstattung. „Das gehört zum Geschäft.“ militonen Moritz Tschermak die Internet - Der frühere „Gala“-Mann verantwortet seite topfvollgold.de. Dort dokumentie - alle acht Deltapark-Blätter. Er produziert ren die beiden die absurdesten Exzesse sie mit vier Redakteuren und vier Volon - der hiesigen Regenbogenpresse. tären. Reise- und Recherchekosten fallen Unter „Verrenkungen der Woche“ be - kaum an. Für juristische Auseinanderset - richten sie über eine „Pikante Enthül - zungen gibt es ein eigenes Budget. lung“ des Burda-Blatts „Viel Spaß“: „Mar - Fast alle im Team sind junge Frauen. kus Lanz. Steht seine Ehe jetzt vor dem Sie sagen, der Job bei Deltapark sei Aus?“ Beleg war die „Abenteuerlust“ des „toll“, man könne „sich ausleben“. „Tat - „Wetten, dass ..?“-Moderators, der nach jana, erzähl mal, wie läuft’s?“, fragt Wib - verlorener Wette in den Bodensee sprang. beke in der Konferenz. Tatjana erzählt „Auch diese waghalsige Aktion musste von einer Geschichte, die klären soll, war - die zarte Brünette live miterleben.“ um es bei Daniela Katzenberger nichts „Es ist grotesk, woraus diese Hefte ihre mit der Liebe wird. Geschichten stricken“, sagt Tschermak. Ihre Kollegin Jasmin stellt Gesund - Doch obwohl vieles „erstunken und erlo - heitsthemen vor: „Wie gesund sind Ihre gen“ sei, gebe es wenig Protest. Venen?“, „So trinken Sie richtig“. Am Das mag daran liegen, dass Promis und Ende klatscht Wibbeke in die Hände und Klatschreporter oft gut voneinander leben. ruft: „Super Programm!“ Vor allem Schlager- und Volksmusikstars Deltapark-Gründer Schumacher sieht finden in anderen Printmedien kaum statt. sein Angebot als Alternative zu den se - Einer, der sich bisweilen wehrt, ist RTL- riösen Medien: In den Nachrichten gehe Moderator Oliver Geissen. Wie voriges es ständig um Terror und Krieg, „wir lie - Jahr, als die Illustrierte „die zwei“ ein fern Geschichten über die schönen Seiten Foto von ihm und der Schauspielerin Pa - des Lebens: Königshäuser, Kochen, Schla - mela Anderson zeigte, Überschrift „Ver - gerstars, Gesundheit, Kreuzfahrten“. knallt in Pam?“, dazu „Heiße Küsse & tie - Schumacher arbeitete bei Volkswagen fe Blicke“ unterstellte und scheinheilig in der PR-Abteilung, bis er das Potential fragte: „Was sagt seine Frau dazu?“ der bunten Blätter erkannte und sich selb - Nachdem Geissen seinen Medien anwalt ständig machte. Von der Konkurrenz wol - Endress Wanckel eingeschaltet hatte, stell - le er sich „durch Qualität absetzen. Inter - te „die zwei“ kleinlaut richtig: „Sorry, lie - essante Themen, schöne Bilder, tiefgrün - ber Oliver Geissen!“ Man sei „einer dige Recherche“. Falschinformation aufgesessen“. Das Tref - fen der beiden sei nur ein PR-Termin ge - wesen und bei Geissens zu Hause alles in Regenbogenpresse bester Ordnung. Die meistverkauften Zeitschriften 2012 Auch ZDF-Entertainerin Carmen Nebel Alters- setzt sich häufig zur Wehr. Sie brachte ihre Verkaufte Auflage durchschnitt in tausend der Leser Anwältin in Stellung, als man ihr eine Af - färe mit Howard Carpendale andichtete, Freizeit Revue und verbat sich die Behauptung, zwei Neue Post Männer gleichzeitig geliebt zu haben. Im Freizeitwoche einen Fall erstritt sie eine Gegendarstel - lung, im anderen eine Unterlassung. Vor Das Neue Blatt zwei Jahren ging sie auch gegen den Del - Freizeit Spass tapark-Verlag vor, nachdem „Freizeit pur“ Die Aktuelle über „ihr heimliches Leiden“ geschrieben hatte, verbunden mit der sorgenvollen Zei - Frau im Spiegel le: „So gefährdet sie ihre Gesundheit“. Neue Welt Das heimliche Leiden war ein Band - Das Goldene Blatt scheibenvorfall im Jahr 1996, die Gesund - heitsgefährdung das Tragen hoher Schu - Viel Spaß Quellen: IVW, Media-Analyse he. A!)#& K(#, M) " ! # P$%% & '% ! 21/2013 137.