<<

WAS SOLLN WIR NOCH BEGINNEN ... / THEODOR KRAMER TAGE 25. & 26. Jänner 2008, Theater am Saumarkt

Das Gedenken anlässlich eines sich jährenden Todestages hat oft etwas verkrampft Bemühtes, sofern man dieses nur zum Anlass nimmt, sich aus historischer oder literarischer Pflichtschuldigkeit, eines Autors zu erinnern.

Im Falle Theodor Kramers, dessen Todestag sich heuer zum fünfzigsten Mal jährt, ist die Sachlage jedoch eine völlig andere. Seit Jahren beschäftigen wir uns im Theater am Saumarkt mit der Idee, den Lyriker, der trotz unumstrittener literaturhistorischer Bedeutung noch keineswegs die Öffentlichkeit erreichen konnte, die ihm zusteht, einmal ins Zentrum einer Veranstaltungsreihe zu stellen. Dass wir dies hier in Feldkirch tun, hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass das Thema Exil in unserer Stadt von zentralem Interesse sein muss, da Feldkirch 1938 für viele Autoren und politische Flüchtlinge verschiedenster Gesinnung zum „Umsteigebahnhof“ in die für Jahrzehnte zu erleidende Heimatlosigkeit wurde.

Theodor Kramer ist einer von ihnen. Im Jahre 1938 mit Berufsverbot belegt, wird er seiner literarischen Sprache beraubt. Seine Flucht ins Exil, für die er als einflussreichen Fürsprecher im Ausland gewinnen konnte, stellt nur einen weiteren Schritt in die Fremde dar, die ihn zuvor zu Hause schon umzingelte. Dennoch bedeutet sie für den Autor Theodor Kramer den zusätzlichen Verlust seiner sprachlichen Heimat und den Beginn eines Weges, der durch Isolation und tiefstes menschliches Leid gekennzeichnet ist.

Aber auch in Zeiten absoluter Verzweiflung findet Theodor Kramer Verse, die in ihrer Eindringlichkeit und Klarheit für den Leser nicht nur zum literarischen Dokument einer Epoche werden, sondern zeitlose Gültigkeit erlangen. So mag es denn auch nicht verwundern, dass sich Musiker seit Jahrzehnten dieses Lyrikers angenommen haben und den künstlerischen Dialog mit ihm suchen. Eben diesem Zusammenspiel zwischen Literatur und Musik gilt es hier an zwei Abenden zu folgen.

Theodor Kramer wird 1897 in Niederhollabrunn, NÖ, geboren. Matura in Wien, Verwundung im 1. Weltkrieg. Anschließendes Studium der Germanistik und Staatswissenschaft bricht er ab, arbeitet in der Folge als Beamter und Buchhändler. Ab 1931 lebt er als freier Schriftsteller. Er schreibt ausschließlich Lyrik und erringt damit große Erfolge. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wird Kramer als Jude und Sozialdemokrat mit Arbeits- und Berufsverbot belegt. 1939 gelingt die Flucht nach London, wo er die britische Staatsbürgerschaft erhält. Kramer ist Vorstandsmitglied des Österreichischen Exil-P.E.N-Club und pflegt enge Kontakte zu , oder . 1957 wird er nach Wien zurückgeholt, wo er 1958 stirbt.

Fr. 25. Jän. 2008, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt

„In welcher Sprache träumen Sie? Österreichische Exillyrik“ Hg. von Miguel Herz- Kestranek, Konstantin Kaiser und Daniela Strigl

„Die Literatur des 20. Jahrhunderts ist geprägt durch politische und rassistische Verfolgung, Vertreibung, Flucht und Exil, aber ebenso durch den Widerstand dagegen. Das gilt ganz besonders für die österreichische Literatur; jeder zweite Schriftsteller wurde in der Zeit von Faschismus und Nationalsozialismus verboten, vertrieben, in Konzentrationslager deportiert, ermordet.“

Miguel Herz-Kestranek, Konstantin Kaiser und Daniela Strigl ist es mit der Anthologie „In welcher Sprache träumen Sie?“ gelungen, Worte gegen das Vergessen zu setzen. Diese stammen von 278 Lyrikerinnen und Lyrikern, die ihre Heimat verlassen mussten, um im Exil, im Arrest und in Konzentrationslagern einer ungewissen Zukunft entgegen zu leben.

Der literarische Abend soll sie durch Vorträge, Gespräche und Lesungen aus der Vergessenheit zurückholen und Einblick in Werke und Biografien geben, die „unser aller Erbe“ darstellen. Sa. 26. Jän. 2008, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt

Heike Kellermann & Wolfgang Rieck WAS SOLLN WIR NOCH BEGINNEN ... Lieder nach Texten von Theodor Kramer Kramer schrieb über sich: "Ich hoffe sehr, dass ich unter anderem ein Asphaltdichter bin, ein Stundenhoteldichter, ein Fress- und Saufdichter." Die Lyrik Kramers (mehr als 12.000 Gedichte sollen es sein) hat die ganze Fülle des prallen Lebens zum Inhalt: Liebe, Abschied, Glück und Verzweiflung... und sie schreit förmlich nach musikalischer Umsetzung.

Heike Kellermann aus Rudolstadt/Thüringen und (Ex-Liederjan) Wolfgang Rieck aus Rostock haben es in beeindruckender Weise getan: Kramer, den Österreicher, vertont, für 15 zum Teil außergewöhnliche Instrumente arrangiert und ihn in ihren sehr feinsinnig- melancholischen, ausgelassenen oder auch derben Interpretationen in unsere Tage geholt.

"Was solln wir noch beginnen…" nennen Kellermann & Rieck ihre Annäherung an den jüdischen Dichter, der 1938 seine Heimat verlassen musste. Vielleicht können sie dazu beitragen, dass Kramer auch hierzulande wenigstens einen Teil der Beachtung findet, die ihm gebühren würde.

Heike Kellermann (Komp./ Arr., Gesang, Gitarre, Monochord, Akkordeon, Saxophon, Klavier, Chalumeau, Tenorflöte) und Wolfgang Rieck (Komp./ Arr., Gesang, Gitarren, Banjo, Tenorhorn, Mundharmonika) www.kramerprogramm.de www.wolfgang-rieck.de

Im Rahmen der Veranstaltung findet im Theater am Saumarkt eine Ausstellung der Vorarlberger Künstlerin Margit Krismer statt, die in einem künstlerischen Dialog der Lyrik Kramers mit der Sprache der bildenden Kunst begegnet.

Ankündigung: Feldkircher Literaturtage 2008 „In welcher Sprache träumen Sie?“ Literarisches Leben zwischen den Kulturen. Wladimir Kaminer und Feridun Zaimoglu

Theater am Saumarkt Mühletorplatz 1 6800 Feldkirch Tel. 0043 (0)5522 72895 Email: [email protected] Web: www.saumarkt.at

Überregionaler Ticketverkauf auch bei folgenden Stellen:

Kartenvorverkaufsstelle der Feldkircher Werbe- und Tourismus GmbH, Tel. 0043 5522 73467 od. per Email: [email protected]

Bregenz Tourismus Tel. 0043 5574 4080 Dornbirn Tourismus Tel. 0043 5572 22 188 Lindaupark, Info-Theke Tel. 0049 8382 277560 Musikladen Feldkirch Tel. 0043 5522 77900

Musikladen Rankweil, Tel. Tel. 05522 41000 Vaduz, Liechtensteinische Post Tel. 00423 2396357