Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Stresemannstraße 3-5 Postf ach 20 03 61 I 56003 Koblenz 56068 Koblenz Telefon 0261 120-0 Verbandsgemeindeverwaltung Telefax 0261 120-2200 Postfach 1364 [email protected] www.sgdnord.rlp.de 65572 Diez

22.11.2018 nachrichtlich:

Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz - Oberste Landesplanungsbehörde - Schillerplatz 3-5 55116 Mainz

Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz Referat 8403 Stiftsstraße 9 55116 Mainz

Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Referat 21b Hohenfelderstraße 16 56068 Koblenz

Regierungspräsidium Gießen Dezernat 31 Landgraf-Philipp-Platz 1-7 35390 Gießen

Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises Insel Silberau 1 56130

Kreisverwaltung des Westerwaldkreises Peter-Altmeier-Platz 1 56410 Montabaur

Kreisverwaltung Limburg-Weilburg Schiede 43 65549 Limburg a. d. Lahn

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Kernarbeitszeiten Verkehrsanbindung Parkmöglichkeiten 09.00-12.00 Uhr Bus ab Hauptbahnhof Tiefgarage Görresplatz 14.00-15.30 Uhr Linien 8,9,27,460 bis Haltestelle Freitag: 09.00-13.00 Uhr Stadttheater

Magistrat der Kreisstadt Limburg-Weilburg Werner-Senger-Straße 10 65549 Limburg a. d. Lahn

Verbandsgemeindeverwaltung Diez Postfach 1364 65572 Diez mit Überdruck für den zentralen Ort Holzappel

Verbandsgemeindeverwaltung Nassau Am Adelsheimer Hof 1 56377 Nassau mit Überdruck für den zentralen Ort Nassau

Verbandsgemeindeverwaltung Burgstrasse 1 56368 Katzenelnbogen mit Überdruck für den zentralen Ort Katzenelnbogen

Verbandsgemeindeverwaltung Hahnstätten Austraße 4 65623 Hahnstätten mit Überdruck für den zentralen Ort Hahnstätten

Verbandsgemeindeverwaltung Montabaur Konrad-Adenauer-Platz 8 56410 Montabaur mit Überdruck für den zentralen Ort Montabaur

Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald - Im Hause -

Referat 43 - Im Hause -

Mein Aktenzeichen Ihr Schreiben vom Ansprechpartner(in)/ E-Mail Telefon/Fax 14 91 – 141 03 029/41 28.12.2017 Inna Brose 0261 120-2247 Bitte immer angeben! Az. 3.1 [email protected] 0261 120-88-2247

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Antrag auf Abweichung von Zielen des verbindlichen Landesentwicklungspro- gramms Rheinland-Pfalz (LEP) IV gemäß § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 8 Abs. 3 Landesplanungsgesetz (LPlG); Geplante Darstellung einer Sonderbaufläche für großflächigen Einzelhandel in der Stadt Diez, Verbandsgemeinde Diez, Rhein-Lahn-Kreis

Sehr geehrte Damen und Herren, die antragstellende Verbandsgemeinde (VG) Diez beabsichtigt in der Stadt Diez für die Erweiterung des bestehenden Lebensmitteldiscounters in der Industriestraße 10 um ca. 250 m² den Flächennutzungsplan zu ändern, wobei der Planbereich als Son- derbaufläche mit der Zweckbestimmung großflächiger Einzelhandel dargestellt wer- den soll, im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung ist die Festsetzung eines Son- dergebietes für großflächigen Einzelhandel vorgesehen.

Das gesamte Vorhaben sieht nach Erweiterung eine Verkaufsfläche von 1.046 m² (Bestand bisher 797 m2) vor.

Nach Ziel Z 58 des LEP IV ist die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Ein- zelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten nur in städtebaulich inte- grierten Bereichen, das heißt in Innenstädten und Stadt- sowie Stadtteilzentren, zu- lässig (städtebauliches Integrationsgebot). Die städtebaulich integrierten Bereiche, die sog. Zentralen Versorgungsbereiche (ZVB) sind von den zentralen Orten in Abstim- mung mit der Regionalplanung verbindlich festzulegen und zu begründen. Im entsprechend der Vorgaben des LEP IV aufgestellten Einzelhandelskonzept (EHK) der Stadt und Verbandsgemeinde Diez aus dem Jahr 2010 liegt das o.g. Vorhaben außerhalb eines solchen zentralen Versorgungsbereiches.

Die Anpassungspflicht (§ 1 Abs. 4 BauGB) an das städtebauliche Integrationsgebot steht der beabsichtigten Bauleitplanung in der Stadt Diez entgegen. Die Bauleitplan- verfahren können nur dann rechtskonform beschlossen werden, wenn die Abwei- chung von der verbindlichen Zielvorgabe der Raumordnung und Landesplanung zuge- lassen wird.

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Nach den Vorschriften des ROG und LPlG kann die obere Landesplanungsbehörde im Einvernehmen mit den fachlich berührten Stellen der oberen Verwaltungsebene die Abweichung von einem Ziel des Landesentwicklungsprogramms zulassen, wenn die- se aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse unter raumordnerischen Ge- sichtspunkten vertretbar ist und das Landesentwicklungsprogramm in seinen Grund- zügen nicht berührt wird.

Die Zielabweichung kann nur zugelassen werden, wenn – neben der Erfüllung der materiellen Voraussetzungen – das Referat 8403 des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, das Referat 21b der Aufsichts- und Dienstleis- tungsdirektion und Referat 43 der SGD Nord ihr Einvernehmen erteilen.

Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau – Referat 8403 erteilt das Einvernehmen zur Zulassung einer Abweichung von Zielen des Lan- desentwicklungsprogramms.

Die Stadt Diez in der Verbandsgemeinde Diez weist derzeit eine Einwohnerzahl von 10.703 Einwohnern auf (Stand 31.12.2014). In der Verbandsgemeinde Diez leben durchschnittlich 22.814 Einwohner. Die Kaufkraftkennziffer liegt bei 99,3 (Stadt Diez 96,7). Aus der Analyse und den einhergehenden Erläuterungen der CIMA Beratungs- und Management GmbH wird die Funktion der Stadt Diez mit ausgeprägter Bedeu- tung für die gesamte Verbandsgemeinde beurteilt. Aufgrund der geringfügigen Erwei- terung des Aldi-Marktes um ca. 250 m² werden keine nennenswerten Änderungen der Indexwerte erwartet.

Nach Abschätzung der ökonomischen Auswirkungen der Erweiterung und unter Ein- beziehung des Gutachtens der CIMA Beratungs- und Management GmbH vom 03.05.2016 wird im Antrag formuliert, dass schädliche Auswirkungen auf zentrale Ver- sorgungsbereiche sowie die verbrauchernahe Versorgung durch das Vorhaben nicht zu erwarten sind. Der Antrag sieht die Ziele Z57 (Zentralitätsgebot) und die Forderun- gen aus Ziel Z60 des LEP IV (Nichtbeeinträchtigungsgebot) als erfüllt. Dies wird mit der Stellungnahme vom 24.11.2017 durch den Landkreis Rhein-Lahn, untere Landes- planungsbehörde, bestätigt.

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Der Zulassung einer Zielabweichung in Rheinland-Pfalz unterliegen drei Kriterien, die zu erfüllen sind:

1.) Das Vorliegen veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse 2.) Die raumordnerische Vertretbarkeit 3.) Das Nicht-Berührtsein der Grundzüge der Planung

Zu 1.) Aufgrund des sozio-strukturellen Wandels sehen sich Städte und Gemeinde einer dauernden Standortkonkurrenz ausgesetzt. Zudem kommen steigenden Anforderun- gen zur Attraktivierung der gewerblichen Standorte und Bedarfe zur Sicherstellung und Anpassung der Bedürfnisse der Bevölkerung in der Nahversorgung durch den Lebensmitteleinzelhandel. Die veränderten Bedingungen im Handel aufgrund der ne- gativen demografischen Entwicklung der Bevölkerung, dem Trend zur Urbanität, der Digitalisierung und des Strukturwandel im Handel sind gem. § 2 Abs. 2 Nr. 1 Satz 4 ROG angemessen zu berücksichtigen und lassen eine Abweichungszulassung raum- ordnerisch vertretbar erscheinen.

Zu 2.) Gem. § 2 Abs. 2 Nr. 1 Satz 2 ROG ist die nachhaltige Daseinsvorsorge zu sichern. Das entspricht Grundsatz 56 des LEP IV, wonach die Sicherung einer wohnortnahen und qualitativen Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen und privaten Einrichtun- gen und Dienstleistungen zu gewährleisten ist. Der großflächige Einzelhandel nimmt gemäß der Begründung zu G 56 wichtige Funktionen einer qualitativ gleichwertigen Versorgung mit Waren und dazugehörigen Dienstleistungen wahr. Die Gemeinden haben hierbei die Aufgabe durch geeignete planerische Maßnahmen die Vorausset- zungen für eine positive Entwicklung des Handels unter Berücksichtigung der Erreich- barkeit ihrer Standorte durch die Kunden zu schaffen. Im vorliegen Fall nimmt die Stadt Diez diese planerische Aufgabe in angemessener Weise wahr. Sie verfügt über ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Durch die Er- weiterung des Aldi-Marktes kann die Stadt Diez die bestehende Nahversorgung er- gänzen und ihrer Aufgabe als zentraler Einkaufsplatz zur Förderung der Innenstadt weiterhin geeignet Rechnung tragen. Insbesondere der Erhalt und die Sicherung ei- nes qualifizierten Nahversorgungsangebots im Grundzentrum Holzappel wird Rech-

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nung getragen. Demnach kann einer Abweichungszulassung von Ziel Z58 (städtebau- lichem Integrationsgebot) ausnahmsweise entsprochen werden.

Zu 3.) Durch die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben dür- fen weder die Versorgungsfunktion der städtebaulich integrierten Bereiche der Standortgemeinde, noch der Versorgungsbereiche benachbarter Zentraler Orte we- sentlich beeinträchtigt werden. Die im vorliegenden Gutachten der CIMA Beratungs- und Management GmbH vom 03.05.2016 unter 8.2 resümierten Argumente stellen dar, dass aufgrund der Maßnahme schädliche Auswirkungen auf Zentrale Versor- gungebereiche in Diez oder angrenzenden Kommunen nicht zu erwarten sind.

Die vorstehend aufgeführten Auswirkungen auf den Einzelhandel infolge negativer demografischer Entwicklung und der mit der Digitalisierung einhergehende Struktur- wandel im Handel lassen die Entscheidung von Aldi Süd, den Markt zu erweitern, nachvollziehbar und die Abweichungszulassung von den verbindlichen Zielen der Raumordnung und Landesplanung vertretbar erscheinen.

Abschließend wird allerdings angeregt, das bestehende Einzelhandelskonzept der Stadt Diez aus dem Jahr 2010 fortzuschreiben.

Seitens der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion werden keine Bedenken erho- ben und das Einvernehmen zu der beantragten Zielabweichung erteilt.

Der Magistrat der Kreisstadt Limburg-Weilburg teilt mit, da der „10% Schwellen- wert“, der nach gängiger Rechtsauffassung als Orientierungswert für wesentliche Auswirkungen auf einen zentralen Versorgungsbereich angesehen wird, gemäß den vorgelegten Unterlagen nicht überschritten wird, davon ausgegangen werden kann, dass die geplante Erweiterung um 249 m2 Verkaufsfläche zu keinen schädlichen Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich der Kreisstadt Limburg a.d. Lahn führen wird. Insofern bestehen keinen Bedenken gegen die geplante Erweite- rung des bestehenden Aldi-Marktes in Diez.

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Die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen trägt keine Anregungen oder Bedenken gegen die beantragte Zielabweichung vor.

Seitens der Verbandsgemeinde Montabaur und namens und im Auftrag der Stadt Montabaur wird mitgeteilt, dass keine Bedenken gegen die Erweiterung des beste- henden Aldi-Marktes bestehen.

Die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald führt aus, dass für die Stadt Diez ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet wurde, aus dem in Abstimmung mit der Planungsgemeinschaft in einem 2. und 3. Schritt ein Einzelhandelskonzept für die Stadt Diez und nachfolgend für das Verbandsgemeindegebiet erstellt wurde, ein- schließlich der Ausweisung zentraler Versorgungbereiche. Hiermit verfügt die Kom- mune über ein geeignetes Steuerungsinstrument zur Kanalisierung künftiger Einzel- handelsentwicklung, welches zielgerichtet angewendet werden sollte.

Mit der Erweiterung auf ca. 1.100 m² Verkaufsfläche soll der Standort als „Sonderge- biet für den großflächigen Einzelhandel“ dargestellt werden. Diese Entwicklung ent- spricht nicht den Zielen des Einzelhandelskonzeptes, da dieses außerhalb des zentra- len Versorgungsbereiches der Stadt Diez den Standort des Aldi-Discounters lediglich als sogenannte „Sonderlage“ für Einzelhandel bezeichnet. Entwicklungsoptionen in die Großflächigkeit wären demnach nicht zulässig.

Auch belegt das Konzept, dass in Gewerbe - und Industriegebieten Einzelhandel grundsätzlich ausgeschlossen werden sollte (Konz. Teil 3, 2010, S.34). Diese Aussage hatte die Planungsgemeinschaft auch in deren Stellungnahme vom 02.05.11 begrüßt. Optionen über die Zulässigkeit von Erweiterungen, Bestandspflege und Nutzungsän- derungen von vorhandenen Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sorti- menten, außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche, hatte sie allerdings hierin nicht unterstützt.

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Dies wäre auch auf die anstehende geplante Erweiterung des Aldi-Marktes zu übertra- gen, welcher –bislang unterhalb der Großflächigkeit – legitim innerhalb eines Gewer- begebiets liegt.

Die Planungsgemeinschaft verkennt nicht, dass die Stadt Diez als Mittelzentrum, mit dem Grundzentrum Holzappel, einen wesentlichen Anteil auch im Bereich der Nahver- sorgung wahrnimmt. Desgleichen kann auf Grund der leicht unterdurchschnittlichen errechneten Potenziale im Segment der Grundversorgung, ein gewisser Erweiterungs- spielraum für die Verbandsgemeinde insgesamt bestätigt werden. Dieser sollte aller- dings nicht überwiegend durch das Mittelzentrum ausgefüllt werden, auch um Entwick- lungsoptionen des Grundzentrums als auch der kleineren Gemeinden nicht zu gefähr- den. Das Konzept formuliert auch hierzu Zielaussagen, wie den „Erhalt der kleineren, lokalen Nahversorgungsstandorte in den übrigen Gemeinden“ (Konz. Teil 3, 2010, S. 19). Diese Zielvorgabe würde durch die weitere Einzelhandelskonzentration in Diez konterkariert. Zudem wird auf das umfassende Angebot durch den nahegelegenen NORMA- Markt und die Einzelhandelsbetriebe des Nahversorgungsstandortes „Back- steinbrand“ verwiesen.

Auf Grund der Ansiedlung außerhalb des mit der Regionalplanung abgestimmten zent- ralen Versorgungsbereiches sowie der Lage innerhalb eines Gewerbegebietes (s. RROP G 42) wird die geplante Verkaufsflächenerweiterung an diesem Standort kri- tisch gesehen. Belastbare Gründe für eine Abweichung von einem mehrfach abge- stimmten Konzept und damit auch von den Zielvorgaben des LEP IV kann die Pla- nungsgemeinschaft nicht feststellen.

Ergänzend weist die Planungsgemeinschaft darauf hin, dass nach Aktenlage die Be- völkerung in der Verbandsgemeinde Diez seit 2010 (25.286 EW) bis 2016 (22.814 EW) um ca. 10 % abgenommen hat. Redaktionell möchte sie zudem auf die Verwen- dung einer offensichtlich veralteten Grundkarte mit der Darstellung des zentralen Ver- sorgungsbereiches der Stadt Diez aufmerksam machen.

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Das Referat 43 - Bauwesen - der SGD Nord nimmt wie folgt Stellung: Die CIMA Beratung und Management GmbH wurde beauftragt, die Stadt- und Regio- nalverträglichkeit der geplanten Erweiterung zu untersuchen. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass das Planvorhaben nicht im Widerspruch zu den formulierten Zielen des Einzelhandelskonzeptes steht und die Erweiterung auch nicht zu einem Überbe- satz im Verbandsgemeindegebiet führt. Schädliche Auswirkungen auf die Zentralen Versorgungsbereiche sowie die verbrauchernahe Versorgung durch das Vorhaben sind ebenfalls nicht zu erwarten. Das Ziel Z 60 wird daher als nicht beeinträchtigt an- gesehen. Da es sich um keine klassische Neuansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbe- triebes handelt, wird aus städtebaulicher Sicht eine Abweichung vom Ziel Z 58 für ver- tretbar gehalten. Somit wird das Einvernehmen erteilt.

Das Regierungspräsidium Gießen teilt in seiner Stellungnahme mit, dass aus raum- ordnerischer Sicht der benachbarten Planungsregion Mittelhessen in diesem Zusam- menhang beurteilungsrelevant ist, ob das beantragte Erweiterungsvorhaben die Grundversorgungsfunktion und/ oder die integrierten Versorgungslagen der benach- barten Kommunen im Landkreis Limburg-Weilburg (hier die Stadt Limburg) unzulässig beeinträchtige. Aus der beigefügten Verträglichkeitsuntersuchung (CIMA, 2016) gehe nachvollziehbar hervor, dass die Stadt Limburg mit nur unwesentlichen Umsatzverlagerungen deutlich unter 5 % betroffen sein wird, eine unzulässige Beeinträchtigung des Versorgungsauf- trags der Stadt Limburg oder ihres zentralen Versorgungsbereichs könne damit zuver- lässig ausgeschlossen werden. Gegen das Vorhaben bestehen daher seitens der oberen Landesplanungsbehörde für die Region Mittelhessen keine Bedenken.

Aus Sicht der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises bestehen keine Bedenken gegen die Zulassung der Zielabweichung.

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Die anderen beteiligten Stellen haben sich zu dem Zielabweichungsantrag nicht ge- äußert, so dass entsprechend des Hinweises im Beteiligungsschreiben davon ausge- gangen werden kann, dass von dort keine Bedenken oder Anregungen bestehen.

Nach sorgfältiger Prüfung des Antrages und Auswertung der vorgelegten Unterlagen und eingegangenen Stellungnahmen sowie nach Abwägung aller für und gegen die Zulassung einer Abweichung sprechenden Gesichtspunkte ergeht im Einvernehmen mit dem Referat 8403 des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, dem Referat 21b der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion und Referat 43 der SGD Nord folgende Entscheidung:

Für die beabsichtigte Bauleitplanung zwecks Erweiterung des bestehenden Le- bensmitteldiscounters in der Industriestraße 10 in der Stadt Diez, Verbandsge- meinde Diez, wird die Abweichung von dem städtebaulichen Integrationsgebot (Ziel Z 58) gemäß Landesentwicklungsprogramm IV 2008 zugelassen.

In der erforderlichen Bauleitplanung sind Betriebstyp, Sortimentsgruppen und maximale Verkaufsfläche antragsgemäß festzulegen.

Dem Zielabweichungsantrag der Verbandsgemeinde Diez konnte stattgegeben wer- den, da die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen für die Abweichung nach § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 8 Abs. 3 LPlG erfüllt sind. Die Abweichung kann danach zuge- lassen werden, wenn diese aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und das LEP IV nicht in seinen Grundzügen berührt werden.

Zur ersten Voraussetzung ist festzustellen, dass sich seit dem Verbindlichwerden des LEP IV Tatsachen und Erkenntnisse verändert haben.

Der sich bereits seit Jahren vollziehende Strukturwandel im Einzelhandel, der sich insbesondere in einem erhöhten Flächenbedarf sowie in einer Modifikation des Sorti-

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mentsangebots aber vor allem dessen Präsentation niederschlägt, wirkt sich mittler- weile auch auf die Entwicklungspolitik bei den Lebensmitteldiscountern in Form eines Up-Gradings aus. Dieser Entwicklungstrend verfolgt nicht zuletzt die Zielvorstellung eines generationengerechten Einkaufens. Diesen veränderten Rahmenbedingungen soll mit der geplanten Erweiterung des bestehenden Betriebes in Diez entsprochen werden, ohne dass damit eine Sortimentserweiterung einhergeht. Auch wenn damit eine bezogen auf die Verkaufsfläche auch quantitative Erweiterung einhergeht, wird vor allem auf eine qualitative Aufwertung von Bestandsbetrieben abgestellt mit dem Ziel, zukunftsfähige Nahversorgungsstandorte sowohl bestands- als auch kundenori- entiert zu entwickeln. Nicht zuletzt geht damit auch eine Attraktivierung gewerblicher Standorte einher, die auch von Bedeutung für den interkommunalen Wettbewerb ist. Auf diese Veränderungen stützt sich auch der Zielabweichungsantrag in seiner Be- gründung.

Die Zulassung der Zielabweichung ist auch unter raumordnerischen Gesichtspunk- ten vertretbar. „Vertretbar sein“ in diesem Sinne bedeutet, dass die Zulassung einer Zielabweichung raumordnerisch sinnvoll ist und eine effektive Verwirklichung der Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Übrigen nicht erschwert wird.

Gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 1 Satz 2 ROG ist die nachhaltige Daseinsvorsorge zu sichern. Das entspricht Grundsatz G 56 des LEP IV, wonach die Sicherung einer wohnortna- hen und qualitativen Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen und privaten Ein- richtungen und Dienstleistungen zu gewährleisten ist. Der großflächige Einzelhandel nimmt gemäß der Begründung zu G 56 wichtige Funktionen einer qualitativ gleichwer- tigen Versorgung mit Waren und dazugehörigen Dienstleistungen wahr. Die Gemein- den haben daher entsprechend ihrer raumordnerischen Funktion die Aufgabe, durch geeignete planerische Maßnahmen die Voraussetzungen für die Sicherung der Da- seinsvorsorge zu schaffen.

Das Zentralitätsgebot im Ziel Z 57 des LEP IV ist vorliegend erfüllt, da die Stadt Diez als Mittelzentrum eingestuft ist und dort die Errichtung und die Erweiterung von großflächigen Betrieben (auch über 2.000 m2) somit zulässig ist.

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Der Antrag auf Zielabweichung wurde von der Verbandsgemeinde Diez am 28.12.2017 auf Grundlage von dem Vorhaben zustimmenden Beschlüssen des Rates der Stadt Diez (31.08.2017) und des Rates der Verbandsgemeinde Diez (07.09.2017) gestellt. Diese Beschlüsse wurden gefasst auf der Grundlage des bereits im Jahr 2010 beschlossenen EHK, das für den Bestandsbetrieb ausnahmsweise geringfügige Veränderungen der Verkaufsflächen im Rahmen des Bestandsschutzes befürwortet. Im EHK wird der Bestandsbetrieb als solitär gelegener Nahversorger zeichnerisch dargestellt. Ein Ausbau dieses Standortes zu einem Nahversorgungszentrum mit ei- nem breiten Warenangebot (ZVB Nahversorgung) wird im EHK nicht empfohlen, um die Entwicklung der Innenstadt als zentraler Standort der wohnungsnahen Versorgung nicht zu gefährden. Zudem wurden die Beschlüsse auf Grundlage der Verträglich- keitsuntersuchung gefasst, die entsprechend Feststellung durch die Kreisverwaltung Rhein-Lahn im Rahmen des Verfahrens nach § 18 LPlG die Vereinbarkeit des Vorha- bens mit Ziel Z 60 des LEP IV (Nichtbeeinträchtigungsgebot) belegt. Das Nichtbe- einträchtigungsgebot bestimmt, dass durch die Ansiedlung und Erweiterung von groß- flächigen Einzelhandelsbetrieben weder die Versorgungsfunktion der städtebaulich integrierten Bereiche der Standortgemeinde noch die der Versorgungsbereiche (Nah- und Mittelbereiche) benachbarter zentraler Orte wesentlich beeinträchtigt werden darf. Dabei sind auch die Auswirkungen auf Stadtteile von Ober- und Mittelzentren zu be- achten. Im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens sind keine Stellungnahmen ein- gegangen, die diese Beurteilung der unteren Landesplanungsbehörde in Frage stellen würden. Demnach ist von der Verträglichkeit der Erweiterung mit bestehenden und geplanten städtebaulich integrierten Versorgungsstrukturen auszugehen.

Für diese bestehen auf der Grundlage des Ziels Z 58 des LEP IV (städtebauliches Integrationsgebot) Vorrangfunktionen als Standorte für großflächige Einzelhandels- betriebe mit innenstadt- (und nahversorgungs-) relevanten Sortimenten. Eine aus- nahmsweise Entwicklung außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche im Wege ei- ner Zielabweichungszulassung stellt sich daher u.a. nur dann als raumordnerisch ver- tretbar dar, wenn sich diese Ausnahme nicht zulasten der Zentralen Versorgungsbe- reiche als Vorrangstandorte auswirkt (siehe Nichtbeeinträchtigungsgebot).

Im vorliegenden Fall ist auch darauf abzustellen, dass es sich um eine maßvolle Er- weiterung eines für die Nahversorgung relevanten Bestandsbetriebes handelt und

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diese maßvolle Erweiterung (unter dem Vorbehalt der Verträglichkeit bezogen auf die übrigen Versorgungsstrukturen in städtebaulich integrierter Lage) auch mit den Ent- wicklungszielen des interkommunal abgestimmten EHK übereinstimmt. Das EHK war entsprechend den Vorgaben des Ziels Z 58 des LEP IV von der Stadt und Verbands- gemeinde Diez erarbeitet und beschlossen worden. Damit sind auch die Anforderun- gen des LEP IV an die Standortkommune als zentraler Ort erfüllt, in dem hier ein ge- samträumliches, auf den Verflechtungsbereich abgestelltes Standortkonzept für Ein- zelhandelsnutzungen erarbeitet und beschlossen wurde, das Grundlage für die Beur- teilung von Ansiedlungs- und Erweiterungsbegehren sowohl durch die Kommune als auch die Landesplanungsbehörden bildet.

Die Stellungnahme der Planungsgemeinschaft, die einen Widerspruch des Vorhabens mit dem EHK sieht, ist zu relativieren: Das Vorhaben liegt zwar nicht in einem zentra- len Versorgungsbereich, wo großflächige Betriebe grundsätzlich zulässig sind, aber die Möglichkeit einer bestandsorientierten Erweiterung wird im EHK bereits festgehal- ten. Auch besteht durch die Planung der Stadt Diez kein Widerspruch zu der Festle- gung im EHK, dass in Gewerbe- und Industriegebieten Einzelhandel grundsätzlich ausgeschlossen werden sollte (auch hierauf stellt die Planungsgemeinschaft Mittel- rhein-Westerwald ab). Die Planung der Stadt Diez sieht zur Umsetzung des Vorha- bens die Festsetzung eines Sondergebietes für großflächigen Einzelhandel vor – ver- hält sich insofern auch konzeptkonform. Die weitere Annahme der Planungsgemeinschaft, dass die Zielaussage des EHK zum „Erhalt der kleineren, lokalen Nahversorgungsstandorte in den übrigen Gemeinden“ durch das Vorhaben konterkariert würde, lässt sich zumindest aus den Ergebnissen der vorgelegten Untersuchungen, speziell der Auswirkungsanalyse, nicht ableiten. Hier ist in Abbildung 15 für das Grundzentrum Holzappel wie auch für das übrige Ge- biet der Verbandsgemeinde Diez die absolute Umsatzumverteilung mit 0,0 Mio. € an- gegeben. Die Auswirkungsanalyse kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass die maß- volle Erweiterung des Lebensmitteldiscounters nicht im Widerspruch mit den formu- lierten Zielen des EHK steht. Diese Aussage ist von den übrigen Verfahrensbeteiligten auch nicht in Zweifel gezogen worden, so dass sie als nachvollziehbar bezeichnet werden kann. Die Planungsgemeinschaft weist auch auf die seit dem Jahr 2010 (25.286 EW) bis zum Jahr 2016 (22.814 EW) rückläufige Bevölkerungsentwicklung in der Verbands-

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gemeinde Diez hin. Der Auswirkungsanalyse vom 03.05.2016 sind die genannten 22.814 Einwohner und ein entsprechendes Kaufkraftpotenzial zugrunde gelegt, was methodisch von den übrigen Verfahrensbeteiligten auch nicht beanstandet wurde. So- fern der Hinweis der Planungsgemeinschaft darauf ausgerichtet ist, dass in Zukunft mit einem weiteren rückläufigen Einwohner- und damit Kaufkraftpotenzial zu rechnen ist, kann dies als im Ergebnis unkritisch bewertet werden, denn die Auswirkungsana- lyse hat bei keinem der untersuchten „Konkurrenzstandorte“ kritische Umsatzumver- teilungen (weder absolut noch relativ) ermittelt. Der Maximalwert beträgt hier absolut 0,8 Mio. € und relativ 5,2 % und betrifft das übrige Stadtgebiet Diez außerhalb der In- nenstadt als zentraler Versorgungsbereich. Es kann daher angenommen werden, dass auch bei einem geringeren Kaufkraftpotenzial im Ergebnis keine kritischen Um- verteilungswerte erreicht würden, die zu einer anderen Bewertung hinsichtlich der Ver- träglichkeit der Erweiterung (siehe Nichtbeeinträchtigungsgebot) führen würden.

Auch wenn das geplante Vorhaben gegen Ziel Z 58 des LEP IV verstößt, ist im Er- gebnis festzuhalten, dass es dem auf der Grundlage von Ziel Z 58 des LEP IV erarbei- teten und beschlossenen EHK entspricht. Das lässt die Abweichung aus raumordneri- schen Aspekten als vertretbar erscheinen.

Das in Ziel Z 61des LEP IV aufgeführte Agglomerationsverbot findet im vorliegenden Fall keine Anwendung, da im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang keine weite- ren innenstadtrelevanten Einzelhandelsvorhaben bestehen oder geplant sind.

Der Vorlagebericht der Kreisverwaltung Rhein-Lahn enthält keine Hinweise darauf, dass sich im Rahmen der Beteiligung zum Verfahren nach § 18 LPlG Erkenntnisse ergeben hätten, wonach das Vorhaben hinsichtlich anderer Ziele und Grundsätze der Raumordnung als kritisch zu bewerten wäre. Die Auswertung der im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens eingegangenen Stellungnahmen stellt dies auch nicht in Frage. Daher ist nicht zu besorgen, dass durch die Zielabweichungszulassung eine effektive Verwirklichung der Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Übrigen er- schwert wird.

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Auch werden durch die Zulassung der beantragten Zielabweichung die Grundzüge des LEP IV nicht berührt.

Die grundsätzliche Planungskonzeption des LEP IV wird durch die vorliegende Ziel- abweichung nicht konterkariert, sondern die landes- und regionalplanerischen Vorga- ben zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung bleiben als verbindliche Zielfestle- gungen erhalten und werden trotz dieser Zielabweichungszulassung in ihrer Funkti- onsfähigkeit im Ganzen nicht beeinträchtigt. Die Festlegung aus dem LEP, dass die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit innenstadt- relevanten Sortimenten nur in städtebaulich integrierten Bereichen zulässig ist, ist auch weiterhin ein wichtiges Ziel und wird durch die Zielabweichung nicht in Frage gestellt. Nur aus den vorgenannten Gründen konnte in diesem Fall im Einklang mit den Zielvorstellungen des kommunalen Einzelhandelskonzeptes für die maßvolle Er- weiterung eines bereits bestehenden Einzelhandelsbetriebes eine Ausnahme in Be- tracht kommen.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Zielabweichungs- entscheidung bei Umsetzung des beantragten Vorhabens im Rahmen der kom- munalen Bauleitplanung zu beachten ist und nicht der Abwägung durch die je- weiligen Träger der kommunalen Bauleitplanung in den nachfolgenden Bauleit- planverfahren unterliegt.

Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch erhoben werden.

Der Widerspruch ist bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord einzulegen.

Der Widerspruch kann

1. schriftlich oder zur Niederschrift bei der

Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord,

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Stresemannstr. 3-5, 56068 Koblenz oder Postfach 20 03 61, 56003 Koblenz

oder

2. durch E-Mail mit qualifizierter elektronischer Signatur1 an:

[email protected] erhoben werden.

Bei der Verwendung der elektronischen Form sind besondere technische Rahmenbe- dingungen zu beachten, die auf der Homepage der SGD Nord unter https://sgdnord.rlp.de/de/service/elektronische-kommunikation/ aufgeführt sind.

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag

Daniela Gottreich

Anlage: Übersichtslageplan (Maßstab: 1 : 10 000)

1 vgl. Artikel 3 Nr. 12 der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 2014 über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93/EG (ABl. EU Nr. L 257 S. 73).

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Zielabweichungsbescheid der SGD Nord - Obere Landesplanungsbehörde - vom 22.11.2018 für die geplante Darstellung einer Sonderbaufläche für großflächigen Einzelhandel in der Stadt Diez, Verbandsgemeinde Diez, Rhein-Lahn-Kreis

Legende

gepl. Sonderbaufläche "Großflächiger Einzelhandel"

Einzelhandelskonzept Stadt Diez

Zentraler Versorgungsbereich "Innenstadt Diez"

Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Ref. 41 Bearbeitungsstand: November 2018 Maßstab 1: 10 000 Datenquelle: Raumordnungskataster SGD Nord,Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2017