FÜR FREIHEIT, RECHT UND DEMOKRATIE

13017 Nr. 6/2010

Kuba: Entlassung ins Exil

Aufarbeitung in der Mongolei

Die SED und ihre Staatssicherheit

Gegründet 1991 vom BSV-Landesverband

2 Aktuell Inhalt Gedenktag mit Aktionen Aktuell 3 StUG-Novelle vorgesehen 13. August – Gegen Verklärung, für Aufklärung Erinnerung an Maueropfer Todernst Auszeichnungen Von Karl Hafen Geschichtsklitterung Dokumentiert Der 13. August – Jahrestag des Baus der hat. Nicht zuletzt auch, um sie als au- Recht Mauer in Berlin – war für die Internati- thentische Beweise gegen die Verklärung 4 „Sachfremde Zwecke“ onale Gesellschaft für Menschenrechte durch jene politischen Kräfte einsetzen Renten-Schock Suchanzeige (IGFM) immer ein besonderer Tag des zu können, die die Zeit der DDR-Diktatur Erinnerns und Mahnens. Seit ihrer Grün- versuchen zu glorifizieren. International dung im April 1972 gehörte zu den jähr- 5 Freiheit mit bitterem Nachgeschmack lichen Aktionen eine Mahnwache vor der In nahezu jedem Jahr seit 1989 hat die 6 Aufarbeitung in Ostasien Ständigen Vertretung der DDR in Bonn, IGFM die Bundesregierung oder die Par- an denen manchmal nur zehn, manch- teien in Appellen am 13. August an die Aufarbeitung mal aber auch über tausend Mitglieder Pflicht zur schonungslosen Aufklärung 8 Die SED und ihre Staatssicherheit, Teil I und Freunde teilnahmen. Das Gelände gemahnt - mit Tausenden von Unter- entlang der stark befahrenen B9 mit schriften durchaus erfolgreich. Was al- Berichte dem Bahndamm dahinter bot eine idea- lerdings die konsequente Enttarnung 10 Gewebte DDR-Propaganda le Demonstrationsfläche; auf mehreren ehemaliger Mitarbeiter der Staatssicher- 11 Tod in Bulgarien hundert Metern konnten Transparente heit und IMs sowie die Aufarbeitung im 12 UOKG-Wanderausstellung und Plakate aufgestellt werden, um auf Westen angeht, fehlt immer noch der po- Umzug in Rekordzeit die anhaltende Mißachtung der Men- litische Wille. Marienetta-Jirkowsky-Platz schenrechte in der DDR, auf viele Einzel- 13 Deutsche Geschichte in Großauflage schicksale aufmerksam zu machen und zu Mit unserem diesjährigen Appell fordern „Den Feinden die Faust“ versuchen, eine Petition zu übergeben. wir die Entfristung der Antragstellung auf Hoheneckerinnen Zumeist erfolglos - mit dem Verweis auf Rehabilitierung und Entschädigung, die den Briefkasten durch den Hausmeister. Abschaffung der Bedürftigkeitsprüfung Verbände Am 13. August, das wußten auch die bei der Opferrente, die Umkehr der Be- 14 UOKG-Kongreß: 20 Jahre Aufarbeitung Mitarbeiter dieser Vertretung, war es weislast bei der Anerkennung von Haft- 15 Eigenes Gedenken tunlichst geraten, das Gebäude nicht zu schäden, die Aufnahme von Zersetzungs- Bundesverdienstkreuz verlassen, wollte man nicht direkt ange- opfern, unter bestimmten Bedingungen, Johan Viktor Bausch Suchanzeigen sprochen oder ausgebuht werden. Aller- in den Kreis der Anspruchsberechtigten dings brauchte die Vertretung an diesem der Opferrente und – gerade für den We- Service/Bücher Tag wahrscheinlich auch alle Mitarbeiter, sten interessant – eine generelle Schulung 16 György Dalos: Endspiel des Systems um sowohl unverhohlen als auch aus dem der Mitarbeitern von Versorgungsämtern. 17 „Und plötzlich waren wir Verbrecher“ Schatten zugezogener Vorhänge heraus Wichtige Fragen die Demonstranten und ihre Anliegen zu Der an die Abgeordneten des Deutschen 18 „Im Sieg verloren“ filmen und systematisch und einzeln zu Bundestages gerichtete Appell wurde 19 Elektronischer Kampf fotografieren. gemeinsam mit einem Aufruf gegen die Steinigung im Iran verschickt und auch an Service/Veranstaltungen Seit dem Zusammenbruch der DDR hat unsere Mitglieder und Freunde gesandt. 17-19 die Vertretung ausgedient, aber der 13. Auffällig und durchaus erstaunlich die August bleibt für die IGFM-Mitglieder, Reaktion der Empfänger: Von gut 1000 die sich jahrelang vom Westen aus für die Unterzeichnern haben fast 100 mehr ihre Achtung die Menschenrechte in der DDR Unterschrift unter den Appell zur Auf- eingesetzt hatten - Transparente zeigten, arbeitung der Folgen der DDR-Diktatur Flugblätter verteilten und Unterschriften gesetzt, darunter viele junge Leute. Na- für die Freilassung politischer Gefange- türlich erhielten wir auch zahlreiche Er- ner sammelten -, ein besonderer Tag der gänzungsvorschläge für die Liste unserer Umschlagbild: Erinnerung und der Mahnung gegen Ver- Forderungen. Wir werden sie als Anre- Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig. klärung und für Aufklärung. Etwa 20 000 gungen für Aktionen im kommenden Jahr Von 1950 bis 1989 Sitz der Bezirksverwaltung der Einzelfallakten aus den Jahren 1972 bis zu nutzen wissen. Staatssicherheit, wurde das Gebäude im Zuge der Mon- 1990 harren noch der Digitalisierung, um tagsdemonstrationen während der Friedlichen Revoluti- sie der Nachwelt zu erhalten, darunter on am 4. Dezember 1989 von Demonstranten besetzt. Akten von über 2200 politischen Gefan- Am 31. August 1990 gründete das Bürgerkomitee genen. Fotos, Berichte, Fragebögen und Leipzig dort ein Museum und betreibt es seither. Ge- Dokumentationen warten auf die wissen- denkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Dittrichring schaftliche Auswertung und auf den Ver- 24, 04109 Leipzig, Tel. (0341) 961 24 43, E-Mail gleich mit den Sammlungen von Informa- (Der Autor ist Geschäftsführender Vorsit- [email protected], geöffnet montags bis tionen, die die Staatssicherheit angelegt zender der IGFM.) sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr. Foto: Appaloosa Aktuell 3

äußere. Womöglich hole ihn aber nun StUG-Novelle Todernst seine eigene, unrühmliche DDR-Ver- vorgesehen (st) Der CDU-Bundestagsabgeordnete Kai gangenheit ein. Schließlich sei er selbst Wegner hat sich dafür ausgesprochen, als Anwalt und Mitglied der unbedingt (mz-st) Noch in diesem Jahr will die Re- die inzwischen als Modekult vermark- staatshörigen Anwaltskammer der DDR gierungskoalition das -Unterlagen- teten SED-Symbole des DDR-Unrechts- Teil des juristischen Unrechtssystems des Gesetz (StUG) ändern, damit Regel- staates zu verbieten. „Die DDR war we- DDR-Staates gewesen. Es stelle sich nun überprüfungen im öffentlichen Dienst auf der lustig noch Kult – sie war im wahrsten die Frage, ob ein „Schönredner des DDR- frühere Stasi-Mitarbeit bis 2019 möglich Sinne des Wortes todernst“, schrieb der Unrechtsstaates“ als Vorsitzender der bleiben; in der aktuellen Fassung sind sie Abgeordnete an Bundesjustizministerin Deutschen Gesellschaft e.V., die Initiator nur noch bis 2011 erlaubt. Der Entwurf Leutheusser-Schnarrenberger. Nicht zu- und Träger des geplanten Freiheits- und einer Novelle des StUG liegt bereits vor letzt, um die Opfer des SED-Regimes vor Einheitsdenkmals ist, weiter tragbar sei. und soll im Herbst dieses Jahres in den Verhöhnung und Verletzung zu schützen, Bundestag eingebracht werden. Die Än- müsse für kommunistische Symbole eine derung des Gesetzes soll nicht nur frist- ähnliche Regelung gefunden werden wie verlängernd wirken, sondern den inzwi- jene, die Verherrlichung des Nationalsozi- Dokumentiert schen schon eingeschränkten Personen- alismus unter Strafe stelle. Die UOKG hat kreis wieder ausweiten auf Beamte und mit einem Schreiben an die Justizministe- Angestellte in leitenden Funktionen bzw. rin diese Initiative unterstützt. Defizite mit in vergleichbaren verantwortungsvollen Langzeitwirkung Tätigkeiten. Auszeichnungen Mit der Unterzeichnung des Einigungsvertrages am Nach Angaben des FDP-Berichterstatters 31. August vor 20 Jahren wurde der in der friedlichen im zuständigen Bundestagsausschuß für (st) Am 3. September 2010 zeichnete der Revolution 1889/90 begonnene Befreiungsprozeß der Kultur und Medien, Reiner Deutschmann, polnische Staatspräsident Komorowski elf Menschen in der DDR unumkehrbar gemacht. Dieser will die Koalition außerdem eine Unter- Deutsche mit der Dankbarkeitsmedaille denkwürdige Tag ist jedoch auch Anlaß zur Kritik an suchung in Auftrag geben, um herauszu- des Europäischen Zentrums Solidarnos´c´ der Situation vieler Opfer des SED-Regimes. finden, welche Bundestagsabgeordneten für ihre Unterstützung Polens im Kampf zwischen 1949 und 1990 für die DDR- um die Freiheit aus, darunter die Bürger- Dazu erklärte Rainer Wagner, Vorsitzender der Union Staatssicherheit tätig waren und welche rechtler Roland Jahn, Wolfgang Templin der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft Beschlüsse des Bundestages dadurch und Ludwig Mehlhorn, aber auch Jour- UOKG: möglicherweise beeinflußt wurden. nalisten und Publizisten wie Helga Hirsch und Wolfgang Stock. „Der Unrechtsstaat DDR war nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch und moralisch bankrott. Daher Erinnerung an Für ihren Roman „Weggesperrt“, der die können wir, als die Stimme der Opfer des SED-Regimes, DDR-Jugendwerkhöfe thematisiert, erhält den Beitritt der neuen Länder nur begrüßen. Wegen Maueropfer Grit Poppe in diesem Jahr den Gustav- der vierzig Jahre andauernden politischen Repression Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und wäre eine Vereinigung unter Gleichen für uns Opfer (sist) Am 13. August dieses Jahres wurde Jugendbücher, den die NRW-Landesre- inakzeptabel gewesen. Dennoch ist die Situation vieler in Berlin eine Straße nach dem Mauerop- gierung vergibt. Mit dieser Auszeichnung SED-Opfer – unter anderem auch aufgrund von Rege- fer benannt, der als letzter werden Bücher gewürdigt, die Kinder und lungen im Einigungsvertrag – nach wie vor nicht zufrie- Flüchtling durch Todesschüsse ums Leben Jugendliche ermutigen, sich für Zivilcou- denstellend. kam. Die Britzer Allee im Ortsteil Baum- rage und Toleranz einzusetzen. schulenweg trägt nun den Namen „Chris- Ohne die historische Bedeutung des Einigungsvertrages Gueffroy-Allee“. Dieser Straßenabschnitt in Frage stellen zu wollen, fordern wir daher dringend liegt unweit der Stelle, an der am Abend Geschichts- Nachbesserungen. Besonders gravierend sind folgende des 5. Februar 1989 der damals 20jäh- Defizite: rige Flüchtling beim Übersteigen des letz- klitterung ten Grenzzaunes von Angehörigen der • Die mangelhafte und teilweise ganz fehlende Ent- DDR-Grenztruppen erschossen wurde. (st) Die Union der Opferverbände kom- schädigung vieler Opfergruppen – z.B. Zersetzungs- munistischer Gewaltherrschaft UOKG opfer, Zwangsausgesiedelte und die in die Sowjetu- In Hohen-Neuendorf nördlich wur- hat Äußerungen des letzten DDR-Mi- nion verschleppten Frauen de am 49. Jahrestag des Mauerbaus mit nisterpräsidenten Lothar de Maizière der Umbenennung eines Platzes an die zum Charakter des SED-Staates „ver- • Die unzureichende juristische Aufarbeitung des SED- ebenfalls bei einem Fluchtversuch getö- ärgert und tief betroffen“ zur Kenntnis Unrechts – Täter wurden nicht bestraft und sitzen tete Marienetta Jirkowsky erinnert (siehe genommen. De Maizière begehe damit heute noch in Schlüsselpositionen auch S. 12). einen peinlichen Schulterschluß mit den Geschichtsklitterern der in „Die Linke“ • Die unzureichenden Regelungen der vielen Enteig- Das Zitat umbenannten SED, wenn er behaupte, nungen und Vertreibungen aus den Zeiten der SBZ Die Politik ist eine Bühne, auf der die die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen. und DDR Souffleure manchmal lauter spre- Der Dachverband könne nicht verstehen, chen als die Darsteller. weshalb ausgerechnet jemand, der sich • Die Nichtanerkennung politisch motivierter Zwangs- Ignazio Silone zweifellos um die deutsche Einheit ver- adoptionen als Systemunrecht.“ dient gemacht habe, derartige Ansichten 4 Recht „Sachfremde Zwecke“ Eine Entscheidung des Berliner Kammergerichts zum Objekt Rüdersdorf

Die Gemeinde Rüdersdorf, ein Städtchen daß vom Berliner Kammergericht am führlich, daß Rückschlüsse auf andere am östlichen Berliner Autobahnring, war 6. August dieses Jahres letztinstanzlich Fälle durchaus erlaubt sein dürften. Es in den späten sechziger Jahren Schau- zugunsten des Antragsstellers beendet geht davon aus, daß die Unterbringung platz eines grausamen Experiments. Hier wurde. Diese Entscheidung birgt Grund in Rüdersdorf „zumindest in vielen Fällen errichtete der Ost-Berliner Magistrat im zur Hoffnung für alle, die zwischen 1966 sachfremde Zwecke verfolgte.“ - Tatsäch- Jahre 1966 das „Objekt Rüdersdorf“ als und 1969 nach Rüdersdorf eingewiesen lich dürfte dies auf alle Fälle zutreffen. Instrument zur politischen Maßregelung worden waren. Angesichts seiner Ausführungen wird das von Jugendlichen, die nicht in das von der Gericht eine Rehabilitierung in anderen Staatsführung propagierte Bild paßten. Der Antragssteller des Verfahrens begehr- Fällen kaum verweigern können. te seine Rehabilitierung wegen eines sie- Rüdersdorf hatte alle Merkmale eines benwöchigen Aufenthaltes in Rüdersdorf Die Darlegung des Gerichts erinnert in Arbeitslagers. Es wurde bewacht von im Jahr 1967. weiten Strecken an jene Entscheidung bewaffneten Volkspolizisten, die Jugend- des Kammergerichts, die eine Einweisung lichen hatten schwere Zwangsarbeit im Das Landgericht hatte ihm die Rehabilitie- in den Geschlossenen Jugendwerkhof Steinbruch des Kalk- und Zementwerks rung verweigert mit der Begründung, die Torgau grundsätzlich für rechtsstaatswid- Rüdersdorf zu leisten, und es gab ein aus- Einweisung habe erzieherische, also nicht rig erklärt hatte. Insofern ist allen, die in geklügeltes System an Strafmaßnahmen politische Gründe gehabt. Auf die Art und dem fraglichen Zeitraum in Rüdersdorf und Schikanen. Weise der Unterbringung ging das Ge- untergebracht waren, zu raten, einen An- richt nicht ein. Das Kammergericht hob trag auf Rehabilitierung zu stellen. In das Lager wurden Jugendliche einge- den Beschluß des Landgerichts auf die liefert, die nach Auffassung der Behörden Beschwerde des Antragsstellers hin auf. Übrigens, ganz nebenbei liefert das Kam- einer „westlichen Lebensweise“ anhin- Es erkannte eine politische Verfolgung mergericht auch einen Kommentar zur gen. Zumeist wurden die Jugendlichen des Antragsstellers an, sah sich deshalb Diskussion um den Charakter der DDR, von der Straße weg verhaftet und ohne jedoch nicht genötigt, zu der Frage Stel- die jüngst durch Aussagen des letzten Gerichtsverhandlung in das Lager ver- lung zu nehmen, ob eine Einweisung in DDR-Ministerpräsidenten de Maizière be- bracht. Im Jahr 1969 wurde das Lager Rüdersdorf generell zu rehabilitieren sei. feuert worden war – es bezeichnet den Rüdersdorf geschlossen, nachdem sich SED-Staat ganz unverhohlen und lapidar nicht die gewünschten Erfolge eingestellt Auch wenn es das Kammergericht nicht als „Unrechtsregime“. (Kammergericht, hatten. ausdrücklich ausspricht – faktisch beant- Beschluß vom 6. August 2010, Az: 2 WS wortet es diese Frage im Sinne der An- 28/10- Reha) Das Objekt Rüdersdorf war jüngst Gegen- tragssteller. Es beschreibt die Zustände stand eines Rehabilitierungsverfahrens, und die Konzeption des Lagers so aus- Florian Kresse, Jurist, UOKG e.V.

Suchanzeige Zeitzeugen von 1966/67 gesucht Renten-Schock Die DDR-Regierung brachte ab Oktober 1966 Berliner Jugendliche Rückwirkender Eingriff in Rechtspositionen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren in ein Arbeitslager für Jugend- liche nach Rüdersdorf, wo diese dann im Tagebau oder im Zement- werk Rüdersdorf für 3 MDN pro Tag arbeiten mußten. Das Geld Die meisten derjenigen, die vor der deut- bürgern gleichgestellt. Rechtsgrundlage wurde für Verpflegung und Unterbringung einbehalten. Der Grund schen Einheit aus der DDR in die Bundes- hierfür war das Fremdrentengesetz (FRG). war angebliches „rowdyhaftes Verhalten“. Sie wurden von der Sta- republik übergesiedelt sind, erleben mit si unterwandert und durch IMs und Kontaktpersonen denunziert. dem Eintritt ins Rentenalter eine böse Doch mit der Wiedervereinigung verloren Überraschung. Sie müssen feststellen, die Übersiedler diesen Status. Mit dem Die Jugendlichen wurden im Lager schlimmer als in richtigen Haft- daß die Rentenhöhe niedriger ist als er- Rentenüberleitungsgesetz (RÜG) wurden anstalten behandelt. Alle Zöglinge – so mußten sich die Insassen wartet. die Rentenansprüche der Übersiedler still- beim Antreten nennen – bekamen gleich zur Begrüßung eine Glat- schweigend reduziert – plötzlich fanden ze geschoren, wie man es in den KZ-Filmen sieht. Deshalb nannten Der Hintergrund ist folgender: Alle jene, sie sich im Rentensystem für ehemalige wir es auch das Kinder-KZ Rüdersdorf. Die Bewachung erfolgte welche die DDR – sei es durch Flucht, sei DDR-Bürger wieder. durch Mitarbeiter des MdI und ihre Hunde. Manche Eltern erfuhren es auf andere Weise - verlassen hatten, erst nach der Entlassung, daß ihre Kinder dort eingesperrt waren. sollten in die Bundesrepublik eingeglie- Ausführliche Informationen über dieses Rechtsmittel gab es nicht, sie waren per Gesetz ausgeschlossen. dert werden. Teil dieser Eingliederungs- Thema und eine entsprechende Petition Anträge liegen bereits seit 1990 vor, denn einige Betroffene haben maßnahmen war es, die bisherigen zum Runterladen und Mitzeichnen finden schon zu dieser Zeit ihre Rehabilitierung beantragt, wurden jedoch Rentenbiographien der Übersiedler den- Sie auf der Homepage der Interessenge- immer wieder abgelehnt. jenigen der Bundesrepublik anzupassen. meinschaft ehemaliger DDR-Flüchtlinge – Man tat dies, indem man die in der DDR www.iedf.de. Bei Fragen können Sie Frau Deshalb suchen wir weitere Kameraden aus dieser Zeit. Bitte mel- gezahlten Rentenbeiträge als im Westen Christa Ladendorf, Tel (030) 50 01 98 98, det Euch, denn es darf nicht in Vergessenheit geraten, was diese eingezahlt fingierte. Die Übersiedler wur- kontaktieren. Genossen mit uns gemacht haben. Kontakt: [email protected] den also hinsichtlich der Rente den West- Florian Kresse Rainer Buchwald International 5 Freiheit mit bitterem Nachgeschmack Zur Entlassungsaktion politischer Gefangener in Kuba

(kh-st) Am 19. März 2003, während krank gemacht. Mehrfach war ich dem des sogenannten Schwarzen Frühlings Tod nahe. Insgesamt bin ich siebenmal in Kuba, wurde gemeinsam mit ande- in ein Hospital eingeliefert worden, habe ren Oppositionellen der heute 40jährige 39 Kilogramm meines alten Gewichtes Journalist Normando Hernandez Gonza- verloren und kann bis zum heutigen Tag les verhaftet und nach dem berüchtigten kein festes Essen zu mir nehmen. „Gesetz 88“ – Journalistengesetz ge- nannt – zu 25 Jahren wegen „Aktivitäten Im Gefängnis ‚Kilo 5’ von Pinar del Rio gegen die Unabhängigkeit und Integrität wurde ich bewußt mit Tbc-kranken Ge- des Landes“ verurteilt. Nach Verhand- fangenen zusammengesperrt, bis ich lungen der kubanischen katholischen Kir- selbst an Tbc erkrankte. Auch mit dieser che mit der Regierung Kubas sind 2010 Grausamkeit wollten sie mich seelisch ca. 27 politische Gefangene (Stand Mitte zerbrechen. Dann erpreßten sie mich mit Foto: IGFM August) aus der Haft entlassen worden. der Hilfe von kriminellen Mitgefangenen, Zu den ersten elf Bürgerrechtlern, die denen eingetrichtert worden war, daß am 19. Juli in Madrid eintrafen, gehörte ich ein Terrorist sei. Erst bedrohten sie Normando Hernandez Gonzales nach auch N.H. Gonzalez. Er übergab Martin mich. Da diese Gefangenen dafür Ver- über 7jähriger Haft. Lessenthin, Sprecher der Internationalen günstigungen – wie mehr oder besseres Gesellschaft für Menschenrechte IGFM, Essen, Besuche etc. – erhielten, waren he: Wer ist der nächste, der das Gefäng- folgenden Brief (hier in Auszügen): die Kriminellen auch schnell bereit, Ge- nis verlassen darf? Und unter welchen walt anzuwenden und mich zu schlagen. Bedingungen? Sie alle waren für ihr Stre- „In den ersten 101 Tagen meiner Haft Der nächste Versuch war, mir den Schlaf ben nach Freiheit und Menschenrechten war ich völlig von der Außenwelt und zu rauben und mich so zum Aufgeben zu extrem langen Haftstrafen verurteilt auch von den Mitgefangenen isoliert. Ich zu bringen. Ich wurde in eine Zelle ver- worden. Und jetzt sollen sie ergebnislos durfte nicht duschen und sollte die Uni- legt, die der Zelle eines Tag und Nacht ihre Heimat verlassen? form der kriminellen Gefangenen tragen. schreienden Gefangenen gegenüber lag. Ich zog sie nicht an, sondern lebte in Un- Schließlich wurde ich in ‚Kilo 5’ mit einem Was die Medien nicht berichten, ist, daß terwäsche, so wie der von mir verehrte geistig verwirrten Gewaltkriminellen die politischen Gefangenen nur die Alter- Arzt und Menschenrechtsverteidiger Dr. in eine Zelle eingeschlossen. Es ist mir native hatten, in Haft zu bleiben oder ge- Oscar Elias Biscet. Sie ließen mich allein nichts geschehen. meinsam mit ihren Familien Kuba zu ver- mit dem Ungeziefer in der Zelle und lassen – ohne Erlaubnis zurückzukehren. wollten meine Seele stehlen und meinen Diese über siebenjährige Haft zu über- Die meisten wurden von Spanien aufge- Willen brechen. Ich durfte kein Buch, kei- leben war nur möglich, weil ich von der nommen, und der spanische Außenmini- ne Zeitschrift, noch nicht einmal die Bibel internationalen Solidarität wußte und der ster läßt sich dafür seines diplomatischen lesen. Liebe meiner Frau, Tochter und Mutter si- Geschicks wegen rühmen. Aber auch in cher war. Von Mitgefangenen erfuhr ich, Spanien sollen die Bürgerrechtler nichts Nach 101 Tagen konnte mich meine daß die Internationale Gesellschaft für berichten. Systematisch erhalten sie Frau Yaris zum ersten Mal besuchen. Es Menschenrechte mich zum Ehrenmitglied einen Maulkorb und werden in unter- folgten weitere Besuche, viermal im Jahr, ernannt hatte. Das gab mir Kraft. Ich er- schiedlichen Städten untergebracht. insgesamt 26 Besuche bis zur Entlassung fuhr ebenfalls im Gefängnis von der Soli- vor einer Woche. Mehr war nicht erlaubt. darität, die mir von ‚Mothers Against Re- In Kuba mußte die Bürgerrechtsbewe- Nach fünf Jahren Gefängnis wurde ich in pression’, bei denen meine Mutter Blanca gung erkennen, daß man sie durch die meiner Zelle zweimal von einem Priester Gonzales mitarbeitet, entgegengebracht Ausbürgerungsaktion ihrer Führungsper- besucht. Ein dritter Besuch von einem wurde, von den ‚Damen in Weiß’, zu sönlichkeiten beraubt hat und ihre Struk- Priester der katholischen Kirche fand im denen meine Frau Yaris gehört, von Stu- turen zerstört sind; vom Mißtrauen, das Januar dieses Jahres statt. denten in Gießen, vom Pen-Club, der dadurch entsteht, ganz zu schweigen. Gefangenenhilfsorganisation Plantados Die Haftentlassungen waren kein huma- Ich habe im Gefängnis Schweres erle- in Miami und weiteren gutmeinenden nitärer Schritt der kubanischen Regie- ben müssen. Schlimm war es für mich Menschen. Ich erfuhr, daß meine Mutter rung, sondern eher ein Zugeständnis an zu erfahren, daß mein Kind, meine heu- mit ihren Freundinnen nach Deutschland Spanien, daß sich durch Aufhebung von te 8jährige Tochter, erkrankt war. Auch zur IGFM gereist war und daß die Politi- EU-Sanktionen Marktvorteile verspricht. ihre Erkrankung, die sie bis heute nicht ker Arnold Vaatz und Dieter Dombrowski Noch während die Verbannungsaktion überwunden hat, ist eine Folge von sowie der Herausgeber der Tageszeitung läuft, geht in Kuba die Verfolgung von schlechter Ernährung und der Gefäng- ‚Die Welt’, Thomas Schmitt, sich für mich Oppositionellen und ihren Familien wei- nisstrafe für ihren Vater. Meine bitteren einsetzten. Ihnen allen gebührt mein auf- ter. sieben Jahre verbrachte ich nicht nur in richtiger Dank. Gott sei mit ihnen!“ den Kerkern von Fidel und Raul, sondern auch in ihren Hospitälern, auf bewachten Unter den noch verbliebenen 150 poli- Stationen, denn ich wurde systematisch tischen Gefangenen herrscht indes Unru- 6 International Aufarbeitung in Ostasien

Auch in der Mongolei entstand vor 20 Jahren eine demokratische Bewegung gegen die kommunistische Diktatur Von Petra Morawe

Vom 7. bis 13. Dezember 2009 der KAS, Thomas Schrapel, wurde 1964 die Diktatur in der Mongolei und weilte die Autorin auf Einladung es ihr möglich, sich auch mit Vor- den Einfluß der Sowjetunion in einem der Konrad-Adenauer-Stiftung standsmitgliedern des „Verbandes Bericht kritisiert. Dadurch verlor er seine (KAS) in der Hauptstadt der Mon- der Opfer der politischen Verfol- Arbeit und mußte bis zur Rente in einem golei, Ulan Bator. Als ostdeutsche gung in der Mongolei“ zu treffen. wesentlich unterqualifizierten Bereich ar- Zeitzeugin und Beiratsmitglied der beiten. Herr Daschgabaa war Professor Stiftung Berliner Mauer half sie, Das „Museum zur Erinnerung an die Op- der Physik an der staatlichen Universität zwei Veranstaltungen zum 20. Jah- fer der politischen Verfolgung“, in der in Ulan Bator. Auch er hatte gemeinsam restag des Falls der Berliner Mauer Nähe des Regierungspalastes gelegen, ist mit Kollegen in den 60er Jahren Kritik zu gestalten und nahm an einer in einem der wenigen erhaltenen traditi- geübt und erhielt dauerhaft Berufsverbot. Konferenz und den anschließenden onellen Holzhäuser untergebracht, dem Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag ehemaligen Wohnhaus von Peschidin Eine Museumsmitarbeiterin führte durch der mongolischen Demokratiebe- Genden, einem gemäßigten Kommu- die Ausstellung des Museums. Es zeigt wegung teil. Durch Vermittlung nisten und bis heute verehrten Denker. auf zwei Etagen in mehreren Räumen die des Leiters der Landesvertretung Von 1932 bis 1936 war er Regierungs- Geschichte und die Opfer der politischen chef der jungen Volksrepublik Mongolei. Verfolgung in der Mongolei seit 1921, Sein Widerstand gegen die sowjetische dem Zeitpunkt der Machtübernahme der Vorherrschaft, der Versuch, die Liqui- Mongolischen Revolutionären Volkspar- dierung der buddhistischen Mönche zu tei, die als Handlanger der Sowjetunion verhindern, seine Ablehnung der Statio- ein Regime nach sowjetischem Muster nierung sowjetischer Truppen und seine durchsetzte. Im Erdgeschoß endet die Äußerung gegenüber Stalin, daß es sich Ausstellung mit dem original erhaltenen beim Verhalten der UdSSR gegenüber der Arbeitzimmer von Peschidin Genden und Mongolei um einen „roten Imperialis- einem Raum der Stille und der Erinnerung mus“ handle, sind bis heute legendär und an alle Opfergruppen. im Museum lebendige Geschichte. Nach dem Treffen mit Stalin kehrte Peschidin Vor unserem Gespräch in den Räumen der Genden nicht zurück, erhielt in Moskau Konrad-Adenauer-Stiftung überreichte sowie auf der Krim Hausarrest und wurde ich dem Vorstandsvorsitzenden die Gruß- im November 1937 unter dem Vorwand botschaft des Vorsitzenden der Union der Spionage erschossen. In der Mongolei der Opferverbände kommunistischer Ge- wurde er in der Folge zur „Unperson“ er- waltherrschaft UOKG, Rainer Wagner, klärt und die Erwähnung seines Namens wodurch die Begegnung noch stärker an unter Strafe gestellt. Erst 1990 wurde Intensität gewann. Anschließend berich- er rehabilitiert. Seine Tochter errichtete tete Herr Tsogtbaatar von der Geschichte 1998 in seinem ehemaligen Wohn- und und der Arbeit des Verbandes, der nach Arbeitshaus das Museum. dem Sieg der Demokratischen Bewegung Vor dem Museum: (v.r.) Herr Tsogtbaatar, Herr Daschgabaa, vor 20 Jahren gegründet werden konnte. Herr Oigobmasij und der Dolmetscher. An der Führung durch das Museum sowie Sein Vater sowie die beiden anwesenden den beiden anschließenden Gesprächen Vorstandmitglieder hatten damals die nahmen der Präsident des Verfolgten- Idee, eine solche Organisation zu grün- Wieviel Zeitung verträgt der Mensch? Verbandes, Dashnamjil Tsogtbaatar, und den, und sie dann 1991 umgesetzt. zwei weitere Vorstandsmitglieder, Herr FAZ, Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Oigobmasij und Herr Daschgabaa, teil. Hauptziel der Gründung war es, die Wür- Rundschau, BILD, taz, Die Zeit, Spiegel, Focus, Stern, Alle drei waren auf unterschiedlichste de der Opfer wieder herzustellen und Backnanger Kreiszeitung... Weise jahrzehntelang von beruflicher politisch Verfolgte sowie deren Familien Verfolgung selbst betroffen oder durch zu rehabilitieren. Um dies zu erreichen, Man kann nicht alle lesen - aber den ihre Angehörigen. Der Vorsitzende muß- wurde ein Gesetzentwurf erarbeitet. Das „Wochenrückblick“-online bestellen. te als kleines Kind seinem Vater in die Gesetz trat 1997 in Kraft, damit war ein Zwangsarbeit zu einem mongolischen wesentliches Ziel des Verbandes erfüllt. Dieser Informationsdienst bietet mit kurzen Texten Salzbergwerk in einer der vielen unwirt- Das Gesetz rehabilitiert politisch Ver- und Links zu vollständigen Zeitungsberichten die licher Gegenden folgen und erlitt über folgte und ihre Familien und ermöglicht News der vergangenen Woche, rund um das Thema mehrere Jahrzehnte Familienverbannung. eine einmalige Zuwendung als Entschä- Aufarbeitung. Er wird als E-Mail verschickt und ist zu Sein Vater ist einer der Gründer des Ver- digung, die jedoch nur als ein Zeichen bestellen unter [email protected]. bandes. Herr Oigobmasij wurde ebenfalls gelten kann, weil sie viel zu gering ist. Für Opfer einer Gruppenverfolgung. Er hatte ein getötetes bzw. durch die Verfolgung International 7 gestorbenes Familienmitglied erhalten folgung nur sehr eng gefaßt wurde und die Betroffenen eine Million Tugrik, daß viele Formen überhaupt keine Beachtung entspricht ca. 500 Euro. fanden. Dadurch entstand ein verzerrtes Bild, und die ermittelte Opferzahl ent- Das Gesetz bestimmt den 10. September sprach nicht dem historischen Gesche- als einen nationalen Gedenktag der Op- hen. Auf wissenschaftlicher Ebene ist bis fer der politischen Repression, denn am heute nicht begriffen worden, worin die 10. September 1937 hatte die Mongo- politische Verfolgung bestand und wie lische Revolutionäre Volkspartei mit den sie sich im Laufe der Jahrzehnte wandel- großen Säuberungen nach sowjetischem te. Außerdem beschäftigen sich zu we- Vorbild begonnen. An diesem Tag finden nig Historiker mit dieser geschichtlichen jedes Jahr drei Gedenkveranstaltungen Epoche. So herrscht bis heute große statt. An einem Berghang in der Nähe Unkenntnis in der Bevölkerung über die der Hauptstadt, an dem viele Menschen politischen Verfolgungen und ihre Opfer. ermordet worden waren, wird ihrer ge- dacht. Ebenso an einem Hügel unweit Im Ergebnis der Arbeit der zwei Kommis- Ulan Bators, an dem 600 buddhistische sionen wurde festgestellt, daß annähernd Mönche erschossen wurden. Erst 2004 34 000 Menschen seit 1921 getötet wur- war dieses Massengrab entdeckt und ge- den. 70 Prozent der Getöteten wurden öffnet worden. Nach den Gedenkveran- nach Strafurteilen hingerichtet und die staltungen besuchen Vertreter der Regie- übrigen 30 Prozent durch willkürliche rung, von Parteien und staatlichen Insti- Erschießungen bei Gruppentötungen. Die tutionen das „Museum der Erinnerung“. hauptsächlichen Opfergruppen waren die Intelligenz, Minderheiten und bürgerliche Fotos: P. Morawe Bis 2009 hatte der Verband keine Chan- Menschen, die über Besitz verfügten. Zu den Erfolgen des Verbandes zählt die Errichtung dieses ein- ce, seine Anliegen und Themen in den Vorrangig wurden aus diesen Gruppen drucksvollen Denkmals für die Opfer politischer Repression. Es Medien zu präsentieren, da bis zum 9. die Männer getötet. Zur Gruppe der In- steht vor dem Historischen Museum in Ulan Bator, seitlich des Regierungspalastes. September 2009 trotz des Sieges der telligenz zählen die über 20 000 Mönche. Demokratischen Bewegung die Mongo- Sie hatten in den Klöstern umfangreiche Bisher hat der Verband so gut wie keine lische Revolutionäre Partei an der Macht Bildung erhalten und wurden deshalb als Verbindungen ins Ausland. Es fehlt die war. Erst nach den Wahlen des ver- intellektuelle Elite angegriffen und ver- Vernetzung mit den europäischen Initi- gangenen Jahres und dem Machtwechsel nichtet. ativen zur Aufarbeitung der Folgen der ist es nun möglich, unzensiert Interviews kommunistischen Diktaturen. Deshalb zu geben. Es ist immer noch schwer, die Zur Zeit verfügt der Verband der Opfer hat er sich vorgenommen, Außenbezie- Verfolgungsgeschichten in den Medien politischer Repression nicht einmal über hungen zu knüpfen und aufzubauen. Das zu kommunizieren. die finanziellen Mittel, ein Büro zu unter- Angebot der UOKG, dabei behilflich zu halten. Es besteht jedoch die Hoffnung, sein, wurde mit Freude aufgenommen. Auf Druck der politischen Opfer berief daß mit dem Regierungswechsel auch Denn der Verband hat noch große Pro- die Regierung schon 1989 zwei Kom- diese Probleme bald lösbar sind und bleme bei der Außendarstellung und In- missionen, die sich mit der Aufarbeitung staatliche Unterstützung für die Arbeit formation über seine Arbeit, ebenso fehlt der Verfolgung beschäftigten. Schwie- gewährt wird. ihm auf der politischen Ebene die euro- rigkeiten entstanden jedoch bereits da- päische Vernetzung. Um dies zu ändern durch, daß die Regierungspartei noch Ungeachtet finanzieller Schwierigkeiten und überhaupt erst einmal eine Informa- immer dieselbe war und hauptverant- hat sich der Verband umfangreiche Auf- tionsbasis zu schaffen, die international wortlich für die Verfolgungen und Ver- gaben gestellt. Diese reichen von der genutzt werden kann, wird demnächst brechen. Die Sowjetunion hatte in all den Organisation vielfältiger politischer Bil- eine eigene Website eingerichtet und die Jahren stets die Taktik angewandt, die dungsveranstaltungen bis zur Errichtung Publikationsarbeit verbessert. Beides soll gewaltsame Umsetzung ihrer Politik von eines Zentrums für Menschenrechte in künftig auch in Englisch zur Verfügung mongolischen politischen Kräften, die Ulan Bator. Der neue demokratische Prä- stehen, um die Sprachbarriere zu über- mit ihrer Hilfe an die Macht gekommen sident hat in den ersten Monaten seiner winden. waren, durchführen zu lassen. So hatten Amtszeit bereits einen Erlaß verabschie- sich in den Jahren von 1921 bis 1989 det, der für den Schulunterricht die Be- Was bedeutet schon Geld? Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das Mongolen an Mongolen vergangen, und handlung von Menschenrechtsthemen tut, was ihm gefällt. Bob Dylan jetzt sollten dieselben bzw. ihre angeb- verbindlich bestimmt. Der Verband wird Wenn das Lesen dieser Zeitschrift auch dazu gehört, ist eine kleine lich geläuterten Nachfolger die Geschich- sich daran mit Zeitzeugen und Veranstal- Summe schon nötig. te aufarbeiten. tungen in den Schulen beteiligen. Außer- Deshalb: Bitte spenden Sie für den STACHELDRAHT, und werben Sie dem gilt es, die Arbeit mit Archivmaterial Spender und Abonnenten. Neben der Kommission wurde zur Un- zu verbessern, die bisher nicht uneinge- Für Spenden gibt es kein Limit, und jedes Abo hilft. Das Jahresabonne- terstützung der Arbeit ein Forschungs- schränkt möglich war, weil der Zugang ment mit 9 Ausgaben kostet 9,-Euro. zentrum gegründet. An der Arbeit beider stark begrenzt wurde. Mit Unterstützung Name und Anschrift an die Redaktion senden, Überweisungen bitte Aufarbeitungsinstitutionen waren die von Archivmaterial will der Verband für auf das Konto BSV-Förderverein, Konto-Nr. 665 52 45 01, BLZ 100 708 48, Berliner Bank AG, Verwendungszweck „Stacheldraht-Abo“ Mitglieder des Opferverbandes bzw. des- eine Erweiterung des Verfolgungsbegriffs oder „Stacheldraht-Spende“. sen Vorstandes nicht beteiligt worden. streiten. (Für UOKG-Mitglieder besteht keine Zahlungspflicht.) Das führte dazu, daß der Begriff der Ver- 8 Aufarbeitung Der rote Faden der Geschichte

Anfang und Ende – Die SED und ihre Staatssicherheit Von Manfred Wilke

Teil I

Präziser als Egon Krenz kann man den gungen der obersten Regierungsge- er möge ihnen gestatten, eine eigene Ge- Staat DDR nicht charakterisieren: „Die walt der Vier Mächte in Deutschland; heimpolizei aufzubauen. Die SED benö- DDR ist in gewisser Weise das Kind der das Verhältnis zur Sowjetunion wird tigte zu ihrer Machtsicherung in der SBZ Sowjetunion, und die Vaterschaft für für die KPD zur künftigen Scheidelinie ihre eigene „Tscheka“ – am Ende nann- seine Kinder muß man anerkennen.“ der politischen Lager in Deutschland. ten sich die Angehörigen des MfS stolz (Gespräch E. Krenz mit M. Gorbatschow „Tschekisten“. Unter der Leitung von am 1.11.1989 in Moskau) Das war sein • Die KPD bleibt eine marxistisch-leni- Erich Mielke entstand der Vorläufer des Appell an Michail S. Gorbatschow im nistisch-stalinistische Partei; vor der MfS als „Hauptverwaltung zum Schutz Kreml am Vorabend des Untergangs der Reorganisation der KPD keine sozia- der Volkswirtschaft“ im „Ministerium des DDR. Am gleichen Ort fand im Juni 1945 listische Einheitspartei mit Teilen der Inneren“, sie wurde 1950 in das neu ge- die faktische Staatsgründung statt. Josef Sozialdemokratie. schaffene Ministerium überführt. W.Stalin beauftragte Wilhelm Pieck und , die KPD neu zu organi- • Die KPD wird in der SBZ „staatsauf- Mielke hinterließ eine zutreffende Selbst- sieren und in der sowjetischen Besat- bauende Partei“, ihr Ziel der „unge- beschreibung seiner Aufgaben: „Mit zungszone die Rolle einer „staatsauf- teilten Macht“ und des Sozialismus dem MfS entstand ein spezielles Organ bauenden Partei“ zu übernehmen. Schon wird nicht aufgegeben, sondern nur der Diktatur des Proletariats, das in der 1944 berieten die wichtigsten Moskauer der gegenwärtigen Lage der alliier- Lage ist und über alle Mittel verfügt, un- Kader der KPD, die 1937/38 das sowje- ten Kriegskoalition angepaßt. In den ter der Führung der SED … die Arbeiter- tische Exil überlebt hatten, ihre Politik westlichen Besatzungszonen kann und Bauern-Macht und die revolutionäre nach Hitler. Es waren Stalins deutsche die KPD voraussichtlich nicht mit der Entwicklung zuverlässig gegen jede Kader, die Pläne schmiedeten für ihren Unterstützung der Besatzungsmächte konterrevolutionäre Tätigkeit äußerer Weg zur Macht unter den Bedingungen rechnen, die dort die Sozialdemo- und innerer Feinde der DDR zu schützen der alliierten Besetzung Deutschlands. kraten fördern werden. sowie die innere Sicherheit und Ordnung Die Teilnehmer waren identisch mit der allseitig zu gewährleisten.“ 1975 erin- Führungsspitze beim späteren SED-Start: • Es muß gelingen, die Ost-Orientierung nerte er an die Anfänge und daran, daß Pieck, Vorsitzender der KPD, Ulbricht, Deutschlands durchzusetzen. Ohne der Aufbau des SED-Staates nur mit Ge- späterer Generalsekretär der SED, Anton starke KPD bleibt das Land eine Ge- walt durchgesetzt werden konnte: „Der fahr für die Sowjetunion. revolutionäre Prozess musste im harten Klassenkampf gegen Feinde durchgesetzt Das waren die Grundpositionen der Mos- werden, die eine umfangreiche, gegen kau-Kader, auf deren Basis sie in Abstim- die DDR gerichtete subversive, konterre- mung mit der sowjetischen Besatzungs- volutionäre Tätigkeit entfalteten.“ (Erich macht die KPD wieder aufbauten und in Mielke: Mit hoher Verantwortung für den der SBZ begannen, ihren separaten Staat zuverlässigen Schutz des Sozialismus, zu errichten. Die oberste Regierungsge- zitiert nach J. Gieseke: Die DDR-Staats- walt wurde in der SBZ von der sowje- sicherheit Schild und Schwert der Partei, tischen Besatzungsmacht ausgeübt, die Bonn 2000) Dieses Selbstverständnis läßt geheimpolizeiliche Sicherung ihrer Besat- sich auf zwei Kernaussagen reduzieren: zungszone lag in den Händen jener so- 1.Das MfS ist ein Instrument der kom- wjetischen Organe, die bereits Ende 1945 munistischen Partei und wird von ihr ge- Anton Ackermann, leitete den Vorläufer der DDR-Auslandsspio- ein funktionierendes Netz deutscher Spit- führt, 2. der Klassenkampf zwischen den nage. Hier als Redner am 1. Mai 1950. zel rekrutiert hatten. Kommunisten und ihren Feinden prägt Wahrnehmung und Ausführung des Par- Ackermann, 1951 erster Leiter der Vor- Die Moskau-Kader der KPD wußten, daß teiauftrags zum Schutz des Sozialismus. läufereinrichtung der DDR-Auslandsspio- sie die Chance zu ihrer Revolution von Für die politische Bewertung der Opera- nage, und Wilhelm Zaisser, erster Mini- oben in der SBZ dem Sieg der sowje- tionen und der Funktionsweise des MfS ster für Staatssicherheit. Sie formulierten tischen Armee über Hitler–Deutschland ist dieses Selbstverständnis der kommuni- Grundpositionen für ihre künftige Politik, verdankten; trotzdem handelten sie in stischen Geheimpolizei der DDR und ihres die noch vor der Kapitulation der Deut- ihrem Selbstverständnis auch als deut- Nachrichtendienstes unerläßlich. schen Wehrmacht feststanden: sche, kommunistische Revolutionäre. Am 18.12.1948 baten die Spitzen der Menschen, nicht Schiffe kämpfen - diese • Kampf um die Ost- oder Westorientie- SED - Pieck, Ulbricht und der ehemalige Einsicht des britischen Admirals Lord Nel- rung Deutschlands unter den Bedin- Sozialdemokrat Otto Grotewohl - Stalin, son gilt auch für das MfS. Die Geheimpo- Aufarbeitung 9 lizei wurde von Kadern aus dem „Militär- tern, Kommandeur im spanischen Bür- apparat“ und dem „Parteiselbstschutz“ gerkrieg und während des Krieges Leiter der KPD vor 1933 aufgebaut. Die Partei der antifaschistischen Schulung deut- war eine Sektion der Kommunistischen scher Kriegsgefangener. 1948 wurde er Internationale. Die von Lenin verfaßten Innenminister im Lande Sachsen. berühmten 21 Bedingungen für die Auf- nahme in die Komintern von 1920 ver- Stahlmann wurde Instrukteur der Orga- pflichteten jede Partei zum Aufbau einer nisationsabteilung der Komintern und Doppelstruktur: eine legal operierende führte für sie und die Auslandsaufklä- Parteiorganisation und ein illegaler Ap- rung des militärischen Geheimdienstes parat, „der im entscheidenden Augen- der sowjetischen Armee illegale Einsätze blick der Partei helfen soll, ihre Pflicht in Fernost und Westeuropa aus. Im spa- gegenüber der Revolution zu erfüllen.“ nischen Bürgerkrieg war er Kommandeur (aus: Leitsätze über die Bedingungen der einer Partisanenabteilung. Die Biogra- Aufnahme in die Kommunistische Inter- phien von Zaisser und Stahlmann zei- nationale angenommen auf dem II. Kon- gen, wie sich die illegalen Apparate der greß der Komintern am 6.8.1920) Kate- Komintern und die geheimdienstlichen gorisch forderte Lenin die Verknüpfung Strukturen der sowjetischen Nachrichten- Wilhelm Zaisser (1950), erster Minister für der legalen mit der illegalen Tätigkeit der dienste miteinander vermischen. Das war Staatssicherheit. Partei. So entstanden in der KPD der so- weder für Stahlmann noch Zaisser ein genannte M.(Militär)-Apparat und ein Widerspruch, weil sie den Prüfstein für je- N.(Nachrichten)-Apparat, dessen Leiter den Kommunisten auf der Welt verinner- Die Auslandspionage war die Aufgabe nur dem Parteivorsitzenden verantwort- licht hatten: Loyalität zur Sowjetunion. des „Außenpolitischen Nachrichten- lich war. Diese Tradition setzte die SED dienstes“, der Dienst arbeitete im Mini- fort, der Minister für Staatssicherheit war Das galt auch für Ernst Wollweber, den sterium für Auswärtige Angelegenheiten. dem Generalsekretär beziehungsweise zweiten Minister für Staatssicherheit in Im November 1952 wurde Richard dem Ersten Sekretär rechenschaftspflich- der DDR. 1918 war er aktiv am Aufstand Stahlmann als ihr Leiter abgelöst, sein tig. der Matrosen in der Novemberrevolution Nachfolger wurde Markus Wolf. Der beteiligt. Er baute ab 1936 einen illegalen Nachrichtendienst wurde 1953 in das Die Komintern beschloß 1924 die Einrich- Apparat zur weltweiten Schiffssabotage MfS integriert, Generalmajor Wolf blieb tung einer Lenin-Schule für die Parteika- gegen sogenannte faschistische Staaten Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung der, und der Stab der Roten Armee erhielt auf und organisierte im spanischen Bür- und avancierte zum Stellvertreter Woll- den Auftrag, Bürgerkriegs-Spezialisten gerkrieg Waffenlieferungen für die repu- webers. Diese Funktionen behielt er auf einer internationalen Militärschule blikanische Regierung. 1944 verlieh ihm auch unter Mielke bis 1986. Seine Bio- auszubilden. In die Leitung dieser Schu- die Sowjetunion ihre Staatsbürgerschaft, graphie und die von Paul Laufer zeigen, le war bereits die Auslandsabteilung um ihn aus einem schwedischen Gefäng- daß für den Nachrichtendienst der DDR der GPU integriert. 1948 versicherte die nis zu befreien. Erich Mielke wurde 1958 vergleichbare Kaderkriterien wie für die SED-Spitze Stalin, als Kader für ihre Ge- sein Nachfolger und blieb Minister bis Geheimpolizisten galten: zuverlässige, heimpolizei würden „überprüfte und be- zur friedlichen Revolution in der DDR, geschulte Kommunisten mit unbedingter währte Funktionäre“ eingesetzt, „sowie die er als „Konterrevolution“ verstand Loyalität zur Sowjetunion. Wolf kam als Parteifunktionäre, die eine Parteischule und eigentlich hatte verhindern wollen. Sohn des Arztes und Schriftstellers Fried- besucht haben und eine zusätzliche Mielkes Karriere im Netzwerk der illega- rich Wolf 1934 als neunjähriges Kind in Spezialausbildung für die Abwehrtä- len Apparate der KPD begann 1930 im das sowjetische Exil, besuchte 1942/43 tigkeit erhalten.“ (Gespräch zwischen „Parteiselbstschutz“, der den Bezirkslei- einen der letzten Lehrgänge an der Pieck, Ulbricht, Grotewohl und Stalin tern der KPD unterstand, in Berlin damals Schule der Komintern und wurde 1945 am 18.12.1948, zitiert nach J. Gieseke Walter Ulbricht. 1931 war Mielke betei- als Journalist am Berliner Rundfunk ein- a.a.O.) Diese Auswahlkriterien trafen für ligt am Mord an zwei Polizeioffizieren gesetzt. War Wolf ein Moskauer Nach- alle Minister für Staatssicherheit zu. Einer und floh danach in die Sowjetunion, dort wuchskader, so kam Paul Laufer aus dem der ersten Kursanten der Militärschulen besuchte er die militärpolitische Schule N.-Apparat der KPD. Der Metallarbeiter war Artur Illner, der unter seinem Deck- und die Lenin-Schule. Nach seinem Ein- leistete in Berlin ab 1927 für die KPD in namen Richard Stahlmann zusammen mit satz im spanischen Bürgerkrieg war er der SPD „Abwehrarbeit“, nach 1933 il- Anton Ackermann den ersten Auslands- 1943 Mitglied der illegalen KPD-Leitung legale Arbeit und kam in Haft. Im Herbst Nachrichtendienst der DDR aufbaute, der in Frankreich. 1945 kehrte er nach Ber- 1945 tratt er in Berlin im Vorfeld der SED- 1956 zur Hauptabteilung Aufklärung des lin zurück und wurde Abteilungsleiter Gründung erneut im Auftrag der KPD in MfS wird. Auch Wilhelm Zaisser, militär- von Polizei und Justiz beim ZK der KPD. die SPD ein. Im MfS war er seit 1955 in politischer Oberleiter West 1923, als die Danach begann er als Vizepräsident der der Hauptverwaltung Aufklärung zustän- KPD sich auf den „deutschen Oktober“ Deutschen Verwaltung des Inneren sei- dig für die Bearbeitung von SPD und DGB vorbereitete, absolvierte diese Schule. nen Aufstieg an die Spitze der DDR-Ge- der Bundesrepublik. 1950 war er der erste Minister für Staats- heimpolizei, 1950 wurde er Staatssekre- sicherheit der DDR. Zaisser wurde Kader tär im MfS. Erst mit Mielke kann Ulbricht Teil II in der nächsten Ausgabe der Komintern und ging 1930 als Agent 1957 einen Gefolgsmann zum Minister in die von Japan besetzte Mandschurei. der Staatssicherheit durchsetzen; über Seine nächsten Stationen waren Leiter seine Vorgänger hatte noch die sowje- der militärpolitischen Schule der Komin- tische Seite allein entschieden. 10 Berichte Teppich-Monster

Gewebte DDR-Propaganda in Kölner Museum

Samstagmorgen in der City. Das Kölner Stellt sich für mich die Frage: Warum muß gefoltert worden. Meine spezielle Be- Museum Ludwig öffnet zehn Uhr seine man diese Relikte der vor über 20 Jahren ziehung zu Wandteppichen? Nach der Pforten. Kurz vorher bestelle ich im haus- untergegangenen DDR heute ausgerech- U-Haft im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohen- eigenen Café ein französisches Frühstück. net im Café eines weltbekannten Kölner schönhausen – heute eine vielbesuchte Das leckere Croissant bleibt mir fast im Museums ertragen? Hier kehrt man zur Gedenkstätte – mußte ich im berüchtigten Halse stecken, als ich die rote Ziegel- Entspannung ein und will relaxen – oder Frauenzuchthaus Hoheneck in Stollberg/ wand anschaue: diverse großformatige wie mein 16jähriger Enkel sagt, „chillen“. Erzgebirge in Doppelzwangsarbeit schuf- Wandteppiche mit sozialistisch-kommu- Zeilen wie „50 Jahre Union der Sozialis- ten. Acht Stunden im Drei-Schicht-System nistischen Motiven und Parolen stechen tischen Sowjetrepubliken“, „30. Jahres- Motoren für Waschmaschinen herstellen, ins Auge. tag der Befreiung“, „60 Jahre Roter Ok- acht Stunden Kunst schaffen. Das Knüp- tober“, „Der Name und das Werk Lenins fen zahlreicher Wandteppiche gehörte Im ansonsten einladenden Gastronomie- bleiben ewig bestehen“, wirken nicht nur dazu – mit ornamentalen Mustern, aber Ambiente erdrücken mich diese 22 Tep- befremdlich, sondern in dieser geballten auch mit politischem Inhalt. Darunter ein pich-Monster. Grimmig dreinschauende Masse bedrohlich. „Vereint sind wir al- Portrait von Ernst Thälmann, etwa 90 mal Soldaten, mit der Knarre in der Hand, les“ wurde unter den verschlungenen 150 cm groß, und ein Treptower Ehren- blicken auf mich herab. Während ich ei- Händen des einstigen SED-Logos, das so mal von 200 mal 300 cm Größe! nen Schluck Kaffee trinke, lese ich den manches Bonzen-Jackett und das ihrer eingewebten Schriftzug auf NVA-grünem Mitläufer zierte, eingewebt. Jetzt betrachte ich im Museum Ludwig Grund: „35 Jahre Kampfgruppen der besonders intensiv das Thälmann-Portrait Arbeiterklasse“. Daneben ein Soldaten- Aufstehen und gehen wäre die eine Mög- und das Treptower Ehrenmal. Ich stelle teppich in aufdringlichem Rot mit dem lichkeit für mich, um dieser Unkultur zu fest: Meine handgeknüpften Wandtep- Spruch „20 Jahre Kampgruppen der Ar- entfliehen. Anschauen und erkundigen, piche von 1974 und 1975 waren viel beiterklasse“. Neben Portraits von Wil- weshalb die Wandteppiche zu diesem schöner und ansehnlicher, weil individu- helm Pieck, Ernst Thälmann, Engels und Zeitpunkt überhaupt dort hängen, wäre eller. Da steckte meine verletzte Seele Lenin noch banalere Motive: ein großes die Alternative. Schließlich gibt es auch drin, mein Herzblut, meine ganze Hoff- DDR-Emblem mit Hammer, Sichel, Eh- immer mal wieder Ausstellungen über nung auf vorzeitige Entlassung. Daß die- renkranz und der Losung „Alles mit dem Kunst im Dritten Reich, mit Nazisymbolen se Barbaren damals ausgerechnet einen Volk, Alles durch das Volk, Alles für das und unmißverständlichen Inhalten. Aber politischen Häftling unter weiterer Straf- Volk“. die werden dem Betrachter niemals ohne androhung wegen sogenannter Arbeits- erklärende Kommentare vorgesetzt. Ein verweigerung zwangen, Wandteppiche Aufschrei ginge durchs Land. Und das politischen Inhalts zu knüpfen, entlarvt völlig berechtigt. einmal mehr dieses menschenverachten- de System. Im Café Museum Ludwig liegen aber weder Flyer auf den Tischen, noch sind Wo meine Kunstwerke heute hängen, Texte neben den Teppichen angebracht. weiß ich nicht. Meine diesbezüglichen Auch bei denen nicht, die sich in Sichthö- Anfragen im August 1977 beim Frau- he über den Restauranttischen befinden. enzuchthaus Hoheneck brachten keine Man vermißt jegliche Distanz zu diesen Klärung. Auch Recherchen nach dem Geschmacklosigkeiten. Das ist das ei- Fall der Mauer verliefen im Sande. Das gentlich Befremdliche. Mitten im Raum Thälmann-Portrait soll damals bei einem sitzen sie alle: Ältere Damen, sorgfältig DDR-Minister das Büro geschmückt ha- frisiert und elegant gekleidet. Flirtende ben. Möglich, daß es später in der DKP- Pärchen. Eine stillende Mutter. Ehepaare Zentrale in Düsseldorf landete. Ein Kölner mit Kindern in allen Altersklassen. Män- Journalist hatte ein Thälmann-Portrait nerrunden mit Schlips und Kragen. Ich dort zufällig entdeckt. Mir verwehrte man beobachte ihre Reaktionen auf die unver- den Zugang. Ein Wandteppich Treptower kennbaren DDR-Erzeugnisse. Manche re- Ehrenmal, so konnte man in Ost-Berliner agieren kopfschüttelnd, einige ratlos oder Zeitungen 1975 lesen, sei als Gastge- desinteressiert. schenk der DDR-Oberen in Kasachstan der Sowjetregierung übergeben worden. 35 Jahre lebe ich in Köln, der weltoffenen Stadt am Rhein. Doch diese Teppich- Als ich im Foyer des Museums Ludwig Präsentation, ohne erläuternden Hinter- fragte, warum solche Objekte kommen- grund, ist für mich ganz besonders schwer tarlos im Café ausgestellt werden, bis zu ertragen. Immerhin war ich von 1972 wann sie an den Wänden hängen sollen bis 1975 wegen geplanter und wer der „Künstler“ sei, konnte mir Rote Soldaten im Café. in DDR-Gefängnissen drangsaliert und niemand Auskunft geben. Und das, ob- Berichte 11 wohl die monströsen Gebilde schon über der Stadt ebenso kritisch sehen wie ich. drei Wochen dort präsentiert wurden. Am 29. Juli 2010 schrieben sie unter der Ich erfuhr lediglich: „Die sind von Tep- Rubrik „Was uns ärgert“: „Das sind die pichkunst Hirschberg in der Neumarkt- DDR-Propaganda-Wandteppiche im Café Passage.“ Dort brachte ich ein paar des Museums Ludwig. Seit drei Wochen Tage später in Erfahrung, daß es keinen aufgehängt, aber noch immer ohne Hin- „Künstler“ gäbe, weil die Teppiche ma- weisschilder zur Ausstellung. Bis Ende schinell hergestellt worden seien. Das der Woche soll wohl ‚nachgerüstet’ wer- hatte ich längst erkannt, denn nur einer den.“ der 22 Wandteppiche ist nach der mir geläufigen manuellen Knüpftechnik ent- Diese „Nachrüstung“ dauerte fast fünf standen. Ein Katalog sei im Druck, ließ Wochen. Für die Broschüre wird man man mich noch wissen, und ein Historiker allerdings – im Gegensatz zu den Pro- arbeite an einem Zeitungsartikel. spekten anderer Ausstellungen – mit 12 Euro zur Kasse gebeten. Ein Glück, daß die Kollegen von BILD Köln die wohl überflüssigste Ausstellung Ellen Thiemann

Da lacht der Klassenfeind 17. Oktober 1989, über einen SED-Funktionär: „So erklärte er, daß es nicht um- sonst sei, daß wir einen Hammer in unserem Staatswappen haben, den wir jetzt brauchen, um zuzuschlagen.“ BV-KMS, AKG-2125, Bl. 1

Ellen Thiemann vor einem der Wandteppiche. Einst wurde sie im Tod in Bulgarien DDR-Frauenzuchthaus gezwungen, ähnliches zu knüpfen. Zwei Hildburghäuser erschossen

Im Sommer 1983 versuchten vier junge Glück gehabt, weil sie nicht, wie an der erschossen. Ob beide flüchten wollten Leute aus Dresden, darunter eine Musik- bulgarischen Grenze üblich, an Ort und oder nur einer, während ihm der andere studentin, über die bulgarisch-jugosla- Stelle erschossen worden waren. Junge geholfen hat, blieb bis heute ungeklärt. wische Grenze in die Freiheit zu fliehen. fluchtwillige DDR-Bürger waren nämlich Da werden neue Aktenfunde im Nachlaß Von bulgarischen Grenzsoldaten, die seit dem Mauerbau 1961 der irrigen Auf- der Hildburghäuser MfS-Kreisdienststelle dafür Geldprämien erhielten, verhaftet, fassung gewesen, wenn schon die Flucht und Zeugenaussagen von noch lebenden wurden sie an die DDR-Staatssicherheit an der innerdeutschen Grenze wegen der Freunden nach 30 Jahren Aufklärung ausgeliefert und wegen versuchter „Re- Minenfelder und des Schießbefehls hoch- bringen müssen. Immerhin saßen am publikflucht“ zu mehrjährigen Gefäng- gefährlich wäre, so könnte ein solches 15. April im Publikum die noch lebende nisstrafen verurteilt. Zwei der verurteilten Unternehmen in anderen Ostblock-Län- Mutter des einen Erschossenen und die und später freigekauften Dresdner, das dern einfacher sein. Das Gegenteil war Geschwister des anderen. Die Mutter Geschwisterpaar Dorothea Ebert und richtig! Wie der Berliner Historiker Prof. hatte, noch zu DDR-Zeiten, über Jahre Michael Proksch, haben jetzt in ihrem Dr. Stefan Appelius am 15. April 2010 hinweg hartnäckig, zielbewußt und stark Buch „Und plötzlich waren wir Verbre- in einem Vortrag in der Suhler Gauck- bedrängt von der MfS-Kreisdienststelle cher“ (siehe auch S. 17) über die Ver- Birthler-Behörde berichtete, hätten rund immer darauf bestanden, daß die sterb- haftung und die nachfolgenden Jahre 5000 DDR-Bürger die Flucht über die bul- lichen Überreste ihres Sohnes auf den der Erniedrigung berichtet: „Es ist aus; garische Grenze nach Griechenland ge- Friedhof von Hildburghausen überführt schlagartig begreifen wir alles. Diese wagt, rund 200 wären dabei erschossen würden, was sie schließlich auch durch- Grenze wäre unüberwindbar gewesen, worden. Die Bulgaren hätten auch dann setzen konnte. Heute sind beide Mordop- so hoch und fest ist sie. Wir haben vorher ganze Familien (Männer, Frauen, Kinder) fer dort beigesetzt. nur eine Scheingrenze überwunden und mit Kalaschnikow-Salven niedergemäht, dadurch tatsächlich Signaldrähte berührt. wenn sie ihrer leicht hätten habhaft wer- Die zügige Aufklärung dieses Vorfalls Dadurch waren in der Talstation Grenz- den können. Ein Leipziger Liebespaar wird freilich noch immer behindert, nicht truppen informiert worden und mussten beispielsweise, das schon festgenommen zuletzt in der Kreisstadt Hildburghausen. nur noch die richtige Grenze abriegeln. worden war, wurde Stunden später im Der Suhler Vortrag vom 15. April sollte Das haben sie auch getan. Wir sind ihnen Hof der Kaserne der Grenzwächter an nämlich dort gehalten werden, was aber, unweigerlich direkt in die Arme gelau- die Wand gestellt und erschossen. Geld- so Stefan Appelius, nicht genehmigt wor- fen. Wir liegen wehrlos auf dem Boden prämien gab es für lebende und für tote den war. Er hofft nun, es im Jahr 2011 – bäuchlings. Die Soldaten kommen, hal- Flüchtlinge! – zum 50. Jahrestag des Mauerbaus – ten uns ihre Gewehrläufe in den Nacken nachholen zu können. und mich ergreift das Gefühl, mein Leben Auch zwei junge Männer aus Hildburg- sei jetzt zu Ende.“ hausen in Thüringen, 19 und 26 Jahre alt, haben vor dem Mauerfall 1989 ver- Dabei hatten die vier Dresdner bei ih- sucht, über die bulgarische Grenze zu rem Fluchtversuch noch unglaubliches entkommen. Sie wurden gestellt und Jörg Bernhard Bilke 12 Berichte Ausstellung wandert wieder

In diesem Jahr ist die Wanderausstel- befand sich bis 1989 die Untersuchungs- Diskussion wurde deutlich, wie entschei- lung der Union der Opferverbände kom- haftanstalt der Bezirksverwaltung des Mi- dend es ist, daß die politische Bildung munistischer Gewaltherrschaft UOKG nisteriums für Staatssicherheit Dresden. sich auch intensiv mit der SBZ/DDR-Dik- „Mauern-Gitter-Stacheldraht“ zu Gast in Daß gerade hier, wo noch vor 21 Jahren tatur beschäftigt. Damit werden Zeichen der Gedenkstätte Bautzner Straße. Dort soviel Willkür und Terror herrschten, die gesetzt, die junge Menschen anregen, Bilder der ehemaligen politischen Häft- extremistischen politischen Kräften zu linge der SBZ- und DDR-Diktatur gezeigt widerstehen. Einhellig wurde betont, werden können, ist besonders wichtig. daß die Entwicklung in der Sächsischen Viele Schulklassen und Erwachsene aus Landeszentrale für politische Bildung, ganz Deutschland besuchen diese Ge- auf Zeitzeugen aus der Zeit zwischen denkstätte, dabei haben sie nun Gelegen- 1945 und 1989 als Referenten weitge- heit, die Wanderausstellung der UOKG zu hend zu verzichten, in die falsche Rich- besichtigen. tung weist. Gerade Menschen, die die- se sozialistisch-kommunistische Diktatur Am 26. August 2010 fand die Eröff- erleiden mußten, sind vor allem für Schü- nungsveranstaltung statt, an der auch ler im Unterricht besonders glaubwürdig. Dr. Herbert Wagner, ehemaliges Mitglied der „Gruppe der 20“ und 1990 demo- Die Ausstellung wird in diesem Jahr noch kratisch gewählter Oberbürgermeister in Osnabrück und anderen Städten ge- von Dresden, sowie Dr. Michael Richter zeigt.

Foto: A. Odenthal vom Hannah-Arendt-Institut für Tota- Wanderausstellung am authentischen Ort. litarismusforschung teilnahmen. In der Anton Odenthal

Umzug in Rekordzeit Stasi-Museum Berlin residiert zeitweise auf dem „Feldherrenhügel“

(jd) Nach nur vier Tagen Schließzeit hat geschichtsträchtigen Haus, nur hundert das Stasi-Museum in Berlin bereits am 2. Meter von seinem Stammsitz entfernt“, August 2010 mit einer Übergangsausstel- sagte Bernd Lippmann, Vorsitzender des lung wieder seine Pforten geöffnet. Der Trägervereins des Museums. „Nachdem

zeitweilige Umzug in Haus 22 - ebenfalls das Informationszentrum der Birthler- Berlin Steer/Stasi-Museum John Foto: auf dem Gelände der ehemaligen Stasi- Behörde im April geschlossen worden ist Über 20 Jahre nach Erich Mielke verläßt Zentrale - war nötig geworden, nachdem und erst Anfang nächsten Jahres mit der sein Schreibtisch das erste Mal Haus 1. Im Gegensatz zum Minister kehrt er jedoch die Bundesregierung entschieden hatte, Eröffnung der neuen Dauerausstellung in zurück. den eigentlichen Sitz des Museums, das der Zimmerstraße zu rechnen ist, wollten Haus 1 im MfS-Hauptquartier, mit Gel- wir Berlin nicht ohne Ausstellung über die tung stattfinden, so daß gegen Ende des dern aus dem Konjunkturpaket II zu sa- Stasi lassen. Deshalb haben wir all unsere Jahres eine attraktive Präsentation mit nieren. Kräfte zusammengenommen und unsere bisher noch nicht gezeigten Exponaten Ausstellung in nur vier Tagen am neuen der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. „Wir sind sehr froh, die frühere Generals- Standort wieder aufgebaut.“ kantine der Stasi als Übergangsquartier Auch am Ausweichstandort ist das Stasi- nutzen zu können. Nicht ohne Grund Die Interimsausstellung besteht anfäng- Museum Berlin von Montag bis Freitag nennt man dieses Haus bis zum heutigen lich aus wesentlichen Teilen der bishe- von 11.00 bis 18.00 Uhr sowie an Sonn- Tag ‚Feldherrenhügel’. So bleibt das Sta- rigen Dauerausstellung. Innerhalb der abenden, Sonntagen und Feiertagen von si-Museum am historischen Ort in einem nächsten Monate wird eine Überarbei- 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Marienetta-Jirkowsky-Platz in Hohen-Neuendorf von 27 Schüssen durchsiebt. Besonders tragisch ist die Ge- schichte, weil die Staatssicherheit noch Am 13. August 2010 weihte die Ge- treter von SPD, FDP, der Stadtverwaltung nach Marienettas Tod versuchte, sie bei meinde Hohen-Neuendorf am nördlichen sowie der UOKG an einer Gedenkstele in ihrer Familie und in ihrem Bekanntenkreis Stadtrand von Berlin einen Platz ein, der der Florastraße, unweit des neu benann- zu diffamieren. fortan den Namen der mit 18 Jahren an ten Platzes, Kränze und Blumengebinde der Mauer getöteten Marienetta Jirkows- nieder. Der Einweihung des Platzes ging ein ky tragen soll. Nach einer bewegenden unwürdiges Possenspiel voran. Nach- Rede der SPD-/FDP-Fraktionsvorsitzenden Marienetta Jirkowsky wurde am 22. No- dem die Stadtverordnetenversammlung Inka Gossmann-Reetz (SPD) legten Ver- vember 1980 bei einem Fluchtversuch Hohen-Neuendorf bereits im November Berichte 13

2009 die Umbenennung des Platzes be- ster Klaus-Dieter Hartung (Die Linke) – zu machen. Der Antrag wurde von einer schlossen hatte, kam es zu einem Ein- der allerdings dann bei der Einweihung großen Mehrheit der Stadtverordneten- spruch der Familie Jirkowskys. Diese war des Platzes die Berliner Mauer mit deut- versammlung zurückgewiesen. dagegen, den Platz nach Marienetta zu lichen Worten verurteilte – den Antrag, benennen. Daraufhin stellte Bürgermei- die Umbenennung wieder rückgängig Florian Kresse

Deutsche Geschichte in Großauflage

(sta) „Es gibt drei Daten, mit denen jede wenn wir diese drei Daten nicht in einen Schülerin, jeder Schüler etwas verbinden Zusammenhang stellen.“ sollte“, sagte anläßlich des 49. Jahres- tages des Mauerbaus Rainer Eppelmann, Rainer Eppelmann stellte in Berlin das Vorstandsvorsitzender der Bundesstif- Ausstellungsprojekt „Die Mauer. Eine tung Aufarbeitung. „Der 17. Juni 1953, Grenze durch Deutschland“ vor, das im der Tag des Volksaufstandes gegen die kommenden Jahr aus Anlaß des 50. Jah- SED-Diktatur, der von sowjetischen Pan- restages des Mauerbaus in über 1000 zern niedergeschlagen wurde. Und der Exemplaren in ganz Deutschland und in 13. August 1961, der Tag, an dem die mehreren Sprachfassungen weltweit ge- SED-Führung ihr Volk einmauerte. Das zeigt werden wird. Die Ausstellung wur- sind die beiden traumatischen Erlebnisse de gemeinsam mit den Zeitungen „Die der zweiten Diktatur in Deutschland. Sie Welt“ und BILD vorbereitet. Gleichzeitig ließen viele Ostdeutsche glauben, daß eröffnete Eppelmann vier zeithistorische sie ihrem Schicksal in der DDR ausge- Ausstellungen, die die Bundesstiftung Rainer Eppelmann klebt fachmännisch deutsche Geschichte an liefert sind. Um so wichtiger ist der 9. zwei Wochen lang auf einem Bauzaun den Zaun. Oktober 1989, an dem die Menschen in entlang der Berliner Stresemannstraße/ Ostdeutschland ihre Angst verloren und Ecke Köthener Straße zeigte. Die Freiluft- in Leipzig en masse auf die Straße gin- Schau auf der Grenzlinie zwischen Ost- die deutsche Einheit und präsentierte gen. Wir können die SED-Diktatur und und West-Berlin behandelte den Alltag in Ergebnisse plakatkünstlerischer Wettbe- die Friedliche Revolution nicht erklären, der DDR, die Friedliche Revolution sowie werbe und eine Comic-Ausstellung.

„Den Feinden die Faust“

Das war der Titel einer Veranstaltung der sprich Andersdenkender. Zu diesem Sze- Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterla- nario gehörte auch der Aufbau einer Gei- gen in der Gedenkstätte Lindenstraße für sterstadt im damaligen Bezirk Potsdam, die Opfer politischer Gewalt in Potsdam unweit West-Berlins, wo MfS-Kräfte die am 19. August. Christian Booß, BStU, Verhaftung von Demonstranten übten.

der Historiker Stefan Wolle und Thomas Eine Filmproduktion des Rundfunks Berlin Foto: L. Scholz Auerbach erläuterten die geplanten Iso- Brandenburg zeigte Luftaufnahmen der lierungslager des MfS. Sie stellten die geplanten Isolierungslager. Spätestens, akribischen Bestimmungen der Staatssi- als Auerbach die erschreckenden Zahlen cherheit vor, die noch nach 1980 im Falle der einzelnen Gruppen von „Verdäch- einer geplanten bewaffneten Eroberung tigen“ vortrug, wurde jedem in dem West-Berlins die eigene Bevölkerung überfüllten Besucherraum klar, was vom internieren wollte. Wolle und Auerbach sogenannten Nicht-Unrechtsstaat DDR zu verdeutlichten anhand von MfS-Akten halten ist. Der Film wurde im Regional- die generalstabsmäßigen Vorbereitungen fernsehen gesendet. für eine Isolierung möglicher Staatsfeinde Lothar Scholz Thomas Auerbach (l.) und Christian Booß.

Hoheneckerinnen Vom 1. bis 3. Oktober 2010 findet in Stollberg das diesjährige Treffen der ehemaligen Hoheneckerinnen statt. Nähere Informationen und Anmeldungsmöglichkeiten auf der Web-Seite des Vereins unter „Aktuelle Mitteilungen“: www.frauenkreis-hoheneckerinnen.de 14 Verbände „Mission erfüllt? 1990 - Die Rolle von Politik, Medien, Gesellschaft bei der Aufdeckung von DDR-Unrecht“ UOKG-Kongreß am 16. Oktober 2010 in Berlin Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer

Der Kongreß stellt nach 20 Jahren Aufar- des DDR-Unrechts erfüllt haben bzw. wel- zur Auflösung des MfS und des Neuen beitung die Frage: Erfolg oder Debakel? che Defizite bis in die Gegenwart hinein Forums, Berlin Er soll zunächst in einer Rückschau Er- existent sind. eignisse vergegenwärtigen, die im Jahre Podium II 1990 die Auseinandersetzung mit dem Veranstaltungsdatum: Sonnabend, 16. Unrecht der DDR maßgeblich bestimmten. Oktober 2010, Einlaß ab 9.30 Uhr, Be- „Erstes öffentliches Gedenken an ginn 10.00 Uhr die Opfer der sowjetischen Spezial- Die Volkskammer verabschiedete u.a. das lager“ „Gesetz über die Sicherung und Nutzung Veranstaltungsort: Besucherzentrum der Eberhard Hoffmann der personenbezogenen Daten des ehe- Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. maligen MfS/AfNS“ und ein Rehabilitie- Straße 119, 13355 Berlin Andreas Weigelt rungsgesetz für Opfer politischer Verfol- Historiker, Forschungsschwerpunkt so- gung. Gleichzeitig nahm die DDR-Justiz Eintritt: 10 � bzw. 5 � (ermä- wjetisches Speziallager Nr. 6 Jamlitz Ermittlungen wegen Amtsmißbrauch, ßigt), inklusive Mittags- und Korruption und Wahlfälschung auf. Abendimbiß, Kaffee und Kuchen Podium III

In der Veranstaltung soll den Fragen Veranstaltungsende: ca. 19.30 Uhr „Abgeordnete in der Volkskammer nachgegangen werden, auf welche Wi- 1990 - Beschäftigung mit Diktatur- derstände die im Zuge des Umgangs mit folgen als Teil der Arbeit des Parla- DDR-Unrecht ergriffenen Maßnahmen Programm ments“ stießen, und ob sie in ihren Ergebnissen Maria Michalk nachhaltig und effektiv gewirkt haben. „Die Ahndung von Partei- und MdB, gehörte von März bis Oktober 1990 Daneben wird die wichtige Rolle der Bür- Staatskriminalität der DDR seit dem als Mitglied der CDU-Fraktion der ersten gerkomitees, die sich 1990 in Berlin und Beginn der 90er Jahre - eine Bilanz“ frei gewählten Volkskammer an verschiedenen Bezirksstädten herausbil- Christoph Schaefgen Stephan Hilsberg deten, im Kontext der Auflösung des MfS/ Generalstaatsanwalt a.D., leitete die Ber- Mitglied der ersten frei gewählten Volks- AfNS beleuchtet. liner Staatsanwaltschaft zur Aufdeckung kammer, Februar bis Juli 1990 Geschäfts- von DDR-Regierungs- und vereinigungs- führer der Sozialdemokratischen Partei in Mit dem Jahr 1990 endete auch das bedingter Wirtschaftskriminalität der DDR (SDP), 1990-2009 Mitglied des Schweigen über die einstige Existenz der Deutschen Bundestages, 2000 bis 2002 sowjetischen Speziallager. Nach der Ent- „Dokumentation des Verbrechens Parlamentarischer Staatssekretär beim deckung von Massengräbern gedachte - die Zentrale Erfassungsstelle Salz- Bundesminister für Verkehr, Bau- und man der Toten; ehemals Inhaftierte und gitter und ihre Rolle ab 1990“ Wohnungswesen deren Angehörige fanden sich in Vereinen Dr. Hans-Jürgen Grasemann zusammen. Auch dieses Faktum und die Oberstaatsanwalt, 1988-1994 stellv. Lei- „Medien- und Verlagslandschaft im Reaktionen der Öffentlichkeit werden zu ter der Zentralen Erfassungsstelle Salzgit- Jahre 1990 - Instrumente zur Öf- diskutieren sein. ter fentlichmachung von DDR-Unrecht“ Dr. Annette Leo Schließlich wird, mit dem Abstand von 20 „Das Volkskammergesetz vom 24. Historikerin, Mitbegründerin der ersten Jahren, bilanzierend untersucht, inwie- August 1990 und der Kampf um die unabhängigen DDR-Zeitschrift „die an- fern sich die damaligen Erwartungen be- Öffnung der Stasi-Akten“ dere“ züglich einer umfassenden Aufarbeitung Dr. Christian Booß Historiker, Journalist, Berlin „Das Schicksal von politischen Häft- lingen nach der deutschen Wieder- Podium I vereinigung - Bilanz ihrer sozialen Lage nach 20 Jahren“ Umzug? „MfS/AfNS-Auflösung vor Ort - Er- Dr. Sibylle Plogstedt fahrungsberichte“ Publizistin, Journalistin Dann vergessen Sie bitte nicht, an die Redaktion DER Tobias Hollitzer STACHELDRAHT, Ruschestraße 103, Haus 1, 10365 Bürgerkomitee Leipzig e.V. Berlin, Ihre neue Adresse zu schicken. So lassen sich Reinhard Schult (Die Veranstaltung wird gefördert von Lieferausfälle vermeiden. 1990 Mitglied des Staatlichen Komitees der Bundesstiftung Aufarbeitung.) Verbände 15

Eigenes Gedenken Johan Viktor Suchanzeigen Bausch Kinder als Opfer politischer Verfolgung (st) Auf dem Friedhof Gärtnerstraße in Berlin-Hohenschönhausen liegen 259 na- 12.03.1928 – 14.08.2010 Das „Bürgerbüro – Verein zur Aufarbeitung von Folgeschä- menlose Tote, Häftlinge des Speziallagers den der SED-Diktatur“ erarbeitet eine Studie über die „Ein- Nr. 3 in Hohenschönhausen. Die Gesamt- Am 14. August 2010 verstarb Johan weisung von Kindern und Jugendlichen in Spezialkin- zahl der dort ums Leben Gekommenen Viktor Bausch im Alter von 82 Jahren. derheimen und Jugendwerkhöfen in der DDR bis 1989“. wird auf 3000 bis 3500 geschätzt. In Mecklenburg als Sohn eines Papierfa- Ziel des Projektes ist es, die Opfergruppe der „Heimkinder“ brikanten groß geworden, verhaftete ihn vorzustellen und Einweisungsgründe und die Situation in den Im vergangenen Jahr am Volkstrauertag der NKWD als Jugendlicher insgesamt Heimen aufzuzeigen. Die aktuelle Situation der Betroffenen begründeten Opferverbände auf Initiative dreimal. 1948 wurde er nach sechsmona- wird dabei im Mittelpunkt der Untersuchung stehen: Unter von Günter F. Toepfer ein eigenes Geden- tiger U-Haft am Schweriner Demmlerplatz welchen Folgen leiden die „Heimkinder“ bis heute? Wie le- ken, um sich bewußt von der jährlichen durch das Sowjetische Militärtribunal ver- ben sie? Veranstaltung des Bezirksamtes und der urteilt und in das Speziallager Nr.7/Nr.1 BVV Lichtenberg, wo die Linkspartei do- nach Sachsenhausen abtransportiert, wo Für die Realisierung unseres Projektes sind wir auf die Mit- miniert, abzuheben. er bis zur Auflösung des Lagers Anfang arbeit von Betroffenen angewiesen. Nur durch ihre Mitarbeit 1950 inhaftiert war. Anschließend ging kann das Schicksal der „Heimkinder“ aus der ehemaligen In diesem Jahr am Volkstrauertag soll die er in den Westen, studierte Chemie und DDR aufgearbeitet und die derzeit bestehende Gesetzeslage Tradition nun fortgesetzt werden. baute die Bausch AG als eigene Papierfa- zur Rehabilitierung verbessert werden. brik in Bayern auf. Für die Opferverbände lädt Günter F. To- Eine nähere Beschreibung des Projektes können Sie unter epfer ein zum Treffen am Sonntag, dem 55 Jahre nach dem Urteilsspruch erhielt den unten genannten Kontaktdaten erfragen oder auf der 14. November 2010, 11.00 Uhr, auf Johan Viktor Bausch seine Rehabilitie- Homepage des Bürgerbüros nachlesen: dem Hohenschönhauser Friedhof Gärt- rung. Nach dem Zusammenbruch der nerstraße 7, 13055 Berlin. DDR führte ihn der Weg, neben seinen BÜRGERBÜRO e.V. - Verein zur Aufarbeitung von Folgeschä- Reisen in alle Welt, nun auch immer den der SED-Diktatur, Bernauer Straße 111, 13355 Berlin, wieder in sein geliebtes Mecklenburg. Er Tel. (030) 463 48 06, E-Mail [email protected], knüpfte an alte Freundschaften an und Homepage www.buergerbuero-berlin.de Bundesverdienst- gewann neue hinzu. kreuz Besonders verbunden blieb er dem Das Vermächtnis der Verfolgten be- (st) Am 4. September 2010 nahm im Schweriner Dokumentationszentrum des wahren! Rahmen der Gedenkfeier anläßlich des Landes für die Opfer der Diktaturen in 65. Jahrestages der Wiederinbetrieb- Deutschland. Seine Erinnerungen an die 20 Jahre nach dem Ende der DDR kommen immer mehr nahme des KZ Sachsenhausen durch den U-Haftzeit sind dort in der Ausstellung politisch Verfolgte in ein Alter, in dem sie Sorge dafür tra- NKWD Paul Radicke von Brandenburgs festgehalten. Er war uns wohltätiger und gen müssen, daß ihr Vermächtnis nicht verloren geht. Nahe Kulturministerin Dr. Martina Münch das warmherziger Gefährte. Angehörige wissen manchmal nur noch wenig mit den Bundesverdienstkreuz entgegen. Radi- Hinterlassenschaften über ihre Leidenserfahrungen in der cke wurde mit 19 Jahren wegen eines Die Geschichtsaufarbeitung wurde für Jo- SED-Diktatur anzufangen. Die Gedenkstätte Berlin-Hohen- Spottgedichts über die sowjetische Be- han Viktor Bausch ein immer wichtigerer schönhausen möchte deshalb allen ehemaligen politischen satzungsmacht und die SED 1947 von Bestandteil seines Lebens; er engagierte Gefangenen und ihren Angehörigen Hilfe bei der Sicherung einem Sowjetischen Militärtribunal zu sich als Mitglied des Verbandes ehema- ihres Nachlasses anbieten. zehn Jahren Arbeitslager verurteilt und liger Rostocker Studenten (VERS) und der kam in das NKWD-Gefängnis des Lagers VOS und stand ohne Bitternis in Zeitzeu- Im Archiv der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen la- Sachsenhausen, später in die Zuchthäu- gengesprächen vor Schülern und Lehrern, gern die Unterlagen von Hunderten ehemaliger Häftlinge. ser Untermaßfeld, Brandenburg und ins um diese für das geschehene Unrecht zu Dazu gehören nicht nur Akten des DDR-Staatssicherheits- Haftkrankenhaus Waldheim. sensibilisieren. Sein Wirken hinterläßt tie- dienstes, sondern auch persönliche Erinnerungen, Doku- fe Spuren. mente, Fotos oder Gegenstände aus der Zeit der Haft. Die Die Auszeichnung erhielt der heute Materialien werden professionell archiviert und – wenn der 81-Jährige für aktive Beteiligung an der In stillem Gedenken, mit großem Dank Betroffene sein Einverständnis erklärt hat – der Forschung Kommunalpolitik in seinem Wohnort und voller Hochachtung zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise können die Unter- Bevern, vor allem aber für sein vielfäl- lagen, die aufgrund des Datenschutzes sonst kaum einseh- tiges, langjähriges Engagement bei der bar sind, nachfolgenden Generationen zugänglich gemacht Aufarbeitung der kommunistischen Dik- werden. In der Praxis ist dies zumeist nur möglich, wenn die tatur – u.a. war er stellvertretender Vor- Betroffenen noch zu Lebzeiten eine Verfügung über den Ver- sitzender der Arbeitsgemeinschaft Lager Marita Pagels-Heineking bleib ihrer Unterlagen treffen oder diese selbst übergeben. Sachsenhausen – und nicht zuletzt für Die Landesbeauftragte für die Stasiunter- das Auffinden der Urnen in Untermaßfeld lagen Mecklenburg-Vorpommern Allen ehemaligen politischen Gefangenen steht die Ge- verstorbener und anonym verscharrter denkstätte Berlin-Hohenschönhausen deshalb für eine Haftkameraden sowie den Einsatz für persönliche Beratung gerne zur Verfügung. Kontakt: Ge- eine Gedenktafel in Untermaßfeld. Jochen Schmidt denkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Mechthild Günther, Direktor der Landeszentrale für politische Genslerstr. 66, 13055 Berlin, Tel. (030) 98 60 82-33, E-Mail Herzlichen Glückwunsch! Bildung [email protected] 16 Service | Bücher

Das heißt, dieser Kleinschmidt ist kein Endspiel des Systems politischer Dissident, sondern ein fehl - Betrachtungen von György Dalos zu einer „Privaten Chronik“ barer Mensch, der die musterstaatlichen Erwartungen einfach nicht erfüllen kann Der Übersetzer ist jemand, der sich gern an das Ulbricht-Regime auslieferten, da und will. Gemessen am idealen Bürger er- versteckt. Hans-Henning Petzke ist einer sie zu diesem über den Internationalis- weist er sich sowohl als besser wie auch der eingeweihtesten Dolmetscher der mus zarte Bindungen unterhielt -, erwies als schlechter. Gerade die Gefängnisbe- zeitgenössischen ungarischen Literatur. sich eine Heirat nach Ungarn nun als Aus- schreibung zeigt, daß die Zwangsgemein- Fiktiven und tatsächlichen Schicksalen weg. „Erstmals bekommt er keine Anlage schaft von politischen Gefangenen (die es hat er seine Sprache geliehen (von Miklós zum Personalausweis der DDR, um nach nach offizieller Auffassung gar nicht gibt) Mészöly bis Béla Szász, von János Pilinsz- Ungarn zu reisen. Er erhält einen blau- und einfachen Kriminellen in Wirklichkeit ky bis György Petri und Géza Szo´´cs, von en Pass, der ihn zum Verlassen der DDR ein Abbild der „normalen“ Gesellschaft Péter Esterházy bis György Konrád usw.). und zum Aufenthalt in der Volksrepublik ist. Und Kleinschmidts Schicksal ist iden- Daß er in jene außergewöhnlichen Lauf- Ungarn berechtigt. Er fühlt sich wie ein tisch mit dem des kleinen Mannes, der bahnen mit besonders tiefer Empathie kommunistischer Lord. … Leo Klein- im Labyrinth des Systems umherirrt, der einzutauchen vermochte, das ist seinem schmidt nimmt wochenlang Abschied. Ein entschieden, aber naiv versucht, seine eigenen höchst wechselvollen Lebenslauf Abschnitt seines Lebens geht zu Ende.“ Freiheit zu erringen. Sein Abenteuer ist zuzuschreiben. nichts anderes als die Wahrung der eige- nen Persönlichkeit. Paetzkes Roman „Blendwerk - Die gelöste Zunge“, der erste Teil seiner Romantrilo- Ähnlich wie in dem Roman „Die gelöste gie „Blendwerk“, hat einen Helden: Leo Zunge“, schöpft Paetzkes unermüdliches Kleinschmidt. Das Präsens der Geschichte Erzähltalent auch im zweiten - mit dem wird durch die sechziger Jahre gegeben. Titel „Versucher und Versuchte“ - aus Von hier aus der Rückblick auf die deut- dem Fundus jener „Mythologie des sche Vergangenheit und mitteleuropä- Ostblocks“, in der die unzähligen Ge- isches Zusammentreffen. Kleinschmidt, schichten vom Schicksal der einzelnen der von der Schule verwiesen worden ist, die Geschichte schlechthin ausmachen. versucht sich als Schauspielanfänger in Allerdings geht der Autor dieser privaten einer Kleinstadt der DDR. Einerseits ist er Chronik entschieden weiter als früher: ein Schürzenjäger, wie er im Buche steht, Sein Held, Leo Kleinschmidt, nimmt bei- andererseits ist er - zumindest in einer Fra- nahe offen die Züge seines Alter egos ge, nämlich in der Ablehnung des Wehr- an, welcher Eindruck noch durch das dienstes - ein kompromißloser Oppositi- Titelbild des Buches verstärkt wird: In oneller des Regimes. So gerät er 1963 in dem hervorragenden Porträt des Malers die Fänge der Justiz und in der Folge in Lajos Sváby läßt sich unschwer der Autor verschiedene ostdeutsche Gefängnisse Die Handlung schließt mit diesem hal- erkennen. Der indiskrete Voyeur, der in und Lager. Nachdem ihm klar wird, daß ben Happyend: Kleinschmidt erhält unter jedem Leser, auch im Rezensenten steckt, er in Ulbrichts Arbeiter- und Bauernstaat großen Schwierigkeiten die Genehmi- meint zu wissen, welche Person der Zeit- nicht nur keine Perspektive hat, sondern gung, nach Ungarn auszuwandern. Im geschichte hinter der Figur von „Polens daß für ihn dort seines Bleibens nicht ist, Sommer 1968 wird in Ungarn geheiratet; berühmtestem Stotterer“ steckt, oder sucht er jenen schmalen Pfad, über den auf der Hochzeitsreise überrascht das mit wem der ungarische Autor Nikolaus er diese Welt verlassen kann. Da sich junge Paar die Nachricht von der sowje- Molnár identisch ist. die illegale Form einer Republikflucht ins tischen Invasion, um den Prager Frühling „kapitalistische Ausland“ als aussichtslos niederzuwalzen. Das individuelle Schick- Trotzdem kann man nicht behaupten, erweist, öffnet sich für Kleinschmidt der sal aber nimmt vorerst eine Wende zum daß das „Blendwerk“ komplett autobio- ebenfalls steinige Weg nach Osten. Am Guten hin. Hier beginnt eine neue Ge- graphisch sei. Einerseits bleiben die Na- Horizont scheint Kádárs Ungarn auf. Es schichte, wie der Schlußsatz andeutet. men von anderen dargestellten Personen folgt das Erlernen der ungarischen Spra- Der Leser ahnt, daß diese sozialistische meistens fiktiv, selbst wenn ihre Modelle che. Als Lehrstoff bietet sich Nikolaus Odyssee noch nicht das letzte Abenteuer jedem, der sich in der neuzeitlichen Ge- Molnárs Roman „Weg nach Damaskus“ des Helden sein wird. schichte Ungarns, Polens oder der DDR an. Unter Täuschung der Wachsamkeit auskennt, völlig geläufig sind. Ande- der Zensurbehörde gelingt es, das Buch Die eigentliche Leistung dieses Abenteu- rerseits wird die Handlung keineswegs in einem ostdeutschen christlichen Verlag er- und zugleich auch Schelmenromans nach einer linearen Logik von Memoiren erscheinen zu lassen. Dieser ätherischen besteht darin, daß er das Gefängnis, die organisiert, sondern in einer assoziativen Liebe folgt eine andere. In Halle lernt er Welt des Theaters und überhaupt die DDR Mischung der Zeitebenen der gesamten Gizella kennen, die ihm zugleich eine Lö- Walter Ulbrichts mit einer Akribie dar- Nachkriegsära aufgebaut. sung für sein Leben und eine Fluchtmög- stellt, die in den meisten Memoiren fehlt. lichkeit anbietet. Nach einem mißlun- Paetzke, der Erzähler, betrachtet die Welt Es sind hauptsächlich Frauen, die, ent- genen Fluchtversuch in Ungarn, der leicht nicht aus dem Blickwinkel des Intellektu- sprechend der vorwiegend erotischen Na- mit der Wiederholung seiner früheren ellen, sondern aus dem des Normalbür- tur der Versuchungen des Erzählers, das Gefängniserfahrungen hätte enden kön- gers. Das literarische Plus zeigt sich darin, chaotische Leben des Leo Kleinschmidt in nen - zumal die Organe der Kádár-Admi- daß er dieser Sichtweise auch den nach eine Art Ordnung bringen. Für den jungen nistration die Grenzverletzer in der Regel ihm gestalteten Romanhelden unterwirft. DDR-Bürger mit polnischen und jüdischen Service | Bücher 17

Veranstaltungen Wurzeln ist Ungarn nur eine Station auf Leo Kleinschmidt noch in das neue, das seinem Weg. Von hier aus wandert er eini- 21. Jahrhundert, begleiten wird. ge Jahre später weiter und läßt sich in der 28.9. (Di), 15.00 – 19.00 Uhr: Informationstag. 17.00 Uhr: MfS – Bundesrepublik nieder. Allerdings verliert Hans-Henning Paetzke: Blendwerk - Die Schild und Schwert der Partei. Die er den Kontakt mit seiner Wahlheimat gelöste Zunge, Roman, Engelsdorfer Ver- Stasi in der Region. Vortrag v. Rüdiger nicht, arbeitet als Übersetzer ungarischer lag, Leipzig 2009, 298 Seiten, 16,- �. Sielaff, BStU; Veranstaltung d. BStU Au- Blendwerk - Versucher und Versuchte, Ro- ßenstelle Frankfurt/O.; Ort: Museum in Literatur und unterstützt die Tätigkeit der der Adler Apotheke, Steinstr. 3, 16255 demokratischen Opposition des Landes man, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2008. Eberswalde in den achtziger Jahren, weshalb er in 344 Seiten , 16,- � der Volksrepublik zur persona non grata 28.9. (Di), 18.00 Uhr: Wie DDR-Zuwanderer die deutsche erklärt wird. Kurz nach der Wende ent- Einheit erlebten. Podiumsdiskussion schließt er sich zunächst für Ungarn als mit Wanda Nikulka, Polen, Pal Gerö, Aufenthaltsort, obwohl seine dortige Ehe Ungarn, Hai Bluhm, Vietnam, Moises „Und plötzlich Mvuama, Angola (angefr.); Veranstal- bereits vor vielen Jahren tragisch geschei- tung d. Brandenb. Landeszentrale f. tert ist. Doch von dort führen seine Wege waren wir pol. Bildung u.a.; Ort: Landeszentrale, weiter, wieder auf dem Pfad einer Lie- Heinrich-Mann-Allee 107, Haus 17, besbeziehung, nach Polen. Darüber, wie Verbrecher“ 14473 Potsdam endgültig diese Entscheidung ist, läßt uns Sie waren jung und sie wollten weg. Im 29.9. (Mi), 15.00 u. 17.00 Uhr: der Autor im ungewissen. Sommer 1983 unternahmen die Geschwi- Mit dem Wind nach Westen. Die ster Michael Proksch und Dorothea Ebert Ballonflucht zweier Pößnecker Familien aus der DDR. Vortrag v. Andreas Bley, Man hätte also diesen Reisenden zwi- aus Dresden, zusammen mit Dorotheas BStU, u. Archivführung; Veranstaltung schen den Welten durchaus mit Byrons Mann und einem Freund, einen Flucht- d. BStU Außenstelle Gera; Ort: Außen- Childe Harold oder einem modernen versuch aus der DDR. Sie wollten wäh- stelle Gera, Haus 3, Hermann-Drechs- ler-Str. 1, 07548 Gera Ahasver vergleichen können, wäre er rend einer Ferienreise zu Fuß über die nicht ein Schelm, der sein Verhängnis bulgarische Grenze nach Jugoslawien. 29.9. (Mi), 19.00 Uhr: sozusagen selbst organisiert. Leo Klein- Eltern und Freunde wußten nichts davon. „Der Verrat – Wie die Stasi Kinder schmidts Abenteuer dienen eindeutig Der Versuch scheiterte. Anfang 1984 und Jugendliche mißbrauchte.“ Film v. Andreas K. Richter, Uraufführung u. dazu, ein Fresko der späten Phase des wurden die vier in der DDR zu mehrjäh- Gespräch; Ort: Kulturzentrum „Wabe“, „real existierenden Sozialismus“ in Un- rigen Gefängnisstrafen verurteilt und Danziger Str. 101, 10405 Berlin garn und der DDR und in Polen entste- um die Jahreswende 1984/85 von der (3.10.2010, 23.15 Uhr, Ausstrahlung auf RTL) hen zu lassen. Auf den besten Seiten Bundesrepublik freigekauft. Erzählt wird des Romans treffen wir Opfer und Täter, die Geschichte aus der Perspektive von 30.9. (Do), 14.00 Uhr – 2.10. (Sa), Fanatiker und Zyniker, Juden und Antise- Schwester, Bruder und der Mutter, die in 12.30 Uhr: miten, Machtmenschen und Dissidenten, Dresden zurückblieb. Tagung Ostdeutschland und die Politikwissenschaft – eine Bilanz die gemeinsam das Endspiel des Systems 20 Jahre nach der (Wieder-)Verei- spielen, dessen moralische Erosion viel Dorothea Ebert, Michael Proksch: Und nigung. Aus der Reihe „Bilanz & Per- früher als der materielle Zerfall sicht- und plötzlich waren wir Verbrecher. Geschich- spektiven“; Teilnahme kostenfrei, An- meldung nicht erforderlich; Veranstal- spürbar wurde. Die Mosaiktechnik und te einer Republikflucht, dtv premium, tung d. Bundesstiftung Aufarbeitung die schier unüberschaubare mitteleuropä- München 2010, 320 S., 14,90 � u.a.; Ort: Festsaal der Humboldt Gradu- ische Anekdotenflut dieser Prosa läßt eine ate School, Luisenstr. 56, 10117 Berlin Welt entstehen, die selbst im Verfall über 30.9. (Do), 19.00 Uhr: eine merkwürdige Ausstrahlung verfügt. Kreuzweise Deutsch. Ost über West Wichtige Fragen und West über Ost nach 20 Jahren Ein- Es dauerte ziemlich lange, bis sich Hans- heit, Podiumsgespräch; Veranstaltung d. Bundesstiftung Aufarbeitung; Ort: Henning Paetzke als Autor eigenstän- (VT)Was ist der Kommunismus? War die Bundesstiftung, Kronenstr. 5, 10117 diger Werke meldete. Mit den beiden DDR ein Unrechtsstaat? Warum kam Berlin Romanen, die als Teile einer Trilogie kon- Honecker nie ins Weiße Haus? War die 30.9. (Do), 19.00 Uhr: zipiert sind, paßt er erstaunlicherweise DDR frei von Drogenproblemen? Und Zwischen Verdrängung und Aufar- nicht so sehr in die deutsche als eher in auch: Warum klapperte der Trabant? Der beitung. Der Untersuchungsausschuß die ungarische und tschechische Erzähl- Autor beantwortet diese und viele andere der letzten Volkskammer der DDR und tradition: Paetzkes Prosa ist ein anekdo- Fragen kenntnisreich in kurzen, gut les- die Entstehung der Stasi-Unterlagen- Behörde. Gespräch mit Dr. Joachim tenhaftes Sinnieren über das grausame baren Beiträgen. Das Spektrum reicht von Gauck, ehem. BStU; Veranstaltung 20. Jahrhundert, wie wir es aus Kunde- Politik und Wirtschaft bis zu Kultur und d. BStU Außenstelle Leipzig u.a.; Ort: ras „Scherz“, Konráds „Komplize“ und Sport. Auch die zahlreichen Absurditäten Außenstelle Leipzig, Dittrichring 24, 04109 Leipzig Skvoreckys „Mirakel“ kennen. Das Merk- der DDR-Geschichte bleiben nicht ausge- würdige und Einzigartige daran ist eine spart. Ein Beispiel aus der Wissenschafts- 30.9. (Do), 19.00 Uhr: komplexe Einbettung des autobiogra- politik: „Unsere Geschichtsforscher“, „Tschüß DDR! Über Warschau in die phischen Stoffs in die Historie und Lite- stellte Walter Ulbricht 1955 fest, „befas- Freiheit!“ Filmvorführung u. Podiums- diskussion; Veranstaltung d. Zeitge- ratur der mitteleuropäischen Landschaft, sen sich zu sehr mit der Vergangenheit.“ schichtlichen Forums Leipzig u.a.; Ort: wodurch eine Art privater, ja intimer Zeitgeschichtliches Forum, Grimmai- Chronik entsteht. Offensichtlich löste das Ilko-Sascha Kowalczuk: Die 101 wich- sche Str. 6, 04109 Leipzig Eintauchen in die beinahe exotische Aura tigsten Fragen – DDR. C.H. Beck, Mün- 2.10. (Sa), 19.00 Uhr: unserer Literatur vor vierzig Jahren als chen 2009, 160 S., 9,95 � „Ausgerechnet Bananen – ein Langzeitwirkung eine Inspiration aus, die 18 Service | Bücher

„Im Sieg verloren“ Veranstaltungen

deutsch-deutsches Wirtschaftswun- Dieser Satz steht am Ende des Buches schwere körperliche Zwangsarbeit einen der“. Dok.-Film v. Wolfgang Ettlich; einer großen Suche. Und er ist ein Schlüs- Großteil der Sehkraft ein. Im Dezember Filmvorführung u. Gespräch; Veranstal- selsatz für das Lebensgefühl vieler ehe- 1975, P. ist erst 30 Jahre alt, wird der tung d. Bürgerkomitees Leipzig; Ort: maliger politischer Häftlinge. Der Autor fast Blinde in den Westen verkauft. Sein Museum in der „Runden Ecke“, ehem. Stasi-Kinosaal, Dittrichring 24, 04109 ist einer von ihnen. Jürgen Schmidt-Pohl Idealismus und ein kritisches Herangehen Leipzig hat einen autobiographischen Roman ge- an die gesellschaftliche Wirklichkeit auch schrieben. Die zentrale Gestalt ist P., was dort machen ihm den Anfang schwer. 3.10. (So), 15.00 Uhr: Wegschließen oder Offenlegen? sowohl für den eigenen Namen als auch „Er lebte als Versehrter in einer heilen Der Streit um die Stasi-Akten in der für „Protagonist“ stehen kann. Die Ver- Welt.“ Doch er hat ein Ziel: das Studi- deutschen Vereinigung 1990. Vortrag meidung der Ich-Form ist hier offensicht- um. So holt er auf der Volkshochschule mit Christian Booß; Veranstaltung d. BStU Außenstelle Rostock; Ort: Doku- lich nicht der Versuch, sich hinter einer das Abitur nach und studiert schließlich mentations- u. Gedenkstätte d. BStU in anderen Person zu verstecken, sondern mit Erfolg Politikwissenschaften. 1989 der ehem. U-Haftanstalt d. Stasi, Her- deutet ganz klar auf das Bemühen um ei- fällt die Mauer, und, wie könnte es an- mannstr. 34b, 18055 Rostock nen gewissen Abstand beim Blick auf die ders sein, P. begibt sich wieder auf die 3.10. (So), 16.00 Uhr: eigene Biographie. Das ist auch notwen- Suche – nach Schwerin. Er findet eine Black Box DDR. Unerzählte Leben dig, denn der „Traum vom Finden“ – so fremde Heimat, das Exil scheint ihm jetzt unterm SED-Regime. Lesung u. Ge- der Titel – erweist sich häufig als Alb- näher. Naiv und eben ohne alle List steigt spräch mit Ines Geipel u. Andreas Pe- tersen; Veranstaltung d. Gedenkstätte traum des Suchens. Im Prolog wählt der der Intellektuelle ein in die Landespolitik Bautzen; Ort: Gedenkstätte Bautzen, Autor selbst den Vergleich mit Sisyphos, Mecklenburg-Vorpommerns. Dabei wer- Weigangstr. 8a, 02625 Bautzen der sich zunächst tatsächlich anzubieten den ihm Verletzungen zugefügt, die über 4.10. (Mo), 19.00 Uhr: scheint. Doch betrachtet man den Mythos seine Kraft gehen. Es bleibt ein Schmerz, „Wir sind das Volk!“ Montagsge- genauer, ist hier gerade kein Sisyphos am der sich auch im Formalen spiegelt. Bei spräche in der „Runden Ecke“. Veran- Werke, denn der Sohn des Aiolos, König diesen Niederlagen verläßt der Roman staltung d. Bürgerkomitee Leipzig; Ort: Museum in der „Runden Ecke“, ehem. von Korinth, wurde zur Strafe für seine gelegentlich die literarische Ebene; für Stasi-Kinosaal, Dittrichring 24, 04109 Verschlagenheit – er überlistete sogar den Leser dennoch ein Gewinn, denn Leipzig den Tod – dazu verbannt, den Stein im- hier offenbart der authentische Text weit mer von neuem auf den Berg zu wälzen. mehr als die durchreflektierte Kompositi- 4.10. (Mo), 19.00 Uhr: 20 Jahre Aufarbeitung – ein not- List und Tücke aber gehen sowohl dem on. Das scheint überhaupt eine Eigenart wendiger Prozeß. Podiumsdiskussion Protagonisten als auch der Art dieser Er- des Buches, textuelle Schwächen erwei- mit Marianne Birthler, BStU, Reiner innerung völlig ab. Im Gegenteil, P. ist ein sen sich in gewisser Weise als Stärken. Deutschmann, MdB FDP, Dr. Jürgen Rainer Wolf, Direktor d. Sächs. Staats- unerschütterlicher Idealist, der wider alle Es ist kein Roman wie aus dem Kreativ- archivs; Veranstaltung d. BStU Außen- Erfahrungen die Welt zum Guten zwingen Schreiben-Kurs, nach dem man die Uhr stelle Leipzig; Ort: Außenstelle Leipzig, will. stellen kann. Dafür gewinnt die Geschich- Dittrichring 24, 04109 Leipzig te an Tiefe, weil die Erinnerungsarbeit 5.10. (Di), 17.00 Uhr: 1945 geboren, beginnt P. nach der 10. mehrdimensional nachvollziehbar wird 20 Jahre Aktenöffnung. Der Weg zur Klasse und mehreren Jobs in seiner Hei- – selbst wenn das so nicht immer vom Öffnung der Stasi-Akten 1990/91 matstadt Schwerin eine Lehre als Buch- Autor beabsichtigt sein mag. und die Folgen für die Region Mag- deburg. Vortrag v. Jörg Stoye, BStU, händler. In einer Versammlung des Volks- und Archivführung; Veranstaltung d. buchhandels 1968 kritisiert er offen die Natürlich ist das Buch bitter, doch nicht BStU Außenstelle Magdeburg u.a.; Ort: neue DDR-Verfassung und vertritt das nur. P. ist ein Mann, der nichts ausgelas- Außenstelle Magdeburg, Georg-Kaiser- Str. 4, 39116 Magdeburg Recht des Staates Israel auf Selbstvertei- sen hat oder, den nichts ausgelassen hat. digung. Das genügt der paranoiden Ge- Er kommt weit mit seinem Versuch, das 5.10. (Di), 18.00 Uhr: heimpolizei, um den jungen Mann festzu- eigene Dasein zu rekonstruieren, zu ver- Realismus als Kreation neuer Mög- lichkeiten. Begegnung und Gespräch nehmen. P. wird wegen „staatsfeindlicher stehen, aber er ist am Ende des Romans mit Tadeusz Mazowiecki; Veranstal- Hetze und Propaganda“ zu zwei Jahren noch nicht fertig damit. Das Fragmen- tung d. Evangelischen Akademie zu Haft verurteilt, sitzt 18 Monate ab. Umge- tarische des Ergebnisses macht jedoch Berlin; Ort: Französ. Friedrichstadtkir- che auf dem Gendarmenmarkt, 10117 ben von Spitzeln, darf er zunächst wieder einen Gutteil der Spannung aus. Da gibt Berlin in seinem Beruf arbeiten, wird 1971 aber es dunkle Geheimnisse, auch in der Fa- unter einem lächerlichen Vorwand vor die milie, manche werden geklärt, andere 7.10. (Do), 18.00 Uhr: Alternative gestellt, selbst zu kündigen nicht. Gelegentlich möchte man P. wie im Zwangsadoptionen in der DDR – eine Betroffene berichtet. Vortrag u. oder erneut verhaftet zu werden. Er kün- Kasperle-Theater zurufen: Nein, nicht da Diskussion mit Katrin Behr, Zeitzeugin; digt, und alle folgenden Bewerbungen lang, dort lauert schon die nächste Ge- Veranstaltung d. Brandenb. Landes- laufen ins Leere. P. stellt nun Ausreise- fahr! Doch natürlich passiert, was passie- zentrale f. pol. Bildung u.a.; Ort: Volks- hochschule Potsdam, Dortusstr. 37, anträge und arbeitet als Losverkäufer im ren muß – nicht, weil das Schicksal es so Raum 15 Stadtzentrum, wo er den Menschen beim will, sondern weil P. es so will. Freimütig Aushändigen der Lose gleich noch erklärt, und ohne Falsch arbeitet er sich durch 7.10. (Do), 19.00 Uhr: Eigentor. Der FC Hansa Rostock und warum er dort und nicht in einem Buch- alle seine Irrtümer und Enttäuschungen, die Stasi. Vortrag u. Ausstellungser- laden steht. Die zweite Haft ist nun schon Heilung scheint er dabei allerdings nicht öffnung mit Dr. Völker Höffer, BStU; auf fünf Jahre bemessen. Im Zuchthaus zu finden. Vielleicht mit der Fähigkeit, Veranstaltung d. BStU Außenstelle Cottbus schlägt ihm ein Aufseher das jedoch ohne allen Willen zur Anpassung Rostock; Ort: Historisches Rathaus Wolgast, Am Rathausplatz 10, 17438 rechte Auge blind, das linke büßt durch erleidet er nicht nur Schiffbruch in der Wolgast Service | Bücher 19

Politik, sondern scheitert letztlich auch an von den Gründungsjahren des MfS bis seinen Kameraden, die wie er selbst dau- zu seiner Auflösung. Im Mittelpunkt ste- erhafte Beschädigungen aus der Haft da- hen dabei die Strukturentwicklungen der 7.10. (Do), 19.30 Uhr: vongetragen haben. Mit ihnen teilt er ei- Hauptabteilung, der im September 1989 „Weggesperrt“. Jugendwerkhöfe nen tragischen, wohl unauflöslichen Kon- ca. 2400 Mitarbeiter angehörten, und in der DDR. Lesung u. Gespräch mit flikt: In einer Diktatur ist es immer eine die funktechnischen Mittel und Metho- Grit Poppe, Autorin, u. Stefan Lauter, kleine Minderheit, die Widerstand leistet. den, die jeweils zum Einsatz kamen. Die Zeitzeuge; Veranstaltung d. BStU Au- ßenstelle Magdeburg u.a.; Ort: Stadt- Diese Minderheit ist überhaupt nur fähig Hauptabteilung III war unter dem Leitbe- bibliothek, Breiter Weg 109, 39104 dazu, weil sie sich nicht anpassen kann griff „Elektronischer Kampf des MfS“ in- Magdeburg oder will, eine Eigenschaft, die in fin- nerhalb der Staatssicherheit für Funkauf- 8.10. (Fr), 19.00 – 02.00 Uhr: steren Zeiten oft der einzige Garant ist für klärung und Funkabwehr zuständig. Zu „Winter adé“ – Filmische Vorboten die Einforderung von Werten wie Freiheit den Aufgaben dieser Abteilung gehörte der Wende. Spiel- und Dokumentar- und Menschlichkeit. Wenn die Diktatur es, aus den Funk- und Fernmeldeverbin- filme aus Ostmitteleuropa vor dem Fall des Kommunismus. Veranstaltung d. bezwungen ist, bleibt diese Eigenschaft dungen der Bundesrepublik und West- BStU Außenstelle Erfurt u.a.; Ort: Ki- jedoch bestehen, es sei denn, der Wider- Berlins möglichst viele und hochwertige noklub Erfurt, Hirschlachufer 1, 99084 ständler wäre selbst bezwungen. Weil Gesprächsinhalte abzuschöpfen. Ziel Erfurt aber auch demokratische Gesellschaften dieser Lauschangriffe konnten Informati- 9.10. (Sa), 21.00 Uhr: durchaus rigide die Anpassung des Indivi- onen der Bundesregierung, der Landes- „Gesicht zur Wand“. Fünf Portraits duums verlangen, wird die ersehnte neue kabinette, der Parteien und Medien, der ehem. Häftlinge d. Staatssicherheit. Zeit nun zum Quell fortgesetzter Enttäu- Bundeswehr, der Rüstungsindustrie, der Filmvorführung u. Gespräch mit Stefan Weinert, Regisseur; Veranstaltung d. schung, die manchmal schwerer wiegt als Führungsgremien der NATO, der west- BStU Außenstelle Leizig; Ort: Außen- die einstige politische Verfolgung. deutschen Geheimdienste und der Polizei stelle Leipzig, Dittrichring 24, 04109 sein. Auch auf dem Gebiet der DDR wur- Leipzig Die hier vorgelegten - immer wieder de die Abteilung aktiv und sollte z.B. ille- 14.10. (Do), 19.00 Uhr: selbstkritisch hinterfragten - Innenan- gale Funksendungen aufklären und deren Von Stasiauflösung über das Volks- sichten eines ehemaligen politischen Urheber ermitteln. kammergesetz zur Gründung der BStU. Vortrag u. Diskussion mit Chri- Häftlings sind gerade im Jahre 20 der stian Booß, BStU; Veranstaltung d. deutschen Einheit ausgesprochen lesens- Andreas Schmidt: Hauptabteilung III: BStU Außenstelle Schwerin u.a.; Ort: wert. Nicht nur, weil sie die gegenwärtige Funkaufklärung und Funkabwehr, BStU, Dokumentationszentrum des Landes Situation vieler ehemaliger Widerständler Berlin 2010, 248 S., 5,- � Schutzgebühr für die Opfer deutscher Diktaturen, Obotritenring 106, 19053 Schwerin gegen den Kommunismus beschreiben, sondern weil sie auch interessante Denk- Der BSV Berlin-Brandenburg gratuliert 14.10. (Do), 19.00 Uhr: ansätze zum Prozeß der Einheit liefern, seinen Mitgliedern, die im September Ge- Korridor des Kalten Krieges. Die Fragen nach Alternativen nicht umgehen, burtstag haben Überwachung des Transitreiseverkehrs Günter Hoffmann am 2. September, Rainer Opitz durch das MfS im Bezirk Halle. Vortrag auf historische Konsequenzen hin- und am 3. September, Hildegard Kalweit am 4. Sep- v. Klaus Lange, ehem. BStU; Veranstal- über sich hinaus weisen. tember, Sabine Gorynia, Anneliese Wolf am 6. tung d. BStU Außenstelle Halle u.a.; September, Erwin Schwung am 7. September, Ort: Hochschule Anhalt FH, Fachbereich Informatik, Lohmannstr. 23, 06366 Friedrich Falkenhar Renate Stimming am 11. September, Edith Köthen Kallweit, Helga Rill am 12. September, Rolf Schälike am 13. September, Horst Klinke am Jürgen Schmidt-Pohl: Traum vom Finden. 16.10. (Sa), 10.00 – ca. 19.30 Uhr: 14. September, Reinhard Lehmann am 16. Mission erfüllt? 1990 – Die Rolle von POHLIT-Verlag, Warnemünde 2010, 357 September, Wolf Erler am 18. September, Ur- Politik, Medien, Gesellschaft bei der S., 22,- �; Bezug über den Internet-Verlag sula Freisel am 21. September, Eckhard Bufe Aufdeckung von DDR-Unrecht. Kon- Dr. Jürgen Schmidt-Pohl www.pohlit-ver- am 23. September, Heinz Martini am 25. Sep- greß d. UOKG u.a. (s.S.14); Ort: Besu- tember, Jutta Petenati, Lenchen Sperling am cherzentrum d. Gedenkstätte Berliner lag.de (s. auch der stacheldraht 3/2010) Mauer, Bernauer Str. 119, 13355 Berlin oder Dr. Jürgen Schmidt-Pohl, Richard- Wagner-Str. 2, 18119 Warnemünde, Tel. UOKG-Beratungsstelle 20.10. (Mi), 18.00 Uhr: Die SED in der staatssozialistischen (03 81) 36 36 120 Postadresse: Ruschestr. 103, Haus 1, Gesellschaft. Vortrag v. Prof.Dr. Ralph 10365 Berlin Besucheradresse: Frankfurter Allee 187, Jessen, Universität Köln; Veranstaltung Haus 14, 10365 Berlin d. Bundesstiftung Aufarbeitung u.a.; Fax (030) 55 77 93 40 Ort: Bundesstiftung, Kronenstr. 5, Elektronischer 10117 Berlin Florian Kresse, Jurist, Mo-Do, 10-16 Uhr Kampf Tel. (030) 55 77 93 53 21.10. (Do), 19.00 Uhr: E-Mail [email protected] „Die Schuld der Mitläufer“. Anpas- (VT)In der MfS-Handbuchreihe „Anato- sen und Widerstehen in der DDR. Le- Carola Schulze, Di-Fr, 10-16 Uhr sung u. Gespräch mit Roland Grafe, mie der Staatssicherheit“ der Bundes- Tel. (030) 55 77 93 52 Autor; Veranstaltung d. BStU Außen- behörde für die Stasi-Unterlagen (BStU) E-Mail [email protected] stelle Leipzig u.a.; Ort: Außenstelle ist der Band über Funkaufklärung und Leipzig, Dittrichring 24, 04109 Leipzig Katrin Behr (Thema DDR-Zwangsadoption), Funkabwehr erschienen. Autor Andreas Mo-Fr, 10-16 Uhr 21.10. (Do), 19.00 Uhr: Schmidt hat detailliert quantifiziert, wie Tel. (030) 55 77 93 54 Eingemauert. Zeitzeugenbericht v. E-Mail [email protected] Prof.Dr. Manfred Görlach, pol. Haft in viele Funk- und Telefonverbindungen Potsdam u. Brandenburg; Veranstal- potentiell von der Staatssicherheit ab- Für persönliche Beratungen wird tung d. Gedenkstätte Lindenstraße gehört werden konnten. Er beschreibt die telefonische Anmeldung empfohlen. 54/55 u.a.; Ort: Gedenkstätte Linden- die Geschichte dieser Abteilung – der Das Projekt wird gefördert vom LStU Berlin. straße 54/55, 14467 Potsdam Hauptabteilung III – und ihrer Vorläufer 27. September, Joachim Simon am Westkreuz-Druckerei Ahrens KG, Postfach 490280, 12282 Berlin 28. September PVSt. DPAG, Entgelt bezahlt. 13017 Auch allen nicht genannten Lesern, die Geburtstag haben, gratuliert herzlich die Redaktion

Herzlichen Dank unseren Spendern Hans Corbat†, Alfred u. Ingrid Czubek, Eva Irmsch, Lotte Ohnezeit, Anita Schmidt, Rosa Schonauer, Walter Schulze, Jürgen Kurt Wenzel BSV Berlin Spenden und Beitragskonto 66 72 98 400 Berliner Bank AG BLZ 100 708 48 Absenderangabe nicht vergessen! Verwendungszweck bitte mit „Beitrag“ oder „Spende LV Berlin“ angeben (Stacheldraht- Konto siehe Impressum unter „Redaktion“). Die Spenden sind steuerlich absetzbar. Bei Be- darf wird eine Spendenquittung zugestellt.

Besonders danken wir allen, die für den STACHELDRAHT gespendet haben Impressum DER STACHELDRAHT Peter Anders, Maria Behrendt, Joachim u. Irene Bergter, Horst Beyer, Gerold v. Busse, Anne- Herausgegeben von der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. (UOKG) und dem liese u. Ulrich Büttner, Hans Eisenfeld, Marlies BSV-Förderverein für Beratungen e.V. Eisenfeld (SammlungÜbersicht in memoriam Bernd Ei- senfeld), Renate Gebel, Franz Görg, Olaf Gehr- Redaktion: Sybille Ploog, Ruschestraße 103, Haus 1, 10365 Berlin, Tel. (030) 55 77 92 30, Fax (030) 55 77 92 31, ke, Klaus Grunert, Wolfgang Haars, Roland E-Mail: [email protected] Hasselberg, Gerold u. Renate Hofmann, Edgar BSV-Förderverein, Konto-Nr. 665 52 45 01, BLZ 100 708 48, Berliner Bank AG Hornuff, Erich Kauer, Christel Kays, Robert Kneib, Friedrich-PaulLogo Kossatz, 1a Stephan Kurt, Gefördert von der BundesstiftungLogo 1b zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Elisabeth Ledwon, Eva Lehmann, Gudrun Inge- borg Lindh, Dr. Jürgen u. Dr. Ilse Miersch, Heinz Verlag: Westkreuz-Verlag GmbH, Berlin/Bonn, Postfach 49 02 80, 12282 Berlin, Otto, Reinhard u. Gabriele Pappai, Bodo Platt, Telefon (030) 7 45 20 47, Fax (030) 7 45 30 66 Eva Maria Poster, Andreas Puschendorf, Erika Auflage: 10 300 Renschuch, Manfred u. Ingrid Rohde, Hartmut Verkaufspreis 1,– Euro u. Barbara Schlotte,Logo Roland 2a Schmiedicke, Sieg- Logo 2b bert Schmolke, Winfried u. Doris Schön, Erika Herstellung und Vertrieb: Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Schulz, Ursula u. Udo Schulz, Kristin Seidel, Töpchiner Weg 198/200, 12309 Berlin Oskar Stück, Edgar Wollscheit, H. Wüstemann E-Mail:[email protected], Internet:www.westkreuz.de Stacheldraht-Konto: BSV Förderverein, Konto- Nr. 665 52 45 01,Logo BLZ 3a 100 708 48, Berliner Bezug über die Redaktion Logo 3b Bank AG, Verwendungszweck „Stacheldraht- Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht jedoch in jedem Fall die der Herausgeber, Spende“ des Fördermittelgebers oder der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Eine nicht sinnentstellende Bearbeitung eingereichter Texte behält sich die Redaktion vor. Redaktionsschluß dieser Ausgabe: 04. September 2010 Bund der Stalinistisch Verfolgten e.V. (BSV) LV Berlin-Brandenburg Vorsitzender: Viktor Gorynia Beitrags- u. Spendenkonto des BSV LV Berlin: Berliner Bank AG, BLZ 100 708 48 Konto-Nr. 66 72 98 400 E-Mail: [email protected] BSV-Förderverein für Beratungen Geschäftsstelle Postadresse: Ruschestr.Pralle s onne 2008 103, Haus 1 10365 Berlin Besucheradresse: Frankfurter Allee 187, Haus 14, 10365 Berlin Telefon (030) 55 49 63 34 Fax (030) 55 49 63 35 E-Mail: [email protected] Sprechzeiten u. Beratung, Juristin Elke Weise: Mi u. Do 10-16 Uhr, Di 9-18 Uhr

Union der Opferverbände Kommunisti­scher Gewaltherrschaft e.V. (UOKG) Bundesvorsitzender: Rainer Wagner Verbändekoordination: Carola Schulze, Florian Kresse Sprechzeiten: Mo-Fr 16-18 Uhr Tel. (030) 55 77 93-52/-53, Fax -40 Leiter der Geschäftsstelle: Theo Mittrup, Tel. (030) 55 77 93-51 Postadresse: Ruschestr. 103, Haus 1 10365 Berlin Besucheradresse: Frankfurter Allee 187, Haus 14,10365 Berlin Internet: www.uokg.de E-Mail: [email protected] UOKG-Spendenkonto: Nr. 7342 728, Deutsche Bank, BLZ 100 700 24 Verbände 21 22 Aktuell

Da lacht der Klassenfeind Umzug? „Nach ihrer Schulentlassung nahm sie die Lehre bei Dann vergessen Sie bitte nicht, an die Redaktion DER der Firma „Seelenfreund“ in Magdeburg auf und STACHELDRAHT, Ruschestraße 103, Haus 1, 10365 schloß diesen Beruf mit gutem Erfolg ab.“ Berlin, Ihre neue Adresse zu schi­cken. So lassen sich Lieferausfälle vermeiden. VII/821/85

In eigener Sache

Um den STACHELDRAHT auch in Zukunft herstellen Bürgerberatung und versenden zu können, müssen wir mehr Eigen- mittel aufbringen. der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin Erneut haben sich auf unsere Bitte hin viele Leser, die ihn bisher kostenlos erhielten, entschlossen, den hal- Telefonische Beratung und Terminvereinbarung: ben Abo-Preis von 4,50 Euro zu entrichten. Wir dan- (0 30) 23 24–70 00 ken allen herzlich und hoffen auf weitere freiwil­lige Montag bis Donnerstag 8.00–17.00 Uhr Abonnenten. Freitag 8.00–14.00 Uhr Die Redaktion

Wieviel Zeitung verträgt der Mensch? Bürgerkomitee Leipzig e.V.

Wieviel Zeitung verträgt der Mensch? Jeweils sonnabends, am 24. und 31. Oktober sowie am 7. und 14. November, 14.00 Uhr: Stadtrundgang FAZ, Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter „Auf den Spuren der friedlichen Revolution“, Treff- Rundschau, BILD, taz, Die Zeit, Spiegel, Focus, Stern, punkt Leipzig, Hauptportal Niko­lai­kirche. Treuchtlinger Kurier...

Man kann nicht alle lesen - aber den „Wochenrückblick“-online bestellen.

Dieser Informationsdienst bietet mit kurzen Texten Archiv-Führungen und Links zu vollständigen Zeitungsberichten die News der vergangenen Woche, rund um das Thema Öffentliche Führungen durch das Archiv der BStU, Aufarbeitung. Er wird als E-Mail verschickt und ist zu ­Außenstelle Leipzig, Dittrichring 24, 04109 Leipzig, bestellen unter [email protected]. finden jeden letzten Mittwoch im Monat um 17 Uhr statt. Gruppenführungen sind nach Voranmeldung je- derzeit möglich, Tel. (03 41) 22 47 32 11. Anträge auf Akteneinsicht können zur Führung gestellt werden. Dazu wird ein Personaldokument benötigt.

Archiv-Führungen zum Tag der offenen Tür

Öffentliche Führungen durch das Archiv der BStU, Außen­stelle Dresden, Riesaer Straße 7, 01129 Dres- den, finden jeden letzten Donnerstag im Monat zum Tag der offenen Tür, 14.30–17.00 Uhr, statt. Grup- Grotewohl-Expreß penführungen sind nach Voranmeldung jederzeit möglich, Tel. (03 51) 25 08 34 11. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen bietet Anträge auf Akteneinsicht können zur Führung ge- jeden Donnerstag um 13.00 Uhr einen Rundgang mit stellt werden. Dazu wird ein Personaldokument be- Zeitzeugen und Besichtigung des „Grotewohl-Expres- nötigt. ses“ an. Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Genslerstr. 66, 13055 Berlin, Tel. (0 30) 98 60 82 30 Aktuell 23

Museum im Stasi-Bunker

Ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Wer Geld nachläuft, muß gut zu Fuß und schlecht bei Ver- ­Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig stand sein. Ludwig F. Berthel Genau! Damit der Verstand der Redaktion erhalten bleibt: Flurstück 439, 04827 Machern Bitte spenden Sie für den STACHELDRAHT, und werben Sie Besichtigung des Gesamtgeländes, ­­Führungen durch Spender und Abonnenten. Für Spenden gibt es kein Limit, und jedes Abo hilft. Das Jahresabonnement mit 9 Ausgaben den Bunker kostet 9,- Euro. Öffnungszeiten: Name und Anschrift an die Redaktion senden, Überwei- sungen bitte auf das Konto BSV-Förderverein, Konto-Nr. jeden letzten Sonn­abend und Sonntag im Monat von 7184 3990 02, BLZ 100 200 00, Berliner Bank AG, Ver- 13 bis 16 Uhr wendungszweck „Stacheldraht-Abo“ oder „Stacheldraht- Spende“. – (Für UOKG-Mitglieder besteht keine Zahlungspflicht.) Bürgerkomitee Leipzig e.V. Tel. (03 41) 9 61 24 43 Fax (03 41) 9 61 24 99

Das Zitat

Die Bürokraten sind die Militaristen des Papierkriegs. Wer Geld nachläuft, muß gut zu Fuß und schlecht bei Ver- C.N.Parkinson stand sein Ludwig F. Berthel „Die Bernauer Straße Genau! Damit der Verstand der Redaktion erhalten nach dem Mauerbau“ bleibt:

Unter diesem Titel bietet das Dokumentationszentrum Bitte spenden Sie für den STACHELDRAHT, und wer- Berliner Mauer jeden Sonntag um 15.00 Uhr eine ben Sie Spender und Abonnenten. öffentliche Führung an. Die Führung dauert ca. eine Stunde und kostet 3 Euro pro Person. Treffpunkt: Ein- Für Spenden gibt es kein Limit, und jedes Abo hilft. gang des Dokumentationszentrums Berliner Mauer, Das Jahresabonnement mit 9 Ausgaben kostet 9,- Bernauer Straße 111, 13355 Berlin Euro.

Name und Anschrift an die Redaktion senden, Über- Zu wenig zu haben, ist ein Elend. weisungen bitte auf das Konto BSV-Förderverein, Genug zu haben, ist ein Segen. Konto-Nr. 7184 3990 02, BLZ 100 200 00, Berliner Bank AG, Verwendungszweck „Stacheldraht-Abo“ Zu viel zu haben, ist eine große oder „Stacheldraht-Spende“. Gefahr. Dies gilt von allen Din- gen, aber besonders vom Geld. (Für UOKG-Mitglieder besteht keine Zahlungspflicht.) Dschuang-Tse

Genug wäre völlig ausreichend...

Deshalb: Bitte spenden Sie für den STACHELDRAHT, und werben Sie Spender und Abonnenten.

Für Spenden gibt es kein Limit, und jedes Abo hilft. Das Jahresabonnement mit 9 Ausgaben kostet 9,- Euro.

Name und Anschrift an die Redaktion senden, Über- weisungen bitte auf das Konto BSV-Förderverein, Konto-Nr. 665 52 45 01, BLZ 100 708 48, Berliner Bank AG, Verwendungszweck „Stacheldraht-Abo“ oder „Stacheldraht-Spende“.

(Für UOKG-Mitglieder besteht keine Zahlungspflicht.) 24 Aktuell