Nassauischer Kunstverein

Nassauischer Kunstverein

Wiesbaden gegründet 1847 2019 / 2020 / 2021 Impressum / Bildnachweis

Herausgeber Empfangsteam Titelseite Rachel Maclean, The Lion and The Unicorn, 2012, © und Courtesy: Nassauischer Kunstverein Keno Graumann Rachel Maclean / Seite 3 © Janine Drewes / Seite 4-5 © NKV, Michael Wiesbaden e.V. Victoria Michel Carter, Janine Drewes, Christian Lauer, Jessica Schäfer / Seite 6 links © Wilhelmstraße 15 Radia Soukia Janine Drewes, Courtesy: DROPSTUFF.nl / Seite 6 rechts © und Courtesy: 65185 Wiesbaden Irina Staps-Vahabov Song Ta / Seite 7 © Janine Drewes, Courtesy: Pia Ferm / Seite 8-9 © Rune Tel.: +49 (0) 6 11 30 11 36 Celina Sturm Mields, VG Bild-Kunst, Bonn, 2019, Janine Drewes, F. Rosenstiel, Courtesy: [email protected] Rune Mields / Seite 10 © Janine Drewes, Courtesy: Viviana Abelson / Seite www.kunstverein-wiesbaden.de Vermittlungsprogramm 11 links © Jessica Schäfer / Seite 11 rechts © Janine Drewes, Courtesy: Valentine Goldmann Heike Neff / Seite 12 links © Janine Drewes, Courtesy: Rolf Drolshagen / Öffnungszeiten Titus Grab Seite 12-13 © Rachel Maclean, Janine Drewes, NKV, Courtesy: Rachel Di, Mi, Fr, 14 bis 18 Uhr Sarah Kottenbrink Maclean / Seite 14-15 © Janine Drewes, Courtesy: Veruschka Bohn, Do, 14 bis 20 Uhr Delia Fröhlich, Helena Hafemann, Nopolo, Niklas Jesper Pagen, Theresa Sa und So, 11 bis 18 Uhr Ehrenamt Weisheit / Seite 16-18 © Janine Drewes, Christian Lauer, Courtesy: Irmela Joppen Elisaveta Braslavskaja, Jiyoon Chung, Béla Feldberg, Lukas Heerich, Vorstand Kristina Lovaas, E.G. Powell, Robin Stretz, Nicholas Warburg / Seite 18 Elke Gruhn Reinigung rechts © und Courtesy: Jonathas de Andrade / Seite 19-21 © Janine Christian Lauer Dorota Zdybel Drewes, Christian Lauer, NKV, Courtesy: Zehra Doğan, Ines Doujak, Eugenio Gerrit von Velsen Merino und ADN gallery, Barcelona, Wen Yau / Seite 22 © Christian Lauer Angela von Zitzewitz Praktikanten 2019/2020 und Manuel Debus / Seite 23-25 © Janine Drewes, Christian Lauer, Monique Behr Julia Ballweg dos Santos VG Bild-Kunst, Bonn, 2020, Courtesy: Julius von Bismarck und Samm- Emanuel von Bodman Julia Crowley lung Haus N, Kiel/Berlin/Athen, Björn Braun und Meyer Riegger, Berlin/ Michael Carter Selina Grill Karlsruhe, Peter Carl Fabergé, Kirsten Pieroth, Katarzyna Przezwańska Dominik Fink Kaya Pack und Dawid Radziszewski Gallery, Warschau, Agata Ingarden und Ber- Rolf Toyka Sophia Sarbinowski thold Pott, Köln, Karin Sander und Esther Schipper, Berlin, He Xiangyu / Dr. Elke Ullrich Bennett Suhr Seite 25 rechts © Janine Drewes, Courtesy: Paul Haas / Seite 27 links Alo Valge © Janine Drewes / Seite 27 rechts © Janine Drewes / Seite 28-29 © Kuratorium / Beirat und Courtesy: Monira Al Qadiri, Jonathan Penca und Deborah Schamoni, Emanuel von Bodman Redaktion München, Oliver Laric und Tanya Leighton, Berlin, Katja Novitskova und Arno Goßmann Janine Drewes Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin, Heather Phillipson, Christa Sommerer & Elke Gruhn Valentine Goldmann Laurent Mignonneau und Galerie Anita Beckers, am Main / Seite Wolfgang Hessenauer Elke Gruhn 30 © Filmklasse Mainz 2020 / Seite 31 links © Clemens von Wedemeyer Dr. Matthias Hildner und VG Bild-Kunst, Bonn, 2020, Courtesy: Clemens von Wedemeyer und Prof. Dr. Gottfried Kiesow (†) Lektorat Galerie Wolff, Paris, KOW, Berlin / Seite 31 rechts © und Courtesy: Taus Helmut Nehrbaß Dr. Elke Ullrich Makhacheva / Seite 32 © Jiyoon Chung, Janine Drewes, Courtesy: Line Joachim Nolde Lyhne / Seite 33 © und Courtesy: Britta Thie / Seite 34 © Delfino Sisto Claudia Scholtz Gestaltung Legnani und Melania Dalle Grave für DSL Studio, Tom Janssen, Courtesy: Dr. Ole Schröder Annalena Kluge Eva & Franco Mattes / Seite 35 links © und Courtesy: Dimitri Venkov / Rita Thies Seite 36-37 © Janine Drewes, Courtesy: Jace Clayton / Seite 38-39 © Druck David Horvitz, Sean Sprague, Annalaura Manghi, Courtesy: David Horvitz Finanzen Thoma Druck GmbH und ChertLüdde, Berlin, Annalaura Manghi / Seite 40-41 © und Courtesy: Manuela Jöckel Am Lachengraben 3 die Künstler* innen sowie deren Galerien: David Horvitz und ChertLüdde, DornManhart StB WP Part mbB 63303 Dreieich Berlin, Jace Clayton, Gerrit Frohne-Brinkmann und Galerie Noah Klink, Angela von Zitzewitz www.thomadruck.de Berlin und Jürgen Becker Galerie, Hamburg, Adriana Lara und Air de Pa- ris, Mehreen Murtaza und experimenter, Kalkutta, Taro Izumi und Take Marketing und Kommunikation Auflage 5.000 Ninagawa, Tokyo, Annette Krauss, Stefan Burger und Freymond Guth, Christian Lauer © Nassauischer Kunstverein Zürich, Aslı Sungu und Galerie Lena Brüning, Berlin, Kateřina Šedá und Wiesbaden 2020 ARRATIA BEER, Berlin, Jimmy Robert und Diana Stigter, Amsterdam, Emily IT, Übersetzung und Programmänderungen vorbe- Wardill und Jonathan Viner, London und carlier | gebauer, Berlin / Seite Mitgliederprogramme halten 42-43 © Christian Lauer, Courtesy: Estate Benjamin Patterson / Seite 44- Michael Carter 45 © und Courtesy: Ella Ziegler, Marcel Schiele, Maria Eichhorn und Galerie Barbara Weiss, Berlin, Estate Benjamin Patterson und Raffaël Rozendaal / Fotografen Seite 46-47 © Michael Carter, Emma Eubanks, Melina, Sara Nabil, NKV / Michael Carter Seite 48-49 © und Courtesy: Die Künstler*innen / Seite 50-51 © Janine Janine Drewes Drewes, Valentine Goldmann, Christian Lauer, Frank Möllenberg, NKV, Christian Lauer Mara von Zitzewitz

Ausstellungstechnik und Aufbau Anzeige Claudius Edrich Axel Graumann Ole Marsen Thomas Reimann Christopher Uerlings Alo Valge

Künstlerische Leitung Elke Gruhn

Kuratorische Assistenz Janine Drewes

Wissenschaftliches Volontariat für Presse- und Öffentlichkeits- arbeit Valentine Goldmann

2 Editorial

Und JETZT!? Wie ist die B3 Biennale des bewegten Bildes, aber auch den be- Lage und was machen wir deutenden Highlights im Wiesbadener Kulturkalender daraus? Das C-Wort kann wie dem exground filmfest, der Wiesbaden Biennale längst niemand mehr und dem Kunstsommer. Dazu veranstalten wir Reisen zu hören und doch wird es verschiedenen wichtigen Ereignissen der Kunst, Kon- zumindest noch das kom- zerte und Diskussionsveranstaltungen sowie umfangrei- mende Jahresprogramm che kostenfreie Vermittlungsangebote für alle Genera- des Nassauischen Kunst- tionen. All dieses entsteht aus kollektivem Engagement, vereins Wiesbaden be- geboren aus Leidenschaft, honorarfrei und auf eigenes gleiten und einschrän- Risiko. Mit Hilfe ökonomischer Anerkennung seitens der ken. Umso dringender Kulturpolitik und des Magistrates, aber auch vieler wun- sind, bleiben und wer- derbarer Förderer können wir schnell auf die aktuellen den künstlerische Im- gesellschaftlichen Entwicklungen reagieren und bieten pulse in unserer Gesellschaft, denn zeitgenössische ein vielfältiges Programm frei von kommerziellen Inte- Kunst erlaubt eine Begegnung mit der Welt, die keine ressen. Möglichkeiten ausschließt: Internationalität und Di- versität. Gerade die zeitgenössische Kunst ermöglicht Der Kunstverein lädt immer wieder neu dazu ein, sich die Förderung von nichtfundamentalistischem Denken, von den Möglichkeiten der Kunst als Instrumentari- erkennt dieses nicht nur an, sondern erschafft den so um des Andersdenkens, der Diversität und der Viel- dringend notwendigen Entwicklungsraum für ein wohl- falt überraschen zu lassen – die Kunst und Kreativität wollendes gesellschaftliches Miteinander. Zugegeben, sind und bleiben die Basis der liberalen Demokratie als die Kunst der Zeit spiegelt einen weit gefächerten, wild Grundlagen für eine freie Gesellschaft und damit die wuchernden, aber auch fröhlichen und unbeschwerten zentrale Ressource der Zukunft. Pluralismus – ... der manchmal das Publikum auch zu- nächst etwas ratlos zurück lassen kann. Noch wissen wir nicht, in welchem Umfang wir im kom- menden Jahr Besucher*innen in unserem Haus emp- In den auf vielen Ebenen stürmischen Zeiten ist die fangen können und freuen uns doch sehr auf jede ein- Sehnsucht nach Orientierung und Überblick umso grö- zelne Begegnung. Das digitale Angebot haben wir in den ßer – so schön es (vielleicht) wäre, schon heute zu wis- letzten Monaten weiter ausgebaut und noch einige Ide- sen, was morgen von Bedeutung sein wird, bleibt doch en mehr in Reserve. Eine virtuelle 360°-Erfahrung kann die Auseinandersetzung mit dem Aktuellen und dem zwar eine Bereicherung, aber keinen Ersatz darstellen, noch Ungewissen notwendig und bereichernd. John erstrebenswert empfinde ich vielmehr die Balance zwi- Cage formulierte es so treffend: I welcome whatever schen innovativen Vermittlungsformen, genuinen Netz- happens next. projekten und realen Erlebnissen.

Die Räume des Nassauischen Kunstverein Wiesbaden Spätestens 2022 wünsche ich mir ein ganz großes Wie- befinden sich mitten auf der zentralen Achse und Kul- dersehen mit alten und neuen Wegbegleiter*innen, turmeile der Landeshauptstadt: Ausgangspunkt am wenn der Kunstverein seinen 175. Geburtstag feiern Schlachthof, flankiert vom Museum Wiesbaden und wird. Bis dahin zaubern wir noch die ein oder ande- sehr bald dem Museum Ernst, dem Literaturhaus Villa re Überraschung aus dem Hut und pflanzen – um den Clementine, dem etwas versteckten Stadtmuseum, Worten des aktuellen Follow-Fluxus-Stipendiaten David Anzeige dem Bellevue-Saal-Verein und schließlich dem Staats- Horvitz zu folgen – unsere magische Bohne. theater. Jede Institution entlang der Wilhelmstraße hat ihr eigenes Profil und ihre jeweiligen Schwerpunkte, Wir wünschen einen anregenden Aufenthalt, kommen im Kunstverein treibt uns die Frage: Wie kann zeitge- Sie wieder und bringen Sie Freund*innen, Kolleg*innen nössische Kunst einen Raum etablieren, in dem experi- und / oder die Familie mit! mentell, ergebnisoffen und frei über unsere Gegenwart nachgedacht und Neues gewagt wird? Ihre In wechselnden, sehr heterogenen Ausstellungen und Dauerinstallationen auf vier Etagen der historischen Elke Gruhn Villa stellen wir aktuelle, regionale, nationale und inter- nationale künstlerische Strömungen vor. Darüber hin- Künstlerische Leitung und Vorsitzende aus kooperiert der Kunstverein mit vielen überregiona- len Festivals wie der RAY Fotografietriennale oder der

3 Nassauischer Kunstverein Wiesbaden

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden zeigt und ver- mittelt als Zentrum für zeitgenössische Kunst in Wies- baden neue und experimentelle Kunst der Gegenwart und bietet vor allem jungen herausragenden Künst- ler*innen und Kulturschaffenden aus der Region sowie dem In- und Ausland ein Experimentierfeld und Raum für aktuelle Diskurse, neue Sichtweisen und kritische Fragestellungen. Sowohl in Zusammenarbeit mit dem Kunstvereins-Team als auch gelegentlichen Gastku- rator*innen bieten wir jungen Kulturschaffenden eine Plattform für erste kuratorische Praxis. Im Bewusstsein der kulturellen Geschichte Wiesbadens fördern wir mit dem jährlichen und weltweit ausgeschriebenen Sti- pendium Follow Fluxus - Fluxus und die Folgen Künst- ler*innen, die mit Ihrer Arbeit an die Ideen der inter- nationalen Kunstbewegung Fluxus anknüpfen. Unsere Ausstellungen werden durch ein umfangreiches Ver- mittlungsangebot mit Führungen, Diskussionsrunden, Künstler*innengesprächen und Kunstreisen erweitert. Wir realisieren interdisziplinäre Veranstaltungen wie Theater-, Film-, Musik- und Kinderprogramme – und dies gerne und oft in Kooperation mit anderen Institu- tionen. Zudem beheimaten wir einen Kontaktpunkt für fluchtbedingt neu in der Region angekommene Künst- ler*innen, sowie die Geschäftsstelle der Kulturinitiati- ve RheinMain (kirm) für die Metropolregion Frankfurt- RheinMain in unseren Räumen.

»Bereits zum fünften Mal wurde der Kunstverein in diesem Jahr für den ADKV Preis für Kunstvereine nomi- niert.« Zeitkunst, April 2019

»Auf jeden Fall historisch, vielleicht auch ein wenig hochtrabend, klingt der Name des Nassauischen Kunstvereins. Doch dieser Eindruck ändert sich schnell, denn das Zentrum für zeitgenössische Kunst ist keinesfalls langweilig oder verstaubt.« Julia Dreja, Einerseits Magazin, 1. Juni 2020

4 Wie alles begann …

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wurde am 16. Juli 1847 von Bürgern der Stadt als Gesellschaft der Freunde bildender Kunst im Herzogtum Nassau gegrün- det und zählt somit seit über 170 Jahren zu den tradi- tionsreichsten Kunst- und Kulturinstitutionen der hes- sischen Landeshauptstadt. Die Gründungsmitglieder des Kunstvereins kamen überwiegend aus dem Groß- bürgertum Wiesbadens. Ihr Anliegen war es, bilden- de Kunst zu fördern, ohne dabei von Politik und Staat abhängig zu sein. Die erste Dauerausstellung wurde im Gemäldesaal der damals im Erbprinzenpalais (heute IHK) untergebrach- ten Bibliothek errichtet: „mit älteren und neueren Kunstwerken in- und ausländischer Künstler“, wie es im damaligen Protokoll festgehalten wurde. Innerhalb kür- zester Zeit wurde der Kunstverein zur mitgliederstärks- ten und populärsten Privatgesellschaft der Stadt. 1850 wurde der Verein mit der Aufgabe betraut, die Staatli- che Kunstsammlung zu verwalten – erst 1899 ging die- se Aufgabe an die Stadt über. Nachdem das Städtische Museum Wiesbaden 1972 von der Stadt an das Land übergeben wurde, wurde gleichzeitig der erste Schritt, der bereits bei der Gründung formulierten Bestrebung, einen eigenen Ausstellungsort für den Kunstverein zu finden, eingeleitet: 1979 bezogen wir unseren heutigen Sitz in der Wilhelmstraße 15, der »Prachtstraße« Wies- badens, in einer großzügigen dreistöckigen Altbauvilla mit rund 350 m² Ausstellungsfläche. Bereits 1994 mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt »Allein die Fassade des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden ausgezeichnet, erreichten wir mit dem Ab- ist herrschaftlich und offenbart sämtliche Cha- schluss des Erbpachtvertrages im Frühjahr 2007 die rakteristika des Gebäudes, die das großbürgerli- bislang größte Anerkennung in unserer Geschichte che Herz höherschlagen lassen […]Beim Betreten seitens der Stadt. scheinen jedoch Walter Benjamins […] Phantasma Neben dem 2008 von der Landeshauptstadt Wiesbaden eines bürgerlichen Interieurs in die Ferne gerückt: und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Le- statt Samtsofa und Kronleuchtern, begegnen den ben gerufenen Stipendiums Follow Fluxus – Fluxus und Besucher*innen schmucklose cleane weiße Wände, die Folgen, dem höchst dotierten Stipendium Wiesba- eine knarzende Holztreppe und Neonleuchtröhren. dens, vergibt der Kunstverein seit 2013 in Kooperation Der White Cube trifft auf Altbauwohnung und mit- mit den Kunstakademien der Universitäten von Min- tendrin die Werke von Künstler*innen […] « nesota das WorkArt Kunstverein Fellowship an amerika- Maximilian Wahlich, Passe-Avant, nische Kunststudent*innen. Auch mit den Kunsthoch- 12. Dezember 2019 schulen der Region bestehen enge Kooperationen. Der Kunstverein ist zudem langjähriger Partner der B3 Bien- nale des bewegten Bildes, der RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain und des exground filmfests. Der Nassauische Kunstverein ist Mitglied im Arbeitskreis Stadtkultur, in der Kulturinitiative RheinMain sowie in der ADKV, der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunst- vereine, und wurde in den Jahren 2011, 2013, 2016, 2017 und 2019 für den ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunst- vereine als bester Kunstverein Deutschlands nominiert.

5 DROPSTUFF.nl / Song Ta / The Fair Grounds 1.0 Who Is The Loveliest Guy 5. bis 7. April 2019 5. April bis 9. Juni 2019

In Who Is the Loveliest Guy (2014) steigen in makelloses Weiß gekleidete Marinesoldaten in eine Achterbahn. Die- se absurde und humorvoll in Szene gesetzte Situation hält Song Ta mit drei Videokameras und in für Freizeitparks typischen Onride-Fotografien fest. Die dabei entstande- nen Aufnahmen stellt er in seiner ersten Einzelausstel- lung in Deutschland den stereotypen Bildern politi- scher und militärischer Machtpräsentation entgegen.

Die Dreikanal-Videoinstallation ist von dem Essay Who Are the Most Beloved People? (1951) des chinesischen Journalisten Wei Wei, einer sehr wohlwollenden Dar- stellung von Soldaten der Volksfreiwilligenarmee Chin- DROPSTUFF.nl / The Fair Grounds 1.0, 2017 as während des Koreakrieges, inspiriert und zeigt eine Gruppe uniformierter Marinesoldaten in unterschied- The Fair Grounds 1.0 schickte die Besucher*innen lichen Kameraperspektiven während einer Achter- während der KURZEN NACHT der Galerien und Museen bahnfahrt. Bleiben sie ihrem tapferen und heroischen Wiesbaden 2019 auf eine nostalgische Reise zurück Image während der rasanten Fahrt treu? In den Auf- in ihre Kindheit und zugleich auf einen futuristischen nahmen lässt sich nicht nur ihre Mimik auf Anspan- Ausflug zu zwei der beliebtesten europäischen Reise- nung und Angst überprüfen, sondern auch rätseln, wer ziele. Die Installation besteht aus sechs ausgedienten denn nun der „Hübscheste“ von ihnen sein könnte. Fahrautomaten, die an Kirmes und Kindheit erinnern. Zu neuem Glanz gelangten sie durch einen Anstrich in Song Ta (*1988, Leizhou, Guangdong, CHN) studierte den Farben der niederländischen De Stijl-Bewegung, Malerei an der Guangzhou Academy of Fine Arts. Seine zu dessen bekanntesten Vertretern Gerrit Rietveld Arbeiten waren u. a. im New Museum, New York, in der und Piet Mondrian zählen. Via Virtual Reality begibt Julia Stoschek Collection Foundation, Düsseldorf, dem man sich auf eine Reise in zwei europäische Metro- Para Site Art Space, Hong Kong, dem Guangdong Times polen: Amsterdam oder Venedig. Jeder Automat be- Art Museum, dem Ullens Center for Contemporary Art, wegt sich auf seine eigene Weise autonom. Die Besu- Beijing und dem Marres, Huis voor Hedendaagse Cultu- cher*innen entscheiden selbst, ob sie ihre Reise auf ur, Maastricht sowie auf der Shenzhen Sculpture Bien- Motorrad, Pferd, Rennwagen, Hubschrauber, Poké- nale zu sehen. Er lebt und arbeitet in Guangzhou. mon oder Clown-Wippe antreten.

Das Designkolletiv DROPSTUFF.nl ist ein Pionier im Be- reich des Mediendesign und für seine Kunstinstallatio- nen bekannt, in denen die Grenzen zwischen digitalem und analogem Raum verschwimmen. The Fair Grounds 1.0 wurde während der Venedig-Biennale 2017 in Zu- sammenarbeit mit der niederländischen Botschaft in Italien lanciert. Während des Cinekid Amsterdam Media Festival 2017 gewann die Installation den Golden Lion Audience Award. Das Fair Grounds-Projekt wurde mit dem NICE Award 2019 für soziale Innovationen in der europäischen Kreativwirtschaft ausgezeichnet. Auf der Venedig-Biennale 2019 präsentierte DROPSTUFF.nl sei- ne neueste Installation das Bumper Ballet.

»Die extra für die „Kurze Nacht“ gebuchten Ob- jekte in den Farben Piet Mondrians waren der Hit Song Ta / Who Is The Loveliest Guy, 2014 (Videostill) an diesem Abend. Und das bei Besuchern aller Generationen.« Birgitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 8. April 2019

6 Pia Ferm / »Good Breed“, so der Titel von Ferms Wiesbadener Ausstellung, reflektiert vielmehr vor allem prinzipielle good breed Fragen der Malerei ebenso wie der Skulptur. Und gerade dort, an der Schwelle von einem Medium zum andern, 12. April bis 12. Mai 2019 dort wo alle Bilder unscharf werden, gerade dort wird es erst richtig interessant.« Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2019

Pia Ferm / Installationsansicht good breed Pia Ferm / Jonny, 2019

Pia Ferms handgetuftete Wandteppiche bewegen und spielerisch, indem sie comicartig die Alltagsobjek- sich zwischen Skulptur und Malerei, zugleich ver- te der Teppichmotive aufnehmen und das gewichtige binden sie die Traditionen der Bildteppiche mit dem Erbe der antiken Skulptur unbeschwert überspielen. Genre des Still lebens innerhalb der Malerei. Wäh- rend die Künstlerin über das durch die Technik des Mit dem Titel good breed verweist Pia Ferm auf den Tufting entstehende Relief in den Bereich der Skulp- Schaffensprozess hinter ihren Arbeiten, den sie mit Me- tur vordringt, erinnern vor allem der gestische Aus- thoden der Pflanzen- oder Tierzucht vergleicht. Es han- druck in den Teppichen sowie deren Präsentation an delt sich um einen langfristigen und kontrollierten Pro- der Wand an Malerei – dies wird jedoch erweitert um zess, der es ihr durch die Wiederholung ihrer Themen eine räumliche und verführerisch haptische Qualität. und Motive erlaubt, diese immer weiter zu verfeinern und zu entfalten. Die Einzelausstellung versammelte Grundlage für die Motive Pia Ferms sind, der Tradition Werke der letzten zwei Jahre, die als Ergebnisse ihrer der Wandteppiche folgend, Gemälde, wobei die Idee eigenen züchterischen Arbeit gelesen werden können. der Übersetzung von abstrakten Motiven in textiles Gewebe bereits von den Künstler*innen des Bauhau- Pia Ferm (*1986, Lysekil, SWE) studiert seit 2014 in der ses künstlerisch weiterentwickelt wurde. Anhand einer Klasse Tobias Rehberger an der Städelschule, Frankfurt Skizze entwirft sie abstrahierte Aquarellstillleben, die am Main, nachdem sie zuvor ein Studium an der Dômen sich motivisch in ihrer Leichtigkeit der Schwere des wol- Artschool, Göteborg absolvierte. Sie stellte bereits in lenen Objekts entgegenstellen. Dieser Gegensatz findet Schweden, Österreich und Deutschland aus. Die Künst- sich ebenfalls in ihren Marmorskulpturen: Trotz der lerin lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Gesetztheit des Materials ist ihr Ausdruck leicht, pastellig

7 Rune Mields / ZEITEN UND ZEICHEN 12. April bis 9. Juni 2019

Rune Mields / Koordinaten des Universums / Das Netz der Kulturwelt, 1981

»Im Grunde ist Mields‘ strenge, um Ordnungssysteme kreisende Kunst bis heute ein Geheimtipp geblieben.« Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2019

Rune Mields / Die endlichen Ziffern, 2018

8 »Ich passe nicht in diese Zeit. Meine Werke sind nicht bunt, son- dern Schwarz-Weiß, viel zu ratio- nal und mathematisch« Rune Mields im Interview mit Dorothee Baer-Bogenschütz im Wiesbadener Kurier, 9. Mai 2019

Rune Mields / Installationsansicht ZEITEN UND ZEICHEN

»Mit Rune Mields stellt eine der bedeu- tendsten deutschen Künstlerinnen […] im Nassauischen Kunstverein aus.« Dorothee Baer-Bogenschütz, Wiesbadener Kurier, 9. Mai 2019

Rune Mields / Installationsansicht ZEITEN UND ZEICHEN

Rune Mields übersetzt ordnende Strukturen und Sche- Schaffen von Rune Mields. Zudem waren neue Arbeiten mata in Kunst, wobei sich Logik und Ratio mit Poesie aus zwei erstmals ausgestellten Serien zu sehen. Der und Magie verbinden. Die Einbindung von Symbolen Fokus der gezeigten Arbeiten lag einerseits auf der Dar- der Ordnungssysteme, auf denen unsere Gesellschaft stellbarkeit von Zeit in Form von Zahlen, andererseits basiert, wie Zahlen, Worte, Noten, aber auch abstrak- auf der Darstellung von Zahlen und anderen Zeichen in te Zeichen und Ornamente, kennzeichnen ihre meist unterschiedlichen Zeiten und Systemen. in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen und bei aller Konzeptualität sehr stark visuell geprägten Gemälde. Rune Mields (*1935, Münster) begann ihre künstlerische Der Erforschung und Visualisierung von Zahlensyste- Laufbahn Ende der 1960er. 1968 war sie Mitbegründerin men stellt sie die in vielen Kulturen existierende ma- des Kunst vereins Zentrum für aktuelle Kunst – Gegen- gische oder rituelle Bedeutung der Zahlen zur Seite, verkehr in Aachen. 1977 nahm sie an der documenta 6 wissenschaftliche Konzepte und Fragestellungen wer- in Kassel teil und erhielt 1984 eine Gastprofessur an der den von mythischen oder metaphysischen Überlegun- Hochschule der Künste in Berlin. 1989 war sie Ehrengast gen überlagert. So stellen sich als zugrundeliegen- der Villa Massimo in Rom. Ihre Arbeiten sind u. a. in den de Elemente ihrer Arbeiten die Visualisierbarkeit der Sammlungen des Ludwig Museums, des Kunstmuseums Unendlichkeit und die Limitierung unseres Denk- und Bonn, des Landesmuseums Mainz und der Nationalga- Vorstellungsvermögens heraus. lerie Berlin vertreten. Sie erhielt u. a. den Harry Graf Kessler-Preis, den Kulturpreis der Stadt Köln, den Gab- Die Einzelausstellung ZEITEN UND ZEICHEN vereinte Ar- riele Münter Preis und zuletzt den Zonta Cologne Art beiten unterschiedlicher Werkgruppen aus dem insge- Award 2016. Sie lebt und arbeitet in Köln. samt sechs Jahrzehnte umfassenden künstlerischem

9 Viviana Abelson / Silver Glaze. A tale in the night 24. Mai bis 30. Juni 2019

Viviana Abelson / Sunburn, 2018

»Viviana Abelson verdüstert Wiesbaden auf poesievolle Weise. […] „Silver Glaze“ (Silbriges Mondlicht) überschreibt sie ihre erste institutionelle Einzelausstel- lung: zwischen Apokalypse und Licht- blick. Man mag ein wenig träumen.« Dorothee Baer-Bogenschütz, Wiesbadener Kurier, 24. Mai 2019

Viviana Abelson / Troncos, 2019 (Detail)

Viviana Abelsons Ausstellung Silver Glaze zeigte neben ländlichen Umgebung von Córdoba (Argentinien) konzi- älteren Werken neue, speziell für ihre erste instituti- piert hat, gab den Rhythmus der Ausstellung an. onelle Einzelausstellung in Deutschland entstandene Arbeiten. Ihre Installationen und Skulpturen sind von Für die Eröffnung entwickelte die Künstlerin zusammen Gegensätzen geprägt. Starre Formen und elastische mit dem italienischen Perkussionisten und Musikprodu- Materialien treten in spannungsreiche Verbindungen. zenten Daniele De Santis ein elektroakustisches Kon- Statische Objekte reizen zur Interaktion. Die skulptu- zert, bei dem der Musiker mit Abelsons Arbeit intera- ralen Elemente haben eine starke körperliche Präsenz gierte und die Drum Sunburn zum Leben erweckte. im Raum, ihre Materialität bleibt dennoch vordergrün- dig. Die Künstlerin arbeitet mit industriell gefertigten Viviana Abelson (*1985, Buenos Aires, ARG) studierte an und damit in der Gegenwart verankerten Materialien der Städelschule bei Laure Prouvost und Douglas Gor- wie Stahl, Gummi und Paraffin, die sie mit natürlichen don, als dessen Meisterschülerin sie ihr Studium 2018 Materialien wie Leder, Holz und Pflanzen verbindet. Zu- abschloss. Von 2013 bis 2014 besuchte sie die Klasse gleich erinnern die Arbeiten oftmals an archaische, aus von Josephine Pryde an der Universität der Künste in der Zeit gefallene Objekte mit rituellen Funktionen und Berlin. Zuvor studierte sie an der Universität Torcuato enthalten poetische, naturwissenschaftlich nicht zu Di Tella und LIPAC – Buenos Aires University. Ihre Arbei- erfassende Elemente. ten waren u. a. in Gruppenausstellungen im Städel Mu- seum (Frankfurt a. M.), Kunstverein Göttingen, Amster- Die Installation Sunburn (2018), ein an eine Trommel dams Centrum voor Fotografie sowie im Frankfurter erinnernder, mit Bullenleder bespannter Traktorreifen Kunstverein zu sehen. und eine Art Holzparavent, die Viviana Abelson in der

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Viviana Abelson / Drum Sunburn, 2018 (Detail) Jan Lotter & Schüler* SUPERNOVUM. Beyond innen der IGS Wollen- the surface / bergschule Wetter / Semesterrundgang 2019 GEMISCHTE TÜTE Kommunikationsdesign 18. bis 30. Juni 2019 Hochschule RheinMain

19. bis 21. Juli 2019

Im Jahr 2019 wurde die Kooperation mit dem Studien - gang Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain fortgesetzt .

Unter dem Titel SUPERNOVUM. Beyond the surface gaben die Absolvent*innen einen Einblick hinter die Kulissen und präsentierten kraftvolle und sehr persönliche Arbeiten. Jan Lotter / Das Fliegende Künstlerzimmer, 2018-19 Es wurden die aktuellsten Entwürfe und Konzep- Jan Lotter, ausgebildet an der Hochschule für Gestaltung te aus den Bereichen digitales Design, Printmedien in Offenbach am Main, war der erste Artist-in-Residence und Typografie, Corporate Design sowie Werbekam- im Fliegenden Künstlerzimmer der Frankfurter Crespo pagnen und crossmediale Projekte des Wies badener Foundation. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt Kommunikationsdesign-Nachwuchses gezeigt. Unter er sich immer wieder mit sozialen Interventionen. Die- der Leitung von Prof. Dr. Theo Steiner zeigte die se setzt er in seinen Kunstaktionen poetisch-ästhetisch Ausstellung die entwickelten Lösungen sowie die und mit großem menschlichem Gespür um und schafft dahinterstehenden Konzepte. dadurch Zugänge, die es den Teilnehmer*innen offen- lassen, sein Angebot ausschließlich als Kunst oder auch schlicht als Einladung zu einem außergewöhnlichen und »Der Nassauische Kunstverein bietet dem einmaligen Beisammensein wahrzunehmen. Sein Prin- hoffnungsvollen Nachwuchs der Branche zip, das er auch im Fliegenden Künstlerzimmer an der zum dritten Mal eine Plattform.« IGS Wollenbergschule in Wetter verfolgt hat, ist dabei Jürgen Streicher, Frankfurter Rundschau, ein „Geben und Geben“. 21. Juli 2019

Über ein Jahr lang haben seine Ideen und Impulse den Unterricht und die Pausen dazwischen für alle Lehrer*in- nen und Schüler*innen bereichert – und umgekehrt hat sich Jan Lotter von der Schulgemeinde inspirieren lassen, die Ideen der Schüler*innen aufgegriffen und gemeinsam mit ihnen künstlerisch weiterentwickelt.

Die Werkschau gab den Besucher*innen einen leben- digen Einblick in die gemeinsamen Schaffensprozesse und zeigte sowohl Ansätze und Werke, die über das Jahr im Fliegenden Künstlerzimmer entstanden sind, als auch solche, die extra für die Ausstellung GEMISCHTE TÜTE geplant und entwickelt wurden.

Ganz nach ihrem Leitsatz „Menschen stark machen“ führte die Crespo Foundation Das fliegende Künst- lerzimmer in enger Allianz mit dem Hessischen Minis- terium für Wissenschaft und Kunst, dem Hessischen Kultusministerium und im Schuljahr 2018/2019 mit der IGS Wollenbergschule in Wetter und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf durch. Heike Neff / Experimental Type Machine, 2019 (Detail)

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Viviana Abelson / Drum Sunburn, 2018 (Detail) Jugendstiljahr / Rachel Maclean / Der goldene Fries Tales of Disunion Jugendstiljahr Wiesbaden 2019/20 B3 - Biennale des bewegten Bildes

23. August bis 3. November 2019

In ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland kom- mentierte Rachel Maclean die politische und soziale Situation in Großbritannien im Rahmen des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union.

In ihren filmischen und fotografischen Arbeiten über- trägt Rachel Maclean gegenwärtige Problemstellungen aus Politik und Gesellschaft in satirisch übersteigerte, bunte Scheinwelten. Green Screen, Computeranima- tionen, digitale Nachbearbeitung und collagenartige Rolf Drolshagen / Der goldene Fries, 2019 Verwendung von Audiomaterial aus der Populärkultur sind die bestimmenden Mittel ihrer spielerischen Aus- Die Stadt Wiesbaden hat für 2019/2020 das Jugendstil- einandersetzung mit aktuellen Herausforderungen. Oft jahr ausgerufen, an dem sich zahlreiche Kulturinstituti- werden diese in karikierten Darstellungen unterschied- onen beteiligen. Als Zentrum für zeitgenössische Kunst licher Positionen gegeneinander ausgespielt. lenkt der Nassauische Kunstverein Wiesbaden seinen Blick auf die zentrale inhaltliche Forderung, die mit der Im Vorfeld des spätestens für den 31. Oktober 2019 ter- Reformbewegung um die vorletzte Jahrhundertwende minierten Brexits wurde in drei Video- und VR-Installa- einherging. tionen das Zusammentreffen verschiedener Realitäten und die daraus resultierende Uneinigkeit allegorisch Der Zweizeiler von Ludwig Hevesi, der am Wiener Seces- erzählt. sionsgebäude prangt, wurde zum Manifest der Wiener Jugendstilbewegung und musste bis heute nichts an Mit Tales of Disunion nahm der Nassauische Kunstver- seiner Aktualität einbüßen. „der zeit ihre kunst * der ein Wiesbaden als Parcourspartner an der B3 - Bien- kunst ihre freiheit“ – goldglänzend ist die - nale des bewegten Bildes 2019 unter dem Leitthema tion seit 2019 anlässlich des ausgerufenen Jugendstil- REALITIES teil. jahrs auch in den Fries des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden gemeißelt. Rachel Maclean (*1987, Edinburgh, GB) lebt und arbeitet in Glasgow. Sie studierte Zeichnung und Malerei am Mit der Gegenüberstellung von John Cages Worten Edinburgh College of Art, Schottland und an der School „i welcome whatever happens next“ (1981), wird dieser of the Museum of Fine Arts Boston. 2018/2019 zeig- Freiheitsanspruch unterstützt und um die Idee einer te die National Gallery eine Einzelausstellung, 2016 die grundsätzlich offenen Grundeinstellung erweitert. Bei- Tate Britain. Darüber hinaus waren ihre Arbeiten welt- de Zitate sind Maximen in der Arbeit des Kunstvereins. weit in zahlreichen Einzelausstellungen und auf Filmfes- Sie plädieren für einen offenen Umgang mit Kunst, für tivals zu sehen, u. a. in Neuseeland, China, Griechen- Diversität, Internationalität und Vielfalt. Mit einem ty- land, Australien, Frankreich, den USA und Luxemburg. pografischen Eingriff wurden die Zitate in unsere von Sie erhielt 2014 den Margaret Tait Award und repräsen- der Digitalisierung geprägte Zeit übersetzt. In einer für tierte Schottland auf der 57. Biennale di Venezia 2017. Quelltext von Computerprogrammen typischen Schrift meißelte der Bildhauer Ralf Drolshagen sie in traditio- neller Manier in Stein und belegt sie mit Gold, ein auf der Wilhelmstraße weithin sichtbares Statement an der zentralen Achse in der Hessischen Landeshauptstadt.

»Und der NKV wäre nicht eine Ausstel- lungsinstitution zeitgenössischer Kunst, wenn er den berühmten Zweizeiler nicht ergänzen würde […].« Brigitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 22. Juli 2019 Rachel Maclean / I’m Terribly Sorry, 2018 (Videostill)

12 Rachel Maclean / The Lion and The Unicorn, 2012

SUNDOWNER BREXIT SPECIAL

“Queen” Christina Ketzer und Mike Carter

»Wer dem Geschehen beiwohnt, wird bestimmt „amused“.« Sensor Wiesbaden, 31. Oktober 2019 Rachel Maclean / The Lion and The Unicorn, 2012 (Videostill)

»Das Ergebnis wirkt so künstlich wie suggestiv. Trotz der Fristverlängerung des EU-Austritts des Verei- Dass Maclean ihre Twain-Adaption potpourri haft nigten Königreichs nach Premier Johnsons erfolglosem mit Zitaten aus verschiedenen Unterhaltungssen- Bemühen kam es am 31. Oktober 2019 zum symboli- dungen spickt, erhöht die Faszination. Vor allem schen Brexit SUNDOWNER: aber ihre Verwandlungsfähigkeit.« Ein Zusammenkommen bei Earl Grey infused Gin, briti- Dorothee Baer-Bogenschütz, Wiesbadener Kurier, scher Pubmusik und royalem No-Comment unter dem 29. August 2019 Union Jack – alles im Rahmen der den bevorstehenden Austritt aus der Europäischen Union kommentierenden Ausstellung Rachel Maclean / Tales of Disunion.

13 Veruschka Bohn / Delia Fröhlich / Helena Hafemann / Nopolo / Niklas Jesper Pagen / Theresa Weisheit What’s Up – Wie?

23. August bis 3. November 2019

Niklas Jesper Pagen / Highest stilettos in town, 2019

»Wo sind die jungen Künstler in und aus Wiesbaden? Wo sind die Räume, in denen diese Künstler sich präsentieren, wo die Räume, in denen sie arbeiten? […] Aus- gangspunkt für die Diskussion war die Aus- stellung „What’s Up – Wie?“, die eine neue Generation Wiesbadener KünstlerInnen präsentiert.« Maximilian Wegener, Sensor Wiesbaden, 3. November 2019

Eine junge Generation Wiesbadener Künstler*innen bildete den Auftakt zur neuen Ausstellungssaison des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden. Theresa Weisheit / Stage mom, 2019

Unter dem Titel What’s Up – Wie? eröffnete die Ausstel- lung ein Spektrum an aktuellster Kunst aus Wiesbaden. Zum Leitbild des Nassauischen Kunstvereins gehört neben der Förderung und Vermittlung von zeitgenössi- scher Kunst die weitreichende Sichtbarmachung junger, auch regionaler, künstlerischer Positionen und gleich- zeitig die Vernetzung zwischen den Künstler*innen.

14 Delia Fröhlich / 37/19 - KAOS, 2019

»Vielmehr bezeugen die vorwiegend stu- Helena Hafemann / Zewa Stickereien, 2019 dentischen Positionen wie die unter der Decke schwebenden „Bällebad“, Theresa Weisheits ins Relief gewendete Compu- terzeichnungen oder Delia Fröhlichs ab- strakte, Blatt für Blatt unterschiedliche Techniken und Materialien zusammenfüh- rende Zeichnungen von großem Formbe- wusstsein und einer unbändigen Experi- mentierlust gleichermaßen. Und immer wieder auch von einem selten gewordenen subtilen Witz.« Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2019

Nopolo / Bällebad für Erwachsene, 2019

Niklas Jesper Pagen

Gemeinsam mit den DJ‘s Ramone und Koga des Re- cordlabels O.C.P. legte Niklas Jesper Pagen am 27. Juni 2019 im Foyer auf. Hier war eine seiner Arbeiten zentral im Foyer präsentiert und eröffnete einen ersten Blick auf die Ausstellung What’s Up – Wie?.

Veruschka Bohn

Am 17. Oktober 2019 zeigte Veruschka Bohn ihre neus- te Performance Code Act im Rahmen der Ausstel - lung What’s Up – Wie? Ihre Performances handeln von menschlichen Abgründen und Obsessionen. In Code Act Veruschka Bohn / Code Act, 2019 entsteht aus Körper, Licht und Atem eine entfesselnde Skulptur.

15 E.G. Powell / Onion Dome Drawings, 2019

Kristina Lovaas / Mr. Nice Guy, 2019

Nicholas Warburg / Gravitation, 2019

Installationsansicht / LASH 23 (Jiyoon Chung, Niwat Manatpiyalert)

»Ob den Studenten der Hochschule Rhein-Main, der Malereiklasse Anne Bernings in Mainz oder den jungen Künstlern der Offenbacher Hochschule für Gestaltung, immer wieder hat der Nassauische Kunstverein in Wiesbaden wie nur wenige andere Institutionen in der Region jungen studentischen Positionen in den vergangenen Jahren ein Forum geboten. […] Stets auch gewährten die Gruppen- schauen einen Blick in die Ateliers, auf aktuelle Dis- kurse der zeitgenössischen Kunst vor allem auch, wie es sonst allenfalls an den Semesterrundgängen der Akademien möglich ist.« Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Robin Stretz / Football Season Is Over, 2019 1. Dezember 2019

16 Aires De Gameiro / Alyona Volkova / Béla Feldberg / Edi Danartono / E.G. Powell / Elisaveta Braslavskaja / Hilda Stammarnäs / Immanuel Birkert / Jiwon Lee / Jiyoon Chung / Kristina Lovaas / Line Lyhne / Lukas Heerich / Nadja Büttner / Nicholas Warburg / Niwat Manatpiyalert / Pia Ferm / Raúl I. Lima / Robin Stretz / Stian Hansen / Su Xia / Tuğçe Dayioğlu Klasse Tobias Rehberger / LASH 23

22. November 2019 bis 5. Januar 2020

Seit 2001 unterrichtet Tobias Rehberger an der Staat- lichen Hochschule der Bildenden Künste – Städel- schule. 2010 zeigten die Künstler*innen der Klasse Tobias Rehberger in der Ausstellung TOO FAT TOO FIT im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden zuletzt als Gruppe ihre Arbeiten. Zehn Jahre später war es Zeit für eine erneute Bestandsaufnahme, die einen Blick auf die aktuelle Vielschichtigkeit junger zeitgenössischer Positionen aus der RheinMain-Region wirft.

Mit dem Titel LASH 23 positionierten sich die Künst- ler*innen der Klasse Tobias Rehberger selbstbewusst mit 23 kraftvollen Peitschenhieben in der hessischen Kristina Lovaas / Mr. Nice Guy, 2019 Landeshauptstadt. Die sich in verschiedenen Phasen ihrer Ausbildung befindenden Künstler*innen bedienen sich unterschiedlicher Medien und Genres. Als Klasse Tobias Rehberger stellen sie sich als Gruppe über die jeweilige Individualität des*r Einzelnen der Frage nach Gemeinsamem und der prägenden Einwirkung des Professors auf die 22 jungen Künstler*innen. Elisaveta Braslavskaja / Bud of Pale Lips, 2019 (Detail)

Immanuel Birkert / Untitled, 2019

17 Jonathas de Andrade / O Peixe exground filmfest 32

22. November 2019 bis 5. Januar 2020

Der 37-minütige Film des Brasilianers Jonathas de Andrade zeigt Fischer aus einem Dorf an der Nord- ostküste Brasiliens während der Durchführung eines archaisch anmutenden fiktiven Rituals, bei dem sie den zuvor jeweils mit traditionellen Methoden gefangenen Fisch umarmen. Die liebevolle Geste, die den Übergang zum Tod begleitet, bezeugt die ganz ursprüngliche, aber zwiespältige Mensch-Tier-Beziehung, die einer- seits von Macht, Gewalt und Überlegenheit durchdrun- gen, zugleich aber auch von Abhängigkeit, Wertschät- zung und Naturverbundenheit der Fischer geprägt ist. So entsteht ein paradoxes Moment zwischen Respekt und Grausamkeit.

Jonathas de Andrade (*1982, Maceió, BR) arbeitet mit Installationen, Videos und fotografischen Recherchen. Er schloss sein Studium der Sozialen Kommunikation 2007 an der Universidade Federal de Pernambuco in Lukas Heerich / 5, 2019 Recife (BR) ab, wo er heute lebt und arbeitet. Neben zahlreichen internationaler Einzel- und Gruppenaus- stellungen nahm er 2009 an der 7. Mercosul Biennale in Brasilien, 2012 an der New Museum Triennale in New York und 2013 an der Lyon Biennale teil. 2019 zeigte er seine Arbeiten in einer Einzelausstellung im Museum of Contemporary Art, Chicago. Im Herbst 2019 waren seine Arbeiten auf der Momenta Biennale de l’Image in Montréal und der Istanbul Biennale zu sehen.

Béla Feldberg / Spoila V, 2019

Jonathas de Andrade / O Peixe, 2019 (Videostill)

18 Makoto Aida / Ines Doujak / Işıl Eğrikavuk / INDECLINE / Eugenio Merino / Csaba Nemes / Tools for Action / Wen Yau Der Zeit ihre Kunst / Zehra Doğan Der Kunst ihre Freiheit /

24. Januar bis 8. März 2020

Unter dem Titel Der Zeit ihre Kunst / Der Kunst ihre Freiheit, Wahlspruch der Wiener Secession, wurde eine inter- national besetzte Doppelausstellung gezeigt, die sich mit dem gegenwärtigen, globalen Erstarken des Autoritären und Populistischen auseinandersetzte.

Eugenio Merino / Toxic Trump, 2017

Ein Backlash des Autoritären hat die Demokratien er- Populismus handelt es sich um eine Antipolitik, die auf wischt. Seit 2003 wurde die Türkei erfolgreich in eine Spaltung aus ist. Ausgrenzender Spott, Provokation, Po- Präsidialdemokratie umgebaut. Der Ministerpräsident in litical Incorrectness sind die Waffen dieser Bewegung. Ungarn schuf eine illiberale Demokratie nach dem Mo- Kunst und Kultur selbst sind in diesen Strudel geraten dell Russlands. Und ein amerikanischer Milliardär führt und wieder zum Streitfall geworden. seit 2017 mit rassistischer Rhetorik und politischen Entgleisungen das mächtigste Amt der Welt. Populisti- In der Gruppenausstellung Der Zeit ihre Kunst stemmen sche Parteien in ganz Europa drehen den politischen sich Makoto Aida, Ines Doujak, Işıl Eğrikavuk, INDECLINE, Diskurs in Europa nach rechts, feiern Wahlerfolge und Eugenio Merino, Csaba Nemes, Tools for Action und beteiligen sich an Regierungskoalitionen. Beim neuen Wen Yau gegen neue Zumutungen in ihren Ländern,

19 Wen Yau / Wir sind das Volk! (homage to all peaceful revolutionaries), 2019

»Der Wahlspruch der Wiener Secession, „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“, hier füllt er sich mit Leben.« Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Februar 2020

Ines Doujak / Follow the Leader, 2014 gehen auf die Straße, beteiligen sich am gesellschaft- Nach der anschließenden Verurteilung wegen angebli- lichen Aushandlungsprozess, weisen auf Gefahren hin cher terroristischer Propaganda im Juli 2017 arbeitete und provozieren ihrerseits. Welchen politischen und die Künstlerin unter noch weitaus schwierigeren Bedin- künstlerischen Einschränkungen sehen sich Kunst- gungen auch im Gefängnis von Diyarbakir (2017-2018) schaffende ausgesetzt? Wie und mit wem solidarisie- heimlich weiter. Mit ihren Gemälden und Zeichnungen ren sich Künstler*innen und wer mit ihnen? Welche Re- tritt Zehra Doğan für Presse- und Meinungsfreiheit zepte, die eigene Handlungsmacht zurück zugewinnen, ein und dokumentiert mit künstlerischen Mitteln die kann Kunst bieten? aktuelle Lage in der Türkei. Da ihr im Gefängnis der Zu- gang zu Malfarben verwehrt blieb, nutzte sie Kartonage, Unter dem zweiten Teil der Maxime Der Kunst ihre Frei- Bettlaken, Menstruationsblut und Speisereste, um ihre heit ist die erste Einzelausstellung in Deutschland der künstlerische Arbeit fortführen zu können. So reflektie- kurdischen Journalistin und Künstlerin Zehra Doğan ren die Werke aus dieser Zeit auch durch ihre Materia- (*1989, Diyarbakır, Türkei) mit einer umfangreichen Aus- lität den Zustand der Unterdrückung und Zensur sowie wahl an Arbeiten aus zwei Schaffensperioden zu sehen. Wege des Widerstands dagegen. Nachdem Zehra Doğan 2016 wegen eines Gemäldes, das die von der türkischen Armee zerstörte Stadt Nusaybin Die Ausstellung Der Zeit ihre Kunst basiert auf einer darstellt, und der auf Social Media geteilten Nachricht Ausstellung der HALLE 14 - Zentrum für zeitgenös- eines 10-jährigen Kindes verhaftet wurde, sind die Wer- sische Kunst, Leipzig. Die Ausstellung Der Kunst ihre ke der Clandestine Days (2017) nach ihrer Entlassung Freiheit entstand in Kooperation mit dem Deutschen aus der fünfmonatigen Untersuchungshaft entstanden. Journalistenverband Landesverband Hessen. Während dieser Zeit war sie in Istanbul untergetaucht.

20 Zehra Doğan / Installationsansicht Der Kunst ihre Freiheit

»Als ich den Raum betrat, war ich sehr erstaunt. Viele meiner Werke, die ich während meiner Haft Zehra Doğan / Weiße Fahne heimlich gefertigt hatte, waren sehr gut präsen- Performance tiert. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass meine Kunst hier so viel Aufmerksamkeit bekom- 20. Februar 2020 men würde.« Zehra Doğan, junge Welt, In ihrer Performance Weiße Fahne, die in der Wies- 25. Juni 2020 badener Innenstadt stattfand, setzte sich Zehra Dog- an mit dem Schicksal jener Frauen auseinander, die in »Und doch trifft einen die zweite, ganz dem Werk den Jahren 2015 und 2016 in Nusayabin während der der 1989 geborenen Zehra Doğan gewidmete Schau Auseinandersetzungen zwischen der PKK und der türki- im Nassauischen Kunstverein mit ungeahnter schen Armee ums Leben kamen. Gleichzeitig setze sie Wucht.« ein Denkmal für den Frieden und die Freiheit der Kunst, Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Presse und letztlich auch der Menschheit. 28. Februar 2020 Anschließend an die Performance fand eine Podiums- diskussion mit Zehra Doğan, Elke Gruhn, Knud Zilian (1. Vorsitzender Deutscher Journalistenverband Lan- desverband Hessen) und Bernhard von Grünberg (Stell- vertretender Vorsitzender der UNO-Flüchtlingshilfe) in ihrer Ausstellung Der Kunst ihre Freiheit statt.

Zehra Doğan / Untitled, 2017-2018 Zehra Doğan / Weiße Fahne, 2020

21 Yoshiaki Kaihatsu / Thank You Art Day Immer am 9. März

39 Thank You Art Day wurde durch den japa- nischen Künstler Yoshi- aki Kaihatsu (*1966, Ya- manashi, Japan) im Jahr 2000 initiiert, um die Anerkennung der zeit- genössischen Kunst in Japan voranzutreiben. Im Japanischen klingt »thank you« ähnlich wie 3 / 9 (san kyuu). Daher Drei Tage vor der geplanten Eröffnung der Ausstellun- ist der Tag 3 / 9 (9. März) gen im März musste der Kunstverein wie alle Kulturein- der auserwählte Tag, an richtungen seine Türen aufgrund der Corona-Pandemie dem in jedem Jahr welt- schließen. Um Besucher*innen trotzdem eine virtuelle weit die zeitgenössi- Begehung der aktuellen Ausstellungen zu ermöglichen, sche Kunst in den Fokus wurde auf der Website des Kunstvereins die neue Rub- gerückt wird. rik „Digital“ erstellt. Eine Videoführung durch die Aus- stellung Ei sowie ein 360°-Rundgang durch das gesamte www.39art.com Haus ermöglichten es Besucher*innen, den Kunstverein auch während der temporären Schließung zu besuchen.

Ein Kreis und drei Striche – fertig ist das berühmteste Protest symbol der Welt – das Peace-Zeichen. Entworfen in den 50er Jahren von einem englischen Grakdesigner, mittlerweile Inbegri€ für Frieden und Freiheit. Dieser Entwurf ist aus aktuellem Anlass ergänzt um das Klimasymbol „Baum“. Entwurf: Christiane Strebel 2020

22 STREBEL Juwelen und Kunst · Wilhelmstraße 58 · 65183 Wiesbaden · www.juwelier-strebel.de Julius von Bismarck / Björn Braun / Marcel Broodthaers / Nathalie Djurberg & Hans Berg / Peter Carl Fabergé / Siri Hagberg / Agata Ingarden / Benjamin Patterson / Kirsten Pieroth / Katarzyna Przezwańska / Josefine Reisch / Karin Sander / Pedro Wirz / He Xiangyu Ei /

20. März bis 28. Juni 2020

Julius von Bismarck / Apocalypsoid, 2018

Karin Sander / Hühnerei, poliert, roh, Größe 0, 1994

Welch Überraschung(s-Ei) war es, als bekannt wurde, dass der Juwelier der Zaren, Peter Carl Fabergé (1846- 1920), auf seiner Flucht in Folge der Oktoberrevolution für einige Zeit in der Weltkulturstadt Wiesbaden pau- sierte, unerkannt und zurückgezogen. In Hommage an den Juwelier, der vor allem mit seinen kaiserlichen Os- tereiern Weltruhm erlangte, wurde das Ei als ein zen- trales Motiv der Gegenwartskunst in der international besetzten Gruppenausstellung beleuchtet.

„Alles ist Eier. Die Welt ist ein Ei. Die Welt wird aus dem Ein Kreis und drei Striche – fertig ist das berühmteste großen Eigelb, der Sonne, geboren.“ Mit diesen Wor- Protest symbol der Welt – das Peace-Zeichen. Entworfen ten beschreibt der belgische Künstler Marcel Broodt- in den 50er Jahren von einem englischen Grakdesigner, haers die universale Kraft des kleinen und dabei hoch komplexen Gebildes der Natur. Das Ei ist das Sinnbild mittlerweile Inbegri€ für Frieden und Freiheit. Dieser Entwurf der perfekten Einheit von Minimalismus, Form und ist aus aktuellem Anlass ergänzt um das Klimasymbol „Baum“. unendlicher Schöpfungskraft. Entwurf: Christiane Strebel 2020 Die scheinbar einfache Form eines in sich abgeschlos- senen Systems bietet dem sich entwickelnden Wesen für einen begrenzten Zeitraum einen Nähr- und Schutz- raum. Das Ei ist von asketischer Schönheit und birgt einen unglaublichen, wunderbaren Inhalt: Leben. Seit Kirsten Pieroth / Little Imperial Egg II, 2013

STREBEL Juwelen und Kunst · Wilhelmstraße 58 · 65183 Wiesbaden · www.juwelier-strebel.de 23 Agata Ingarden / Plant Power Egg, 2019

Katarzyna Przezwańska / Untitled, 2018

Björn Braun / Untitled (zebra finch nest), 2013

jeher spielt das Ei daher eine besondere Rolle in den So gestaltete der Juwelier Peter Carl Fabergé im Jahre Kulturen der Welt. Als Weltenei ist es Ausgangspunkt 1885 ein ganz besonderes Ostergeschenk für die Gattin für die gesamte Schöpfungsgeschichte, als Ei des Ko- des Zaren Alexander III.: ein aufklappbares Ei aus weißer lumbus bietet es eine verblüffend einfache Lösung für Emaille, in welchem innerhalb eines goldenen Dotters ein schier unlösbares Problem und seit Plutarch ist das wiederum ein goldenes, mit Rubinen besetztes Huhn Grübeln darüber, ob zuerst das Ei oder die Henne gewe- sitzt. Dies begeisterte nicht nur den gesamten Hof. In sen sei, eine unserer grundsätzlichen philosophischen den folgenden Jahren entstanden in der Werkstatt Fa- Fragestellungen. bergés rund fünfzig Kaiserliche Prunkeier sowie zahlrei- che weitere Eier von unermesslichem Wert für adelige Gerade an Ostern wird das Ei besonders prominent. und großbürgerliche Auftraggeber. Die Oktoberrevolu- Ursprünglich aus praktischen Gründen wurden in der tion zwang Fabergé zur Flucht aus Russland - von Sankt Fastenzeit die zur Haltbarmachung gekochten Eier bunt Petersburg über Riga gelang er für eine kurze Zeit in die eingefärbt, um sie von den ungekochten unterscheiden „Weltkulturstadt Wiesbaden“. zu können. Daraus entwickelten sich regelrechte Kunst- formen, bei der die Ei-Form zur Hülle für vielfältige Überraschungen wurde.

24 Paul Haas / Storema 20. März bis 28. Juni 2020

He Xiangyu / Thursday, 2018

Paul Haas / Storema, 2020

Seit Jahrhunderten gilt die Kunst als überwunden. »Indes konnte es schon nach einem ersten Rundgang Techniken des Möglichen, von welchen die Menschen Katarzyna Przezwańska / Untitled, 2018 keinen Zweifel geben, dass, blicken wir zurück nichts wussten, als sie noch auf der Erde lebten, be- und ziehen Bilanz, die schlicht „Ei“ überschriebene siedeln die Welten. Nur auf dem abgelegenen Planeten Schau zu unseren Lieblingsausstellungen des Jahres Feldeváye kehrt die Kunst als Geschenk einer fremden gehören dürfte.« Spezies zurück. In Dietmar Daths Sciene-Fiction-Ro- Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, man Feldeváye (2014) sind die Storema außerirdische, 8. Juni 2020 hochphilosophische Geisteswesen in hölzernen Pan- zern, die dazu anregen, sich mit andersartigem Den- ken zu beschäftigen. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung zeigte Paul Haas seine dreiteilige Ar- beit Storema. Seine Skulpturen wirken wie Bestandteile eines einzelnen, nicht-menschlichen Körpers, dessen Grenzen nicht eindeutig festgelegt, sondern erweiter- bar sind. In Storema gehen traditionelle, handwerkliche Techniken, gebrauchte Materialien und tradierte For- men eine neue Verbindung ein. In seinem Werk setzt sich Paul Haas mit der Frage auseinander, in welchem Verhältnis Material, Erinnerung und Körper zueinander- stehen und wie eine Formensprache unserer Jetzt-Zeit aussehen könnte.

Paul Haas (*1992, Eilenburg) absolvierte ein Studium der Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar und studiert seit 2019 an der Hochschule für Bildende Künste - Städelschule in Frankfurt am Main bei Gerard Byrne. Seine Werke waren bereits in Gruppenausstel- lungen im Museum of Odessa Modern Art, Odessa, UKR sowie auf der transmediale, Berlin zu sehen. Er lebt und Peter Carl Fabergé / Brunnenkresse-Ei, um 1900 & Frosch, um 1900 arbeitet in Frankfurt am Main.

25 So gut fühlt sich Vertrauen an.

Vertrauen ist die Basis für jede Art von Beziehung, ob privat oder geschäftlich. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Arten von Vertrauen. Manchmal bekommt man es geschenkt, muss es sich erarbeiten, unter Beweis stellen oder sogar wiedergewinnen. Wie die SCHUFA Vertrauen schafft, erfahren Sie auf www.schufa.de/vertrauen.

Wir schaffen Vertrauen

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rz1 SCH-2076 Anzeige Nassauischer Kunstverein 208x296mm.indd 1 17.11.20 10:47 Mindestabstand- Schüler*innen entdecken Kunstmarkt zeitgenössische Kunst / 13. bis 23. August 2020 Heimat und unHEIMliches

3. bis 6. September 2020

Die zehnte Ausgabe von Schüler*innen entdecken zeit- genössische Kunst bietet viel Raum für junge Kreative. Präsentiert werden die Ergebnisse zweier Projekte. Während der mini-juniorcampus #heimat erstmalig über neun Monate mit zehn Schüler*innen der Hele- ne-Lange-Schule vom Medienzentrum Wiesbaden e.V. und der Hochschule Fresenius veranstaltet wurde, stellt die fi lmreife Ferienzeit die Ferienvariante des bis- lang bekannten Ideen- und Kurzfi lmwettbewerbs fi l m - Besondere Zeiten erfordern besondere Initiativen: Um reif dar, den das Medienzentrum seit 15 Jahren mit die von der weltweiten Corona-Pandemie schwer ge- zahlreichen Partner*innen veranstaltet. troffene Wiesbadener Kulturszene zu stärken, lädt der Nassauische Kunstverein in seinen Räumlichkeiten zum Neben der Vermittlung von technischen Grundlagen und Mindestabstand-Kunstmarkt ein. Mit einer offenen Aus- den Wirkweisen von Medien hatten Schüler*innen wäh- schreibung und anschließender Verlosung werden die rend des mini-juniorcampus #heimat die Möglichkeit, Marktplätze vergeben, auf dem Wiesbadener Kunst- eigene Ideen und künstlerische Auseinandersetzungen schaffende ihre Werke präsentieren und verkaufen zum Thema „Heimat“ zu entwickeln. Entstanden sind können. Die Erlöse gehen dabei zu 100% an die Künst- Fotografi en, die von eigenen Texten der Schüler*innen ler*innen. begleitet werden, eine aufwändige Videoinstallation, eine Soundcollage sowie 360-Grad-Filme. In der fi lm- Nicole Ahland / Ankabuta / Jan Baugut / reifen Ferienzeit nahmen Schüler*innen in Form zweier Helmut Bernhardt / Ann Besier / Anna Bieler / Foto- und eines Manga-Kurses das Motto unHEIMlich Dirk Brömmel / Jean-Sergiu Capota / Angela Cremer / in den Blick und ergänzen so die Arbeiten zum Thema Angelika Dautzenberg / Andreas Diefenbach / Heimat. Andrea Diefenbach / Edgar Diehl / Antje Dienstbir / Frédéric Ecker / Christiane Erdmann / Andrea Esswein / 2010 gemeinsam durch die SCHUFA Holding AG und den Nicole Fehling / Gabriele Fischbach / Tobias Fochler / Nassauischen Kunstverein Wiesbaden initiiert, hat das Regine Fürst / Udo W. Gottfried / Titus Grab / Programm Schüler*innen entdecken zeitgenössische Katja Grandpierre / Marie-Luise Gruhne / Kunst das Anliegen, Spaß an künstlerischem und media- Andreas Gudert / Lotte Günther / Ulrich Habermann / lem Schaffen zu fördern sowie einen aktiven Beitrag zur Helena Hafemann/ Simon Hegenberg / Ingrid Heuser / kulturellen Bildung in der hessischen Landeshauptstadt Kira Jacobi / Tine Kaiser / Inox Kapell / Theo Kemen / zu leisten. Dieter Knobloch / Peer Koch / Emad Korkis / Karsten Kronas / Dörte Kunte / Bettina Kykebusch / Ulrike Lange / Renate Reifert / Thomas Reimann / Verena Schmidt / Jochen Schnepf / Sören Schuhmacher / Renate Schwarz Kraft / Stefan Seelge / Benjamin Semm / Christine Straszewski / Margareta Tovar / Alo Valge / Thomas Vogel / Carmen von Seckendorff / Uta Weil / Oliver Weiller / Kai Wolf / Thomas Wunsch

»Wow, wie viel und welch vielfältige Kunst es doch in und aus Wiesbaden gibt! Zu sehen und zu kaufen in über- wältigender Geballtheit auf dem super- coolen Mindestabstand-Kunstmarkt.« Sensor Wiesbaden, Facebook, 14. August 2020 Installationsansicht / Heimat und unHEIMliches

27 Monira Al Qadiri / Dominika Bednarsky / Frank Brechter / Edi Danartono / Max Eulitz / Lili Fischer / Sverre Fredrikson & Zaou Vaughan / Ryan Gander / Andreas Greiner / Ann-Kristin Hamm / Klara Hobza / Zac Langdon-Pole / Oliver Laric / Isa Melsheimer / Katja Novitskova / Aude Pariset / Jonathan Penca / Heather Phillipson / Lucy Powell / Christa Sommerer & Laurent Mignonneau / Władysław Starewicz / Simon Van Heddegem Alles im Wunderland /

2. Oktober 2020 bis 7. Februar 2021 Wiederaufnahme / 19. August bis 10. Oktober 2021

»Mitgeschöpfe als Mitschöpfer: Die „Arten- treffen“-Schauen mit zeitgenössischer Kunst zeigen, wie das Verhältnis zwischen uns und dem Rest der Fauna kreativ werden kann.« Ursula Scheer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Oktober 2020

Katja Novitskova / Approximation (5iu4.0 chimera surface ligand, fruit fly), Jonathan Penca / Insect of the year 2002 2017 (Zitronenfalter), 2018

Das Menschsein per Selbstdefinierung vollzieht sich sich langsam der (öko-)systemerhaltenden Bedeutung in erster Linie durch eine Grenzziehung – der Unter- der unzähligen, überwiegend kleineren Lebewesen scheidung zwischen Mensch und Tier. Aber weder die mehr und mehr bewusst wird. Evolutionsbiologie noch die Paläoanthropologie kann mit Gewissheit definieren, an welchem Punkt sich In den Arbeiten der international besetzten Gruppen- diese Trennung vollzieht. Auf der Suche nach dieser ausstellung wird die Trennung zwischen den menschen- Grenze nimmt der Mensch weitere Kategorisierungen geschaffenen Kategorien „Tier“ und „Mensch“ hinter- und Hierarchisierungen vor, die Verwandtschaften her- fragt. Gerade die wirbellosen Tiere, von den Insekten leiten, Gruppen bilden, aber vor allem darauf hinaus- über die Regenwürmer bis zu den Oktopoden mit ih- laufen, eine polare Bewertung zu manifestieren: lieb- ren „neun Gehirnen“, angesiedelt irgendwo zwischen oder unliebsam, nütz- oder schädlich, gut oder böse. Vergangenheit und Zukunft, (er-)schaffender und aus Tatsächlich ist es der Mensch, der sich als einer der menschlicher Perspektive zerstörender Kraft, erschei- größten Schädlinge des Planeten entpuppt, während er nen fremdartig und lösen eine vielleicht auch mit Ekel

28 Monira Al Qadiri / Divine Memory, 2019 (Videostill)

»Sie knabbern, schaben, kriechen. Dass Schäd- linge „systemrelevant“ sein können, zeigt eine erstaunliche Schau in Wiesbaden zum tierischen Ausstellungsprojekt „Artentreffen“. […] Eine sehr originelle Schau, die uns in ein „Wunderland“ Christa Sommerer & Laurent schickt, aus dem wir mit neuen Einsichten wieder Mignonneau / Homo Insectus, auftauchen – klare Besucherempfehlung.« 2020 Birgitta Lamparth, Allgemeine Zeitung, 2. Oktober 2020

Oliver Laric / Betweenness, 2018

Die Ausstellung ist Teil des Kooperations- Heather Phillipson / 100% OTHER FIBRES, 2016 (Videostill) projektes Artentreffen entlang der RMV- S-Bahn-Linie 8 mit der Kunst- und Kultur stiftung Opelvillen Rüsselsheim gepaarte Faszination aus. Dabei werden sie im künst- und dem Deutschen Ledermuseum lerischen Abbild zu einem Sinnbild der gegenwärtigen in Offenbach am Main. Artentreffen Stimmung der nahenden Apokalypse – oder zeigen wird gefördert durch den Kulturfonds hoffnungsvolle Alternativen auf. Frankfurt RheinMain.

Anstatt eine dichotome Abgrenzung zu forcieren, eröff- Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim nen die Künstler*innen Einsicht in eine gänzlich andere Kunst für Tiere. Ein Perspektivwechsel für Menschen Welt – sei es durch Verschmelzung, Metamorphose, Po- 4. Oktober 2020 bis 17. Januar 2021 esie, Rollentausch, Größenverschiebung, Materialität, Wiederaufnahme / 22. August 2021 bis 16. Januar 2022 Formschönheit, Technik oder Witz. Unmittelbar nach dem Fall durch den dunklen Tunnel bedarf es jetzt eines Deutsches Ledermuseum in Offenbach am Main weißen Kaninchens – alles im Wunderland. tierisch schön? 3. Oktober 2020 bis Ende 2021

29 Laslo Chenchenna / Sina Ebert / Julian Ernst / Norman Eschenfelder / Gloria García Mintegui / Alice Glagau / Selina Hammer / Kara Hondong / Swan Lee / Tomas Loureiro Goncalo / Sophie Meurer / Simon Schiller / Danijel Sijakovic / John Skoog / Hannah Thoese / Roman Widera / Marcin Wierzchowski / Emil Wudtke / featuring Tobias Becker more human than i am alone /

Filmklasse John Skoog, Kunsthochschule Mainz filmklasse.kunsthochschule-mainz.de

Eine Biene, eine Spinne, ein Hai, eine Schlange und eine Kakerlake – mechanische Vertreter dieser Tiere wurden in der Ausstellung Alles im Wunderland ausgesetzt, um die Kunstwerke aus ihrer Perspektive zu dokumentieren. In dem Projekt der Filmklasse von John Skoog der Kunst- hochschule Mainz lösen sich die Grenzen zwischen me- chanischer, menschlicher und tierischer Wahrnehmung auf.

Für die Aufnahmen wurden fünf verschiedene Spielzeugro- boter in tierischer Gestalt umgebaut und jeweils mit einer Filmklasse Mainz / more human than i am alone, 2020 Spionagekamera ausgestattet. Die Tiere wurden dann in den Räumen auf die Exponate „losgelassen“. Das gesam- »Die Macher haben verstanden, dass melte Material wurde von den Studierenden bearbeitet Filme nicht nur als Dokumentation genutzt und anschließend auf einer speziell für diesen Zweck ge- werden können, sondern auch als eigen- stalteten, nur zu den Öffnungszeiten des Kunstvereins zu- ständiges, künstlerisches Mittel.« gänglichen Website veröffentlicht, die eine andere Art und Stefanie Blumenbecker, hr2-kultur, Weise anbietet, die Ausstellung zu erleben. 10. November 2020

30 Clemens Taus Makhacheva / von Wedemeyer / Tightrope Procession 26. Februar bis 2. Mai 2021

B3 Biennale des Bewegten Bildes & exground filmfest 33

2. Oktober 2020 bis 7. Februar 2021

Die Bedeutung von Protesten, die zu unterschiedlichen Zeiten soziale Gerechtigkeit einforderten, und das Verhältnis von Machtstrukturen zu Architektur und öf- fentlichem Raum werden in Clemens von Wedemeyers Film Procession (2013) beleuchtet. Ausgangspunkt für den 15-minütigen Schwarzweißfilm sind die Proteste, die 1958 während des Drehs der Hollywood-Produktion Ben Hur ausbrachen. Tausende Arbeitslose reisten da- mals in die von Benito Mussolini gegründete Cinecittà bei Rom, dem „Hollywood Italiens“, weil es Gerüchte gab, es gäbe dort Arbeit als Kompars*in für die Mas- senszenen. Als sie zurückgewiesen wurden und damit Taus Makhacheva / Tightrope, 2015 die Ausschlagung des erhofften Lohns verbunden war, stürmten sie die Filmstudios. Die historischen Aufstän- de werden zur Kulisse von Procession. Die Stimmen der Aufständischen von gestern übernehmen dabei Ein einsamer Seiltänzer balanciert zwischen zwei Fels- Kulturaktivist*innen von heute: Sie werden von den vorsprüngen in Dagestan, der größten und bevölke- Mitgliedern des Teatro Valle Occupato verkörpert, die rungsreichsten Region im Kaukasus. Mal in der Hand, sich 2011 organisierten, um der Schließung des ältesten mal am Balancierstab befestigt, transportiert Rasul Theater Roms, durch Selbstverwaltung zu begegnen. Abakarov, Nachfahre einer dagestanischen Dynastie von Seiltänzern, einundsechzig Gemälde und Zeichnungen Clemens von Wedemeyer (*1974, Göttingen) studierte moderner dagestanischer Kunst zwischen den Hoch- Fotografie und Medien an der Fachhochschule Biele- landgipfeln und ordnet sie neu an. Der 58-minütige feld und Bildende Kunst an der Hochschule für Grafik Film Tightrope (2015) von Taus Makhacheva visualisiert und Buchkunst Leipzig. Seine Arbeiten wurden weltweit damit nicht nur eine spezifische Kunstgeschichte, son- auf zahlreichen Festivals und in Einzel- und Gruppen- dern stellt durch den physischen Akt der Neuordnung ausstellungen präsentiert, u. a. im Kunstverein Leipzig auch wortwörtlich eine lineare Geschichtsschreibung in (2018), im Irish Museum of Modern Art, Dublin (2016), im Frage. Der Balanceakt des Seiltänzers wird gleichzeitig Museum of Contemporary Art, Chicago (2015), auf der zu einer Metapher für die komplizierte Geschichte der dOCUMENTA 13, Kassel (2012), im MoMA PS1, New York Republik Dagestan, einer Region, die sich nach ihrer So- (2006) und auf der Moskau Biennale (2005). wjetisierung in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Zentrum und Rand, historischer Reprä- sentation und Unsichtbarkeit befindet. Tightrope zeigt dabei eines: Kunst vermag es, Abgründe zu überqueren.

Taus Makhacheva (*1983, Moskau) studierte Bildende Kunst am Goldsmiths College und am Royal College of Art in London. 2016 erhielt sie den Kandinsky-Preis für russische Gegenwartskunst. Ihre Arbeiten wurden welt- weit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, so u. a. in der Tate Modern (London), auf der 57. Biennale di Venezia, auf der Manifesta 12 (Palermo), im Centre Pompidou (Paris) und im Garage Museum of Clemens von Wedemeyer / The Cast: Procession, 2013 (Videostill, Detail) Contemporary Art (Moskau).

31 Line Lyhne / Spaces and Species 26. Februar bis 2. Mai 2021

Line Lyhne / Cry Me A River, 2019 (Detail) Line Lyhne / Cry Me A River, 2019

In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung bedient oder einfach an eine allgemeinere, heimische sich Line Lyhne einer Praxis, die sowohl dem Handwerk Dekoration erinnern. Handgeschnitzte Marmorformen als auch der Entwicklung eines konzeptuellen Rahmens werden von Metallstrukturen getragen oder durchdrun- verpflichtet ist. Diverse Materialien und Methoden gen. Die Skulpturen offenbaren bewusst ihren Herstel- werden vorgestellt, von der Handarbeit bis zum Ein- lungsprozess, wie den Abdruck eines Meißels im Stein satz von Readymades. Die Werke erstrecken sich dabei als Spur der Hand und des Körpers der Künstlerin. Die bewusst über verschiedene Gebiete kunsthistorischer Formen erscheinen dabei stets als befänden sie sich im Referenzen. Moment des Werdens.

Ihre großformatigen Mosaike zeigen auf den ersten Blick Der Ausstellungstitel Spaces und Species ist eine Re- eine beliebige Kombination aus haushaltsüblichen Glas- ferenz auf Georges Perecs Werk „Species of Spaces und Keramikfliesen, doch aus einem größeren Abstand and Other Pieces” (1973). In einer Reihe von Essays und entstehen durch die Komposition und Farbauswahl praktischen Übungen meditiert der Autor über die Räu- Landschaften. Auch das längliche Querformat der Ar- me, in denen wir uns in unserem täglichen Leben befin- beit verweist auf das Genre des Landschaftsbilds, und den - vom Nahen bis hin ins Fernste. in der traditionellen Technik des Mosaiks entsteht ein pixeliges Stadtbild oder eine spiegelnde Hochhausfas- Line Lyhne (*1991 in Aarhus, DK) studiert seit 2019 bei sade. Die Arbeiten aktivieren den Körper in seiner Be- Tobias Rehberger an der Städelschule in Frankfurt. Ihre wegung, da sich die Motive und die Komposition je nach Arbeiten waren bereits in Ausstellungen in Hamburg, der eigenen Perspektive im Raum verändern. Oslo, Paris, Salzburg, Wien und Frankfurt zu sehen. Im Winter 2019 nahm sie an der Gruppenausstellung Die skulpturalen Objekte wiederum besitzen eine ver- LASH23 im Nassauischen Kunstverein teil. traute Präsenz, die an modernistische Steinskulpturen

32 Britta Thie / LAST LOOKS 26. Februar bis 2. Mai 2021

Britta Thie / KEY GRIP, 2020

Britta Thie reflektiert in ihrer neu entwickelten Werk- Bildschirme erstreckenden Videoinstallation. Die Ele - serie die Strukturen von Unterhaltungsmedien. Gerade mente erzeugen dabei die Dynamik einer Strea- durch die aktuelle, sich sozial niederschlagende Situa- ming-Plattform, quasi ein Seriendrama mit Standbild- tion der Corona-Pandemie mit Social Distancing störungen. Die unbewegten Bilder dienen als Projek- und (Selbst-)Quarantäne sind Online-Strea ming- tionsflächen und gleichzeitig als Storyboards für Thies Plattformen zu einem primären Kommunikationsmittel eigene Videoserie, die auf diesen unbewegten Oberflä- mit der Außenwelt geworden und bieten gleichzeitig chen präsentiert wird. Durch die Projektion der Serie Trost durch Zugang zu Informationen und Unterhaltung. auf die sie selbst produzierenden Objekte, speist sie Erzählungen auf die Strukturen zurück, die sie zum Le- Während der Dreharbeiten für eine kommende Strea- ben erwecken – denn die Erzählungen hängen buch- mingdienst-Serie, an der Britta Thie als Schauspielerin stäblich von der Technologie ab, die sie hervorbringen, mitwirkte, dokumentierte sie in den Drehpausen die eine endlose, zyklische Schleife. Spezialausrüstung der Produktion. So entstanden Fotos und Videos von Dollys, Kameras, Licht- und Tonaufnah- Britta Thie (*1985, Minden) setzt sich in ihrer künstleri- megeräten, Klammern, Kränen und den komplizierten schen Praxis mit neuen Technologien und der Beziehung Baugruppen improvisierter Gaffer-(Beleuchtungs-) zwischen dem Selbst und seiner digitalen Repräsentati- Stative. Nachdem sie so viel Zeit in der Gesellschaft on auseinander. 2013 schloss sie als Meisterschülerin in dieser Objekte verbracht hatte, wurde die Praxis, sie der Klasse von Hito Steyerl an der Universität der Küns- zu dokumentieren, zu einer Art hybriden Aktivität, te in Berlin ihr Studium ab. 2016 hatte sie eine Gastpro- etwas zwischen Tagebuch und Umweltfotografie. Die fessur an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach Objekte repräsentieren für sie die unsichtbare, unhör- am Main. Ihre Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, bare Struktur hinter allen Unterhaltungs-, Bildungs- u. a. in den Anthology Film Archives (New York), im und Informationsinhalten in unseren verschiedenen Mumok (Wien) oder der Julia Stoschek Collection zeitbasierten Medienströmen. ( Berlin).

Britta Thie kombiniert Standbilder und Gemälde mit bewegten Bildern in Form einer sich über mehrere

33 RAY 2021 / Eva & Franco Mattes Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain

28. Mai bis 10. Juli 2021

Die erste Einzelausstellung von Eva & Franco Mattes in Deutschland vereint Neuproduktionen mit Arbeiten aus den letzten fünf Jahren. Die Installationen des Künst- lerduos beschäftigen sich mit den Auswirkungen von Technologien auf unser alltägliches Leben. Dabei un- tersuchen sie die Funktion und Verbreitung von Foto- grafien, die wir tagtäglich in Sozialen Netzwerken preis- geben und von denen wir im Gegenzug im Internet fast schon überschwemmt werden, wobei was wir zu sehen bekommen und was sich somit auf unsere Weltanschau- ung auswirkt, von unsichtbaren Mechanismen gesteu- ert ist. Auf der Grundlage, dass das Internet kein freier, utopischer Ort, sondern ein mehr und mehr zentrali- siertes, korporatisiertes und überwachtes System dar- stellt, machen Eva & Franco Mattes die dahinterliegen- de Infrastruktur und die diese bedienenden Menschen sichtbar. So sensibilisieren sie mit einer guten Portion schwarzen Humors die Wahrnehmung der Betrach- ter*innen bezüglich dieser Dynamik. Ausgangspunkt der Arbeiten ist ein intensiver, persönlicher Austausch mit den Menschen, die für große Internetunternehmen arbeiten. Aus diesen individuellen Resonanzen lassen sich letztlich politische sowie ethische Fragestellungen hinsichtlich des Umgangs mit medialen Bildern ablei- ten. Durch die heute nicht mehr eindeutige Trennung in privat und öffentlich werden die Internetnutzer*innen nicht nur zu Empfänger*innen, sondern auch zu Sen- der*innen von Daten mit einer großen Reichweite, die

Normen- und Ideensysteme stützen und verbreiten, Eva & Franco Mattes / Personal Photographs, 2009/2019 denen es an Faktenbasis mangeln kann.

Eva & Franco Mattes / Abuse Standards Violations, 2016 Eva & Franco Mattes / Dark Content, 2015

34 Dimitri Venkov / Ausblick The Hymns of Muscovy 20. Kurze Nacht der Galerien und Museen in Wiesbaden 28. Mai bis 10. Juli 2021 17. April 2021

Am 17. April 2021 laden die Wiesbadener Kunstinstitu- tionen zur 20. Kurzen Nacht der Galerien und Museen in Wiesbaden ein. Die Besucher*innen erwartet wäh- rend der Kurzen Nacht neben vielen Ausstellungen ein facettenreiches Programm und kostenfreien Eintritt in allen Institutionen. Das vollständige Programm aller be- teiligten Institutionen wird unter www.kurze-nacht.de bekanntgegeben.

B3 Biennale des bewegten Bildes 15. bis 24. Oktober 2021

Auch 2021 findet die B3 Biennale des bewegten Bildes in Dimitri Venkov / The Hymns of Muscovy, 2017 (Videostill) Frankfurt und der Region wieder mit dem Nassauischen Kunstverein als Wiesbadener Parcourspartner statt. Die Biennale bietet eine internationale Plattform für den Diskurs und die Vernetzung von Film- und Fernseh- macher*innen, Künstler*innen, Designer*innen, Wis- Langsam, geradezu erhaben gleitet die Kamera durch senschaftler*innen, Technologieanbietern*innen, und eine Stadt, die buchstäblich Kopf steht. Dimitri Venkovs Nachwuchstalenten. mehrfach preisgekrönter Experimentalfilm The Hymns of Muscovy ist eine Reise zum Planeten Muscovy, einem Zwillingsplaneten von Moskau, auf dem die Großstadt Klasse Haegue Yang umgekehrt wurde: Im Himmel von Muscovy hängend, 21. Oktober bis 19. Dezember 2021 ziehen die kolossalen Bauten des 20. und 21. Jahrhun- derts vorbei und in ihren Fassaden spiegeln sich äs- Seit 2017 unterrichtet Haegue Yang an der Staatlichen thetische und gleichsam historische und ideologische Hochschule der Bildenden Künste – Städelschule in Entwicklungen Russlands wieder: der sozialistische Frankfurt am Mainn. Die Künstler*innen der Klasse Klassizismus des stalinistischen Reiches, der Brutalis- Haegue Yang geben in ihrer Ausstellung einen Einblick mus der Moderne der Tauwetterperiode von Chruscht- in aktuelle Diskurse junger zeitgenössischer Positionen. schow und die kühlen Glasfassaden des gegenwärtigen Hyperkapitalismus. Die eindrucksvollen Bilder werden von einer Neukomposition der russischen Nationalhym- exground filmfest 34 ne durch den Komponisten Alexander Manotskov unter- 12. bis 21. November 2021 malt, wobei jede der drei elektronischen Variationen einem Architekturstil entspricht. Die Hymne wird zum Nach erfolgreicher und langjähriger Zusammenarbeit Begleiter auf der Reise zu einer fliegenden Metropole, geht die Kooperation im Herbst 2021 in die nächste die aus Raum und Zeit gefallen scheint. Runde. Das internationale Filmfestival zieht mit seinem außergewöhnlichen Filmprogramm jedes Jahr zahl- Dimitri Venkov (*1980, Nowosibirsk, RUS) studierte Lin- reiche Besucher*innen nach Wiesbaden. Der Länder- guistik an der International University in Moskau, Film- schwerpunkt des exground filmfest 34 ist dem Film- studien an der University of Oregon und Neue Medien und Kulturschaffen der USA gewidmet. der Rodtschenko-Schule für Fotografie und Neue Medi- en in Moskau. 2019 wurde er mit dem Moscow Art Pri- ze ausgezeichnet, 2012 gewann er den Kandinsky Preis 175. Geburtstag des Nassauischen Kunstvereins Junger Künstler des Jahres. Seine Filme wurden u. a. 16. Juli 2022 im Museum für Zeitgenössische Kunst Antwerpen, im Moscow Museum of Modern Art, auf der documenta 14 Zeitgenössische Kunst in Wiesbaden seit 1847: Der Nas- (Athen), im Garage Museum of Contemporary Art (Mos- sauische Kunstverein wird am 16. Juli 2022 175 Jahre kau), in der Whitechapel Gallery (London) und auf der jung und feiert dies mit seinen Mitgliedern, Freund*in- 5. Moskau Biennale gezeigt. nen und Förder*innen! SAVE THE DATE!

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Platzhalter Follow Fluxus 2019 Jace Clayton / White Noise as a Call to Responsibility

23. August 2019 bis 26. Juni 2020

Jace Clayton / White Noise Night Sweats, 2019

»Jace Clayton aber schafft eine interessante Wende des Problems, indem er die Klimakrise hörbar macht.« Tanja Mühle, hr2 Kultur, 23. August 2019

Jace Clayton, zwölfter Stipendiat des von der Lan- architektonischen Eingriff in den Ausstellungsraum deshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen erfahrbar. Diese für den urbanen Raum prägen- Kunstverein vergebenen Stipendiums Follow Fluxus de, von Autos, Flugzeugen oder auch Klimaanlagen – Fluxus und die Folgen, untersuchte in seiner ers- produzierte Geräuschkulisse wird so zur akusti- ten europäischen Einzelausstellung aktuelle Aus- schen Manifestation der die Umwelt schädigender wirkungen von weißem Rauschen. Motoren. Anstatt die omnipräsenten Hintergrund- geräusche zu ignorieren, werden sie als ständiges In zwei Ausstellungsräumen widmete Jace Clayton Alarmsignal für die globale und sich gesamtgesell- drei Installationen mit Sound, Textilien, Zeichnun- schaftlich auswirkende Klimakrise verstanden und gen, Video und Momenten des fokussierten Zuhö- als solches in den Vordergrund gestellt. rens dem akustischen Phänomen und untersuchte anhand dessen die Idee von kollektiver Verantwor - Privacy Choir ist eine für fünf Soundmaschinen tung und aktuellen Vorstellungen von Individuali- entwickelte Klangskulptur. Die Geräusche produ- tät sowie die Beziehung zwischen algorithmischer zierenden Geräte wurden in den 1970er-Jahren in Kontrolle und unvorhersehbarer Zukunft. amerikanischen Psychotherapeutenpraxen einge- führt, um mit weißem Rauschen die Privatsphäre Das Klangwerk Street Seeper macht vorhandene der Patient*innen zu schützen. Metaphorisch ste- Außengeräusche mittels Textilien, Text und einem hen die Maschinen für das neoliberale Selbst, das

36 Jace Clayton / Installationsansicht White Noise as a Call to Responsibility

»Doch wenn Clayton das Phänomen des weißen Rau- schens ins Zentrum seiner aktuellen Arbeiten stellt, wenn er den Straßenlärm in den Ausstellungsraum holt oder fünf Soundmaschinen zu einem „Privacy Choir“ zusammenstellt, dann versteht er sich weniger als Neo-Dadaist wie noch George Maciunas denn als ex- plizit politischer, das Verhältnis von Raum und Zeit und Jace Clayton / Privacy Choir, 2019 (Detail) Klang auslotendender Künstler.« Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2019

sich durch das Streben nach Individualität charak- ein analoges Phänomen, das digital nicht erzeugt terisiert. Privacy Choir untersucht einerseits das werden kann. In einer Zeit zunehmender algorith- Verhältnis von weißem Rauschen zur Aufrechter- mischer Kontrolle bestärken diese akustischen haltung der Singularität jedes Individuums und bie - Momente der Zufälligkeit die Möglichkeit auf Ver- tet andererseits eine kollektive Klangerfahrung. änderung, denn sie erinnern an die entscheiden- de Bedeutung, die das aktive menschliche Handeln Im Zentrum von White Noise Night Sweats steht ein hat. sich selbst komponierendes Stück für modulare Synthesizer, die wie die legendäre Drum Machine Jace Clayton (*1975, Framingham, MA, US) studier- Roland TR-808 (1981-1983) Snare- und High-Hat- te Englisch an der Harvard University in Boston. Sounds ausschließlich analoges weißes Rauschen Er hatte von 2017 bis 2018 eine Gastprofessur an verwenden. Komplettiert wird es von einem Video der University of North Carolina at Chapel Hill inne sowie zahlreichen kleinen, simplifizierenden Zeich- und ist seit 2013 Mitglied der Fakultät Music/Sound nungen als Hommage an den fehlerhaften Transis- des MFA-Programms des Bard College in New tor des TR-808 (da der für das Geräusch essen- York. Clayton zeigte 2019 Werke seiner einjährigen zielle Herstellungsfehler nicht nachgestellt werden Künstlerresidenz am Harvard Art Museum in einer konnte, konnten nur 12.000 Geräte des Roland TR- Einzelausstellung in der Lightbox Gallery des Muse- 808 produziert werden). Mit dem Aufkommen von ums. Zudem war ein Beitrag auf der Sharjah Bien- Drummachines folgten auch die Tanzbewegungen nale 2019 zu sehen. 2016 wurde sein Buch Uproot: dem Raster des Maschinentempos. Erst die Unter- Travels in 21st-Century Music and Digital Culture brechungen durch Snares oder Hi-Hats eröffnen veröffentlicht. Jace Clayton ist für seine musikali- musikalische Freiräume, verändern das Zeitgefühl sche Arbeit unter dem Pseudonym DJ /rupture be- und ermöglichen mit dem eigenen Körper die Musik kannt. Er lebt und arbeitet in New York. zu erfahren und sie zu erleben.

Weißes Rauschen ist eine zufällige Kombination aller Frequenzen im hörbaren Spektrum. Zufall ist

37 Follow Fluxus 2020 David Horvitz / lessons 2. Oktober 2020 bis 30. Mai 2021

David Horvitz / lessons, 2020

In seiner Ausstellung lessons verarbeitet David Horvitz, Reihe von Aktivitäten, die einen pädagogischen und dreizehnter Follow-Fluxus-Stipendiat, das Chaos des lehrreichen Charakter haben, und gleichzeitig als eine Augenblicks, die Corona-Pandemie und die Folgen, die Methode, auf kreative Art und Weise mit der gegebe- sie insbesondere auf das Leben von Eltern mit kleinen nen Situation umzugehen. Kunst und Leben sind in die- Kindern hat. sem Prozess eng miteinander verschränkt, die Lebens- situation des Künstlers wirkt sich auf seine Kunst aus David Horvitz‘ Rolle als Künstler und Vater wurde durch und sogleich ist es seine Kunst, die in die gegebene das Home-Schooling um die Rolle des Lehrers erwei- Lebens situation einfließt. tert. Gemeinsam mit seiner 5-jährigen Tochter begann er, kleine Aufgaben und Lehreinheiten zu entwickeln, Da David Horvitz aufgrund der Reisebeschränkungen an deren Ende die Durchführung und Dokumenta tion durch die Pandemie und der Waldbrände in seiner Hei- der Übungen standen. Die Ideen zu den Aufgaben ka- mat Kalifornien nicht nach Deutschland einreisen konn- men dabei gleichberechtigt von David Horvitz oder von te, begann der Künstler, jede Woche eine lesson als seiner Tochter, andere Aufgaben wiederum entwickel- Aerogramm (einem Luftpostfaltbrief) nach Wiesbaden ten sie in einem gemeinsamen Prozess. Die lessons sind zu senden, dabei bleibt stets der Zufall, wann und hierbei sowohl als eine Art Lehrplan zu verstehen, eine ob alle lessons in Wiesbaden auf postalischem Wege

38 David Horvitz / 20th Century Alienation, 2020

David Horvitz & Annalaura Manghi/ lessons, 2020

ankommen, ein Teil der Ausstellung. Sobald eine lesson Stichworte, die der Künstler Fotodatenbanken entnom- ihren Zielort erreicht hat, wird diese im Kunstverein men hat, die Fotografien mit vermeintlich depressivem aufgehängt. oder traurigem Inhalt enthalten. 20th Century Aliena- tion ist eine Auseinandersetzung mit Entfremdungser- Die Ausstellung ist ein interaktives Projekt, das alle dazu scheinungen der Jetzt-Zeit, in der gerade durch die einlädt, die Aufgaben gegebenenfalls mit ihren Kindern weltweite Corona-Pandemie die Zahl der Depressi- – wobei sich das Projekt explizit auch an „erwachse- onserkrankungen enorm angestiegen ist. Die Arbeit er- ne Kinder“ – richtet, durchzuführen, möglich ist dies zeugt eine eigentümliche Spannung zwischen dem Sta- im Kunstverein, zu Hause oder unterwegs. Dokumen- tus der einzelnen Wörter als Datenbank-Verlinkungen tationen der durchgeführten lessons können dann an und ihrem vermeintlich emotionalen Inhalt. Gleichzeitig den Nassauischen Kunstverein geschickt und so Teil der ist die Textarbeit des Künstlers immer wieder mit Wör- Ausstellung werden. tern durchsetzt, die von der Fotodatenbank den Begrif- fen „Depression“ und „Traurigkeit“ zugeordnet werden, Die lessons von David Horvitz fungieren, ähnlich wie die durchaus aber ein Schmunzeln erzeugen können. in der Fluxus-Bewegung üblichen Event Scores, als kur- ze, einfache Beschreibungen einer durchzuführenden David Horvitz (*1974, Humboldt, CA, US) studierte Kunst Handlung. Durch die Einsendung von Dokumentationen am Bard College im Bundesstaat New York. Seine Werke der Besucher*innen wird ein klassischer Autor*innen- waren weltweit in zahlreichen Einzel- und Gruppenaus- begriff hinterfragt und gleichzeitig eine Verbindung stellungen zu sehen, so u. a. im Musée d’Art Contem- zwischen dem Künstler und seiner Tochter sowie den porain, Avignon (2019), im Palais de Tokyo, Paris (2017), Besucher*innen geschaffen. Der Versand eines Briefes im HangarBicocca, Mailand (2017) und im New Museum, ist dabei eine sehr persönliche, nahezu intime Geste, New York (2014). Zuletzt gewann er 2018 den Preis der die Ideen von Distanz, Reisen und Bewegung enthält – Henraux Stiftung. Er lebt und arbeitet in Los Angeles. Begebenheiten, die durch die Corona-Pandemie eine neue Bedeutung erhalten haben.

Die Ausstellung wird ergänzt durch eine weitere Ar- beit, die während der Corona-Pandemie entstanden ist. 20th Century Alienation ist ein minimalistisches ABC-Gedicht, wobei jede der 26 Seiten jeweils einem Buchstaben des Alphabets und eine weitere den Zah- len gewidmet ist. Die Wörter sind größtenteils Tags und

39 Das Stipendium / Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen Seit 2008 wird das Wiesbadener Stipendium verge- ben. Ziel ist es, internationale, junge Künstlerinnen »Wenn es die Reihe nicht gäbe, man müsste sie und Künstler zu fördern, die in ihrem Werk die Ideen erfinden. Immerhin haben von Emily Wardill über der Kunstbewegung Fluxus aufgreifen und hierdurch Kateřina Šedá bis zu Assaf Gruber im vergangenen lebendig halten. Die Gründung des Stipendiums geht Jahr alle Preisträger des seit 2008 vom Nassaui- auf die FLUXUS Internationalen Festspiele Neuester schen Kunstverein und der Stadt Wiesbaden verge- Musik zurück, die 1962 in Wiesbaden stattfanden. Mit benen Follow-Fluxus-Stipendiums frischen und häu- 10.000 € werden junge, internationale Künstlerinnen fig performativen Wind in die gesetzte Wiesbadener und Künstler gefördert, deren Arbeiten sich aus den Kunstlandschaft geblasen.« Ideen und den Arbeitsweisen von Fluxus bedienen. Das Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Arbeitsstipendium wird für drei Monate von Juni bis 15. September 2019 August vergeben. Während dieser Zeit werden den Sti- pendiat*innen Wohn- und Studioräume im Kunstverein zur Verfügung gestellt. Im Anschluss an das Arbeitssti- pendium findet von September bis Ende Mai des fol- genden Jahres eine Ausstellung des Stipendiaten statt. Nominiert werden können nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler im Alter von 18 bis 47 Jahren aus dem Bereich der bildenden Kunst. Das Stipendium ist offen für alle künstlerischen Medien einschließlich performativer Ansätze. Mit dem Stipendium, der Aus- stellung und der dazugehörigen Publikation richtet sich der weltweite Fokus auf Wiesbaden als Geburts- stätte von Fluxus in Deutschland. Die bisherigen Preis- träger*innen sind Emily Wardill (2008), Jimmy Robert 2019: Jace Clayton (2009), Aslı Sungu (2010), Kateřina Šedá (2011), Stefan White Noise as a Call to Responsibility Burger (2012), Annette Krauss (2013), Taro Izumi (2014), Mehreen Murtaza (2015), Adriana Lara (2016), Gerrit Frohne-Brinkmann (2017), Assaf Gruber (2018), Jace Clayton (2019) und David Horvitz (2020).

2018: Assaf Gruber The Conspicuous Parts

2020: David Horvitz 2017: Gerrit Frohne-Brinkmann lessons Corpse Flowers

40 2016: Adriana Lara 2015: Mehreen Murtaza 2010: Aslı Sungu The Product & The Post-product … how will you conduct yourself in the Out of my Hands company of trees

2014: Taro Izumi No Night, Day Neither 2009: Jimmy Robert Suspended closure, suspended

2011: Kateřina Šedá 2008: Emily Wardill Die Suppe ist gegessen Sea Oak / The Diamond, (Descartes’ Daughter)

2013: Annette Kraus & Read-in RANDZONENLESUNG Fluxus Aus kunsthistorischer Sicht waren die FLUXUS: Internationalen Festspiele Neuester Musik das bedeu- tendste Ereignis für Wiesbaden seit der Entscheidung des Künstlers Alexej von Jawlensky, die Stadt ab 1921 zu seiner Wahlheimat zu machen. 1962 wurde in Wiesba- den der Grundstein zur Kunstbewegung Fluxus gelegt, die von dort aus in die Welt strömte. Aufgrund die- ser regionalen Verbundenheit wählte der Nassauische Kunstverein Wiesbaden Fluxus zum zentralen Anknüp- fungspunkt für die Ausrichtung seines Programms. Vor allem der Einfluss von Fluxus auf die heranwachsende Generation von Künstlerinnen und Künstlern, aber auch der Bezug zum historischen Ereignis selbst steht im- mer wieder im Zentrum des Programms. So zeigt der Kunstverein auf seiner dritten Etage die Arbeit des Flu- xus-Künstlers der ersten Stunde und Wahl-Wiesbade- ners Benjamin Patterson, das Environment Ben’s Bar. 2017: Gerrit Frohne-Brinkmann 2012: Stefan Burger Why People Attend Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be Corpse Flowers FLU-FLU-FLU-FLU-FLU-FLU-FLU-FLU-FLU- There (1992 / 2007).

41 Permanentes / Benjamin Patterson / Ben’s Bar. Why People Attend Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be There

Installationsansicht

»Dass die herausragende Fluxus-Künst- lerpersönlichkeit in der Rezeption bis Detail heute nicht den verdienten Platz einnimmt, könnte die documenta korrigieren.« Dorothee Baer-Bogenschutz, Informationsdienst KUNST, Nr. 634

Detail

Ben Pattersons Installation befindet sich gleich im Ein- in Soho, New York. Nahezu zwölf Jahre später, im Jahr gang der dritten Ausstellungsetage, dem Raum, des- 2002, reiste sie von einem Lagerhaus in New York nach sen Atmosphäre an eine ehemals luxuriöse Bar in ei- Wiesbaden und »reinkarnierte« (BP) in dem Enviroment nem dem Rokoko ähnlichen Stil erinnert. Der erste Ben’s Bar, im Social Headquarter der Fluxus-Freunde Blick richtet sich auf einen goldenen Springbrunnen in Wiesbaden. Im Erdgeschoss des ältesten Badehau- und ein verführerisches Abbild einer Venus in einem ses der Stadt in der Spiegelgasse 9 war Ben’s Bar im ebenso goldenen Rahmen. Ein opulenter Tresen und Stadtzentrum während der Ausstellung täglich geöff- zwei schwarz lackierte Gusseisenstühle laden zum Ver- net, danach blieb sie ein Treffpunkt, der ausschließlich weilen ein. Ein Piano an der Wand gegenüber darf be- an Montagabenden geöffnet war. Am 2. Dezember 2007 spielt werden. Über den Köpfen der Besucher hängt ein wurde Ben’s Bar als Dauerleihgabe des Künstlers im Schwertfisch aus Kunststoff und antiquierte Leuchten Kunstverein wiedereröffnet. tauchen den Raum in ein warmes und auch anzügli- ches rotes Licht. Die Installation entstand ursprünglich für eine Ausstellung in der Galerie Salvatore Ala, 1990

42 Benjamin Patterson / Museum für das Unterbewusstsein / Eingang Wiesbaden, 2012

» Nun hat der Amerikaner, der seit 20 Jahren in Wiesbaden lebt, dort einen weiteren Introitus geschaffen: Pattersons Wahl fiel auf einen Gullide- ckel an der Wilhelmstraße, direkt vor dem Nassauischen Kunstverein. « Informationsdienst Kunst 509

Wir kennen Sie als eine Persönlichkeit mit Eigenschaf- Vermächtnis ten und Gedanken und wir gehen davon aus, dass Sie sicherlich bereits die notwendigen Arrangements Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und im Bewusst- für Ihr Ableben getroffen haben, Ihre verschiedenen sein und der damit verbundenen Verantwortung, spen- Körper teile stellen Sie für die Organspende oder der de ich Wissenschaft zur Verfügung. Das ist gut! Doch haben Sie jemals über die Spende Ihres Unterbewusstseins an eine Institution nachgedacht, eine Institution, die (Name in Druckbuchstaben) darauf ausgerichtet ist, das Unterbewusstsein, den größten Unterschied zwischen Mensch und Tier, zu be- hiermit auf ewig, und ohne irgendwelche weiteren An- wahren und es zu betrachten? Nun vermutlich »nein«. sprüche zu erheben, mein eigenes und einmaliges Un- Und warum? Weil bis jetzt eine solche Institution nicht terbewusstsein dem Museum für das Unterbewusst- existierte. sein: Diese Spende erfolgt am Tag, in der Stunde, in der Minute und Sekunde, also in dem Moment, in dem Grundrechte des Spenders mein Körper ordnungsgemäß für Tod und damit ver- gangen erklärt wird. Ich trage keinerlei Verantwortung, 1. Die Würde des Unterbewusstseins ist unantastbar. das Museum über die Verfügbarkeit meiner Spende zu Jedes Unterbewusstsein wird gleichberechtigt behan- informieren. delt und entsprechend taxiert. Unterschrift: 2. Jedes Unterbewusstsein hat das Recht auf freie Mei- nungsäußerung. Jedes Unterbewusstsein hat das Recht Datum: in höflicher Weise seine individuelle Meinung kundzu- tun. (Ausfallendes Verhalten jedweder Form hat den Geburtsdatum: unverzüglichen Ausschluss aus dem Museum zur Folge.) Geburtsort: 3. Auch wenn die Aufgabe des Museums darin besteht, den Zugang zu jedem Unterbewusstsein von derzeiti- Derzeitige Anschrift: gem Interesse zu ermöglichen, sei es dennoch Spen- dern unter Angabe plausibler Gründe gestattet, Ihr Unterschrift eines Zeugen: Unterbewusstsein für eine Zeit von bis zu 50 Jahre »versiegeln« zu lassen. Bitte fertigen Sie drei (3) Kopien dieses Dokuments und senden Sie diese 1. an Ihren Anwalt / Notar 2. an Ihre/n Nächste/n und Liebste/n 3. an Museum for the Subconscious, c/o Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, Wilhelmstraße 15, 65185 Wiesbaden

43 Permanentes Benjamin Patterson / Hat Fluxus die Welt verändert?, 2012

„1962, beim ersten Fluxus-Festival in Wiesbaden, waren die künstlerischen Interventionen für die Öffentlichkeit Marcel Schiele / ein Skandal [...]. Im Jahr 2012 war die Stadt Wiesbaden sehr stolz und förderte einen ganzen Sommer voller Burschen mit Events, um den 50. Geburtstag von Fluxus zu feiern! Zu Beginn kämpfte Fluxus gegen die Museen und Instituti- prägnanten Schwanger- onen, heute stellen weltweit Museen ihre Sammlungen aus und bewahren sie. So haben sich offensichtlich ei- schaftsstreifen, 2010 nige Dinge verändert. Doch bleibt die Frage, »was ge- nau« sich veränderte und wie »tief« diese Veränderun- gen waren.“ (Ben Patterson)

Ben Patterson stellte hierzu eine Meinungsumfrage online: www.kunstverein-wiesbaden.de/fluxussurvey

Rafaёl Rozendaal / Symptome of the Universe, 2009

Vor der klassizistischen Villa des Kunstvereins an der kaiserlichen Prachtstraße rinnt fluoreszierendes, gelb- grünes Wasser über Quader in einen maroden, »un- schönen«, bröckelnden Brunnen. Die gewollt unästhe- tische Wirkung der in Schönbrunner Gelb eingefärbten Exklusiv für unsere Homepage hat der Künstler Rafaël Betonplastik ist ein bewusster Kontrast zur Umgebung. Rozendaal (*1980, Amsterdam) ein interaktives Kunst- Der Ort, das Thema Springbrunnen und die gewählte werk geschaffen. Farbe der Skulptur des Schlosses Schönbrunn stehen Rozendaal bezeichnet sich selbst als Internet-Künstler im Widerspruch zu dem, was wirklich zu sehen ist. und seine Werke bestehen aus Bits und Pixeln.

44 Maria Eichhorn / Nistkasten, 1992

Ella Ziegler / Rosengarten, 2006

Anbringung An Bäume, Hauswände oder Balkons. Der Ein- gang des Nistkastens sollte nach Osten zeigen, der Schlecht wetterseite abgewandt.

Schutz vor Feinden Der Nistkasten soll so angebracht werden, dass er für die Katzen nicht erreichbar ist. Bäume sind relativ leicht zu schützen, indem man z.B. die Ranken von Heckenro- Der Vorgarten des Nassauischen Kunstvereins wur- sen in ca. eineinhalb Meter Höhe um den Stamm wickelt. de mit weißen Rosen der Züchtung INNOCENCIA (die Arglosigkeit, die Einfalt, die Harmlosigkeit, die Schuld- Entfernen alter Nester losigkeit, die Unschuld) bepflanzt. Mit diesem Dornrö- Im Herbst muss der Nistkasten geleert und gereinigt schengarten reagierte Ella Ziegler auf das politische werden. Falls die Vögel zweimal im Jahr brüten, muss Scheitern der Verwirklichung eines Holocaust-Mahn- das alte Nest heraus, sobald der Nistkasten verlassen mals der Stadt Wiesbaden, was zuvor über 20 Jahre ist. lang politisch hinausgezögert worden war.

In den 1980er Jahren war die Künstlerin Jenny Holzer »Der Nistkasten ist ein Objekt in alltäglicher Funktion.« damit beauftragt worden, einen Ort zum Gedenken an – entstanden anlässlich des Wiesbadener Internationa- die Opfer des Nationalsozialismus zu schaffen. Von ihr len Festspiele Neuster Musik 1992 zum 30. Geburtstag geplant war der »Terrible Garden« im Stadtzentrum – von Fluxus, hängt er in einem Baum, vom Balkon des ein Garten mit schwarzen Rosen, den eine Soundinstal- Kunstvereins gut sichtbar. In den Räumen findet sich lation mit Stimmen von Opfern und Tätern, Geräuschen die dazugehörige Instruktionsanweisung. Die Reinigung und Musik umgeben sollte. wird durch die Wiesbadener Feuerwehr unterstützt.

45 Vermitteln & Verstehen Wilhelms Wanne

Die Vermittlung unserer Ausstellungen und des zeitge- nössischen Kunstgeschehens ist unser zentrales An- liegen. Neben der Förderung junger Kunst ist dies als zweite Aufgabe fest in unserem Leitbild und in der Sat- zung verankert. Alle Vermittlungsangebote stehen nicht nur den Mitgliedern des Vereins offen, sondern aus- nahmslos allen Interessierten. Sie können überwiegend kostenfrei in Anspruch genommen werden. Voranmel- dungen sind nicht erforderlich.

Emma Eubanks / Animationsstill, 2018

Wilhelms Wanne ist ein interaktives und intergenerati- ves Vermittlungsprogramm, das auf Kinder und Jugend- liche gemeinsam mit ihren Familien bzw. einer Beglei- tung ausgerichtet ist. Die titelgebende Wanne wurde nach Kaiser Wilhelm II. benannt, durch dessen Kurbe- suche Wiesbaden als Kurstadt und Thermalbad Ruhm erlangte. Zudem wird auf die Lage des Kunstvereins di- rekt an der Kulturachse Wilhelmstraße verwiesen. Mit persönlichen Assoziationen wird ein intuitiver Zugang zur zeitgenössischen Kunst geschaffen. Samstags 15 bis 17 Uhr, aktuelle Termine auf www.kunstverein-wiesbaden.de/vermittlung

»Reine Kunsthäuser wie […] der Nassauische Kunstverein in Wiesbaden locken mit Work- shops, die an laufenden Ausstellungen an- knüpfend die jungen Besucherinnen und Be- sucher selbst Kunst gestalten lassen – beim NKV sogar gänzlich kostenfrei.« STUZ, Juni 2019

Kinder mittenDrin

Zu jeder Ausstellung wird ein zweistündiges Kinderpro- gramm für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen angeboten, in dem mittenDRIN, also in den Räumen der jeweiligen Ausstellung, bildnerisch gestaltet wer- den kann. Das inhaltliche Konzept des explizit auf die einzelnen Ausstellungen bezogenen Angebots wird in Zusammenarbeit mit dem Wiesbadener Künstler Titus Grab realisiert. Anders als in vielen Fällen klassischer museumspädagogischer Arbeit werden die Exponate nicht kopiert oder interpretiert, sondern bilden den Nährboden für freies, eigenständiges Arbeiten seitens der Kinder, die Inhalt oder Gegenstand ihres Schaffens selbst bestimmen. Samstags 11 bis 13 Uhr, aktuelle Termine auf www.kunstverein-wiesbaden.de/vermittlung

46 Führungen Hier! und Jetzt?

Sara Nabil / Democracy, 2014

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden hilft geflüch- teten Künstler*innen aller Sparten, ihre professionel- le Tätigkeit im Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus Unsere Führungen gestalten sich als interaktiver Dialog fortzuführen und sich in ihrem neuen Lebensumfeld zu zwischen dem Publikum und einem/einer Kunstvermitt- vernetzen. Die Einrichtung eines solchen Netzwerkes ler*in. Indem individuelle Wahrnehmungsweisen in den ist uns ein besonderes Anliegen, auch da unsere Kultur Vordergrund gestellt werden, entsteht ein Verständnis durch Migration eine Bereicherung erfährt, die es deut- für jüngste Strömungen zeitgenössischer Kunst. licher herauszustellen gilt. Jeden Dienstag, Donnerstag, Sonntag und auf Anfrage Deshalb haben wir in unseren Räumen eine erste An- laufstelle etabliert. Wir geben Antworten auf Fragen und Hilfestellung rund um Möglichkeiten des profes- sionellen künstlerischen Arbeitens im neuen Arbeits- ESPRESSO / umfeld. Neben der Mappen- und Portfoliobetrachtung – z.B. zur Vorbereitung einer Bewerbung an Kunsthoch- Jeden Dienstag bieten wir eine 30-minütige Kurzfüh- schulen – können wir Kontakte zu Kultur-Institutionen rung für die Mittagspause der jeweils aktuellen Aus- und anderen Künstler*innen vermitteln, um es den Ge- stellung an, kombiniert mit einem Espresso. So er- flüchteten zu ermöglichen, ein neues Netzwerk aufzu- möglichen wir, dank unserer zentralen Lage, sich im bauen. aktuellen Kunstgeschehen informiert zu halten oder eine Abwechslung zum eigenen Berufsalltag zu erleben. Jeden Dienstag, 12.45 bis 13.15 Uhr

SPRITZ /

Nach Feierabend mit dem Kultgetränk auf die langen Öffnungszeiten donnerstags im Nassauischen Kunstver- ein anstoßen und bei anregenden Gesprächen mit Kol- leg*innen, Freund*innen und neuen Bekannten durch die Ausstellung schlendern. Ein entspannter Einstieg in einen Abend für die Kunst! Jeden Donnerstag, 18 bis 20 Uhr

SONNTALK /

Hoch vom Sofa und bei einer einstündigen Führung in die aktuellen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst ein- tauchen! Jeden Sonntag, 15 Uhr

47 Editionen

Weitere Editionen auf: www.kunstverein-wiesbaden.de/publikationen-editionen

»Ein Werk, bei dem sich viele Kreise schließen – zum Teich runden, möchte man fast sagen.« Birgitta Lamparth, Wiesbadener Tagblatt, 7. April 2017

Benjamin Patterson / When Elephants Fight, It Is The Frogs That Suffer – A Sonic Graffiti (2016- 2017)

2017, Bernd Schultheis (Realisierung),in Kooperation mit dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden / E. Gruhn & B. Patterson, HiRes binaural earphone edition (PCM 48kHz / 24 bit Soundfile) der documenta-14-Installation auf USB-Stick 1:34“, Klasse Andrea Büttner / 85,60 mm × 53,98 mm, Edition 2017 Auflage von 30 (+ 70 EA), Julian Irlinger / Einzelpreis 112 € / props 2017, Techniken und Maße Mitglieder 96 € variieren, in Sammelbox mit 2020, Postkartenset mit vier Moti- Siebdruck, ven und signiertes, datiertes Auflage von 10, und nummeriertes Zertifikat in 24-teilig sign., num., Graukarton-Schachtel Einzelpreis 550 € / vierteilig, je 10,5 x 14,8 cm Mitglieder 490 € Auflage von 15 + 10 AP Einzelpreis: 360 € / Mitglieder 280 €

Kathrin Sonntag / Valentin Beinroth / Elkes Keller GSAE Single Measure- 2018, Archival Pigment Prints ment Data Charts - SV auf Hahnemühle Photorag Helena Hafemann / Baryta, kaschiert auf Museums- 2016, Inkjetdruck, Stempel- Pink Private Pimple karton, gerahmt (Ahorn, dunkel farbe auf Papier, gebeizt), aufgezogen auf Dibond, 2019, Knetmasse, rosa Silikon, je 30 x 40 cm, 21,8 x 36,9 x 1 cm, sign., num., Auflage von 10, 2-teilig, Auflage von 20, sign., num., Auflage: 2019 Einzelpreis 950 € / Einzelpreis 300 € / Preis: Mitglieder 1 € (inkl. MwSt.) Mitglieder 850 € Mitglieder 240 €

48 Jorinde Voigt / Sven Johne / Territorium / Kontinental- Fußnoten der Weltge- grenze (Job Time Sheet) schichte 2. Januar bis

10. November 1989 2010, Photogravure, 11-teilige Serie, sign., num., 12,5 x 20,2 cm, 2014, Künstlerbuch, Riso- Auflage von 20 + 2 EA, druck, 64 Seiten, mit Zei- 11-teilige Serie komplett: tungsausschnitten aus 3.300 € / Mitglieder 2.975 €, “Neues Deutschland”, Einzelblätter 330 € / 26 x 18 cm, Mitglieder 300 € Print: 25 x 15,5 cm, jedes Buch mit beigelegter Originalfotografie "150.000 Genossen/1989”, 25 x 15,5 cm, sign., num., dat., Auflage von 100, Einzelpreis 150€ / Mitglieder 120€ Kateřina Šedá / Die Suppe ist gegessen

2011, Broschüre mit einer Originalzeichnung und Text (dt., engl.) von Kateřina Šedá 21 x 29,7 cm, 12 Seiten, ill., Auflage von 2500 Unikaten, Einzelpreis 15 € / Mitglieder 10 €

Piero Steinle / Paradiesvögel

2007, C-Print auf Alu, Jimmy Robert / sign., num., dat. auf Zertifikat, Murray Gaylard / Suspended closure, Emily Wardill / 25 x 38 cm, Table lamp for an suspended The Diamond Auflage von je 10, 6 Motive (Descartes‘ Daughter) Einzelpreis 270 € / inferiority complex Mitglieder 250 € 2009, Vinylschallplatte, Production Stills 2011, Tischlampen mit Auf- handgeschriebener Text, schrift, sign., num., sign., num., dat., 6,06 min, 2008, 2 Fotos auf Holz, ca. 20 x 10 x 10 cm, 21 x 29,7 cm, 27 x 24 cm, 35 x 28 cm, Auflage von 10, Auflage von 10 Unikaten, Auflage von 20, Alle Preise verstehen sich Einzelpreis 790 € / Einzelpreis 460 € / Einzelpreis 1.130 € / inkl. der gesetzlichen Mehr- Mitglieder 710 € Mitglieder 400 € Mitglieder 1.010 € wertsteuer.

49 Impressionen

50 51 Danke

Seit 1847 kann der Nassauische Kunstverein Wiesbaden Frankfurtern: Galerie Anita Beckers, Philipp Pflug Contempo- seine Aufgaben, die Förderung und Vermittlung junger zeit- rary, Galerie Neue Alte Brücke, MMK, Portikus, der Städel- genössischer Kunst, nur erfüllen, weil er selbst von vielen schule und dem Master Studiengang Curatorial Studies und Menschen, Stiftungen, Vereinigungen und Unternehmen der HfG Offenbach für die engagierte Kooperation, großzügi- getragen wird – ob ideell, monetär oder in Form von Sach- ge Technikausleihe und die stets sehr gute Zusammenarbeit / spenden. Für das Offen-Sein für Neues in 2019/2020/2021 Der Crespo Foundation, der Integrierten Gesamtschule bedanken wir uns bei: Wollenbergschule Wetter, dem Landkreis Marburg-Bieden- kopf, Friederike Schönhut und dem Hessischen Kultusminis- Der Landeshauptstadt Wiesbaden, dem Magistrat, dem Kul- terium für das Landen des fliegenden Klassenzimmers in turdezernenten und dem Kulturamt für den dauerhaften Wiesbaden / Dem Schloss Freudenberg und Bernhard institutionellen Zuschuss und die stets freundliche Gewogen- Stichelmair, die Viviana Abelson Platz, Feuer und Sicherheit heit / Allen Künstler*innen sowie deren Galerien für ihre wun- geboten haben / Der Kunststiftung NRW für die Förderung derbaren Projekte / Unseren Mitgliedern für Ihre Treue, För- des Katalogs von Rune Mields / Christopher Uerlings für seine derung und Verbundenheit / Der Hessischen Kulturstiftung überragenden VR-Fähigkeiten / Nazey Kulu, Naz Oke, Knud für das Vertrauen und die großzügige Förderung unserer Pro- Zilian und Sylvia Kuck, dem DJV Landesverband Hessen, Wies- jekte / Dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain für die einzigar- baden, Claudia Gehre, Michael Arzt und der _Halle 14, Leipzig, tige Stärkung der Kulturregion und der Unterstützung unserer für die äußerst produktive und angenehme Zusammenarbeit Ausstellungen / Dem Hessischen Ministerium für Wissen- bei der Ausstellung Der Zeit ihre Kunst / Der Kunst ihre Frei- schaft und Kunst für die Gewogenheit und Förderung / Der heit / Stefan Körner für die Sicherheit, die er unseren Gästen Stiftung Kunstfonds, Bonn, für die großzügige Förderung der gegeben hat / Günter Schmitteckert für sein Beratungsange- Ausstellung von Britta Thie / Der R+V Versicherung für das bot / Der Sammlung Haus N in Athen-Berlin-Kiel für tiefe Ein- Porto-Sponsoring unserer unzähligen Briefe / Der Naspa für und vor allem Ausblicke in Kiel / Horst Becker, Dr. Alexander die langjährige Sponsorenpartnerschaft / Der Beauftragten de Faria, HERUS e.V., Wiesbaden, Ferrero Deutschland GmbH, der Bundesregierung für Kultur und Medien, die gemeinsam Frankfurt/Stadtallendorf, der Hessischen Hausstiftung, Kron- mit dem Bundesverband Soziokultur e.V. im Sofortprogramm berg im Taunus, dem Mineralogischen Museum Fersman, Mos- für Corona-bedingte Investitionen in Kultureinrichtungen – kau, und Clotilde von Rintelen, die entschieden zur Realisie- NEUSTART – die analoge und digitale Wiedereröffnung unter rung der Ausstellung Ei beigetragen haben / David Strebel für aktuellsten Standards ermöglicht hat / Den RAY Fotografie- die goldene Zeitreise mit „Osterei“ und Frosch / Dem Medi- projekten Frankfurt/RheinMain und der B3 Biennale des be- enzentrum Wiesbaden e.V., der Hochschule Fresenius und wegten Bildes für die Aufnahme in den Parcours und den gu- der Helene-Lange-Schule für eine filmreife Zusammenarbeit ten Draht nach Frankfurt / Der Henkell & Söhnlein Sektkellerei zum Thema Heimat / Der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen KG, Wiesbaden, für das fortwährende prickelnde und sehr Rüsselsheim und dem Deutschen Ledermuseum in Offenbach leckere Sponsoring / Theo Baumstark für die Freundschaft, am Main für das Gelingen unserer Lieblingskooperation Arten- das Trockenlegen unseres Wasserschadens und noch viel treffen entlang der RMV-S-Bahnlinie 8 / Dem RMV Rhein- mehr / Dem Ortsbeirat Nord-Ost für die engagierte Unter- Main-Verkehrsbund GmbH für die freie Fahrt / Der Wall GmbH stützung der ältesten Kunsteinrichtung der Landeshauptstadt für die unermüdliche Plakatierung / Roman Krupskyy und Wiesbaden / Der Stiftung Kaufmanns Erholungsheime für ihre Axel Graumann für das Treffen des richtigen (Fliegen-)Tons / völlig unerwartete, aber sehr wertgeschätzte Hilfe bei der John Skoog und der Filmklasse der Kunsthochschule Mainz für Wiederherstellung des historischen Parketts / Der SCHUFA die tierischen Perspektive / GUDE, Groß-Umstadt, die uns auf Holding AG, Wiesbaden, für die Initiierung und Finanzierung der Kurzen Nacht mit Flüssigem versorgt haben, hätten und des Schüler*innenprojektes im Kunstverein, die freund- hoffentlich werden / Dem exground filmfest und der Caligari schaftliche Verbundenheit und vertrauensvolle Zusammenar- Filmbühne für die seit Jahren hervorragende synergetische beit / Dem Arbeitskreis Stadtkultur und Margarethe Goldmann Zusammenarbeit / Dem Dachverband der Kunstvereine ADKV für die engagierte Interessensvertretung aller kulturellen Ein- (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine), Berlin, für richtungen in Wiesbaden / Dorothea Angor für ihren uner- den Support in allen Belangen / Dem Kulturbeirat der Landes- müdlichen Kampf für die Kultur in der Stadt / Dem Kulturwirt- hauptstadt Wiesbaden für sein Engagement in Sachen Kunst schaftsausschuß der IHK Industrie- und Handelskammer und Kultur / Der Hochschule RheinMain für die sehr gute und Wiesbaden für ihr großes Engagement / Dem Amerikanischen kreative Kooperation / Den Follow-Fluxus-Jurys, die in der Generalkonsulat Frankfurt für die Freundschaft und das Ein- großen Auswahl die Perle finden / Axel Graumann, weil er fliegen der Künstler*innen / Dem WorkART-Programm für immer da ist, wenn man ihn braucht / Keno Graumann für den produktiven kulturellen Austausch / Dem Museum Wies- Lässigkeit, Knowhow und unermüdlichen Desi-Einsatz / Britta baden und den Freunden des Museums Wiesbaden, die auch Fischer Public Relations, Wiesbaden, für beste Ideen, Brain- unsere Freunde sind / Dem Hessischen Staatstheater, dem storming, Engagement und Controlling / CLDES Corporate Bellevue Saal, dem SAM, der St. Augustine of Canterbury und Design & Strategie, Wiesbaden, dafür, dass wir in dem Literaturhaus für die kooperative Nachbarschaft / Den aufgefrischtem Design und 360° erstrahlen / Manuela Jöckel

52 und DornManhart Steuerberater Wirtschaftsprüfer im Adventskalender: Dr. Georg F. Bolz, Arno Goßmann mit Partnerschaftsgesellschaft, Hochheim, für den fi nanziellen Jenny Willet-Goßmann und Andreas Lauhoff (3 deluxe) / Überblick / Angela von Zitzewitz für ihre Zuverlässigkeit in Sa- Zaeske und Partner Architekten, Wiesbaden, für die Ent- chen Zahlen und Kasse / Mike Carter für unsere schriftliche wurfsplanung und Kostenkalkulation einer hoffentlich baldi- Bilingualität und ein funktionierendes IT-Netzwerk im Büro / gen Aufzugsanlage für den Kunstverein / Den ESWE Stadtwer- Gerrit von Velsen für außergewöhnliches und hervorragendes ken Wiesbaden AG für die Buskarte für unsere Gerichtliches im doppelten Sinne / Dr. Elke Ullrich für sprach- Follow-Fluxus-Stipendiaten und andere Zuwendungen / Der liches Gespür und orthographische Perfektion / Christian Bürgerinitiative Gemeinwohl hat Vorfahrt für ihr Engagement Lauer für die professionellen Ausstellungsansichten und die für die Kultur in Wiesbaden / Dem Graupner-Archiv e.V., technische Rettung in allen IT-Notfällen / Rolf Toyka für seine , für die freundlichen Zuwendungen / Klaus architektonischen Visionen und seinen fantastischen Emp- Krafthöfer, Wiesbaden, für goldenen Glanz, rotes Licht und fang auf dem Mindestabstand-Kunstmarkt / Irmela Joppen sprudelndes Wasser in Ben’s Bar / Thoma Druck, Dreieich, für für ihre große Hilfsbereitschaft und die Geduld mit langen den fl iegend schnellen Druck / Wienholtz Beschriftungen, Excel-Listen und Easy Verein, was manchmal doch nicht so Darmstadt, für die immer zuverlässige und schnelle Ausfüh- easy ist / Ingrid Groos als nahezu unerschöpfl iche Informati- rung unserer Last-Minute-Anfragen / Alo Valge, Sophia onsquelle / Inge Naumann für ihre großzügige und unkompli- Sarbinowski, Julia Crowley, Selina Grill, Julia Ballweg dos zierte Hilfe / Thilo von Debschitz und der Q Kreativgesell- Santos, Bennett Suhr und Kaya Pack für ihre tatkräftige Ein- schaft, Wiesbaden, für den spontanen und großzügigen satzbereitschaft / Dem Estate Benjamin Patterson, Hamburg, Support und die Gestaltung und Betreuung der Homepage für die anhaltende Zusammenarbeit und die schönen Erinne- von Aeham Ahmad / Sara Nabil und Aeham Ahmad für ihre rungen / Der Sammlung Ute und Michael Berger, Wiesbaden, Freundschaft und Hilfe bei unserem Projekt Hier! Und jetzt? / für ihre fortwährende Freundschaft und ideenreichen Leihga- Helmut Adam für den besten, nettesten und professionellsten ben und Geschenke sowie für den großzügigen Blick ins Transportservice der Welt / Annalena Kluge von klugedesign 1. Wiesbadener Atelier von Ben Patterson / Der Spielbank für die bedachte, geduldige und immer wieder perfekte Wiesbaden für die immer wieder spontane Förderung / Unse- Umsetzung unserer vielen grafi schen Last-Minute-Sonder- rem engagiertem Kuratorium für das gute Netzwerk und die wünsche / Titus Grab und Sarah Kottenbrink sind für uns und große Unterstützung im Hintergrund / Den unzähligen unge- die Kinder mittendrin / Ross Rendell für spontane Überset- nannten kleinen und großen Förderern.... zungen / Für das völlig unerwartete 25., 26. und 27. Türchen

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wird durch das Kul- Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden ist Mitglied im Ar- turamt der Landeshauptstadt Wiesbaden dauerhaft institu- beitskreis Stadtkultur und in der Arbeitsgemeinschaft deut- tionell und von der Beauftragten der Bundesregierung für scher Kunstvereine ADKV: Kultur und Medien gefördert.

Partner und Förderer unser Projekte 2019 - 2021 sind:

53 Medien

Wir danken den Pressevertreter*innen, die auch in KUNSTFORUM International: 1973 als Insi- außergewöhnlichen Zeiten informiert und engagiert der-Blatt konzipiert, ist KUNSTFORUM heu- über Kunst und Kultur berichten te die renommierteste Fachzeitschrift für aktuelle Kunst in Deutschland, die in Kombi- nation mit dem Onlinearchiv vielen LeserInnen als Sammlerstück und Nachschlagewerk dient. www.kunstforum.de

sensor Wiesbaden: sensor spürt als Stadtma- Art Against Art: Art Against Art ist ein jährlich gazin seit 2012 das Geschehen in Wiesbaden erscheinendes Avantgarde Kunstmagazin aus Berlin, auf und richtet dabei den Fokus nicht nur, das kritische Texte über Kunst, Kunsttheorie und aber ganz besonders gerne auf die Kunst-, Kultur- und Kreativszene. Kultur mit künstlerischen Beiträgen zusammen- www.sensor-wiesbaden.de bringt. www.artagainstart.com Vivart – Magazin für Kultur & Lebensart: VivArt steckt Einerseits Magazin: Kulturgesichter von nebenan - voller authentischer Erfahrungen, berichtet über Während sich alle nach den Weltstars umschauen, geistige und kulinarische Genüsse, zeigt bekannte Orte aus ungewohnten schauen wir uns an, wie vielfältig die Kunst- und Kulturlandschaft in den Blickwinkeln und macht am liebsten eigene Entdeckungen in Rhein-Main! benachbarten Landeshauptstädten ist! www.einerseits-magazin.de www.vivart.de

FAZ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zählt zu den bedeu- WELTKUNST: WELTKUNST, das Kunstma- tendsten überregionalen Tages- und Wirtschaftszeitungen. gazin der ZEIT bietet opulent bebilderte Sie steht für Unabhängigkeit, gründlich recherchierte Fakten, Kunstgeschichten von der Antike bis zur Gegenwart. Berichte aus der präzise Analysen und kluge Kommentare. www.faz.de Museumswelt, das Wichtigste von Handel und Auktionen sowie News der zeitgenössischen Szene. www.weltkunst.de Frankfurter Rundschau: Die Frank- furter Rundschau ist eine Ikone der WIESBADENER: Das Magazin deutschen Presselandschaft und meinungsprägend für Generationen en- WIESBADENER thematisiert neue, kreative gagierter Bürger. Sie steht für couragierten Journalismus für Menschen Entwicklungen und versteht sich als lebendiges Spiegelbild des kultu- mit Überzeugungen. www.fr.de rellen Stadtgeschehens, das von kompetenten Autoren und Fotografen umgesetzt wird. www.media-futura.de HR2 Kultur: hr2-kultur ist das entspannte und werbefreie Kulturradio aus Hessen. Eine klassikbasierte Musikmischung Wiesbadener Kurier: Der Wiesbadener begleitet tagsüber, vielfältige Musikfarben und Hörspiele Kurier ist mit Reportagen, Exklusi- bereichern den Abend. Ergänzt um Tipps u. a. zu Konzerten, vgeschichten und Kommentaren nah dran an der Kultur in der Stadt Veranstaltungen, Literatur. hr2-kultur – Schön zu hören! www.hr2.de – und ordnet sie meinungsstark ein. Hier zählt: „Kurier gelesen, dabei gewesen.“ KubaParis: KubaParis berichtet unab- KubaParis hängig online und in Print über die junge Wochenblatt Wiesbaden: Eine Kunstszene. Begonnen als Förderplattform für junge KünstlerInnen, ent Gesellschaft ohne Kultur funktioniert wickelte sich das Magazin zu einem echten Aufmerksamkeitsmagneten. nicht. Deshalb ist es für uns als Gratiszeitung wichtig, Kulturschaffende in www.kubaparis.com der für sie extrem schwierigen Situation mit all unseren Möglichkeiten zu unterstützen. www.rhein-main-wochenblatt.de Wir zeigen Jetzt 2x gratis Kunst. testen! Tauchen Sie ein, in die faszinierende Welt der Kunst. Von den alten Meistern bis zur Gegenwart – erleben Sie mit der WELTKUNST jeden Monat die spektakuläre Fülle künstlerischen Schaffens. Lesen Sie zwei Ausgaben gratis: www.weltkunst.de/kv +49-40/4254 23 70 70 (Aktionsnr.: 1982746)

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Gemeinsam Kultur erleben. Seit 30 Jahren fördern wir das Musik Festival.

VomOb Theater, Rheingau Museum, Musik MusikFestival bisoder zum regionale lokalen Kunst Keramikmarkt – die inNaspa Höhr-Grenzhausen fördert kulturelle – wir fördernProjekte kulturelle und Veranstaltungen Projekte undin der Veranstaltungen Region. Denn Kultur in der Region.schaffen Denn wir gemeinsam. Kultur erleben wir gemeinsam. Wir zeigen #GemeinsamAllemGewachsen Jetzt #GemeinsamAllemGewachsen 2x gratis Kunst. testen! Tauchen Sie ein, in die faszinierende Welt der Kunst. Von den alten Meistern bis zur Gegenwart – erleben Sie mit der WELTKUNST jeden Monat die spektakuläre Fülle künstlerischen Schaffens. Lesen Sie zwei Ausgaben gratis: www.weltkunst.de/kv +49-40/42 23 70 70 www.naspa.de/csr 55 (Aktionsnr.: 1982746)

XXXXXX_ANZ_210x74,25_X4_OC300 1 20.11.20 13:05 Ja, ich will...

… zeitgenössische Kunst und junge, sich etablierende »Kunstvereine sind unverzichtbare, markante Künstler*innen unterstützen! Bestandteile unserer weltweit einmaligen Kul- … persönliche Einladungen zu allen Eröffnungen des turlandschaft in Deutschland. Sie geben der Kunstvereins erhalten! jungen, zeitgenössischen Kunst ihren Reso- … kostenfreien Eintritt zu Ausstellungen und Ausstel- nanzraum, sie schärfen das kulturelle Profil lungseröffnungen! der Städte und Regionen.« … kostenfreien Eintritt in 300 weitere Kunstvereine, Monika Grütters, die der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine Beauftragte der Bundesregierung für Kultur (ADKV) angehören! und Medien, 2020 … kostenfreien Eintritt in die Dauerausstellungen des Museums Wiesbaden! … Vorzugspreise für exklusive und limitierte Editionen zeitgenössischer Kunst sowie auf alle Publikationen! … an Kunst- und Studienfahrten teilnehmen! … noch vieles mehr!

... Mitglied werden! … Sponsor werden!

Dann füllen Sie das Anmeldeformular ganz einfach auf Ihre Firma als Förderer zeitgenössischer Kunst prä- unserer Website aus oder vor Ort im Kunstverein. sentieren und damit eine der traditionsreichsten www.kunstverein-wiesbaden.de/mitglieder/mitglied-werden Bürger initiativen Wiesbadens aktiv fördern! Sie sind sichtbar auf der Wilhelmstraße und auf unseren Unsere jährlichen Mitgliedsbeiträge: regional und international versendeten, repräsentativen 50 € für Ihre Einzelmitgliedschaft Drucksachen. Im Rahmen unserer intensiven Presse- 20 € für Ihre ermäßigte Mitgliedschaft und Öffentlichkeitsarbeit stellen wir Ihr Unternehmen 70 € für Ihre Familienmitgliedschaft heraus. Darüber hinaus bieten wir Ihnen unsere char- 105 € für Ihre Firmenmitgliedschaft manten Räumlichkeiten für exklusive Veranstaltungen, 250 € für Ihre Fördermitgliedschaft ob Matinee, Empfang oder Dinner. Freikarten und indi- 1000 € als Partner viduell abgestimmte Führungen ermöglichen Ihren Gäs- Zahlung erfolgt per Bankeinzug oder auf Rechnung. ten, Kund*innen und Mitarbeiter*innen ein besonderes Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich ab- Kulturerlebnis. setzbar und kommen zu 100 % der Förderung zeit Sprechen Sie uns an und wir werden ein passendes genössischer Kunst zugute. Paket für eine Zusammenarbeit schnüren.

...Mäzen*in des kulturellen Erbes von morgen werden! Durch eine Mitgliedschaft im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden unterstützen Sie das kulturelle und kultur- Seit 1847 ist der Kunstverein eine feste und zentrale politische Engagement einer bereits 1847 gegründeten Größe im Wiesbadener Kulturleben. Er bietet regio- Bürgerinitiative für junge und zeitgenössische Kunst nalen Künstler*innen eine Ausstellungsplattform und und fördern zugleich Kultur in Wiesbaden ideell und fi- schafft gleichzeitig eine Anbindung an die internatio- nanziell. Nur durch das Engagement unserer Mitglieder nale zeitgenössische Kunst. So zieht der Kunstverein ist es möglich, die relative Autonomie unserer Institu- nicht nur die Wiesbadener*innen an, sondern kann sich tion bei der Programmgestaltung zu erhalten und auch über ein überregionales und internationales Publikum in Zukunft auf hohem Niveau fortzuführen. Werden Sie freuen. Bereits fünf Mal wurde der Nassauische Kunst- Teil des Kunstvereins und profitieren Sie von den zahl- verein Wiesbaden für den hochanerkannten ADKV-ART reichen Vorteilen einer Mitgliedschaft! COLOGNE Preis als einer der besten Kunstvereine Deutschlands nominiert. Mit einem eigenen Programm für Kinder und Jugend- liche wird der Nassauische Kunstverein Wiesbaden zu einem attraktiven Ziel für Familien, darüber hinaus fin- »JaJaJaJaJaJa« den Projekte in Kooperation mit Wiesbadener Schu- len und Hochschulen sowie kulturelle Events statt. (Joseph Beuys) Die ca. 500 Mitglieder des Kunstvereins bringen ganz unterschiedliche Hintergründe in die Vereinsarbeit ein.

Nassauischer Kunstverein Wiesbaden / Wilhelmstraße 15 / 65185 Wiesbaden / Naspa IBAN: DE79 5105 0015 0100 0009 97 56